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https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland
Deutschland
Deutschland (Vollform des Staatennamens seit 1949: Bundesrepublik Deutschland) ist ein Bundesstaat in Mitteleuropa. Es hat 16 Bundesländer und ist als freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat verfasst. Die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland stellt die jüngste Ausprägung des 1871 erstmals begründeten deutschen Nationalstaates dar. Bundeshauptstadt und Regierungssitz ist Berlin.
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Deutschland
Das Land grenzt an neun Nachbarstaaten und liegt in der gemäßigten Klimazone zwischen Nord- und Ostsee im Norden sowie Bodensee und Alpen im Süden.
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Deutschland
Deutschland hat circa 84,4 Millionen Einwohner und zählt bei einer Fläche von 357.588 Quadratkilometern mit durchschnittlich 236 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den dicht besiedelten Flächenstaaten. Die Geburtenrate liegt bei 1,58 Kindern pro Frau (2021). Die bevölkerungsreichste deutsche Stadt ist Berlin; weitere Metropolen mit mehr als einer Million Einwohnern sind Hamburg, München und Köln; der größte Ballungsraum ist das Ruhrgebiet. Es gibt vier weitere deutsche Städte mit mehr als 600.000 Einwohnern (2022): Frankfurt am Main ist ein europäisches Finanzzentrum von globaler Bedeutung, Stuttgart ist eines der bedeutendsten Zentren der Automobilindustrie weltweit, Düsseldorf ist für seinen Kunst- und Modehandel und als „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ bekannt und Leipzig für seine traditionsreiche Messe sowie seinen Frachtflughafen. Darüber hinaus zählt das Land sieben weitere Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern (2022): Dortmund, Essen, Bremen, Dresden, Hannover, Nürnberg und Duisburg. Bald 15 Millionen Einwohner leben in den 15 deutschen Zumindest-Halbmillionenstädten und damit fast jeder fünfte Einwohner des Landes.
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Deutschland
Funde des Homo heidelbergensis sowie zahlreicher prähistorischer Kunstwerke aus der späteren Altsteinzeit belegen, dass seit 600.000 Jahren Menschen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland leben, einige Steinwerkzeuge wurden sogar auf über 1,3 Millionen Jahre datiert. Während der Jungsteinzeit, um 5600 v. Chr., wanderten die ersten Bauern aus dem Nahen Osten ein. Die Römer bezeichneten die Siedlungsgebiete der germanischen Stämme in der Antike als Germania magna. Durch die Eroberungen Karls des Großen wurden weite Teile des heutigen Deutschland um 800 erstmals in einem Herrschaftsgebiet zusammengefasst. Infolge der Teilungen des Fränkischen Reichs unter Karls Enkeln entstand im 9. Jahrhundert das Ostfrankenreich, das ab dem 10. Jahrhundert auch als Regnum Teutonicum bezeichnet wurde und aus dem das bis 1806 bestehende Heilige Römische Reich Deutscher Nation hervorging. An dessen Stelle wiederum trat 1815 der Deutsche Bund, der sich aus lose miteinander verbundenen souveränen Staaten zusammensetzte. Nach der gescheiterten Märzrevolution von 1848 kam es erst 1871 zur Gründung eines deutschen Nationalstaats, des Deutschen Reichs.
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Deutschland
Die rasche Entwicklung vom Agrar- zum Industriestaat vollzog sich während der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1918 die Monarchie abgeschafft und die demokratische Weimarer Republik konstituiert. Ab 1933 führte die nationalsozialistische Diktatur zu politischer und rassistischer Verfolgung und gipfelte in der Ermordung von sechs Millionen Juden und Angehörigen anderer Minderheiten wie Sinti und Roma. Der vom NS-Staat 1939 begonnene Zweite Weltkrieg endete 1945 mit der Niederlage der Achsenmächte. Das von den Siegermächten besetzte Land wurde 1949 geteilt, nachdem bereits 1945 seine Ostgebiete teils unter polnische, teils sowjetische Verwaltungshoheit gestellt worden waren. Der Gründung der Bundesrepublik als demokratischer westdeutscher Teilstaat mit Westbindung am 23. Mai 1949 folgte die Gründung der sozialistischen DDR am 7. Oktober 1949 als ostdeutscher Teilstaat unter sowjetischer Hegemonie. Die innerdeutsche Grenze war nach dem Berliner Mauerbau (ab 13. August 1961) abgeriegelt. Nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989 erfolgte die Lösung der deutschen Frage durch die Wiedervereinigung beider Landesteile am 3. Oktober 1990, womit auch die Außengrenzen Deutschlands als endgültig anerkannt wurden. Durch den Beitritt der fünf ostdeutschen Länder sowie die Wiedervereinigung von Ost- und West-Berlin zur heutigen Bundeshauptstadt zählt die Bundesrepublik Deutschland seit 1990 sechzehn Bundesländer.
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Deutschland
Die Bundesrepublik Deutschland ist Gründungsmitglied der Europäischen Union und ihrer Vorgänger (Römische Verträge 1957) sowie deren bevölkerungsreichstes Land. Mit 19 anderen EU-Mitgliedstaaten bildet sie eine Währungsunion, die Eurozone. Deutschland ist Mitglied der UN, der OECD, der OSZE, der NATO, der G7, der G20 und des Europarates. Bereits 1951 eröffnete der Hohe Flüchtlingskommissar (UNHCR) ein Verbindungsbüro in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn, seit 1991 unterhalten die Vereinten Nationen dort ihren deutschen Sitz („UNO-Stadt“). Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der politisch einflussreichsten Staaten Europas und ist ein gesuchtes Partnerland auf globaler Ebene.
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Deutschland
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und die viertgrößte der Welt. Die Deutschen waren 2016 die drittgrößte Export- und Importnation. Sie bilden eine Informations- und Wissensgesellschaft, deren Entwicklung von Automatisierung, Digitalisierung und disruptiven Technologien geprägt ist. Die Verbesserung des deutschen Bildungssystems und die nachhaltige Entwicklung des Landes gelten als zentrale Aufgaben der Standortpolitik. Gemäß dem Index der menschlichen Entwicklung zählt Deutschland zu den sehr hoch entwickelten Ländern.
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Deutschland
Muttersprache der Bevölkerungsmehrheit ist Deutsch. Daneben gibt es Regional- und Minderheitensprachen und sowohl Deutsche als auch Migranten mit anderen Muttersprachen, von denen die bedeutendsten Türkisch und Russisch sind. Bedeutendste Fremdsprache ist Englisch, das in allen Bundesländern Schulfach ist. Die Kultur Deutschlands ist vielfältig und wird neben zahlreichen Traditionen, Institutionen und Veranstaltungen beispielsweise in der Auszeichnung als UNESCO-Welterbe in Deutschland, in Kulturdenkmälern und als immaterielles Kulturerbe erfasst und gewürdigt.
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Deutschland
Die etymologischen Vorformen des Adjektivs deutsch, etwa das germanische *þeudisk oder das althochdeutsche thiutisk, bedeuteten ursprünglich „zum Volk gehörig“ und bezogen sich auf die Dialekte des kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums. Die Bezeichnung Deutschland wird seit dem 15. Jahrhundert verwendet, ist in einzelnen Schriftstücken aber schon früher bezeugt; in der Frankfurter Übersetzung der Goldenen Bulle (um 1365) heißt es Dutschelant. Davor sind nur Wortfügungen des Attributs deutsch mit Land belegt, beispielsweise in der unbestimmten Singularform „ein deutsches Land“ oder der bestimmten Pluralform „die deutschen Länder“, nicht aber in der bestimmten Singularform „das deutsche Land“. Gemeint waren Länder mit einer Führungsschicht, die sich auf den politischen Herrschaftsanspruch des (Ost-)Fränkischen, ab dem 10. Jahrhundert des Heiligen Römischen Reiches (962–1806) bezog. Die Bezeichnung wurde damit vor allem für (vor-)staatliche Gebilde im deutschen Sprach- oder Herrschaftsgebiet verwendet, das über Jahrhunderte große Veränderungen erlebte.
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Deutschland
Das Heilige Römische Reich, ursprünglich nur als „Reich“ () bezeichnet, erhielt mehrere Namenszusätze: „Heilig“ seit Mitte des 12. Jahrhunderts, „Römisch“ seit Mitte des 13. Jahrhunderts und seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert „Deutscher Nation“ (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation). Erst im 16. Jahrhundert kam die Bezeichnung „Teutschland“ für die vorher so bezeichneten „deutschen Lande“ auf. Bald bürgerte sich in der zeitgenössischen Literatur eine Gleichsetzung von Reich und Teutschland ein, die schließlich als Synonyma verwendet wurden (etwa durch den Hallenser Juristen Johann Peter von Ludewig 1735).
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Deutschland
Ein Bewusstsein, dass nicht der jeweilige Territorialstaat, sondern Deutschland als Ganzes als Vaterland anzusehen sei, begann sich erst in den napoleonischen Kriegen auszubreiten. Zuvor hatte etwa Friedrich Schiller streng zwischen einem geistigen und einem politischen Deutschland unterschieden:
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Deutschland
Deutsche Größe, so der Titel eines unvollendeten Gedichts aus dem Jahr 1801, sah er allein im Geistigen. Noch 1813 sprach Achim von Arnim von Deutschland als einem „hohlen Wortideale“, dem er „alles Herrliche der einzelnen deutschen Völker“ (im Plural) gegenüberstellte.
