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https://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanoiden
Vulkanoiden
Vulkanoiden (auch Vulcanoiden) sind hypothetische Asteroiden, die in einem schwach besetzten „dritten Asteroidengürtel“ innerhalb der Bahn des Planeten Merkur existieren könnten. Trotz längerer Suchprogramme konnte ihre Existenz bisher nicht bewiesen werden. Sie ergibt sich vorerst allein aus theoretischen Überlegungen zur Stabilität schwach exzentrischer Umlaufbahnen in der Ekliptik zwischen Sonne und Merkur. Als weiteren Hinweis kann man die Tatsache werten, dass Merkur als sonnennächster Planet in der Frühzeit des Sonnensystems einem intensiven Bombardement durch kleinere Himmelskörper ausgesetzt war. Eigenschaften Die Vulkanoiden müssen, wenn sie existieren, kleiner als etwa 50 km im Durchmesser sein, denn größere Körper wären sonst mit der Sonnensonde Solar and Heliospheric Observatory (SOHO) bereits entdeckt worden. Bisher fand man in diesem Bereich lediglich einige Asteroiden auf äußerst exzentrischen Bahnellipsen, die nur wenige Prozent ihres Umlaufs innerhalb der Merkurbahn verbringen: (1566) Icarus (1949, 0,19–1,97 AE) und der kometenähnliche, vom IRAS-Raumteleskop 1984 entdeckte (3200) Phaethon (0,14 – 2,40 AE). Mögliche bevorzugte Bahnbereiche von Vulkanoiden wurden bei 0,18 und 0,15 AE Sonnenabstand errechnet. Wie die Ringe des Saturn oder der Asteroidengürtel müsste auch ein Vulkanoidengürtel Kirkwoodlücken und Konzentrationen aufweisen. Suche Schon vor etwa 100 Jahren suchte der damalige „Rekordhalter“ an entdeckten Kleinplaneten, der böhmisch-österreichische Astronom Johann Palisa, während einer Finsternisexpedition in die Südsee nach Vulcanus, einem hypothetischen „Intra-Merkur“. Zwar war seine Suche erfolglos, doch gab man nun den gesuchten Kleinkörpern die analoge Bezeichnung.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanoiden
Vulkanoiden
Von der Erdoberfläche aus sind Entdeckung und Beobachtung von Vulkanoiden wegen ihrer Sonnennähe besonders schwierig, denn sie wären nur im Dämmerungsbereich der auf- und untergehenden Sonne zu sehen. Alternativ wäre die Umgebung der Sonne bei einer totalen Sonnenfinsternis abzusuchen. Große Teleskope sind für solche Suchprogramme ungeeignet, da die empfindliche Optik nach dem riskanten Ende der Totalitätsphase durch die hohe Lichteinstrahlung zerstört werden würde. Dem Einsatz von Weltraumteleskopen stehen die hohen Kosten entgegen, die eher für die Suche von eventuell kollisionsträchtigen erdnahen Objekten (NEO) zu verantworten wären. Inzwischen wird die Suche daher vom Höhenflugzeug aus im Infrarotbereich intensiviert, weil damit zu rechnen ist, dass Körper in dieser Sonnennähe sehr heiß sind und merkliche Wärmestrahlung abgeben. Erwartet werden Oberflächentemperaturen von 700 K bis 900 K. Siehe auch Asteroidengürtel Zodiakallicht Erdnaher Asteroid Liste der hypothetischen Himmelskörper des Sonnensystems Vulkan (Planet), ein hypothetischer Himmelskörper, der (bis zur Entwicklung der Allgemeinen Relativitätstheorie durch Einstein) zur Erklärung von Besonderheiten der Merkurbahn postuliert wurde. Weblinks Flugzeuggestütztes Vulkanoiden-Infrarot-Suchprogramm SOHO Suche nach Vulkanoiden (engl.) Asteroid Hypothetisches astronomisches Objekt
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Tiberius Iulius Caesar Augustus (vor der Adoption durch Augustus Tiberius Claudius Nero; * 16. November 42 v. Chr. in Rom; † 16. März 37 n. Chr. am Kap Misenum) war römischer Kaiser von 14 bis 37 n. Chr. Nach seinem Stiefvater Augustus war Tiberius der zweite Kaiser des Römischen Reiches und gehörte wie dieser der julisch-claudischen Dynastie an. Er zählt zu den am längsten regierenden römischen Kaisern. Tiberius konnte besonders vor seinem Herrschaftsantritt bedeutende militärische Erfolge erzielen. Seine militärischen Aktivitäten in den römischen Provinzen Pannonien, Illyrien, Raetien und Germanien legten die nördliche Grenze des römischen Imperiums fest. In der Verwaltung der Provinzen sowie der Finanzen war der Kaiser erfolgreich. Palastintrigen, die Verschwörung des ehrgeizigen Seianus, Hinrichtungen dissidenter römischer Aristokraten und Tiberius’ Rückzug aus der Hauptstadt verursachten das negative Werturteil der späteren antiken Historiographen. Gegen Ende seines Lebens wurde der Interessenkonflikt zwischen dem in seiner politischen Funktion reduzierten Senat und dem nun institutionalisierten Amt des Kaisers erstmals deutlich. Leben bis zum Herrschaftsantritt Herkunft und Jugend
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Tiberius entstammte dem patrizischen Geschlecht der Claudier. Seine Eltern waren Tiberius Claudius Nero, Prätor 42 v. Chr., und Livia Drusilla, deren claudischer Familienzweig durch Adoption in das plebejische Geschlecht der Livier übergegangen war. Im Jahre 41 v. Chr. flohen seine Eltern mit ihm nach Sizilien und Griechenland, um den Proskriptionen zu entgehen, da sein Vater als überzeugter Republikaner und Anhänger der Caesarmörder den Lucius Antonius unterstützte und sich somit gegen Octavian gestellt hatte. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, erzwang nach ihrer Rückkehr im Jahr 39 v. Chr. Livias Scheidung vom älteren Tiberius Claudius Nero, um sie selbst heiraten zu können. Drei Monate nach der Heirat am 17. Januar 38 v. Chr. brachte Livia Tiberius’ Bruder Drusus zur Welt, dessen leiblicher Vater allerdings Tiberius Claudius Nero war. Da Octavian den Neugeborenen dessen Vater überstellte, dürfte auch der junge Tiberius zu dieser Zeit bei seinem Vater gewesen sein und nicht bei seiner Mutter und dem Stiefvater Octavian. Sueton berichtet, dass Tiberius nach der Rückkehr nach Rom durch den Senator Marcus Gallius testamentarisch adoptiert wurde, dessen Namen aber nicht führte, weil Gallius als Gegner Octavians galt. Nach dem Tod seines Vaters, wohl im Jahr 33 v. Chr., hielt der neunjährige Tiberius ihm die Trauerrede, was ihn im öffentlichen Leben der römischen Aristokratie positionierte, und gelangte dann zusammen mit seinem Bruder in die Vormundschaft seines Stiefvaters. Drusus wurde von Octavian gegenüber seinem älteren Bruder bevorzugt.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Bereits in jungen Jahren wurde Tiberius in das politische Leben eingeführt. Vom 13. bis 15. August 29 v. Chr. wurde er in den Triumphzug Octavians für den Sieg bei Actium einbezogen. Bereits 23 v. Chr. wurde ihm als Quästor mit dem Zuständigkeitsbereich der Getreideversorgung das erste politische Amt und damit der Senatorenstatus übertragen, weit vor dem hierfür vorgeschriebenen Mindestalter von 25 Jahren. Erste militärische Erfahrungen Tiberius unternahm unter der Herrschaft des Augustus mehrere erfolgreiche Feldzüge. Bereits in den Jahren 26–24 v. Chr. nahm er als Militärtribun an Kämpfen des Augustus in Spanien teil. Im Jahre 20 v. Chr. führte er einen Feldzug gegen das armenische Königreich an, durch den er Tigranes III. auf den armenischen Thron brachte. Er gewann im selben Jahr durch Diplomatie die römischen Feldzeichen zurück, die Marcus Licinius Crassus, Lucius Decidius Saxa und Marcus Antonius in teils verheerenden Niederlagen an die Parther verloren hatten. Im Jahr 16 v. Chr. war er Prätor und bereitete gemeinsam mit Augustus in Gallien die Neuordnung der Provinz vor. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Drusus brachte Tiberius in den Jahren 15–13 v. Chr. Raetien und das im Norden befindliche Vindelicien unter römische Herrschaft. Von 12 bis 9 v. Chr. leitete er die Eroberung Pannoniens. Er überführte 9 v. Chr. den Leichnam seines Bruders Drusus, der infolge eines Reitunfalls verstorben war, von Germanien nach Rom und erhielt als dessen Nachfolger für die folgenden beiden Jahre den Oberbefehl in Germanien. Im Jahr darauf beendete er erfolgreich die von seinem Bruder begonnenen Drusus-Feldzüge. Um den germanischen Druck auf den Mittelrhein zu vermindern, wurden unter seiner Befehlsgewalt etwa 40.000 Sugambrer und Sueben in linksrheinisches Gebiet umgesiedelt. Nachfolgeproblematik
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Tiberius war von 16 bis 12 v. Chr. mit Vipsania Agrippina verheiratet, der Tochter von Octavians engem Vertrauten und Feldherrn Marcus Vipsanius Agrippa. Aus dieser Ehe stammte sein um 15 v. Chr. geborener Sohn Tiberius Drusus Iulius Caesar (auch „der jüngere Drusus“). Im Jahr 12 v. Chr. musste sich Tiberius auf Anordnung seines Stiefvaters von Vipsania Agrippina scheiden lassen und seine Stiefschwester Iulia heiraten, die Tochter des Augustus. Diese Verbindung sollte die Einheit des regierenden Hauses stärken. Iulia dürfte allerdings eher ihren Kindern die Nachfolge gewünscht haben. Auch fühlte sie sich nach drei ihr von Augustus aufgebürdeten Zwangsehen zu einem ausschweifenden Leben hingezogen, so dass die Ehe für den als menschenscheu geltenden Tiberius im Unterschied zu dessen erster Ehe nicht glücklich war. Nachdem Tiberius bereits im Jahr 13 v. Chr. Konsul geworden war, erhielt er 6 v. Chr. die tribunicia potestas auf fünf Jahre; somit konnte er als Nachfolger des Princeps gelten, da er außerdem der Schwiegersohn des Augustus war. Die schnell zerrüttete Ehe und die auffällige Förderung der von Augustus adoptierten Söhne Iulias, Gaius und Lucius Caesar, brachten Tiberius jedoch dazu, seine Laufbahn zu unterbrechen und sich für sieben Jahre in ein zuerst freiwilliges Exil nach Rhodos zurückzuziehen. Dort hörte er bei dem Rhetoriker Theodoros von Gadara und lebte wie ein Privatmann (). Tiberius selbst soll später erklärt haben, er habe sich zurückgezogen, um den Caesares nicht im Wege zu stehen. Tiberius fühlte sich wohl wegen der Beliebtheit des Gaius Caesar und dessen Bevorzugung in seiner eigenen dignitas zurückgesetzt.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Da die Insel Rhodos auf der römischen Haupthandelslinie lag, dürfte Tiberius jedoch keineswegs vom politischen Leben ausgeschlossen gewesen sein. Während seines Aufenthaltes auf Rhodos schickte Augustus 2 v. Chr. seine Tochter Iulia wegen ihres Lebenswandels und politischer Intrigen in die Verbannung. Tiberius setzte sich zwar in mehreren Briefen vergeblich für seine Gattin ein, ließ sich jedoch auf Betreiben von Augustus schließlich von ihr scheiden. Im Jahr 2 n. Chr. bewilligte Augustus die Rückkehr des Tiberius nach Rom, gestand ihm aber zunächst keine politische Funktion zu. Erst die kurz aufeinander folgenden Tode der designierten Nachfolger des Augustus, seiner Enkelkinder und Adoptivsöhne Gaius und Lucius Caesar (4 bzw. 2 n. Chr.), brachten Tiberius in die Position des präsumtiven Nachfolgers. Mit der Adoption durch Augustus am 26. Juni 4 n. Chr. wurde Tiberius (mit dem Namen Tiberius Iulius Caesar) in das Geschlecht der Julier aufgenommen. Die nachfolgenden Kaiser bis hin zu Nero gehörten in unterschiedlichen Graden beiden Familien an und waren so Mitglieder einer Doppeldynastie. Neben Tiberius adoptierte Augustus Agrippa Postumus, der allerdings später in die Verbannung geschickt wurde. Tiberius selbst musste Germanicus adoptieren, den Sohn seines Bruders Drusus. Außerdem erhielt er die beiden zur Nachfolge in der Herrschaft berechtigenden Amtsgewalten, das imperium proconsulare maius und die tribunicia potestas. Heerführer in Germanien und auf dem Balkan
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Tiberius übernahm 4 n. Chr. im Zuge des immensum bellum erneut den Oberbefehl in Germanien. In seinem Heer befand sich der praefectus equitum Velleius Paterculus, der die Ereignisse rund 25 Jahre später niederschrieb und damit den einzigen erhalten gebliebenen Augenzeugenbericht liefert. Tiberius überschritt die Weser (Visurgis), kehrte danach jedoch nicht wie üblich zum Rhein zurück, sondern errichtete nahe der Lippe-Quellen (Lupia) erstmals für ein großes Heer ein Winterlager. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem Winterlager um das Römerlager Anreppen. Im darauffolgenden Jahr unterwarf er unter anderem den Küstenstamm der Chauken an der Nordseeküste zwischen Ems und Elbe. Anschließend besiegte er an der unteren Elbe die Langobarden, die sich auf ihre Stammesgebiete östlich des Stroms zurückzogen. Parallel dazu erkundete eine Flotte die jütländische Halbinsel und stieß möglicherweise bis zum Eingang der Ostsee vor. Die Legionen zogen, versorgt durch ein schwimmendes Proviantmagazin auf der Elbe (Albis), weiter stromaufwärts und gelangten vermutlich bis zu den Semnonen an der mittleren und den Hermunduren an der oberen Elbe. Nach dem Sommer 5 n. Chr. erreichte kein römischer Feldherr noch einmal diese Flusslinie. Auf dem Rückmarsch an den Rhein wurde ein germanischer Angriff abgewehrt. Die kombinierte Kampagne von Heer und Flotte gilt als der „Höhepunkt in der überlieferten militärischen Durchdringung Germaniens“. Velleius Paterculus schreibt: „Nichts blieb mehr in Germanien, das hätte besiegt werden können, außer dem Stamm der Markomannen“.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Im Jahr 6 n. Chr. rüstete Tiberius gegen Marbod, den König der Markomannen. Es wurden insgesamt zwölf Legionen mit Hilfstruppen aufgestellt, was die Hälfte des gesamten Militärpotentials der Römer zu diesem Zeitpunkt darstellte. Kurz nach Beginn des Feldzugs im Frühjahr des Jahres 6 n. Chr. brach Tiberius ihn wieder ab, als er die Nachricht vom Pannonischen Aufstand erhielt. Allerdings schloss Tiberius noch einen Freundschaftsvertrag mit Marbod, um sich vollkommen auf die schwere Aufgabe in Pannonien zu konzentrieren. Von 6 bis 9 n. Chr. warf er mit größten Anstrengungen, unter Aufbietung einer Armee von 15 Legionen, den Aufstand in Pannonien und Illyrien nieder. Kurz nach dem Sieg erhielt Augustus die Nachricht, dass Varus in Germanien mit drei Legionen und ebenso vielen Reiterabteilungen sowie sechs Kohorten gefallen war. Dieser Verlust war eine der größten Niederlagen, die das Römische Reich je erlitt; ernsthafte Expansionsbestrebungen nach Germanien wurden in den kommenden Jahrhunderten nicht mehr unternommen. In Rom herrschte drei Tage Staatstrauer, und Tiberius, der eben erst siegreich heimgekehrt war, verzichtete auf einen Triumph.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Nach der schmachvollen Niederlage des Varus wurde Tiberius aufgrund seiner großen militärischen Erfahrung in Germanien wieder mit dem imperium proconsulare ausgestattet. Im ersten Jahr seines militärischen Kommandos 10 n. Chr. sah er davon ab, den Rhein zu überqueren. Laut Sueton handelte Tiberius mit äußerster Vorsicht und Zurückhaltung und nur in Absprache mit seinem Beraterkreis, wodurch angedeutet sein mag, dass Tiberius bereits anfänglich nicht eine Rückeroberung des Raumes zwischen Elbe und Rhein plante, sondern sich auf Strafexpeditionen beschränken wollte. Bezüglich anschließender militärischer Erfolge sind die Quellendarstellungen widersprüchlich. Velleius Paterculus, der allgemein die Leistungen des Tiberius verherrlicht, berichtet, dass Tiberius den Rhein überschritt und erfolgreich bis tief in das Landesinnere vordrang, um germanische Siedlungen zu brandschatzen und Felder zu verwüsten. Nach Cassius Dio, der sein Geschichtswerk Anfang des 3. Jahrhunderts abfasste, kam es zu keinen nennenswerten militärischen Auseinandersetzungen. Archäologische Untersuchungen haben bislang keine Spuren von Militärwegen oder Anzeichen von Holzkohleschichten nachweisen können, die man bei einem großflächigen Abbrennen von Siedlungen erwarten würde. Anfang 13 n. Chr. kehrte Tiberius nach Rom zurück und hielt den verschobenen Triumph für die Niederschlagung des Pannonischen Aufstands ab. Seine Amtsgewalten, die tribunicia potestas und das imperium proconsulare maius, wurden auf weitere zehn Jahre verlängert. Als Augustus am 19. August 14 starb, hatte Tiberius somit alle Rechte inne, auf denen der Prinzipat beruhte. Der Prinzipat des Tiberius Regierungsantritt
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Mit dem Tod des Augustus war der 55 Jahre alte Tiberius praktisch zum Nachfolger designiert. Auch seine militärischen Erfahrungen ließen ihn konkurrenzlos erscheinen. Am 18. September 14 n. Chr. ließ er den Senat einberufen, um die Leichenfeier und die Divinisierung für Augustus beschließen zu lassen. In dieser Senatssitzung wurde das private Testament des Augustus eröffnet. Tiberius und Livia waren als Haupterben eingesetzt, wobei Tiberius zwei Drittel und Livia ein Drittel der Erbschaft erhielten. Durch das Testament wurde Livia adoptiert und zur Iulia Augusta erhoben. Livia, die bereits unter Augustus öffentlich als Teilhaberin am Prinzipat aufgetreten war und in der offiziellen Propaganda – etwa auf Münzen – als solche dargestellt wurde, konnte somit in ihrer neuen Stellung als Kaisermutter höchsten Einfluss ausüben. Bis zu ihrem Tod im Jahr 29 gelang es ihr in dieser Rolle, die zunehmenden Anfeindungen innerhalb der Kaiserfamilie, besonders angesichts der Nachfolgefrage, zu kontrollieren. Allerdings bestand ein Konkurrenzverhältnis zwischen der herrschsüchtigen Mutter und dem Sohn.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Trotz des eindeutigen Testaments des Augustus wartete Tiberius demonstrativ das ausdrückliche Ersuchen des Senats ab, die Kaiserwürde anzunehmen. Diese zögernde Haltung (recusatio imperii) kann damit erklärt werden, dass Tiberius allgemein als zurückhaltender Mensch galt; wahrscheinlicher ist jedoch, dass er bewusst den Rückhalt und die verbindliche Festlegung des Senats auf seine Person suchte, um als ehemals umstrittener Nachfolgekandidat seine Position zu stärken. Eine solche eher taktisch motivierte Zurückhaltung spiegelt sich auch darin, dass Tiberius in späteren Jahren häufig Rücktrittsgedanken äußerte. Außerdem akzeptierte Tiberius zwar den Ehrenbeinamen Augustus, den an Augustus verliehenen Titel pater patriae lehnte er jedoch ab. Erst ab dem 10. März 15 bekleidete er das Amt des pontifex maximus. Da es sich um die historisch erste Übertragung der an Augustus persönlich verliehenen Amtsgewalten handelte, war es noch nicht endgültig entschieden, dass die Institution des Prinzipats eine dauerhafte werden sollte. Der Senat akzeptierte jedoch widerspruchslos die Amtsstellung des Kaisers und fügte sich zunehmend in dessen Autorität. Unmittelbar zu Beginn der Kaiserherrschaft des Tiberius wurde Agrippa Postumus ermordet. Bereits in der Antike wurde spekuliert, ob Tiberius für die Ermordung verantwortlich war, ob Augustus angeordnet hatte, Agrippa Postumus nach seinem Tod beseitigen zu lassen, oder ob Livia die Herrschaft für ihren Sohn sichern wollte. Tacitus legt eine Mitschuld des Tiberius nahe. Tiberius bestritt jedoch die Verantwortung für den Mord. Noch 14 n. Chr. machte Tiberius dem kappadokischen König Archelaos, von dem er sich während der schwierigen Zeit in Rhodos nicht genug beachtet fühlte, den Prozess. Meuterei der Legionen und Marserfeldzug
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Tiberius
