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https://de.wikipedia.org/wiki/Irak
Irak
Der Irak unterhält enge Beziehungen zu seinem Nachbarn Iran, die durch eine wechselhafte Geschichte gekennzeichnet sind. Trotz des verlustreichen Krieges zwischen den beiden Staaten in den 1980er Jahren sind die Beziehungen historisch sehr eng. Sowohl auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene wie auch zwischen den Regierungen bestehen vielfältige, von sehr unterschiedlichen Interessen getragene und seit dem Antritt der jetzigen irakischen Regierung auch sich noch weiter intensivierende Verbindungen. Tausende iranischer Pilger reisen jedes Jahr zu den heiligen Orten der Schiiten in Irak, u. a. nach Kerbela und Nadschaf. Verwaltungsgliederung Mit der Verfassung von 2005 hat sich der Staat erstmals als föderal definiert: Oberste Verwaltungseinheit ist die Region, die aber bisher erst in der Autonomen Region Kurdistan, bestehend aus inzwischen 4 Gouvernements, umgesetzt wurde. Unterteilt ist das Land in 19 Gouvernements (muhafazat, Singular muhafaza): Eine dritte Verwaltungsebene sind Lokalverwaltungen (local administrations) für Minderheitengebiete, die noch nicht umgesetzt wurden. Militär Am 23. Mai 2003 wurden die Streitkräfte des ehemaligen Regimes unter Saddam Hussein durch die Übergangsverwaltung aufgelöst. Eine große Anzahl der militärischen Hinterlassenschaften wurden zerstört. Die neuen irakischen Streitkräfte wurden mit Unterstützung der USA, Großbritanniens, Australiens und Jordaniens aufgestellt. Im Irak waren die „Koalitionsstreitkräfte“, weiterhin vorrangig die USA und Großbritannien, als Hauptteil der Multi-National Force Iraq bis 2009 für die innere und äußere Sicherheit im Land zuständig und arbeiteten eng mit der neuen irakischen Armee zusammen. Die United States Forces Iraq (USF-I) verließen den Irak 2011. Oberbefehlshaber (Chief Joint Forces) der neuen irakischen Streitkräfte ist 2007: General Babakir Zebari. Das Land gab 2017 knapp 3,9 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 7,4 Milliarden US-Dollar für seine Streitkräfte aus. Die relativ hohen Verteidigungsausgaben sind eine Belastung für den Staatshaushalt.
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Private Sicherheitsunternehmen: Zahlreiche Militärdienstleister und Private Sicherheits- und Militärunternehmen sind im Auftrag des US-Militärs tätig. Deren Anzahl wird auf rund 15.000 Mann geschätzt – offizielle Zahlen werden nicht bekannt gegeben. Die größten dieser Unternehmen sind: The Hart Group: Schutz von Elektrounternehmen ISI Group: Schutz der Koalitionsgebäude Erinys International: Personenschutz DynCorp: Personenschutz & Ausbildung der irakischen Polizei (Auftragswert: 40 Mio. US-Dollar) Blackwater USA: Personenschutz Armor Group/G4S: Personenschutz, Minenräumung & Flughafensicherung Kroll Inc.: Personenschutz Global Risk Personenschutz Sabre International Flughafensicherung Den privaten Militärdienstleistern kommt im Irak eine Sonderstellung zu, da nicht geklärt ist, an welches Recht diese Unternehmen gebunden sind, und diese auch keine Auskunft über Mitarbeiterzahlen oder Opferzahlen abgeben müssen. Wirtschaft Der Irak ist im Wesentlichen ein Agrarstaat, dessen Wirtschaft sich allerdings seit den ersten Ölfunden im Jahr 1927 fast ausschließlich auf den Export von Erdöl ausrichtet. Nachdem 1972 alle ausländischen Erdölgesellschaften verstaatlicht wurden und die Ölkrise zu einem rasanten Anstieg der Erdölpreise geführt hatte, gab es ab Mitte der 1970er Jahre einen Wirtschaftsboom im Land, das Bruttoinlandsprodukt des Landes wuchs zwischen 1970 und 1980 um durchschnittlich 11,7 % Von dieser rasanten Entwicklung mochte auch ein Großteil der irakischen Bevölkerung profitieren. 1979 besaß der Irak Geldreserven im Wert von 35 Milliarden US-Dollar, 1980 betrugen die Erdöleinnahmen 26 Milliarden Dollar. Der Erste Golfkrieg bremste allerdings diese Entwicklung, so schrumpfte das BIP des Landes zwischen 1980 und 1985 um 8,1 % und von 1985 bis 1989 erneut um 1,7 % Durch das UN-Embargo (1991–2003) wurde die Wirtschaft fast lahmgelegt. Mit 100 Milliarden US-Dollar Schulden zählt der Irak zu den am höchsten verschuldeten Ländern der Welt. Die Wirtschaft des Landes leidet immer noch an den Folgen der Golfkriege, des UN-Embargos und an der derzeitigen instabilen Lage.
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Das Bruttoinlandsprodukt belief sich im Jahr 2013 auf ca. 229,3 Milliarden US-Dollar, die Wirtschaftswachstumsrate betrug 4,2 %. Die Inflationsrate beträgt 1,9 %, die Arbeitslosenquote wird mit ca. 13 % angegeben. 2012 exportierte der Irak Waren im Wert von 93,9 Mrd. Dollar. Hauptabnehmer waren die USA, Indien und Südkorea. Die Importe beliefen sich auf 56,9 Mrd. Dollar und stammen meist aus Syrien, Jordanien, der Türkei und den USA. Haupteinfuhrgüter waren Maschinen, verschiedene verarbeitete Erzeugnisse, chemische Erzeugnisse und Lebensmittel. Die geringe Verflechtung des Landes mit der Weltwirtschaft und die damit verbundene relativ große Unabhängigkeit des Iraks von globalen Märkten verschonte das Land bisher von der aktuellen wirtschaftlichen Krise. Einzelne Bereiche profitieren sogar direkt von der globalen Rezession. Der Nationalen Investitionskommission des Iraks (INIC) zufolge ist seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise vor allem die Zahl der internationalen Bau- und Vertragsunternehmen im Irak sprunghaft angestiegen. Andere Investoren sollen folgen und weiteres Auslandskapital ins Land spülen. Der kurdische Investitionsminister Herish Muharam Muhamad ließ sich jüngst sogar zu dem Vergleich hinreißen, Investitionen im Irak seien „sicherer als die Wall Street“. Laut einer staatlichen Studie leben ungefähr 23 % der Iraker unter der Armutsgrenze und damit von weniger als 2,50 Dollar am Tag. Ein weiteres Problem stellt die Korruption im Land dar. Kennzahlen Alle BIP-Werte sind in Internationalen Dollar (Kaufkraftparität) angegeben. In der folgenden Tabelle kennzeichnen die Farben:
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Währung Die Währung des Landes ist der 1932 eingeführte Irakische Dinar zu 1000 Fils. Zwischen 1991 und 2003 gab es im Irak zwei Währungen, den sog. Schweizer Dinar, der im kurdischen Norden verwendet wurde (Wert: 1 US-Dollar = 0,33 Dinar), und den Print-Dinar mit dem Bild Saddam Husseins, der nach 1991 den Schweizer Dinar ersetzte (Wert: 1 US-Dollar = etwa 3500 Dinar). Am 15. Oktober 2003 wurde der Neue Irakische Dinar eingeführt, der beide Währungen ersetzte (Wert: 1 US-Dollar = etwa 1150 Dinar). Bodenschätze/Bergbau Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist die Erdölförderung. Der Irak ist Gründungsmitglied der am 14. September 1960 gegründeten OPEC und hat nach Saudi-Arabien und Kanada (das größtenteils über sogenanntes unkonventionelles, teuer herzustellendes Erdöl, z. B. Teersande verfügt) die größten erkundeten Erdölvorräte (113 Milliarden Barrel). Man schätzt, dass sich die gesamten Vorräte auf bis zu 250 Milliarden Barrel Öl und Gas belaufen könnten. Bis zu 45 Milliarden Barrel davon liegen im Norden in der Autonomen Region Kurdistan, darunter ein großer Teil im Kirkuk-Feld. Der Irak ist eines der Länder, die in der so genannten strategischen Ellipse liegen.
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1902 begann die Suche nach Öl mit der ersten Bohrung im Zagros Basin (Nordost-Irak). Der erste Ölfund kam aber erst 20 Jahre später zustande. 1927 wurde dann mit der Baba Gurgur 1 genannten Bohrung ein gigantisches Ölvorkommen entdeckt – das Kirkuk-Feld. Es flossen zunächst 1 Million Barrel Öl in die Umwelt, bevor man das ausströmende Öl unter Kontrolle bekam. Das Feld erstreckt sich über 150–200 km und hat eine 610 m dicke ölführende Schicht. Die ursprüngliche Menge Öl im Feld wird mit 17 Milliarden Barrel angegeben. Damit hatte es etwa 1/5 der Ölmenge des größten Ölfelds der Welt (Ghawar in Saudi-Arabien) und zählt zu den so genannten „Supergiganten“. Bis 1972 wurde die gesamte irakische Ölindustrie unter dem Dach der Iraq National Oil Company (INOC) verstaatlicht. Die Erdölförderung stieg seit 1969 kontinuierlich und erreichte 1979 ihren Höhepunkt mit 3,5 Millionen Barrel pro Tag (bopd). Der Krieg mit dem Iran und der Erste Golfkrieg führten dazu, dass die Ölproduktion zusammenbrach. 1981 wurden 900.000 bopd und 1991 dann nur noch 300.000 bopd gefördert. Die Vereinten Nationen haben am 22. März 2003 die Sanktionen gegen den Irak aufgehoben. Die USA und Großbritannien behielten sich als Besatzungsmächte bis zur Einsetzung einer Regierung die finanzielle Verwaltung der irakischen Erdölförderung vor. Bis 2003 wurden 75 große Öl- und Gasfelder entdeckt. Neun davon sind „Supergiganten“ (u. a. Kirkuk, Rumalia South, Rumalia North und Majnoon) und 22 „Giganten“. Die enormen Ölvorkommen im kurdischen Teil des Iraks sind auch Grund für den jahrelangen Streit zwischen der kurdischen Regionalregierung und der Zentralregierung in Bagdad. Die kurdische Regierung hat seit 2003 mit etwa 30 westlichen Firmen Verträge zur Erforschung und Ausbeutung von Ölfeldern abgeschlossen.
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Am 8. Mai 2009 erteilte die Regierung in Bagdad aber diese Genehmigung zum Export von kurdischen Öl. Ab dem 1. Juni 2009 flossen 60.000 bopd vom Tawke Feld über Pipelines zum am Mittelmeer gelegenen Ölverladehafen nach Ceyhan in der Türkei. Ende Juni 2009 begann dann auch der Export vom Taq Taq Feld mit 40.000 bopd. Im September 2009 stellte Kurdistan den Export jedoch wieder ein, da mit Bagdad keine Einigung über die Bezahlung der Exporte erzielt werden konnte. Weder Kurdistan noch die Ölproduzenten erhielten Geld. Nach den irakischen Wahlen Anfang 2010 und der Regierungsbildung Ende 2010 wurden neue Verhandlungen zur Beilegung dieses Konflikts aufgenommen mit dem Ergebnis, dass am 3. Februar 2011 der Export mit 10.500 bopd aufgenommen wurde. Bereits drei Tage später sollten 50.000 bopd erreicht werden und eine weitere Erhöhung auf 100.000 bopd folgen. Den Verkauf nimmt die staatseigene „State Oil Marketing Organization“ (SOMO) in Bagdad vor. Das Tawke Feld wird von der DNO entwickelt. Genel Enerji (Türkei) und Sinopec (China) betreiben das Taq Taq Feld. Am 17. Mai 2009 erwarben die österreichische OMV und die ungarische MOL Anteile an den Gasfeldern Khor Mor und Chemchemal. Ab 2014–15 sollen aus diesen Feldern täglich eine Mrd. Kubikmeter Gas nach Europa strömen. OMV und MOL sind Anteilseigner an der in Planung und Bau befindlichen Nabucco-Gaspipeline.
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Im Juni und Dezember 2010 wurden an den unten aufgeführten irakischen Feldern Beteiligungen an westliche Ölkonzerne vergeben. Die Beteiligungen sehen feste Zahlungen pro Barrel vor. Sollten die Planungen eingehalten werden, steigt die Förderung des Iraks von 2,5 Millionen bopd im Jahr 2009 auf 12 Millionen bopd im Jahr 2016. Damit wäre der Irak größter Ölproduzent der Welt. Dieser drastische Ausbau der Förderung wird hunderte Milliarden Dollar verschlingen. Hinzu kommt ein erheblicher Bedarf an Fachkräften, Ölbohrausrüstungen, Pipelines und allem was dazugehört. Experten bezweifeln daher, dass der Irak seine Ziele erreichen kann. Rumaila-Feld (17,7 Milliarden Barrel): CNPC + BP, $2 pro Barrel, Fördermengenziel: 2,8 Millionen bopd, damit wäre es das zweitgrößte ölproduzierende Feld der Welt Majnoon-Feld (13 Milliarden Barrel): Royal Dutch Shell + Malaysia’s Petronas; Beteiligung $1.39 pro Barrel, Fördermengenziel: 1,8 Millionen bopd West Qurna-Feld Phase 2 (12 Milliarden Barrel): Lukoil + Statoil Hydro, $1,15 pro Barrel, Fördermengenziel: 1,8 Millionen bopd Halfaya-Feld (4 Milliarden Barrel): CNPC + Total + Petronas, Fördermengenziel: 535.000 bopd Badra-Feld (2 Milliarden Barrel): GazpromNeft + Kogas + Petronas + TPAO, Fördermengenziel 170,000 bopd, $5.50 pro Barrel Garraf -Feld (860 Millionen Barrel): Petronas + Japex, $1.49 pro Barrel, Fördermengenziel: 230,000 bopd Najmah-Feld: Sonangol Qaiyarah-Feld: Sonangol Middle Furat: bei Kerbela, kein Bieter Der Irak verfügt neben dem Erdöl auch über Schwefel, Phosphat, Meersalz und Gips sowie über kleinere Mengen an Gold und Silber.