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Deutschland
Ein politisches Verständnis des Namens Deutschland ging zunächst nur von einer kleinen Gruppe von Intellektuellen und Politikern wie Ernst Moritz Arndt, Friedrich Ludwig Jahn, Johann Gottlieb Fichte oder Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein aus, entfaltete aber bereits während der Befreiungskriege eine erhebliche Mobilisierungswirkung. Auch das Kaisertum Österreich und das Königreich Preußen bezogen sich nun positiv auf Deutschland: Erzherzog Karl von Österreich-Teschen erließ 1809 zu Beginn des Fünften Koalitionskriegs einen Aufruf An die deutsche Nation, in dem er versicherte: „Unsere Sache ist die Sache Deutschlands“. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. kündigte in der Proklamation von Kalisch am 19. März 1813 „den Fürsten und Völkern Deutschlands die Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit“ an. Dieses Deutschland wurde als der deutsche Sprachraum definiert (Arndt: Des Deutschen Vaterland, 1813; ähnlich noch 1841 Hoffmann von Fallerslebens Lied der Deutschen). Es wurde nicht mehr als Reich, sondern als Nation verstanden; die deutsche Nationalbewegung setzte sich in den folgenden Jahrzehnten dafür ein, alle deutschen Territorien in einem Nationalstaat zusammenzufassen. Dies misslang zunächst, auf dem Wiener Kongress 1814/15 wurden stattdessen die Territorialstaaten wiederhergestellt und in einem Staatenbund zusammengefasst, dem Deutschen Bund. Dieser wurde ebenfalls als Deutschland bezeichnet, umfasste aber einige mehrheitlich nicht-deutschsprachige Territorien wie Böhmen und Mähren, während andere, mehrheitlich deutschsprachige Gebiete wie Ostpreußen nicht dazugehörten. Gleichwohl blieb die Nationalbewegung zunächst ein Elitenprojekt. Massenwirksamkeit entfaltete sie erst in der Rheinkrise 1840.
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Deutschland
Ab der Reichsgründung 1871 setzte ein Bedeutungswandel ein, von Deutschland als Kulturnation hin zur Staatsbezeichnung, unter geografischer Einschränkung auf das heutige Gebiet:
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Deutschland
Das Kaisertum Österreich wurde 1871 nicht Teil des Deutschen Reichs. Die deutschsprachigen Bewohner Österreichs empfanden sich aber auch weiterhin als Deutsche. Als am Ende des Ersten Weltkriegs der Vielvölkerstaat zerfiel, wollten die Deutschösterreicher sich dem Deutschen Reich anschließen. Das untersagte jedoch der Friedensvertrag. So begannen sich unterschiedliche nationale Identitäten zu entwickeln. Die Begriffe deutsch und Deutschland wurden zunehmend nur mit dem Deutschen Reich identifiziert. Dieser Prozess wurde zunächst unterbrochen, als 1938 unter nationalsozialistischer Herrschaft der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte. Die Distanzierung vom Nationalsozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg führte in Österreich zur Distanzierung vom Begriff Deutschland und zur Festigung einer eigenen nationalen Identität der Österreicher. Im Zuge der politischen Neuorganisation des fortbestehenden Gesamtstaates lehnte der Parlamentarische Rat in Westdeutschland eine Fortführung des Staatsnamens Deutsches Reich wegen seines „aggressiven Akzents“ ab und verwendete erstmals Deutschland als Staatsbezeichnung in der damals konstituierten „Bundesrepublik Deutschland“. In den Beratungen sagte Theodor Heuss 1948: „Mit dem Wort Deutschland geben wir dem Ganzen ein gewisses Pathos … sentimentaler und nicht machtpolitischer Art.“ Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) nutzte Deutschland nicht im Staatsnamen, aber als synonyme Bezeichnung für DDR in Art. 1 der Verfassung von 1949. Später verwendete die DDR fast nur noch das Attribut deutsch beziehungsweise den Namenszusatz „… der DDR“ für staatliche Hoheitsbezeichnungen. Mit der deutschen Einheit 1990 konnte Deutschland zur amtlichen Kurzform der Staatsbezeichnung werden.
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Deutschland
Die naturräumlichen Großregionen sind von Nord nach Süd: das Norddeutsche Tiefland, die Mittelgebirgszone und das Alpenvorland mit den Alpen.
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Deutschland
Deutschland gehört geologisch zu Westeuropa, das heißt zu jenem Teil des Kontinents, der dem präkambrisch konsolidierten „Ur-Europa“ (Osteuropa einschließlich eines Großteils Skandinaviens, vgl. Baltica) erst im Verlauf des Phanerozoikums sukzessive durch Kontinent-Kontinent-Kollisionen (Gebirgsbildungen) angegliedert wurde. Die entsprechenden Krustenprovinzen (Grundgebirgsprovinzen) werden klassisch vereinfachend (Ost-)Avalonia (vgl. kaledonische Gebirgsbildung) und Armorica (vgl. variszische Gebirgsbildung) genannt. Die jüngste Krustenprovinz ist das Alpen-Karpaten-Orogen (vgl. alpidische Gebirgsbildung), an dem Deutschland nur mit dem äußersten Süden Bayerns Anteil hat und das im Gegensatz zu den beiden anderen tektonischen Provinzen ein aktives Orogen darstellt.
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Deutschland
Die heutige Oberflächengeologie Deutschlands, das heißt das Muster aus verschieden alten und verschieden aufgebauten Gesteinskomplexen, wie es in geologischen Karten vielfach abgebildet ist, entstand erst im Verlauf der letzten 30 bis 20 Millionen Jahre im jüngeren Känozoikum und wurde von zwei Ereignissen maßgeblich geprägt: der Alpidischen Gebirgsbildung und dem Quartären Eiszeitalter.
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Deutschland
Das Quartäre Eiszeitalter formte die vergleichsweise eintönige Oberflächengeologie Norddeutschlands und des Alpenvorlandes mit ihren Moränen­ablagerungen und sonstigen Begleiterscheinungen großflächiger Vergletscherungen (vgl. glaziale Serie).
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Deutschland
Die Oberflächengeologie der Mitte und des überwiegenden Teils des Südens Deutschlands ist das Ergebnis bedeutender bruchtektonischer Hebungen und Senkungen, die auf die Fernwirkung der Alpidischen Gebirgsbildung zurückgehen. Hierbei wurden teils alte (überwiegend Paläozoikum), variszisch gefaltete Grundgebirgskomplexe (Schiefergebirge und Kristallin) aus dem Untergrund herausgehoben und großflächig freigelegt (u. a. Rheinisches Schiefergebirge, Harz, Erzgebirge), teils sank die Erdkruste ein und bildete Sedimentationsräume, die mehr oder weniger mächtige känozoische Sedimentabfolgen aufnahmen (Oberrheingraben, Niederrheingraben, Hessische Senke, Molassebecken). Eine tektonische Zwischenstellung nehmen die Tafelländer mit ihren ungefalteten mesozoischen Schichtenfolgen ein, dominiert von Trias und Jura (Thüringer Becken, Süddeutsches Schichtstufenland).
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Deutschland
Das geologisch junge Faltengebirge der Alpen ist das einzige Hochgebirge, an dem Deutschland Anteil hat. Die deutschen Alpen, die sich zur Gänze im Bundesland Bayern befinden, weisen die einzigen Gebirgsgipfel mit mehr als auf. Der Gipfel der Zugspitze (), den sich Deutschland mit Österreich teilt, ist der höchstgelegene Punkt des Landes.
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Deutschland
Die deutschen Mittelgebirge erstrecken sich vom Nordrand der Mittelgebirgsschwelle bis zum Alpenrand und zum Oberrhein mit dem Bodensee. Sie nehmen tendenziell von Nord nach Süd an Höhe und Ausdehnung zu. Höchster Mittelgebirgsgipfel ist der Feldberg im Schwarzwald (), gefolgt vom Großen Arber im Bayerischen Wald (). Gipfel über besitzen außerdem das Erzgebirge, das Fichtelgebirge, die Schwäbische Alb und der Harz, der sich recht isoliert als nördlichstes unter den höchsten deutschen Mittelgebirgen mit dem Brocken auf erhebt. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle erreichen nur noch einige Berge innerhalb der eiszeitlichen Endmoränenzüge mehr als , von denen die Heidehöhe in Schraden (Südlicher Landrücken im brandenburgisch-sächsischen Grenzgebiet) mit der höchste ist.
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Deutschland
Die tiefste allgemein zugängliche Landesstelle Deutschlands liegt bei in einer Senke bei Neuendorf-Sachsenbande in der Wilstermarsch (Schleswig-Holstein). Ebenfalls in diesem Bundesland befindet sich die tiefste Kryptodepression: Sie liegt mit am Grund des Hemmelsdorfer Sees nordöstlich von Lübeck. Der tiefste künstlich geschaffene Geländepunkt liegt bei am Grund des Tagebaus Hambach östlich von Jülich in Nordrhein-Westfalen.
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Deutschland
Deutschland gehört vollständig zur gemäßigten Klimazone Mitteleuropas im Bereich der Westwindzone und befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem Seeklima in Westeuropa und dem Kontinentalklima in Osteuropa. Das Klima in Deutschland wird unter anderem vom Golfstrom beeinflusst, durch den das durchschnittliche Temperaturniveau für die Breitenlage ungewöhnlich hoch ist.