Unmittelbar nach Tiberius’ Herrschaftsantritt kam es zu einer Meuterei der in Pannonien und Germanien stationierten Legionen. Gründe für den Aufstand waren die Härte des Dienstes, die Länge der Dienstzeit und der geringe Sold. Diese Missstände gingen zurück auf die Politik des verstorbenen Augustus und dessen strenge Reaktionen auf den Pannonischen Aufstand und die Varusniederlage. Während Tiberius’ Sohn Drusus die Lage in Pannonien ohne größere Komplikationen beruhigen konnte, hatte Germanicus zunächst große Mühe, die ihm in Germanien unterstellten Legionen wieder unter Kontrolle zu bringen, die ihn statt Tiberius zum neuen Princeps ausrufen wollten. Die Legio XIV Gemina verweigerte den Treueeid, und in einem Sommerlager schlossen sich die zusammengezogenen vier Legionen des niedergermanischen Heeres dem Beispiel an. Germanicus blieb Tiberius gegenüber loyal und weigerte sich, den auf einen Staatsstreich gerichteten Forderungen nachzukommen. Schließlich beendete er die Meuterei mit zahlreichen Zugeständnissen im Namen des Princeps, ohne sich jedoch zuvor bei Tiberius rückversichert zu haben. So sagte er beschleunigte Dienstentlassungen und Geldgeschenke an die Soldaten zu. Um ein mögliches Wiederaufleben der Meuterei zu verhindern und zugleich eine Strafexpedition für die Varusniederlage durchzuführen, initiierte er im Herbst des Jahres 14 einen Feldzug gegen die Marser. In diesem Feldzug erlitten seine Legionen nur geringe Verluste. Tiberius reagierte ambivalent. Einerseits betrachtete er den Sieg über die Marser als Erfolg, denn es war Germanicus gelungen, das Heer zu disziplinieren. Andererseits lehnte er das eigenmächtige Vorgehen des Germanicus ab, zumal dessen neu gewonnener Ruhm die Position des Tiberius im Heer schwächte. Abbruch der Expansion an Rhein und Donau
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Tiberius
Unter Augustus und zu Beginn der Herrschaft des Tiberius wollte Rom die clades Variana korrigieren, zumindest aber die aufrührerischen Germanenstämme formell unterwerfen und die Deserteure bestrafen, allein schon zur Abschreckung künftiger Aufrührer. Diese Ziele wurden jedoch nicht erreicht. Die Römer hatten Glück, dass die anderen Fronten während dieser Zeit ruhig blieben, denn das römische Heer war nicht groß genug, um auf Dauer acht Legionen an der Germanenfront bereitzuhalten. Die Katastrophe des Varus, der im Jahr 13 v. Chr. zusammen mit Tiberius das Konsulat innegehabt hatte, und das von Germanicus im Jahre 14 vorgefundene Problem der Militärrevolten ließen Tiberius von der Grenzverschiebung in Richtung Weser und Elbe endgültig Abstand nehmen. Der illusionslose Germanienkenner Tiberius ging im Gegensatz zu Germanicus zu einer defensiven Grenzpolitik über, die die Germanen ihrem inneren Streit überließ und sich auf die Behauptung eines der Grenze vorgelagerten Gebietes beschränkte. Tiberius erkannte, dass Rom die germanische Arminius-Koalition allein schon aufgrund der logistischen und topographischen Gegebenheiten nicht ohne beträchtliche Mittelaufstockung besiegen konnte. Die römischen Truppen konnten sich bei einem Vormarsch nicht aus dem Lande ernähren, und der Landkriegsführung standen durch die weiten Wege und Transporte bei den kurzen Feldzugszeiten nahezu unüberwindbare Schwierigkeiten und Risiken entgegen.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Tiberius gebot den zum Teil verlustreichen Unternehmungen des Germanicus in den Jahren 15 und 16 Einhalt und rief ihn nach Rom zurück. Er berief sich dabei angeblich auf den Rat des Augustus, das Reich in seinen gegenwärtigen Grenzen zu belassen (consilium coercendi intra terminos imperii). Die Historizität des consilium coercendi wird allerdings in der modernen Forschung angezweifelt, unter anderem, weil die offizielle Darstellung des Augustus gegenüber dem Senat in den Res gestae divi Augusti einen derart weiten Entscheidungsspielraum des Kaisers auszuschließen scheint. Auch ist unsicher, ob mit intra terminos die West- oder die Ostgrenze des Reichs gemeint sei und ob es sich im ersteren Fall um die Elbgrenze oder die Rheingrenze handele. Tiberius bewilligte dem Germanicus einen aufwendigen Triumph über die Germanen, den dieser am 26. Mai 17 in Rom abhielt. Tiberius wollte damit einerseits Germanicus eine feierliche Anerkennung seiner Gesamtleistungen zuteilwerden lassen, andererseits den faktischen Abbruch der Offensive als außenpolitischen Erfolg darstellen. Paradoxerweise erwies gerade die Katastrophe der Varusschlacht die Beständigkeit der römischen Grenze am Rhein, um derentwillen die Eroberung Germaniens begonnen worden war. Durch die Abberufung des Germanicus (16 n. Chr.) setzte sich die neue außenpolitische Linie des Tiberius durch, die in der Tabula Siarensis (19 n. Chr.) ihren Niederschlag finden sollte: Befriedung Galliens, Vergeltung für die Varusniederlage, Rückgewinnung der Feldzeichen, jedoch nicht mehr die Eroberung des rechtsrheinischen Germanien. Diese Politik fand mit dem Tod des Tiberius (37 n. Chr.) ihr Ende, sein Nachfolger Caligula unternahm wieder (erfolglose) Expeditionen in das germanische Kerngebiet. Orientreise und Tod des Germanicus
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Nach seinem Triumph reiste Germanicus im Auftrag des Tiberius in den Osten des Reiches, um die politischen Verhältnisse aus römischer Sicht zu ordnen. Kappadokien wurde zur römischen Provinz. Germanicus erhielt ein spezielles imperium, das zwar über dem aller anderen Prokonsuln stand, aber unter dem des Tiberius. Über Griechenland und Kleinasien gelangte er nach Syrien, von dort nach Ägypten, zum großen Missfallen des Tiberius, da es keinem Senator erlaubt war, die für die Getreideversorgung Roms wichtige Provinz Aegyptus zu betreten, die als persönliches Eigentum des Kaisers betrachtet wurde. Nach der Rückkehr nach Syrien erkrankte Germanicus in Antiochia und starb dort im Jahr 19. Schnell kamen zahlreiche Gerüchte auf, wie es zum Tod des Germanicus gekommen sei.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Aufgrund eines Konkurrenzverhältnisses zu Germanicus wurde insbesondere der Statthalter der Provinz Syria, Gnaeus Calpurnius Piso, beschuldigt, Germanicus vergiftet zu haben. Giftmordanklagen waren im kaiserzeitlichen Rom häufig und wegen der eingeschränkten Untersuchungsmethoden letztlich nicht nachweisbar. Sentius Saturninus beschuldigte Martina, eine Freundin der Gattin des Piso, des Giftmordes an Germanicus. Aufgrund der Entsendung des Germanicus und der Ernennung Pisos vermutete man in Rom ein Komplott, da vor allem Tiberius und Livia daran interessiert gewesen seien, den populären Germanicus zu beseitigen, um Tiberius’ Sohn Drusus die Nachfolge zu sichern. Tiberius verhielt sich zuerst zurückhaltend, worauf seine Kritiker Gerüchte verbreiteten, er habe die Nachricht über den Tod des Germanicus innerlich mit Freude und Genugtuung aufgenommen. Deshalb ließ Tiberius eine Erklärung veröffentlichen, in der er erläuterte, dass viele erlauchte Römer für den Staat gestorben seien; diese seien sterblich, ewig sei nur das Gemeinwesen (principes mortales – rem publicam aeternam). Jedoch ließen die Gerüchte und Forderungen nach Bestrafung des Schuldigen nicht nach, vor allem, weil die als „Giftmischerin“ beschuldigte Martina auf ihrem Weg von Syrien nach Rom in Brundisium selbst an Gift gestorben war und in ihrem Haar verstecktes Gift gefunden wurde.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Angesichts dieser Indizien, auch mit Blick auf die Gerüchte um sein eigenes mutmaßliches Motiv (sein Sohn Drusus war mit Germanicus’ Tod unangefochtener Nachfolger geworden), sah sich Tiberius schließlich veranlasst, Anklage gegen Piso zu erheben. Tiberius forderte in diesem Prozess die Senatoren auf, unparteiisch zu sein. Piso fand jedoch weder vor dem Senat noch bei seinen engsten Freunden Rückhalt und wurde noch vor Prozessende tot aufgefunden. Die Umstände sind unklar. Die früher nur literarisch bekannten Einzelheiten des Prozesses sind durch einen Inschriftenfund um 1990 ergänzt worden. Die in Spanien gefundene Inschriftentafel enthält einen Senatsbeschluss im Anschluss an den Piso-Prozess. Der Giftmordvorwurf ist im Senatsbeschluss angedeutet; der offizielle Vorwurf gegen Piso war allerdings bewaffneter Aufruhr. Die Berufung des Tiberius auf sein Gerechtigkeitsempfinden (aequitas) ist deutlich hervorgehoben. Kopien des Senatsbeschlusses wurden in allen Legionslagern und Provinzhauptstädten des Reiches aufgestellt. Rom und Italien
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Tiberius bemühte sich zu Beginn seiner Regierung um Legitimation und ein gutes Verhältnis zu Senat und Ritterstand, dessen Privilegien (Tragen des Goldringes, bevorzugte Sitze bei Spielen) bewahrt blieben. Er übertrug dem Senat das Wahlrecht von Amtsträgern, das bis dahin nominell von der stadtrömischen Bürgerschaft ausgeübt worden, unter Augustus aber faktisch ein Privileg des Kaisers geworden war. Auch vermied es Tiberius, lediglich den Senatsausschuss zu befassen, mit dem Augustus vorher anstelle des gesamten Gremiums verhandelt hatte. Der Versuch, stattdessen dem Senatsplenum größere Entscheidungsmöglichkeiten einzuräumen, scheiterte jedoch am Ungleichgewicht der Macht und am Kampf der verschiedenen Gruppen um Einfluss, vor allem in der Frage der Nachfolge. Es bildeten sich Parteiungen gegenüber einzelnen Mitgliedern der Kaiserfamilie oder anderen einflussreichen Persönlichkeiten, wie Seianus, heraus, die zu gegenseitigen Unterstellungen und Anfeindungen führten. Bereits im Jahr 16 wurde Libo Drusus, ein Urenkel des Pompeius, einer Verschwörung gegen die Kaiserfamilie verdächtigt und zum Selbstmord gezwungen. Im selben Jahr ließ Tiberius den Sklaven Clemens, der sich für Agrippa Postumus ausgegeben und in Italien eine beachtliche Schar Anhänger um sich gesammelt hatte, beseitigen.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Tiberius setzte den konservativen Kurs des Augustus in der Religionspolitik fort. Magier und Astrologen ließ er im Jahr 16 aus Italien ausweisen, obwohl er selbst Astrologie praktiziert haben soll und bei Entscheidungen häufig den Rat des Philosophen und Astrologen Thrasyllos einholte, mit dem er befreundet war. Des Weiteren ging Tiberius im Jahr 19 scharf gegen den Isiskult und das Judentum vor, nachdem es zu angeblich religionsbedingten Unruhen und Störungen der öffentlichen Ordnung gekommen war. 4.000 jüdische Freigelassene wurden nach Sardinien gebracht, um dort gegen sardische Räuber militärisch eingesetzt zu werden. Die restlichen Juden wurden gezwungen, ihrem Glauben abzuschwören oder Italien zu verlassen. Jedoch gelang es Tiberius nicht, den jüdischen Glauben in Rom und Italien langfristig zu unterbinden. Provinzen und Klientelstaaten Tiberius war in der Verwaltung des Reiches erfolgreich. Er setzte den von Augustus am Ende seiner Herrschaft eingeschlagenen konservativen, auf die Bewahrung des Bestehenden ausgerichteten Kurs fort. Tiberius berief sich ebenso wie Augustus auf die Herrschertugenden virtus, clementia, iustitia und pietas („Exzellenz“, „Milde“, „Gerechtigkeit“ und „Ehrerbietung“). Jedoch war die Propaganda in Inschriften und auf Münzen zusätzlich durch Schlagwörter wie salus und moderatio („Wohlergehen“ und „Zurückhaltung“) gekennzeichnet, die als Leitbilder seiner Regierung moderne Verwaltungsziele widerspiegeln, etwa eine ausgewogene, dezentrale Wirtschaftspolitik. Statthalter wurden weit über die übliche einjährige Amtszeit hinaus auf ihren jeweiligen Posten belassen, wodurch eine größere Kontinuität in der Provinzverwaltung erreicht wurde. So war beispielsweise Lucius Aelius Lamia neun Jahre lang Statthalter von Syrien. Er verwaltete dabei die Provinz von Rom aus.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius
Tiberius
Neben dem im Jahr 17 annektierten Kappadokien wurde Kommagene vorübergehend zur römischen Provinz, bis sie unter Vespasian endgültig in das Imperium eingegliedert wurde. Außerdem sorgte seit demselben Jahr der Numider Tacfarinas, der aus einer römischen Hilfstruppe desertiert war, für Aufruhr im afrikanischen Teil des römischen Reichs. Er wurde zwar von römischen Truppen im offenen Kampf geschlagen, jedoch erholten sich die Aufständischen wieder und führten fortan verheerende Kleinkriege gegen die römische Besatzungsmacht. Forderungen und Verhandlungen unter der Führung des Tacfarinas nach Land für sich und sein Heer lehnte Tiberius ab. Stattdessen schickte er eine weitere Legion, die Legio IX Hispana, mit dem Befehl nach Afrika, Tacfarinas zu vernichten. Erst sieben Jahre nach ihrem Beginn konnten die von Tacfarinas angeführten Revolten unter Publius Cornelius Dolabella endgültig niedergeschlagen werden. Tacfarinas fiel im Kampf, sein Sohn geriet in Gefangenschaft. Die Lebensmittelversorgung, die Steuerbelastungen sowie die Arroganz und Grausamkeit der römischen Statthalter sorgten in Gallien für Unruhen, die zum Aufstand des Häduers Iulius Sacrovir und des Treverers Iulius Florus im Jahre 21 führten. Dieser Aufstand wurde jedoch in kürzester Zeit niedergeschlagen. In den Jahren 22 bis 25 wurden rebellische thrakische Stämme mit Erfolg bekämpft. Bemerkenswert ist die militärstrategische Zurückhaltung des Tiberius, denn mit Ausnahme der Feldzüge gegen Aufständische gab es keinerlei große Militäraktionen während seiner Herrschaft.
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Tiberius
In Armenien, wo sich römische und parthische Interessen kreuzten, wurde mit Artaxias III. um das Jahr 18 ein neuer König eingesetzt. Rom wollte die Parther in einer ständigen Bedrohungssituation belassen, um ihnen den Anreiz eines Einfalles in Kleinasien, Syrien oder Palästina zu nehmen, was bis zum Tod des Artaxias im Jahre 34 oder 35 gelang. Erst in der sich anschließenden Nachfolgefrage sollte der Partherkönig Artabanos II. seinen Sohn Arsaces auf den armenischen Thron setzen und Gebietsabtretungen der Römer in Kleinasien fordern. Durch das diplomatische Eingreifen des Lucius Vitellius, Statthalter von Syrien, konnte ein Gebietsverlust jedoch abgewendet werden. Lucius Vitellius griff in den Jahren 35/36 auch in die parthischen Thronwirren ein und konnte Tiridates III. vorübergehend als König der Parther einsetzen. Haushalts- und Finanzpolitik Die Haushaltspolitik des Tiberius war durch ein rigoroses Sparprogramm geprägt, in dem keine größeren Bauprojekte vorgesehen waren. Einige wenige Ausnahmen waren Tempel, die zur Demonstration der pietas dienten, sowie der Bau von Straßen für militärische Zwecke in Nordafrika, Spanien, Gallien, Dalmatien und Moesien. Tiberius’ Sparsamkeit und seine Abkehr vom Luxus hatten sich bereits in dem gegen Kleidungsluxus gerichteten Senatsbeschluss des Jahres 16 gezeigt, der das Tragen von durchsichtigen Seidengewändern verbot, sowie in einem Gesetz aus dem Jahre 22, das sich gegen den Tafelluxus richtete. Tiberius sah davon ab, seine Popularität durch aufwändige Spiele zu erhöhen, und zeigte sich allgemein bei Spielen gegenüber der stadtrömischen Bürgerschaft desinteressiert.
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Allerdings war er bei großen Notlagen so spendabel wie kaum ein Politiker vor ihm. Bei den Großbränden in der Stadt Rom in den Jahren 27 und 36 und bei einer Tiberüberschwemmung, die ebenfalls im Jahre 36 eintrat, sowie bei Getreideteuerungen spendete Tiberius Millionen von Sesterzen. Seine Großzügigkeit in Notsituationen bekamen auch die Provinzen zu spüren: Als ein Erdbeben 17 n. Chr. zwölf asiatische Städte vernichtete, darunter Sardes, spendete er zehn Millionen Sesterzen und gewährte einen fünfjährigen Steuererlass. Diese Fürsorge des Tiberius wurde in der Münzprägung civitatibus Asiae restitutis („für den Wiederaufbau der Städte Asiens“) proklamiert. Von seinem Alterssitz auf Capri aus griff Tiberius im Jahr 33 in eine Finanzkrise in Rom ein, die vor dem Hintergrund seiner restriktiven Geldpolitik durch illegale Zinserhöhung der Geldverleiher ausgelöst worden war, die zugleich immer weniger Kredite gewährten. Da der Senat die Finanzkrise nicht mit eigenen Mitteln bewältigen konnte, stellte Tiberius Kreditvermittlern 100 Millionen Sesterzen zur Vergabe von zinslosen Krediten auf drei Jahre zur Verfügung, mit der Bedingung, dass ihre Schuldner dem römischen Staat Grundstücke von doppeltem Wert als Sicherheiten überschreiben mussten. Die Finanzkrise konnte so behoben werden. Aufgrund des rigorosen Sparkurses von Tiberius fand sein Nachfolger Caligula 2,7 Milliarden Sesterzen in der Staatskasse vor, die dieser allerdings schnell verschwendete. Tiberius konnte auch daraus finanziellen Gewinn ziehen, dass wegen Majestätsverbrechen verurteilte Senatoren ihr Erbe an den Kaiser abtreten mussten. Majestätsprozesse
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Die unter Augustus noch seltenen Anklagen wegen Majestätsbeleidigung nahmen merklich zu. Auf Grundlage der noch von Augustus eingeführten lex Iulia de maiestate konnten nicht nur Lebensbedrohungen, sondern auch Schmähungen der Person des Princeps bestraft werden. In den Jahren 14–20 hatte Tiberius sich zunächst noch entschieden gegen die Verfolgung solcher Schmähungen gewandt. Die ersten von Tiberius gebilligten Prozesse wurden vermutlich maßgeblich vom Senat initiiert, dem ein Teil des Gerichtswesens institutionell unterlag. Seit dem Jahr 24 wurden Majestätsprozesse häufiger eingeleitet, obwohl Tiberius das Majestätsgesetz nicht verschärfte. Insgesamt gab es unter seiner Herrschaft etwa 60 Majestätsprozesse. Ihre Anzahl hatte deshalb so sprunghaft zugenommen, weil der unbestimmte Rechtsbegriff der laesa maiestas so weit ausgelegt wurde, dass schon das Mitsichführen einer Kaisermünze auf dem sanitären Abtritt oder im Bordell Gegenstand einer Anklage werden konnte. Wahrscheinlich handelte es sich dabei eher um einen von vielen Anklagepunkten in einer Reihe von jeweils zur Last gelegten Vergehen. Besonders dissidente literarische Anspielungen konnten strengstens bestraft werden. So war der Historiker Cremutius Cordus gezwungen, sich durch Nahrungsverweigerung das Leben zu nehmen, da man ihm vorwarf, in seinem Geschichtswerk vorteilhaft auf die Caesarmörder Brutus und Cassius eingegangen zu sein. Brutus hatte er gelobt, Cassius soll er den „letzten Römer“ genannt haben. Die meisten Exemplare des Werks wurden auf Senatsbeschluss verbrannt, später wurde es aber wieder herausgegeben. Nachdem sich Gaius Asinius Gallus, der Ehemann von Tiberius’ erster Frau Vipsania Agrippina, nach dem Sturz von Agrippina der Älteren Seianus zugewandt hatte, wurde er im Jahr 30 inhaftiert und nach drei Jahren ebenfalls durch Nahrungsentzug getötet.
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Tacitus beschreibt die Majestätsprozesse als willkürliches Handeln eines Tyrannen, und diese Deutung ist vor allem in der älteren Forschung weitgehend übernommen worden. Die neuere Forschung dagegen hat sie zunehmend relativiert, da die Darstellung des Tacitus einseitig die institutionelle Verantwortung des Princeps betone und mit Rücksicht auf sein senatorisches Publikum das interne Ränkespiel senatorischer Familien herunterspiele. Es bildete sich erstmals das Phänomen senatorischen Denunziantentums heraus, das die Beziehung von Kaiser und Senat bis zum Ende des 1. Jahrhunderts erheblich belasten sollte. Die kurz zuvor von Augustus geschaffene Stellung des Princeps war institutionell noch nicht so weit gefestigt, dass Tiberius eine repressive Politik gänzlich ohne Unterstützung zumindest eines Teils des Senates hätte durchsetzen können. Erst die spätere Unterwürfigkeit des Senats ermöglichte die autokratische Gewaltherrschaft eines Caligula, Nero oder Domitian. Aufstieg und Fall des Seianus Anlässlich des frühen Todes des Germanicus, des designierten Nachfolgers von Tiberius, im Jahr 19 stellte sich erneut die Nachfolgefrage. Das Verhältnis zwischen Tiberius und Germanicus’ Witwe Agrippina der Älteren war gespannt, da sie als Enkelin des Augustus ihre Söhne als potenzielle Nachfolger des Tiberius sah. In dieser Zeit begann der Einfluss des Prätorianerpräfekten Lucius Aelius Seianus zu wachsen. Er baute die von ihm kommandierte Prätorianergarde zu einem persönlichen Machtfaktor aus, indem er sie in einem einzigen Lager, den Castra praetoria, auf dem Viminal vor der Stadtmauer stationierte. Tacitus zufolge vertraute Tiberius Seianus blind, seitdem dieser sich beim Einsturz einer Höhle schützend über Tiberius geworfen hatte. Das Seianus-Bild bei Tacitus ist allerdings, wie bei Sueton, äußerst negativ und steht damit im Gegensatz zu der positiven Charakterisierung des Seianus durch seinen Zeitgenossen Velleius Paterculus, der 30 n. Chr. schrieb.
