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315,347
olgk-1988-07-15-2-ws-34088
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 340/88
1988-07-15T00:00:00
2019-03-13T14:53:18
2019-03-27T09:43:21
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0715.2WS340.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beschwerde wird verworfen.</p> <p></p> <p>2. Der Beschwerdef&#252;hrer tr&#228;gt die Kosten der Beschwerde.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Sch&#246;ffengericht K&#246;ln hat den Angeklagten am 19. April 1988 wegen Diebstahls in zwei besonders schweren F&#228;llen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 1 Jahr und 2 Monaten verurteilt. Gegen dieses, in seiner Anwesenheit verk&#252;ndete Urteil hat der Angeklagte mit einem am 20. April 1988 bei Gericht eingegangenen Schriftsatz seines damaligen Wahlverteidigers Rechtsanwalt (...) Berufung eingelegt und das Rechtsmittel auf das Strafma&#223; beschr&#228;nkt. Der Vorsitzende der 7. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln hat Termin zur Hauptverhandlung &#252;ber die Berufung des Angeklagten auf den 28. Juli 1988 bestimmt und dem Angeklagten Rechtsanwalt ... als Pflichtverteidiger beigeordnet. Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; hat der Vorsitzende der Strafkammer Rechtsanwalt P. in K&#246;ln zum Pflichtverteidiger des Angeklagten bestimmt, weil Rechtsanwalt M. infolge seines Jahresurlaubs verhindert sein wird, den Berufungstermin vom 28. Juli 1988 wahrzunehmen. Gegen diesen Beschlu&#223; wendet sich der Angeklagte, der seit dem 22. Januar 1988 ununterbrochen in Untersuchungshaft ist, mit der Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Angeklagten hat keinen Erfolg, weil sie unzul&#228;ssig ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist an sich statthaft (&#167; 304 StPO); sie ist insbesondere nicht durch &#167; 305 StPO ausgeschlossen. Der Senat h&#228;lt an seiner fr&#252;heren Rechtsprechung, da&#223; &#167; 305 StPO die Beschwerde gegen eine Entscheidung des Gerichtsvorsitzenden eines erkennenden Gerichts &#252;ber die Bestellung eines Pflichtverteidigers ausschlie&#223;t, nicht fest. Eine solche Entscheidung unterliegt einer selbst&#228;ndigen Anfechtung durch die Beschwerde. Wenngleich es sich bei der Entscheidung durch den Gerichtsvorsitzenden um eine solche handelt, die der Entscheidung des erkennenden Gerichts gleichzustellen ist (L&#246;we-Rosenberg, Gro&#223;komm, zur StPO, 24. Aufl., Rdn. 10 zu &#167; 305 StPO; Karlsruher Kommentar zur Strafproze&#223;ordnung, 2. Aufl., Rdn. 4 zu &#167; 305; Kleinknecht Meyer, Strafproze&#223;ordnung, 38. Aufl., Rdn. 3 zu &#167; 305 StPO), so steht &#167; 305 dennoch der Beschwerde nicht entgegen, weil die angefochtene Entscheidung nicht nur der Urteilsvorbereitung dient, sondern weitere Verfahrenswirkungen &#228;u&#223;ert. Das Rechtschutzinteresse des Angeklagten geht &#252;ber die nach &#167; 238 Abs. 2 StPO m&#246;gliche Entscheidung durch das Gericht oder eine &#220;berpr&#252;fung in der Revisionsinstanz hinaus. Bei einer Unterlassung prozessualer Handlungen k&#246;nnen f&#252;r den Angeklagten infolge Zeitablaufs Nachteile eintreten, die nach Ablauf des Revisionsverfahrens nicht mehr korrigiert werden k&#246;nnen (OLG Schleswig, OLG St n.F., Nr. 2 zu &#167; 141 StPO; OLG Celle, NStZ 1988, 39; Karlsruher Kommentar, a.a.O. Rdn. 8 zu &#167; 305 StPO). So kann z.B. der auf Zeitablauf beruhende Mi&#223;erfolg eines Beweisantrages auch durch die Aufhebung des Urteils nicht mehr aus der Welt geschaffen werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist allerdings mangels Beschwer unzul&#228;ssig. Die Bestellung eines Pflichtverteidigers ist mangels Beschwer grunds&#228;tzlich einer Anfechtung entzogen (L&#246;we-Rosenberg, Gro&#223;komm, zur StPO, 23. Aufl., Rdn. 45 zu &#167; 141 StPO; Karlsruher Kommentar, a.a.O., Rdn. 12 zu &#167; 141 StPO; Kleinknecht Meyer, a.a.O., Rdn. 9 zu &#167; 141). Es ist jedoch allgemein anerkannt, da&#223; der Angeklagte die Bestellung eines Pflichtverteidigers neben einem Wahlverteidger mit der Beschwerde anfechten kann, wenn gleichzeitig geltend gemacht wird, die Bestellung eines Pflichtverteidigers neben einen bereits zuvor bevollm&#228;chtigten Wahlverteidiger sei unzul&#228;ssig (OLG M&#252;nchen, NJW 1981, 2208; OLG Koblenz, OLG St &#167; 304 Nr. 2; OLG Celle, NStZ 88, 39; L&#246;we-Rosenberg, Gro&#223;kommentar zur StPO, 23. Aufl., Nr. 45 zu &#167; 141; Karlsruher Kommentar zur StPO, 2. Aufl., Rdn. 12 zu &#167; 141; Kleinknecht-Meyer, Strafproze&#223;ordnung 38. Aufl., Rdn. 9 zu &#167; 141). An einem solchen Beschwerdevorbringen, das bei der Bestellung eines Pflichtverteidigers ausnahmsweise zur Annahme einer Beschwer f&#252;hren k&#246;nnte, fehlt es hier Einmal kann es keinen Unterschied ausmachen, ob der Angeklagte bei der Bestellung eines Verteidigers bereits durch einen Wahl- oder Pflichtverteidiger vertreten wird. Denn &#167; 141 Abs. 1 StPO bestimmt, da&#223; im Fall des &#167; 140 Abs. 1 StPO, der hier in der Form des &#167; 140 Abs. 1 Nr. 5 StPO vorliegt, dem Beschuldigten, der noch keinen Verteidiger hat, ein Verteidiger bestellt wird. Einen Unterschied zwischen Wahl- und Pflichtverteidiger macht das Gesetz nicht. Zum anderen ist die Verhinderung eines Verteidigers, an der Hauptverhandlung teilzunehmen, dem Fehlen eines Verteidigers gleichzusetzen. Denn es kann nicht hingenommen werden, da&#223; der Angeklagte in der Hauptverhandlung ohne Beistand ist, obwohl es sich um einen Fall der notwendigen Verteidigung handelt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte ist auch nicht dadurch beschwert, da&#223; er im Falle der Verurteilung Kosten des neu beigeordneten Pflichtverteidigers zu tragen hat (&#167; 11 Abs. 1 GKG in Verb, mit Nr. 1906 des Kostenverzeichnisses, &#167; 100 BRAGebO). Die Kostenfrage hat neben der ordnungsgem&#228;&#223;en Verteidigung des Angeklagten und des ordnungsgem&#228;&#223;en Ablaufs des Verfahrens au&#223;er Betracht zu bleiben (OLG D&#252;sseldorf, MDR 86, 604; OLG Celle, neue Strafrechtzeitung 88, 39). Da es somit an einen Sachvortrag fehlt, mu&#223; die Beschwerde mangels Beschwer als unzul&#228;ssig verworfen werden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p>
315,348
lg-dusseldorf-1988-07-14-4-o-37487
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 374/87
1988-07-14T00:00:00
2019-03-13T14:53:19
2019-03-27T09:43:21
Urteil
ECLI:DE:LGD:1988:0714.4O374.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt,</p> <p>1.</p> <p>es bei Meidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zu-widerhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 5oo.ooo,-- DM, ersatzweise Ordnungshaft, oder einer Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt 2 Jahren, zu unter-lassen,</p> <p>Spannfedern (auch Zugfedern genannt) mit einem zwischen einem kurzen Schenkel und einem langen Schenkel ange&#172;ordneten Schraubenfedertei1</p> <p>zur Benutzung in Halbschalenlagerungen f&#252;r die Brems-backen einer Trommelbremse mit zwei in Lagerbuchsen einer an einem Achsk&#246;rper befestigten Bremsbr&#252;cke axial zen&#172;triert und verdrehsicher angeordneten Bremsbolzen, auf denen sich Doppelstege der Bremsbacken mit Halbschalen abst&#252;tzen, und mit einem Ende an den Bremsbacken an&#172;greifenden Spannfedern, bei denen in den Bremsbolzen beiderseits der Lagerbuchsen der Bremsbr&#252;cke radiale Keil&#172;nuten angeordnet sind und in die Keilnuten von innen Keile eingesetzt sind und bei denen die als Zugfedern aus&#172;gebildeten Spannfedern mit ihren langen Schenkeln an den Bremsbolzen vorbeigef&#252;hrt sind und am schmaleren Ende der Keile angreifen,</p> <p> </p> <p></p> <p></p> <p>im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;-lich West-Berlin anzubieten oder zu liefern;</p> <p>2. der Kl&#228;gerin &#252;ber den Umfang dr zu 1. Beschriebenen und seit dem 26. Mai 1984 begangenen Handlungen Rechnung zu legen, und zwar unter Angabe der einzelnen Lieferungen unter Nennung</p> <p>a) der Liefermenge, Typenbezeichnung, Lieferzeiten, Lieferpreise und Namen und Anschriften der Abnehmer,</p> <p>b) der Gestehungskosten unter Angabre der einzelnen Kostenfaktoren, sowie</p> <p>c) des erzielten Gewinns,</p> <p>d) der Angebotsmengen, Typenbezeichnungen, Angebots-zeiten, Angebotspreise und Namen und Anschriften der Angebotsempf&#228;nger, sowie</p> <p>e) der einzelnen Werbetr&#228;ger, deren Auflagenh&#246;he, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet;</p> <p>dabei bleibt der Beklagten nach ihrer Wahl vorbehalten, die Namen und Anschriften der Abnehmer und Angebots&#172;empf&#228;nger statt der Kl&#228;gerin einem von dieser zu bezeichnenden, zur Verschwiegenheit gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin verpflichteten vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern sie dessen Kosten tr&#228;gt und ihn erm&#228;chtigt, der Kl&#228;gerin auf Befragen dar&#252;ber Auskunft zu geben, ob ein bestimmter Abnehmer, eine bestimmte Lieferung, ein be&#172;stimmter Angebotsempf&#228;nger oder ein bestimmtes Angebot in der Rechnung enthalten ist.</p> <p> </p> <p>II.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch die zu I. 1. bezeichneten, seit dem 26. Mai 1984 begangenen Handlungen entstanden ist und noch ent&#172;stehen wird.</p> <p>III.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p> IV.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von</p> <p>75.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Sicherheit kann auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlin ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:44px"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:44px">Die Kl&#228;gerin ist eingetragene Inhaberin des mit Wirkung f&#252;r die Bundesrepublik Deutschland erteilten europ&#228;ischen Patents X (Anlage 3) mit der Bezeichnung "Halbschalenlagerung f&#252;r die Bremsbacken einer Trommelbremse". Das Patent beruht auf einer Anmeldung vom 18. Juni 1983, f&#252;r die die Priorit&#228;t der inhaltsgleichen deutschen Patentanmeldung X vom 10. Juli 1982 in Anspruch genommen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die deutsche Anmeldung hat zu dem Patent X (Anlage 1) gef&#252;hrt, dessen Erteilung am 26. April 1984 ver&#246;ffentlicht worden ist. Der Hinweis auf die Erteilung des europ&#228;ischen Patents ist am 16. April 1986 bekanntgemacht worden; ein Einspruch gegen das Patent ist nicht eingelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Anspr&#252;che 1., 3. und 4. des europ&#228;ischen Patents haben folgenden Wortlaut:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:102px">"1. Halbschalenlagerung f&#252;r die Bremsbacken einer Trommelbremse mit zwei in Lagerbuchsen einer an einem Achsk&#246;rper befestigten Bremsbr&#252;cke axial zentriert und verdrehsicher angeordneten Bremsbolzen, auf denen sich Doppelstege der Bremsbacken mit Halbschalen abst&#252;tzen, und mit einem Ende an den Bremsbacken angreifenden Spannfedern, dadurch gekennzeichnet, da&#223; in den Bremsbolzen (7) beiderseits der Lagerbuchsen (6) der Bremsbr&#252;cke (2) radiale Nuten (16) angeordnet sind und da&#223; in die Nuten (16) Keile (17, 22, 23) eingesetzt sind, an denen die Spann -federn (2o, 24) mit ihrem anderen Ende angreifen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:103px">3. Halbschalenlagerung nach Anspruch 1. dadurch gekennzeichnet, da&#223; die Keile (22) von innen in die Keilnuten (16) eingesetzt sind und die Spannfedern (2o) an Zapfen (19) am schmaleren <b>Ende der </b>Keile (22) angreifen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:103px">4. Halbschalenlagerung nach den Anspr&#252;chen 1. und 2. oder 3., dadurch gekennzeichnet, da&#223; die Spannfedern als Zugfedern (2o) ausgebildet und an den Bremsbolzen (7) vorbeigef&#252;hrt sind".</p>
315,349
olgham-1988-07-13-20-w-3788
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 37/88
1988-07-13T00:00:00
2019-03-13T14:53:20
2019-03-27T09:43:21
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0713.20W37.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p>Der Streitwert f&#252;r den Klageantrag zu 1) wird auf 2.000.000,- DM, f&#252;r den Klageantrag zu 2) auf 200.000,- DM, insgesamt somit auf 2.200.000,- DM, festgesetzt.</p> <p>Die weitergehenden Beschwerden werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei; au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertbeschwerden der Parteien sind gem&#228;&#223; &#167;25 Abs. 2 GKG zul&#228;ssig und im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit ihrem Klageantrag zu 1) begehrte die Kl&#228;gerin die Feststellung, da&#223; sie nicht verpflichtet sei, der Beklagten Versicherungsschutz f&#252;r Anspr&#252;che der ... gegen die Beklagte aufgrund deren Leistungen bei Erstellung der Koksofenbatterie von 80 &#214;fen in ... zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Klageantrags zu 1) war daher eine negative Feststellungsklage im Rahmen eines Deckungsprozesses.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert der Deckungsklage in der Haftpflichtversicherung bemi&#223;t sich gem&#228;&#223; &#167;3 ZPO grunds&#228;tzlich nach der H&#246;he des von dem gesch&#228;digten Dritten gegen den Versicherungsnehmer geltend gemachten Haftpflichtanspruchs. Dieses gilt auch bei einer negativen Feststellungsklage des Versicherers gegen den Versicherungsnehmer (Schneider, Stichwort "Versicherungsschutz" Nr. 11; Platz VersR 1967, 19, 21). Denn das wirtschaftliche Interesse des Versicherers geht hier regelm&#228;&#223;ig dahin, f&#252;r die von dem gesch&#228;digten Dritten gegen den Versicherungsnehmer geltend gemachten Ersatzanspr&#252;che nicht eintreten zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser Grundsatz findet aber dann keine Anwendung, wenn - wie vorliegend - die von dem gesch&#228;digten Dritten geltend gemachten Haftpflichtanspr&#252;che die im Versicherungsvertrag vereinbarte Deckungssumme &#252;bersteigen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da die Leistungspflicht des Versicherers durch die vereinbarte Deckungssumme begrenzt wird, ist auch dessen wirtschaftliches Interesse an der begehrten Feststellung regelm&#228;&#223;ig darauf beschr&#228;nkt, Anspr&#252;che im Rahmen der Haftungsh&#246;chstsumme abzuwehren. Der Streitwert der Deckungsklage wird daher durch die vereinbarte Deckungssumme begrenzt (Hillach/Rohs, Handbuch des Streitwerts in b&#252;rgerlichen Rechtsstreitigkeiten, 6. Auflage 1986, &#167;89 A. IV. a.E.: OLG Frankfurt, JurB&#252;ro 1983, 1086; OLG Bamberg, JurB&#252;ro 1981, 433).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Eine andere Beurteilung ergibt sich auch nicht daraus, da&#223; die Beklagte zusammen mit anderen Gesellschaften vor dem Court of Common Pleas, ..., Klage gegen die Kl&#228;gerin und andere Versicherer erhoben hat.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dabei kann offen bleiben, ob die Kl&#228;gerin in diesem Proze&#223; im Ergebnis tats&#228;chlich in voller H&#246;he auf Ersatz der Proze&#223;kosten sowie Erstattung der von General Accident aufgebrachten Vergleichssumme in Anspruch genommen werden sollte oder ob die Inanspruchnahme ohne Begrenzung auf die Deckungssumme lediglich durch die Besonderheiten des amerikanischen Proze&#223;rechts bedingt ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn die Kl&#228;gerin von der Beklagten in voller H&#246;he in Anspruch genommen werden sollte, kann dies bei der Streitwertfestsetzung im Rahmen des vorliegenden Deckungsprozesses keine Ber&#252;cksichtigung finden. Zwar ist die Begr&#252;ndetheit der geltend gemachten Anspr&#252;che bei der Bemessung des Streitwertes der Deckungsklage grunds&#228;tzlich nicht zu pr&#252;fen. Da aber auch das Proze&#223;recht von dem Grundsatz von Treu und Glauben beherrscht wird, m&#252;ssen illusion&#228;re oder offensichtlich unbegr&#252;ndete Anspr&#252;che bei der Streitwertberechnung au&#223;er Betracht bleiben (OLG Frankfurt, JurB&#252;ro 1983, 1086, 1087; Schneider, Stichwort "Feststellungsklage" Nr. 21, Stichwort "Versicherungsschutz" Nr. 4; Schneider MDR 1973, 181 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sowohl nach dem vorliegenden Versicherungsvertrag als auch nach deutschem Versicherungsrecht - und nur dieses ist Gegenstand der rechtlichen Beurteilung im Deckungsproze&#223;erscheint eine Inanspruchnahme &#252;ber die vereinbarte Deckungssumme hinaus zumindest offensichtlich unbegr&#252;ndet. F&#252;r die Festsetzung des Streitwertes der Deckungsklage ist daher vorliegend die vereinbarte Deckungssumme ma&#223;gebend. Da zwischen den Parteien aber streitig war, ob die Deckungssumme 300.000,- DM oder 2 Millionen DM betrug, halt es der Senat f&#252;r angemessen, den Streitwert f&#252;r den Klageantrag auf 2 Millionen DM festzusetzen. Der bei der positiven Feststellungsklage &#252;bliche Abschlag von 20 % ist bei der negativen Feststellungsklage nicht vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Insoweit war der Streitwertbeschlu&#223; des Landgerichts abzu&#228;ndern und die weitergehenden Beschwerden zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mangels zuverl&#228;ssiger Angaben &#252;ber die H&#246;he der Kosten und Auslagen, die der Kl&#228;gerin im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit vor dem Court of Common Pleas, ..., entstanden sind und noch h&#228;tten entstehen k&#246;nnen, erscheint es dem Senat angemessen, von den Streitwertangaben der Parteien auszugehen und den Streitwert f&#252;r den Klageantrag zu 2) auf 200.000,- DM festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;25 Abs. 3 GKG.</p>
315,350
olgk-1988-07-12-22-u-18687
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 186/87
1988-07-12T00:00:00
2019-03-13T14:53:22
2019-03-27T09:43:21
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1988:0712.22U186.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Vers&#228;umnis-Urteil des Senats vom 19. Januar 1988 - 22 U 186/87 - wird aufrechterhalten.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt auch die weiteren Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird gestattet, die Zwangsvollstreckung des Beklagten wegen der Kosten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 8.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Sicherheitsleistungen k&#246;nnen auch durch selbstschuldnerische unbefristete B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland erbracht werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>T a t b e s t a n d:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist die Witwe und alleinige Erbin des am 14. Oktober 1977 verstorbenen X.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte &#252;bt seit dem 8. Juli 1983, einer erbvertraglichen Anordnung der Kl&#228;gerin und des Erblassers entsprechend, gemeinsam mit dem Rechtsbeistand X. aus X., das Amt des Testamentsvollstreckers &#252;ber den Nachlass des Erblassers aus. Zuvor war der Rechtsbeistand X. als alleiniger Testamentsvollstrecker t&#228;tig gewesen, die Konstituierung des Nachlasses durch ihn war zur Zeit der Amts&#252;bernahme durch den Beklagten bereits abgeschlossen. Durch notariell beurkundeten Erbvertrag vom 15. Juli 1977 (Bl. 15 ff. d. A.), auf den im &#220;brigen wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird, war den Testamentsvollstreckern unter anderem auch die Aufgabe &#252;bertragen, die Satzung der X. in S., an der der Erblasser zu 96,66 % beteiligt war, auf der Grundlage n&#228;herer im Erbvertrag getroffener Anordnungen neu zu fassen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 4. Juli 1986 &#252;bersandte der Beklagte dem Mittestamentsvollstrecker X. eine Rechnung &#252;ber insgesamt 111.168,24 DM (81. 14 d. A.), mit der er seine T&#228;tigkeit in 1985 und von Januar bis April 1986 abrechnete. Der Beklagte stellte insgesamt 50,9 Tagewerke in Rechnung, f&#252;r die er - ausgehend von einem Stundensatz von 250,-- DM - jeweils 1.750,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer berechnete. Betr&#228;ge in H&#246;he von insgesamt 8.441,-- DM nebst Mehrwertsteuer entfielen auf Auslagen und Nebenkosten. Von der Rechnung umfasst waren nach Darstellung des Beklagten nur T&#228;tigkeiten, die dieser in Bezug auf die X. erbracht hatte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der geforderte Betrag wurde dem Beklagten am 7. Juli 1986 z Lasten des Nachlasskontos von dem Mittestamentsvollstrecker X. &#252;berwiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen: Die Rechnung des Beklagten sei &#252;berh&#246;ht, so dass der Beklagte durch die Auszahlung des vollen Rechnungsbetrages zu Lasten des Nachlasses ungerechtfertigt bereichert sei. Zwar erhebe sie (nunmehr) gegen die Abrechnung der T&#228;tigkeit des Beklagten auf Stundenbasis keine Einwendungen, der Verg&#252;tungsanspruch des Beklagten sei aber nach der Steuerberatergeb&#252;hrenverordnung zu bemessen, so dass allenfalls ein Stundensatz von 120,-- DM in Betracht komme; die vom Beklagten erbrachte T&#228;tigkeit weise n&#228;mlich keinen &#252;berdurchschnittlichen Schwierigkeitsgrad auf. Der Beklagte habe zudem mehr Arbeitsstunden abgerechnet, als er tats&#228;chlich aufgewendet habe. Auch seine Teilnahme an Beiratssitzungen, f&#252;r die der Beklagte gesondert verg&#252;tet worden sei, seien in die Berechnung einbezogen; teilweise habe sich der Beklagte mit den abgerechneten T&#228;tigkeiten au&#223;erhalb seines Aufgabenbereiches bewegt. Ein am 1. Juli 1986 von den Testamentsvollstreckern von dem Nachlasskonto abgebuchter Betrag in H&#246;he von 18.675,50 DM sei bislang nicht abgerechnet worden. Im &#220;brigen k&#246;nne der Beklagte f&#252;r seine T&#228;tigkeit in 1986 derzeit noch keine Verg&#252;tung verlangen und es sei auch der Anspruch auf Erstattung von Auslagen und Nebenkosten mangels Spezifikation nicht f&#228;llig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachdem sie in H&#246;he eines Teilbetrages von 13.031,28 DM die R&#252;cknahme der Klage erkl&#228;rt hat, hat die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an dem Nachlass des am 14. Oktober 1977 in X. verstorbenen X. 63.061,44 DM nebst 4 % Zinsen ab Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist dem Vortrag der Kl&#228;gerin entgegengetreten. Er hat vorgetragen: Die von ihm abgerechnete T&#228;tigkeit weise einen erheblichen Schwierigkeitsgrad auf, so dass ein Stundensatz von 250,--DM nicht &#252;berh&#246;ht sei; im &#252;brigen liege der von ihm in Rechnung gestellte und empfangene Betrag unter demjenigen, den er angesichts eines Nachlass-Bruttowertes zum 1. Januar 1985 in H&#246;he von 29.604.095,-- DM und eines Gewinns vor Steuern aus dem Nachlass in H&#246;he von 3.885.962,-- DM im Jahre 1985 bei Bemessung seiner Verg&#252;tung nach den &#252;blichen Regels&#228;tzen habe beanspruchen k&#246;nnen. Ein Abzug, weil er nicht alleiniger Testamentsvollstrecker gewesen sei, sei wegen der dadurch erforderlichen Koordinierungsarbeit und wegen der Art der geleisteten T&#228;tigkeit nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage durch Urteil vom 11. M&#228;rz 1987 abgewiesen, weil dem Beklagten der am 7. Juli 1986 &#252;berwiesene Betrag in voller H&#246;he als Verg&#252;tung f&#252;r seine Amtsf&#252;hrung als Testamentsvollstrecker und aus dem Gesichtspunkt des Aufwendungsersatzes zugestanden habe. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 21. Mai 1987 zugestellte Urteil - auf das wegen aller weiteren Einzelheiten voll inhaltlich Bezug genommen wird - hat die Kl&#228;gerin am 22. Juni 1987 Berufung eingelegt und ihr Rechtsmittel nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis 19. Oktober 1987 mit an diesem Tag eingegangenem Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihr Zahlungsbegehren in H&#246;he von 58.436,44 DM weiter. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt, erg&#228;nzt und vertieft dazu ihr erstinstanzliches Vorbringen im wesentlichen dahin, unter Ber&#252;cksichtigung aller f&#252;r die Bemessung der nach Stundenhonorar zu ermittelnden Verg&#252;tung des Beklagten sei ein Stundensatz von h&#246;chstens 120,-- DM einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer angemessen. Denn die vom Beklagten entwickelte und geforderte T&#228;tigkeit an Kenntnissen, Erfahrungen und F&#228;higkeiten sei nicht &#252;ber das hinausgegangen, was von einem Steuerberater erwartet werde, der mit einem H&#246;chstsatz von 120,-- DM pro Stunde entsch&#228;digt werde. Die vom Beklagten zu beurteilenden Fragen der Satzung bzw. Neuordnung der Satzung habe jeder erfahrene Kaufmann entscheiden k&#246;nnen. Auf die Gr&#246;&#223;e des Nachlasses komme es bei der vom Beklagten gew&#228;hlten Art der Abrechnung nicht an. Bei der Bemessung der Verg&#252;tung des Beklagten sei ferner zu, ber&#252;cksichtigen, dass seine Entscheidungsfindung durch die Bestellung eines Mittestamentsvollstreckers erleichtert worden sei und die Testamentsvollstrecker sich in erheblichem Umfang anwaltlicher Hilfe bedient h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin bestreitet ferner die vom Beklagten in Ansatz gebrachten Stunden und einen Teil der verlangten Auslagen sowie die Nebenkosten und die geltend gemachte Mehrwertsteuer.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Stellung folgenden Antrages angek&#252;ndigt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten gem. den zuletzt von der Kl&#228;gerin in I. Instanz gestellten Antr&#228;gen zu verurteilen, jedoch mit der Beschr&#228;nkung des Zahlungsantrages auf einen Betrag von 58.436,44 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">hilfsweise der Kl&#228;gerin f&#252;r den Fall der m&#246;glichen Sicherheitsleistung zu gestatten, diese auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Prozessbevollm&#228;chtigte der Kl&#228;gerin im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat am 19. Januar 1988 nicht aufgetreten ist, ist auf den Antrag des Beklagten Vers&#228;umnis-Urteil vom gleichen Tage&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; dahin ergangen, dass die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil der 10. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 3. M&#228;rz 1987 auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen wurde.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 20. Januar 1988 zugestellte Vers&#228;umnis-Urteil hat die Kl&#228;gerin mit Schriftsatz vom 2. Februar 1988 - bei Gericht eingegangen am 3. Februar 1988 - Einspruch eingelegt und diesen unter Wiederholung ihres bisherigen Vorbringens wie folgt begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;testens im landgerichtlichen Verfahren sei eine Einigung &#252;ber die Art der Honorarermittlung auf der Grundlage des Stundenaufwandes zustande gekommen, so dass lediglich noch &#252;ber die Anzahl der anrechnungsf&#228;higen Stunden und die H&#246;he des Stundensatzes gestritten werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Nachlasswert sei unter Ber&#252;cksichtigung der nach Abzug der Zinsertr&#228;ge aus dem nicht betriebsnotwendigen Barverm&#246;gen und nach K&#252;rzung um die Ertr&#228;ge aus der Beteiligung der X. der X. verbleibenden anzurechnenden Rendite der Gesellschaft von 133.144,13 DM mit 950.649,09 DM, bei Zugrundelegung der in den Jahren 1977 bis 1979 erzielten Rendite von 358.400,-- DM mit 2.558,976,-- DM anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Von den Bruttoeinnahmen im Jahre 1985 in H&#246;he von lediglich 2.935.375,-- DM seien nicht zu ber&#252;cksichtigende Ertr&#228;ge von 1.941.666,-- DM aus der Tilgung des von ihr - der Kl&#228;gerin - aufgenommenen Darlehens sowie Zinsertr&#228;ge von 420.000,-- DM aus dem nicht betriebsnotwendigen Barverm&#246;gen von 7.Mio. DM abzuziehen, so dass anzurechnende Eink&#252;nfte von 573.709,-- DM verblieben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Obwohl allenfalls eine mittlere Verg&#252;tung von 7.321,35 DM gerechtfertigt sei, habe der Beklagte f&#252;r seine T&#228;tigkeit als Testamentsvollstrecker f&#252;r das Jahr 1985 am 1. Juli 1986 9.337,75 DM und am 8. Juli nochmals 89.768,16 DM erhalten. Vorliegend k&#246;nne nur der niedrigste Wert angesetzt werden, weil der Beklagte vom Mittestamentsvollstrecker unterst&#252;tzt, von Rechtsanwalt X. mit einem Kostenaufwand von 55.908,22 DM beraten worden sei und schlie&#223;lich im Rahmen seiner T&#228;tigkeit im Beirat im Jahre 1985 einen erheblichen Teil der Verwaltungst&#228;tigkeit habe erbringen k&#246;nnen, die ihm zus&#228;tzlich mit 10.260,-- DM (brutto) verg&#252;tet worden sei. Au&#223;erdem habe der Beklagte f&#252;r die Testamentsvollstreckung notwendiges Wissen im Rahmen nicht nur wirtschaftspr&#252;fender, sondern auch steuerberatender T&#228;tigkeit f&#252;r die X., die 1985 mit ca. 192.000,-- DM verg&#252;tet worden sei, erworben, das ihm seine Arbeit als Testamentsvollstrecker erleichtert habe. Desweiteren habe der Beklagte den Nachlass in erheblichem Ma&#223;e Aufwendungen angelastet, die er zur Durchsetzung seiner pers&#246;nlichen Interessen betrieben habe, insbesondere Satzungs&#228;nderungen, da er nicht nur die Verg&#252;tung f&#252;r die Nachlassverwaltung und zugleich die Verg&#252;tung als Wirtschaftspr&#252;fer der Gesellschaft, sondern dar&#252;ber hinaus auch noch die Verg&#252;tung als geborenes Beiratsmitglied der GmbH habe erhalten wollen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ferner sei bei der festzusetzenden Verg&#252;tung zu ber&#252;cksichtigen, dass der Beklagte und sein Mittestamentsvollstrecker X. zur ordnungsgem&#228;&#223;en Nachlassverwaltung nicht f&#228;hig gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Bem&#252;hen des Beklagten, die Bestellung der kl&#228;gerischen S&#246;hne Dipl.-Ing. X. und X. zu Gesch&#228;ftsf&#252;hrern der GmbH zu verhindern, k&#246;nne nicht auf einen dahingehenden Willen des Erblassers gest&#252;tzt werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich seien die Testamentsvollstrecker ihrer Aufgabe zur ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung insoweit nicht gerecht geworden, als es um die Aufkl&#228;rung des Vorwurfes gegangen sei, der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer X. habe zum Nachteil der Auftraggeber der Gesellschaft in unzul&#228;ssiger Weise mit ausf&#252;hrenden Unternehmen zusammengearbeitet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der dem Beklagten anzulastenden Pflichtverletzungen habe dieser seinen Verg&#252;tungsanspruch auch verwirkt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils den Beklagten gem&#228;&#223; den Antr&#228;gen der Berufungsbegr&#252;ndung vom 16. Oktober 1987 zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">den Einspruch zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tritt den Ausf&#252;hrungen der Berufung mit n&#228;heren Darlegungen entgegen. Er weist insbesondere darauf hin, dass der Bruttogewinn der X. 1985 vor Steuern 3.568.586,-- DM und der Firmenwert 24.307.700,--DM betragen habe. Hinzukomme der Wert des Grundbesitzes X. mit 1.210.225,-- DM und des Grundst&#252;ckes X. mit 2.260.442,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird wegen aller weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien auf den vorgetragenen Inhalt der von ihnen in beiden Instanzen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst eingereichten Unterlagen sowie auf den der Kl&#228;gerin nachgelassenen Schriftsatz vom 17. Mai 1988 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><strong>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</strong></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Auf den zul&#228;ssigen Einspruch der Kl&#228;gerin war das Vers&#228;umnisurteil des Senats vom 19. Januar 1988 aufrechtzuerhalten (&#167;&#167; 338 f., 343 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der in formeller Hinsicht nicht zu beanstandenden Berufung der Kl&#228;gerin ist in der Sache selbst der Erfolg versagt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht ein - mit der Berufung noch in H&#246;he von 58.436,44 DM geltend gemachter Anspruch auf R&#252;ckerstattung erhaltener Testamentsvollstreckerverg&#252;tung und erlangten Aufwendungsersatzes nicht zu. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Das - nur aus dem Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung (&#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB) - herzuleitende Zahlungsbegehren der Kl&#228;gerin w&#228;re ganz oder teilweise nur begr&#252;ndet, wenn dem Beklagten Anspr&#252;che auf Verg&#252;tung seiner Amtsf&#252;hrung als Testamentsvollstrecker und auf Aufwendungsersatz gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 2221 und 2218 Abs. 1, 670 BGB nicht in voller H&#246;he des an ihn von dem Mittestamentsvollstrecker gem&#228;&#223; Rechnung vom 4. Juli 1986 aus dem Nachlass &#252;berwiesenen Betrages zustanden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist jedoch unter Ber&#252;cksichtigung des gesamten Inhaltes der Verhandlungen und der zu den Akten gereichten Unterlagen zu der &#220;berzeugung gelangt, dass die an den Beklagten als Testamentsvollstrecker f&#252;r 1985 und das erste Quartal 1986 geleisteten Zahlungen angesichts der vom Beklagten wahrgenommenen T&#228;tigkeit und gemessen am Ertrag und Verm&#246;genswert des seiner Testamentsvollstreckung unterliegenden Nachlasses den Rahmen billigen Ermessens (&#167;&#167; 316, 315 BGB) nicht &#252;berschritten haben.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Dabei ist gem&#228;&#223; dem durch Rechnung vom 4. Juli 1986 (81. 14 d. A.) belegten Vorbringen in der Klageschrift davon auszugehen, dass der Beklagte f&#252;r seine 1985 geleistete T&#228;tigkeit 72.975,-- DM zuz&#252;glich 3 % Nebenkosten sowie 4.266,-- DM und weitere 1.503,-- DM an Auslagen, jeweils nebst Mehrwertsteuer, d.h. insgesamt 92.263,91 DM (72.975,-- DM 3 % Nebenkosten in H&#246;he von 2.189,25 DM + 4.266,-- DM sowie 1.503,-- DM an Auslagen = insgesamt 80.933,25 DM zuz&#252;glich 14 % Mehrwertsteuer) gefordert und bezahlt erhalten hat. Soweit die Kl&#228;gerin erstmals in der Einspruchsschrift vom 2. Februar 1988 (B1. 294 d. A.) behauptet, der Beklagte habe als Testamentsvollstrecker am 1. Juli 1986 weitere 9.333,75 DM erhalten und sich zum Beweis hierf&#252;r auf das Zeugnis des Mittestamentsvollstreckers X. beruft, kam eine Aufkl&#228;rung nicht in Betracht, da die Kl&#228;gerin jegliche Substantiierung dazu vermissen l&#228;sst, aufgrund welcher zus&#228;tzlichen Rechnung oder Anforderung des Beklagten der weitere Betrag von 9.333,75 DM und in welcher Form - bar, Scheck, &#220;berweisung - von wem aus welchen Mitteln gezahlt worden sein soll. Die Kl&#228;gerin legt f&#252;r ihr - vom Beklagten bestrittenes - Vorbringen - keinen Beleg vor.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><strong>A.</strong></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Da es an einer Bestimmung des Erblassers bzw. im Erbvertrag betreffend die Honorierung des Beklagten fehlt, steht diesem f&#252;r seine T&#228;tigkeit als Testamentsvollstrecker gem&#228;&#223; &#167; 2221 BGB eine angemessene Verg&#252;tung zu. Ob die umstrittene Verg&#252;tung des Beklagten unbillig ist, ist nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 315, 31S BGB anhand der Gesamtumst&#228;nde zu pr&#252;fen (vgl. BGH NJW 1967, 2400/2402; WM 1972, 101). Unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde ist das gezahlte Honorar noch als angemessen zu bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">1. &#220;ber die Angemessenheit der Verg&#252;tung entscheidet bei Streit zwischen Erben und Testamentsvollstrecker das Proze&#223;gericht, auch wenn mehrere Testamentsvollstrecker t&#228;tig sind (vgl. BGH NJW 1957, 947 f.; BGH WM 1972, 101/102). Daher ergibt sich ein Anspruch des Beklagten nicht schon daraus, dass der Mittestamentsvollstrecker den vom Beklagten in Rechnung gestellten Betrag an diesen &#252;berwiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">2. a) Bei der gerichtlichen Festsetzung der angemessenen Testamentsvollstreckerverg&#252;tung sind die &#167;&#167; 315 und 316 BGB entsprechend anzuwenden (vgl. BGH NJW 1967, 2400 ff.). Ma&#223;gebliche Kriterien f&#252;r die im Rahmen einer Ermessensentscheidung zu treffende Festsetzung sind der dem Testamentsvollstrecker obliegende Pflichtenkreis, der Umfang der ihn betreffenden Verantwortung sowie Art und Umfang der von ihm geleisteten T&#228;tigkeit, wobei die Schwierigkeit der gel&#246;sten Aufgaben, die Dauer der Abwicklung oder die Verwaltung, die Verwertung besonderer Kenntnisse und Erfahrungen sowie auch die Bew&#228;hrung einer sich im Erfolg auswirkenden Geschicklichkeit zu ber&#252;cksichtigen sind (vgl. BGH NJW 1967, 2400 f.).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">b) Dabei ist klarzustellen, dass zwischen den Parteien kein grunds&#228;tzliches Einvernehmen dar&#252;ber besteht, dass die Verg&#252;tung des Beklagten nach Ma&#223;gabe der von ihm aufgewendeten Arbeitszeit zu bemessen ist und sie insofern lediglich &#252;ber die H&#246;he der zugrundezulegenden Stundens&#228;tze streiten; der Beklagte hat eine Vereinbarung f&#252;r die Abrechnung nach Zeitgeb&#252;hren schon in I. Instanz in Abrede gestellt (81. 147 d. A.) und in der Berufungserwiderung seine Auffassung eindeutig klargelegt, dass das Gericht die angemessene Verg&#252;tung objektiv und ohne R&#252;cksicht auf die von ihm angewandte Berechnungsmethode entsprechend herrschender Rechtsprechung und Literatur nach einem prozentualem Anteil vom Nachlasswert oder -ertrag zu bestimmen habe und Verg&#252;tungsforderungen, die die Grenze der Angemessenheit nach der &#252;blichen Prozentberechnungsweise unterschreiten, nicht der rechtlichen Nachpr&#252;fung hinsichtlich ihrer internen Kalkulation unter liegen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">3. Ohne dass der Beklagte daran gebunden w&#228;re, hat er zun&#228;chst nach Zeitaufwand abgerechnet. Gegen eine Ermittlung des angemessenen Honorars aufgrund des Stundenaufwandes bestehen keinerlei Bedenken, da der Zeitaufwand ein ma&#223;gebliches Bemessungskriterium darstellt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">a) Angesichts des Schwierigkeitsgrades und der Bedeutung der T&#228;tigkeit des Beklagten erscheint der f&#252;r den Zeitaufwand in Rechnung gestellte Betrag nebst Nebenkosten noch nicht unangemessen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kammer ist zu Recht zu dem Ergebnis gelangt, dass ein Stundensatz vom 250,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer, wie ihn der Beklagte seiner Rechnung zugrunde gelegt hat, angemessen ist, weil der Beklagte als Testamentsvollstrecker jedenfalls w&#228;hrend der streitgegenst&#228;ndlichen Abrechnungszeitr&#228;ume - d.h. vom Januar 1985 bis einschlie&#223;lich April 1986 - eine T&#228;tigkeit erbracht hat, die einen erheblich &#252;berdurchschnittlichen Schwierigkeitsgrad aufweist und - nicht nur in quantitativer Hinsicht - erheblich &#252;ber das hinausgeht, was &#252;blicherweise von einem Testamentsvollstrecker zu leisten ist, wie unter Punkt B. noch n&#228;her auszuf&#252;hren sein wird.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Da der Erblasser und die Kl&#228;gerin im Erbvertrag keinen durchschnittlichen Kaufmann, sondern den Beklagten Wirtschaftspr&#252;fer als Testamentsvollstrecker vorgesehen haben, sollte dieser seine besonderen Kenntnisse und F&#228;higkeiten in dieses Amt einbringen und hat das auch getan. Die Kammer hat sich daher zu Recht bei der Beurteilung der Angemessenheit des Stundensatzes auch daran orientiert, was von Angeh&#246;rigen des Berufskreises, dem der Beklagte angeh&#246;rt, f&#252;r vergleichbare T&#228;tigkeiten &#252;blicherweise in Rechnung gestellt wird. Denn da die Parteien des Erbvertrages die beiden von ihnen bestimmten Testamentsvollstrecker gerade auch aufgrund ihrer beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen ausgew&#228;hlt haben, die professionellen F&#228;higkeiten, des Beklagten f&#252;r den Nachlass nutzbar machen wollten, durfte der Beklagte die Amts&#252;bernahme auch mit einer entsprechenden Verg&#252;tungserwartung verkn&#252;pfen. Eine Verg&#252;tung von 250,-- DM pro Stunde f&#252;r einen Wirtschaftsberater h&#228;lt auch die Kl&#228;gerin f&#252;r angemessen, wie sich aus der Rechnung der X. vom 2. Mai 1986 X. (vgl. Bl. 123 d. A.) ergibt. Dort ist ein Tagewerk &#225; 1.850,-- DM (bei Zugrundelegung von sieben Arbeitsstunden ein Stundensatz von 264,29 DM) zuz&#252;glich Mehrwertsteuer in Rechnung gestellt und von der Kl&#228;gerin pers&#246;nlich akzeptiert worden.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">b) Eine R&#252;ckzahlungsverpflichtung des Beklagten hat das Landgericht im Ergebnis zutreffend auch nicht daraus hergeleitet, dass er mehr Arbeitsstunden in Rechnung gestellt h&#228;tte, als er tats&#228;chlich aufgewandt hat.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Aus der vom Beklagten als Anlage B 14 zu den Akten gereichten Auflistung der aufgewandten Arbeitszeit ergibt sich nicht, dass der Beklagte die in Ansatz gebrachte Stundenzahl rechnerisch unrichtig ermittelt h&#228;tte, weil er f&#252;r die ihm gesondert verg&#252;tete Teilnahme an den Beiratssitzungen nicht vier Stunden, sondern vier Tagewerke in Abzug gebracht hat. Soweit die Kl&#228;gerin sechs Tagewerke = 41 Stunden anstatt nur vier Tagewerke abziehen will, kann ihr nicht gefolgt werden. Der Beklagte hat zu Recht aus der Berechnung nur die gesondert bezahlte Zeit der Teilnahme an den Beiratssitzungen ausgenommen, nicht den Aufwand zur Vorbereitung und Nacharbeit der Beiratssitzungen sowie sonstige Leistungen im Zusammenhang mit der Beiratst&#228;tigkeit (Anfertigung von Protokollen u.s.w.). Da der Beklagte selbst kein Beiratsmitglied war, an den Sitzungen vielmehr lediglich in seiner Eigenschaft als Testamentsvollstrecker teilgenommen hat, geh&#246;rten die Vor- und Nacharbeiten zu seiner Testamentsvollstreckert&#228;tigkeit. Daher reicht die Auflistung der Kl&#228;gerin Bl. 221-223 d. A. zur Darlegung doppelt bezahlten Aufwandes nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin r&#228;umt bei ihrer Auflistung ein, dass es sich um T&#228;tigkeiten im Zusammenhang mit Beiratssitzungen und Beiratst&#228;tigkeit handelt. Soweit die Kl&#228;gerin im &#252;brigen die Stundenans&#228;tze als unglaubw&#252;rdig hoch bestritten und auf unwirtschaftliches Arbeiten oder gro&#223;z&#252;giges Aufrunden der Stunden zur&#252;ckgef&#252;hrt hat, gen&#252;gt ihr Vorbringen angesichts des detaillierten Vortrages des Beklagten &#252;ber die von ihm geleistete T&#228;tigkeit ebenfalls nicht. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">c) Auch der Zuschlag von 10 % "Anteil Mitarbeiter und Kanzlei" sowie von weiteren 3 % f&#252;r allgemeine B&#252;roauslagen und die geforderte Mehrwertsteuer sind letztlich jedenfalls des halb nicht zu beanstanden, weil - wie noch auszuf&#252;hren ist - die Verg&#252;tungsforderung unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde die Grenzen der Angemessenheit nach der &#252;blichen Prozentmethode nicht &#252;berschreitet. Abgesehen davon, dass die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; Rechnung der X. vom 2. Mai 1986 bei einem Tagewerksatz von 1.850,-- DM - unter Zugrundelegung von sieben Stunden - einen Stundensatz von ca. 265,-- DM akzeptiert hat, kommt es bei der Beurteilung der Angemessenheit des an den Beklagten gezahlten Entgeltes daher nicht darauf an, ob der geltend gemachte Stundensatz nebst in Rechnung gestellten Zuschl&#228;gen und Mehrwertsteuer - die angesichts des dem Testamentsvollstrecker geschuldeten Bruttoentgeltes (vgl. Haegele/Winkler, Der Testamentsvollstrecker, 8. Aufl., RN 660 m.w.N.) nur unter dem Gesichtspunkt angemessener Gesamtverg&#252;tung verlangt werden kann - unter Ber&#252;cksichtigung einer Verg&#252;tung nach Prozents&#228;tzen, die dem Beklagten vorliegend nicht verwehrt werden kann, noch als billige Honorierung im Sinne der &#167;&#167; 315, 316 BGB anzusehen ist. Dies ist unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde zu bejahen, so dass es einer Entscheidung &#252;ber die Berechtigung der vom Beklagten in Ansatz gebrachten Stundens&#228;tze nebst Zuschl&#228;gen und Mehrwertsteuer nicht bedarf.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><strong>B.</strong></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">I. 1.) Denn die insgesamt sowohl f&#252;r 1985 mit brutto (einschlie&#223;lich der nach der Aufstellung des Beklagten vom 04.07.1986 auf das Jahr 1985 entfallenden Auslagen und Umsatzsteuer) = 92.663,91 DM und f&#252;r Januar bis April 1986 mit 23.216,20 DM = 75.618,48 DM brutto auf das ganze Jahr 1986 hochgerechnet verlangten Betr&#228;ge sind jedenfalls unter Beachtung der vorliegend zu bejahenden &#252;berdurchschnittlichen Schwierigkeit und Verantwortung f&#252;r den Beklagten als angemessene Verg&#252;tung anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Da es vorliegend nicht um die Konstituierung des Nachlasses ging, sondern um eine - auch wegen der im Erbvertrag aufgegebenen Satzungs&#228;nderung schwierige - Nachla&#223;verwaltungst&#228;tigkeit, die sich &#252;ber l&#228;ngere Zeit erstreckt, kommt eine laufend nach dem Jahresbetrag der Bruttoeinnahmen zu berechnende in periodischen Zeitabschnitten zu zahlende Verg&#252;tung von 2 - 4 % oder eine solche in H&#246;he von 1/3 % - 1/2 % des Nachla&#223;bruttowertes in Betracht (vgl. Haegele/Winkler, a.a.O., RN 595 f. mit Nachweisen der Rechtsprechung).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">2.) Dem Beklagten ist es nicht verwehrt, sich auf die Berechnung und Angemessenheit der erlangten Verg&#252;tung gem&#228;&#223; den genannten &#252;blichen Prozents&#228;tzen zu berufen, da er - wie oben ausgef&#252;hrt - bereits in I. Instanz eine Abmachung &#252;ber eine Abrechnung nach Zeitaufwand bestritten hatte und allein durch die Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin im Termin vom 4. Februar 1987 (81. 142 d. A.), sie wende sich nicht mehr gegen die Abrechnung nach tats&#228;chlich geleisteter Stundenzahl, eine bindende Abmachung zwischen den Parteien nicht zustande gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">3.) F&#252;r 1985 ist von folgender Verg&#252;tung gehen:</p> <span class="absatzRechts">62</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td> <p>41,7 Tagewerke &#225; 1.750,-- DM</p> </td> <td> <p>72.975,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>zuz&#252;glich Zuschlag von 3 % (Auslagen und Nebenkosten)</p> </td> <td> <p>2.189,25 DM</p> </td> </tr> <tr> <td> </td> <td> <p>76.164,25 DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>zuz&#252;glich Differenz zwischen den verlangten Auslagen von insgesamt 5.769,-- DM abz&#252;glich von der Kl&#228;gerin in der Berufungsbegr&#252;ndung anerkannter 4.625,--DM =</p> </td> <td> <p>1.144,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> </td> <td> <p>76.308,25 DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>zuz&#252;glich 14 % Mehrwertsteuer</p> </td> <td> <p>10.683,16 DM</p> </td> </tr> <tr> <td> </td> <td> <p>86.991,41 DM</p> </td> </tr> </tbody></table> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin mit 4.625,-- DM anerkannten Aufwendungen des Beklagten haben bei der Pr&#252;fung der Berechtigung des vom Beklagten verlangten Honorars au&#223;er Betracht zu bleiben, so dass von einer Honorarforderung des Beklagten von 86.991,41 DM auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">F&#252;r 1986 ergibt sich ein auf das ganze Jahr hochgerechneter Honorarbetrag von brutto 75.618,48 DM (16.100,-- DM Tagewerk + 3 % Zuschlag Auslagen und Nebenkosten = insgesamt 16.583,-- DM x 4 56.332,-- DM netto + 14 % Mehrwertsteuer).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">II. Auf der Grundlage eines der Testamentsvollstreckung unterliegenden Nachlasswertes von jedenfalls 24 Mio. DM ergibt die gezahlte Verg&#252;tung f&#252;r 1985 einen nicht zu beanstandenden Prozentsatz von 0,36 % und unter Ber&#252;cksichtigung eines zugrundezulegenden Bruttoertrages von 3.126.575,-- DM einen ebenfalls als angemessen zu bezeichnende Prozentsatz von 2,78 %.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">1.) Hinsichtlich des Ertrages f&#252;r 1985 gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">a) Es ist zun&#228;chst der Bruttoertrag aus der X. GmbH -Beteiligung vor Steuer in Ansatz zu bringen, da die der Testamentsvollstreckung (zu 96,66 %) unterliegende Gesellschaft den Ertrag erwirtschaftet hat und zwar unabh&#228;ngig davon, welche Steuern und von wem hieraus geschuldet wurden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Dieser betr&#228;gt nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;gerin 2.939.375,-- DM ausweislich der von ihr eingereichten Steuerbescheinigung der X. GmbH vom 18. September 1986 (Anlage 4 zum Schriftsatz der Kl&#228;gerin vom 2. Februar 1988).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Hiervon ist weder ein Abzug vorzunehmen hinsichtlich des auf das nicht betriebsnotwendige Barverm&#246;gen von 7 Mio. DM entfallenden Zinsertrages von 420.000,-- DM noch hinsichtlich des von der Kl&#228;gerin zur R&#252;ckf&#252;hrung eines - nach ihrer Darstellung infolge unterbliebener Gewinnaussch&#252;ttungen aufgenommenen - Darlehens verwandten Betrages von 1.941.666,-- DM. Zu welchem Zweck die Kl&#228;gerin die ausgesch&#252;tteten Betr&#228;ge verwandt hat, ist ihre Sache und kann die Bemessungsgrundlage f&#252;r die Testamentsvollstreckerverg&#252;tung nicht ber&#252;hren, auch wenn Gewinnaussch&#252;ttungen in den Jahren 1980 bis 1985 unterblieben sind. Dies kann sich nur auf die Testamentsvollstreckerhonorierung in den entsprechenden Jahren ausgewirkt haben, kann dem Beklagten aber nicht hinsichtlich der Verg&#252;tung f&#252;r 1985 und 1986 entgegengehalten werden. Soweit die Kl&#228;gerin darauf verweist, die Testamentsvollstrecker h&#228;tten aus dem Nachlass in den Jahren 1980 bis 1985 eine Verg&#252;tung entnommen, obwohl sie keine Eink&#252;nfte aus ihrer Beteiligung an der GmbH erhalten habe, steht dieses Vorbringen dem f&#252;r 1985 und 1986 gezahlten Honorar nicht entgegen. Denn den Testamentsvollstreckern stand aufgrund ihrer T&#228;tigkeit auch bei unterbliebener Gewinnaussch&#252;ttung eine Verg&#252;tung zu. Dass diese in den - nicht zur Diskussion stehenden - Jahren 1980 bis 1984 unangemessen hoch war, entzieht sich mangels Angabe zu den in dieser Zeit gew&#228;hrten Betr&#228;gen einer Beurteilung.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die dem Senat zur Pr&#252;fung unterbreitete Frage, ob in den Bruttoeinnahmen von 2.939.375,-- DM Anteile enthalten sind, die in den Vorjahren als Gewinn h&#228;tten ausgewiesen und versteuert werden m&#252;ssen, hat der Beklagte unwidersprochen darauf hingewiesen, die - den Zinsertr&#228;gen und der hohen Aussch&#252;ttung f&#252;r das Jahr 1985 zugrundeliegende - Liquidit&#228;t sei entstanden durch eine seit dem Ende der 70- er Jahre zul&#228;ssige und vom Gesch&#228;ftsf&#252;hrer X. entsprechend ge&#228;nderte Bilanzierungspolitik, der die Gesellschafterversammlung (und der Beirat) einstimmig zugestimmt h&#228;tten. Der Vorwurf, die Testamentsvollstrecker h&#228;tten den Nachlass nicht pflichtgem&#228;&#223; verwaltet, pflichtwidrig dem Staat Steuern vorenthalten, geht fehl, da die Kl&#228;gerin Steuern nur zu entrichten hatte, wenn ihr Gewinne zufielen. Schlie&#223;lich ist nicht die Bruttoeinnahme der Kl&#228;gerin, sondern der Bruttoertrag der der Testamentsvollstreckung unterliegenden GmbH-Beteiligung der Bemessung der Verg&#252;tung zugrundezulegen. Dass 40 % des Bruttoertrages zur R&#252;cklagenbildung verwandt werden, kann dem Beklagten ebenfalls nicht entgegengehalten werden, da es ma&#223;geblich auf den von der Gesellschaft erwirtschafteten Ertrag ankommt.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Dem Bruttoertrag aus dem GmbH-Anteil von 2.939.375,-- DM sind hinzu zu rechnen:</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">a) Ein gesch&#228;tzter Ertrag aus dem Objekt X.(Verkehrswert zum 14. Oktober 1977 lt. Gutachten vom 4. September 1980 unstreitig 953.000,-- DM) 48.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">b) nicht bestrittener Mietertrag aus dem Gewerbeobjekt X. 139.200,-- DM 3.126.575,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Denn der Testamentsvollstreckung unterliegt nicht nur der GmbH-Anteil, sondern der gesamte Nachlass, zu dem auch das Objekt X. und das Gewerbeobjekt X. geh&#246;ren. Diese k&#246;nnen daher bei der Bemessung der Testamentsvollstreckerverg&#252;tung nicht unber&#252;cksichtigt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">2.) Die Ermittlung des Nachlasswertes im Jahre 1985 f&#252;hrt zu einem gesch&#228;tzten Betrag von insgesamt jedenfalls 24,Mio. DM.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin ist der Wert des Gesamtnachlasses heranzuziehen, auch wenn sich die T&#228;tigkeit des Beklagten ausschlie&#223;lich auf die Beteiligung an der X. bezogen hat. Denn der Testamentsvollstreckung unterlag der gesamte Nachlass.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">a) Zun&#228;chst ist nach eigener Darstellung der Kl&#228;gerin ein Wertpapierbestand der Gesellschaft von 12.Mio. DM (vgl. Bi. 319 d. A.) in Ansatz zu bringen 12.000.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Auch wenn dieser Verm&#246;genswert durch unterbliebene Gewinnaussch&#252;ttungen in den Jahren 1980 bis 1984 entstanden ist, geh&#246;rt er zum Verm&#246;gen der GmbH und damit zum Nachlass. Es ist kein hinreichender Anhaltspunkt daf&#252;r ersichtlich, ihn gleichwohl bei der Ermittlung des f&#252;r die Testamentsvollstreckerverg&#252;tung ma&#223;gebenden Nachlasswertes unber&#252;cksichtigt zu lassen, da mangels konkreter Angaben der Kl&#228;gerin zu den in den genannten Jahren gezahlten Testamentsvollstreckerhonorar davon auszugehen ist, dass der geringere, bzw. nicht ausgesch&#252;ttete Gewinn sich in einer entsprechend niedrigeren Verg&#252;tung niedergeschlagen hat.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">b) Desweiteren ist der Wert der Beteiligung an der Firma X. zugrundezulegen in unstreitiger H&#246;he von 2.987.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Einen Grund, den Beteiligungswert an der Firma X. auszunehmen, ist nicht erkennbar; denn dieser geh&#246;rt der X. und unterlag damit der auf den GmbH-Anteil bezogenen T&#228;tigkeit des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">c) Ferner ist unter Zugrundelegung des eigenen Vorbringens der Kl&#228;gerin bei einer in den Jahren 1981 bis 1985 durchschnittlich erzielten Bilanzrendite von 977.988,03 DM multipliziert mit dem unstreitig anzuwendenden Faktor 7,14 bereits ein Unternehmenswert von 6.982.834,50 DM anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senates ist der reine Wert des Unternehmens unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, dass es sich um einen alteingef&#252;hrten Betrieb handelt, der seit dem Beginn der 80-er Jahre (wieder) zunehmend erhebliche Ertr&#228;ge erwirtschaftet, jedenfalls ein Wert von 7 Mio. DM zugrundezulegen (&#167; 287 ZPO). </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat im Abberufungsverfahren im Schriftsatz vom 5. Juni 1986 die g&#252;nstige Ertragslage der Gesellschaft hervorgehoben und ein wirtschaftliches Jahresergebnis 1983 von 3.076.000,-- DM und 1982 von 2.024.000,-- DM genannt, wie sie nicht in Abrede gestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; ist ein reiner Unternehmenswert - ohne den Bar- und Wertpapierbestand - von zumindest 7 Mio. DM als gesch&#228;tzter Wert in Ansatz zu bringen, der tats&#228;chlich erheblich h&#246;her anzusiedeln sein d&#252;rfte.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin einen Firmenwert von 950.000,--DM, bzw. 2.558.976,-- DM ermittelt, kann ihr angesichts der genannten Ertr&#228;ge der GmbH nicht gefolgt werden. </p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">d) Desweiteren ist bei der Ermittlung des Nachlasswertes der Grundbesitz X. jedenfalls mit dem zum 14. Oktober 1977 festgestellten Verkehrswert von 953.000,-- DM zu ber&#252;cksichtigen, da er zum Nachlass geh&#246;rt und der Testamentsvollstreckung unterliegt. Mit dem Ansatz des Wertes von 1977 ist der von der Kl&#228;gerin dargelegten Sanierungsbed&#252;rftigkeit des Hauses Rechnung getragen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">e) Schlie&#223;lich ist der Verkehrswert des Grundst&#252;ckes X. mit jedenfalls 1.800.000,-- DM zugrundezulegen. </p> <span class="absatzRechts">88</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td> <p>Berechnung des GmbH-Anteils:</p> </td> <td> </td> </tr> <tr> <td> <p>Wertpapierbestand</p> </td> <td> <p>12.000.000,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>Beteiligung an der X.</p> </td> <td> <p>2.987.000,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>Firmenwert (ohne Wertpapierbestand)</p> </td> <td> <p>7.000.000,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> </td> <td> <p>21.987.000,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>davon 96,66 %</p> </td> <td> <p>21.252.634,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>Grundbesitz X.</p> </td> <td> <p>953.000,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>Grundbesitz X.</p> </td> <td> <p>1.800.000,-- DM</p> </td> </tr> <tr> <td> </td> <td> <p>24.005.634,-- DM</p> </td> </tr> </tbody></table> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">II. Da die T&#228;tigkeit des Beklagten nach Art, Umfang und Schwierigkeitsgrad als &#252;berdurchschnittlich zu qualifizieren ist, sind die vom Beklagten geforderten und an ihn gezahlten Betr&#228;ge unter Ber&#252;cksichtigung des Wertes des der Testamentsvollstreckung unterliegende Nachlasses von ca. 24 Mio. DM sowie der Ertr&#228;ge im Jahr 1985 von insgesamt 3.126.575,-- DM nicht als unbillig zu bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r 1985 abz&#252;glich von der Kl&#228;gerin in der Berufungsbegr&#252;ndung akzeptierten Aufwendungen von 4.625,-- DM gezahlte Verg&#252;tung von 86.991,91 DM beinhaltet einen Prozentsatz von 2,78 % vom Bruttoertrag des der Testamentsvollstreckung unterliegenden Nachlasses.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man nur die Ertr&#228;ge aus der Beteiligung an der X. (allerdings einschlie&#223;lich deren Beteiligung X.) entsprechend dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;gerin (Anlage 4 zum Schriftsatz vom 02.02.1988) mit 2.939.375,-- DM ber&#252;cksichtigt, weil sich die Testamentsvollstreckung des Beklagten nur mit der GmbH-Beteiligung befasst hat, ergibt sich ein Prozentsatz von 2,96 %. Dieser ist unter Ber&#252;cksichtigung aller - noch zu er&#246;rternden Umst&#228;nde - nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin selbst ermittelt bei einer anrechenbaren Bruttoeinnahme von 2.837.627,-- DM und einem Mittelwert von 3 % einen Honorarbetrag von 85.128,81 DM, der Beklagte hat unstreitig an Honorar - abz&#252;glich von der Kl&#228;gerin in der Berufungsbegr&#252;ndung akzeptierter Auslagen - 86.991,41 DM erhalten, wobei die &#220;berschreitung nicht als unbillig bezeichnet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r 1985 zu ber&#252;cksichtigende Verg&#252;tung des Kl&#228;gers von 86.991,41 DM beinhaltet einen Prozentsatz von 0,36 % von dem der Testamentsvollstreckung unterliegenden Nachlassverm&#246;gen im Wert von jedenfalls 24 Mio. DM. Selbst wenn man nur den gesch&#228;tzten Wert der GmbH-Beteiligung (einschlie&#223;lich Wertpapierbestand) mit 21.252.634,--DM zugrundelegt, ergibt, sich nur ein Prozentsatz von 0,41 %.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Verg&#252;tung h&#228;lt sich damit im Rahmen der &#252;blichen S&#228;tze von 2 - 4 % der Bruttoeink&#252;nfte sowie 1/3 % - 1/2 % des Bruttonachlasswerts. Dabei kann sich die Verg&#252;tung des Beklagten an der Obergrenze dieser S&#228;tze orientieren, denn der Beklagte hat jedenfalls w&#228;hrend der vorliegend streitigen Abrechnungszeitr&#228;ume von Januar 1985 bis einschlie&#223;lich April 1986 als Testamentsvollstrecker eine T&#228;tigkeit erbracht, die einen erheblich &#252;berdurchschnittlichen Schwierigkeitsgrad aufwies und - nicht nur in quantitativer Hinsicht - erheblich &#252;ber das hinausging, was &#252;blicherweise von einem Testamentsvollstrecker zu leisten ist.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">III. 1.) a) Unter die vom Beklagten gem&#228;&#223; Ziffer IV des Erbvertrages (81. 17 f. d. A.) gemeinsam mit dem Mittestamentsvollstrecker X. wahrzunehmende Verwaltung f&#228;llt der 96,66 %-ige Anteil an der X., der einen wesentlichen Teil des Nachlassverm&#246;gens darstellt. Neben den Aufgaben eines ordentlichen Gesellschafters mit dieser GmbH-Beteiligung war dem Beklagten durch den Erbvertrag ferner aufgegeben, die Satzung der GmbH unter Ber&#252;cksichtigung besonderer erbvertraglicher Bestimmungen neu zu fassen, wobei wie sich aus Ziffern IV und V des Erbvertrages ausdr&#252;cklich ergibt - die Teilungsanordnung zu beachten ist. Die Satzungs&#228;nderung, an der kontrovers gearbeitet worden ist, ist im Erbvertrag ausdr&#252;cklich angesprochen im Hinblick auf eine Neuordnung unter Ber&#252;cksichtigung des vom Erblassers vorgesehenen Mitarbeitermodells, dessen Realisierung nach dem Tode der Kl&#228;gerin dazu f&#252;hren kann, dass die Erben (der Kl&#228;gerin und des Erblassers) nicht mehr die Gesellschaftermehrheit haben. Mithin hat auch diese entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin eine unmittelbare und in besonderem Ma&#223;e zukunftsorientierte Auswirkung auf die Aufgaben des Beklagten vor dem Schlusserbfall; sie macht zudem deutlich, warum die von den Parteien geschilderten vielf&#228;ltigen Sachauseinandersetzungen im Zusammenhang mit einer Gesch&#228;ftsf&#252;hrerbestellung der S&#246;hne der Kl&#228;gerin und &#196;nderungen des Gesellschaftsvertrages auch dem Beklagten als Testamentsvollstrecker ein nicht geringes Ma&#223; an verantwortlicher T&#228;tigkeit abverlangt haben. Demgem&#228;&#223; ist der Aufgabenbereich des Beklagten noch &#252;ber den an sich schon gro&#223;en Pflichtenkreis eines Testamentsvollstreckers, der einen derartigen Mehrheits-GmbH-Anteil zu verwalten hat, ausgedehnt und als &#252;berdurchschnittlich zu bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Aus dem sich gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 276, 2219 BGB ergebenden Umfang der Verantwortung des Testamentsvollstreckers folgt, dass sich die H&#246;he des Nachlasswertes auf seine Verantwortung auswirkt. Ein h&#246;herer Nachlasswert birgt auch ein h&#246;heres Haftungsrisiko nach &#167; 2219 BGB in sich als ein niedriger. Sowohl aus dem Pflichtenkreis als auch aus dem Wert des Nachlasses ist eine &#252;ber durchschnittliche Verantwortung herzuleiten. Dabei ist nach den obigen Ausf&#252;hrungen von einem Nachlasswert des GmbH-Anteils von jedenfalls 21.250.000,-- DM auszugehen. Dass ein Nachlass mit einem GmbH-Mehrheitsanteil in diesem Wert mit einem hohen Haftungsrisiko und damit einem hohen Ma&#223; an Verantwortung verbunden ist, bedarf keiner vertiefenden Begr&#252;ndung. Selbst die Kl&#228;gerin r&#228;umt ein, dass die Teilnahme an Gesellschafterversammlungen und an der Neugestaltung einer Satzung der GmbH von erheblicher Bedeutung sind, so dass hieraus allerdings insoweit entgegen ihrer Auffassung - jedenfalls eine &#252;berdurchschnittliche Verantwortung herzuleiten ist.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">b) Desweiteren sind Art und Umfang der vom Beklagten erbrachten Leistungen zu ber&#252;cksichtigen, wobei die Schwierigkeit der gel&#246;sten Aufgaben, die Dauer der Abwicklung bzw. Verwaltung sowie die Verwertung besonderer Kenntnisse, F&#228;higkeiten und Erfahrungen zu beachten sind. In der Auffassung, dass es f&#252;r die nach den Ausf&#252;hrung des Beklagten fast ausschlie&#223;lich ma&#223;geblichen Satzungsfragen bzw. Fragen der Neuordnung des Gesellschaftsvertrages keiner besonderen F&#228;higkeiten und Erfahrungen bedurfte, kann der Kl&#228;gerin indes nicht gefolgt werden. Die Erw&#228;gung, dass die dabei insbesondere stark umstrittene Frage ob die S&#246;hne der Kl&#228;gerin in die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung aufgenommen werden sollten oder nicht, letztlich nur mit ja oder nein beantwortet werden konnte, degradiert die nach Ansicht des Senats schwierige Entscheidung nicht zu einer einfachen. Diese Frage war unter Ber&#252;cksichtigung wirtschaftlicher und personeller Gesichtspunkte zu l&#246;sen und beinhaltete vorliegend eine schwierige Aufgabe von weitreichender Bedeutung. Es liegt auf der Hand, dass das Erblassermodell wesentlich von der Person des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers abh&#228;ngt, wenn diese nur wegen der Familienzugeh&#246;rigkeit und nicht allein aus Sachzw&#228;ngen, gesch&#228;ftlichen, betrieblichen Gesichtspunkten bestellt werden. Das Bestreben der Kl&#228;gerin, ihre S&#246;hne in der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung zu sehen, ist verst&#228;ndlich, musste aber nicht Richtschnur f&#252;r Handeln und Entscheidung des Testamentsvollstreckers sein, da dieser den im Erbvertrag zum Ausdruck gebrachten Willen des Erblassers durchzusetzen hatte. Die Entscheidung &#252;ber die personelle Zusammensetzung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ist ausschlaggebend f&#252;r die Existenz, jedenfalls das Florieren eines Unternehmens.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Zu Recht weist der Beklagte darauf hin, dass die Besetzung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrerposition mit f&#228;higen Personen und die Umstrukturierung der Gesch&#228;ftsleitung einer derartigen Firma von zentraler Bedeutung sind, dass es bei der vorliegenden Testamentsvollstreckung nicht prim&#228;r um die L&#246;sung von Rechtsfragen, sondern um eine wirtschaftliche Verwaltung des Nachlasses ging.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat daher zu Recht den Umstand ber&#252;cksichtigt, dass die Kl&#228;gerin seit Ende 1984 massive Versuche unternommen hat, die u.a. wegen der Amts&#252;bernahme des Beklagten notwendig gewordene Satzungs&#228;nderung zu nutzen, um die Abberufung des alleinvertretungsberechtigten Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der X. und die Gesch&#228;ftsf&#252;hrerbestellung ihrer S&#246;hne X. und X. durchzusetzen, obwohl dies vom Wollen des Erblassers, wie er in den auf die GmbH bezogenen Anordnungen im Erbvertrag zum Ausdruck gekommen ist, nicht gefordert ist. Ob zudem der Erblasser - wie der Beklagte vortr&#228;gt - die Testamentsvollstreckung auch deswegen angeordnet hat, weil er erkl&#228;rterma&#223;en seine S&#246;hne aus der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der GmbH habe fernhalten wollen, ist f&#252;r die in dieser Sache zu treffende Entscheidung letztlich nicht von Bedeutung. Denn jedenfalls konnte der Testamentsvollstrecker zu dem Ergebnis kommen, dass eine Gesch&#228;ftsf&#252;hrerbestellung der S&#246;hne der Kl&#228;gerin nicht dem Erblasser willen entsprach. Aus der Regelung in Ziff. V des Erbvertrages, wonach 49 % der Anteile leitenden Angestellten der X. und weitere 2 % dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer oder den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern zum Kauf anzubieten sind und die Kinder X., X. und X. nicht zu diesem Kreis geh&#246;ren, ist zu entnehmen, dass der Erblasser seine Kinder - der Sohn X. hat insoweit &#252;berhaupt keine Erw&#228;hnung gefunden - nicht in die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung aufgenommen wissen wollte. Nach der Bekundung des Notar X. den Erbvertrag beurkundet hat, im Verfahren X. vor dem X. am 26. Oktober 1987 war Hauptgrund f&#252;r die Anordnung der Testamentsvollstreckung die Durchsetzung des Beteiligungsverh&#228;ltnisses an der X. und hatte der Erblasser sehr konkrete Vorstellungen &#252;ber die Beteiligung der Kinder der X. an der Gesellschaft. Da die Anteile der Familie bewusst auf 49 % beschr&#228;nkt worden, die erw&#228;hnten Kinder aus dem Kreis der angebotsberechtigten Angestellten und Gesch&#228;ftsf&#252;hrern ausdr&#252;cklich ausgenommen sind und eine Bestellung zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer weder genannt noch mit dem Beteiligungsmodell zu vereinbaren ist, konnte der Beklagte, dem als Testamentsvollstrecker als wesentliche Aufgabe die Realisierung des vom Erblasser gew&#252;nschten Beteiligungsmodells oblag, die Auffassung gewinnen, eine Gesch&#228;ftsf&#252;hrerstellung der S&#246;hne der X. widerspreche dem Willen des Erblasers und konnte und durfte diese Auffassung gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin und ihren S&#246;hnen vertreten. Daraus, dass der Erblasser Herrn X. 1973 zum stellvertretenden Technischen Leiter ernannt und ihm ein Jahr vor seinem Tod die Funktion der Akquisition und Kundenbetreuung &#252;bertragen hat sowie 1977 auch seinen Sohn X. in die technische Gesch&#228;ftsleitung einbinden wollte, ist angesichts des Erbvertrages vom 15. Juli 1977 nicht zu schlie&#223;en, dass er ihre Aufnahme in die Gesch&#228;ftsleitung, Bestellung zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer w&#252;nschte.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Dem aus menschlicher Sicht verst&#228;ndlichen Wunsch der Kl&#228;gerin, ihre S&#246;hne in der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der GmbH zu sehen, brauchte und durfte der Beklagte sich nicht zu f&#252;gen, wenn er in durchaus vertretbarer Weise die Auffassung erlangt hatte, eine solche Entscheidung werde zum Wohle der Gesellschaft nicht gefordert und widerspreche zumindest deshalb dem von ihm zu realisierenden Willen des Erblassers.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Wie der Beklagte im einzelnen dargelegt und die Kl&#228;gerin nicht in Abrede gestellt hat, ist im Zusammenhang mit ihrem Wunsch, die S&#246;hne in die Gesch&#228;ftsleistung aufzunehmen, ein erheblicher Aufwand f&#252;r Korrespondenz, Sitzungen und Beratungen nebst Vor- und Nachbereitung erforderlich geworden und die T&#228;tigkeit des Beklagten insgesamt erheblich kompliziert worden. Dies ist ihm nicht anzulasten, da er f&#252;r seine Auffassung mit der gebotenen Intensit&#228;t und dem erforderlichen Nachdruck eintreten konnte und musste</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">c) Entgegen den Ausf&#252;hrungen der Berufung kann es auch keinem ernsthaften Zweifel unterliegen, dass der Beklagte besondere Kenntnisse, F&#228;higkeiten und Erfahrungen aufweisen und auch verwerten musste. Das ergibt sich schon aus dem Erbvertrag. Da beide hierdurch bestellten Testamentsvollstrecker spezielle berufliche F&#228;higkeiten haben, die auch im Erbvertrag genannt sind, ist hieraus zu schlie&#223;en, dass nach dem Willen des Erblassers und der Kl&#228;gerin bei Errichtung des Erbvertrages diese F&#228;higkeiten bei der Testamentsvollstreckung genutzt werden sollten. Dar&#252;ber hinaus sind die Pflichten eines Testamentsvollstreckers, der im Nachlass einen GmbH-Mehrheitsanteil des vorliegenden Umfanges zu verwalten hat, umfangreich, wie nicht in Zweifel zu ziehen ist. Dabei ist insbesondere die zu realisierende - mit erheblichen Schwierigkeiten verbundene - Satzungs&#228;nderung zu ber&#252;cksichtigen. All dies erfordert ein hohes Ma&#223; an wirtschaftlichen Kenntnissen und Erfahrungen, die dem Beklagten als Wirtschaftspr&#252;fer auch zu Eigen sind.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Dieser weist zutreffend auch darauf hin, die Kl&#228;gerin h&#228;tte seine Bestellung nicht zuzustimmen brauchen, wenn sie der Auffassung gewesen w&#228;re, dass ein weniger qualifizierter Verwalter ausgereicht h&#228;tte, dass aber die wirtschaftlichen Auswirkungen f&#252;r die X. als so schwierig eingesch&#228;tzt wurden, dass der Erblasser und die Kl&#228;gerin den Beklagten gew&#228;hlt haben.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">2.) Ein Abschlag bzw. eine nennenswerte K&#252;rzung der Verg&#252;tung des Beklagten ist weder gerechtfertigt, weil dieser anwaltlichen Rat und den Rat eines juristischen Universit&#228;tsprofessors eingeholt hat noch weil ein Mittestamentsvollstrecker bestellt ist und auch nicht, weil der Beklagte aufgrund seiner T&#228;tigkeit im Beirat und seiner Beratungst&#228;tigkeit f&#252;r die Gesellschaft notwendiges Wissen zur Verwaltung der GmbH-Beteiligung gewinnen konnte, das seiner Arbeit als Testamentsvollstrecker zugutekommen m&#252;sste.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">a) Nicht zu Lasten des Beklagten geht der Umstand, dass er den Rechtsanwalt X. und den Notar X. hinsichtlich der rechtlichen Fragen und der Ausarbeitung der Satzung hinzugezogen hat.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Aus der Pflicht, den Nachlass ordnungsgem&#228;&#223; zu verwalten, folgt, dass f&#252;r solche Aufgaben, die der Testamentsvollstrecker nicht aus eigener Kenntnis bew&#228;ltigen kann, Fachleute hinzu zu ziehen sind. Die Frage, ob eine solche Ma&#223;nahme geboten ist, ist weitgehend in das Ermessen des Testamentsvollstreckers gestellt. Die Heranziehung eines Juristen bei der L&#246;sung der Satzungsfrage - eines Anwaltes und Notars - ist angesichts der mit der vorliegenden Satzungs&#228;nderung verbundenen Probleme auch in rechtlicher Hinsicht nicht zu beanstanden. </p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Dabei verweist der Beklagte nachvollziehbar darauf hin, dass die erheblichen Schwierigkeiten f&#252;r ihn selbst weniger aus den angesprochenen Rechtsfragen als aus der tats&#228;chlichen Umsetzung des Satzungsentwurfes und den sonstigen angeschnittenen Fragen entstanden und ihre Ursache insbesondere darin hatten, dass die Kl&#228;gerin laufend neue Varianten hinsichtlich der Gesellschaftsstruktur und der Besetzung des Beirates einbrachte und eine - jedenfalls nach Auffassung des Beklagten - dem Erblasserwillen entgegenstehende Unternehmenspolitik anstrebte.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Es sind auch keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich, dass die Beauftragung von Rechtsanwalt X. ausschlie&#223;lich oder auch nur &#252;berwiegend im Interesse des Beklagten pers&#246;nlich und nicht aufgrund seiner T&#228;tigkeit als Testamentsvollstrecker erfolgt ist. Das gilt auch, soweit Satzungs&#228;nderungen wegen der vom Beklagten angestrebten Fortsetzung der Wirtschaftspr&#252;fert&#228;tigkeit neben der des Testamentsvollstreckers erforderlich wurden, weil die Kl&#228;gerin sich hiermit - wenn auch auf Verlangen des Beklagten - einverstanden erkl&#228;rt hatte, wie dem Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 6. Oktober 1983 zu entnehmen ist (vgl. Anlage B 4).</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Einer Beauftragung von X. stand aus der Sicht des Beklagten nicht zwingend entgegen, dass dieser bereits mehrere gutachterliche Stellungnahmen zur Auslegung des Erbvertrages und des Gestaltungsspielraumes der Beteiligten erstattet hatte. Denn X. konnte die dabei gewonnenen tats&#228;chlichen Kenntnisse betreffend die Gesellschaft verwerten. Daraus, dass die Aufkl&#228;rungsarbeit des von den Testamentsvollstreckern zugezogenen Universit&#228;tsprofessors Bedenken in dessen Objektivit&#228;t bei der Kl&#228;gerin erweckt hat, weil er Beschuldigungen des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers gegen einen Sohn der Kl&#228;gerin in seine Aufzeichnungen aufgenommen hat, kann nicht r&#252;ckgefolgert werden, dass dessen Beauftragung h&#228;tte unterbleiben m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">b) Ein erheblicher Abzug daf&#252;r, dass neben dem Beklagten noch ein zweiter Testamentsvollstrecker t&#228;tig war, ist nicht gerechtfertigt; denn jeder Testamentsvollstrecker wird entsprechend seiner eigenen Leistung verg&#252;tet (vgl. Haegele/Winkler, a.a.0., RN 612 f. unter Hinweis auf BGH NJW 1967, 2400). Die Erw&#228;gung der Kl&#228;gerin, durch die Bestellung eines zweiten Testamentsvollstreckers sei die Entscheidungsfindung des Beklagten erleichtert worden, da er die Probleme mit dem Mittestamentsvollstrecker X. habe er &#246;rtern k&#246;nnen, ber&#252;cksichtigt zum einen nicht, dass es nicht nur auf den Umfang und die Schwierigkeit der Sache, sondern auch auf den Zeitaufwand ankommt und eine Mittestamentsvollstreckung wegen der n&#246;tigen Er&#246;rterungen und Abstimmungen zwischen den beteiligten Testamentsvollstreckern zwingend zu einem h&#246;heren Zeitaufwand f&#252;hrt. Dar&#252;ber hinaus ist weder etwas daf&#252;r vorgetragen noch erkennbar, dass erhebliche Aufgaben zwischen den Testamentsvollstreckern aufgeteilt wurden, die Verantwortung f&#252;r bestimmte Bereiche dem einen oder anderen zugewiesen und dadurch eine erhebliche Entlastung bewirkt wurde (vgl. BGH NJW 1967, 2400/2401).</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">c) Schlie&#223;lich f&#228;llt nicht nennenswert ins Gewicht, dass der Beklagte aufgrund seiner Teilnahme an den Sitzungen des Beirates und aufgrund seiner Beratert&#228;tigkeit Kenntnisse erworben hat, die ihm die Arbeit als Testamentsvollstrecker erleichterten. Der Beklagte hat auch nicht im Rahmen der mit 10.260,-- DM gesondert verg&#252;teten Beiratst&#228;tigkeit einen erheblichen Teil der Verwaltungst&#228;tigkeit als Testamentsvollstrecker erbringen k&#246;nnen, da mit dem genannten Betrag nur der reine Zeitaufwand der Teilnahme an den Beiratssitzungen, nicht aber Vorbereitung und Nacharbeit verg&#252;tet wurden. Dass der Beklagte aufgrund seiner steuer- und wirtschaftsberatenden T&#228;tigkeit umfangreiches Wissen erworben hat, welches er bei seiner T&#228;tigkeit als Testamentsvollstrecker verwerten konnte, rechtfertigt keine erhebliche K&#252;rzung seines Honorars. Der auch hier anklingende Vorwurf, der Beklagte habe ungerechtfertigte Honorare gefordert, wird durch die eingereichten Anlagen widerlegt. Denn diese betreffen im Wesentlichen steuerberatende T&#228;tigkeit. Der Beklagte war als Testamentsvollstrecker vorliegend aber nicht gehalten, ohne Entgelt f&#252;r die GmbH erforderliche steuer- und wirtschaftsberatende T&#228;tigkeit wahrzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kommt insgesamt jedenfalls ein ca. 20 % &#252;bersteigender Abzug von den &#252;blichen Prozents&#228;tzen nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Die reine Verg&#252;tungsforderung des Beklagten f&#252;r 1985 in H&#246;he von 86.991,41 DM macht aber - selbst nur ausgehend vom Ertrag des GmbH-Anteils - lediglich 2,96 % und - ausgehend vom Wert der GmbH-Beteiligung mit 21.252.634,-- DM nur 0,41 % aus. Damit bleibt sie ca. 20 % bzw. noch mehr hinter den H&#246;chsts&#228;tzen von 2 - 4 %&#160; nach Beibehaltung der Wirtschaftspr&#252;fert&#228;tigkeit und die dadurch bedingten Satzungs&#228;nderungen nicht akzeptieren wollte. Auch eine vom Beklagten im vom Bruttoertrag bzw. 1/3 bis 1/2 % vom BruttoNachlasswert des GmbH-Anteils zur&#252;ck, obwohl nach Auffassung des Senates auch das &#252;brige der Testamentsvollstreckung unterliegende Verm&#246;gen zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">III. Eine Minderung der Verg&#252;tung kommt schlie&#223;lich weder aus dem Gesichtspunkt einer Verletzung von Pflichten aus dem Testamentsvollstreckeramt des Beklagten. in Betracht, noch vermag der Einwand der Verwirkung durchzugreifen.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">1.) a) Eine Herabsetzung des Testamentsvollstreckerhonorars ist nicht deshalb gerechtfertigt, weil der Beklagte sich einer Beteiligung der S&#246;hne der X. an der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung widersetzt hat und hierf&#252;r Zeit- und Kostenaufwand entstanden ist. Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin bietet der Erbvertrag - wie bereits ausgef&#252;hrt - hinreichende Anhaltspunkte f&#252;r die vom Beklagten vertretene Auffassung und sein Bestreben, den von ihm zutreffend, jedenfalls durchaus vertretbar verstandenen Willen des Erblassers durchzusetzen. Demgem&#228;&#223; konnte und musste der Beklagte sich als Testamentsvollstrecker daf&#252;r einsetzen, dass die Gesellschaft eine diesem Willen des Erblassers entsprechende Ausgestaltung und F&#252;hrungsstruktur erhielt.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Wenn sich durch die kontr&#228;ren Auffassungen der Parteien erhebliche Probleme ergaben und entsprechender Arbeitsaufwand erwuchs, ist dies dem Beklagten nicht als Amtspflichtverletzung anzulasten. Dass der Beklagte unter den gegebenen Umst&#228;nden Besprechungen und Verhandlungen mit erheblichem Zeitaufwand, Intensit&#228;t und Z&#228;higkeit zu f&#252;hren hatte, haben auch die Er&#246;rterungen in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat deutlich werden lassen.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">b) Eine Reduzierung der Verg&#252;tung des Beklagten ist ferner nicht deshalb geboten, weil er im Rahmen der erforderlichen Satzungs&#228;nderungen auch eigene Interessen wahrgenommen hat, Probleme auch durch sein Bestreben, gleichzeitig Testamentsvollstrecker und Abschlusspr&#252;fer zu sein, entstanden sind und hierdurch ebenfalls eine Satzungs&#228;nderung notwendig wurde. Zum einen war die L&#246;sung dieses Problems im Verh&#228;ltnis zur Umstrukturierung der GmbH und Entscheidung &#252;ber die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung nicht so schwierig. Dar&#252;ber hinaus ist der &#220;berlegung des Landgerichts zu folgen, es habe den Aufgaben des Beklagten entsprochen, die durch seine Amts&#252;bernahme - im Hinblick auf seitens seiner Standesorganisation drohende Schwierigkeiten - notwendigen Satzungs&#228;nderungen herbeizuf&#252;hren. Zudem waren die Erbvertragsparteien und die Kl&#228;gerin au&#223;erdem auch bei der sp&#228;teren Aufnahme der Testamentsvollstreckert&#228;tigkeit des Beklagten sich &#252;ber die Doppelfunktion des Beklagten im klaren und haben im Zeitpunkt seiner Bestellung in Kenntnis des Umstandes, dass er auch Abschlusspr&#252;fer bleiben, wirtschaftsberatende T&#228;tigkeiten weiter wahrnehmen wollte, keine Einwendungen gegen seine Bestellung erhoben. Dem Beklagten kann nicht als Pflichtverletzung vorgeworfen werden, dass er wegen des Testamentsvollstreckeramtes nicht die Wirtschaftspr&#252;fert&#228;tigkeit f&#252;r die X. aufgeben wollte und eine dieser erm&#246;glichenden Regelung anstrebte. Dass er zur ordnungsgem&#228;&#223;en Erf&#252;llung seines Testamentsvollstreckeramtes an den Beiratsitzungen als wichtigem Gremium der Gesellschaft teilnehmen musste, bedarf keiner vertiefenden Begr&#252;ndung. Im &#220;brigen war dem Erblasser bei der Auswahl des Beklagten als Testamentsvollstrecker bekannt, dass dieser als Wirtschaftspr&#252;fer f&#252;r die GmbH t&#228;tig war, und die notwendigen Satzungs&#228;nderungen wurden in der Gesellschafterversammlung vom 6. Oktober 1983 unter Mitwirkung der Kl&#228;gerin sowie ihrer S&#246;hne X. und X. einstimmig beschlossen (vgl. Anlage B 4). Der Kl&#228;gerin h&#228;tte es freigestanden, sich der Bestellung des Beklagten zum Testamentsvollstrecker zu widersetzen, wenn sie dessen W&#252;nsche Zusammenhang mit der Beiratst&#228;tigkeit angestrebte Satzungs&#228;nderung rechtfertigt noch keine K&#252;rzung des Honorars. Erst recht kann keine Rede davon sein, dass alle T&#228;tigkeiten des Beklagten in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Juli 1985 zu seinen Lasten zu gehen h&#228;tten und in der Folgezeit der Beiratst&#228;tigkeit zuzuordnen seien. Nachlassverwaltung, Steuerberatung und Wirtschaftspr&#252;fert&#228;tigkeit sowie Mitwirkung im Beirat beinhalten verschiedene und gesondert zu verg&#252;tende T&#228;tigkeiten. Deshalb ist auch unerheblich, ob der Beklagte 1985 f&#252;r allgemeine Beratung und Steuerberatung 192.011,34 DM sowie f&#252;r Beirats-und Testamentsvollstreckert&#228;tigkeit unstreitig nur ca. 100.000,-- DM (92.263,91 DM + 10.260,-- DM) erhalten hat, wobei auf die Testamentsvollstreckung und Beiratst&#228;tigkeit nur 1/3, nicht die H&#228;lfte der Gesamtbez&#252;ge entfallen.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">2.) Dem Beklagten sind auch ansonsten keine gravierenden und die Verwirkung seiner Honoraranspr&#252;che rechtfertigenden Vorw&#252;rfe zu machen.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Zwar kann der Anspruch des Testamentsvollstreckers auf Verg&#252;tung verwirkt sein, wenn er in besonders schwerer Weise vors&#228;tzlich oder grobfahrl&#228;ssig gegen seine Amtspflichten versto&#223;en hat, was zu befahren ist, wenn der Testamentsvollstrecker sich u.a. bewusst &#252;ber die Interessen der Personen, f&#252;r die er als Testamentsvollstrecker eingesetzt ist, hinwegsetzt und mit seiner T&#228;tigkeit eigene Interessen oder die dritter Personen verfolgt (vgl. BGH zu DNotZ 1980, 164.f.).</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">a) Die Voraussetzungen f&#252;r eine Verwirkung sind vorliegend nicht gegeben, soweit die Kl&#228;gerin in diesem Zusammenhang vorbringt, der Beklagte habe wegen seines Wunsches nach Beibehaltung der Wirtschaftspr&#252;fert&#228;tigkeit Satzungs&#228;nderungen notwendig gemacht, scheitert eine Verwirkung jedenfalls daran, dass die Kl&#228;gerin sich einverstanden erkl&#228;rt hat; au&#223;erdem konnte der Beklagte davon ausgehen, dass diese Aufgabenkombination dem Erblasserwillen entsprach.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">b) Soweit der Mittestamentsvollstrecker X. Zahlungen an die Kl&#228;gerin in der Zeit vorn 1. Januar bis 9. Mai 1986 eingestellt hat, kann hieraus eine gravierende Pflichtverletzung des Beklagten nicht hergeleitet werden, da die Kl&#228;gerin nach dem unwidersprochen gebliebenen Vorbringen des Beklagten &#252;ber monatliche Einnahmen von ca. 16.500,-- DM verf&#252;gte. Unter Ber&#252;cksichtigung der bis 31. Dezember 1985 dar&#252;ber hinaus monatlich gezahlten 7.000,-- DM ist mangels n&#228;heren Vortrages der Kl&#228;gerin auch nicht erkennbar, dass diese infolge fehlender Gewinnaussch&#252;ttung in den Jahren 1980 bis 1985 von den Testamentsvollstreckern in eine Verschuldung von 932.000,-- DM "getrieben" wurde. Soweit sie sich zur Erg&#228;nzung ihres Vorbringens auf den Schriftsatz der Rechtsanw&#228;lte X. bezieht, &#228;ndert sich hieran nichts, im &#220;brigen ist auf ihre eigenen - insoweit zutreffenden Ausf&#252;hrungen zu verweisen, dass es prozessual unzul&#228;ssig ist, global auf das Vorbringen in einem anderen Schriftsatz aus einem anderen Verfahren Bezug zu nehmen, ohne dass dieses Vorbringen im anh&#228;ngigen Rechtsstreit substantiiert wird.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">c) Auch die Vorw&#252;rfe hinsichtlich der Feststellung der Jahresabschl&#252;sse und der damit verbundenen Gewinnaussch&#252;ttungen rechtfertigen nicht die Annahme vors&#228;tzlicher oder grobfahrl&#228;ssiger Amtspflichtverletzung. Zum einen hat der Beklagte im einzelnen vorgetragen, dass die angeblich entstandenen Vorz&#246;gerungen auf das Abstimmungsverhalten der Kl&#228;gerin selbst, bzw. ihres Sohnes zur&#252;ckzuf&#252;hren gewesen seien, ohne dass die Kl&#228;gerin dem konkret entgegengetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen kann es durchaus vern&#252;nftiger Gesch&#228;ftspolitik entsprechen, Gewinne nicht auszusch&#252;tten und hierdurch in erlaubter Weise unter Steuerersparnis stille Reserven zu bilden, Liquidit&#228;t des Unternehmens zu schaffen. Die Kl&#228;gerin kann nicht ernsthaft geltend machen, die Gewinne der Vorjahre h&#228;tten pflichtgem&#228;&#223; ausgewiesen und versteuert werden m&#252;ssen, der Beklagte habe dem Staat Steuern vorenthalten. Durch die in steuerlicher Sicht bedenkenfreie Bildung stiller Reserven konnten die ausgewiesenen Jahresergebnisse bei betr&#228;chtlicher Steuerersparnis f&#252;r die Gesellschafter reduziert und die im Unternehmen vorhandene Liquidit&#228;t erh&#246;ht werden, was lediglich zur Folge hat, dass die Steuern f&#252;r die Gesellschafter sp&#228;ter im Jahr der Aussch&#252;ttung der Gewinne anfallen.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">d) Desweiteren ist dem Vorbringen der Kl&#228;gerin, die Testamentsvollstrecker seien ihrer Aufgabe zur ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung insoweit nicht gerecht geworden, als es um die Aufkl&#228;rung des Vorwurfes gegangen sei, der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer X. habe in Verletzung der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen und zum Nachteil der Auftraggeber der Gesellschaft in unzul&#228;ssiger Weise mit ausf&#252;hrenden Unternehmen zusammengearbeitet, kein die Verwirkung des Testamentsvollstreckerhonorars f&#252;r den streitigen Zeitraum rechtfertigender Vorwurf zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">In der Notiz des mit der rechtlichen Pr&#252;fung der Angelegenheit beauftragten X. vom 4. Januar 1986 ist zwar ausgef&#252;hrt, die Testamentsvollstrecker m&#252;ssten daher unabh&#228;ngig vom Versuch weiterer Kl&#228;rung..."zumindest sicherstellen, dass Firmenplanungen unterbleiben." Wann diese Notiz den Testamentsvollstreckern zug&#228;nglich gemacht worden ist, tr&#228;gt die Kl&#228;gerin indes nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten von X. stammt - wie die Kl&#228;gerin nicht in Abrede gestellt hat - vom 13. M&#228;rz 1986. Die Testamentsvollstrecker durften jedenfalls mit weiteren Aktivit&#228;ten bis zur Vorlage des Gutachtens warten. Soweit die Kl&#228;gerin im nachgelassenen Schriftsatz vom 17. Mai 1938 behauptet, die Testamentsvollstrecker h&#228;tten pflichtwidrig versucht, die sachgerechte Aufkl&#228;rung der Vorw&#252;rfe zu verhindern, dass sich die Gesellschaft gegen&#252;ber ihren Auftraggebern pflichtwidrig verhalte, handelt es sich um neues versp&#228;tetes, nicht vom Schriftsatzvorbehalt gedecktes Vorbringen, dem zu dem ein grobfahrl&#228;ssiger Pflichtversto&#223; des Beklagten nicht zu entnehmen ist. Immerhin ist X. in seinem Gutachten vom 13. M&#228;rz 1986 zu dem Ergebnis gelangt, dass sich ein relevanter Vorwurf gegen die X. ableiten lasse und weitere Aufkl&#228;rungsaktionen &#252;berfl&#252;ssig, ja in gewissem Sinne bedenklich - weil m&#246;glicherweise rufsch&#228;digend f&#252;r die X. - seien (vgl. Anlage B 72). Da aus der dem Kunden gegen&#252;ber nicht offengelegten Einschaltung von Hilfskr&#228;ften bzw. anderen Unternehmen nicht zwingend eine Vertragsverletzung herzuleiten ist und die Kl&#228;gerin auch substantiierten Vortrag dazu vermissen l&#228;sst, welches konkrete Tun oder Unterlassen zu welchem Zeitpunkt dein Beklagten vorgeworfen wird, ist eine schwere - die Verwirkung der Verg&#252;tung allein rechtfertigende - Pflichtverletzung des Beklagten nicht festzustellen. Soweit die Kl&#228;gerin sich darauf beruft, die Testamentsvollstrecker h&#228;tten die Aufforderungen des Gesellschafters X. mit Schreiben vom 2. und 3. September 1987, aufgrund des Gutachten X. aktiv zu werden, ignoriert, reicht ein solches Verhalten nicht aus, r&#252;ckwirkend den streitigen Verg&#252;tungsanspruch als verwirkt anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">e) Die gleiche Beurteilung gilt hinsichtlich der Bezahlung der Rechnung des Rechtsanwaltes X. sowie der Beauftragung und Bezahlung von X..</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Da von der Berechtigung des Testamentsvollstreckers, anwaltlichen Rat hinsichtlich der Erstellung einer neuen Satzung einzuholen, auszugehen ist und die Kl&#228;gerin die Rechnung des Rechtsanwaltes X. vom 17. Dezember 1985 nicht substantiiert angegriffen hat, inwiefern diese unzutreffend sein soll, geht ihr Vorwurf nicht ordnungsgem&#228;&#223;er &#220;berpr&#252;fung der Rechnung fehl. Mit der aus der Bestellung des Beklagten zum Testamentsvollstrecker resultierenden Satzungs&#228;nderung im Hinblick auf dessen Wirtschaftspr&#252;fert&#228;tigkeit war die Kl&#228;gerin - wie bereits ausgef&#252;hrt - gem&#228;&#223; Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 6. Oktober 1983 einverstanden.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Soweit die GmbH die T&#228;tigkeit X. in der Zeit vom 4. Januar bis 25. M&#228;rz 1986 mit 35.000,-- DM verg&#252;tet hat, ist dies nicht zu beanstanden. Wie bereits dargelegt, war es sachgerecht, X. mit der Begutachtung zu beauftragen, da er bereits Kenntnisse aus seiner fr&#252;heren Gutachtert&#228;tigkeit hatte. Inwiefern die Ausgaben zum Teil unn&#252;tz waren und vom Beklagten h&#228;tten zur&#252;ckgefordert werden m&#252;ssen, ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">f) Schlie&#223;lich ist dem neuen - nicht hinreichend substantiierten - Vorbringen der Kl&#228;gerin, die Testamentsvollstrecker h&#228;tten nach ihrer Ansicht zur Durchsetzung ihrer Interessen zum Nachteil der Kl&#228;gerin mit dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Gesellschaft zusammengearbeitet, ebenso wenig ein f&#252;r die Frage der Verwirkung der Testamentsvollstreckerverg&#252;tung relevanter Vorwurf zu entnehmen wie dem Vortrag, die Testamentsvollstrecker h&#228;tten pflichtwidrig die Herausgabe des Originalprotokolls der Beiratsitzung vom 19. August 1985 verhindert, obwohl dieses Protokoll f&#252;r die Eintragung der Herren X. als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Gesellschaft erforderlich gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">V 1) Nach alledem standen dem Beklagten die geforderten und gezahlten Honorar- und Aufwendungsersatzbetr&#228;ge sowohl f&#252;r 1985 als auch f&#252;r 1986 zu.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Insbesondere f&#252;r 1986 ist bei einem auf das ganze Jahr hochgerechneten Betrag von 75.618,48 DM eine unbillige Verg&#252;tung nicht festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">2.) Auch die F&#228;lligkeit der Verg&#252;tungs- und Aufwendungsersatzforderung ist vom Landgericht zutreffend und unbeanstandet bejaht worden.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks"><strong>C.</strong></p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer f&#252;r die Kl&#228;gerin: <strong>58.436,44 DM.</strong></p>
315,351
ag-dusseldorf-1988-07-11-20-c-7987
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
20 C 79/87
1988-07-11T00:00:00
2019-03-13T14:53:23
2022-10-18T15:03:47
Urteil
ECLI:DE:AGD:1988:0711.20C79.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 11.Juli 1988</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die</p> <p> Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Streitwert: 143,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind Wohnungsmieter der Kl&#228;gerin im Hause X-Stra&#223;e in X. Sie wohnen im 5. Obergescho&#223; zu einem monatlichen Mietpreis von 715,-- DM zuz&#252;glich 234,-- DM monatliche Vorauszahlungen auf die Bewirtschaftungskosten. Die Beklagten haben die Miete f&#252;r den Monat M&#228;rz 1987 um </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">20 % der Grundmiete = 143,--DM gemindert und von der Aprilmiete abgezogen mit der Begr&#252;ndung, da&#223; sie durch anhaltenden L&#228;rm aus einer Wohnung im 7. Obergescho&#223;, insbesondere Klavier&#252;ben gest&#246;rt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt mit vorliegender Klage Nachzahlung der geminderten Miete. Die Beklagten h&#228;tten f&#252;r den Abzug von Miete f&#252;r den Monat April 1987 keinen Anlass; im &#252;brigen treffe es nicht zu, da&#223; die Mitmieterin im 7. Obergescho&#223; einen derartigen L&#228;rm verursachten, da&#223; die Beklagten dadurch gest&#246;rt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">zur Zahlung von 143,-- DM zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, sie w&#252;rden schon seit l&#228;ngerer Zeit durch L&#228;rm gest&#246;rt, der aus der Wohnung der Mitmieter X dringe.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Abmahnungen bei den Mitmietern und bei der Kl&#228;gerin habe bisher nichts gen&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Beklagten im einzelnen wird auf die Beweisthemen des Beweisbeschlusses vom 14.1.1988 Bezug genommen. Aufgrund dieses Beschlusses ist Beweis erhoben worden durch Vernehmung mehrerer Zeugen. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschriften des Proze&#223;gerichts vom 7.3.1988 und 11.7.1988 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Eheleuten X den Streit verk&#252;ndet mit der Aufforderung dem Rechtsstreit auf Seiten der Kl&#228;gerin beizutreten. Die Streitverk&#252;ndeten sind jedoch nicht beigetreten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet, da die Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 537 BGB zur Mietminderung von 20 % der Grundmiete f&#252;r den Monat M&#228;rz 1988 berechtigt waren. Die aufgrund der Beweisaufnahme bewiesene L&#228;rmbel&#228;stigung f&#252;hrt zu einer Minderung der Benutzbarkeit der Wohnung, so da&#223; eine Mietminderung berechtigt war. Da&#223; die Tochter der Mieter X laufend, auch im M&#228;rz 1987, Klavier ge&#252;bt hat, ergibt sich aus der Vernehmung der Zeugin XX, die insoweit den Vortrag der Beklagten best&#228;tigt hat. Sinngem&#228;&#223; hat dies auch der Zeuge XXX best&#228;tigt, wenn er auch Einzelangaben nicht machen konnte. Sogar aus der Aussage der Zeugin X ergibt sich, da&#223; die Tochter der Zeugin wiederholt Klavier &#252;bt. Soweit sich dies in Grenzen unter Wahrung von Ruhezeiten zwischen 13 und 15 Uhr und 20 bis 7 Uhr h&#228;lt, kann gegen Klavierspiel und Musik nichts einzuwenden sein; allerdings k&#246;nnen die Hausbewohner verlangen, da&#223; Schallplatten oder Radiomusik stets, auch au&#223;erhalb der Ruhezeiten auf Zimmerlautst&#228;rke beschr&#228;nkt wird. Soweit dies beim Klavier&#252;ben nicht m&#246;glich ist, mu&#223; sich das &#220;ben auf etwa 2 Stunden am Tag beschr&#228;nke, da die Bel&#228;stigung durch derartiges &#220;ben f&#252;r die &#252;brigen Mitmieter erheblich ist. Die als Zeugen vernommenen Eheleute X haben zwar im wesentlichen die Bel&#228;stigung in Abrede gestellt, den Aussagen der am Ausgang des Rechtsstreits nicht interessierten Zeugen XX und XXX ist jedoch der Vorzug zu geben; so da&#223; f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreites von der Richtigkeit der Angaben dieser Zeugen und den Behauptungen der Beklagten auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Mitmieter X m&#246;glicherweise trotz Abmahnung der Kl&#228;gerin den L&#228;rm verursacht haben, hindert die Mietminderung nicht, da es daf&#252;r darauf ankommt, ob der Wohnwert der Wohnung beeintr&#228;chtigt ist und insofern ein Mangel durch L&#228;rm vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin kommt es nicht auf L&#228;rm im Monat April 1987 an, sondern auf L&#228;rm im Monat M&#228;rz 1987, da die Beklagten die Mietminderung f&#252;r M&#228;rz angek&#252;ndigt haben und die Minderungsbetr&#228;ge im Wege stillschweigender Aufrechnung gegen&#252;ber dem Anspruch auf Zahlung der Aprilmiete geltend gemacht haben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 91 ZPO abzuweisen. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit des Urteils beruht auf &#167; 708 Ziffer 11 ZPO.</p>
315,352
olgham-1988-07-06-10-uf-15087
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 150/87
1988-07-06T00:00:00
2019-03-13T14:53:24
2022-10-18T15:03:47
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0706.10UF150.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das am 11. Februar 1987 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Unna wird abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Das Urteil des Amtsgerichts Iserlohn vom 6. Dezember 1984 (13 a F 103/83) wird dahin abge&#228;ndert, da&#223; der Kl&#228;ger ab 1. Oktober 1987 an die Beklagte anstelle eines monatlichen Unterhalts von 1.440,-- DM nur noch eine monatliche Unterhaltsrente von 1.005,--DM, die k&#252;nftigen Renten jeweils monatlich im voraus, zu zahlen hat.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger 7/8, die Beklagte 1/8.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 04.11.1934 geborene Kl&#228;ger und die am 10.03.1936 geborene Beklagte waren Eheleute. Ihre am 30.04.1959 geschlossene Ehe wurde durch Urteil des Amtsgerichts Iserlohn vom 28.07.1981 geschieden (15 F 275/80 AG Iserlohn). Das Scheidungsurteil ist seit dem 18.09.1981 rechtskr&#228;ftig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aus der Ehe der<i> </i>Parteien sind drei Kinder hervorgegangen, xxx, geboren am 26.09.1959, xxx, geboren am 25.03.1962 und xxx, geboren am 08.10.1963. Die elterliche Sorge f&#252;r die bei Scheidung der Parteien allein noch minderj&#228;hrige Tochter wurde durch das Scheidungsverbundurteil der Beklagten &#252;bertragen. Die Kinder studieren. Der Kl&#228;ger zahlt ihnen Unterhalt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte nahm vor der Heirat zun&#228;chst das Jurastudium und dann das Studium der Medizin auf. Dieses Studium brach sie nach der Geburt des ersten Kindes ab, so da&#223; sie w&#228;hrend und am Schlu&#223; der Ehe eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht aufweisen konnte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war Oberarzt an der Speziallungenklinik in xxx. Im Fr&#252;hjahr 1988 hat er eine Praxis &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In dem Rechtsstreit 15 F 283/81 AG Iserlohn (= 5 UF 356/82 OLG Hamm) wurde der Kl&#228;ger durch Urteil des 5. Familiensenats des Oberlandesgerichts Hamm vom 03.12.1982 verurteilt, an die Beklagte ab 01.12.1982 eine monatliche Unterhaltsrente von 1.950,-- DM zu zahlen. Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision wurde durch Urteil des Bundesgerichtshofs vom 23.05.1984 zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil des Amtsgerichts Iserlohn vom 06.12.1984 (13 a F 103/83) wurde die Unterhaltspflicht des Kl&#228;gers mit Wirkung vom 13.10.1984 auf 1.440,-- DM im Monat herabgesetzt. Die gegen dieses Urteil zun&#228;chst eingelegte Berufung des Kl&#228;gers wurde sp&#228;ter zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit seiner vorliegenden, der Beklagten am 10.10.1986 zugestellten Klage begehrt der Kl&#228;ger unter Berufung darauf, da&#223; die Beklagte erfolgslos studiere und er nicht mehr leistungsf&#228;hig sei, den Wegfall seiner Unterhaltspflicht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das wegen der Einzelheiten des erstinstanzlichen Vorbringens beider Parteien sowie wegen der Begr&#252;ndung verwiesen wird, ist die Ab&#228;nderungsklage des Kl&#228;gers abgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit seiner Berufung, die er im einzelnen, wie folgt, begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte besitze f&#252;r das Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften entweder nicht die erforderliche Eignung oder sie strebe das von ihr gew&#228;hlte Ausbildungsziel nicht mit der erforderlichen Nachhaltigkeit an. Die Beklagte habe die Regelstudienzeit von 9 Semestern bereits hinter sich, ohne das f&#252;r das weitere Studium erforderliche Vordiplom bestanden zu haben. Von 5 Pr&#252;fungsf&#228;chern an der Universit&#228;t xxx habe sie eines nicht bestanden und an zweien nicht teilgenommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch seine Leistungsf&#228;higkeit habe sich ge&#228;ndert. Sein durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen belaufe sich nur noch auf 5.600,-- DM. Davon m&#252;sse er folgende Ausgaben bestreiten:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1. Krankenkasse 332,64 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2. Krankenkasse f&#252;r xxx 56,58 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">3. Lebensversicherung (xxx) 1.177,05 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">4. Lebensversicherung (xxx) 116,-- DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">5. Lebensversicherung (xxx) 128,-- DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">6. Krankenhaustagegeld (xxx) 36,-- DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">7. Beitr&#228;ge zum Berufsverband 38,33 DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">8. Beitrag f&#252;r die Gesellschaft f&#252;r Pneumologie 12,-- DM</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">9. Berufsbezogene Literatur, Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen 100,-- DM</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">10. Pkw-Haftpflicht 115,-- DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">11. Kfz-Steuer 27,60 DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">12. xxx-Beitrag 4,50 DM</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">13.xxx (Beitrag) 13,-- DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">14. Reinigung von Betriebskleidung 80,-- DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">15. Kosten f&#252;r eine Putzhilfe (2 x w&#246;chentlich f&#252;r 2 Std.) <u>68,&#8212; DM</u></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.304,70 DM.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Den drei studierenden Kindern leiste er monatlich insgesamt 1.554,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd das Urteil des Amtsgerichts Iserlohn vom 06.12.1984 (13 a F 103/83) dahin abzu&#228;ndern, da&#223; er f&#252;r die Zeit ab 01.09.1986 nicht mehr zur Zahlung von Unterhalt an die Beklagte verpflichtet sei.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die durchschnittliche Dauer des von ihr gew&#228;hlten Studiums liege bei 13,6 Semestern. Sie habe, was unstreitig ist, das Studium im Wintersemester 1982/83 aufgenommen. In den ersten drei Semestern seien folgende Prop&#228;deutika Hauptgegenstand des Studienganges gewesen:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Technik des betrieblichen Rechnungswesens </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Mathematische Grundkurse I und II,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Einf&#252;hrung in die EDV,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Methoden der empirischen Sozialforschung.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Daneben habe sie sich auf die ersten Pr&#252;fungsf&#228;cher f&#252;r die Ablegung des Vordiploms vorbereitet. Erstmals am Ende des Wintersemesters 1984/85 habe sie eine Klausur in einem der Pr&#252;fungsf&#228;cher f&#252;r das Vordiplom geschrieben, wobei f&#252;r die Ablegung des Vordiploms des Studienganges "Wirtschaft und Sozialwissenschaften" in xxx die Pr&#252;fungsf&#228;cher Recht, Statistik, Betriebswirtschaftlehre, Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Klausuren und m&#252;ndlichen Pr&#252;fungen zu absolvieren gewesen seien. Da sie das Fach Soziologie f&#252;r ihren angestrebten Beruf nicht ben&#246;tigt habe, habe sie sich zum Wintersemester 1986/87 an der Fernuniversit&#228;t xxx eingeschrieben, wo sie den Studiengang Wirtschaftswissenschaften ohne Soziologie fortsetzen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bei der Gesamtbewertung ihres Studienvorhabens sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; auch die besonderen Lebensumst&#228;nde und das f&#252;r eine Studentin schon vorger&#252;ckte Alter eine Rolle spielten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Leistungsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers und ihr daran orientierter Bedarf seien bisher wesentlich zu niedrig beurteilt worden. Tats&#228;chlich sei das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen des Kl&#228;gers aus seiner Grundt&#228;tigkeit auf mindestens 6.000,-- DM monatlich gestiegen. Zus&#228;tzlich beziehe der Kl&#228;ger mindestens weitere 1.000,-- DM netto im Monat aus der Erstellung &#228;rztlicher Gutachten. Aus der Behandlung von Privatpatienten verdiene der Kl&#228;ger zus&#228;tzlich mindestens weitere 1.500,-- DM netto im Monat. Hinzu k&#228;men noch mindestens 800,-- DM im Monat an Steuerr&#252;ckzahlungen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Abz&#252;ge vom Einkommen des Kl&#228;gers k&#246;nnten nur nach Ma&#223;gabe des Urteils des 5. Familiensenats vom 03.12.1982 vorgenommen werden. Dabei sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Kl&#228;ger an die Krankenkasse nicht den vom Arbeitgeber bescheinigten Betrag, sondern nur 318,14 DM zahle. An Versicherungsaufwendungen k&#246;nnten nur die Beitr&#228;ge zur Deutschen &#196;rzteversicherung mit einem monatlichen Beitrag von 1.177,05 DM ber&#252;cksichtigt werden. F&#252;r berufsbezogene Literatur und Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen seien nur 50,-- DM zu ber&#252;cksichtigen. V&#246;llig au&#223;er Betracht bleiben m&#252;ssen die vom Arbeitgeber bescheinigte Zusatzversicherung mit monatlichen Beitr&#228;gen von 530,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Unterhaltszahlungen f&#252;r die Kinder k&#246;nnten keinesfalls in H&#246;he von 1.554,-- DM abgesetzt werden. Denn ein Vorwegabzug des Kindesunterhalts sei angesichts ihrer vorrangigen Unterhaltsberechtigung nicht zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dem Einkommen des Kl&#228;gers hinzuzurechnen seien durchschnittliche monatliche Nebeneink&#252;nfte aus Praxisvertretung von 200,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Eine Bedarfsbegrenzung nach &#167; 1578 BGB, wie vom Kl&#228;ger angesprochen, scheide aus, da die Ehe l&#228;nger als 21 Jahre gedauert habe.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Parteien pers&#246;nlich angeh&#246;rt. Wegen des Ergebnisses der Anh&#246;rung im Senatstermin vom 04.11.1987 wird auf den Berichterstattervermerk verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Im Senatstermin vom 10.06.1988 haben die Parteien folgendes erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">- Kl&#228;ger:</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Unser Sohn xxx befindet sich jetzt im 14. oder 15. Studiensemester. Er hat zun&#228;chst Sozialp&#228;dagogik studiert. Jetzt studiert er, wohl im 6. Semester, zus&#228;tzlich Betriebswirtschaft. xxx befindet sich im 8. Semester des Faches Elektrotechnik, xxx studiert im 5. Semester Psychologie.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Ich f&#252;hre seit dem 01.05.1988 eine eigene Praxis.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">- Beklagte:</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ich war im M&#228;rz 1988 beim Arbeitsamt. Dort schlug man mir vor, an einem 6monatigen Kursus in kaufm&#228;nnischer T&#228;tigkeit teilzunehmen, damit ich Arbeitspraxis aufzuweisen h&#228;tte und so eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bek&#228;me. Die beiden f&#252;r mein Vordiplom noch ausstehenden Klausuren werde ich im September 1988 schreiben.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers f&#252;hrt zu der aus der Urteilsformel ersichtlichen Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung. Der Beklagten steht bis einschlie&#223;lich September 1987 noch Unterhalt in der bisherigen H&#246;he gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1573 Abs. 1, 1575 Abs. 1 BGB zu. Ab Oktober 1987 vermindert sich der Unterhaltsanspruch der Beklagten als Aufstockungsunterhalt auf 1.005,-- DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger Ab&#228;nderung f&#252;r die Zeit vor der am 10.10.1986 erfolgten Zustellung seiner Ab&#228;nderungsklage, n&#228;mlich ab 01.09.1986, verlangt, kann er damit nicht durchdringen. Denn da er sich mit seiner Ab&#228;nderungsklage gegen das am 06.12.1984 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Iserlohn wendet, kommt eine Ab&#228;nderung nur f&#252;r die Zeit nach Erhebung der Klage, d.h. ab 10.10.1986, in Betracht (&#167; 323 Abs. 3 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Gegen die Zul&#228;ssigkeit der vom Kl&#228;ger erhobenen Ab&#228;nderungsklage bestehen im &#252;brigen keine Bedenken. Mit dem Vortrag, die Studienberechtigung der Kl&#228;gerin sei entfallen und seine Leistungsf&#228;higkeit habe sich vermindert, behauptet der Kl&#228;ger eine wesentliche Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde nach dem Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung im Verfahren 13 a F 103/83 vor dem Amtsgericht Iserlohn.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist jedoch erst f&#252;r die Zeit ab Oktober 1987 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Bestimmung des &#167; 323 ZPO erm&#246;glicht keine freie, von der bisherigen H&#246;he unabh&#228;ngige Neufestsetzung des Unterhalts oder eine abweichende Beurteilung der Verh&#228;ltnisse. Vielmehr kann die Ab&#228;nderungsentscheidung nur in einer unter Wahrung der Grundlagen des abzu&#228;ndernden Titels vorzunehmenden Anpassung des Unterhalts an die ver&#228;nderten Verh&#228;ltnisse bestehen (Lohmann, Neue Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Familienrecht 5. Aufl., S. 163 m.w.N.). Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Grunds&#228;tze kommt f&#252;r die Zeit bis einschlie&#223;lich September 1967 eine Ab&#228;nderung des bereits angef&#252;hrten Urteils des Amtsgerichts Iserlohn nicht in Betracht. Ab Oktober 1987 ist die Unterhaltsrente dagegen auf 1.005,-- DM monatlich herabzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 1987 steht der Beklagten Ausbildungsunterhalt gem&#228;&#223; &#167; 1575 Abs. 1 BGB zu. Denn die Beklagte hat ihr wirtschaftswissenschaftliches Studium unstreitig im Wintersemester 1982/83 aufgenommen und befand sich ab Oktober 1986 in ihrem 9. Semester. Wenn auch unstreitig das Vordiplom im Studienfach der Beklagten regelm&#228;&#223;ig nach 4 Semestern erreicht sein soll und die Beklagte dieses Vordiplom bis heute nicht erlangt hat, so war der Beklagten doch die M&#246;glichkeit einzur&#228;umen, das Vordiplom mit dem Wintersemester 1986/87, also bis Ende M&#228;rz 1987, abzuschlie&#223;en. Zum einen ist dabei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beklagten angesichts ihres Alters von rund 46 Jahren bei Studienaufnahme und der Tatsache, da&#223; sie w&#228;hrend der Ehe ab 30.04.1959 ganz &#252;berwiegend ausschlie&#223;lich Hausfrau war und die Kinder erzogen hat, eine &#220;berschreitung der Regelstudienzeit auch in dem geschehenen Umfang zugebilligt werden kann. Des weiteren ist die Beklagte mit hinreichender Dringlichkeit erst durch die Zustellung der Ab&#228;nderungsklage im vorliegenden Verfahren am 10.10.1986, also zu Beginn des Wintersemester 1986/87, mit der Notwendigkeit konfrontiert worden, jetzt den Studienerfolg jedenfalls in Form des Vordiploms vorzuweisen und m&#246;glichst noch in der durchschnittlichen Studiendauer von 13 Semestern, wie sie im Termin vor dem Senat am 04.11.1987 er&#246;rtert worden ist, - oder nur wenig dar&#252;ber - das Abschlu&#223;examen zu erreichen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Beklagte ihr Studium mutwillig vernachl&#228;ssigt hat, kann nicht angenommen werden. Sie hat belegt, da&#223; sie an den in den ersten drei Semestern durchgef&#252;hrten prop&#228;deutischen Veranstaltungen Technik des betrieblichen Rechnungswesens, mathematischer Grundkurs I, II, Einf&#252;hrung in die EDV und Methoden der empirischen Sozialforschung mit Erfolg teilgenommen hat. Au&#223;erdem waren, wie die Universit&#228;t xxx unter dem 12.06.1986 bescheinigt, die Vordiplompr&#252;fungsf&#228;cher Recht und Statistik mit ausreichendem Erfolg absolviert. An der Pr&#252;fung in Betriebswirtschaftslehre hatte die Beklagte immerhin teilgenommen, wenn auch ohne Erfolg. Auch der Kl&#228;ger st&#252;tzt sein Begehren auf Fortfall des Ausbildungsunterhaltsanspruchs der Beklagten wesentlich darauf, da&#223; die vom 5. Familiensenat des Oberlandesgerichts Hamm in seinem Urteil vom 03.12.1982 (5 UF 356/82) angestellte Prognose &#252;ber die F&#228;higkeiten der Beklagten, das Studium erfolgreich durchzuf&#252;hren, fehlgeschlagen sei, wenn er im Termin vom 10.06.1988 vor dem Senat zusammenfassend vortragen l&#228;&#223;t, er habe bereits im Verfahren 5 UF 356/82 mit Nachdruck darauf hingewiesen, die Beklagte besitze zu der - damals - angestrebten Ausbildung nicht die erforderliche Eignung.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Der Ausbildungsunterhaltsanspruch der<i> </i>Beklagten f&#252;r die Zeit bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 1987 besteht in H&#246;he des durch das Amtsgericht Iserlohn im Vorverfahren ausgeurteilten Unterhalts. Auf der Grundlage der Aufstellung der Lungenklinik xxx vom 30.06.1987 f&#252;r die Zeit von Juni 1986 bis Mai 1987 betr&#228;gt das Nettoeinkommen des Kl&#228;gers aus seiner Berufst&#228;tigkeit ohne Abzug der verm&#246;genswirksamen Leistungen von 52,-- DM, aber unter Abzug des Nettoanteils der vom Arbeitgeber gezahlten verm&#246;genswirksamen Leistungen (13,-- DM abz&#252;glich 39%<i> </i>davon) 5.753,-- DM. Darin enthalten sind die Arbeitgeberanteile zur Krankenkasse und zur &#196;rzteversicherung sowie die ausgewiesenen zus&#228;tzlichen Sonderzahlungen. Abgezogen sind die ausgewiesenen Beitr&#228;ge zur &#196;rzteversicherung, Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung und Zusatzversicherung. Jedoch bed&#252;rfen die Abz&#252;ge f&#252;r die &#196;rzteversicherung, die Krankenkasse und die Zusatzversicherung der Korrektur.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Soweit die &#196;rzteversicherung betroffen ist, sind anstelle von 1.075,20 DM Beitr&#228;ge von monatlich 1.177,05 DM abzuziehen. Ein Beitrag zur &#196;rzteversicherung in dieser H&#246;he, wie er auch schon in den beiden Vorverfahren Ber&#252;cksichtigung fand, ist vom Beklagten im vorliegenden Verfahren zur &#220;berzeugung des Senats belegt worden.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber kann f&#252;r die Krankenversicherung nicht der vom Arbeitgeber bescheinigte Beitrag von 335,14 DM abgesetzt werden. Vielmehr kann insoweit nur ein monatlicher Beitrag von 318,14 DM Ber&#252;cksichtigung finden. Das ergibt sich aus den vom Beklagten selbst vorgelegten Kontoausz&#252;gen und &#220;berweisungstr&#228;gern.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die als Abzugsposten in die Bescheinigungen der Lungenklinik xxx vom 30.06.1987 eingef&#252;hrte monatliche Leistung von 530,-- DM zu einer Zusatzversicherung kann nicht abgezogen werden. Denn es ist nicht ersichtlich, wozu dieser Beitrag dient. Der Kl&#228;ger war in den Senatsterminen nicht in der Lage, sich dazu zu &#228;u&#223;ern. Auch die dem Kl&#228;ger am Schlu&#223; des Senatstermins vom 04.11.1987 gemachte Auflage darzulegen, wie hoch die Altersversorgung aus den abgeschlossenen Lebensversicherungen <u>und der Zusatzversicherungen</u> sein werde, hat der Kl&#228;ger hinsichtlich der Zusatzversicherung nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Im Anschlu&#223; an die vorstehend aufgef&#252;hrte Korrektur stellt sich das Nettoeinkommen des Kl&#228;gers aus seiner Berufst&#228;tigkeit auf monatlich 6.198,15 DM (= 5.753,-- DM + 1.075,20 DM - 1.177,05 DM + 530,-- DM + 335,14 DM - 318,14 DM).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Hinzuzusetzen ist eine monatliche durchschnittliche Steuererstattung von 576,91 DM, da Steuererstattungen auch im Vorverfahren dem anrechenbaren Einkommen des Kl&#228;gers hinzugesetzt worden sind. Dieser Steuererstattungsbetrag, der einer j&#228;hrlichen Steuererstattung von 6.923,-- DM entspricht, errechnet sich auf der Grundlage des Steuerbescheides des Kl&#228;gers f&#252;r das Jahr 1985. Darin ist allerdings eine Steuererstattung von insgesamt 17.179,-- DM ausgewiesen. Diese kann jedoch nicht in vollem Umfang ber&#252;cksichtigt werden, da sie wesentlich auf negative Eink&#252;nfte aus Vermietung und Verpachtung von 8.066,-- DM und au&#223;ergew&#246;hnliche Belastungen von 10.693,-- DM (nach Abzug der zumutbaren Belastung) zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, die erst nach dem Vorverfahren eingetreten sind und der Beklagten unterhaltsrechtlich nicht entgegenhalten werden k&#246;nnen, so da&#223; dem Kl&#228;ger wenigstens der daraus flie&#223;ende steuerliche Vorteil verbleiben mu&#223; (vgl. BGH, FamRZ 1987, 36 ff.). Setzt man demgem&#228;&#223; dem in dem Steuerbescheid f&#252;r 1985 ausgewiesenen zu versteuernden Einkommen von 86.295,-- DM die Betr&#228;ge von 10.693,-- DM und 8.066,-- DM hinzu, so ergibt sich ein steuerliches Einkommen des Kl&#228;gers von 105.054,-- DM. Nach der Grundtabelle f&#252;r das Jahr 1985 entf&#228;llt auf dieses Einkommen eine Einkommenssteuer von 44.039,-- DM. Die Differenz zu dem erfolgten Abzug von Lohn in H&#246;he von 50.962,-- DM betr&#228;gt 6.923,-- DM. Der auf den Monat umgelegte Betrag macht alsdann 576,91 DM aus.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Summe von 6.198,15 DM und 576,91 DM ergibt 6.775,06 DM.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Hiervon ist zun&#228;chst der weitere, nachtr&#228;gliche, Lebensversicherungsbeitrag des Kl&#228;gers zur &#196;rzteversicherung mit monatlich 116,-- DM abzuziehen, der in dieser H&#246;he belegt ist. Denn er stellt eine angemessene Ausweitung der Altersversorgung des Kl&#228;gers dar. Wie n&#228;mlich die vom Kl&#228;ger im Anschlu&#223; an den Senatstermin vom 04.11.1987 vorgelegten Versicherungspolicen belegen, kann der Kl&#228;ger unter Einschlu&#223; derjenigen Lebensversicherung, die mit monatlichen Beitr&#228;gen von 116,-- DM bedient wird, eine sp&#228;tere Altersversorgung in Form monatlicher Renten von insgesamt 2.474,15 DM erwarten, was bei seinem sozialen Stand und seinen Einkommensverh&#228;ltnissen jedenfalls als angemessen anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Des weiteren sind die belegten Betr&#228;ge von 36,-- DM f&#252;r die Krankentagegeldversicherung und 79,18 DM Beitr&#228;ge zum xxx, dem xxx etc., wie sie im &#252;brigen auch mit den Parteien im Senatstermin vom 04.11.1987 besprochen worden, unbeanstandet geblieben und in den schriftlichen Vergleichsvorschlag des Senats aufgenommen worden sind, abzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Aufwendungen des Beklagten f&#252;r Fachliteratur und Tagungskosten sch&#228;tzt der Senat auf der Grundlage der vorgelegten Belege auf monatlich 100,-- DM, die alsdann ebenfalls abzusetzen sind.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Der unstreitige Kindesunterhalt, der &#252;berdies auch belegt ist, ist mit je 500,-- DM f&#252;r die drei Kinder, insgesamt also 1.500,-- DM, abzuziehen, was bereits im Vorurteil mit insgesamt 1.380,-- DM monatlich geschehen ist. Selbst ein Wegfall einer oder mehrerer dieser Unterhaltspflichten k&#246;nnte sich nicht mehr zu Gunsten der Beklagten auswirken, da die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse als Bemessensma&#223;stab f&#252;r den nachehelichen Unterhalt nur durch solche nachtr&#228;glichen Entwicklungen und sp&#228;ter eintretenden Ereignisse noch gepr&#228;gt werden, die in engem zeitlichem Zusammenhang mit der Scheidung stehen und deren Eintritt im Zeitpunkt der Scheidung sicher zu erwarten war. Das kann hier bei einem etwaigen Wegfall einer oder mehrerer Kindesunterhaltspflichten, etwa ab 1986, schon deshalb nicht angenommen werden, weil die Ehe der Parteien bereits im September 1981 rechtskr&#228;ftig geschieden war (Urteil des Bundesgerichtshofs vom 16.03.1988, IV b ZR 40/87, zur Ver&#246;ffentlichung bestimmt).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Alsdann ergibt sich ein anrechenbares Einkommen des Kl&#228;gers von 4.943,88 DM (= 6.775,06 DM -116,-- DM -36,-- DM -79,18 DM -100,-- DM -1.500,-- DM).</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Von diesem Einkommen sind weitere Abz&#252;ge, entgegen dem Klagevorbringen, nicht zu machen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger einen weiteren monatlichen Lebensversicherungsbeitrag von 128,-- DM zur Deutschen &#196;rzteversicherung geltend macht, ist zwar belegt, da&#223; ein solcher Beitrag gezahlt wird. Es ist jedoch nicht ersichtlich, wof&#252;r das geschieht. Eine Erl&#228;uterung daf&#252;r hat der Kl&#228;ger bei seiner pers&#246;nlichen Anh&#246;rung vor dem Senat nicht geben k&#246;nnen. Der Kontoauszug, den der Kl&#228;ger insoweit vorgelegt hat, weist aus, da&#223; der Beitrag zu einer Versicherung Nr. xxx erbracht wird. Diese Versicherungsnummer korrespondiert nicht mit einer der Nummern der Lebensversicherungen, deren sp&#228;tere Rentenh&#246;he der Kl&#228;ger in den Anlagen zu seinem Schriftsatz vom 27.01.1988 belegt hat.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die studentische Krankenversicherung f&#252;r xxx in H&#246;he von 61,06 DM monatlich im Jahre 1987 kann nicht ber&#252;cksichtigt werden, weil sie bereits im Vorurteil unber&#252;cksichtigt geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Auch bei der Reinigung von &#196;rztekleidung, die der Kl&#228;ger mit monatlich 80,-- DM veranschlagt, l&#228;&#223;t sich nicht erkennen, da&#223; diese Position nicht bereits bei Erla&#223; des Urteils im Vorverfahren bestanden hat.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Auch die &#252;brigen, vom Kl&#228;ger geltend gemachten Abzugspositionen f&#252;r die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung, die Kraftfahrzeugsteuer, den Beitrag zum xxx, und die Kosten f&#252;r eine Putzhilfe k&#246;nnen unterhaltsrechtlich nicht ber&#252;cksichtigt werden, da sie dem privaten Bereich des Kl&#228;gers zuzuordnen sind.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Andererseits tritt auch keine Erh&#246;hung des f&#252;r die Bedarfsermittlung der Beklagten errechneten Betrages von 4.943,88 DM ein.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte sich darauf beruft, das Arbeitseinkommen des Kl&#228;gers, belegt durch die Bescheinigung der Lungenklinik xxx vom Juni 1987, sei auf der Grundlage von Steuerleistungen nach Lohnsteuerklasse I erfolgt, w&#228;hrend die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse auf der Grundlage von Steuerleistungen nach Steuerklasse III gepr&#228;gt gewesen seien, kann dem nicht gefolgt werden. Auch bei der Bedarfsberechnung ist zur Vermeidung komplizierter Umrechnungen von Eink&#252;nften, die nach Steuerklasse I versteuert worden sind, in solch fiktiven Eink&#252;nfte, die nach Steuerklasse III versteuert sind, von dem tats&#228;chlich bezogenen Einkommen auf der Grundlage der tats&#228;chlich entrichteten Steuern auszugehen. Das hat der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 11.05.1988 (IV b ZR 42/87), welches zur Ver&#246;ffentlichung bestimmt ist, best&#228;tigt. Dementsprechend braucht auch dem Antrag der Beklagten, insoweit die Revision zuzulassen, nicht gefolgt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Dem Einkommen des Kl&#228;gers braucht auch kein h&#246;herer Steuererstattungsbetrag deshalb hinzugerechnet zu werden, weil im Wege des begrenzten Realsplittings gem&#228;&#223; &#167; 10 Abs. 1 Nr. 1 EStG jetzt Unterhaltsleistungen von bis zu 18.000,-- DM steuerlich abgesetzt werden k&#246;nnen. Denn Steuererstattungen sind in der Regel erst dann als Einkommen zu behandeln, wenn sie tats&#228;chlich geflossen sind. Eine fiktive Berechnung von Steuererstattungen scheidet im Regelfall aus. Anhalte daf&#252;r, vorliegend von der Regel abzuweichen, sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Zus&#228;tzliche Eink&#252;nfte des Kl&#228;gers aus der Behandlung von Privatpatienten und der Erstellung von Gutachten k&#246;nnen ebenfalls nicht angenommen werden. Der Senat hat im Termin vom 04.11.1987 entsprechende Hinweise auf der Grundlage der vorhandenen Einkommensbelege des Kl&#228;gers gegeben, die auch Eingang in den schriftlichen Vergleichsvorschlag gefunden haben, ohne da&#223; die Beklagte insoweit zu irgendeinem Zeitpunkt widersprochen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Das zur Unterhaltsberechnung heranzuziehende Einkommen des Kl&#228;gers erh&#246;ht sich auch nicht aufgrund unstreitiger Nebeneinnahmen des Kl&#228;gers aus Praxisvertretung, welche die Beklagte auf, durchschnittlich 200,-- DM im Monat veranschlagt. Denn dabei kann es sich nur um Eink&#252;nfte handeln, die jetzt neu erzielt worden sind. Damit sind sie weit nach der im Jahre 1981 rechtskr&#228;ftig geschiedenen Ehe der Parteien entst&#228;nden, k&#246;nnen also den Bedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen, der durch die Verh&#228;ltnisse bei Scheidung bestimmt wird, nicht mehr ver&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 1987, w&#228;hrend derer noch Unterhalt nach &#167; 1575 Abs. 1 BGB geschuldet wird, steht der Beklagten ein Anteil von 3/7 der anrechenbaren Eink&#252;nfte des Kl&#228;gers zu. Dieser wird mit dem im Vorverfahren ausgeurteilten monatlichen Unterhaltsbetrag von 1.440,-- DM bei weitem nicht erreicht, so da&#223; die Ab&#228;nderungsklage des Kl&#228;gers insoweit keinen Erfolg haben kann. Etwas anderes ergibt sich f&#252;r die Zeit vom 10.10.1986 bis zum 31.12.1986 auch dann nicht, wenn man annimmt, da&#223; im Jahre 1986 eine Steuererstattung nicht geflossen ist. Alsdann st&#228;nde der Beklagten ein Anteil von 3/7 von 4.366,97 DM zu (= 4.943,88 DM - 576,91 DM).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit vom 01.04.1987 bis zum 30.09.1987 hat die Beklagte einen Unterhaltsanspruch jedenfalls in der vom Amtsgericht Iserlohn im Verfahren 13 aF 103/83 ausgeurteilten H&#246;he von monatlich 1.440,-- DM gem&#228;&#223; &#167; 1573 Abs. 1 BGB. Dabei kann wegen der H&#246;he des Unterhaltsanspruchs auf die vorstehenden Ausf&#252;hrungen f&#252;r die Zeit bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 1987 verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Dem Grunde nach ist der Unterhaltsanspruch deshalb gegeben, weil der Beklagten nicht sogleich mit dem Fehlschlagen ihrer Bem&#252;hungen um das Vordiplom sp&#228;testens mit Ablauf des Winters des Semesters 1986/87 die Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit angesonnen werden kann. Vielmehr ist der Beklagten nunmehr ein Zeitraum von etwa sechs Monaten zuzubilligen, sich auf die Aufnahme einer praktischen Arbeit, etwa durch Teilnahme an einem vom Arbeitsamt angebotenen Kursus, wie die Beklagte ihn im Senatstermin vom 10.06.1988 dargelegt hat, vorzubereiten und sich gleichzeitig geh&#246;rig um eine Arbeitsstelle zu bem&#252;hen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Ab Oktober 1987 mu&#223; sich die Beklagte so behandeln lassen, als habe sie eine Arbeitsstelle mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.300,-- DM gefunden. Denn die Beklagte war, nachdem die Erfolglosigkeit ihres Studiums Ende M&#228;rz 1987 feststand, gehalten, sich geh&#246;rig um eine Arbeitsstelle zu bem&#252;hen. Dazu geh&#246;rte neben der Meldung beim Arbeitsamt, der etwa gebotenen Teilnahme an einer praktischen Einweisung in kaufm&#228;nnische B&#252;rot&#228;tigkeiten auch ein umfassendes Ma&#223; privater Bem&#252;hungen um eine geeignete Arbeitsstelle. Bem&#252;hungen irgendwelcher Art um eine Arbeitsstelle sind nicht ersichtlich. Selbst bei einem Alter der Beklagten von 51 Jahren im Jahre 1987 k&#246;nnen Stellen im Bereich des Verkaufs, der B&#252;rot&#228;tigkeit, der Hauswirtschaft u.&#228;. gefunden werden, wobei der Beklagten nunmehr nach Fehlschlagen der Berufsausbildung auch eine T&#228;tigkeit angesonnen werden kann, die bei Beginn der Ausbildung abgelehnt werden durfte (M&#252;nchKom, BGB, &#167; 1575 Rz 17). Dabei werden sich sozialer Stand und Kenntnisse, welche die Beklagte im Verlaufe ihrer Ausbildung erreicht hat, positiv auswirken. Gesundheitliche Hindernisse zur Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit sind auf seiten der Beklagten nicht vorgetragen worden und auch sonst nicht ersichtlich. Da die Beklagte &#252;berdies &#246;rtlich nicht gebunden ist, mu&#223; angenommen werden, da&#223; sie unter Ausnutzung aller M&#246;glichkeiten ab 1. Oktober 1987 eine Stelle h&#228;tte haben k&#246;nnen, die mit (fiktiven) monatlichen Nettoeink&#252;nften von 1.300,-- DM bezahlt w&#252;rde. Ein h&#246;heres Einkommen, wie es etwa nach erfolgreichem Studienabschlu&#223; gezahlt w&#252;rde, kann nicht angenommen werden. Denn das Studium ist gerade nicht erfolgreich abgeschlossen worden. Treu und Glauben bieten keine andere Beurteilung. Die Beklagte hat den Mi&#223;erfolg ihres Studiums n&#228;mlich, wie bereits weiter vorne ausgef&#252;hrt, nicht mutwillig selbst herbeigef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Der der Beklagten ab 01.10.1987 zustehende Anspruch auf Aufstockungsunterhalt bemi&#223;t sich nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen. Die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse werden im allgemeinen durch das Einkommen bestimmt, wobei f&#252;r den nachehelichen Unterhalt auf den Zeitpunkt der Rechtskraft der Scheidung abzustellen ist. Vorliegend wurden die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse bei Scheidung allein durch Einkommen des Kl&#228;gers gepr&#228;gt, so da&#223; die Beklage sich ihr - fiktives - Einkommen auf ihren Bedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen anrechnen lassen mu&#223; (BGH, FamRZ 1982, 255 ff/257). Dabei stellt sich der Bedarf der Kl&#228;gerin als eine Quote des derzeitigen, sich im Zuge der allgemeinen Einkommensentwicklung bewegenden Einkommens des Kl&#228;gers dar (vgl. BGH, FamRZ 1987, 459 ff). Diese Quote nimmt der Senat, in Abkehr von seiner bisherigen Rechtsprechung, mit einem Anteil von 3/7 des anrechenbaren Einkommens des Kl&#228;gers an.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1569 ff, 1578 Abs. 1 BGB ist der Unterhalt so zu bemessen, da&#223; beide Ehegatten grunds&#228;tzlich in gleicher Weise am ehelichen Lebensstandard teilnehmen und da&#223; jedem die H&#228;lfte des verteilungsf&#228;higen Einkommens zuzubilligen ist. Jedoch widerspricht es dem Halbteilungsgrundsatz nicht, zugunsten des erwerbst&#228;tigen Unterhaltsverpflichteten von einer strikt h&#228;lftigen Aufteilung in ma&#223;voller Weise abzuweichen, um den mit einer Berufsaus&#252;bung verbundenen h&#246;heren Aufwand zu ber&#252;cksichtigen und zugleich einen Anreiz zur Erwerbst&#228;tigkeit zu schaffen. Dementsprechend ist in der Regel in &#220;bereinstimmung damit, da&#223; einem jeden der Ehegatten bei Anwendung der Differenzmethode, also wenn beide Ehegatten berufst&#228;tig sind und dem Unterhaltsberechtigten ein Anteil von 3/7 der Differenz beider Einkommen zusteht, jedem Ehegatten von seinem eigenen Einkommen 4/7 verbleiben, dem erwerbst&#228;tigen Unterhaltsschuldner ein Anteil von 1/7 vorab zu belassen (vgl. BGH, FamRZ 1988, 265 ff/267).</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Ein Anteil von 3/7 des anrechenbaren Einkommens des Kl&#228;gers, welches, wie weiter vorne ermittelt worden ist, 4.943,88 DM betr&#228;gt, macht 2.118,81 DM aus.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Auf diesen Bedarf ist f&#252;r die Zeit ab 01.10.1987 das - fiktive - Erwerbseinkommen der Beklagten von 1.300,-- DM anzurechnen, wobei allerdings auch der Beklagten der mit der Aus&#252;bung der Erwerbst&#228;tigkeit verbundene erh&#246;hte Aufwand abzugelten und ein Anreiz f&#252;r die (weitere) Erwerbst&#228;tigkeit zuzubilligen ist (BGH, a.a.O.). Bel&#228;&#223;t man dementsprechend auch der Beklagten vorab einen Anteil von 1/7 ihres fiktiven Einkommens aus 1.300,-- DM, das sind 185,71 DM, dann verbleiben 1.114,29 DM, die anzurechnen sind.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Rechnet man 1.114,29 DM fiktiven Erwerbseinkommens der Beklagten auf den Bedarf von 2.118,81 DM an, dann verbleibt ein restlicher Unterhaltsanspruch von 1.004,52 DM, also rund 1.005,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Eine Anwendung des &#167; 1578 Abs. 1 Satz 2 BGB scheidet aus, da die Ehe der Parteien von langer Dauer war.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist, wie geschehen, zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebeneinscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,353
lg-dusseldorf-1988-07-04-25-t-54388
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
25 T 543/88
1988-07-04T00:00:00
2019-03-13T14:53:25
2022-10-18T15:03:47
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1988:0704.25T543.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten des Beklagten als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p>Beschwerdewert: 300,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px"><u>Gr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Auf die an den Beklagten am 18.04.1988 zugestellte Aufforderung nach &#167; 276 Abs. 1 Satz 1 ZPO teilte der Haftpflichtversicherer des Beklagten, die A., durch ihr am 23.04.1988 bei dem Amtsgericht D&#252;sseldorf eingegangenes Schreiben vom 21.04.1988 mit: "Hiermit zeigen wird die Verteidigungsabsicht an." Mit Schreiben vom 03.05.1988 verlautbarte die A., ihre Prozessf&#252;hrungsbefugnis ergebe sich, ohne dass die Vorlage einer Prozessvollmacht erforderlich sei, aus &#167; 5 Nr. 4 AHB. Der Amtsrichter teilte dem Haftpflichtversicherer alsdann mit, dass diese Rechtsmeinung falsch sei, und es erging ohne m&#252;ndliche Verhandlung gegen den Beklagten das Vers&#228;umnisurteil vom 04.05.1988, gegen das der Beklagte Einspruch eingelegt hat. Durch Schriftsatz seiner Prozessbevollm&#228;chtigten vom 07.06.1988 beantragte der Beklagte, die Zwangsvollstreckung aus dem Vers&#228;umnisurteil - notfalls gegen Sicherheitsleistung - einstweilen einzustellen. Durch Beschluss des Amtsgerichts D&#252;sseldorf vom 09.06.1988 wurde die Zwangsvollstreckung aus dem Vers&#228;umnisurteil gegen Sicherheitsleistung des Beklagten in H&#246;he von DM 950,-- einstweilen eingestellt. Gegen den ihm am 14.06.1988 zugestellten Beschluss hat der Beklagte sofortige Beschwerde, eingegangen am 21.06.1988, eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">Die sofortige Beschwerde ist unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Die Unzul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels folgt aus &#167;&#167; 719 Abs. 1 Satz, 707 Abs. 2 Satz 2 ZPO. Die amtsgerichtliche Entscheidung ist nicht ausnahmsweise mit der sofortigen Beschwerde anfechtbar. Dass das Vers&#228;umnisurteil nicht in gesetzlicher Weise ergangen sei (&#167; 719 Abs. 1 Satz 2 ZPO), was der Amtsrichter nach Ansicht des Beklagten verkannt habe, ist nicht zu bejahen. &#167; 331 Abs. 3 ZPO stand dem Erlass des Vers&#228;umnisurteils nicht entgegen. Der Beklagte hatte seine Verteidigungsabsicht nicht angezeigt. Die Mitteilung seines Haftpflichtversicherers vom 21.04.1988 wirkt nicht zu seinen Gunsten, da die A. nicht der Prozessbevollm&#228;chtigte des Beklagten war. Insoweit eine Vertretung durch Anw&#228;lte nicht geboten ist, was hier vorliegt, k&#246;nnen die Parteien den Rechtsstreit durch jede prozessf&#228;hige Person als Bevollm&#228;chtigten f&#252;hren (&#167; 79 ZPO). Der Haftpflichtversicherer des Beklagten ist eine juristische Person, der als solcher die Prozessf&#228;higkeit gem&#228;&#223; &#167; 52 ZPO fehlt, da sie sich nicht selbst, sondern nur durch ihren gesetzlichen Vertreter rechtsgesch&#228;ftlich verpflichten kann (vgl. Stein/Jonas/ Leipold, ZPO, &#167; 20 Rdnr. 19; Wussow, AHB, &#167; 3 Anm. 18; Stiefel/ Hofmann, AKB, &#167; 10 Rdnr. 134). Aus den Entscheidungen des OLG Stuttgart VersR 1958, 105 und des LG K&#246;ln VersR 1962, 217 folgt f&#252;r den vorliegend zu beurteilenden Sachverhalt nichts anderes. Die genannten Entscheidungen sind zu der Vertretung des Versicherungsnehmers durch den Haftpflichtversicherer im Armenrechtsverfahren ergangen. Ihm ist die Anzeige nach &#167; 276 Abs. 1 Satz 1 ZPO nicht gleichzustellen, denn es war dem eigentlichen Rechtsstreit vorgelagert, w&#228;hrend die Anzeige nach &#167; 276 Abs. 1 Satz 1 ZPO bereits innerhalb des Rechtsstreits erfolgt, was sich auch daran zeigt, dass ihre Abgabe dem Anwaltszwang unterliegt (&#167;&#167; 276 Abs. 2, 271 Abs. 2 ZPO), w&#228;hrend dieser f&#252;r das Armenrechts- bzw. Prozesskostenhilfeverfahren nicht gilt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">Die Auslegung, dass der Haftpflichtversicherer des Beklagten auf Grund der Befugnis des &#167; 5 Nr. 7 AHB einen seiner Bediensteten zum Prozessbevollm&#228;chtigten des Beklagten bestellt hat, verbietet sich, weil der Haftpflichtversicherer mit Schreiben vom 03.05.1988 darauf beharrt hat, selbst prozessf&#252;hrungsbefugt zu sein.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p>
315,354
ovgnrw-1988-07-01-8-a-271185
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 A 2711/85
1988-07-01T00:00:00
2019-03-13T14:53:27
2019-03-27T09:43:20
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1988:0701.8A2711.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Teilurteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird mit dem Klageantrag zu 1. abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden, tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Sohn ... der Beklagten besuchte in der Zeit vom 1. Januar 1983 bis zum 31. Mai 1984 den st&#228;dtischen Kindergarten in ..., dessen Tr&#228;gerin die Kl&#228;gerin ist. Der Beklagte zu 1. ist niedergelassener Rechtsanwalt, die Beklagte zu 2. hat den Beruf einer Lehrerin erlernt, war indessen in der hier in Frage stehenden Zeit ohne Dienstbez&#252;ge beurlaubt. Die Beklagten entrichteten f&#252;r den oben genannten Zeitraum einen monatlichen Elternbeitrag von 35,- DM. Aufforderungen der Kl&#228;gerin zur Selbsteinsch&#228;tzung gem&#228;&#223; &#167;14 Abs. 5 Satz 2 des Zweiten Gesetzes zur Ausf&#252;hrung des Gesetzes f&#252;r Jugendwohlfahrt (Kindergartengesetz - KgG) vom 21. Dezember 1971 (GV NW S. 176), in der Fassung des Gesetzes vom 21. Dezember 1982 (GV NW S. 800) kamen die Beklagten mit der Begr&#252;ndung nicht nach, die im Kindergartengesetz vorgesehene Beitragsstaffelung nach der H&#246;he des Einkommens sei verfassungswidrig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In einem "Beitragsfestsetzungs- und Zahlungsaufforderungsbescheid" vom 23. August 1983 setzte die Kl&#228;gerin daraufhin den Elternbeitrag f&#252;r das Jahr 1983 auf 1.200,- DM bzw. 100,- DM monatlich fest. Nach erfolglosem Vorverfahren haben die Beklagten hiergegen am 24. Dezember 1983 die Klage 1 K 2253/83 VG Aachen erhoben. Das Verwaltungsgericht hat mit Urteil vom 6. Dezember 1984 den Bescheid des Beklagten vom 23. August 1983 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15. Dezember 1983 aufgehoben. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Weder das Kindergartengesetz noch das Gesetz f&#252;r Jugendwohlfahrt (JWG) enthielten eine gesetzliche Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r den Erla&#223; eines Beitragsfestsetzungsbescheides betreffend die Erhebung von Elternbeitr&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 30. Januar 1985 hat die Kl&#228;gerin daraufhin die vorliegende Klage gegen die Beklagten erhoben. Sie hat vorgebracht: Es bestehe eine gesetzliche Pflicht zur Selbsteinsch&#228;tzung; die Verweigerung der Beklagten stelle ein offenes Fehl verhalten dar. Deshalb sei, weil ein Verwaltungsakt nach der Auffassung des Verwaltungsgerichts Aachen nicht ergehen d&#252;rfe, Leistungsklage geboten. Sie begehre des weiteren die Verurteilung der Beklagten zur Zahlung von 425,- DM bzw. 1.105,- DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit. Der Betrag richte sich danach, welches Einkommen der Beklagten in der fraglichen Zeit zugrunde zu legen sei. Die Kl&#228;gerin hat weiterhin vorgebracht: Die Beitragsstaffelung in &#167;14 KgG sei mit der Verfassung vereinbar. Auch in anderen Bereichen der Daseinsf&#252;rsorge gebe es eine an den sozialen Verh&#228;ltnissen der jeweiligen Familie orientierte Festsetzung von Beitr&#228;gen. Art. 3 des Grundgesetzes sei mithin nicht verletzt, weil eine Differenzierung durch sachliche Erw&#228;gungen gerechtfertigt sei. &#167;14 Abs. 5 KgG versto&#223;e auch nicht gegen Art. 4 Abs. 2 der Landesverfassung, wonach jeder einen Anspruch auf den Schutz seiner personenbezogenen Daten habe. Die reine Erhebung von Daten stelle noch keinen Eingriff in die Schutzsph&#228;re dar. Im &#252;brigen k&#246;nnten gem&#228;&#223; Art. 4 Abs. 2 der Landesverfassung auch auf Grund eines Gesetzes Eingriffe gerechtfertigt sein, wenn sie den &#252;berwiegenden Interessen der Allgemeinheit dienten. Die Beitragsstaffelung und Selbsteinsch&#228;tzung diene zur Sicherung der Finanzierung der Kinderg&#228;rten, dies sei ein Interesse der Allgemeinheit. F&#252;r eine Verletzung des Datenschutzgesetzes fehle es bereits an den Voraussetzungen dieses Gesetzes. Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> 1) die Beklagten zu verurteilen, der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber zu erkl&#228;ren, welcher Beitragsstufe nach den Abs. 2 und 3 des &#167;14 Kindergartengesetz (KgG) sie zuzuordnen sind,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> 2) f&#252;r den Fall, da&#223; die Selbsteinsch&#228;tzung im Sinne des Klageantrages zu 1) zur Einordnung in eine Einkommenskategorie des &#167;14 Abs. 3 KgG f&#252;hrt, die Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 425,- DM bzw. 1.105,- DM mit 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie haben vorgebracht: Das Kindergartengesetz versto&#223;e hinsichtlich der Selbsteinsch&#228;tzung gegen geltendes Abgaben-, Verfassungs- und Datenschutzrecht. Bei einer Selbsteinsch&#228;tzung erhielte eine nicht absehbare Zahl von Personen, n&#228;mlich Mitarbeiter des Kindergartens, des Tr&#228;gers und des Jugendamtes, Kenntnis von der Selbsteinsch&#228;tzung und der sich evtl. anschlie&#223;enden &#220;berpr&#252;fung, obwohl diese Personen keiner Pflicht zur Geheimhaltung unterl&#228;gen. Die Beitragsstaffelung sei verfassungswidrig. Sie versto&#223;e insbesondere gegen Art. 3 des Grundgesetzes, da die vorgesehene Differenzierung der Beitragsh&#246;he nicht auf sachlichen Erw&#228;gungen beruhe. Es sei nicht einzusehen, da&#223; die Inanspruchnahme derselben Einrichtung zu einer unterschiedlichen Beitragsstaffelung berechtigen k&#246;nne. Aus demselben Grund versto&#223;e die unter sozialen Gesichtspunkten vorgenommene Beitragsstaffelung gegen abgabenrechtliche Grunds&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat mit dem angefochtenen Teilurteil dem Klageantrag zu 1) stattgegeben. Es hat ausgef&#252;hrt: Bei dem von der Kl&#228;gerin betriebenen Kindergarten in ... handle es sich um eine &#246;ffentliche Einrichtung im Sinne des &#167;18 Abs. 2 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (GO NW). Das "Ob" der Benutzung einer solchen Einrichtung unterliege dem &#246;ffentlichen Recht, das "Wie" der Benutzung k&#246;nne sowohl &#246;ffentlich-rechtlich als auch privat-rechtlich geregelt werden. Vorliegend sei das Betriebsverh&#228;ltnis des st&#228;dtischen Kindergartens in der Zeit, um die es hier gehe, &#246;ffentlich-rechtlich ausgestaltet gewesen. Der Anspruch auf Verpflichtung der Beklagten zur Selbsteinsch&#228;tzung sei auch begr&#252;ndet. Ohne eine solche Selbsteinsch&#228;tzung sei der Tr&#228;ger des Kindergartens nicht imstande festzustellen, welche der nach den Abs&#228;tzen 2 und 3 des &#167;14 KgG in Betracht kommenden Elternbeitr&#228;ge anzusetzen seien. Die Selbsteinsch&#228;tzung sei unabdingbare Voraussetzung f&#252;r die Vermittlung des ma&#223;geblichen Beitragssatzes bzw. das T&#228;tigwerden der Bewilligungsbeh&#246;rde. Bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung von Sinn und Zweck und des Zusammenhangs der in Rede stehenden gesetzlichen Regelung m&#252;sse deshalb von einer Verpflichtung der Erziehungsberechtigten zur Selbsteinsch&#228;tzung ausgegangen werden, weil andernfalls die gesetzliche Regelung leer liefe. Im &#252;brigen sei die Selbsteinsch&#228;tzung gegen&#252;ber der in &#167;14 Abs. 5 Satz 4 KgG ausdr&#252;cklich geregelten Verpflichtung der Erziehungsberechtigten, die erforderlichen Angaben zu machen und zu belegen, als Minus anzusehen, so da&#223; es unverst&#228;ndlich w&#228;re, nicht auch insoweit von einer gesetzlichen Verpflichtung auszugehen. Die Selbsteinsch&#228;tzung sei auch mit dem Datenschutzrecht vereinbar. Weil die Beklagten sich geweigert h&#228;tten, die Selbsteinsch&#228;tzung vorzunehmen, seien sie auf Grund des von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Klagebegehrens hierzu antragsgem&#228;&#223; zu verpflichten. Schlie&#223;lich sei auch die Staffelung der Elternbeitr&#228;ge verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Die Einkommensverh&#228;ltnisse als Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die H&#246;he des zu erhebenden Kostenbeitrages stellten unter Ber&#252;cksichtigung der in &#167;81 JWG getroffenen Regelung ein sich geradezu aufdr&#228;ngendes sachliches Kriterium dar. Ob und inwieweit diese Regelung gegen&#252;ber fr&#252;herem gesetzgeberischem Vorhaben, den Elternbeitrag letztendlich ganz entfallen zu lassen, politisch kritikw&#252;rdig sei oder nicht, m&#246;ge dahinstehen. Jedenfalls sei der Gesetzgeber nicht daran gehindert, insbesondere aus finanzpolitischen Erw&#228;gungen im Rahmen seines gesetzgeberischen Ermessens zu neuen Entscheidungen zu gelangen. Hinsichtlich des Klageantrages zu 2), der von der Kl&#228;gerin zul&#228;ssigerweise im Rahmen einer Stufenklage geltend gemacht werde, komme derzeit eine Entscheidung noch nicht in Betracht, da insoweit erst die von den Beklagten vorzunehmende Selbsteinsch&#228;tzung vorliegen m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihnen am 11. Dezember 1985 zugestellte Teilurteil haben die Beklagten am selben Tag Berufung eingelegt. Sie wiederholen ihr erstinstanzliches Vorbringen und bringen erg&#228;nzend vor: &#167;14 KgG biete weder eine geeignete Erm&#228;chtigungsgrundlage zur Erhebung der in &#167;14 Abs. 2 und 3 gestaffelten Elternbeitr&#228;ge noch f&#252;r eine sogenannte Selbsteinsch&#228;tzung. W&#252;rden f&#252;r die &#246;ffentlich- rechtliche Inanspruchnahme eines kommunalen Kindergartens Elternbeitr&#228;ge erhoben, so seien diese Benutzungsgeb&#252;hren. Eine Staffelung der Elternbeitr&#228;ge sei nach abgabenrechtlichen Prinzipien nicht zul&#228;ssig. Wesentlicher Gedanke des Abgabenrechts sei das Gleichbehandlungsprinzip des Art. 3 GG. Bei gleicher Inanspruchnahme d&#252;rften nur gleich hohe Geb&#252;hren verlangt werden. Ihr Sohn habe die Einrichtung Kindergarten in gleicher Art und Weise in Anspruch genommen wie die Kinder derjenigen Eltern, die &#252;ber ein geringeres Einkommen verf&#252;gten. Daf&#252;r, da&#223; die besserverdienenden Eltern bei gleicher Inanspruchnahme h&#246;here Geb&#252;hren zu entrichten h&#228;tten, sei kein sachlicher Grund erkennbar. Ihres Erachtens handle es sich um eine rein politische, rechtlich nicht haltbare L&#246;sung. Bereits ein einheitlicher monatlicher Elternbeitrag von 37,50 DM f&#252;hre zum selben Ergebnis. Auch &#167;81 JWG stelle keine Erm&#228;chtigungsnorm f&#252;r die Erhebung von Elternbeitr&#228;gen dar. Das Jugendwohlfahrtsgesetz ziele auf konkrete Hilfe zur Erziehung f&#252;r einen einzelnen Minderj&#228;hrigen hin. Bei der Berechnung der Kostenerstattungspflicht der Erziehungsberechtigten bei Hilfen f&#252;r einzelne Jugendliche m&#252;sse in jedem Einzelfall eine differenzierte Betrachtung vorgenommen werden. Eine pauschalierte Beitragserhebung bei verschiedenen Einkommensgruppen sehe das Gesetz nicht vor. Die &#167;&#167;80 ff. JWG sagten auch nichts dar&#252;ber, da&#223; bei gleichartigen Sachverhalten eine Kostenbeteiligung der Erziehungsberechtigten vorgenommen werden m&#252;sse. Die Frage nach der Verfassungswidrigkeit des &#167;14 KgG stelle sich demzufolge auch, wenn man die diesbez&#252;glichen Bestimmungen an den Prinzipien der Kostenbeteiligung des Jugendwohlfahrtsgesetzes messe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Teilurteil zu &#228;ndern und den Klageantrag zu 1) der Kl&#228;gerin abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie bringt vor: Der Kindergartenbeitrag sei ein Kostenbeitrag nach den &#167;&#167;80 ff. JWG. Durch das Kindergartengesetz seien seit dem 1. Januar 1983 die Elternbeitr&#228;ge landesgesetzlich festgelegt. Mit dieser Festlegung sei eine Spezialregelung getroffen worden, die f&#252;r eine Heranziehung von geb&#252;hrenrechtlichen Grunds&#228;tzen des Kommunalabgabengesetzes keinen Raum mehr lasse. Mithin versto&#223;e &#167;14 KgG auch nicht gegen Art. 3 GG unter dem Gesichtspunkt der abgabenrechtlichen Prinzipien. Die Bestimmungen der &#167;&#167;80 ff. JWG lie&#223;en auch keinen Raum f&#252;r eine &#246;rtliche Kindergartenbeitragssatzung. Die gesetzliche Bestimmung der vollen oder anteiligen Kostentragung durch Eltern von Kindergartenkindern, des jeweiligen Tr&#228;gers der Einrichtung und der Tr&#228;ger der &#246;ffentlichen Jugendhilfe finde ihre Erm&#228;chtigungsgrundlage in &#167;81 Abs. 3 JWG. Es w&#228;re auch ohne weiteres einleuchtend, die H&#246;he des Elternbeitrages im Einzelfall auf Grund von den Eltern offenzulegender Einkommensverh&#228;ltnisse zu ermitteln. Der Landesgesetzgeber habe indessen den Weg der freiwilligen Selbsteinsch&#228;tzung als milderes Mittel gegen&#252;ber der Offenlegung der Einkommensverh&#228;ltnisse gew&#228;hlt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Verfahrensakte und der weiteren Verfahrensakte 1 K 2253/83 Aachen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten gegen das Teilurteil des Verwaltungsgerichts Aachen vom 17. Oktober 1985 hat Erfolg. Das Verwaltungsgericht hat - was allein Gegenstand der Berufung ist - dem Klageantrag zu 1) zu Unrecht stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Klagebegehren ist der Verwaltungsrechtsweg gem&#228;&#223; &#167;40 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) gegeben; denn es handelt sich um eine &#246;ffentlich-rechtliche Streitigkeit nichtverfassungsrechtlicher Art, f&#252;r die eine Sonderzuweisung an ein anderes Gericht nicht besteht. Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, k&#246;nnen kommunale Tr&#228;ger, wie Gemeinden und Kreise, das Betriebsverh&#228;ltnis, d.h. das "Wie" der Benutzung eines von ihnen betriebenen Kindergartens sowohl &#246;ffentlich-rechtlich als auch privatrechtlich regeln.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> Vgl. K&#252;nzel/Moskal, Kindergartengesetz Nordrhein-Westfalen, 12. Aufl. 1986, &#167;14 Anm. II 1 b; s.a. Kottmann, Nach dem Einkommen gestaffelte Elternbeitr&#228;ge gem&#228;&#223; &#167;14 Abs. 3 Kindergartengesetz Nordrhein-Westfalen, Kommunale Steuerzeitschrift (KStZ) 1985, 42, 43; Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW), Urteil vom 20. November 1978 - II A 1037/77 -, Der Gemeindehaushalt 1979, 184; Beschlu&#223; vom 18. November 1983 - 2 B 2037/83 -, Die &#214;ffentliche Verwaltung (D&#214;V) 1984, 638 = KStZ 1984, 78.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der hier in Rede stehenden Zeit war das Betriebsverh&#228;ltnis des st&#228;dtischen Kindergartens ... &#246;ffentlich-rechtlich ausgestaltet. Dies haben die Parteien auch im Berufungsverfahren nicht in Abrede gestellt. Nunmehr ist die Kl&#228;gerin allerdings in Abkehr von ihrer bisherigen Praxis dazu &#252;bergegangen, mit den Erziehungsberechtigten privatrechtliche Benutzungsvertr&#228;ge abzuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Leistungsklage ist auch ein Rechtsschutzinteresse anzunehmen. Es ergeben sich keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Kl&#228;gerin das mit der Klage verfolgte Ziel auf andere, einfachere Weise erreichen k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist aber unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht der mit dem Klageantrag zu 1) geltend gemachte Anspruch nicht zur Seite. Das Kindergartengesetz verpflichtet die Beklagten nicht zur Abgabe einer Erkl&#228;rung gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin, welcher Beitragsstufe nach den Abs. 2 und 3 des &#167;14 KgG sie (die Beklagten) zuzuordnen sind (Selbsteinsch&#228;tzung).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Anspruch auf Verpflichtung der Beklagten zur Selbsteinsch&#228;tzung ist entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts aus der gesetzlichen Bestimmung des &#167;14 Abs. 5 Satz 2 KgG, welche allein n&#228;her in Betracht zu ziehen ist, nicht herzuleiten. Diese Bestimmung beinhaltet keine Erm&#228;chtigungsgrundlage, die Erziehungsberechtigten eines den Kindergarten besuchenden Kindes zur Leistung eines Elternbeitrages durch Bescheid zu verpflichten, wie es das Verwaltungsgericht bereits in dem diesem Verfahren vorausgegangenen Verfahren 1 K 2253/83 Aachen mit Urteil vom 6. Dezember 1984 zu Recht ausgef&#252;hrt hat und wie es der Senat in dem ebenfalls am heutigen Tage verhandelten Berufungsverfahren 8 A 2032/86 entschieden hat. Der Bestimmung ist auch keine Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r eine Inanspruchnahme der Erziehungsberechtigten zur Selbsteinsch&#228;tzung im Rahmen einer allein auf &#167;14 Abs. 5 Satz 2 KgG gest&#252;tzten Leistungsklage zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">F&#252;r dieses Ergebnis streiten sowohl der Wortlaut als auch die Systematik und die Entstehungsgeschichte des &#167;14 Abs. 5 KgG.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;14 Abs. 5 Satz 1 KgG obliegt dem Tr&#228;ger des Kindergartens (hier: der Kl&#228;gerin) der Einzug der Elternbeitr&#228;ge. Gem&#228;&#223; Satz 2 dieser Bestimmung "erkl&#228;ren" die Erziehungsberechtigten ihn gegen&#252;ber, welcher Beitragsstufe nach Abs. 2 und 3 sie zuzuordnen sind (Selbsteinsch&#228;tzung). Schon die Begriffswahl: "die Erziehungsberechtigten erkl&#228;ren" spricht dagegen, da&#223; das Kindergartengesetz den Tr&#228;gern der Kinderg&#228;rten eine einklagbare Verpflichtung zur Abgabe einer solchen Erkl&#228;rung zur Verf&#252;gung stellt. Dies wird auch aus dem Wortlaut des &#167;14 Abs. 5 Satz 3 KgG deutlich, wonach die Bewilligungsbeh&#246;rde, das ist das zust&#228;ndige Jugendamt, die Richtigkeit der (abgegebenen) Selbsteinsch&#228;tzung &#252;berpr&#252;fen kann, wenn sich Anhaltspunkte f&#252;r eine offensichtlich fehlerhafte Selbsteinsch&#228;tzung ergeben. Die Erziehungsberechtigten sind (nach dem Wortlaut des &#167;14 Abs. 5 Satz 4 KgG) in diesen F&#228;llen dann verpflichtet, die erforderlichen Angaben zu machen und zu belegen; die Bewilligungsbeh&#246;rde teilt das Ergebnis der &#220;berpr&#252;fung dem Tr&#228;ger des Kindergartens sowie den Erziehungsberechtigten mit (&#167;14 Abs. 5 Satz 5 KgG). Allein aus der unterschiedlichen und bewu&#223;t verschiedenen Wortwahl ("die Erziehungsberechtigten erkl&#228;ren" und "die Erziehungsberechtigten sind verpflichtet") ist zu schlie&#223;en, da&#223; der Landesgesetzgeber die Erziehungsberechtigten im ersten Stadium der Beitragsveranlagung (der Selbsteinsch&#228;tzung) jedenfalls durch das Kindergartengesetz noch nicht verpflichten wollte, sondern das dies erst im zweiten Stadium, in dem es um die Abgabe von Erkl&#228;rungen gegen&#252;ber einer Beh&#246;rde geht, der Fall sein sollte. Wenn der Landesgesetzgeber eine gerichtlich durchsetzbare, auf &#167;14 Abs. 5 KgG gest&#252;tzte Verpflichtung der Erziehungsberechtigten zur Selbsteinsch&#228;tzung (bereits) gegen&#252;ber dem Tr&#228;ger des Kindergarten gewollt h&#228;tte, h&#228;tte er dies deutlich klargestellt (klarstellen m&#252;ssen).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis wird auch durch die Gesetzesmaterialien best&#228;tigt. In den Einzelbegr&#252;ndungen zum Gesetzentwurf zur &#196;nderung des Kindergartengesetzes hei&#223;t es - soweit es hier interessiert -:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> "Bei der Bestimmung der Beitragsh&#246;he soll jeder b&#252;rokratische Aufwand vermieden werden. Es ist daher eine Regelung beabsichtigt, nach der die Erziehungsberechtigten sich selber der f&#252;r sie zutreffenden Beitragsklasse zuordnen. Eine &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeit soll nur zur Vermeidung von Mi&#223;br&#228;uchen vorgesehen werden."</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. Landtagsdrucksache 9/1970 S. 14.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">In der Landtagssitzung vom 17. September 1982 hat sich der zust&#228;ndige Fachminister wie folgt ge&#228;u&#223;ert:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> "Die Landesregierung m&#246;chte den Versuch unternehmen, an das Verantwortungsbewu&#223;tsein der Eltern zu appellieren, und m&#246;chte von einem b&#252;rokratischen &#220;berpr&#252;fungsverfahren absehen. Der Entwurf geht deshalb davon aus, da&#223; sich die Eltern jeweils selbst einsch&#228;tzen, und die Landesregierung will damit ganz ausdr&#252;cklich einen Beitrag dazu leisten, an das Verantwortungsbewu&#223;tsein der Eltern zu appellieren und b&#252;rokratische &#220;berpr&#252;fung zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ich hoffe sehr, da&#223; dieses Angebot angenommen wird und dieses Experiment gelingt. &#220;berpr&#252;fungen sollen nur vorgenommen werden, wenn Anla&#223; zu der Vermutung besteht, da&#223; die Eltern falsche Angaben machen. Ich bin sehr gespannt darauf, ob dieses Angebot an den freien, selbst&#228;ndigen und verantwortungsbewu&#223;ten B&#252;rger angenommen wird. Ich habe bereits auch mit Praktikern gesprochen, die das werden durchf&#252;hren m&#252;ssen, und bin dabei zu dem Ergebnis gekommen, da&#223; es durchaus praktikable Verfahren gibt, die mit einem Minimum an b&#252;rokratischem Aufwand auskommen. Die Landesregierung hofft also, da&#223; diese Regelung der Selbsteinsch&#228;tzung akzeptiert wird und funktioniert."</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. Plenarprotokoll 9/58 vom 17. September 1982 - 3259 -.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Diese Zielvorstellungen und Er&#246;rterungen verdeutlichen, da&#223; der Landesgesetzgeber f&#252;r dieses Stadium der Beitragserhebung an eine durchsetzbare gesetzliche Verpflichtung zur Selbsteinsch&#228;tzung nicht gedacht und diese nicht einf&#252;hren wollte. Ein solches Eingriffsrecht (bereits) des Tr&#228;gers der Einrichtung ist zu keiner Zeit er&#246;rtert worden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> S.a. Mitteilung des Ministeriums f&#252;r Arbeit, Gesundheit und Soziales an die kommunalen Spitzenverb&#228;nde zur Selbsteinsch&#228;tzung der Eltern, ver&#246;ffentlicht in Eildienst des St&#228;dtetages NW 128/83.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diesen Befund streitet auch die Systematik des Kindergartengesetzes, soweit die Beteiligung der Erziehungsberechtigten an den Kosten der Einrichtung betroffen ist. &#167;14 KgG regelt bereits nach seiner amtlichen &#220;berschrift lediglich (als Pendant zur Regelung der Bau- und Einrichtungskosten in &#167;10 KgG), wie die Betriebskosten, d.h. die angemessenen Personal- und Sachkosten, die durch den Betrieb eines Kindergartens entstehen gedeckt werden (aufzubringen sind), n&#228;mlich durch eigene Leistung des Tr&#228;gers, durch Zusch&#252;sse des Jugendamtes und des Landes und durch Elternbeitr&#228;ge. Insoweit stimmt diese Regelung mit der alten Fassung des Gesetzes weitgehend &#252;berein. W&#228;hrend indessen das Kindergartengesetz in der Fassung vom 21. Dezember 1971 (GV NW S. 534) lediglich den Gesamtanteil der Elternbeitr&#228;ge an den Betriebskosten festlegte und die H&#246;he der Einzelbeitr&#228;ge offenlie&#223;, werden die Elternbeitr&#228;ge in der Neufassung nunmehr unmittelbar f&#252;r die Kinderg&#228;rten in Nordrhein-Westfalen einheitlich festgelegt (besser: nach oben begrenzt). Die Betriebskosten, die nach Abzug des sich daraus errechnenden Elternanteils sodann &#252;brigbleiben, werden prozentual unter den anderen Kostenbeteiligten gem&#228;&#223; der in &#167;14 Abs. 6 KgG getroffenen Verteilungsregelung aufgeteilt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> Vgl. K&#252;nzel/Moskal, a.a.O., &#167;14 II 1; Plenarprotokoll des Landtags NW vom 17. September 1982 - 9/58 3258 -.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Tr&#228;ger der jeweiligen Einrichtung werden verpflichtet, die Erziehungsberechtigten in der f&#252;r sie ma&#223;geblichen H&#246;he an den Betriebskosten zu beteiligen. Darin ersch&#246;pft sich diese Bestimmung. Wie diese Aufgabenzuweisung von den einzelnen Kindergartentr&#228;gern - je nach der rechtlichen Ausgestaltung des Benutzungsverh&#228;ltnisses und/oder nach der Rechtsnatur des Tr&#228;gers - im Einzelfall umgesetzt wird (etwa durch einen privatrechtlichen oder &#246;ffentlich-rechtlichen Vertrag), regelt &#167;14 KgG indessen nicht. Dies ist ganz bewu&#223;t geschehen, weil sich die Bestimmung an alle in Betracht kommenden Tr&#228;ger von Kinderg&#228;rten richtet, insbesondere - und vor allem - an die freien Tr&#228;ger der Jugendhilfe. Gem&#228;&#223; &#167;8 Abs. 1 KgG sind Kindergartentr&#228;ger in der Regel die Tr&#228;ger der freien Jugendhilfe und die Gemeinden ohne eigenes Jugendamt. Erst wenn ein geeigneter Tr&#228;ger der freien Jugendhilfe nicht vorhanden oder zur Errichtung und Unterhaltung eines Kindergartens nicht bereit oder in der Lage ist, und auch die Gemeinde ohne eigenes Jugendamt zur &#220;bernahme der Tr&#228;gerschaft als freiwillige &#246;ffentliche Aufgabe nicht bereit oder in der Lage ist, dann hat das Jugendamt die nach dem Bedarfsplan erforderlichen Einrichtungen selbst zu schaffen (Abs. 3 und 4). Die Errichtung und Unterhaltung von Kinderg&#228;rten obliegt demzufolge nur in Ausnahmef&#228;llen den (hoheitlich t&#228;tig werdenden) Jugend&#228;mtern, d.h. den Organen der &#246;ffentlichen Jugendhilfe im Sinne von &#167;2 JWG. Bei den mithin &#252;berwiegend angesprochenen freien Tr&#228;gern der Jugendhilfe gestalten sich aber die Rechtsbeziehungen zu den Erziehungsberechtigten und dem die Einrichtung besuchenden Kind im Regelfall nach Privatrecht mit der Folge, da&#223; ein privatrechtlicher Vertrag mit den Erziehungsberechtigten geschlossen, ein privatrechtliches Entgelt vereinbart und dieses ggf. auch auf dem Privatrechtsweg geltend gemacht werden mu&#223;. Auch kommunale Tr&#228;ger, k&#246;nnen - wie oben bereits erw&#228;hnt - das Betriebsverh&#228;ltnis, d.h. das "Wie" der Benutzung einer von ihnen betriebenen Einrichtung, sowohl &#246;ffentlich-rechtlich als auch privatrechtlich regeln und mit den Erziehungsberechtigten einen &#246;ffentlich-rechtlichen oder privatrechtlichen Vertrag &#252;ber die Benutzung des Kindergartens schlie&#223;en, d.h. die Aufgabenzuweisung aus dem Kindergartengesetz in diesen Vertr&#228;gen passend auf ihren Fall umsetzen. Die Kl&#228;gerin ist - zwar noch nicht f&#252;r den Zeitraum, der Gegenstand dieses Verfahrens ist - zwischenzeitlich ebenfalls hierzu &#252;bergegangen und schlie&#223;t nunmehr privatrechtliche Vertr&#228;ge mit den Erziehungsberechtigten.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Deshalb kann entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts auch nicht davon ausgegangen werden, da&#223; ohne eine aus dem Gesetz begr&#252;ndete Verpflichtung der Erziehungsberechtigten zur Selbsteinsch&#228;tzung, die im Weigerungsfalle durch Leistungsklage geltend gemacht werden kann, die Regelung des &#167;14 Abs. 5 KgG leer liefe, weil - soweit stimmt der Senat dem Verwaltungsgericht zu - die Selbsteinsch&#228;tzung unabdingbare Voraussetzung f&#252;r die Ermittlung des ma&#223;geblichen Beitragssatzes bzw. gegebenenfalls f&#252;r das T&#228;tigwerden der Bewilligungsbeh&#246;rde (des Jugendamtes) ist, so da&#223; ohne sie grunds&#228;tzlich nicht auszukommen ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Dem Verwaltungsgericht ist aber entgegenzuhalten, da&#223; es den Tr&#228;gern der Einrichtung unbenommen bleibt, je nach der rechtlichen Ausgestaltung des Benutzungsverh&#228;ltnisses eine entsprechende &#246;ffentlich-rechtliche oder privatrechtliche Verpflichtung in die mit den Erziehungsberechtigten abzuschlie&#223;enden Benutzungsvertr&#228;ge aufzunehmen, wie es die Kl&#228;gerin nunmehr ausweislich des in der m&#252;ndlichen Verhandlung &#252;berreichten Vertragsformulars inzwischen auch tut. Weigern sich in einem solchen Fall die Erziehungsberechtigten, sich zu einer Selbsteinsch&#228;tzung vertraglich zu verpflichten, und akzeptiert dies der Tr&#228;ger der Einrichtung nicht, so kommt mangels Einigung kein Vertrag zustande. Bei bestehenden Benutzungsverh&#228;ltnissen ist der Widerruf oder die K&#252;ndigung des abgeschlossenen oder konkludent vereinbarten Betreuungsvertrages m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"> Vgl. insoweit auch: K&#252;nzel/Moskal, a.a.O., &#167;14 II 4 c; s.a. die dort unter Nr. 4 aufgef&#252;hrte Rechtsprechung des Amtsgerichts L&#252;denscheid und des Landgerichts Aachen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bei einer g&#228;nzlichen Verweigerung einer Selbsteinsch&#228;tzung ist schlie&#223;lich auch eine weitere denkbare M&#246;glichkeit, die Erziehungsberechtigten je nach der Ausgestaltung des Benutzungsverh&#228;ltnisses privatrechtlich oder &#246;ffentlich-rechtlich in H&#246;he des nach dem Kindergartengesetz h&#246;chsten Elternbeitrages in Anspruch zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf, Urteil vom 1. Oktober 1984 - 19 K 4204/82 - unter Hinweis auf Amtsgericht L&#252;denscheid, Urteile vom 30. Juni 1983 und 17. August 1983 - 13 C 393/83 -; s.a. Kottmann, a.a.O., S. 45; a.A. K&#252;nzel/Moskal, a.a.O., II 4, 4 a und c.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Regelung des &#167;14 Abs. 5 Satz 2 KgG ersch&#246;pft sich mithin nach ihrem Wortlaut, ihrer Systematik und Entstehungsgeschichte in einer Aufgabenzuweisung an die Tr&#228;ger der Einrichtung, entsprechende Selbsteinsch&#228;tzungserkl&#228;rungen der Erziehungsberechtigten entgegenzunehmen und die sich daraus ergebenden Elternbeitr&#228;ge im Einzelfall einzuziehen. In welcher Form beides geschieht, regelt das Gesetz nicht. Die Ausgestaltung (Umsetzung) bleibt dem Kindergartentr&#228;ger entsprechend der rechtlichen Qualit&#228;t des Benutzungsverh&#228;ltnisses selbst &#252;berlassen. Letztere bestimmt auch das Vorgehen des Kindergartentr&#228;gers, wenn eine Selbsteinsch&#228;tzung verweigert wird oder sich Anhaltspunkte f&#252;r eine offensichtlich fehlerhafte Selbsteinsch&#228;tzung ergeben. Erst dann kann die Bewilligungsbeh&#246;rde, das Jugendamt, die Richtigkeit der Selbsteinsch&#228;tzung &#252;berpr&#252;fen und sind die Erziehungsberechtigten durch normative Regelung des Landesgesetzgebers verpflichtet, der Bewilligungsbeh&#246;rde gegen&#252;ber die erforderlichen Angaben zu machen und zu belegen. F&#252;r die 1. Stufe des Selbsteinsch&#228;tzungsverfahrens enth&#228;lt das Kindergartengesetz eine derartige normative Erm&#228;chtigungsgrundlage nicht. Da&#223; in der Zeit, um die es hier geht, schon eine vertragliche Verpflichtung zur Selbsteinsch&#228;tzung bestand (vereinbart war), haben die Parteien selbst nicht angef&#252;hrt und ist auch sonst nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Senat weist abschlie&#223;end - und vor allem im Hinblick auf das noch in erster Instanz befindliche weitere Teilverfahren - darauf hin, da&#223; die Staffelung der Elternbeitr&#228;ge nach Einkommensgruppen seines Erachtens nicht gegen h&#246;herrangiges Recht verst&#246;&#223;t. Er schlie&#223;t sich insoweit ausdr&#252;cklich der Entscheidung des OVG Bremen vom 16. Juni 1987 - OVG 1 BA 78/86 - Die &#214;ffentliche Verwaltung (D&#214;V) 1988, 178 ff. = Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl) 1988, 250 ff. - an. Elternbeitr&#228;ge zu den Betriebskosten eines Kindergartens sind keine Geb&#252;hren oder Beitr&#228;ge im abgabenrechtlichen Sinne und mithin auch nicht an abgabenrechtlichen Prinzipien zu messen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"> Vgl. hinsichtlich dieser Problematik: Hessischer Verwaltungsgerichtshof (Hess. VGH), Beschlu&#223; vom 28. September 1976 - VN 3/75 -, Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1977, 452 ff.; OVG L&#252;neburg, Urteil vom 26. Januar 1984 - 3 OVG C 7/83 -, Zeitschrift f&#252;r evangelisches Kirchenrecht (ZevKR) 30, S. 426 ff.; OVG NW, Urteil vom 20. November 1978 - II A 1037/77 -, a.a.O.; Beschlu&#223; vom 18. November 1983 - 2 B 2037/83 -, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gleich ob sie als "sonstige Geb&#252;hr", als "Beitrag eigener Art" ("sui generis") oder als Entgelt bezeichnet werden, ergeben sich f&#252;r sie allgemeine Grenzen lediglich aus dem Gleichheits- und Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz, demzufolge die mit der Geb&#252;hren-/Beitrags-/Entgeltregelung verfolgten Zwecke nicht au&#223;er Verh&#228;ltnis zu der dem B&#252;rger auferlegten Abgabe stehen d&#252;rfen. Dabei sind alle mit einer Geldleistung verfolgten, verfassungsrechtlich zul&#228;ssigen Zwecke als Abw&#228;gungsfaktoren in die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsbetrachtung einzubeziehen. Der Gleichheitssatz gebietet lediglich, da&#223; die Verkn&#252;pfung zwischen Kosten der Leistung und den daf&#252;r auferlegten "Entgelten" sich nicht in einer Weise gestaltet, die sich unter keinem vern&#252;nftigen Gesichtspunkt als sachgerecht erweist. Bei gleichartig beschaffenen Leistungen, die in rechnerischen und finanziellen Leistungseinheiten erfa&#223;t werden k&#246;nnen, m&#252;ssen die Ma&#223;st&#228;be und Grunds&#228;tze in den Grenzen der Praktikabilit&#228;t so gew&#228;hlt und gestaffelt werden, da&#223; sie unterschiedlichen Ausma&#223;en der erbrachten Leistung Rechnung tragen, damit die verh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Gleichheit unter den Geldleistungsschuldnern gewahrt bleibt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht (BVerfG), Beschlu&#223; vom 6. Februar 1979 - 2 BvL 5/76 -, Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE) 50, 217, 225 ff.; Beschlu&#223; vom 15. Dezember 1970 - 1 BvR 559, 571, 586/70 -, BVerfGE 29, 402, 411 ff.; OVG Bremen, Urteil vom 16. Juni 1987 - OVG 1 BA 78/86 -, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Staffelung der Kindergartenbeitr&#228;ge nach sozialen Grunds&#228;tzen verst&#246;&#223;t danach nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz des Art. 3 GG sowie den allgemeinen Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz. Der Gleichheitsgrundsatz verlangt nicht, da&#223; die hier in Frage stehenden Geldleistungen allein nach dem &#196;quivalenzprinzip und dem f&#252;r das allgemeine Geb&#252;hrenrecht niedergelegten Grundsatz der "speziellen Entgeltlichkeit" bemessen werden d&#252;rfen. Es geht, wie bereits dem Umstand zu entnehmen ist, da&#223; das Kindergartengesetz als zweites Gesetz zur Ausf&#252;hrung des Gesetzes f&#252;r Jugendwohlfahrt ergangen ist, um einen Bereich der Jugendwohlfahrt, mithin um einen Lebensbereich, der zum Zentrum des Sozialstaatsprinzips gerechnet werden mu&#223;. Dies verbietet schon eine &#220;bertragung von Prinzipien und Grunds&#228;tzen, die f&#252;r andere Bereiche der Daseinsf&#252;rsorge, wie z.B. Wasser- und Abwassergeb&#252;hren-, Anschlu&#223;beitrags- und -kostenrecht, getroffen worden sind. Hinzu tritt, da&#223; der Bundesgesetzgeber im Jugendwohlfahrtsrecht von einer grunds&#228;tzlichen Kostenbeteiligung der Eltern ausgeht (&#167;&#167;80 ff. JWG), wobei die Kostenbelastung der Erziehungsberechtigten und der Kinder/Minderj&#228;hrigen im Einzelfall bis zur vollen Aufbringung der Kosten aus ihrem Einkommen und Verm&#246;gen m&#246;glich ist. Demzufolge k&#246;nnen sich ernsthaft keine Bedenken gegen eine Lastenverteilung ergeben, die nach der sozialen Belastbarkeit (nach dem Einkommen der Erziehungsberechtigten) differenziert, zumindest, wenn dies in einem Rahmen geschieht, der hinter den tats&#228;chlichen Kosten einer Kindergartenbetreuung weit zur&#252;ckbleibt und die Erziehungsberechtigten &#228;u&#223;erst moderat in Anspruch nimmt. Ebenfalls kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; dies eine "unter keinem vern&#252;nftigen Gesichtspunkt sachgem&#228;&#223;e" Unterscheidung ist. Im Bereich sozial-rechtlicher Gestaltung hat der Gesetzgeber einen weiten Spielraum; das Sozialstaatsprinzip l&#228;&#223;t eine an der Leistungskraft orientierte Kostenbeteiligung zu, auch wenn es sich nicht um Steuern handelt. Nur eine gr&#246;bliche St&#246;rung f&#252;hrt zu einer Verfassungsrechtsverletzung.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG Bremen, Urteil vom 16. Juni 1987 - OVG 1 BA 78/86 -, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Eine solche gr&#246;bliche St&#246;rung ist aber hinsichtlich der Staffelung der Elternbeitr&#228;ge nach Einkommensgruppen zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167;154 Abs. 2, 188 Satz 2 VwGO. Der Senat z&#228;hlt Streitigkeiten aus dem Kindergartenrecht zu den Sachgebieten (hier: Jugendhilfe), f&#252;r die nach &#167;188 Satz 2 VwGO Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteil vom 31. Oktober 1986 - 8 A 1658/84 -.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das erstinstanzliche Verfahren hat das Verwaltungsgericht bisher eine Kostenentscheidung nicht getroffen, sondern diese ausdr&#252;cklich dem Endurteil vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167;132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,355
ag-neuss-1988-07-01-36-c-23288
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 232/88
1988-07-01T00:00:00
2019-03-13T14:53:28
2019-03-27T09:43:20
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1988:0701.36C232.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 174,-- DM nebst 4 % </p> <p>Zinsen von 12,-- DM seit dem 01.01.88, von weiteren je 31,-- DM</p> <p>seit dem 01.02. und 01.03.88 und von weiteren 100,-- DM seit </p> <p>dem 01.04.88 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin zu 11/18, der </p> <p>Beklagte zu 7/18.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist Mieter einer Wohnung der Kl&#228;gerin unter der im Rubrum genannten Anschrift. Die monatliche Nettomiete betr&#228;gt 690,-- DM. Etwa seit Februar 1987 wird die Wohnung &#252;ber den Beklagten von der Mieterin &#8230; und ihrem f&#252;nfj&#228;hrigen Sohn bewohnt. Wegen behaupteter L&#228;rmbel&#228;stigungen aus dieser Wohnung k&#252;rzte der Beklagte die vertraglich vereinbarte Miete im September 1987 um 150,-- DM, sowie in den Monaten Januar bis M&#228;rz 1988 um jeweils 100,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage begehrt die Kl&#228;gerin die Zahlung der r&#252;ckst&#228;ndigen Miete von 450,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beanatragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 450,-- DM nebst 4 % Zinsen seit</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">dem 01.02.88 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tr&#228;gt vor, er sei wegen der von der Wohnung der Mieterin &#8230; ausgehenden Ger&#228;uschbel&#228;stigungen zu einer Mietminderung berechtigt gewesen. Hinsichtlich des Umfangs der Ger&#228;uschbel&#228;stigungen wird auf die Aufstellungen des Beklagten f&#252;r die Monate November 87 bis Februar 88 (Bl. 23 f. d. A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in H&#246;he von 174,-- DM begr&#252;ndet, in H&#246;he von 274,-- DM war der Beklagte in den Monaten November 87 bis Februar 88 zu einer Mietminderung berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen den Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 535 Satz 2 BGB f&#252;r die Monate Dezember bis M&#228;rz 1988 ein r&#252;ckst&#228;ndiger Mietzinsanspruch in H&#246;he von 174,-- DM zu. Der Beklagte war in den Monaten November 1987 bis Februar 1988 gem&#228;&#223; &#167; 537 I BGB nur zur Zahlung einer um 10 %, d. h. um 69,-- DM, geminderten (Netto-) Miete verpflichtet. Bezg&#252;lich der November-Miete stand dem Beklagten insoweit gegen die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 812 BGB ein Bereicherungsanspruch zu, mit dem er zus&#228;tzlich zu der im Dezember vorgenommenen Minderung gegen den Mietzinsanspruch der Kl&#228;gerin f&#252;r diesen Monat aufgerechnet hat, &#167;&#167; 387, 389 BGB. Die Minderung der Miete ergibt sich aus den Gr&#228;uscherscheinungen, die von der &#252;ber der Wohnung des Beklagten liegenden Wohnung der Mieterin &#8230; ausgingen und die in den von dem Beklagten mit Schriftsatz vom 10.05.88 &#252;berreichten Auflistungen, auf die im einzelnen verwiesen wird (Bl. 23 f. d. A.), enthalten sind. Insoweit ist das Vorbringen des Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 138 III ZPO als zugestanden und unstreitig anzusehen, denn da der Beklagte die ihn st&#246;renden Ger&#228;usche minuzi&#246;s dokumentiert hat, durfte die Kl&#228;gerin sich nicht auf ein pauschales Bestreiten beschr&#228;nken, sondern sie h&#228;tte zu jedem einzelnen Punkt &#8211; gegebenenfalls nach vorheriger R&#252;cksprache mit der Mieterin &#8230; - Stellung nehmen oder aber zumindest substantiiert darlegen m&#252;ssen, aus welchen Gr&#252;nden ihr eine substantiierte Stellungnahme nicht m&#246;glich war. Allerdings kann der Beklagte nicht f&#252;r s&#228;mtliche Ger&#228;usche aus der Wohnung &#252;ber ihm ein Minderungsrecht beanspruchen. Insbesondere die Zeit von 8.00 bis 20.00 Uhr (die Ruhezeit von 13.00 bis 15.00 Uhr ausgenommen) unterliegt einer erweiteren Toleranzgrenze. Ein Mehrfamilienhaus ist kein "Kloster", so dass der Beklagte in dieser Zeit die &#252;blichen Wohn- und Umweltger&#228;usche, zu denen auch das aufgelistete "M&#246;belr&#252;cken" z&#228;hlt, hinnehmen muss. Die vorstehenden Ausf&#252;hrungen bedeuten nun allerdings nicht, dass die Mieter eines Hauses in den ruhefreien Zeiten ohne R&#252;cksicht auf die Mitbewohner unbegrenzt l&#228;rmen d&#252;rften, vielmehr ist jeder unn&#246;tige und nicht erforderliche L&#228;rm zu vermeiden. Den Darlegungen des Beklagten ist jedoch nicht zu entnehmen, dass die beschriebenen L&#228;rmerscheinungen in ihrer Intensit&#228;t das &#252;bliche Ma&#223; &#252;berschritten haben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unter Beachtung dieser Gruns&#228;tze sind die von dem Beklagten in den Ruhenzeiten (13.00 bis 15.00 Uhr, ab 20.00 Uhr) dokumentierten Ger&#228;usche als so gravierend anzusehen, dass gem&#228;&#223; &#167; 537 I BGB von einer geminderten Tauglichkeit der Wohnung auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Diese sch&#228;tzt das Gericht unter Einbeziehung der Dokumentation des Beklagten, aus der die H&#228;ufigkeit der Beanstandungen hervorgeht, auf 10 % (&#167; 287 ZPO). Eine weitergehende Minderung ist nach dem mitgeteilten Sachverhalt nicht gerechtfertigt. Die Aufstellungen des Beklagten zeigen, dass die Ger&#228;uscherscheinungen von der Wohnung der Mieterin &#8230; nicht st&#228;ndig, sondern nur mit Unterbrechungen ausgingen und sich, soweit es das beanstandete "Rennen, Trampeln und Springen" des Sohnes der Mieterin betrifft, ohne jeweils l&#228;ngere Dauer auf die ruhezeitfreie Tageszeit verteilten. Es mag zwar sein, dass die durch ein Kleinkind verursachten Ger&#228;usche den Beklagten st&#246;ren, dass nicht schulpflichtigte Kinder sich in ihrem nat&#252;rlichen Bewegungsdrang &#8211; vor allem in den Wintermonaten, in denen sie witterungsbedingt nur begrenzt ins Freie und sich austoben k&#246;nnen &#8211; nicht immer ruhig verhalten und auch schon mal durch die Wohnung toben, ist sozialad&#228;quat. Derartiges muss auch in einem Mehrfamilienhaus hingenommen werden (LG D&#252;sseldorf &#8211; 24 S 181/86 -, Urteil vom 28.10.86). Kinder k&#246;nnen nicht wie junge Hunde an die Kette gelegt werden. Wer Kinderl&#228;rm als l&#228;stig empfindet, hat selbst eine falsche Einstellung zu Kindern, die als selbstgesetzte Ursache rechtlich nicht relevant ist (OVG M&#252;nster, 11 A 1288/85, Urteil vom 08.07.86: "Bolzplatzentscheidung"), so dass besondere Empfindlichkeiten, wie sie hier offensichtlich bei dem Beklagten vorliegen, bei der Pr&#252;fung, ob eine L&#228;rmst&#246;rung vorliegt, nicht zu ber&#252;cksichtigen sind. Damit ist allerdings nicht gesagt, dass nicht auch Kinder in den Grenzen des ihnen M&#246;glichen auf Ruhebed&#252;rfnisse anderer Mitbewohner R&#252;cksicht nehmen und ihren nat&#252;rlichen Bewegungsdrang vor allem in den Ruhezeiten, f&#252;r deren Einhaltung insbesondere die Eltern und auch der Vermieter zu sorgen haben, beschr&#228;nken m&#252;ssen. Unter Beachtung dieser Grunds&#228;tze sind Ger&#228;uscherscheingen, wie Rennen, Trampeln und Springen nach 20.00 Uhr bis in die sp&#228;ten Abendstunden von dem Beklagten nicht mehr hinzunehmen. Entsprechendes gilt f&#252;r das in diesen Zeitraum fallende M&#246;belr&#252;cken und den dargelegten L&#228;rm durch die die Zimmerlautst&#228;rke &#252;berschreitenden Fernsehger&#228;usche und das &#252;berlaute Musikh&#246;ren. Eine Minderung f&#252;r den Monat M&#228;rz 1988 kommt nicht in Betracht, da es insoweit an einer nachvollziehbaren Darlegung des Beklagten fehlt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end sei darauf hingewiesen, dass das Gericht nicht zu entscheiden hatte, ob die beschriebenen L&#228;rmst&#246;rungen durch eine fehlerhafte Schalld&#228;mmung (mit-) verursacht worden sind.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 92 I, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht </p>
315,356
ag-essen-1988-06-28-24-c-9988
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
24 C 99/88
1988-06-28T00:00:00
2019-03-13T14:53:32
2019-03-27T09:43:20
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1988:0628.24C99.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u><b>Tatbestand</b></u>: </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Fa. W ist Eigent&#252;merin der Geb&#228;ude, die durch eine zentrale Heizungsanlage mit Raumw&#228;rme (Gas) versorgt wird. Die Fa. W hat mit der Kl&#228;gerin einen Rahmenvertrag geschlossen, der diese u. a. verpflichtet, die Heizzentrale zu betreiben und zu warten und die Heizkosten nebst Umlageausfallwagnis mit den Mietern abzurechnen. Die Kl&#228;gerin ihrerseits hat mit einer Drittfirma einen Wartungsvertrag geschlossen, durch den sie verpflichtet ist, dieser Drittfirma eine Pauschalverg&#252;tung daf&#252;r zu erbringen, dass sie die M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme der Wartungsleistungen hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter dem 12.03.1985 schlossen die Kl&#228;gerin und die Beklagte, Mieterin einer Wohnung in dem Geb&#228;ude - es handelt sich hierbei um eine Wohnung im freifinanzierten Wohnungsbau - r&#252;ckwirkend zum 01.04.1984 einen W&#228;rmelieferungsvertrag zu den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin. Auf diesen Vertrag, der sich in Kopie Bl. 9 d. A. sowie auf die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen (ABW), die sich in Kopie Bl. 10 d. A. befinden, wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat der Beklagten f&#252;r den Abrechnungszeitraum vom 01.04.1984 bis zum 31.05.1985 unter dem 27.02.1986 eine Heizkostenabrechnung in korrigierter Form erstellt (siehe Kopie Bl. 49 - 51 d. A.), f&#252;r den Abrechnungszeitraum vom 01.06.1985 bis zum 31.05.1986 hat sie unter dem 16.12.1986 die Heizkostenabrechnung erstellt (siehe Kopien Bl. 15 - 17 d. A.) und f&#252;r den Abrechnungszeitraum vom 01.06.1986 bis 31.05.1987 hat sie die Heizkostenabrechnung unter dem 27 01.1988 erstellt (siehe Kopien Bl. 30 - 32 d. A.). Sie hat in dieser letztgenannten Heizkostenabrechnung vom 27.01.1988 zugunsten der Beklagten ein Guthaben in H&#246;he von 316,13 DM errechnet und auf der Abrechnung selber der Beklagten gegen&#252;ber erkl&#228;rt, dass dieses Guthaben mit der Altforderung verrechnet wird. Eine Verrechnung ist bislang unstreitig nicht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt vorliegend die Beklagte auf Zahlung der restlichen Betr&#228;ge aus ihren Heizkostenabrechnungen vom 27.02.1986 und 16.12.1987 in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten u. a. dar&#252;ber, ob die Kl&#228;gerin berechtigt ist, das Umlageausfallwagnis und die von ihr an die Drittfirma gezahlte Verg&#252;tungspauschale f&#252;r Wartungsarbeiten in den Heizkostenrechnungen in Ansatz zu bringen. Unstreitig ist eine Wartung von der Drittfirma durchgef&#252;hrt worden am 27.05.1986/01.06.1986 und weiterhin am 01.04.1987.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, auch in den Jahren 1984 und 1985 seien Wartungsarbeiten ausgef&#252;hrt worden. Zum Beweis hierf&#252;r beruft sie sich auf die Vorlage von Unterlagen. Sie ist der Ansicht, zur Vereinbarung von Pauschalverg&#252;tungen f&#252;r die Wartungsarbeiten berechtigt zu sein, sie d&#252;rfe daher in den Abrechnungen diese Kosten unabh&#228;ngig von den tats&#228;chlich in einem Jahr anfallenden Kosten in Ansatz zu bringen, da dies bei Wartungsvertr&#228;gen &#252;blich sei. Sie behauptet, der Betrag f&#252;r die Pauschalverg&#252;tung sei angemessen und beruft sich zum Beweis hierf&#252;r auf die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilten, an sie 184,92 DM nebst 6 % Zinsen seit Zustellung des Schriftsatzes vom 05.02.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Unter R&#252;cknahme der Klage im &#252;brigen beantragt sie nunmehr, die Beklagte zu verurteilen, an sie einen Betrag in H&#246;he von 169,95 DM nebst 6 % Zinsen seit Zustellung des Schriftsatzes vom 15.02.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet, dass Wartungskosten entstanden sind. Sie behauptet, die in Ansatz gebrachten Wartungskosten &#252;berstiegen das Ma&#223; des &#252;blichen um ein Vielfaches.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der Klageforderung rechnet die Beklagte mit den in der Vergangenheit geleisteten Zahlungen unter der Position Umlageausfallwagnis auf in H&#246;he von insgesamt 150,82 DM. Wegen der weiteren Einzelheiten der Aufrechnungsforderung wird auf das Vorbringen der Beklagten im Schriftsatz vom 02.03.1988 auf Seite 4 (= Bl. 26 der Gerichtsakte) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die gegenseitig gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></u>: </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zwar steht der Kl&#228;gerin grunds&#228;tzlich das Recht zu, von der Beklagten das Entgelt f&#252;r die W&#228;rmelieferung und den damit im Zusammenhang stehenden Kosten zu verlangen, soweit diese nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 7 - 9 Heizkostenverordnung geltend gemacht werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin steht nach &#167; 1 Abs. 2 Nr. 2 Heizkostenverordnung der Geb&#228;udeeigent&#252;merin, der Fa. W., gleich, denn ihr ist auf Grund des von ihr mit der Fa. W. geschlossenen Rahmenvertrages der Betrieb der Anlage "im eigenen Namen und f&#252;r eigene Rechnung" &#252;bertragen worden. Das Recht der Kl&#228;gerin, von der Beklagten unmittelbar das Entgelt zu fordern, ist durch den zwischen den Parteien am 12.03.1985 mit R&#252;ckwirkung zum 01.04.1984 geschlossenen W&#228;rmelieferungsvertrag begr&#252;ndet worden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht aus der Heizkostenabrechnung vom 27.02.1986 gegen die Beklagte noch eine Restforderung in H&#246;he von 59,24 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann bei der Zusammenstellung der Betriebskosten der Liegenschaft I gem. &#167; 7 Heizkostenverordnung lediglich insgesamt 4.777,-- DM in Ansatz bringen, und zwar 4.720,63 DM f&#252;r Brennstoffkosten (Gas) und 54,72 DM f&#252;r die Verbrauchserfassung sowie 1,65 DM Umlageausfallwagnis.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zar ist insoweit f&#252;r freifinanzierte Wohnungen eine gesetzliche Vorschrift, die den Vermietern das Recht einr&#228;umt, das Umlageausfallwagnis auf den Mieter umzulegen, anders als im &#246;ffentlichen gef&#246;rderten Wohnungsbau nicht vorhanden. Die Kl&#228;gerin hat jedoch auf Grund vertraglicher Vereinbarungen mit der Beklagten das Recht, diese Kosten umzulegen. Diese vertragliche Regelung ist enthalten in &#167; 4 der ABW der Kl&#228;gerin, die Vertragsgrundlage geworden sind. Diese Klausel in &#167; 4 ABW enth&#228;lt keine &#220;berraschungsklausel im Sinne des &#167; 3 ABG-Gesetz, denn gem. &#167; 25 a NMW (1970) kann der Vermieter im &#246;ffentlich gef&#246;rderten Wohnungsbau diese Kosten neben dem Mietausfallwagnis geltend machen. Auf Grund der geltenden Rechtsprechung besteht aber zwischen dem &#246;ffentlich gef&#246;rderten Wohnungsbau und dem frei-finanzierten Wohnungsbau, sofern es um das Problem des Ausfalls der Betriebskosten geht, kein Unterschied. Insoweit liegt ein vergleichbarer Sachverhalt vor, so dass eine vertragliche Vereinbarung der Umlegung dieser Kosten nicht so ungew&#246;hnlich ist, dass die Beklagte nicht damit zu rechnen brauchte. Die Kl&#228;gerin kann das Umlageausfallwagnis auch neben den Betriebskosten, die in &#167; 7 Abs. 2 Heizkostenverordnung abschlie&#223;end aufgez&#228;hlt sind, geltend machen, da gem. &#167; 20 NMV (1970) neben den Betriebskosten - hier denen aus &#167; 7 Abs. 2 Heizkostenverordnung - auch das Umlagenausfallwagnis umgelegt werden kann und dieses gerade keine Betriebskosten darstellt (So Urteil des Landgerichts Essen vom 07.10.1987 = 10 S 204/87).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nicht in Ansatz bringen kann die Kl&#228;gerin den Betrag von 557,20 DM f&#252;r "Wartung". Auf das Bestreiten der Beklagten hin hat die Kl&#228;gerin nicht substantiiert dargelegt, dass tats&#228;chlich in dem Abrechnungszeitraum 01.04.1984 bis 31.05.1985 eine Wartung der Heizanlage ausgef&#252;hrt worden ist. Ihr Vorbringen, "in diesen Jahren ist sehr wohl eine Wartung durchgef&#252;hrt worden" l&#228;&#223;t gerade nicht erkennen, wann genau das der Fall gewesen sein soll. Auch hat sie nicht entgegen ihrer Ank&#252;ndigung Unterlagen vorgelegt, aus denen sich etwaige Daten f&#252;r durchgef&#252;hrte Wartungen entnehmen lie&#223;en. Die Kl&#228;gerin ist auch nicht berechtigt, den Mietern die Kosten in Rechnung zu stellen, die sie auf Grund der Vereinbarung mit der Drittfirma als Pauschalverg&#252;tung f&#252;r "Vorgehaltene Wartungsarbeiten" aufgewendet hat. Es sind gem. &#167; 7 Abs. 2 Heizkostenverordnung insoweit nur diejenigen Kosten umlagef&#228;hig, die real entstanden sind durch die &#252;blichen, in festgelegten Zeitabst&#228;nden durchgef&#252;hrten Pr&#252;fungsarbeiten und Einstellungen durch einen Fachmann. Abrechenbar ist nur eine Rechnung f&#252;r ausgef&#252;hrte Wartungsarbeiten (so Peruzzo, Heizkostenverordnung, &#167;. Auflage 1985, &#167; 7 Seite 47). Hinzukommt, dass die Kl&#228;gerin in den ABW, die Vertragsbestandteil des zwischen den Parteien geschlossenen Vertrages sind, selbst davon ausgeht, dass die Abnehmer zu zahlen haben "die Kosten der Betriebs- und Wartungsleistungen f&#252;r die zentrale Heizungs- und Warmwasserversorgungsanlage wie vom Wartungsunternehmen in Rechnung gestellt". Diese Formulierung l&#228;&#223;t bei jedem objektiven Dritten den Eindruck entstehen, dass die der Rechnungsstellung zugrundeliegenden Leistungen einer &#220;berpr&#252;fung zugef&#252;hrt werden. Es kann daher dahin gestellt bleiben, ob die Kl&#228;gerin die Kosten tats&#228;chlich aufgewendet hat und weiterhin, ob diese auch der H&#246;he nach angemessen waren, insoweit war dem Beweisantritt der Kl&#228;gerin nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann daher den Zeitraum vom 01.04.1984 bis 31.05.1985 f&#252;r die Beklagte nur wie folgt abrechnen:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Heizkosten insgesamt: 4.777,-- DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">50 % nach m&#178; beheizter Fl&#228;che : 2.388,50 : 211,29 = 11,303</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">50 % nach Verbrauchseinheiten: 2.388,50 : 208,86 = 11,4358</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Anteil der Beklagten:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Anteil nach m&#178; 56,06 x 11,3034 = 633,71 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Anteil nach Verbrauch 33,67 x 11,4358 = <u>385,04 DM</u></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:227px">1018,75 DM</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Vorauszahlungen <u>1078,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Restforderung 59,24 DM</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht aus der Abrechnung vom 16.12.1986 f&#252;r den Zeitraum vom 01.06.1985 bis zum 31.05.1986 gegen die Beklagte keine Restforderung mehr zu.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann an Gesamtkosten f&#252;r diesen Abrechnungszeitraum lediglich 4.365,-- DM geltend machen, und zwar 4.224,69 DM Brennstoffkosten (Gas), 54,72 DM f&#252;r die Verbrauchserfassung und 85,59 DM Umlageausfallwagnis (2 % von 4.279,41 DM).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann nicht den Betrag von 513,64 DM f&#252;r "Wartung" in Ansatz bringen. Zwar ist unstreitig in diesem Abrechnungszeitraum am 27.05.1986 eine Wartung durchgef&#252;hrt worden, es ist jedoch von der Kl&#228;gerin nicht dargelegt worden, welche Kosten f&#252;r diese tats&#228;chlich durchgef&#252;hrten Wartungen bezahlt worden sind. Die Kl&#228;gerin hat vielmehr auch hier die mit der Drittfirma vereinbarte Pauschalverg&#252;tung als Kosten in Ansatz gebracht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann daher die Heizkosten der Beklagten nur wie folgt berechnen:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Heizkosten insgesamt: 4.365,-- DM</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">50 % nach m&#178; beheizter Fl&#228;che : 2.182,50 DM : 211,29 = 10,3294</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">50 % nach Verbrauchseinheiten: 2.182,50 DM : 19931,00 = 0,1095</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Verbrauch der Beklagten:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Anteil nach m&#178; 56,06 x 10,3294 = 579,06 DM</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Anteil nach Verbrauch 3492 x 0,1095 = <u>382,27 DM</u></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Insgesamt 961,43 DM</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich geleisteter Vorauszahlungen ./. 970,00 DM</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Guthaben zugunsten der Beklagten 8,57 DM</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht mithin aus den streitgegenst&#228;ndlichen Heizkostenabrechnungen gegen die Beklagte lediglich noch ein Anspruch auf Zahlung von 59,24 DM als Restforderung aus der Abrechnung vom 27.02.1086 zu.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Diese Forderung ist jedoch in voller H&#246;he erloschen, denn mit der Heizkostenabrechnung vom 27.01.1988 hat die Kl&#228;gerin selbst erkl&#228;rt, dass in dieser Abrechnung das von ihr errechnete Guthaben der Beklagten von 316,13 DM mit der Altforderung verrechnet wird. Der Kl&#228;gerin steht mithin ein Anspruch auf Zahlung des Restbetrages aus der Rechnung vom 27.02.1986 gegen die Beklagte nicht mehr zu.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Somit war auch nicht zu pr&#252;fen, ob die von der Beklagten erkl&#228;rte Aufrechnung etwaige Forderungen der Kl&#228;gerin zum Erl&#246;schen bringt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 269, 708 Ziff. 11, 713 ZPO.</p>
315,357
lg-munster-1988-06-24-22-o-3188
{ "id": 815, "name": "Landgericht Münster", "slug": "lg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
22 O 31/88
1988-06-24T00:00:00
2019-03-13T14:53:34
2019-03-27T09:43:20
Grund- und Teilurteil
ECLI:DE:LGMS:1988:0624.22O31.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Anspruch der Kl&#228;gerin auf Ersatz der Sch&#228;den, die anl&#228;&#223;lich des R&#252;cktransports ihrer Drucksachen am 5./6. November 1987 entstanden sind, ist gegen&#252;ber der Beklagten zu 1) dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <p>Die gegen die Beklagte zu 2) gerichtete Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 2) werden der Kl&#228;gerin auferlegt; im &#252;brigen bleibt die Kostenentscheidung dem End- und Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;gerin kann Vollstreckungsma&#223;nahmen der Beklagten zu 2) durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1500,-- DM abwenden, sofern nicht die Beklagte zu 2) zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Sicherheit durch unbedingte, unbefristete und selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagten auf Ersatz eines Transportschadens in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin und die Beklagte zu 1) standen seit l&#228;ngerer Zeit in der Weise in gesch&#228;ftlichen Beziehungen, da&#223; die Beklagte zu 1) f&#252;r die Kl&#228;gerin wiederholt Buchbindearbeiten ausf&#252;hrte. Im Oktober 1987 verhandelten diese Parteien dar&#252;ber, da&#223; die Beklagte zu 1) ein &#8222;Mathe-Buch&#8220; als Klebebrosch&#252;re f&#252;r die Kl&#228;gerin einh&#228;ngen sollte; die Beklagte zu 1) fertigte Muster an und es wurde ein Werklohn von 150.&#8212;DM vereinbart. Am 28. Oktober und 4. November 1987 lie&#223; die Kl&#228;gerin die auf Paletten verpackten Buchb&#246;gen und &#8211;umschl&#228;ge durch die Spedition G zur Beklagten zu 1) bringen; diese lie&#223; die Drucksachen bei der Spedition L in Coesfeld abladen und einlagern; bei der ersten Anlieferung vom 28. Oktober 1987 kam es zu einem von den Parteien nicht n&#228;her dargelegten Transportschaden, welchen die Versicherung der Firma G in H&#246;he von 7387.28 DM reguliert hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 5. November 1987 erkl&#228;rte die Beklagte zu 1), den Auftrag nicht ausf&#252;hren zu wollen oder zu k&#246;nnen. Die Kl&#228;gerin gewann daraufhin die Firma B in M&#252;nster f&#252;r die Ausf&#252;hrung der Bindearbeiten und beauftragte die Beklagte zu 2), die Drucksachen in Coesfeld abzuholen und nach M&#252;nster zu bringen. Die Beklagte zu 2) setzte f&#252;r diesen Transport einen in S&#252;dlohn befindlichen LKW mit Anh&#228;nger ein. Zwischen ihr und der Kl&#228;gerin wurde vereinbart, da&#223; der Anh&#228;nger nach Coesfeld gebracht und dort zum Beladen zur Verf&#252;gung gestellt, da&#223; der Motorwagen in der Zwischenzeit einen anderen Transport ausf&#252;hren und den Anh&#228;nger dann in Coesfeld abholen w&#252;rde. So wurde verfahren, wobei der Fahrer der Beklagten zu 2) erst nach einigen Telefonaten erfuhr, wo sich die Ladung befand, was abtransportiert werden sollte und wie die Beladung vorgenommen werden sollte: Insoweit ist unstreitig, da&#223; der Fahrer der Beklagten zu 2) zun&#228;chst drei einzeln stehende Paletten selbst auf den Anh&#228;nger gebracht hat und da&#223; die weiteren, &#252;bereinander gestapelten Paletten in seiner Abwesenheit von Mitarbeitern der Firma L verladen worden sind. Abends wurde der Anh&#228;nger abgeholt, &#252;ber Nacht auf dem Hof der Beklagten zu 2) abgestellt und am n&#228;chsten Morgen zu B nach M&#252;nster gebracht. Dort wurde die Annahme der Ladung verweigert, weil eine Anzahl von Paletten besch&#228;digt und ihr Inhalt auseinandergefallen war.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die ihren Schaden mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen mit 6544.30 DM beziffert, macht daf&#252;r beide Beklagten verantwortlich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, mit der Beklagten zu 1) sei fest vereinbart gewesen, da&#223; diese Bindearbeiten ausf&#252;hrte und sp&#228;testens am 6. November 1987 beendete; am 5. November sei aber der Inhaber der Beklagten zu 1) mit der Begr&#252;ndung, eine seiner Maschinen sei defekt, vom Vertrag zur&#252;ckgetreten und habe um die Abholung der Drucksachen gebeten. Das habe sie &#8211; die Kl&#228;gerin &#8211; veranla&#223;t; bis dahin sei Ihr von einer Lagerung der Drucksachen bei L, von einem Schaden beim Hintransport und von Einzelheiten der Art der Lagerung und Beladung nichts bekannt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint, die Beklagte zu 1) hafte ihr wegen Verletzung vertraglicher Nebenpflichten, w&#228;hrend die Beklagte zu 2) ersatzpflichtig sei, weil ihr Fahrer nicht f&#252;r eine ordnungsgem&#228;&#223;e Beladung des Anh&#228;ngers gesorgt habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6544.30 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 22. Januar 1988 zu</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;zahlen;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ihr zu gestatten, Sicherheit durch Bankb&#252;rgschaft zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) bestreitet das Zustandekommen eines Vertrags &#252;ber das Binden des &#8222;Mathe-Buchs&#8220;. Sie behauptet, die Kl&#228;gerin habe im Oktober 1987 noch erhebliche Verbindlichkeiten bei ihr gehabt; deswegen habe sie die &#220;bernahme des Auftrags von deren vorheriger Begleichung abh&#228;ngig gemacht, was aber nicht geschehen sei. Gleichwohl habe ihr die Kl&#228;gerin die Drucksachen unaufgefordert und ohne vorherige Ank&#252;ndigung zugeschickt; diese habe sie sofort bei L eingelagert; mit Transportsch&#228;den h&#228;tte sie daher nichts zu tun.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) beruft sich unter Hinweis darauf, da&#223; das Transportgut bereits auf dem Hintransport einen Schaden erlitten habe, sich daher in schlechtem Verpackungszustand befunden habe, auf &#167; 429 HGB.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden durch Vernehmung der Zeugen L, S, L1, M und C; wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die gerichtliche Niederschrift vom 27. Mai 1988 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben ihr Einverst&#228;ndnis nach &#167; 349 III ZPO erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat es f&#252;r angemessen und zweckdienlich erachtet, ein Grund- und Teilurteil zu erlassen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der Beklagten zu 1) ist der Anspruch der Kl&#228;gerin auf Ersatz des geltend gemachten Transportschadens dem Grunde nach gerechtfertigt. Ist zwischen den Parteien ein Vertrag &#252;ber die Ausf&#252;hrung der Bindearbeiten zustandegekommen, haftet die Beklagte zu 1) wegen schuldhafter Verletzung vertraglicher Nebenpflichten, denn es war ihre Sache, nach Abstandnahme von der Erf&#252;llung des Vertrags daf&#252;r Sorge zu tragen, da&#223; die von ihr bei L eingelagerten Sachen ordnungsgem&#228;&#223; zur Kl&#228;gerin zur&#252;ckgelangten; war noch kein Vertrag zustandgekommen, so ergibt sich die Haftung aus Verschulden im Rahmen von Vertragsverhandlungen (c.i.c.), denn die Parteien standen unstreitig in Gespr&#228;chen und Verhandlungen &#252;ber die Ausf&#252;hrung der bindearbeiten durch die Beklagte zu 1), woraus sich f&#252;r sie die gleichen Pflichten ergaben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, da&#223; die Beklagte zu 1) f&#252;r den Zustand verantwortlich ist, in dem die Drucksachen durch sie bei L gelagert worden und hiernach auf den Anh&#228;nger der Beklagten zu 2) verladen worden sind; insoweit ergibt sich aus der Schilderung des Zeugen L, da&#223; die Beklagte zu 1) die Einlagerung bei ihm veranla&#223;t hat, da&#223; die Drucksachen bereits zu diesem Zeitpunkt in keinem einwandfreien Verpackungszustand waren, da&#223; er den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten zu 1) davon unterrichtet hat sowie, da&#223; dieser durch seine Mitarbeiterin S die Beladung des Anh&#228;ngers veranla&#223;t hat und ihn &#8211; den Zeugen &#8211; hat bitten lassen, mit seinen Leuten die Beladung vorzunehmen; damit ist L beim Beladevorgang als Erf&#252;llungsgehilfe der Beklagten zu 1) t&#228;tig geworden. Da&#223; die Zeugin S den wahrscheinlich schon beim Beladen erkennbaren desolaten Zustand der Paletten nicht bemerkt haben will, mag auf ihrer Unerfahrenheit beruhen, entlastet die Beklagte zu 1) aber nicht; da&#223; L, der nach seiner Bekundung diesen Zustand bemerkt und erkannt hat, gleichwohl beladen hat, mu&#223; sich die Beklagte zu 1) &#252;ber &#167; 278 BGB zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) haftet f&#252;r den Schaden nicht, weswegen die gegen sie gerichtete Klage durch Teilurteil abzuweisen war.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch aus &#167; 429 HGB ist nicht gegeben. Die Kl&#228;gerin hat schon nicht hinreichend dargelegt, ob Art und Umfang der von ihr geklagten Sch&#228;den in der Zeit zwischen Annahme und Ablieferung des Guts eingetreten sind; insoweit bestehen ganz erhebliche Zweifel, weil unstreitig bereits auf dem Hintransport&#160; ein nach der H&#246;he der Entsch&#228;digung ganz betr&#228;chtlicher Schaden verursacht worden ist, weil ferner L als Zeuge bekundet hat, die Sendung sei bereits bei der Verladung &#8222;Schrott&#8220; gewesen. &#8211; Der Beklagten zu 2) kann auch nicht angelastet werden, da&#223; sie die Beladung geduldet bzw. die &#220;bernahme der Bef&#246;rderung nicht verweigert habe: Entgegen der Behauptung der Kl&#228;gerin kann eine Vereinbarung des Inhalts, da&#223; die Beklagte zu 2) f&#252;r die Beladung zu sorgen gehabt h&#228;tte, nicht festgestellt werden; vielmehr war es Sache entweder der Kl&#228;gerin oder der Beklagten zu 1), daf&#252;r Sorge zu tragen, dass der Anh&#228;nger abends beladen und abholbereit war. &#8211; Abgesehen von diesen Bedenken hat die Kl&#228;gerin bei der Darlegung der H&#246;he ihres Schadens gegen&#252;ber der Beklagten zu 2) auch die Vorschrift des &#167; 430 HGB nicht hinreichend beachtet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO; im &#252;brigen war sie dem End- und Schlu&#223;urteil vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die weitere Nebenentscheidung ergibt sich aus den &#167;&#167; 708 Nr. 11 und 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Unterschrift</p>
315,358
olgham-1988-06-24-20-u-30687
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 306/87
1988-06-24T00:00:00
2019-03-13T14:53:36
2019-03-27T09:43:20
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0624.20U306.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 25. Juni 1987 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bochum wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleitung in H&#246;he von 16.000,- DM abwenden, sofern nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Beklagte darf die Sicherheit durch unbedingte und unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Bank, Sparkasse oder Genossenschaftsbank leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um den Fortbestand eines Lebensversicherungsvertrages mit Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung, den die Beklagte wegen arglistiger T&#228;uschung angefochten hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 09.06.1982 unterzeichnete der Kl&#228;ger, der damals seit fast 8 Jahren arbeitslos war, 580,- DM Arbeitslosenhilfe im Monat bezog und zum Teil von seinen Eltern unterst&#252;tzt wurde, einen unter Mitwirkung des Zeugen ... ausgef&#252;llten Antrag auf Abschlu&#223; einer Lebensversicherung mit Kapitalzahlung und Rentenwahlrecht nebst einer Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung. Im Falle der Berufsunf&#228;higkeit sollte danach eine j&#228;hrliche Rente von 16.800,- DM gezahlt werden (Bl. 6, 7 GA). In diesem Antrag wurden die "ausge&#252;bte T&#228;tigkeit" des Kl&#228;gers mit "Schlosser" und sein beruflicher Status als "Arbeitnehmer" angegeben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Frage: "Wurden Antr&#228;ge zu erschwerten Bedingungen angenommen, zur&#252;ckgestellt oder abgelehnt? Welche Gesellschaft?" (Frage B 1, Bl. 7 GA) wurde verneint. Die Frage: "Halten Sie sich gegenw&#228;rtig f&#252;r gesund und voll arbeitsf&#228;hig?" (Frage B 6, Bl. 7 GA) wurde bejaht. Im &#252;brigen sollte eine &#228;rztliche Untersuchung erfolgen, die dann auch vereinbarungsgem&#228;&#223; am 15.06.1982 bei dem Zeugen Dr. ... stattfand und mit dem Befund "v&#246;llig gesund" endete (Bl. 53-514 R GA).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte nahm den Versicherungsantrag daraufhin uneingeschr&#228;nkt mit Wirkung vom 01.07.1982 an (Bl. 55).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1983 stellte der Kl&#228;ger bei der zust&#228;ndigen Landesversicherungsanstalt einen Antrag auf Zahlung einer Erwerbsunf&#228;higkeitsrente, der abschl&#228;gig beschieden wurde und jetzt den Gegenstand eines Rechtsstreits vor dem Sozialgericht Gelsenkirchen bildet (Beiakte S 14 J 200/84 Sozialgericht Gelsenkirchen).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Juni 1986 (Bl. 10, 62 GA) meldete der Kl&#228;ger bei der Beklagten einen Anspruch auf Zahlung der versicherten Berufsunf&#228;higkeitsrente an und teilte bei dieser Gelegenheit mit, da&#223; er bereits seit 1974 arbeitslos sei. Er sei zuletzt Stapelfahrer bei ... gewesen und k&#246;nne diesen Beruf wegen zahlreicher Beschwerden, die er n&#228;her darlegte und f&#252;r die er auf einem Formular der Beklagten auch verschiedene &#196;rzte benannte, nicht mehr aus&#252;ben. Mit Schreiben vom 03.11.1986 (Bl. 14) focht die Beklagte daraufhin den Versicherungsvertrag wegen arglistiger T&#228;uschung mit der Begr&#252;ndung an, der Kl&#228;ger habe bei Antragstellung verschwiegen, da&#223; er bereits seit 1974 arbeitslos sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit seiner auf Feststellung der Unwirksamkeit dieser Anfechtung gerichteten Klage hat der Kl&#228;ger behauptet, er habe dem Versicherungsvertreter bei Antragstellung gesagt, da&#223; er schon seit 1974 arbeitslos sei. Der Vertreter habe jedoch erkl&#228;rt, dies sei unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der zwischen ihm und der Beklagten bestehende Lebensversicherungsvertrag Nr. ... durch die Anfechtung der Beklagten vom 03.11.1986, zugestellt am 05.11.1986, nicht erloschen ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Darstellung des Kl&#228;gers bestritten und zus&#228;tzlich geltend gemacht, da&#223; der Kl&#228;ger auch seinen zuletzt ausge&#252;bten Beruf falsch angegeben habe. Dar&#252;ber hinaus hat die Beklagte mit n&#228;herer Begr&#252;ndung und unter Vorlage zahlreicher &#228;rztlicher Bescheinigungen und Gutachten, die sie aufgrund der Angaben des Kl&#228;gers im Fragebogen vom 15.06.1986 (Bl. 62 GA) angefordert bzw. beigezogen hatte, die Anfechtung auch damit begr&#252;ndet, da&#223; der Kl&#228;ger gegen&#252;ber dem Zeugen Dr. ... Fragen nach seinem Gesundheitszustand falsch beantwortet und sie - die Beklagte - dadurch veranla&#223;t habe, den Versicherungsantrag uneingeschr&#228;nkt anzunehmen. Angesichts seiner Dauerarbeitslosigkeit sei es dem Kl&#228;ger darauf angekommen, in den Genu&#223; der Berufsunf&#228;higkeitsrente von 1.400,- DM im Monat zu kommen. Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Beklagten wird auf die Klageerwiderung vom 05.03.1987 nebst Anlagen, (Bl. 22-97 GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist dem in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht entgegengetreten und hat sich im wesentlichen dahin eingelassen, er habe dem Zeugen Dr. ... wahrheitsgem&#228;&#223;e Angaben gemacht, die dieser aber als unwesentlich heruntergespielt habe. Auf Vorhalt hat der Kl&#228;ger einger&#228;umt, eine Wirbels&#228;ulenprellung aus dem Jahre 1978, in deren Folge er eine Zeitlang ein St&#252;tzkorsett habe tragen m&#252;ssen, nicht angegeben zu haben. Er habe aber gemeint, dies m&#252;sse auch nicht angegeben werden, weil diese Krankheit inzwischen ausgeheilt sei (Bl. 99/100 GA).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage nach Vernehmung des Zeugen ... (Bl. 101) und nach Einholung schriftlicher &#228;rztlicher Ausk&#252;nfte (Bl. 107, 118, 121, 124, 125 GA) abgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme zwar bei Antragstellung auf seine Arbeitslosigkeit hingewiesen und auch die Berufsbezeichnung "Schlosser" sei nicht v&#246;llig falsch gewesen, weil er jedenfalls auch "schlosserische T&#228;tigkeiten" ausge&#252;bt habe. Er habe jedoch vors&#228;tzlich und arglistig seine zahlreichen gesundheitlichen Beschwerden verschwiegen und die Beklagte damit zum Abschlu&#223; eines Versicherungsvertrages erweckt, den sie andernfalls so nicht abgeschlossen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung r&#228;umt der Kl&#228;ger unter Wiederholung und Vertiefung seines erstinstanzlichen Sachvortrags im &#252;brigen ein, die Angaben zu seinem Gesundheitszustand objektiv nicht richtig beantwortet zu haben, behauptet aber, zum Teil habe er die Fragen, die ihm der Zeuge Dr. ... in der kurzen Untersuchung nur sehr schnell und oberfl&#228;chlich habe vorlesen k&#246;nnen, nicht verstanden, zum Teil habe der Zeuge seine Angaben &#252;ber Beschwerden als unwesentlich heruntergespielt. Ihm - dem Kl&#228;ger - sei daher allenfalls Unaufmerksamkeit oder Unkenntnis, nicht aber Arglist vorzuwerfen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; der zwischen ihm und der Beklagten geschlossene Lebensversicherungsvertrag Nr. ... durch Anfechtung der Beklagten vom 3. November 1986, zugestellt am 5. November 1986, nicht erloschen ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">21</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.</td> <td>die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.</td> <td>f&#252;r den Fall der Zwangsvollstreckung ihr zu gestatten, Sicherheitsleistung durch Bankb&#252;rgschaft leisten zu d&#252;rfen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt mit n&#228;herer Begr&#252;ndung das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Sachvortrages wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen und auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen. Dem Senat haben die Akten S 14 J 200/84 Sozialgericht Gelsenkirchen vorgelegen, die Gegenstand der Er&#246;rterung in der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind. Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen Dr. .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 24.06.1988 (Bl. 257 ff. GA) und auf das von dem Zeugen im Termin &#252;bergebene &#228;rztliche Zeugnis vom 04.03.1982 f&#252;r die ...-Versicherung (Bl. 265-267 GA), von dem die Parteien im Termin Ablichtungen ausgeh&#228;ndigt erhalten haben, verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers hat keinen Erfolg. Das Landgericht hat die Feststellungsklage zu Recht als unbegr&#252;ndet abgewiesen, weil die Anfechtung des Versicherungsvertrages wegen arglistiger T&#228;uschung begr&#252;ndet ist (&#167;&#167;22 VVG, 123, 124 BGB).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der m&#252;ndlichen Verhandlung und der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; der Kl&#228;ger bei Antragstellung und gegen&#252;ber dem Zeugen Dr. ... bewu&#223;t falsche Angaben gemacht und seinen Gesundheitszustand zu g&#252;nstig dargestellt hat, weil er damit rechnete, da&#223; die Beklagte den Versicherungsantrag bei wahrheitsgem&#228;&#223;en Angaben nicht oder nur zu erschwerten Bedingungen annehmen werde. Damit hat er die Beklagte arglistig get&#228;uscht und zu einem Vertragsabschlu&#223; veranla&#223;t, den sie andernfalls nicht so get&#228;tigt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Es steht fest und wird im wesentlichen vom Kl&#228;ger auch nicht in Abrede gestellt, da&#223; die Beantwortung der Gesundheitsfragen in dem von dem Zeugen Dr. ... nach Angaben des Kl&#228;gers ausgef&#252;llten Fragebogen, den die Beklagte ihrer Entscheidung, den Versicherungsantrag anzunehmen, zugrundegelegt hat, objektiv zumindest in folgenden Punkten falsch ist:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zwischen Juli 1981 und August 1982 war der Kl&#228;ger wegen Schmerzen im Brustbereich in der Behandlung des Internisten Dr. .... Eine R&#246;ntgenuntersuchung vom 30.07.1981 ergab einen Zustand nach einem durchgemachten Morbus Scheuermann (Ver&#228;nderung der Wirbelk&#246;rper, vornehmlich im jugendlichen Alter, vgl. Pschyrembel, Klinisches W&#246;rterbuch, 254. Aufl., 1982). Dies ergibt sich aus den schriftlichen Befundberichten und Attesten Dr. ... vom 24.09.1982 (Bl. 65 GA), vom 26.10.1984 (Bl. 63, 64 GA) und vom 22.05.1987 (Bl. 118 GA) und wird vom Kl&#228;ger auch einger&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im Fragebogen der Beklagten (Bl. 53 GA) h&#228;tte dies jedenfalls unter der Frage 3 o (sonstige Krankkeiten, Gebrechen, k&#246;rperliche Fehler oder Beschwerden, nach denen nicht ausdr&#252;cklich gefragt ist) angegeben werden m&#252;ssen. Auch der Kl&#228;ger stellt nicht in Abrede, da&#223; dieser Befund offenbarungspflichtig war, denn er will ihn Dr. ... auch mitgeteilt haben, der ihn jedoch mit der Bemerkung, dies habe jeder und es m&#252;sse daher nicht angegeben werden, bagatellisiert habe.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Diese Einlassung ist nach der glaubhafte Aussage des Zeuge Dr. ... jedoch widerlegt, der bekundet hat, eine Scheuermann'sche Erkrankung h&#228;tte er auf jeden Fall angegeben. Der Senat hat um so weniger Zweifel dies zu glauben, als nach den eigenen Angaben des Kl&#228;gers in der m&#252;ndlichen Verhandlung keineswegs mehr klar gewesen ist, ob es Dr. ... oder Dr. ... gewesen sein soll, der ihm gesagt habe, da&#223; es sich um ein Leiden handele, welches praktisch jeder habe. Denn der Kl&#228;ger hat auf Befragen erkl&#228;rt, Dr. ... habe ihm gesagt, das h&#228;tten 80 % der Bev&#246;lkerung. Was Dr. ... gesagt habe, wisse er nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Seit 1977 war der Kl&#228;ger wegen wiederkehrender Harnr&#246;hren- und Blasenentz&#252;ndungen in ambulanter Behandlung des Urologen Dr. ... Zweimal wurde eine Gonorrhoe festgestellt und behandelt. Die letzte Behandlung bei Dr. ... fand am 18.03.1982 statt. Dies folgt aus der fachurologischen Bescheinigung Dr. ... vom 01.10.1982 (Bl. 66 GA) und seiner schriftlichen Auskunft vom 26.05.1987 (Bl. 121 GA) sowie den eigenen Angaben des Kl&#228;gers gegen&#252;ber dem Sachverst&#228;ndigen Dr. ..., der f&#252;r das Sozialgericht am 03.06.1985 ein Gutachten &#252;ber den Kl&#228;ger erstellt hat (Bl. 207 GA). Dort hat der Kl&#228;ger anl&#228;&#223;lich der Untersuchung im Juni 1985 angegeben, da&#223; er wegen Nierenentz&#252;ndung in den 60iger Jahren zweimal station&#228;r behandelt worden sei und da&#223; er sich "intermittierend in urologischer Behandlung" befinde (Bl. 209 GA).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dies h&#228;tte im Fragebogen der Beklagten (Bl. 53 GA) unter Frage 3 d angegeben werden m&#252;ssen. Diese Frage lautete:</p> <br /><span class="absatzRechts">36</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Leiden und litten Sie an Krankheiten, St&#246;rungen oder Beschwerden der Harn- oder Geschlechtsorgane, zum Beispiel Nierenentz&#252;dung, Nierenkolik, Steinleiden, Nierenbecken- oder Harnblasenentz&#252;ndung, Erkrankungen der Vorsteherdr&#252;se, erschwerten und schmerzhaftem Harnlassen, blutigem Harn, Eiwei&#223;ausscheidung?"</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">In einem Fragebogen f&#252;r das Sozialgericht hat der Kl&#228;ger unter dem 20.06.1984 die Behandlung bei Dr. ... zwischen 1977 und 1984 wegen "Nierenerkrankung" sogar angegeben (Bl. 18 BA), obwohl dort keine gezielten Fragen gestellt wurden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dies widerspricht auch der Darstellung, die der Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht gegeben hat (Bl. 100 GA), wonach er in den 60iger Jahren bei der Bundeswehr einmal Beschwerden beim Wasserlassen gehabt habe. Es habe sich aber "nichts herausgestellt". Bei Dr. ... sei er nur zweimal gewesen. Es sei aber nichts festgestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Diese Darstellung ist, wie die aufgef&#252;hrten &#228;rztlichen Bescheinigungen und die 1984/1985 vom Kl&#228;ger selbst gemachten Angaben belegen, unzutreffend. Angesichts seiner wechselnden Angaben und auch aus einem nachstehend noch gesondert zu behandelnden Gesichtspunkt hat der Senat keine Zweifel, da&#223; der Kl&#228;ger die Untersuchung und Behandlungen bei Dr. ... dem Zeugen Dr. ... bewu&#223;t verschwiegen hat.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach einem Attest seines Hausarztes Dr. ... vom 17.01.1983 (Bl. 67 GA) klagte der Kl&#228;ger &#252;ber "rezidivierende Gastritiden bei chronischem Reizmagen". In der Auskunft desselben Arztes vom 04.06.1987 &#252;ber den Zeitraum von 1977-1982 (Bl. 237, 238 GA) werden "zwischenzeitlich mehrfach Rezepturen wegen Reizmagens" erw&#228;hnt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber dem vom Sozialgericht beauftragten Sachverst&#228;ndigen gab der Kl&#228;ger im Juni 1985 an, er habe vor etwa 1 1/2 Jahrzehnten wohl Magengeschw&#252;re und auch einen nerv&#246;sen Reizmagen gehabt. Deshalb sei er auch einmal station&#228;r behandelt worden (Bl. 211 GA).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Magengeschw&#252;re hat der Kl&#228;ger auch in seiner Aufstellung f&#252;r das Sozialgericht (Bl. 18 BA) aufgef&#252;hrt, und war f&#252;r den Zeitraum 1961-1978.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Magenbeschwerden im Fragebogen der Beklagten (Bl. 53 GA) unter Frage 3 c, in der nach Krankheiten, St&#246;rungen oder Beschwerden der Verdauungsorgane gefragt worden ist, h&#228;tten angegeben werden m&#252;ssen, stellt der Kl&#228;ger nicht in Abrede, weil er behauptet, sie Dr. ... auch angegeben zu haben, der sie jedoch f&#252;r unwesentlich erkl&#228;rt habe.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge Dr. ... hat dieser Darstellung jedoch &#252;berzeugend widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auch die Frage 10 a des Fragebogens ("Sind Sie innerhalb der letzten 5 Jahre von &#196;rzten ... beraten oder behandelt worden?") falsch beantwortet, denn er hat die Frage verneint und unter der Frage 11 a lediglich seinen Hausarzt Dr. ... benannt. Er h&#228;tte jedoch, wie sich aus vorstehenden ergibt, mindestens auch Dr. ... (Urologe) und Dr. ... (Internist) angeben m&#252;ssen, wie er es 1984 gegen&#252;ber dem Sozialgericht auch getan hat (Bl. 18 BA). Da&#223; er au&#223;er Dr. ... weitere &#196;rzte genannt habe, hat der Zeuge Dr. ... glaubhaft ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat keinen Zweifel daran, da&#223; dem Kl&#228;ger subjektiv die Bedeutung der Gesundheitsfragen f&#252;r den Abschlu&#223; der Versicherung klar war und da&#223; er die Beklagte bewu&#223;t im unklaren lassen wollte, um einen f&#252;r ihn g&#252;nstigen Versicherungsabschlu&#223; zu erreichen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Aus dem eigenen Vorbringen des Kl&#228;gers im Rechtsstreits vor dem Sozialgericht Gelsenkirchen ergibt sich n&#228;mlich, da&#223; der Kl&#228;ger kurz vor dem an die Beklagte gerichteten Antrag bereits einen &#228;hnlichen Antrag bei der ...-Versicherung gestellt hatte, der wegen des ung&#252;nstigen Gesundheitsbildes des Kl&#228;gers nicht angenommen worden war.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Dazu hei&#223;t es im Anwaltsschriftsatz vom 25.10.1984 (Bl. 23, 24 BA) unter Hinweis auf Fehlbildungen im Wirbels&#228;ulenbereich und die Bescheinigung des Internisten Dr. ... vom 24.09.1982 (Bl. 39 BA = 65 GA): "Dieses Leiden hatte zur Folge, da&#223; die ...-Lebens-Versicherungs-AG es ablehnte, zugunsten des Kl&#228;gers eine uneingeschr&#228;nkte Berufsunf&#228;higkeitsversicherung abzuschlie&#223;en". Dazu lie&#223; der Kl&#228;ger ein an ihn gerichtetes Schreiben der ...-Versicherung vom 22.07.1982 vorlegen (Bl. 35 BA), indem es unter dem Betreff "Einschlu&#223; der Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung gem&#228;&#223; Antrag vom 15.02.1982" hei&#223;t:</p> <br /><span class="absatzRechts">53</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>" ...zur Risikobeurteilung lagen uns neben dem Ergebnis der von Herrn Dr. ... durchgef&#252;hrten Untersuchung &#228;rztliche Berichte von Herrn Dr. med. ... und Herrn Dr. med. ... vor, die wir aufgrund der von Ihnen im Antrag gemachten Angaben angefordert hatten.</i> <i>Insbesondere aufgrund der Auskunft von Herrn Dr. med. ... konnten wir Ihnen den Einschlu&#223; der Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung nur zu den Bedingungen gem&#228;&#223; unserem Angebot ... vom 17.05.1982 bieten ...".</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Aus diesem an den Kl&#228;ger adressierten Schreiben der ...-Versicherung und aus seinem eigenen Vortrag im Rechtsstreit vor dem Sozialgericht folgt, da&#223; die ...-Versicherung unmittelbar vor Stellung des an die Beklagte gerichteten Versicherungsantrags vom 09.06.1982 den Abschlu&#223; einer Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung abgelehnt und dem Kl&#228;ger ein anderes Angebot unterbreitet hatte, weil die Risikopr&#252;fung aufgrund der Atteste von Dr. ... und Dr. ..., die der Kl&#228;ger der ... Versicherung benannt hatte, so ung&#252;nstig ausgefallen waren.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Somit wu&#223;te der Kl&#228;ger, da&#223; es f&#252;r die Berufungsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung auf die Befunde von Dr. ... (Scheuermann'sche Erkrankung) und Dr. ... (Harnwegserkrankungen) ankommen konnte. Er hat von der ihm von der ...-Versicherung angebotenen M&#246;glichkeit eines Vertragsabschlusses zu anderen Bedingungen keinen Gebrauch gemacht, sondern bei der Beklagten um Versicherungsschutz nachgesucht und dabei die Behandlungen bei Dr. ... und Dr. ... verschwiegen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Dies wird best&#228;tigt durch einen Vergleich der &#228;rztlichen Befundberichte f&#252;r die ...-Versicherung und f&#252;r die Beklagte. Der Zeuge Dr. ... hat in beiden F&#228;llen die Untersuchungen durchgef&#252;hrt und die Fragebogen ausgef&#252;llt, ohne da&#223; ihm dies, wie er glaubhaft best&#228;tigt hat, bei der drei Monate sp&#228;ter erfolgten zweiten Untersuchung f&#252;r die Beklagte bewu&#223;t gewesen ist. Im Befundzeugnis f&#252;r die ...-Versicherung vom 04.03.1982 (B. 265-267 GA), Urologe Dr. ... mit einem Hinweis auf einen Harnwegsinfekt erw&#228;hnt. In dem Befundzeugnis f&#252;r die Beklagte fehlt dieser Hinweis.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Verschweigen der Behandlungen bei Dr. ... und Dr. ... erscheint ebenso wie die Nichtangabe der Magenbeschwerden als arglistig. Denn dieses Verhalten des Kl&#228;gers zielte darauf ab, die Beklagte aufgrund unvollst&#228;ndiger Risikobeurteilung zu einem f&#252;r den Kl&#228;ger g&#252;nstigen Versicherungsabschlu&#223; zu bewegen. Der Kl&#228;ger hat auch eine andere, plausible Erkl&#228;rung f&#252;r sein Verhalten in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht geben k&#246;nnen, sondern zun&#228;chst sogar noch in Abrede gestellt, bei einer anderen Versicherung einen Antrag auf Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung gestellt zu hab en. Er hat ferner auf Fragen zun&#228;chst in Abrede gestellt, da&#223; eine Untersuchung f&#252;r eine andere Versicherung stattgefunden habe, und sich dann - auf Vorhalt des Inhalts der Beiakte - auf Erinnerungsverlust berufen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Aus der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger bereits im Februar 1982 einen Antrag auf Abschlu&#223; einer Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung bei der ...-Versicherung gestellt hatte, der nicht angenommen worden war, folgt zugleich, da&#223; auch die Frage B 1 im Antragsformular der Beklagten ("Wurden Antr&#228;ge zu erschwerten Bedingungen angenommen, zur&#252;ckgestellt oder abgelehnt? Welche Gesellschaft?", Bl. 7 GA) falsch beantwortet worden ist. Der Senat hat keinen Zweifel, da&#223; dies ebenfalls planvoll und in der Absicht geschehen ist, die Beklagte zu t&#228;uschen. Denn die Entscheidung der ... Versicherung, den Antrag nicht anzunehmen, ist dem Kl&#228;ger unmittelbar vor Antragstellung bei der Beklagten mitgeteilt worden, ausweislich des Schreibens Bl. 35 BA am 17.05.1982.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Es steht der Wirksamkeit der von der Beklagten erkl&#228;rten Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung nicht entgegen, da&#223; die Anfechtungserkl&#228;rung vom 03.11.1986 ausschlie&#223;lich auf das angebliche Verschweigen der Arbeitslosigkeit gest&#252;tzt worden ist, nicht auch auf die falsche Beantwortung der Gesundheitsfragen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig von der Frage, ob und in welchem Umfang eine Anfechtungserkl&#228;rung &#252;berhaupt der Begr&#252;ndung bedarf (vgl. hierzu Palandt-Heinrichs, BGB, 47. Aufl., 1988, &#167;143 Anm. 2 b), war die Beklagte jedenfalls nicht gehindert, innerhalb der gesetzlichen Anfechtungsfrist (1 Jahr ab Kenntnis von den die Anfechtung begr&#252;ndenden Tatsachen, &#167;124 Abs. 1, Abs. 2 BGB) weitere Anfechtungsgr&#252;nde nachzuschieben (Palandt-Heinrichs, a.a.O., BGH NJW 66, 39).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Von den zahlreichen &#228;rztlichen Behandlungen und Beschwerden des Kl&#228;gers hat die Beklagte fr&#252;hestens durch den Antrag des Kl&#228;gers vom Juni 1986 auf Gew&#228;hrung der Berufsunf&#228;higkeitsrente erfahren (Bl. 10, 62 GA). Mit der Klageerwiderung vom 05.03.1987, also innerhalb der Jahresfrist hat sie diese zus&#228;tzlichen Anfechtungsgr&#252;nde dann geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Von dem Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger 1982 schon bei der ...-Versicherung einen Antrag auf Abschlu&#223; einer Berufsunf&#228;higkeits-Zusatzversicherung gestellt hatte, der nicht angenommen worden war, hat die Beklagte erst in der m&#252;ndlichen Verhandlung durch Einsichtnahme in die auf ihren Antrag beigezogenen Beiakten und durch die Er&#246;rterung des Inhalts der Beiakten erfahren. Sie hat, soweit darin ein selbst&#228;ndiger Anfechtungsgrund gesehen werden k&#246;nnte, im Termin erneut die Anfechtung gegen&#252;ber dem anwesenden Kl&#228;ger erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Berufung mu&#223; daher mit der Kostenfolge aus &#167;97 Abs. 1 ZPO ohne Erfolg bleiben. Die Vollstreckbarkeit des Urteils folgt aus &#167;&#167;708 Ziffer 10, 711, 108 ZPO. Die Beschwer des Kl&#228;gers liegt &#252;ber 40.000,- DM.</p>