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Deutschland
Die mittlere Jahresdurchschnittstemperatur, bezogen auf die Normalperiode 1961–1990, beträgt im bundesweiten Gebietsmittel 8,2 °C, die mittleren Monatsdurchschnittstemperaturen liegen zwischen −0,5 °C im Januar und 16,9 °C im Juli. Der mittlere jährliche Niederschlag beträgt 789 Millimeter. Die mittlere monatliche Niederschlagshöhe liegt zwischen 49 Millimeter im Februar und 85 Millimeter im Juni.
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Deutschland
Die tiefste offiziell anerkannte in Deutschland gemessene Temperatur betrug −37,8 °C; sie wurde 1929 in Wolnzach registriert. Die bisher höchste Temperatur betrug 41,2 °C und wurde am 25. Juli 2019 in Duisburg-Baerl und in Tönisvorst am Niederrhein gemessen.
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Deutschland
Von den sechs Strömen mit den größten Einzugsgebieten entwässern Rhein, Elbe, Weser und Ems über die Nordsee und die Oder über die Ostsee in den Atlantik, während die Donau ins Schwarze Meer fließt und somit hydrographisch dem Mittelmeer zuzurechnen ist. Die Einzugsgebiete dieser beiden Systeme werden durch die europäische Hauptwasserscheide voneinander getrennt.
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Der in der Schweiz entspringende Rhein dominiert den Südwesten und Westen. Auf 865 Kilometern fließt er durch bzw. an der Grenze zu Deutschland, bevor er über die Niederlande in die Nordsee mündet. Seine wichtigsten deutschen Zuflüsse sind Neckar, Main, Mosel und Ruhr. Der Rhein hat eine große wirtschaftliche Bedeutung und ist eine der am stärksten befahrenen Wasserstraßen Europas. Die Donau entwässert im Süden auf 647 Kilometern fast das gesamte deutsche Alpenvorland und fließt weiter nach Österreich und Südosteuropa. Ihre wichtigsten deutschen Zuflüsse sind Iller, Lech, Isar und Inn. Den Osten Deutschlands durchfließt auf 725 Kilometern die in Tschechien entspringende Elbe. Ihre wichtigsten deutschen Nebenflüsse sind Saale und Havel. Auf 179 Kilometern ist die Oder, wie im weiteren Verlauf auch ihr wichtigster Zufluss, die Neiße, der Grenzfluss zu Polen. Einzig das Einzugsgebiet der 452 Kilometer langen Weser liegt vollständig in Deutschland. Sie speist sich aus den Flüssen Werra und Fulda und entwässert den mittleren Norden. Die Ems durchfließt auf 371 Kilometern den äußersten Nordwesten des Landes. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich auch auf Teile der Niederlande.
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Deutschland
Die natürlichen Seen sind überwiegend glazialen Ursprungs. Daher finden sich die meisten der großen Seen im Alpenvorland, in der Holsteinischen Schweiz und in Mecklenburg. Der größte vollständig zum deutschen Staatsgebiet gehörende See ist die Müritz, die Teil der mecklenburgischen Seenplatte ist. Der größte See mit deutschem Anteil ist der Bodensee, an den auch Österreich und die Schweiz grenzen. Im Westen und Osten Deutschlands gibt es viele, durch die Rekultivierung von Braunkohletagebauen oder Industriebrachen entstandene, künstliche Seen, wie das Leipziger Neuseenland oder den Dortmunder Phoenix-See.
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Deutschland
Im Wattenmeer, der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste unmittelbar vorgelagert, liegen die Friesischen Inseln. Während die Nordfriesischen Inseln Festlandsreste sind, die durch Landsenkung und nachfolgende Überflutung von der Küste getrennt wurden, handelt es sich bei den Ostfriesischen Inseln um Barriereinseln, die aus durch küstenparallele Strömungen sowie Wellen- und Gezeitendynamik angespülten Sedimenten entstanden. Das inmitten der Deutschen Bucht gelegene Helgoland ist die am weitesten vom Festland entfernt liegende bewohnte deutsche Insel. Sie geht auf den Aufstieg eines Salzstockes im Untergrund der Nordsee zurück.
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Deutschland
Die größten deutschen Inseln in der Ostsee sind (von West nach Ost) Fehmarn, Poel, Hiddensee, Rügen und Usedom. Rügen ist zugleich die größte deutsche Insel. Größte Halbinsel ist Fischland-Darß-Zingst. Mit Ausnahme von Fehmarn sind diese Landflächen Teil einer Boddenküste, das heißt einer nacheiszeitlich gefluteten und nachfolgend durch Anlandungsvorgänge modifizierten Grundmoränenlandschaft.
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Deutschland
Die größten und bekanntesten Inseln in Binnengewässern sind Reichenau, Mainau und Lindau im Bodensee sowie die Herreninsel im Chiemsee.
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Deutschland
Der Naturraum Deutschland liegt in der kühlgemäßigten Klimazone; von West nach Ost kennzeichnet seine natürliche Vegetation den Übergang vom Westseitenseeklima zum Kontinentalklima. Die Flora wäre ohne menschlichen Einfluss hauptsächlich von Laub- und Mischwäldern geprägt, ausgenommen nährstoffarme oder trockene Standorte wie Felskuppen, Heideniederungen und Moorlandschaften sowie die alpinen und subalpinen Hochlagen, die äußerst vegetationsarm sind und in ihrem Klima der kaltgemäßigten Klimazone ähneln.
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Deutschland
Örtlich weist die Flora in Deutschland eine hohe Diversifikation durch Standortfaktoren des Geländes und der mesoklimatischen Lage auf. Der Gesamtbestand der in Deutschland wild lebenden Pflanzenarten wird auf über 9.500 Arten geschätzt, davon sind fast 3.000 Arten Samenpflanzen, 74 Farnpflanzen, über 1.000 Moose und etwa 3.000 Kieselalgen. Dazu kommen rund 14.000 Pilz- und 373 Schleimpilzarten. Insbesondere auf Brach- und Störflächen finden sich heute eine Reihe eingeführter Arten wie die Robinie und das Drüsige Springkraut.
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Deutschland
Derzeit bedeckt der Wald in Deutschland rund 30 Prozent der Landfläche. Damit ist Deutschland eines der waldreichsten Länder in der Europäischen Union. Die aktuelle Baumartenzusammensetzung entspricht nur zum geringen Teil den natürlichen Gegebenheiten und wird hauptsächlich von der Forstwirtschaft bestimmt. Die häufigsten Baumarten sind mit 26,0 Prozent Flächenanteil die Gemeine Fichte, gefolgt von der Waldkiefer mit 22,9 Prozent, der Rotbuche mit 15,8 Prozent und den Eichen mit 10,6 Prozent.
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Deutschland
Rund die Hälfte der Staatsfläche wird landwirtschaftlich genutzt; laut Statistischem Bundesamt waren es 182.637 Quadratkilometer am 31. Dezember 2016. Neben der Nutzung als Dauergrünland wird auf einem Großteil Ackerbau betrieben, seit der Stein- bzw. der Bronzezeit überwiegend mit Nutzpflanzen, die nicht natürlich in Mitteleuropa vorkommen (die meisten der Getreidearten aus dem Vorderen Orient, Kartoffel und Mais aus Amerika). In den Flusstälern, unter anderem von Main, Mosel, Ahr und Rhein, wurde die Landschaft vielfach für den Weinanbau umgestaltet.
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Deutschland
Die Bewahrung der Natur ist in Deutschland öffentliche Aufgabe und in Grundgesetz verankertes Staatsziel. Dem Naturschutz dienen 16 Nationalparks (siehe Nationalparks in Deutschland), 19 Biosphärenreservate, 105 Naturparks sowie tausende von Naturschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten und Naturdenkmälern.
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Deutschland
In Deutschland sind etwa 48.000 Tierarten nachgewiesen, darunter 104 Säugetier-, 328 Vogel-, 13 Reptilien-, 22 Lurch- und 197 Fischarten sowie über 33.000 Insektenarten, womit das Land „aufgrund der erdgeschichtlichen Entwicklung und der geographischen Lage zu den eher artenärmeren Gebieten“ zählt. Zu diesen Arten kommen über 1.000 Krebs-, fast 3.800 Spinnen-, 635 Weichtiere sowie über 5.300 andere Wirbellose.
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Deutschland
Zu den in Deutschland heimischen wilden Säugetieren zählen unter anderem Rehe, Wildschweine, Rot- und Damhirsche sowie Füchse, Marder und Luchse. Biber und Otter sind seltene Bewohner der Flussauen, mit teilweise wieder steigenden Beständen. In den bayerischen Alpen leben Alpensteinbock, Alpenmurmeltier und die Gämse; letztere ist auch in verschiedenen Mittelgebirgen anzutreffen. Andere Großsäuger, die in früherer Zeit auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands lebten, wurden ausgerottet: Wildpferd, Auerochse (15. Jahrhundert), Wisent (16. Jahrhundert), Braunbär (19. Jahrhundert), Wolf (19. Jahrhundert), Elch (20. Jahrhundert). Während Elche heute gelegentlich aus Nachbarländern zuwandern, haben sich Wölfe aus Polen kommend wieder fest in Deutschland etabliert und um die Jahrtausendwende erstmals Nachwuchs geboren. Im Jahr 2018 existierten in Deutschland 73 nachgewiesene Wolfsrudel, die größtenteils in den Ländern Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen leben. 2013 wurde eine Herde Wisente im Rothaargebirge ausgewildert und hat sich inzwischen auf etwa 40 Tiere vermehrt. Im Oktober 2019 wurde im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ein vermutlich aus Italien zugewanderter Braunbär von einer Wildtierkamera fotografiert. In den darauf folgenden Monaten konnte das Tier mehrfach erneut nachgewiesen werden. Bereits im Jahr 2006 war mit dem „Problembären“ Bruno ein Bär nach Deutschland zugewandert. Inzwischen leben auch ursprünglich hier heimische Luchse wieder in Deutschland, allerdings in geringer Bestandsdichte, weil sie immer wieder Opfer von Wilderei und Straßenverkehr werden.