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Seianus plante vermutlich, durch systematische Ausschaltung der natürlichen Erben des Tiberius und Einheirat in dessen Familie selbst Nachfolger des Princeps Tiberius zu werden. Angeblich verleitete er Livilla, die Frau von Tiberius’ Sohn Drusus, zum Ehebruch. Im Jahr 23 starb der Thronfolger Drusus an einer Krankheit, wie man allgemein annahm. Im Jahr 31 sagte Apicata, die verstoßene Ehefrau des Seianus, aus, dass dieser Drusus habe vergiften lassen, indem er sich den Lieblingseunuchen des Drusus, Eudamus, hörig machte und mit der Verabreichung des Giftes beauftragte, wie auch einige zeitgenössische Autoren berichteten. Apicata wurde allerdings bei dieser Aussage stark unter Druck gesetzt, da sie nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern auch um das ihrer Kinder fürchten musste. In der Forschung wird die Beteiligung des Seianus am Tod des Drusus sowie gelegentlich auch das Verhältnis zu Livilla bezweifelt. Seianus versuchte im Jahr 25, Livilla zu heiraten, wodurch er Mitglied der kaiserlichen Familie geworden wäre. Tiberius lehnte die Heirat jedoch mit Rücksicht auf Vorbehalte in der Kaiserfamilie ab, die eine Verschwägerung mit dem aus dem Ritterstand stammenden Seianus als unstandesgemäß empfand.
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Nachdem seine Heiratspläne vereitelt worden waren, stellte Seianus Tiberius in öffentlichen Reden die Vorteile des ländlichen Lebens außerhalb der Hauptstadt vor Augen. Dem Princeps war die Anwesenheit in Rom mit ihren Intrigen und Streitereien zwischen seinen Familienangehörigen zuwider, vor allem die problematischen Beziehungen zu seiner Mutter Livia und zu Agrippina, der Witwe des Germanicus. Hinzu kamen Angst um seine persönliche Sicherheit und menschenscheues Verhalten. Bereits seit dem Jahr 22 hatte er sich wiederholt in Kampanien aufgehalten und Drusus die tribunicia potestas verliehen. Seianus hatte ein entschiedenes Interesse am Rückzug des Kaisers, da er dadurch – praktisch in Stellvertreterfunktion – die Übernahme der Macht vorbereiten konnte. Im Jahr 26 zog sich Tiberius tatsächlich auf die abgelegene Insel Capri zurück. Seianus kontrollierte von nun an den Zugang zu Tiberius, da seine Prätorianer verantwortlich für die Übermittlung der kaiserlichen Korrespondenz waren. Seianus brachte schließlich seinen Anspruch auf die Thronfolge offen zum Ausdruck, indem er seinen Geburtstag zum römischen Feiertag erklären und sich öffentlich durch Aufstellen von Statuen mit seinem Konterfei ehren ließ. Dadurch stellte er den Kult um seine Person dem des Kaisers gleich. Durchaus in Übereinstimmung mit den Interessen des Tiberius war Seianus wahrscheinlich an Intrigen gegen Agrippina und ihre Parteigänger entscheidend beteiligt. Angeblich ließ er ihren ältesten Sohn und Nachfolgekandidaten Nero Caesar bespitzeln und durch Mittelsmänner zu unbedachten Äußerungen gegen Tiberius verleiten. Als Folge wurden Nero und Agrippina im Jahre 29 auf die Insel Pandataria verbannt, wo beide in den Tod gedrängt wurden. Ihr zweiter Sohn Drusus Caesar verhungerte ein Jahr später im Kerker. Einige Forscher sehen jedoch die Beteiligung des Seianus an den nicht genau bekannten Vorwürfen gegen die Familie des Germanicus als allenfalls gering an.
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Antonia die Jüngere, die Witwe von Tiberius’ Bruder Drusus, denunzierte schließlich Seianus bei Tiberius mit dem Vorwurf, dieser wolle Gaius, den späteren Kaiser Caligula, beseitigen lassen, um sich als einzigen Nachfolger zu positionieren. Als Reaktion ließ Tiberius im Jahr 31 von Capri aus einen Brief an den Senat schicken, wobei er Seianus, der unlängst zum Consul ernannt worden war, in den Glauben setzte, dass dieser Brief die Übertragung der Amtsgewalten an dessen Person enthielt. Der in Anwesenheit des Seianus verlesene Brief begann mit dessen Verdiensten, endete aber mit Vorwürfen und der Verurteilung des Seianus. Seianus wurde verhaftet und zusammen mit seinen Kindern durch Strangulierung hingerichtet. Sein Leichnam wurde auf die Gemonische Treppe geworfen, dort vom Mob zerstückelt und anschließend an einem Haken zum Tiber geschleift, da nach altrömischer Jenseitsvorstellung den im Meer treibenden Toten der Zugang zur Unterwelt verwehrt war. Es ist unklar, ob Seianus tatsächlich die Ermordung Caligulas plante oder einer Hofintrige bzw. seinen eigenen Machtansprüchen, die ihm Neid und Missgunst einbrachten, zum Opfer fiel. In den Jahren 31 bis 37 wurden zahlreiche Senatoren und Ritter unter dem Verdacht, die Pläne des Seianus unterstützt zu haben, hingerichtet oder zum Selbstmord gezwungen. Tacitus beschreibt im sechsten Buch der Annalen eine Atmosphäre voller Terror und Intrigen, bei der es unklar gewesen sei, „ob es bejammernswerter sei, der Freundschaft wegen angeklagt zu werden oder den Freund selbst anzuklagen“. Nachfolger des Seianus als Prätorianerpräfekt wurde Quintus Naevius Sutorius Macro. Die letzten Jahre Alterssitz auf Capri
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Die antiken Historiographen (Cassius Dio, Sueton und Tacitus) stellten den Kaiser in seinen letzten Lebensjahren als unansehnlichen, durch Hautgeschwüre entstellten Lustgreis dar, der sich auf Capri pädophilen und sadistischen Neigungen hingebe und die Öffentlichkeit scheue. Insbesondere der Kaiserbiograph Sueton charakterisierte Tiberius in dieser Hinsicht sehr ausführlich, bediente allerdings damit die Erwartung eines senatorischen Publikums im frühen 2. Jahrhundert. So soll Tiberius männliche Minderjährige in den kaiserlichen Thermalbecken zu homosexueller Unterwasser-Fellatio missbraucht und in diesem Zusammenhang seine „Fischlein“ genannt haben. Angeblich wurde auch der spätere Kaiser Vitellius von Tiberius hierzu sexuell missbraucht. Die moderne Forschung löst sich von diesen tendenziell stereotypen Überlieferungsformen, die sich dadurch begründen lassen, dass zum Ende der Regierungszeit des Tiberius erstmals die politische Ohnmacht und der Autoritätsverlust des Senats vor Augen traten. Dies äußerte sich in den andauernden Majestätsprozessen und in der mangelnden Möglichkeit, auf Entscheidungen im fernen Capri Einfluss zu nehmen. Nach antikem Verständnis war es üblich, in biographischen Abhandlungen die allgemeine politische Richtung eines Kaisers mit dessen charakterlichen Anlagen und Privatinteressen in engen, teils fiktiven Zusammenhang zu bringen. Die Residenz des Tiberius auf Capri, die Villa Jovis, ist als Ruine erhalten. Sie war grundsätzlich darauf ausgelegt, Regierungsgeschäfte zu erledigen, wurde aber von keinem späteren Kaiser mehr bewohnt. Tod in Misenum, Beisetzung in Rom
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Als Tiberius am 16. März 37 in Misenum am Golf von Neapel im Alter von 77 Jahren starb, hatte er sich nicht nur beim Senat unbeliebt gemacht, sondern auch bei der stadtrömischen Bürgerschaft, die seinen Leichnam wie den eines Verbrechers in den Tiber werfen (Tiberium in Tiberim) oder im Theater von Atella anrösten wollte. Die Anfeindungen in der Bevölkerung resultierten aus den zahlreichen Hinrichtungen der letzten Regierungsjahre, denen jährlich mehrere hundert Bürger der Hauptstadt zum Opfer fielen. Ihre Leichname wurden zur Abschreckung auf den Gemonischen Treppen ausgestellt. In der öffentlichen Darstellung wurde diese Politik mit notwendiger Verbrechensbekämpfung und erforderlicher Eindämmung unsittlichen Verhaltens begründet. Tiberius’ Leichnam wurde nach Rom eskortiert und öffentlich verbrannt. Seine Asche wurde im Augustusmausoleum beigesetzt. Eine Divinisierung erfolgte zunächst nicht. Allerdings wurde Tiberius in der Lex de imperio Vespasiani des Jahres 69 zu den Kaisern gezählt, deren Regierungsbeschlüsse noch gültig waren. Der vollständige Name des Tiberius zum Zeitpunkt seines Todes lautete gewöhnlich Tiberius Caesar Divi Augusti filius Augustus, Pontifex maximus, Tribunicia potestate XXXVIII, Imperator VIII, Consul V („Tiberius Caesar Augustus, Sohn des vergöttlichten Augustus, höchster Priester, im 38. Jahr Inhaber der tribunizischen Vollmacht, achtmal zum Imperator ausgerufen, fünfmaliger Konsul“). Gerüchte um den Nachfolger
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Nach dem Tod des Germanicus, den bereits Augustus als Nachfolger des Tiberius designiert hatte, soll Tiberius in der Nachfolgeregelung unschlüssig gewesen sein. Einen Nachfolger außerhalb seiner Familie zu suchen, wagte Tiberius nicht, um das mit der Autorität des Augustus verbundene dynastische Prinzip nicht zu verletzen. Der Bruder des Germanicus, Claudius, galt als aussichtsloser Kandidat, da er gemäß den Überlieferungen an diversen physischen Gebrechen litt. Es blieben daher nur Germanicus’ Sohn Gaius, der spätere Kaiser Caligula, oder Tiberius Gemellus, Enkel des Tiberius, als Kandidaten übrig. Im Jahr 31 ließ Tiberius Gaius zu sich nach Capri kommen. Dort gelang es Gaius offenbar, das Vertrauen des Kaisers zu gewinnen. Sueton gibt an, dass dieses Vertrauensverhältnis auf dem gemeinsamen Interesse an Folterungen und sexuellen Ausschweifungen beruht habe. Tiberius soll zu Gaius gesagt haben: „Du wirst diesen [Gemellus] ermorden, dich ein anderer.“ Tatsächlich ließ Caligula, kurz nachdem er Kaiser geworden war, Tiberius Gemellus Ende des Jahres 37 oder Anfang des Jahres 38 töten, weil dieser verdächtigt wurde, eine schwere Krankheit Caligulas ausgenutzt zu haben, um sich gegen ihn zu verschwören. Möglicherweise wurde Tiberius selbst auch von Gaius umgebracht, wobei die Quellenaussagen nicht eindeutig sind und ungeklärte Todesfälle von Herrschern oft unbestätigte Mordgerüchte nach sich zogen. Es wurde auch spekuliert, dass der Prätorianerpräfekt Macro den Tod des Tiberius herbeigeführt habe. Wirkung Kreuzigungsgeschehen
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Zu Ehren des Kaisers erhielt die Stadt Tiberias an der Westküste des See Genezareth damals vom Tetrarchen Herodes Antipas ihren Namen. Während Tiberius’ Regierungszeit wirkte in der Region Jesus von Nazaret. In dessen Predigten und Gleichnissen gibt es mehrfach Bezüge zu Caesar (bzw. dem Kaiser in einigen Übersetzungen), ohne jedoch den Namen Tiberius zu erwähnen, wie wahrscheinlich im Falle der Steuermünze in den Evangelien nach Matthäus und nach Markus . Im Neuen Testament wird Tiberius nur einmal namentlich erwähnt, im Evangelium nach Lukas im Rahmen des sogenannten lukanischen Datums, das auf das Jahr 28 hinweist und als einziges eine sichere Datierung der neutestamentlichen Ereignisse erlaubt: In der Ära des Tiberius löste die Kreuzigung Jesu (wahrscheinlich im Jahr 30), der von Pontius Pilatus als Aufrührer hingerichtet wurde, weder besondere Aufmerksamkeit in Rom noch irgendeinen größeren Aufstand aus. Judäa galt damals als relativ ruhige Region. Der christliche Historiker Eusebius von Caesarea behauptete dreihundert Jahre später, dass der Senat die Anerkennung des Christengottes seitens des römischen Staates formal abgelehnt, Tiberius selbst allerdings keine Verfolgungen gegen Christen in Erwägung gezogen habe, was die Verbreitung des Frühchristentums begünstigt habe. Diese Aussage ist jedoch zweifellos anachronistisch, da das Christentum zur Zeit von Tiberius noch eine Sekte innerhalb des Judentums war und der jüdische Gott von Rom damals bereits anerkannt wurde. Auch Tacitus erwähnt in seiner Schilderung von Tiberius’ Herrschaft in den ersten sechs, zum großen Teil erhaltenen Büchern der Annalen Jesus mit keinem Wort. Die Kreuzigung wird bei ihm nur nebenbei erwähnt, als er sich zur Hinrichtung von Christen in Rom unter Kaiser Nero äußert: Rezeption
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Tiberius war – verglichen etwa mit den Herrschern Caesar oder Nero – nur relativ selten Gegenstand künstlerischer Bearbeitung. Gerhart Hauptmann schrieb 1884 in Rom das Drama Das Erbe des Tiberius, Julius Grosse verfasste 1876 ein Drama namens Tiberius. Zahlreiche historische Romane befassen sich seit Franz Horn mit dem zweiten Kaiser, wenn auch in vielen Fällen nur als Nebenfigur wie im Roman Ich, Claudius, Kaiser und Gott (1934) von Robert von Ranke-Graves, der auch als TV-Serie verfilmt wurde. Da das Kreuzigungsgeschehen in seine Regierungszeit fällt, wird Tiberius vor allem in belletristischen Werken und Monumentalfilmen mit neutestamentlichen Bezügen wie etwa Das Gewand oder Ben Hur (Triumphszene, Begnadigung von Ben Hur) beiläufig dargestellt. In Tinto Brass’ berüchtigtem Caligula (1979) nach einem Drehbuch von Gore Vidal wurde Tiberius von Peter O’Toole als grausamer Lustgreis dargestellt. Ähnlich zeichnete Anthony Burgess den Kaiser in seinem Roman The Kingdom of the Wicked, der als TV-Mini-Serie unter dem Titel Anno Domini (1984) verfilmt wurde. Unter den literarischen Bearbeitungen nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Romane von Josef Toman (1963) und Hubertus Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg aus dem Jahr 1977 zu nennen. Einen belletristischen Rehabilitierungsversuch unternahm Gerhard Prause (1966). Der spanische Psychologe Gregorio Marañón beschäftigte sich 1939 mit der Erforschung der Persönlichkeit des Tiberius und analysierte eine mögliche Geisteskrankheit, das sogenannte Ressentiment-Syndrom, bei dem die Selbstwahrnehmung und der Eindruck, den die Personen tatsächlich in ihrer Umgebung hinterlassen, gestört seien. Eine solche gestörte Eigenwahrnehmung resultiere oft aus Misserfolgen. Tiberius in der Forschung
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Die antiken Historiographen Sueton, Cassius Dio und besonders Tacitus stellen Tiberius als lethargisch und tyrannisch dar. Die negative Charakterisierung des Tiberius war aber bereits in früheren, heute verlorenen Geschichtswerken erfolgt, auf die sich die genannten Autoren stützten. In der Forschung konnte durch Quellenanalysen bewiesen werden, dass Dio und Tacitus teils eine gemeinsame Quelle herangezogen haben, wenngleich keiner immer nur einer Quelle folgte. Jedoch findet Velleius Paterculus, der im Gegensatz zu den anderen Historiographen ein Zeitgenosse des Tiberius war, lobende Worte, die allerdings als panegyrische Verherrlichung des Tiberius ausgelegt werden müssen. Radikale moderne Rehabilitierungsversuche bis hin zu der Vorstellung, in Tiberius eine starke Führungsperson zu sehen, sind den politischen Projektionen des 19. Jahrhunderts zuzuschreiben. Die 1960 postum veröffentlichte Tiberius-Biographie von Ernst Kornemann gehört ebenfalls den energischen Rehabilitierungsversuchen an und stellt den Tod des Kaisers in einen weltgeschichtlichen Zusammenhang zum Kreuzigungsgeschehen. Die moderne Forschung bemüht sich um ein ausgewogeneres Urteil. Nach Zvi Yavetz sprechen gegen die Deutung des Tiberius als Tyrannen, dass er kein Usurpator war (denn die Legitimität seiner Herrschaft war durch die Adoption des Augustus unbestritten), keine göttliche Verehrung anstrebte und keine Eroberungskriege führte, um von innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken. Yavetz nannte seine Tiberiusbiographie Der traurige Kaiser und deutete damit Tiberius auch psychologisch, indem er den Tiberius verliehenen inoffiziellen Beinamen tristissimus hominum („der Traurigste unter den Menschen“) sowie seine düstere und menschenscheue Persönlichkeit auf die problematischen Ereignisse in der Jugend des Tiberius zurückführte. Auch Michael Grant sah Tiberius für das Erbe des Prinzipats als charakterlich nicht hinreichend geeignet an.
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Barbara Levick begründet das ungünstige Urteil der antiken Historiographie aus der Institutionalisierung des Prinzipats nach dem Tod des Augustus, den materiellen Interessen der Senatsaristokratie und der damit kontrastierenden Amtsmüdigkeit des Kaisers, der darin versagte, den Hofintrigen anders als durch Gewalt Einhalt zu gebieten, jedoch in der Provinzverwaltung eine glückliche Hand besaß. Robin Seager erklärt in ähnlicher Weise das Geschichtsbild aus einem gemeinsamen Versagen von Kaiser und Senat sowie aufgrund von Erzählmustern der antiken Historiographie, die eine in Phasen verlaufende Wandlung des Kaisers zum Scheusal beschreiben. David C. A. Shotter erkennt Schwächen in der Amtsführung des Tiberius, vor allem im Umgang mit dem Senat, weist ihm jedoch das Verdienst zu, nach Augustus das Reich dauerhaft in eine dynastische Monarchie umgeformt zu haben. Quellen Antike Quellen Cassius Dio: Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh, Band 3 (= Bücher 44–50) und 4 (= Bücher 51–60), Artemis-Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-7608-3672-0 und ISBN 3-7608-3673-9, (englische Übersetzung bei LacusCurtius; für Tiberius sind insbesondere die Bücher 57–58 relevant). Velleius Paterculus: Römische Geschichte. Historia Romana. Übersetzt und lateinisch/deutsch herausgegeben von Marion Giebel, Reclam, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-15-008566-0 (lateinischer Text mit englischer Übersetzung). Sueton: Tiberius. Ausführlichste antike Biographie aus der Sammlung der Kaiserbiographien von Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise mit deutscher Übersetzung in: Gaius Suetonius Tranquillus: Sämtliche erhaltene Werke. Magnus, Essen 2004, ISBN 3-88400-071-3, (lateinischer Text, englische Übersetzung).
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Tacitus: Annalen. Lateinisch/deutsch herausgegeben von Erich Heller, 5. Aufl., Artemis & Winkler, München/Zürich 2005, ISBN 3-7608-1645-2, (lateinischer Text; die Bücher 1–6 behandeln die Zeit des Tiberius). Quellensammlungen Hans-Werner Goetz, Karl-Wilhelm Welwei: Altes Germanien. Auszüge aus antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum Römischen Reich. 2 Teile, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-05958-1. Joachim Herrmann (Hrsg.): Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u. Z. Teil 1: Von Homer bis Plutarch (8. Jahrhundert v. u. Z. bis 1. Jahrhundert u. Z.). Berlin 1988, ISBN 3-05-000348-0; Teil 3: Von Tacitus bis Ausonius (2. bis 4 Jh. u. Z.). Berlin 1991, ISBN 3-05-000571-8. Literatur Biographien
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Michael Grant: Roms Caesaren. Von Julius Caesar bis Domitian. Beck, München 1978, ISBN 3-406-04501-4. Raban von Haehling: Tiberius. In: Manfred Clauss (Hrsg.): Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian. 4. aktualisierte Auflage. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60911-4, S. 50–63. Barbara Levick: Tiberius the Politician. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-21753-9 (zuerst 1976). Gregorio Marañón: Tiberius. Geschichte eines Ressentiments. München 1952. (englische Originalausgabe: Tiberius. A Study in Resentment, London 1956) Robin Seager: Tiberius. 2. Auflage. Blackwell, Malden/Massachusetts 2005, ISBN 1-4051-1529-7. David C. A. Shotter: Tiberius Caesar. 2. Auflage. Routledge, London 2004, ISBN 0-415-31946-3 (Lancaster pamphlets in ancient history). Holger Sonnabend: Tiberius. Kaiser ohne Volk. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2021, ISBN 3-8053-5258-1. Zvi Yavetz: Tiberius. Der traurige Kaiser. dtv, München 2002, ISBN 3-423-30833-8.