315,359
olgham-1988-06-23-6-u-29387
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 293/87
1988-06-23T00:00:00
2019-03-13T14:53:38
2019-03-27T09:43:19
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0623.6U293.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 22. September 1987 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wie folgt abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner </p> <p></p> <p>1.)</p> <p>an die Kl&#228;gerin zu 1) im voraus eine jeweils am 1. eines Monats f&#228;llige Rente von 150,78 DM bis zum 3. September 1997 zu zahlen, beginnend mit dem 1. Februar 1987, abz&#252;glich am 3. Juli 1987 gezahlter 433,50 DM,</p> <p></p> <p>2.)</p> <p>an den Kl&#228;ger zu 2) im voraus eine jeweils am 1. eines Monats f&#228;llige Rente von 150,78 DM bis zum 27. September 1993 zu zahlen, beginnend mit dem 1. Februar 1987, abz&#252;glich am 3. Juli 1987 gezahlter 433,50 DM,</p> <p></p> <p>3.)</p> <p>an die Kl&#228;gerin zu 1) 5.124,94 DM zuz&#252;glich 4% Zinsen auf folgende Betr&#228;ge zu zahlen:</p> <p></p> <p>- auf jeweils 161,78 DM seit dem 3. Mai und 3. Juni 1984,</p> <p>- auf jeweils 157,88 DM seit dem 3. Juli 1984 und jeweils folgenden 3. eines Monats bis zum 3. Juni 1985,</p> <p>- auf jeweils 154,28 DM seit dem 3. Juli und 3. August 1985,</p> <p>- auf jeweils 154,28 DM seit dem 3. September 1985 und dem folgenden 3. eines jeweiligen Monats bis zum 3. Juni 1986,</p> <p>- auf jeweils 150,78 DM seit dem 3. Juli 1986 bis einschlie&#223;lich 3. Januar 1987,</p> <p></p> <p>abz&#252;glich am 3. Juli 1987 gezahlter 2.861,10 DM.</p> <p></p> <p>4.)</p> <p>an den Kl&#228;ger zu 2) 5.124,94 DM zuz&#252;glich 4% Zinsen auf folgende Betr&#228;ge zu zahlen:</p> <p></p> <p>- auf jeweils 168,78 DM seit dem 3. Mai und 3. Juni 1984,</p> <p>- auf jeweils 157,88 DM seit dem 3. Juli 1984 und dem 3. der folgenden Monate bis zum 3. Juni 1985,</p> <p>- auf jeweils 154,28 DM seit dem 3. Juli 1985 und dem 3. des folgenden Monats bis zum 3. Juni 1986,</p> <p>- auf jeweils 150,78 DM seit dem 3. Juli 1986 und dem 3. der folgenden Monate bis zum 3. Januar 1987,</p> <p></p> <p>abz&#252;glich am 3. Juli 1987 gezahlter 2.861,10 DM.</p> <p></p> <p>Von den Gerichtskosten des ersten Rechtszugs tragen die Beklagten als Gesamtschuldner 54%, die Kl&#228;gerin zu 1) 22% und der Kl&#228;ger zu 2) 24%.</p> <p></p> <p>Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin zu 1) im ersten Rechtszug tragen die Beklagten als Gesamtschuldner 55% und sie selbst 45%.</p> <p></p> <p>Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten des Kl&#228;gers zu 2) im ersten Rechtszug tragen die Beklagten als Gesamtschuldner 52% und er selbst 48%.</p> <p></p> <p>Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten im ersten Rechtszug tragen sie selbst 54%, die Kl&#228;gerin zu 1) 22% und der Kl&#228;ger zu 2) 24%.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tragen die Kl&#228;gerin zu 1) und der Kl&#228;ger zu 2) zu je 50%.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin zu 1) in H&#246;he von 22.315,50 DM, den Kl&#228;ger, zu 2) in H&#246;he von 16.440,31 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am xxx verstarb der Vater der am xxx geborenen Kl&#228;gerin zu 1) und des am xxx geborenen Kl&#228;gers zu 2) infolge eines Verkehrsunfalls, f&#252;r welchen die Beklagten haften. Der Verstorbene hielt sich seit 1972 mit einer unbeschr&#228;nkten Arbeitserlaubnis in der Bundesrepublik auf und arbeitete seitdem in verschiedenen Anstellungen. Die Kl&#228;ger wohnten mit ihrer deutschen Mutter in Jugoslawien in einem eigenen Haus, das zum Zeitpunkt des Todes des Vaters im Rohbau fertiggestellt war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von einem fiktiven Nettoeinkommen ihres verstorbenen Vaters von 2.110,50 DM haben die Kl&#228;ger ihren Unterhaltsbedarf bis zum 6. Lebensjahr mit 16%<i> </i>und f&#252;r die Zeit danach mit 20% dieses Einkommens abz&#252;glich der fixen Kosten ermittelt und die sich daraus ergebenen Betr&#228;ge f&#252;r die Vergangenheit seit Mai 1984 und f&#252;r die Zukunft als Unterhaltsschaden geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht, auf dessen Urteil Bezug genommen wird, hat der Klage im wesentlichen stattgegeben und unter Ber&#252;cksichtigung eines Unterhaltsanteils von 16%<i> </i>f&#252;r die Zeit von Mai 1984 bis Januar 1987 und von 20%<i> </i>seit Februar 1987 die Beklagten als Gesamtschuldner verurteilt, an jeden der Kl&#228;ger ab dem 1. Februar 1987 bis zum 18. Lebensjahr eine monatlich Rente von 292,86 DM zu zahlen und f&#252;r die Zeit von Mai 1984 bis Januar 1987 der Kl&#228;gerin zu 1) einen R&#252;ckstand von insgesamt 8.298,93 DM und dem Kl&#228;ger zu 2) von 9.506,18 DM aufzugleichen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- -und fristgerecht eingelegte Berufung der Beklagten, die weiterhin der Auffassung sind, da&#223; der Anteil der Kl&#228;ger am unterhaltspflichtigen Einkommen lediglich mit 12,5%<i> </i>anzusetzen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben gegen die Beklagten als Gesamtschuldner gem. &#167;&#167; 844 Abs. 2, BGB, 10 Abs. 2 StVG, 3 PflVersG 426 BGB f&#252;r die Zeit vom 1. Februar 1987 bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres einen Anspruch auf eine monatliche Rente von 150,78 DM; der f&#252;r die Zeit von Mai 1984 bis Januar 1987 f&#252;r jeden der Kl&#228;ger auszugleichende R&#252;ckstand betr&#228;gt 5.124,94 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der den Kl&#228;gern am Einkommen ihres Vaters zustehende Unterhaltsanteil ist jeweils mit 12,5%<i> </i>und nicht mit 16% bzw. 20%<i> </i>anzusetzen. Im Regelfall werden in der Rechtsprechung und Literatur beim Schadensersatz wegen Verlust des Unterhaltes unter Ber&#252;cksichtigung der gestiegenen Einkommen sowie des Eigenbedarfs des Ehemannes unter normalen Verh&#228;ltnissen bis zu einem Einkommen von ca. 3.500,-- DM ein Anteil der Witwe von 30%<i> </i>und der beiden Kinder von je 12,5%<i> </i>als Pauschals&#228;tze f&#252;r angemessen gehalten, w&#228;hrend die restlichen 45%<i> </i>dem Unterhaltspflichtigen zugerechnet werden (vgl. Schl&#246;en/Steinfels, Regulierung von Personensch&#228;den, Kapitel 6, Rdn. 352 ff.; Becker/B&#246;hme, Kraftverkehrs-Haftpflichtsch&#228;den, 16. Aufl., Rdn. 532 a ff.). Allerdings sind diese Quoten nicht in jedem Fall zwingend. In Abweichung davon sind in anderen F&#228;llen der Witwe 40% und den beiden Kinder je 10%<i> </i>oder der Witwe 40%<i> </i>und den beiden Kindern je 15%<i> </i>zuerkannt worden (vgl. BGH, VersR 1979, 323, 324; OLG M&#252;nchen, VersR 1979, 1064, 1065). In weicher Weise die Quote zu ermitteln ist, ist nicht allgemein verbindlich festgelegt. Es handelt sich um eine nach &#167; 287 ZPO vorzunehmende Schadenssch&#228;tzung, die die Besonderheiten des Einzelfalls zu ber&#252;cksichtigen hat. Daher kann die von den Kl&#228;gern f&#252;r richtig gehaltene Quotenermittlung von 16%<i> </i>bzw. 20%<i> </i>nicht von vornherein als sachlich nicht gerechtfertigt zur&#252;ckgewiesen werden (vgl. BGH, VersR 1987, 507, 508), die sich auf die in der NJW 1984 945 ff. abgedruckte Darstellung von xxx und xxx st&#252;tzt und in welcher Ermittlungen &#252;ber die in einem Haushalt entstehenden Fixkosten und &#252;ber den durch den Unterhalt abgesicherten Familienbedarf widergegeben werden. Grunds&#228;tzlich kommt es darauf an, welche Geldbetr&#228;ge der Verstorbene h&#228;tte aufwenden m&#252;ssen, um seinen Familienangeh&#246;rigen den ihnen zustehenden Lebensunterhalt zu verschaffen (vgl. BGH, VersR 1961, 543 ff.; BGH, VersR 1966, 588 ff.). F&#252;r die Bestimmung der sachlich richtigen Quote kann nicht allein darauf abgestellt werden, da&#223; xxx und xxx f&#252;r ihre Quotenermittlungen auf entsprechende Berechnungen &#252;ber den tats&#228;chlichen Bedarf und die in Wirklichkeit entstehenden Ausgaben in einem Haushalt zur&#252;ckgreifen. Jedenfalls in einem Fall wie diesen bietet es sich an, als Ankn&#252;pfungspunkt die Regeln und Abwicklungen im Rahmen der familienrechtlichen Unterhaltsverh&#228;ltnisse zu nehmen. Als geeignete Vergleichsgrundlage kommen dann die Unterhaltsrichtlinien der Oberlandesgerichte in Betracht, hier der D&#252;sseldorfer Tabelle, deren S&#228;tze auch vom Oberlandesgericht Hamm angewandt werden (vgl. MDR 1984, 993 ff.). Sie beziehen sich auf gest&#246;rte Familienverh&#228;ltnisse, also in der Regel auf getrennt lebende Ehegatten mit doppelter Haushaltsf&#252;hrung (vgl. OLG Hamm, VersR 1983, 927, 928). Die in den Leitlinien zugrunde gelegte Familiensituation ist ihren wirtschaftlichen Auswirkungen nach im Ergebnis auf den Fall der Kl&#228;ger &#252;bertragbar, weil ihr Vater sich mit einer unbefristeten Arbeitserlaubnis in der Bundesrepublik aufhielt, w&#228;hrend sie mit ihrer Mutter in Jugoslawien in einem eigenen Haus lebten. Im Eintritt des Schadensfalles lebten daher auch hier die Familienangeh&#246;rigen nicht zusammen, sondern es wurden getrennte Haushalte gef&#252;hrt, wodurch auch der Bedarf des Unterhaltspflichtigen erh&#246;ht ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ermittelt man in einer Vergleichsrechnung den Unterhalt, den die Kl&#228;ger nach der D&#252;sseldorfer Tabelle h&#228;tten beanspruchen k&#246;nnen, so zeigt sich, da&#223; die in Betracht kommenden Betr&#228;ge &#252;berwiegend zwischen 10% und 13% des unterhaltspflichtigen Einkommens des Vaters liegen. Da nach der D&#252;sseldorfer Tabelle die Hauskosten f&#252;r den Unterhaltspflichtigen im Eigenbedarf ber&#252;cksichtigt sind, sind sie aus dem Betrag des f&#252;r den Unterhalt zur Verf&#252;gung stehenden Nettoeinkommens nicht herauszunehmen, sondern lediglich die Kosten f&#252;r die Haushaltsf&#252;hrung in xxx, die die Witwe und die Kinder von ihrem Unterhalt zu bestreiten haben und die ihren Anspruch erh&#246;hen. Dann ergibt sich in Abweichung von Seite 7 des Urteils des Landgerichts ein unterhaltspflichtiges Einkommen von 2.011,45 DM. Bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres, dieser Fall k&#228;me noch f&#252;r die 1979 geborene Kl&#228;gerin zu 1) in Betracht, stehen dem Kind von dem unterhaltspflichtigen Einkommen 240,-- DM zu. Der Betrag w&#252;rde sich um 1/3 der Fixkosten f&#252;r die Haushaltsf&#252;hrung in Jugoslawien um 43,90 DM auf 283,90 DM erh&#246;hen. Davon w&#228;re die Waisenrente von 125,80 DM in Abzug zu bringen, so da&#223; sich ein Unterhaltsanspruch von 158,10 DM erg&#228;be. Das sind ca. 8%<i> </i>des unterhaltspflichtigen Einkommens von 2.011,45 DM.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Entsprechend errechnet sich f&#252;r die Altersgruppe von 7 bis 12 Jahren ein Unterhaltsanspruch von 290,-- DM, der sich unter Ber&#252;cksichtigung der Fixkosten f&#252;r die Haushaltsf&#252;hrung in xxx auf 333,90 DM bel&#228;uft. Nach Abzug der Waisenrente von 125,80 DM bleibt ein Betrag von 208,10 DM, das sind 10% des unterhaltspflichtigen Einkommens von 2.011,45 DM.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich w&#252;rde sich f&#252;r die n&#228;chste Altersstufe bis 18 Jahre ein Unterhalt von 345,-- DM und unter Einbezug des Fixkosten f&#252;r die Haushaltsf&#252;hrung in Jugoslawien sowie nach Abzug der Waisenrente von 263,10 DM ergeben, das sind 13% des unterhaltspflichtigen Einkommens. Nimmt man alle Altersstufen, so liegt f&#252;r den gesamten Zeitraum, in welchem ein Unterhaltsschaden auszugleichen ist, die Quote im oberen Bereich dessen, was die Kl&#228;ger nach der D&#252;sseldorfer Tabelle an H&#246;chstbetr&#228;gen &#252;berhaupt beanspruchen k&#246;nnten. Nimmt man &#252;berwiegend den Zeitraum vom 7. bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres, so liegt die Quote von 12,5%<i> </i>f&#252;r die Zeit bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres &#252;ber den Betr&#228;gen, die die Kl&#228;ger nach der D&#252;sseldorfer Tabelle beanspruchen k&#246;nnten, w&#228;hrend sie f&#252;r die Zeit vom 12. bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres leicht unterhalb dem liegt, was ihnen dann nach der D&#252;sseldorfer Tabelle zustehen w&#252;rde. Daher erscheint f&#252;r die Bestimmung des den Kl&#228;gern zustehenden Anteils am Unterhalt ihres verstorbenen Vaters die von den Beklagten zugestandene Quote von 12,5% sachlich eher gerechtfertigt als die von den Kl&#228;gern beanspruchten Anteile von 16% bzw. 20%. Da es bei der Bestimmung des Unterhaltsschadens nicht um die Ermittlung von konkreten Unterhaltsanspr&#252;chen im Sinn der &#167;&#167; 1601 ff. BGB geht, sondern im Weg der Schadenssch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO der den Kindern durch den Tod ihres Vaters entstandene Schaden zu ermitteln ist, bedarf es vor allem auch deshalb keiner Staffelung der Quoten nach altersm&#228;&#223;igen Lebensabschnitten, weil der Satz von 12,5% ein Wert ist, der den Kl&#228;gern f&#252;r die ersten Jahre - nimmt man den nach der D&#252;sseldorfer Tabelle ausgewiesenen Bedarf zum Ausgangspunkt - mehr zuerkennt und nur in den letzten Jahren leicht weniger. Daher kann die Quote von 12,5%<i> </i>als eine Auffangquote und ein Mittelwert betrachtet werden, der die unterschiedlichen Bed&#252;rfnisse in der altersm&#228;&#223;igen Entwicklung dadurch ausgleicht, da&#223; er nicht auf den altersm&#228;&#223;ig anfallenden konkreten Bedarf abgestellt ist, sondern von vorneherein etwas h&#246;her liegt und damit den Charakter eines guten Mittelwertes hat. F&#252;r die Anpassung an die Werte der D&#252;sseldorfer Tabelle kann zus&#228;tzlich ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; der Bedarf und die Aufwendungen der Kl&#228;ger f&#252;r die Haushaltsf&#252;hrung in Jugoslawien wahrscheinlich eher niedriger sein werden als die entsprechenden Ausgaben bei einem Aufenthalt in der Bundesrepublik.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Daher ist bei der Berechnung des Unterhaltsschadens der Kl&#228;ger von einem Anteil von 12,5%<i> </i>am Nettoeinkommen ihres verstorbenen Vaters f&#252;r den gesamten Zeitraum von Mai 1984 bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ausgangspunkt ist weiterhin ein Nettoeinkommen des Verstorbenen von 2.143,13 DM, das sich um die fixen Kosten der Haushaltsf&#252;hrung in xxx von 131,68 DM und in der Bundesrepublik von 150,-- DM auf 1.861,45 DM reduziert, wie das Landgericht in seinen Entscheidungsgr&#252;nden ausgef&#252;hrt hat, die in diesen Punkten von den Beklagten nicht angegriffen sind. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;ger kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; sich das ermittelte Nettoeinkommen des Verstorbenen j&#228;hrlich um 4%<i> </i>infolge von Lohnerh&#246;hungen und Steuer&#228;nderungen erh&#246;ht h&#228;tte. Dem steht entgegen, da&#223; die Arbeitst&#228;tigkeit des Vaters der Kl&#228;ger nicht kontinuierlich war. Er hat immer nur zeitweise gearbeitet, zum Teil wurden von ihm &#220;berstunden geleistet, zum Teil nicht, ferner sind Schlechtwettertage angefallen und hat er unbezahlten Urlaub genommen. Entsprechend weisen die Verdienstbescheinigungen nach 1984 nur begrenzt ein erh&#246;htes Einkommen aus. Im Jahr 1985 war es im wesentlichen demjenigen von 1983 gleich. 1983 betrug das Nettoeinkommen des Vaters 2.039,47 DM (ohne Lohnsteuerr&#252;ckerstattung).Wie das Landgericht auf den Seiten 7 ff. seines Urteils ausgef&#252;hrt hat, ging das Einkommen in den ersten Monaten 1984 deutlich zur&#252;ck und belief sich im gesamten Jahr 1984 auf 2.195,23 DM (vgl. die Verdienstbescheinigungen vom 25. April 1984 und 4. November 1985). Im Jahr 1985 war das Einkommen nach der Verdienstbescheinigung vom 12. August 1986 fast ebenso wie im Jahr 1983, n&#228;mlich 2.030,33 DM. Da der Umfang der Berufst&#228;tigkeit des Vaters der Kl&#228;ger nicht kontinuierlich war und es sich im &#252;brigen um fiktive Einkommensberechnungen handelt, mu&#223; auch f&#252;r die Zeit nach 1983 davon ausgegangen werden, da&#223; das tats&#228;chliche Einkommen geschwankt h&#228;tte, so da&#223; sich zugunsten der Kl&#228;ger auswirkende Einkommenserh&#246;hungen nicht verl&#228;&#223;lich feststellen lassen. Im &#252;brigen hat der Zeuge xxx in seiner Aussage vor dem Landgericht best&#228;tigt, da&#223; bei der Ermittlung des fiktiven Verdienstes des Verstorbenen evtl. Gehaltssteigerungen bis einschlie&#223;lich 1985 ber&#252;cksichtigt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Daher ist weiterhin von dem vom Landgericht ermittelten Nettoeinkommen des Verstorbenen von. 2.143,13 DM auszugehen, das sich um die fixen Kosten der Haushaltsf&#252;hrung in xxx und Deutschland auf 1.861,45 DM erm&#228;&#223;igt. Davon stehen bei einem Unterhaltsanteil von 12,5%<i> </i>jedem der Kl&#228;ger 232,68 DM zu, die sich um die fixen Kosten der Haushaltsf&#252;hrung in xxx von 43,90 DM auf 276,58 DM erh&#246;hen. Nach Abzug der Waisenrente von 125,80 DM betr&#228;gt der Unterhaltsschaden f&#252;r jeden der Kl&#228;ger 150,78 DM, der ihnen ab 1. Februar 1987 bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres als monatliche Rente zu zahlen ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entsprechend errechnen sich f&#252;r die Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit von Mai 1984 bis Januar 1987 R&#252;ckst&#228;nde von jeweils 5.124,94 DM. Wegen der Neuberechnung wird auf die Seiten 4 bis 7 der Berufungsbegr&#252;ndung der Beklagten vom 30. Dezember 1987 verwiesen, die an die Berechnungsweise auf den Seiten 10 und 11 des Urteils des Landgerichts anschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 713, 546 Abs. 2 ZPO.</p>
315,360
olgk-1988-06-16-5-u-19587
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 195/87
1988-06-16T00:00:00
2019-03-13T14:53:40
2019-03-27T09:43:19
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1988:0616.5U195.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 27. Mai 1987 verk&#252;ndete Urteil</p> <p>der 24 . Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 24 0 540/86 - wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; das Datum des Verkehrsunfalles "6. April 1986" lautet.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung der Beklagten ist in der Sache selbst nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zu Recht festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger f&#252;r den Verkehrsunfall (richtig: vom 6.4.1986) auf der U.Stra&#223;e in L.-A., bei dem das Kind T. E. schwer verletzt worden ist, aus der erteilten vorl&#228;ufigen Deckungszusage Kraftfahrzeughaftpflichtversicherungsschutz mit der Ma&#223;gabe zu gew&#228;hren, da&#223; sie in H&#246;he eines Betrages von 1.000,-- DM leistungsfrei ist, &#167;&#167; 1 Abs. 2; 7 I</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Abs. 2 Satz 3, V Abs. 1, Abs. 2 Satz 1 AKB.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten kann nicht festgestellt werden, da&#223; die vorl&#228;ufige Deckungszusage r&#252;ckwirkend au&#223;er Kraft getreten ist. Nach &#167; 1 Abs. 2 Satz 4 AKB tritt die vorl&#228;ufige Deckungszusage r&#252;ckwirkend au&#223;er Kraft, wenn der Versicherungsantrag unver&#228;ndert angenommen, der Versicherungsschein aber nicht sp&#228;testens innerhalb von 14 Tagen eingel&#246;st wird und der Versicherungsnehmer die Versp&#228;tung zu vertreten hat. Das Vorliegen dieser Voraussetzungen im Streitfall hat die Beklagte nicht nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1 .</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Versicherer ist f&#252;r das r&#252;ckw&#228;rtige Entfallen der vorl&#228;ufigen Deckungszusage gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 2 Satz 4 AKB beweispflichtig (vgl. Stiefel-Hofmann, Kraftfahrtversicherung 13. Aufl. Rdnr. 79; Pr&#246;lssMartin VVG 24. Aufl, Anm. 2 c dd, jeweils zu</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#167; 1 AKB). Insbesondere hat der Versicherer den Zugang des Versicherungsscheins und im Hinblick auf die 14 Tagefrist den Zeitpunkt des Zugangs zu beweisen (vgl. Stiefel-Hofmann a.a.O. Rdnr. 82).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen der Berufungsbegr&#252;ndung, der Kl&#228;ger m&#252;sse nach dem "Gang" der Post am Freitag, dem 28.2.1986, sp&#228;testens aber am Montag. dem 3.3.1986, im Besitz der Versicherungspolice gewesen sein, reicht hierf&#252;r nicht aus, einmal abgesehen davon, da&#223; der Kl&#228;ger bestritten hat, den Versicherungsschein &#252;berhaupt erhalten zu haben. Der Nachweis der Absendung und der Hinweis auf die normale Postlaufzeit reichen deshalb nicht aus, weil es auf dem Bef&#246;rderungsweg von der Beklagten zum Kl&#228;ger Unregelm&#228;&#223;igkeiten geben kann und es durchaus vorkommt, da&#223; einfache Postsendungen verloren gehen, worauf das Landgericht zutreffend hingewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Den Beweisantritten der Beklagten, die die Versendung der Versicherungspolice betreffen, ist unter diesen Umst&#228;nden nicht nachzugehen, ebensowenig dem Beweisantrag auf Parteivernehmung des Kl&#228;gers im Schriftsatz vom 16.3.1987. Das durch Parteivernehmung des Kl&#228;gers unter Beweis gestellte Vorbringen betrifft den Inhalt des Versicherungsscheins, nicht aber dessen Zugang beim Kl&#228;ger zu einem bestimmten Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Versicherer hat es im &#252;brigen in der Hand, durch geeignete Ma&#223;nahmen den Nachweis des Zugangs und dessen Zeitpunkt sicherzustellen. Nimmt er aus organisatorischen oder Kostengr&#252;nden diese M&#246;glichkeiten nicht wahr, nimmt der Versicherer es in Kauf, in F&#228;llen wie dem vorliegenden wegen des Zugangs der Versicherungspolice und der Voraussetzungen f&#252;r das r&#252;ckw&#228;rtige Au&#223;erkrafttreten der vorl&#228;ufigen Deckungszusage in Beweisnot zu geraten. Dieser Umstand rechtfertigt es jedenfalls nicht, die den Versicherer treffende Beweislast in F&#228;llen wie dem vorliegenden umzukehren.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch das Vorbringen der Berufungsbegr&#252;ndung, der Kl&#228;ger habe die Erstpr&#228;mie - versp&#228;tet - mit Hilfe des &#220;berweisungstr&#228;gers gezahlt, der der Versicherungspolice</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">beigef&#252;gt war, greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nach seinem Vorbringen lediglich einen &#220;berweisungstr&#228;ger zusammen mit einer Mahnung erhalten, wobei es sich jedoch nicht um die von der Beklagten angesprochene Mahnung vom 1.4.1986 gehandelt hat. Dies ist in der m&#252;ndlichen Verhandlung er&#246;rtert worden. Da&#223; es au&#223;er der Absendung der Versicherungspolice und der Mahnung vom 1.4.1986 keine weiteren Schreiben im fraglichen Zeitraum gegeben hat, ist zwar in einem nicht nachgelassenen Schriftsatz von der Beklagten behauptet, aber nicht nachgewiesen. Nach Sachlage ist deshalb nicht ausgeschlossen, da&#223; der besagte &#252;berweisungstr&#228;ger von einer Mahnung stammt. Damit fehlt es aber weiterhin am Nachweis des Zugangs des Versicherungsscheins selbst, der Voraussetzung f&#252;r ein r&#252;ckw&#228;rtiges Au&#223;erkrafttreten der vorl&#228;ufigen Deckungszusage ist. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Aber selbst wenn die Identit&#228;t des &#220;berweisungstr&#228;gers wie von der Beklagten behauptet einwandfrei nachgewiesen werden k&#246;nnte, w&#252;rde dies zwar den Nachweis f&#252;r den Zugang des Versicherungsscheins erbringen. Die zweifelsfreie Feststellung, zu welchem genauen Zeitpunkt der Zugang erfolgt ist, ergibt sich daraus aber nicht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung der Leistungsfreiheit auf den Betrag von 1.000,-- DM, die der Kl&#228;ger hingenommen hat, begegnet keinen Bedenken (Stiefel-Hofmann, a.a.O. Rdnr. 24 zu &#167; 7). Der Kl&#228;ger hat gegen die ihn treffende Obliegenheit versto&#223;en, den Versicherungsfall innerhalb einer Woche der Beklagten schriftlich anzuzeigen, &#167; 7 lAbs. 2 Satz 1 AKB.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer der Beklagten: 6.469,20 DM (80 % von 9.081,50 DM - 1.000,-- DM).</p>
315,361
olgk-1988-06-16-ss-16888
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 168/88
1988-06-16T00:00:00
2019-03-13T14:53:42
2019-03-27T09:43:19
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0616.SS168.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.) Der Betroffenen wird auf ihre Kosten Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Vers&#228;umung der Frist zur Stellung des Antrags auf Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts gew&#228;hrt.</p> <p>II.) Der Beschlu&#223; des Amtsgerichts K&#246;ln vom 19. Januar 1987 - 808 OWi 10681/85 - wird best&#228;tigt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Betroffenen ist auf ihre Kosten (&#167; 46 Abs. 1 OWiG i.V.m. &#167; 473 Abs. 7 StPO) von Amts wegen Wiedereinsetzung zu gew&#228;hren. Sie hat die Wochenfrist zur Stellung des Antrags auf Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts (&#167; 79 Abs. 3 Satz 1 OWiG i.V.m. &#167; 346 Abs. 2 Satz 1 StPO) vers&#228;umt. Der Verwerfungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts vom 19. Januar 1987 ist ihr am 25. November 1987 zugestellt worden. Zwar ist die gem&#228;&#223; &#167; 46 Abs. 1 OWiG i.V.m. &#167; 300 StPO als Antrag auf Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts zu wertende Eingabe der Betroffenen vom 27. November 1987 bereits am 30. November 1987 beim Amtsgericht eingegangen. Sie war jedoch in serbokroatischer Sprache abgefa&#223;t. Die vom Amtsgericht in Auftrag gegebene &#220;bersetzung ist erst am 17. Dezember 1987, also nach Ablauf der Antragsfrist, dortselbst eingetroffen. Da fristgebundene Eingaben in fremder Sprache unwirksam sind (vgl. BGHSt. 30, 182; OLG K&#246;ln VRS 67, 251; OLG D&#252;sseldorf StV 1982, 359; Kleinknecht/Meyer, StPO, 38. Aufl., &#167; 184 GVG Rn. 2) und durch Beibringung einer deutschen &#220;bersetzung nach Fristablauf auch nicht wirksam werden, ist die Antragsfrist nicht gewahrt. Indes mu&#223; der Betroffenen insoweit von Amts wegen Wiedereinsetzung bewilligt werden. Die Vers&#228;umung der Antragsfrist ist, wie aus dem Akteninhalt ohne weiteres ersichtlich, gem&#228;&#223; &#167; 46 Abs. 1 OWiG i.V.m. &#167; 44 Satz 2 StPO als unverschuldet anzusehen, weil die dem angefochtenen Verwerfungsbeschlu&#223; beigef&#252;gte Rechtsmittelbelehrung nicht den bei Ausl&#228;ndern notwendigen Hinweis enth&#228;lt, da&#223; die schriftliche Rechtsmitteleinlegung in deutscher Sprache erfolgen mu&#223; (vgl. BVerfGE 64, 135, 149 = NJW 1983, 2762, 2764; BGH a.a.O.; Kleinknecht/Meyer a.a.O. &#167; 35 a Rn. 12 m.w.N.; ferner RiStBV Nr. 142 Abs. 1 Satz 3).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der nach Wiedereinsetzung als rechtzeitig zu behandelnde Antrag auf Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts, der auch im &#252;brigen verfahrensrechtlich bedenkenfrei ist (&#167; 79 Abs. 3 OWiG i.V.m. &#167; 346 Abs. 2 StPO), hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Rechtsbeschwerde zutreffend als unzul&#228;ssig, da versp&#228;tet eingelegt, verworfene. Der Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 4. Juni 1986, mit dem gegen die Betroffene eine Geldbu&#223;e in H&#246;he von 300,- DM verh&#228;ngt worden war, ist ihr am 19. November 1986 mit Rechtsmittelbelehrung zugestellt worden. Hiernach h&#228;tte die Betroffene binnen Wochenfrist die Rechtsbeschwerde einlegen m&#252;ssen (&#167; 79 Abs. 3 und 4 OWiG i.V.m. &#167; 341 Abs. 1 StPO), also sp&#228;testens am 26. November 1986. Die in serbokroatischer Sprache abgefa&#223;te Rechtsmittelschrift vom 22. November 1986 ist jedoch erst am 8. Dezember 1986 und damit versp&#228;tet beim Amtsgericht eingegangen. Zwar enthielt die dem Beschlu&#223; vom 4. Juni 1986 beigegebene Rechtsmittelbelehrung ebenfalls keinen Hinweis darauf, da&#223; die schriftliche Rechtsmitteleinlegung in deutscher Sprache erfolgen m&#252;sse. Das vermag jedoch (abweichend von der Fallgestaltung unter I) hier eine Wiedereinsetzung von Amts wegen nicht zu begr&#252;nden, weil das Fehlen einer Rechtsmitteleinlegung in deutscher Sprache f&#252;r die Fristvers&#228;umung, die auf dem versp&#228;teten <u>Eingang</u> der Rechtsmittelschrift beim Amtsgericht beruht, nicht urs&#228;chlich geworden ist (zur Notwendigkeit des Kausalzusammenhangs zwischen Belehrungsmangel und Fristvers&#228;umung: vgl. Kleinknecht/Meyer a.a.O. &#167; 44 Rn. 22 m.w.N.; OLG K&#246;ln VRS 67, 251).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sonstige Wiedereinsetzungsgr&#252;nde sind nicht erkennbar Insbesondere ist weder vorgetragen noch aus den Akten ersichtlich, da&#223; der Einlegungsschriftsatz vom 22. November 1986 so rechtzeitig zur Post gegeben wurde, da&#223; er bei normaler Postlaufzeit vor Fristablauf beim Amtsgericht h&#228;tte eingehen m&#252;ssen (vgl. hierzu: Kleinknecht/Meyer a.a.O. &#167; 44 Rn. 16 m.w.N.). Aus dem Poststempel auf dem Briefumschlag l&#228;&#223;t sich der Absendetag nicht entziffern.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da die Rechtsbeschwerde hiernach zu Recht als unzul&#228;ssig verworfen worden ist, mu&#223; der angefochtene Verwerfungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts best&#228;tigt werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Einer Kostenentscheidung bedarf es insoweit nicht (vgl. Kleinknecht/Meyer a.a.O. &#167; 346 Rn. 12).</p>
315,362
ag-dusseldorf-1988-06-10-43-c-8887
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
43 C 88/87
1988-06-10T00:00:00
2019-03-13T14:53:43
2019-03-27T09:43:19
Urteil
ECLI:DE:AGD:1988:0610.43C88.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 20. Mai 1988</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 2.052,-- DM nebst 4 % Zinsen</p> <p> seit dem 05.11.1986 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte mit Ausnahme der Kosten, </p> <p> die durch die Anrufung des Amtsgerichts X entstanden sind;</p> <p> diese tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 3.600,-- DM</p> <p> vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;gerin wird gestattet, die Sicherheitsleistung durch Bankb&#252;rgschaft zu</p> <p> erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte erteilte der Kl&#228;gerin den Auftrag, ein Plakat A 1 zu entwerfen. Das Honorar sollte 3.500,-- DM betragen. Nach dem Inhalt der Auftragsbest&#228;tigung vom 17.04.1986 war das Plakat f&#252;r Litfasss&#228;ulen bestimmt. Die Kl&#228;gerin f&#252;hrte den Auftrag aus und stellte der Beklagten am 12.05.1986 2.000,-- DM in Rechnung. Ohne Wissen und Einwilligung der Kl&#228;gerin lie&#223; die Beklagte das Plakat auf das doppelte Format (DIN A 0 ) vergr&#246;&#223;ern. Au&#223;erdem wurden die Plakate nicht nur an Litfasss&#228;ulen sondern auch an Stra&#223;enb&#228;umen, Bauz&#228;unen und Eisenbahnbr&#252;cken angebracht. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin stellte der Beklagten f&#252;r die erweiterte Plakatnutzung 1.710,-- DM in Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte verwandte Illustrationen &#8211; Karikaturen von Dinosauriern - , die von der Kl&#228;gerein entworfen worden waren, ohne Einwilligung der Kl&#228;gerin auf einem Kinderfestivalplakat. Hierf&#252;r berechnete die Kl&#228;gerin der Beklagten 342,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin behauptet:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die &#252;bliche Verg&#252;tung f&#252;r die &#220;bertragung eines erweiterten Nutzungsrechts an dem von ihr gestalteten Plakat betrage 1.500,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer; die &#252;bliche Verg&#252;tung f&#252;r die &#220;bertragung des Nutzungsrechts an den Tierfiguren zur Verwendung im Kinderfestival-Plakat betrage 342,-- DM. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 2.052,-- DM nebst 4 % Zinsen seit</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Sie behauptet:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Bei Erteilung des Auftrages sei vereinbart worden, dass das Plakat nicht nur f&#252;r Litfasss&#228;ulen sondern auch f&#252;r andere Werbefl&#228;chen bestimmt sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze Bezug genommen. Das Gericht hat Beweis erhoben. Auf die Niederschrift der Beweisaufnahme und auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte schuldet der Kl&#228;gerin als Schadensersatz nach &#167; 97 UrhG 2.052,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte war nicht berechtigt, das von der Kl&#228;gerin entworfene Plakat f&#252;r andere Werbefl&#228;chen als Litfasss&#228;ulen zu verwenden. Die Behauptung der Beklagten, es sei &#8211; entgegen dem Inhalt der schriftlichen Auftragsbest&#228;tigung &#8211; bei Auftragserteilung besprochen worden, dass das Plakat nicht nur f&#252;r Litfasss&#228;ulen sondern auch f&#252;r andere Werbefl&#228;chen bestimmt sei, ist durch die Beweisaufnahme nicht best&#228;tigt worden. Die Zeugen X und X haben zwar ausgesagt, es sei bei Vertragsschluss nicht davon die Rede gewesen, dass das Plakat nur f&#252;r Litfasss&#228;ulen bestimmt sei. Ihre Aussagen reichen jedoch im Hinblick auf die Aussage der Zeugin X zum Nachweis f&#252;r die Behauptung der Beklagten nicht aus. Die Zeugin hat erkl&#228;rt, der Zeuge X habe ein Plakat f&#252;r Litfasss&#228;ulen bestellt. Es ist deshalb von dem Inhalt der schriftlichen Auftragsbest&#228;tigung auszugehen. Danach durfte die Beklagte das Plakat nur f&#252;r Litfasss&#228;ulen verwenden. Denn das Nutzungsrecht kann Dritten in der verschiedensten Modifikationen &#252;berlassen werden, r&#228;umlich und inhaltlich beschr&#228;nkt (vgl. Fromm/Nordemann, 6. Aufl. 1986 Bem. 2 vor &#167; 31 UrhG). Ein Nutzungsrecht, das weder erforderlich noch ausdr&#252;cklich einger&#228;umt ist, verbleibt beim Urheber (Fromm/Nordemann, 6. Aufl. 1986, Bem. 9 zu &#167;&#167; 31, 32 UrhG). Wie sich aus der von der Kl&#228;gerin vorgelegten Fotos ergibt, sind die Plakate nicht nur f&#252;r Litfasss&#228;ulen verwendet worden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin kann als Schadensersatz die &#252;bliche Verg&#252;tung f&#252;r die &#220;bertragung eines erweiterten Nutzungsrechts verlangen. Ob auch die Verwendung eines vergr&#246;&#223;erten Plakats ein Eingriff in das Urheberrecht der Kl&#228;gerin darstellt, kann dahingestellt bleiben, denn der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. X kommt in seinem Gutachten zu dem Ergebnis, dass die &#252;bliche Verg&#252;tung f&#252;r die &#220;bertragung eines erweiterten Nutzungsrechts &#8211; gleich aus welchem Grunde &#8211; 1.500,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer betrage. Das Gericht schlie&#223;t sich den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen an. Der Auffassung der Beklagten, der Zuschlag sei nach dem gezahlten und nicht nach dem vereinbarten Preis zu berechnen, konnte das Gericht nicht folgen. Wie der Sachverst&#228;ndige zutreffend ausf&#252;hrt, stellt die Erm&#228;&#223;igung des Preises ein Entgegenkommen der Kl&#228;gerin dar. Bei der Berechnung der Zusatzverg&#252;tung ist von dem vereinbarten Honorar auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Eine weitere Verg&#252;tung schuldet die Beklagte f&#252;r die unberechtigte Verwendung der von der Kl&#228;gerin entworfenen Tierfiguren in dem Kinderfestival-Plakat. Die von der Kl&#228;gerin entworfenen Figuren genie&#223;en nach &#167; 2 UrhG Urheberrechtsschutz; Figuren haben grunds&#228;tzlich Werkscharakter (Fromm/Nordemann, 6. Aufl., Bem. 13 zu &#167; 2 UrhG). Die von der Kl&#228;gerin geforderte Verg&#252;tung von 300,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer ist nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen, denen sich das Gericht anschlie&#223;t, angemessen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Anspruch der Kl&#228;gerin errechnet sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">erweitertes Nutzungsrecht am Plakat 1.500,-- DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Nutzungsrecht an Tierfiguren <u> 300,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">1.800,-- DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">14 % Mehrwertsteuer <u> 252,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">2.052,-- DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Zinsanspruch beruht auf &#167; 291 BGB. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollsteckbarkeit aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,363
lg-kleve-1988-05-31-6-s-33687
{ "id": 811, "name": "Landgericht Kleve", "slug": "lg-kleve", "city": 445, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 336/87
1988-05-31T00:00:00
2019-03-13T14:53:45
2019-03-27T09:43:19
Urteil
ECLI:DE:LGKLE:1988:0531.6S336.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 2. September 1987 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Emmerich wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; den Beklagten eine R&#228;umungsfrist bis zum 31. Juli1988 gew&#228;hrt wird.</p> <p></p> <p>Die Beklagten haben die Kosten der Berufung als Gesamtschuldner zu tragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Entscheidungsgr&#252;nde </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die Berufung der Beklagten, mit der sie sicn gegen ihre Verurteilung zur R&#228;umung und Herausgabe des durch sie gemieteten Hauses wenden, ist zwar zul&#228;ssig, in der Sache jedoch nicht begr&#252;ndet. Denn das Amtsgericht hat die Beklagten zu Recht zur R&#228;umung und Herausgabe verurteilt. Dabei hat entweder die K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 15. Mai 1987, wenn ihr eine Vollmacht beilag, was zwischen den Parteien streitig ist, oder die inhaltlich gleiche K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 26. Mai 1987 zur sofortigen Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses gef&#252;hrt; von einer Wirksamkeit der K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 4. M&#228;rz 1987, vier unstreitig eine Vollmacht des Kl&#228;gervertreters nicht beigef&#252;gt war und die vermutlich weswegen von den Beklagten zur&#252;ckgewiesen worden ist, geht auch der Kl&#228;ger nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die fristlose K&#252;ndigung des Kl&#228;gers war gem&#228;&#223; &#167; 554 a BGB berechtigt. Die Beklagten haben, wie das Amtsgericht im angefochtenen Urteil bereits zutreffend ausgef&#252;hrt hat (&#167; 543 ZPO), durch st&#228;ndige unp&#252;nktliche Mietzahlungen ihre Verpflichtungen aus dem Mietvertrag in einem solchen Ma&#223;e verletzt, da&#223; dem Kl&#228;ger eine Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses nicht mehr zugemutet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Mietzahlungen der Beklagten erfolgten versp&#228;tet, weil sie nicht am 3. Werktag eines Monats auf dem Konto ues Kl&#228;gers eingingen. Da&#223; es f&#252;r die Rechtzeitigkeit der Mietzahlungen nicht auf die Absendung des Geldes, sondern auf die Ankunft des Geldes beim Kl&#228;ger ankommt, ist im Mietvertrag ausdr&#252;cklich geregelt. Diese Regelung findet sich nicht nur in &#167;'4 Ziffer 1 des Mietvertrages, der vom 1. Oktober 1982 datiert, sondern auch in &#167; 4 Ziffer 3 des Mietvertrages, der vom 23. September 1982 datiert. Die Regelung ist, wie das Amtsgericht im angefocriterien Urteil bereits zutreffend ausgef&#252;hrt hat, auch wirksam (vgl. hierzu auch Sternel Mietrecht, 2. Auflage, Anm. II 95, Staudinger-Emmerich, 12. Auflage, &#167;&#167; 535, 536 BGB, Randnr. 113, &#167; 554 BGB Randnr. 13).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Mietzahlungen der Beklagten sind auch in erneblichem Umfang unp&#252;nktlich auf dem Konto des Kl&#228;gers eingegangen. In uer Zeit von Januar 1986 bis Mai 1987 (17 Monate) sind nur die Mietzahlungen f&#252;r 2 Monate, n&#228;mlich f&#252;r Februar 1986 und Mai 1986, p&#252;nktlich erfolgt, alle anderen Mietzahlungen sind versp&#228;tet auf dem Konto des Kl&#228;gers eingegangen. Soweit die Beklagten sich darauf berufen, sie h&#228;tten die jeweilige &#220;berweisung bzw. Einzahlung sp&#228;testens am 3. Werktag der jeweiligen Monate vorgenommen und h&#228;tten damit rechnen k&#246;nnen, da&#223; die Betr&#228;ge noch am gleichen Tag dem bei der selben Bankfiliale gef&#252;hrten Konto des Kl&#228;gers gutgeschrieben werden w&#252;rden, vermag sie dies nicht zu entlasten. Denn zum einen haben die Beklagten nicht einmal spezifiziert dargelegt, wann jeweils von ihnen die Leistungshandlungen vorgenommen worden sind. Ihr pauschales Vorbringen, die jeweilige Leistungshandlung sei sp&#228;testens am 3. Werktag vorgenommen worden, reicht hierzu nicht aus, zumal sich aus mehreren der vom Kl&#228;ger &#252;berreichten &#220;berweisungstr&#228;ger ergibt, da&#223; diese erst nach dem 3. Werktag bei der Bank eingereicht worden sind. Im &#252;brigen war den Beklagten aufgrund der Beanstandung des Kl&#228;gers bekannt, da&#223; es tats&#228;chlich immer wieder zu versp&#228;tetem Mieteingang auf dem Konto des Kl&#228;gers gekommen ist, so aai3 innen bekannt war, da&#223; ihre Erwartung, die Mieten w&#252;rden immer am Einzahlungstag bereits dem Konto des Kl&#228;gers gutgeschrieben, nicht zutraf.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die in den Monaten bis Mai 1987 einschlie&#223;lich nahezu</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">st&#228;ndig erfolgten unp&#252;nktlichen Zahlungen stellen insgesamt einen so schwerwiegenden Vertragsversto&#223; dar, da&#223; dem Kl&#228;ger die Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses nicht mehr zugemutet werden konnte. Trotz der Aufforderungen des Kl&#228;gers vorn Mai 1986, vom 11. Februar 1987 und vom M&#228;rz 1987 und der Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers im Vorproze&#223; der Parteien 2 C 49/87 Amtsgericht Emmerich, aus dem sich ergab, da&#223; der Kl&#228;ger auf einen p&#252;nktlicnen Eingang der Mietzanlurigen besonderen Wert legte, naben die Beklagten ihr Verhalten fortgesetzt. Sie haben damit zu erkennen gegeben, da&#223; sie nicht bereit waren, ihre Pflichten termingerecht auszuf&#252;hren, und haben das berechtigte Interesse des Kl&#228;gers an einem p&#252;nktlicnen Eingang der Mieten und an einer zeitgerechten Disponierung &#252;ber die Mieten hartn&#228;ckig mi&#223;achtet. Diese Einstellung der Beklagten zur Mietzahlungspflicht machte die Fortsetzung des, Mietverh&#228;ltnisses f&#252;r den Kl&#228;ger unzumutbar. Das Mietverh&#228;ltnis war bis 1992 fest abgeschlossen. Es war dem Kl&#228;ger nicht zuzumuten, die unp&#252;nktlichen Zahlungen der Beklagten noch auf Jahre hinaus in Kauf zu nehmen, auch wenn es sich jeweils nur um Zeitverz&#246;gerungen von wenigen Tagen handelte. Dass der Kl&#228;ger das Verhalten der Beklagten zu Recht als hartn&#228;ckige Weigerung einer p&#252;nktlichen Erf&#252;llung der Pflicht zur Mietzahlung verstanden hat, ergibt sich im &#252;brigen auch aus dem Verhalten, das die Beklagten selbst noch nach Kenntnis von dem Teilurteil des Amtsgerichts Emmerich vom 10. April 1984 im Vorverfahren, aus dem sich f&#252;r sie<b> </b>klar ergab, dass das Geld am 3. Werktag auf dein Konto des Kl&#228;gers einzugehen hatte, sowie weiter nach Ausspruch der K&#252;ndigung von Mai 1987 gezeigt haben. So haben sie nicht nur im Mai 1987, sondern auch im Juli 1987, im September 1987 und im November.1987 die &#220;berweisungsauftr&#228;ge erst so sp&#228;ter erteilt, dass die Zahlungen nicht bis zum 3. Werktag der jeweiligen Monate auf dem Konto des Kl&#228;gers eingingen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das R&#228;umungsbegehren des Kl&#228;gers scheitert auch nicht daran, da&#223; das Mlietverh&#228;ltnis nach der vom Kl&#228;ger ausgesprochenen K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167; 568 BGB stillschweigend verl&#228;ngert worden w&#228;re. Zwar bestimmt &#167; 568 BGB, da&#223; dann, wenn nach dem Ablauf der Mietzeit der Gebrauch der Sache von dem Mieter fortgesetzt wird, das Mietverh&#228;ltnis als auf unbestimmte Zeit verl&#228;ngert gilt, sofern nicht der Vermieter seinen entgegenstehenden Willen binnen einer Frist von 2 Wochen, die mit dem Zeitpunkt beginnt, in dem der Vermieter von der Fortsetzung Kenntnis erlangt, dem Mieter gegen&#252;ber erkl&#228;rt. Die Geltung des &#167; 568 BGB ist jedoch in &#167; 2 Ziffer 4 des von den Parteien am 1. Oktober 1982 unterzeichneten Mietvertrages abbedungen worden; eine Abbedingung der Geltung des &#167; 568 BGB ist auch in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen wirksam m&#246;glich (s. Palandt-Putzo, 46. Auflage, &#167; 568 BGB Anm. 1 d). F&#252;r die Frage der Fortsetzung des Mietvern&#228;ltnisses ist es auch ohne Bedeutung, da&#223; der von den Parteien unterzeichnete Mietvertrag vom 23. September 1982 eine dem &#167; 2 Ziffer 4 des Mietvertrages vom 1. Oktober 1982 entsprechende Bestimmung nicht enth&#228;lt. Entweder gelten n&#228;mlich insoweit die Bestimmungen des zuletzt abgeschlossenen Mietvertrages vom 1. Oktober 1982, der, soweit er Abweichungen zum Mietvertrag vom 23. September 1982 enth&#228;lt, als der zeitlich nachfolgend abgeschlossene Mietvertrag ma&#223;geblich ist; Dann verbleibt es bei der Abbedingung des &#167; 568 BGB. Aber auch wenn, man annehmen wollte, dass die Parteien die Vorstellung hatten, mit dem Mietvertrag vom 1. Oktober 1982 keine ab&#228;ndernden Vereinbarungen zum Inhalt des bereits am 23. September 1982 geschlossenen Mietvertrages zu treffen und zwei inhaltlich gleich lautende Mietvertr&#228;ge zu unterzeichnen, und wenn insoweit gem&#228;&#223; &#167; 155 BGB ein Dissens vorl&#228;ge, so dass &#167; 568 BGB mangels Abbedingung grunds&#228;tzlich Anwendung finden w&#252;rde, kann von einer Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses nach &#167; 568 BGB nicht ausgegangen werden. F&#252;r den Fall, da&#223; die K&#252;ndigung vom 15. Mai 1987 bereits wirksam war, weil ihr entsprechend der Behauptung des Kl&#228;gers eine K&#252;ndigungsvollmacht beigef&#252;gt war, liegt ein Widerspruch des Kl&#228;gers gegen die Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses &#252;ber den 23. Mai 1987 hinaus in der erneuten K&#252;ndigung im Schreiben des Kl&#228;gers vom 26. Mai 1987, mit dem der Kl&#228;ger deutlich zu erkennen gegeben hat, da&#223; er eine Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses mit dem Beklagten nicht w&#252;nschte. F&#252;r den Fall, da&#223; der K&#252;ndigung vom 15. Mai 1987 entsprechend der Behauptung der Beklagten eine K&#252;ndigungsvollmacht nicht beigef&#252;gt war und erst die K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 26. Mai 1987 zur fristlosen Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses f&#252;hrte, liegt der Widerspruch des Kl&#228;gers gegen die Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses in der R&#228;umungsklage, die dem Beklagten am 16. Juni 1987 zugestellt worden ist. Die Beklagten haben nicht dargetan und unter Beweis gestellt, da&#223; dieser Widerspruch deswegen versp&#228;tet war, weil der Kl&#228;ger noch vor dem 2. Juni 1987 Kenntnis von der Fortsetzung des Mietgebrauchs durch die Beklagten hatte. So haben die Beklagten weder dargetan, wann ihnen &#252;berhaupt die vom 26. Mai 1987 datierende K&#252;ndigung zugegangen ist und da&#223; dies insbesondere noch vor dem 2. Juni 1987 der Fall war, noch dargetan, da&#223; der Kl&#228;ger vor dem 2. Juni 1987 Kenntnis von der Fortsetzung des Gebrauchs nach Zugang der K&#252;ndigung vom 26. Mai 1987 erhalten hat.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:58px">Den Beklagten wird gem&#228;&#223; &#167; 721 ZPO aus den Gr&#252;nden, die hierzu bereits im amtsgerichtlichen Urteil angef&#252;hrt worden sind, eine R&#228;umungsfrist von 2 Monaten bewilligt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 97, 100 Abs. 4 ZPO.</p>
315,364
lg-arnsberg-1988-05-30-5-s-4788
{ "id": 801, "name": "Landgericht Arnsberg", "slug": "lg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 47/88
1988-05-30T00:00:00
2019-03-13T14:53:46
2019-03-27T09:43:19
Urteil
ECLI:DE:LGAR:1988:0530.5S47.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Menden vom </p> <p>27. Januar 1988 - 3 C 262/87 - abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 630,-- DM (in Worten: sechshundertdrei&#223;ig Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 09.05.87 zu zahlen.</p> <p>Im &#220;brigen werden die Klage abgewiesen und die weitergehende Berufung zur&#252;ck-gewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits I. Instanz tragen der Kl&#228;ger 87 % und die Beklag-ten als Gesamtschuldner 13 %.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits II. Instanz tragen der Kl&#228;ger 78 % und die Beklag-ten als Gesamtschuldner 22 %.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. &#167; 543 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten hat im wesentlichen Erfolg. Der Kl&#228;ger kann als weiteren Schaden lediglich Nutzungsausfall in dem von dem Amtsgericht ausgewiesenen Umfang, n&#228;mlich 630,--DM, verlangen; weitere Anspr&#252;che stehen ihm nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat Anspruch auf Nutzungsausfall in H&#246;he von 630,--DM. Er selbst war zwar infolge der Verletzung an der Nutzung des Fahrzeuges gehindert, dieses Fahrzeug hat aber von seinen Familienangeh&#246;rigen genutzt werden k&#246;nnen. F&#252;r einen solchen Ausfallschaden reicht es n&#228;mlich regelm&#228;&#223;ig aus, "wenn der Eigent&#252;mer den Wagen dadurch nutzt, dass er ihn einem Dritten ohne Entgelt verleiht oder aus blo&#223;er Gef&#228;lligkeit &#252;berl&#228;sst und diese Nutzungsm&#246;glichkeit weiterhin gegeben ist" (vgl. BGH NJ\-1 1974 S. 33,34). Dies ist insbesondere dann gegeben, wenn der Wagen neben dem Kl&#228;ger auch von Familienangeh&#246;rigen benutzt wird und wenn das Fahrzeug auch zu diesem Zweck angeschafft worden ist. Da auf Seiten des Kl&#228;gers neben seiner Ehefrau auch noch ein Sohn als Nutzungsberechtigter in Betracht kommt, ist die Nutzungsm&#246;glichkeit durch Familienangeh&#246;rige gegeben und sogar naheliegend.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auch der Hinweis der Beklagten auf das Zweitauto f&#252;hrt jedenfalls im vorliegenden Fall nicht weiter, da mehrere Nutzungsberechtigte vorhanden sind, sodass trotz des Zweitwagens eine Beeintr&#228;chtigung der Nutzungsm&#246;glichkeiten besteht. Dies muss umso mehr gelten, wenn, wie vorgetragen wurde, der Zweitwagen f&#252;r l&#228;ngere Zeit bei ausw&#228;rtigen Aufenthalten des Sohnes genutzt wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des Nutzungsausfalles ist in zweiter Instanz nicht mehr streitig, nachdem das Amtsgericht diesen mit 630,--DM festgesetzt hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Ersatz des Verlustes des Schadensfreiheitsrabattes in der Kaskoversicherung, da jedenfalls aufgrund der Besonderheiten des vorliegenden Falles dieser Schaden nicht in den Rechtswidrigkeitszusammenhang der &#167;&#167; 7 StVG, 1 PflVG f&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zwar sind die Inanspruchnahme des Kaskoversicherers und die damit verbundenen Pr&#228;miennachteile durch den Unfall mit dem Beklagten zu 1) ausgel&#246;st worden, aber es ist nicht zu verkennen, dass als weiterer, wesentlicher Umstand hinzukam, dass der Kl&#228;ger seinerseits, wie zwischen den Parteien unstreitig ist, von Beginn an keine Schadensregulierung mit der Beklagten als der Haftpflichtversicherung des Unfallgegners versucht hat, sondern vielmehr ausschlie&#223;lich darauf konzentriert war, die f&#252;r ihn vorteilhaftere Kaskoregelung abzuwickeln. Im Wege dieses Vorgehens hat der Kl&#228;ger letztlich &#252;ber den reinen Fahrzeugschaden, der hier bei 18.500,--DM liegt, hinaus nicht unerhebliche weitere Betr&#228;ge f&#252;r sein Fahrzeug erhalten. Der Kl&#228;ger hat jedenfalls den vollen Fahrzeugschaden gem. &#167;&#167; 7, 1 PflVG, 823, 249 BGB ersetzt erhalten. Hierbei kommt es nicht darauf an, dass dieser Fahrzeugschaden von der Kaskoversicherung reguliert worden ist, da insoweit keine Haftungsfreistellung der Beklagten als der Sch&#228;diger eingetreten ist, sondern gem. &#167; 67 VVG diese aufgrund gesetzlichen Forderungs&#252;berganges im Innenverh&#228;ltnis zur Kaskoversicherung in vollem Umfang verpflichtet bleiben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wenn der Kl&#228;ger vor einem solchen Hintergrund allein zur Erlangung weiterer Vorteile die mit der Inanspruchnahme der Kaskoversicherung zwangsl&#228;ufig verbundene R&#252;ckstufung der Rabatte in Kauf nimmt, k&#246;nnen diese Nachteile bez&#252;glich der Rabatte nicht mehr vom Sinn und Zweck des &#167; 249 BGB gedeckt werden. Zum einen steht diesem Schaden bereits ein ganz erheblicher Vorteil gegen&#252;ber, der die Rabattverluste bei weitem &#252;bersteigt, zum anderen ist aufgrund der v&#246;llig freien Entscheidung des Kl&#228;gers zur Inanspruchnahme der Kaskoversicherung der Zusammenhang von dem urspr&#252;nglichen Schadensereignis jedenfalls so weit gel&#246;st, dass eine Schadensregulierung nicht mehr in Betracht kommt (vgl. OLG Saarbr&#252;cken, NJW RR 1986 S. 194 f sowie Landgericht Osnabr&#252;ck in NJW RR 87, S. 18). Diesem Ergebnis steht auch nicht, wie der Kl&#228;ger meint, die Entscheidung des Bundesgerichtshofs in BGHZ 44, S. 387, 388 entgegen, da es dabei nur um die Frage ging, ob bei einer Schadensquote &#252;berhaupt die M&#246;glichkeit der Einstellung von Rabattverlusten in die Schadensberechnung steht. Keinesfalls kann der zitierten Entscheidung entnommen werden, dass in allen F&#228;llen jeder nur irgendwie kausale Rabattverlust den Sch&#228;digern angelastet werden kann. (Vgl. auch Landgericht Trier in VersR 83, 791).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Somit war die Klage in diesem Punkt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Fahrtkosten sind bereits mit zutreffender Begr&#252;ndung durch das Amtsgericht abgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auch keinen Anspruch wegen der Ber&#252;cksichtigung des H&#228;ndlerrabattes bei der Anschaffung des Neuwagens. Zum einen ist davon auszugehen, dass es sich insoweit um eine Streitigkeit ausschlie&#223;lich zwischen dem Kl&#228;ger und seiner Kaskoversicherung handelt, die auch auf dieser Ebene ausgetragen werden muss. Der Kl&#228;ger h&#228;tte somit, sofern er mit dem Umfang der Kaskoregelung nicht einverstanden gewesen w&#228;re, sich mit der Versicherung entsprechend auseinandersetzen und ggfls. einen Rechtsstreit durchf&#252;hren m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zum anderen w&#228;re ein solcher Schaden auch nicht mehr von dem Haftpflicht-Versicherungsverh&#228;ltnis gedeckt, nachdem der Kl&#228;ger bereits vollen Ausgleich des Fahrzeugschadens erhalten hat und es nunmehr allein um weitergehende Vorteile geht. Insoweit wird auf die obigen Ausf&#252;hrungen zum Schadensfreiheitsrabatt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auch keinen Anspruch auf weiteres Schmerzensgeld &#252;ber die bereits gezahlten 3.000,-- DM hinaus. Die Kammer hat hierbei ber&#252;cksichtigt, dass sich durch die Frakturen im Fu&#223;bereich der Heilungsprozess offensichtlich verz&#246;gert hat, dass andererseits jedoch die Schmerzen oder die Beeintr&#228;chtigungen infolge des eingegipsten Fu&#223;es nicht sehr gro&#223; waren, sodass der Kl&#228;ger in der Lage war, sich um berufliche Dinge zu k&#252;mmern. Im &#220;brigen liegen auch keine durchgreifenden Gesichtspunkte f&#252;r einen Dauerschaden vor. Soweit nunmehr ein Meniskusschaden angef&#252;hrt wird, geh&#246;rt dieser im Regelfall zu dem &#252;blichen Lebens- und Gesundheitsrisiko, das auch vom Kl&#228;ger hinzunehmen ist. Weiter ist zu ber&#252;cksichtigen, dass ein solcher Schaden &#252;blicherweise nicht ganz pl&#246;tzlich auftritt, sondern sich die hierf&#252;r urs&#228;chlichen Verschlei&#223;erscheinungen &#252;ber einen sehr langen Zeitraum hinziehen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach allem war daher der Klage lediglich in dem ausgeworfenen Umfang stattzugeben; im &#220;brigen war sie abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenfolge beruht auf &#167;&#167; 92, 97 ZPO.</p>
315,365
lg-aachen-1988-05-25-4-o-72885
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 728/85
1988-05-25T00:00:00
2019-03-13T14:53:48
2019-03-27T09:43:19
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1988:0525.4O728.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.468,08 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 21.12.1984 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen; die Kosten der Streithilfe fallen der Streitgehilfin der Beklagten selbst zur Last.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.300,00 DM und die Streitgehilfin gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 400,00 DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 4.10.1984 gegen 20.00 Uhr wurde der Personenkraftwagen des Kl&#228;gers, der vor dem Hause&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in Aachen unter einer Stra&#223;enlaterne abgestellt war, dadurch besch&#228;digt, dass der Lampenaufsatz vom Mast der Laterne herunterfiel und auf die Motorhaube des Fahrzeuges des Kl&#228;gers fiel. Der dem Kl&#228;ger entstandene Sachschaden bel&#228;uft sich auf insgesamt 1.468,08 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage verlangt der Kl&#228;ger von der Beklagten die Zahlung von 1.468,08 DM nebst Zinsen. Er macht geltend: Der gesamte Lampenaufsatz sei heruntergekommen; er habe keine Besch&#228;digungen aufgewiesen. Die Lampen auf der betreffenden Stra&#223;e seien etwa ein bis zwei Wochen vor dem Vorfall gewartet worden; es m&#252;sse daher angenommen werden, dass der Lampenaufsatz nicht durch die vorgesehenen Schrauben befestigt worden sei. Die Beklagte treffe eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wie erkannt&#160;&#160; -.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und ihre Streitgehilfin beantragen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen&#160;&#160; -.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und die Streitgehilfin machen geltend:&#160; Am 4.10.1984 h&#228;tten ein oder mehrere bisher unbekannte T&#228;ter mutwillig die Stra&#223;enlaterne besch&#228;digt. Eine Stra&#223;enleuchte des hier vorliegenden Types bestehe aus Teller, Kegelglas und Deckel; in einem Spritzgussrahmen befinde sich neben Vorschaltger&#228;t, Fassung unter anderem auch das Leuchtmittel. Wenn der Mast durch gleichm&#228;&#223;iges, rhythmisches Ansto&#223;en in Schwingungen versetzt werde &#8211; wie h&#228;ufig bei Jugendlichen beobachtet &#8211; breche der Spritzgussrahmen der in 4,5 Meter H&#246;he angebrachten Leuchte durch die Massentr&#228;gheit der im Rahmen befindlichen Ger&#228;te.&#160; Durch das Stromkabel und die Acrylglasabdeckung werde die Leuchte jedoch noch oft tagelang gehalten, bis sie beim</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">n&#228;chsten Ansto&#223; oder durch Windeinwirkung herunterfalle. Ohne Fremdverschulden sei ein solcher Schaden nicht m&#246;glich. Zwar k&#246;nne eine Besch&#228;digung der vorliegenden Art auch durch das Ansto&#223;en des Mastes durch ein Fahrzeug erfolgen. Da der in Frage stehende Lichtmast jedoch keinerlei &#228;u&#223;ere Besch&#228;digungen aufgewiesen habe, sei nur der Schluss auf eine mutwillige Besch&#228;digung m&#246;glich. Die Lampe sei im &#220;brigen vor dem Vorfall zuletzt am 24. und 25.9.1984 von Bediensteten der Streitgehilfin gewartet worden. Eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht und mangelhafte Wartung der Lampe k&#246;nne ihr nicht vorgeworfen werden. Eine weitergehende Kontrolle sei bei 20.000 Stra&#223;enlaternen im Stadtgebiet nicht durchf&#252;hrbar.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Streitgehilfin der Beklagten tr&#228;gt erg&#228;nzend vor: Der Kl&#228;ger selbst habe bei der Schadensanzeige sowohl gegen&#252;ber der Streitgehilfin wie auch gegen&#252;ber der Polizei angegeben, dass die Beleuchtungsanlage durch Unbekannte mutwillig besch&#228;digt worden sei. Bei der &#220;berpr&#252;fung am 24. und 25.9.1984 sei bei der in Rede stehenden Leuchte kein Schaden festgestellt worden. Ohne Fremdverschulden &#8211; etwa durch Jugendliche &#8211; sei der vorliegende Schaden nicht m&#246;glich; ein derartiger Lampenaufsatz k&#246;nne nur dadurch herunterfallen, dass in rechtswidriger Weise von dritter Seite eingegriffen werde. Vorliegend sei der Spritzgussrahmen geplatzt; dies k&#246;nne nur durch Gewalteinwirkung erfolgt sein. Es sei unm&#246;glich und k&#246;nne daher auch nicht verlangt werden, t&#228;glich 16.000 Stra&#223;enlaternen zu kontrollieren. Die Leuchte ruhe im &#220;brigen schon aufgrund ihres Eigengewichtes auf dem Mast, da der Mast in einem etwa 10 Zentimeter hohen Stutzen ende. Um Herunterzufallen, m&#252;sste der Fu&#223; der Leuchte den 10 Zentimeter hohen Stutzen &#252;berwinden; letzteres verhindere auch, dass in die Lampe f&#252;hrende Kabel.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und der zu den Akten gereichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 13.11.1986 und das Schreiben des Technischen &#220;berwachungs-Verein Rheinland e.V. vom 15.9.1987 &#8211; bei Gericht eingegangen am 24.2.1988 &#8211; verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 836 Abs. 1 BGB ein Anspruch auf Ersatz des &#8211; der H&#246;he nach unstreitigen &#8211; Schadens von 1.468,08 DM zu, der ihm dadurch entstanden ist, dass am 4.10.1984 der Lampenaufsatz einer vor dem Hause L-stra&#223;e ## in Aachen befindlichen Stra&#223;enlaterne auf die Wagenhaube seines unter der Laterne abgestellten Personenkraftwagens herunterfiel und diesen besch&#228;digte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach der genannten Vorschrift ist der Besitzer eines Grundst&#252;ckes zum Schadensersatz verpflichtet, wenn unter anderem durch die Abl&#246;sung von Teilen eines Geb&#228;udes oder eines anderen mit einem Grundst&#252;ck verbundenen Werkes eine Sache besch&#228;digt wird, sofern die Abl&#246;sung die Folge fehlerhafter Errichtung oder mangelhafter Unterhaltung ist. Diese Voraussetzungen liegen vor. Bei einer Stra&#223;enlaterne handelt es sich um ein derartiges mit einem Grundst&#252;ck verbundenes Werk. Mit einem Grundst&#252;ck verbundene Werke sind die auf dem oder im Erdboden errichteten baulichen oder technischen Gegenst&#228;nde, Einrichtungen und Anlagen (vgl. Mertens, in M&#252;nch.Kommentar, BGB, 2. Aufl., &#167; 836 Rdnr. 6; auch schon RGZ 76, 260, 261). Da eine Stra&#223;enlaterne durch das Einlassen des Mastes mit dem Grund und Boden fest verbunden ist, z&#228;hlt sie zu den Werken im Sinne des &#167; 836 BGB (vgl. LG Kiel VersR 1978,1076 f&#252;r einen Lichtmast; RG JW 1913, 868 f&#252;r einen Signalmast). Die Beklagte ist als Besitzerin des Grundst&#252;ckes, auf dem die Stra&#223;enlaterne errichtet worden ist, f&#252;r den eingetretenen Schaden verantwortlich; dies gilt unabh&#228;ngig davon, ob die Streitgehilfin der Beklagten &#8211; die Stadtwerke AG &#8211; aufgrund des mit der Beklagten abgeschlossenen Betriebsf&#252;hrungsvertrages die Wartung und &#220;berwachung der Stra&#223;enlampen &#252;bernommen hatte und deshalb auf der Grundlage des &#167; 838 BGB (auch) zur Haftung herangezogen werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Abl&#246;sung des Lampenaufsatzes ist entweder auf fehlerhafte Errichtung oder mangelhafte Unterhaltung der Stra&#223;enlaterne zur&#252;ckzuf&#252;hren. Zwar trifft den Gesch&#228;digten, auch wenn die Haftung nach &#167; 836 BGB auf vermutetem Verschulden des Grundst&#252;cksbesitzers beruht, grunds&#228;tzlich die Beweislast daf&#252;r, dass die Abl&#246;sung von Teilen des Werkes durch fehlerhafte Errichtung oder mangelhafte Unterhaltung verursacht worden ist. Vorliegend streitet jedoch schon der Beweis des ersten Anscheins daf&#252;r, dass der Lampenaufsatz nicht ordnungsgem&#228;&#223; befestigt war. Nach den Gesamtumst&#228;nden, insbesondere der Aussage der Zeugin B&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , die den</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">geschilderten Geschehensablauf best&#228;tigt hat, und der Lebenserfahrung kann hieran kein vern&#252;nftiger Zweifel bestehen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin B&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat glaubhaft bekundet, dass der gesamte Lampenaufsatz, der aus Teller, Kegelglas und Deckel besteht, heruntergekommen ist. Nach ihrer weiteren Schilderung ist sie unmittelbar nach dem Knall an das Fenster ihrer Wohnung getreten und hat keine dritte Personen gesehen, die sich an der Laterne zu schaffen gemacht haben k&#246;nnten; obwohl die Laterne ausgefallen war, hat sie die Stra&#223;e von ihrem Fenster aus wegen der anderen Stra&#223;enlaternen und einer vor ihrem Haus angebrachten Au&#223;enlampe gut &#252;berblicken k&#246;nnen. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Vorbringen der Beklagten, ein oder mehrere unbekannte T&#228;ter h&#228;tten die Laterne mutwillig besch&#228;digt, sich nicht auf entsprechende Beobachtungen des Kl&#228;gers oder der Zeugin B&#160;&#160;&#160; st&#252;tzen kann. Der Zeuge L&#160;&#160;&#160;&#160; , dem der Kl&#228;ger den Schaden am n&#228;chsten Tag gemeldet hat, hat vielmehr einger&#228;umt, dass der Kl&#228;ger sich ihm gegen&#252;ber nicht dahingehend ge&#228;u&#223;ert habe, er habe irgendwelche Leute weglaufen gesehen; bei der von ihm notierten Darstellung des Kl&#228;gers, dass Unbekannte die Laterne besch&#228;digt h&#228;tten, habe es sich gewisserma&#223;en um eine Vermutung des Kl&#228;gers gehandelt. Vor diesem Hintergrund ist das Vorbringen der Beklagten, dass der Schaden allein durch fremde Gewalteinwirkung herbeigef&#252;hrt worden sei und darinseine Ursache habe, dass der Mast durch (gleichm&#228;&#223;iges, rhythmisches Ansto&#223;en in Schwingungen versetzt worden &#8211; wie h&#228;ufig bei Jugendlichen beobachtet &#8211; und hierdurch der Spritzgussrahmen des Lampenaufsatzes gebrochen sei, ein blo&#223;er Verdacht und reine Spekulation, ohne dass hierf&#252;r tats&#228;chliche Anhaltspunkte vorliegen. Es obl&#228;ge der Beklagten, einen etwaigen abweichenden Geschehensablauf, der den Schaden herbeigef&#252;hrt haben k&#246;nnte, nicht nur zu behaupten, sondern auch zu beweisen. Das ist nicht geschehen. Soweit die Beklagte auf die m&#246;gliche Beeintr&#228;chtigung der Befestigung des Lampenaufsatzes durch jugendlichen Vandalismus verwiesen hat, fehlt es nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme an jedwedem konkreten Anhaltspunkt. Ebenso ist nach der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme, die aufgrund des Anscheinsbeweises zu vermutende Schadensverursachung nicht widerlegt. Der Zeuge M&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , der als Elektromonteur bei der Streitgehilfin der Beklagten besch&#228;ftigt ist, hat sich dahin ge&#228;u&#223;ert, dass man &#8222;nur vermuten&#8220; k&#246;nne, wie es genau dazu gekommen ist, dass der Lampenaufsatz heruntergefallen sei. Auch die Bekundungen des Zeugen S&#160;&#160;&#160;&#160; ersch&#246;pfen sich in Vermutungen, wobei er der M&#246;glichkeit, dass durch rhythmisches Sch&#252;tteln der Lampenaufsatz herunterf&#228;llt, noch weitere hinzugef&#252;gt hat, n&#228;mlich, dass dies durch einen &#8222;herunterfallenden Ast passiert&#8220;, der etwa bei Sturm an die Laterne ger&#228;t, oder</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">dass der Spritzgussrahmen schon Tage zuvor geplatzt sei und der nur noch in einem Nut festgehaltene Aufsatz sodann schon durch einen leichten Windsto&#223; herunter geweht werden konnte. All dies sind rein theoretische M&#246;glichkeiten, f&#252;r welche die erforderlichen konkreten Anhaltspunkte fehlen. Zur weiteren Aufkl&#228;rung der Behauptung der Beklagten und ihrer Streitgehilfin, das Herunterfallen des Aufsatzes der Laterne k&#246;nne nur auf die Gewalteinwirkung durch dritte Personen zur&#252;ckzuf&#252;hren sein, die damit ersichtlich den Gegenbeweis f&#252;hren wollen, w&#228;re die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens erforderlich geworden. Die dabei entstehenden Gutachterkosten &#8211; ausweislich des Schreibens des Technischen &#220;berwachungsvereins Rheinland vom 15.9.1987 belaufen sich die Untersuchungskosten auf etwa 3.000,00&#160;&#160; bis&#160; 4.000,00 DM&#160; - stehen aber erkennbar au&#223;erhalb eines vern&#252;nftigen wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisses mit einem damit verbundenen Erfolg der Beklagten (&#167; 287 Abs. 2 ZPO). Ma&#223;gebend ist in diesem Zusammenhang auch, dass aus der Beklagten zuzurechnenden Gr&#252;nden der heruntergefallene Lampenaufsatz, den der Zeuge M&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zun&#228;chst geborgen hat, nicht mehr vorhanden ist; nach den Ausf&#252;hrungen des Technischen &#220;berwachungsvereins in dem genannten Schreiben k&#246;nnen wegen Fehlens des Schadensst&#252;ckes Untersuchungen nur an gleichartigen Stra&#223;enleuchten durchgef&#252;hrt werden, die unter Umst&#228;nden nicht mit Sicherheit zu einem eindeutigen Ergebnis f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Ersatzpflicht der Beklagten ist nicht deshalb ausgeschlossen, weil sie gem&#228;&#223; &#167; 836 Abs. 1 Satz 2 BGB zum Zwecke der Abwendung der Gefahr die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat. Der der Beklagten obliegende Entlastungsbeweis hat sich auf die Anwendung aller Sorgfalt zu erstrecken; an die Beachtung dieser Sorgfaltspflicht und an die Substantiierungs- und Beweispflicht sind hohe Anforderungen zu stellen (vgl. BGH&#160; LM Nr, 12a zu &#167; 836 BGB; BGH VersR 1976, 66, 67). Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme hat die Beklagte den Entlastungsbeweis nicht zu f&#252;hren vermocht. Die von der Beklagten durchgef&#252;hrten Kontrollen beschr&#228;nken sich auf eine rein optische Kontrolle der Beleuchtungseinrichtung in der Weise, dass regelm&#228;&#223;ig &#252;berpr&#252;ft wird, ob die Beleuchtung &#8222; noch brennt&#8220; und alle Lampen in Betrieb sind; eine gezielte Kontrolle auch der technischen Ausstattung und des Zustandes des Mastes sowie des Lampenaufsatzes findet nicht statt. Dies haben die Zeugen S&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; einger&#228;umt; demgem&#228;&#223; hat sich auch die vor dem Vorfall zuletzt am 24. und 25.9.1984 durchgef&#252;hrte Kontrolle auf eine optische Kontrolle beschr&#228;nkt. Notwendig ist jedoch &#8211; wie im Rahmen von Verkehrssicherungspflichten allgemein &#8211; eine fortlaufende Kontrolle und &#220;berpr&#252;fung des Mastes und der Aufh&#228;ngung des Lampenaufsatzes, damit auch insoweit M&#228;ngel in der Befestigung so</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">rechtzeitig festgestellt und beseitigt werden k&#246;nnen, dass eine Gef&#228;hrdung der Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist. Allerdings d&#252;rfen an die Kontrolle keine &#252;bertriebenen Anforderungen gestellt werden. Das Ma&#223; der zu &#252;benden Sorgfalt wird hierbei durch das finanzielle und organisatorische Machbare in gewissem Umfang begrenzt. Zuzugeben ist in diesem Zusammenhang, dass es sicherlich unm&#246;glich und &#8211; wie die Streitgehilfin der Beklagten geltend macht &#8211; aus Rechtsgr&#252;nden auch nicht gefordert werden kann, die etwa 20.000 Stra&#223;enlampen, die sich in dem Stadtgebiet der Beklagten befinden, t&#228;glich zu kontrollieren. Im Rahmen der von ihr ohnehin durchzuf&#252;hrenden optischen Brennkontrolle ist der Beklagten indes zuzumuten, hierbei in regelm&#228;&#223;igen &#220;berwachungsintervallen auch die Sicherheit und Standfestigkeit des Mastes sowie die Befestigung des Lampenaufsatzes zu &#252;berpr&#252;fen, ohne dass dies die &#196;nderung ihres gesamten Organisationsplanes bedeutet. Wenn ein k&#252;rzerer Kontrollabstand sich nicht mit dem Organisationsplan der Beklagten vereinbaren l&#228;sst, h&#228;tte von vornherein eine stabilere Befestigung des Lampenaufsatzes gew&#228;hlt werden m&#252;ssen, die l&#228;ngere &#220;berwachungsintervalle erlaubt. Einer Entscheidung &#252;ber die L&#228;nge der Kontrollabst&#228;nde im Einzelnen bedarf es im vorliegenden Fall nicht. Keineswegs jedenfalls durfte die Beklagte&#160; - etwa aus Kostengr&#252;nden&#160; - auf die notwendigen Sicherheitsma&#223;nahmen &#252;berhaupt verzichten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Vers&#228;umnis der Beklagten ist auch urs&#228;chlich f&#252;r die mangelnde Befestigung des Lampenaufsatzes gewesen. Die Beklagte hat weder behauptet noch gar bewiesen, dass der Schaden auch bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt entstanden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 284, 286, 288 Abs. 1 BGB gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 91 Abs. 1 Satz 1, 101 Abs. 1 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Streitwert:&#160;&#160;&#160; 1.468,08&#160; DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">I</p>
315,366
olgk-1988-05-18-16-u-13487
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 U 134/87
1988-05-18T00:00:00
2019-03-13T14:53:52
2019-03-27T09:43:18
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1988:0518.16U134.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil der 17. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 18. September 1987 - 17 0 649/36 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht nicht zu beanstandende Berufung der Beklagten ist sachlich unbegr&#252;ndet. Das Landgericht hat die Zwangsvollstreckung aus der notariellen Urkunde zu Recht f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt und die Beklagte zur Herausgabe der vollstreckbaren Ausfertigungen dieser Urkunde an den Kl&#228;ger verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt die Auffassung des Landgerichts, da&#223; es sich bei der notariellen Urkunde um ein rein deklaratorisches Schuldanerkenntnis handelt, durch das die Verpflichtung aus dem Ratenkreditvertrag vom selben Tage noch einmal best&#228;tigt wurde, was durch die genau &#252;bereinstimmende Schuldsumme von 20.155,09 DM deutlich wird. Die Bedeutung der notariellen Urkunde lag ersichtlich darin, da&#223; der Kl&#228;ger sich in ihr wegen der Zahlungsverpflichtung der sofortigen Zwangsvollstreckung in sein gesamtes Verm&#246;gen unterwarf, so da&#223; die Beklagte im Falle der S&#228;umigkeit ihres Schuldners sogleich einen Vollstreckungstitel gegen diesen in der Hand hatte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">War der Ratenkreditvertrag wegen Sittenwidrigkeit nichtig, hatte dies auch die Nichtigkeit des in der notariellen Urkunde enthaltenen Schuldanerkenntnisses zur Folge. Das Schuldanerkenntnis war Teil der vertraglichen Abmachungen der Parteien, es sollte nicht isoliert weitergelten, auch nicht, soweit der Beklagten etwa unter dem Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung ein R&#252;ckzahlungsanspruch gegen ihren Schuldner zustand. Dies folgt aus &#167; 139 BGB, wonach im Zweifel die Nichtigkeit des gesamten Rechtsgesch&#228;fts eintritt, wenn dieses auch nur teilweise nichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Ratenkreditvertrag der Parteien vom 7. Dezember 1983 ist wegen Sittenwidrigkeit nach &#167; 138 Abs. 1 BGB nichtig. Hierbei kann dahinstehen, ob bereits eine Gesamtw&#252;rdigung der zwischen den Parteien vereinbarten Kreditbedingungen f&#252;r sich allein zur Sittenwidrigkeit f&#252;hrt. Diese ergibt sich jedenfalls unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, da&#223; die Beklagte die Kreditgew&#228;hrung an den Kl&#228;ger, der einen Kreditbedarf von 3.000,-- DM hatte, davon abh&#228;ngig gemacht hat, da&#223; ein von ihm erst am 17. M&#228;rz 1983 mit einer Laufzeit von 6o Monaten aufgenommener Kredit der Absatzkreditbank &#252;ber brutto 14.698,52 DM umgeschuldet wurde, was zu erheblichen vermeidbaren Mehrkosten f&#252;hrte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Folgt man der Auffassung des Landgerichts, da&#223; die Inanspruchnahme des Kreditvermittlers durch den Kl&#228;ger im Interesse der Beklagten lag, hat dies zur Folge, da&#223; die Vermittlungsprovision nicht dem Nettokredit des Schuldners, wohl aber seiner Gesamtbelastung zuzurechnen ist. Ferner sind im Rahmen der Gesamtbelastung auch die Kosten des Kl&#228;gers f&#252;r die von der Beklagten verlangte notarielle Urkunde in H&#246;he von 128,o8 DM anzusetzen. Danach errechnet sich unter Zugrundelegung der Uniformmethode folgender Effektivzins:</p> <span class="absatzRechts">7</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p><span style="text-decoration:underline">6.737,74 x 2.400</span></p> <p>13.545,43 x 48</p> </td> <td><p>= 24,87 %</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Gesamtbelastung setzt sich wie folgt zusammen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Teilzahlungsgeb&#252;hren&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; &#160; &#160; &#160;&#160;&#160; 5.265,55 DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Maklerprovision&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 665,-- DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Bearbeitungsgeb&#252;hr&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; 361,4o DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auskunftsgeb&#252;hr&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160; &#160;&#160; 72,28 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1/2 Restschuldversicherungspr&#228;mie&#160;&#160;&#160;&#160; 245,43 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr f&#252;r notarielle Urkunde&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">128,o8 DM</span></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6.737,74 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber betr&#228;gt der Nettokredit 13.3oo,-- DM zuz&#252;glich 1/2 Restschuldversicherungspr&#228;mie von 245,43 DM =&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 13.545,43 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In diesem Falle &#252;bersteigt der von der Beklagten berechnete Effektivzins den markt&#252;blichen Zins, wie er sich aus den Monatsberichten der E ergibt, um 1o7,o8 %.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der markt&#252;bliche Zins betr&#228;gt ebenfalls unter Zugrundelegung der Uniformmethode:</p> <span class="absatzRechts">19</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p><span style="text-decoration:underline">3.253,87 x 2.400</span></p> <p>13.545,43 x 48</p> </td> <td><p>= 12,01 %</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hierbei&#160; ist in die Gesamtbelastung neben den Zinsen eine &#252;bliche Bearbeitungsgeb&#252;hr von 2 % und die 1/2-Restschuldversicherungspr&#228;mie einzubeziehen, um vergleichbare F&#228;lle zu schaffen. Die Ber&#252;cksichtigung der Restschuldversicherungspr&#228;mie ist gerechtfertigt, damit auch hier eine etwaige &#252;berh&#246;hte Pr&#228;mie ins Gewicht f&#228;llt, wof&#252;r im vorliegenden Falle allerdings keine Anhaltspunkte bestehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des Schwerpunktzinses von o,43 % p.M. ist unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Geht man demgegen&#252;ber davon aus, da&#223; die Einschaltung des Kreditvermittlers im beiderseitigen Interesse der Parteien lag, mu&#223; die Vermittlungsprovision ebenso wie die Restschuldversicherungspr&#228;mie je zur H&#228;lfte auf die Gesamtbelastung und auf den Nettokredit angerechnet werden. Hierf&#252;r k&#246;nnte sprechen, da&#223; die Beklagte in n&#228;chster N&#228;he des Vermittlungsb&#252;ros eine eigene Zweigstelle unterhielt, die der Kl&#228;ger unmittelbar h&#228;tte aufsuchen k&#246;nnen, was er aber offenbar aus Bequemlichkeit nicht tat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Hiernach ergibt sich ein Effektivzins von:</p> <span class="absatzRechts">24</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p><span style="text-decoration:underline">8.4o5,24 x 2.400</span></p> <p>13.877,93 x 48</p> </td> <td><p>23,o8 %.</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dieser &#252;bersteigt den markt&#252;blichen Zins von 12,o1 % immerhin noch um 92,17 %.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine Ber&#252;cksichtigung der Vermittlungsprovision allein zu Lasten des Kl&#228;gers in der Weise, da&#223; diese bei der Gesamtbelastung des Kl&#228;gers au&#223;er acht zu lassen w&#228;re, w&#228;hrend sie in den Nettokredit voll einzurechnen w&#228;re, kommt demgegen&#252;ber nicht in Betracht. Die Beklagte hat von der Einschaltung des Vermittlers zumindest <span style="text-decoration:underline">auch</span> profitiert, denn ihr sind dessen Werbema&#223;nahmen voll zugute gekommen, die den Kl&#228;ger &#252;berhaupt erst veranla&#223;t haben, mit ihr in Verbindung zu treten.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Legt man eine &#220;berschreitung des markt&#252;blichen Zinses von 92,17 % zugrunde, so kommt dies einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung zumindest schon sehr nahe. Dieses ist vollends zu bejahen, wenn man die vermeidbaren Mehrkosten einbezieht, welche durch die von der Beklagten zugegebenerma&#223;en geforderte Umschuldung des Vorkredits entstanden sind. Ohne die Umschuldung w&#228;re der Kl&#228;ger mit den Kosten des Altkredits belastet geblieben und er h&#228;tte zus&#228;tzlich die Kosten f&#252;r einen Kredit in H&#246;he von 3.000,-- DM zu tragen gehabt. Die Kosten f&#252;r den Altkredit beliefen sich auf 5.655,61 DM, n&#228;mlich:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zinsen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4.836,29 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Barbeitungsgeb&#252;hr&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 379,32 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vermittlungskosten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">44o,-- DM</span></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 5.655,61 DM</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Inanspruchnahme des Vermittlers nicht im Interesse der Teilzahlungsbank mit Sitz in I erfolgte, sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r einen Neukredit von 3.000,-- DM h&#228;tte der Kl&#228;ger, wenn man dieselben Konditionen der Beklagten wie f&#252;r den tats&#228;chlich aufgenommenen h&#246;heren Kredit zugrunde legt, anteilige Kosten von etwa 1.415,26 DM aufwenden m&#252;ssen. Dabei werden ebenfalls eine Maklergeb&#252;hr in H&#246;he von 5 %, eine gesch&#228;tzte Restschuldversicherungspr&#228;mie von 11o,-- DM, eine Bankgeb&#252;hr von 81,5o DM und eine Auskunftsgeb&#252;hr von 16,3o DM sowie Zinsen in H&#246;he von 1.187,46 DM (o,775 % p.M. von 3.26o,-- DM f&#252;r 47 Mon.) zugrunde gelegt. Der Kl&#228;ger h&#228;tte mithin insgesamt</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">5.655,61 DM + 1.415,26 DM = 7.o7o,87 DM zahlen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat die Umschuldung dazu gef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger zus&#228;tzlich zu den Kosten des Neukredits bei der Beklagten von insgesamt 6.4o5,24 DM mit den Kosten f&#252;r den Altkredit in H&#246;he von 5.655,61 DM abz&#252;glich der Zinsr&#252;ckverg&#252;tung von 2.645,41 DM, also 3.010,2o DM, belastet geblieben ist, so da&#223; sein Gesamtaufwand 9.415,44 DM ausmachte. Dies ergibt einen vermeidbaren Mehraufwand von 9.415,44 DM ./. 7.o7o,87 DM = 2.344,57 DM. Es liegt offen auf der Hand, da&#223; die &#220;berschreitung des markt&#252;blichen Zinssatzes um 92,17 % in Verbindung mit der Verursachung &#252;berfl&#252;ssiger Mehrkosten von 2.344,57 DM bei einem Kredit der hier vorliegenden Gr&#246;&#223;enordnung Ausdruck eines krassen Mi&#223;verh&#228;ltnisses zwischen Leistung und Gegenleistung ist. Der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger es infolge der Umschuldung nur mit einem Gl&#228;ubiger zu tun hatte, mag zwar eine Annehmlichkeit gewesen sein, dieser Umstand bildete aber angesichts der immensen Mehrkosten keinen nennenswerten Vorteil. Auf der anderen Seite ist ein Interesse der Beklagten, die einzige Gl&#228;ubigerin des Schuldners zu sein, zwar grunds&#228;tzlich durchaus verst&#228;ndlich, weil dies ihrem Bed&#252;rfnis nach gr&#246;&#223;tm&#246;glicher Sicherheit entspricht. Dieses Bed&#252;rfnis mu&#223; aber zur&#252;cktreten, wenn die Umschuldung wie hier wirtschaftlich schlechthin nicht vertretbar ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Es kommt hinzu, da&#223; auch die &#252;brigen Kreditbedingungen sehr nachteilig f&#252;r den Kl&#228;ger waren, wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, ohne da&#223; es entscheidend darauf ankommt, ob auch jeweils ein Versto&#223; gegen das AGBG zu bejahen ist. Abzustellen ist hierbei auf die bei Vertragsschlu&#223; der Parteien vereinbarten Darlehensbedingungen, weil eine einmal vorhandene Sittenwidrigkeit des Vertrages nicht entf&#228;llt, wenn diesem nachtr&#228;glich weniger einschneidende Bedingungen beigegeben werden. So begegnet die Vereinbarung eines pauschalierten Schadensersatzes in H&#246;he von 4 % &#252;ber dem vereinbarten Effektivzinssatz erheblichen Bedenken, weil der Eindruck entsteht, da&#223; dem Schuldner der Nachweis eines geringeren Schadens abgeschnitten ist. Ferner stellt es einen erheblichen Nachteil dar, da&#223; im Falle der Stundung oder des Verzugs mit einer Rate diese mit 21,6 % zu verzinsen ist, weil es sich angesichts der in den Raten enthaltenen betr&#228;chtlichen Kosten teilweise um Zinseszinsen handelt. Ferner ist es sehr nachteilig, wenn im Falle einer vorzeitigen Darlehensk&#252;ndigung durch den Schuldner nur eine R&#252;ckverg&#252;tung der Kreditgeb&#252;hren (= Zinsen), nicht aber der sonstigen Unkosten erfolgt. Auf die Zul&#228;ssigkeit der Klauseln im einzelnen kommt es hierbei nicht an.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bei der gebotenen Gesamtbetrachtung ergibt sich jedenfalls ein derart gravierendes Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung, da&#223; sich schon hieraus auf den sittenwidrigen Charakter des gesamten Gesch&#228;fts schlie&#223;en l&#228;&#223;t. Die Ausbeutung des Kl&#228;gers, der sich nur aufgrund wirtschaftlicher Unterlegenheit auf die Darlehensbedingungen der Beklagten eingelassen hat, liegt auf der Hand. Diese Einsicht mu&#223;te sich auch der Beklagten aufdr&#228;ngen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Zwangsvollstreckung aus der notariellen Urkunde ist nach alledem unzul&#228;ssig, die der Beklagten erteilten vollstreckbaren Ausfertigungen sind an den Kl&#228;ger herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97, 7o8 Nr. 1o, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer f&#252;r die Beklagte: 6.855,o9 DM.</p>
315,367
lg-bonn-1988-05-16-10-o-56887
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 O 568/87
1988-05-16T00:00:00
2019-03-13T14:53:53
2019-03-27T09:43:18
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1988:0516.10O568.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von DM 800,-- abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht gegen die Beklagte Versicherung einen Auskunftanspruch geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am ##. April 1985 verstorbene Vater des Kl&#228;gers, O, unterhielt bei der Beklagten unstreitig eine Kraftfahrzeug-, eine Hausrat- sowie eine Haftpflichtversicherung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat seinen Vater mit einem Anteil von 1/4 beerbt; er bef&#252;rchtet, von seinen Miterben um einen Teil des Nachlasses betrogen zu werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, er habe als Miterbe gegen die Beklagte Anspruch auf umfassende Auskunft &#252;ber die gesamten Gesch&#228;ftsbeziehungen zwischen seinem Vater und der Beklagten, insbesondere &#252;ber die Zahlungswege, durch Vorlage von Fotokopien s&#228;mtlicher Vertr&#228;ge- und sonstiger Belege.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagte zu verurteilen, gegen&#252;ber den Erben des am 28. April 1985 verstorbenen O</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">a. unter Vorlage einer Fotokopie Auskunft &#252;ber den Vertrag # $ ####### zu erteilen;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">b. Auskunft &#252;ber die gesamten Gesch&#228;ftsbeziehungen zwischen der Beklagten und dem verstorbenen Herrn O durch Vorlage der entsprechenden Vertragskopien zu erteilen;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">c. Auskunft &#252;ber die Abwicklung der jeweiligen Vertr&#228;ge, insbesondere insoweit, &#252;ber welche Wege die Beklagte in den Besitz der vereinnahmten Betr&#228;ge gelangt ist, zu erteilen und diesbez&#252;glich geeignete Belege vorzulegen;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. die unter l. a. bis c. geltend gemachten Auskunftsanspr&#252;che f&#252;r alle Erben bei Gericht zu hinterlegen;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">3. festzustellen, da&#223; auf Versicherungsvertr&#228;ge die Vorschrift des &#167; 675 BGB Anwendung findet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, dass der Kl&#228;ger keinen Anspruch auf die geforderte umfassende Auskunft hat, da hierf&#252;r keine rechtliche Grundlage erkennbar sei.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und vorgelegten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Auskunftsanspruch gegen die Beklagte aus &#167; 3 Versicherungsvertragsgesetz.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Bestimmung ist der Versicherer lediglich verpflichtet, dem Versicherten die Urkunde. &#252;ber den Versicherungsvertrag bzw. Abschriften der Erkl&#228;rungen des Versicherungsnehmers (&#167; 3 Abs.3 VVG) auszuh&#228;ndigen. Eine Auskunftspflicht im Sinne einer geordneten Zusammenstellung von rechtserheblichen Vorg&#228;ngen (vgl. &#167; 259 Abs. 2 BGB) wird durch die Vorschrift nicht begr&#252;ndet. Insbesondere ist es nicht Pflicht des Versicherers, die. Zahlungswege der jeweiligen Versicherungspr&#228;mien zur&#252;ckzuverfolgen. Etwaig angefallene Gutschriftsbelege stellen keine Erkl&#228;rungen mit Bezug auf den Versicherungsvertrag im Sinne. von &#167; 3 Abs. 3 VVG dar (vgl. Pr&#246;lss/Martin, Kommentar zum VVG, 23, Aufl., &#167; 3 Anm. 10). Hinzukommt, da&#223; die Bestimmung lediglich Unklarheiten im Rechtsverh&#228;ltnis zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer beseitigen soll. Sie dient nicht dazu, eventuell bestehende Anspr&#252;che gegen Dritte (hier die Miterben) zu konkretisieren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann einen Auskunftsanspruch auch nicht aus den &#167;&#167; 675, 666 BGB herleiten. Zwischen der Beklagten und dem Erblasser bestand kein Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag. Gesch&#228;ftsbesorgung im Sinne von &#167; 675 BGB bedeutet n&#228;mlich die Wahrnehmung fremder Gesch&#228;fte (vgl. M&#252;nchner Kommentar-Seiler, 2, Aufl., &#167; 675 Rdn. 3) bzw., eine T&#228;tigkeit im fremden Interesse (vgl. Palandt-Thomas, 47. Aufl., &#167; 675 Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber verspricht der Versicherer eine durch den Eintritt des Versicherungsfalles bedingte Hauptleistung bzw. schuldet dem Versicherungsnehmer die "Gefahrtragung" (vgl. Pr&#246;lss-Martin, VVG, &#167; 1&#160; Anm. 2 A, a). Hierf&#252;r hat der Versicherungsnehmer als Hauptpflicht die Pr&#228;mien zu leisten. Insoweit handelt die Versicherung im eigenen Interesse und besorgt nicht fremde Angelegenheiten im Sinne des &#167; 675 BGB. Daraus folgt zugleich, da&#223; &#167; 675 auf Versicherungsvertr&#228;ge nicht anwendbar ist. Es kann insoweit dahingestellt bleiben, da&#223; ein Feststellungsantrag, der sich darin ersch&#246;pft, bestimmte Rechtsvorschriften f&#252;r anwendbar zu erkl&#228;ren, unzul&#228;ssig ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ein Auskunftsanspruch des Kl&#228;gers ergibt sich auch nicht aus &#167; 810 BGB. Zun&#228;chst ist schon fraglich, ob &#167; 810 BGB neben der Spezialvorschrift des &#167; 3 VVG &#252;berhaupt anwendbar ist. Zum anderen gew&#228;hrt auch &#167; 810 BGB nur ein Einsichtsrecht und keine Verpflichtung zur Auskunft. Hinzukommt, da&#223; auch das rechtliche Interesse des Kl&#228;gers an einer etwaigen Einsicht durch den globalen Hinweis, er solle um den Anteil an der Erbschaft betrogen werden, nicht ausreicht. Zumal es dem Kl&#228;ger - der zwischenzeitlich auch gegen die Beklagte Strafanzeige gestellt hat - offenbar um eine unzul&#228;ssige. Ausforschung der Beklagten geht, um auf diese Weise Beweismittel zu erlangen. Auch aus &#167; 242 BGB hat der Kl&#228;ger keinen Auskunftsanspruch. Ein Auskunftsrecht nach den Grunds&#228;tzen von Treu und Glauben setzt voraus, da&#223; der Berechtigte in entschuldbarer weise &#252;ber Bestehen oder umfang seines Rechts im Ungewissen ist und der Verpflichtete die zur Beseitigung der Ungewissheit erforderliche Auskunft unschwer geben kann (vgl. BGHZ 10, 387; 55, 202). Diese Voraussetzungen liegen hier nicht vor. Die Rechtsbeziehungen zwischen dem Erblasser und der Beklagten sind nicht im Ungewissen; die Vertragsarten und die abgedeckten Risiken sind bekannt, nachdem die Beklagte mit Schreiben vom 22. Juni 1987 zum Prozesskostenhilfeverfahren und gegen&#252;ber dem Verfahrensbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers mitgeteilt hat, welche Vertr&#228;ge der Verstorbene bei ihr abgeschlossen hatte. Detaillierte&#160; Ermittlungen von Zahlungsverl&#228;ufen k&#246;nnen grunds&#228;tzlich nicht verlangt werden, insbesondere wenn ein berechtigtes Interesse des Auskunftsbegehrenden - wie hier - nicht erkennbar ist (vgl. M&#252;nchner Kommentar aaO Seiler, &#167; 666 Rdn. 7).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO. Der Ausspruch zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Streitwert : 6. 000, -- DM</p>
315,368
olgk-1988-05-13-4-wf-10388
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 103/88
1988-05-13T00:00:00
2019-03-13T14:53:55
2019-03-27T09:43:18
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0513.4WF103.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Bonn vom 20.11.1987 (42 F 203/87) teilweise unter Zur&#252;ckweisung der weitergehenden Beschwerde abge&#228;ndert und der Antrag-stellerin Proze&#223;kostenhilfe unter Beiordnung von Rechtsanwalt I., C. und Rechtsanwalt Dr. J. in 0000 D. als Verkehrsanwalt f&#252;r folgenden Klageantrag ratenfrei bewilligt</p> <p></p> <p>"den Beklagten zu verurteilen, &#252;ber den durch Urteil des AG Bonn vom 17.11.1983 (47 (45) F 81/81) titulierten und im Rechtsstreit 42 F 310/87 AG Bonn streitigen Unterhalt von insgesamt 460,-- DM hinaus einen weitergehenden Unterhalt von monatlich 240,-- DM ab 1.6.1988 zu zahlen".</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Ehe der Parteien ist am 13.6.1974 aus dem alleinigen Verschulden des Beklagten geschieden worden. Durch Urteil des AG Bonn vom 17.11.1983 ist der Antragstellerin ein Unterhalt von monatlich 460,-- DM zuerkannt worden, wovon aber nur 243,43 DM tituliert worden sind, weil das AG irrt&#252;mlich davon ausgegangen ist, der Rest sei bereits tituliert.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Parallelverfahren 42 F 310/87, das im September 1987 anh&#228;ngig gemacht worden ist, hat die Antragstellerin beantragt, den nicht titulierten Teilbetrag von 216,57 DM zuzuerkennen. Durch Urteil vom 26.4.1988 hat das Amtsgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In diesem Verfahren ist am 26.6.1987 ein PKH-Gesuch verbunden mit einer Klage f&#252;r den Fall der PKH-Bewilligung eingereicht worden. Die Antragstellerin verlangt damit Unterhaltsr&#252;ckst&#228;nde f&#252;r November 1986 bis Juni 1987 in H&#246;he von 2760,-- DM und (&#252;ber 460,-- DM hinaus) weitere 345,-- DM monatlich ab 1.7.1987. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin bezieht seit 1.10.1984 vorgezogenes Altersruhegeld und seit 1.10.1986 Rente in H&#246;he von jetzt 584,42 DM. Mit Schreiben vom 9.10.1986 hatten die Anw&#228;lte der Antragstellerin daher beim Beklagten die jetzt verlangte Unterhaltserh&#246;hung angemahnt. Der Beklagte bezieht schon seit 1981 Rente und zwar in H&#246;he von jetzt 2143,93 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bei der Anh&#246;rung zum PKH-Antrag hat er vorgetragen, infolge seiner Schwerbehinderung einen Mehrbedarf von insgesamt 700,-- DM zu haben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat daraufhin im PKH-Verfahren ein amts&#228;rztliches Gutachten zur Frage des krankheitsbedingten Mehraufwandes infolge der Behinderung eingeholt, das am 10.11.1987 vorgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 20.11.1987 hat es dann Proze&#223;kostenhilfe mit der Begr&#252;ndung verweigert, der Beklagte sei nicht leistungsf&#228;hig, da der Mindestselbstbehalt f&#252;r ihn auf 1350,-- DM festzusehen sei und er nach dem Gutachten des Amtsarztes 300,-- DM Mehrbedarf f&#252;r Pflege und 120,-- DM f&#252;r Di&#228;t sowie eine Haushaltshilfe von 2 Stunden t&#228;glich ben&#246;tige.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die Beschwerde vom 13.4.1988 mit der insbesondere geltend gemacht wird, der Antragsgegner werde von seiner Ehefrau versorgt und habe daher allenfalls zus&#228;tzlichen Di&#228;taufwand von 100,-- bis 120,-- DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde (&#167; 127 II 2 ZPO) ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1) Soweit r&#252;ckst&#228;ndiger Unterhalt und Unterhalt f&#252;r die Zeit ab Einreichung des PKH-Gesuchs bzw. Zugang beim Gegner geltend gemacht wird, ist die Rechtsverfolgung wegen &#167; 323 III ZPO ohne Aussicht auf Erfolg, da die Ab&#228;nderung eines Urteils verlangt wird.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In &#220;bereinstimmung mit der Rechtsprechung des BGH (FamRZ 1982, 365 f. und st&#228;ndig; ebenso OLH K&#246;ln (Senat) FamRZ 1982, 834 und OLG N&#252;rnberg FamRZ 1985, 1152) steht der Senat auf dem Standpunkt, da&#223; der Zugang des PKH-Gesuchs beim Antragsgegner nicht der Klageerhebung gleichgestellt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die abweichende Auffassung (Z&#246;ller/Schneider, 15. Aufl., &#167; 117 Rn. 11; Rosenberg/Schwab, ZPO, 14. Aufl. &#167; 159 VI 4 und ausf&#252;hrlich Maurer FamRZ 1988, 445 ff.) weist zwar mit Recht darauf hin, da&#223; dies trotz &#167; 65 VII S. 1 Nr. 3 und 4 GKG (Zustellung ohne Vorschu&#223;zahlung) eine Schlechterstellung der bed&#252;rftigen Partei bedeuten kann. Bei richtiger Handhabung dieser Vorschriften sowie bei gesetzlicher Durchf&#252;hrung des PKH-Pr&#252;fungsverfahrens (vgl. Kalthoener/B&#252;ttner, Proze&#223;kostenhilfe und Beratungshilfe, NJW-Schriften 47, Rn. 165 ff., 196) kann die zeitliche Verz&#246;gerung aber so gering gehalten werden, da&#223; der Gesetzgeber den Ab&#228;nderungszeitpunkt im Interesse der Rechtssicherheit ohne Verfassungsversto&#223; so festlegen konnte. Gerade der Streitfall zeigt, da&#223; es &#8211; bei unbefristeter Beschwerde, sonst in der Hand des Antragstellers l&#228;ge, einen fr&#252;hzeitigen Ab&#228;nderungszeitpunkt durch Einreichung (und darauf folgende Zustellung) eines PKH-Gesuches sicherzustellen, ohne gezwungen zu sein, auch eine alsbaldige Kl&#228;rung herbeizuf&#252;hren, weil er das PKH-Verfahren durch unvollst&#228;ndige Angaben zu Bed&#252;rftigkeit und Erfolgsaussicht verz&#246;gern kann und gegen eine ablehnende Entscheidung &#8211; im Grundsatz &#8211; unbefristet Beschwerde einlegen kann. Die Nachteile, die dem Antragsgegner durch eine vom Gericht zu vertretende Verz&#246;gerung der PKH-Entscheidung entstehen k&#246;nnen, kann er dagegen durch die Einlegung von Rechtsbehelfen weitgehend vermeiden (vgl. Z&#246;ller/Schneider, a.a.O., &#167; 118 Rn. 16; Kalthoener/B&#252;ttner, a.a.O., Rn. 167). So h&#228;tte im Streitfall schon gegen die "Beweisanordnung im PKH-Pr&#252;fungsverfahren, die einer PKH-Ablehnung gleichkommt, Beschwerde eingelegt werden k&#246;nnen. Da&#223; dies nicht geschehen ist und gegen die ablehnende Entscheidung erst nach fast 5 Monaten Beschwerde eingelegt worden ist, ist der Antragstellerin zuzurechnen und kann nicht zu einer Schlechterstellung des Antragsgegners entgegen dem klaren Wortlaut des &#167; 323 III ZPO f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2) F&#252;r die Zeit ab Zustellung der Klage nach PKH-Gew&#228;hrung bietet die Klage in H&#246;he eines Teilbetrages von 240,-- DM Aussicht auf Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung der Erfolgsaussicht mu&#223; das vom Amtsgericht eingeholte Sachverst&#228;ndigengutachten au&#223;er Betracht bleiben. Die Einholung dieses Sachverst&#228;ndigengutachtens verstie&#223; gegen &#167; 118 ZPO. Danach werden (Zeugen und) Sachverst&#228;ndige nicht vernommen, es sei denn, da&#223; auf andere Weise nicht gekl&#228;rt werden kann, ob Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung hinreichende Aussicht auf Erfolg bieten und nicht mutwillig erscheinen. Damit sind dem Gericht nicht etwa die Vorwegnahme des Hauptprozesses und die Beweiserhebung &#252;ber streitige Tatsachen erlaubt (vgl. OVG Hamburg FamRZ 1987, 178; Kalthoener/B&#252;ttner, a.a.O., Rn. 169 ff.), sondern die Erhebungen dienen nur der Glaubhaftmachung. Eine Glaubhaftmachungslast trifft die Antragstellerin dabei nur f&#252;r Tatsachen, f&#252;r die sie im Proze&#223; beweispflichtig ist. F&#252;r krankheitsbedingte Einschr&#228;nkungen der Leistungsf&#228;higkeit ist aber der Antragsgegner beweispflichtig. Der Streit dar&#252;ber mu&#223;te daher im ordentlichen Verfahren gekl&#228;rt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung der Erfolgsaussicht kommt es auf den Zeitpunkt der Entscheidungsreife an (vgl. zum Streit dar&#252;ber Schneider, Rpfl. 1985, 430 (431 ff.) und Kalthoener/B&#252;ttner, a.a.O., Rn. 439 ff. m.w.N.). W&#252;rde man in F&#228;llen rechtswidriger Entscheidungsverz&#246;gerung auf den Zeitpunkt der Entscheidung abstellen, w&#228;re das Verfassungsgebot des effektiven und chancengleichen Rechtsschutzes verletzt. F&#252;r die Beurteilung der Erfolgsaussicht mu&#223; daher das Ergebnis der Beweiserhebung au&#223;er Betracht bleiben. Ein Gesamtunterhaltsanspruch von 660,-- DM (460,-- DM + 200,-- DM) kommt unter Ber&#252;cksichtigung des auch von der Antragstellerin einger&#228;umten Mehrbedarfs in Betracht (2143 &#8211; 460 = 1643,-- DM &#8211; 120 = 1523,-- DM Nettoeinkommen des Antragsgegners; 584 + 460 = 1044,-- DM Einkommen Antragstellerin. Differenz: 479,-- DM, davon &#189; = 239,50).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">OLG, 4. ZS &#8211; FamS &#8211;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">K&#246;ln, 13.5.88</p>
315,369
olgham-1988-05-11-20-u-21187
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 211/87
1988-05-11T00:00:00
2019-03-13T14:53:56
2019-03-27T09:43:18
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0511.20U211.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 29. Mai 1987 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Das Ves&#228;umnisurteil des Landgerichts Arnsberg vom 5. Dezember 1986 - Akt.-Zeichen 1 O 415/85 - bleibt aufrechterhalten, bez&#252;glich des Feststellungsantrages zu Nr. 2 jedoch nur insoweit, als festgestellt wurde, da&#223; der R&#252;ckerstattungsanspruch gem&#228;&#223; Schreiben vom 10. Juni 1985 in H&#246;he von 2.620,- DM nicht besteht.</p> <p>Im &#252;brigen wird das Vers&#228;umnisurteil des Landgerichts Arnsberg vom 5. Dezember 1986 aufgehoben, die Klage wird abgewiesen, die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 11/13 und die Beklagte zu 2/13 mit Ausnahme der durch die S&#228;umnis der Beklagten im Termin vom 5. Dezember 1986 entstandenen Kosten, die die Beklagte allein zu tragen hat.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 6.500,- DM, die auch durch selbstschuldnerische unbefristete B&#252;rgschaft einer &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse oder deutschen Gro&#223;bank erbracht werden kann, abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he, die durch selbstschuldnerische unbefristete B&#252;rgschaft einer &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse oder deutschen Gro&#223;bank erbracht werden kann, leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt die Feststellung, da&#223; ein mit der Beklagten abgeschlossener allgemeiner Unfallversicherungsvertrag wirksam fortbesteht, da&#223; K&#252;ndigung und R&#252;cktritt der Beklagten vom Versicherungsvertrag unwirksam und R&#252;ckforderungsanspr&#252;che der Beklagten von an den Kl&#228;ger gezahlten Versicherungsleistungen in H&#246;he von insgesamt 23.995,- DM unbegr&#252;ndet sind. Schlie&#223;lich begehrt der Kl&#228;ger von der Beklagten die Zahlung weiterer Versicherungsleistungen aus der Unfallversicherung in H&#246;he von 22.375,- DM wegen eines Unfalls vom 23. M&#228;rz 1984.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit schriftlichem Antrag vom 13. Dezember 1982 beantragte der Kl&#228;ger bei der Beklagten den Abschlu&#223; einer Unfallversicherung. Im Versicherungsfall sollte der Kl&#228;ger ein allgemeines Krankentagegeld in H&#246;he von 100,- DM t&#228;glich, ein Unfallkrankenhaustagegeld in H&#246;he von 50,- DM t&#228;glich und ein Genesungsgeld von 50,- DM mit &#252;blicher Abstufung erhalten. In dem Versicherungsantrag fand sich ein K&#228;stchen mit der &#220;berschrift: "Versicherungen bestehen/bestanden (Art, Gesellschaft, Vers.-Nr.)". Dieses K&#228;stchen war nicht ausgef&#252;llt. In einem weiteren K&#228;stchen war auf die Frage "Wurden schon Antr&#228;ge (Unfall oder Leben) abgelehnt oder nur zu erschwerten Bedingungen angenommen?" das Feld "nein" angekreuzt. Schlie&#223;lich fand sich in einem weiteren K&#228;stchen mit der &#220;berschrift "Folgende Sch&#228;den wurden gemeldet (Art, H&#246;he, Schadentag)" ein Querstrich. Die Beklagte nahm den Antrag des Kl&#228;gers auf Unfallversicherung an und &#252;bersandte eine entsprechende Versicherungspolice.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zum Zeitpunkt der Antragstellung am 13. Dezember 1982 bestand f&#252;r den Kl&#228;ger zumindest eine weitere Kfz-Insassenunfallversicherung bei der Vereinigten Haftpflichtversicherung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit meldete der Kl&#228;ger bei der Beklagten einen Unfall vom 16. Dezember 1982, den die Beklagte mit 2.620,- DM regulierte, sowie einen Unfall vom 27. Januar 1984, den die Beklagte mit 800,- DM regulierte. In die Felder der jeweiligen Schadensanzeigen war auf die Fragen nach weiteren Versicherungen gegen Unfall und nach fr&#252;her erlittenen Unfallsch&#228;den jeweils in Strich bzw. das Wort "entf&#228;llt" eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 24. Januar 1984 stellte der Kl&#228;ger bei der Beklagten einen Antrag auf Erh&#246;hung des Krankenhaustagegeldes auf 300,- DM t&#228;glich. Auf die Frage in dem Antragsformular, ob weitere Unfallversicherungen bestehen, bestanden oder beantragt waren, kreuzte der Kl&#228;ger das K&#228;stchen mit der Antwort "nein" an. Die weitere Frage, ob zu bestehenden bzw. abgelaufenen Versicherungen Sch&#228;den angemeldet wurden, beantwortete der Kl&#228;ger nicht, er lie&#223; die Antwortfelder leer.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Noch bevor die Beklagte &#252;ber die Annahme des Erh&#246;hungsantrags vom 24. Januar 1984 entschied, meldete der Kl&#228;ger einen weiteren Unfall vom 23. M&#228;rz 1984. In das Schadensanzeigenformular vom 28. Juni 1984 war auf die Frage nach weiteren Unfallversicherungen ein Strich eingetragen, auf die Frage nach fr&#252;her erlittenen Unfallsch&#228;den antwortete der Kl&#228;ger: "Ihnen bekannt". Obwohl die Beklagte wu&#223;te, da&#223; der Antrag vom 24. Januar 1984 noch nicht angenommen worden war, zahlte sie wegen des Unfalls vom 23. M&#228;rz 1984 Versicherungsleistungen in H&#246;he von 20.575,- DM an den Kl&#228;ger, wobei sie aus Kulanz das mit Antrag vom 24. Januar 1984 beantragte erh&#246;hte Krankenhaustagegeld von 300,- DM t&#228;glich zugrunde legte. Mit Versicherungsschein mit 1. M&#228;rz 1985 nahm die Beklagte den Erh&#246;hungsantrag vom 24. Januar 1984 an, jedoch mit der Ma&#223;gabe, da&#223; das Krankenhaustagegeld lediglich auf 150,- DM t&#228;glich erh&#246;ht wurde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 11. Februar 1985 trat die Beklagte von dem mit dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Versicherungsvertrag zur&#252;ck, weil der Kl&#228;ger in den Antr&#228;gen vom 13. Dezember 1982 und vom 24. Januar 1984 weitere bestehende Unfallversicherungen bei der ... Versicherung, beim ... Versicherungsverein ... und bei der ... Haftpflichtversicherung bewu&#223;t verschwiegen habe. Gleichzeitig focht sie den Versicherungsvertrag wegen arglistiger T&#228;uschung an und forderte vom Kl&#228;ger die R&#252;ckzahlung der bereits gezahlten Versicherungsleistungen in H&#246;he von 20.575,- DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, R&#252;cktritt und Anfechtung seien unwirksam, der Versicherungsvertrag bestehe fort. Zum Zeitpunkt der Antragstellung am 13. Dezember 1982 h&#228;tten zu seinen Gunsten keine weiteren Unfall- oder Krankentagegeldversicherungen bestanden. Eine Versicherung bei der ... Versicherung sei bereits 1979 aufgehoben worden. Eine Insassenunfallversicherung sei nicht personenbezogen, sondern auf das Fahrzeug bezogen gewesen, so da&#223; der den Versicherungsvertrag vermittelnde Mitarbeiter der Beklagten gesagt habe, diese sei nicht anzeigepflichtig. Im &#252;brigen sei die Nichtanzeige anderweitiger Unfallversicherungen ohne Einflu&#223; auf den sp&#228;teren Versicherungsfall und die Leistungspflicht der Beklagten geblieben. Die Frage nach anderweitigen Versicherungen sei nicht sachdienlich. Die Versicherungsantr&#228;ge und Schadensanzeigen habe alle seine Ehefrau ausgef&#252;llt, er habe lediglich im guten Glauben und im Vertrauen auf die Richtigkeit unterzeichnet. Die Beklagte habe durch Informationen der Krankenh&#228;user bei Bezahlung fr&#252;herer Rechnungen gewu&#223;t, da&#223; weitere Versicherungen bestanden h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zum Zahlungsanspruch hat der Kl&#228;ger behauptet, am 23. M&#228;rz 1984 mit seinem Pkw einen Verkehrsunfall erlitten zu haben. Dabei habe er sich eine Gehirnersch&#252;tterung zugezogen, die einen unfallbedingten Krankenhausaufenthalt in der Zeit vom 6. Juli bis zum 21. Juli 1984 erforderlich gemacht habe, ferner sei er in der Zeit vom 28. April bis zum 24. August 1984 unfallbedingt arbeitsunf&#228;hig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch am 5. Dezember 1986 verk&#252;ndetes Vers&#228;umnisurteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg ist festgestellt worden, da&#223; der Unfallversicherungsvertrag ... und der Versicherungsvertrag ... rechtswirksam sind und durch die K&#252;ndigungen und R&#252;cktrittserkl&#228;rungen vom 11. Februar 1985 und vom 10. Juni 1985 nicht aufgehoben worden sind; ferner, da&#223; der R&#252;ckerstattungsanspruch gem&#228;&#223; Schreiben vom 10. Juni 1985 &#252;ber 3.420,- DM und von zus&#228;tzlich 20.575,- DM nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte gegen dieses ihr am 15. Dezember 1986 zugestellte Vers&#228;umnisurteil mit Schreiben vom 16. Dezember 1986, bei Gericht eingegangen am 18. Dezember 1986 form- und fristgerecht Einspruch eingelegt hatte, hat der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das Vers&#228;umnisurteil vom 5. Dezember 1986 aufrechtzuerhalten;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 22.375,- DM nebst 12 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">das Vers&#228;umnisurteil vom 5. Dezember 1986 aufzuheben und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den vom Kl&#228;ger behaupteten Verkehrsunfall vom 23. M&#228;rz 1984 bestritten und behauptet, die relativ geringf&#252;gigen Sch&#228;den am Fahrzeug des Kl&#228;gers seien nicht in &#220;berstimmung zu bringen mit den behaupteten erheblichen Verletzungen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist sie der Ansicht, vom Kl&#228;ger arglistig get&#228;uscht worden zu sein, weil der Kl&#228;ger bei Beantragung der Versicherung und bei der Erh&#246;hung der Versicherungsleistungen mehrere bestehende Unfallversicherungen bewu&#223;t verschwiegen habe. Die Frage nach weiteren Versicherungen sei sachdienlich.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger habe in seinen Schadensanzeigen &#252;ber einen erheblichen Umstand unrichtige Angaben gemacht, so da&#223; die Beklagte wirksam gem&#228;&#223; &#167;17 VVG vom Vertrage habe zur&#252;cktreten k&#246;nnen. Die unrichtige Beantwortung der Fragen nach anderen Unfallversicherungen durch den Kl&#228;ger sei vors&#228;tzlich erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich der Kl&#228;ger mit seiner Berufung, wiederholt und ertieft sein erstinstanzliches Vorbringen und r&#252;gt, da&#223; &#167;17 VVG nicht die unrichtige Schadensanzeige betreffe, sondern die unrichtige Beantwortung der f&#252;r die &#220;bernahme der Gefahr erheblichen Fragen bei Vertragsschlu&#223;. Zweifelhaft sei bereits, ob aus der Formulierung des Antrags auf Abschlu&#223; einer Unfallversicherung &#252;berhaupt eine Frage an den Versicherungsnehmer nach anderen Versicherungen zu erkennen sei. Die generelle Frage nach fr&#252;heren und jetzigen Versicherungen sei unzul&#228;ssig. Bei der Erh&#246;hung der Versicherungssumme im Jahre 1984 sei zwar nach weiteren Unfallversicherungen gefragt worden, hierbei habe es sich jedoch nicht um den Abschlu&#223; eines neuen Vertrages gehandelt. Einem R&#252;ckforderungsanspruch der Beklagten stehe &#167;814 BGB entgegen, weil sie in Kenntnis des noch nicht angenommenen Antrags vom 24. Januar 1984 ohne Rechtsgrund aus Kulanz gezahlt habe. Eine arglistige T&#228;uschung liege nicht vor, weil bei Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages und bei Abgabe des Antrags vom 13. Dezember 1982 keine weiteren allgemeinen Unfallversicherungen bestanden h&#228;tten. F&#252;r einen R&#252;cktritt vom Versicherungsvertrag sei die Frist des &#167;20 VGG nicht gewahrt. Eine Obliegendheitsverletzung im Sinne von &#167;17 AUB liege ebenfalls nicht vor, weil andere Versicherungen nicht planm&#228;&#223;ig verschwiegen worden seien, im &#252;brigen seien berechtigte Interessen der Beklagten nicht ernsthaft gef&#228;hrdet worden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil des Landgerichts Arnsberg abzu&#228;ndern und</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">das Vers&#228;umnisurteil vom 5. Dezember 1986 aufrechtzuerhalten;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 22.375,- DM nebst 12 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil, st&#252;tzt ihre Leistungsfreiheit aber nicht l&#228;nger auf R&#252;cktritt vom Vertrag gem&#228;&#223; &#167;17 VGG, sondern allein auf Anfechtung des Versicherungsvertrages wegen arglistiger T&#228;uschung gem&#228;&#223; &#167;&#167;22 VVG/123 BGB. Sie behauptet, vom Kl&#228;ger arglistig get&#228;uscht worden zu sein. Die Anfechtung des Vertrages sei rechtzeitig. Fragen nach ... dem Bestehen anderer Versicherungen habe der Versicherungsnehmer zu beantworten, sie seien relevant. In der Schadensanzeige zu dem angeblichen Unfall vom 23. M&#228;rz 1984 habe der Kl&#228;ger ebenfalls falsche Angaben gemacht. Erkl&#228;rungen seiner Ehefrau m&#252;sse sich der Kl&#228;ger zurechnen lassen. Nach dem angeblichen Unfall vom 23. M&#228;rz 1984 habe der Kl&#228;ger seine Pflicht zur unverz&#252;glichen Schadensanzeige verletzt. Schlie&#223;lich bestreitet die Beklagte weiterhin, da&#223; der Kl&#228;ger am 23. M&#228;rz 1984 einen Unfall erlitten habe. Der Unfall habe sich nicht ereignet, jedenfalls nicht in der vom Kl&#228;ger behaupteten Art und Weise.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen des &#252;brigen Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf die in den Entscheidungsgr&#252;nden weiter mitgeteilten n&#228;heren Einzelheiten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben &#252;ber die Behauptungen der Parteien durch Vernehmung der Zeugen ... und ....</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ich habe seinerzeit im Jahre 1982 den Unfallversicherungsvertrag f&#252;r die Beklagte mit dem Kl&#228;ger abgeschlossen. Damals war ich Angestellter der Beklagten, jetzt bin ich selbst&#228;ndiger Versicherungskaufmann, bin allerdings nur f&#252;r die Beklagte t&#228;tig. Herr ... hatte bei mir eine Lebensversicherung, Krankenversicherung, Sachversicherung und Autoversicherung abgeschlossen, eigentlich hatte er f&#252;r alle Risiken eine Versicherung bei mir abgeschlossen. Das in der Unfallversicherung vorgesehene Tagegeld ist sp&#228;ter auf t&#228;glich 300,- DM erh&#246;ht worden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Unfallversicherung vom 13. Dezember 1982 ist von mir nach Angaben des Kl&#228;gers ausgef&#252;llt worden, in dem Antragsformular findet sich meine Schrift. Ich habe Herrn ... auch nach anderen Versicherungen gefragt, er hat mir daraufhin geantwortet, da&#223; noch weitere Insassenversicherungen best&#252;nden. Ich habe ihm daraufhin gesagt, da&#223; dies egal sei und keine Rolle spiele. Ich hab in der Vergangenheit bei Antr&#228;gen auf Abschlu&#223; einer Unfallversicherung Kfz-Insassenversicherungen noch nie angegeben und auch noch nie in die Antragsformulare eingetragen. &#220;ber die alte Versicherung von Herrn ... bei der ... Versicherung kann ich heute keine Angaben mehr machen, ich wei&#223; dazu heute nichts mehr. Es kann sein, da&#223; &#252;ber diese Versicherung bei Beantragung der Unfallversicherung bei der Beklagten gesprochen worden ist, ich kann mich insoweit aber nicht festlegen. H&#228;tte mir Herr ... gesagt, da&#223; die Versicherung bei der ... Versicherung im Jahre 1979 gek&#252;ndigt worden war, h&#228;tte ich diese Versicherung wahrscheinlich nicht mit in dem Antragsformular aufgef&#252;hrt. 1984 bei der Erh&#246;hung der Versicherungssumme ist von einer Familien- und Unfallversicherung nach meiner Erinnerung nicht gesprochen worden, genau wei&#223; ich das aber nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Auf Frage:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wenn mir ein Antragsformular auf Abschlu&#223; einer Unfallversicherung vorgehalten wird, so ergibt sich daraus f&#252;r mich nichts anderes. Ich habe mich seinerzeit bei Abschlu&#223; der Versicherung so verhalten, wie ich es soeben geschildert habe. Ich habe Herrn ... die von mir geschilderten Ausk&#252;nfte gegeben. Ich halte sie auch f&#252;r richtig. Auch auf Frage bleibe ich dabei, da&#223; ich heute nicht mehr sagen kann, ob 1984 bei der Erh&#246;hung der Versicherungssumme nach weiteren Unfallversicherungen gefragt worden ist oder nicht. Ich wei&#223; heute nicht einmal mehr, ob ich das Antragsformular vom 24. Januar 1984 &#252;berhaupt nach Angaben von Herrn ... ausgef&#252;llt habe oder ob ich die Angaben aus dem alten Antrag vom 13. Dezember 1982 lediglich &#252;bernommen und &#252;bertragen habe. Da es sich 1984 blo&#223; um eine Erh&#246;hung der Versicherungssumme eines bestehenden Vertrages handelte, w&#228;re es durchaus &#252;blich gewesen, die in dem Antragsformular erfragten Angaben ohne Einschaltung des Versicherungsnehmers aus dem alten Antragsformular einfach zu &#252;bernehmen. Manchmal werden Erh&#246;hungen von Versicherungssummen aus bestehenden Versicherungsvertr&#228;gen sogar formlos ohne neues Antragsformular vorgenommen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Den Antrag auf Abschlu&#223; einer Unfallversicherung vom 13. Dezember 1982 hat mein Ehemann unterschrieben. Auf Bl. 79 der Gerichtsakten befindet sich die Unterschrift meines Mannes. Dagegen stammt die Unterschrift auf dem Antragsformular vom 24. Januar 1984 von mir. Auch die Schadensanzeige vom 28. Juni 1984 habe ich ausgef&#252;llt und unterschrieben, in der mir vorgelegten Schadensanzeige, die sich in Ablichtung auf Bl. 83/84 der Gerichtsakten befindet, erkenne ich meine Schrift wieder. Die Schadensanzeige vom 30. Mai 1983 habe ich nicht ausgef&#252;llt, dabei handelt es sich nicht um meine Schrift, ich habe diese Schadensanzeige jedoch unterschrieben, die Unterschrift auf Bl. 86 der Gerichtsakten stammt von mir.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... - wieder vorgerufen - hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Schadensanzeige vom 30. Mai 1983 habe ich ausgef&#252;llt, ich erkenne meine Schrift wieder, das gleiche gilt f&#252;r die Schadensanzeige vom 1. M&#228;rz 1984, die sich auf Bl. 88 der Gerichtsakten befindet.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin ... hat weiter bekundet:</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Heute wei&#223; ich, da&#223; meine Angaben in den Schadensanzeigen unrichtig waren. Ich habe mir dabei aber nichts gedacht. F&#252;r mich war immer ma&#223;gebend, da&#223; die Pr&#228;mien bei der Beklagten gezahlt waren. Ich dachte, wir haben die Pr&#228;mien bezahlt, dann mu&#223; die Versicherung auch ihre Versicherungsleistungen zahlen. Ich wollte nicht b&#246;swillig falsche Angaben machen, mir ist das einfach nur so passiert. Im &#252;brigen standen die anderen Versicherungen doch auch auf den Krankenhausunterlagen, welche ich der Beklagten eingereicht habe. Es bestand daher gar kein Grund, die anderen Versicherungen der Beklagten gegen&#252;ber nicht anzugeben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Unfallschadenanzeige vom 7. M&#228;rz 1985, die sich in Ablichtung auf Bl. 200/201 der Gerichtsakten befindet, habe ich geschrieben, ich erkenne meine Schrift wieder. Die Unterschrift stammt jedoch nicht von mir.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger pers&#246;nlich hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Unterschrift auf der Schadenanzeige vom 7. M&#228;rz 1985 gegen&#252;ber der ... Versicherung stammt von mir. Es ist richtig, da&#223; ich bei der ... Versicherung und beim ... Versicherungsverein ... weitere Versicherungen abgeschlossen hatte. Bei der ... Versicherung handelte es sich jedoch um eine Insassenversicherung, bei dem ... um eine Familienversicherung. Bei der ... Versicherung bestand kein Versicherungsschutz mehr. Diese Versicherung wurde bereits 1978/1979 gek&#252;ndigt, weil die Versicherung in der Vergangenheit zu viel Pr&#228;mie kassiert hatte. Es wurde nach 1979 auch keine Pr&#228;mie mehr an die ... Versicherung gezahlt. Herr ... wu&#223;te, da&#223; ich die Versicherung bei der ... Versicherung gek&#252;ndigt hatte.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat nur teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann die Feststellung verlangen, da&#223; der mit der Beklagten geschlossene Unfallversicherungsvertrag einschlie&#223;lich der am 24. Januar 1984 beantragten und mit Versicherungsschein vom 1. M&#228;rz 1985 vereinbarten Erh&#246;hung des Krankenhaustagegeldes auf 150,- DM t&#228;glich rechtswirksam und weder durch die K&#252;ndigungen und R&#252;cktrittserkl&#228;rungen der Beklagten vom 10. Februar 1985 und 10. Juni 1985 aufgehoben wurde noch infolge Anfechtung durch die Beklagte wegen arglistiger T&#228;uschung nichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann ferner die Feststellung verlangen, da&#223; ein R&#252;ckerstattungsanspruch der Beklagten gem&#228;&#223; Schreiben vom 10. Juni 1985 in H&#246;he von 2.620,- DM wegen an den Kl&#228;ger gezahlter Versicherungsleistungen in H&#246;he von 2.620,- DM wegen eines Unfalls vom 16. Dezember 1982 nicht besteht. Im &#252;brigen war die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die sich in der Berufungsinstanz nicht mehr auf die Unwirksamkeit des Versicherungsvertrages wegen R&#252;cktritts und K&#252;ndigung beruft, konnte den mit dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Versicherungsvertrag auch nicht wirksam wegen arglistiger T&#228;uschung anfechten. Die Beklagte wurde vom Kl&#228;ger weder in dem Antrag auf Abschlu&#223; einer Unfallversicherung vom 13. Dezember 1982 noch in dem Antrag auf Erh&#246;hung der Versicherungssumme vom 24. Januar 1984 arglistig get&#228;uscht. Es ist nicht bewiesen, da&#223; der Kl&#228;ger bei Antragstellung andere Unfallversicherungen arglistig verschwieg.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">In den Formularen der Beklagten, die der Kl&#228;ger zur Beantragung einer Unfallversicherung am 13. Dezember 1982 und zur Beantragung einer Erh&#246;hung der Versicherungssumme am 24. Januar 1984 verwandte, war nach weiteren Unfallversicherungen des Antragstellers gefragt. Im Gegensatz zur Ansicht des Kl&#228;gers ist eindeutig, da&#223; es sich bei den entsprechenden Rubriken in den Antragsformularen nicht lediglich um statistische Angaben f&#252;r den Versicherungsvertreter der Beklagten handelte, sondern um vom Antragsteller zu beantwortende Fragen. Dies folgt aus dem Zusammenhang mit den unmittelbar anschlie&#223;enden Fragen, ob schon Antr&#228;ge (Unfall oder Leben) abgelehnt oder nur zu erschwerten Bedingungen angenommen oder ob Sch&#228;den schon gemeldet wurden. In dem am 24. Januar 1984 verwandten Formular ist ausdr&#252;cklich nach weiteren bestehenden oder beantragten Unfallversicherungen gefragt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">In den Antragsformularen vom 13. Dezember 1982 und vom 24. Januar 1984 t&#228;uschte der Kl&#228;ger die Beklagte nicht arglistig &#252;ber das Bestehen oder Nichtbestehen weiterer Unfallversicherungen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist unstreitig, da&#223; bei Antragstellung am 13. Dezember 1982 Insassenversicherungen f&#252;r verschiedene Fahrzeuge des Kl&#228;gers bestanden, und zwar nach der Behauptung der Beklagten zwei Insassenunfallversicherungen bei der ... Versicherungs AG, eine weitere am 19. Januar 1981 abgeschlossene Insassenunfallversicherung bei der ... Versicherung und schlie&#223;lich eine weitere am 30. Dezember 1981 abgeschlossene Insassenunfallversicherung bei der ... Haftpflichtversicherung. Es ist bereits zweifelhaft, ob in den Antragsformularen vom 13. Dezember 1982 und vom 24. Januar 1984 nach Insassenunfallversicherungen &#252;berhaupt gefragt wurde Insassenversicherungen, die auf einzelne Fahrzeuge bezogen sind, sind nicht gleichzusetzen mit allgemeinen Unfallversicherungen. Allgemeine Unfallversicherungen sind personenbezogen, betreffen nur die in dem Versicherungsvertrag bezeichnete versicherte Person, das versicherte Risiko ist allein die Gesundheit eines bestimmt bezeichneten Menschen. Demgegen&#252;ber war es bei den verschiedenen Insassenunfallversicherungen nicht einmal sicher, ob der Kl&#228;ger einmal aus einer der abgeschlossenen Insassenunfallversicherungen berechtigt sein w&#252;rde. Die Insassenunfallversicherung ist nicht personenbezogen, versichert ist vielmehr der jeweilige Insasse eines Fahrzeugs, f&#252;r welches eine Insassenunfallversicherung abgeschlossen wurde. Angesichts dieser Unterschiede zwischen allgemeiner Unfallversicherung und Insassenunfallversicherung ist es bereits zweifelhaft, ob in den Antragsformularen vom 13. Dezember 1982 und vom 24. Januar 1984 &#252;berhaupt nach Insassenunfallversicherungen gefragt war. Jedenfalls war es aus der Sicht des Kl&#228;gers keineswegs zwingend, auf die Frage der Beklagten nach bestehenden Unfallversicherungen auch Insassenunfallversicherungen anzugeben, so da&#223; insoweit ein arglistiges Verhalten des Kl&#228;gers nicht feststellbar ist.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon war in dem Versicherungsantrag vom 13. Dezember 1982 bez&#252;glich anderer Versicherungen keine Angaben des Kl&#228;gers enthalten. Es fehlen aber die gew&#252;nschten Angaben. Der Kl&#228;ger hat die entsprechende Frage der Beklagten ... nicht beantwortet. Es ist nicht ersichtlich, wor&#252;ber die Beklagte vom Kl&#228;ger get&#228;uscht worden sein sollte, wenn der Kl&#228;ger auf eine Frage der Beklagten erkennbar nicht geantwortet hat. Die Nichtbeantwortung einer Frage stellt nicht ohne weiteres eine arglistige T&#228;uschung des Fragenden dar. F&#252;r die Beklagte war erkennbar, da&#223; der Kl&#228;ger die Frage nach weiteren Versicherungen nicht beantwortet hatte. Ein Irrtum konnte hierdurch bei ihr nicht erweckt werden. Im &#252;brigen h&#228;tte die Beklagte durch einfache Nachfrage beim Kl&#228;ger f&#252;r eine Klarstellung sorgen k&#246;nnen, wenn ihr hieran gelegen gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte behauptet, der Kl&#228;ger habe bei Antragstellung am 13. Dezember 1982 und am 24. Januar 1984 eine am 3. Juli 1969 bei der ... und ... Versicherungs AG abgeschlossene allgemeine Unfallversicherung nicht angegeben, die noch im August 1984 bestanden habe, kann ebenfalls eine arglistige T&#228;uschung der Beklagten durch den Kl&#228;ger nicht festgestellt werden. Der Kl&#228;ger ging bei Antragstellung im Jahre 1981 und 1984 davon aus, die Versicherung bei der Aachener und ... Versicherungs AG sei bereits im Jahre 1979 aufgehoben worden. Dies best&#228;tigt die ... Versicherungs AG mit Schreiben vom 8. Oktober 1985, in welchem es ausdr&#252;cklich hei&#223;t, da&#223; sich die Versicherungsvertragsparteien dar&#252;ber einig geworden seien, da&#223; der allgemeine Unfallversicherungsvertrag vom 3. Juli 1969 vom Kl&#228;ger im Jahre 1979 gegen&#252;ber dem Versicherungsvertreter der Beklagten gek&#252;ndigt worden sei und da&#223; dieser Vertrag ab 1979 als beendet gelte. Die Beklagte hat nicht substantiiert vorgetragen und unter Beweis gestellt, warum dieses Schreiben der Aachener und M&#252;nchener Versicherungs AG vom 8. Oktober 1985 unrichtig sein sollte. Unrichtigkeiten sind auch im &#252;brigen nicht ersichtlich. Es ist daher plausibel, wenn der Kl&#228;ger im Senatstermin pers&#246;nlich erkl&#228;rt hat, seit 1979 Versicherungspr&#228;mien an die ... Versicherungs AG nicht mehr gezahlt zu haben und davon ausgegangen zu sein, da&#223; dieser Versicherungsvertrag nicht mehr bestehe. Weil dem Kl&#228;ger nicht zu widerlegen ist, da&#223; es &#252;berzeugt war, bei der ... Versicherungs AG nicht mehr allgemein gegen Unfall versichert zu sein, kann in dem Verschweigen dieser Versicherung gegen&#252;ber der Beklagten ein arglistiges Verhalten des Kl&#228;gers nicht gesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Es bleiben die beiden von der Beklagten behaupteten allgemeinen Unfallversicherungen des Kl&#228;gers bei dem landwirtschaftlichen Versicherungsverein M&#252;nster vom 20. Juni 1983 und bei der ... Versicherung vom 2. Januar 1984, welche der Kl&#228;ger der Beklagten gegen&#252;ber ebenfalls nicht angab. Insoweit scheidet ein arglistiges Verhalten des Kl&#228;gers bei Beantragung der Unfallversicherung am 13. Dezember 1982 bereits deshalb aus, weil auch nach der Behauptung der Beklagten zu diesem Zeitpunkt die beiden genannten Unfallversicherungsvertr&#228;ge noch nicht bestanden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Aber auch bez&#252;glich des Antrags vom 24. Februar 1984 hat die Beklagte den ihr obliegenden Beweis nicht erbracht, vom Kl&#228;ger bzw. dessen Ehefrau arglistig get&#228;uscht worden zu sein. Die Beweisaufnahme hat nicht einmal zu der Feststellung gef&#252;hrt, da&#223; die Angaben in dem Antrag vom 24. Januar 1984 auf Erkl&#228;rungen des Kl&#228;gers bzw. seiner Ehefrau beruhten. Der Zeuge ... hat bei seiner Vernehmung durch den Senat einger&#228;umt, da&#223; es durchaus &#252;blich und auch im konkreten Fall m&#246;glich sei, bei blo&#223;en Erh&#246;hungen der Versicherungssummen von bestehenden Unfallversicherungen die f&#252;r den Antrag erforderlichen Angaben aus dem in den Versicherungsakten vorhandenen alten Antrag auf Abschlu&#223; einer Versicherung zu &#252;bernehmen, ohne da&#223; der Versicherungsnehmer eingeschaltet werde. Wie im vorliegenden Fall bei Antragstellung am 24. Januar 1984 verfahren wurde, hat der Zeuge im nachhinein nicht mehr sagen k&#246;nnen. Der Zeuge hat sich auch nicht mehr daran erinnern k&#246;nnen, ob bei Antragstellung am 24. Januar 1984 von anderen Familien- und Unfallversicherungen gesprochen wurde oder nicht. Schlie&#223;lich konnte er nicht mehr angeben, ob er den Kl&#228;ger bzw. dessen Ehefrau im Jahre 1984 &#252;berhaupt nach anderen Unfallversicherungen gefragt hat oder nicht. Fest steht aber, da&#223; der Antrag vom 24. Januar 1984 von dem Zeugen ... ausgef&#252;llt und von der Ehefrau des Kl&#228;gers, nicht von diesem selbst unterschrieben wurde.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Zwar mu&#223; sich der Kl&#228;ger die Unterschrift seiner Ehefrau unter dem Versicherungsantrag vom 24. Januar 1984 zurechnen lassen, weil er seiner Ehefrau die Beantragung der Erh&#246;hung der Versicherungssumme zur selbst&#228;ndigen Bearbeitung &#252;bertragen und ihr dar&#252;ber hinaus nach eigenem Vortrag die Regelung der Angelegenheiten mit den Versicherungen &#252;berlassen hatte. Damit war seine Ehefrau entweder seine Repr&#228;sentatin im versicherungsrechtlichen Sinne oder aber seine Wissenerkl&#228;rungsvertreterin, deren Verhalten er sich entsprechend &#167;166 Abs. 1 BGB zurechnen lassen mu&#223; (vgl. Senat, Urteil vom 27. Juni 1986 - 20 U 68/86 - und Zitate).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der aufgezeigten Umst&#228;nde &#252;ber das Zustandekommen des Antrags auf Erh&#246;hung der Versicherungssumme vom 24. Januar 1984 und im Hinblick auf die Vernehmung der Ehefrau des Kl&#228;gers durch den Senat kann ein arglistiges Verhalten der Ehefrau des Kl&#228;gers jedoch nicht festgestellt werden. Die Ehefrau des Kl&#228;gers handelte, wenn die Angaben in dem Antrag vom 24. Januar 1984 &#252;berhaupt auf ihren Erkl&#228;rungen beruht haben sollten, was durch die Aussage des Zeugen ... keineswegs bewiesen ist, nicht planvoll, um die Beklagte zu t&#228;uschen. Die Aussage der Zeugin ... zeigt, da&#223; sie den Sinn der Fragestellung der Beklagten nach weiteren Unfallversicherungen erkennbar nicht voll erfa&#223;t hatte. Sie ging davon aus, da&#223; die Beklagte durch Einsichtnahme in die Krankenhausunterlagen die erforderlichen Informationen &#252;ber andere Unfallversicherungen erlangen w&#252;rde. Angesichts dieser Vorstellungen der Ehefrau des Kl&#228;gers ist ein Motiv f&#252;r eine bewu&#223;te Verschleierung der tats&#228;chlich bestehenden weiteren Versicherungen nicht erkennbar. Die Ehefrau des Kl&#228;gers selbst hat angegeben, aus Gedankenlosigkeit gehandelt zu haben. Hieraus kann auf ein arglistiges Verhalten der Ehefrau des Kl&#228;gers nicht geschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Eine arglistige T&#228;uschung der Beklagten bei Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages vom 13. Dezember 1983 scheidet schlie&#223;lich auch deshalb aus, weil der Zeuge ... bei seiner Vernehmung vor dem Senat glaubhaft und &#252;berzeugend bekundet hat, vom Kl&#228;ger bei Aufnahme des Antrags auf Unfallversicherung &#252;ber weitere bestehende Insassenunfallversicherungen informiert worden zu sein und dem Kl&#228;ger daraufhin die Auskunft gegeben zu haben, diese Unfallversicherungen m&#252;&#223;ten in dem Antragsformular nicht aufgef&#252;hrt werden. Auf diese Auskunft des geschulten Versicherungsvertreters der Beklagten durfte sich der Kl&#228;ger verlassen, im &#252;brigen mu&#223; sich die Beklagte das Wissen ihres Versicherungsvertreters zurechnen lassen, so da&#223; sie bei Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages vom Kl&#228;ger bzw. dessen Ehefrau nicht arglistig get&#228;uscht wurde.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Ob eine Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung nicht letztlich an fehlender Kausalit&#228;t scheitern w&#252;rde - die Beklagte stellte in Kenntnis aller Umst&#228;nde den Versicherungsschein aus braucht nicht entschieden zu werden.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger in den verschiedenen Schadensanzeigen an die Beklagte teilweise unrichtige Angaben machte, h&#228;tte dies, selbst wenn arglistiges Verhalten des Kl&#228;gers unterstellt w&#252;rde, nicht zum Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages mit der Beklagten gef&#252;hrt, so da&#223; deswegen auch eine Anfechtung des Versicherungsvertrages wegen arglistiger T&#228;uschung nicht gerechtfertigt ist. Allenfalls k&#228;me insoweit eine Leistungsfreiheit in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Nach allem war die Beklagte nicht berechtigt, den mit dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Unfallversicherungsvertrag wegen arglistiger T&#228;uschung anzufechten, so da&#223; festzustellen war, da&#223; der am 13. Dezember 1982 beantragte Unfallversicherungsvertrag mit der am 24. Januar 1984 beantragten Erh&#246;hung der Versicherungsleistungen rechtswirksam ist und zwischen den Parteien unver&#228;ndert fortbesteht.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Ein R&#252;ckerstattungsanspruch der Beklagten gegen den Kl&#228;ger wegen zu Unrecht gezahlter Versicherungsleistungen in H&#246;he von 2.620,- DM aufgrund des Unfalls vom 16. Dezember 1982 besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich nicht darauf berufen, der vom Kl&#228;ger behauptete Unfall vom 16. Dezember 1982 habe ... nicht stattgefunden. Dieser Vortrag der Beklagten ... unstubstantiiert, nicht nachvollziehbar und auch nicht &#252;berpr&#252;fbar. Die Beklagte hat in der Vergangenheit die Erkl&#228;rungen des Kl&#228;gers zum Hergang seines Unfalls vom 16. Dezember 1982 zu keinem Zeitpunkt bestritten, ist von der Richtigkeit der Behauptungen des Kl&#228;gers ausgegangen und hat die dem Kl&#228;ger aufgrund des Unfalls zustehenden Versicherungsleistungen in H&#246;he von 2.620,- DM an den Kl&#228;ger gezahlt. Unter diesen Umst&#228;nden w&#228;re die Beklagte bei der Geltendmachung eines R&#252;ckzahlungsanspruchs beweispflichtig daf&#252;r, da&#223; sich der Unfall vom 16. Dezember 1982 tats&#228;chlich nicht ereignet und der Kl&#228;ger die Versicherungsleistungen in H&#246;he von 2.620,- DM zu Unrecht bezogen hat. Geeigneten Beweis hat die Beklagte insoweit nicht angetreten, es fehlt sogar an einem substantiierten Vortrag, der unter Beweis gestellt werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist wegen des Unfalls des Kl&#228;gers vom 16. Dezember 1982 auch nicht leistungsfrei wegen etwaiger Obliegenheitsverletzungen des Kl&#228;gers. Die Schadensanzeige vom 30. Mai 1983 enth&#228;lt keine falschen Angaben. Insbesondere beantwortete der Kl&#228;ger die Frage, bei welcher Gesellschaft oder bei welcher Berufsgenossenschaft er noch gegen Unfall versichert sei, nicht falsch. Es wurde bereits ausgef&#252;hrt, da&#223; die bestehenden Insassenunfallversicherungen f&#252;r verschiedene Fahrzeuge des Kl&#228;gers nicht gleichzusetzen sind mit allgemeinen Unfallversicherungen, nach denen allein in den Schadensanzeigenformularen gefragt war. Die Insassenunfallversicherungen brauchte der Kl&#228;ger nicht anzugeben. Es wurde ebenfalls bereits ausgef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger zu Recht davon ausgehen durfte, da&#223; die bei der ... und ... Versicherungs AG bestehende Unfallversicherung bereits im Jahre 1979 aufgehoben worden war und nicht mehr fortbestand, so da&#223; auch diese Versicherung vom Kl&#228;ger in dem Schadenanzeigenformular vom 30. Mai 1983 jedenfalls nicht schuldhaft verschwiegen war. Die allgemeinen Unfallversicherungen, die f&#252;r den Kl&#228;ger bei dem ... Versicherungsverein ... und bei der ... bestanden, wurden erst am 20. Juni 1983 bzw. am 2. Januar 1984 begr&#252;ndet, so da&#223; beide allgemeinen Unfallversicherungen bei Einreichung der Schadensanzeige vom 30. Mai 1983 noch nicht bestanden und demzufolge auch nicht anzugeben waren. Andere Unrichtigkeiten in dem Schadenanzeigenformular vom 30. Mai 1983 sind nicht ersichtlich und werden von der Beklagten auch nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann sich die Beklagte f&#252;r ihre Leistungsfreiheit nicht darauf berufen, die Schadensanzeige vom 30. Mai 1983 betreffend den Unfall des Kl&#228;gers vom 16. Dezember 1982 sei versp&#228;tet eingereicht worden. Dieser Umstand war der Beklagten bekannt, als sie die Schadensanzeige des Kl&#228;gers vom 30. Mai 1983 bearbeitete und gleichwohl den vom Kl&#228;ger geltend gemachten Schaden in H&#246;he von 2.620,- DM regulierte. Damals berief sich die Kl&#228;gerin nicht darauf, wegen versp&#228;teter Schadensanzeige leistungsfrei zu sein, so da&#223; es ihr 5 Jahre nach Regulierung des Unfallschadens vom 16. Dezember 1982 verwehrt ist, wegen dieses von ihr hingenommenen Umstands die R&#252;ckforderung der gezahlten Versicherungsleistungen zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber kann der Kl&#228;ger nicht die Feststellung verlangen, da&#223; der Anspruch der Beklagten auf R&#252;ckerstattung von gezahlten Versicherungsleistungen in H&#246;he von 800,- DM wegen eines Schadenfalles vom 27. Januar 1984 und in H&#246;he von 20.575,- DM wegen eines Schadenfalles vom 23. M&#228;rz 1984 nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger machte in den Schadensanzeigen vom 1. M&#228;rz 1984 und vom 28. Juni 1984, mit denen er die beiden genannten Schadensf&#228;lle gegen&#252;ber der Beklagten anzeigte, unvollst&#228;ndige bzw. unrichtige Angaben, wodurch er seine Obliegenheiten aus &#167;15 Nr. II Abs. 4 AUB vors&#228;tzlich verletzte, so da&#223; die Beklagte gem. &#167;&#167;17 AUB; 6 Abs. 3 VVG insoweit leistungsfrei ist.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;15 Nr. II Abs. 4 AUB ist ein Versicherungsnehmer u.a. verpflichtet, nach einem Versicherungsfall die Schadensanzeige sorgf&#228;ltig auszuf&#252;llen und alle sachdienlichen Fragen zu beantworten. Die Verletzung dieser vertraglichen Obliegenheit f&#252;hrt gem. &#167;17 AUB, der &#167;6 Abs. 3 VVG entspricht, grunds&#228;tzlich zur Leistungsfreiheit des Versicherers, wenn der Versicherungsnehmer sich nicht von dem Vorwurf vors&#228;tzlichen oder grob fahrl&#228;ssigen Verhaltens entlastet oder nachweist, da&#223; die Obliegenheitsverletzung auf die Feststellung des Versicherungsfalls oder die H&#246;he der Versicherungsleistung keinen Einflu&#223; gehabt hat.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat ergeben, da&#223; in der Schadensanzeige vom 28. Juni 1984, welche die Ehefrau des Kl&#228;gers selbst ausf&#252;llte und unterschrieb, die Frage der Beklagten nach dem Bestehen anderweitiger Unfallversicherungen ... unrichtig beantwortet wurde, indem die Ehefrau des Kl&#228;gers in das f&#252;r die Antwort vorgesehene Feld einen Querstrich machte und damit zum Ausdruck brachte, da&#223; anderweitige Unfallversicherungen des Kl&#228;gers nicht bestanden. In der Schadensanzeige vom 1. M&#228;rz 1984, welche vom Kl&#228;ger unterschrieben wurde, wurde die Frage nach anderen Unfallversicherungen ... nicht beantwortet. Wie bereits ausgef&#252;hrt, mu&#223; sich der Kl&#228;ger das Verhalten seiner Ehefrau zurechnen lassen. Entgegen seinen Obliegenheiten aus &#167;15 Nr. II Abs. 4 AUB f&#252;llte der Kl&#228;ger bzw. dessen Ehefrau den von der Beklagten gelieferten Vordruck f&#252;r Schadensanzeigen nicht nur nicht sorgf&#228;ltig, sondern bewu&#223;t unvollst&#228;ndig und wahrheitswidrig aus. Die zum Zeitpunkt der beiden genannten Schadensanzeigen f&#252;r den Kl&#228;ger bei dem ... Versicherungsverein ... und bei der ... Versicherung bestehenden allgemeinen Unfallversicherungen wurden der Beklagten gegen&#252;ber bewu&#223;t verschwiegen.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Sie waren dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau bekannt. Nachvolziehbare Begr&#252;ndungen, weshalb sie nicht angegeben wurden, fehlen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Das gleiche gilt f&#252;r die Fragen in den Schadensanzeigen vom 28. Juni 1984 und vom 1. M&#228;rz 1984 nach fr&#252;heren Unf&#228;llen des Versicherungsnehmers. In der Schadensanzeige vom 28. Juni 1984 findet sich die Antwort: "Ihnen bekannt", in der Schadensanzeige vom 1. M&#228;rz 1984 als Antwort ein Schr&#228;gstrich, mit dem zum Ausdruck gebracht wird, da&#223; der Versicherungsnehmer fr&#252;here Unf&#228;lle noch nicht erlitten hatte. Beide Antworten sind unrichtig. Die Anwort: "Ihnen bekannt" w&#228;re nur dann richtig und ausreichend gewesen, wenn alle fr&#252;heren vom Kl&#228;ger erlittenen Unf&#228;lle bei der Beklagten versichert gewesen und abgewickelt worden w&#228;ren. Wie die Schadensanzeigen des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der ... und ... Versicherungs AG, gegen&#252;ber der ... - Versicherung und gegen&#252;ber dem ... Haftpflichtverband belegen, war dies gerade nicht der Fall. Der Kl&#228;ger konnte nicht davon ausgehen, da&#223; bei der Beklagten nicht versicherte und von der Beklagten nicht abgewickelte Schadensf&#228;lle der Beklagten bekannt waren. Da&#223; die Verneinung der Frage der Beklagten nach fr&#252;heren Unf&#228;llen des Kl&#228;gers unrichtig war, liegt auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die sich aus &#167;&#167;17 AUB, 6 Abs. 3 VVG ergebende Vermutung, da&#223; der Kl&#228;ger und seine Ehefrau in den Schadensanzeigen vom 28. Juni 1984 und vom 1. M&#228;rz 1984 vors&#228;tzlich wahrheitswidrige bzw. unvollst&#228;ndige Angaben machten, ist nicht widerlegt. Beiden waren die anderen f&#252;r den Kl&#228;ger bestehenden allgemeinen Unfallversicherungen bei dem ... und bei der ... Versicherung bekannt, trotzdem haben sie gegen&#252;ber der Beklagten die beiden Unfallversicherungen bewu&#223;t nicht angegeben. Dies hat auch die Ehefrau des Kl&#228;gers als Zeugin vor dem Senat best&#228;tigt. Umst&#228;nde, die ihr Verhalten plausibel erkl&#228;ren und entschuldigen k&#246;nnten, haben weder der Kl&#228;ger noch dessen Ehefrau vorgetragen. Ein den Vorsatz ausschlie&#223;ender Irrtum kann daher nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die Fragen nach anderweitigen Versicherungen in den Schadensanzeigen vom 28. Juni 1984 und vom 1. M&#228;rz 1984 waren jedenfalls im vorliegenden Fall sachdienlich und daher vom Kl&#228;ger wahrheitsgem&#228;&#223; zu beantworten. Die Sachdienlichkeit von Fragen nach anderweitigen Versicherungen in der Schadensanzeige bei Unfallversicherungen ist jedenfalls dann zu bejahen, wenn der Versicherer, wie auch im vorliegenden Fall, bereits bei Antragstellung nach anderen Unfallversicherungen fragte und damit zu erkennen gab, da&#223; es ihm f&#252;r die Beurteilung des zu &#252;bernehmenden Risikos auf diesen Gesichtspunkt entscheidend ankommt. In dem den Parteien bekannten Urteil des Senats vom 27. Juni 1986 - Aktenzeichen 20 U 68/86 - war die Entscheidung dieser Frage noch offengelassen worden. Zwar ist nicht zu verkennen, da&#223; die Unfallversicherung keine Schadensversicherung ist, so da&#223; das Bereichungsverbot des &#167;55 VVG nicht gilt und auch keine &#220;berversicherung im Sinne von &#167;51 VVG oder eine nach &#167;59 VVG abzuwickelnde Doppelversicherung eintreten kann. Der Versicherungsnehmer kann vielmehr grunds&#228;tzlich unbegrenzt viele Unfallversicherungen nebeneinander unterhalten.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Andererseits ist jedoch nicht zu verkennen, da&#223; der Abschlu&#223; mehrerer Unfallversicherungen nebeneinander R&#252;ckschl&#252;sse auf das subjektive Risiko eines Versicherungsnehmers zulassen kann, weil die Kumulation mehrer Unfallversicherungen mit entsprechenden Krankenhaustagegeldanspr&#252;chen einen Anreiz bilden kann, Unf&#228;lle zu fingieren oder Unfallfolgen zu &#252;bertreiben, um in den Genu&#223; der Versicherungsleistung zu gelangen. Zudem dienen Fragen nach anderen bestehenden Unfallversicherungsvertr&#228;gen und nach Vorsch&#228;den in der Unfallversicherung zus&#228;tzlich auch der Glaubw&#252;rdigkeitspr&#252;fung zum behaupteten Unfallgeschehen, was zul&#228;ssig ist (vgl. Pr&#246;lss/Martin, 24. Aufl., &#167;15 AUB, Anm. 3). Die Frage nach anderweitigen Unfallversicherungen und nach Vorsch&#228;den betrifft demzufolge durchaus Tatsachen, die, wenn auch nur mittelbar und als Hilfstatsachen, rechtlich erheblich sein k&#246;nnen. Es handelt sich nicht um Fragen, mit denen lediglich die Glaubw&#252;rdigkeit des Versicherungsnehmers getestet werden soll (vgl. Senat, VersR 1985/469). In &#220;bereinstimmung mit der herrschenden Meinung (vgl. Pr&#246;lss/Martin, a.a.O.) h&#228;lt der Senat demzufolge Fragen in Schadensanzeigenformularen nach anderweitigen Versicherungen in der Unfallversicherung ... jedenfalls dann f&#252;r sachdienlich, wenn der Versicherer, wie im vorliegenden Fall geschehen, bereits bei Antragstellung nach anderen Unfallversicherungen fragte und damit zu erkennen gab, da&#223; es ihm f&#252;r die Beurteilung des zu &#252;bernehmenden Risikos auf diesen Gesichtspunkt entscheidend ankommt.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Das Verschweigen der anderweitigen Unfallversicherungen durch den Kl&#228;ger und seine Ehefrau hatte auf die Feststellung der Versicherungsf&#228;lle vom 23. M&#228;rz 1984 und vom 27. Januar 1984 und auf die Feststellung der Versicherungsleistungen Einflu&#223;. Die berechtigten Interessen der Beklagten wurden ernsthaft gef&#228;hrdet. Das Bestehen mehrerer gleichartiger Unfallversicherungen des Kl&#228;gers lie&#223; R&#252;ckschl&#252;sse auf das subjektive Risiko des Versicherungsnehmers zu und h&#228;tte der Beklagten m&#246;glicherweise Veranlassung gegeben, die vom Kl&#228;ger angezeigten Schadensereignisse daraufhin zu &#252;berpr&#252;fen, ob sie sich tats&#228;chlich in der vom Kl&#228;ger behaupteten Form abgespielt haben, und die gesetzlich vermutete Unfreiwilligkeit des vom Versicherungsnehmer behaupteten Unfallgeschehens (&#167;180 a Abs. 1 VVG) n&#228;her zu &#252;berpr&#252;fen. Beides tat die Beklagte im Vertrauen auf die Richtigkeit der Angaben des Kl&#228;gers nicht. Den Schadensfall vom 27. Januar 1984 regulierte sie vollst&#228;ndig, auf den Schadensfall vom 23. M&#228;rz 1984 leistete sie erhebliche Teilzahlungen. Sofort nach Bekanntwerden der weiteren Unfallversicherungen des Kl&#228;gers zog die Beklagte die vom Kl&#228;ger behaupteten Schadensereignisse in Zweifel. Bez&#252;glich des Schadensfalles vom 23. M&#228;rz 1984 nahm die Beklagte Einsicht in die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakten und stellte eigene Ermittlungen an. Nach allem steht fest, da&#223; die vors&#228;tzliche Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers nicht folgenlos blieb, sondern Einflu&#223; hatte auf die Feststellung der Versicherungsf&#228;lle und auf die Versicherungsleistungen der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks"><b>6.</b></p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Einem R&#252;ckforderungsanspruch der Beklagten gegen den Kl&#228;ger wegen zu Unrecht gezahlter Versicherungsleistungen steht &#167;814 BGB nicht entgegen. Bei Zahlung der Versicherungsleistungen f&#252;r die Schadensf&#228;lle vom 27. Januar 1984 und vom 23. M&#228;rz 1984 war der Beklagten nicht bewu&#223;t, zur Leistung nicht verpflichtet zu sein. Die Leistungspflicht der Beklagten bestand n&#228;mlich nicht deshalb nicht, weil sie den Antrag des Kl&#228;gers auf Erh&#246;hung der Versicherungsleistungen vom 24. Januar 1984 noch nicht angenommen hatte, sondern deshalb, weil der Kl&#228;ger seine Obliegenheit in seinen Schadensanzeigen vom 1. M&#228;rz 1984 und vom 28. Juni 1984 verletzt hatte. Dies war der Beklagten bei Zahlung der Versicherungsleistungen noch nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat demzufolge auch keine Anspr&#252;che gegen die Beklagte auf Zahlung von weiteren Versicherungsleistungen wegen des Schadensfalles vom 26. M&#228;rz 1984 in H&#246;he von weiteren 22.375,- DM, weil die Beklagte wegen Obliegenheitsverletzungen des Kl&#228;gers gem. &#167;&#167;17 AUB; 6 Abs. 3 VVG leistungsfrei ist.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167;92; 344 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Das Urteil war gem. &#167;&#167;708 Nr. 10/711 ZPO f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 43.750,- DM, die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 7.975,- DM.</p>
315,370
olgk-1988-05-11-ss-7888
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Ss 78/88
1988-05-11T00:00:00
2019-03-13T14:53:57
2019-03-27T09:43:18
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0511.SS78.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Das angefochtene Urteil wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>II. Der Einspruch des Betroffenen gegen den Bu&#223;geldbescheid wird verworfen.</p> <p></p> <p>III. Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt der Betroffene.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Die Verwaltungsbeh&#246;rde hat gegen den Betroffenen durch Bu&#223;geldbescheid vom 24. Juli 1987 wegen verkehrswidrigen Parkens eine Bu&#223;e von 20,00 DM verh&#228;ngt. Gegen diesen Bu&#223;geldbescheid hat der Betroffene mit folgender Begr&#252;ndung Einspruch eingelegt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">"Mit Schreiben vom 31. Juli 1987 - Bu&#223;geldbescheid erheben Sie eine Geldbu&#223;e von 20,00 DM, dazu dann Geb&#252;hren von 20,00 DM und Auslagen von 5,00 DM, gesamt 45,00 DM f&#252;r Abstellen eines Fahrzeugs im Halteverbot. Sie erw&#228;hnen einen Anh&#246;rbogen vom 30. Juni 1987. Einen solchen Anh&#246;rbogen habe ich nicht erhalten. Von dem Versto&#223; erfuhr ich erstmals im Schreiben vom 31. Juli 1987. Mit der Geldbu&#223;e von 20,00 DM f&#252;r den Verkehrsversto&#223; bin ich einverstanden und. werde diesen Betrag &#252;berweisen. Die Erhebung von Geb&#252;hren und Auslagen halte ich nicht f&#252;r gerechtfertigt."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Das Verwarnungsgeld von 20,00 DM ist am 8.August 1987 gezahlt worden. Das Amtsgericht hat Termin zur Hauptverhandlung bestimmt und den Betroffenen durch Urteil vom 30. Oktober 1987 wegen einer vors&#228;tzlichen Ordnungswidrigkeit nach &#167; 12 StVO zu einer Geldbu&#223;e von 20,00 DM verurteilt.</p>
315,371
olgk-1988-05-11-ss-7888-z
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Ss 78/88 (Z)
1988-05-11T00:00:00
2019-03-13T14:53:59
2019-03-27T09:43:18
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0511.SS78.88Z.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Das angefochtene Urteil wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>II. Der Einspruch des Betroffenen gegen den Bu&#223;geldbescheid wird verworfen.</p> <p></p> <p>III: Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt der Betroffene.</p><br style="clear:both"> <br /><span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><u>G r &#252; n d e:</u></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Verwaltungsbeh&#246;rde hat gegen den Betroffenen durch Bu&#223;geldbescheid vom 24. Juli 1987 wegen verkehrswidrigen Parkens eine Bu&#223;e von 20,00 DM verh&#228;ngt. Gegen diesen Bu&#223;geldbescheid hat der Betroffene mit folgender Begr&#252;ndung Einspruch eingelegt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Mit Schreiben vom 31. Juli 1987 - Bu&#223;geldbescheid -erheben Sie eine Geldbu&#223;e von 20,00 DM, dazu dann Geb&#252;hren von 20,00 DM und Auslagen von 5,00 DM, gesamt 45,00 DM f&#252;r Abstellen eines Fahrzeugs im Halteverbot. Sie erw&#228;hnen einen Anh&#246;rbogen vom 30. Juni 1987. Einen solchen Anh&#246;rbogen habe ich nicht erhalten. Von dem Versto&#223; erfuhr ich erstmals im Schreiben vom 31. Juli 1987. Mit der Geldbu&#223;e von 20,00 DM f&#252;r den Verkehrsversto&#223; bin ich einverstanden und werde diesen Betrag &#252;berweisen. Die Erhebung von Geb&#252;hren und Auslagen halte ich nicht f&#252;r gerechtfertigt."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwarnungsgeld von 20,00 DM ist am 8. August 1987 gezahlt worden. Das Amtsgericht hat Termin zur Hauptverhandlung bestimmt und den Betroffenen durch Urteil vom 30. Oktober 1987 wegen einer vors&#228;tzlichen Ordnungswidrigkeit nach &#167; 12 StVO zu einer Geldbu&#223;e von 20,00 DM verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich der Antrag des Betroffenen auf Zulassung der Rechtsbeschwerde. Es wird ger&#252;gt, da&#223; eine Geldbu&#223;e trotz der vorherigen Zahlung des Verwarnungsgelds verh&#228;ngt worden ist, und beanstandet, da&#223; der Betroffene mit den gesamten Kosten belastet worden ist, obwohl er die Verkehrsordnungswidrigkeit von vorneherein einger&#228;umt und sich nur gegen die Auferlegung von Kosten gewehrt habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Zulassungsantrag f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Einspruch des Betroffenen gegen den Bu&#223;geldbescheid war auf die Kostenentscheidung beschr&#228;nkt. Der Betroffene hat im Einspruchsschreiben ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, da&#223; er die festgesetzte Bu&#223;e zahlen werde, er sich aber gegen die Auferlegung von Kosten wehre. Gegen die Kostenentscheidung des Bu&#223;geldbescheids hatte der Betroffene nur das Rechtsmittel des Einspruchs, nicht das der sofortigen Beschwerde (vgl. G&#246;hler, OWiG, 8. Auflage vor &#167; 105 Rdnr. 27). Ein Einspruch kann auch wirksam auf die Kostenentscheidung beschr&#228;nkt werden (vgl. OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, Beschlu&#223; vom 9. Juni 1981 - 3 Ss 398/81 = VRS 62, 57; G&#246;hler, a.a.O. &#167; 67 Rdnr. 34 c). Der auf die Kostenentscheidung beschr&#228;nkte Einspruch des Betroffenen lie&#223; den Bu&#223;geldbescheid im &#252;brigen rechtskr&#228;ftig werden. Wegen der Rechtskraft des Bu&#223;geldbescheids durfte das Amtsgericht &#252;ber die dem Betroffenen zur Last gelegte Ordnungswidrigkeit nicht mehr entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Rechtskraft eines Bu&#223;geldbescheids ist im Rechtsbeschwerdeverfahren auch ohne formelle Zulassung des ordnungsgem&#228;&#223; gestellten Zulassungsantrag zu beachten (BGHSt 27, 271; OLG D&#252;sseldorf VRS 65, 456; Schleswig Holsteinisches OLG bei Ernesti/Lorenzen, Sch1HA 1984, 112; Senatsentscheidung JMB1 NW 1984, 235). Entgegen der Auffassung von G&#246;hler (OWiG, 8. Auflage, &#167; 80 Rdnr. 25 und 26) ist diese Rechtsprechung durch die Einf&#252;hrung des &#167; 80 Abs. 5 OWiG nicht gegenstandslos geworden (Senatsentscheidung VRS 74, 59). Durch die Neufassung des &#167; 80 OWiG ist der bisherigen Rechtsprechung, wonach grunds&#228;tzlich schon ein form- und fristgerecht gestellter Antrag auf Zulassung der Rechtsbeschwerde zur Pr&#252;fung der Verfahrensvoraussetzungen und Verfahrenshindernisse f&#252;hrt (vgl. BGH St 23, 365 und 27, 271) nicht die Grundlage entzogen. Durch &#167; 80 Abs. 5 OWiG n. F. wird nur die M&#246;glichkeit des Beschwerdegerichts zur Einstellung des Verfahrens wegen eines Verfahrenshindernisses beschr&#228;nkt. Wird die Rechtskraft eines Bu&#223;geldbescheids vom Amtsgericht &#252;bersehen und erst vom Rechtsbeschwerdegericht erkannt, so f&#252;hrt dies aber nicht zur Einstellung des gerichtlichen Verfahrens, sondern zur Aufhebung des amtsgerichtlichen Urteils und zur Verwerfung des Einspruchs als unzul&#228;ssig durch das Rechtsbeschwerdegericht (BGH St 26, 183; OLG D&#252;sseldorf VRS 65, 456; OLG Hamm VRS 49, 204). Wird die Beschr&#228;nkung eines Einspruchs &#252;bersehen, so f&#252;hrt dies ebenfalls nicht zur Einstellung des Verfahrens, sondern zur Aufhebung des amtsgerichtlichen Urteils und zur Entscheidung &#252;ber den Einspruch gegen die Kostenentscheidung. Da&#223; einer solchen Entscheidung die Neufassung des &#167; 80 Abs. 5 OWiG entgegenstehen soll, kann seinem Wortlaut nicht entnommen werden. Nach der Begr&#252;ndung der Gesetzes&#228;nderung (BTDrucksache 10/2652 S. 30) soll zwar durch &#167; 80 Abs. 5 OWiG dem Beschwerdegericht im Zulassungsverfahren verwehrt sein, in eine Nachpr&#252;fung des Urteils hinsichtlich m&#246;glicher Fehler wegen eines Verfahrenshindernisses einzutreten. solange es die Rechtsbeschwerde nicht zugelassen hat. Diese Absicht des Gesetzgebers hat aber im Wortlaut des &#167; 80 Abs. 5 OWiG, keinen Ausdruck gefunden. Der Wortlaut schr&#228;nkt ausdr&#252;cklich nur die M&#246;glichkeit zur Einstellung des Verfahrens wegen eines Verfahrenshindernisses ein; es verbietet dem Rechtsbeschwerdegericht aber nicht die Ber&#252;cksichtigung von Verfahrenshindernissen, wenn diese - wie im vorliegenden Fall - nicht zur Einstellung des Verfahrens, sondern zur Aufhebung des angefochtenen Urteils f&#252;hren (vgl. Senatsentscheidung VRS 74, 59). Der eindeutige Wortlaut des &#167; 80 Abs. 5 OWiG steht der von G&#246;hler (a.a.O.) vertretenen Auslegung entgegen. Ist der Wortlaut des Gesetzes eindeutig und f&#252;hrt er zu einer sinnvollen Anwendung des Gesetzes, so sind der Auslegung in einem anderen Sinn Grenzen gesetzt (vgl. Kleinknecht/Meyer, StPO, 38. Auflage, Einleitung Rdnr. 196 m. w. N.). Die sich aus der hier vertretenen Auslegung des &#167; 80 Abs. 5 OWiG ergebenden Unterschiede zwischen Verfahrenshindernissen, die zu einer Einstellung des Verfahrens f&#252;hren, und solchen, die eine andere Entscheidung zur Folge haben, m&#246;gen zwar nicht dem entsprechen, was der Gesetzgeber bezweckt hat; sie machen aber eine sinnvolle Anwendung des Gesetzes nicht unm&#246;glich. Bei der Regelung in &#167; 80 Abs. 5 OWiG handelt es sich zudem um eine Ausnahmebestimmung, die stets eng auszulegen ist (vgl. Kleinknecht/Meyer, a.a.O. Einleitung Rdnr. 199 m. w. N.). Der Senat h&#228;lt daher an seiner im Beschlu&#223; vom 9. Juni 1987 - Ss 60/87 VRS 74, 59 - vertretenen Rechtsansicht fest. Der Umstand, da&#223; es dem Gesetzgeber nicht gelungen ist, seine Absicht in Worte zu fassen, gibt einem Gericht noch nicht das Recht, sich &#252;ber den eindeutigen Gesetzeswortlaut hinwegzusetzen. Wegen der Rechtskraft des Bu&#223;geldbescheids zum Schuldspruch und zur Geldbu&#223;e durfte das Amtsgericht insoweit nicht mehr in eine Nachpr&#252;fung eintreten, so da&#223; das angefochtene Urteil aufzuheben ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht h&#228;tte lediglich die Kostenentscheidung des Bu&#223;geldbescheids &#252;berpr&#252;fen m&#252;ssen. Eine Zur&#252;ckverweisung der Sache zur Nachholung dieser Entscheidung bedarf es nicht, da der Senat nach &#167; 79 Abs. 6 OWiG insoweit selbst entscheiden kann.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der auf die Kostenentscheidung beschr&#228;nkte Einspruch des Betroffenen war zul&#228;ssig. Soweit das OLG K&#246;ln (Beschlu&#223; vom 9. Juni 1981 - 3 Ss 398/81 = VRS 62, 57) die Ansicht vertreten hat, f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit des auf die Kostenentscheidung beschr&#228;nkten Einspruchs gelte die Wertgrenze des &#167; 304 Abs. 3 StPO, wird daran nicht festgehalten. Wie in der Literatur zutreffend angef&#252;hrt wird, ist eine solche Einschr&#228;nkung mit der Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG nicht zu vereinbaren (vgl. G&#246;hler, OWiG, 8. Auflage, &#167; 67 Rdnr. 34 c und &#167; 108 Rdnr. 9; Rebmann/Roth/Hermann, OWiG, &#167; 67 Rdnr. 7).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der Sache konnte der Einspruch aber keinen Erfolg haben. Die Verwaltungsbeh&#246;rde hat dem Betroffenen im Bu&#223;geldbescheid zutreffend die Kosten auferlegt. Der Betroffene, gegen den ein Bu&#223;geld festgesetzt wird, hat grunds&#228;tzlich in entsprechender Anwendung des &#167; 465 Abs. 1 Satz 1 StPO i. V. m. &#167;&#167; 105 Abs. 1, 46 Abs. 1 OWiG die Kosten des Bu&#223;geldverfahrens zu tragen (vgl. G&#246;hler, OWiG, 8. Auflage, vor &#167; 5 Rdnr. 61). Der Umstand, da&#223; der Betroffene keine Gelegenheit hatte, durch Zahlung eines Verwarnungsgeldes den Erla&#223; des Bu&#223;geldbescheids und damit die Entstehung zus&#228;tzlicher Kosten zu verhindern, rechtfertigt keine andere Beurteilung. Das Verwarnungsverfahren nach &#167; 56 OWiG bezweckt zwar, die Durchf&#252;hrung eines Bu&#223;geldverfahrens im Bagatellbereich zu ersparen (vgl. G&#246;hler a.a.O. vor &#167; 56 Rdnr. 5), doch hindert allein die M&#246;glichkeit eines Verwarnungsverfahrens noch nicht die Durchf&#252;hrung eines Bu&#223;geldverfahrens. Lediglich wenn tats&#228;chlich eine Verwarnung erteilt und diese durch fristgerechte Zahlung des Verwarnungsgeldes wirksam geworden ist, darf kein Bu&#223;geldverfahren mehr durchgef&#252;hrt werden (&#167; 56 Abs. 2 und Abs. 4 OWiG). Fehlen diese Voraussetzungen - wie im vorliegenden Fall, in dem das Verwarnungsgeld erst nach Erla&#223; des Bu&#223;geldbescheids gezahlt wurde - kann die Verwaltungsbeh&#246;rde einen Bu&#223;geldbescheid erlassen, ohne da&#223; sie pr&#252;fen m&#252;&#223;te, warum das Verwarnungsgeld nicht gezahlt worden ist. Eine solche Pr&#252;fung w&#228;re nicht mit dem Sinn des Verwarnungsverfahrens, das auf eine rasche und einfache Erledigung ausgerichtet ist (vgl. G&#246;hler a.a.O. &#167; 56 Rdnr. 28) zu vereinbaren. Es ist daher bedeutungslos, ob die Zahlung nicht erfolgte, weil der Betroffene mit einer Verwarnung nicht einverstanden ist oder weil ihn die Verwarnung nicht erreicht hat. D&#252;rfte die Verwaltungsbeh&#246;rde den Bu&#223;geldbescheid nur erlassen, wenn nachgewiesen ist, da&#223; der Betroffene die Verwarnung erhalten hat, m&#252;&#223;te diese - wenn sie schriftlich erfolgt, was gerade bei Verst&#246;&#223;en im ruhenden Verkehr die Regel sein wird - stets zugestellt werden. Der Verwaltungsaufwand w&#252;rde dadurch erheblich vergr&#246;&#223;ert, obwohl er durch das Verwarnungsverfahren gerade verringert werden soll. Da&#223; ein Betroffener m&#246;glicherweise mit Geb&#252;hren belastet wird, die ihm nicht entstanden w&#228;ren, wenn er Gelegenheit zur Zahlung des Verwarnungsgeldes gehabt h&#228;tte, mu&#223; in Kauf genommen werden. Dieses Kostenrisiko ist Folge ordnungswidrigen Verhaltens.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene mu&#223; daher die mit dem Bu&#223;geldbescheid verbundenen Kosten tragen, so da&#223; sein auf die Kostenentscheidung beschr&#228;nkter Einspruch zu verwerfen ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene hat auch die Kosten des Gerichtsverfahrens zu tragen. Sowohl sein Einspruch als auch der Zulassungsantrag haben im Ergebnis keinen Erfolg gehabt (vgl. Senatsentscheidung vom 9. Juni 1987 - Ss 60/87 -). Dadurch, da&#223; das Amtsgericht die Beschr&#228;nkung des Einspruchs &#252;bersehen hat, sind keine ausscheidbaren Kosten entstanden (vgl. &#167; 465 Abs. 2 StPO).</p>
315,372
ag-neuss-1988-05-11-30-c-51887
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 518/87
1988-05-11T00:00:00
2019-03-13T14:54:00
2019-03-27T09:43:17
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1988:0511.30C518.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Das Vers&#228;umnisurteil vom 09. Dezember 1987 wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;ger als Gesamgl&#228;ubiger 53,85 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 05. Juni 1987 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner 9/10, die Beklagten als Gesamtschuldner 1/10 mit Ausnahme der Kosten der S&#228;umnis; diese tragen die Beklagten als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>4.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren vom 01.03.1984 bis 31.05.1986 Mieter einer Wohnung im Hause L-Stra&#223;e in N 2, welches den Kl&#228;gern geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten steht unstreitig ein Kautionsguthaben in H&#246;he von 2.018,98 DM zu. Andererseits verschulden die Beklagten unstreitig die Miete f&#252;r Mai 1986 in H&#246;he von 1.240,00 DM sowie einen Betrag von 50,00 DM wegen beim Auszug verursachter Sch&#228;den im Treppenhaus.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger tragen vor, dass ihnen an restlichen Nebenkosten f&#252;r 1985 536,79 DM und f&#252;r 1986 643,12 DM zust&#252;nden. Dabei seien die Beklagten auch verpflichtet, die angesetzten Kosten f&#252;r die W&#228;rmemengenz&#228;hler und die Kaltwasserz&#228;hler zu erstatten. Die Kl&#228;ger seien gesetzlich verpflichtet, diese nach f&#252;nf bzw. acht Jahren auszutauschen. Es sei ungerecht, die zum Zeitpunkt des Austausches in der Wohnung befindlichen Mieter mit den vollen Kosten des Austausches zu belasten. Es sei vielmehr sachgerecht, diese Kosten w&#228;hrend des gesamten Zeitraumes von f&#252;nf bzw. acht Jahren auf die Mieter umzulegen. Da es sich bei dem fraglichen Haus um einen Neubau handele, seien die Kosten f&#252;r den Austausch der Z&#228;hler bisher noch nicht angefallen; die Kl&#228;ger seien jedoch berechtigt, die anteiligen Kosten nach einem eingeholten Kostenvoranschlag umzulegen. Im &#252;brigen h&#228;tten die Beklagten bei Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses lediglich zwei der drei erhaltenen Wohnungsschl&#252;ssel zur&#252;ckgegeben, so dass sie die Kosten f&#252;r den Austausch des Schlosses in H&#246;he von 66,69 DM zu tragen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">das gegen die Beklagten am 09.12.1987 ergangene Vers&#228;umnisurteil aufrechtzuerhalten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie tragen vor, dass die Nebenkostenabrechnungen der Kl&#228;ger nicht f&#228;llig seien. Die geltend gemachten Kosten f&#252;r die W&#228;rmemengenz&#228;hler und Kaltwasserz&#228;hler w&#252;rden nicht geschuldet. Im &#252;brigen seien auch die Positionen Grundsteuer, Versicherung und Kaltwasser nicht nachvollziehbar belegt worden. Schlie&#223;lich sei die Forderung betreffend den Austausch des T&#252;rschlosses verj&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringen sder Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem&#228;&#223; &#167; 535 Satz 2 BGB in Verbindung mit &#167; 5 des schriftlichen Mietvertrages vom 07.02.1984 in dem genannten Umfang begr&#252;ndet, im &#252;brigen war sie abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern stehen die in den Nebenkostenabrechnungen f&#252;r 1985 und 1986 geltend gemachten anteiligen Kosten f&#252;r die W&#228;rmemengenz&#228;hler und Kaltwasserz&#228;hler in H&#246;he von insgesamt 397,08 DM nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zwar ist das Gericht mit dem Amtsgericht C (in WuM 1987, Seite 33) der Auffassung, dass die Kosten f&#252;r den Austausch der W&#228;rmemengenz&#228;hler und Kaltwasserz&#228;hler zu den umlagef&#228;higen Betriebskosten geh&#246;ren; gleichwohl ist ein Anspruch der Kl&#228;ger jedoch nicht gegeben. An Betriebskosten k&#246;nnen grunds&#228;tzlich nur solche Kosten umgelegt werden, die tats&#228;chlich entstanden sind. Dies ist hier unstreitig nicht der Fall, da nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;ger der Zeitraum bis zur erstmaligen Erneuerung der Z&#228;hler noch nicht abgelaufen ist. Die Kl&#228;ger sind auch nicht berechtigt, die nach Ablauf der entsprechenden Fristen entstehenden Kosten f&#252;r den Austausch bereits vor der tats&#228;chlichen Durchf&#252;hrung eines solchen Austausches umzulegen. Wenn die Kl&#228;ger, wie sie vorgetragen haben, das fragliche Haus zu einem Festpreis erworben haben, so sind in diesem Festpreis auch die Kosten f&#252;r die bei Errichtung des Hauses eingebauten Z&#228;hler enthalten gewesen. Mangels entgegenstehender Anhaltspunkte und aufgrund allgemeiner Lebenserfahrung ist davon auszugehen, dass die Kl&#228;ger ihre Miete nach den ihnen bei Erwerb des Hauses entstandenen Kosten berechnen. Die Beklagten haben somit anteilig mit der von ihnen entrichteten Miete auch die Kosten f&#252;r die bei Errichtung des Hauses eingebauten Z&#228;hler entrichtet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dass im Rahmen einer Nebenkostenabrechnung nur bereits entstandene Kosten abgerechnet werden k&#246;nnen, ergibt sich im &#252;brigen daraus, dass keinesfalls feststeht, ob die Kl&#228;ger die von ihnen geltend gemachten zuk&#252;nftigen Kosten auch tats&#228;chlich zu tragen haben. Selbst wenn die Kl&#228;ger dies vorhaben sollten, so ist doch keinesfalls gesichert, dass sie tats&#228;chlich nach Ablauf der von ihnen genannten Zeitr&#228;ume die Z&#228;hler tats&#228;chlich erneuern, und es sit weiterhin ohne weiteres m&#246;glich, dass die Kl&#228;ger vor Ablauf der von ihnen genannten Fristen das Mietobjekt ver&#228;u&#223;ern, so dass ihnen auch in diesem Fall die nun geltend gemachten Kosten tats&#228;chlich nicht entstehen. Es ist den Kl&#228;gern unbenommen zu erw&#228;gen, ob sie nach dem tats&#228;chlichen Austausch der Z&#228;hler und nach Entstehen der entsprechenden Kosten diese nicht voll im Entstehungsjahr, sondern ab dann laufend auf die Mieter umlegen. Ein Anspruch auf anteilige Erstattung noch nicht entstandener Kosten ist jedoch nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brigen geltend gemachten Nebenkosten sind von den Kl&#228;gern zur &#220;berzeugung des Gerichts ordnungsgem&#228;&#223; belegt worden. Die dagegen gerichteten Einw&#228;nde der Beklagten sind unerheblich, so dass sie zur Erstattung der geltend gemachten Nebenkosten mit Ausnahme der angef&#252;hrten 397,08 DM verpflichtet sind.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;ger auf Erstattung der Kosten f&#252;r den Austausch des Schlosses ist verj&#228;hrt, &#167; 558 BGB.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zwischen dem Ende des Mietverh&#228;ltnisses am 31.05.1986 und Klageerhebung am 29.10.1987 lagen offensichtlich mehr als die gesetzlich vorgesehenen sechs Monate. &#167; 390 BGB ist im vorliegenden Falle nicht anwendbar. Die Kl&#228;ger haben ihren Anspruch in H&#246;he von 66,69 DM nicht etwa gegen&#252;ber dem Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch der Beklagten zur Aufrechnung gestellt, sondern ihrerseits u.a. &#252;ber diesen Betrag Klage erhoben und dann bei Berechnung der Klagesumme lediglich eine Verrechnung ihrer Gesamtforderung in H&#246;he von 2.536,60 DM mit dem Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch der Beklagten in H&#246;he von 2.018,98 DM vorgenommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Von der geltend gemachten Forderung in H&#246;he von 517,62 DM waren somit 397,08 DM und 66,69 DM abzuziehen; die Beklagten waren daher zur Zahlung von 53,85 DM zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen ergeben sich aus &#167;&#167; 92, 344, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,373
olgk-1988-05-10-2-ws-9388
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 93/88
1988-05-10T00:00:00
2019-03-13T14:54:02
2019-03-27T09:43:17
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0510.2WS93.88.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">In der Strafsache gegen A. D. war der Beschwerde-gegner als Dolmetscher f&#252;r die t&#252;rkische Sprache zu dem auf den 12. November 1987, 9 Uhr, anberaumten Termin zur Hauptverhandlung vor der 1. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln geladen worden. Dieser Termin ist am Nachmittag des 11. November 1987 wegen pl&#246;tzlicher Erkrankung des Verteidigers aufgehoben worden. Der Beschwerdegegner, der verse-hentlich nicht abbestellt worden war, ist am Morgen des 12. November 1987 bei Gericht erschienen. Er hat beantragt, den ihm entstandenen Verdienstaus-fall zu regulieren, und zur Begr&#252;ndung vorgetragen, er habe sich f&#252;r den Verhandlungstag am 12. Novem-</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">ber 1987 ganzt&#228;tig von anderen gesch&#228;ftlichen Ver-pflichtungen freigehalten und Auftr&#228;ge, die auf je-den Fall den Zeitraum von 8 bis 17 Uhr erfa&#223;t h&#228;t-ten, abgelehnt. Nach Anh&#246;rung des Bezirksrevisors hat die Strafkammer am 6. Januar 1988 die dem Be-schwerdegegner zu gew&#228;hrende Entsch&#228;digung auf ins-gesamt 1.099,90 DM festgesetzt, die sich wie folgt errechnet:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zeitaufwand gem&#228;&#223; &#167;&#167; 17, 3 Abs. 2 ZSEG</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">9 Stunden, einschlie&#223;lich der Hin- und</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">R&#252;ckfahrt von bzw. nach B.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">&#224; 70,-- DM 630,-- DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Erh&#246;hung um 50 % gem&#228;&#223; &#167;&#167; 17,3 Abs. 3 b</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">ZSEG 315,-- DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Fahrtkosten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 17, 9 Abs. 3 ZSEG</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2 x22 km &#224; 0,45 DM 19,80 DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">964,80 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">14 % Mehrwertsteuer 135,07 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1.099,87 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Aufrundung gem&#228;&#223; &#167; 12 ZSEG 1.099,90 DM</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">===========</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen diesen Beschlu&#223; hat der Bezirksrevisor Be-schwerde eingelegt, der die Strafkammer nicht abge-holfen hat. Er beantragt, die Entsch&#228;digung f&#252;r den Dolmetscher insoweit zu versagen, als er f&#252;r die-jenigen Zeitr&#228;ume entsch&#228;digt wird, f&#252;r die er vom</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gericht nicht zu Beweiszwecken herangezogen wurde, also f&#252;r die sogenannte "Ausfallentsch&#228;digung".</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die nach &#167; 16 Abs. 2 Satz 1 und 2 des Gesetzes &#252;ber die Entsch&#228;digung von Zeugen und Sachver-st&#228;ndigen (ZSEG) statthafte Beschwerde, die auch im &#252;brigen hinsichtlich ihrer Zul&#228;ssigkeit keinen Bedenken begegnet, ist im Umfang der Anfechtung des Beschlusses der 1. gro&#223;en Strafkammer des Landge-richts K&#246;ln vom 6. Januar 1988 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beschwerdegegner kann nur die Ersetzung der Fahrtkosten und eine Entsch&#228;digung f&#252;r den Zeitauf-wand verlangen, der mit der Anfahrt zum Gerichtsort und der R&#252;ckfahrt sowie dem tats&#228;chlichen - erfor-derlichen - Aufenthalt bei Gericht verbunden war. Ein dar&#252;ber hinausgehender Entsch&#228;digungsanspruch steht ihm nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach &#167;&#167; 1 und 3 ZSEG, die auch f&#252;r Dolmetscher gel-ten (&#167; 17 Abs. 1 und 2 ZSEG), werden Sachverst&#228;ndi-ge, die vom Gericht zu Beweiszwecken herangezogen werden, f&#252;r ihre Leistungen entsch&#228;digt. Diese Vor-aussetzungen sind nur f&#252;r den dem Beschwerdegegner zuzuerkennenden Teil des geltend gemachten Entsch&#228;-digungsanspruchs erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beschwerdegegner ist auf Grund einer Ladung vor Gericht erschienen und war damit im Sinne von &#167; 1 ZSEG herangezogen, obwohl der Hauptverhandlungster-min aufgehoben war und er eine Dolmetschert&#228;tigkeit</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">nicht erbracht hat (vgl. Meyer/H&#246;ver, Komm. z. ZSEG, 16. Aufl., &#167; 1 Rdnr. 21; Hartmann, Kostenge-setze, 22. Aufl., &#167; 1 ZSEG Anm. 3) A b). Dieser Umstand steht indessen dem Entsch&#228;digungsanspruch nicht entgegen. Denn der Beschwerdegegner hat dem Gericht zur Verf&#252;gung gestanden und ist aus von ihm nicht zu vertretenden Gr&#252;nden nicht dazu gekommen, eine Leistung als Dolmetscher zu erbringen. Er kann daher Erstattung der Fahrtkosten (&#167;&#167; 9 Abs. 1, 17 Abs. 1 und 2 ZSEG) und Entsch&#228;digung f&#252;r die aufge-wendete Zeit (Fahrzeit, Aufenthalt vor Gericht) be-anspruchen (OLG M&#252;nchen NJW 1973, 2044).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein weitergehender Anspruch steht dem Beschwer-degegner nicht zu. Der von der Strafkammer in dem angefochtenen Beschlu&#223; unter Berufung auf die Entscheidungen des Oberlandesgerichts K&#246;ln vom 8. 5. 1970 - 8 W 25/70 - und des Oberlandesgerichts M&#252;nchen vom 16. 8. 1973 (NJW 1973, 2044) vertrete-nen Auffassung, unter den gegebenen Umst&#228;nden sei "&#167; 324 Abs. 1 BGB als Ausgestaltung eines allge-meinen Rechtsgeschehens" analog anzuwenden und dem Beschwerdegegner ein Anspruch auf Entsch&#228;digung f&#252;r den Verdienstausfall zuzubilligen, vermag der Senat nicht zu folgen. Dabei kann dahinstehen, ob die angef&#252;hrte Entscheidung des Oberlandesgerichts M&#252;n-chen (a.a.O.) die Auffassung der Strafkammer &#252;ber-haupt st&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Da insoweit eine regelbed&#252;rftige Gesetzesl&#252;cke nicht vorliegt, kommt eine Gesetzesausf&#252;llung durch</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">analoge Anwendung anderer Vorschriften - wie etwa des &#167; 324 Abs. 1 BGB - nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zeugen und Sachverst&#228;ndige haben - wie die Dolmet-scher - eine staatsb&#252;rgerliche Pflicht zu erf&#252;llen (Hartmann a.a.O. Grdz. ZSEG Anm. 1 A). Um der Gefahr vorzubeugen, da&#223; sie sich aus Furcht vor Schaden dieser Pflicht entziehen, werden sie - nicht voll, sondern nur in begrenztem Umfang - "entsch&#228;digt" (Hartmann a.a.O. Anm. 3; OLG M&#252;nchen RPfl 1979, 358). Sie erhalten keine Verg&#252;tung. Hie-raus wird zu Recht der Schlu&#223; gezogen, da&#223; der Ent-sch&#228;digungsanspruch der Zeugen und Sachverst&#228;ndigen - wie auch der Dolmetscher - im ZSEG abschlie&#223;end nach Grund und H&#246;he geregelt ist (BGH RPfl 1979, 259; OLG M&#252;nchen a.a.O.; Hartmann a.a.O.; Meyer/H&#246;-ver a.a.O. &#167; 1 Rdnr. 1; st. Senatsrechtspr.). Das bedeutet, da&#223; ein Entsch&#228;digungsanspruch nur inso-weit gegeben ist, als ihn das Gesetz ausdr&#252;cklich zubilligt (Hartmann a.a.O.; H&#246;ver/Meyer a.a.O. &#167; 1 Rdnr. 1). Einen Anspruch auf Verdienstausfall sieht das ZSEG nicht vor. Ein solcher Anspruch besteht mithin nicht.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Senat sieht sich gehindert, die in der Sache erforderliche Entscheidung zu treffen. Den vorlie-genden Akten ist nicht zu entnehmen, welche Zeit der Beschwerdegegner f&#252;r die Fahrt von seinem Wohnort zum Gericht, f&#252;r sein Erscheinen und seinen Aufenthalt dort sowie f&#252;r die R&#252;ckfahrt aufgewendet</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">hat, so da&#223; nicht beurteilt werden kann, f&#252;r welche Zeitdauer er zu entsch&#228;digen ist.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auch die H&#246;he des dem Beschwerdegegner zustehenden Entsch&#228;digungsanspruchs l&#228;&#223;t sich nicht beurteilen. Die Strafkammer hat dem Beschwerdegegner den in &#167; 3 Abs. 2 ZSEG vorgesehenen H&#246;chstsatz von 70,-- DM/Stunde zugebilligt und zudem von der M&#246;g-lichkeit des &#167; 3 Abs. 3 ZSEG Gebrauch gemacht, die Entsch&#228;digung um 50 % zu &#252;berschreiten, ohne dies zu begr&#252;nden. Eine Begr&#252;ndung hierf&#252;r enth&#228;lt auch der Antrag des Beschwerdegegners auf Entsch&#228;digung nicht. Mithin kann nicht nachgepr&#252;ft werden, ob die Voraussetzungen f&#252;r die Gew&#228;hrung des H&#246;chstsatzes der Entsch&#228;digung und f&#252;r eine &#220;berschreitung nach &#167; 3 Abs. 3 ZSEG vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Sache mu&#223; daher zur erneuten Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">&#160;</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kostenregelung ergibt sich aus &#167; 16 Abs. 5 ZSEG.</p>
315,374
ovgnrw-1988-05-06-5-a-176985
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 A 1769/85
1988-05-06T00:00:00
2019-03-13T14:54:03
2019-03-27T09:43:17
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1988:0506.5A1769.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung gegen das Urteil des Ver&#8209;</p> <p>waltungsgerichts Gelsenkirchen vom 5. Juni 1985 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Sammler ethnologischer Kunst- und Kulturwerke. Er bem&#252;ht sich seit 1981 um eine Eintragung seiner aus &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1.000 Einzelst&#252;cken bestehenden Sammlung in das "Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes" gem&#228;&#223; dem Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung. Nachdem er zun&#228;chst seine gesamte Sammlung ohne n&#228;here Auflistung zur Eintragung angemeldet hatte, wurde im Rahmen eines hier&#252;ber gef&#252;hrten Verwaltungsrechtsstreits mit dem Beklagten am 11. Januar 1983 vereinbart, die wie folgt beschriebenen Objekte in das Pr&#252;fungsverfahren einzubeziehen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kult-Gro&#223;krokodil, Korowori-Neuguinea, Holz, L&#228;nge ca. 7,5 m;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gro&#223;krokodil,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Kambot,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">rotes Hartholz, L&#228;nge ca. 2,5 m;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Drei Tanzanz&#252;ge, Ratan-Geflecht, H&#246;he ca. 1,50 m;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Prunkkanu,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sepikm&#252;ndungsgebiet,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Holz,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">rundum mit Masken und Tieren beschnitzt, L&#228;nge ca. 6 m.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Am 25. Oktober 1983 lehnte der nach dem Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung vom Beklagten berufene Sachverst&#228;ndigen-Ausschu&#223; den Antrag des Kl&#228;gers ab. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte der Ausschu&#223; ausweislich der Sitzungsniederschrift aus:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">"Nach eingehender Diskussion wurde der Antrag einstimmig abgelehnt. Die von Herrn&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vorge&#8209;schlagenen Objekte entsprechen nicht dem Qualit&#228;tsma&#223;stab, der f&#252;r die Liste gilt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Verdacht wurde ge&#228;u&#223;ert, da&#223; der Besitzer mit dem Antrag lediglich eine Aufwertung seiner Sammlung erreichen will.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die der UNESCO vorliegenen Pr&#252;fordnungen wurde davor gewarnt, Kulturgut aus den L&#228;ndern der Dritten Welt auf nationale Listen zu setzen."</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Noch vor der Bekanntgabe der Entscheidung des Ausschusses erweiterte der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 7. November 1983 seinen Antrag um folgende Objekte:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Nagelfetisch, Kongo</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; H&#228;uptlingsstab, Kongom&#252;ndung</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Korowori-Kultfigur, Neuguinea</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Korowori-Hakenfigur, Neuguinea</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Korowori-Hakenfigur, Neuguinea</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Korowori-Kultfigur, Neuguinea</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kifwebe-Maske, Kongo.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 30. Dezember 1983 teilte der Beklagte dem Kl&#228;ger mit, die Fachleute des Ausschusses seien der Meinung, da&#223; nur h&#246;chstrangiges, f&#252;r den deutschen Kulturraum wirklich unverzichtbares Gut auf die Liste gesetzt werden solle; sie h&#228;tten sich nicht in der Lage gesehen, die vom Kl&#228;ger vorgeschlagenen Objekte in diese Qualit&#228;tskategorie einzuordnen. Der neue Antrag werde im</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Laufe</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Laufe des Januar 1984 dem Ausschu&#223; vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gegen den Ablehnungsbescheid erhob der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 14. Januar 1984 Widerspruch. Der Gutachter-Ausschu&#223; wies</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">in seiner Sitzung vom 26. Januar 1984 den Widerspruch zur&#252;ck und lehnte den Erweiterungsantrag vom 7. November 1983 ab.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 21. M&#228;rz 1984 teilte der Beklagte dem Kl&#228;ger mit, da&#223; nach gr&#252;ndlicher Diskussion im Ausschu&#223; weder dem Widerspruch habe stattgegeben noch eine positive Wertung des Antrages vom 7. November 1983 habe herbeigef&#252;hrt werden k&#246;nnen, weil nur eine begrenzte Anzahl von f&#252;r den deutschen Kulturraum unverzichtbaren Werken in die Liste aufgenommen werden solle.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat der Kl&#228;ger geltend gemacht: Das Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung sei schon ca. 30 Jahre alt und von daher nicht l&#228;nger geeignet, diese wichtige kulturelle Frage sachgerecht zu regeln. Der Sachverst&#228;ndigen-Ausschu&#223; sei f&#252;r eine Entscheidung nicht qualifiziert genug. Er, der Kl&#228;ger, kenne als langj&#228;hriger Sammler au&#223;er&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; keines der in den Ausschu&#223;berufenen Mitglieder. Die Ablehnungsbegr&#252;ndung, die Sammelobjekte h&#228;tten keine Qualit&#228;t, reiche nicht aus, zumal der Ausschu&#223; seine Qualit&#228;tsansicht nicht normiert habe; vielmehr seien die privaten Ansichten der Ausschu&#223;mitglieder in die Beurteilung eingeflossen. Seine Sammlung sei von gro&#223;er Bedeutung und erheblichem Wert; alle zur Sammlung z&#228;hlenden Objekte h&#228;tten Museumsqualit&#228;t.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sinngem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die Bescheide des Beklagten vom 30. Dezember 1983 und 21. M&#228;rz 1984 aufzuheben und den Beklagten zu verpflichten, die Antr&#228;ge des</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gers vom 10, Oktober 1981/11. Januar 1983 und 7. November 1983 auf Eintragung der darin n&#228;her bezeichneten Kunst- und Kulturgegenst&#228;nde in das "Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes" unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat unter Bezugnahme auf die ablehnenden Bescheide beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch das angefochtene Urteil abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, mit der er sein Begehren zun&#228;chst weiterverfolgt hat. Im Laufe des Berufungsverfahrens hat der Kl&#228;ger mitgeteilt, der ganz &#252;berwiegende Teil seiner Sammlung sei ihm auf Betreiben mehrerer Gl&#228;ubiger im Wege der Zwangsvollstreckung weggenommen und mit unbekanntem Ziel fortgeschafft worden. Am 3. Oktober 1986 sei sein Wohnhaus mit dem Museumsdepot zwangsger&#228;umt worden. Damit sei das Scheitern des Projektes&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , das eine einmalige Kulturinnovationhabe werden und in Nordrhein-Westfalen viele Arbeitspl&#228;tze habe schaffen sollen, angezeigt. Alle gepf&#228;ndeten Kunstwerke seien Teil eines Gesamtkunstwerks. Fehle es auch nur an einem Einzelst&#252;ck, so sei das Gesamtkunstwerk nachhaltig zerst&#246;rt. Ihm gehe es jetzt darum, da&#223; die seiner Ansicht nach sittenwidrig und gewaltsam weggenommenen Museumsobjekte wieder an die alte Stelle zur&#252;ckgebracht w&#252;rden, da&#223; sein guter Ruf wiederhergestellt werde und da&#223; die "Drahtzieher" der gegen ihn und seine Sammlung gerichteten Machenschaften ermittelt w&#252;rden. Deshalb habe er bereits eine Reihe von gerichtlichen Verfahren eingeleitet. So habe er u.a. vor</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">dem Amtsgericht&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; einen Schadensersatzproze&#223; gegen die</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">als Dienstherrn des Sachverst&#228;ndigen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; angestrengt.habe ein Falschgutachten zur Bewertung der</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sammlung erstattet, dem die Mitglieder des vom Beklagten berufenen Sachverst&#228;ndigen-Ausschusses ohne weiteres gefolgt seien. Da&#223; das Gutachten des&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; falsch sei, ergebe sich insbesonderedaraus, da&#223; er die Figur "Buli" als F&#228;lschung bezeichnet habe, w&#228;hrend dieses Objekt in der von dem angesehensten Experten,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">zusammengestellten "&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; " aufgef&#252;hrt sei undsich auch namhafte Wissenschaftler des</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Echtheit der Figur ausgesprochen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; die Bescheide des Beklagten vom 30. Dezember 1981 und 21. M&#228;rz 1984 rechtswidrig waren.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf die Gerichtsakte und die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten sowie die vom Kl&#228;ger zu den Akten gereichten Unterlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Das Verwaltungsgericht hat die Klage im Ergebnis zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger nach dem Verlust seiner Sammlung seinen Antrag folgerichtig und zul&#228;ssigerweise (vgl. &#167; 173</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">VwG() i.V.m. &#167; 264 Nr. 3 ZPO) auf einen Fortsetzungsfeststellungsantrag umgestellt; die Fortsetzungsfeststellungsklage ist aber schon deshalb unzul&#228;ssig, weil bereits die urspr&#252;ngliche Verpflichtungsklage nicht zul&#228;ssig war.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger konnte im Hinblick auf das von ihm anfangs verfolgte Verpflichtungs- (bzw. Bescheidungs-)Begehren nicht geltend machen, durch die Ablehnungsbescheide des Beklagten</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">in <span style="text-decoration:underline">seinen</span> Rechten verletzt zu sein, wie &#167; 42 Abs. 2 VwG() es verlangt. Denn die Vorschriften, auf die es hier ankommt, gew&#228;hren dem Kl&#228;ger als Eigent&#252;mer von Kunst- und Kulturwerken kein subjektiv-&#246;ffentliches Recht auf Aufnahme bestimmter Objekte in ein Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes. Sie treffen vielmehr ausschlie&#223;lich im Interesse der Allgemeinheit Regelungen, aus denen der Kl&#228;ger als Privatmann keine gesch&#252;tzten materiellen Rechtspositionen im Sinne seines</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Begehrens</span></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Begehrens herleiten kann. Dies ergibt sich bereits aus dem Wortlaut, daneben aber auch aus Sinn und Zweck des Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung vom 6. August 1955, BGBl.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">I S. 501. Es soll gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 Verluste f&#252;r den deutschen Kulturbesitz verhindern, die durch die Abwanderung von Kunstwerken und anderem Kulturgut einschlie&#223;lich Bibliotheksgut aus dem Geltungsbereich des Gesetzes entstehen k&#246;nnen. Dieser Zweck verfolgt nur Gesichtspunkte des &#246;ffentlichen Interesses. Ausschlie&#223;lich zur Wahrung des nationalen Allgemeininteresses und ohne Ber&#252;cksichtigung des konkreten Umfeldes eines Kunstwerkes -etwa Herkunft, Zugeh&#246;rigkeit zu einer Sammlung, wirtschaftliche und sonstige Verh&#228;ltnisse des Eigent&#252;mers usw. - werden die vom Gesetzgeber f&#252;r notwendig gehaltenen Ma&#223;nahmen getroffen. Auch deren Regelungsgehalt betont Interessen der Allgemeinheit. Denn es handelt sich um Bestimmungen, die dem deutschen Kulturbesitz den Verbleib wertvollen Kulturgutes sichern sollen und dem Eigent&#252;mer dieses Kulturgutes entsprechende, weitgehende Pflichten auferlegen. So unterliegt er bis zur Bestandskraft der Entscheidung &#252;ber die Eintragung einem Ausfuhrverbot (&#167; 4), bedarf danach der Ausfuhrgenehmigung (&#167; 1 Abs. 4) und hat mehrere Mitteilungspflichten (&#167; 9 Abs. 1) zu erf&#252;llen. Da&#223; dem Eigent&#252;mer infolge der Eintragung unter gewissen Voraussetzungen auch Rechte erwachsen - wie steuerund lastenausgleichsrechtliche Beg&#252;nstigungen nach &#167; 1 Abs. 3 oder ein Ausgleichsanspruch bei wirtschaftlicher Notlage nach &#167; 8 des Gesetzes -, hebt den belastenden Charakter der Ma&#223;nahme nicht auf, sondern setzt ihn geradezu voraus; denn es handelt sich ersichtlich nur um einen "billigen Ausgleich", der gewisserma&#223;en auf</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">einer zweiten Stufe die Beeintr&#228;chtigungen abmildern soll, die das Gesetz dem Eigent&#252;mer auferlegt hat.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich auch nicht daraus, da&#223; ein "Antrag" im Sinne des &#167; 3 Abs. 1 des Gesetzes mangels einer Ausschlu&#223;bestimmung m&#246;glicherweise auch vom Eigent&#252;mer gestellt werden kann. Selbst wenn &#167; 3 Abs. 1 in diesem Sinne zu verstehen ist, ergibt sich daraus f&#252;r den Kl&#228;ger nur eine verfahrensrechtliche (formelle) Rechtsposition. Sie gew&#228;hrt ihm allenfalls das Recht, ein entsprechendes Verwaltungsverfahren mit einer abschlie&#223;enden Sachentscheidung in Gang zu setzen (vgl. zum Antrag auf Unterschutzstellung eines vom Eigent&#252;mer f&#252;r denkmalw&#252;rdig gehaltenen</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Geb&#228;udes</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Geb&#228;udes: OVG NW, Urteil vom 16. Dezember 1987- 11 A 2015/84 -).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn das vorstehend dargestellte Hindernis der fehlenden Zul&#228;ssigkeit der urspr&#252;nglichen Klage dem Fortsetzungsfeststellungsantrag nicht entgegenst&#228;nde, so w&#228;re dieser dennoch unzul&#228;ssig, da dem Kl&#228;ger ein berechtigtes konkretes Interesse an der Feststellung (&#167; 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO) fehlt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte kann ein Feststellungsinteresse grunds&#228;tzlich in drei Ausgestaltungen in Betracht kommen. Es kann ein Rehabilitierungsinteresse gegeben sein, es kann ein Schadensersatzinteresse vorhanden sein oder es kann das Interesse vorliegen, der Wiederholung gleichartiger Verwaltungsentscheidungen vorzubeugen (vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 24. Februar 1983 - 3 C 56.80 -, DVB1. 1983, 850, m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die zuletzt genannte M&#246;glichkeit kommt hier nicht in Betracht. Die Aussicht, da&#223; die vom Kl&#228;ger ausgesuchten Kunstobjekte in absehbarer Zeit wieder in sein Eigentum zur&#252;ck-gelangen und er erneut einen Antrag auf Eintragung dieser Objekte in das Verzeichnis stellt, ist so wenig konkret,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">da&#223; ein Vorbeugungsinteresse darauf zur Zeit noch nicht gest&#252;tzt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Aber auch ein Rehabilitierungsinteresse scheidet aus. Es ist nur anzuerkennen, wenn der Kl&#228;ger durch den Verwaltungsakt oder seine Begr&#252;ndung noch im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung in seiner Menschenw&#252;rde, in den</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Schutzg&#252;tern des allgemeinen Pers&#246;nlichkeitsrechts, in seiner pers&#246;nlichen Ehre oder dem beruflichen oder gesellschaftlichen Ansehen objektiv erheblich beeintr&#228;chtigt ist. Davon kann keine Rede sein. Die Bescheide selbst sind zur&#252;ckhaltend formuliert und enthalten nichts, was als Angriff</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">auf die genannten Schutzg&#252;ter angesehen werden k&#246;nnte. Das beeintr&#228;chtigte Rechtsgef&#252;hl des Kl&#228;gers und sein Interesse, f&#252;r eine angeblich rechtswidrige Entscheidung des Beklagten Genugtuung zu erlangen, reichen f&#252;r die Annahme eines berechtigten Interesses nicht aus. Soweit</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">sich</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">sich der Sachverst&#228;ndigen-Ausschu&#223; im Vorfeld der Entscheidung kritisch zu dem Antrag des Kl&#228;gers ge&#228;u&#223;ert hat, erreicht dies nicht die Intensit&#228;t einer erheblichen Beeintr&#228;chtigung des Ansehens des Kl&#228;gers. Zum einen haftet der wertm&#228;&#223;igen Einstufung von Sammelobjekten - insbesondere in einem Bereich, der nur von wenigen Experten &#252;berschaut werden mag - in besonderem Ma&#223;e etwas Subjektives und Vorl&#228;ufiges an, so da&#223; auch im pers&#246;nlichen und beruflichen Umfeld des Eigent&#252;mers und Sammlers die zur&#252;ckhaltende Einsch&#228;tzung bestimmter Objekte nicht mit seiner Ehre und mit seinem Ansehen in Verbindung gebracht werden d&#252;rfte. Dies gilt selbst dann, wenn ein einzelnes St&#252;ck als nicht echt bezeichnet wird, sofern nicht - was hier ausscheidet - der Sammler verd&#228;chtigt wird, die F&#228;lschung hergestellt, bei der F&#228;lschung mitgewirkt oder das gef&#228;lschte Objekt wider besseres Wissen als echt hingestellt zu haben. Zum anderen sind die Bemerkungen des Ausschusses zur Qualit&#228;t der Sammelst&#252;cke des Kl&#228;gers sowie die Vermutungen &#252;ber dessen Absichten vor dem Hintergrund der Qualit&#228;tsdefinition zu sehen, die der Ausschu&#223; in seiner Sitzung vom</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">2. November 1983 gegeben hat. Danach sollten "nur wirklich exzeptionelle unverzichtbare Objekte auf die Liste gesetzt werden". An diesem nach eigenem Bekunden h&#246;chsten Ma&#223;stab hat der Ausschu&#223; die vom Kl&#228;ger benannten Kunstwerke gemessen, wie</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">aus der Formulierung "... entsprechen nicht dem Qualit&#228;tsma&#223;stab, der f&#252;r die Liste gilt" hervorgeht. Auf die vom Kl&#228;ger mit der Aufnahme in das Verzeichnis aus der Sicht des Ausschusses erstrebte Kategorie des "Exzeptionellen" bezieht sich auch die Vermutung der Ausschu&#223;mitglieder, der Kl&#228;ger wolle eine Aufwertung seiner Sammlung erreichen. Wenn in derartigem Rahmen &#252;ber die Einhaltung so hoch angesetzter Ma&#223;st&#228;be diskutiert wird, kann von einer rehabilitationsbed&#252;rftigen Beeintr&#228;chtigung des Ansehens desjenigen, der mit seinen Antr&#228;gen scheitert, nicht gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Auch auf das Vorliegen eines Schadensersatzinteresses kann sich der Kl&#228;ger nicht mit Erfolg berufen.-Es setzt voraus, da&#223; die Absicht, einen Schadensersatzanspruch wegen Amtspflichtverletzung geltend zu machen, nicht offensichtlich aussichtslos ist.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Daran</span></p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Daran fehlt es hier. Die Vorschriften des Art. 34 GG und des &#167; 839 BGB, die allein als Anspruchgrundlage f&#252;r eine Amtshaftungsinne in Betracht kommen, setzen u.a. die schuldhafte, d.h. vors&#228;tzliche oder fahrl&#228;ssige Verletzung einer einem Dritten gegen&#252;ber bestehenden Amtspflicht voraus. Ein derartiges Verschulden wird der Kl&#228;ger nicht nachweisen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Zwar traf die Beamten des Beklagten bei der Bearbeitung der Antr&#228;ge des Kl&#228;gers eine Amtspflicht zum rechtm&#228;&#223;igen Handeln, d.h. die Verpflichtung, bei der Erf&#252;llung der ihnen zugewiesenen Aufgabe des Gesetzes- und alle weiteren Rechtsvorschriften zu beachten. Hieraus ergeben sich jedoch keine rechtlichen Beanstandungen. Form und Verfahren der beh&#246;rdlichen Entscheidung sind rechtm&#228;&#223;ig. Insbesondere ist die gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 2 des Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung erfolgte Berufung von Sachverst&#228;ndigen aus den Kreisen der Fachleute aus den &#246;ffentlichen Verwaltungen, der Hochschullehrer, der privaten Sammler, des Kunsthandels und Antiquariats nicht zu beanstanden. Der Beklagte hat bei der Auswahl der Sachversts&#228;ndigen im Rahmen der Vorschriften des &#167; 2 des genannten Gesetzes weitgehende Gestaltungsfreiheit. Die Ablehnung der Eintragung in das Verzeichnis ist eine der gesetzlich vorgesehenen Rechtsfolgen</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">und l&#228;&#223;t Willk&#252;r nicht erkennen. Soweit sich der Vorwurf des Kl&#228;gers gegen die beim Beklagten t&#228;tig gewordenen Ausschu&#223;mitglieder bzw. Sachbearbeiter darauf reduziert, da&#223; diese eine unzutreffende Rechtsauffassung vertreten und dadurch das Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Abwanderung unrichtig angewandt h&#228;tten, ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Feststellung, ob die Abwanderung von Kunstwerken aus dem Geltungsbereich des Gesetzes einen wesentlichen Verlust</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den deutschen Kulturbesitz bedeuten w&#252;rde, eine Bewertung der Fakten und eine Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen anhand der individuellen Besonderheiten eines einzelnen Falles erfordert. L&#228;&#223;t in einem derartigen Falle die beh&#246;rdliche Entscheidung nach au&#223;en hin erkennen, da&#223; die unterschiedlichen Gesichtspunkte sorgf&#228;ltig bedacht worden sind, so spricht selbst bei objektiv unrichtiger Gesetzesauslegung</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">und -anwendung vieles daf&#252;r, da&#223; ein Verschulden in der Regel zu verneinen ist (vgl. BVerwG, Urteil vom 28. April 1977, Buchholz 310 &#167; 113 VwG() Nr. 84). Dieser Gesichtspunkt trifft f&#252;r die durch zwei Ausschu&#223;sitzungen gr&#252;ndlich vorbereitete Entscheidung des Beklagten zu.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist jedoch ein Verschulden nach gefestigter Rechtsprechung der Zivilgerichte (vgl. BGH, Urteil vom 29. Mai 1958, BGHZ 27, 338; Urteil vom 6. Februar 1975, NJW 1975, 972) und der Verwaltungsgerichte (vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 22. September 1975, Buchholz 310 &#167; 113 VwGO, Nr. 79; Urteil vom 9. Oktober</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">1984, NVwZ 1985, 267 = GewArch 1985, 66; Urteil vom 17. Oktober 1985, BayVBl 1986, 407) weiterhin auszuschlie&#223;en, wenn ein mit mehreren Rechtskundigen besetzes Kollegialgericht das Verhalten und die Entscheidung der beteiligten Beamten als rechtm&#228;&#223;ig be, wertet hat. Dahinter steht die &#220;berlegung, da&#223; eine Abweichung von der objektiven Rechtslage nicht als schuldhaft angesehen werden kann, wenn das zur &#220;berpr&#252;fung der Entscheidung berufene und fachkundige Gericht mehrheitlich keine ernstlichen Zweifel &#228;u&#223;ert und zu demselben Ergebnis gelangt wie die Sachbearbeiter der beh&#246;rdlichen Entscheidung. So verh&#228;lt es sich hier. Das Verwaltungsgericht hat sich eingehend mit der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Versagung der Eintragung der vom Kl&#228;ger benannten Kunstwerke in das "Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes" befa&#223;t und die Entscheidung des Beklagten f&#252;r rechtlich unbedenklich gehalten.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Bewertung durch das Verwaltungsgericht verliert ihre Bedeutung als Indiz f&#252;r die offensichtliche Aussichtslosigkeit einer Amtshaftungsklage nicht dadurch, da&#223; das Urteil mit der Berufung angegriffen worden ist. Entscheidend ist die Tatsache der rechtlichen W&#252;rdigung des Verwaltungshandelns durch das Kollegial&#8209;</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">gericht und nicht der rechtliche Bestand des entsprechenden Urteils. Insofern kommt es auch nicht darauf an, da&#223; das Verwaltungsge&#8209;</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">richt sich mit der Verwaltungsentscheidung inhaltlich auseinandergesetzt hat, obwohl dem Kl&#228;ger, wie ausgef&#252;hrt, ein Rechtsschutzinteresse f&#252;r eine derartige &#220;berpr&#252;fung fehlte.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Zwar wird eine Ausnahme von den dargestellten Grunds&#228;tzen f&#252;r die F&#228;lle gelten m&#252;ssen, in denen die Entscheidung des</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Kollegialgerichts</span></p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Kollegialgerichts ihrerseits offensichtlich unrichtig erscheint, etwa weil von einem unzutreffenden Sachverhalt ausgegangen, gegen elementare verfahrensrechtliche oder materiell-rechtliche Regeln versto&#223;en oder eine eindeutige Bestimmung "handgreiflich falsch" (BGHZ 27, 338, 343) ausgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Eine offensichtliche Unrichtigkeit des angefochtenen Urteils in diesem Sinne ist jedoch hier nicht ersichtlich. Auf Bedenken st&#246;&#223;t allerdings die Auffassung des Verwaltungsgerichts, die Entscheidung des Beklagten k&#246;nne gerichtlich nur eingeschr&#228;nkt &#252;berpr&#252;ft werden, weil der Gesetzgeber der obersten Landesbeh&#246;rde bei der Entscheidung, ob die Abwanderung eines Kunstwerks einen wesentlichen Verlust f&#252;r den deutschen Kulturbesitz bedeuten w&#252;rde, eine Beurteilungserm&#228;chtigung einger&#228;umt habe. Es spricht vieles daf&#252;r, da&#223; diese Auffassung nicht zutrifft und da&#223; f&#252;r die genannte Entscheidung weder eine aus der Natur der Sache noch aus einer bewu&#223;ten gesetzlichen Zuweisung folgende vorrangige Pr&#252;fungs- und Entscheidungskompetenz der Verwaltungsbeh&#246;rde besteht (vgl. VGH Mannheim, Urteil vom 14, M&#228;rz 1986 - 5 S 1804/85&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; NJW 1987, 1440 = ESVGH 36, 206). DieseFrage braucht jedoch nicht vertieft zu werden. Die Auffassung des Verwaltungsgerichts ist zumindest vertretbar, jedenfalls nicht handgreiflich falsch im oben erl&#228;uterten Sinne. Dar&#252;ber hinaus hat das Verwaltungsgericht sich nicht nur auf die eingeschr&#228;nkte gerichtliche &#220;berpr&#252;fung zur&#252;ck&#8209;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">gezogen, sondern daneben selbst die Eintragungsvoraussetzungen gepr&#252;ft. Es ist dabei zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; die vom Kl&#228;ger vorgeschlagenen Objekte "weder einen Bezug zur deutschen Kultur (haben) noch ... von K&#252;nstlern von internationalem Rang geschaffen worden" sind. Damit hat das Verwaltungsgericht unabh&#228;ngig von seiner Auffassung von den Grenzen der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fbarkeit als Kollegial&#8209;</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">organ die Entscheidung des Beklagten gew&#252;rdigt und im Ergebnis best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Offensichtlich</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Offensichtlich unrichtig ist entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers das Urteil des Verwaltungsgerichts auch nicht deshalb, weil es nicht ber&#252;cksichtigt hat, da&#223; dem Sachverst&#228;ndigen-Ausschu&#223; ein Gutachten des&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vorgelegen hat, das derKl&#228;ger als "Falschgutachten" ansieht. Das Verwaltungsgericht ist</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">insoweit nicht von einem offensichtlich unzutreffenden Sachverhalt ausgegangen. Zum einen hat es dem Gutachten des</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">keine Bedeutung beigemessen und andere Kriterien als die Echtheit der Objekte in den Vordergrund gestellt. Das Gericht hat hierzu ausgef&#252;hrt, f&#252;r die Entscheidung nach &#167; 1 Abs. 1 des Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung komme es "auf die Frage, ob das Gutachten des&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 24. November 1983richtig ist, wonach einzelne Objekte gef&#228;lscht bzw. wertlos sein sollen", nicht an. Es hat ferner dargelegt, da&#223; auch der Sachverst&#228;ndigen-Ausschu&#223; in seiner Sitzung vom 26. Januar 1984, wie sich aus dem Protokoll ergebe, nicht entscheidend auf das Gutachten des</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">abgestellt, sondern den Antrag des Kl&#228;gers mit der allgemeineren Begr&#252;ndung abgelehnt habe, die vorgeschlagenen Objekte entspr&#228;chen nicht dem Qualit&#228;tsma&#223;stab der Liste des national wertvollen Kulturgutes. Zum anderen ist darauf hinzuweisen, da&#223; das streitige Gutachten als Grundlage f&#252;r einen offensichtlich zutreffenden oder unzutreffenden Sachverhalt nicht geeignet ist. Es gibt die wissenschaftliche Meinung des Verfassers wieder, konkurriert insoweit mit anderen wissenschaftlichen Auffassungen und entzieht sich deshalb einer Einstufung als offensichtlich richtig oder offensichtlich falsch. Selbst wenn das Verwaltungsgericht seine Entscheidung ma&#223;geblich darauf gest&#252;tzt h&#228;tte, w&#228;re aus diesem Umstand eine handgreifliche Schw&#228;che des Urteils im Sinne der dargestellten Rechtsprechung zum Feststellungsinteresse nicht herzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 167 Abs. 2 VwGO, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, da die gesetzlichen Voraussetzungen hierf&#252;r (&#167; 132 Abs. 2 VwGO) nicht vorliegen.</p>
315,375
ag-wuppertal-1988-05-05-35-c-2888
{ "id": 749, "name": "Amtsgericht Wuppertal", "slug": "ag-wuppertal", "city": 509, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
35 C 28/88
1988-05-05T00:00:00
2019-03-13T14:54:04
2019-03-27T09:43:17
Urteil
ECLI:DE:AGW:1988:0505.35C28.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 09.08.1987 ereignete sich in W ein Verkehrsunfall zwischen dem PKW des Kl&#228;gers und einem bei der Beklagten haftpflichtversicherten PKW. Der Versicherungsnehmer der Beklagten war mit seinem bei der beklagten haftpflichtversicherten PKW gegen den geparkten PKW des Kl&#228;gers geraten und hat diesen besch&#228;digt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zur Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen hatte der Kl&#228;ger seinen jetzigen Prozessbevollm&#228;chtigten eingeschaltet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dieser hatte durch Anfrage bei dem Zentralruf f&#252;r Autoversicherer den Haftpflichtversicherer des unfallverursachenden Kfz., n&#228;mlich die Beklagte, ermittelt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Kl&#228;ger im Wesentlichen entsch&#228;digt. Sie hat dem Kl&#228;ger auch einen Teil der geltendgemachten Rechtsanwaltsgeb&#252;hren erstattet und zwar in H&#246;he von 306,89 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage verlangte der Kl&#228;ger von der Beklagten Erstattung folgender Geb&#252;hrenrechnung. Nach dem Wert 5.111,57 DM:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsgeb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Nr. BRAGO, 228,80 DM;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Besprechungsgeb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO, 228,80 DM,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auslagenpauschale 40,00 DM,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">6 Fotokopien gem&#228;&#223; &#167; 27 BRAGO <u> 6,00 DM,</u></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">503,60 DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich 14% Mehrwertsteuer <u> 70,50 DM</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">574,10 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich bereits erhaltener <u> 306,89 DM</u></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">267,21 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch den Anruf seines Prozessbevollm&#228;chtigten bei dem Zentralruf sei eine Besprechungsgeb&#252;hr entstanden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn, den Kl&#228;ger, 267,21 DM nebst 4% Zinsen seit dem 02.12.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Klage ab zuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet und daher abzuweisen. Dem Kl&#228;ger steht der geltend gemachte Anspruch nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Unstreitig hat die Beklagte dem Kl&#228;ger vollen Schadensersatz zu leisten, ihm also die Kosten der Rechtsverfolgung zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte mu&#223; also dem Kl&#228;ger die Rechtsanwaltsgeb&#252;hren ersetzen, die durch die T&#228;tigkeit des Anwalts im Rahmen der Schadensregulierung entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat dem Kl&#228;ger die Gesch&#228;ftsgeb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Ziff. 1 BRAGO zuz&#252;glich Auslagen, Kosten f&#252;r Fotokopien und Mehrwertsteuer erstattet. Weitere erstattungsf&#228;hige Kosten &#8211; Geb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Ziff. 2 BRAGO &#8211; sind nicht entstanden, soda&#223; die Klage als unbegr&#252;ndet abzuweisen ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Anfrage bei dem Zentralruf ist nicht als Besprechung &#252;ber tats&#228;chliche oder rechtliche Fragen im Sinne von &#167; 118 Abs. 1 Ziff. 2 BRAGO zu bewerten. Es handelt sich dabei n&#228;mlich nicht um ein sachbezogenes Gespr&#228;ch vielmehr lediglich um eine Anfrage zum Zwecke der Informationsbeschaffung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 267,21 DM</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px"></p>
315,376
olgham-1988-04-27-30-u-1688
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
30 U 16/88
1988-04-27T00:00:00
2019-03-13T14:54:06
2019-03-27T09:43:17
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0427.30U16.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 2. November 1987 verk&#252;ndete Teilurteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Essen teilweise abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte bleibt verurteilt, an die Kl&#228;gerinnen als Gesamtgl&#228;ubigerinnen 2.705,75 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 1. April 1986 zu zahlen.</p> <p>Der weitergehende bereits bezifferte Zahlungsantrag (Klageantrag zu 1)) wird abgewiesen.</p> <p>Die Beklagte bleibt weiter verurteilt, den Kl&#228;gerinnen Auskunft &#252;ber den Frischwasserverbrauch der von der Beklagten im Hause ... in ... angemieteten R&#228;umlichkeiten f&#252;r die Jahre 1983 bis 1985 zu erteilen.</p> <p>Die Klageantr&#228;ge zu 4) (Unterlassung) und zu 5) (Schl&#252;ssel&#252;bergabe) werden abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden den Kl&#228;gerinnen je zur H&#228;lfte auferlegt.</p> <p>Die erstinstanzliche Kostenentscheidung bleibt dem landgerichtlichen Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;gerinnen liegt unter 40.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von Darstellung des <b>Tatbestandes</b> wird gem&#228;&#223; &#167;543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Einen Anspruch auf R&#252;ckerstattung der 807,59 DM f&#252;r die Wasserleitungsreparatur haben weder die Kl&#228;gerinnen gemeinsam, die diesen Anspruch geltend gemacht haben, noch die Kl&#228;gerin zu 1) allein, der das Landgericht ihn zugesprochen hat. Der Rohrschaden fiel in den Verantwortungsbereich der Kl&#228;gerinnen als Verp&#228;chterinnen, denn er betraf "Dach und Fach" des Geb&#228;udes und war auch nicht von der Beklagten oder ihrem Unterp&#228;chter verschuldet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Leitungsdefekt war ein Mangel, dessen Beseitigung nach dem Gesetz Sache der Kl&#228;gerinnen war (&#167;&#167;581 Abs. 2, 536 ff BGB). Diese gesetzliche Regelung ist im Pachtvertrag vom 29.11.1966 nicht abbedungen. &#167;&#167;4 und 5 des Vertrages &#252;berw&#228;lzen zwar Instandhaltungsarbeiten auf die Beklagte, nehmen davon aber Sch&#228;den "an Dach und Fach" wieder aus. F&#252;r einen solchen Schaden h&#228;lt der Senat den hier interessierenden Leitungsdefekt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Begriff "Dach und Fach" ist allerdings nicht sehr klar umrissen. Es handelt sich um eine alte Wendung (vgl. K&#252;n&#223;berg, Deutsches Rechtsw&#246;rterbuch, B&#228;nde 2 und 3, 1932 bis 1938; Grimm, Deutsches W&#246;rterbuch, B&#228;nde 2 und 3, 1860, 1862; jeweils zu den Stichw&#246;rtern "Dach und Fach"), deren genauer Sinn vor allem wegen des mehrdeutigen Wortes "Fach" nicht leicht zu bestimmen ist. Etymologisch scheint das Wort mit "Fangen" zusammenzuh&#228;ngen (Grimm a.a.O., Stichwort Fach, vor Ziffer 1), was f&#252;r Umfangen, Einfassung, Abgrenzung als urspr&#252;ngliche Bedeutung sprechen k&#246;nnte. Als architektonischer Begriff bezeichnet es neben "Wand, Mauer, Abteilung in H&#228;usern" (Grimm a.a.O., Stichwort Fach, Ziffer 4) auch das Fachwerksgeb&#228;lk der W&#228;nde und sowohl die leeren R&#228;ume dazwischen als auch die F&#252;llung. Eine Beschr&#228;nkung auf Au&#223;enmauerwerk l&#228;&#223;t sich nicht feststellen. Letztlich kann man unter "Dach und Fach" auch "Wohnung und Geb&#228;ude" verstehen (Grimm a.a.O., Ziffer 4), zumindest deren wesentliche Substanz. Anders als vielleicht zu der Zeit, aus der die Wendung stammt, geh&#246;rt dazu heute (und ebenso bei Vertragsschlu&#223; 1966) auch ein Wasserleitungssystem, umso mehr soweit es, wie hier, unter Putz in der Wand verlegt ist (vgl. auch Weimar, WM 1956, 85 (86), der zu den Arbeiten an Dach und Fach alle Verrichtungen z&#228;hlt, die der Erhaltung des Geb&#228;udes in seinem Substanzwert dienen).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Parteien bei Vertragsschlu&#223; den Begriff enger - etwa beschr&#228;nkt auf Dach und Au&#223;enmauerwerk - gesehen haben, vermag der Senat nicht festzustellen. Die vertragliche Grundtendenz, der Beklagten in Abweichung von der gesetzlichen Regelung &#252;berhaupt Instandhaltungspflichten zu &#252;berb&#252;rden, besagt f&#252;r sich nichts &#252;ber das Ausma&#223; der gew&#252;nschten Abweichung. Eben weil von der gesetzlichen Regelung abgewichen wird, verbietet sich insoweit eine Auslegung zum Nachteil des P&#228;chters.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Da&#223; f&#252;r den Rohrbruch kein (von der Beklagten zu vertretender) Frostschaden urs&#228;chlich war, steht nach der Auskunft des Deutschen Wetterdienstes, Wetteramt ..., vom 21.04.1988 fest; danach gab es in der fraglichen Zeit in ... keine Minustemperaturen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch die den "Innenhof" betreffenden Antr&#228;ge der Kl&#228;gerinnen sind unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gerinnen ist zuzugeben, da&#223; &#167;1 des Vertrages, der den Pachtgegenstand schreibt, die fragliche Fl&#228;che nicht erw&#228;hnt. Das spricht zun&#228;chst gegen eine Mitverpachtung dieser Fl&#228;che, obwohl auch ein Versehen der Vertragsschlie&#223;enden nicht auszuschlie&#223;en ist: Immerhin liegt und lag die besagte Fl&#228;che inmitten von umgebenden Pachtr&#228;umen, deren Nutzung ohne sie nicht denkbar ist; andererseits k&#246;nnen die vertragsschlie&#223;enden Parteien Formulierungsprobleme gehabt haben, weil der fr&#252;here Lichthof nicht unter den in &#167;1 des Vertrages gew&#228;hlten Oberbegriff "konzessionierte R&#228;ume" pa&#223;te, m&#246;glicherweise nicht einmal als "Raum" angesehen worden ist. Wie der Vertrag damals gemeint war, ist nicht mehr zu kl&#228;ren, nach Ansicht des Senats allerdings auch nicht kl&#228;rungsbed&#252;rftig. Durch ihre sp&#228;tere Handhabung haben die Vertragspartner n&#228;mlich die Ma&#223;st&#228;be f&#252;r die Auslegung gesetzt, die man dem Vertrag jedenfalls jetzt zu geben hat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Noch der urspr&#252;ngliche Verp&#228;chter ... hat die Baugenehmigung der Stadt ... vom 11.05.1977 (Fotokopie Bl. 15 ff der Akten) f&#252;r Umbauma&#223;nahmen "innerhalb der Gastst&#228;tte" erwirkt, zu denen die &#220;berdachung jenes Innenhofs und seine Absperrung durch feuerhemmende T&#252;ren geh&#246;rten. Im Einklang damit haben der fr&#252;here Unterp&#228;chter ... und der jetzige Unterp&#228;chter ... den Raum f&#252;r ihre Zwecke in Anspruch genommen und dem Mitmieter ... den Durchgang verweigert oder nur nach Gutd&#252;nken gew&#228;hrt (Aussagen ... und ...). Die Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin hat das bis zu ihrem Tode 1982 nicht beanstandet (Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin zu 1) im Senatstermin). Mit alledem haben beide Vertragspartner zu erkennen gegeben, da&#223; sie den Innenhof als mitverpachtet ansahen. Das k&#246;nnen die Kl&#228;gerinnen nun nicht einseitig revidieren.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167;91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;708 Ziffer 10 ZPO.</p>