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Deutschland
Vom Seeadler, der als Vorlage für das deutsche Wappentier gilt, gibt es wieder etwa 500 Paare, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Der Steinadler kommt nur noch in den Bayerischen Alpen vor, wo auch der dort ausgerottete Bartgeier aus der Schweiz und Österreich wieder Einzug hält. Die häufigsten Greifvögel sind heute Mäusebussard und Turmfalke, der Bestand an Wanderfalken ist deutlich geringer. Über die Hälfte des Gesamtbestandes an Rotmilanen brütet in Deutschland, ist aber aufgrund der intensiven Landwirtschaft rückläufig. Dagegen profitieren viele Vögel als Kulturfolger von der Anwesenheit des Menschen, insbesondere die in Städten lebenden Stadttauben, Amseln (frühere Waldvögel), Spatzen und Meisen, für deren Überleben auch die Winterfütterung sorgt, sowie Krähen und Möwen auf Müllkippen. Das Wattenmeer ist Rastplatz für zehn bis zwölf Millionen Zugvögel pro Jahr.
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Deutschland
Der früher in den Flüssen häufige Lachs wurde im Zuge der Industrialisierung weitgehend ausgerottet, aber in den 1980er-Jahren im Rhein wieder angesiedelt. In Deutschland wurde der letzte Stör 1969 gefangen. In vielen Teichen werden die von den Römern eingeführten Karpfen gehalten. Die von Berufsfischern Mitte des 20. Jahrhunderts als Beutekonkurrenten nahezu ausgerotteten und inzwischen geschützten Arten Seehund und Kegelrobbe – letztere das größte in Deutschland heimische Raubtier – sind heute wieder mit einigen tausend Exemplaren an den deutschen Küsten vertreten. In Nord- und Ostsee kommen acht Walarten vor, darunter der Schweinswal, und mit dem Gemeinen Delfin auch eine Delfinart.
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Die artenarme Reptilienfauna umfasst beispielsweise Ringelnatter, Kreuzotter, Zauneidechse und die vom Aussterben bedrohte Europäische Sumpfschildkröte. Amphibien wie Salamander, Frösche, Kröten, Unken und Molche stehen in Deutschland alle unter Artenschutz, und die Hälfte der rund 20 Arten wird auf der nationalen Roten Liste bedrohter Tierarten geführt.
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Zu den – teils invasiven – Neozoen in Deutschland (eingeschleppten Tierarten) gehören Waschbär, Marderhund, Bisamratte, Nutria, Halsbandsittich, Kanadagans und Nilgans.
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Deutschland hat insgesamt neun Nachbarstaaten: Im Norden grenzt Deutschland an Dänemark, im Nordosten an Polen, im Osten an Tschechien, im Südosten an Österreich, im Süden an die Schweiz, im Südwesten an Frankreich, im Westen an Luxemburg und an Belgien und im Nordwesten an die Niederlande. Die Grenzlänge beträgt insgesamt 3876 Kilometer.
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In Deutschland werden insgesamt 51 Prozent der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt (2016), Wälder bedecken weitere 30 Prozent. 14 Prozent werden als Siedlungs- und Verkehrsfläche genutzt. Wasserflächen kommen auf zwei Prozent, die restlichen drei Prozent verteilen sich auf sonstige Flächen, zumeist Ödland und auch Tagebaue.
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Die föderal aufgebaute Bundesrepublik besteht aus 16 Gliedstaaten, die offiziell als Länder (Bundesländer) bezeichnet werden. Die Stadtstaaten Berlin und Hamburg bestehen jeweils aus gleichnamigen Einheitsgemeinden, während die Freie Hansestadt Bremen, als dritter Stadtstaat, mit Bremen und Bremerhaven zwei separate Stadtgemeinden umfasst. Im Unterschied zu anderen Föderalstaaten gibt es in Deutschland keine bundesunmittelbaren Gebiete.
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Deutschland
Die Gemeinden sind die kleinsten demokratisch verfassten, rechtlich selbstständigen Gebietskörperschaften und Verwaltungseinheiten Deutschlands. Sie haben aufgrund ihrer genossenschaftlichen Prägung, die bis ins Mittelalter zurückreicht, eine lange Tradition. Heute sind die Gemeinden in Deutschland, mit Ausnahme der Stadtstaaten und der meisten kreisfreien Städte, in Landkreisen und anderen Gemeindeverbänden zusammengefasst. Es existieren 400 Gebietskörperschaften auf Kreisebene, davon 294 Kreise sowie 106 kreisfreie Städte. Sie sind untergliedert in insgesamt 10.773 Gemeinden (Stand März 2023), Tendenz sinkend, sowie mehr als 200 größtenteils unbewohnte gemeindefreie Gebiete. Kreise und Gemeinden unterliegen dem Kommunalverfassungsrecht des jeweiligen Bundeslandes und sind daher bundesweit unterschiedlich organisiert. Der Landkreis ist damit sowohl überörtliche kommunale Gebietskörperschaft als auch untere staatliche Verwaltungsbehörde, er hat eine eigene Vertretungskörperschaft, den Kreistag ( Abs. 1 S. 2 GG), und nimmt verschiedene Aufgaben der „überörtlichen Gemeinschaft“ für die kreisangehörigen Gemeinden wahr.
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Die Kommunen sind staatsrechtlich Teil der Länder, womit sie deren Aufsichts- und Weisungsrecht unterliegen und demnach über keine eigene staatliche Hoheitsmacht verfügen. Die Selbstverwaltungsgarantie des Art. 28 Abs. 2 GG – einerseits eine sogenannte institutionelle Rechtssubjektsgarantie, woraus folgt, dass es Gemeinden im Staatsaufbau überhaupt geben muss, andererseits ein subjektiv-öffentliches Recht mit Verfassungsrang – unterscheidet zwischen den Gemeinden, denen dieses Recht vollumfänglich zugesprochen wird, und den Gemeindeverbänden (Landkreisen), denen es in lediglich abgestufter Form zugesprochen wird. Somit besteht für die Aufgabenabgrenzung zwischen Gemeinden und Kreisen ein klares Regel-Ausnahme-Verhältnis zugunsten der Gemeinden (Subsidiaritätsprinzip). Das Bundesverfassungsgericht hat hinsichtlich der „Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft“, also der in Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG gewährleisteten Befugnis, in diesem Aufgabenbereich die Geschäfte eigenverantwortlich zu führen (sogenannte objektive Rechtsinstitutionsgarantie), den Vorrang der Gemeindeebene vor der Kreisebene nach Maßgabe der Gesetze festgestellt: Hiernach gilt für Städte und Gemeinden „als Essentiale“ und „identitätsbestimmendes Merkmal der gemeindlichen Selbstverwaltung“ das Prinzip der „‚Universalität‘ des gemeindlichen Wirkungskreises“, im Gegensatz zur speziellen Kompetenz der Gemeindeverbände kraft ausdrücklicher gesetzlicher Zuweisung, womit es auch keine feststehenden Gemeindeverbandshoheiten gibt.
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In Deutschland werden Verdichtungs- und Ballungsräume (Agglomerationen) nicht statistisch genau abgegrenzt. Es gibt (Stand 31. Dezember 2022) 82 Großstädte (ab 100.000 Einwohner), davon 15 mit mehr als 500.000 Einwohnern, historisch bedingt überwiegend im Westen und Südwesten Deutschlands. Diese entlang des Rheins verlaufenden Ballungsräume bilden den Mittelteil der zentralen europäischen Bevölkerungskonzentration (Blaue Banane). Die meisten Agglomerationen sind monozentrisch, das Ruhrgebiet hingegen ist eine (polyzentrische) Konurbation. Mit seinen zahlreichen Zentren hat Deutschland, anders als etwa die Nachbarländer Österreich mit seiner Hauptstadt Wien und Dänemark mit Kopenhagen, keine Primatstadt. Trotz der Vielzahl großer Städte lebte zum 31. Dezember 2022 etwas weniger als ein Drittel (27,2 Millionen) der Einwohner Deutschlands in Großstädten.
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Auf dem Gebiet Deutschlands wurden von der Ministerkonferenz für Raumordnung elf Europäische Metropolregionen festgelegt. Diese gehen über die entsprechenden Agglomerationen weit hinaus. Köln/Düsseldorf/Dortmund/Essen gehören zur Metropolregion Rhein-Ruhr, Leipzig/Halle/Chemnitz zur Metropolregion Mitteldeutschland. Eine weitere ist die Metropolregion Rhein-Neckar um Ludwigshafen/Mannheim/Heidelberg.