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Über die Herrschaft des Tiberius Manfred Baar: Das Bild des Kaisers Tiberius bei Tacitus, Sueton und Cassius Dio (= Beiträge zur Altertumskunde. Bd. 7). Teubner, Stuttgart 1990, ISBN 3-519-07456-7. Maria H. Dettenhofer: Herrschaft und Widerstand im augusteischen Principat. Die Konkurrenz zwischen Res publica und domus Augusta (= Historia. Einzelschriften. Bd. 140). Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07639-5. Glanville Downey: Tiberiana. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 2. De Gruyter, Berlin/New York 1975, ISBN 3-11-004971-6, S. 95–130. Claudia Kuntze: Zur Darstellung des Kaisers Tiberius und seiner Zeit bei Velleius Paterculus (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3, Bd. 247). Lang, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-8204-7489-7. Mehran A. Nickbakht: Tiberius’ Adoption durch Augustus: rei publicae causa?. In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 1, 1998, S. 112–116 (PDF, 46 KB). Ulrich Schmitzer: Velleius Paterculus und das Interesse an der Geschichte im Zeitalter des Tiberius (= Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften, Reihe 2, Neue Folge, Bd. 107). Winter, Heidelberg 2000, ISBN 3-8253-1033-7. Paul Schrömbges: Tiberius und die Res Publica Romana. Untersuchungen zur Institutionalisierung des frühen römischen Principats. Habelt, Bonn 1986, ISBN 3-7749-2207-1. Ronald Syme: History or Biography. The Case of Tiberius Caesar. In: Historia 23, 1974, S. 481–496. Weblinks Marfa Heimbach: 16. März 37 – Todestag des römischen Kaisers Tiberius WDR ZeitZeichen vom 16. März 2022, mit Werner Eck. (Podcast) Anmerkungen
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Bedecktsamer
Die Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta), kurz: Bedecktsamer, auch Angiospermen, manchmal auch im engeren Sinne als „Blütenpflanzen“ bezeichnet, bilden die größte Klasse der Samenpflanzen. Sie unterscheiden sich von den Nacktsamern darin, dass in ihren Blüten die Samenanlagen von einem Fruchtblatt bzw. Fruchtknoten umschlossen und darin geschützt („bedeckt“) liegen. Merkmale Der Bau der bedecktsamigen Blüten ist abgeleitet von den Blütenständen der nacktsamigen Pflanzen, die ihre Samenanlagen offen auf den Fruchtblättern tragen. Die ursprünglich spiralige Anordnung der Fruchtblätter auf der Blütenachse zeigt sich unter anderem an den Blüten der Magnolien. Wegen dieser Gemeinsamkeit der Magnoliidae mit den viel älteren Verwandtschaftsgruppen, wobei sie sich aber hinsichtlich der Fruchtblätter von jenen deutlich unterscheiden, bezeichnet man die gesamte systematische Einheit der bedecktsamigen Pflanzen auch als Magnoliophyta.
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Bedecktsamer
Bei der Entstehung der Samenpflanzen, zu denen auch die Bedecktsamer gehören, wurde der Generationswechsel, der bei den Farnen durch abwechselnde Ausbildung eines im Boden befindlichen Gametophyten und eines daraus hervorwachsenden Sporophyten stattfand, in die vom Sporophyten gebildete Blüte verlagert, in der der weibliche Gametophyt (Embryosack) verbleibt, während die männlichen Gametophyten (Pollenkörner) nach der Bildung in den Staubblättern freigesetzt werden. Bei den bedecktsamigen Blütenpflanzen sind die Samenanlagen und darin dasjenige Gewebe, das ursprünglich den weiblichen Gametophyten bildete, in ein geschlossenes Fruchtblatt eingehüllt, daher der Name Bedecktsamer. Der männliche Gametophyt der bedecktsamigen Blütenpflanzen besteht nur aus drei Zellen. Die Wände der Megasporen besitzen kein Sporopollenin. Es gibt eine doppelte Befruchtung und damit zusammenhängend ein sekundäres Endosperm. Die Bedecktsamer zeichnen sich unter anderem durch folgende abgeleitete Merkmale (Synapomorphien) aus, die sie von den anderen Samenpflanzen abgrenzen: Im Phloem gehen Siebröhren und Geleitzellen aus einer gemeinsamen Mutterzelle hervor. Im Xylem findet man im Unterschied zu Nacktsamigen Pflanzen neben den Tracheiden auch Tracheen. Die Staubblätter besitzen zwei seitlich sitzende Pollensack-Paare. Die Staubbeutel haben ein hypodermales Endothecium. Die Pollenkörner haben meist keine laminierte Endexine. Systematik
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Bedecktsamer
Die Bedecktsamer sind mit etwa 300.000 bekannten Arten die Pflanzengruppe mit den meisten Arten. Während ihre systematische Stellung innerhalb der Samenpflanzen und ihre Herkunft nach wie vor Gegenstand wissenschaftlicher Debatten ist, hat sich ihre innere Systematik nicht zuletzt durch die Arbeit der Angiosperm Phylogeny Group (APG) seit den 1990er Jahren stabilisiert. Die hier vorgestellte Systematik beruht auf der im März 2016 vorgestellten vierten Version der APG. Neben den großen Gruppen der Monokotyledonen und Eudikotyledonen gibt es noch einige basal stehende Ordnungen. Ihre Verwandtschaft wird durch folgendes Kladogramm verdeutlicht: Basale Ordnungen Unter dem Begriff der basalen Ordnungen werden mehrere Ordnungen zusammengefasst, die phylogenetisch an der Basis der Bedecktsamer stehen. Sie stellen keine natürliche Verwandtschaftsgruppe (Monophylum) dar und werden daher nicht mehr als eigenes Taxon geführt wie in der Vergangenheit (etwa als Einfurchenpollen-Zweikeimblättrige). Die basalen Ordnungen umfassen etwa 8600 Arten. Sie haben etliche gemeinsame Merkmale. Es sind vorwiegend verholzte Pflanzen, die ätherische Öle bilden (Phenylpropanoide und Terpene). Diese befinden sich in kugeligen Idioblasten. Die Blätter sind einfach und besitzen keine Nebenblätter. Die Blüten sind sehr mannigfaltig gestaltet. Die Anordnung der Blütenorgane ist schraubig oder auch oft in dreizähligen Kreisen. Der Pollen ist vorwiegend monosulcat. Die Fruchtblätter sind meist nicht verwachsen. Häufige Pflanzeninhaltsstoffe sind Benzylisochinolinalkaloide und Neolignane.
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Bedecktsamer
Zu den basalen Ordnungen zählen folgende Taxa: Familie Archaefructaceae (ausgestorben) Ordnung Amborellales Familie Amborellaceae Ordnung Nymphaeales (Seerosenartige) Familie Hydatellaceae Familie Cabombaceae (Haarnixengewächse) Familie Nymphaeaceae (Seerosengewächse) Ordnung Austrobaileyales Familie Austrobaileyaceae Familie Trimeniaceae Familie Schisandraceae (Sternanisgewächse) Mesangiospermen An die Basalen Ordnungen schließen sich die Mesangiospermen (englisch Mesangiosperms) an, die alle übrigen Bedecktsamer beinhalten. Sie bestehen aus folgenden Gruppen: Magnoliiden Chloranthales Monokotyledonen (Einkeimblättrige) Ceratophyllales (Hornblattartige) Eudikotyledonen Für eine detaillierte Übersicht über die Systematik siehe Systematik der Bedecktsamer. Ursprung der Blütenpflanzen Als Fossilien sind Bedecktsamer seit dem Übergang von Oberjura zur Unterkreide bekannt, das heißt seit 160 bis 140 Millionen Jahren. Im Jahr 2013 wurden fossile Pollen in Bohrkernen wissenschaftlich beschrieben, deren Alter auf 252 bis 247 Millionen Jahren datiert wurde; das heißt, dass die Entwicklung der Blütenpflanzen wahrscheinlich in der mittleren Trias einsetzte. Eine der ältesten, wissenschaftlich beschriebenen Blütenpflanzen ist Montsechia vidalii, die in rund 130 Mio. Jahre alten kalkigen Sedimenten ehemaliger Süßwasserseen in den Pyrenäen und andernorts in Spanien gefunden wurde. Die Ursprünge der Blütenpflanzen, ihrer Vorfahren sowie ihrer nächsten lebenden Verwandten sind bis heute umstritten. Im Wesentlichen gibt es drei Gruppen von Hypothesen:
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Bedecktsamer
Die erste ist die Anthophyten-Hypothese, die besagt, dass das äußere Samen-Integument und das Fruchtblatt sich von fertilen Strukturen ableiten, die bereits zuvor in einer blütenähnlichen Struktur vereint waren. Als nahe Verwandte und mögliche Vorläufer werden demnach die Gnetales und Bennettitales betrachtet. Allerdings sind die von einigen als homolog betrachteten ähnlichen Strukturen bei diesen beiden Gruppen und den Bedecktsamern vielfach recht unterschiedlich. Es fehlen zudem Fossilien, die eine Transformationsserie zwischen diesen Gruppen darstellen. In molekulargenetischen Untersuchungen bilden die Bedecktsamer und die Gnetales selten eine gemeinsame Klade. Die zweite Gruppe von Hypothesen nimmt an, dass sich das äußere Samenanlagen-Integument und das Fruchtblatt aus einem Samenfarn-Megasporophyll entwickelt haben. Diese fertilen Strukturen wurden erst zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Blüte vereint. Ein häufig genannter Kandidat dabei ist Caytonia. Einige wichtige strukturelle Merkmale sind allerdings nicht hinreichend genau bekannt, so die Struktur der Cupula von Caytonia und die sie tragende Rhachis. In etlichen kladistischen Analysen steht zudem Caytonia recht weit entfernt von den Samenpflanzen.
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Nach der dritten Gruppe von Hypothesen bildeten sich das Fruchtblatt und das äußere Samenanlagen-Integument, indem Samenanlagen an zuvor pollenbildenden Strukturen entstanden. Sie ähneln damit Iltis’ -Theorie zur Entstehung des Mais. Sie umfasst auch die Gamoheterotopie-Theorie von Meyen, die die Umwandlung von synangialen Mikrosporophyllen zu samentragenden Megasporophyllen an der Spitze von Bennettitales-Zapfen zu erklären versucht. Die ebenfalls hierher gehörende -Theorie von Fröhlich und Parker erklärt das Fruchtblatt als Umwandlung von apikal stehenden Mikrosporophyllen an indeterminierten Blütenständen zu Megasporophyllen an Fruktifikationen mit determiniertem Wachstum. Für sie sind die Corystospermales die wahrscheinlichste Schwestergruppe der Bedecktsamer. Ökonomische Bedeutung Die Landwirtschaft ist, direkt oder indirekt (durch Tierfuttererzeugung), fast vollständig von Bedecktsamern abhängig; von allen Familien dieser Abteilung sind die Süßgräser bei weitem am wichtigsten. Sie beinhalten den Großteil aller pflanzlichen Rohstoffe (Reis, Mais, Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Hirse und Perlhirse sowie Rohrzucker). Die Hülsenfrüchtler wie Bohnen und Erbsen folgen an zweiter Stelle. Des Weiteren sind Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Tabak und Tomaten, Kürbisgewächse wie Kürbis und Melone, Kreuzblütengewächse wie Raps und Kohl sowie Doldenblütler wie Petersilie von Bedeutung. Viele unserer Früchte kommen aus den Rautengewächs- (z. B. Zitrusfrüchte) und Rosengewächs-Familien, so zum Beispiel Erdbeeren, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen und Kirschen.
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Bedecktsamer
In einigen Regionen der Erde nehmen nur bestimmte einzelne Spezies wegen ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten eine überragende Rolle ein, so zum Beispiel die Kokosnuss auf den Pazifikatollen. Blütenpflanzen haben außer als Nahrungspflanzen noch weitere wirtschaftliche Bedeutung, so zum Beispiel in Form von Holz, Papier, Fasern (Baumwolle, Flachs, Hanf u. a.), Medikamenten (Fingerhüte, Campher) oder zur Dekoration und Landschaftsgestaltung. Von anderen Pflanzen werden sie aber auf dem Gebiet der Holzproduktion übertroffen. Weblinks APWebsite = Angiosperm Phylogeny Website Übersicht über die verschiedenen Klassifikationssysteme (englisch) Einzelnachweise
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Ereignisse 1900: Im Deutschen Reich tritt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft. 1900: König Umberto I. von Italien wird bei einem Attentat des Anarchisten Gaetano Bresci in Monza getötet, ihm folgt Viktor Emanuel III. auf dem Thron. 1900: Boxeraufstand in China. 1901: Der Anarchist Leon Czolgosz verübt auf der Panamerikanischen Ausstellung in Buffalo ein Attentat auf den US-Präsidenten William McKinley, der den Schussverletzungen 8 Tage später erliegt. An diesem Tag wird Theodore Roosevelt zum neuen Präsidenten vereidigt. 1901: Die einst voneinander unabhängigen Kolonien – New South Wales, Queensland, South Australia, Tasmanien, Victoria und Western Australia – formierten sich zum Commonwealth of Australia. Erste Hauptstadt Australiens wurde Melbourne. 1902: Die erste Strecke der Berliner U-Bahn zwischen Warschauer Brücke und Nollendorfplatz wird eröffnet. Es ist die erste U-Bahn-Strecke Deutschlands. 1902: Kuba erlangt mit dem Amtsantritt des am 31. Dezember auf Druck der USA ohne Gegenkandidaten gewählten Tomás Estrada Palma die formale Unabhängigkeit von den USA. Die Souveränität des Landes ist bis 1934 durch das Platt Amendment eingeschränkt. 1903: In Kischinew/Russland kommt es zu dreitägigen Massenpogromen von russischen Christen gegen Juden, bei denen die Polizeikräfte nicht eingreifen. Nach internationalen Protesten erklärt das russische Innenministerium die Judenverfolgung mit deren sozialistischen Aufruhr gegen Zar Nikolaus II. Journalisten vermuten eher eine Sündenbock-Politik angesichts der Wirtschaftsmisere, der weitverbreiteten Armut und wachsenden Arbeiterunruhen.
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1903: Der serbische König Alexander I. und seine Gattin Draga werden von serbischen Offizieren im Königspalast ermordet. Peter I. wird neuer König von Serbien. 1903: Sechs Frauen um Emmeline und Christabel Pankhurst gründen in Manchester die Women’s Social and Political Union, eine Frauenstimmrechtsvereinigung. Sie sind die ersten, die den Beinamen Suffragetten bekommen werden. 1903: Die USA pachten von Kuba für 99 Jahre die Bucht von Guantánamo als Marinestützpunkt. Die jährliche Pacht beträgt 2000 US-Dollar. 1903/1904: Britischer Tibetfeldzug. 1904/1905: Mit einem Überraschungsangriff Japans auf Port Arthur beginnt der als Russisch-Japanischer Krieg bezeichnete Konflikt, der nach einer Reihe verlustreicher Schlachten im Herbst 1905 mit der Niederlage der russischen Seite endete. 1904 bis 1908: In Deutsch-Südwestafrika kommt es zum Aufstand der Herero und Nama. Im Verlauf des Kolonialkriegs erlässt der deutsche General von Trotha seinen berüchtigten Schießbefehl „Aufruf an das Volk der Herero“. 1904: Bildung der Entente cordiale zwischen Großbritannien und Frankreich. 1907 lehnt das Vereinigte Königreich Vorschläge zu einem Tunnelbau unter dem Ärmelkanal ab, da es trotz der Entente cordiale eine französische Invasion fürchtet. 1904: Das Kinderschutzgesetz tritt in Deutschland in Kraft. Es verbietet die Arbeit von Kindern unter 12 Jahren in allen gewerblichen Betrieben. 1906 wird allerdings die Arbeit von Kindern unter 10 Jahren in Familienbetrieben erlaubt. 1904: Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1904: Wiederwahl von Theodore Roosevelt zum Präsidenten der USA (und 1905 vereidigt).
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Kurz danach legt er mit seiner Rede vor dem Kongress mit der Roosevelt-Corollary, seinem Zusatz zur Monroe-Doktrin, den Grundstein für eine expansionistischere Außenpolitik der Vereinigten Staaten. 1905: Der Petersburger Blutsonntag führt zur Russischen Revolution 1905 und zur Einberufung der ersten Duma. 1905 bis 1906: Erste Marokkokrise. 1906: Persische Revolution. 1906: Das Erdbeben von 1906 und das daran anschließende Feuer machen die Stadt San Francisco dem Erdboden gleich. 1906: Wilhelm Voigt besetzt das Rathaus von Köpenick. 1906: Maximilian Harden löst mit einem Zeitungsartikel, in dem er andeutungsweise mehrere Personen im Umfeld des Kaisers der Homosexualität bezichtigt, die Eulenburg-Affäre aus. 1906: In Frankreich tritt das am 8. Dezember 1905 verabschiedete Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat in Kraft. 1907: Erstmals allgemeines Männerwahlrecht bei der Reichsratswahl in Österreich-Ungarn. 1907: Bei der Hottentottenwahl zum 12. Deutschen Reichstag verliert die SPD fast die Hälfte ihrer Mandate. 1907: Das Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie wird im Deutschen Kaiserreich erlassen. Seine heutige Bedeutung liegt vorwiegend in seinen Regelungen über das Recht am eigenen Bild. 1907: In London demonstrieren 3.000 britische Suffragetten für die Einführung des Stimmrechts für Frauen, an ihrer Spitze Lady Frances Balfour und Lady Millicent Garrett Fawcett. 1907: Bauernaufstand in Rumänien 1907. 1907: Thronwechsel in Schweden. Auf Oskar II. folgt sein Sohn Gustav V.
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1907: Die Entente cordiale wird durch Russland zur Triple Entente erweitert. 1907: Im Vertrag von Sankt Petersburg stimmen das Vereinigte Königreich und Russland ihre Interessensphären in Zentralasien ab. Persien wird in drei Zonen aufgeteilt. Afghanistan wird zur britischen Einflusszone. Tibet wird in der Anglo-Russischen Konvention (1907) zur neutralen Zone erklärt. Die Ansprüche Chinas werden anerkannt. 1908: Jungtürkische Revolution. 1908: Bosnische Annexionskrise: Österreich-Ungarn annektiert Bosnien und Herzegowina, was zu einer europäischen Krise führt. 1908: In Sibirien kommt es zum Tunguska-Ereignis. 1908: Der zweijährige Puyi wird in Peking zum chinesischen Kaiser gekrönt. 1908: Der portugiesische König Karl I. und sein Sohn, Kronprinz Ludwig Philipp, werden in Lissabon erschossen. Neuer König wird Ludwig Philipps jüngerer Bruder Manuel II. 1908: Tweedmouth-Affäre. 1908: Ein Interview mit Kaiser Wilhelm II. löst die Daily-Telegraph-Affäre aus. 1909: Gründung von Tel Aviv (Grundsteinlegung 11. April), der ersten modernen jüdischen Stadt auf dem Gebiet des späteren Staates Israel. 1909: Die Jungtürken stürzen im Osmanischen Reich Sultan Abdülhamid II., der im Amt von seinem Bruder Mehmed V. abgelöst wird. 1909: William Howard Taft wird als 27. US-Präsident in sein Amt eingeführt. Er löst Theodore Roosevelt ab. Kulturgeschichte Wissenschaft und Technik 1900: Wilhelm Maybach konstruiert auf Anregung des österreichischen Kaufmanns und Generalkonsuls Emil Jellinek den Mercedes-Simplex, einen Rennwagen mit einem 35-PS-Vierzylindermotor und zwei Vergasern. Das Fahrzeug, ausgestattet mit Maybachs Erfindungen, dem Bienenwabenkühler und dem Zahnradgetriebe, stellte für damalige Verhältnisse das Auto der Zukunft dar. Jellinek nannte das Modell nach seiner Tochter Mercédès.
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1900: Plancksches Strahlungsgesetz von Max Planck. 1900: Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa wird vom deutschen Botaniker Walter Migula erstmals beschrieben. Es ist auch in der heutigen Zeit klinisch bedeutsam, da es Resistenzen gegenüber Antibiotika aufweist. 1900: Per Erlass werden im Großherzogtum Baden als erstem deutschen Land Frauen uneingeschränkt zum Hochschulstudium zugelassen. 1900: Reginald Fessenden führt die erste drahtlose Sprachübertragung durch. 1901: Guglielmo Marconi gelang der erste transatlantische Funkempfang eines Signals (Buchstabe S als Morsezeichen) aus Poldhu auf der Halbinsel The Lizard in Cornwall auf dem Signal Hill bei St. John’s in Neufundland. 1901: Sigmund Freud publiziert seine Arbeit Zur Psychopathologie des Alltagslebens, auf die sich die Redewendung Freudscher Versprecher zurückführen lässt. 1901: Der britische Gouverneur Henry Hamilton Johnston präsentiert Wissenschaftlern Schädelknochen und das Fell eines Okapis. Das in Zentralafrika neu entdeckte Tier gilt als wissenschaftliche Sensation und war bis dahin nur den Pygmäen bekannt. 1902: Im Roten Rathaus in Berlin entsteht die erste Volkshochschule im Deutschen Reich. 1902: Patentierung des Tachometers durch Otto Schulze beim Deutschen Patentamt 1902: Willis Haviland Carrier entwickelt die erste moderne Klimaanlage. 1902: Mit der Blickensderfer Electric erscheint die erste elektrische Schreibmaschine, eine Konstruktion des gebürtigen Deutschen George Blickensderfer. Diese konnte sich jedoch nicht auf dem Markt durchsetzen, obwohl die Technik der Konkurrenz um Jahrzehnte voraus war. 1903: In Frankfurt am Main wird der Bund Deutscher Architekten (BDA) gegründet. 1903: Die Brüder Wright heben mit dem Wright Flyer zum ersten gesteuerten Motorflug ab.
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1903: Konstantin Ziolkowski, der Vater der modernen Raumfahrttheorie, veröffentlicht in dem russischen Wissenschaftsmagazin Wissenschaftliche Rundschau unter dem Titel: Erforschung des Weltraums mittels Reaktionsapparaten erstmals die theoretischen Effekte eines Raketenantriebes als Raketengrundgleichung zur Grundlage der heutigen Raumfahrttechnik. 1903: Joseph John Thomson entwickelt das nach ihm benannte Thomsonsche Atommodell (Rosinenkuchen-Modell). 1904: Argentinien erhält auf Laurie Island ein im Vorjahr von einer britischen Antarktisexpedition erbautes Gebäude. Das Land richtet die seither ständig bewohnte Orcadas-Station ein, die erste der Forschungsstationen in der Antarktis. 1904: Erstes Farbfoto auf der Titelseite der Zeitung Daily Illustrated Mirror. 1904: Ein niederländischer Torfstecher entdeckt im Bourtanger Moor zwei Moorleichen, die Männer von Weerdinge, aus der Zeit um Christi Geburt. 1904: Die Gebrüdern Auguste und Louis Lumière entwickeln in Lyon das Autochromverfahren. 1904: Henri Poincaré formuliert die Poincaré-Vermutung. 1905: Fritz Schaudinn entdeckt zusammen mit Erich Hoffmann bei Forschungen am Berliner Klinikum Charité den Syphilis-Erreger Spirochaeta pallida. 1905: Henry Fairfield Osborn beschreibt und benennt den Dinosaurier Tyrannosaurus rex. 1905: Albert Einstein veröffentlicht vier bedeutende Arbeiten: eine Erklärung des Photoeffekts (17. März eingereicht), zwei grundlegende Artikel zur Speziellen Relativitätstheorie und über die Brownsche Molekularbewegung, deshalb wird 1905 auch Einsteins annus mirabilis genannt. 1905: Egon Schweidler entdeckt den ersten nicht-kausalen physikalischen Prozess und erklärt die statistische Natur der Radioaktivität. 1905: Auf der Baleareninsel Mallorca wird das Tropfsteinhöhlensystem Coves dels Hams entdeckt.