315,377
olgk-1988-04-20-13-w-1988
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 W 19/88
1988-04-20T00:00:00
2019-03-13T14:54:08
2019-03-27T09:43:17
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0420.13W19.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde der Beklagten gegen</p><p>den Beschlu&#223; des Landgerichts Aachen vom 3. M&#228;rz 1988 - 10 0 679/86 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden den Beklagten auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167;&#167; 793, 567 Abs. 2, 577 ZPO zul&#228;ssige, insbesondere form- und fristgerecht eingelegte sofortige Beschwerde der Beklagten vom 23. M&#228;rz 1988 gegen den Beschlu&#223; des Landgerichs Aachen vom 3. M&#228;rz 1988 hat in der Sache keinen Erfolg.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das landgericht Aachen im angefochtenen Beschlu&#223; den Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 887 Abs. 1 ZPO erm&#228;chtigt, die von den Beklagten gem. dem vollstreckbaren Urteil des Landgerichts Aachen vom 2. 6. 1987 - 10 0 679/86 - zu &#252;bergebende unbefristet selbstschuldnerische Bankb&#252;rgschaft in H&#246;he von DM 20.000,- zur Sicherung der Anspr&#252;che des Kl&#228;gers aus dem Mietvertrag vom 28.10.1985 auf Kosten der Beklagten zu beschaffen.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich hierbei um eine vertretbare und nach &#167; 887 Abs. ZPO zu vollstreckende Handlung. Vertretbare Handlungen im Sinne der genannten Vorschrift sind solche, die von einem Dritten anstelle des Schuldners vorgenommen werden k&#246;nnen, ohne da&#223;</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">es der Mitwirkung des Schuldners bedarf ( vgl. nur Z&#246;llerSt&#246;ber, ZPO, 15. Aufl. 1987, Rdnr. 2 zu &#167; 887). F&#252;r die Verpflichtung zur Stellung einer Bankb&#252;rgschaft ist das der Fall. Denn f&#252;r den Gl&#228;ubiger ist es ohne Bedeutung, wer die Bank beauftragt, eine B&#252;rgschaft f&#252;r den Schuldner zu &#252;bernehmen (vgl. OLG Zweibr&#252;cken, MDR 1986, 1034; Z&#246;ller-St&#246;ber, a.a.O. Rdnr. 3;</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, ZPO, 46. Aufl. 1988, Anm 6 zu &#167; 887, Stichwort "Sicherheitsleistung"; Stein-Jonas-M&#252;nzberg, ZPO, 19. Aufl. Anm. II 1 zu &#167; 887). Mithin fallen unter</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Vorschrift des &#167; 887 ZPO auch die Verurteilung zur Sicher-</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">heitsleistung gleichg&#252;ltig, ob diese durch Geldzahlung, Hinterlegung von Wertpapieren oder durch B&#252;rgschaft bewirkt wird.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen der Kammer im angefochtenen Beschlu&#223; wird im &#252;brigen zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Unbegr&#252;ndet ist die Beschwerde auch, soweit sie sich gegen die Verurteilung der Beklagten zur Zahlung eines Vorschusses von 20.000,- DM wehrt. Auf den entsprechend auszulegenden Antrag des Gl&#228;ubigers waren die Schuldner gem. &#167; 887 Abs. 2 ZPO zur Vorauszahlung der Kosten zu verurteilen, die durch die Vornahme der Handlung, n&#228;mlich Beauftragung einer Bank zur Stellung</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">einer B&#252;rgschaft entstehen werden. Zu diesen Kosten geh&#246;ren neben der Verg&#252;tung des B&#252;rgen aber auch die Aufwendungen, die der Gl&#228;ubiger vornehmen mu&#223;, um die Handlung zu erwirken. Insbesondere werden hiervon auch die Betr&#228;ge erfa&#223;t, die der</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">B&#252;rge zu seiner Sicherstellung verlangt ( vgl. KG JW 1936, 146434 ). Ob es sich hierbei um bei der Stellung der B&#252;rgschaft typischerweise anfallende Kosten handelt ( so OLG D&#252;sseldorf MDR 1984, 323, 324 zur Frage der Finanzierung von Kosten f&#252;r gem. &#167; 887 ZPO zu vollstreckende umfangreiche Bauma&#223;nahmen),</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">mag dahinstehen. Denn der Gl&#228;ubiger hat von den Schuldnern unwidersprochen vorgetragen, da&#223; die Kreissparkasse Aachen zur &#220;bernahme der B&#252;rgschaft nur bereit sei, wenn auf ein Sperr-</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">konto der Betrag von DM 20.000,- eingezahlt werde. Da&#223; die Bank zur &#220;bernahme der B&#252;rgschaft nur bei Vorliegen von Sicherheiten bereit ist, entspricht - wie schon das Landgericht ausgef&#252;hrt hat - der allgemein &#252;blichen Handhabung im Kreditgewerbe und bedarf keiner Vertiefung. Kann die Bank nicht auf Sicherheiten zur&#252;ckgreifen, so mu&#223; der Gl&#228;ubiger ihr eine solche verschaffen, wenn er sie zur &#220;bernahme einer B&#252;rgschaft zu seinen Gunsten veranlassen will. Die vom Gl&#228;ubiger hierf&#252;r aufzuwendenden Kosten sind daher Kosten der Vornahme der zu erzwindenden Handlung, da ansonsten die Vollstreckung nach &#167; 887 ZPO unm&#246;glich gemacht w&#252;rde ( vgl. KG a.a.O.).</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO. <span style="text-decoration:underline">Beschwerdewert:</span> DM 20.000,-.</p>
315,378
olgham-1988-04-19-27-u-27987
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 279/87
1988-04-19T00:00:00
2019-03-13T14:54:10
2019-03-27T09:43:17
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0419.27U279.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 15. Juli 1987 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Bochum wird zur&#252;ckgewiesen, jedoch haben die Beklagten als Gesamtschuldner f&#252;r den vom Landgericht dem Kl&#228;ger zuerkannten weiteren Schmerzensgeldbetrag von 3.000,- DM zus&#228;tzlich 4 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 8. Juli 1986 bis zum 12. November 1987 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten der Berufungsinstanz werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und seine Schwester ..., die ihm ihre Anspr&#252;che abgetreten hat, sind Alleinerben ihrer an den Folgen des Verkehrsunfalls vom 05.07.1986 verstorbenen Mutter, der damals 59j&#228;hrigen Angestellten ... die an diesem Tag gegen 12.55 Uhr in ... mit einem Fahrrad die 13 m breite ... in n&#246;rdlicher Richtung befuhr. Als sie sich dem in H&#246;he des Hauses Nummer 196 vom dem Beklagten zu 1) teils auf der Fahrbahn, teils auf dem B&#252;rgersteig geparkten, bei dem Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten PKW n&#228;herte, &#246;ffnete der Beklagte zu 1) die Fahrert&#252;r, worauf es zur Kollision mit dem Fahrrad kam und die Mutter des Kl&#228;gers &#252;ber den Lenker hinweg auf die Stra&#223;e geschleudert wurde. Die Mutter des Kl&#228;gers erlitt ein schweres gedecktes Sch&#228;delhirntrauma mit Hirnkontusion, eine subdurale und intracerebrale Blutung, wurde bewu&#223;tlos ins Krankenhaus eingeliefert, wo sich sich zwei Operationen unterziehen mu&#223;te und am 08.07.1986 gegen 16.45 Uhr verstarb, ohne ihr Bewu&#223;tsein wieder erlangt zu haben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit seiner am 08.07.1986 zugestellten Klage, welcher der an diesem Tag zum Gebrechlichkeitspfleger der Mutter des Kl&#228;gers bestellte erstinstanzliche Proze&#223;bevollm&#228;chtigte zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle am selben Tag zugestimmt hat, hat der Kl&#228;ger Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes begehrt, worauf der Beklagte zu 2) nach Rechtsh&#228;ngigkeit der zun&#228;chst nur gegen den Beklagten zu 1) erhobenen Klage 2.000,- DM gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, an ihn ein angemessenes weiteres Schmerzensgeld, mindestens aber 10.000,- DM, zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie haben ein Mitverschulden der Verstorbenen geltend gemacht und gemeint, die H&#246;he des gezahlten Schmerzensgeldes sei angesichts der geringen Schmerzensdauer und der Bewu&#223;tlosigkeit der Verstorbenen angemessen, zumal das Schmerzensgeld nicht ihr, sondern den Erben zuflie&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat dem Kl&#228;ger mit dem angefochtenen Urteil ein weiteres Schmerzensgeld von 3.000,- DM zugesprochen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Berufung begehrt der Kl&#228;ger weiterhin ein angemessenes Schmerzensgeld, wobei er nunmehr - unter Einschlu&#223; der zun&#228;chst gezahlten 2.000,- DM und der aufgrund des Urteils am 12.11.1987 gezahlten weiteren 3.000,- DM - insgesamt 10.000,- DM als Mindestbetrag angibt. Er meint, das Landgericht habe die Genugtuungsfunktion des Schmerzensgeldes zu niedrig bewertet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an ihn unter Einbeziehung des gezahlten Betrages von 2.000,- DM und des vom Landgericht ausgeurteilten Betrages insgesamt ein angemessenes Schmerzensgeld von 10.000,- DM nebst 4 % Zinsen auf 8.000,- DM seit dem 08.07.1986, abz&#252;glich am 12.11.1987 gezahlter 3.000,- DM, zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie halten die H&#246;he des vom Landgericht ausgeurteilten Schmerzensgeldes f&#252;r angemessen; sie haben ihren Einwand des Mitverschuldens wiederholt und im Wege der Hilfsanschlu&#223;berufung geltend gemacht, diese jedoch im Termin nicht weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der Akten und der Beiakten 30 Ls 5 Js 365/86 der Staatsanwaltschaft Bochum, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, sachlich jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 BGB, 3 PflichtversG. in Verbindung mit &#167;&#167; 1922, 398 BGB &#252;ber die inszwischen insgesamt gezahlten 5.000,- DM hinaus keinen Anspruch auf Zahlung eines weiteren Schmerzensgeldes. Die unfallbedingten immateriellen Sch&#228;den seiner verstorbenen Mutter sind mit dem gezahlten Betrag hinl&#228;nglich abgegolten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">In der Rechtsprechung ist anerkannt, da&#223; dem Schmerzensgeld eine doppelte Funktion zukommt. Es soll dem Gesch&#228;digten in erster Linie einen angemessenen Ausgleich f&#252;r seine nichtverm&#246;gensrechtlichen Sch&#228;den bieten, aber auch dem Gedanken Rechnung tragen, da&#223; der Sch&#228;diger dem Gesch&#228;digten Genugtuung schuldet (BGHZ 18, 149 ff.). Die <u>Ausgleichsfunktion</u> tritt - unter Umst&#228;nden vollst&#228;ndig - zur&#252;ck, wenn der Verletzte, wie im Streitfall, die Schmerzensgeldzahlung subjektiv &#252;berhaupt nicht als Ausgleich f&#252;r erlittene Unbill wahrnehmen kann und ein solcher Ausgleich auch objektiv gar nicht m&#246;glich ist, weil sein pers&#246;nliches Befinden und die ihm zuteil werdende sachgem&#228;&#223;e Pflege einer echten F&#246;rderung eigentlich nicht zug&#228;nglich sind (BGH NJW 1976, Seite 1147, 1148). In einem solchen Fall tritt daher die <u>Genugtuungsfunktion</u> des Schmerzensgeldes in den Vordergrund, wobei wegen des dem Schmerzensgeld zukommenden h&#246;chstpers&#246;nlichen Charakters auf die vom Verletzten selbst vor seinem Tod erlittenen immateriellen Sch&#228;den abzustellen ist. In Anbetracht dieser Erw&#228;gungen liegt das an den Kl&#228;ger als Rechtsnachfolger gezahlte Schmerzensgeld von insgesamt 5.000,- DM im oberen Bereich des richterlichen Ermessensspielraums.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ein Schmerzensgeld von insgesamt 5.000,- DM erscheint auch im Lichte eines Vergleichs mit &#228;hnlich gelagerten F&#228;llen angemessen. Der Senat hat in seinem Urteil vom 2. Oktober 1984 - 27 U 142/84 - in einem Fall, in dem die Gesch&#228;digte 18 Tage nach einem Verkehrsunfall an dessen Folgen verstorben und zwischenzeitlich zeitweise bei Bewu&#223;tsein gewesen war, ein Schmerzensgeld von 6.000,- DM und in seinem Urteil vom 15. Mai 1984 - 27 U 88/83 - in einem Fall in dem die Gesch&#228;digte durch einen Verkehrsunfall schwerste innere Verletzungen erlitten hatte, die nach einer 22t&#228;gigen Behandlung auf der Intensivstation zu ihrem Tode f&#252;hrten, im Hinblick darauf, da&#223; sie w&#228;hrend dieser Behandlung bei vollem Bewu&#223;tsein war und das allm&#228;hliche Nachlassen ihrer K&#246;rperfunktionen miterlebte und zudem trotz medikament&#246;ser Behandlung an erheblichen Schmerzen litt, ein Schmerzensgeld von insgesamt 15.000,- DM als angemessen erachtet. Das Landgericht Kiel hat in seinem Urteil vom 28.11.1979 (VersR 1980, 1081) der Rechtsnachfolgerin eines Gesch&#228;digten, der 14 Tage nach dem Unfall an dessen Folgen verstorben war und in dieser Zeit derartig unter medikament&#246;sem Einflu&#223; gestanden hatte, da&#223; er f&#252;hlbare Schmerzen nicht empfinden konnte, ein Schmerzensgeld von 3.000,- DM zuerkannt. Das Landgericht K&#246;ln hat in seinem Urteil vom 26.02.1982 (VersR 1983, 1066) den Eltern und Erben ihrer minderj&#228;hrigen Tochter, die 5 Tage nach einem Verkehrsunfall an dessen Folgen verstorben war, ohne das Bewu&#223;tsein wiedererlangt zu haben, ein Schmerzensgeld von 5.000,- DM zugesprochen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht M&#252;nchen II hat schlie&#223;lich mit seinem Urteil vom 28.05.1980 (VersR 1981, 69) in einem Fall, in dem eine 29j&#228;hrige Ehefrau und Mutter von 2 Kindern zwei Wochen nach einem Unfall an dessen Folgen verstorben war, ohne das Bewu&#223;tsein wiedererlangt zu haben, ein Schmerzensgeld von 10.000,- DM f&#252;r angemessen erachtet. Nach alledem erscheint die vom Landgericht im Streitfall vorgenommene Bemessung des Schmerzensgeldes gut vertretbar.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der - erstmals im Berufungsrechtszug - geltend gemachte Zinsanspruch rechtfertigt sich aus &#167;&#167; 288, 291 BGB. Wenn auch im konkreten Fall der Schmerzensgeldanspruch des Kl&#228;gers aus abgetretenem Recht insgesamt, also einschlie&#223;lich der zwischenzeitlich aufgelaufenen Zinsen, mit dem ihm zugesprochenen, dem oberen Bereich des Ermessenspielraums zuzuordnenden Kapitalbetrag als abgegolten angesehen werden k&#246;nnte, hat der Senat dem Kl&#228;ger dennoch die begehrte Verzinsung zuerkannt, da er davon ausgeht, da&#223; der Zinsanspruch, wenn er schon in erster Instanz geltend gemacht worden w&#228;re, Erfolg gehabt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1 ZPO; diejenige &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Ziffer 10 und 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Urteil beschwert den Kl&#228;ger in H&#246;he von 5.000,- DM.</p>
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ag-viersen-1988-04-15-20-f-4188
{ "id": 738, "name": "Amtsgericht Viersen", "slug": "ag-viersen", "city": 498, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
20 F 41/88
1988-04-15T00:00:00
2019-03-13T14:54:11
2019-03-27T09:43:16
Urteil
ECLI:DE:AGVIE:1988:0415.20F41.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Zwangsvollstreckung der Beklagten aus dem Beschlu&#223; des Amtsgerichts Viersen vom 16.03.1981, 13 F 292/80, - in Verbindung mit dem Urteil des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 05.10.1983 5 UF 76/83 - / 13 F 306/81 - AG Viersen - bez&#252;glich des Unterhalts f&#252;r die Tochter A. in H&#246;he von mtl. 570,-- DM f&#252;r die Zeit ab 01.06.1987 wird f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt die Feststellung der Unzul&#228;ssigkeit von Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind geschiedene Eheleute. Im Verlauf des durch rechtskr&#228;ftiges Urteil des Amtsgerichts Viersen vom 17.11.1981 abgeschlossenen Scheidungsverfahrens hat die Beklagte im einstweiligen Anordnungsverfahren - 13 F 292/80 EA - einen Beschlu&#223; vom 16.03.1981 erwirkt, durch welchen dem Kl&#228;ger unter anderem aufgegeben worden ist &#8218; ab 01 .03.1981 an die Beklagte f&#252;r die gemeinsame Tochter A., geb. am 1966, einen mtl. Unterhalt von 585 &#8218;-- DM zu zahlen</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aufgrund einer Feststellungsklage des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der Beklagten wurde durch Urteil des OLG D&#252;sseldorf vom 07.09.1983 - 5 UF<b> </b>76/83 OLG D&#8216;dorf/ 13 F 306/81 AG Viersen - unter anderem erkannt, da&#223; der Kl&#228;ger ab 01.01.1983 f&#252;r die Tochter A. keinen h&#246;heren Unterhalt als mtl. 570,-- DM zu zahlen hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In einem weiteren Verfahren zwischen der vollj&#228;hrigen Tochter A. und dem Kl&#228;ger vor dem Familiengericht Aachen ist durch Urteil vom 09 .03.1988 &#8212; 23 F 219/87 &#8212; unter anderem festgestellt worden, da&#223; der Kl&#228;ger der Tochter ab 11.12.1987 keinen h&#246;heren Unterhalt als mtl. 495,20 DM zu zahlen verpflichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte betreibt aus dem einstweiligen Anordnungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts Viersen vom 16.03.1981 in Verb. mit dem Urteil des OLG D&#252;sseldorf vom 05.10.1983 wegen eines mtl. Kindesunterhaltsanspruchs von 570,-- DM f&#252;r die Zeit ab Juni 1987 die Zwangsvollstreckung. Sie hat deshalb bei dem Amtsgericht Aachen einen entsprechenden Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; vom 29 .09.1987 erwirkt - 8 M 1194/87. Die dagegen erhobene Erinnerung des Kl&#228;gers ist im Beschwerdeverfahren durch Beschlu&#223; des Landgerichts Aachen vom 02.03.1988 verworfen worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht &#8218; die Beklagte sei nicht berechtigt &#8218; im einstweiligen Anordnungsbeschlu&#223; die titulierten Kindesunterhaltsanspr&#252;che zu vollstrecken &#8218; nachdem die Tochter A seit dem.1984 vollj&#228;hrig sei, seit. dem .1985 studiere und sich seitdem auch nicht mehr im Haushalt der Beklagten befinde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt wie erkannt zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie macht geltend, da&#223; sie zur Vollstreckung aus dem EA-Beschlu&#223;, soweit dieser nicht durch das Urteil des OLG D&#252;sseldorf vom 05.10.1983 au&#223;er Kraft gesetzt sei, mithin in H&#246;he eines mtl. Betrages von 570,-- DM, den sie an die vollj&#228;hrige Tochter weiterleite, berechtigt sei. Der einstweilige Anordnungsbeschlu&#223; regele die Unterhaltspflicht des Vaters gegen&#252;ber dem Kind im Verh&#228;ltnis untereinander im Verh&#228;ltnis zwischen dem Kind und dem Vater. Vollstrecken k&#246;nne aus diesem Beschlu&#223; allein sie, die Beklagte, aber nicht die Tochter. Demgem&#228;&#223; seien, da der Kl&#228;ger nicht freiwillig an sie, die Beklagte, oder die Tochter gezahlt habe, Vollstreckungsma&#223;nahmen legitim.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;re die Klage, sofern sie, die Beklagte, zur Zwangsvollstreckung nicht mehr legitimiert sei, unbegr&#252;ndet &#8218; weil dann n&#228;mlich f&#252;r die Vollstreckungsgegenklage nicht sie, die Beklagte, sondern vielmehr die Tochter der Parteien passiv legitimiert w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Vollstreckungsgegenklage des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig. Denn bei einer Vollstreckung des Titelgl&#228;ubigers, der einen Titel in gesetzlicher Proze&#223;standschaft nach &#167; 1629 Abs. 3 BGB erstritten hat, kann der Schuldner die zwischenzeitlich eingetretene Beendigung der Proze&#223;standschaft nicht mit der Klauselerinnerung (&#167; 732 ZPO) oder der Vollstreckungserinnerung (~ 766 ZPO) sondern nur mit der Vollstreckungsgegenklage geltend machen (vgl. OLG K&#246;ln, FamRZ 1985, 626). Diese Grunds&#228;tze geltend auch f&#252;r den Fall der gesetzlichen Proze&#223;standschaft gern. &#167; 620 Nr. 4<b> </b>ZPO alter Fassung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch im vollen Umfang begr&#252;ndet. Die Beklagte ist zur Vollstreckung aus demgem&#228;&#223; seinerzeitig geltendem Recht (&#167; 620 Nr. 14 a.F. ZPO) erlassenen einstweiligen Anordnungsbeschlu&#223; vom 16.03.1981, soweit dieser nicht durch Feststellungsurteil des OLG D&#252;sseldorf vom 05.10.1983 bereits auf eine mtl. Unterhaltsverpflichtung des Kl&#228;gers von 570,-- DM reduziert worden ist, nicht mehr, n&#228;mlich seit Vollj&#228;hrigkeit der Tochter nicht mehr berechtigt</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten ist zwar insoweit beizupflichten &#8218; da&#223; durch einen im Wege der gesetzlichen Proze&#223;standschaft erwirkten einstweilige Anordnungsbeschlu&#223; auf Zahlung von Kindesunterhalt gern. &#167; 620 Nr. 4 ZPO a.F. diese Unterhaltsverpflichtung nur im Verh&#228;ltnis der getrenntlebenden Ehegatten zueinander geregelt wird (anders als nach nunmehr geltendem Recht) mit der Folge, da&#223; die Zwangsvollstreckung aus der einstweiligen Anordnung nur derjenige Elternteil betreiben kann &#8218; zu dessen Gunsten sie ergangen ist nicht aber das Kind selbst (vgl. BGH FamRZ 1983, 892; Bremen FamRZ 1984 &#8218; 70) . Das Kind ist vielmehr, wenn es selbst Vollstreckungsgl&#228;ubiger werden will, gehalten, den Unterhaltsanspruch durch Erstklage (und nicht Ab&#228;nderungsklage) f&#252;r sich selbst titulieren zu hassen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Gericht stimmt mit der obergerichtlichen Rechtsprechung (vgl. OLG Hamburg, FamRZ 1984, 927; Hamm, FamRZ 1981, 589; Kammergericht FamRZ 19814 &#8218; 505) und der Beklagten auch dahingehend &#252;berein &#8218; da&#223; der Titelgl&#228;ubiger aus einem in Proze&#223;standschaft erwirkten Titel auch nach Beendigung der Proze&#223;standschaft in eigenem Namen vollstrecken kann &#8218; auch wenn die unterhaltsberechtigten Kinder nach herrschender Meinung nach Abschlu&#223; des Scheidungsverfahrens die Zwangsvollstreckungsklausel ebenfalls beantragen k&#246;nnen</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Jedoch hat dieses eine zeitliche Schranke. Die obigen Grunds&#228;tze und die obige Rechtsprechung geltend nur - und zwar auch bei einstweiligen Anordnungen gern. &#167; 620 Nr. 4 ZPO a.F. - im Verh&#228;ltnis der Eltern minderj&#228;hriger Kinder zueinander:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Denn mit der Vollj&#228;hrigkeit des Kindes endet zwar nicht dessen Barunterhaltsanspruch; ein solcher ist infolge Beendigung des Versorgungs- und Betreuungsunterhalts durch den bislang Sorgeberechtigten aber nunmehr gegen beide Eltern dem Grunde nach gerichtet. Ein Bed&#252;rfnis des bisherigen Sorgerechtsinhabers, im eigenen Namen den Barunterhalt f&#252;r das Kind realisieren zu k&#246;nnen &#8218; ist dann nicht mehr gegeben. Dieses Bed&#252;rfnis ist vielmehr </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">auf das voll eigenst&#228;ndige Kind &#252;bergangen. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber in &#167; 620 Nr. 4 ZPO neuer Fassung auch nunmehr (durch die &#196;nderung vom 20.02.1986) klargestellt, da&#223; im Wege der einstweiligen Anordnung nur die Unterhaltspflicht gegen&#252;ber einem minderj&#228;hrigen Kind geregelt werden kann. Zwar datiert die hier ma&#223;gebliche einstweilige Anordnung aus einer Zeit &#8218; in der der Gesetzgeber expressis verbis die Zul&#228;ssigkeit dieser Anordnung nicht allein f&#252;r minderj&#228;hrige Kinder normiert hatte. Doch handelte es sich bei dieser Gesetzes&#228;nderung insoweit um eine Klarstellung. Auch nach altem Recht war die Geltendmachung eine einstweilige Anordnung auf Kindesunterhalt im Wege der Proze&#223;standschaft nur f&#252;r minderj&#228;hrige Kinder zul&#228;ssig und m&#246;glich. Dieses folgt aus der Vorschrift des &#167; 1629 BGB (a.F.). Danach konnte, "wenn eine Regelug der Sorge f&#252;r die Person des Kindes noch nicht getroffen ist &#8218; bei beantragter Scheidung der Ehe der Elternteil, in dessen Obhut sich das Kind befindet, Unterhaltsanspr&#252;che des Kindes gegen den anderen Elternteil geltend machen". Voraussetzung war nach dieser Vorschrift &#8218; da&#223; eine Sorgerechtsregelung noch nicht getroffen worden ist. Dieses aber wiederum setzt voraus, da&#223; eine solche &#252;berhaupt noch getroffen werden konnte, was bei einem vollj&#228;hrigen Kind nicht m&#246;glich ist (allenfalls eine Vormundschaftsregelung).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der teilweise dagegen erhobenen Literaturmeinung, &#167; 1629 BGB a.F. sei im Zusammenhang mit &#167; 620 Nr. 4 ZPO nicht einschl&#228;gig, weil der Gesetzgeber - wie bereits in der Vorschrift des &#167; 627 ZPO vor der ersten Eherechtsreform - in dieser Vorschrift eine besondere gesetzliche Proze&#223;standschaft normiert habe und daher durch die einstweilige Anordnung auch eine Unterhaltspflicht gegen&#252;ber einem vollj&#228;hrigen Kind im Verh&#228;ltnis der Ehegatten zueinander geregelt werden k&#246;nne, kann nicht zugestimmt werden. Die Proze&#223;standschaftsregelmg des &#167; 1629 BGB ist ausdr&#252;cklich nach der ersten Eherechtsreform eingef&#252;hrt worden &#8218; weil im fr&#252;heren Recht eine entsprechende Regelung, die nach der Praxis zwingend erforderlich war, gefehlt hat. Die Regelung des &#167; 1629 BGB sollte auch nicht nur Geltung f&#252;r reine Kindesunterhaltsklagen des getrennt lebenden Elternteils haben &#8218; sondern vielmehr auch f&#252;r alle Verfahren betreffend den Kindesunterhalt &#8218; somit auch f&#252;r das einstweilige Anordnungsverfahren gelten. Der Gesetzgeber wollte damit Schwierigkeiten &#8218; die aus dem Mangel einer solchen Proze&#223;standsregelung - auch bei einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren, die bei Einleitung der Scheidung in einstweilige Anordnungsverfahren &#252;bergehen - entstanden sind, beseitigen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Wirkung einer einstweiligen Anordnung betreffend Kindesunterhalt nur den Minderj&#228;hrigenunterhalt betreffen kann &#8218; folgt zudem auch aus der &#220;berlegung, da&#223; im anderen Falle, d.h. nach altem Recht &#8218; das vollj&#228;hrige Kind &#8218; das f&#252;r seinen Unterhalt selbst Sorge zu tragen hat, bei Bed&#252;rftigkeit leer ausgehen k&#246;nnte, wenn n&#228;mlich der bislang Sorgeberechtigte weiter den Barunterhalt einzieht und nicht an das Kind weiterleitet. Zumindest bis zur Erwirkung eines eigenen Titels, durch den gern. &#167; 620 f ZPO die einstweilige Anordnung dann au&#223;er Kraft gesetzt w&#252;rde, w&#252;rde dieses vollj&#228;hrige Kind nach altem Recht auch bei rechtzeitiger Mahnung des Barunterhaltspflichtigen unterhaltsm&#228;&#223;ig leer ausgehen, weil der barunterhaltspflichtige Elternteil seiner titulierten Pflicht nachgekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#252;rde dies ( vgl. AG Altena/Westfalen, FamRZ 1978, 56) auch einen unzul&#228;ssigen Eingriff in das Pers&#246;nlichkeitsrecht eines Vollj&#228;hrigen bedeuten &#8218; wenn er im Falle der Scheidung seiner Eltern nicht selbst bestimmen k&#246;nnte, ob und ggfls. in welcher H&#246;he er von einem der Elternteile Barunterhalt beanspruchen wolle. F&#252;r den Vollj&#228;hrigen bzw. vollj&#228;hrig gewordenen besteht nur die M&#246;glichkeit &#8218; den den einen Elternteil berechtigenden einstweiligen Anordnungstitel durch eine erneute Erstklage gegen den anderen Elternteil aus der Welt zu schaffen. Wenn er aber ganz oder teilweise auf Barunterhalt verzichten will und den bislang Barunterhaltspflichtigen entlasten will, ist ihm das kaum m&#246;glich (es sei denn durch einen entsprechenden Vergleichstitel)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach alldem endete, da die einstweilige Anordnung vom 16.03.1981 nur die Unterhaltspflicht des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der minderj&#228;hrigen Tochter betreffen konnte, diese allein der Beklagten zustehende Vollstreckungsbefugnis aus diesem Beschlu&#223; mit Eintritt der Vollj&#228;hrigkeit der Tochter. Sp&#228;testens von diesem Zeitpunkt an bedurfte es der Festsetzung der Unterhaltsverpflichtung des Beklagten gegen&#252;ber der vollj&#228;hrigen Tochter. Da die Beklagte somit unberechtigterweise vollstreckt &#8218; war dem Antrag des Kl&#228;gers voll zu entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Denn verfehlt ist letztlich auch der Einwand der Beklagten &#8218; sie sei f&#252;r die Abwehrklage nicht passiv legitimiert. Wer die .Zwangsvollstreckung im eigenen Namen betreibt &#8218; wie hier die Beklagte, ist f&#252;r die Vollstreckungsabwehrklage auch der richtige Beklagte (vgl. Z&#246;ller, Rdnnr. 11 zu &#167; 767 ZPO; Baumbach &#167; 767 Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 709, 110 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat unter Hinweis auf die von der Beklagten unzul&#228;ssig eingeleiteten Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen geltend gemacht, da&#223; es ihm nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten m&#246;glich sei &#8218; Sicherheit zu leisten &#8218; nachdem aufgrund des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses entsprechenden Betr&#228;ge ihm nicht mehr von seinem Dienstherrn Soldungsentgelt ausbezahlt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:90px">Streitwert: 6.840,-- DM.</p>
315,380
ag-essen-borbeck-1988-04-15-6-c-94687
{ "id": 658, "name": "Amtsgericht Essen-Borbeck", "slug": "ag-essen-borbeck", "city": 418, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 C 946/87
1988-04-15T00:00:00
2019-03-13T14:54:12
2019-03-27T09:43:16
Urteil
ECLI:DE:AGE2:1988:0415.6C946.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht Essen-Borbeck </p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 25.03.1988 durch die Richterin am Amtsgericht T. f&#252;r Recht erkannt: . </p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p>Auf die Widerklage hin wird die Kl&#228;gerin verurteilt, an die Beklagten als Gesamtberechtigte 490,-- DM nebst 7 S Zinsen seit dem 01.12.1987 zu zahlen. Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in </p> <p>H&#246;he von 700,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagten zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Unter dem 10. Juli 1987 mietete die Kl&#228;gerin von den Beklagten eine Wohnung im Hause Essen-Borbeck zum 15. September 1987 an. Daf&#252;r sollte monatlich ein Mietzins in H&#246;he von 595,-- DM gezahlt werden. Die Vormieterin der Kl&#228;gerin - die Streitverk&#252;ndete hatte das Mietverh&#228;ltnis &#252;ber diese Wohnung zum 15.09.1987 gek&#252;ndigt.. Sie wollte zu diesem Zeitpunkt eine Neubauwohnung beziehen. Die Kl&#228;gerin k&#252;ndigte das Mietverh&#228;ltnis &#252;ber ihre bisherige Wohnung zum 30.09.1987. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten wiesen mehrfach darauf hin. da&#223; die Wohnung zum 15.09.1987 ger&#228;umt werden m&#252;sse. weil sie anderweitig vermietet sei. war jedoch hierzu nicht in der Lage, weil die von ihr angemietete Wohnung noch nicht fertiggestellt war. teilte den Parteien mit. sie k&#246;nne die Wohnung m&#246;glicherweise erst zum 15. Oktober 1987 r&#228;umen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 15.09.1987 meldeten die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin Schadensersatzanspr&#252;che bei den Beklagten an. weil eine &#220;bergabe zuml 15.09.1987 nicht m&#246;glich sei. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18.09.1987 zeigten sich die Beklagten erstaunt &#252;ber die Schadensersatzforderung, weil die Kl&#228;gerin noch zuvor erkl&#228;rt habe, sie habe die M&#246;glichkeit bei einem Bekannten zu wohnen, wodurch sich die Kosten f&#252;r den von der jetzigen Vermieterin zu vertretenden Verzug nicht sehr hoch darstellen w&#252;rden. Sie baten um Mitteilung. ob die Kl&#228;gerin tats&#228;chlich die Wohnung nicht beziehen wolle. Unter dem 22.09.1987 teilten die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin sodann mit, da&#223; die Kl&#228;gerin die Wohnung nicht beziehen werde. Seit Mitte September 1987 bem&#252;hte sich die Kl&#228;gerin bei der Stadt Essen darum. eine Sozialwohnung zu bekommen. Sie veranla&#223;te auch den Transport und die Einlagerung ihrer M&#246;bel. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 1. Oktober 1987. welches den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin am selben Tage zuging. teilten die Beklagten mit, da&#223; die Wohnung im<u> </u>Hause nunmehr ger&#228;umt habe. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im November 1987 mietete die Kl&#228;gerin eine andere Wohnung zum 1. Dezember 1987 an. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Beklagten zu verurteilen. als Gesamtschuldner an sie 3.316,95 DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung des Schriftsatzes vom 07.01.1988 (14.01.1988) zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragent </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Klage abzuweisen </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie haben Widerklage erhoben mit dem Antrag, </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Kl&#228;gerin zu verurteilen, an sie 490,00 DM nebst 7 % Zinsen seit dem 01.12.1987 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Widerklage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten vertreten die Auffassung, durch das Schreiben der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin vom 22.09.1987 sei das Mietverh&#228;ltnis nicht beendet worden. Da die Wohnung erst ab 01.12.1987 weitervermietet worden sei, m&#252;sse die Kl&#228;gerin daher noch den Mietzins f&#252;r die Monate Oktober und November 1987 in H&#246;he von insgesamt 1.190.00 DM zahlen. Mit diesem Anspruch rechnen sie gegen den Kautionsr&#252;ckzahlunganspruch der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 700,00 DM auf und verlangen den Differenzbetrag mit ihrer Widerklage. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ein R&#252;cktrittsrecht nach &#167; 326 BGB oder ein K&#252;ndigungsrecht nach &#167; 542 BGB habe der Kl&#228;gerin nicht zugestanden. weil sie weder die erforderlichen Fristsetzungen vorgenonmen noch einen Interessewegfall schl&#252;ssig dargelegt habe. Insbesondere im Hinblick auf die - unbestritten - von der Kl&#228;gerin abgegebene Erkl&#228;rung, sie k&#246;nne zun&#228;chst bei einem Bekannten wohnen, k&#246;nne nicht angenommen werden, da&#223; infolge der verz&#246;gerten Wohnungs&#252;bergabe das Interesse der Klagerin an einer Durchf&#252;hrung des Vertrages entfallen sei. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ein Schadensersatzanspruch scheitere auch daran, da&#223; den Beklagten ein schuld- haftes Verhalten nicht vorgeworfen werden k&#246;nne. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet, die Widerklage ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der am 10.07.1987 zwischen den Parteien geschlossene Mietvertrag ist durch das Schreiben der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin vom 22.09.1987 - welches als K&#252;ndigungserkl&#228;rung gewertet werden kann - nicht beendet worden Es liegt k:ejn Fall der Unm&#246;glichkeit vor. so da&#223; die Vorschriften &#252;ber den Schuldnerverzug anzuwenden sind. Die Voraussetzungen des &#167; 542 BGB oder des &#167; 326 BGB lassen sich dem Kl&#228;gervortrag jedoch nicht entnehmen. Eine Nachfrist hat die Kl&#228;gerin unstreitig nicht gesetzt. Es l&#228;&#223;t sich auch nicht feststellen. da&#223; gerade infolge des verz&#246;gerten &#220;bergabetermins ihr Interesse an einer Durchf&#252;hrung des Mietvertrages weggefallen ist. Selbstverst&#228;ndlich hatte die Kl&#228;gerin ein Interesse daran, die von den Beklagten gemietete Wohnung zu dem vereinbarten Termin (15.09.1987) auch beziehen zu k&#246;nnen. Diese Verpflichtung konnten die Beklagten unstreitig nicht erf&#252;llen. Davon zu trennen ist aber die Frage, ob gerade infolge dieser Leistungsst&#246;rung auch die weitere Durchf&#252;hrung des Mietvertrages ab einem sp&#228;teren Zeitpunkt f&#252;r die Kl&#228;gerin uninteressant war. Hiergegen spricht <u>die unstreitige &#196;u&#223;erung </u>der Kl&#228;gerin, sie k&#246;nne zun&#228;chst bei einem Bekannten wohnen, wodurch sich die Verzugskosten zu Lasten der Vormieterin gering halten w&#252;rden. Dagegen spricht weiter. da&#223; die Kl&#228;gerin erst Mitte September begann, sich um eine neue Wohnung zu bem&#252;hen und den entsprechenden Mietvertrag auch erst im November 1987 unterschrieben hat. Zum Zeitpunkt der "K&#252;ndigung" stand ihr daher noch gar kein Ersatzwohnraum zur Verf&#252;gung, den sie fr&#252;her h&#228;tte beziehen k&#246;nnen. Es gibt auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Kl&#228;gerin davon ausgehen konnte, eine neue Wohnung vor dem Zeitpunkt zu finden, an dem die von ihr gemietete Wohnung in der r&#228;umen w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Entbehrlichkeit einer Fristsetzung nach &#167; 542 oder 326 BGB folgt auch nicht daraus, da&#223; den Beklagten Abhilfe innerhalb einer angemessenen Frist nicht m&#246;glich gewesen w&#228;re. Denn tats&#228;chlich war die Wohnung am 1. Oktober 1987 ger&#228;umt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zu Recht vertreten die Beklagten die Auffassung, da&#223; Schadensersatzanspr&#252;che der Kl&#228;gerin nicht bestehen, weil sie die Leistungsverz&#246;gerung nicht zu vertreten haben. Ein Verzugsschadensersatzanspruch setzt grunds&#228;tzlich Verschulden voraus. Nach dem unstreitigen Sachverhalt ist den Beklagten jedoch kein schuldhaftes Verhalten anzulasten. Sie hatten zur p&#252;nktlichen R&#228;umung der Wohnung aufgefordert und auch keine M&#246;glichkeit, die Erf&#252;llung dieser Verpflichtung zum damaligen Zeitpunkt zu erzwingen. Selbst wenn man als Erf&#252;llungsgehilfin der Beklagten im Sinne des &#167; 278 BGB ansehen w&#252;rde - was zweifelhaft ist - ergebe sich daraus keine Haftung der Beklagten, weil auch unverschuldet nicht in der Lage war, ihre Wohnung rechtzeitig zu r&#228;umen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Eine Schadensersatzpflicht des Vermieters wegen einer unverschuldeten Leistungs- st&#246;rung ist lediglich in &#167; 538 BGB f&#252;r den Fall vorgesehen, da&#223; ein Sachmangel der Mietsache bereits bei Abschlu&#223; des Mietvertrages vorhanden ist. Dies war vorliegend nicht der Fall. Weder handelt es sich um einen Sachmangel noch stand bei Vertragsschlu&#223; am 10. Juli 1987 fest, da&#223; die Beklagten nicht in der Lage sein w&#252;rden, die Wohnung zum 15.09.1987 zu &#252;bergeben. Die Leistungsst&#246;rung war auch nicht bereits - wie die Kl&#228;gerin offenbar meint - "latent vorhanden". Denn am </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">10. Juli 1987 gingen alle Beteiligten noch davon aus, da&#223; das Mietobjekt p&#252;nktlich &#252;bergeben werden k&#246;nnte. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch der Kl&#228;gerin ist durch die von den Beklagten erkl&#228;rte Aufrechnung mit einem Mietzinsanspruch f&#252;r die Monate Oktober und November 1987 erloschen. Den mit der Widerklage verlangten Differenzbetrag schuldet die Kl&#228;gerin nach &#167; 535 BGB. Dieser Anspruch ist nach &#167;&#167; 284, 286 BGB zu verzinsen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO. </p>
315,381
olgham-1988-04-15-20-o-25287
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 O 252/87
1988-04-15T00:00:00
2019-03-13T14:54:14
2019-03-27T09:43:16
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0415.20O252.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 10. Juni 1987 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Bochum wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 15.500,- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Beklagte kann die Sicherheit durch unbefristete, selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der Vereins- und Westbank Hamburg erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am ... beantragte ein ..., geboren am ..., durch Vermittlung eines Agenten der Beklagten, des Zeugen ... den Abschlu&#223; einer Lebensversicherung &#252;ber 150.000,- DM/75.000,- DM Todes-/Erlebensfallsumme. Der Abschlu&#223; erfolgte auf Veranlassung und im Beisein des Kl&#228;gers, der f&#252;r beide F&#228;lle als Beg&#252;nstigter benannt worden war. ... war einkommens- und verm&#246;genslos. Er sollte die monatlichen Raten von 415,50 DM auch gar nicht zahlen, sondern im Ergebnis der Kl&#228;ger und zun&#228;chst und f&#252;r eine Zeitlang der Zeuge ... zur Abtragung dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber bestehender Schulden. Das Geld sollte von einem Konto des Zeugen, der als einziger Beteiligter &#252;berhaupt ein Konto besa&#223;, abgebucht werden. Den ... sp&#228;ter &#252;bersandten Versicherungsschein hat dieser an den Kl&#228;ger weitergegeben. In dem Antragsformular, das von dem Zeugen ... nach den Angaben des ... ausgef&#252;llt worden ist, ist die Frage nach fr&#252;heren oder gegenw&#228;rtigen Krankheiten verneint worden. Tats&#228;chlich war ... im Jahre ... von ... bis ... station&#228;r wegen offener Lungentuberkulose behandelt worden. Nach Darstellung der Beklagten war er au&#223;erdem seit vielen Jahren alkoholkrank.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am ... wurde ... wegen bilateraler Pneumonie im Entzugsdelir ins Krankenaus ... in ... aufgenommen, wo er am ... verstarb. Am ... zahlte der Kl&#228;ger bzw. der Zeuge ..., nachdem die Beklagte das Mahnverfahren eingeleitet hatte, alle r&#252;ckst&#228;ndigen Beitr&#228;ge. Daraufhin verlangte der Kl&#228;ger von der Beklagten die der H&#246;he nach unstreitige Versicherungssumme.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, zur Zahlung nicht verpflichtet zu sein. Mit Schreiben vom 14.03.1986 erkl&#228;rte sie gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger den R&#252;cktritt, weil nach dem vorliegenden, Bericht des Krankenhauses ... Herr ... seit mehr als 10 Jahren alkoholkrank gewesen und ... wegen offener Lungentuberkolose ... Monate station&#228;r behandelt worden sei, was dieser im Antragsformular verschwiegen habe. In dem Schreiben hei&#223;t es weiter, die Ermittlungen seien noch nicht beendet, weil noch Hausarzt und Krankenversicherung gefragt werden sollten. Sobald die Recherchen beendet seien, erhalte der Kl&#228;ger einen endg&#252;ltigen Bescheid (Bl. 4 ff GA). Unter dem 23.09.1986 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger dann formularm&#228;&#223;ig mit, da&#223; die Recherchen abgeschlossen seien und die Auszahlung der Versicherungsleistung umgehend erfolge. Voraussetzung sei noch die &#220;bersendung des Originalversicherungsscheins (Bl. 7 f GA). Obwohl der Kl&#228;ger den Versicherungsschein daraufhin der Beklagten &#252;bermittelte, zahlte sie dann doch nicht, nachdem ihr am ... anonym zugetragen worden war, der Kl&#228;ger habe einen "halbtoten Mann" versichert. Mit Schreiben vom ... (Bl. 93 f GA) hat sie ferner die Anfechtung des Vertrages wegen arglistiger T&#228;uschung erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint, R&#252;cktritt und Anfechtung seien unwirksam. ... sei nicht alkoholkrank gewesen; er habe allenfalls dann und wann ein Bier getrunken. Jedenfalls habe er, der Kl&#228;ger, weder von einer Alkoholkrankheit noch von der durchgemachten Lungentuberkolose gewu&#223;t. Auch ... habe eine etwaige Alkoholkrankheit nicht als solche erkannt. Im &#252;brigen habe der Zeuge ... bei der Antragsaufnahme erkl&#228;rt, alte Erkrankungen auch schwerwiegender Art brauchten nicht angegeben zu werden. Unabh&#228;ngig davon, so meint der Kl&#228;ger, m&#252;sse die Beklagte schon deshalb zahlen, weil in dem Schreiben vom ... ein Schuldanerkenntnis zu sehen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen, weil der Kl&#228;ger durch Veranlassung des Vertragsschlusses die Beklagte sittenwidrig gesch&#228;digt habe. Derartiges habe die Beklagte mit der Klageerwiderung behauptet und der Kl&#228;ger sei dem, obwohl gen&#252;gend Zeit gewesen sei, nicht mit einem weiteren Schriftsatz entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung beantragt der Kl&#228;ger,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn 171.253,50 DM nebst 4 % Zinsen seit dem ... zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er meint, von einer sittenwidrigen Sch&#228;digung k&#246;nne keine Rede sein. Da&#223; ... Versicherungsnehmer und Versicherter geworden sei, sei rein zuf&#228;llig. Er, der Kl&#228;ger, habe nur die von dem Zeugen ... angepriesenen Vorteile einer Lebensversicherung einer Beleihbarkeit f&#252;r den Fall des Falles wahrnehmen wollen. ... sei auch v&#246;llig gesund gewesen, wie sich schon daraus ergebe, da&#223; er ... in der ... in der K&#252;che gearbeitet habe. Der erkl&#228;rte R&#252;cktritt scheitere ferner daran, da&#223; die Lungen-TB nicht urs&#228;chlich f&#252;r den Tod geworden sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und ... und durch Einholung eines m&#252;ndlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen ....</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><u>Der Zeuge ... hat ausgesagt:</u></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Gesch&#228;ft sei im Caf&#233; ... angebahnt worden. Dort habe er einige Zeit zuvor den Kl&#228;ger auch kennengelernt, wo dieser sich wohl h&#228;ufiger aufgehalten habe. Auch er sei gelegentlich da gewesen. Das B&#252;ro liege 3 H&#228;user nebenan. Der Abschlu&#223; der Lebensversicherung sei nicht sein erstes Gesch&#228;ft mit dem Kl&#228;ger. Dieser habe vielmehr auch andere Versicherungen, n&#228;mlich Unfall- und Hausratversicherungen, bei ihm abgeschlossen. Gleichwohl k&#246;nne man nicht sagen, da&#223; es sich um eine enge Kundenverbindung handele. Er habe den Kl&#228;ger vielmehr nur in unregelm&#228;&#223;igen Abst&#228;nden gesehen. Herrn ... habe er &#252;berhaupt nicht gekannt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bei dem eingangs erw&#228;hnten Gespr&#228;ch im Caf&#233; ... sei es zun&#228;chst ganz allgemein um Fragen der Lebensversicherung gegangen. Der Kl&#228;ger habe dabei Interesse gezeigt. Er habe daraufhin die Vorteile einer Lebensversicherung aufgezeigt und dabei insbesondere die Kreditierungsm&#246;glichkeiten erw&#228;hnt. Sp&#228;ter habe man sich dann in der Wohnung des Kl&#228;gers erneut getroffen. Da seien neben dem Kl&#228;ger und Herrn ... auch die Zeugen ... und ... anwesend gewesen. Es sei aber nicht so gewesen, da&#223; etwa alle nebeneinander gesessen h&#228;tten. Es sei vielmehr gegrillt worden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Seine, des Zeugen, Kontaktperson sei ausschlie&#223;lich der Kl&#228;ger gewesen. Ihm sei es nicht eigenartig vorgekommen, da&#223; nicht der Kl&#228;ger, sondern Herr ... versichert worden sei. Er habe geglaubt, da&#223; der Kl&#228;ger an Herrn ... etwas gut zu machen habe und da&#223; man z.B. sp&#228;ter das Geld gemeinsam verbrauchen wolle. Bedenken habe er jedenfalls keine gehabt. Es habe sich vielmehr f&#252;r ihn um eine ganz normale Standardversicherung gehandelt. Ob die Pr&#228;mie bezahlbar gewesen sei, dar&#252;ber habe er sich keine gro&#223;en Gedanken gemacht. Bedenken habe es jedenfalls keine gegeben. Die Wohnung habe gut m&#246;bliert ausgesehen. F&#252;r eine Kontoverbindung, von der die Pr&#228;mie habe abgebucht werden sollen, habe er ausdr&#252;cklich gesorgt. Die Zahlungen bez&#252;glich der anderen Versicherungen seien auch, immer erfolgt. Wenn die Betr&#228;ge vielleicht auch nicht immer ganz p&#252;nktlich gezahlt worden seien, so doch jedenfalls so rechtzeitig, da&#223; Konsequenzen f&#252;r die Vertr&#228;ge nicht h&#228;tten gezogen werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er, der Zeuge, habe den Vertrag aufgenommen und dabei den Fragenkatalog des Antrages vorgelesen. Er habe gefragt, ob schwerwiegende Erkrankungen in den letzten Jahren gewesen seien. Er habe das auf die letzten 10 Jahre eingegrenzt. Herr ... habe ihm erz&#228;hlt, da&#223; er einmal an einer Lungenentz&#252;ndung gelitten habe; das sei aber schon sehr lange her und ausgeheilt und das ergebe sich daraus, da&#223; er in der K&#252;che einer &#246;ffentlichen Anstalt gearbeitet habe; Folgen seien nicht zur&#252;ckgeblieben. Von Lungentuberkulose wisse er - der Zeuge - nichts. Davon habe ... nichts gesagt. Anders als eine Lungenentz&#252;ndung halte er - der Zeuge - eine Lungentuberkulose n&#228;mlich f&#252;r eine schwerwiegende Erkrankung. Wenn ... die erw&#228;hnt h&#228;tte, h&#228;tte er mit Sicherheit nachgefragt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Auf Frage von Rechtsanwalt ..., ob ... nicht allgemeiner von einer Lungenerkrankung gesprochen haben k&#246;nne, hat der Zeuge geantwortet, er habe Lungenentz&#252;ndung in Erinnerung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><u>Der Kl&#228;ger hat eingeworfen:</u></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Von Lungenentz&#252;ndung wisse er nichts, daran k&#246;nne er sich nicht erinnern.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>Der Zeuge hat weiter ausgesagt:</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das k&#246;nne richtig sei, der Kl&#228;ger sei ja nicht immer anwesend gewesen, sondern sei auch auf der Terrasse herumgelaufen, wo gegrillt worden sei. Herr ... habe nicht angeben k&#246;nnen, wann die Lungenentz&#252;ndung gewesen sei. Auf Frage, ob er wirklich nach Erkrankungen in den letzten 10 Jahren gefragt habe, hat der Zeuge erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er k&#246;nne sich da nicht ganz sicher festlegen, ob er nicht auch nur nach Erkrankungen in den letzten Jahren gefragt habe. Er meine aber doch, da&#223; er den Zeitraum von 10 Jahren erw&#228;hnt habe, und zwar deshalb, weil in dem Formular der Signal-Versicherung, deren Angestellter er sei - mit der Beklagten habe er nur im Rahmen des Agenturvertrages zu tun - ausdr&#252;cklich nach Erkrankungen in den letzten 10 Jahren gefragt werde und er sich das deshalb so angew&#246;hnt habe.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Akten ... StA Hamburg und ... AG Bochum haben vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Partei Vorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. Wegen des weiteren Ergebnisses der Beweisaufnahme vor dem Senat wird auf das Sitzungsprotokoll vom 15.04.1988 (Bl. 209 ff GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Die Klage ist unbegr&#252;ndet, wie das Landgericht jedenfalls im Ergebnis zutreffend entschieden hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Beklagte nicht wegen der mit Schreiben vom ... gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger erkl&#228;rten Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung durch ihren Versicherungsnehmer <u>...</u> leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>a.</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zwar ist die Anfechtung fristgerecht, &#167;124 Abs. 2 BGB, erkl&#228;rt und an den richtigen Empf&#228;nger gerichtet worden, &#167;123 Abs. 2 Satz 2 BGB; &#167;11 AVB (hierzu BGH VersR 1982, 746 = NJW 2314).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>b.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Es steht auch fest, da&#223; ... die Frage nach fr&#252;heren und gegenw&#228;rtigen Krankheiten im Antragsformular in doppelter Hinsicht unrichtig beantwortet hat, n&#228;mlich (1) wegen seiner bestehenden Alkoholkrankheit und (2) wegen seines mehrmonatigen station&#228;ren Aufenthaltes im Jahre ... wegen offener Lungentuberkulose.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat stellt fest, da&#223; ... im Zeitpunkt der Antragstellung alkoholkrank war. Dies hat der Sachverst&#228;ndige ... &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt. Bei der Einlieferung von ... ins Krankenhaus ... nicht einmal 9 Monate nach Antragsaufnahme wurde bei dem Patienten eine bronchopleurale Fistel bei bilateraler Pneumonie, Zustand nach offener TB und Alkoholismus mit Entzugsdelir, cerebralem Krampfanfall und Hepatopathie diagnostiziert. ... war, wie der Sachverst&#228;ndige bei der Einlieferung ... bereits festgestellt hat, chronisch alkoholkrank. Er hatte eine Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium, die nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen mit Sicherheit schon im ... erheblichen Krankheitswert besa&#223;. Dem steht nicht entgegen, da&#223; der Kl&#228;ger behauptet hat, ... habe nur dann und wann ein Glas Bier getrunken.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dieser Sachvortrag ist unrichtig, wie nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen feststeht und wie auch schon aufgrund der Einlieferungsdiagnose der behandelnden &#196;rzte (Bl. 59 f GA) nicht zweifelhaft sein konnte.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">... hat ferner unrichtige Angaben bez&#252;glich der im Jahre ... behandelten offenen Lungentuberkulose gemacht. Der Senat stellt fest, da&#223; ... auf die Frage des Zeugen ... nach schwerwiegenden Vorkrankheiten in - jedenfalls objektiv verharmlosender Form - nur auf eine Lungenentz&#252;ndung hingewiesen und die Lungentuberkulose unerw&#228;hnt gelassen hat. Dies hat der Zeuge ... glaubhaft bekundet. Der Zeuge ... ist sich sicher gewesen, da&#223; jedenfalls in seiner Anwesenheit &#252;ber Lungentuberkulose nicht gesprochen worden ist. Auch er meint, da&#223; eine Lungenentz&#252;ndung erw&#228;hnt worden ist. Der Kl&#228;ger selbst und der Zeuge ... haben dazu keine Angaben machen k&#246;nnen. Die Aussage des Zeugen ... schlie&#223;t nicht etwa deshalb Feststellungen aus, weil er auf die Frage des Rechtsvertreters des Kl&#228;gers, ob ... nicht vielleicht Lungenerkrankung gesagt habe, zun&#228;chst eine gewisse Unsicherheit gezeigt hat. Dies ist verst&#228;ndlich in Anbetracht der Tatsache, da&#223; der Vorgang bereits drei Jahre lang zur&#252;ckliegt, rechtfertigt aber nicht die Annahme, da&#223; ... sich so unklar ausgedr&#252;ckt und der Zeuge ... es dann dabei belassen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Frage ist auch dann unrichtig beantwortet, wenn der Zeuge ... nach Erkrankungen in den letzten Jahren, nach der &#220;berzeugung des Zeugen in den letzten 10 Jahren, gefragt haben sollte. Zwar lag die Behandlung schon mehrere Jahre zur&#252;ck. Da&#223; ... sie selbst zu Recht f&#252;r mitteilungspflichtig hielt, ergibt sich aber schon daraus, da&#223; er sie selbst, wenn auch unter einer v&#246;llig verharmlosenden Bezeichnung, erw&#228;hnt hat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><b>c.</b></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann aber nicht feststellen, da&#223; ... mit zumindest bedingtem Vorsatz gehandelt hat, um den Versicherer zum Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages zu bewegen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht feststellbar, da&#223; ... um seine Alkoholkrankheit wu&#223;te. Denn es ist gerade typisch f&#252;r einen Alkoholiker, da&#223; er seinen Alkoholverbrauch als "normal" einstuft und deshalb nicht als Krankheit erkennt, wie der Sachverst&#228;ndige zutreffend im Termin ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann ferner nicht feststellen, da&#223; Marfels hinsichtlich der verschwiegenen Tuberkulose arglistig gehandelt hat. Es bleibt die M&#246;glichkeit, da&#223; ... trotz seiner verharmlosenden Erkl&#228;rungen gegen&#252;ber dem Zeugen ... davon ausgegangen ist, da&#223; es darauf f&#252;r den Versicherer nicht ankomme. Immerhin hat ... wenige Jahre vor Vertragsschlu&#223; in der K&#252;che der ... gearbeitet und er mag sich deshalb als ausgeheilt gef&#252;hlt und angenommen habe, die l&#228;ngst ausgeheilte Krankheit sei f&#252;r die Entscheidung &#252;ber den Antrag ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann ihre Leistung auch nicht im Hinblick auf den vom Landgericht f&#252;r durchgreifend erachteten Gesichtspunkt verweigern, da&#223; <u>der Kl&#228;ger</u> den Vertragsschlu&#223; durch Marfels in sittenwidriger Weise veranla&#223;t habe (&#167;826 BGB), was die Beklagte dem Klageanspruch unter dem Gesichtspunkt von Treu und Glauben entgegenhalten k&#246;nne (&#167;242 BGB).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob der Arglisteinwand durchgreifen k&#246;nnte, wenn der Kl&#228;ger, wie der Beklagten anonym zugetragen worden war, bewu&#223;t einen halbtoten Mann versichert h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann schon nicht feststellen, da&#223; Marfels an den bei Vertragsschlu&#223; bestehenden Erkrankungen gestorben ist. ... ist nicht obduziert worden. Es ist zwar, wie der Sachverst&#228;ndige im Termin ausgef&#252;hrt hat, nicht nur nicht auszuschlie&#223;en, sondern sogar h&#228;ufiger zu beobachten, da&#223; eine fr&#252;her durchgemachte, eingegrenzte TB beim Vorliegen einer weiteren Sch&#228;digung, hier durch Alkoholabusus, wieder zum Ausbruch einer sogenannten postprim&#228;ren Erkrankung f&#252;hren kann. Feststellungen in dieser Richtung konnten aber nicht getroffen werden, weil die Angeh&#246;rigen eine Obduktion abgelehnt hatten. Es bleibt deshalb die M&#246;glichkeit, da&#223; die Haupttodesursache Pneumonie unabh&#228;ngig von dem Alkoholabusus und der TB zum Tode gef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon fehlt es auch an dem Nachweis der subjektiven Seite einer vors&#228;tzlichen sittenwidrigen Sch&#228;digung. Der Sachverst&#228;ndige hat nicht best&#228;tigen k&#246;nnen, da&#223;, was die Beklagte behauptet hat, ... schon im ... einen derartig hinf&#228;lligen Eindruck gemacht hat, da&#223; auch ein Laie mit dessen Ableben rechnen mu&#223;te. Die von der Beklagten vorgetragenen Indizien lassen den von ihr gezogenen Schlu&#223; nicht zu: Es besagt nichts, wenn, wie die Beklagte behauptet hat, alle drei am Vertrag beteiligten Personen ..., Kl&#228;ger und ... kaum Geld besa&#223;en, um die Pr&#228;mie zu bezahlen. Im Gegenteil spricht die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger nicht etwa den Abschlu&#223; einer reinen Todesfallversicherung veranla&#223;t hat, eher daf&#252;r, da&#223; er nicht mit einem baldigen Ableben ... gerechnet hat. F&#252;r eine solche Annahme spricht auch nicht entscheidend, da&#223; die Angaben des Kl&#228;gers in der Berufung, ... sei rein zuf&#228;llig versichert worden, ganz unglaubhaft sind. Im Termin hat er dazu dann auch erstmals eine nachvollziehbare Begr&#252;ndung gegeben, da&#223; er angenommen habe, dann fr&#252;her an das Geld zu kommen, weil n&#228;mlich ... &#228;lter als er selbst gewesen sei und deshalb eher das Vertragsendalter von 65 Jahren erreicht haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Sonstige Indizien, die f&#252;r einen Sch&#228;digungsvorsatz des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der Beklagten sprechen k&#246;nnten, hat letztere nicht vorgetragen, sind auch sonst nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat aber deshalb keinen Erfolg, weil die Beklagte mit Schreiben vom ... wegen Verletzung der Anzeigepflicht wirksam vom Vertrag zur&#252;ckgetreten ist, &#167;6 AVB, &#167;&#167;16 ff VVG.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der R&#252;cktritt ist, hier&#252;ber streiten die Parteien auch nicht, fristgerecht und gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger als dem Inhaber des Versicherungsscheines und damit dem richtigen Erkl&#228;rungsempf&#228;nger (hierzu BGH VersR 82, 746 = NJW 2314) erkl&#228;rt worden. Das Schreiben ist auch mit der in den Versicherungsbedingungen (&#167;6 Abs. 1) vorgeschriebenen Rechtsmittelbelehrung versehen (Bl. 4 ff GA).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer ... ist seiner gesetzlichen Obliegenheit, alle ihm bekannten Umst&#228;nde, die f&#252;r die &#220;bernahme der Gefahr erheblich sind, der Beklagten anzuzeigen, gleich in zweifacher Weise nicht nachgekommen, und zwar im Hinblick auf seine langj&#228;hrige Alkoholerkrankung und im Hinblick auf seine mehrmonatige station&#228;re Krankenhausbehandlung wegen offener Lungentuberkulose im Jahre ....</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">... war, wie bereits er&#246;rtert (oben 1.), alkoholkrank und hat, wie unstreitig ist, diese Erkrankung nicht mitgeteilt. ... hat auch die mit einer mehrmonatigen Krankenhausbehandlung verbundene Lungentuberkulose aus dem Jahre ... nicht mitgeteilt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Beide Umst&#228;nde waren gefahrerheblich, also f&#252;r den Entschlu&#223; der Beklagten, &#252;berhaupt oder zu den vereinbarten Bedingungen abzuschlie&#223;en, von Bedeutung. Dies folgt, stellt man allein auf den Text der Frage im Antragsformular ab ("Leiden oder litten Sie bisher an Krankheiten, St&#246;rungen oder Beschwerden"), schon aus &#167;16 Abs. 1 Satz 2 VVG. Der Senat verkennt allerdings nicht, da&#223; der Zeuge ... der das Formular nach den Antworten ... ausgef&#252;llt hat, die Frage nicht w&#246;rtlich vorgelesen, sondern nach schwerwiegenden Erkrankungen in den letzten (10) Jahren gefragt hat. Auch wenn man in einem solchen Fall als gefahrerheblich nur diejenigen Umst&#228;nde ansieht, die von dem Versicherungsagenten in Interpretation der Fragestellung des Versicherers im Formular abgefragt werden, &#228;ndert sich hier am Ergebnis nichts: Beide Umst&#228;nde betrafen schwerwiegende Erkrankungen. Dies folgt f&#252;r die hier vorliegende Alkoholerkrankung im fortgeschrittenen Stadium schon daraus, da&#223; sie derzeit unheilbar zu Leberversagen und damit zum Tode f&#252;hrt, wenn der Betreffende nicht aus anderen Gr&#252;nden schon vorher stirbt. Ein solcher Umstand ist f&#252;r einen Lebensversicherer von allergr&#246;&#223;tem Interesse. Das gilt aber auch f&#252;r die offene Lungentuberkulose jedenfalls dann, wenn sie einen mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt erforderlich gemacht hat. Eine Lungentuberkulose heilt, wie der Sachverst&#228;ndige zutreffend ausgef&#252;hrt hat, niemals aus. Sie kann, auch wenn sie eingegrenzt und damit nicht mehr ansteckend ist (wie bei ...), jedenfalls bei aufgrund anderer Umst&#228;nde hervorgerufener Abwehrschw&#228;chen als postprim&#228;re Erkrankung vorzeitig zum Tode f&#252;hren. Auch eine solche Vorerkrankung ist f&#252;r den Entschlu&#223; eines Versicherers, ob er einen angebotenen Vertrag abschlie&#223;en soll, deshalb von erheblichem Interesse.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Nach beiden Erkrankungen war nicht nur dann gefragt, wenn der Zeuge ..., wie er sich nahezu sicher war, nach Krankheiten in den letzten 10 Jahren gefragt hat, sondern auch dann, wenn er nach Erkrankungen in den letzten Jahren gefragt haben sollte. Dies bedarf f&#252;r die Alkoholerkrankung keiner Erl&#228;uterung, kann aber auch nicht f&#252;r die Tuberkulose zugunsten des Kl&#228;gers entschieden werden. Denn keinesfalls war damit f&#252;r ... erkennbar ein kurzer Zeitraum von ganz wenigen Jahren gemeint. Der Zeuge ... hat von mehreren Jahren gesprochen, wobei auch von zehn Jahren die Rede gewesen sein k&#246;nne. Der Zeuge ... hat zwar erw&#228;hnt, da&#223; nach 3, 4 oder 5 Jahren gefragt worden sei, hat sich da aber nicht festlegen wollen. Davon abgesehen ist die Aussage des Zeugen ... ohnehin unzuverl&#228;ssig und deshalb unbrauchbar. Denn er will zwar die Frage des Zeugen ..., wenn auch nicht mehr sicher, geh&#246;rt haben. Da&#223; ... daraufhin eine Lungenentz&#252;ndung erw&#228;hnte, hat er aber schon nicht mehr gewu&#223;t. Er hat gemeint, ... habe die Frage verneint.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">... selbst hat die Frage nicht auf einen kurzen Zeitraum bezogen, wie sich schon daraus ergibt, da&#223; er die Lungenentz&#252;ndung ausdr&#252;cklich erw&#228;hnt und mit n&#228;herer Begr&#252;ndung f&#252;r ausgeheilt geschildert hat.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Tuberkulose steht fest, da&#223; ... diesen Umstand gekannt hat, &#167;16 Abs. 1 S. 1 VVG. Er ist deswegen lange Zeit in Behandlung gewesen, und es besteht kein Anla&#223; zu der Annahme, da&#223; er etwa Lungenentz&#252;ndung und Lungentuberkulose verwechselt haben k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Alkoholerkrankung kann der Senat, wie anderweitig bereits erw&#228;hnt, Feststellungen dar&#252;ber, da&#223; diese ... bekannt war, nicht treffen. Eine Obliegenheitsverletzung liegt deshalb schon <u>objektiv</u> (BGH NJW 67, 776, 778) nur wegen der Tuberkulosebehandlung vor.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks"><b>c)</b></p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Der R&#252;cktritt ist nicht deshalb ausgeschlossen, weil die Beklagte den nicht angezeigten Umstand kannte, &#167;16 Abs. 3 VVG. Zwar soll nach neuerer Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs die bei der Antragsaufnahme erlangte Kenntnis des Versicherungsagenten der Versicherung auch dann als eigene Kenntnis zurechenbar sein, wenn der Umstand in das Antragsformular nicht aufgenommen worden ist (BGH VersR 88, 234, 236 = NJW 973). Hier steht aber fest, da&#223; dem Zeugen ... die fr&#252;here Tuberkulosebehandlung nicht mitgeteilt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><b>d)</b></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Es steht auch nicht fest, da&#223; die Anzeige ohne Verschulden des Versicherungsnehmers unterblieben ist, &#167;16 Abs. 3 VVG. Wie bereits festgestellt, hat der Zeuge ... nach schwerwiegenden Erkrankungen in den letzten (10) Jahren gefragt. Das ... seine fr&#252;here Erkrankung als erw&#228;hnungsbed&#252;rftig selbst angesehen hat, ergibt sich schon daraus, da&#223; er eine fr&#252;here Lungenentz&#252;ndung erw&#228;hnt hat. Warum ... die Lungentuberkulose nicht erw&#228;hnt hat, ist unaufgekl&#228;rt. Der Senat hat keinen Anla&#223; zu der Annahme, da&#223; ... entschuldigt die tats&#228;chlich durchgemachte Erkrankung verharmlosend als Lungenentz&#252;ndung dargestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks"><b>e)</b></p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nicht bewiesen, da&#223; die Tuberkulose f&#252;r den Tod des Versicherungsnehmers ... nicht urs&#228;chlich geworden ist, &#167;21 VVG. Wie bereits an anderer Stelle erw&#228;hnt, steht zwar nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen nicht fest, da&#223; die TB urs&#228;chlich geworden ist. Eine solche M&#246;glichkeit liegt, wie ebenfalls bereits ausgef&#252;hrt, jedenfalls im Sinne einer Mitursache aber auch nicht fern.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks"><b>f)</b></p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht meint der Kl&#228;ger letztlich, da&#223; die Beklagte, wenn sie nicht schon aufgrund eines abstrakten Schuldanerkenntnisses zahlungspflichtig sein sollte, sie jedenfalls aufgrund eines in ihrem Zusageschreiben vom ... zu sehenden deklaratorischen Schuldanerkenntnisses sich auf eine etwaige Obliegenheitsverletzung nicht mehr berufen d&#252;rfe. Ein Einwendungen ausschlie&#223;endes deklaratorisches oder gar ein abstraktes - vertragliches - Schuldanerkenntnis ist in dem Schreiben der Beklagten vom ... nicht zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Ein abstraktes Schuldanerkenntnis kam auch f&#252;r den Kl&#228;ger ersichtlich schon deshalb nicht in Betracht, weil nach dem Inhalt des Schreibens nicht unabh&#228;ngig von dem bestehenden Versicherungsvertrag eine eigenst&#228;ndige Verpflichtung der Beklagten begr&#252;ndet werden sollte. Es wird lediglich mitgeteilt, da&#223; die Recherchen abgeschlossen seien und die Auszahlung der Versicherungsleistung aus dem Vertrag nach Obersendung des Originalversicherungsscheines umgehend erfolgen werde.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Darin ist aber auch kein deklaratorisches Schuldanerkenntnis zu sehen. Als ein solches versteht man einen Vertrag, der im Unterschied zum sog. konstitutiven Schuldanerkentnis den in Frage stehenden Anspruch nicht auf eine neue Anspruchsgrundlage hebt, sondern diesen Anspruch unter Beibehaltung des Anspruchsgrundes dadurch verst&#228;rkt, da&#223; er ihn Einwendungen des Anspruchsgegners gegen den Grund des Anspruchs entzieht. Entzogen werden dem Anspruchsgegner Einwendungen und Einreden, die bei Abgabe der Erkl&#228;rung bestanden und ihm bekannt waren oder mit denen er zumindest rechnete. Zweck eines solchen Vertrages ist es, das Schuldverh&#228;ltnis insgesamt oder zumindest in bestimmten Beziehungen dem Streit oder der Ungewi&#223;heit zu entziehen und es (insoweit) endg&#252;ltig festzulegen. Ein Vertrag, dem eine so weitgehende Rechtswirkung zukommt, kann nur unter bestimmten Voraussetzungen angenommen werden. Der erkl&#228;rte Wille der Beteiligten mu&#223; die mit einem deklaratorischen Schuldanerkenntnis verbundenen Rechtsfolgen tragen. Die Annahme, da&#223; dies der Fall ist, setzt deswegen voraus, da&#223; diese Rechtsfolgen der Interessenlage der Beteiligten, dem mit der Erkl&#228;rung erkennbar verfolgten Zweck und der allgemeinen Verkehrsauffassung &#252;ber die Bedeutung eines solchen Anerkenntnisses entsprechen. Eine generelle Vermutung daf&#252;r, da&#223; die Parteien einen best&#228;tigenden Schuldanerkenntnisvertrag abschlie&#223;en wollten, gibt es nicht. Die Annahme eines solchen Vertrages ist vielmehr nur dann gerechtfertigt, wenn die Beteiligten unter den konkreten Umst&#228;nden einen besonderen Anla&#223; f&#252;r seinen Abschlu&#223; hatten. Ein solcher Anla&#223; Besteht nur dann, wenn zuvor Streit oder zumindest eine (subjektive) Ungewi&#223;heit &#252;ber das Bestehen der Schuld oder &#252;ber einzelne rechtlich erhebliche Punkte geherrscht hat. Die Rechtsnatur des Schuldbest&#228;tigungsvertrages weist damit dem Vergleich &#228;hnliche Z&#252;ge auf (BGH VersR 84, 383, 384; BGHZ 66, 250, 253; M&#252;nchner Kommentar-H&#252;ffer, 2. Aufl. 1986, &#167;781 Rdnr. 27 f).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Danach kann die schriftliche Erkl&#228;rung der Beklagten nicht als deklaratorisches Schuldanerkenntnis gew&#252;rdigt werden. Zwar hatte die Beklagte in ihrem vorhergehenden R&#252;cktrittsschreiben ihre Einstandspflicht verneint und weitere Ermittlungen angek&#252;ndigt. Insoweit mag Ungewi&#223;heit zwischen den Parteien bestanden haben, ob die Beklagte tats&#228;chlich einstandspflichtig war. Es bestand f&#252;r den Kl&#228;ger erkennbar aber kein besonderer Anla&#223; f&#252;r einen vertraglichen Anerkenntnisvertrag. Die Beklagte teilt letztlich nur mit, da&#223; sie nach &#220;bersendung des Versicherungsscheines in K&#252;rze zahlen werde. Ein vertragliches Anerkenntnis der Leistungspflicht ist darin nicht zu sehen. Denn der Kl&#228;ger hatte nicht etwa, anders als in dem BGH VersR 1966, 1174 entschiedenen Fall, unter Hinweis auf von ihm endg&#252;ltig zu treffende Dispositionen um eine verbindliche Entscheidung &#252;ber die Leistungspflicht gebeten. Das Schreiben beinhaltet nur den bereits mit Schriftsatz vom ... angek&#252;ndigten Bescheid und besagt aus der ma&#223;geblichen Sicht des Erkl&#228;rungsempf&#228;ngers nichts anderes, als da&#223; die weiteren Pr&#252;fungen durchgreifende Bedenken gegen den Anspruch des Kl&#228;gers nicht ergeben h&#228;tten. Gerade deshalb, weil die Beklagte, wie sich aus den Schreiben ausdr&#252;cklich ergibt, annahm, zur Deckung verpflichtet zu sein, fehlte ihr f&#252;r den Kl&#228;ger erkennbar der Anla&#223;, die Deckungspflicht dar&#252;ber hinaus noch vertraglich festzulegen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks"><b>g)</b></p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">L&#228;&#223;t sich die Erkl&#228;rung der Beklagten nicht als deklaratorisches Schuldanerkenntnis werten, so kann ihr doch als Schuldbekenntnis eine erhebliche Bedeutung zukommen. In der Rechtsprechung des BGH ist anerkannt, da&#223; auch blo&#223;e Bekenntnisse der Schuld, die keinen besonderen rechtsgesch&#228;ftlichen Verpflichtungswillen des Erkl&#228;renden verk&#246;rpern, die Beweislage des Erkl&#228;rungsempf&#228;ngers verbessern k&#246;nnen. So hat der Bundesgerichtshof etwa entschieden, da&#223; nach einer Alleinschulderkl&#228;rung am Unfallort der Erkl&#228;rende die Unrichtigkeit seiner Erkl&#228;rungen nachweisen mu&#223; (VersR 84, 383, 384) oder da&#223; bei einer Drittschuldnererkl&#228;rung nach &#167;840 Abs. 1 Nr. 1 ZPO der Drittschuldner das Nichtbestehen der gepf&#228;ndeten Forderung bzw. das Bestehen von Einwendungen oder Einreden beweisen mu&#223; (NJW 1978, 44, 45 im Anschlu&#223; an Marburger JR 72, 7).</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Darum handelt es sich hier indes nicht. Die Beklagte hat ihre Erkl&#228;rung der Erf&#252;llungsbereitschaft nicht zu dem Zweck abgegeben, ihn dadurch etwa von sofortigen Ma&#223;nahmen abzuhalten oder ihm auch nur den Beweis zu erleichtern (vgl. BGHZ 66, 250, 254). Sie hat nichts anderes getan, als ihre Erf&#252;llungsbereitschaft anzuzeigen und sie konnte hiervon wieder abr&#252;cken, nachdem ihr zugetragen worden war, da&#223; der Kl&#228;ger einen "halbtoten Mann" versichert habe. Eine Umkehr der Beweislast kommt in einem solchen Fall nach Auffassung des Senates nicht in Betracht. Eine abweichende Rechtsauffassung w&#252;rde den Versicherungsnehmer oder hier den Versicherten ohne Grund in eine g&#252;nstigere Position bringen und w&#252;rde letztlich dazu f&#252;hren, da&#223; Versicherungen Zahlungsank&#252;ndigungen ganz unterlassen und die Versicherungsnehmer bis zur Auszahlung der Summe selbst im Ungewissen lassen. So h&#228;tte hier etwa nichts im Wege gestanden, wenn die Beklagte, statt ihre Zahlungsbereitschaft anzuzeigen, nur auf den noch fehlenden Originalversicherungsschein verwiesen h&#228;tte. Ob anders zu entscheiden w&#228;re, wenn die Beklagte erkennbar einen dar&#252;ber hinausgehenden Zweck verfolgt h&#228;tte (vgl. BGHZ 66 a.a.O.) kann dahinstehen. Im vorliegenden Fall sieht der Senat keine gesetzliche Handhabe und auch keinen gerechtfertigten Anla&#223;, nur im Hinblick auf die Formulierung des Schreibens von einer Beweislastumkehr zum Nachteil der Beklagten auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man anderer Meinung w&#228;re, k&#246;nnte die Wirkung der Erkl&#228;rung jedenfalls nicht weiter gehen, als wenn tats&#228;chlich gezahlt worden w&#228;re und die Beklagte die Zahlung aus dem rechtlichen Gesichtspunkt ungerechtfertigter Bereicherung zur&#252;ckfordern w&#252;rde. Auch in einem solchen Fall findet nach der Rechtsprechung des Senates (zuletzt r + J 1988, 67) nicht in jedem Fall eine uneingesch&#228;nkte Umkehr der Beweislast statt. So mu&#223; der Versicherer, der etwa bei einem Fahrzeugdiebstahl eine Kaskoentsch&#228;digung gezahlt hat und diese zur&#252;ckverlangt, nicht beweisen, da&#223; der Diebstahl vorget&#228;uscht worden ist. Es gen&#252;gt, wenn der Diebstahl nach dem Sachvortrag des Versicherungsnehmers nicht hinreichend wahrscheinlich ist oder wenn der Versicherer beweist, da&#223; der Diebstahl mit erheblicher Wahrscheinlichkeit fingiert worden ist. Der Senat hat dies zwar damit begr&#252;ndet, da&#223; Versicherungsfall nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes schon die hinreichende Wahrscheinlichkeit des Vorliegens eines Diebstahles ist, sofern der Versicherer nicht die erhebliche Wahrscheinlichkeit f&#252;r eine Vort&#228;uschung nachweist und da&#223; deshalb der den Rechtsgrund der Zahlung darstellende Versicherungsfall schon dann entf&#228;llt, wenn die hinreichende Wahrscheinlichkeit f&#252;r das Vorliegen eines Diebstahls nicht ausreichend dargetan oder bewiesen ist. F&#252;r den Fall der Leistungsfreiheit wegen Obliegenheitsverletzung kann aber nichts anderes gelten. Eine Leistung ist schon dann ohne Rechtsgrund erfolgt, wenn die bei der Zahlung angenommene Verpflichtung nicht bestand. Wann die Verpflichtung zur Zahlung bestand, ergibt sich aus dem Gesetz bzw. den Vertragsbedingungen. Eine Verpflichtung zur Zahlung besteht aber auch dann nicht, wenn der Versicherte seine Schuldlosigkeit an einer Anzeigepflichtverletzung nicht beweisen (&#167;16 Abs. 3 VVG) oder den Kausalit&#228;tsgegenbeweis (&#167;21 VVG) nicht f&#252;hren kann.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Erst recht ergibt sich eine Umkehr der Beweislast zum Nachteil des Versicherers f&#252;r solche Umst&#228;nde nicht schon dann, wenn er eine geleistete Zahlung nicht zur&#252;ckgefordert, sondern lediglich entgegen einer fr&#252;heren Ank&#252;ndigung von der Auszahlung der Entsch&#228;digung abgesehen hat.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung und die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Ziffer 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 171.253,50 DM.</p>
315,382
olgham-1988-04-13-15-u-6687
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 U 66/87
1988-04-13T00:00:00
2019-03-13T14:54:15
2019-03-27T09:43:16
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0413.15U66.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das am 5. November 1987 verk&#252;ndete Anerkenntnisurteil des Amtsgerichts Siegen wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Amtsgericht Siegen zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p>Die Gerichtskosten der Berufungsinstanz werden wegen unrichtiger Sachbehandlung nicht erhoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u><b>Tatbestand</b>:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde am 27. April 1986 in xxx von Frau xxx, geb. xxx, nichtehelich geboren. Amtspfleger des Kindes ist das Jugendamt der Stadt xxx.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 12. Juni 1986 hat der Kl&#228;ger den Beklagten auf Feststellung der Vaterschaft und Zahlung des Regelunterhalts mit der Behauptung in Anspruch genommen, er habe der Kindesmutter w&#228;hrend der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit (29. Juni bis zum 28. Oktober 1985) beigewohnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">1. festzustellen, da&#223; der Beklagte der Vater des Kl&#228;gers ist;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">2. den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger, zu H&#228;nden des jeweiligen gesetzlichen Vertreters, f&#252;r die Zeit von der Geburt an, das ist der 27. April 1986, bis zum vollendeten 18. Lebensjahr monatlich im voraus den Regelunterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugin xxx, durch Einholung eines Blutgruppengutachtens des Sachverst&#228;ndigen Dr. med. xxx in xxx vom 15. Juni 1987 unter Einbeziehung der Parteien, der Kindesmutter und des durch dieses Gutachten als Erzeuger ausgeschlossenen Zeugen xxx sowie durch Einholung eines HLA-Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. med. xxx in xxx vom 8. September 1987 unter Einbeziehung der Parteien und der Kindesmutter.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Verhandlungstermin des Amtsgerichts vom 5. November 1987 hat der Beklagte die Antr&#228;ge aus der Klageschrift vom 12. Juni 1986 anerkannt. Das Amtsgericht hat daraufhin ein Anerkenntnisurteil im Hinblick auf beide Antr&#228;ge der Klageschrift verk&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 12. November 1987 zugestellte Urteil des Amtsgerichts hat der Kl&#228;ger mit einer am 11. Dezember 1987 beim Oberlandesgericht eingetroffenen Schrift Berufung eingelegt und diese, nachdem ihm durch Verf&#252;gung vom 6. Januar 1988 die Frist zur Begr&#252;ndung der Berufung bis zum 11. Februar 1988 einschlie&#223;lich verl&#228;ngert worden war, mit einem am 5. Februar 1988 beim Berufungsgericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seines Rechtsmittels tr&#228;gt der Kl&#228;ger vor, das ergangene Anerkenntnisurteil sei rechtlich unzul&#228;ssig. Der Beklagte habe den Klageanspruch gem&#228;&#223; &#167;&#167; 640 Abs. 1, 617 ZPO nicht nach &#167; 307 ZPO anerkennen k&#246;nnen. Auch sei vom Amtsgericht nicht wirksam gem&#228;&#223; &#167; 641c ZPO eine Anerkenntniserkl&#228;rung protokolliert worden. Aus der somit unwirksamen Feststellung der Vaterschaft ergebe sich die Beschwer des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">das Anerkenntnisurteil vom 5. November 1987 aufzuheben und die Sache an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat sich in der Berufungsinstanz nicht anwaltlich vertreten lassen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist statthaft, form- und fristgerecht eingelegt und auch im &#252;brigen zul&#228;ssig (&#167;&#167; 511, 516, 518, 519 ZPO, 119 Abs. 1 Nr. 1 GVG). Obwohl der Kl&#228;ger ein voll obsiegendes Urteil erstritten hat, ist die erforderliche Beschwer f&#252;r sein Rechtsmittel gegeben, da das Anerkenntnisurteil - wie auszuf&#252;hren sein wird - proze&#223;ordnungswidrig ergangen ist und dadurch Zweifel an der rechtlich wirksamen Titulierung der Klageanspr&#252;che entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat das Rechtsmittel ebenfalls Erfolg. Das gem&#228;&#223; &#167; 23 a Nr. 1 GVG sachlich und nach &#167; 641 a ZPO &#246;rtlich zust&#228;ndige Amtsgericht, bei dem die Amtspflegschaft f&#252;r den Kl&#228;ger anh&#228;ngig ist, hat den Beklagten zu Unrecht durch Anerkenntnisurteil gem&#228;&#223; &#167; 307 Abs. 1 ZPO als Vater des Kl&#228;gers festgestellt und ihn zur Zahlung des Regelunterhalts verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das vom Amtsgericht im vorliegenden Statusproze&#223; der Vaterschaftsfeststellung verk&#252;ndete Anerkenntnisurteil ist in &#220;bereinstimmung mit der herrschenden Rechtsauffassung als rechtlich unzul&#228;ssig anzusehen (Urteil des Senats vom 3. Juli 1987 - 15 U 17/87 - = DAVorm 1987, 805 = JMBlNW 1987, 236; OLG Stuttgart, Die Justiz 1971, 218; Z&#246;ller/Philippi, ZPO, 15. Aufl., Rz. 1 zu &#167; 641c ZPO). Die Anerkennung der Vaterschaft, die nach &#167; 641c ZPO auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung zur Niederschrift des Gerichts erkl&#228;rt werden kann (vgl. dazu Kemper, ZBlJugR 1971, 194), ist kein <u>prozessuales</u> Anerkenntnis im Sinne von &#167; 307 Abs. 1 ZPO und kann deshalb auch nicht Grundlage eines Anerkenntnisurteils sein; denn die Verf&#252;gung &#252;ber den prozessualen Anspruch auf Feststellung der Vaterschaft ist den Parteien im Kindschaftsproze&#223; durch &#167;&#167; 640 Abs. 1, 617 ZPO entzogen. Allein ein derart unzul&#228;ssiges prozessuales Anerkenntnis hat das Amtsgericht den Beklagten erkl&#228;ren lassen und daraufhin das Anerkenntnisurteil verk&#252;ndet. Im Einklang mit der Verfahrensordnung w&#228;re es gewesen, wenn das Amtsgericht gem&#228;&#223; &#167; 641 c ZPO die <u>sachlichrechtliche</u> Anerkenntniserkl&#228;rung des Beklagten (&#167;&#167; 1600 a ff. BGB) sowie die Zustimmung des Kindes und seines gesetzlichen Vertreters zu Protokoll aufgenommen h&#228;tte. Diese sachlichrechtlichen Erkl&#228;rungen sind aber weder abgegeben noch ordnungsgem&#228;&#223; entsprechend &#167;&#167; 160 Abs. 3 Nr. 1 und 3, 162 ZPO protokolliert worden (vgl. Senat, a.a.O.). W&#228;re den Erfordernissen des &#167; 641 c ZPO Gen&#252;ge getan worden und h&#228;tten die Parteien den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt, so h&#228;tte das Amtsgericht gem&#228;&#223; &#167; 91 a ZPO im Bereich der Vaterschaftsfeststellung nur noch &#252;ber die Kosten entscheiden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Da der Senat mithin gen&#246;tigt ist, das proze&#223;ordnungswidrig ergangene Anerkenntnisurteil zur Vaterschaftsfeststellung aufzuheben, mu&#223; dies auch im Augenblick auf die Verurteilung zur Zahlung des Regelunterhalts geschehen. Denn zur Zahlung von Unterhalt kann der Vater eines nichtehelichen Kindes erst verurteilt werden, wenn die Vaterschaft anerkannt oder rechtskr&#228;ftig festgestellt worden ist (&#167; 1600 a BGB). Zwar bringt &#167; 63 ZPO insoweit eine Erleichterung, als mit der Feststellungsklage des Kindes auf Bestehen der nichtehelichen Vaterschaft zugleich die Verurteilung des Mannes zur Leistung des Regelunterhalts erreicht werden kann. Entf&#228;llt aber - wie hier - der Abstammungsausspruch, so ist auch die zumindest gleichzeitig erforderliche Voraussetzung f&#252;r den Nebenantrag auf Regelunterhalt nicht mehr vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen teilt der Senat die Auffassung von Demharter (FamRZ 1985, 977), wonach der Beklagte auch nicht durch Anerkenntnisurteil zur Zahlung von Regelunterhalt verurteilt werden durfte. Die Einschr&#228;nkungen des Verhandlungsgrundsatzes durch &#167;&#167; 640 Abs. 1, 617 ZPO gelten auch f&#252;r dieses Annexverfahren in gleicher Weise. Dieser gem&#228;&#223; &#167; 63 ZPO verbundene Regelunterhaltsanspruch bleibt auch nach Erledigung des Vaterschaftsfeststellungsanspruches durch Anerkenntnis weiter anh&#228;ngig und wird alleiniger Verfahrensgegenstand. &#220;ber ihn kann nach dieser Auffassung weiterhin - wie vorher - nur nach den f&#252;r Kindschaftssachen geltenden Verfahrensgrunds&#228;tzen befunden werden. In einen normalen Unterhaltsproze&#223; mit der M&#246;glichkeit eines prozessualen Anerkenntnisses wird danach der mit der Vaterschaftsfeststellungsklage verbundene Regelunterhaltsanspruch allenfalls mit Einverst&#228;ndnis des klagenden Kindes und nach Erledigung des Vaterschaftsfeststellungsanspruches durch Proze&#223;trennung &#252;berf&#252;hrt werden k&#246;nnen (Demharter, a.a.O., Seite 82).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung des Kl&#228;gers ist daher gem&#228;&#223; &#167;&#167; 539, 540 ZPO das angefochtene Anerkenntnisurteil des Amtsgerichts aufzuheben und die Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen. Falls der Beklagte weiterhin die Vaterschaft zum Kl&#228;ger anerkennen will und das Anerkenntnis sowie die Zahlungsverpflichtung nicht ohnehin zu Protokoll des Jugendamtes erkl&#228;rt, was trotz anh&#228;ngigen Prozesses weiterhin m&#246;glich ist und zu dessen Erledigung f&#252;hrt, wird das Amtsgericht in dem neuen Verfahren eine wirksame Anerkennung der Vaterschaft gem&#228;&#223; &#167; 641c ZPO zu protokollieren, insoweit die Erledigungserkl&#228;rungen der Parteien zum Feststellungsanspruch entgegenzunehmen und &#252;ber die Kosten zu befinden haben. Es wird ferner in der geschilderten Weise den Beklagten durch streitiges oder - nach Proze&#223;trennung - durch Anerkenntnisurteil zur Zahlung des Regelunterhalts zu verurteilen und schlie&#223;lich auch &#252;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Berufungsinstanz zu befinden haben. Sollte der Beklagte ein Anerkenntnis nicht wieder abgeben wollen, wird &#252;ber beide Klageanspr&#252;che streitig zu entscheiden sein.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Gerichtskosten der Berufungsinstanz werden gem&#228;&#223; &#167; 8 GKG nicht erhoben. Sie w&#228;ren bei richtiger Behandlung der Sache durch das Amtsgericht nicht entstanden.</p>
315,383
lg-essen-1988-04-12-7-t-16288
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 T 162/88
1988-04-12T00:00:00
2019-03-13T14:54:16
2019-03-27T09:43:16
Beschluss
ECLI:DE:LGE:1988:0412.7T162.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschluss wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Der Antrag des Beteiligten zu 2., das Verfahren einstweilen einzustel-len, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt der Beteiligte zu 2..</p> <p></p> <p>Der Beschwerdewert betr&#228;gt 63.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u><b>Gr&#252;nde</b></u>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1. und 2. sind zu je &#189; Anteil Miteigent&#252;mer des oben n&#228;her bezeichneten Grundbesitzes; sie leben getrennt und in Scheidung; aus der Ehe ist die jetzt 15-j&#228;hrige Tochter K. hervorgegangen, die im Haushalt des Beteiligten zu 2. lebt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Beteiligten zu 1. ordnete das Amtsgericht mit Beschluss vom 30.01.1987 die Zwangsversteigerung zum Zwecke der Aufhebung der Gemeinschaft an; dieser Beschluss werde dem Beteiligten zu 2. mit der Belehrung gem&#228;&#223; &#167; 180 Abs. 2 ZVG am 04.02.1987 zugestellt. Nachdem das Versteigerungsgericht erfahren hatte, dass aus der Ehe ein gemeinschaftliches Kind hervorgegangen war, stellte es den Anordnungsbeschluss nebst Belehrung, und zwar nunmehr auch &#252;ber die Einstellungsm&#246;glichkeit nach &#167; 180 Abs. 3 ZVG am 26.02.1987 erneut dem Beteiligten </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">zu 2. zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem bereits Anfang Juli 1987 ein Verkehrswertgutachten bei Gericht eingegangen war, setzte das Amtsgericht den Verkehrswert mit Beschluss vom 20.11.2987 auf 380.000,00 DM fest; zugleich bestimmte es Versteigerungstermin auf den 26.02.1988.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 08.12.1987 beantragte der Beteiligte zu 2., das Verfahren gem. &#167; 180 Abs. 3 ZVG einstweilen einzustellen. Dieser Einstellung widersprach die Beteiligte zu 1. mit am 01.02.1988 bei Gericht eingegangenem Schreiben desselben Tages.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluss vom 01.02.1988 stellte das Amtsgericht (Rechtspfleger) das Verfahren sodann gem&#228;&#223; &#167; 180 Abs. 3 ZVG einstweilen f&#252;r die Dauer von sechs Monaten ein.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen ihr am 18. Februar 1988 zugestellten Beschluss legte die Beteiligte zu 1. mit am 25.02.1988 bei Gericht eingegangenem Schreiben sofortige Erinnerung ein. Dieser half der Amtsrichter nicht ab und legte sich unter Benachrichtigung der Beteiligten der Kammer zur Entscheidung vor, womit sie als sofortige Beschwerde gegen die Entscheidung des Rechtspflegers gilt. Im Beschwerdeverfahren hat die Kammer die Beteiligten auf die fehlende Einhaltung der Antragsfrist hingewiesen und Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts wird auf den gesamten Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 180 Abs. 3, 30 b Abs. 3 ZVG statthaft und frist- und formgerecht eingelegt. Sie hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht durfte auf den Einstellungsantrag des Beteiligten zu 2. hin schon deswegen das Verfahren nicht einstweilen einstellen, weil der Beteiligte zu 2. die Antragsfrist von zwei Wochen, die eine Notfrist ist, vers&#228;umt hatte. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Diese Frist begann gem&#228;&#223; &#167; 30 b Abs. 1 ZVG mit der Zustellung der Belehrung &#252;ber die Einstellungsm&#246;glichkeit nach &#167; 180 Abs. 3 ZVG, d. h. vorliegend am 26.02.1987, und war daher bei Antragseingang am 09.12.2987 l&#228;ngst abgelaufen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diese Versp&#228;tung ist auch vom Amtsgericht nicht anerkannt worden. Soweit das Amtsgericht meint, dennoch unter Hinweis auf zwei Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts den Antrag nicht aus formellen Gr&#252;nden zur&#252;ckweisen zu d&#252;rfen, beruht seine Auffassung ersichtlich auf einer nicht vertretbaren Interpretation dieser Entscheidungen; die Auffassung des Amtsgerichts widerspricht geltendem Recht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 24.04.1979 befasst sich <u>nicht </u>mit der Einhaltung von Fristen f&#252;r Einstellungsantr&#228;ge, sondern mit der Frage der Entscheidung &#252;ber den Zuschlag in einem besonderen Verk&#252;ndungstermin bei einem H&#246;chstgebot weit unter Wert, um so aus Gr&#252;nden des Gebotes effektiven Rechtsschutzes dem <u>abwesenden</u> Mitglied der Eigent&#252;mergemeinschaft Gelegenheit zu geben, seine bisherige Weigerung zu einem freihandigen, wesentlich g&#252;nstigeren Verkauf zu &#252;berdenken.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 24.03.1976 befasst sich mit einer &#228;hnlichen Fallgestaltung, wobei insbesondere die Verpflichtung auch des Versteigerungsgerichts zur Einhaltung der in &#167; 139 ZPO statuierten Frage- und Aufkl&#228;rungspflicht hervorgehoben wurde aus Gr&#252;nden des effektiven Rechtsschutzes.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bei den Entscheidungen kann jedoch auch nicht andeutungsweise entnommen werden, dass etwa aus Gr&#252;nden des effektiven Rechtsschutzes die Einhaltung gesetzlich normierter Notfristen f&#252;r die Beantragung einstweiliger Einstellungen vernachl&#228;ssigt werden konnte oder gar m&#252;sste. Mit dieser Auffassung w&#228;re das gesamte Verfahrensrecht seiner Bedeutung entkleidet und das insbesondere durch das Verfahrensrecht verwirklichte Prinzip der Rechtssicherheit v&#246;llig aufgegeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unter dem Gesichtspunkt der Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes ist allenfalls diskutabel die auch in den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts ansatzweise wiedergegebene Auffassung, die die Antragsfristen bei <u>neuen</u> Tatsachen erst ab Bekanntwerden dieser neuen Tatsachen laufen sehen will.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Inwieweit Umst&#228;nde die zu einer ernsthaften Gef&#228;hrdung des Wohls der Tochter K. f&#252;hren konnten, erst <u>nach</u> Ablauf der regul&#228;ren Antragsfrist im M&#228;rz 1987 entstanden sein sollen, namentlich erst 14 Tage <u>vor</u> Eingang des Einstellungsantrages am 09.12.1987, kann der Begr&#252;ndung des Einstellungsantrags nicht entnommen werden. Die darin aufgef&#252;hrten Gr&#252;nde d&#252;rften vielmehr schon seit Beginn des Zwangsversteigerungsverfahrens, d. h. seiner Anordnung am 30.01.1987, unver&#228;ndert vorliegen. Umso unverst&#228;ndlicher ist der vom Rechtspfleger am 20.01.1988 verfasste Vermerk &#252;ber ein Telefongespr&#228;ch, wonach der Verfahrensbevollm&#228;chtigte den Beteiligten zu 2. darauf hingewiesen hat, "dass sich die Beeintr&#228;chtigung des Kindeswohls erst kurz vor der Stellung des Antrags vom 08.12.1987 ergeben hat". Dieser Hinweis ist v&#246;llig unsubstantiert und angesichts der Begr&#252;ndung des Beteiligten zu 2. f&#252;r seinen Einstellungsantrag und angesichts der vom Amtsgericht erg&#228;nzend durchgef&#252;hrten Ermittlungen nicht nachvollziehbar und damit unverst&#228;ndlich. Darauf hat die Kammer mit Schreiben vom 22.03.1988 hingewiesen, ohne dass seitens des Beteiligten zu 2. hierzu weiterer Vortrag erfolgt w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach allem hatte das Amtsgericht den Einstellungsantrag schon mangels Einhaltung der Antragsfrist zur&#252;ckweisen m&#252;ssen; schon aus diesem Grunde musste die Beschwerde der Beteiligten zu 1. Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Anzumerken bleibt, dass der Antrag auch aus sachlichen Gr&#252;nden entgegen der Auffassung des Amtsgerichts voraussichtlich keinen Erfolg gehabt h&#228;tte. Gerade auch nach der Kommentierung bei Zeller (ZVG, 12. Aufl., &#167; 180 Anm. 13.4) setzt eine ernsthafte Gef&#228;hrdung des Kindeswohls voraus, dass das Kind durch die Zwangsversteigerung in seinen Lebensverh&#228;ltnissen <u>erheblich</u> benachteiligt wird; allgemeine nicht wesentliche Beeintr&#228;chtigungen der Kindesinteressen gen&#252;gen nicht. Gerade die vom Beteiligten zu 2. vorgebrachten und vom Amtsgericht im angefochtenen Beschluss angef&#252;hrten Beeintr&#228;chtigungen des Kindeswohls stellen Unzutr&#228;glichkeiten dar, wie sie mit jeder Trennung der Eltern und einem damit verbundenen Verlust des bisherigen Familienheimes notwendig verbunden sind; es handelt sich durchweg um allgemeine, nicht wesentliche Beeintr&#228;chtigungen des Kindeswohls, die um so geringer wiegen, als die Tochter K. in diesem Jahr bereits 16 Jahre alt wird und damit alters- und reifebedingt ohnehin erfahrungsgem&#228;&#223; in einem inneren Abnabelungsprozess vom Elternhaus l&#228;ngst eingetreten ist oder nunmehr eintritt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der blo&#223;e Wunsch nach Beibehaltung des bisherigen Lebensstandards, insbesondere des Behaltens jeweils eines eigenen Zimmers f&#252;r jedes Kind, vermag bei erheblich zum Nachteil ver&#228;nderten wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen eine einstweilige Einstellung des Verfahrens nicht zu begr&#252;nden. Eine Verfahrenseinstellung kann nicht erforderlich sein zur Abwendung einer ernsthaften Gef&#228;hrdung des Kindeswohls, wenn diese Gef&#228;hrdung allein darin begr&#252;ndet sein soll, dass wirtschaftlich nicht mehr realisierbare Wunschvorstellungen aufgegeben werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p>
315,384
ag-aachen-1988-03-29-7-c-74287
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
7 C 742/87
1988-03-29T00:00:00
2019-03-13T14:54:17
2019-03-27T09:43:15
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1988:0329.7C742.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger kann jedoch die Vollstreckung gegen Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 300,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte betreibt an der S-Stra&#223;e in B-Stadt einen sogenannten Bau- und Heimwerker-Markt. F&#252;r die Kunden ist ein gro&#223;er Parkplatz eingerichtet. Auf diesem Parkplatz stellte der Kl&#228;ger am xx.xx.1987 seinen Pkw Marke Porsche unmittelbar vor dem Eingangsbereich zu den Gesch&#228;ftsr&#228;umen ab. Im Bereich zwischen dem Eingangsbereich und einer Regenrinne ist von Seiten der Beklagten durch ein entsprechenden wei&#223;en Kreis mit durchgestrichenen Balken als Park- oder Halteverbotsfl&#228;che gekennzeichnet. Der Kl&#228;ger stand mit seinem Pkw in dem Bereich, der auch als Parkfl&#228;che durch entsprechende abgeteilte Parkboxen gekennzeichnet ist, wobei das Fahrzeug des Kl&#228;gers jedoch vorne &#252;ber die Regenabflu&#223;rinne hinausstand. Das Gel&#228;nde ist vom Eingangsbereich zur Regenrinne hin abfallend. Ob der Kl&#228;ger auf einem schraffierten Feld stand in der N&#228;he eines Blumenk&#252;bels oder in einer vorgesehenen Parkbox ist zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt der Kl&#228;ger Schadensersatz von der Beklagten mit der Begr&#252;ndung, durch einen Einkaufswagen der Beklagten sei sein Pkw am vorderen rechten Kotfl&#252;gel besch&#228;digt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Seinen Schaden berechnet der Kl&#228;ger wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Reparaturkosten gem&#228;&#223; Rechnung vom xx.xx.1987&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 513,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nutzungsentsch&#228;digung f&#252;r 3 Tage&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 225,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">insgesamt:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160; 738,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, er habe sein Fahrzeug seinerzeit ordnungsgem&#228;&#223; abgestellt. Das Fahrzeug habe nur leicht &#252;ber die Regenrinne nach vorne hinausgestanden. Im &#252;brigen kann in der Regenrinne keine genaue Abgrenzung der Parkbuchten gesehen werden. Als er nach ca. einer halben Stunden zu seinem Pkw zur&#252;ckgekommen sei, habe er feststellen m&#252;ssen, da&#223; ein nicht zur Sammelstelle im Ladeninneren zur&#252;ckgebrachter Einkaufswagen der Beklagten aufgrund des in diesem Bereich bestehenden erheblichen Gef&#228;lles gegen sein Fahrzeug gerollt sei und dieses besch&#228;digt habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, da&#223; die Beklagte aus dem Gesichtspunkt der Verletzung der Verkehrssicherungspflicht bzw. Verschuldens bei Vertragsverhandlungen zum Schadensersatz verpflichtet sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, die Beklagte habe ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht gen&#252;gt, indem sie drau&#223;en keine Sammelstellen eingerichtet habe und ansonsten auch keine Schilder angebracht habe, die Kunden dazu anzuhalten, den Einkaufswagen wieder in den Laden zur&#252;ckzubringen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 738,-- DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet, da&#223; der Schaden am Fahrzeug des Kl&#228;gers durch einen rollenden Einkaufswagen verursacht worden ist. Sie ist der Auffassung, da&#223; sie nicht daf&#252;r hafte, wenn *Kunden oder * von Dritte Einkaufswagen gegen Fahrzeuge rollen oder aus Unachtsamkeit rollen lassen. Dar&#252;ber hinaus habe der Kl&#228;ger sein Fahrzeug nicht ordnungsgem&#228;&#223; abgestellt. Das Fahrzeug habe wie sich aus seiner eigenen Skizze ergebe, nicht in den ordnungsgem&#228;&#223; angelegt und entsprechend markierten Parktaschen gestanden. Er habe sein Fahrzeug vielmehr in der Verkehrsfl&#228;che abgestellt. H&#228;tte er sein Fahrzeug ordnungsgem&#228;&#223; abgestellt, so w&#228;re ein eventuell rollender Einkaufswagen gegen den Blumenk&#252;bel gerollt. Das Gef&#228;lle sei nur ganz Gering, damit das Oberfl&#228;chenwasser zur Abflu&#223;rinne flie&#223;en k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Parteivortrages wird auf die vorgetragenen Schrifts&#228;tze und Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Einnahme des richterlichen Augenscheins von der &#214;rtlichkeit.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Schadensersatzanspr&#252;che aus c.i.c. oder aus Verletzung der Verkehrssicherungspflicht, &#167; 823 BGB, kann der Kl&#228;ger gegen die Beklagte nicht herleiten. Unabh&#228;ngig von der Frage, ob die Beklagte eine Verkehrssicherungspflicht verletzt hat, oder ansonsten nicht alles Zumutbare getan hat, um Sch&#228;den von den Kundenfahrzeugen fernzuhalten durch rollende Einkaufswagen, ist im vorliegenden Fall nicht einmal dargetan, ob &#252;berhaupt durch einen allein rollenden Einkaufswagen der Schaden am Fahrzeug des Kl&#228;gers entstanden ist. Aus dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers ergibt sich, da&#223; weder er noch die von ihm benannte Zeugin den Vorfall selbst gesehen hat. Sie hat lediglich festgestellt, da&#223; ein Schaden am Fahrzeug des Kl&#228;gers vorhanden war nach R&#252;ckkehr aus dem Gesch&#228;ft und da&#223; dort ein Einkaufswagen stand. Die M&#246;glichkeit, da&#223; ein Kunde den Einkaufswagen dagegen geschoben hat, sei es versehentlich oder vors&#228;tzlich, bleibt genauso offen. Somit ist nicht einmal dargetan, da&#223; eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht im vorliegenden Fall kausal f&#252;r den Schaden des Kl&#228;gers war.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon ist nach der Auffassung des Gerichts der Beklagten eine Vertragsverletzung bzw. eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht nicht vorzuwerfen. Dabei geht das&#160; Gericht davon aus, da&#223; zum Zeitpunkt des Unfalls die Beklagte auf dem Parkplatz selbst keinerlei Sammelstellen eingerichtet hatte, was sich bereits aus dem Vergleich der von der Beklagten selbst &#252;berreichten&#160; Fotos mit den Feststellungen, die das Gericht an Ort und Stelle getroffen hat, ergibt. Zum Zeitpunkt des Ortstermins hatte die Beklagte eine Sammelstelle links vom Eingang eingerichtet. Auf den von der Beklagten selbst &#252;berreichten Fotos, auf denen noch der Blumenk&#252;bel zu sehen ist, ist die technische Einrichtung f&#252;r diese Sammelstelle noch nicht vorhanden. Somit ist davon auszugehen, da&#223; eine Sammelstelle auf dem Parkplatz selbst nicht vorhanden war, sondern da&#223; die Kunden die Wagen an geeigneter Stelle abstellen konnten oder in den Eingang zur&#252;ckzubringen hatten. Gleichwohl haftet deshalb die Beklagte nicht. Die Augenscheinseinnahme hat ergeben, da&#223; das Gef&#228;lle auf dem Parkplatz nicht sehr stark ist. Zwar kann bei einem&#160; entsprechenden Windsto&#223; oder Ansto&#223;en eines Wagens, den ein Kunde achtlos stehen l&#228;&#223;t, ein solcher in Bewegung geraten und in Richtung der Fahrzeuge vom Eingangsbereich aus gesehen, die hinter der Regenrinne stehen, rollen. Grunds&#228;tzlich aber wird ein solcher Wagen, wenn die Fahrzeuge richtig eingeparkt sind, von der Regenrinne aufgefangen und kann nicht weiter rollen. Auch darauf kommt es nicht entscheidend an. Nach der Auffassung des Gerichts ist der Betreiber eines solchen Marktes&#160; nicht verpflichtet, auch noch Vorkehrungen daf&#252;r zu treffen, da&#223; die Fahrzeuge seiner Kunden nicht von anderen Kunden oder&#160; von dritter Seite durch Fahrl&#228;ssigkeit besch&#228;digt werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine solche Haftung ginge zu weit. Er ist vielmehr verpflichtet, die zur Verf&#252;gung gestellten Parkpl&#228;tze in Ordnung zu halten, beispielsweise von Schnee zu r&#228;umen und bei Gl&#228;tte zu streuen, damit die Kunden nicht durch ein fahrl&#228;ssiges Verhalten des&#160; Betreibers selbst zu Schaden kommen. Eine Zugriffs- und Eingriffsm&#246;glichkeit darauf, da&#223; sich andere Kunden oder Dritte nicht verkehrsgerecht verhalten, vors&#228;tzlich oder fahrl&#228;ssig Sch&#228;den an den Fahrzeugen verursachen, hat der Betreiber nicht. Selbst wenn er entsprechende Sammelstellen einrichtet und in geb&#252;hrendem Abstand kontrolliert, ob die Wagen zur&#252;ckgebracht werden, l&#228;&#223;t sich damit nicht verhindern, da&#223; unvorsichtige oder b&#246;swillige Kunden durch ein entsprechendes Verhalten Sch&#228;den an anderen Fahrzeugen verursachen. Wenn man sich als Kunde dagegen sch&#252;tzen will, darf man nur an solchen Stellen parken, in denen das nicht m&#246;glich ist. Entgegen der Auffassung des Landgerichts Marburg ist das Gericht daher der Auffassung, da&#223; die Beklagte im vorliegenden Fall wegen einer Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht oder eines vertraglichen Verschuldens gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger nicht haftet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziffer 11 ZPO.</p>
315,385
olgk-1988-03-23-2-w-5688
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 56/88
1988-03-23T00:00:00
2019-03-13T14:54:19
2019-03-27T09:43:15
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0323.2W56.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Streitwertbeschwerde der Beklag&#173;ten vom 24. Februar 1988 wird die Streit&#173;wertfestsetzung im Urteil der 3. Zivil&#173;kammer des Landgerichts Bonn vom 19. Fe&#173;bruar 1988 - 3 0 3o1/87 - dahin abge&#228;n&#173;dert, da&#223; der Streitwert auf l0.000,-- DM festgesetzt wird.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger hatten von den Beklagten Wohnungseigen&#173;tum erworben und sind auch als Eigent&#252;mer im Woh&#173;nungsgrundbuch eingetragen worden. Ihr Miteigen&#173;tumsanteil belief sich auf 568/l000. Mit R&#252;cksicht auf geplante Umbau- und Ausbauarbeiten des Dachge&#173;schosses wurde der Miteigentumsanteil im notariel&#173;len Kaufvertrag jedoch mit 398/l000 angegeben. Sp&#228;testens zum 1. M&#228;rz 1983 war eine neue Auftei&#173;lung der Miteigentumsanteile nach dem Istzustand vorgesehen. Da die geplanten Arbeiten nicht durch&#173;gef&#252;hrt wurden, verlangten die Kl&#228;ger von der Be&#173;klagten Zustimmung zur Berichtigung des Grundbuches entsprechend dem wirklichen Anteil von 568/1000. Die Beklagten r&#228;umten zwar ein, da&#223; die Wohnung der</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger diesem Miteigentumsanteil entspreche, lehn&#173;ten aber die Mitwirkung an der Grundbuchberich&#173;tigung ab, weil sie der Auffassung waren, solange die Kl&#228;ger die vorgesehenen Umbau- und Ausbauar&#173;beiten nicht vorgenommen h&#228;tten, stehe ihrem Be&#173;richtigungsverlangen der Einwand unzul&#228;ssiger Rechtsaus&#252;bung entgegen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 19. Februar 1988 hat die Kammer die Beklagten antragsgem&#228;&#223; verurteilt und den von den Kl&#228;gern mit l0.000,-- DM angegebenen Streit&#173;wert auf 93.381,-- DM festgesetzt. Das entspricht der auf den Kaufpreis von 312.000,-- DM bezogenen Differenz der Miteigentumsanteile von 568/l000 und 398/l000.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dagegen haben die Beklagten Streitwertbeschwerde eingelegt mit dem Antrag, den Streitwert auf 10.000,-- DM festzusetzen. Die Beklagten haben darauf hingewiesen, da&#223; zwischen den Parteien we&#173;der das Eigentum noch die Berechnung des Miteigen&#173;tumsanteils streitig gewesen sei; erstrebt worden sei lediglich die korrekte Angabe des Miteigen&#173;tumsanteils im Grundbuch. Dieser Auffassung haben sich die Kl&#228;ger angeschlossen und darauf hinge&#173;wiesen, durch die Berichtigung des Grundbuches h&#228;t&#173;ten sie keinen Quadratmeter Wohnfl&#228;che oder Grund&#173;fl&#228;che hinzuerworben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Streitwertbeschwerde nicht abgeholfen und darauf hingewiesen, es sei uner&#173;heblich, ob sich die Parteien &#252;ber einen bestimm&#173;ten Streitwert geeinigt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertbeschwerde der Kl&#228;ger ist begr&#252;n&#173;det.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Klageantrag richtet sich w&#228;hrend der gesam&#173;ten Dauer des Rechtsstreits unver&#228;ndert auf die Zustimmung der Beklagten zu einer Berichtigung des Grundbuches. Mangels besonderer Bewertungsvor&#173;schrift ist eine solche Klage nach den &#167;&#167; 12 Abs. 1 GKG, 3 ZPO zu bewerten (BGH NJW 1958, 1397; OLG Saarbr&#252;cken, Anw.Bl. 1978, 106). Die Vorschrift des &#167; 6 ZPO ist nur dann anwendbar, wenn deren Tatbestandsmerkmale erf&#252;llt sind, etwa weil mit der Berichtigung zugleich streitige Eigentumsverh&#228;ltnisse gekl&#228;rt werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dies hat das Landgericht verkannt und seinen Wertansatz zu Unrecht auf &#167; 6 ZPO gest&#252;tzt. Kei&#173;ne Voraussetzung dieser Vorschrift ist im Streit&#173;fall gegeben. Zwischen den Parteien hat kein Streit &#252;ber den Besitz an der Wohnung bestanden. Die Kl&#228;ger waren Besitzer der Wohnung; die Beklag&#173;ten haben ihnen diesen Besitz nicht streitig ge&#173;macht. Zwischen den Parteien hat auch kein Streit &#252;ber das Eigentum der Kl&#228;ger bestanden. Sie waren im Grundbuch als Eigent&#252;mer eingetragen; ihre dingliche Berechtigung ist von den Beklagten nicht bestritten worden. Schlie&#223;lich haben die Kl&#228;ger mit der Klage keine Geldforderung geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Bei der Wertsch&#228;tzung nach freiem Ermessen (&#167; 3 ZPO) ist ma&#223;gebend das Interesse der Kl&#228;ger an der Grundbuchberichtigung, nicht der Grundst&#252;cks&#8209;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">wert oder der Verkehrswert eines dinglichen Rechts. Ein geringer Wertansatz ist dann geboten, wenn</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">es nur um die formelle Rechtslage geht, weil die Eigentumsverh&#228;ltnisse unstreitig sind (LG Bayreuth, JurB&#252;ro 1979, 1884). Zwischen den Parteien hat nie Streit dar&#252;ber bestanden, da&#223; die Angabe des Miteigentumsanteils der Kl&#228;ger im notariellen Kaufvertrag mit 398/l000 unrichtig und nur im Hinblick auf geplante Umbau- und Ausbauarbeiten gew&#228;hlt worden ist. Die Eintragung des unstreitig richtigen Anteils von 568/l000 im Grundbuch ist nur daran gescheitert, da&#223; die Beklagten ihre Zustimmung wegen der noch ausstehenden &#196;nderungs&#173;arbeiten verweigert haben. Klageziel war folglich. nur, die zwischen den Parteien unstreitige korrek&#173;te Angabe des Miteigentumsanteils der Kl&#228;ger im Grundbuch zu verlautbaren. In einem solchen Fall ist das Interesse der Kl&#228;ger, deren materielle Rechtsstellung durch die fehlerhafte Angabe im Grundbuch nicht beeintr&#228;chtigt worden ist, nur gering zu bewerten. Die eigene Sch&#228;tzung der Kl&#228;&#173;ger, die den Streitwert mit 10.000,-- DM angege&#173;ben haben, ist keinen Bedenken ausgesetzt, zumal auch die Beklagten dagegen keine Einwendungen vorgebracht haben. Der Streitwert f&#252;r den Rechts&#173;streit ist deshalb in Ab&#228;nderung der landgericht&#173;lichen Wertfestsetzung auf 10.000,-- DM zu bezif&#173;fern.</p>
315,386
olgham-1988-03-22-26-u-13387
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 133/87
1988-03-22T00:00:00
2019-03-13T14:54:20
2019-03-27T09:43:15
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0322.26U133.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 15. Mai 1987 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg abge&#228;ndert:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt,</p> <p>a)</p> <p>an die Kl&#228;gerin 19.000,- DM nebst 8 % Zinsen seit dem 12. September 1986 zu zahlen,</p> <p>b)</p> <p>einzuwilligen, da&#223; die beim Amtsgericht Meschede (AZ: 1 HL 20/85) zugunsten der Parteien hinterlegten 25.000,- DM an die Kl&#228;gerin ausgezahlt werden,</p> <p>c)</p> <p>an die Kl&#228;gerin 8 % Zinsen von 25.000,- DM seit dem 5. Dezember 1985 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 57.500,- DM abwenden, sofern nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet. Die Sicherheitsleistung darf die Beklagte auch durch selbstschuldnerische, unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p>Das Urteil beschwert die Beklagte in H&#246;he von 48.800,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In den Jahren 1978 bis 1984 baute die Firma ... (Firma ...), die im September 1984 in Konkurs fiel, in ... u.a. in der ... als Bautr&#228;gerin Reihenh&#228;user. Zur Finanzierung dieser Bauvorhaben stellte die Beklagte der Firma ... Kredite zur Verf&#252;gung. Zur Sicherung der f&#252;r das Bauvorhaben in der ... gew&#228;hrten Kredite bestellte die Firma ... der Beklagten Grundschulden von &#252;ber 1,8 Millionen DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 10. Mai 1978 schlossen die Firma ... und die Beklagte einen "Treuhandvertrag" (Bl. 75 G.A.), in dem die Firma ... sich verpflichtete, die K&#228;ufer der Reihenh&#228;user zu veranlassen, die Kaufpreiszahlungen nur auf ein bei der Beklagten eingerichtetes Treuhandkonto zu leisten (&#167;1). Die Beklagte verpflichtete sich, "Verf&#252;gungen - auch solche im Wege der Aufrechnung und sonstigen Verrechnung - &#252;ber die auf diesem Konto eingehenden Gelder nur unter Beachtung der Bestimmungen von &#167;3 der notariellen Kaufvertr&#228;ge zuzulassen" (&#167;2). Au&#223;erdem sollten die getroffenen Regelungen nicht nur zwischen der Firma ... und der Beklagten, sondern "zugleich zugunsten der einzelnen K&#228;ufer, die Zahlungen auf das Treuhandkonto leisten," gelten (&#167;3).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch notariellen Vertrag vom 17. Mai 1983, auf den wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird (Bl. 63 bis 74 GA) verkaufte die Firma ... das Grundst&#252;ck ... an Herrn ... (K&#228;ufer) und verpflichtete sich, auf dem Grundst&#252;ck ein Reihenhaus zu errichten. Nach &#167;3 Abs. II, III des "Kaufvertrages" war der K&#228;ufer verpflichtet, den Gesamtkaufpreis von 325.030,00,- DM auf das Treuhandkonto der Firma ... bei der Beklagten einzuzahlen; 30 % des Kaufpreises sollten innerhalb von 10 Tagen nach Abschlu&#223; des Vertrages (&#167;3 Abs. III des "Kaufvertrages"), der Rest der Summe bei Bezugsfertigkeit und Besitz&#252;bernahme zu entrichten sein (&#167;3 Abs. IV des "Kaufvertrages").</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Firma ... und der K&#228;ufer vereinbarten zudem (&#167;3 Abs. IV des "Kaufvertrages"), da&#223; &#252;ber die auf das Treuhandkonto gezahlten Betr&#228;ge in H&#246;he von 96,5 % des "Kaufpreises" nach Bezugsfertigkeit und Besitz&#252;bernahme in H&#246;he der restlichen 3,5 % nach Abnahme des Hauses zugunsten der Firma ... verf&#252;gt werden d&#252;rfe. Die vertragschlie&#223;enden Parteien waren sich im &#252;brigen einig, da&#223; die Beklagte die eingezahlten Betr&#228;ge f&#252;r die Kaufvertragsparteien nach Ma&#223;gabe des Treuhandvertrages vom 10. Mai 1978 verwalte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 25. August 1983 nahm der K&#228;ufer das ihm bezugsfertig &#252;bergebene Haus ab.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 1. September 1983 (Bl. 23 BA 2 O 505/85 LG Arnsberg) stundete die Firma ... dem K&#228;ufer ... den "Restkaufpreis" von 45.500,- DM bis zur Auszahlung des beantragten Darlehens aus &#246;ffentlichen Mitteln.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 28. M&#228;rz 1984 gab die Beklagte die Grundpfandrechte frei, die zur Sicherung der Kredite f&#252;r die Bauvorhaben in der Gebke Str. bestellt waren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Vertrag vom 3. Mai 1984 trat die Firma ... die gestundete "Restkaufpreisforderung" gegen den K&#228;ufer ... von 45.500,- DM an die Kl&#228;gerin ab (Bl. 3, 13 GA). Die Beklagte wurde davon nicht in Kenntnis gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 4. September 1984 wurde &#252;ber das Verm&#246;gen der Firma ... das Konkursverfahren er&#246;ffnet und ein Konkursverwalter bestellt (10 N 28/84 AG Olpe).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im Juni 1985 wurde dem K&#228;ufer ... das Darlehen aus &#246;ffentlichen Mitteln ausgezahlt. Die Kl&#228;gerin nahm den K&#228;ufer alsbald (Mahnbescheid vom 5. Juli 1985) vor dem Landgericht Arnsberg (BA 2 O 505/85) auf Zahlung von 45.500,- DM nebst 8 % Zinsen seit dem 26. Juni 1985 in Anspruch. Unter dem 20. August 1985 teilte der Konkursverwalter der Kl&#228;gerin mit, da&#223; er die am 3. Mai 1984 an die Kl&#228;gerin abgetretene "Restkaufpreisforderung" freigebe; er sei mit Einziehung mit Forderung durch die Kl&#228;gerin einverstanden (Bl. 13 BA).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend des Vorprozesss 2 O 505/85 LG Arnsberg hinterlegte der K&#228;ufer 25.000,- DM zugunsten der Beklagten und der Kl&#228;gerin beim Amtsgericht Meschede (1 HL 20/85) unter Verzicht auf die R&#252;cknahme. In H&#246;he dieses Betrages erkl&#228;rten die Parteien w&#228;hrend des Vorprozesss den Rechtsstreit &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt. Die Kl&#228;gerin beantragte daraufhin, den K&#228;ufer zur Zahlung des Restbetrages an sie, hilfsweise auf das Treuhandkonto bei der Beklagten zu verurteilen. Entsprechend verurteilte das Landgericht Arnsberg durch (nunmehr rechtskr&#228;ftiges) Urteil vom 21. Februar 1986 den K&#228;ufer zur Zahlung von 17.236,67 DM nebst Zinsen auf das Treuhandkonto bei der Beklagten (Bl. 56 ff. BA).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Bereits mit Schreiben vom 27. November 1985 hatte die Beklagte auf ein Aufforderungsschreiben der Kl&#228;gerin hin die Freigabe des hinterlegten Betrages an die Kl&#228;gerin verweigert. Bei Freigabe des hinterlegten Betrages h&#228;tte der Betrag der Kl&#228;gerin am 4. Dezember 1985 zur Verf&#252;gung gestanden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der K&#228;ufer zahlte aufgrund der Verurteilung durch das Landgericht Arnsberg am 7. Juli 1986 19.000,- DM auf das Treuhandkonto bei der Beklagten ein. Die Kl&#228;gerin forderte die Beklagte zur Auszahlung dieses Betrages an sie auf. Die Beklagte lehnte mit Schreiben vom 11. September 1986, bei der Kl&#228;gerin am 12. September 1986 eingegangen, die Auszahlung der auf das Treuhandkonto gezahlten 19.000,- DM ab.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Am 23. September 1986 trat der Konkursverwalter den Anspruch gegen die Beklagte auf Auszahlung der auf dem Treuhandkonto gutgeschriebenen 19.000,- DM an die Kl&#228;gerin ab (Bl. 7 GA). Am 23. M&#228;rz 1987 (Bl. 23 GA) trat er zudem den Anspruch auf Auszahlung des beim Amtsgericht Meschede hinterlegten Betrages von 25.000,- DM an die Kl&#228;gerin ab und erkl&#228;rte, da&#223; er die hinterlegten Betr&#228;ge zugunsten der Kl&#228;gerin freigebe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat erstinstanzlich die Ansicht vertreten, da&#223; die Beklagte zur Auszahlung der auf dem Treuhandkonto befindlichen 19.000,- DM an die Kl&#228;gerin verpflichtet sei, weil die Voraussetzungen f&#252;r eine treuh&#228;nderische Verwaltung f&#252;r den K&#228;ufer nicht mehr gegeben seien. Die Kontosperre zugunsten des K&#228;ufers sei entfallen, seit dieser das auf seinem Grundst&#252;ck errichtete Haus bezogen und es abgenommen habe. Sie k&#246;nne diesen Auszahlungsanspruch geltend machen, weil er ihr aufgrund eines Ersatzaussonderungsrechts gem. &#167;46 KO von dem Konkursverwalter wirksam abgetreten sei. Aus denselben Erw&#228;gungen sei die Beklagte auch zur Freigabe des hinterlegten Betrages an sie verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zur verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">an sie 19.000,- DM nebst 8 % Zinsen seit dem 12. September 1986 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber dem Amtsgericht Meschede die Freigabe des dort unter dem Aktenzeichen 1 HL 20/85 zugunsten der Parteien hinterlegten Betrages von DM 25.000,- an sie zu erkl&#228;ren und</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">an sie 8 % Zinsen aus 25.000,- DM seit dem 5. Dezember 1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat behauptet, sie habe mit der Firma ... bei Abschlu&#223; des Treuhandvertrages vereinbart, da&#223; die auf das Treuhandkonto eingezahlten Betr&#228;ge nach Beendigung der treuh&#228;nderischen Verwaltung f&#252;r die K&#228;ufer der Beklagten zur Tilgung der f&#252;r die Bauvorhaben gew&#228;hrten Kredite zur Verf&#252;gung st&#252;nden (Beweis: Zeuge ... Bl. 25 GA).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im Zeitpunkt der Abtretung der "Restkaufpreisforderung" von der Firma ... an die Kl&#228;gerin habe sie f&#228;llige R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che wegen der der Firma ... gew&#228;hrten Finanzierungskredite in H&#246;he von 814.536,44 DM gehabt (13 GA). Die Kredite seien zwischenzeitlich auch nicht zur&#252;ckgezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat an dem Anspruch auf Auszahlung des Kontoguthabens wegen der noch nicht getilgten Finanzierungskredite ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht geltend gemacht (Bl. 12, 13 GA). Hilfsweise f&#252;r den Fall, da&#223; ihr ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht nicht zustehe, hat sie die Aufrechnung mit ihren Anspr&#252;chen gegen die Firma ... auf R&#252;ckzahlung der gew&#228;hrten Kredite erkl&#228;rt. Sie hat die Meinung vertreten, da&#223; ihr das Zur&#252;ckbehaltungsrecht und das Aufrechnungsrecht nach den Abreden zustehe, die sie bei Abschlu&#223; des Treuhandvertrages mit der Fa. ... getroffen habe. Durch diese Abreden sei sichergestellt worden, da&#223; das auf dem Treuhandkonto eingezahlte Geld bei Vorliegen der Auszahlungsvoraussetzungen von ihr mit den ausstehenden Finanzierungskrediten verrechnet werden d&#252;rfe. Diese Rechte st&#252;nden ihr auch nach Konkurser&#246;ffnung noch zu. - Im &#252;brigen hat sie die H&#246;he des geltend gemachten Zinsanspruches bestritten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat demgegen&#252;ber die Ansicht vertreten, die Beklagte k&#246;nne mit eigenen Anspr&#252;chen gegen den Auszahlungsanspruch nicht aufrechnen. Eine Aufrechnung sei nicht m&#246;glich, weil diese angesichts der zwischen der Beklagten und der Fa. ... vereinbarten zweckgebundenen Treuhand treuwidrig sei. Dar&#252;ber hinaus sei eine Aufrechnung nach &#167;55 Satz 1 Ziff. 1 KO unzul&#228;ssig. Auch ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht stehe der Beklagten nicht zu. Ein derartiges Zur&#252;ckbehaltungsrecht ergebe sich weder aus dem "Kaufvertrag" zwischen der Firma ... und dem K&#228;ufer noch aus dem Treuhandvertrag zwischen der Beklagten und der Firma ... Der Treuhandvertrag enthalte im weiteren auch keine Abtretung der "Kaufpreisanspr&#252;che" an die Beklagte. Eine materielle Berechtigung an der "Kaufpreisforderung" habe der Beklagten nicht zugestanden. Der Konkursverwalter w&#228;re ohne die Abtretungen an die Kl&#228;gerin verpflichtet gewesen, die "Kaufpreisforderung" zur Masse zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht stehe der Beklagten auch nicht in bezug auf die Freigabe des hinterlegten Betrages von 25.000,- DM zu. Der hinterlegte Betrag m&#252;sse nicht zun&#228;chst erst auf das Treuhandkonto eingezahlt werden, denn die Beklagte sei verpflichtet, den Betrag an sie, Kl&#228;gerin, weiterzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Arnsberg hat mit dem angefochtenen Urteil vom 15. Mai 1987 (Bl. 31 bis 37 GA) die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, der Beklagten stehe aufgrund der bereits vor dem Konkurs bestehenden Vertragsbeziehungen mit der Firma ... ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht zu. Die Beklagte habe auch bei Vorliegen der Auszahlungsvoraussetzungen von der Firma ... verlangen k&#246;nnen, da&#223; diese zun&#228;chst mit den auf das Treuhandkonto eingezahlten Geldern die Schulden bei der Beklagten begleiche. Diese Einrede, die durch das Konkursverfahren nicht ber&#252;hrt worden sei, k&#246;nne die Beklagte auch der Kl&#228;gerin entgegenhalten.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Urteil ist die Kl&#228;gerin nicht einverstanden (Bl. 53 ff.):</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, da&#223; die Beklagte bei Abschlu&#223; des Treuhandvertrages mit der Firma ... nicht vereinbart habe, da&#223; die auf das Treuhandkonto eingezahlten Betr&#228;ge nach Beendigung der treuh&#228;nderischen Verwaltung der Beklagten zur Tilgung der f&#252;r die Bauvorhaben gew&#228;hrten Kredite zur Verf&#252;gung stehen sollte. Der Beklagten st&#252;nde auch R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che gegen die Gemeinschuldnerin wegen gew&#228;hrter Kredite nicht zu. Im &#252;brigen ist sie der Ansicht, die Beklagte k&#246;nne sich gegen den Auszahlungsanspruch nicht auf ein Absonderungsrecht berufen, weil ihr die "Kaufpreisforderung" nicht abgetreten worden sei; auch habe der Beklagten kein Pfandrecht an der "Kaufpreisforderung" zugestanden. Aus dem Treuhandvertrag ergebe sich weder eine schl&#252;ssige Sicherungsabtretung noch eine Pfandrechtsbestellung, daf&#252;r w&#228;re eine eindeutige Vereinbarung zwischen der Firma ... und der Beklagten erforderlich gewesen. Die Beklagte sei auch mit dem geltend gemachten Zur&#252;ckbehaltungsrecht ausgeschlossen, weil dessen Aus&#252;bung zur Umgehung des nach &#167;55 Satz 1 Ziff. 1 KO bestehenden Aufrechnungsverbots f&#252;hre.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach den im ersten Rechtszug gestellten Antr&#228;gen zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt das angefochtene Urteil (Bl. 82 bis 91) und h&#228;lt die Klage schon deshalb f&#252;r unbegr&#252;ndet, weil die Kl&#228;gerin weder am 3. Mai 1984 die Kaufpreisforderung noch am 23. September 1986 einen Auszahlungsanspruch der Firma ... gegen&#252;ber der Beklagten durch Abtretung erworben habe. Der Treuhandvertrag vom 10. Mai 1978 i.V.m. &#167;3 des Kaufvertrages (Bl. 65) sei dahin auszulegen, da&#223; der Beklagten der Kaufpreisanspruch gegen&#252;ber dem Erwerber ... sp&#228;testens mit Abschlu&#223; des Kaufvertrages am 17. Mai 1983 zur Sicherheit f&#252;r ihre Kreditanspr&#252;che gegen&#252;ber der (sp&#228;teren) Gemeinschuldnerin abgetreten worden sei, eine derartige Sicherungsabtretung ergebe sich aus der Auslegung der geschlossenen Vertr&#228;ge, insbesondere aus &#167;3 Abs. V des Kaufvertrages, wo es hei&#223;e: "Die Verk&#228;uferin kann den Anspruch auf Einzahlung auf das Treuhandkonto im eigenen Namen geltend machen".</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Mitarbeiter der Beklagten, ... habe seinerzeit im Zusammenhang mit dem Abschlu&#223; des Treuhandvertrages bereits mit der Firma ... m&#252;ndlich vereinbart, da&#223; auf dem Treuhandkonto eingehende Zahlungen nach Erf&#252;llung der Auszahlungsvoraussetzungen unmittelbar dem Gesch&#228;ftskonto der Firma ... zugef&#252;hrt werden sollten, um die Forderungen der Beklagten gegen&#252;ber der Firma ... aus den Finanzierungsgesch&#228;ften zur&#252;ckzuf&#252;hren. Die Kl&#228;gerin habe auch kein Ersatzabsonderungsrecht gegen&#252;ber dem Konkursverwalter betreffend den Erl&#246;s aus der Kaufpreisforderung gegen den Erwerber ... erworben, dieses zwar grunds&#228;tzlich bestehende Recht sei durch Zahlung des Kaufpreises untergegangen. Anspr&#252;che auf Auszahlung der gezahlten 19.000,- DM und auf Freigabe des hinterlegten Betrages von 25.000,- DM best&#252;nden nicht, weil die Beklagte durch Aufrechnung die durch den Konkursverwalter am 23. September 1986 und 23. M&#228;rz 1987 abgetretenen Anspr&#252;che zum Erl&#246;schen gebracht habe, denn sie sei gegen&#252;ber dem Konkursverwalter zur Aufrechnung berechtigt. Die Kl&#228;gerin m&#252;sse sich dies nach &#167;406 BGB entgegenhalten lassen. Ihre bei Konkurser&#246;ffnung begr&#252;ndete Rechtsstellung d&#252;rfe und k&#246;nne nicht durch Abtretung verk&#252;rzt werden. Ihre Anspr&#252;che gegen&#252;ber der Gemeinschuldnerin h&#228;tten sich bei Konkurser&#246;ffnung am 4. September 1984 auf mindestens 820.000,- DM belaufen. In jedem Fall stehe ihr ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht zu.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen bestreitet sie den Zinsanspruch nach Grund und H&#246;he.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Akten 2 O 505/85 LG Arnsberg waren beigezogen und Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts ist die Beklagte verpflichtet, an die Kl&#228;gerin 19.000,- DM nebst 8 % Zinsen seit dem 12. September 1986 zu zahlen und darin einzuwilligen, da&#223; die beim Amtsgericht Meschede zugunsten der Parteien hinterlegten 25.000,- DM an die Kl&#228;gerin ausgezahlt werden, zus&#228;tzlich hat die Beklagte insoweit 8 % Zinsen von 25.000,- DM seit dem 5. Dezember 1985 an die Kl&#228;gerin zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><u>Anspruch auf Zahlung von 19.000,- DM</u></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat einen bereicherungsrechtlichen Anspruch (&#167;816 Abs. II BGB) gegen die Beklagte aus abgetretenem Recht (&#167;398 BGB), weil die Beklagte als Nichtberechtigte der Kl&#228;gerin als Berechtigter zur Herausgabe der 19.000,- DM verpflichtet ist, die der K&#228;ufer ... aufgrund des seit dem 28. Mai 1986 rechtskr&#228;ftigen Urteils des Landgerichts Arnsberg vom 21. Februar 1986 (Bl. 56 BA 2 O 505/85 LG Arnsberg) auf das bei der Beklagten in Meschede gef&#252;hrte Treuhandkonto Nr. ... gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Kaufer ... hat damit in Befolgung der landgerichtlichen Entscheidung bewu&#223;t und zweckgerichtet (BGHZ 40, 272, 277; BGHZ 58, 184, 188) das Verm&#246;gen der Beklagten vermehrt, die nach Er&#246;ffnung des Konkurses am 4. September 1984 &#252;ber das Verm&#246;gen der Firma ... zum Empfange dieser Leistung nicht mehr berechtigt war.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#167;2, 3 des Treuhandvertrages vom 10. Mai 1978 war die Beklagte als Treuh&#228;nderin verpflichtet, Auszahlungen von dem Treuhandkonto an die Firma ... nur nach Ma&#223;gabe des &#167;3 der notariellen "Kaufvertr&#228;ge" zwischen der Firma ... und den jeweiligen K&#228;ufern vorzunehmen. Dieses Treuhandverh&#228;ltnis ist mit Konkurser&#246;ffnung nach &#167;23 KO erloschen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Aus dem Treuhandvertrag vom 10. Mai 1978 und dem "Kaufvertrag" vom 17. Mai 1983 ergibt sich, da&#223; die Beklagte zu dem Zweck eingesetzt worden ist, zur Gew&#228;hrleistung der ordnungsgem&#228;&#223;en Durchf&#252;hrung der Bauvorhaben daf&#252;r Sorge zu tragen, da&#223; der von den "K&#228;ufern" zu zahlende "Kaufpreis" zweckentsprechend verwendet, d.h., zur Fertigstellung der H&#228;user und da&#223; er danach an die Firma ... ausgezahlt werden sollte. Die Beklagte ist deshalb nach den bestehenden Rechtsbeziehungen (BGH WM 1969, 935) nicht zur Sicherung ihrer eigenen, sondern zur Sicherung der Interessen der Firma ... und des "K&#228;ufers" t&#228;tig geworden (vgl. &#167;3 Abs. VI des "Kaufvertrages").</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Eine Sicherungsabtretung der Kaufpreisforderungen, aus der sich die Annahme einer eigenn&#252;tzigen (Sicherungs-)Treuhand ergeben k&#246;nnte, enth&#228;lt der von der Beklagten mit der Firma ... geschlossene Treuhandvertrag nicht. Ausdr&#252;cklich ist eine Sicherungsabtretung nicht erfolgt, sie kann dem Treuhandvertrag auch sonst nicht entnommen werden. &#167;1 des Treuhandvertrages kann nicht dahin ausgelegt werden, da&#223; die Firma ... und die Beklagte eine Einigung &#252;ber den (dinglichen) Forderungs&#252;bergang erzielt h&#228;tten. Zwar h&#228;tte eine Sicherungsabtretung den Interessen der Beklagten entsprochen, in deren Interesse auch die Verpflichtung der Firma ... lag, die "K&#228;ufer" der Reihenh&#228;user zur Zahlung auf das Treuhandkonto zu veranlassen. Auch w&#228;re eine umfassende Kreditsicherung gerade durch eine Sicherungsabtretung an die Beklagte zu erreichen gewesen, der im Falle eines (sp&#228;ter dann auch eingetretenen) Konkurses der Firma ... ein Absonderungsrecht zugestanden h&#228;tte (&#167;48 KO). Die Beklagte w&#228;re zudem vor treuhandswidrigen Verf&#252;gungen und der Pf&#228;ndung durch Drittgl&#228;ubiger der Firma ... gesch&#252;tzt gewesen. Die Annahme einer erfolgten Sicherungsabtretung an die Beklagte h&#228;tte auch die erkennbaren Interessen der Firma ... nicht ber&#252;hrt. Letztlich w&#228;re auch eine Offenlegung der Abtretung zumindest so lange nicht erforderlich gewesen, wie die Firma ... die "K&#228;ufer" - wie vereinbart - zur Zahlung auf das Treuhandkonto veranla&#223;t h&#228;tte. Die in &#167;1 des Treuhandvertrages getroffene Regelung l&#228;&#223;t jedoch einen entsprechenden, auf Vereinbarung einer Sicherungsabtretung gerichteten Willen der Vertragsparteien zu einer gewollten (dinglichen) Rechts&#228;nderung nicht hinreichend erkennen. Der getroffenen Vereinbarung l&#228;&#223;t sich nur entnehmen, da&#223; die Beklagte lediglich durch die ihr einger&#228;umte M&#246;glichkeit gesichert werden sollte, die gew&#228;hrten Finanzierungskredite mit dem Guthaben auf dem Treuhandkonto zu verrechnen. Daf&#252;r spricht auch, da&#223; die Beklagte die gew&#228;hrten Kredite durch Grundpfandrechte abgesichert hatte. Zudem durfte die Firma ... unter bestimmten Umst&#228;nden Auszahlung vom Treuhandkonto an sich bewirken (&#167;3 Abs. V des "Kaufvertrages"). Damit ist davon auszugehen, da&#223; die getroffene Vereinbarung nur schuldrechtliche Wirkung haben sollte. Im Interesse der Rechtssicherheit h&#228;tte es gerade bei einer gewollten (dinglichen) Rechts&#228;nderung einer Vereinbarung bedurft, die die Rechts&#228;nderung deutlich zum Ausdruck bringt (BGH ZP 1984, 1118, 1120). Im &#252;brigen war es der in Kreditsicherungsgesch&#228;ften erfahrenen Beklagten m&#246;glich, eine Sicherungsabtretung deutlich zum Ausdruck zu bringen, wenn sie h&#228;tte vereinbart werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der getroffenen Regelung kann allenfalls entnommen werden, da&#223; die Sicherung der R&#252;ckzahlung gew&#228;hrter Finanzierungskredite auch dadurch geschehen sollte, da&#223; die Beklagte die R&#252;ckzahlungsanspr&#252;che gegen die Anspr&#252;che auf Auszahlung des Guthabens auf dem Treuhandkonto aufrechnen konnte.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Eine treuh&#228;nderische Abtretung der "Kaufpreisforderung" an die Beklagte ist auch nicht aufgrund des von der Firma ... und dem jeweiligen "K&#228;ufer" abgeschlossenen "Kaufvertrags" m&#246;glich. Eine derartige Vereinbarung w&#228;re als Vertrag zugunsten Dritter gem. &#167;328 BGB anzusehen, der lediglich bei (schuldrechtlichen) Verpflichtungsgesch&#228;ften, nicht aber bei (dinglichen) Verf&#252;gungsgesch&#228;ften zul&#228;ssig ist (u.a. BGH WM 1986, 749, 750). Eine Vernehmung des in der Berufungserwiderung S. 4 und (B. 85, 88 d.A.) als Zeugen benannten Herrn ... bed&#252;rfe es daher nicht; das ist im Termin er&#246;rtert worden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Ob die (fremdn&#252;tzige, uneigenn&#252;tzige) Verwaltungstreuhand (BGH WM 1969, 935; Soergel-Leptien, Komm. zum B&#252;rgerlichen Gesetzbuch, 12. Aufl. 1988, vor &#167;164 Rz 59) in Form der Verf&#252;gungserm&#228;chtigung (&#167;185 BGB) oder in der Weise ausge&#252;bt werden sollte, da&#223; die Beklagte die Kaufpreisforderungen erwerben sollte, ist f&#252;r den rechtlichen Charakter der Treuhand als Verwaltungstreuhand (fremdn&#252;tzige Treuhand) angesichts des eindeutigen Zweckes - den von dem "K&#228;ufer" zu zahlenden Kaufpreis f&#252;r den Hausbau zu verwenden und diesen dadurch zu sichern, nach Fertigstellung der H&#228;user die Mittel f&#252;r ... zur Verf&#252;gung zu halten - an sich unerheblich. Wie oben ausgef&#252;hrt spricht jedoch die vertragliche Regelung insgesamt gegen eine Abtretung der Kaufpreisforderungen an die Beklagte zur Sicherung des der ... von der Beklagten gew&#228;hrten Kredits.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Handelt es sich aber um eine (uneigenn&#252;tzige) Verwaltungstreuhand, so erlischt im Konkurs des Treugebers (hier: Firma ...) in F&#228;llen der vorliegenden Art der Treuhandvertrag nach &#167;23 Abs. I/II KO (BGH WM 1964, 318; Soergel-Leptien, a.a.O., vor &#167;164 Rz 70 und 75; Jaeger, Konkursordnung, 8. Aufl. 1958 Rz 7/8; Kilger, Konkursordnung, 15. Aufl. 1987, &#167;23 Anm. 2/3; Kuhn-Uhlenbruck, Konkursordnung, 10. Aufl., &#167;23 Rz 7 c). Ausnahmef&#228;lle, die unter Umst&#228;nden die Fortdauer des Treuhandverh&#228;ltnisses zur Folge haben k&#246;nnten (&#167;&#167;672 S. 2, 674 BGB), liegen ersichtlich nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen, da&#223; die 25.000,- DM am 22.10.1985 hinterlegt und die 19.000,- DM am 7.7.1986 gezahlt worden sind, beide Vorg&#228;nge also zeitlich eindeutig nach der Konkurser&#246;ffnung am 4.9.1984 liegen, hat die Beklagte die 19.000,- DM und den Vorteil aus der Hinterlegung nicht mehr aufgrund des Treuhandvertrages mit der Firma ... erworben und "wurzelt" der Erwerb nach Konkurser&#246;ffnung rechtlich nicht mehr in dem vor Konkurser&#246;ffnung entstandenen und mit Konkurser&#246;ffnung beendeten Treuhandschuldverh&#228;ltnis. In derartigen F&#228;llen ist nach &#167;55 Abs. I Ziff. 1) die Aufrechnung mit evtl. zugunsten der Beklagten bestehenden R&#252;ckzahlungsanspr&#252;chen gegen&#252;ber der Gemeinschuldnerin nicht m&#246;glich. Die Beklagte kann deshalb auch nicht wirksam gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin aufrechnen. Es kann deshalb dahingestellt bleiben, ob der - beendete - Treuhandvertrag wirksam eine derartige Aufrechnung ausschlo&#223;. Vergleiche hierzu (BGHZ 14, 346, 347; WPM 1960, 842, 843; Kuhn Uhlenbruck a.a.O. &#167;53 Rn. 13; auch BGHZ 28, 123, 128). Nach Beendigung des Treuhandverh&#228;ltnisses kommt auch ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Firma ... hat mit Vertrag vom 3. Mai 1984 die gestundete "Restkaufpreisforderung" in H&#246;he von insgesamt 45.500,- DM an die Kl&#228;gerin abgetreten (Bl. 3, 13 GA). Aufgrund der weiteren Vereinbarungen mit dem Konkursverwalter vom 23.9.1986 und 23.3.1987 ist damit die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin gegeben.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Zahlung von 8 % Zinsen von 19.000,- DM seit dem 12. September 1986 folgt aus &#167;&#167;284 Abs. I, 286 Abs. I, 252 S. 2, 288 Abs. II BGB. Die Beklagte ist mit der Auszahlung der 19.000,- DM seit dem 12. September 1986 in Verzug. Sie hat auf das Aufforderungsschreiben der Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 11. September 1986 die Auszahlung des Guthabens von dem Treuhandkonto an die Kl&#228;gerin abgelehnt. Zu dieser Zeit stand der Kl&#228;gerin bereits der f&#228;llige und durchsetzbare Anspruch auf Auszahlung der 19.000,- DM zu. Den von der Kl&#228;gerin zu erzielenden Wiederanlagezins sch&#228;tzt der Senat nach &#167;287 ZPO im Anschlu&#223; an die Rechtsprechung des hiesigen 11. Senats (WM 1986, 1246, 1247; WM 1985, 1338, 1340) anhand der in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank ausgewiesenen durchschnittlichen Sollzinss&#228;tze f&#252;r Kontokorrentkredite unter 1 Mill. DM auch nicht unter 8 %.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><u>Freigabe des beim Amtsgericht Meschede hinterlegten Betrages von 25.000,- DM</u></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist zur Herausgabe des hinterlegten Betrages nach &#167;812 Abs. 1 Satz 1, 2. Variante BGB (Eingriffskondition) verpflichtet, weil sie ihre durch Hinterlegung erlangte Rechtsstellung ohne Rechtsgrund auf Kosten der Kl&#228;gerin erlangt hat. Wie ausgef&#252;hrt war die Kl&#228;gerin im Zeitpunkt der Hinterlegung Forderungsinhaberin, der Beklagten standen aufgrund des erloschenen Treuhandverh&#228;ltnisses keine Rechte an dem Geld mehr zu. Die Beklagte ist verpflichtet, die Freigabe des bei dem Amtsgericht Meschede hinterlegten Betrages zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 8 % besteht ab dem 5. Dezember 1985. Der f&#228;llige Freigabeanspruch der Kl&#228;gerin gegen die Beklagte besteht seit der am 22. Oktober 1985 erfolgten Hinterlegung der 25.000,- DM. Die Beklagte befindet sich seit ihrem die Freigabe zugunsten der Kl&#228;gerin ablehnenden Schreiben vom 27. November 1985 in Verzug. Da bei sofortiger Erkl&#228;rung der Freigabe der Kl&#228;gerin der hinterlegte Betrag am 4. Dezember 1985 zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tte, h&#228;tte die Kl&#228;gerin aus den oben genannten Gr&#252;nden ab dem 5. Dezember 1985 den hinterlegten Betrag zu einem Zins von mindestens 8 % gewinnbringend anlegen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen (&#167;&#167;91, 97 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167;708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,387
lg-duisburg-1988-03-17-5-s-30087
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 300/87
1988-03-17T00:00:00
2019-03-13T14:54:21
2019-03-27T09:43:15
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1988:0317.5S300.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Amtsgerichts Oberhausen</p> <p> vom 20. November 1987 (39 C 492/87) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Berufungsverfahrens fallen dem Kl&#228;ger zur Last.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Chefarzt der Abteilung f&#252;r Innere Medizin des -Krankenhauses</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">in , in dem die damals 73 j&#228;hrige Beklagte am 20. November 1986 mit einem Herzhinterwandinfarkt aufgenommen wurde. Nach einem Tag auf der Intensivstation wurde die Beklagte am 21. November 1986 auf die Privatstation des Kl&#228;gers, der nach seinem mit dem Krankenhaustr&#228;ger am 25. April 1972 geschlossenen Anstellungsvertrag f&#252;r die von ihm oder unter seiner Verantwortung erbrachten &#228;rztlichen Leistungen gegen&#252;ber Patienten der ersten und zweiten Pflegekasse liquidationsberechtigt ist, verlegt und auf dieser Station bis zum 16. Dezember 1986 behandelt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am Tag der Aufnahme auf die Intensivstation schlo&#223; die Beklagte mit dem Krankenhaus eine als "Aufnahmevertrag" bezeichnete Vereinbarung, in der es in dem unter der &#220;berschrift folgenden Vertragstext nach dem ersten Absatz zun&#228;chst hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"...</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der Leistungsf&#228;higkeit des Krankenhauses werden die medi-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">zinisch zweckm&#228;&#223;igen Leistungen angeboten, die mit dem allgemeinen</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Pflegesatz (Regelleistungen gem&#228;&#223; &#167; 3 BPflv.) abgegolten sind.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus k&#246;nnen, sofern die allgemeinen Krankenhausleistungen</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">nicht beeintr&#228;chtigt werden, Wahlleistungen gegen zus&#228;tzliches Entgelt </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">gew&#228;hrt werden."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In der folgenden Rubrik II. der Vereinbarung hei&#223;t es weiter:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">"Wir vereinbaren die Inanspruchnahme folgender Leistungen zu den in</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">der Anlage 1 aufgef&#252;hrten S&#228;tzen: </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">..."</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Von den beiden folgenden Rubriken "I) Regelleistungen" und "II) Wahlleistungen" ist in den daf&#252;r vorgesehenen Feldern keine angekreuzt worden. Von den unter der Rubrik "Wahleistungen" stehenden weiteren f&#252;nf durchgehend nummerierten Alternativen sind die folgenden beiden angekreuzt:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">"2. Unterbringung in einem 2-Bettzimmer nur in Verbindung mit gesondert</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">berechenbaren Arztleistungen der liquidationsberechtigten &#196;rzte des</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Krankenhauses</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">a) mit Na&#223;zelle</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">5. gesondert berechenbare &#228;rztliche Leistungen der liquidationsberechtigen</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">&#196;rzte des Krankenhauses (gilt nur f&#252;r Selbstzahler, soweit sie nur die </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">allgemeinen Krankenhausleistungen in Anspruch nehmen ...".</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In der Alternative 2. a) ist handschriftlich neben zwei unleserlichen Worten vermerkt</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">"ab 21.11.86".</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lag in einem Zweibettzimmer. Die Krankenhausrechnung einschlie&#223;lich des Zweibettzimmeraufschlags hat sie beglichen. Der Kl&#228;ger erstellte am 5. Februar 1987 seine Rechnung &#252;ber wahl&#228;rztliche Leistungen, wegen deren Inhalt auf die Kopie Blatt 11 und 12 der Akten Bezug genommen wird, &#252;ber insgesamt 2.824,65 DM nach Abzug von 15 % f&#252;r Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen gem&#228;&#223; &#167; 6 a GO&#196;.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte weigert sich, die Arztrechnung zu bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, sie habe die Vereinbarung vom 20. November 1986 so verstanden, da&#223; sie nur die Leistungen chef&#228;rztlich in Anspruch nehmen und privat gesondert bezahlen werde, die &#252;ber die im Regelsatz der Klinik bereits enthaltenen &#228;rztlichen (Normal-)leistungen hinausgingen. Es ist unstreitig da&#223; der Kl&#228;ger keine &#228;rztlichen Leistungen erbracht hat, die &#252;ber die grunds&#228;tzlich mit dem Regelsatz abgegoltenen &#228;rztlichen Leistungen hinausgingen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint, sein Anspruch folge zwingend aus dem Vertrag vom 20. November 1986, da dieser regele, da&#223; die Inanspruchnahme eines Zweibettzimmer automatisch auch eine Chefarztbehandlung mit besonders berechenbaren &#228;rztlichen Leistungen nach sich ziehe. Er behauptet, darauf h&#228;tten die mit der Aufnahme und dem Vertragsschlu&#223; befa&#223;ten Krankenhausangestellten die Beklagte auch ausdr&#252;cklich hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage mit Urteil vom 20. November 1987 abgewiesen, da sich aus dem Vertrag lediglich eine Verpflichtung der Beklagten zur privaten Zahlung von solchen Leistungen ergebe, die &#252;ber die grunds&#228;tzlich im Regelsatz des Krankenhauses enthaltenen &#228;rztlichen Leistungen hinausgingen; eine solche Vertragsauslegung ergebe sich insbesondere daraus, da&#223; in der Pr&#228;ambel des Vertrages auf diese Regelleistungen ausdr&#252;cklich hingewiesen werde.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit seiner form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung. Er verfolgt seine Forderung auf Zahlung des Rechnungsbetrages weiter und h&#228;lt die Vertragsauslegung des Amtsgerichts f&#252;r unzutreffend. Er tritt zudem Beweis daf&#252;r an, da&#223; die Beklagte bei ihrer Aufnahme die Wahlleistungen mit Arztliquidation ausdr&#252;cklich gew&#252;nscht habe, nachdem "man sie &#252;ber den Inhalt und die Bedeutung" ausdr&#252;cklich aufgekl&#228;rt habe.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt das erstinstanzliche Urteil f&#252;r zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet. Das Amtsgericht hat die Klage zutreffend abgewiesen, denn der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte aus deren station&#228;ren Aufenthalt im </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Krankenhaus in vom 20. November 1986 bis 16. Dezember 1986 keinen Anspruch auf Bezahlung wahl&#228;rztlicher Leistungen. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Einen Vertrag &#252;ber eine privat&#228;rztliche Behandlung haben der Kl&#228;ger und die Beklagte unmittelbar nicht miteinander geschlossen. Ein Anspruch auf Bezahlung &#228;rztlicher Leistungen ergibt sich f&#252;r den Kl&#228;ger auch nicht aus der Vereinbarung des Krankenhauses mit der Beklagten vom 20. November 1986, auch wenn diese Vereinbarung als Vertrag des Krankenhaustr&#228;gers mit der Beklagten zu seinen Gunsten mit unmittelbaren Forderungsrechten f&#252;r ihn - den Kl&#228;ger angesehen wird. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wie bereits das Amtsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, haben das Krankenhaus und die Beklagte nicht vereinbart, da&#223; die Beklagte <u>jede</u> &#228;rztliche Behandlung durch den Kl&#228;ger oder unter Verantwortung des Kl&#228;gers zu bezahlen h&#228;tte. Die Vereinbarung vom 20. November 1986 ist ein Formularvertrag, auf den die Regelungen des AGBG anwendbar sind. Das folgt bereits aus dem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild der Vereinbarung, die aus einem vorformulierten Text besteht, auf den lediglich der Stempel des Krankenhauses gedr&#252;ckt, Name und Adresse der Beklagten handschriftlich eingetragen und zwei von f&#252;nf aufgez&#228;hlten Wahlleistungen angekreuzt sind. Jede Unklarheit bei der Auslegung des Vertragstextes geht damit nach &#167; 5 AGBG zu Lasten des Krankenhauses als Verwender des Formulars und des Kl&#228;gers, f&#252;r den es als Nutznie&#223;er verwandt wurde.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der vorformulierte Vertragstext der Vereinbarung vom 20. November 1986 ist sprachlich so unklar abgefa&#223;t, da&#223; er zwanglos die Auslegung der Beklagten zul&#228;&#223;t, sie habe nur die private Bezahlung solcher &#228;rztlichen Leistungen zusichern wollen, die &#252;ber die im allgemeinen Krankenhaussatz enthaltenen Leistungen hinausgingen. Im zweiten Satz des ersten Abschnitts des Aufnahmevertrags wird klar angegeben, da&#223; die medizinisch zweckm&#228;&#223;igen Leistungen mit dem allgemeinen Pflegesatz abgegolten sind. Im unmittelbar anschlie&#223;enden Satz wird ausgef&#252;hrt, da&#223; "... <u>dar&#252;ber hinaus</u> ... Wahlleistungen gegen zus&#228;tzliches Entgelt gew&#228;hrt werden k&#246;nnen". Bei richtigem Verst&#228;ndnis der deutschen Sprache kann dieser dritte Satz wegen seiner unmittelbaren Anbindung an die im zweiten Satz des ersten Abschnittes enthaltene Erkl&#228;rung jedenfalls auch (wenn nicht sogar eher) so verstanden werden, da&#223; nur Leistungen, die &#252;ber die im Regelsatz enthaltenen Leistungen hinausgehen, als Wahlleistungen gew&#228;hrt werden. Wenn die Beklagte dann im folgenden die Alternativen "... Unterbringung in einem Zwei-Bettzimmer nur in Verbindung mit gesondert berechenbaren Arztleistungen ..." und "... gesonderte berechenbare &#228;rztliche Leistungen der liquidationsberechtigten &#196;rzte ... (gilt nur f&#252;r Selbstzahler, soweit sie nur die allgemeinen Krankenhausleistungen in Anspruch nehmen) ..." w&#228;hlte, dann konnte sie das so verstehen, da&#223; sie damit versprach, f&#252;r den Fall, da&#223; &#228;rztliche Leistungen &#252;ber das medizinisch lediglich zweckm&#228;&#223;ige hinausgingen und damit einen besonderen zus&#228;tzlichen Dienst darstellten, selbst privat zu bezahlen. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Regelungen des Aufnahmevertrags sind derart verklausuliert, da&#223; nur ein Patient mit einiger Erfahrung in der Handhabung privater Liquidation von leitenden Krankenhaus&#228;rzten erkennt, da&#223; das Krankenhaus zu Gunsten seiner Chef&#228;rzte <u>jede</u> &#228;rztliche Behandlung als privat abrechenbar vereinbaren will. Wenn ein Krankenhaustr&#228;ger aber derartige Regelungen so treffen will, da&#223; sie der Vorschrift des &#167; 5 AGBG standhalten, dann mu&#223; er sie so allgemeinverst&#228;ndlich fassen, da&#223; auch die eingelieferten Normalpatienten als durchschnittlich begabte B&#252;rger, die teilweise zudem nicht unerheblich leiden, sie verstehen k&#246;nnen. Es w&#228;re auch nicht schwer, mit einfach verst&#228;ndlichen Worten im Aufnahmevertrag klarzumachen, da&#223; ein Zwei- oder Einbettzimmer als Sonderwunsch nur belegt werden kann, wenn der Patient gleichzeitig zusagt, da&#223; er alle erbrachten &#228;rztlichen Leistungen privat bezahlen werde. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Dem Beweisantritt des Kl&#228;gers auf Vernehmung der Krankenhausangestellten </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">ist nicht nachzugehen. Der Kl&#228;ger hat nicht ausreichend dargetan, wann und wie die Zeugin die Beklagte aufgekl&#228;rt haben soll. Unstreitig ist die 73 Jahre alte Beklagte am 20. November 1986 mit einem Infarkt der Herzhinterwand auf die Intensivstation eingeliefert worden. Dem Gericht ist unklar, wie denn einem mit Vertragsschlu&#223; und Aufnahmeabwicklung betraute Krankenhausangestellte die Beklagte am Aufnahmetag dann auf der Intensivstation &#252;ber die Einzelheiten des in seinem Wortlaut komplizierten Vertragstext hat aufkl&#228;ren und unterrichten k&#246;nnen. Es w&#228;re ganz ungew&#246;hnlich, wenn eine Verwaltungsangestellte eines Krankenhauses zum Zweck von Vertragsgespr&#228;chen Zutritt zur Intensivstation h&#228;tte. Mit den Grunds&#228;tzen &#228;rztlicher Ethik lie&#223;e es sich nur schwer vereinbaren, das auf diese Art erh&#246;hte Infektionsrisiko und die erh&#246;hte Belastung eines Patienten hinzunehmen, um mit ihm einen privat&#228;rztlichen Vertrag zu schlie&#223;en, obwohl sein Gesundheitszustand so bedrohlich ist, da&#223; er auf die Intensivstation genommen werden mu&#223;. Aus diesen Gr&#252;nden h&#228;tte der Kl&#228;ger schon n&#228;her darlegen m&#252;ssen, wann und wie das Vertragsgespr&#228;ch mit der Beklagten gef&#252;hrt worden sein soll und ob die Beklagte &#252;berhaupt so ansprechbar war, da&#223; sie Erkl&#228;rungen richtig verstehen konnte.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 I ZPO.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 3.824,65 DM.</p>
315,388
olgk-1988-03-16-6-u-2887
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 28/87
1988-03-16T00:00:00
2019-03-13T14:54:23
2019-03-27T09:43:15
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1988:0316.6U28.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 28.11.1986 verk&#252;ndete Urteil der 16, Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 16 0 438/86 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, dieZwangsvollstreckung seitens des Kl&#228;gers durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 228.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht&#160; der Kl&#228;ger seinerseits vor der Vollstreckung Sicherheit in dieser H&#246;he leistet. Beiden Parteien wird nachgelassen, die von ihnen zu erbringende Sicherheitsleistung auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich Berlin (West) ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse zu leisten.</p> <p>Die Beschwer des Beklagten wird auf 200.000,-- DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Enkel des N, der Inhaber der Firma F, gegen&#252;ber der Q von N2 (im folgenden kurz Fa. F) war. Nach dessen Tod wurde dieses Unternehmen, nachdem mehrj&#228;hrige Auseinandersetzungen unter den Erben vorausgegangen waren, gem&#228;&#223; notariellem Vertrag vom 23.05.1977 zwischen seinen Erben mit drei gleichen Einlagen als Kommanditgesellschaft fortgef&#252;hrt, und zwar mit dem Beklagten als pers&#246;nlich haftenden Gesellschafter und Frau N3 und Frau T, der Mutter des Kl&#228;gers, als Kommanditisten. &#167; 5 des Gesellschaftsvertrages der Kommanditgesellschaft hat folgenden Wortlauft:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Vorschlagsrecht</span></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die vertragschlie&#223;enden Gesellschafter haben das Recht, sich selbst oder an ihrer Stelle einen anderen Gesellschafter durch eingeschriebenen Brief an die Gesellschaft f&#252;r die Stelung des pers&#246;nlich haftenden Gesellschafters vorzuschlagen. Rechtsnachfolger eines&#160; Gesellschafters k&#246;nnen das Vorschlagsrecht nur gemeinsam aus&#252;ben und nur eine Person vorsch1agen. Teilrechtsnachfolger eines Gesellschafters k&#246;nnen&#160; das Recht nur zusammen mit dem Gesellschafter aus&#252;ben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den Vorschlag entscheidet der Gesellschafterausschu&#223; binnen 4 Monaten. Der Gesellschafterauschu&#223; mu&#223; dem Vorschlag entsprechen, es sei denn, da&#2016; dem ein wichtiger Grund in der Person des Vorschlagenden entgegensteht. Die Entscheidung ist zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">(3)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Jeder pers&#246;nlich haftende Gesellschafter ist berechtigt, mit einer Frist von sechs Monaten durch eingeschriebenen Brief gegen&#252;ber dem Gesellschafterausschu&#223; seinen R&#252;cktritt von der Stellung als pers&#246;nlich haftender Gesellschafter zu erkl&#228;ren: In diesem Fall wird er nach Ablauf der Sechsmonatsfrist mit seiner biherigen Einlage Kommanditist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls am 23.05.1977 schlossen die Parteien sowie Frau N3 und Frau T einen weiteren notariellen Vertrag - UR. Nr. 2891/1977 des Notars Dr. P in L, in dem es unter anderem hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><img width="495" height="152" src="6_U_28_87_Urteil_19880316_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ab 1. 1. 1977 tritt Herr T in den Vorstand der Firma K AG ein, der nach Abstimmung unter den Vertragschlie&#223;enden innerhalb angemessener Frist auf einen zweik&#246;pfigen Vorstand verringert werden soll.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Erschienenen zu 1 bis 3 verpflichten sich ihm gegen&#252;ber sowie auch im Verh&#228;ltnis zueinander, alle Ma&#223;nahmen zu treffen und Erkl&#228;rungen abzugeben, die erforderlich und geeignet sind, seine Berufung in den Vorstand f&#252;r die gesetzliche H&#246;chstdauer durchzusetzen und auf seinen Wunsch eine Neubestellung zum Vorstandsmitglied nach Ablauf der jeweiligen Amtszeit zu gew&#228;hrleisten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Einem etwaigen Erwerber der Aktien sind diese Verpflichtungen aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Als Vorstandsmitglied erh&#228;lt Herr T die gleichen Gesamtbez&#252;ge wie das andere Vorstandsmitglied, Herr C. Ihm steht ein angemessener Dienstwagen zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Vertragschlie&#223;enden sind sich dar&#252;ber einig, da&#223; der Beratungsvertrag zwischen Herrn T und der Firma F im gegenseitigen Einvernehmen aufgehoben ist, ohne da&#223; daraus materielle Folgerungen gezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die vom 1.3.1972 bis 31.8.1973 an Herrn T in H&#246;he von DM 231.453,97 gew&#228;hrten Leistungen sind Betriebskosten der Firma F. Abweichende Buchungen sind zu berichtigen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Herr T erkl&#228;rt, da&#223; ihm f&#252;r die Vergangenheit keine weiteren Anspr&#252;che gegen die Firma F und/oder Herrn N zustehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Herr T wird von seinem Eintrittsrecht gem. &#167; 5 des Kommanditgesellschaftsvertrages - entsprechend &#167; 4 des GmbH-Vertrages, - jedoch nicht vor Ablauf von f&#252;nf Jahren Gebrauch machen. Diese Beschr&#228;nkung gilt nicht, wenn sich die derzeitige Zusammensetzung der Gesellschafter &#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Als eine &#196;nderung der derzeitigen Zusammensetzung der Gesellschafter gilt nicht der Fall, da&#223; Frau T ihren Gesellschaftsanteil an der Firma F unter Lebenden ganz oder teilweise auf Herrn T &#252;bertr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung des Absatz 1 gilt weiter dann nicht, wenn Herr T entgegen Ziffer 1 nicht f&#252;r die gesetzliche H&#246;chstdauer von f&#252;nf Jahren Vorstandsmitglied bei der K AG wird und bleibt, obwohl er sich darum bewirbt; es sei denn, da&#223; er aus einem in seiner Person liegenden wichtigen Grund abberufen werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde daraufhin zum Vorstand der K AG bestellt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In der au&#223;erordentlichen Hauptversammlung der K AG vom 10.12.1980 wurde die Umwandlung der AG in eine GmbH mit der F-KG als Alleingesellschafterin beschlossen. Die an der notariellen Vereinbarung vom 23.05.1977 Beteiligten waren sich damals dar&#252;ber einig, da&#223; diese Vereinbarung auch weiterhin Bestand haben sollte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde in der Folgezeit zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der K GmbH bestellt. Der Dienstvertrag des Kl&#228;gers mit der K GmbH wurde Ietztmals am 02./10.03.1982 f&#252;r die Dauer von 5 Jahren bis zum 31.05.1987 erneuert.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Am 20.01.1986 &#252;bertrug Frau T ihrem Sohn, dem Kl&#228;ger, 2,87 % ihres Kommanditanteils an der F-KG. Am 21.02.1986 sprach der Aufsichtsrat der K GmbH gegen&#252;ber dem Beklagten in seiner Eigenschaft als gesch&#228;ftsf&#252;hrender Komplement&#228;r der F-KG die Empfehlung aus, den Kl&#228;ger und seinen Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer L2 abzuberufen, da die beiden Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nicht in der Lage seien, die notwendige Sanierung der K GmbH durchzuf&#252;hren. Der Beklagte hielt daraufhin am 05.03.1986 eine Gesellschafterversammlung der K GmbH ab, in der der Beschlu&#223; gefa&#223;t wurde, den Kl&#228;ger und seinen Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer L2 als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer abzuberufen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Ansicht vertreten, der Beklagtegem&#228;&#223; Ziffer 1 des notariellen Vertrages von1977 verpflichtet, ihn erneut zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Firma K zu bestellen. Wichtige Gr&#252;nde f&#252;r seine Abberufung l&#228;gen nicht vor. Diese sei allein auf die Verstimmung des Beklagten dar&#252;ber zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; er, der Kl&#228;ger, von seinem Eintrittsrecht als pers&#246;nlich haftender Gesellschafter in die F-KG Gebrauch gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">als pers&#246;nlich haftender Gesellschafter der Kommanditgesellschaft F, gegen&#252;ber der Q von N2 eine au&#223;erordentliche Gesellschafterversammlung der K GmbH mit dem Tagesordnungspunkt "Wiederherstellung des Herrn T als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer&#8220; abzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">In der zu 1. genannten Gesellschalterversammlung der K GmbH seine Stimme dahin abzugeben, da&#223; der Kl&#228;ger mit sofortiger Wirkung wieder zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der K GmbH berufen wird.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Er hat die Ansicht vertreten, er sei f&#252;r das Klagebegehren nicht passivlegitimiert. Zudem sei Stimmrechtsbindung unwirksam. Insbesondere habe die Abberufung des Kl&#228;gers ein wichtiger Grund vorgelegen. Dazu hat er behauptet, der Kl&#228;ger sei f&#228;hig gewesen, die Gesellschaft zu verwalten und habe sich insbesondere zur Sanierung des Unternehmens unf&#228;hig gezeigt. Ein vom Kl&#228;ger und dem Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer am 10.09.1985 vorgelegtes Sanierungskonzept sei nicht tragf&#228;hig gewesen, weil danach weiterhin ein Verlust zu verzeichnen gewesen sei. Eine am 04.11.1985 vorgelegte Sanierungsplanung sei erst nach weiterer &#220;berarbeitung am 13.11.1985 vom Aufsichtsrat akzeptiert worden. Als sich die vorgegebenen Plandaten f&#252;r dieses Sanierungskonzept ge&#228;ndert h&#228;tten, habe dies nicht der Kl&#228;ger, sondern erst der Aufsichtsrat in einer Sitzung am 12.02.1986 bemerkt. Der Kl&#228;ger sei nicht in der Lage gewesen, da&#223; vorhandene Zahlenmaterial zu erl&#228;utern. Am Nachmittag des 18.02.1986 und am 21.02.1986 seien dem Aufssichtsrat neue Sanierungskonzepte vorgelegt worden, die wiederum nicht geeignet gewesen seien, die Verluste auszugleichen, sondern neue Investitionen bei der Muttergesellschaft erfordert h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 28.11.1986 hat die 16. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln der Klage stattgegeben. Das Urteil ist im wesentlichen damit begr&#252;ndet, der Beklagte sei gem&#228;&#223; Ziffer 1 Abs. 2 des notariellen Vertrages vom 23.05.1977 verpflichtet, die Bestellung des Kl&#228;gers zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der K GmbH zu gew&#228;hrleisten, solange der Kl&#228;ger dies w&#252;nsche. Das Vorbringen des Beklagten zur Frage eines wichtigen Grundes f&#252;r die Abberufung sei unsubstantiiert und damit unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihm am 28.01.1987 zugestellte Urteil hat der Beklagte mit am 23.02.1987 eingegangenem Schriftsatz Berufung eingelegt, die er nach entsprechender Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist mit am 23.09.1987 eingegangenem Schriftsatz rechtzeitig begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wiederholt und vertieft im wesentlichen sein erstinstanzliches Vorbringen. Er ist der Ansicht, die Klage sei aufgrund fehlenden Rechtsschutzbed&#252;rfnisses schon unzul&#228;ssig, da ein der Klage stattgebendes Leistungsurteil nicht vollstreckbar sei, und der Kl&#228;ger gegen den Abberufungsbeschlu&#223; der Gesellschafterversammlung im Wege der Anfechtungsklage analog &#167; 243 Abs. 1 AktG habe vorgeben k&#246;nnen. Der Beklagte bekr&#228;ftigt dar&#252;ber hinaus seine Auffassung, im Hinblick auf die &#252;brigen Gesellschafter der F-KG jedenfalls nicht allein passivlegitimiert zu sein. Desweiteren ist er der Ansicht, der Vertrag vom 23.05.1977 sei nicht wirksam zustandegekommen, da eine entsprechende Stimmrechtsbindung schon in bezug auf die K GmbH unzul&#228;ssig gewesen sei. Ein Wiederbestellungsanspruch des Kl&#228;gers scheide im &#252;brigen nach dem Inhalt des Vertrages aus, da dieser die Abberufung als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer uneingeschr&#228;nkt zu lasse. Jedenfalls aber habe ein wichtiger Grund f&#252;r die Abberufung des Kl&#228;gers im Sinne von &#167; 38 Abs. 2&#160; Satz 2 GmbH vorgelgen. Insoweit behauptet der Beklagte &#252;ber sein bisheriges Vorbringen hinaus, der Kl&#228;ger verf&#252;ge &#252;ber keine kaufm&#228;nnische Ausbildung und sei seit 1977 nicht in der Lage gewesen. die laufenden Gesch&#228;fte ordnungsgem&#228;&#223; zu erledigen. Er, der Beklagte, habe ihn lediglich aus famili&#228;rer R&#252;cksichtnahme erneut zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellt. Der Kl&#228;ger sei auch nicht bereit gewesen, Verantwortung im Unternehmen zu tragen. Im Verkehr mit Au&#223;enstehenden und Mitarbeitern sei der Kl&#228;ger nicht in der Lage gewesen, die Unternehmenspolitik zu vertreten und habe dies ebenso wie die Erl&#228;uterung der Unternehmenspolitik gegen&#252;ber dem Aufsichtsrat weitgehend&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; seinem Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer L2 &#252;berlassen. Er sei nicht f&#228;hig gewesen, strategische Marketingperspektiven zu entwickeln.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich fehle dem Kl&#228;ger das erforderliche betriebswirtschaftliche Verst&#228;ndnis, weshalb er in der Aufsichtsratssitzung am 18.02.1986 nicht in der Lage gewesen sei, die Plandaten des von ihm vorgelegten Sanierungskonzeptes zu erl&#228;utern, insbesondere die Unterschiede zu fr&#252;heren Ans&#228;tzen zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Einen weiteren wichtigen Grund f&#252;r die Abberufung des Kl&#228;gers sieht der Beklagte darin, da&#223;, wie er behauptet, der Aufsichtsrat der K GmbH dem Kl&#228;ger das Vertrauen entzogen habe. Zudem behauptet er, es h&#228;tten tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Aufsichtsrat und dem Kl&#228;ger bestanden. Schlie&#223;lich behauptet der Beklagte, die Gesch&#228;ftsergebnisse der K GmbH h&#228;tten seit 1982 erheblich unter dem Branchendurchschnitt gelegen. Auch hierin sieht er einen wichtigen Grund f&#252;r die Abberufung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Auch er wiederholt und vertieft im wesentlichen sein erstinstanzliches Vorbringen. Er behauptet, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der K GmbH seien nicht auf seine Gesch&#228;ftsf&#252;hrung, sondern auf eine ungeschickte Gesch&#228;ftspolitik der Muttergesellschaft, der F-KG, zur&#252;ckzuf&#252;hren, auf die er wiederholt hingewiesen habe.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens des Beklagten wird auf die Berufungsbegr&#252;ndungsschrift vom 23.09.1987 sowie auf den Schriftsatz vom 15.01.1988, wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens des Kl&#228;gers auf die Berufungserwiderungsschrift vom 20.11.1587 sowie die Schrifts&#228;tze vom 23.11.1987 (Bl. 370 ff. und Bl. 379 ff.) sowie vom 07.12.1987 in den Akten Bezug genommen. Die von beiden Parteien mit ihren Schrifts&#228;tzen zu den Akten gereichten sonstigen Urkunden und Unterlagen waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zul&#228;ssig, sie hat jedoch in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig. Das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Klage entf&#228;llt nicht deshalb, weil ein dem Klagenantrag zu 2) stattgegebendes Leistungsurteil nicht vollstreckbar w&#228;re. Das Urteil gegen einen Gesellschafter auf Abgabe einer bestimmten Abstimmungserkl&#228;rung ist, sofern die zugrundeliegend Verpflichtung als wirksam anzusehen ist, auch vollstreckbar (BGHZ 48, 163 ff.; Hachenburg-Schilling GmbH-Gro&#223;kommentar, 2. Band, 7. Auflage, &#167; 47, Rn. 33; Scholz-Schmidt, GmbHG, 2. Band, 6. Auflage, &#167; 47 Rn. 52 m. w. N.). Der fr&#252;her vom Reichsgericht in st&#228;ndiger Rechtsprechung (RGZ 112, 273 ff.; 160, 257 ff.) und heute noch vereinzelt im Schrifttum (Godin/Wilhelmi, AktG, Band I, 4. Auflage, &#167; 136 Anm. 8; K&#246;lner Kommentar zum AktG&#160; Z&#246;llner, Band I, &#167; 136 Rn. 112 f.) vertretenen gegenteiligen Auffassunng kann nicht gefolgt werden. Das Hauptargument der Vertreter dieser Auffassung, die Vollstreckung einer Stimmrechtsbindung sei mit den Vorschriften &#252;ber die Willensbildung in der Gesellschalt unvereinbar, vermag nicht zu &#252;berzeugen. Denn dieser Gesichtspunkt m&#252;&#223;t konsequenterweise dazu f&#252;hren, da&#223; schon der Stimmrechtsbildung als solcher die Wirksamkeit abzusprechen w&#228;re. Die gesellschaftinterne Willensbildung wird n&#228;mlich nicht erst durch die Vollstreckung einer Stimmrechtsbindung ber&#252;hrt, sondern bereits durch die zugrundeliegende Verpflichtung selbst. Die Vorstellung, ein lediglich schuldrechtlich gebundener Gesellschafter werde im Augenblick der Stimmabgabe frei und unbeeinflu&#223;t entscheiden, ist allein theoretischer Natur. Wer sich schuldrechtlich bindet, schr&#228;nkt im Rahmen der eingegangenen Verpflichtung seine Entschlie&#223;ungsfreiheit ein (BGHZ 48, 163 ff., 171), Sieht man eher eine solche Verpflichtung gleichwoh1 als wirksam an (- hierauf wird unten noch n&#228;her eingegangen -), so kann diese auch mit der Leistungsklage durchgesetzt und volltreckt werden. Anderenfalls w&#228;re die Verpflichtung f&#252;r den Gl&#228;ubiger entwertet und der Schuldner w&#252;rde zum Vertragsbruch verleitet.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Am Rechtschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Klage fehlt es auch nicht im Hinblick darauf, da&#223; der Kl&#228;ger unter Umst&#228;nden gegen den Abberufungbeschlu&#223; der Gesellschafterversammlung mit der Anfechtungsklage analog &#167; 243 Abs. 1 AktG vorgehen k&#246;nnte. Dabei kann dahinstehen, ob f&#252;r den Kl&#228;ger eine solche M&#246;glichkeit tats&#228;chlich besteht. Denn die M&#246;glichkeit einer Anfechtungsklage analog &#167; 243 Abs. 1 AktG lie&#223;e das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Leistungsklage gegen den Beklagten nicht entfallen. Dieses st&#252;nde dem Kl&#228;ger n&#228;mlich jedenfalls wahlweise f&#252;r die Verfolgung seines Klagebegehrens zur Verf&#252;gung, weil die Anfechtungsklage keinen deutlich schnelleren und einfacheren Weg zur Erreichung des Klagezieles darstellt. Die Leistungsklage kann dem tats&#228;chlichen Begehren des Kl&#228;gers auf Wiedereinsetzung in die Rechtsposition des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers unmittelbar zur Durchsetzung verhelfen, weil die erforderliche Abstimmungserkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167; 894 ZPO mit Rechtskraft des Urteils fingiert wird (vgl. BGHZ 48, 163 ff., 173). Die dar&#252;ber hinausgehende r&#252;ckwirkende Beseitigung des Abberufungsbeschlusses durch das auf eine Anfechtungsklage analog &#167; 243 Abs. 1 AktG ergehend Gestaltungsurtell ist vom Kl&#228;ger nicht beantragt. Im &#252;brigen ist davon auszugehen, da&#223; dort, wo der Gesetzgeber mehrere Rechtsschutzm&#246;glichkeiten anbietet, grunds&#228;tzlich ein gleichberechtigtes Nebeneinander dieser M&#246;glichkeiten gewollt ist (vgl. BGH, NJW 1979, 1508). Dies gilt jedenfalls dann, wenn die zur Verf&#252;gung stehenden Rechtsbehelfe wie die gegen die Gesellschaft zu richtende Anfechtungsklage analog &#167; 243 Abs. 1 AktG und die vorliegende Leistungsklage gegen verschiedene Personen zu richten sind.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch begr&#252;ndet; denn dem Kl&#228;ger steht gegen den Beklagten ein Anspruch auf Wiederbestellung zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der K GmbH auf der Grundlage von Ziffer 1 Abs. 2 des notariellen Vertrages vom 23.05.1977 (UR. Nr. 2891/1977 des Notars Dr. P in L) in der von den Vertragsparteien 1981 best&#228;tigten Fassung zu.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die an dem notariellen Vertrag vom 23.05.1977 Beteiliqten haben nach der Umwandlung der K AG in eine GmbH aufgrund des Hauptversammlungbeschlusses vom 10.12.1980 im Jahre 1981 durch schl&#252;ssiges Verhalten stillchweigend eine neue Vereinbarung mit dem wesentlichen Inhalt des Vertrages von 1977 geschlossen, nunmehr<sup>.</sup> bezogen auf die Gesch&#228;ftsf&#252;hrerposition des Kl&#228;gers in der K GmbH anstelle des bisherigen Vorstandsamtes in der Aktiengesellschaft. Sie<sup>.</sup> waren sich einig, da&#223; die Vereinbarung von 1977 auch in bezug auf die K<sup>.</sup> GmbH Bestand haben sollte, und der Kl&#228;ger<sup>.</sup> Ist dementsprechend sogleich zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der neuen GmbH bestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Vereinbarung von 1977/1981 begr&#252;ndet die Verpflichtung des Beklagten, f&#252;r die erneute Bestellung des Kl&#228;gers zum Gesch&#228;ftf&#252;hrers zu stimmen. Der Beklagte hat sich n&#228;mlich in Ziffer 1 Abs. 2 der Vereinbarung gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger<sup>.</sup> verpflichtet, alle zur dauerhaften Gew&#228;hrleistung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrerposition in der K GmbH notwendige Ma&#223;nahmen zu treffen und dabei auch daf&#252;r Sorge zu tragen, da&#223; Abberufung nur bei Vorliegen elnes wichtigen Grundes erfolgt. Die ausdr&#252;ckliche Verpflichtung des Beklagten gem&#228;&#223; Ziffer 1 Abs. 2 der Vereinbarung, auf Wunsch des Kl&#228;gers dessen Neubestellung "nach Ablauf der Amtszeit" zu gew&#228;hrleisten, kann nur dahin verstanden werden, da&#223; dem Kl&#228;ger die Gesch&#228;ftsf&#252;hrerposition auf unbegrenzte Zeit gew&#228;hrleitet werden sollte, solange er daran interessiert ist. Das schlie&#223;t die M&#246;glichkeit einer vorzeitigen Abberufung ohne wichtigen Grund aus. Etwas anderes folgt auch nicht aus der Regelung in Ziffer<sup>.</sup> 5 Abs. 3 der Vereinbarung. Dabei handelt es sich n&#228;mlich nicht um eine spezielle Ausgleichsregelung f&#252;r den Fall der Abberufung ohne wichtigen Grund, die auf die jederzeitige Abberufbarkeit des Kl&#228;gers als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer schlie&#223;en lassen k&#246;nnte. Der Bestimmung in Ziffer 5 Abs. 3 der Vereinbarung kam eine zeitlich begrenzte Wirkung zu, weil sie ausdr&#252;cklich auf die Regelung in Ziffer 5 Abs. 1 bezogen ist. Die Befugnis des Kl&#228;gers, als pers&#246;nlich haftender Gesellschafter in die F-KG einzutreten, war gem&#228;&#223; Ziffer 5 Abs. 1 der Vereinbarung n&#228;mlich von vornherein lediglich f&#252;r die Dauer von 5 Jahren vom Zeitpunkt des Vertragsschlusses am 23.05.1977 an gerechnet beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung gem&#228;&#223; Ziffer 1 Abs. 2 der Vereinbarung ist auch wirksam. Etwaige Wirksamkeitsm&#228;ngel des Vertrages von 1977 unter dem Gesichtspunkt der Kompetenzverteilung innerhalb der Aktiengesellschaft k&#246;nnen dabei von vornherein au&#223;er Betracht bleiben. Sie w&#252;rden die Wirksamkeit der Verpflichtung in jedem Falle unber&#252;hrt lassen, weil im Jahre 1981 f&#252;r die K GmbH eine neue Vereinbarung getroffen wurde. Dies ist auch nicht etwa gem&#228;&#223; &#167; 125 BGB nichtig; denn der Einhaltung bestimmter Formerfordernisse bedurfte es insoweit nicht (vgl. BGH, ZIP 1983, 432 f.; Scholz-Schmidt, GmbHG, &#167; 47 Rn. 33). Der Wirksamkeit der Verpflichtung steht insbesondere nicht entgegen, da&#223; sie eine Stimmrechtsbindung beinhaltete. Die Beteiligten der Vereinbarung von 1977/1981 haben sich gem&#228;&#223; Ziffer 1 Abs. 2 gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger und untereinander verpflichtet, ihr Stimmrecht zugunsten der Bestellung des Kl&#228;gers zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer auszu&#252;ben und nicht f&#252;r seine Abberufung ohne wichtigen Grund zu stimmen. Die Wirksamkeit dieser Stimmrechtsbindung gegen&#252;ber einem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer begegnet weder im Hinblick auf die Regelung des &#167; 47 Abs. 4 S. 2 GmbHG noch in bezug auf die Bestimmung der &#167;&#167; 136 Abs. 1 AktG Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Abstimmungsverpflichtung f&#252;hrt nicht zu einer Umgehung des in &#167; 47 Abs. 4 S. 2 GmbHG niedergelegten Abstimmungsverbotes, weil der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer beim Beschlu&#223; der Gesellschafterversammlung &#252;ber seine Bestellung wie beim Beschlu&#223; &#252;ber die Abberufung ohne wichtigen Grund nicht vom Stimmrecht ausgeschlossen ist (vgl. Hachenburg-Schilling, GmbHG, &#167; 47 Rn. 48; Meyer-Landrut-Miller, GmbHG, &#167;&#167; 35 - 38 Rn. 108). Das Stimmbindungsverbot gem&#228;&#223; &#167; 136 Abs. 2 AktG ist auf das GmbH-Recht nicht entsprechend anwendbar. Die mit der "Systemwidrigkeit" vom Gesch&#228;ftsf&#252;hrereinfl&#252;ssen auf die Willensbildung der Gesellschafterversammlung begr&#252;ndete Gegenmeinung (Rowedder/Fuhrmann-Koppensteiner, GmbHG, &#167; 47 Rn.) vermag nicht zu &#252;berzeugen. Eine solche "Systemwidrigkeit" ist jedenfalls in einer wie vorliegend eher personalistisch ausgestalteten GmbH nicht erkennbar, weil das Verh&#228;ltnis zwischen Gesellschafterversammlung und Gesch&#228;ftsf&#252;hrung nicht von einer strengen Trennung der Kompetenzen gepr&#228;gt wird, wie sie im Aktienrecht f&#252;r das Verh&#228;ltnis zwischen den einzelnen Gesellschaftsorganen typisch ist (HachenburgSchilling, GmbHG, &#167; 47 Rn. 29; Scholz-Schmidt, GmbHG, &#167; 47 Rn. 39).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Gegen die Wirksamkeit der Stimmrechtsvereinbarung bestehen auch unter dem Gesichtspunkt eines etwaigen Versto&#223;es gegen wesentliche Prinzipien des GmbH-Rechts keine Bedenken. Die Vereinbarung beinhaltet keine unzul&#228;ssige Einflu&#223;nahme von Nichtgesellschaftern auf die Willensbildung in der K GmbH, wie f&#252;r vergleichbare F&#228;lle zum Teil im Schrifttum bef&#252;rchtet wird (vgl. Flume, Allgemeiner Teil des B&#252;rgerlichen Rechts, Band 1,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Erster Teil: Die Personengesellschaft, &#167; 14 IV, S. 229 f.). Da&#223; der Beklagte sich als Komplement&#228;r der Alleingesellschafterin der GmbH gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger und den &#252;brigen Gesellschaftern der F KG, die s&#228;mtlich nicht Gesellschafter der GmbH waren, f&#252;r die Wahl des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers auf die Person des Kl&#228;gers festgelegt hat, beruhte n&#228;mlich auf seinem freien Entschlu&#223; (vgl. hierzu auch: Schlegelberger-Gessler, Kommentar zum HGB, 2. Band, 4. Aufl., &#167; 105 Rn. 27; Hachenberg-Ulmer, GmbHG, 1. Band, &#167; 2 Rn. 65; Scholz-Schmidt, GmbHG, 1. Band, &#167; 35 Rn. 157; Vogel, Gesellschafterbeschl&#252;sse und Gesellschafterversammlung, 2. Auflage, S. 66). Auch die freie Willensbildung in der Gesellschafterversammlung selbst ist durch die Stimmrechtsbindung des Beklagten nicht in unzul&#228;ssiger Weise eingeschr&#228;nkt worden. Die insoweit vom Beklagten unter Bezugnahme auf die Rechtsprechung des Reichsgerichts (RGZ 131, 179 ff.) ge&#228;u&#223;erten Bedenken sind nicht stichhaltig. Es gibt im GmbH-Recht keinen Grundsatz, da&#223; die Gesellschafter allein aufgrund der Er&#246;rterungen in der Gesellschafterversammlung zu einer Entscheidung gelangen m&#252;&#223;ten und sich nicht schon vorher in ihrer Entschlie&#223;ung festgelegt haben d&#252;rften. Die Anerkennung eines solchen Grundsatzes w&#252;rde den komplexen Entscheidungsgegenst&#228;nden der Gesellschafterversammlung nicht gerecht und lie&#223;e insbesondere au&#223;er Acht, da&#223; eine vorherige Planung und Abstimmung wirtschaftlich gravierender Entscheidungen ebenso wie Festlegung einer l&#228;ngerfristigen Personalplanung aus Gr&#252;nden der Kontinuit&#228;t gerade im Interesse der Gesellschaft zugelassen werden mu&#223; (vgl. BGHZ 48, 163 ff., 171; Hachenburg-Schilling, GmbHG, &#167; 47. Rn. 26; Roth, GmbHG, 2. Aufl., &#167; 47 Anm. 4.3; K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, &#167; 21 II 4).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Wirksamkeit der Stimmbindungsvereinbarung begegnet auch im Hinblick auf die Regelung des &#167; 30 GmbHG keinen Bedenken. Der Hinweis des &#167; 38 Abs. 2 GmbHG auf die Einschr&#228;nkbarkeit der freien Abberufung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers durch eine entsprechende Satzungsbestimmung schlie&#223;t die Zul&#228;ssigkeit einer schuldrechtlichen Verpflichtung der vorliegenden Art nicht aus. Denn hierbei handelt es sich nicht um eine Vereinbarung &#252;ber die Abberufbarkeit des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers durch das zust&#228;ndige Organ der K GmbH, sondern lediglich um eine Verpflichtung des Beklagten pers&#246;nlich, nur bei Vorliegen eines wichtigen Grundes f&#252;r die Abberufung des Kl&#228;gers zu stimmen (vgl. insoweit BGH ZIP 1983, 432 f). Die Abstimmungsverpflichtung des Beklagten erscheint selbst dann unbedenklich, wenn man unterstellt, da&#223; durch &#167; 38 Abs. 1 GmbHG ein Recht des zust&#228;ndigen Gesellschaftsorgans auf jederzeige Abberufung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers institutionalisiert worden ist (so Fischer-Lutter-Hommelhoff, GmbHG, 12. Aufl., &#167; 38 Rn. 12); denn ein Eingriff in die Kompetenz des Abberufungsorgans wird durch die vorliegende Vereinbarung nicht bewirkt. Zust&#228;ndiges Abberufungsorgan der K GmbH ist n&#228;mlich entsprechend dem Regelfall des &#167; 46 Ziffer 5 GmbHG die Gesellschafterversammlung und in dieser gibt nur der Beklagte als Komplement&#228;r der Alleingesellschafterin eine Stimme ab (vgl. im Ergebnis: BGH ZIP 1983, 432 f.; Fischer-Lutter-Hommelhoff a.a.O., Rn. 12; Baumbach-Hueck-Z&#246;llner, GmbHG, 14. Auflage, &#167; 38 Rn. 11).</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung der Abberufbarkeit ist auch nichtetwa f&#252;r Fremdgesch&#228;ftsf&#252;hrer generell unzul&#228;ssig</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">(so Sch&#246;nle/Ensslin, GmbHR 1969, 103, 104 f.). Ein entsprechender Grundsatz l&#228;&#223;t sich weder dem Wortlaut des &#167; 38 GmbHG entnehmen, noch w&#228;re er sachlich gerechtfertigt. Denn im Interesse der Kontinuit&#228;t der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung kann gerade f&#252;r die Festigung der Position eines Fremdgesch&#228;ftsf&#252;hrers ein Bed&#252;rfnis bestehen, um diesen enger an die Gesellschaft zu binden (vgl. Baumbach-Hueck-Z&#246;llner, a.a.O., &#167; 38 Rn. 5 a, 11; &#167; 47 Rn. 77).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung gem&#228;&#223; Ziffer 1 Abs. 2 der Vereinbarung von 1977/1981 ist weiterhin erf&#252;llbar. Es handelt sich n&#228;mlich um eine Dauerverpflichtung, die auch noch nach einer unberechtigten Abberufung des Kl&#228;gers als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer durch Wiederbestellung erf&#252;llt werden kann (vgl. BGHZ 48, 163 ff., 172; Peters, AcP 156, 311 ff., 329). Die Erf&#252;llung ist dem Beklagten auch nicht subjektiv unm&#246;glich, weil er in bezug auf das Stimmrecht der F-KG gebunden ist. Das Stimmrecht der KG wird allein vom Beklagten als Komplement&#228;r und Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ausge&#252;bt. Ein Versto&#223; gegen die Treuepflicht gegen&#252;ber den &#252;brigen Gesellschaftern der KG, der dem Beklagten die Erf&#252;llung der Stimmbindungsvereinbarung unm&#246;glich machen k&#246;nnte, ist nicht ersichtlich, weil die Kommanditisten sich in gleicher Weise wie der Beklagte gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger verpflichtet hatten. Da&#223; diese gegen die streitgegenst&#228;ndliche Wiederbestellung des Kl&#228;gers zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer Einw&#228;nde erhoben h&#228;tten, ist im &#252;brigen vom Beklagten nicht substantiiert vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung des Beklagten entf&#228;llt auch nicht im Hinblick darauf, da&#223; sie wegen der insoweit zwingenden Bestimmung des &#167; 38 GmbHG unter dem Vorbehalt eines wichtigen Grundes f&#252;r die Abberufung steht. Das Vorbringen des Beklagten zum Vorliegen eines wichtigen Grundes ist im Ergebnis unzureichend.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Es l&#228;&#223;t sich zun&#228;chst nicht erkennen, da&#223; der Kl&#228;ger im Sinne von &#167; 38 Abs. 2 Satz 2 GmbHG zur ordnungsgem&#228;&#223;en Gesch&#228;ftsf&#252;hrung unf&#228;hig w&#228;re. Das vom Beklagten behauptete Fehlen einer kaufm&#228;nnischen Ausbildung hat den Kl&#228;ger offensichtlich nicht gehindert, die Aufgaben eines Gesch&#228;ftsf&#252;hrers ordnungsgem&#228;&#223; wahrzunehmen; denn er ist im Jahre 1982 nach f&#252;nfj&#228;hriger leitender T&#228;tigkeit in der Gesellschaft in seinem Amt best&#228;tigt worden. Da&#223; dies der behaupteten Unf&#228;higkeit des Kl&#228;gers zum Trotz allein aus famili&#228;rer R&#252;cksichtnahme geschehen sein sollte, vermag nicht zu &#252;berzeugen. Es widerspricht der Lebenserfahrung, da&#223; der Beklagte aus famili&#228;ren Gr&#252;nden die Verantwortung auf sich genommen h&#228;tte, jemanden erneut zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zu bestellen, der nicht einmal in der Lage war, die laufenden Gesch&#228;fte ordnungsgem&#228;&#223; zu erledigen. Im &#252;brigen kannte der Beklagte den Kl&#228;ger, seinen Vetter, als er die notarielle Vereinbarung im Jahre 1977 abschlo&#223;. Der Kl&#228;ger war damals bereits f&#252;r die F-KG t&#228;tig gewesen. Die Erfahrungen, die der Beklagte damals mit dem Kl&#228;ger gemacht hatte, hinderten ihn jedenfalls nicht, die notarielle Vereinbarung zu schlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat auch nicht nachvollziehbar darge legt, da&#223; es dem Kl&#228;ger an Verantwortungsbereitschaft, Durchsetzungsverm&#246;gen und der F&#228;higkeit gefehlt h&#228;tte, strategische Marketingperspektiven zu entwickeln. Bereits die langj&#228;hrige T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer belegt seine Bereitschaft zur &#220;bernahme von Verantwortung. Inwieweit die &#220;bernahme des Vertriebsresors mit einem gr&#246;&#223;eren Ma&#223; an Verantwortung verbunden gewesen w&#228;re, l&#228;&#223;t sich dem Vortrag des Beklagten nicht entnehmen. Da&#223; der Kl&#228;ger<sup>-</sup> es dem Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer L2 &#252;berlassen hat, gegen&#252;ber dem Aufsichtsrat als Sprecher der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung aufzutreten, ist kein hinreichendes Indiz f&#252;r eine Unf&#228;higkeit, die Unternehmenspolitik zu vertreten und durchzusetzen. Es erscheint naheliegend, da&#223; regelm&#228;&#223;ig nur einer von zwei Gesch&#228;ftsf&#252;hrern die Sprecherfunktion aus&#252;bt. Der Beklagte hat nicht vorgetragen, da&#223; der Kl&#228;ger sich etwa geweigert h&#228;tte, dies zu tun. Der Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer L2 war lebens&#228;lter, so da&#223; es schon von daher nahelag, ihm den Vortritt zu lassen. Eine Beurteilung der F&#228;higkeit des Kl&#228;gers zur Entwicklung strategischer Marketingperspektiven ist anhand des Beklagtenvorbringens nicht m&#246;glich, weil der Beklagte keine Angaben im einzelnen &#252;ber die Rahmenbedingungen macht, die dem Kl&#228;ger zur Verwirklichung der Vorschl&#228;ge des Aufsichtsrates gestellt waren.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Das vom Beklagten behauptete Versagen des Kl&#228;gers in der Aufsichtsratssitzung am 18.02.1986 l&#228;&#223;t nicht mit hinreichender Sicherheit auf ein mangelndes betriebswirtschaftliches Verst&#228;ndnisschlie&#223;en; denn es ist nicht einmal hinreichend dargetan, da&#223; der Kl&#228;ger mit dem Zahlenmaterial, welches er erl&#228;utern sollte, gen&#252;gend vertraut war. Es besteht n&#228;mlich Anla&#223; zu der Vermutung, da&#223; der Kl&#228;ger sich nicht intensiv mit dem Zahlenmaterial besch&#228;ftigt hatte, weil er nicht damit rechnete, dazu in der Aufsichtsratssitzung Stellung nehmen zu m&#252;ssen. Es war &#252;blicherweise dem Mitgesch&#228;ftsf&#252;hrer L2 &#252;berlassen, die Unternehmenspolitik gegen&#252;ber dem Aufsichtsrat darzustellen und zu erl&#228;utern. Da&#223; der Kl&#228;ger gleichwohl ausnahmsweise damit rechnete, die Plandaten in der Aufsichtsratssitzung selbst erl&#228;utern zu m&#252;ssen, weil gerade er sich gegen&#252;ber<sup>.</sup> dem Aufsichtsrat f&#252;r die Richtigkeit der Berechnungen zu verantworten hatte, k&#246;nnte allenfalls angenommen werden, wenn er aufgrund der Gesch&#228;ftsverteilung innerhalb der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung speziell f&#252;r betriebswirtschaftliche Detailfragen zust&#228;ndig war. Dazu l&#228;&#223;t sich dem Vortrag des f&#252;r diesen Ausnahmefall darlegungspflichtigen Beklagten aber nichts entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat ebensowenig substantiiert dargelegt, da&#223; der Kl&#228;ger sich den mit der Sanierung der K GmbH verbundenen gesteigerten Anforderungen an seine T&#228;tigkeit nicht gewachsen gezeigt h&#228;tte. Hiergegen spricht vielmehr in bezug auf das Sanierungsprojekt Q I, da&#223; der Kl&#228;ger, wie der Beklagte selbst einr&#228;umt, im Zeitpunkt der Vorlage dieser Planung noch &#252;ber Akquisitionsprojekte verhandelte, die die noch verbleibenden Verluste ausgleichen sollten. Dem Projekt Q II hat sogar der Aufsichtsrat im wesentlichen zugestimmt. Das bedeutet gleichzeitig, da&#223; die negative Entwicklung der zugrundeliegenden Plandaten offenbar nicht vorhersehbar war. Es ist auch nicht zu erkennen, da&#223; der Kl&#228;ger diese Entwicklung zu sp&#228;t bemerkt h&#228;tte. Bei Erstellung des ersten Vollzugsberichts zum Projekt Q II vom 30.01.1986, in welchem darauf nicht hingewiesen wird, kann dem Kl&#228;ger n&#228;mlich aus zeitlichen Gr&#252;nden noch keine vollst&#228;ndige Auswertung der neuen Planergebnisse vorgelegen haben. Denn jedenfalls das endg&#252;ltige Betriebsergebnis der T3 GmbH f&#252;r 1985, aus dem die Verschlechterung der Plandaten nach Darstellung des Beklagten unter anderem hervorging, mu&#223;te Anfang Januar dort erst in einem zeitaufwendingen Pr&#252;fungsvorgang erstellt</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">werden, bevor es der K GmbH zu deren Auswertung &#252;bermittelt werden konnte. Die fehlende Eignung des am Nachmittag des 18.02.1986 vorgelegten Sanierungskonzeptes ist nach der<sup>.</sup> Lebenserfahrung in erster Linie darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; f&#252;r die Ausarbeitung nur wenig Zeit zur Verf&#252;gung stand. Soweit der Kl&#228;ger demgegen&#252;ber bei der Erstellung des weiteren Sanierungskonzepts vom 21.02.1986 versagt haben sollte, vermag dies allein gleichwohl nicht die Beurteilung zu rechtfertigen, er sei zur ordnungsgem&#228;&#223;en Gesch&#228;ftsf&#252;hrung unf&#228;hig. Denn angesichts der langj&#228;hrigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrert&#228;tigkeit des Kl&#228;gers, w&#228;hrend der es offenbar nicht zu nennenswerten Fehlleistungen gekommen ist, w&#228;re das einmalige Versagen bei der<sup>.</sup> Erarbeitung eines von mehreren Sanierungskonzepten f&#252;r die Abberufung als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer kein ausreichend "wichtiger Grund" (vgl. insoweit Meyer-Landrut-Miller, a.a.O.,&#167;&#167; 35 - 38 Rn. 119, 121 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Auch die vom Beklagten vorgetragenen Gr&#252;nde au&#223;erhalb der Person des Kl&#228;gers verm&#246;gen eine Abberufung aus wichtigem Grund nicht zu rechtfertigen. Dem Gesichtspunkt des Vertrauensentzuges durch die Gesellschafterversammlung kommt vorliegend keine Bedeutung zu. Insoweit sind sowohl die Rechtsauffassung des Beklagten zur analogen Anwendbarkeit des &#167; 84 Abs. 3 Satz 2 AktG als auch sein Hinweis auf allgemeine Zumutbarkeitserw&#228;gungen unbeachtlich. Die Anerkennung des blo&#223;en Vertrauensverlustes der Gesellschafterversammlung liefe n&#228;mlich auf die Zulassung der freien Abberufbarkeit des Kl&#228;gers durch den Beklagten hinaus, weil die Meinung der Gesellschafterversammlung in der K GmbH allein durch den Beklagten als Vertreter der Alleingesellschafterin repr&#228;sentiert wird (vgl. insoweit Mertens, Das Recht des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der GmbH, &#167; 38 Rn. 52; Rowedder-Fuhrmann-Koppensteiner, a.a.O. , &#167; 38 Rn. 13). Der Vertrauensverlust ist auch nicht erkennbar durch berechtigte Zweifel gegen die Ordnungsgem&#228;&#223;heit der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung gerechtfertigt, weil ein ein-maliges Versagen des Kl&#228;gers bei der Sanierungsplanung derartige Zweifel nicht rechtfertigen kann.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Das Bestehen tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Aufsichtsrat und dem Kl&#228;ger kann ebensowenig als wichtiger Grund f&#252;r die Abberufung des Kl&#228;gers anerkannt werden. Zum einen sind die Mietglieder des Aufsichtsrates weisungsgebundene Angestellte bwz. Mitarbeiter der F-KG, also ihrerseits vom Votum des Beklagten abh&#228;ngig. Der Beklagte h&#228;tte es in der Hand, &#252;ber die von ihm abh&#228;ngigen Aufsichtsratsmitglieder dennoch sein Ziel einer freien Abberufbarkeit des Kl&#228;gers entgegen dem Vertrag von 1977/1981 zu erreichen. Zum anderen sind Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Aufsichtsrat und der Gesch&#228;fsf&#252;hrung aufgrund der Kontrollfunktion des Aufsichtsrates gegen&#252;ber den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern gem&#228;&#223; &#167; 52 Abs. 1 GmbHG in Verbindung mit &#167; 111 Abs. 1 AktG nicht ungew&#246;hnlich, und eine konfliktfreie Zusammenarbeit zwischen diesen Organen ist auch nicht zur Gew&#228;hrleistung einer einheitlichen Linie der Unternehmenspolitik erforderlich, weil die Unternehmenspolitik nicht vom Aufsichtsrat, sondern von der Gesellschafterversammlung bestimmt wird.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann ein wichtiger Grund f&#252;r die Abberufung des Kl&#228;gers als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nicht darin gesehen werden, da&#223; die objektiven Gesch&#228;ftsergebnisse der K GmbH seit 1982 erheblich unter dem Branchendurchschnitt gelegen haben</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">sollen. Denn vorliegend l&#228;&#223;t die fehlende branchenm&#228;&#223;ige Erkl&#228;rbarkeit der schlechten Gesch&#228;ftslage, jedenfalls nicht, wie teilweise als Regel fall angenommen wird (vgl. Scholz-Schneider a.a.O.; Rn. 51), auf die mangelnde Eignung des Kl&#228;gers als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer schlie&#223;en. Es bestehen n&#228;mlich Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; andere, &#228;u&#223;ere Einfl&#252;sse f&#252;r die Verluste verantwortlich sind (vgl. dazu Mertens a.a.O., Rn. 51). Der Beklagte tr&#228;gt selbst vor, da&#223; die schlechten Betriebsergebnisse seit 1983 entscheidend auf die aggressive Gesch&#228;ftspolitk der Firmengruppe M zur&#252;ckzuf&#252;hren waren. Er h&#228;tte dann erheblich substantiierter darlegen m&#252;ssen, worin die Fehlentscheidungen des Kl&#228;gers im einzelnen lagen, wann diese Fehlentscheidungen deutlich wurden und welche konkreten Auswirkungen auf das Unternehmen sie im einzelnen hatten. Der Vortrag des Beklagten insoweit ist viel zu allgemein, als da&#223; er einer Beweisaufnahme zug&#228;nglich w&#228;re. Die substantiierten Vorg&#228;nge im einzelnen erst von den Zeugen zu erfragen, liefe auf eine unzul&#228;ssig Ausforschung hinaus.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 546 Abs. 2 ZPO festzusetzende Beschwer des Beklagten entspricht, dem Wert seines Unterliegens im Rechtsstreit.</p>
315,389
lagk-1988-03-07-6-sa-124787
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 Sa 1247/87
1988-03-07T00:00:00
2019-03-13T14:54:25
2019-03-27T09:43:15
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1988:0307.6SA1247.87.00
<h2>Tenor</h2> <h3>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 11. November 1987 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Bonn &#8211; 4 Ca 2165/87 &#8211; wird auf Kosten der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgewiesen.</h3> <h3>&#160;</h3> <h3>Streitwert: unver&#228;ndert.</h3><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist am&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; geboren. Sie war vom 1.9.85 bis zum 6.7.1 987 als Auszubildende f&#252;r d en Beruf der B&#252;rokauffrau bei der Kl&#228;gerin besch&#228;ftigt. A m 1 9.1 0.1 985 trafen die Parteien folgend e Vereinbarung:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aus betrieblich organisatorischen G r&#252;nden ist es erforderlich, da&#223; die Mitarbeiterin der Firma W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH einen F&#252;hrerschein der Klasse 3 besitzen, da gelegentlich Objekte und K und en aufgesucht werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Firma W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH hat sich dazu bereit erkl&#228;rt, alle Kosten , die beim Erwerb des F&#252;hrerscheins d er Klasse 3 anfallen, zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sollte die Auszubildende K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Y&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Firma im 1. Jahr nach Beendigung d er Ausbildungszeit verlassen oder sollte da s Arbeitsverh&#228;ltnis v on seiten d er Firma beendet werden, ist sie verpflichtet, die gesamten F&#252;hrerscheinkosten an die Firma zur&#252;ckzuzahlen ; verl&#228;&#223;t sie die Firma im 2. Jahr nach Beendigung der Ausbildungszeit, so mu&#223; sie 2/3 der F&#252;hrerscheinkosten zur&#252;ckzahlen ; verl&#228;&#223;t sie die Firma im 3. Jahr nach Beendigung der Ausbildungszeit, m u &#223; sie 1 /3 der F&#252;hrer schein kosten an die Firm a zur&#252;ckzahlen . Im 4. Jahr nach Beendigung d er Ausbildungszeit erlischt die R&#252;ckzahlungspflicht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte 1987 d en ihr angebotenen Abschlu&#223; eines Arbeitsvertrages mit der Kl&#228;gerin abgelehnt hatte , nimmt die Kl&#228;gerin sie unter Hinweis auf die Vereinbarung vom 19.10.85 auf R&#252;ckzahlung der F&#252;hrerscheinkosten im unstreitigen Betrag v on DM 1.256,53 in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie DM 1.256,53</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">nebst 9,5 % Zinsen seit dem 1 .9.1 987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantrag t,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin mit d er Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die Auffassung vertreten, die Vereinbarung sei gem&#228;&#223; &#167; 5 BBilG nichtig.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht Bonn hat die Klage mit Urteil vom 11.11.1987 abgewiesen. Es hat in der Vereinbarung vom 19.1 o.85 einen Versto&#223; gegen &#167; 5 BBiG gesehen. Die Vorschrift f&#252;hre dazu, da&#223; alle Vereinbarungen, die den Auszubildenden in seiner Entschlu&#223;freiheit im Hinblick auf die k&#252;nftige berufliche Entwicklung behinderten, nichtig seien.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, der das arbeitsgerichtliche Urteil am 20.11.1987 zugestellt worden ist, hat am 27.11.1987 Berufung eingelegt, die sie am 23.12.1987 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie tritt im zweiten Rechtszug d en Ausf&#252;hrungen des Arbeitsgerichts unter Hinweis darauf entgegen, da&#223; die Kosten des F&#252;hrerscheins bei der Beklagten ohnehin im privaten Bereich angefallen w&#228;ren. Es gehe nicht an, der Kl&#228;gerin die R&#252;ckforderung der Kosten zu versagen, die die Beklagte auf jeden Fall h&#228;tte trag en m&#252;ssen. Zum Inhalt der Ausbildung, die die Beklagte absolviert habe, habe auch nicht unbedingt die Bef&#228;higung zum F&#252;hren von Kraftfahrzeugen geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung des Urteils des Arbeitsgerichts Bonn vom 11.11.1987 - 4 Ca 21 65/87 - zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin DM 1.256,53 nebst 9,5 % Zinsen seit dem 1.9.1987. zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Kl&#228;gerin vom 25.11.1987, eingegangen am 27.11.1987, kostenpflichtig zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie erwidert: Die Kl&#228;gerin habe der Beklagten bereits &#183;bei Abschlu&#223; des Ausbildungsvertrages zu verstehen gegeben,, da&#223; sie auch f&#252;r die Ausbildungszeit d en F&#252;hrerschein erwerben m&#252;sse, um mobil zu sein. So habe die Beklagte dann auch im Firmenwagen die im Umkreis von B&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gelegenen Objekte aufsuchen und auf diese Weise quasi als Verbindung zwischen B&#252;ro und Arbeitsplatz fungieren m&#252;ssen. &#167; 5 BBiG f&#252;hre dazu, da&#223; alle Abreden unwirksam seien, durch die d er Auszubildende rechtlich oder praktisch an seinen bisherigen Betrieb gebunden werde. Dar&#252;ber hinaus habe die Kl&#228;gerin die Beklagte durch die Vereinbarung vom 1910.1985 in unzul&#228;ssiger Weise in ihrer Vertragsfreiheit und ihrem sich aus Art. 12 GG ergebenden Grundrecht der freien Berufswahl beeintr&#228;chtigt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Weg en des Vorbringens der Parteien im &#252;brigen wird auf ihre m&#252;ndlich vorgetragenen Schrifts&#228;tze v erwiesen. Auf den Inhalt der Akten wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist nach &#167;&#160; 64 ArbGG statthaft. Sie ist auch in der richtigen Form und Frist eingelegt und begr&#252;ndet worden und damit zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mit zutreffender Begr&#252;ndung, der das Berufungsgericht bei tritt, hat das Arbeitsgericht dargelegt, da&#223; die Vereinbarung vom 19.10.1995, in der die Beklagte sich zur Erstattung der F&#252;hrerscheinkosten verpflichtete, wegen Versto&#223;es gegen &#167; 5 Abs. 1 BBiG nichtig ist. Nach diesen Bestimmungen sind Vereinbarungen, die den Auszubildenden f&#252;r die Zeit nach Beendigung des Berufsausbildungsverh&#228;ltnisses in der Aus&#252;bung seiner beruflichen T&#228;tigkeit beschr&#228;nken nichtig.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Daraus ergibt sich, d a&#223; vertragliche Regelungen, die seine berufliche und pers&#246;nliche Entscheidungsfreiheit einengen, keinen Bestand haben. Dazu geh&#246;ren, wie das Arbeitsgericht unter Hinweis auf Gedon-Spiertz (Berufsbildungsrecht, &#167; 5 Anm. 3) zu Recht ausgef&#252;hrt hat, alle Vereinbarungen, die f&#252;r die Entscheidungsfreiheit des Auszubildenden im Hinblick auf seine berufliche Entwicklung von Bedeutung sind und sie in irgendeiner Weise einengen. Dem Auszubildenden soll die Freiheit uneingeschr&#228;nkt erhalten bleiben, seine erlernten F&#228;higkeiten und Kenntnisse nach eigenem Ermessen frei zu verwerten (Natzel, Berufsbildungsrecht, 3. Aufl. 1982, S. 148). So ist in der Rechtsprechung anerkannt, da&#223; R&#252;ckzahlungsklauseln, die der Arbeitgeber mit dem Auszubildenden in Zusammenhang mit Weihnachtsgratifikationen vereinbart, nichtig sind, weil sie die Freiheit des Auszubildenden, sich nach eigenem Ermessen zwischen seinem Verbleiben im Ausbildungsbetrieb und einer anderweitigen beruflichen T&#228;tigkeit zu entscheiden, beeintr&#228;chtigen (Nachweise der Rechtsprechung bei Gedon-Spiertz aaO). Eine solche nach &#167; 5 Abs. 1 BBiG unstatthafte Bindung der Beklagten an den Ausbildungsbetrieb trat, wie das Arbeitsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, auch durch die von der Beklagten &#252;bernommene Verpflichtung ein, die F&#252;hrerscheinkosten ganz oder anteilig zu erstatten, wenn sie die Kl&#228;gerin innerhalb von 3 Jahren nach Beendigung der Ausbildungszeit verlie&#223;. Kann die Beklagte die Erstattungspflicht vermeiden, indem sie nach Abschlu&#223; ihrer Berufsausbildung noch innerhalb einer bestimmten Zeit ein Arbeitsverh&#228;ltnis mit der Kl&#228;gerin aufrechterh&#228;lt, so f&#252;hrt dies zu einer Beeintr&#228;chtigung ihrer Freiheit, selbst unbeeinflu&#223;t von wirtschaftlichem Druck &#252;ber ihren beruflichen Weg zu entscheiden. Daran &#228;ndert auch der Umstand nichts, da&#223; die Beklagte, wie die Kl&#228;gerin vermutet, den F&#252;hrerschein ohnehin erworben und dieselben Kosten damit auch ohne die Erstattungsvereinbarung im privaten Bereich der Beklagten angefallen w&#228;ren. Weil die Kl&#228;gerin die Frage, ob die Beklagte diese Kosten selbst tragen mu&#223; oder nicht, von dem Verweilen bei der Kl&#228;gerin abh&#228;ngig machte, unter war f sie die Beklagte mittelbar einer nach &#167;&#160; 5 Abs. 1 BBiG unzul&#228;ssigen Bleibeverpflichtung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch der Hinweis der Kl&#228;gerin auf das Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 25.4.1984 (DB 1985, S. 51) f&#252;hrt nicht weiter. Dort hat das Bundesarbeitsgericht angenommen, da&#223; eine Vereinbarung, nach der der Auszubildende die Kosten einer notwendigen Fahrausbildung zu tragen hat, nach &#167; 5 Abs. 2 Nr. 1 BBilG nichtig ist. Im Streitfall geh&#246;rt der Erwerb der Fahrerlaubnis unstreitig nicht zur Berufsausbildung der Beklagte; f&#252;r eine solche Fallgestaltung &#8211; wie sie dem Bundesarbeitsgericht nicht vorlag &#8211; ergibt sich die Nichtigkeit der mit einem Verbleiben im Betrieb verbundenen Kostenvereinbarung aus &#167; 5 Abs. 1 BBiG.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auf die M&#246;glichkeit der Nichtzulassungsbeschwerde nach &#167; 72 a ArbGG als Rechtsbehelf beim Bundesarbeitsgericht in Kassel wird hingewiesen.</p>
315,390
lg-bonn-1988-03-01-17-o-18086
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17 O 180/86
1988-03-01T00:00:00
2019-03-13T14:54:26
2019-03-27T09:43:15