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Landwirtschaft Verglichen mit anderen Nahost-Staaten verfügt der Irak über reichlich Wasser; so ist auch die Landwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftszweig, in dem rund 40 Prozent aller irakischen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Im Norden gibt es dank Niederschlägen und mildem Wetter Regenfeldbau; im Süden gibt es überwiegend Bewässerungsfeldbau. Angebaut werden Weizen, Reis, Mais, Gerste sowie Obst und Gemüse (vorwiegend zur Selbstversorgung). Bis in die 1980er Jahre war das Land Selbstversorger bei den meisten Lebensmitteln, heutzutage muss der Irak das meiste an seinem Grundbedarf importieren. Die wichtigsten Agrarerzeugnisse sind Datteln. In den 1970er Jahren stellte der Irak 75 % der Datteln auf dem Weltmarkt, aufgrund der Massenabholzungen und Trockenlegungen während des Ersten Golfkrieges und der Zweiten Anfal-Operation 1991 ging dieser Anteil stark zurück. Im Jahr 2008 wurde mit 281.000 Tonnen lediglich die Hälfte der Produktion der 1980er Jahre erreicht. Zudem ist der Bestand von über 30 Millionen Palmen auf unter neun Millionen gesunken. Industrie Industriell ist das Land kaum entwickelt. Vorrangige Industriezweige sind Lebensmittelverarbeitung, Textilindustrie, Herstellung von Baustoffen und die petrochemische Industrie. Die meisten Industriebetriebe sind in Bagdad und im Norden angesiedelt. Staatshaushalt Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 77,8 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 52,4 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 15,2 % des BIP. Die Staatsverschuldung betrug 2016 106,4 Mrd. US-Dollar oder 63,7 % des BIP. 2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche: Gesundheit: 3,5 % Bildung: k. A. Militär: 8,6 % Infrastruktur Verkehr Straßenverkehr
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Das irakische Straßennetz umfasst 45.550 km, von denen 38.400 asphaltiert sind. Teilabschnitte von Überlandstraßen und Straßen in Ballungszentren (in denen bis auf private Buslinien/Sammeltaxis kein öffentlicher Verkehr existiert) sind mehrspurig, sonst sind selbst bedeutende Überlandstraßen zweispurig. Ausnahmen bilden die gerade in Bau befindlichen und zum Teil fertiggestellten Autobahnen im kurdischen Norden sowie die Straße Basra-Bagdad-Jordanien, die auf weiten Strecken autobahnähnlich ausgebaut ist. Momentan explodiert die Zahl der zugelassenen Autos, hauptsächlich wegen der sprunghaft angestiegenen Einkommen und der weggefallenen Einfuhrzölle, was vor allem in den arabischen Ballungszentren zu Problemen führt, da dort aufgrund der prekären Sicherheitslage nicht ausreichend in den Ausbau des Straßennetzes investiert werden kann. Im Straßenverkehr kommt es deshalb zu sehr vielen tödlichen Unfällen. 2013 kamen im Irak insgesamt 20,2 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt kamen damit 6.800 Personen im Straßenverkehr ums Leben. Schienenverkehr Das irakische Schienennetz bestand aus drei in Bagdad zusammenlaufenden Hauptstrecken und umfasste 2339 km. Ein Großteil ist nicht mehr befahrbar. In Betrieb befindet sich nur die Bahnstrecke Bagdad–Basra, die – seit 2015 – mit in China gebauten Zügen mehrmals in der Woche befahren wird. Mitte Februar 2010 wurde die Strecke Mossul–Gaziantep (Türkei) eröffnet. Die 18-stündige Fahrt führte über Syrien und fand einmal wöchentlich statt. Der Betrieb wurde allerdings bereits nach kurzer Zeit wieder eingestellt. Flughäfen Im Irak gibt es über 100 Flughäfen und Landepisten, weiterhin verfügt das Land über sechs internationale Flughäfen (Bagdad, Erbil, Basra, Mossul, Nadschaf und Sulaimaniyya), zudem befindet sich der Flughafen Kerbela gerade in Bau. Ein weiterer Flughafen in Tikrit ist in Planung.
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Die größte Luftfahrtsgesellschaft ist die staatliche Iraqi Airways. Schifffahrt Die einst bedeutende Binnenschifffahrt ist auf 1015 km Kanälen und Flüssen möglich, spielt heute jedoch nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Unterlauf des Stromes Schatt al-Arab verbindet die Hafenstadt Basra mit dem Persischen Golf und verschafft dem Irak eine schiffbare Verbindung zum Indischen Ozean sowie zur weltweiten Seefahrt. Telekommunikation Im ganzen Land wird die Anzahl der Festnetzanschlüsse auf ca. 1,2 Millionen geschätzt, davon sollen sich allein 40 % in der Hauptstadt Bagdad befinden. Durch die maroden Netzwerke und die schlechte Infrastruktur sind ein Drittel davon nicht funktionsfähig. Im Jahr 2018 nutzten 75 Prozent der Einwohner des Irak das Internet. Die bis dahin verbotene Mobilfunknutzung stieg von 300.000 Teilnehmern im Jahr 2003 auf über 23 Millionen im Jahr 2011 an, somit war im März 2011 gut 78 % des Landes erfasst. Den Markt beherrschen die drei Unternehmen Zain Iraq, Asiacell und Korek. Ein UMTS-Netzwerk besteht allerdings noch nicht. Zu Zeiten Saddam Husseins war das Internet nur den Zuverlässigen und Reichen zugänglich. Um einen Zugang zu erhalten, musste man einen Antrag ans Kommunikationsministerium stellen und eine Gebühr von ca. 4000 Dollar bezahlen. Seit dem Sturz des Regimes hat sich die Nutzung rasant erhöht, wenngleich lediglich 1,1 % der Bevölkerung über einen privaten Anschluss verfügt. Auch viele politische Parteien verfügen über eigene Websites. Momentan üben Internetveröffentlichungen aber noch keinen Einfluss auf die Masse aus, das Medium wird fast ausschließlich zur Kommunikation genutzt. Die Jugendlichen benutzen häufig die in den diversen Jugendzentren zur Verfügung gestellten PCs. In den Ballungszentren sind auch Breitbandanschlüsse sowie Drahtlosverbindungen verfügbar.
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Elektrizität Die Elektrizitätsproduktion des Landes konnte auch in den Jahren nach 2003 nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten, weshalb es immer noch zu häufigen Stromausfällen kommt. Im Sommer 2012 konnte bei einem Verbrauch von 15.000 Megawatt lediglich 7200 Megawatt produziert werden. Die Versorgung lag deshalb bei durchschnittlich 8–9 Stunden. Die meisten Iraker sind deshalb weiterhin auf Notstromaggregate angewiesen. Im Juni 2010 kam es aufgrund der schlechten Versorgungslage zu Protesten in Nassirija und Basra, bei denen ein Mensch getötet wurde. Der irakische Elektrizitätsminister trat daraufhin am 22. Juni 2010 von seinem Amt zurück. Medien Im Irak herrscht seit dem Sturz Saddam Husseins eine große Vielfalt an Medien. Die neue irakische Verfassung garantiert offiziell die Pressefreiheit. Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen beurteilt die Lage der Pressefreiheit im Irak als „sehr ernst“. Die Nichtregierungsorganisation stellt fest, dass die Presse in einem stark politisierten Umfeld durch Milizen angegriffen, verhaftet oder eingeschüchtert wird. Es werde versucht die Recherche über Korruption und Unterschlagung mit schweren Drohungen zu unterbinden. Morde an Journalistinnen und Journalisten würden nicht aufgeklärt. Im Jahr 2017 sind acht Journalisten im Irak getötet worden. Laut dem Bericht von Reporter ohne Grenzen steht der Tod der Opfer in direktem Zusammenhang mit deren journalistischer Tätigkeit. Generell ist zu sagen, dass man im Irak zwischen zwei Arten von Medien unterscheiden muss: den parteienkontrollierten und den unabhängigen. Jede größere Partei im Irak hat ihr Zentralorgan, nicht wenige unterhalten auch Fernsehsender. Die kurdischen Parteien unterhalten Zentralorgane sowohl in kurdischer als auch in arabischer Sprache. Zeitungen Die ersten irakischen Zeitungen erschienen zur Zeit der osmanischen Besetzung des Irak. Am 15. Juni 1869 erschien mit al-Zawraa die erste Zeitung des Landes, sie sollte bis zum 11. März 1917 in Bagdad herausgegeben werden. Am 25. Juni 1889 erschien die erste Zeitung in Mossul, am 31. Dezember 1889 folgte die erste Zeitung in Basra.
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Die erste irakische Verfassung von 1921 garantierte Pressefreiheit. Die irakische Presse galt bis 1958 als die freieste im ganzen Nahen Osten. Nach dem Sturz der Monarchie wurden 1959 alle regierungskritischen Zeitungen geschlossen und die Vorzensur wurde eingeführt. 1969 wurden private Zeitungen verboten. Die irakischen Kommunisten durften von 1973 bis 1979 eine eigene Tageszeitung betreiben; diese wurde aber nach der Machtübernahme Saddam Husseins ebenfalls verboten. Zwischen 1979 und 2003 befand sich die Presse vollständig in der Hand der Husseins. Die 2003 herausgegebenen Tageszeitungen waren al-Dschumhuriya, al-Thawra, al-Qadissiya, al-Iraq, Babil sowie die Sportzeitung al-Baath al-Riyadi und der englischsprachige Baghdad Observer. Aufgrund des Papiermangels bedingt durch die Sanktionen mussten die Zeitungen die Anzahl ihrer Seiten kürzen und die Größe ihrer Ausgaben auf ein Viertel des Vorkriegsniveaus reduzieren, ab 1999 erschienen sie zweimal in der Woche in ihrer normalen Größe. Heute sind die sieben wichtigsten Zeitungen: al-Sabah – finanziert von Iraqi Media Network, gegründet von der Coalition Provisional Authority (CPA) al-Zaman – Redaktionssitz ist London, Druckorte Bagdad und Basra al-Mada – Bagdad al-Maschriq – Bagdad al-Dustur – Bagdad Iraq Today – englischsprachige Wochenzeitung al-Mudschahed, al Schahed, Thaura Islamiyya – Bagdad, islamistisch Hörfunk Im Irak gibt es eine unüberschaubare Vielzahl von Radiosendern, viele davon lokal. Praktisch jede politische Vereinigung unterhält zumindest einen Lokalradiosender. Die wichtigen Radiosender sind:
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Republic of Iraq Radio – Nachfolger der Iraq Media Network-Radio Baghdad, gegründet von der CPA Radio Nahrain – Basra, finanziert von den Briten Voice of Iraq – Privatsender, Bagdad (Mittelwelle) Hot FM – Privatsender, Bagdad (UKW Musiksender) Radio Dijla – Privatsender, Bagdad (UKW Talk- und Musiksender) Fernsehen Das irakische Fernsehen nahm 1956 seinen Sendebetrieb auf und war somit eine der ältesten Fernsehanstalten im Nahen Osten. Neben dem regulären staatlichen Sender gründete Udai Hussein 1994 al-Shabab TV, der ausländische Filme und Sendungen ausstrahlte. In den späten 1990ern ging Iraq Satellite Channel auf Sendung. Während der Amtszeit Saddam Husseins war die Installation von Satellitenschüsseln strengstens verboten. 2003 wurde al-Iraqia Nachfolger von Iraq Television, daneben entstanden mehrere private Fernsehsender. Die wichtigsten sind al-Sharqiya, al-Baghdadiya, al-Fayhaa, al-Sumaria, al-Furat und der US-Koalitionssender al-Hurra. Im kurdischen Norden hatte bereits 1999 Kurdistan TV mit der Ausstrahlung begonnen. Auch ausländische Fernsehsender wie al-Dschasira und al-Arabiya werden gesehen. Kultur Der Irak kann in fünf geographische Kulturräume kategorisiert werden: die kurdische und turkmenische Kultur mit ihren Zentren in Erbil und Sulaimaniya, die sich in die sunnitische Kultur mit ihrem Zentrum um Bagdad und die schiitische Kultur mit ihrem Zentrum Basra aufteilende Kultur der sesshaften Araber, die assyrische Kultur, in mehreren Städten des Nordens präsent und die Kultur der nomadischen Marsch-Araber, die in den Sümpfen zwischen Bagdad und Basra leben.
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Film Filme wurden seit 1909 in Bagdad vorgeführt, diese waren meist für das britische Publikum bestimmt. Erst in den 1940er Jahren unter der Herrschaft König Faisals II. begann sich eine Filmindustrie zu entwickeln, als französische und britische Filmkonzerne sich in Bagdad niederließen. Im Jahre 1955 kam der Film Haidar Al-Omar’s Fitna wa Hassan, eine Verfilmung der Romeo-und-Julia-Geschichte, in die Kinos, der Film wurde auch im Ausland registriert. Nach dem Putsch von 1958 wurde die Cinema and Theater General Organization gegründet, sie koordinierte und plante zukünftige Filme im Staatsinteresse. So wurden hauptsächlich Dokumentationen gedreht. Nach 1979 geriet die irakische Filmindustrie in ihre größte Krise, aufgrund der Ressourcenknappheit ausgelöst durch den Irakisch-Iranischen Krieg. Trotzdem wurde im Jahre 1980 der 6 Stunden Epos über das Leben Saddam Husseins fertiggestellt. Einen weiteren Schlag erlitt die Filmindustrie nach dem Kuwaitkrieg, als ein Embargo gegen das Land verhängt wurde. Seit der US-Invasion des Landes im Jahre 2003 versucht sich die Industrie langsam zu regenerieren und es gibt vereinzelte Filmprojekte wie zum Beispiel Kilomètre zéro. Daneben gibt es zahlreiche ausländische Filme, die den Irak als Thema haben, so zum Beispiel Retour à Babylone des irakischen Regisseurs Abbas Fahdel oder Tal der Wölfe – Irak. Theater Seit 1880 reisten Theatertruppen aus Europa in den Irak, um vor vornehmlich britischem Publikum in Schulen und Gemeindesälen zu spielen. Im 20. Jahrhundert begannen irakische Schriftsteller, Theaterstücke zu schreiben. Die großen Theaterhäuser sind das Rasheed, das Mansour und das Volkstheater. Aufgeführt werden Theaterstücke irakischer, indischer und türkischer Autoren ebenso wie die großen Dramen der Weltliteratur. Musik
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Die Oud (Kurzhalslaute) und die Rabāb (Streichinstrument) dominieren die irakische Musik. Bekannte Musiker auf diesen Instrumenten sind unter anderem Munir Baschir (1928–1997), Ahmed Mukhtar (* 1967) und Nasir Schamma (* 1963). Erfolgreichster Popsänger des Landes ist Kaẓim al-Saher (* 1961), der in seiner Karriere bisher mehr als 30 Millionen Tonträger verkauft hat. Weiterhin sind die Sängerinnen Shatha Hassoun – die in der vierten Staffel der bekanntesten arabischen Musik-Casting-Show „Star Academy“ teilgenommen und gewonnen hat – und Dalli Hadad sowie der Sänger Majid Al Muhandis bekannt. Sport Beliebteste Sportart des Landes ist Fußball. Die nationale Fußballliga erfreut sich großer Beliebtheit. Wichtige Fußballvereine sind al-Zawraa, al-Talaba, al-Shorta, al-Quwa al-Dschawiya (alle aus Bagdad), al-Minaa (Basra) und Erbil SC. Größtes Fußballstadion des Landes ist das 1966 erbaut al-Shaab-Stadion in Bagdad mit einem Fassungsvermögen von 66.000 Zuschauern. In Basra wurde 2013 ein Sportkomplex mit einem Hauptstadium für 65.000 Zuschauer und einem weiteren Stadium für 10.000 Zuschauer fertiggestellt. Die irakische Nationalmannschaft konnte mehrere regionale Titel gewinnen. Ihre größten Erfolge waren die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko sowie der Titelgewinn bei der Fußball-Asienmeisterschaft 2007. Ein weiterer Erfolg war der vierte Platz bei den Olympischen Spielen 2004. Der irakische Fußballverband heißt al-Ittihad al-ʿiraqi li-kurat al-qadam, englisch Iraq Football Association, IFA. Nebenbei sind auch andere Sportarten wie Gewichtheben, Kampfsport, Futsal, Basketball oder Schwimmen beliebt. Bei den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom holte der Gewichtheber Abdu l-Wahid Aziz im Leichtgewicht die Bronzemedaille, bis heute die einzige olympische Medaille des Landes.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Irak
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Special Olympics Irak wurde 2000 gegründet und nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil. Der Verband hat seine Teilnahme an den Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin angekündigt. Die Delegation wird vor den Spielen im Rahmen des Host Town Programs von Herne betreut. Küche Literatur Weblinks Offizielle Website der irakischen Präsidentschaft (arabisch, englisch, kurdish) Außenministerium des Irak (arabisch, englisch) Offizielle Website der irakischen Regierung (auch englisch) Offizielle Website des irakischen Parlaments (arabisch) Offizielle Website der irakischen Botschaft in Berlin Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zum Irak Die Sprachen des Iraks. (MS Word; 34 kB) Chronologie des Irakkonfliktes vom ersten Tag des Krieges 1980 bis zur Niederlage des Islamischen Staates 2017. Vierteilige Dokumentarfilmreihe von ZDFinfo; frei verfügbar bis 14. Mai 2024 Einzelnachweise Staat in Asien Mitgliedstaat der Vereinten Nationen
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Browserspiel
Ein Browserspiel ist ein Computerspiel, welches einen Webbrowser als Benutzerschnittstelle benutzt. Die Berechnung des Spielgeschehens kann dabei sowohl auf dem Endgerät des Spielers als auch auf den Servern des Spielanbieters erfolgen. Dementsprechend differenziert man meist zwischen clientseitigen Browserspielen, bei denen Spielbestandteile auf das Endgerät heruntergeladen werden und das Spiel in der Browserumgebung abläuft, und serverseitigen Browserspielen mit serverseitig ablaufendem Programm. Die zur Implementierung verwendete Plattform besteht bei einem Browserspiel meist vorwiegend aus gängigen Web-Technologien. Die meisten Browserspiele sind kostenlos. Einige Anbieter verlangen aber für erweiterte Spielmerkmale (zum Beispiel bessere Ausrüstung und Fähigkeiten des Spielers) sowie Support eine Gebühr; dieses Geschäftsmodell heißt Freemium. Clientseitige Browserspiele Clientseitige Browserspiele können ohne eine Verbindung mit einem Server beziehungsweise ohne eine Verbindung mit dem Internet ohne Einschränkung auf dem lokalen Endgerät per Browser und entsprechendem Plug-in ausgeführt werden. Lange Zeit bedurften sie zu ihrer Ausführung im Browser in der Regel Plug-ins wie Flash, Shockwave oder Java, weshalb oft von Flash-Spielen, Java-Spielen oder allgemein Plugin-Spielen die Rede ist. Mit der Einführung des Web-Standards HTML5 und dem Aufkommen HTML5-kompatibler Browser sind diesen Standard berücksichtigende Browserspiele von keinem Zusatzmodul mehr abhängig. Bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich bei den meisten Browserspielen, welche die Plugins Shockwave oder Java benutzen, um clientseitige Browserspiele. Varianten
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Browserspiel
Flash-Spiele Flash-Spiele verfügten, da sie mit der Software Adobe Flash programmiert worden waren, meist über die Dateiendung .swf. Die ersten Flashspiele wurden im Jahr 1998 mit Veröffentlichung der Version 4 der eben genannten Software entwickelt. Die meisten Flashspiele wurden von Privatpersonen oder privaten Gruppen programmiert. Im Zuge der zunehmenden Popularität des Genres entwickelten aber auch Unternehmen zahlreiche Flash-Spiele. Aufgrund der hohen Anzahl von Spielen spezialisierten sich mehrere Webseiten auf das reine Anbieten von Sammlungen von Flashspielen. Adobe stellte den Vertrieb und Aktualisierung aufgrund von Alternativen und zunehmenden Sicherheitslücken am 31. Dezember 2020 ein. Mit dem Flash-Emulator Ruffle gibt es eine Möglichkeit, Flash-Spiele weiter zu nutzen. HTML5-Spiele Nachdem die Entwicklung des HTML5-Standards ein ausgereiftes Stadium erreicht hatte und die populäreren Webbrowser große Teile der Spezifikationen unterstützen, kamen langsam HTML5-Spiele auf. Dabei hat sich das Schlagwort HTML5-Spiele bereits weitgehend durchgesetzt, obwohl es im engeren Sinne nicht korrekt ist. Es ist lediglich einigen neuen Elementen der HTML5-Spezifikation zu verdanken, dass Spiele direkt im Browser gezeichnet werden können und kein Plugins wie Adobe Flash benötigt werden. Die wichtigste Neuerung stellt das Canvas-Element dar. Dieses Element ermöglicht das Zeichnen auf einer 2D-Leinwand direkt im Browser. In Kombination mit einer Sprache wie JavaScript lassen sich so Animation und Spiele erstellen. Weiterhin kommen bei der Gestaltung der Spiele auch Cascading Style Sheets zum Einsatz. Eine weitere Technik, die in HTML5-Spielen zum Einsatz kommt, ist WebGL, mit dessen Hilfe hardwarebeschleunigte 3D-Grafiken direkt im Browser dargestellt werden können. Dadurch ist es sogar möglich, vollwertige 3D-Ego-Shooter ohne Plugins zu realisieren. Somit werden unter dem Schlagwort HTML5-Spiele in Wirklichkeit mehrere Techniken vereint, um Spiele zu erstellen. Wie gut ein Browser für HTML5-Spiele geeignet ist, hängt also von mehreren Faktoren ab.