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1905: In Boulogne-sur-Mer (Frankreich) beginnt der 1. Esperanto-Weltkongress. 1906: In der Kieler Krupp Germaniawerft läuft mit U 1 das erste deutsche U-Boot vom Stapel. 1906: Die Nordwestpassage ist durchfahren. Roald Amundsen trifft mit seiner Crew von sechs Leuten in Nome (Alaska) nach dreijähriger Forschungsfahrt mit dem Schiff Gjøa ein. 1906: Auf der Internationalen Funkkonferenz in Berlin wird das SOS an Stelle des bisherigen CQD zum internationalen Notrufsignal erklärt. 1906: Erste Radio-Übertragung durch den Kanadier Reginald Fessenden. 1906: Der Arzt Alois Alzheimer diagnostiziert erstmals an der Patientin Auguste D. die Alzheimer-Krankheit. 1906: Der britische Wetterdienst startet die Version einer Skala zur Klassifikation von Winden nach ihrer Geschwindigkeit mit 13 Stufen (inkl. 0), die als Beaufortskala bekannt wird. 1907: In Frankreich kommen erstmals Farbfotos der Brüder Louis Jean und Auguste Lumière an die Öffentlichkeit. 1907: Dem Franzosen Paul Cornu glückt mit seinem „fliegenden Fahrrad“ der weltweit erste Flug eines Hubschraubers in einer Höhe von 30 cm über dem Boden und 20 Sekunden Flugdauer. 1908 Melitta Bentz meldet das Patent für Rundfilter mit vorgefertigtem Filterpapier zur Zubereitung von Kaffee an. 1908: Für seinen erfundenen handbetriebenen Scheibenwischer für vordere Autoscheiben erhält Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Kaiser Wilhelms II., ein deutsches Patent. Seine Erfindung findet allerdings wenig Verbreitung. 1908: Chemieprofessor Fritz Haber beantragt ein Patent auf sein entwickeltes Verfahren zur synthetischen Darstellung von Ammoniak aus den Elementen, das er kurz danach der BASF zur wirtschaftlichen Verwertung überlässt.
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Es führt nach Entdeckung des Haber-Bosch-Verfahrens zur Produktion von Kunstdünger. 1908: Der US-amerikanische Erfinder Frank W. Wood beantragt Patentschutz für eine elektrische Segmentanzeige. 1908: Der Mathematiker Hermann Minkowski hält in Köln einen Aufsehen erregenden Vortrag über Raum und Zeit. Die Raumzeit gewinnt Konturen. 1908: Beim Bau der Donauuferbahn wird in Willendorf (Niederösterreich) die Kalksteinfigur Venus von Willendorf ausgegraben. Die Statuette wird auf die Zeit um 25.000 v. Chr. ins Jungpaläolithikum datiert. 1909: Der US-Amerikaner Robert Edwin Peary erreicht nach eigenen Angaben als erster Mensch den Nordpol, Angaben, die bis heute immer wieder angezweifelt werden. 1909: Der US-amerikanische Paläontologe Charles Walcott entdeckt im kanadischen British Columbia Fossilien im Burgess-Schiefer. Diese Fossillagerstätte gewährt Einblicke in die Zeit des Kambriums vor etwa 505 Millionen Jahren. 1909: Andrija Mohorovičić entdeckt, dass der Erdmantel eine größere Dichte hat als die Erdkruste. Die Grenze zwischen beiden wird nach ihm Mohorovičić-Diskontinuität genannt. 1909: Ernest Rutherford charakterisiert die Alpha-, Beta- und Gammastrahlung. 1909: Der Deutsche Paul Ehrlich wendet die Chemotherapie zum ersten Mal an. 1909: Der Franzose Louis Blériot überquert den Ärmelkanal mit seinem Eindecker Blériot XI als erster Mensch in einem Flugzeug. 1909: Nach dem Erstflug am 17. August gewinnt Hans Grade mit seinem Eindecker Libelle, dem ersten wirklich flugfähigen deutschen Motorflugzeug, den Lanz-Preis der Lüfte.
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1909: Im Rahmen der Nimrod-Expedition unter der Leitung von Ernest Shackleton wurde der Pol durch Edgeworth David, Douglas Mawson und Alistair Mackay am 16. Januar 1909 erstmals erreicht (siehe Marsch zum antarktischen magnetischen Pol) Sport II. Olympische Sommerspiele in Paris 1900; 14. Mai 1900 bis 28. Oktober 1900. III. Olympische Sommerspiele in St. Louis 1904; 1. Juli 1904 bis 23. November 1904. IV. Olympische Sommerspiele in London 1908; 27. April 1908 bis 31. Oktober 1908. Gründung mehrerer bedeutender Sport- und Fußballvereine. Darunter Lazio Rom, FC Bayern München, Ajax Amsterdam, Borussia Mönchengladbach, River Plate, Real Madrid, Atlético Madrid, FC Carl Zeiss Jena, Westfalia Schalke (späterer Name: FC Schalke 04), Bayer 04 Leverkusen, Botafogo FR, IFK Göteborg, CA Independiente, FC Chelsea, Galatasaray Istanbul, FC Sevilla, Sporting Lissabon, Fenerbahçe Istanbul, Panathinaikos Athen, Inter Mailand, RSC Anderlecht, Feyenoord Rotterdam, SC Internacional und Borussia Dortmund. Der Fußballclub Manchester United entsteht durch Umbenennung, nachdem einige Geschäftsleute um den neuen Clubpräsidenten John Henry Davies durch eine Finanzspritze den Bankrott des bestehenden Newton Heath F. C. abwenden. 1900: In Leipzig wird der Deutsche Fußball-Bund gegründet. 1900: Der 20-jährige US-amerikanische Tennisspieler Dwight Filley Davis stiftet den nach ihm benannten Davis Cup. Erster Gewinner des Davis Cups werden die USA mit einem 3:0-Sieg über Großbritannien. 1900: Die Radsportverbände von Belgien, Frankreich, Italien, der Schweiz und der USA gründen in Paris den Weltverband Union Cycliste Internationale (UCI).
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1900: In Kassel wird der Deutsche Rugby-Verband gegründet. Am 1. Juli 1903 um 15:16 Uhr begann die erste Tour de France an der ehemaligen „Auberge Reveil-Matin“ in Montgeron bei Paris. Es war das erste echte Etappenrennen in der Geschichte des Radsports. 1902: Der Deutsche Tennisbund wird in Berlin gegründet. 1902: Das erste offizielle Länderspiel zweier nicht-britischer Auswahlmannschaften und zugleich das erste Länderspiel außerhalb Europas: In Montevideo trafen Uruguay und Argentinien aufeinander. Die besondere Lage in Südamerika mit wenigen Gegnern führte in der Folge dazu, dass dies die häufigste Begegnung auf Länderebene ist. Im selben Jahr folgte dann das erste offizielle Länderspiel zweier nicht-britischer europäischer Auswahlmannschaften: Das Spiel zwischen einem österreichischen und einem ungarischen Team in Wien endete 5:0, Jan Studnicka steuerte drei Tore bei – die Begegnung zwischen einer österreichischen und einer Schweizer Auswahl vom 8. April 1901 gilt als nicht-offiziell. 1903: Auf der Exerzierweide in Altona findet das erste Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft statt. Der VfB Leipzig besiegt den DFC Prag mit 7:2 und erhält den Victoria-Pokal 1903: Start der ersten modernen Baseball-World Series. 1904: In Paris wird der Weltfußballverband FIFA von den Fußballverbänden folgender Länder gegründet: Belgien, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Schweden, Schweiz und Spanien. 1904: In Paris wird der Motorradweltverband, die Fédération Internationale de Motocyclisme, gegründet. 1905: Der internationale Luftsportverband Fédération Aéronautique Internationale (FAI) wird in Paris gegründet. 1905: Die Gründung des Deutschen Skiverbands wird in München beschlossen. 1905: In Mill Valley, Kalifornien, wird das erste Dipsea Race durchgeführt.
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1906: Die Grand-Prix-Saison 1906 war mit dem ersten Grand Prix von Frankreich der Beginn der Geschichte der Großen Preise. 1907: In Peking starten fünf Wagen zum längsten Automobilrennen aller Zeiten, der Fahrt von Peking nach Paris. Die 12.000 km lange Route führt durch die Wüste Gobi, vorbei am Baikalsee, durch Sibirien, über den Ural und über Moskau nach Paris. Das italienische Team um Prinz Scipione Borghese wird als Sieger gefeiert. Das zweite, vom Holländer Charles Goddard gesteuerte, Kraftfahrzeug trifft am 30. August ein, die anderen kommen nicht ans Ziel. 1908: Erstes Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft. 1908: Gründung der Internationalen Ice Hockey Federation (IIHF). 1908: In London wird von acht nationalen Verbänden der internationale Schwimmverband Fédération Internationale de Natation Amateur (FINA) gegründet. 1909: In Mailand wird der erste Giro d’Italia gestartet, den später nach acht zurückgelegten Etappen Luigi Ganna gewinnt. 1909: Das erste Sechstagerennen des Radsports in Europa findet in den Berliner Ausstellungshallen am Zoo statt. 1909: Gründung der Sportlichen Vereinigung OSRAM e. V. in Berlin, gilt als erste Betriebssportgruppe Deutschlands. 1909: Bei der durch den Sturz des Schrittmachers Werner Krüger ausgelösten Rennbahnkatastrophe von Berlin auf der Berliner Radrennbahn „Botanischer Garten“ kommen neun Zuschauer ums Leben und über 40 Menschen werden schwer verletzt. Damit ist dieses Unglück das schlimmste, das in Deutschland jemals im Radsport geschehen ist. 1909: In der französischen Hauptstadt wird das Stade de Paris eröffnet. 1909: Die weltweit erste Freiluftkunsteisbahn wird in Österreich als Eislaufplatz Engelmann im Wiener Stadtteil Hernals eröffnet. Das Eishockey in Wien erhält damit einen starken Aufschwung.
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Die Anlage hat der sportlich aktive Ingenieur Eduard Engelmann junior konstruiert. Sie wird später Spielstätte des EK Engelmann Wien. 1909: Gründung des Deutschen Hockey-Bundes (DHB). 1909: Erster Bundespokal, damals noch Kronprinzenpokal: Der Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine gewinnt gegen den Verband Berliner Ballspielvereine mit 3:1. Bildende Kunst Der spanische Maler Pablo Picasso malt 1901 die ersten Bilder der Blauen Periode. Aus einer Bewegung innerhalb der französischen Avantgarde entsteht eine Stilrichtung der Malerei: Fauvismus. 1905: Gründung des Künstlerbundes Die Brücke, von dem die Entwicklung des Expressionismus ausgeht. Ein Jahr später veranstaltet die expressionistische Künstlervereinigung ihre erste Ausstellung in Dresden. Sie findet beim heimischen Publikum wenig Anklang. In der bildenden Kunst entsteht ab etwa 1907 der Kubismus. 1907: Gustav Klimt porträtiert die Unternehmersgattin Adele Bloch-Bauer in dem Werk Adele Bloch-Bauer I. 1908: Der österreichische Architekt Adolf Loos veröffentlicht seinen Aufsatz Ornament und Verbrechen, in dem eine klare Forderung nach dem Ende des Jugendstils zum Ausdruck kommt. 1908: Róbert Berény, Dezső Czigány, Béla Czóbel, Károly Kernstok, Ödön Márffy, Dezső Orbán, Bertalan Pór und Lajos Tihanyi gründen die ungarische Avantgardekünstlergruppe Nyolcak (Die Acht). 1909: Gründung der Neuen Künstlervereinigung München. Literatur
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1900: Die ersten gebundenen Exemplare des Kinderbuchs The Wonderful Wizard of Oz (Der Zauberer von Oz) von Lyman Frank Baum mit Illustrationen von William Wallace Denslow erscheinen. 1900: Der Roman Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten von Heinrich Mann erscheint. Er bildet den Auftakt einer Reihe von Romanen, die sich kritisch mit dem Wilhelminismus auseinandersetzen. Thomas Manns Gesellschaftsroman Buddenbrooks wird 1901 in zwei Bänden vom S. Fischer Verlag veröffentlicht. 1901: Der russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Tolstoi wird wegen blasphemischer Äußerungen in seinem Roman Auferstehung aus der russisch-orthodoxen Kirche ausgeschlossen. Es kommt zu Menschenaufläufen und Demonstrationen für Tolstoi in Moskau und Sankt Petersburg. 1903: Der Prix Goncourt, Frankreichs bedeutendster Literaturpreis, wird erstmals vergeben. 1904: Hermann Hesses erster Roman Peter Camenzind erscheint in Berlin. 1904: Der teils autobiographische Abenteuerroman The Sea-Wolf (Der Seewolf), in New York verlegt, wird Jack Londons größter Erfolg. 1905: The House of Mirth (Das Haus der Freude) von Edith Wharton wird veröffentlicht. 2001 wird das Buch von der American Modern Library als eines der 100 besten englischsprachigen Novellen des 20. Jahrhunderts bezeichnet. 1908: Lucy Maud Montgomerys erster Roman Anne of Green Gables erscheint. Aufgrund des großen Erfolges des Kinderbuchs schreibt die Kanadierin bald mehrere Fortsetzungen. 1908: Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens von Jakob Wassermann erscheint in Berlin. 1909: Der erste Teil des Fortsetzungsromans Le Fantôme de l'Opéra (Das Phantom der Oper) des französischen Journalisten und Schriftstellers Gaston Leroux wird in der Zeitung Le Gaulois veröffentlicht. Der letzte Teil erscheint am 8. Januar 1910. 1909: Der italienische Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti publiziert in der Pariser Zeitung Le Figaro sein futuristisches Manifest und gründet damit den Futurismus. Theater
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1904: Die Uraufführung der Oper Madama Butterfly von Giacomo Puccini am Teatro alla Scala in Mailand ist ein Misserfolg und wird ausgepfiffen. 1905: Die von Siegfried Jacobsohn gegründete Theaterzeitschrift Die Schaubühne (später Die Weltbühne) erscheint zum ersten Mal. 1905: Die lustige Witwe von Franz Lehár, eine Operette in drei Akten mit dem Libretto von Victor Léon und Leo Stein nach Henri Meilhacs Lustspiel L'attaché d'ambassade, wird mit Mizzi Günther und Louis Treumann in den Hauptrollen am Theater an der Wien in Wien uraufgeführt. Das Stück, das als Hauptvertreter der sogenannten „Silbernen Operettenära“ gilt, wird Lehárs erfolgreichste und bekannteste Operette. 1907: Uraufführung des Balletts Der sterbende Schwan von Michel Fokine in Sankt Petersburg mit Anna Pawlowa als Primaballerina. Musik 1903: Die AFMA (Anstalt für musikalische Aufführungsrechte) entsteht, eine Vorgängerorganisation der GEMA. 1904: Die Uraufführung der 5. Sinfonie von Gustav Mahler bedeutet die Premiere für neue musikalische Techniken (Polyphonie, Polyrhythmik, Themenschichtung). Film 1901: Der Film Die Geschichte eines Verbrechens von Ferdinand Zecca gilt als erster Kriminalfilm. 1902: Der französische Filmpionier Georges Méliès ebnet mit seinem Film Die Reise zum Mond das Genre Science-Fiction-Film. Edwin S. Porter dreht den ersten Western der Filmgeschichte: Der große Eisenbahnraub hat eine Länge von zwölf Minuten. Die Uraufführung erfolgt am 1. Dezember. 1907: Das Korsør Biograf Teater in der dänischen Stadt Korsør wird eröffnet. Es ist inzwischen das weltweit älteste noch bespielte Kino. 1907: Die Ben-Hur-Verfilmung von Sidney Olcott löst wegen ungeklärter Urheberrechte am Bestseller von Lewis Wallace den ersten Plagiatsprozess der Filmgeschichte aus.
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1908: Der erste bekannte Zeichentrickfilm Fantasmagorie, geschaffen von Émile Cohl, wird im Théâtre du Gymnase in Paris uraufgeführt. 1908: Der Stummfilm Die Ermordung des Herzogs von Guise hat seine Uraufführung. Er wird als Meilenstein der Filmgeschichte betrachtet, weil erkennbar wird, dass ein Film an Inszenierung und Schauspiel neue Anforderungen stellt und weil er als erster Film mit einer Originalmusik aufwartet. 1908: Monumentalfilm Die letzten Tage von Pompeji von Luigi Maggi und Arturo Ambrosio. 1909: Die einsame Villa von David W. Griffith führt die Parallelmontage ein. Wirtschaft 1900: Die Briefzustellung in Deutschland wird als Monopol der Reichspost anvertraut, die private Beförderung örtlicher Sendungen verboten. 1901: Eine riesige Erdölfontäne schießt bei einer Bohrung am Spindletop Hill bei Beaumont in Texas in die Höhe, verdreifacht die US-Erdölförderung über Nacht und lässt die texanischen Mineralölunternehmen (unter anderem Texaco) entstehen. 1902: Das deutsche Urheberrechtsgesetz tritt in Kraft. 1902: August Thyssen und Hugo Stinnes erwerben mittels eines von ihnen geführten Konsortiums unter Beteiligung der Deutschen Bank, der Dresdner Bank und der Disconto-Gesellschaft die Mehrheit an der RWE. 1903: Die US-amerikanischen Automobilfirmen Buick Motor Company und die Ford Motor Company werden gegründet. 1903: Das Unternehmen Harley-Davidson wird 1903 in Milwaukee, im Bundesstaat Wisconsin, gegründet. 1903: Das Unternehmen Kraft bzw. Kraft Foods wird in Chicago von James Lewis Kraft gegründet. 1903: Die Werther'sche Zuckerwarenfabrik wird von August Storck gegründet. 1903: In Berlin gründet Emil Rathenau die Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG). 1904: Das Bayer-Kreuz wird als deutsches Warenzeichen mit der Nummer 65.777 vermerkt.
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1904: Der Drogist Max Riese meldet die von ihm erfundene Penaten-Creme beim Reichspatentamt in Berlin an. 1904: Der Kapitän Peter Mærsk Møller und sein Sohn Arnold Peter Møller gründen in Svendborg eine Dampfschiffgesellschaft, die A/S Dampskibsselskabet Svendborg, die sich mit der Zeit zum größten dänischen Unternehmen A. P. Møller-Mærsk und einem Global Player im Logistikbereich entwickeln wird. 1904: Henry Royce und Charles Rolls treffen in einem Hotel in Manchester zusammen, um per Handschlag den gemeinsamen Automobilvertrieb zu vereinbaren. Der Autohersteller Rolls-Royce Motor Cars entwickelt sich im weiteren Verlauf. 1905: Der Bergarbeiterstreik von 1905 war der zweite große Streik der Bergarbeiter im Ruhrbergbau. 1905: In der Premier-Mine bei Pretoria wird der bislang größte Rohdiamant gefunden. Er wiegt 3.106 Karat und erhält als Cullinan den Namen des Minenbesitzers. 1905: Der Schausteller Carl Krone benennt seine Menagerie als Circus Charles, woraus später der Circus Krone wird. 1906: Vincenzo Lancia und sein Freund Claudio Fogolin gründen in Turin den Autohersteller Lancia. 1907: An der New York Stock Exchange kommt es zu Aktienverkäufen, die sich im Dow-Jones-Index mit einem Minus von 8,29 Prozent niederschlagen. Die Verunsicherung der Anleger mündet im Herbst in die Panik von 1907. 1907: Das Luxus-Warenhaus Kaufhaus des Westens (KaDeWe) wird in Berlin-Schöneberg eröffnet. Im selben Jahr eröffnen in Berlin auch das Hotel Adlon und das Strandbad Wannsee. 1907: Das Unternehmen Shell entsteht aus einem Zusammenschluss der N.V.
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Koninklijke Nederlandse Petroleum Maatschappij (Royal Dutch Petroleum Company), Den Haag, und The „Shell“ Transport and Trading Company p.l.c., London. 1907: Henkel bringt das Waschmittel Persil in Deutschland auf den Markt. 1908: Das Unternehmen Maggi bringt den Brühwürfel auf den Markt. 1908: Toblerone wird erfunden. 1908: Die Marke Kaffee Hag wird ins deutsche Markenregister eingetragen. 1909: Mit der Gründung der Anglo-Persian Oil Company beginnt die Geschichte der modernen Mineralölindustrie im Nahen Osten. 1909: Eugène Schueller gründet die Société française de teinture inoffensives pour cheveux, aus der der Kosmetik-Konzern L’Oréal entsteht. 1909: Mit staatlicher Unterstützung gründen Alfred Colsman, Hugo Eckener, Franz Adickes, Wilhelm Marx und andere die erste Fluggesellschaft der Welt: Die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft (DELAG) betreibt die von der Luftschiffbau Zeppelin gebauten Verkehrsluftschiffe. 1909: In Berlin wird der Hansabund zur Vertretung der Interessen von Handel, Gewerbe und Industrie gegründet. Gesellschaft
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Weltausstellungen in Paris, St. Louis, Lüttich und Mailand. Auf der Pariser Weltausstellung werden viele technische Errungenschaften vorgestellt, die das 20. Jahrhundert prägen werden, darunter der Dieselmotor, der Tonfilm und die Rolltreppe. Zur Ausstellung wird auch die Pariser Metro eröffnet. Zahlreiche neue Lebensmittel sollen während der Weltausstellung in St. Louis erfunden worden sein. Gesichert scheint, dass hier erstmals Speiseeis-Waffeln der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Hamburger, Eistee, Zuckerwatte und Erdnussbutter wurden während der Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und dadurch populär. Dr Pepper begann hier den landesweiten Vertrieb seines koffeinhaltigen, kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränks. Als Neuheiten wurden bei der Weltausstellung in Lüttich u. a. ein Kinematograph aus französischer Produktion und eine Schau über die Bedeutung von Fingerabdrücken in der Kriminologie vorgeführt. 1900: In den staatlichen Schulen Preußens wird ein neues Schulfach zum Thema „Sexuelle Aufklärung“ eingeführt. 1901: In Stockholm und Oslo werden erstmals die Nobelpreise verliehen. 1901: Auf Madagaskar wird die erste Autostraße der Welt (Länge: 200 km) eingeweiht. 1901: Ernst von Wolzogen gründet in Berlin mit dem Überbrettl das erste deutsche Kabarett 1901: Der Museumsneubau, der erste Bau des heutigen Pergamonmuseums, wird in Berlin eröffnet. 1902: Der Reichstagsabgeordnete Otto Antrick hält mit insgesamt 8 Stunden Dauer die bis heute längste Rede in einem deutschen Parlament. Er verzögert damit die Abstimmung über die Änderung eines Zolltarifgesetzes. 1903: Der ADAC wird gegründet. 1903: Der Verleger Gerhard Lang hat die Idee für eine erste Vorform eines Adventskalenders. Zeichnerisch umgesetzt wird diese von Richard Ernst Kepler. 1903: Die Polizeidirektion Dresden führt in Deutschland die Daktyloskopie zur Verbrechensaufklärung ein.