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1988:0301.17O180.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 6.999,90 DM nebst 7 % Zinsen hieraus seit dem 20.05.1986 zu zahlen.</p><p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin zu 97 % und die Beklagte zu 3 %.</p><p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung von 8.700,-- DM und f&#252;r die Beklagte gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 8.750,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien besteht ein Geb&#228;udeversicherungsvertrag (Geb&#228;udeversicherung zum gleitenden Neuwert) f&#252;r das Geb&#228;ude I2 ##, #### L2 ##. Der Versicherungswert dieses Geb&#228;udes ist in dem Vertrag mit 40.000,-- DM zuz&#252;glich 3 % Aufschlag zur Abdeckung des Unterversicherungsrisikos, insgesamt mithin 41.200,-- DM vorgesehen.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte aus diesem Vertrag wegen eines Brandschadens an dem genannten Haus vom 11.6.1985 in Anspruch, wobei sie Zahlung an die T3 C als Zessionarin der Entsch&#228;digungsforderung begehrt.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob der Kl&#228;gerin &#252;ber die bereits erfolgen Zahlungen der Beklagten hinaus Zahlungsanspr&#252;che zustehen. Insbesondere streiten die Parteien dar&#252;ber, ob das genannte Geb&#228;ude unterversichert war und welche Auswirkungen eine etwaige Unterversicherung auf den Zahlungsanspruch der Kl&#228;gerin hat. Au&#223;erdem sind die Parteien unterschiedlicher Auffassung dar&#252;ber, zu welchem Zeitraum Mietausfall ersetzt werden muss, und dar&#252;ber, ob die Beklagte ihre bisherigen Zahlungen verz&#246;gerlich vorgenommen hat, wodurch der Kl&#228;gerin ein m&#246;glicherweise von der Beklagten zu verantwortender und ersetzender Schaden entstanden sein k&#246;nnte.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin der Beklagten am 11.06.1985 den Brandschaden angezeigt hatte, wurde am 12.7.1985 von der Beklagten der Architekt W mit der Erstellung eines Gutachtens &#252;ber die Schadensh&#246;he beauftragt. Ebenfalls am 12.7.1985 beauftragte die Kl&#228;gerin den Architekten I3 mit der Feststellung &#252;ber den Schaden und der Bezifferung des Leistungsanspruches gegen die Beklagte.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Ernennung der Architekten I3 und W als Sachverst&#228;ndige f&#252;r die Kl&#228;gerin bzw. die Beklagte wurde in einem Schriftst&#252;ck mit der Bezeichnung &#8222;Sachverst&#228;ndigen- und Obmannernennung&#8220; von den Parteien sowie den beiden Sachverst&#228;ndigen am 16.08.1985 schriftlich fixiert.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 26.11.1985 erstellte der Sachverst&#228;ndige W sein Gutachten; dieses zeichnete der Architekt I3 am 16.12.1985 gegen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten stellt im wesentlichen folgende Werte fest:</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Schaden zum Neuwert:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 488.428,-- DM</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Schadensminderungskosten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 3.973,-- DM</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mietausfallkosten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 9.360,-- DM</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Abbruch- u. Aufr&#228;umkosten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 9.576,-- DM</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Einbauk&#252;che:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 18.240,-- DM</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Versicherungswert zum Neuwert (Index am Schadenstag 1.400,--DM) 60.959 MK</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bei der Berechnung der Versicherungswerte zum Neuwert wird im Gutachten ein Wert von 36 MK/cbm angesetzt.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin akzeptierte den in den Gutachten enthaltenen Ansatz von 36 MK/qbm und das sich daraus ergebende Ma&#223; der Unterversicherung von 41.200 zu 60.959 nicht.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie beauftragte den Architekten I4 mit der Erstellung eines Vergleichsgutachtens. Dieser h&#228;lt in seinem Gutachten den Ansatz von 28 MK/cbm f&#252;r angemessen und errechnet auf dieser Basis einen Versicherungswert zum Neuwert von 47.412 MK, woraus sich ein Ma&#223; der Unterversicherung von 41.200 zu 47.412 ergibt.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der schriftlichen Auseinandersetzungen der Parteien &#252;ber die in dem Gutachten der Sachverst&#228;ndigen W/I3 enthaltenen Werte legte die Kl&#228;gerin der Beklagten mit Schreiben vom 24.2.1986 das Vergleichsgutachten des Architekten I4 mit der Bitte um Mitteilung vor, ob sie auf dieser Grundlage zur Abrechnung bereit sei. Mit Schreiben vom 26.2.1986 setzte die Kl&#228;gerin zur Zahlung des unstreitigen Betrags und f&#252;r die Stellungnahme zu ihrer Mehrforderung Frist bis zum 5.3.1986. Mit Schreiben vom 20.3.1986 teilte die Beklagte der Kl&#228;gerin abschlie&#223;end mit, da&#223; sie die Berechnung der Kl&#228;gerin zu zahlenden Entsch&#228;digungssumme auf der Basis des Gutachtens W/I3 vornehme.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zahlte bisher an die Kl&#228;gerin insgesamt 365.876,23 DM als Entsch&#228;digung. Diese Zahlung erfolgte in f&#252;nf Teilbetr&#228;gen, n&#228;mlich 200.000,-- DM im September 1985, 100.000,-- DM im Januar 1986, 37.000,-- DM sowie weitere 9.360,-- DM im M&#228;rz 1986 sowie sp&#228;testens am 4.4.1986 19.516,23 DM (14.666,-- DM zuz&#252;glich eines Zinsbetrages von 4.850,23 DM).</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Zahlungen der Beklagten an die Kl&#228;gerin beruhen auf folgendem Abrechnungsmodus:</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Geb&#228;ude Neuwert:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 488.428,-- DM</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Schadensminderungskosten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 3.973,-- DM</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Einbauk&#252;che:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 18.240,-- DM</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mietausfall:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; <span style="text-decoration:underline">9.360,-- DM</span></p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 520.001,-- DM</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">reduziert um das sich aus dem Gutachten W/I3 ergebende Ma&#223; der Unterversicherung (41.200:60.959) auf 351.450,-- DM.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Abbruchkosten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 9.576,-- DM</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zinsen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; <span style="text-decoration:underline">4.850,23 DM</span></p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 365.876,23 DM</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt &#252;ber den gezahlten Betrag hinaus Zahlung weiterer 248.708,11 DM; diese Forderung berechnet die Kl&#228;gerin wie folgt:</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Geb&#228;ude Neuwert&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 488.428,-- DM</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Schadenminderungskosten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 3.973,-- DM</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Einbauk&#252;che&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 18.240,-- DM</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Mietausfall&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 74.160,-- DM</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Abbruchkosten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 16.800,-- DM</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zinsen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">12.983,34 DM</span></p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 614.584,34 DM</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich des bereits gezahlten</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Betrages von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">365.876,23 DM</span></p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 248.708,11 DM</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, da&#223; die Feststellungen im Gutachten W/ I3 zum Ausma&#223; der Unterversicherung offensichtlich unzutreffend seien, was zur Unverbindlichkeit des Gutachtens insoweit f&#252;hre. Der f&#252;r das Ma&#223; der Unterversicherung entscheidende Ansatz von 36 MK/cbm sei &#252;berzogen und unrealistisch. Angemessen sei der Ansatz von 28 MK/cbm, woraus sich ein Ma&#223; der Unterversicherung von 41.200 : 47.412 ergebe.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist die Kl&#228;gerin der Auffassung, da&#223; eine etwaige Unterversicherung keinen Einfluss auf ihren Zahlungsanspruch gegen die Beklagte habe, weil die Festlegung des Versicherungswertes und die damit verbundene etwaige Unterversicherung auf einem der Beklagten zurechenbaren Beratungsfehler des Zeugen T beruhe. Die Beklagte schulde deshalb der Kl&#228;gerin Schadensersatz in der Weise, da&#223; die Beklagte die Kl&#228;gerin so stellen m&#252;sse, als l&#228;ge keine Unterversicherung vor.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dazu ist folgendes unstreitig:</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der hier in Rede stehende Versicherungsvertrag bestand urspr&#252;nglich zwischen der Beklagten und dem Voreigent&#252;mer des fraglichen Hauses, dem Zeugen I. Dieser versicherte das fragliche Geb&#228;ude, als es noch im Bau war. Bei Abschluss des Versicherungsvertrages gab der Zeuge I dem Zeugen T, der als freier Handelsvertreter ausschlie&#223;lich f&#252;r die Beklagte t&#228;tig war, die Baukosten mit 400.000,-- DM an. Daraus errechnete der Zeuge T eine Versicherungssumme bezogen auf das Jahr 1914 von 40.000 DM. Der Zeuge T wies den Zeugen I weder bei Abschluss des Versicherungsvertrages noch zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt darauf hin, da&#223; das fragliche Geb&#228;ude nach Fertigstellung unter Umst&#228;nden unterversichert sein k&#246;nne.</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;ter trat die Kl&#228;gerin als K&#228;uferin des Hausgrundst&#252;cks in diesen Vertrag ein. Mit Schreiben vom 11.11.1983 erkl&#228;rte sie gegen&#252;ber der Beklagten die K&#252;ndigung dieses Vertrages. Die Beklagte wies die K&#252;ndigung unter Hinweis auf &#167; 69 VVG zur&#252;ck.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, der Zeuge T habe sie daraufhin zu sich bestellt, um zu erreichen, da&#223; sie den Vertrag aufrechterhalte. Bei diesem Gespr&#228;ch habe dem Zeugen T ein in der Zwischenzeit von der Kl&#228;gerin mit der X-Versicherung abgeschlossener Geb&#228;udeversicherungsvertrag f&#252;r das fragliche Geb&#228;ude vorgelegen. In diesem sei die Versicherungssumme bezogen auf das Jahr 1914 mit 45.000 MK und die Pr&#228;mie mit 720,-- DM angegeben. Der Zeuge T habe darauf hingewiesen, da&#223; die Pr&#228;mien bei der Beklagten g&#252;nstiger seien. Au&#223;erdem habe er erkl&#228;rt, da&#223; die Versicherungssumme 45.000 zu hoch sei; der in dem Vertrag mit der Beklagten vorgesehene Wert von 40.000 reiche vielmehr aus. Auf diesem Standpunkt habe der Zeuge T trotz mehrfachen Insistierens der Kl&#228;gerin und ihres Sohnes, des Zeugen L, beharrt. Auch bei einem Anruf des Zeugen L etwa 10 bis 14 Tage vor dem Schadensfall habe der Zeuge T erkl&#228;rt, da&#223; der Versicherungswert 40.000 f&#252;r das fragliche Geb&#228;ude ausreichend sei. Bei seinen Erkl&#228;rungen habe der Zeuge T gewusst, wie das fragliche Geb&#228;ude ausgestattet war; insbesondere habe er davon Kenntnis gehabt, da&#223; im Souterrain ein Dentallabor eingerichtet gewesen sei.</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich behauptet die Kl&#228;gerin, da&#223; die Feststellungen in dem Gutachten W/I3 zu den Abbruchkosten offensichtlich unrichtig seien. Die Abbruchkosten beliefen sich nicht, wie in dem Gutachten angegeben auf 9.576,-- DM; vielmehr habe die Kl&#228;gerin f&#252;r die Abbruch- und Aufr&#228;umkosten ein Betrag von 58.632, -- DM aufwenden m&#252;ssen.</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Aufr&#228;umarbeiten seien im wesentlichen durch Eigenleistung des Sohnes der Kl&#228;gerin erfolgt. Die Kl&#228;gerin legt insoweit eine Rechnung der E GmbH vom 31.8.1985 vor; wegen des genauen Inhaltes dieser Rechnungen wird auf Bl. 244/245 d.A. Bezug genommen. Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, da&#223; ihr wegen der von ihr f&#252;r die Abbruch- und Aufr&#228;umarbeiten aufgewandten Kosten der bedingungsgem&#228;&#223;e H&#246;chstbetrag von 3 % der Versicherungssumme zustehe, den sie mit 16.800,-- DM beziffert.</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist die Kl&#228;gerin der Auffassung, da&#223; die Beklagte das Verfahren zur Ermittlung der Schadensh&#246;he sowie die Zahlung der Entsch&#228;digungsforderung schuldhaft verz&#246;gert habe. Dadurch sei ihr, der Kl&#228;gerin ein Schaden in H&#246;he von 181.226,68 DM entstanden, den sie hilfsweise geltend macht.</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, da&#223; durch das Verhalten der Beklagten der Wiederaufbau des fraglichen Geb&#228;udes bisher verhindert worden sei. Sie habe dadurch ihre Zusage an die Q E, da&#223; das Dentallabor im Souterrain des fraglichen Geb&#228;udes in absehbarer Zeit wieder aufgebaut werden w&#252;rde, nicht einhalten k&#246;nnen. Dadurch sei der Q E GmbH ein Verdienstausfall in H&#246;he von insgesamt 134.666,68 DM entstanden, f&#252;r den sie, die Kl&#228;gerin, von den Q E in Anspruch genommen w&#252;rde. Au&#223;erdem seien zus&#228;tzliche Mietausfallkosten in H&#246;he von insgesamt 46.560,-- DM entstanden, und zwar 18.480,-- DM entgangene Mietzinszahlungen seitens des Dentallabors sowie 28.080,--DM wegen Wegfalls der Vermietungsm&#246;glichkeit hinsichtlich der Wohnr&#228;ume in der Zeit von Juni 1985 bis Dezember 1987.</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, Bankkredit in die Klageforderung &#252;bersteigender H&#246;he in Anspruch zu nehmen, den sie mit 7 % verzinsen m&#252;sse.</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Nach Teilklager&#252;cknahme im Hinblick auf eine bei ihrem urspr&#252;nglichen Klageantrag nicht ber&#252;cksichtigte Zahlung der Beklagten in H&#246;he von 9.463,47 DM (gezahlter Betrag von 9.360,-- DM zuz&#252;glich anteiliger Zinsen)</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">beantragt die Kl&#228;gerin nunmehr,</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die T3 C zugunsten der Kl&#228;gerin auf das Konto ###.###.### 248.708,11 DM nebst 7 % Zinsen seit dem 20.5.1986 zu zahlen, hilfsweise : Vollstreckungsnachlass.</p><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen, hilfsweise: Vollstreckungsnachlass.</p><span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet, da&#223; die Feststellungen in dem Gutachten W/I3 zu dem Ausma&#223; der Unterversicherung und insbesondere der daf&#252;r entscheidende Ansatz von 36 MK/qbm offensichtlich unrichtig seien.</p><span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem liegt nach Auffassung der Beklagten kein ihr zurechenbarer Beratungsfehler durch den Zeugen T vor, der dazu f&#252;hren k&#246;nnte, da&#223; sie, die Beklagte, die Kl&#228;gerin so zu stellen habe, als l&#228;ge keine Unterversicherung vor.</p><span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Insoweit bestreitet die Beklagte die Behauptungen der Kl&#228;gerin zu dem Inhalt der Gespr&#228;che zwischen dem Zeugen T einerseits und der Kl&#228;gerin sowie deren Sohn, dem Zeugen L, andererseits. Der Zeuge T habe von der K&#252;ndigungserkl&#228;rung der Kl&#228;gerin in dem Schreiben vom 11.11.1983 keine Kenntnis gehabt. Zu einem Gespr&#228;ch zwischen dem Zeugen T und der Kl&#228;gerin sei es ausschlie&#223;lich deshalb gekommen, weil die Kl&#228;gerin von sich aus den Zeugen aufgesucht habe, um die Versicherungspr&#228;mie zu bezahlen. Bei diesem Zusammentreffen sei nicht &#252;ber die Frage einer etwaigen Unterversicherung gesprochen worden. Auch habe der Zeuge T weder bei diesem Gespr&#228;ch noch zu anderer Gelegenheit von dem von der Kl&#228;gerin behaupteten Versicherungsvertrag bei der X-Versicherung geh&#246;rt oder einen entsprechenden Vertrag gesehen. Dementsprechend habe er auch zu keiner Zeit erkl&#228;rt, da&#223; die Pr&#228;mien der Beklagten g&#252;nstiger seien als diejenigen der X-Versicherung. Eine Auseinandersetzung zwischen dem Zeugen T einerseits und der Kl&#228;gerin sowie dem Zeugen L andererseits &#252;ber die Frage einer m&#246;glichen Unterversicherung habe nicht stattgefunden. Lediglich einmal, etwa 10 bis 14 Tage vor dem Schadensfall vom 11.6.1985 habe der Zeuge L bei dem Zeugen T2 angerufen und die Vermutung ge&#228;u&#223;ert, da&#223; das streitbefangene Objekt mit 40.000 wohl unterversichert sei. Der Zeuge T habe darauf erwidert, da&#223; er dazu letztlich nichts sagen k&#246;nne. Er habe den Zeugen L sodann darauf hingewiesen, da&#223; der Versicherungswert von 40.000 MK nicht mit 40.000,-- DM gleichgesetzt werden k&#246;nne. Vielmehr handele es sich um den sogenannten 14er-Wert, der ungef&#228;hr mit dem Faktor 12 bis 13 multipliziert werden m&#252;sse. Der Zeuge T habe im &#252;brigen weder von der Ausstattung des Hauses im allgemeinen noch von der Einrichtung eines Dentallabors im Souterrain des Hauses gewusst. Die im Verlaufe der Errichtung des streitbefangenen Hauses zus&#228;tzlich geplante aufwendige Ausgestaltung und die Einrichtung des Dentallabors seien im &#252;brigen die eigentliche Ursache f&#252;r die Unterversicherung des fraglichen Hauses.</p><span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen bestreitet die Beklagte, da&#223; die Feststellungen in dem Gutachten W/I3 zu den Abbruch- und Aufr&#228;umkosten offensichtlich unzutreffend seien.</p><span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ferner der Auffassung, da&#223; sie weder das Verfahren zur Feststellung der H&#246;he des Schadens, noch die Zahlung der Entsch&#228;digungsbetr&#228;ge verz&#246;gert habe. Vielmehr r&#252;hre die Verz&#246;gerung daher, da&#223; der Architekt I3 sich noch Ende September 1985 geweigert habe, zur Gutachtenerstellung erforderliche Unterlagen zur Verf&#252;gung zu stellen, da er offene Honorarforderungen gegen die Kl&#228;gerin habe.</p><span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet dar&#252;ber hinaus, da&#223; den Q E ein Verdienstausfall in von der Kl&#228;gerin behaupteter H&#246;he entstanden sei und da&#223; die Firma Q, die insolvent gewesen sei, &#252;berhaupt Mietzinszahlungen an die Kl&#228;gerin h&#228;tte erbringen k&#246;nnen. Ebenso bestreitet die Beklagte, da&#223; die Kl&#228;gerin die Wohnr&#228;ume h&#228;tte vermieten k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich bestreitet die Beklagte die H&#246;he der geltend gemachten Verzugszinsen. Abgesehen davon habe die Kl&#228;gerin gar nicht die M&#246;glichkeit gehabt, sich aus den zur Begr&#252;ndung des Zinsanspruchs vorgelegten langfristigen Hypothekendarlehensvertr&#228;gen mit der T3 C vorzeitig zu l&#246;sen.</p><span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die von den Parteien eingereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden durch Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens sowie durch Vernehmung der Zeugen L, T und I; wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf Bl. 149 - 163/ 185 - 198 d v A, (Sachverst&#228;ndigengutachten) sowie auf die Sitzungsprotokolle vom 24.10.1986, Bl. 97 - 103 d.A., und vom 12.1.1988, Bl. 229 -235 d.A., (Zeugenvernehmungen sowie m&#252;ndliche Erl&#228;uterungen des Sachverst&#228;ndigen) Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p><span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in dem zuerkannten Umfang begr&#252;ndet, im &#252;brigen ist sie unbegr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zahlung von 6.999,90 DM nebst 7 % Zinsen seit, dem 20.5.1986 aus &#167; 1 Satz 1 VVG i.V.m. dem zwischen den Parteien bestehenden Versicherungsvertrag sowie &#167;&#167; 284 Abs. 1 Satz 2, 286 Abs. 1 BGB.</p><span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag setzt sich wie folgt zusammen:</p><span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Geb&#228;ude Neuwert: &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 488.428,-- DMSchadensminderungskosten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 3.973,-- DMEinbauk&#252;che: &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 18.240,-- DMMietausfall: &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">18.720,-- DM</span></p><span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 529.361,-- DM.&#160;</p><span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Daraus ergibt sich unter Ber&#252;cksichtigung der Unterversicherung im Verh&#228;ltnis 41.200 : 60.959 ein anteiliger Betrag von 357.776,09 DM.</p><span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich</p><span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Abbruchkosten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 9.576,-- DM</p><span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Zinsen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; <span style="text-decoration:underline">5.524,04 DM</span></p><span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 372.876,13 DM</p><span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich des gezahlten Betrages von &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - <span style="text-decoration:underline">365.876,23 DM</span></p><span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; 6.999,90 DM</p><span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen gilt folgendes:</p><span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Positionen Geb&#228;udeneuwert, Schadensminderungskosten sowie Einbauk&#252;che besteht zwischen den Parteien kein Streit.</p><span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Bewertung der Schadensposition "Mietausfall" mit 18.720,-- DM ergibt sich aus Ziffer 2) 1. 2. unter "A Deklaration" der dem Versicherungsvertrag der Parteien zugrunde liegenden Sonderbedingungen. Nach dieser Bestimmung hat die Kl&#228;gerin gegen die Beklagte einen Anspruch auf Ersatz des Mietwertes von Wohnr&#228;umen f&#252;r die Zeit bis zu 12 Monaten. Daraus ergibt sich, da&#223; die Beklagte der Kl&#228;gerin Mietausfallkosten entweder f&#252;r den genauen Ausfallzeitraum oder aber, sollte dieser Zeitraum 12 Monate &#252;bersteigen, f&#252;r 12 Monate zu leisten hat.</p><span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die Wiederherstellungsarbeiten an dem fraglichen Haus in einem k&#252;rzeren Zeitraum als 12 Monaten h&#228;tten bewerkstelligt werden k&#246;nnen. Vielmehr war daf&#252;r ein l&#228;ngerer Zeitraum erforderlich, so da&#223; die Kl&#228;gerin einen Anspruch gegen die Beklagte auf Anspruch der h&#246;chstm&#246;glichen Mietausfallentsch&#228;digung hat.</p><span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Aus dem Gutachten W/I3 ergibt sich, da&#223; mit einer Wiederherstellungsdauer von 6 Monaten gerechnet werden muss. Dieser Zeitraum von 6 Monaten beginnt jedoch nicht unmittelbar nach dem Schadensereignis, d.h. unmittelbar nach dem 11.6.1985. Vielmehr ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Gesch&#228;digte die Wiederherstellungsarbeiten erst dann abschlie&#223;end planen und in Auftrag geben kann, wenn er wei&#223;, &#252;ber welchen Geldbetrag er insoweit verf&#252;gen kann. Erst von diesem Zeitpunkt an kann der Gesch&#228;digte beurteilen, welchen Umfang die von ihm beabsichtigten Wiederherstellungsarbeiten annehmen k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte aber fr&#252;hestens im Januar 1986, d. h. 7 Monate nach Eintritt des Schadensfalles, einen &#220;berblick dar&#252;ber, &#252;ber welche Geldmittel sie zur Wiederherstellung des fraglichen Hauses verf&#252;gte. Im Januar 1986 waren der Kl&#228;gerin durch zwei Zahlungen der Beklagten insgesamt 300.000,-- DM zur Wiederherstellung des gesch&#228;digten Hauses zur Verf&#252;gung gestellt worden. Zwar wusste die Kl&#228;gerin in diesem Stadium noch nicht genau, wieviel die Beklagte dar&#252;berhinaus noch zahlen werde. Dennoch konnte die Kl&#228;gerin in diesem Zeitpunkt, insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung des bereits vorliegenden Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen W und I3, absehen, in welcher Gr&#246;&#223;enordnung die Beklagte sie entsch&#228;digen w&#252;rde. Unter Ber&#252;cksichtigung dieses Zeitraumes von Juni 1985 bis Januar 1987, d.h. von 7 Monaten sowie des in dem Gutachten W/I3 angegebenen Wiederherstellungszeitraumes von 6 Monaten ist davon auszugehen, da&#223; die Sch&#228;den an dem fraglichen Haus nicht schneller als in 13 Monaten ab Schadensfall wiederhergestellt werden konnten.</p><span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den H&#246;chstanspruch f&#252;r Mietausfallschaden in H&#246;he von 12 Monatsmieten, d.h. in H&#246;he von 12 mal 1.560,-- DM = 18.720,-- DM hinaus steht der Kl&#228;gerin ein Anspruch auf Mietausfallkosten nicht zu. Entgegen ihrer Auffassung kann die Kl&#228;gerin eine vertragliche Entsch&#228;digung f&#252;r Mietausfall im Hinblick auf das im Souterrain des Hauses gelegene Dentallabor nicht verlangen, da Mietausfallkosten f&#252;r gewerblich genutzte R&#228;ume von dem Versicherungsschutz nicht umfasst werden.</p><span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtbetrag aus den Positionen Geb&#228;udeneuwert, Schadensminderungskosten, Einbauk&#252;che und Mietausfall in H&#246;he von insgesamt 529.361,-- DM steht der Kl&#228;gerin jedoch nicht in vollem Umfang zu. Vielmehr kann die Kl&#228;gerin von der Beklagten insoweit lediglich Zahlung eines anteiligen Betrages entsprechend dem Ausma&#223; ihrer Unterversicherung, d. h. im Verh&#228;ltnis 41.200 MK : 60.959 MK verlangen, so da&#223; sich f&#252;r diese Positionen ein Gesamtzahlungsanspruch von:</p><span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">529.361 x 41.200</p><span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">-----------------------------&#160;&#160;&#160;&#160; = <span style="text-decoration:underline">375.776 , 09 DM</span></p><span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">60.959</p><span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">ergibt.</p><span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte n&#228;mlich das fragliche Bauwerk im Verh&#228;ltnis 41.200</p><span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">MK : 60.959 MK unterversichert.</p><span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">In dem Vertrag war die Versicherungssumme lediglich auf 40.000 MK festgelegt, woraus sich unter Ber&#252;cksichtigung des bedingungsgem&#228;&#223;en Aufschlages zur Abdeckung einer eventuellen Unterversicherung in H&#246;he von 3 % eine vertragliche Versicherungssumme von insgesamt 41.200 MK ergibt. Der Versicherungswert betrug demgegen&#252;ber jedoch 60.959 MK bei einem Index am Schadenstag von 1.400 MK.</p><span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Dies ist f&#252;r beide Parteien verbindlich in dem Gutachten W/I3 festgelegt. Das Gutachten W/I3 ist im Rahmen des im Anschluss an den Brandschaden vom 11.6.1985 durchgef&#252;hrten Sachverst&#228;ndigenverfahrens im Sinne von &#167; 64 VVG in Verbindung mit &#167; 17 der dem Vertrag zugrunde liegenden VGB erstellt worden. Gem&#228;&#223; &#167; 17 Ziffer 3 a) enth&#228;lt dieses Gutachten auch zu der Frage der Unterversicherung zwischen den Parteien verbindliche Feststellungen. Der von den Sachverst&#228;ndigen W und I3 festgestellte Versicherungswert bezogen auf das Jahr 1914 von 60.959 MK ist f&#252;r die Parteien verbindlich , weil das Sachverst&#228;ndigenverfahren ordnungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrt wurde und die von den Sachverst&#228;ndigen festgestellten Werte nicht offenbar von der wirklichen Sachlage erheblich abweichen (&#167; 64 Abs. 1 VVG).</p><span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Das Verfahren war ordnungsgem&#228;&#223;. Insbesondere ist nicht zu beanstanden, da&#223; nicht beide beteiligten Sachverst&#228;ndigen jeweils ein eigenes Gutachten erstellt haben. Den Voraussetzungen eines ordnungsgem&#228;&#223;en Sachverst&#228;ndigenverfahrens ist auch Gen&#252;ge getan, wenn der eine Sachverst&#228;ndige ein Gutachten erstellt und der andere dieses Gutachten durch Gegenzeichnung f&#252;r richtig befindet und verantwortet. Von beiden Sachverst&#228;ndigen ein eigenes Gutachten zu verlangen, w&#228;re reine Formelei und unn&#246;tiger Kostenaufwand, wenn beide Sachverst&#228;ndigen sich einig sind und der eine die Ermittlungen und Beurteilungen des anderen teilt und auch mit der Darstellungsweise der Feststellungen einverstanden ist. Entscheidend ist, da&#223; sich zwei Sachverst&#228;ndige, n&#228;mlich einer von der Seite der Versicherung und einer von der Seite des Versicherungsnehmers, mit der Beurteilung der Schadensh&#246;he befassen. Dieses f&#252;r beide Seiten unerl&#228;ssliche Erfordernis ist jedoch auch dann gegeben, wenn einer ein Gutachten erstellt und der andere dieses Gutachten &#252;berpr&#252;ft und durch seine Unterschrift deutlich macht, da&#223; er das Gutachten in allen Einzelheiten f&#252;r sich selber gelten l&#228;sst und verantwortet.</p><span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Der in dem Gutachten W/I3 festgestellte Versicherungswert von 60.959 MK ist f&#252;r die Parteien auch verbindlich. Dieser Wert weicht n&#228;mlich von dem tats&#228;chlichen Versicherungswert von 50.799 MK, wie er sich in der Beweisaufnahme ergeben hat, nicht offenbar erheblich ab.</p><span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Kammer folgt hinsichtlich des tats&#228;chlichen Versicherungswertes den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen X2. Die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen haben die Kammer insbesondere deshalb &#252;berzeugt, weil er detailliert, verst&#228;ndlich und schl&#252;ssig , dargelegt hat, welche Kriterien er bei Ermittlung der f&#252;r den Versicherungswert erforderlichen Basiszahlen angewandt hat. Insbesondere hat er nicht zuletzt in seinen m&#252;ndlichen Erl&#228;uterungen zu seinem Gutachten &#252;berzeugend erkl&#228;rt, warum er trotz der f&#252;r den Laien au&#223;ergew&#246;hnlich erscheinenden Ausstattung des hier streitbefangenen Hauses bei der Ermittlung der Basisdaten, insbesondere des MK-Wertes pro Kubikmeter, nicht von einer sehr guten bzw. aufwendigen Ausstattung, sondern lediglich von einer guten Ausstattung ausgegangen ist. Er konnte verdeutlichen, da&#223; es &#252;ber die Ausstattung des streitbefangenen Hauses hinausgehende Ausstattungsdetails gibt, die erst eine Einstufung in eine h&#246;here als diejenige Wertstufe rechtfertigen, in die das Haus der Kl&#228;gerin eingeordnet werden muss.</p><span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Aus vor genannten Gr&#252;nden geht die Kammer davon aus, da&#223; der Sachverst&#228;ndige den Ausgangswert f&#252;r die Berechnung des Versicherungswertes zutreffend mit 30 MK/ cbm angenommen hat. Von diesem Wert ausgehend ergibt sich unter Ber&#252;cksichtigung der zwischen den Parteien unstreitig anzunehmenden 1.435 cbm sowie eines vom Sachverst&#228;ndigen angesetzten Aufschlags von 18 % f&#252;r Baunebenkosten ein Versicherungswert von 50.799.</p><span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Bei Zugrundelegung dieses Betrages ergibt sich als Summe der von der Unterversicherung betroffenen Positionen, n&#228;mlich der Positronen Geb&#228;udeneuwert, Schadensminderungskosten, Einbauk&#252;che und Mietausfall, unter Ber&#252;cksichtigung der Unterversicherung folgende -anteilige- Forderung der Kl&#228;gerin f&#252;r diese Positionen:</p><span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">529.361 x 41.200</p><span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">-------------------------&#160; = 429.332,68 DM.</p><span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">50.799</p><span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber errechnet sich auf der Grundlage des Gutachtens W/I3 ein Betrag von:</p><span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">529.361 x 41.200</p><span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">--------------------------&#160;&#160; = 357.776,09 DM.</p><span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">60.959</p><span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag liegt um 71.556,59 und damit um 16,66 %.unter dem Betrag, den die Kl&#228;gerin nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme tats&#228;chlich als Entsch&#228;digung h&#228;tte beanspruchen k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Bei der Berechnung der prozentualen Abweichung der in dem Gutachterverfahren festgestellten von den tats&#228;chlichen Werten war entsprechend der Entscheidung des Bundesgerichtshofs in VersR 87, 601 f. (602) der geforderte h&#246;here Betrag mit 100 % gleichzusetzen, wobei hier der geforderte h&#246;here Betrag der bei zutreffender Berechnung sich ergebende Entsch&#228;digungsbetrag von 429.332,68 DM anzusetzen ist. Denn nur dieser, nicht etwa ein vom Versicherungsnehmer unzutreffenderweise verlangter &#252;berh&#246;hter Entsch&#228;digungsbetrag kann f&#252;r die Pr&#252;fung ma&#223;geblich sein, inwieweit die festgestellte Entsch&#228;digung von der wirklichen Sachlage abweicht.</p><span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die Abweichung von 16,66% ist nicht so wesentlich, da&#223; sie die Unverbindlichkeit der Schadensfeststellung W/I3 zur Folge h&#228;tte.</p><span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">In der Entscheidung VersR 87, 601 f hat der Bundesgerichtshof Abweichungen in einer Gr&#246;&#223;enordnung von unter 15 % als regelm&#228;&#223;ig unbeachtlich bezeichnet.</p><span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Diese Prozentzahl stellt jedoch keine strikte Grenze dar. Der Bundesgerichtshof hat damit lediglich zum Ausdruck bringen wollen, bis zu welcher Grenze im Regelfall eine offenbare erhebliche Abweichung im Sinne von &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 VVG nicht anzunehmen ist.</p><span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet jedoch nicht, da&#223; bei einer prozentualen Abweichung von mehr als 15 % im Regelfall von einer offenbaren, erheblichen Abweichung im Sinne der genannten Vorschrift des VVG auszugehen w&#228;re.</p><span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Vielmehr sind an eine offenbare erhebliche Abweichung strenge Anforderungen zu stellen. Dies ergibt sich allein schon aus dem Wortlaut von &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 VVG, der nicht von einer offenbaren oder erheblichen Abweichung spricht; &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 VVG verlangt vielmehr eine erhebliche Abweichung, die zugleich offenbar ist.</p><span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Dem Sinn dieser Vorschrift entspricht es, an die Voraussetzungen einen strengen Ma&#223;stab anzulegen. Die Einf&#252;hrung des f&#252;r beide Parteien verbindlichen Sachverst&#228;ndigenverfahrens sollte n&#228;mlich bewirken, da&#223; kostspielige und langwierige Prozesse vermieden werden. Das Sachverst&#228;ndigenverfahren soll beiden Beteiligten, der Versicherung und dem Versicherungsnehmer, die M&#246;glichkeit geben, m&#246;glichst schnell und ohne &#252;berm&#228;&#223;igen Kostenaufwand eine beiden Betroffenen gerecht werdende Beurteilung der Schadensh&#246;he zu erreichen und damit eine m&#246;glichst z&#252;gige und f&#252;r beide Parteien annehmbare Schadensabwicklung erm&#246;glichen.</p><span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">F&#252;r beide Beteiligten ist es in einem Schadensfall von Bedeutung, m&#246;glichst schnell verbindlich festzustellen, wie hoch die zu zahlende Entsch&#228;digung sein wird.</p><span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Versicherungsnehmer ist eine fr&#252;hzeitige verbindliche Festlegung von Bedeutung, weil er im Regelfall schnell die Schadensbeseitigungs- und Wiederherstellungsma&#223;nahmen in Angriff nehmen m&#246;chte; daf&#252;r muss er jedoch verbindlich wissen, &#252;ber welchen Geldbetrag er verf&#252;gen kann. Er muss sich darauf verlassen k&#246;nnen, da&#223; nicht im Anschluss an das Sachverst&#228;ndigenverfahren die dort festgestellten Entsch&#228;digungsbetr&#228;ge sp&#228;ter reduziert werden.</p><span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Auch f&#252;r die Versicherung ist es von Bedeutung, m&#246;glichst unmittelbar im Anschluss an einen Schadensfall zu wissen, wieviel sie an Entsch&#228;digung zu zahlen hat. Dies ist u.a. f&#252;r die Kalkulation im allgemeinen und f&#252;r die Pr&#228;mienberechnung unerl&#228;sslich.</p><span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend besteht auch in der Rechtsprechung (OLG M&#252;nchen, VersR 59, 1017, OLG Braunschweig VersR 76, 329, LG K&#246;ln, VersR 80, 1066) die Tendenz, eine offenbar erhebliche Abweichung im Sinne von &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 VVG erst bei einer Abweichung um 20 % anzunehmen. Eine prozentuale Abweichung nach unten von lediglich 16,66 % f&#252;hrt nach alledem nicht zu einer offenbar erheblichen Abweichung im Sinne von &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 VVG, so da&#223; die Feststellungen in dem Gutachten W/I3 zu dem Versicherungswert f&#252;r beide Parteien verbindlich sind.</p><span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch nicht im Hinblick auf einen ihr zuzurechnenden Beratungsfehler gehindert, die Unterversicherung geltend zu machen.</p><span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat f&#252;r ihre Behauptungen, der Zeuge T habe den in dem Versicherungsvertrag vorgesehenen Versicherungswert als ausreichend bezeichnet und trotz mehrfachen Insistierens der Kl&#228;gerin und ihres Sohnes eine Anhebung des Versicherungswertes auf 45.000 MK nicht vorgenommen, den Beweis nicht erbracht.</p><span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Durch die Aussage des Zeugen L konnten die Behauptungen der Kl&#228;gerin nicht bewiesen werden. Dieser Zeuge konnte Behauptungen der Kl&#228;gerin in wesentlichen Punkten nicht best&#228;tigen, in einigen ebenfalls wichtigen Punkten war die Aussage des Zeugen zu unklar, als da&#223; dadurch der erforderliche Beweis f&#252;r die Behauptungen der Kl&#228;gerin erbracht werden konnte.</p><span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Durch die Aussage des Zeugen L hat die Kammer nicht die &#220;berzeugung gewonnen, da&#223; die Kl&#228;gerin und der Zeuge L vergeblich gegen&#252;ber dem Zeugen T versucht h&#228;tten, die Versicherungssumme in dem Versicherungsvertrag anzuheben.</p><span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge L konnte dies aus eigenem Erleben nicht best&#228;tigen. Er hat lediglich ausgesagt, da&#223; seine Mutter, die Kl&#228;gerin, ihm erz&#228;hlt habe, sie sei bei Herrn T gewesen und habe das Haus h&#246;her versichern lassen wollen, was Herr T2 jedoch abgelehnt habe, da das Haus ausreichend versichert sei.</p><span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Diese Bekundung des Zeugen L hat die Kammer nicht davon &#252;berzeugt, da&#223; der Zeuge T entsprechend der Behauptung der Kl&#228;gerin eine Anhebung der Versicherungssumme abgelehnt habe unter Hinweis darauf, da&#223; die vereinbarte Versicherungssumme ausreichend sei.</p><span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Zweifel an der Richtigkeit der Behauptung der Kl&#228;gerin bleiben insbesondere deshalb, weil keinerlei Erkl&#228;rung f&#252;r das von der Kl&#228;gerin behauptete Verhalten des Zeugen T ersichtlich ist. Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, da&#223; der Zeuge T, der durch eine Erh&#246;hung der Versicherungssumme Provision verdient h&#228;tte, diese gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin abgelehnt haben soll.</p><span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Auch die von der Kl&#228;gerin als Erkl&#228;rung gegebene Behauptung, der Zeuge T habe mit seinem Verhalten lediglich bewirken wollen, da&#223; die Kl&#228;gerin ihre K&#252;ndigung des Versicherungsvertrages zur&#252;cknehme, ist nicht &#252;berzeugend. Hierf&#252;r h&#228;tte die Kl&#228;gerin zun&#228;chst einmal dartun m&#252;ssen, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r eine Vertragsk&#252;ndigung nach den &#167;&#167; 69, 70 VVG an ihrer Person &#252;berhaupt erf&#252;llt waren. Dagegen spricht, da&#223; sie sich mit der Ablehnung der K&#252;ndigung seitens der Beklagten abgefunden hat.</p><span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Den Bekundungen des Zeugen L konnte auch nicht mit der f&#252;r eine erfolgreiche Beweisf&#252;hrung ausreichenden Klarheit entnommen werden, da&#223; der Zeuge T die im Vertrag vorgesehene Versicherungssumme gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin oder dem Zeugen L als ausreichend bezeichnet habe. Insbesondere konnte der Zeuge L nicht best&#228;tigen, da&#223; der Zeuge T2 gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin behauptet h&#228;tte, da&#223; der in dem Vertrag mit der X-Versicherung vorgesehene Versicherungswert von 45.000 MK &#252;berh&#246;ht und der zwischen den Parteien vertraglich vereinbarte ausreichend sei.</p><span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Vielmehr bekundete der Zeuge L, da&#223; der Zeuge T nach Information &#252;ber den Versicherungsvertrag mit der X-Versicherung erkl&#228;rt habe, da&#223; der Versicherungswert in beiden Vertr&#228;gen derselbe sei. Der in beiden Vertr&#228;gen enthaltene identische Versicherungswert sei auch ausreichend. Im Hinblick darauf, da&#223; nach der Behauptung der Kl&#228;gerin in dem Versicherungsvertrag bei der X-Versicherung der Versicherungswert mit 45.000 MK angegeben ist, wird aus dieser Bekundung des Zeugen L nicht klar, auf welchen Versicherungswert sich die &#196;u&#223;erung des Zeugen T2 bezogen haben soll.</p><span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Auch aus der Bekundung des Zeugen L, sowohl er als auch die Kl&#228;gerin h&#228;tten sich &#252;ber Jahre hinweg immer wieder an den Zeugen T mit der Frage gewandt, ob denn das Haus auch ausreichend versichert sei, l&#228;sst sich eine Best&#228;tigung der Behauptung der Kl&#228;gerin, da&#223; der Zeuge T das Haus als ausreichend versichert bezeichnet habe, nicht entnehmen. Zum einen bekundet der Zeuge L lediglich, da&#223; es viele MaIe zu Gespr&#228;che &#252;ber die Frage der Unterversicherung gekommen sei; er hat nicht ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, da&#223; der Zeuge T erkl&#228;rt habe, das Haus sei ausreichend versichert. Im &#252;brigen ist es nicht nachvollziehbar, da&#223; sich die Kl&#228;gerin und der Zeuge L st&#228;ndig mit ein und derselben Frage an denselben Versicherungsvertreter gewandt haben sollen. Es h&#228;tte n&#228;her gelegen, sich bei einer dritten Person kundig zu machen, wenn tats&#228;chlich immer wieder Zweifel aufgekommen w&#228;ren.</p><span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon steht die Bekundung des Zeugen L auch im Widerspruch zu den Bekundungen des Zeugen T. Dieser hat ausgesagt, da&#223; er lediglich einmal, 10 bis 14 Tage vor dem Schadensfall, mit dem Zeugen L gesprochen habe. Dieser habe ihn angerufen und erkl&#228;rt, mit 40.000,--DM sei er unterversichert. Er habe dem Zeugen daraufhin lediglich erl&#228;utert, da&#223; der Betrag mit dem Faktor 12 oder 13 multipliziert werden m&#252;sse, wenn er die tats&#228;chliche Versicherungssumme ermitteln wolle.</p><span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Auch mit der Kl&#228;gerin sei es nicht, wie von dem Zeugen L bekundet, zu wiederholten Gespr&#228;chen &#252;ber die Frage einer Unterversicherung gekommen.</p><span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Es besteht keine Veranlassung, dem Zeugen T weniger zu glauben, als dem Zeugen L, der jedenfalls als Sohn der Kl&#228;gerin am Ausgang des Rechtstreits nicht weniger interessiert als der Zeuge T. Schlie&#223;lich bestehen auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Zeuge T m&#246;glicherweise irrt&#252;mlich von einer Versicherungssumme von ca., 800.000,-- DM ausgegangen ist und deshalb die Kl&#228;gerin bzw. deren Sohn falsch beraten hat.</p><span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Nach der Behauptung der Kl&#228;gerin soll der Zeuge zwar unmittelbar nach dem Schadensereignis dem Zeugen I erkl&#228;rt haben, das Haus sei ja mit ca. 800.000,-- DM versichert. Der Zeuge I hat dies jedoch bei seiner Vernehmung nicht best&#228;tigt.</p><span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Zus&#228;tzlich zu dem sich nach alledem unter Ber&#252;cksichtigung der Unterversicherung ergebenden Betrag von 357.776,09 DM steht der Kl&#228;gerin ein Betrag in H&#246;he von 9.576,-- DM f&#252;r Abbruch- und Aufr&#228;umkosten zu.</p><span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he dieser Schadensposition ist gem&#228;&#223; &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 VVG in Verbindung mit &#167;&#167; 17 Ziffer 3 d), 1 Ziffer 2 c) VGB in dem Sachverst&#228;ndigenverfahren durch das Gutachten W/I3 f&#252;r die Parteien verbindlich festgelegt worden.</p><span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Der in diesem Gutachten f&#252;r Abbruch- und Aufr&#228;umkosten angesetzte Betrag von 9.576,-- DM weicht nicht offenbar von den tats&#228;chlichen Abbruch- und Aufr&#228;umkosten erheblich ab. Dies hat die Beweisaufnahme ergeben. Die Kammer folgt insoweit dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen X2. Dieser hat den in dem Gutachten W/I3 enthaltenen Betrag als &#8222;angemessen&#8220; abgesch&#228;tzt angesehen. Die Kammer folgt dem Sachverst&#228;ndigen insoweit insbesondere deshalb, weil der Sachverst&#228;ndige sehr deutlich die Schwierigkeit der Berechnung dieser Schadensposition dargelegt hat. Er hat nicht irgendwelche Zahlen als konkret berechnet hingestellt, vielmehr hat er offen eine Sch&#228;tzung vorgenommen, der sich die Kammer anschlie&#223;t. Es ist davon auszugehen, da&#223; der Sachverst&#228;ndige anhand einer Ortsbesichtigung, die er vorgenommen hat, sowie anhand der von ihm eingesehenen Bauzeichnungen und der Lichtbildermappe absch&#228;tzen kann, ob sich die in dem Gutachten W/I3 angegebenen Abbruch- und Aufr&#228;umkosten in einem angemessenen Rahmen bewegen.</p><span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch im Hinblick auf den Vortrag der Kl&#228;gerin zu den von ihr angeblich tats&#228;chlich f&#252;r Abbruch- und Aufr&#228;umarbeiten aufgewandten Kosten. Die von ihr insoweit vorgelegte Rechnung ist nicht nachvollziehbar. Es bestehen erhebliche Zweifel daran, da&#223; 1.386 Stunden f&#252;r Abbruch- und Aufr&#228;umkosten verwandt worden sind. Dar&#252;ber hinaus erscheint auch der Stundensatz von 32,-- DM &#252;berh&#246;ht. Vor allem ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; nach dem Vortrag der Kl&#228;gerin die Abbruch- und Aufr&#228;umkosten im wesentlichen durch Eigenarbeit des Sohnes der Kl&#228;gerin, des Zeugen L, durchgef&#252;hrt wurden. Dieser ist aber im Bezug auf Abbruch- und Aufr&#228;umarbeiten als &#8222;ungelernter Arbeiter&#8220; anzusehen, was einen Stundensatz von 32,-- DM nicht rechtfertigt. Im &#252;brigen ist nicht erkl&#228;rlich, wieso f&#252;r Abbruch- und Aufr&#228;umarbeiten ein Architekt mit einem Honorar von 4.560,-- DM t&#228;tig werden musste. Schlie&#223;lich w&#252;rde der Umstand, da&#223; eine ungelernte Kraft mit derartigem Zeitaufwand t&#228;tig geworden ist, nicht bedeuten, da&#223; eine Fachfirma die Arbeiten nicht mit erheblich geringerem Zeitaufwand kosteng&#252;nstiger h&#228;tte durchf&#252;hren k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Es ergibt sich somit ein Gesamtanspruch in H&#246;he von 357.776,09 DM + 9.576,-- DM = 367.352,09 DM. Dieser Betrag erh&#246;ht sich gem&#228;&#223; &#167; 19 VGB um 4 % Zinsen, die die Beklagte der Kl&#228;gerin von dem Tag einen Monat nach Schadenseintritt, d.h. vom 11.7.1985 an bis zur Gesamtbegleichung des Entsch&#228;digungsbetrages zu zahlen hat. Es ergibt sich ein Gesamtzinsanspruch in H&#246;he von 5.524,04 DM, der sich wie folgt berechnet:</p><span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks"><em>-</em> 4 <em>%</em> Zinsen aus 367.352,09 DM</p><span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">vom 11.7.1985 - 10.9.1985 &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.495,98 DM</p><span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">- 4 % Zinsen aus 167.352,09 DM</p><span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">vom 11.09.1985 - 30.1.1986 &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.604,27 DM</p><span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">- 4 % Zinsen aus 67.352,09 DM</p><span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">vom 31.1.1986 - 24.3.1986 &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 391,20 DM</p><span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">- 4 % Zinsen aus 20.992,09 DM</p><span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">vom 25.3.1986 - 4.4.1986 &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 25,31 DM</p><span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">- 4 % Zinsen aus 1.475,86 DM</p><span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">vom 5.4.1986 - 19.5.1986 &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 7,28 DM</p><span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 5.524,04 DM.</p><span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Bei der Berechnung der Zinsen wurden als Zahlungszeitpunkte jeweils die von der Kl&#228;gerin angegebenen Daten zugrunde gelegt. F&#252;r die Zinsberechnung ist n&#228;mlich der Zeitpunkt des Zahlungseinganges bei der Kl&#228;gerin entscheidend. Aus der zeitlichen Differenz zwischen den von der Beklagten und der von der Kl&#228;gerin angegebenen Zahlungszeitpunkte konnte entnommen werden, da&#223; die Beklagte die Zeitpunkte der Einzahlungen, die Kl&#228;gerin hingegen die Zeitpunkte der Gutschrift auf ihrem Konto angegeben hat; jedenfalls aber ist die insoweit darlegungs- und beweispflichtige Beklagte daf&#252;r, da&#223; die jeweiligen Zahlungen zu einem fr&#252;heren als von der Kl&#228;gerin angegebenen Zeitpunkt auf ihrem Konto gutgeschrieben wurden, beweisf&#228;llig geblieben.</p><span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Es ergibt sich somit ein Gesamtentsch&#228;digungsanspruch der Kl&#228;gerin gegen die Beklagte in H&#246;he von 367.352,09 DM + 5.524,04 DM = 372.876,13 DM.</p><span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Von diesem Betrag sind die von der Beklagten unstreitig erbrachten Zahlungen in H&#246;he von 365.876,23 DM in Abzug zu bringen, so da&#223; der Kl&#228;gerin gegen die Beklagte ein Restzahlungsanspruch in H&#246;he von 6.999,90 DM zusteht.</p><span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Ein h&#246;herer Zahlungsanspruch der Kl&#228;gerin ergibt sich auch nicht unter dem Gesichtspunkt des Verzuges, da die Beklagte entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin weder das Sachverst&#228;ndigenverfahren verz&#246;gert hat noch mit ihren Zahlungen in Verzug geraten ist.</p><span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine verz&#246;gerliche Durchf&#252;hrung des Sachverst&#228;ndigenverfahrens liegen keinerlei Anhaltspunkte vor. Es ist nicht ungew&#246;hnlich, da&#223; Sachverst&#228;ndigengutachten, insbesondere wenn sie so umfangreich sind wie das Gutachten W/I3, mehrere Monate in Anspruch nehmen. Dem Vortrag der Parteien ist nicht zu entnehmen, da&#223; die Beklagte auf die Sachverst&#228;ndigen oder sonst auf das Verfahren in einer Weise Einfluss genommen hat, die zur Verz&#246;gerung desselben beitrug. Es w&#228;re jedenfalls Sache der Kl&#228;gerin gewesen darzulegen, zu welchem fr&#252;heren Zeitpunkt das Gutachten h&#228;tte vorliegen k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Auch mit ihren Zahlungen ist die Beklagte nicht in Verzug geraten. Aus &#167; 19 Ziffer 1 VGB ist entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin nicht zu entnehmen, da&#223; die Beklagte einen Monat nach Anzeige des Schadens einen Teilzahlungsbetrag leisten muss. Aus der genannten Bestimmung ergibt sich lediglich, da&#223; die Kl&#228;gerin einen solchen Teilbetrag verlangen kann. Dass sie dies getan hat, wird nicht vorgetragen.</p><span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen ist im &#252;brigen, da&#223; die Beklagte bereits drei Monate nach dem Schadensfall &#252;ber die H&#228;lfte des geschuldeten Gesamtentsch&#228;digungsbetrages, n&#228;mlich 200.000,-- DM, als Abschlag gezahlt hat. Im Januar waren durch die weitere Zahlung von 100.000,-- DM bereits &#252;ber 80 % der geschuldeten Summe gezahlt.</p><span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte war auch nicht verpflichtet, bereits im Januar den vollen von ihr geschuldeten Betrag an die Kl&#228;gerin auszuzahlen. In &#167; 19 Ziffer 1 VGB ist zwar vorgesehen, da&#223; die Entsch&#228;digung binnen zwei Wochen nach Feststellung der Leistungspflicht des Versicherers dem Grunde und der H&#246;he nach zu erfolgen hat. Dem Vortrag der Parteien l&#228;sst sich jedoch lediglich entnehmen, zu welchem Zeitpunkt die Sachverst&#228;ndigen die Gutachten mit ihrer Unterschrift abgeschlossen haben. Dieser Zeitpunkt kann aber f&#252;r die zwei-Wochenfrist des &#167; 19 Ziffer 1 VGB nicht verbindlich sein. Vielmehr beginnt der Fristlauf fr&#252;hestens mit dem Zeitpunkt, zu dem der Versicherungsnehmer und die Versicherung Kenntnis von den die Schadensh&#246;he feststellenden Gutachten haben. Auch wenn die Parteien nicht vortragen, zu welchem Zeitpunkt sie von den Gutachten der Sachverst&#228;ndigen W und I3 Kenntnis erlangt haben, so ergibt sich doch aus dem Vortrag der Kl&#228;gerin ein Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; dieser Zeitpunkt fr&#252;hestens Ende Januar, Anfang Februar 1986 gelegen hat. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt n&#228;mlich vor, da&#223; sie &#8222;mit Schreiben vom 12.2.1986, kurz nach Erhalt des Gutachtens, &#8230; der Beklagten mit (geteilt habe), &#8230;&#8220;. Auch aus der Tatsache, da&#223; die Beklagte weitere Zahlungen erst im M&#228;rz und Anfang April geleistet und mit diesen Zahlungen ihre Verpflichtung gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin noch nicht in vollem Umfang erf&#252;llt hat, ergibt sich nicht, da&#223; die Kl&#228;gerin mit ihrer Entsch&#228;digungszahlung in Verzug geraten ist. Dadurch, da&#223; die Kl&#228;gerin den Feststellungen in dem Gutachten W/I3 widersprochen hat, war n&#228;mlich die Voraussetzung des &#167; 19 Ziffer 1 VGB f&#252;r die F&#228;lligkeit der Entsch&#228;digungsverpflichtung und damit die M&#246;glichkeit des Verzuges der Beklagten entfallen. Nach dem die Kl&#228;gerin den Feststellungen widersprochen und diese als unannehmbar, &#8222;durch nichts gerechtfertigt&#8220;, bezeichnet hatte, stellte sich f&#252;r die Parteien erneut die Frage der H&#246;he der Entsch&#228;digungszahlung.</p><span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Allein mit der Zahlung des Restbetrages von 6.999,90 DM befindet sich die Kl&#228;gerin seit dem Zeitpunkt der Klageerhebung, dem 20.5.1986, gem&#228;&#223; &#167; 284 Abs. 1 Satz 2 BGB in Verzug. Dies begr&#252;ndet jedoch keinen Anspruch der Kl&#228;gerin gegen die Beklagte auf Schadensersatz in der von der Kl&#228;gerin hilfsweise geltend gemachten H&#246;he. Es ist nicht ersichtlich, inwieweit die Verz&#246;gerung der Zahlung von knapp 7.000,-- DM zu den von der Kl&#228;gerin behaupteten Sch&#228;den gef&#252;hrt haben soll. Im Hinblick auf das Volumen der Wiederherstellungskosten konnte es f&#252;r die Entscheidung, wann welche Wiederherstellungsarbeiten in Angriff genommen werden sollten, nicht von Bedeutung sein, ob die Kl&#228;gerin 7.000,-- DM mehr oder weniger zahlen w&#252;rde.</p><span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist auch nicht nachvollziehbar, inwieweit der Kl&#228;gerin selbst bei Verzug der Beklagten ein Schaden in H&#246;he von 134.666,68 DM wegen Verdienstausfalls der Q E entstanden sein sollte. Es ist nicht ersichtlich, auf welcher Grundlage die Q E die Kl&#228;gerin wegen eines solchen Verdienstausfalles - das Bestehen einmal unterstellt - in Anspruch nehmen k&#246;nnten. Wenn n&#228;mlich die Beklagte entsprechend der Behauptung der Kl&#228;gerin die verz&#246;gerliche Inangriffnahme der Wiederaufbauarbeiten durch ihre verz&#246;gerliche Zahlungen verhindert h&#228;tte, dann tr&#228;fe die Kl&#228;gerin f&#252;r den Verdienstausfall der Q E keinerlei Verschulden. Eine Grundlage f&#252;r eine Haftung der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Q E ohne Verschulden ist nicht ersichtlich. Vielmehr ist die Kl&#228;gerin aufgrund der Zerst&#246;rung der Mietsache von ihrer Verpflichtung zur Gebrauchs&#252;berlassung freigeworden.</p><span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch beruht auf &#167; &#167; 284 Abs. 1 Satz 2, 286 Abs., 1 BGB. Die Beklagte ist seit dem 20.5.1986 mit der Zahlung des Betrages von 6.999,90 DM in Verzug. Die H&#246;he des geltend gemachten Verzugsschadens ergibt sich daraus, da&#223; die Kl&#228;gerin Bankkredit in H&#246;he von mindestens 6.999,90 DM in Anspruch nimmt, den sie mit 7 % verzinsen muss. Dies ergibt sich aus dem von der Kl&#228;gerin vorgelegten Darlehensvertrag mit der T3 C. Entgegen der Auffassung der Beklagten ergibt sich aus dem Darlehensvertrag nicht, da&#223; die Kl&#228;gerin bei R&#252;ckzahlung eines Betrages in H&#246;he von knapp 7.000,-- DM in dem fraglichen Zeitpunkt eine Vorf&#228;lligkeitsentsch&#228;digung an die T3 zu entrichten hat. Vielmehr ergibt sich aus dem Darlehensvertrag, da&#223; eine Vorf&#228;lligkeitsentsch&#228;digung in H&#246;he von 3 % lediglich in dem Fall an die &#8211; T3 zu entrichten war, da&#223; die Kl&#228;gerin vor Ablauf der Festzinsperiode, d.h. ausweislich der Ziffer 1 des Vertrages vor Ablauf des 30.09.1985, den Kredit ganz oder teilweise zur&#252;ckzahlen w&#252;rde.</p><span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 709 ZPO.</p><span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Streitwert:&#160;&#160;</p><span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">1) bis zum 23.10.1986:&#160;&#160;&#160; 258.171,58 DM</p><span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">2) ab dem 24.10.1986:&#160;&#160;&#160; 248.708,11 DM</p>
315,391
lg-duisburg-1988-03-01-7-s-20387
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 203/87
1988-03-01T00:00:00
2019-03-13T14:54:27
2019-03-27T09:43:14
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1988:0301.7S203.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird das Urteil des Amtsgerichts</p> <p> M&#252;lheim an der Ruhr vom 16. M&#228;rz 1987 - 19 C 778/86 - </p> <p> teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;ger 3.210,07 DM nebst</p> <p> 4 % Zinsen seit dem 9. September 1986 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#252;brigen werden die Klage abgewiesen und die Berufung</p> <p> zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Von den Kosten beider Rechtsz&#252;ge tragen die Kl&#228;ger als</p> <p> Gesamtschuldner 58 % und die Beklagte 42 %.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;ger hat in der Sache zum Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist verpflichtet, den Kl&#228;gern Schadensersatz in H&#246;he von insgesamt 3.210,07 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es entspricht der einhelligen Meinung in Rechtsprechung und Literatur, da&#223; der Vermieter, der durch sein schuldhaftes Verhalten eine K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses seitens des Mieters veranla&#223;t hat, verpflichtet ist, dem Mieter den durch die K&#252;ndigung bedingten Schaden zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind vorliegend erf&#252;llt. Die Kl&#228;ger haben wirksam mit Schreiben vom 2. Mai 1986 gem&#228;&#223; &#167; 542 BGB nach erfolgter Fristsetzung das Mietverh&#228;ltnis gek&#252;ndigt. Sie haben mit Schreiben vom 14. Januar 1986 und 15. April 1986 verschiedene M&#228;ngel angezeigt und zur Beseitigung eine angemessene Frist bis zum 30. April 1986 gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die ger&#252;gten M&#228;ngel tats&#228;chlich vorhanden waren, ist zum Teil unstreitig, im &#252;brigen durch die zu den Akten gereichten anschaulichen Lichtbilder und die Feststellungen der Wohnungsaufsicht der Stadt anl&#228;&#223;lich der Besichtigung vom 25. Februar 1986 bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Innerhalb der bis zum 30. April 1986 angemessenen Frist hat die Beklagte zwar unstreitig das Dach reparieren lassen und mit Verputzarbeiten begonnen. Sie hat jedoch keinesfalls all die ger&#252;gten M&#228;ngel beseitigen lassen. Dies gelangt ihr zum Verschulden, da die Frist ausreichend bemessen war, zumal bereits im Januar 1986 die meisten M&#228;ngel ger&#252;gt worden waren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bis zum 30. April 1986 hat die Beklagte unstreitig an den ger&#252;gten undichten Fenstern keinerlei Arbeiten ausf&#252;hren lassen. Diese M&#228;ngel hatten die Kl&#228;ger bereits am 14. Januar 1986 angezeigt. Sie wurden dar&#252;ber hinaus auch von der Wohnungsaufsicht der Stadt anl&#228;&#223;lich der Wohnungsbesichtigung vom 25. Februar 1986 festgestellt. In dem Bericht der Stadt wird ausdr&#252;cklich festgehalten, da&#223; die Fensterrahmen einen ungen&#252;genden Feuchtigkeitsschutz h&#228;tten, so da&#223; die Rahmen sich verzogen und die Fenster schlecht schlossen. Im Hinblick auf diese eindeutigen Feststellungen kann die Beklagte nicht damit geh&#246;rt werden, da&#223; lediglich ein Fenster undicht gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ferner h&#228;tten die Kl&#228;ger mit Schreiben vom 15. April 1986 auch Feuchtigkeitseintritt unterhalb des Fensterbrettes in der K&#252;che ger&#252;gt. Auch diesen Mangel hat die Wohnungsaufsicht der Stadt in dem oben genannten Bericht erw&#228;hnt und festgestellt, da&#223; die innere D&#228;mmung an den Fensterbr&#252;stungen, vor allem in der K&#252;che fehlt. Auch diesen Mangel hat die Beklagte unstreitig innerhalb der gesetzten Fristen nicht beheben lassen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Nichtbeseitigung der oben erw&#228;hnten M&#228;ngel rechtfertigte die K&#252;ndigung der Kl&#228;ger nach &#167; 542 BGB. Denn nach herrschender Meinung in Rechtsprechung und Literatur gen&#252;gt es nicht, wenn der Vermieter innerhalb der gesetzten Frist lediglich einen Teil der M&#228;ngel reparieren l&#228;&#223;t. Es kann deshalb dahingestellt bleiben, ob ein unstreitig auch nach dem 30. April 1986 noch vorhandener Riss in der Vorderfront des Hauses gravierend oder lediglich geringf&#252;gig war.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich auch nicht darauf berufen, da&#223; sie infolge der schlechten Wetterlage nicht zur Beseitigung der M&#228;ngel in der Lage gewesen w&#228;re. Wenn das Wetter eine Dachreparatur im M&#228;rz 1986 zulie&#223;, w&#228;re ohne weiteres auch eine Reparatur der anderen M&#228;ngel m&#246;glich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ber&#252;cksichtigt man ferner, fa&#223; unstreitig all die ger&#252;gten M&#228;ngel bereits zu Beginn des Mietverh&#228;ltnisses mit den Kl&#228;gern vorhanden waren, so mu&#223; es der Beklagten zum Verschulden gereichen, da&#223; sie die M&#228;ngel nicht unverz&#252;glich, zumindest aber innerhalb der gesetzten Frist beseitigt hat. Sie ist deshalb den Kl&#228;gern zum Schadensersatz verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte mu&#223; den sogenannten "Nichterf&#252;llungsschaden" ersetzen. Dies bedeutet, da&#223; sie die Kl&#228;ger so stellen mu&#223;, wie diese bei ordnungsgem&#228;&#223;er Erf&#252;llung stehen w&#252;rden. Das hei&#223;t, da&#223; die Kl&#228;ger grunds&#228;tzlich keinen Ersatz f&#252;r die zu Beginn des Mietverh&#228;ltnisses angeschafften Einrichtungsgegenst&#228;nde, wie Teppiche und Gardinen, verlangen k&#246;nnen. Denn diese Investitionen sind unabh&#228;ngig von dem Zustand der Mietsache, w&#228;ren also auch bei m&#228;ngelfreier &#220;bergabe des Hauses, entstanden. Da&#223; diese Aufwendungen zumTeil nutzlos geworden sind, rechtfertigt gleichfalls keinen Schadensersatz. Denn sogenannte nutzlose Aufwendungen fallen nur dann unter den oben genannten Schadensbegriff, wenn im Rahmen einer zustellenden "Rentabilit&#228;tsvermutung" davon ausgegangen werden kann, da&#223; sie sich im Laufe der Zeit durch zu erzielende Ertr&#228;ge finanziert bzw. getragen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dies kann vorliegend jedoch nicht angenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ein Nichterf&#252;llungsschaden liegt somit nur insofern vor, als die 1985 angeschafften Waren nicht mehr verwendet werden konnten <u>und</u> an ihrer Stelle wert- und mengenm&#228;&#223;ig vergleichbare Ware angeschafft werden mu&#223;te. Unter Ber&#252;cksichtigung dieses Ausf&#252;hrungen gilt f&#252;r die einzelnen geltend gemachten Schadenspositionen folgendes:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die den Kl&#228;gern unstreitig entstandenen Umzugskosten in H&#246;he von 1.902,20 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">sind zu ersetzen. Diese Kosten w&#228;ren bei ordnungsgem&#228;&#223; Vertrags-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">erf&#252;llung seitens der Beklagten nicht entstanden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Wohnung haben die Kl&#228;ger ausweislich der Rechnung</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">des vom 14. Mai 1986 (Bl. 157 d.A.) insgesamt</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3.199,97 DM aufgewandt. Ein Schaden ist den Kl&#228;gern allerdings nur </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">insoweit entstanden, als sie die 1985 bei ihrem Einzug angeschafften</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Teppiche nicht mehr verwenden konnten <u>und</u> f&#252;r diese neue Ware</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">anschaffen mu&#223;ten, bzw. soweit f&#252;r die Verlegung der alten Teppiche </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Kosten entstanden sind. Soweit die Kl&#228;ger &#252;ber die 1985 bei ihrem </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Einzug angeschafften Mengen hinaus weitere und teuere Ware ge-</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">kauft haben, liegt kein Schaden vor, da sie insofern in den Besitz</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">eines neuen Gegenwertes gelangt sind. Deshalb k&#246;nnen die Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">nicht den gesamten Rechnungsbetrag der Rechnung vom 14. Mai</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">1986 verlangen. Ausweislich dieser Rechnung haben sie f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">neue Wohnung weitaus gr&#246;&#223;ere Mengen und teuerere Ware er-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">worben. Die dortigen Mengen k&#246;nnen somit nicht zugrundegelegt</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">werden, mit Ausnahme der in Pos. 1 genannten Kosten f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Verlegung des Altbelages in H&#246;he von 137,07 DM.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kammer legt deshalb zu Vergleichszwecken die in der</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Rechnung vom 10. Juni 1985 (Bl. 21 d.A.) genannten Mengen</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">und Preise zugrunde, und zwar Pos. 2 692,42 DM</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Pos. 3 = 93,87 DM</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Pos. 4 = <u> 66,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">insgesamt 989,36 DM</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">+ 14 % Mehrwertsteuer <u>138,51 DM</u></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">insgesamt 1.027,87 DM.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Pos. 1 der Rechnung vom 10. Juni 1985 hat die Kammer</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">hierbei au&#223;er Acht gelassen, da ausweislich der Rechnung</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">vom 14. Mai 1986 eine vergleichbare Menge wieder verwendet</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">werden konnte. Insofern ist den Kl&#228;gern also kein Schaden</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">entstanden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den in der Rechnung vom 10. Juli 1985 (Bl. 22 d.A.) ge-</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">nannten Teppich, der nicht mehr verwendet werden konnte,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">steht den Kl&#228;gern wiederum kein Schadensersatzanspruch zu. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Insoweit handelt es sich nach ihrem eigenen Vorbringen lediglich </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">um "nutzlose" Aufwendungen, die nach den obigen Ausf&#252;hrungen</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">grunds&#228;tzlich nicht erstattet werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ferner nicht verpflichtet, f&#252;r die neu angeschafften</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">E&#223;zimmergardinen Schadensersatz zu leisten. Die 1985 f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">alte Wohnung angeschafften Gardinen konnten nach Vortrag der</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger zumindest "teilweise" wieder verwendet werden. Was un-</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">ter "teilweise" zu verstehen ist, haben die Kl&#228;ger nicht n&#228;her </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">dargelegt. Es ist deshalb davon auszugehen, da&#223; die neuen</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Gardinen f&#252;r das E&#223;zimmer keinen Ersatz f&#252;r die alten E&#223;-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">zimmergardinen darstellten, sondern f&#252;r die neue Wohnung</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><u>zus&#228;tzlich</u> erforderlich geworden sind. Insoweit haben die Kl&#228;-</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">ger einen bisher nicht besessenen Gegenwert erhalten und sind </p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">nicht gesch&#228;digt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Was die geltend gemachten Renovierungskosten f&#252;r die neue</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Wohnung anbelangt, so ist das Vorbringen zu unsubstantiiert,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">um Ber&#252;cksichtigung finden zu k&#246;nnen. Die diesbez&#252;glich</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">eingereichte Rechnung der Firma vom 16. Mai 1986</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">hat keinerlei Aussagekraft. Dort sind lediglich Zahlen und </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Geldbetr&#228;ge aufgef&#252;hrt, die keinerlei R&#252;ckschlu&#223; auf die tat-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">sachlich erworbene Ware zulassen. Die Rechnung kann sich</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">somit z.B. auf Luxusrenovierungen bzw. daf&#252;r erforderliche</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Waren beziehen, die von der Beklagten nicht zu ersetzen</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">sind. Der Betrag kann somit insgesamt nicht in Ansatz ge-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">bracht werden.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Wohnung mu&#223;ten die Kl&#228;ger unstreitig eine</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Wandkamiese zu einem Preis von 280,00 DM anschaffen 280,00 DM</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">(vgl. Rechnung der Firma vom 7. Juni 1986, Bl. 26</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">d.A.). Hierbei handelt es sich um einen Schaden, da die</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Beklagten bereits bei ihrem Einzug in das Haus des Be-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">klagten eine vergleichbare Kamiese anfertigen lassen</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">mu&#223;ten und anstelle dieser nunmehr die oben erw&#228;hnte</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">neue Kamiese bezahlen mu&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Was die Gardinenschienen anbelangt, so haben die Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">nicht behauptet, da&#223; sie diese anstelle alter, nicht mehr ver-</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">wendbarer Schienen ben&#246;tigt haben. Ein Schaden der Kl&#228;-</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">ger ist somit diesbez&#252;glich nicht nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;ger schlie&#223;lich hilfsweise Schadensersatz f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">all die 1985 bei ihrem Einzug in die streitgegenst&#228;ndliche</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Wohnung gemachten Aufwendungen verlangen, liegt kein</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">sogenannter "Nichterf&#252;llungsschaden" vor. Diese Aufwen-</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">dungen w&#228;ren auch dann entstanden, wenn die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">ordnungsgem&#228;&#223; erf&#252;llt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Nach alledem stehen den Kl&#228;gern insgesamt Schadenser-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">satzanspr&#252;che in H&#246;he von 3.210,07 DM</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">zu.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung beruht auf &#167;&#167; 291, 288 BGB. Den Kl&#228;gern konnte insofern lediglich der gesetzliche Zinssatz von 4 % zugebilligt werden, da sie einen dar&#252;ber hinausgehenden Schaden trotz Bestreitens der Beklagten nicht bewiesen haben.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97 Abs. 1, 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert des Berufungsverfahrens wird auf 7.633,49 DM festgesetzt.</p>
315,392
lg-dusseldorf-1988-02-26-20a-s-21487
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20a S 214/87
1988-02-26T00:00:00
2019-03-13T14:54:28
2019-03-27T09:43:14
Urteil
ECLI:DE:LGD:1988:0226.20A.S214.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 16. September 1987 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf - Aktenzeichen: 35 C 272/87 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung fallen dem Kl&#228;ger zur Last.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage im Ergebnis zu recht abgewiesen. Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch aus der Reisegep&#228;ck-Versicherung nicht zu. Ein solcher Anspruch scheitert bereits daran, da&#223; die nach dem Vortrag des Kl&#228;gers ihm entwendeten Sachen nicht versichert waren im Sinne der allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Versicherung von Reisegep&#228;ck (AVBR 1980).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1 Nr. 1 AVBR 1980 ist das Reisegep&#228;ck des Versicherungsnehmers Gegenstand der Versicherung. Als Reisegep&#228;ck gelten gem&#228;&#223; &#167; 1 Nr. 2 AVBR 1980 unter anderem s&#228;mtliche Sachen des pers&#246;nlichen Reisebedarfs, die w&#228;hrend einer Reise mitgef&#252;hrt werden. An dieser Voraussetzung fehlt es hier. Die dem Kl&#228;ger am 10. Juni 1986 entwendeten Kleidungsst&#252;cke waren keine Sachen des pers&#246;nlichen Reisebedarfs.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der begriff "pers&#246;nlicher Reisebedarf" stellt sowohl auf die je subjektiven Bed&#252;rfnisse des Versicherungsnehmers als auch auf die konkrete Reise ab. Diese Verbindung zwischen der Gep&#228;ckauswahl des Reisenden und objektiven Umst&#228;nden der Reise macht deutlich, da&#223; nicht jeder auf einer Reise mitgef&#252;hrte Gegenstand als pers&#246;nlicher Reisebedarf von der Versicherung umfa&#223;t ist. Demgem&#228;&#223; sind nur solche Sachen durch die Reisegep&#228;ck-Versicherung versichert, f&#252;r die nach Art, Ziel, Zweck und Dauer der konkreten Reise ein erkennbarer Bezug zu dem Bedarf besteht, den der Reisende w&#228;hrend dieser Reise ben&#246;tigt. Dabei kommt es nicht notwendig darauf an, da&#223; die mitgef&#252;hrten Sachen w&#228;hrend der Reise tats&#228;chlich benutzt werden (vergl. van B&#252;hren-Spielbrink, Reisegep&#228;ckversicherung, 1982, Randnr. 20 zu &#167; 1 AVBR).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die dem Kl&#228;ger entwendeten Kleidungsst&#252;cke, die er w&#228;hrend seiner Reise auf der Insel X erworben hat, erf&#252;llen diese Voraussetzungen nicht. Zwar k&#246;nnen auch w&#228;hrend der Reise erworbene Sachen zum pers&#246;nlichen Reisebedarf geh&#246;ren. Dies setzt jedoch voraus, da&#223; solche Sachen nach ihrer Art und Zweckbestimmung geeignet sind, noch w&#228;hrend der Reise Verwendung zu finden, und tats&#228;chlich der Bedarfsdeckung w&#228;hrend der Reise dienen (vergl. van B&#252;hren-Spielbrink, a.a.O. Randnr. 23 zu &#167; 1 AVBR).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Daran fehlt es hier. Der Kl&#228;ger hat einen Anzug, sowie Unterw&#228;sche, Socken, Hosen, Hemden, Pullover und Jackets in einer Menge gekauft, die daf&#252;r spricht, da&#223; diese Kleidungsst&#252;cke nicht mehr den Reisebedarf decken und w&#228;hrend der Reise Verwendung finden sollten. Die Kleidungsst&#252;cke sind ihm am 10. Juni 1986 abhanden gekommen. Dies war der letzte Tag seines Urlaubs, der Tag vor seiner Abreise. St&#228;nde fest, da&#223; der Kl&#228;ger die am 10. Juni 1986 gestohlenen Kleidungsst&#252;cke an diesem Tag gekauft h&#228;tte, so st&#228;nde auch fest, da&#223; die Sachen nicht mehr zum Reisebedarf dieser konkreten Reise geh&#246;ren w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht von der Hand zu weisen, da&#223; wesentliche Umst&#228;nde daf&#252;r sprechen, da&#223; der Kl&#228;ger in der Tat die Kleidungsst&#252;cke am 10. Juni 1986, seinem letzten Urlaubstag, gekauft hat. Hierzu z&#228;hlen die Rechnung des Verk&#228;ufers, die vom 10. Juni 1986 datiert, sowie die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger in seiner Schadensanzeige vom 12./16. Juni 1986 den 10. Juni 1986 als Zeit der Anschaffung nennt. Der unbefangene Leser entnimmt dieser Mitteilung, da&#223; die Ware an dem angegebenen Datum k&#228;uflich erworben worden ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Letztlich kann jedoch offenbleiben, ob der Kl&#228;ger die Kleidungst&#252;cke am letzten Tag seiner Reise erworben hat; denn der hat nicht hinreichend dargetan, da&#223; er sie zu einem Zeitpunkt erworben hat, der den &#252;berzeugenden Schlu&#223; zulie&#223;e, dieser umfangreiche Ankauf von Kleidungsst&#252;cken habe tats&#228;chlich noch w&#228;hrend der Reise Verwendung finden und den Reisebedarf decken sollen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Umst&#228;nde, die f&#252;r den Erwerb am 10. Juni 1986 sprechen, h&#228;tte der Kl&#228;ger substantiiert und eindeutig den Tag des Erwerbes vor dem 10. Juni 1986 nennen m&#252;ssen. Dies ist nicht geschehen. In der Klageschrift l&#228;&#223;t er vortragen, er habe die Textilien "Tage zuvor", d.h. vor dem Zeitpunkt des Abhandenkommens gekauft, er habe die "vorher" gekaufte Ware am 10. Juni 1986 bezahlt. Wenn der Kl&#228;ger dort weiterhin darlegen l&#228;&#223;t, er h&#228;tte in der Schadensmitteilung an die Beklagte als Zeit der Anschaffung eintragen m&#252;ssen, "Mai/Juni 1986", so reicht dies ersichtlich auch nicht aus, den hier erforderlichen Anschaffungszeitpunkt zu fixieren. Der Kl&#228;ger war zur Darstellung eines dem Datum nach eindeutig nachvollziehbaren Erwerbszeitpunkts auch deshalb verpflichtet, weil ihm im vorprozessualen Schreiben der Beklagten vom 8. Januar 1987 zutreffend vor Augen gef&#252;hrt worden war, da&#223; es auf diese Frage rechtlich ankommen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger die Tatsache nicht substantiiert dargelegt hat, die den Rechtsbegriff "Reisegep&#228;ck" im Sinne des &#167; 1 Nr. 1 und 2 AVBR 1980 ausf&#252;llen, ist sein Anspruch nicht schl&#252;ssig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p>
315,393
olgk-1988-02-26-ss-1788
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 17/88
1988-02-26T00:00:00
2019-03-13T14:54:30
2019-03-27T09:43:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0226.SS17.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Verwerfung der weitergehenden Rechtsbeschwerde als offensichtlich unbegr&#252;ndet wird das angefochtene Urteil im Rechtsfolgenausspruch mit seinen diesbez&#252;glichen Feststellungen aufgehoben. Insoweit wird die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an dasAmtsgericht Bonn zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat gegen die Betroffene wegen &#246;ffentlicher Aufforderung zu Ordnungswidrigkeiten eine Geldbu&#223;e in H&#246;he von 8.000,--- DM festgesetzt. Es ist im wesentlichen von folgendem Sachverhalt ausgegangen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Betroffene ist Bundestagsabgeordnete der Fraktion "D&#8220; Sie ist kinderlos verheiratet und erh&#228;lt als Abgeordnete monatliche Nettobez&#252;ge von &#252;ber 8.000,-- DM, die sie weitgehend an ihre Partei abf&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 18. Februar 1987 stellte sich die Betroffene gegen 10.40 Uhr zusammen mit anderen Abgeordneten der Bundestagsfraktion &#8222;D&#8220; auf der Rasenfl&#228;che vor dem Eingang des derzeitigen Plenarsaales des Deutschen Bundestags (Wasserwerk) auf. Sie trugen dabei gemeinsam ein Spruchband mit der Aufschrift: "Volksz&#228;hlungs-Boykott". Die Aktion wurde von den anwesenden Medienvertretern &#8212; Pressefotografen und mehrere Fernsehteams &#8212; aufgenommen. Es herrschte starker Andrang, weil um 11 Uhr die erste Bundestagssitzung der Legislaturperiode er&#246;ffnet werden sollte. Mit ihrem offenen Aufruf wollten die Betroffene und die &#252;brigen Abgeordneten erreichen, da&#223; die Volksz&#228;hlung verweigert w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur H&#246;he der verh&#228;ngten Geldbu&#223;e hat das Amtsgericht u.a. ausgef&#252;hrt, da&#223; die Betroffene einen Gro&#223;teil ihres Einkommens an Partei bzw. Fraktion abf&#252;hre, m&#252;sse bei der Bemessung unber&#252;cksichtigt bleiben. Zwar stehe es jedermann frei, &#252;ber seine Mittel beliebig zu verf&#252;gen, jedoch d&#252;rften selbstgeschaffene Einkommens&#8212;und Verm&#246;gensminderungen keinen Einflu&#223; auf die Verh&#228;ngung staatlicher Sanktionen haben. Im &#252;brigen falle bei der Zumessung erschwerend ins Gewicht, da&#223; die Betroffene den Gesetzesversto&#223; in ihrer Eigenschaft als Abgeordnete begangen habe. Gerade deshalb sei die Entscheidung der Bu&#223;geldstelle, eine Geldbu&#223;e an der oberen Grenze festzusetzen, nicht als ermessensfehlerhaft zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Soweit es den Schuldspruch angeht, ist die Rechtsbeschwerde als offensichtlich unbegr&#252;ndet zu verwerfen. In diesem Umfang hat die Nachpr&#252;fung des angefochtenen Urteils auf Grund der Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung keinen Rechtsfehler zum Nachteil der Betroffenen ergeben (&#167; 79 Abs. 3 OWiG i.V.m. &#167; 349 Abs. 2 StPO).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Verfahrenshindernisse, die das Rechtsbeschwerdegericht von Amts wegen zu beachten h&#228;tte, liegen nicht vor. Der Bu&#223;geldbescheid des Oberstadtdirektors in B vom 2. Juni 1987 ist eine tragf&#228;hige Grundlage f&#252;r die gerichtliche Sachentscheidung (vgl. G&#246;hler, OWiG, 8. Aufl., &#167; 66 Rn. 38 ff. m.w.N.). Er ist namentlich nicht von einer sachlich unzust&#228;ndigen Verwaltungsbeh&#246;rde erlassen worden. Der Oberstadtdirektor in B war f&#252;r den Erla&#223; des Bu&#223;geldbescheides sachlich zust&#228;ndig. Das folgt aus &#167; 9 Abs. 3 Satz 3 des Volksz&#228;hlungsgesetzes (VZG) 1987 in Verbindung mit &#167; 9 DV VZG 87 NW in der Fassung des Art. 1 Nr. 2 AndVO z DV VZG 87 NW. &#167; 24 Bundesstatistikgesetz (BStatG) bestimmt zwar, da&#223; Verwaltungsbeh&#246;rde im Sinne des &#167; 36 Abs. 1 OWiG das Statistische Bundesamt ist, soweit es Bundesstatistiken vorbereitet, erhebt oder aufbereitet. Diese Vorschrift kommt jedoch hier nicht zum Zuge, weil nach &#167; 9 VZG 87, der insoweit eine dem &#167; 24 BStatG vorgehende Spezialregelung enth&#228;lt, f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Z&#228;hlungen nicht das Statistische Bundesamt verantwortlich ist, sondern die von den L&#228;ndern durch Rechtsverordnung zu bestimmenden besonderen Erhebungsstellen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon w&#228;re das Fehlen der sachlichen Zust&#228;ndigkeit des Oberstadtdirektors auf die Wirksamkeit des Bu&#223;geldbescheids als Verfahrensgrundlage ohne Einflu&#223;. Erl&#228;&#223;t eine sachlich unzust&#228;ndige Verwaltungsbeh&#246;rde einen Bu&#223;geldbescheid, so stellt dieser nur dann keine hinreichende Verfahrensgrundlage dar, wenn die Unzust&#228;ndigkeit der Verwaltungsbeh&#246;rde unter W&#252;rdigung aller in Betracht kommenden Umst&#228;nde <span style="text-decoration:underline">offenkundig</span> gewesen ist (vgl. G&#246;hler a.a.O. &#167; 36 Rn. 15 m.w.N.). Das kann im vorliegenden Fall angesichts der bestehenden gesetzlichen Regelungen nicht angenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Verfolgung der Betroffenen wegen einer Ordnungswidrigkeit steht Art. 46 Abs. 2 GG nicht entgegen. Die Immunit&#228;t eines Abgeordneten begr&#252;ndet kein Verfolgungshindernis f&#252;r die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten (SenE NStZ 1987, 564; G&#246;hler a.a.O. 59 Rn. 42; Rebmann/Roth/Herrmann, OWiG, &#167; 46 Rn. 23).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auch die vom Amtsgericht vorgenommene Auslegung, da&#223; die Spruchband&#8212;Aufschrift "Volksz&#228;hlungs&#8212;Boykott" &#252;ber eine blo&#223;e Bef&#252;rwortung des Boykotts hinausgehe und zum Ziel habe, die Adressaten der Erkl&#228;rung zu einem Verhalten zu veranlassen, das den Tatbestand einer Ordnungswidrigkeit nach &#167;&#167; 15, 23 BStatG i.V.m. A 12, 13 VZG 87 erf&#252;lle, ist aus Rechtsgr&#252;nden nicht zu beanstanden (vgl. Senatsentscheidung vom 15. Januar 1988 &#8212;Ss 576/87&#8212; m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hiernach bleibt die Rechtsbeschwerde, was den Schuldspruch des angefochtenen Urteils betrifft, erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsfolgenausspruch kann dagegen keinen Bestand haben. Insoweit hat die Rechtsbeschwerde einen (vorl&#228;ufigen) Teilerfolg. Sie f&#252;hrt in diesem Umfang zur Aufhebung des angefochtenen Urteils unter Zur&#252;ckverweisung der Sache an die Abteilung des Amtsgerichts, die entschieden hat (&#167; 79 Abs. 6 OWiG).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen zur Rechtsfolgenentscheidung sind materiell&#8212;rechtlich unvollst&#228;ndig und teilweise rechtsfehlerhaft, so da&#223; die Sachr&#252;ge durchgreift. Die Erw&#228;gngen, mit denen das Amtsgericht die Verh&#228;ngung einer Geldbu&#223;e in H&#246;he von 8.000,-- DM begr&#252;ndet hat, halten der Nachpr&#252;fung nicht stand. Sie lassen vielmehr besorgen, da&#223; der Tatrichter die f&#252;r die Bu&#223;geldbemessung ma&#223;gebenden Leitgesichtspunkte nicht zugrunde gelegt oder in ihrer Tragweite verkannt hat. Grundlage f&#252;r die Zumessung der Geldbu&#223;e sind nach &#167; 17 Abs. 3 OWiG die Bedeutung der Ordnungswidrigkeit und der Vorwurf, der den T&#228;ter trifft. Auch seine wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse kommen &#8212;au&#223;er bei geringf&#252;gigen Ordnungswidrigkeiten&#8212; in Betracht. Die Bedeutung der Ordnungswidrigkeit h&#228;ngt vom sachlichen Gehalt und Umfang der Handlung ab (Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O. &#167; 17 Rn. 16). Hierbei sind insbesondere Grad und Ausma&#223; der Gef&#228;hrdung bzw. Beeintr&#228;chtigung gesch&#252;tzter Rechtsg&#252;ter oder Interessen zu ber&#252;cksichtigen (G&#246;hler a.a.O. &#167; 17 Rn. 16). Dar&#252;ber hinaus sind besondere Umst&#228;nde in der Person des T&#228;ters, die den Grad seines vorwerfbaren Verhaltens bestimmen, in die Bemessung einzubeziehen (Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O.; G&#246;hler a.a.O.; beide zu &#167; 17 Rn. 18). Auszugehen ist vom gesetzlichen Bu&#223;geldrahmen, der hier Geldbu&#223;e zwischen 5,-- DM (&#167; 17 Abs. 1 OWiG) und 10.000,-- DM (&#167; 116 Abs. 2 Satz <em>2</em> OWiG i.V.m. &#167; 23 Abs. 3 BStatG) vorsieht. Dieser Bu&#223;geldrahmen setzt nicht nur die Grenzen, die nach Auffassung des Gesetzgebers den denkbar schwersten und den denkbar leichtesten F&#228;llen der m&#246;glichen Erscheinungsformen einer Ordnungswidrigkeit angemessen sind, sondern normiert gleichzeitig eine kontinuierliche Schwereskala aller m&#246;glichen Erscheinungsformen eines Bu&#223;geldtatbestandes (Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O. &#167; 17 Rn. 14 m.w.N.). DasH&#246;chstma&#223; der Geldbu&#223;e ist daher nur f&#252;r die denkbar schwersten F&#228;lle vorgesehen, bei denen keinerlei Milderungsgr&#252;nde vorliegen, und darf gegen Erstt&#228;ter nur in besonders gelagerten Ausnahmef&#228;llen festgesetzt werden (Senatsentscheidungen vom 20.8.1985 - Ss 482/85 - und 3.1.1986 - Ss 798/85; BayObLGVRS 69, 72; OLG D&#252;sseldorf VRS 72, 285). Der Mittelwert der angedrohten Geldbu&#223;e ist f&#252;r die denkbar durchschnittlich schweren F&#228;lle gedacht. Die praktisch vorkommenden Durchschnittsf&#228;lle liegen demgegen&#252;ber regelm&#228;&#223;ig weit unter dem Mittelwert (G&#246;hler a.a.O. &#167; 17 Rn. 25; Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Geldbu&#223;e bei der Betroffenen in der N&#228;he der H&#246;chstgrenze festgesetzt. Den Urteilsgr&#252;nden kann nicht entnommen werden, da&#223; diese Festsetzung auf ermessensfehlerfreien Erw&#228;gungen beruht, zumal das Amtsgericht irrig angenommen hat, keine eigene Ermessensentscheidung treffen, sondern lediglich diejenige der Verwaltungsbeh&#246;rde &#252;berpr&#252;fen zu d&#252;rfen (vgl. BGHSt. 23, 336; OLG K&#246;ln JR 197o, 34; BayObLG VRS 65, 55; G&#246;hler a.a.O. vor &#167; 65 Rn. 8 m.w.N.). F&#252;r das Rechtsbeschwerdegericht ist nicht nachvollziehbar, aufgrund welcher &#220;berlegungen das Amtsgericht hier eine Geldbu&#223;e verh&#228;ngt hat, die 4/5 des Bu&#223;geldrahmens aussch&#246;pft. Der Tatrichter durfte allerdings ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Betroffene in ihrer Eigenschaft als Abgeordnete des Deutschen Bundestags zum Volksz&#228;hlungs-Boykott aufgerufen und ihre Mitb&#252;rger zum Ungehorsam gegen ein rechtsg&#252;ltig verabschiedetes Gesetz aufgefordert hat. Da Abgeordnete unmittelbaren Einflu&#223; auf die politische Willensbildung nehmen k&#246;nnen und die M&#246;glichkeit einer Organklage (vgl. Art. 93 Abs. 1 Nr. 2 GG) haben, wiegt das unrechtm&#228;&#223;ige Verhalten eines Abgeordneten, der gleichwohl zum Boykott eines ordnungsgem&#228;&#223; zustande gekommenen Gesetzes anh&#228;lt, im allgemeinen schwerer als das eines "Normalb&#252;rgers" in gleicher Lage (zur vergleichbaren Ber&#252;cksichtigung der Stellung des Betroffenen im Berufsleben: vgl. G&#246;hler a.a.O. Rn. 18, 19; Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O. Rn. 18, 20).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von diesem t&#228;terbezogenen Gesichtspunkt l&#228;&#223;t das Urteil aber insgesamt nicht hinreichend erkennen, wie das Amtsgericht die Bedeutung der Tat selbst bewertet und in die Schwereskala eingestuft hat. Es ist nicht plausibel dargelegt, weshalb der Tatrichter bereits das kurzzeitige Ausrollen eines Spruchbandes mit der Aufschrift " Volksz&#228;hlungs-Boykott " dem engeren Bereich der denkbar schwersten F&#228;lle zugeordnet hat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Aufruf mit Wissen und Willen der Beteiligten durch die Medien starke Verbreitung gefunden. Ob aber durch das Verhalten der Betroffenen und ihrer Mitt&#228;ter - also durch das kurze, wenn auch medienwirksame Vorzeigen des Spruchbandes - gesch&#252;tzte Rechtsg&#252;ter oder Interessen (hier das Interesse an einer reibungslosen, erfolgreichen Durchf&#252;hrung der Volksz&#228;hlung) ernsthaft und nachhaltig gef&#228;hrdet worden sind, hat das Amtsgericht nicht n&#228;her untersucht. Es hat sich insbesondere nicht mit der Frage auseinandergesetzt, ob die &#214;ffentlichkeitswirkung der Parole "Volksz&#228;hlungs-Boykott" schon deshalb eine nur geringe Kraft entfaltet haben k&#246;nnte, weil sie nicht mit Argumenten untermauert war. Auch der "immaterielle Schaden", den die Betroffene nach dem Urteil durch ihr Verhalten angerichtet haben soll, ist nicht durch Tatsachen belegt. Das Urteil l&#228;&#223;t hiernach wichtige tatbezogene Einordnungsmerkmale au&#223;er Betracht und erweist sich deshalb als sachlich-rechtlich unvollst&#228;ndig. Die im wesentlichen auf die Abgeordneteneigenschaft der Betroffenen zielende t&#228;terbezogene Betrachtung ist zu pauschal und zu einseitig angelegt. Sie wird dem in &#167; 17 Abs. 3 OWiG enthaltenen Grundsatz der Gesamtw&#252;rdigung von tat- und t&#228;terbezogenen Umst&#228;nden nicht in ausreichendem Ma&#223; gerecht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auch den wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen der Betroffenen hat das Amtsgericht bei der Bu&#223;geldbemessung nicht gen&#252;gend Rechnung getragen. Zu Unrecht will es die monatlichen Nettoeink&#252;nfte der Betroffenen von rund 8.000,-- DM ungek&#252;rzt als Bemessungsfaktor zugrunde legen, ohne zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Betroffene &#8212;wie festgestellt&#8212; einen "Gro&#223;teil" ihres Einkommens an Partei bzw. Fraktion weiterleitet. Das Argument des Amtsgerichts, es d&#252;rfe der Betroffenen nicht erlaubt sein, durch selbstgeschaffene Einkommensbelastungen auf die H&#246;he staatlicher Sanktionen Einflu&#223; zu nehmen, vermag nicht zu &#252;berzeugen. Es ist nicht festgestellt, da&#223; die Betroffene die Belastungen, um die es hier geht, gerade mit dem Ziel auf sich genommen habe, k&#252;nftige Sanktionen m&#246;glichst niedrig zu halten, oder zumindest im Bewu&#223;tsein, da&#223; konkret mit solchen Sanktionen zu rechnen sei. Mit der weiteren Frage, auf welcher tats&#228;chlichen und rechtlichen Grundlage die Betroffene Geldbetr&#228;ge an Partei bzw. Fraktion abf&#252;hrt, hat sich das Amtsgericht bisher nicht befa&#223;t. Es ist daher ungekl&#228;rt, ob dies nur eine tats&#228;chliche &#220;bung ohne Verbindlichkeitscharakter ist, die jederzeit einseitig aufgehoben oder abge&#228;ndert werden k&#246;nnte, oder ob insoweit eine bindende Absprache zwischen der Betroffenen und ihrer Partei besteht. Sollte eine jederzeit ab&#228;nderbare, unverbindliche &#220;bung vorliegen, w&#228;re es nicht rechtsfehlerhaft, die ungek&#252;rzten Abgeordnetenbez&#252;ge der Betroffenen als Bemessungsgrundlage einzusetzen. Bei einer vereinbarten Abf&#252;hrung von Abgeordnetenbez&#252;gen an die Partei w&#252;rde es sich allerdings rechtlich um eine besondere Art von Mitgliedsbeitr&#228;gen gem&#228;&#223; &#167; 24 Abs. 2 <em>Nr.</em> 1 PartG handeln (vgl. Seifert in: Das Deutsche Bundesrecht, Anm. 1 zu &#167; 24 Abs. 2). Grunds&#228;tzlich sind solche Sonderbeitr&#228;ge, welche die Partei von Mitgliedern erhebt, die &#246;ffentliche &#196;mter bekleiden, in die sie mit Hilfe der Partei gelangt sind, nicht durch das PartG verboten (Seifert a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ob im Einzelfall Bedenken gegen die Wirksamkeit einer Vereinbarung zur Abf&#252;hrung von Sonderbeitr&#228;gen angebracht sind &#8212;etwa im Hinblick auf eine zu starke Einschr&#228;nkung des Prinzips des freien Mandats (Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG), la&#223;t sich erst verl&#228;&#223;lich beurteilen, wenn die Ausgestaltung des Rechtsverh&#228;ltnisses und die H&#246;he der geleisteten Beitr&#228;ge bekannt ist. Bisher sind jedenfalls mangels konkreter Feststellungen hinreichende Anhaltspunkte f&#252;r die Unwirksamkeit einer Vereinbarung &#252;ber die Abf&#252;hrung von Feilen der Abgeordnetenbez&#252;ge der Betroffenen an die Partei nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn aus Rechtsgr&#252;nden die Unwirksamkeit einer solchen Vereinbarung in Betracht k&#228;me, w&#252;rde sich diese auf die Bu&#223;geldbemessung nicht in jedem Falle auswirken. Im Rahmen des &#167; 17 Abs. 3 OWiG ist nicht auf lediglich theoretische Verdienstm&#246;glichkeiten, deren Realisierung unm&#246;glich oder zumindest unzumutbar ist, abzustellen, sondern auf das praktisch erzielte oder zu erzielende Einkommen (G&#228;hler a.a.O. &#167; 17 Rn. 21). Ma&#223;gebend ist also, von welchem Verdienst nach den tats&#228;chlichen Gegebenheiten und Lebensverh&#228;ltnissen ausgegangen werden kann. Sollte es sich - was noch im einzelnen festzustellen ist - so verhalten, da&#223; durchweg jeder, der sich in der Partei "D" um ein Abgeordnetenmandat bewirbt, die Verpflichtung eingehen mu&#223;, f&#252;r den eigenen Bedarf mit einem Bruchteil der regul&#228;ren Abgeordnetenbez&#252;ge auszukommen und den Restbetrag an die Partei abzuf&#252;hren, so da&#223; er, f&#228;nde er sich dazu nicht schon im Vorfeld der Nominierung bereit, als Kandidat nicht akzeptiert w&#252;rde, und da&#223; er schlie&#223;lich, hielte er das einmal gegebene Versprechen der teilweisen Abf&#252;hrung der Abgeordnetenbez&#252;ge nicht ein, innerhalb der Fraktion mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Aus&#252;bung des Mandats rechnen und bef&#252;rchten m&#252;&#223;te, infolgedessen keine effektive Abgeordnetenarbeit leisten zu k&#246;nnen, m&#252;&#223;ten diese Umst&#228;nde in die Erw&#228;gungen zur Bemessung der Geldbu&#223;e mit einbezogen werden.</p>
315,394
olgham-1988-02-22-22-u-23987
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 239/87
1988-02-22T00:00:00
2019-03-13T14:54:31
2019-03-27T09:43:14
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0222.22U239.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird das am 1. Juli 1987 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster dahin abge&#228;ndert, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verurteilt werden, an die Kl&#228;ger 3.277,80 DM zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen und die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger zu 45% und die Beklagten zu 55 %.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Parteien &#252;bersteigt nicht den Betrag von 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch notariellen Vertrag vom 9. Juni 1983 verkauften die Kl&#228;ger an die Beklagten eine Eigentumswohnung im Obergescho&#223; des von ihnen bewohnten Hauses zum Preise von 140.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses war die Teilung noch nicht vollzogen, es waren noch Umbauarbeiten erforderlich, zu deren Vornahme sich die Kl&#228;ger in &#167; 3 des Vertrages verpflichteten. Im &#252;brigen wurden die Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kaufpreis sollte ebenso wie der Besitz&#252;bergang zun&#228;chst am 1. August 1983 f&#228;llig sein, sp&#228;ter einigten sich die Parteien darauf, da&#223; dies erst am 1. Oktober 1983 der Fall sein sollte. Der Kaufpreis sollte zahlbar sein auf ein vom beurkundenden Notar einzurichtendes Notaranderkonto. Es wurden ferner als Voraussetzung f&#252;r die F&#228;lligkeit des Kaufpreises u.a. vereinbart, da&#223; die Teilungserkl&#228;rung von den Beklagten privatschriftlich genehmigt sei, da&#223; Teileigentum begr&#252;ndet sei, eine Auflassungsvormerkung zugunsten der Beklagten eingetragen sei und der Notar best&#228;tige, da&#223; alle Genehmigungen mit Ausnahme der steuerlichen Unbedenklichkeitsbescheinigung vorl&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Wohnung wurde den Beklagten am 1. Oktober 1983 &#252;bergeben. Sie zogen am 15. Oktober 1983 ein. Unstreitig waren bei Einzug der Beklagten noch nicht alle Arbeiten erledigt. Der Umfang der noch ausstehenden Arbeiten ist allerdings zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Erst am 29. Februar 1984 wurde die Auflassungsvormerkung zugunsten der Beklagten eingetragen. Mit Schreiben vom 2. M&#228;rz 1983 teilte der Notar den Beklagten mit, da&#223; nunmehr alle F&#228;lligkeitsvoraussetzungen gegeben seien. Die Beklagten zahlten daraufhin den Kaufpreis wie folgt, wobei auf Wunsch der Kl&#228;ger die Zahlung auf ein Notaranderkonto des Notars xxx erfolgte:</p> <br /><span class="absatzRechts">7</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">15.03.</td> <td valign="top">7.800,-- DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">26.03.1984</td> <td valign="top">45.406,-- DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">04.04.1984</td> <td valign="top">20.000,-- DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">03.05.1984</td> <td valign="top">7.794,-- DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">12.06.1984</td> <td valign="top">59.000,-- DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Abwicklung stellte man fest, da&#223; die Auflassung noch nicht erkl&#228;rt war, was am 4. April nachgeholt wurde, worauf die Beklagten als Eigent&#252;mer eingetragen wurden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage verlangen die Kl&#228;ger Zahlung einer Nutzungsentsch&#228;digung f&#252;r die Zeit vom 1. Oktober 1983 bis zum 15. M&#228;rz 1984 in H&#246;he von monatlich 546,-- DM f&#252;r die 84 m2 gro&#223;e Wohnung. Ferner machen sie f&#252;r die Zeit vom 15. M&#228;rz 1984 bis zum 12. Juni 1984 Verzugszinsen in H&#246;he von 16 % geltend, die sie bei Inanspruchnahme von Bankkredit h&#228;tten zahlen m&#252;ssen. Insgesamt verlangen sie Zahlung von 5.841,47 DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen, weil im Kaufvertrag eine Nutzungsentsch&#228;digung nicht vereinbart worden sei. Auch fehle es f&#252;r das Vorliegen eines Verzuges an einer Mahnung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger waren bereits mit einer Klage gegen den Notar erfolglos (6 O 391/86 LG M&#252;nster). Das Landgericht hatte sie dabei auf eine anderweitige Ersatzm&#246;glichkeit durch Inanspruchnahme der K&#228;ufer aus &#167; 812 BGB wegen der gezogenen Nutzungen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgen die Kl&#228;ger ihren Anspruch weiter. Sie berufen sich darauf, da&#223; die Parteien einverst&#228;ndlich davon ausgegangen seien, da&#223; eine F&#228;lligkeit bereits am 1. Oktober 1983 gegeben sein werde und nicht beabsichtigt gewesen sei, die Beklagten die Wohnung kostenlos nutzen zu lassen. Im &#252;brigen seien die Beklagten auch mehrfach gemahnt worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten wenden ein, die Kl&#228;ger h&#228;tten, als das Problem der Nutzungsentsch&#228;digung bei Beurkundung angesprochen worden sei, nicht darauf bestanden. Man habe abgewinkt. Au&#223;erdem habe man sich im Sommer 1984 dahin verglichen, da&#223; die Kl&#228;ger Nutzungsersatzanspr&#252;che nicht mehr geltend machen wollten. Eine Zahlung komme auch deshalb nicht in Betracht, weil die Wohnung bei Einzug mit derart gravierenden M&#228;ngeln behaftet gewesen sei, da&#223; ein Nutzungsvorteil nicht gegeben gewesen sei. Auch eine Anwendung des &#167; 452 BGB komme nicht in Betracht, weil er die F&#228;lligkeit des Kaufpreises voraussetze, die hier erst nach dem 2. M&#228;rz 1984 eingetreten sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist in H&#246;he eines Betrages von 3.277,80 DM begr&#252;ndet, weil die Beklagten verpflichtet sind, den Kaufpreis f&#252;r die Zeit, f&#252;r die ihnen die Nutzung der Wohnung m&#246;glich war, mit 4 % gem. &#167; 452 BGB zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern steht allerdings ein Anspruch auf Nutzungsentsch&#228;digung nicht zu. Die Besitzverschaffung erfolgte nicht rechtsgrundlos. Auch eine Anwendung des &#167; 812 Abs. 1 S. 2 BGB im Hinblick auf eine Zweckverfehlung scheidet aus. Das Landgericht hat im Vorproze&#223; gegen den Notar verkannt, da&#223; ein derartiger Anspruch nicht gegeben ist, wenn es sich um eine Leistung aus einem gegenseitigen Vertrag handelt. Die &#220;bergabe stand mit der Zahlung des Kaufpreises im Verh&#228;ltnis der Gegenseitigkeit, so da&#223; f&#252;r Leistungsst&#246;rungen die Regeln der &#167;&#167; 323 ff BGB ma&#223;gebend sind (Palandt-Heinrichs, &#167; 812 Anm. 6 A d; BGH NJW 1966, 541; BGH NJW 1963, 806). Hier bietet zudem das Gesetz selbst eine Regelung in &#167; 452 BGB an. Danach soll der K&#228;ufer, der den Kaufpreis nicht zahlen mu&#223;, jedoch die Nutzungen der Sache bereits genie&#223;t, sog. Nutzungszinsen auf den Kaufpreis zahlen. Es ist zwar richtig, da&#223; die Vorschrift nicht auf andere Vertragsverh&#228;ltnisse ausgedehnt werden darf, jedoch ist auf den vorliegenden Vertrag, der im wesentlichen Kaufvertrag und nur zu einem geringen Teil Werkvertragscharakter hat, die Vorschrift im Hinblick auf &#167; 651 BGB anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten ist die Zinspflicht auch dann schon gegeben, wenn der Kaufpreis noch nicht f&#228;llig ist (Planck, BGB, &#167; 452 Anm. 2; Staudinger-K&#246;hler, &#167; 452 Rdn. 4; OLG Oldenburg NJW RR 1987, 722). Der Gesetzgeber wollte einen Ausgleich daf&#252;r schaffen, da&#223; der Verk&#228;ufer die Nutzungsm&#246;glichkeit der Kaufsache dem K&#228;ufer &#252;berl&#228;&#223;t , ohne den Kaufpreis zu erhalten. Ausnahme ist lediglich der Fall der Stundung, in dem der Verk&#228;ufer freiwillig auf die Nutzung der Kaufsache verzichtet, ohne gleichzeitig den Kaufpreis nutzen zu k&#246;nnen, d.h. die Stundung im Kaufpreis einkalkulieren kann. Die Gegenansicht (Soergel-Huber, &#167; 452 BGB Rdnr. 6; ihm folgend M&#252;nchener Kommentar Westermann, &#167; 452 BGB Rdnr. 3 und Palandt-Heinrichs, &#167; 452 BGB Anm. 1b), die es f&#252;r ausgeschlossen h&#228;lt, da&#223; der Gesetzgeber eine Pflicht zur Verzinsung nicht f&#228;lliger oder einredebehafteter Forderungen habe schaffen wollen, verkennt den klaren Wortlaut des &#167; 452 BGB, der gerade nur f&#252;r den Fall der Stundung diese Zinspflicht entfallen lassen will (die von den Kl&#228;gern zitierte Entscheidung BGH NJW 1978, 1482 betrifft nicht das Problem der Voraussetzungen des &#167; 452 BGB, sondern behandelt die Frage, ob die Geltendmachung der Zinsen aus &#167; 452 BGB rechtsmi&#223;br&#228;uchlich sein kann). Im &#252;brigen bleibt es dem K&#228;ufer auch unbenommen, darauf zu bestehen, da&#223; die Regelung des &#167; 452 BGB ausgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die zur &#228;hnlichen Regelung in &#167; 641 BGB ergangene Rechtsprechung, die eine Verzinsung ablehnt, wenn dem Verg&#252;tungsanspruch die Einrede des Zur&#252;ckbehaltungsrechts entgegenstehe (BGH NJW 1971, 2310), ist auf den Fall des &#167; 452 BGB nicht &#252;bertragbar, da das Werkvertragsrecht synallagmetischen Voraussetzungen unterliegt. Das zeigt sich schon daran, da&#223; &#167; 452 BGB nicht auf die tats&#228;chliche Nutzung, sondern lediglich auf die Nutzungsm&#246;glichkeit abstellt; &#167; 641 BGB jedoch auf die Abnahme des Werks.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren somit verpflichtet, bis zur endg&#252;ltigen Bezahlung des Kaufpreises Nutzungszinsen vom 1. Oktober 1983 an in H&#246;he von insgesamt 3.277,80 DM zu zahlen. Wenn sie einwenden, die Wohnung sei mit M&#228;ngeln behaftet gewesen, so ist dies unerheblich, da die M&#228;ngel entweder die Nutzung nicht beeintr&#228;chtigt haben oder dem Gew&#228;hrleistungsausschlu&#223; unterfielen. Von den Beklagten ist im &#252;brigen auch nicht vorgetragen worden, wann die M&#228;ngel von den Kl&#228;gern beseitigt worden sind, unstreitig lagen sie jedenfalls zum Zeitpunkt der F&#228;lligkeit nicht mehr vor.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag der Beklagten zum Verzicht der Kl&#228;ger auf Nutzungsentsch&#228;digung ist sowohl im Hinblick auf einen Ausschlu&#223; des &#167; 452 BGB als auch im Hinblick auf einen Verzicht auf die entstandenen Anspr&#252;che unerheblich. Das Abwinken bei der Frage nach der Nutzungsentsch&#228;digung, das von den Kl&#228;gern im &#252;brigen auch bestritten wird, kann als rechtsgesch&#228;ftliche Erkl&#228;rung im Hinblick auf den Ausschlu&#223; von Anspr&#252;chen nicht gewertet werden, zumal die Parteien &#252;bereinstimmend davon ausgingen, da&#223; der Vertrag rechtzeitig abgewickelt werden konnte. Hinsichtlich des angeblichen Verzichts haben die Beklagten weder Gelegenheit noch Hintergr&#252;nde vorgetragen. Auch insoweit ist ihr Vortrag unsubstantiiert.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch der Kl&#228;ger auf Verzugszinsen besteht dagegen nicht. Die Kl&#228;ger haben zwar in zweiter Instanz Mahnschreiben vorgelegt, jedoch richten sich diese entweder an den Notar oder an die finanzierenden Banken. Lediglich ein Aktenvermerk &#252;ber ein Telefongespr&#228;ch mit dem Beklagten betrifft eine Restzahlung von 8.000,-- DM. Es ist aber unklar, ob es sich dabei &#252;berhaupt um einen Teil des Kaufpreises handelt, weil zu diesem Zeitpunkt unstreitig noch ein Betrag von 59.000,-- DM ausstand.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen ergeben sich aus &#167;&#167; 92, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p>
315,395
olgham-1988-02-22-23-w-70287
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
23 W 702/87
1988-02-22T00:00:00
2019-03-13T14:54:32
2019-03-27T09:43:14
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0222.23W702.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Unter Aufhebung des Kostenfestsetzungsbeschlusses des Rechtspflegers des Landgerichts Dortmund vom 3. Oktober 1985 werden die von dem Beklagten an die Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuerstattenden Kosten auf 1.359,42 DM festgesetzt.</p> <p></p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Erinnerungs- und Beschwerdeverfahrens werden nach einem Gegenstandswert von 1.200,- bis 1.500,- DM dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Aufgrund eines vorl&#228;ufigen vollstreckbaren Urteils des Landgerichts Dortmund vom 19. August 1985, das die Kosten des Rechtsstreites der Kl&#228;gerin auferlegt hatte, hat der Rechtspfleger des Landesgerichtes Dortmund durch Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 3. Oktober 1985 die von der Kl&#228;gerin an den Beklagten zu erstattenden Kosten auf 1.359,42 DM nebst 4% Zinsen seit dem 23. August 1985 festgesetzt. In dem anschlie&#223;enden Berufungsverfahren haben die Parteien vor dem Oberlandesgericht Hamm (17 U 185/85) nach Beweisaufnahme am 3. November 1986 einen Vergleich abgeschlossen, in dem das Urteil des Landgerichtes, das die Klage bis auf einen Betrag von 156,51 DM nebst Zinsen abgewiesen hatte, dahin abge&#228;ndert worden ist, da&#223; der Beklagte in zeitlich und betragsm&#228;&#223;ig n&#228;her festgelegten Raten 4.000,- DM an die Kl&#228;gerin zu zahlen und die Kosten des Rechtsstreites und des Vergleiches zu tragen hatte. Die Kl&#228;gerin hat daraufhin beim Landgericht Dortmund unter dem 11. August 1987 um Aufhebung des Kostenfestsetzungsbeschlusses vom 3. Oktober 1985 gebeten und die R&#252;ckfestsetzung der dadurch festgesetzten Kosten beantragt. Die Rechtspflegerin hat den R&#252;ckfestsetzungsantrag durch den angefochtenen Beschlu&#223; zur&#252;ckgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; eine R&#252;ckfestsetzung von Kosten nur zul&#228;ssig sei, wenn die Kostenentscheidung, auf der der urspr&#252;ngliche Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; beruhte, aufgehoben oder abge&#228;ndert worden sei und die r&#252;ckfestzusetzenden Kosten unstreitig gezahlt worden seien. Dabei ergibt der Nichtabhilfevermerk der Rechtspflegerin und insbesondere ihre Verweisung auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt vom 10.6.1968 (Anwaltsblatt 1968, 354) und auf Z&#246;ller, ZPO, 12. Aufl., Anm. 1 C bb zu &#167; 103 ZPO, da&#223; sie der Auffassung ist, da&#223; bei Ab&#228;nderung eines f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar erkl&#228;rten Urteils durch einen Proze&#223;vergleich eine R&#252;ckfestsetzung grunds&#228;tzlich nicht in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Erinnerung gegen diesen Beschlu&#223; der Rechtspflegerin macht die Kl&#228;gerin geltend, da&#223; die R&#252;ckfestsetzung bereits gezahlter Kosten in entsprechender Anwendung des &#167; 717 Abs. 2 ZPO auch dann stattfinde, wenn die urspr&#252;ngliche Kostengrundentscheidung durch einen Vergleich abge&#228;ndert worden sei, denn ein Vergleich beseitige die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit eines noch nicht rechtskr&#228;ftigen Urteils ebenfalls. Die gem&#228;&#223; Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 3. Oktober 1985 geschuldeten Kosten habe ihre Rechtsschutzversicherung an die Gegenseite gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Erinnerung nicht abgeholfen und sie dem Oberlandesgericht zur Entscheidung vorgelegt. Die nach erfolgter Vorlage gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 21 Abs. 2, 11 Abs. 2 des Rechtspflegergesetzes als sofortige Beschwerde geltende Erinnerung ist begr&#252;ndet, denn entgegen der Auffassung des Landgerichtes bestehen im vorliegenden Falle die Voraussetzungen f&#252;r die von der Kl&#228;gerin beantragte R&#252;ckfestsetzung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 3. Oktober 1985, durch den die Zur&#252;ckfestsetzung anstehenden 1.359,2 DM festgesetzt worden sind, ist dadurch gegenstandslos geworden, da&#223; das Urteil des Landgerichts Dortmund vom 19. August 1985 nebst der in ihm enthaltenen Kostengrundentscheidung durch den Proze&#223;vergleich vom 3. November 1986 abge&#228;ndert und damit ohne weiteres wirkungslos geworden ist. Lediglich aus Gr&#252;nden der Rechtssicherheit war der gegenstandslos gewordene Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 3- Oktober 1985 noch f&#246;rmlich aufzuheben, wie es im Tenor des Senatsbeschlusses nunmehr geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Ersetzung des vorl&#228;ufig vollstreckbaren Urteils des Landgerichts vom 19. August 1985 durch den Proze&#223;vergleich vom 3. November 1986 f&#252;hrt ferner dazu, da&#223; auf Antrag der Kl&#228;gerin in entsprechender Anwendung des &#167; 717 Abs. 2 ZPO die R&#252;ckfestsetzung der Kosten vorzunehmen ist, die die Kl&#228;gerin aufgrund des nicht rechtskr&#228;ftig gewordenen Urteils des Landgerichtes unstreitig an den Beklagten gezahlt hat. Von der nach der Rechtsprechung (vgl. OLG Hamm JurB&#252;ro 1981, 1246; OLG Karlsruhe JurB&#252;ro 1986, 927) als Voraussetzung f&#252;r die R&#252;ckfestsetzung zu verlangenden Unstreitigkeit der Zahlung der Kl&#228;gerin ist im vorliegenden Falle auszugehen, nachdem der Beklagte deren Empfang nicht bestritten hat, obwohl ihm durch gerichtliche Verf&#252;gung vom 26. November 1987 dazu ausdr&#252;cklich Gelegenheit gegeben worden ist. Die vom Landgericht vertretene Auffassung, nach Beseitigung eines vorl&#228;ufig vollstreckbaren Urteils durch Proze&#223;vergleich k&#246;nne eine R&#252;ckfestsetzung bereits gezahlter Kosten in entsprechender Anwendung des &#167; 717 Abs. 2 ZPO nicht stattfinden, &#252;berzeugt nicht. Insbesondere ist nicht ersichtlich, wieso es darauf ankommen soll, ob das erstinstanzliche Urteile im Kostenpunkt durch eine gerichtliche Entscheidung oder durch einen gerichtlichen Vergleich abge&#228;ndert worden ist. Mit der Regelung des &#167; 717 Abs. 2 ZPO wollte der Gesetzgeber dem der Vollstreckung aus einem noch nicht rechtskr&#228;ftigen Titels ausgesetzten Schuldner einen Ausgleich f&#252;r den Nachteile verschaffen, die ihm durch die vorl&#228;ufige Durchsetzung eines letztlich nicht f&#252;r berechtigt erscheinenden Anspruches entstehen (vgl. Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, ZPO, 42. Autl., Anm. 2 C zu &#167; 717.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Insoweit macht es keinen Unterschied, ob der vorl&#228;ufig vollstreckbare Titel sp&#228;ter durch ein Urteil oder durch einen Proze&#223;vergleich, mit dem die Parteien h&#228;ufig nur einem ab&#228;ndernden Urteil zuvorkommen, beseitigt wird. Wie vielmehr die Kl&#228;gerin zu Recht geltend macht, beseitigt ein Proze&#223;vergleich, der ein vorl&#228;ufig vollstreckbares Urteil ab&#228;ndert, dessen Wirkung im Umfang der Ab&#228;nderung ebenso wie eine gerichtliche Entscheidung (Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, a.a.O., Anhang 5 B a zu &#167; 307; Z&#246;ller, a.a.O. Aufl., Anm. 3 b zu &#167; 794)- Die in manchen Kommentaren (vgl. z.B. Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, a.a.O., Anm. 5 B d zu &#167; 717 ZPO) gegebene Hinweis, da&#223; &#167; 717 Abs. 2 ZPO auf Vergleiche unanwendbar ist, bezieht sich nicht auf den Fall, da&#223; ein vorl&#228;ufig vollstreckbares Urteil durch einen Proze&#223;vergleich abge&#228;ndert wird, sondern auf den hier nicht vorliegenden Fall, da&#223; ein Proze&#223;vergleich - z.B. nach Anfechtung - durch ein Urteil abge&#228;ndert wird.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach alledem bestehen im vorliegenden Falle gegen eine R&#252;ckfestsetzung der an den Beklagten gezahlten 1.359,2 DM keine Bedenken. Auf die Beschwerde der Kl&#228;gerin war der angefochtene Beschlu&#223; daher, wie geschehen, abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Da das Rechtsmittel der Kl&#228;gerin vollen Erfolg hat, fallen Gerichtskosten nach Nr. 1181 der Anlage 1 zu &#167; 11 GKG nicht an. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Erinnerungs- und Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt nach &#167; 91 ZPO der Beklagte.</p>
315,396
olgham-1988-02-19-4-uf-27986
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4 UF 279/86
1988-02-19T00:00:00
2019-03-13T14:54:33
2019-03-27T09:43:13
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0219.4UF279.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Landesversicherungsanstalt Westfalen vom </p> <p>20. Juni 1986 gegen die den Versorgungsausgleich betreffende Entscheidung des am 20. Mai 1986 verk&#252;ndeten Verbundurteils des Amtsgerichts</p> <p>- Familiengericht &#8211; Dortmund wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt die Beschwerdef&#252;hrerin.</p> <p></p> <p>Der Beschwerdewert betr&#228;gt 1.000,00 DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 31. Mai 1958 geborene Antragstellerin und er am 29. Oktober 1951 geborene Antragsgegner haben am 28. April 1981 miteinander die Ehe geschlossen, aus der die am 6. Mai 1981 geborene Tochter X hervorgegangen ist. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Scheidungsantrag der Antragstellerin ist dem Antragsgegner am 23. Juli 1985 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Ehezeit vom 1. April 1981 bis 30. Juni 1985 hat das Amtsgericht von der Landesversicherungsanstalt Westfalen und der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte Ausk&#252;nfte &#252;ber die w&#228;hrend der Ehezeit erworbenen Rentenanwartschaften angefordert. Beide haben mitgeteilt, dass bestimmte Zeiten des Versicherungsablaufs bei beiden Parteien noch ungekl&#228;rt seien, die auch in der Folgezeit im ersten Rechtszug von den Parteien nicht v&#246;llig aufgekl&#228;rt worden sind. Die BfA hatte unter dem 18.11.1985 mitgeteilt, bei dem Antragsgegner sei u.a. die Zeit vom 01.01.1979 bis 30.06.1985 ungekl&#228;rt. Die Antragstellerin hat sodann beantragt, den Versorgungsausgleich im Einvernehmen mit dem Antragsgegner auszuschlie&#223;en, und zur Begr&#252;ndung angef&#252;hrt, sie selbst sei w&#228;hrend der Ehe lediglich 1&#160;&#189; Jahre, vor der Ehe &#252;berhaupt nicht versicherungspflichtig besch&#228;ftigt gewesen. Auch der Antragsgegner habe w&#228;hrend der Ehe keine versicherungspflichtige T&#228;tigkeit ausge&#252;bt, sondern als selbst&#228;ndiger Kaufmann gearbeitet. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In dem Verhandlungstermin vor dem Amtsgericht vom 20.05.1986 hat der Antragsgegner erkl&#228;rt: W&#228;hrend der Ehezeit sei er nicht versicherungspflichtig t&#228;tig gewesen. Er sei mit den von der Antragstellerin gestellten Antr&#228;gen "s&#228;mtlich einverstanden", damit auch bez&#252;glich des Antrages auf Ausschluss des Versorgungsausgleichs.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch das angefochtene Verbundurteil die Ehe der Parteien geschieden, die elterliche Sorge f&#252;r die Tochter X auf die Antragstellerin &#252;bertragen und festgestellt, der Versorgungsausgleich finde nicht statt. Seine Entscheidung zum Versorgungsausgleich hat es damit begr&#252;ndet, allein die Antragstellerin habe Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung erworben, so dass allenfalls sie ausgleichspflichtig sei, obwohl sie in der Ehe auch noch den Haushalt versorgt und das gemeinsame Kind betreut habe. Der Ausschluss entspreche dem Wunsch beider Parteien, da sie eine Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs f&#252;r unbillig halten w&#252;rden. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Beschwerdeschrift vom 20. Juni 1986 beantragt die Landesversicherungsanstalt Westfalen, die angef&#252;hrte Entscheidung zum Versorgungsausgleich abzu&#228;ndern und den Versorgungsausgleich durchzuf&#252;hren. Sie f&#252;hrt aus, das Amtsgericht habe die entsprechenden Ausk&#252;nfte nicht abgewartet, so dass sie &#8211; Beschwerdef&#252;hrerin &#8211; nicht ordnungsgem&#228;&#223; beteiligt worden sei. Es m&#252;sse davon ausgegangen werden, dass der Antragsgegner irgendwie geartete Anwartschaften erworben habe, die Einfluss auf den Umfang des Versorgungsausgleichs der bei ihr versicherten Antragstellerin haben k&#246;nnten, so dass sie &#8211; Beschwerdef&#252;hrerin &#8211; beschwert sei. Ein Ausschluss des Versorgungsausgleichs gem&#228;&#223; &#167; 1587 c BGB sei nur dann m&#246;glich, wenn die Durchf&#252;hrung grob unbillig w&#228;re. Eine solche Beurteilung sei aber nur dann m&#246;glich, wenn die jeweils erworbenen Anwartschaften gekl&#228;rt seien. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Landesversicherungsanstalt Westfalen u.a. auf Bedenken hinsichtlich ihrer Beschwerdebefugnis hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Auskunft vom 15.08.1986 hat die LVA Westfalen bez&#252;glich des Antragsgegners gem. &#167;&#160;1304 RVO eine Auskunft dahin erteilt, dass die auf die Ehezeit entfallende Rentenanwartschaft monatlich 3,90 DM betrage; aus der Ehezeit sind dabei Pflichtbeitr&#228;ge f&#252;r die Zeit vom 01.04.1981 bis 30.11.1981 ber&#252;cksichtigt. Die LVA Westfalen hat weiterhin mitgeteilt: Im Versicherungskonto der Antragstellerin sei die Zeit vom 01.01.1979 bis 31.12.1979 ungekl&#228;rt; die Antragstellerin habe zwar bei dem Antrag auf Kontokl&#228;rung angegeben, bei der Trinkhalle L besch&#228;ftigt gewesen zu sein, eine Anfrage bei der Y und beim angegebenen Arbeitgeber habe zu keinem positiven Erfolg gef&#252;hrt, "die Firma L existierte noch nicht im Jahre 1979". Zu diesem Hinweis der LVA und zu der ungekl&#228;rten Zeit des Jahres 1979 hat keine der Parteien Stellung genommen. Die BfA hat unter dem 22.08.1986 mitgeteilt, dass "von hier keine Bedenken gegen einen Ausschluss des Versorgungsausgleichs" bestehen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist unzul&#228;ssig, da die Beschwerdef&#252;hrerin durch die angefochtene Versorgungsausgleichsentscheidung nicht beschwert ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im Verfahren vor dem Familiengericht sind die Rentenversicherungstr&#228;ger Beteiligte im materiellen Sinne, wenn die Entscheidung unmittelbar in ihre Rechte eingreift, da nur dann ihre Rechte beeintr&#228;chtigt sein k&#246;nnen (&#167; 20 Abs. 1 FGG). Solche Eingriffe in die Rechtsstellung eines Rentenversicherungstr&#228;gers liegen immer dann vor, wenn bei ihm bestehende Anwartschaften auf ein Versicherungskonto des Ausgleichsberechtigten bei einem anderen Versicherungstr&#228;ger oder auch bei ihm selbst &#252;bertragen werden, sei es, dass bei ihm zugunsten des Ausgleichsberechtigten ein Versicherungsverh&#228;ltnis begr&#252;ndet oder ein bestehendes Verh&#228;ltnis inhaltlich ver&#228;ndert wird. Bei einer &#220;bertragung von Anwartschaften gem. &#167;&#160;1587 b Abs. 1 BGB, &#167;&#160;3 b Abs. 1 Nr. 1 VAHRG oder Begr&#252;ndung ohne Beitragspflicht gem. &#167;&#160;1587 b Abs. 2 BGB, &#167;&#167; 1 Abs. 3 und 3 b Abs. 1 Nr. 1 VAHRG ergibt sich der Eingriff in die Rechtsstellung schon aus der rechtsgestaltenden Wirkung der Entscheidung. Auch bei einer Begr&#252;ndung von Rentenanwartschaften durch Beitragsentrichtung z.B. gem. &#167;&#160;3 b Abs. 1 Nr. 2 VAHRG liegt ein Eingriff vor, da der Versicherungstr&#228;ger zur Annahme von Beitr&#228;gen verpflichtet wird. Der Versicherungstr&#228;ger muss in diesen F&#228;llen befugt sein, einen im Gesetz nicht vorgesehenen <u>Eingriff</u> in seine Rechtsstellung durch Einlegung von Rechtsmitteln abzuwehren, ohne dass es insoweit auf eine finanzielle Mehrbelastung ankommt (vgl. BGH FamRZ 1981, 132 ff, 133, 134 = NJW 1981, 1274, 1275; Johannsen/Henrich, Eherecht, 1987, &#167; 621 e ZPO Rn. 9; s. auch Michaelis/Sander in Sonderdruck aus "Die Angestelltenversicherung" Nr. 7/8 aus 1987, Nr. 1.1.2.).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen treffen aber im vorliegenden Fall nicht zu, da die Entscheidung des Amtsgerichts nicht in die Rechtsstellung der Beschwerdef&#252;hrerin eingreift, weil der Versorgungsausgleich v&#246;llig ausgeschlossen worden ist (vgl. BGH a.a.O., 134 bzw. 1275; Sonderdruck a.a.O.). Die Anwendung oder Nichtanwendung der Vorschrift des &#167; 1587 c BGB beeintr&#228;chtigt nur die Rechtsstellung der beteiligten Ehegatten, nicht hingegen diejenige der beteiligten Sozialversicherungstr&#228;ger (OLG M&#252;nchen FamRZ 1982, 1029, 1030). Eine m&#246;gliche Gesetzwidrigkeit der angefochtenen Entscheidung reicht dagegen f&#252;r eine Beschwer der Sozialversicherungstr&#228;gerin nicht aus, da damit ihre Rechtsstellung in keiner der oben beschriebenen Formen beeintr&#228;chtigt und eine Popularbeschwerde durch das Gesetz nicht er&#246;ffnet ist. Eine Beeintr&#228;chtigung der Rechtsstellung der Tr&#228;ger der Rentenversicherung w&#228;re in F&#228;llen wie dem vorliegenden nur denkbar, wenn ihnen ein Anspruch auf Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs zustehen w&#252;rde. Ein solcher Anspruch besteht jedoch nicht. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Demnach gehen die Beanstandungen durch die Beschwerdef&#252;hrerin ins Leere.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p>
315,397
olgham-1988-02-12-20-u-22187
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 221/87
1988-02-12T00:00:00
2019-03-13T14:54:35
2019-03-27T09:43:13
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0212.20U221.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 8. Mai 1987 verk&#252;ndete Urteil der 19. Zivilkammer des Landgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; der Beklagte nicht berechtigt ist, einen Teil seiner Aufwendungen anl&#228;&#223;lich des Verkehrsunfalls vom 22. M&#228;rz 1986 in ... hinsichtlich der Schadensersatzanspr&#252;che der Gesch&#228;digten ... und ... in H&#246;he von insgesamt 16.160,50 DM, beschr&#228;nkt auf den Betrag von 5.000,- DM, vom Kl&#228;ger zu verlangen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit seinem beim Beklagten haftpflichtversicherten Pkw verursachte der Kl&#228;ger in der Nacht zum 23.03.1986 in ... einen Verkehrsunfall mit Fremdschaden. Bei der polizeilichen Unfallaufnahme wurde festgestellt, da&#223; der rechte Vorderreifen des Wagens nicht die vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1 mm aufwies. Der Kl&#228;ger wurde deshalb sp&#228;ter mit einem Bu&#223;geld belegt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte regulierte den vom Kl&#228;ger verursachten Fremdschaden von etwas mehr als 16.000,- DM und nahm anschlie&#223;end den Kl&#228;ger in H&#246;he von 5.000,- DM mit der Begr&#252;ndung in Regress, er habe ein nicht verkehrssicheres Fahrzeug gef&#252;hrt und damit eine Gefahrerh&#246;hung vorgenommen; er - der Beklagte - sei daher im Innenverh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger leistungsfrei. Gleichzeitig k&#252;ndigte der Beklagte den Versicherungsvertrag mit sofortiger Wirkung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat dagegen negative Feststellungsklage erhoben und sich unter Beweisantritt dahin eingelassen, er habe sich nach der Beendigung seiner Arbeit als Koch in einer Gastst&#228;tte nachts auf dem Heimweg befunden, als pl&#246;tzlich der rechte Vorderreifen geplatzt sei. Er habe daher das Reserverad montiert, dessen Reifenprofil abgefahren gewesen sei. Damit habe er aber nur noch bis zur n&#228;chsten Werkstatt fahren wollen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Parteien den zun&#228;chst zus&#228;tzlich angek&#252;ndigten Antrag des Kl&#228;gers, auch die Unwirksamkeit der K&#252;ndigung festzustellen, mit widersprechenden Kostenantr&#228;gen &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, hat der Kl&#228;ger zuletzt beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beklagte nicht berechtigt ist, seine Aufwendungen anl&#228;&#223;lich eines Verkehrsunfalls vom 22.03.1986 hinsichtlich der Schadensersatzanspr&#252;che der Herren ... und ... in H&#246;he von 16.160,50 DM, beschr&#228;nkt auf den Betrag von 5.000,- DM, vom Kl&#228;ger zu verlangen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">dem Beklagten im Umfang der Erledigung die Kosten des Rechtsstreits aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er hat die Darstellung des Kl&#228;gers bestritten und ausgef&#252;hrt, es sei unglaubhaft, da&#223; der Kl&#228;ger sich mitten in der Nacht noch zur n&#228;chstgelegenen Werkstatt habe begeben wollen. Jedenfalls aber h&#228;tte der Kl&#228;ger mit dem abgefahrenen Reifen besonders vorsichtig fahren m&#252;ssen, so da&#223; ihm auch der Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit zu machen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, der Beklagte sei schon deshalb leistungsfrei, weil er den Unfall grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt habe. Es k&#246;nne daher dahingestellt bleiben, ob eine Gefahrerh&#246;hung vorliege, f&#252;r die der Beklagte beweispflichtig sei, aber keinen Beweis angetreten habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit der hiergegen gerichteten Berufung r&#252;gt der Kl&#228;ger, die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils sei rechtsfehlerhaft. Es k&#246;nne allein auf die Frage der Gefahrerh&#246;hung ankommen, die jedoch nicht bewiesen sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wiederholt seinen erstinstanzlichen Klageantrag, w&#228;hrend der Beklagte Zur&#252;ckweisung der Berufung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;lt das angefochtene Urteil im Ergebnis f&#252;r richtig. Er wiederholt seine Auffassung, da&#223; die Darstellung des Kl&#228;gers unglaubhaft sei, und behauptet dar&#252;ber hinaus, der Kl&#228;ger habe den Unfall billigend in Kauf genommen, als er den Wagen mit dem abgefahrenen Reifen in Betrieb genommen habe. Daher sei er - der Beklagte - auch wegen vors&#228;tzlicher Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalls leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers hat Erfolg und f&#252;hrt antragsgem&#228;&#223; zur Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils tr&#228;gt die Entscheidung nicht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um Anspr&#252;che aus einer Haftpflichtversicherung. In der Haftpflichtversicherung hat der Versicherer auch f&#252;r grobe Fahrl&#228;ssigkeit Deckung zu gew&#228;hren. Seine Eintrittspflicht endet erst, wenn der Versicherungsnehmer vors&#228;tzlich gehandelt hat (&#167;152 VVG); die Vorschrift des &#167;61 VVG, die Leistungsfreitheit auch bei grober Fahrl&#228;ssigkeit vorsieht, gilt nur f&#252;r die Sachversicherung, im Bereich der Kraftfahrtversicherung also z.B. f&#252;r die Kaskoversicherung, um die es hier jedoch nicht geht.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vorsatz - auch bedingter Vorsatz - des Kl&#228;gers, den der Beklagte in zweiter Instanz behauptet, ist nicht feststellbar. Selbst wenn der Kl&#228;ger mit der M&#246;glichkeit eines Unfalls gerechnet h&#228;tte, w&#228;re damit nicht gesagt, da&#223; er diese M&#246;glichkeit auch billigend in Kauf genommen h&#228;tte. Es liegt vielmehr weitaus n&#228;her, da&#223; er darauf vertraut h&#228;tte, es werde schon nichts passieren. Das w&#228;re aber ein Fall bewu&#223;ter Fahrl&#228;ssigkeit, f&#252;r die der Haftpflichtversicherer Deckung gew&#228;hren mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine zur Leistungsfreiheit f&#252;hrende Gefahrerh&#246;hung (&#167;&#167;23 ff VVG) ist nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Benutzung eines verkehrsunsicheren Fahrzeugs kann zwar eine Gefahrerh&#246;hung darstellen. Dazu geh&#246;rt auch die Benutzung abgefahrener Reifen (Pr&#246;lss/Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 24. Aufl. 1988, &#167;23 Anm. 2 C c, Amm. 4 vor AKB). Die Annahme einer Gefahrerh&#246;hung setzt nach herrschender Meinung aber voraus, da&#223; ein Zustand (erh&#246;hter Gefahr) von einiger Dauer geschaffen wird (Pr&#246;lss/Martin, a.a.O. &#167;23 Anm. 2 A c m.w.N.). Daran fehlt es, wenn ein abgefahrener und damit verkehrsunsicherer Reifen nur f&#252;r eine kurze Fahrtstrecke benutzt wird. Aus diesem Grund liegt eine Gefahrerh&#246;hung dann nicht vor, wenn die Fahrt nur nach Hause oder in die n&#228;chste Werkstatt f&#252;hren soll, wobei diese Fahrt nicht einmal auf dem k&#252;rzesten Weg erfolgen mu&#223; (BGH VersR 68, 1033 = NJW 68, 2142; Stiefel/Hofmann, Kraftfahrtversicherung, 13. Aufl. 1986, &#167;2 AKB Rn. 111).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Beweispflichtig daf&#252;r, da&#223; ein Zustand erh&#246;hter Gefahr von einiger Dauer geschaffen worden ist, ist der Versicherer. Denn er mu&#223; die objektiven Voraussetzungen der Gefahrerh&#246;hung beweisen (Pr&#246;lss/Martin a.a.O. &#167;25 Anm. 3). Der Beklagte h&#228;tte daher die Einlassung des Kl&#228;gers widerlegen und beweisen m&#252;ssen, da&#223; das Reserverad mit dem abgefahrenen Reifen nicht erst kurz vor dem Unfall aufmontiert worden, sondern schon l&#228;ngere Zeit in Benutzung war und/oder noch l&#228;ngere Zeit benutzt werden sollte. Hierf&#252;r hat der Beklagte, wie schon das Landgericht angemerkt hat, keinen Beweis angetreten. Da&#223; er die Darstellung des Kl&#228;gers nicht glaubt, gen&#252;gt nicht. Der Senat hat den Kl&#228;ger im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung angeh&#246;rt. Es haben sich keine Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, da&#223; seine Schilderung erfunden sein k&#246;nnte. Daraus folgt zwar nicht, da&#223; sie richtig ist. Darauf kommt es jedoch auch nicht an, denn sie m&#252;&#223;te mit der erforderlichen Gewi&#223;heit widerlegt werden k&#246;nnen. Das ist nicht der Fall. Der unstreitige Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger weder bei der Unfallaufnahme noch im anschlie&#223;enden Bu&#223;geldverfahren die vorangegangene Reifenpanne erw&#228;hnt hat, gen&#252;gt daf&#252;r schon deshalb nicht, weil es hierauf f&#252;r den Tatbestand der Ordnungswidrigkeit nicht ankam.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger nach eigener Darstellung des abgefahrenen Reifen bis zu der behaupteten Panne als Reservereifen mitgef&#252;hrt haben mu&#223;, begr&#252;ndet keine Gefahrerh&#246;hung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Mitf&#252;hren eines Reservereifens ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Es &#228;ndert an dem Gefahrenniveau daher auch zun&#228;chst nichts, ob ein funktionst&#252;chtiger, ein verkehrsunsicherer oder gar kein Reservereifen im Auto mitgef&#252;hrt wird. Das Gefahrenniveau wird fr&#252;hestens dann heraufgesetzt, wenn der Kraftfahrer sich entschlie&#223;t, den mitgef&#252;hrten verkehrsunsicheren Reservereifen zu montieren und in Gebrauch zu nehmen. Selbst dies f&#252;hrt aber - wie dargestellt - noch nicht zu einer Gefahrerh&#246;hung im Sinne der &#167;&#167;23 ff VVG, wenn mit dem Reifen nur eine kurze Strecke nach Hause oder zur n&#228;chsten Werkstatt zur&#252;ckgelegt werden soll. Ein Kraftfahrer, der einen abgefahrenen Reservereifen nur f&#252;r solche Notf&#228;lle mitf&#252;hrt, um bei Bedarf mit der gebotenen Vorsicht damit noch seine Wohnung oder eine Werkstatt erreichen zu k&#246;nnen, nimmt daher keine Gefahrerh&#246;hung vor.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsstreits hat der Beklagte zu tragen, soweit er unterlegen ist, &#167;91 ZPO. Auch soweit die Parteien den Rechtsstreit schon in erster Instanz f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, sind dem Beklagten die Kosten aufzuerlegen, &#167;91 a ZPO, weil der Beklagte mangels Gefahrerh&#246;hung zur K&#252;ndigung des Versicherungsvertrages nicht berechtigt war und daher unterlegen w&#228;re, wenn sich die Hauptsache insoweit nicht erledigt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch &#252;ber die Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167;708 Ziffer 10, 713 ZPO. Die Beschwer des Beklagten wird auf 5.000,- DM festgesetzt.</p>
315,398
olgham-1988-02-12-26-u-19886
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 198/86
1988-02-12T00:00:00
2019-03-13T14:54:36
2019-03-27T09:43:13
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0212.26U198.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 1.667,48 DM nebst 8% Zinsen seit dem 10. April 1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Widerklage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits werden 30% der Kl&#228;gerin, 70% dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin in H&#246;he von 7.184,94 DM und den Beklagten in H&#246;he von 16.667,48 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin hat &#252;berwiegend Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der von dem Beklagten zu Recht erkl&#228;rten Minderung steht der Kl&#228;gerin ein Restwerklohnanspruch in H&#246;he von 1.667,48 DM zu. Einen Anspruch auf R&#252;ckzahlung der gezahlten 15.000.-- DM hat der Beklagte nicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben einen Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag mit Werkvertragscharakter abgeschlossen. Mach herrschender Meinung (vgl. BGH WM 1972, 947 ist der Vertrag zwischen Werbeagentur und Werbungtreibendem ein Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag im Sinne des &#167; 675 BGB. Der Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag hat Werkvertragscharakter, da sein Gegenstand allein ein Arbeitserfolg, n&#228;mlich die Durchf&#252;hrung einer Einzelma&#223;nahme - Werbung zum 20. Jubil&#228;um und der Neuer&#246;ffnung der Firma xxx - war. Nicht schuldete die Kl&#228;gerin die Einzelma&#223;nahme als Dienstleistung im Rahmen eines zeitlich und gegenst&#228;ndlich weiter abgesteckten Gesamtauftrags (vgl. BGH a.a.O.). Daf&#252;r spricht auch, da&#223; das Honorar nicht f&#252;r T&#228;tigkeitszeitr&#228;ume, sondern pro einzelne Werbema&#223;nahme gezahlt wurde, und zwar in der H&#246;he je nach Wert dieser unterschiedlich bemessen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das zwischen den Parteien bestehende Vertragsverh&#228;ltnis ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB nichtig. Der Werkvertrag zwischen den Parteien ist nicht gerade, was Voraussetzung der Nichtigkeit w&#228;re, auf die Begehung unlauteren Wettbewerbs gerichtet. Er zielt nicht auf die Abhaltung einer wettbewerbswidrigen Werbeveranstaltung selbst ab. Er ist lediglich auf Werbung f&#252;r eine wettbewerbswidrige Sonderveranstaltung gerichtet, die der Beklagte durchf&#252;hren wollte. Beispielsweise ist ein Kaufvertrag auch nicht deshalb nichtig, weil der Verk&#228;ufer bei der Warenbeschaffung gegen gesetzliche Vorschriften verst&#246;&#223;t (vgl. BGH NJW 1983, 2873).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch ist f&#228;llig, da die von der Kl&#228;gerin erstellten Werbemittel unstreitig dem Beklagten vorgelegt und von ihm abgenommen wurden, &#167; 641 BGB.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Werklohnanspruch der Kl&#228;gerin ist gem&#228;&#223; &#167; 634 Abs. 1 S. 3 BGB gemindert.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die vorgesehene Werbeveranstaltung unzul&#228;ssig war, bestreitet auch die Kl&#228;gerin nicht. Dieses ist auch nicht zweifelhaft: &#167;&#167; 9a UWG, 2 SonderveranstaltungsAO finden Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Geplant waren Sonderveranstaltungen, n&#228;mlich - nach ihrer Legaldefinition - au&#223;erhalb des regelm&#228;&#223;igen Gesch&#228;ftsverkehrs stattfindende Verkaufsveranstaltungen im Einzelhandel, die, ohne Ausverk&#228;ufe oder R&#228;umungsverk&#228;ufe zu sein, der Beschleunigung des Warenabsatzes dienen und deren Ank&#252;ndigungen den Eindruck hervorrufen, da&#223; besondere Kaufvorteile gew&#228;hrt werden. Es handelt sich um Sonderveranstaltungen au&#223;erhalb des regelm&#228;&#223;igen Gesch&#228;ftsverkehrs, da der Beklagte Verkaufsveranstaltungen plante, die auf die angesprochenen Verkehrskreise als eine Unterbrechung des regelm&#228;&#223;igen Gesch&#228;ftsverkehrs gewirkt h&#228;tten. Um Aus- oder R&#228;umungsverk&#228;ufe handelt es sich nicht. Die Aktionen dienen der Beschleunigung des Warenabsatzes. Die Ank&#252;ndigung von Niedrigpreisen und Verlosungen erweckten den Eindruck besonderer Kaufvorteile. Eine Jubil&#228;umsveranstaltung im Sinne von &#167; 3 SonderveranstaltungAO liegt nicht vor. Solche ist nur alle 25 Jahre statthaft, im &#252;brigen nur auf einen Zeitraum von 12 Werktagen begrenzt, &#167; 3 Sonderveranstaltungs-AO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diese Unzul&#228;ssigkeit hat die Kl&#228;gerin einzustehen, da sie nicht nur die Durchf&#252;hrung, sondern auch die Konzeption der Werbung schuldete.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Schuldet die Werbeagentur auch die Konzeption als Hauptpflicht, kommen bei fehlerhafter Planung und Ausgestaltung vorrangig die Gew&#228;hrleistungsvorschriften in Betracht. Ist die Agentur dagegen lediglich mit der Durchf&#252;hrung der Werbung befa&#223;t, trifft sie lediglich die Pflicht zur Beratung &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit von Werbeveranstaltungen, bei deren Verletzung die Grunds&#228;tze der positiven Forderungsverletzung zur Anwendung gelangen (B&#252;low GRUR 1978, 680: Wedemeyer WRP 1979, 619).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Betrachtet man Auftragsbest&#228;tigung und Rechnung, so kann nicht zweifelhaft sein, da&#223; die Kl&#228;gerin auch die Konzeption schuldete. Die Begriffe "Idee-Entwurf-Gestaltung-Ausf&#252;hrung" in der Auftragsbest&#228;tigung lassen sich nicht anders deuten. Noch deutlicher ist die Formulierung "Konzepte" in der Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin gegen diese Auslegung zweitinstanzlich erhobenen Einwendungen sind nicht durchgreifend: Es kann dahinstehen, ob &#252;blicherweise f&#252;r die Anfertigung eines Werbekonzepts h&#246;here Preise vereinbart werden. Dieses schlie&#223;t nicht aus, da&#223; sich die Kl&#228;gerin im vorliegenden Fall, etwa weil sie einen gr&#246;&#223;eren Auftrag erhielt, auf niedrigere Preise einlie&#223;. Da&#223; die Kl&#228;gerin <u>meinte</u>, unter Idee-Entwurf-Gestaltung solle etwas anderes verstanden werden, ist angesichts des hiervon abweichenden Erkl&#228;rungswertes dieser Begriffzusammenf&#252;gung unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat nicht bewiesen, da&#223; die Parteien die Haftung der Kl&#228;gerin f&#252;r die Konzipierung rechtlich unzul&#228;ssiger Werbung ausgeschlossen haben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Zeugin xxx folgendes bekundet: Der Beklagte habe auf ihrer Aufforderung hin zugesichert, er kl&#228;re die wettbewerbsrechtliche Zul&#228;ssigkeit der vorgesehenen Werbung mit der Industrie- und Handelskammer und seinem Anwalt ab.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dem steht jedoch die. Aussage der Zeugin xxx entgegen, die auch nach Angaben der Zeugin xxx Teilnehmerin dieses Gespr&#228;chsabschnitts war, bei dem man in den oberen Gesch&#228;ftsr&#228;umen der Firma xxx an der Kaffeebar sa&#223;. Diese Zeugin hat mit derselben Bestimmtheit, die auch die Schilderung der Zeugin xxx auszeichnet, angegeben, man habe &#252;ber die rechtliche Zul&#228;ssigkeit der Werbeveranstaltung nicht gesprochen, von der Verwendung einer stilisierten Rose, die der xxx &#228;hnelt, abgesehen. Nur in diesem Zusammenhang - so r&#228;umte die Zeugin ein, was f&#252;r ihre Aufrichtigkeit spricht - habe man die rechtliche Zul&#228;ssigkeit der Werbeveranstaltung er&#246;rtert.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Den Aussagen beider Zeuginnen kommt gleiche Glaubhaftigkeit zu: Die Zeugin xxx ist die Ehefrau des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Kl&#228;gerin, die Zeugin xxx ist mit dem Angeklagten verheiratet. Beide sind in den Gesch&#228;ftsbetrieb der jeweiligen Partei eingebunden, ihre Stellung als Ehefrau und Mitarbeiterin legt den Schlu&#223; nahe, da&#223; sie am Ausgang des Rechtsstreits interessiert sind: die Gefahr einer Auswirkung dieser Interessenlage auf ihre Aussagen ist nicht auszuschlie&#223;en. Da schlie&#223;lich die von den Zeugen unterschiedlich geschilderten Geschehensabl&#228;ufe gleicherma&#223;en denkbar und wahrscheinlich sind, ist keiner der Aussagen der Vorzug zu geben. Das Risiko der Nichtaufkl&#228;rbarkeit des Haftungsausschlusses geht zu Lasten der hierf&#252;r beweispflichtigen Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der in der rechtlich unzul&#228;ssigen Konzipierung der Werbung enthaltene Sachmangel mindert den Wert der versandten Werbebriefe und hergestellten Plakate, &#167; 63 BGB. Eine Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung war entbehrlich, da nach Entdeckung des Mangels, die erst nach Versendung der Briefe und Erstellung der Plakate stattfand, eine Nachbesserung nicht mehr in Betracht kam.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">4.1</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">In den <u>Briefen</u> wird unter Inaussichtstellung von Kaufvorteilen f&#252;r das Jubil&#228;um geworben, auf die Neuer&#246;ffnung und das Betriebsangebot aufmerksam gemacht und werden Angebote dritter Firmen vorgestellt. Zur Ermittlung ihres Minderwerts kann nach Auffassung des Senats nicht auf eine ex-post-Betrachtung abgestellt werden. Dieses tut jedoch - allerdings beeinflu&#223;t durch die Formulierung der Aufgabenstellung - der Sachverst&#228;ndige xxx in seinem schriftlichen Gutachten. Ma&#223;geblicher Zeitpunkt ist der der Abnahme, hier sp&#228;testens der Zeitpunkt des Bereitstellens der verpackten, frankierten Briefe zum Versand. F&#252;r diesen, f&#252;r die Beurteilung, ob das Werk mangelfrei ist oder M&#228;ngel noch vor Auslieferung beseitigt werden m&#252;ssen, wesentlichen Zeitpunkt ist die Minderung zu ermitteln, die insbesondere die Kosten der etwaigen Mangelbeseitigung ber&#252;cksichtigen mu&#223;. Die Prospektbriefe h&#228;tten mangelfrei nur durch einen Neudruck hergestellt werden k&#246;nnen. F&#252;r dessen Versand h&#228;tten die bereits frankierten Briefumschl&#228;ge verwandt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dagegen kann nicht vorgebracht werden, die ge&#228;nderte Werbung w&#228;re ohne jeden Sinn gewesen, da der Beklagte die gerade wegen der Unzul&#228;ssigkeit der Werbung gescheiterte Jubil&#228;umsaktion einschlie&#223;lich Verlosung h&#228;tte abbrechen m&#252;ssen. Ein Neudruck des Prospektes und sein Versand h&#228;tten durchaus Sinn gehabt: Jubil&#228;um und Neuer&#246;ffnung des verlegten Betriebes w&#228;ren nach &#220;berzeugung des Senats eine Werbung an den von der Kl&#228;gerin zur Verf&#252;gung gestellten Adressatenkreis wert gewesen. Auch auf dem alten Prospekt sind die Vorteile des neuer&#246;ffneten Betriebes eindrucksvoll aufgef&#252;hrt: Das neue gro&#223;e Betriebsgel&#228;nde mit vielen ausgestellten Wohnwagen, ein modernes Reparaturwerk, eine Zeltaufstellung und ein Zubeh&#246;rverkauf. Ein von der Kl&#228;gerin erstellter Lageplan war beigef&#252;gt und erf&#252;llte seine Funktion als Wegweiser zum Betriebsgel&#228;nde des Beklagten. Dar&#252;ber hinaus wirbt der Prospekt f&#252;r die Anzeigen anderer Firmen, beispielsweise der Firma xxx, die nach dem Vortrag des Beklagten im Senatstermin vom 03.07.1987 unabh&#228;ngig vom Jubil&#228;um anl&#228;&#223;lich der Einf&#252;hrung eines neuen Zelts erfolgte und f&#252;r die der Beklagte einen Werbezuschu&#223; von 800,-- DM netto erhalten hatte oder der Firma xxx, die nach Bekundung des gleichnamigen Zeugen 3.000,-- DM f&#252;r die Anzeige an den Beklagten gezahlt hatte. Eine Werbung f&#252;r diese Firmen h&#228;tte der Beklagte, falls er eine R&#252;ckzahlung der erhaltenen Gelder vermeiden wollte, mit einem neuen Prospekt durchf&#252;hren m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zu den voraussichtlichen Kosten der Mangelbeseitigung, nach deren Durchf&#252;hrung die Werbung voll verwertbar gewesen w&#228;re, tritt als weitere Minderungsgr&#246;&#223;e der Einflu&#223; der durch den Versand der mangelhaften Prospekte entstandenen sogenannten Negativ-Werbung. Bei dem Empf&#228;ngerkreis der Werbebriefe ist durch den auf die fehlerhafte Konzipierung der Werbung zur&#252;ckzuf&#252;hrenden Abbruch der Werbeveranstaltungen mit dem Wegfall von Kaufvorteilen folgender Effekt anzutreffen: Sie reagieren ver&#228;rgert, beschlie&#223;en, vom Beklagten nicht mehr zu beziehen und teilen dieses Dritten mit. In welchem Ausma&#223; dieser Effekt eingetreten ist, vermochte der Sachverst&#228;ndige aufgrund des vorgetragenen Sachverhalts auch ann&#228;herungsweise nicht anzugeben. Auch Aufkl&#228;rungsma&#223;nahmen versprechen nach &#220;berzeugung des Senats keinen Erfolg, da Ausma&#223; und Wirkung des genannten Effekts mit hinreichender Wahrscheinlichkeit nicht verifiziert werden k&#246;nnen. Diese Folgen k&#246;nnen in ihrem Ausma&#223; nur gesch&#228;tzt werden. Der Senat hat dieses beim Ansatz der Minderung (dazu unten) ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Von dem Beklagten zur Untermauerung seines Minderrechts geltend gemachte weitere M&#228;ngel liegen nicht vor: </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Bekleben mit Sonderbriefmarken war nach dem Inhalt der Auftragsbest&#228;tigung vereinbart. In welchem Umfang allerdings die Kl&#228;gerin derartige Marken verwandte, kann nicht mehr festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Verwendung von Briefumschl&#228;gen mit dem Firmennamen der Kl&#228;gerin ist durch diese nicht bestritten worden. Die Auftragsbest&#228;tigung sah jedoch die Verwendung von Briefumschl&#228;gen mit dem Eindruck xxx vor.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da&#223; dem Beklagten anl&#228;&#223;lich der Werbebriefaktion Zahlungen von inserierenden Drittfirmen als im Rahmen der Minderung auszugleichende Vorteile (vgl. Werner/Pastor 5. Aufl. Rdn. 1730 f&#252;r den gleich zu beurteilenden Fall des Bauvertrages) zugeflossen sind, kann nicht gesagt werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Beweisaufnahme ergeben, da&#223; der Beklagte im Zusammenhang mit dem Versand der Prospekte - inzwischen von ihm unbestritten - von der Firma xxx einen Werbezuschu&#223; in H&#246;he von 800,-- DM netto und von der Firma xxx einen solchen in H&#246;he von 3.000,-- DM netto erhalten hat. Andere Zahlungen hat die Kl&#228;gerin nicht bewiesen. Die Zeugen xxx und xxx und der Beklagte als Partei haben weitere Zahlungen nicht best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge xxx hat jedoch unwiderlegt angegeben, der Beklagte werde auf sein Dr&#228;ngen hin die von ihm gezahlten Betr&#228;ge anteilig zur&#252;ckerstatten, ein Verbleib der Zahlungen beim Beklagten ist somit nicht gesichert. Dem von der Firma xxx eingebrachten Betrag von 800,-- DM netto allein kommt eine zu ber&#252;cksichtigende Rolle bei der Gesamtbewertung des Minderungsrahmens nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die vorstehenden &#220;berlegungen haben dem Senat zu folgender Abw&#228;gung Veranlassung gegeben:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der mangelfreie Wert eines Werbebriefes kann mit seinem Einzelpreis von 0,90 DM angesetzt werden. Der frankierte Briefumschlag f&#252;r sich gesehen hat einen Wert von 0,50 DM - 0,60 DM. Die Kosten von Neudruck und Neusortieren sind mit zumindest 0,20 DM zu bemessen. Ber&#252;cksichtigt man diese Wertma&#223;st&#228;be und nimmt eine Wertminderung durch Negativ-Werbung hinzu, erscheint eine Minderung auf einen Betrag von 0,65 DM pro Brief angemessen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dieser ist mit einer Anzahl von 19.884 versandten Briefen zu multiplizieren. Deren Verschickung hat die Kl&#228;gerin mit den Aussagen der Zeuginnen xxx und xxx bewiesen. Die Zeuginnen haben &#252;bereinstimmend und unwiderlegt bekundet, da&#223; zwanzig Kartons &#224; 1.000 Briefe gepackt, zu verschiedenen Post&#228;mtern gebracht und von dort versandt wurden. Da&#223; Briefe zwar versandt, aber nicht zugegangen seien, hat der Beklagte nicht behauptet. Dem im Senatstermin vom 12.02.1988 gestellten Beweisantrag des Beklagten auf Vernehmung der Zeugin xxx ist der Senat nicht nachgegangen: Der Antrag ist unbeachtlich. Es handelt sich in Wahrheit um einen auf Ausforschung, ins Blaue hinein gerichteten Beweisermittlungsantrag. Die Zeugin war bisher n&#228;mlich allein von der Kl&#228;gerin benannt worden und bei dieser besch&#228;ftigt gewesen. F&#252;r seine Behauptung, aus der Aussage der Zeugin xxx werde sich ergeben, da&#223; nicht die berechnete Anzahl von Werbebriefen verschickt worden sei, hat der Beklagte keine konkreten Anhaltspunkte genannt. Allein dem Umstand, da&#223; die Zeugin nicht mehr bei der Kl&#228;gerin besch&#228;ftigt und arbeitslos ist, l&#228;&#223;t sich nicht der Schlu&#223; entnehmen, da&#223; sie nunmehr die vom Beklagten aufgestellte Behauptung, es seien nicht alle Briefe verschickt worden, best&#228;tigen wird. Vielmehr handelt es sich um eine willk&#252;rliche, ohne greifbare Anwaltspunkte ausgesprochene Vermutung (vgl. BGH NJW 1986, 247, KG FamRZ 74, 102).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Zusatzkosten zweite Farbe f&#252;r den Werbeprospekt in H&#246;he von 645,-- DM k&#246;nnen angesetzt werden. Diese Leistungen sind vom Mangel nicht erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">4.2</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Wert der von der Kl&#228;gerin in einer St&#252;ckzahl von &#252;ber f&#252;nfzig hergestellten <u>Plakate</u> ist wegen ihres fehlerhaft konzipierten Textes auf "Null" gemindert. Die Plakate m&#252;&#223;ten v&#246;llig neu gedruckt werden. Dem steht die unstreitig gewordene Verwendung von vier bis f&#252;nf Plakaten im Schaufenster der alten Betriebsr&#228;ume des Beklagten noch im Oktober 1985 nicht entgegen: Die in ihnen angek&#252;ndigten Veranstaltungen haben nicht stattgefunden, der daf&#252;r vorgesehene Zeitpunkt ist l&#228;ngst vergangen. Ihrer verbleibenden Bedeutung, auf den Umzug des Betriebes des Beklagten hinzuweisen, kommt eine eigenst&#228;ndige Werbewirkung nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">4.3</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><u>Lageplan</u> und <u>Anzeigenrahmen</u> - nur der Rahmen, nicht der Inhalt der Anzeige war Leistungsgegenstand - werden von der Minderung nicht erfa&#223;t: Sie behalten trotz der Unzul&#228;ssigkeit der Sonderveranstaltungen ihren Wert und k&#246;nnen ohne Einschr&#228;nkung weiterverwendet werden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">4.4</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Auch M&#228;ngel seines Inserates in dem EWF-Prospekt (Anlage B I) kann der Beklagte der Kl&#228;gerin nicht entgegenhalten: Vertragspartner der Kl&#228;gerin hinsichtlich der Erstellung dieses Prospektes einschlie&#223;lich der Anzeige des Beklagten war die EWF (Europ&#228;ischer Wohnmobil-Fahrer e.V. ), nicht der Beklagte. Dieses ist den Erkl&#228;rungen des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Kl&#228;gerin sowie des Beklagten im Senatstermin vom 03.07.1987 zu entnehmen. Ein Minderungsanspruch wegen der Angabe einer falschen Telefonnummer steht deshalb allein der xxx zu. Da&#223; diese ihn an den Beklagten abgetreten hat, behauptet dieser nicht.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der verbleibende Verg&#252;tungsanspruch der Kl&#228;gerin berechnet sich somit wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">0,65 x 19.884 = 12.924,60 DM</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Zusatzkosten zweite Farbe 645,-- DM</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Anzeigenrahmen 160,-- DM</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Entwurf Lageplan, Satzkosten <u> 891,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">14.620,60 DM</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">+ 14 % <u> 2.046,88 DM</u></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">16.667,48 DM</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">- Zahlung von <u>15.000,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><u> 1.667,48 DM</u></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 286, 288 BGB. Die H&#246;he des Zinssatzes hat die Kl&#228;gerin mit Vorlage der Zinsbescheinigung vom 21.01.1988 belegt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brigen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92, 97, 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
315,399
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1 Sa 1461/87
1988-02-10T00:00:00
2019-03-13T14:54:38
2019-03-27T09:43:13
Urteil
ECLI:DE:LAGHAM:1988:0210.1SA1461.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil </p> <p>des Arbeitsgerichts Hagen vom 24. Juni 1987 </p> <p>- 3 Ca 163/87 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ck-</p> <p>gewiesen.</p> <p>Der Streitwert betr&#228;gt unver&#228;ndert 1.602,96 DM,</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Mit der Klage macht eine Arbeiterin die Nichtigkeit ihrer Verg&#252;tungsabrede mit dem Arbeitgeber wegen Lohnwuchers und statt der vereinbarten 8,50 DM den tariflichen Stundenlohn geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Die Kl&#228;gerin, Mitglied der IG Metall, ist 1964 geboren und ledig (ohne Kind). Nach ihrem Hauptschulabschlu&#223; be- gann sie eine Ausbildung als Floristin, die sie nach einigen Monaten abbrach. Anschlie&#223;end stand sie rund</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">l Jahr im Dienst der Firma , die sie im</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Rahmen der Arbeitnehmer&#252;berlassung bei der fabrik einsetzte und ihr je Arbeits- stunde 7,50 DM zahlte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin etwa 9 Monate arbeitslos gewesen war und Arbeitslosengeld bzw. -hilfe in unbekannter H&#246;he bezogen hatte, kam sie am 06.10.1986 zur Beklagten. Diese betreibt in H eine fabrik mit regelm&#228;&#223;ig 15 Arbeitnehmern (3 Angestellte, 7 Facharbeiter, 3 Hilfsarbeiter und 2 Auszubildende).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">In dem voraufgegangenen Einstellungsgespr&#228;ch einigten sich die Parteien auf einen Stundenlohn, von 8,50 DM. Die Be- klagte, die einem Arbeitgeberverband nicht angeh&#246;rt, pflegt mit allen Mitarbeitern Verg&#252;tungsabreden frei zu treffen. Branchenm&#228;&#223;ig rechnet sie zur metallverarbeitenden Industrie.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Die Kl&#228;gerin wurde als Hilfsarbeiterin eingestellt. Ihr oblagen im wesentlichen einfache, mit der Hand auszuf&#252;hren- de Einlegearbeiten im Werkzeuge. Eine Einarbeitung war hierf&#252;r nicht erforderlich. Es galt eine w&#246;chentliche Arbeitszeit von 37,5 Stunden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Einige Zeit nach Aufnahme ihrer T&#228;tigkeit bei der Beklagten bem&#252;hte sich die Kl&#228;gerin um andere Arbeit, die in einem Zeitungs-</p>
315,400
lagham-1988-02-10-2-sa-146187
{ "id": 794, "name": "Landesarbeitsgericht Hamm", "slug": "lagham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 Sa 1461/87
1988-02-10T00:00:00
2019-03-13T14:54:40
2019-03-27T09:43:13
Urteil
ECLI:DE:LAGHAM:1988:0210.2SA1461.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil </p> <p>des Arbeitsgerichts Hagen vom 24. Juni 1987 </p> <p>- 3 Ca 163/87 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ck-</p> <p>gewiesen.</p> <p>Der Streitwert betr&#228;gt unver&#228;ndert 1.602,96 DM, </p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Mit der Klage macht eine Arbeiterin die Nichtigkeit ihrer Verg&#252;tungsabrede mit dem Arbeitgeber wegen Lohnwuchers und statt der vereinbarten 8,50 DM den tariflichen Stundenlohn geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Die Kl&#228;gerin, Mitglied der IG Metall, ist 1964 geboren und ledig (ohne Kind). Nach ihrem Hauptschulabschlu&#223; be- gann sie eine Ausbildung als Floristin, die sie nach einigen Monaten abbrach. Anschlie&#223;end stand sie rund</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">l Jahr im Dienst der Firma , die sie im</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Rahmen der Arbeitnehmer&#252;berlassung bei der fabrik einsetzte und ihr je Arbeits- stunde 7,50 DM zahlte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin etwa 9 Monate arbeitslos gewesen war und Arbeitslosengeld bzw. -hilfe in unbekannter H&#246;he bezogen hatte, kam sie am 06.10.1986 zur Beklagten. Diese betreibt in H eine fabrik mit regelm&#228;&#223;ig 15 Arbeitnehmern (3 Angestellte, 7 Facharbeiter, 3 Hilfsarbeiter und 2 Auszubildende).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">In dem voraufgegangenen Einstellungsgespr&#228;ch einigten sich die Parteien auf einen Stundenlohn, von 8,50 DM. Die Be- klagte, die einem Arbeitgeberverband nicht angeh&#246;rt, pflegt mit allen Mitarbeitern Verg&#252;tungsabreden frei zu treffen. Branchenm&#228;&#223;ig rechnet sie zur metallverarbeitenden Industrie.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Die Kl&#228;gerin wurde als Hilfsarbeiterin eingestellt. Ihr oblagen im wesentlichen einfache, mit der Hand auszuf&#252;hren- de Einlegearbeiten im Werkzeuge. Eine Einarbeitung war hierf&#252;r nicht erforderlich. Es galt eine w&#246;chentliche Arbeitszeit von 37,5 Stunden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Einige Zeit nach Aufnahme ihrer T&#228;tigkeit bei der Beklagten bem&#252;hte sich die Kl&#228;gerin um andere Arbeit, die in einem Zeitungs-</p>
315,401
ag-essen-1988-02-03-20-c-69187
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
20 C 691/87
1988-02-03T00:00:00
2019-03-13T14:54:41
2019-03-27T09:43:13
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1988:0203.20C691.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 40,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem </p> <p>07.10.1987 zu zahlen. </p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 4/5 und die Beklagte zu 1/5. </p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 26.02.1987, dem Tag, an dem nach karnevalistischer Tradition die sogenannte "Weiberfastnacht" gefeiert wurde, betrat der Kl&#228;ger das Altenessener Reiseb&#252;ro im Einkaufszentrum F. Der Kl&#228;ger war &#228;u&#223;erst gepflegt gekleidet und trug eine Krawatte. Der Kl&#228;ger wollte bei der Firma I in P durch eine Verabredung mit einem Vertreter einer holl&#228;ndischen Firma wegen des Abschlusses einer Transportversicherung wahrnehmen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Als der Kl&#228;ger das Reiseb&#252;ro betreten hatte, trat die Beklagte auf ihn zu und versuchte, ohne den Kl&#228;ger zu fragen, ihm die Krawatte abzuschneiden, die dabei so besch&#228;digt wurde, da&#223; sie nicht mehr tragbar ist. Hierin hatte der Kl&#228;ger nicht eingewilligt. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bot dem Kl&#228;ger daraufhin sofort an, sich im Einkaufszentrum eine neue Krawatte zu kaufen. Dies lehnte der Kl&#228;ger jedoch ab. Zu einem Treffen zwischen dem Kl&#228;ger und dem Interessenten in P kam es an jenem Tage nicht mehr. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet unter Bezugnahme auf eine Quittung vom 20.12.1986, die zerst&#246;rte Krawatte habe 98,00 DM gekostet. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Vorfalles habe er eine Ausfallzeit von zwei Stunden gehabt, weil der Termin an jenem Tage nicht mehr zustande gekommen sei, da der Interessent abgereist sei. Unstreitig wurde der Termin dann 14 Tage sp&#228;ter nachgeholt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wegen doppelter Fahrt- und Zeitkosten verlangt der Kl&#228;ger 100,00 DM und regt an, da&#223; das Gericht gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO diesen Betrag sch&#228;tzen solle. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, er arbeite st&#228;ndig mit Bankkredit zu - 10 % Zinsen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 198,00 DM nebst 10 %<i> </i>Zinsen seit Zustellung des Mahnbescheides, das ist der 07. 10. 1987 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet, da&#223; der in der Quittung ausgewiesene Betrag von 98,00 DM sich auf den Kaufpreis f&#252;r die zerst&#246;rte Krawatte bez&#246;ge. Sie bestreitet des weiteren, da&#223; der Kl&#228;ger &#252;berhaupt versucht habe, an dem fraglichen Tage noch den Termin in P wahrzunehmen. Er sei noch eine halbe Stunde nach diesem Vorfall wieder in dem Reiseb&#252;ro erschienen. In dieser Zeit habe er kaum von F nach P und zur&#252;ckfahren k&#246;nnen. &#252;berdies sei nicht ersichtlich, wieso der Kl&#228;ger nicht mit einem abgeschnittenen Schlips den Termin habe wahrnehmen k&#246;nnen. Es entspreche n&#228;mlich allgemeiner Gepflogenheit am Weiberfastnachtstag, Herren die Schlipse abzuschneiden. &#252;berdies habe sie wohl kaum den Kl&#228;ger unter Ausnutzung einer k&#246;rperlichen &#252;berlegenheit zur Duldung des Abschneidens gezwungen. Der Kl&#228;ger habe vielmehr die M&#246;glichkeit gehabt, dieser Handlung zu widersprechen und sie zu verhindern. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist daher der Ansicht, sie k&#246;nne sich auf den Rechtfertigungsgrund der mutma&#223;lichen Einwilligung berufen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei ihm auch ein Mitverschulden vorzuwerfen, da er das Angebot zum sofortigen Erwerb einer neuen Krawatte nicht angenommen habe. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wird erg&#228;nzend auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur teilweise begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat das Eigentum des Kl&#228;gers an der Krawatte verletzt und damit den objektiven Tatbestand des &#167; 823 Absatz 1 BGB verwirklicht. Dieses Verhalten ist auch rechtswidrig gewesen. Dabei kann dahinstehen, ob aus Gr&#252;nden der Sozialad&#228;quanz, des verkehrsrichtigen Verhaltens ausnahmsweise die Rechtswidrigkeit der Eigentumsverletzung nicht indiziert wird, da die Beklagte bei ihrem Tun unstreitig bewu&#223;t und damit vors&#228;tzlich hinsichtlich des objektiven Tatbestandes gehandelt hat. In diesem Falle ist es aber nach der herrschenden Rechtsprechung, der sich das Gericht anschlie&#223;t, unzweifelhaft, da&#223; nicht aus Gr&#252;nden der Sozialad&#228;quanz dem verwirklichten Erfolg der Unrechtsgehalt abgesprochen werden kann. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Rechtfertigungsgr&#252;nde standen im &#252;brigen der Beklagten nicht zur Seite. Unstreitig geschah die Zerst&#246;rung der Krawatte ohne Einwilligung des Kl&#228;gers. Auch f&#252;r die Annahme einer mutma&#223;lichen Einwilligung ist kein Raum. Denn eine mutma&#223;liche Einwilligung im Zivilrecht kommt nur dann als Rechtfertigung in Betracht, wenn das betroffene Opfer nicht in der Lage ist, ausdr&#252;cklich die Einwilligung selbst zu erkl&#228;ren. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall gewesen (vgl. Soergel/Zeuner, BGB, 11. Auflage, &#167; 823, Randnummer 199). Die Beklagte hat auch schuldhaft gehandelt. Wenn auch im Zivilrecht grunds&#228;tzlich der Vorsatz die Rechtswidrigkeit des Verhaltens mitumfassen mu&#223; (vgl. Palandt-Heinrichs, BGB, 45.Auflage 1986, &#167; 276 Anm. 3 a.E.), so hat dennoch die Beklagte schon aufgrund ihres eigenen Vortrages zumindestens fahrl&#228;ssig gehandelt. Denn die irrt&#252;mliche Annahme einer Einwilligung f&#252;hrt weder zur Rechtfertigung noch zum Schuld- ausschlu&#223;, soweit diesbez&#252;glich nicht ebenfalls Fahrl&#228;ssigkeit ausgeschlossen ist (BGH 1M, &#167; 823 Nummer 2 Hb; Soergel-Zeuner, a.a.O., &#167; 823 Randnummer 195; M&#252;nchener Kommentar-Mertens, BGB, 2.Auflage 1986, &#167; 823 Randnummer 33). </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte selbst hat nicht dargelegt, da&#223; sie selbst bei &#228;u&#223;erster Anspannung der Sorgfaltspflichten nicht das Fehlen der Einwilligung hat erkennen k&#246;nnen. Schon leichte Fahrl&#228;ssigkeit reicht zur Verwirklichung des Verschuldenstatbestandes aus, &#167; 276 BGB. Die Umst&#228;nde im einzelnen darzulegen, h&#228;tte der Beklagten oblegen, da sie insofern hinsichtlich des Irrtums &#252;ber vorhandene Rechtfertigungsgr&#252;nde die Beweislast und damit auch die Darlegungslast tr&#228;gt (vgl. BGHZ 69, 143). </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ist damit die Beklagte dem Grunde nach zum Schadensersatz verpflichtet, so ist jedoch in der H&#246;he dem Antrag des Kl&#228;gers nicht zu folgen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Soweit die Krawatte zerst&#246;rt ist und Ersatz des Substanz- schadens verlangt wird, so ist Entscheidungsreife gem&#228;&#223; &#167; 286 ZPO nicht gegeben, da die Beklagte den Zusammenhang der Quittung &#252;ber 98,00 DM mit dem gekauften Binder bestritten und der Kl&#228;ger daraufhin keinen weiteren Beweis angetreten hat. Dennoch ist. sein Anspruch nicht wegen Beweisf&#228;lligkeit abzu weisen, da insoweit Entscheidungsreife zumindestens gem&#228;&#223; &#167; 287 Absatz 1 ZPO vorliegt. Die Voraussetzungen dieser Norm, die dem Gericht ein Sch&#228;tzungsermessen nach freier &#220;berzeugung einr&#228;umen, sind gegeben. Dabei wird in Kauf genommen, da&#223; das Ergebnis der richterlichen Sch&#228;tzung nicht unbedingt mit dem einer durchermittelten Schadensfeststellung &#252;bereinstimmt (Z&#246;ller-Stephan, ZPO, 15.Auflage 1987, &#167; 287 Randnummer 1). Die Parteien streiten &#252;ber die H&#246;he eines Schadens, so da&#223; der Tatbestand des Absatzes 1 der Norm erf&#252;llt ist. Des weiteren erforderte - was ein unbeschriebenes Tatbestandsmerkmal darstellt (Schneider, Beweis und Beweisw&#252;rdigung, Seite 60) die Feststellung der tats&#228;chlichen Schadensh&#246;he nach der gegebenen Proze&#223;lage einen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hohen Aufwand. Ein Sachverst&#228;ndigengutachten, das als einzig sichere &#220;berzeugungsgrundlage noch dienen k&#246;nnte, eventuell Im Rahmen des Sch&#228;tzungsvorganges, &#167; 287 Abstz 1 Satz 2 ZPO, w&#252;rde Kosten verursachen, die den Wert des zerst&#246;rten Objekts sicher bei weitem Obertr&#228;fen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach dem richterlichen Hinweis im Termin ist die Aus&#252;bung des Sch&#228;tzungsermesens ohne weitere Substantiierungsanforderung oder Aufforderung zu weiteren Beweisantritt nicht &#252;berraschend im Sinne des &#167; 278 Absatz 3 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aufgrund seiner eigenen Sachkunde und entsprechend den Ausf&#252;hrungen im Termin h&#228;lt das Gericht einen Schadensbetrag von 40,00 DM f&#252;r ausreichend und angemessen. Dabei hat das Gericht ber&#252;cksichtigt, da&#223; nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers die Krawatte mindestens schon drei Monate alt war. Insofern h&#228;tte ein Abzug neu f&#252;r alt ohnehin gemacht werden m&#252;ssen, weil dies ein Schadensfaktor bei der Schadensberechnung darstellt. Da Textilien nach Tragen einen au&#223;ergew&#246;hnlich hohen Wertverlust erleiden, ist der angenommene Wert trotz des von dem Kl&#228;ger angegebenen Kaufpreises von 98,00 DM ausreichend, um sein Interesse zu befriedigen. Demgegen&#252;ber ist dem Kl&#228;ger aber kein Mitverschulden gem&#228;&#223; &#167; 254 Absatz 1 BGB vorzuwerfen, das darin gelegen haben k&#246;nnte, da&#223; er &#252;berhaupt eine Krawatte an jenem Tag getragen hat. Zwar mag es allgemeiner Tradition entsprechen, am Altweiberfastnachtstage Herren Krawatten abzuschneiden, doch beschr&#228;nkt sich diese Sitte jedenfalls im Essener Raum darauf, an der Arbeitsst&#228;tte oder bei Bekannten, nicht aber g&#228;nzlich Fremden, die Krawatte abzuschneiden. Die Beklagte, die f&#252;r die Voraussetzungen des &#167; 254 Absatz 1 BGB darlegungs- und beweispflichtig gewesen w&#228;re, hat nicht im einzelnen dargelegt, worauf das Verschulden des Kl&#228;gers bei der Herbeif&#252;hrung des Schadens h&#228;tte beruhen sollen. Insoweit ist selbstverst&#228;ndlich eine Sch&#228;tzung zu den Grundlagen des Mitverschuldens dem Gericht verwehrt (Schneider , a.a.O., Seite<i> 63).</i> Diesbez&#252;glich reicht der Vortrag der BekIagten, der Kl&#228;ger<i> </i>h&#228;tte sich doch wohl wehren k&#246;nnen, nicht zur substantiierten Darlegung eines Mitverschuldenstatbestandes aus, da sich ihr Vorbringen auf blo&#223;e Vermutung st&#252;tzt. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger jedoch 100,00 DM f&#252;r Fahrt- und Zeitkosten verlangt, ist der Anspruch insoweit als nach eigenem Vortrag unsubstantiiert zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">aa) </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nicht schl&#252;ssig dargelegt, welche Schadenspositionen insbesondere welche Fahrtkosten und welche Kosten <b> </b>aufgrund Zeitausfalles ihm entstanden sind. Es ist festzustellen, da&#223; nur Fahrtkosten f&#252;r eine Fahrt geltend gemacht werden k&#246;nnten, da eine Fahrt ohnehin von ihm im eigenen Interesse h&#228;tte bezahlt werden m&#252;ssen. Eine weitere Fahrt ist -wenn &#252;berhaupt- durch das Verhalten der Beklagten begr&#252;ndet gewesen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">bb) </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Des weiteren ist der blo&#223;e Zeitverlust nicht als Verm&#246;genswert kommerzialisiert und deswegen ist die verlorene Zeit als solche nicht schadensersatzf&#228;hig (Palandt-Heinrichs, a.a.O., Vorbemerkung vor &#167; 249 Anmerkung 2 beet ff). </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">cc) </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Fahrt- und Zeitkosten kommt auch eine Entscheidung des Gerichts unter Aus&#252;bung des Sch&#228;tzungsermessens gem&#228;&#223; &#167; 287 Absatz 1 ZPO nicht in Betracht. Denn dem Gericht fehlen f&#252;r die Bemessung des Schadensersatz betrages jegliche Grundlagen. Es kann weder aus eigener Sachkunde noch aufgrund vom Kl&#228;ger beigebrachter Eckdaten einen Schadensbetrag sch&#228;tzen. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">dd) </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Des weiteren hat der Kl&#228;ger insoweit gegen seine Schadensminderungspflicht, &#167; 254 Absatz 2 Satz 1 BGB, nach dem unstreitigen Sachverhalt versto&#223;en, da er zum einen nicht das , Angebot der Beklagten angenommen hat, kurzfristig im Einkaufszentrum einen Schlips zu kaufen, was ohne gro&#223;en Zeitaufwand h&#228;tte geschehen k&#246;nnen, und zum anderen hat der Kl&#228;ger nicht dargelegt - was angesichts der Sachlage ihm obl&#228;gen h&#228;tte -, weshalb er nicht ohne eine Krawatte den Termin in P h&#228;tte wahrnehmen k&#246;nnen. Da&#223; das blo&#223;e Abschneiden der Krawatte nicht zu einem der Beklagten anzulastenden Terminvers&#228;umnis in P hat f&#252;hren k&#246;nnen, versteht sich in diesem Zusammenhang von selbst. Es lag im Risikobereich des Kl&#228;gers f&#252;r eine entsprechende Zeitplanung (Fahrt F - P) zu sorgen. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">c) </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger einen Zinsbetrag von 10 % als Verzugszins gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 Absatz 1 Satz 2, 286 Absatz 1 BGB in H&#246;he von 10 % verlangt, hat er hierf&#252;r trotz des Bestreitens der Beklagten keinen Beweis angetreten. Er hat den Nachteil der Beweisf&#228;lligkeit zu tragen. Deswegen ist ihm nur der gesetzliche Verzugszins in H&#246;he von 4 % gem&#228;&#223; &#167; 288 Absatz 1 BGB zuzusprechen. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167; 92 Absatz 1, 708 Nummer 11, 713 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">C</p>
315,402
ovgnrw-1988-02-01-2-a-188380
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 1883/80
1988-02-01T00:00:00
2019-03-13T14:54:43
2019-03-27T09:43:13
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1988:0201.2A1883.80.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Verfahren wird eingestellt, soweit es hinsichtlich der Betr&#228;ge von 5.084,63 DM und 1.141,85 DM in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt worden ist. In diesem Umfang ist das angefochtene Urteil unwirksam.</p> <p>Im &#252;brigen wird das angefochtene Urteil einschlie&#223;lich seiner Kostenentscheidung ge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die bis zur teilweisen Erledigung der Hauptsache entstandenen Kosten beider Rechtsz&#252;ge tr&#228;gt der Beklagte zu einem Drittel, die &#252;brigen Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Inhaberin eines galvanotechnischen Betriebes. Die Abw&#228;sser ihres etwa 7.528 qm gro&#223;en Betriebsgrundst&#252;cks leitet sie nach Vorkl&#228;rung in einer betriebseigenen Entgiftungs- und Neutralisierungsanlage in die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage ein. Die Kl&#228;gerin ist Mitglied des Verbandes, an den sie Verbandsbeitr&#228;ge entrichtet. Die Stadt ist ebenfalls Mitglied des Verbandes, dem sie die in der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage gesammelten Grundst&#252;cksabw&#228;sser des s&#252;dlichen Stadtgebietes zur Reinigung &#252;bergibt. Auch im n&#246;rdlichen, zur entw&#228;ssernden Stadtgebiet betreibt die Stadt keine Abwasserreinigung; dort &#252;bernimmt die Genossenschaft die in der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage gesammelten Abw&#228;sser zwecks Reinigung. Die Stadt w&#228;lzt die an die beiden Verb&#228;nde zu entrichtenden Verbandsbeitr&#228;ge &#252;ber Geb&#252;hren auf die Benutzer der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage ab, indem sie diese Beitr&#228;ge in ihrer Geb&#252;hrenkalkulation ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 16. Mai 1975 zog der Beklagte die Kl&#228;gerin f&#252;r das Rechnungsjahr 1974 zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren in H&#246;he von 19.343,12 DM heran. Rechtliche Grundlage dieses Bescheides war die Entw&#228;sserungsgeb&#252;hrensatzung vom 8. Dezember 1970 (EGS 1970), die eine Geb&#252;hrenveranlagung f&#252;r Schmutz- und Niederschlagswasser nach dem sogen. Wasserverbrauchsma&#223;stab (Frischwasserma&#223;stab) vorsah. Der von der Kl&#228;gerin an den geleistete Verbandsbeitrag belief sich im Jahre 1974 auf 27.153,- DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Den gegen diesen Heranziehungsbescheid eingelegten Widerspruch wies der Beklagte durch Bescheid vom 5. August 1974 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer dagegen erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin geltend gemacht: Der der streitigen Heranziehung zugrunde liegende &#167; 10 Abs. 3 EGS 1970 versto&#223;e gegen &#167; 7 Abs. 2 Satz 3 des Kommunalabgabengesetzes (KAG), wonach die Geb&#252;hren um die Betr&#228;ge zu k&#252;rzen seien, mit denen der Geb&#252;hrenpflichtige vom Verband zu Verbandslasten herangezogen werde. Davon abgesehen versto&#223;e die EGS 1970 gegen das Kostendeckungsprinzip und den Gleichheitssatz. Denn ein Gro&#223;einleiter, der Mitglied der Genossenschaft oder des Verbandes sei, m&#252;sse pro cbm eingeleitetes Abwasser wesentlich h&#246;here Geb&#252;hren entrichten als die Einleiter kleinerer Abwassermengen, die nicht Verbandsmitglieder seien und deshalb f&#252;r ihre Abwassereinleitung nur an die Stadt Geb&#252;hren entrichteten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 16. Mai 1974 und den Widerspruchsbescheid des Beklagten vom 5. August 1974 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat verneint, da&#223; im Gebiet der Stadt die Voraussetzungen f&#252;r eine Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 KAG gegeben seien.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht der Klage mit der Begr&#252;ndung stattgegeben, der dem streitigen Bescheid zugrundeliegende Wasserverbrauchsma&#223;stab sei nach den &#246;rtlichen Gegebenheiten in der Stadt kein g&#252;ltiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit seiner hiergegen eingelegten Berufung wandte sich der Beklagte gegen die Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichts zur G&#252;ltigkeit des Wasserverbrauchsma&#223;stabes. Durch an die Kl&#228;gerin gerichtetes Schreiben vom 22. September 1983 hat der Beklagte die streitige Geb&#252;hr f&#252;r das Jahr 1974 neu festgesetzt; er hat dabei mitgeteilt: Am 1. Januar 1963 sei die Entw&#228;sserungsabgabensatzung vom 29. November 1982 mit R&#252;ckwirkung zum 1. Januar 1974 in Kraft getreten. Daher erfasse sie auch den hier streitigen Heranziehungszeitraum 1974. Nach dieser neuen Satzung werde der Wasserverbrauchsma&#223;stab allein f&#252;r das Einleiten von Schmutzwasser zugrunde gelegt, w&#228;hrend f&#252;r die Niederschlagswassereinleitung der Ma&#223;stab der bebauten und befestigten Fl&#228;che gelte. F&#252;r noch nicht bestandskr&#228;ftige Veranlagungen erfolge daher eine Neufestsetzung der Geb&#252;hr. Im Falle der Kl&#228;gerin belaufe sich die Schmutzwassergeb&#252;hr f&#252;r 1974 auf 13.129,29 DM und die Niederschlagswassergeb&#252;hr auf 1.129,20 DM; somit ergebe sich ein Gesamtbetrag von 14.258,49 DM. In Anbetracht der bisher streitigen Geb&#252;hrensumme von 19.343,12 DM werde der Kl&#228;gerin ein Betrag von 5.084,63 DM erstattet. Mit Schriftsatz vom 7. August 1986 hat der Beklagte in H&#246;he des Betrages von 5.084,63 DM den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch Schriftsatz vom 22. Dezember 1986 hat der Beklagte die streitige Geb&#252;hrensumme um weitere 1.141,85 DM erm&#228;&#223;igt. Hierzu hat er mitgeteilt: Durch Entw&#228;sserungsabgabensatzung vom 10. Dezember 1986 (EAS 1986) sei f&#252;r Mitglieder von Abwasserverb&#228;nden der Geb&#252;hrensatz f&#252;r Niederschlagswasser f&#252;r das Jahr 1974 r&#252;ckwirkend um 0,02 DM gesenkt worden. Diese erneute Satzungs&#228;nderung sei erfolgt, weil der von der Stadt zu tragende Anteil f&#252;r das Einleiten des Niederschlagswassers von &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen falsch berechnet worden sei. Auch hinsichtlich dieses Teilbetrages von 1.141,85 DM hat der Beklagte den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">soweit das Verfahren nicht in der Hauptsache erledigt ist, das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">soweit das Verfahren nicht in der Hauptsache erledigt ist, die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat im Umfang der vom Beklagten vorgenommenen Geb&#252;hrenherabsetzung ebenfalls die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. Im &#252;brigen vertieft sie ihr erstinstanzliches Vorbringen und macht erg&#228;nzend geltend: Es sei zweifelhaft, ob &#167; 7 Abs. 1 KAG oder Abs. 2 dieser Vorschrift anzuwenden sei. Wenn &#167; 7 Abs. 2 KAG eingreife, dann m&#252;sse die streitige Geb&#252;hr gem&#228;&#223; Satz 3 dieser Vorschrift um den vollen Betrag gek&#252;rzt werden, den die Kl&#228;gerin als Beitrag an den Verband leiste; dann sei der Geb&#252;hrenbescheid in vollem Umfang aufzuheben. Sofern jedoch nach Auffassung des Senats &#167; 7 Abs. 2 KAG nicht anwendbar sei, greife zugunsten der Kl&#228;gerin das Doppelbelastungsverbot des &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 KAG ein. In Anbetracht dieser Vorschrift sei ebenfalls fraglich, ob die Kl&#228;gerin mit R&#252;cksicht auf die von ihr an den Verband geleisteten Beitr&#228;ge noch zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren veranlagt werden k&#246;nne. Es bed&#252;rfe der &#220;berpr&#252;fung, ob die in &#167; 10 (mu&#223; hei&#223;en: &#167; 6) Abs. 1 und 2 EAS 1986 enthaltene Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igung den sich aus &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 KAG ergebenden Anforderungen gen&#252;ge.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat auf Beteiligung verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das angefochtene Urteil, die in beiden Rechtsz&#252;gen gewechselten Schrifts&#228;tze der Parteien sowie auf die Satzungsunterlagen und &#252;brigen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Soweit der Rechtsstreit in der Hauptsache erledigt ist, ist das Verfahren einzustellen; insoweit ist das angefochtene Urteil unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung im &#252;brigen ist zul&#228;ssig. Sie ist auch begr&#252;ndet, weil in dem nunmehr noch streitigen Umfang in H&#246;he von 13.116,64 DM der angefochtene Bescheid f&#252;r das Jahr 1974 rechtm&#228;&#223;ig ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat in seinem Urteil diesen Bescheid deshalb als rechtswidrig erachtet, weil das im Zeitpunkt seiner Entscheidung anzuwendende Ortsrecht der Stadt eine einheitliche Geb&#252;hr f&#252;r die Schmutzwasser- und Niederschlagswasserbeseitigung nach dem sogenannten Wasserverbrauchsma&#223;stab (Frischwasserma&#223;stab) vorsah. Diese Bedenken gegen die G&#252;ltigkeit des dem streitigen Bescheid damals zugrunde liegenden Ortsrechts greifen jedoch nicht mehr durch. Denn die Stadt hat (zul&#228;ssigerweise) mit R&#252;ckwirkungsanordnung, die auch den hier streitigen Veranlagungszeitraum 1974 erfa&#223;t, eine neue Regelung getroffen, die getrennte Ma&#223;st&#228;be f&#252;r die Bemessung der Schmutzwasser- und der Niederschlagswassergeb&#252;hr vorsieht. Gegen die G&#252;ltigkeit der nunmehr anzuwendenden Entw&#228;sserungsabgabensatzung vom 10. Dezember 1986 (EAS 1986) bestehen weder formelle noch materielle Bedenken. Sie ist gem&#228;&#223; ihrem &#167; 13 Abs. 2 f&#252;r noch nicht bestandskr&#228;ftig festgesetzte Geb&#252;hren r&#252;ckwirkend ab 1. Januar 1974 in Kraft getreten und bildet somit die rechtliche Grundlage der hier streitigen Geb&#252;hrenheranziehung.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach der Entw&#228;sserungsabgabensatzung 1986 erfolgt die Veranlagung f&#252;r die Einleitung von Schmutzwasser nach dem Wasserverbrauchsma&#223;stab und f&#252;r die Einleitung von Niederschlagswasser nach dem Ma&#223;stab der bebauten oder befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che (&#167;&#167; 4, 5 EAS 1986). Beide Ma&#223;st&#228;be sind zul&#228;ssige Wahrscheinlichkeitsma&#223;st&#228;be im Sinne von &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Bei Berechnung der von der Kl&#228;gerin zu entrichtenden Niederschlagwassergeb&#252;hr hat der Beklagte eine bebaute und befestigte Fl&#228;che von 7.528 qm zugrunde gelegt, wogegen die Kl&#228;gerin keine Einw&#228;nde erhebt. Der Geb&#252;hrensatz f&#252;r die Niederschlagswassergeb&#252;hr des Jahres 1974 betr&#228;gt gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 2 Buchst. a) EAS 1986 f&#252;r Mitglieder von Abwasserverb&#228;nden 0,13 DM/qm Fl&#228;che, so das sich unter Zugrundelegen dieser Fl&#228;chengr&#246;&#223;e die vom Beklagten nunmehr festgesetzte Niederschlagswassergeb&#252;hr von 978,64 DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Berechnung der Schmutzwassergeb&#252;hr liegt eine anrechenbare Schmutzwassermenge von 48.627 cbm zugrunde (GA 160, 172), wogegen die Kl&#228;gerin ebenfalls nichts einwendet. Der Geb&#252;hrensatz f&#252;r die Schmutzwassergeb&#252;hr des Jahres 1974 betr&#228;gt gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 1 Buchst. a) EAS 1986 f&#252;r Mitglieder von Abwasserverb&#228;nden 0,25 DM, woraus sich eine Schmutzwassergeb&#252;hr von 12.156,75 DM errechnet. Demgegen&#252;ber hat der Beklagte nur eine Geb&#252;hr in H&#246;he von 12.138,- DM festgesetzt, wodurch die Kl&#228;gerin jedoch nicht beschwert ist, so da&#223; dieser rechnerische Unterschied auf sich beruhen kann. Gegen die auch im &#252;brigen zutreffende Berechnungsweise hat die Kl&#228;gerin nichts geltend gemacht; die Festsetzung der Schmutz- und Niederschlagswassergeb&#252;hr ist daher rechnerisch richtig.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die diesen Heranziehungen zur Schmutz- und zur Niederschlagswassergeb&#252;hr f&#252;r das Jahr 1974 zugrunde liegenden Geb&#252;hrens&#228;tze sind rechtm&#228;&#223;ig; sie sind in einer Weise ermittelt worden, die den hierf&#252;r zu stellenden gesetzlichen Anforderungen entspricht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da erstmals im Jahre 1983 eine Geb&#252;hrenregelung eingef&#252;hrt wurde, die getrennte Geb&#252;hrenbemessungen f&#252;r die Schmutz- und die Niederschlagswasserbeseitigung vorsieht, hat die Stadt f&#252;r die bis zum Jahre 1.974 zur&#252;ckreichenden und von der R&#252;ckwirkungsanordnung erfa&#223;ten Heranziehungszeitr&#228;ume eine Geb&#252;hrennachkalkulation vorgenommen, die zul&#228;ssigerweise auf den Betriebsabrechnungen dieser zur&#252;ckliegenden Jahre beruht (BA 12 Bl. 46). Durch diese Nachkalkulation ist sichergestellt, da&#223; die f&#252;r 1974 geltenden Geb&#252;hrens&#228;tze nicht gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot (&#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG) versto&#223;en. Nach den vorliegenden, in der der m&#252;ndlichen Verhandlung &#252;berpr&#252;ften Verwaltungsvorg&#228;ngen (BA 12 Bl. 9 R) entfallen von den Gesamtkosten der Stadtentw&#228;sserung etwa 65 % auf die Schmutzwasserbeseitigung und etwa 35 % auf die Niederschlagswasserbeseitigung. Es besteht kein Anla&#223;, die Richtigkeit dieser Berechnung in Zweifel zu ziehen. Diesem ungef&#228;hren prozentualen Verh&#228;ltnis entspricht die Aufteilung der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r Schmutz- und f&#252;r Niederschlagswasser. Denn die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, die nicht Mitglieder von Verb&#228;nden sind, werden f&#252;r das Jahr 1974 zu Geb&#252;hrens&#228;tzen f&#252;r Schmutzwasser von 0,31 DM und f&#252;r Niederschlagswasser von 0,16 DM veranlagt. Das entspricht einem prozentualen Verh&#228;ltnis von (0,31 =) 66 % zu (0,16) = 34 %. Diese Geb&#252;hrens&#228;tze sind daher in Anbetracht der prozentualen Aufteilung der Gesamtkosten der st&#228;dtischen Abwasseranlage von 65 zu 35 nicht zu beanstanden. Die Mitglieder von Abwasserverb&#228;nden, zu denen die Kl&#228;gerin geh&#246;rt, werden nach den bereits angef&#252;hrten Vorschriften der EAS 1986 zu erm&#228;&#223;igten Geb&#252;hrens&#228;tzen veranlagt, die jedoch dieses prozentuale Verh&#228;ltnis beibehalten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">In die dieser Nachkalkulation f&#252;r 1974 zugrunde gelegten Gesamtkosten der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage hat die Stadt die von ihr f&#252;r den Transport und die Reinigung der Abw&#228;sser an die beiden Verb&#228;nde ( Genossenschaft und Verband) entrichteten st&#228;dtischen Verbandsbeit&#228;ge (3.486.773,- DM + 2,550.049,- DM) einbezogen; sie hat dadurch eine einheitliche Kostenmasse gebildet. Auf diese Weise hat sie die von ihr entrichteten Verbandsbeitr&#228;ge auf die geb&#252;hrenpflichtigen Benutzer der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage (einschlie&#223;lich der Verbandsmitglieder) abgew&#228;lzt, Zur Vermeidung einer Doppelbelastung der Verbandsmitglieder, die, wie die Kl&#228;gerin, selbst einen Beitrag f&#252;r die Abwasserreinigung an ihren Verband zahlen, hat die Stadt jedoch In der Weise eine Geb&#252;hrenentlastung vorgenommen, da&#223; sie ihnen gegen&#252;ber einen jeweils um 18 % erm&#228;&#223;igten. Geb&#252;hrensatz in der Satzung festgelegt hat, d.h. der Geb&#252;hrensatz betr&#228;gt bei Verbandsmitgliedern im Jahre 1974 f&#252;r Schmutzwasser 0,25 DM/cbm und f&#252;r Niederschlagswasser 0,13 DM/qm. Den erm&#228;&#223;igten Geb&#252;hrensatz hat die Stadt in der Weise ermittelt, da&#223; sie den auf die Abwasserreinigung entfallenden Anteil der an die beiden Verb&#228;nde entrichteten st&#228;dtischen Beitr&#228;ge (4.744.545,- DM) ins Verh&#228;ltnis gesetzt hat zu den Gesamtkosten der Stadtentw&#228;sserung des Jahres 1974 (25.776.338,- DM). Daraus ergibt sich, da&#223; die auf die Abwasserreinigung entfallenden Verbandsbeitr&#228;ge 18 % der Gesamtkosten des Jahres 1974 entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dieses Vorgehen der Stadt bei der Kalkulation der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r das Jahr 1974 begegnet keinen rechtlichen Bedenken. Soweit den Geb&#252;hrens&#228;tzen f&#252;r die Niederschlags- und die Schmutzwasserbeseitigung Kosten zugrunde liegen, die durch eigene Entw&#228;sserungsleistungen der Stadt bedingt sind, gilt &#167; 6 Abs. 2 KAG; soweit ihnen Beitr&#228;ge zugrunde liegen, mit denen die von der Stadt an die beiden Verb&#228;nde ( Verband und Genossenschaft) zu zahlenden Verbandslasten abgew&#228;lzt werden, ist &#167; 7 Abs. 1 KAG ma&#223;gebend.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die vom Senat in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgenommene &#220;berpr&#252;fung der durch den Betrieb der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage entstandenen und den Geb&#252;hrens&#228;tzen f&#252;r 1974 zugrunde liegenden Kosten hat keine Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, da&#223; hierin auch solche Kosten enthalten w&#228;ren, die nicht gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 2 KAG nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen absatzf&#228;hig sind.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ebenso wenig ergeben sich Bedenken gegen die Ber&#252;cksichtigung der st&#228;dtischen Verbandsbeitr&#228;ge nach Ma&#223;gabe von &#167; 7 Abs. 1 KAG. Nach Satz 1 a.a.O. werden die von Gemeinden f&#252;r die Mitgliedschaft in einem Wasser- und Bodenverband oder in einem Zweckverband (Verband) zu zahlenden Beitr&#228;ge und Umlagen (Verbandslasten) nach den Grunds&#228;tzen des &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 und 2 KAG durch Geb&#252;hren denjenigen auferlegt, die Einrichtungen und Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen oder denen der Verband durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt. Bei der Bemessung der Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr ist &#167; 6 Abs. 3 KAG entsprechend anzuwenden (Satz 2 a.a.O.). Doch d&#252;rfen nach Satz 4 a.a.O. keine Geb&#252;hren erhoben werden, soweit die Abgabepflichtigen selbst von dem Verband f&#252;r die Inanspruchnahme seiner Anlagen oder f&#252;r die von ihm gew&#228;hrten Vorteile zu Verbandslasten oder Abgaben herangezogen werden. Allein nach diesen Bestimmungen ist die Art der Ber&#252;cksichtigung der st&#228;dtischen Verbandsbeitr&#228;ge in der Geb&#252;hrenkalkulation zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin kommt es nicht darauf an, ob das Vorgehen der Stadt insoweit mit &#167; 7 Abs. 2 KAG im Einklang steht. Nach Satz 1 dieser Vorschrift gelten Einrichtungen und Anlagen des Verbandes mit Einrichtungen und Anlagen der Gemeinde als einheitliche Einrichtung oder Anlage, wenn sie dergestalt eine technische Einheit bilden, da&#223; sie ihren Zweck nur gemeinsam erf&#252;llen k&#246;nnen, und wenn au&#223;erdem Verband und Gemeinde gleichartige Leistungen (z.B. Ortsentw&#228;sserung oder Abwasserreinigung) erbringen. In diesen F&#228;llen k&#246;nnen die Gemeinden neben den Verbandslasten nach Abs. 1 Satz 1 und 2 auch die Kosten f&#252;r ihre eigenen Einrichtungen und Anlagen nach &#167; 6 KAG denjenigen auferlegen, welche die einheitliche Einrichtung oder Anlage in Anspruch nehmen (Satz 2). Nach &#167; 7 Abs. 2 Satz 3 KAG sind die auf die einzelnen Abgabenpflichtigen entfallenden Geb&#252;hren grunds&#228;tzlich um die Betr&#228;ge zu k&#252;rzen, mit denen die Abgabepflichtigen selbst von dem Verband zu Verbandslasten oder Abgaben herangezogen werden. Es bedarf keiner Entscheidung, ob die Stadt&#167; 7 Abs. 2 KAG &#252;berhaupt h&#228;tte anwenden d&#252;rfen, oder ob nicht diese Vorschrift bereits wegen Fehlens ihrer tatbestandlichen Voraussetzungen (Gleichartigkeit der Leistungen) im Gebiet der Stadt unanwendbar ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. OVG NW, Urteil von 21. September 1976 - II A 750/74 -, Gemeindehaushalt (Gemht) 1977, 90, wonach &#167; 7 Abs. 2 KAG im n&#246;rdlichen zu entw&#228;ssernden Stadtgebiet von nicht anwendbar ist.</i></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Denn &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 KAG enth&#228;lt keine Verpflichtung, sondern lediglich eine Erm&#228;chtigung f&#252;r die Gemeinde, gem&#228;&#223; dieser Vorschrift zu verfahren. Auch wenn die Voraussetzungen des Abs. 2 Satz 1 a.a.O. vorliegen, ist es daher der Gemeinde freigestellt, bez&#252;glich der Abw&#228;lzung ihrer Verbandslasten nach Abs. 1 oder Abs. 2 a.a.O. vorzugehen. Der Rat der Gemeinde mu&#223; sich in seiner Beschlu&#223;fassung &#252;ber den Geb&#252;hrensatz lediglich entscheiden, welche der beiden von Gesetz getroffenen M&#246;glichkeiten er w&#228;hlt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. OVG NW, Urteil vom 8. August 1.984 - 2 A 2501/73 -, Gemht 1985, A4 = StGR 1985, 388.</i></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Hier hat sich der Rat der Stadt f&#252;r die Anwendung des &#167; 7 Abs. 1 KAG entschieden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Stadt hat &#167; 7 Abs. 1 KAG auch richtig angewandt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine Abw&#228;lzung der Verbandsbeitr&#228;ge liegen vor. Verband und Genossenschaft, die in &#167; 6 Abs. 1 a) und 2 a) EAS 1986 als Abwasserverb&#228;nde bezeichnet werden, sind Wasserverb&#228;nde i.S. des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. Bauernfeind/Zimmermann, Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, 2. Aufl., &#167; 7 Rdnr. 3.</i></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Sie gew&#228;hren den Eigent&#252;mern der an die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage angeschlossenen Grundst&#252;cke insofern Vorteile i.S. dieser Vorschrift, als sie die f&#252;r eine ordnungsm&#228;&#223;ige Grundst&#252;cksentw&#228;sserung erforderlichen Ma&#223;nahmen des Abwassertransports und der Abwasserreinigung durchf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Es bestehen unter diesen Umst&#228;nden keine Bedenken dagegen, da&#223; die Stadt f&#252;r die anteilige Abw&#228;lzung der von ihr zu tragenden Verbandslasten nicht eine besondere Kosten- und Geb&#252;hrenmasse gebildet, sondern ihre Verbandslasten und die unmittelbar im Bereich der st&#228;dtischen Anlage entstandenen Kosten in einer einheitlichen Geb&#252;hrenkalkulation zwecks Bildung einheitlicher Geb&#252;hrens&#228;tze zusammengefa&#223;t hat, die jeweils (f&#252;r Schmutzwasser wie f&#252;r Regenwasser) beide Arten von Kosten (eigene und Verbandslasten) erfassen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. Bauernfeind/Zimmermann, a.a.O., &#167; 7 Rdnr. 10 (S. 197).</i></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Gemeinde kann auch dann eine einheitliche Kostenmasse ermitteln, wenn sie an verschiedene Verb&#228;nde unterschiedliche Verbandslasten zu leisten hat; dies setzt nur voraus, da&#223; die gemeindliche Kanalisation insgesamt nicht ohne die Mitgliedschaft der Gemeinde in allen Verb&#228;nden betrieben werden kann.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. OVG NW, Urteil vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, Gemht 1983, 113 (115 f) = Hessische St&#228;dte- und Gemeindezeitung (HSGZ) 1982, 267 (271) = St&#228;dte- und Gemeinderat (StGR) 1982, 240 (243 f).</i></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Das ist hier der Fall. Denn die Stadt kann das gesamte Stadtgebiet durch ihre einheitliche &#246;ffentliche Entw&#228;sserungsanlage nur dann entw&#228;ssern, wenn sie als Mitglied beider Verb&#228;nde entsprechende Leistungen dieser Verb&#228;nde in Anspruch nimmt. Auf eine etwaige Unterschiedlichkeit in den Leistungen der Verb&#228;nde und in der H&#246;he der jeweiligen Verbandslasten kommt es in diesem Zusammenhang nicht an.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. hierzu Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 11. November 1987 - 8 C 49.86 - (Leitsatz 1) betr. Umlage der Abwasserabgabe.</i></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Stadt durfte daher in der hier f&#252;r 1974 ma&#223;geblichen Geb&#252;hrennachkalkulation s&#228;mtliche Verbandslasten als Kosten ansetzen ( genossenschaft 3.486.773,- DM,verband 2.550.049,- DM, BA 12 Bl. 46). Derartige Verbandslasten sind nicht nur auf diejenigen abzuw&#228;lzen, die Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen, sondern auch auf diejenigen, "denen der Verband durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt" (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG), wobei mittelbare Vorteile gen&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. hierzu OVG NW, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O.; Bauernfeind/Zimmermann, a.a.O., &#167; 7 Rdnr. 7.</i></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Solche mittelbaren Vorteile haben die an die Kanalisation der Stadt angeschlossenen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nicht nur durch die Abwasserreinigung, welche die Verb&#228;nde f&#252;r die von der Stadt gesammelten Abw&#228;sser durchf&#252;hren, sondern auch durch den Abwassertransport vom &#220;bergabepunkt bis zur jeweiligen Kl&#228;ranlage. Es verst&#246;&#223;t daher nicht gegen &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG, wenn die Stadt nicht nur ihren Beitrag f&#252;r die Abwasserreinigung (4.744.545,- DM, BA 12 Bl. 48), sondern den vollen Betrag der von ihr entrichteten Verbandsbeitr&#228;ge (3.486.773,- DM + 2.550.049,- DM, BA 12 Bl. 46) in die Kosten einbezogen hat. Damit beteiligt sich die Stadt n&#228;mlich finanziell auch an dem Transport des gesammelten Abwassers zur Kl&#228;ranlage, soweit dieser durch die Verb&#228;nde erfolgt; dieser Transport ist f&#252;r die Entw&#228;sserung des Stadtgebietes ebenso notwendig wie die sich anschlie&#223;ende Abwasserreinigung.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Entgegen den von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Bedenken hat die Stadt auch das sogenannte Doppelbelastungsverbot des &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 KAG in richtiger Weise beachtet. Nach dieser Vorschrift d&#252;rfen von den Abgabepflichtigen Geb&#252;hren (= Abw&#228;lzungsabgaben i.S.v. Satz 1 a.a.O.) nicht erhoben werden, soweit diese selbst vom Verband (u.a.) f&#252;r die von ihm gew&#228;hrten Vorteile herangezogen werden. Dies bedeutet nicht, da&#223; die Verbandsbeitr&#228;ge des <u>einzelnen</u> Geb&#252;hrenpflichtigen f&#252;r die Abwasserreinigung von der f&#252;r ihn errechneten Geb&#252;hr abzuziehen w&#228;ren. Eine derartige Regelung trifft &#167; 7 Abs. 2 Satz 3 KAG f&#252;r die in Satz 1 a.a.O. geregelten F&#228;lle. Schon die von dieser Vorschrift abweichende Formulierung in &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 KAG l&#228;&#223;t darauf schlie&#223;en, da&#223; nicht dasselbe gemeint ist wie in &#167; 7 Abs. 2 Satz 3 KAG. Aus Wortlaut und Sinnzusammenhang des &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 KAG ergibt sich, da&#223; mit "soweit" nicht die H&#246;he der im Einzelfall von den Abgabepflichtigen zu zahlenden Verbandslasten, sondern Art und Umfang der Inanspruchnahme von Einrichtungen oder Vorteilen des Verbandes gemeint sind: Wird der Eigent&#252;mer eines an die Kanalisation der Stadt angeschlossenen Grundst&#252;cks als Mitglied eines Verbandes (ebenso wie die Stadt) f&#252;r die Abwasserreinigung (die ihm infolge des Anschlusses an die st&#228;dtische Anlage zugute kommt) zu Verbandsbeitr&#228;gen herangezogen, dann darf der auf ihn anzuwendende Geb&#252;hrensatz nicht den Anteil an den Verbandslasten der Stadt enthalten, der auf die Abwasserreinigung entf&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><i>Vgl. hierzu Bauernfeind/Zimmermann, aaO, &#167; 7 Rdnr. 10 und Urteil des Senats vom 17. Mai 1971 - II A 301/68 -, KStZ 1971, 227 zur insoweit &#228;hnlichen Rechtslage vor Inkrafttreten des KAG NW nach &#167; 186 Abs. 1 Satz 2 der Ersten VO &#252;ber Wasser- und Bodenverb&#228;nde vom 03.09.1937, RGBl. I, 933.</i></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Soweit die Verbandslasten der Stadt dagegen f&#252;r den Transport zur Kl&#228;ranlage entrichtet werden, bleiben sie nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG uneingeschr&#228;nkt abw&#228;lzungsf&#228;hig, weil hiervon auch die an die st&#228;dtische Kanalisation angeschlossenen Verbandsmitglieder mittelbare Vorteile haben, f&#252;r die sie nicht selbst Beitr&#228;ge an ihren Verband entrichten.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Nach den dem Senat vorliegenden Verwaltungsvorg&#228;ngen (BA 12 Bl. 46 ff) hat die Stadt im Hinblick auf das Doppelbelastungsverbot in der Geb&#252;hrenkalkulation richtigerweise von dem alle Kosten (einschlie&#223;lich der st&#228;dtischen Verbandslasten) ber&#252;cksichtigenden Geb&#252;hrensatz den Prozentsatz abgezogen, der dem Anteil ihrer Verbandslasten (nur) f&#252;r die Abwasserreinigung an den Gesamtkosten (einschlie&#223;lich aller Verbandslasten) entspricht (BA 12 Bl. 46, 48), n&#228;mlich 18 %. Allerdings geht die Stadt f&#252;r das Jahr 1974 von dem alle Kosten ber&#252;cksichtigenden Geb&#252;hrensatz von 0,31 DM (Schmutzwasser) bzw. 0,16 DM (Niederschlagswasser) aus, weil dies die im Zeitpunkt der Geb&#252;hrenkalkulation schon geltenden Geb&#252;hrens&#228;tze gewesen sind (Fu&#223;note BA 12 Bl. 46), w&#228;hrend die angesetzten Kosten h&#246;here Geb&#252;hrens&#228;tze rechtfertigen w&#252;rden. Dies f&#252;hrt jedoch nicht zur Ung&#252;ltigkeit der Geb&#252;hrenfestsetzung.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Unbedenklich ist auch der gleiche Abzug von 18 % der Gesamtkosten sowohl bei der Schmutzwasser- als auch bei der Niederschlagswassergeb&#252;hr. Wie der Beklagte in der Berufungsverhandlung dargelegt hat, spielt der Unterschied zwischen den beiden Arten von Abwasser weder bei der von den Verb&#228;nden vorgenommenen Abwasserreinigung noch bei der Bemessung des auf die Abwasserreinigung entfallenden Anteils an den von der Stadt zu entrichtenden Verbandslasten eine Rolle. Die Berechnung des von der Stadt an die Genossenschaft zu entrichtenden Beitrages (auch) nach der befestigten Gesamtfl&#228;che des zu diesem Verband entw&#228;sserten Stadtgebiets ist lediglich ein zus&#228;tzlicher Berechnungsfaktor; er dient jedoch nicht der gesonderten Berechnung eines Beitrages f&#252;r die Reinigung von Niederschlagswasser.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin f&#252;hrt die Bemessung der kommunalen Entw&#228;sserungsgeb&#252;hr f&#252;r Verbandsmitglieder nicht zu einer Art. 3 Abs. 1 GG verletzenden Ungleichbehandlung gegen&#252;ber Geb&#252;hrenpflichtigen, die nicht Verbandsmitglieder sind und nur von der Stadt zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren herangezogen werden. Denn es fehlt bereits an einem im Sinne von Art. 3 Abs. 1 GG vergleichbaren Sachverhalt. Soweit die zus&#228;tzliche Belastung der Verbandsmitglieder durch Verbandsbeitr&#228;ge nicht durch die Anwendung des f&#252;r sie festgesetzten niedrigeren Geb&#252;hrensatzes kompensiert wird, ist ihre im Vergleich zu den anderen angeschlossenen Grundst&#252;ckseigent&#252;mern st&#228;rkere Belastung die Folge ihrer Mitgliedschaft in dem Verband. Im Rahmen des Mitgliedschaftsverh&#228;ltnisses zahlen sie f&#252;r die vom Verband gew&#228;hrten Vorteile an diesen Beitr&#228;ge nach den daf&#252;r geltenden Vorschriften. Soweit die Verbandsmitglieder Leistungen der Stadt in Anspruch nehmen, und soweit ihnen der Verband Vorteile gew&#228;hrt, f&#252;r die er von der Stadt, nicht aber von ihnen Beitr&#228;ge erhebt, werden die Verbandsmitglieder in gleicher Weise mit Geb&#252;hren belastet wie die anderen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Berufung war daher stattzugeben und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht f&#252;r den in der Hauptsache erledigten Teil des Verfahrens auf &#167; 161 Abs. 2 VwGO. Nach dieser Vorschrift sind dem Beklagten die Verfahrenskosten insoweit aufzuerlegen, als er durch die teilweise Aufhebung seines Heranziehungsbescheides die Hauptsacheerledigung herbeigef&#252;hrt hat. Im &#252;brigen beruht die Kostenentscheidung auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Zulassung der Revision fehlt es an den gesetzlichen Voraussetzungen (&#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO).</p>
315,403
olgham-1988-01-29-11-u-16287
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 162/87
1988-01-29T00:00:00
2019-03-13T14:54:44
2019-03-27T09:43:12
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0129.11U162.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin, die im &#252;brigen zur&#252;ckgewiesen wird, wird das am 27. Februar 1987 verk&#252;ndete Urteil der 12. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Hannover vom 14. November 1986 - 422 B 9900/86 - bleibt insoweit aufrechterhalten, als von der Beklagten an die Kl&#228;gerin 10.787,52 DM nebst 9 % Zinsen von 10.780,24 DM f&#252;r die Zeit vom 27. August 1986 bis zum 28. Februar 1987 und 8 % Zinsen von 10.780,24 DM seit dem 1. M&#228;rz 1987 zu zahlen sind.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird der Vollstreckungsbescheid aufgehoben und die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden mit Ausnahme der durch den Erla&#223; des Vollstreckungsbescheids vom 14. November 1986 entstandenen Kosten, die von der Beklagten allein zu tragen sind, zu 61 % der Kl&#228;gerin und zu 39 % der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung der Kl&#228;gerin durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 18.000,-- DM abwenden, wenn die Kl&#228;gerin nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Kl&#228;gerin kann die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 8.000,-- DM anwenden, wenn die Beklagte nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Das Urteil beschwert die Kl&#228;gerin um 16.964,90 DM und die Beklagte um 10.780,24 DM.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und deren fr&#252;hrerer Ehemann, Herr xxx, schlossen mit der Kl&#228;gerin unter dem 22. Januar 1981, 9. Juli 1982 und 30. Mai 1984 jeweils einen Ratenkredit und unter dem 30. M&#228;rz 1985 einen sog. "Idealkreditvertrag" ab. Ein Teil des mit dem zweiten Ratenkreditvertrag gew&#228;hrten Nettokredits wurde vereinbarungsgem&#228;&#223; zur Abl&#246;sung der aus dem ersten Ratenkreditvertrag verbliebenen Restschuld verwendet. Mit dem von der Kl&#228;gerin aufgrund des "Idealkreditvertrages" gew&#228;hrten Nettokredits von insgesamt 25.950,-- DM wurden vereinbarungsgem&#228;&#223; die Sollsalden aus dem zweiten und dritten Ratenkreditvertrag in H&#246;he von insgesamt 22.777,90 DM abgel&#246;st. Einen Betrag von 3.172,10 DM erhielten die Beklagte und deren fr&#252;herer Ehemann als Barkredit. Im einzelnen waren f&#252;r den "Idealkredit" folgende Konditionen vereinbart:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">Auszuzahlender Betrag 3.172,10 DM, Abl&#246;sung von Vorkrediten 22.777,90 DM, Vermittlungskosten 1.550,-- DM, Antragsgeb&#252;hr 825,-- DM, variabler Sollzinssatz, anf&#228;nglich 15 % p.a., monatliche Ratenzahlungen 550,-- DM, F&#228;lligkeit der ersten Rate 1. Mai 1985.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In den "Wesentlichen Bestimmungen" zum Idealkreditantrag hie&#223; es unter anderem:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">"2. Kontof&#252;hrung und Rechnungsabschlu&#223;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">Die xxx schlie&#223;t das Kreditkonto zu jedem Monatsultimo ab und erteilt Rechnungsabschlu&#223; in Form eines Kontoauszuges. Dieser Kontoauszug ist, falls wir nicht innerhalb der darin gesetzten Frist widersprechen, gleichzeitig Saldenanerkenntnis. Darauf wird die xxx in dem Kontoauszug besonders hinweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">3. Konditionen&#228;nderung</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">Die xxx ist jederzeit berechtigt, ihre Konditionen zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">Ma&#223;geblich sind jeweils die in den Gesch&#228;ftsr&#228;umen der xxx zur Einsichtnahme ausliegenden Konditionen. Auf Zins&#228;nderungen einschlie&#223;lich des Zeitpunktes ihres Inkrafttretens werden wir au&#223;erdem gesondert hingewiesen. Zins&#228;nderungen ber&#252;hren die H&#246;he der Monatsleistung nicht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">4. Verzugsfolgen bei r&#252;ckst&#228;ndiger Monatsleistung</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">Geraten wir mit einer f&#228;lligen Monatsleistung in Verzug, so ist die xxx berechtigt, neben dem laufenden Sollzinssatz auf den r&#252;ckst&#228;ndigen Betrag - insbesondere zur Abgeltung ihres Bearbeitungsmehraufwandes und im Rahmen der &#167;&#167; 315 BGB, 11 Nr. 5 AGB-Gesetz - bis zu 4 % p.a. sowie die Kosten etwaiger Mahnungen zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">5. Vertragsaufhebung und Verzugsfolgen</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">Die Zusage des Kredits erfolgt grunds&#228;tzlich bis auf weiteres. Wir und die xxx d&#252;rfen das Vertragsverh&#228;ltnis nach freiem Ermessen jederzeit einseitig aufheben. Mit der Vertragsaufhebung wird der dann bestehende Saldo des Kreditkontos sofort f&#228;llig. Die xxx ist berechtigt, auf den in dem f&#228;llig gestellten Betrag enthaltenen Kapitalanteil Verzugszinsen in H&#246;he des jeweils g&#252;ltigen Soll-Zinssatzes zuz&#252;glich - insbesondere zur Abgeltung ihres Bearbeitungsmehraufwandes und im Rahmen der &#167;&#167; 315 BGB, 11 Nr. 5 AGB-Gesetz - bis zu 4 % p.a. sowie die Kosten etwaiger Mahnungen zu verlangen (&#167; 288 BGB)."</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Am 1. Dezember 1985 trennte sich die Beklagte von ihrem Ehemann. Im November 1987 wurde die Ehe rechtskr&#228;ftig geschieden. Mit Schreiben vom 23. Juni 1986 k&#252;ndigte die Kl&#228;gerin, nachdem sie seit M&#228;rz 1986 keine Ratenzahlungen mehr erhalten hatten, den gew&#228;hrten "Idealkredit" und stellte ihre gesamte Restforderung f&#228;llig.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat sowohl gegen die Beklagte als auch gegen deren geschiedenen Ehemann als Gesamtschuldner einen vom Amtsgericht Hannover am 14. November 1986 erlassenen Vollstreckungsbescheid &#252;ber jeweils 27.745,14 DM nebst 0,052 % Zinsen pro Tag erwirkt. Der gegen den geschiedenen Ehemann erlassene Vollstreckungsbescheid ist inzwischen rechtskr&#228;ftig. Die Beklagte hat jedoch gegen den ihr am 21. November 1986 zugestellten Vollstreckungsbescheid mit einem bei Gericht am 3. Dezember 1986 eingereichten Schriftsatz Einspruch eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte habe die H&#246;he ihrer Verbindlichkeiten aus den Ratenkreditvertr&#228;gen mit Abschlu&#223; des Idealkreditvertrags wirksam anerkannt. Auch der per 26. Juni 1986 bez&#252;glich des Idealkreditkontos berechnete Sollsaldo sei als anerkannt zu betrachten, weil die Beklagte insoweit, wie die Kl&#228;gerin behauptet, einen entsprechenden Rechnungsabschlu&#223; erhalten und nicht innerhalb der auf dem Rechnungsabschlu&#223; vermerkten Frist von einem Monat Widerspruch erhoben habe.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">den Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Hannover vom 14. November 1986 - 422 B 9900/86 - aufrechtzuerhalten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">den Vollstreckungsbescheid aufzuheben und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, die mit der Kl&#228;gerin geschlossenen Kreditvertr&#228;ge seien wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig. Im &#252;brigen hat sie die H&#246;he der von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Forderung bestritten und behauptet, sie habe von der Kl&#228;gerin keine Kontoausz&#252;ge erhalten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den gegen die Beklagte ergangenen Vollstreckungsbescheid aufgehoben und insoweit die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Beklagte habe die in Rede stehenden Sollsalden nicht anerkannt. Ein Schuldanerkenntnis bez&#252;glich der von der Kl&#228;gerin aus den Ratenkreditvertr&#228;gen geltend gemachten Forderungen komme deshalb nicht in Betracht, weil Grund und H&#246;he dieser Forderungen bei Abschlu&#223; des Idealkreditvertrags nicht streitig gewesen seien. Ein Saldenanerkenntnis bez&#252;glich des Idealkreditkontos scheide deshalb aus, weil nur dem Schweigen auf einen Rechnungsabschlu&#223; rechtsgesch&#228;ftliche Bedeutung zukomme; hier habe die Kl&#228;gerin mit der &#220;bersendung der Kontoausz&#252;ge aber nur Gesch&#228;ftsvorg&#228;nge offenlegen wollen. Da sich die Kl&#228;gerin auf eine Anerkennung ihrer Forderung nicht berufen k&#246;nne und sie zur H&#246;he der eingeklagten Forderung keine Angaben gemacht habe, sei die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung, auf die wegen der weiteren Einzelheiten Bezug genommen wird, richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Sie legt nunmehr im einzelnen dar, unter welchen Konditionen die Ratenkredite gew&#228;hrt worden sind, welche Zahlungen die Beklagte und deren fr&#252;herer Ehemann darauf geleistet haben und wie sich die mit dem "Idealkredit" abgel&#246;sten Kreditverbindlichkeiten, die sie jetzt mit 20.174,68 DM und 2.063,70 DM beziffert, zusammensetzen. Dar&#252;ber hinaus legt die Kl&#228;gerin nunmehr eine Aufstellung &#252;ber die Entwicklung des Idealkreditkontos vor.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint: S&#228;mtliche mit der Beklagten und deren fr&#252;heren Ehemann geschlossenen Kreditvertr&#228;ge seien wirksam. Ein Versto&#223; gegen die guten Sitten lasse sich in keinem Fall bejahen. Dem Idealkreditvertrag liege unter Ber&#252;cksichtigung einer hypothetischen Laufzeit von 85 Monaten ein anf&#228;nglicher effektiver Jahreszins von 19,8 % zugrunde. Wenn man als Vergleichszins die Schwerpunktzinsen f&#252;r Kontokorrentkredite unter Aufschlag von 1,5 % heranziehe, errechne sich eine &#220;berschreitung des Marktzinses um weniger als 70 %.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Hannover vom 14. November 1986 mit der Ma&#223;gabe aufrecht zu erhalten, da&#223; von der Beklagten 27.745,14 DM nebst 12,7 % Zinsen seit dem 1. September 1987 zu zahlen sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil und wiederholt im wesentlichen ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann die Beklagte nach bereicherungsrechtlichen Grunds&#228;tzen auf Zahlung von 10.787,52 DM nebst den ausgeurteilten Verzugszinsen in Anspruch nehmen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vertragliche Anspr&#252;che stehen der Kl&#228;gerin aus dem mit der Beklagten und deren fr&#252;heren Ehemann geschlossenen Idealkreditvertrag vom 30. M&#228;rz 1985 nicht zu. Dieser Vertrag ist vielmehr sittenwidrig und daher nichtig (&#167; 138 Abs. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Zwischen den vereinbarten Leistungen der Kl&#228;gerin und den von der Beklagten und deren fr&#252;heren Ehemann gesamtschuldnerisch &#252;bernommenen Gegenleistungen besteht ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der &#196;quivalenzpr&#252;fung lassen sich die von der Rechtsprechung f&#252;r den Ratenkredit entwickelten Methoden nicht ohne weiteres anwenden; denn der hier in Rede stehende Kredittyp weist gegen&#252;ber einem &#252;blichen Ratenkredit einige Besonderheiten auf. Bei einem Ratenkredit werden im allgemeinen ein fester Zinssatz und eine bestimmte Laufzeit vereinbart. Die gezahlten Raten werden mit gleichbleibendem Anteil auf das Kapital, den von vornherein feststehenden Zinsbetrag und die Kosten verrechnet. Im vorliegenden Fall haben die Parteien einen variablen Sollzinssatz und eine der H&#246;he nach festliegende Monatsrate vereinbart, was zur Folge hat, da&#223; sich die Kreditlaufzeit in Abh&#228;ngigkeit von der H&#246;he des Sollzinssatzes &#228;ndern kann. Die anfallenden Kreditzinsen werden bei der vorliegenden Vertragsgestaltung im Wege monatlicher Rechnungsabschl&#252;sse ermittelt und der gesamte Zinsbetrag wird mit der gezahlten Monatsrate verrechnet. Nur der dann noch verbleibende Ratenteil dient zur R&#252;ckf&#252;hrung des Kapitals und der fixen Kreditkosten. Daraus ergibt sich, da&#223; der bei der ersten Ratenzahlung auf die Zinsen zu verrechnende Ratenteil verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hoch und der auf die R&#252;ckf&#252;hrung des Kapitals entfallende Teil verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gering ist. Dieses Verh&#228;ltnis &#228;ndert sich von Rate zu Rate dahin, da&#223; der auf die Zinsen entfallende Ratenteil kontinuierlich geringer und der auf das Kapital und die Kosten entfallende Ratenteil kontinuierlich h&#246;her wird. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die in Ziffer 2) der Kreditbedingungen vorgesehenen monatlichen Rechnungsabschl&#252;sse bei p&#252;nktlicher Ratenzahlung und nicht wesentlich steigenden Sollzinsen nicht zu einer Belastung des Kreditnehmers mit Zinseszinsen f&#252;hren. Die Ratenh&#246;he wird n&#228;mlich so bestimmt, da&#223; sie den gesamten monatlichen Zinsbetrag sowie einen Teil des Kapitals abdeckt. So sollte im vorliegenden Fall der gew&#228;hrte Nettokredit von 25.950,-- DM mit einem anf&#228;nglichen Sollzinssatz von 15 % p.a. verzinst werden. Dementsprechend fielen nach Ablauf eines Monats Sollzinsen von 35,06 DM an, so da&#223; zur R&#252;ckf&#252;hrung des Kapitals und der Kosten noch ein Ratenteil von 195,94 DM verblieb. Zinseszinsen k&#246;nnen mithin nur anfallen, wenn der Kreditnehmer seinen Ratenverpflichtungen nicht p&#252;nktlich oder nicht in vereinbarter H&#246;he nachkommt. F&#252;r den &#196;quivalenzvergleich kann dieser Fall zun&#228;chst unber&#252;cksichtigt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Frage, welcher effektive Jahreszins dem von den Parteien geschlossenen Kreditvertrag zugrunde liegt, l&#228;&#223;t sich nur dadurch beantworten, da&#223; man den vereinbarten anf&#228;nglichen Sollzins von 15 % p.a. als konstante Gr&#246;&#223;e ansetzt und auf dieser Basis die (hypothetische) Kreditlaufzeit ermittelt. Nach dem unbestrittenen Vorbringen der Kl&#228;gerin errechnet sich unter diesen Voraussetzungen eine Kreditlaufzeit von 85 Monaten und ein effektiver Jahreszins von 19,8 %. Da die Beklagte das Rechenwerk der Kl&#228;gerin nicht angegriffen hat, besteht f&#252;r den Senat kein Anla&#223;, den von der Kl&#228;gerin ermittelten Wert in Frage zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">F&#252;r einen Kredittyp der hier gegebenen Art weist die Deutsche Bundesbank in ihren Monatsberichten keinen Schwerpunktzins aus. Der Auffassung der Kl&#228;gerin, da&#223; der von der Deutschen Bundesbank f&#252;r Kontokorrentkredite bis zu 1 Mio. DM ermittelte Schwerpunktzins mit einem Aufschlag von 1,5 % oder der Einrechnung einer Bearbeitungsgeb&#252;hr von 2 % als Vergleichsma&#223;stab herangezogen werden k&#246;nne, vermag der Senat nicht zu folgen. Der von der Kl&#228;gerin gew&#228;hrte Kredit weicht in wesentlichen Punkten von einem &#252;blichen Kontokorrentkredit ab. Bei einem markt&#252;blichen Kontokorrentkredit wird dem Kreditnehmer eine bestimmte Kreditlinie einger&#228;umt, die er w&#228;hrend der Vertragsdauer nach seinem Belieben, und zwar revolvierend, aussch&#246;pfen kann. Zur R&#252;ckf&#252;hrung des Kredits in festliegenden Monatsraten ist der Kreditnehmer regelm&#228;&#223;ig nicht verpflichtet. Nach dem von den Parteien geschlossenen Kreditvertrag stand der Beklagten nicht das Recht zu, eine bestimmte Kreditlinie in Anspruch zu nehmen: sie mu&#223;te den einmal ausgezahlten Kredit vielmehr in gleichbleibenden Monatsraten zur&#252;ckf&#252;hren, ohne den getilgten Teil noch einmal in Anspruch nehmen zu k&#246;nnen. Gerade dies ist f&#252;r einen Kontokorrentkredit atypisch. Bei einem Kontokorrentkredit berechnen die Banken im allgemeinen auch keine Bearbeitungsgeb&#252;hr. Soweit xxx bei dem von einer anderen Bank ausgegebenen "Rahmenkredit" oder "Scheckkredit" die markt&#252;blichen Zinss&#228;tze f&#252;r Kontokorrentkredite bis zu 1 Mio. DM als Vergleichsma&#223;stab heranziehen will (WM Sonderbeilage 4/1987), lassen sich seine daf&#252;r angef&#252;hrten Argumente nicht auf den hier in Rede stehenden Kredittyp &#252;bertragen. Denn bei den von ihm behandelten Krediten wird dem Kreditnehmer ein bestimmter Kreditrahmen bereitgestellt, &#252;ber den er revolvierend ganz oder teilweise verf&#252;gen kann. Auch sind nicht, wie hier, Raten in festliegender H&#246;he zu zahlen; vielmehr richtet sich die Ratenh&#246;he nach der H&#246;he des jeweils in Anspruch genommenen Kredits.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin die Schwerpunktzinsen f&#252;r Kontokorrentkredite um 1,5 % erh&#246;hen und den sich dann ergebenden Wert als Vergleichsma&#223;stab heranziehen will, kann dem schon deshalb nicht gefolgt werden, weil der auf diese Weise ermittelte "Vergleichszins" erheblich &#252;ber dem effektiven Marktzins f&#252;r Ratenkredite liegt. Eine solche Berechnungsweise wird den Gegebenheiten des Marktes nicht gerecht. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin erscheint es dem Senat auch nicht sachgerecht, den Vergleichszins unter Ansatz der vereinbarten Ratenh&#246;he zu errechnen. Zwar ergeben sich hierdurch verk&#252;rzte Laufzeiten; f&#252;r den Durchschnittskunden einer Teilzahlungsbank ist aber die H&#246;he der zu zahlenden Monatsraten von gr&#246;&#223;erer Bedeutung als die L&#228;nge der Laufzeit.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der hier von der Kl&#228;gerin ausgegebene "Idealkredit" steht nach Auffassung des Senats einem Ratenkredit sehr nahe. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die bei beiden Kreditarten der H&#246;he nach festliegenden Monatsraten. Selbst wenn man annimmt, da&#223; der Kreditnehmer bei dem sog. "Idealkredit" zur Zahlung h&#246;herer als der vereinbarten Raten berechtigt ist und er auf diese Weise ohne K&#252;ndigung die Vertragslaufzeit verk&#252;rzen kann, so ist diese M&#246;glichkeit f&#252;r die von der Kl&#228;gerin angesprochenen Kreditnehmer, die im allgemeinen wirtschaftlich schwach sind, weitgehend nur theoretischer Natur. Auch die unterschiedliche Verrechnung der Ratenbetr&#228;ge hat wirtschaftlich gesehen keine besondere Bedeutung. F&#252;r die Kalkulation der Kl&#228;gerin und die Belastung der Kreditnehmer ist vielmehr entscheidend, welcher Betrag f&#252;r ein in bestimmter H&#246;he und Dauer ausgeliehenes Kapital gezahlt wird oder gezahlt werden mu&#223;. Aus welcher Verrechnungsweise der Raten sich die genannten Positionen ergeben, ist zweitrangig.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Soweit beim Ratenkredit ein fester, hier jedoch ein variabler Zinssatz vereinbart ist, k&#246;nnen sich daraus sowohl f&#252;r die Kl&#228;gerin als auch f&#252;r den Kreditnehmer Vor- oder Nachteile ergeben. Angesichts der auf dem Kreditmarkt st&#228;ndig auf- und abw&#228;rts verlaufenden Zinsentwicklung wird sich die Ertragslage der Kl&#228;gerin auf lange Sicht bei Vereinbarung variabler Zinss&#228;tze kaum anders darstellen als bei Vereinbarung fester Zinss&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das f&#252;r die Kl&#228;gerin mit der Herausgabe des "Idealkredits" verbundene Risiko wird man auch ebenso hoch oder niedrig wie das bei der Ausgabe eines Ratenkredits zu veranschlagen haben. Jedenfalls hat die Kl&#228;gerin nicht dargelegt, da&#223; sie ihre "Idealkredite" an einen anderen Kundenkreis vergibt, als es bei Ratenkrediten der Fall ist. Der Senat hat diese Frage in der Verhandlung mit den Parteien er&#246;rtert.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Unter Zugrundelegung der vorstehenden Ausf&#252;hrungen h&#228;lt es der Senat f&#252;r zul&#228;ssig, den hier fraglichen Kredit mit einem unter markt&#252;blichen Konditionen gew&#228;hrten Ratenkredit zu vergleichen. Da der Ratenkredit von den markt&#252;blichen Kreditarten gew&#246;hnlich der teuerste Kredit ist, wird durch seine Heranziehung als Vergleichsma&#223;stab die Kl&#228;gerin nicht benachteiligt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der Monatsberichte der Deutschen Bundesbank betrug der Schwerpunktzins f&#252;r Ratenkredite im M&#228;rz und April 1985 - also bei Abschlu&#223; des hier zu beurteilenden Kreditvertrags - 0,43 % p.M. Bei Ansatz des der Beklagten gew&#228;hrten Nettokredits von 25.950,-- DM, der bei Ratenkrediten markt&#252;blichen Bearbeitungsgeb&#252;hr von 2 % sowie einer Kreditlaufzeit von 85 Monaten errechnet sich nach der Annuit&#228;tenmethode ein effektiver Jahreszins von 10,14 %. Der anf&#228;ngliche effektive Jahreszins, der dem hier zu beurteilenden Kreditvertrag vom 30. M&#228;rz 1985 zugrunde liegt, betr&#228;gt nach dem unbestrittenen Vorbringen der Kl&#228;gerin 19,8 %. Der Vertragszins &#252;bersteigt den Marktzins somit um 95,27 %. Bei einer &#220;berschreitung des Marktzinses in dieser Gr&#246;&#223;enordnung ist von einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Weitere unangemessene Belastungen der Beklagten ergeben sich aus den von der Kl&#228;gerin vorformulierten "Wesentlichen Bestimmungen ... zum Idealkreditantrag".</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Soweit in Ziffer 2) der Bedingungen geregelt ist, da&#223; zu jedem Monatsultimo ein Rechnungsabschlu&#223; vorgenommen werden und der Saldo bei nicht fristgerechtem Widerspruch gegen den in Form eines Kontoauszuges mitgeteilten Rechnungsabschlu&#223; als anerkannt gelten soll, handelt es sich um eine den Kreditnehmer unangemessen benachteiligende und f&#252;r den typischen Kreditnehmer der Kl&#228;gerin auch undurchschaubare Klausel. Dabei mag dahingestellt bleiben, ob die Voraussetzungen, unter denen &#167; 355 Abs. 1 HGB eine Ausnahme vom Zinseszinsverbot zul&#228;&#223;t, angesichts der hier vereinbarten Kreditkonditionen &#252;berhaupt bejaht werden k&#246;nnen; jedenfalls erscheinen Abrechnungsperioden von nur einem Monat unangemessen kurz. Die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Banken sehen kurze Perioden nicht vor; in ihnen ist nur bestimmt, da&#223; die Bank mindestens einmal j&#228;hrlich einen Rechnungsabschlu&#223; erteilt (Nr. 14 Abs. 1 AGB-Banken). Bei den Universalbanken sind Abrechnungsperioden von mindestens drei Monaten &#252;blich. Die Verk&#252;rzung der Rechnungsperiode birgt f&#252;r den Kreditnehmer erhebliche Risiken. Zwar wirkt sich die Kontokorrentklausel - wie bereits dargelegt - bei p&#252;nktlicher Ratenzahlung nicht aus. Ger&#228;t der Kreditnehmer aber in Ratenverzug, fallen infolge der kontokorrentm&#228;&#223;igen Abrechnung Zinseszinsen an; sie wachsen umso schneller an, je h&#246;her die Zahl der Saldierungen, d.h. je k&#252;rzer die einzelne Rechnungsperiode ist. Ein Ratenverzug kommt gerade bei dem Kundenkreis, an den sich die Kl&#228;gerin wendet, h&#228;ufig vor, mag er im vorliegenden Fall auch nicht geradezu "vorprogrammiert" gewesen sein.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Bei der in Ziffer 2) der Kreditbedingungen enthaltenen Regelung ist aber vor allem zu beanstanden, da&#223; die Kl&#228;gerin nicht klar und unmi&#223;verst&#228;ndlich zum Ausdruck gebracht hat, welche Auswirkungen sich f&#252;r die Kreditnehmer durch monatliche Rechnungsabschl&#252;sse ergeben. Der Durchschnittskunde einer Teilzahlungsbank ist weitgehend gesch&#228;ftsungewandt und rechtsunkundig. Aus dem blo&#223;en Hinweis auf monatliche Rechnungsabschl&#252;sse wird er im allgemeinen nicht erkennen k&#246;nnen, da&#223; eine kontokorrentm&#228;&#223;ige Abrechnung erfolgen soll, bei der ihm - jedenfalls im Falle des Zahlungsverzuges - Zinseszinsen berechnet werden, zumal Ziffer 4) der Kreditbedingungen eine gesonderte Regelung &#252;ber die "Verzugsfolgen bei r&#252;ckst&#228;ndiger Monatsleistung" enth&#228;lt. Schlie&#223;lich kann auch nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; die Kl&#228;gerin den hier fraglichen Kredit als "Idealkredit" anbietet. Durch diese Bezeichnung wird bei den oft unkritischen Kreditinteressenten, die sich an eine Teilzahlungsbank wenden, der Eindruck erweckt, einen Kredit zu besonders g&#252;nstigen Konditionen erhalten zu k&#246;nnen. Im Hinblick auf all diese Umst&#228;nde war von der Kl&#228;gerin zu verlangen, da&#223; sie Ziffer 2) der Kreditbedingungen so abfa&#223;te, da&#223; ihr Durchschnittskunde die mit monatlichen Rechnungsabschl&#252;ssen verbundenen Folgen erkennen konnte. Dies ist jedoch nicht geschehen. Die Kl&#228;gerin hat f&#252;r die gewollte Kontokorrentabrede vielmehr Formulierungen gew&#228;hlt, die den tats&#228;chlichen Regelungsgehalt eher verschleiern.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Kl&#228;gerin in Ziffer 3) der Bedingungen das uneingeschr&#228;nkte Recht zur jederzeitigen &#196;nderung der vereinbarten Kreditkonditionen vorbehalten hat, wird bei dem einer Teilzahlungsbank gegen&#252;berstehenden Kundenkreis der Eindruck erweckt, sich jedem &#196;nderungsbegehren der Bank beugen zu m&#252;ssen. Der betroffene Kreditnehmer wird im allgemeinen nicht wissen, da&#223; die Rechtsprechung einseitige Konditions&#228;nderungen nur unter bestimmten Voraussetzungen zul&#228;&#223;t und beispielsweise die Erh&#246;hung des Zinssatzes von gestiegenen Refinanzierungskosten der Bank abh&#228;ngig macht.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Ebenso mu&#223; der Kreditnehmer aufgrund der in Ziffer 5) der Kreditbedingungen &#252;ber die Vertragsaufhebung getroffene Regelung den Eindruck gewinnen, sich in keinem Falle gegen eine von der Kl&#228;gerin erkl&#228;rte Kreditk&#252;ndigung wehren zu k&#246;nnen, obgleich auch bei einer Vertragsgestaltung der vorliegenden Art eine K&#252;ndigung zur Unzeit anerkannterma&#223;en unzul&#228;ssig ist.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Regelung in Ziffer 4) der Kreditbedingungen, nach der die Kl&#228;gerin bei r&#252;ckst&#228;ndigen Ratenzahlungen berechtigt sein soll, neben dem laufenden Sollzinssatz auf den r&#252;ckst&#228;ndigen Betrag bis zu 4 % Zinsen p.a. zu berechnen, h&#228;lt einer Inhaltskontrolle nach &#167; 11 Nr. 5 a AGBG nicht stand. Schon wegen der monatlichen Rechnungsabschl&#252;sse werden f&#252;r den gesamten Ratenr&#252;ckstand Sollzinsen berechnet. Damit sind die Nachteile, die der Kl&#228;gerin durch einen Zahlungsverzug des Kreditnehmers entstehen, voll abgedeckt. Weitere Sch&#228;den oder Gewinnverluste der Kl&#228;gerin sind nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge nicht zu erwarten. Die gleichen Erw&#228;gungen gelten f&#252;r die Regelung in Ziffer 5) der Bedingungen, nach der vom Kreditnehmer im Falle einer Vertragsaufhebung durch die Kl&#228;gerin und F&#228;lligstellung der Restforderung ebenfalls Verzugszinsen in H&#246;he der Sollzinsen zuz&#252;glich bis zu 4 % p.a. zu zahlen sind.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Angesichts der unangemessenen und gravierenden Belastungen, die sich f&#252;r die Beklagte aus dem &#252;berh&#246;hten Vertragszins und den beanstandeten Kreditbedingungen ergeben, ist der Kreditvertrag vom 30. M&#228;rz 1985 als objektiv sittenwidrig zu qualifizieren.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Das Vorliegen der subjektiven Voraussetzungen des &#167; 138 Abs. 1 BGB ist zu vermuten, weil sich die Beklagte als Privatkonsumentin der objektiv sittenwidrigen Vertragsgestaltung der Kl&#228;gerin unterworfen hat. Die entsprechende Vermutung hat die Kl&#228;gerin auch nicht widerlegt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Wegen der Nichtigkeit des Kreditvertrags vom 30. M&#228;rz 1985 stehen der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Beklagten nur bereicherungsrechtliche Anspr&#252;che zu (&#167;&#167; 812 Abs. 1 S. 1, 1. Alt., 818 Abs. 2 BGB). Diese Anspr&#252;che erstrecken sich auf die Abl&#246;sung der Vorkredite und den ausgezahlten Barkreditbetrag. Obgleich beide Leistungen sowohl der Beklagten als auch deren fr&#252;heren Ehemann zugute gekommen sind, haftet die Beklagte nicht als Gesamtschuldnerin, sondern nur in H&#246;he ihrer tats&#228;chlichen Bereicherung (BGH NJW 1982, 2433, 2436; 1983, 1420). Fehlen bei Eheleuten konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r, in welchem Umfang der einzelne Ehegatte durch die Leistung eines Dritten bereichert ist, so erscheint es gerechtfertigt, von einer jeweils h&#228;lftigen Bereicherung auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die R&#252;ckf&#252;hrung der abgel&#246;sten und von der Kl&#228;gerin gew&#228;hrten Vorkredite haftete die Beklagte als Gesamtschuldnerin neben ihrem fr&#252;heren Ehemann. Entgegen der Auffassung der Beklagten sind die bez&#252;glich der Vorkredite abgeschlossenen Vertr&#228;ge nicht als sittenwidrig und damit nichtig zu betrachten. Bei den Vertr&#228;gen vom 22. Januar 1981 und 9. Juli 1982 &#252;berstieg der Vertragszins den Marktzins, wie die Kl&#228;gerin zutreffend dargelegt hat, um weniger als 70 %. Bei einer &#220;berschreitung des Marktzinses in dieser Gr&#246;&#223;enordnung kann nicht von einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Auch der Kreditvertrag vom 30. Mai 1984 ist nicht als sittenwidrig anzusehen. Zwar &#252;bersteigt der diesem Vertrag zugrunde liegende effektive Jahreszins den Marktzins um 82,28 %, so da&#223; hier ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung bejaht werden kann. Eine &#220;berschreitung des Marktzinses um 82,28 % rechtfertigt es f&#252;r sich allein aber nicht, einen Kreditvertrag als sittenwidrig zu bezeichnen. Es m&#252;ssen vielmehr weitere und den Kreditnehmer in gravierender Weise belastende Umst&#228;nde hinzutreten. Derartige Umst&#228;nde lassen sich bei dem Kreditvertrag vom 30. Mai 1984 aber nicht feststellen. Zwar sind die dem Vertrag zugrunde liegenden Kreditbedingungen hinsichtlich der Verzugszinsregelung zu beanstanden; die sich daraus f&#252;r den Kreditnehmer ergebenden Belastungen sind jedoch nicht so gravierend, da&#223; das Verdikt der Sittenwidrigkeit gerechtfertigt w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Mittel aus den Vorkrediten haben die Beklagte und ihr fr&#252;herer Ehemann, wie die Beklagte bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat erkl&#228;rt hat, f&#252;r die gemeinsame Haushaltsf&#252;hrung verbraucht. Angesichts dieses Umstandes kann die Bereicherung, die sich f&#252;r die Beklagte aus der Abl&#246;sung der Vorkredite ergeben hat, mit der H&#228;lfte des Abl&#246;sebetrages angesetzt werden. Aufgrund einer Neuberechnung hat die Kl&#228;gerin ihre bei Abschlu&#223; des Idealkreditvertrages bestehenden Restforderungen aus den Ratenkreditvertr&#228;gen mit 22.238, 38 DM beziffert (20.174,68 DM + 2.063,70 DM). Die Bereicherung der Beklagten ist mit der H&#228;lfte dieses Betrages, also mit 11.119,19 DM, anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch hinsichtlich des Betrages von 3.172,10 DM, den die Kl&#228;gerin aufgrund des Vertrages vom 30. M&#228;rz 1985 als Barkredit ausgezahlt hat, h&#228;lftig bereichert. Insoweit hat die Beklagte bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat erkl&#228;rt, der genannte Betrag sei von ihr und ihrem Ehemann wiederum im Rahmen der gemeinsamen Haushaltsf&#252;hrung verbraucht worden.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die urspr&#252;ngliche bereicherungsrechtliche Forderung der Kl&#228;gerin gegen die Beklagte belief sich somit auf insgesamt 12.705,24 DM (11.119,19 DM + 1.586,05 DM).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Was die F&#228;lligkeit der bereicherungsrechtlichen Forderung der Kl&#228;gerin anbelangt, so darf die Beklagte durch die Sittenwidrigkeit des Kreditvertrags vom 30. M&#228;rz 1985 nicht schlechter gestellt werden, als sie im Falle der Wirksamkeit des Vertrages gestanden h&#228;tte (&#167; 817 S. 2 BGB). Die von den Parteien getroffene Ratenzahlungsvereinbarung ist deshalb trotz ihrer Nichtigkeit auf die Begleichung der bereicherungsrechtlichen Schuld zu &#252;bertragen (BGH a.a.O.). Das bedeutet f&#252;r den vorliegenden Fall, da&#223; die Beklagte den geschuldeten Betrag von insgesamt 12.705,24 DM in 85 Monatsraten zu je 149,47 DM begleichen durfte.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Bis zur Trennung der Beklagten von ihrem fr&#252;heren Ehemann - 1. Dezember 1985 - sind auf die Forderungen der Kl&#228;gerin aus dem Vertrag vom 30. M&#228;rz 1985 insgesamt 3.850,-- DM gezahlt worden. Die Zahlungen erfolgten, wie die Beklagte vor dem Senat erkl&#228;rt hat, von einem Konto, das zwar auf den Namen des fr&#252;heren Ehemannes der Beklagten lautete, f&#252;r das die Beklagte aber eine Kontovollmacht hatte und auf das sie auch ihr Arbeitseinkommen &#252;berweisen lie&#223;. Bei dieser Sachlage ist es gerechtfertigt, von einem in wirtschaftlicher Hinsicht gemeinschaftlichen Konto zu sprechen. Demgem&#228;&#223; sind auch die bis zu der hier fraglichen Trennung geleisteten Zahlungen h&#228;lftig auf die Bereicherungsschuld der Beklagten zu verrechnen. Dies kann allerdings nicht f&#252;r die vom fr&#252;heren Ehemann der Beklagten nach der Trennung geleisteten Zahlungen gelten; denn insoweit lassen sich keine Anhaltspunkte daf&#252;r finden, da&#223; mit diesen Zahlungen auch die Bereicherungsschuld der Beklagten zur&#252;ckgef&#252;hrt werden sollte. Die Beklagte selbst hat nach der Trennung keine Zahlungen geleistet. Die als von ihr erbracht geltende Zahlung von 1.925,-- DM (3.850,-- DM : 2) reichte aus, ihre Ratenzahlungsverpflichtungen bis auf einen geringen Fehlbetrag von 18,11 DM f&#252;r 13 Monate, also bis einschlie&#223;lich Mai 1986, zu erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die mit Schreiben der Kl&#228;gerin vom 23. Juni 1986 erkl&#228;rte Kreditk&#252;ndigung hat nicht zur F&#228;lligkeit ihrer gesamten bereicherungsrechtlichen Forderung gef&#252;hrt. Unter Ber&#252;cksichtigung der hier anzuwendenden Grunds&#228;tze von Treu und Glauben war die Kl&#228;gerin nach Auffassung des Senats nur bei einem R&#252;ckstand von zwei Monaten zur F&#228;lligstellung ihrer gesamten bereicherungsrechtlichen Forderung berechtigt. Ende Juni 1986 befand sich die Beklagte, wie dargelegt, aber nur mit der Zahlung von etwas mehr als einer Rate in Verzug.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Eine wirksame F&#228;lligstellung ihrer Gesamtforderung hat die Kl&#228;gerin aber durch den der Beklagten am 26. August 1986 zugestellten Mahnbescheid bewirkt. Seinerzeit standen mehr als drei Raten offen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Ratenbetr&#228;ge, mit deren Zahlung sich die Beklagte bis zur Zustellung des Mahnbescheids in Verzug befand, und hinsichtlich der f&#228;lliggestellten Kreditforderung, mit deren Begleichung sich die Beklagte ab Zustellung des Mahnbescheids in Verzug befand, kann die Kl&#228;gerin Verzugszinsen beanspruchen. Die H&#246;he dieser Verzugszinsen ist mit den Kosten zu bemessen, die von der Kl&#228;gerin im Falle einer Refinanzierung der r&#252;ckst&#228;ndigen Betr&#228;ge aufzubringen waren und aufzubringen sind. Der Senat bemi&#223;t die H&#246;he dieser Kosten in st&#228;ndiger Rechtsprechung &#252;ber eine Sch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO mit den von der Deutschen Bundesbank f&#252;r Kontokorrentkredite bis zu 1 Mio. DM ausgewiesenen Schwerpunktzinsen. Insoweit sind f&#252;r die Zeit von Mai 1986 bis zum 28. Februar 1987 9 % Zinsen und f&#252;r die Zeit dem 1. M&#228;rz 1987 8 % Zinsen anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Wegen der Ratenr&#252;ckst&#228;nde sind bis zum 26. August 1986 Verzugszinsen von insgesamt 7,28 DM angefallen. Dementsprechend belief sich die Gesamtforderung der Kl&#228;gerin per 26. August 1986 auf 10.787,52 DM (12.705,24 DM ./. 1.925,-- DM + 7,28 DM).</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Kapitalbetrages von 10.780,24 DM kann die Kl&#228;gerin ab dem 27. August 1986 die oben genannten Zinsen berechnen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 344, 700 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,404
lg-wuppertal-1988-01-28-25-ks-130-js-783-z
{ "id": 818, "name": "Landgericht Wuppertal", "slug": "lg-wuppertal", "city": 509, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
25 Ks 130 Js 7/83 (Z) - 29/85 V -
1988-01-28T00:00:00
2019-03-13T14:54:46
2019-03-27T09:43:12
Urteil