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Browserspiel
Der größte Vorteil der HTML5-Spiele im Gegensatz zu Spielen auf Flash-Basis ist, dass diese kein Plugin benötigen. Da Plugins nicht immer für alle Betriebssysteme zur Verfügung stehen und die Sicherheit eines ganzen Systems kompromittieren können, ist dies ein entscheidender Vorteil. Da HTML5-Spiele nicht auf ein Plugin, sondern nur auf die Unterstützung durch den Browser angewiesen sind, können diese Spiele auch auf Plattformen wie dem iPhone oder iPad gespielt werden, für die kein Flash-Plugin existiert. Als weiteres Argument wird auch häufig angeführt, dass HTML5-Spiele ressourcensparender sind als Flash-Spiele. Dies ist jedoch abhängig von der Implementierung des Plugins, der JavaScript-Engine und vielen weiteren Faktoren. Daher kann diese Aussage nicht als allgemeingültig angesehen werden. Um die Entwicklung von HTML5-Spielen zu vereinfachen, existieren bereits einige Frameworks, die den Programmierer unterstützen. Einige erwähnenswerte Frameworks sind LimeJS, Processing.js, Akihabara und die Rocket Engine. Bei allen handelt es sich um JavaScript-Frameworks, die komplexere Funktionen für Animationen, die Behandlung von Benutzereingaben und anderes bereitstellen. Ob sich eines dieser Frameworks in seiner Verbreitung deutlich von anderen abheben wird, ist zurzeit noch nicht absehbar. Die Art der HTML5-Spiele ist ähnlich breit gefächert wie bei Flash-Spielen. Nahezu jedes Genre ist vertreten.
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Browserspiel
Serverseitige Browserspiele Ein wesentliches Merkmal von serverseitigen Browserspielen ist die große Anzahl von Spielern, die gleichzeitig an einem Spiel teilnehmen können. Ihre Anzahl kann von einigen hundert bis zu mehreren hunderttausend reichen (siehe Massively Multiplayer Online Game). Auf der Serverseite wird dabei zum Beispiel eine LAMP-Lösung verwendet. Anders als Plattformen wie DirectX oder die Entwicklungsumgebungen von Spielkonsolen sind diese Techniken für Anwendungen mit kontinuierlicher, schneller Benutzerinteraktion und Echtzeitgrafik eher ungeeignet. Daher sind die meisten serverseitigen Browserspiele überwiegend den Genres Strategie, Simulation oder Rollenspiel zuzuordnen, viele sind zudem rundenbasierend. Mittlerweile gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl von verschiedensten Browserspielen auf dem Markt, die sich bei ähnlicher Spielmechanik hauptsächlich in ihrer Thematik unterscheiden. Beispiele sind Sport-Simulatoren, Wirtschaftssimulation mit Schauplätzen im Weltraum oder Mittelalter und auch Brett- und Kartenspiele wurden bereits als Browserspiele umgesetzt. Spezialvarianten Forenspiele Eine Unterart der Browserspiele sind die Forenspiele, die über den Browser mit Hilfe eines Internetforums im Threaded-Style gespielt werden. Populär sind vorrangig simple Varianten, wie etwa Bilderraten oder auch das geschickte Bilden von Wörterketten und einfaches Zählen. Forenspiele werden meist gestartet, um die Aktivität eines Internetforums zu fördern. Motivierend für die Benutzer ist meist die rasch ansteigende Beitragszahl, die eventuell mit einem besseren Forenrang gekoppelt ist. Populär sind auch eigens für Internetforen konzipierte Rollenspiele. Zu den erfolgreichsten und ältesten professionellen Vertretern dieses Genres zählt das zwischen 2004 und 2006 betriebene Strategiespiel Alternations.
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Browserspiel
Chatspiele Chatspiele sind Echtzeitspiele, die über einen Chat laufen und oft auch im Webbrowser gespielt werden. Meistens werden nur die üblichen Chatfunktionen zum Spielen verwendet. Eine bekannte Variante ist das Suchen von einem oder mehreren „Mördern“ durch Fragen, die nur mit Ja oder Nein beantwortet werden dürfen. Des Weiteren existieren unter anderem Quiz-Veranstaltungen, die entweder von einem menschlichen Spielleiter oder einem Hilfsprogramm moderiert werden. Aufbauspiele Eine weitere Untergruppe der Browserspiele sind die Aufbauspiele. Aufgrund der hohen Userzahlen zählt man sie zumeist zu den MMOGs. Die Spielinhalte werden aus Datenbanken ausgelesen und mit PHP, JSP oder Perl als dynamische Webseite dargestellt. Hiermit können Angriffszeiten, Bauzeiten und Ähnliches wiedergegeben werden. Die Schauplätze dieser Spiele erstrecken sich vom Weltraum bis zum Mittelalter. Obwohl aufwändig animierte Spiele nicht dem ursprünglichen Sinn der Aufbauspiele entsprechen, werden mittlerweile auch Online-Multiplayer-Spiele mit teilweise sehr aufwändigen Animationen zu den Aufbauspielen gezählt. Gemeinschaften Um die meisten Browserspiele hat sich eine große Online-Community gebildet und viele Spieler organisieren sich in sogenannten Clans oder Allianzen. Einmal geschieht dies über die von den Browserspielen bereitgestellte Infrastruktur. Dies ist vor allem bei den Strategietiteln der Fall, wo solche Features bereits in die Spiele integriert wurden und man etwa diplomatische Beziehungen organisieren muss oder aber mit anderen Spielern chatten kann. Zunehmend organisieren sich die Spieler auch außerhalb des eigentlichen Browserspiels, so haben viele Clans oder Allianzen auch eine eigene Website im Netz, auf die die Spieler dann verweisen. Die Kommunikation der Spieler untereinander findet meist in kostenlosen oder auf eigenen Servern erstellten Foren statt. Zusätzlich werden verschiedene Instant Messenger sowie Internet-Telefonie benutzt, um zeitnahe Aktionen zu planen und durchzuführen.
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Browserspiel
Geschichte und Entstehung Das erste Spiel dieser Art war das in Hamburg entwickelte, deutsch- und englischsprachige SOL, das im Oktober 1995 startete. „Vater“ der modernen Browserspiele dürfte wohl das englischsprachige Planetarion von der Projektgruppe Fifth Season AS mit Sitz in Oslo sein, das 2000 startete und im Laufe der Zeit mehr als 175.000 Spieler in jeweils einer Runde erreichte. Nachdem bei Planetarion kostenpflichtige Accounts eingeführt wurden, suchten viele Spieler eine neue Heimat und fanden sie in Galaxywars, das ebenfalls zu seiner besten Zeit über 100.000 Spieler auf sich vereinen konnte. Es fehlte jedoch an einem professionellen Management, weshalb viele ehemalige Spieler weiterhin Projekte vorantrieben: Um 2001 und 2002 herum entstanden weitere Weltraumspiele, wie OGame und X-Wars, aber auch Browserspiele mit einem neuen Spielkontext wie Comunio und Schwertkriege erschienen. Da in den Jahren danach die Kosten für den Betrieb der Spiele erheblich sanken und auch die zur Entwicklung von Browserspielen nötigen Werkzeuge und Anwendungen weiter verbessert wurden, erschienen ab ungefähr 2003 dutzende weitere Titel. Dies führte zu einer starken Diversifizierung im deutschen Browserspiel-Markt. Siehe auch Liste von Browserspielen Weblinks mit umfangreichen Spielelisten für diverse Genres (unter anderem Strategie-, Logik-, Simulations- und Rollenspiele) Einzelnachweise Computerspiel-Genre
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Rotfuchs
Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist der einzige mitteleuropäische Vertreter der Füchse und wird daher meistens als „der Fuchs“ bezeichnet. Er ist in Europa der häufigste Wildhund. Merkmale Allgemeine Merkmale Die Körpermaße des Rotfuchses sind geographisch und jahreszeitlich starken Schwankungen unterworfen. Das Körpergewicht liegt durchschnittlich für Männchen im Bereich 5 bis 8 kg, für Weibchen bei 5 bis 6,5 kg. Schwerere Tiere (bis 14,5 kg) sind selten. Die Körperlänge (ohne Schwanz) beträgt für Männchen 65 bis 75 cm, für Weibchen 62 bis 68 cm, die Schwanzlänge entsprechend 35 bis 45 cm oder 30 bis 42 cm (Durchschnittswerte für europäische Füchse).
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Rotfuchs
Das Fell ist oberseits rötlich, unterseits weiß; der Farbton variiert je nach Verbreitungsgebiet oberseits zwischen rötlichgelb bis tiefrotbraun und unterseits zwischen reinweiß bis schiefergrau. Die unteren Teile der Beine sowie die Hinterseiten der Ohren sind schwarz gefärbt. Insgesamt variiert die Fellfärbung stark. Die häufigste Farbvariante ist der Birkfuchs mit gelb-roter Oberseite, weißer Kehle und weißer Schwanzspitze. Der seltenere Kohl- oder Brandfuchs ist insgesamt dunkel, überwiegend dunkelbraun-rot, Bauch und Kehle sind grauweiß, die weiße Schwanzspitze fehlt. Der Kreuzfuchs weist quer über den Schultern und längs des Rückens einen dunklen Streifen auf. Der Silberfuchs ist dunkelgrau bis schwarz (→ Silberfuchsfell). Der Fuchs macht im Jahr zwei Fellwechsel durch. Im Frühjahr ab Anfang April verliert er das dichte Winterfell, gleichzeitig bildet sich das lichte Sommerfell. Dieses wird ab Ende April an den Unterschenkeln sichtbar und hat bis Ende Juni die Beine, den Bauch und die Flanken erfasst. Der Fellwechsel setzt sich fort über das Gesicht zum Rücken bis zur Schwanzspitze, die im späten August erreicht wird. Erst im September ist das Sommerfell vollständig. Bereits im Oktober bildet sich dann wieder von den Beinen über Schwanz, Rücken und Gesicht das Winterfell. Spuren Folgende Gangarten treten beim Rotfuchs auf:
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Rotfuchs
Trab: Die Abdrücke der Hinterpfoten befinden sich schräg versetzt vor denen der etwa gleich großen Vorderpfoten, dabei ist die Körperhaltung leicht schräg zur Fortbewegungsrichtung. Schneller Trab („Schnüren“): der Fuchs setzt die Pfoten so, dass die linke Hinterpfote in den Abdruck der rechten Vorderpfote tritt und umgekehrt. Damit ergibt sich eine Spur, bei der die Abdrücke wie an einer Schnur mit einem Abstand von etwa 30 cm angeordnet sind. Flucht: mit verschiedenen Trittbildern und wechselnden Schrittlängen. Der einzelne Abdruck mit Hauptballen, vier Zehenballen und Krallen ähnelt dem eines kleinen Hundes und unterscheidet sich in folgender Merkmalskombination: der Abdruck vom Fuchs ist länglicher und ovaler, er kann im Winter durch stärkere Behaarung rundlich aussehen, die Trittballen der beiden vorderen Zehen sind vorgeschoben, ihre Hinterränder liegen etwa auf einer Linie (oder etwas darüber) mit den Vorderrändern der Außenzehenballen (beim Hund schneidet die Linie meistens), der Hauptballen (hinten) ist eher rund, beim Hund eher herzförmig, der Zwischenraum zwischen Zehen- und Hauptballen ist relativ groß, da der Hauptballen weiter hinten liegt als beim Hund. Der Abdruck einer (Haus-)Katze ist im Vergleich etwas kleiner, rundlicher und weist meist keine Krallenabdrücke auf. Besetzte Fuchsbaue sind an herumliegenden Beuteresten zu erkennen, dem blanken Sandboden und den Fußspuren. Der typische Fuchsgeruch wird in der Literatur oft als „durchdringlicher Raubtiergeruch“ oder ähnlich beschrieben, das Empfinden von Gerüchen ist stark vom Beobachter abhängig. Der Geruch am Bau kann von Harnmarkierungen am Eingang verursacht sein und bedeutet daher nicht zwangsläufig, dass sich gerade ein Fuchs im Bau befindet.