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Im selben Jahr wird Henriette Arendt als erste Polizistin Deutschlands beim Stadtpolizeiamt Stuttgart eingestellt. 1904: In New York wird nach vier Jahren Bauzeit die U-Bahn offiziell eröffnet. 1904: Errichtung der Küstenfunkstelle Elbe-Weser Radio. 1904: Der New Yorker Times Square wird erstmals zur Feier des neuen Jahres 1905 verwendet. 1905: In der Tageszeitung New York Herald beginnt die Comicreihe Little Nemo, erfunden und gezeichnet von Winsor McCay. 1906: Der US-amerikanische Architekt Stanford White wird in einem Eifersuchtsanfall vom Millionär Harry Thaw auf dem Dach des zweiten Madison Square Gardens in New York City erschossen. 1907: Maria Montessori, Schöpferin der Montessoripädagogik, eröffnet im römischen Arbeiterviertel San Lorenzo ihr erstes Kinderhaus, die Casa dei Bambini. 1907: Diebstahl der im Schloss Dublin Castle verwahrten irischen Kronjuwelen. 1907/1908: Josef Friedrich Schmidt entwickelt das auf dem indischen Spiel Pachisi beruhende Gesellschaftsspiel Mensch ärgere Dich nicht. 1908: Erste Festnahme eines Straftäters mittels Bildtelegrafie: ein französischer Juwelendieb wird in England dingfest gemacht, nachdem der Daily Mirror ein Fahndungsfoto abgedruckt hat. 1908: Die französische Bildhauerin Thérèse Peltier fliegt in Turin als erste Frau in einem Flugzeug mit. 1909: Die Queensboro Bridge zwischen Queens und Manhattan wird eröffnet. 1909: Das Passagierschiff Republic gerät nach einer Kollision im Nebel mit einem anderen Schiff in Seenot und setzt den ersten ferntelegraphischen Notruf ab. 1909: Eröffnung der weltweit ersten Jugendherberge in Altena. 1909: Vor dem Landgericht Trier wird der Mordfall Friedrich Ferdinand Mattonet verhandelt. Persönlichkeiten Franz Joseph I., Kaiser in Österreich-Ungarn
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Eduard VII., britischer König Kaiser Wilhelm II., deutscher Kaiser Bernhard von Bülow, deutscher Reichskanzler Meiji, Kaiser in Japan Cixi, Kaiserinwitwe von China Guangxu, Kaiser von China Émile Loubet, Präsident in Frankreich Carl Barks, Comicautor und -zeichner H. P. Lovecraft, Schriftsteller Enrico Caruso, Opernsänger Mata Hari, Tänzerin Friedrich Alfred Krupp, Industrieller und Politiker Wilhelm Liebknecht, Revolutionär William McKinley, Politiker und 25. Präsident der Vereinigten Staaten Max Reinhardt, Theater- und Filmregisseur, Intendant, Theaterproduzent und Theatergründer Cecil Rhodes, Unternehmer und Politiker Weblinks Wikipedia:Artikel mit Video
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Bodybuilding ist ein Sport mit dem Ziel der aktiven Körpergestaltung. Zentrales Element ist starkes Wachstum der Muskelmasse, das durch Krafttraining unter Zuhilfenahme von Fitnessgeräten erreicht wird. Jemand, der sich dieser Aktivität widmet, wird Bodybuilder genannt. Bodybuilding wird zur Schwerathletik gezählt, unterscheidet sich jedoch von anderen Kraftsportarten dadurch, dass es beim Bodybuilding primär um das ästhetische Aussehen des Körpers und nur sekundär um die Kraft geht. Bodybuilding wird sowohl von Männern als auch von Frauen betrieben. Im Bodybuilding werden Wettkämpfe durchgeführt, in denen die Teilnehmer ihren Körper in vorgeschriebenen Posen und einer Kür präsentieren. Die gezeigten Leistungen werden von einer Jury verglichen und bewertet. Auf diese Wettkämpfe bereiten sich Bodybuilder durch eine Kombination aus Training für den Muskelaufbau und spezieller Ernährung vor, die den Körperfettanteil senken soll. Wortherkunft und Verwendung Bodybuilding wurde in der ehemaligen DDR offiziell Kulturistik oder Körperkulturistik genannt, womit man sprachlich an die sogenannten Bruderstaaten anknüpfen wollte, in denen Bodybuilding (auch weiterhin) Kulturystyka (polnisch), Kulturistika (tschechisch) oder Культуризм (russisch) genannt wird. Diese Bezeichnungen wurden von den aktiven Athleten jedoch kaum verwendet und der englischsprachige Begriff bevorzugt. Der Begriff „body building“ wurde 1881 von Robert J. Roberts geprägt, der Mitarbeiter im Bostoner YMCA war. Er entwickelte Turnunterricht, der dem heutigen Fitnesstraining ähnelt. Übernommen und populär gemacht hat den Begriff zwei Jahrzehnte später schließlich Eugen Sandow, der ihn vor allem für seine Produktwerbung und zahlreiche Veranstaltungen nutzte. Training Das Bodybuildingtraining ist ein Krafttraining, dessen Hauptziel die erwünschte Umformung des Körpers ist. Der damit verbundene Kraftzuwachs ist für die meisten Bodybuilder nur ein willkommener Nebeneffekt. Das Training kann mit Hanteln oder speziellen Trainingsmaschinen (wie z. B. der Hantelbank) durchgeführt werden.
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Bodybuilding
Beim Bodybuilding wird meist mit Wiederholungszahlen von acht bis zwölf Wiederholungen pro Satz trainiert, während beim Maximalkrafttraining mit höherer Belastung, aber weniger Wiederholungen (eine bis fünf) trainiert wird. Bei 15 bis 25 Wiederholungen bewegt man sich im Kraftausdauerbereich, der für die Kapillarisierung der Muskulatur zuständig ist. Gewöhnlich wird konzentrisch trainiert. Dabei wird der Muskel über einen Großteil seines Bewegungsspielraumes mit möglichst konstanter Kraft belastet. Bei manchen Trainingsmaschinen wird dazu der Kraftverlauf am Angriffspunkt über ein Kurvenrad oder einen Exzenter so gesteuert, dass der Muskel in jeder Phase der Bewegung gleich stark belastet wird. Weitere Trainingsformen ergeben sich aus einer extremen Minderung oder Erhöhung der Wiederholungszahlen (z. B. dem einmaligen Maximalversuch oder dem sogenannten „100er-Satz“), der Verringerung des Ausführungstempos oder einer exzentrischen Belastung (z. B. einem kontrollierten Absenken beim Bankdrücken). Wichtig ist, dass der Muskel nach dem Training genügend Zeit hat, sich zu regenerieren. Aus diesem Grund wird beim Bodybuilding häufig ein Splittraining durchgeführt, welches meist wöchentlich wiederholt wird und bei dem während jeder Trainingseinheit andere Muskelgruppen trainiert werden.
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Ernährung Eine dem Bodybuilding förderliche Ernährung unterteilt man in die Masse- und die Definitionsphase. In beiden Phasen werden verschiedene Nährstoffe, über den Tag verteilt, gezielt eingenommen; durchschnittlich in vier bis zehn Mahlzeiten pro Tag. Dadurch wird gewährleistet, dass dem Körper ein kontinuierlicher Strom an Nährstoffen zugeführt wird, die er zum Aufbau und Erhalt der Muskulatur benötigt. Der Körper wird somit in einem sog. „anabolen“ (aufbauenden) Umfeld gehalten. Besonderer Wert wird dabei auf eine ausreichende Eiweißzufuhr gelegt. Als Faustregel gilt, dass der Bodybuilder täglich 1,5 bis 2 g Protein pro Kilogramm aktiver Körpermasse zuführen sollte. Die Menge an Proteinen kann bei verschiedenen Trainingskonzepten abweichen. Die Menge an Kohlenhydraten und Fetten ist größtenteils abhängig vom Stoffwechseltyp jedes einzelnen Sportlers. Um einen anabolen Zustand auch nachts aufrechtzuerhalten, essen die meisten Bodybuilder vor dem Zubettgehen noch etwas, das ein langsam verdauliches Protein wie bspw. Casein enthält. Das soll den Zustrom wichtiger Aminosäuren auch während der Nacht gewährleisten. Um eine große Menge an Nahrung zu bewältigen, greifen Sportler oft auf Nahrungsergänzungen zurück, die entweder selbst Nährstoffe liefern oder helfen, diese besser zu verwerten bzw. zu verdauen. Sie liegen meist als Pulver, Kapseln oder in Tablettenform vor. Diese Ergänzungen sind legal zu erwerben, abhängig von den jeweiligen Länderbeschränkungen. Aus sportmedizinischer Sicht sind die meisten Nahrungsergänzungsmittel nur für bestimmte Hochleistungssportler sinnvoll. Weiterhin wird in beiden Phasen auch zu illegalen Mitteln gegriffen, die vorwiegend aus dem pharmazeutischen Bereich kommen und zweckentfremdet werden (siehe Abschnitt Doping). Die Massephase beinhaltet das Ziel, durch einen Kalorienüberschuss (gepaart mit gezieltem Training) bei gleichzeitig möglichst geringem Körperfettaufbau dem Körper genügend Aufbaumaterial für den Muskelaufbau zu liefern.
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Die Definitionsphase (meistens vor Wettkämpfen) hat zum Ziel, durch eine negative Kalorienbilanz das Körperfett zu senken, um die Muskeln besser zum Vorschein treten zu lassen. Dabei wird versucht, die vorher aufgebaute Muskelmasse weitestgehend zu erhalten. Erreicht werden beide Ziele durch die Anpassung der Gewichtung von Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten in der Diät untereinander, wie z. B. in der sog. „anabolen Diät“, bei der Fett, gefolgt von Eiweiß, den größten Teil der Nährstoffzufuhr ausmacht und die Kohlenhydratzufuhr gesenkt wird. Ziel ist das Erreichen der Ketose. Diese Form der Diät wird von vielen Sportlern zur gezielten Gewichtsreduktion durchgeführt. Entgegen einem weitverbreiteten Gerücht, wonach tierisches Eiweiß gegenüber pflanzlichem Eiweiß besser für das Bodybuilding geeignet sei, konnten Wissenschaftler keinerlei Belege dafür finden. Vielmehr spielt für den Muskelaufbau die Wertigkeit des Eiweißes eine entscheidende Rolle und diese ist bei entsprechender Kombination im Falle von Pflanzeneiweiß sogar höher als die von Tiereiweiß aus Muskelfleisch oder Eiern. Geschichte Das moderne Bodybuilding geht auf Eugen Sandow, der 1901 in London den ersten Bodybuildingwettbewerb veranstaltete, zurück. In Deutschland machte insbesondere Harry Gelbfarb das Bodybuilding populär. Lange Zeit war der Sport eine Männerdomäne. Seit den 1970er-Jahren begannen auch Frauen, ausgehend von den USA, mit dem Bodybuilding. Während Bodybuilding vor allem als eine besondere Form der Verbesserung von Schönheit, Gesundheit und Körperkraft angesehen wurde, überwiegen mit der Verwendung von hormonellen Substanzen auch weniger gesunde Aspekte. Siehe: Frauenbodybuilding
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Bodybuilding als Leistungssport Obwohl der Bekanntheitsgrad in den letzten Jahrzehnten infolge der Fitnessbewegung deutlich zugenommen hat, wird es in der breiten Öffentlichkeit eher als Attraktion denn als Leistungssport wahrgenommen (siehe Abschnitt Bodybuilding als Lebensstil). Das könnte daran liegen, dass der Begriff des Sports allgemein eher auf dem Vergleich von Kraft, Ausdauer und Koordination basiert, als auf der Präsentation von trainierten Körpern, die eher mit Schönheitswettbewerben in Verbindung gebracht wird. Die begrenzte Breitenwirkung geht mit vergleichsweise geringen Verdienstmöglichkeiten einher. Auf den 17 weltweit wichtigsten Turnieren wurde 2011 ein Gesamtpreisgeld von lediglich umgerechnet 1,3 Millionen Euro ausgeschüttet. Viele Bodybuilder schließen deshalb Sponsorenverträge ab oder eröffnen Fitnessstudios und Geschäfte für Nahrungsergänzungsmittel, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Ablauf der Wettbewerbe Bodybuilder präsentieren ihre Körper im Rahmen von Wettbewerben. Dazu treten sie in unterschiedlichen Gewichts- bzw. Größenklassen, getrennt nach Geschlecht und Alter, als Amateure und Profis an, bekleidet mit einem Posingslip bzw. einem Bikini. Klasseneinteilung Die Klasseneinteilung erfolgt nach Regularien des IFBB und des DBFV nach dem jeweiligen Körpergewicht des Bodybuilders: Männer 1: bis 70 Kilogramm Männer 2: bis 80 Kilogramm Männer 3: bis 90 Kilogramm Männer 4: bis 100 Kilogramm Männer 5: über 100 Kilogramm Bodybuildingverbände, die eine Größeneinteilung bei Männern praktizieren, sind keine anerkannten Sportverbände und gehören nicht dem Weltverband IFBB an. Nur über diesen kann sich ein Bodybuilder z. B. für den internationalen Bodybuildingwettkampf Mr. Olympia qualifizieren, der als höchste Auszeichnung im professionellen Bodybuilding gilt. Wertungskriterien In allen Kategorien bewertet eine Jury vor allem die Muskulosität, die Symmetrie und die Proportionen der Wettkampfteilnehmer.
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Muskulosität Die Masse und Dichte sowie die Härte und Teilung der Muskeln. Angestrebt wird die Verbindung von möglichst viel Muskelmasse mit einer Definition, die eine Muskelgruppe von der anderen abgrenzt und die Details innerhalb einer Muskelgruppe deutlich werden lässt. Die Sichtbarkeit von Venen (Vaskularität) ist kein Wertungskriterium, kann die Kampfrichter aber auf eine gute Härte, also einen geringen Körperfettanteil und kaum Wasser unter der Haut, aufmerksam machen. Symmetrie Die gleichmäßige Entwicklung beider Körperhälften. Proportionen Eine möglichst gleichmäßige Entwicklung aller Muskelgruppen. Präsentation Die Art, wie ein Athlet seinen Körper auf der Bühne präsentiert ist kein Wertungskriterium. Dennoch kann ein Athlet mit geschicktem Stellen der Posen von Schwächen ablenken und auf Stärken aufmerksam machen und somit eine bessere Wertung erreichen. Die Kür (60 bis 90 Sekunden auf Amateurebene) wird gewertet, spielt jedoch nur bei Punktegleichstand zwischen zwei Athleten eine Rolle. Das so genannte „Posedown“ (freies Posing), in dem jeder der fünf bis sechs Finalisten einer Klasse gegen jeden antritt, wird nicht mehr in die Wertung einbezogen. Höhepunkt jedes Wettkampfs ist ein Posedown, in dem alle Klassensieger nach dem Vergleichen in den Pflichtposen miteinander um den Gesamtsieg kämpfen. Ästhetik Diese stellt kein eigenes Wertungskriterium dar, doch haben Athleten mit schönen Muskelformen, einer vorteilhaften Knochenstruktur (breite Schultern in Kombination mit einer schmalen Hüfte/Taille und schmalen Gelenken) und fließenden Übergängen zwischen den Muskeln (Linie) oftmals Vorteile gegenüber „blockigen“ Athleten, selbst wenn diese massiger und/oder härter sind. Diese Punkte sind von der Genetik abhängig und können durch nichts beeinflusst werden.
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Classic Bodybuilding Um Männern mit Mischfiguren auch eine Chance zu geben, an Wettbewerben teilnehmen zu können, wurden in den 1990er Jahren neue Fitnesskategorien eingeführt, nachdem die Teilnehmerzahlen im „klassischen Bodybuilding“ drastisch zurückgingen. Sie gingen aus den sog. „Männerfigurklassen“ der NABBA hervor. Der erste Auftritt von Männerfigurklassen fand im Rahmen einer „Night of the Champions“ der NABBA 1995 in Köln statt, die erste Deutsche Meisterschaft im Figurbodybuilding der Männer wurde durch die NABBA im Herbst 1996 in Gotha ausgetragen. Während die Einordnung in den verschiedenen Kategorien der Figurklassen (Fitness, Leistung usw.) bei der NABBA auf Grundlage einer im Vorfeld ausgetragenen „Sichtung“ vorgenommen wird, legt der DBFV für die so genannte „Classic-Bodybuilding-Klasse“ ein bestimmtes Verhältnis von Körpergröße zu Körpergewicht fest. Einteilung Bei regionalen und nationalen Meisterschaften erfolgt die Klasseneinteilung nach einer Körperindexformel: Körpergröße minus 100 = Wettkampfgewicht: bis 170,0 cm: (Körpergröße − 100) 170,1 cm bis 178,0 cm: (Körpergröße − 100) + 2 kg 178,1 cm bis 186,0 cm: (Körpergröße − 100) + 4 kg über 186,0 cm: (Körpergröße − 100) + 6 kg Beispiel: Körpergröße 174 cm = (174 − 100) + 2 kg = Maximum 76 kg Ein Athlet mit einer Körpergröße von 174 cm darf demnach nicht mehr als 76 kg wiegen. Mit diesem Größe-Gewicht-Wettkampf werden den Athleten neue Perspektiven geboten. In dieser Klasse steht die Masse als Wertungskriterium nicht mehr im Vordergrund und bietet eine größere Chancengleichheit, als in den traditionellen Bodybuildingklassen.
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Mr. Olympia Bodybuilding war zeitweilig im Programm der World Games enthalten, wurde aber vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nie als olympische Sportart anerkannt. Als prestigeträchtigster Wettkampf im Bodybuilding gilt der seit 1965 ausgetragene Mr. Olympia. Rekordtitelträger sind die beiden US-amerikanischen Athleten Lee Haney (1984–1991) und Ronnie Coleman (1998–2005) mit je acht Siegen. Aktueller Mr. Olympia ist der Ägypter Mamdouh Elssbiay (2020). Die erfolgreichsten deutschen Athleten sind Jusup Wilkosz (1984) und Dennis Wolf (2013), die jeweils einmal den dritten Platz belegten. Weitere bekannte Deutsche mit Top-10-Platzierungen sind Peter Hensel, Günter Schlierkamp, Dennis James, Markus Rühl und Ronny Rockel. Bekannte Bodybuilder Der gebürtige Österreicher Arnold Schwarzenegger erlangte als siebenfacher Mr. Olympia und durch weitere Erfolge auch außerhalb der Bodybuildingszene eine große Bekanntheit. Nach einer Karriere im Filmgeschäft wechselte er in die Politik und wurde zum Gouverneur von Kalifornien gewählt. Auch weitere Szenegrößen wie Steve Reeves, Lou Ferrigno oder Ralf Möller verdanken ihre Hollywoodkarrieren letztendlich dem Bodybuilding. Bodybuilding und Gesundheit Das Verletzungsrisiko beim Krafttraining ist gering. Die Sportart steht jedoch aufgrund von verbreitetem Dopingmissbrauch, auch im Amateurbereich, immer wieder im Blickpunkt der Medien. Doping
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Allgemein Der Missbrauch von leistungsfördernden, insbesondere muskelaufbauenden Medikamenten ist vor allem im Profi-, aber auch im Amateurbereich, weit verbreitet. Am gebräuchlichsten sind dabei verschreibungspflichtige Medikamente wie anabole Steroide und Hormonpräparate (vor allem Testosteron und dessen Derivate) sowie Diuretika (Entwässerungsmittel). Diese werden auf dem Schwarzmarkt erworben und zumeist ohne ärztliche Kontrolle häufig über Monate in höchsten Dosierungen und in unterschiedlichsten Kombinationen konsumiert, wobei sich die jeweiligen Nebenwirkungen der Einzelstoffe multiplizieren können. Besonders die Steroid- und Hormonpräparate bedeuten drastische Eingriffe in das Gleichgewicht der Körperchemie, mit teils gravierenden Nebenwirkungen. Insbesondere die zum Dopingstandard zählenden Steroide, „Roids“ genannt, verursachen nach Stand der Forschung häufig gravierende, dauerhafte Schäden an inneren Organen, wobei die krankhaften Veränderungen – weil von außen nicht sichtbar und zunächst auch meist nicht fühlbar – typischerweise bei den meisten Konsumenten sehr lange unentdeckt bleiben, bis scheinbar „aus dem Nichts“ massive Krankheitssymptome wie etwa ein Herzinfarkt auftreten (siehe unten). Sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich sind zahlreiche durch Doping verursachte Todesfälle bei jüngeren Athleten wissenschaftlich dokumentiert. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Anabolika-konsumierende Wettkampf-Bodybuilder ein vier- bis fünffach höheres Risiko als die Normalbevölkerung haben, bereits in jungem Alter zu sterben.