ECLI:DE:LGW:1988:0128.25KS130JS7.83Z29.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Angeklagte wird unter Freisprechung im &#220;brigen wegen Mordes in f&#252;nf F&#228;llen zu einer Gesamtstrafe von</p> <p>lebenslanger Freiheitsstrafe</p> <p>verurteilt.</p> <p></p> <p>Soweit der Angeklagte freigesprochen worden ist, fallen die Kosten des Verfahrens und die ihm erwachsenen notwendigen Auslagen der Staatskasse zur Last; im &#252;brigen sind sie von dem Angeklagten zu tragen.</p> <p></p> <p>- &#167;&#167; 211, 53, 54 StGB n.F.; 211, 74 StGB a.F. -</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td> <p><u>Urteilsgliederung</u></p> </td> <td> <p>Rn.</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>I. Zeitgeschichtlicher Hintergrund</p> </td> <td> <p>3</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>1. Nationalsozialistische "Gleichschaltung"</p> </td> <td> <p>5</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>2. NS-Rassenpolitik</p> </td> <td> <p>12</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>3. Entwicklung/Machtstellung der SS</p> </td> <td> <p>19</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>4. Grundlagen f&#252;r diesen Abschnitt</p> </td> <td> <p>24</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>II. KL Auschwitz</p> </td> <td> <p>26</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>1. Entstehung</p> </td> <td> <p>28</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>2. &#220;bersicht</p> </td> <td> <p>34</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) Stammlager Auschwitz</p> </td> <td> <p>36</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>aa) Umz&#228;unter - innerer Stammlagerbereich</p> </td> <td> <p>38</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>bb) Verwaltungsgeb&#228;ude - u. a. H&#228;ftlingsgeldverwaltung</p> </td> <td> <p>40</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>cc) Effektenlager I</p> </td> <td> <p>42</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Lager Birkenau</p> </td> <td> <p>47</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>aa) Lagerbereiche B I, II, III</p> </td> <td> <p>49</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>bb) Verbindungswege/"neue" Rampe</p> </td> <td> <p>53</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>cc) Krematorien</p> </td> <td> <p>55</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>dd) Lagerabschnitt B II g mit Effektenlager II</p> </td> <td> <p>57</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>c) Nebenlager</p> </td> <td> <p>63</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>3. Organisationsstruktur</p> </td> <td> <p>65</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>4. Lebensverh&#228;ltnisse der Gefangenen</p> </td> <td> <p>75</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>5. Funktion als Massenvernichtungslager</p> </td> <td> <p>99</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>6. Beweismittel/Beweisw&#252;rdigung</p> </td> <td> <p>101</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) &#220;berblick KL</p> </td> <td> <p>103</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Innere Organisation</p> </td> <td> <p>107</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>c) Lebensverh&#228;ltnisse der H&#228;ftlinge</p> </td> <td> <p>109</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>III. Lebenslauf des Angeklagten</p> </td> <td> <p>119</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>1. Werdegang bis zum 22./23. Mai 1944</p> </td> <td> <p>120</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>2. Einsatz im KL Auschwitz/Einstellung und allg. Verhalten gegen&#252;ber Gefangenen</p> </td> <td> <p>126</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>3. Werdegang nach dem 22. Januar 1945</p> </td> <td> <p>143</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>4. Beweismittel/Beweisw&#252;rdigung</p> </td> <td> <p>167</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) Besonderheiten bei Beweisaufnahme und -w&#252;rdigung</p> </td> <td> <p>169</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Zeugen aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge</p> </td> <td> <p>173</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>c) Fr&#252;here SS-Angeh&#246;rige als Zeugen</p> </td> <td> <p>179</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>d) Beweisw&#252;rdigung im einzelnen</p> </td> <td> <p>183</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>aa) Erziehung/Dienstlicher Werdegang</p> </td> <td> <p>185</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>bb) Einsatz/Allgemeinverhalten im KL Auschwitz</p> </td> <td> <p>189</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>cc) Werdegang nach dem 22. Januar 1945</p> </td> <td> <p>203</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>IV. Tatvorw&#252;rfe</p> </td> <td> <p>206</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>1. Taten, die zu einer Verurteilung f&#252;hrten</p> </td> <td> <p>208</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) Erschie&#223;ung eines H&#228;ftlings in einer Arbeitsbaracke des Effektenlagers I</p> </td> <td> <p>210</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Erschie&#223;ung von zwei H&#228;ftlingen an der Verladerampe des Effektenlagers I</p> </td> <td> <p>215</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>c) Erschie&#223;ung eines Kindes im Lagerabschnitt B II g ("B&#252;chsensch&#252;sse")</p> </td> <td> <p>221</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>d) Erschie&#223;ung eines M&#228;dchens im Lagerabschnitt B II g ("B&#252;chsensch&#252;sse")</p> </td> <td> <p>227</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>2. Nicht erwiesener Tatvorwurf</p> </td> <td> <p>230</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>3. Nicht zur Entscheidung angefallene Taten</p> </td> <td> <p>232</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) Sch&#252;sse auf einen franz&#246;sischen H&#228;ftling zwischen Baracken des Lagerabschnitts B II g ("B&#252;chsensch&#252;sse")</p> </td> <td> <p>234</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Schu&#223; auf einen m&#228;nnlichen H&#228;ftling auf der Rampe in Birkenau</p> </td> <td> <p>238</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>c) Erschie&#223;ung eines m&#228;nnlichen H&#228;ftlings im Lagerabschnitt B II g</p> </td> <td> <p>242</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>4. Beweismittel/Beweisw&#252;rdigung</p> </td> <td> <p>247</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) Taten/T&#228;terschaft</p> </td> <td> <p>251</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>aa) zu Ziff. 1 a) und b) - Zeugen G/U1/X2</p> </td> <td> <p>253</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>bb) zu Ziff. 1 c) und d) sowie Ziffer 2 - Zeugin M1</p> </td> <td> <p>271</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>cc) zu Ziff. 3 - Zeugen S, T3</p> </td> <td> <p>286</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>dd) Zeugen vom H&#246;rensagen</p> </td> <td> <p>297</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Subjektive Merkmale</p> </td> <td> <p>314</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>V. Rechtliche Bewertung</p> </td> <td> <p>318</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>1. Kein Verfahrenshindernis</p> </td> <td> <p>320</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) Zul&#228;ssigkeit der Anklageschrift</p> </td> <td> <p>322</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Keine Verj&#228;hrung</p> </td> <td> <p>329</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>2. Strafbarkeit</p> </td> <td> <p>333</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>a) Qualifikation als Mord</p> </td> <td> <p>336</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>aa) niedrige Beweggr&#252;nde - in f&#252;nf F&#228;llen -</p> </td> <td> <p>337</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>bb) grausame Begehungsweise - in vier F&#228;llen -</p> </td> <td> <p>340</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>b) Rechtswidrigkeit</p> </td> <td> <p>347</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>c) Schuld</p> </td> <td> <p>351</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>d) Zusammenfassung</p> </td> <td> <p>356</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>VI. Strafzumessung</p> </td> <td> <p>358</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>VII. Nebenentscheidung</p> </td> <td> <p>364</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>- - - - - - -</p> </td> <td> </td> </tr> <tr> <td> <p>Anhang: Skizzen</p> </td> <td> <p>Nach 365 </p> </td> </tr> </tbody></table> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">GR&#220;NDE: </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Verfahrens sind T&#246;tungshandlungen, die der Angeklagte in dem von der nationalsozialistischen F&#252;hrung w&#228;hrend des Zweiten Weltkrieges in S&#252;dpolen errichteten Konzentrationslager Auschwitz im Jahre 1944 an Deportierten und H&#228;ftlingen des Lagers begangen hat bzw. begangen haben soll. Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund der abgeurteilten Straftaten geht das Schwurgericht von folgenden allgemein bekannten Tatsachen aus:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach der sogenannten Macht&#252;bernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde das rechtstaatliche System der Weimarer Reichsverfassung Schritt f&#252;r Schritt zerst&#246;rt. Der Grundsatz der Gewaltenteilung wurde ausgeh&#246;hlt, der F&#246;deralismus beseitigt, die Rechte der Individuen, insbesondere der Schutz von Minderheiten, aufgehoben, die Demokratieprinzipien durch ein diktatorisches System abgel&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit dem formell verfassungskonform zustande gekommenen "Erm&#228;chtigungsgesetz" vom 24. M&#228;rz 1933 (Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich) befreite sich das nationalsozialistische System von allen Bindungen an die Verfassung und von der parlamentarischen Kontrolle. Die Weimarer Reichsverfassung konnte gem&#228;&#223; Art. 2 des Erm&#228;chtigungsgesetzes grunds&#228;tzlich durch einfaches Reichsgesetz ge&#228;ndert werden. Die Reichsgesetze wiederum konnten nach Art. 1 des Erm&#228;chtigungsgesetzes ohne parlamentarisches Gesetzgebungsverfahren von der Reichsregierung erlassen werden. Legislative und Exekutive waren "gleichgeschaltet".</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die ersten verfassungsrechtlich einschneidenden Gesetze, die von der nationalsozialistischen Reichsregierung erlassen wurden, richteten sich gegen das f&#246;derative System der Weimarer Reichsverfassung. Am 31. M&#228;rz 1933 wurde die Selbst&#228;ndigkeit der L&#228;nder und die Selbstverwaltung der Gemeinden durch das sogenannte erste Gleichschaltungsgesetz (vorl&#228;ufiges Gesetz zur Gleichschaltung der L&#228;nder mit dem Reich) eingeschr&#228;nkt. Endg&#252;ltig zerst&#246;rt wurde die f&#246;derative Struktur durch das Gesetz &#252;ber den Neuaufbau des Reiches vom 30. Januar 1934, mit dem die Volksvertretungen der L&#228;nder aufgehoben und die Landesregierungen - &#252;ber sogenannte Reichsstatthalter - der Reichsregierung unterstellt wurden sowie das Gesetz &#252;ber die Aufhebung des Reichsrates vom 14. Februar 1934. L&#228;nder und Gemeinden waren damit ebenfalls gleichgeschaltet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das parlamentarische System, wie es in den Art. 20 ff WRV festgeschrieben war, wurde durch die NS-Machthaber beseitigt. Mit der Zustimmung zum Erm&#228;chtigungsgesetz hatten die meisten Parteien schon auf ihre tragende Rolle im politischen Leben verzichtet. Unter dem versch&#228;rften Druck der Nationalsozialisten l&#246;sten sie sich im Laufe des Jahres 1933 entweder selbst auf oder wurden verboten. Das Gesetz vom 14. Juli 1933 "gegen die Neubildung von Parteien" schlo&#223; diese Entwicklung ab und sicherte der NSDAP zugleich die Rolle der Staatspartei im Einheitsstaat. Die Vorherrschaft im gesamten staatlichen Bereich wurde der NSDAP ausdr&#252;cklich durch das Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat vom 1. Dezember 1933 zuerkannt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nicht nur das parlamentarische System, sondern auch die rechtstaatlichen Garantien f&#252;r eine allein an Recht und Gesetz ausgerichtete Anwendung &#246;ffentlicher Gewalt wurden von den Nationalsozialisten aufgehoben. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, durch das ein "nationales Berufsbeamtentum" geschaffen werden sollte, gab den Machthabern die M&#246;glichkeit, die personelle Zusammensetzung der Beamtenschaft nach ihren parteipolitischen Vorstellungen zu bestimmen und damit die Aus&#252;bung &#246;ffentlicher Gewalt im Sinne nationalsozialistischer Ideologie zu lenken. War bereits hierdurch die Bindung hoheitlicher Machtaus&#252;bung an Gesetz und Recht in Frage gestellt, so kam hinzu, da&#223; viele der von den Nationalsozialisten erlassenen Gesetze den elementaren Grunds&#228;tzen von Rechtsstaatlichkeit widersprachen. Insbesondere der Bestimmtheitsgrundsatz wurde in einer Vielzahl nationalsozialisischer Normen durchbrochen, weil in ihnen unbestimmte Begriffe wie etwa "gesundes Volksempfinden", "Schutz der Volksgemeinschaft", "nationales Wohl" verwandt wurden, die die Rechtsanwendung fester Ma&#223;st&#228;be enthob und sie zu einem politischen Instrumentarium werden lie&#223;.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Parallel zur Eroberung der Institutionen und politischen "Gleichschaltung" erfolgte die Ausschaltung der politischen Gegner, der sogenannten "Staatsfeinde" bzw. "Volksfeinde". Die NS-Machthaber, an ihrer Spitze Hitler, Goering, G&#246;bbels, R&#246;hm, der Stabschef der SA, und Himmler, der Reichsf&#252;hrer-SS, hatten schon w&#228;hrend des Kampfes um die Macht deutlich ihre Absicht kundgetan, mit den Kommunisten und anderen Widersachern der nationalsozialistischen Bewegung nach der Machtergreifung abzurechnen. Diese "Abrechnung" wurde unter dem Anschein der Legalit&#228;t nach dem Reichstagsbrand auf der Grundlage der Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 eingeleitet. Die Formulierungen der Notverordnung setzten praktisch alle Grundrechte "bis auf weiteres" - ein zeitweiliger Zustand, der bis zum Jahre 1945 andauern sollte - au&#223;er Kraft und begr&#252;ndeten den permanenten Ausnahmezustand. Die nationalsozialistische F&#252;hrung konnte &#252;ber die Polizeiorgane sowie SA und SS, denen hilfspolizeiliche Befugnisse einger&#228;umt wurden, ohne gerichtliche Kontrolle Personen auf unbeschr&#228;nkte Zeit inhaftieren, Hausdurchsuchungen durchf&#252;hren, Telefongespr&#228;che abh&#246;ren, Briefe &#246;ffnen, Zeitungen verbieten bzw. zensieren, Parteien, Vereine und Organisationen aufl&#246;sen, Eigentum beschlagnahmen und Versammlungen verbieten. Der Willk&#252;r waren keine Schranken gesetzt. Eine Welle von Verhaftungen, Verboten, Beschlagnahmen und Beschr&#228;nkungen traf zun&#228;chst die gegnerischen Parteien und deren Mitglieder, in der Folge sonstige oppositionelle Gruppen. Die Verhaftung erfolgte unter Berufung auf die Notverordnung vom 28. Februar 1933 aufgrund eines schriftlichen "Schutzhaftbefehls". Auf diese Weise wurde der Inhaftierte der ordentlichen Gerichtsbarkeit entzogen. Er war auf Gedeih und Verderb den SA-, SS- und Polizeiorganen ausgeliefert. Die massenweise Verhaftung der angeblichen Staatsfeinde f&#252;hrte schon bald zu einer &#220;berf&#252;llung der staatlichen Haftanstalten. Die NS-Machthaber nahmen dies zum &#228;u&#223;eren Anlass, ab Februar/M&#228;rz 1933 f&#252;r die Schutzhaftgefangenen erste Konzentrationslager - u. a. das Konzentrationslager Dachau, das in der Folge wegweisend f&#252;r die innere Organisation der Konzentrationslager werden sollte - einzurichten. Die Leitung der Lager wurde zun&#228;chst SA und SS, nach Ausschaltung der innerparteilichen Opposition anl&#228;sslich des sogenannten R&#246;hm-Putsches im Juni/Juli 1934, in deren Verlauf die SA-Spitzenfunktion&#228;re durch SS-Einheiten verhaftet und hingerichtet wurden, ausschlie&#223;lich der SS &#252;bertragen. Himmler, dem Reichsf&#252;hrer-SS und seit dem Erlass vom 17. Juni 1936 Chef der deutschen Polizei, gelang es auf diese Weise fr&#252;hzeitig, f&#252;r die Schutzhaftgefangenen von der &#214;ffentlichkeit abgeschirmte Bezirke zu schaffen, die jeder &#246;ffentlichen Kontrolle - insbesondere durch die Justiz - entzogen und in denen die Inhaftierten der Willk&#252;r der Bewachungsmannschaften ausgesetzt waren. Der SS stand mit diesem Staat im Staate ein dauerhaftes Machtinstrument zur Unterdr&#252;ckung jeglicher Opposition zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Entwicklung der Konzentrationslager war in der Folge untrennbar verbunden mit den Verfolgungsma&#223;nahmen gegen&#252;ber den Menschen j&#252;dischen Glaubens und j&#252;discher Abstammung. Der Antisemitismus, dessen geistige Wegbereiter verst&#228;rkt schon im 19. Jahrhundert zu finden sind, war auch in der Weimarer Republik weit verbreitet. F&#252;r Hitler und seine engsten Vertrauten war die Rassenideologie die zentrale Idee der nationalsozialistischen Weltanschauung. Sie fand bereits Eingang in das Parteiprogramm der NSDAP vom 24. Februar 1920, das die aggressive Politik gegen das "Judentum" programmatisch festlegte: "Staatsb&#252;rger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne R&#252;cksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein." Alsbald nach der Machtergreifung begannen die NS-Machthaber, das grundlegende Staatsziel, die systematische Entrechtung der Juden, in die Tat umzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gewalttaten gegen j&#252;dische B&#252;rger und ihr Eigentum leiteten am 1. April 1933 die Beschr&#228;nkung der Lebensm&#246;glichkeiten deutscher Juden ein. Mit der Entlassung j&#252;discher Richter und Beamten begann die administrative Ausschaltung aus allen Lebensbereichen. Gesetzliche Grundlage f&#252;r erste Ma&#223;nahmen bildete neben der bereits erw&#228;hnten Verordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 und dem Erm&#228;chtigungsgesetz vom 24. M&#228;rz 1933 das Berufsbeamtengesetz vom 7. April 1933 mit seinen Durchf&#252;hrungsverordnungen, deren erste eine Definition des Begriffs Nichtarier gab; hierunter wurden insbesondere Juden und Abk&#246;mmlinge von Juden verstanden. In der Folge wurde der sogenannte "Arier-Paragraph" auf weitere Berufsgruppen ausgedehnt. Eine Vielzahl von Gesetzen, Verordnungen und Erlassen zielte darauf ab, den j&#252;dischen Bev&#246;lkerungsteil g&#228;nzlich aus dem &#246;ffentlichen Leben zu verbannen. Betroffen von diesen Ma&#223;nahmen waren beispielhaft &#196;rzte, Apotheker, Anw&#228;lte, Notare, K&#252;nstler und Journalisten. Juden durften Universit&#228;ten und Schulen nur noch in immer kleiner werdenden Kontingenten besuchen. Sie wurden von Ehren&#228;mtern, Steuererm&#228;&#223;igungen, vielen Sozialleistungen, vom Wehrdienst und aus Vereinen aller Art ausgeschlossen. Vorl&#228;ufiger H&#246;hepunkt dieser Entwicklung waren die sogenannten N&#252;rnberger Gesetze vom 15. September 1935, darunter das "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre", das k&#252;nftig die formale Grundlage zu exzessiven Vorgehen gegen sogenannte "Rassenschande" bot, ferner das Reichsb&#252;rgergesetz, das Juden in Deutschland gegen&#252;ber arischen Reichsb&#252;rgern mit vollem Rechtstatus zu blo&#223;en "Staatsangeh&#246;rigen" herabstufte, die nur noch dem vorgeblichen "Schutz" des Staates unterstanden, denen die Rechte des B&#252;rgers - "Volksgenossen" - hingegen versagt wurden. Nach einer gewissen Beruhigungsphase wurden die deutschen Juden entsprechend dem Plan der NS-Machthaber etwa ab 1938 gezielt aus dem Wirtschaftsleben verdr&#228;ngt. Parallel hierzu wurden die Anstrengungen verst&#228;rkt, die Auswanderung m&#246;glichst aller Juden aus dem Reichsgebiet unter deren schrittweiser Enteignung durchzusetzen. Diesem Zwecke dienten eine gro&#223;e Zahl von Gesetzen, Verordnungen und Erlassen. So wurde der Status der j&#252;dischen Religionsgemeinden als K&#246;rperschaften &#246;ffentlichen Rechts mit Gesetz vom 28. M&#228;rz 1938 in Vereine b&#252;rgerlichen Rechts umgewandelt. Die Verordnung vom 26. April 1938 &#252;ber die Verpflichtung zur Anmeldung "j&#252;dischen Verm&#246;gens" setzte den "Beauftragten f&#252;r den Vierjahresplan", Goering, in die Lage, jederzeit j&#252;disches Verm&#246;gen entsch&#228;digungslos einzuziehen und anderweitig zu verwenden. Durch das am 6. Juli 1938 in Kraft getretene Gesetz zur &#196;nderung der Gewerbeordnung wurde Juden die Aus&#252;bung bestimmter Berufe verboten; die Betroffenen waren gezwungen, ihre Unternehmen bis zum 31. Dezember 1938 aufzugeben oder zu ver&#228;u&#223;ern. Verblieben den in Wirtschaft und Handel t&#228;tigen Juden hiernach noch begrenzte Arbeitsm&#246;glichkeiten, so &#228;nderte sich die Situation schlagartig mit der sogenannten "Reichskristallnacht" vom 9. auf den 10. November 1938.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die nationalsozialistische F&#252;hrung nahm das Attentat eines jungen Juden auf den deutschen Botschaftsrat Ernst vom Rath in Paris als willkommenen Anla&#223;, die Verfolgung der Juden zu verst&#228;rken. Ein Aufruf an alle Parteigliederungen f&#252;hrte zu dem angeblich "spontanen" Massenpogrom, in dessen Verlauf j&#252;dische Gesch&#228;fte und Wohnungen durch Anh&#228;nger der Nationalsozialisten verw&#252;stet, fast alle Synagogen niedergebrannt, Pl&#252;nderungen vorgenommen, Juden mi&#223;handelt und get&#246;tet und Tausende - vor allem wohlhabender - Juden in Schutzhaft genommen, d. h. in Konzentrationslager verbracht wurden. Mit kaum zu &#252;berbietendem Zynismus wurde den im Reich verbliebenen Juden die Zahlung einer "S&#252;hne" in H&#246;he von einer Milliarde Reichsmark wegen des Attentats eines Juden auf einen Deutschen auferlegt. Die Lebensm&#246;glichkeiten wurden nach und nach durch administrative Ma&#223;nahmen (weiter) rigoros eingeschr&#228;nkt, um einen wirksamen Auswanderungsdruck zu erzeugen und die j&#252;dische Bev&#246;lkerung schnell zu vermindern. Bereits im Dezember 1938 wurde Juden der F&#252;hrerschein entzogen. Ihre Bewegungsfreiheit wurde durch Bannmeilen und zeitliche Begrenzung beschr&#228;nkt. Juden wurden vom Besuch der Hochschulen ausgeschlossen. Alle j&#252;dischen Gewerbetreibenden konnten gezwungen werden, ihre Betriebe innerhalb k&#252;rzester Frist aufzul&#246;sen. Ihnen blieben nur einfachste Arbeiten, um den Lebensunterhalt bestreiten zu k&#246;nnen. Nach Kriegsbeginn zwang eine Flut von Verordnungen die noch au&#223;erhalb der Konzentrationslager lebenden Juden zu einem Schattendasein. Ihre totale gesellschaftliche &#196;chtung kam in &#167; 1 der Polizeiverordnung &#252;ber die Kennzeichnung der Juden vom 1. September 1941 zum Ausdruck: "Juden, die das 6. Lebensjahr vollendet haben, ist es verboten, sich in der &#214;ffentlichkeit ohne einen Judenstern zu zeigen ...". Nach &#167; 2 war den Juden untersagt, ihre Wohngemeinde ohne Erlaubnis der &#246;rtlichen Polizeibeh&#246;rde zu verlassen. Entsprechende Verordnungen wurden nach Kriegsbeginn in den annektierten und besetzten Gebieten eingef&#252;hrt. Die l&#252;ckenlose Erfassung der j&#252;dischen Bev&#246;lkerungskreise und der jederzeitige Zugriff auf sie waren auf diese Weise sichergestellt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Eroberung osteurop&#228;ischer Gebiete f&#252;hrte seit dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zu einer dramatischen Wende in der Judenpolitik der nationalsozialistischen F&#252;hrung. Wurde zun&#228;chst noch zu Kriegsbeginn die Auswanderung aller im damaligen Reichsgebiet lebenden Juden als Ziel der deutschen Judenpolitik propagiert, in der Folge, insbesondere nach Abschluss des "Frankreich-Feldzuges" der sogenannte Madagaskar-Plan, der die zwangsweise Umsiedlung der europ&#228;ischen Juden auf die Insel Madagaskar vorsah, diskutiert, so wurde dieser Plan ebenso wie derjenige, der die Errichtung eines "Ostreservates" zur Ansiedlung europ&#228;ischer Juden vorsah, mit dem &#220;berfall auf die Sowjetunion fallengelassen. An ihre Stelle trat als erkl&#228;rtes Ziel des Krieges, neben der Gewinnung von "Lebensraum" die Ausrottung der "j&#252;disch-bolschewistischen F&#252;hrungsschicht in Reich" und der Juden in Osteuropa. Hitler erteilte den sogenannten Endl&#246;sungsbefehl im Jahre 1941 m&#252;ndlich zumindest an Goering, G&#246;bbels, Himmler und Heydrich. Himmler wurde die praktische Durchf&#252;hrung &#252;bertragen. Auf dessen Befehl und unter Mitwirkung des ihm unterstellten SS-Obergruppenf&#252;hrers Reinhard Heydrich, als Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes und als Leiter des Reichssicherungshauptamtes wurden hinter der k&#228;mpfenden Truppe im Osten in Ausf&#252;hrung des Endl&#246;sungsbefehls durch sogenannte SS-Einsatzgruppen im Sommer 1941 Massent&#246;tungen, in der Regel Massenerschie&#223;ungen, der j&#252;dischen Bev&#246;lkerung in den besetzten Gebieten der Sowjetunion vorgenommen. &#196;hnliche Eins&#228;tze hatte es schon im "Polen-Feldzug" gegeben. Sie gingen seinerzeit einher mit dem Abtransport der &#252;berlebenden Juden in gr&#246;&#223;ere St&#228;dte, wo Gettos gebildet wurden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Massenerschie&#223;ungen erregten trotz aller Geheinhaltungsma&#223;nahmen gro&#223;es Aufsehen. Die auff&#228;llige T&#246;tungsmethode der Einsatzgruppen sollte daher nach dem Willen der nationalsozialistischen F&#252;hrung durch eine ebenso unbarmherzige, aber lautlose T&#246;tungsmechanik ersetzt werden, die abgeschirmt von der &#214;ffentlichkeit und unter Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit der Opfer in Szene gesetzt werden konnte. Hierf&#252;r boten sich die Mordmethoden an, die bei der Durchf&#252;hrung des Euthanasieprogramms in den Jahren 1939 bis 1941 zur planm&#228;&#223;igen T&#246;tung von Geisteskranken und solchen Menschen, die dazu erkl&#228;rt wurden (sogenanntes lebensunwertes Leben), entwickelt worden waren. In Verlauf dieser Aktion hatten besondere Baukommandos in "Heilanstalten", die von Kranken "freigemacht" werden sollten, feste - abgedichtete und mit Gasanschl&#252;ssen versehene - Gaskammern eingerichtet. Hierin konnte eine Vielzahl von Menschen innerhalb kurzer Zeit dadurch get&#246;tet werden, da&#223; man ein t&#246;dlich wirkendes Gas in den Raum leitete. Die Leichen wurden anschlie&#223;end in Krematorien verbrannt. Um die befohlene systematische Vernichtung aller Juden im deutschen Einflu&#223;bereich mit der angestrebten Perfektion und mit gr&#246;&#223;tm&#246;glichem wirtschaftlichen Gewinn durchf&#252;hren zu k&#246;nnen, berief Heydrich, dem die zentrale Leitung der Ma&#223;nahmen f&#252;r eine "Gesamtl&#246;sung der Judenfrage in Europa" oblag, Vertreter aller Zentralinstanzen zu einer Konferenz in Berlin am Gro&#223;en Wannsee ein. In der heute allgemein als 1. Wannsee-Konferenz bezeichneten Sitzung gab Heydrich im Januar 1942 zun&#228;chst einen &#220;berblick &#252;ber den Verlauf der Judenpolitik seit 1933. Alsdann erl&#228;uterte er den Anwesenden den Plan der "Endl&#246;sung", wonach die etwa 11 Millionen Juden Europas ohne justizielles Verfahren physisch vernichtet werden sollten. Als erster Schritt war danach die Deportation in Durchgangslager der Gettos im Osten vorgesehen; alsdann sollten die Juden bei schwerer Arbeit eingesetzt werden. Wer dies &#252;berstand, sollte "entsprechender Behandlung" zugef&#252;hrt, d. h. liquidiert werden. Unter der nach dem Vornamen Heydrichs gew&#228;hlten Tarnbezeichnung "Aktion Reinhard" erwies sich die Massent&#246;tung durch Gas in ortsfesten Vernichtungsst&#228;tten in der Folge als geeignetste Methode, um der nach Osten dirigierten Menschenmassen Herr zu werden und sie "entsprechend behandeln" zu k&#246;nnen. Neben den 1942 eingerichteten "reinen" Vernichtungslagern der "Aktion Reinhard" Treblinka, Belzec und Sobibor wurde das Vernichtungslager Chelmo (Kulmhof), zeitweilig das Konzentrationslager Majdanek und das Konzentrationslager Auschwitz in die Durchf&#252;hrung der Ausrottungsma&#223;nahmen mit einbezogen. Millionen von Juden verloren in diesen und den &#252;brigen Lagern bis zum Ende des Krieges ihr Leben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die nationalsozialistische F&#252;hrungsspitze strebte die planvolle, unbarmherzige Vernichtung aller Juden im deutschen Einflu&#223;bereich nicht nur aus den ideologischen Vorstellungen eines verblendeten und sittlich auf tiefster Stufe stehenden Antisemitismus an. Im Verlauf des Krieges gewann der wirtschaftliche Aspekt, die gr&#246;&#223;tm&#246;gliche Ausnutzung der Arbeitskraft der noch lebenden und arbeitsf&#228;higen Juden und die wirtschaftlich perfekte Erfassung und Verwertung der von den get&#246;teten Juden hinterlassenen, ihnen bis in die Lager noch verbliebenen Habe, deutlich an Gewicht. Die Ma&#223;nahmen im Rahmen der Aktion Reinhard konzentrierten sich daher einerseits auf die Massenvernichtung im Sinne des Endl&#246;sungsbefehls und die Wegnahme sowie Verwertung des Hab und Gutes der zur sofortigen Vernichtung bestimmten Opfer und andererseits auf die Ausbeutung der noch lebenden, arbeitsf&#228;higen Juden als billigste Arbeitskr&#228;fte. Zur Ausbeutung der j&#252;dischen Arbeitskraft und zur Verwertung der Hinterlassenschaft der get&#246;teten Juden entstand ein Netz, insbesondere f&#252;r die R&#252;stung bedeutsamer SS-eigener Wirtschaftsunternehmen - wie die deutschen Ausr&#252;stungswerke (DAW) -, die sich &#252;ber die Konzentrationslager verteilten. Wie mit den Habseligkeiten der get&#246;teten Juden zu verfahren war, wurde mittels Anordnungen und Richtlinien vom SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) in Berlin festgelegt. Dementsprechend wurden in den Lagern w&#228;hrend und nach den Vernichtungsaktionen Gep&#228;ck, Kleidung, Wert- und Gebrauchsgegenst&#228;nde in einem besonderen Teil des Lagers sortiert, grob bearbeitet und an das WVHA oder die von diesem bestimmten Organisationen - wie die volksdeutsche Mittelstelle - versandt. Die dazu n&#246;tigen Arbeiten wurden von Arbeitskommandos, die aus den Reihen der H&#228;ftlinge ausgew&#228;hlt wurden, durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Durchsetzung der spezifischen Ziele des Nationalsozialismus stand den Machthabern mit der von Himmler 1929 gegr&#252;ndeten SS ein geeignetes Instrument zur Verf&#252;gung. Tenor der Erziehung dieser sogenannten Elite war der Glaube an die &#220;berlegenheit der arischen Rasse und an die Minderwertigkeit der Nichtarier. Die SS sollte nach dem Willen Himmlers als "nordischer M&#228;nnerorden" neben der anfangs im Vordergrund stehenden besonderen Einsatzfunktion f&#252;r Hitler (Leibwache - "Schutzstaffel") und der politischen Sicherungsaufgabe im Staat eine Auslese bilden, die als k&#252;nftige "Herrenrasse" f&#252;r s&#228;mtliche "Ordnungsauftr&#228;ge" im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich qualifiziert war. Dementsprechend wurden die Mitglieder dieses "Ordens" auf das nationalsozialistische - insbesondere das rassenideologische - Gedankengut und die ausschlie&#223;liche Geltung des "F&#252;hrerwillens" eingeschworen. Sie hatten sich allein an der eigenen Ideologie der SS auszurichten, die den unbedingten Gehorsam gegen&#252;ber jedem Befehl und eiserne Disziplin propagierte und diesen Grunds&#228;tzen alle menschlichen, sittlichen, moralischen und religi&#246;sen Ma&#223;st&#228;ben unterordnete. "Den Tod zu geben und zu nehmen" geh&#246;rte zu den selbstherrlichen Postulaten eines hochgez&#252;chteten Elitebewu&#223;tseins, das die SS pr&#228;destinierte, die rassenpolitischen Ma&#223;nahmen im besetzten Europa als Vollzugsorgan durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Um ein H&#246;chstma&#223; an Einflu&#223; zu gewinnen, erstrebte Himmler immer weiterreichende Funktionen und Machtbefugnisse f&#252;r seinen "Orden". Wesentlicher Faktor f&#252;r den Ausbau der SS-Macht war die Ernennung Himmlers zum Chef der deutschen Polizei mit dem erw&#228;hnten Erlass vom 17. Juni 1936. Mit dieser Ma&#223;nahme ging nicht nur eine Zentralisierung des deutschen Polizeiwesens einher. Sie war zugleich Ausgangspunkt f&#252;r die von Himmler bewu&#223;t angestrebte Vereinheitlichung von SS und Polizei, was sinnf&#228;llig in der Vereinigung eines Parteiamtes (Reichsf&#252;hrer-SS) mit dem neu gegr&#252;ndeten staatlichen Amt ("Chef der deutschen Polizei") in seiner Person zum Ausdruck kam. Nach seiner Ernennung organisierte Himmler die Polizei von Grund auf neu. Er errichtete zwei Haupt&#228;mter, das "Hauptamt Ordnungspolizei", zu dem die Schutzpolizei, die Gendarmerie und die sogenannte Verwaltungspolizei geh&#246;rten, und das "Hauptamt Sicherheitspolizei" (Sipo), das im wesentlichen von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) - der durch Erlass des Reichsinnenministers vom 25. Januar 1938 die ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Schutzhaftverh&#228;ngung und die Entlassung von Schutzhaftgefangenen aus den Konzentrationslagern zukam - und der Kriminalpolizei gebildet wurde. Mit der Neuorganisation gingen Personalentscheidungen einher, die auf eine immer engere Verflechtung zwischen Polizei und SS abzielten. So betraute Himmler mit der F&#252;hrung des Hauptamtes Sicherheitspolizei einen seiner engsten Vertrauten, den damaligen SS-Gruppenf&#252;hrer Heydrich. Auf dem Weg zu einer v&#246;lligen Verschmelzung von SS und Polizei errichtete Himmler kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit Erlass vom 27. September 1939 das Reichssicherungshauptamt (RSHA), indem er das Hauptamt Sicherheitspolizei mit dem Sicherheitsdienst der SS (SD) vereinigte und den zwischenzeitlich zum SS-Obergruppenf&#252;hrer avancierten Heydrich zu dessen Chef ernannte. Das RSHA - hier das Amt IV - blieb bis Kriegsende in Fortf&#252;hrung der Aufgaben der Gestapo f&#252;r die Einweisungen und Entlassungen der Konzentrationslagerh&#228;ftlinge zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Neben der institutionellen und personellen Durchdringung des Polizeiwesens kennzeichnete der Aufbau bewaffneter SS-Truppen am augenf&#228;lligsten die Machtausweitung Himmlers. Entgegen den Versprechungen Hitlers gegen&#252;ber der Reichswehr entwickelten sich mit seiner Billigung aus den "politischen Bereitschaften", einer im Gegensatz zur "allgemeinen SS" bewaffneten und kasernierten SS-Einheit, die im Zuge der ersten Verhaftungswelle nach dem Brand des Reichstagsgeb&#228;udes als Hilfspolizei Verwendung fand, und der "Leibstandarte Adolf Hitler" die "SS-Verf&#252;gungstruppe" und die mit der Leitung, Organisation und Bewachung von Konzentrationslagern betrauten "SS-Totenkopfverb&#228;nde". Diese Gliederungen stellten die Kader f&#252;r die milit&#228;risch ausgebildete Waffen-SS, deren Truppen nach Kriegsbeginn systematisch erweitert und an der Front eingesetzt wurden. Hiervon ausgenommen waren die formal zur Waffen-SS z&#228;hlenden, &#252;berwiegend aus nicht voll Kriegsverwendungsf&#228;higen zusammengesetzten SS-Totenkopfverb&#228;nde (Wachsturmbanne), die (weiterhin) als Vollzugsorgane der rassenpolitischen Ma&#223;nahmen im besetzten Europa in dem immer umfangreicher werdenden Konzentrationslagerbereich Verwendung fanden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r die Leitung, Organisation und Bewachung der Konzentrationslager eingesetzten Kr&#228;fte unterstanden bei ihrem Einsatz der Befehlsgewalt ihrer Vorgesetzten in der hierarchischen Organisationsstruktur der SS. Ihr strafrechtlicher Status bestimmte sich in diesem Einsatz nach den Vorschriften des Milit&#228;r-Strafgesetzbuches. Nach &#167; 1 Ziffer 6 der "Verordnung &#252;ber die Sondergerichtsbarkeit in Strafsachen f&#252;r Angeh&#246;rige der SS und f&#252;r die Angeh&#246;rigen der Polizeiverb&#228;nde bei besonderem Einsatz" vom 17. Oktober 1939 wurde eine entsprechende Sondergerichtsbarkeit in Strafsachen begr&#252;ndet. &#167; 3 dieser Verordnung bestimmte, da&#223; im Geltungsbereich der Sondergerichtsbarkeit die Vorschriften des Milit&#228;r-Strafgesetzbuches sinngem&#228;&#223; anzuwenden waren. Damit waren SS-Mitglieder, die - wie der Angeklagte - aus der Waffen-SS (Totenkopf-Verb&#228;nde) kamen, dieser Sondergerichtsbarkeit und dem Milit&#228;r-Strafrecht unterstellt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Den Ausf&#252;hrungen zum zeitgeschichtlichen Hintergrund liegen die allgemeinkundigen, geschichtlich gesicherten Tatsachen zugrunde, wie sie sich zum einen aus den einschl&#228;gigen Gesetzen und Verordnungen der damaligen Zeit, die in Gesetz- und Verordnungsbl&#228;ttern ver&#246;ffentlicht sind, zum anderen aus den ver&#246;ffentlichten Erkenntnissen der zeitgeschichtlichen Forschung - zu denen beispielhaft verwiesen wird auf: Buchheim/Broszat/Jacobsen/ Krausnick, Anatomie des SS-Staates, Walter-Verlag, Bd. I und II; Hofer, Der Nationalsozialismus - Dokumente 1933 - 1945, Fischer-Verlag; Kogon, Der SS-Staat, Wilhelm Heyne-Verlag - ergeben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Entstehung und Entwicklung des Konzentrationslagers Auschwitz - nach der amtlich gebrauchten Abk&#252;rzung: KL Auschwitz - ist untrennbar verbunden mit den wechselnden Zielvorstellungen der NS-Machthaber im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges. Die urspr&#252;ngliche Zweckbestimmung als Durchgangslager wurde schon bald von der Funktion als Arbeitslager, das der grenzenlosen Ausbeutung der H&#228;ftlingsarbeitskraft und der damit einhergehenden Wertsch&#246;pfung f&#252;r den "SS-Staat" diente, abgel&#246;st. Im Rahmen der "Endl&#246;sung der Judenfrage" trat die Funktion als Massenvernichtungslager f&#252;r die systematische Ausrottung j&#252;discher Menschen hinzu.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach Kriegsbeginn zeigte sich, da&#223; die Polizeigef&#228;ngnisse und bestehenden Konzentrationslager nicht entfernt ausreichten, um die ins Riesenhafte steigenden Scharen von "Schutzhaftgefangenen" aufzunehmen. Das galt insbesondere f&#252;r die besetzten Ostgebiete. Neben dem Ausbau der vorhandenen Konzentrationslager in Deutschland l&#246;ste die NS-F&#252;hrung dieses Problem mit der Errichtung neuer Lager. Hierzu z&#228;hlte das KL Auschwitz. Anfangs war es als blo&#223;es Durchgangslager geplant, in dem die H&#228;ftlinge aus Schlesien und dem Generalgouvernement eine Quarant&#228;nezeit durchmachen sollten, bevor man sie in andere Lager auf innerdeutsches Gebiet verbrachte. Bei der Auswahl der &#214;rtlichkeit f&#252;r das Lager waren die Verkehrsbedingungen und die Unterbringungsm&#246;glichkeiten ausschlaggebend. Wegen der Eilbed&#252;rftigkeit kam der Neubau eines Lagers nicht in Betracht. Vorgezogen wurde die Verwendung eines bestehenden Objektes, das zudem - wegen der geplanten Transporte - eine Anbindung an eine Eisenbahnlinie aufweisen sollte. Diese Bedingungen erf&#252;llte ein Komplex von ehemaligen polnischen Kasernengeb&#228;uden in Zasole, einem Vorort von Auschwitz. Das Gel&#228;nde geh&#246;rte damals zu den dem deutschen Reich eingegliederten Ostgebieten. Es liegt in einer Niederung zwischen den Fl&#252;ssen Weichsel und Sola. In der N&#228;he der Kasernengeb&#228;ude verlief die Bahnlinie Kattowitz-Auschwitz-Krakau. Mit der Errichtung des KL Auschwitz beauftragte Himmler im Mai 1940 den damaligen Schutzhaftlagerf&#252;hrer des KL Sachsenhausen H&#246;ss; zugleich ernannte er ihn zum Kommandanten f&#252;r das zu gr&#252;ndende Lager. Vorgegeben war als Aufgabe, innerhalb k&#252;rzester Zeit aus dem Geb&#228;udebestand ein Quarant&#228;nelager f&#252;r 10.000 H&#228;ftlinge zu schaffen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">H&#246;ss nahm umgehend mit einigen SS-Angeh&#246;rigen, aus der Stadt Auschwitz zwangsweise rekrutierten Juden und 30 aus dem KL Sachsenhausen &#252;berstellten (inhaftierten) Berufsverbrechern, die in der Folge als Vorgesetzte der H&#228;ftlinge (sogenannte Funktionsh&#228;ftlinge) eingesetzt wurden, den Bau des Lagers in Angriff. Als eine der ersten Ma&#223;nahmen wurde die Zivilbev&#246;lkerung in der n&#228;heren Umgebung der ehemaligen Kaserne zwangsweise evakuiert. Der urspr&#252;ngliche Bauplan des Lagers bildete zugleich die erste Richtlinie f&#252;r die H&#228;ftlingsbesch&#228;ftigung. Die zur Nutzung vorgesehenen Kasernengeb&#228;ude hatten keine Kanalisation und keine sanit&#228;ren Einrichtungen. Einige waren im Verlauf der Kriegshandlungen im Jahre 1939 teilweise zerst&#246;rt worden. Erste dringliche Arbeiten wurden bereits in Mai 1940 durchgef&#252;hrt. Das Lagergel&#228;nde wurde oberfl&#228;chlich in Ordnung gebracht. Ein Steingeb&#228;ude wurde eingerichtet und mit Stacheldraht umz&#228;unt. Am 14. Juni 1940 traf der erste Transport polnischer H&#228;ftlinge im Lager ein. Von diesem Zeitpunkt an wuchs der Zahlenstand der Inhaftierten rasch. Mit Hilfe der H&#228;ftlinge wurde der weitere Lageraufbau schnell vorangetrieben. Das Gel&#228;nde wurde geebnet, die Lagerstra&#223;en befestigt, Steingeb&#228;ude (Blocks) ausgebaut, instandgesetzt und neu errichtet. Der gesamte Lagerkomplex, der f&#252;r die Unterbringung der H&#228;ftlinge diente, wurde eingez&#228;unt und mit Wacht&#252;rmen umstellt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Bereits gegen Ende des Jahre 1940 wurde die Zweckbestimmung des KL Auschwitz als Durchgangslager aufgegeben. Die nahegelegene ostoberschlesische Industrie, f&#252;r die die billige Arbeitskraft der H&#228;ftlinge ebenso ausgenutzt werden konnte wie f&#252;r SS-eigene Produktionsst&#228;tten und landwirtschaftliche Betriebe in der N&#228;he und Umgebung des Lagers bestimmte Himmler zu weitreichenden Pl&#228;nen. Diese sahen eine ver&#228;nderte Funktion des Lagers - nunmehr als Arbeitslager - und die Konzentration gro&#223;er H&#228;ftlingskontingente im KL Auschwitz vor. Dementsprechend gab Himmler bei einer ersten Besichtigung des Lagers Anfang M&#228;rz 1941 die Weisung, den auf dem Kasernengel&#228;nde errichteten Komplex f&#252;r 30.000 Gefangene zu erweitern. Gleichzeitig ordnete er die Ausdehnung des Gesamtlagerbereichs - sogenanntes Interessensgebiet KL Auschwitz - auf eine Fl&#228;che von 40 km&#178; und die Errichtung eines zweiten Lagers f&#252;r 100.000 H&#228;ftlinge auf dem Gel&#228;nde des nahegelegenen, ca. 3 km vom Lager Auschwitz entfernten Dorfes Birkenau (Brzezinka oder Brzezinki) an. Nachfolgend gab er die Anweisung, das weitere Lager mit einer Kapazit&#228;t f&#252;r 200.000 Gefangene anzulegen. Der Aufbau des Lagers Birkenau wurde im Oktober 1941 begonnen und in mehreren Bauabschnitten fast bis in die letzten Monate der Existenz des Lagers fortgesetzt. Bis zu dieser Zeit waren etwa 300 der geplanten 600 H&#228;ftlingsbaracken errichtet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Neben H&#228;ftlingsunterk&#252;nften wurden im Laufe des Jahre 1941 bereits im Lager bestehende Handwerksbetriebe sowie SS-eigene Wirtschaftsbetriebe wie die DAW ausgebaut. Seit 1941 wurden die H&#228;ftlinge ferner zur Arbeit in der Landwirtschaft und in Z&#252;chtereien, die in &#220;bereinstimmung mit Himmlers Anordnung auf den unter der Verwaltung des Lagerkommandanten stehenden Gebieten angelegt wurden, eingesetzt. Ab Fr&#252;hjahr 1941 wurden der IG-Farbenindustrie in st&#228;ndig steigender Zahl H&#228;ftlinge aus dem KL Auschwitz zur Verf&#252;gung gestellt, die zun&#228;chst zum Aufbau eines Buna-Werkes in dem 7 km vom Lager entfernten Dwory eingesetzt wurden. Schwierigkeiten mit H&#228;ftlingstransporten zum Arbeitsplatz, die zu einen Absinken der Arbeitsleistung f&#252;hrten, bewogen die IG-Farbenindustrie, in dem den Buna-Werken nahegelegenen, ausgesiedelten Dorf Monowitz ein Sonderlager f&#252;r die H&#228;ftlinge einzurichten. In Oktober 1942 wurden die Gefangenen dorthin &#252;berf&#252;hrt. Dieses in der ersten Zeit Buna-Lager, sp&#228;ter H&#228;ftlingsarbeitslager Monowitz genannte Nebenlager (Au&#223;enlager) geh&#246;rte zum Bereich des KL Auschwitz. In der Folge entstand eine Vielzahl von kleineren H&#228;ftlingslagern - Au&#223;enlagern - bei anderen Industriebetrieben in der n&#228;heren und weiteren Umgebung des Lagers.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Im Zusammenhang mit den im Rahmen der "Endl&#246;sung der Judenfrage" erteilten Befehlen wurde im Jahre 1942 mit dem Bau von vier riesigen Gaskammern und Krematorien begonnen, die im Jahre 1943 in Betrieb genommen wurden. Seitdem hatte das KL Auschwitz nicht mehr allein die Funktion als Arbeitslager, es diente vielmehr auch und vor allem als St&#228;tte der systematischen Massenvernichtung insbesondere der j&#252;dischen Menschen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das Interessensgebiet des KL Auschwitz war r&#228;umlich im wesentlichen in drei gro&#223;e Bereiche aufgeteilt, n&#228;mlich das auf dem ehemaligen Kasernengel&#228;nde errichtete Lager, das Lager Birkenau und eine Vielzahl von Neben- bzw. Au&#223;enlagern, deren gr&#246;&#223;tes das Lager Monowitz war.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das auf dem ehemaligen Kasernengel&#228;nde erstellte Lager wurde Stammlager genannt. Im s&#252;dlichen Bereich grenzte das in Form eines Rechtecks angelegte Lager an die entlang der Sola f&#252;hrende Stra&#223;e von Auschwitz nach Rajsko. In einer Entfernung von ca. 2 km zum Lager verlief n&#246;rdlich die Eisenbahnlinie Kattowitz-Auschwitz-Krakau. Von dieser Hauptlinie wurde ein parallel hierzu verlaufendes Nebengleis angelegt, das am Ende mit einer Holzrampe ausgestattet war. Auf dieser - nach der Errichtung einer (neuen) Rampe in Birkenau "alte Rampe" genannten - Rampe endeten in den Jahren bis zum Fr&#252;hjahr 1944 die H&#228;ftlingstransporte aus den besetzten L&#228;ndern Europas. Von der Hauptbahnstrecke wurde des weiteren ein Nebengleis eingerichtet, das in s&#252;dwestlicher Richtung zum Stammlager f&#252;hrte. Dieses Gleis, auf das nachfolgend noch n&#228;her einzugehen sein wird, wurde nicht zum Transport von Deportierten genutzt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Stammlager bestand aus dem Schutzhaftlager, das vornehmlich der Unterbringung der H&#228;ftlinge diente, und den au&#223;erhalb des Lagers liegenden Geb&#228;uden. In dem Schutzhaftlager, das mit einem - nachts unter Starkstrom gesetzten - Stacheldrahtzaun umgeben war, wurde in zwei nebeneinander liegenden Geb&#228;uden (Blocks) eine Effekten- und eine Bekleidungskammer eingerichtet. In der Effektenkammer - Effektenkammer I genannt - wurde das pers&#246;nliche Eigentum (Effekten) der im Lager untergebrachten Gefangenen aufbewahrt. Auf n&#228;here Einzelheiten zum Schutzhaftlager soll hier nicht weiter eingegangen werden, weil die dem Angeklagten zur Last gelegten Taten sich nicht in diesem Bereich zugetragen haben bzw. zugetragen haben sollen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">An der &#246;stlichen Schmalseite des Schutzhaftlagers schlossen sich au&#223;erhalb der Stacheldrahtumz&#228;unung drei Geb&#228;ude an, in denen verschiedene Dienststellen ihre B&#252;ror&#228;ume hatten. In einem zur Sola - s&#252;dlich - gelegenen Geb&#228;ude unterhielt der Kommandanturstab seine B&#252;ros. In dem mittleren Geb&#228;ude war die Verwaltungsabteilung untergebracht. Zu der Verwaltungsabteilung geh&#246;rte u. a. die Gefangeneneigentumsverwaltung. Diese wiederum war unterteilt in die H&#228;ftlingsgeldverwaltung (HGV) mit den Unterabteilungen f&#252;r Reichsmark einerseits und Devisen andererseits, die Wertsachenverwaltung, die Effektenkammerverwaltung und die Effektenlagerverwaltung. Die Gefangeneneigentumsverwaltung war im weitesten Sinne mit der Erfassung, Registrierung, Verwahrung und Verteilung der pers&#246;nlichen Habe der in das KL Auschwitz verbrachten Deportierten befa&#223;t. N&#246;rdlich von dem Verwaltungsgeb&#228;ude war in einem Geb&#228;ude eine Apotheke, die Dienststelle des Standortarztes und ein SS-Revier untergebracht. &#214;stlich hiervon lag das Krematorium, das sp&#228;ter - nach der Inbetriebnahme der vier Krematorien in Birkenau - als "altes Krematorium" bzw. "K I" bezeichnet wurde. Die Dienstr&#228;ume der politischen Abteilung waren in s&#252;dlich zum Krematorium gelegenen Baracken untergebracht.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Nordwestlich vom Schutzhaftlager - ebenfalls au&#223;erhalb der Umz&#228;unung - waren in der n&#228;heren Umgebung u. a. Wirtschaftsgeb&#228;ude und Werkst&#228;tten gelegen. Hierzu z&#228;hlte die Niederlassung des SS-eigenen Betriebes DAW, der R&#252;stungs-, insbesondere Reparaturauftr&#228;ge f&#252;r die Wehrmacht ausf&#252;hrte. In dessen unmittelbarer N&#228;he wurde 1942 ein Effektenlager eingerichtet. Das quadratisch angelegte Lager wies zwei Ein- bzw. Ausg&#228;nge auf. An dem Eingang im ostw&#228;rtigen Teil f&#252;hrte in einer Entfernung von ca. 10 m das oben erw&#228;hnte Nebengleis (Lageranschlussgleis) zum Stammlager Auschwitz vorbei. In H&#246;he des Eingangs zum Lager war an diesem Nebengleis eine kleine Rampe zum Beladen der Eisenbahnwaggons errichtet. Der Eingang im westlichen Bereich lag an einer vorbeif&#252;hrenden Stra&#223;e. Das Gel&#228;nde war mit Stacheldrahtzaun umgeben. An den Pfosten der Umz&#228;unung befanden sich Scheinwerfer, die das Lager bei Dunkelheit beleuchteten. An den Ecken des Lagers waren Wacht&#252;rme errichtet, auf denen SS-Posten Wache hielten. In dem Lager waren sechs Baracken errichtet. Vom ostw&#228;rtigen Eingang aus gesehen befanden sich zwei nebeneinanderliegende Baracken links vom Eingang. Die Schmalseiten dieser Baracken zeigten nach Osten und Westen. Die n&#228;chst der Einfahrt gelegene Baracke trug die Kennzeichnung "Baracke 1", das danebenliegende Geb&#228;ude "Baracke 2". Die Baracken hatten jeweils an den Schmalseiten T&#252;ren, wobei die zu der Umz&#228;unung gelegenen der besseren &#220;bersichtlichkeit halber nahezu stets geschlossen gehalten wurden. Im westlichen Teil lagen - ebenfalls vom &#246;stlichen Eingang gesehen - links die "Baracke 3", rechts die "Baracke 4". Rechter Hand vom Eingang befand sich der nach einem unter den Gefangenen geachteten Funktionsh&#228;ftling benannte "Albert-Schuppen" mit einem Aufenthaltsraum, B&#252;ro und Magazin. Inmitten des Lagers war eine Baracke mit dem Bad und einer Entwesungskammer eingerichtet. Westlich davon befand sich ein Abort.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">In diesem Lager war seit 1942 ein Teil der arbeitsf&#228;higen H&#228;ftlinge, M&#228;nner wie Frauen, mit der Sortierung von Kleidung und Gep&#228;ck der unmittelbar nach Ankunft im Lager get&#246;teten Menschen befa&#223;t. Als Arbeitsr&#228;ume dienten ihnen die Baracken 1 bis 4. Hier arbeitete eine steigende Anzahl von H&#228;ftlingen bei der Sortierung nach Richtlinien, die das WVHA vorgegeben hatte. Eine besondere Arbeitsgruppe sortierte die Kleidung nach Brauchbarkeit, eine andere trennte sogenannte "Judensterne" von brauchbaren Kleidungsst&#252;cken ab. Wieder andere H&#228;ftlinge hatten Kleidungsst&#252;cke bei peinlicher Durchsuchung auf verr&#228;terische Hinweise und auf versteckte Wertgegenst&#228;nde durchzusehen und nach Gebrauchseignung (Kinder-, Frauen-, M&#228;nnerkleidung etc.) zu sammeln und zu b&#252;ndeln, worauf diese bis zum Abtransport vor&#252;bergehend im Magazin gelagert wurden. Mitglieder der Arbeitskommandos hatten mit dem angefallenen Gut von Zeit zu Zeit Waggons an der oben erw&#228;hnten Rampe des Nebengleises zu beladen. Hierzu bildeten weibliche und m&#228;nnliche H&#228;ftlinge eine Kette, innerhalb derer das zu verladende Gut von Hand zu Hand aus dem Lager in die Eisenbahnwaggons transportiert wurde. Ebenso wie mit Kleidung wurde mit dem weiteren Inhalt des Gep&#228;cks verfahren, mit W&#228;schest&#252;cken, Gegenst&#228;nden des pers&#246;nlichen Bedarfs, mit Koffern und Taschen, Brillen und Arzneimitteln etc. Wertgegenst&#228;nde wurden in einer verschlossenen Kiste gesammelt, die in regelm&#228;&#223;igen Abst&#228;nden zu den Dienststellen der Gefangeneneigentumsverwaltung gebracht wurde.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das sp&#228;ter - nach Einrichtung eines weiteren Effektenlagers in Birkenau - im amtlichen Sprachgebrauch Effektenlager I bezeichnete Lager wurde von den H&#228;ftlingen "Kanada-Lager" - kurz "Kanada" - genannt. Damit verbunden war die in gewisser Hinsicht berechtigte Vorstellung der anfangs &#252;berwiegend polnischen Gefangenen von einer Vorzugsstellung der dort eingesetzten H&#228;ftlinge. Kanada war f&#252;r die polnischen H&#228;ftlinge das Land des &#220;berflusses. Die im Effektenlager eingesetzten H&#228;ftlinge lebten nach ihrer Vorstellung in einem solchen &#220;berflu&#223;, weil sie im Gegensatz zu den &#252;brigen Gefangenen Gelegenheit hatten, zumindest alles zum &#220;berleben Notwendige zu "organisieren". Dies war indes nur eingeschr&#228;nkt der Fall. Zum einen war es von dem jeweiligen Einsatz abh&#228;ngig, ob ein H&#228;ftling z. B. mit Lebensmitteln in Ber&#252;hrung kam. F&#252;r weibliche H&#228;ftlinge gab es derartige M&#246;glichkeiten nicht, weil m&#228;nnliche H&#228;ftlinge das Gep&#228;ck vorsortierten und hierbei die von einer besonderen Arbeitsgruppe weiter zu behandelnden Lebensmittel aussonderten. Zum anderen war die Ansichnahme der Effekten mit drastischen - offiziellen und nicht offiziellen - Sanktionen bedroht. Da&#223; es gleichwohl dazu kam, da&#223; im Effektenlager t&#228;tige H&#228;ftlinge vor allem Lebensmittel an sich brachten, lag an ihrem ungebrochenen &#220;berlebenswillen. Der Begriff "Kanada" wurde nachfolgend allgemein verwandt und vielfach undifferenziert auf alle Bereich erstreckt, die im weitesten Sinne mit Effekten in Zusammenhang standen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">In der weiteren Umgebung des Schutzhaftlagers befand sich im Norden eine gro&#223;e Anlage "Bekleidungswerkst&#228;tten-Lederfabrik". In dem kurz "Lederfabrik" genannten Komplex arbeitete eine gro&#223;e Anzahl von H&#228;ftlingen als Handwerker f&#252;r die Bed&#252;rfnisse der SS-Angeh&#246;rigen. Ob in der Anlage ein (weiteres) Magazin f&#252;r das Effektenlager I eingerichtet war, konnte in der Hauptverhandlung nicht mit Sicherheit festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das Lager Birkenau wurde nach ersten Pl&#228;nen seit Oktober 1941 in drei Bauabschnitten auf einem nordwestlich von dem Stammlager und der zwischen den Lagern verlaufenden Hauptbahnstrecke Kattowitz-Auschwitz-Krakau gelegenen riesigen Areal errichtet. Die Bauabschnitte - zun&#228;chst auf eine Aufnahmekapazit&#228;t von 100.000, sp&#228;ter 200.000 H&#228;ftlinge angelegt - erhielten von S&#252;den nach Norden die Bezeichnungen B I, B II und B III. Diese Bezeichnungen wurden bei sp&#228;teren Planungen, die einen weiteren, nicht mehr in Angriff genommenen Bauabschnitt B IV s&#252;dlich von B I vorsahen, beibehalten.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Im Bauabschnitt B I wurden aus Stein errichtete Unterkunftsgeb&#228;ude mit gemauerten Boxen als Schlafst&#228;tten f&#252;r die Gefangenen erbaut. Der Bauabschnitt wurde in zwei Lagerabschnitte unterteilt, die von Osten nach Westen die Bezeichnungen B I a) und B I b) erhielten. Im Lager B I a) waren im Jahr 1942 weibliche, im Lager B I b) m&#228;nnliche Gefangene untergebracht. Beide Lagerabschnitte waren mit Stacheldrahtzaun umgeben, der nachts mit Starkstrom geladen war. Im nordwestlichen Bereich des zeitweiligen "M&#228;nnerlagers" B I b) war eine (weitere) Effektenkammer, die im amtlichen Sprachgebrauch Effektenkammer II genannt wurde, eingerichtet. In der Effektenkammer wurde das pers&#246;nliche Eigentum der in den Lagerabschnitten B I untergebrachten H&#228;ftlinge verwahrt. Dort war ein in B I a) untergebrachtes weibliches Arbeitskommando t&#228;tig, das t&#228;glich vom Frauenlager zur Arbeit in das M&#228;nnerlager gef&#252;hrt wurde. Mitte des Jahre 1943 wurden die in B I b) untergebrachten m&#228;nnlichen Gefangenen in den Abschnitt B II &#252;berstellt. Im Lager B I b) wurden ab dieser Zeit weitere weibliche H&#228;ftlinge untergebracht. Der gesamte Bauabschnitt B I bildete fortan das Frauenkonzentrationslager (FKL).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Im Laufe des Jahres 1943 wurde der Bauabschnitt II fertiggestellt. In diesen Abschnitt wurden sechs selbst&#228;ndige, jeweils durch gesonderte Umz&#228;unung, die ebenfalls nachts unter Starkstrom gesetzt wurde, gesicherte Lager angelegt, die von Osten nach Westen die Bezeichnungen B II a - f erhielten. Die Lager B II b - B II e umfassten jeweils 32 Unterkunftsbaracken von Typ der aus Holz gefertigten Wehrmachtspferdestallbaracken. Die fensterlosen Unterk&#252;nfte hatten nur an den Schmalseiten &#214;ffnungen und dienten - nach dem eigentlichen Verwendungszweck f&#252;r ca. 50 Pferde bestimmt - zeitweilig zur Unterbringung von jeweils bis zu 1.000 H&#228;ftlingen. Inmitten der Unterkunftsbaracken im jeweiligen Lager befanden sich eine, an der s&#252;dlichen Begrenzung zwei Latrinen bzw. Waschr&#228;ume. Das Lager B II a) hatte lediglich 16 Unterkunftsbaracken. F&#252;r die einzelnen Lager waren Eing&#228;nge nur an der n&#246;rdlichen Schmalseite angelegt; hier lag jeweils eine Baracke mit der Blockf&#252;hrerstube. Im Lager B II a) befand sich das Quarant&#228;nelager. In dieses Lager wurden die neu eingetroffenen, arbeitsf&#228;higen H&#228;ftlinge w&#228;hrend der ersten Wochen des Lageraufenthalts verbracht, bevor sie auf die einzelnen Lager verteilt wurden. Das Lager B II b) wurde mit j&#252;dischen Familien aus der besetzten Tschechoslowakei belegt. Die Familien stammten aus Theresienstadt. Das Lager erhielt deshalb die Bezeichnung Theresienst&#228;dter Familienlager. Der gr&#246;&#223;te Teil der j&#252;dischen Menschen wurde 1944 in den Gaskammern von Birkenau liquidiert. Das Lager B. II c) diente 1944 zeitweilig als Durchgangslager f&#252;r arbeitsf&#228;hige weibliche j&#252;dische H&#228;ftlinge, die vornehmlich aus Ungarn stammten. Im Lager B II d) waren arbeitsf&#228;hige m&#228;nnliche H&#228;ftlinge untergebracht. Das Lager B II e) beherbergte dem damaligen Sprachgebrauch entsprechend Zigeunerfamilien und wurde deshalb Zigeunerlager genannt. Im Sp&#228;tsommer 1944 wurde das Zigeunerlager aufgel&#246;st; die Zigeuner - M&#228;nner, Frauen und Kinder - wurden in den Gaskammern von Birkenau get&#246;tet. Das Lager B II f) war das M&#228;nnerkrankenlager, auch H&#228;ftlingskrankenbau genannt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Auf dem Bauschnitt B III wurden bis zur Evakuierung des Lagers im Januar 1945 nur einige wenige der geplanten Baracken errichtet. Es fehlte an allen f&#252;r die Unterbringung von Menschen erforderlichen Einrichtungen. Der in der Lagersprache "Mexiko" genannte Bauabschnitt diente 1944 - ebenso wie B II c) - als Durchgangslager. Hier waren zur Zeit der sogenannten gro&#223;en Ungarntransporte seit Mai 1944 zehntausende von ungarischen J&#252;dinnen untergebracht, die unter unmenschlichen Bedingungen - teils noch nicht einmal bekleidet - auf die Entscheidung &#252;ber ihr weiteres Schicksal warteten. Die sogenannten "Durchgangsjuden" waren nicht registriert, erhielten keine Lagernummern und waren demzufolge in der Lagerevidenz nicht erfa&#223;t. Der gr&#246;&#223;te Teil der H&#228;ftlinge wurde im Zuge der Liquidierung des Lagers im September/Oktober 1944 in den Gaskammern von Birkenau get&#246;tet.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Das Haupttor des Gesamtlagers Birkenau wie die Hauptwache waren an der Ostseite zwischen den Abschnitten B I und B II gelegen. Durch dieses Tor f&#252;hrte die zwischen den vorgenannten Abschnitten von Ost nach West verlaufende Hauptlagerstra&#223;e. Entlang, dieser Stra&#223;e wurde - ausgehend von dem Nebengleis, an dem sich die "alte Rampe" befand - ein Eisenbahnnebengleis (Lageranschlu&#223;gleis) durch das Haupttor in das Lager gef&#252;hrt. Innerhalb des Lagers hatte das Anschlu&#223;gleis drei gesonderte Gleise mit einer gemauerten Verladerampe, die in der Lagersprache "neue Rampe" genannt wurde. Gleise und Rampe waren in Fr&#252;hjahr 1944 fertiggestellt und wurden zur Zeit der gro&#223;en Ungarntransporte in Betrieb genommen. Hier fand fortan - von Ausnahmen wie Lkw-Transporten abgesehen - die Selektion der ankommenden Menschentransporte statt, d. h. die Entscheidung &#252;ber das weitere Schicksal der Deportierten, sei es, da&#223; sie als Arbeitsf&#228;hige in das Lager eingewiesen, sei es, da&#223; sie unmittelbar zur Vernichtung in den Gaskammern von Birkenau bestimmt wurden. Ein weiterer von Ost nach West, parallel zur Hauptlagerstra&#223;e verlaufender Weg f&#252;hrte zwischen den Lagern B II und B III hindurch. Beide Stra&#223;en waren durch querverlaufende Wege, einmal au&#223;erhalb des Lagers im Osten und zum anderen durch einen zwischen den Lagern B II c) und B II d) verlaufenden Weg miteinander verbunden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Im Laufe des Jahre 1943 wurde der im Zusammenhang mit der "Endl&#246;sung der Judenfrage" angeordnete Bau von vier gro&#223;en Gaskammern mit Krematorien beendet. Die nahe dem Lager Birkenau im Westen eingerichteten Geb&#228;udekomplexe erhielten - unter numerischer Einbeziehung des Krematoriums K I in Auschwitz - von S&#252;d nach Nord in fortlaufender Reihenfolge die Bezeichnungen K II &#8211; K V. In der westlichen Verl&#228;ngerung der Hauptlagerstra&#223;e und des fortgef&#252;hrten Lageranschlu&#223;gleises lag linksseitig das Krematorium K II, rechtsseitig K III. Die westliche Verl&#228;ngerung der Lagerstra&#223;e zwischen B II und B III f&#252;hrte zu dem linksseitig gelegenen Krematorium K IV und dem rechtsseitig liegenden Krematorium K V. Die Gaskammern dieser Krematorien dienten seit ihrer Inbetriebnahme im Jahre 1943 der T&#246;tung unz&#228;hliger Menschen. F&#252;r diesen Zweck wurden bereits im Jahre 1942 zwei weiter entfernt liegende Bauernh&#228;user ("Bunker") - nordwestlich vom Lager Birkenau - umgestaltet, die ebenfalls zeitweilig zur Massenvernichtung von Menschen eingesetzt wurden.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">dd)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">In der westlichen Verl&#228;ngerung des Bauabschnittes B II wurde an das M&#228;nnerkrankenlager (B II f) anschlie&#223;end zwischen dem weiter entfernt liegenden Krematorium K III und dem nahegelegenen - nur ca. 50 m n&#246;rdlich liegenden - Krematorium K IV um die Jahreswende 1943/1944 ein weiteres gro&#223;es Lager mit 30 Holzbaracken errichtet. Dieses im offiziellen Sprachgebrauch mit "B II g)" - teils auch "C" - bezeichnete Lager wurde von den H&#228;ftlingen - selbst den dort untergebrachten - vornehmlich als "Effektenlager" bzw. "Neues Lager Kanada" oder "Kanada II" bezeichnet. Die Umschreibungen verdeckten, da&#223; das Lager in drei unterschiedliche Abteilungen aufgegliedert war, die Entlausungsanstalt, die Effektenkammer III und das Effektenlager II.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">In dem Lager waren drei von Ost nach West verlaufende, nebeneinander liegende Reihen zu je zehn Baracken angelegt. Die Baracken waren mit der n&#246;rdlichen Reihe beginnend von West nach Ost in numerischer Folge (n&#246;rdliche Reihe: Baracken 1 - 10; mittlere Reihe: Baracken 11 - 20; s&#252;dliche Reihe: Baracken 21 - 30) gekennzeichnet. Westlich von der mittleren Barackenreihe wurde eine Entlausungsanstalt mit Bad und Hei&#223;luftkammern - die sogenannte Sauna - errichtet. N&#246;rdlich von der Sauna lag ein Abort. Daneben wurde im Sp&#228;tsommer 1944 ein von den H&#228;ftlingen "leere Baracke" genanntes Geb&#228;ude erbaut. Diese Ma&#223;nahme bezweckte, den H&#228;ftlingen des Lagers die Einsicht auf das die Krematorien K IV und K V umgebende Gel&#228;nde, auf dem zu Zeiten der gro&#223;en Ungarntransporte Leichen in offenen Gruben verbrannt wurden, weil die Kapazit&#228;t der Krematorien nicht ausreichte, zu verstellen. Durch das Lager f&#252;hrte zwischen der Sauna und den Baracken von S&#252;den nach Norden die Hauptlagerstra&#223;e des Abschnitts B II g). Die Stra&#223;e war sowohl im S&#252;den wie auch im Norden an die beiden zu den jeweiligen Krematorien f&#252;hrenden Lagerstra&#223;en angebunden. Im Verlauf der Lagerstra&#223;e befanden sich die beiden Eing&#228;nge zum Lager B II g). In das Lager gelangten au&#223;er den dort t&#228;tigen H&#228;ftlingen in der Regel nur diejenigen Deportierten, die bei der Selektion auf der Rampe als arbeitsf&#228;hig eingestuft wurden. Die bereits auf der Rampe ausgesonderten, zur Liquidierung vorgesehenen Menschen wurden unmittelbar entweder auf der Hauptlagerstra&#223;e zwischen den Abschnitten B I und B II zu den Krematorien K II bzw. K III oder durch die zwischen B II c) und B II d) verlaufende Verbindungsstra&#223;e und sodann weiter in westlicher Richtung entlang den Lagern B II d), e), f) zu den Krematorien K IV bzw. K V gef&#252;hrt. Von Zeit zu Zeit, insbesondere bei kleineren Transporten, fand die Selektion allerdings nicht auf der Rampe statt. In diesen F&#228;llen wurden die nach Auschwitz Deportierten auf dem Fu&#223;weg von der Rampe &#252;ber die Hauptlagerstra&#223;e zun&#228;chst in westlicher, sodann in n&#246;rdlicher Richtung durch das Lager B II g) - &#252;ber dessen Hauptlagerstra&#223;e - zu einem westlich von den Krematorien gelegenen lichten Birkenwald gef&#252;hrt. Dort mu&#223;ten die Deportierten mitunter Stunden warten, ehe &#252;ber ihr weiteres Schicksal entschieden wurde.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Entlausungsanstalt des Lagers B II g) wurde bereits Anfang des Jahres 1944 in Betrieb genommen. Dort war das sogenannte Saunakommando t&#228;tig, das mit der Desinfektion der in Lager eintreffenden - arbeitsf&#228;higen - H&#228;ftlinge und deren Kleidung befa&#223;t war. Die Effektenkammer III nahm etwa zeitgleich mit den Effektenlager II die T&#228;tigkeit im April/Mai 1944 auf. Die Effektenkammer war in den Baracken 21 - 28 untergebracht. Dort erfolgte die Sortierung und Aufbewahrung der pers&#246;nlichen Habe der im Lager B II untergebrachten Gefangenen. Zu dem Effektenlager II geh&#246;rten die Baracken 1 - 20 und 29/30. In den beiden letztgenannten Baracken waren m&#228;nnliche H&#228;ftlinge untergebracht, die in Lager B II g) eingesetzt waren. Im Lager t&#228;tige weibliche H&#228;ftlinge waren in den Baracken 1 und 2 - gegen&#252;ber dem Krematorium K IV - untergebracht. Die Baracken 3 - 10 dienten als Arbeitsr&#228;ume. Hier wurde - wie im Effektenlager I - das Hab und Gut der in den Krematorien get&#246;teten Menschen gesichtet, sortiert, verpackt und verteilt. In der mittleren Reihe befanden sich in der Baracke 11 Unterk&#252;nfte f&#252;r die SS-Angeh&#246;rigen und ein Dienstzimmer. In Baracke 12 waren ebenfalls SS-Unterk&#252;nfte, ein B&#252;ro, das der Registrierung der Effekten diente, Unterk&#252;nfte f&#252;r Funktionsh&#228;ftlinge, eine Kantine und ein Magazin eingerichtet. Die Baracken 13 - 20 dienten vornehmlich als Magazine, aber auch teilweise als Arbeitsr&#228;ume.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der gesamte Lagerbereich B II g) war mit einem Stacheldrahtzaun umgeben, der nachts unter Starkstrom gesetzt wurde. Im &#246;stlichen Bereich verlief zus&#228;tzlich in Abgrenzung zum M&#228;nnerkrankenlager (B II f) ein Wassergraben. Innerhalb des Lagers waren die Unterk&#252;nfte f&#252;r die m&#228;nnlichen (Bl&#246;cke 29/30) und weiblichen Gefangenen (Bl&#246;cke 1/2) nochmals gesondert mit einem - allerdings nicht elektrisch zu ladenden - Zaun umgeben. Ein weiterer niedriger Drahtzaun, der ebenfalls nicht elektrisch geladen werden konnte, war zumindest zeitweilig westlich der Barackenreihen in Abgrenzung zu der durch das Lager f&#252;hrenden Lagerstra&#223;e errichtet. Ein nicht gesondert bewachtes kleines Holztor war zwischen der n&#246;rdlichen und mittleren Barackenreihe in den Zaun eingelassen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Das Stammlager und das Lager Birkenau waren am Tage von einer gro&#223;en Postenkette umgeben. Das umstellte Gebiet war Sperrgebiet und konnte nur mit besonderem Passierschein betreten werden. Die bewaffneten Posten wurden von dem SS-Wachsturmbann gestellt und bildeten in einem gr&#246;&#223;eren Abstand zum Lager einen geschlossenen Ring. Auf diese Weise sollten Fluchtversuche von H&#228;ftlingen w&#228;hrend der Arbeit verhindert werden. Die gro&#223;e Postenkette wurde abends erst eingezogen, wenn beim Abendappell festgestellt wurde, da&#223; kein H&#228;ftling fehlte. Ansonsten blieben die Au&#223;enposten - ebenso wie die zum Appell angetretenen H&#228;ftlinge - stehen, bis der oder die fehlenden Gefangenen gefunden waren.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Einer n&#228;heren Beschreibung des zum KL Auschwitz geh&#246;renden Lagers Monowitz wie der &#252;brigen Au&#223;enlager bedarf es nicht, weil die Taten, die zur Verurteilung des Angeklagten gef&#252;hrt haben, in den Effektenlagern I und II begangen worden sind und der Angeklagte mit den Nebenlagern auch ansonsten nicht in Ber&#252;hrung gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Organisationsstruktur des KL Auschwitz richtete sich nach einem Organisationsplan, der in s&#228;mtlichen Konzentrationslagern Verwendung fand. Der Plan trug dem Umstand Rechnung, da&#223; f&#252;r die T&#228;tigkeit des KL Auschwitz - wie f&#252;r andere KL - im Kern zwei &#196;mter der Reichsf&#252;hrung-SS bestimmend waren. Da&#223; WVHA - bis 1942 die Inspektion der KL - und hier die Amtsgruppe D entschied &#252;ber Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten. Das RSHA &#252;berwies durch seine Amtsstellen H&#228;ftlinge in ein KL und entschied &#252;ber ihr weiteres Schicksal (Entlassung, Hinrichtung bzw. Vernichtung). Entsprechend dieser Vorgabe waren die Befehlswege und Unterstellungsverh&#228;ltnisse f&#252;r das KL Auschwitz geregelt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">An der Spitze des KL Auschwitz stand der Lagerkommandant, der f&#252;r die Gesamtheit aller Angelegenheiten des Lagers verantwortlich war. Ihm stand der Lageradjutant zur Seite, der als Abteilung I die Kommandantur im engeren Sinne leitete. Diese Abteilung war f&#252;r das Personalwesen der Kommandanturangeh&#246;rigen und der Wachtruppe zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Abteilung II, die politische Abteilung (PA) - von den H&#228;ftlingen Lagergestapo genannt - unterstand einem Angeh&#246;rigen der Gestapo. Die PA war gleichsam als verl&#228;ngerter Arm des RSHA in ihren Entscheidungen &#252;ber das Schicksal der H&#228;ftlinge vom Kommandanten unabh&#228;ngig, mu&#223;te ihn aber hiervon in Kenntnis setzen. Ihre Hauptaufgabe war es, die eingelieferten Schutzhaftgefangenen aktenm&#228;&#223;ig zu erfassen und die Sicherheit im Lager zu &#252;berwachen. Nicht erfa&#223;t wurden von der PA diejenigen Neuank&#246;mmlinge, die unmittelbar in den Gaskammern get&#246;tet wurden.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Abteilung III (Schutzhaftlagerabteilung) war f&#252;r die Beaufsichtigung der im Lager untergebrachten H&#228;ftlinge, ihre Einteilung zu Arbeitskommandos und die Ahndung von Verst&#246;&#223;en gegen die Lagerordnung wie f&#252;r die Vollziehung von Strafen gegen die Gefangenen zust&#228;ndig. Die Abteilung unterstand dem sogenannten Schutzhaftlagerf&#252;hrer. Im KL Auschwitz gab es drei Schutzhaftlagerf&#252;hrer, wobei die beiden weiteren dem ersten Schutzhaftlagerf&#252;hrer unterstellt waren. Die Schutzhaftlagerf&#252;hrer wurden unterst&#252;tzt von SS-Rapportf&#252;hrern, Blockf&#252;hrern, Kommando- (Arbeitseinsatzf&#252;hrern) und SS-Aufseherinnen im FKL. Die Rapportf&#252;hrer waren f&#252;r Ordnung und Sicherheit in einzelnen Lagerabschnitten zust&#228;ndig. Sie waren die unmittelbaren Vorgesetzten der SS-Blockf&#252;hrer, teilten diese zum Dienst ein und f&#252;hrten mit ihnen die Z&#228;hlappelle, die regelm&#228;&#223;ig morgens und abends erfolgten, durch. Den Blockf&#252;hrern waren ein oder mehrere H&#228;ftlingsblocks zugeteilt, &#252;ber die sie die Aufsicht f&#252;hrten. Sie delegierten die Aufgabe weitgehend auf die sogenannten Funktionsh&#228;ftlinge. Die Blockf&#252;hrer konnten zur Beaufsichtigung von Arbeitskommandos herangezogen werden und hatten in dieser Funktion als Kommandof&#252;hrer die Arbeit der Gefangenen zu &#252;berwachen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Abteilung IV, die sogenannte Verwaltungsabteilung, wurde von dem ersten Verwaltungsf&#252;hrer geleitet. Die Abteilung war zust&#228;ndig f&#252;r die Verwaltung des gesamten Lagerverm&#246;gens, die Versorgung der SS-Angeh&#246;rigen (Unterkunft, Verpflegung, Kleidung, Besoldung) sowie f&#252;r Unterkunft, Verpflegung und Bekleidung der Schutzhaftgefangenen. Die Abteilung unterstand unmittelbar den Amt D IV des WVHA. Verwaltungsf&#252;hrer waren nacheinander der Hauptsturmf&#252;hrer X (bis Ende 1941), der Sturmbannf&#252;hrer C (bis Mitte 1943) und von da an der Obersturmbannf&#252;hrer N. Teil der Verwaltung war die bereits erw&#228;hnte Gefangeneneigentumsverwaltung mit ihren Untergliederungen. Leiter der Gefangeneneigentumsverwaltung war von Juni 1941 bis Dezember 1944 ununterbrochen der Untersturmf&#252;hrer, sp&#228;tere Obersturmf&#252;hrer und Zeuge L. Ihm waren 1944 etwa 30 bis 40 SS-Angeh&#246;rige des allgemeinen Verwaltungsdienstes unterstellt. Sowohl die Anzahl wie auch die Personen der in dieser Abteilung eingesetzten SS-Kr&#228;fte blieben &#252;ber die Jahre hinweg in wesentlichen unver&#228;ndert. Eine Aufstockung erfolgte erst mit Inbetriebnahme des Lagers B II g) zur Zeit der gro&#223;en Ungarntransporte ab April/Mai 1944. Zu dieser Zeit waren f&#252;r die H&#228;ftlingsgeldverwaltung im weiteren Sinne (Reichsmark-, Devisen-, Wertsachenabteilung) etwa 8 - 10, f&#252;r die Effektenkammern I und II etwa 5, f&#252;r das Effektenlager 1 (altes Lager Kanada) etwa 5 - 7 und das Lager B II g) mit seinen Untergliederungen (u. a. Effektenlager II = neues Lager Kanada) etwa 15 - 20 SS-Kr&#228;fte t&#228;tig. Die Effektenlager arbeiteten 1944 zeitweilig nebeneinander. Das Effektenlager I erf&#252;llte seine Funktion zumindest bis August/September 1944, das Effektenlager II bis zur Evakuierung des Lagers.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Bei der H&#228;ftlingsgeldverwaltung handelte es sich um eine kleine &#252;berschaubare Verwaltungseinheit, deren Angeh&#246;rige einander aufgrund der t&#228;glichen Zusammenarbeit genau kannten. In der H&#228;ftlingsgeldverwaltung im engeren Sinne - ohne Wertsachenabteilung - waren ausschlie&#223;lich SS-Angeh&#246;rige, also keine Schutzhaftgefangenen eingesetzt. Hierzu geh&#246;rten 1944 als Hauptbuchhalter der Unterscharf&#252;hrer O sowie als langj&#228;hrige Mitarbeiter u. a. die Unterscharf&#252;hrer I, H und H1. Sie verrichteten ihren Dienst regelm&#228;&#223;ig in dem au&#223;erhalb des Stammlagers gelegenen Verwaltungsgeb&#228;ude. Von Fall zu Fall wurden sie allerdings auch zum "Dienst an der Rampe" herangezogen. Dabei waren sie nicht unmittelbar mit der Selektion der eintreffenden Menschentransporte befa&#223;t. Ihre Aufgabe war es in solchen F&#228;llen, die H&#228;ftlingskommandos zu beaufsichtigen, die f&#252;r das Verladen der Effekten - sei es bei eintreffenden Transporten von der (alten oder neuen) Rampe auf Lastkraftwagen, die die Effekten alsdann in die Effektenlager brachten, sei es bei abgehenden Transporten von den Lkw in die Eisenbahnwaggons - eingesetzt wurden. Zu dem Rampendienst in vorgenannten Sinn wurden regelm&#228;&#223;ig auch die in den Effektenlagern und Effektenkammern eingesetzten SS-Angeh&#246;rigen, die ansonsten in diesen Bereichen ihren Dienst versahen, herangezogen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Gefangeneneigentumsverwaltung blieb auch nach der organisatorischen Verselbst&#228;ndigung der Lager Birkenau und Monowitz in November 1943 - administrative Aufteilung des Gesamtlagers in die Lager Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II (Lager Birkenau) und Auschwitz III (Lager Monowitz mit Nebenlagern) mit eigenen Lagerkommandanten f&#252;r die Lager Birkenau und Monowitz mit Nebenlagern - weiterhin f&#252;r die Effektenlager und Effektenkammern im Stammlager und Birkenau zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Abteilung V war mit dem Sanit&#228;tswesen im Gesamtlager befa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Unterhalb der SS-Lagerverwaltung sorgte eine Art von H&#228;ftlingsselbstverwaltung f&#252;r die Entlastung der SS-Angeh&#246;rigen mit &#220;berwachungsfunktionen. Die H&#228;ftlingsselbstverwaltung war allerdings g&#228;nzlich von den Weisungen der SS-F&#252;hrung abh&#228;ngig. Sie setzte sich aus sogenannten Funktionsh&#228;ftlingen zusammen, an deren Spitze der "Lager&#228;lteste" stand. Dieser war der SS-F&#252;hrung f&#252;r das gesamte Schutzhaftlager verantwortlich. Unterst&#252;tzt wurde er von den "Block&#228;ltesten", die jeweils f&#252;r einen Unterkunftsblock zust&#228;ndig waren. Diesen waren die "Stubendienste" unterstellt. Die einzelnen H&#228;ftlings-Arbeitskommandos wurden von "Oberkapos", "Kapos" (Kameradschaftspolizei), die selbst nicht arbeiten mu&#223;ten, und Vorarbeitern beaufsichtigt und gef&#252;hrt. Daneben gab es noch eine Vielzahl anderer Funktionsh&#228;ftlinge wie den Rapportschreiber, der die H&#228;ftlingsschreibstube in einem Lagerabschnitt leitete, und den H&#228;ftlingsschreiber, der f&#252;r jeden Block (Blockschreiber) eingesetzt war. In den Effektenlagern befanden sich ebenfalls Schreibstuben, in denen mehrere Schreiber - wie die Zeugin D in Block 12 des Effektenlagers II - vor allem mit der Registrierung der Effekten befasst waren. Die Schutzhaftgefangenen hatten den durch entsprechende Armbinden gekennzeichneten Funktionsh&#228;ftlingen unbedingten Gehorsam zu leisten. Diese nahmen bei der SS eine gewisse Vorzugsstellung ein. Entsprechend ihrer inneren Einstellung nutzten sie den einger&#228;umten Freiraum vielfach zum Nutzen der Mitgefangenen; einige mi&#223;brauchten die Macht &#252;ber die Mith&#228;ftlinge allerdings auf das Gr&#246;bste. Das war insbesondere in den Anf&#228;ngen des Lagers der Fall, als die SS die Funktionsh&#228;ftlinge vorzugsweise aus den Reihen der Berufsverbrecher rekrutierte.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Das Leben der in das Lager eingewiesenen Schutzhaftgefangenen war von Anfang an durch g&#228;nzliche Recht- und Wehrlosigkeit gekennzeichnet.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Bereits bei ihrer Ankunft - anfangs auf der sogenannten alten Rampe, seit April/Mai 1944 auf der sogenannten neuen Rampe in Birkenau - erwartete die Gefangenen eine grausige Szenerie. Die in das Lager verbrachten H&#228;ftlinge hatten vorher zumeist in anderen Konzentrationslagern, Gef&#228;ngnissen, Durchgangslagern oder Gettos gelebt. Die ob der ihnen dort zuteil gewordenen Behandlung ohnehin schon vielfach physisch und psychisch geschw&#228;chten Menschen erreichten das Lager zuweilen erst nach einem mehrere Tage dauernden Eisenbahntransport. Hierzu wurden &#252;berwiegend Viehwaggons eingesetzt. In den geschlossenen, ungel&#252;fteten Waggons waren oft bis zu 80 Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht. Stickige Luft, br&#252;tende Hitze im Sommer, eisige K&#228;lte im Winter, Gestank, qu&#228;lender Hunger und vor allem Durst &#252;berstanden viele der Deportierten nicht. Die &#252;brigen kamen vorwiegend im Zustand &#228;u&#223;erster Ersch&#246;pfung im Lager an. Zu deren ersten nachhaltigen Eindr&#252;cken auf der Rampe z&#228;hlte neben der Selektion der Anblick der auf dem Transport verstorbenen Mitmenschen. Die N&#228;he des Todes, im Lager allgegenw&#228;rtiger Begleiter der Gefangenen, lie&#223; viele in Hoffnungslosigkeit verfallen. Dieses Gef&#252;hl wurde durch die Selektion, die in der Regel schon auf der Rampe, nur in einzelnen F&#228;llen erst im Lager - wie bei kleineren Transporten westlich vom Krematorium K IV - erfolgte, verst&#228;rkt.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Bei der Selektion entschied sich das weitere Schicksal der Deportierten. SS-F&#252;hrer bestimmten unter Hinzuziehung eines oder mehrerer der SS-Lager&#228;rzte - wie beispielsweise dem im Lager bekannten und gef&#252;rchteten Dr. Mengele - nach dem &#228;u&#223;eren Eindruck und kurzer Befragung (Alter, Beruf, Familienangeh&#246;rige etc.) &#252;ber Leben oder Tod. Allein die Arbeitsf&#228;higen wurden in das Lager eingewiesen; der "selektierte Rest" eines Transportes wurde in den Gaskammern des Lagers der "Sonderbehandlung", wie die NS-Machthaber die Massenvernichtung von Menschen nannten, zugef&#252;hrt. Auf diese Weise wurden unz&#228;hlige Familien bereits auf der Rampe auseinandergerissen, zumal die arbeitsf&#228;higen Frauen noch von den arbeitsf&#228;higen M&#228;nnern getrennt wurden. Dieses Erlebnis und das ungewisse Schicksal der von ihnen getrennten Familienangeh&#246;rigen belastete die in das Lager eingewiesenen Gefangenen auf das &#196;u&#223;erste.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Im Lager setzte sich das schreckliche Erlebnis des ersten Kontaktes mit der Lagerwirklichkeit fort. Die Neuank&#246;mmlinge ("Zugang") wurden zu "Badeanstalten" gef&#252;hrt, in der ihre Aufnahme und Registrierung erfolgte. Die Geb&#228;ude hie&#223;en in der Lagersprache Sauna. Im Lager Birkenau nahm diese Funktion die im westlichen Teil des Lagerabschnitts B II g) errichtete Sauna seit Anfang 1944 ein. Die Sauna hatte eine sogenannte schmutzige und eine saubere Seite. Der Eingang zu der "schmutzigen Seite" der im Lager B II g) gelegenen Sauna lag im Norden, die "saubere Seite" im S&#252;den. Im oder vor dem n&#246;rdlichen Teil mu&#223;ten "Zug&#228;nge" oftmals Stunden verharren, wenn der Transport nachts eingetroffen war, weil die Aufnahme und Registrierung in der Regel am Tage erfolgte. Dabei mu&#223;ten die Neuank&#246;mmlinge sich auf der schmutzigen Seite entkleiden und ihr gesamtes Hab und Gut abgeben. Dieses wurde in S&#228;cke verstaut und in die Effektenkammer &#252;berwiesen, wo es w&#228;hrend des Aufenthalts eines Gefangenen im Lager verblieb bzw. verbleiben sollte. Die Neuank&#246;mmlinge wurden anschlie&#223;end am ganzen K&#246;rper geschoren und zur Desinfizierung in die im Geb&#228;udeinneren liegenden B&#228;der getrieben. Die Prozedur war vielfach mit ersten Mi&#223;handlungen der H&#228;ftlinge verbunden. Nach dem Baden erhielten die H&#228;ftlinge auf der "reinen Seite" die Lagerkleidung. Im Jahre 1944 mangelte es an der zuvor ausgegebenen gestreiften H&#228;ftlingsbekleidung. Die Neuank&#246;mmlinge erhielten daher &#252;berwiegend Privatkleidung der im Lager get&#246;teten Menschen. Bei der anschlie&#223;enden Registrierung wurde von der PA ein H&#228;ftlings-Personalbogen angelegt. Der Neuank&#246;mmling erhielt eine Lagernummer, die - gleichsam als Ausdruck der Entmenschlichung - f&#252;r die Zeit seines Lageraufenthaltes anstelle des Namens benutzt wurde. Die H&#228;ftlingsnummer wurde dem H&#228;ftling - was nur im Lager Auschwitz der Fall war - auf dem linken Unterarm eint&#228;towiert. Die auf besondere Stoffstreifen gedruckte H&#228;ftlingsnummer hatte der Gefangene au&#223;erdem zusammen mit - je nach dem Grund f&#252;r die Inhaftierung - unterschiedlich eingef&#228;rbten dreieckigen sogenannten Winkeln auf die H&#228;ftlingskleidung zu n&#228;hen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Farben der Winkel waren bei den sogenannten politischen Gefangenen "rot", bei Kriminellen ("Berufsverbrechern") "gr&#252;n", bei den sogenannten "Asozialen" - in diese Kategorie wurden h&#246;chst unterschiedliche Gruppen wie etwa Prostituierte und "Zigeuner" eingereiht - "schwarz", bei den sogenannten "Bibelforschern" (Zeugen Jehovas) "violett" und "rosa" bei den "Homosexuellen". F&#252;r Juden wurde ein sechszackiger Stern verwandt, der aus zwei verschiedenfarbigen Dreiecken zusammengesetzt war. Ein gelbes Dreieck kennzeichnete ihn als Juden; ein weiteres Dreieck entsprach den vorerw&#228;hnten Farben und gab den angeblichen Anla&#223; f&#252;r die Inhaftierung an. Neben H&#228;ftlingsnummer und Winkel gab es noch eine Vielzahl weiterer Kennzeichen, die die H&#228;ftlinge von Fall zu Fall auf der Kleidung aufzubringen hatten. So war - ausgenommen bei Deutschen - auf die Dreiecke der Anfangsbuchstabe der Nationalit&#228;t aufzutragen, z. B. mit "T" bei tschechischen und "P" bei polnischen Gefangenen. Wurde ein H&#228;ftling in die Strafkompanie (SK) eingewiesen, erhielt er als auf der Kleidung zu tragendes Kennzeichen ein rundes, schwarzes Stoffst&#252;ck. Bestand bei einem Gefangenen Fluchtverdacht, mu&#223;te er auf der Kleidung einen roten Kreis mit dem Buchstaben "iL" ("im Lager") oder gar "iB" ("im Block") aufbringen, was bedeutete, da&#223; der H&#228;ftling unter besonderer Bewachung stand und Lager bzw. Block nicht verlassen durfte.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Nach der Registrierung folgte die Isolierung der "Neuzug&#228;nge" in der sogenannten Quarant&#228;ne. Die H&#228;ftlinge wurden f&#252;r die Dauer von ca. sechs bis acht Wochen in Quarant&#228;ne-Unterk&#252;nften untergebracht. F&#252;r m&#228;nnliche Gefangene im Lager Birkenau diente - wie erw&#228;hnt - seit 1943 der Lagerabschnitt B I a) als Quarant&#228;ne-Lager; f&#252;r weibliche Neuank&#246;mmlinge gab es entsprechende Blocks im Lagerabschnitt B I. In der Quarant&#228;ne erfuhren viele der Gefangenen erstmals, da&#223; sie der uneingeschr&#228;nkten Gewalt der Lagerbesatzung auf Gedeih und Verderb ausgesetzt waren. Die H&#228;ftlinge wurden w&#228;hrend dieser Zeit nicht zur Arbeit eingesetzt. Sie mu&#223;ten gleichwohl den allgemeinen Tagesablauf einhalten. W&#228;hrend des fr&#252;h beginnenden Tages mu&#223;ten sie stundenlang exerzieren, deutsche Soldatenlieder singen, bestimmte typische deutsche Redewendungen - wie Erstatten von Meldungen gegen&#252;ber SS-Angeh&#246;rigen - erlernen. Neben diesen stupiden Verrichtungen waren sie der Willk&#252;r der SS-Blockf&#252;hrer, teils auch der Funktionsh&#228;ftlinge ausgesetzt. Schl&#228;ge, Tritte und andere Mi&#223;handlungen waren an der Tagesordnung. Als nicht zur Arbeit eingesetzte H&#228;ftlinge erhielten sie noch geringere Essensrationen als andere Gefangene. Viele wurden bereits hier von &#228;lteren H&#228;ftlingen &#252;ber die Massenvernichtungsanlagen und ihre Bedeutung im Zusammenhang mit der Selektion aufgekl&#228;rt. Der allt&#228;gliche Terror, verbunden mit der sich zur Gewi&#223;heit verdichtenden Erkenntnis, viele - wenn nicht alle - Angeh&#246;rige verloren zu haben, brach den Lebenswillen einer Vielzahl von Neuank&#246;mmlingen. Nicht selten kam es deshalb - hier wie in anderen Lagerabschnitten - vor, da&#223; ein Gefangener seinem Leben ein Ende setzte, indem er in den nachts unter Starkstrom stehenden Zaun lief.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Hatte ein H&#228;ftling die Quarant&#228;ne &#252;berlebt, wurde er einem "Arbeitskommando" zugeteilt und entsprechend dieser Zuordnung auf die Lagerabschnitte verteilt, d. h. untergebracht. Im Gesamtlager Auschwitz gab es eine Vielzahl von Arbeitskommandos, die den Gefangenen je nach der Art des Einsatzes und der Behandlung durch die SS-Bewachung wie der Funktionsh&#228;ftlinge h&#246;chst unterschiedliche &#220;berlebungschancen boten.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Besonders gef&#252;rchtet waren die sogenannten Au&#223;enkommandos, die au&#223;erhalb des eigentlichen Lagers, jedoch in der Regel innerhalb der gro&#223;en Postenkette h&#228;rteste Arbeit im Freien (z. B. Feldarbeit; Stra&#223;enbauarbeiten, Kanalisierungsarbeiten) verrichten mu&#223;ten. Die Arbeitsfron in solchen Kommandos, in denen die ohnehin geschw&#228;chten Menschen den wechselnden Witterungseinfl&#252;ssen der Jahreszeiten ungesch&#252;tzt ausgesetzt waren, &#252;berlebten viele der dort eingesetzten Gefangenen nur wenige Monate. Der Einsatz im sogenannten Sonderkommando war ebenfalls mit geringen &#220;berlebensaussichten verbunden. Das Kommando war in den Krematorien und Gaskammern mit der grauenvollen Aufgabe befa&#223;t, Handlangerdienste bei der Vernichtung der zur T&#246;tung bestimmten Menschen zu leisten, insbesondere die Leichen der vergasten Menschen zu verbrennen. Die Mitglieder des Sonderkommandos galten wegen ihrer Mitwirkung bei der Umsetzung des "Endl&#246;sungsbefehls" als Geheimnistr&#228;ger. Sie waren daher teils von Anbeginn an in den Krematorien untergebracht, teils wohnten sie anfangs noch in einem gesonderten Block im Lagerabschnitt B II d) und wurden erst im Verlauf des Jahres 1944 in die Krematorien verlegt. Wegen ihres Wissens wurden die Mitglieder des Sonderkommandos von Zeit zu Zeit "ausgewechselt", was f&#252;r die ersetzten H&#228;ftlinge die Vernichtung in den Gaskammern bedeutete. Eine derartige Aktion bef&#252;rchtend, setzten sich die Mitglieder des Sonderkommandos am 7. Oktober 1944 gegen die SS-Bewachung zur Wehr. Im Verlauf des sogenannten Krematorium-Aufstandes wurde das nahe dem Lager B II g) gelegene Krematorium K IV von den H&#228;ftlingen gesprengt. Der Aufstand wurde niedergeschlagen; nahezu alle Mitglieder des Sonderkommandos wurden erschossen oder auf andere Weise get&#246;tet.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Im Gegensatz zu den erw&#228;hnten Kommandos galt der Einsatz in einem der f&#252;r die Effektenlager bzw. -kammern t&#228;tigen Arbeitskommandos unter den H&#228;ftlingen als erstrebenswert. Der T&#228;tigkeitsbereich war zwar nicht, wie es in der Lagersprache hie&#223;, entfernt vergleichbar mit einem "Land, wo Milch und Honig flie&#223;t" ("Kanada"). Die dort eingesetzten H&#228;ftlinge waren indes tats&#228;chlich, was Nahrung, Unterkunft, hygienische Verh&#228;ltnisse, Arbeitsplatz und die Behandlung durch SS und Funktionsh&#228;ftlinge anbelangt, in gewisser Hinsicht gegen&#252;ber anderweit eingesetzten H&#228;ftlingen in einer g&#252;nstigeren Lage und hatten bessere &#220;berlebensaussichten.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Im wesentlichen gab es im Zusammenhang mit der Sammlung, Sortierung und Verteilung der Effekten der get&#246;teten Menschen - dem eigentlichen T&#228;tigkeitsbereich des bzw. der Kommandos "Kanada" - die sogenannten R&#228;umungs-, Verlade-, Rollwagen- und Sortierkommandos. Das aus m&#228;nnlichen H&#228;ftlingen gebildete R&#228;umungskommando hatte sich bei Ankunft von Transporten auf ein besonderes Kommando auf der Rampe einzufinden. Es hatte im wesentlichen die Waggons leerzur&#228;umen und das auf der Rampe zur&#252;ckgebliebene Gep&#228;ck der "selektierten" Menschen auf Lkw zu verladen, die in die beiden Effektenlager fuhren. Die Aufsicht &#252;ber das Kommando auf der Rampe f&#252;hrten vorwiegend SS-Kr&#228;fte aus den Effektenlagern. Das R&#228;umungskommando war zun&#228;chst im Stammlager Auschwitz, sodann im Lagerabschnitt B I b) in Birkenau und seit Mitte des Jahres 1943 bis zumindest August/September 1943 im Lagerabschnitt B II d) untergebracht. Dort war 1944 auch das ebenfalls aus m&#228;nnlichen Gefangenen zusammengesetzte Verladekommando untergebracht. Dieses Kommando war haupts&#228;chlich mit dem Beladen der sortierten G&#252;ter in Eisenbahnwaggons befa&#223;t. Allgemein wurden beide Kommandos &#252;berwiegend als "Rampenkommandos" bezeichnet. Die Aufgabenteilung wurde nicht immer eingehalten. Je nach Arbeitsanfall und Bedarf wurde - insbesondere in der Zeit der Ungarntransporte und des damit verbundenen erh&#246;hten Arbeitsanfalls - das eine Kommando ganz oder teilweise auch f&#252;r Aufgaben des anderen Kommandos eingesetzt. Mitglieder der Arbeitsgruppen wurden von Zeit zu Zeit, wenn keine Transporte eintrafen oder G&#252;tertransporte abzufertigen waren, ebenfalls zur Sortierung der Effekten eingesetzt. Andererseits unterst&#252;tzten Kr&#228;fte - auch weibliche - der Sortierkommandos das Verladekommando im Effektenlager I (altes Lager Kanada) bei dem Beladen der Eisenbahnwaggons. Weitere m&#228;nnliche H&#228;ftlinge bildeten das Rollwagenkommando. Dieses Kommando war nach Inbetriebnahme des Effektenlagers II (neues Lager Kanada) in Lager B II g) untergebracht. Es hatte die eintreffenden G&#252;ter grob vorzusortieren (W&#228;sche, Kleidung, Nahrung etc.) und auf bestimmte Blocks zu verteilen, wo verschiedene Kommandos f&#252;r die jeweiligen Arten von Effekten mit der Durchsuchung, Sortierung und gegebenenfalls deren Aufbereitung befa&#223;t waren. Die Sortierkommandos rekrutierten sich &#252;berwiegend aus weiblichen Gefangenen. Es gab allerdings Bereiche, f&#252;r die ausschlie&#223;lich oder doch vorwiegend m&#228;nnliche H&#228;ftlinge eingesetzt waren (z. B. Nahrung, Werkzeug, Pelze etc.).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die weiblichen H&#228;ftlinge, die den verschiedenen Sortierkommandos angeh&#246;rten, waren zun&#228;chst im Stammlager, nachfolgend im Lager Birkenau im Abschnitt B I a) und seit April/Mai 1944 &#252;berwiegend im Lagerabschnitt B II g) untergebracht. Bis 1943 gab es das sogenannte Wei&#223;k&#246;pfchen- bzw. Wei&#223;k&#228;ppchenkommando, so genannt, weil die weiblichen H&#228;ftlinge wei&#223;e Kopft&#252;cher trugen. Dieses Kommando arbeitete in der Effektenkammer II; es wurde t&#228;glich vom Lagerabschnitt B I a) zur Arbeit in das damalige M&#228;nnerlager B I b), wo sich die Effektenkammer II befand, gef&#252;hrt. Ein weiteres weibliches Arbeitskommando wurde wegen der von den H&#228;ftlingen zu tragenden roten Kopfbedeckung "Rotk&#228;ppchen-" bzw. "Rotk&#246;pfchenkommando" genannt. Diese Kommando wurde bis April - Juni 1944 im Effektenlager I eingesetzt. Es gelangte t&#228;glich zu Fu&#223; von den im Lager Birkenau im Abschnitt B I a) - seit Mitte des Jahres 1943 auch B I b) - liegenden Unterk&#252;nften zur Arbeitsstelle in das nahe dem Stammlager gelegene, ca. 3 km entfernte Effektenlager I. Das Kommando wurde mit Inbetriebnahme des Effektenlagers II in Birkenau nach und nach aufgel&#246;st. Eine Vielzahl der weiblichen H&#228;ftlinge wurde in der Zeit von April bis Juni 1944 sukzessive in den Lagerabschnitt B II g) &#252;berstellt, arbeitete fortan dort und war hier zugleich untergebracht. Mit der &#220;berstellung wurde die vorher uniforme Kennzeichnung durch rote Kopft&#252;cher aufgegeben, das Kommando verlor die Bezeichnung als "Rotk&#228;ppchen-" bzw. "Rotk&#246;pfchenkommando". Einige der H&#228;ftlinge verblieben allerdings im Lagerabschnitt B I und waren weiter im Effektenlager I bis zumindest August/September 1944 t&#228;tig. Andererseits gab es zu Zeiten des gr&#246;&#223;ten Arbeitsanfalls im Effektenlager II in den Sommermonaten des Jahres 1944 weitere, im Lagerabschnitt B I ausgew&#228;hlte weibliche Gefangene, die t&#228;glich in das Lager B II g) marschierten und die dort untergebrachten Sortierkommandos unterst&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Neben den f&#252;r die Aufgaben des Effektenlagers II eingesetzten H&#228;ftlingen gab es im Lagerbereich B II g) zwei hiervon zu unterscheidende Arbeitskommandos. Hierzu z&#228;hlte einmal das sogenannte Saunakommando, das im wesentlichen f&#252;r die Desinfizierung der Neuank&#246;mmlinge und deren Kleidung wie der H&#228;ftlinge aus der von Zeit zu Zeit angeordneten Desinfizierung ganzer Lagerabschnitte zust&#228;ndig war. Zun&#228;chst "Kapo" und seit April 1944 bis August/September 1944 "Oberkapo" dieses Kommandos war der ehemalige H&#228;ftling und Zeuge Q. Weiterhin gab es ein Kommando, das f&#252;r die Effektenkammer III t&#228;tig war. Dieses Kommando befehligte 1944 der SS-Unterscharf&#252;hrer X1. Dem Kommando geh&#246;rten unter anderem der zwischenzeitlich verstorbene ehemalige H&#228;ftling F, anfangs als "Schreiber", seit Juni 1944 als "Kapo", der ebenfalls verstorbene ehemalige H&#228;ftling und Blockschreiber U und die ehemaligen Gefangenen und Zeugen L1 und L2 an. Auch hier wurden die personellen Zuweisungen nicht streng gewahrt. So war etwa der Zeuge L2 dem Effektenkammerkommando zugeteilt, gleichwohl in Abstimmung mit dem SS-Unterf&#252;hrer X1 zeitweilig als Laufbursche f&#252;r den Leiter des Effektenlagers II, den ehemaligen SS-Hauptscharf&#252;hrer und Zeugen I1 und - allerdings nur kurzzeitig - den Angeklagten t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die flie&#223;enden &#220;berg&#228;nge in den Kommandos fanden seit Mai 1944 einen Grund in dem erh&#246;hten Arbeitsanfall f&#252;r das Lager B II g). Ab dieser Zeit erreichten bis August 1944 fast t&#228;glich mehrere aus Ungarn kommende Eisenbahntransporte das KL Auschwitz. Bei etwa 40 bis 50 Waggons pro Transport und 80, manchmal 106 Menschen je Waggon, von denen nicht selten der ganze Transport (ohne Selektion) - wie es in der Lagersprache hie&#223; - "ins Gas geschickt wurde", sammelten sich vor allem im Effektenlager II unvorstellbare Mengen an H&#228;ftlingsgut. Zu dieser Zeit wurde die Anzahl der in den Kommandos eingesetzten H&#228;ftlinge betr&#228;chtlich erh&#246;ht. W&#228;hrend der Sommermonate waren &#252;ber 1.000 H&#228;ftlinge im Lager B II g) t&#228;tig. Diese sortierten in zwei Schichten "rund um die Uhr"; die Tagschicht von 7.00 - 19.00 Uhr, die Nachschicht von 19.00 - 7.00 Uhr. Alle Ma&#223;nahmen konnten indes nicht verhindern, da&#223; sich w&#228;hrend dieser Phase vielfach riesige Effektenberge zwischen den L&#228;ngsseiten der im Norden des Lagers gelegenen Block auft&#252;rmten. In solchen Situationen sortierten die ansonsten in den Blocks arbeitenden Kommandos auch im Freien. Trotz einer Verst&#228;rkung der zur Aufsicht im Lager B II g) befohlenen SS-Angeh&#246;rigen mu&#223;te st&#228;ndig improvisiert werden. Dem Zeugen I1 unterstanden etwa sechs bis acht SS-Angeh&#246;rige. Wegen der Vielzahl der Aufgaben gab es keine festen Dienstpl&#228;ne. Wer mit der Beaufsichtigung der jeweiligen Kommandos beauftragt wurde, wechselte oft von Tag zu Tag. Auf diese Weise kamen die SS-Angeh&#246;rigen mit nahezu allen Kommandos in Ber&#252;hrung, wurden insbesondere gleicherma&#223;en zur Aufsicht auf der Rampe - R&#228;umungskommando, Verladekommando - herangezogen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Der Alltag des H&#228;ftlings begann und endete mit dem Appell. Dieser diente der Feststellung der Lagerevidenz, d. h. der &#220;berpr&#252;fung, ob die Anzahl der in den einzelnen Lagerabschnitten untergebrachten H&#228;ftlinge mit den registrierten H&#228;ftlingszahlen &#252;bereinstimmte. Zu diesem Zweck mu&#223;ten selbst Sterbende und Tote in die Schar der angetretenen Gefangenen eingereiht werden. Ergaben sich Unstimmigkeiten, dauerte der Appell ungeachtet der Witterungsverh&#228;ltnisse oft Stunden, bis die Fehlerquelle aufgekl&#228;rt war und die H&#228;ftlingsst&#228;rke "stimmte". Von einem Appell zum n&#228;chsten erstreckte sich die nur durch drei Mahlzeiten am Tage unterbrochene M&#252;hsal der H&#228;ftlinge in den verschiedenen Arbeitskommandos.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Der N&#228;hrwert der unzureichenden Verpflegung, oft aus verdorbenen Lebensmitteln hergestellt, war in der Regel nicht einmal f&#252;r den menschlichen Organismus im Ruhezustand ausreichend. Hunger war daher der st&#228;ndige Begleiter vieler Lagerinsassen. Nicht selten f&#252;hrte die chronische Unterern&#228;hrung zum Tode eines H&#228;ftlings. Der im "Aushungern" begriffene Mensch wurde in der Lagersprache "Muselmann" genannt. Die Gestalt eines Muselmanns war durch ein mit blo&#223;er Haut &#252;berzogenes Skelett gekennzeichnet. Apathie und Schl&#228;frigkeit waren charakteristische Merkmale, die sich in langsamen, schleppenden Bewegungen niederschlugen. Die k&#246;rperliche Auszehrung war von geistiger Ersch&#246;pfung begleitet, die eine v&#246;llige Gleichg&#252;ltigkeit gegen&#252;ber der ihn umgebenden Welt und dem eigenen Leben zur Folge hatte. Dem Schicksal eines solchen "Muselmanns" konnte nur derjenige entgehen, dem es gelang, den erforderlichen Kalorienbedarf durch zus&#228;tzliche Lebensmittel zu decken. Neben den nur wenigen er&#246;ffneten "legalen" M&#246;glichkeiten - sogenannten Zulagen f&#252;r Schwerarbeiter, Lebensmittelpakete von Familienangeh&#246;rigen etc. - nahm das unter Strafe gestellte sogenannte Organisieren von Lebensmitteln breiten Raum im t&#228;glichen &#220;berlebenskampf einer Vielzahl der Lagerinsassen ein.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Die Nacht war f&#252;r die meisten H&#228;ftlinge nur eine Fortsetzung der M&#252;hsal und Qualen des Tages. Die H&#228;ftlingsunterk&#252;nfte waren - vor allem im Lager Birkenau - fast durchweg weit &#252;berbelegt. In den Lagerabschnitten B I a) und B I b) ruhten oft bis zu vier H&#228;ftlinge in den f&#252;r eine Person gemauerten Schlafboxen. In den auf gestampftem Lehmboden erstellten Wehrmachtspferdestallbaracken des Lagers B II nahmen dreist&#246;ckige Holzpritschen die H&#228;ftlinge auf. Auch hier lagen bis zu vier Gefangene auf dem f&#252;r einen Menschen geplanten Schlafplatz. Wegen Platzmangels mu&#223;ten die H&#228;ftlinge zumeist auf der Seite liegen. Verlie&#223; ein H&#228;ftling seine Liegestatt, wurde die freigewordene Stelle sogleich besetzt. Da die W&#228;nde und D&#228;cher der Holzbaracken nicht wasserdicht waren, drang bei Regenwetter Feuchtigkeit ein. Die Gefangenen wateten in solchen Zeiten in den Blocks durch kn&#246;cheltiefen Schlamm. Als Schlafunterlagen genutzte Strohs&#228;cke und Decken wurden feucht. Unz&#228;hlige Ratten, Fl&#246;he, L&#228;use und anderes Ungeziefer waren zwangsl&#228;ufige Folgen der katastrophalen Wohnverh&#228;ltnisse, deren negative Wirkung auf die H&#228;ftlinge durch die g&#228;nzlich unzureichenden sanit&#228;ren und hygienischen Verh&#228;ltnisse im Lager weiter verst&#228;rkt wurden. Mangel an Wasser, Waschgelegenheiten, Abortanlagen und die Hast des Tagesablaufs f&#252;hrte bei vielen H&#228;ftlingen dazu, da&#223; sie sich nur selten oder &#252;berhaupt nicht wuschen bzw. waschen konnten. Viele der H&#228;ftlinge trugen als wertvollsten Besitz eine Sch&#252;ssel bei sich, die der Verrichtung ihrer Notdurft ebenso diente wie als E&#223;napf.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Arbeitsfron, schlechte Wohnverh&#228;ltnisse, unzureichende Ern&#228;hrung, ungen&#252;gende und nicht vor Witterungseinfl&#252;ssen sch&#252;tzende Kleidung, schlechte hygienische und sanit&#228;re Bedingungen sowie der Schmutz und das allgegenw&#228;rtige Ungeziefer hatten zur Folge, da&#223; zeitweilig t&#228;glich Hunderte von H&#228;ftlingen starben und sich Infektionskrankheiten sowie Seuchen ausbreiteten. Typhus, Ruhr und Cholera traten immer wieder auf und trugen zum Massensterben bei. Der H&#228;ftlingskrankenbau im Lagerabschnitt B II f) war st&#228;ndig &#252;berf&#252;llt. F&#252;r die dorthin zur Untersuchung &#252;berwiesenen oder eingewiesenen H&#228;ftlinge wurden Krankenblattunterlagen angelegt, in denen H&#228;ftlingsnummer, Name und Grund der &#220;berstellung vermerkt wurde. In den Unterlagen vom 14. August 1944 wurde beispielsweise zur Untersuchung des ehemaligen H&#228;ftlings und Zeugen G unter Ziffer 9 der Liste vermerkt: "87215 ... G ... klin. Diag.: Typhusverdacht", bei anderen H&#228;ftlingen wurde als Grund etwa "noch Typhverd.", nur "Typhus" etc. vermerkt. Eine Registrierung des Zeugen G erfolgte weiterhin im Zusammenhang mit einer Blutuntersuchung am 18. September 1944. Die SS-&#196;rzte f&#252;hrten periodische Selektionen unter den Kranken und Genesenden im H&#228;ftlingskrankenbau wie auch unter den in anderen Lagerabschnitten untergebrachten H&#228;ftlingen durch. Gefangene, deren Zustand nicht erwarten lie&#223;, da&#223; sie alsbald wieder zur Arbeit eingesetzt werden konnten, bestimmten sie zum Tode in den Gaskammern oder t&#246;teten sie - bei kleineren Gruppen - durch Phenol-Injektionen. Wegen dieser Ma&#223;nahmen und der ungen&#252;genden Ausr&#252;stung mit Instrumenten und Medikamenten, die &#228;rztliche Hilfe - so sie &#252;berhaupt beabsichtigt war, was bei den SS-&#196;rzten ganz &#252;berwiegend nicht der Fall war - oft nicht einmal ansatzweise zulie&#223;, wurde der H&#228;ftlingskrankenbau in der Lagersprache "Vorhof zum Krematorium" bzw. "Vorhof zur H&#246;lle" genannt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Vor all den sonstigen Widrigkeiten im Lager belastete die H&#228;ftlinge zutiefst die allt&#228;gliche Erniedrigung, Schikanierung und Mi&#223;handlung durch die SS-Aufseher und Bewachungsmannschaften. Den SS-Angeh&#246;rigen war zwar untersagt, eigenm&#228;chtig H&#228;ftlinge zu mi&#223;handeln oder gar zu t&#246;ten. Hierauf wurden sie - wie die Angeh&#246;rigen der Gefangeneneigentumsverwaltung wiederholt durch den Zeugen L - immer wieder hingewiesen. In diesem Zusammenhang erfolgte zugleich die Belehrung, da&#223; die Verh&#228;ngung sogenannter Lagerstrafen dem Lagerkommandanten, der hierzu in bestimmten F&#228;llen sogar der Zustimmung des Inspekteurs der KL bedurfte, vorbehalten war. Formal erfolgte die Bestrafung - etwa: Einweisung in die SK, Arrest, Pr&#252;gelstrafe etc. - eines H&#228;ftlings, der gegen die Lagerordnung versto&#223;en hatte, auf eine &#252;ber den Schutzhaftlagerf&#252;hrer an den Lagerkommandanten erstattete schriftliche Meldung. Der unter Beibehaltung gewisser Formalit&#228;ten vorgeschriebene Weg bei "Lagervergehen" wurde indes nur selten eingehalten. Unter dem Einflu&#223; der nationalsozialistischen Erziehung war f&#252;r die SS jeder H&#228;ftling ein Gegner und damit ein "Staatsfeind", der kein Lebensrecht hatte. Das Leben eines Gefangenen, vor allem das der Juden, die ohnehin in den Augen der SS nicht als Menschen galten, wurde gering gesch&#228;tzt. Die grundlegende, menschenverachtende Haltung wurde durch das Massensterben und das damit einhergehende Gef&#252;hl, da&#223; das &#220;berleben eines H&#228;ftlings im Lager ohnehin auf einen kurzen Zeitraum begrenzt war, verst&#228;rkt. Vor diesem Hintergrund war die eigenm&#228;chtige Mi&#223;handlung und T&#246;tung von Gefangenen durch die SS-Angeh&#246;rigen an der Tagesordnung. Die H&#228;ftlinge wurde nicht selten ohne konkreten Anla&#223; mit Hand, Faust, St&#246;cken, Peitschen oder Gewehren auf alle K&#246;rperteile geschlagen. Erfahrene H&#228;ftlinge - wie der 1939 verhaftete und seitdem bis 1945 in verschiedenen KL, seit November 1942 im KL Auschwitz inhaftierte ehemalige H&#228;ftling und Zeuge L3 - sahen es w&#228;hrend solcher &#220;bergriffe als Erl&#246;sung an, wenn die Mi&#223;handlungen zu blutenden Wunden f&#252;hrten, weil manche der SS-Angeh&#246;rigen dann "ges&#228;ttigt waren" und von den Opfern ablie&#223;en. Andere wiederum setzten die Gewaltt&#228;tigkeiten fort, bis die H&#228;ftlinge starben. Die willk&#252;rlichen "Strafen", die von den SS-Bewachern, teils auch von den Funktionsh&#228;ftlingen, eigenm&#228;chtig verh&#228;ngt wurden, waren an Grausamkeit und Brutalit&#228;t oft nicht zu &#252;berbieten.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Als beliebte Sanktion der SS war das sogenannte "Sporttreiben" unter den H&#228;ftlingen gef&#252;rchtet. Die "Sport&#252;bungen" kamen einem versch&#228;rften Exerzieren gleich. Gruppen von H&#228;ftlingen mu&#223;ten hierbei nach den Befehlen und nicht selten "zur Belustigung" eines oder mehrerer SS-Angeh&#246;riger zumeist bis zur v&#246;lligen Ersch&#246;pfung springen, laufen, h&#252;pfen, robben und andere sinnlose &#8222;&#220;bungen" ausf&#252;hren. Je nach Lust und Laune der SS waren die "Sport&#252;bungen" von Schl&#228;gen und Tritten begleitet, die sich bevorzugt gegen die schwachen H&#228;ftlinge richteten und nicht selten deren Tod zur Folge hatten. Die allgemein &#252;bliche Mi&#223;handlung und T&#246;tung von H&#228;ftlingen wurde durch die SS-F&#252;hrung nicht nur toleriert, sondern vielfach sogar unterst&#252;tzt. Nicht selten gaben sie selbst gegen&#252;ber Kapos oder SS-Unterf&#252;hrern die Devise aus, da&#223; deren Kommandos "am Abend judenrein" zu sein hatten. Bestrafungen wegen willk&#252;rlicher Gewalttaten mu&#223;ten SS-Angeh&#246;rige wie Funktionsh&#228;ftlinge unter diesen Umst&#228;nden nicht gew&#228;rtigen. Das galt umso mehr, als die einzigen Zeugen solcher &#220;bergriffe, die in der Regel ein Interesse an der Bestrafung der Gewaltt&#228;ter hatten, aus den H&#228;ftlingsreihen kamen. Diese schenkten, soweit sie hiervon nicht unmittelbar betroffen waren, den Gr&#228;ueltaten inmitten des allgegenw&#228;rtigen Sterbens indes vielfach keine besondere Aufmerksamkeit, zumindest gaben sie ihre Kenntnis von konkreten Vorf&#228;llen nicht jedem preis, um nicht Gefahr zu laufen, als l&#228;stiger Zeuge liquidiert zu werden. Je nach ihrer Einstellung wollten sie um den Preis des &#220;berlebens von der sie umgebenden Wirklichkeit von vornherein nichts wissen - wie die Zeugin D - oder nahmen derartige Vorf&#228;lle zwar wahr, hielten ihre Kenntnis indes bisweilen selbst vor ihnen nahestehenden Personen zur&#252;ck, weil - wie die Zeugin B es empfand - "der n&#228;chste H&#228;ftling schon ein Spitzel der PA sein konnte". Auf diese Weise war ein allgemeiner Informationsaustausch unter den H&#228;ftlingen nicht einmal bei Taten von hervorstechender Grausamkeit gew&#228;hrleistet. Einen weitreichenden Bekanntheitsgrad erlangten allerdings die wenigen Widerstandshandlungen im Lager, wie etwa die Erschie&#223;ung des SS-Angeh&#246;rigen T durch eine Deportierte im Oktober 1943 oder der Aufstand des Sonderkommandos im Oktober 1944, die in das Lager dringenden Nachrichten &#252;ber die Kriegslage und die Herkunft und Zusammensetzung gr&#246;&#223;erer Transporte wie zu Zeiten der gro&#223;en Ungarntransporte. Abgesehen von solchen Ereignissen stand f&#252;r die H&#228;ftlinge der eigene, t&#228;gliche &#220;berlebenskampf im Mittelpunkt.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Wie bereits erw&#228;hnt, waren die Lebensverh&#228;ltnisse der im Effektenlager I und Lagerabschnitt B II g) arbeitenden H&#228;ftlinge ungleich besser als die der Gefangenen in anderen Arbeitskommandos. Die &#220;berlebenschancen der zugleich im Lager B II g) untergebrachten H&#228;ftlinge wiederum waren gr&#246;&#223;er als diejenigen der dort oder im Effektenlager I (nur) zur Arbeit eingesetzten Gefangenen. Das lag vor allem daran, da&#223; beide Gruppen die M&#246;glichkeit hatten und diese nutzten, aus den Effekten zumindest Lebensmittel zu organisieren, mit denen sie den &#252;ber die Lagermahlzeiten hinaus erforderlichen Kalorienbedarf decken konnten. Vor allem im Effektenlager I liefen die H&#228;ftlinge zwar Gefahr wegen des Organisierens von Lebensmitteln von eigenm&#228;chtigen SS-Aufsehern - sei es durch Schl&#228;ge oder Tritte, selten durch Erschie&#223;en - "bestraft" zu werden, wobei als besonders strafw&#252;rdig neben der Aneignung von Schmuck, Geld und anderen Kostbarkeiten die Ansichnahme von Konservendosen galt. Andererseits duldeten jedoch viele, vor allem dort bereits seit l&#228;ngerem t&#228;tige SS-Aufseher, die Aneignung von Lebensmitteln stillschweigend. Dies beruhte - von Ausnahmen abgesehen - nicht so sehr auf menschlichem Mitgef&#252;hl, sondern auf der Verstrickung fast aller SS-Angeh&#246;rigen dieser Lagerabschnitte in Korruption. Nahezu jeder in den Effektenlagern zur Aufsicht eingesetzte SS-Angeh&#246;rige bereicherte sich &#252;ber kurz oder lang in kleinerem oder gr&#246;&#223;erem Umfang unmittelbar oder mittelbar - durch Auftr&#228;ge an Untergebene, Funktionsh&#228;ftlinge oder andere H&#228;ftlinge - an dem Gut derer, die zur Vernichtung nach Auschwitz verbracht wurden. Das Wissen der Gefangenen, insbesondere der Funktionsh&#228;ftlinge, von deren Verfehlungen machte ihre Position angreifbar. Desgleichen galt im Verh&#228;ltnis der SS-F&#252;hrer zu den SS-Unterf&#252;hrern und Mannschaftsgraden.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die Kenntnis der Untergebenen von den Bereicherungen der Vorgesetzten an H&#228;ftlingsgut untergrub die Disziplin. In den Effektenlagern galten daher eigene hierarchische Rangfolgen und Machtverh&#228;ltnisse. So erkannte der Zeuge I1, der seit Ende Mai 1944 im Range eines Hauptscharf&#252;hrers im Lager B II g) eingesetzt und dem ab dem 1. August 1944 als Nachfolger des SS-Obersturmf&#252;hrers T1 die Leitung des Lagerabschnitts &#252;bertragen war, alsbald, da&#223; er gegen&#252;ber bestimmten "niederen Chargen", teils sogar Funktionsh&#228;ftlingen keine tats&#228;chlichen Machtbefugnisse hatte. An der allgemeinen Disziplinlosigkeit der SS, die einherging mit "Saufgelagen" und vielf&#228;ltigen &#220;bergriffen gegen&#252;ber weiblichen H&#228;ftlingen, vermochten einzelne gerichtliche Verfahren, die von der SS-Gerichtsbarkeit wegen Verm&#246;gensdelikten gegen SS-Angeh&#246;rige - wie die ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen I2 und I3 - durchgef&#252;hrt wurden, nichts zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Neben der st&#228;ndigen M&#246;glichkeit, Nahrung zu organisieren, standen den im Lager B II g) untergebrachten H&#228;ftlingen bessere, wenngleich immer noch nicht ann&#228;hernd menschenw&#252;rdige Unterk&#252;nfte zur Verf&#252;gung. Immerhin ruhten hier in der Regel aber nur zwei H&#228;ftlinge auf dem f&#252;r einen vorgesehenen Schlafplatz. Au&#223;erdem war es den H&#228;ftlingen nicht nur m&#246;glich, fast t&#228;glich ein Bad in der sogenannten Sauna zu nehmen, sie wurden hierzu sogar von den SS-Aufsehern, die st&#228;ndig in Angst vor L&#228;usen, Fl&#246;hen, anderem Ungeziefer und den damit h&#228;ufig einhergehenden Seuchen und Infektionskrankheiten lebten, angehalten. Schlie&#223;lich und entscheidend trug zu den besseren &#220;berlebensaussichten bei, da&#223; insbesondere die langj&#228;hrigen SS-Aufseher wegen ihrer Verfehlungen und ihrer Bestechlichkeit die H&#228;ftlinge in der Regel weniger grausam behandelten als es in anderen Lagerabschnitten der Fall war. Hinzu kam das Interesse der SS, die in den Proze&#223; der Sammlung, Sortierung, Aufarbeitung und Verteilung von Effekten eingegliederten und eingearbeiteten Arbeitskr&#228;fte zu erhalten. Vor diesem Hintergrund erkl&#228;rt sich, da&#223; Massent&#246;tungen im Bereich des Lagers - bzw. der Lager - Kanada nicht stattfanden. Die eigenm&#228;chtige T&#246;tung eines H&#228;ftlings war hier - so die dem Beweisantrag der Verteidigung zu Nr. 15 folgende und mit den Feststellungen korrespondierende Wahrunterstellung der Kammer mit Beschlu&#223; vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer II, 2. - die Ausnahme. Das war selbst in den Sommermonaten des Jahres 1944 der Fall, in denen sich riesige Effektenmassen in den Lagern sammelten, die Arbeitskommandos betr&#228;chtlich erh&#246;ht wurden und bei zeitweilig &#252;ber 1.000 im Lager B II g) eingesetzten H&#228;ftlingen jegliche &#220;bersicht &#252;ber einzelne Geschehnisse im Lagerbereich selbst f&#252;r SS-Aufseher und Funktionsh&#228;ftlinge verloren ging.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Trotz der besseren &#220;berlebenschancen im Effektenlager I und Lagerabschnitt B II g) war das Leben der H&#228;ftlinge ebenfalls gepr&#228;gt von allt&#228;glichen Schikanen und Mi&#223;handlungen durch die SS-Aufseher, wovon vorwiegend die m&#228;nnlichen H&#228;ftlinge betroffen waren. Daneben belastete die Gefangenen im Lagerabschnitt B II g) die T&#228;tigkeit inmitten der Krematorien. Vor allem die N&#228;he des Krematoriums K IV und der Mitleid erregende Anblick der zur Massenvernichtung geleiteten M&#228;nner, Frauen und Kinder, deren Schreie beim T&#246;tungsvorgang ebenso in das Lager drangen wie der von den Krematorien ausgehende Geruch wirkte entmutigend auf viele H&#228;ftlinge. Auch in diesem Lagerbereich "gingen" daher H&#228;ftlinge "in den Draht" - wie der Zeuge I1 etwa in einem Fall kurz nach seinem Eintritt in das Lager B II g) erfuhr -, um dem qualvollen und perspektivlosen Leben ein Ende zu bereiten. Andere wiederum versuchten zu fliehen, wobei sie vielfach den Weg &#252;ber die vom Lager abgehenden Eisenbahntransporte w&#228;hlten. Mi&#223;lang ein solcher Fluchtversuch, wurden die H&#228;ftlinge nicht selten unverz&#252;glich erschossen oder solange mi&#223;handelt, bis sie starben.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Auf die Funktion des KL Auschwitz als Massenvernichtungslager soll nicht n&#228;her eingegangen werden, weil die Taten, die der Angeklagte begangen hat bzw. haben soll, nicht im Zusammenhang mit den im Rahmen der "Endl&#246;sung der Judenfrage" erteilten Befehlen stehen.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen zu diesem Abschnitt hat die Kammer getroffen aufgrund der Einlassung des Angeklagten, soweit ihr gefolgt werden konnte, der in diesem Zusammenhang uneingeschr&#228;nkt glaubhaften Aussagen der Zeugen E, I1, K, B, S, I3, L, M, I4, I5, K1, L3, H, L4, C1, Q1, X2, T2, T3, G, U1, M1, Q, L1, L2, D und C2, des Inhaltes der in der Hauptverhandlung verlesenen Niederschriften &#252;ber die im Wege der internationalen Rechtshilfe in Anwesenheit von Mitgliedern des Gerichts in Israel und &#214;sterreich durchgef&#252;hrten Vernehmungen der nicht reisebereiten bzw. nicht reisef&#228;higen Zeugen T4, T5, H2, S1, G1, X3, M2 und H3, des Inhaltes der in der Hauptverhandlung verlesenen Niederschriften &#252;ber die fr&#252;heren Vernehmungen des nicht mehr vernehmungsf&#228;higen Zeugen I und der zwischenzeitlich verstorbenen Zeugen I6, I2, H1, U, U2 und F, des Inhaltes der ausweislich der Sitzungsniederschrift in der Hauptverhandlung er&#246;rterten sonstigen Urkunden, Schriftst&#252;cke, Skizzen, Lichtbilder und Filme, soweit sie durch Verlesung oder Inaugenscheinnahme zum Gegenstand des Verfahrens gemacht worden sind, des verlesenen beh&#246;rdlichen Zeugnisses des Bundesministers des Inneren und der allgemeinkundigen, geschichtlich gesicherten Tatsachen zur Entstehung und Entwicklung des KL Auschwitz, wie sie in den ver&#246;ffentlichten Aufzeichnungen des ersten Lagerkommandanten des KL Auschwitz, dem fr&#252;heren und nach dem Kriege zum Tode verurteilten und hingerichteten SS-Obersturmbannf&#252;hrer H&#246;ss niedergelegt und dem Streit der zeitgeschichtlichen Forschung entr&#252;ckt sind.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Bei den Feststellungen zur &#228;u&#223;eren Aufteilung und Einrichtung des Gesamtlagers Auschwitz wie der einzelnen Lagerabschnitte ist das Gericht weitgehend von der "Situationsskizze des KL Ausschwitz II (Birkenau)" - ver&#246;ffentlicht in den vom staatlichen Museum in Auschwitz herausgegebenen "Heften von Auschwitz" - und den Skizzen des Zeugen Wunsch &#252;ber das "Gesamtlager", das "alte Kanada-Gel&#228;nde" (Effektenlager I), das "neue Kanada-Gel&#228;nde - Birkenau mit Sauna" (Lagerabschnitt B II g), die "Effektenkammer - Birkenau" (Effektenkammer II) und den "Weg des weiblichen Arbeitskommandos vom Lagerabschnitt B I a) in Birkenau zu der in Lagerabschnitt B I b) gelegenen Effektenkammer II" ausgegangen. Die Skizzen geben, wenngleich nicht ma&#223;stabgetreu, die tats&#228;chlichen &#246;rtlichen Gegebenheiten nach den Bekundungen aller Zeugen, die je nach dem Ort der Unterbringung und des Arbeitseinsatzes bei den ehemaligen H&#228;ftlingen bzw. der dienstlichen Verwendung bei den fr&#252;heren SS-Angeh&#246;rigen allerdings ganz &#252;berwiegend nur ausschnittweise Angaben zu bestimmten Lagerbereichen machen konnten, im wesentlich zutreffend wieder. Was die Gr&#246;&#223;enverh&#228;ltnisse und die Anordnung der Lager im sogenannten Interessensgebiet des KL Auschwitz anbelangt, haben der in der Hauptverhandlung vorgef&#252;hrte, unter Mitwirkung der Zeugin I5 entstandene Film der BBC mit dem Titel "Auschwitz - ein &#220;berlebender kehrt zur&#252;ck" sowie die bei der Befragung der Zeugen in die Hauptverhandlung eingef&#252;hrten Lichtbilder (Luftaufnahmen) des amerikanischen Geheimdienstes aus dem Jahre 1944 f&#252;r sich genommen und in ihrer Gesamtheit zuverl&#228;ssigen Aufschlu&#223; &#252;ber die &#228;u&#223;ere Lagersituation in jener Zeit erbracht.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Von den Zeugen ist, was die Aufteilung des Gesamtlagers wie der einzelnen Lagerabschnitte und deren Entwicklung anbetrifft, der heutige Historiker L3, der in der Zeit von November 1942 bis Januar 1945 H&#228;ftling im KL Auschwitz war und einem sogenannten Instandsetzungskommando angeh&#246;rte, hervorzuheben. Der Zeuge war als Mitglied des genannten Kommandos w&#228;hrend der Dauer seiner Inhaftierung in nahezu s&#228;mtlichen Lagerabschnitten - sei es im Rahmen der Bauarbeiten bei deren Errichtung oder im Zuge von Reparaturarbeiten - zeitweilig eingesetzt. Er vermochte sich an eine Vielzahl von selbst erlebten Einzelheiten zu erinnern, die er - unter deutlicher Trennung von den Ergebnissen der erst nach dem Krieg aufgenommenen Forschungst&#228;tigkeit - bei seiner Vernehmung pr&#228;zise, umfassend und anschaulich dargestellt hat. Seine Beschreibung zur Aufteilung des Gesamtlagers und der einzelnen Lagerabschnitte stimmt mit den eingangs erw&#228;hnten Skizzen ebenfalls im Wesentlichen &#252;berein. Hiervon abweichend hat sich lediglich herausgestellt, da&#223; die sogenannte Sauna im Lagerabschnitt B II g) im Gegensatz zu der von dem Zeugen X3 gefertigten Skizze dieses Lagerabschnittes ("neues Kanada-Gel&#228;nde - Birkenau mit Sauna") zum einen westlich - und nicht wie auf der Skizze s&#252;dwestlich - von der mittleren Barackenreihe - gleichsam in deren westlicher Verl&#228;ngerung - angeordnet war und der Geb&#228;udekomplex zum anderen eine symmetrische Gestaltung mit einem im Norden und S&#252;den befindlichen Anbau - "schmutzige (unreine) Seite" / "saubere (reine) Seite" - aufwies. Diese von dem Zeugen L3 erw&#228;hnte, von den Zeugen L1, Q1 und Q, der im Jahre 1944 zeitweilig Oberkapo des sogenannten Saunakommandos war, best&#228;tigte Besonderheit ist zutreffend in der aus den Heften von Auschwitz stammenden "Situationsskizze des KL Auschwitz II (Birkenau)" dargestellt. Auf dieser Skizze fehlt allerdings die nach den glaubhaften Angaben der Zeugen L1, Q und Q1 erst Mitte des Jahres 1944 errichtete leere Baracke im Nordwesten des Lagerabschnitts B II g) ebenso wie ein - auf beiden Skizzen fehlender - zwischen der Sauna und der "leeren Baracke" gelegener Abort.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist nach den &#252;bereinstimmenden Angaben der Zeugen K, I4, I5, L3, C1, D und M2 davon auszugehen, da&#223; westlich von den Barackenreihen des Lagers B II g) in Abgrenzung zu der Lagerstra&#223;e zumindest zeitweilig ein niedriger Drahtzaun mit einem nicht besonders bewachten kleinen Holzgatter gezogen war. Die weiteren hierzu befragten Zeugen konnten sich zwar an eine derartige Abgrenzung nicht erinnern, vermochten die zeitweilige Existenz eines - noch dazu niedrigen - Zaunes allerdings nicht auszuschlie&#223;en. Dem Zeugen X3 war dagegen eine provisorische Umz&#228;unung erinnerlich, er meinte indes, da&#223; ein solcher Zaun auf seine Veranlassung &#246;stlich von der Baracke 12 angelegt worden sei. Daf&#252;r, da&#223; sich im Jahre 1944 hier ein Zaun befunden h&#228;tte, fehlen indes jede die Aussage des Zeugen X3 st&#252;tzende Anhaltspunkte. Das gilt umso mehr, als der Zeuge den bei seiner Vernehmung vom 3. September 1987 angef&#252;hrten Zaun bei fr&#252;heren Vernehmungen und auch bei der Anfertigung der Skizzen nicht ber&#252;cksichtigt hat. Die Kammer hat daher keine Bedenken, bei den Feststellungen zu der fraglichen Umz&#228;unung den &#252;bereinstimmenden Angaben der oben erw&#228;hnten Zeugen, die hieran eine zuverl&#228;ssige Erinnerung hatten, zu folgen. Hervorzuheben ist des weiteren, da&#223; im Gesamtlager Auschwitz zwei Effektenlager eingerichtet waren, und zwar das Effektenlager I ("altes Lager Kanada") in der N&#228;he des Stammlagers und das bereits erw&#228;hnte Effektenlager II ("neues Lager Kanada") im Abschnitt B II g) des Lagers Birkenau. Dabei hat sich erst im Verlauf der Hauptverhandlung - insbesondere aufgrund der detaillierten Angaben der Zeugen E, I4, L4, C1, U1, Q und G herausgestellt, da&#223; in der unmittelbaren N&#228;he des Effektenlagers I - wie festgestellt - ein zum Stammlager Auschwitz f&#252;hrendes Eisenbahnnebengleis verlief, an dem in H&#246;he der Einfahrt zum Effektenlager I eine kleine Holzrampe zum Verladen der Effekten diente. Der Abtransport der sortierten G&#252;ter aus dem Effektenlager I erfolgte dementsprechend nicht - so der Wissensstand nach den Vorermittlungen - von der zwischen dem Stammlager und dem Lager Birkenau an einem Nebengleis der Hauptbahnstrecke gelegenen sogenannten alten Rampe, sondern unmittelbar aus diesem Effektenlager.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Bei den Feststellungen zur inneren Organisation in KL Auschwitz hat sich die Kammer ma&#223;geblich auf die in den - den Feststellungen zugrundegelegten - Grundz&#252;gen &#252;bereinstimmenden, widerspruchsfreien und in diesen Punkten unverf&#228;nglichen Angaben der fr&#252;heren SS-Angeh&#246;rigen I1, I3, M, H, L4 und vor allem des Zeugen L gest&#252;tzt, die - soweit es die sogenannte H&#228;ftlingsselbstverwaltung anbelangt - durch die Aussagen der als Zeugen geh&#246;rten ehemaligen H&#228;ftlinge best&#228;tigt wurden. Vor allem der Zeuge L vermochte sich zuverl&#228;ssig an eine Vielzahl von Einzelheiten zur Organisationsstruktur, insbesondere zu der von ihm seinerzeit &#252;ber Jahre geleiteten, in die Abteilung IV - die sogenannte Verwaltungsabteilung - des KL Auschwitz eingegliederten "Gefangeneneigentumsverwaltung" zu erinnern. Seine Darstellung von Aufbau und Untergliederungen der Gefangeneneigentumsverwaltung deckte sich in allen wesentlichen Punkten mit den Angaben des in der Zeit von September 1942 bis September/Oktober 1944 in der H&#228;ftlingsgeldverwaltung - einer Untergliederung der Gefangeneneigentumsverwaltung - eingesetzten Zeugen H. Die Kammer hatte daher keine Bedenken, den Feststellungen die n&#228;here Beschreibung des Zeugen L &#252;ber die Gefangeneneigentumsverwaltung zugrundezulegen, zumal seine Angaben eine weitere - wenn auch nur ausschnittweise - Best&#228;tigung in den verlesenen Aussagen der Zeugen I vom 15. M&#228;rz 1984, H1 vom 9. November 1984 und I2, die allesamt zeitweilig in der H&#228;ftlingsgeldverwaltung eingesetzt waren, gefunden haben.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen zu den Lebensverh&#228;ltnissen der H&#228;ftlinge im KL Auschwitz entsprechen den weitgehend &#252;bereinstimmenden Angaben aller Zeugen, die aus allerdings h&#246;chst unterschiedlichen Positionen - einerseits als SS-Bewacher, andererseits als H&#228;ftlinge - das Dasein der Gefangenen im Lager mitverfolgt und hiervon ein im Kern &#252;bereinstimmendes Bild gezeichnet haben. Das gilt insbesondere f&#252;r die Einteilung der H&#228;ftlinge in bestimmte Arbeitskommandos und deren Unterbringung in den jeweiligen Zeitabschnitten.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Nicht vollends gekl&#228;rt werden konnte allerdings, ob das Effektenlager I - wie das Effektenlager II - bis zur Evakuierung des Lagers im Januar 1945 seiner Bestimmung gem&#228;&#223; benutzt wurde. Fest steht jedenfalls, da&#223; in beiden Effektenlagern Arbeitskommandos bis zumindest August/September 1944 nebeneinander t&#228;tig waren. Da&#223; das Effektenlager I mit Inbetriebnahme des Effektenlagers II nicht aufgel&#246;st wurde, sondern zeitweilig neben dem Effektenlager II fortbestand, war f&#252;r die hierzu befragten Zeugen nicht zweifelhaft. Insbesondere die Zeugen E, S, L, I1, L3, T3, G, U1, D, S1, X3 und H3 vermochten sich hieran zuverl&#228;ssig zu erinnern. Schwierigkeiten bereitete den Zeugen allerdings die zeitliche Einordnung. Dies beruhte vor allem darauf, da&#223; insbesondere die aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge stammenden Zeugen - wie etwa die Zeuginnen U1, D oder S1 mit der Verlegung ihres Arbeitsplatzes in das Effektenlager II zugleich dort untergebracht wurden und damit nahezu jeglichen Kontakt zu den im Effektenlager I weiter t&#228;tigen H&#228;ftlingen verloren. Besonderes Gewicht kam daher den Aussagen derjenigen ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen und H&#228;ftlinge zu, die im Jahre 1944 mit dem Effektenlager I noch nach Inbetriebnahme des Effektenlagers II im April/Mai 1944 in Ber&#252;hrung kamen. Hierzu z&#228;hlte einmal der Zeuge L als Leiter der Gefangeneneigentumsverwaltung, nach dessen Erinnerung beide Lager "einige Monate" nebeneinander arbeiteten. Damit in Einklang stehen die Angaben der Zeugen L3 und T3, die als H&#228;ftlinge in einem "Instandsetzungskommando" bzw. der sogenannten "SS-Unterkunftskammer" im Stammlager Verwendung fanden und auch im Jahre 1944 von Zeit zu Zeit im Effektenlager I t&#228;tig waren, sei es, weil sie dort Reparaturen ausf&#252;hren mu&#223;ten (L3), sei es, weil sie dort Effekten f&#252;r die SS-Unterkunftskammer abholen mu&#223;ten (T3). Beiden Zeugen war erinnerlich, da&#223; das Effektenlager I "st&#228;ndig" bzw. "durchweg" neben dem Effektenlager II weiterarbeitete. Diese zeitliche Einordnung erf&#228;hrt durch die Angaben der ehemaligen H&#228;ftlinge S und G, die 1944 in dem sogenannten Aufr&#228;umungskommando eingesetzt waren, insoweit eine Einschr&#228;nkung, als das Effektenlager I nach ihrer Erinnerung nur bis August/September 1944 (G) bzw. November 1944 (S) seine Funktion erf&#252;llte. Den Aussagen dieser Zeugen mi&#223;t die Kammer entscheidende Bedeutung zu. Beide Zeugen waren Mitglieder des sogenannten Aufr&#228;umungskommandos, das nahezu t&#228;glich in den Effektenlagern eingesetzt wurde. Im Gegensatz zu den Zeugen L, L3 und T3 beruhen ihre Angaben folglich nicht auf einem seinerzeit gewonnenen allgemeinen &#220;berblick &#252;ber das bzw. gelegentlichen Einsatz im Effektenlager, sondern auf ihren allt&#228;glichen Verrichtungen unter anderem in dem Effektenlager I. Die Unstimmigkeit in den Angaben der Zeugen G und S l&#228;&#223;t sich zwanglos damit erkl&#228;ren, da&#223; beide das Ende ihrer T&#228;tigkeit im Aufr&#228;umungskommando bzw. ihre Verlegung vom Lagerabschnitt B II d) in den Abschnitt B II g) mit der Einstellung jeder T&#228;tigkeit im Effektenlager I gleichgesetzt haben und der Zeuge S &#252;berdies erst nach erg&#228;nzenden Fragen seine zun&#228;chst allgemeine Angabe "bis Herbst 1944" auf November 1944 konkretisiert hat. Die zeitliche Fixierung des Zeugen G wird zus&#228;tzlich durch die Bekundungen des Zeugen M2, wonach das genannte Aufr&#228;umungskommando im August 1944 vom Lagerabschnitt B II d) in den Abschnitt B II g) verlegt worden sein soll, untermauert. Nimmt man hinzu, da&#223; der Zeuge G an den von ihm genannten Zeitpunkt nicht nur deshalb eine genaue Erinnerung hat, weil die Verlegung in einen anderen Lagerabschnitt stets eine einschneidende &#196;nderung f&#252;r einen H&#228;ftling darstellte, sondern auch, weil nach der Verlegung schon nach wenigen Tagen bei ihm eine Typhus-Erkrankung festgestellt wurde und er in engem zeitlichen Zusammenhang hierzu den nachfolgenden Krematoriums-Aufstand einordnet, so tr&#228;gt die Kammer keine Bedenken, den Feststellungen die zeitliche Einordnung des Zeugen G zugrundezulegen. Die Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen steht, worauf im Zusammenhang mit den Taten des Angeklagten noch gesondert einzugehen sein wird, nicht in Zweifel. Die Glaubhaftigkeit seiner Angaben kann ebenfalls weder in diesem noch in anderen Punkten angezweifelt werden.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge G hatte allerdings anl&#228;&#223;lich seiner in Wege der Rechtshilfe in Israel durchgef&#252;hrten - ihm vorgehaltenen - polizeilichen Vernehmung in einem anderweiten Strafverfahren am 20. November 1968 erkl&#228;rt, da&#223; er Ende Mai 1944 an Typhus erkrankt und bis zu diesem Zeitpunkt dem "Kommando Kanada", wo er u. a. "das Gep&#228;ck aus den Waggons zu nehmen gehabt habe", angeh&#246;rt habe. Den zeitlichen Widerspruch zu seiner fr&#252;heren Aussage hat er vor dem Schwurgericht indes nachvollziehbar damit erkl&#228;rt, da&#223; er das Ende seiner T&#228;tigkeit im "Kommando Kanada", d. h. im Aufr&#228;umungskommando in seiner Vorstellung zeitlich seiner Verlegung in den Lagerabschnitt B II g) zuordne, weil er dort nur kurze Zeit t&#228;tig geworden und alsdann erkrankt sei. Den Zeitpunkt seiner Erkrankung habe er in der damaligen Vernehmung, weil er ihm keine besondere Aufmerksamkeit gewidmet habe, in den Monat Mai 1944 verlagert und damit zugleich das Ende seiner T&#228;tigkeit im Aufr&#228;umungskommando (f&#228;lschlich) hiermit gleichgesetzt. Dies trifft nach der Erinnerung des Zeugen, der zu diesem Punkt eingehend befragt wurde, jedoch nicht zu. Unter Hinweis auf den zeitlich engen Zusammenhang mit dem Krematorium-Aufstand war sich der Zeuge G "absolut sicher", da&#223; die Typhus-Erkrankung erst im August/September 1944 festgestellt und er zu dieser Zeit in den Lagerabschnitt B II g) verlegt wurde, fortan also nicht mehr im Effektenlager I t&#228;tig war. Eine deutliche Best&#228;tigung erf&#228;hrt die Aussage des Zeugen durch das nach Anbringung des Hilfsbeweisantrages der Verteidigung vom 18. Januar 1988 von der Kammer eingeholte - verlesene - beh&#246;rdliche Zeugnis des Bundesministers des Innern vom 25. Januar 1988. Danach wurde der Zeuge G nicht nur (erst) am 25./26. Oktober 1944 vom KL Auschwitz in das KL Sachsenhausen verlegt; au&#223;erdem weisen die dem beh&#246;rdlichen Zeugnis beigef&#252;gten, dem Bundesminister des Innern vom Internationalen Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Arolsen in Ablichtung &#252;berlassenen - ebenfalls verlesenen - Krankenblattunterlagen des Lagerabschnitts B II f) vom 13. August 1944 bzw. 18. September 1944 aus, da&#223; der Zeuge G zu jener Zeit im H&#228;ftlingskrankenbau wegen Typhus-Verdachts untersucht wurde. Bei dieser Sachlage bestand f&#252;r die Kammer kein Anla&#223;, dem Hilfsbeweisantrag der Verteidigung weiter nachzugehen, zumal nichts daf&#252;r ersichtlich ist, da&#223; dem staatlichen Auschwitz-Museum in Polen &#252;ber die genannten dem Internationalen Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Ablichtung &#252;berlassenen Dokumente hinausgehende Krankenblattunterlagen zur Verf&#252;gung stehen.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Was Einsatz und Aufl&#246;sung des Arbeitskommandos "Rotk&#228;ppchen" bzw. "Rotk&#246;pfchen" anbelangt, so folgen die Feststellungen den &#252;bereinstimmenden Angaben der ehemals in diesem Kommando eingesetzten weiblichen H&#228;ftlinge - wie etwa die Zeuginnen C1, U1, D und S1 -, die mit den Aussagen der fr&#252;heren SS-Bewacher wie z. B. der Zeugen I3, L4, X3 und H3 in Einklang stehen. Danach besteht f&#252;r die Kammer kein Zweifel, da&#223; f&#252;r die Mitglieder des Kommandos mit der Verlegung ihres T&#228;tigkeitsbereiches vom Effektenlager I in das Effektenlager II das Tragen des das Kommando kennzeichnenden roten Kopftuches entfiel. Die uniforme Kopfbedeckung diente nach den Erl&#228;uterungen der weiblichen Zeugen w&#228;hrend der Zeit, als das Kommando im Lagerabschnitt B I untergebracht und im Effektenlager I arbeitete, ebenso wie wei&#223;e Kopft&#252;cher bei den sogenannten "Wei&#223;k&#246;pfchen-" bzw. "Wei&#223;k&#228;ppchen-Kommando", das Lagerabschnitt B I a) untergebracht und t&#228;glich zur Arbeitsstelle (Effektenkammer II) in den Lagerabschnitt B I b) gef&#252;hrt wurde, zur &#228;u&#223;eren Kennzeichnung, da&#223; diese regelm&#228;&#223;ig nicht von SS-Angeh&#246;rigen begleiteten Kommandos berechtigt waren, sich innerhalb der gro&#223;en Postenkette zur Arbeitsstelle zu bewegen. Dieser Zweck war mit der Verlegung der Arbeitsstelle und der damit verbundenen Unterbringung der weiblichen H&#228;ftlinge in dem abgegrenzten Bereich des Lagers B II g) entfallen, so da&#223; es einer uniformen Kopfbedeckung nicht mehr bedurfte und eine solche von den weiblichen Gefangenen auch nicht mehr getragen wurde.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Da&#223; auf der durch das Lager B II g) zwischen den Baracken und der sogenannten Sauna von S&#252;den nach Norden verlaufenden Lagerstra&#223;e 1944 von Zeit zu Zeit jedenfalls kleine Menschentransporte auf dem Fu&#223;weg von der sogenannten neuen Rampe im Lager Birkenau zu einem westlich von dem Krematorium K IV gelegenen Birkenwald gef&#252;hrt wurden, belegen die Aussagen der Zeugen U1, B, I5, Q, L3 und X3. Die Zeugen U1 und X3 hatten an derartige Transporte eine zuverl&#228;ssige Erinnerung, weil ein solcher Transport im Leben beider - seinerzeit ungeachtet aller Gefahren freundschaftlich verbundenen - Zeugen eine besondere Rolle spielte. Mit einem derartigen Transport wurde n&#228;mlich im Sommer 1944 u. a. die Schwester der Zeugin U1 durch das Lager B II g) zu dem Krematorium K IV und dem damit sicheren Tod gef&#252;hrt. Auf Bitten der Zeugin U1 rettete der Zeuge X3 ihrer Schwester das Leben. Aufgrund dieses Erlebnisses ist die Tatsache der durch das Lager gef&#252;hrten kleinen Menschentransporte in dem Ged&#228;chtnis der Zeugen - insbesondere der Zeugin U1 tief verwurzelt. Best&#228;tigt und erg&#228;nzt wurden ihre Angaben &#252;berdies allgemein von den Zeugen B, I5, L3 und Q. Den Angaben des letztgenannten Zeugen kommt dabei besonderes Gewicht zu. Der Zeuge Q war 1944 zeitweilig als Oberkapo, im sogenannten Saunakommando mit den Transporten von H&#228;ftlingen befa&#223;t, die als Arbeitsf&#228;hige in das Lager eingewiesen worden waren. F&#252;r ihn waren in seiner Funktion als Oberkapo folglich nur diese Transporte von Bedeutung, w&#228;hrend die durch das Lager B II g) zum Krematorium K IV gef&#252;hrten Menschen f&#252;r die ihm gestellte Aufgabe ohne Belang waren. Andererseits blieb es nicht aus, da&#223; er die lediglich an der Sauna vorbeigef&#252;hrten Transporte registrierte, weil er dem Schicksal der betroffenen Menschen nicht gleichg&#252;ltig gegen&#252;berstand. Vor diesem Hintergrund besteht f&#252;r die Kammer kein Zweifel, da&#223; &#252;ber die zwischen Baracken und Sauna in Lager D II g) verlaufende Lagerstra&#223;e kleinere Transporte zu dem Krematorium K IV gef&#252;hrt wurden.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Das Schwurgericht ist weiter davon &#252;berzeugt, da&#223; alle als Bewacher in den jeweiligen Effektenlagern und -kammern eingesetzten SS-Angeh&#246;rigen zum Dienst an der Rampe herangezogen wurden, und zwar zumindest zur Bewachung der sogenannten Rampenkommandos ("Aufr&#228;umungskommando", "Verladekommando"). Das entspricht nicht nur den Schilderungen der Zeugen aus den Reihen der fr&#252;heren H&#228;ftlinge - wie z. B. S, L3, M2, Q1 und G, sondern ebenfalls den Bekundungen der ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen H, L4, X3, I und vor allem I1. Der letztgenannte Zeuge war als Leiter des Effektenlagers II u. a. mit der Einteilung der Dienste f&#252;r die SS-Angeh&#246;rigen seines Kommandos zust&#228;ndig. Er vermochte sich wegen der Vielzahl der Transporte im Sommer 1944 deutlich zu erinnern, da&#223; er zu Zeiten der "gro&#223;en Ungarntransporte" alle SS-Angeh&#246;rigen gleicherma&#223;en zum sogenannten Rampendienst heranziehen mu&#223;te, er bisweilen sogar selbst - was der Zeuge allerdings erst nach Vorhalt und l&#228;ngerem Z&#246;gern einr&#228;umte - den Rampendienst versehen hat.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die allgemeine Disziplinlosigkeit der SS-Angeh&#246;rigen im KL Auschwitz, vor allem die st&#228;ndigen, eigenm&#228;chtigen &#220;bergriffe auf H&#228;ftlinge steht f&#252;r die Kammer au&#223;erhalb jeden Zweifels. Die Darstellung der als Zeugen geh&#246;rten ehemaligen H&#228;ftlinge war an Eindringlichkeit nicht zu &#252;berbieten. Jeder der H&#228;ftlinge hatte seine eigene Geschichte, in denen sich &#252;ber alle Unterschiede in den pers&#246;nlichen Erlebnissen die v&#246;llige Recht- und Wehrlosigkeit der Gefangenen und deren allt&#228;gliche Gef&#228;hrdung, von eigenm&#228;chtigen SS-Angeh&#246;rigen oder Funktionsh&#228;ftlingen aus nichtigen Anl&#228;ssen mi&#223;handelt oder gar get&#246;tet zu werden, widerspiegelte. Allein die Bewertung der Zeugen zu der Behandlung in einzelnen Lagerabschnitten bzw. durch bestimmte SS-Angeh&#246;rige lie&#223; entsprechend ihren jeweiligen pers&#246;nlichen Erfahrungen Unterschiede erkennen. Ansonsten zeichneten sie - ausgehend von Anzahl und Ausma&#223; der jeweils selbst erlebten &#220;bergriffe von SS-Angeh&#246;rigen - das den Feststellungen zugrundegelegte einheitliche Bild. Den verhaltenen Schilderungen der ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen (I1, I3, L, M, H, L4, X3 und H3) zu diesem Punkt kommt nur eine denkbar geringe Bedeutung zu. Die hierzu konkret befragten Zeugen waren in ihren ansonsten - soweit es &#196;u&#223;erlichkeiten wie Lageraufteilung, Organisationsstrukturen etc. anbelangt - ergiebigen und aufschlu&#223;reichen Aussagen, sobald ihre oder die Schuldverstrickung eines ihrer ehemaligen "Kameraden" in Rede stand, &#228;u&#223;erst zur&#252;ckhaltend. Hierauf wird noch im Zusammenhang mit dem Lebenslauf des Angeklagten n&#228;her einzugehen sein. Immerhin r&#228;umten einige der ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen - wie I1, I3, L4 und H3 - ein, da&#223; H&#228;ftlinge "mitunter" eigenm&#228;chtig von SS-Angeh&#246;rigen mit dem Stock geschlagen wurden, dies allerdings nur, um "Schlimmeres" von ihnen abzuwenden (I1, I3, L4) wenn sie die SS-Bewacher "provoziert" hatten (H3). Auf die naheliegende Frage, welche schlimmeren Sanktionen denn durch derartige &#220;bergriffe von Gefangenen hatten abgewendet werden sollen, verwiesen die Zeugen allgemein auf die "sch&#228;rferen ordentlichen" Lagerstrafen. Diese Erkl&#228;rung mu&#223;te unvollkommen bleiben, weil eine derartige Lagerstrafe von einer Meldung des jeweiligen SS-Angeh&#246;rigen abh&#228;ngig gewesen w&#228;re, die den Versto&#223; eines H&#228;ftlings gegen die Lagerordnung voraussetzte. Eines solchen Versto&#223;es bedurfte es indes f&#252;r die willk&#252;rliche Mi&#223;handlung eines H&#228;ftlings nicht; ausreichend hierf&#252;r war, wie die Zeugin B plastisch formulierte, "schon ein falscher Blick". Da&#223; die Disziplin der SS-Angeh&#246;rigen im KL Auschwitz auch im &#252;brigen nicht gew&#228;hreistet war, belegen schon die - nach eigenen Angaben - gerichtlichen Verfahren der SS-Gerichtsbarkeit gegen die damals im KL Auschwitz eingesetzten Zeugen I2 und I3 wegen Verm&#246;gensdelikten (widerrechtliches Aneignen von H&#228;ftlingsgut) bzw. L4 und H3 wegen unerlaubten Fernbleibens von der Truppe. Auff&#228;llig und bezeichnend ist dabei, da&#223; keiner der Zeugen von einem gerichtlichen Verfahren der SS-Gerichtsbarkeit gegen einen SS-Angeh&#246;rigen wegen Mi&#223;handlung oder T&#246;tung eines H&#228;ftlings - trotz zahlloser &#220;bergriffe - zu berichten wu&#223;te. F&#252;r die Disziplinlosigkeit der SS-Angeh&#246;rigen spricht des weiteren die Aussage des Zeugen I1, der sich bei seiner Vernehmung noch gerade dar&#252;ber beschwerte, da&#223; der Dienstrang im Lager nichts galt, sondern die durch andere Umst&#228;nde - wie Dauer der Lagerzugeh&#246;rigkeit, Funktion etc. - beeinflu&#223;ten Machtverh&#228;ltnisse entscheidend waren.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist das Gericht davon &#252;berzeugt, da&#223; der ohnehin von vielen Unw&#228;gbarkeiten abh&#228;ngige Informationsaustausch unter den Gefangenen w&#228;hrend der Zeit der gro&#223;en Ungarntransporte noch weitergehend eingeschr&#228;nkt war. Nach den im Kern &#252;bereinstimmenden Bekundungen der Zeugen E, K, B, S, I4, I5, K1, L3, X2, T2, T3, G, U1, M1, C2 und D besteht kein Zweifel, da&#223; viele der H&#228;ftlinge das sie umgebende Leid im t&#228;glichen &#220;berlebenskampf nicht wahrnahmen, teils nicht einmal wahrnehmen wollten und selbst wenn sie Zeugen von &#220;bergriffen der SS-Angeh&#246;rigen wurden, ihr Wissen anderen H&#228;ftlingen nicht mitteilten, sei es, weil sie - was vor allem bei erfahrenen H&#228;ftlingen vorkam - Mi&#223;handlungen und sogar die T&#246;tung eines oder mehrerer H&#228;ftlinge inmitten der Szenerie der Massenvernichtungsst&#228;tten als nichts Ungew&#246;hnliches ansahen und solchen Ereignissen relativ gleichg&#252;ltig gegen&#252;berstanden, sei es, weil sie alle Gefahren vermeiden wollten, die sich aus einer offenbarten Kenntnis f&#252;r sie ergeben konnten. Vor diesem Hintergrund wurden Informationen - etwa von &#220;bergriffen einzelner SS-Angeh&#246;riger - regelm&#228;&#223;ig nur unter miteinander vertrauten Gefangenen ausget&#228;uscht, wobei allerdings selbst hier die Bereitschaft von der Einstellung des einzelnen H&#228;ftlings abh&#228;ngig war. Immerhin wurden vor allem Neuank&#246;mmlinge vereinzelt &#252;ber das allgemeine Verhalten der SS-Angeh&#246;rigen und Funktionsh&#228;ftlinge im jeweiligen Lagerabschnitt aufgekl&#228;rt. Nicht selten geschah es allerdings, da&#223; ein H&#228;ftling die besondere Grausamkeit eines SS-Bewachers - wie der Zeuge T2 - erst am eigenen Leib erfahren mu&#223;te, ehe er von den H&#228;ftlingen (zu sp&#228;t) gewarnt wurde.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Insgesamt kann danach keine Rede davon sein, da&#223; ein H&#228;ftling - sei es auch ein Funktionsh&#228;ftling - im KL Auschwitz jemals einen solchen &#220;berblick &#252;ber einzelne Lagerabschnitte erlangt h&#228;tte, da&#223; er &#252;ber alle &#220;bergriffe von SS-Angeh&#246;rigen zuverl&#228;ssig informiert gewesen w&#228;re. Das gilt besonders f&#252;r den Lagerabschnitt B II g), in dem zu Zeiten der gro&#223;en Ungarntransporte nach den &#252;bereinstimmenden Sch&#228;tzungen der Zeugen &#252;ber 1.000 H&#228;ftlinge t&#228;tig waren. Die Gr&#246;&#223;e des Lagerabschnitts stand der &#220;berschaubarkeit bereits entgegen, was sinnf&#228;llig darin zum Ausdruck kam, da&#223; viele der hierzu vernommenen fr&#252;heren weiblichen H&#228;ftlinge sich lediglich an die im Norden und der Mitte des Lagers belegenen Barackenreihen erinnerten und ihnen die administrative Aufteilung der im Lager eingesetzten Arbeitskommandos (Saunakommando, Effektenkammer III, Effektenlager II) nicht bekannt war. Hinzu kam, da&#223; im Sommer 1944 H&#228;ftlinge zur Unterst&#252;tzung. aus anderen Lagerabschnitten - insbesondere weibliche H&#228;ftlinge aus dem Lagerabschnitt B I - herangezogen wurden. Die Vielzahl von H&#228;ftlingen verbunden mit den - angesichts der unterschiedlichen Nationalit&#228;ten der H&#228;ftlinge, die aus Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland, &#214;sterreich, Polen, Ungarn, Tschechoslowakei, Griechenland etc. stammten, naturgem&#228;&#223; auftretenden - Sprachschwierigkeiten stand einem ann&#228;hernd zuverl&#228;ssigen Informationsflu&#223; unter der Gesamtheit der Gefangenen entgegen. Einen relativen &#220;berblick gewannen die H&#228;ftlinge zumeist nur &#252;ber Gespr&#228;che innerhalb kleinerer Gruppen, die sich vereinzelt nach Nationalit&#228;t, l&#228;ngerer gemeinsamer Lagerzugeh&#246;rigkeit oder anderer Kriterien bildeten. Selbst in derartigen - nach dem Sprachgebrauch der Zeugin D - "Unterst&#252;tzungsgruppen" erlangten die H&#228;ftlinge indes nur einen begrenzten &#220;berblick &#252;ber die Geschehnisse im Lagerabschnitt B II g). So war nicht gew&#228;hrleistet, da&#223; im Effektenlager II eingesetzte weibliche H&#228;ftlinge etwa von allen Ereignissen erfuhren, die die dort eingesetzten m&#228;nnlichen Gefangenen betrafen. Das galt erst recht, wenn m&#228;nnliche H&#228;ftlinge betroffen waren, die - wie etwa die sogenannten Rampenkommandos - zeitweilig au&#223;erhalb des Lagers eingesetzt und untergebracht waren oder in anderen Kommandos (Effektenkammer III, Saunakommando) arbeiteten. Die Taten, die zur Verurteilung des Angeklagten f&#252;hrten, mu&#223;ten vor diesem Hintergrund in den einzelnen Lagerabschnitten keineswegs allgemein verbreitet sein.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Der heute 66 Jahre alte Angeklagte ist in b&#252;rgerlichen Verh&#228;ltnissen aufgewachsen. Sein Vater war Bauunternehmer, mu&#223;te, nicht zuletzt wegen einer im Ersten Weltkrieg erlittenen Kriegsverletzung, seinen Betrieb allerdings gegen Ende der 20er Jahre schlie&#223;en. Die Mutter war Hausfrau und sorgte auf diese Weise f&#252;r das Wohlergehen der in X4 ans&#228;ssigen Familie. Der Angeklagte wie auch seine beiden um ein bzw. vier Jahre &#228;lteren Schwestern wurden von den Eltern im Sinne des evangelisch-lutherischen Religionsbekenntnisses, das nach Einsch&#228;tzung des Angeklagten beim Vater am st&#228;rksten ausgepr&#228;gt war, erzogen. Die Familie litt keine materielle Not. Seine Kindheit und Jugend erlebte der Angeklagte als ausgeglichen und harmonisch.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte besuchte seit 1927 die Volksschule, die er nach unproblematischem Verlauf der Schulzeit im M&#228;rz 1935 mit dem Abschlu&#223;zeugnis verlie&#223;. Seinem bereits fr&#252;h geweckten Interesse f&#252;r alles "was mit Bauen zu tun hatte", folgend, trat er im Mai 1935 die Maurerlehre an, die er nach vier Jahren im April 1939 erfolgreich abschlo&#223;. Neben der Lehre besuchte der Angeklagte in der Zeit von 1935 bis 1938 die Gewerbe- und &#214;ffentliche Handelsschule und anschlie&#223;end eine Bauschule. Die dort angestrebte Ausbildung zum Bautechniker konnte er wegen seiner Einberufung zum Kriegsdienst im September 1940 nicht mehr abschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Parallel zur Ausbildung in Schule und Beruf verlief die Erziehung des Angeklagten zu einem "neuen Menschen" im Sinne des Nationalsozialismus. Bis 1933 war er Mitglied im Deutschen Turnverein und der Vereinigung Christlicher Pfadfinder. Nach der Aufnahme in das Deutsche Jungvolk im April 1933 und der geschlossenen Erfassung aller Jugendlichen zum Hitler-Jugenddienst im Jahre 1936 geh&#246;rte der Angeklagte bis zum 9. November 1937 der Hitler-Jugend (HJ) als Hitler-Junge an. Sp&#228;testens in dieser Zeit wurde er wie viele seiner der HJ zugeh&#246;rigen Altersgenossen dem Einflu&#223; des Elternhauses zunehmend entzogen.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die NS-F&#252;hrung hatte schon bald erkannt, da&#223; ihre Ziele nicht ohne die Jugend zu verwirklichen waren und da&#223; dies eine Schulung voraussetzte, die von den als reaktion&#228;r und r&#252;ckst&#228;ndig empfundenen Erziehungsm&#228;chten Elternhaus und Schule nicht erwartet werden konnte, eher gegen diese durchgesetzt werden mu&#223;te. Entsprechend dem durch das Hitler-Jugendgesetz vom 1. Dezember 1936 vorgegebenen Auftrag, "die gesamte deutsche Jugend .... k&#246;rperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen", wurden die Hitler-Jungen daher auf breiter Basis im nationalsozialistischen Sinne geschult. Der Schwerpunkt der Schulung lag auf dem Gebiet der sportlichen Bet&#228;tigung, die gleicherma&#223;en der k&#246;rperlichen Ert&#252;chtigung wie auch als Grundlage f&#252;r die Vermittlung nationalsozialistischer Werte diente. Im Mittelpunkt dieser Beeinflussung stand eine neue Moralauffassung, in der das "Recht des St&#228;rkeren" einen absoluten Rang einnahm, der selbstverst&#228;ndlichen Wahrnehmung dieses "Rechts" das Wort geredet und damit der Boden f&#252;r die &#220;berzeugung bereitet, wurde, das Schw&#228;chere, das sogenannte "unwerte Leben", k&#246;nne ohne Hemmungen vernichtet werden. In diesem Zusammenhang wurde den Hitler-Jungen immer wieder - vor allem w&#228;hrend laufend veranstalteter Lageraufenthalte, in deren Isolierung nationalsozialistisches Gedankengut abgeschirmt von st&#246;renden Einfl&#252;ssen wie der Erziehung der Eltern verbreitet werden konnte - bewu&#223;t gemacht, eine Auslese darzustellen, die k&#252;nftig besondere Aufgaben l&#246;sen d&#252;rfe. Die st&#228;ndige Beeinflussung verfehlte die beabsichtigte Wirkung auch auf den Angeklagten nicht. Er verschrieb sich der NS-Ideologie und ihren Zielen vollends, trat am 25. Juni 1937 dem "Bund Deutscher Osten" bei und wurde in Anerkennung seiner Haltung am 10. November 1937 - also mit 16 Jahren - von der HJ als Staffelbewerber in die SS &#252;bernommen. In seinem handschriftlich abgefa&#223;ten, einem ausgef&#252;llten Fragebogen des Rasse- und Siedlungshauptamtes der SS vom 15. August 1938 beigef&#252;gten Lebenslauf hob der Angeklagte seinen Werdegang in der HJ ebenso hervor wie den Beitritt zum Bund Deutscher Osten. Zugleich verwies er darauf, da&#223; mit der Aufnahme in die SS sein sehnlichster Wunsch in Erf&#252;llung gegangen sei, n&#228;mlich einmal "der h&#246;chsten Garde des F&#252;hrers anzugeh&#246;ren" und er "in dieser Organisation" sein "M&#246;glichstes ... tun" wolle, um den an ihn gestellten Anforderungen gerecht zu werden.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Nach einj&#228;hriger Anwartschaftszeit wurde der Angeklagte 1938 im Alter von 17 Jahren entsprechend seiner &#220;berzeugung und auf seinen Antrag als Staffelmann in die Allgemeine SS &#252;bernommen. Zun&#228;chst vom Wehr- bzw. Kriegsdienst wegen der andauernden Berufsausbildung zur&#252;ckgestellt, bewarb er sich 1940 mit Blick auf die bevorstehende Einberufung als Freiwilliger bei der Waffen-SS. Am 15. September 1940 wurde er zum SS-Regiment "Westland" eingezogen. Nach der Ausbildung zum Infanterie-Pionier - was den W&#252;nschen des Angeklagten entsprach - in M&#252;nchen und Dresden kam er zu Beginn des Ostfeldzuges im Range eines SS-Mannes zum Kriegseinsatz. Hierbei wurde er am 11. September 1941 verwundet, verlor aufgrund einer Kopfverletzung das linke Auge und erblindete. Lazarettaufenthalte in Lublin und Saarbr&#252;cken, in deren Verlauf er die Sehf&#228;higkeit auf dem rechten Auge wiedererlangte, schlossen sich an. Vom 28. Oktober 1941 bis zum 14. Januar 1942 war er dem Pionier-Sturmbann 5 in Dresden, einer Genesungskompanie, zugeteilt. Im Januar/Februar 1942 bildete er Rekruten in Debica/Polen aus. W&#228;hrend dieser Zeit wurde er zum SS-Sturmmann bef&#246;rdert. Es schlo&#223; sich bis zum 1. April 1942 ein Ausbildungslehrgang auf der Unteroffiziersschule in Radolfzell an. Zu dieser Zeit trat der Angeklagte aus der Kirche aus. Entsprechend seiner Bewerbung f&#252;r die Verwaltungslaufbahn wurde der Angeklagte in der Zeit vom 1. April 1942 bis zum 29. Mai 1942 auf einem Rechnungsf&#252;hrerlehrgang in Dachau ausgebildet. Es folgte die Versetzung zum SS-WVHA nach Berlin. Dort wurde der Angeklagte im Hauptwirtschaftslager II der SS als Rechnungsf&#252;hrer eingesetzt. W&#228;hrend dieser Zeit erfolgte seine Bef&#246;rderung zum SS-Unterscharf&#252;hrer. Am 28. Januar 1944 wurde der Angeklagte nach seiner unwiderlegten Einlassung zur "Frontsammelstelle Oranienburg" beordert, nahm dort f&#252;r kurze Zeit an einer Infanterieausbildung teil und versah in der Folge "reinen Verwaltungsdienst" als Rechnungsf&#252;hrer in der ersten Wachkompanie. Anfang Mai 1944 wurde der Angeklagte zum 1. Totenkopf - Wachbataillon Oranienburg kommandiert, wobei in der Hauptverhandlung nicht gekl&#228;rt werden konnte, welchen Dienst er dort versah. Insbesondere blieb offen, ob der Angeklagte in dieser Einheit oder (nachfolgend) im SS-Totenkopf-Wachbataillon KL Sachsenhausen bereits mit der Bewachung von H&#228;ftlingen des KL Sachenhausen befa&#223;t war. Fest steht jedenfalls, da&#223; der Angeklagte gem&#228;&#223; Befehl des SS-WVHA vom 23. Mai 1944, und zwar des SS-Gruppenf&#252;hrers und Generalleutnants der SS Gl&#252;cks als Amtsgruppenchef der Abteilung "D - Konzentrationslager" mit Wirkung vom 22. Mai 1944 vom "SS-Wachbataillon K.L. Sachenshausen" zum "K.L. Auschwitz - SS. - Standortverwaltung Auschwitz" kommandiert wurde. Neben dem Angeklagten wurden zugleich der Zeuge I1 und weitere SS-Angeh&#246;rige - wie der Oberscharf&#252;hrer T6 und die Unterscharf&#252;hrer H4 und M3 nach Auschwitz kommandiert.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte meldete sich am 22. oder 23. Mai 1944 auf der Standortkommandantur im KL Auschwitz. Hier wurde er - wie jeder SS-Angeh&#246;rige - &#252;ber die Richtlinien f&#252;r die Behandlung der H&#228;ftlinge im Lager, insbesondere dar&#252;ber belehrt, da&#223; &#252;ber Leben und Tod eines "Staatsfeindes" allein "der F&#252;hrer" zu entscheiden habe und deshalb kein Nationalsozialist berechtigt sei, vom sich aus Hand an einen "Staatsfeind" zu legen oder ihn k&#246;rperlich zu mi&#223;handeln. Im Zusammenhang mit weiteren Belehrungen unterzeichnete der Angeklagte am 24. Mai 1944 einen "Verpflichtungsschein", mit dem vorformulierten Text:</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">"1.)</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Mir ist bekannt und ich bin heute dar&#252;ber belehrt worden, da&#223; ich mit dem Tode bestraft werde, wenn ich mich an Judeneigentum jeglicher Art vergreife.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">&#220;ber alle w&#228;hrend der Judenevakuierung durchzuf&#252;hrenden Ma&#223;nahmen habe ich unbedingte Verschwiegenheit zu bewahren, auch gegen&#252;ber meinen Kameraden.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Ich verpflichte mich, mich mit meiner ganzen Person und Arbeitskraft f&#252;r die schnelle und reibungslose Durchf&#252;hrung dieser Ma&#223;nahmen einzusetzen."</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Belehrungen dieser Art - etwa &#252;ber den Befehl des RFSS vom 29. Mai 1944 betreffend die Verh&#252;tung von Geschlechtskrankheiten oder das Schreiben des Chefs des SS-WVHA vom 29. Juni 1944 betreffend Geheimhaltung im Dienstbetrieb - mu&#223;te der Angeklagte in der Folge wiederholt abzeichnen.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Nach Eintritt in das KL Auschwitz wurde der Angeklagte der Gefangeneneigentumsverwaltung als Verst&#228;rkung zugeteilt. Dort fand er nach seiner unwiderlegten Einlassung f&#252;r kurze Zeit in der H&#228;ftlingsgeldverwaltung (HGV) Verwendung. Zu einem nicht mehr genau feststellbaren Zeitpunkt gegen Ende Mai/Anfang Juni 1944 - jedenfalls schon wenige Tage nach seiner Ankunft im KL Auschwitz - wurde der Angeklagte in der Effektenlagerverwaltung eingesetzt. Dabei konnte in der Hauptverhandlung nicht aufgekl&#228;rt werden, ob - wie bereits unter Ziffer II., 2. a), cc) ausgef&#252;hrt - ein weiteres Magazin f&#252;r die Effekten in der sogenannten Lederfabrik eingerichtet und der Angeklagte zeitweilig - allerdings allenfalls wenige Tage - zun&#228;chst zur Beaufsichtigung der dort t&#228;tigen Gefangenen eingesetzt war. Ebenso vermochte die Kammer nicht zuverl&#228;ssig festzustellen, ob der Angeklagte bereits gegen Ende Mai/Anfang Juni 1944 in den Lagerabschnitt B II g) verlegt, das hei&#223;t dort untergebracht wurde und von dort aus unterschiedlichen Aufsichtsarbeiten - auch im Effektenlager I - nachging oder ob er zun&#228;chst f&#252;r einige Wochen ausschlie&#223;lich im Effektenlager I seinen Dienst versah und erst nachfolgend - sp&#228;testens aber im Juli 1944 - in das Lager B II g) verlegt wurde. Sicher ist in diesem Zusammenhang indes, da&#223; der Angeklagte schon bald nach seinem Eintreffen im KL Auschwitz seit Anfang Juni 1944 in beiden Effektenlagern mit Bewachungsfunktionen betraut war, und zwar im Effektenlager I zumindest bis Juli 1944 und im Effektenlager II sp&#228;testens ab Juli 1944 bis zur Evakuierung des Lagers. Au&#223;er Zweifel steht des weiteren, da&#223; der Angeklagte sp&#228;testens ab Juli 1944 seine Unterkunft im Lagerabschnitt B II. g) und hier in Block 11 - gemeinsam mit dem Zeugen I1, mit dem er in der Folge viel zusammen war - hatte. Fest steht au&#223;erdem, da&#223; der Angeklagte seit Anfang Juni 1944 nicht nur die weiblichen wie m&#228;nnlichen Sortierkommandos, sondern ebenfalls von Zeit zu Zeit die sogenannten Rampenkommandos beaufsichtigte und im Rahmen dieser T&#228;tigkeit an der Verladerampe des Effektenlagers I ebenso die Aufsicht f&#252;hrte, wie auf der sogenannten neuen Rampe im Lager Birkenau. Ob er neben seinen Bewachungsaufgaben noch - zumindest zeitweilig - mit der Funktion eines Blockf&#252;hrers f&#252;r diejenige Baracke im Lagerabschnitt B II. d) in Birkenau, in der die m&#228;nnlichen H&#228;ftlinge der Aufr&#228;umungs- und Verladekommandos untergebracht waren, betraut war, konnte nicht zuverl&#228;ssig gekl&#228;rt werden. Sicher ist hierzu jedoch, da&#223; der Angeklagte in dem vorerw&#228;hnten Lagerabschnitt vereinzelt die Unterk&#252;nfte der sogenannten Rampenkommandos auf Hinweise "unrechtm&#228;&#223;iger" Aneignung von Effekten durch H&#228;ftlinge durchsuchte.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Innerhalb der relativ kurzen Zeit seines Einsatzes im KL Auschwitz - von Ende Mai 1944 bis Ende Januar 1945 - verbreitete der Angeklagte unter den H&#228;ftlingen, die er zu beaufsichtigen hatte oder die mit solchen Kommandos in Ber&#252;hrung kamen, ungleich mehr Angst und Schrecken als andere in den Effektenlagern eingesetzte SS-Angeh&#246;rige. Getreu der nationalsozialistischen Ideologie waren f&#252;r ihn alle H&#228;ftlinge Staatsfeinde, die keinerlei Milde verdienten und die es auszurotten galt. Mit dieser inneren Einstellung verrichtete der Angeklagte seinen Dienst. Er blickte mit Verachtung auf die H&#228;ftlinge herab, hielt einerseits m&#246;glichst viel Distanz zu ihnen, hatte andererseits indes keinerlei Skrupel, H&#228;ftlinge je nach Lust und Laune ohne oder wegen nichtiger Anl&#228;sse zu qu&#228;len, zu mi&#223;handeln oder gar zu t&#246;ten. Vor diesem Hintergrund erlangte er unter den Gefangenen sehr bald den Ruf eines unnachsichtigen, unberechenbaren, &#252;beraus gewaltt&#228;tigen SS-Aufsehers. Vielen H&#228;ftlingen, die ihn zumeist - weil unter den SS-Angeh&#246;rigen so angesprochen - als "<em>[1. Vorname des Angeklagten]</em>" kennenlernten und die ihm &#252;berwiegend Beinamen wie "der Blinde", "Slepy" oder "Slepak" - was gleichbedeutend mit "der Blinde" ist - gaben, vereinzelt aber untereinander auch "Hagen" oder "Zyklop" nannten, galt der Angeklagte wegen Vielzahl und Gewicht der &#220;bergriffe gegen die Gefangenen als einer der brutalsten SS-Angeh&#246;rigen in den Effektenlagern.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Den denkbar schlechten Ruf begr&#252;ndete der Angeklagte schon im Effektenlager I. Abgesehen von den Taten, die u.a. zu seiner Verurteilung f&#252;hrten und auf die nachfolgend noch einzugehen sein wird, lie&#223; der Angeklagte bereits hier seine menschenverachtende Grundhaltung erkennen und mi&#223;handelte die ihm unterstellten H&#228;ftlinge nach Belieben. Der Zeuge T5 z&#228;hlte zu seinen Opfern. Bei mehreren Gelegenheiten schlug ihn der Angeklagte mit einem Spazierstock. Als bei einem der &#220;bergriffe der Stock zerbrach, befahl der Angeklagte dem Zeugen, einen neuen Stock aus dem Magazin zu holen, um die Mi&#223;handlung fortsetzen zu k&#246;nnen. Der Zeuge war gehalten, den neuen Stock - gleichsam als Akt der Unterwerfung und Erniedrigung - "f&#246;rmlich" zu &#252;berreichen, ehe der Angeklagte weiter auf ihn einschlug. Im Effektenlager II waren von derartigen &#220;bergriffen des Angeklagten u.a. die Zeugen I4 und T2 betroffen. Ohne jeden &#228;u&#223;eren Anla&#223; wurde der Zeuge T2 in vielen F&#228;llen von dem Angeklagten mit einem Stock geschlagen. Das gilt ebenfalls f&#252;r den Zeugen I4. Auch hier legte es der Angeklagte darauf an, dem Zeugen nicht nur Schmerzen zuzuf&#252;gen, sondern ihn dar&#252;ber hinaus sp&#252;ren zu lassen, da&#223; dieser in seinen Augen ein "Nichts" war. Der Zeuge hatte sich, wenn der Angeklagte ihn rief, zu b&#252;cken. Alsdann pr&#252;gelte der Angeklagte mit einem Spazierstock auf Ges&#228;&#223;, R&#252;cken und Kopf des Zeugen, bis er - der Angeklagte - erm&#252;dete. Die &#220;bergriffe beruhten nicht selten auf Wutausbr&#252;chen des Angeklagten. Diese entluden sich nicht allein in Taten. Der Angeklagte belegte die H&#228;ftlinge w&#228;hrend der Mi&#223;handlungen vielmehr des &#246;fteren mit "wahren Schimpfkanonaden". Der ehemalige H&#228;ftling K war - ebenso wie die fr&#252;heren H&#228;ftlinge K1 und Q1 - in vielen F&#228;llen Zeugen von Mi&#223;handlungen m&#228;nnlicher Gefangener im Effektenlager II durch den Angeklagten. Abgesehen von der brutalen Vorgehensweise des Angeklagten, der die Gefangenen trat und mit einem Stock schlug, "wo er sie gerade traf", waren f&#252;r den Zeugen K die Ha&#223;tiraden des Angeklagten, die zumeist in S&#228;tzen wie "Mistjude, dich hat man vergessen zu vergasen" gipfelten, besonders auff&#228;llig.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte vergriff sich indes nicht nur an m&#228;nnlichen, sondern sogar an weiblichen H&#228;ftlingen. Die Zeugin K1 war an einem Tag im Herbst des Jahres 1944 im Lagerabschnitt B II. g) mit anderen weiblichen H&#228;ftlingen zum Appell angetreten. Die H&#228;ftlinge "organisierten" zu dieser Zeit wegen des bevorstehenden Winters vor allem Bekleidungsst&#252;cke. An dem fraglichen Tag wurden die H&#228;ftlinge, was nicht ungew&#246;hnlich war, "gefilzt", d.h. die SS-Angeh&#246;rigen untersuchten die Gefangenen daraufhin, ob sie sich Effekten angeeignet hatten. Eine der neben der Zeugin K1 angetretenen H&#228;ftlingsfrauen entledigte sich angesichts der bevorstehenden Untersuchung mehrerer Bekleidungsst&#252;cke, die sie unter der H&#228;ftlingsbekleidung verborgen hatte. Der Angeklagte sah dies, ging auf die Frau zu und "kn&#252;ppelte" unvermittelt mit einem Stock auf sie ein. Auf das unter der Wucht seiner Schl&#228;ge zu Boden gefallene Opfer trat er wahllos mit seinen bestiefelten F&#252;&#223;en ein. Ob das unbekannte Opfer die Mi&#223;handlungen &#252;berlebt hat, konnte in der Hauptverhandlung nicht aufgekl&#228;rt werden. Bei einem weiteren Fall war die Zeugin T4 zugegen. Sie arbeitete an einem nicht n&#228;her bestimmbaren Tag - jedenfalls nach dem Krematoriumsaufstand, d.h. nach dem 7. Oktober 1944 - zur Nachtzeit in einer im Morden des Lagerabschnitts B II. g) gelegenen Baracke. W&#228;hrend der Arbeit legte eine neben der Zeugin sitzende Gefangene den Kopf gegen einen Lumpenhaufen. Kurz darauf betrat der Angeklagte die Baracke und befragte die H&#228;ftlinge, wer geschlafen habe. Ihm antwortete eine schwangere H&#228;ftlingsfrau, da&#223; niemand geschlafen habe. F&#252;r jeden - auch f&#252;r den Angeklagten - war sichtbar, da&#223; die Gefangene ein Kind erwartete. Ver&#228;rgert &#252;ber die "L&#252;ge" und seinen niedrigen Instinkten freien Lauf lassend, forderte der auch hier Stiefel tragende Angeklagte sie auf, aufzustehen und trat ihr in den Bauch. Der unbekannte weibliche H&#228;ftling schrie hierauf auf, brach zusammen und wurde weggetragen. Ob das Opfer die Mi&#223;handlung des Angeklagten &#252;berstanden hat, konnte ebenfalls nicht zuverl&#228;ssig aufgekl&#228;rt werden. Die Zeugin T4 hat jene schwangere H&#228;ftlingsfrau allerdings nach dem &#220;bergriff des Angeklagten nicht mehr im Lagerabschnitt B II. g) gesehen.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte lie&#223; auch ansonsten die gebotene Zur&#252;ckhaltung gegen&#252;ber den weiblichen H&#228;ftlingen vermissen. W&#228;hrend der gro&#223;en Ungarntransporte im Sommer 1944 reichte - wie erw&#228;hnt - die Kapazit&#228;t der Krematorien nicht aus, um die f&#252;r die "Sonderbehandlung" bestimmten Menschen aufzunehmen. Zu dieser Zeit wurden M&#228;nner, Frauen und Kinder - mitunter bei lebendigem Leib - in "brennenden Feuergruben", die u.a. n&#246;rdlich des Lagers B II. g) ausgehoben waren und nahe den Unterk&#252;nften f&#252;r die weiblichen H&#228;ftlinge (Bl&#246;cke 1 und 2) lagen, verbrannt. Die grauenvollen Schreie der sterbenden Menschen wurden bei solchen Verbrennungen bis in das Lager B II. g) getragen. In einer Nacht, in der eine derartige "Aktion" die Klagelaute der Opfer in das Lager B II. g) dringen lie&#223;, suchte der angetrunkene Angeklagte die Baracke auf, in der u.a. die Zeugin T4 untergebracht war. Er forderte dort eine griechische H&#228;ftlingsfrau mit dem Vornamen Olga auf, nach den Kl&#228;ngen einer Zieharmonika zu tanzen. Ihn interessierten weder die in die Baracke dringenden Schreie der Opfer noch die f&#252;r die weiblichen H&#228;ftlinge unertr&#228;gliche Situation, inmitten des grauenvollen Szenarios zu der Musik tanzen bzw. einer solchen Veranstaltung beiwohnen zu m&#252;ssen. Die griechische H&#228;ftlingsfrau kam seinen von v&#246;lliger Gef&#252;hlsrohheit und Gleichg&#252;ltigkeit getragenen W&#252;nschen nach.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Beachtete der Angeklagte, was die H&#228;ftlingsfrauen anbelangt, ebenfalls nicht die Richtlinien f&#252;r die Behandlung der Gefangenen im Lager, so richteten sich seine willk&#252;rlichen Angriffe und Mi&#223;handlungen doch schwerpunktm&#228;&#223;ig gegen die m&#228;nnlichen H&#228;ftlinge. Mit ihnen trieb er vor allem des &#246;fteren aus Langeweile, Ver&#228;rgerung oder nichtigen Gr&#252;nden "Sport", was die Zeugin I5 im Lagerabschnitt B II. g) miterlebte. Der Zeuge L3 erlebte den Angeklagten bei zwei solcher "Sportveranstaltungen" im Lagerabschnitt B II. d) im Sommer 1944. In einem Fall geh&#246;rte er selbst zu den Opfern. W&#228;hrend dieser "Sport&#252;bung", in die der Zeuge ohne jeden Anla&#223; einbezogen wurde und in deren Verlauf die H&#228;ftlinge pausenlos nach den Kommandos des Angeklagten abwechselnd "kriechen, h&#252;pfen, spurten, robben" und &#228;hnliche stumpfsinnige &#220;bungen verrichten mu&#223;ten, schlug und trat der Angeklagte auf die schw&#228;cheren Gefangenen ein. Als Schlagwerkzeug benutzte er einen Stock. Seine Schl&#228;ge richteten sich vornehmlich gegen die K&#246;pfe der H&#228;ftlinge. Er trug Stiefel. Seine Tritte trafen die betroffenen H&#228;ftlinge wahllos am ganzen K&#246;rper. Das "W&#252;ten" des Angeklagten f&#252;hrte in dem beschriebenen Fall dazu, da&#223; viele der H&#228;ftlinge bluteten, zwei Opfer nach der "Veranstaltung" auf dem Boden liegen blieben und weggetragen werden mu&#223;ten. Das weitere Schicksal der unbekannten Opfer blieb ebenfalls ungekl&#228;rt. </p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Viele der vorbeschriebenen &#220;bergriffe des Angeklagten blieben im KL Auschwitz weitgehend unbekannt, weil sie zum "gew&#246;hnlichen" Tagesablauf im Lager geh&#246;rten und mitunter nicht einmal von den unmittelbar Betroffenen, geschweige denn von den blo&#223;en Augenzeugen als allzu wichtig eingestuft wurden. Das &#220;berleben war die Richtschnur der meisten H&#228;ftlinge. Vor diesem Hintergrund schenkten sie Mi&#223;handlungen - so sie oder ihre Leidensgenossen nur &#252;berlebten - in der Regel wenig Aufmerksamkeit. Gleichwohl verbreitete sich in Form von Warnungen u.a. auf der Grundlage dieser und anderer &#220;bergriffe der allgemeine Ruf des Angeklagten als besonders brutaler SS-Aufseher. So h&#246;rte etwa der Zeuge I4 im Lager davon, da&#223; der Angeklagte eine Gefangene zusammengeschlagen habe, die wegen der Folgen der Schl&#228;ge drei Tage nicht gehf&#228;hig gewesen sei. Den Zeugen X2 und T2 wurde im Lager zugetragen, da&#223; der Angeklagte einen j&#252;dischen H&#228;ftling aus Holland namens "Q2" nahezu "halbtot geschlagen" habe. Zudem erhielt der Zeuge T2 von einer Gefangenen die Nachricht, da&#223; der Angeklagte deren Bruder "schlimm" zugerichtet habe. Neben diesen konkreten Vorf&#228;llen wurden viele H&#228;ftlinge im Lager allgemein vor der Gef&#228;hrlichkeit und Unberechenbarkeit des Angeklagten gewarnt. Schon bald nach dem Eintreffen des Angeklagten im Effektenlager II sah sich der Zeuge Q, dem anhand konkreter Vorf&#228;lle davon berichtet wurde, da&#223; der Angeklagte immer wieder H&#228;ftlinge grundlos "zusammenschlug", deshalb gen&#246;tigt, in seiner Eigenschaft als Oberkapo zweimal gegen&#252;ber dem damaligen Leiter des Lagerabschnitts B II. g), dem SS-Obersturmf&#252;hrer T1 Beschwerde zu f&#252;hren. Er w&#228;hlte diesen Weg, weil nach seiner Einsch&#228;tzung mit dem Angeklagten im Gegensatz zu anderen SS-Angeh&#246;rigen nicht "vern&#252;nftig" zu reden war. Die Beschwerden f&#252;hrten indes zu keiner &#196;nderung im Verhalten des Angeklagten. Er nahm die "Unbotm&#228;&#223;igkeit" vielmehr zum Anla&#223;, den Zeugen Q nachhaltig zu bedrohen.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Ausgangspunkt f&#252;r die Drohung war die Meldung des Zeugen &#252;ber einen SS-Angeh&#246;rigen der Bewachungsmannschaften, der versucht hatte, Wertsachen, mit deren Transport zur HGV der Zeuge betraut war, an sich zu bringen. Im Zusammenhang mit dieser Meldung bemerkte der Angeklagte im Beisein des SS-Angeh&#246;rigen C3 zu dem Zeugen: "Wenn du das mit uns gemacht h&#228;ttest, w&#228;rst du jetzt tot." Dem Zeugen Q war klar, da&#223; sein Leben auf das &#228;u&#223;erste bedroht war, zumal es f&#252;r den Angeklagten nach seinen Erfahrungen ein Leichtes war, einen get&#246;teten H&#228;ftling in den nahegelegenen Krematorien verschwinden zu lassen. Er vermied es deshalb peinlichst, mit dem Angeklagten zusammenzutreffen. Das erhielt ihm im Gegensatz zu anderen Opfern, derentwegen der Angeklagten verurteilt worden ist und auf die ebenso wie auf weitere, erst im Verlauf der Hauptverhandlung zutage getretene T&#246;tungsdelikte nachfolgend unter Ziffer IV. noch einzugehen sein wird, das Leben. Neben dem st&#228;ndigen Versto&#223; gegen die Richtlinien zur H&#228;ftlingsbehandlung versuchte der Angeklagte - wie nahezu jeder SS-Angeh&#246;riger in den Effektenlagern - sich am Hab und Gut der in den Gaskammern von Birkenau get&#246;teten Menschen pers&#246;nlich zu bereichern. Abgesehen von der hiermit in Zusammenhang stehenden Warnung gegen&#252;ber dem Zeugen Q trug er der Zeugin B an, ihm gegen Gew&#228;hrung von Verg&#252;nstigungen bei der Durchsuchung der Effekten aufgefundene Wertgegenst&#228;nde auszuh&#228;ndigen, statt diese allgemeinen Anweisungen folgend in die sogenannte Wertgegenst&#228;ndekiste zu werfen. Die Zeugin kam dem Ansinnen nicht nach, teils aus Angst, weil sie bei Entdeckung eine Strafe bef&#252;rchtete, teils aus dem Bestreben, m&#246;glichst viele Wertgegenst&#228;nde "in den Boden zu treten", um auf diese Weise, wenn auch nur in begrenztem Umfang, "Sabotage" zu treiben.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte verlie&#223; das KL Auschwitz bei Evakuierung des Lagers am 22. Januar 1945. Er fuhr mit einem Lkw-Transport nach Berlin. Vom WVHA wurde er sogleich nach F&#252;rstenberg bei Ravensburg in Marsch gesetzt. In Ravensbr&#252;ck hatte er nach seiner unwiderlegten Einlassung zusammen mit den SS-Angeh&#246;rigen I1 und M3 ausschlie&#223;lich die T&#228;tigkeit von H&#228;ftlingen in einer Bekleidungs-Verf&#252;gungsbaracke der Amtsgruppe D des WVHA f&#252;r weibliche SS-Angeh&#246;rige zu beaufsichtigen. In der Verf&#252;gungsbaracke arbeiteten ca. 25 weibliche H&#228;ftlinge, die t&#228;glich vom KL Ravensbr&#252;ck zum Arbeitseinsatz gef&#252;hrt wurden. Diese weiblichen H&#228;ftlinge rekrutierten sich &#252;berwiegend aus solchen Gefangenen, die zuletzt im Effektenlager II des KL Auschwitz eingesetzt und bei der Evakuierung des Lagers in das KL Ravensbr&#252;ck &#252;berstellt worden waren. Zu diesen H&#228;ftlingen z&#228;hlten u.a. die Zeuginnen U1, T4, S1 und D. Sp&#228;testens seit der R&#228;umung des KL Auschwitz wegen der herannahenden Ostfront war dem Angeklagten wie auch den &#252;brigen SS-Angeh&#246;rigen klar, da&#223; das Ende des Krieges und damit der Niedergang der NS-Gewaltherrschaft bevorstand. Dies erkennend trat bei der Mehrzahl der in den KL eingesetzten SS-Kr&#228;fte ein grundlegender Wandel in der H&#228;ftlingsbehandlung ein. Die wachsende Angst, nach dem Krieg f&#252;r ihre Untaten zur Rechenschaft gezogen zu werden, lie&#223; die meisten SS-Angeh&#246;rigen nicht nur von (weiteren) willk&#252;rlichen &#220;bergriffen Abstand nehmen. Viele begannen dar&#252;ber hinaus - vor allem in der Endphase des Krieges - durch ausgesprochenes Wohlverhalten gegen&#252;ber den H&#228;ftlingen eine Grundlage zu schaffen, die es ihnen nach dem Krieg erm&#246;glichen sollte, etwaigen konkreten Vorw&#252;rfen mit dem Hinweis auf ihr angeblich "tadelloses" Allgemeinverhalten begegnen zu k&#246;nnen. Nahezu jeder SS-Angeh&#246;riger suchte, wie es die Zeugin U1 empfand, in dieser Phase "seinen Juden", auf dessen Zeugnis er sich bei Bedarf zu seiner Entlastung berufen konnte. Die nicht selten bis zur Anbiederung reichenden Bem&#252;hungen der SS vermittelten den Gefangenen - wie der Zeugin D - bisweilen das Gef&#252;hl, da&#223; manche der SS-Angeh&#246;rigen sogar glaubten, sie k&#246;nnten durch gute Behandlung der &#252;berlebenden H&#228;ftlinge diese "vergessen machen", da&#223; sie viele ihrer Leidensgenossen mi&#223;handelt oder gar get&#246;tet hatten. Der Angeklagte reihte sich in die Schar solcher SS-Kr&#228;fte ein. Er hielt zwar noch im KL Ravensbr&#252;ck weitgehend Distanz zu den Gefangenen. Andererseits sah er hier von Mi&#223;handlungen der ihm unterstellten weiblichen H&#228;ftlinge ab. Zudem versuchte er, teils mit Erfolg, in gelegentlichen Gespr&#228;chen mit den H&#228;ftlingsfrauen den (falschen) Eindruck zu erwecken, sein Vater sei "Bibelforscher" und er - der Angeklagte - m&#252;sse gegen seinen Willen im KL seinen Dienst verrichten.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Am 28. April 1945 verlie&#223; der Angeklagte mit der ersten H&#228;ftlings-Marschkolonne das vor der R&#228;umung stehende KL Ravensbr&#252;ck. Auf dem mehrt&#228;tigen Marsch nach Neustadt/Kleve begegnete ihnen am 3. Mai 1945 auf einer Chaussee in der N&#228;he von Hagenow/Mecklenburg ein Kradfahrer, der davon berichtete, da&#223; in der N&#228;he Artilleriegefechte mit amerikanischen Streitkr&#228;ften seien. Der Zeuge I1 ordnete hierauf an, da&#223; die Kolonne abseits der Chaussee querfeldein weitermarschieren sollte. Die angesichts der herannahenden amerikanischen Truppen drohende Gefangenschaft vor Augen und in dem Bestreben, in dieser allerletzten Phase in Freiheit nach au&#223;en den Eindruck eines den H&#228;ftlingen hilfreichen SS-Mannes zu vermitteln, trug der Angeklagte einen weiblichen H&#228;ftling mit dem Vornamen Katja, der wegen eines gel&#228;hmten Beines gehbehindert war, eine kurze Strecke &#252;ber ein Feld bis zu einen Bach. Bald darauf traf die Kolonne auf die amerikanischen Streitkr&#228;fte; der Angeklagte wurde gefangengenommen.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">In der Zeit von 3. Mai 1945 bis zum 26. September 1947 befand sich der Angeklagte in Kriegsgefangenschaft in verschiedenen Lagern, zuletzt im ehemaligen KL - damaligen Internierungslager - Neuengamme. Im Verlauf der Gefangenschaft wurde am 12. April 1946 von den Besatzungsm&#228;chten seine Entlassung aus der Waffen-SS festgestellt. Mit Schreiben vom 11. M&#228;rz 1947 wandte sich sein Vater - X5 - an die englische Milit&#228;r-Lagerkommandantur zu Neuengamme und bat um Nachsicht f&#252;r den Sohn. In dem Schreiben hei&#223;t es u.a.:</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">".... Das unselige Naziverbrechertum verhinderte, entri&#223;, entfremdete jedoch die Jugend den Eltern und verzog dieselben zu willensbeschr&#228;nkten mithelfern ihres auf verbrecherischer Herrsch- und Gewaltsucht, L&#252;ge und Betrug begr&#252;ndeten, arglistigen T&#228;uschungssystems....</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Diese Jugend hat den Nazi- und Satansgiftgeist eingehaucht bekommen, und zwar so fanatisch - intensiv, da&#223; auch jedem sich dagegen wehrenden Elternteile der sichere Untergang gedroht hat, nebst Freiheits- und Verm&#246;gensverlusten....</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">War aber ohnm&#228;chtig, den eigenen Sohn, der mir entfremdet, verf&#252;hrt und den Nazihy&#228;nen zugef&#252;hrt und gef&#252;gig gemacht wurde, mir zu erhalten! Er war zu jung und unerfahren...."</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Dem Bittgesuch waren zwei Leumundszeugnisse beigef&#252;gt. In einem Schreiben vom 7. M&#228;rz 1947 f&#252;hrte eine von dem Vater des Angeklagten angesprochene Frau T7 aus, da&#223; der Angeklagte und seine Angeh&#246;rigen ihr "vor, w&#228;hrend und nach" ihrer "KZ-H&#228;ftlingszeit" als achtbare Mitmenschen bekannt seien, sie den Angeklagten in der Zeit von "Januar bis zur R&#228;umung 1945 des Konzentrationslagers Ravensbr&#252;ck" ebenfalls als anst&#228;ndigen Soldaten kennengelernt, nichts Gegenteiliges, sondern nur Gutes &#252;ber ihn geh&#246;rt habe und er im KL Ravensbr&#252;ck gegen&#252;ber weiblichen H&#228;ftlingen u.a. ge&#228;u&#223;ert habe: "Mein Vater ist selber Bibelforscher und ich mu&#223; nun hier sein." Eine Frau O1 legte in einem Schreiben vom 9. M&#228;rz 1947 nieder, da&#223; sie H&#228;ftling im KL Ravensbr&#252;ck gewesen sei, es ihr leid tue, da&#223; der Angeklagte wegen seiner T&#228;tigkeit im "K.Z. Ravensbr&#252;ck in Haft gehalten" werde und sie ihm - dem Angeklagten - best&#228;tigen wolle, da&#223; sie von den ihm dort unterstellten weiblichen H&#228;ftlingen nur Gutes &#252;ber ihn geh&#246;rt habe. Ein im Kern gleichlautendes Schreiben richtete Frau O1 am 12. August 1947 an die "War-Crime-Investigation Group North-West Europe Bad Oeynhausen", in dem sie hervorhob, da&#223; sie sechseinhalb Jahre - von 1939 bis 1945 - wegen ihres religi&#246;sen Bekenntnisses (Bibelforscher) im KL Ravensbr&#252;ck inhaftiert gewesen sei. In einem Schreiben vom 8. Juni 1947 teilte der Angeklagte seinen Eltern mit, da&#223; Eingaben an die Kommandantur ebenso zwecklos seien wie (weitere) Leumundszeugnisse, die "M&#228;delsuchaktion" mehr pers&#246;nliches Interesse habe, "als f&#252;r Entlastung n&#246;tig" und im &#252;brigen zu beklagen sei, da&#223; man nur darauf lauere, da&#223; jemand "denunziert" werde, er indes, da er niemanden "erschlagen oder erschossen" habe, zuversichtlich sei.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Nach seiner Entlassung aus dem Internierungslager am 26. September 1947 nahm die in Landshut ans&#228;ssige Familie der j&#252;ngeren Schwester den Angeklagten auf. Er fand dort alsbald eine Arbeitsstelle bei dem Bauunternehmer P. Wegen des seit Oktober 1947 anh&#228;ngigen Entnazifizierungsverfahrens bei der Spruchkammer in Landshut-Stadt hielt er es f&#252;r ratsam, die Suche nach ehemaligen weiblichen H&#228;ftlingen des KL Ravensbr&#252;ck, die - wie er hoffte - gegebenenfalls zu seiner Entlastung beitragen konnten, &#252;ber seinen unbelasteten Vater zu betreiben. Auf diese Weise meinte er sicherstellen zu k&#246;nnen, da&#223; ausschlie&#223;lich ihm g&#252;nstige Reaktionen in das Verfahren eingef&#252;hrt wurden, w&#228;hrend er ihm nachteilig erscheinende &#196;u&#223;erungen der Spruchkammer vorenthalten konnte und wollte. Ein entsprechendes Antwortschreiben des Deutschen Roten Kreuzes vom 2. April 1948 wie auch ein Schreiben des World Jewish Congress vom 16. April 1948 - jeweils an den Vater des Angeklagten gerichtet - betrafen in diesem Zusammenhang die Suche nach den Geschwistern E1 und E2. Im &#252;brigen vermied es der Angeklagte, in das Entnazifizierungsverfahren n&#228;here Einzelheiten zu seinem Einsatz im KL Auschwitz einflie&#223;en zu lassen. Im Meldebogen vom 7. Oktober 1947 fehlten ebenso wie im Meldebogen des Einwohnermeldeamtes Landshut Nr. 34884 Angaben zu dem Einsatz im KL Auschwitz. In dem Lebenslauf vom 9. Januar 1948 f&#252;hrte der Angeklagte u.a. aus:</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">"... Kaum selbst dar&#252;ber nachdenkend begann man hier nun, mir mit 12 Jahren den einseitigen Geist des Nationalsozialismus einzuhauchen. Ich glaubte einer guten Sache zu dienen und fiel auf die gro&#223;m&#228;ulige Propaganda die man aufgezogen hat, nat&#252;rlich genauso rein wie der gr&#246;&#223;te Haufen der damals diese hochherzige Dummheit pries.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Von dem ganzen heraufbeschworenen Fiasko ahnte ich bis an das seelige Ende dieses Regimes nichts...</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Ich sah alles so wie man es uns vorgegaukelt hat und hielt alles f&#252;r das Richtigste unseres Volkes. Die Erkenntnis das alles anders war, kam mir erst als ich sp&#228;ter dann 2 1/2 Jahre daf&#252;r hinter Stacheldraht festgehalten wurde und die Entt&#228;uschung war f&#252;r mich in jeder Beziehung niederschmetternd ... Ich glaubte an den aufgezwungenen Krieg und in meinen jungen Jahren hielt ich es f&#252;r meine Pflicht auch dort meinen Mann zu stehen, wo ich mein Vaterland bedroht sah..."</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Den Einsatz im KL Auschwitz stellte der Angeklagte in diesem Lebenslauf bewu&#223;t wahrheitswidrig dar:</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">"... Nur dem gl&#252;cklichen Umstand das ich wachdienstunf&#228;hig war, verdanke ich es, das ich in der Standortverwaltung bleiben konnte wo ich als Kassenhilfsbuchf&#252;hrer au&#223;er zeitweiser Beaufsichtigung von Effeckten bis zum Januar 1945, wo Auschwitz ger&#228;umt werden mu&#223;te, t&#228;tig war."</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Mit dieser seinen tats&#228;chlichen Einsatz im KL Auschwitz &#252;berdeckenden Umschreibung gelang es dem Angeklagten, von der Spruchkammer in Landshut-Stadt in dem B 2-Verfahren, Liste-Nr. 163/6; S&#252;-Nr. 1265 mit seit dem 26. April 1948 bestandkr&#228;ftigen S&#252;hnebescheid vom 14. April 1948 als Mitl&#228;ufer eingestuft zu werden; gegen ihn wurde eine Gelds&#252;hne von 50,-- RM festgesetzt. Als Belastungen waren in dem Bescheid lediglich aufgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">"Allg. SS. v. 1939 - 1940, SS-Mann</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Waffen-SS. v. 1940 - 1945, Unterscharf. v. 1940 - 1945, </p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">HJ. v. 1933 - 1939".</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Nach der f&#252;r ihn relativ folgenlos verlaufenden "Entnazifizierung" setzte der Angeklagte' die Suche nach fr&#252;heren weiblichen Gefangenen aus dem KL Ravensbr&#252;ck fort. &#220;ber seinen Arbeitgeber versuchte er die Bezirksstelle Landshut der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)" in seine Bem&#252;hungen einzuspannen, um auf diese Weise gegen&#252;ber dem World Jewish Congress einen unverf&#228;nglichen Bittsteller vorweisen zu k&#246;nnen. Mit Schreiben vom 11. Dezember 1948 reichte ein Herr X6 dem damaligen Arbeitgeber des Angeklagten - P - den von dem Angeklagten unter dem Absender der vorerw&#228;hnten Bezirksstelle vorformulierten Entwurf eines Schreibens vom 5. November 1948 an den World Jewish Congress mit dem Bemerken zur&#252;ck, da&#223; sie sich "f&#252;r einen SS-Mann nicht einsetzen" k&#246;nnten. Der Angeklagte vermerkte - v&#246;lliges Unverst&#228;ndnis f&#252;r die Verfolgten des Naziregimes zeigend - am 15. Januar 1949 auf diesem Schriftst&#252;ck:</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">"Bedauerlich das der gute Herr X6 aus der letzten Zeit auch wieder nichts gelernt hat."</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Nach der dem Beweisantrag zu Nr. 25, Ziffer II folgenden Wahrunterstellung der Kammer gem&#228;&#223; Beschlu&#223; vom 11. Januar 1988 zu Ziffer 3 war davon auszugehen, da&#223; der Angeklagte ein inhaltlich mit dem Entwurf vom 5. November 1948 &#252;bereinstimmendes Schreiben, in dem um Anschriftenvermittlung von 14 "M&#228;dels" aus dem ehemaligen KL Ravensbr&#252;ck bzw. KL Auschwitz nachgesucht wurde, am 15. Januar 1949 erneut an den World Jewish Congress &#252;bersandt hat, und zwar unter Verwendung der damals zutreffenden Adresse des Angeklagten und mit seiner Unterschrift.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Hatte der Angeklagte schon in dem Entnazifizierungsverfahren keine zutreffenden Angaben &#252;ber seinen dienstlichen Einsatz im KL Auschwitz gemacht, so verschwieg er diesen Einsatz g&#228;nzlich bei seinem "Antrag auf Gew&#228;hrung einer Entsch&#228;digung nach &#167; 3 des Kriegsgefangenenentsch&#228;digungsgesetzes" vom 24. Oktober 1954.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Dort gab er f&#252;r Zeit vom 28. Januar 1944 bis zum 24. April 1945 als letzte Einheit das WVHA Berlin und als Dienststellung "Bekl.-Kammerverw." an.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">In den Jahren von 1948 bis 1950 lie&#223; sich der Angeklagte zum Bautechniker ausbilden. Am 22. April 1950 heiratete er Frau C4. Aus der Ehe ging der am 15. Februar 1953 geborene Sohn <em>[Vorname des Sohnes]</em> als einziges Kind hervor. Der Angeklagte verlegte 1950 seinen Wohnsitz nach T8. Hier arbeitete er seitdem bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1982 bei und zur vollsten Zufriedenheit der Bauunternehmung L5 KG. Sein Leben nach dem Krieg verlief insgesamt unauff&#228;llig; strafrechtlich ist er in dieser Zeit nicht in Erscheinung getreten.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen zu diesem Abschnitt hat die Kammer getroffen aufgrund der Einlassung des Angeklagten, soweit ihr zu folgen ist, in Verbindung mit insbesondere den Aussagen der Zeugen I4, S, L3, T2, Q, K, I5, K1, Q1, X2, U1, G, B, L1, H und - allerdings nur eingeschr&#228;nkt - I1 sowie L, dem Inhalt der in der Hauptverhandlung verlesenen Niederschriften &#252;ber die im Wege der internationalen Rechtshilfe in Anwesenheit von Mitgliedern des Gerichts in Israel und &#214;sterreich durchgef&#252;hrten Vernehmungen der nicht reisebereiten bzw. nicht reisef&#228;higen Zeugen T5, T4, G1, M2 und - allerdings ebenfalls nur mit der nachfolgenden Einschr&#228;nkung &#8211; X3, dem Inhalt der in der Hauptverhandlung verlesenen Niederschriften &#252;ber die fr&#252;heren Vernehmungen des nicht mehr vernehmungsf&#228;higen Zeugen I und der zwischenzeitlich verstorbenen Zeugen I2 und H1 sowie dem Inhalt der ausweislich der Sitzungsniederschrift in die Hauptverhandlung eingef&#252;hrten sonstigen Urkunden, Schriftst&#252;cke und Lichtbilder, soweit sie durch Verlesung oder Augenscheinseinnahme zum Gegenstand des Verfahrens gemacht worden sind.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen zum Lebenslauf, dienstlichen Werdegang, zur inneren Einstellung und zum - allgemeinen - Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz begegneten ebenso wie diejenigen zu den ihm zur Last fallenden, nachfolgend unter Ziffer IV. dargestellten Taten erheblichen Schwierigkeiten. Das beruhte vornehmlich darauf, da&#223; der Angeklagte sich zur Person und Sache nur insoweit einlie&#223;, als er am ersten Verhandlungstag eine schriftlich vorbereitete Erkl&#228;rung verlas, ansonsten - auch zur Person - jegliche weitere Stellungnahme ablehnte und sein Schweigen erst mit dem Schlu&#223;wort brach, in dem er allerdings nur nochmals allgemein auf seine "Unschuld" verwies. Das Schwurgericht war bei dieser Verfahrenslage gehalten, (auch) die teils l&#252;ckenhafte Darstellung des Angeklagten zu Werdegang und Wirken im KL Auschwitz im Rahmen der Beweisaufnahme zu &#252;berpr&#252;fen und - soweit es das Beweisergebnis zulie&#223; - im Kernbereich zu korrigieren bzw. zu erg&#228;nzen.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Dabei konnte sich die Kammer neben einigen wenigen Urkunden allein auf Zeugenaussagen st&#252;tzen. Bei der Beweisaufnahme und bei der W&#252;rdigung der Zeugenaussagen ergaben sich naturgem&#228;&#223; erhebliche Schwierigkeiten vor allem daraus, da&#223; die Vorg&#228;nge, die im Zusammenhang mit den dem Angeklagten zur Last gelegten Taten stehen, &#252;ber 40 Jahre zur&#252;ckliegen und das Erinnerungsverm&#246;gen der meisten Zeugen dadurch beeintr&#228;chtigt war. Weiter war zu beachten, da&#223; das Erinnerungsbild mancher Zeugen sich im Laufe der Jahre getr&#252;bt oder ver&#228;ndert haben konnte. Zudem standen unbeteiligte Zeugen nicht zur Verf&#252;gung. Zum einen handelte es sich um fr&#252;here H&#228;ftlinge, die Opfer der schrecklichen Leiden im KL Auschwitz waren. Zum anderen stammten die Zeugen aus den Reihen der ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen, die selbst mehr oder weniger in die T&#246;tungsmaschinerie verwickelt waren, zum Teil (I1, I3, M) wegen verbrecherischer Handlungen schon abgeurteilt waren, zum Teil in Zusammenhang mit den dem Angeklagten vorgeworfenen Taten gebracht wurden (H3). Diese Zeugen haben zwar nicht von den ihnen teilweise zustehenden Auskunftsverweigerungsrechten Gebrauch gemacht. Ihr Bestreben, nur das Notwendigste &#252;ber die auch f&#252;r sie belastenden Vorkommnisse zu berichten und die ihnen unbequemen Erinnerungen aus ihrem Bewu&#223;tsein zu verdr&#228;ngen, trat indes deutlich zutage. Die Zur&#252;ckhaltung dieser Zeugen mag, soweit es die innere Einstellung des Angeklagten und sein Verhalten gegen&#252;ber den Gefangenen im KL Auschwitz anbelangt, nicht zuletzt auch in der Bef&#252;rchtung begr&#252;ndet gewesen sein, der Angeklagte k&#246;nnte, falls man ihn &#252;ber das unumg&#228;ngliche Ma&#223; hinaus belaste, unter Umst&#228;nden seinerseits bisher noch unbekannte, unerfreuliche und strafw&#252;rdige Geschehnisse zu dem Verhalten der jeweiligen Zeugen im KL Auschwitz aufdecken. Andererseits war bei den Zeugen aus dem Kreis der ehemaligen Gefangenen des KL Auschwitz zu bedenken, da&#223; das unvorstellbare Leid, das ihnen im Lager zugef&#252;gt wurde, die st&#228;ndige Angst und Todesfurcht wie der alles beherrschende Drang zu &#252;berleben, es ihnen in Einzelf&#228;llen erschwert haben konnte, die f&#252;r die meisten Gefangenen zum allt&#228;glichen Geschehen im Lager z&#228;hlenden Mi&#223;handlungen oder gar T&#246;tungen von H&#228;ftlingen bewu&#223;t in sich aufzunehmen. Fast alle j&#252;dischen Zeugen haben im KL Auschwitz Angeh&#246;rige verloren und sind selbst nur zuf&#228;llig dem Tode entgangen. Sie mu&#223;ten, teilweise in sehr jungem Alter und &#252;ber mehrere Jahre hinweg eine derartige Vielfalt furchtbarer Vorg&#228;nge erleben und erdulden, da&#223; es mitunter &#252;ber die Grenze ihres Verm&#246;gens ging, sich in die damalige Zeit zur&#252;ckzuversetzen und unter der F&#252;lle von leidvollem und schrecklichem Geschehen nach &#252;ber 40 Jahren konkrete Einzelheiten zu bestimmten Vorg&#228;ngen aus einer sicheren Erinnerung abzurufen. In dem Lagerdasein war ihr Sinnen und Trachten zudem vielfach weniger auf das m&#246;glichst genaue Erfassen konkreter Lagererlebnisse als auf das &#220;berleben selbst gerichtet. Hinzu kam, da&#223; sich einige dieser Zeugen untereinander kennen, gelegentlich treffen und Erinnerungen austauschen. Dadurch - wie auch durch die Lekt&#252;re &#252;ber Vorg&#228;nge aus der damaligen Zeit - konnte es m&#246;glich sein, da&#223; sie Selbsterlebtes mit Geh&#246;rtem oder Gelesenem vermischen. Bei den aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge stammenden Zeugen war au&#223;erdem zu beachten, da&#223; wegen der nahen pers&#246;nlichen Beziehungen zum KL Auschwitz und Tatgeschehen die vielleicht unbewu&#223;te Versuchung nicht von der Hand zu weisen war, da&#223; sie gef&#252;hlsm&#228;&#223;ig alle der im Lager eingesetzten SS-Angeh&#246;rigen pauschal f&#252;r das ihnen und ihren Angeh&#246;rigen zugef&#252;gte Leid verantwortlich machten und machen, ohne nach dem Ma&#223; individueller Beteiligung und Schuld differenzieren zu wollen oder zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Das Schwurgericht ist sich all dieser Umst&#228;nde, die regelm&#228;&#223;ig als allgemeine Problematik des Zeugenbeweises in Strafverfahren wegen nationalsozialistischer Verbrechen wiederkehren, bei der Beweisaufnahme bewu&#223;t gewesen. Es hat die Zeugen deshalb vor allem auch jeweils allgemein, insbesondere aber dann, wenn L&#252;cken und Widerspr&#252;che zu fr&#252;heren Aussage erkennbar wurden, zu Erlebnisgehalt und Erlebnisweise, d. h. zu ihren eigenen inneren Erlebnissen und den Vorg&#228;ngen ihres Erinnerns befragt. Bei der Beweisw&#252;rdigung hat sich die Kammer zudem wegen der aufgezeigten Bedenken zu einer besonders vorsichtigen Bewertung des Beweismaterials veranla&#223;t gesehen.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Unter Einbeziehung all der Momente, die generell geeignet erscheinen, das Erinnerungsverm&#246;gen der Zeugen zu beeintr&#228;chtigen, haben sich indes, was die Zeugen aus den Reihen der fr&#252;heren H&#228;ftlinge des KL Auschwitz anbelangt, von einer einzigen - wenig belangreichen - Ausnahme abgesehen keine Umst&#228;nde ergeben, die durchgreifende Bedenken an dem objektiven Wahrheitsgehalt der Aussagen dieser Zeugen begr&#252;ndet h&#228;tten. Das Gegenteil war der Fall. Allein die Zeugin C1 vermittelte der Kammer den Eindruck, da&#223; die Leiden und Schrecken des KL Auschwitz solch tiefe Wunden hinterlassen haben, da&#223; ihre von hoher Emotion getragenen Erinnerungen nicht als in jedem Fall mit der Realit&#228;t in Einklang stehend eingestuft werden k&#246;nnen. Die Zeugin hat bei ihrer von gro&#223;er innerer Anteilnahme begleiteten, teils durch Weinkr&#228;mpfe unterbrochenen Vernehmung eine Vielzahl an grausigen Erlebnissen aus der Zeit ihrer Inhaftierung im KL Auschwitz geschildert. Dabei war nicht immer eindeutig feststellbar, ob die Geschehnisse aus auf eigenem Erleben beruhender Erinnerung abgeleitet wurden. Teils wirkte die Darstellung einzelner Szenen fremdk&#246;rperartig in einer ansonsten realistisch klingenden Schilderung. Dies mag darauf beruhen, da&#223; die Zeugin "alles sammelt und liest, was mit Auschwitz zusammenh&#228;ngt". Bestand hiernach schon die naheliegende Gefahr, da&#223; die Erinnerungsm&#246;glichkeit der Zeugin beeintr&#228;chtigt war, n&#228;mlich zweifellos selbst erlebte Fakten zuverl&#228;ssig von solchen zu trennen, &#252;ber die sie nur gelesen hatte, so kam bei dieser Zeugin als weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu, da&#223; f&#252;r sie alle SS-Angeh&#246;rigen als Symbole des Schreckens gelten und sie vor diesem Hintergrund s&#228;mtliche schrecklichen Szenen, die ihr vor Augen standen, mit dem Angeklagten in Verbindung brachte. Entgegen dem Schlu&#223;vortrag der Verteidigung ist die Kammer zwar von der Wahrheitsliebe der Zeugin C1 &#252;berzeugt. Die Zeugin hat durchaus ihre subjektive Wahrheit kundgetan. Diese stimmt auch in vielen Details mit den Angaben der &#252;brigen Zeugen &#252;berein. Gleichwohl hat das Gericht ihre Aussage, soweit es das Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz anbelangt, wegen der aufgezeigten m&#246;glichen Fehlerquellen bei der Reproduktion der Erinnerung durch die Zeugin vollends au&#223;er Betracht gelassen.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Der Wahrheitsgehalt der &#252;brigen Aussagen von ehemaligen H&#228;ftlingen steht hingegen au&#223;er Zweifel, Ha&#223; oder Rachsucht haben keine ins Gewicht fallende Rolle gespielt. Die Zeugen waren im Gegenteil oft erst nach vielen vergeblichen Versuchen zu bewegen, &#252;berhaupt vor dem Proze&#223;gericht auszusagen, teils, weil sie das Wiederauflebenlassen schrecklicher Erinnerungsbilder vermeiden wollten, teils aber auch, weil sie Prozesse dieser Art nach so langer Zeit als sinnlos einstuften. Deutlicher als die Zeugin K1 hat dies kein Zeuge in Worte gefa&#223;t. Die Zeugin verwies darauf, da&#223; sie inzwischen so viel Abstand gewonnen habe, da&#223; der Proze&#223; und die im Mittelpunkt dieses Verfahrens stehende Frage nach der pers&#246;nlichen Verstrickung des Angeklagten in Schuld sie kaum noch ber&#252;hre, sie vielmehr vornehmlich eine Verpflichtung darin gesehen habe, allgemein Zeugnis &#252;ber die Zeit der Schrecken zu legen und nachfolgende Generationen vor der Wiederholung verh&#228;ngnisvoller Fehler zu bewahren. &#196;hnliche Beweggr&#252;nde veranla&#223;ten viele der Zeugen (I4, I5, Q1, X2, T2, U1, M1) trotz ihrer teils &#252;bergro&#223;en Angst, im Verlauf der Vernehmung allzu starken Belastungen ausgesetzt zu sein, letztlich doch noch zu einem Erscheinen vor dem Proze&#223;gericht. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Zeugin M1, die eine Anreise nach anf&#228;nglicher Zusage zun&#228;chst - allerdings zugleich unter dem Eindruck des &#252;berraschenden Todes ihres Ehemannes und eines Drohanrufes aus der Bundesrepublik Deutschland - abgelehnt hatte. Auch nach der Vernehmung durch den Rechtshilferichter in Budapest im Beisein deutscher Verfahrensbeteiligter erbat sich die Zeugin, auf die Bedeutung einer Aussage vor dem Proze&#223;gericht angesprochen, wegen der damit f&#252;r sie verbundenen Belastungen eine Bedenkzeit, in der sie sich mit ihren Angeh&#246;rigen beraten wollte. Sie hatte w&#228;hrend der &#220;berlegungszeit schwerste innere K&#228;mpfe auszufechten, ob sie der Situation einer erneuten gerichtlichen Vernehmung - noch dazu vor einem deutschen Gericht - gewachsen w&#228;re und ihrer ohnehin angegriffenen Gesundheit nicht den Vorrang vor dem weit zur&#252;ckliegenden Geschehen einr&#228;umen sollte. F&#252;r ihren Entschlu&#223; zur Anreise machte sie letztlich, wie andere Zeugen, das Gef&#252;hl verantwortlich, die Zeugenschaft den "Opfern von Auschwitz" schuldig zu sein.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Tendenzen f&#252;r absichtlich erfundene Belastungen des Angeklagten haben sich bei keinem der Zeugen gezeigt. Auch &#220;bertreibungstendenzen, die die ohnehin f&#252;rchterliche Situation der H&#228;ftlinge im KL Ausschwitz noch schlimmer dargestellt h&#228;tten, als sie tats&#228;chlich war, konnten mit einer einzigen - bereits erw&#228;hnten - Ausnahme ausgeschlossen werden. So haben alle Zeugen mehr oder weniger deutlich - je nach ihrem pers&#246;nlichen Erlebnisbild - die Situation der Gefangenen in den Effektenlagern - vor allem im Effektenlager II - im Vergleich zu den &#252;brigen Lagerabschnitten als ungleich besser herausgestellt. Sie haben indes zugleich verdeutlicht, da&#223; in diesen Lagerabschnitten ebenfalls Mi&#223;handlungen von H&#228;ftlingen durchaus an der Tagesordnung waren und Gefangene von Fall zu Fall auch willk&#252;rlich get&#246;tet wurden. In zwei F&#228;llen (I5, M1) lie&#223;en die Aussagen allerdings bei erster oberfl&#228;chlicher Betrachtung insoweit &#220;bertreibungstendenzen aufscheinen, als die Zeuginnen von dem tagt&#228;glichen Tod "im Lager" - B II g) - berichteten. Da&#223; hiermit in Wahrheit nicht die allt&#228;gliche T&#246;tung von H&#228;ftlingen in diesem Lagerbereich gemeint war, kl&#228;rte sich im Zuge der weiteren Befragungen der Zeuginnen auf. Die Zeugin M1, die Ende M&#228;rz 1944 in das KL Auschwitz deportiert und erst seit Ende Mai/Anfang Juni 1944 im Effektenlager II eingesetzt war, bezog das sie seinerzeit und heute noch auf das Tiefste ersch&#252;tternde Massensterben in den das Lager B II g) umgebenden Krematorien in ihre Erinnerungsbilder und damit Schilderungen ein. F&#252;r sie war der Lagerabschnitt B II g) aufgrund seiner Lage gleichsam zu den Krematorien geh&#246;rig. &#196;hnlich verhielt es sich bei der Zeugin I5. Hier kam die "Fehlerquelle" allerdings noch deutlicher zum Ausdruck, weil die Zeugin zu Beginn ihrer Vernehmung schilderte, da&#223; sie "in den Krematorien" t&#228;tig gewesen sei. Lie&#223; dies anf&#228;nglich die Vermutung aufkommen, die Zeugin habe dem dort eingesetzten Sonderkommando angeh&#246;rt, so ergab die weitere Befragung, da&#223; einige der im Lager B II g) untergebrachten und arbeitenden H&#228;ftlinge w&#228;hrend der Zeit des Lageraufenthalts aufgrund der Lage zwischen den Krematorien als Umschreibung des Einsatzortes "in den Krematorien" gew&#228;hlt hatten und da&#223; die Zeugin diese undifferenzierte Formulierung bei ihrer Aussage &#252;bernommen hatte. Dieselbe Zeugin hat &#252;berdies in einer bewundernswert reifen Art und Weise Stellung zu dem allgemeinen Lagerleben und verschiedenen Greueltaten genommen und durch ihre differenzierte Abstufung zu konkreten SS-Angeh&#246;rigen gezeigt, da&#223; von der moralischen Gesinnung her bei ihr kaum Tr&#252;bungen und Verzerrungen des Erinnerungsverm&#246;gens zu bef&#252;rchten sind. Das gilt nahezu in gleichem Ma&#223;e bei den weiteren Zeugen, wobei besonders die Zeugen L3, G, I4, T2, K und Q1 zu erw&#228;hnen sind.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Die Zeugen selbst haben &#252;berdies sehr wertvolle Angaben gemacht, nicht nur im Hinblick auf den &#228;u&#223;eren Sachverhalt, sondern auch in bemerkenswert differenzierter Reflexion auf den eigenen Erinnerungsproze&#223; und dessen naturgegebene Schw&#228;chen und Unzul&#228;nglichkeiten. Wenn sich einige der Zeugen in dieser oder jener Einzelheiten gegen&#252;ber ihren eigenen fr&#252;heren Aussagen - tats&#228;chlich oder scheinbar - widersprachen, wenn L&#252;cken und Ungenauigkeiten immer wieder zum Vorschein kamen, so spricht das im ganzen eher f&#252;r denn gegen ihre Glaubw&#252;rdigkeit. Dies mag nicht zuletzt die Aussage der Zeugin U1 belegen, die auf den Vorhalt eines vermeintlichen Widerspruchs - auf den an sp&#228;terer Stelle noch einzugehen sein wird - entgegnete, da&#223; sie "tagelang &#252;ber ihre Erlebnisse in Auschwitz berichten k&#246;nne" und "je nachdem, wozu sie befragt "werde und worauf man ihren Blick lenke, Geschehnisse in ihre Erinnerung zur&#252;ckkehrten, an die sie in anderem Zusammenhang nicht gedacht oder es nicht f&#252;r erw&#228;hnenswert gehalten habe.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich haben sich keinerlei Anzeichen f&#252;r Absprachen unter den Zeugen oder eine sonstige nennenswerte Beeinflussung der Zeugen durch Dritte ergeben. Die Aussagen der Zeugen entsprachen der Vielfalt ihrer pers&#246;nlichen Erlebnisse. Jeder der Zeugen hatte eine eigene unverwechselbare Geschichte, die sich in den Schilderungen niederschlug. Die Geschehnisse, von denen die Zeugen berichteten, waren nicht einmal in den Kernbereichen v&#246;llig deckungsgleich. &#220;bereinstimmungen konnten oft nur &#252;ber Querverbindungen und durch Nachfragen festgestellt werden. Die Verteidigung hat in ihrem Schlu&#223;vortrag allerdings darauf abgehoben, da&#223; viele der Zeugen untereinander Kontakt h&#228;tten und die im Ausland lebenden Zeugen w&#228;hrend ihres Aufenthaltes in der Bundesrepublik Deutschland anl&#228;&#223;lich der Vernehmung vor dem Proze&#223;gericht betreut worden seien, wobei die Verteidigung Bemerkungen einer Betreuungsperson entnommen hat, da&#223; diese gegen den Angeklagten eingestellt gewesen sei. Selbst wenn letzteres der Fall w&#228;re, so fehlt doch jede tragf&#228;hige Grundlage f&#252;r die Annahme, da&#223; w&#228;hrend der Betreuung der Zeugen &#252;ber den Proze&#223; gesprochen, geschweige denn die Zeugen beeinflu&#223;t worden w&#228;ren. Die Kammer hat die in Betracht kommenden Zeugen hierzu jeweils befragt. Die Zeugen haben derartige Gespr&#228;che oder Beeinflussungsversuche glaubhaft verneint. Zudem hat das Gericht durch eingehende Befragung der Zeugen insbesondere zu ihrem Erinnerungsproze&#223; sichergestellt, da&#223; Beeinflussungen irgendwelcher Art offengelegt wurden. F&#252;r einen irgendwie gearteten Einflu&#223; der Betreuung auf die Aussagen der Zeugen haben sich nicht die geringsten Anhaltspunkte ergeben. Bei der Befragung hat der Zeuge S allerdings freim&#252;tig den Weg seiner Erinnerung beschrieben und selbst hervorgehoben, da&#223; er nach seiner ersten polizeilichen Vernehmung vom 5. Juni 1984 - die allzu kurz anberaumt und durchgef&#252;hrt worden sei und in deren Verlauf er sich zwar an die dem Angeklagten vorgeworfenen Taten erinnert, nicht aber den Bezug zu ihm habe herstellen k&#246;nnen - in seine Erinnerung zur&#252;ckgekehrt sei. Dabei seien ihm, so der Zeuge, "eine ganze Reihe von Sachen ins Ged&#228;chtnis zur&#252;ckgekommen", an die er bei seiner Aussage nicht gedacht habe; im Gespr&#228;ch mit Freunden, vor allem dem Zeugen T5, sei seine Erinnerung dann jedoch ganz sicher geworden, insbesondere dazu, da&#223; "der Blinde" diese Taten begangen habe. Der Erinnerungsvorgang belegt, da&#223; der Zeuge die Reproduktion der Erlebnisbilder zun&#228;chst g&#228;nzlich eigenst&#228;ndig anging, seine Erinnerung in der Folge lediglich durch Gespr&#228;che mit Freunden weiter zu beleben suchte. Eine solche Rekonstruktion der Erinnerung ist nicht ungew&#246;hnlich und entspricht dem nat&#252;rlichen Versuch, im Ged&#228;chtnis verloren gegangene Einzelheiten zu dem Kern der Erinnerung wiederaufleben zu lassen. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Zeuge S in diesem Erinnerungsproze&#223; (fehlende) Bruchst&#252;cke der Erinnerung hinzuphantasiert hat bzw. ihm solche hinzusuggeriert wurden, fehlen. Abgesehen von dem Zeugen S waren bei keinem der Zeugen &#252;ber allgemeine Kontakte und Gespr&#228;che hinausgehende Beziehungen festzustellen, die die Annahme einer Absprache von Aussagen auch nur im Ansatz h&#228;tten nahelegen k&#246;nnen. Das gilt insbesondere f&#252;r die von der Verteidigung ins Feld gef&#252;hrten Zeuginnen U1 und S1. Diese Zeuginnen haben zwar, die Zeugin U1 vor dem Proze&#223;gericht, die Zeugin S1 gem&#228;&#223; der Vernehmungsniederschrift vom 9. Juni 1987, von regelm&#228;&#223;igen Treffen ehemaliger H&#228;ftlinge des KL Auschwitz berichtet, indes zugleich glaubhaft versichert, da&#223; &#252;ber das anh&#228;ngige Strafverfahren unter den in Frage kommenden Zeugen nicht gesprochen worden sei. Die Zeugin U1 hat zur Verdeutlichung angemerkt, da&#223; sie den Termin ihrer Vernehmung vor dem Proze&#223;gericht wegen ihrer negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrer Aussage in dem fr&#252;her, gegen die Zeugen H3 und X3 in Wien anh&#228;ngig gewesenen Strafverfahren vor jedermann zur&#252;ckgehalten und erst drei Tage vor ihrer Abreise einige - wenige - gute Freunde allein von der Tatsache ihrer zeitweiligen Abwesenheit in Kenntnis gesetzt habe. Zudem gilt hier gleicherma&#223;en, da&#223; die von der Verteidigung allgemein vermutete Absprache unter einigen Zeugen schon angesichts der Verschiedenartigkeit der Aussagen dieser Zeuginnen fehlgeht.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Ganz im Gegensatz zu den Zeugen aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge des KL Auschwitz stand das Aussageverhalten der fr&#252;heren SS-Angeh&#246;rigen (L4, L, I1, I3, M, H, X3 und H3). Diese Zeuge bildeten - von zwei Ausnahmen (M, H) abgesehen - bei ihrer Vernehmung immer dann, wenn das allgemeine Verhalten der SS im Lager, insbesondere das des Angeklagten zur Sprache kam, gleichsam eine schweigende Mauer. Ansonsten eher gespr&#228;chig, insbesondere dann, wenn es um unverf&#228;ngliche Themen wie die &#228;u&#223;ere Beschreibung des Lagers, innere Strukturen, Befehlswege oder ihren bzw. den Einsatz des Angeklagten im KL Auschwitz ging, "versagte" bei diesen Zeugen regelm&#228;&#223;ig das Erinnerungsverm&#246;gen, sobald Bereiche ber&#252;hrt wurden, in denen die Verstrickung der SS bzw. einzelner SS-Angeh&#246;riger in &#220;bergriffe gegen&#252;ber den Gefangenen angesprochen wurde. Der bewu&#223;te oder unbewu&#223;te totale Verdr&#228;ngungsproze&#223; jeglicher Erinnerung zu diesem Thema war bei den Zeugen nahezu abgeschlossen und evident. Sie hinterlie&#223;en denn auch bisweilen einen j&#228;mmerlichen Eindruck, etwa wenn der in beiden Effektenlagern t&#228;tig gewesene Zeuge L4 den Tr&#228;nen nahe und ob der ihn bedr&#228;ngenden Vernehmungssituation in Selbstmitleid zerflie&#223;end schilderte, da&#223; er im KL Auschwitz keinen "erschossenen H&#228;ftling", wohl aber mehrere "erschossene SS-Leute" gesehen habe und ihm erst &#252;ber wiederholte Vorhalte wenigstens die Erinnerung abgerungen werden konnte, da&#223; er "wie alle anderen nat&#252;rlich" von den Massent&#246;tungen gewu&#223;t, aber eben keinen toten Gefangenen gesehen habe. Im Zuge der weiteren Vernehmung verwickelte der Zeuge sich in dem Bestreben, m&#246;glichst an der Oberfl&#228;che zu bleiben, immer wieder in Widerspr&#252;che. Immerhin lie&#223; er sich nach eingehender Befragung dazu herab, zu der Behandlung der H&#228;ftlinge in den Effektenlagern allgemein dahin Stellung zu beziehen, da&#223; die Gefangenen dort "bis zum Verrecken" arbeiten mu&#223;ten, da&#223; "Sporttreiben" an der Tagesordnung war und die H&#228;ftlinge von SS-Angeh&#246;rigen mitunter geschlagen wurden, bis sie zusammenbrachen. Einschr&#228;nkend hob er hierzu allerdings hervor, da&#223; es "nur bei Verfehlungen der H&#228;ftlinge Schl&#228;ge gab, um sie vor Schlimmerem" zu bewahren. Diese bei nahezu allen Zeugen - wie auch in der Einlassung des Angeklagten - wiederkehrende stereotype Erkl&#228;rung f&#252;r die zumeist willk&#252;rliche Mi&#223;handlung von Gefangenen warf die naheliegende Frage auf, ob und weshalb schlimmere Ma&#223;nahmen erforderlich oder unausweislich waren. Weder der Zeuge L4 noch die weiteren Zeugen, noch der schweigende Angeklagte - naturgem&#228;&#223; - hatten hierauf eine plausible Antwort, konnten sie auch nicht geben, weil die Umschreibung zur &#220;berzeugung der Kammer nichts anderes war, als der vergebliche Versuch, eigene - eingestandene oder greifbare - Verfehlungen zu kaschieren. Das kam besonders deutlich bei dem Zeugen H3 zum Ausdruck, der nach der Vernehmungsniederschrift vom 7. September 1987 das "offizielle Verbot", H&#228;ftlinge zu schlagen, ebenso hervorhob wie die dennoch immer wieder vorkommende Mi&#223;handlung von Gefangenen durch SS-Angeh&#246;rige. Zur Erkl&#228;rung f&#252;r derartige &#220;bergriffe dienten diesem Zeugen "Provokationen" der Gefangenen, denen man mit Schl&#228;gen habe begegnen m&#252;ssen, um sie vor den bei einer Meldung zu erwartenden offiziellen - drastischen - Lagerstrafen zu bewahren. Als "Provokation" empfand es der Zeuge nach seinen Bekundungen seinerzeit bereits, wenn H&#228;ftlinge sich wiederholt ihnen nicht zustehende Lebensmittel aneigneten.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Zu konkreten Vorf&#228;llen und zum Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz befragt, zogen sich die Zeugen nach besten Kr&#228;ften auf ihre (angeblich) fehlende Erinnerung zur&#252;ck. Teils versuchten sie - wie der Zeuge H3 - bereits im Vorfeld einer Vernehmung auszuweichen. Waren sie schlie&#223;lich doch gezwungen, Zeugnis zu legen, so gaben sie &#252;ber das Verhalten einzelner SS-Angeh&#246;riger - nicht nur dasjenige des Angeklagten - allein unumg&#228;ngliche, vielfach bereits durch Vorvernehmungen bekannte Einzelheiten preis. Beispielhaft soll in diesem Zusammenhang der Zeuge H3 genannt werden, der - zu dem Versuch eines H&#228;ftlings befragt, der im Jahre 1943 in einem G&#252;terwaggon versteckt aus dem Lager fliehen wollte und nach seiner Entdeckung erschossen wurde - sich dieses Vorfalls erst auf Vorhalt erinnerte, allerdings dann sogleich - seine eigene Tatbeteiligung ausschlie&#223;end - anmerkte, da&#223; der SS-Angeh&#246;rige X7 den unbekannten Gefangenen erschossen habe. Das Bestreben einiger der SS-Angeh&#246;rigen, keinesfalls einen (fr&#252;heren) "Kameraden" belasten zu wollen, schien nicht selten &#252;beraus deutlich auf. Der Zeuge X3 war, wie die Vernehmungsniederschrift vom 3. September 1987 ausweist, nicht einmal auf Androhung von Beugestrafen durch den &#246;sterreichischen Rechtshilferichter zu bewegen, den Namen desjenigen SS-Angeh&#246;rigen preiszugeben, den er zuvor allgemein mit der Mi&#223;handlung eines Gefangenen in Verbindung gebracht hatte. Er wollte den Namen erst nennen, wenn "dem Mann keine Nachteile erwachsen". Erst nach der Erkl&#228;rung des Rechtshilferichters, da&#223; der von ihm geschilderte &#220;bergriff nach &#246;sterreichischem wie deutschem Recht bereits l&#228;ngst verj&#228;hrt sein d&#252;rfte, er also keine Gefahr f&#252;r seinen ehemaligen Kameraden mehr sah, nannte der Zeuge X3 den Namen C3. Ein &#228;hnliches mehr oder weniger deutliches Aussageverhalten charakterisierte die Vernehmung der &#252;brigen SS-Angeh&#246;rigen. Insgesamt vermittelten die Zeugen der Kammer den Eindruck, als ob sie sich - trotz teils entgegenstehender verbaler Bekenntnisse (L) - nach wie vor dem vermeintlich elit&#228;ren "Orden" der Vergangenheit verbunden f&#252;hlten und peinlichst den obersten Grundsatz beachteten, niemals etwas Nachteiliges &#252;ber "SS-Kameraden" auszusagen, es sei denn, es blieb ihnen keine andere Wahl. Vor diesem Hintergrund mi&#223;t die Kammer ihren ohnehin vagen Bekundungen zu dem Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz keine nennenswerte Bedeutung zu. Ihre Aussagen hat das Schwurgericht allein zu unverf&#228;nglichen Themen, zu denen die Zeugen bereitwillig und ersichtlich frei von Entlastungsbestrebungen Angaben machten, ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgenommen sind die Aussagen der bereits erw&#228;hnten Zeugen M und H. Beide Zeugen haben, wenngleich teils erst nach Vorhalten (M) und sp&#252;rbaren inneren K&#228;mpfen wenigstens allgemein aufrichtig vom Leben und Sterben der Gefangenen im KL Auschwitz berichtet. Der Zeuge M, w&#228;hrend des Einsatzes im KL Auschwitz der Fahrbereitschaft zugeh&#246;rig, hob hervor, da&#223; jedermann im Lager bekannt gewesen sei, da&#223; Menschen nicht nur in den Krematorien, sondern auch in den n&#246;rdlich vom Lagerabschnit B II. g) gelegenen "Bunkern" vergast und anschlie&#223;end in offenen Gruben verbrannt worden seien. In seiner letztlich von r&#252;ckhaltloser Offenheit getragenen Aussage r&#228;umte er ein, da&#223; er selbst mit Menschen beladene Lkw zu den Bunkern gefahren habe und die Tatsache der Verbrennung in offenen Gruben schon deshalb allgemein bekannt gewesen sei, weil es im Verlauf solcher Aktionen "kilometerweit nach verbranntem Menschenfleisch" gerochen habe. Dies best&#228;tigend und auch im &#252;brigen gleicherma&#223;en offen, wenngleich - was die konkret handelnden SS-Angeh&#246;rigen anbelangt - zur&#252;ckhaltend, umschrieb der von September 1942 bis September/Oktober 1944 st&#228;ndig in der HGV des KL Auschwitz eingesetzte Zeuge H, da&#223; er selbst Selektionen auf der Rampe miterlebt habe, allerdings nur anl&#228;&#223;lich der Beaufsichtigung der sogenannten Rampenkommandos, zu deren Bewachung auf der Rampe jeder SS-Angeh&#246;rige der Gefangeneneigentumsverwaltung herangezogen worden sei. Auch zu den Zust&#228;nden in den Effektenlagern gab der Zeuge eine anschauliche Schilderung, in der "die weit verbreitete Korruption" - "es war niemand dort, der sich nicht pers&#246;nlich bereichert h&#228;tte" - ebenso zur Sprache kam wie die st&#228;ndige, beinahe als selbstverst&#228;ndlich empfundene Mi&#223;handlung von H&#228;ftlingen und die hierauf zur&#252;ckzuf&#252;hrenden oftmaligen Fluchtversuche von Gefangenen in G&#252;terwaggons, die - wie der Zeuge im Lager geh&#246;rt hatte - oft fehlschlugen und mit dem sofortigen Tod des bzw. der H&#228;ftlinge durch "Genickschu&#223;" geahndet wurden. Beide Zeugen hatten zwar keine Erinnerung an den Angeklagten, so da&#223; ihre Aussagen, was dessen Verhalten und die Tatvorw&#252;rfe anbelangt, unmittelbar ebenso unergiebig waren wie die der &#252;brigen fr&#252;heren SS-Angeh&#246;rigen. Diese Zeugen hinterlie&#223;en indes den Eindruck, da&#223; sie wenigstens ernsthaft gewillt waren, ihre Erinnerung zu bem&#252;hen und wahrheitsgem&#228;&#223; - vor allem vollst&#228;ndig - Zeugnis zu legen. Die Kammer steht daher nicht an, ihre Aussagen in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Unbeschadet der teils erheblichen Schwierigkeiten, die die Beweisaufnahme und Beweisw&#252;rdigung zum Werdegang und Wirken des Angeklagten im KL Auschwitz nach so langem Zeitlauf erschwerten, er&#246;ffnete die Hauptverhandlung trotz der gebotenen vorsichtigen Wertung des Beweismaterials doch so weitreichende Feststellungen, da&#223; sich die Einlassung des Angeklagten in allen entscheidenden Punkten als unwahr herausgestellt hat. Der Angeklagte hat von seinem Lebenslauf, dienstlichen Werdegang, seiner inneren Einstellung und allgemeinen Verhalten im KL Auschwitz ein durch und durch gesch&#246;ntes Bild gezeichnet, das mit der Wirklichkeit allein in den &#228;u&#223;eren Rahmenbedingungen &#252;bereinstimmt. Hierzu gilt im einzelnen folgendes:</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Bei den Feststellungen zum Lebenslauf und zum dienstlichen Werdegang ist das Gericht allerdings weitgehend von der insoweit glaubhaften, teils unwiderlegten Einlassung des Angeklagten ausgegangen. Der Angeklagte hat sich jedoch nicht, wie es seine Schilderung vom dienstlichen Werdegang vermuten lassen kann, ohne innere &#220;berzeugung zun&#228;chst der Allgemeinen, in der Folge der Waffen-SS angeschlossen. Der Kammer ist bewu&#223;t, da&#223; die tiefgreifende &#196;nderung der Zeitverh&#228;ltnisse in den vergangenen 40 Jahren erhebliche Anforderungen an die Wertung der Verhaltensweise des Angeklagten stellt. Nur schwerlich ist heute noch der damalige Zeitgeist zu erfassen, dem der Angeklagte ausgesetzt war. Kaum noch vorstellbar sind der bis zum Terror gesteigerte Druck der unaufh&#246;rlichen Propaganda und das Ausma&#223; ihrer Einwirkung auf jeden einzelnen, vor allem aber der jugendlichen Menschen. Schlie&#223;lich l&#228;&#223;t sich auch die Pers&#246;nlichkeit des Angeklagten nur unter gro&#223;en Schwierigkeiten beurteilen. Seine damalige Verhaltensweise bietet hierzu nur in beschr&#228;nktem Umfang Anhaltspunkte. Sein heute erkennbarer Charakter d&#252;rfte sich im Laufe der Zeit nicht unbedeutend gewandelt haben. Die Beweisschwierigkeiten zu diesem Punkt wurden indes dadurch weitgehend gemildert, da&#223; bereits nach den Angaben des Angeklagten in Verbindung mit den in die Hauptverhandlung eingef&#252;hrten Urkunden (Lebensl&#228;ufe des Angeklagten vom 15. August 1938, 9. Januar 1948; Brief seines Vaters vom 11. M&#228;rz 1947) f&#252;r die Kammer kein Zweifel besteht, da&#223; der Angeklagte nicht nur ein "stolzer Deutscher", wie es die Zeugin S1 gem&#228;&#223; der Vernehmungsniederschrift vom 9. Juni 1987 formulierte, sondern ein im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie "150 %iger" (U1) Anh&#228;nger der "Bewegung" war.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Das belegt zun&#228;chst sein Werdegang in der Hitler-Jugend, aus der er schon mit 16 Jahren als Staffelbewerber f&#252;r die SS ausgew&#228;hlt wurde. Wie sehr der Angeklagte seinerzeit mit den Zielen der NS-Machthabern einherging, belegt sein Beitritt zum "Bund Deutscher Osten" im Jahre 1937 ebenso wie der diesen Umstand erw&#228;hnende Lebenslauf vom 15. August 1938. Ihm erschien ausweislich dieses Dokumentes die SS getreu der Vorstellungen Himmlers als "h&#246;chste Garde des F&#252;hrers"; seine vornehmste Pflicht sah er darin, den von der Organisation an ihn herangetragenen Aufgaben gerecht zu werden. Zweifel an den (verbrecherischen) Zielen dieser vermeintlichen Elite lie&#223; er weder hier erkennen, noch war der weitere dienstliche Werdegang von solchen Irritationen gepr&#228;gt. Das Gegenteil war der Fall. Der Angeklagte trat freiwillig im Jahre 1938 der Allgemeinen SS und ebenso freiwillig 1940 der Waffen-SS bei. Seine Bef&#246;rderungen zum SS-Sturmmann (Januar/Februar 1942) und SS-Unterscharf&#252;hrer (1942/1943) belohnten seine "Linientreue", die er dadurch unterstrich, da&#223; er w&#228;hrend des Ausbildungslehrganges auf der Unteroffiziersschule in Radolfzell (Februar/M&#228;rz 1942) aus der Kirche austrat. Die v&#246;llige Entfremdung vom Elternhaus und Auswechslung der ihm dort vermittelten Werte gegen die der NS-Ideologie belegt in aller Deutlichkeit der Brief seines Vaters vom 11. M&#228;rz 1947, soweit dort niedergelegt ist, die "Nazi-Hy&#228;nen" h&#228;tten den Jugendlichen den "Nazi- und Satansgiftgeist" so "fanatisch-intensiv" eingehaucht, da&#223; "jedem sich wehrenden Elternteile der sichere Untergang gedroht" h&#228;tte und er - der Vater - vor diesem Hintergrund "ohnm&#228;chtig" gewesen sei, den eigenen Sohn vor der Verblendung und Mitwirkung an dem verbrecherischen System zu bewahren. Da&#223; diese Einsch&#228;tzung des Vaters der damaligen inneren Einstellung entsprach, best&#228;tigt des weiteren der Lebenslauf des Angeklagten vom 9. Januar 1948, wenn er dort beklagt, da&#223; ihm bereits mit 12 Jahren der "einseitige Geist des Nationalsozialismus eingehaucht" worden sei, er "alles" so gesehen habe, wie die NS-Machthaber es ihm vorgegaukelt h&#228;tten und er deshalb geglaubt habe, auch dort seinen Mann stehen zu m&#252;ssen, wo er sein "Vaterland" bedroht sah. Der Angeklagte suchte in diesem Lebenslauf sein sp&#228;testens w&#228;hrend des Einsatzes im KL Auschwitz erlangtes Wissen um die menschenverachtenden Ziele und Handlungen der SS mit der Formulierung, er habe bis "an das selige Ende dieses Regimes" nichts von dem "ganzen heraufbeschworenen Fiasko" geahnt, zu &#252;berdecken. Er trachtete weiterhin jedwede pers&#246;nliche Verstrickung in Schuld durch den verf&#228;lschenden Hinweis, er habe gl&#252;cklicherweise im KL Auschwitz in der Standortverwaltung bleiben k&#246;nnen - gemeint war die st&#228;ndige Verwendung in der Standortverwaltung, wie die versteckte Anmerkung zu der "zeitweisen Beaufsichtigung von Effekten" erkennen l&#228;&#223;t -, auszuschlie&#223;en. Der Lebenslauf vom 9. Januar 1948 l&#228;&#223;t mithin bereits klare Entlastungstendenzen erkennen. Gerade dieser Umstand erweist, da&#223; der Angeklagte dort jedenfalls keine ihm nachteiligen - unwahren - Einzelheiten etwa zu seiner inneren Einstellung w&#228;hrend der Zeit der NS-Diktatur eingestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend ist daher festzuhalten, da&#223; der Angeklagte w&#228;hrend seiner Zugeh&#246;rigkeit zur SS durchaus mit den Zielen dieser Organisation im Einklang stand, sie innerlich bejahte und zu seiner eigenen Sache machte, indem er sein Denken und Handeln auf die bestm&#246;gliche Verwirklichung dieser Ziele im Rahmen der ihm &#252;bertragenen Aufgaben richtete. Bei dieser Beweislage bedarf es nicht einmal mehr des Hinweises auf die - nachfolgend zu er&#246;rternde - Behandlung der Gefangenen durch den Angeklagten, die allerdings ebenfalls keinen Zweifel daran l&#228;&#223;t, da&#223; er zu den fanatischen Anh&#228;ngern der nationalsozialistischen Machthaber und deren Gedankengutes z&#228;hlte.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Bei den Feststellungen zum Einsatz des Angeklagten im KL Auschwitz und zu seinem allgemeinen Verhalten ist das Schwurgericht den Angaben des Angeklagten nur in denkbar eingeschr&#228;nktem Umfang gefolgt. Der Angeklagte hat sich hierzu im Kern folgenderma&#223;en eingelassen: Er sei nach seinem Eintreffen im KL Auschwitz am 22./23. Mai 1944 bis etwa Mitte September 1944 ausschlie&#223;lich in der im Geb&#228;ude der Standortverwaltung untergebrachten H&#228;ftlingsgeldverwaltung (HGV) eingesetzt worden. Erst gegen Mitte September 1944 sei er zum "Effektenlager Birkenaus (B II. g)" versetzt worden. Dort habe er Aufsicht dar&#252;ber f&#252;hren m&#252;ssen, da&#223; die in das "sogenannte Lager Kanada" mit Lkw angelieferten Sachen sortiert und gelagert wurden. Mit dem s&#252;dlichen Bereich des Lagerabschnitts B II g), d. h. den Baracken der sogenannten Effektenkammer und den Unterk&#252;nften f&#252;r m&#228;nnliche H&#228;ftlinge, habe er zu keiner Zeit etwas zu tun gehabt. Gegen&#252;ber H&#228;ftlingen habe er keine Abneigung versp&#252;rt. Allerdings habe er in Einzelf&#228;llen Gefangene geschlagen, die etwas Verbotenes getan h&#228;tten. Dies sei jedoch stets nur erfolgt, "um ihnen h&#228;rtere Strafen zu ersparen". &#252;berdies habe er mit dem Zeugen I1 versucht, manches &#220;bel abzuschaffen. So habe er "mit M&#228;nnerh&#228;ftlingen halbwegs menschenw&#252;rdige Abortanlagen f&#252;r B II g)" und Feuerstellen erstellt, wobei er mehrere solcher Anlagen eigenh&#228;ndig aufgemauert habe. Diese Einlassung ist in den wesentlichen Punkten widerlegt.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Was den Einsatz des Angeklagten in der HGV anbelangt, spricht zwar vieles daf&#252;r, da&#223; der Angeklagte dort nach dem 22./23. Mai 1944 nicht einmal einen einzigen Tag eingesetzt war. G&#228;nzlich auszuschlie&#223;en ist jedoch nicht, da&#223; er hier wenigstens f&#252;r einige Tage Verwendung fand. Fest steht hingegen, da&#223; er keinesfalls l&#228;nger als einige - wenige - Tage in der HGV seinen Dienst verrichtete. Keiner der dort eingesetzten ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen (L, H, I2, I, H1) erinnerte sich daran, da&#223; der Angeklagte jemals in der HGV eingesetzt war. Angesichts des Umstandes, da&#223; es sich hierbei um einen ausgesprochen begrenzten, &#252;berschaubaren Arbeitsbereich handelte, bei dem man die Mitarbeiter schon nach kurzer Zeit kannte (L, H) ist zuverl&#228;ssig auszuschlie&#223;en, da&#223; der Angeklagte dort einige Wochen oder gar Monate t&#228;tig war. Das gilt um so mehr, als der Angeklagte wegen seiner Kriegsverletzung eine auff&#228;llige Erscheinung war, die das Erinnerungsverm&#246;gen der Zeugen h&#228;tte beg&#252;nstigen m&#252;ssen. Der Zeuge H war sich zwar nicht absolut sicher, ob er sich dann an den Angkelagten erinnern "m&#252;&#223;te", wenn dieser &#252;ber mehrere Wochen in der HGV eingesetzt gewesen w&#228;re. Er hat hingegen an eine Vielzahl der dort - auch nur zeitweilig - t&#228;tigen SS-Angeh&#246;rigen noch eine genaue Erinnerung. Dar&#252;ber hinaus kannte er namentlich selbst solche SS-Angeh&#246;rige der Gefangeneneigentumsverwaltung, die er nur &#252;ber den gelegentlichen Einsatz auf der Rampe oder Besuche in den Effektenlagern kennengelernt hatte. Mit Blick auf die ansonsten sichere Erinnerung des Zeugen w&#228;re nur schwerlich nachvollziehbar, wenn der Angeklagte, w&#228;re er f&#252;r l&#228;ngere Zeit in der HGV t&#228;tig gewesen, seinem Ged&#228;chtnis g&#228;nzlich entfallen w&#228;re. Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r den Zeugen L, der es - wenn auch erst nach eingehender Befragung - f&#252;r ausgeschlossen hielt, da&#223; der Angeklagte einige Wochen oder gar Monate in der HGV eingesetzt war, weil er sich sonst an ihn wie an andere SS-Angeh&#246;rige, zu denen er eine zuverl&#228;ssige Erinnerung erkennen lie&#223;, erinnern m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Mit dem vorstehenden Beweisergebnis, nach dem die Einlassung des Angeklagten, er sei bis Mitte September 1944 in der HGV eingesetzt gewesen, schon f&#252;r sich genommen widerlegt ist, stimmt &#252;berein, da&#223; der Angeklagte zur &#220;berzeugung des Schwurgerichts bereits ab Anfang Juni 1944 in den Effektenlagern t&#228;tig wurde. Der genaue (datenm&#228;&#223;ige) Zeitpunkt seines Einsatzes in den jeweiligen Lagern blieb nahezu zwangsl&#228;ufig ungekl&#228;rt, weil schriftliche Unterlagen hierzu nicht vorliegen und die Zeugen sich naturgem&#228;&#223; nicht an einen bestimmten Tag erinnern konnten. In diesem Zusammenhang trat als weitere Unsicherheit hinzu, da&#223; der Angeklagte m&#246;glicherweise nach Eintreffen im KL Auschwitz nicht nur - seiner insoweit unwiderlegten Einlassung folgend - einige Tage in der HGV eingesetzt war, sondern dar&#252;ber hinaus im Anschlu&#223; noch einige - wenige - Tage in der sogenannten Lederfabrik als Aufsichtskraft Verwendung fand. Dies deuteten die Zeugen Q und M2, letzterer gem&#228;&#223; der Vernehmungsniederschrift vom 4. September 1987, an, indem sie darauf verwiesen, da&#223; dem Angeklagten nachgesagt worden sei, dort H&#228;ftlinge get&#246;tet zu haben. Waren diese Angaben auch zu vage, um darauf gegen den Angeklagten verwertbare Vorw&#252;rfe st&#252;tzen zu k&#246;nnen, so verblieben doch letzte Zweifel, ob der Angeklagte nicht f&#252;r einige Tage gegen Ende Mai / Anfang Juni 1944 in der Lederfabrik eingesetzt war. Diesen Umstand hat die Kammer zugunsten des Angeklagten in die Erw&#228;gungen zu seinem Einsatz im KL Auschwitz einbezogen. Diese - m&#246;gliche - Verwendung des Angeklagten in der Lederfabrik, auf die er sich m&#246;glicherweise aus verst&#228;ndlichen Gr&#252;nden nicht selbst berufen hat, war indes keinesfalls von langer Dauer. Denn nach dem Beweisergebnis besteht kein Zweifel, da&#223; der Angeklagte bereits in den Sommermonaten Juni/Juli 1944 seiner Beaufsichtigungst&#228;tigkeit in den Effektenlagern nachging. Sicher ist hierzu nach den Aussagen der Zeugen Q, G und U1 sowie der Vernehmungsniederschrift bez&#252;glich des Zeugen T5 vom 8. Juni 1987, da&#223; der Angeklagte jedenfalls im Juni und Juli 1944 zur Beaufsichtigung von H&#228;ftlingen im Effektenlager I herangezogen wurde.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Ebenso sicher ist nach den Angaben der Zeugen K, B, M1, T2, Q, L1 und X3, da&#223; der Angeklagte sp&#228;testens seit Juli 1944 im Effektenlager II untergebracht und dort fortan t&#228;tig war. Ungekl&#228;rt ist dagegen, ob der Angeklagte von Anbeginn an, d. h. ab Anfang Juni 1944 im Effektenlager II untergebracht war, dort regelm&#228;&#223;ig seinen Dienst verrichtete und nur aushilfsweise von Fall zu Fall zur Aufsichtst&#228;tigkeit im Effektenlager I herangezogen wurde. Eine solche Verwendung w&#228;re durchaus m&#246;glich gewesen, wie die Aussage des Zeugen I1 belegt, der davon berichtete, da&#223; er selbst "einige Male" im Effektenlager I gewesen und der Dienst von Tag zu Tag neu eingeteilt worden sei. Andererseits kann auch nicht vollends ausgeschlossen werden, da&#223; der Angeklagte zun&#228;chst einige Wochen im Effektenlager I t&#228;tig war und erst im Juli 1944 in das Effektenlager II verlegt wurde. Insbesondere der Zeuge X3 war sich zwar sicher, da&#223; der Angeklagte bereits seit Juni 1944 im Lagerabschnitt B II g) untergebracht war. Ebenso deuteten die Zeugen B, T2 und L1 an, da&#223; der Angeklagte bereits in den Anf&#228;ngen der gro&#223;en Ungarntransporte ab Mai/Juni 1944 im Lager B II. g) eingesetzt gewesen sei, w&#228;hrend die Zeugen K und Q eine zeitliche Spanne von etwa einem Monat zu dem Zeugen I1, der seit Ende Mai 1944 im Lagerabschnitt B II. g) untergebracht war, sahen und vor diesem Hintergrund das Eintreffen des Angeklagten im Lagerbereich B II. g) mit Juli 1944 angaben. Angesichts des mit den Ungarntransporten verbundenen bemerkenswerten Einschnitts im Lagerleben waren sich - mit einer Ausnahme - alle genannten Zeugen indes sicher, da&#223; der Angeklagte seit Juni oder Juli 1944 im Lagerabschnitt B II. g) untergebracht und dort fortan t&#228;tig war.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Allein der Zeuge I1 meinte, da&#223; dieser Zeitpunkt im August 1944 anzusiedeln sei. Er war sich in seiner Erinnerung indes nicht allzu sicher, vermochte insbesondere keinen Bezug zu seinem Eintreffen in diesem Lagerabschnitt herzustellen und wollte deshalb nicht ausschlie&#223;en, da&#223; der Angeklagte "m&#246;glicherweise auch fr&#252;her im Lager B II. g) eingetroffen" sei. Zu der konkreten Angabe des Zeugen X3 (Juni 1944) ist anzumerken, da&#223; der Zeuge nach eigenen Angaben im Mai 1944 wegen Ersch&#246;pfung zusammengebrochen war, in der Folge Urlaub hatte und alsdann einen sechsw&#246;chigen Arrest verb&#252;&#223;te, so da&#223; seine Angaben - auch zu einem etwaigen Einsatz des Angeklagten im Effektenlager I - gerade f&#252;r den hier fraglichen Zeitraum Juni/ Juli 1944 eine sichere Erinnerungsgrundlage f&#252;r die Angabe Juni 1944 nicht erkennen lassen. Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r den Zeugen H3, der gem&#228;&#223; der Vernehmungsniederschrift vom 7. September 1987 nicht einmal eine zeitliche Einordnung zu der eigenen Verlegung vom "alten" in das "neue Kanadalager" vornehmen konnte. Seine Aussage, da&#223; er den Angeklagten allein im "neuen Kanadalager" gesehen habe, kommt sonach kein allzu hohes Gewicht zu. Das gilt um so mehr, als der Zeuge H3 - worauf an sp&#228;terer Stelle noch einzugehen sein wird - neben dem Angeklagten f&#252;r die T&#246;tung eines H&#228;ftlings im Effektenlager I verantwortlich ist und der Zeuge demnach ein gesteigertes Interesse daran hat, eine Zusammenarbeit mit dem Angeklagten im Effektenlager I von vornherein in Abrede zu stellen. Festzuhalten ist danach, da&#223; der Angeklagte im Juni/Juli 1944 im Effektenlager I - zumindest von Fall zu Fall - und sp&#228;testens seit Juli 1944 im Effektenlager II untergebracht und dort fortan ebenfalls t&#228;tig war.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Daneben besteht f&#252;r das Schwurgericht nicht der geringste Zweifel, da&#223; der Angeklagte entgegen bzw. in Erg&#228;nzung seiner dies verschweigenden bzw. &#252;berdeckenden Einlassung von Zeit zu Zeit m&#228;nnliche Arbeitskommandos in den Effektenlagern, vor allem aber die sogenannten Rampenkommandos beaufsichtigte und im Zuge dieser Verrichtung zeitweilig auf der neuen Rampe in Birkenau wie an der kleinen Verladerampe nahe dem Effektenlager I t&#228;tig war. Da&#223; alle SS-Angeh&#246;rigen der Gefangeneneigentumsverwaltung, vor allem aber die in den Effektenlagern eingesetzten Kr&#228;fte und damit auch der Angeklagte gleicherma&#223;en zur Beaufsichtigung der Rampenkommandos und damit dem Dienst auf bzw. an der Rampe herangezogen wurden, hat neben dem Zeugen H selbst der einer Aussage zum Nachteil des Angeklagten g&#228;nzlich unverd&#228;chtige Zeuge I1 angegeben. Diese allgemeinen Bekundungen werden nachhaltig unterst&#252;tzt von denjenigen Zeugen, die den Angeklagten auf bzw. an der Rampe selbst erlebt haben (T3, G, U1) oder von seiner T&#228;tigkeit im Zusammenhang mit den Rampenkommandos berichten konnten (L3). Der letztgenannte Zeuge hat sehr anschaulich geschildert, auf welche Weise der Angeklagte in zwei F&#228;llen mit einigen, dem Aufr&#228;umungskommando zugeh&#246;rigen H&#228;ftlingen im Lagerabschnitt B II. d) - wo diese H&#228;ftlinge untergebracht waren - "Sport" getrieben hat. Auf Vorhalt, da&#223; er bei seiner Vernehmung im Vorverfahren vom 21. Dezember 1984 derartige Vorf&#228;lle nicht geschildert habe, hat der Zeuge den Proze&#223; seiner Erinnerung nachvollziehbar dargelegt. Hierzu hat er hervorgehoben, da&#223; er nach der Vernehmung anhand der "dunklen Erinnerung" an den Angeklagten "in die Vergangenheit zur&#252;ckgegangen sei", nach und nach seien die den "<em>[1. Vorname des Angeklagten]</em>" (Angeklagten) betreffenden Vorg&#228;nge in ihm "hochgekommen", das sei keine "Sache von Minuten oder Stunden", weil er allzu viel "grausame Szenen" im Ged&#228;chtnis habe. In Gespr&#228;chen mit anderen ehemaligen H&#228;ftlingen habe er sich deutlich an die Vorf&#228;lle aus dem Lagerabschnitt B II. d) erinnert; dann seien - so der Gedankengang des Zeugen - ihm weitere Einzelheiten zu dem Angeklagten eingefallen. Die Aussage des Zeugen klang im Ton nicht phrasenhaft, die Darstellung von der Reproduktion des Ged&#228;chtnisinhaltes plausibel. Die subjektive Glaubw&#252;rdigkeit und der Wille zur Objektivit&#228;t waren insbesondere bei diesem Zeugen nicht zu bezweifeln. Teils war bei ihm - wie bei anderen Zeugen aus den Reihen der fr&#252;heren H&#228;ftlinge - geradezu ein Widerwille zu versp&#252;ren, die grauenhaften Erlebnisse zu schildern. Sichtlich wohler f&#252;hlte sich der Zeuge, wenn er zu objektiven Gegebenenheiten befragt wurde. Dagegen war die Aussage von Zur&#252;ckhaltung und Scheu gepr&#228;gt, wenn die Vernehmung auf Einzelheiten des tagt&#228;glichen Terrors gelenkt wurde, weil, wie der Zeuge glaubhaft versicherte, jeder Gang in die Vergangenheit mit Schmerzen verbunden sei. Die Kammer ist daher davon &#252;berzeugt, da&#223; in die Aussage des Zeugen keinerlei absichtliche oder auch nur unbewu&#223;te verf&#228;lschende Tendenzen eingeflossen sind. Das gilt um so mehr, als die wiederkehrende Erinnerung mit dem selbst erlebten Schrecken bei dem "Sporttreiben" des Angeklagten, das ihm als "alterfahrenen" H&#228;ftling neben der Pein noch nachtr&#228;glich den Spott seiner damaligen Mith&#228;ftlinge eintrug, einen pr&#228;gnanten Ankn&#252;pfungspunkt bot.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich und vor allem kann keine Rede davon sein, da&#223; der Angeklagte gegen&#252;ber den H&#228;ftlingen im KL Auschwitz "keine Abneigung" versp&#252;rt und diese nur "in Einzelf&#228;llen" und nur dann, wenn sie etwas "Verbotenes" getan hatten, geschlagen h&#228;tte. Seine innere Einstellung und die Behandlung der H&#228;ftlinge entsprachen vielmehr den mit den Feststellungen korrespondierenden Angaben nahezu s&#228;mtlicher Zeugen aus den Reihen der fr&#252;heren H&#228;ftlinge, soweit sie eine konkrete Erinnerung an den Angeklagten hatten. Mit einer - nicht ins Gewicht fallenden - Ausnahme (L1) beschrieben diese Zeugen den Angeklagten als einen gew&#246;hnlich distanzierten, jedoch durchweg zu Mi&#223;handlungen der H&#228;ftlinge neigenden SS-Aufseher. Das von dem Zeugen gezeichnete Bild von dem Angeklagten steht in diametralem Gegensatz zu seiner eigenen Beschreibung. Die ohnehin nichtssagende Erkl&#228;rung, er habe H&#228;ftlinge nur in Einzelf&#228;llen geschlagen, wenn sie etwas Verbotenes getan h&#228;tten, erwies sich allein im Kerngehalt als zutreffend, da&#223; er n&#228;mlich Gefangene geschlagen hat. Der Angeklagte schlug dagegen - wie die auf eigene Erlebnisse gest&#252;tzten Angaben der Zeugen I4, L3, T2, K, I5, K1, Q1 sowie die Aussagen der Zeugen T5 und T4 gem&#228;&#223; den Vernehmungsniederschriften vom 8. und 9. Juni 1987 belegen - nicht nur in Einzelf&#228;llen und nicht allein dann, wenn ein konkreter Anla&#223; vorlag. Er mi&#223;handelte die H&#228;ftlinge vielmehr des &#246;fteren - zumeist willk&#252;rlich je nach Lust und Laune - auf das &#228;u&#223;erste. Insbesondere verpr&#252;gelte er sie mit einem Stock, trat auf sie ein, und zwar nicht selten, bis sie verletzt oder geschw&#228;cht von den Mi&#223;handlungen zu Boden fielen. Selbst dann schlug und trat er vielfach, wie etwa bei seinen "Sportspielen", noch auf die am Boden liegenden H&#228;ftlinge ein. Im Verlauf solcher &#220;bergriffe beschimpfte er die H&#228;ftlinge zumeist in &#252;belster Weise, wobei im Mittelpunkt solcher Ausf&#228;lle das "nichtsw&#252;rdige" Leben - vor allem - der j&#252;dischen Gefangenen stand. "Wie selbstverst&#228;ndlich" (K) gebrauchte er Worte wie: "Mistjude, dich hat man vergessen zu vergasen". Die gegen&#252;ber dem Zeugen Q ausgesprochene Drohung best&#228;tigt zudem, da&#223; selbst die T&#246;tung eines ihm unbequemen H&#228;ftlings als selbstverst&#228;ndliche Reaktion in seiner Gedankenwelt verfestigt war.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Insgesamt besteht f&#252;r das Schwurgericht nach den im Kern nahezu einhelligen Schilderungen vom Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz durch die fr&#252;heren H&#228;ftlinge keinerlei Zweifel, da&#223; der Angeklagte die Gefangenen verachtete, ihnen - vor allem den j&#252;dischen H&#228;ftlingen - getreu der nationalsozialistischen Ideologie kein Lebensrecht zugestand und er vor dem Hintergrund des ihn ohnehin umgebenden Massensterbens jegliche Zur&#252;ckhaltung oder gar Schonung der H&#228;ftlinge vermissen lie&#223;. Wie ein roter Faden zog sich durch die Aussgen der H&#228;ftlinge die Beschreibung eines SS-Angeh&#246;rigen, der die H&#228;ftlinge mit Mi&#223;achtung belegte, ihnen mit - vor allem in den Effektenlagern - ungew&#246;hnlicher H&#228;rte begegnete und sie mit teils offen zur Schau getragener Befriedigung mi&#223;handelte. Der auff&#228;llige Sadismus des Angeklagten fand seinen Ausdruck in der Verh&#246;hnung der Opfer, die nicht selten neben den Mi&#223;handlungen sein Lachen und auf systematische Erniedrigung abzielende Befehle - wie etwa die "formale" &#220;bergabe eines neuen Stockes im Falle des Zeugen T5 - ertragen mu&#223;ten. Der denkbar schlechte Ruf des Angeklagten unter den als Zeugen geh&#246;rten fr&#252;heren H&#228;ftlingen, die ihn - wie der Zeuge K - vielfach in die N&#228;he einer "Bestie" r&#252;ckten, fand eine Entsprechung nur in der Einstufung des SS-Angeh&#246;rigen C3. Allein von diesem SS-Mann wurde gleicherma&#223;en konform das Abbild eines grausamen, gef&#252;hlsrohen und "teuflischen" (Q) Peinigers der H&#228;ftlinge gezeichnet. Ansonsten wurden die in den Effektenlagern eingesetzten SS-Kr&#228;fte von den fr&#252;heren Gefangenen je nach ihren pers&#246;nlichen Erfahrungen durchaus unterschiedlich beurteilt. So stuften die Zeugen K, U1 und I5 beispielsweise den Zeugen X3 als einen im Bereich seiner M&#246;glichkeiten "anst&#228;ndigen" SS-Aufseher ein. Demgegen&#252;ber galt X3 den Zeugen T4, H2 und G1, vor allem wegen seines Verhaltens gegen&#252;ber m&#228;nnlichen Gefangenen, als ber&#252;chtigter SS-Mann. &#196;hnlich verhielt es sich mit der Einsch&#228;tzung der weiteren SS-Angeh&#246;rigen in den Effektenlagern. Teils fanden sich sogar erstaunliche Differenzierungen bei einzelnen Zeugen, etwa wenn der Zeuge T2 die schillernde Figur des Zeugen H3 so umri&#223;, da&#223; dieser einerseits viele H&#228;ftlinge erschossen habe - was andere Zeugen best&#228;tigten -, ihn - den Zeugen T2 - andererseits aber in zwei F&#228;llen "vor dem sicheren Vergasen" gerettet habe.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Angeklagten trat in diesem Zusammenhang einzig der Zeuge L1 ein, der ihn als "menschlich" einstufte. Seiner Bewertung kommt indes keine nennenswerte Bedeutung zu. Einmal war der Zeuge im Lager B II. g) in der sogenannten Effektenkammer t&#228;tig, mithin in einem Bereich, mit dem der Angeklagte unmittelbar nicht in Ber&#252;hrung kam. Folgerichtig sah der Zeuge den Angeklagten auch nur "selten". Das war zumeist dann der Fall, wenn der Zeuge f&#252;r die SS-Angeh&#246;rigen des Nachts musizierte. Dabei fielen dem Zeugen zu dem Angeklagten "keine Besonderheiten" auf. Auch auf mehrmalige Nachfrage vermochte er nicht n&#228;her anzugeben, worauf er seine Einsch&#228;tzung in der Erinnerung st&#252;tzen konnte. Letztlich leitete er die Bewertung des Angeklagten aus dem Umstand ab, da&#223; er "Slepy" in der Erinnerung nicht mit unangenehmen Vorf&#228;llen, die ihn betrafen, in Verbindung brachte bzw. bringen konnte. Angesichts des nur eingeschr&#228;nkten &#220;berblicks dieses Zeugen &#252;ber die Lagerbereiche, in denen der Angeklagte t&#228;tig war, und der einen verifizierbaren Erlebniskern ohnehin vermissen lassenden Ausf&#252;hrungen vermag das Gericht seiner Einsch&#228;tzung ebensowenig Gewicht beizumessen wie denjenigen der ehemaligen SS-Angeh&#246;rigen, die - insbesondere die Zeugen I1 und X3 - den Angeklagten als ruhigen, umg&#228;nglichen SS-Mann kennengelernt haben wollen. Insoweit kann auf die allgemeinen Erw&#228;gungen - oben zu c.) - verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Neben dem Zeugen L1 w&#228;re allenfalls noch die Aussage der Zeugin D, wenn auch nur entfernt, geeignet, das festgestellte Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz in Frage zu stellen. Die ersichtlich in den Strukturen eines amerikanischen Strafprozesses denkende Zeugin machte indes deutlich, da&#223; sie zwar nichts Nachteiliges &#252;ber den Angeklagten sagen k&#246;nne, es aber durchaus m&#246;glich sei, da&#223; im Lager Einiges an ihr "vorbeigelaufen" sei. Dies unterstrich sie mit dem Hinweis auf ihre T&#228;tigkeit im B&#252;ro des Effektenlagers II, die sie voll ausgef&#252;llt habe; es sei ihr vor allem "ums &#220;berleben" gegangen, deshalb habe sie damals "gar nicht so viel wissen" wollen und das, was sie erfahren habe, nach dem Krieg mehr oder weniger erfolgreich unterdr&#252;ckt. Mit Blick auf die deutliche Tendenz der Zeugin, schon den Geschehnissen im Lager nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu widmen und das dennoch Erfahrene nach M&#246;glichkeit aus der Erinnerung zu streichen, vermag die Kammer ihren ohnehin wenig aussagekr&#228;ftigen Angaben zum (unauff&#228;lligen) Verhalten des Angeklagten keine Bedeutung beizumessen.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Die gegen die Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugen aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge und die Glaubhaftigkeit ihrer Aussagen vorgebrachten Bedenken der Verteidigung entbehren einer tragf&#228;higen Grundlage. Allgemein kann hierzu auf die obigen Ausf&#252;hrungen - zu b.) - Bezug genommen werden. Abgesehen von der dort gekennzeichneten Ausnahme haben sich bei keinem der Zeugen Anzeichen ergeben, die die Annahme einer absichtlichen oder auch nur unbewu&#223;t verf&#228;lschenden Darstellung der Ereignisse nahelegen k&#246;nnten. Einzig bei der Zeugin C1 haben sich solche Tendenzen gezeigt. Sinnf&#228;llig hat die Verteidigung ihre Aussage im Schlu&#223;vortrag immer wieder als oftmals einzigen Beleg f&#252;r die hohe Gefahr von Erinnerungsfehlern ins Feld gef&#252;hrt. Dem steht gegen&#252;ber, da&#223; die weiteren Zeugen durchaus die Grenzen ihres Erinnerungsverm&#246;gens erkennen lie&#223;en. Das mag etwa der Zeuge E belegen, der viele Angeh&#246;rige in Auschwitz verloren und sich vor diesem Hintergrung redlich bem&#252;ht hat, die Vergangenheit "wachzurufen". Dies ist dem Zeugen nach seiner Darstellung indes nicht gelungen mit der Folge, da&#223; er, &#252;ber eine "dunkle Erinnerung" an den Angeklagten nicht einmal berichten wollte. Ebenso verhielt es sich mit der Zeugin K1, der noch "weitere Dinge im Kopf herumgingen", die sie allerdings nicht sicher erinnerte und deshalb unerw&#228;hnt lie&#223;, weil man - so die Zeugin I5 im Verlauf ihrer bemerkenswerten Aussage - nur das angeben d&#252;rfe, was man zuverl&#228;ssig wisse.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Da&#223; Ha&#223;- und Rachsucht bei den Zeugen keinerlei Rolle spielten, steht f&#252;r die Kammer au&#223;er Zweifel. Allerdings blieb es nicht aus, da&#223; manche der Zeugen mitunter - vor allem wenn sie gezwungen wurden, ihre Erinnerung zu schrecklichen, sie teils heute noch bis in den Schlaf verfolgenden Erlebnissen auszusch&#246;pfen - emotional reagierten. Das waren jedoch nur kurze Augenblicke, nach denen sie wieder zu einer vollends sachlichen Aussage zur&#252;ckkehrten. Das mag die Aussage des Zeugen I4 belegen, der - zu Mi&#223;handlungen des Angeklagten gefragt - erregt und seine Scheu in der Vernehmungssituation sichtlich zur&#252;ckdr&#228;ngend zu dem Angeklagten gewandt bemerkte, da&#223; er damals noch Angst vor ihm gehabt habe, dies indes heute nicht mehr der Fall sei. Soweit die Zeugen Einzelheiten zu dem Angeklagten und seinem Verhalten im KL Auschwitz schilderten, die &#252;ber das hinausgingen, was sie in fr&#252;heren Vernehmungen im Vorverfahren ausgesagt hatten, haben sie auf entsprechende Vorhalte den Weg ihres Erinnerungsprozesses jeweils - wie etwa der in diesem Zusammenhang bereits erw&#228;hnte Zeuge L3 - einf&#252;hlsam und nachvollziehbar dargestellt. So hat etwa der Zeuge K, der keinerlei Kontakt mehr zu ehemaligen H&#228;ftlingen aus dem KL Auschwitz hat, mit seiner Aussage vom 28. Juni 1985 konfrontiert, ausgef&#252;hrt, da&#223; er schon w&#228;hrend der Vernehmung intensiv &#252;ber Namen und Spitznamen des ihm bereits seinerzeit erinnerlichen "Ein&#228;ugigen" nachgedacht habe, die Zeit jedoch zu kurz gewesen sei und die Erinnerung an "Slepy" bzw. "<em>[1. Vorname des Angeklagten]</em>" wie dessen Zuordnung zu dem Ein&#228;ugigen erst nachher, als er in Ruhe &#252;ber alles nachgedacht habe, "wachgerufen" worden sei. Der Zeuge I4 verwies zu seiner Aussage vom 7. Juni 1984 darauf, da&#223; das "damals alles so schnell" gegangen sei, und zwar sowohl die Anberaumung des Vernehmungstermins wie auch die Vernehmung selbst. "Eigentlich" zur Besinnung sei er - der Zeuge - erst nach der Vernehmung gekommen; dann sei "aus dem Keller" der Erinnerungen vieles "hochgekommen" und an bestimmten Punkten habe sein Ged&#228;chtnis nach und nach die "Zeit zur&#252;ckgeholt." Der Zeuge T2 hob hervor, da&#223; er "noch nie etwas mit dem Gericht zu tun" gehabt habe. Die Vorladung zu der Vernehmung vom 17. September 1985 sei, wie der Zeuge es empfunden hat, g&#228;nzlich &#252;berraschend gewesen, das Vernehmungsthema sei ihm vor der Aussage knapp vorgestellt worden, dann habe er aussagen m&#252;ssen. Das sei ihm alles sehr schwer gefallen, weil er - wie der Zeuge angab - mit Auschwitz "nichts mehr zu tun haben wolle", die Zeit sei lange genug gewesen. Diese innere Sperre entfiel nach der Aussage des Zeugen zwar nach der Vernehmung nicht g&#228;nzlich, es blieb jedoch nicht aus, da&#223; "die Dinge" ihn dennoch bis in die oft schlaflosen N&#228;chte verfolgten und er in dieser Phase viele - "zur&#252;ckgedr&#228;ngte" - Einzelheiten erinnerte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, da&#223; der Zeuge gleichwohl nach seinen Bekundungen nicht vor dem Proze&#223;gericht erscheinen wollte und nicht erschienen w&#228;re, wenn ihm nicht der Zeuge X2 seine allgemeine Verpflichtung zum Zeugnis vor Augen gehalten h&#228;tte. Die Zeugin K1, nach deren Auffassung "Prozesse dieser Art ohnehin nichts bringen", verwies zu ihrer Vernehmung vom 24. November 1983 darauf, da&#223; sie "den schlechten Ruf des Angeklagten" damals "wohl zu milde" dargestellt, vor allem nicht an Einzelheiten, die ihr erinnerlich seien, "festgemacht" habe. Insgesamt hat die Kammer nach der eingehenden, mitunter bis an die Grenze der physischen und psychischen Belastbarkeit der Zeugen reichenden Befragung bei keinem von ihnen Anhaltspunkte daf&#252;r gewonnen, da&#223; den von ihnen beschriebenen - jeweils h&#246;chst individuellen - Weg der Erinnerungskonstruktion als fragw&#252;rdig erscheinen lassen k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Die ihm als alleiniger Beleg f&#252;r die au&#223;er '"gelegentlichen Schl&#228;gen" ordentliche Behandlung der H&#228;ftlinge dienende Einlassung, er habe an der Errichtung von Feuerstellen und menschenw&#252;rdigen Abortanlagen im Lagerabschnitt B II g) mitgewirkt, konnte von vorneherein - da f&#252;r die Planung solcher Ma&#223;nahmen andere Zust&#228;ndigkeiten gegeben waren (I1) - allein dann und selbst dann nur von denkbar untergeordneter Bedeutung sein, wenn der Angeklagten wenigstens - seiner Einlassung folgend - solche Anlagen "eigenh&#228;ndig aufgemauert" h&#228;tte. Das kann indes zuverl&#228;ssig ausgeschlossen werden. Keiner der geh&#246;rten Zeugen aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge, noch nicht einmal die fr&#252;heren SS-Angeh&#246;rigen vermochten dem Angeklagten zu attestieren, da&#223; er selbst jemals mit Hand angelegt h&#228;tte. Dem Zeugen Q1, der einige Tage von dem Angeklagten bei der Erstellung solcher Anlagen beaufsichtigt wurde, entlockte die Einlassung gar ein Lachen und die Bemerkung, da&#223; er, gleichviel ob es sich um "ruhige" - wie etwa I1 - oder "wilde" SS-Angeh&#246;rige - wie den Angeklagten - handelte, niemals einen SS-Angeh&#246;rigen im Lager dergestalt selbst arbeiten gesehen habe. Auch f&#252;r den Angeklagten schlo&#223; der Zeuge dies aus. Daf&#252;r seien - so der Zeuge - "ja die Gefangenen da gewesen". Der Zeuge stellte zu seiner Vorvernehmung vom 23. September 1985 richtig, da&#223; er nur einige Tage, nicht aber f&#252;nf Wochen unter dem Angeklagten gearbeitet habe. Er verwies darauf, da&#223; die "Dame, die das damals aufgeschrieben" habe, "sehr alt" und dem ganzen wohl "nicht ganz gewachsen" gewesen sei. Der Zeuge Q1 hatte eine genaue Erinnerung an den Angeklagten, weil er Mi&#223;handlungen von H&#228;ftlingen durch den Angeklagten erlebt hatte, diesem der Ruf als "Killer" vorauseilte und er deshalb auf das Schlimmste gefa&#223;t war, als er zu ihm befohlen wurde. Noch heute ist dem Zeugen unbegreiflich, da&#223; er unbehelligt davonkam, wobei er die einzige Erkl&#228;rung darin suchte, da&#223; der Angeklagte "wohl &#252;berrascht war, da&#223; Juden mauern konnten".</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Was den Weg und das Verhalten des Angeklagten nach der Evakuierung des KL Auschwitz anbetrifft, ist die Kammer wiederum weitgehend seinen teils glaubhaften, teils unwiderlegten Angaben gefolgt. Auff&#228;llig ist hierzu indes die von den Zeugen U1 und T4 besonders hervorgehobene deutliche Verhaltens&#228;nderung zum Besseren im KL Ravensbr&#252;ck, die der Angeklagte mit seiner Einlassung - allerdings vergeblich - auf sein Wirken im KL Auschwitz zu erstrecken versuchte. Da&#223; er im KL Ravensbr&#252;ck den drohenden Niedergang des NS-Gewaltregimes erkannte, die damit f&#252;r ihn verbundenen Gefahren zumindest erahnte und deshalb bereits hier Vorsorge f&#252;r die Zeit nach dem Kriege traf, wird nicht allein durch die bessere Behandlung der H&#228;ftlinge belegt. Kennzeichnend ist hierf&#252;r ebenfalls das urkundlich in die Hauptverhandlung eingef&#252;hrte Leumundszeugnis der Frau T7 vom 7. M&#228;rz 1947, nach dem der Angeklagte gegen&#252;ber weiblichen H&#228;ftlingen im KL Ravensbr&#252;ck sogar - was nicht den Tatsachen entsprach - die Zugeh&#246;rigkeit seines Vaters zu den Bibelforschern, mithin eines wegen seines Glaubens Verfolgten des Naziregimes, vorschob, um die H&#228;ftlinge f&#252;r sich einzunehmen. Vor diesem Hintergrund kommt dem weiteren Inhalt wie auch den weiterhin verlesenen Leumundszeugnissen der Frau O1 vom 9. M&#228;rz 1947 und 12. August 1947 keine Bedeutung f&#252;r das Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz zu. Das gilt um so mehr, als sowohl Frau T7 wie auch Frau O1 nach dem Inhalt der Schriftst&#252;cke einerseits zu den Bibelforschern z&#228;hlten, zudem aus X4 stammten und schlie&#223;lich H&#228;ftlinge allein im KL Ravensbr&#252;ck, nicht aber im KL Auschwitz waren, somit nicht nur nicht auszuschlie&#223;en, sondern sogar naheliegend ist, da&#223; sie wegen ihrer Verbundenheit zur Familie des Angeklagten oder der vermeintlichen Zugeh&#246;rigkeit des Vaters zu ihrem Glaubenskreis "Gef&#228;lligkeitsatteste" ausgestellt haben.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Ebenso belanglos ist, was die Haltung des Angeklagten im KL Ravensbr&#252;ck anbelangt, die "Rettungstat" des Angeklagten kurz vor der Gefangennahme durch die Alliierten am 3. Mai 1945. Der Angeklagte trug hier allerdings - den glaubhaften Angaben der Zeugin D folgend - einen gehbehinderten weiblichen Gefangenen mit dem Vornamen Katja ein "kurzes St&#252;ck querfeldein". Zu diesem Zeitpunkt stand indes die Festsetzung der Marschkolonne nach den Informationen eines vorbeifahrenden Kradfahrers f&#252;r alle erkennbar unmittelbar bevor. Der innere Bezug f&#252;r die Handlungsweise des Angeklagten, gerade in diesem letzten Augenblick gleichsam als Identifikation mit den H&#228;ftlingen einem von ihnen eine in der Erinnerung haftende Wohltat zu erweisen und den Augenzeugen dieser Szene solcherart als "anst&#228;ndiger" SS-Mann in Erinnerung zu bleiben, liegt auf der Hand. Da&#223; das weitere Verhalten des Angeklagten nach dem Krieg gepr&#228;gt war von dem Versuch, seine Zeit im KL Auschwitz, insbesondere aber die T&#228;tigkeit in den Effektenlagern weitgehend geheimzuhalten, ist urkundlich belegt. Die verlesenen - den Feststellungen unterlegten - Dokumente (Meldebogen vom 7. Oktober 1947, EMA-Landshut/Meldebogen Nr. 34884; Lebenslauf des Angeklagten vom 9. Januar 1948; Kriegsgefangenenentsch&#228;digungsantrag vom 24. Oktober 1954) weisen dies deutlich aus. Auch der Hinweis der Verteidigung, die "M&#228;del-Suche" des Angeklagten nach dem Krieg sei ein Beleg f&#252;r sein "reines Gewissen", ist keineswegs &#252;berzeugend. Einerseits ist anzumerken, da&#223; der Angeklagte diese Suchaktion zun&#228;chst &#252;ber seinen Vater bzw. Arbeitgeber, mithin unverf&#228;ngliche Personen in Szene setzte und selbst erst in Erscheinung trat, als die "Entnazifizierung" hinter ihm lag. Andererseits l&#228;&#223;t der Hinweis der Verteidigung, nur eine der gesuchten fr&#252;heren weiblichen H&#228;ftlinge h&#228;tte gen&#252;gt, um den Angeklagten - so die Vorw&#252;rfe zutr&#228;fen - zu entlarven, au&#223;er acht, da&#223; der Angeklagte die Auswahl traf und es so in der Hand hatte, nur solche H&#228;ftlinge in die Suchaktion einzubeziehen, von denen er annehmen konnte, da&#223; sie nichts Nachteiliges &#252;ber ihn zu berichten w&#252;&#223;ten. Hierf&#252;r steht vor allem, da&#223; der Angeklagten die Suche ausschlie&#223;lich auf weibliche H&#228;ftlinge und hier nur auf diejenigen erstreckte, die zuletzt im KL Ravensbr&#252;ck unter dem Eindruck seiner ver&#228;nderten Verhaltensweise gestanden hatten. Bei dieser Sachlage kommt dem Umstand, da&#223; der Angeklagte - entsprechend der Wahrunterstellung der Kammer gem&#228;&#223; Beschlu&#223; vom 11. Januar 1988 zu Ziffer 3. - ein auf Anschriftenvermittlung abzielendes Schreiben am 15. Januar 1949 an den World Jewish Congress &#252;bersandt hat, und zwar mit seiner damals zutreffenden Adresse und seiner Unterschrift, kein nennenswertes Gewicht zu.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Zu den T&#246;tungshandlungen, die von dem Angeklagten im Jahre 1944 im KL Auschwitz an H&#228;ftlingen des Lagers und anderen Menschen begangen worden sind bzw. begangen worden sein sollen, ist vorab anzumerken, da&#223; die einzelnen Tatvorw&#252;rfe in der Anklageschrift enthalten sind, die von dem Leiter der Zentralstelle im Lande Nordrhein-Westfalen f&#252;r die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen in Konzentrationslagern bei der Staatsanwaltschaft K&#246;ln dem Gericht unter dem Datum vom 7. Juni 1985 zugeleitet wurde. Das Schwurgericht hat die Anklage mit Beschlu&#223; vom 14. Oktober 1985 nur hinsichtlich sechs (a., b. und c. der Anklageschrift) der sieben dort angeklagten F&#228;lle zur Hauptverhandlung zugelassen. Wegen des auf den Angaben der Zeugin T4 beruhenden Tatvorwurfs des versuchten Mordes (d. der Anklageschrift) hat die Kammer die Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens dagegen abgelehnt, weil nach dem Ermittlungsergebnis hinreichend zuverl&#228;ssige Anhaltspunkte daf&#252;r fehlten, da&#223; der Angeklagte auf die schwangere H&#228;ftlingsfrau mit zumindest bedingtem T&#246;tungsvorsatz eingetreten hat. Dem Beschlu&#223; der Kammer tr&#228;gt der ge&#228;nderte Anklagesatz der Staatsanwaltschaft vom 4. November 1985 Rechnung. Im Verlauf der Hauptverhandlung hat die Staatsanwaltschaft in der Sitzung vom 7. April 1987 mit Erweiterungsschrift vom gleichen Tage - korrigiert gem&#228;&#223; der Erkl&#228;rung in der Hauptverhandlung vom 21. April 1987 - Nachtragsanklage wegen neun weiterer T&#246;tungsdelikte erhoben. Der Angeklagte hat der Einbeziehung der ihm nachtr&#228;glich zur Last gelegten Taten am 21. April 1987 widersprochen mit der Folge, da&#223; der Kammer allein die gem&#228;&#223; Er&#246;ffnungsbeschlu&#223; vom 14. Oktober 1985 zur Hauptverhandlung zugelassenen Tatvorw&#252;rfe zur Verhandlung und Entscheidung angefallen sind. Die der Nachtragsanklage unterlegten T&#246;tungshandlungen sind indes teils, soweit sie sich auf die Angaben des Zeugen T3 st&#252;tzen, ebenso wie weitere erst im Verlauf der Hauptverhandlung zutage getretene - nicht von Anklage oder Nachtragsanklage umfa&#223;te bzw. umschriebene - T&#246;tungsdelikte des Angeklagten von indizieller Bedeutung. Auf diese Vorf&#228;lle wird daher im Anschlu&#223; an die Feststellungen zu den Taten, derentwegen der Angeklagte verurteilt (Ziffer 1) bzw. freigesprochen (Ziffer 2) worden ist, unter Ziffer 3 einzugehen sein.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Die Taten, die zu der Verurteilung des Angeklagten gef&#252;hrt haben, gliedern sich nach den Tatorten auf in solche, die der Angeklagte einerseits in dem in der N&#228;he des Stammlagers gelegenen Effektenlager I, dem sogenannten alten Lager Kanada und andererseits im Abschnitt B II g) des Lagers Birkenau, der unter Au&#223;erachtlassung der verschiedenen dort arbeitenden Kommandos vielfach undifferenziert "neues Lager Kanada" genannt wurde, begangen hat. Die Feststellungen zu den erstgenannten Taten sind nachfolgend unter a) und b), diejenigen zu den letztgenannten unter c) und d) getroffen.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">An einem nicht n&#228;her bestimmbaren Tag im Juni/Juli 1944 hatte das R&#228;umungskommando ununterbrochen im Effektenlager I gearbeitet. Das &#220;berschreiten der gew&#246;hnlichen Arbeitszeit war in dieser Phase keine Seltenheit, weil sich aufgrund der Vielzahl der tagt&#228;glich aus Ungarn eintreffenden Menschentransporte un&#252;bersehbare Effektenmassen in den Effektenlagern ansammelten, deren Untersuchung, Sortierung, Bearbeitung und Weiterleitung innerhalb der normalen Arbeitszeit der H&#228;ftlinge nicht zu bew&#228;ltigen war. Deshalb wurde von Zeit zu Zeit, je nach Arbeitsanfall und Einstellung der SS-Aufseher die Anordnung getroffen, da&#223; bestimmte H&#228;ftlinge oder ganze Kommandos nach Beendigung oder au&#223;erhalb der regelm&#228;&#223;igen Arbeitszeit (weiter) zu arbeiten hatten. Hiervon betroffen waren vor allem die sogenannten Rampenkommandos (R&#228;umungs-, Verladekommando), zumal ohne ihren Einsatz die ankommenden oder abgehenden Eisenbahntransporte - was die Effekten anbelangt - nicht planm&#228;&#223;ig abgewickelt werden konnten.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Nach einem solchen besonderen Einsatz, verbunden mit einer durchwachten Nacht wurde den H&#228;ftlingen des R&#228;umungskommandos, unter ihnen der Zeuge G, erlaubt, sich w&#228;hrend des Tages eine Stunde auszuruhen. Viele der &#252;berm&#252;deten und ersch&#246;pften m&#228;nnlichen Gefangenen schliefen im Verlauf dieser Stunde in den im s&#252;d&#246;stlichen Lagerbereich des Effektenlagers I gelegenen Baracken 1 und 2 ein. Als Schlafstatt dienten ihnen in den Baracken aufget&#252;rmte Bekleidungs- bzw. Bettw&#228;schehaufen, an die sie sich hockend lehnten oder auf die sie sich legten. Zur Beaufsichtigung der Gefangenen waren an diesem Tag u. a. der Angeklagte und der SS-Angeh&#246;rige X eingesetzt. Der Angeklagte war - wie gew&#246;hnlich - mit seiner geladenen Dienstpistole bewaffnet. Die H&#228;ftlinge wurden nach Ablauf der ihnen zugebilligten kurzen Ruhepause durch einen Pfiff zum Antreten vor den Baracken aufgerufen. Dies hatte wie &#252;blich in aller Eile zu erfolgen. W&#228;hrend viele H&#228;ftlinge die Baracken im Laufschritt verlie&#223;en, brauchten andere Gefangene - vor allem diejenigen, die eingeschlafen waren - hierf&#252;r mehr Zeit. Insgesamt empfand der Angeklagte die Reaktion auf das Kommando als viel zu z&#228;hfl&#252;ssig. Er war hier&#252;ber ebenso ver&#228;rgert wie der SS-Angeh&#246;rige X. Deshalb entschlossen sie sich, jeder in einer der beiden Baracken die verz&#246;gerlich antretenden H&#228;ftlinge anzutreiben und f&#252;r ihren "Ungehorsam" zu bestrafen. W&#228;hrend X auf eine Baracke zulief, st&#252;rmte der Angeklagte auf die andere Baracke zu. Ungekl&#228;rt ist in diesem Zusammenhang, wer sich in welche Baracke (1 bzw. 2) begab. Fest steht dagegen, da&#223; der Angeklagte diejenige Baracke aufsuchte, in der in jener Zeit vornehmlich Bettzeug bearbeitet und sortiert wurde. Der Zeuge G, der sich in der anderen Baracke aufgehalten hatte, verlie&#223; diese in dem Zeitpunkt, in dem X sich auf diese und der Angeklagte sich auf die weitere (Bettzeug-) Baracke zubewegten. Im Vorbeilaufen schlug X dem Zeugen G mit der Faust gegen den Kopf, um ihn f&#252;r seine Langsamkeit zu bestrafen. Der Zeuge empfand den Schlag als nicht allzu gravierend, zumal derartige Mi&#223;handlungen f&#252;r einen erfahrenen H&#228;ftling wie ihn zu dem allt&#228;glichen, selbst den Betroffenen nicht sonderlich ber&#252;hrenden Vorkommnissen im Lager z&#228;hlten. Er stellte sich in die erste Reihe zu den bereits westlich vor den und mit Blickrichtung zu den westlichen Schmalseiten der Baracken 1 und 2 angetretenen Gefangenen.</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Zeuge G seinen Platz einnahm, sah er den Angeklagten die "Bettzeugbaracke" betreten. In der Baracke traf der Angeklagte auf einen unbekannt gebliebenen m&#228;nnlichen H&#228;ftling. Der Angeklagte war &#252;ber diesen erbost, wobei die Hauptverhandlung keine n&#228;heren Erkenntnisse dazu erbracht hat, ob der H&#228;ftling ihm neben der blo&#223; verz&#246;gerlichen Reaktion weiteren Anla&#223; - etwa weil er noch geschlafen hatte - zu einer Mi&#223;stimmung gegeben hatte. Der Angeklagte beschimpfte den allein mit ihm in der Baracke befindlichen H&#228;ftling jedenfalls lautstark. Er steigerte sich dabei derart in Wut, da&#223; er seine Dienstpistole zog. Ihm war durchaus bewu&#223;t, da&#223; schon die eigenm&#228;chtige Mi&#223;handlung von H&#228;ftlingen, erst recht deren nicht auf einem Befehl beruhende T&#246;tung untersagt war. Andererseits galt ihm das Leben eines Gefangenen nichts. Zudem hatte sp&#228;testens der bisherige Aufenthalt im KL Auschwitz und hier in der Effektenverwaltung bereits ausgereicht, ihm vor Augen zu f&#252;hren, da&#223; der Gefangene Bedeutung allein als Arbeitskraft hatte, das - nach der nationalsozialistischen Irrlehre, von der er &#252;berzeugt war - nichtsw&#252;rdige Leben eines jeden H&#228;ftlings hingegen in der Wirklichkeit des Lagerlebens ohnehin nur auf eine kurze Dauer angelegt war. Gedanken daran, da&#223; er ein menschliches Wesen vor sich hatte, verschwendete er vor diesem Hindergrund nicht. Er sah allein den unbekannten Gefangenen, der dem durch den Pfiff gegebenen Befehl nicht nachgekommen war, seine Funktion als Arbeitskraft folglich nicht erf&#252;llte. In unbarmherziger Konsequenz des ihm eingehauchten Hasses auf alle Volksfeinde hatte der H&#228;ftling in seinen Augen damit das ihm auf die Dauer der Verwendbarkeit als Arbeitskraft begrenzte Lebensrecht verwirkt. Der Angeklagte entschlo&#223; sich deshalb, den Gefangenen zu t&#246;ten. Bedenken, da&#223; er hierf&#252;r von Vorgesetzten zur Verantwortung gezogen werden k&#246;nnte, hatte er nicht, zumal er davon ausging und ausgehen konnte, da&#223; derartige "Vorf&#228;lle" - soweit sie &#252;berhaupt auffielen - regelm&#228;&#223;ig folgenlos blieben. In Ausf&#252;hrung seines Entschlusses richtete der Angeklagte kurzerhand seine Dienstpistole auf den H&#228;ftling und t&#246;tete ihn mit einem Schu&#223; in den Kopf. Das zu Boden gefallene Opfer ergriff er an den Hosenbeinen und zog es solcherart hinter sich her bis zu der T&#252;r an der westlichen Schmalseite der Baracke. Dort gab er mit von dem Zeugen G als schadenfroh empfundenen Lachen zwei der vor den Baracken anstehenden Gefangenen die Anweisung, den Get&#246;teten abzuholen. Er untersagte ihnen, hierzu eine Bahre zur Hilfe zu nehmen. Die Gefangenen waren deshalb gezwungen, den Toten an H&#228;nden und F&#252;&#223;en - wie einen Sack - wegzutragen.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Der vor den Baracken angetretene Zeuge G hatte das nur wenige Augenblicke dauernde Geschehen in der Baracke, vor allem das lautstarke Schimpfen des Angeklagten, den unmittelbar nachfolgenden Schu&#223; und das Erscheinen des das Opfer hinter sich herschleifenden Angeklagten in der T&#252;r der Baracke aufmerksam verfolgt. Auf Gehei&#223; des Angeklagten hatte er in der Baracke f&#252;r Ordnung zu sorgen. Als er auf dem Weg in die Baracke an dem unbekannten H&#228;ftling vorbeiging, erkannte er, da&#223; dieser keinerlei Lebenszeichen mehr von sich gab und ersichtlich tot war. In der Baracke stellte er fest, da&#223; sich dort niemand au&#223;er ihm befand. In der Mitte des Raumes lag ein Bettlaken voller Blut. Dies ergriff er und brachte es zu dem in der Lagermitte westlich von der Entwesungskammer stehenden Abort. Daneben legte er das blutverschmierte Laken nieder. W&#228;hrenddessen bedr&#228;ngte ihn die Vorstellung, da&#223; er "knapp" dem Tode entronnen war, weil er "ebensogut das Opfer" h&#228;tte sein k&#246;nnen, wenn er in der "falschen" Baracke gewesen w&#228;re. Im Nachhinein betrachtete er es als sein Gl&#252;ck, da&#223; er auf X gesto&#223;en war, der ihn nur geschlagen hatte.</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">An einem ebenfalls nicht n&#228;her bestimmbaren Tag im Juni/Juli 1944 wurde an der in der N&#228;he des ostw&#228;rtigen Eingangs zum Effektenlager I errichteten Verladerampe des Lageranschlu&#223;gleises zum Stammlager Auschwitz ein G&#252;terzug, beladen, der aufbereitete und sortierte Effekten in das damalige Deutsche Reich transportieren sollte. Ein Teil des zu verladenden H&#228;ftlingsgutes, vornehmlich Bekleidung, war zuvor mit Lastkraftwagen aus dem Stammlager zur Verladung in das Effektenlager I angefahren worden. Bei dem Beladen der ca. drei&#223;ig bis vierzig Eisenbahnwaggons wurden neben den Rampenkommandos - wie gew&#246;hnlich - zeitweilig auch weibliche H&#228;ftlinge der Sortierkommandos herangezogen. Drei aus Grodno/Polen stammende Gefangene, die bis auf den Vornamen (Lipa) eines von ihnen unbekannt geblieben sind und von denen nicht festgestellt werden konnte, welchem Kommando sie zugeh&#246;rten, wollten den Transport zur Flucht nutzen. Sie richteten deshalb in einem Waggon unter den Effekten ein h&#246;hlenartiges Versteck ein. Dort brachten sie wegen des zu erwartenden mehrt&#228;gigen Transportes vorsorglich Wasser und Lebensmittel unter und hielten sich in der H&#246;hle verborgen. Gegen Abend l&#246;sten die f&#252;r die Nachtschicht eingeteilten Kommandos, darunter das R&#228;umungskommando, zu dem der Zeuge G geh&#246;rte, die tags&#252;ber eingesetzten Kommandos ab. Zu dieser Zeit wurden die weiblichen H&#228;ftlinge, die im Effektenlager I regelm&#228;&#223;ig nur in Tagschicht arbeiteten, abgezogen. Sie mu&#223;ten mit den &#252;brigen H&#228;ftlingen der verschiedenen Kommandos zum Appell innerhalb des Effektenlagers I antreten, um anschlie&#223;end zu ihren Unterkunftsbaracken in das Lager Birkenau gef&#252;hrt zu werden. W&#228;hrenddessen setzten die in Nachtschicht arbeitenden Rampenkommandos den Verladevorgang fort.</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Der Appell dauerte an diesem Abend ungew&#246;hnlich lange. Unter den angetretenen H&#228;ftlingen befand sich die Zeugin U1. Sie hatte zwar schon des &#246;fteren zeitaufwendige Appelle mitmachen m&#252;ssen. An diesem Abend erschien ihr die Zeit indes endlos, weil der Appell sich &#252;ber mehrere Stunden erstreckte. Der Grund f&#252;r die Verz&#246;gerung war f&#252;r die angetretenen Gefangenen offenbar. Sie beobachteten, wie die an diesem Tag zur Beaufsichtigung im Effektenlager I eingesetzten SS-Angeh&#246;rigen, u. a. der Angeklagte und der Zeuge H3, in den Baracken des Effektenlagers offensichtlich nach einem oder mehreren fehlenden H&#228;ftlingen "fieberhaft" Ausschau hielten. Nach mehreren Stunden vergeblicher Suche hatten die Rampenkommandos der Nachtschicht die Waggons zu einer unbestimmten Uhrzeit, jedenfalls noch vor Mitternacht beladen. Die Nacht war inzwischen hereingebrochen. Der Platz vor der Verladerampe war durch die Lagerbeleuchtung taghell erleuchtet. Die Kommandos mu&#223;ten ebenfalls zum Appell antreten. Nach dem Abz&#228;hlen stand fest, da&#223; weiterhin drei H&#228;ftlinge fehlten. Die SS-Aufseher ordneten mit Blick auf die ergebnislos verlaufende Suchaktion im Effektenlager I nunmehr an, da&#223; alle Effekten von den Rampenkommandos wieder auszuladen waren, weil sie - zu Recht - vermuteten, da&#223; die vermi&#223;ten H&#228;ftlinge sich in einem Waggon versteckt hatten, um auf diese Weise - wie andere H&#228;ftlinge vor ihnen - die Flucht zu versuchen.</p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">Im Verlauf des Ausladens wurde das Versteck der drei unbekannten H&#228;ftlinge, die sich dort verborgen hielten, aufgesp&#252;rt. Die Rampenkommandos mu&#223;ten auf dem Platz zwischen Verladerampe und der ostw&#228;rtigen Einfahrt zum Effektenlager I antreten. Die drei H&#228;ftlinge wurden von den SS-Aufsehern unter einem Hagel von Schl&#228;gen und Tritten aus dem Waggon ebenfalls zu diesem Platz getrieben. Der Zeuge H3 wie der Angeklagte, beide mit geladenen Dienstpistolen bewaffnet, beteiligten sich an den Mi&#223;handlungen vor den Augen der angetretenen H&#228;ftlinge des Rampenkommandos. Neben Zorn und Wut &#252;ber den aus ihrer Sicht unverfrorenen, ihnen zus&#228;tzliche "Arbeit" bereitenden Fluchtversuch der drei aus Grodno stammenden H&#228;ftlinge war ihr Handeln bestimmt von dem Gef&#252;hl, da&#223; den angetretenen H&#228;ftlingen deutlich gemacht werden m&#252;sse, wie derartige Fluchtversuche beantwortet werden. Von diesem Gedanken war es kein weiter Schritt bis zu dem Entschlu&#223;, die Gefangenen zun&#228;chst zu mi&#223;handeln und abschlie&#223;end zu t&#246;ten. Grundlegend war hierbei f&#252;r die Willensentschlie&#223;ung des Angeklagten wiederum, da&#223; er den Gefangenen schon allgemein nur ein begrenztes Lebensrecht zugestand, das im konkreten Fall mit ihrem Fehlverhalten, dem sie erst recht als "Volksfeinde" ausweisenden Fluchtversuch, verspielt war. Hinzu trat bei ihm die Erw&#228;gung, da&#223; eine wirksame Abschreckung der &#252;brigen Gefangenen vor &#228;hnlichen Versuchen nur dann erzielt werden konnte, wenn eine &#252;ber die allt&#228;glichen Mi&#223;handlungen hinausgehende Ma&#223;nahme ihnen nachhaltig das mit solchen Unternehmungen verbundene Risiko verdeutlichte.</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Mi&#223;handlung der drei H&#228;ftlinge lie&#223;en &#196;u&#223;erungen des Angeklagten den Zeugen G erkennen, da&#223; dessen Verhalten auf eine solche abschreckende Wirkung angelegt war. Zwei der drei durch Tritte und Schl&#228;ge aller SS-Aufseher zu Boden gefallenen H&#228;ftlinge versuchten, sich zu erheben. Der vor ihnen stehende Angeklagte unterband diese Versuche, indem er vehement mit den F&#252;&#223;en auf Brust- bzw. Bauchbereich der beiden H&#228;ftlinge eintrat. Diese fielen wiederum von Schmerzen und Qualen gepeinigt zu Boden. Sie waren - wie es der Zeuge G empfand - "halb verr&#252;ckt vor Todesangst" und sichtlich am Ende ihrer Kr&#228;fte. Der Angeklagte empfand dies ebenso und hielt deshalb die Situation zur "Exekution" f&#252;r gekommen. Der grausamen Mi&#223;handlung der H&#228;ftlingen sollte seiner von keinem Befehl getragenen Entschlie&#223;ung die T&#246;tung der H&#228;ftlinge nachfolgen. Er zog seine Dienstpistole, richtete sie auf einen der am Boden liegenden H&#228;ftlinge und scho&#223; ihm aus n&#228;chster N&#228;he in den Kopf, um ihn zu t&#246;ten. Ebenso verfuhr er unmittelbar nachfolgend mit dem weiteren H&#228;ftling, w&#228;hrend der Zeuge H3 - ebenfalls in engem zeitlichen Zusammenhang hiermit - den dritten der unbekannten Gefangenen erscho&#223;. Keines der drei Opfer gab nach den Sch&#252;ssen ein Lebenszeichen von sich. Sie waren f&#252;r alle erkennbar tot. Die angetretenen H&#228;ftlinge der Rampenkommandos, vor allem der Zeuge G, waren wegen der besonderen Brutalit&#228;t und Rigorosit&#228;t des Vorgehens der SS zutiefst ersch&#252;ttert.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Die im Effektenlager I immer noch bei dem andauernden Appell anstehenden H&#228;ftlinge, unter ihnen die Zeugin U1, hatten die Sch&#252;sse geh&#246;rt, ohne indes das Geschehen mitverfolgen zu k&#246;nnen. W&#228;hrend H&#228;ftlingen der Rampenkommandos von den SS-Angeh&#246;rigen aufgetragen wurde, die Leichen der Get&#246;teten in das Effektenlager I zu tragen und dort neben den Baracken abzulegen, konnten die H&#228;ftlinge der Tagschicht, da die Unstimmigkeiten der H&#228;ftlingszahlen "aufgekl&#228;rt" waren, nunmehr zu den Unterk&#252;nften in das Lager Birkenau abr&#252;cken. Dort erfuhr die Zeugin U1 im Verlauf der n&#228;chsten Tage von Mith&#228;ftlingen aus dem FKL, da&#223; an dem fraglichen Abend drei H&#228;ftlinge bei einem fehlgeschlagenen Fluchtversuch erschossen worden seien, und zwar zwei Gefangene von dem Angeklagten und ein H&#228;ftling von dem Zeugen H3.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Zu einem nicht mehr genau feststellbaren Zeitpunkt im Lauf der Monate Juli bis September 1944 verrichtete der Angeklagte am Tage seinen Dienst im Abschritt B II g) des Lagers Birkenau. Er war mit der Dienstpistole bewaffnet, die er an seiner H&#252;fte trug. An diesem Tag erreichte ein Eisenbahntransport mit Deportierten das Lager Birkenau. Die Menschen - M&#228;nner, Frauen und Kinder - wurden bei br&#252;tender Hitze nachmittags von der sogenannten neuen Rampe auf dem Fu&#223;weg in zun&#228;chst westlicher, dann n&#246;rdlicher Richtung durch den Lagerabschnitt B II g) zu den Krematorien K IV und K V gef&#252;hrt. Im Lager B II g) benutzten sie die zwischen Sauna und Baracken in nord-s&#252;dlicher Richtung verlaufende Hauptlagerstra&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">Aus dem Zug der Deportierten l&#246;ste sich ein unbekannt gebliebener kleiner Junge im Alter von ca. sechs bis zehn Jahren. Er lief von der Hauptlagerstra&#223;e in den eigentlichen Lagerbereich. Dort traf er in der Mitte entweder der zwischen der s&#252;dlichen und mittleren oder der mittleren und n&#246;rdlichen Barackenreihe in west-&#246;stlicher Richtung verlaufenden Lagerstra&#223;e auf den Angeklagten. Die Zeugin M1 war zu dieser Zeit im Lager B II g) auf dem Weg zu einer im mittleren Bereich liegenden Baracke. Sie sah und h&#246;rte den Jungen weinen und betteln. Sie nahm an, da&#223; der Junge wegen der Entbehrungen auf dem Transport oder des hei&#223;en Tages zu trinken und/oder zu essen begehrte. Sie wagte indes nicht, ihm etwas zuzuwenden, weil der Angeklagte in der N&#228;he war und den H&#228;ftlingen die Kontaktnahme mit den durch das Lager gef&#252;hrten Deportierten untersagt war. Der Junge dauerte sie jedoch so sehr, da&#223; sie das weitere Geschehen aufmerksam verfolgte.</p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte begegnete den flehentlichen Bitten des Jungen mit kaum zu &#252;berbietender Gef&#252;hlsk&#228;lte. Das Schicksal des Kindes war ihm gleichg&#252;ltig. Es war f&#252;r ihn angesichts der bevorstehenden Vergasung in einem der Krematorien (K IV oder K V) ohnehin bereits vom Tode gezeichnet. In dieser Situation entschlo&#223; er sich, sein "Spiel" mit dem Jungen zu treiben. Er wollte an ihm seine Schie&#223;k&#252;nste erproben. Zu diesem Zweck dirigierte er das Kind mit Gesten und Worten zwischen die L&#228;ngsseiten von zwei Baracken. Dabei herrschte er den Jungen an, er solle nicht so jammern und sich zur&#252;ckstellen. Der Junge kam den W&#252;nschen des Angeklagten nach, wobei nicht zuverl&#228;ssig festzustellen war, ob er die Sprache des Angeklagten verstand oder allein auf dessen Gesten reagierte. Als er zwischen den Baracken stand, stellte ihm der Angeklagte drei geleerte Konservendosen auf Kopf und Schultern, was ihm angesichts der starren Haltung des Kindes auch gelang. Er beabsichtigte, dem Jungen diese Dosen vom Kopf zu schie&#223;en. Ihm kam es zwar in erster Linie darauf an, seine Schie&#223;fertigkeit unter Beweis zu stellen, die Dosen also zu treffen. Andererseits war ihm bewu&#223;t, da&#223; ein fehlgehender Schu&#223; schon mit Blick auf das ins Auge gefa&#223;te Ziel oberhalb bzw. neben dem Kopf den Jungen schwer verletzten oder gar t&#246;ten konnte. Derartige m&#246;gliche Folgen ber&#252;hrten ihn indes nicht. Zum einen geh&#246;rte selbst das Kind aus seiner Sicht zum feindlichen Lager und war damit nach seinem Empfinden als "lebensunwertes Leben" konsequenterweise f&#252;r den Tod in der Gaskammer vorgesehen. Zum anderen beabsichtigte er bereits hier, den Jungen, nachdem er sein Spiel getrieben hatte, zu erschie&#223;en. Da&#223; er dem Kind durch sein Vorgehen unerme&#223;liche - weit &#252;ber die mit dem eigentlichen T&#246;tungsakt notwendigerweise verbundenen &#196;ngste hinausgehende - seelische Qualen zuf&#252;gen w&#252;rde, blieb ihm nicht verborgen. Es hielt ihn jedoch nicht von seinem Plan ab, weil das Schicksal des Jungen ihm vollends gleichg&#252;ltig war.</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">Da&#223; zum blo&#223;en Spielobjekt degradierte Kind hatte wegen der r&#252;den Behandlung durch den Angeklagten sein Jammern und Weinen eingestellt. Es nahm das Aufstellen der B&#252;chsen wehrlos hin und blieb, wie ihm vom Angeklagten bedeutet wurde, regungslos stehen. Selbst in dem Moment, als der Angeklagte seine Pistole zog und aus wenigen Metern Entfernung auf die Dosen zielte, stand das Kind starr vor Schreck und lie&#223; die Sch&#252;sse des Angeklagten regungslos &#252;ber sich ergehen. Nicht zuverl&#228;ssig gekl&#228;rt werden konnte, ob der Angeklagte nacheinander mit mehreren Sch&#252;ssen die Dosen zun&#228;chst von den Schultern, dann vom Kopf des Jungen scho&#223; oder ob die Dosen nach jedem Schu&#223; jeweils - auch die nicht getroffenen Objekte - insgesamt zu Boden fielen und die noch nicht abgeschossenen B&#252;chsen nach jedem Schu&#223; aufs neue von dem Angeklagten auf die betreffenden K&#246;rperteile gestellt wurden. Fest steht dagegen, da&#223; es dem Angeklagten letztlich gelang, alle drei Dosen von den vorgesehenen K&#246;rperstellen abzuschie&#223;en. In der Folge forderte er das Kind auf, die H&#228;nde zu falten, zu klatschen und mit ihm zu tanzen, was einer "Siegesfeier" f&#252;r die unter Beweis gestellte Treffsicherheit gleichkam. Der Junge kam den auf niedrigsten Instinkten des Angeklagten beruhenden Anordnungen trotz seiner unbeschreibbar gro&#223;en Angst nach. Schlie&#223;lich verlor der Angeklagte die Lust an dem "Spiel" mit dem Jungen, der wieder zu weinen begann. Er deutete dem Kind an, da&#223; es erneut zur&#252;cktreten solle, wobei er sein Unverst&#228;ndnis &#252;ber dessen weinerliches Gehabe &#228;u&#223;erte und hinzusetzte, da&#223; er es "erledigen" werde. Seinen Worten folgend richtete der Angeklagte die Pistole auf den nur wenige Meter von ihm entfernt stehenden Jungen. Entsprechend seinem vorgefa&#223;ten, nicht ins Wanken geratenen Entschlu&#223;, das Kind nach den Schie&#223;&#252;bungen zu t&#246;ten, zielte und scho&#223; er auf das Gesicht des Jungen. Der Schu&#223; traf den Kopf des Kindes, das sofort zu Boden fiel. Der Angeklagte bewegte sich auf das auf dem R&#252;cken liegende Opfer zu. Dabei trat er auf die ge&#246;ffnete Handfl&#228;che einer Hand des Jungen, der hierauf allerdings ebensowenig eine Reaktion zeigte wie auf einen Tritt, den ihm der Angeklagte versetzte. Nachdem der Angeklagte sich solcherart vom Tode des Kindes &#252;berzeugt hatte, wies er zwei Gefangene an, die Leiche zu den Krematorien zu tragen. Diese beugten sich seiner Anordnung.</p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin M1, die den gesamten Handlungsablauf ebenso wie andere in der N&#228;he befindliche - unbekannt gebliebene - H&#228;ftlinge des Lagers B II g) verfolgte, setzte das Geschehen in Angst und Schrecken. Ihre sich nach und nach steigernde Sorge um den fremden Jungen ging in fassungsloses Entsetzen &#252;ber, als der Angeklagte den Jungen entgegen all ihren Hoffnungen erscho&#223;. Sie suchte nachfolgend den verlassenen Platz, an dem der Junge zu Tode gekommen war, auf. Hier fand sie einen am Boden liegenden Siegelring, der dem Kind entfallen war. Sie nahm diesen Ring an sich. Er diente ihr fortan im Lager als Talisman.</p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">An einem ebenfalls nicht mehr n&#228;her einzugrenzenden Tag in den Monaten Juli bis September 1944 hielt sich der Angeklagte wiederum im Lagerabschnitt B II g) auf. Er war - wie in allen anderen F&#228;llen - mit seiner Uniform bekleidet und trug an der rechten H&#252;fte seine geladene Dienstpistole. Auch an diesem Tag war es hei&#223;. Die Zeugin M1 war auf dem Weg zu einem in der mittleren Barackenreihe gelegenen Block, als sie den Angeklagten zwischen zwei Baracken der s&#252;dlichen Barackenreihe wahrnahm.</p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">Vor dem Angeklagten stand zu dieser Zeit mit dem Gesicht zu ihm gewandt in wenigen Metern Entfernung ein unbekannt gebliebenes M&#228;dchen. Ungekl&#228;rt blieb insbesondere, ob dieses M&#228;dchen zu den im Lager B II g) eingesetzten H&#228;ftlingen z&#228;hlte oder ob es sich um eine Deportierte handelte, die ebenfalls auf dem Weg zu den Krematorien K IV oder K V in den Barackenbereich des Lagers B II g) geflohen oder von dem Angeklagten zum Betreten des Lagers veranla&#223;t worden war. Fest steht hingegen, da&#223; das M&#228;dchen ca. 17 bis 18 Jahre alt war und keine H&#228;ftlingsbekleidung, sondern ein normales Kleid ohne jede Kennzeichnung trug. Sicher ist des weiteren, da&#223; der Angeklagte das M&#228;dchen wie in dem vorbeschriebenen Fall den kleinen Jungen als Objekt seiner Schie&#223;versuche benutzte, indem er mit seiner Dienstpistole mehrmals auf eine auf ihrem Kopf stehende Konservendose scho&#223;. Ob die Dose im Verlauf des Geschehens einmal oder mehrmals zu Boden fiel und wer - der Angeklagte oder das &#252;beraus ver&#228;ngstigte M&#228;dchen - sie gegebenenfalls jeweils zur&#252;ckstellte, konnte in der Hauptverhandlung nicht zuverl&#228;ssig aufgekl&#228;rt werden. Sicher ist hingegen, da&#223; die Verhaltensweise des Angeklagten hier gleichfalls von der &#220;berzeugung getragen war, da&#223; der Tod des M&#228;dchens &#252;ber kurz oder lang ohnehin vorgezeichnet war und er es vor diesem Hindergrund von vornherein darauf anlegte, das M&#228;dchen, nachdem es zu seinem mit unerme&#223;licher seelischer Pein verbundenen "Spiel" mi&#223;braucht worden war, abschlie&#223;end zu t&#246;ten. Diesem Entschlu&#223; folgend scho&#223; er nach mehreren Sch&#252;ssen auf die Konservendose aus wenigen Metern Entfernung auf den Kopf des M&#228;dchens. Das am Kopf getroffene Opfer fiel sofort zu Boden. Es war, wie die Zeugin M1 erkannte, tot. Neben ihr hatten weitere, au&#223;erhalb der Baracken arbeitende - ebenfalls unbekannt gebliebene - H&#228;ftlinge das nur einige Minuten dauernde grausige Geschehen verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">Zu dem gem&#228;&#223; Er&#246;ffnungsbeschlu&#223; vom 14. Oktober 1985 weiterhin zugelassenen Vorwurf, der Angeklagte habe wie in den vorbeschriebenen F&#228;llen zu 1. c) und d) einen (weiteren) m&#228;nnlichen H&#228;ftling erschossen, hat die Hauptverhandlung nicht zu Feststellungen gef&#252;hrt, die den Anklagevorwurf zweifelsfrei zu st&#252;tzen verm&#246;gen. Die dem Er&#246;ffnungsbeschlu&#223; unterliegende Anklage hat bei dem Vorwurf entscheidend auf die Aussage der Zeugin M1 im Ermittlungsverfahren vom 26. Juni 1984 abgestellt (vgl. a) des Anklagesatzes; Ziffer II., 1. des wesentlichen Ermittlungsergebnisses - S. 2, 17 f. der Anklage), wonach der Angeklagte vor den Baracken des Lagerabschnitts B II g) im Sommer 1944 einen unbekannten m&#228;nnlichen H&#228;ftling bei dem Versuch, ihm eine Konservenb&#252;chse vom Kopf zu schie&#223;en, erschossen haben soll. Der Tatvorwurf erhielt sein entscheidendes Gepr&#228;ge durch Tatzeit (1944), Tatopfer (m&#228;nnlicher H&#228;ftling), Tatort (vor den Baracken des Lagers B II g) und vor allem die kennzeichnende Tatbegehung (Erschie&#223;ung bei dem Versuch, dem H&#228;ftling eine Dose vom Kopf zu schie&#223;en). Das bedeutete, da&#223; allein ein mit diesen charakterisierenden Tatumst&#228;nden korrespondierendes, die Identit&#228;t der Tat wahrendes Beweisergebnis eine Verurteilung des Angeklagten nach dem Anklagevorwurf rechtfertigen konnte. Das war indes, wie an sp&#228;terer Stelle im Rahmen der Beweisw&#252;rdigung n&#228;her darzustellen sein wird, nicht der Fall. Andererseits war die Kammer nicht gehindert, mit dem Anklagevorwurf zu einzelnen Tatumst&#228;nden zwar vergleichbare, sich hiervon jedoch durch Wegfall oder Hinzutreten einzelner signifikanter Merkmale klar abhebender weiterer - erst im Verlauf der Hauptverhandlung zutage getretener - Handlungen des Angeklagten, die den Vorwurf eines T&#246;tungsdeliktes ausf&#252;llen, indiziell heranzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Den der Kammer nicht zur Entscheidung angefallenen weiteren Taten des Angeklagten liegen folgende Feststellungen zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks">An einem nicht genau feststellbaren Tag in den Monaten Juli bis September 1944 befand sich der Zeuge S als Mitglied des R&#228;umungskommandos im Lagerabschnitt B II g). Er nutzte die Zeit, um wieder einmal mit holl&#228;ndischen Landsleuten ins Gespr&#228;ch zu kommen. Aus diesem Grund suchte er zu einem vor 17.00 Uhr gelegenen Zeitpunkt eine der im Norden belegenen Sortierbaracken auf. Das war den nicht dort t&#228;tigen Gefangenen wie dem Zeugen S untersagt. Er traf in einer der nicht n&#228;her bestimmbaren Baracken sechs, sieben oder acht auf die ihm bekannten weiblichen H&#228;ftlinge mit den Vornamen Jelsche, Antje und Rica. Er unterhielt sich mit ihnen in der N&#228;he des s&#252;dlichen Barackeneingangs, um die Baracke jederzeit wieder schnellstm&#246;glich verlassen zu k&#246;nnen, wenn eine Entdeckung der verbotenen Kontaktnahme drohte. In der Baracke arbeitete ein aus weiblichen H&#228;ftlingen zusammengesetztes Sortierkommando. Zeitweilig hielten sich dort allerdings ebenfalls m&#228;nnliche H&#228;ftlinge des Rollwagenkommandos auf, die f&#252;r die Verteilung der Effekten zust&#228;ndig waren, d. h. die aufzubereitenden und zu sortierenden Effekten in die Arbeitsbaracken brachten und das sortierte Gut dort abholten. Im Verlauf des Gespr&#228;chs mit den weiblichen H&#228;ftlingen wurde der Zeuge S von ihnen darauf aufmerksam gemacht, da&#223; " der Blinde den Franzosen mitgenommen" habe. Der Zeuge S war dem "ein&#228;ugigen" SS-Angeh&#246;rigen, dem von H&#228;ftlingen u. a. der Spitzname "der Blinde" beigelegt war und den er nur unter diesem Namen kannte, zuvor bereits wiederholt begegnet. Er wu&#223;te aus Erz&#228;hlungen von H&#228;ftlingen aus dem Lagerabschnitt B II g), da&#223; man sich vor dem Blinden in acht nehmen mu&#223;te. Konkret war ihm berichtet worden, da&#223; der Blinde die Gefangenen nicht nur grob mi&#223;handelte, sondern sie mitunter sogar t&#246;tete, indem er ihnen Konservendosen auf den Kopf stellte und auf die B&#252;chsen scho&#223;, bis er schlie&#223;lich den Kopf der Gefangenen traf. Der Zeuge schenkte aufgrund des deutlichen Hinweises der weiblichen H&#228;ftlinge, nach dem f&#252;r ihn eine &#228;hnliche Aktion des Angeklagten bevorstand, dem weiteren Geschehen besondere Aufmerksamkeit.</p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte begab sich mit dem unbekannt gebliebenen m&#228;nnlichen H&#228;ftling, von dem allerdings feststeht, da&#223; es sich um einen Franzosen handelte, zwischen die L&#228;ngsseiten von zwei in der n&#246;rdlichen Barackenreihe gelegenen Baracken. In der Hauptverhandlung konnte nicht zweifelsfrei gekl&#228;rt werden, um welche Baracken es sich handelte. Sicher ist indes, da&#223; der Zeuge S den weiteren Handlungsablauf durch mehrere zwischen den senkrecht verlaufenden Holzspanten befindliche L&#246;cher in der westlichen Barackenwand verfolgte, das weitere Geschehen sich also zwischen - und nicht "vor" - den Baracken 7/8, 6/7 oder 5/6 zutrug. Der Angeklagte dirigierte den franz&#246;sischen Gefangenen zwischen den Baracken nach Norden zu der &#228;u&#223;eren Lagerbegrenzung. Hier lie&#223; er ihn eine leere Konservendose auf den Kopf stellen oder stellte ihm selbst eine B&#252;chse auf den Kopf. Wie in den oben - zu 1. c) und d) - beschriebenen F&#228;llen wollte er in dieser Situation ebenfalls seine Schie&#223;fertigkeit erproben. Der Angeklagte stellte sich in wenigen, allenfalls bis zu 10 Meter Entfernung gegen&#252;ber dem franz&#246;sischen H&#228;ftling nahe der in west&#246;stlicher Richtung zwischen der mittleren und n&#246;rdlichen Barackenreihe verlaufenden inneren Lagerstra&#223;e auf. Er scho&#223; mehrmals mit seiner Dienstpistole auf die auf dem Kopf des mit Blickrichtung zu ihm stehenden Gefangenen postierte Konservendose. Ob er oder der solcherart gequ&#228;lte H&#228;ftling die einige Male zu Boden gefallene Dose wieder auf den Kopf zur&#252;ckstellte, konnte nicht aufgekl&#228;rt werden. Fest steht dagegen, da&#223; der Angeklagte schlie&#223;lich in dem Bestreben, den Franzosen zu t&#246;ten, auf das Gesicht des H&#228;ftlings zielte, scho&#223; und traf. Das Opfer sank zu Boden. Es blutete aus der durch den Schu&#223; verursachten Kopfwunde. In der Hauptverhandlung konnte nicht mit einer jeden Zweifel ausschlie&#223;enden Sicherheit gekl&#228;rt werden, ob der H&#228;ftling an den Folgen des Schusses verstarb.</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks">Den Zeugen S hatte das anf&#228;nglich mit einer relativ unbeteiligten Neugierde verfolgte Geschehen in der letzten Phase zutiefst ersch&#252;ttert. Ihm wurde bewu&#223;t, da&#223; er sich verbotenerma&#223;en in der Sortierbaracke befand und Gefahr lief, da&#223; ihm ebenfalls "eine Dose auf den Kopf gestellt" w&#252;rde. Er verlie&#223; die Baracke deshalb fluchtartig, um dem Angeklagten nicht "in die Finger zu fallen". Bei einem der n&#228;chsten Aufenthalte im Lagerabschnitt B II g) h&#246;rte er von weiblichen H&#228;ftlingen, da&#223; der Blinde "den Franzosen" get&#246;tet habe.</p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks">An einem nicht genau feststellbaren Tag im Juni 1944 befahl der in der SS-Unterkunftskammer des Stammlagers Auschwitz eingesetzte SS-Unterscharf&#252;hrer T9 vier H&#228;ftlingen seines Kommandos, mit einem Lkw zur neuen Rampe nach Birkenau zu fahren. In der voraufgegangenen Nacht hatte dort ein Eisenbahntransport mit Deportierten sein Ziel, das f&#252;r viele von ihnen den Tod bedeutete, erreicht. Der SS-Angeh&#246;rige T9 hatte befehlsgem&#228;&#223; auf der Rampe Aufsicht gef&#252;hrt und an der Selektion teilgenommen. Wie gew&#246;hnlich hatte er die Gelegenheit genutzt, bei dieser Aktion die auf der Rampe abgeladenen Effekten grob zu untersuchen und ihm f&#252;r die SS geeignet erscheinende Effekten auszusondern und beiseite stellen zu lassen. Zu den H&#228;ftlingen, die dieses Gut von der Rampe abholen sollten, z&#228;hlten der Zeuge T3 und der H&#228;ftling X8, dessen weiteres Schicksal ungewi&#223; ist. Als das Kommando aus der SS-Unterkunftskammer fr&#252;hmorgens auf der neuen Rampe in Birkenau eintraf, waren die Rampenkommandos bereits damit besch&#228;ftigt, die Effekten auf Lkw zu verladen. Auf der Rampe stapelten sich bis in H&#252;fth&#246;he eines Erwachsenen Effekten.</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks">Die H&#228;ftlinge aus der SS-Unterkunftskammer begannen das von dem SS-Unterscharf&#252;hrer T9 ausgesonderte Gut auf den Lkw zu verladen. Pl&#246;tzlich vernahm der Zeuge T3 ein zorniges Schreien in deutscher Sprache. Er bezog dies auf sich und blickte, weil er den Wortlaut nicht verstanden hatte, vorsichtig auf. Dabei gewahrte er &#252;ber die auf der Rampe liegenden Effekten blickend in einer Entfernung von ca. 40 Meter einen SS-Unterscharf&#252;hrer, der mit dem R&#252;cken zu ihm stand. Der SS-Mann, bei dem es sich um den Angeklagten handelte, war mit hohen Stiefeln, einer SS-Uniform und einem "Schiffchen" als Kopfbedeckung bekleidet. In der rechten Hand hielt er eine Pistole. Diese war auf einen aus der Blickrichtung des Zeugen T3 nach rechts versetzt - vorn&#252;bergebeugt - stehenden j&#252;dischen m&#228;nnlichen Gefangenen in H&#228;ftlingsbekleidung gerichtet. Der H&#228;ftling stand in einem Abstand von wenigen, h&#246;chstens bis zu 25 Meter von und mit Blickrichtung zu dem Angeklagten entfernt. Er rief dem Angeklagten etwas zu. Die Antwort stellte den Angeklagten nicht zufrieden. Er entschlo&#223; er sich, auch dieses Leben auszul&#246;schen und scho&#223; auf den H&#228;ftling. Der Schu&#223; traf den Gefangenen, der sofort zu Boden fiel. Der Angeklagte drehte sich um. Er stand nunmehr mit dem Gesicht zu dem das Geschehen beobachtenden Zeugen T3 gewandt. Den Gesten des Angeklagten, der in der rechten Hand weiterhin die Pistole hielt und mit der linken Hand auf den auf dem Boden liegenden H&#228;ftling verwies, entnahm der Zeuge, da&#223; er einem weiteren in der N&#228;he befindlichen Gefangenen der Rampenkommandos anwies, sein Opfer an einen anderen Ort zu verbringen. Das Schicksal des Opfers ist ungewi&#223;. Insbesondere konnte nicht zweifelsfrei gekl&#228;rt werden, wo der Schu&#223; des Angeklagten das Opfer getroffen hat und ob der H&#228;ftling an den Folgen des Schusses gestorben ist.</p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge T3 befragte einen polnischen - j&#252;dischen - H&#228;ftling aus dem Rampenkommando, der ihm zuvor diejenigen Effekten bezeichnet hatte, die von ihm aufzuladen waren, wer der SS-Mann sei. Er erhielt zur Antwort: "Ach, das ist der <em>[Nachname des Angeklagten]</em>, er hat schon wieder einen unserer Kollegen get&#246;tet."</p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks">An einem weiteren, ebenfalls nicht n&#228;her bestimmbaren Tag in der ersten H&#228;lfte des Monats Oktober 1944 fuhr der Zeuge T3 mit dem H&#228;ftling E3, zwei weiteren Mith&#228;ftlingen j&#252;discher Abstammung und dem SS-Unterscharf&#252;hrer T9 zu dem Lagerabschnitt B II g). Zweck dieser Lkw-Fahrt war, bestimmte Sachen vom Stammlager in diesen Lagerabschnitt zu bringen und andere dort abzuholen. Die H&#228;ftlinge beluden den Lkw nach Weisungen des SS-Mannes T9 und des im Abschnitt B II g) t&#228;tigen SS-Unterscharf&#252;hrers T10. F&#252;r den Transport aus der im Westen der mittleren Barackenreihe gelegenen Baracke 11 des Lagers B II g) zum Lkw nutzten sie einen zweir&#228;drigen kleinen Holzwagen, auf dem etwa sechs bis sieben Koffer Platz fanden.</p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte traf zu dieser Zeit auf der inneren Lagerstra&#223;e zwischen der Baracke 11 und der im Westen der s&#252;dlichen Barackenreihe stehenden Baracke 21 auf einen unbekannt gebliebenen m&#228;nnlichen Gefangenen j&#252;discher Abstammung in H&#228;ftlingskleidung. Er t&#246;tete ihn mit einem Schu&#223; in die Herzgegend, wobei die n&#228;heren Tatumst&#228;nde ungekl&#228;rt sind. Sicher ist jedoch, da&#223; der Angeklagte den H&#228;ftling t&#246;ten wollte und get&#246;tet hat.</p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks">Die im n&#246;rdlichen Eingangsbereich der Baracke 11 bei ge&#246;ffneter T&#252;r befindlichen H&#228;ftlinge aus der SS-Unterkunftskammer hatten ebenso wie die SS-Angeh&#246;rigen T9 und T10 den Schu&#223; geh&#246;rt. Sie gingen zu dem zwischen den Baracken 11 und 21 gelegenen Platz. Dort trafen sie auf den Angeklagten, der in der gesenkten rechten Hand eine Pistole hielt. Etwa ein bis zwei Meter von dem Angeklagten entfernt lag der unbekannte H&#228;ftling auf dem Boden. Der Zeuge T3 sah, da&#223; die H&#228;ftlingsbekleidung des Gefangenen im Brustbereich nahe der Herzgegend durchblutet war und der H&#228;ftling kein Lebenszeichen von sich gab. Blutspuren um den Gefangenen nahm der Zeuge nicht wahr. Andere - als die genannten - SS-Angeh&#246;rigen oder H&#228;ftlinge waren nicht zugegen. Auf die Frage des SS-Unterscharf&#252;hrer T10, was geschehen sei, gab der Angeklagte keine konkrete Auskunft. Stattdessen bat er die SS-Unterscharf&#252;hrer T10 und T9, ihm die Gefangenen, d. h. den Zeugen T3 und die weiteren H&#228;ftlinge, zum Abtransport der Leiche zu &#252;berlassen. Die H&#228;ftlinge wurden angewiesen, das Opfer auf den zweir&#228;drigen Holzwagen zu laden. Der Zeuge T3 und der H&#228;ftling E3 fuhren das auf dem Wagen liegende Opfer anschlie&#223;end &#252;ber die holprige innere Lagerstra&#223;e zwischen der s&#252;dlichen und mittleren Barackenreihe ca. 60 bis 70 Meter in &#246;stlicher Richtung bis in H&#246;he der Baracken 25 bis 27. Dort mu&#223;ten sie die Leiche zwischen den Baracken 25 und 26 oder 26 und 27 ablegen. Sie hatten im Verlauf des Transportes festgestellt, da&#223; das Opfer tot war.</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks">In Abwesenheit des Angeklagten unterhielten sich die SS-Angeh&#246;rigen T10 und T9 &#252;ber den Vorfall. Der Zeuge T3 h&#246;rte, da&#223; T10 darauf verwies, das sei <em>[Nachname des Angeklagten]</em> gewesen, er sei wegen &#228;hnlicher Taten schon bekannt. In diesem Zusammenhang warnte er T9 vor dem Angeklagten mit den Worten, der Angeklagte sei eine "alte Spinne" - was in der Lagersprache f&#252;r einen Denunzianten stand -, der selbst SS-Angeh&#246;rige melde, wenn sie sich aus seiner Sicht zu tolerant gegen&#252;ber Gefangenen verhielten.</p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen zu diesem Abschnitt beruhen auf der Einlassung des Angeklagten, soweit ihr gefolgt werden konnte, und den Aussagen insbesondere der Zeugen G, M1, S, T3 und U1. </p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte hat sich in seiner schriftlich vorformulierten Erkl&#228;rung am ersten Proze&#223;tag zur Sache dahin eingelassen, er habe mit keiner der (angeklagten) Taten etwas zu tun, aus seiner Dienstpistole, die er als einzige Waffe besessen habe, habe er nie einen Schu&#223; abgegeben. Das anschlie&#223;ende Schweigen hat er erst im Schlu&#223;wort gebrochen und an seine Eingangserkl&#228;rung anschlie&#223;end nochmals seine Unschuld beteuert. An der knappen Erkl&#228;rung zu den Tatvorw&#252;rfen ist zutreffend, da&#223; der Angeklagte eine Dienstpistole besa&#223;. Ob ihm dar&#252;ber hinaus weitere Schu&#223;waffen - Gewehr, Maschinenpistole, Maschinengewehr - zur Verf&#252;gung standen, wof&#252;r vieles spricht, ist unerheblich. Ansonsten sieht die Kammer die Einlassung als unwahre Schutzbehauptung an. F&#252;r das Schwurgericht steht ohne jeden Zweifel fest, da&#223; der Angeklagte die unter Ziffer 1. dargestellten Taten begangen und dabei den Tod der Opfer bewu&#223;t und gewollt herbeigef&#252;hrt hat, um ihr aus seiner Sicht nichtsw&#252;rdiges Leben auszul&#246;schen. Ebenso ist das Gericht nach den glaubhaften - indirekt durch die Aussage der Zeugin S1 gest&#252;tzten - Angaben des Zeugen S und der ebenfalls glaubhaften Aussage des Zeugen T3 davon &#252;berzeugt, da&#223; dem Angeklagten die weiteren, unter Ziffer 3. beschriebenen Tathandlungen zur Last fallen. Die &#220;berzeugung der Kammer st&#252;tzt sich entscheidend, was die Taten zu 1. a) und b) anbelangt, auf die glaubhafte Schilderung des Zeugen G, was die Taten zu 1. c) und d) anbetrifft, auf die ebenso glaubhafte Darstellung der Zeugin M1. Der &#220;berzeugung des Gerichts liegen weiter, wenngleich mit abgestufter Wertigkeit die Aussage der Zeugin U1, die den Wahrheitsgehalt der Bekundungen des Zeugen G zu dem Tatgeschehen zu Ziffer 1. b) nachhaltig unterstreicht und das bereits festgestellte allgemeine Verhalten des Angeklagten gegen&#252;ber den H&#228;ftlingen im KL Auschwitz, das ebenso wie die weiterhin dargestellten, erst im Verlauf der Hauptverhandlung aufgekl&#228;rten Taten zu Ziffer 3., die zutiefst menschenverachtende Grundhaltung des Angeklagten, der den H&#228;ftlingen jedes Lebensrecht absprach, belegt, zugrunde. Schlie&#223;lich tritt, wenngleich als Indiz nur von denkbar untergeordneter Bedeutung, hinzu, da&#223; eine Vielzahl der Zeugen bereits im Lager von T&#246;tungshandlungen des Angeklagten, insbesondere von den im Zusammenhang mit seinen Schie&#223;&#252;bungen stehenden Taten erfahren hat. Von dem sp&#228;testens im Verlauf der einzelnen Tathandlungen gefa&#223;ten Willen des Angeklagten, die Opfer zu t&#246;ten, ist die Kammer aufgrund des objektiven Geschehensablaufes in Verbindung mit dem allgemeinen Verhalten des Angeklagten - insbesondere seinen weiteren Taten und sonstigen &#220;bergriffen - gegen&#252;ber den H&#228;ftlingen, die zusammen genommen zuverl&#228;ssige R&#252;ckschl&#252;sse auf seine Willensbildung zu den jeweiligen Tatzeiten er&#246;ffnen, &#252;berzeugt.</p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks">Bei der W&#252;rdigung des Ergebnisses der Beweisaufnahme einzeln und insgesamt hat das Schwurgericht die von der Verteidigung n&#228;her gekennzeichneten Erschwernisse f&#252;r die Wahrheitsfindung durchaus im Auge. Es ist nicht von der Hand zu weisen, da&#223; dokumentarisches Beweismaterial nur in sehr begrenztem Ma&#223;e zur Verf&#252;gung steht und die ansonsten in "normalen" Strafverfahren &#252;ber solche und anderweite Beweismittel (Fotos, Obduktionsergebnis, Sachverst&#228;ndigengutachten etc.) vielfach bis ins Detail reichenden Erkenntnisse &#252;ber eine Tat wegen der mehr als 40 Jahre zur&#252;ckliegenden Ereignisse und der besonderen Umst&#228;nde zur Zeit der NS-Gewaltherrschaft insbesondere in den Konzentrationslagern hier nicht in gleichem Ma&#223;e erzielt werden konnten. Das &#228;ndert indes nichts daran, da&#223; derart weit zur&#252;ckliegende Geschehnisse selbst heute noch in gewissem Umfang aufkl&#228;rbar sind, sogar dann, wenn das Strafverfahren im wesentlichen allein von Zeugenaussagen lebt. Der Verteidigung ist in diesem Zusammenhang allerdings zuzugestehen, da&#223; der Zeugenbeweis allgemein als das schw&#228;chste Beweismittel gilt. Das Gericht stimmt mit der Verteidigung ebenfalls &#252;berein, da&#223; besondere Zur&#252;ckhaltung geboten ist, wenn nur ein einziger Zeuge f&#252;r derart weit zur&#252;ckliegende Vorf&#228;lle zur Verf&#252;gung steht. Nicht zu folgen ist der Verteidigung dagegen in der pauschalen Schlu&#223;folgerung, immer dann, wenn nur ein Zeuge die Beweisgrundlage bilde, fehle es an einer ausreichenden Basis f&#252;r die zuverl&#228;ssige &#220;berzeugungsbildung des Gerichts. Die mit derartigem Ausschlie&#223;lichkeitscharakter versehene Aussage l&#228;&#223;t au&#223;er acht, da&#223; einem einzelnen Zeugen und seiner Aussage durchaus eine solch herausragende Qualit&#228;t zukommen kann, da&#223; schon danach keinerlei Zweifel an dem Wirklichkeitsgehalt des von ihm geschilderten Geschehens verbleiben. Zeugen von derart &#252;berragendem Gewicht stehen der Kammer in Gestalt der Zeugen G und M1, was die angeklagten Taten anbelangt, aber auch, was die weiteren - die rohe und unbarmherzige Gesinnung des Angeklagten kennzeichenden - Taten anbetrifft, mit den Zeugen S und T3 zur Verf&#252;gung. Bei der W&#252;rdigung ihrer - wie aller &#252;brigen - Aussagen hat das Schwurgericht die allgemein bekannten psychologischen Erfahrungsgrunds&#228;tze &#252;ber den Beweiswert von Zeugenaussagen, vor allem &#252;ber denkbare Fehlerquellen, die generell geeignet sind, das Erinnerungsverm&#246;gen zu beeintr&#228;chtigen, ber&#252;cksichtigt. Abgesehen von den nachfolgend dargestellten, nicht ins Gewicht fallenden kleinen Unebenheiten haben sich jedoch keinerlei den Aussagewert nachhaltig beeintr&#228;chtigende Auff&#228;lligkeiten in den Aussagen der genannten Zeugen ergeben. Ihre in sich und untereinander widerspruchsfreien Angaben passen sich vielmehr in das Gesamtbild ein, das die weiteren Zeugen, insbesondere diejenigen aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge, von dem Angeklagten und seinem Verhalten im KL Auschwitz gezeichnet haben. Sie werden &#252;berdies in konkreten Einzelf&#228;llen durch Aussagen anderer Zeugen mittelbar best&#228;tigt. Die Kammer hat daher keine Bedenken, ihre Aussagen zu den einzelnen Taten den Feststellungen zugrunde zu legen.</p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrung der unter Ziffer 1. dargestellten Taten durch den Angeklagten steht f&#252;r das Schwurgericht au&#223;er Frage. Die gegenteilige Einlassung des Angeklagten ist im Kern unglaubhaft. Der Angeklagte hat - wie unter Ziffer III. festgestellt - bereits zum Rahmengeschehen unwahre Angaben gemacht, die in ihrer Gesamtheit darauf abzielten, seine allgemeine Verstrickung in Schuld zu &#252;berdecken und seine T&#228;terschaft von vornherein in Zweifel zu ziehen. Die Darstellung des Angeklagten ist in allen wesentlichen Punkten - vor allem, was den Zeitpunkt seines Einsatzes in den Effektenlagern I und II und sein allgemeines Verhalten gegen&#252;ber den H&#228;ftlingen im KL Auschwitz anbetrifft - widerlegt. Seiner Einlassung kommt danach ebenfalls nur eine denkbar eingeschr&#228;nkte Bedeutung zu, vermag jedenfalls nicht die &#220;berzeugung der Kammer in seiner T&#228;terschaft bei den festgestellten Taten auch nur entfernt in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks">Die Darstellung des Geschehens zu den oben unter Ziffer 1. a) und b) festgestellten Taten beruht auf der glaubhaften Schilderung des Zeugen G. Die Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen ist &#252;ber jeden Zweifel erhaben. Weder im Bereich der Motivationen, d. h. der individuellen Glaubw&#252;rdigkeit, noch zur Leistungsf&#228;higkeit, d. h. der urspr&#252;nglichen Wahrnehmung und des Ged&#228;chtnisses, haben sich Anzeichen feststellen lassen, die einer kritischen &#220;berpr&#252;fung nicht standhalten.</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks">Der zur Zeit der Vernehmung 62 Jahre alte Zeuge wurde als polnischer Jude im Sp&#228;tsommer des Jahres 1942 in Warschau verhaftet und in das KL Auschwitz deportiert. Dort verblieb er in der Zeit von September 1942 bis Oktober 1944. W&#228;hrend dieser Zeit war er im Aufr&#228;umkommando eingesetzt. Seit 1943 im Abschnitt B II d) des Lagers Birkenau untergebracht, arbeitete er bis August/September 1944 Vornehmlich im Effektenlager I. Alsdann erfolgte im Zusammenhang mit einer Typhus-Erkrankung seine Verlegung in den Lagerabschnitt B II g) und der Einsatz f&#252;r das dortige Effektenlager II, der allerdings wegen seiner Erkrankung nur von kurzer Dauer war. Insoweit kann auf die Ausf&#252;hrungen zu Ziffer II. 6. c) Bezug genommen werden. Heute ist der Zeuge als Buchhalter in Israel t&#228;tig. Bei seiner Vernehmung vor dem Proze&#223;gericht trat er sicher und gewandt auf. Er beherrscht die deutsche Sprache weitgehend, mu&#223;te den hinzugezogenen Dolmetscher nur selten bem&#252;hen und berichtete intelligent und rasch reagierend &#252;ber die weit zur&#252;ckliegenden Geschehnisse. Bei in zwei Phasen deutlich werdender - verst&#228;ndlicher - Erregung war er ansonsten beherrscht und stellte die Geschehnisse zusammenh&#228;ngend und sachlich dar. Im Verlauf der eingehenden Befragung blieb der Zeuge keine Antwort schuldig. Seine Aussage war von einem erstaunlich pr&#228;zisen Ged&#228;chtnis, vor allem zu den &#214;rtlichkeiten, SS-Angeh&#246;rigen und bestimmten Vorf&#228;llen, getragen. Einzelausf&#228;lle in zeitlicher Hinsicht erkl&#228;rte der Zeuge nachvollziehbar mit dem weit zur&#252;ckliegenden Geschehen. In diesem Zusammenhang gab er jeweils pr&#228;zise an, wenn er etwas nicht oder nicht genau wu&#223;te. Zugleich bem&#252;hte er sich, L&#252;cken in seiner Erinnerung durch (ge&#228;u&#223;erte) logische Schl&#252;sse und Wahrscheinlichkeitserw&#228;gungen zu f&#252;llen und solcherart einen (zeitlich) sinnvollen Zusammenhang herzustellen. Zur Aussagesituation hob der Zeuge hervor, da&#223; er "noch nie vor einem Gericht" ausgesagt habe, "nat&#252;rlich", noch dazu "in der N&#228;he des Slepak", aufgeregt sei; abgesehen von zwei polizeilichen Vernehmungen "in den 60er Jahren" - einmal zum Komplex Sachsenhausen, des weiteren wegen des SS-Arztes Dr. Mengele - sei er zu seiner Zeit als H&#228;ftling in Konzentrationslagern noch nie als Zeuge geh&#246;rt worden, sehe man einmal von seiner Vorvernehmung in diesem Strafproze&#223; ab. Bei seiner Vorvernehmung "durch die Israel-Polizei am 13. Februar 1985" sei ihm die Erinnerung "sofort gekommen", als er "<em>[1. Vorname des Angeklagten]</em> und Slepak geh&#246;rt" habe, da habe er "Bescheid gewu&#223;t", "<em>[1. Vorname des Angeklagten]</em>" sei "eingeritzt" in seinen Gedanken. Erst nachfolgend - so der Zeuge - sei ihm der vollst&#228;ndige Namen "<em>[Nachname des Angeklagten]</em>" eingefallen, den er schon bei der Vorvernehmung in einer ihm vorgelegten Lichtbildmappe, die neben Bildern des Angeklagten aus der damaligen Zeit Fotos anderer SS-Angeh&#246;riger beinhaltete, zweifelsfrei erkannt habe.</p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks">Zu seinem Erinnerungsproze&#223; versicherte der Zeuge, da&#223; er au&#223;er den Vernehmungen mit niemandem &#252;ber die den Angeklagten betreffenden Vorg&#228;nge gesprochen habe. Bis zu seiner ersten Befragung h&#228;tten diese Vorf&#228;lle in seinen Gedanken ohnehin keinen festen Platz gehabt. F&#252;r die Schreckenszeit im KL Auschwitz h&#228;tten ihm &#252;ber lange Zeit nur die Experimente des SS-Arztes Dr. Mengele an lebenden Menschen (H&#228;ftlingen) vor Augen gestanden; das seien "scheu&#223;liche" und "qu&#228;lende" Bilder der Erinnerung, die alles &#252;bertroffen h&#228;tten und ihn nicht selten heute noch bis in den Schlaf verfolgten. Sein Allgemeinbefinden stufte der Zeuge als altersentsprechend ein. Er verwies darauf, da&#223; ihn sein Ged&#228;chtnis schon ab und an im Stich lasse; das sei vor allem bei Zeitangaben der Fall, die er bisweilen nur m&#252;hsam "zusammenbekomme". In diesem Zusammenhang hob der Zeuge hervor, da&#223; er an die Zeit seiner Inhaftierung im KL Auschwitz mehr und sichere Erinnerungen habe als an nachfolgende Ereignisse; manche der damaligen Ereignisse seien "eingebrannt" in seinem Ged&#228;chtnis bzw. "eingeritzt" in seinen Gedanken. Zu den SS-Angeh&#246;rigen bemerkte er, da&#223; alle an der T&#246;tungsmaschinerie teilgehabt h&#228;tten, die einen mehr, die anderen weniger. Der Zeuge lie&#223; keinen Zweifel daran, da&#223; der Angeklagte zu den erstgenannten z&#228;hlte und er ihn als "M&#246;rder" sieht.</p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks">Die N&#228;he zum Angeklagten beunruhigte den Zeugen sichtlich, ihn anzuschauen bereitete ihm Unbehagen. Gleichsam in einem Akt der Befreiung &#228;u&#223;erte er, da&#223; er den "Slepak", den "<em>[1. Vorname des Angeklagten]</em>" sofort wiedererkannt habe, als er den Sitzungssaal betreten habe und fuhr alsdann auf den Angeklagten blickend fort: "Ja, das ist er. Er soll seine Brille runternehmen. Damals trug er keine Brille. Ich bin H&#228;ftling 87215. Erkennen Sie mich?" In der ihm vorgelegten Lichtbildmappe identifizierte er den Angeklagten bei sich steigernder Erregung und schnellem Vor- und Zur&#252;ckbl&#228;ttern schon nach wenigen Augenblicken: "Ich schaue, ich denke, ich bin in Auschwitz. Das ist er (Bild 8). Ganz eindeutig, das ist er (Bild 14). So habe ich ihn gesehen (Bild 2). Das ist er auch. Es ist ganz klar, auf diesen Bildern ist der Slepak abgebildet. Das ist der Mann, der heute hier sitzt." Eine &#228;hnliche Erregung kam auf, als der Zeuge ansetzte, &#252;ber den Fall in einer Baracke des Effektenlagers I zu berichten, in dessen Verlauf der Angeklagte einen unbekannten H&#228;ftling erscho&#223;. Die Erregung unterdr&#252;ckend und zugleich entschuldigend erl&#228;uterte der Zeuge: "Ich lebe es immer mit, wenn ich erz&#228;hle. Ich leide noch heute darunter." Er f&#252;hrte im weiteren aus, da&#223; es ihn viel Kraft und &#220;berwindung gekostet habe, seine Angst - auch vor der Erinnerung - niederzuhalten und zur Aussage nach Deutschland zu kommen, er nun allerdings "froh" sei, seiner Pflicht gegen&#252;ber den "toten Kollegen aus dem Lager" nachgekommen zu sein. Abschlie&#223;end bat der Zeuge um ein "gerechtes Urteil". In beiden emotional gepr&#228;gten Aussagephasen kehrte der Zeuge alsbald wieder zu einer betont sachlichen Darstellung der Geschehnisse zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks">Die pers&#246;nlichen Qualit&#228;ten des Zeugen G, d. h. der Wille zur wahrheitsgem&#228;&#223;en Aussage stehen nach seiner Person und Aussagequalit&#228;t au&#223;er Frage. Der Zeuge hinterlie&#223; bei dem Schwurgericht einen ausgezeichneten Eindruck. Er war offensichtlich besorgt, nicht mehr zu sagen, als er wirklich wu&#223;te. Affektiv bedingte Reaktionen, die angesichts der ihm aufgezwungenen Wiedererinnerung an die schmerzlichen Erlebnisse im KL Auschwitz verst&#228;ndlich waren, blieben nur von kurzer Dauer und auf das weitere sachliche Aussageverhalten ohne Einflu&#223;. Dabei machte der Zeuge aus seiner Antipathie gegen den Angeklagten allerdings kein Hehl. Zugleich war indes festzustellen, da&#223; er sich dessen bewu&#223;t war und deshalb zu besonderer Vorsicht gegen&#252;ber der eigenen Erinnerung neigte, wenn Ereignisse zur Sprache kamen, die mit dem Angeklagten in Verbindung gebracht wurden. So gab er etwa zun&#228;chst an, da&#223; er nicht wisse, ob der Angeklagte ebenfalls an Selektionen teilgenommen habe, um im weiteren Verlauf der Vernehmung unaufgefordert zu dieser Fragestellung zur&#252;ckzukehren und zugunsten des Angeklagten anzumerken, da&#223; er nicht glaube, da&#223; der Angeklagte selektiert habe, diese Aufgabe sei in erster Linie den SS-&#196;rzten zugefallen. &#220;berhaupt belegt die teils pr&#228;zise Charakterisierung der einzelnen SS-Angeh&#246;rigen, die er allerdings insgesamt als in der T&#246;tungsmaschinerie verstrickt sah, durch den Zeugen den hohen Grad an Sachlichkeit. Selbst dem Zeugen H3, den er als weiteren T&#228;ter zu dem Geschehen an der Verladerampe des Effektenlagers I benannte, hielt er zugute, da&#223; dieser es regelm&#228;&#223;ig "&#252;bersah", wenn H&#228;ftlinge sich Lebensmittel aneigneten, w&#228;hrend andere SS-Angeh&#246;rige wie der Angeklagte dies zum Anla&#223; nahmen, mit den betroffenen Gefangenen "Sport zu treiben".</p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks">Die individuelle Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen wird von (vermeintlichen) Widerspr&#252;chen zu fr&#252;heren Aussagen und den Angaben anderer Zeugen nicht ber&#252;hrt. Was die Angaben zu seiner Typhus-Erkrankung in der Aussage vom 20. November 1968 in einem anderweiten Strafverfahren anbelangt, ist bereits an fr&#252;herer Stelle - oben zu Ziffer II. 6. c) - dargestellt worden, da&#223; seine heutige Aussage keinesfalls, wie die Verteidigung meint, wahrheitswidrig ist, der Wirklichkeitsgehalt der Erinnerung vielmehr durch Indizien nachhaltig gest&#252;tzt wird. Der Aussage des Zeugen H3 gem&#228;&#223; der Vernehmungsniederschrift vom 7. September 1987, in der dieser seine T&#228;terschaft in dem zu Ziffer 1. b) festgestellten Tatgeschehen in Abrede stellte, steht der Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen G ebenfalls nicht entgegen. Die Kammer hat im Gegenteil allen Anla&#223;, die Aussage des Zeugen H3 anzuzweifeln. Das gilt nicht nur, weil der Zeuge durch die Bekundungen des Zeugen G ebenfalls belastet wird und somit, weil seine Tat in engem zeitlichen, &#246;rtlichen und inneren Zusammenhang mit denjenigen des Angeklagten steht, ein ureigenes Interesse daran hat, das Gesamtgeschehen abzustreiten. Hinzu kommt vielmehr das Aussageverhalten des Zeugen, der bereits allgemein deutliche Tendenzen erkennen lie&#223;, die Verh&#228;ltnisse im KL Auschwitz zu verniedlichen, insbesondere die Behandlung der H&#228;ftlinge durch die SS zu besch&#246;nigen und Verfehlungen der SS-Angeh&#246;rigen nach besten Kr&#228;ften zu verdr&#228;ngen bzw. zu verschweigen. Seine Reaktion auf die Konfrontation mit dem Tatvorwurf war ebenfalls wenig einf&#252;hlsam. Er war sp&#252;rbar verunsichert, zog sich zun&#228;chst darauf zur&#252;ck, da&#223; ihm ein solcher Vorfall - an dem er beteiligt sein sollte - "nicht bekannt" sei, erst in der Folge wollte er f&#252;r seine Person ausschlie&#223;en, da&#223; er dabei gewesen sei, um schlie&#223;lich verallgemeinernd anzugeben, es sei nicht passiert "und" er sei nicht dabei gewesen. Da&#223; ein solcher Zeuge und eine derartige Aussage nicht entfernt geeignet ist, die individuelle Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen G in Frage zu stellen, bedarf keiner weiteren Darlegung.</p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks">Die Leistungsf&#228;higkeit des Zeugen G zu einer wahrheitsgem&#228;&#223;en Aussage steht f&#252;r das Schwurgericht ebenfalls au&#223;er Zweifel. Der Zeuge berichtete &#252;ber das Tatgeschehen in den F&#228;llen zu Ziffer 1. a) und b) wie &#252;ber weitere Geschehnisse im Lager mit einer bemerkenswerten Erinnerungsgenauigkeit. Seine Schilderung war von einer Unmittelbarkeit und Lebendigkeit getragen, die den Stempel des Unverwechselbaren und Selbsterlebten deutlich erkennen lie&#223;en. Die Stimmigkeit und Folgerichtigkeit der von ihm dargestellten Geschehensabl&#228;ufe zeugten ebenso wie spontane Korrekturen und Hervorhebung seiner Gem&#252;tsverfassung zur Zeit der Taten f&#252;r ein hohes Ma&#223; an Fallglaubw&#252;rdigkeit. Seine Aussage enthielt keinerlei Anzeichen f&#252;r eine berechnende, konsequente Zweckausrichtung. Tendenzen zum Abstrakten fehlten g&#228;nzlich. Der Zeuge berichtete anschaulich und unter Hervorhebung einer Vielzahl von wesentlichen und unwesentlichen Rahmendetails derart farbig und konkret &#252;ber die Ereignisse, da&#223; die Taten bildhaft wiederauflebten und die Stimmung im Verlauf der damaligen Ereignisse sp&#252;rbar &#252;bermittelt wurde. Dabei legten die Angaben zu seiner eigenen Befindlichkeit w&#228;hrend der Vorf&#228;lle offen, da&#223; das Wahrnehmungserlebnis in beiden F&#228;llen nicht nachhaltig durch seine psychische Ausgangsverfassung beeintr&#228;chtigt war. Insbesondere fehlten jedwede Anzeichen einer affektiven Einengung oder Ausblendung der Wahrnehmungen, die sich in Situationen des st&#228;rkeren affektiven Stresses - wie bei Panik, Schreck und Todesangst - als Folge eines egozentrischen Schutzverhaltens auf die Motivation zur Beobachtung und Weltzuwendung auswirken k&#246;nnen. Der Zeuge hatte allerdings keine "volle" Erinnerung an die Geschehnisse. Eine derartige Erinnerung ist indes, zumal nach so langem Zeitlauf &#252;beraus selten und m&#252;&#223;te, w&#252;rde sie an den Tag gelegt, eher zur Vorsicht mahnen. Seine "einfache" Erinnerung erwies indes zum Kerngeschehen einen hohen Grad an Erinnerungsgenauigkeit und war selbst zu den Rahmendetails, soweit der Zeuge sie erinnern konnte, von einer erstaunlichen Pr&#228;zision und Wirklichkeitsn&#228;he gekennzeichnet.</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen des Zeugen &#252;ber sein Vergessen und Erinnern waren einf&#252;hlsam und stehen mit den allgemein bekannten psychologischen Erfahrungss&#228;tzen in Einklang. Insbesondere die Anmerkung, da&#223; er manche Ereignisse aus der Zeit seiner Inhaftierung im KL Auschwitz zuverl&#228;ssiger erinnere als Begebenheiten aus der nachfolgenden Zeit, findet eine Erkl&#228;rung in der sogenannten Vergessenskurve, die den Vorrang des Altged&#228;chtnisses vor dem sp&#228;ter Hinzugelernten gekennzeichnet, d. h. da&#223; bei dem Abbau des Ged&#228;chtnisses durch Alter oder Krankheit regelm&#228;&#223;ig die Erinnerungen in der umgekehrten Reihenfolge vergessen werden, wie sie erworben wurden. Das gilt um so mehr dann, wenn Erinnerungen von h&#246;chst ungleichem Gewicht, wie die aus der Schreckenszeit im KL Auschwitz und diejenigen aus Zeitabschnitten von geringerer lebensgeschichtlicher Bedeutung, miteinander konkurrieren.</p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks">Auff&#228;lligkeiten waren bei dem Zeugen ebenfalls nicht im Rahmen der sukzessiven Reproduktion der Erinnerung zu verzeichnen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, da&#223; &#252;ber l&#228;ngere Zeit bewahrte Erinnerungsbilder bei jeder Wiederbelebung im Bewu&#223;tsein aus einem Kristallisationskern einzelner - zumeist affektbetonter - Ged&#228;chtnisreste neu aufgebaut werden. Diese sukzessive Reproduktion verlief bei dem Zeugen G frei von st&#246;renden Fremdbeeinflussungen, die die Grenzen zwischen selbsterlebten und sp&#228;ter erworbenen Informationen verwischen k&#246;nnten. Der Zeuge war zu den hier in Rede stehenden Vorf&#228;llen lediglich im Rahmen des Vorverfahrens geh&#246;rt worden. Er hatte ansonsten mit niemandem &#252;ber die Ereignisse gesprochen. Eine Fremdbeeinflussung kann danach zuverl&#228;ssig ausgeschlossen werden. Die Wiederbelebung des Ged&#228;chtnisses in der Hauptverhandlung lehnte sich auch nicht eng an die Vorvernehmung an. Der Zeuge l&#246;ste sich vielmehr weitgehend von der voraufgegangenen Aussage und erz&#228;hlte frei und in anderen Zusammenh&#228;ngen aus seiner Erinnerung. Dabei kam es allerdings zu kleinen Unebenheiten, denen jedoch insgesamt kein nennenswertes Gewicht zukommt. So verwechselte der Zeuge etwa bei seinem Bericht zun&#228;chst die SS-Angeh&#246;rigen X und H3 und gab erst auf Nachfrage an, da&#223; er in dem Fall zu Ziffer 1. a) von X geschlagen worden sei, H3 hingegen in dem Fall zu Ziffer 1. b) den dritten H&#228;ftling erschossen habe. Zu seiner Vergegenw&#228;rtigung befragt &#228;u&#223;erte der Zeuge, da&#223; er im Nachhinein seinerzeit ja gl&#252;cklich gewesen sei, auf X und nicht den Angeklagten getroffen zu sein, da er andernfalls ebenfalls Opfer des Angeklagten h&#228;tte werden k&#246;nnen. Auf diese Weise stellte der Zeuge aus seiner Erinnerung zu einem affektbetonten Erinnerungsdetail wieder einen sinnvollen Zusammenhang her. Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r seine Aussage in bezug auf das Opfer "Lipa", das der Zeuge anf&#228;nglich dem Fall zu Ziffer 1. a) zuordnete, auf Befragung hingegen klarstellte, die drei H&#228;ftlinge im Fall Ziffer 1. b) seien allesamt aus Grodno gewesen, zu ihnen habe der ebenfalls aus Grodno stammende Lipa geh&#246;rt. Danach befragt, ob sich die Vorf&#228;lle vor oder nach der ihm bekannten Erschie&#223;ung des SS-Angeh&#246;rigen T durch einen weiblichen H&#228;ftling ereignet h&#228;tten, gab der Zeuge anfangs an, das sei "wohl" vor dem Ereignis mit T gewesen. Er schr&#228;nkte indes zugleich ein, er k&#246;nne sich nicht mehr genau erinnern, wann "das mit T geschehen sei. Auf Vorhalt, da&#223; diese Begebenheit sich im Jahre 1943 zugetragen habe, erwiderte er spontan, da&#223; die Vorf&#228;lle mit dem Angeklagten "dann" danach gelegen seien, weil er ihn ja erst im "44er Jahr" kennengelernt habe. In diesem Zusammenhang hob der Zeuge nochmals hervor, da&#223; ihm die Zeiteinteilung mitunter Schwierigkeiten bereite, insbesondere dann, wenn er - wie im Falle T - das Geschehene nicht selbst erlebt, sondern hiervon nur geh&#246;rt habe. Zu Auff&#228;lligkeiten des Angeklagten befragt, meinte der Zeuge sich an eine Narbe &#252;ber dessen linkem Auge zu erinnern. Er schr&#228;nkte auch hier indes die Zuverl&#228;ssigkeit seiner Erinnerung ein, indem er darauf verwies, da&#223; er ja nicht n&#228;her an den Angeklagten herangekommen sei. Vor diesem Hintergrund kam der Frage, ob der Angeklagte seinerzeit eine Narbe &#252;ber dem linken Auge hatte, keine Bedeutung zu. Es sprach jedenfalls f&#252;r und nicht gegen den Zeugen, da&#223; er zu diesem wie zu anderen Details die Grenzen seines Ged&#228;chtnisverm&#246;gens offenbarte.</p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann aufgrund des bei der Vernehmung gewonnenen Gesamteindrucks zuverl&#228;ssig ausgeschlossen werden, da&#223; seine Leistungsf&#228;higkeit durch anderweite Einfl&#252;sse - Alter, Krankheit - beeintr&#228;chtigt war. Der Zeuge war bei der Vernehmung in der Hauptverhandlung einer erheblichen geistigen Beanspruchung ausgesetzt, die, wie er abschlie&#223;end erkl&#228;rte, fast &#252;ber seine Kr&#228;fte gegangen sei. Zu nennenswerten Ausf&#228;llen kam es nicht. Er durchstand die H&#246;chstbeanspruchung vielmehr in imponierender Art und Weise. Kurzweilige Emotionen, die bei der Wiedererinnerung geweckt wurden, beeintr&#228;chtigten - wie erw&#228;hnt - den realit&#228;tsgem&#228;&#223;en Bericht in keiner Weise. Insgesamt steht danach f&#252;r das Schwurgericht fest, da&#223; der Zeuge gewillt und imstande war, wahrheitsgem&#228;&#223; zu berichten. Schon aufgrund seiner glaubhaften Aussage ist die Kammer daher von den unter Ziffer 1. a) und b) dargestellten Taten des Angeklagten &#252;berzeugt.</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks">Der Wahrheitsgehalt der Aussage des Zeugen G wird &#252;berdies, was die Erschie&#223;ung von zwei unbekannten H&#228;ftlingen (Fall zu Ziffer 1. b) anbelangt, nachhaltig unterstrichen durch die Angaben der Zeugin U1.</p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks">Die Glaubw&#252;rdigkeit dieser Zeugin steht ebenfalls nicht in Zweifel. Sie war gleichfalls deutlich besorgt, keinesfalls mehr zu sagen, als sie sicher wu&#223;te, zeigte bei ihrer Vernehmung zudem eine distanzierte Haltung, die jeden ankl&#228;gerischen oder sonstigen Affekt vermied. Sehr eindr&#252;cklich ging sie auf eigene Wahrnehmungseinschr&#228;nkungen ein, da sie sehr &#228;ngstlich gewesen sei. Sie erweckte einen &#252;beraus zuverl&#228;ssigen Eindruck. Ihre Beziehung zu dem fr&#252;heren SS-Angeh&#246;rigen X3 deckte sie auf, obwohl ihr dies sichtlich schwer fiel. Sie lie&#223; ebenfalls nicht unerw&#228;hnt, da&#223; X3 ihre Schwester vor dem sicheren Tod in der Gaskammer gerettet habe. Bei der Beurteilung der einzelnen SS-Angeh&#246;rigen fiel es ihr ohnehin nicht schwer, zu differenzieren und zu dem einen oder anderen auch gute Seiten aufzuzeigen. Ihrer Aussage lag eine beachtenswerte moralische Grundhaltung zugrunde. Das innerliche Streben nach Gerechtigkeit war offenbar, als sie &#252;ber die &#228;u&#223;eren und inneren Schwierigkeiten anl&#228;&#223;lich ihrer Aussage in dem anderweiten Strafverfahren gegen X3 und H3 vor einem &#246;sterreichischen Gericht berichtete. Zur Verdeutlichung merkte sie an, da&#223; Freunde und Bekannte ihr seinerzeit abgeraten, ja sogar nachhaltig auf sie eingewirkt h&#228;tten, sich nicht zu einer Vernehmung nach &#214;sterreich zu begeben, um einem SS-Mann zu helfen. Alle Anfeindungen h&#228;tten sie - so die Zeugin - aber nicht von einer Aussage abhalten k&#246;nnen, weil man &#252;ber "die guten Taten ebenso berichten mu&#223; wie &#252;ber die schlechten". Die Eignung der Zeugin, insbesondere ihr unbedingter Wille zu einer wahrheitsgem&#228;&#223;en Aussage ist nicht zweifelhaft.</p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks">Ihre Leistungsf&#228;higkeit, d. h. ihr Verm&#246;gen richtig auszusagen, begegnet ebenfalls keinen Bedenken. Die Zeugin hob selbst hervor, da&#223; sie im KL Auschwitz viele Situationen erlebt habe, in denen Angst und Schrecken vorgeherrscht und sie davon abgehalten h&#228;tten, die Vorg&#228;nge genau zu beobachten; andererseits habe sich vieles aus der damaligen Zeit - wie etwa die Errettung ihrer Schwester - in ihrer Erinnerung festgesetzt, wor&#252;ber sie, wenn sie darauf konkret angesprochen werde, "stundenlang" berichten k&#246;nne. Wesentliche Einschr&#228;nkungen des Erinnerungsverm&#246;gens durch Alter oder Krankheit waren ebensowenig zu verzeichnen wie affektive Tendenzen in der Vernehmungssituation, die einer realit&#228;tsgerechten Schilderung h&#228;tten entgegenstehen k&#246;nnen. Die den Angeklagten betreffenden Erinnerungen trug die Zeugin ausgesprochen sachlich vor. Sie schilderte anschaulich und einf&#252;hlsam die die Aussage des Zeugen G unterst&#252;tzende Begebenheit, bei der sie mit der Tagschicht nach Beendigung der Arbeit im Sommer 1944 stundenlang bei einem Appell im Effektenlager I angestanden habe, weil H&#228;ftlinge nicht auffindbar gewesen seien. Deutlich grenzte sie die selbsterlebte Suche nach den H&#228;ftlingen im Effektenlager I durch SS-Angeh&#246;rige ab von den im weiteren Verlauf geh&#246;rten Sch&#252;ssen und dies wiederum von ihrer Erinnerung vom blo&#223;en H&#246;rensagen, da&#223; sie n&#228;mlich sp&#228;ter erst im FKL geh&#246;rt habe, da&#223; der Angeklagte zwei Gefangene, der Zeuge H3 hingegen einen dritten H&#228;ftling erschossen habe, die einen Fluchtversuch gewagt h&#228;tten. Ebenso klar brachte die Zeugin zum Ausdruck, da&#223; sie von den Taten des Angeklagten, die im Zusammenhang mit seinen Schie&#223;&#252;bungen auf Konservendosen standen und in deren Verlauf Deportierte bzw. H&#228;ftlinge - "auch Kinder" - erschossen worden seien, erst in Breczinki (Lagerabschnitt B II g) geh&#246;rt, solche Taten dagegen nicht miterlebt habe.</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks">Fremdbeeinflussungen waren bei der Zeugin ebenfalls auszuschlie&#223;en. Der von der Verteidigung ins Feld gef&#252;hrte Umstand, da&#223; sich die Zeugin gelegentlich mit Freunden und Bekannten aus der Zeit ihrer Inhaftierung im KL Auschwitz trifft, l&#228;&#223;t au&#223;er acht, da&#223; die Zeugin mit Blick auf ihre negativen Erfahrungen anl&#228;&#223;lich ihrer Aussage vor einem &#246;sterreichischen Gericht glaubhaft versicherte, mit niemandem &#252;ber die hier in Rede stehenden Taten gesprochen und sogar die Anreise zum Proze&#223;termin weitgehend geheimgehalten zu haben. Widerspr&#252;che zu fr&#252;heren und zu Aussagen anderer Zeugen schienen nur in einem Punkt auf. Die Kammer hat gem&#228;&#223; dem Beweisantrag der Verteidigung vom 12. November 1987 zu Nr. 22 mit Beschlu&#223; vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer II. 7. zugunsten des Angeklagten als wahr unterstellt: "In ihrer Vernehmung im Ermittlungsverfahren gegen die Zeugen X3 und H3 vom 21. Januar 1972. (Beiheft II, S. 136) hat die Zeugin U1 zu Protokoll gegeben: "Im Kommando Kanada selbst wurde w&#228;hrend der Zeit meiner Zugeh&#246;rigkeit keiner der Kommando-Angeh&#246;rigen ermordet. Ich wei&#223; auch nichts davon, da&#223; im Rahmen des Kommandos Kanada andere H&#228;ftlinge get&#246;tet, respektive aufgegriffen und zur T&#246;tung auf andere Stellen bef&#246;rdert wurden." Bei dieser Vernehmung hat die Zeugin - dem protokollierten Wortlaut entsprechend - ohne jede Einschr&#228;nkung bekundet, da&#223; w&#228;hrend ihrer Zeit der Zugeh&#246;rigkeit zum Kommando Kanada nicht nur von X3, sondern auch von keinem anderen SS-Mann jemand ermordet worden ist." In dem Beschlu&#223; hat die Kammer zugleich vorsorglich hervorgehoben, da&#223; die Zeugin im Rahmen ihrer Vernehmung vom 4. Juni 1987 eine im Kern von der Darstellung der Verteidigung in den Beweisbehauptungen abweichende Erkl&#228;rung f&#252;r die damalige Aussage gegeben hat. Konfrontiert mit jener Aussage, die die Kammer als wahr unterstellt hat, erl&#228;uterte die Zeugin, da&#223; sie seinerzeit auf X3 "konzentriert" gewesen sei, um dessen Verhalten sei es gegangen, "zu und f&#252;r" ihn habe sie ausgesagt. Die Erkl&#228;rung der Zeugin fand dementsprechend eine Grundlage nicht darin, da&#223; sie etwa nur zu X3 befragt worden w&#228;re. Die Zeugin machte f&#252;r ihre Aussage nicht die Person des sie Vernehmenden, sondern ausschlie&#223;lich ihre durch die Konzentration auf X3 verk&#252;rzte Betrachtungsweise verantwortlich. Die affektiv bedingte Einengung ihrer Erinnerung bei der Aussage vom 21. Januar 1972 ist angesichts der Bedeutung, die der SS-Angeh&#246;rige X3 f&#252;r ihr Leben im KL Auschwitz hatte, durchaus nachvollziehbar und geeignet, den vermeintlichen Widerspruch zu ihrer Aussage im vorliegenden Proze&#223; aufzul&#246;sen. Die Kammer steht daher nicht an, ihre Angaben in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks">Die Aussage des Zeugen G wird weiterhin - wenngleich nur mittelbar - best&#228;tigt von dem Zeugen X2, dessen Glaubw&#252;rdigkeit ebenfalls nicht zweifelhaft ist. Der zur Zeit der Vernehmung 71 Jahre alte Zeuge empfand die Aussagesituation als &#252;beraus belastend. Ihn bedr&#252;ckte die Erinnerung an die "grauenvolle" Zeit im KL Auschwitz sichtlich, was in den Worten "37 Monate im Konzentrationslager sind genug" sinnf&#228;llig zum Ausdruck kam. Der Zeuge war zwar jederzeit bem&#252;ht, seine Erinnerung wachzurufen. Er lie&#223; indes keinen Zweifel daran, da&#223; sein Leistungsverm&#246;gen nicht so sehr aufgrund des allgemeinen, altersentsprechenden Abbaues des Ged&#228;chtnisses, sondern vielmehr als Folge seines st&#228;ndigen Strebens, die Ereignisse aus der "schlimmsten Zeit" seines Lebens zu verdr&#228;ngen, nachgelassen habe. So konnte er zwar angeben, da&#223; er vielfach erlebt habe, wie H&#228;ftlinge versucht h&#228;tten, in Eisenbahnwaggons unter Effekten versteckt zu fliehen; er habe weiter erlebt, da&#223; bei derartigen Fluchtversuchen H&#228;ftlinge erschossen worden seien, habe jedoch keine zuverl&#228;ssige Erinnerung mehr, wer diese SS-Angeh&#246;rigen gewesen seien, obwohl er "sie doch gesehen" habe. Ebenso war dem Zeugen aus dem Effektenlager I bekannt, da&#223; ein H&#228;ftling, der nach einem Weckruf verschlafen hatte, erschossen worden sei. Auch hier konnte er sich indes nicht an den SS-Mann erinnern, dem diese Tat zugeschrieben wurde. Immerhin belegt seine &#228;u&#223;erst vorsichtig gehaltene Aussage, da&#223; sich ein von dem Zeugen G geschilderter - unter Ziffer 1. a) festgestellter - Fall im Effektenlager I zugetragen hat.</p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich wird der Wahrheitsgehalt der Aussage des Zeugen G durch eine Vielzahl an &#220;bereinstimmungen zu Rahmendetails und scheinbar oder tats&#228;chlich nebens&#228;chlichen Punkten - wie etwa zu &#214;rtlichkeiten, Zeitangaben, SS-Angeh&#246;rigen usw. - mit Aussagen anderer Zeugen unterstrichen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, da&#223; der Zeuge G das "Sporttreiben" des Angeklagten mit H&#228;ftlingen der Rampenkommandos im Abschnitt B II d) des Lagers Birkenau - wo die m&#228;nnlichen H&#228;ftlinge der Rampenkommandos untergebracht waren - ebenso erw&#228;hnte wie der Zeuge L3.</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks">Andererseits sind die von der Verteidigung bem&#252;hten Gesichtspunkte nicht geeignet, die T&#228;terschaft des Angeklagten in den zu Ziffer 1. a) und b) festgestellten Taten in Frage zu stellen. Die Kammer hat allerdings dem Beweisantrag Nr. 8 der Verteidigung vom 17. August 1987 (teilweise) folgend mit Beschlu&#223; vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer III., 2. c) zugunsten des Angeklagten als wahr unterstellt: "W&#228;hrend der Lagerzugeh&#246;rigkeit des nachbenannten Zeugen (X9) haben einmal, n&#228;mlich Anfang 1943, zwei H&#228;ftlinge einen Fluchtversuch unternommen, indem sie sich in einem G&#252;terwaggon zwischen den abzutransportierenden Sachen versteckt hatten. Diese H&#228;ftlinge wurden aufgefunden und nach Mi&#223;handlung durch den Scharf&#252;hrer X7 erschossen." Das Gericht hat schon im Beschlu&#223; vorsorglich angemerkt, da&#223; die Wahrunterstellung einen Vorfall aus dem Jahre 1943 betrifft. Dieser Vorfall h&#228;tte nur dann Bedeutung erlangen k&#246;nnen, wenn festgestellt worden w&#228;re, da&#223; sich nur ein einziger derartiger Fluchtversuch zugetragen hat. Das Gegenteil ist hingegen erwiesen. Abgesehen von den Zeugen aus den Reihen der ehemaligen H&#228;ftlinge - wie etwa dem Zeugen X2 - hat selbst der fr&#252;here SS-Angeh&#246;rige H von vielen solcher Fluchtversuche berichtet, bei denen H&#228;ftlinge durch "Genickschu&#223;" get&#246;tet worden seien. Der Vorfall aus dem Jahre 1943, bei dem zudem an dem Fluchtversuch nur zwei H&#228;ftlinge beteiligt waren, ber&#252;hrt folglich die Feststellungen zu Ziffer 1. b) in keiner Weise. Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r den Hinweis der Verteidigung auf die Aussage des Zeugen E. Nach dessen Bericht war bei einem weiteren Fall ein "Muselmann aus Grodno" im Rahmen eines &#228;hnlichen Fluchtversuchs etwa im April/Mai 1943 von dem Zeugen H3 erschossen worden. Die von dem Zeugen E geschilderte Tat wies deutliche Unterscheidungsmerkmale (1943, ein H&#228;ftling, ein T&#228;ter, keine voraufgegangene Mi&#223;handlung) zu dem hier in Rede stehenden Geschehen (1944, drei H&#228;ftlinge, zwei T&#228;ter, voraufgegangene Mi&#223;handlungen) auf. Die beiden &#220;bereinstimmungen (H&#228;ftling aus Grodno, H3) fallen demgegen&#252;ber nicht ins Gewicht, zumal nichts dagegen spricht, da&#223; der Zeuge H3 an beiden Vorf&#228;llen beteiligt war.</p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen zu den unter Ziffer 1. c) und d) dargestellten Taten folgen dem glaubhaften Bericht der Zeugin M1. Die subjektive Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugin im Hinblick auf ihre Wahrheitsliebe und ihren Willen zur Objektivit&#228;t ist nicht zu bezweifeln. Die Leistungsf&#228;higkeit der Zeugin in bezug auf die Wahrnehmung der urspr&#252;nglichen Geschehnisse und Erinnerung an solche Situationen dem wesensm&#228;&#223;igen Inhalt nach steht von einer Ausnahme abgesehen, die auf den Einzelfall beschr&#228;nkt blieb und eine naheliegende Erkl&#228;rung in der Geschichte ihrer Aussage und der Aussagesituation findet, ebenfalls au&#223;er Frage.</p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks">Die zur Zeit ihrer Vernehmung 66 Jahre alte Zeugin ist Ungarin und geh&#246;rt der j&#252;dischen Religionsgemeinschaft an. Als J&#252;din wurde sie im M&#228;rz 1944 bei einer Stra&#223;enkontrolle in Budapest verhaftet, von der Familie getrennt und in das KL Auschwitz deportiert. Dort war sie sp&#228;testens seit Juli 1944 im Abschnitt B II g) des Lagers Birkenau untergebracht und arbeitete bis Januar 1945 in einem Sortierkommando des Effektenlagers II. Heute lebt die Zeugin als Rentnerin in Ungarn.</p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks">Bei der Vernehmung vor dem Proze&#223;gericht trat sie &#252;berwiegend ruhig und gefa&#223;t auf. Der Zeugin war allerdings anzumerken, da&#223; ihr die Aussagesituation anf&#228;nglich, als sie den Angeklagten und den vollbesetzten Sitzungssaal wahrnahm, Unbehagen bereitete. Sie sagte in dieser Phase stockend und vornehmlich in ungarischer Sprache aus, w&#228;hrend sie im weiteren Verlauf der Vernehmung immer mehr dazu &#252;berging, in gebrochenem, gleichwohl weitgehend verst&#228;ndlichen Deutsch von den Ereignissen zu berichten. Sie vermittelte den Eindruck einer einfachen, durchschnittlich intelligenten Frau, die keinesfalls in der Lage ist, bewu&#223;t wahrheitswidrige Sachverhalte zu erfinden oder als selbsterlebt zu &#252;bernehmen, darzustellen und bei n&#228;herer Befragung die Folgerichtigkeit solcher Geschehensabl&#228;ufe einzuhalten. Affektiv bedingte Tendenzen wie Ha&#223;, Rachsucht oder Vergeltungsstreben fehlten g&#228;nzlich. Unverkennbar war allerdings, da&#223; die Wiedererinnerung die Zeugin schmerzte und das zu Ziffer 1. c) festgestellte Tatgeschehen in ihrem Ged&#228;chtnis einen alles &#252;berragenden, teils sogar andere Ereignisse &#252;berdeckenden Platz einnahm. Hierauf wird nachfolgend noch gesondert einzugehen sein. Abgesehen von der Darstellung zu der Erschie&#223;ung eines unbekannt gebliebenen kleinen Kindes durch den Angeklagten waren emotionale Spannungen, die bei der Wiedererinnerung hervorgerufen wurden, bei der Zeugin nicht feststellbar. Zur Vernehmungssituation gab die Zeugin an, da&#223; sie au&#223;er in dem vorliegenden Verfahren noch nie in einem Strafverfahren zu Vorf&#228;llen aus der Zeit ihrer Inhaftierung im KL Auschwitz, erst recht nicht vor einem Gericht befragt worden sei. Sie hob hervor, da&#223; sie nach dem Kriege aus dem Kreis der fr&#252;heren H&#228;ftlinge nur Kontakt zu der Zeugin B und der verstorbenen Zeugin I6 gehalten habe, sie es indes vermieden h&#228;tten, sich &#252;ber die Zeit in Auschwitz zu unterhalten. &#252;berhaupt sei sie, wie die Zeugin versicherte, besorgt gewesen, mit niemandem &#252;ber diese oder andere Vorf&#228;lle aus dem KL Auschwitz zu sprechen, weil dies mit unangenehmen Erinnerungen verbunden sei. In diesem Zusammenhang hob die Zeugin hervor, da&#223; ihr nach der ersten Vernehmung im Vorverfahren vom 26. Juni 1984 in Ungarn vieles wieder eingefallen sei, was "tief vergraben" gewesen sei. Erl&#228;uternd f&#252;gte sie hinzu, da&#223; sie zwar den "Slepy", den "Blinden" in der ihr vorgelegten Lichtbildmappe unter mehreren SS-Angeh&#246;rigen sofort erkannt und sich an sein "schlechtes Benehmen" erinnert habe; viele Einzelheiten seien jedoch erst nach der Vernehmung wieder in ihre Erinnerung zur&#252;ckgekehrt, wobei vor allem das "Geschehen mit dem kleinen Jungen" sie zutiefst bewegt habe. "Mit Macht" seien - so die Zeugin - die Gef&#252;hle von damals wieder aufgebrochen, insbesondere ihr Unverst&#228;ndnis &#252;ber das "alles in den Schatten" stellende Ereignis mit dem Kind und die bohrenden Fragen: "Warum hat er das gemacht? Warum das Kind? Es hatte doch nichts getan", h&#228;tten ihr keine Ruhe gelassen. Die Zeugin lie&#223; erkennen, da&#223; &#228;hnliche Erinnerungen und Gef&#252;hle sie nach ihrer Vernehmung durch den ungarischen Rechtshilferichter im Beisein deutscher Verfahrensbeteiligter vom 18. Mai 1987 beherrscht h&#228;tten. Die weiteren den Angeklagten betreffenden Vorf&#228;lle ber&#252;hrten sie emotional auch bei ihrer Vernehmung vor dem Proze&#223;gericht erheblich weniger. Erkrankungen oder seelische St&#246;rungen spielten bei der Aussage der Zeugin keine Rolle. Die Leistungsf&#228;higkeit ihres Ged&#228;chtnisses stufte sie als altersgem&#228;&#223; ein, wobei sie anmerkte, da&#223; sie &#214;rtlichkeiten ebenso wie Zeiten und Personen allgemein nicht immer auf Anhieb erinnere; andererseits seien ihr bestimmte Personen, vor allem aus dem KL Auschwitz heute noch bestens erinnerlich. Hierzu verwies die Zeugin auf den Zeugen X3 der "hinkte und einem j&#252;dischen M&#228;dchen "(U1)" hofierte". Zu dem Angeklagten hob sie hervor, da&#223; ihr der Name "<em>[Nachname des Angeklagten]</em>" damals nicht bekannt gewesen sei, der Angeklagte sei ihr nur unter dem Spottnarren "Slepy", den er "wegen des Glasauges" hatte, erinnerlich. Zum Wiedererkennen befragt &#228;u&#223;erte die Zeugin ohne besondere Erregung mit Fingerzeig auf den Angeklagten: "Dort sitzt er. Immer l&#228;chelte er; auch dort l&#228;chelte er."</p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks">Die individuelle Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugin M1 steht f&#252;r die Kammer nach Pers&#246;nlichkeit und Aussage nicht in Zweifel. Ihr Streben nach einer wahrhaften Aussage war allenthalben sp&#252;rbar. Sie kennzeichnete deutlich, wenn sie bei der eingehenden Befragung an die Grenzen ihres Leistungsverm&#246;gens stie&#223; und Detailfragen nicht genau beantworten konnte. Andererseits lie&#223; sie keinen Zweifel daran, da&#223; bestimmte Vorkommnisse im Lager ihr im Kerngeschehen noch so erinnerlich sind, als w&#228;ren sie "gestern" geschehen. Hier&#252;ber berichtete sie ohne jede &#252;ber die tats&#228;chlichen Ereignisse hinausgehende Belastungstendenz. Die von der Verteidigung als Beispiel f&#252;r &#220;bertreibungstendenzen angesprochene Aussage der Zeugin, im Lager "Kanada" seien t&#228;glich H&#228;ftlinge get&#246;tet bzw. erschossen worden, l&#228;&#223;t au&#223;er acht, da&#223; die Zeugin bei dieser Angabe einen deutlichen Bezug zu den Krematorien herstellte, "Kanada" zu den Krematorien z&#228;hlte und in das "t&#228;gliche" Massensterben der H&#228;ftlinge in den Krematorien einbezog.</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin war sich durchaus bewu&#223;t, da&#223; sie die Wiedererinnerung an das "Geschehen mit dem Kind" emotional zutiefst bewegte. Die affektive Spannung blieb zwar nicht ohne Einflu&#223; auf die Leistungsf&#228;higkeit ihres Ged&#228;chtnisses, was das Geschehen zu Ziffer 1. d) und den weiterhin erhobenen Anklagevorwurf - oben zu Ziffer 2. - anbelangt. Sie beeintr&#228;chtigt indes nicht die individuelle Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugin. Nennenswerte Abweichungen zu der fr&#252;heren Aussage vom 26. Juni 1984 waren - abgesehen von dem Fall, der einen m&#228;nnlichen H&#228;ftling betraf - nicht festzustellen. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, da&#223; der von der Verteidigung im Schlu&#223;vortrag Immer wieder bem&#252;hte Vergleich mit der Aussage der Zeugin vom 18. Mai 1987 vor dem ungarischen Rechtshilferichter bereits im Ansatz verfehlt ist. Diese Aussage mu&#223;te im vorliegenden Verfahren unber&#252;cksichtigt bleiben, nachdem sich die Zeugin anl&#228;&#223;lich der Vernehmung in Ungarn bereit erkl&#228;rt hatte, vor dem Proze&#223;gericht zu erscheinen und ihrer Erkl&#228;rung folgend vor der Kammer ausgesagt hat. Der Vorsitzende hat zwar anl&#228;&#223;lich der Vernehmung der Zeugin vor dem Schwurgericht Vorhalte aus der in Ungarn durchgef&#252;hrten Vernehmung zugelassen; er hat indes zugleich hervorgehoben, da&#223; das Protokoll &#252;ber jene Vernehmung nach der Erinnerung der am 18. Mai 1987 anwesenden deutschen Berufsrichter nicht in allen Punkten dem entsprach, was die Zeugin dort tats&#228;chlich ausgesagt hatte.</p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen der Verteidigung zu angeblichen Widerspr&#252;chen in der Aussage der Zeugin vor dem Schwurgericht gegen&#252;ber derjenigen vom 26. Juni 1984 im Vorverfahren teilt die Kammer nicht. Die Zeugin M1 hat das Tatgeschehen zu Ziffer 1. c) wie festgestellt geschildert. Entgegen dem Schlu&#223;vortrag der Verteidigung ging sie bei ihrer Aussage vor dem Gericht wie bei der ersten Vernehmung darauf ein, da&#223; der Angeklagte das Kind aufgefordert habe, die H&#228;nde zu falten, zu klatschen und mit ihm zu tanzen. Die Anmerkung der Verteidigung, die Zeugin habe bei ihrer ersten Vernehmung nicht erw&#228;hnt, da&#223; der Junge nach Essen oder Trinken verlangt habe, l&#228;&#223;t unber&#252;cksichtigt, da&#223; die Zeugin - hiernach befragt - dies keineswegs als feststehend schilderte, sondern als m&#246;glichen Grund f&#252;r das Betteln des Kindes ("das Kind hatte wohl etwas zu trinken oder essen begehrt") angab. Gleicherma&#223;en trifft die Zeugin nicht der Vorwurf, sie habe die fr&#252;heren weiblichen H&#228;ftlinge B und I6 f&#228;lschlich als weitere Augenzeugen bezeichnet. Hierzu f&#252;hrte die Zeugin M1 lediglich aus, da&#223; andere H&#228;ftlinge das Geschehen ebenfalls verfolgt h&#228;tten und "B und I6 auch dabei gewesen sein k&#246;nnten." Die weiteren Anw&#252;rfe der Verteidigung, bei der ersten Vernehmung habe die Zeugin nichts davon erw&#228;hnt, da&#223; der Angeklagte bei dem Kind drei Dosen verwandt und es, nachdem er es erschossen hatte, getreten habe, verm&#246;gen die Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugin ebenfalls nicht zu ersch&#252;ttern. Abgesehen davon, da&#223; die Zeugin selbst hervorhob, da&#223; ihr viele Einzelheiten zu diesem Handlungsteil erst nachfolgend eingefallen seien, handelt es sich um Rahmendetails, die keineswegs selten - vor allem nach so langen Zeitr&#228;umen - erst bei der Vergegenw&#228;rtigung des Kerngeschehens erinnert werden. Die Wertung der Verteidigung, die Verwendung von drei Konservendosen in dem zu Ziffer 1. c) dargestellten Fall sei "absurd", weise "keine Wirklichkeitsn&#228;he" auf und entspreche nicht den "Naturgesetzen", vermag die Kammer nicht nachzuvollziehen. Die Zeugin verwies in diesem Zusammenhang darauf, da&#223; die Befragung vom 26. Juni 1984 viel weniger eingehend als vor dem Schwurgericht gewesen sei. Sie beharrte trotz wiederholter Vorhalte auf ihrer Darstellung. Sich halb vom Stuhl erhebend f&#252;hrte sie bei ihrer Schilderung vom Verhalten des Kindes plastisch vor, wie das Kind "starr vor Schreck dagestanden" habe. Laut nachdenkend &#252;ber die au&#223;ergew&#246;hnliche Regungslosigkeit des Kindes deutete die Zeugin an, da&#223; der Junge wohl gedacht habe, da&#223; es "gut f&#252;r ihn w&#228;re, ganz ruhig stehenzubleiben".</p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks">Zu dem unter Ziffer 1. d) festgestellten Tatgeschehen greift die Verteidigung die Darstellung der Zeugin als "wirr" und "nicht nachvollziehbar" an. Auch hier vermag ihr das Schwurgericht nicht beizutreten. Zuzugeben ist der Verteidigung allein, da&#223; die Zeugin M1 das Tatgeschehen kurz und knapp darstellte. Dies kommt in den Feststellungen zum Ausdruck. Deutlich erkennbar war zu diesem Handlungsteil, da&#223; der Einflu&#223; affektiver Momente verschwindend gering war. Das erkl&#228;rt vor dem Hintergrund der affektiven Besetzung im Falle des Kindes und der allgemeinen Vorsicht der Zeugin, nicht mehr auszusagen, als sie sicher erinnerte, das offensichtliche Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen dem tats&#228;chlichen Geschehen und dem Wenigen, was dazu in der Hauptverhandlung von der Zeugin als realit&#228;tsgetreue Erinnerung wieder ins Ged&#228;chtnis gerufen werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks">Die vorstehenden Ausf&#252;hrungen gelten in noch st&#228;rkerem Ma&#223;e f&#252;r den weiteren Anklagevorwurf, demzufolge der Angeklagte einen m&#228;nnlichen H&#228;ftling vor den Baracken des Lagerabschnitts B II g) erschossen haben soll, nachdem er ihn f&#252;r seine Schie&#223;&#252;bungen mi&#223;braucht hatte. Hierzu vermochte die Zeugin allein anzugeben, da&#223; dieser H&#228;ftling wohl dem in den Krematorien eingesetzten Sonderkommando angeh&#246;rte, bei einem "kleinen Aufstand" - den sie von dem nachfolgenden "gro&#223;en Krematoriumsaufstand Anfang Oktober 1944" deutlich unterschied - in das Lager B II g) geflohen und dort von dem Angeklagten aufgefunden und erschossen worden sei. Auf Vorhalt, da&#223; sie bei der ersten Vernehmung in dieser Sache angegeben hatte, der H&#228;ftling sei ebenfalls zuvor zu Schie&#223;&#252;bungen mit Konservendosen mi&#223;braucht worden, entschuldigte sich die Zeugin ausdr&#252;cklich und setzte bedauernd hinzu, da&#223; "so eben" ihre heutige Erinnerung sei.</p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks">Insgesamt hat die Kammer nicht nur trotz, sondern gerade wegen der aufgezeigten Besonderheiten in der Geschichte der Aussage dieser Zeugin an ihrer individuellen Glaubw&#252;rdigkeit keinerlei Zweifel. Nichts h&#228;tte f&#252;r die Zeugin - wollte sie den Angeklagten zweckgerichtet belasten und Widerspr&#252;che vermeiden - n&#228;her gelegen, als an der bisherigen Aussage um jeden Preis und sogar zu den Details festzuhalten. Die Zeugin f&#252;hlte sich indes in keiner Weise an fr&#252;here Aussagen gebunden. Die als Fehlerquelle allgemein zu beachtende etwaige Bindung eines Zeugen an fr&#252;here (schriftliche) Aussagen trat bei ihr vollends in den Hintergrund. Das Bestreben der Zeugin, ihrer Erinnerung gem&#228;&#223; auszusagen, ging so weit, da&#223; sie zu fr&#252;heren Angaben selbst dann nicht zur&#252;ckkehrte, wenn eindringliche Vorhalte - etwa zu der Verwendung von drei Dosen im Falle des Kindes - ihr deutlich machten, da&#223; ihrer Aussage vor dem Proze&#223;gericht mit Skepsis begegnet wurde.</p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks">Das Leistungsverm&#246;gen der Zeugin zu einer realit&#228;tsgerechten Aussage steht f&#252;r die Kammer - ausgenommen der Fall mit dem m&#228;nnlichen H&#228;ftling - ebenfalls au&#223;er Frage. Die Zeugin berichtete &#252;ber das Tatgeschehen zu Ziffer 1. c) &#252;beraus lebendig und farbig. Sie unterstrich ihre Schilderung vielfach mit Gesten, die das au&#223;erordentlich "grausame" Vorgehen des Angeklagten bildhaft belegten. Ihre Darstellung erhielt durch ihre Erlebnisweise und Wiedergabe ein individuelles Gepr&#228;ge, das an Detailreichtum kaum zu &#252;berbieten war. Dabei wurden die Grenzen zwischen dem, was die Zeugin objektiv erlebt hatte und dem, was sie daraus zu inneren Vorg&#228;ngen anderer - sei es dem Angeklagten oder dem Kind - ableitete, stets offenbar. So &#228;u&#223;erte sie etwa ihre Vermutung, da&#223; das Kind in das Lager B II g) gegangen sei, weil es nach dem Transport oder wegen der Hitze "wohl" Durst oder Hunger gehabt habe. Ebenso vermutete sie, da&#223; das Kind "wohl" zu dem Angeklagten gegangen sei, weil es sich von ihm etwas zu essen oder zu trinken - Wasser oder Milch - erhoffte. Spontan korrigierte sie diese Aussage: "Ach nein, Milch gab es da ja nicht." Zum Angeklagten bemerkte sie, da&#223; er "vielleicht" schlie&#223;lich das Spiel "leid" geworden sei und deshalb den Jungen erschossen habe. Abgesehen von den vermeintlichen Widerspr&#252;chen zu der fr&#252;heren Vernehmung traten nennenswerte Unsicherheiten nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks">Schwierigkeiten bereitete es der Zeugin allerdings, die von dem Angeklagten benutzte Schu&#223;waffe zutreffend einzuordnen. Sie erkl&#228;rte, da&#223; sie von Waffen nicht viel verstehe und die SS Schu&#223;waffen "&#252;ber der Schulter" und "an der H&#252;fte" gehabt h&#228;tten. Bei der Beschreibung der "H&#252;ftwaffen" behalf sie sich, indem sie mit den H&#228;nden eine L&#228;nge von ca. 20 cm kennzeichnete. Deutlich hob sie - dies mit einem Handgriff zur H&#252;fte unterstreichend - hervor, da&#223; der Angeklagte in allen F&#228;llen die Waffe "von der H&#252;fte" genommen habe, so da&#223; kein Zweifel bestand, da&#223; der Angeklagte nach ihrer Erinnerung jeweils eine Pistole benutzte.</p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks">Zu dem Wahrnehmungserlebnis bei dem Tatgeschehen zu Ziffer I. berichtete die Zeugin, da&#223; sie &#228;ngstlich gewesen sei, aber gerade wegen der Sorge um das Kind die Vorg&#228;nge aufmerksam verfolgt habe. Von einer affektiven Einengung oder gar Ausgrenzung der Beobachtung aufgrund ihrer psychischen Ausgangsverfassung, die eine realit&#228;tsgerechte Wahrnehmung h&#228;tte behindern k&#246;nnen, kann danach keine Rede sein. Andererseits wurde bei der Vernehmung offenbar, da&#223; die Wiedererinnerung an das Geschehen mit dem kleinen Kind die Zeugin emotional zutiefst ber&#252;hrte. Der Einflu&#223; affektiver Momente ging indes in diesem Fall nicht auf Kosten der Erinnerungsgenauigkeit. Das Gegenteil war der Fall. Der hierzu von der Verteidigung hervorgehobene, gegen die Zeugin eingesetzte Aspekt der "Erinnerungsanreicherung" l&#228;&#223;t nicht ohne weiteres den Schlu&#223; auf eine phantasiereiche Ausgestaltung, mithin Unzuverl&#228;ssigkeit der Zeugin zu. Es geh&#246;rt vielmehr zu den allgemein bekannten psychologischen Erfahrungsgrunds&#228;tzen &#252;ber den Beweiswert von Zeugenaussagen, da&#223; es insbesondere bei affektbetonten Geschehnissen nachfolgend zu spontanen Verbesserungen und Pr&#228;zisierungen von fr&#252;heren Aussagen kommen kann. Die Ged&#228;chtnispsychologie bezeichnet die Erh&#246;hung der Behaltensleistung als Ph&#228;nomen der "Reminiszenz". Dieses Ph&#228;nomen der Reminiszenz oder der Erinnerungsanreicherung brachte die Zeugin M1 zum Vorfall mit dem Jungen deutlich zum Ausdruck: "Ich habe in der Zwischenzeit nat&#252;rlich nachgedacht. Mir f&#228;llt hierzu immer mehr ein. Die Vergangenheit kommt zur&#252;ck. Es kann sein, da&#223; ich auch heute noch nicht alle Einzelheiten angebe und beim n&#228;chsten Mal noch mehr sagen k&#246;nnte. Die Erinnerung kommt eben nur in Bruchst&#252;cken. Eines ist aber ganz sicher. Es ist so, da&#223; Slepy das Kind erschossen hat. Viele Einzelheiten habe ich nachfolgend erinnert. Es k&#246;nnten mir hierzu noch mehr Einzelheiten einfallen. Ich mu&#223;te zur&#252;ckdenken, wie und was und wo es war. Da ist doch so viel passiert...".</p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks">Die Kehrseite der von hoher Pr&#228;gnanz getragenen Schilderung zu dem Geschehen mit dem Kind stellte in abgestufter Folge die Darstellung von den weiteren Taten des Angeklagten dar. Im Fall zu Ziffer 1. d) war der Kristallisationskern der Erinnerung erhalten. Abgesehen von dem Erinnerungsteil, der (noch) leicht emotional betont war, waren hier indes schon die Mehrzahl der Details verloren gegangen, weil die Erinnerung der Zeugin von dem Geschehen mit dem Jungen gef&#252;hlsm&#228;&#223;ig "besetzt" war. Nahezu g&#228;nzlich an Bedeutung verloren hatte f&#252;r die Zeugin der Vorfall mit dem m&#228;nnlichen H&#228;ftling. In diesem Fall waren im Vergleich zu der ihr vorgehaltenen Aussage im Vorverfahren lediglich noch Rudimente der Erinnerung zur&#252;ckgeblieben. Die Abweichung der Zeugin zu beiden F&#228;llen in Richtung einer Nivellierung der Aussage l&#228;&#223;t sich unschwer aus der mit starken Affekten in dem erstgenannten Fall verbundenen Bewu&#223;tseinseinengung ableiten. Die Zeugin war bei der Vergegenw&#228;rtigung ihrer Erinnerung ersichtlich konzentriert auf das Geschehen, in dessen Verlauf der Angeklagte das kleine Kind erschossen hatte. Ihre Leistungsf&#228;higkeit war danach zwar partiell eingeschr&#228;nkt, steht insgesamt aber, insbesondere was die Taten zu Ziffer 1. c) und wesensm&#228;&#223;ig zu Ziffer 1. d) anbelangt, nicht in Zweifel. Das Schwurgericht hat nach alledem keine Bedenken, ihren glaubhaften Angaben zu diesen Taten zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">285</span><p class="absatzLinks">Anders verh&#228;lt es sich dagegen mit der weiterhin angeklagten Tat. Wie bereits oben zu Ziffer 2. dargestellt, erhielt dieser entscheidend auf die Aussage der Zeugin M1 im Vorverfahren gest&#252;tzte Tatvorwurf sein entscheidendes Gepr&#228;ge durch die Art der Tatbegehung, da&#223; n&#228;mlich ein m&#228;nnlicher H&#228;ftling vor den Baracken des Lagerabschnitts B II g) bei dem Versuch, ihm eine Konservendose vom Kopf zu schie&#223;en, von dem Angeklagten erschossen worden sein soll. Nach der zu diesem Tatvorwurf zu verzeichnenden Nivellierungstendenz der Zeugin in der Hauptverhandlung, wonach ihr Konservendosen bei der Erschie&#223;ung eines m&#228;nnlichen H&#228;ftlings nicht erinnerlich waren, fehlt eine zuverl&#228;ssige Grundlage f&#252;r die Feststellung dieser Tat. Es spricht zwar einiges daf&#252;r, da&#223; die Aussage der Zeugin im Rahmen ihrer ersten Vernehmung zutreffend war. Das reicht f&#252;r eine zweifelsfreie Beweisf&#252;hrung jedoch nicht ann&#228;hernd aus. Die verlesene Aussage des verstorbenen Zeugen U aus einem anderweiten Strafverfahren vor dem Landesgericht f&#252;r Strafsachen in Wien vom 25. September 1962 ist ebenfalls nicht geeignet, den Anklagevorwurf zu tragen. Der Zeuge schilderte zwar einen m&#246;glicherweise mit dem Anklagevorwurf identischen Fall. Er grenzte die &#214;rtlichkeit des Vorfalls indes nur insoweit ein, als der "SS-Unterscharf&#252;hrer...<em>[Nachname des Angeklagten]</em>, der ein&#228;ugig war und aus X4 stammte", "im" Effektenlager einen m&#228;nnlichen H&#228;ftling bei dem Versuch, ihm mit der Pistole eine B&#252;chse vom Kopf zu schie&#223;en, beim zweiten oder dritten Schu&#223; t&#246;tlich in den Kopf getroffen habe. Diese Darstellung kann gleicherma&#223;en dem auf den fr&#252;heren Angaben der Zeugin M1 (vor den Baracken) geschilderten Anklagevorwurf zugeordnet werden wie dem auf der Aussage des Zeugen S beruhenden - anderweitigen - Tatgeschehen nach den Feststellungen zu Ziffer 3. a) (zwischen den Baracken). Ingesamt fehlte es sonach f&#252;r den weiteren Anklagevorwurf nach dem Fortfall eines charakterisierenden Merkmals in der Aussage der Zeugin M1 an einem die Identit&#228;t der Tat wahrenden Beweisergebnis mit der Folge, da&#223; der Angeklagte von diesem Vorwurf mangels konkreten Schuldnachweises freizusprechen war.</p> <span class="absatzRechts">286</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">287</span><p class="absatzLinks">Die von den Zeugen G und M1 geschilderten Taten stehen nicht als Fremdk&#246;rper in der Lebensgeschichte des Angeklagten. Sie f&#252;gen sich vielmehr nahtlos ein in sein festgestelltes Allgemeinverhalten gegen&#252;ber den H&#228;ftlingen im KL Auschwitz. Zudem erweisen die weiterhin zu Ziffer 3. a), b) und c) dargestellten, dem Schwurgericht allerdings nicht zur Entscheidung angefallenen, folglich lediglich als Indiz herangezogenen T&#246;tungshandlungen, da&#223; es f&#252;r den Angeklagten keineswegs wesensfremd war, wie die Verteidigung meint, H&#228;ftlinge zu t&#246;ten.</p> <span class="absatzRechts">288</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen zu dem Tatgeschehen in dem zu Ziffer 3. a) festgestellten Fall st&#252;tzen sich ma&#223;geblich auf die Aussage des Zeugen S. Die Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen, insbesondere sein Wille zu einer wahrhaften Aussage, steht f&#252;r das Gericht au&#223;er Frage. Der zur Zeit der Vernehmung 65 Jahre alte Zeuge wurde als holl&#228;ndischer Jude bereits im August 1942 in das KL Auschwitz deportiert. Dort wurde er nach wenigen Wochen, in denen er im Sonderkommando eingesetzt war, dem R&#228;umungskommando zugeteilt. Er verblieb bis zur Evakuierung im Januar 1945 im KL Auschwitz. Heute ist der Zeuge als Konfektionsh&#228;ndler in Amsterdam t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">289</span><p class="absatzLinks">Bei der Vernehmung hinterlie&#223; der Zeuge einen guten Eindruck. Er gab besonnen Auskunft, erinnerte sich in Anbetracht seines Lebensalters relativ gut an die Zeit im KL Auschwitz, konnte insbesondere zeitliche Bez&#252;ge zu im Lager allgemein bekannt gewordenen Ereignissen - wie etwa dem Krematoriumsaufstand - herstellen. Der Zeuge machte allerdings kein Hehl daraus, da&#223; ihn sein Ged&#228;chtnis bisweilen im Stich lasse und er manches erst "nach und nach" erinnere. Sehr eindrucksvoll ging der Zeuge auf den Weg seiner Erinnerung ein, als die Sprache auf den hier in Rede stehenden Vorfall kam. Er hob hierzu unaufgefordert hervor, da&#223; er bei der ersten Vernehmung vom 5. Juni 1984 in Holland g&#228;nzlich unvorbereitet gewesen sei, dort habe er sich zwar daran erinnern k&#246;nnen, da&#223; vor dem Krematoriumsaufstand ein H&#228;ftling im Lagerabschnitt B II g) auf die ihm bei der Vernehmung vorgestellte Art und Weise - n&#228;mlich bei dem Versuch, Dosen von seinem Kopf zu schie&#223;en - von dem "Ein&#228;ugigen" erschossen worden sei. Erst nachfolgend - so der Zeuge - seien ihm dann jedoch viele Einzelheiten, wie etwa, da&#223; es sich um einen franz&#246;sischen H&#228;ftling handelte und der Ein&#228;ugige den Spitznamen "Slepy" hatte, eingefallen. Hierzu ging der Zeuge - ebenfalls ohne Aufforderung - darauf ein, da&#223; er erst in Gespr&#228;chen mit dem Zeugen T5 erfahren habe, da&#223; es sich bei Slepy um den SS-Angeh&#246;rigen namens "<em>[Nachname des Angeklagten]</em>" handelte. Diese Aussage gleichsam best&#228;tigend deutete er auf den Angeklagten und fuhr fort, da&#223; dieser Mann dort "Slepy" sei, er habe sich - "die Wirklichkeit ist doch etwas anderes als Bilder" - nicht allzu sehr ver&#228;ndert, sei allenfalls wie er "eben &#228;lter" geworden.</p> <span class="absatzRechts">290</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von der mit der Schilderung des Tatgeschehens notwendigerweise verbundenen Belastung des Angeklagten zeigten sich keinerlei Anzeichen, die den Verdacht auf eine Beeinflussung der Aussage durch innerliche Strebungen nahelegen k&#246;nnten. Der Zeuge erweckte vielmehr den Eindruck, da&#223; er sich des Wertes einer wahrheitsgem&#228;&#223;en Aussage bewu&#223;t war und deshalb betont unterschied, wenn er etwas selbst erlebt hatte oder hiervon nur vom H&#246;rensagen wu&#223;te. So hob er hervor, da&#223; der H&#228;ftling nach dem Schu&#223; des Angeklagten aus einer Kopfwunde geblutet habe, er indes aus Angst, da&#223; ihm &#228;hnliches widerfahren k&#246;nnte, sofort die Baracke - aus der er das Geschehen verfolgte - verlassen habe, deshalb auch nicht aus eigenem Wissen sagen k&#246;nne, was mit dem H&#228;ftling geschehen sei. Er nehme - so der Zeuge - zwar an, da&#223; der Gefangene an den Folgen der Schu&#223;verletzung gestorben sei, dies sei ihm jedoch erst sp&#228;ter erz&#228;hlt worden, er wisse es also nur vom H&#246;rensagen.</p> <span class="absatzRechts">291</span><p class="absatzLinks">Neben der individuellen Glaubw&#252;rdigkeit steht die Leistungsf&#228;higkeit des Zeugen ebenfalls nicht in Frage. Der Zeuge berichtete nicht allein in bezug auf den Angeklagten und die zu Ziffer 3. a) festgestellte Tat spontan und anschaulich. Er ging ebenfalls auf weitere Erlebnisse und Ereignisse im Lager wie auf &#214;rtlichkeiten, Kommandos und andere SS-Angeh&#246;rige mit vielen Details ein. Da&#223; eine emotionale Spannung bei der Ausgangssituation die realit&#228;tsgerechte Wahrnehmung der Ereignisse nicht beeinflu&#223;te, belegt die Schilderung des Zeugen &#252;ber seine Befindlichkeit bei der Beobachtung des sich zwischen den Baracken abspielenden Vorfalls, den er anf&#228;nglich mit einer gewissen, relativ unbeteiligten Neugierde verfolgt habe. Auch bei der Vernehmung ergaben sich keinerlei Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Wiedererinnerung mit Emotionen verbunden war, die eine realit&#228;tsgem&#228;&#223;e Aussage h&#228;tten behindern k&#246;nnen. Die von der Verteidigung angesprochene - vermi&#223;te - Wirklichkeitsn&#228;he in bezug auf die M&#246;glichkeiten des Zeugen, den Vorfall durch in der Seitenwand der Baracke befindliche L&#246;cher zu beobachten, l&#228;&#223;t unber&#252;cksichtigt, da&#223; sich nach den Angaben vieler Zeugen tats&#228;chlich gr&#246;&#223;ere L&#246;cher in den W&#228;nden und Decken der Baracken befanden. Besonders verdeutlichte dies die Zeugin I5, die auf die hierdurch verursachte st&#228;ndige Zugluft in den Arbeitsbaracken und die vielfach eindringende Feuchtigkeit verwies.</p> <span class="absatzRechts">292</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich k&#246;nnen auch fr&#252;here Aussagen des Zeugen S seine Glaubw&#252;rdigkeit und die Glaubhaftigkeit seiner Aussage nicht ersch&#252;ttern. Die Kammer hat hierzu dem Beweisantrag Nr. 18 der Verteidigung vom 12. November 1987 zu Ziffer II. folgend mit Beschlu&#223; vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer II, 5. zugunsten des Angeklagten als wahr unterstellt: "In der Strafsache gegen X3 u. a. vor dem Landesgericht f&#252;r Strafsachen in Wien hat der Zeuge im Hauptverhandlungstermin vom 22.06.1972 - &#252;ber den Bereich Canada befragt - einen solchen Fall nicht geschildert, aber w&#246;rtlich erkl&#228;rt: "In Canada sind Erschie&#223;ungen vorgekommen. Es wurden mehrere Leute erschossen. Wer jedoch erschossen worden ist, wei&#223; ich nicht. Ich kann auch nicht sagen, welcher SS-Mann die Erschie&#223;ungen durchgef&#252;hrt hat. Ich wei&#223; sicher, da&#223; auch X7 einen H&#228;ftling get&#246;tet hat." Diese Aussage stellt keinen unaufl&#246;slichen Widerspruch zu der heutigen Erinnerung des Zeugen dar. Die Aussage kann sich einmal (nur) auf den Bereich des "alten Lagers Kanada", mithin das Effektenlager I bezogen haben. Hierf&#252;r spricht, da&#223; der Zeuge seinerzeit den SS-Angeh&#246;rigen X7, der nach den Erkenntnissen im vorliegenden Verfahren allein im Effektenlager I eingesetzt war, benannte. Hierf&#252;r spricht des weiteren, da&#223; der Zeuge in der Hauptverhandlung hervorhob, da&#223; das Verhalten des Angeklagten f&#252;r das Effektenlager II "sehr ungew&#246;hnlich" war; dort habe der "Auftrag f&#252;r die SS gelautet, nur die Aufsicht auszu&#252;ben, nicht zu schlagen und zu t&#246;ten; im &#252;brigen Lager wurde viel mehr gemordet," w&#228;hrend er in der damaligen Aussage die Erschie&#223;ung mehrerer H&#228;ftlinge angab, was eher dem von ihm in der Hauptverhandlung als schlimmer eingestuften Effektenlager I zuzuordnen war. Entscheidend f&#252;r das Schwurgericht ist indes der von dem Zeugen beschriebene Weg seiner Erinnerung, in deren Verlauf er, einmal hierauf angesprochen und sich sofort an einen konkreten Vorfall erinnernd, in die Vergangenheit zur&#252;ckgekehrt sei und sich nach und nach erinnert habe. Die Geschichte seiner Aussage belegt, da&#223; die Erinnerung des Zeugen durch einen konkret angesprochenen, affektbetonten Erinnerungsteil wachgerufen wurde, n&#228;mlich den selbst erlebten und ihn gegen Ende in Angst und Schrecken versetzenden Vorfall mit dem franz&#246;sischen H&#228;ftling. Dies erkl&#228;rt zur &#220;berzeugung der Kammer den vermeintlichen Widerspruch zu seiner fr&#252;heren Aussage.</p> <span class="absatzRechts">293</span><p class="absatzLinks">Was die von der Verteidigung angesprochene Fremdbeeinflussung seiner Aussage anbelangt, ist anzumerken, da&#223; der Zeuge sehr deutlich hervorhob, da&#223; das Gespr&#228;ch mit fr&#252;heren H&#228;ftlingen ihm lediglich den tats&#228;chlichen Namen (<em>[Nachname des Angeklagten]</em>) des ihm unter dem Spitznamen Slepy erinnerlichen SS-Angeh&#246;rigen vermittelt habe. Da&#223; der wirkliche Name f&#252;r ihn selbst bei der Vernehmung noch ohne nennenswerte Bedeutung war, zeigte sich darin, da&#223; er vornehmlich von "Slepy" oder "dem Blinden" sprach. Die Kammer hat danach keine Bedenken, seinen Angaben Glauben zu schenken und dem von ihm geschilderten Geschehensablauf den Feststellungen zu Ziffer 3. a) zu unterlegen. Das gilt um so mehr, als die Zeugin S1 gem&#228;&#223; der Vernehmungsniederschrift vom 9. Juni 1987 die Aussage des Zeugen S im Kerngehalt insoweit best&#228;tigte, als Ihr aus dem Lager Breczinki (B II g) die Erschie&#223;ung eines franz&#246;sischen H&#228;ftlings bekannt war, ohne da&#223; sich die Zeugin indes an n&#228;here Einzelheiten erinnern konnte. Hinzu kommt die verlesene - bereits erw&#228;hnte - Aussage des verstorbenen Zeugen U, zu der zwar nicht sicher festgestellt werden kann, ob der dort geschilderte Vorfall mit dem von dem Zeugen S geschilderten Tatgeschehen identisch ist. Der Aussage kommt indes f&#252;r sich genommen schon ein hoher Stellenwert zu, obwohl sich die Kammer &#252;ber die Zuverl&#228;ssigkeit des Zeugen weder durch eine entsprechende Befragung noch durch den pers&#246;nlichen Eindruck abschlie&#223;ende Gewi&#223;heit verschaffen konnte. Festzuhalten ist, da&#223; der Zeuge U bereits zu einer Zeit (1962) &#252;ber ein - mit der von dem Zeugen S geschilderten Tat - vergleichbares T&#246;tungsdelikt des Angeklagten berichtete, als weder ein Verfahren gegen den Angeklagten anh&#228;ngig war, noch ansonsten Vorw&#252;rfe dieser Art im Raum standen. Hinzu kommt, da&#223; der Zeuge U die Tat des Angeklagten in einem anderen Strafverfahren beil&#228;ufig erw&#228;hnte und hierzu ein in den Details &#252;beraus stimmiges Bild mit den tats&#228;chlichen Gegebenheiten zeichnete. Da&#223; der Zeuge als T&#228;ter des von ihm geschilderten Vorfalls den Angeklagten kennzeichnete, steht angesichts der von ihm angegebenen Einzelheiten (SS-Unterscharf&#252;hrer bzw. Rottenf&#252;hrer "<em>[Nachname des Angeklagten]</em>, der ein&#228;ugig war und aus X4 stammte"; "Effektenlager"; "viel in Begleitung des I1", dem "Lagerf&#252;hrer im Lager B II g)") au&#223;er Frage. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Zeuge U den Angeklagten der Wahrheit zuwider h&#228;tte belasten wollen, fehlen g&#228;nzlich. Der Umstand, da&#223; der Zeuge sich nach dem verlesenen Bescheid des Regierungspr&#228;sidenten in D&#252;sseldorf vom 9. Februar 1960 (Az.: 14 I 1 (01) ZK. 70271) bei der Erlangung eines Darlehens aus Mitteln der Wiedergutmachung unrichtiger Angaben bedient hatte, mag seine Glaubw&#252;rdigkeit in bezug auf die Schilderung solcher Taten in Frage stellen, aus denen er - weil selbst betroffen - Entsch&#228;digungsanspr&#252;che abzuleiten suchte. Derartige Bez&#252;ge fehlen indes hinsichtlich der von ihm dargestellten Tat des Angeklagten.</p> <span class="absatzRechts">294</span><p class="absatzLinks">Bei den Taten zu Ziffer 3. b) und c) stellt das Schwurgericht entscheidend auf die &#252;berzeugende Aussage des Zeugen T3 ab. Der Zeuge erweckte bei der Vernehmung einen hervorragenden Eindruck. Seine individuelle Glaubw&#252;rdigkeit und Leistungsf&#228;higkeit sind &#252;ber jedem Zweifel erhaben. Der zur Zeit der Vernehmung 69 Jahre alte polnische Zeuge wurde als politischer H&#228;ftling von Mitte Dezember 1942 bis Ende Oktober 1944 im KL Auschwitz gefangen gehalten. Heute ist er trotz seines Alters teilweise noch als Elektroniker in Warschau t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">295</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge erstattete seine Aussage betont sachlich. Nennenswerte Anzeichen einer affektiven Spannung, sei es, was die Ausgangssituationen, sei es, was die Aussagesituation anbelangt, waren nicht feststellbar. Er gab besonnen Auskunft, verlor zu keinem Zeitpunkt, selbst bei bohrenden Fragen nicht die Ruhe und schilderte sehr eingehend die Verh&#228;ltnisse im Lager. In Anbetracht seines Alters waren seine Angaben von einem bemerkenswert hohen Grad an Erinnerungsgenauigkeit getragen. Zu der von dem Zeugen X3 gefertigten Skizze III merkte er etwa zutreffend an, da&#223; das Lager Birkenau in leichter Abweichung von der Skizze in einem "anderen Winkel" zu dem Stammlager Auschwitz gelegen gewesen sei. Selbst an die Zeiten bestimmter Ereignisse konnte sich der Zeuge noch relativ konkret erinnern. Er kokettierte geradezu - auf sein gutes Ged&#228;chtnis anspielend - damit, da&#223; er sich aber schon einmal um einige Tage irren k&#246;nne, wie &#252;berhaupt die Angabe bestimmter Tage aus der damaligen Zeit ihm nat&#252;rlich zumeist nicht m&#246;glich sei. An dem Willen des Zeugen, die Wahrheit auszusagen, besteht f&#252;r die Kammer nach dem Gesamteindruck nicht der geringste Zweifel.</p> <span class="absatzRechts">296</span><p class="absatzLinks">Die Leistungsf&#228;higkeit steht ebenfalls au&#223;er Frage. Das Erinnerungsverm&#246;gen des Zeugen war, wie erw&#228;hnt, durch eine beachtenswerte Erinnerungsgenauigkeit gekennzeichnet. Fremdbeeinflussungen schlo&#223; der Zeuge glaubhaft aus. Er verwies darauf, da&#223; er losen Kontakt zu dem Zeugen L1 habe, ob er mit diesem &#252;ber den Angeklagten gesprochen habe, wollte er nicht ausschlie&#223;en, bezweifelte dies jedoch, weil es "Wichtigeres" gebe, als sich &#252;ber diese grauenvollen Vorg&#228;nge aus vergangener Zeit zu unterhalten. Indirekt best&#228;tigt wurde er zu diesem Detail von dem Zeugen L1 der bekundete, da&#223; er den Zeugen T3 nach langer Zeit erstmals im April 1987 - also nach dessen erster Vernehmung vom 21. April 1986 - wiedergesehen und sich dabei nur beil&#228;ufig mit ihm &#252;ber das Lager Kanada unterhalten habe. Irgendwelche affektiven Momente beeinflu&#223;ten die Aussage des Zeugen T3 nicht. Seine pr&#228;zisen Bekundungen zeichneten von den unter Ziffer 3. b) und c) festgestellten Taten ein anschauliches Bild. Die Folgerichtigkeit der Geschehensabl&#228;ufe, Stimmigkeit der erw&#228;hnten Gef&#252;hle und die bei aller Sachlichkeit zutage getretene Lebendigkeit, mit der der Zeuge die Vorg&#228;nge darstellte, lassen keinen Zweifel daran, da&#223; er diese Geschehnisse selbst erlebt hat. &#252;berdies kennzeichnete der Zeuge jeweils deutlich, wenn er etwas nicht mehr genau wu&#223;te oder hiervon im Lager nur vom H&#246;rensagen erfahren hatte. In diesem Zusammenhang stellte er in bezug auf den einzigen Widerspruch zu seiner von einer polnischen Rechtshilferichterin am 21. April 1986 durchgef&#252;hrten Vernehmung heraus, da&#223; er sich damals tats&#228;chlich nicht auf Anhieb an den Ruf des "Blinden", was die "B&#252;chsensch&#252;sse" anbelangt, erinnert habe; dies sei ihm wohl deshalb erst nachtr&#228;glich eingefallen, weil f&#252;r ihn das Selbsterlebte vor dem Wissen vom H&#246;rensagen gestanden habe. Die Erkl&#228;rung des Zeugen &#252;ber sein Erinnern und Vergessen ist plausibel. Das gilt um so mehr, als der Zeuge aus seiner Erinnerung angab, da&#223; er bei der genannten Aussage eingehend zu dem - auch bei der Vernehmung vor dem Schwurgericht im Mittelpunkt stehenden - selbsterlebten Geschehen befragt, w&#228;hrend dem Wissen vom H&#246;rensagen kaum Aufmerksamkeit gewidmet worden sei. Zu einer etwaigen Fremdbeeinflussung verwies er auf die Anmerkung zu dem Zeugen L1 und betonte: "Ich habe vor der heutigen Vernehmung mich mit niemandem dar&#252;ber unterhalten, was heute hier zur Sprache gekommen ist. Ich kenne - au&#223;er L1 - ja keinen H&#228;ftling aus dem Kommando Kanada. Auch in der Bundesrepublik, also jetzt vor dem Termin, habe ich mit niemandem &#252;ber dieses Thema gesprochen. Es gibt doch hier niemanden, der sich daf&#252;r interessieren w&#252;rde." Das Gericht ist aufgrund des glaubhaften Zeugnisses dieses Zeugen mit einer jeden Zweifel ausschlie&#223;enden Sicherheit davon &#252;berzeugt, da&#223; der Angeklagte auch die unter Ziffer 3. b) und c) festgestellten Taten begangen hat.</p> <span class="absatzRechts">297</span><p class="absatzLinks">dd)</p> <span class="absatzRechts">298</span><p class="absatzLinks">Nicht ohne Belang, wenngleich f&#252;r die Beweisf&#252;hrung von ungleich geringerem Gewicht, ist der Umstand, da&#223; neben den erw&#228;hnten eine Vielzahl weiterer Zeugen bekundet hat, da&#223; der Angeklagte schon im KL Auschwitz im Ruf gestanden habe, einen oder mehrere H&#228;ftlinge bei seinen "Schie&#223;&#252;bungen" erschossen zu haben. Die Zeugen K, I4, I5, K1, L3, X2, T4, Q, H2 und T5 berichteten &#252;bereinstimmend und glaubhaft, da&#223; derartige Taten in den Erz&#228;hlungen anderer H&#228;ftlinge (allein) dem Angeklagten zugeschrieben worden seien. In diesem Zusammenhang hat die Kammer, was die Zeugen Q, T5 und H2 anbelangt, den Beweisantr&#228;gen Nrn. 17, 19, 21 der Verteidigung vom 12. November 1987 entsprechend gem&#228;&#223; dem Beschlu&#223; vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer II., 4. und 5. zugunsten des Angeklagten als wahr unterstellt: "In der Strafsache gegen X3 u. a. vor dem Landesgericht f&#252;r Strafsachen in Wien hat der Zeuge Q im Hauptverhandlungstermin vom 15. Juni 1972 im Zusammenhang mit dem Lagerbereich Canada u. a. erkl&#228;rt: (&#220;ber Befragen des Vorsitzenden, welche SS-Leute aus dem neuen Canada dem Zeugen in Erinnerung seien, erkl&#228;rte dieser): "Ich kenne X1, X3, H3, L4, C5, den Hauptscharf&#252;hrer I1, den Verwaltungsf&#252;hrer T1, die Sanit&#228;tsdienstgrade X10 und C3, die mit der Desinfektion besch&#228;ftigt waren" (&#252;ber Befragen des Vorsitzenden, ob der Zeuge wei&#223;, da&#223; X3 H&#228;ftlinge geschlagen oder get&#246;tet hat, erkl&#228;rt dieser): "Ich m&#246;chte betonen, da&#223; bei uns kein Todesfall vorkam" (auf Befragen des Verteidigers K2, welcher SS-Mann im Zusammenhang mit der Erschie&#223;ung eines H&#228;ftlings erw&#228;hnt wurde, der in einem Waggon aufgefunden wurde, erkl&#228;rt der Zeuge): "Ich sprach mit J dar&#252;ber, glaube ich. Er sagte, jetzt haben sie einen umgelegt. Das war der X7 oder der I3, irgendeinen Namen hat er gesagt. Ich kann &#252;ber diesen Vorfall nur vom H&#246;rensagen sprechen. Ich habe nur von diesem einen Fall geh&#246;rt". (Beweisantrag Nr. 17 zu Ziff., II).</p> <span class="absatzRechts">299</span><p class="absatzLinks">"In der Hauptverhandlung vor dem Landesgericht f&#252;r Strafsachen Wien in der Strafsache gegen X3 u. a. - 20 Vr 3805/64 - Hv 63/71 - vom 19. Mai 1972 gibt der Zeuge T5 (&#252;ber Befragen durch den Staatsanwalt, ob dem Zeugen bekannt ist, da&#223; I3 - wie dieser selbst angibt - einmal eine H&#228;ftlingsfrau erschossen hat bzw. ob der Zeuge einmal davon geh&#246;rt hat und ob die H&#228;ftlinge dar&#252;ber gesprochen haben) an: "Jetzt weil Sie mir das sagen, f&#228;llt mir das auch wieder ein. Ich glaube, da&#223; einmal davon gesprochen wurde, da&#223; eine Frau von I3 erschossen wurde. Dies kam ja nicht jeden Tag vor und war eine Besonderheit. Unser Magazin ist ziemlich weit r&#252;ckw&#228;rts gelegen, so da&#223; es schon sein konnte, da&#223; man den Schu&#223;, mit dem die Frau get&#246;tet wurde, nicht unbedingt h&#246;ren mu&#223;te. Mit mir hat noch ein Mann im Magazin gearbeitet, und zwar X2 aus Br&#252;ssel. In unserem Magazin wurden die Klamotten gelagert. In den anderen Baracken, in denen Frauen besch&#228;ftigt waren, wurden die W&#228;schest&#252;cke sortiert und als Winterhilfe nach Deutschland geschickt. Wenn wirklich jemand erschossen wurde und wir den Schu&#223; nicht geh&#246;rt haben, so hat man sp&#228;ter erfahren, da&#223; dieser oder jener H&#228;ftling fehlt und es kam auch durch, auf welche Art der H&#228;ftling erschossen worden ist. In seiner umfassenden (37 Schreibmaschinenseiten) Aussage in der Hauptverhandlung vor dem Landesgericht Wien in dem Verfahren gegen X3 u. a., Aktenzeichen 20 Vr 3805/64 - Hv 63/71, hat der Zeuge T5 auf die Frage, ob er noch andere SS-Leute aus Canada kenne, die Namen X3, H3, L4, N1, X7, I3, einen kleinen Rottenf&#252;hrer aus Jugoslawien, L6, Q3, M2 und X2 genannt; den Namen <em>[Nachname des Angeklagten]</em>, die Spitznamen Slepy oder der Blinde nannte er nicht. Obwohl er in der sehr ausf&#252;hrlichen Vernehmung, insbesondere &#252;ber seine Erlebnisse im alten und neuen "Canada", von verschiedenen Mi&#223;handlungen und T&#246;tungen berichtet hat, hat er das spektakul&#228;re "B&#252;chsenschie&#223;en" an keiner Stelle erw&#228;hnt. Auch als der Staatsanwalt fragte, ob dem Zeugen noch ein Fall. einer Erschie&#223;ung aus dem Lagerabschnitt Canada bekannt ist, hat der Zeuge das "B&#252;chsenschie&#223;en" nicht erw&#228;hnt, sondern geantwortet: "Mir ist ein j&#252;discher Capo namens H5 in Erinnerung. Er wurde erschossen, da er Gesch&#228;fte mit der SS im Rahmen des Lagers Canada gemacht hat. Das war damals nat&#252;rlich besonders gef&#228;hrlich, denn der Schuldige war dann der H&#228;ftling." (Beweisantrag Nr. 19 zu II).</p> <span class="absatzRechts">300</span><p class="absatzLinks">"In der Strafsache gegen X3 u. a. vor dem Landesgericht f&#252;r Strafsachen in Wien hat die Zeugin H2 im Hauptverhandlungstermin vom 25. Mai 1972 erkl&#228;rt: "Vom H&#246;rensagen ist mir bekannt, da&#223; H3 einen H&#228;ftling, der eingeschlafen war, erschossen hat. Im "Lederkommando" soll auch jemand erschossen worden sein." Auf Befragen des Vorsitzenden gab die Zeugin an, sie habe selbst gesehen, da&#223; der Oberscharf&#252;hrer I3 ein M&#228;dchen erschossen hat. Auf Befragen des Vorsitzenden, ob ihr weitere Vorf&#228;lle im neuen "Canada" bekannt seien, erkl&#228;rte die Zeugin: "Als der Aufstand des Sonderkommandos war, haben wir geh&#246;rt, da&#223; ein H&#228;ftling davon auf dem Gel&#228;nde des neuen Canada erschossen wurde." Die spektakul&#228;ren F&#228;lle des sogenannten "B&#252;chsenschie&#223;ens" hat die Zeugin in ihrer umfassenden Vernehmung nicht erw&#228;hnt. (Beweisantrag Nr. 21 zu Ziff. II)."</p> <span class="absatzRechts">301</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat schon in dem Beschlu&#223; vorsorglich angemerkt, da&#223; die Aussage des Zeugen Q in der Hauptverhandlung und die der Zeugen T5 und H2 gem&#228;&#223; der verlesenen Vernehmungsniederschriften vom 8. und 10. Juni 1987 in den den Beweisantr&#228;gen vorangestellten sogenannten Ankn&#252;pfungspunkten nicht (T5) bzw. nur unvollst&#228;ndig (Q, H2) wiedergegeben sind und deshalb die Schl&#252;sse, die die Verteidigung aus den fr&#252;heren Aussagen dieser Zeugen in anderen Strafverfahren ziehen will, m&#246;glicherweise nicht er&#246;ffnet sind. Allgemein ist hierzu anzumerken, da&#223; den vormaligen Aussagen von Zeugen in anderen Strafverfahren, soweit sie &#252;ber bestimmte Ereignisse nicht berichtet haben, nur ein denkbar eingeschr&#228;nkter Wert zukommt. Das gilt um so mehr dann, wenn dem Gericht diese Aussagen &#8211; wie hier - gem&#228;&#223; den Wahrunterstellungen nur auszugsweise &#252;bermittelt werden. Die konkrete Vernehmungssituation ist ohnehin nicht entfernt nachvollziehbar. Die gef&#252;hlsm&#228;&#223;ige Belastung des Zeugen bei dem Versuch einer wahrheitsgem&#228;&#223;en Reproduktion der Erinnerungen, zumal in der Situation der gerichtlichen Vernehmung, Hemmungen, Sperrungen und Verdr&#228;ngungen scheinen - wenn &#252;berhaupt - allenfalls auf. Die Rahmensituation, Angaben Dritter, Vorhalte, Suggestivfragen bei den Vernehmungen, ohne deren Kenntnis eine zuverl&#228;ssige Bewertung nicht er&#246;ffnet ist, ist nicht einmal in Grundz&#252;gen erkennbar. Nimmt man die allgemeine Eigenschaft des Ged&#228;chtnisses, von komplexen Situationen und Szenen vorrangig den affektiv betonten, auf die eigene Person bezogenen Kerngehalt zu behalten und die Einzelheiten zu vergessen hinzu, und weiter, da&#223; diese Zeugen vorliegend - jedenfalls in erster Linie - zu anderen T&#228;tern und Taten befragt wurden, so ist durchaus erkl&#228;rlich, wenn sie sich seinerzeit an ihr Wissen vom H&#246;rensagen &#252;ber die dem Angeklagten zugeschriebenen Taten nicht erinnerten. Das gilt in besonderem Ma&#223;e f&#252;r den Zeugen Q.</p> <span class="absatzRechts">302</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge verdeutlichte in der Hauptverhandlung, da&#223; er sich bei der ersten ihm vorgehaltenen Vernehmung in dieser Sache vom 15. September 1983 "auf Anhieb" - allerdings auch erstmals wieder - an die "B&#252;chsensch&#252;sse" erinnert habe, nachdem er hierzu konkret befragt worden sei. Der Zeuge f&#252;hrte weiter aus, da&#223; er an "[<em>Nachname des Angeklagten</em>]" bei jener Vernehmung nur eine dunkle Erinnerung gehabt habe, erst in der Folge sei ihm im Zusammenhang mit der von Slepy ihm gegen&#252;ber ausgesprochenen "Todesdrohung" und seinen im KL Auschwitz &#252;ber Slepy gegen&#252;ber dem SS-Angeh&#246;rigen T1 gef&#252;hrten Beschwerden &#252;ber dessen brutales Vorgehen gegen H&#228;ftlinge eingefallen, da&#223; <em>[Nachname des Angeklagten]</em> und Slepy ein und dieselbe Person war, die er hier zweifelsfrei wiedererkenne. Der Zeuge hat damit einen Weg der Erinnerung aufgezeigt, der gleicherma&#223;en geeignet ist, den vermeintlichen Widerspruch zu seiner Aussage vom 15. Juni 1972 in einem anderen Strafverfahren wie auch zu seiner Vernehmung im Vorverfahren aufzul&#246;sen.</p> <span class="absatzRechts">303</span><p class="absatzLinks">Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r den Zeugen T5. Der Zeuge befand sich nach der Vernehmungsniederschrift vom 8. Juni 1987 in der Zeit vom 11. August 1942 bis zum 18. Januar 1945 im KL Auschwitz. Wie der Niederschrift zu entnehmen ist, identifizierte der Zeuge den Angeklagten in der ihm vorgelegten Lichtbildmappe zweifelsfrei. F&#252;r die Erinnerung dieses Zeugen war ebenfalls eine affektbetonte Einzelheit ausschlaggebend. Nach seiner Darstellung wurde er von dem Angeklagten mehrmals mit einem Spazierstock geschlagen, eine Begebenheit, die im Lager allt&#228;glich, und in einem nicht gegen den Angeklagten gerichteten Verfahren sicherlich nicht erw&#228;hnenswert war. Gerade eine solche, auf die eigene Person bezogene Tat vermag indes die Erinnerung an weitere Geschehnisse - wie hier die "B&#252;chsensch&#252;sse" - wachzurufen, die bereits im KL Auschwitz mit dem Angeklagten in Verbindung gebracht wurden, als Wissen vom H&#246;rensagen indes leicht dem Vergessen anheimfallen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">304</span><p class="absatzLinks">Nichts anderes gilt f&#252;r die Aussage der Zeugin H2 vom 25. Mai 1972. Die Zeugin war nach der Vernehmungsniederschrift vom 10. Juni 1987 &#252;ber zwei Jahre im KL Auschwitz inhaftiert. Sie hatte eine genaue Erinnerung an den Angeklagten und erkannte ihn in der ihr vorgelegten Lichtbildmappe zweifelsfrei wieder. Wie die Vernehmungsniederschrift belegt, brachte die Zeugin von der Person des Angeklagten ausgehend die Sprache auf die ihm im Lager zugeschriebenen Taten, da&#223; er n&#228;mlich H&#228;ftlingen "eine B&#252;chse auf den Kopf stellte und darauf geschossen hat" und da&#223; dabei "auch ein H&#228;ftling erschossen worden ist". Der Erinnerungsproze&#223; der Zeugin belegt, da&#223; f&#252;r ihre Erinnerung die Person des Angeklagten als Ankn&#252;pfungspunkt im Mittelpunkt stand. Auch hier besteht sonach kein unaufl&#246;slicher Widerspruch zu der Aussage vom 25. Mai 1972. Das gilt um so mehr, als es angesichts der F&#252;lle von selbsterlebten schrecklichen Ereignissen im KL Auschwitz keineswegs verwunderlich ist, wenn vor allem &#252;ber lange Zeit inhaftiert gewesene Zeugen bestimmte Geschehnisse, von denen sie im Lager nur geh&#246;rt hatten, allenfalls dann erw&#228;hnen oder f&#252;r erw&#228;hnenswert halten, wenn sie hierzu konkret befragt werden. &#220;berdies ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; viele Zeugen dem Wissen vom H&#246;rensagen selbst nur eine denkbar ungeordnete Bedeutung zuerkannten, teils sogar derart zur&#252;ckhaltend waren, da&#223; sie solches Wissen nicht einmal preisgeben wollten. Verwiesen sei hier auf die Aussage der Zeugin B, die angab, da&#223; man das, was man nicht selbst gesehen habe, nicht angeben d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">305</span><p class="absatzLinks">Insgesamt hat die Kammer danach keinen Anla&#223; die Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugen Q, H2 und T5 und die Glaubhaftigkeit ihrer Angaben in Zweifel zu ziehen. Das gilt in gleichem Ma&#223;e f&#252;r Person und Aussage der weiteren Zeugen K, I4, I5, K1, L3 und X2 sowie die Zeugin T4 gem&#228;&#223; der verlesenen Vernehmungsniederschrift vom 9. Juni 1987. Alle Zeugen haben ihren individuellen Erinnerungsproze&#223; nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt. Bei keinem der Zeugen haben sich Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, da&#223; sie den Angeklagten bewu&#223;t oder unbewu&#223;t der Wahrheit zuwider belasten wollten. Das Schwurgericht ist danach &#252;berzeugt, da&#223; bereits im KL Auschwitz einige H&#228;ftlinge aus Erz&#228;hlungen anderer Gefangener von den "Schie&#223;&#252;bungen" des Angeklagten ebenso erfahren haben wie davon, da&#223; derartige Taten, bei denen den betroffenen H&#228;ftlingen leere Konservendosen auf den Kopf gestellt wurden, die der Angeklagte in "Wilhelm-Tell-Manier," abscho&#223;, um die H&#228;ftlinge schlu&#223;endlich zu erschie&#223;en, allein dem Angeklagten zugeschrieben wurden.</p> <span class="absatzRechts">306</span><p class="absatzLinks">Den vorstehenden Ausf&#252;hrungen stehen weder die Aussagen der Zeugen L1 und C2 noch die - teils als wahr unterstellten - Angaben anderer fr&#252;herer H&#228;ftlinge entgegen. Der Zeuge L1 brachte allerdings zum Ausdruck, da&#223; er "wohl" schon im Lager von den "B&#252;chsensch&#252;ssen" geh&#246;rt und diese Taten immer mit dem SS-Angeh&#246;rigen I2, der etwa im April/Mai 1944 aus dem Lagerabschnitt B II g) "verschwunden" sei, in Verbindung gebracht habe. Der Zeuge schr&#228;nkte bei der weiteren Befragung jedoch die Zuverl&#228;ssigkeit seiner Erinnerung deutlich ein. Er "glaubte" zwar weiterhin, von diesen Vorf&#228;llen bereits im Lager geh&#246;rt zu haben, hob jedoch hervor, da&#223; die Taten allgemein dem "Verr&#252;ckten" zugeschrieben worden seien. Daraus - so der Zeuge - habe er geschlossen, da&#223; der "SS-Mann I2 der "Verr&#252;ckte" sei, das sei n&#228;mlich ein "Pathologe" gewesen, der ebenso wie der "C3 hinterh&#228;ltig und sadistisch" gewesen sei. Die Erkl&#228;rung des Zeugen offenbart, da&#223; er bei der Gleichsetzung des "Verr&#252;ckten" mit I2 einem aus seiner Sicht naheliegenden Irrtum erlegen sein kann. Dies um so mehr, als er nach seiner - von den individuellen Erfahrungen ausgehenden - Beschreibung von dem Angeklagten keinen Anla&#223; hatte, in ihm einen Verr&#252;ckten zu sehen. Der Zeuge C2 gab nach der ihm vorgehaltenen Aussage aus der Vorvernehmung vom 12. April 1985 an, da&#223; er sich nicht mehr genau erinnern k&#246;nne, ob er von den Vorf&#228;llen - den Sch&#252;ssen eines SS-Angeh&#246;rigen auf die auf K&#246;pfen von Gefangenen aufgestellten Dosen, in deren Verlauf die H&#228;ftlinge schlie&#223;lich durch Sch&#252;sse in den Kopf get&#246;tet worden seien - schon im Lager oder erst nach dem Krieg geh&#246;rt habe. Folglich kann aus der Tatsache, da&#223; der Zeuge "nur" bis April 1944 H&#228;ftling im KL Auschwitz war, nicht abgeleitet werden, da&#223; derartige Vorf&#228;lle sich etwa schon vor dem Eintreffen des Angeklagten im Lager ereignet h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">307</span><p class="absatzLinks">Dem Umstand, da&#223; einige Zeugen selbst vom H&#246;rensagen nichts zu den "B&#252;chsensch&#252;ssen" zu berichten vermochten, kommt keine nennenswerte Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang hat die Kammer den Beweisantr&#228;gen Nrn. 4 und 9 vom 17. August 1987 und Nr. 16 vom 12. November 1987 ganz oder teilweise folgend mit Beschl&#252;ssen vom 21. September 1987 zu Ziffer II., 4. und 9. und vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer II., 3. zugunsten des Angeklagten als wahr unterstellt: "Der Zeugin T11 sind Erschie&#223;ungen von H&#228;ftlingen durch den Angeklagten weder aus eigenem Erleben noch vom H&#246;rensagen bekannt (Beweisantrag Nr. 4 zu Ziffer II., 3.). Den Zeugen M4 und H6 ist &#252;ber die Erschie&#223;ung von H&#228;ftlingen im Rahmen des sogenannten "B&#252;chsenschie&#223;ens" bzw. sonstiger Erschie&#223;ungen weder aus eigenem Erleben noch vom H&#246;rensagen etwas bekannt (Beweisantrag Nr. 9 zu Ziffer II., 3.). Die Zeugen X11, Frau X12, L7, M5, Herr X9, S2, A, I7, O2, M6, C6 und C7 haben sich zu den Zeiten, in denen die angeklagten Taten geschehen sein sollen, in unmittelbarer N&#228;he der angeblichen Tatorte, n&#228;mlich im eng begrenzten Bereich des Lagers B II g) (Canada) befunden. Sie haben trotzdem und trotz der im Beweisantrag Nr. 15 geschilderten Umst&#228;nde weder das dem Angeklagten angelastete "B&#252;chenschie&#223;en" beobachtet noch andere T&#246;tungshandlungen durch den Angeklagten. Von solchen T&#246;tungen haben sie w&#228;hrend ihres Aufenthaltes im Lagerbereich B II g) (Canada) auch nicht geh&#246;rt" (Beweisantrag Nr. 16 zu Ziffer II.). Zu den "im Beweisantrag Nr. 15 geschilderten" Umst&#228;nden z&#228;hlte unter anderem die Wertung der Verteidigung, die "Gr&#246;&#223;e des Lagers B II g)" sei "&#252;berschaubar" gewesen, "T&#246;tungen im Lagerbereich Canada" h&#228;tten sich deshalb und wegen des "Ausnahmecharakters" "bis zum letzten H&#228;ftling herumgesprochen". Das gelte - so die Verteidigung - besonders f&#252;r "geradezu spektakul&#228;re T&#246;tungen" wie sie dem Angeklagten in der Form des sogenannten B&#252;chsenschie&#223;ens angelastet w&#252;rden; "vor allem w&#228;re keinem Capo, keinem Funktionsh&#228;ftling ein solches Geschehen verborgen geblieben".</p> <span class="absatzRechts">308</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat bereits mit Beschlu&#223; vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer II., 3. vorsorglich hervorgehoben, da&#223; die teils in den Ankn&#252;pfungspunkten, teils in den Beweisbehauptungen eingestellten - in den Antrag Nr. 16 wie in dem einbezogenen Beweisantrag Nr. 15 - Wertungen der Verteidigung, die mitunter schon eine Beweisw&#252;rdigung beinhalteten, nicht bedenkenfrei sind und deshalb, was den Beweisantrag zu Nr. 15 anbelangt, unter Ziffer II., 2. des Beschlusses u. a. ausgef&#252;hrt: "Die Aussage, die T&#246;tung eines H&#228;ftlings im Lager Kanada habe bzw. h&#228;tte sich bis zum <u>letzten</u> H&#228;ftling herumgesprochen, k&#246;nnte von den Zeugen nur unter der Voraussetzung zweifelsfrei best&#228;tigt werden, da&#223; sie nicht nur <u>alle</u> H&#228;ftlinge des 1944 zeitweilig ca. 1.000 Personen umfassenden "Kommandos Kanada" (im weitesten Sinne) gekannt, sondern auch durch laufende R&#252;ckfragen oder sonstige Ma&#223;nahmen hinsichtlich s&#228;mtlicher H&#228;ftlinge einen solchen &#220;berblick &#252;ber deren jeweiligen Kenntnisstand gewonnen h&#228;tten, da&#223; ihnen eine allumfassende Aussage im Sinne der Verteidigung er&#246;ffnet w&#228;re. Da&#223; ein H&#228;ftling im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau einen derartigen &#220;berblick auch nur in einem Teilbereich wie dem des Lagers Kanada und auch nur ann&#228;herungsweise gewonnen haben k&#246;nnte, ist angesichts der Gr&#246;&#223;e des Lagers B II g, der Aufteilung der H&#228;ftlinge in verschiedene Kommandos mit nochmals unterteilten Schichtdiensten und der Vielzahl der in diesem Lagerbereich - bei wechselndem Bestand - untergebrachten wie auch der dort nur zeitweilig t&#228;tigen H&#228;ftlinge undenkbar. Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r die Behauptung, T&#246;tungen "in der Form des B&#252;chsenschie&#223;ens" w&#228;ren vor allem keinem Kapo und keinem Funktionsh&#228;ftling verborgen geblieben. Auch hierzu w&#228;re einem ehemaligen Kapo oder sonstigem Funktionsh&#228;ftling eine zweifelsfreie Aussage nur er&#246;ffnet, wenn er einen allumfassenden - also nicht nur sein Kommando betreffenden - &#220;berblick &#252;ber das Geschehen im gesamten Lagerbereich B II g gehabt h&#228;tte, was schon angesichts der begrenzten Aufgabenbereiche in den dort t&#228;tigen drei Kommandos fernliegend, mit Blick auf die Gr&#246;&#223;e des Lagers, die Vielzahl der dort t&#228;tigen H&#228;ftlinge und das wechselhafte Geschehen dagegen undenkbar ist." Daran ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme festzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">309</span><p class="absatzLinks">Es kann keine Rede davon sein, da&#223; der Lagerabschnitt B II g) "&#252;berschaubar" gewesen w&#228;re. So hatten viele der dort in der n&#246;rdlichen Barackenreihe untergebrachten weiblichen H&#228;ftlinge bei ihrer Vernehmung nicht einmal entfernt einen &#220;berblick &#252;ber die s&#252;dliche Barackenreihe oder hoben hierzu hervor, da&#223; sie &#252;ber das, was in jenen Baracken geschah, nichts berichten k&#246;nnten, weil sie dort nicht t&#228;tig gewesen seien. Der Mehrzahl der Zeugen war nicht klar, da&#223; im Lagerabschnitt B II g) im wesentlichen drei verschiedene Kommandos (Effektenkammer-, Effektenlager-, Saunakommando) t&#228;tig waren, wobei die weiblichen H&#228;ftlinge &#252;berwiegend hervorhoben, da&#223; sie nur mit der mittleren und n&#246;rdlichen Barackenreihe sowie der Sauna und den dort t&#228;tigen H&#228;ftlingen, die sie allerdings einheitlich dem "Kommando Kanada" zurechneten, in Ber&#252;hrung gekommen seien. Hinzu kommt, da&#223; manche der H&#228;ftlinge vor allem wegen der umliegenden Krematorien und dem dortigen Massensterben gegen&#252;ber dem Alltagsgeschehen im Lager weitgehend abgestumpft waren, die Motivation zur Beobachtung und Registrierung von Vorg&#228;ngen, die nicht dem eigenen Schutzbed&#252;rfnis dienten, somit erlahmt war oder gar g&#228;nzlich fehlte. Besonders deutlich wurde dieses Moment einer affektiven Einengung der Wahrnehmungen bei der Zeugin D, die in einer Art Vogelstrau&#223;haltung von, den Ereignissen im Lager nichts wissen wollte, um sich nicht selbst zu gef&#228;hrden. Dieses egozentrische Schutzverhalten f&#252;hrte &#252;berdies dazu, da&#223; Wissen &#252;ber Selbsterlebtes oder vom H&#246;rensagen wegen der Gefahr, auf einen Spitzel zu treffen, nicht oder nur an die vertrauten H&#228;ftlinge weitergegeben wurde, der Informationsflu&#223; unter den Gefangenen somit keinesfalls als gesichert angesehen werden kann. Angesichts all dieser Umst&#228;nde kommt dem Aspekt, da&#223; einigen der im Jahre 1944 im Lagerabschnitt B II g) eingesetzten bis zu 1.000 Gefangenen nichts von den Taten des Angeklagten bekannt wurde, keine besondere Bedeutung zu. Das gilt selbst in bezug auf die sogenannten Funktionsh&#228;ftlinge.</p> <span class="absatzRechts">310</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge Q war im Jahre 1944 Oberkapo im Lagerabschnitt B II g). Er meinte, einen relativ guten &#220;berblick &#252;ber das Lager gehabt zu haben. Nach seiner - der Wahrunterstellung zu dem Beweisantrag Nr. 17 der Verteidigung folgenden - Aussage vom 15. Juni 1972 erw&#228;hnte er dort zun&#228;chst, da&#223; "bei uns kein Todesfall vorkam" und gab auf weiteres Befragen an, da&#223; er sich (doch) an einen Fall vom "H&#246;rensagen" erinnern k&#246;nne, in dem "X7 oder der I3" einen in einem Waggon aufgefundenen H&#228;ftling - so lautete die Fragestellung - "umgelegt" h&#228;tten. In der Hauptverhandlung berichtete er von drei anderen Vorf&#228;llen, bei denen H&#228;ftlinge get&#246;tet worden oder gestorben seien; einen Fall stufte er als Arbeitsunfall ein. Den 1972 geschilderten Vorfall erw&#228;hnte er nicht. Das belegt, mit welcher Vorsicht umfassenden &#196;u&#223;erungen von Zeugen begegnet, werden mu&#223;, die - wie der Zeuge Q in der Hauptverhandlung - meinen, einen guten &#220;berblick gehabt zu haben und deshalb in der Lage zu sein, aus ihrer Erinnerung "alle" T&#246;tungshandlungen und Toten im Lagerabschnitt B II g) aufz&#228;hlen zu k&#246;nnen. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, da&#223; der Zeuge I1 von einem H&#228;ftling im Lagerabschnitt B II g) berichtete, der "in den Zaun gegangen" sei. Der unbekannte Tote z&#228;hlte zu den nachdr&#252;cklichsten Erinnerungen des Zeugen I1, fand indes weder bei der Schilderung des Zeugen Q noch der sonstigen Zeugen, die hierzu allerdings nicht befragt wurden, Erw&#228;hnung.</p> <span class="absatzRechts">311</span><p class="absatzLinks">Der Vollst&#228;ndigkeit halber ist anzumerken, da&#223; das Gericht auf den die Zeugin C1 betreffenden Beweisantrag Nr. 20 der Verteidigung vom 12. November 1987 zu Ziffer II. mit Beschlu&#223; vom 14. Dezember 1987 zu Ziffer II., 6. zugunsten des Angeklagten als wahr unterstellt hat: "In der Strafsache gegen X3 u. a. vor dem Landesgericht f&#252;r Strafsachen in Wien hat die Zeugin im Hauptverhandlungstermin vom 16. Mai 1972 erkl&#228;rt: "Ich habe eine Ladung vom Gericht bekommen. Auf der der Name H3 angef&#252;hrt war. Aufgrund dieses Namens habe ich mich an ihn erinnert. Ich habe die drei letzten Monate &#252;ber alles nachgedacht und da ist mir sein Name eingefallen. Und so etwas ist nicht leicht." Auf Befragen des Vorsitzenden, ob die Zeugin gesehen habe, da&#223; einer der beiden Angeklagten einen H&#228;ftling get&#246;tet habe, gibt die Zeugin an: "Anfang Oktober 1944 hat das Sonderkommando einen Aufstand gemacht. Es war bei den Krematorien III und IV. Eines der beiden Krematorien hat gebrannt. Ich war eben aus der Nachtschicht gekommen, als man eine Sirene h&#246;rte und dann hie&#223; es, alle m&#252;ssen zum Appell. Die SS-M&#228;nner haben herumgesucht. Das Sonderkommando war ja hinter dem Stacheldraht. Bei dem Ausbruchsversuch haben sie die Dr&#228;hte zerschnitten. Die M&#228;nner vom Sonderkommando haben zu laufen angefangen. Manche haben sich verstecken k&#246;nnen. Die Baracken waren mit W&#228;sche vollgestopft. Ein H&#228;ftling hat sich zwischen W&#228;schest&#252;cken versteckt und X3 hat ihn gefunden. Er hat ihn dann anschlie&#223;end durch den ganzen Frauenblock durchgeschliffen. Ich stand in der ersten Reihe und habe alles genau gesehen. Sie haben die H&#228;ftlinge dann hinter die Mauer beim Krematorium gebracht. Wir haben nur eine Schie&#223;erei geh&#246;rt. Wer geschossen hat, haben wir nicht gesehen."</p> <span class="absatzRechts">312</span><p class="absatzLinks">Da die Kammer der Aussage der Zeugin C1, was das allgemeine Verhalten des Angeklagten und die ihm zugeschriebenen Taten anbelangt, aus den oben - Ziffer III., 4. b) - erw&#228;hnten Gr&#252;nden nicht folgt, bedarf es keines weiteren Eingehens auf etwaige Widerspr&#252;che Ihrer Aussage in der Hauptverhandlung zu derjenigen vom 16. Mai 1972. Aus diesem Grund hat die Kammer ebenfalls den Beweisantrag Nr. 7 der Verteidigung vom 17. August 1987 zu der unter Ziffer II., 1. aufgestellten Beweisbehauptung, wonach anl&#228;&#223;lich des Aufstandes im Krematorium ein griechischer H&#228;ftling des Sonderkommandos in den Bereich des Lagers B II g) gefl&#252;chtet und dort von dem ehemaligen SS-Unterscharf&#252;hrer X3 erschossen worden sein soll, mit Beschlu&#223; vom 21. September 1987 zu Ziffer II., 7. a) als f&#252;r die Entscheidung ohne Bedeutung abgelehnt, weil der Angeklagte der u. a. zu diesem Punkt auf die Angaben der Zeugin C1 gest&#252;tzten Nachtragsanklage nicht zugestimmt hat. In diesem Zusammenhang ist zur Klarstellung hervorzuheben, da&#223; die Zeugin M1 die von ihr geschilderte Erschie&#223;ung eines m&#228;nnlichen H&#228;ftlings durch den Angeklagten - vgl. vorstehend zu bb) a. E. - nicht mit dem von der Zeugin C1 dargestellten Ereignis anl&#228;&#223;lich des Krematoriumsaufstandes (7. Oktober 1944), sondern mit einem von ihr hiervon deutlich abgehobenen sogenannten "kleinen" Krematoriumsaufstand, in dessen Verlauf ein H&#228;ftling des SK geflohen sei, in Verbindung brachte. Die Beweistatsache ist mithin auch in bezug auf die Glaubw&#252;rdigkeitspr&#252;fung der Zeugin M1 ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">313</span><p class="absatzLinks">Nach alledem steht f&#252;r das Schwurgericht vor allem aufgrund der glaubhaften Angaben der Zeugen G und M1, die mit dem allgemeinen Verhalten des Angeklagten im KL Auschwitz ebenso in Einklang stehen wie mit den weiterhin dargestellten Taten (oben zu Ziffer 3.), ohne jeden Zweifel fest, da&#223; der Angeklagte die unter Ziffer 1. festgestellten Tathandlungen verwirklicht und dabei f&#252;nf unbekannt gebliebene Menschen get&#246;tet hat.</p> <span class="absatzRechts">314</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">315</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Angeklagte bei der Ausf&#252;hrung der einzelnen Taten bewu&#223;t und gewollt den Tod der Opfer herbeigef&#252;hrt hat, steht zur &#220;berzeugung der Kammer fest aufgrund der objektiven Geschehensabl&#228;ufe und seinem allgemeinen Verhalten gegen&#252;ber H&#228;ftlingen bzw. Deportierten, die zusammen genommen zuverl&#228;ssige R&#252;ckschl&#252;sse auf seine Willensbildung w&#228;hrend der jeweiligen Taten er&#246;ffnen.</p> <span class="absatzRechts">316</span><p class="absatzLinks">Opfer, Zielrichtung und Intensit&#228;t der Angriffe machen in allen F&#228;llen deutlich, da&#223; es dem Angeklagten nicht um eine blo&#223;e Beeintr&#228;chtigung der k&#246;rperlichen Integrit&#228;t seiner Opfer ging. Wer, wie der Angeklagte, mit einer Pistole auf den Kopf eines Menschen zielt und schie&#223;t, der wei&#223; gew&#246;hnlich um die Gef&#228;hrlichkeit und will den Tod des Opfers. Das gilt in besonderem Ma&#223;e dann, wenn die Sch&#252;sse aus wenigen Metern Entfernung abgegeben werden, im Fall 1. b) sogar aus n&#228;chster N&#228;he auf die am Boden liegenden Opfer erfolgten. Schon der &#228;u&#223;ere Geschehensablauf streitet daher nachhaltig daf&#252;r, da&#223; der Angeklagte bei der jeweiligen Tatausf&#252;hrung seine Sch&#252;sse bewu&#223;t und gezielt einsetzte, um die Opfer zu t&#246;ten. Das gilt auch f&#252;r den Fall 1. a), in dem das lautstarke Schimpfen des Angeklagten und der diesem unmittelbar nachfolgende Schu&#223; belegen, da&#223; der Angeklagte hier nicht etwa "versehentlich" geschossen oder getroffen hat, zumal das nachfolgende Lachen des Angeklagten bei der Anweisung gegen&#252;ber zwei anderen H&#228;ftlingen, den K&#246;rper des Erschossenen abzuholen, als Reaktion auf einen ungewollten Geschehensablauf kaum nachvollziehbar w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">317</span><p class="absatzLinks">Neben dem &#228;u&#223;eren Geschehensablauf wird die &#220;berzeugung der Kammer gest&#252;tzt durch das Allgemeinverhalten des Angeklagten gegen&#252;ber H&#228;ftlingen im KL Auschwitz. Der Angeklagte war nicht lediglich allein in seiner Eigenschaft als im Lager eingesetzter SS-Angeh&#246;riger ein notwendiges Glied in der "T&#246;tungsmaschinerie" des KL Auschwitz. Dar&#252;ber hinaus trug er mit seinem Verhalten und seinen Taten dazu bei, da&#223; Auschwitz heute als Synonym f&#252;r die Schreckensherrschaft der NS-Machthaber und alle in ihrem Namen begangenen Verbrechen gilt. Er setzte sich nach den Feststellungen im Lager &#252;ber alle menschlichen und moralischen Bedenken, ja selbst &#252;ber die ihm von dem Unrechtssystem vorgegebenen Regeln, hinweg. Die ihm unterstellten H&#228;ftlinge mi&#223;handelte er seinen sadistischen Strebungen folgend nach Gutd&#252;nken. Roh und gef&#252;hllos verdeutlichte er ihnen w&#228;hrend solcher Mi&#223;handlungen mit &#252;blen Beschimpfungen, da&#223; ihnen - was seiner &#220;berzeugung entsprach - ein Lebensrecht nicht zukam. Die pervertierten Gef&#252;hle des Angeklagten fanden ihren H&#246;hepunkt in den den F&#228;llen 1. c) und d) - aber auch 3. a) - zugrunde liegenden Taten, in denen er menschliche Wesen zum blo&#223;en Objekt seiner "Schie&#223;&#252;bungen" herabw&#252;rdigte. Dabei schreckte er im Falle 1. c) nicht einmal davor zur&#252;ck, einem Kind vor dem Tode zus&#228;tzliche unerme&#223;liche seelische Qualen zuzuf&#252;gen. Deutlicher kann die menschenverachtende Grundhaltung des Angeklagten, dem jegliches Mitgef&#252;hl f&#252;r die H&#228;ftlinge oder Deportierten fehlte, nicht belegt werden. Gerade der Fall 1. c) beweist zudem, da&#223; der Tod des kleinen Jungen nicht etwa "zuf&#228;llig" - durch einen fehlgehenden Schu&#223; - eintrat. Die Ank&#252;ndigung des Angeklagten, er werde das Kind "erledigen", war eindeutig und zeigt, da&#223; er das Kind t&#246;ten wollte. Insgesamt hat das Schwurgericht danach nicht den geringsten Zweifel, da&#223; der Angeklagte in allen unter Ziffer 1. festgestellten F&#228;llen den Tod der Opfer wissentlich und willentlich herbeigef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">318</span><p class="absatzLinks">V.</p> <span class="absatzRechts">319</span><p class="absatzLinks">Die unter Ziffer IV., 1. a) - d) aufgef&#252;hrten Tathandlungen f&#252;hren in allen F&#228;llen zu einer Verurteilung wegen Mordes.</p> <span class="absatzRechts">320</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">321</span><p class="absatzLinks">Der Sachentscheidung steht ein die Einstellung des Verfahrens nach &#167; 206 a StPO gebietendes Verfahrenshindernis nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">322</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">323</span><p class="absatzLinks">Entgegen der im Schlu&#223;wort nochmals erhobenen Einw&#228;nde der Verteidigung bestehen an der Zul&#228;ssigkeit der Anklageschrift vom 7. Juni 1985 in Form des korrigierten Anklagesatzes vom 4. November 1985, insbesondere was Art und Umfang der Konkretisierung der einzelnen Anklagepunkte anbetrifft, keinerlei Zweifel.</p> <span class="absatzRechts">324</span><p class="absatzLinks">Anklage und somit auch der Beschlu&#223; &#252;ber die Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens bezeichnen den Verhandlungs- und Urteilsgegenstand so genau und vollst&#228;ndig, da&#223; der historische Ablauf der einzelnen Taten wie Art und Umfang des Schuldvorwurfs hinreichend deutlich zu erkennen sind. Zutreffend geht die Verteidigung davon aus, da&#223; von einer hinreichenden Konkretisierung der Tat nur dann ausgegangen werden kann, wenn die Tat "durch bestimmte Tatumst&#228;nde so genau gekennzeichnet" wird, da&#223; "keine Unklarheit dar&#252;ber m&#246;glich ist, welche Handlungen dem Angeklagten zur Last gelegt werden" (BGHSt 5, 225, 227). Es l&#228;&#223;t sich allerdings "nicht allgemein sagen, mit welchen n&#228;heren tats&#228;chlichen Angaben eine Tat gen&#252;gend gekennzeichnet wird" (BGHSt 10, 137, 140). Unabdingbar ist jedoch, da&#223; der historische Ablauf des Tatgeschehens und der Umfang des Schuldvorwurfs mit gen&#252;gender Deutlichkeit gekennzeichnet werden. Dabei ist die genaue datenm&#228;&#223;ige Festlegung der Tatzeit nur dann erforderlich, wenn sie f&#252;r den Schuldspruch und die sichere Erfassung der ihm zugrunde liegenden Tat unerl&#228;&#223;lich ist (OLG Karlsruhe MDR 1982, 248).</p> <span class="absatzRechts">325</span><p class="absatzLinks">Diesen Grunds&#228;tzen f&#252;r die Darstellung der konkreten Taten tr&#228;gt die Anklage und der hierauf fu&#223;ende Er&#246;ffnungsbeschlu&#223; der Kammer, soweit dem Antrag auf Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens stattgegeben wurde, Rechnung. S&#228;mtliche Tathandlungen sind dort - jedenfalls bei der zul&#228;ssigen Heranziehung des in der Anklageschrift niedergelegten wesentlichen Ermittlungsergebnisses - nach Tatzeit, Tatort, Tatopfer und vor allem dem jeweils pr&#228;genden Tatgeschehen so deutlich gekennzeichnet, da&#223; das historische Geschehen der Tatvorw&#252;rfe wie Art und Umfang des Schuldvorwurfs hinreichend konkretisiert sind. Die Forderung nach einer (noch) n&#228;heren Eingrenzung der Tatzeiten als im Anklagesatz (1944) bzw. wesentlichen Ermittlungsergebnis (wegen des dort mit dem 22. Mai 1944 erw&#228;hnten Eintreffens des Angeklagten im KL Auschwitz fr&#252;hestens ab diesem Zeitpunkt), Tatorte (KL Auschwitz-Birkenau; bei Aufsicht des Angeklagten &#252;ber H&#228;ftlinge des Kommandos "Kanada") oder Tatopfer zu verlangen, hie&#223;e jedenfalls in F&#228;llen der vorliegenden Art die Anforderungen an die unabdingbare Konkretisierung zu &#252;berspannen, zumal den Taten jeweils ein unterscheidungskr&#228;ftiges Merkmal von dem Rahmen- wie Tatgeschehen verliehen wird.</p> <span class="absatzRechts">326</span><p class="absatzLinks">Als Beleg f&#252;r die gen&#252;gende Konkretisierung mag der Teilfreispruch des Angeklagten von dem Schuldvorwurf, einen weiteren m&#228;nnlichen H&#228;ftling bei seinen "Schie&#223;&#252;bungen" erschossen zu haben (a. des Anklagesatzes), dienen. Mit Blick auf die vom Zeugen S geschilderte - oben zu Ziffer IV., 3. a) festgestellte - Tat, die im wesentlichen mit derjenigen des Anklagevorwurfs gleichgelagert ist, sich hiervon indes wegen des Tatgeschehens zwischen und nicht vor den Baracken abhebt, ergibt sich der Teilfreispruch folglich als Konsequenz aus dem durch die Anklage hinreichend umrissenen Verhandlungs- und Urteilsgegenstand.</p> <span class="absatzRechts">327</span><p class="absatzLinks">Der Verteidigung kann nicht darin gefolgt werden, da&#223; das Gericht an die im wesentlichen Ergebnis der Ermittlungen der Anklage niedergelegte allgemeine Beschreibung des KL Auschwitz bzw. des Lagers Birkenau oder die Ausf&#252;hrungen zu einzelnen Lagerabschnitten, Kommandos oder Werdegang und Einsatz des Angeklagten im KL Auschwitz gebunden ist. Die Kammer trifft ihre Feststellungen vielmehr allein auf der Grundlage der in der Hauptverhandlung gewonnenen Erkenntnisse. Soweit diese von dem wesentlichen Ermittlungsergebnis abweichen, ist dies nur dann von Bedeutung, wenn hierdurch die Identit&#228;t der angeklagten Taten in Frage gestellt wird. Das ist indes nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">328</span><p class="absatzLinks">Die auf der fr&#252;heren Einlassung des Angeklagten beruhende Angabe im wesentlichen Ermittlungsergebnis, der Angeklagte habe nach seinem Eintreffen im KL Auschwitz zun&#228;chst zwei Monate in der H&#228;ftlingsgeldverwaltung (HGV) Dienst verrichtet (Seite 9/10 der Anklage), trifft nach den Feststellungen der Kammer - weil schon diese Einlassung des Angeklagten der Wahrheit zuwiderlief - nicht zu. Da&#223; der Angeklagte allenfalls wenige Tage in der HGV eingesetzt war, ber&#252;hrt die Identit&#228;t der angeklagten Taten jedoch in keiner Weise. Das gilt gleicherma&#223;en f&#252;r die erst im Verlauf der Hauptverhandlung gewonnenen n&#228;heren Erkenntnisse &#252;ber das in der N&#228;he des Stammlagers Auschwitz gelegene Effektenlager I, den Lagerabschnitt B II g) - mit dem Effektenlager II - in Birkenau und die dort jeweils t&#228;tigen Kommandos, insbesondere das zeitweilige Nebeneinanderwirken einzelner Arbeitskommandos in den Effektenlagern I und II. Dem wesentlichen Ermittlungsergebnis (Seite 11 f. der Anklage) liegt allerdings die Annahme zugrunde, da&#223; (auch) die Taten zu b) und c) des Anklagesatzes sich im Lager Birkenau ereignet h&#228;tten. Dies folgt aus der - nach den Feststellungen der Kammer unzutreffenden, nach den damaligen Erkenntnissen naheliegenden - Darstellung, wonach sich das Lager "Kanada"' bis Ende 1943/Anfang 1944 in der N&#228;he des Stammlagers Auschwitz befunden habe und "anschlie&#223;end" in Birkenau eingerichtet worden sei (Seite 12 der Anklage). Die Abweichung in diesem, allen Verfahrensbeteiligten nach der Vernehmung des Zeugen G offenbar gewordenen Detail zu dem n&#228;heren Tatort (Effektenlager I) vermag die Identit&#228;t der angeklagten Taten ebenfalls nicht in Frage zu stellen. Denn die Identit&#228;t des historischen Geschehensablaufs bleibt schon wegen des im Anklagesatz &#252;bergreifend genannten Tatortes (KL Auschwitz-Birkenau) und der kennzeichnenden Angaben zu Tatzeit, Tatopfern und vor allem dem n&#228;heren Tatgeschehen gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">329</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">330</span><p class="absatzLinks">Das Verfahren ist ebenfalls nicht aus dem Gesichtspunkt der Verj&#228;hrung der Strafverfolgung einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">331</span><p class="absatzLinks">Die Straftaten des Angeklagten sind nicht verj&#228;hrt. Verbrechen des Mordes unterliegen nach&#167; 78 Abs. 2 StGB der Verj&#228;hrung nicht. Die durch das 16. Strafrechts&#228;nderungsgesetz vom 16. Juli 1979 (BGBl. I S. 1046) geschaffene Rechtslage bezieht sich nach Artikel 2 auch auf fr&#252;her begangene Taten, wenn deren Verfolgung am 21. Juli 1979 noch nicht verj&#228;hrt war. Das ist hier der Fall.</p> <span class="absatzRechts">332</span><p class="absatzLinks">Die Straftaten des Angeklagten sind nach der materiellen Strafvorschrift des &#167; 211 StGB zu beurteilen. Die bereits zur Tatzeit (1944) g&#252;ltige Fassung sah allerdings f&#252;r Mord anstelle der lebenslangen Freiheitsstrafe die durch Artikel 102 GG abgeschaffte Todesstrafe vor. Nach der Strafdrohung richteten sich die Regelungen zur Strafverfolgungsverj&#228;hrung, die gem&#228;&#223; &#167; 67 Abs. 1 Nr. 1 StGB a. F. f&#252;r die Strafdrohung des Mordes eine Verj&#228;hrungsfrist von 20 Jahren vorsahen. Die zur Tatzeit ma&#223;gebende 20-j&#228;hrige Verj&#228;hrungfrist ruhte indes bis zum 8. Mai 1945, weil die Verfolgung der Taten wegen der rechtsfeindlichen Haltung der NS-Machthaber bis zu diesem Zeitpunkt praktisch ausgeschlossen war (&#167;&#167; 69 Abs. 1 StGB a. F., 78 b Abs. 1 StGB n. F.; vgl. BGH NJW 1962, 2308; 1963, 1627). Das gilt trotz der eigenm&#228;chtigen Handlungsweise des Angeklagten. Auch der Verfolgung dieser Verbrechen stand nach der &#220;berzeugung des Gerichts der als Gesetz postulierte F&#252;hrerwille objektiv entgegen, weil aus der Sicht der Reichsf&#252;hrung-SS ein strafw&#252;rdiges Delikt allenfalls in dem selbst&#228;ndigen Handeln gelegen h&#228;tte, nicht aber in der Erschie&#223;ung sogenannter "Volksfeinde" bzw. "Untermenschen" (vgl. BGH NJW 1963, 1627). &#220;berdies hat die Zeit vom 8. Mai 1945 bis zum 31. Dezember 1949 f&#252;r die Taten des Angeklagten als nach der damaligen Rechtslage mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedrohten Verbrechen nach &#167; 1 des Gesetzes &#252;ber die Berechnung strafrechtlicher Verj&#228;hrungsfristen vom 13. April 1965 (BGBl. I, S. 315), das frei von verfassungsrechtlichen Bedenken ist (BVerfGE 25, 269), au&#223;er Betracht zu bleiben. Die 20-j&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist f&#252;r die Straftaten des Angeklagten wurde folglich erst am 1. Januar 1950 in Lauf gesetzt, war daher am 6. August 1969 noch nicht beendet. Vor diesem Zeitpunkt wurde die Verj&#228;hrungsfrist mit dem 9. Strafrechts&#228;nderungsgesetz vom 4. August 1969 (BGBl. I, S. 1065) durch &#196;nderung des &#167; 67 Abs. 1 Nr. 1 StGB a. F. auf 30 Jahre verl&#228;ngert. Diese verl&#228;ngerte Verj&#228;hrungsfrist war noch nicht abgelaufen, als das eingangs erw&#228;hnte 16. Strafrechts&#228;nderungsgesetz die Verj&#228;hrung von Mord aufhob.</p> <span class="absatzRechts">333</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">334</span><p class="absatzLinks">Die unter Ziffer IV., 1. a) - d) aufgef&#252;hrten F&#228;lle sind im Kern rechtlich gleich zu beurteilen. In allen F&#228;llen ist der Tatbestand des Mordes verwirklicht.</p> <span class="absatzRechts">335</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">336</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte hat in jedem der geschilderten F&#228;lle die H&#228;ftlinge bzw. Deportierten vors&#228;tzlich get&#246;tet. Denn nach den getroffenen Feststellungen hat er den Tod der Opfer in T&#246;tungsabsicht durch die in jedem einzelnen Fall geschilderte Behandlung unmittelbar herbeigef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">337</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">338</span><p class="absatzLinks">Die T&#246;tung der H&#228;ftlinge bzw. Deportierten erfolgte in jedem der genannten F&#228;lle aus niedrigen Beweggr&#252;nden. Eine T&#246;tung beruht auf niedrigen Beweggr&#252;nden i. S. d. &#167; 211 Abs. 2 StGB, wenn die den T&#228;ter beherrschenden Vorstellungen und Erw&#228;gungen nach allgemeiner sittlicher Anschauung auf tiefster Stufe stehen und seine Motive deshalb als gemein, verachtenswert und besonders verwerflich anzusehen sind (BGHSt 2, 63; 3, 133; 18, 37; 22, 376). Das trifft auf die Gesinnung des Angeklagten in den zu Ziffer IV., 1. a) - d) angef&#252;hrten Taten zu. In allen diesen F&#228;llen erfolgte die T&#246;tung der Opfer ohne Gerichtsverfahren und ohne Urteil aus einer Gesinnung heraus, die auf der nationalsozialistischen Rassenirrlehre von der Vorherrschaft der sogenannten nordischen Rasse aufbauend den Angeh&#246;rigen der angeblich "minderwertigen Rassen", insbesondere den Deportierten und Lagerinsassen kein Lebensrecht zuerkannte und ihnen jede Menschenw&#252;rde absprach. Besonders deutlich treten die niedrigen Beweggr&#252;nde bei den Taten zu Ziffer IV., 1. c) und d) zutage, in deren Verlauf der Angeklagte seine Opfer zu blo&#223;en Objekten seiner "Schie&#223;&#252;bungen" herabw&#252;rdigte, ehe er die nach &#220;berzeugung der Kammer von ihm als minderwertig eingestuften Opfer t&#246;tete. Eine andere Gesinnung lag auch den F&#228;llen zu Ziffer IV., 1. a) und b) nicht zugrunde, m&#246;gen hier auch sonst noch &#228;u&#223;ere Anl&#228;sse (verz&#246;gerliche Befolgung des Weckrufs; Fluchtversuch) vorgelegen haben. Auch die "Liquidierung" dieser H&#228;ftling war letztlich getragen von dem Motiv, das Leben der als "minderwertig" angesehenen Menschen allein aus diesem Grunde ohne weiteres ausl&#246;schen zu k&#246;nnen. Solche Beweggr&#252;nde stehen auf tiefster sittlicher Stufe und k&#246;nnen nur als gemein und ver&#228;chtlich bezeichnet werden. Wer sich aus einer solchen Einstellung heraus zur T&#246;tung von Menschen bestimmen l&#228;&#223;t, handelt aus niedrigen Beweggr&#252;nden (BGH a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">339</span><p class="absatzLinks">Nicht erforderlich ist, da&#223; der Angeklagte selbst erkannt haben mu&#223;, da&#223; seine tragenden Tatmotive als niedrige Beweggr&#252;nde im Sinne des &#167; 211 Abs. 2 StGB zu werten sind. Ma&#223;geblich sind nicht die Wertvorstellungen des einzelnen T&#228;ters, sondern die Anforderungen, die die allgemein anerkannten sittlichen Grunds&#228;tze an jeden einzelnen Menschen stellen. Nach diesen Grunds&#228;tzen aller zivilisierten V&#246;lker ist und war schon damals die T&#246;tung eines Menschen allein wegen seines Glaubens, seiner Zugeh&#246;rigkeit zu einer bestimmten Rasse oder Personengruppe, wegen seiner politischen &#220;berzeugung oder wegen einer Krankheit, noch dazu ohne irgendein Verfahren, durch das seine Rechte gewahrt wurden, sittlich verachtenswert. Da der Angeklagte die tats&#228;chlichen Umst&#228;nde kannte, die seine Motive als verabscheuungsw&#252;rdig kennzeichneten, ist es unbeachtlich, wenn er im Sinne seiner eigenen pervertierten Wertskala sein Handeln m&#246;glicherweise nicht als sittlich und moralisch verachtenswert empfand.</p> <span class="absatzRechts">340</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">341</span><p class="absatzLinks">Die T&#246;tung der H&#228;ftlinge bzw. Deportierten erfolgte au&#223;erdem in den geschilderten F&#228;llen IV., 1. b), c) und d) auf grausame Art und Weise. Grausam ist eine T&#246;tung dann, wenn der T&#228;ter seinen Opfern aus gef&#252;hlloser, unbarmherziger Gesinngung k&#246;rperliche oder seelische Leiden von einer St&#228;rke und Dauer bereitet, die zur Herbeif&#252;hrung des Todes nicht erforderlich sind (BGHSt 3, 181, 264; BGH NJW 1971, 1190). Diese Voraussetzungen sind - abgesehen von der unter IV., 1. a) dargestellten Tat - bei den genannten F&#228;llen erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">342</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte hat seinen Opfern aus einer gef&#252;hllosen und unbarmherzigen Gesinnung heraus besondere Schmerzen und Qualen k&#246;rperlicher und seelischer Art zugef&#252;gt. Nur ein gef&#252;hlloser, unbarmherziger Mensch konnte die H&#228;ftlinge bzw. Deportierten, die ohnehin schon genug unter der jeder Menschenw&#252;rde hohnsprechenden Behandlung auf dem Transport in das bzw. im KL Auschwitz litten, noch zus&#228;tzlich, ohne da&#223; triftige oder menschlich wenigstens nachvollziehbare Gr&#252;nde vorlagen, auf die in den einzelnen F&#228;llen geschilderte Art und Weise umbringen. Der Angeklagte kannte die &#228;u&#223;eren Umst&#228;nde f&#252;r das schwere Los der Deportierten und H&#228;ftlinge im KL Auschwitz. Wenn er sie in der geschilderten Weise mi&#223;handelte, bis zur Bewu&#223;tlosigkeit schlug und trat und in den angef&#252;hrten F&#228;llen sogar t&#246;tete, so zeugt das davon, da&#223; er weder Mitleid noch Erbarmen kannte, sondern durch innere Grundhaltung und Zust&#228;nde im KL v&#246;llig verroht war.</p> <span class="absatzRechts">343</span><p class="absatzLinks">Besonders kra&#223; tritt die Grausamkeit in den F&#228;llen IV., 1. c) und d) zutage, die an Brutalit&#228;t kaum noch &#252;berbietbar erscheinen. Durch die "Schie&#223;&#252;bungen" mu&#223;ten die Opfer, ein kleines Kind und ein M&#228;dchen, vor ihrer "Liquidierung" weit &#252;ber die normale Todesangst hinausgehende seelische Qualen erleiden. Daran kann kein Zweifel bestehen. Aus ihrer Sicht konnte jeder Schu&#223; des Angeklagten auf die auf ihrem Kopf bzw. Schultern stehenden Dosen den Tod bedeuten. Andererseits brachte jeder Schu&#223;, der sie nicht traf, Hoffnung auf ein &#220;berleben zur&#252;ck. Die unbeschreibbare Angst der Opfer und die ihnen w&#228;hrend der Schie&#223;&#252;bungen zugef&#252;gten seelischen Qualen, die mit der Herbeif&#252;hrung ihres Todes nicht notwendigerweise verbunden waren, wird deutlich gekennzeichnet durch die geschilderte Erstarrung des Kindes im Falle I. c). Zudem belegt das Verhalten, des Angeklagten in diesem Fall die v&#246;llige Pervertierung der Gef&#252;hle und seinen grenzenlosen Sadismus. Hierf&#252;r steht nicht zuletzt die ausdr&#252;ckliche Ank&#252;ndigung gegen&#252;ber dem Kind, da&#223; er es "erledigen" werde. Der Fall IV., 1. d) steht der vorbeschriebenen Tat an Grausamkeit in nichts nach.</p> <span class="absatzRechts">344</span><p class="absatzLinks">Grausam war ebenfalls die Erschie&#223;ung der beiden m&#228;nnlichen H&#228;ftlinge im Fall IV., 1. b). Die Opfer haben vor ihrem Tod durch die Mi&#223;handlungen, insbesondere auch durch die Tritte des Angeklagten erhebliche Schmerzen erdulden m&#252;ssen. Es steht au&#223;er Frage, da&#223; Tritte mit Stiefeln, die gegen empfindliche K&#246;rperteile (Brust/ Bauch) gef&#252;hrt werden, bei den Opfern erhebliche Schmerzen hervorrufen. Diese Schmerzen waren ebenfalls nicht notwendigerweise mit der Herbeif&#252;hrung des Todes verbunden. Au&#223;erdem mu&#223;ten beide H&#228;ftlinge seelische Qualen erleiden. Das kann angesichts der vor Angst fast "verr&#252;ckten" Opfer nicht zweifelhaft sein und gilt in besonderem Ma&#223;e f&#252;r denjenigen H&#228;ftling, der in qualvoller Weise vor dem eigenen Tod die Erschie&#223;ung seines Kameraden durch den Angeklagten miterleben mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">345</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte kannte in den vorerw&#228;hnten F&#228;llen (IV., 1. b, c, d) auch die gesamten Umst&#228;nde, die die T&#246;tungshandlungen als grausam kennzeichneten. Denn er war es selbst, der die H&#228;ftlinge in der geschilderten Art und Weise qu&#228;lte und zu Tode brachte. Das gen&#252;gt. Nicht erforderlich ist, da&#223; er die T&#246;tungen selbst als grausam empfand und wertete.</p> <span class="absatzRechts">346</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des m&#228;nnlichen H&#228;ftlings, der in einer Baracke des Effektenlagers I erschossen wurde, weil er nicht "rechtzeitig" angetreten war (Fall IV., 1. a), reichen die getroffenen Feststellungen dagegen nicht aus, um seine T&#246;tung als grausam einzustufen. Es steht weder fest, ob der H&#228;ftling sein Schicksal vorausahnte und dadurch besondere psychische Qualen erduldete, noch l&#228;&#223;t sich aus der Erschie&#223;ung selbst etwas daf&#252;r herleiten, da&#223; diesem H&#228;ftling &#252;ber den mit jeder Erschie&#223;ung notwendig verbundenen Schmerz zus&#228;tzliche Leiden zugef&#252;gt wurden.</p> <span class="absatzRechts">347</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">348</span><p class="absatzLinks">Die vors&#228;tzlich, in allen F&#228;llen aus niedrigen Beweggr&#252;nden und au&#223;er im Fall IV., 1. a) zudem grausam ausgef&#252;hrten T&#246;tungen waren rechtswidrig. Irgendwelche Rechtfertigungsgr&#252;nde sind daf&#252;r nicht vorhanden. Der Angeklagte war nicht - auch nicht nach den Richtlinien der damaligen NS-Machthaber - befugt, die H&#228;ftlinge eigenm&#228;chtig zu t&#246;ten. Wenn seine Handlungsweise von seinen unmittelbaren Vorgesetzten im KL Auschwitz stillschweigend geduldet wurde, kann das sein Handeln nicht rechtfertigen. Denn ihnen stand nach dem Willen der SS-F&#252;hrung ebenfalls nicht das Recht zu, &#252;ber Leben und Tod eines H&#228;ftlings oder Deportierten zu bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">349</span><p class="absatzLinks">Da der Angeklagte in allen F&#228;llen selbst&#228;ndig ohne besondere Anordnung oder Befehl gehandelt hat, kann er sich schon im Ansatz nicht darauf berufen, da&#223; er nur in Ausf&#252;hrung von "Befehlen in Dienstsachen" und damit gem&#228;&#223; &#167; 47 Abs. 1 MStGB pers&#246;nlich rechtm&#228;&#223;ig t&#228;tig geworden w&#228;re. Darauf, da&#223; eine solche Rechtfertigung voraussetzt, da&#223; der Untergebene in Aus&#252;bung "rechtm&#228;&#223;iger" Befehle gehandelt hat und da&#223; dieses Merkmal T&#246;tungsbefehlen in den konkreten Situationen gefehlt h&#228;tte, weil derartige Befehle die allen Kulturv&#246;lkern gemeinsame &#220;berzeugung von Wert und W&#252;rde des menschlichen Lebens mi&#223;achtet h&#228;tten und damit offenkundig verbrecherischen Inhalts gewesen w&#228;ren, kommt es mithin nicht an.</p> <span class="absatzRechts">350</span><p class="absatzLinks">Wegen der eigenm&#228;chtigen Handlungsweise des Angeklagten ist die strafrechtliche Verantwortlichkeit in allen F&#228;llen ebenfalls nicht unter dem Gesichtspunkt des rechtfertigenden Notstandes im Sinne des &#167; 34 StGB aufgehoben. Diese als Ausformung der von der Rechtsprechung entwickelten Rechtsfigur des sogenannten &#252;bergesetzlichen Notstandes seit dem 1. Januar 1975 in das StGB eingef&#252;gte Regelung beruht auf dem Grundgedanken, da&#223; das Recht in Konfliktsituationen den Zugriff auf fremde G&#252;ter unter bestimmten Voraussetzungen zulassen mu&#223;. Derartige Konfliktsituationen fehlen in allen F&#228;llen g&#228;nzlich. Wegen der selbst&#228;ndigen Handlungsweise des Angeklagten ist insbesondere von vornherein ausgeschlossen, da&#223; er, wenn er die T&#246;tungen nicht vorgenommen h&#228;tte, einer eigenen Gef&#228;hrdung ausgesetzt gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">351</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">352</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte handelte in allen F&#228;llen schuldhaft.</p> <span class="absatzRechts">353</span><p class="absatzLinks">Dem Angeklagten war in allen F&#228;llen bewu&#223;t, da&#223; er Unrecht ver&#252;bte. Seine eigenm&#228;chtigen T&#246;tungsakte verstie&#223;en in so elementarer Weise gegen das selbst dem primitivsten Menschen bekannte Recht eines jeden menschlichen Wesens auf sein Leben, da&#223; er nicht geglaubt haben kann und nach der &#220;berzeugung des Schwurgerichts auch nicht geglaubt hat, er handele nicht unrechtm&#228;&#223;ig, wenn er die Opfer umbringe. Das gilt auch f&#252;r die F&#228;lle IV., 1. a) und b). Der Angeklagte war als SS-Angeh&#246;riger in hohem Ma&#223;e an Befehl und Gehorsam gew&#246;hnt. Ihm war bekannt, da&#223; sich selbst das Leben unter dem NS-Regime innerhalb einer durch Gesetze, Verordnungen, Erlasse, Richtlinien und Befehle geregelten normativen Ordnung abspielte. Zweifellos handelte es sich nicht um eine Ordnung, die nach rechtstaatlichen Gesichtspunkten aufgebaut war. Sie lie&#223; aber grunds&#228;tzlich jedenfalls keinen Raum f&#252;r beliebige, willk&#252;rliche Ma&#223;nahmen irgendeiner Stelle im Machtapparat. Als Bestandteil dieser normativen Ordnung war den SS-Angeh&#246;rigen, die in den KL eingesetzt waren, untersagt, selbst&#228;ndig gegen Inhaftierte vorzugehen, insbesondere Hand an sie zu legen. Das war dem Angeklagten bekannt. Wenn er gleichwohl in den genannten F&#228;llen eigenm&#228;chtig handelte, so ist zuverl&#228;ssig auszuschlie&#223;en, da&#223; er etwa der Auffassung war, er d&#252;rfe H&#228;ftlinge, die sich gegen die Disziplin und Lagerordnung vergangen hatten, einfach t&#246;ten.</p> <span class="absatzRechts">354</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte war bei Begehung der Taten voll zurechnungs- bzw. schuldf&#228;hig im Sinne der &#167;&#167; 51 StGB a. F., 20, 21, StGB n. F. Es haben sich keine Anzeichen daf&#252;r ergeben, da&#223; er zu den jeweiligen Tatzeiten wegen Bewu&#223;tseinsst&#246;rung, krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit oder Geisteschw&#228;che bzw. wegen einer krankhaften seelischen St&#246;rung, einer tiefgreifenden Bewu&#223;tseinsst&#246;rung oder einer anderen schweren seelischen Abartigkeit unf&#228;hig gewesen w&#228;re, das Unrecht der Taten einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln, noch da&#223; seine Einsichts- und Steuerungsf&#228;higkeit durch derartige Umst&#228;nde erheblich vermindert gewesen w&#228;re. Die Hauptverhandlung hat insbesondere keinerlei Hinweise auf einen bei dem Angeklagten bestehenden organischen Hirnschaden und eine etwa darauf beruhende "krankhafte seelische St&#246;rung" ergeben. Zwar hat der Angeklagte im Verlauf der Kriegshandlungen am 11. September 1941 eine Kopfverletzung erlitten. Die Verletzung f&#252;hrte indes zu keiner organischen Hirnsch&#228;digung. Das kann nach dem weiteren Weg des Angeklagten, vor allem seiner Heranziehung zur Rekrutenausbildung und dem bestandenen Unteroffizierslehrgang bereits im Jahre 1942, dem beruflichen Werdegang und seinem unauff&#228;lligen Verhalten nach dem Kriege, zuverl&#228;ssig ausgeschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">355</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte ist auch nicht in anderer Weise entschuldigt. Da er selbst&#228;ndig handelte, kann er sich nicht darauf berufen, da&#223; er etwa &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit eines ihm erteilten Befehls im Rahmen des &#167; 47 Abs. 1 MStGB geirrt h&#228;tte. Die eigenm&#228;chtige Handlungsweise steht in allen F&#228;llen ebenfalls der Annahme eines entschuldigenden Notstandes i. S. d. &#167; 35 StGB n. F. bzw. eines Befehlsn&#246;tigungsnotstandes oder Befehlsnotstandes i. S. d. &#167;&#167; 52, 54 StGB a. F. entgegen.</p> <span class="absatzRechts">356</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">357</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte ist mithin in allen F&#228;llen zu Ziffer IV., 1. a), b), c) und d) des Mordes schuldig, wobei er bez&#252;glich aller f&#252;nf Tatopfer aus niedrigen Beweggr&#252;nden und zudem bei vier Tatopfern - ausgenommen der Fall IV., 1. a), in dem ein H&#228;ftling zu Tode kam - grausam handelte. Da&#223; die T&#246;tung jedes einzelnen Menschen als selbst&#228;ndige Handlung i. S. d. &#167; 53 StGB n. F. bzw. &#167; 74 StGB a. F. anzusehen ist, bedarf keiner n&#228;heren Begr&#252;ndung.</p> <span class="absatzRechts">358</span><p class="absatzLinks">VI.</p> <span class="absatzRechts">359</span><p class="absatzLinks">Der des f&#252;nffachen Mordes f&#252;r schuldig befundene Angeklagte war nach allem unter Freisprechung von dem weiteren Anklagevorwurf (oben zu Ziffer IV., 2.) aus &#167; 211 StGB mit der hier einzig angedrohten l&#160;e&#160;b&#160;e&#160;n&#160;s&#160;l&#160;a&#160;n&#160;g&#160;e&#160;n&#160; <a name="_GoBack" id="_GoBack"></a>&#160; F&#160;r&#160;e&#160;i&#160;h&#160;e&#160;i&#160;t&#160;s&#160;s&#160;t&#160;r&#160;a&#160;f&#160;e in f&#252;nf F&#228;llen zu bestrafen. Die Kammer hatte keine Handhabe, von der im Gesetz f&#252;r einen aus niedrigen Beweggr&#252;nden bzw. grausam ver&#252;bten Mord allein vorgesehenen Strafe abzusehen. Sie h&#228;tte indes angesichts der ungeheuren Schwere der Schuld, die der Angeklagte auf sich geladen hat, selbst dann nicht auf eine mildere Strafe erkannt, wenn das Gesetz ihr einen Spielraum einger&#228;umt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">360</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#167; 53, 54 Abs. 1 Satz 1 StGB war f&#252;r die gleichzeitig abgeurteilten Taten des Angeklagten eine Gesamtstrafe zu bilden und auf eine Gesamtstrafe von </p> <span class="absatzRechts">361</span><p class="absatzLinks">lebenslanger Freiheitsstrafe </p> <span class="absatzRechts">362</span><p class="absatzLinks">zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">363</span><p class="absatzLinks">VII .</p> <span class="absatzRechts">364</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167;&#167; 465, 467 StPO.</p> <span class="absatzRechts">365</span><p class="absatzLinks"> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_0.png" alt="Bild01.png" height="858" width="605" /> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_1.png" alt="Bild02.png" height="856" width="605" /> </p> <span class="absatzRechts">366</span><p class="absatzLinks"> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_2.png" alt="Bild03.png" height="426" width="605" /> </p> <span class="absatzRechts">367</span><p class="absatzLinks"> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_3.png" alt="Bild04.png" height="856" width="605" /> </p> <span class="absatzRechts">368</span><p class="absatzLinks"> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_4.png" alt="Bild05.png" height="856" width="605" /> </p> <span class="absatzRechts">369</span><p class="absatzLinks"> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_5.png" alt="Bild06.png" height="857" width="605" /> </p> <span class="absatzRechts">370</span><p class="absatzLinks"> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_6.png" alt="Bild07.png" height="857" width="605" /> </p> <span class="absatzRechts">371</span><p class="absatzLinks"> <img src="25_Ks_130_Js_7_83_Z_29_85_V_Urteil_19880128_7.png" alt="Bild08.png" height="856" width="605" /> </p>
315,405
olgk-1988-01-26-ss-65087
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 650/87
1988-01-26T00:00:00
2019-03-13T14:54:48
2019-03-27T09:43:12
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0126.SS650.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an eine andere Strafkammer des Landgerichts Bonn zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten wegen sexueller N&#246;tigung zu einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten verurteilt, deren Vollstreckung zur Bew&#228;hrung ausgesetzt worden ist. Die Berufung des Angeklagten hat die Strafkammer verworfen. Dagegen richtet sich die Revision des Angeklagten, mit der er die Verletzung formellen und materiellen Rechts r&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Revision hat (vorl&#228;ufigen) Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die ordnungsgem&#228;&#223; - unter Mitteilung des Ablehnungsantrags und der Gr&#252;nde des zur&#252;ckweisenden Beschlusses (vgl. KK-Pikart, StPO, 2. Aufl., &#167; 344 Rn. 47 m.w.N.) - erhobene Verfahrensr&#252;ge der Verletzung des &#167; 338 Nr. 3 StPO greift durch. Nach dieser Vorschrift ist ein absoluter Revisionsgrund gegeben, wenn bei dem Urteil ein Richter mitgewirkt hat, nachdem er wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt war und das Ablehnungsgesuch mit Unrecht verworfen worden ist. Bei ordnungsgem&#228;&#223;er Ablehnungsr&#252;ge hat das Revisionsgericht unter Anwendung von Beschwerdegrunds&#228;tzen zu pr&#252;fen, ob das Gesuch nach den damaligen Verh&#228;ltnissen sachlich gerechtfertigt war (vgl. BVerfG NJW 1977, 1815; BGH NJW 1985, 443, 444; KK-Pikart a.a.O. &#167; 338 Nr. 59 m.w.N.). Das ist im Ergebnis zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft h&#228;tte die Ablehnung nicht bereits gem&#228;&#223; &#167;&#167; 26 a Abs. 1 Nr. 1, 25 Abs. 2 StPO als unzul&#228;ssig, da versp&#228;tet angebracht, verworfen werden m&#252;ssen. &#167; 25 Abs. 2 StPO bestimmt, da&#223; nach dem Beginn der Vernehmung des Angeklagten &#252;ber seine pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnisse ein erkennender Richter nur abgelehnt werden darf, wenn die Umst&#228;nde, auf welche die Ablehnung gest&#252;tzt wird, erst sp&#228;ter eingetreten sind und die Ablehnung unverz&#252;glich geltend gemacht wird. Diese Voraussetzungen sind erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Ablehnungsgesuch wird darauf gest&#252;tzt, da&#223; der in der Berufungshauptverhandlung amtierende Vorsitzende, kurz vor dem Ende des ersten Verhandlungstages dem Angeklagten gegen&#252;ber ge&#228;u&#223;ert habe: "Sie h&#228;tten sich besser bei der Zeugin zu Beginn der Verhandlung entschuldigt, anstatt Ihre Berufung durchzuziehen." Damit hebt der Angeklagte auf einen im Sinne von &#167; 25 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 "sp&#228;ter eingetretenen" Ablehnungsgrund ab. Dieser ist auch "unverz&#252;glich" geltend gemacht worden (&#167; 25 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 StPO). Eine Ablehnung ist unverz&#252;glich, wenn sie ohne schuldhaftes Z&#246;gern geltend gemacht wird, also sobald als m&#246;glich, ohne eine durch die Sachlage nicht begr&#252;ndete Verz&#246;gerung (vgl. BGH St. 21, 334, 339; OLG K&#246;ln OLGSt. &#167; 24 StPO Nr. 2; KK-Pfeiffer a.a.O. &#167; 25 Rn. 4). Hier ist das Ablehnungsgesuch ausweislich der Sitzungsniederschrift zu Beginn des zweiten Verhandlungstages (30. Juli 1987) gestellt worden. Die beanstandete &#196;u&#223;erung des Vorsitzenden, aus der die Besorgnis der Befangenheit abgeleitet wird, ist hingegen am Ende des ersten Verhandlungstages (28. Juli 1987) unmittelbar vor der Unterbrechung der Hauptverhandlung gefallen. Zwar darf sich der Angeklagte, wenn ein Ablehnungsgrund entstanden ist, grunds&#228;tzlich nicht damit begn&#252;gen, zun&#228;chst die weitere Entwicklung abzuwarten (KK-Pfeiffer a.a.O. &#167; 25 Rn. 4). Vielmehr ist bei einer l&#228;ngeren Unterbrechung (vgl. &#167; 229 StPO) das Ablehnungsgesuch u.U. au&#223;erhalb der Hauptverhandlung zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle anzubringen (BGH St. 21, 334, 344). Findet beispielsweise der folgende Verhandlungstag erst nach Ablauf einer Woche statt, wird ein Ablehnungsgesuch, das erst zu diesem Zeitpunkt gestellt wird, regelm&#228;&#223;ig als versp&#228;tet anzusehen sein (BGH StV 1981, 163; BGH, bei Pfeiffer/Miebach, NStZ 1983, 208). Der "Unverz&#252;glichkeit" steht jedoch nicht entgegen, da&#223; sich der Angeklagte zuvor mit seinem Verteidiger bespricht (BGH NStZ 1984, 371; Wendisch in: L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl., &#167; 25 Rn. 19). Danach ist die Ablehnung im vorliegenden Fall unverz&#252;glich erfolgt. Der geltend gemachte Ablehnungsgrund ist am Ende des ersten Verhandlungstages (28. Juli) entstanden. Da sich der Angeklagte, wie in der Rechtsprechung anerkannt ist, zuvor mit seinem Verteidiger beraten durfte, konnte es bei der hier verf&#252;gten k&#252;rzeren Unterbrechung der Hauptverhandlung bis zum 30. Juli 1987 noch als unverz&#252;glich gelten, den Ablehnungsantrag erst bei Beginn des zweiten Verhandlungstags zu stellen, zumal den Beteiligten eines m&#252;ndlichen Verfahrens in der Regel zugebilligt werden mu&#223;, Ablehnungsantr&#228;ge in der Hauptverhandlung vorzubringen, wenn das ohne nennenswerte Verz&#246;gerung m&#246;glich ist (vgl. Wendisch a.a.O.). Der Senat vermag hiernach der Ansicht der Generalstaatsanwaltschaft, der Angeklagte habe das Ablehnungsgesuch sp&#228;testens am 29. Juli 1987 zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle anbringen m&#252;ssen, nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das demnach rechtzeitig gestellte Ablehnungsgesuch war begr&#252;ndet und ist vom Landgericht zu Unrecht als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bei der ihm obliegenden freien Nachpr&#252;fung des Sachverhalts mu&#223; der Senat von dem Wortlaut der &#196;u&#223;erung des Vorsitzenden ausgehen, den der Angeklagte nach dem Sitzungsprotokoll schon bei der Antragstellung in der Hauptverhandlung angegeben und in der Revisionsbegr&#252;ndung vorgetragen hat. Es ist hinreichend glaubhaft gemacht (&#167; 26 Abs. 2 StPO), da&#223; der in der Hauptverhandlung amtierende Vorsitzende dem Angeklagten gegen&#252;ber w&#246;rtlich ge&#228;u&#223;ert hat: "Sie h&#228;tten sich besser bei der Zeugin entschuldigt, anstatt Ihre Berufung durchzuziehen". Diese Erkl&#228;rung, die sinngem&#228;&#223; auch in einer Pressenotiz der "B. R." zitiert wird, hat der abgelehnte Richter im Rahmen seiner dienstlichen &#196;u&#223;erung im Ergebnis best&#228;tigt mit den Worten, es sei richtig, da&#223; er den Angeklagten zur R&#252;cknahme seiner Berufung aufgefordert und das mit dem Rat verbunden habe, sich bei der Zeugin zu entschuldigen. Zwar mag die der dienstlichen &#196;u&#223;erung zugrundeliegende Darstellung durch ihre sprachliche Fassung den vom Angeklagten behaupteten Erkl&#228;rungsinhalt in gewissem Ma&#223; abmildern. Gleichwohl h&#228;lt der Senat es f&#252;r glaubhaft, da&#223; die beanstandete &#196;u&#223;erung des Vorsitzenden so, wie sie vom Angeklagten zitiert worden ist, gelautet hat, zumal der abgelehnte Richter selbst angesichts des Vorbringens des Angeklagten und des damit im Kern &#252;bereinstimmenden Presseberichts in der dienstlichen &#196;u&#223;erung nicht darauf hingewiesen hat, da&#223; seine Erkl&#228;rung im Wortlaut unzutreffend wiedergegeben worden sei. Dementsprechend geht auch der das Ablehnungsgesuch zur&#252;ckweisende Beschlu&#223; des Landgerichts, an dem zwei Mitglieder der erkennenden Strafkammer mitgewirkt haben, in &#220;bereinstimmung mit der Behauptung des Angeklagten davon aus, da&#223; der Vorsitzende dem Angeklagten w&#246;rtlich vorgehalten hat: "Sie h&#228;tten sich besser bei der Zeugin entschuldigt, als Ihre Berufung durchzuziehen".</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dem auf die oben zitierte Bemerkung des Vorsitzenden gest&#252;tzten Ablehnungsgesuch des Angeklagten h&#228;tte das Landgericht stattgeben m&#252;ssen. Nach &#167; 24 Abs. 2 StPO kann ein Richter wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden, wenn ein Grund vorliegt, der geeignet ist, Mi&#223;trauen gegen seine Unparteilichkeit zu rechtfertigen. Mi&#223;trauen in die Unparteilichkeit des Richters ist gerechtfertigt, wenn der Ablehnende bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung des ihm bekannten Sachverhalts Grund zu der Annahme hat, der abgelehnte Richter nehme ihm gegen&#252;ber eine innere Haltung ein, die dessen Unparteilichkeit und Unvoreingenommenheit st&#246;rend beeinflussen k&#246;nne (vgl. BVerfGE 32, 288, 290; BGH St. 24, 336, 338; BGH, bei Dallinger, MDR 1974, 367; OLG D&#252;sseldorf VRS 66, 27, 28; OLG Koblenz StV 1986, 7; KK-Pfeiffer a.a.O. &#167; 24 Rn. 3; Kleinknecht/Meyer, StPO, 38. Aufl., &#167; 24 Rn. 8; jeweils m.w.N.). Es ist also nicht erforderlich, da&#223; der Richter in der Tat parteilich oder befangen ist. Auch kommt es weder darauf an, ob er sich selbst f&#252;r unbefangen h&#228;lt, noch darauf, ob er f&#252;r Zweifel an seiner Unbefangenheit Verst&#228;ndnis aufbringt (BVerfG a.a.O.; Wendisch a.a.O. &#167; 24 Rn. 5). Ma&#223;gebend sind vielmehr der Standpunkt eines vern&#252;nftigen Angeklagten und die Vorstellungen, die er sich bei der ihm zumutbaren ruhigen Pr&#252;fung der Sachlage machen kann (BGH St. 21, 334, 341; OLG D&#252;sseldorf a.a.O.). Der Ablehnende mu&#223; daher Gr&#252;nde f&#252;r sein Ablehnungsbegehren vorbringen, die jedem unbeteiligten Dritten einleuchten (KK-Pfeiffer a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Bemerkung des Vorsitzenden am Ende des ersten Verhandlungstages, der Angeklagte h&#228;tte sich besser bei der Zeugin (gemeint ist die Hauptbelastungszeugin und Nebenkl&#228;gerin S.) entschuldigt, anstatt die Berufung durchzuziehen, gab dem Angeklagten auch bei vern&#252;nftiger W&#252;rdigung aller Umst&#228;nde Grund zu der Annahme, der Vorsitzende nehme ihm gegen&#252;ber eine innere Haltung ein, die dessen Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit st&#246;rend beeinflussen k&#246;nne. Die &#196;u&#223;erung konnte bei dem Angeklagten den Eindruck erwecken, der Vorsitzende habe sich bereits vor Abschlu&#223; der Beweisaufnahme seine endg&#252;ltige &#220;berzeugung gebildet und sei nicht mehr bereit, die Bekundungen der am zweiten Verhandlungstag noch zu vernehmenden Entlastungszeugen des Angeklagten unvoreingenommen zu w&#252;rdigen und gegen die Aussage der Zeugin S. abzuw&#228;gen. Zwar ist Befangenheit regelm&#228;&#223;ig dann nicht zu besorgen, wenn der Richter lediglich sein erkennbar <u>vorl&#228;ufiges</u> Urteil &#252;ber die Proze&#223;aussichten nach dem jeweiligen Stand des Verfahrens bekanntgibt und dem Angeklagten anschlie&#223;end r&#228;t, eine Berufung zur&#252;ckzunehmen (Wendisch a.a.O. &#167; 24 Rn. 28 m.w.N.). Hier liegt die vom Regelfall abstechende Besonderheit jedoch darin, da&#223; die am ersten Verhandlungstag vernommene Nebenkl&#228;gerin S. die <u>einzige</u> Tatzeugin war. Damit hing von ihren Bekundungen der Ausgang des Verfahrens ab. Die einzige Chance des Angeklagten, einen Freispruch zu erzielen, bestand darin, die Glaubw&#252;rdigkeit der Hauptbelastungszeugin S. insgesamt zu ersch&#252;ttern durch den Nachweis, da&#223; sie in diesem oder jenem Einzelpunkt ihrer Schilderung die Unwahrheit gesagt habe. Um dies erreichen zu k&#246;nnen, hatte der Angeklagte Zeugen benannt, die von der Strafkammer auch am zweiten Verhandlungstag vernommen werden sollten. In dieser Lage hat der Vorsitzende, nachdem er schon vorher erfolglos eine R&#252;cknahme der Berufung angeregt hatte, den Angeklagten erneut zur Berufungsr&#252;cknahme und &#252;berdies dazu aufgefordert, sich bei der Zeugin S. zu entschuldigen. Dieses Vorgehen konnte auch bei einem verst&#228;ndigen, den Sachverhalt ruhig pr&#252;fenden Angeklagten den Verdacht nahelegen, da&#223; der Vorsitzende bereits endg&#252;ltig entschlossen war, den Bekundungen der Hauptbelastungszeugin S. zu folgen, und da&#223; er die vorgesehenen weiteren Beweiserhebungen nur noch als eine l&#228;stige, im Grunde &#252;berfl&#252;ssige Pflicht&#252;bung ansah. Gerade das Ansinnen einer Entschuldigung war zu diesem Zeitpunkt auch bei verst&#228;ndiger Betrachtung geeignet, dem Angeklagten den Eindruck zu vermitteln, da&#223; er ungeachtet der noch ausstehenden Beweiserhebungen aus der Sicht des Vorsitzenden praktisch als T&#228;ter feststehe. Die Entscheidung im Strafverfahren ist aber aufgrund des Ergebnisses der gesamten Beweisaufnahme zu f&#228;llen, zu der im vorliegenden Fall gleicherma&#223;en die Vernehmung derjenigen Zeugen geh&#246;rte, die vom Angeklagten benannt waren, um die Glaubw&#252;rdigkeit der einzigen Tatzeugin zu ersch&#252;ttern. Die in der &#196;u&#223;erung des Vorsitzenden zutage getretene Endg&#252;ltigkeit seiner &#220;berzeugungsbildung und das darin enthaltene Unverst&#228;ndnis daf&#252;r, da&#223; der Angeklagte bei so eindeutiger Sachlage dennoch Rechtsmittel eingelegt habe, statt sich zur Tat zu bekennen und sich beim Opfer zu entschuldigen, gaben dem Angeklagten auch bei vern&#252;nftiger W&#252;rdigung aller Umst&#228;nde Anla&#223;, an der Unvoreingenommenheit des Richters f&#252;r das weitere Verfahren und die Entscheidung zu zweifeln. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob der abgelehnte Richter diese Wirkung seiner &#196;u&#223;erung &#252;berhaupt in Erw&#228;gung gezogen hatte oder ob er vielmehr nur bestrebt war, die aus seiner Sicht auch f&#252;r den Angeklagten g&#252;nstigste Form der Verfahrensbeendigung anzuregen. Denn es kommt - wie dargelegt - nicht darauf an, ob der abgelehnte Richter tats&#228;chlich befangen war, sondern nur darauf, da&#223; die Umst&#228;nde seiner &#196;u&#223;erung den Schein der Befangenheit erwecken konnten und mu&#223;ten. Hinweise zu den Proze&#223;aussichten sind in der Berufungshauptverhandlung grunds&#228;tzlich erlaubt und oft sinnvoll, sie m&#252;ssen dann aber ma&#223;voll in der Form sein und den Eindruck der Endg&#252;ltigkeit vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das rechtzeitig angebrachte Ablehnungsgesuch war nach allem begr&#252;ndet und ist zu Unrecht verworfen worden. Das angefochtene Urteil mu&#223; deshalb nach der zwingenden Vorschrift des &#167; 338 Nr. 3 StPO mit den ihm zugrundeliegenden Feststellungen aufgehoben und die Sache gem&#228;&#223; &#167; 354 Abs. 2 StPO zu neuer Verhandlung und Entscheidung an eine Strafkammer des Landgerichts Bonn zur&#252;ckverwiesen werden, obwohl sonstige Rechtsfehler nicht erkennbar sind.</p>