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Rotfuchs
Stimme Füchse verfügen über eine Reihe unterschiedlicher Laute: Drei- bis fünfsilbiges Bellen (heiserer als Hunde) „wow-wow-wow“ mit Betonung der letzten Silbe ist vor allem von Dezember bis Februar zu hören („Ranzbellen“) und dient vermutlich dem Kontakthalten über größere Distanzen; langgezogenes, einsilbiges Schreien oder „Jammern“ („waaah“), oft in der Paarungszeit, kann von beiden Geschlechtern gebracht werden, vermutlich besonders von den Fähen zum Anlocken der Rüden; trillerartiger Laut (ähnlich einem Hühnerglucken) oder Winseln (vor allem des untergeordneten Tiers), das sich bis zum Kreischen steigern kann, bei der Begrüßung von Alttieren untereinander; Keckern (tonlos „k-k-k-k“) bei aggressiven Auseinandersetzungen, bei Welpen im Spiel und bei Fähen, die einem werbenden Rüden antworten; leises, raues Geräusch ähnlich einem Pusten bei der Begrüßung von Jungtieren durch Alttiere; Alarmbellen der Alttiere, um die Jungen zu warnen: im Nahbereich ein gedämpftes Husten, bei größerer Distanz Übergang zu scharfem Bellen. Urin Der Urin des Rotfuchses wird als Markierungsflüssigkeit zur territorialen Abgrenzung benutzt und enthält mit Methyl-(3-methylbut-3-enyl)-sulfid und 2-Phenylethylmethylsulfid organische Schwefelverbindungen. Verbreitung und Lebensraum Verbreitungsgebiet
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Von allen wildlebenden Raubtieren haben Rotfüchse das größte geographische Verbreitungsgebiet: Sie können sowohl nördlich des Polarkreises als auch in fast tropischen Gebieten leben. In Nordamerika kommen sie von den Aleuten bis Neufundland vor – mit Ausnahme von Arizona, Süd-Florida und einem Streifen von Alberta bis Mexiko. Rotfüchse besiedeln Eurasien von Irland bis zum Beringmeer. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Rotfüchse aus England zur traditionellen Fuchsjagd in Australien eingeführt. Die dort heimischen langsamen Beuteltiere waren an die Neubesiedler nicht angepasst und wurden leichte Beute. Seither ist ganz Australien bis auf das Northern Territory und die nördlichen Teile von Queensland von Füchsen besiedelt. 1893 wurden die ersten Kopfgelder ausgesetzt. Neuseeland ist fuchsfrei. In Tasmanien laufen aus Artenschutzgründen Maßnahmen zur Ausrottung der Füchse. Lebensraum, Streifgebietsgröße Der Nahrungsopportunist Rotfuchs stellt an seinen Lebensraum keine besonderen Anforderungen. Wälder, Grasland, Äcker und in jüngerer Zeit zunehmend auch Siedlungsgebiete sind unterschiedlich geeignete Lebensräume für die Rotfüchse.
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Rotfuchs
Die ersten Stadtfüchse wurden in den 1930er Jahren in Londoner Vororten bekannt. Als Ursache wird ein damals neuer Baustil vermutet, bei dem sich ländlich geprägte Gebiete zu locker bebautem Siedlungsraum mit hohem Grünflächenanteil verwandelten. In vielen nördlichen englischen Städten wurden Stadtfüchse bis in die 1980er Jahre nicht beobachtet. Ab den 1980er Jahren traten vermehrt Berichte von Fuchsbeobachtungen in Großstädten auf dem europäischen Festland auf (z. B. Berlin, Oslo, Paris, Zürich), die zunächst nur als Einzelfälle gewertet wurden. Seit etwa 1990 sind Stadtfuchspopulationen auch aus Australien, Japan und Nordamerika bekannt. Für den Großraum Berlin wurden anhand von 2010 bis 2015 erhobenen Daten zwei genetisch unterschiedliche Populationen nachgewiesen, die sich weitgehend mit den Gebieten des städtischen Ballungsraums und des angrenzenden ländlichen Raums deckten. Die Stadt bietet für Füchse mehrere Angebote: Bereiche ohne menschliche Störung (nachts: Friedhöfe, Parks) Kleinräumige Strukturen Reiches Nahrungsangebot: Komposthaufen, Essensreste, Früchte, Insekten, Mäuse, Ratten, Kaninchen Sichere Rückzugsplätze (Schuppen, Holzstapel, Bewuchs entlang von Eisenbahntrassen) Großflächige Fuchsjagd ist kaum durchführbar. In Abhängigkeit von der Ressourcenausstattung der Lebensräume ergeben sich erhebliche Unterschiede in der Raumnutzung und damit auch der Streifgebietsgröße. Während in nahrungsarmen Gebieten Skandinaviens Streifgebiete von bis zu 3000 ha feststellbar waren, blieben Reviere in den Offenlandschaften Europas mit Größen zwischen 200 und 700 ha deutlich kleiner. In städtisch geprägten Habitaten wurden die kleinsten Streifgebiete nachgewiesen.
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Rotfuchs
In der Regel besitzen Füchse hier Streifgebiete von unter 50 ha, wobei auch Tiere bekannt wurden, die auf wenigen Hektar lebten. Typische Dichten für Stadtfüchse sind 2 bis 12 ausgewachsene Füchse pro 100 Hektar. In Bristol erreichte die Siedlungsdichte vor einem Räudeausbruch einen Spitzenwert von 37 Füchsen je Quadratkilometer. Aus englischen Städten liegen aktuell hohe Siedlungsdichteangaben vor (z. B. Bournemouth mit 23, London mit 18 und Brighton mit 16 Füchsen pro 100 Hektar). In ländlich geprägten Räumen ist die Siedlungsdichte mit nur 0,2 bis 2,7 Füchse pro 100 Hektar dagegen geringer. Weitere Beispiele für Aktionsraumgrößen und Siedlungsdichten: Im Nationalpark Bayerischer Wald mit hohem Waldanteil wurden Streifgebietsgrößen von durchschnittlich 430 ha ermittelt, wobei die Rüden größere Streifgebiete hatten als die Fähen. In einem landwirtschaftlich genutzten Untersuchungsgebiet nordöstlich von Berlin betrug die Streifgebietsgröße durchschnittlich 185 ha. Eine Studie im Schweizer Jura ermittelte Streifgebietsgrößen von 116 bis 353 ha. In der Zürcher Stadtfuchspopulation wurden Streifgebiete von 29 bis 31 ha ermittelt, wobei die intensiv genutzten Bereiche oft nur wenige Hektar betrugen. Das kleinste Streifgebiet war acht Hektar groß. Im Berliner Stadtteil Neukölln wurde die Fuchsdichte auf 1–2 Fuchsfamilien pro Quadratkilometer geschätzt (Bezugsdaten 2007 bis 2009). Als Grund für diese relativ niedrige Dichte wurden u. a. Parasiten wie Räude und Krankheiten wie Staupe angesehen.
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Rotfuchs
Neben der Ressourcenausstattung spielt auch die Dichte eine große Rolle bei der Streifgebietsgröße, wie an der Stadtfuchspopulation in Bristol vor und nach dem Ausbruch der Räude nachgewiesen wurde. Vor Räudeausbruch im Jahr 1990 betrug die Streifgebietsgröße durchschnittlich 29 ha, nach dem Räudeausbruch im Jahr 1999 dagegen durchschnittlich 169 ha. Untersuchungen englischer Forscher aus dem Jahr 2020 zeigen, dass Rotfüchse in und um London morphologische Veränderungen zeigen. Sie weisen Unterschiede in Schädelmerkmalen wie verkürzte Schnauzen auf. Solche Veränderungen im Rahmen der Domestizierung wurden mehrfach für verschiedene Arten beschrieben, etwa der Entwicklung der Haushunde – den ersten domestizierten Tieren. Lebensweise Fortpflanzung und Entwicklung Der Rotfuchs wird mit etwa 10 Monaten geschlechtsreif. Füchse paaren sich einmal im Jahr in der Paarungszeit (Ranz). Der Rüde ist von Dezember bis März befruchtungsfähig, die Fähe nur für zwei bis drei Tage im Januar / Februar. In dieser Zeit folgt der dominante Rüde einer Gruppe (siehe Kapitel Sozialstruktur) über einen längeren Zeitraum einer auserwählten Fähe, um ihr Abwehrverhalten genau zu diesem Zeitpunkt überwinden zu können, allerdings unternehmen manche Rüden in dieser Zeit auch Wanderungen in benachbarte Territorien, um sich dort mit Fähen zu paaren. Wie bei vielen Hundeartigen (z. B. auch beim Wolf) kann die Paarung durch das „Hängen“ abgeschlossen werden (dies ist nicht immer der Fall), wobei der angeschwollene Penis des Männchens noch bis zu einer Stunde in der Vagina des Weibchens gehalten wird. In dieser Zeit bleibt das Paar – in entgegengesetzte Richtungen blickend – fest verbunden. Die Funktion des Hängens wird im Sinne der Vaterschaftssicherung diskutiert.
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Rotfuchs
Bei einer hohen, an der Grenze der Tragfähigkeit des Lebensraums liegenden Populationsdichte und stabilen äußeren Bedingungen (z. B. in Nationalparks) ist die Reproduktionsrate gering. Hohe Mortalität (z. B. durch Seuchenzüge oder Jagd) führt zu einem hohen Anteil von an der Fortpflanzung teilnehmenden Fähen und höherer Jungenzahl pro Wurf. Füchse und Hunde lassen sich aufgrund verschiedener Chromosomenzahlen (Rotfuchs: 34 bis 38, Haushund: 78 Chromosomen) nicht kreuzen, obwohl beide zur Familie der Hundeartigen gehören. Bauanlage Erdbaue von Füchsen weisen neben der Hauptröhre und dem sog. „Kessel“, dem Hauptraum des Baus, mehrere Fluchtröhren auf. Die beim Graben anfallende Erde wird zwischen den Beinen nach hinten befördert, so dass sich am Eingang ein Erdhaufen bildet. Füchse können auch Baue von Dachsen übernehmen. Wenn der Bau groß genug ist, kommt es vor, dass neben dem Fuchs auch weitere Tierarten die Bauanlage gleichzeitig nutzen (siehe Kapitel Beziehungen zu anderen Arten). Füchse nehmen auch einfache Behausungen unter Gartenhäusern, Baumstümpfen oder Felsspalten für die Jungenaufzucht an. Bei einer Untersuchung im Berliner Stadtteil Neukölln waren Erdbaue mit 32,1 % vertreten. Den größten Anteil nahmen Gebäude, Schuppen und Garagen mit 34,0 % ein, weitere Baustandorte waren z. B. Sandhaufen, Komposte und Holzstöße. Jungenaufzucht
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Rotfuchs
Nach einer Tragzeit von etwas über 50 Tagen gebiert die Fähe durchschnittlich vier bis sechs Junge. Die 80 bis 100 Gramm schweren, dunkel und kurz behaarten Fuchswelpen werden mit geschlossenen Augen geboren, die sie im Alter von ca. zwei Wochen öffnen. Mit drei Wochen bekommt der Pelz am Kopf einen braunen Schimmer und der übrige Körper eine fahle Farbe. Die Zähne, v. a. die Eckzähne, brechen durch. Die Jungen beginnen, die Röhren des Baues und schließlich auch den Bereich außerhalb des Baues zu erkunden. Mit Beginn der vierten Woche bringen die Eltern erste feste Nahrung. Für die Welpen beginnt damit die Zeit der Entwöhnung vom Gesäuge. In den ersten Wochen nach der Geburt verlässt die Fähe selten den Bau. Insbesondere in dieser Zeit versorgt der Rüde die Fähe mit Nahrung. Zwar kann die Fähe die Welpen auch allein aufziehen, die Betreuung durch beide Elterntiere (oder weitere Gruppenmitglieder, siehe im Kapitel Sozialstruktur) erhöht jedoch Überlebenschancen der Welpen. Das teilweise beobachtete Vorherrschen der Aufzucht durch Fähen kann daran liegen, dass bei Treibjagden im Winter mehr Rüden geschossen werden als Fähen, sowie am Auftreten von Polygamie. Lebenserwartung Füchse können in Gefangenschaft bis zu 14 Jahre alt werden. Die meisten Füchse sterben, bevor sie ein Jahr alt werden; häufig sind 95 % der Tiere einer Population nicht älter als vier Jahre. Vor allem im Herbst und im Winter kann es aufgrund von Wanderung (erhöhte Zahl von Wildunfällen) und saisonal starker Bejagung zu einer erhöhten Mortalität bei Jungfüchsen kommen.
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Rotfuchs
In Bristol betrug das Durchschnittsalter der Population vor einem großen Räude-Ausbruch 18 Monate, in London während einer Zeit starker Bejagung 14 Monate. In ländlichen Regionen Englands waren bis zu 80 % der getöteten Tiere jünger als ein Jahr. Von 1.169 in Berlin von 2007 bis 2009 tot aufgefundenen oder geschossenen Füchsen waren 51 % einjährig, das durchschnittliche Lebensalter betrug 18 Monate und der älteste Fuchs war elf Jahre alt. Die bisher jüngste Population wurde in Iowa dokumentiert, als sieben Jahre lang doppelte Prämien für Fuchsfelle gezahlt wurden: 84 Prozent der erlegten Füchse waren jünger als ein Jahr. Soziale Stellung und Alter hängen zusammen: Dominante Stadtfüchse in Bristol waren mit durchschnittlich 4,5 Jahren älter als rangniedrige Tiere mit durchschnittlich 2,1 Jahren. Sozialstruktur Füchse galten bis in die 1970er Jahre als Einzelgänger, die in Territorien leben und diese gegen Artgenossen verteidigen. Ende der 1970er Jahre zeigten englische Studien bei Oxford, dass Füchse dort in Familiengruppen lebten und ein ausgeprägtes Sozialleben zeigten. Ähnliches ist inzwischen aus weiteren Gebieten bekannt geworden. Füchse leben in Familiengruppen und führen ein komplexes Sozialleben, dessen Details bisher nicht vollständig geklärt sind. Grundlage jeder Gruppe ist ein Rüde und eine Fähe. Wo die Mortalität gering ist, kann das Paar lebenslang zusammenbleiben, wo die Mortalität hoch ist, findet häufigerer Wechsel statt. Neben dem reproduzierenden Paar können eine oder mehrere rangniedrige Individuen zur Gruppe gehören. In Jahren mit günstigem Nahrungsangebot können auch die rangniedrigen Fähen Junge bekommen. Rangniedrige Individuen sind oft Nachkommen des Paares aus dem Vorjahr, die nicht abgewandert sind, oder ehemalige ranghohe Individuen. Sie helfen der reproduzierenden Fähe bei der Jungenaufzucht.