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Die folgende Tabelle zeigt alle deutschen Städte mit über 500.000 Einwohnern mitsamt der Agglomeration und Metropolregion, zu der sie gehören:
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Nach Fortschreibung des Zensus 2011 lebten am 30. September 2020 in Deutschland 83.190.556 Einwohner auf einer Fläche von 357.381 Quadratkilometern. Das Land gehört mit knapp 233 Menschen pro Quadratkilometer zu den dicht besiedelten Flächenstaaten. Im Jahr 2020 waren 50,7 Prozent der Bevölkerung Frauen und 49,3 Prozent Männer. Im Jahr 2019 waren 18,4 Prozent der Einwohner unter 20 Jahre, 24,6 Prozent zwischen 20 und 40 Jahre und 28,4 Prozent zwischen 40 und 60 Jahre alt. Im Alter von 60 bis 80 Jahren waren 21,7 Prozent der Bevölkerung, 6,8 Prozent waren älter. Im Jahr 2019 lag das Durchschnittsalter bei 44,5 Jahren. Deutschland gehört damit zu den ältesten Gesellschaften der Welt.
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Neben der Familie als der am häufigsten angestrebten Form des Zusammenlebens sind viele Lebensmodelle in der deutschen Gesellschaft vertreten. Die Anzahl der lebend geborenen Kinder lag im Jahr 2015 bei 737.575, das war die höchste Geburtenzahl seit 15 Jahren. Dies entspricht einer Geburtenrate von 1,50 Kindern pro Frau bzw. 9,6 Geburten pro 1.000 Einwohner. Im selben Zeitraum wurden 925.200 Sterbefälle registriert, etwa 11,2 Fälle pro 1.000 Einwohner. Im Jahr 2021 erhöhte sich die Geburtenrate pro Frau auf 1,58 Kinder.
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Weil seit 1972 die Sterberate alljährlich über der Geburtenrate liegt, wird politisch die Orientierung zu einer familienfreundlichen, kinder- und nachwuchsfördernden Gesellschaft mit Mehrkindfamilien angestrebt (Pronatalismus). Als zentrale Voraussetzung dafür werten Experten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei fortgesetzt niedrigen Geburtenraten, insbesondere in Bevölkerungsschichten mit mittleren und höheren Bildungsabschlüssen, wurden für Deutschland soziale, ökonomische und geopolitische Probleme vorhergesagt (Stand 2012).
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Etwa 72,650 Millionen Personen in Deutschland besaßen zum Stichtag 30. September 2020 die deutsche Staatsangehörigkeit. Dies entspricht 87,33 Prozent der Wohnbevölkerung. Hatten im Jahr 2017 rund 18,9 Millionen Personen (23 % der Gesamtbevölkerung) einen Migrationshintergrund, waren es im 2022 mit 23,8 Millionen Menschen, 28,7 % der Gesamtbevölkerung, die einen Migrationshintergrund hatten.
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Als Personen mit Migrationshintergrund zählten im Zensus 2011 alle Ausländer sowie alle Deutschen, die nach 1955 auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zugewandert sind oder mindestens einen nach 1955 zugewanderten Elternteil haben. Unter ihnen bilden die Aussiedler und Spätaussiedler die größte Gruppe, gefolgt von Bürgern der Türkei, anderer Staaten der Europäischen Union und des ehemaligen Jugoslawien. Zwischen 1950 und 2002 wurden insgesamt 4,3 Millionen Menschen, entweder im Land geboren oder lange dort lebend, auf eigenen Antrag eingebürgert.
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Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostizierte 2017, die Bevölkerung Deutschlands werde durch Einwanderung weiter wachsen und im Jahr 2035 rund 83,1 Mio. Menschen umfassen. Im Jahr 2018 wuchs die deutsche Bevölkerung um 227.000 Einwohner, womit Deutschland die Marke von 83 Millionen Einwohnern überschritt. Im Jahr 2019 wuchs sie um 147.000 Personen (+0,2 %) auf 83,2 Millionen. Ende September 2020 lag die Einwohnerzahl bei 83.190.556. Im Jahr 2022 überstieg die Bevölkerungszahl Deutschlands erstmals den Wert von 84 Millionen, zum 30. Juni 2022 lag sie laut Statistischem Bundesamt bei 84.080.000 Einwohnern.
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Deutschland gilt de facto seit Jahren als Einwanderungsland. Im Jahr 2020 zogen etwa 220.000 Menschen mehr zu als fort.
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Deutschland
In Deutschland ist hauptsächlich die deutsche Sprache (Hochdeutsch) verbreitet. Sie wird als Standardsprache in den überregionalen Medien und als Schriftsprache verwendet; als Sprache des Alltags wird Deutsch in vielen Regionen fast ausschließlich gesprochen (oft regional leicht eingefärbt). Der Übergang zu den deutschen Dialekten ist fließend. Bei den Amtssprachen innerhalb Deutschlands ist Deutsch die wichtigste Verwaltungssprache. Die Zuständigkeit liegt im Grundsatz in der Kulturhoheit der Länder, der Gesamtstaat legt solche Sprachen nur zur Erfüllung seiner eigenen Aufgaben fest. Sofern europäisches Recht anwendbar ist, können vor Gericht Anträge und Schriftstücke in jeder Amts- oder Gerichtssprache jedes Mitgliedslands der Europäischen Union gestellt werden. Angestammte nationale Minderheiten sind Dänen, Friesen, Sorben und Sinti und Roma. Einige Regional- und Minderheitensprachen dürfen als Amts-, Gesetzes- oder Gerichtssprachen verwendet werden. Grundlage ist die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, nach der Deutschland Niederdeutsch als Regionalsprache und folgende Minderheitensprachen anerkennt: Dänisch (etwa 50.000 Sprecher, sowohl Reichsdänisch, überwiegend in der Variante Sydslesvigdansk, als auch Sønderjysk), Friesisch (etwa 10.000, Nordfriesisch in Schleswig-Holstein, Saterfriesisch in Niedersachsen), Sorbisch (etwa 30.000, Obersorbisch in Sachsen, Niedersorbisch in Brandenburg) und Romanes der Roma (etwa 200.000 in ganz Deutschland). Andere neue oder in Deutschland kaum noch gesprochene Minderheitensprachen wie Jiddisch oder die jenische Sprache wurden nicht in die Charta aufgenommen. Die Sprachen von Zuwanderern fallen ausdrücklich nicht unter die Charta. Die von Gehörlosen verwendete Deutsche Gebärdensprache (DGS) wurde mit Einführung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) im Jahr 2002 in Deutschland als eigenständige Sprache anerkannt. Weitere, früher verbreitete Sprachen wie Moselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben) und Polabisch (im 18. Jahrhundert ausgestorben) werden heute nicht mehr gesprochen.
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Deutschland
Die niederdeutsche Sprache wird sowohl sprachwissenschaftlich (der grammatischen und lexikalischen Substanz nach) als auch politisch teilweise als eigenständige Sprache aufgefasst; sie verhält sich allerdings soziolinguistisch wie ein Dialekt und ist daher auch als „Scheindialekt“ des Deutschen bezeichnet worden und insofern als eine regionale Varietät (siehe Niederdeutsche Sprache: Die Stellung des Niederdeutschen). Niederdeutsch hatte 2007 etwa 2,6 Millionen aktive Sprecher, passive Kenntnis hatten etwa drei Viertel der Bevölkerung des Sprachgebiets. 2016 war das passive Verstehen bei knapp der Hälfte der Einwohner des Sprachgebietes gut bis sehr gut, in Mecklenburg-Vorpommern 70 Prozent, in Schleswig-Holstein knapp 60 Prozent, in Niedersachsen knapp 50 Prozent. Aktiv beherrschten die Niederdeutsche Sprache in Mecklenburg-Vorpommern knapp 21 Prozent, in Schleswig-Holstein knapp 25 Prozent, in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt jeweils knapp 12 Prozent und in Brandenburg knapp 3 Prozent.
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Norddeutsche verwenden die niederdeutsche Sprache oder regionale Mundarten tendenziell weniger ausgeprägt, während im mittel- und oberdeutschen Raum der Gebrauch der fränkischen, bairischen und alemannischen Mundarten selbst im akademischen Milieu verbreiteter ist.
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Deutschland
Immer wieder brachten Zuwanderer ihre Sprachen mit, zum Beispiel die Ruhrpolen im 19. Jahrhundert. Während die Nachkommen der älteren Zuwanderungswellen sich inzwischen sprachlich weitgehend angepasst haben, verwenden Zuwanderer der vergangenen Jahrzehnte (etwa Gastarbeiter) untereinander neben dem Deutschen noch häufig ihre Muttersprache, vor allem Türkisch (etwa zwei Millionen). Daneben ist auch die russische Sprache verbreitet, unter Kontingentflüchtlingen und unter Russlanddeutschen, zu denen nicht nur deutsche oder plautdietsche, sondern auch russische Muttersprachler gehören (drei bis vier Millionen). Ein Teil der älteren jüdischen Bevölkerung, welcher aus der ehemaligen Sowjetunion zugewandert ist, spricht auch Jiddisch; jedoch fand zumeist schon vor der Auswanderung keine Weitergabe dieser Sprache an nachfolgende Generationen mehr statt, sodass sie durch Russisch bzw. Deutsch verdrängt wurde. Haredim, die heutigen Hauptträger der jiddischen Sprache in Israel und den USA, machen in Deutschland nur eine kleine Minderheit der jüdischen Gemeinden aus. Die Zahl der Personen, welche Polnisch als Alltagssprache verwenden, wird als relativ hoch vermutet. Aufgrund der starken Assimilation der polnischen und polnischstämmigen Bevölkerungsgruppe ist der Gebrauch des Polnischen außerhalb des eigenen Haushalts jedoch verhältnismäßig selten.