315,406
olgk-1988-01-25-12-u-21087
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 210/87
1988-01-25T00:00:00
2019-03-13T14:54:49
2019-03-27T09:43:12
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1988:0125.12U210.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin gegen das am 23. September 1997 verk&#252;ndete Urteil der 23. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 23 0 413/87 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien schlossen im Mai 1986 einen Leasingvertrag f&#252;r die Dauer von 42 Monaten &#252;ber einen PKW U Typ D. Wegen Zahlungsverzuges mit den vereinbarten Leasingraten k&#252;ndigte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin mit Schreiben vom 15.03.1987 fristlos den Leasingvertrag und beantragte beim Landgericht K&#246;ln - 22 0 149/87 - den Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung, gerichtet auf Herausgabe des Leasinggegenstandes an den Gerichtsvollzieher als Sequester. Nach Abschlu&#223; eines au&#223;ergerichtlichen Vergleichs nahm die Verf&#252;gungskl&#228;gerin unter dem 19.03.1987 den Antrag wieder zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 12.06.1987 k&#252;ndigte die Verf&#252;gungskl&#228;gerin erneut fristlos den Leasingvertrag aufgrund Zahlungsr&#252;ckstandes. Die H&#246;he des Zahlungsr&#252;ckstandes im einzelnen zum Zeitpunkte der K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 12.06.1987 ist zwischen den Parteien in erster Instanz streitig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit dem am 0<sup>.</sup>9.0.7.1987 bei Gericht eingegangen Antrag hat die Verf&#252;gungskl&#228;gerin wiederum den Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung auf Herausgabe des geleasten Personenkraftwagens an den Gerichtsvollzieher als Sequester beantragt. Das Landgericht hat den Antrag mit Urteil vom 23.09.1987 abgewiesen mit der Begr&#252;ndung, die Voraussetzungen f&#252;r eine K&#252;ndigung des Leasingvertrages seien aufgrund der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Verf&#252;gungskl&#228;gerin nicht hinreichend dargetan, so da&#223; kein Verf&#252;gungsanspruch vorliege. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das Urteil des Landgerichts vom 23.09.1987 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat gegen dieses<sup>.</sup> Urteil Form-und fristgerecht Berufung eingelegt. Sie wendet sich gegen die Rechtsaufassung des Landgerichts zur Frage, der Wirksamkeit ihrer K&#252;ndigung des Leasingsvertrages und st&#252;tzt hilfsweise die K&#252;ndigung auf weitere<sub>s</sub> zwischenzeitlich f&#228;llig gewordene Leasingraten. Sie behauptet, trotz der Zahlung der Ver&#252;fungsbeklagten vom 17.11.1987 &#252;ber 3.000,-- DM betrag der R&#252;ckstand mehr als zwei Leasingraten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungsbeklagten haben sich im zweiten Rechtszug nicht anwaltlich vertreten lassen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin beantragt im Wege des Vers&#228;umnisurteils,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung anzuordnen, da&#223; die Verf&#252;gungsbeklagten das in ihrem Besitz befindliche Kraftfahrzeug U D, amtliches Kennzeichen X-_XX 0000, Fahrgestell-Nr. 000000 an einen von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu beauftragenden Gerichtsvollzieher als Verwahrer zur Verwahrung in der Pfandkammer herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachstandes wird auf die Berufungsbegr&#252;ndungsschrift und das Sitzungsprotokoll vom 17.12.1987 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entscheidunqsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet. Die Berufung ist gem&#228;&#223; &#167; 542 Abs. 2 ZPO zur&#252;ckzuweisen, weil das tats&#228;chliche Vorbringen der Verf&#252;gungskl&#228;gerin deren Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung nicht rechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob die Verf&#252;gungskl&#228;gerin jedenfalls nach ihrem neuen Vorbringen in der Berufungsinstanz den Leasingvertrag wirksam gek&#252;ndigt hat, so da&#223; die Verf&#252;gungsbeklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 556 Abs. 1, 985 BGB zur R&#252;ckgabe des geleasten Personenkraftwagens an die Verf&#252;gungskl&#228;gerin verpflichtet w&#228;ren, ohne ein Recht zum Besitz (&#167; 986 BGB) mehr zu haben. Unterstellt man zugunsten der Verf&#252;gungskl&#228;gerin das Bestehen eines solchen Herausgabeanspruches,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">der in Verbindung mit &#167; 938 Abs. 2 ZPO auf Herausgabe an einen Gerichtsvollzieher als Sequester gerichtet sein kann, so scheitert der Antrag auf Erla&#223; der begehrten einstweiligen Verf&#252;gung jedenfalls am Vorliegen eines Verf&#252;gungsgrundes. Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat die tats&#228;chlichen Voraussetzungen f&#252;r eine Gef&#228;hrdung der Realisierung ihres Herausgabeanspruches im Sinne von &#167; 935 ZPO nicht gen&#252;gend vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob die blo&#223;e weitere Benutzung des Leasinggegenstandes bzw. des Kaufgegenstandes nach K&#252;ndigung des Leasingvertrages bzw. R&#252;cktritt vom Kaufvertrag eine Gef&#228;hrdung des Herausgabeanspruches des Leasinggebers bzw. Vorbehaltsverk&#228;ufers im Sinne von &#167; 935 ZPO darstellt, ist umstritten. Sie wird bejaht vom OLG D&#252;sseldorf (MDR 1984, 411 betr. M&#246;belkauf mit zustimmender Anmerkung von Kleier in MDR 1984, 370) und vom LG Ravensburg (NJW 1987, 139 betr. Computerleasing). Die Gegenposition vertritt das Landgericht Berlin (MDR 1968, 1018).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das OLG Frankfurt (NJW 1960, 827) nimmt den Verf&#252;gungsgrund nur an, wenn der Gegenstand &#252;berm&#228;&#223;ig benutzt und dadurch die Sache in ihrer Substanz wesentlich ver&#228;ndert wird. Der Ansicht des OLG Frankfurt hat sich die Kommentarliteratur weitgehend angeschlossen (vgl. Stein-Jonas-Grunsky, ZPO, 20. Aufl., &#167; 935 Rz. 12; Wieczorek/Sch&#252;tze, ZPO, 2. Aufl., &#167; 935 Anm. C &#8218;I b; Baumbach/Lauterbach/Alerbs/Hartmann, ZP0, 46. Aufl., &#167; 935 Anm. 2 B). Dieser Auffassung folgt auch der Senat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Herausgabenspruch der Verf&#252;gungskl&#228;gerin wird durch die Weiternutzung des geleasten Personenkraftwagens seitens der Verf&#252;gungsbeklagten nicht &#8222;vereitelt oder wesentlich erschwert&#8220;, wie es &#167; 935 ZPO voraussetzt. Wenn die Verf&#252;gungskl&#228;gerin im Hauptsacheverfahren einen Herausgabetitel erstritten hat, kann sie von den Verf&#252;gungsbeklagten notfalls im Wege der Zwangsvollstreckung ohne weiteres ihren Herausgabeanspruch vollstrecken. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; diese Vollstreckung durch die weitere Nutzung des Leasinggegenstandes gef&#228;hrdet ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Vollstreckung eines Herausgabeurteils wird auch nicht "wesentlich erschwert', sein, weil die Verf&#252;gungsbeklagten in der Zwischenzeit den Personenkraftwagen weiter benutzt haben. Da&#223; der Personenkraftwagen in der Zwischenzeit, das hei&#223;t von heute an gerechnet bis zur Vollstreckung des Herausgabeurteils, eine Wertminderung erfahren wird, bedeutet keine wesentliche Erschwerung der REalisierunq des Herausgabetitels im Sinne von &#167; 935 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsgrund setzt bei der Sicherung eines Individualanspruches nach dem Wortlaut des &#167; 935 ZPO zun&#228;chst eine "Ver&#228;nderung des bestehenden Zustandes" voraus. Es ist schon zweifelhaft, ob dieses Kriterium in concreto &#252;berhaupt erf&#252;llt ist. Die Verf&#252;gungsbeklagten benutzen den geleasten Personenkraftwagen heute so, wie sie es auch vor der K&#252;ndigung des Leasingvertrages getan haben. Insoweit ist eine "Ver&#228;nderung des bestehenden Zustandes" &#252;berhaupt nicht eingetreten, wie das Landgericht Berlin (a. a.0.) f&#252;r solche F&#228;lle zutreffend ausgef&#252;hrt hat. Das gilt insbesondere in bezug auf die Gefahren, die dem Leasinggegenstand durch dessen Benutzung im Stra&#223;enverkehr drohen. Diese Gefahr hat auch schon vor Vertragsk&#252;ndigung bestanden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Diese Argumentation beruht allerdings auf der Annahme, da&#223; mit dem "bestehenden Zustand" im Sinne von &#167; 935 ZPO nicht (auch) der derzeitige (Verkehrs-)Wert des herauszugehenden Gegenstandes, sondern dessen Besitz und Nutzung gemeint sind. F&#252;r eine Interpretation in diesem Sinne spricht die &#220;berlegung, da&#223; es hier nur um die Sicherung eines Herausgaheanspruches geht. Eine Ver&#228;nderung in der Art des Besitzes und/oder der Benutzung des herauszugebenden Personenkraftwagens ist seitens der Verf&#252;gungskl&#228;gerin nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der - hier zu sichernde - Herausgabeanspruch k&#246;nnte allerdings dadurch praktisch ausgeh&#246;hlt und damit im Sinne von &#167; 935 ZPO vereitelt, zumindest wesentlicherschwert werden, da&#223; der Besitzer den Gegenstand &#252;berm&#228;&#223;ig nutzt und auf diese Weise eine so erhebliche Wertminderung des herauszugehenden Gegenstandes herbei da&#223; dieser hei Vollstreckung des Herausgabeurteils wirtschaftlich nichts mehr wert w&#228;re. Einen solchen Sachverhalt hat die Verf&#252;gungskl&#228;gerin nicht hinreichend vorgetragen. Mach der allgemeinen Lebenserfahrung kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; ein Leasingnehmer oder Vorbehaltsk&#228;ufer nach K&#252;ndigung bzw. R&#252;cktritt des Vertrages seitens des Leasinggebers bzw. des Vorbehaltsverk&#228;ufers nunmehr regelm&#228;&#223;ig den Gegenstand &#252;berm&#228;&#223;ig nutzen oder in sonstiger Weise den herauszugebenden GEgenstand so unsachgem&#228;&#223; behandeln und/oder &#252;berhaupt nicht pflegen werde, da&#223; der Gegenstand &#252;ber das normale Ma&#223; hinaus eine Wertminderung erleiden w&#252;rde. Das kannin concreto schon deshalb nicht gelten, weil die Verf&#252;gungsbeklagten an dem aufgrund eines Finanzierungsleasingvertrages nentutzen Personenkraftwagen weiterhin interessiert sind, wie ihre letzte Zahlung vom 17.11.1987 &#252;ber 3.000,- DM und ihre pers&#246;nlichen Erkl&#228;rungen in der Berufungsverhandlung zeigen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; der geleaste Personenkraftwagen durch die weitere Benutzung seitens der Verf&#252;gungsbeklagten eine Wertminderung erf&#228;hrt, kann alleine als Gef&#228;hrdung im Sinne von &#167; 935 ZPO schon deshalb nicht reichen, weil eine Wertminderung auch durch eine Verwahrung des Personenkraftwagens auf dar Pfandkammer eintreten w&#252;rde, zumal das Fahrzeug dann gerade nicht genutzt w&#252;rde, was bekanntlich f&#252;r jedes Fahrzeug nicht gerade vorteilhaft ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hrenstreitwert: 4.000,-- DM</p>
315,407
olgham-1988-01-22-20-w-6287
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 62/87
1988-01-22T00:00:00
2019-03-13T14:54:51
2019-03-27T09:43:12
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0122.20W62.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird unter Beiordnung von Rechtsanwalt ... in ... Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine auf Zahlung von 19.679,- DM nebst 4 % Proze&#223;zinsen gerichtete Klage bewilligt.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei; Auslagen sind nicht zu erstatten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt den Beklagten aus einer Hausratsversicherung auf Entsch&#228;digung wegen eines Einbruchsdiebstahls in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist gemeinsam mit einer Frau ... Versicherungsnehmer einer Hausratsversicherung f&#252;r eine bei Vertragsschlu&#223; von beiden gemeinsam bewohnte Wohnung in .... Dem Versicherungsvertrag liegen die VHB 84 zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 19.02.1986 brachen unbekannte T&#228;ter in diese Wohnung ein (Ermittlungsverfahren 71 UJs 273/86 StA K&#246;ln). Den ermittelnden Polizeibeamten gab der Kl&#228;ger an, es seien folgende Gegenst&#228;nde entwendet worden: Ein Videorecorder (Grundig VHS), eine Schwarzwalduhr, drei Teppichbr&#252;cken, zwei Goldketten, f&#252;nf Ringe sowie 8.400,- DM Bargeld in Scheinen. Ein T&#228;ter wurde nicht ermittelt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der vom Kl&#228;ger aus der Hausratsversicherung in Anspruch genommene Beklagte lehnte mit Schreiben vom 15.12.1986 die Schadensregulierung mit der Begr&#252;ndung ab, der Kl&#228;ger habe seine vertraglichen Obliegenheiten verletzt, denn er habe es vers&#228;umt, der Polizei eine Liste der abhandengekommenen Gegenst&#228;nde (sog. Stehlgutliste) vorzulegen. Mit Schriftsatz vom 17.12.1986 reichten die vom Kl&#228;ger beauftragten Rechtsanw&#228;lte bei der Staatsanwaltschaft eine formularm&#228;&#223;ige Schadensaufstellung ein, die die Unterschrift des Kl&#228;gers und das Datum des 25.02.1986 tr&#228;gt. In dieser Schadensaufstellung werden au&#223;er den den ermittelnden Polizeibeamten bereits genannten Gegenst&#228;nden weitere Gegenst&#228;nde, u.a. Textilien, ein Fotoapparat und weiterer Schmuck als gestohlen angegeben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit seiner am 16.06.1987 beim Landgericht eingereichten Klage hat der Kl&#228;ger einen Antrag auf Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von 22.429,- DM nebst Proze&#223;zinsen an sich angek&#252;ndigt und u.a. ausgef&#252;hrt, er habe die Stehlgutliste alsbald ausgef&#252;llt, aber wegen eines Umzugs vergessen, sie der Polizei einzureichen. Dies sei zwar sicherlich grob fahrl&#228;ssig gewesen, habe aber keinen Einflu&#223; auf den Umfang der Entsch&#228;digungsleistung haben k&#246;nnen. Vorsorglich beschr&#228;nke er seinen Anspruch auf Entsch&#228;digung f&#252;r die Gegenst&#228;nde, die er den am Tatort ermittelnden Polizeibeamten bereits im Rahmen der Strafanzeige angegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist dem Anspruch entgegengetreten und hat ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger k&#246;nne nicht Zahlung an sich verlangen, weil er nicht alleiniger Versicherungsnehmer sei. Er hat bestritten, da&#223; die vom Kl&#228;ger als gestohlen gemeldeten Gegenst&#228;nde entwendet worden seien, und sich mit n&#228;herer Begr&#252;ndung auf Leistungsfreiheit wegen unterbliebener Vorlage der Stehlgutliste berufen. Vorsorglich hat er sich dar&#252;ber hinaus auf vertraglich vereinbarte Leistungsgrenzen f&#252;r Wertgegenst&#228;nde berufen und ausgef&#252;hrt, der Anspruch des Kl&#228;gers k&#246;nne sich allenfalls auf 21.599,- DM belaufen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; ist das Landgericht der Argumentation des Beklagten gefolgt und hat Proze&#223;kostenhilfe wegen Nichtvorlage der Stehlgutliste verweigert.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der hiergegen gerichteten Beschwerde hat der Kl&#228;ger seinen Zahlungsantrag auf 20.000,- DM erm&#228;&#223;igt und nunmehr vortragen lassen, ein oder zwei Tage nach dem Einbruch sei ein Vertreter des Beklagten, der Zeuge ..., bei ihm gewesen, habe die vom Kl&#228;ger erstellte Schadensaufrechnung mitgenommen und erkl&#228;rt, er - der Kl&#228;ger - brauche sich um nichts mehr zu k&#252;mmern; er - der Zeuge - werde diese Schadensaufstellung in dreifacher Ausfertigung kopieren, und zwar f&#252;r sich, f&#252;r die Zentrale des Beklagten und f&#252;r die Polizei. Einige Tage sp&#228;ter habe er ihm - dem Kl&#228;ger - auch das Original der Schadensaufstellung zur&#252;ckgeschickt. Er - der Kl&#228;ger - sei davon ausgegangen, da&#223; er nunmehr alles Erforderliche getan habe. Daher treffe ihn jedenfalls kein Verschulden an der versp&#228;teten Einreichung der Stehlgutliste bei der Polizei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist dieser Darstellung unter Vorlage der vorgerichtlichen Korrespondenz entgegengetreten und hat ausgef&#252;hrt, die Darstellung des Kl&#228;gers sei unglaubhaft.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 16.11.1987 hat das Landgericht der Beschwerde nicht abgeholfen und ausgef&#252;hrt, die Darstellung des Kl&#228;gers sei widerspr&#252;chlich und unglaubhaft. Au&#223;erdem sei die Klage jetzt unzul&#228;ssig, weil nicht mitgeteilt werde, welcher Teil des Schadens mit dem jetzt angek&#252;ndigten Antrag auf Zahlung von 20.000,- DM ersetzt verlangt werde.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dem tr&#228;gt der Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 17.12.1987 Rechnung und beziffert seinen Schaden unter n&#228;herer Bezeichnung der einzelnen Gegenst&#228;nde auf 19.679,- DM. Au&#223;erdem f&#252;gt er eine Abtretungserkl&#228;rung von Frau Trabelsi vom 15.05.1987 bei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig (&#167;127 Abs. 2 Satz 2 ZPO) und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es ist glaubhaft, da&#223; der Kl&#228;ger nicht in der Lage ist, aus eigenen Mitteln die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung aufzubringen. Der Kl&#228;ger befindet sich seit l&#228;ngerer Zeit und bis auf weiteres in Strafhaft, so da&#223; er nicht &#252;ber nennenswerte Eink&#252;nfte verf&#252;gen kann.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage bietet auch hinreichende Aussicht auf Erfolg (&#167;114 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Eintritt des Versicherungsfalls (Einbruchsdiebstahl &#167;3 Ziffer 2, &#167;5 Ziffer 1 a VHB 84) ist unstreitig. Dies entspricht dem Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen, die es hinreichend wahrscheinlich erscheinen lassen, da&#223; unbekannte T&#228;ter gewaltsam in die Wohnung des Kl&#228;gers eingedrungen sind. Dies folgt nicht nur aus den an der T&#252;r festgestellten Besch&#228;digungen, sondern insbesondere auch daraus, da&#223; entsprechende Besch&#228;digungen an der Wohnungst&#252;r einer Nachbarwohnung gefunden worden sind.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte bestreitet, da&#223; die vom Kl&#228;ger als gestohlen angegebenen Gegenst&#228;nde entwendet worden sind, hat der Kl&#228;ger Beweis durch Zeugnis der Frau ... angeboten. Das gen&#252;gt, um die Klage insoweit hinreichend erfolgreich erscheinen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bedenken gegen die Zul&#228;ssigkeit der Klage bestehen jetzt nicht mehr, nachdem der Kl&#228;ger im einzelnen beziffert hat, wie sich sein Anspruch im einzelnen zusammensetzt. Der Kl&#228;ger ist auch nicht gehindert, Zahlung an sich selbst zu verlangen, nachdem er eine Abtretungserkl&#228;rung von Frau ... beigebracht hat. Im &#252;brigen k&#246;nnte die Erfolgsaussicht der Klage hieran auch deshalb nicht scheitern, weil der Kl&#228;ger nicht gehindert w&#228;re, notfalls seinen Antrag auf Zahlung an sich und an Frau Trabelsi umzustellen (&#167;432 Abs. 1 Satz 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach dem gegenw&#228;rtigen Sachstand scheitert die Erfolgsaussicht der Klage auch noch nicht daran, da&#223; der Kl&#228;ger die sogenannte Stehlgutliste versp&#228;tet vorgelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;21 Ziff. 1 b VHB 84 hat der Versicherungsnehmer bei Eintritt des Versicherungsfalls unverz&#252;glich einen Schaden durch Einbruchsdiebstahl der Polizei anzuzeigen und dieser ein Verzeichnis der abhanden gekommenen Sachen einzureichen. Verletzt der Versicherungsnehmer diese Obliegenheit, "so kann der Versicherer gem&#228;&#223; &#167;&#167;6 Abs. 3, 62 Abs. 2 VVG leistungsfrei sein" (&#167;21 Ziff. 3 Satz 1 VHB 84).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat diese Obliegenheit objektiv verletzt, weil er die sog. Stehlgutliste erst im Dezember 1986 bei der Staatsanwaltschaft eingereicht hat. Dies wird vom Kl&#228;ger nicht in Abrede gestellt. Daraus allein folgt jedoch noch nicht die vollst&#228;ndige Leistungsfreiheit des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;6 Abs. 3 VVG tritt bei Verletzung von Obliegenheiten, die nach dem Eintritt des Versicherungsfalls zu erf&#252;llen sind, Leistungsfreiheit nur dann ein, wenn dies im Versicherungsvertrag vereinbart worden ist. Es handelt sich also nicht um eine zwingende gesetzliche Folge, sondern setzt eine entsprechende Vereinbarung der Vertragsparter voraus. Es ist zumindest nicht unzweifelhaft, ob &#167;21 Ziff. 3 VHB 84 eine entsprechende Vereinbarung enth&#228;lt. Denn die Formulierung: " ... so kann der Versicherer gem&#228;&#223; &#167;&#167;6 Abs. 3, 62 Abs. 2 VVG leistungsfrei sein" enth&#228;lt ihrem Wortlaut nach keine Vereinbarung, sondern nur einen (richtigen) Hinweis auf die Rechtslage, wonach Leistungsfreiheit eintreten "kann", n&#228;mlich dann, wenn dies vereinbart ist. Ob &#167;21 Ziff. 3 Satz 1 VHB 84 gleichwohl &#252;ber den Wortlaut hinaus als Vereinbarung ausgelegt werden kann - insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung der anders, aber sprachlich eindeutig gefa&#223;ten entsprechenden Regelung in &#167;13 Ziff. 3 VHB 74 -, wird n&#228;herer rechtlicher Er&#246;rterung, insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung der sog. Unklarheitenregelung des &#167;&#167;5 AGBG bed&#252;rfen. Im gegenw&#228;rtigen Stand des Verfahrens bedarf die Frage keiner weiteren Vertiefung, weil die Erfolgsaussicht der Klage auch dann nicht verneint werden kann, wenn man in &#167;21 Ziff. 3 Satz 1 VHB 84 die wirksame Vereinbarung eines Leistungsausschlusses sieht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wenn n&#228;mlich bestimmte abhandengekommene Sachen der Polizeidienststelle nicht angezeigt wurden, so kann der Versicherer die Entsch&#228;digung nur f&#252;r diese Sachen verweigern (&#167;21 Ziff. 3 Satz 2 VHB 84). Danach wird der Versicherer nur hinsichtlich der Gegenst&#228;nde leistungsfrei, die der Polizei nicht angegeben worden sind.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat der Polizei zwar kein Verzeichnis der entwendeten Gegenst&#228;nde eingereicht, er hat jedoch den ermittelnden Polizeibeamten verschiedene Gegenst&#228;nde benannt, die entwendet worden seien. Auf diese Gegenst&#228;nde beschr&#228;nkt er seinen Klageanspruch.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Zweck der Obliegenheit des &#167;21 Ziff. 1) b VHB 84 besteht darin, der Polizei die Fahndung nach den entwendeten Gegenst&#228;nden zu erm&#246;glichen. Es wird daher zu pr&#252;fen sein, ob die Obliegenheit nicht bereits dadurch erf&#252;llt wird, da&#223; den ermittelnden Polizeibeamten entwendete Gegenst&#228;nde bezeichnet werden, ohne da&#223; es dann noch einer schriftlichen Schadensaufstellung bed&#252;rfte. Unabh&#228;ngig davon wird der Kl&#228;ger aber m&#246;glicherweise auch geltend machen k&#246;nnen, da&#223; die Nichteinreichung einer schriftlichen Schadensliste auf die Schadensregulierung keinen Einflu&#223; gehabt hat (&#167;6 Abs. 3 Satz 2 VVG), weil auch die Einreichung einer schriftlichen Schadensaufstellung nicht zur Wiederbeschaffung der entwendeten Gegenst&#228;nde gef&#252;hrt oder wenigstens die Fahndung danach erleichtert h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat der Versicherungsnehmer nach &#167;6 Abs. 3 VVG die M&#246;glichkeit, nachzuweisen, da&#223; er die vertragliche Obliegenheit weder vors&#228;tzlich noch grob fahrl&#228;ssig verletzt hat. Hierzu tr&#228;gt der Kl&#228;ger vor, er habe dem Vertreter der Beklagten die Schadensliste ausgeh&#228;ndigt, und dieser habe ihm gesagt, er - der Kl&#228;ger - brauche sich um nichts mehr zu k&#252;mmern. Wenn das richtig ist, wird dem Kl&#228;ger der Vorwurf einer vors&#228;tzlichen oder grob fahrl&#228;ssigen Verletzung der vertraglichen Obliegenheit nicht gemacht werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Richtig ist zwar, da&#223; der Kl&#228;ger zun&#228;chst eine andere Erkl&#228;rung f&#252;r die versp&#228;tete Einreichung der schriftlichen Stehlgutliste gegeben hat. Daraus allein folgt jedoch noch nicht, da&#223; die zweite Version falsch ist. Immerhin ergibt sich aus dem Schreiben des Beklagten vom 14.01.1987 (Bl. 31 GA), da&#223; dem Beklagten tats&#228;chlich bereits mit der Schadensmeldung die vom Kl&#228;ger gefertigte Schadensaufstellung zugegangen ist. Das spricht daf&#252;r, da&#223; die Darstellung des Kl&#228;gers jedenfalls insoweit richtig ist, als er dem Vertreter des Beklagten die Schadensaufstellung &#252;bergeben haben will. Ob der Vertreter des Beklagten dann auch gesagt hat, der Kl&#228;ger brauche sich um weiteres nicht zu k&#252;mmern, l&#228;&#223;t sich nach Aktenlage nicht beurteilen. Hierzu bedarf es zun&#228;chst der Vernehmung des vom Kl&#228;ger hierf&#252;r benannten Zeugen .... Damit h&#228;ngt die Entscheidung letztlich vom Ergebnis der Beweisaufnahme und einer Beweisw&#252;rdigung ab, die im Proze&#223;kostenhilfeverfahren nicht vorgenommen werden kann. Die Notwendigkeit einer Beweisaufnahme begr&#252;ndet in der Regel und so auch hier die hinreichende Erfolgsaussicht einer Klage und l&#228;&#223;t die Klage auch nicht mutwillig erscheinen.</p>
315,408
ag-neuss-1988-01-22-36-c-53287
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 532/87
1988-01-22T00:00:00
2019-03-13T14:54:52
2019-03-27T09:43:12
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1988:0122.36C532.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 125,96 DM zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten im wesentlichen &#252;ber die Billigkeit des von dem Kl&#228;ger gew&#228;hlten Verteilungsma&#223;stabs f&#252;r die Umlage der Betriebskostenarten Grundsteuer, Haftpflicht und Versicherungen. Die Beklagten sind Mieter einer Wohnung im ersten Stock des im Rubrum genannten Hauses. Das Haus besteht aus acht Wohnungen und wurde in den Abrechnungszeitr&#228;umen #####/####und #####/####von 14 bzw. 15 Personen bewohnt. Die dreik&#246;pfige Familie der Beklagten bewohnt eine 86 qm gro&#223;e Wohnung. Der Kl&#228;ger bewohnt im Dachgeschoss eine 150 qm gro&#223;e Wohnung allein.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage begehrt der Kl&#228;ger von den Beklagten die Zahlung restlicher Betriebskosten f&#252;r die Abrechnungsperioden #####/####und #####/####in Gesamth&#246;he von 734,19 DM. In den Nebenkostenabrechnungen vom 21.08.1986 und 19.08.1987, auf die wegen der Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 12, 13 und 49 der Akten), hat der Kl&#228;ger die allgemeinen Betriebskosten nach Personen umgelegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 734,19 DM nebst 4 % Zinsen von 538,76 DM ab 29.08.1986 und von 195,43 DM seit dem 04.12.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten behaupten, der von dem Kl&#228;ger gew&#228;hlte Verteilerschl&#252;ssel sei unbillig und versto&#223;e gegen &#167; 315 BGB. Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf den Schriftsatz vom 09.10.1987 (Bl. 20 ff d.A.) verwiesen. Im &#252;brigen beanstanden sie die Ordnungsgem&#228;&#223;heit der Heizkostenabrechnung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber tr&#228;gt der Kl&#228;ger vor, eine &#196;nderung des Abrechnungsverfahrens werde von vier Mietparteien abgelehnt. Im &#252;brigen sei der Differenzbetrag aus der in gleicher Weise erstellten Nebenkostenabrechnung #####/####von den Beklagten unbeanstandet gezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist lediglich in H&#246;he von 125,96 DM begr&#252;ndet, in H&#246;he von 608,83 DM ist sie nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind gem&#228;&#223; &#167; 535 Satz 2 BGB verpflichtet, an den Kl&#228;ger restliche Betriebskosten f&#252;r die Abrechnungsperiode #####/####in H&#246;he von 125,96 DM zu zahlen. Die Leistung der Beklagten wird mit der Rechtskraft des Urteils f&#228;llig. Ein weitergehender Nachzahlungsanspruch aus den Betriebskostenabrechnungen f&#252;r die Abrechnungsperioden #####/####und #####/####steht dem Kl&#228;ger gegen die Beklagten nicht zu, denn die von ihm bei der Abrechnung der verbrauchsunabh&#228;ngigen Kosten (Grundsteuer, Haftpflicht und Versicherungen) bestimmte Umlage nach Personen ist unbillig und bindet die Beklagten nicht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da die Parteien eine Vereinbarung &#252;ber den anzuwendenen Verteilungsma&#223;stab nicht getroffen haben, hat der Kl&#228;ger als Vermieter nach &#167; 316 BGB ein einseitiges Bestimmungsrecht zur Festlegung des Verteilungsschl&#252;ssels. Die von dem Kl&#228;ger getroffene Leistungsbestimmung ist gem&#228;&#223; &#167; 315 Abs. 3 BGB f&#252;r die Beklagten nur verbindlich, wenn sie der Billigkeit entspricht. Indem die Beklagten gegen&#252;ber der Leistungsklage des Kl&#228;gers geltend machen, der zugrundegelegte Personenschl&#252;ssel entspreche nicht der Billigkeit, haben sie im Sinne des &#167; 315 Abs. 3 Satz 2 BGB das Gericht angerufen. Bei der &#220;berpr&#252;fung der Billigkeit ist zu ber&#252;cksichtigen, dass sich eine absolute Verteilungsgerechtigkeit nicht finden l&#228;sst und von einem Mieter vern&#252;nftigerweise nicht erwartet werden kann. F&#252;r die Annahme der Billigkeit der getroffenen Bestimmung muss es danach grunds&#228;tzlich als ausreichend angesehen werden, wenn der gew&#228;hlte Verteilungsma&#223;stab dem Verursacherprinzip im weitesten Sinne Rechnung tr&#228;gt und alle Nutzer in den Grnzen des M&#246;glichen und Zumutbaren gleichbehandelt (vgl. OLG I NJW 1984, 984; Sternel, 2. Aufl., II 68, III 287). Dabei ist zu beachten, dass das Bestimmungsrecht nach billigem Ermessen begriffsnotwendig nicht nur eine einzig m&#246;gliche Entscheidung zul&#228;sst, sondern die Wahl unter den M&#246;glichkeiten eines bis an die Grenzen der Billigkeit reichenden Ermessensspielraums gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Bestreitet der Mieter - wie hier die Beklagten - die Billigkeit des zugrundegelegten Umlageschl&#252;ssels mit Gr&#252;nden, die die Billigkeit der Vermieterbestimmung deutlich in Frage stellen, so tr&#228;gt der Vermieter die Darlegungs- und Beweislast daf&#252;r, dass seine Bestimmung der Billigkeit entspricht (BGH Urt. v. 06.03.1986, BGHZ 97, 212, 223; Urt.v. 02.04.1964, BGHZ 41, 271). Es obliegt dann dem Vermieter, die Tatsachen darzulegen, die im Rahmen der vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung dem Gericht die Feststellung der Billigkeit erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dieser Darlegungs- und Beweislast ist der Kl&#228;ger nicht nachgekommen. Eer hat den von den Beklagten vorgetragenen und f&#252;r die Unbilligkeit des Personenschl&#252;ssels sprechenden Umst&#228;nden keinen erheblichen Sachvortrag entgegengesetzt, &#167;&#167; 138 Abs. 2, 139 Abs. 3 ZPO. Danach ist der Abrechnungsmodus so beschaffen, dass der Kl&#228;ger in einer nicht mehr hinzunehmenden und dem Gerechtigkeitsgebot (&#167;&#167; 242, 315 BGB) widersprechenden Weise bei der Abrechnung der verbrauchsunabh&#228;ngigen Kosten einseitig beg&#252;nstigt wird. Obwohl der Kl&#228;ger in dem Haus die mit 150 qm bei weitem gr&#246;&#223;te Wohnung allein bewohnt, entf&#228;llt auf die nur 86 qm gro&#223;e Wohnung der Beklagten bei der Umlage nach Personenzahl der dreifache Kostenanteil. Von den in der Abrechnung f&#252;r #####/####in Ansatz gebrachten Gesamtkosten von 3.604,17 DM (= Grundsteuer 2.436,04 DM + Versicherungen 882,80 DM + Haftpflicht 187,83 DM + 97,50 DM) sollen die Beklagten nach der Berechnung des Kl&#228;gers insgesamt 837,88 DM (= 20,02 DM x 8 Monate x 3 Personen + 21,58 DM x 4 Monate x 3 Personen) zahlen, w&#228;hrend der Anteil des Kl&#228;gers nur 245,96 DM betr&#228;gt. Demgegen&#252;ber ergibt sich bei einer Umlage nach dem Fl&#228;chenma&#223;stab f&#252;r die Beklagten ein Betrag von 425,18 DM, f&#252;r den Kl&#228;ger ein solcher von 741,60 DM (3.604,17 DM : 729 qm Gesamtfl&#228;che x 150 qm bzw. 86 qm). Der im Verh&#228;ltnis der Parteien angewandte Personenschl&#252;ssel l&#228;sst insbesondere au&#223;er Acht, dass einerseits nach dem Verursacherprinzip die Koten jedenfalls grunds&#228;tzlich von der Partei zu tragen sind, die f&#252;r ihre Entstehung, sei es durch Verbrauch oder allein durch die verbrauchsunabh&#228;ngige Nutzung der Wohnung verantwortlich zeichnet, dass andererseits aber die beanstandeten Betriebskosten f&#252;r Grundsteuer, Haftpflicht und Versicherungen bereits durch die Bereitstellung des Wohnraums entstehen und ihre Berechnung &#252;blicherweise von der fl&#228;chenm&#228;&#223;igen Gr&#246;&#223;e des Hauses abh&#228;ngig ist (vgl. U ZMR 1986, 271). Dementsprechend sind von den Beklagten nach dem Verursachungsprinzip nur die verbrauchsunabh&#228;ngigen Kosten zu verantworten, die der Kl&#228;ger seinerseits im Rahmen der Bewirtschaftung des Hauses f&#252;r ihre Wohnung fl&#228;chenm&#228;&#223;ig aufwenden muss. Eine sachliche Rechtfertigung f&#252;r diese unter &#220;berschreitung seines Ermessensspielraums vorgenommene Ungleichbehandlung der Beklagten ist nicht erkennbar und wird von dem Kl&#228;ger auch nicht dargetan. Die Verteilung der verbrauchsunabh&#228;ngigen Betriebskosten nach den Personenschl&#252;ssel ist vielmehr ersichtlich von dem Bestreben des Kl&#228;gers getragen, die Kosten f&#252;r die eigengenutzte Wohnung weitgehend auf die Mieter des Hauses abzuw&#228;lzen. Besonders deutlich wird dies auch bei einem Vergleich mit einem weiteren Mieter im ersten Stock des Hauses. Dieser hat f&#252;r seine nur 26 qm gro&#223;e Wohnung den gleichen Anteil zu tragen, wie der Kl&#228;ger. Ein sachlicher Grund f&#252;r die Leistungsbestimmung des Kl&#228;gers ist auch nicht darin zu sehen, dass vier Mietparteien des Hauses bisher ihre Zustimmung zu einer Ab&#228;nderung des Verteilungsma&#223;stabs im Sinne der von den Beklagten erstrebten Regelung nicht erteilt haben. Abgesehen davon, dass es verst&#228;ndlich ist, dass die Mieter, die bei einer &#196;nderung des hausinternen Umlageschl&#252;ssels mit einer Mehrbelastung rechnen m&#252;ssen, hiermit nicht einverstanden sind, bleibt es dem Kl&#228;ger grunds&#228;tzlich unbenommen, mit den &#252;brigen Mietern in der bisherigen Art und Weise abzurechnen. Da das Haus insgesamt nur 8 Wohneinheiten aufweist, ist die getrennte Einzelabrechnung f&#252;r den Kl&#228;ger nicht mit einem unzumutbaren Aufwand verbunden. Ob die &#252;brigen Mieter aus Rechtsgr&#252;nden einer Ab&#228;nderung des Verteilungsma&#223;stabes zustimmen m&#252;ssten, ist hier nicht zu entscheiden. Mit der einmaligen Zahlung des Nachzahlungsbetrages aus der in gleicher Weise erstellten Betriebskostenabrechnung #####/####haben die Beklagten die Umlage nach dem Personenschl&#252;ssel jedenfalls f&#252;r die hier in Rede stehenden Abrechnungsperioden nicht anerkannt (st. Rspr. LG E 24 S 465/85, urt. v. 10.06.1986; 24 S 115/86, Urt. v. 14.10.1986). Da nach dem vorliegenden Sachverhalt der Fl&#228;chema&#223;stab der einzige in Betracht kommende Verteilungsma&#223;stab ist, ist das Gericht befugt, die dem Kl&#228;ger zustehende Leistung selbst auszusprechen und durch Urteil festzusetzen. F&#252;r die Abrechnungsperiode #####/####steht dem Kl&#228;ger ein Nachzahlungsbetrag von 125,96 DM zu. Wie bereits ausgef&#252;hrt entfallen auf die Beklagten bei der Umlage nach dem Fl&#228;chenma&#223;stab f&#252;r die in Rede stehenden Betriebskostenarten Gesamtkosten in H&#246;he von 425,18 DM, so dass sich zu den tats&#228;chlich von dem Kl&#228;ger in Rechnung gestellten Kosten ein Differenzbetrag von 412,70 DM ergibt. Um diesen Betrag ist die Abrechnung des Kl&#228;gers vom 21.08.1986 zu k&#252;rzen, so dass ein Restbetrag von 125,96 DM verbleibt. Weitergehende erhebliche Einwendungen haben die Beklagten nicht erhoben. Zwar ist ihnen grunds&#228;tzlich zuzugeben, dass die Heizkostenabrechnung den Anfangs- und Endbestand des verbrauchten Heiz&#246;ls aufweisen muss. Durch die Nichtangabe des Anfangsbestandes in der Abrechnung #####/####weden die Beklagten jedoch nicht benachteiligt, denn nach dem unwidersprochen gebliebenen Sachvortrag des Kl&#228;gers, der gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden und unstreitig anzusehen ist, ist den Beklagten lediglich die in der Heizkostenabrechnung aufgef&#252;hrte und verbrauchte Heiz&#246;llieferung vom 28.10.1985 &#252;ber 10.456 Liter in Rechnung gestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ein Nachzahlungsanspruch aus der Betriebskostenabrechnung f&#252;r die Abrechnungsperiode #####/####steht dem Kl&#228;ger nicht mehr zu. Die Umlage der verbrauchsunabh&#228;ngigen Kosten nach dem Fl&#228;chenma&#223;stab ergibt f&#252;r die Beklagten einen anteiligen Betrag von 442,44 DM, so dass der Kl&#228;ger den Beklagten auf der Grundlage der f&#252;r die Abrechnung #####/####vorgenommenen Berechnung insgesamt 338,88 DM zuviel in Rechnung gestellt hat. Um diesen Betrag ist die Abrechnung vm 19.08.1987 zu reduzieren, so dass f&#252;r die Beklagten ein Guthaben von 143,45 DM verbleibt. Bei der Berechnung der Klageforderung h&#228;tte das Gericht dieses Guthaben der Beklagten nur ber&#252;cksichtigen k&#246;nnen, wenn die Beklagten insoweit die Aufrechnung erkl&#228;rt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Aus den dargelegten Gr&#252;nden kann daher der Kl&#228;ger von den Beklagten die Zahlung von 125,96 DM verlangen, allerdings wird die Leistung erst mit der Rechtskraft des Urteils f&#228;llig (Palandt-Heinrichs, 47. Aufl., &#167; 315 Anm. 4).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 734,19 DM</p>
315,409
olgham-1988-01-19-21-u-11087
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 U 110/87
1988-01-19T00:00:00
2019-03-13T14:54:54
2019-03-27T09:43:12
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0119.21U110.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 04. M&#228;rz 1987 verk&#252;ndete Urteil der 7. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Essen wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 91.905,56 DM nebst 1 % Zinsen &#252;ber dem Lombardsatz der Deutschen Bundesbank, mindestens aber 5 %, seit dem 15.08.1987 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Wegen des weitergehenden Zinsanspruchs werden die Klage abgewiesen und die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 108.000,-- DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Sicherheit kann auch durch B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank geleistet werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Firma xxx hat im Namen und f&#252;r Rechnung der Beklagten f&#252;r den Neubau ihres Verwaltungsgeb&#228;udes in xxx der Kl&#228;gerin die Lieferung und Montage abgeh&#228;ngter Decken erteilt. Grundlage der Vertragsbeziehungen ist das Bestellschreiben vom 06.06.1985 (Bl. 11 bis 16 d.A.), in dem eine Reihe von Anlagen (Bl. 17 bis 45 d.A.) und ein Verhandlungsprotokoll vom 15.03./02.04.1984 (Bl. 80 bis 86 d.A.) in Bezug genommen sind. Das ausgef&#252;hrte Werk ist abgenommen. Die gepr&#252;fte Rechnung der Kl&#228;gerin vom 30.04.1985 (Bl. 46 ff d.A.) &#252;ber 1.838.111,25 DM ist rechnerisch unstreitig. Die Rechnungssumme ist bis auf die Klageforderung von 91.905,96 DM (= 5 % der Rechnungssumme) bezahlt. Die Beklagte h&#228;lt die Klageforderung wegen der Zahlungsvereinbarung in Ziffer 4 des Bestellschreibens f&#252;r nicht f&#228;llig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ziffer 4 des Bestellschreibens lautet (auszugsweise):</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">"4. <u>Zahlung</u></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">85 % - ...</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">10 % - . . .</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">5 % - 60 Monate nach kompletter Fertigstellung aller von Ihnen zu erbringenden Lieferungen und Leistungen einschlie&#223;lich eventueller Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">..."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aus dem Gesamtinhalt des Vertragswerkes ergebe sich, da&#223; es sich bei der letzten Rate von 5 % um einen durch B&#252;rgschaft abl&#246;sbaren Sicherheitseinbehalt im Sinne von &#167; 17 Nr. 6 VOB/B handele. Eine F&#228;lligkeitsabsprache komme nicht klar zum Ausdruck, versto&#223;e im &#252;brigen gegen das AGB-Gesetz, auf jeden Fall aber gegen &#167; 242 BGB.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 91.905,56 DM nebst 7,5 % Zinsen seit dem 22.04.1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie hat geltend gemacht:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">F&#252;r sie sei der durch den Aufschub der F&#228;lligkeit eingetretene Zinsgewinn ein wesentliches Element der Kalkulation gewesen. Sie habe das bei den Vertragsverhandlungen allen Anbietern gegen&#252;ber klar zum Ausdruck gebracht und erkl&#228;rt, da&#223; bei einer &#196;nderung dieser Regelung der entsprechende Zinsbetrag anderweitig einkalkuliert werden m&#252;sse. Die Kl&#228;gerin sei - im Gegensatz zu anderen Anbietern - mit der vorgeschlagenen Regelung einverstanden gewesen. Bei dieser Sachlage sei die Klausel klar, das AGB-Gesetz nicht anwendbar und &#167; 242 BGB nicht erf&#252;llt. - Hilfsweise mache sie ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht wegen M&#228;ngeln geltend.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Zeugenvernehmung die Klage abgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die restlichen 5 % des Werklohns seien nicht f&#228;llig, da die in Ziffer 4) der Bestellung vereinbarte Frist von 60 Monaten noch nicht abgelaufen sei. Durch diese Regelung sei die F&#228;lligkeit hinausgeschoben und &#167; 17 VOB/B abbedungen. Das AGB-Gesetz sei nicht anwendbar. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme m&#252;sse sich die Kl&#228;gerin zumindest so behandeln lassen, als sei die Ziffer 4) der Bestellung ausgehandelt worden. F&#252;r die Anwendung des &#167; 242 BGB bestehe kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt des Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihr Klageziel weiter. Sie macht geltend:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ziffer 4) der Bestellung sei f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen vorformuliert. Deshalb sei das AGB-Gesetz anzuwenden. Ziffer 4) sei nach verschiedenen Tatbest&#228;nden des AGB-Gesetzes unwirksam. Diese Bestimmung sei nicht ausgehandelt worden, weil nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme die Bestimmung nie zu Disposition gestanden und die Beklagte ihre Bereitschaft zur &#196;nderung dieser Bestimmung nicht zum Ausdruck gebracht habe. Vielmehr seien die Firmen, die diese Bestimmungen nicht h&#228;tten akzeptieren wollen, bei der Auftragsvergabe nicht ber&#252;cksichtigt worden. Die Unwirksamkeit von Ziffer 4) des Bestellschreibens ergebe sich aus den &#167;&#167; 3, 5 und jedenfalls &#167; 9 AGB-Gesetz. Ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht der Beklagten bestehe nicht, da ihr Werk mangelfrei sei und M&#228;ngelbeseitigungsarbeiten nicht r&#252;ckst&#228;ndig seien.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">1.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">ab&#228;ndernd die Beklagte zu verurteilen, an sie 91.905,56 DM nebst 7,5 % Zinsen seit dem 22.04.1986 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">2.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">hilfsweise:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Vollstreckungsschutzma&#223;nahmen und die Gestattung, Sicherheit auch durch Bankb&#252;rgschaft erbringen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">1.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">2.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Sicherheit durch B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie macht geltend:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das AGB-Gesetz sei nicht anwendbar. Ziffer 4) des Bestellschreibens sei nicht f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen vorformuliert. Der Verfasser habe den Text des Vertrages aus Textbausteinen f&#252;r einen Einzelfall zusammengesetzt und speziell die Formulierung in Ziffer 4) hinsichtlich der 5 %-Klausel "einschlie&#223;lich eventueller Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che" individuell formuliert (Beweis: Zeuge xxx). Im &#252;brigen ergebe sich aus der Beweisaufnahme, da&#223; Ziffer 4) ausgehandelt worden sei. Dar&#252;ber hinaus liege kein Versto&#223; gegen Bestimmungen des AGB-Gesetzes vor. - Die Kl&#228;gerin habe ger&#252;gte M&#228;ngel ihrer Arbeiten erst Anfang August 1987 beseitigt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Parteivorbringens zweiter Instanz wird auf die Berufungsbegr&#252;ndung vom 09.06.1987 und den erg&#228;nzenden Schriftsatz der Kl&#228;gerin vom 01.12.1987 sowie auf die Berufungserwiderung vom 11.01.1988 nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist bis auf einen Teil der Zinsforderung begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann die restlichen 5 % ihres Werklohns verlangen. Sie sind jetzt jedenfalls f&#228;llig. Das Hinausschieben der F&#228;lligkeit auf f&#252;nf Jahre ab Fertigstellung in Ziffer 4) des Bestellschreibens ist gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 1 AGBG unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das AGB-Gesetz ist anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Ziffer 4) ist nach dem eigenen Vortrag der Beklagten im Senatstermin eine f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen vorformulierte Vertragsbedingung im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 Satz 1 AGBG. Die Beklagte hat danach - entweder von anderen oder in ihrem Hause - vorformulierte Textbausteine f&#252;r die Zusammensetzung des Vertragstextes verwendet. Der abstrakt-generelle Charakter dieser Textbausteine ergibt sich schon aus ihrer Zweckbestimmung. Sie sind f&#252;r die Verwendung - je nach Bedarf - f&#252;r eine unbestimmte Zahl von Vertr&#228;gen ausgearbeitet. Unerheblich ist, ob die Kl&#228;gerin sie vorher schon mehrfach verwendet hat. Unerheblich ist auch, ob solche Textbausteine einem Datentr&#228;ger oder einem Formularbuch entnommen werden. Da&#223; der Vertragsverfasser der Ziffer 4) den Zusatz "einschlie&#223;lich eventueller Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che" nach der Behauptung der Beklagten "individuell" hinzugef&#252;gt hat, &#228;ndert nichts daran, da&#223; Ziffer 4) im &#252;brigen f&#252;r eine Vielzahl von F&#228;llen vorformuliert war und blieb. Der Antrag der Beklagten auf Vernehmung des Zeugen xxx zu diesem Sachverhalt war daher unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ziffer 4) des Bestellschreibens ist - entgegen der Ansicht der Beklagten - nicht im einzelnen ausgehandelt im Sinne des &#167; 1 Abs. 2 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">"Aushandeln" setzt voraus, da&#223; der Verwender den in seinen allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen enthaltenen "gesetzesfremden" Kerngehalt, also die den wesentlichen Inhalt der gesetzlichen Regelung &#228;ndernden oder erg&#228;nzenden Bestimmungen inhaltlich <u>ernsthaft zur Disposition stellt</u> und dem Verhandlungspartner Gestaltungsfreiheit zur Wahrung eigener Interessen einr&#228;umt mit zumindest der realen M&#246;glichkeit, die inhaltliche Ausgestaltung der Vertragsbedingungen zu beeinflussen (BGH in ZfBR 1987, 40, <u>41</u>). Die Beklagte h&#228;tte sich deutlich und ernsthaft zur gew&#252;nschten &#196;nderung der Ziffer 4) bereit erkl&#228;rt haben m&#252;ssen (BGH, a.a.O.). Schon daran fehlt es. Zum einen hat die Kl&#228;gerin keine &#196;nderung der Ziffer 4) des Bestellschreibens gew&#252;nscht. Zum anderen ist nach dem Vortrag der Beklagten und der Aussage des Zeugen xxx allen Anbietern erkl&#228;rt worden, f&#252;r den Fall der Ablehnung von Ziffer 4) werde das Angebot um den Zinsverlust (d.h.: den der Beklagten entgehenden Zinsgewinn) teurer gemacht, was wirtschaftlich zum gleichen Ergebnis wie die Hinnahme der Klausel gef&#252;hrt h&#228;tte. Allenfalls unter besonderen Umst&#228;nden kann ein Vertrag auch dann als Ergebnis eines "Aushandelns" gewertet werden, wenn es schlie&#223;lich nach gr&#252;ndlicher Er&#246;rterung bei dem gestellten Entwurf verbleibt (BGH a.a.O.). Solche Umst&#228;nde sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Einbeziehung von Ziffer 4) des Bestellschreibens in den Vertrag steht nicht &#167; 3 AGBG (&#252;berraschendes Klausel) entgegen. Ziffer 4) enth&#228;lt kein starkes &#220;berraschungsmoment. Zudem war den fachkundigen Zeugen xxx und xxx, die hier f&#252;r die Kl&#228;gerin verhandelt haben, diese Klausel vor Vertragsschlu&#223; bekannt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ziffer 4) ist wegen einer gegen Treu und Glauben versto&#223;enden unangemessenen Benachteiligung der Kl&#228;gerin nach &#167; 9 AGBG unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die unangemessene Benachteiligung ergibt sich aus zwei Gesichtspunkten: Durch die &#167; 641 BGB ab&#228;ndernde Hinausschiebung der F&#228;lligkeit auf f&#252;nf Jahre ab Fertigstellung wird dem Auftragnehmer ein erheblicher Zinsverlust aufgeb&#252;rdet. Die Unbilligkeit dieser Regelung zeigt der Vergleich mit &#167; 641 Abs. 2 BGB, wonach der Besteller einen in Geld festgesetzten Werklohn von der Abnahme des Werkes an zu verzinsen hat, und mit &#167; 17 Nr. 6 Abs. 1 Satz 4/ Nr. 5 Satz 2 VOB/B, wonach bei vereinbartem Sicherheitseinbehalt der einbehaltene Betrag auf ein Sperrkonto einzuzahlen ist und etwaige Zinsen dem Auftragnehmer zustehen. Ferner f&#252;hrt die Regelung in Ziffer 4) dazu, da&#223; der Auftragnehmer ohne jede Sicherung ab Fertigstellung f&#252;nf Jahre lang das Risiko tragen soll, da&#223; der Auftraggeber zahlungsunf&#228;hig wird. Dieses Risiko kann nicht gering veranschlagt werden, wie die Konkurse auch gro&#223;er und renommierter Baufirmen in den letzten Jahren zeigen. Dagegen kann nicht mit Erfolg eingewendet werden, da&#223; der Auftraggeber mit einer solchen Klausel wie Ziffer 4) wirtschaftlich gesehen lediglich eine Herabsetzung der Verg&#252;tung erreichte. Eine solche soll offen und ehrlich ausgehandelt werden. - Schon aus diesen Gr&#252;nden verst&#246;&#223;t die Klausel gegen &#167; 9 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Erschwerend kommen hier zwei Gesichtspunkte hinzu: Die Formulierung der Ziffer 4) ist an &#252;bliche Sicherheitsvereinbarungen gem. &#167; 17 Nr. 6 VOB/B angelehnt, so da&#223; ihre belastenden Folgen f&#252;r den Auftragnehmer nicht deutlich hervortreten. Bez&#252;glich der Auswirkungen von Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;chen auf den Beginn der 5-Jahresfrist ist Ziffer 4) so unklar formuliert, da&#223; eine Frist von praktisch 10 Jahren m&#246;glich erscheint.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht wegen M&#228;ngeln steht der Beklagten nach ihrem eigenen Vorbringen nicht (mehr) zu, nachdem die von ihr behaupteten M&#228;ngel inzwischen beseitigt sind.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 16 Nr. 5 Abs. 3 VOB/B ist die Klageforderung ab 15.08.1987 zu verzinsen. F&#252;r die vorangehende Zeit kann die Kl&#228;gerin keine Zinsen verlangen. Die Beklagte durfte die Zahlung verweigern. Sie hatte ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht wegen M&#228;ngeln der Leistungen der Kl&#228;gerin (&#167;&#167; 320, 322 BGB, 13 Nr. 5 VOB/B). Da&#223; ein Nachbesserungsanspruch der Beklagten bestand, hat die Kl&#228;gerin anerkannt, indem sie Nachbesserungsarbeiten erheblichen Umfangs bis Anfang August 1987 ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 92 Abs. 2, 708 Ziffer 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 91.905,56 DM.</p>
315,410
olgham-1988-01-15-20-u-19587
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 195/87
1988-01-15T00:00:00
2019-03-13T14:54:57
2019-03-27T09:43:11
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0115.20U195.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 15. Mai 1987 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts xxx wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Auf die Berufung und die Anschlu&#223;berufung des Beklagten wird das angefochtene Urteil abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin belieferte in st&#228;ndiger Gesch&#228;ftsbeziehung eine xxx, deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagte war. Diese bezahlte ab Ende 1984 die offenen Forderungen nicht mehr. Ende Mai 1985 beantragte sie die Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen diese Firma offene Forderungen in H&#246;he von 7.789,25 DM, denen Rechnungen aus der Zeit zwischen dem 31.12.1984 und dem 20.05.1985 zugrunde liegen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, der Beklagte habe sich in einem Telefongespr&#228;ch am 14.02.1985 gegen&#252;ber ihrer Gesellschafterin und Seniorchefin verpflichtet, f&#252;r diese Forderungen "pers&#246;nlich einzustehen". Sie hat darin einen Schuldbeitritt des Beklagten gesehen und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 7.789,25 DM als Gesamtschuldner neben der gesondert in Anspruch genommenen xxx nebst 9 % Zinsen seit dem 16. Januar 1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat bestritten, sich pers&#246;nlich zur Bezahlung der Verbindlichkeiten der xxx verpflichtet zu haben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Beweisaufnahme der Klage in H&#246;he von 2.907,78 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 16.01.1986 stattgegeben und die Klage im &#252;brigen abgewiesen. Es hat der Beweisaufnahme entnommen, da&#223; der Beklagte durch m&#252;ndliche Erkl&#228;rung in dem Telefongespr&#228;ch die Schuld mit&#252;bernommen habe. Es hat diese Erkl&#228;rung allerdings dahin ausgelegt, da&#223; diese Schuldmit&#252;bernahme nur die bis zum 14.02.1985 bereits entstandenen Forderungen, nicht aber k&#252;nftig entstehende Forderungen umfa&#223;t habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richten sich die fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufungen beider Parteien.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verfolgt ihren Klageantrag in voller H&#246;he weiter und behauptet, der Beklagte habe auch die k&#252;nftig erst noch entstehenden Forderungen pers&#246;nlich &#252;bernehmen wollen, um sicherzustellen, da&#223; die xxx von ihr weiter beliefert werde.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten als Gesamtschuldner neben der xxx zu verurteilen, an sie &#252;ber die ausgeurteilten 2.907,78 DM nebst Zinsen weitere 4.881,47 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 16.01.1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, der zun&#228;chst nur beantragt hat,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen, soweit er zur Zahlung von mehr als 835,16 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 16.01.1986 verurteilt worden sei,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils und Zur&#252;ckweisung der Berufung der Kl&#228;gerin die Klage in vollem Umfang abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat sich zun&#228;chst gegen die H&#246;he seiner Verurteilung gewandt und mit n&#228;herer Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; er allenfalls die Haftung f&#252;r offene Forderungen in H&#246;he von 835,16 DM nebst 5 % Zinsen &#252;bernommen habe, wenngleich er an eine entsprechende telefonische Zusicherung keine Erinnerung mehr habe.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach einem rechtlichen Hinweis, da&#223; in der behaupteten Zahlungszusage auch eine formunwirksame B&#252;rgschaftserkl&#228;rung gesehen werden k&#246;nne, "erweitert" der Beklagte seine Berufung und greift das angefochtene Urteil in vollem Umfang an.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin sieht hierin eine Anschlu&#223;berufung, die sie f&#252;r unzul&#228;ssig h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist sie der Auffassung, da&#223; auch eine m&#252;ndlich erkl&#228;rte B&#252;rgschaft des Beklagten wirksam sei, weil der Beklagte xxx sei, jedenfalls aber in dem Telefongespr&#228;ch einen entsprechenden Vertrauenstatbestand gesetzt habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Anschlu&#223;berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen und auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin hat keinen Erfolg, w&#228;hrend die Berufung und die Anschlu&#223;berufung des Beklagten zur Klageabweisung insgesamt f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin k&#246;nnte schon deshalb keinen Erfolg haben, weil die vor dem Landgericht durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme nichts daf&#252;r ergeben hat, da&#223; der Beklagte zugesagt hat, auch f&#252;r k&#252;nftige Forderungen einstehen zu wollen. Diese Frage bedarf jedoch keiner weiteren Vertiefung, weil der eigene Sachvortrag der Kl&#228;gerin schon dem Grunde nach nicht geeignet ist, einen Zahlungsanspruch gegen den Beklagten zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach der Darstellung der Kl&#228;gerin, die die vom Landgericht vernommenen Zeuginnen im wesentlichen best&#228;tigt haben, hat der Beklagte in dem streitigen Telefongespr&#228;ch zugesagt, er werde f&#252;r die Verbindlichkeiten der xxx "einstehen" bzw. "geradestehen". Diese Erkl&#228;rung enth&#228;lt ihrem Wortlaut nach die &#220;bernahme einer B&#252;rgschaft, denn nach &#167; 765 Abs. 1 BGB verpflichtet sich der B&#252;rge gegen&#252;ber dem Gl&#228;ubiger eines Dritten, "f&#252;r die Erf&#252;llung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen".</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die &#220;bernahme einer B&#252;rgschaft ist jedoch nur dann verbindlich, wenn sie schriftlich erkl&#228;rt wird (&#167; 766 BGB). An dieser gesetzlich vorgeschriebenen Schriftform fehlt es hier.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Schriftform bedarf es nur dann nicht, wenn der B&#252;rge Vollkaufmann ist und die B&#252;rgschaft sich als Handelsgesch&#228;ft darstellt (&#167;&#167; 343, 350, 351 HGB). Der Beklagte ist als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung jedoch nicht Vollkaufmann im Sinne von &#167; 1 HGB. Er ist lediglich Angestellter der Gesellschaft.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin mit Schriftsatz vom 05.01.1988 ausf&#252;hrt, der Beklagte sei doch Kaufmann gewesen, fehlt es an n&#228;heren tats&#228;chlichen Darlegungen, so da&#223; f&#252;r die von der Kl&#228;gerin beantragte eidliche Parteivernehmung des Beklagten kein Raum ist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist auch nicht gehindert, sich auf die fehlende Schriftform zu berufen. Dies verst&#246;&#223;t nicht gegen Treu und Glauben (&#167; 242 BGB). Beide Parteien sind sich ersichtlich nicht dar&#252;ber im klaren gewesen, da&#223; die Erkl&#228;rung des Beklagten eigentlich der Schriftform bed&#252;rfe, um rechtswirksam zu sein. Der Beklagte hat die Kl&#228;gerin daher nicht treuwidrig daran gehindert, sich seine Zahlungszusage schriftlich geben zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die - bestrittene - Zusage des Beklagten, f&#252;r Verbindlichkeiten der GmbH einstehen zu wollen, enth&#228;lt keine (formlos) wirksame Schuldmit&#252;bernahme (Schuldbeitritt).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ob eine Zahlungszusage als Schuldbeitritt oder als B&#252;rgschaft zu verstehen ist, h&#228;ngt zun&#228;chst davon ab, ob mit dieser Zusage eine selbst&#228;ndige oder eine an die Hauptforderung "angelehnte" Schuld begr&#252;ndet werden sollte. Im ersten Fall liegt die Annahme eines Schuldbeitritts nahe, w&#228;hrend im zweiten Fall in der Regel eine B&#252;rgschaft gewollt ist. Bleiben Zweifel, wie die Erkl&#228;rung zu verstehen ist, ist eine B&#252;rgschaft anzunehmen (BGH NJW 86, 580).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut der von der Kl&#228;gerin behaupteten Erkl&#228;rung des Beklagten ist eindeutig und so zu verstehen, da&#223; der Beklagte keine rechtlich selbst&#228;ndige Zahlungsverpflichtung begr&#252;nden, sondern f&#252;r die Verbindlichkeiten der GmbH in ihrem jeweiligen Bestand einstehen wollte. Er hat daher eine an die Hauptschuld angelehnte Verbindlichkeit &#252;bernehmen wollen und dies durch seine dem Wortlaut des &#167; 765 entsprechende Erkl&#228;rung auch hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Es ist dar&#252;ber hinaus auch nicht ersichtlich, da&#223; der Beklagte ein eigenes wirtschaftliches oder rechtliches Interesse daran gehabt haben k&#246;nnte, Verbindlichkeiten der xxx zu &#252;bernehmen. Es mag zwar sein, da&#223; der Beklagte den Fortbestand der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen xxx sicherstellen wollte. Daraus folgt jedoch nicht unmittelbar ein eigenes Interesses, denn es ist nicht ersichtlich, in welcher Weise der Beklagte vom Fortbestehen dieser Gesellschaft wirtschaftlich abh&#228;ngig war. Nach seiner unbestrittenen Darstellung hatte er noch eine zweite Firma in Westdeutschland - ebenfalls eine GmbH -, so da&#223; seine eigene wirtschaftliche Existenz durch den m&#246;glichen Zusammenbruch der xxx nicht unbedingt bedroht war.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Selbst die Annahme eines eigenen wirtschaftlichen Interesses w&#252;rde im &#252;brigen f&#252;r sich allein auch nicht ausreichen, um den sicheren Schlu&#223; auf einen Schuldbeitritt zu rechtfertigen (BGH NJW 68, 2332). Das eigene wirtschaftliche (oder rechtliche) Interesse kann allenfalls ein Auslegungskriterium unter mehreren anderen sein, wenn Zweifel bestehen, wie eine Zahlungszusage auszulegen ist (ebenso BGH NJW 86, 580).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Schutzzweck der Formvorschrift des &#167; 766 BGB gebietet Zur&#252;ckhaltung bei der Annahme formfrei wirksamer Schuldbeitrittserkl&#228;rungen. So kommt regelm&#228;&#223;ig auch die Umdeutung einer formunwirksamen B&#252;rgschaftserkl&#228;rung in einen formlos wirksamen Schuldbeitritt nicht in Betracht (Palandt-Thomas, BGB, Einf&#252;hrung vor &#167; 765 Anm. 3 b).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;gerin ein Zahlungsanspruch gegen den Beklagten nicht zusteht, mu&#223; dessen Berufung Erfolg haben. Dasselbe gilt f&#252;r seinen weiteren, als Berufungserweiterung bezeichneten Antrag auf Abweisung der Klage insgesamt. Dieser Antrag stellt sich rechtlich als unselbst&#228;ndige Anschlu&#223;berufung an die Berufung der Kl&#228;gerin dar (&#167; 521 Abs. 1 ZPO), weil die Berufungsbegr&#252;ndungsfrist f&#252;r den Beklagten inzwischen abgelaufen war. Bedenken gegen die Zul&#228;ssigkeit dieser Anschlu&#223;berufung bestehen nicht. Es steht insbesondere nicht entgegen, da&#223; der Beklagte zun&#228;chst eine nur beschr&#228;nkte Berufung eingelegt hat. Denn die Anschlu&#223;berufung w&#228;re selbst dann statthaft, wenn der Beklagte auf sein Rechtsmittel der Berufung verzichtet gehabt h&#228;tte (&#167; 521 Abs. 1 ZPO). Die zun&#228;chst beschr&#228;nkte Berufung enth&#228;lt jedoch nicht einmal einen Verzicht auf eine weitergehende Berufung. Der Beklagte w&#228;re daher innerhalb der gesetzlichen Frist zur Begr&#252;ndung der Berufung nicht gehindert gewesen, sein Rechtsmittel zu erweitern. Da&#223; der Ablauf der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist der Erhebung einer Anschlu&#223;berufung nicht entgegensteht, folgt unmittelbar aus dem Gesetz (&#167; 521 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91, 97 Abs. 1 ZPO, w&#228;hrend der Ausspruch &#252;ber die Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 713 ZPO folgt. Die Beschwer der Kl&#228;gerin wird auf 7.789,25 DM festgesetzt.</p>
315,411
lg-dusseldorf-1988-01-14-16-o-15487
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
16 O 154/87
1988-01-14T00:00:00
2019-03-13T14:54:59
2019-03-27T09:43:11
Urteil
ECLI:DE:LGD:1988:0114.16O154.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Das Vers&#228;umnisurteil vom 8. Oktober 1987 wird aufrechterhalten.</p> <p>&#160;</p> <p>2.</p> <p>Die weiteren Kosten des Rechtsstreits werden dem Verf&#252;gungsbeklagten auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Ta t b e s t a n d </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Bundesparteitag der Verf&#252;gungskl&#228;gerin w&#228;hlte am 15.02.1986 den Verf&#252;gungsbeklagten zum 1. stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Zwei Mitglieder der Verf&#252;gungskl&#228;gerin fochten die Bundesvorstandswahlen vom 15.02. 1986 vor dem bei der Verf&#252;gungskl&#228;gerin eingerichteten Bundesparteischiedsgericht an. Wegen der Einzelheiten der Parteischiedsgerichtsordnung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin vom 05.11.1978 wird auf BI. 50 - 61 GA Bezug genommen. Das Bundesparteischiedsgericht der Verf&#252;gungskl&#228;gerin beschlo&#223; am 06.12. 1986, da&#223; die Bundesvorstandswahlen vom 15.02.1986 ung&#252;ltig waren und beauftragte im Interesse der Funktionsf&#228;higkeit der Bundesorganisation der Verf&#252;gungskl&#228;gerin deren Bundesgesch&#228;ftsf&#252;hrer, den Verf&#252;gungskl&#228;ger, u.a. alsbald zum Zwecke der Wiederholung der Bundesvorstandswahlen einen Bundesparteitag einzuberufen. Mit weiterem Beschlu&#223; vom 06.01.1987 beauftragte das Bundesparteischiedsgericht den Verf&#252;gungskl&#228;ger mit der Vertretung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 26 BGB. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsbeklagte lud zum 13.12.1986 und zum 31.01.1987 zu Bundesvorstandssitzungen ein. Der Verf&#252;gungskl&#228;ger hob die Einladungen jeweils auf. Die auf der Bundesvorstandswahl vom 15.02.1986 zur Bundesvorsitzenden gew&#228;hlte Frau Prof. A. erwirkte gegen die Verf&#252;gungskl&#228;gerin am 20.01.1987 beim Landgericht M&#246;nchengladbach im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung einen Beschlu&#223;, wonach der Schiedsspruch des Bundesparteischiedsgerichtes vom 06.12.1986 zun&#228;chst keine Wirkung entfaltete, Frau A. die Verf&#252;gungskl&#228;gerin weiter nach au&#223;en vertrat und die Kompetenzen des Verf&#252;gungskl&#228;gers zun&#228;chst ausgesetzt wurden. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung &#252;ber den Widerspruch gegen die einstweilige Verf&#252;gung nahm Frau A. den Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung zur&#252;ck. Am 12.03.1987 sprach der Verf&#252;gungsbeklagte wiederum eine Einladung an die Mitglieder des Bundesvorstandes der Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu einer Vorstandssitzung auf den 21.03.1987 aus. Auf Einladung der Landesvorsitzenden von Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Rheinland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland vom 14.04.1987 hielt ein Teil der Parteimitglieder der Verf&#252;gungskl&#228;gerin am 02.05.1987 einen Bundesparteitag ab, auf dem der Verf&#252;gungsbeklagte zum 1. stellvertretenden Bundesvorsitzenden gew&#228;hlt wurde. Ein weiterer Parteitag der Verf&#252;gungskl&#228;gerin fand am 09.05.1987 auf Einladung des Verf&#252;gungskl&#228;gers vom 08.04.1987 statt, auf dem Herr B. als 1. Vorsitzender und die Herren C. und Dr. D. als stellvertretende Vorsitzende, der Verf&#252;gungskl&#228;ger als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und Herr E. als Leiter der Redaktion der von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin herausgegebenen Zeitschrift "F." gew&#228;hlt wurden. Der Verf&#252;gungsbeklagte beteiligte sich auch nach dem Parteitag vom 09.05.1987 am Vertrieb der Zeitschrift "F.&#8220;. &#220;ber ihren Proze&#223;bevollm&#228;chtigten forderte die Verf&#252;gungsklagerin den Verf&#252;gungsbeklagten mit Schreiben vom 15.07.1987 auf, diese T&#228;tigkeit zu beenden. In den Ausgaben f&#252;r August und November 1987 der vorgenannten Zeitschrift ist als Verantwortlicher f&#252;r den Vertrieb und auch als 2. Vorsitzender der Verf&#252;gungsbeklagte genannt. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 01.07.1987 wies die 16. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster - AZ 16 0 246/87 - einen Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung der durch Frau Adelgunde A. vertretenen Verf&#252;gungskl&#228;gerin zur&#252;ck, weil u.a. nicht glaubhaft gemacht war, da&#223; die Verf&#252;gungskl&#228;gerin durch Frau A. ordnungsgem&#228;&#223; vertreten war. Durch zwei Urteile vom 01.10. 1987 wies die 15. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster einen Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung - AZ 15 0 448/87 - und eine Klage - AZ 15 0 447/87 - der von Herrn B. vertretenen Verf&#252;gungskl&#228;gerin gegen Frau A. als unzulassig zur&#252;ck, weil die Verf&#252;gungskl&#228;gerin durch Herrn B. nicht wirksam vertreten wurde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auf Einladung vom 10.10.1987 hielt die Verf&#252;gungskl&#228;gerin am 31.10.1987 in G. einen au&#223;erordentlichen Bundesparteitag ab. Auf diesem Bundesparteitag wurden zum Bundesvorsitzenden Herr B. und zum 1. und 2. stellvertretenden Bundesvorsitzenden die Herren H. und Dr. D. gew&#228;hlt sowie zum Leiter f&#252;r den "F." Herr E., die s&#228;mtlich die Wahl annahmen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;ger behaupten, der dem Bundesparteischiedsgericht angeh&#246;rende Schiedsrichter I. sei von seinem Amt als Ortsvorsitzender in J. zur&#252;ckgetreten. Die Einberufung des Sonderparteitages der Bundespartei auf den 09.05.1987 sei wegen verschiedener einstweiliger Verf&#252;gungsverfahren des Verf&#252;gungsbeklagten und der Frau A. nicht fr&#252;her m&#246;glich gewesen. Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin behauptet weiter, der Bundesparteitag am 31.10.1987 sei auf Antrag von 1/5 der Delegierten der vorausgegangenen Bundesparteitage einberufen worden. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das erkennende Gericht hat auf Antrag der Verf&#252;gungskl&#228;ger vom 17.03.1987 durch Beschlu&#223; vom 20.03.1987 dem Verf&#252;gungsbeklagten untersagt, bis zur Neuwahl eines Bundesvorstandes der Deutschen Zentrumspartei als Vorstandsmitglied der Deutschen Zentrumspartei nach au&#223;en oder gegen&#252;ber Mitgliedern der Deutschen Zentrumspartei t&#228;tig zu werden und am Samstag, dem 21. M&#228;rz 1987, eine Bundesvorstandssitzung der Deutschen Zentrumspartei abzuhalten. Gegen diesen Beschlu&#223; hat der Verf&#252;gungsbeklagte am 27.03.1987 Widerspruch eingelegt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;ger haben den Antrag angek&#252;ndigt, die einstweilige Verf&#252;gung vom 20.03.1987 zu best&#228;tigen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsbeklagte hat den Antrag angek&#252;ndigt, unter Aufhebung der einstweiligen Verf&#252;gung den Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;ger haben den Rechtsstreit hinsichtlich der Antr&#228;ge aus der Antragsschrift vom 17.03.1987, die im Beschlu&#223; vom 20.03.1987 ihren Ausdruck gefunden haben, f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. Der Verf&#252;gungsbeklagte hat sich der Erledigungserkl&#228;rung angeschlossen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerln hat im Termin vom 17.09.1987 beantragt. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">dem Verf&#252;gungsbeklagten zu untersagen, bis auf weiteres als 1. stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Zentrumspartei t&#228;tig zu werden, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">dem Verf&#252;gungsbeklagten zu untersagen, die Zeitschrift &#8222;F.&#8220; der Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu vertreiben oder sich am Vertrieb der Zeitschrift zu beteiligen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsbeklagte hat im Termin vom 17.09.1987 keinen Antrag gestellt. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das erkennende Gericht hat durch Vers&#228;umnisurtell vom 08.10.1987 nach den Antr&#228;gen der Verf&#252;gungskl&#228;gerin erkannt und dem Verf&#252;gungsbeklagten die Kosten des Rechtsstreits auferlegt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen das dem Verf&#252;gungsbeklagten am 15.10.1987 zugestellte Vers&#228;umnisurteil hat der Verf&#252;gungsbeklagte am 29.10.1987 Einspruch eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;ger beantragen, das Vers&#228;umnisurteil vom 08.10.1987 aufrechtzuerhalten. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsbeklagte beantragt, unter Aufhebung des angefochtenen Vers&#228;umnlsurteils die Verf&#252;gungskl&#228;ger mit Ihrem Antrag zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, der dem Bundesparteischiedsgericht angeh&#246;rende Schiedsrichter I. sei entgegen &#167; 37 Abs.2 der Grundsatzung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin Ortsvorsitzender der <em>Deutschen Zentrumspartei</em> in J.. Die Feststellungen des Bundesparteischiedsgerichtes in den Beschl&#252;ssen vom 06.12.1986 und 06.01.1987 wegen einer falschen Anwendung des Delegiertenschl&#252;ssels seien unrichtig. Der Bundesparteitag vom 31.10.1987 sei nicht von 1/5 der Delegierten der vorausgegangenen Parteitage einberufen worden. Der Verf&#252;gungsbeklagte ist der Ansicht, die Verf&#252;gungskl&#228;gerln werde durch Herrn B. nicht ordnungsgem&#228;&#223; vertreten. Zudem r&#252;gt er die Proze&#223;vollmacht des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Verf&#252;gungskl&#228;gerin. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf den sonstigen Akteninhalt Bezug &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Vers&#228;umnisurteil vom 08.10.1987 war aufrechtzuerhalten, weil der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung in dem jetzt weiterverfolgten Umfang zul&#228;ssig und begr&#252;ndet ist. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; a) Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin wird durch Herrn B. gem&#228;&#223; &#167; 32 Abs. 5 der Grundsatzung der Deutschen Zentrumspartei in der Fassung vom 05.11.1978 in Verbindung mit &#167;&#167; 51 ZPO, 26 BGB wirksam vertreten. Nach der vom Verf&#252;gungsbeklagten selbst im Termin vom 02.12.1987 &#252;berreichten Grundsatzung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin in der Fassung vom 05.11.1978 erfolgt die Vertretung der Bundespartei n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167; 32 Abs. 5 und Abs. 1 dieser Grundsatzung durch den Vorsitzenden des Bundesvorstandes gem&#228;&#223; &#167; 26 BGB. Vorsitzender des Bundesvorstandes ist aufgrund der Wahl auf dem au&#223;erordentlichen Bundesparteitag am 31.10.1987 in G. Herr B.. der auf diesem Bundesparteitag einstimmig zum Bundesvorsitzenden gew&#228;hlt worden ist und die Wahl angenommen hat. Von der Wirksamkeit dieser Wahl ist im vorliegenden einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren auszugehen. Denn die Wahl des Herrn B. zum Bundesvorsitzenden am 31.10.1987 ist nicht vor dem gem&#228;&#223; &#167; 14 Parteiengesetz. &#167; 37 der Grundsatzung und &#167; 14 Abs. 1 Nr. 5 der Parteischiedsgerichtsordnung der Verf&#252;gungskllgerin zust&#228;ndigen Bundesparteischiedsgericht angefochten worden. Gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 1 Nr. 5 in Verbindung mit &#167; 37 der Grundsatzung ist n&#228;mlich das Bundesparteischiedsgericht f&#252;r die Anfechtung von Wahlen des Bundesparteitages zust&#228;ndig. Soweit der Verf&#252;gungsbeklagte die fehlende Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Vertretung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin durch Herrn B. im vorliegenden Verfahren geltend macht, greift er die Wirksamkeit einer Wahl des Bundesparteitages an. Dies hat grunds&#228;tzlich durch Anfechtung vor dem Bundesparteischiedsgericht nach den vorstehend n&#228;her bezeichneten Vorschriften zu geschehen. Eine Anfechtung dieser Wahl ist nach dem &#252;bereinstimmenden Vortrag der Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 2. Dezember 1987 nicht erfolgt. Liegt aber bislang nicht einmal eine Anfechtung der Wahl des Herrn B. zum Bundesvorsitzenden vor, so ist das erkennende Gericht gehindert. die Ordnungsm&#228;&#223;igkeit dieser Wahl einer eigenen &#220;berpr&#252;fung zu unterziehen; vielmehr ist f&#252;r das vorliegende Verfahren von der Wirksamkeit der Wahl des Herrn B. auszugehen. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dies ergibt sich zwar nicht bereits aus dem Umstand. da&#223; der Verf&#252;gungsbeklagte ersichtlich die Wochenfrist f&#252;r die Wahlanfechtung nach &#167; 20 Abs. 2 S. 1 Parteischiedsgerichtsordnung nicht eingehalten hat. Im Hinblick auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 06.03.1967 (NJW 1967. 1268. 1269 f) w&#228;re f&#252;r eine wirksame Verankerung der Wahlanfechtungsfrist deren Aufnahme in die Satzung und nicht nur in die Schiedsgerichtsordnung erforderlich. Letztlich braucht dies im vorliegenden Verfahren aber nicht abschlie&#223;end entschieden zu werden. Denn das erkennende Gericht ist unabh&#228;ngig davon, ob es sich bei dem Bundesparteischiedsgericht der Verf&#252;gungskl&#228;gerin um ein unechtes oder ein echtes Schiedsgericht im Sinne der ZPO handelt, deshalb daran gehindert. im vorliegenden Verfahren eine &#220;berpr&#252;fung der Ordnungsma&#223;igkeit der Wahl des Herrn B. vorzunehmen, weil der Verf&#252;gungsbeklagte trotz ausreichenden Zeitablaufs keine Wahlanfechtung vorgenommen hat sondern lediglich seine Einwendungen gegen die Wirksamkeit der Wahl vorbringt. Durch ein solches Vorgehen wird die in erster Linie f&#252;r die Frage der Wirksamkeit der Bundesvorstandswahlen bestehende Zust&#228;ndigkeit des Parteischiedsgerichtes unterlaufen und ein zun&#228;chst dessen Entscheidungsfindung unterliegender Sachverhalt (vgl. zur zun&#228;chst erforderlichen Aussch&#246;pfung des vereinsinternen Instanzenzuges Palandt-Heinrichs &#167; 25 Anm. 4 e m.w.N. aus der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung) der &#220;berpr&#252;fung des Bundesparteischiedsgerichtes entzogen. Dem steht nicht entgegen, da&#223; es sich vorliegend um ein einstweiliges Verf&#252;gungsverfahren handelt, in dem die proze&#223;hindernde Einrede der Schiedsgerichtsvereinbarung gem&#228;&#223; &#167; 1027 a ZPO grunds&#228;tzlich nicht greift (vgl. hierzu Baumbach-Albers &#167; 1027 a Anm. 1). Es geht n&#228;mlich vorliegend nicht darum, ob die Verf&#252;gungskl&#228;ger das erkennende Gericht als staatliches Gericht f&#252;r das einstweilige Verf&#252;gungsverfahren anrufen d&#252;rfen sondern darum, ob der Verf&#252;gungsbeklagte im vorliegenden Verfahren ohne die Wahl des Bundesvorsitzenden &#252;berhaupt vor dem Bundesparteischiedsgericht angefochten zu haben, deren Unwirksamkeit im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren geltend machen darf. Dies ist auch f&#252;r das einstweilige Verf&#252;gungsverfahren aus den vorstehend n&#228;her dargelegten Gr&#252;nden wegen des Eingriffs in die in erster Linie bestehende Zust&#228;ndigkeit des Bundesparteischiedsgerichtes abzulehnen, zumal, wie der bisherige Verfahrensablauf zeigt, ansonsten die Gefahr divergierender Entscheidungen besteht und nicht abzusehen ist, ob der Verf&#252;gungsbeklagte &#252;berhaupt einmal den Weg der Wahlanfechtung vor dem Parteischiedsgericht beschreitet. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">b) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F&#252;r das vorliegende einstweilige Verf&#252;gungsverfahren ist der Zivilrechtsweg gem&#228;&#223; &#167; 13 GVG gegeben. Es handelt sich um eine b&#252;rgerlichrechtliche Streitigkeit, weil Angelegenheiten der inneren Ordnung der Partei betroffen sind, die vereinsrechtlicher Natur sind (vgl. Relchert-Dannecker-K&#252;hr Handbuch des Vereins- und Verbandsrechts 1984 Rdnr. 1847). </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">c) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F&#252;r das einstweilige Verf&#252;gungsverfahren besteht auch ein Rechtsschutzbed&#252;rfnis. Insoweit sind die Bestimmungen in der Schiedsgerichtsverfassung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin &#252;ber einstweilige Anordnungen gem&#228;&#223; 55 35, 36 nicht vorgreiflich. Dabei kann dahinstehen, ob die staatlichen Gerichte f&#252;r ein einstweiliges Verf&#252;gungsverfahren ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig sind (so Palandt-Heinrichs &#167; 25 Anm. 4 e cc; zum Streitstand: Reichert-Dannecker-K&#252;hr a.a.O. Rdnr. 1870). Vorliegend bestand f&#252;r die Verf&#252;gungskl&#228;ger jedenfalls deshalb ein Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Anrufung des staatlichen Gerichts im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren. weil nicht damit zu rechnen war, da&#223; sich der Verf&#252;gungsbeklagte einer einstweiligen Anordnung eines Schiedsgerichts der Verf&#252;gungskl&#228;gerin unterwerfen w&#252;rde. Denn der Verf&#252;gungsbeklagte nahm bereits den Schiedsspruch vom 06.12.1986 nicht hin. Aus diesem Grunde konnten die Verf&#252;gungskl&#228;ger davon ausgehen, da&#223; der Verf&#252;gungsbeklagte auch eine einstweilige Anordnung zur Durchsetzung des Schiedsspruches nicht beachten w&#252;rde. Damit blieb den Verf&#252;gungskl&#228;gern zur Erlangung eines effektiven Rechtsschutzes nur die Anrufung des staatlichen Gerichts. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">d) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Eine ordnungsgem&#228;&#223;e Proze&#223;vollmacht hat der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Verf&#252;gungskl&#228;ger durch Vorlage des Vollmachtsformulars vom 10.11.1987 (BI. 227 GA) nachgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung in dem jetzt weiterverfolgten Umfang ist begr&#252;ndet, weshalb das Vers&#228;umnisurteil vom 08.10.1987 gem&#228;&#223; &#167; 343 ZPO aufrechtzuerhalten ist. Die nach der &#252;bereinstimmenden Teilerledigungserkl&#228;rung der Parteien nur noch von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin beantragte einstweilige Verf&#252;gung ist n&#228;mlich nach wie vor erforderlich zur Regelung eines einstweiligen Zustandes in bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis zur Abwendung wesentlicher Nachteile f&#252;r die Verf&#252;gungskl&#228;gerin, &#167;&#167; 940, 936, 920 Abs. 2 ZPO. Der Verf&#252;gungskl&#228;gerin steht n&#228;mlich ein Verf&#252;gungsanspruch dahingehend zu, da&#223; der Verf&#252;gungsbeklagte es bis auf weiteres unterl&#228;&#223;t, als 1. stellvertretender Bundesvorsitzender der Verf&#252;gungskl&#228;gerin t&#228;tig zu werden und die Zeitschrift&#160; &#8222;F." der Verf&#252;gungskl&#228;gerin zu vertreiben oder sich am Vertrieb zu beteiIigen, &#167; 1004 BGB analog. Dieser Unterlassungsanspruch ergibt sich daraus, da&#223; der Verf&#252;gungsbeklagte die innere Ordnung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin nachhaltig st&#246;rt. Denn auch nach dem Bundesparteitag vom 31.10.1987, auf dem Herr H. zum 1. stellvertretenden Bundesvorsitzenden und Herr E. zum Leiter des Kuriers vom Zentrum gew&#228;hlt worden sind, gibt der Verf&#252;gungsbeklagte, wie aus der Novemberausgabe der Zeitschrift der Verf&#252;gungskl&#228;gerin folgt, sich nach wie vor als 2. Vorsitzender und als verantwortlich f&#252;r den Vertrieb der Zeitschrift "F." aus. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r den Unterlassungsanspruch erforderliche Wiederholungsgefahr ergibt sich daraus, da&#223; der Verf&#252;gungsbeklagte nach seinen Erkl&#228;rungen im &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Termin vom 02.12.1987 die Beschl&#252;sse des Bundesparteitages vom 31.10.1987 f&#252;r nichtig h&#228;lt und zudem keine Anhaltspunkte vom Verf&#252;gungsbeklagten dargelegt sind, die eine Wiederholungsgefahr nach den vorangegangenen Verst&#246;&#223;en ausschlie&#223;en (vgl. Palandt-Bassenge &#167; 1004 Anm. 6 c). </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat auch einen Verf&#252;gungsgrund hinreichend glaubhaft gemacht. Denn aufgrund des vorstehend aufgef&#252;hrten Verhaltens des Verf&#252;gungsbeklagten besteht die Gefahr, da&#223; der Verf&#252;gungsbeklagte ohne die einstweilige Verf&#252;gung sich weiterhin als 2. Bundesvorsitzender ausgibt und am Vertrleb der Zeitschrift der Verf&#252;gungskl&#228;gerin mitwirkt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Soweit dem Verf&#252;gungsbeklagten In dem Vers&#228;umnisurtell vom 08.10.1987 in entsprechender Anwendung des &#167; 91 a ZPO Im Hinblick auf die &#252;bereinstimmende Teilerledigungserkl&#228;rung der Parteien auch die Kosten des Verf&#252;gungsbeklagten auferlegt worden sind, verbleibt es auch insoweit bei der Entscheidung des Vers&#228;umnisurteils. Zur Begr&#252;ndung dieser Kostenentscheidung wird auf die Selten 7 -10 des Vers&#228;umnisurteils Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die vorliegende Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. Eine Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ist nicht erforderlich. Bel best&#228;tigenden Urteilen im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren bleibt es bei der Vollstreckbarkeit der Vorentscheidung (vgl. Z&#246;ller-Schneider &#167; 708 Nr. 8). Daran &#228;ndert sich auch nichts im Hinblick darauf, da&#223; die Vorentscheidung ein Vers&#228;umnisurteil ist (vgl. Z&#246;ller-Schneider &#167; 709 Rdnr. 8). </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Schriftsatz des Verf&#252;gungsbeklagten vom 6.1.1988 gab keine Veranlassunq zu einer Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung, &#167; 156 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 10.000,--DM. </p>
315,412
lagk-1988-01-12-4-sa-69787
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 Sa 697/87
1988-01-12T00:00:00
2019-03-13T14:55:00
2019-03-27T09:43:11
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1988:0112.4SA697.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerinnen zu 1.), 2.) und 4.) und des Kl&#228;gers zu 6.) werden die Urteile des Arbeitsgerichts K&#246;ln vom 14.4., 7.5., 8.7. und 15.7.1987</p> <p>- 1 Ca 452/87 &#8211;- 8 Ca 642/87 &#8211;- 3 Ca 285/87 &#8211;und 3 Ca 454/87 - abge&#228;ndert:</p> <p>1) Es wird festgestellt, da&#223; die K&#252;ndigung der Beklagten vom 31.12.1986 unwirksam ist und das zwischen der Kl&#228;gerin zu 1.) und der Beklagten bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis nicht aufgel&#246;st hat.</p> <p>2) Es wird festgestellt, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen der Kl&#228;gerin zu 2.) und der Beklagten durch die K&#252;ndigung vom 12.1.1987 nicht aufgel&#246;st, worden ist.</p> <p>3}&#160; Es wird festgestellt, da&#223; die K&#252;ndigung der Beklagten vom 19.12.1986, zugestellt am 31.12.1986, das zwischen der Kl&#228;gerin zu 4.) und der Beklagten bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis nicht zum 31.7.1987 beendet hat.</p> <p>4) Es wird festgestellt, da&#223; die ordentliche K&#252;ndigung der Beklagten von 19.12.1986 unwirksam ist und das Arbeitsverh&#228;ltnis zwischen dem Kl&#228;ger zu 6) und der Beklagten aufgrund dieser K&#252;ndigung nicht zum 31.7.1987 beendet worden ist.</p> <p>Die Berufungen der Beklagten gegen die am 7.7. und 14.8.1987 verk&#252;ndeten Urteile des Arbeitsgerichts K&#246;ln - 15 Ca 3180/87 - und - 2 Ca 453/87 - werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die erstinstanzliche Kostenentscheidung in dem Verfahren - 15 Ca 3180/87 - bleibt aufrechterhalten.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt im &#252;brigen die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Streitwert: f&#252;r das Verfahren 4 (2) Sa 1045/87&#160; 4.200,-- DMsonst unver&#228;ndert (insgesamt:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; &#160; &#160; &#160;&#160; 47.752,30 DM)</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die beklagte Krankenhausstiftung betrieb bis 31.7.1987 eine Bildungseinrichtung mit drei Zweigen, einer einj&#228;hrigen Berufsfachschule der Fachrichtung Ern&#228;hrung und Hauswirtschaft, einer zweij&#228;hrigen Berufsfachschule f&#252;r Sozialpflege und einer dreij&#228;hrigen Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik. Im Jahre 1986 beschlo&#223; das Kuratorium, die Bildungseinrichtung zu schlie&#223;en und k&#252;ndigte deshalb allen Lehrern, u. a. den f&#252;nf Kl&#228;gerinnen und dem Kl&#228;ger des vorliegenden Verfahrens mit Wirkung zum 31.7.1987. Der Streit der Parteien geht im wesentlichen um die Frage, ob die Beklagte bei Ausspruch der K&#252;ndigung eine ernsthafte Stilllegungsabsicht hatte oder ob die Bildungseinrichtung von der Stadt K&#160; &#252;bernommen worden ist, die ab 1.8.1987 in den gleichen R&#228;umlichkeiten eine Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik errichtet hat und die bisherigen Sch&#252;ler der zweij&#228;hrigen Berufsfachschule weiter unterrichtet, f&#252;r den Unterricht allerdings nicht die bisherigen Lehrer, sondern Lehrer einer anderen Berufsfachschule einsetzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen und der Kl&#228;ger des vorliegenden Verfahrens waren mit Ausnahme der Kl&#228;gerin zu 1), die ganz &#252;berwiegend an der zweij&#228;hrigen Berufsfachschule f&#252;r Sozialpflege unterrichtet hat, an der Fachschule, f&#252;r Sozialp&#228;dagogik t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 1) ist 19... geboren, verheiratet und hat ein Kind; sie ist seit 1.8.1973 an der Schule als Lehrerin f&#252;r hauswirtschaftliche Praxis, Haushaltspflege und Nahrungsmittallehre t&#228;tig. Sie unterrichtete 25 Wochenstunden. In dem Arbeitsvertrag vom 20.5.1973 ist u. a. die Geltung des BAT vereinbart (vgl. im &#252;brigen wegen des Vertragsinhalts Band I, Bl. 4 ff d. A.). Mit Schreiben vom 19.12.1986, der Kl&#228;gerin zugegangen am 31.12.1986, sprach die Beklagte der Kl&#228;gerin zun&#228;chst eine &#196;nderungsk&#252;ndigung aus und wollte die Kl&#228;gerin ab 1.8.1987 in der K&#252;che des Krankenhauses einsetzen. Nachdem die Kl&#228;gerin ein &#228;rztliches Attest vorgelegt hat, nach dem sie derartige Arbeiten nicht verrichten kann, sind die Parteien nunmehr einig, da&#223; die K&#252;ndigung vom 19.12.1986 als Beendigungsk&#252;ndigung gilt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 2) ist 19... geboren, verheiratet mit einem Kind und seit 1983 als Lehrerin f&#252;r Jugendhilfe und Jugendrecht an der Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik t&#228;tig. Sie hat ein Jurastudium absolviert und unterrichtet vier Wochenstunden, ihre Verg&#252;tung betr&#228;gt 257,60 DM monatlich zuz&#252;glich Sonderverg&#252;tungen f&#252;r Pr&#252;fungen etc. Auch ihr ist mit Schreiben vom 19.12.1986, ihr zugegangen am 12.1.1987, gek&#252;ndigt worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 3) ist 19... geboren, verheiratet und seit dem 1.8.1980 als Musiklehrerin halbtags an der Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik besch&#228;ftigt; zuvor war sie ein Jahr befristet angestellt. Sie hat zuletzt 1.400,-- DM verdient. Ihr ist mit Schreiben vom 13.4.1987, zugegangen am 23.4.1987, zum 31.7.1987 gek&#252;ndigt worden. Mit R&#252;cksicht auf die Mutterschutzbestimmungen hat die Beklagte die K&#252;ndigung nicht zusammen mit den anderen K&#252;ndigungen ausgesprochen. Ein bei dieser Kl&#228;gerin erstinstanzlich beschiedener Weiterbesch&#228;ftigungsantrag ist nicht mehr Gegenstand des Berufungsverfahrens.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 4) ist seit 1.8.19... als Lehrerin f&#252;r Didaktik und Methodik der sozialp&#228;dagogischen Praxis an der Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik t&#228;tig. Ihr Einkommen betr&#252;g zuletzt 3.900,-- DM. Die K&#252;ndigung vom 19.12.1986 ist ihr am 31.12.1986 zugegangen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 5) ist 19... geboren und unterrichtete ab 1.2.1976 ebenfalls Didaktik und Methodik der sozialp&#228;dagogischen Praxis an der Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik. Die K&#252;ndigung vom 19.12.1986 ist ihr am 8.1.1987 zugegangen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger zu 6.) ist 40 Jahre alt und seit 1.11.1970 als Kunstlehrer an der Schule angestellt. Er unterrichtet seit 29.8.1983 21 Wochenstunden. Die Geltung des BAT ist arbeitvertraglich vereinbart. Das Einkommen des Kl&#228;gers betrug zuletzt 3.000,-- DM brutto. Die K&#252;ndigung vom 19.12.1986 ist ihm am 2.1.1987 zugegangen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1986 waren die Sch&#252;lerzahlen in der von der Beklagten betriebenen Bildungseinrichtung, die das einzige derartige Angebot im rechtsrheinischen K.&#160;&#160; Raum darstellt, r&#252;ckl&#228;ufig. Ebenso r&#252;ckl&#228;ufig waren die Sch&#252;lerzahlen in der von der Stadt K. &#160; betriebenen linksrheinischen Berufsfachschule in L. (vgl. Zeitungsmeldung vom 11.7.1986, Band I, Bl. 55 f d. A.}. Es wurden deshalb schon damals unter Einbeziehung der Stadt K. &#160; und der Schulbeh&#246;rde &#220;berlegungen angestellt, beide Schulen zusammenzulegen, d. h. in den R&#228;umen des Krankenhauses eine von der Stadt K.&#160;&#160; gef&#252;hrte Zweigstelle der L.&#160;&#160;&#160; Berufsfachschule zu betreiben. Auch der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten sprach sich in einem Schreiben an den Lehrerrat vom 6.6.1986 (Band VI., Bl. 60 d. A.) f&#252;r eine derartige M&#246;glichkeit (&#220;berf&#252;hrung der Bildungseinrichtung auf die Stadt K.&#160;&#160; ) aus. Am 10.10.1986 beschlo&#223; das Kuratorium der Beklagten im Grundsatz, die Bildungseinrichtung aus der Tr&#228;gerschaft der Krankenhausstiftung P.&#160;&#160; herauszul&#246;sen und in die Tr&#228;gerschaft, der Stadt K. &#160; zu &#252;berf&#252;hren. Die Verwaltung w&#252;rde beauftragt, entsprechende Schritte in die Wege zu leiten und insbesondere die Verhandlungen mit der Stadt K. &#160; und mit der Schulaufsicht, zu f&#252;hren. Die Unterrichtung der Sch&#252;ler solle nach M&#246;glichkeit weiterhin in den R&#228;umen der Bildungseinrichtung erfolgen (vgl. Band VI, Bl.61 d. A.). Der Kuratoriumsbeschlu&#223; entsprach einer Tischvorlage des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten, der sich ebenfalls daf&#252;r einsetzte, auf eine &#220;bernahme der Bildungseinrichtung in die Schultr&#228;gerschaft der Stadt K.&#160; hinzuwirken (Band V, Bl. 50 d.A.). In einem Schreiben vom 2.12.1986 an den Betriebsrat, den Schulleiter und den Lehrerrat wies die Beklagte darauf hin, aus rechtlichen Gr&#252;nden sei es nicht m&#246;glich, die Bildungseinrichtung aus der Tr&#228;gerschaft der Krankenhausstiftung herauszul&#246;sen und in die Tr&#228;gerschaft der Stadt <em>K.&#160;&#160;</em> &#252;berf&#252;hren. Da die Genehmigung der Ersatzschule nur f&#252;r den Schultr&#228;ger gelte, werde der Kuratoriumsbeschl&#252;&#223; dahingehend erweitert, die Ersatzschulen mit Ablauf des Schuljahres 1986/87 aufzul&#246;sen. Weiterhin habe sie das Schulverwaltungsamt der Stadt K.&#160; gebeten, entsprechend seiner schriftlichen Zusage vom 24.11.1986 die &#220;bernahme der bestehenden Klassen an die berufsbildenden Schulen der Stadt K.&#160;&#160;&#160; anzubinden, wobei nach M&#246;glichkeit die Unterrichtung weiterhin in den R&#228;umen der Bildungseinrichtung erfolgen solle (vgl. Band VI, 81. 62 f d. A.). In den K&#252;ndigungsschreiben vom wies die Beklagte darauf hin, aufgrund der Beschl&#252;sse des Kuratoriums vom 10.10. und 19.12.1936 solle die Bildungseinrichtung aufgel&#246;st werden, da alle bisherigen Verhandlungen mit der Stadt K.&#160;&#160; und der Schulaufsichtsbeh&#246;rde &#252;ber eine vollz&#228;hlige &#220;bernahme der Lehrkr&#228;fte fehlgeschlagen seien, m&#252;sse das Arbeitsverh&#228;ltnis gek&#252;ndigt werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Am 21.1.1987 fand eine Besprechung zwischen der Beklagten und leitenden Beamten der Stadt K... statt (vgl. Besprechungsniederschrift vom 22.1.1987, Band V, Bl. 57 d. A.), Die Besprechung betraf die "Aufl&#246;sung der von der Krankenhausstiftung betriebenen Ersatzschule&#8220; und die "&#220;bernahme der Sch&#252;ler" an die Schule. Wie bereits mit der Schulaufsicht vorgekl&#228;rt, sei die Stadt K...) bereit, die zur Zeit an der Bildungseinrichtung unterrichteten Sch&#252;ler ab Schuljahr 1987/88 zu &#252;bernehmen und ihrer Schule in L.&#160;&#160; zuzuweisen. Die Sch&#252;ler, die bereits ihre Ausbildung begonnen h&#228;tten, w&#252;rden, im Geb&#228;ude der Bildungseinrichtung, in dem eine Nebenstelle der linksrheinischen Schule eingerichtet werde, weiter unterrichtet. Die dreij&#228;hrige und die zweij&#228;hrige Schule sollten weitergef&#252;hrt werden. F&#252;r die zweij&#228;hrige Schule solle der Errichtungsbeschlu&#223; unverz&#252;glich herbeigef&#252;hrt werden. Die einj&#228;hrige Schule solle mit dem Schuljahr 1986/87 auslaufen. Die Krankenhausstiftung werde das bisher benutzte Geb&#228;ude (einschlie&#223;lich Mobiliar und Unterrichtsmitteln) f&#252;r die Nebenstelle der Schule der Stadt K.&#160;&#160; gegen eine Anerkennungsgeb&#252;hr zur Verf&#252;gung stellen. Betriebs- und Unterhaltskosten solle die Stadt K.&#160;&#160; &#252;bernehmen. Die personellen Voraussetzungen f&#252;r die Unterrichtung m&#252;sse die Schulaufsicht schaffen, soweit die bisherigen Lehrer nicht, in den &#246;ffentlichen Schuldienst &#252;bernommen werden k&#246;nnten, bem&#252;hten sich Stadt K.&#160;&#160; und Krankenhausstiftung gemeinsam um ihre Unterbringung. Anmeldungen f&#252;r die dreij&#228;hrige und die zweij&#228;hrige Schule nehme sowohl die Beklagte als auch die Stadt K. &#160; entgegen. Es solle ab 2.2.1987 in der Presse in der &#252;blichen Form um neue Sch&#252;ler geworben werden. Das Weiterbestehen der Schulnebenstelle sei abh&#228;ngig von der weiteren Entwicklung der Sch&#252;lerzahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In einer Pressekonferenz nahmen die Beklagte und die Stadt K.&#160;&#160; zu der gefundenen L&#246;sung Stellung (vgl. die Pressenotizen Band I, 81. <em>34</em> ff d. A.). Ab Februar 1987 warb die Stadt K.&#160;&#160; um neue Sch&#252;ler mit dem Hinweis, die dreij&#228;hrige und die zweij&#228;hrige Berufsfachschule der Bildungseinrichtung der Krankenhausstiftung in P.&#160;&#160; w&#252;rden ab Schuljahr 1987/88 als Nebenstelle der st&#228;dtischen berufsbildenden Schule ... im bisherigen Schulgeb&#228;ude fortgef&#252;hrt, Anmeldungen n&#228;hmen die Beklagte und die Stadt K.&#160;&#160; entgegen. Sch&#252;lern, die sich f&#252;r das neue Schuljahr anmeldeten, teilte der Schulleiter der K.&#160;&#160; Schule mit, nachdem nun gesichert sei, da&#223; die berufsbildende Schule der Stadt K.&#160;&#160; die Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik der Bildungseinrichtung der Beklagten &#252;bernehme und weiterf&#252;hren werde, freue er sich, der Sch&#252;lerin, einen Ausbildungsplatz in der k&#252;nftigen Zweigstelle, in P.&#160;&#160; zuteilen zu k&#246;nnen (vgl. Band VI, Bl. 59 d. A., ebenso einen entsprechenden Zwischenbescheid vom 23.2.1987, Band IV, Bl. 62 d. A.). Die Bildungseinrichtung der Beklagten best&#228;tigte mit Schreiben vom 12.5.1987 einer Kl&#228;gerin, da&#223; der Unterricht der Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik und der Berufsfachschule f&#252;r Sozialpflege f&#252;r die Stadt K.&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im neuen Schuljahr in den R&#228;umen der Bildungseinrichtung der Beklagten weitergef&#252;hrt werde (Band V, 81. 49 d. A.). Mit Schreiben vom 19.5.1987 schr&#228;nkte er allerdings ein, f&#252;r die zweij&#228;hrige Berufsfachschule f&#252;r Sozialpflege werde im Gegensatz zur urspr&#252;nglichen Absicht kein Errichtungsbeschlu&#223; durch die Stadt <em>K.&#160;&#160;</em> herbeigef&#252;hrt, weil die Zahl der Neuanmeldungen f&#252;r das Schuljahr 1987/88 zu gering gewesen sei (Band VI, Bl. 71 d. A.). Mit Schreiben vom 4.6.1987 best&#228;tigte die Stadt K.&#160;&#160; einer Sch&#252;lerin die Aufnahme in die "Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik der Stadt K.&#160;&#160; , Zweigstelle P.&#160;&#160; " (Band V, Bl. 95 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Beginn des neuen Schuljahres nahm die Stadt K.&#160;&#160; den Schulbetrieb in den bisherigen R&#228;umlichkeiten auf, f&#252;r die Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik u, a. mit einer Klasse neu aufgenommener Sch&#252;ler. Das Inventar wurde weiter benutzt, die neuen Lehrer &#252;bernahmen auch das Unterrichtsmaterial, die neue Musiklehrerin wurde nach der Behauptung der Kl&#228;gerin zu 3) von ihrer Schulleitung gebeten, mit der Kl&#228;gerin zu 3) Kontakt aufzunehmen, um Lehrpl&#228;ne und Unterrichtsinhalte von ihr zu bekommen und vor allem die Unterrichtsr&#228;ume und das Musikinventar zu besichtigen. Nach der Behauptung der Kl&#228;gerin zu 5) wurde eine Lehrerin der Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik der Stadt K.&#160;&#160; , die seit l&#228;ngerer Zeit auf einer halben Stelle gearbeitet hatte, zum Schuljahresbeginn seitens der Stadt K.&#160;&#160; per Verf&#252;gung angewiesen, wieder in vollem Umfang t&#228;tig zu werden, damit der Unterricht gew&#228;hrleistet werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen und der Kl&#228;ger der erstinstanzlich noch nicht verbundenen Verfahren halten die K&#252;ndigung f&#252;r sozial ungerechtfertigt. Sie behaupten, die Beklagte habe nie die ernsthafte Absicht gehabt, die Bildungseinrichtung zu schlie&#223;en. Von Anfang an habe sie vorgehabt, die Schule in die Tr&#228;gerschaft der Stadt K.&#160;&#160; zu &#252;berf&#252;hren. Dieser Plan sei auch letztlich dadurch verwirklicht worden, da&#223; die Beklagte formell die Schule geschlossen habe und die Stadt K.&#160;&#160; in unmittelbarem Anschlu&#223; an die Schlie&#223;ung die Schule mit s&#228;mtlichen Betriebsmitteln, den alten und einigen neuen Sch&#252;lern wieder er&#246;ffnet habe. Bis auf die nicht &#252;bernommenen Lehrkr&#228;fte sei der gesamte Schulbetrieb von der Stadt K.&#160;&#160; &#252;bernommen worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat behauptet, mit R&#252;cksicht auf die r&#252;ckl&#228;ufigen Sch&#252;lerzahlen habe sich der Zuschu&#223;bedarf der Schule st&#228;ndig erh&#246;ht. Aus eigenen Mitteln habe sie diese Zusch&#252;sse nicht mehr aufbringen k&#246;nnen und sei deshalb im Hinblick auf ihre prek&#228;re Finanzlage gezwungen gewesen, die Schule zu schlie&#223;en. In den Verhandlungen mit der Stadt K.&#160;&#160; sei es nicht um eine &#220;bernahme der Schule gegangen, sie sei nur aufgrund des Schulrechts als Ersatzschultr&#228;ger verpflichtet gewesen, daf&#252;r zu sorgen, da&#223; die Sch&#252;ler ihrer Schule ihre Ausbildung anderweitig h&#228;tten fortsetzen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren erstinstanzlichen Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und den sonstigen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen zu 1), 2) und 4) und der Kl&#228;ger zu 6) sind erstinstanzlich unterlegen. Dia Kl&#228;gerinnen zu 3) und 5) haben erstinstanzlich obsiegt und es ist festgestellt worden, da&#223; die K&#252;ndigung der Beklagten ihr Arbeitsverh&#228;ltnis nicht aufgel&#246;st hat. Wegen der Begr&#252;ndung wird jeweils auf die Entscheidungsgr&#252;nde der angefochtenen Urteile Bezug genommen. Soweit die Kl&#228;gerinnen zu 1), 2) und 4) und der Kl&#228;ger zu 6) bzw. die Beklagte erstinstanzlich unterlegen sind, wenden sie sich gegen die angefochtenen Urteile vor allem mit Rechtsausf&#252;hrungen, soweit sie obsiegt haben, st&#252;tzen sie die angefochtenen Urteile.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 1) r&#252;gt dar&#252;ber hinaus in ihrem Fall die Anh&#246;rung des Betriebsrates als nicht ordnungsgem&#228;&#223;. Sie behauptet, bei der urspr&#252;nglichen &#196;nderungsk&#252;ndigung sei ihr konkreter Einsatzbereich im Wirtschaftsbereich des Krankenhauses letztlich offengeblieben. Der Betriebsrat habe der K&#252;ndigung letztlich nur deshalb nicht widersprochen, weil er aufgrund vorangegangener Informationen der Meinung gewesen sei, sie solle als Di&#228;tassistentin eingesetzt werden. In Wahrheit sei aber ihr Einsatz als K&#246;chin beabsichtigt gewesen. Auch &#252;ber den Verhandlungsstand zwischen der Beklagten und der Stadt K.&#160;&#160; sei der Betriebsrat nicht vollst&#228;ndig und richtig informiert worden. Bereits<sub>:</sub> zum Zeitpunkt der Anh&#246;rung des Betriebsrats zu den K&#252;ndigungen habe im wesentlichen festgestanden, da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; die Bildungseinrichtung - wenn auch eingeschr&#228;nkt - &#252;bernehmen und im wesentlichen unver&#228;ndert fortf&#252;hren werde. Bei richtiger und vollst&#228;ndiger Information &#252;ber diesen Stand der &#220;bernahmeverhandlungen h&#228;tte der Betriebsrat in jedem Fall den K&#252;ndigungen widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 3) macht geltend, die K&#252;ndigung sei schon deshalb rechtsunwirksam, weil sie nicht von ihrem Arbeitgeber, sondern vom "Krankenhaus P.&#160;&#160; am R... ", das keine eigene Rechtspers&#246;nlichkeit besitze, ausgesprochen sei. Au&#223;erdem habe die Beklagte mit dem 31.7. nicht den richtigen K&#252;ndigungstermin gew&#228;hlt. Nach dem f&#252;r anwendbar erkl&#228;rten BAT m&#252;sse der 30.9. als K&#252;ndigungstermin gelten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin zu 4) hat die Beklagte eine Weiterbesch&#228;ftigung im Krankenhaus als Sozia1arbeiterin angeboten, die Parteien haben sich allerdings noch nicht &#252;ber die Eingruppierung der Kl&#228;gerin in einem derartigen Arbeitsverh&#228;ltnis einigen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger zu 6) beruft sich darauf, sein Arbeitsverh&#228;ltnis sei nach &#167; 53 Abs. 3 BAT unk&#252;ndbar. Die Beklagte habe ihm im Jahre 1979 als Beginn der Besch&#228;ftigungszeit im Sinne des &#167; 19 BAT den 1.8.1971 best&#228;tigt. Selbst wann diese Best&#228;tigung unzutreffend gewesen sei, k&#246;nne er sich im Hinblick auf das Verhalten der Beklagten auf den Vertrauenssch&#252;tz berufen. Hilfsweise f&#252;r den Fall des Unterliegens mit dem Hauptantrag nimmt der Kl&#228;ger zu 6) die Beklagte auf Zahlung einer Abfindung nach &#167; 10 KSchG in Anspruch mit der Begr&#252;ndung, die Beklagte habe es vers&#228;umt, mit ihrem Betriebsrat nach &#167; 112 BetrVG einen Interessenausgleich auszuhandeln oder auch nur zu versuchen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 1) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; die K&#252;ndigung der Beklagten vom 31.12.1986 unwirksam ist und das zwischen den Parteien bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis dadurch nicht aufgel&#246;st wird.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 2) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis durch die K&#252;ndigung vom 12.1.1987 nicht aufgel&#246;st wurde.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die. Kl&#228;gerin zu 4} beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; die K&#252;ndigung der Beklagten vom 19.12.1986, zugestellt am 31.12.1986, das zwischen den Parteien bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis nicht zum 31.7.1987 beendet hat.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger zu 6) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil aufzuheben und festzustellen, da&#223; die ordentliche K&#252;ndigung der Beklagten vom 19.12.1986 unwirksam ist und das Arbeitsverh&#228;ltnis aufgrund dieser K&#252;ndigung nicht zum 31.7.1987 beendet worden ist;, hilfsweise, die Beklagte zu verurteilen, an ihn eine Abfindung zu zahlen, deren H&#246;he das Gericht gem&#228;&#223; &#167; 10 KSchG festsetzen m&#246;ge;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Berufungen, der Kl&#228;gerinnen zu 1), 2) und 4) und des Kl&#228;gers zu 6) zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Kl&#228;gerinnen zu 3) und 5) beantragt sie,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen zu 3) und 5) beantragen,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet auch in der Berufungsinstanz, im Zeitpunkt der K&#252;ndigungen habe sie den ernst liehen und endg&#252;ltigen Beschlu&#223; zur Stillegung der Bildungseinrichtung gefa&#223;t, dies sei durch den Kuratoriumsbeschlu&#223; vom 19.11.1986 belegt. Demgegen&#252;ber sei es unerheblich, welche M&#246;glichkeiten vorher - im Interesse der Sch&#252;ler und Lehrer - erwogen worden seien. Allein entscheidend, sei der Beschlu&#223; &#252;ber die Aufl&#246;sung <em>der</em> Bildungseinrichtung. Dieser Beschlu&#223; habe, keinerlei M&#246;glichkeit einer &#220;bernahme: in die Tr&#228;gerschaft der Stadt K.&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; beinhaltet oder vorgesehen. Ein Betriebs&#252;bergang scheide schon deshalb aus, weil die Stadt K.&#160;&#160; nicht alle drei Schulen in ihre Tr&#228;gerschaft &#252;bernommen habe. Die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, nach der bei einem Betriebs&#252;bergang eines Konditorei-Cafes ein gleichartiges Warensortiment beibehalten werden m&#252;sse, m&#252;sse auf den vorliegenden Fall &#252;bertragen werden. Eine &#220;bernahme durch die Stadt K.&#160;&#160; k&#246;nne schon deshalb nicht erfolgt sein, weil ein entsprechender Ratsbeschlu&#223; nicht vorliege. Die Personalkosten der &#246;ffentlichen Schulen trage im &#252;brigen das Land, so da&#223; sie als Stadt zur Einstellung von Lehrern &#252;berhaupt nicht zust&#228;ndig sei. Mangels Dienstherrenf&#228;higkeit k&#246;nne sie auch keine &#246;ffentliche Schule &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die dem Kl&#228;ger zu 6.) erteilte Bescheinigung &#252;ber seine Besch&#228;ftigungszeit sei falsch. Es sei in ihr nicht ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Kl&#228;ger bis zum 31.7.1972 nur mit einer w&#246;chentlichen Arbeitszeit von vier Stunden besch&#228;ftigt gewesen sei. Damit sei der Kl&#228;ger in Wahrheit nicht unk&#252;ndbar, ihr Schreiben aus dem Jahre 1979 habe lediglich deklaratorischen Charakter gehabt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auch eine Betriebs&#228;nderung im Sinne von &#167; 111 Ziff. 1 BetrVG sei nicht gegeben, da die Bildungseinrichtung keinen wesentlichen Betriebsteil des Krankenhauses dargestellt habe. Auch ohne die Bildungseinrichtung k&#246;nnten die Aufgaben des Krankenhauses ohne Einschr&#228;nkung weiter erf&#252;llt werden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und den sonstigen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Alle sechs Berufungen sind an sich statthaft, sie sind auch in der gesetzlichen Frist und Form eingelegt worden und unterliegen damit keinen formalen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">In der Sache hatten die Kl&#228;gerinnen zu 1), 2), 4) und der Kl&#228;ger zu 6) mit der Berufung Erfolg, die Berufung der Beklagten gegen die Urteile im Falle der Kl&#228;gerinnen zu 3) und 5) blieb erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigungen, die die Beklagte im Hinblick auf die Schlie&#223;ung der Bildungseinrichtung ausgesprochen hat, sind nach &#167; 1 des K&#252;ndigungsschutzgesetzes, dessen generelle Voraussetzung bei allen Kl&#228;gerinnen und dem Kl&#228;ger gegeben sind, sozial ungerechtfertigt und damit unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, von der die Kammer ausgeht (vgl. zuletzt Urteil vom 12.2.1987, 2 AZR 247/86 = DB 1983, 126; Urteil vom 27.2.1987, 7 AZR 552/85; Urteil vom 30.10.1986, 2 AZR 696/85) schlie&#223;en die Stillegung eines Betriebs und dessen &#220;bergang nach &#167; 613 a Abs. 1 BGB einander aus, sie l&#246;sen unterschiedliche Schutzregelungen zugunsten der Arbeitnehmer aus. Die Stillegung des gesamten Betriebes durch den Arbeitgeber geh&#246;rt gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG zu den dringenden betrieblichen Erfordernissen, die einen Grund zur sozialen Rechtfertigung einer K&#252;ndigung abgeben k&#246;nnen. Es ist auch grunds&#228;tzlich der freien Entscheidung des Unternehmers Vorbehalten, ob er seinen Betrieb stillegen oder fortf&#252;hren will. Unter Betriebsstillegung ist die Aufl&#246;sung der zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestehenden Betriebs- und Produktionsgemeinschaft zu verstehen, die ihre Veranlassung und zugleich ihren unmittelbaren Ausdruck darin findet, da&#223; der Unternehmer die bisherige wirtschaftliche Bet&#228;tigung in der ernstlichen Absicht einstellt, die Weiterverfolgung des bisherigen Betriebszwecks dauernd oder f&#252;r eine ihrer Dauer nach unbestimmte, wirtschaftlich nicht unerhebliche Zeitspanne aufzuheben. Dabei kann die K&#252;ndigung euch im Hinblick auf eine, beabsichtigte. Stillegung ausgesprochen werden, wenn die betrieblichen Umst&#228;nde, greifbare Formen angenommen habe und eine vern&#252;nftige Betrachtung die Prognose ergibt, da&#223; bis zum Auslaufen der einzuhaltenden K&#252;ndigungsfrist die, geplante Ma&#223;nahme, durchgef&#252;hrt ist und der Arbeitnehmer somit entbehrt werden kann. Entscheidend f&#252;r die Betriebsstillegung ist die Aufgabe, des Betriebszwecks, die nach au&#223;en in der Aufl&#246;sung der Betriebsorganisation zum Ausdruck kommt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Eine Betriebsstillegung liegt nicht vor, wenn der Betrieb durch Rechtsgesch&#228;ft auf einen anderen Inhaber &#252;bergeht. Ein derartiger Betriebs&#252;bergang im Sinne von &#167; 613 a Abs. 1 Satz 1 BGB liegt vor, wenn der neue Inhaber den Betrieb mit den &#252;bernommenen Betriebsmitteln so fortf&#252;hren kann, wie es der bisherige Inhaber bei Fortf&#252;hrung des Betriebes getan h&#228;tte. Es ist also vor allem auf die s&#228;chlichen und immateriellen Betriebsmittel abzustellen, kann der neue, Inhaber mit ihnen den arbeitstechnischen Zweck, des Betriebes weiterverfolgen, so liegt ein Betriebs&#252;bergang vor. Der &#220;bergang der Arbeitsverh&#228;ltnisse ist f&#252;r die Abgrenzung ohne Bedeutung, da&#223; die Arbeitsverh&#228;ltnisse &#252;bergehen, ist Rechtsfolge, nicht Tatbestandsvoraussetzung des &#167; 613 a BGB. Es mu&#223; nur im Zeitpunkt der Betriebsmittelver&#228;u&#223;erung noch eine Betriebsgemeinschaft bestehen, mit deren &#220;bernahme der Betriebs&#252;bernehmer die bisherigen arbeitstechnischen Zwecke des Betriebes weiterverfolgen kann. Ob der neue Inhaber nach der &#220;bernahme der Betriebsmittel den bisherigen arbeitstechnischen Zweck weiterverfolgt oder einen andersartigen Betrieb er&#246;ffnet, ist im Einzelfall abzugrenzen (BAG, Urteil vom 30.10.1986, 2 AZR 696/85; Urteil vom 26.2.1987, 2 AZR 321/86).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Davon, da&#223; die Beklagte im vorliegenden Fall bei Ausspruch der K&#252;ndigungen den ernsthaften und endg&#252;ltigen Entschlu&#223; gefa&#223;t hatte, die Bildungseinrichtung stillzulegen, kann nach dem eigenen Vorbringen und dem unstreitigen Inhalt der im Proze&#223; vorgelegten Urkunden nicht ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Schulbetrieb der Bildungseinrichtung stellte zweifellos einen Betrieb im Sinne von &#167; 613 a BGB dar. Er war eine organisatorische Einheit, innerhalb derer die Beklagte zusammen mit den Mitarbeitern, vor allem dem Lehrpersonal mit Hilfe von sachlichen und immateriellen Mitteln (R&#228;umlichkeiten, Mobiliar, Lehrmaterial, Lehrpl&#228;ne etc.) den arbeitstechnischen Zweck verfolgte, die Sch&#252;ler der Bildungseinrichtung zu unterrichten. Ob dabei, das Krankenhaus und die Bildungseinrichtung jeweils als eigenst&#228;ndiger Betrieb anzusehen sind, ist unerheblich, denn &#167; 613 a Abs. 1, 1 Satz 1 BGB betrifft auch die &#220;bertragung eines Betriebsteils. Da in der Bildungseinrichtung ganz andere arbeitstechnische Zwecke verfolgt worden sind als in dem Krankenhausbetrieb, stellt die Bildungseinrichtung jedenfalls einen Betriebsteil im Sinne von &#167; 613 a BGB dar (vgl. zur Abgrenzung im einzelnen BAG, Urteil vom 16.10.1987, 7 AZR 519/86). Auch da&#223; in der Bildungseinrichtung erzieherische Zwecke verfolgt werden, steht einer Anwendbarkeit des &#167; 613 a BGB nicht entgegen. Nur eine abzulehnende Mindermeinung schlie&#223;t aus der Tatsache, da&#223; &#167; 613 a BGB &#252;ber eine &#196;nderung des BetrVG Gesetz geworden ist, auf die Unanwendbarkeit des &#167; 613 a BGB auf Tendenzbetriebe (dagegen zu Recht BAG, AP Nr. 3 zu &#167; 99 BetrVG 1972; Dietz-Richardi, BetrVG, 6. Auflage, &#167; 118 Rdn. 154).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das Ziel der &#220;berlegungen der Beklagten war von Anfang an keine Stillegung des Schulbetriebes, sondern eine &#220;bertragung der Bildungseinrichtung auf die Stadt K.&#160;&#160;&#160; als neuen Schultr&#228;ger. In diese Richtung gingen zumindest seit 1986 die &#220;berlegungen des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten als auch des Kuratoriums. Schon das Schreiben vom 6.6.1986 spricht von einer "&#220;berf&#252;hrung" der Bildungseinrichtung auf die Stadt K.&#160;&#160; , die ohnehin zur Tragung des Verlustes des Krankenhauses in einem gewissen Umfang verpflichtet war. Auch der Kuratoriumsbeschlu&#223; vom 10.10.1936 ging eindeutig dahin, da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; die Tr&#228;gerschaft der Bildungseinrichtung, die R&#228;umlichkeiten, die Sch&#252;ler und auch m&#246;glichst vollz&#228;hlig die Lehrkr&#228;fte &#252;bernehmen sollte. Als dann die Schwierigkeit auftauchte, da&#223; die &#246;ffentlich-rechtliche Genehmigung der Ersatzschule sich als nicht, &#252;bertragbar erwies, beschlo&#223; das Kuratorium in "Erweiterung&#8220; seines bisherigen Beschlusses die Aufl&#246;sung der Schule. Da&#223; damit nur eine andere rechtliche Form der Abwicklung, in der Sache aber keine grundlegende &#196;nderung des Konzepts beschl&#246;ssen war, ergibt sich schon daraus, da&#223; dieser Beschlu&#223; den Beschlu&#223; vom 10.10.1986 nur "erweitern" sollte, dar&#252;ber hinaus nimmt auch das Schreiben vom 2.12.1986 klar Bezug auf die schriftliche Zusage der Stadt K.&#160;&#160;&#160; , die bestehenden Klassen zu &#252;bernehmen, an die berufsbildenden Schulen der Stadt K.&#160;&#160; anzubinden und den Unterricht nach M&#246;glichkeit in den R&#228;umen der Bildungseinrichtung fortzusetzen. Im Kern sollte also auch nach den Vorstellungen der Beklagten im Dezember 1986 die Betriebsorganisation nicht zerschlagen werden , es sollten vielmehr euch nach dem 30.7.1987 die Sch&#252;ler in den gleichen R&#228;umlichkeiten unter Benutzung des gleichen Mobiliars und des gleichen Lehrmaterials, nur von einem anderen Schultr&#228;ger weiter unterrichtet werden. Auch die K&#252;ndigungsschreiben vom 19.12.1986 bringen dies hinreichend klar zum Ausdruck, denn als betriebsbedingter K&#252;ndigungsgrund wird vor allem genannt, da&#223; die Verhandlungen mit der Stadt K.&#160;&#160; &#252;ber die &#220;bernahme der Lehrkr&#228;fte fehlgeschlagen sind. Die Einigung zwischen dem bisherigen Und dem neuen Betriebsinhaber &#252;ber die &#220;berleitung, der Arbeitsverh&#228;ltnisses ist aber gerade im Rahmen von &#167; 613 a BGB unerheblich. Da&#223; von einer Stillegungsabsicht der Beklagten im Dezember 1986 bzw. Januar 1987 keine Rede sein kann, ergibt sich auch aus der weiteren Entwicklung. Schon wenige Tage nach Zugang der K&#252;ndigungen, in einem Fall sogar einige Monate vor Zugang der K&#252;ndigung, fand am 22.1.1887 .eine Besprechung zwischen der Beklagten und der Stadt K.&#160;&#160; unter Beteiligung der beiden Schulleiter statt. Aus der Besprechungsniederschrift geht hervor, da&#223; schon in diesem Zeitpunkt mit der Schulaufsicht vorgekl&#228;rt war, da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; die Sch&#252;ler der Bildungseinrichtung ab dem neuen Schuljahr &#252;bernehmen w&#252;rde. Es war auch Einigkeit dar&#252;ber erzielt, da&#223; der Unterricht nach wie vor in den B&#228;umen der Bildungseinrichtung stattfinden sollte. Es war klar, da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; nicht nur die von der Schlie&#223;ung der Bildungseinrichtung betroffenen Sch&#252;ler zu Ende unterrichten sollte, sondern selbst wertend t&#228;tig werden wollte und f&#252;r das neue Schuljahr - mit Ausnahme des einj&#228;hrigen Zweiges - neue Sch&#252;ler aufnehmen wollte. Das Ergebnis der Besprechung vom 22.1.1987 ist dann auch in der Folgezeit Punkt f&#252;r Punkt verwirklicht worden. Zun&#228;chst wurde in einer Pressekonferenz die &#214;ffentlichkeit &#252;ber die Schlie&#223;ung der Schule und die Neueinrichtung durch die Stadt K.&#160;&#160; unterrichtet. Sofort w&#252;rde, in der Tagespresse mit der Werbung f&#252;r das neue Schuljahr begonnen, die auch tats&#228;chlich dazu f&#252;hrte, da&#223; in der Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik im neuen Schuljahr eine neue Eingangsklasse eingerichtet werden konnte. Da&#223; der zweij&#228;hrige Zweig der Schule nicht mit einer neuen Eingangsklasse, sondern nur mit den bisherigen Sch&#252;lern fortgesetzt wurde, entsprach nicht den Absichten der Beteiligten im Januar 1987. Es wurde ausdr&#252;cklich auch f&#252;r diesen Schulzweig geworben und es war nur die Zahl der Anmeldungen zu gering, so da&#223; aufgrund eines sp&#228;teren neuen Entschlusses, wie das Schreiben vom 19.5.1987 ausdr&#252;cklich feststellt, "entgegen der urspr&#252;nglichen Absicht" der zweij&#228;hrige Zweig doch nur ohne die Neubewerber weitergef&#252;hrt wurde. Da&#223; der einj&#228;hrige Schulzweig, auf dem ohnehin nur wenige Sch&#252;ler der Schule unterrichtet wurden, mit dem Schuljahr 1986/87 auslief, stellt keine wesentliche &#196;nderung des Betriebs zwecks dar , eine solche Entscheidung h&#228;tte angesichts der Entwicklung der Sch&#252;lerzahlen und der Gesetzgebung ohnehin zu diesem Zeitpunkt angestanden, auch wenn die Bildungseinrichtung weiter in der Hand der Beklagten geblieben w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Es kann auch keinem vern&#252;nftigen Zweifel unterliegen, da&#223; die von Anfang an beabsichtigte &#220;bernahme der Bildungseinrichtung durch die Stadt K... durch Rechtsgesch&#228;ft erfolgt ist. Die Stadt K.&#160;&#160; hat gerade nicht, wie die Beklagte dies darzustellen versucht, nach der Schlie&#223;ung einer privaten Schule aufgrund irgendwelcher &#246;ffentlich-rechtlicher Pflichten lediglich gew&#228;hrleistet, da&#223; die Sch&#252;ler dieser Schule den Unterricht nicht abbrechen mu&#223;ten. Aus der Besprechungsniederschrift vom 22.1.1987 und der weiteren Entwicklung ergibt sich klar, da&#223; eine rechtsgesch&#228;ftliche &#220;bernahme der ganzen Bildungseinrichtung geplant war und auch durchgef&#252;hrt w&#252;rden ist. Zwischen der Beklagten und der Stadt K.&#160;&#160; sind klare rechtsgesch&#228;ftliche Absprachen getroffen worden, die die Modalit&#228;ten der &#220;bernahme im einzelnen regelten. So wurde z. B. ausweislich der Besprechungsniederschrift vom 22.1.1987 vereinbart, da&#223; die Beklagte das bisher genutzte Geb&#228;ude einschlie&#223;lich Mobiliar und Unterrichtsmitteln der Stadt K.&#160;&#160; zur Verf&#252;gung stellte und da&#223; die Beklagte daf&#252;r von der Stadt K.&#160;&#160; Die Parteien sind sich einig, dass das eine Anerkennungsgeb&#252;hr erhielt. Betriebs- und Unterhaltskosten sollte vereinbarungsgem&#228;&#223; die Stadt K.&#160;&#160; &#252;bernehmen. Auch die mit den bisherigen Sch&#252;lern geschlossenen Unterrichts vertrage sollten im Einverst&#228;ndnis mit der Schulaufsicht auf die Stadt K... &#252;bergehen. Au&#223;erdem vereinbarten die Stadt K.&#160;&#160; und die Beklagte, da&#223; sie sich um die Unterbringung der bisherigen Lehrer jedenfalls gemeinsam bem&#252;hen wollten. Schlie&#223;lich wurden auch die genauen Einzelheiten vereinbart, wie das Anmeldeverfahren f&#252;r das neue Schuljahr abzuwickeln war, da&#223; auch die Beklagte Anmeldungen von Sch&#252;lern entgegenzunehmen und an die Stadt K.&#160;&#160;&#160; weiterzuleiten hatte. Wertet man die Vereinbarungen zwischen der Beklagten und der Stadt K... im Zusammenhang, so ist ein bis ins Einzelne gehender &#220;bernahmevertrag geschlossen worden. Die &#220;bernahme ist also im Sinne des &#167; 613 a BGB durch Rechtsgesch&#228;ft erfolgt und dies war auch von Anfang an beabsichtigt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Anwendung des &#167; 613 a BGB steht auch nicht die Besonderheit des Falles entgegen, da&#223; hier eine Schule von einem privaten Schultr&#228;ger auf die &#246;ffentliche Hand &#252;bergegangen ist. Die Kammer folgt insoweit der Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Hamm vom 19.1.1977 - 1 Sa 611/76 -. &#167; 613 a BGB gilt grunds&#228;tzlich auch bei der<sup>:</sup> &#220;bernahme eines Betriebes von einem privaten Arbeitgeber durch eine &#246;ffentlich-rechtliche K&#246;rperschaft. Der Anwendungsbereich des &#167; 613 a BGB ist weit gefa&#223;t und der Schutzzweck dieser gesetzlichen Vorschrift erfordert es, auch bei einer &#220;bernahme eines Privatbetriebes durch die &#246;ffentliche Hand zu verhindern, da&#223; der funktionsf&#228;hige Betrieb &#252;bernommen wird, die Arbeitnehmer aber entlassen werden, um einen zuf&#228;llig an anderer Stelle bestehenden Arbeitskr&#228;fte&#252;berhang auszugleichen. Es mu&#223; nur in derartigen F&#228;llen genau gepr&#252;ft werden, ob tats&#228;chlich eine. Betriebs&#252;bernahme vorliegt oder ob nicht in Wahrheit der private Arbeitgeber seinen Betrieb geschlossen und die &#246;ffentlich-rechtliche K&#246;rperschaft aufgrund ganz anderer &#246;ffentlich-rechtlicher &#220;berlegungen mit einer Neugr&#252;ndung eingesprungen ist. Insoweit teilt die Kammer durchaus den rechtlichen Ausgangspunkt der Kammern des Arbeitsgerichts, die die Klagen abgewiesen haben. Wird eine private Ersatzschule geschlossen und errichtet im zeitlichen Zusammenhang damit ein &#246;ffentlicher Schultr&#228;ger eine gleichartige Schule, so l&#228;&#223;t dies noch nicht ohne weiteres auf eine Betriebs&#252;bernahme im Sinne von &#167; 613 a BGB schlie&#223;en. Es kann durchaus sein, da&#223; der private Tr&#228;ger der Ersatzschule, sich z. B. an die zust&#228;ndige &#246;ffentlich- rechtliche K&#246;rperschaft wendet, um sicherzustellen, da&#223; die bisherigen Sch&#252;ler seiner Schule nicht unvermittelt ihre Ausbildung abbrechen m&#252;ssen. Wenn dann der zust&#228;ndige Tr&#228;ger der &#246;ffentlichen Leistungsverwaltung geeignete Ma&#223;nahmen trifft, da&#223; die bisherigen Sch&#252;ler der Ersatzschule zu Ende unterrichtet werden k&#246;nnen, so kann dies durchaus ein Akt der &#246;ffentlich-rechtlich erforderlichen Daseinsvorsorge sein, ohne da&#223; der ganze Vorgang deshalb, als Betriebs&#252;bernahme im Sinne von &#167; 613 a BGB zu werten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Nach Artikel 8 Abs. 3 der Verfassung des Landes NRW haben Land und Gemeinden die Pflicht, Schulen zu errichten und zu f&#246;rdern. Privatschulen werden dabei im Rahmen des Artikels 7 Abs. 4 und 5 des Grundgesetzes garantiert. Genehmigte Privatschulen haben die gleichen Berechtigungen wie die entsprechenden &#246;ffentlichen Schulen. Ersatzschulen, d. h. Privatschulen, die vergleichbaren bestehenden &#246;der grunds&#228;tzlich vorgesehenen &#246;ffentlichen Schulen entsprechen, bed&#252;rfen nach &#167; 37 Schulordnungsgesetz NW der Genehmigung durch den Kultusminister. Sie unterstehen auch hinsichtlich der Anstellungsvertr&#228;ge mit den Lehrern nach &#167; 41 des Schulordnungsgesetzes der Schulaufsicht. Nach &#167; 4 der 3. Verordnung zur Ausf&#252;hrung des Schulordnungsgesetzes NW gilt die Genehmigung zum Betrieb einer Ersatzschule nur f&#252;r den Schultr&#228;ger. Die Absicht, eine Ersatzschule aufzul&#246;sen, ist vom Schultr&#228;ger und Leiter sp&#228;testens sechs Monate vor dem beabsichtigten Schlie&#223;ungstermin dem Kultusminister unter Angabe der Gr&#252;nde anzuzeigen. Hierbei sind Angaben &#252;ber die anderweitige Unterbringung der Sch&#252;ler, insbesondere der schulpflichtigen, zu machen. &#214;ffentliche Schulen werden von den Gemeinden bzw. Gemeindeverb&#228;nden errichtet (&#167; 3 des Schulverwaltungsgesetzes NW). Aufbau und Gliederung des Schulwesens ergeben sich aus &#167;&#167; 4 bis 4 f Schulverwaltungsgesetz NW. Dabei ist die &#246;ffentliche Schule als nicht rechtsf&#228;hige &#246;ffentliche Anstalt des Schultr&#228;gers anzusehen (&#167; 6 Schulverwaltungsgesetz NW). &#220;ber die Errichtung einer &#246;ffentlichen Schule beschlie&#223;t der &#246;ffentliche Schultr&#228;ger. Die Gemeinden sind dabei nach &#167; 10 Schulverwaltungsgesetz NW verpflichtet, u. a. Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen zu errichten, wenn ein Bed&#252;rfnis daf&#252;r besteht. Bei entsprechendem Bed&#252;rfnis sind auch die kreisfreien St&#228;dte verpflichtet, neben Berufsschulen andere berufsbildende Schulen zu errichten. Eine solche Verpflichtung, eine Schule zu errichten, besteht nur, soweit nicht andere &#246;ffentliche oder private Schultr&#228;ger das Schulbed&#252;rfnis durch einen geordneten Schulbetrieb erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen des so skizzierten Schulrechts des Landes Nordrhein-Westfalen sind durchaus F&#228;lle denkbar, da&#223; ein privater Schultr&#228;ger eine Ersatzschule schlie&#223;t und im unmittelbaren Zusammenhang damit ein &#246;ffentlicher Schultr&#228;ger eine Schule errichtet, ohne da&#223; dies als Betriebs&#252;bergang im Sinne von &#167; 613 a BGB zu werten w&#228;re. Wird die Genehmigung zur Schlie&#223;ung einer Ersatzschule erteilt, so kann, dadurch ein "Schulbed&#252;rfnis" entstehen, das die Gemeinde verpflichtet, ihrerseits eine Schule zu errichten, um dem Unterrichtsbedarf nachzukommen. Die &#220;bernahme der Sch&#252;ler der bisherigen Privatschule durch den &#246;ffentlichen Schultr&#228;ger kann dann kein Indiz f&#252;r eine Betriebs&#252;bernahme sein.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">So liegt der vorliegende Fall aber nicht. Der Beklagte hat keine ausreichenden Tatsachen daf&#252;r vorgetragen, da&#223; eine reine Betriebsstillegung geplant war und die Stadt K.&#160;&#160; allein aufgrund &#246;ffentlich-rechtlicher Verpflichtungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Schlie&#223;ung der Privatschule eine eigene Schule errichtet hat. Da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; aufgrund des geltenden Schulrechts verpflichtet gewesen w&#228;re, eine neue Berufsfachschule zu errichten, ist nicht ausreichend vorgetragen. Es sprechen im Gegenteil alle Indizien daf&#252;r, da&#223; dem Schulbed&#252;rfnis auch durch &#220;bernahme der Sch&#252;ler in die L.&#160;&#160; Schule h&#228;tte Rechnung getragen werden k&#246;nnen. Diese Schule umfa&#223;te die in der Bildungseinrichtung unterrichteten Schulzweige und auch in dieser Schule waren die Anmeldungszahlen r&#252;ckl&#228;ufig. Daf&#252;r, da&#223; eine ausreichende Unterrichtskapazit&#228;t vorhanden war, spricht die Tatsache, da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; trotz der f&#252;r die Lehrer enttehenden Fahrtprobleme den Unterricht in der neu errichtenden Schule zwanglos mit den Lehrern der L.&#160;&#160;&#160; Schule erteilen konnte. Diese Schule mu&#223; also erhebliche &#220;berkapazit&#228;ten gehabt haben. Unter diesen Umst&#228;nden mu&#223; es f&#252;r die Abgrenzung im Rahmen von &#167; 613 a BGB entscheidend darauf ankommen, da&#223; nach den Verhandlungen zwischen der Beklagten und der Stadt K.&#160;&#160; es nicht lediglich um eine &#220;bernehme der Sch&#252;ler ging.., sondern da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nahtlos den ganzen Schulbetrieb aufgrund einer vertraglichen Abmachung mit der Beklagten &#252;bernommen hat. Von der &#220;bernahme blieben allein ausgespart die bisherigen Lehrkr&#228;fte. H&#228;tte die Stadt K.&#160;&#160; nicht an der L.&#160;&#160; Schule erhebliche &#220;berkapazit&#228;ten gehabt, so h&#228;tte sie zur Weiterf&#252;hrung der Schule Lehrer besch&#228;ftigen m&#252;ssen und es h&#228;tte nahegelegen, da&#223; sie auf die: bisherigen Lehrkr&#228;fte zur&#252;ckgegriffen H&#228;tte. Nunmehr ist im Zusammenhang mit der &#220;bernahme der Schule versucht worden, einem Lehrer&#252;berhang an einer ganz anderen Schule dadurch zu begegnen, da&#223; die Schule der Beklagten &#252;bernommen worden ist, ohne die Lehrer weiterzubesch&#228;ftigen. Solche Rechtsgesch&#228;fte will &#167; 613 a BGB verhindern.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich auch nicht mit Erfolg darauf berufen, der &#220;bernahmeakt seitens der Stadt K.&#160;&#160;&#160; sei unwirksam, denn f&#252;r eine derartige Betriebs&#252;bernahme h&#228;tte es eines Ratsbeschlu&#223;es bedurft. Wenn nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts es der Anwendung des &#167; 613 a BGB schon nicht entgegensteht, da&#223; einer der Vertragspartner gesch&#228;ftsunf&#228;hig ist, so sind derartige formelle Bedenken nicht geeignet, eine Betriebs&#252;bernahme in Frage zu stellen. Es kommt im Kern auf den rein tats&#228;chlichen Akt der Betriebs&#252;bernahme an, dieser ist vollzogen worden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Auch die R&#252;ge der Beklagten, der Stadt K.&#160;&#160; fehle die Dienstherreneigenschaft, ist letztlich unerheblich. Im Rahmen des &#167; 1 Abs. 2 KSchG kommt es auf die Abgrenzung an, ob eine Betriebsstillegung oder ein Betriebs&#252;bergang geplant war. Ob der &#220;bernehmer selbst oder ein Dritter normalerweise die Arbeits-vertrage mit den Arbeitnehmern seines Betriebes abschlie&#223;t, darauf kann es im Verh&#228;ltnis zu dem bisherigen Betriebsinhaber nicht ankommen. Auch in der Privatwirtschaft kommt es h&#228;ufiger vor, da&#223; die Arbeitnehmer etwa in einem Konzern nicht vom Betrieb selbst, sondern von einer Personalf&#252;hrungsgesellschaft angestellt werden. Der Schutzzweck des &#167; 613 a BGB kennte unterlaufen werden, wollte man annehmen, da&#223; in derartigen F&#228;llen kein. Betriebs&#252;bergang gegeben w&#228;re. Wie letztlich die Rechtsfolgen der Anwendung des &#167; 613 a BGB zwischen Stadt Und Land abzuwickeln sind, ist nicht in dem Verfahren zwischen dem bisherigen Betriebsinhaber und dem Arbeitnehmer zu kl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Sind nach alledem die K&#252;ndigungen nicht wegen beabsichtigter Betriebsstillegung sozial gerechtfertigt, so k&#246;nnten sie allenfalls als K&#252;ndigung wegen des beabsichtigten Betriebs&#252;bergangs bewertet werden. Eine solche K&#252;ndigung des bisherigen Betriebsinhabers ist aber nach &#167; 613 a Abs. 4 BGB unwirksam. Andere Gr&#252;nde, die eine K&#252;ndigung wegen des Betriebs&#252;bergangs rechtfertigen k&#246;nnten, sind nicht ersichtlich und auch nicht vorgetragen,</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Am deutlichsten ist der Betriebs&#252;bergang aus den vorgelegten Urkunden nachzuvollziehen im Fall der dreij&#228;hrigen Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik. Hier ist schlie&#223;lich ein Errichtungsbeschlu&#223; herbeigef&#252;hrt. worden, mit den neuen Sch&#252;lern hat die Stadt K.&#160;&#160;&#160; eine neue Klasse eingerichtet und die Schule wie bisher in vollem Umfang weitergef&#252;hrt. Es ist aber auch im Falle der Kl&#228;gerin zu 1), die &#252;berwiegend an der zweij&#228;hrigen Berufsfachschule f&#252;r Sozialpflege unterrichtet hat, von einer Sozialwidrigkeit der K&#252;ndigung auszugehen. Entscheidend kommt es darauf an, welche Absichten die Beklagte bei Ausspruch der K&#252;ndigung hatte. Im Dezember 1986/Januar 1987 gingen aber die ganzen Verhandlungen zwischen der Beklagten und der Stadt K.&#160;&#160; dahin, auch die zweij&#228;hrige Schule voll zu &#252;bernehmen. In der Presse wurde um neue Sch&#252;ler geworben mit dem ausdr&#252;cklichen Hinweis darauf, da&#223; die Stadt K.&#160;&#160; auch die zweij&#228;hrige Berufsfachschule als Nebenstelle der anderen Schule weiterf&#252;hrt. Erst aufgrund einer lange nach Ausspruch der K&#252;ndigung sich abzeichnenden Entwicklung hat dann die Stadt K.&#160;&#160; den Entschlu&#223; gefa&#223;t, wegen zu geringer Sch&#252;lerzahlen keine neue Eingangsklasse zu errichten. Bezogen auf den Zeitpunkt des Ausspruchs der K&#252;ndigung ist der F&#228;ll der Kl&#228;gerin zu 1) deshalb nicht anders zu behandeln als die F&#228;lle der anderen Kl&#228;gerinnen und des Kl&#228;gers, die an der dreij&#228;hrigen Schule unterrichten.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert hat sich nur im Verfahren 4 (2) Sa 1045/87 ge&#228;ndert und war dort unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, da&#223; der Weiterbesch&#228;ftigungsanspruch nicht mehr Gegenstand des Berufungsverfahrens ist, neu festzusetzen. In den &#252;brigen F&#228;llen blieb der Streitwert unver&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Kammer sah keinen Anla&#223;, die Revision gegen dieses Urteil zuzulassen.</p>
315,413
ag-lemgo-1988-01-07-17-c-73587
{ "id": 690, "name": "Amtsgericht Lemgo", "slug": "ag-lemgo", "city": 450, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
17 C 735/87
1988-01-07T00:00:00
2019-03-13T14:55:02
2019-03-27T09:43:11
Urteil
ECLI:DE:AGLE:1988:0107.17C735.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Vollstreckung der Beklagten durch </p> <p> Sicherheitsleistung von 400,-- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte</p> <p> zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Halterin des Pkw VW-Polo, Kennzeichen: .</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 22. Juni 1987 befuhr ihr Sohn mit diesem Pkw die Bundesstra&#223;e 239 in . An dieser Bundesstra&#223;e, und zwar mit der Schmalseite angrenzend, liegt der Sportplatz der Beklagten. Das Grundst&#252;ck geh&#246;rt der Stadt . Die Beklagte ist aber vertraglich verpflichtet, die Eigent&#252;merin von der Haftung aus Verkehrssicherungspflicht freizustellen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte f&#252;hrte dort ein Fu&#223;ballspiel durch. Vor Beginn des Spieles w&#228;rmten sich die beteiligten Spieler auf und schossen dabei auf das zur Stra&#223;e hin gelegene Tor. In einem Abstand von 20 m hinter der Torau&#223;enlinie ist ein 4,20 m hoher Ballfangzaun errichtet. Nach einem Schu&#223; auf das Tor flog der Fu&#223;ball &#252;ber den Fangzaun hinweg und traf den Kotfl&#252;gel des Pkw der Kl&#228;gerin. Mit der Klage macht die Kl&#228;gerin geltend:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Reparaturkosten gem&#228;&#223; Rechnung vom</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">4. August 1987, unstreitig 710,60 DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nutzungsausfall 6 Tage &#224; 37,-- DM, be-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">stritten 222,-- DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Pauschalunkosten, unstreitig <u> 30,-- DM</u> </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">962,60 DM.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, dass die Beklagte die ihr obliegende Verkehrssicherungspflicht durch den vorhandenen Ballfangzaun nicht erf&#252;llt habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Reparaturkostenforderung war &#252;brigens gem&#228;&#223; Urkunde vom 4. August 1987, Blatt 10 der Akten, an die Firma abgetreten worden, nach ihrer Bezahlung durch die Kl&#228;gerin aber an diese gem&#228;&#223; schriftlicher Abtretungserkl&#228;rung vom 30. November 1987, Blatt 15 der Akten, r&#252;ckabgetreten worden. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 962,60 DM nebst 4 % Zinsen seit </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">dem 25. November 1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt die von der Stadt durchgef&#252;hrte Verkehrssicherung durch die unstreitige Errichtung des 4,20 m hohen Ballfangzaunes 20 m hinter der Torau&#223;enlinie f&#252;r ausreichend.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt unbestritten vor, dass dieser Sportplatz seit Ende der 40-iger Jahre besteht und dass bisher ein Schaden vergleichbarer Art nicht vorgekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht ein Schadensersatzanspruch wegen der Besch&#228;digung ihres Pkw nicht zu, denn eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht des beklagten Vereines l&#228;sst sich nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien besteht die &#252;bliche Interessenkollision, die immer dann eintritt, wenn jemand ohne eigenes Verschulden einen Schaden erleidet. In unserem Rechtssystem ist der Rechtsschutz des einzelnen im allgemeinen derart perfekt ausgebaut, dass sich bei Schadensereignissen, an denen der Gesch&#228;digte keine Schuld tr&#228;gt, fast immer ein Schadensersatzpflichtiger ausmachen l&#228;sst. An diesen Gedanken ist die Allgemeinheit derart gew&#246;hnt, dass es einem Gesch&#228;digten unbegreiflich erscheint, dass er einen schuldlos erlittenen Schaden einmal selbst tragen muss. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite steht das rechtlich allgemein anerkannte berechtigte Interesse der Beklagten an der Aus&#252;bung von Sport, welches letztlich als Ausflu&#223; des Rechtes auf freie Entfaltung der Pers&#246;nlichkeit sogar grundgesetzlich gesch&#252;tzt ist, Artikel 1 Grundgesetz. Bei der Aus&#252;bung eines jeden Sportes, insbesondere einer Kampfsportart, lasen sich Gefahren f&#252;r unbeteiligte Dritte nicht vollst&#228;ndig ausschlie&#223;en. Der Bundesgerichtshof hat die hierdurch skizzierte Interessenkollision in der Weise abgegrenzt, dass der Verkehrssicherungspflichtige nur diejenigen Vorkehrungen zu treffen hat, die nach den Sicherungserwartungen des jeweiligen Verkehres im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren geeignet sind, Gefahren von Dritten tunlichst abzuwenden, die bei bestimmungsgem&#228;&#223;er oder nicht ganz fern liegender bestimmungswidriger Benutzung drohen, vergl. BGH NJW 1985, Seite 1076; BGH NJW 1978, 1629. Es ist hier festzustellen, dass die Errichtung des 4,20 m hohen Ballfangzaunes 20 m hinter der Torau&#223;enlinie eine solche geeignete Sicherungsma&#223;nahme ist. Sie ist generell geeignet, Fu&#223;ballsch&#252;sse beim Spielbetrieb oder auch bei dem vorangehenden Training und Warmspielen von der Bundesstra&#223;e abzufangen. Dies folgt auch aus der vom Beklagten unstreitig vorgetragenen Tatsache, dass seit Ende der 40-iger Jahre dort Fu&#223;ball gespielt wird und bisher ein Schaden vergleichbarer Art nicht vorgekommen ist. Das Gericht kann deshalb aus eigener Sachkunde auch ohne Einschaltung eines Sachverst&#228;ndigen feststellen, dass ein Ballfangzaun von 4,20 m H&#246;he, der 20 m hinter dem Fu&#223;ballfeld aufgestellt ist, hinreichend geeignet ist, so dass es sich bei diesem Fehlschuss um einen ganz au&#223;ergew&#246;hnlichen Fall gehandelt haben muss. F&#252;r Schadensabl&#228;ufe ganz ungew&#246;hnlicher Art braucht die Beklagte aber keine Vorsorge zu treffen. Es kann der Beklagten nicht zugemutet werden, den Fu&#223;ballplatz k&#228;figartig einzufassen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziffer 11, 711 ZPO</p>
111,944
lg-kiel-1987-12-22-2-o-24287
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
2 O 242/87
1987-12-22T00:00:00
2018-11-27T07:30:12
2022-10-18T13:28:17
Urteil
ECLI:DE:LGKIEL:1987:1222.2O242.87.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 20.943,57 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10. April 1987 zu zahlen; im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Rechtsstreits haben die Beklagten als Gesamtschuldner zu tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 27.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger, Halter und Eigent&#252;mer des Campingbusses, Marke Volkswagen, Typ Joker 1, amtliches Kennzeichen KI- , macht Schadensersatzanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall gegen den Beklagten zu 1) als Fahrer des VW Passat, amtliches Kennzeichen HB - , und die Beklagte zu 2) als Haftpflichtversicherer des VW Passat geltend. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Am 15. M&#228;rz 1987 befuhr das kl&#228;gerische Fahrzeug die Bundesautobahn 7 in Fahrtrichtung Hamburg-Bremen. Der Wagen wurde von dem Schwager des Kl&#228;gers, dem Zeugen ..., gesteuert. Es herrschte Schneefall, die Fahrbahn war glatt. Aus einer Entfernung von 250 - 300 m sah der Zeuge ..., da&#223; sich auf der linken Fahrspur vor ihm ein Fahrzeug drehte. Auf der rechten Fahrspur fuhr ein Lkw, der nach rechts in Richtung Standspur fuhr und dort mit der Leitplanke kollidierte. Der Zeuge ... wechselte auf die rechte Fahrspur, setzte seine Geschwindigkeit auf &#8222;Schrittgeschwindigkeit&#8220; herab und schaltete die Warnblinkanlage ein. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Sodann wurde auch das kl&#228;gerische Fahrzeug in den Unfall verwickelt. Auf welche Weise dies geschah, ist zwischen den Parteien im wesentlichen streitig. Unstreitig ist lediglich, da&#223; der Beklagte zu 1) mit der linken Vorderseite des von ihm gesteuerten Passat auf die rechte Heckseite des kl&#228;gerischen Fahrzeugs auffuhr, wodurch zumindest die rechte hintere Heckseite des Campingbusses besch&#228;digt wurde. Ob der Beklagte zu 1) dar&#252;ber hinaus die am Fahrzeug eingetreten Gesamtsch&#228;den - mittelschwere Besch&#228;digungen der linken und rechten Fahrzeugseite, weitere Sch&#228;den im Heckbereich an tragenden Teilen sowie an Teilen der Fahrzeuginnenausstattung - verursacht hat, ist streitig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger behauptet, der von dem Beklagten zu 1) gesteuerte VW Passat sei auf der rechten Fahrspur mit hoher Geschwindigkeit in das kl&#228;gerische Fahrzeug hineingefahren, was eine Drehung des Campingbusses entgegen dem Uhrzeigersinn verursacht habe. Dadurch sei das kl&#228;gerische Fahrzeug nach links in die mittlere Leitplanke gedr&#252;ckt worden. Dort sei der Campingbus von zumindest einem weiteren Fahrzeug angefahren worden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Demgegen&#252;ber tragen die Beklagten vor, der Beklagte zu 1) habe lediglich das hintere rechte R&#252;cklicht des VW-Busses besch&#228;digt, f&#252;r weitere Sch&#228;den sei der Beklagte zu 1) nicht urs&#228;chlich geworden. Der Beklagte zu 1) sei allenfalls noch Schrittgeschwindigkeit gefahren, habe das Fahrzeug auf der eisglatten Fahrbahn jedoch nicht mehr lenken k&#246;nnen und habe mit der vorderen linken Ecke seines Pkw die hintere rechte Ecke des VW-Busses ber&#252;hrt, der am linken Fahrbahnrand bereits gestanden habe. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Den gelten gemachten Schaden beziffert der Kl&#228;ger wie folgt: </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:36pt"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">1. Wiederbeschaffungswert</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">&#160;18.000,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">2. Abschleppkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">587,01 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">3. Unterbringungskosten (einschl. Verzehrkosten)</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">117,63 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">4. Gutachtenkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">713,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">5. weitere Kosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">515,56 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">6. Wiederbeschaffungsdauer (24 Tage &#224; 75,00 DM)</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">1.800,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">7. R&#252;cktransportkosten der Familienangeh&#246;rigen</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right"> <span style="text-decoration:underline">156,00 DM</span> </p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">&#160;21.889,20 DM</p></td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Wegen der Aufschl&#252;sselung der Position 5 &#8222;weitere Kosten&#8220; wird auf den kl&#228;gerischen Schriftsatz vom 13. August 1987, Seite 6 (Bl. 60 d. A.), Bezug genommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 21.889,20 DM nebst 9 % Zinsen auf 10.000,00 DM sowie 12 % Zinsen auf 11.889,20 DM seit dem 10. April 1987 zu zahlen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Die Beklagten beantragen, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Klage abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Sie machen im &#252;brigen geltend: </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p> Von den Wiederbeschaffungskosten des Fahrzeuges in H&#246;he von 18.000,00 DM sei die Mehrwertsteuer herauszurechnen, weil es sich bei dem Campingbus - was unstreitig ist - um ein Gesch&#228;ftsfahrzeug handele. Daher k&#246;nne der Kl&#228;ger auch nur den entgangenen Gewinn als Nutzungsausfall beanspruchen. Allenfalls st&#252;nden ihm aber 14 Tage Nutzungsausfall zu. Dar&#252;ber hinaus sei die Nutzungsausfallentsch&#228;digung pro Tag h&#246;chstens mit 63,00 DM zu beziffern. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p> Eine &#220;bernachtung der Familienmitglieder sei nicht erforderlich gewesen. Bei den Verzehrkosten handele es sich um ersparte Aufwendungen. R&#252;cktransportkosten seien nur in H&#246;he von 75,50 DM ersatzf&#228;hig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p> Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p> Das Gericht hat Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 4. Dezember 1987 (Bl. 122 ff. d. A.) sowie die schriftliche Erkl&#228;rung des Zeugen ... vom 29. November 1987 (Bl. 121 d. A.) verwiesen. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>I.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Die Klage hat im wesentlichen Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>1. Sie ist dem Grunde nach gegen den Beklagten zu 1) aus &#167; 18 StVG, gegen die Beklagte zu 2) in Verbindung mit &#167; 3 PflVG begr&#252;ndet, wobei sich die gesamtschuldnerische Haftung aus einer entsprechenden Anwendung von &#167; 840 BGB ergibt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Allerdings ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme unklar geblieben, ob der Beklagte zu 1) f&#252;r den an dem Campingbus entstanden Gesamtschaden urs&#228;chlich geworden ist. Dies ist nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen zwar &#252;berwiegend wahrscheinlich, ist jedoch auch in Verbindung mit den - wenig ergiebigen - Zeugenaussagen nicht geeignet, das Gericht von der Richtigkeit der kl&#228;gerischen Darstellungen des Unfallverlaufes zu &#252;berzeugen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Die Unaufkl&#228;rbarkeit geht gleichwohl zu Lasten der Beklagten. Das folgt aus &#167; 830 Abs. 1 Satz 2 BGB, der mit Blick auf die im Stra&#223;enverkehrsgesetz enthaltenen Anspruchsgrundlagen entsprechende Anwendung findet. Die Funktion von &#167; 830 BGB, wonach von mehreren Beteiligten an einer unerlaubten Handlung jeder f&#252;r den Schaden verantwortlich ist, wenn sich nicht ermitteln l&#228;&#223;t, welcher der Beteiligten durch seine Handlung den Schaden verursacht hat, besteht darin, dem Beweisnotstand des Verletzten Rechnung zu tragen (BGHZ 33, 290 f.). Ein Ersatzanspruch des Gesch&#228;digten soll nicht daran scheitern, da&#223; nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann, wer von mehreren beteiligten T&#228;tern der eigentliche Sch&#228;diger gewesen ist. Dieser in &#167; 830 Abs. 1 Satz 2 BGB enthaltene Rechtsgedanke trifft auf f&#252;r &#167; 18 StVG zu (BGH NJW 1969, 2137 f.), so da&#223; angesichts der gleichartigen Interessenlage eine analoge Anwendung dieser Vorschrift geboten ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Der Beklagte zu 1) war auch Beteiligter im Sinne der genannten Gesetzesbestimmung. Hierf&#252;r ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (vgl. nur BGHZ 25, 274; 33, 292) lediglich ein tats&#228;chlicher einheitlicher, &#246;rtlich und zeitlich zusammenh&#228;ngender Vorgang erforderlich, der sich aus mehreren selbst&#228;ndigen Handlungen zusammensetzt und in dessen Bereich der rechtswidrige Schadenserfolg f&#228;llt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Diese Voraussetzungen sind vorliegend gegeben. Bei nat&#252;rlicher Auffassung bildet das Unfallgeschehen einen einheitlichen - &#246;rtlich und zeitlich zusammenh&#228;ngenden - Lebenssachverhalt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Es w&#228;re lebensfremd, den am kl&#228;gerischen Fahrzeug eingetretenen Gesamtschaden von den einzelnen m&#246;glichen Verursachungsanteilen - Karambolage mehrerer Fahrzeuge - isolieren zu wollen</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>2. Die Verpflichtung der Beklagten zum Schadensausgleich besteht dem Grunde nach zu 100 %. Das Gericht ist davon &#252;berzeugt, da&#223; der Beklagte bei Beobachtung der erforderlichen Sorgfalt den Unfall h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen, er also fahrl&#228;ssig gehandelt hat. Er h&#228;tte seine Fahrweise auf die schlechten Witterungsverh&#228;ltnisse einstellen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Demgegen&#252;ber hat der Fahrer des kl&#228;gerischen Fahrzeuges, indem er die Geschwindigkeit stark reduzierte und die Warnblinkanlage einschaltete, denjenigen Sorgfaltsanforderungen entsprochen, die auch ein besonders besonnener und erfahrener Fahrer angewendet h&#228;tte. Die Betriebsgefahr des kl&#228;gerischen Fahrzeuges hat demnach au&#223;er Betracht zu bleiben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Von den Wiederbeschaffungskosten des Fahrzeuges darf der Kl&#228;ger den Beklagten auch die Mehrwertsteuer in Rechnung stellen. Dem steht nicht entgegen, da&#223; die f&#252;r die Beschaffung des Ersatzfahrzeuges angefallene Mehrwertsteuer im Zuge des Vorsteuerabzuges geltend gemacht worden ist. Denn dies &#228;ndert nichts an dem Umstand, da&#223; der Unfall anl&#228;&#223;lich einer Urlaubsreise, also einer Privatfahrt entstanden ist. Die Aufwendungen f&#252;r die Wiederbeschaffung stellen sich als Kosten dar, die auf die private Nutzung des Kraftfahrzeuges entfallen. Sie bilden daher in voller H&#246;he einen umsatzsteuerrechtlich relevanten Eigenverbrauch (vgl. Peter, Umsatzsteuer, Stand 1982, &#167; 1 Rd. 216), den der Kl&#228;ger dem Finanzamt gegen&#252;ber zu offenbaren hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Die Klage ist auch hinsichtlich der Abschleppkosten (587,01 DM) sowie der Gutachtenkosten (713,00 DM) gegr&#252;ndet. Das gilt auch f&#252;r die weiteren Kosten in H&#246;he von insgesamt 515,56 DM. Dar&#252;ber streiten die Parteien denn auch nicht. Jedenfalls ist die detaillierte Aufschl&#252;sselung dieser Schadensposition im kl&#228;gerischen Schriftsatz vom 13. August 1987 von den Beklagten nicht (mehr) angegriffen worden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Die geltend gemachten Unterbringungs- und Verzehrkosten f&#252;r die Familienangeh&#246;rigen kann der Kl&#228;ger demgegen&#252;ber nicht verlangen. Denn er hat nicht vorgetragen, da&#223; er, der Kl&#228;ger, diese Aufwendungen getragen hat. Die Liquidierung von Fremdsch&#228;den kommt jedoch nur unter sehr eingeschr&#228;nkten - und hier nicht vorliegenden - Voraussetzungen in Betracht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Eine Nutzungsentsch&#228;digung steht dem Kl&#228;ger f&#252;r 14 Tage &#224; 75,00 DM, also insgesamt in H&#246;he von 1.050,00 DM zu. Da&#223; es sich bei dem Campingbus nicht um ein ausschlie&#223;lich privat genutztes Fahrzeug handelt, steht dem nicht entgegen. Denn die Zuerkennung einer Entsch&#228;digung f&#252;r Nutzungsausfall findet ihre innere Rechtfertigung darin, da&#223; sich die derart abstrakte Nutzungsentsch&#228;digung letztlich f&#252;r eine dem Gesch&#228;digten f&#252;r dessen Sparsamkeit gew&#228;hrt Pr&#228;mie darstellt (vgl. Staudinger-Medicus, &#167; 253 BGB Rn. 33 ff.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Die H&#246;he der Nutzungsentsch&#228;digung sch&#228;tzt das Gericht nach &#167; 287 ZPO auf 75,00 DM pro Tag. Es lehnt sich dabei an die Tabelle von Sanden/Danner an, wonach f&#252;r ein &#228;hnliches Fahrzeug, n&#228;mlich den Caravelle C Syncro, die Ausfallentsch&#228;digung mit 75,00 DM pro Tag angegeben wird. Wollte man lediglich auf der Grundlage des Basismodelles abrechnen, so w&#252;rde hierbei verkannt, da&#223; das kl&#228;gerische Fahrzeug &#252;ber eine Campingausstattung verf&#252;gte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Allerdings stellen lediglich 14 Tage Nutzungsausfall einen ersatzf&#228;higen Schaden dar. In dem zu den Akten gereichten Parteigutachten des Sachverst&#228;ndigen &#8222;K&#8220; wird die Wiederbeschaffungsdauer eines gleichwertigen und &#228;hnlichen Kraftfahrzeuges mit 12 - 14 Tagen angegeben. Diese Sicht der Dinge macht sich das Gericht zu eigen (&#167; 287 ZPO). Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor, zu dem 24 Tage andauernden Nutzungsausfall sei es dadurch gekommen, da&#223; der gesamte Bestand der Verk&#228;uferin ausverkauft war und daher das Fahrzeug von dieser erst beschafft werden mu&#223;te. Bei dieser Sachlage kann der Kl&#228;ger nur dann den tats&#228;chlich entstandenen Nutzungsausfall als Schaden liquidieren, wenn er darlegt, da&#223; die Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges auch bei anderen H&#228;ndlern zu einem gleich langen Nutzungsausfall gef&#252;hrt h&#228;tte. Da insoweit nichts vorgetragen ist, kann vorliegend offen bleiben, wie viele H&#228;ndler der Gesch&#228;digte unter Zumutbarkeitsgesichtspunkten h&#228;tte befragen m&#252;ssen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich stehen dem Kl&#228;ger nur 78,00 DM an R&#252;cktransportkosten der Familienangeh&#246;rigen zu. Hinsichtlich der R&#252;ckfahrt von Oyten nach Kiel handelt es sich n&#228;mlich um ersparte Aufwendungen. Denn auch ohne das sch&#228;digende Ereignis h&#228;tten die Familienangeh&#246;rigen - es handelte sich um eine Urlaubsreise - Aufwendungen f&#252;r die R&#252;ckreise nach Kiel gehabt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Die Klage ist demnach wie folgt begr&#252;ndet:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:36pt"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Wiederbeschaffungswert</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">&#160;18.000,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Abschleppkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">587,01 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Gutachtenkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">713,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">weitere Kosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">515,56 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Nutzungsausfallentsch&#228;digung</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">1.050,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">R&#252;cktransportkosten der Familienangeh&#246;rigen</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right"><span style="text-decoration:underline">78,00 DM</span></p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right"><span style="text-decoration:underline">&#160;20.943,57 DM</span></p></td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>Der Zinsanspruch ist lediglich im tenorierten Umfang aus &#167;&#167; 284 ff. BGB gegr&#252;ndet, weil der Kl&#228;ger entgegen seiner Ank&#252;ndigung keine Bankbescheinigung, aus der sich auch die H&#246;he des in Anspruch genommenen Kredites ergibt, zu den Akten gereicht hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>III.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92 Abs. 2, 709 Abs. 1 Satz 1 ZPO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
315,414
lg-dortmund-1987-12-21-17-s-2887
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
17 S 28/87
1987-12-21T00:00:00
2019-03-13T14:55:03
2019-03-27T09:43:11
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1987:1221.17S28.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil</p> <p>des Amtsgerichts Hamm vom 19. Dezember 1986</p> <p>abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Auf die Widerklage wird der Kl&#228;ger verurteilt,</p> <p>an die Beklagte 2.859,14 DM (i.V. zweitausend-</p> <p>achthundertneunundf&#252;nfzig 14/100 Deutsche Mark)</p> <p>nebst 4 % Zinsen seit dem 3. Oktober 1986 sowie</p> <p>weitere 1.500,---DM (i.W. eintausendf&#252;nfhundert</p> <p>Deutsche Mark) Schmerzensgeld zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1. Der Kl&#228;ger hat die Beklagte in der Zeit vom 25.03.1983 bis</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">zum 15.11.1983 zahnprothetisch behandelt und hierf&#252;r Ins-</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">gesamt 9.609,14 DM berechnet. Den Kassenanteil von 7.311,66</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">DM hat die zust&#228;ndige Versicherung der Beklagten getragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">weitere 2.000,-- DM hat sie selbst am 04.0.1984 gezahlt. Den</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Restbetrag von 297,28 DM macht der Kl&#228;ger im vorliegenden</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Rechtsstreit geltend.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber wirft die Beklagte dem Kl&#228;ger vorwerfbare</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Behandlungsfehler vor, verweigert deswegen die eingeklagte</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Restzahlung und begehrt im Wege der Widerklage den Ersatz</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">materiellen Schadens in H&#246;he von 2,859,14 DM, ferner Zahlung</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">eines Schmerzensgeldes in H&#246;he von mindestens 1.500,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat der Klage stattgegeben und die Wider- </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2. Die Berufung der Beklagten gegen dieses Urteil hat Erfolg,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">weil sich in II. Instanz aufgrund der nunmehr erhobenen</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Beweise ein anderer Sach- und Streitstand ergeben hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</li></ol> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war als Zahnarzt vereinbarungsgem&#228;&#223; verpflichtet,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">der Beklagten fachgerechte zahnprothetische Leistungen und</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">damit Dienste h&#246;herer Art im Sinne des &#167; 627 BGB zu er-</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">bringen. Diesen Vertrag konnte die Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 627 Abs.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1 BGB jederzeit k&#252;ndigen. Das hat die Beklagte auch jeden-</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">falls konkludent getan, indem sie sich nicht mehr vom Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">hat behandeln lassen, obwohl ihre Beschwerden fortdauerten. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Demnach kann der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 628 BGB nur einen seinen</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">bisherigen Leistungen entsprechenden Teil der Verg&#252;tung</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">verlangen. Einen solchen Betrag hat er bereits erhalten. Die</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">von ihm geleistete Arbeit war n&#228;mlich mit Fehlern behaftet,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">worauf nachfolgend noch einzugehen ist. Unter Ber&#252;cksich-</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">tigung dieser M&#228;ngel war der Wert der bisherigen Leistungen</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">des Kl&#228;gers &#8211; wenn &#252;berhaupt &#8211; kaum h&#246;her als der Kassenteil,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">mit der Folge, dass ihm dar&#252;ber hinaus kein weiterer Anspruch entsteht. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">b) Hingegen ist die Widerklage begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">aa) Der Kl&#228;ger hat sich dem Grunde nach schadensersatzpflich-</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">tig gemacht, weil er vorwerfbare Behandlungsfehler begangen</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">hat. Insoweit folgt die Kammer den &#220;berzeugenden Gutachten</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">der von ihr geh&#246;rten Sachverst&#228;ndigen F und N.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">So hat N mit Hilfe einer Skizze anschaulich</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">verdeutlicht, da&#223; die vom Kl&#228;ger gew&#228;hlte Konstruktion</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">erhebliche statische Schwierigkeiten bot, weil die heraus-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">nehmbaren Teile der Oberkiefer-Prothetik s&#228;mtlich au&#223;erhalb</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">des sogenannten Unterst&#252;tzungsdreiecks lagen und dies beim</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Bi&#223;vorgang ganz erbebliche Hebelkr&#228;fte bewirkte. Solche</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Hebelkr&#228;fte konnten hier typischerweise zu einem "Schaukel-</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">effekt" f&#252;hren, mit der Folge, da&#223; auch bei Fachgerechter Einzemen-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">tierung des festen Teils der Oberkiefer-Prothese dort im</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Laufe der Zeit Lockerungen eintreten konnten. In </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">solchen F&#228;llen f&#252;hren die einwirkenden Kr&#228;fte oft zu elasti-</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">schen Deformationen der metallenen Kronen und zur Zerbr&#246;se- </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">lung der Zementbefestigung. In die so entstehenden Spalten</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">dringen dann Bakterien ein, die die harte Zahnsubstanz</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">zersetzen, ohne da&#223; der Patient von diesem Vorgang etwas</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">merkt, weil er in der Regel schmerzlos verl&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Um den bei der hier gew&#228;hlten Konstruktion auftretenden </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Hebelkr&#228;ften und den damit verbundenen Gefahren entgegenzu-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">wirken, war es wichtig, da&#223; die herausnehmbaren Teile der</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Prothetik eine feste Auflage auf dem Alveolarkamm hatten.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dies hat der Kl&#228;ger nicht beachtet, sondern das in der</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Konstruktion ohnehin schon angelegte Risiko in zweierlei Hinsicht</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">noch erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Zum einen war die Zeitplanung des Kl&#228;gers falsch. Er hat bei</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">der Beklagten am 25.03.1983 im Oberkiefer die Z&#228;hne 16 und 27</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">extrahiert, und am 29.03.1993 die Z&#228;hne 12, 13 und 14. Schon</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">zwei Wochen sp&#228;ter hat er die Pfeilerz&#228;hne pr&#228;pariert und den</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Abdruck f&#252;r die Prothetik gemacht, die dann am 28.04.1983</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">endg&#252;ltig eingepa&#223;t worden ist. Richtig w&#228;re es aber gewesen,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Wundheilung und Schrumpfung des Kiefers nach den Extraktionen</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">vollst&#228;ndig abzuwarten, was erfahrungsgem&#228;&#223; einige Monate</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">dauert, und es vorher bei einein Provisorium zu belassen. Dies</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">hat der Sachverst&#228;ndige F im einzelnen dargelegt, und</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">der weitere Sachverst&#228;ndige N hat sich ihm</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">angeschlossen. Zudem hat der Kl&#228;ger selbst auf Seite</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">2 seines erstinstanzlichen Schriftsatzes vom 11.07.1984</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">vortragen lassen, erst nach vollst&#228;ndiger Verkn&#246;cherung der</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Extraktionswunden k&#246;nne Zahnersatz exakt eingepa&#223;t werden.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Zwar hat er dazu behauptet, die Beklagte habe damals ge-</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">dr&#228;ngt, die Z&#228;hne zu ihrer bevorstehenden Kur endg&#252;ltig "in</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Ordnung" zu bringen. Dies kann ihn aber nicht entlasten, weil</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">er als Arzt selbst f&#252;r die von Ihm vorgenommenen Behandlungen</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">verantwortlich ist und sich dabei nicht ohne weiteres</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">laienhaften Vorstellungen von Patienten nachgeben darf.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Zum anderen hat der Kl&#228;ger das in der Konstruktion liegende</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Risiko weiter durch die sehr schwache Konstruktion der Geschiebe</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">zwischen den festen und den herausnehmbaren Teilen der</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Oberkiefer-Prothetik vergr&#246;&#223;ert. Hierzu hat der Sachver-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">st&#228;ndige N darauf hingewiesen, da&#223; diese</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Geschiebe nach ihrem Erscheinungsbild zu schwach waren, um</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">auf Dauer die dort einsetzenden Hebelkr&#228;fte schadlos auszu-</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">halten.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies hat N aufgezeigt, da&#223; der Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">auch hinsichtlich der f&#252;r die Beklagte gefertigten Unter-</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">kiefer-Prothetik einen Behandlungsfehler jedenfalls insoweit</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">begangen hat, als er auch dort herausnehmbare Teile des</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Zahnersatzes mit zu labilen Geschieben an die festsitzende</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Prothetik angeh&#228;ngt hat. Da auch dort erhebliche Hebelkr&#228;fte</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">auf die Geschiebe einwirkten, f&#252;r deren Aufnahme sie zu</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">schwach waren, war der sp&#228;ter eingetretene Bruch des Geschiebes</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">auf der rechten Seite vorhersehbar.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Insgesamt sind die vom Kl&#228;ger begangenen Behandlungsfehler</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">als schwerwiegend anzusehen. Solche Fehler ziehen normaler-</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">weise einen Verlauf nach sich, wie er hier eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Insoweit sind die sp&#228;ter von der Zahn&#228;rztin T</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">erhobenen Befunde hervorzuheben. Dort war n&#228;mlich der feste</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Teil der Prothetik locker, so da&#223; er sich ohne M&#252;he von den</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">beschliffenen Z&#228;hnen herunterziehen lie&#223;. Unter diesen</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Umst&#228;nden h&#228;tte der Kl&#228;ger im einzelnen darlegen und beweisen</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">m&#252;ssen, da&#223; die von ihm begangenen Behandlungsfehler nicht</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">schadensurs&#228;chlich geworden sind und die Beschwerden der</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Beklagten auf einem atypischen Verlauf beruhten. Diesen </p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Beweis hat er nicht gef&#252;hrt. Sein Hinweis auf die Stellung-</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">nahme des Zahnarztes L aus Hamm vom 20.10.1983</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">geht fehl, weil sich dieser nur &#252;ber die Okklusion ge&#228;u&#223;ert</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">hat und nicht umfassend auf Planung und technische Herstel-</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">lung des Zahnersatzes eingegangen ist. Das weitere Vorbringen</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">des Kl&#228;gers, wonach die eingetretenen Sch&#228;den vermieden</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">worden w&#228;ren, wenn ihm die Beklagte Gelegenheit gegeben</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">h&#228;tte, weitere Unterf&#252;tterungen vorzunehmen, ist durch die</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">von der Kammer eingeholten und gerade auch in dieser Frage</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">&#252;bereinstimmenden Gutachten widerlegt worden.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">bb) Demnach hat der Kl&#228;ger der Beklagten die aufgrund der</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Fehlbehandlung entstandenen Sch&#228;den zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Der materielle Schaden der Beklagten setzt sich auf der</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Grundlage ihres Schriftsatzes vom 23.09.1986 wie folgt</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">zusammen:</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst sind der Beklagten Kosten f&#252;r eine Nachbehandlung</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">durch die Zahn&#228;rztin T entstanden. Diese betrugen</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">17,41 DM gem&#228;&#223; Rechnung vom 03.09.1984, 100,30 DM gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Rechnung vom 13.01.1986 sowie 40,- DM Fahrtkosten. Sodann</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">hat sie Kosten f&#252;r die Neuanfertigung der Zahnprothetik durch</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">den Zahnarzt N2 aufgewendet, n&#228;mlich 581,69 DM</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; Rechnung vom 03.09.1986, 1.668,78 DM gem&#228;&#223; weiterer</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Rechnung vom 03.09.1986 und Fahrtkosten in H&#246;he von 414,96</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">DM. Schlie&#223;lich sind f&#252;r die Fahrt nach C zum</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">erstinstanzlich beauftragten Sachverst&#228;ndigen S</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Unkosten in H&#246;he von 36,&#8212; DM entstanden (&#167; 287 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich dieser Position hat die Kammer bedacht, da&#223; es</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">sich insoweit um notwendige Auslagen im Rahmen der Proze&#223;-</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrung handelt, die grunds&#228;tzlich im Kostenfestsetzungsver-</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">fahren geltend zu machen sind. Gleichwohl hat sie hier</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">ausnahmsweise ein Rechtsschutzinteresse der Beklagten </p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">anerkannt, weil &#252;ber diese -zudem nur geringf&#252;gige- Position</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">sofort entschieden werden kann und das Kostenfestsetzungsver-</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">fahren f&#252;r die Beklagte in diesem konkreten Einzelfall keinen</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">einfacheren Weg bieten w&#252;rde, diesen Anspruch durchzusetzen,</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">es vielmehr mindestens ebenso einfach ist, diese Kosten in</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">die Widerklageforderung einzubeziehen. Demnach bel&#228;uft sich</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">der vom Kl&#228;ger zu ersetzenden materielle </p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Schaden insgesamt auf 2.859,14 DM. </p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich ihres immateriellen Schadens und des dement-</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">sprechend vom Kl&#228;ger zu zahlenden Schmerzensgeldes hat die</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Beklagte eine Mindestvorstellung von 1.500,-- DM genannt.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag erscheint auch der Kammer angesichts der von</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">der Beklagten erlittenen erheblichen Beschwerden einschlie&#223;lich ihrer</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Beeintr&#228;chtigungen durch erforderliche Nachbehandlungen</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Angemessen.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">3. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p>
315,415
olgk-1987-12-16-11-u-8187
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 81/87
1987-12-16T00:00:00
2019-03-13T14:55:05
2019-03-27T09:43:11
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1987:1216.11U81.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten zu 1) wird das am 18. M&#228;rz 1987 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 1 0 116/86 - unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels abge&#228;ndert, soweit es den Beklagten zu 1) betrifft, und insoweit wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Der Beklagte zu 1) wird verurteilt, als Gesamtschuldner neben der Beklagten zu 2) an den Kl&#228;ger 2.002,52 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12. Februar 1987 zu zahlen.</p> <p>Der Beklagte zu 1) wird dar&#252;ber hinaus verurteilt, an den Kl&#228;ger weitere 4.226,71 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12. Februar 1985 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage gegen den Beklagten zu 1) abgewiesen.</p> <p>Die Gerichtskosten des ersten Rechtszuges tragen der Kl&#228;ger zu 48 % und der Beklagte zu 1) zu 52 %, und zwar in H&#246;he von 17 % als Gesamtschuldner neben der Beklagten zu 2). Der Kl&#228;ger tr&#228;gt 48 % der au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 1) aus dem ersten Rechtszug, der Beklagte zu 1) 52 % der au&#223;ergerichtlichen Kosten des Kl&#228;gers, davon 17 % als Gesamtschuldner neben der Beklagten zu 2).</p> <p>Im &#252;brigen tragen Kl&#228;ger und Beklagter zu 1) ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten des ersten Rechtszuges</p> <p>selbst, soweit diese nicht durch das Urteil vom 18. M&#228;rz 1987 der Beklagten zu 2) auferlegt worden sind.</p> <p>Auch im &#252;brigen verbleibt es bez&#252;glich der au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 2) bei der Entscheidung des Landgerichts.</p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges tragen der Kl&#228;ger zu 12 % und der Beklagte zu 1) zu 88 %.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die verfahrensrechtlich einwandfreie Berufung des Beklagten <em>zu</em> 1) ist in H&#246;he von 861,34 DM sachlich gerechtfertigt und ist im &#252;brigen zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann als Miteigent&#252;mer des durch den Schadensfall vom 23./24. November 1984 betroffenen Grundst&#252;cks die in Betracht kommenden Anspr&#252;che allein geltend machen (vgl. &#167; 1011 Satz 1 BGB). Aufgrund der Zustimmungserkl&#228;rung seiner Ehefrau vom 26. Oktober 1987 kann er in vollem Umfang Zahlungen an sich selbst verlangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) ist dem Kl&#228;ger nach &#167; 823 Abs. 1 BGB schadensersatzpflichtig. Unstreitig haben Fichten, die in der Nacht vom 23. zum 24. November 1984 bei einem Sturm mit Windst&#228;rken bis zu 11 - 12 Beaufort umgest&#252;rzt sind, auf dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers Sch&#228;den angerichtet. Der Senat teilt die Auffassung des Landgerichts, da&#223; der Beklagte zu 1) Vorkehrungen zur Vermeidung derartiger Folgen h&#228;tte treffen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht zweifelhaft, da&#223; sich aus einem Vergleich der H&#246;he der Nweg stehenden Fichten mit dem Abstand zum Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers zwangsl&#228;ufig die Folgerung ergab, da&#223; die B&#228;ume, wenn sie in Richtung des Grundst&#252;cks umst&#252;rzten, dieses erreichten. Aber auch die weitere Frage, ob eine solche Gef&#228;hrdung zu erwarten und bei pflichtgem&#228;&#223;er Sorgfalt zu vermeiden war, ist zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen des Beklagten zu 1), gegen Orkane mit Windst&#228;rke 12 sei kein Schutz m&#246;glich, sind allenfalls zum Teil zutreffend. Es mag richtig sein, da&#223; einem Orkan auch B&#228;ume mit fester Verwurzelung und bei g&#252;nstigen Bedingungen des Bodens und der Umgebung nicht immer standhalten. Das besagt aber nicht ohne weiteres, da&#223; jede Gef&#228;hrdung von den Beteiligten hingenommen werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unab&#228;nderlich ist nur die Tatsache, da&#223; orkanartige St&#252;rme vorkommen und da&#223; trotz einiger Erfahrungswerte nicht sicher vorausgesehen werden kann, an welchen bestimmten Stellen sich ihre volle Gewalt auswirkt. Dagegen kann abgewogen werden, inwieweit die &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse zu einer erh&#246;hten Gef&#228;hrdung beitragen und ob Ma&#223;nahmen zur Herabsetzung einer<sub>.</sub>solchen Gefahr angebracht sind.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Derartige Umst&#228;nde waren im vorliegenden Fall auch dann gegeben, wenn die umgest&#252;rzten B&#228;ume, wie der Beklagte zu 1) behauptet, nicht im Bereich besonderer Staun&#228;sse standen und nicht durch Rotf&#228;ule vorgesch&#228;digt waren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Fichten sind, wie sich aus dem vorgelegten Auszug aus dem Buch von Schwerdtfeger "Waldkrankheiten, 3.Auflage" ergibt und wie auch sonst allgemein bekannt ist, wegen ihres flachen Wurzelwerks besonders windanf&#228;llig. Die Gefahr des Windwurfs steigert sich mit zunehmendem Alter der B&#228;ume, weil das Holz dann weniger elastisch ist als bei j&#252;ngeren B&#228;umen und weil die gr&#246;&#223;ere H&#246;he zu mehr Ansatzm&#246;glichkeiten f&#252;r einen Sturm und zu einer gr&#246;&#223;eren Hebelwirkung f&#252;hrt. Bei immergr&#252;nen B&#228;umen verringert sich der Windwiderstand auch im Winter nicht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall handelte es sich um einen reinen Fichtenbestand im Alter von etwa 65 Jahren, der zwar, wie der Beklagte zu 1) unwidersprochen vorgetragen hat, noch nicht altersbedingt geschw&#228;cht war, der aber voll ausgewachsen war und eine entsprechende H&#246;he aufwies. Letztlich geht der Beklagte zu 1) aber auch selbst davon aus, da&#223; die betroffenen Fichten, wenn sie von einem Orkan voll erfa&#223;t wurden, zumindest mit gro&#223;er Wahrscheinlichkeit umst&#252;rzen w&#252;rden. Jede andere Erkl&#228;rung f&#252;r den Schadensfall stellt er in Abrede. Haupts&#228;chlich betont er, da&#223; wegen der Ungewi&#223;heit von Ort und Zeitpunkt heftiger St&#252;rme Vorsorgehandlungen nicht m&#246;glich seien.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrachtungsweise vermag der Senat sich jedoch nicht anzuschlie&#223;en. Ist wegen der Art des Baumbestandes eine erh&#246;hte Gef&#228;hrdung der Umgebung gegeben, dann sind auch die m&#246;glichen und zumutbaren Schutzvorkehrungen zu treffen. Was Schwerdtfeger im eigenen Interesse des Waldeigent&#252;mers als zweckm&#228;&#223;ig empfiehlt, wird dann zur Rechtspflicht. Da ein Orkan nicht beeinflu&#223;bar ist, m&#252;ssen sich die Ma&#223;nahmen auf eine Anpassung des Waldes richten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dabei kann es dahingestellt bleiben, welche Vorkehrungen auf Grund des eigenen Interesses eines Waldeigent&#252;mers an einer m&#246;glichst g&#252;nstigen forstwirtschaftlichen Nutzung in Betracht kommen; im vorliegenden Fall geht es allein um den Schutz des Nachbarn. Aber auch insoweit braucht nicht entschieden zu werden, welche bestimmten Ma&#223;nahmen zu treffen gewesen w&#228;ren. Sie h&#228;tten nur dazu f&#252;hren m&#252;ssen, da&#223; umst&#252;rzende B&#228;ume nicht auf das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers fielen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis des Beklagten zu 1), bei Anlegung derartiger Ma&#223;st&#228;be m&#252;sse um jedes Waldst&#252;ck herum ein Schutzstreifen angelegt werden, ist kein ausschlaggebender Gesichtspunkt. Der vorliegende Fall gibt keine Veranlassung , insoweit allgemeine Richtlinien aufzustellen. Es h&#228;ngt von den jeweiligen Umst&#228;nden ab, wie gro&#223; die Gefahr von Sturmsch&#228;den an den B&#228;umen ist und ob und inwieweit dadurch Sch&#228;digungen anderer Personen zu erwarten sind.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall lag die Sache jedenfalls so, da&#223; die Fichten zu den besonders windgef&#228;hrdeten B&#228;umen geh&#246;ren und da&#223; bei einem Umst&#252;rzen der dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers benachbarten B&#228;ume auch mit Sch&#228;den zu rechnen war. Insofern liegt die Sache auch anders als bei dem dem Urteil des BGH vom 30. Oktober 1973 (VersR 1974/88) zugrunde liegenden Geschehnis. Bei Wegen k&#246;nnen auch die Benutzer von sich aus dazu beitragen, sich nicht einer Gefahr auszusetzen. Vor allem aber ging es in dem damaligen Rechtsstreit darum, da&#223; nicht erkannte Rotf&#228;ule die ma&#223;gebliche Ursache f&#252;r den schon bei Windgeschwindigkeiten von 54 - 77 km/h eingetretenen Schaden gewesen ist und unter diesem Gesichtspunkt die Pflichten und das Verschulden des Waldeigent&#252;mers zu beurteilen waren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann nicht mit Erfolg entgegengehalten werden, da&#223; sein Rechtsvorg&#228;nger im Jahre 1958 das Grundst&#252;ck bebaut und er selbst und seine Ehefrau es im Jahre 1969 erworben haben, als der Wald schon vorhanden war. Abgesehen davon, da&#223; die Fichten 1958 wegen ihres damals geringeren Alters weniger gef&#228;hrdet und wenigergef&#228;hrlich gewesen sein d&#252;rften, waren die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nicht verpflichtet, sich in der Nutzung ihres Grundst&#252;cks zu beschr&#228;nken, um einem Nachbarn eine intensivere Bewirtschaftung seiner Waldfl&#228;chen zu erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zu den zu ersetzenden Sch&#228;den geh&#246;ren auch diejenigen, die durch den Betonmast verursacht worden sind. Es besteht kein ernsthafter Zweifel daran, da&#223; dessen Umst&#252;rzen durch die vorher auf die Stromleitung gefallenen Fichten herbeigef&#252;hrt worden ist. Mehrere B&#228;ume, die auf der Leitung liegen, stellen eine so erhebliche zus&#228;tzliche Belastung dar, da&#223; es sich aufdr&#228;ngt, da&#223; dieser Umstand sich auch ausgewirkt hat, zumal andere alleinige Gr&#252;nde f&#252;r das Umst&#252;rzen nicht ersichtlich sind.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Insbesondere ergibt sich auch aus der Fallrichtung des Mastes und der Fichten nichts anderes. Die Fichten haben zun&#228;chst die Leitung nach unten und wahrscheinlich auch zur Seite gedr&#252;ckt und sind beim Umst&#252;rzen des Mastes so gefallen, wie es ihrer vorherigen Lage und dem pl&#246;tzlichen Nachgeben der Leitung entsprach. Der Mast mu&#223;te nicht notwendigerweise in dieselbe Richtung oder in Richtung des Verlaufs der Leitung fallen. Die Leitung &#252;bte zwar einen Zug in der Richtung aus, in die sie durch die Fichten gedr&#252;ckt worden war. Von der anderen Seite wirkte aber der dortige Abschnitt der Leitung weiter auf den Mast ein, und dar&#252;ber hinaus wurde die Fallrichtung durch die nicht n&#228;her bekannte Art und Weise beeinflu&#223;t, in der der Mast in seinem unteren Bereich weggebrochen ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das &#252;bereinstimmende Vorbringen in den nach der m&#252;ndlichen Verhandlung eingereichten Schrifts&#228;tzen &#252;ber Zahlungen auf die durch den Mast verursachten Sch&#228;den kann nicht ber&#252;cksichtigt werden (vgl. &#167; 296 a ZPO). F&#252;r eine Wiederer&#246;ffnung der Verhandlung sieht der Senat keine Notwendigkeit.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dagegen ist die Urteilssumme des landgerichtlichen Urteils um 861,34 DM herabzusetzen und die Klage auch in dieser H&#246;he abzuweisen, weil das Landgericht die bereits bei dem Schaden an der Mauer ber&#252;cksichtigten Anstreichkosten von 756<sub>.</sub>DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer bei den sonstigen Sch&#228;den im Gartenbereich nochmals in Ansatz gebracht hat. Tats&#228;chlich betreffen die Kosten allein die durch den Betonmast besch&#228;digte Mauer. Die H&#246;he der sonstigen Sch&#228;den ist im zweiten Rechtszug unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch des Kl&#228;gers ergibt sich aus &#167;&#167; 284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91, 92, 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Streitwert des Berufungsverfahrens:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 7.090,57 DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Beschwer (&#167; 546 Abs. 2 ZPO) f&#252;r den</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Beklagten zu 1):&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6.229,23 DM</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;861,34 DM.</p>
315,416
ag-essen-1987-12-16-23-c-71987
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
23 C 719/87
1987-12-16T00:00:00
2019-03-13T14:55:06
2019-03-27T09:43:10
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1987:1216.23C719.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 896,50 DM (achthundertsechsundneunzig u. 50/100 DM) nebst 4 % Zinsen seit dem 28.07.1987 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagte kann die Vollstreckung durch den Kl&#228;ger durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.500,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht restliche Anwaltsgeb&#252;hren als Schadensersatz aus dem Verkehrsunfall vom 08.03.1987 gegen&#252;ber der Beklagten als Haftpflichtversicherer des an dem Unfall mit dem kl&#228;gerischen Fahrzeug beteiligten Zeugen geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Unfallhergang und die umf&#228;ngliche Einstandspflicht der Beklagten ist dem Grund nach inzwischen den Parteien unstreitig. Die Beklagte verweigerte dem Kl&#228;ger jedoch die im Rahmen der Schadensregulierung entstandenen Anwaltsgeb&#252;hren auszugleichen. Unstreitig betrug der Schaden des Kl&#228;gers 11.924,97 DM, die von diesem am 18.05.1987 gegen&#252;ber der Beklagten geltend gemacht worden sind. Demgegen&#252;ber errechneten die Beklagten den Schaden mit Abrechnungsschreiben vom 05.06.1987 mit 7.812,86 DM, wovon eine &#224;-Kontozahlung von 7.000,00 DM abzuziehen war. Au&#223;erdem lehnt die Beklagte die Zahlung einer Wiederbeschaffungspauschale ab. Bez&#252;glich des Schmerzensgeldes hielt die Beklagte lediglich einen Betrag von 1.500,00 DM f&#252;r ausreichend und legte mit Schreiben vom 05.06.1987 eine Vergleichs- und Abfindungserkl&#228;rung mit der Bitte bei, diese zu unterschreiben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dieser Vergleich wurde vom Kl&#228;ger angenommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers rechnete gegen&#252;ber der Beklagten die entstandenen Geb&#252;hren ab, die er wie folgt beziffert:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>Kostennote:</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Wert:</span> 10.481,34 DM</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 118 I 1 BRAGO&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 427,50</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 118 I 2 BRAGO&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Besprechungsgeb&#252;hr&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 427,50</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 23 BRAGO Vergleichsgeb&#252;hr&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 570,00</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 26 BRAGO&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 40,00</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _____________</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.465,00</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">14 % MWSt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 205,10</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _____________</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.670,10</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Hingegen errechnet die Beklagte die durch den Unfall entstandenen Anwaltsgeb&#252;hren wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Wert:</span> 9.312,86 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 118 I 1 BRAGO&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 384,80</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 118 I 2 BRAGO&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Besprechungsgeb&#252;hr</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wert: 2.312,86 DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 108,80</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 23 BRAGO Vergleichsgeb&#252;hr&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 145,00</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 26 BRAGO&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 40,00</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _____________</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 678,60</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">14 % MWSt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; DM &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 95,00</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _____________</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 773,60</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, die Beklagte sei bei der Berechnung des Gegenstandswertes zu Unrecht von einem Streitwert von 9.312,86 DM ausgegangen. Vielmehr m&#252;sse von einem Streitwert von zumindest 10.481,34 DM ausgegangen werden. Da die Beklagte die dem Kl&#228;ger durch den Unfall entstandenen Mietwagenkosten in H&#246;he von 1.168,48 DM nicht ber&#252;cksichtigt habe.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte der Ansicht sei, das eine Besprechungsgeb&#252;hr nach einem verminderten Streitwert von lediglich 2.312,86 DM zu bemessen sei zu Unrecht, vielmehr sei auch hier der Gesamtstreitwert zugrundezulegen, weil bei der Er&#246;rterung der Sach- und Rechtslage mit einem Vertreter der Beklagten der gesamte Sachverhalt er&#246;rtert worden sei und auch die &#252;brigen Schadenspositionen mit in die Besprechung einbezogen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dies erg&#228;be sich auch bereits aus der von der Beklagten geleisteten &#224;-Kontozahlung, denn diese sei als &#8222;zinsloses Darlehen&#8220; gew&#228;hrt worden, welches erst mit Abschlu&#223; des Vergleiches auch auf die Zahlung als Erf&#252;llung der Schadensverpflichtung der Beklagten angesehen werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte habe lediglich einen Betrag von 7.63,60 DM an den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers erstattet, so da&#223; somit eine Klageforderung in H&#246;he von 836,50 DM offenstehe.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt daher,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 896,50 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 28.07.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, dem Kl&#228;ger stehe nur Erstattung seiner Rechtsanwaltskosten zu, weil das Ma&#223; des Erforderlichen in der Regel nach dem von Gesch&#228;digten nach dem Ma&#223; der Bestimmung der BRAGO an den beauftragten Anwalt zu zahlenden Kosten richten.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Bereits in dem Anwaltsschreiben vom 18.05.1987 sei eine &#224;-Kontozahlung von 7.000,00 DM seitens der Beklagten ausgewiesen worden. Was die Mietwagenkosten betr&#228;fe, habe die Beklagte bereits in ihrem Schreiben vom 05.06.1987 darauf hingewiesen, da&#223; die Mietwagenkosten direkt an den Mietwagenunternehmer, die Firma G, gezahlt worden seien. Da diese Anspr&#252;che abgetreten worden seien mit der Folge, da&#223; der Kl&#228;ger nicht mehr Inhaber dieser Anspr&#252;che sei, die Mietwagenkosten folglich auch nicht Gegenstand des vom Kl&#228;ger erteilten Anwaltsauftrages sein k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem sei in dem Abrechnungsschreiben eine vergleichsweise Regelung bez&#252;glich des Schmerzensgeldes in H&#246;he von 1.500,00 DM angegeben worden und f&#252;r den Restentsch&#228;digungsbetrag ein Betrag von 2.312,86 DM. Daraufhin sei am 03.07.1987 ein Anruf des Kl&#228;gervertreters bei der Beklagten erfolgt, der das Vergleichsangebot der Beklagten bez&#252;glich des Schmerzensgeldes zu gering erachtet habe. W&#228;hrend des Telefongespr&#228;chs sei &#252;ber dem immateriellen Schaden verhandelt worden. Demnach errechne sich der Anspruch des Kl&#228;gers auf Erstattung seiner Anwaltskosten wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gesch&#228;ftsgeb&#252;hr nach &#167; 118 I 1 BRAGO sei der Wert ohne die Mietwagenkosten</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegenstand der Besprechung vom 03.07.1987 seit die Restentsch&#228;digung, die die Beklagte vergleichsweise noch zu zahlen bereit gewesen sei, nachdem durch das Abrechnungsschreiben der Beklagten vom 05.06.1987 sp&#228;testens der Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers in H&#246;he der zuvor geleisteten Vorschu&#223;zahlung von 7.000,00 DM als endg&#252;ltig im Sinne des &#167; 362 BGB anzusehen und erledigt war.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Demnach war eine Besprechunsgeb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 I 2 BRAGO nur noch nach einem Streitwert von 2.312,86 DM, davon 7,5/10 Geb&#252;hr = 108,80 DM zugrundezulegen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Dieses gilt f&#252;r die Vergleichsgeb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 23 BRAGO, wobei von einem Streitwert von 2.312,86 DM auszugehen sei, hiervon 10/10 Geb&#252;hr = 145,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivortrages wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in vollem Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gem&#228;&#223; seiner Abrechnung gem&#228;&#223; &#167; 3 PflVG gegen&#252;ber der Beklagten als Haftpflichtversicherer des sch&#228;digenden Fahrzeuges ein Anspruch in H&#246;he der Klageforderung in H&#246;he von 836,50 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das Gericht ist insoweit der &#220;berzeugung, da&#223; auszugehen ist von dem Gesamtschaden auf Kl&#228;gerseite in H&#246;he von 10.481,34 DM, wobei die &#224;-Kontozahlung ist nicht auf den durch den Unfall entstandenen Schaden erfolgt, sondern lediglich als &#8222;Darlehen&#8220;. Das Gericht ist daher der &#220;berzeugung, da&#223; diese Leistung der Beklagten nicht in Erf&#252;llung einer Verbindlichkeit erfolgt ist, sondern offensichtlich lediglich, um dem Kl&#228;ger Gelegenheit zu geben, den ihm durch den Unfall entstandenen Schaden zu regulieren und auf Beklagtenseite die Kreditkosten des Kl&#228;gers m&#246;glichst gering zu halten, nicht aber um den Kl&#228;ger bereits einen Teil seines Schadens zu ersetzen.Selbst wenn diese Zahlung vor endg&#252;ltiger Abrechnung durch den Kl&#228;gervertreter erfolgt ist, mu&#223;te sie daher bei der H&#246;he der Streitwertberechnung nicht ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gleiches gilt f&#252;r die Berechnung der Vergleichsgeb&#252;hr. Auch insoweit ist das Gericht der &#220;berzeugung, da&#223; von einem Streitwert von 10.481,34 DM auszugehen ist. Denn grunds&#228;tzlich ist bei Vergleichen von der H&#246;he der geltend gemachten Forderung auszugehen. Denn solche Vergleiche, wie vom Kl&#228;ger vorgetragen, sollten zu einer Abfindung des Kl&#228;gers f&#252;r alle vergangenen, gegenw&#228;rtigen und zuk&#252;nftigen Folgen des Schadensfalles f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Damit sind in diesem Vergleich nicht nur die von der Beklagten nicht gezahlten Schadensersatzanspr&#252;che enthalten, sondern sie gehen weit dar&#252;berhinaus. Insbesondere da auch zuk&#252;nftige Sch&#228;den, Schmerzensgeldanspr&#252;che etc. mitumfa&#223;t werden, durch das Vergleichsangebot der Beklagten. Vor allem aber gilt auch hier, da&#223; die &#224;-Kontozahlung unber&#252;cksichtigt bleiben mu&#223;, da sie nur darlehensweise gew&#228;hrt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Ber&#252;cksichtigt werden mu&#223; in beiden F&#228;llen auch die H&#246;he der Mietwagenkosten, die durch Abtretung des Kl&#228;gers direkt an die Mietwagenfirma in H&#246;he von 1.168,48 DM bezahlt worden sind. Denn grunds&#228;tzlich war der Kl&#228;ger Inhaber dieser Forderung. Zwar ist durch die Abtretung der Kl&#228;ger nicht mehr Inhaber der Forderung, jedoch, da es sich um einen unfallbedingten Schaden auf Kl&#228;gerseite handelt und er im Falle der Nichtzahlung der Beklagten mit einer R&#252;ckabtretung rechnen mu&#223;, durchaus noch Gegenstand der Vergleichsverhandlungen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Das Gericht ist daher der &#220;berzeugung, da&#223; die Streitwertberechnung und die Abrechnung des Kl&#228;gervertreters nicht zu beanstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist insoweit verpflichtet, auch die noch nicht gezahlten Anwaltskosten im Rahmen der Verpflichtung nach &#167; 3 PflVG an den Kl&#228;ger zu zahlen. Zwar verweist die Beklagte insoweit auf gegenteilige Rechtsprechungen. Erstaunlich erscheint nur, da&#223; die Beklagte nur die Entscheidungen zitiert, die zu ihren Gunsten spricht, nicht aber die Entscheidungen, die ihn &#228;hnlichen F&#228;llen genau die gegenteilige Ansicht vertreten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung ergeht nach &#167;&#167; 284 ff. BGB.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus den &#167;&#167; 708 Ziffer 1, 711 ZPO.</p>
315,417
olgham-1987-12-10-28-u-10487
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
28 U 104/87
1987-12-10T00:00:00
2019-03-13T14:55:08
2019-03-27T09:43:10
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:1210.28U104.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird - unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen - das am 28. Januar 1987 verk&#252;ndete Schlu&#223;urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts Siegen abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger &#252;ber die im Anerkenntnis-Teil-Urteil vom 07. Januar 1987 und im angefochtenen Urteil zuerkannten Betr&#228;ge hinaus weitere 486,50 DM (vierhundertsechsundachtzig 50/100 Deutsche Mark) nebst 4% Zinsen seit dem 12. November 1986 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage bleibt abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits erster Instanz tragen der Kl&#228;ger 1/11 und die Beklagte 10/11.</p> <p>Von den Kosten der Berufungsinstanz tragen der Kl&#228;ger 4/7 und die Beklagte 3/7.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer betr&#228;gt f&#252;r den Kl&#228;ger 540,60 DM und f&#252;r die Beklagte 486,50 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO ohne Tatbestand)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem sich die Parteien in erster Instanz auf die Wandlung des Kaufvertrages vom 25. April 1986 betreffend die Lieferung eines fabrikneuen xxx verst&#228;ndigt haben, streiten sie in der Berufungsinstanz ausschlie&#223;lich noch &#252;ber die H&#246;he der Nutzungsverg&#252;tung, die der Kl&#228;ger f&#252;r die bis zum 7. Januar 1987 unstreitig mit dem Wagen gefahrenen 9.730 km an die Beklagte zu bezahlen hat. Dieser Anspruch der Beklagten auf Ersatz der vom Kl&#228;ger gezogenen Gebrauchsvorteile ergibt sich bis zur Kenntnis von den Wandlungsvoraussetzungen aus einer entsprechenden Anwendung des &#167; 327 Satz 2 oder der &#167;&#167; 988, 818 BGB, danach aus den &#167;&#167; 467 Satz 1, 347 Satz 2, 987 BGB (Reinking/Eggert, Der Autokauf, 3. Aufl. 1987 Rdn. 387; Senatsurteil vom 21.1.1982, MDR 82, 580). Dabei ergeben sich Umfang und Wert des vom Kl&#228;ger auszugleichenden Vorteils aus einem Vergleich mit der Lage, in der er sich bef&#228;nde, wenn er statt des tats&#228;chlich gekauften Neuwagens des Baujahrs 1986 einen anderen Wagen desselben oder eines vergleichbaren Typs gekauft und diesen Wagen an Stelle des an die Beklagte sp&#228;ter zur&#252;ckgegebenen Fahrzeugs w&#228;hrend der hier unstreitigen Fahrzeit von 8,5 Monaten und der unstreitigen Fahrstrecke von 9.730 km benutzt h&#228;tte. In diesem Fall w&#228;re der andere Wagen abgenutzt und entwertet worden. Der auszugleichende Vorteil des Kl&#228;gers besteht folglich darin, da&#223; er diesen Wertverlust vermieden hat, indem er den hier anschlie&#223;end an die Beklagte zur&#252;ckgegebenen Wagen benutzt hat (vgl. BGH NJW 82, 1909, <u>1910;</u> OLG Hamm NJW 70, 2296; OLG K&#246;ln DAR 32, 403). Dieser fiktive (ersparte) Abnutzungswert kann nur gem&#228;&#223; &#167; 237 Abs. 2 ZPO gesch&#228;tzt werden (OLG Hamm und OLG K&#246;ln a.a.O.). Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; zwar bei der Benutzung eines Neufahrzeugs w&#228;hrend der ersten Zeit au&#223;erordentlich hohe Wertverluste eintreten, diese aber dem K&#228;ufer nicht angelastet werden k&#246;nnen, da die R&#252;ckgabe des Fahrzeugs nicht in seinem, sondern im Verantwortungsbereich des Verk&#228;ufers liegt. Dementsprechend erscheint es sinnvoll, den infolge der Benutzung eingetretenen Wertverlust auf der Grundlage einer anteiligen linearen Abschreibung zu ermitteln und so an der zu erwartenden durchschnittlichen Lebensdauer des Fahrzeugs auszurichten (OLG K&#246;ln DAR 82, 402, <u>403</u>; Reinking/Eggert a.a.O. Rdn. 394 ff.). Angesichts des heutigen hohen qualitativen und technischen Standards von Neufahrzeugen ist dabei nach Ansicht des Senats von einer zu erwartenden Lebensdauer des Fahrzeugs vom Tage der Erstzulassung bis zum Zeitpunkt seiner hypothetischen Verschrottung von 10 Jahren bei einer voraussichtlichen Gesamtfahrleistung von 150.000 km auszugehen; daraus errechnet sich ein vom Kl&#228;ger zu ersetzender Gebrauchsvorteil von 0,67% des Kaufpreises pro gefahrene 1.000 km (vgl. ebenso OLG K&#246;ln DAR 32, 402, <u>403</u>; OLG N&#252;rnberg DAR 80, 345; OLG N&#252;rnberg DAR 85, 81, <u>82</u>; OLG M&#252;nchen NJW 87, 3012, <u>3013</u> = DAR 87, 225, <u>226</u>; Reinking/Eggert a.a.O. Rdn. 399 und 400). Da hier der Kl&#228;ger in rund 8,5 Monaten 9.730 km mit dem zur&#252;ckgegebenen Wagen gefahren ist, ergibt sich daraus eine durchschnittliche Fahrleistung von 1.150 km monatlich und rund 14.000 km j&#228;hrlich, so da&#223; es dem Senat angemessen erscheint, von dem vorgenannten Wert von 0,67% des Anschaffungspreises pro gefahrene 1.000 km auszugehen, der auf einer erwarteten Gesamtlebensdauer des Neufahrzeugs von 10 Jahren und 150.000 km basiert. Dabei kann hier dahingestellt bleiben, ob im Einzelfall auf die individuelle Jahresfahrleistung abzustellen ist, wenn eine besonders geringe oder eine besonders intensive Fahrzeugsnutzung vorliegt, die erheblich von den Durchschnittswerten abweicht (vgl. dazu Reinking/Eggert a.a.O. Rdn. 396 und 402). Da es sich hier um die Wandlung eines Kaufvertrages &#252;ber einen <u>Neu</u>wagen handelt, kann auch offen bleiben, ob der Senat bei der Sch&#228;tzung von Nutzungsentsch&#228;digungen f&#252;r <u>Gebraucht</u>wagen bei seiner bisherigen Praxis verbleibt (vgl. MDR 82, 580; OLG Hamm DAR 80, 285 - LS 3 = MDR 80, 846). Somit ergibt sich in vorliegendem Fall aus dem vom Landgericht insoweit unangegriffen festgestellten Kaufpreis f&#252;r den neuen VW Golf C von 17.921,- DM (18.010,- DM abz&#252;glich der vom Kl&#228;ger selbst abgesetzten Zulassungskosten in H&#246;he von 89,- DM) eine vom Kl&#228;ger zu zahlende Nutzungsverg&#252;tung von 0,12 DM pro gefahrenen Kilometer. Da das Landgericht in dem angefochtenen Urteil von einer Nutzungsverg&#252;tung von 0,17 DM pro gefahrene Kilometer ausgegangen ist und diese vom Erstattungsanspruch des Kl&#228;gers abgesetzt hat, kann der Kl&#228;ger noch 0,05 DM pro gefahrenen Kilometer von der Beklagten erstattet verlangen, mithin 9.730 x 0,05 DM = 486,50 DM. Wegen des weitergehenden Zahlungsanspruchs ist die Berufung unbegr&#252;ndet. Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers vertr&#228;gt es die auf eine Gesamtlebensdauer des Fahrzeugs von 10 Jahren bei 150.000 km Fahrleistung abhebende pauschale Sch&#228;tzung der Gebrauchsvorteile nicht, davon im Einzelfall Abschl&#228;ge zu machen, wenn das Fahrzeug w&#228;hrend der auf diesen Zeitraum bezogenen relativ kurzen Nutzungsdauer einen Sachmangel aufgewiesen hat. Es kann im Wege der Sch&#228;tzung nicht festgestellt werden, um wie viel weniger sich das Fahrzeug dadurch abgenutzt hat, wenn der Mangel &#252;berhaupt eine geringere Abnutzung herbeigef&#252;hrt hat. Es kann daher hier offen bleiben, ob die vom Kl&#228;ger beanstandeten Geruchsbeeintr&#228;chtigungen durch den ungeregelten Katalysator einen Sachmangel darstellt oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann der Kl&#228;ger sich auch nicht f&#252;r die im Zeitraum zwischen Wandlungserkl&#228;rung und Durchf&#252;hrung der Wandlung gezogenen Nutzungen darauf berufen, ihm seien die Nutzungen aufgedr&#228;ngt worden, indem die Beklagte die Wandlung hinausgez&#246;gert habe. Er mu&#223; sich entgegenhalten lassen, da&#223; er die Nutzungen tats&#228;chlich gezogen und hierdurch zugleich eine Wertminderung des Fahrzeugs herbeigef&#252;hrt hat. Die blo&#223;e Unerw&#252;nschtheit des Gebrauches hat daher hinter die me&#223;bare Wertbeeintr&#228;chtigung zur&#252;ckzutreten (Reinking/Eggert a.a.O. Rdn. 392). Dabei mu&#223; auch ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; Ausgangspunkt f&#252;r die Bemessung der Gebrauchsvorteile die ersparte Abnutzung am sonst angeschafften Fahrzeug ist, wie oben bereits ausgef&#252;hrt wurde. Tats&#228;chlich hat der Kl&#228;ger dadurch, da&#223; er rund 8,5 Monate den dann an die Beklagte zur&#252;ckgegebenen xxx gefahren hat, w&#228;hrend dieses Zeitraums die Abnutzung des danach angeschafften Fahrzeugs erspart. Daher kann sich der Kl&#228;ger entgegen seiner Ansicht auch nicht auf den Wegfall der Bereicherung berufen. Er kann auch nicht mit Erfolg geltend machen, er w&#228;re ohne den Kauf dieses xxx weiter mit seinem &#228;lteren xxx gefahren. Denn es mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; der Kl&#228;ger ein Neufahrzeug vom Wert des xxx erwerben wollte und sonst ein anderes gleichwertiges Fahrzeug angeschafft h&#228;tte, wenn er nicht bei der Beklagten diesen xxx gekauft h&#228;tte. Soweit die Beklagte die Auffassung vertreten hat, der Geltendmachung einer niedrigeren Nutzungsentsch&#228;digung durch den Kl&#228;ger stehe die teilweise Klager&#252;cknahme vom 7. Januar 1987 entgegen, kann sie nicht gem&#228;&#223; &#167; 269 Abs. 4 ZPO insoweit die Einlassung verweigern. Denn aus dem Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; des Landgerichts vom 16. M&#228;rz 1987 (Bl. 68 f. d.A.) geht hervor, da&#223; die Beklagte im Wege der Verrechnung ihre durch die teilweise erfolgte Klager&#252;cknahme entstandenen Kosten erstattet erhalten hat. Der Kl&#228;ger ist daher nicht gehindert, den am 7. Januar 1987 zur&#252;ckgenommenen Klageanspruch im Berufungsrechtszug erneut geltend zu machen. Es kann daher offen bleiben, ob und inwieweit der Kl&#228;ger im Berufungsrechtzug Klageanspr&#252;che verfolgt, wegen derer er in der ersten Instanz schon die Klage zur&#252;ckgenommen hatte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch des Kl&#228;gers ergibt sich aus &#167; 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend ist das angefochtene Schlu&#223;urteil unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels abzu&#228;ndern. Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1 ZPO. Dabei war bez&#252;glich der Kosten erster Instanz zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Beklagte sich zun&#228;chst zu Unrecht der Wandlung widersetzt hatte, so da&#223; die zun&#228;chst nach dem h&#246;heren Streitwert entstandenen Geb&#252;hren &#252;berwiegend zu Lasten der Beklagten gehen, wie das Landgericht in dem angefochtenen Schlu&#223;urteil bereits zutreffend ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p>
315,418
olgk-1987-12-07-21-u-1287
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 U 12/87
1987-12-07T00:00:00
2019-03-13T14:55:09
2019-03-27T09:43:10