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Rotfuchs
Bei genetischen Untersuchungen an Stadtfüchsen in Bristol wurden pro Gruppe ein bis drei Würfe nachgewiesen. Rüden wie Fähen paarten sich innerhalb einer Gruppe auch mit mehr als einem Partner mit der Folge, dass ein Wurf verschiedene Väter haben konnte. Innerhalb einer Gruppe paarten sich dominante Fähen nicht mit rangniedrigen Rüden, während dominante Rüden sich mit rangniedrigen Fähen paarten. Dominante und rangniedrige Fähen trugen auch Welpen von dominanten und rangniedrigen Rüden von anderen Gruppen. Bei geringer Siedlungsdichte wurden keine Würfe mit mehreren Vätern nachgewiesen, und die Zahl der Würfe, deren Vater aus einer anderen Gruppe stammte, nahm ab. Die Anzahl der rangniedrigen Gruppenmitglieder ist variabel (bis 10 Individuen bei Stadtfüchsen in Bristol), einige Gruppen bestehen nur aus dem reproduzierenden Paar. Gruppen, die neben dem Paar auch noch rangniedrige Mitglieder enthalten, bilden sich bei stabilen Umweltbedingungen (z. B. geringe Mortalität) und hohem Nahrungsangebot. Beides ist oft bei Stadtfüchsen der Fall. Das Geschlechterverhältnis war bei Stadtfuchsgruppen in Bristol bei hoher Siedlungsdichte ausgeglichen, bei geringer Siedlungsdichte zugunsten der Fähen verschoben. Neben Familiengruppen können einzelne Rüden auch ohne festen Aktionsraum umherziehen und dabei weite Strecken zurücklegen oder Teile des Aktionsraumes einer Familiengruppe teilen, aber Kontakt mit den Gruppenmitgliedern vermeiden. Die Fuchsgruppen nutzen einen gemeinsamen Raum, der meist als gegenüber fremden Gruppenmitgliedern verteidigtes Territorium interpretiert wird. Große Aktionsräume (siehe Kapitel Streifgebietsgröße) lassen sich jedoch nicht mit derselben Intensität gegen andere Füchse verteidigen wie kleine. Insgesamt nimmt mit zunehmendem Aktionsraum die Überlappung der Aktionsräume zu.
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Rotfuchs
Neben Studien aus englischen Städten sind Familiengruppen auch aus ländlichen Gebieten wie dem Schweizer Jura beschrieben. Eine Untersuchung im Bereich des Feldberges in Baden-Württemberg ergab andererseits trotz stabiler äußerer Bedingungen keine Hinweise auf das Vorhandensein von sozialen Gruppen, von gegenseitigem Meideverhalten oder von Territorialität: Die sieben erwachsenen, gleichzeitig telemetrierten Füchse verhielten sich ortstreu, die Streifgebiete überlappten sich. Das Ausmaß der Überlappung variierte von geringfügigen Überschneidungen bis zu fast identischen Streifgebieten. Fälle von häufigeren Begegnungen konnten mit der gemeinsamen Nutzung bestimmter Bereiche erklärt werden. Die Interpretation der Raumnutzung bei anderen Untersuchungen als Territorialverhalten wird vor dem Hintergrund diskutiert, dass dort Territorialität angenommen wurde, wenn die Überlappung von Streifgebieten gering war (bzw. dass diejenigen Füchse, deren Streifgebiete weite Überlappungen aufweisen, als Gruppe ein Territorium besetzen). Dabei sei aber zu beachten, dass Füchse bei der Wahl ihrer Wohngebiete auch von der Verteilung wichtiger Ressourcen wie Nahrungsquellen beeinflusst werden. Die Verteilung der Streifgebiete spiegele dann die Gegebenheiten des Lebensraumes wider. Hieraus folge zwangsläufig weder, dass Tiere, deren Streifgebiete sich in bestimmten Bereichen eines Gebietes konzentrieren, ein gemeinsames Territorium verteidigen, noch dass sich diese Individuen zu sozialen Gruppen zusammenschließen. Teilweise beobachtete aggressive Verhaltensweisen zwischen Füchsen könnten auch auf deren unmittelbare Nähe und/oder auf Rangordnungsauseinandersetzungen zurückzuführen sein und müssten nicht notwendigerweise ein Zeichen von Territorialität sein.
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Rotfuchs
Während der Nahrungssuche sind Füchse meist als Einzelgänger unterwegs. Untersuchungen bei Stadtfüchsen in Bristol ergaben innerhalb von Familiengruppen häufig kurze Kontakte, längere Kontakte wurden zum Spielen oder zur gegenseitigen Fellpflege genutzt. Ein Fuchs traf sich mit jedem anderen Familiengruppenmitglied durchschnittlich eineinhalb bis zwei Mal in 24 Stunden, im Winter erhöhte sich die Trefferrate auf bis zu drei Mal pro Nacht. Die meisten dieser Treffen verliefen freundschaftlich. Bei einer Untersuchung im Nationalpark Bayerischer Wald wurden dagegen nur wenige Kontakte festgestellt. Die beobachteten Füchse mieden auch auf den besten Nahrungsstandorten offensichtlich den Kontakt zueinander. Gleichzeitige Nutzung wurde selten und nur im Herbst bei Auftreten kurzzeitig geklumpter Nahrungsvorkommen wie Fallobst beobachtet. Nach Untersuchungen an Stadtfüchsen in Bristol wandern mehr Rüden als Fähen vom elterlichen Territorium ab. Auch erwachsene Individuen können abwandern. Ob ein Individuum abwandert oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Je größer die Gruppe und je größer der Wurf, aus dem das Individuum stammt und je geringer der soziale Status (ausgedrückt z. B. über die Anzahl positiver Sozialkontakte wie gegenseitige Fellpflege), desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum abwandert. Die Verwandtschaft zum dominanten Rüden hatte bei Bristoler Stadtfüchsen keinen Einfluss, wohl aber die zur dominanten Fähe: Rüden mit dominanten Müttern wanderten häufiger ab als Rüden mit rangniedrigen Müttern, während abwandernde Fähen häufiger rangniedrige Mütter hatten. Nahrung
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Rotfuchs
Der Rotfuchs ist ein anspruchsloser Allesfresser. Er stellt seine Ernährung bei Bestandsschwankungen der Beutetiere kurzfristig um und nimmt generell mit dem vorlieb, was leicht zu erbeuten ist und einen hohen Energiegehalt bietet (opportunistische Ernährung). Die Nahrungszusammensetzung ist somit lokal und saisonal unterschiedlich. Wichtige Beutetiere sind Feldmäuse und zumindest regional (etwa in der Camargue oder in einigen Regionen Englands) Kaninchen. Regenwürmer werden insbesondere auf frischen Grünlandböden erbeutet. Aufgrund ihres Fett- und Proteingehaltes stellen sie eine energiereiche Nahrung dar. Bei Feldhase und Reh ist der Fuchs im Regelfall nicht in der Lage, gesunde Alttiere zu ergreifen, kann aber Jungtiere oder geschwächte Alttiere erbeuten. Haushühner, Hausgänse und Hausenten werden vor allem in der Jungenaufzuchtszeit erbeutet, da die Fuchsfamilie in dieser Zeit einen hohen Nahrungsbedarf hat. Früchte spielen im Sommer eine wichtige Rolle, wobei süße Sorten wie Kirschen, Zwetschgen und Mirabellen bevorzugt werden. An der Westküste Mittelitaliens bilden Wacholderbeeren das ganze Jahr über die Hauptnahrung der dort lebenden Füchse. Füchse können neben anderen Säugetieren für die Verbreitung von Pflanzenfrüchten von Bedeutung sein. In Spanien sind Füchse für die Verbreitung der Früchte des Ziziphus lotus, eines Kreuzdorngewächses maßgeblich. Auch Aas kann eine wichtige Rolle in der Ernährung von Füchsen spielen. Bei Stadtfüchsen machen natürliche Futterquellen wie Nager nur einen geringen Anteil aus, stattdessen dominieren kultivierte Früchte, Küchenabfälle (inklusive Kompost und Fleischresten) sowie für Katzen oder Vögel angebotenes Futter.
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Rotfuchs
Füchse können auch Futter verstecken. Hierzu wird in lockerem Boden ein etwa 10 cm tiefes Loch gegraben, die Nahrung hineingelegt und anschließend das Loch mit Erde und Laub wieder der Umgebung angeglichen. Das Versteck wird später mit dem Geruchssinn wiedergefunden. Beziehungen zu anderen Arten Obwohl Wölfe selten Füchse fressen und meist auch nicht jagen, töten sie sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. So meiden Füchse die Aufenthaltsbereiche von Wölfen in Italien. In Alaska sind auch friedlichere Beziehungen zum Wolf bekannt geworden: Dort gab es keine Anzeichen darauf, dass Wölfe Füchse behelligen. Die Füchse nutzten die von den Wölfen übriggelassenen Beutereste, während Wölfe Fuchsbaue für die Jungenaufzucht vergrößerten. Allerdings warnen Füchse, sobald sich Wölfe in der Nähe von Bauen mit Welpen zeigen. Luchse können Füchse erbeuten. Untersuchungen aus Schweden und Spanien geben Hinweise, dass (zumindest hohe) Luchsbestände möglicherweise den Fuchsbestand limitieren können.
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Rotfuchs
Rotfüchse sind in der Lage, ausgewachsene Rehe zu töten, wenn hohe Schneelagen Rehe in ihrer Fortbewegung behindern. Sie schlagen jedoch gewöhnlich nur Jungtiere, die nicht älter als zwei Monate sind. Untersuchungen in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeitpunkten haben den Einfluss des Rotfuchses auf die Rehpopulation belegt: Für das Berner Mittelland wird geschätzt, dass ein Fuchs in den Monaten von Mai bis Juli durchschnittlich elf Kitze schlägt. In Skandinavien, wo in den späten 1970er und den 1980er Jahren Räude zu einem drastischen Rückgang der Rotfuchspopulation führte, stieg die durchschnittliche Zahl der Kitze, die eine Ricke im Herbst führt, um 30 Prozent. Der durchschnittliche Rehbestand nahm um 64 Prozent zu. Auf der norwegischen Insel Jöa töteten Rotfüchse fast die Hälfte der Kitze in ihren ersten Monaten. Auf der unweit von Jöa liegenden Insel Storfosna, wo keine Füchse vorkommen, starben dagegen 18 Prozent der Neugeborenen. Auf Jöa fielen außerdem deutlich mehr Kitze, die in Wiesen Deckung suchten, dem Fuchs zum Opfer. Es wird für möglich gehalten, dass Rotfüchse aus dem Verhalten der Ricken schließen können, wo die Kitze Deckung gesucht haben.
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Rotfuchs
Dachs und Fuchs können zusammen in einem Bau ihre Jungen erfolgreich aufziehen. Teilweise kann es aber auch dazu kommen, dass die Jungtiere der jeweils anderen Art getötet werden. Werden die Jungfüchse älter und lebhafter, fühlen sich die meisten Dachse offenbar gestört und verlassen den Bau. Dies hat nichts mit dem Eigengeruch der Füchse zu tun. Bei Untersuchungen an einer Futterstelle und an von Dachsen (aber nicht gleichzeitig von Füchsen) bewohnten Bauen waren die meisten Begegnungen zwischen Dachs und Fuchs nicht aggressiv. Bei aggressiven Begegnungen dominierte der Dachs mit kurzen Angriffen auf den Fuchs ohne Körperkontakt. Bei den Futterstellen vertrieben die Dachse die Füchse häufiger als an den Bauen. Ansonsten ignorierten sich beide Arten. Hinweise deuten darauf hin, dass Füchse manchmal die Gesellschaft von Dachsen suchen, was möglicherweise mit der Erwartung von Nahrung zusammenhängt. Auch mit weiteren Arten wie Iltis, Wildkaninchen oder Brandgans ist eine gemeinsame Baunutzung möglich. Der Fuchs hält dann in der näheren Umgebung seines Baues einen „Burgfrieden“, d. h., er lässt potenzielle Beutetiere dort unbehelligt. Baum- und Steinmarder meiden Rotfüchse. Füchse können beide Arten erbeuten. Baummarder können jedoch auch Jungfüchse erbeuten. Nach Ausbruch der Räude in den 1980er Jahren in Schweden sank der Fuchsbestand, während gleichzeitig der des Baummarders stieg. Es wird vermutet, dass der Fuchs über Prädation den Baummarderbestand beeinflussen kann. Ein negativer Einfluss auf Baummarder durch Prädation wird auch für Norwegen vermutet, umgekehrt gab es bei einer Untersuchung in Finnland keine Hinweise auf einen bestandsbeeinflussenden Effekt des Fuchses auf den Baummarder.
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Rotfuchs
Bei Untersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern konnten bei günstiger Ressourcenausstattung aufgrund unterschiedlicher Habitatnutzung keine negativen Einflüsse von Marderhund und Waschbär auf den Fuchsbestand festgestellt werden. In der Stadt begegnen sich Füchse und Hauskatzen häufig, beachten sich in den meisten Fällen aber kaum. Bei Konflikten flieht meist der Fuchs. Nur in seltenen Fällen kommt es zum Kampf, und nur in außergewöhnlichen Situationen versuchen Füchse meist wenige Wochen alte Jungkatzen oder durch Krankheit oder Unfall geschwächte Katzen zu erbeuten. Beobachtet wurden auch gemeinsames Spielen und gemeinsames Zusammensitzen ebenso wie gegenseitige Vertreibungen. Das Jagdverhalten des Fuchses ist ähnlich dem einer Katze, was sich im langsamen Anschleichen und dem Mäusesprung zeigt. Außerdem klettern Füchse besser als andere Hundeartige. Füchse und Katzen gehören zoologisch zwar verschiedenen Familien an, haben aber aufgrund der gemeinsamen Spezialisierung auf kleine Nagetiere als Beutetiere im Laufe der Evolution eine konvergente Entwicklung durchlaufen. Für Steinadler und Seeadler gehört der Rotfuchs nicht zu den Hauptbeutetieren, beide Arten können jedoch auch ausgewachsene Füchse schlagen. Uhus können Jungfüchse erbeuten, Altfüchse gehören dagegen nicht mehr zum Nahrungsspektrum. Parasiten und Krankheiten
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Rotfuchs
In europäischen Füchsen wurden 55 Wurmarten mit regional unterschiedlichen Schwerpunkten nachgewiesen. Weit verbreitet ist ein Befall mit Bandwürmern, insbesondere mit dem Fuchsbandwurm. Daneben treten Fadenwürmer auf, insbesondere Trichinen, für die der Fuchs ein Reservoirwirt ist. Nach neueren Untersuchungen sind in Deutschland ca. 20 % der Füchse Träger von Trichinella spiralis, welche sie auf Wildschweine und seltener auch auf Hausschweine übertragen. Beim Verzehr gehen die Trichinen auf den Menschen über, wo sie die meldepflichtige Trichinellose hervorrufen. Obwohl aufgrund der gesetzlichen Trichinenuntersuchung in Deutschland die Anzahl der Trichinenerkrankungen bei Menschen (von 2016 bis 2019 nur 10 gemeldete Fälle) sowie die Trichinennachweise bei Schweinen stark zurückgegangenen sind (von 2000 bis 2009 nur 92 positiv getestete Wildschweine von 3,4 Millionen untersuchten und 4 Hausschweine von 453 Millionen) gilt die Trichinenbeschau aufgrund des Erregerreservoirs in der Fuchspopulation nach wie vor als unverzichtbar. Des Weiteren treten Ektoparasiten auf, darunter Flöhe (vor allem der Hundefloh), Zecken (vor allem die Fuchszecke) und Milben. Letztere können die Räude hervorrufen. Zu den Virusinfektionen zählen die Fuchsencephalitis, Staupe und Tollwut, zu den bakteriellen Infektionen beispielsweise die Leptospirose. In einer Berliner Population stellten neben dem Straßenverkehrstod die Staupe und die Räude (früher auch die Tollwut) wesentliche Verlustursachen dar und wirkten bestandslimitierend. In Bristol reduzierte ein Räudeausbruch die dortige Fuchspopulation um 95 % innerhalb von zwei Jahren. Systematik Die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Rotfuchses stammt aus der zehnten Auflage der Systema Naturae von Carl von Linné aus dem Jahr 1758.