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Die an öffentlichen Schulen vorrangig gelehrte Fremdsprache ist Englisch. Zweite Fremdsprache ist häufig Französisch, Latein oder Spanisch, seltener Russisch oder Italienisch (Entscheidungshoheit der Länder). In der DDR wurde vorwiegend Russisch als Fremdsprache unterrichtet, es gab jedoch auch Englischunterricht.
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Wie der Großteil West- und Mitteleuropas ist das heutige Deutschland bis zur Spätantike zurückreichend christlich-abendländisch und seit dem 18. Jahrhundert aufgeklärt-wissenschaftlich geprägt. Dem liegen Einflüsse aus der antiken griechischen und römischen Kultur ebenso zugrunde wie jüdische und christliche Traditionen, die sich seit Beginn der Christianisierung Nordwesteuropas, ab etwa dem 4. Jahrhundert, mit germanischen Traditionen vermischt hatten. Das Judentum ist in Deutschland schon in römischer Zeit nachweisbar, wurde aber immer wieder Opfer von Pogromen und erzwungener Konversion, in der schlimmsten Form die Shoah der NS-Zeit. Das Gebiet Deutschlands wurde seit dem frühen Mittelalter christianisiert. In der fränkischen Zeit wurde im Reich Karls des Großen die Missionierung, teilweise durch Zwang, abgeschlossen. Mit Martin Luthers Thesenanschlag 1517 begann die christliche Reformation und in der Folge die Bildung protestantischer Konfessionen, die in Deutschland neben der katholischen Konfession die religiöse Landschaft prägen. Aufgrund der Regelung cuius regio, eius religio (d. h. der Landesherr bestimmt, welcher Religion die Untertanen anzugehören haben) war die konfessionelle Landschaft über Jahrhunderte stark zersplittert mit nahezu rein katholischen und evangelischen Regionen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Der Zustrom der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die zunehmende Mobilität der Bevölkerung sowie anhaltende Suburbanisierung und Säkularisierung haben diese Kontraste jedoch im 20. und 21. Jahrhundert zunehmend verwischt.
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Deutschland
Die Religionsfreiheit in Deutschland garantiert des Grundgesetzes, individuell als Grundrecht und institutionell im Verhältnis von Religion und Staat. So wird die weltanschauliche Neutralität des Staates und das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften festgeschrieben. Auf dieser Basis ist das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und Staat partnerschaftlich; es gibt also keine strikte Trennung von Kirche und Staat, sondern in vielen sozialen und schulisch-kulturellen Bereichen bestehen Verflechtungen, beispielsweise über eine kirchliche, aber staatlich mitfinanzierte Trägerschaft von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Ebenso berufen sich einige deutsche Parteien auf die christliche Tradition des Landes. Die christlichen Kirchen besitzen den Status von Amtskirchen und sind Körperschaften des öffentlichen Rechts, aufgrund des geltenden Staatskirchenrechts jedoch sui generis. Als öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften sollen den Kirchen bestimmte Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden, ohne dass sie dabei einer Staatsaufsicht unterliegen; stattdessen wird sowohl der kirchliche Öffentlichkeitsauftrag teilweise in Kirchenverträgen mit den Ländern oder den entsprechenden Regelungen in den Landesverfassungen anerkannt wie auch die besondere, originäre Kirchengewalt rechtlich bekräftigt. Bestimmte christliche Kirchen sowie die jüdischen Gemeinden erheben eine Kirchensteuer, die der Staat gegen eine Aufwandsentschädigung einzieht und an die jeweiligen Kirchen beziehungsweise an den Zentralrat der Juden in Deutschland weiterleitet. Des Weiteren ist der Religionsunterricht laut Grundgesetz fakultatives, aber dennoch ordentliches Unterrichtsfach in den öffentlichen Schulen (mit Ausnahme von Bremen, Berlin und Brandenburg). Dieses Fach wird oft von einem Vertreter einer der beiden großen Kirchen unterrichtet.
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Deutschland
Etwa 53 Prozent der Bevölkerung gehören einer christlichen Konfession an: der römisch-katholischen Kirche 26 Prozent (überwiegend in West- und Süddeutschland), der evangelischen Kirche (Lutheraner, Reformierte und Unierte) 24 Prozent (tendenziell vor allem in Norddeutschland); anderen christlichen Kirchen wie orthodoxen und altorientalischen Kirchen, den Zeugen Jehovas, der neuapostolischen Kirche und den Freikirchen insgesamt ca. 3 Prozent. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher ist wesentlich geringer als die Anzahl der Kirchenmitglieder. An den sogenannten Zählsonntagen (zweiter Fastensonntag und zweiter Sonntag im November) des Jahres 2016 besuchten 2,4 Millionen Menschen (2,9 % der Gesamtbevölkerung) die katholischen Gottesdienste und 0,8 Millionen (1 %) jene der evangelischen Kirche. An hohen kirchlichen Feiertagen, insbesondere zu Heiligabend, nehmen deutlich mehr Menschen an Gottesdiensten teil. Das Syrische Christentum ist durch den kontinuierlichen Zuzug von Assyrern aus Mesopotamien mit ca. 130.000 Mitgliedern eine stetig wachsende christliche Konfession in Deutschland. Davon gehören rund 100.000 Assyrer der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien an.
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Deutschland
Etwa 42 Prozent der Bevölkerung sind konfessionslos bzw. -frei. In den neuen Bundesländern liegt der Anteil der Konfessionsfreien und Nicht-Christen deutlich über 70 Prozent. Die DDR propagierte und vermittelte eine atheistische Weltanschauung (siehe Jugendweihe) und förderte den Kirchenaustritt. Aufgrund langfristiger Prozesse der Säkularisierung und des Wertewandels stieg auch in der alten Bundesrepublik der Anteil von Konfessionslosen an der Gesamtbevölkerung an (1970: 3,9 %; 1987: 11,4 %). Diese Entwicklung hat sich im vereinten Deutschland fortgesetzt.
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Deutschland
Ende 2015 lebten etwa 4,5 Millionen Muslime in Deutschland. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt circa 5,5 Prozent. Über die Hälfte hat einen türkischen Migrationshintergrund, gut 17 Prozent kommen aus dem weiteren Vorderasien. Zwischen 2011 und 2015 kamen 1,2 Millionen Muslime neu nach Deutschland. Als Dachverband der vielen islamischen Organisationen und Ansprechpartner für Außenstehende wurde der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland gegründet.
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Die Deutsche Buddhistische Union geht von etwa 270.000 Buddhisten in Deutschland aus. Die Hälfte davon sind eingewanderte Asiaten. Dies entspricht 0,3 Prozent der Bevölkerung.
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Deutschland
Etwa 200.000 Juden leben in Deutschland, dies entspricht 0,25 Prozent der Bevölkerung. Davon sind etwa die Hälfte in jüdischen Gemeinden organisiert. Seit den 1990er-Jahren verzeichnen diese einen starken Zuwachs durch Zuwanderer aus den ehemaligen Ostblockstaaten, vor allem aus der Ukraine und Russland.
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Funde der Primatenart Danuvius auf dem Gebiet des heutigen Deutschland sind über 11 Millionen Jahre alt und stellen wohl einen der ersten aufrecht gehenden Vorfahren des Menschen dar. Der älteste fossile Beleg für die Anwesenheit der Gattung Homo auf deutschem Gebiet – der Unterkiefer von Mauer – ist rund 600.000 Jahre alt, er wurde nach seinem Fundort in der Nähe von Heidelberg als Homo heidelbergensis benannt. Die mindestens 300.000 Jahre alten Schöninger Speere sind die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit und haben das Bild der kulturellen und sozialen Entwicklung des frühen Menschen revolutioniert, ebenso wie die Fundstätte Bilzingsleben mit einem der ältesten Bauwerke und dem vielleicht ältesten Kunstwerk der Welt.
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Deutschland
Auf die Neandertaler, nach einem Fundort im Neandertal, östlich von Düsseldorf, benannt, folgte vor etwa 40.000 Jahren der aus Afrika zugewanderte Homo sapiens, der anatomisch moderne Mensch. Die Neandertaler verschwanden zwar, doch ließ sich jüngst belegen, dass beide zumindest einige gemeinsame Nachkommen hatten. Die jungpaläolithische Kleinkunst der Schwäbischen Alb ist die älteste bekannte Kunst der Menschheit.
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Aus dem Nahen Osten kommende jungsteinzeitliche Bauern, die mit ihrem Vieh und ihren Kulturpflanzen über Anatolien und den Balkan zuwanderten (Linearbandkeramiker), verdrängten ab etwa 5700/5600 v. Chr. die Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit aus der Südhälfte Deutschlands. Erst um 4000 v. Chr. wurden die aneignenden Kulturen der Jäger, Sammler und Fischer auch in Norddeutschland von bäuerlichen, nun durchgehend sesshaften Kulturen abgelöst; als letzte Kultur der Jäger in Norddeutschland gilt die Ertebølle-Kultur.