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Natural Bodybuilding Infolge der Dopingproblematik ist in den späten 1990ern die Bewegung „Natural Bodybuilding“ entstanden, deren Anhänger bewusst auf den Einsatz leistungssteigernder chemischer Substanzen verzichten und sich auf Faktoren wie Training, Ernährung und Genetik beschränken. Ein bekannter Vertreter der Bewegung ist der Bodybuilder und Buchautor Berend Breitenstein, der 2003 die German Natural Bodybuilding & Fitness Federation (GNBF) gründete. Die GNBF kooperiert seitdem als einzige deutsche Institution mit dem internationalen Dachverband Drug Free Athletes Coalition (DFAC). Europaweit agierende Verbände mit Bezug zum „Natural Bodybuilding“ sind darüber hinaus die International Natural Bodybuilding Association (INBA), die International Natural Bodybuilding Fitness Federation (INBF) und die Union Internationale de Bodybuilding Naturel (UIBBN). Im Jahr 2022 gab der nach vorherigen Angaben „natürliche“ Bodybuilder und Fitness-Influencer Brian Johnson (bekannt unter dem Pseudonym Liver King) in einer Stellungnahme zu, sich in Wahrheit mit anabolen Steroiden gedopt zu haben. Dem Eingeständnis ging ein einstündiges Video auf YouTube voraus, das einen entsprechenden Vorwurf erhebt und dafür Belege anführt. Zuvor erklärte Johnson seine massive Muskulatur mit dem Verzehr von rohen Innereien und einem primitivistischen Lebensstil. Häufigkeit Im professionellen Bodybuilding liegt die Dopingrate nach Schätzungen bei 100 Prozent, weil das dort gezeigte Niveau ohne Steroideinsatz nicht möglich sei. Laut dem Doping-Forscher Luitpold Kistler geben Hochleistungs-Bodybuilder bis zu 5000 Euro pro Monat für Mittel aus, die den Muskelaufbau unterstützen. Andere sprechen von deutlich höheren Beträgen. Dennoch wird häufig der Eindruck erweckt, das Profibodybuilding sei dopingfrei. So wurde der an massivem Dopingmissbrauch gestorbene Profi Andreas Münzer als „Saubermann“ vermarktet.
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In einer Studie von 1998 wurden in 24 deutschen Fitnessstudios Amateursportler befragt. Dabei gaben von den 255 befragten Personen (204 Männer und 51 Frauen) 24 Prozent der Männer und 8 Prozent der Frauen an, regelmäßig anabole Steroide einzunehmen. Laut Kistler (2007) konsumierten im deutschen Amateurbodybuilding etwa 30 Prozent der Männer und fünf Prozent der Frauen regelmäßig Steroide. Beweggründe für Doping Dem Muskelwachstum sind bei jedem Menschen durch eigene genetische Anlagen Grenzen gesetzt. Selbst bei intensivem Training und perfekt abgestimmter Ernährung stößt der Athlet nach gewisser Zeit an eine natürliche Grenze („naturales Limit“ oder auch „genetisches Limit“ genannt), ab der kein Zuwachs an Muskelmasse mehr erfolgt. Das erzielte Erscheinungsbild des Körpers ist dann in der Regel noch weit von dem Aussehen von Profibodybuildern entfernt. Durch Doping mit Hilfe von Steroiden kann diese natürliche Grenze überwunden und bei gleichzeitigem intensiven Training ein weiteres Wachstum an Muskelmasse erzielt werden. Diese Substanzen sind relativ einfach verfügbar. Sie werden in vielen Fitnessstudios „unter der Hand“ verkauft und sind im Internet bestellbar. Die latente Bereitschaft zum Doping wird zudem durch die vor allem unter Jugendlichen verbreitete Ansicht gefördert, dass es „jeder tut“.
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Durch das Doping werden große Zuwächse an Muskelmasse innerhalb von relativ kurzer Zeit (häufig wenigen Monaten) möglich, wobei sich in der Regel das gesamte Körperbild ändert. Nach Absetzen der Substanzen bilden sich diese Muskelzuwächse jedoch meist wieder auf ein natürliches Maß zurück. Das führt häufig zu negativem Feedback der Umwelt („Du bist aber wieder dünn geworden“) und zur Enttäuschung des Sportlers. Dadurch kann der Wunsch entstehen, durch erneutes Doping das Erfolgserlebnis zu wiederholen und zu verstetigen, was den Einstieg in eine Abhängigkeit bedeuten kann. Besonders psychisch weniger gefestigte Personen und Jugendliche sind sehr anfällig für eine solche Entwicklung. Amerikanische Wissenschaftler stellten bei Anabolikakonsumenten in einer Studie ähnliche Suchtsymptome fest wie bei Konsumenten von „harten“ Drogen wie Opiaten. Zusätzlich zu Veränderungen im Körperbild treten häufig auch Verhaltensänderungen aufgrund des Hormonkonsums ein, etwa übermäßige Aggressivität. Doping als gesellschaftliches Phänomen Jörg Scheller wies darauf hin, dass die in den Medien oft sensationsheischend geführte Debatte um Bodybuilding und Doping einseitig sei und das Thema nicht isoliert betrachtet werden könne. Vielmehr müsse man sich fragen, ob nicht die heutige Gesellschaft systematisch Doping in allen Lebensbereichen fördern würde, und ob die Auswüchse im Bodybuilding nicht nur ein drastisches und sichtbares Symptom dieser Entwicklung wären: Vor diesem Hintergrund könne es eben nicht darum gehen, auch im Bodybuilding zu einem „abstrusen Ideal“ aufzuschließen, das „unendliches Wachstum und ewige Perfektion“ verspreche. Es nütze nichts, die „kapitalistische Utopie“ durch Dopingeinsatz auch noch auf den eigenen Körper zu übertragen. Wer sich mit dubiosen Substanzen behelfe, gleich ob im Finanz-, Agrar-, Politik- oder Körper-Sektor, mache sich psychisch, physisch und finanziell abhängig, und könne „auf sein Werk nicht stolz sein“.
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Häufige Nebenwirkungen Beispiele häufiger Nebenwirkungen bei Männern sind: Hodenatrophie (Schrumpfung der Hoden) Gynäkomastie (Wachstum weiblicher Brüste, im engl. Szenejargon „bitch tits“, dt. „tittis“ genannt) Erektile Dysfunktion (Impotenz) Organschäden, vor allem Nieren- und Leberschäden (besonders Lebertumore), bis hin zu Organ- oder Multiorganversagen mit Todesfolge Herzprobleme (v. a. unnatürliche Verdickung der Herzwände oder häufig unbemerkte Herzinfarkte) und dauerhafte Schädigungen des Herzmuskels mit Folge einer Schwerbehinderung und/oder Tod Negative psychische Veränderungen (vor allem übersteigerte Aggressivität) Veränderung der LDL- und HDL-Cholesterinspiegel im Blut Schlaganfälle Haarausfall
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Tödliche Risiken Ausgelöst durch Doping mit Steroiden, Hormonpräparaten und/oder Entwässerungsmitteln (Diuretika) treten bei Bodybuildern regelmäßig schwere Nebenwirkungen auf. Je nach Wirkstoffkombination, Dosierung und Veranlagung des Sportlers können dabei bereits etwa sechs Monate nach dem Erstkonsum irreparable Schäden auftreten. Dazu gehören vor allem massive, lebensbedrohliche Probleme des Organ- und Herz-Kreislauf-Systems, wie eine Vergrößerung des Herzens, eine Verkalkung der Gefäße, Schlaganfälle sowie Leber- oder Nierenversagen. Nach einer längeren Zeit der Anwendung ist das Auftreten solcher Schäden fast zwangsläufig. Gesunde, körperlich unbeeinträchtigte Langzeitkonsumenten ohne Organschäden sind eine Ausnahme. Viele der Schäden sind nur durch gründliche ärztliche Untersuchungen feststellbar und verursachen über längere Zeit kaum körperliche Beschwerden oder Schmerzen, bis schließlich – scheinbar plötzlich – ein gravierender Schaden, wie ein Herzinfarkt, eintritt. Daher besteht die Gefahr, dass Langzeitkonsumenten ihren Gesundheitszustand fälschlicherweise zu positiv einschätzen. Im Rahmen einer Doktorarbeit an der Universität München wurden zehn männliche Verstorbene von 28 bis 45 Jahren, die nachgewiesenermaßen als Amateure anabole Steroide verwendet hatten, obduziert und die Organe auf Schäden untersucht. Es zeigte sich, dass die Anabolika in allen Fällen zu weitreichenden Organschädigungen, insbesondere des Herz-Kreislauf-Systems, der Leber und der Geschlechtsorgane geführt hatten.
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Vier- bis fünffach höhere Sterblichkeitsrate bei Anabolika-Konsumenten Eine finnische Studie untersuchte 62 männliche Kraftsportler, die von 1977 bis 1982 in Finnland jeweils zu den fünf landesweit Besten in den Klassen zwischen 82,5 und 125 kg gehörten. Alle Testpersonen wurden verdächtigt, Anabolika zu missbrauchen. In den folgenden 12 Jahren hatten die Testpersonen eine etwa vier- bis fünfmal höhere Sterblichkeit als männliche Vergleichspersonen des gleichen Alters in der Normalbevölkerung. Im beobachteten Zeitraum von 12 Jahren nach Studienbeginn starben 12,9 % der Bodybuilder, aber nur 3,1 % der Vergleichspersonen aus der Normalbevölkerung. Bereits 1996 waren insgesamt 46 dopingbedingte Todesfälle im Bodybuilding wissenschaftlich ausführlich dokumentiert. So starb am 14. März 1996 der Profibodybuilder Andreas Münzer mit nur 31 Jahren an multifunktionalem Organversagen infolge jahrelangen Dopings. Der Dopingexperte Werner Franke schätzte im gleichen Jahr die Gesamtzahl der Dopingtoten auf über 600, die zum größten Teil als Anabolikaopfer unerkannt blieben, da viele Tote nicht gründlich genug untersucht würden. Kontrollen Bei deutschen Wettbewerben werden Dopingkontrollen nach Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), des Deutschen Sportbundes (DSB) und der International Federation of Bodybuilding & Fitness (IFBB) durchgeführt. Die Dopingkontrollen der German Natural Bodybuilding Federation (GNBF) werden auch zwischen den Wettkämpfen durchgeführt, wobei teilweise Lügendetektoren eingesetzt werden. Die Wirksamkeit vieler Dopingkontrollen ist jedoch umstritten.
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Einstellung im Amateurbereich Der Missbrauch von Medikamenten, insbesondere das Steroiddoping, wird unter Aktiven überwiegend verharmlosend als „Kur“, bzw. in Verbform als „kuren“ bezeichnet. In zahlreichen Internetforen sind Dosierungstipps, Berichte zur Bekämpfung von Nebenwirkungen durch die Gabe weiterer Medikamente sowie Richtlinien für das richtige Setzen der Injektionen abrufbar. Aufsehenerregende Todesfälle wie der von Andreas Münzer sowie Berichte über schwerste Nebenwirkungen und dauerhafte körperliche Schäden sowie Todesfälle auch im Amateurbereich haben bisher kaum zu einer kritischeren Haltung geführt. In Internetforen berichten Betroffene von regelrechtem Suchtverhalten und psychischer Abhängigkeit. Laut Luitpold Kistler wirken Steroide auch als Einstiegsdroge. Es sei zu beobachten, dass die Athleten während oder nach deren Einnahme teilweise auch andere Substanzen, wie Antidepressiva, Amphetamine oder härtere Drogen zu sich nähmen. Doping bei Jugendlichen Besonders kritisch ist der Dopingmissbrauch durch Heranwachsende, unter anderem weil die meisten gebräuchlichen Steroide ein eventuell noch vorhandenes Größenwachstum des Körpers durch vorzeitigen Verschluss der Epiphysenfugen in den Knochen unwiderruflich beenden können. Selbst Bodybuilder, die dem Doping trotz der oben genannten schweren Risiken eher positiv gegenüberstehen, raten von einer Anwendung von Steroiden durch Personen bis zu einem Alter von etwa 21 Jahren „dringend ab“. Die Zahl der Missbrauchsfälle hat in dieser Altersgruppe in den letzten Jahren zugenommen. Der Arzt und Dopingforscher Luitpold Kistler erwartet eine weitere Zunahme:
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Gefahr einseitigen Trainings Des Weiteren kann das übermäßige Trainieren einzelner Muskelgruppen auf Dauer zu Haltungsschäden führen. Häufig sieht man Sportler mit nach vorn verdrehten Schultern und Armen, verursacht durch ein gegenüber der Rückenmuskulatur erhöhtes Training der Brust- und Bauchmuskulatur. Derartige Haltungsschäden sind bei richtigem Training allerdings ausgeschlossen. Wichtig ist daher eine ausgewogene Übungszusammenstellung (dazu gehört das Training der Antagonisten) und eine saubere Ausführung der einzelnen Übungen. Kreislauf Viele Bodybuilder leiden auch unter Bluthochdruck. Da beim reinen Bodybuilding meist nur Muskeltraining betrieben wird und kaum Ausdauertraining, steht die so aufgebaute Muskelmasse bzw. Körpermasse nicht in Relation zum Herz-Kreislauf-System. Das relativ wenig trainierte Herz muss stärker pumpen und hypertrophiert, um die unverhältnismäßig große Körpermasse mit ausreichend Blut zu versorgen. Das kann allerdings hinreichend vermieden werden, wenn gemäß moderner Trainingsmethodik auch regelmäßig Trainingszyklen eingelegt werden, die sich vor allem auf den Kraftausdauerbereich konzentrieren. Zwei- bis dreimal pro Jahr – etwa vier Wochen lang – gelten als anerkannt, um einen Abbau von Kraft und Muskelmasse zu vermeiden und gleichzeitig das Herz zu kräftigen, vorausgesetzt, es findet wenigstens einmal pro Woche ein Ausdauertraining von 20 bis 30 Minuten statt. Joggen, aber auch Schwimmen oder Radfahren haben sich sehr bewährt. Ein solides Kraftausdauertraining setzt sich aus sogenannten Multigelenksgrundübungen zusammen: zwei Trainingseinheiten pro Woche, drei bis fünf Übungen (z. B. Kniebeugen, Bankdrücken, Klimmzüge, Kreuzheben mit gestreckten Beinen, eine Bauchübung) pro Trainingseinheit, zwei Sätze von je 20–30 Wiederholungen bei max. einer Minute Pause. Es geht dabei weniger um das Muskel- als um das Atemversagen. Wer Muskeln in Jahren harten Trainings aufgebaut hat, wird sie in diesen Wochen nicht verlieren.
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Krafttraining selbst fordert das Herz, entwickelt aber meist nur die linke Herzkammer. Ausgleichendes Ausdauertraining verschafft eine gleichmäßige Entwicklung. Weitere verbotene Hilfsmittel Vereinzelt wird Synthol von Bodybuildern verwendet. Das ist ein Öl, das direkt in den Muskel gespritzt wird und sich dort einkapselt, was den Muskel scheinbar vergrößert. Muskelpartien, die durch Syntholinjektionen vergrößert wurden, sehen in der Regel jedoch unnatürlich glatt aus, bzw. lassen eine natürliche Teilung und Definition vermissen. Wird versehentlich in ein größeres Blutgefäß injiziert, kann das zu schweren Gesundheitsschäden führen. Zudem kann die Anwendung zu sehr unnatürlichen und unästhetischen Ausbeulungen der Muskeln führen. Das Injizieren von Synthol ist – wie auch das Einsetzen von Silikonimplantaten – eine im Wettkampfbodybuilding streng verbotene Maßnahme, die zum Ausschluss des Athleten von Verbandswettkämpfen führt. Silikonimplantate in den Brüsten weiblicher Bodybuilder werden allerdings geduldet und sind sehr weit verbreitet. Krankhaftes bzw. fehlerhaftes Selbstbild: Dysmorphophobie Kistler hat darauf hingewiesen, dass viele engagierte Bodybuilder – insbesondere professionelle Bodybuilder – „in einer ganz eigenen Welt“, in einer Art Wahn leben würden, aus dem sie nicht mehr herauskämen. Im Profi-Bodybuilding würden gerade eine Handvoll Athleten gut verdienen, was meist bedeute, dass sie gerade einmal ihren Lebensunterhalt verdienen könnten. Andere würden knapp an der Armutsgrenze leben und teilweise Eigentum versetzen, um mit ihrem Sport weitermachen zu können. Das hinge auch mit den enormen Ausgaben für Medikamente und Dopingmittel zusammen, bis zu mehreren tausend Euro im Monat. Im medizinischen Sinn würde das teilweise mit als krankhaft geltendem Verhalten einhergehen, das durch ein gestörtes Selbst- bzw. Körperbild definiert sei, der so genannten Dysmorphophobie:
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Bodybuilding als Lebensstil und Bodybuildingkultur Innerhalb der Fitnessszene, die durch den Fitnessboom in den 1980er und 1990er Jahren immer mehr Milieus und immer vielfältigere Bevölkerungsgruppen ergriffen hat, nimmt die Bodybuildingszene im engeren Sinne nach wie vor eine besondere Stellung ein. Sie hat sich eine gewisse eigenständige Kultur bewahrt. Im Gegensatz zu anderen Richtungen der Fitnessszene, bei denen Körperertüchtigung, Gesundheit, Spaß und „Sich-fit-Fühlen“ oft die Hauptziele sind, stehen bei vielen Bodybuildern Aspekte eines zelebrierten Körperkultes im Vordergrund: Das „Selbst-Schaffen“ eines perfekten Körpers, stark ausgeprägtes ästhetisches Bewusstsein, das Posing (demonstratives „Sich-zur-Schau-Stellen“ oder „Imponieren-Wollen“) mit einem extrem geformten Körper im Alltag. Körperkult Dieser Körperkult, der fetischhafte Züge annehmen kann, wird für viele Bodybuilder zu einem bestimmenden, zeitintensiven und identitätsstiftenden Element ihres Lebensstils. Dabei geht das Zelebrieren dieses Kultes oft weit über das eigentliche Bodybuilding hinaus. Man spricht daher auch von Bodystyling. Der Begriff bezeichnet ein offensives Gestalten der gesamten äußeren Erscheinung und impliziert zugleich eine besondere Wertschätzung einer imposanten ästhetischen Wirkung. Dabei wird die Gestaltung des Äußeren mittels Bodybuilding meist unterstützt durch die Nutzung von Solarien und Kosmetika. Oft verändern Tätowierungen oder Piercings das Aussehen des Körpers zusätzlich. Das ist umso bemerkenswerter, als Bodybuilding eine männerdominierte Szene ist (bei Frauen weiter verbreitet ist dagegen Bodyshaping). Seit der französischen Revolution und dem Ende der höfischen Kultur des Rokoko war es den Frauen vorbehalten, sich intensiv um ihre Schönheit zu kümmern. Männer interessierten sich, dem neuen bürgerlichen Leitbild entsprechend, dafür weniger, sondern eher für Technik und Wirtschaft.
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Was lange Zeit im westlichen Kulturkreis für Männer sehr ungewöhnlich war, wurde und wird hier auch gerade von den männlichen Bodybuildern exzessiv ausgelebt und kultiviert: Gestaltung und Pflege des eigenen Körpers sowie das Achten auf die äußere Erscheinung. Einschränkend ist festzustellen, dass heute auch gesamtgesellschaftlich die Tendenz bei Männern zunimmt, der Gestaltung des Körpers und des Aussehens (zum Zwecke der Steigerung der Attraktivität aus eigener Sicht) mehr Gewicht zu geben, wenn auch oft nicht in dem Maße und der Art, wie es in der Bodybuildingszene Usus geworden ist. Gleichzeitig jedoch mündet diese neue männliche Haltung zum Körper im Bodybuildingkontext in einen Stil, der der bürgerlich-europäischen Tradition verhaftet bleibt, denn der neue Körperkult dient dem Zelebrieren eines extremen Männlichkeitskultes. Die Neuerung besteht lediglich in der Ästhetisierung etablierter Männlichkeitsbilder (dem „starken Mann“). Galerie Bodybuilder auf einer Meisterschaft in der Germeringer Stadthalle, 1995
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Körperkunst Zahlreiche Autorinnen und Autoren, aber auch Bodybuilder selbst betonen, dass Bodybuilding Kunstschaffen am eigenen Körper sei. So sagt etwa der frühere IFBB-Profi Ed Corney: „I look at myself as a piece of art. I have taken 20 years to develop my physical body into the shape it’s in right now, and if that isn’t art, I don’t know what art is.“ David L. Chapman, Biograph des ersten Bodybuilders Eugen Sandow (1867–1925), schreibt über Sandows Posingkür um 1900: „The athlete had long since made his poses plastiques the center of his act, rather than his weightlifting or feats of strength“. Diesem Paradigmenwechsel ist die 1946 gegründete IFBB bis heute verpflichtet. Im Regelwerk des Verbands sind ausschließlich formalästhetische Bewertungskriterien ausschlaggebend. Vor diesem Hintergrund charakterisiert Charles Gaines, Autor des Buchs und Films Pumping Iron, Bodybuilding 1974 als „aesthetic rather than athletic“ und definiert es als „athletic training of the body for artistic competition“. Der Kunstwissenschaftler Jörg Scheller rückt das heutige Bodybuilding in die Nähe der formalistischen Kunst- und Kunsttheorie unter popkulturellen Vorzeichen, da es sich nicht länger an mythologischen Vorbildern orientiere, anstelle des kulturkonservativen Ideals der Schönheit auf eine extreme, irritierende, selbstbezügliche Ästhetik setze und das Medium – den Körper – zur Botschaft erkläre. Scheller grenzt deshalb Bodybuilding streng vom Sport ab. Der Bodybuilder sei „eine Person, die sportliche Methoden für autoplastische Zwecke nutzt. Die anvisierte Ästhetik ist dabei puristischer, extremer und erhabener Natur“. Allgemein lasse sich Bodybuilding im Vergleich zum Sport wie folgt definieren: Sport = Vergleich der Qualität der Funktionen des Körpers in einer Wettkampfsituation Bodybuilding = Vergleich der Qualität der Formen des Körpers in einer Wettkampfsituation
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Die Sammlung „Schäfer“ des Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte in Hannover ist die umfangreichste Sammlung zur Geschichte des Bodybuildings, Catchens, Wrestlings, Kraftsports in Europa und steht Nutzern offen. Posing und Pimping Posing ist das bewusste Inszenesetzen der Muskulatur vor Preisrichtern bei einem Wettkampf. Dieses Posen wird von professionellen Bodybuildern geübt, wie der Tanz eines Tänzers vor dem Auftritt. Begleitet wird dieses Posing durch Musik. Posing und Musik sollen eine harmonische Einheit bilden und wird unter anderem neben den Proportionen stark bei einem Wettkampf gewertet. Bodybuilder trainieren immer wieder vor dem Spiegel um ihr Posing zu perfektionieren. Der in jüngster Zeit auch im deutschen Sprachraum sich etablierende Begriff „Pimping“ bedeutet das Stylen, Aufmotzen und Aufrüsten, um eine beeindruckende Wirkung beim Posing zu erzielen. Im Bezug auf die äußere Gestalt des menschlichen Körpers im Kontext der Bodybuildingszene ist Pimping („Pimp My Body“) nahezu identisch mit sog. „Bodystyling“ mit dem Ziel einer auffälligen, attraktiven und beeindruckenden Gestalt. Neben einem muskelstrotzenden Körper und braungebrannter Haut wird viel Wert auf prestigeträchtige Kleidung und Accessoires gelegt. Als Substantiv bezeichnet „Pimp“ (nicht zu verwechseln mit dem englischen Begriff für Zuhälter) einen Menschen, der auf Posing und Pimping Wert legt und es aktiv betreibt. In dieser Mentalität gibt es Berührungspunkte und Schnittmengen mit anderen Szenen, z. B. der Auto-Tuning-Szene („Pimp My Car“, „Pimp My Ride“).