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Rotfuchs
Der Rotfuchs gehört zur Gattung Vulpes. In einer aktuellen Systematik der Hunde, die auf molekulargenetischen Untersuchungen gründete, wurde die Gattung Vulpes als Schwestertaxon dem Marderhund (Nyctereutes procyonoides) gegenübergestellt. Verglichen wurden dabei 15 Kilobasen an Exon- und Intron-Sequenzen. Als Schwesterart dieser beiden Gattungen wurde der Löffelhund (Otocyon megalotis) identifiziert. Gemeinsam wurden diese drei Gattungen als Rotfuchs-Klade zusammengefasst. Diese entspricht Teilen der ursprünglich als Echte Füchse (Vulpini) zusammengefassten Gruppe, bei der jedoch der Marderhund nicht enthalten war und die zusätzlich die Graufüchse (Urocyon) enthielt, die nun als basale Schwestergruppe aller Hunde betrachtet werden. Zur Gliederung der Gattung Vulpes siehe die Grafik rechts. Neben der Nominatform Vulpes vulpes vulpes werden zahlreiche weitere Unterarten unterschieden: Vulpes vulpes vulpes, Nordeuropa (Skandinavien) Vulpes vulpes abietorum, Südwest-Kanada (Alberta und British Columbia) Vulpes vulpes alascensis, Ägypten, Israel, Libyen Vulpes vulpes alpherakyi, Alaska und Nordwest-Kanada (Nordwest-Territorien und Yukon) Vulpes vulpes alphaerakyi, Kasachstan Vulpes vulpes anatolica, Türkei Vulpes vulpes arabica, Arabische Halbinsel Vulpes vulpes atlantica, Algerien (Atlasgebirge) Vulpes vulpes bangsi, Nordost-Kanada (Labrador-Halbinsel) Vulpes vulpes barbara, Nordwestafrika (Barbarenküste) Vulpes vulpes beringiana, Nordost-Sibirien Vulpes vulpes cascadensis, nordwestliche USA (Kaskadengebirge,
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Rotfuchs
Oregon und Washington) Vulpes vulpes caucasica, Kaukasus Vulpes vulpes crucigera, Europa bis Nord- und Zentralrussland Vulpes vulpes daurica, Sibirien, Amurregion Vulpes vulpes deletrix, Neufundland Vulpes vulpes dolichocrania, Ussuriregion Vulpes vulpes flavescens, nördlicher Iran Vulpes vulpes fulvus, Osten der USA Vulpes vulpes griffithi, Afghanistan und nördliches Pakistan Vulpes vulpes harrimani, Alaska Vulpes vulpes hoole, südliches China (Fujian und Sichuan) Vulpes vulpes ichnusae, Korsika und Sardinien Vulpes vulpes induta, Zypern Vulpes vulpes jakutensis, Sibirien (südlich von Jakutsk) Vulpes vulpes japonica, Japan Vulpes vulpes karagan, Mongolei, Kasachstan und Kirgisistan Vulpes vulpes kenaiensis, Kenai-Halbinsel Vulpes vulpes kurdistanica, nordöstliche Türkei und Armenien Vulpes vulpes macroura, USA (Mountain States) Vulpes vulpes montana, Himalaya Vulpes vulpes necator, Kalifornien und Nevada Vulpes vulpes ochroxantha, Siebenstromland Vulpes vulpes palaestina, Jordanien und Libanon Vulpes vulpes peculiosa, Korea Vulpes vulpes pusilla, Nordwestindien bis Irak Vulpes vulpes regalis, nördliche Great Plains Vulpes vulpes rubricosa, Osten Kanadas Vulpes vulpes schrenckii, Hokkaido und Sachalin Vulpes vulpes silacea, Iberische Halbinsel Vulpes vulpes splendidissima, Kurilen Vulpes vulpes stepensis, Steppen im Süden von Russland Vulpes vulpes tobolica, Sibirien,
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unteres Einzugsgebiet des Ob. Vulpes vulpes tschiliensis, Nordostchina Nutzung, Bejagung, Artenschutz Nutzung des Rotfuchses Archäologen haben auf der Orkneyinsel vor der Nordküste Schottlands Hinweise auf die Zucht von Füchsen in der späten Eisenzeit entdeckt. Nach dem Überfall der Wikinger auf Schottland um 800 soll die Zucht eingestellt worden sein. Rotfuchsfelle werden noch für Bekleidungszwecke genutzt, wobei die Nachfrage stark von der jeweiligen Mode und der Akzeptanz von Pelzen abhängt. In Pelztierfarmen werden vor allem seltene Farbschläge wie Silberfüchse und Kreuzfüchse gezüchtet. Fuchsleber wurde in der Volksmedizin als Brechmittel eingesetzt. Bis in das Mittelalter wurde sie auch als Tuberkulosemittel verwendet. Nach LMEV ist die Einfuhr von Fuchsfleisch aus Drittländern in die Bundesrepublik verboten. Bejagung Die Fuchsjagd wird in vielen Staaten legal betrieben. In Deutschland werden pro Jahr einige Hunderttausend Rotfüchse erlegt. In der Schweiz werden jährlich einige Zehntausend Abschüsse von Rotfüchsen verzeichnet. Ihre Felle werden in beiden Ländern mehrheitlich nicht weiterverarbeitet und der Entsorgung zugeführt, wobei es einzelne Initiativen gibt, die das ändern wollen. In der Bundesrepublik wurde Ende der 1960er Jahre zur Tollwut-Bekämpfung eine Baubegasung aller erreichbaren Fuchsbaue durchgeführt, bevor sie aus Tierschutzgründen eingestellt wurde. Die Füchse im Bau sollten dabei getötet werden, es fielen aber auch zahlreiche Dachse der Begasung zum Opfer. Seit der ab 1987 erfolgten Immunisierung der Füchse durch Impfbeköderung gingen die Tollwutfälle erheblich zurück. Seit 2008 gilt die terrestrische Tollwut in Deutschland als offiziell ausgerottet.
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Umstritten ist die Fuchsjagd in Großbritannien, wo vor allem die Art ihrer Durchführung zu Auseinandersetzungen zwischen Tierschützern und Jägern führte. Seit Februar 2005 ist die Parforcejagd zu Pferde mit Hundemeuten in ganz Großbritannien offiziell verboten, was die Diskussion um die Fuchsjagd als solche jedoch nicht beendet hat. In Luxemburg ist die Fuchsjagd seit 2015 verboten. Nach Aussage der dortigen Umweltministerin gab es keine Zunahme der Fuchspopulation, der Fuchsbandwurm sei auf 20 Prozent zurückgegangen und der Fuchs störe nachgewiesenermaßen auch nicht die Biodiversität des Landes Luxemburg. Das Jagdverbot ist 2020 verlängert worden. Artenschutz Der Rotfuchs wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) aufgrund des großen Verbreitungsgebietes und der hohen Bestände als nicht gefährdet gelistet (Least Concern). Zur Verhinderung von Vogelschlag an Flughäfen gibt es Überlegungen, Füchse gezielt mit Kunstbauen zu fördern oder dort nicht zu bejagen. Für die Bestandsabnahmen von Bodenbrütern wie Kiebitz, Uferschnepfe oder Auerhuhn wird seit einigen Jahren neben der Lebensraumverschlechterung als Hauptursache (vor allem durch intensive Landwirtschaft) auch die Prädation durch den Rotfuchs angegeben. Dies führte zur Forderung und Durchführung eines Prädatorenmanagements als Artenschutzstrategie, das bei ganzjähriger und intensiver Bejagung auch die gewünschten Erfolge zeigen kann. Als eine mögliche Ursache für die zeitweise hohe Nachstellung durch den Fuchs werden auch die Bestandszyklen von Wühlmausarten diskutiert.
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Rotfuchs
Teilweise wurde jedoch auch kein stark negativer Einfluss des Fuchses auf Bodenbrüter gefunden. Die Durchführung eines Prädatorenmanagements muss nicht immer zu einer Erhöhung der Überlebensrate der Zielarten führen. Bei geringerer Fuchsdichte können Marderartige den Anteil des Fuchses an der hohen Prädationsrate ersetzen. Die Wirksamkeit vom aktiven (Tötung des Prädators) oder passiven (Veränderungen von Habitatstrukturen) Prädatorenmanagement als Naturschutzmaßnahme ist umstritten und erfordert eine intensive Vorbereitung und Einzelfallbeurteilung. Vor allem im englischsprachigen Raum wird seit etwa 15 Jahren das Thema Tierethik auch bei Wildtieren verstärkt diskutiert, insbesondere im Themenbereich Bestandskontrolle von (hochentwickelten) Wirbeltieren, auch speziell bei Füchsen, und hat zu lokalen Initiativen für den Rotfuchs geführt. Kulturelle Bedeutung Religion In der Bibel wird der Fuchs als Symbol für Wildnis oder auch für verwüstete, daher von ihm bewohnte Landschaften (, , ) genannt, als Schädling , aber auch als Symbol für List und Bosheit . Jesus gebraucht den Fuchs, der immerhin einen Bau hat, als Gegenbild zu seiner eigenen Heimatlosigkeit (, ). Eine Sonderstellung hat der Fuchs im Buch der Richter , wo erzählt wird, wie Simson Füchse zur Zerstörung gegnerischer Felder gebraucht. In der christlichen Ikonografie dient der Fuchs zur Vermenschlichung und Personifikation der Sünde.
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Literatur Die Bezeichnung „Reineke“ basiert auf einem lateinischen Gedicht aus dem Jahr 1150 mit dem Titel Ysegrimus, in dem der Fuchs als „Reinardus“ auftritt. Im Jahr 1175 schrieb Pierre de Saint Cloud den Roman de Renard. Diese als eine Parodie auf den höfischen Lebensstil gedachte Geschichte stellt den Fuchs in einer Doppelrolle als Schurken und Helden dar (Details siehe Reineke Fuchs). Im weiteren Mittelalter breiteten sich Geschichten mit „Reineke“ rasch aus. Dabei wird der Fuchs als falsch, rachsüchtig, widerspenstig, schlau und einzelgängerisch dargestellt. Bekannt ist vor allem Goethes Version von Reineke Fuchs aus dem Jahr 1793. Der weibliche Fuchs trägt in der Fabel den Namen Ermelyn. In einigen Regionen des deutschsprachigen Raumes kommt dem Rotfuchs als Osterfuchs eine positive Rolle zu: Dort übernimmt er im österlichen Brauchtum wie der Osterhase die Aufgabe des Eierbringens. Auch in Japan spielt der Rotfuchs eine Rolle in Mythologie und Fabel (siehe Kitsune). In China galt er nicht nur als Symbol für Schlauheit und List, sondern auch für erotische Verführung und Dämonie. Zahlreich sind insbesondere die Erzählungen, in denen sich Männer mit einem Fuchsgeist in Gestalt einer schönen Frau einlassen und dabei ihr Verderben finden. Bis ins 20. Jahrhundert dominiert eine negative Darstellung von Füchsen in Märchen und Kinderbüchern: z. B. in Grimms Märchen als listige Figur (KHM 57, 72, 74, 132, 191) oder als Überlisteter (KHM 8, 38, 45, 75, 86), in der Geschichte von Nils Holgersson oder im Kinderlied Fuchs, du hast die Gans gestohlen.