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Deutschland
Mit über 1000 Jahren Verzögerung begann auf deutschem Gebiet die Bronzezeit um 2200 v. Chr. Zu ihren bedeutendsten Funden zählt die Himmelsscheibe von Nebra. Mit Beginn der Hallstattzeit (1200–1000 v. Chr.) waren Süd- und Mitteldeutschland von Kelten besiedelt, als bedeutendstes Metall begann sich das Eisen durchzusetzen. Um 600 v. Chr. kam es in Norddeutschland zur Herausbildung der Jastorf-Kultur, die als germanische Kultur angesehen wird. Der Begriff „Germanen“ (lateinisch Germani) wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. von antiken Autoren erstmals erwähnt. Es handelt sich hierbei um einen ethnographischen, wenig präzisen Sammelbegriff, der aus methodischen Gründen nicht als Bezeichnung für ein einheitliches Volk missverstanden werden darf.
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Deutschland
Von 58 v. Chr. bis etwa 455 n. Chr. gehörten die Gebiete links des Rheins und südlich der Donau zum Römischen Reich, von etwa 80 bis 260 n. Chr. auch ein Teil Hessens sowie der größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des Limes. Diese römischen Gebiete verteilten sich auf die Provinzen Gallia Belgica, Germania superior, Germania inferior, Raetia und Noricum. Dort gründeten die Römer Legionslager, eine Reihe von Städten wie Trier, Köln, Augsburg und Mainz – die ältesten Städte Deutschlands. Verbündete germanische Stämme sicherten diese Provinzen, zudem wurden Siedler aus anderen Reichsteilen hier sesshaft.
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Der außerhalb der römischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior liegende Teil des Siedlungsgebiets der Germanen wurde von den Römern in der frühen und hohen Kaiserzeit und in der Spätantike als Germania magna bezeichnet.
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Versuche, den Einflussbereich weiter in dieses germanische Gebiet auszudehnen, scheiterten mit der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. Die Bemühungen der Römer zur Errichtung von Provinzen bis zur Elbe endeten schließlich. Tacitus’ frühestens im Jahr 98 entstandene Schrift Germania ist die älteste Beschreibung der germanischen Stämme.
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Nach dem Einfall der Hunnen um 375 setzte die Völkerwanderung ein, gleichzeitig bildeten sich im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter mehrere Großstämme heraus, nämlich die der Franken, Alamannen, Sachsen, Bayern und Thüringer. Wichtig in der neueren Forschung ist in diesem Kontext der komplexe Vorgang der Ethnogenese der unterschiedlichen gentes (Stämme). Die Entstehung von ethnischen Identitäten (Ethnizität) in der Spätantike bzw. dem beginnenden Frühmittelalter im Zusammenhang mit der sogenannten Völkerwanderung wird heute nicht mehr als biologische Kategorie verstanden. Identitäten entstehen vielmehr in einem wechselhaften sozialen Prozess, bei dem mehrere Faktoren eine Rolle spielen.
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Das Ziel der in das Imperium eingedrungenen Gruppen war vor allem Teilhabe am Wohlstand des Imperiums, dessen Strukturen und Kultur sie keineswegs zerstören wollten. Doch die folgenden militärischen Konflikte und innerrömische Machtkämpfe führten zu einem politischen Erosionsprozess des Westreichs. Im Zuge des Untergangs Westroms (der letzte Kaiser in Italien wurde 476 abgesetzt) kam es zur Bildung germanisch-romanischer Nachfolgereiche auf dem Boden des westlichen Imperiums. Das Oströmische Reich („Byzanz“) bestand hingegen bis 1453 fort und unterhielt weiterhin Kontakte in den Westen.
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In die weitgehend entvölkerten Gebiete des heutigen Ostdeutschlands wanderten im 7. Jahrhundert slawische Stämme ein. Erst im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung wurden sie assimiliert. West- und Mitteleuropa wurde von dem am Ende des 5. Jahrhunderts entstandenen Frankenreich dominiert, das heutige Norddeutschland von den Sachsen und Slawen. Alle heute zu Deutschland gehörigen Gebiete des Frankenreichs lagen im östlichen Teilreich Austrasien. Unter den Merowingern kam es allerdings wiederholt zu dynastischen Konflikten.
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Mitte des 8. Jahrhunderts trat im Frankenreich Pippin der Jüngere aus der Dynastie der Karolinger die Königsnachfolge der bis dahin herrschenden Merowinger an. Nach der Unterwerfung und Zwangsmissionierung der Sachsen und Eroberungen in Italien, Nordspanien und im östlichen Grenzraum unter Karl dem Großen wurde das Vielvölkerreich neu organisiert. Kirchenorganisation und Kulturförderung knüpften partiell an römische Traditionen an (Karolingische Renaissance). Zu Weihnachten 800 ließ sich Karl vom Papst in Rom zum Kaiser krönen und erhob damit Anspruch auf die Nachfolge des Römischen Reiches (Translatio imperii), was zur Konkurrenz mit den byzantinischen Kaisern führte (Zweikaiserproblem). Nach Karls Tod 814 kam es zu Kämpfen unter seinen Nachkommen, die 843 im Vertrag von Verdun zur Dreiteilung des Reiches in das Ostfrankenreich unter „Ludwig dem Deutschen“, das Westfrankenreich und Lotharingien führten.
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Im ostfränkischen Reich bildeten sich um 900 fünf große Herzogtümer heraus, nämlich die Stammesherzogtümer Sachsen, Baiern, Schwaben, Franken und Lothringen. Im 10. Jahrhundert starb die karolingische Dynastie in West- wie auch in Ostfranken aus, beide Reichsteile blieben politisch fortan getrennt. Die Schlacht auf dem Lechfeld beendete 955 jahrzehntelange Ungarneinfälle, führte zu einem Prestigegewinn König Ottos, der 962 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, und zur Zuordnung des Erzengels Michael als Schutzpatron der Deutschen.
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Die Dynastie der Ottonen war für die Ausformung des Ostfrankenreichs wesentlich, sie gilt aber nicht mehr als Beginn der eigentlichen „deutschen“ Reichsgeschichte. Der damit verbundene Prozess zog sich vielmehr mindestens bis ins 11. Jahrhundert hin. Der Begriff regnum Teutonicorum („Königreich der Deutschen“) findet sich erstmals zu Beginn des 11. Jahrhunderts in den Quellen, er war aber nie Titel des Reiches (Imperium), sondern diente den Päpsten zur Relativierung des Herrschaftsanspruchs der römisch-deutschen Könige.
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Im Jahr 951 nahm Otto I. die langobardische Königswürde an. Dies verband das Regnum Teutonicum mit Reichsitalien. 962 wurde Otto zum Kaiser gekrönt, damit vereinte er die römisch-deutsche Königswürde mit dem Anspruch auf das westliche „römische“ Kaisertum (Reichsidee). Dieses römisch-deutsche Reich nahm unter den Ottonen eine hegemoniale Stellung im westlichen Europa ein. 1024 traten die Salier die Königsnachfolge an, die bis zum Ende des Mittelalters stets an eine Wahl durch verschiedene Große des Reichs gekoppelt war.
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Die Art und Weise, wie weltliche und geistliche Macht miteinander verzahnt wurden, nennt man heute teilweise „Reichskirchensystem“. Die Frage, wer Bischöfe einsetzen durfte, führte zum Investiturstreit mit dem reformierten Papsttum, zum Gang nach Canossa 1077 und zur Zwischenlösung des Wormser Konkordats 1122. Einen Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst in staufischer Zeit, insbesondere unter Friedrich II. Er gab im deutschen Reichsteil viele Regalien auf. Mit seinem Tod 1250 brach die staufische Königsherrschaft zusammen; das folgende Interregnum vergrößerte die Macht der Fürsten. Das Kaisertum bestand als politischer Ordnungsfaktor fort, verlor aber auf europäischer Ebene zunehmend an Einflussmöglichkeiten.
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In Form der Territorialstaaten verselbstständigten sich zahlreiche Feudalherrschaften zu Lasten der königlich-kaiserlichen Macht, die aber nie stark ausgeprägt gewesen und deshalb auf konsensuale Herrschaft mit den Großen des Reiches angewiesen war. Kaiser Heinrich VI. war Ende des 12. Jahrhunderts mit dem Versuch gescheitert, durch den Erbreichsplan die Erbmonarchie einzuführen. Während sich das Westfrankenreich zum französischen Zentralstaat entwickelte, blieb das ostfränkische oder römisch-deutsche Reich durch Landesherren und das Recht der Königswahl geprägt.
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In der Mitte des 13. Jahrhunderts setzte sich im Heiligen Römischen Reich – die Bezeichnung Sacrum Imperium (Heiliges Reich) wurde bereits 1157 gebraucht, Sacrum Imperium Romanum (Heiliges Römisches Reich) ist erstmals urkundlich gesichert 1184 belegt (die ältere Forschung ging von 1254 aus) – die Auffassung durch, dass einem Kollegium von Kurfürsten die Wahl des Königs zustehe, was durch die Goldene Bulle 1356 verbindlich festgeschrieben wurde. Bis zu seinem Ende 1806 blieb das Reich somit formal eine Wahlmonarchie. Obwohl die Kaiser wiederholt versuchten, ihre Position zu stärken, blieb das Reich ein supranationaler Verband vieler verschieden großer Territorien sowie Reichsstädte.