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Es gibt auch Bodybuilder, die sich von dieser Kultur des Posings und Pimpings jenseits des Bodybuildingwettkampfes deutlich distanzieren und Bodybuilding und -styling eher mit dem Ziel betreiben, sich im eigenen Körper wohler zu fühlen und ihn den eigenen ästhetischen Vorstellungen anzupassen. Kleidung Seit dem Beginn des Fitnesstrends Anfang der 1980er Jahre haben die verschiedenen Fitnesssportarten immer wieder eigene Kleidungsstile und -moden hervorgebracht. Zu erwähnen ist insbesondere die Aerobicmode der 1980er Jahre. Anfang der 1990er Jahre entstand eine charakteristische Bodybuildingmode, die sich als bequeme, weite Sportbekleidung zunächst in Fitnessstudios verbreitete. Sie bestand in der Regel aus sog. „Bodyhosen“ und „Muskelshirts“ unterschiedlichen Schnitts. Bodyhosen sind leichte Jerseysporthosen, die mit einem breiten hochsitzenden Gummizugbund etwa auf Taillenhöhe sitzen. Dieser Bund hat optische Ähnlichkeit mit dem Bund von Boxershorts. Von diesem Bund fällt die Hose locker in Falten und hat im Bereich der Oberschenkel bis unter die Knie eine enorme Weite, um sich von da an konisch zu verjüngen und dann bis unterhalb der Knöchel in einem engen Beinabschluss zu enden. Bodyhosen bestehen in der Regel aus Baumwolljersey, seltener aus Nylon. Anfangs waren sie üppig gemustert, später eher einfarbig mit leichter reliefartiger Struktur. Da Bodyhosen nur von einem Gummizugbund gehalten werden, sind sie besonders leicht an- und auszuziehen.
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Muskelshirts waren von Anfang an vielfältiger im Schnitt. Einerseits gibt es enganliegende Varianten als Achselshirts (Tank-Tops) mit Trägern, die viel Haut zeigten, daneben gab es extremweite kastenartige Shirts aus schwerem Sweatshirtjersey oder Frottee, die aussahen wie Sweatshirts, denen die Ärmel abgeschnitten wurden, jedoch ohne jegliche Bündchen (so genannte Rag-Tops). Sie wurden in verschiedenen Längen getragen, gerne auch bauchfrei. Mit Ärmeln wurden sie auch gern in pobedeckender Form getragen, als sog. „Sleeveshirts“. Als dritte Form des Muscleshirts etablierten sich die aus der Technoszene entlehnten eng anliegenden Kurzarm-T-Shirts aus dünnem Nylon, die die Muskelstruktur optimal abzeichneten und zum Teil noch einen gewissen Push-Up-Effekt hatten.
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Mitte der 1990er Jahre wurde dieser Stil („American Sportswear“) vermehrt von Anhängern der Bodybuildingszene auch außerhalb der Studios als Streetwear getragen. Die Kleidung wandelte sich zur prestigeträchtigen Lifestylebekleidung der Bodybuildingszene. Die mittlerweile etablierten Bodybuildingmarken, wie „Uncle Sam“, „Platinum“ und „Gorilla Wear“ erlangten Kultstatus. Sie hatten nach und nach diese Szenebasics durch prestigeträchtige aber legere Freizeitkleidung ergänzt. Besonders die Marke „Uncle Sam“ feierte mit ihren extrem teuren, wuchtigen Lederblousons große Erfolge. Diese Jacken wurden zum prestigeträchtigen Statussymbol in der Szene und teils auch darüber hinaus. Sie eigneten sich auch hervorragend für das Bedürfnis nach Pimping und Posing. Dazu wurden anstelle der Bodyhosen vermehrt auch andere Hosen mit ähnlichem Schnitt von prestigeträchtigen Marken getragen, wie z. B. „Diesel Jeans“ (Modell „Saddle“), „Phoenix“ oder Bundfaltenhosen von „Il Padrino Moda“. Seit 2000 sind es zunehmend die weiten Cargohosen von „Molecule“ oder „Jet Lag“. Heute sind Kleidungsstücke von Hip-Hop-Marken stark auf dem Vormarsch, wie Jeans oder Lederjacken von z. B. „Pelle Pelle“. Ferner werden Hemden mit Bodybuilderpassform von Herstellern wie „Hot Bodz“ und „Rouven Permesang“ angeboten. Die Bodyhosen sieht man dagegen auf der Straße kaum mehr. Weit verbreitet sind bei jugendlichen Amateurbodybuildern auch Spruch-T-Shirts mit Sprüchen, wie z. B. „Shut up and squat“, was so viel heißt wie „Halt’s Maul und mach Kniebeugen“, aber auch parodierende Shirts wie z. B. „Trenzformer“, eine Persiflage der Transformers unter Verwendung des Nachnamens des bekannten Bodybuilders Peter Trenz.
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Filme Muscle Beach Party, Regie: William Asher, USA 1964 Stay Hungry, Regie: Bob Rafelson, USA 1976 Pumping Iron, Regie: George Butler, Robert Fiore, USA 1977 Pumping Iron II: The Women, Regie: George Butler, USA 1985 No Pain, No Gain, Regie: Samuel Turcotte, USA 2005 The Man Whose Arms Exploded, Regie: Bruce Hepton, USA, 2006 (TV) Bigger Stronger Faster, Regie: Chris Bell, USA 2008 Generation Iron, Regie: Vlad Yudin, USA 2013 Pain & Gain, Regie: Michael Bay, USA 2013 Generation Iron 2, Regie: Vlad Yudin, USA 2017 Literatur Allgemeine Nachschlagewerke Joe Weider: Joe Weider’s Bodybuilding Trainingsmethoden und Ernährungsprinzipien (OT: Joe Weider’s Ultimate Bodybuilding). 2. Auflage, Heyne, München 1991, ISBN 3-453-04383-9 Arnold Schwarzenegger, Bill Dobbins: Das große Bodybuilding-Buch (OT: Encyclopedia of Modern Bodybuilding). (4. Auflage) Heyne, München 1989, ISBN 3-453-37102-X Peter Sisco (Hrsg.): Ironman’s Ultimate Bodybuilding Encyclopedia. McGraw-Hill Companies 1999, ISBN 0-8092-2811-4 Gerard Thorne, Phil Embleton, John Butler: Encyclopedia of Bodybuilding. The Ultimate A–Z Book on Muscle Building! Musclemag International 2006, ISBN 1-55210-001-4 Göddeke, Bernd: Bodybuilding, Kraft- und Fitnesstraining: Ernährung – Muskelaufbau – Übungen, ISBN 3-9806839-0-7 Karsten Pfützenreuter: PITT-Force Professional Intensity Training Techniques: Professionelles Intensitätstraining von Karsten Pfützenreuter [Taschenbuch], ISBN 978-3-8391-1103-1
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Training Berend Breitenstein, Horst Lichte: Die Bodybuilding-Bibel. Natürlich, erfolgreich, gesund; mit 200 Übungen und Trainingsprogrammen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2006, ISBN 3-499-61078-7 Andreas Müller: Natural Bodybuilding. Training, Ernährung, Wettkampf. Novagenics, Arnsberg 2004, ISBN 3-929002-39-6 Arnold Schwarzenegger: Bodybuilding für Männer. Das perfekte Programm für Körper- und Muskeltraining (OT: Arnold's Bodybuilding for Men). (28. Auflage/Neuauflage.) Heyne, München 2004, ISBN 3-453-87991-0 Steve Holman: Ironman’s Heimtraining. Professionelles Training zuhaus. Novagenics, Arnsberg 1998, ISBN 3-929002-02-7 Dieter Zittlau: Body Training. Das erfolgreiche Workout für Muskelaufbau und Ausdauer, München 2001, ISBN 3-517-06396-7 (Übersetzungen ins Französische und ins Niederländische) Dr. Viecelli und Dr. Aguayo: May the Force and Mass Be With You—Evidence-Based Contribution of Mechano-Biological Descriptors of Resistance Exercise, Zürich, 2022, Frontiers in Physiology
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Ernährung Klaus Arndt (Hrsg.): Handbuch Nahrungsergänzungen. Beurteilung und Anwendung leistungssteigernder Substanzen für Bodybuilding & Kraftsport. Novagenics, Arnsberg 2001, ISBN 3-929002-29-9 Sabine Froschauer: Stahlhart. Sabine Froschauers Rezepte für Fettabbau. (3. Auflage.) Novagenics, Arnsberg 1997, ISBN 3-929002-14-0 Andreas Scholz, Michael Hamm: Musclefood. Optimale Performance und effektiver Muskelaufbau durch den richtigen Einsatz von Sportlernahrung. Knaur, München 2003, ISBN 3-426-66831-9 Klaus Arndt, Stephan Korte: Die anabole Diät. Ketogene Ernährung für Bodybuilder. Der neue Weg zu rasantem Muskelaufbau und beschleunigter Fettverbrennung. Novagenics, Arnsberg 1997, ISBN 3-929002-19-1
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Kulturgeschichte, Bildbände David Chapman: Sandow the Magnificent: Eugen Sandow and the Beginnings of Bodybuilding (Champaign, IL: University of Illinois Press, 1994), Reprint 2006, ISBN 0-252-07306-1. Charles Gaines, George Butler: Bodybuilding der Meisterklasse. Technik und Training der berühmten Champions. „Pumping Iron“. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-41580-9. George L. Hersey: Von Herkules zu Schwarzenegger. In: Verführung nach Maß. Ideal und Tyrannei des perfekten Körpers (OT: The Evolution of Allure). Siedler, Berlin 1998, ISBN 3-88680-622-7. Angelika Muthesius (Hrsg.), F. Valentine Hooven: Beefcake. The Muscle Magazines of America 1950–1970. Taschen, Köln 1995, ISBN 3-8228-8939-3. Andreas Müller: Körperkulturistik. Bodybuilding in der DDR. Novagenics, Arnsberg 2007, ISBN 978-3-929002-43-0. Jannis Plastargias: Bodybuilding zur Stärkung des jugendlichen Selbstwertgefühls. Kubayamashi-Do Studien- und Fachbuchverlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-9808375-9-0 (zugleich Diplomarbeit, Pädagogische Hochschule Karlsruhe 2004). Jörg Scheller: No Sports! Zur Ästhetik des Bodybuildings. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-515-09713-0. Jörg Scheller: Arnold Schwarzenegger oder Die Kunst, ein Leben zu stemmen. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-515-10106-6 Bernd Wedemeyer: Starke Männer, starke Frauen. Eine Kulturgeschichte des Bodybuildings. C. H. Beck, München 1996, ISBN 3-406-39246-6. Gerd Würzberg: Muskelmänner. In den Maschinenhallen der neuen Körperkultur. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1987, ISBN 3-499-18208-4.
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Bodybuilding
Jugendbuch Florian Buschendorff: Ich will mehr Muskeln – egal wie! Verlag an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2008, ISBN 978-3-8346-0405-7 (Jugendroman). Fachzeitschriften Deutschsprachiger Raum: Sportrevue Muscle & Fitness Flex International (englisch): Ironman MuscleMag International Muscle & Fitness Muscular Development Flex Weblinks Verbände Deutscher Bodybuilding- und Fitness-Verband (DBFV) German Natural Bodybuilding and Fitness Federation (GNBF) National Athletic Committee Germany (NAC Germany) National Amateur Body-Builders’ Association International (NABBA International) Schweizerischer Bodybuilding- und Fitnessverband (SBFV) Swiss Natural Bodybuilding and Fitness Federation (SNBF) World Amateur Body Building Association International (WABBA International) World Fitness Federation (WFF) Informationen zu Dopingrisiken Nebenwirkungen von Anabolika Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln Interview mit dem Dopingforscher Luitpold Kistler spiegel.de, 20. Januar 2007 Einzelnachweise Englische Phrase Menschlicher Körper in der Kultur
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Intranet
Ein Intranet (, „innerhalb“‘ und ‚ „Netz“; ) ist ein Rechnernetz, das im Gegensatz zum Internet unabhängig vom öffentlichen Netz benutzt werden kann, nicht öffentlich zugänglich ist und andere, zusätzliche oder eingeschränkte Funktionen bietet. Allgemeines Insbesondere Unternehmen und Behörden implementieren in ihre Informationstechnik ein Intranet, um einen schnelleren Datenzugriff zu ermöglichen. Es ist aufgebaut wie das Internet, von dem sein Name entlehnt ist. Ziele Anders als beim Internet definiert der Netzbetreiber die Ziele des Benutzens, beispielsweise: innerbetriebliche Informationsströme möglichst beschleunigen, sichere Datenbank, die innerbetriebliche Informationen bündelt, schneller Zugriff und Erreichbarkeit aller Mitarbeiter, beschränkte bzw. kontrollierte Nutzung des Internets, Arbeit vereinfachen, indem alle Abteilungen auf eine gemeinsame Datenbank zugreifen können (Local Area Network), betriebliche Abläufe organisieren und optimieren, eine Fülle von Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, unternehmerische Datensicherheit und gesetzlicher Datenschutz. Netzaufbau Räumlich getrennte Netzwerksegmente von Intranets wurden herkömmlich durch Standleitungen verbunden. Da in allen modernen privaten oder öffentlichen Telekommunikationsnetzen von allen Anbietern die Standleitungen nur noch virtuell bereitgestellt werden, gleicht sich das Intranet bei mehreren Niederlassungen eines Unternehmens dem Virtual Private Network (VPN) an. Das Intranet eines Unternehmens, das an mehreren Standorten arbeitet, nutzt tatsächlich die allgemein und öffentlich zugänglichen Übertragungsnetzwerke, bei denen alle virtuellen Leitungsverbindungen paketvermittelt durch ein Vermittlungssystem oder einen öffentlichen Carrier bereitgestellt werden, ohne dass ein ungeregelter Übergang in öffentliche Zweige möglich gemacht wird.
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Intranet
Im Unterschied zu Begriffen wie Local Area Network und Global Area Network bezeichnet dieser Begriff nicht die räumliche Ausdehnung eines Rechnernetzes, sondern die (begrenzte) Ausdehnung seines Benutzerkreises. Für die IT-Infrastruktur bedeutet das den Einsatz von TCP/IP als Netzwerkprotokoll, Internetdiensten als Anwendungsbasis und Webbrowsern als universelle Benutzerschnittstelle. Verbreitung Intranets sind überall dort verbreitet, wo sich Mitarbeiter über neueste Meldungen sowie Regeln und Absprachen informieren können. Außerdem finden sie im Intranet wichtige Dokumente und Formulare, die sie sich für ihre Arbeit herunterladen, ausdrucken oder bearbeiten können. Das Intranet wird sowohl in Unternehmen als auch in vielen Behörden eingesetzt. Besonders große Firmen setzen dabei speziell modifizierte Browservarianten als Benutzerschnittstelle ein. Auch manche Staaten verfügen über ein eigenes Intranet, ein extremes Beispiel ist Nordkorea. Dort haben die meisten Menschen keinen Zugang zum Internet, sondern können nur im landeseigenen Intranet (welches zensiert ist) surfen. Mit einem Intranet verfolgen Unternehmen das Ziel, die Informationsversorgung für die Mitarbeiter zu sichern und zu verbessern. Hierzu wird der komplette Prozess, von der qualitätsgesicherten Bereitstellung von Informationen, der zielgruppenorientierten (personalisierten) Verteilung von Informationen und dem schnellen Finden und der einfachen Nutzung von Informationen im Rahmen von Geschäftsprozessen optimiert. Ein weiterer Nebeneffekt der vereinheitlichten Benutzeroberflächen ist ein stärkeres betriebsinternes Zugehörigkeitsgefühl bei den Anwendern (Corporate Design, Corporate Identity). Bei zielführendem Technikeinsatz (Content-Management, Workflow-Management) lässt sich mit Intranets die Effektivität von Wissensarbeitern und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen steigern.
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Intranet
Sicherung Einzelne logische Schnittstellen zum Internet werden von Firewalls kontrolliert. Der Betreiber des Intranet bildet sich über diese paketvermittelte Übertragung eines Providers praktisch sein privates Netz auch mit mehreren Standorten. Mit Protokollen wie IPsec können dazu Tunnel durch das Internet geschaffen werden, die nicht nur Netzwerksegmente mit zahlreichen verkabelten LAN-Clients verbinden, sondern auch einzelne mobile Geräte wie Smartphones drahtlos über WLAN-Router anbinden. Der Zugang zum Intranet wird durch Verriegeln gesichert. In der Regel müssen sich die Teilnehmer eines Intranets über einfache Authentisierungsverfahren wie über eine „Login“-Maske anmelden, die aus einem Benutzernamen und dem dazugehörigen Passwort besteht oder über komplexe Authentisierungsverfahren mit mehreren Faktoren, wie U2F. Somit kann die Vergabe der Zugriffsrechte einzelner Teilnehmer über die Benutzerverwaltung des jeweiligen Betriebssystems zuverlässig und sicher gesteuert werden. Ein Extranet ist ein Teil eines Intranets, zu dem ein weiterer, privilegierter Benutzerkreis einen gesicherten Zugang von außerhalb der eigenen Standorte liegenden Orten hat. Protokolle In einem organisations- und unternehmensinternen Rechnernetz, das auf den gleichen Techniken (TCP/IP, HTTP) und Anwendungen wie das Internet basiert, können die gleichen Verzeichnisdienste zur Verfügung gestellt werden. Daneben kann die Verwendung von Protokollen beschränkt, erweitert oder geändert werden. Anwendungen Das Unterstützen und Automatisieren von verketteten Prozessabläufen wird nicht durch das Netz besorgt, sondern durch entsprechende Anwendungen, die im Intranet bereitgestellt werden.
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Intranet
Der Begriff Intranet wird oft unabhängig von seiner technischen Definition für die Zusammenfassung der betriebs- oder gemeinschaftsinternen Web-Kommunikation genutzt. Dazu können Dateiserver, Websites, Chats oder Foren gehören. Typische Inhalte sind betriebsinterne öffentliche Informationen wie Regeln, Absprachen, Verfahrens- und Arbeitsablaufanweisungen, Mitarbeiterzeitschriften, Dokumente und Formulare. Der Zugriff der Mitarbeiter erfolgt häufig über ein Intranetportal. Synonym für Intranetportal Im Sprachgebrauch in Internet- und Onlineagenturen und ähnlichen Dienstleistern wird mitunter der verkürzte Begriff „Intranet“ als Synonym für Intranetportale auf Basis von Webtechnologien verwendet. Gemeint ist in diesen Zusammenhängen oft eine spezifische Installation von Websoftware, die auf einem Host im Intranet läuft und für die Intranetnutzer bereitgestellt wird, und nicht das Intranet selbst. Siehe auch Extranet Mitarbeiterplattform
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Intranet
Literatur Thomas Lux: Intranet Engineering – Einsatzpotenziale und phasenorientierte Gestaltung eines sicheren Intranet in der Unternehmung. Gabler, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8350-0095-0 Claus Hoffmann/Beatrix Lang: Das Intranet. Erfolgreiche Mitarbeiterkommunikation. UVK, 2006, ISBN 3-89669-491-X: Claus Hoffmann: Das Intranet. Ein Medium der Mitarbeiterkommunikation. UVK, 2001, ISBN 3-89669-335-2 Torsten Horn: Internet, Intranet, Extranet: Potentiale in Unternehmen. Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München, 1999 Othmar Kyas: Corporate Intranets. Strategie – Planung – Aufbau. International Thomson Publishing, Bonn 1997, ISBN 3-8266-4007-1 Julia Arendt, Nicole Gatz, Theresa Schulz: "Social Intranet 2012 – Studienergebnisse, Fachbeiträge und Experteninterviews", Lars Dörfel, scm/ Lutz Hirsch, HIRSCHTEC (Hrsg.), Berlin, 2012 ISBN 978-3-940543-23-3 Stefanie Meier, Daniel Lütolf, Stephan Schillerwein: Herausforderung Intranet. Zwischen Informationsvermittlung, Diskussionskultur und Wissensmanagement. Springer Gabler, Wiesbaden, 2015 ISBN 978-3-658-05439-7 Theresa Schulz (Hrsg.), Lars Dörfel: Social Media in der Internen Kommunikation, Berlin, 2012 ISBN 978-3-940543-13-4 Internetanwendung Rechnernetze Wirtschaftsinformatik Netzwerktyp
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