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Kulturgeschichte Fuchsknochen als Grabbeigaben aus der Zeit um 14.500 v. Chr. – also wohl etwa gleichzeitig mit der Domestizierung des Hundes in einigen Regionen der Welt und kurz vor dem Vorkommen von gemeinsamen Bestattungen von Mensch und Hund im Natufien des Nahen Ostens – finden sich in Grab 1 der Fundstelle von ʾUyyun al-Hamman (Wadi Ziqlab, Jordanien), die in den geometrischen Abschnitt des Kebarien datiert. Möglicherweise weist der Fund auf (wegen der Scheuheit des Tieres wohl vergebliche) Domestizierungsversuche des Fuchses hin. Das Grab enthielt zwei Bestattungen, die zu verschiedenen Zeiten beerdigt worden waren. Unter dem Brustkorb von Bestattung B, einem Erwachsenen, lag ein vollständiger Fuchsschädel und ein Oberarm (v. Vulpes vulpes). In Grab VIII lag dagegen ein fast vollständiges Fuchsskelett, dem Schädel und Humerus fehlten. Die Knochen gehören vermutlich zu demselben Tier. In der Natufien-Siedlung Kfar HaHoresh (Israel) lagen Teile von Fuchsskeletten in Kinderbestattungen. Füchse wurden zu dieser Zeit jedoch auch gegessen, wie Funde aus den Karmel-Höhlen beweisen. Auf dem Pfeiler 2 der Anlage A von Göbekli Tepe (PPNA) ist unter anderem ein Fuchs dargestellt. Literatur
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Rotfuchs
Zoologie Alexander Wandeler, Peter Lüps: Vulpes vulpes (Linnaeus, 1758) – Rotfuchs. In: Michael Stubbe, Franz Krapp (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 5: Raubsäuger – Carnivora (Fissipedia). Teil I: Canidae, Ursidae, Procyonidae, Mustelidae 1. Aula-Verlag, Wiesbaden 1993, S. 139–193. Felix Labhardt: Der Rotfuchs. Naturgeschichte, Ökologie und Verhalten dieses erstaunlichen Jagdwildes. Paul Parey Verlag, Hamburg 1990, ISBN 3-490-33812-X. David MacDonald: Unter Füchsen – Eine Verhaltensstudie. Knesebeck-Verlag, München 1993, ISBN 3-926901-63-2. Maria Schnaitl, Sylvia Stürzer: Rotfuchs (Vulpes vulpes) und Dachs (Meles meles) im Nationalpark Bayerischer Wald. Raumnutzungsverhalten und Habitatwahl in einem geschlossenen Waldgebiet. (= Nationalpark Bayerischer Wald. Heft 18). 2009, ISBN 978-3-930977-32-1, S. 104–105. Stadtfüchse Sandra Gloor, Fabio Bontadina, Daniel Hegglin: Stadtfüchse – Ein Wildtier erobert den Siedlungsraum. Haupt-Verlag, Bern 2006, ISBN 978-3-258-07030-8. Stephen Harris, Phil Baker: Urban Foxes. Whittet Books, Suffolk 2001. Trevor Williams, Andrew Wilson: Unearthing the urban fox. The Fox Project, Tonbridge 2000. Erzählkultur Rudolf Schenda: Fuchs. In: Das ABC der Tiere. Märchen, Mythen und Geschichten. C. H. Beck Verlag, München 1995, S. 105–111. Hans-Jörg Uther: Fuchs. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 5. Berlin 1987, S. 447–478. Fabel vom Löwenanteil
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Bildbände Rebecca L. Grambo: The World of the Fox. Sierra Club Books, San Francisco 1995. Günther Schumann: Wilde Füchse ganz vertraut. Neumann – Neudamm, Melsungen 2007. Hartmann Jenal: Meine Füchse. Gollensteinverlag 2009. Lutz Artmann: Der Fuchs in der Stadt. Oertel + Spörer Verlag, Reutlingen 2016, ISBN 978-3-88627-874-9. Bilder- und Kinderbücher Toshiko Kanzawa: Moschiri die Füchsin. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1993. Irina Korschunow: Der Findefuchs. Wie der kleine Fuchs eine Mutter bekam. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2001. (Bilder von R. Michl) Desirée Jenal: Fredy der kleine Fuchs und seine Freunde. Eigenverlag, Saarlouis 2009. Cherie Mason: Wild Fox – A True Story. Down East Books, Maine 1993. Claudia Schnieper; Felix Labhardt: Dem Fuchs auf der Spur. Kinderbuchverlag, Luzern 1988. Weblinks spurenjagd.de: Rotfuchs – Tierspuren-Enzyklopädie Einzelnachweise Hunde Raubwild Haarwild Wikipedia:Artikel mit Video Fuchs als Thema
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https://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlag
Niederschlag
Unter Niederschlag versteht man in der Meteorologie Wasser inklusive dessen Verunreinigungen, das aus Wolken, Nebel oder Dunst (beides Wolken in Kontakt mit dem Boden) oder wasserdampf­haltiger Luft (Luftfeuchtigkeit) stammt und das infolge der Schwerkraft in flüssiger oder fester Form auf die Erde fällt oder vom Wind aufgewirbelt wird oder sich auf der Erdoberfläche ablagert oder abfließt oder sich in fester Form aus (unterkühltem) Wasser als Vereisung an Oberflächen anlagert oder sich als Beschlag direkt durch Kondensation oder Resublimation an Objekten absetzt. Jegliches Wasser, das aus Niederschlägen auf die Erde gelangt, wird auch als Meteorwasser bezeichnet. Der Begriff ist heute vor allem in der Schweiz gebräuchlich. Umgangssprachlich werden die Begriffe Niederschlag und Regenwasser häufig synonym gebraucht. Entstehung Durch Verdunstung und Sublimation gelangt Wasserdampf in die Atmosphäre. Dazu ist die Zufuhr thermischer Energie erforderlich, die als Verdampfungsenthalpie im Wasserdampf gespeichert ist. Wolken entstehen von Kondensationskeimen ausgehend durch Kondensation der Feuchtigkeit in der Luft. Um wieder als Niederschlag auf die Erdoberfläche fallen zu können, muss die Größe (bzw. Masse) der kondensierten Teilchen einen bestimmten Wert überschreiten. Durch den Niederschlag wird der Wasserkreislauf geschlossen. Auswirkung Die Häufigkeit und die durchschnittliche Menge des Niederschlages sind charakteristisch für die entsprechenden geographischen Gebiete. Der Niederschlag ist dabei ein hygrischer Faktor, der das lokale Klima mitbestimmt. Besonders für die Landwirtschaft ist er relevant, da erst ab einer bestimmten Niederschlagsmenge erfolgreicher Regenfeldbau möglich ist. Aus einer angetroffenen Ökozone kann daher meist grob auf eine mittlere Niederschlagsmenge gefolgert werden.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlag
Niederschlag
Bei der Kondensation aus feuchter Luft wird Kondensationsenthalpie, beim Resublimieren Sublimationsenthalpie aus dem Wasserdampf frei. Beim Gefrieren wird Kristallisationsenthalpie aus dem Wasser in die Umgebung (Luft, Wasser, Bewuchs, sonstige Oberflächen) freigesetzt. Gefriert unterkühlter Nebel oder unterkühlter Regen, so ist der Wärmeübergang gering. Beim Verdunsten und Sublimieren von Niederschlag wird Wärme der Umgebung entzogen, dies wirkt abkühlend auch auf die Erdoberfläche und reguliert teilweise das (Mikro-)Klima. Beispiele für Niederschlag Flüssiger Niederschlag Fester Niederschlag Spezifikationen Künstlicher Niederschlag Niederschlag kann unter bestimmten meteorologischen Konstellationen künstlich erzeugt werden, indem eine große Menge an künstlichen Eiskeimen, also Kondensationskernen (z. B. Silberiodid) in unterkühlte Wolken ausgebracht wird; siehe Hagelflieger. Aus großtechnischen Wasserdampfemissionen stammender Industrieschnee ist ebenso künstlicher Niederschlag, der zivilisatorisch bedingt entstehen kann. Abgrenzung Kunstschnee von Beschneiungsanlagen, Kunsteis und Schwarzeis (gefrorenes See- und Meerwasser) werden nicht zu den Niederschlägen gezählt, weil das Wasser nicht direkt und hauptsächlich aus Wolken, Nebel oder Luftfeuchtigkeit stammt. Ortsverlagerter Niederschlag (beispielsweise vom Schneepflug versetzter Schnee, Sprühfahnen, Dachlawinen, Regenwasser in Fließgewässern) bleibt trotzdem Niederschlag. „Regen“ aus Beregnungsanlagen wird i. A. nicht dem Niederschlag zugerechnet, kann jedoch durch die dadurch erhöhte Verdunstung zu vermehrter Wolkenbildung und erhöhtem „allgemeinem Niederschlag“ führen.
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Q25257
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https://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlag
Niederschlag
Gesetzmäßigkeiten der räumlichen Verbreitung der Niederschläge In den Gebirgen hängen die Niederschlagsmengen von der Streichrichtung zum herrschenden Luftstrom ab (siehe Luv und Lee). Festlandgebiete erhalten geringere Niederschläge als Meeresgebiete auf gleicher geographischer Breite (siehe Seeklima, Kontinentalklima). Hohe Niederschlagssummen in Äquatornähe und gemäßigten Breiten wechseln sich mit niedrigen Niederschlagssummen in den außeräquatorialen Tropen und Polargebieten ab (siehe Tropen, Subtropen, Gemäßigte Zone, Polarklima). In den Tropen sind die Ostteile der tropischen Meere ganzjährig feucht, dagegen sind die Westteile nur im Sommer und im Herbst feucht. Niederschlagsmessung Messgeräte, Maßeinheiten und Messmethoden Gemessen wird mit zwei verschiedenen Arten von Messgeräten: nichtregistrierende Niederschlagsmesser (Regenmesser) registrierende Niederschlagsmesser (Niederschlagsschreiber, Pluviographen) Die meisten Niederschlagsmesser sammeln den Niederschlag als punktuelle Niederschlagsmessung in einem Messgefäß. Ein Millimeter (Maßeinheit) entspricht der Wasserhöhe (Niederschlagshöhe) von 1 mm, die sich ergäbe, wenn kein Wasser abflösse oder verdunstete. Alternativ wird oft auch die Wassermenge (Niederschlagsmenge) in (ebene Fläche) angegeben. Ein Millimeter ist gleich einem Liter pro Quadratmeter. Jene Anteile, die nicht in Form flüssigen Wassers vorkommen, werden entweder in die entsprechende Menge desselben umgerechnet (sofern die Dichte bekannt ist), oder bei Schnee und Hagel durch leichte Erwärmung, um die Verdampfung und den Messfehler zu verringern, in Wasser umgewandelt.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlag
Niederschlag
Neben der direkten Berechnung vor Ort können Niederschlagsintensitäten auch durch Radarmessungen bestimmt werden. Dazu zieht man die von der Stärke des Regens abhängige Radarreflektivität heran. Über Niederschlagsradare können die gefallenen Mengen inzwischen auch flächendeckend geschätzt werden. Vor allem im Bereich des Hochwassermanagements ist dies von Bedeutung (punktuelle Messwerte verifizieren bzw. kalibrieren). Neben der reinen Niederschlags-Höhe bzw. Menge sind dabei vor allem auch die Niederschlagsintensität und die Niederschlagsdauer wichtig. Langfristige (klimatologische) Niederschlagsmessungen lassen statistische Berechnungen zu, um die mittlere Häufigkeit von unterschiedlichen Niederschlagsereignissen (v. a. Starkregenereignisse) anzugeben, die Intensität und Dauer zueinander in Bezug setzen. Niederschlagshöhe Die Niederschlagshöhe wird in der Meteorologie für Regen üblicherweise in Millimeter (Wasserhöhe) angegeben und für gefrorene Niederschläge in Zentimeter. Sie gibt wiederum Aufschluss über die Niederschlagsmenge. Mit „kleiner 0,1 mm“ wird eine Niederschlagshöhe, bzw. die daraus resultierende Niederschlagsmenge angegeben, wenn sie nicht messbar ist.
2,280.626495
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https://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlag
Niederschlag
Bei Schneefall, Hagel oder Graupel wird sie in (Zentimeter) angegeben. Eine Umrechnung in die Niederschlagsmenge in Liter bzw. in die wasseräquivalente Niederschlagshöhe pro Quadratmeter kann nur nach Bestimmung der Dichte erfolgen, da bei gefrorenen Niederschlägen große Unterschiede bestehen können: Für Schnee liegt die Dichte zum Beispiel zwischen (trockener, lockerer Neuschnee) und (stark gebundener Neuschnee): Neuschnee hat also etwa (bis – ) der Dichte von Wasser, setzt sich aber recht schnell (innerhalb von Stunden, insbesondere durch das Gewicht der darübergeschneiten Schichten) auf grob , so dass 1 Meter Neuschnee und 30 cm gesetzter Schnee etwa 100 mm Regen entsprechen. Bei Hagel bezieht sich die Angabe der Niederschlagshöhe nur auf die Dauer eines Ereignisses und meist nur auf die Höhe der Hagelschicht am Boden (Der Niederschlag in Form von Regen wird extra angegeben). Sie wird entsprechend den Umrechnungen für lose Schüttungen in Wassermenge umgerechnet. Niederschlagsmenge Man betrachtet das flüssige Wasser (Niederschlagswasser), das sich bei Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel, Nebel usw.) in einer definierten Zeitspanne (siehe auch Niederschlagsintensität) in einem nur nach oben offenen Gefäß mit definierter horizontaler Öffnung sammelt. Als Niederschlagsmenge bezeichnet man das Volumen der Flüssigkeit bezogen auf die Fläche der Öffnung und gibt sie an in Litern pro Quadratmeter (1 Liter ist 1 Kubikdezimeter). Mit der Umrechnung kann sie auch in der Einheit Millimeter angegeben werden. Möchte man aus der Millimeter-Angabe (bzw. der Angabe in Litern pro Quadratmeter) die tatsächliche Niederschlagsmenge in Litern bezogen auf eine bekannte Sammelfläche berechnen, so muss die genannte Größe mit der waagrecht projizierten Sammelfläche in Quadratmetern multipliziert werden:
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Niederschlag
Das übliche Messintervall (es ist immer mit anzugeben) sind 24 Stunden (1 Tag), aber auch 48 oder 72 h und so fort für länger dauernde Starkregen-Ereignisse, für Schlagregen auch 1 Stunde und entsprechend mehr, aber auch bis hin zu 5 Minuten (etwa als Bemessung für Abflusseinrichtungen an Gebäuden) sowie ein Monat, eine Jahreszeit und das ganze Jahr für klimatologische Betrachtungen. In den Fällen, in denen man mehrere Standardintervalle addiert, spricht man auch von Niederschlagssumme. Faktoren wie Verdunstung, Bodenversickerung oder Abfluss werden bei der Messung nicht berücksichtigt. Niederschlagsdauer Der Begriff Niederschlagsdauer steht für die Zeitdauer eines einzelnen Niederschlagsereignisses. Auf Basis der Niederschlagsdauer unterscheidet man zwischen Dauerniederschlägen und Schauern. Zudem ist sie für die Festlegung von Wiederkehrsintervallen von Starkregenereignissen und Überschwemmungsszenarien notwendig. Niederschlagsintensität Als Niederschlagsintensität bezeichnet man den Quotienten aus Niederschlagshöhe bzw. -menge und Zeit. Sie wird für Regen in der Regel in Millimeter pro Stunde beziehungsweise Liter je Quadratmeter (und Stunde, was oft unerwähnt bleibt), bei Schnee in Zentimeter pro Stunde angegeben. Regen: 1 Liter pro Quadratmeter und Stunde ergibt 1 mm Regenhöhe/-menge in einer Stunde (mm/h) Schnee: durchschnittliche Schneehöhe in Zentimeter pro Stunde (cm/h) Andere Angaben für statistische Zwecke können noch Millimeter (bei Schnee Zentimeter) pro Tag, Woche, Monat oder Jahr sein.
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Niederschlag
Ein mittelstarker Regenschauer in Mitteleuropa hat eine Intensität um 5 mm/h, ein Starkregen um 30 mm/h oder als Platzregen 5 mm/5 min. Bei einem heftigen Unwetter kann die Regenmenge auf 50 mm/h und mehr anwachsen. Niederschlagsmengen von wenigen 100 mm in einigen Tagen (etwa 300 mm/4 d) führen schon, wenn sie großflächig sind, zu schweren Hochwasserereignissen an den großen Flüssen, aber auch an kleineren Flüssen, s.: Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021. Tropenstürme erreichen Werte von 130 mm/h und weit darüber. Langfristige Niederschlagsmengen (mittlerer Niederschlag, kumulierter Niederschlag) Für die durchschnittliche Höhe des Niederschlags im Laufe einer bestimmten Periode an einem definierten Ort oder in einer bestimmten Region existieren folgende meteorologisch-klimatologischen Ausdrücke.