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Das spätmittelalterliche 14. und 15. Jahrhundert war vom Wahlkönigtum geprägt: Drei große Familien – die Habsburger, die Luxemburger und die Wittelsbacher – verfügten über den größten Einfluss im Reich und über die größte Hausmacht. Als bedeutendster König gilt Karl IV., der eine geschickte Hausmachtpolitik betrieb. Trotz Krisen wie der Pest (Schwarzer Tod), der Agrarkrise und des abendländischen Schismas florierten die Städte und der Handel; es begann der Übergang in die Renaissance. Im Reich traten die Habsburger das Erbe der Luxemburger an, die 1437 in männlicher Linie ausstarben, und stellten bis zum Ende des Reichs fast kontinuierlich die römisch-deutschen Herrscher. Durch geschickte Politik sicherten sich die Habsburger zusätzliche Territorien im Reich und sogar die spanische Königskrone: Habsburg stieg damit zur europäischen Großmacht auf.
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An der Wende zum 16. Jahrhundert betrieb Kaiser Maximilian I. eine umfassende Reichsreform, die den Reichstag, die Gerichtsbarkeit (Schaffung von Reichskammergericht und Reichshofrat) und die innere Ordnung durch den Ewigen Landfrieden und die Einteilung in Reichskreise stärkte. Durch das Scheitern des Gemeinen Pfennigs und des Reichsregiments blieb die Reform aber unvollständig. Ab 1519 verfolgte Kaiser Karl V., zugleich spanischer König mit überseeischem Kolonialreich, das Konzept einer Universalmonarchie. Seine Vorherrschaft in Europa begründete den jahrhundertelangen habsburgisch-französischen Gegensatz.
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Im Jahr 1517 stieß Martin Luther durch Forderungen nach innerkirchlichen und theologischen Reformen und eine anti-päpstliche Haltung die Reformation an, was zur Herausbildung „protestantischer“ Konfessionen führte. Der Katholizismus reagierte mit der Gegenreformation, doch behaupteten sich die neuen evangelischen Kirchen in weiten Teilen des Reiches. Der Augsburger Religionsfrieden 1555 schaffte einen vorläufigen Ausgleich: Die Landesherren durften bestimmen, welche Konfession für ihre Untertanen galt (cuius regio, eius religio).
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Konfessionelle und machtpolitische Gegensätze lösten den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) mit vielen Todesopfern und verheerten Landschaften aus, beendet durch den Westfälischen Frieden, der den Einfluss der Territorien gegenüber dem Kaiser stärkte und festschrieb (siehe Jüngster Reichsabschied). Die Reichsfürsten durften nunmehr eigene Truppen aufstellen und konnten mit auswärtigen Mächten Verträge abschließen. Das Reich wurde dadurch de facto zu einem Staatenbund, de jure blieb es ein monarchisch geführtes und ständisch geprägtes Herrschaftsgebilde. Ab 1663 wandelte sich der Reichstag zu einem permanenten Gesandtenkongress (Immerwährender Reichstag), der in Regensburg tagte.
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Im Rahmen seiner Reunionspolitik führte Ludwig XIV. den Pfälzischen Erbfolgekrieg. Frankreich wirkte als Vorbild des Absolutismus, der im Reich nicht die königliche Zentralgewalt, sondern einzelne Fürstentümer zu bürokratisch organisierten Staaten werden ließ. Manche Herrscher, insbesondere Friedrich II. von Preußen, öffneten sich dem philosophischen Zeitgeist und führten Reformen durch (Aufgeklärter Absolutismus). Der politische Aufstieg Preußens im 18. Jahrhundert führte zum Dualismus mit dem Hause Habsburg. Nach der Französischen Revolution besetzten deren Truppen das linke Rheinufer. Nach dem Sieg Napoleon Bonapartes im Zweiten Koalitionskrieg kam es 1803 zum Reichsdeputationshauptschluss. 1806 legte der letzte Kaiser Franz II. die Krone nieder, womit das Reich erlosch.
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Unter Napoleons Einfluss war zwischen 1801 und 1806 die Anzahl der Länder im Gebiet des „Alten Reiches“ von rund 300 auf etwa 60 verringert worden. Frankreich annektierte den deutschen Westen und Nordwesten und schuf deutsche Vasallenstaaten, deren Throne Napoleon mit Familienangehörigen besetzte (Großherzogtum Berg, Königreich Westphalen, Großherzogtum Frankfurt). Einige deutsche Staaten baute Napoleon zu Bündnispartnern auf, vor allem das 1805 im Frieden von Pressburg neugeschaffene Königreich Bayern, Württemberg und Baden, indem er sie um die Gebiete der säkularisierten und mediatisierten Kleinstaaten erweiterte und in dem mit Frankreich verbündeten Rheinbund vereinigte. Dieser folgte mit den von Napoleon besiegten Gegnern Preußen und Österreich dem dadurch dreigeteilten, als Machtfaktor ausgeschalteten Heiligen Römischen Reich nach. Die „Franzosenzeit“ brachte den Rheinbundstaaten erhebliche Modernisierungsanstöße, unter anderem bürgerliche Freiheiten, durch die Einführung des Zivilrechtsbuchs Code civil. Auch in Preußen wurden ab 1806 tiefgreifende Reformen unternommen, um aus Untertanen Staatsbürger (vgl. Citoyen) und den Staat wieder handlungs- und wehrfähig zu machen.
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Ab 1809 regte sich Widerstand gegen französische Besatzung und Herrschaft; diverse Aufstände, etwa von Andreas Hofer in Tirol und Ferdinand von Schill in Preußen, wurden zunächst niedergeschlagen. Nach Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug 1812 begannen Preußen und Österreich im Bündnis mit dem Russischen Reich die Befreiungskriege (1813–1815), die das deutsche Nationalgefühl stärkten, zunächst unter protestantischen Akademikern, etwa im Lützower Freikorps, das auch als Ursprung der Farben Schwarz-Rot-Gold gilt. Die meisten Rheinbundstaaten schlossen sich den Verbündeten an, die nach dem Sieg bei der Leipziger Völkerschlacht 1813 Napoleon bis 1815 endgültig besiegten.
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Anschließend restaurierte der Wiener Kongress (1814–1815) weitgehend die monarchische Herrschaft. Im Deutschen Bund, einem von Österreich und Preußen dominierten Staatenbund, organisierten sich 38 Staaten (→ Drittes Deutschland) mit dem Frankfurter Bundestag als Entscheidungsgremium. 1833/1834 wurde der Deutsche Zollverein unter preußischer Vormacht geschaffen. Im Vormärz unterdrückte die alte Herrschaftselite das wirtschaftlich erstarkende Bürgertum (Demagogenverfolgung), das weiter politische Teilhabe und die Bildung eines Nationalstaats forderte, so 1817 beim studentischen Wartburgfest und 1832 beim Hambacher Fest mit dem Hissen von Schwarz-Rot-Gold, den späteren Nationalfarben.
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Mit der bürgerlichen Märzrevolution 1848 mussten viele konservative Politiker abtreten, unter ihnen der epochenprägende österreichische Staatskanzler Fürst Metternich. Unter dem Revolutionsdruck in Berlin akzeptierte der Deutsche Bundestag die Wahl der Frankfurter Nationalversammlung. Sie richtete eine Regierung ein und erließ die Paulskirchenverfassung, die einen föderativen Nationalstaat als „Deutsches Reich“ mit konstitutioneller Monarchie und das Ausscheiden Österreichs aus Deutschland beinhaltete.
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Doch der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lehnte die ihm angetragene Kaiserkrone ab. Nach Niederschlagung des Maiaufstands endete die Revolution am 23. Juli 1849 mit der Einnahme der Festung Rastatt durch preußische Truppen. Das Scheitern der demokratischen Bewegung führte zu Flucht und Auswanderung der Forty-Eighters und zu einer Reaktionsära in den deutschen Staaten.
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Anfang der 1860er Jahre brach der Konflikt Preußens mit Österreich um die Vormacht im Deutschen Bund auf (deutscher Dualismus), der in Preußens Sieg im Deutschen Krieg 1866 endete. Der Deutsche Bund wurde aufgelöst, Preußen annektierte etliche Gebiete nord- und mitteldeutscher Kriegsgegner. 1866 wurde unter Vorherrschaft Preußens der Norddeutsche Bund zunächst als Militärbündnis gegründet. Seine Verfassung von 1867 machte ihn zum souveränen Bundesstaat und bildete die Grundlage für die kleindeutsche Lösung.
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Im Deutsch-Französischen Krieg traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei (1. Januar 1871). Dieser Bund wurde so zum deutschen Nationalstaat ohne Österreich und ersten Bundesstaat in Deutschland. Am 18. Januar 1871 nahm der preußische König Wilhelm I. in Versailles den Kaisertitel an, den er mit der neuen Verfassung erhalten hatte. Dies wurde später als Reichsgründungstag gefeiert.
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Otto von Bismarck, seit 1862 preußischer Ministerpräsident, hatte die Reichsgründung betrieben und wurde erster Reichskanzler. Die Bismarcksche Reichsverfassung stützte die Macht der konstitutionellen Monarchie, war aber auch auf Modernisierung ausgelegt und ambivalent; Gesetze zur Schule und Zivilehe waren teils liberal. Für den Reichstag galt ein allgemeines Wahlrecht (für Männer). Gegen die katholische Kirche führte Bismarck den Kulturkampf, gegen die Sozialdemokratie erließ er ab 1878 die Sozialistengesetze und versuchte, die Arbeiter durch eine Sozialgesetzgebung an den Staat zu binden. Die Hochindustrialisierung in Deutschland sorgte für Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, Landflucht und eine breite Steigerung des Lebensstandards; Deutschland stieg zur größten Volkswirtschaft Europas auf.
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