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Niederschlag
Monatsniederschlag, oder auch Monatsmittel des Niederschlags, ist die gesamte Niederschlagshöhe eines bestimmten Monats gemittelt über eine bestimmte Anzahl von Jahren (meist 30 Jahre), wobei immer über diesen bestimmten Monat gemittelt wird. Die Angabe erfolgt in Millimeter pro Monat und findet Verwendung in diversen Klimadiagrammen. Bezieht man sich nur auf einen ganz bestimmten Monat, so erfolgt die Angabe inkl. des Jahres. Jahresniederschlag, oder auch Jahresmittel des Niederschlags, ist die gesamte Niederschlagshöhe eines Jahres gemittelt über eine bestimmte Anzahl von Jahren (meist 30 Jahre). Die Angabe erfolgt in Millimeter pro Jahr und findet Verwendung in diversen Klimadiagrammen. Bezieht man sich nur auf ein ganz bestimmtes Jahr, so wird das extra angegeben. Für die Charakteristika eines speziellen Jahres werden die gemessenen Niederschläge aufsummiert (kumuliert), und dann mit den mittleren Niederschlägen desselben Bemessungszeitraumes verglichen: So kann eine Aussage gemacht werden, ob ein Monat oder Jahr „zu nass“ oder „zu trocken“, ein Winter „schneereich“ ist, oder dass bei einem Starkregenereignis „der Normalniederschlag eines Monats in drei Tagen gefallen“ ist. Ebenso können Klimata und Jahreszeitcharakteristika verglichen werden, also etwa „wintertrocken“, „Niederschlagsmaximum im Spätsommer“. Niederschlagsrekorde Regen, Positivrekorde
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Niederschlag
Deutschland: Beim Elbhochwasser im August 2002 fielen binnen 24 Stunden im Erzgebirge in Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 312 Millimeter. Die Wiederkehrperiode für solche 24-stündigen Niederschläge liegt bei rund 500 Jahren; das Elbhochwasser war ein „Jahrhunderthochwasser“. Bis dahin galten 260 Millimeter innerhalb von 24 Stunden als deutscher Rekord: vom 6. bis 7. Juli 1906 (jeweils 7 Uhr MEZ) in Zeithain, Kreis Riesa (Sachsen) und vom 7. bis 8. Juli 1954 (jeweils 7 Uhr MEZ) in Stein, Kreis Rosenheim (Oberbayern). Regional begrenzte Extremniederschläge können auch deutlich höher liegen. So wurde für das Regenereignis am 2. Juni 2008 im baden-württembergischen Killer- und Starzeltal ein Niederschlag von rund 240 Millimeter in einer Stunde ermittelt. Regen, Negativrekorde Siehe auch Ausfällbares Niederschlagswasser Bergeron-Findeisen-Prozess Cloud Cluster Liste der Länder nach jährlicher Niederschlagsmenge Literatur Peter Bauer, Peter Schlüssel: Globale Niederschlagserfassung mit Satellitendaten. In: Die Geowissenschaften. 11. Jg., Nr. 12, 1993, S. 413–418. doi:10.2312/geowissenschaften.1993.11.413. Weblinks Einzelnachweise
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Erlangen
Erlangen (Regional-Fränkisch: Erlanga) ist eine Großstadt im fränkischen Regierungsbezirk Mittelfranken des Freistaates Bayern. Die kreisfreie Stadt ist Universitätsstadt, Sitz des Landratsamts des Landkreises Erlangen-Höchstadt und mit  Einwohnern (Stand ) die kleinste der insgesamt acht Großstädte Bayerns. Die Einwohnerzahl überschritt 1974 erstmals die Grenze von 100.000, wodurch Erlangen zur Großstadt wurde. Erlangen steht aktuell (Stand: Dezember 2022) auf Platz 68 der größten Städte Deutschlands. Mit den direkt angrenzenden Städten Nürnberg und Fürth bildet Erlangen eine der drei Metropolen in Bayern. Gemeinsam mit ihrem Umland bilden diese Städte die Europäische Metropolregion Nürnberg, eine von 11 Metropolregionen in Deutschland. Erlangen bildet zusammen mit den Städten Nürnberg und Fürth außerdem ein Städtedreieck, das das Kernland des Ballungsraumes Nürnberg darstellt. Ein in die Geschichte weit zurückreichendes, aber immer noch spürbares Element der Stadt ist die nach der Rücknahme des Edikts von Nantes im Jahre 1685 erfolgte Ansiedlung von Hugenotten. Heute wird die Stadt vor allem durch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und den Technologiekonzern Siemens geprägt. Geographie Erlangen befindet sich am Rande des mittelfränkischen Beckens. Nordöstlich und östlich erstreckt sich das Erlanger Oberland, daran anschließend befinden sich die Höhenzüge der Fränkischen Schweiz. Die Stadt liegt im Tal der Regnitz die das Stadtgebiet von Süden nach Norden in zwei etwa gleich große Hälften teilt. Im Westen der Stadt verläuft, parallel zur Regnitz, der Main-Donau-Kanal. Nördlich der Innenstadt mündet die von Osten kommende Schwabach, im Süden der Stadt die von Westen kommende Mittlere Aurach in die Regnitz. Darüber hinaus hat die Stadt mit dem Ortsteil Tennenlohe im Süden Anteil am Knoblauchsland. Lage und Entfernungen* der nächstgelegenen größeren Städte zu Erlangen:
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Erlangen
* Entfernungen sind gerundete Straßenkilometer bis zum Ortszentrum. Panoramabild Nachbargemeinden Folgende Gemeinden, beziehungsweise gemeindefreien Gebiete grenzen an die Stadt Erlangen, sie werden im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden, genannt: Das gemeindefreie Gebiet Mark, die Gemeinden Möhrendorf, Bubenreuth, Marloffstein, Spardorf und Buckenhof sowie das Waldgebiet Buckenhofer Forst (alle zum Landkreis Erlangen-Höchstadt gehörend), die kreisfreien Städte Nürnberg und Fürth, die Gemeinde Obermichelbach (Landkreis Fürth) sowie die Stadt Herzogenaurach und die Gemeinde Heßdorf (beide Landkreis Erlangen-Höchstadt). Stadtgliederung Erlangen besteht amtlich aus neun Stadtteilen und 40 statistischen Bezirken. Daneben ist das Stadtgebiet in zwölf grundbuch- und vermessungsrechtlich relevante Gemarkungen unterteilt, deren Grenzen weitgehend von denen der statistischen Bezirke abweichen. Bei den Gemarkungen und statistischen Bezirken handelt es sich teilweise um ehemals selbständige Gemeinden. Andererseits befinden sich darunter neuere Siedlungen, deren Bezeichnungen sich ebenfalls als Stadtteilnamen eingeprägt haben. Die traditionellen und subjektiv wahrgenommenen Grenzen der Stadtteile weichen jedoch oft von den amtlich festgelegten ab. Stadtteile und statistische Bezirke Gemarkungen Die Stadt Erlangen besteht aus den folgenden Gemarkungen: Ortslagen Einige noch gebräuchliche Namen von historischen Ortslagen wurden bei den amtlichen Bezeichnungen nicht berücksichtigt. Beispiele sind:
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Erlangen
Brucker Werksiedlung (in der Gemarkung Bruck) Erba-Siedlung (in der Gemarkung Bruck, am Anger) Essenbach (am Burgberg, nördlich der Schwabach) Heusteg (in der Gemarkung Großdechsendorf) Königsmühle (in der Gemarkung Eltersdorf) Paprika-Siedlung (in der Gemarkung Frauenaurach, auf der ehemaligen Hutweide bei Schallershof) Schallershof (in der Gemarkung Frauenaurach) Siedlung Sonnenblick (in der Gemarkung Büchenbach) Stadtrandsiedlung (in der Gemarkung Büchenbach) St. Johann (im Statistischen Bezirk Alterlangen) Werker (am Burgberg, östlich der Regnitz) Zollhaus (östliche Innenstadt) Klima Durch seine Lage in Mitteleuropa befindet sich Erlangen in der kühlgemäßigten Klimazone. Der Ort ist weder eindeutig dem Kontinentalklima noch dem Maritimklima zuzuordnen. Typisch für den kontinentalen Einfluss ist der geringe Jahresniederschlag von 645 mm. Insbesondere im Herbst und Winter sorgt der Regnitzgrund häufig für Nebel. In Erlangen schlugen im Jahr 2020 97 Erdblitze ein. Geschichte Allgemeine Geschichte der Stadt Ur- und Frühgeschichte
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Erlangen
In der Urgeschichte Bayerns spielte das Regnitztal als Durchgangsweg in Nord-Süd-Richtung schon frühzeitig eine Rolle. In Spardorf wurde in Löss-Ablagerungen ein Klingenkratzer gefunden, der dem Gravettien zugeschrieben wird und damit etwa 25.000 Jahre alt ist. Aufgrund der relativ kargen Böden sind im Erlanger Raum erst am Ende der Jungsteinzeit (Endneolithikum, etwa 2800–2200 v. Chr.) Ackerbau und damit verbundene Siedlungen nachweisbar. Aus diesem Zeithorizont stammen die „Erlanger Zeichensteine“ im Mark-Forst nördlich der Stadt (mit Petroglyphen versehene Sandsteinplatten), die während der Urnenfelderzeit (1200–800 v. Chr.) sekundär wieder als Grabeinfassungen verwendet wurden. Der 1913 untersuchte Grabhügel in der Gemarkung Kosbach enthielt Funde aus der Urnenfelderzeit sowie aus der Hallstatt- und Latènezeit. Der Fuß des Hügels stößt an den sogenannten Kosbacher Altar aus der jüngeren Hallstattzeit (etwa 500 v. Chr.), eine in dieser Form einzigartige, quadratische Steinsetzung mit vier aufrecht stehenden, figürlichen Pfeilern an den Ecken und einem ebensolchen in der Mitte. Die Rekonstruktion der Anlage kann im Gelände besichtigt werden, die mittlere Wächterfigur ist im Erlanger Stadtmuseum ausgestellt. Von der Villa Erlangen bis zum Dreißigjährigen Krieg Erlangen wird erstmals namentlich in einer Urkunde aus dem Jahre 1002 erwähnt. Die Herkunft des Ortsnamens Erlangen ist nicht geklärt. Versuche der Lokalforschung, den Namen von Erlen (Baumart) und Anger (Wiesengrund) abzuleiten, halten der Ortsnamenforschung nicht stand. Bereits 976 hatte Kaiser Otto II. die Kirche St. Martin in Forchheim samt Zubehör dem Bistum Würzburg geschenkt (MGH, D. O. II., 132).
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König Heinrich II. bestätigte 1002 diese Schenkung (MGH, D. H. II., 3) und genehmigte deren Übertragung vom Bistum auf das neu gegründete Stift Haug. Im Gegensatz zur Urkunde Ottos II. wurde hier das Zubehör genauer beschrieben. Zu ihm gehörte auch die im Radenzgau gelegene „villa [Dorf] erlangon“'. Damals erstreckte sich der bayerische Nordgau im Westen bis zur Regnitz, im Norden bis zur Schwabach. Villa erlangon muss daher außerhalb dieser Grenzen gelegen haben und somit nicht im Bereich der heutigen Erlanger Altstadt. Da es den Ortsnamen Erlangen außer für das westlich der Regnitz gelegene, heute eingemeindete Dorf Alt-Erlangen kein zweites Mal in Deutschland gibt, kann mit der Beschreibung „erlangon […] in pago Ratintzgouui“ nur jenes Alterlangen gemeint sein. Dafür liefert die Urkunde einen zusätzlichen Beleg: Heinrich II. schenkte im Jahre 1002 darüber hinaus („partim superaddimus“) weitere Gebiete östlich der Regnitz: eine Meile von der Schwabachmündung nach Osten sowie je eine Meile von dieser Mündung regnitzaufwärts und regnitzabwärts. Diese beiden Meilenquadrate sind in der Urkunde nur durch die Längenangaben und die zwei Flussnamen beschrieben. Jeder Bezug zu einem Ort fehlt. Sie stehen in keinem Zusammenhang mit dem Zubehör von St. Martin, das die villa erlangon einschloss. Auch deswegen muss sie räumlich getrennt von dem Gebiet der Meilenquadrate gelegen haben. Größe und Umfang der beiden Meilenquadrate entsprechen etwa dem Flächenbedarf eines Dorfes zur damaligen Zeit.
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Erlangen
Das stützt die Annahme, dass zum Zeitpunkt der Beurkundung östlich der Regnitz eine Rodungssiedlung im Entstehen war, die durch diese Schenkung legitimiert werden sollte und die später, wie in vergleichbaren Fällen, den Namen der Muttersiedlung übernommen hat. Die neue Siedlung entstand auf der nach Westen vorgeschobenen, hochwasserfreien Sanddüne in einem Dreieck, das heute von Hauptstraße, Schulstraße und Lazarettstraße eingefasst wird. 15 Jahre später, 1017, bestätigte Heinrich II. einen Tauschvertrag (MGH, D. H. II., 372), durch den St. Martin samt Zubehör (einschließlich Erlangens) an das neu gegründete Bistum Bamberg fiel, bei dem es bis 1361 blieb. In diesen Jahrhunderten erscheint der Ortsname nur vereinzelt in den Quellen.
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Erlangen
Am 20. August 1063 errichtete König Heinrich IV. auf einem Kriegszug zwei Urkunden „actum Erlangen“ (MGH, D. H. IV., 109 und 110). Die Lokalforschung schloss daraus, „Erlangen [habe] schon so bedeutend an Umfang gewonnen, daß […] Heinrich IV. im Jahr 1063 […] mit vielen Fürsten und Bischöfen einige Zeit daselbst seinen Aufenthalt nahm“ und sei deshalb Sitz eines Königshofes gewesen. Man glaubte sogar, diesen Königshof im Anwesen Bayreuther Straße 8 lokalisieren zu können. Das Königsgut wäre dann im südlichen Meilenquadrat (s. oben) gelegen und ohne Erwähnung durch die Urkunde von 1002 verschenkt worden. Auch sonst fehlt für eine solche Anlage jeder urkundliche Nachweis. Wahrscheinlich urkundete Heinrich IV. nicht im „neuen“ Erlangen, sondern in der älteren „villa erlangon“, denn „[d]ie Nord-Süd-Talstraße […] wechselte bei Bruck auf das linke Regnitzufer und verlief dann in Richtung Alterlangen, Kleinseebach-Baiersdorf nach Norden, um einen Vorspann zur Überwindung des Erlanger Burgberges zu ersparen“. Sonst wurde Erlangen meist nur dann erwähnt, wenn es der Bischof wegen Geldmangels verpfändete. Wie sich das Dorf weiter entwickelte, ist nicht bekannt. Allein die Bezeichnung „grozzenerlang“ in einem Bischofsurbar von 1348 kann ein Hinweis sein, dass das bischöfliche Dorf die ursprüngliche villa erlangon überflügelt habe.
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Erlangen
Im Dezember 1361 kaufte Kaiser Karl IV. vom Bamberger Bischof Lupold von Bebenburg für 2225 Pfund Heller „daz Dorf zu Erlangen mit allen rechten, nutzen vnd Zugehorungen die dorzu gehoren“ und inkorporierte es dem als Neuböhmen bezeichneten Gebiet, das ein Lehen des Königreichs Böhmen war. Unter der Krone Böhmens entwickelt sich das Dorf rasch. 1367 verbrachte der Kaiser drei Tage in Erlangen und erteilte den „burger und leute zu Erlang“ Weiderechte im Reichswald. 1374 erteilte Karl IV. „den burgern […] zu Erlanngen“ sieben Jahre Steuerfreiheit, „uff das sich unnser Stadt zu Erlanngen mer gebessern muge“. Gleichzeitig verlieh er das Marktrecht. Wahrscheinlich bald nach 1361 baute der neue Landesherr für die Verwaltung des erworbenen Besitzes westlich des Ortes die Veste Erlangen, auf der ein Amtmann residierte. König Wenzel errichtete eine Münzstätte und erhob 1398 Erlangen zur Stadt. Dazu verlieh er die üblichen Privilegien: Erhebung von Wegegeld, Bau eines Kaufhauses mit Brot- und Fleischbank sowie die Errichtung einer Stadtmauer. Zwei Jahre später, im Jahre 1400, wählten die Kurfürsten Wenzel ab. Er verkaufte wegen Geldmangels 1402 die fränkischen Besitzungen, darunter Erlangen, an seinen Schwager, den Nürnberger Burggrafen Johann III. Von 1413 bis 1432 verpfändete der Burggraf die Stadt an den reichen Nürnberger Patrizier Franz Pfinzing. Bei der Aufteilung des burggräflichen Besitzes in Franken kam Erlangen zum obergebirgischen Fürstentum, dem späteren Fürstentum Bayreuth. Die Erlanger Münze stellte ihren Betrieb ein, weil der Münzmeister wegen Falschmünzerei in Nürnberg hingerichtet wurde.
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Beim Hussiteneinfall 1431 wurde das Städtchen zum ersten Mal völlig zerstört. Die Kriegserklärung des Markgrafen Albrecht Achilles an die Stadt Nürnberg führte 1449 zum Ersten Markgräflerkrieg. Da das Heer Albrechts die Reichsstadt nicht vollständig einschließen konnten, brachen Nürnberger Truppen immer wieder aus und verwüsteten die markgräflichen Städte und Dörfer. Sie „…branten den markt am maisten zu Erlang und brochten ein grossen raub“, berichtet ein Nürnberger Chronist. Kaum hatte sich die Stadt erholt, griff Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut 1459 den Markgrafen an. Erlangen wurde erneut überfallen und ausgeplündert, diesmal von bayerischen Truppen. In der Folgezeit erholte sich die Stadt. Von den Bauernkriegen 1525 blieb Erlangen verschont. Auch die Einführung der Reformation 1528 verlief friedlich. Als jedoch Markgraf Albrecht Alkibiades 1552 den Zweiten Markgräflerkrieg auslöste, wurde Erlangen erneut von den Nürnbergern überfallen und teilweise zerstört. Man erwog sogar, die Stadt vollständig zu schleifen. Da Kaiser Karl V. über Albrecht die Reichsacht verhängte, gliederten sich die Nürnberger Erlangen in ihr Hoheitsgebiet ein. Im Januar 1557 starb Albrecht. Sein Nachfolger, Georg Friedrich I., beantragte, die kaiserliche Sequestration über das Fürstentum Kulmbach aufzuheben und konnte bereits einen Monat später die Regierung wieder übernehmen. Unter seiner Herrschaft erholte sich die Stadt von den Kriegsschäden und blieb unbehelligt bis weit in den Dreißigjährigen Krieg hinein. Über den Ort selbst und über die Menschen, die hier wohnten, ist aus diesem Zeitabschnitt nur wenig überliefert.
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