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1987:1207.21U12.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil der 5. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts K&#246;ln - 85 O 208/86 - vom 23. Februar 1987 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Beklagte. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 150.000,-- DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Der Beklagten und der Kl&#228;gerin wird gestattet, die Sicherheitleistung auch in Form einer selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer bundesdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse zu leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, eine amerikanische Gesellschaft, begehrt die Feststellung, da&#223; die Beklagte , eine zum Konzern geh&#246;rende AG, noch Mitgesellschafterin der und GmbH ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die wurde 1921 unter der Firma GmbH<b> </b>gegr&#252;ndet. Sie bet&#228;tigt sich im wesentlichen im Kesselbau. Seit der Gr&#252;ndung wechselten die Gesellschafter &#246;fter. 1967 trat ein Rechtsvorg&#228;ngerin der heutigen Gesellschafterin</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">GmbH mit einem Anteil von 10 % der bei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bis 1970<i> </i>waren in der Gesellschaft beherrschend nur zwei Gesellschafter.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Als im Jahre 1970 die Gesellschaft, die ab dann als firmierte, durch eine 40 %-ige Beteiligung einer Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten umstrukturiert wurde, wurde ein neuer Gesellschaftsvertrag geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 dieses Vertrages sieht f&#252;r Verf&#252;gungen &#252;ber Gesellschaftsanteile folgendes vor:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><u>&#167; 4 Verf&#252;gung &#252;ber Gesellschaftsanteile</u></p> <span class="absatzRechts">9</span><ol class="absatzLinks"><li>Die Verf&#252;gung &#252;ber Gesch&#228;ftsanteile bedarf der Zustimmung der Gesellschafter, wobei eine Mehrheit von mehr als 3/4 der abgegebenen Stimmen erforderlich ist.</li></ol> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Einer Zustimmung bedarf es nicht, wenn ein Gesellschafter &#252;ber seinen Gesch&#228;ftsanteil an Gesellschaften verf&#252;gt, an denen der Gesellschafter mit einer Mehrheit beteiligt ist oder die an dem Gesellschafter mit einer Mehrheit beteiligt sind (Konzerngesellschaften). Die Zustimmung darf nur versagt werden, wenn sich die betreffenden Gesellschafter erbieten, die Anteile zu einem angemessenen Preis zu &#252;bernehmen. Soweit mehrere Gesellschafter ein solches Angebot machen, erwerben sie die Anteile im Verh&#228;ltnis ihrer bisherigen Beteiligung an der Gesellschaft.</p> <span class="absatzRechts">11</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li>Falls sich die Beteiligten &#252;ber die H&#246;he des angemessenen Preises nicht innerhalb einer Frist von zwei Monaten einigen, so beauftragen der ver-&#228;u&#223;erungswilIige Gesellschafter und der oder die erwerbswilligen Gesellschafter je einen Sachverst&#228;ndigen. Einigen diese sich, so ist die Einigung f&#252;r die Gesellschafter verbindlich.</li></ol> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Einigen sie sich nicht, so kann jeder beteiligte Gesellschafter den Pr&#228;sidenten der Industrie- und Handelskammer F bitten , eine angesehene Wirtschaftspr&#252;fungsgesellschaft zu benennen, die den angemessenen Preis verbindlich ermittelt, hierbei aber innerhalb der von den beiden Parteigutachtern ermittelten Werte<i> </i>bleiben und vor ihrer schriftlichen und mit Gr&#252;nden versehenen Entscheidung mit beiden Parteigutachtern verhandeln muss.</p> <span class="absatzRechts">13</span><ol class="absatzLinks" start="3"><li>Ungeachtet der vorstehenden Bestimmungen soll keinem Gesellschafter einschlie&#223;lich seiner Konzerngesellschaften gestattet sein, mehr als </li></ol> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">50 % des Stammkapitals zu erwerben, es sei denn mit der Zustimmung von Gesellschaftern, die mehr als 75 % des Stammkapitals vertreten."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Seit 1975 waren die Gesellschaftsanteile zu je einem Drittel auf die Kl&#228;gerin, die Beklagte und die verteilt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Konzern beabsichtigte schon in den Jahren vor 1985 sich von seiner durch die Beklagte gehaltenen Beteiligung zu trennen, wobei es ihm aber darauf ankam, gleichzeitig eine Losl&#246;sung von den bei der Beklagten befindlichen und von der besch&#228;ftigten Werkst&#228;tten zu vollziehen, ohne diese aufzul&#246;sen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Anl&#228;sslich eines Gesellschaftergespr&#228;chs mit anschlie&#223;ender Aufsichtsratssitzung der am 4./5. Dezember 1985 wurde der Kl&#228;gerin und der Mitgesellschafterin mitgeteilt, dass nunmehr ernsthaft beabsichtigt sei, die </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Anteile der Beklagten einschlie&#223;lich der Werkst&#228;tten auf Dritte - wobei kein Name erw&#228;hnt wurde - zu &#252;bertragen. Als Preisvorstellung wurde f&#252;r Anteile einschlie&#223;lich Werkst&#228;tten der gegen&#252;ber eine Summe von 65 Mio. DM genannt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin und die bekundeten bei dieser Gelegenheit zumindest ihr Interesse, selbst die Gesellschaftsanteile zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte schlug vor, dass sie bis zum 28. Januar 1986, f&#252;r den eine erneute Aufsichtsratssitzung geplant war, zu einer Entscheidung gelangen sollten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Am 24. Januar 1986 teilte Herr ( ) Herrn ( ) telefonisch mit, dass eine abschlie&#223;ende Meinungsbildung &#252;ber den Ankauf der Gesellschaftsanteile durch die Kl&#228;gerin und noch nicht stattgefunden habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Sitzung am 28. Januar 1986 fand nicht statt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Am 19. Februar 1986 verpflichtete sich die Beklagte privatschriftlich, ihre Gesch&#228;ftsanteile an der an die Firma , ( ) zu ver&#228;u&#223;ern.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Am 21. Februar erfuhr die Kl&#228;gerin durch Dritte, dass</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Anteile der Beklagten an der einschlie&#223;lich der Werkst&#228;tten erwerben wolle.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Daraufhin f&#252;hrten die Parteien einen regen Schriftwechsel, in dem die Kl&#228;gerin mehrfach der &#220;bertragung von Gesch&#228;ftsanteilen auf Dritte widersprach und ihrerseits ihre Kaufabsicht ausdr&#252;ckte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 4. M&#228;rz 1986 teilte die Beklagte der und ihren beiden Mitgesellschaftern mit, dass sie beabsichtige, ihre Gesellschaftsanteile auf ihre, noch zu gr&#252;ndende, 100 %-ige Tochtergesellschaft </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">( ) zu &#252;bertragen; gleichzeitig wies sie darauf hin, da&#223; eine Zustimmung der &#252;brigen Gesellschafter zu diesem Gesch&#228;ft nicht notwendig sei, da es sich um einen Vorgang gem&#228;&#223; &#167; 4 Nr. 1 S. 2 des Gesellschaftsvertrages handele.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Eine Genehmigung gem&#228;&#223; &#167; 4 hat die Beklagte dementsprechend auch nicht </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">- weder zu diesem Zeitpunkt noch sp&#228;ter - beantragt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Am 10.<i> </i>M&#228;rz 1986 gr&#252;ndete die Beklagte die</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;testens im Juli 1986 hat die Kl&#228;gerin eindeutig erkl&#228;rt, die Anteile der Beklagten an der erwerben zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Am 1. August 1986 trat die Beklagte ihre Gesch&#228;ftsanteile an die ab und &#252;bertrug ihr gleichzeitig ihre Werkst&#228;tte zur Kesselbaufertigung, die u.a. Inventar, Maschinen und Arbeitskr&#228;fte umfassten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Abtretung wurde unter dem 27. August 1986 beurkundet und gleichzeitig der angemeldet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Am 1. September 1986 &#252;bertrug die Beklagte ihre Gesch&#228;ftsanteile an der auf</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen, die durch die Beklagte vorgenommene Abtretung ihrer Anteile an der sei nichtig, so dass die Beklagte nach wie vor Gesellschafterin der sei.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Unwirksamkeit der &#220;bertragung ergebe sich daraus, da&#223; es sich bei der Abtretung der Anteile an die um eine unzul&#228;ssige Umgehung des &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages handele. Dieser sei im Wege der Auslegung so zu verstehen, da&#223; f&#252;r die Abtretung an die eine Zustimmung der &#252;brigen Gesellschafter einzuholen gewesen sei; ein Fall der Genehmigungsfreiheit aufgrund Abtretung innerhalb des Konzerns liege nicht vor. Die Abtretung habe vielmehr dem Zweck gedient, unter Umgehung des &#167; 4 die &#220;bertragung an zu erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte habe auch in der Absicht gehandelt, diese Vorschrift zu umgehen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">festzustellen, da&#223; die Beklagte mit Gesch&#228;ftsanteilen im Nominalwert von insgesamt 14 Mio. DM Gesellschafterin der und</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">GmbH,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">gem&#228;&#223; des zwischen ihr, der GmbH und</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">der Kl&#228;gerin bestehenden Gesellschaftsvertrages ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, es fehle der Klage bereits das Rechtsschutzbed&#252;rfnis, da eine in diesem Verfahren ergehende Entscheidung gegen&#252;ber der nicht am Verfahren beteiligten und der keine Rechtskraft entfalte.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Auch sei die Kl&#228;gerin verpflichtet gewesen, bis zum 28. Januar 1986 ein angemessenes Angebot f&#252;r eine &#220;bernahme der Anteile an der abzugeben. Da sie dies nicht getan habe, k&#246;nne sie sich gem&#228;&#223; &#167; 4 Nr. 1 S. 3 des Gesell- schaftsvertrages nicht mehr auf die Verweigerung der Zustimmung berufen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei eine Zustimmung f&#252;r die Abtretung der</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Anteile an die nicht n&#246;tig gewesen, da dieses Gesch&#228;ft nicht unter die Zustimmungspflicht des &#167; 4 fiele. Vielmehr sei die Abtretung an die ein Ausnahmegesch&#228;ft im Sinne des &#167; 4 Nr. 1 S. 2 gewesen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Deshalb habe sie auch nicht in der Absicht gehandelt, den Rechtsweg des &#167; 4 zu umgehen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage durch das angefochtene Urteil stattgegeben, auf das wegen aller Einzelheiten Bezug genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat gegen dieses Urteil form- und fristgerecht Berufung eingelegt und die Berufung rechtzeitig begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor, vom Wortlaut des &#167; 4 sei die vorgenommene Transaktion nicht dem Zustimmungsbed&#252;rfnis unterworfen gewesen: Die &#220;bertragung von der Beklagten auf die sei im Rahmen des &#167;4 Nr. 1 S. 2 nicht genehmigungspflichtig gewesen, und die &#220;bertragung der Gesch&#228;ftsanteile an der</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">auf sei ohnehin nicht genehmigungsbed&#252;rftig gewesen, da die Anteile an<i> </i>der gesellschaftsrechtlich frei &#252;bertragbar gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Auch habe sie nicht die Absicht gehabt, &#167; 4 zu umgehen, weil ihr Vergehen wirtschaftlich vern&#252;nftig gewesen sei. Sie habe unternehmerisch gehandelt und</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">in dieser Situation nicht an &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages gedacht.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen habe die Kl&#228;gerin der Ver&#228;u&#223;erung der Gesellschaftsanteile zustimmen m&#252;ssen, da sie sich nicht zum Ankauf der Anteile erboten habe; das habe ihr aber nach &#167; 4 Nr. 1 S. 3 obgelegen. Auch versto&#223;e die Kl&#228;gerin gegen Treu und Glauben, wenn sie sich auf die Zustimmung des &#167; 4 beruft, weil sie -die Beklagte - im Interesse der Erhaltung der Arbeitspl&#228;tze gehandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">unter Ab&#228;nderung des langerichtlichen Urteils die </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, da&#223; &#167; 4 im Wege<i> </i>der Auslegung so zu verstehen sei, da&#223; eine Genehmigungsfreiheit i. S. v. &#167; 4 Nr. 1- S. 2 nur dann vorliege, wenn die &#220;bertragung auf eine Konzerngesellschaft erfolge die den Anteil f&#252;r den Konzern, nicht aber zur Weitergabe an Dritte erwerbe. Da&#223; die Beklagte bei ihrem Vorgehen eine Umgehungsabsicht gehabt habe, k&#246;nne man aus dem zeitlichen Ablauf der Transaktionen erkennen, indem zun&#228;chst schuldrechtlich ein Ver- trag mit geschlossen worden sei und erst dann die Anteils&#252;bertragung in die Wege geleitet worden sei . Bei Betrachtung der Gesamtumstandes sei die Umgehung des &#167; 4 offensichtlich.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Sie sei auch nicht zur Abgabe eines &#220;bernahmeangebots verpflichtet gewesen, weil die Beklagte nur die Anteile <u>und</u> die Werkst&#228;tten angeboten habe. Im &#252;brigen k&#246;nne sich die Beklagte darauf nicht berufen, weil sie ihr</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">- der Gl&#228;ubigerin - mitgeteilt habe, eine Genehmigung sei nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der von den Parteien vorgetragenen Schrifts&#228;tze nebst Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e I d u n g s g r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">D i e Berufung ist zul&#228;ssig , aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht festgestellt, da&#223; die Beklagte weiterhin Gesellschafterin der ist.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungsklage ist gem&#228;&#223; &#167; 256 ZPD zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Ein rechtliches Interesse an der Feststellung liegt dann vor, wenn dem Recht oder der Rechtslage des Kl&#228;gers eine Unsicherheit droht und das angestrebte Urteil geeignet ist, diese Gefahr zu beseitigen (st. Rspr, vgl. BGH NJW 1986. 2507 m.w.N.), wobei sich die Gefahr aus einem Bestreiten oder Behaupten ergeben kann (BGH a.a.D.; Baumbach-Lauterbach-Albers-hartmann, ZPO, 45. Aufl., &#167; 256 Anm. 3 c; Z&#246;ller-Stephan, ZPO, 15. Aufl., &#167; 256, Rz. 8). Diese Voraussetzungen sind hier gegeben. Dadurch, dass die Beklagte behauptet hat, nicht mehr Gesellschafterin der zu sein, ergab sich f&#252;r die Kl&#228;gerin als Mitgesellschafterin eine Unsicherheit bez&#252;glich des Gesellschaftsverh&#228;ltnisses. Diese Unsicherheit wird durch das Feststellungsurteil beseitigt, weil es bei Rechtskraft in den Grenzen der &#167;&#167; 325 ff. ZPO das Bestehen eines Rechtsverh&#228;ltnisses zwischen der Kl&#228;gerin und der Beklagten auch gegen&#252;ber Dritten feststellt. Es ist deshalb anerkannt, da&#223; die Klage eines Gesellschafters gegen einen anderen auf FeststeIlung, da&#223; er Gesellschafter sei, zul&#228;ssig ist (Schilling in Hachenburg, GmbHG, 7. Aufl., &#167; 13 Rdz. 10) .</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungsklage ist auch begr&#252;ndet; die Abtretung der Gesellschaftsanteile von der Beklagten auf die ist nicht wirksam, so da&#223; die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">weiterhin Gesellschafterin der ist.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Eine wirksame &#220;bertragung scheitert an &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages i.V.m. &#167; 15 Abs. 5 GmbHG.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Abtretung der Anteile war gem&#228;&#223; diesen Vorschriften die Erteilung der Zustimmung der Kl&#228;gerin erforderlich. Diese hat die Kl&#228;gerin nicht ausgesprochen. Die trotzdem erfolgte Abtretung ist wirkungslos (Fischer/ Lettig GmbHG, 11. Aufl. , &#167; 15 Rdz. 21) .</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Es kann hier nicht etwa dahinstehen, ob die Zustimmung &#252;berhaupt erforderlich war, weil eine Berufung der Kl&#228;gerin auf das Fehlen der Zustimmung als rechtsmi&#223;br&#228;uchlich anzusehen w&#228;re und deshalb nicht zur Unwirksamkeit der Abtretung f&#252;hren w&#252;rde. Eine Rechtsmi&#223;br&#228;uchlichkeit k&#246;nnte nur dann angenommen werden, wenn die Kl&#228;gerin sich nicht innerhalb einer ihr wirksam gesetzten Frist gem&#228;&#223; &#167; 4 Nr. 1 S. 3 des Gesellschaftsvertrages erboten h&#228;tte, die Anteile selbst zu erwerben und demzufolge nun zur Zustimmung verpflichtet w&#228;re. Eine solche Frist bestand aber hier nicht, so da&#223; auch eine Fristvers&#228;umung nicht eintreten konnte.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die wirksame Fristsetzung gen&#252;gte es nicht, da&#223; die Beklagte die Kl&#228;gerin am 4./5. Dezember 1985 davon in Kenntnis setzte, sie habe die Absicht. ihre Anteile an der zu ver&#228;u&#223;ern, und sie erwarte eine Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin, ob sie zur &#220;bernahme bereit sei, bis zum 28. Januar 1986. Eine Frist i.S.v. &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages w&#228;re durch dieses Verhalten nur dann in Gang gesetzt worden wenn die Beklagte gleichzeitig mitgeteilt h&#228;tte, <u>an wen </u>die Ver&#228;u&#223;erung geplant war. Diese Pflicht zur Mitteilung des m&#246;glichen neuen Gesellschafters ergibt sich durch die Auslegung des &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages der nach seinem Sinn und Zweck.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung eines Gesellschaftsvertrages richtet sich nach &#167;&#167; 133, 157 BGB ( RGZ 159, 272 ( 278 ) ; Scholz-Winter, GmbHG, &#167; 15 Rz. 82).</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 Nr. 1 S. 1 setzt f&#252;r die Wirksamkeit der Abtretung von Gesellschaftsanteilen die Zustimmung der &#252;brigen Gesellschafter voraus, wobei diese gem&#228;&#223; &#167; 4 Nr. 1 S. 3 der Vorschrift nur verweigert werden darf, wenn sich die Gesellschafter selbst zur &#220;bernahme zu angemessenem Preis bereitfinden. Demnach steht dem Zustimmungserfordernis des Satzes 1 ein Vorkaufsrecht und eine Vorkaufspflicht f&#252;r den Fall der Zustimmungsverweigerung gegen&#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Ein so ausgestaltetes Zustimmungserfordernis hat erkennbar den Sinn, eine Gesellschaft von einem Gesellschafter freizuhalten, der den &#252;brigen Gesellschaftern nicht genehm ist (so RGZ 103, 195 (199) ; Hachenburg in J W 1931, 2968). Es wird dadurch verhindert, da&#223; ein nicht genehmer Gesellschafter Einfluss auf die Angelegenheiten der Gesellschaft nimmt (RGZ a.a.D.; RGZ 159, 272 (282) ). Die Einf&#252;hrung eines solchen Vorkaufsrechtes in den Gesellschaftsvertrag ist auch ein geeignetes Mittel, das Eindringen fremder Personen</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">in den Gesellschafterkreis zu verh&#252;ten und zugleich jedem Gesellschafter ein Austrittsrecht zu belassen (Scholz-Winter, GmbHG, &#167; 15 Rz. 87) .</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Anhaltspunkte ist auch &#167; 4 Nr. 1 des Gesellschaftsvertrages der so<i> </i>zu verstehen, da&#223; er beabsichtigt, einerseits unliebsame Gesellschafter von der Gesellschaft fernzuhalten, andererseits aber auch die Verkaufsm&#246;glichkeit der Gesellschaftsanteile sicherstellen will. Der Zweck der Fernhaltung unliebsamer Gesellschafter, kann aber nur dann erreicht werden, wenn den Mitgesellschaftern vor ihrer Entscheidung, ob sie selbst die Anteile erwerben wollen, bekannt ist, <u>wer</u> der m&#246;gliche Anteilserwerber und damit neue Gesellschafter sein soll.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Ohne die Mitteilung &#252;ber den potentiellen Erwerber begann darum auch nicht der Lauf der Frist des &#167; 4 Nr. 1 S. 3 des Gesellschaftsvertrages.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Dem steht ferner auch entgegen, da&#223; w&#228;hrend der Gespr&#228;che &#252;ber eine m&#246;gliche &#220;bernahme von Anteilen durch die Kl&#228;gerin oder<i> </i>die wie die Beklagte selbst einger&#228;umt hat, stets von einer &#220;bernahme von Gesellschaftsanteilen <u>und</u> Kesselbauwerkstatt in Rahmen einer unternehmerischen Gesamtl&#246;sung die Rede war. Da die Kl&#228;gerin im Rahmen des &#167; 4 Nr. 1 S. 3 bei beabsichtigter Verweigerung der Zustimmung aber nur zu einer &#220;bernahme der Gesellschaftsan- teile, nicht aber der Werkstatt verpflichtet war, die mit den Anteilen nicht verbunden war, handelt es sich bei dem in diesen Gespr&#228;chen unterbreiteten Angebot nicht um ein solches, das zur Ingangsetzung der Frist geeignet war.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Ob bereits am 4./5. Dezember 1985 auch der Kl&#228;gerin und nicht nur der ein angestrebter Kaufpreis von 65 Mio. DM genannt wurde, kann aus diesem Grunde ebenfalls dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Ebenso kann dahinstehen, ob eine Frist zum Erbieten dadurch in Gang gesetzt werden konnte, da&#223; die Kl&#228;gerin am 21. Februar 1986 erfuhr, da&#223; die Firma die Gesellschaftsanteile der Beklagten erwerben wollte. Die Beklagte kann sich jedenfalls auf ein fehlendes Erbieten aus den Grunds&#228;tzen des</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">venire contra factum propium nicht berufen .</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Dem steht entgegen, da&#223; sie die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 4. M&#228;rz 1986 dar&#252;ber informiert hat, ihre GeseIIschaftsanteile an ihre 100 %-ige Tochtergesellschaft &#252;bertragen zu wollen und der Kl&#228;gerin den Hinweis erteilte, eine Zustimmung zu dieser Transaktion sei nicht erforderlich, da es sich gem&#228;&#223; &#167; 4 Nr. 1 S. 2 des Gesellschaftsvertrages um eine &#220;bertragung auf eine Konzerngesellschaft handele.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte damit zum Ausdruck brachte, da&#223; infolge fehlender Zustimmungsbed&#252;rftigkeit auch ein eigenes Erbieten der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; Satz 3 der Vorschrift nicht n&#246;tig sei, stellt es ein widerspr&#252;chliches Verhalten der Beklagten dar, wenn sie sich nunmehr auf ein fehlendes Erbieten der Kl&#228;gerin beruft, obwohl sie dieses selbst durch ihr Schreiben vom 4.<i> </i>M&#228;rz 1986 verhindert hat.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich wurde eine Frist, innerhalb derer die Kl&#228;gerin zur Abgabe ihres Erbietens verpflichtet war, auch nicht dadurch in Gang gesetzt, da&#223; die Beklagte am 24. Januar 1986 Mitteilung an die machte, es werde ernsthaft mit &#252;ber den Ankauf der Gesellschaftsanteile gesprochen.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Bedeutung dieses Gesch&#228;ftes konnte eine Frist nur dann zu laufen beginnen, wenn Mitteilung an die Kl&#228;gerin selbst, nicht nur an einen Dritten, erfolgte. Auch das ergibt sich aus Sinn und Zweck des &#167; 4.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die sp&#228;testens im Juli 1986 ausgesprochene Offerte der Kl&#228;gerin zur &#220;bernahme der Gesellschaftsanteile ist nach alledem rechtzeitig erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die ohne Zustimmung der Kl&#228;gerin erfolgte Abtretung der Gesellschaftsanteile an die ist unwirksam, da es sich dabei um ein Gesch&#228;ft unter Umgehung des &#167; 4 des GeseIIschaftsvertrages i.V.m. &#167; 15 GmbHG handelte, so da&#223; auch</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">auf diese Ver&#228;u&#223;erung &#167; 15 Abs. 5 GmbHG zutrifft.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Zwar war nach dem Wortlaut allein des &#167; 4 Nr.1 S. 1 und 2 eine Zustimmung der &#252;brigen Gesellschafter nicht vonn&#246;ten, da es sich bei der zum Zeitpunkt der Abtretung der Anteile von der Beklagten auf sie um eine 100 %-ige Tochter- gesellschaft der Beklagten und damit um eine Konzerngesellschaft i.S.v. &#167; 4 Nr. 1 S. 2 handelte.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Trotzdem war die Abtretung der Anteile an die zustimmungsbed&#252;rftig gem&#228;&#223; &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages der . Es ergibt sich im Wege der Auslegung dieser Vorschrift, da&#223; die Zustimmung n&#246;tig gewesen w&#228;re und es sich bei der Abtretung um ein unzul&#228;ssiges Umgehungsgesch&#228;ft gehandelt hat.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Der in der Literatur herrschende Streit, ob ein Umgehungsgesch&#228;ft nichtig ist, weil die richtige Auslegung der Verbotsnorm zum Erfassen auch des Umgehungsgesch&#228;ftes f&#252;hrt, (so Soergel-Hefermehl, BGB, 11. Aufl. &#167; 134, Rz. 52; Flume, BGB AT, 2. Aufl. , Rz. 660-662) oder ob die Umgehung der Verbotsnorm einen eigenen Nichtigkeitsgrund darstellt (so wohl BGH LM Nr. 19 zu &#167; 134; M&#252;nch Komm-Mayer-Maly, BG8, 2. Aufl., &#167; 134 Rz. 17) , kann dahinstehen, da Einigkeit herrscht, da&#223; ein Gesch&#228;ft, welches dem Sinn und Zweck der Verbotsnorm widerspricht, im Ergebnis entweder qua Auslegung oder wegen der Tatsache der Umgehung nichtig ist (Palandt - Heinrichs, BG8, 46.Aufl., </p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">&#167; 134 Anm. 4) .</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Dieser Nichtigkeitsgrund kann hier auch eingreifen obwohl es sich bei der Umgehung des &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages der nicht um die Umgehung eines Verbots<u>gesetzes </u>handelt.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die Festlegung zus&#228;tzlicher Voraussetzungen f&#252;r die Abtretung von Gesellschaftsanteilen wird durch &#167; 15 Abs. 5 GmbHH erm&#246;glicht; da zwar bei einer Umgehung der danach festgelegten Voraussetzungen &#167; 15 Abs. 5 GmbHG nicht unmittelbar umgangen wird, der Sinn der Beschr&#228;nkungsbefugnis aber unterlaufen w&#252;rde, wenn die festgelegten Beschr&#228;nkungen ohne Nichtigkeitsfolge umgangen werden d&#252;rften, stellt eine Umgehung von vertraglich festgelegten Wirksamkeitsvoraussetzungen f&#252;r die Abtretung von Gesellschaftanteilen zugleich eine Umgehung von &#167; 5 Abs. 5 GmbHG dar (Wiedemann, Die &#220;bertragung und Vererbung von Mitgliedschaftsrechten bei Handelsgesellschaften, 1965. S. 116) .</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Der Charakter der Abtretung der Gesellschaftsanteile an die ergibt sich daraus, da&#223; auf diese Weise versucht wurde, einen verbotenen Erfolg - die &#220;bertragung der Anteile an ohne Zustimmung der &#252;brigen Gesellschafter -durch die Verwendung rechtlicher Gestaltungsm&#246;glichkeiten - die vorherige Abtretung an die - zu erreichen, die scheinbar - als Abtretung an eine Konzerngesellschaft - von der Verbotsnorm nicht umfasst wurden (vgl. die gleichlautende Klassifizierung des Umgehungsgesch&#228;ftes in der st. h&#246;chstrichterlichen Rspr. RGZ 155, 138 (146) ; BGHZ 58, 60<i> </i>(65) ; BGHZ 85, 39 (46) ) .</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Wie bereits dargelegt wurde, hat &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages den Zweck, die Gesellschaft von einem Gesellschafter freizuhalten, der den &#252;brigen Gesellschaftern nicht genehm ist, und stellt daher ein Zustimmungserfordernis f&#252;r die &#220;bertragung von Gesellschaftsanteilen auf. &#167; 4 ist deshalb so auszulegen, da&#223; die Notwendigkeit der Zustimmung bei Abtretung auf eine Konzerngesellschaft auch nur dann entf&#228;llt, wenn diese den Anteil f&#252;r sich und nicht zur Weitergabe an Dritte erwirbt.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Dies war aber hier nicht der Fall. Entscheidend f&#252;r die Frage des Umgehungsgesch&#228;ftes ist es, ob die Rechts&#252;bertragung trotz des Vetos der Gesellschafter <u>wirtschaftlich </u>herbeigef&#252;hrt wurde (RGZ 159, 272; Soergel-Hefermehl, &#167; 134 Rz. 35; Wiedemann, a.a.D. , S. 116). Durch die &#220;bertragung der Anteile an die am 1. August 1986 und die &#220;bertragung der Gesch&#228;ftsanteile der auf einen Monat sp&#228;ter, am 1. September 1986, wurde unter wirtschaftlicher Betrachtungsweise herbeigef&#252;hrt, da&#223; innerhalb eines Monats die Beklagte unter der F&#252;hrung von aus der ausschied und an ihre Stelle die unter F&#252;hrung von stehende in die Gesellschaft eintrat. Im gleichen Ma&#223;e, wie die Geschicke der Beklagten zu lenken vermag, ist aber</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">nun in der Lage, die Geschicke der und dadurch die der Gesellschaftsanteile in der zu beeinflussen. Wirtschaftlich betrachtet ist daher nicht die als Halterin der Gesellschaftsanteile anzusehen, sondern die hinter ihr stehen-</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">de</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Gerade diese wirtschaftliche Betrachtungsweise w&#252;rde aber au&#223;er acht gelassen, wenn man nur auf den formalen Gesichtspunkt abstellen w&#252;rde, da&#223; die auch nach der &#220;bertragung der Gesch&#228;ftsanteile an noch Gesellschafterin der ist, und da&#223; die Abtretung der Gesellschaftsanteile an die zu einem Zeitpunkt erfolgte, da die noch 100 %-ige Tochter der Beklagten war. Denn nur formal betrachtet handelt es sich um <u>zwei</u> &#220;bertragungsakten: Die Beklagte hatte sich doch bereits am 19. Februar 1986 gegen&#252;ber verpflichtet, ihre Gesch&#228;ftsanteile an der auf diese zu &#252;bertragen. Um diese Verpflichtung zu erf&#252;llen, wurde die &#220;bertragung zun&#228;chst auf die eigens gegr&#252;ndete durchgef&#252;hrt und dann die Gesch&#228;ftsanteile an dieser einen Monat sp&#228;ter auf transferiert. Dadurch wurde aber gerade <u>der</u> wirtschaftliche Erfolg erreicht, den &#167; 4 Nr. 1 S. 1 des Gesellschaftsvertrages zu verhindern bestimmt war.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Da auf die geschilderte Weise das Zustimmungserfordernis des &#167; 4 umgangen wurdet ist die Ver&#228;u&#223;erung der Gesellschaftsanteile nach &#167;&#167; 134 BGB, 15 Abs. 5 GmbHG nichtig.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Daran &#228;ndert es auch nichts, da&#223; neben den Gesellschaftsanteilen noch andere G&#252;ter auf die &#252;bertragen wurden, denn f&#252;r die Beurteilung, ob ein Umgehungsgesch&#228;ft vorliegt, ist ausschlie&#223;lich auf die Abtretung der Gesellschaftsanteile abzustellen; die Umgehung entf&#228;llt nicht deshalb, weil au&#223;er diesen noch ein Weiteres<i> </i>mit&#252;bertragen wurde, wie bereits das Landgericht festgestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber ist auch der Einwand der Beklagten, die von ihr durchgef&#252;hrte Transaktion sei zur Erhaltung von Arbeitspl&#228;tzen geschehen, unerheblich. Denn dieser Gesichtspunkt mag unternehmerisch vern&#252;nftig sein, vermag aber nicht die Bestimmung des &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages au&#223;er Kraft zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Ob f&#252;r die Nichtigkeit des Umgehungsgesch&#228;ftes eine Umgehungsabsicht zu fordern ist oder nicht (daf&#252;r M&#252;nchKomm-Mayer-Maly, &#167; 134 Rz. 18 f&#252;r bestimmte F&#228;lle; BGH NJW 1960, 524 (525); dagegen Soegel-Hefermehl, &#167; 134 Rz. 55; BAG E 10, 65 (70) ), kann hier dahinstehen, da die Beklagte eine solche Absicht zum Zeitpunkt der Vornahme der Rechtsgesch&#228;fte jedenfalls hatte. Dies ergibt sich daraus, da&#223; die Abtretung auf die erkennbar nur dem Zweck diente, in Umgehung des &#167; 4 des Gesellschaftsvertrages die Anteile an &#252;bertragen zu k&#246;nnen, um auf eben diese Weise den bereits Monate zuvor geschlossenen Verpflichtungsvertrag mit erf&#252;llen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war der Feststellungsklage stattzugeben. </p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPD.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus </p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert: </u>6 Mio. DM.</p>
315,419
olgham-1987-11-27-20-u-8887
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20 U 88/87
1987-11-27T00:00:00
2019-03-13T14:55:11
2019-03-27T09:43:10
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:1127.20U88.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 11. Februar 1987 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 17.000,- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Beide Parteien k&#246;nnen die Sicherheit auch durch unbefristete, selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger stellte am 17.04.1984 einen Antrag auf Abschlu&#223; eines Lebensversicherungsvertrages verbunden mit einer Berufsunf&#228;higkeitszusatzrente. Durch Antr&#228;ge vom 07. und 14.08.1984 beantragte der Kl&#228;ger Erh&#246;hung der Lebensversicherungssumme auf 68.639,- DM, verbunden mit einer j&#228;hrlichen Berufsunf&#228;higkeitsrente in H&#246;he von 16.473,- DM. Den Antr&#228;gen wurde von der Beklagten jeweils entsprochen. Der Antrag vom 17.04.1984 ging bei der Beklagten am 25.04. ein; die Versicherungspolice datiert vom 09.05.1984. In den Antr&#228;gen ist auf die entsprechende Frage jeweils angegeben, da&#223; er, der Kl&#228;ger, sich vollkommen gesund und frei von Beschwerden f&#252;hle, da&#223; er in den letzten 5 Jahren weder &#228;rztlich untersucht noch beraten oder behandelt worden sei und da&#223; Krankheiten oder Gesundheitsst&#246;rungen, insbesondere Alkohol- und Drogenmi&#223;brauch nicht vorl&#228;gen. Tats&#228;chlich ist der Kl&#228;ger in hohem Ma&#223;e alkohol- und medikamentenabh&#228;ngig und seit 1980 in nahezu st&#228;ndiger &#228;rztlicher Behandlung mit vielfachen station&#228;ren Aufenthalten insbesondere zur Alkoholentgiftung. Hiervon erfuhr die Beklagte in der zweiten H&#228;lfte des Monats M&#228;rz 1986, nachdem der Kl&#228;ger einen Antrag auf Zahlung der vereinbarten Berufsunf&#228;higkeitsrente mit Wirkung von Februar 1986 gestellt hatte. Mit Schreiben vom 01.01.1986 erkl&#228;rte sie daraufhin den R&#252;cktritt. Mit der Klageerwiderung hat sie ferner die Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt die Beklagte nicht f&#252;r leistungsfrei und hat deshalb in erster Instanz die Zahlung einer monatlichen Berufsunf&#228;higkeitsrente von 1.000,- DM f&#252;r die Zeit von Februar 1986 bis Mai 1987 sowie die Feststellung begehrt, da&#223; die Beklagte ihre Leistungen nicht mit der Begr&#252;ndung verweigern d&#252;rfe, der Kl&#228;ger habe sie nicht &#252;ber die vorliegende Alkoholkrankheit aufgekl&#228;rt. Er behauptet dazu, er habe den Versicherungsvertreter ..., heute verheirateter ..., umfassend aufgekl&#228;rt. Dieser habe daraufhin geantwortet, er werde das Problem mit seinem Orga-Leiter ... besprechen. Am 17.04.1986 sei dann auch mit diesem die Alkoholsucht er&#246;rtert worden. Dieser habe sich Notizen gemacht. Erst dann sei der Antrag bei der Beklagten eingereicht worden. Er meint, jedenfalls das Wissen ... m&#252;sse sich die Beklagte zurechnen lassen; jedenfalls habe er nicht schuldhaft seine Alkoholsucht verschwiegen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hatte darauf verwiesen, da&#223; ihr, unstreitig, lediglich der schriftliche Antrag zugegangen sei und da&#223; auch ... keine Abschlu&#223;vollmacht gehabt habe.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Beweisaufnahme die Klage abgewiesen. Wegen des Ergebnisses der erstinstanzlichen Beweisaufnahme wird auf das dar&#252;ber erstellte Protokoll vom 14.01.1987 ... Bl. 97 ff GA verwiesen. Wegen der Begr&#252;ndung des Urteils und zur weiteren Sachdarstellung wird auf die angefochtene Entscheidung (Bl. 129 ff GA) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung beantragt der Kl&#228;ger,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger aufgrund des Versicherungsvertrages mit der Versicherungsnummer ... ab dem 1. Februar 1986 f&#252;r die Dauer der Berufsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers, l&#228;ngstens bis zum 31.05.1996, eine monatliche, zum 1. eines jeden Monats f&#228;llige Berufsunf&#228;higkeitsrente in H&#246;he von 1.372,28 DM nebst 4 % Zinsen aus monatlich 1.372,28 DM jeweils ab F&#228;lligkeit der r&#252;ckst&#228;ndigen monatlichen Rentenleistungen zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er meint, die Beklagte sei beweispflichtig daf&#252;r, da&#223; sie &#252;ber die Vorerkrankungen des Kl&#228;gers nicht aufgekl&#228;rt worden sei. Dieser Beweis sei nicht erbracht. Er behauptet, der Zeuge ... geborener ..., sei schon am 10.04.1984 bei ihm gewesen und bei dieser Gelegenheit sei das Formular bereits vollst&#228;ndig ausgef&#252;llt worden, bis auf das Datum, das ... erst bei Abgabe des Formulars auf der Gesch&#228;ftsstelle in ... eingesetzt habe. ... sei f&#252;r diesen Fall durch den Zeugen ... zum Abschlu&#223; eines Vertrages erm&#228;chtigt worden. Jedenfalls deshalb m&#252;sse sich die Beklagte die Kenntnis ... zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie verweist darauf, da&#223; der Kl&#228;ger auch medikamentenabh&#228;ngig sei und behauptet, das Gespr&#228;ch mit ... habe am 11.05.1984 stattgefunden. Dabei sei die Alkoholabh&#228;ngigkeit nicht zur Sprache gekommen. Zweck der Unterredung sei vielmehr die &#220;berpr&#252;fung des Zeugen ... gewesen, von dem der Verdacht bestanden habe, da&#223; er Abwerbungen zugunsten der Beklagten und zum Nachteil der ..., bei der er fr&#252;her unstreitig besch&#228;ftigt war, vorgenommen habe. Tats&#228;chlich war auch der Kl&#228;ger zuvor bei der ... versichert. Dieser Vertrag war zun&#228;chst, weil der Kl&#228;ger keine Pr&#228;mien zahlte, au&#223;er Vollzug und ist, als er nachtr&#228;glich seine Alkoholsucht mitteilte, beendet worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung des Zeugen ... und eidliche Vernehmung der Zeugen ... und ....</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er sei damals und sei heute wieder bei der Beklagten als Versicherungskaufmann t&#228;tig. Vom 01.07.1985 bis zum 01.07.1987 sei er selbst&#228;ndig gewesen. Der Name ... sei ihm nicht bekannt gewesen. Er habe diesen Namen erstmals geh&#246;rt, als Herr ... ihn angerufen und gesagt habe, er m&#252;sse vermutlich eine Aussage vor dem Oberlandesgericht machen. Er sei Bezirksdirektor, Herr ... sei Orga-Leiter und Herr ..., jetzt ..., sei Mitarbeiter gewesen. Herr ... habe 5 bis 8 Mitarbeiter zu betreuen, habe aber keine Abschlu&#223;vollmacht gehabt. Eine solche habe nicht einmal er, der Zeuge, gehabt. Entscheidungen &#252;ber Vertr&#228;ge der vorliegenden Art seien ausnahmslos in der Direktion getroffen worden. Er habe Herrn ... auch nicht bevollm&#228;chtigt. Allenfalls habe er ihn beauftragt, wirtschaftliche und pers&#246;nliche Verh&#228;ltnisse zu &#252;berpr&#252;fen, ohne da&#223; er sich heute daran ... erinnern k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Auf Frage von Rechtsanwalt ..., ob er gegenteilig mit Rechtsanwalt ... (dem Rechtsvertreter des Kl&#228;gers erster Instanz) gesprochen habe, erkl&#228;rte der Zeuge: Ein Gespr&#228;ch mit Rechtsanwalt ... habe er nicht in Erinnerung. Damals sei ein Gro&#223;teil der Vertr&#228;ge, die von ... vermittelt worden seien, &#252;berpr&#252;ft worden. Es sei damals um unerlaubte Abwerbung gegangen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er sei damals f&#252;r die Beklagte als Orga-Leiter t&#228;tig gewesen, jetzt aber nicht mehr. F&#252;r die Beklagte sei er nur kurzfristig, n&#228;mlich vom 01.04.1984 bis zum 31.12.1984 t&#228;tig gewesen. Er arbeite jetzt gar nicht mehr in der Versicherungsbranche. Nach seiner Erinnerung m&#252;sse er um den 09.05.1984 herum, es k&#246;nne auch der 01.05.1084 gewesen sein, bei Herrn ... gewesen sein. Er habe von Herrn ... den Auftrag bekommen, bei alle durch den Zeugen ... vermittelten Vertr&#228;gen zu recherchieren, wie die Vertr&#228;ge zustandegekommen und warum etwaige ... Vorvertr&#228;ge gek&#252;ndigt worden seien. Es habe n&#228;mlich Abwerbungsbeschwerden gegeben. Er habe bis zum Sommer 60 bis 70 Recherchen durchgef&#252;hrt. Dabei habe er ein wei&#223;es Formular gehabt, das ihm die Versicherung zur Verf&#252;gung gestellt habe und das er jeweils bei den Kunden ausgef&#252;llt habe. Auf Vorhalt von Bl. 82 GA: Ja, das sei das Formular. Auf die Frage, da&#223; der Inhalt des Vordruckes nicht auf die von ihm angegebene Recherche schlie&#223;en lasse, entgegnete der Zeuge: Ja das stimme, aber andere Formulare habe es nicht gegeben, seien ihm jedenfalls nicht zur Verf&#252;gung gestellt worden. Das Ergebnis komme auch nur verschl&#252;sselt zum Ausdruck. Wenn er Bedenken gehabt h&#228;tte, h&#228;tte er nicht geschrieben, VN sei mit der Beratung zufrieden, sondern, VN sei mit der Beratung unzufrieden. &#220;ber gesundheitliche Probleme des Kl&#228;gers sei damals nicht gesprochen worden. Diese seien nicht zur Sprache gekommen. Dessen sei er sich ganz sicher. Wenn solche Dinge zur Sprache gekommen seien, h&#228;tte er n&#228;mlich aufgemerkt, weil dann ja zu bef&#252;rchten gestanden h&#228;tte, da&#223; ... auch in anderen F&#228;llen bei der Aufnahme von Vertr&#228;gen Fehler gemacht haben k&#246;nnte. Zweck des Gespr&#228;ches sei nicht die &#220;berpr&#252;fung des Antrages des Kl&#228;gers, sondern ausschlie&#223;lich die &#220;berpr&#252;fung der T&#228;tigkeit seines Mitarbeiters ... gewesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es sei richtig, da&#223; er sp&#228;ter noch einmal beim Kl&#228;ger gewesen sei, dabei sei es aber nur um private Dinge gegangen. &#220;ber Alkohol sei auch da nicht gesprochen worden. Er sei sicher, da&#223; das Gespr&#228;ch nicht im April, sondern im Mai stattgefunden habe und da&#223; er das Formular bereits beim Gespr&#228;ch und nicht etwa 3 Wochen sp&#228;ter ausgef&#252;llt habe. Auf Vorhalt von Bl. 175: Wenn in dem Terminkalender ... stehe, da&#223; er auch am 25.04. bei Herrn ... gewesen sei, k&#246;nne er dazu nichts sagen. Er wisse nicht, wie und wann die Eintragung gemacht worden sei. Jedenfalls sei er nicht beim Kl&#228;ger gewesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der <u>Kl&#228;ger pers&#246;nlich</u> erkl&#228;rte:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Herr ... habe den Vertrag aufgenommen, er habe ihn unterschrieben. Er habe vor der Unterschrift nicht &#252;ber seine Alkoholprobleme geredet. Das sei erst sp&#228;ter gewesen, und zwar habe er am n&#228;chsten Tag bei ... angerufen und ihm von seiner Alkoholsucht erz&#228;hlt. Sp&#228;ter sei dann ... mit ... vorbeigekommen. Den Antrag habe ... dabei in der Hand gehabt. Ob das Antragsformular schon voll ausgef&#252;llt gewesen sei, als er unterschrieben habe, wisse er nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der <u>Zeuge</u> erkl&#228;rte weiter: Bei meiner Recherche lag mir der Original-Antrag nicht vor; ich hatte nur eine Fotokopie von dem Antrag dabei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>3.)</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ..., geborener ..., hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Er sei heute nicht mehr in der Versicherungsbranche t&#228;tig. Damals sei er in der Gruppe ... eingesetzt gewesen. Er habe den Vertrag ... aufgenommen. Dieser sei fr&#252;her bei der ... versichert gewesen, f&#252;r die auch er, der Zeuge, fr&#252;her t&#228;tig gewesen sei. Er habe Herrn ... gefragt, ob er nicht bei der ... versichert werden wolle. Herr ... habe zugestimmt. Er, der Zeuge, habe gewu&#223;t, da&#223; Herr ... gelegentlich etwas trank. Er sei zun&#228;chst allein zu Herrn ... gefahren. Er wisse nicht mehr, ob er da schon den Antrag fertig ausgef&#252;llt gehabt habe, er meine aber ja, denn er habe zu Hause eine Kundenkartei gehabt, von der er die notwendigen Angaben immer abgeschrieben habe. Ob in seiner Kundenkartei, die Alkoholprobleme vermerkt gewesen seien, wisse er nicht. Er habe die Kundenkartei nicht mehr. Wahrscheinlich habe aber etwas dar&#252;ber drin gestanden. Bei dem Gespr&#228;ch mit dem Kl&#228;ger sei ihm von diesem ... vor dessen Unterschrift ausf&#252;hrlich mitgeteilt worden, da&#223; dieser stark alkoholkrank gewesen sei. Da&#223; der Antrag insbesondere in diesem Punkt falsch ausgef&#252;llt gewesen sei, sei ihm egal gewesen, weil er gewu&#223;t habe, da&#223; ... ohnehin recherchieren w&#252;rde. Er habe dann den vollst&#228;ndig ausgef&#252;llten Antrag auf der Gesch&#228;ftsstelle in ... abgegeben und Herrn ... daraufhin angesprochen. Er sei dann zusammen mit diesem zum Kl&#228;ger gefahren. Aus seinem Terminkalender entnehme er, da&#223; er am 10.04.1984 vormittags bei dem Kl&#228;ger gewesen sei, da&#223; er am 17.04.1984 zusammen mit ... erneut hingefahren sei. Das m&#252;sse der Termin gewesen sein, an dem &#252;ber den Alkohol ausf&#252;hrlich gesprochen worden sei. Am 25.04. sei er dann noch einmal mit ... zum Kl&#228;ger gefahren; dabei sei es aber ausschlie&#223;lich um Funkger&#228;te gegangen, f&#252;r die sich ... interessiert habe. Am 10. Mai sei er noch einmal bei ... gewesen, am 11.05. mit ... wieder bei .... Wann das Gespr&#228;ch mit ... &#252;ber den Alkohol gewesen sei, k&#246;nne er nicht sicher sagen. Sicher sei aber, da&#223; er den Antrag am 17.04. ausgef&#252;llt habe. Er setze das Datum immer dann ein, wenn der Antrag unterschrieben werde. Zu diesem Zeitpunkt sei klar gewesen, da&#223; der Antrag falsch gewesen sei. Gerade weil er das gewu&#223;t habe, sei er zu ... gegangen. Ob er diesem das mit den Entziehungskuren so deutlich gesagt habe, wisse er nicht mehr genau. Ihn habe die Erkl&#228;rung des Kl&#228;gers zum Alkohol zun&#228;chst gar nicht interessiert; er habe erst aufgemerkt, als die Entziehungskur zur Sprache gekommen sei. Das sei insbesondere auch bei dem Gespr&#228;ch gewesen, an dem ... beteiligt gewesen sei. Das Gespr&#228;ch sei mindestens 1 1/2 Stunden lang gewesen. ... habe auch geschrieben, was, k&#246;nne er nicht sagen, weil er es ihm nicht gezeigt habe. Es habe sich um einen Recherchenbericht gehandelt. Der Antrag habe zusammen mit dem Bericht ... nach ... gehen sollen, so habe er sich das jedenfalls vorgestellt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auf Frage: Herr ... sei damals Filialdirektor und damit auch Herrn ... noch &#252;bergeordnet gewesen. Im Laufe des Rechtsstreits sei er von Herrn ... nach den Vorf&#228;llen damals gefragt worden. Dem habe er dasselbe gesagt, wobei er den Eindruck gehabt habe, da&#223; Herr ... damit nicht recht zufrieden gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auf Vorhalt Bl. 98 GA: Er k&#246;nne sich nicht vorstellen, da&#223; er beim Landgericht gesagt habe, erst zwei Wochen nach Abschlu&#223; des Versicherungsantrages sei ihm vom Kl&#228;ger erstmals gesagt worden, da&#223; er Alkoholprobleme habe. Das m&#252;sse beim Landgericht alles falsch aufgenommen worden sein.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>4.)</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die <u>Zeugin ... hat</u> ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie sei die Ehefrau des Kl&#228;gers. Bei der Antragsaufnahme sei sie nicht anwesend gewesen, weil sie arbeiten m&#252;sse. Ihr Mann habe ihr aber berichtet, da&#223; schon damals &#252;ber seine Alkoholprobleme gesprochen worden sei. ... habe dann entgegnet, das k&#246;nne er nicht beurteilen und m&#252;sse deshalb einen weiteren Herrn der Beklagten zuziehen. Ca. 1 Woche sp&#228;ter sei dann Herr ... mit Herrn ... ins Haus gekommen. Es sei ein langes Gespr&#228;ch gef&#252;hrt worden, wobei es ausschlie&#223;lich um Alkoholprobleme gegangen sei. Der Antrag habe auf dem Tisch gelegen. Ihr Mann habe alles gesagt, um sp&#228;ter keine Schwierigkeiten mit der Versicherung zu bekommen. Ob der Antrag im Original oder als Ablichtung vorgelegen habe, wisse sie nicht. Es habe sich um ein Blatt Papier DIN A 4 gehandelt. Da habe oben Antrag oder so was &#228;hnliches draufgestanden. Sie habe das Blatt nicht in die Hand genommen. Herr ... habe auf das Blatt Papier etwas geschrieben. Ihres Erachtens habe es sich nicht um einen Vordruck gehandelt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Erneut hervorgerufen erkl&#228;rte der <u>Zeuge ...:</u> Ihm sei von Alkoholproblemen nichts bekannt gewesen; dar&#252;ber sei zu keiner Zeit gesprochen worden, das k&#246;nne er nur wiederholen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Nach Verk&#252;ndung des Beschlusses &#252;ber die Vereidigung der Zeugen und vor Abnahme des Eides erkl&#228;rte der <u>Zeuge ...:</u> Er m&#252;sse seine Aussage in einem Punkte berichtigen. Es k&#246;nne sein, da&#223; der Kl&#228;ger ihn doch angerufen und dabei &#252;ber Alkoholprobleme gesprochen habe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Die Beklagte ist mit Schreiben vom 01.04.1986 wirksam wegen Verletzung der Anzeigepflicht vom Vertrag zur&#252;ckgetreten, &#167;6 AVB, &#167;&#167;16 f VVG.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger mu&#223;te, wie ihm nach seinem eigenen Sachvortrag auch bekannt war, die vorliegende Alkoholsucht angeben und durfte die sachdienliche Frage in dem Antragsformular (derzeitiger Gesundheitszustand, Behandlungen in den letzten Jahren, Alkohol- und Drogenmi&#223;brauch) nicht unrichtig beantworten. Der Beklagten ist der Antrag, ebenso wie die sp&#228;teren Erh&#246;hungsantr&#228;ge, unstreitig ohne irgendwelche Zus&#228;tze zugegangen und sie hat hier&#252;ber auch ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Kenntnisse aus dem Antrag befunden. Der Kl&#228;ger hat damit objektiv &#252;ber f&#252;r die Entschlie&#223;ung der Beklagten erhebliche Umst&#228;nde unrichtige Angaben gemacht, &#167;17 Abs. 1 VVG. Dies rechtfertigt den R&#252;cktritt, es sei denn, da&#223; die Unrichtigkeit dem Versicherer bekannt war oder die Anzeige ohne Verschulden des Versicherungsnehmers unrichtig gemacht worden ist, &#167;17 Abs. 2 VVG. Beides liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, da&#223; die Unrichtigkeit der Angaben des Kl&#228;gers der Beklagten nicht bekannt war. Die Kenntnis des Zeugen ... braucht sich die Beklagte nicht zurechnen zu lassen, &#167;44 VVG. Denn dieser war unstreitig lediglich mit der Vermittlung von Versicherungsgesch&#228;ften betraut. Nichts anderes gilt f&#252;r den Zeugen ....</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Denn der Zeuge ... war weder Angestellter bei der Beklagten, sondern Handlungsgehilfe im Sinne des &#167;59 HGB ohne Abschlu&#223;vollmacht, wie sich aus dem vorgelegten Anstellungsvertrag (Bl. 124 GA) ergibt, und er war auch nicht im Einzelfall, wie der Kl&#228;ger in der Berufungsinstanz behauptet hatte, zum Vertragsschlu&#223; erm&#228;chtigt. Dies hat der Zeuge ... glaubhaft ausgesagt. Davon abgesehen ist, worauf noch zur&#252;ckzukommen sein wird, auch nicht erwiesen, da&#223; der Zeuge ... &#252;berhaupt Kenntnis der in Rede stehenden Umst&#228;nde hatte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auch keine Tatsachen bewiesen, die die unrichtigen Angaben als entschuldigt erscheinen lassen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Es erscheint schon zweifelhaft, ob das Verhalten des Kl&#228;gers &#252;berhaupt als entschuldigt angesehen werden k&#246;nnte. Der Senat kann nicht feststellen, da&#223; der Kl&#228;ger wenigstens den Zeugen ... vor Unterzeichnung des Antrages vollst&#228;ndig informiert hat. Der Kl&#228;ger selbst hat im Senatstermin der entsprechenden Darstellung seiner Anw&#228;lte widersprochen und erkl&#228;rt, erst am n&#228;chsten Tag ... fernm&#252;ndlich informiert zu haben. Der Zeuge ... hat seine abweichende Darstellung vor der Beeidigung selbst in Zweifel gezogen. Die anderen Zeugen konnten hierzu keine Angaben machen. Bei einem solchen Sachverhalt spricht aber viel daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;ger bei Meidung des Vorwurfes, zumindest fahrl&#228;ssig die Anzeigepflicht verletzt zu haben, alles daransetzen mu&#223;te, den, wie er wu&#223;te, unrichtigen Antrag richtigzustellen. Da ... wie er gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger ... erkl&#228;rt hatte und wie sich im &#252;brigen auch von selbst versteht, &#252;ber den Antrag nicht entscheiden konnte, mu&#223;te der Kl&#228;ger deshalb alles tun, da&#223; die Beklagte Kenntnis vom wahren Sachverhalt erhielt. Selbst wenn das vom Kl&#228;ger behauptete Gespr&#228;ch mit dem Zeugen ... stattgefunden und der Kl&#228;ger davon ausgegangen sein sollte, da&#223; sein Antrag mit der Stellungnahme ... nach ... geschickt werden w&#252;rde, spricht viel f&#252;r die Wertung da&#223; allein die Erwartung des Versicherungsnehmers, die Richtigstellung bez&#252;glich eines bewu&#223;t falsch ausgef&#252;llten Versicherungsantrages werde diesem beigef&#252;gt, diesen nicht entschuldigen kann. Er mu&#223; sich vergewissern, da&#223; das auch geschieht, wenn nicht sogar verlangt werden mu&#223;, da&#223; er auf die Berichtigung seines Antrags besteht, weil nur dann f&#252;r ihn feststehen kann, da&#223; seine Anzeigepflichtverletzung nicht zu einer Fehlinformation seines Vertragspartners, des Versicherers, f&#252;hren kann. Letztlich kann das aber offenbleiben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nicht bewiesen, da&#223; der Zeuge ... &#252;berhaupt &#252;ber die bestehende Alkoholsucht informiert worden ist. Zwar haben die Zeugen ... und ... den entsprechenden Vortrag des Kl&#228;gers unter Eid best&#228;tigt, der Zeuge ... hat ihn aber ebenfalls unter Eid abgestritten. Der Senat sieht sich nicht in der Lage, dem Kl&#228;ger (m&#246;glicherweise) g&#252;nstige Feststellungen zu treffen. Der Zeuge ... ist unglaubw&#252;rdig, seine Aussage unglaubhaft. Sie widerspricht nicht nur in wesentlichen Punkten seiner Aussage vor dem Landgericht, der Zeuge mu&#223;te auch im Senatstermin in einem nicht unwesentlichen Punkt (Telefongespr&#228;ch des Kl&#228;gers) von seiner Aussage wieder abr&#252;cken. Unglaubhaft ist auch, da&#223; es dem Zeugen gleichg&#252;ltig gewesen sein will, da&#223; die Angaben im Antragsformular unrichtig waren. Sowohl in seinem Interesse als auch in dem des Kl&#228;gers w&#228;re eine umgehende Berichtigung zu erwarten gewesen. Seine Erkl&#228;rung, der Zeuge ... werde ohnehin recherchieren, erkl&#228;rt ein solches Vorgehen nicht. Auffallend ist auch, da&#223; er sich nicht daran erinnern kann oder will, ob er ... &#252;berhaupt deutlich aus das Alkoholproblem des Kl&#228;gers hingewiesen hat, bevor er mit ihm zum Kl&#228;ger gefahren ist. Demgegen&#252;ber hat die Zeugin ..., die Ehefrau des Kl&#228;gers, vor dem Senat keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Das gilt aber auch f&#252;r den Zeugen .... Auch seine Aussage ist in sich schl&#252;ssig. Seine Erkl&#228;rung, er h&#228;tte die Alkoholsucht schon deshalb in den Recherchenbericht aufgenommen, weil dieses f&#252;r die Beurteilung der Arbeit ... von erheblichem Gewicht gewesen w&#228;re, ist nachvollziehbar. Weiter geht der Senat davon aus, da&#223; es sich bei dem Formular (Bl. 802) um die w&#228;hrend des Gespr&#228;ches gefertigten Aufzeichnungen des Zeugen handelt. Der Senat hat sich, zumal die Zeugin ... auch ein erhebliches Interesse am Ausgang des Rechtsstreites hat, nicht davon &#252;berzeugen k&#246;nne, welcher der Zeugen - nach Lage der Dinge bewu&#223;t - die Unwahrheit gesagt hat.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ist aber nicht erwiesen, da&#223; der Kl&#228;ger den wahren Sachverhalt gegen&#252;ber dem Zeugen ... aufgedeckt hat, kann eine Erkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Zeugen ... ihn nicht entlasten. Denn dieser Zeuge hatte dem Kl&#228;ger ... erkl&#228;rt, da&#223; er die Sache nicht entscheiden k&#246;nne und deshalb mit einem weiteren Herrn wiederkommen werde.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage kam die von dem Kl&#228;ger angeregte eigene Parteivernehmung nicht in Betracht; der daf&#252;r zumindest erforderliche Anbeweis ist nicht erbracht. Es mu&#223; vielmehr bei der angefochtenen Entscheidung sein Bewenden haben.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97 I, 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers &#252;bersteigt 40.000,- DM.</p>
315,420
olgham-1987-11-25-11-u-34786
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 347/86
1987-11-25T00:00:00
2019-03-13T14:55:12
2019-03-27T09:43:10
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:1125.11U347.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin, die im &#252;brigen zur&#252;ckgewiesen wird, wird das am 30. Oktober 1986 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, zugunsten der Kl&#228;gerin in die Freigabe der auf dem Notar-Anderkonto Nr. xxx der Deutschen Bank AG, Zweigstelle xxx des Notars xxx in xxx hinterlegten 60.000,-- DM nebst Zinsen einzuwilligen.</p> <p></p> <p>Auf die Widerklage der Beklagten bleibt die Kl&#228;gerin verurteilt, an die Beklagten als Gl&#228;ubiger zur gesamten Hand 2.000,-- DM nebst 4% Zinsen seit dem 11. November 1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Widerklage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das vorgenannte Urteil wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin 3,2%, die Beklagten 96,8%.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Den Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Kl&#228;gerin durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 10.500,00 DM abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.700,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p> <p>Den Beklagten wird nachgelassen, die Sicherheit auch durch unbedingte und unbefristete selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu leisten.</p> <p></p> <p>Das Urteil beschwert die Beklagten in H&#246;he von 100.000,-- DM und die Kl&#228;gerin in H&#246;he von 2.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin war die Lebensgef&#228;hrtin des am 31. Oktober 1911 geborenen und am 16. M&#228;rz 1985 in xxx verstorbenen xxx (im folgenden Z.). Die Beklagte zu 1) ist die Witwe des Z., der Beklagte zu 2) dessen Adoptivsohn und Sohn der Beklagten zu 1) aus erster Ehe, die Beklagte zu 3) die Tochter des Z. aus dessen Ehe mit der Beklagten zu 1). Die Beklagten sind - wie sie behaupten - die gesetzlichen Erben des Z. Dieser und die Beklagte zu 1) lebten seit 1972 innerhalb der ehelichen Wohnung getrennt; im August 1978 zog Z. zu der Kl&#228;gerin, die damals in Essen wohnte. Nachdem es zu Streitigkeiten zwischen der Kl&#228;gerin und Z. gekommen war, verlie&#223; Z. Ende September 1979 die Kl&#228;gerin, kehrte aber sp&#228;ter - nach der Behauptung der Kl&#228;gerin im Oktober 1979, nach der Behauptung der Beklagten erst im Jahre 1981 - zur Kl&#228;gerin zur&#252;ck. Die Kl&#228;gerin betrieb in xxx eine Heilpraktikerpraxis, zu deren Einrichtung Z. Mittel in streitiger H&#246;he zur Verf&#252;gung stellte. Unstreitig erhielt sie von Z. einen Betrag von DM 20.000,--, bei dem es sich nach der Behauptung der Beklagten um ein Darlehen gehandelt haben soll. Mit eingeschriebenem Anwaltsschreiben vom 1. Oktober 1979 lie&#223; Z. das "im Januar 1979 gew&#228;hrte Darlehen in H&#246;he von DM 20.000,--" k&#252;ndigen und die Kl&#228;gerin auffordern, das "Darlehen" bis sp&#228;testens 5. Januar 1980 an ihn zur&#252;ckzuzahlen. Die Kl&#228;gerin verweigerte die Annahme dieses Schreibens. Die Angelegenheit wurde hiernach von Z. nicht weiter verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bereits im Jahre 1978 hatte die Beklagte zu 1) beim Amtsgericht Essen Scheidungsantrag gestellt. Das Verfahren kam jedoch 1979 einverst&#228;ndlich zum Ruhen. Es sollte 1982 weiterbetrieben werden. Inzwischen war aber bei Z., der wieder mit der Kl&#228;gerin zusammenlebte, eine krankhafte St&#246;rung seiner Geistest&#228;tigkeit eingetreten, die dazu f&#252;hrte, da&#223; er seine Angelegenheit nicht mehr selbst besorgen konnte. Nach einer &#228;rztlichen Bescheinigung des Arztes f&#252;r Nervenkrankheiten Dr. xxx vom 23. M&#228;rz 1982 war Z. gesch&#228;ftsunf&#228;hig. Auf Antrag des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Z. ordnete das Amtsgericht am 13. Mai 1982 eine Pflegschaft an mit dem Wirkungskreis "Vertretung des Pflegebefohlenen in allen Verm&#246;gensangelegenheiten, Wahrnehmung seiner Interessen in dem Ehescheidungsverfahren xxx (xxx Amtsgericht Essen) einschlie&#223;lich der Folgesachen". Am 28. Mai 1982 wurde der Wirkungskreis des Pflegers um das Aufenthaltsbestimmungsrecht erweitert. Zum Pfleger wurde Rechtsanwalt xxx aus xxx bestellt. Dieser belie&#223; Z. bei der Kl&#228;gerin, die ihn pflegte und betreute. An laufenden Einnahmen bezog Z. eine Rente von anfangs monatlich DM 1.639,50, die sich im Laufe der Zeit auf DM 1.736,20 erh&#246;hte. Davon wurde der laufende Unterhalt f&#252;r die Beklagte zu 1) in H&#246;he von DM 665,50 gezahlt. Ab Juli 1982 zahlte der Pfleger an die Kl&#228;gerin f&#252;r die Versorgung des Z. anfangs monatlich DM 700,00. Diesen Betrag erh&#246;hte er r&#252;ckwirkend auf DM 2.000,-- und zahlte f&#252;r die Zeit von Juli 1982 bis November 1983 DM 22.100,-- nach. Inzwischen hatte Z., vertreten durch seinen Pfleger, am 30. Juni. 1983 mit der Beklagten zu 1) einen Ehevertrag abgeschlossen und seinen h&#228;lftigen Miteigentumsanteil an einem Hausgrundst&#252;ck f&#252;r DM 250.000,-- an den Beklagten zu 2) verkauft. Beide Vertr&#228;ge wurden am 21. Juli 1983 vormundschaftsgerichtlich genehmigt. Ende 1983 gab die Kl&#228;gerin ihre Heilpraktikerpraxis in xxx auf und verzog mit Z. nach xxx in der N&#228;he von xxx, wo er bis zu seinem Tode verblieb.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Inzwischen war die Kl&#228;gerin an den Pfleger herangetreten und h&#228;tte von ihm den Ausgleich der von ihr angeblich in der Vergangenheit f&#252;r Z. erbrachten tats&#228;chlichen und finanziellen Leistungen sowie eine finanzielle Absicherung ihrer k&#252;nftigen Versorgungs- und Pflegeleistungen f&#252;r Z. verlangt. Ein von dem Pfleger dazu erstellter Vertragsentwurf (Bl. 118 ff d. Beiakten) stie&#223; bei dem Vormundschaftsrichter auf Ablehnung. In der Folge f&#252;hrte der Pfleger in dieser Angelegenheit Gespr&#228;che mit Rechtsanwalt und Notar xxx, dem anwaltlichen Vertreter der Kl&#228;gerin. Schon vorher hatte er am 27. M&#228;rz 1984 &#252;ber seine Absichten mit der Beklagten zu 3), deren Ehemann und Rechtsanwalt Dr. xxx in xxx ein Gespr&#228;ch gef&#252;hrt. Dabei wandten diese sich gegen Zuwendungen an die Kl&#228;gerin aus dem Verm&#246;gen des Z., insbesondere gegen Zuwendungen f&#252;r den Fall des Ablebens von Z.. Ob insoweit eine Einigung mit dem Pfleger erzielt wurde, ist streitig. Am 13. November 1984 kam es zu einer gemeinsamen Besprechung des Pflegers und des Rechtsanwalt Dr. xxx mit dem Vormundschaftsrichter. Im Anschlu&#223; daran schlo&#223; die Kl&#228;gerin unter dem 16. November 1981 mit dem durch den Pfleger vertretenen Z. einen notariellen Vertrag, der von Notar Dr. xxx beurkundet wurde. In diesem Vertrag verpflichtete sich die Kl&#228;gerin, Z. bis an dessen Lebensende in ihrer Wohnung wohnen zu lassen, ihn st&#228;ndig zu pflegen, zu bek&#246;stigen, zu betreuen und s&#228;mtliche erforderliche Hilfeleistungen zu erbringen. Die Verpflichtung sollte entfallen, wenn die Betreuung das f&#252;r die Kl&#228;gerin zumutbare Ma&#223; &#252;berschreiten w&#252;rde. Ferner hie&#223; es in dem Vertrag:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"(2)</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien besteht Einigkeit, da&#223; die tats&#228;chlichen und wirtschaftlichen Unterst&#252;tzungen seitens der Frau xxx (Kl&#228;gerin) nicht in ausreichender Weise bezahlt worden sind. In Erkenntnis dieser Tatsache wird festgelegt, da&#223; </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">a) ein Betrag von DM 20.000,-- sofort an die Erschienene zu 2.) (Kl&#228;gerin) ausgezahlt wird, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">b) ein Betrag von DM 60.000,-- auf ein auf den Namen der Frau xxx lautendes Konto angelegt wird, der auszuzahlen ist, sobald die Sterbeurkunde des Herrn xxx vorgelegt wird. Dieser Betrag gilt ebenfalls als Ausgleich f&#252;r die von Frau xxx in der Vergangenheit erbrachte Leistung soweit sie nicht mit der Zahlung von DM 20.000,-- abgegolten ist und zugleich f&#252;r die k&#252;nftigen Leistungen, Betreuungen und Versorgung des Herrn xxx durch die Erschienene zu 2.), wobei diese pauschale Abgeltung festgesetzt wird.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Sparbuch soll im Besitz des Pflegers bleiben, der ohne Zustimmung von Frau xxx hier&#252;ber nicht verf&#252;gen darf. Falls Herr xxx vor dem 30.09.1989 in einem Alten- oder Pflegeheim untergebracht werden sollte, erm&#228;&#223;igt sich der Abfindungsbetrag von DM 60.000,-- auf DM 30.000,--. F&#252;r diesen Fall gibt Frau xxx den Teilbetrag von DM 30.000,-- frei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">(3)</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sollte diese zu Lebzeiten anerkannte Schuldverpflichtung seitens der gesetzlichen Erben des Herrn xxx in Zweifel gezogen werden, bleibt es Frau xxx vorbehalten, weitere Forderungen als wirtschaftlichen Ausgleich f&#252;r die bisher bereits erbrachten und die noch in Zukunft zu erbringenden tats&#228;chlichen und finanziellen Leistungen geltend zu machen. Insoweit verzichtet der Erschienene zu 1.) auf die Einrede der Verj&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">(4)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Erschienene zu 1.) als Pfleger des Herrn xxx, verpflichtet sich, in seiner Eigenschaft als amtlich bestellter Pfleger, der Erschienenen zu 2.) monatlich einen Betrag von DM 2.000,-- und zwar jeweils innerhalb der ersten f&#252;nf Tage eines jeden Monats im Voraus auf das von Frau xxx anzugebende Konto zu &#252;berwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Rente des Herrn xxx &#228;ndert, ist auch der zu zahlende Betrag entsprechend anzupassen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag dient in erster Linie zur Abdeckung anteiliger Mietkosten, Heizung, Strom, Wasserkosten pp und in zweiter Linie f&#252;r die anteilige Verpflegung, wie auch Sonderkost des Herrn xxx und in einem kleinen Umfang mag ein etwaiger &#220;berschu&#223; auf Betreuung und Pflege in Ansatz gebracht werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten sind sich dar&#252;ber im klaren, da&#223; bei einer Unterbringung in einem Pflegeheim ein wesentlich h&#246;herer Monatsbetrag zu entrichten w&#228;re und da&#223; dann, wenn Herr xxx eine Pflegerin oder Krankenschwester einstellt, ebenfalls man mit diesem Betrag nicht ann&#228;hernd auskommt. Gerade in dieser Erkenntnis soll der Betrag von DM 60.000,-- auf ein auf Frau xxx lautendes Sparkonto genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die zu zahlenden DM 20.000,-- sind ausschlie&#223;lich als Teilzahlung auf Unkosten, die vor der Pflegerbestellung entstanden sind, anzurechnen und auf die erheblichen wirtschaftlichen und tats&#228;chlichen Leistungen seitens der Frau xxx zugunsten des Herrn xxx. Auch ein Teilbetrag von DM 60.000,-- d&#252;rfte diesen Zeitraum betreffen. Die Parteien verzichten aber darauf, einen genauen Ausgleich vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Weitergehende wechselseitige Anspr&#252;che bestehen zwischen den Parteien nicht."</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Inhalts des notariellen Vertrages vom 16.11.1984 wird auf die Ablichtung Bl. 7 ff. d.A. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der notarielle Vertrag wurde mit Beschlu&#223; des Amtsgerichts Essen vom 7. Januar 1985 vormundschaftsgerichtlich genehmigt. Von diesem Beschlu&#223; erhielt die Kl&#228;gerin am 16. Januar 1985 Kenntnis. Alsbald danach zahlte der Pfleger xxx DM 20.000,-- an die Kl&#228;gerin. Am 16. M&#228;rz 1985 starb Z.. Die Kl&#228;gerin verlangte nunmehr unter Vorlage der Sterbeurkunde gem. Nr. 2 b des Vertrages vom 16. November 1984 von dem Pfleger die Auszahlung des Betrages von DM 60.000,--. Dagegen wandten sich die Beklagten als gesetzliche Erben des Z.. Die Parteien kamen darauf &#252;berein, da&#223; die DM 60.000,-- auf einem Notar-Anderkonto des Notars Dr. xxx hinterlegt und nur mit Erm&#228;chtigung der Erben des Z. ausgezahlt werden sollten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat mit ihrer Klage von den Beklagten Einwilligung in die Freigabe des hinterlegten Betrages von DM 60.000,-- nebst Zinsen zu ihren Gunsten sowie Erstattung restlicher Beerdigungskosten von DM 787,80 nebst Zinsen begehrt. Die Beklagten sind der Klage entgegengetreten und haben im Wege der Widerklage von der Kl&#228;gerin ihrerseits die Freigabe des hinterlegten Betrages zu ihren Gunsten, die R&#252;ckzahlung des von dem Pfleger an die Kl&#228;gerin ausgezahlten Betrages von DM 20.000,--, ferner die Zahlung eines Betrages von DM 2.000,--, den die Kl&#228;gerin von dem Pfleger zuviel erhalten habe, und schlie&#223;lich die Auskehrung des von der Krankenkasse an die Kl&#228;gerin gezahlten Sterbegeldes von DM 3.733,20 DM verlangt. Hilfsweise haben die Beklagten den von ihnen geltend gemachten Zahlungsanspruch von DM 20.000,-- auf ein von Z. der Kl&#228;gerin im Januar 1979 gew&#228;hrtes, aber bisher nicht zur&#252;ckgezahltes Darlehen von DM 20.000,-- gest&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach Vernehmung des Pflegers Rechtsanwalt xxx als Zeugen hat das Landgericht Essen durch das angefochtene Urteil die Beklagten verurteilt, zugunsten der Beklagten in die Freigabe des hinterlegten Betrages in H&#246;he eines Teilbetrages von DM 30.000,-- nebst anteiligen Zinsen einzuwilligen. Auf die Widerklage hat es die Kl&#228;gerin verurteilt, zugunsten der Beklagten als Gl&#228;ubiger zur gesamten Hand in die Freigabe des Restbetrages des hinterlegten Betrages einzuwilligen und an die Beklagten DM 22.900,52 nebst Zinsen zu zahlen. Im &#252;brigen hat es Klage und Widerklage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das - auch wegen des erstinstanzlichen Vorbringens der Parteien - Bezug genommen wird, haben beide Seiten Berufung eingelegt. Die Kl&#228;gerin verfolgt mit ihrer Berufung die Freigabe des hinterlegten Betrages zu ihren Gunsten in voller H&#246;he und bek&#228;mpft mit l&#228;ngeren Ausf&#252;hrungen die Auffassung des Landgerichts, da&#223; sie sich in Anwendung der Grunds&#228;tze &#252;ber den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage eine Minderung ihres Anspruches auf die H&#228;lfte gefallen lasse m&#252;sse. Ferner beansprucht sie weiterhin Erstattung restlicher Beerdigungskosten in H&#246;he von DM 787,80, wendet sich gegen ihre Verurteilung auf die Widerklage zur Zahlung von DM 20.000,-- und bestreitet weiterhin, da&#223; Z. ihr ein Darlehen von DM 20.000,-- gew&#228;hrt habe. Desweiteren h&#228;lt sie sich nicht zur R&#252;ckzahlung eines Betrages von DM 2.000,-- f&#252;r verpflichtet und macht in diesem Zusammenhang geltend, eine Leistung ohne Rechtsgrund liege insoweit nicht vor, auch sei eine etwaige rechtsgrundlose Bereicherung weggefallen, weil sie das Geld f&#252;r den Unterhalt und die Pflege des Z. verwandt habe. Schlie&#223;lich bek&#228;mpft die Kl&#228;gerin ihre Verurteilung zur R&#252;ckzahlung von Sterbegeld in H&#246;he von DM 900,52 nebst Zinsen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils im vollen Umfang nach ihren in erster Instanz zuletzt gestellten Antr&#228;gen zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1. die Klage insgesamt abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2. widerklagend die Kl&#228;gerin zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">a) zu ihren Gunsten als Gl&#228;ubiger zur gesamten Hand die Freigabe des auf dem Notar-Anderkonto Nr. xxx, Zweigstelle xxx, des Notars xxx hinterlegten Betrags in H&#246;he von DM 60.000,-- nebst Zinsen einzuwilligen;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">b) unter Einschlu&#223; des ausgeurteilten Betrages an sie als Gl&#228;ubiger zur gesamten Hand insgesamt DM 25.733,20 nebst 8,5% von DM 3.733,20 seit dem 20. April 1985 und von DM 25.733,20 seit dem 11. November 1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten halten den Vertrag vom 16. November 1984 f&#252;r nichtig, weil Rechtsanwalt xxx nicht wirksam zum Pfleger bestellt worden sei, weil Notar Dr. xxx als Interessenvertreter der Kl&#228;gerin an der Beurkundung des Vertrages nicht habe mitwirken d&#252;rfen und weil die Beteiligten mit dem Vertragsschlu&#223; die erbrechtlichen Vorschriften &#252;ber Verf&#252;gungen von Todes wegen umgangen h&#228;tten. Nach Inhalt und Zweck des Vertrages h&#228;tten der Kl&#228;gerin schenkweise von Todes wegen oder als Verm&#228;chtnis Betr&#228;ge von insgesamt DM 80.000,-- zugewendet werden sollen. Auch sei der notarielle Vertrag wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig, weil die in dem Vertrag bestimmten Zahlungen von DM 20.000,-- und DM 60.000,-- ausschlie&#223;lich dazu h&#228;tten dienen sollen, m&#246;gliche erbrechtliche Anspr&#252;che der gesetzlichen Erben zu schm&#228;lern. Auch bestehe ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung, zumal Z. erst ab Juni 1982 ein Pflegefall gewesen sei und der monatlich gezahlte Betrag von DM 2.000,-- ausgereicht habe, die Leistungen und den Aufwand der Kl&#228;gerin angemessen abzudecken. Weiterhin berufen sich die Beklagten darauf, da&#223; ihre Anfechtung des Vertrages wegen arglistiger T&#228;uschung durchgreife. In diesem Zusammenhang machen die Beklagten geltend: Die Kl&#228;gerin habe den Pfleger &#252;ber den Umfang ihrer Pflege- und Betreuungsleistungen bewu&#223;t get&#228;uscht. Die Kl&#228;gerin habe gegen&#252;ber dem Pfleger wahrheitswidrig behauptet, Z. von 1978 bis 1982 gepflegt zu haben, obwohl Z. erst ab Juni 1982 pflegebed&#252;rftig gewesen sei. Zudem sei Z. am 30. September 1979 aus der Wohnung der Kl&#228;gerin ausgezogen und - nach Wiederaufleben des Verh&#228;ltnisses zur Kl&#228;gerin - erst im Jahre 1981 dorthin zur&#252;ckgekehrt. Im Berufungsrechtszug berufen sich die Beklagten erstmals darauf, die Kl&#228;gerin habe den Pfleger mit der Drohung, die Pflege nicht mehr fortzuf&#252;hren, zum Abschlu&#223; des notariellen Vertrages und zur Durchsetzung unangemessener Forderungen bestimmt. Jedenfalls halten die Beklagten nach den Grunds&#228;tzen &#252;ber den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage eine Anpassung des Vertrages f&#252;r geboten. Weiterhin st&#252;tzen die Beklagten ihren Anspruch auf Zahlung von DM 20.000,-- hilfsweise auf die Behauptung, Z. habe der Kl&#228;gerin in dieser H&#246;he ein Darlehen gew&#228;hrt, das bisher nicht zur&#252;ckgezahlt sei, und verteidigen die Verurteilung der Kl&#228;gerin zur R&#252;ckzahlung von DM 2.000,-- nebst Zinsen. Schlie&#223;lich haben sie die Auskehrung des an die Kl&#228;gerin gezahlten Sterbegeldes von DM 3.733,20 verlangt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Berufungsvorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und die &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Pflegschaftsakten xxx sind informatorisch Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">In der Verhandlung haben die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Parteien &#252;bereinstimmend erkl&#228;rt, da&#223; hinsichtlich der Beerdigungskosten und des Sterbegeldes beiderseits keine Anspr&#252;che mehr gegeneinander geltend gemacht w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Kl&#228;gerin pers&#246;nlich gem. &#167; 141 ZPO angeh&#246;rt. Sie hat angegeben: Herr xxx habe kein Testament hinterlassen. Seit August 1978 habe sie mit xxx zusammengelebt. Damals sei er noch gesund gewesen. Erst ab 1982 sei er zu einem Pflegefall geworden. Schon vor seinem geistigen Verfall sei bei ihm eine Inkontinenz eingetreten. Aggressiv sei xxx nicht gewesen. Wie es zu der zeitlichen Fixierung auf den 30. September 1989 in Nr. 2 b des Vertrages vom 16. November 1984 gekommen sei, k&#246;nne sie nicht sagen. Auch k&#246;nne sie nicht erkl&#228;ren, wie es zu dem in dieser Vertragsbestimmung genannten Betrag von DM 30.000,-- gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin hat &#252;berwiegend Erfolg. Sie f&#252;hrt dazu, da&#223; die Beklagten in die Freigabe des gesamten hinterlegten Betrages nebst Zinsen zu Gunsten der Kl&#228;gerin einzuwilligen haben. Auf die Widerklage bleibt die Kl&#228;gerin lediglich zur Z&#228;hlung eines Betrages von DM 2.000,00 nebst Zinsen verurteilt. Die Berufung der Beklagten hat dagegen keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><u>Berufung der Kl&#228;gerin</u></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann von den Beklagten die Einwilligung in die Freigabe des gesamten auf dem Notaranderkonto hinterlegten Betrages von DM 60.000,00 verlangen. Der Anspruch ergibt sich aus &#167; 812 Abs. 1 S. 1 BGB ("Bereicherung in sonstiger Weise"), weil die Kl&#228;gerin durch die einverst&#228;ndlich erfolgte Hinterlegung des Geldbetrages von DM 60.000,00 auf einem Notaranderkonto ohne Zustimmung der Beklagten das Geld nicht ausgezahlt erh&#228;lt und die Beklagten diese Rechtstellung auf Kosten der Kl&#228;gerin ohne rechtlichen Grund erlangt haben. Die Beklagten sind daher der Kl&#228;gerin aus &#167; 812 BGB verpflichtet, ihre Rechtsstellung dadurch aufzugeben, da&#223; sie zu Gunsten der Kl&#228;gerin in die Freigabe des auf dem Notaranderkonto hinterlegten Betrages von DM 60.000,00 nebst Zinsen einwilligen (vgl. dazu BGH NJW 1970, 463).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind durch die Hinterlegung der DM 60.000,00 auch dann auf Kosten der Kl&#228;gerin bereichert, wenn sie (gesetzliche) Erben des Z. geworden sein sollten. Denn aufgrund Nr. 2 b des notariellen Vertrages vom 16. November 1984 steht der hinterlegte Betrag der Kl&#228;gerin zu. Darin ist bestimmt, da&#223; ein Betrag von DM 60.000,00 an die Kl&#228;gerin auszuzahlen ist, sobald die Sterbeurkunde des Z. vorgelegt wird. Letzteres ist unstreitig geschehen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten ist der Vertrag vom 16. November 1984 rechtswirksam zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der f&#252;r Z. bestellte Gebrechlichkeitspfleger hat den notariellen Vertrag im Rahmen seines Wirkungskreises als gesetzlicher Vertreter des Z. geschlossen. Denn nach dem unstreitigen Sachverhalt war Z. zur Zeit des Vertragsschlusses bis zu seinem Tode gesch&#228;ftsunf&#228;hig. Davon gehen auch die Parteien dieses Rechtsstreits aus. Nach der Beurteilung des Arztes f&#252;r Nervenkrankheiten Dr. xxx, wie sie in der &#228;rztlichen Bescheinigung vom 23. M&#228;rz 1982 (Bl. 3 d. BA.) niedergelegt wurde, befand sich Z. schon zur damaligen Zeit nicht nur vor&#252;bergehend in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit im Sinne des &#167; 104 Nr. 2 BGB. Daf&#252;r sprechen auch die Feststellungen in dem Aktenvermerk vom 13. Mai 1982 (Bl. 5 d. BA.) der mit der Anordnung der Gebrechlichkeitspflegschaft befa&#223;ten Vormundschaftsrichterin. Im Falle der Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit des Pflegebefohlenen hat der Pfleger die Stellung eines gesetzlichen Vertreters (BGHZ 48, 147, 161). Da der Wirkungskreis des Pflegers die Vertretung des Pflegebefohlenen in allen Verm&#246;gensangelegenheiten umfa&#223;t, war der Pfleger auch befugt, f&#252;r Z. den notariellen Vertrag vom 16. November 1984 zu schlie&#223;en, durch den die Pflege, Betreuung und Versorgung des Pflegebefohlenen unter Einsatz dessen Verm&#246;gens auf Dauer rechtsverbindlich sichergestellt werden sollten.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Ob und gegebenenfalls nach welchen Vorschriften der notarielle Vertrag vom 16. November 1984 der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bedurfte, kann dahingestellt bleiben, weil das Vormundschaftsgericht jedenfalls den Vertrag durch Beschlu&#223; vom 7. Januar 1985 genehmigt hat. Wie im Berufungsverfahren nicht mehr im Streit ist, im &#252;brigen auch durch die in den Pflegschaftsakten befindliche Erkl&#228;rung vom 16. Januar 1985 (Bl. 164 d. BA.) nachgewiesen ist, hat die Kl&#228;gerin durch den Pfleger von der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung des Vertrages am 16. Januar 1985 Kenntnis erhalten. Aus dieser Erkl&#228;rung ergibt sich zugleich, da&#223; der Pfleger der Kl&#228;gerin die Genehmigung mitgeteilt hat (vgl. &#167;&#167; 1829 Abs. 1, 1915 Abs. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">4)</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Es liegen auch keine Nichtigkeits- oder Anfechtungsgr&#252;nde vor.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Annahme eines sog. Scheingesch&#228;fts im Sinne des &#167; 117 Abs. 1 BGB liegen keine Anhaltspunkte vor. Auch die Beklagten berufen sich nicht auf einen solchen Nichtigkeitsgrund.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Wie das Landgericht zutreffend angenommen hat, ist der Vertrag nicht wegen Versto&#223;es gegen ein gesetzliches Verbot nach &#167; 134 BGB i.V. mit &#167; 3 Abs. 1 Nr. 5 des BeurkG deshalb nichtig, weil an der Beurkundung ein Notar mitgewirkt hat, den die Kl&#228;gerin in derselben Angelegenheit bevollm&#228;chtigt hatte. &#167; 3 BeurkG enth&#228;lt lediglich sogenannte Sollvorschriften, die der beurkundende Notar zwar beachten mu&#223;, deren Verletzung aber nicht zur Nichtigkeit des Vertrages f&#252;hrt (Palandt-Heinrichs, BGB, 46. Aufl., &#167; 3 BeurkG, Anm. 1 a; Firsching in Staudinger, BGB, 12. Aufl., &#167; 3 BeurkG Rdn. 5).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Berufung der Beklagten kann auch nicht darin gefolgt werden, da&#223; es an einem wirksamen Vertragsschlu&#223; deshalb fehle, weil Rechtsanwalt xxx vom Amtsgericht xxx nicht wirksam zum Pfleger bestellt worden sei. Gr&#252;nde, die die Pflegerbestellung nichtig machten, zeigt sie nicht auf. Im Interesse des Verkehrsschutzes kann eine unwirksame Pflegerbestellung nur dann in Betracht gezogen werden, wenn dabei Normen verletzt wurden, an deren Nichtbeachtung das Gesetz unzweideutig die Nichtigkeit kn&#252;pft (vgl. BGHZ 41, 303, 309). Die Voraussetzungen f&#252;r die Anordnung einer Gebrechlichkeitspflegschaft nach &#167; 1910 BGB lagen bei Z. zweifellos vor. Auch wenn das Vormundschaftsgericht aufgrund der Vorschrift des &#167; 1779 Abs. 3 BGE, die auf die Pflegschaft gem. 1915 Abs. 1 BGB entsprechend anzuwenden ist, die Beklagten bei der Auswahl des Pflegers h&#228;tte h&#246;ren m&#252;ssen, ber&#252;hrt eine etwaige Verletzung der genannten Vorschriften nicht die Rechtswirksamkeit der Pflegerbestellung. Bei &#167; 1779 Abs. 3 BGB handelt es sich um eine blo&#223;e Sollvorschrift, deren Verletzung ohne Einflu&#223; auf die Wirksamkeit der Pflegerbestellung und der von dem Pfleger vorgenommenen Rechtshandlungen ist (vgl. auch Soergel-Damrau, BGB, 11. Aufl., &#167; 1779 Rdn. 11 und &#167; 1915 Rdn. 5). Auch eine etwaige Verletzung der gem. &#167; 1915 Abs. 1 BGB im Pflegschaftsrecht entsprechend geltenden Vorschrift des &#167; 1847 BGB, wonach das Vormundschaftsgericht in wichtigen Angelegenheiten Verwandte oder Verschw&#228;gerte des M&#252;ndels (bzw. des Pflegebefohlenen) h&#246;ren soll, f&#252;hrt nicht zur Unwirksamkeit des vom Pfleger vorgenommenen Rechtsgesch&#228;fts und der vom Vormundschaftsgericht ausgesprochenen Genehmigung dieses Rechtsgesch&#228;fts (vgl. dazu Schwab in M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 2. Aufl., &#167; 1847 Rdn. 1 mit weiteren Nachweisen). &#167; 1847 BGB ist lediglich eine Ordnungsvorschrift, die der besseren und umfassenderen Information des Vormundschaftsgerichts dient. Die Vorschrift gew&#228;hrt den Verwandten und Verschw&#228;gerten kein eigenes Anh&#246;rungsrecht. Als blo&#223;e Ordnungsvorschrift kann deren Verletzung nicht die Unwirksamkeit der gerichtlichen Ma&#223;nahmen bewirken, erst recht nicht die Unwirksamkeit der vom Pfleger vorgenommenen Rechtsgesch&#228;fte.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Unzutreffend ist auch die Auffassung der Beklagten, der Vertrag vom 16. November 1984 sei rechtsunwirksam, weil die Vertragsschlie&#223;enden die erbrechtlichen Vorschriften &#252;ber Verf&#252;gungen von Todes wegen bewu&#223;t umgangen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, der der Senat folgt, bildet die Gesetzesumgehung dann einen Nichtigkeitsgrund gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB, wenn durch andere - ernstlich gemeinte - rechtliche Gestaltungsm&#246;glichkeiten der Zweck einer Rechtsnorm vereitelt wird. Ein vom Gesetz mi&#223;billigter (verbotener) Erfolg soll nicht durch Umgehung des Gesetzes erreicht werden d&#252;rfen (BGHZ 58, 61, 65; 85, 39, 46; BGH, NJW 1959, 332, 334; vgl. auch Mayer-Maly in M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 2. Aufl., &#167; 134 Rdn. 11 ff.; Kr&#252;ger-Nieland/Z&#246;ller in BGB-RGRK, 12. Aufl., &#167; 134 Rdn. 139).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Um einen Fall der Gesetzesumgehung handelt es sich vorliegend indes nicht. Allerdings war Z. mangels Testierf&#228;higkeit der Weg der Verf&#252;gung von Todes wegen verschlossen. Wie oben ausgef&#252;hrt (3a), war er gesch&#228;ftsunf&#228;hig im Sinne des &#167; 104 Nr. 2 BGB. Dann aber war er auch testierunf&#228;hig im Sinne des &#167; 2229 Abs. 4 BGB. Er konnte mithin weder ein Testament wirksam errichten noch einen Erbvertrag abschlie&#223;en oder best&#228;tigen (vgl. &#167;&#167; 2275 Abs. 1, 2284 BGB), auch kein Verm&#228;chtnis aussetzen (vgl. &#167;&#167; 1939, 1941 Abs. 1 BGB). Da ein Erblasser ein Testament nur pers&#246;nlich errichten und einen Erbvertrag nur pers&#246;nlich schlie&#223;en kann (&#167;&#167; 2064, 2274 BGB), ist jegliche Art von Vertretung, auch die gesetzliche, bei letztwilligen Verf&#252;gungen ausgeschlossen (vgl. BGHZ 15, 199, 200). Den genannten gesetzlichen Vorschriften, denen zufolge testier- und gesch&#228;ftsunf&#228;hige Personen Verf&#252;gungen von Todes wegen - auch durch einen gesetzlichen Vertreter - nicht treffen k&#246;nnen, liegt nicht ein Verbot zugrunde, durch Rechtsgesch&#228;ft unter Lebenden f&#252;r den Fall des Todes &#252;ber den k&#252;nftigen Nachla&#223; zu verf&#252;gen oder Verpflichtungen einzugehen. Wie den Vorschriften der &#167;&#167; 331, 2301 BGB zu entnehmen ist, gebt das Gesetz - in den Grenzen der &#167;&#167; 134, 138 BGB - von der grunds&#228;tzlichen Zul&#228;ssigkeit derartiger Gesch&#228;fte aus, so da&#223; diese Gesch&#228;fte grunds&#228;tzlich nicht unter dem Gesichtspunkt einer Umgehung des Gesetzes oder berechtigter Belange anderer Personen betrachtet werden k&#246;nnen (vgl. BGHZ, 8, 23, 31/32). Dann ist es auch zul&#228;ssig, da&#223; der Erblasser im Falle seiner Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit solche Verpflichtungs- und Verf&#252;gungsgesch&#228;fte durch seinen ordnungsgem&#228;&#223; bestellten gesetzlichen Vertreter vornimmt,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Der notarielle Vertrag vom 16. November 1984 enth&#228;lt keine (verschleierten) Verf&#252;gungen von Todes wegen. Sein Inhalt und die Umst&#228;nde seines Zustandekommens rechtfertigen eine solche Auslegung nicht.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Weder die in 2 a des Vertrages vereinbarte Zahlung von DM 20.000,00 noch die in Nr. 4 Abs. 1 des Vertrages festgelegten laufenden Zahlungen von monatlich DM 2.000,00 an die Kl&#228;gerin sind in irgendeiner Weise auf den Fall des Todes abgestellt, so da&#223; schon deswegen die Annahme (verschleierter) Verf&#252;gungen von Todes wegen ausscheidet. Die DM 20.000,00 sollten "sofort", also nicht erst nach dem Tode des Z. vom Pfleger an die Kl&#228;gerin gezahlt werden. Ausweislich der mit Schreiben des Gebrechlichkeitspflegers vom 25. Juni 1985 (Bl. 177 ff d.BA.) vorgelegten Abrechnung hat dieser die Zahlungsverpflichtung am 26. Februar 1985, also noch vor dem Tode des Z, erf&#252;llt (vgl. Bl. 190 d.BA.). Nach Nr. 4 Abs. 5 war die Zahlung des Betrages "ausschlie&#223;lich" dazu bestimmt, Unkosten und Leistungen der Kl&#228;gerin f&#252;r Z. aus der Zeit vor der Pflegerbestellung auszugleichen, wobei - wie Nr. 4 Abs. 5 letzter Satz des Vertrages zu entnehmen ist - auf einen genauen Ausgleich verzichtet wurde. Die laufende Zahlung von DM 2.000,00 monatlich sollte in erster Linie die mit der Unterbringung, Pflege, Betreuung und Versorgung des Z. verbundenen Unkosten der Kl&#228;gerin abdecken und nur zu einem kleinen Teil auch die Betreuungs- und Pflegeleistungen der Kl&#228;gerin f&#252;r Z. entgelten. Entgegen der Ansicht der Beklagten ergibt sich aus dem an die Beklagte zu 3) gerichteten Schreiben des Gebrechlichkeitspflegers vom 1. Februar 1984 (Bl. 53 ff d.A.) kein Hinweis darauf, da&#223; die Einmalzahlung von DM 20.000,00 und die laufende Zahlung von monatlich DM 2.000,00 als (verschleierte) letztwillige Zuwendungen an die Kl&#228;gerin gedacht waren. Auch nach dem insoweit eindeutigen Inhalt dieses Schreibens war die Zahlung des Betrages von DM 20.000,00 zur Abgeltung von "Leistungen (der Kl&#228;gerin) in der Vergangenheit" und "zum Ausgleich aller wechselseitigen Anspr&#252;che" bestimmt. &#196;hnliches bestimmte der dem Vormundschaftsgericht zugeleitete, von ihm aber abgelehnte Vertragsentwurf des Pflegers (Bl. 118 ff d.BA.) in Nr. 5 Abs. 2. In diesem Vertragsentwurf war auch schon die laufende Zahlung von DM 2.000,00 monatlich "als Entgelt f&#252;r die Betreuung, Verpflegung und Einr&#228;umung des Mitbesitzes an der Wohnung" vorgesehen. Weder das Schreiben des Pflegers vom 1. Februar 1984 noch dieser Vertragsentwurf enthalten Hinweise darauf, da&#223; es sich bei den darin erw&#228;hnten Zahlungen von DM 20.000,00 bzw. DM 2.000,00 monatlich in Wahrheit um letztwillige Zuwendungen handeln sollte. Selbst wenn es sich bei der Zahlung des Betrages von DM 20.000,00 ganz oder teilweise um Schenkungen handeln sollte, w&#252;rde die Zuwendung als eine unter Lebenden vollzogene Schenkung anzusehen sein.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Auch hinsichtlich der von Z. &#252;bernommenen Zahlungsverpflichtung von DM 60.000,00 liegt keine (verschleierte) Verf&#252;gung von Todes wegen vor.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Mach dem Wortlaut des Vertrages, wie er sich aus den Bestimmungen Nr. 2 b S. 2 und Nr. 4 Abs. 5 des Vertrages erschlie&#223;t, sollte der Betrag von DM 60.000,00 einerseits als Ausgleich f&#252;r die von der Kl&#228;gerin in der Vergangenheit f&#252;r 2. erbrachte Leistung gelten, soweit sie nicht mit der Zahlung von DM 20,000,00 abgegolten ist; andererseits sollte er aber auch die k&#252;nftigen Betreuungs- und Versorgungsleistungen der Kl&#228;gerin ausgleichen. Hiernach handelt es sich bei der versprochenen Zahlung von DM 60.000,00 jedenfalls um die Gegenleistung f&#252;r die &#220;bernahme der lebzeitigen Pflege und Versorgung des Z., wobei mit der Zahlung zugleich nicht n&#228;her aufgeschl&#252;sselte, von der Kl&#228;gerin in der Vergangenheit f&#252;r Z. erbrachte Leistungen mitabgegolten werden sollten. Wie der erstinstanzlichen Aussage des als Zeuge vernommenen fr&#252;heren Pflegers des Z. zu entnehmen ist, wurde mit dem Abschlu&#223; des Vertrages vom 16. November 1984 bezweckt, mit Hilfe des Verm&#246;gens des Z. dessen Pflege bis zum Tode sicherzustellen. Dieser Zweck hat auch Ausdruck in dem Vertrag gefunden. Es wurde zwar der Kl&#228;gerin eine Zahlung von DM 60.000,00 versprochen. Dieser Betrag sollte aber nicht sofort an die Kl&#228;gerin ausgezahlt, sondern auf ein auf den Namen der Kl&#228;gerin lautendes Sparkonto eingezahlt werden. Das Sparbuch sollte im Besitz des Pflegers bleiben, der jedoch ohne Zustimmung der Kl&#228;gerin nicht &#252;ber das Guthaben sollte verf&#252;gen d&#252;rfen (Nr. 2 b Abs. 2 des Vertrages). Zweck dieser Regelungen war es, wie Nr. 4 Abs. 4 des Vertrages zu entnehmen ist, das Geld zumindest teilweise f&#252;r die Pflege des Z. verf&#252;gbar zu halten, damit bei einer erforderlichen Unterbringung des Z. in einem Pflegeheim oder bei Einstellung einer Pflegerin oder Krankenschwester die Kosten, die von den Vertragsparteien als wesentlich &#252;ber dem Monatsbetrag von DM 2.000,00 liegend veranschlagt wurden, auch aus dem Sparguthaben gedeckt werden konnten, soweit das Geld nicht nach Nr. 2 b Abs. 2 des Vertrages der Kl&#228;gerin auf jeden Fall verbleiben sollte.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; der Betrag von DM 60.000,00 - von den vorstehend genannten Besonderheiten abgesehen - nach Nr. 2 b Abs. 1 S. 1 des Vertrages erst nach den Tode des Z. unter Vorlage der Sterbeurkunde auszuzahlen ist, rechtfertigt es nicht, das Zahlungsversprechen als Verf&#252;gung von Todes wegen anzusehen. Hierdurch wurde lediglich die F&#228;lligkeit des Auszahlungsanspruchs auf den Zeitpunkt des Todes des Z. hinausgeschoben. Dies &#228;nderte jedoch nicht den Charakter des Rechtsgesch&#228;fts als eines solchen unter Lebenden. Richtigerweise ist daher auch in Nr. 3 des Vertrages hinsichtlich des Zahlungsversprechens von DM 60.000,00 von einer zu Lebzeiten anerkannten Schuldverpflichtung die Rede, zumal dieser auch die Verpflichtung der Kl&#228;gerin zu lebzeitigen Pflege und Versorgung des Z. entspricht. Hinzu kommt, da&#223; sich der Pfleger, wie seinem Schreiben vom 1. Februar 1984 an die Beklagte zu 3) zu entnehmen ist (Bl. 53, 54 d.A.) und sich auch aus seiner Zeugenaussage vor dem Landgericht ergibt, bewu&#223;t war, da&#223; Z. nicht mehr testierf&#228;hig war und daher Verf&#252;gungen von Todes wegen nicht treffen konnte. Es kam daher nur in Betracht, nicht nur die Pflege und Versorgung des Z., sondern auch die dazu von der Kl&#228;gerin ausbedungenen Geldleistungen durch schon zu Lebzeiten wirksame Verpflichtungen und Rechte auch f&#252;r den Fall des Todes des Z. auf eine sichere Rechtsgrundlage zu stellen. Dem Schreiben des Pflegers vom 1. Februar 1984 kommt in diesem Zusammenhang f&#252;r die Auslegung des Vertrages keine wesentliche, insbesondere keine entscheidende Bedeutung zu, da weder dargetan noch sonst erkennbar ist, da&#223; dieses allein an die Beklagte zu 3) gerichtete Sehreiben mit seinen Formulierungen Gegenstand der Verhandlungen mit der Kl&#228;gerin oder ihrem anwaltlichen Vertreter war, die zum Abschlu&#223; des Vertrages in der vorliegenden Form f&#252;hrten. Ersichtlich handelt es sich bei den in dem genannten Schreiben der Beklagten zu 3) unterbreiteten Vorschl&#228;gen um noch nicht abschlie&#223;end durchdachte &#220;berlegungen und Vorstellungen des Pflegers, die auch keinen Niederschlag in dem endg&#252;ltigen Vertrag fanden. Auch der von Notar xxx erstellte und dem Vormundschaftsgericht Essen mit Schreiben des Pflegers vom 18. Juli 1984 vorgelegte Entwurf, nach dem die Kl&#228;gerin "aus dem Nachla&#223;" einen Betrag von DM 60.000,00 erhalten sollte, ist mit diesem Inhalt nicht in den endg&#252;ltigen Vertrag &#252;bernommen worden. Gerade was die Zahlung von DM 60.000,00 angeht, weicht der Vertrag von dem Vertragsentwurf in einem wesentlichen Punkte ab, weil die Vertragsparteien vereinbarten, da&#223; der Betrag von DM 60.000,00 sofort auf ein auf den Namen der Kl&#228;gerin lautendes Sparkonto eingezahlt und lediglich die Auszahlung des Guthabens bis zum Tode aufgeschoben werden sollte. Der Geldbetrag sollte, wenn auch mit gewissen Kautelen, schon lebzeitig aus dem Verm&#246;gen des Z. ausgeschieden, also eben nicht mehr "aus dem Nachla&#223;" gezahlt werden.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Nichtigkeit des Vertrages folgt ferner nicht aus &#167; 2301 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift finden auf ein Schenkungsversprechen, das unter der Bedingung erteilt wird, da&#223; der Beschenkte den Schenker &#252;berlebt, die Vorschriften &#252;ber Verf&#252;gungen von Todes wegen Anwendung. L&#228;ge ein derartiges Schenkungsversprechen hier vor, w&#228;re es nichtig, da bei Z. wegen dessen Testierunf&#228;higkeit (Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit) eine wesentliche Voraussetzung, unter der eine Verf&#252;gung von Todes wegen getroffen werden kann, fehlte. M&#246;glicherweise w&#252;rde dies gem&#228;&#223; &#167; 139 BGB zur Nichtigkeit des gesamten Vertrages f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Ein Schenkungsversprechen liegt hier jedoch nicht vor. &#167; 2301 BGB gilt nur f&#252;r Schenkungen, nicht f&#252;r entgeltliche Vertr&#228;ge (BGHZ 8, 23, 31). Das Schenkungsversprechen ist Teil eines Vertrages, durch den eine Leistung schenkweise versprochen wird (vgl. &#167; 518 Abs. 1 BGB). Zur Annahme einer Schenkung bedarf es einer Einigung des Beg&#252;nstigten mit dem Schenker &#252;ber die Unentgeltlichkeit der Zuwendung gem&#228;&#223; &#167; 516 BGB. Dementsprechend mu&#223; auch das Schenkungsversprechen auf eine derartige Einigung angelegt sein. Daran fehlt es hier. Nach Nr. 2 b und Nr. 4 Abs. 5 des Vertrages sollten die DM 60.000,00 Entgelt f&#252;r in der Vergangenheit erbrachte Leistungen und f&#252;r k&#252;nftige Pflege- und Versorgungsleistungen der Kl&#228;gerin sein, deren Umfang zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses nicht abzusehen war.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn es sich aber bei der von Z. &#252;bernommenen Zahlungsverpflichtung zumindest teilweise um ein Schenkungsversprechen handeln sollte, w&#228;re &#167; 2301 BGB nicht anwendbar, weil es an hinreichenden Anhaltspunkten daf&#252;r fehlt, da&#223; das (etwaige) Schenkungsversprechen von Z. unter der Bedingung abgegeben wurde, da&#223; die Kl&#228;gerin Z. &#252;berlebte.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht angenommen, da&#223; der Vertrag vom 16. November 1984 nicht wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nach &#167; 138 BGB nichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">&#167; 138 Abs. 2 BGB kann vorliegend schon deshalb nicht angewendet werden, weil die insoweit darlegungspflichtigen Beklagten keine Tatsachen und Umst&#228;nde vorgetragen haben, die die Annahme rechtfertigen k&#246;nnten, die Kl&#228;gerin habe sich in dem Vertrag "unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsverm&#246;gen oder der erheblichen Willensschw&#228;che" (unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ige) Verm&#246;gensvorteile versprechen lassen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Der von der Kl&#228;gerin mit Z. geschlossene Vertrag ist auch nicht nach &#167; 138 Abs. 1 BGB nichtig, wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat. Der Senat nimmt auf diese Ausf&#252;hrungen Bezug.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, der sich der Senat in zahlreichen Entscheidungen angeschlossen hat, ist ein Rechtsgesch&#228;ft sittenwidrig und darum nach &#167; 138 Abs. 1 BGB nichtig, wenn zwischen Leistung und Gegenleistung ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis besteht und weitere Umst&#228;nde hinzutreten, insbesondere der durch das Rechtsgesch&#228;ft Beg&#252;nstigte aus einer verwerflichen Gesinnung gehandelt hat (BGH, NJW 1985, 3006 mit weiteren Nachweisen; vgl. auch BGH WM 1984, 874). Diese Voraussetzungen liegen im Streitfalle nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">(1)</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat die Kl&#228;gerin sich im Vertrag vom 16. November 1984 neben einer laufenden Zahlung von monatlich DM 2.000,00 die Zahlung weiterer Betr&#228;ge von insgesamt DM 80.000,00 ausbedungen. Indes sollten, wie die Vertragsparteien ausdr&#252;cklich vereinbart haben, mit der Zahlung von DM 20.000,00 ausschlie&#223;lich Leistungen und Unkosten abgegolten werden, die die Kl&#228;gerin in der Zeit vor der Pflegerbestellung f&#252;r Z. erbracht bzw. aufgewendet hatte. Die Vertragsparteien haben insoweit auf einen genauen Ausgleich, also auf eine Abrechnung der einzelnen Leistungen verzichtet. Der Vertrag hat in dieser Hinsicht Vergleichscharakter, so da&#223; es nicht darauf ankommt, ab wann, wie intensiv und mit welchen etwa durch die Trennung der Kl&#228;gerin und des Z. bedingten Unterbrechungen dieser von der Kl&#228;gerin bis zur Pflegerbestellung versorgt, betreut und gepflegt worden ist. Es ist nicht erkennbar, auch von den Beklagten nicht dargetan, da&#223; Z. durch die &#252;bernommene Zahlungsverpflichtung in H&#246;he von DM 20.000,00 Forderungen der Kl&#228;gerin in einem unangemessenen Ausma&#223; anerkannt hat. Immerhin hat Z. unstreitig ab August 1978 bis zum 30. September 1979 und zumindest ab 1981 bei der Kl&#228;gerin gelebt und ist von ihr versorgt worden, mag er auch - wie die Kl&#228;gerin bei ihrer Anh&#246;rung angegeben hat - erst ab 1982 ein sogenannter Pflegefall gewesen sein. Die Beklagten haben ihre von der Kl&#228;gerin bestrittene Behauptung, an die Kl&#228;gerin seien DM 10.000,00 aus einem Sparkassenbrief, die Abfindung des Z. in H&#246;he von DM 36.000,00 aus seiner T&#228;tigkeit als Handelsvertreter sowie die Versicherungssumme aus seiner Lebensversicherung geflossen, nicht unter Beweis gestellt. Allerdings ergibt sich aus der bei den Pflegschaftsakten befindlichen Aufstellung der Kl&#228;gerin (Bl. 147, 148 d.BA.), da&#223; Z. ihr Betr&#228;ge von insgesamt DM 56.000,00 zur Verf&#252;gung gestellt hat, wobei unklar ist, ob darin die unstreitig an die Kl&#228;gerin geflossenen DM 20.000,00 enthalten sind, deren R&#252;ckzahlung als Darlehen die Beklagten fordern. Insofern ist jedoch zu bedenken, da&#223; die Kl&#228;gerin und Z. eine Heilpraktikerpraxis in Essen errichtet haben, die die beiden gemeinsam betreiben wollten, und da&#223; zur Errichtung dieser Praxis Kapital ben&#246;tigt wurde, das Z. zumindest in der von der Kl&#228;gerin einger&#228;umten H&#246;he beigesteuert hat, das f&#252;r den gemeinsamen Lebensunterhalt mithin nicht zur Verf&#252;gung stand. Die Rente des Z. belief sich lediglich auf rund DM 1.600,00, wovon Unterhaltsforderungen der Beklagten zu 1) In H&#246;he von monatlich DM 665,00 erf&#252;llt werden mu&#223;ten. Auch wenn nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (vgl. BGHZ 77, 55, 58) bei einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft - vorbehaltlich aber einer besonderen Vereinbarung - pers&#246;nliche und wirtschaftliche Leistungen der Partner nicht gegeneinander aufgerechnet werden, erscheint es im Hinblick auf die pers&#246;nlichen Beziehungen nicht unangemessen und anst&#246;&#223;ig, da&#223; sich Z. anl&#228;&#223;lich der Sicherstellung seiner k&#252;nftigen Pflege und Betreuung verpflichtete, zur teilweisen Abgeltung der von der Kl&#228;gerin zu seinen Gunsten erbrachten Leistungen einen Betrag von DM 20.000,00 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">(2)</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig kann ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung im Hinblick auf die von der Kl&#228;gerin ausbedungene weitere Zahlung von DM 60.000,00 angenommen werden. Wenngleich dieser Betrag teilweise ebenfalls die von der Kl&#228;gerin in der Vergangenheit f&#252;r Z. erbrachten Leistungen ausgleichen sollte, war er haupts&#228;chlich dazu bestimmt, wie sich aus dem Zusammenhang der Regelungen in Nr. 2 b, 4 Abs. 4 und 5 des Vertrages entnehmen l&#228;&#223;t, die k&#252;nftigen Pflegeleistungen der Kl&#228;gerin abzugelten und die Pflege und Versorgung des Z. f&#252;r die Zukunft sicherzustellen. Da nicht abzusehen war, wie lange Z. der Pflege, Betreuung und Versorgung durch die Kl&#228;gerin bed&#252;rfen w&#252;rde, erscheint der hierf&#252;r ausbedungene Betrag, von DM 60.000,00 trotz der laufenden Zahlung von monatlich DM 2.000,00 nicht unangemessen und anst&#246;&#223;ig. Immerhin war Z. in Anbetracht der vorliegenden schweren Zerebralsklerose (vgl. das Schreiben des Arztes xxx vom xxx, Bl. 116 d.BA.) pflegebed&#252;rftig. Bei einer Unterbringung in einem Pflegeheim w&#228;re, wie dem Senat aus einer Reihe von fr&#252;heren Rechtstreitigkeiten bekannt ist, bei den seinerzeit &#252;blichen Pfleges&#228;tzen mit Pflegekosten von mindestens DM 3.000,00 zu rechnen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Dem Landgericht ist auch dahin beizupflichten, da&#223; der Vertrag vom 16. November 1984 nicht infolge wirksamer Anfechtung wegen arglistiger T&#228;uschung nach &#167;&#167; 123 Abs. 1, 142 Abs. 1 BGB nichtig ist. Der Senat nimmt insoweit auf die &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Landgerichts Bezug (&#167; 543 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">g)</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich greift auch die erstmalig im Berufungsrechtszug erkl&#228;rte Anfechtung des Vertrages wegen widerrechtlicher Drohung (&#167; 123 Abs. 1 BGB) nicht durch. Wie das Landgericht im Zusammenhang mit der Frage der Sittenwidrigkeit des Vertrages zutreffend ausgef&#252;hrt hat, kann es nicht als verwerflich angesehen werden, da&#223; die Kl&#228;gerin - wie der Zeuge xxx glaubhaft bekundet hat - mit der Androhung, andernfalls "die Brocken hinzuwerfen", die Anerkennung ihrer Verg&#252;tungsforderungen erreicht hat. Insofern liegt keine inad&#228;quate Mittel-Zweck-Beziehung vor, da es dem Pfleger, der immerhin Rechtsanwalt ist, freistand, die Forderungen der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen und aufgrund des ihm zukommenden Aufenthaltsbestimmungsrechts den Pflegebefohlenen anderweitig zur Pflege unterzubringen. Hinreichende Barmittel, um die Kosten der anderweitigen Unterbringung f&#252;r die n&#228;chsten Jahre bestreiten zu k&#246;nnen, standen ihm ausweislich der dem Vormundschaftsgericht eingereichten Abrechnungen (vgl. etwa Bl. 128 der BA.) zur Verf&#252;gung. Der Kl&#228;gerin konnte nicht zugemutet werden, im Interesse der k&#252;nftigen Erben die Last der Pflege unter m&#246;glichster Schonung des Verm&#246;gens des Z. auf sich zu nehmen. Daran &#228;nderte auch nichts der zwischenzeitlich vorgenommene Umzug nach Lauchringen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">5)</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Da hiernach der Vertrag vom 16. November 1984 wirksam zustande gekommen ist, steht der Kl&#228;gerin der geltend gemachte Anspruch auf Einwilligung in die Freigabe des hinterlegten Betrages nebst Zinsen grunds&#228;tzlich zu.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Der Zahlungsanspruch (und damit der Freigabeanspruch) erf&#228;hrt keine Minderung nach Nr. 2 b letzter Absatz des Vertrages, weil Z. vor dem 30. September 1989 verstorben ist. Die in der genannten Vertragsbestimmung von den Vertragsparteien getroffene Regelung betrifft den vorliegenden Fall nicht. Sie behandelt allein den Fall, da&#223; Z. vor dem 30. September 1989 in einem Alten- oder Pflegeheim untergebracht werden w&#252;rde. Da dann mit erh&#246;hten Kosten gerechnet wurde (vgl. Nr. 4 Abs. 4 S. 1 des Vertrages), die durch den laufenden Betrag von DM 2.000,00 voraussichtlich nicht gedeckt werden k&#246;nnten, sollte die Kl&#228;gerin die H&#228;lfte des Betrages von DM 60.000,00, also DM 30.000,00, "freigeben". Angesichts dieses Sinn und Zwecks der Nr. 2 b letzter Absatz des Vertrages ist f&#252;r eine - auch entsprechende - Anwendung dieser Vertragsbestimmung kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Auch aufgrund einer erg&#228;nzenden Vertragsauslegung ergibt sich keine Minderung oder gar ein g&#228;nzlicher Ausschlu&#223; des Zahlungsanspruches. Eine erg&#228;nzende Vertragsauslegung kommt dann in Betracht, wenn ein Vertrag innerhalb des durch ihn gesteckten Rahmens oder der tats&#228;chlich gewollten Vereinbarung erg&#228;nzungsbed&#252;rftig ist (BGH NJW 1985, 2581, 2582 mit weiteren Nachweisen). Sie scheidet hier jedoch aus, weil eine Einschr&#228;nkung oder der v&#246;llige Ausschlu&#223; des Zahlungsanspruches den durch den Vertrag gesteckten Rahmen &#252;berschreiten w&#252;rde. Denn nach Sinn und Zweck des Vertrages sollte der Kl&#228;gerin im Falle des Todes des Z. der Betrag von DM 60.000,00 ungeschm&#228;lert und unabh&#228;ngig von der Dauer der Pflege und Betreuung endg&#252;ltig zustehen, wenn nicht vor dem 30. September 1989 der Fall einer Unterbringung in einem Alten- oder Pflegeheim eingetreten war. Entgegen der vom Landgericht in anderem Zusammenhang ge&#228;u&#223;erten Ansicht fehlt jede verl&#228;&#223;liche Grundlage f&#252;r die Annahme, die Vertragsparteien seien bei Vertragsschlu&#223; von einer mindestens 5-j&#228;hrigen Pflege, also auch von einer entsprechend langen Lebensdauer des Z. ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag dem Landgericht nicht darin zu folgen, da&#223; der Vertrag vom 16. November 1984 nach den Grunds&#228;tzen &#252;ber den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage (&#167; 242 BGB) dahin anzupassen sei, da&#223; der Kl&#228;gerin nur eine erm&#228;&#223;igte Summe von DM 30.000,00 zustehe. Die Gesch&#228;ftsgrundlage eines Vertrages wird gebildet durch die nicht zum Vertragsinhalt erhobenen, aber beim Vertragsschlu&#223; zutage getretenen, dem Gesch&#228;ftsgegner erkennbaren und von ihm nicht beanstandeten Vorstellungen des einen Vertragsteils oder durch die gemeinsamen Vorstellungen beider Teile vom Vorhandensein oder k&#252;nftigen Eintritt gewisser Umst&#228;nde, sofern der Gesch&#228;ftswille auf diesen Vorstellungen aufbaut. Der Senat hat erhebliche Bedenken, ob die Vertragsparteien eine ann&#228;hernd bestimmte Lebensdauer des Z. zur Gesch&#228;ftsgrundlage des Vertrages gemacht haben. Immerhin war Z. bei Abschlu&#223; des Vertrages 73 Jahre alt und aufgrund altersbedingter Zerebralsklerose pflegebed&#252;rftig. Zwar haben die Beteiligen m&#246;glicherweise - wie der Zeuge xxx erstinstanzlich ausgesagt hat - nicht in Betracht gezogen, da&#223; Z. schon rund vier Monate nach Vertragsschlu&#223; sterben w&#252;rde. Die Annahme des Zeugen xxx, Z. sei physisch noch recht gesund gewesen und habe noch eine relativ hohe Lebenserwartung gehabt, erscheint angesichts des dem Zeugen bekannten &#228;rztlichen Berichts des Facharztes f&#252;r Neurologie und Psychiatrie vom 18. Juni 1984 (Bl. 116 d.BA) und der darin Z. bescheinigten schweren Zerebralsklerose fragw&#252;rdig. F&#252;r die Annahme des Landgerichts, die Vertragsparteien h&#228;tten im Sinne einer Gesch&#228;ftsgrundlage bei Vertragsschlu&#223; eine mindestens noch f&#252;nfj&#228;hrige Lebensdauer des Z. zugrundegelegt, entbehrt jedenfalls hinreichender Anhaltspunkte. Weder die f&#252;r den Fall einer Heimunterbringung in Nr. 2 Abs. 2 S. 2 und 3 des Vertrages noch die vom Landgericht angef&#252;hrten Aktenvermerke (Bl. 123 R und 168 der BA.) rechtfertigen diese Annahme. Sie sprechen nur daf&#252;r, da&#223; auch eine l&#228;ngere Pflegebed&#252;rftigkeit in Betracht gezogen wurde und demgem&#228;&#223; eine l&#228;ngere Pflege sichergestellt werden sollte. Selbst wenn man jedoch dem Landgericht darin folgt, da&#223; die Vertragsparteien von einer l&#228;ngeren Lebensdauer als Gesch&#228;ftsgrundlage des Vertrages ausgegangen sind, scheidet eine Vertragsanpassung aus. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der sich der Senat anschlie&#223;t, ist f&#252;r eine Ber&#252;cksichtigung von St&#246;rungen der Gesch&#228;ftsgrundlage kein Raum, wenn nach der vertraglichen Regelung derjenige das Risiko zu tragen hat, der sich auf die St&#246;rung beruft (BGHZ 74, 370, 373 mit weiteren Nachweisen; BGH, NJW 1985, 2693 und 1987, 1629, 1630). Die Kl&#228;gerin hatte vertraglich bis zur Grenze der Zumutbarkeit die Pflege und Betreuung des Z. bis an dessen Lebensende &#252;bernommen (Nr. 1 Abs. 2 des Vertrages). Das Risiko, da&#223; Z. noch lange leben und ihre st&#228;ndige Pflege und Betreuung in Anspruch nehmen w&#252;rde, lag bei ihr; eine Erh&#246;hung des vereinbarten Abgeltungsbetrages h&#228;tte sie von Z. oder dessen k&#252;nftigen Erben nicht verlangen k&#246;nnen. Dem entspricht das Risiko des Z. oder seiner k&#252;nftigen Erben, da&#223; Z. alsbald sterben k&#246;nnte und demzufolge die Kl&#228;gerin die Pflege- und Betreuungsleistungen nur im geringen Umfang zu erbringen brauchte, also ohne erhebliche Gegenleistungen - sieht man von der vereinbarten Abgeltung der in der Vergangenheit erbrachten Leistungen ab - in den Genu&#223; des Abgeltungsbetrages kommen w&#252;rde. Bei Rechtsgesch&#228;ften der vorliegenden Art mit Versorgungscharakter, bei denen der Umfang der geschuldeten Leistungen und Gegenleistungen von dem Leben des einen Vertragsteils abh&#228;ngt, ist die genannte Risikoverteilung typisch. Sie wird von den Vertragsparteien, die vielfach in engen pers&#246;nlichen Beziehungen zueinander stehen, wenn nicht bewu&#223;t in Kauf, so doch jedenfalls hingenommen, und zwar auch f&#252;r den Fall, da&#223; die eine oder andere Seite je nach der Entwicklung der Lebensverh&#228;ltnisse beg&#252;nstigt wird. So ist es auch hier. Die Zahlung des Betrages von DM 60.000,00 war zwar dazu bestimmt, die erbrachten und k&#252;nftigen Leistungen abzugelten. Die Vorgeschichte des Vertragsschlusses zeigt aber auch, da&#223; die Kl&#228;gerin als langj&#228;hrige Lebensgef&#228;hrtin und Vertrauensperson des Z. in dieser Weise an dessen Verm&#246;gen teilhaben sollte. Zu einer Anpassung der von Z. &#252;bernommenen Zahlungsverpflichtung in H&#246;he von DM 60.000,00 nach den Grunds&#228;tzen &#252;ber den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage ist daher nach Auffassung des Senats kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Mach alledem sind die Beklagten verpflichtet, zu Gunsten der Kl&#228;gerin in die Freigabe des hinterlegten Betrages in voller H&#246;he nebst den inzwischen angefallenen Zinsen einzuwilligen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin mit ihrer Berufung die Abweisung ihres Zahlungsanspruches von DM 787,80 angegriffen hat, hat sich der Rechtsstreit in der Hauptsache dadurch erledigt, da&#223; die Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung erkl&#228;rt haben, da&#223; hinsichtlich der Beerdigungskosten (und des Sterbegeldes) beiderseits keine Anspr&#252;che mehr geltend gemacht w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin hat auch insoweit Erfolg, als die Kl&#228;gerin - auf die Widerklage - zur Zahlung eines Betrages von DM 20.000,00 nebst Zinsen verurteilt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zu Unrecht angenommen, da&#223; die Kl&#228;gerin die Zahlung dieses Betrages aus Darlehen nach &#167; 607 Abs. 1 BGB schuldet.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Anspruch ist nicht begr&#252;ndet, weil nicht festgestellt werden kann, da&#223; der unstreitig an die Kl&#228;gerin geflossene Betrag von DM 20.000,00 ihr von Z. als Darlehen gegeben wurde. Allein aufgrund der Anwaltsschreiben vom 1. und 4. Oktober 1979 l&#228;&#223;t sich die Darlehensvereinbarung nicht feststellen. Sie beweisen allenfalls, da&#223; Z., der sich seinerzeit von der Kl&#228;gerin getrennt hatte, vom Bestehen einer Darlehensforderung ausging. Da&#223; die Kl&#228;gerin den Betrag von DM 20.000,00 tats&#228;chlich von Z. als Darlehen - aufgrund einer entsprechenden Vereinbarung - empfangen hat, beweisen die Schreiben nicht. F&#252;r die behauptete, von der Kl&#228;gerin bestrittene eigentliche Darlehensvereinbarung haben die insoweit beweispflichtigen Beklagten keinen geeigneten Beweis angeboten. Der als Zeuge benannte Rechtsanwalt xxx k&#246;nnte allenfalls das bekunden, was sich aus den beiden Schreiben vom 1. und 4. Oktober 1979 ergibt und was ihm m&#246;glicherweise Z. mitgeteilt hat. Dieser in das Wissen des Zeugen gestellte Sachvortrag kann als wahr unterstellt werden. F&#252;r den Nachweis einer Darlehensvereinbarung reicht dies ebensowenig aus wie die genannten Anwaltsschreiben, Beim Abschlu&#223; des behaupteten Darlehensvertrages und der Hingabe des Geldes waren ersichtlich Zeugen nicht anwesend.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Da der Vertrag vom 16. November 1984 - wie oben ausgef&#252;hrt - wirksam zustande gekommen ist, hat der Pfleger die in Nr. 2 a des Vertrages von Z. &#252;bernommene Zahlungsverpflichtung mit Rechtsgrund erf&#252;llt, so da&#223; ein Bereicherungsanspruch aus &#167; 812 Abs. 1 S. 1 BGB gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg wendet sich die Kl&#228;gerin gegen ihre Verurteilung zur R&#252;ckzahlung von DM 2.000,00.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf R&#252;ckzahlung dieses Betrages steht den Beklagten als gesetzlichen Erben des Z. zu. Die Beklagten sind die gesetzlichen Erben des Z.. Allerdings hat die Kl&#228;gerin dies in der m&#252;ndlichen Verhandlung bestritten. Ihr neuerliches Bestreiten der Erbenstellung der Beklagten ist indes gem&#228;&#223; &#167;&#167; 296 Abs. 1, 527 ZPO wegen Versp&#228;tung nicht zuzulassen. Zwar hat die Kl&#228;gerin schon erstinstanzlich bezweifelt, da&#223; die Beklagten die gesetzlichen Erben des Z. sind. Das landgerichtliche Urteil geht jedoch von der Erbenstellung der Beklagten aus. In ihrer Berufungsbegr&#252;ndung hat die Kl&#228;gerin das nicht angegriffen. Im &#252;brigen spricht f&#252;r die Erbenstellung der Beklagten, da&#223; Z., wie die Kl&#228;gerin in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat unwidersprochen angegeben hat, kein Testament hinterlassen hat. Die Beklagte zu 3) ist eine eheliche Tochter des Z., mithin Abk&#246;mmling im Sinne des &#167; 1924 Abs. 1 BGB. Der Beklagte zu 2) hat die Stellung eines (gemeinschaftlichen) ehelichen Kindes durch die Annahme als Kind erlangt (&#167; 1754 Abs. 1 BGB). Die Beklagte zu 1) war die Ehefrau des Z. und ist neben den Beklagten zu 2) und 3) als gesetzliche Erbin nach &#167; 1931 Abs. 1 S. 1 BGB berufen. Sie hatte zwar die Scheidung ihrer Ehe beantragt; es ist jedoch nichts daf&#252;r ersichtlich, da&#223; Z. ebenfalls die Scheidung der Ehe beantragt oder der Scheidung zugestimmt hatte (vgl. &#167; 1933 S. 1 BGB). Der Schriftsatz vom 8. Juni 1978 (Bl. 130 d.A.) enth&#228;lt eine solche - formelle - Zustimmung nicht (vgl. dazu Werner in Staudinger, BGB, 12. Aufl., &#167; 1933 Rndn. 7).</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, liegt in H&#246;he eines Betrages von DM 2.000,00 eine Zuvielzahlung seitens des Pflegers an die Kl&#228;gerin vor, so da&#223; diese nach Bereicherungsgrunds&#228;tzen (&#167; 812 Abs. 1 S. 1, 818 Abs. 2 BGB) zur R&#252;ckzahlung verpflichtet ist. Der Senat nimmt insoweit auf die &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen in dem angefochtenen Urteil Bezug. Die Angriffe der Berufung der Kl&#228;gerin hiergegen rechtfertigen keine andere Beurteilung. Ob die Kl&#228;gerin sich &#252;berhaupt auf den Wegfall der Bereicherung (&#167; 818 Abs. 3 BGB) berufen kann, kann offenbleiben. Jedenfalls reicht es insoweit nicht aus, wenn die Kl&#228;gerin pauschal behauptet, der eventuell zuviel gezahlte Betrag von DM 2.000,00 sei voll f&#252;r den Unterhalt und die Pflege des Z. verwandt worden.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Zinsanspruches mu&#223; es bei den vom Landgericht zugrunde gelegten Satz von 4% verbleiben, weil die Beklagten die angek&#252;ndigte Bankbescheinigung nicht vorgelegt haben.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks"><u>Berufung der Beklagten</u></p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Wie oben unter A. I. n&#228;her begr&#252;ndet worden ist, steht der Kl&#228;gerin gegen die Beklagten ein Anspruch auf "Freigabe" des hinterlegten Betrages in voller H&#246;he zu. Daraus folgt zugleich, da&#223; die Beklagten hinsichtlich des hinterlegten Betrages keinerlei Anspr&#252;che haben.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten mit ihrer Berufung die R&#252;ckzahlung des von der Kl&#228;gerin vereinnahmten Sterbegeldes in voller H&#246;he von DM 3.733,20 weiterverfolgt haben, hat sich der Rechtsstreit durch die Erkl&#228;rungen der Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat in der Hauptsache erledigt.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">C.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Hiernach erweist sich die Berufung der Beklagten als unbegr&#252;ndet. Die Berufung der Kl&#228;gerin f&#252;hrt zur Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils in dem aus der Urteilsformel ersichtlichen Umfang.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den Vorschriften der &#167;&#167; 91, 91 a, 92, 100 ZPO. Es entspricht billigem Ermessen, den Beklagten die Kosten hinsichtlich des erledigten Teils der Hauptsache aufzuerlegen. Der von der Kl&#228;gerin erhobene Anspruch auf Zahlung restlicher Beerdigungskosten in H&#246;he von DM 787,80 war aus &#167; 1968 BGB begr&#252;ndet. Die vom Landgericht vorgenommenen K&#252;rzungen h&#228;lt der Senat nicht f&#252;r gerechtfertigt. Der von den Beklagten mit der Widerklage verfolgte Anspruch auf Erstattung des Sterbegeldes war unbegr&#252;ndet. Nach &#167; 203 RVO wird das Sterbegeld nur an denjenigen gezahlt, der die Bestattung besorgt hat. Das war die Kl&#228;gerin. Ein &#220;berschu&#223; ist nicht verblieben. Er st&#252;nde auch nicht den Beklagten zu, da sie mit dem Verstorbenen zur Zeit des Todes nicht in h&#228;uslicher Gemeinschaft gelebt haben. Die Regelung des &#167; 203 RVO gilt auch, wenn - wie hier - das Sterbegeld von einer Ersatzkasse geleistet wurde. &#167; 508 RVO .enth&#228;lt insoweit keine Einschr&#228;nkungen.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Nebenentscheidungen ergeben sich aus den Vorschriften der &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 546 Abs. 2 S. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten setzt sich aus der zu ihren Ungunsten getroffenen Entscheidung &#252;ber den Freigabeanspruch in H&#246;he von DM 60.000,00, den R&#252;ckzahlungsanspruch von DM 20.000,00 und den hilfsweise geltend gemachten Darlehensanspruch von DM 20.000,00 zusammen.</p>
315,421
lg-krefeld-1987-11-25-6-t-31787
{ "id": 813, "name": "Landgericht Krefeld", "slug": "lg-krefeld", "city": 448, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 T 317/87
1987-11-25T00:00:00
2019-03-13T14:55:15
2019-03-27T09:43:10
Beschluss
ECLI:DE:LGKR:1987:1125.6T317.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Beschwerdewert: 20.000,00 DM</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(<u>G r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Gl&#228;ubigerin hat die Zwangsverwaltung beantragt aus einer in Abteilung III/1 im Grundbuch von Krefeld eingetragenen Briefgrundschuld wegen Forderungen aus Zinsen in H&#246;he von 172.091,50 DM und 827.908,50 DM in die Miteigentumsanteile der Schuldnerin an mehreren im einzelnen aufgef&#252;hrten Miteigentumsanteilen. Dabei handelt es sich um Wohnungseigentum. Das Amtsgericht Krefeld hat dem Antrag durch den Anord- nungsbeschlu&#223; vom 31.07.19B7 stattgegeben, gegen den die Beschwerdef&#252;hrerin zun&#228;chst Erinnerung eingelegt und eingewandt hat, ihr seien s&#228;mtliche Miet- und Pachtforderungen abgetreten. Ferner sei ihr durch notariellen Vertrag des Notars Wolfgang Busch vom 29.05.1987 (UR.Nr.316 f&#252;r 1987) ein Nie&#223;brauchsrecht einger&#228;umt worden. Der Nie&#223;braucher sei zum Besitz berechtigt, k&#246;nne das Grundst&#252;ck vermieten, verpachten und die sonstigen Nutzungen ziehen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Erinnerung der Beschwerdef&#252;hrerin durch Beschlu&#223; vom 26.08.1987 zur&#252;ckgewiesen. Es hat darauf hingewiesen, da&#223; das Nie&#223;brauchsrecht nicht wirksam entstanden sei, weil es nicht im Grundbuch eingetragen sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat die Beschwerdef&#252;hrerin Rechtsmittel eingelegt. Sie macht geltend, sie befinde sich seit der notariellen Einigung &#252;ber die Nie&#223;brauchsbestellung im Besitz der Wohnungen. Dar&#252;berhinaus sei am 24.06.1987 eine Begehung des gesamten Objekts durch die Beschwerdef&#252;hrerin durchgef&#252;hrt worden, bei der s&#228;mtliche Mieter unter Vorlage der notariellen Vertr&#228;ge angesprochen und auf die ver&#228;nderte Situation, hingewiesen worden seien. Da sie zur Herausgabe des Besitzes nicht bereit sei, k&#246;nne der Zwangsverwalter durch den Anordnungsbeschlu&#223; nicht in den Besitz eingewiesen werden. Im Hinblick auf ihren Besitz m&#252;sse die betreibende Gl&#228;ubigerin einen entsprechenden Duldungstitel erlangen. Wegen der Einzelheiten ihres Vortrages wird auf den Beschwerdeschriftsatz vom 14. Oktober 1987 Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 793, 577 zul&#228;ssig. In der Sache hat sie keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung der Zwangsverwaltung ist zu Recht erfolgt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wie das Amtsgericht zutreffend in dem angefochtenen Beschlu&#223; ausgef&#252;hrt hat, f&#252;hrt der zwischen den Parteien vereinbarte Nie&#223;brauch an den hier fraglichen Grundst&#252;cksmiteigentumsanteilen nicht zur Aufhebung des Anordnungsbeschlusses. Zwar trifft es zu, da&#223; der dem Nie&#223;brauch im Rang vorgehende Grundpfandrechtsgl&#228;ubiger - das ist hier die betreibende Gl&#228;ubigerin - gegen den nachrangigen Nie&#223;braucher, der der Zwangsverwaltung nicht zustimmt, einen Duldungstitel erlangen m&#252;sste, um die Zwangsverwaltung zu betreiben (vgl. Zeller, 12. Aufl., &#167; 146 Rdnr. 9.2). </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Fall liegt hier aber nicht vor. Die Schuldnerin hat durch notariellen Vertrag vom 29.05.1987 einen Nie&#223;brauch an einem Grundst&#252;cksmiteigentumsanteil, also an einem Grundst&#252;cksrecht bestellt. Dieses Recht entsteht aber erst wirksam mit der Eintragung im Grundbuch. Der Nie&#223;brauch ist die Belastung<i> </i>eines Grundst&#252;cks mit einem Recht, so da&#223; zur Entstehung dieses Rechts gem&#228;&#223; &#167; 873 Abs. 1 BGB die Einigung der Beteiligten und die Eintragung des Rechts im Grundbuch erforderlich ist (vgl. auch Palandt, 46. Aufl., 1987, Einf&#252;hrung vor &#167; 1030, Anm. 1). Als die Zwangsverwaltung angeordnet wurde, war der Nie&#223;brauch nicht im Grundbuch eingetragen. Das Recht ist damit nicht wirksam vor Anordnung der Zwangsverwaltung entstanden und steht ihr deshalb nicht entgegen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der vom Beschwerdef&#252;hrer nunmehr geltend gemachte Besitz f&#252;hrt ebenfalls nicht zur Unzul&#228;ssigkeit des Anordnungsbeschlusses. Ein nach &#167; 854 BGB m&#246;gliches Besitzverh&#228;ltnis ist nicht festzustellen. Die Schuldnerin war lediglich mittelbare Besitzerin der Wohnungen, da sie diese vermietet hatte. In dieses Besitzmittlungsverh&#228;ltnis ist weder durch den schuldrechtlichen Nie&#223;brauchs-Bestellungsvertrag noch durch den Abtretungsvertrag eingegriffen worden. Unter Ziff. II des Nie&#223;brauchsvertrages bestellt der Eigent&#252;mer, n&#228;mlich die </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Schuldnerin ein Nie&#223;brauchsrecht beginnend mit Abschlu&#223; des Vertrages. Weiter hei&#223;t es dann: "Im &#252;brigen gelten f&#252;r das Nie&#223;brauchsrecht die gesetzlichen Bestimmungen". Ein Besitz&#252;bergang ist weder in diesem Vertrag noch in dem notariellen Abtretungsvertrag vom 29.05.1987 vereinbart. Unter Ziff. II des Abtretungsvertrages tritt die Schuldnerin s&#228;mt- liche Miet- und Pachtforderungen aus den Mietvertr&#228;gen mit sofortiger Wirkung an die Beschwerdef&#252;hrerin ab, die die Abtretung annimmt. Damit sind lediglich die Forderungen aus dem Mietvertrag, aber nicht die besitzrechtlichen Anspr&#252;che abgetreten. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beschwerdef&#252;hrerin sich auf ein Besitzrecht beruft, das sie durch die Begehung des gesamten Objekts erlangt und bei der sie die einzelnen Mieter pers&#246;nlich angesprochen haben will, reicht dies f&#252;r die Besitz&#252;bertragung nicht aus. Wie bereits oben dargelegt, war die Schuldnerin lediglich mittelbare Besitzerin. Sie konnte also nur diesen Besitz &#252;bertragen, aber nicht den unmittelbaren Besitz, der durch Erlangung der tats&#228;chlichen Sachherrschaft gem&#228;&#223; &#167; 854 BGB erfolgt. Der mittelbare Besitz wird nach &#167; 870 BGB durch Abtretung des Herausgabeanspruchs &#252;bertragen, zu der eine rechtsgesch&#228;ftliche Einigung erforderlich ist. In der Begehung des Gesamtobjekts kann eine solche rechtsgesch&#228;ftliche Einigung regelm&#228;&#223;ig noch nicht gesehen werden, denn damit wird noch nicht in das Besitzmittlungsverh&#228;ltnis zwischen dem Schuldner als Vermieter und dem Mieter als unmittelbarem Besitzer eingegriffen. Eine wirksame Besitz&#252;bertragung erfolgt im Regelfall erst durch die rechtswirksame Entstehung des Nie&#223;brauchs, denn nach &#167; 1036 BGB ist der Nie&#223;braucher erst dann zum Besitz der Sache berechtigt. Zwar kann der Besitz auch im Vorgriff auf eine Rechts&#252;bertragung &#252;berlassen werden(vgl. BGHZ 96, 61). Daf&#252;r ist aber eine besondere Einigung der Parteien erforderlich, in der zum Ausdruck kommen mu&#223;, da&#223; der Besitz schon vor der rechtswirksamen Entstehung des Nie&#223;brauchs sofort &#252;bertragen werden sollte. Die notariellen Vertr&#228;ge sagen hier&#252;ber nichts aus. Auch die Bestellung des Nie&#223;brauchsrechts "beginnend mit dem heutigen Tage" bedeutet im Zweifel nicht, da&#223; der Besitz schon vor Entstehung des dinglichen Nie&#223;brauchsrechts &#252;bertragen werden sollte. Da der notarielle Vertrag &#252;ber den Nie&#223;brauch ausdr&#252;cklich "auf die gesetzlichen Vorschriften" verweist, ist davon auszugehen, da&#223; auch der Besitz erst mit der wirksamen Entstehung des Nie&#223;brauchsrechts &#252;bertragen werden sollte. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist der Anordnungsbeschlu&#223; &#252;ber die Zwangsverwaltung zu Recht erfolgt, so da&#223; die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen war. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO. </p>
315,422
ag-essen-1987-11-19-20-c-587
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
20 C 5/87
1987-11-19T00:00:00
2019-03-13T14:55:16
2019-03-27T09:43:09
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1987:1119.20C5.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Vers&#228;umnisurteil vom 20.05.1987 wird insoweit aufrechterhalten, als der Beklagte zur Zahlung von 64,62 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 28.11.1986 verurteilt worden ist.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird das Vers&#228;umnisurteil aufgehoben und die Klage abge-wiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 33 % und der Be-klagte zu 67 % mit Ausnahme der durch die S&#228;umnis des Beklagten im Termin am 20.05.1987 veranla&#223;ten Kosten; diese fallen allein dem Be-klagten zur Last.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte befand sich am 09.12.1985 in augen&#228;rztlicher Behandlung beim Kl&#228;ger. Auf Grund der Untersuchungen, &#252;ber deren Umfang zwischen den Parteien Streit besteht, diagnostizierte der Kl&#228;ger Myopie und Exophorie und ermittelte - 1,75 Dioptrien f&#252;r das rechte und - 0,25 f&#252;r das linke Auge.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Untersuchung des Beklagten wies einen mittleren Schwierigkeitsgrad auf und verlangte einen durchschnittlichen Zeitaufwand. Mit Schreiben vom 18.12.1985 stellte der Kl&#228;ger dem Beklagten f&#252;r die von ihm erbrachten Leistungen 141,51 DM in Rechnung, dem Schreiben war eine Anlage zur Liquidation beigef&#252;gt, die Erl&#228;uterungen zu den Ziffern der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte (GO&#196;) enthielt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf den Inhalt der Rechnung sowie ihre Anlagen wird Bezug genommen (Blatt 10 und 12 der Akten). Den einzelnen Rechnungspositionen war eine Codierungsnummer vorangestellt, die sich auf das gem&#228;&#223; &#167; 4 Absatz 1 GO&#196; erstellte Geb&#252;hrenverzeichnis (Anlage zur GO&#196;) bezog. Insgesamt machte der Kl&#228;ger acht Einzelpositionen geltend, wovon sich sieben auf pers&#246;nliche und eine auf medizinisch-technische Leistungen bezogen. Bei seiner Rechnung ging der Kl&#228;ger ohne n&#228;here Begr&#252;ndung von einem Steigerungssatz gem&#228;&#223; &#167; 5 GO&#196; f&#252;r pers&#246;nliche Leistungen in H&#246;he vom 2,3-fachen des Einfachsatzes, f&#252;r die medizinisch-technischen Leistungen nach dem 1,8-fachen des Einfachsatzes aus. Der Beklagte &#252;berwies lediglich 45,90 DM und lehnte im &#252;brigen eine Bezahlung mit der Begr&#252;ndung ab, nach der GO&#196; k&#246;nne der Kl&#228;ger maximal diesen Betrag verlangen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 17.11.1986 unter Fristsetzung zum 27.11.1986 forderte der Kl&#228;ger den Beklagten fruchtlos zur Zahlung des Rechtes auf.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, die im einzelnen in der Rechnung spezifizierten Leistungen erbracht zu haben. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Behandlung habe an der oberen Sorgfaltsgrenze gelegen und er habe das ihm einger&#228;umte Ermessen bei dem Ansatz der geforderten Verg&#252;tung im Sinne des &#167; 5 Absatz 2 GO&#196; billig ausge&#252;bt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er ist der Meinung, dass gem&#228;&#223; &#167; 5 Absatz 2 GO&#196; der Gesetzgeber es dem billigem Ermessen des Arztes &#252;berlassen habe, die zwischen dem einfachen und 2,3-fachen Geb&#252;hrensatz liegende sogenannte "Regelspanne" bis zum Schwellenwert von 1,8-fach f&#252;r medizinisch-technische Leistungen und 2,3-fach f&#252;r pers&#246;nliche Leistungen auszusch&#246;pfen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 27.10.1987, eingegangen bei der Gesch&#228;ftsstelle um 16.00 Uhr, behauptet der Kl&#228;ger nunmehr unter Beweisantritt, dass die Untersuchung etwa 25 Minuten gedauert habe. Die Untersuchung habe angesichts des Zeitaufwandes insgesamt erheblich &#252;ber den Durchschnitt gelegen. Im &#252;brigen wird auf den Schriftsatz vom 27.10.1987 (Blatt 86 bis 91 der Akten) Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist durch Vers&#228;umnisurteil vom 20.05.1987 verurteilt worden, an den Kl&#228;ger 95,91 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 18.11.1986 zu zahlen. Gegen das ihm am 23.05.1987 zugestellte Vers&#228;umnisurteil hat der Beklagte mit Schriftsatz vom 05.06.1987, eingegangen beim Gericht am 08.06.1987, Einspruch eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">das Vers&#228;umnisurteil vom 20.05.1987 aufrechtzuerhalten. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">das Vers&#228;umnisurteil aufzuheben und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagt bestreitet, im Rahmen seiner Behandlung vom Kl&#228;ger eingehend untersucht worden zu sein, es seien weder die in der Rechnung behaupteten subjektiven und objektiven Refraktionsbestimmungen vorgenommen noch die unter den Honorarziffern 1216, 1256, A 091 und A 020 genannten Leistungen erbracht worden. Es habe keine eingehende Untersuchung stattgefunden, die Untersuchung habe lediglich 10 Minuten gedauert. Innerhalb dieser Zeit habe der Kl&#228;ger noch 5 Minuten mit seinem Steuerberater telefoniert. Die unter der Honorarziffer A 091 und A 020 geltend gemachten Leistungspositionen seien nicht indiziert gewesen. Die Klage sei nicht schl&#252;ssig, weil der Kl&#228;ger nicht begr&#252;ndet habe, weshalb er vom 2,3-fachen beziehungsweise 1,8-fachen Steigerungssatz bei den Leistungen ausgegangen sei. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen seien diese Steigerungss&#228;tze unangemessen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Desweiteren habe die Rechnung gegen &#167; 12 GO&#196; versto&#223;en, da dort nicht zwischen medizinisch-technischen und &#228;rztlichen Leistungen unterschieden worden sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise rechnet der Beklagte mit einer Schadensersatzforderung in H&#246;he von 103,04 DM auf.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, die vom Kl&#228;ger ermittelten Brillenwerte seien falsch, eine anderweitige Konsultation eines Augenarztes sei dadurch erforderlich gewesen. Die bei einer Untersuchung am 16.01.1986 durch die Dres. C2 und Z-W ermittelten Werte von - 2,0 Dioptrien f&#252;r das rechte und von -0,5 f&#252;r das linke Auge seien richtig. Der Beklagte ist der Ansicht, der Kl&#228;ger sei ihm wegen der zus&#228;tzlichen Behandlungskosten schadensersatzpflichtig. Der Kl&#228;ger bestreitet, dass eine Behandlung stattgefunden habe, sowie die Dioptrienwerte ermittelt worden seien, und behauptet, dass die von ihm ermittelten Dioptrienwerte richtig seien. Desweiteren bestreitet er die H&#246;he der vom Beklagten behaupteten Honorarforderung von 103,04 DM. Desweiteren behauptet er, eine Abweichung von 0,25 Dioptrien auf jedem Auge sei die kleinste mit den heutigen Apparaturen nachweisbare und me&#223;bare Gr&#246;&#223;e. Ein solcher Unterschied werde von dem Patienten auch nicht objektivierbar wahrgenommen. Es sei vielmehr von dem Empfinden des Patienten und seiner jeweiligen Tagesform abh&#228;ngig, ob eine Ber&#252;cksichtigung von &#188; Dioptrien mehr erfolgen m&#252;sse. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Da insoweit bei jeder Untersuchung von leicht unterschiedlichen Me&#223;parametern ausgegangen w&#252;rde, k&#246;nne, soweit lediglich eine Abweichung von 0,25 Dioptrien vorliegt, nicht von falschen oder richtigen Untersuchungsbefunden gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wird erg&#228;nzend auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat einen Anspruch auf 64,62 DM aus &#167;&#167; 611 Absatz 1 2. Halbsatz, 612 Absatz 1, 2 BGB in Verbindung mit &#167;&#167; 4, 5 GO&#196;. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist unstreitig ein Dienstvertrag zustande gekommen, da der Kl&#228;ger den Einsatz seines fachlichen K&#246;nnens gem&#228;&#223; dem &#228;rztlichen Berufswillen zum Zwecke der Heilung des Patienten geschuldet hat. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Hierf&#252;r steht dem Kl&#228;ger eine gem&#228;&#223; der GO&#196; in Verbindung mit ihrer Anlage zu &#167; 4 berechnete Verg&#252;tung zu, da es sich bei der GO&#196; um eine Taxe im Sinne des &#167; 612 Absatz 2 1. Halbsatz BGB handelt (Palandt-Putzo, BGB, 44. Auflage 1985, &#167; 612 Anmerkung 3 a). Dies ist zwischen den Parteien dem Grunde nach auch nicht streitig.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es ist davon auszugehen, dass dem Kl&#228;ger Geb&#252;hren auf Grund der von ihm in der Honorarrechnung ausgewiesenen Geb&#252;hrenpositionen zustehen, weil er die entsprechenden Leistungen erbracht hat.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Beklagten kommen dem Kl&#228;ger Geb&#252;hren nach Nummer 1 und Nummer 65 des Geb&#252;hrenverzeichnisses zu &#167; 4 Absatz 1 GO&#196; zu Gute.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Dass dem Kl&#228;ger eine Geb&#252;hr nach Nummer 1 des Verzeichnisses f&#252;r eine normale Behandlung zusteht, bezweifelt auch der Beklagte nicht. Dem Kl&#228;ger kommt aber daneben auch die Honorarposition Nummer 65 f&#252;r eine eingehende, das gew&#246;hnliche Ma&#223; &#252;bersteigende Untersuchung zu. Der Kl&#228;ger hat im Schriftsatz vom 01.07.1987 im einzelnen dargelegt, dass er f&#252;r die binokulare Untersuchung des Augenhintergrundes (im Normalfall Position 1242 des Geb&#252;hrenverzeichnisses) die Position Nummer 65 des Verzeichnisses in Ansatz gebracht hat, weil er bei der Untersuchungsma&#223;nahme nicht die Pupille der Beklagten geweitet habe. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Damit hat der Kl&#228;ger eine in sich schl&#252;ssige und nachvollziehbare Begr&#252;ndung f&#252;r diese Position gegeben, die der Beklagte auch inhaltlich nicht substantiiert mehr angegriffen hat. Die Berechnung der Position Nummer 1 und 65 des Geb&#252;hrenverzeichnisses nebeneinander ist grunds&#228;tzlich zul&#228;ssig. Dies ergibt sich aus den Allgemeinen Bestimmungen zum Geb&#252;hrenverzeichnis (Bundesratsdrucksache Nummer 295/82 Teil B I), wonach die Position 1 neben bestimmten anderen Leistungen aus den Abschnitten B III und C - O des Geb&#252;hrenverzeichnisses nur 1 X berechnet werden darf. Da insoweit in den Allgemeinen Bestimmungen eine Regelung zu Position 65 fehlt, wegen der enumerativen Aufz&#228;hlung von einer abschlie&#223;enden Regelung auszugehen ist, bestehen gegen die einmalige Inansatzbringung neben den Positionen der Nummern 1200 ff. und Nummer 1 keine Bedenken. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte die weiteren in Ansatz gebrachten Positionen dem Grunde nach bestritten hat, weil diese nicht erbracht beziehungsweise die Positionen A 091 und A 020 nicht indiziert gewesen seien, so ist sein Bestreiten unbeachtlich. Angesichts des detaillierten und eingehenden Vortrages des Kl&#228;gers zu jeder einzelnen Position und der Tatsache, dass der Beklagte an der Untersuchung selbst teilgenommen hat, reicht einfaches Bestreiten nicht aus. Der Grundsatz des &#167; 138 Absatz 1 ZPO gebietet eine vollst&#228;ndige und wahrheitsgem&#228;&#223;e Erkl&#228;rung zu den vom Kl&#228;ger behaupteten Tatsachen. Dem Beklagten h&#228;tte es angesichts dessen oblegen, die einzelnen Positionen konkret zu bestreiten. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Desweiteren ist zu ber&#252;cksichtigen, dass der Beklagte an den Kl&#228;ger vorbehaltlos 45,90 DM erbracht hat mit der Bemerkung, dies sei der nach der GO&#196; maximal zu berechnende Betrag. Eine Entschl&#252;sselung dieses Teilbetrages ergibt, dass es sich dabei um die Summe der in Rechnung gestellten Einfachs&#228;tze mit Ausnahme der Position 1 und 65 handelt. Damit steht sein vorprozessual unstreitiges Verhalten im inneren Widerspruch zu seinem Vortrag im jetzigen Verfahren und f&#252;hrt zur Unbeachtlichkeit seiner Einwendungen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Den Berechnungen des Kl&#228;gers ist jedoch nur ein Steigerungssatz gem&#228;&#223; &#167; 5 Absatz 1, Absatz 2 Satz 4 GO&#196; Leistungen und von 1,4 hinsichtlich der medizinisch-technischen Leistungen zugrunde zu legen. Hierbei geht das Gericht davon aus, dass es sich um eine Untersuchung mittleren Schwierigkeitsgrades und durchschnittlichen Zeitaufwandes handelte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#167; 5 GO&#196; erm&#246;glicht dem Arzt eine Festlegung der Geb&#252;hrenh&#246;he im Rahmen eines normative einger&#228;umten Ermessens. Insoweit ist ihm grunds&#228;tzlich eine Steigerungsm&#246;glichkeit zwischen dem 1 bis 3,5-fachen des Geb&#252;hrensatzes er&#246;ffnet. Im Regelfall darf eine Geb&#252;hr aber nur "zwischen dem einfachen und dem 2,3-fachen des Geb&#252;hrensatzes bemessen werden" (&#167; 5 Absatz 2 Satz 4 GO&#196;). Bei medizinisch-technischen Leistungen wird gem&#228;&#223; &#167; 5 Absatz 3 GO&#196; der H&#246;chstwert im Regelfall auf das 1,8-fache des Geb&#252;hrensatzes begrenzt. Das Gericht ist der Meinung, dass bei einer Untersuchung mittlerer Schwierigkeit und durchschnittlicher Zeitdauer bei pers&#246;nlichen &#228;rztlichen Leistungen in der Regel von einem Geb&#252;hrensteigerungssatz von 1,65 und bei medizinisch-technischen Leistungen von 1,4 auszugehen ist, soweit nicht die in &#167; 5 Absatz 2 Satz 1 GO&#196; n&#228;her beschriebenen Qualifizierungsmerkmale eine Abweichung nach oben gebieten. Im vorliegenden Fall bestehen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass eben diese Qualifikationsmerkmale, n&#228;mlich die Schwierigkeit, der Zeitaufwand der Einzelleistung, die Umst&#228;nde bei der Ausf&#252;hrung oder die &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse eine Einstufung des Geb&#252;hrensteigerungssatzes an der oberen Regelspanne des &#167; 5 Absatz 2 Satz 4 GO&#196; rechtfertigen. Auch bei Anwendung der Regelspanne hat der Arzt innerhalb des er&#246;ffneten Rahmens vom 1 bis 2,3-fachen oder 1 bis 1,8-fachen unter Ber&#252;cksichtigung der nach &#167; 5 Absatz 2 Satz 1 GO&#196; genannten Kriterien eine Einstufung vorzunehmen. Deshalb kann nicht in jedem Fall ohne weiteres der H&#246;chstsatz der Regelspanne Anwendung finden. Mit seiner Meinung findet sich das Gericht im Einklang mit der Entscheidung des Amtsgerichts Braunschweig, NJW 1985, 689 und der &#252;berwiegend in der greifbaren Literatur vertretenen Meinung (Br&#252;ck, Kommentar zur Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte, Stand 01.03.1986, &#167; 5 GO&#196; Anmerkung 1, 1.2; Wetzel/Liebhold, Handkommentar zur BM&#196;, E-GO und GO&#196;, Stand Oktober 1987, &#167; 5 GO Anmerkung zu II; Didier, Anmerkung zum Urteil des Amtsgerichts Braunschweig vom 01.10.1984, NJW 1985, 689 f; Schwabe, ZRP 1987, 271; a. A. Hoffmann, GO&#196;, Stand Januar 1984, &#167; 5 Erl&#228;uterung 5). Insgesamt besteht insoweit Einigkeit, dass die st&#228;ndige Praxis bei der &#228;rztlichen Privatliquidation nicht mit der gebotenen Auslegung des Verordnungstextes &#252;bereinstimmten (Br&#252;ck, am angegebenen Ort, Anmerkung 1.1). Die Richtigkeit dieses Ansatzes ergibt sich schon aus dem Wortlaut des &#167; 5 Absatz 2 Satz 4 GO&#196;. Danach darf n&#228;mlich die Geb&#252;hr nur "zwischen" dem einfachen und dem 2,3-fachen bemessen werden. Dies er&#246;ffnet einerseits ein Ermessen des Arztes, bei der Einstufung seiner Geb&#252;hrenforderungen die Lagerung des Einzelfalles zu beachten. Auf keinen Fall ist es zul&#228;ssig, sich stets an der oberen Grenze der Regelspanne, dem sogenannten Schwellenwert zu orientieren. Dies wird zu Recht auch in dem Erfahrungsbericht zur Anwendung der GO&#196; der Bundesregierung vom 18.12.1985 (siehe bei Br&#252;ck, am angegebenen Ort, 1.1.) bem&#228;ngelt. Auch die teleologische Auslegung nach Sinn und Zweck der Norm f&#252;hrt zu keinem anderen Ergebnis. Mit der Er&#246;ffnung von Geb&#252;hrenrahmen hat der Gesetzgeber dem Arzt einen frei verantwortlichen Entscheidungsbereich &#252;berlassen, um der Vielfalt der in der &#228;rztlichen Praxis auftretenden Konstellationen gerecht werden zu k&#246;nnen, denen eine starre, verbindliche Regelung des Geb&#252;hrensatzes nicht entsprechen w&#252;rde. Das damit einger&#228;umte Ermessen bedeutet auch gleichzeitig eine Pflicht des Arztes, so dass die in der Praxis zu beobachtende Tendenz, sich auf den Schwellenwert festzulegen, dem offensichtlichen Bem&#252;hen des Gesetzgebers entgegensteht. Dies wird nicht zuletzt auch durch den R&#252;ckgriff auf die Materialien der GO&#196; best&#228;tigt, worin eindeutig zu &#167; 5 Absatz 2 ausgef&#252;hrt wird, dass bei mittleren Schwierigkeit und durchschnittlichem Zeitaufwand eine Geb&#252;hr innerhalb der Spanne vom 1 bis 2,3-fachen des Geb&#252;hrensatzes zu bemessen ist (Regelspanne), Bundesratsdrucksache 295/82. Der Auslegung, die Hoffmann dem &#167; 5 Absatz 2 Satz 4 GO&#196; zugrunde legt (am angegebenen Ort, &#167; 5 Erl&#228;uterung 5) ist deshalb nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Regelspanne verlangt eine Abstufung nach Schwierigkeit, Zeitaufwand, &#246;rtlichen Verh&#228;ltnissen und besonderen Umst&#228;nden. Auch schwierige und zeitaufwendige Untersuchungen m&#252;ssen innerhalb der Regelspanne untergebracht werden, denn eine &#220;berschreitung des Schwellenwertes ist nur bei &#252;berdurchschnittlichem Zeitaufwand und au&#223;ergew&#246;hnlichen Schwierigkeiten zul&#228;ssig (Br&#252;ck, am angegebenen Ort, &#167; 5 Anmerkung 1.2.). Angesichts dessen ist zweifelhaft, den Schwellenwert nur als Grenze einer Beweislastregel anzusehen, wie dies in der neuesten Auflage des Kommentars von Br&#252;ck geschieht (am angegebenen Ort, 1.2). Entscheidend bleibt alleine unter Vermeidung jedes Schematismus, der durch die Norm gerade vermieden werden soll, ob die Bemessungskriterien des &#167; 5 Ab Satz 2 Satz 1 GO&#196; im Einzelfall die Festlegung des Arztes rechtfertigen. Dabei ist vorab zu ber&#252;cksichtigen, dass schon die Bewertung der einzelnen Leistungen in der Leistungslegende des Geb&#252;hrenverzeichnisses besondere Zeitaufwendung und Schwierigkeiten der Untersuchungen ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Besonderheiten der Leistungserbringung d&#252;rfen insofern nicht doppelt in Ansatz gebracht werden. Dies entspricht gerade bei der Geltendmachung eines vermehrten Zeitaufwandes f&#252;r eine besonders restriktive Handhabung, weil gerade bei vermehrtem Zeitaufwand die pers&#246;nliche Leistungsf&#228;higkeit des Arztes seinen Niederschlag findet. Wenn auch in der Literatur ein graduell ansteigender Multiplikator innerhalb der Regelspanne, deren oberer Bereich f&#252;r durchschnittlich gelagerte Leistungserbringung erreicht werden k&#246;nnte, herangezogen wird (Br&#252;ck, am angegebenen Ort, Anmerkung 1.2.), so bedarf es bei der Bestimmung des Steigerungswertes durch die gerichtliche Praxis innerhalb der Regelspanne eines festen Anhaltspunktes, der bei blo&#223;en Vortrag einer mittleren Schwierigkeit und eines durchschnittlichen Zeitaufwandes einer Untersuchung nur in dem Mittelpunktwert der Regelspanne gesehen werden kann (so auch Didier, NJW 1985, 690). Dies bedeutet keine unbillige Benachteiligung des Arztes, da es ihm obliegt, die Besonderheiten des Einzelfalles, die zu seinem Ansatz gef&#252;hrt haben, im Streitfall n&#228;her darzulegen. Dies entspricht der herrschenden Meinung zur Beweislast- und Darlegungsverteilung durch den zur Leistungsbestimmung Berechtigten bei der Aus&#252;bung seines billigen Ermessens im Rahmen des &#167; 315 BGB (Palandt-Heinrichs, am angegebenen Ort, &#167; 315 Anmerkung 5). Der Kl&#228;ger hat keine n&#228;heren Tatsachen au&#223;erhalb der Auflistung der einzelnen Geb&#252;hrenpositionen vorgebracht, die die nach &#167; 5 Absatz 2 Satz 1 GO&#196; bestimmten Tatbestandsvoraussetzungen auszuf&#252;llen verm&#246;gen. Seine Behauptung, es habe sich um eine Untersuchung im oberen Sorgfaltsbereich gehandelt, reicht hierzu nicht aus, da bei der &#228;rztlichen T&#228;tigkeit angesichts der naturgegebenen Hochwertigkeit der gef&#228;hrdeten Rechtsg&#252;ter stets von einer Sorgfalt im obersten Bereich auszugehen ist, was dann nicht als Besonderheit des Einzelfalles herangezogen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen des Kl&#228;gers in seinem Schriftsatz vom 27. Oktober 1987 ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 296 Absatz 2, 282 Absatz 1 ZPO als versp&#228;tet zur&#252;ckzuweisen, weil die Zulassung des Vorbringens den Rechtsstreit verz&#246;gern w&#252;rde. Dabei ist es unerheblich, wie der Verz&#246;gerungsbegriff bestimmt wird, da zum einen der Rechtsstreit in seinem jetzigen Stadium insgesamt durch eine Neuterminierung verz&#246;gert w&#252;rde, wenn man nur auf den Zeitpunkt des Vortrages abstellt, jedoch auch eine Verz&#246;gerung festzustellen ist, wenn man in hypothetischer Betrachtungsweise vergleicht, ob der Rechtsstreit bei rechtzeitigem Vorbringen l&#228;nger gedauert h&#228;tte. Auch letzteres w&#228;re der Fall, da bei rechtzeitigem Vortrage die nun vorgetragenen Aspekte bei der Terminsvorbereitung h&#228;tten ber&#252;cksichtigt werden und eventuell durch vorbereitende Zeugenladungen h&#228;tte Beweis erhoben werden k&#246;nnen. Der Rechtsstreit w&#228;re dann aller Voraussicht nach im Termin am 28.10.1987 zur Entscheidungsreife gelangt. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Durch den versp&#228;teten Vortrag hat der Kl&#228;ger gegen seine in &#167; 288 Absatz 1 ZPO niedergelegte Proze&#223;f&#246;rderungspflicht versto&#223;en. Seine nunmehr, vom bisherigen Vortrag hinsichtlich der L&#228;nge der Untersuchung und der Schwierigkeit abweichenden Behauptungen stellen Angriffs- und Verteidigungsmittel tats&#228;chlicher Art dar, die bei weitem fr&#252;her h&#228;tten vorgebracht werden k&#246;nnen. Hierzu bestand auf Grund der Proze&#223;lage schon im Anfangsstadium hinreichender Anla&#223;. Denn um die Frage, ob ein mittlerer Wert innerhalb der Regelspanne oder der Schwellenwert selbst anzusetzen sein k&#246;nnte, wurde schon vorprozessual und von Anfang an in dem vorliegenden Rechtsstreit gestritten. Schon vor dem Proze&#223; hatte der Beklagte erkennen lassen, dass es ihm wesentlichen auf den Ansatz des Steigerungssatzes ankam. Im Schriftsatz vom 08.02.1987 hat er diesen Aspekt aufgegriffen und im Schriftsatz vom 05.06.1987, also mehr als 4 1/2 Monate vor dem letzten Termin, den Ansatz von 1,65 beziehungsweise 1,4 des Steigerungssatzes konkret benannt. Sp&#228;testens zu diesem Zeitpunkt h&#228;tte der Kl&#228;ger Anla&#223; gehabt, seine bisherigen, pauschalen Ausf&#252;hrungen zur Qualit&#228;t der Untersuchung zu spezifizieren. Da es gerade im Kern um diesen Punkt ging, war der Tatsachenvortrag des Kl&#228;gers fr&#252;her zuzumuten. Der Kl&#228;ger durfte nicht davon ausgehen, dass ein fr&#252;herer Vortrag zu einer unn&#246;tigen Ausweitung des Proze&#223;stoffes gef&#252;hrt h&#228;tte (vergleiche Z&#246;ller-Stephan, ZPO, 15. Auflage 1987, &#167;&#167; 277 Randnummer 1, 282 Randnummer 3).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger musste sich aufdr&#228;ngen, dass f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreites von entscheidender Bedeutung war, dass die n&#228;heren Umst&#228;nde der Untersuchung in tats&#228;chlicher Hinsicht vollst&#228;ndig und wahrheitsgem&#228;&#223; dem Gericht unterbreitet wurden. Einen Beweisantritt der Untersuchung hat er ebenfalls erst im Schriftsatz vom 27.10.1987 erbracht.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Beklagten ist die Verg&#252;tungsforderung des Kl&#228;gers auch f&#228;llig geworden, da eine nach &#167; 12 GO&#196; zu beurteilende ordnungsgem&#228;&#223;e Rechnung vorgelegen hat. Selbst wenn, was angesichts des enumerativen Charakters der Norm nicht naheliegt, eine eindeutige Unterscheidungsm&#246;glichkeit zwischen &#228;rztlichen und medizinisch-technischer Leistung erkennbar sein muss, so w&#228;re dieses Erfordernis erf&#252;llt, da in der Anlage zur Rechnung die medizinisch-technischen Leistungen besonders gekennzeichnet worden sind. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Berechnung nach dem Steigerungssatz von 1,65 beziehungsweise 1,4 f&#252;r die medizinisch-technische Leistung ergibt eine Gesamtsumme von 110,52 DM, von der die gezahlten 45,90 DM abzusetzen sind, was den im Tenor ausgeworfenen Betrag ergibt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Verg&#252;tungsanspruch ist auch nicht durch Aufrechnung des Beklagten erloschen, &#167;&#167; 387, 389 BGB.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Vorliegen einer positiven Vertragsverletzung des Behandlungsvertrages durch den Kl&#228;ger sind Tatsachen nicht hinreichend vorgetragen. Es ist nicht ersichtlich, dass dem Kl&#228;ger eine objektive Pflichtverletzung vorzuwerfen ist. Den eingehenden Ausf&#252;hrungen zu dem Vortrag des Kl&#228;gers hinsichtlich m&#246;glicher Abweichungen der Dioptrienwerte ist der Beklagte nicht mehr substantiiert entgegengetreten. Dies w&#228;re insbesondere deswegen erforderlich gewesen, weil auch die zweite Untersuchung durchaus dieselbe Diagnose erbracht hat.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus w&#228;re der Beklagte angesichts des zul&#228;ssigen Bestreitens des Kl&#228;gers hinsichtlich der Richtigkeit der neu gefundenen Dioptrienwerte und der Umst&#228;nde ihrer Ermittlung gehalten gewesen, f&#252;r die Tatsachen, aus denen auf eine Pflichtverletzung des Kl&#228;gers h&#228;tte geschlossen werden k&#246;nnen, Beweis anzutreten. Dies hat der Beklagte nicht getan, so dass er insoweit auch beweisf&#228;llig geblieben w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Auf Grund des Mahnschreibens des Kl&#228;gers vom 17.11.1986 mit Fristsetzung zum 27.11.1986 befindet sich der Beklagte mit dem geschuldeten Betrag in Verzug, &#167; 284 Absatz 1 BGB, und ist zur Zahlung von 4 % Zinsen, &#167; 288 Absatz 1 ZPO, verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92 Absatz 1, 269, 344 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nummer 11, 713 ZPO.</p>
315,423
lagham-1987-11-19-4-sa-1405-87
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4 Sa 1405-87
1987-11-19T00:00:00
2019-03-13T14:55:18
2019-03-27T09:43:09
Urteil
ECLI:DE:LAGHAM:1987:1119.4SA1405.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 24.03.1987 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts M&#252;nster wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><img width="193" height="180" src="4_Sa_1405_87_Urteil_19871119_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." /></p><h1><span style="text-decoration:underline">4 Sa 1405/87</span> &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Verk&#252;ndet am</h1><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">3 Ca 2113/86 ArbG M&#252;nster&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 19.11.1987</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">gez. D1</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Reg.-Ang.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Urkundsbeamter der</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsstelle</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>LANDESARBEITSGERICHT HAMM</strong></p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">IM NAMEN DES VOLKES</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>URTEIL</strong></p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">hat die 4. Kammer des Landesarbeitsgerichts Hamm</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 19.11.1987</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">durch den Vorsitzenden Richter am Landesarbeitsgericht Dr. M1</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">und die ehrenamtlichen Richter S1 und K1</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Recht erkannt:</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 24.03.1987 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts M&#252;nster wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></strong></p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der 47 Jahre alte Kl&#228;ger, der das Elektrohandwerk erlernt und mit der Gesellenpr&#252;fung abgeschlossen hat, ist am 01.01.1967 in die Dienste des Landkreises Wxxx getreten.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes M&#252;nster/Hamm vom 09.07.1974 ist aus den bisherigen Kreisen Wxxx und Bxxx sowie den Gemeinden Txxx und Dxxx der neue Kreis Wxxx, der Beklagte, gebildet worden.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In &#167; 2 des schriftlichen Arbeitsvertrages des Kl&#228;gers vom 01.01.1967 ist festgelegt worden, da&#223; sich das Arbeitsverh&#228;ltnis nach den Bestimmungen des Bundes-Angestelltentarifvertrages und den diesen erg&#228;nzenden, &#228;ndernden oder ersetzenden Tarifvertr&#228;gen in ihrer jeweils geltenden Fassung richtet. Der Kl&#228;ger hat zun&#228;chst Verg&#252;tung nach der VergGr. VIII und ab 01.01.1973 nach der VergGr. VII erhalten.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Seit dem 01.07.1983 richtet sich seine Verg&#252;tung nach der VergGr. VI b. Im Jahre 1982 sind dem Haustechniker Mxxx, zugeordnet dem Hochbau- und Bauordnungsamt, die Bedienung und Betreuung der technischen Einrichtungen im neuen Kreishaus zugewiesen worden.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger sowie zwei weiteren Mitarbeitern ist die Abwesenheitsvertretung des Technikers Mxxx &#252;bertragen worden.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wiederholt, und zwar in den Jahren 1980, 1982 und 1986, hat der Kl&#228;ger erfolglos die VergGr. V c begehrt.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Mit der am 23.12.1986 bei dem Arbeitsgericht in M&#252;nster eingegangenen Klage erstrebt der Kl&#228;ger die Feststellung der Verpflichtung des Beklagten, ihm ab 01.03.1986 Verg&#252;tung nach der VergGr. V c zu gew&#228;hren.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, er habe zus&#228;tzlich zu seiner Hausmeistert&#228;tigkeit vielf&#228;ltige Aufgaben im technischen Bereich zu verrichten. Das Hauptamt habe 42 verschiedene technische Anlagen und Einrichtungen aufgelistet, mit deren Betreuung und Bedienung er befa&#223;t sei.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die daf&#252;r erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen habe er in langj&#228;hriger T&#228;tigkeit erworben.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat im Schriftsatz vom 23.02.1987 (Bl. 21 - 30 d.GA) detailliert Erl&#228;uterungen zu seinem Arbeitsgebiet gegeben.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, den Kl&#228;ger nach der Verg&#252;tungsgruppe V c BAT ab dem 01.03.1986 zu besolden.</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Er hat herausgestellt, da&#223; f&#252;r die technischen Einrichtungen des neuen Kreishauses der Haustechniker Mxxx zur Verf&#252;gung stehe, der Verg&#252;tung nach der Fallgr. 16 der VergGr. V b des Technikertarifvertrages erhalte. Dem Kl&#228;ger sei nur f&#252;r den Fall der Abwesenheit des Technikers die &#220;berwachung der technischen Anlagen im Kreishaus &#252;bertragen.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Zeitaufwand des Kl&#228;gers f&#252;r seine technische T&#228;tigkeit liege bei 30%. &#220;berwiegend verrichte er Hausmeistert&#228;tigkeiten.</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bestritten werde, da&#223; der Kl&#228;ger die T&#228;tigkeitsmerkmale der angestrebten VergGr. V c Fallgr. 17 erf&#252;lle.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die ihm zugewiesenen Arbeiten h&#228;tten keinen Technikerzuschnitt. Der Kl&#228;ger sei mit einfachen Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten, die in genau vorgeschriebenen Intervallen und nach pr&#228;zise festgelegten Regeln durchzuf&#252;hren seien, betraut.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Er habe keinen Spielraum zur Entwicklung einer eigenen geistigen Initiative. Schlie&#223;lich sei nicht erkennbar, da&#223; der Kl&#228;ger &#252;ber F&#228;higkeiten und Erfahrungen verf&#252;ge, die denen eines staatlich gepr&#252;ften Technikers gleichwertig seien.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht M&#252;nster hat durch das am 24.03.1987 verk&#252;ndete Urteil die Klage abgewiesen.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Vorderrichter hat ausgef&#252;hrt, der Vortrag des Kl&#228;gers zum "sonstigen Angestellten" sei unzureichend.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auch fehle es an Darlegungen, da&#223; mindestens zur H&#228;lfte Arbeitsvorg&#228;nge anfielen, die den T&#228;tigkeitsmerkmalen der begehrten Verg&#252;tungsgruppe entspr&#228;chen.</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Aus dem kl&#228;gerischen Vorbringen ergebe sich weiter nicht, da&#223; eine &#252;berwiegend selbst&#228;ndige T&#228;tigkeit in Rede stehe.</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Ausbildung eines Elektrikers sei mit der eines Technikers nicht vergleichbar.</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dieses Urteil ist dem Kl&#228;ger am 30.06.1987 zugestellt worden.</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Er hat mit Schriftsatz vom 09.07.1987, eingegangen bei dem Landesarbeitsgericht am 23.07.1987, Berufung eingelegt.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist mit dem am 20.08.1987 bei dem Landesarbeitsgericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet worden.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger betont, er erf&#252;lle sowohl das subjektive als auch das objektive T&#228;tigkeitsmerkmal des sonstigen Angestellten der erstrebten Verg&#252;tungsgruppe V c.</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">&#220;berwiegend sei er selbst&#228;ndig t&#228;tig, wie dies die VergGr. V c fordere. Er arbeite in Eigenverantwortung und treffe selbst die Entscheidungen. Bei der Erledigung seiner Aufgaben m&#252;sse er die anzuwendenden Methoden bestimmen.</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Er m&#252;sse in den hochkomplizierten und auf hohem Niveau stehenden Anlagen die aufgetretenen St&#246;rungen finden und beseitigen. Das gelte etwa f&#252;r die W&#228;rmepumpen, die Heizungsanlage, den Schaltschrank, die Sprinkleranlage, die L&#252;ftungsanlage sowie die Optimierungsanlage.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des am 24.03.1987 verk&#252;ndeten Urteils des Arbeitsgerichts M&#252;nster festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, den Kl&#228;ger nach der VergGr. V c des BAT ab dem 01.03.1986 zu besolden.</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte macht Zeitangaben zu den vom Kl&#228;ger im einzelnen geschilderten T&#228;tigkeiten.</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ziehe, wenn er die aufgetretenen St&#246;rungen und Fehler nicht beseitigen k&#246;nne, den Haustechniker Mxxx hinzu. Gegebenenfalls w&#252;rden Fremdfirmen eingeschaltet.</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Das Landesarbeitsgericht hat am 06.10.1987 im Rahmen einer Ortsbesichtigung im Kreishaus in Wxxx die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers gr&#252;ndlich und umfassend er&#246;rtert.</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Auf die Niederschrift vom 06.10.1987 (Bl. 111 - 118 d.GA) wird verwiesen.</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p><h2><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></strong></h2><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig.</p><span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Sie ist an sich statthaft, auch form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden.</p><span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst kann das Rechtsmittel keinen Erfolg haben.</p><span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">1. Dem Klageantrag steht &#167; 256 ZPO nicht entgegen.</p><span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat eine der im &#246;ffentlichen Dienst allgemein &#252;blichen Eingruppierungsfeststellungsklagen erhoben (vgl. BAG AP Nr. 57, 59, 69, 84 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p><span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">2. Gem&#228;&#223; &#167; 611 wird der Arbeitgeber durch den Arbeitsvertrag verpflichtet, dem Arbeitnehmer f&#252;r die geleistete Arbeit die vereinbarte Verg&#252;tung zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Verg&#252;tung des Kl&#228;gers f&#252;r die von ihm erbrachte Arbeitsleistung, also die von dem Beklagten geschuldete Gegenleistung im Sinne des &#167; 611 BGB, richtet sich nach dem BAT, wobei die Verg&#252;tungsordnung in der VkA-Fassung ma&#223;gebend ist. Das folgt aus der einzelvertraglichen Vereinbarung der Parteien.</p><span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">3. Der Kl&#228;ger erstrebt die Verg&#252;tungsgruppe V c ab 01.03.1986.</p><span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Fallgruppe 17 dieser VergGr. gilt f&#252;r staatlich gepr&#252;fte Techniker bzw. Techniker mit staatlicher Abschlu&#223;pr&#252;fung nach Nr. 6 der Bemerkung zu allen Verg&#252;tungsgruppen und entsprechender T&#228;tigkeit, die &#252;berwiegend selbst&#228;ndig t&#228;tig sind, sowie sonstige Angestellte, die aufgrund gleichwertiger F&#228;higkeiten und ihrer Erfahrungen entsprechende T&#228;tigkeiten aus&#252;ben.</p><span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">4. Die in Rede stehenden tariflichen Vorschriften geben keine Erl&#228;uterungen zum "sonstigen Angestellten" und zu der "&#252;berwiegend selbst&#228;ndigen T&#228;tigkeit. Da indessen hinreichend erkennbar und &#252;berpr&#252;fbar sein mu&#223;, ob bei der Unterordnung des Sachverhalts unter die tragenden Normen die zutreffenden Rechtsbegriffe zugrunde gelegt worden sind, erscheint es zweckm&#228;&#223;ig, diese zu definieren und in abstrakter Weise klarzustellen (vgl. BAG AP Nr. 3, 22 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; auch BAG AP Nr. 116, 120 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Gerichte wenden Rechtsnormen auf den konkreten Einzelfall an. Dabei steht die Bestimmung und Umschreibung der Rechtsbegriffe dieser Normen in Rede. Die Entscheidung des konkreten Einzelfalles verlangt, da&#223; einerseits klargelegt wird, welche Rechtsnormen mit welchen Rechtsbegriffen herangezogen werden, und da&#223; zum anderen die Tatsachen gew&#252;rdigt und eingeordnet werden. Rechtsprechung ist immer Anwendung von Rechtsnormen mit ihren Rechtsbegriffen auf einen Sachverhalt (vgl. BAG AP Nr. 5 zu &#167; 72a Divergenz).</p><span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">4.1. Die tariflichen Bestimmungen verlangen von den "sonstigen Angestellten", da&#223; sie aufgrund gleichwertiger F&#228;higkeiten und ihrer Erfahrungen entsprechende T&#228;tigkeiten aus&#252;ben.</p><span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">4.1.1. Bei den gleichwertigen F&#228;higkeiten und Erfahrungen handelt es sich um das subjektive T&#228;tigkeitsmerkmal.</p><span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der sonstige Angestellte mu&#223; F&#228;higkeiten und Erfahrungen besitzen und ben&#246;tigen, wie sie gerade die einschl&#228;gige technische Fachausbildung zu vermitteln pflegt (vgl. BAG AP Nr. 49 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT). Sie m&#252;ssen denen eines technischen Angestellten entsprechen (vgl. BAG AP Nr. 96, 115 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Zu fordern ist zwar nicht das gleiche Wissen und K&#246;nnen, wie es &#252;blicherweise durch die vorausgesetzte Fachausbildung erworben und durch die einschl&#228;gige Abschlu&#223;pr&#252;fung nachgewiesen wird; verlangt wird aber eine im Verh&#228;ltnis dazu &#228;hnlich gr&#252;ndliche Beherrschung eines entsprechend umfangreichen Wissensgebietes. Das bedeutet, da&#223; zwar nicht dieselben F&#228;higkeiten wie diejenigen eines gepr&#252;ften technischen Angestellten zu fordern sind, wohl aber &#228;hnliche, deswegen freilich nicht geringere (vgl. BAG AP Nr. 12, 16, 27, 33, 35, 37, 41, 48, 66, 89, 96, 101, 108, 115, 118 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Es reicht nicht, wenn der sonstige Angestellte auf einem Einzelarbeitsgebiet, also auf einem eng begrenzten Teilgebiet, Leistungen erbringt, die auf diesem begrenzten Gebiet gleichwertig sind (vgl. BAG AP Nr. 10, 12, 16, 33, 37, 41, 48, 66, 96, 108, 115, 118 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Gleichwertige T&#228;tigkeiten werden also nicht schon dadurch nachgewiesen, da&#223; der sonstige Angestellte auf einem Einzelgebiet eines entsprechend ausgebildeten technischen Angestellten Leistungen erbringt, die auf diesem begrenzten Gebiet denen eines entsprechend ausgebildeten technischen Angestellten gleichwertig sind (vgl. AP Nr. 17 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p><span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Auch wenn es grunds&#228;tzlich nicht ausgeschlossen ist, aus der auszu&#252;benden T&#228;tigkeit R&#252;ckschl&#252;sse auf die gleichwertigen F&#228;higkeiten und Erfahrungen, also die subjektive Qualifikation zu ziehen, so kann daraus doch weder der Rechtssatz noch der allgemeine Erfahrungssatz hergeleitet werden, da&#223; immer dann, wenn ein "sonstiger Angestellter" eine "entsprechende T&#228;tigkeit" aus&#252;bt, dieser auch &#252;ber "gleichwertige F&#228;higkeiten und Erfahrungen" verf&#252;gt. Vielmehr zeigt die Lebenserfahrung, da&#223; "sonstige Angstellte", selbst wenn sie im Einzelfalle eine "entsprechende T&#228;tigkeit" aus&#252;ben, gleichwohl - anders als ein ausgebildeter technischer Angestellter - h&#228;ufig an anderen Stellen deswegen nicht eingesetzt werden k&#246;nnen, weil ihnen f&#252;r andere T&#228;tigkeiten Kenntnisse und Erfahrungen fehlen (vgl. BAG AP Nr. 37 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; auch BAG AP Nr. 12, 41, 66, 96, 105, 115, 118 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; ferner Anm. Z&#228;ngl zu BAG AP Nr. 12 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">4.1.2. Neben den gleichwertigen F&#228;higkeiten und Erfahrungen wird eine entsprechende T&#228;tigkeit gefordert.</p><span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Hier steht das objektive T&#228;tigkeitsmerkmal in Rede.</p><span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Verlangt wird eine T&#228;tigkeit, die unter allgemeinen technischen Gesichtspunkten und nicht nur auf einem speziellen Gebiet ein Wissen und K&#246;nnen erfordert, das sich im Verh&#228;ltnis zu einer entsprechend abgeschlossenen technischen Ausbildung als &#228;hnlich gr&#252;ndliche Beherrschung eines entsprechend umfangreichen Wissensgebietes darstellt (vgl. BAG AP Nr. 27 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Von einer entsprechenden T&#228;tigkeit des Angestellten kann daher keine Rede sein, wenn sie lediglich beschr&#228;nkte Fachkenntnisse auf einem eng begrenzten Teilgebiet eines einschl&#228;gig ausgebildeten technischen Angestellten erfordert (vgl. BAG AP Nr. 55, 107 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT). Die zu leistende T&#228;tigkeit mu&#223; einen entsprechenden Zuschnitt haben (vgl. BAG AP Nr. 6, 10, 12, 16, 101, 107, 115 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Sie mu&#223; ihrerseits die Bef&#228;higung erfordern, wie ein gepr&#252;fter technischer Angestellter mit der vorausgesetzten abgeschlossenen Fachausbildung Zusammenh&#228;nge zu &#252;berschauen und Ergebnisse zu entwickeln (vgl. BAG AP Nr. 27, 41 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">4.1.3. Der "sonstige Angestellte" mu&#223;, soll seine Eingruppierungsklage schl&#252;ssig sein, darlegen, welche T&#228;tigkeiten &#252;blicherweise ein Angestellter mit der vorausgesetzten Fachausbildung und der einschl&#228;gigen Abschlu&#223;pr&#252;fung auszu&#252;ben pflegt und wie sich dazu nach Art und Aufgabenstellung sein Arbeitsgebiet verh&#228;lt, insbesondere auch, welchen Umfang es hat.</p><span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Er mu&#223; vortragen, was zum entsprechenden Lehr- und Pr&#252;fungsstoff eines technischen Angestellten, dessen F&#228;higkeiten und Erfahrungen er besitzen will, geh&#246;rt.</p><span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Dabei kommen Ausbildungs- und Pr&#252;fungsordnungen, auch Vorlesungsverzeichnisse und sonstige Quellen in Betracht.</p><span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Gerichte f&#252;r Arbeitssachen k&#246;nnen insoweit mit Hilfe eines Sachverst&#228;ndigen (&#167; 144 ZPO) die erforderlichen Feststellungen treffen (vgl. BAG AP Nr. 52 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT).</p><span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">4.2. Selbst&#228;ndige Leistungen verlangen eine Gedankenarbeit, die im Rahmen der f&#252;r die Verg&#252;tungsgruppe vorausgesetzten Fachkenntnisse hinsichtlich des einzuschlagenden Weges und des zu findenden Ergebnisses eine eigene Beurteilung mit eigener Entschlie&#223;ung enth&#228;lt. Es mu&#223; sich um das selbst&#228;ndige Erarbeiten eines Ergebnisses handeln, wobei eine eigene geistige Initiative zu erfordern ist. Eine leichte geistige Arbeit gen&#252;gt nicht. Erforderlich ist eine gewisse eigene Entscheidungsbefugnis &#252;ber die zur Erbringung der geschuldeten Leistungen jeweils in Betracht kommende Arbeitsmethode, die Arbeitsgestaltung sowie die Erreichung der Arbeitsergebnisse und zugleich auch eine gewisse Eigenst&#228;ndigkeit des Aufgabenbereichs. Eine gewisse Freiheit von Weisungen und Anleitungen wird vorausgesetzt, ein gewisser wie auch immer gearteter Ermessens-, Entscheidungs-, Gestaltungs- oder Beurteilungsspielraum bei der Erarbeitung der Arbeitsergebnisse ist kennzeichnend (vgl. BAG AP Nr. 6, 20, 22, 46, 53, 62, 79, 94, 108, 109 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Selbst&#228;ndige Leistungen liegen nicht nur dann vor, wenn die T&#228;tigkeit besondere Schwierigkeiten bereitet oder &#252;berhaupt schwierig ist. Sie sind schon dann anzunehmen, wenn ein Ergebnis aufgrund eigener Initiative erarbeitet wird und darin nicht nur eine leichte geistige Arbeit liegt (vgl. BAG AP Nr. 52, 102 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Art des Ergebnisses der geistigen Arbeit ist unerheblich. Die wiederholte Bearbeitung &#228;hnlich oder identisch gelagerter F&#228;lle steht der Annahme selbst&#228;ndiger Leistungen im tariflichen Sinne nicht entgegen (vgl. BAG AP Nr. 19, 52 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Andererseits liegt eine selbst&#228;ndige Leistung nicht schon dann vor, wenn es sich um eine Arbeit handelt, die nicht schematischer Art ist (vgl. BAG AP Nr. 9 zu &#167; 1 TOA; BAG AP Nr. 29 zu &#167; 3 TOA).</p><span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Es reicht nicht aus, wenn der Angestellte im landl&#228;ufigen Sinne selbst&#228;ndig arbeitet, wenn eine selbst&#228;ndige Arbeitsweise im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs zu bejahen ist (vgl. BAG AP Nr. 22, 62 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT). Der Rechtsbegriff der "selbst&#228;ndigen T&#228;tigkeit" kann nicht mit einer solchen T&#228;tigkeit gleichgesetzt werden, die im allgemeinen Wortsinn "selbst&#228;ndig" ist, also ohne Anleitung erfolgt (vgl. BAG AP Nr. 6, 89 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Sorgf&#228;ltiges Arbeiten wird von jedem Angestellten erwartet und ist kein Ma&#223;stab f&#252;r den Wert der geistigen Leistung (vgl. BAG AP Nr. 56 zu &#167; 3 TOA). Das gleiche gilt f&#252;r Zuverl&#228;ssigkeit und Gewissenhaftigkeit (vgl. BAG AP Nr. 61 zu &#167; 3 TOA).</p><span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Bei der Pr&#252;fung, ob das tarifliche T&#228;tigkeitsmerkmal der "selbst&#228;ndigen Leistungen" erf&#252;llt ist, ist nicht auf die die Gesamtarbeitszeit ausmachenden Aufgaben unter Verzicht auf eine Gliederung in Arbeitsvorg&#228;nge abzustellen. Es kommt auch nicht darauf an, ob die H&#228;lfte der Arbeitsvorg&#228;nge, die in der Gesamtarbeitszeit des Angestellten in Rede stehen, ihrerseits jeweils das tarifliche Qualifizierungsmerkmal der selbst&#228;ndigen Leistungen erfordert. Ma&#223;gebend ist vielmehr, ob von den die Gesamtarbeitszeit des Angestellten ausf&#252;llenden Arbeitsvorg&#228;ngen der im Tarifvertrag bestimmte Teil seinerseits der tariflichen Anforderung der "selbst&#228;ndigen Leistungen" entspricht (vgl. BAG AP Nr. 116 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht hat sich bereits in der Vergangenheit (vgl. LAG Hamm, Urteil vom 10.07.1986 - Akz. 4 Sa 1889/85) mit der in der Kommentierung zum BAT (vgl. Clemens/Scheuring/Steingen/Wiese, VergGr. VkA, Techn. Berufe, Anm. 42, S. 614 z 6 + 7 - Stand August 1984/Mai 1987) vertretenen Auffassung befa&#223;t, es handele sich bei der in der Fallgr. 17 der VergGr. V c TTV geforderten Selbst&#228;ndigkeit nicht um selbst&#228;ndige Leistungen, beide Begriffe seien nicht inhaltsgleich, jedoch br&#228;chten sie, bezogen auf die unterschiedlichen Aufgaben, die den Angestellten im Verwaltungsdienst und den Technikern obl&#228;gen, eine entsprechende Wertigkeit der T&#228;tigkeit zum Ausdruck, ein Techniker sei insoweit selbst&#228;ndig t&#228;tig, als er f&#252;r die Erledigung bestimmter Aufgaben keine Einzelanweisungen durch einen Ingenieur oder Dipl.Ingenieur erhalte, sondern aufgrund der nach seiner Ausbildung vorauszusetzenden Kenntnisse selbst den zur Erf&#252;llung der Aufgabe einzuschlagenden Weg und die anzuwendende Methode finden m&#252;sse.</p><span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Auch nach einer erneuten &#220;berpr&#252;fung der in Rede stehenden Frage sieht das Rechtsmittelgericht keine Veranlassung, von seiner fr&#252;heren Meinung abzuweichen.</p><span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">5. Gem&#228;&#223; &#167; 22 Abs. 2 BAT ist auf Arbeitsvorg&#228;nge abzustellen. Unter einem Arbeitsvorgang ist eine unter Hinzurechnung der Zusammenhangst&#228;tigkeit und bei Ber&#252;cksichtigung einer vern&#252;nftigen, sinnvollen Verwaltungs&#252;bung nach tats&#228;chlichen Gesichtspunkten abgrenzbare und tarifrechtlich selbst&#228;ndig bewertbare Arbeitseinheit der zu einem bestimmten Arbeitsergebnis f&#252;hrenden T&#228;tigkeit eines Angestellten zu verstehen (vgl. BAG AP Nr. 122, 123, 124 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Was dabei ein abschlie&#223;endes selbst&#228;ndiges Arbeitsergebnis ist, richtet sich nach dem jeweiligen Aufgabengebiet des Angestellten. F&#252;r die Bestimmung des Arbeitsergebnisses sind Gesch&#228;ftsverteilung, Beh&#246;rdenanschauung, gesetzliche Bestimmungen, Verwaltungsvorschriften und die beh&#246;rdliche &#220;bung zu ber&#252;cksichtigen (vgl. BAG AP Nr. 6, 12 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Unter Zusammenhangst&#228;tigkeiten sind solche T&#228;tigkeiten zu verstehen, die aufgrund ihres engen Zusammenhangs mit bestimmten, insbesondere h&#246;herwertigen Aufgaben eines Angestellten bei der tarifrechtlichen Bewertung der Arbeitseinheiten nicht abgetrennt werden d&#252;rfen, sondern diesen zuzurechnen sind, um eine dem Tarifvertrag entgegenstehende Zerst&#252;ckelung zu verhindern (vgl. BAG AP Nr. 15 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Eine Zusammenhangst&#228;tigkeit liegt dann vor, wenn es sich um ein unselbst&#228;ndiges Teilst&#252;ck handelt, das der Hauptarbeit ein- und untergeordnet ist (vgl. BAG AP Nr. 5 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; BAG AP Nr. 3 zu &#167;&#167; 22, 23 KnAT).</p><span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung einer tarifwidrigen "Atomisierung" sind weiter wiederkehrende gleichartige Arbeiten, die also die gleichen Einzelt&#228;tigkeiten umfassen und das gleiche Arbeitsziel haben, bei gleicher rechtlicher Wertigkeit jeweils grunds&#228;tzlich zu einem Arbeitsvorgang zusammenzufassen und nicht einzeln rechtlich zu bewerten (vgl. BAG AP Nrn. 8, 12, 16 und 47 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">6. Die Parteien haben sich weder im erstinstanzlichen Verfahren noch vor dem Berufungsgericht n&#228;her mit der Frage befa&#223;t, wie die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers in Arbeitsvorg&#228;nge zu gliedern ist.</p><span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat in der Klageschrift (S. 2) herausgestellt, da&#223; ihm zus&#228;tzlich zu seiner Hausmeistert&#228;tigkeit Aufgaben im technischen Bereich &#252;bertragen seien. Die gesamte T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers als Hausmeister ist als ein Arbeitsvorgang anzusehen und einheitlich zu beurteilen (vgl. BAG AP Nr. 111 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Das folgt allein schon daraus, da&#223; ein Hausmeister eine Funktion innehat. Bedenken bestehen, ob der Kl&#228;ger die in der Zust&#228;ndigkeitsregelung des Hauptamtes vom 10.11.1982 (Bl. 5 - 10 d.GA) aufgelisteten 42 technischen Einrichtungen des Kreishauses zu Recht aus seiner Hausmeistert&#228;tigkeit ausgegliedert hat, um die ihm &#252;bertragenen Aufgaben, die auf diese technischen Einrichtungen gerichtet sind, einer gesonderten Bewertung nach der Fallgr. 17 der VergGr. V c zuzuf&#252;hren. Nach dem allgemeinen Sprachgebrauch (vgl. Knaurs gro&#223;es W&#246;rterbuch der deutschen Sprache, 1985, S. 469) wird ein Hausmeister vom Hauseigent&#252;mer angestellt, um f&#252;r Ordnung, Sauberkeit und die Erhaltung des Hauses zu sorgen.</p><span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Das Bundesarbeitsgericht (vgl. BAG AP Nr. 111 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975) rechnet nach dem Sinn und Zweck der Tarifbestimmungen zu den Aufgaben eines Schulhausmeisters die Sorge f&#252;r die ordnungsgem&#228;&#223;e &#214;ffnung und Schlie&#223;ung der R&#228;ume, die &#220;berwachung ihres Zustandes, die Feststellung und das Beseitigen von Sch&#228;den, die Sorge f&#252;r die Beheizung, das Unterbinden von Besch&#228;digungen sowie die Erledigung kleinerer Reparaturen.</p><span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Im Tatbestand einer weiteren h&#246;chstrichterlichen Entscheidung (vgl. BAG AP Nr. 65 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975) sind zahlreiche Hausmeistert&#228;tigkeiten zusammengestellt.</p><span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Alle Aufgaben des Kl&#228;gers im technischen Bereich sind, soweit sie nicht Hausmeistert&#228;tigkeiten sind, zu einem einzigen Arbeitsvorgang zusammenzufassen. Abzustellen ist dabei auf das Arbeitsergebnis, bei dessen Bestimmung die Verwaltungsorganisation, die Gesch&#228;ftsverteilung und Beh&#246;rdenanschauung zu ber&#252;cksichtigen sind. Dem Kl&#228;ger sind sowohl im Rahmen seiner Hausmeistert&#228;tigkeit als auch neben seiner Hausmeistert&#228;tigkeit Aufgaben bei der Bedienung, Aufsicht, Wartung, Kontrolle, &#220;berwachung und Instandsetzung technischer Einrichtungen des Kreishauses zugewiesen, die alle dem Zweck dienen, die Funktionsf&#228;higkeit dieser Einrichtungen zu sichern, zu erhalten und ggf. wiederherzustellen. Diese Aufgabenstellung ist entscheiden.</p><span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">7. Der Kl&#228;ger kann mit seinem Feststellungsbegehren keinen Erfolg haben, weil er nicht, wie dies die Fallgr. 17 der VergGr. V c fordert, &#252;berwiegend selbst&#228;ndig t&#228;tig ist, weil nicht &#252;berwiegend selbst&#228;ndige Leistungen zu bejahen sind.</p><span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Ortsbesichtigung kommen in seinem Arbeitsbereich selbst&#228;ndige Leistungen &#252;berhaupt nicht vor.</p><span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">7.1. Das Landesarbeitsgericht hat die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers in dem Ortstermin vom 06.10.1987 gr&#252;ndlich und umfassend er&#246;rtert.</p><span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Eine derartige Er&#246;rterung ist nicht nur nicht zu beanstanden, sie ist, wenn der richterlichen Aufkl&#228;rungspflicht speziell in Eingruppierungsstreitigkeiten Rechnung getragen werden soll, sogar geboten (vgl. Baumbach/Hartmann, ZPO, 41. Aufl., &#167; 139 Anm. 2 E).</p><span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung (vgl. BAG AP Nr. 9 zu &#167; 3 TOA) hat betont, die Arbeitsgerichte h&#228;tten die T&#228;tigkeit des auf H&#246;hergruppierung klagenden Angestellten gr&#252;ndlich zu er&#246;rtern und dann im Rahmen der T&#228;tigkeitsmerkmale der erstrebten Verg&#252;tungsgruppe zu w&#252;rdigen.</p><span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht entgegen, da&#223; die Gerichte, wenn sie das kl&#228;gerische Tatsachenvorbringen nicht f&#252;r ausreichend halten, zu dessen Vervollst&#228;ndigung, Kl&#228;rung und Erg&#228;nzung sachdienliche Auflagen nach &#167; 139 ZPO machen m&#252;ssen.</p><span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Damit wird die Verpflichtung zu einer m&#252;ndlichen Er&#246;rterung der entsprechenden Fragen im Rahmen eines Ortstermins nicht beseitigt, wie umgekehrt bei einer derartigen Er&#246;rterung nicht darauf verzichtet werden darf, den Kl&#228;ger mit sachdienlichen Auflagen anzuhalten, sein Klagevorbringen zu vervollst&#228;ndigen, klarzustellen und zu erg&#228;nzen (vgl. BAG AP Nrn. 8, 16, 19 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Gerade in Eingruppierungsprozessen k&#246;nnen die Tatsachengerichte im Rahmen eines weiten Ermessens zur Sachaufkl&#228;rung, Klarstellung und zu ihrer eigenen Unterst&#252;tzung von Amts wegen die Vorlage von Urkunden bzw. beh&#246;rdlichen Akten, also von Arbeitsunterlagen des klagenden Angestellten, die Einnahme des gerichtlichen Augenscheins sowie die Zuziehung von Sachverst&#228;ndigen, allerdings nicht die Vernehmung von Zeugen anordnen und durchf&#252;hren, wie sich im einzelnen aus &#167;&#167; 141 ff ZPO ergibt (vgl. BAG AP Nr. 4 zu &#167; 1 Tarifvertr&#228;ge: Presse; auch BAG AP Nr. 60 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975 m.w.N.). Das Berufungsgericht verkennt, soweit die Er&#246;rterung und Pr&#252;fung der T&#228;tigkeit des die H&#246;hergruppierung begehrenden Kl&#228;gers in dem Ortstermin vom 06.10.87 in Rede steht, nicht, da&#223; zu den Grundlagen der Rechtsverfolgung im Zivilproze&#223; das Vorbringen von Tatsachen geh&#246;rt, aus deren l&#252;ckenloser Folge sich - ihre Richtigkeit unterstellt - der geltend gemachte Anspruch herleiten lassen mu&#223; (vgl. BAG AP Nr. 5 zu &#167; 139 ZPO), wobei eine Eingruppierungsfeststellungsklage dann sch&#252;ssig ist, wenn das tats&#228;chliche Vorbringen des Kl&#228;gers bei Unterstellung seiner Richtigkeit den Klageantrag begr&#252;ndet erscheinen l&#228;&#223;t, so da&#223; im Falle der S&#228;umnis der beklagten Partei aufgrund des Vorbringens des Kl&#228;gers nach &#167; 331 ZPO ein Vers&#228;umnisurteil erlassen werden k&#246;nnte (vgl. BAG AP Nr. 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Der Kl&#228;ger eines Eingruppierungsrechtsstreits mu&#223; mithin darlegen, da&#223; Tatsachen vorliegen, aus denen die Erf&#252;llung der qualifizierenden T&#228;tigkeitsmerkmale hergleitet werden kann. Er mu&#223;, wenn er die Eingruppierung nach bestimmten Qualifikationsmerkmalen begehrt, diejenigen Tatsachen vortragen und im Bestreitensfalle beweisen, aus denen der rechtliche Schlu&#223; m&#246;glich ist, da&#223; er die im Einzelfall in Betracht kommenden und f&#252;r sich beanspruchten tariflichen T&#228;tigkeitsmerkmale unter Einschlu&#223; der darin vorgesehenen Qualifizierungen erf&#252;llt (vgl. BAG AP Nrn. 32, 36, 39, 68, 88, 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Notwendigerweise kennt n&#228;mlich der Kl&#228;ger seine eigene T&#228;tigkeit am besten und mu&#223; daher am ehesten in der Lage sein, darzulegen, ob und warum sie sich im Sinne der qualifizierenden T&#228;tigkeitsmerkmale heraushebt (vgl. BAG AP Nr. 36 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Nicht selten erweist sich allerdings die Tatsachenfeststellung und Sachaufkl&#228;rung mit den Mitteln der Verhandlungsmaxime in Eingruppierungsstreitigkeiten als noch schwieriger als die Rechtsanwendung, insbesondere deshalb, weil bei unstreitigem Sachverhalt die Parteien die Einzelheiten der T&#228;tigkeit des jeweiligen Kl&#228;gers oft nur stichwortartig und nicht nachvollziehbar schildern oder den Gerichten der Nachvollzug den Parteien gel&#228;ufiger interner Verwaltungsvorg&#228;nge nicht oder nur schwer m&#246;glich ist.</p><span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die rechtlichen Schwierigkeiten in Eingruppierungsprozessen haben ihre Ursache keineswegs allein in den zahlreichen unbestimmten Rechtsbegriffen der VergO zum BAT. H&#228;ufig betreffen sie die Bestimmung der Arbeitsvorg&#228;nge nach &#167; 22 BAT. Sie sind in vielen F&#228;llen auch darin begr&#252;ndet, da&#223; bei lediglich verbaler Anerkennung des Tarifgef&#252;ges innerhalb der &#246;ffentlichen Hand H&#246;her- und Eingruppierungen nach au&#223;errechtlichen Gesichtspunkten vorgenommen werden, weiter auch darin, da&#223; die damit besch&#228;ftigten Bediensteten wegen der nur schwer &#252;berschaubaren Vielfalt der VergO und ihrer immer st&#228;rker zunehmenden, vielf&#228;ltigen Differenzierungen nicht selten &#252;berfordert erscheinen. Zahlreich sind die Rechtsstreitigkeiten, in denen es den jeweiligen Kl&#228;gern, obwohl das rechtlich und tats&#228;chlich m&#246;glich ist, erhebliche Schwierigkeiten bereitet, in der prozessual gebotenen Art und Weise Tatsachen insbesondere f&#252;r qualifizierende tarifliche T&#228;tigkeitsmerkmale vorzubringen (vgl. BAG AP Nr. 115 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; auch BAG AP Nr. 36, 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Rauschgold&#228;hnliche Wertungen finden nicht nur in Ausnahmef&#228;llen Eingang in die kl&#228;gerischen Ausf&#252;hrungen (vgl. etwa BAG AP Nr. 68 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p><span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">F&#252;hrt eine Aufz&#228;hlung der T&#228;tigkeiten im einzelnen und eine detaillierte Beschreibung des Aufgabengebietes bei der &#220;berpr&#252;fung und W&#252;rdigung des Eingruppierungsbegehrens nicht weiter, dann mu&#223; das Gericht danach fragen, was der klagende Angestellte in einem &#252;berschaubaren Zeitraum dienstlich gemacht hat (vgl. Anm. Clemens zu BAG AP Nr. 102 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT). Die Er&#246;rterung in einem Ortstermin ist ein entscheidender Schritt f&#252;r die Beurteilung, ob bestimmte T&#228;tigkeiten und Einzelaufgaben den jeweils in Betracht kommenden qualifizierenden T&#228;tigkeitsmerkmalen zuzuordnen sind. Die Pflicht des Gerichts, das Sach- und Streitverh&#228;ltnis in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht zu er&#246;rtern, zielt nicht nur auf die Parteien; einzubeziehen sind auch unterrichtete Vertreter, wie sich aus &#167; 141 Abs. 3 Satz 2 ZPO ergibt. Auch sie kommen in Betracht, wenn es sich um die Beantwortung der notwendigen Aufkl&#228;rungsfragen handelt (vgl. Baumbach/Hartmann, a.a.O., &#167; 139 Anm. 2 E).</p><span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">7.2. In dem Ortstermin vom 06.10.1987 ist wie dargelegt zu Recht der Haustechniker Mxxx herangezogen worden.</p><span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat Gelegenheit gehabt, seine Aufgaben im einzelnen zu schildern und mit allen Einzelheiten zu erl&#228;utern.</p><span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Selbst&#228;ndige T&#228;tigkeit, also selbst&#228;ndige Leistungen, haben sich im Aufgabengebiet des Kl&#228;gers nicht ergeben.</p><span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Er arbeitet nach detaillierten Vorgaben, der einzuschlagende Weg ist festgelegt, f&#252;r eigene Initiativen ist kein Raum. Die Arbeitsmethode und die Arbeitsgestaltung sind ihm vorgeschrieben, von einer Eigenst&#228;ndigkeit seines Arbeitsbereichs kann keine Rede sein. Ermessens-, Entscheidungs-, Gestaltungs-, oder Beurteilungsspielraum hat er bei der Erarbeitung seiner Arbeitsergebnisse nicht.</p><span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen gilt folgendes:</p><span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die t&#228;glichen Kontrollen der W&#228;rmepumpe bereiten keinerlei Schwierigkeiten. Das Nachf&#252;llen von K&#252;hlwasser ist ebenso einfach wie das &#214;ffnen von Sicherungsventilen.</p><span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Instandsetzungen an der W&#228;rmepumpe f&#252;hrt der Kl&#228;ger nur in ganz geringem Umfang durch: er zieht Schrauben und Muttern nach. Das Instandsetzungswerkzeug ist entsprechend bescheiden: ein Rollgabelschl&#252;ssel. &#196;hnlich einfach wie die Kontrolle der W&#228;rmepumpe ist die &#220;berwachung der Heizungsanlage, der Wasserdruck mu&#223; stimmen.</p><span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Das Ablesen der Betriebsstunden und der W&#228;rmez&#228;hler erfordert keinerlei Qualifikationen.</p><span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Das Auswechseln der Filtermatten der Be- und Entl&#252;ftungsanlagen, die alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren, l&#228;&#223;t keinerlei Raum f&#252;r irgendeine geistige T&#228;tigkeit, zumal der Grad der Verschmutzung der Matten automatisch angezeigt wird.</p><span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die Wartung der Schindler-Aufz&#252;ge wird von der Herstellerfirma durchgef&#252;hrt. Ist ein Aufzug steckengeblieben, so mu&#223; der Kl&#228;ger die Bremse entsperren und den Aufzug "von Hand" bis zum n&#228;chsten Stockwerk herunterfahren, wobei er auf Farbmarkierungen auf den Stahlseilen zur&#252;ckgreifen kann. Auch hier hat er keinen Ermessens- und Gestaltungsspielraum. Die Aufgaben des Kl&#228;gers in der "Zentralen Leitstelle" enthalten keinerlei Ermessenst&#228;tigkeit.</p><span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Hier ist alles in einem Bedienerhandbuch festgelegt. Die Wartung der Sprinkleranlage sowie der Brandmelder geh&#246;rt nicht zum Aufgabenbereich des Kl&#228;gers.</p><span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Defekte an den Mikroschaltern der Taschenf&#246;rderungsanlage in der Zulassungsstelle sind leicht zu ermitteln. Das Auswechseln der Schalter ist problemlos. &#196;hnliches gilt, wenn sich Taschen verfangen.</p><span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Die T&#228;tigkeiten des Kl&#228;gers, die sich auf die Drainagepumpen, die Solepumpe, die Brunnenanlage, die Heizverteilung, die Sprinkleranlage, die Niederspannungsanlage, die automatischen T&#252;r&#246;ffner, die Trafostation und das Notstromaggregat, die M&#252;llkomprimierungsanlage, den Batterieraum, die Druckerh&#246;hungsanlage, die K&#252;che und den Kaffeeautomaten beziehen, geh&#246;ren teilweise in den Arbeitsbereich eines Hausmeisters; soweit sie dar&#252;ber hinausgehen, sind sie dadurch gekennzeichnet, da&#223; ihnen jede Schwierigkeit, die den Einsatz nicht ganz leichter geistiger Arbeit fordert, fehlt.</p><span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">8. Nach Lage des Falles bedarf es keiner Er&#246;rterungen, ob in dem Arbeitsbereich des Kl&#228;gers, der nicht den Hausmeisteraufgaben zugeordnet werden kann, &#252;berhaupt Technikert&#228;tigkeiten anfallen.</p><span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Eine Auseinandersetzung mit dem Berufsbild eines Technikers im Sinne der Fallgr. 17 der VergGr. V c ist daher nicht erforderlich.</p><span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Auch er&#252;brigen sich &#220;berlegungen, ob gleichwertige F&#228;higkeiten und Erfahrungen allein mit dem Hinweis auf die Tatsache, da&#223; die Aufgaben seit vielen Jahren erledigt werden, dargetan werden k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Ob das Bauamt des Beklagten die H&#246;hergruppierung des Kl&#228;gers bef&#252;rwortet hat, ist gleichg&#252;ltig.</p><span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Unzutreffend ist die Annahme des Kl&#228;gers, f&#252;r die Anwendung des Techniker-Tarifvertrages sei weniger die Aus- und Vorbildung des Angestellten, sondern mehr die Wahrnehmung der entsprechenden T&#228;tigkeiten ma&#223;gebend. Da die Tarifvertragsparteien kumulativ bei dem "sonstigen Angestellten" einmal als subjektive Voraussetzung gleichwertige F&#228;higkeiten und Erfahrungen und au&#223;erdem als zweites objektives Erfordernis eine "entsprechende T&#228;tigkeit" fordern, ist die Klage unbegr&#252;ndet, wenn es bei dem Kl&#228;ger an dem subjektiven Merkmal der gleichwertigen F&#228;higkeiten und Erfahrungen fehlt (vgl. BAG AP Nr. 12, 41, 96 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975; BAG AP Nr. 7 zu &#167; 72 BPersVG).</p><span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann dahinstehen, wie die Hausmeistert&#228;tigkeiten von den sonstigen Aufgaben des Kl&#228;gers abzugrenzen sind und wie bei einer sachgerechten Zuordnung der T&#228;tigkeit zu den Arbeitsvorg&#228;ngen zu quantifizieren ist. Wenn die Hausmeistert&#228;tigkeiten zeitlich &#252;berwiegen, so scheitert allein schon deshalb das H&#246;hergruppierungsbegehren des Kl&#228;gers.</p><span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers mu&#223; daher ohne Erfolg bleiben. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p>
315,424
lg-dusseldorf-1987-11-17-4-o-34186
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4 O 341/86
1987-11-17T00:00:00
2019-03-13T14:55:19
2019-03-27T09:43:09
Urteil
ECLI:DE:LGD:1987:1117.4O341.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von DM 22.000,-- vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Die Sicherheitsleistung darf auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlin ans&#228;ssi- gen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Inhaberin des deutschen Patents 28 19 065 (nachfolgend: Klagepatent), das auf einer Anmeldung vom 29. April 1978 beruht, die am 31. Oktober 1979 offengelegt worden ist. Am 31. Januar 1985 ist die Patenterteilung ver&#246;ffentlicht worden. Das Klagepatent tr&#228;gt die Bezeichnung "Einhebel-Mischarmatur". Gegen die Erteilung des Klagepatents hat die Firma Ideal-Standard GmbH Einspruch erhoben. Nach Pr&#252;fung des Einspruchs hat die Patentabteilung 12 des Deutschen Patentamtes mit Beschlu&#223; vom 19. August 1986 das Klagepatent in vollem Umfang aufrechterhalten. Gegen diesen Beschlu&#223; hat die Einsprechende Beschwerde eingelegt. Mit Eingabe vom 24. M&#228;rz 1987 ist die Beklagte der Einsprechenden und Beschwerdef&#252;hrerin beigetreten. Eine Entscheidung des Bundespatentgerichts im Einspruchs-Beschwerdeverfahren (Aktenzeichen: 6 W (pat) 130/86) liegt bisher nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Patentanspruch 1 des Klagepatents lautet wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Einhebel-Mischarmatur, insbesondere f&#252;r den Sanit&#228;rbereich, mit einer Festscheibe, die Durchtritts&#246;ffnungen f&#252;r Kalt-, Warm- und Mischwasser aufweist;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">mit einer an der Festscheibe anliegenden, gegen&#252;ber dieser verdrehbaren und verschiebbaren Regelscheibe, in der gegebenenfalls zusammen mit einem Mitnahmeteil ein Umlenkkanal ausgebildet ist, &#252;ber den je nach der Relativstellung der beiden Scheiben Wasser zwischen den Durchtritts&#246;ffnungen der Festscheibe flie&#223;en kann;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">mit einem im Umlenkkanal mittels mindestens eines Befestigungsabschnittes h&#228;ngend angeordneten, ger&#228;uschmindernden Sieb, welches einen von der Festscheibe her gesehen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt aufweist, dessen Scheitellinie parallel zur regelnden Kante des Umlenkkanals in einer Ebene verl&#228;uft, die parallel zu und im geringem Abstand von den Kontaktfl&#228;chen der beiden Scheiben liegt, dadurch gekennzeichnet, da&#223; das Sieb (11) sich lediglich in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals (5, 10) erstreckt und der sich an den Befestigungsabschnitt (14) anschlie&#223;ende, konvex gekr&#252;mmte Abschnitt des Siebes (11) mit einem Rand (13) an der an die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals (5, 10) anliegt."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte stellt her und vertreibt Einhebel-Mischarmaturen gem&#228;&#223; der als Anlage 4 &#252;berreichten Zeichnung, deren wesentliche Bestandteile nachfolgend wiedergegeben sind:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgen zwei Abbildungen &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, mit Herstellung und Vertrieb der Einhebel-Mischarmatur gem&#228;&#223; Anlage 4 verletze die Beklagte die ihr zustehenden Rechte aus dem Klagepatent. Die Einhebel-Mischarmatur gem&#228;&#223; Anlage 4 mache von dem Wortlaut des Patentanspruches 1 des Klagepatents Gebrauch. Die angegriffene Ausf&#252;hrungsform weise insbesondere im Umlenkkanal ein ger&#228;uschminderndes Sieb auf, das mittels eines Befestigungsabschnittes im Umlenkkanal h&#228;ngend angeordnet sei und einen von der Festscheibe her gesehen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt aufweise, dessen Scheitellinie parallel zur regelnden Kante des Umlenkkanals in einer Ebene verlaufe, die parallel zu und in geringem Abstand von den Kontaktfl&#228;chen der beiden Scheiben liege. Sie verweise insoweit insbesondere auf ihre farbig angelegten Darstellungen der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform in den Anlagen 4 a und 5, die diesen Sachverhalt verdeutlichen. Die angegriffene Ausf&#252;hrungsform mache jedoch nicht nur von den Merkmalen des Oberbegriffs wortlaut-gem&#228;&#223; Gebrauch, sondern verwirkliche auch die kennzeichnenden Merkmale dem Wortlaut nach. Auch bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform erstrecke sich das Sieb <u>lediglich</u> in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals. Schlie&#223;lich liege der sich an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;ende, konvex gekr&#252;mmte Abschnitt des Siebes mit einem Rand an der an die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals an. Wie aus der untersten Figur nach Anlage 5 hervorgehe, erstrecke sich der rot markierte, ger&#228;uschd&#228;mpfend aktive Abschnitt des Siebes bis zur Anlage an die Wand des Umlenkkanals heran. Von diesem Rand aus verlaufe dann der gr&#252;n skizzierte Befestigungsabschnitt entlang der Wand des Umlenkkanals nach oben. Somit liege eine <u>wortw&#246;rtliche Verwirklichung aller Merkmale des Hauptanspruchs des Klagepatents vor</u>. Der Einwand des freien Standes der Technik stehe der Beklagten somit nicht zu. Selbst wenn jedoch das Gericht bestimmte Merkmale des Hauptanspruches nur als &#228;quivalent oder in sog. verschlechterter Ausf&#252;hrungsform verwirklicht ansehen sollte, st&#228;nde der gesamte bekannte Stand der Technik dem Verletzungsgegenstand erheblich ferner als dieser dem Erfindungsgegenstand.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">es bei Vermeidung einer f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsstrafe bis zu DM 500.000,--, ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Mo- naten, bei mehrfachem Versto&#223; bis zu insgesamt 2 Jahren, zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Einhebel-Mischarmaturen mit einer Festscheibe, die Durchtritts&#246;ffnungen f&#252;r Kalt-, Warm- und Mischwasser aufweist, mit einer an der Festscheibe anlie- genden, gegen&#252;ber dieser verdrehbaren und verschiebbaren Regelscheibe, in der zusammen mit einem Mitnahmeteil ein Umlenkkanal ausgebildet ist, &#252;ber den je nach der Relativstellung der beiden Scheiben Wasser zwischen den Durchtritts&#246;ffnungen der Festscheibe flie&#223;en kann, mit einem im Umlenkkanal mittels mindestens eines Befestigungsabschnittes h&#228;ngend angeordneten, ger&#228;uschmindernden Sieb, welches einen von der Festscheibe her gesehen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt aufweist, dessen Scheitellinie parallel zur re- gelnden Kante des Umlenkkanals in einer Ebene verl&#228;uft, die parallel zu und in geringem Abstand von den Kontaktfl&#228;chen der beiden Scheiben liegt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">gewerblich herzustellen, feilzuhalten, anzubieten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">bei welchen das Sieb sich lediglich in der N&#228;he der regelnden Kante des Um- lenkkanals, nicht jedoch in dessen Mittelteil erstreckt, und der sich an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;ende, konvex gekr&#252;mmte Abschnitt des Sie- bes mit einem Rand an der an die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals anliegt, w&#228;hrend der andere Rand dieses kon- vex gekr&#252;mmten Abschnittes sich zum Inneren des Umlenkkanals erstreckt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Rechnung dar&#252;ber zu legen, in welchem Umfange die Beklagte die zu I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 1. Dezember 1979 begangen hat, und zwar unter Vorlage eines Verzeichnisses, aus welchem die Liefermengen, Lieferzeiten, Lieferpreise, sowie Abnehmer mit Namen und Anschriften, ferner Angebote nach Mengen, Preisen, Zeiten und Angebotsempf&#228;ngern sowie be- triebene Werbung nach Art, Umfang, Verbreitungszeiten und Verbreitungsor- ten, schlie&#223;lich Herstellungs- und Vertriebskosten unter Angabe der einzelnen Kostenfaktoren und die erzielten Gewinne ersichtlich sind;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Namen und Anschriften der Abnehmer und Angebotsempf&#228;nger m&#246;gen unter Wirtschaftspr&#252;fervorbehalt erfolgen;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin f&#252;r die vom 1. Dezember 1979 bis 28. Februar 1985 nach I.1 begangenen Handlungen eine angemessene Entsch&#228;digung zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der dieser durch die seit dem 1. M&#228;rz 1985 nach I.1 begangenen Handlungen entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">hilfsweise ihr f&#252;r den Fall ihrer Verurteilung zur Rechnungslegung nach ihrer Wahl vorzubehalten, die Namen und Anschriften ihrer Abnehmer und Empf&#228;nger von Angeboten statt der Kl&#228;gerin einem von der Kl&#228;gerin zu be- zeichnenden, zur Verschwiegenheit gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin verpflichteten, vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern sie diesen erm&#228;chtigt, der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu geben, ob eine bestimmte Lieferung oder ein bestimmter Abnehmer in der Rechnung oder ein bestimmter Empf&#228;nger eines Angebots in der Auskunft enthalten ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt hilfsweise ferner,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">den Rechtsstreit bis zur rechtskr&#228;ftigen Erledigung des gegen das Klagepatent 28 19 065 erhobenen Einspruchs der Ideal-Standard GmbH, Bonn, auszu- setzen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">den Aussetzungsantrag der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt vor, das Klagepatent sei nicht rechtsbest&#228;ndig. Insbesondere aufgrund der Vorver&#246;ffentlichung "Gesundheits-Ingenieur", 1931, Heft 9, Seite 129/130 (Anlage B 9) sowie aufgrund des DE-GM 19 123 155 (Anlage B 10) und der CH-PS 574 067 (Anlage B 11), US-PS 34 33 264 (Anlage B 12) und DE-OS 20 51 374 (Anlage B 13) h&#228;tte der Durchschnittsfachmann ohne erfinderisches Zutun zu der Weiterentwicklung des Klagepatents finden k&#246;nnen. - Auf die Rechtsbest&#228;ndigkeit des Klagepatents komme es indessen nicht an, weil die angegriffene Ausf&#252;hrungsform die Lehre des Klagepatents nicht verwirkliche. Die angegriffene Ausf&#252;hrungsform weise kein Sieb auf, das einen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt mit einer Scheitellinie habe. Vielmehr sei dort der ringf&#246;rmige Siebk&#246;rper am unteren Ende zweifach rechtwinklig umb&#246;rdelt. Nur bogenf&#246;rmig gekr&#252;mmte Siebabschnitte seien im Sinne der Lehre des Klagepatents konvex gekr&#252;mmte Abschnitte mit einer Scheitellinie. Vor allem fehle aber bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform das Merkmal, nach welchem das Sieb sich <u>lediglich</u> in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals erstrecken solle. Die regelnde Kante sei die in den Figuren 1 bis 3 und 5 der Klagepatentschrift jeweils links dargestellte Kante der Regelscheibe (4), die in der N&#228;he des Bezugszeichens (12) liege, nicht aber die ihr gegen&#252;berliegende Kante des Umlenkkanals, die keine Regelungsfunktion habe. Es komme der vermeintlichen Erfindung des Klagepatents darauf an, die Siebanordnung r&#228;umlich auf die N&#228;he der regelnden Kante zu beschr&#228;nken. Dies sei auch im Pr&#252;fungsverfahren deutlich geworden. Bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform erstrecke sich das Sieb jedoch auf den gesamten durch die Regelscheibe begrenzten Innenraum des Umlenkkanals. Schlie&#223;lich fehle auch das kennzeichnende Merkmal, nach welchem der sich einem Befestigungsabschnitt (14) anschlie&#223;ende konvex gekr&#252;mmte Abschnitt des Siebes (11) mit einem Rand (13) an deren die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals (5, 10) anliegen solle. Der Rand des Siebes der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform stehe nach zweimaliger rechtwinkliger Umb&#246;rdelung senkrecht in den freien Raum des Umlenkkanals (5) vor. Er liege mithin nicht an der Innenwandung des Umlenkkanals an. Da von der Kl&#228;gerin nur eine "wortw&#246;rtliche" Verwirklichung des Patentanspruches 1 des Klagepatents geltend gemacht worden sei, sei es nicht ihre Sache, sich zu etwaigen &#196;quivalenzgesichtspunkten zu &#228;u&#223;ern. Angesichts eines fehlenden Sachvortrages der Kl&#228;gerin zur &#196;quivalenzfrage k&#246;nne es weder dem Gericht noch ihr zugemutet werden, von sich aus Erw&#228;gungen zu &#196;quivalenzgesichtspunkten anzustellen. Derartige Erw&#228;gungen m&#252;sse ein entsprechend konkreter Sachvortrag der Kl&#228;gerin zugrunde liegen, an dem es hier jedoch fehle.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. Mit nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 3. November 1987 hat die Kl&#228;gerin erg&#228;nzend vorgetragen. Die Beklagte hat einer Verwertung dieses Vorbringens widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die auf Verletzung des Klagepatents gest&#252;tzte Klage (&#167;&#167; 139, 14 PatG) ist nicht gerechtfertigt. Die mit der Klage beanstandete Ausf&#252;hrungsform verwirklicht nicht identisch s&#228;mtliche L&#246;sungsmerkmale des Hauptanspruches des Klagepatents. Vielmehr macht sie von dessen Wortlaut, der nicht philologisch zu betrachten ist, sondern im Lichte der sich aus der Klagepatentschrift nach Aufgabe und L&#246;sung ergebenden technischen Lehre zu sehen ist, zumindest insoweit keinen Gebrauch, als bei ihr abweichend vom Wortlaut das Sieb sich nicht <u>lediglich</u> in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals erstreckt und als bei ihr ebenfalls abweichend vom Wortlaut der sich an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;ende, von diesem rechtwinklig abgebogene und parallel zu den Kontaktfl&#228;chen der Scheiben verlaufende und dann in einigem Abstand vom Befestigungsabschnitt noch einmal rechtwinklig abgebogene Abschnitt des Siebes nicht mit einem Rand an der an die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals anliegt. Bei der angegriffenen Einhebel-Mischarmatur erstreckt sich, wie insbesondere der Augenschein des in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vorgelegten Musters der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform gezeigt hat, wie aber auch aus den zeichnerischen Darstellungen in den Anlagen 4, 4a und 5 hervorgeht, das Sieb im gesamten Bereich des Umlenkkanals an und in der N&#228;he von dessen Innenwandung. Der sich an den an der Innenwand anliegenden vertikalen Siebabschnitt anschlie&#223;ende Siebabschnitt, den die Kl&#228;gerin als im Sinne des Wortlauts des Klagepatents "konvex gekr&#252;mmt" ansieht, ragt mit seinem Rand in den freien Raum des Umlenkkanals vor. Er liegt an keiner Wand an, insbesondere auch nicht an der an die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Es lie&#223; sich auch nicht feststellen, da&#223; die angegriffene Ausf&#252;hrungsform unter dem Gesichtspunkt patentrechtlicher &#196;quivalenz in den Schutzbereich des Hauptanspruches des Klagepatents f&#228;llt. Eine solche Feststellung lie&#223; sich schon allein deshalb nicht treffen, da es an jeglichem substantiierten Sachvortrag der Kl&#228;gerin fehlt, da&#223; im Hinblick auf die vorgenannten Abweichungen vom Wortlaut des Klagepatents Ersatzmittel vorhanden sind, die in der technischen Funktion (Aufgabenstellung) mit den wortlautgem&#228;&#223;en Mitteln &#252;bereinstimmen und im wesentlichen die gleichen Wirkungen erzielen und die der Fachmann im Priorit&#228;tszeitpunkt, ausger&#252;stet mit dem allgemeinen Fachwissen und in Kenntnis des in der Patentschrift mitgeteilten Standes der Technik ohne erfinderisches Bem&#252;hen den Patentanspr&#252;chen als funktionsgleiches L&#246;sungsmittel entnehmen konnte (vgl. zum Begriff der &#196;quivalenz f&#252;r die Patente, deren Schutzbereich sich nach &#167; 14 PatG 1981 bestimmt Benkard-Ullmann, Patentgesetz, 7. Aufl. 1981, &#167; 14 Rdn. 123).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Erfindung nach dem Klagepatent betrifft eine Einhebel-Mischarmatur, wie sie insbesondere im Sanit&#228;rbereich Verwendung findet. Die erfindungsgem&#228;&#223;e Mischarmatur besteht aus einer Festscheibe, einer an ihr anliegenden, ihr gegen&#252;ber verdrehbaren und verschiebbaren Regelscheibe, in der gegebenenfalls zusammen mit einem Mitnahmeteil ein Umlenkkanal ausgebildet ist, und einem im Umlenkkanal mittels mindestens eines Befestigungsabschnittes h&#228;ngend angeordneten, ger&#228;uschmindernden Sieb. Bei der aus den vorgenannten Bestandteilen bestehenden Mischarmatur weist die Festscheibe Durchtritts&#246;ffnungen f&#252;r Kalt-, Warm- und Mischwasser auf. &#220;ber den in der Regelscheibe ausgebildeten Umlenkkanal kann je nach der Relativstellung der beiden Scheiben Wasser zwischen den Durchtritts&#246;ffnungen der Festscheibe flie&#223;en. Das im Umlenkkanal angeordnete Sieb weist einen von der Festscheibe her gesehen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt auf, dessen Scheitellinie parallel zur regelnden Kante des Umlenkkanals in einer Ebene verl&#228;uft, die parallel und in geringem Abstand von den Kontaktfl&#228;chen der beiden Scheiben liegt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Spalte 2 Zeilen 48 bis 50 der Klagepatentschrift ist eine derartige Einhebel-Mischarmatur aus der &#228;lteren Patentanmeldung P 27 53 287.2 &#8211; 12 bekannt. Die Figur 1 dieser &#228;lteren Patentanmeldung, auf die das aus der Anlage 2 ersichtliche Patent erteilt worden ist, zeigt den nachfolgend wiedergegebenen Schnitt durch zwei Steuerscheiben, wie sie in einem Ventil &#252;bereinanderliegen, mit eingesetzten ger&#228;uschminderndem Sieb, wobei die gegen&#252;berliegenden Enden des Siebes auf unterschiedliche Weise aus der Hauptebene des Siebes herausgebogen sind:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgt eine Abbildung &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Diese Einhebel-Mischarmatur der &#228;lteren Patentanmeldung wird in der Klagepatentschrift dahin gew&#252;rdigt, da&#223; bei ihr im Umlenkkanal ein Sieb angeordnet sei, welches die Flie&#223;ger&#228;usche des Wassers reduziere. Das Sieb umfasse einen parallel zum Boden des Umlenkkanals verlaufenden Hauptteil, aus dem zumindest im Bereich von einem Siebende einst&#252;ckig ein Siebbereich herausgebogen sei. Dieser weise auf die Durchtritts&#246;ffnungen f&#252;r Kalt- und Warmwasser in der Festscheibe zu (vgl. Spalte 2 Zeilen 50 bis 57).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Zu dieser Armatur wird in der Klagepatentschrift kritisch angemerkt, da&#223; die Wirksamkeit des Siebes gut sei, da&#223; jedoch immer das Bed&#252;rfnis bestehe, die Gefahr der Verschmutzung von Sieben in Sanit&#228;rarmaturen zu verringern und die durch sie bewirkte Wasserdrosselung so klein wie m&#246;glich zu halten (vgl. Spalte 2 Zeilen 57 bis 61).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Aufgabe der Erfindung ist in der Klagepatentschrift dahin formuliert, eine Einhebel-Mischarmatur der eingangs genannten Art so fortzubilden, da&#223; ohne Verschlechterung der ger&#228;uschd&#228;mpfenden Wirkung die durch das Sieb hervorgerufene Drosselung sowie die Verschmutzungsgefahr des Siebes reduziert sind (vgl. Spalte 2 Zeilen 61 bis 67). Bei Beibehaltung der guten ger&#228;uschd&#228;mpfenden Wirkungen des Siebes der bekannten Armatur soll also daf&#252;r gesorgt werden, da&#223; die durch das Sieb hervorgerufene Wasserdrosselung herabgesetzt und so klein wie m&#246;glich gehalten wird und die Gefahr der Verschmutzung des Siebes verringert wird.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Zur L&#246;sung dieser Aufgabe wird vorgeschlagen, da&#223; das Sieb sich lediglich in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals erstreckt und der sich an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;ende, konvex gekr&#252;mmte Abschnitt des Siebes mit einem Rand an der an die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals anliegt (vgl. Spalte 2 Zeilen 68 bis Spalte 3 Zeile 1 in Verbindung mit Spalte 1 Zeilen 23 bis 29).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Diese L&#246;sung ist in der Klagepatentschrift ausschlie&#223;lich anhand von Ausf&#252;hrungsbeispielen n&#228;her erl&#228;utert, wobei die nachfolgend wiedergegebenen Figuren 2, 3 und 5 drei verschiedene Ausf&#252;hrungsformen zeigen:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgen drei Abbildungen &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Von diesen Ausf&#252;hrungsbeispielen der Erfindung hei&#223;t es in der Klagepatentschrift, da&#223; bei allen Ausf&#252;hrungsformen der Rand 13 des Siebes 11 gegen die Innenwand der Regelscheiben-&#214;ffnung 5 unter geringf&#252;gigem, elastischem Druck anliege (vgl. Spalte 5 Zeilen 17 bis 19). Im Hinblick auf das Ausf&#252;hrungsbeispiel nach Figur 3 wird darauf hingewiesen, da&#223; dort das Sieb durch einen zus&#228;tzlichen Abschnitt 21 versteift sei, wodurch Vibrationen des Siebes 11 zuverl&#228;ssig unterdr&#252;ckt w&#252;rden und eine zus&#228;tzliche Aufteilung des Wasserstromes auftrete (vgl. Spalte 5 Zeilen 9 bis 15). </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die erfindungsgem&#228;&#223;e L&#246;sung nach dem Hauptanspruch des Klagepatents l&#228;&#223;t sich in folgende Merkmale gliedern:</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Einhebel-Mischarmatur, insbesondere f&#252;r den Sanit&#228;rbereich, mit einer Festscheibe, die Durchtritts&#246;ffnungen f&#252;r Kalt-, Warm und Mischwasser aufweist,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">mit einer Regelscheibe, die an der Festscheibe anliegt und gegen&#252;ber dieser verdrehbar und verschiebbar ist;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">in der Regelscheibe ist &#8211; gegebenenfalls zusammen mit einem Mitnahmeteil &#8211; ein Umlenkkanal ausgebildet, &#252;ber den je nach der Relativstellung der beiden Scheiben Wasser zwischen den Durchtritts&#246;ffnungen der Festscheibe flie&#223;en kann;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">im Umlenkkanal ist mittels mindestens eines Befestigungsabschnittes ein ger&#228;uschminderndes Sieb h&#228;ngend angeordnet;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">das Sieb weist einen von der Festscheibe her gesehen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt auf,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">dessen Scheitellinie parallel zur regelnden Kante des Umlenkkanals verl&#228;uft, und zwar in einer Ebene die parallel zu den Kontaktfl&#228;chen der beiden Scheiben liegt und von diesen einen geringen Abstand h&#228;lt;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">- Oberbegriff &#8211;</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">das Sieb erstreckt sich lediglich in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals;</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">der sich an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;ende konvex gekr&#252;mmte Abschnitt des Siebes liegt mit einem Rand an <u>der</u> Innenwand des Umlenkkanals an, die sich an die regelnde Kante anschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">- Kennzeichen -.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Von der zuvor erl&#228;uterten Lehre des Hauptanspruches des Klagepatents macht die angegriffene Ausf&#252;hrungsform nicht wortlautgem&#228;&#223; Gebrauch.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Eine wortlautgem&#228;&#223;e oder identische Benutzung der beanspruchten Erfindung ist nur gegeben, wenn die angegriffene Ausf&#252;hrungsform s&#228;mtliche L&#246;sungsmerkmale des Hauptanspruches des Klagepatents verwirklicht. Dabei wird jedoch ein philologisches Verst&#228;ndnis der Merkmale des Patentanspruches dem patentrechtlichen Schutz nicht gerecht; vielmehr ist auch im Rahmen der Pr&#252;fung, ob eine Ausf&#252;hrungsform vom Wortlaut einer beanspruchten Erfindung Gebrauch macht, zu pr&#252;fen, ob sie die sich aus Aufgabe und L&#246;sung ergebende Lehre mit technisch identischen Mitteln verwirklicht (vgl. BGH GRUR 1975, 422, 424 &#8211; Streckwalze). Die Beschreibung der Erfindung in der Klagepatentschrift ist stets und nicht nur bei Unklarheiten in den Patentanspr&#252;chen zu deren Verst&#228;ndnis heranzuziehen (vgl. Benkard-Ullmann, Patentgesetz, 7. Aufl., 1981, &#167; 14 Rdn. 118). &#8211; In diesem zuvor erl&#228;uterten Sinne verwirklicht die angegriffene Ausf&#252;hrungsform jedoch nicht s&#228;mtliche L&#246;sungsmerkmale des Hauptanspruches des Klagepatents wortlautgem&#228;&#223; (= identisch).</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform handelt es sich zwar um eine Einhebel-Mischarmatur mit einer Festscheibe, die Durchtritts&#246;ffnungen f&#252;r Kalt-, Warm- und Mischwasser aufweist (Merkmal 1), mit einer Regelscheibe, die an der Festscheibe anliegt und gegen&#252;ber dieser verdrehbar und verschiebbar ist (Merkmal 2) und in der ein Umlenkkanal ausgebildet ist, &#252;ber den je nach der Relativstellung der beiden Scheiben Wasser zwischen den Durchtritts&#246;ffnungen der Festscheibe flie&#223;en kann (Merkmal 3) sowie mit einem im Umlenkkanal angeordneten ger&#228;uschmindernden Sieb (Teile des Merkmals 4). All dies steht zwischen den Parteien nicht in Streit und hat sich auch durch den Augenschein des in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgelegten Musters der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform best&#228;tigt. Es kann hier letztlich dahingestellt bleiben, ob bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform die weiteren Merkmale des Oberbegriffs, insbesondere auch das Merkmal 5, identisch verwirklicht sind, woran, wie noch darzulegen sein wird, erhebliche Zweifel bestehen, da jedenfalls die beiden kennzeichnenden Merkmale 7 und 8 bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform nicht identisch verwirklicht sind.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus den zeichnerischen Darstellungen in Anlage 4 a, die unstreitig die angegriffene Ausf&#252;hrungsform zutreffend wiedergeben, ergibt, ist das dort in roter Farbe dargestellte Sieb (11), das an der gesamten Innenwandung des Umlenkkanals (5) anliegt, durch zwei an seinem oberen Ende an zwei gegen&#252;berliegenden Stellen angeordnete, nach au&#223;en umb&#246;rdelte Randteile, die in der Anlage 4 a mit dem Bezugszeichen (14) gekennzeichnet sind, gehalten. Das an der gesamten Innenwandung des Umlenkkanals (5) anliegende, insgesamt ringf&#246;rmige Sieb reicht, wie die Anlage 4 a erkennen l&#228;&#223;t, nach unten bis zu den Kontaktfl&#228;chen der Festscheibe (1) und der Regelscheibe (4). Am unteren Ende ist das in Anlage 4 a in roter Farbe dargestellte Sieb (11) umgeb&#246;rdelt, und zwar mit einem kurzen, rechtwinkligen, waagerechten Steg, an dem sich ein weiterer, wiederum in rechten Winkel angeordneter, d.h. sich in der Zeichnung senkrecht erstreckender Steg anschlie&#223;t, der parallel zum ringf&#246;rmigen Siebk&#246;rper liegt.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Dieser Steg erstreckt sich nach oben und endet dort frei. Die nachfolgend wiedergegebene, der Anlage 4 a entnommene, Darstellung verdeutlicht den angegriffenen Gegenstand:</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgt eine Abbildung &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Es mag bereits gewissen Zweifeln unterliegen, ob der in der zuvor wiedergegebenen Figur dargestellte Siebabschnitt 14 als ein Befestigungsabschnitt angesehen werden kann, an den das Sieb im Sinne des Merkmals 4 "h&#228;ngend" angeordnet ist, noch viel zweifelhafter ist jedoch, ob dieses Sieb im Sinne des Merkmals 5 einen von der Festscheibe her gesehen "konvex" gekr&#252;mmten Abschnitt aufweist, der im Sinne des Merkmals 6 eine Scheitel<u>linie</u> hat.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Merkmale 5 und 6 sind ausweislich der Klagepatentschrift der gattungsbildenden &#228;lteren Patentanmeldung entnommen, von der der Kammer als Anlage 2 die Patentschrift vorliegt. Der Fachmann wird daher, wenn ihm gesagt wird, er solle das Sieb mit einem von der Festscheibe her gesehen "konvex" gekr&#252;mmten Abschnitt versehen, der eine Scheitellinie hat, die er in bestimmter Weise anordnen soll, zum Verst&#228;ndnis dieses Merkmals auf die &#228;ltere Patentanmeldung zur&#252;ckgreifen. Die &#228;ltere Patentanmeldung zeigt ihm unterschiedliche Siebanordnungen, denen jedoch gemeinsam ist, da&#223; aus der Ebene eines zum Boden des Umlenkkanals parallel verlaufenden Siebhauptteils Siebteile herausgebogen sind. Diese herausgebogenen Siebteile k&#246;nnen nach dem Inhalt der &#228;lteren Anmeldung unterschiedliche Gestalt haben, wobei als eine Gestaltungsm&#246;glichkeit eine Ausbildung des Stirnendes des Siebes dahin gelehrt wird, da&#223; es im Querschnitt zu einem nahezu vollst&#228;ndigen Kreis gebogen ist, so wie dies in der oben wiedergegebenen Figur 1 dieser &#228;lteren Patentanmeldung an dem linken mit dem Bezugszeichen 10 gekennzeichneten Stirnende geschehen ist. Die dort dargestellte W&#246;lbung des Siebabschnitts d&#252;rfte dem Fachmann deutlich machen, was mit dem Merkmal, da&#223; das Sieb einen von der Festscheibe her gesehen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt aufweist, gemeint ist, n&#228;mlich einen zur Festscheibe hin gew&#246;lbten (bogenf&#246;rmigen) Siebabschnitt. In der Sprache des Technikers steht das Begriffspaar "konvex" und "konkav" daf&#252;r, die unterschiedliche <u>W&#246;lbungs</u>richtung gegen&#252;ber einem Festpunkt zu bezeichnen, nicht aber dazu, gegen&#252;ber einem Festpunkt in unterschiedliche Richtungen weisende rechtwinklige Abknickungen zu kennzeichnen. Der Fachmann d&#252;rfte in seiner durch die &#228;ltere Patentanmeldung gewonnenen Erkenntnis, da&#223; mit "konvex gekr&#252;mmt" ein zur Festscheibe hin gew&#246;lbter Verlauf des Siebes gemeint ist, auch durch das im Patentanspruch enthaltene Merkmal einer Scheitellinie best&#228;tigt werden. Von einem Scheitel und einer Scheitel<u>linie</u> kann regelm&#228;&#223;ig nur bei gew&#246;lbten K&#246;rpern gesprochen werden, nicht aber bei geradlinig verlaufenden K&#246;rpern, die rechtwinklig abgeknickt sind, wie z. B. das Sieb der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform. Es gibt bei einer solchen Ausf&#252;hrungsform keine tiefste, der Festscheibe am n&#228;chsten kommende <u>Linie</u>, sondern eine tiefste Fl&#228;che.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Fachmann wird bei der Bestimmung dessen, was mit "konvex gekr&#252;mmt" gemeint ist, auch die Beschreibung der Erfindung in der Klagepatentschrift heranziehen. Die n&#228;here Beschreibung der Erfindung ist in der Klagepatentschrift ausschlie&#223;lich anhand von Ausf&#252;hrungsbeispielen erfolgt, denen jedoch, wie die Figuren 2, 3 und 5 erkennen lassen, allen gemein ist, da&#223; das Sieb einen zur Festscheibe hin bogenf&#246;rmig <u>gew&#246;lbten</u> Abschnitt aufweist. Nicht eines der dargestellten Siebe ist aus der vertikalen Erstreckung heraus rechtwinklig zur Innenwandung des Umlenkkanals abgeknickt und nicht bogenf&#246;rmig gew&#246;lbt.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Der Fachmann d&#252;rfte es bei der Auslegung des Merkmals "konvex gekr&#252;mmt" jedoch nicht nur bei demjenigen belassen, was ihm die insoweit in bezug genommene &#228;ltere Patentanmeldung offenbart und was ihm der Patentanspruch mit dem Merkmal "Scheitellinie" verdeutlicht und was die Ausf&#252;hrungsbeispiele der Klagepatentschrift schlie&#223;lich zeigen, sondern er wird sich auch fragen, ob das zuvor gewonnene Verst&#228;ndnis von einem gew&#246;lbten Verlauf des Siebabschnitts auch im Hinblick auf die Aufgabenstellung des Klagepatents einen Sinn macht. Die Frage d&#252;rfte sich f&#252;r den Fachmann allein schon deshalb stellen, weil er sich fragen wird, warum der Erfinder aus den in der &#228;lteren Patentanmeldung alternativ gelehrten verschiedenen M&#246;glichkeiten der Siebgestaltung sich gerade f&#252;r eine Gestaltung entschieden hat, bei der ein Siebabschnitt von der Festscheibe her gesehen "konvex gekr&#252;mmt" ist. Der Fachmann d&#252;rfte erkennen, da&#223; diese Ausgestaltung im Hinblick auf das Ziel der Reduzierung der Wasserdrosselung von Vorteil ist. Er sieht vor allem, da&#223; er bei einer bogenf&#246;rmigen W&#246;lbung des Siebes zur Festscheibe hin den Vorteil hat, da&#223; dann schon bei kleinsten Ventil&#246;ffnungen ein By-pass-Weg am Sieb vorbei er&#246;ffnet ist, der zum Beispiel nicht in gleicher Weise vorhanden ist, wenn das Sieb in der Weise "gekr&#252;mmt" ist, das es rechtwinklig abgebogen ist. Den By-pass bei einer Festscheibe hin erfolgten W&#246;lbung verdeutlicht die nachfolgende, dem Schriftsatz der Beklagten vom 7. Oktober 1987 Seite 7 (Bl. 74 GA) entnommene Figur:</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgt eine Abbildung &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Stellt man sich vor, da&#223; das Sieb nicht gew&#246;lbt verl&#228;uft, sondern in seinem Kr&#252;mmungsbereich einen rechten Winkel einschlie&#223;t, so ist dieser By-pass bei kleinsten Ventil&#246;ffnungen nicht mehr im gleichen Ma&#223;e vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend l&#228;&#223;t sich mithin feststellen, da&#223; erhebliche Zweifel daran bestehen, da&#223; der Fachmann das Klagepatent dahin versteht, da&#223; ein von der Festscheibe her gesehen "konvex" gekr&#252;mmter Abschnitt mit einer "Scheitellinie" auch ein solcher Abschnitt ist, der zum vertikalen Abschnitt hin rechtwinklig abgebogen ist gem&#228;&#223; der nachfolgenden Darstellung:</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgt eine Abbildung &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Wie aber bereits oben kurz angef&#252;hrt, k&#246;nnen diese erheblichen Zweifel letztlich auf sich beruhen, da jedenfalls mit hinreichender Sicherheit festgestellt werden kann, da&#223; die kennzeichnenden Merkmale 7 und 8 des Hauptanspruchs des Klagepatents bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform nicht dem Wortlaut nach verwirklicht sind.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Nach dem Merkmal 7 soll sich das Sieb "lediglich" in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals erstrecken. Das Sieb soll sich mithin "nur" bzw. "ausschlie&#223;lich" in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals befinden. Was unter dem Ausdruck "regelnde Kante des Umlenkkanals (5, 10)" zu verstehen ist, ergibt der Inhalt der Klagepatentschrift, in der in Spalte 4 Zeilen 3 bis 7 mit Bezug auf die konvexe Kr&#252;mmung des Siebes (11) ausgef&#252;hrt ist:</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">"Der Scheitel 12 dieses Siebes 11, das hei&#223;t die in den Fig. 2, 3 und 5 tiefste,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">der Festscheibe 1 am n&#228;chsten kommende Linie, ist so gekr&#252;mmt, da&#223; er parallel zur regelnden Kante der Regelscheiben-&#214;ffnung 5 verl&#228;uft".</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Damit ist die regelnde Kante als die in den Fig. 2, 3 und 5 der Klagepatentschrift jeweils links dargestellte Kante der Regelscheibe (4), die in der N&#228;he des Bezugszeichens (12) liegt, definiert, nicht aber als die dieser Kante gegen&#252;berliegende Kante des Umlenkkanals. Die gegen&#252;berliegende Kante des Umlenkkanals hat keine Regelungsfunktion, weil sie nicht zur Ver&#228;nderung der Mischwasser-Ausla&#223;&#246;ffnung (3) f&#252;hrt und im Bereich dieser &#214;ffnung auch gar nichts zu regeln ist.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich das Sieb "lediglich" in dem vorgenannten Bereich und nicht &#252;ber den gesamten Bereich des Umlenkkanals erstrecken soll, macht auch die in der Klagepatentschrift enthaltene Beschreibung der Nachteile der gattungsbildenden &#228;lteren Patentanmeldung sowie die Darstellung der Aufgabe der Erfindung deutlich. Im Hinblick auf das aus der &#228;lteren Patentanmeldung bekannte Sieb wird beanstandet, da&#223; es einen parallel zum Boden des Umlenkkanals verlaufenden Hauptteil hat, der sich nahezu &#252;ber den gesamten Bereich des Umlenkkanals erstreckt. Insoweit wird die Gefahr der Verschmutzung des Siebes und der Wasserdrosselung hervorgehoben. Ziel des Klagepatents mit dem kennzeichnenden Merkmal 7 ist es, dadurch, da&#223; sich das Sieb lediglich, d.h. ausschlie&#223;lich, in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals erstreckt, daf&#252;r zu sorgen, das einerseits die gute ger&#228;uschmindernde Wirkung des Siebes nach der &#228;lteren Patentanmeldung beibehalten wird, andererseits aber die Wasserdrosselung so klein wie m&#246;glich gehalten wird (vgl. Spalte 2 Zeilen 60/61 der Klagepatentschrift) und die Gefahr der Verschmutzung des Siebes verringert wird.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Fachmann wird daher, wenn ihm gelehrt wird, das Sieb sich <u>lediglich</u> in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals erstrecken zu lassen, dies dahin verstehen, das Sieb ausschlie&#223;lich in diesem ihm n&#228;her beschriebenen Bereich des Umlenkkanals anzuordnen, nicht aber den gesamten Umlenkkanal mit dem Sieb auszukleiden. Er mu&#223; n&#228;mlich nach dem Inhalt der Klagepatentschrift anderenfalls bef&#252;rchten, da&#223; die Wasserdrosselung nicht mehr so klein wie m&#246;glich gehalten ist und die Gefahr der Siebverschmutzung w&#228;chst. Der Fachmann wei&#223;, da&#223; die Verst&#228;rkung der Gefahr der Verschmutzung sowie die Gr&#246;&#223;e der Wasserdrosselung nicht nur davon abh&#228;ngt, wie er das Sieb r&#228;umlich im Umlenkkanal anordnet, sondern auch von <u>der Ausdehnung</u> des Siebes. Mit der Gr&#246;&#223;e des Siebes w&#228;chst die Gefahr des H&#228;ngenbleibens von Partikeln am Sieb und damit die Gefahr des Zusetzens des Siebes (vgl. Beschlu&#223; der Patentabteilung 12 des Deutschen Patentamtes vom 19. August 1986 Seite 9 &#8211; Anlage B 2).</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Der Fachmann versteht daher das Merkmal 7 dahin, da&#223; die <u>Siebausdehnung</u> auf den Bereich in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals beschr&#228;nkt sein soll (so auch die Patentabteilung 12 des Deutschen Patentamts in dem Beschlu&#223; vom 19. August 1986 Seite 9 &#8211; Anlage B 2).</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform ist die Siebausdehnung jedoch nicht auf den Bereich in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals beschr&#228;nkt. Vielmehr erstreckt sich das Sieb &#252;ber den gesamten durch die Regelscheibe begrenzten Innenraum des Umlenkkanals, womit zwangsl&#228;ufig die Gefahr der Verschmutzung des Siebes w&#228;chst und womit ebenfalls zwangsl&#228;ufig eine Vergr&#246;&#223;erung der Wasserdrosselung gegen&#252;ber einer Erstreckung des Siebes lediglich im Bereich der regelnden Kante des Umlenkkanals verbunden ist.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; die angegriffene Ausf&#252;hrungsform abweichend von der &#228;lteren Patentanmeldung kein Sieb aufweist, das sich mit seinem Hauptteil parallel zum Boden des Umlenkkanals erstreckt, sondern ein Sieb hat, das sich im Umlenkkanal im wesentlichen vertikal l&#228;ngs der Innenwand erstreckt, bedeutet nicht, da&#223; das Merkmal 7 dem Wortlaut nach erf&#252;llt ist. Das Merkmal 7 beschr&#228;nkt sich seinem Wortlaut nach, wie dargelegt, nicht darauf, anzugeben, da&#223; das Sieb mit seinem ebenen Abschnitt im wesentlichen senkrecht zum Boden des Umlenkkanals verl&#228;uft, wie m&#246;glicherweise die Kl&#228;gerin geltend machen will, sondern gibt einen bestimmten Bereich des Umlenkkanals an, in dem sich das Sieb ausschlie&#223;lich erstrecken soll. Auf diesen Bereich beschr&#228;nkt sich jedoch die Siebausdehnung bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform nicht.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform wird auch von dem weiteren kennzeichnenden Merkmal 8 kein identischer Gebrauch gemacht, selbst wenn man einmal insoweit zugunsten der Kl&#228;gerin unterstellen w&#252;rde, da&#223; das Sieb der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform einen konvex gekr&#252;mmten Abschnitt aufweist. Zu der Annahme, da&#223; dann eine Verwirklichung des Merkmals 8 vorliegt, kann man nur bei einer rein philologischen Betrachtungsweise kommen, die jedoch, wie eingangs dieser Entscheidungsgr&#252;nde ausgef&#252;hrt worden ist, auch im Rahmen der Pr&#252;fung, ob eine Ausf&#252;hrungsform identisch oder wortlautgem&#228;&#223; einen Patentanspruch verwirklicht, unzul&#228;ssig ist. Ber&#252;cksichtigt man dagegen, wie es erforderlich ist, unter Zugrundelegung von Aufgabe und L&#246;sung die technische Bedeutung des Merkmals 8, so kann von einer identischen Verwirklichung keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Nach dem Merkmal 8 soll der sich an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;ende konvex gekr&#252;mmte Abschnitt "mit einem Rand" an der an die regelnde Kante sich anschlie&#223;enden Innenwand des Umlenkkanals anliegen. Das Merkmal wird dem Fachmann in der Klagepatentschrift ausschlie&#223;lich anhand von Ausf&#252;hrungsbeispielen erl&#228;utert. S&#228;mtliche Ausf&#252;hrungsbeispiele zeigen ihm dabei, da&#223; der konvex gekr&#252;mmte Abschnitt des Siebes auf der einen Seite in den Befestigungsabschnitt 14 &#252;bergeht und da&#223; das Sieb mit seinem dem Befestigungsabschnitt gegen&#252;berliegenden Siebrand (13) an der Innenwandung des Umlenkkanals anliegt, und zwar wie es in Spalte 5 Zeilen 17 bis 19 hei&#223;t "unter geringf&#252;gigem, elastischem Druck". S&#228;mtliche Ausf&#252;hrungsbeispiele zeigen dem Fachmann also, da&#223; es sich bei dem Rand, der an der Innenwandung des Umlenkkanals anliegen soll, um den Rand handelt, der dem Rand gegen&#252;berliegt, mit dem der konvex gekr&#252;mmte Abschnitt an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Wenn auch dem Fachmann die technische Bedeutung dieses Merkmals in der Klagepatentschrift nicht ausdr&#252;cklich erl&#228;utert wird, so erkennt er doch, da&#223; durch das Anliegen des freien Siebrandes an der Innenwandung das Sieb eine stabile Halterung erfahren soll und nicht mit seinem dem Befestigungsabschnitt gegen&#252;berliegenden Ende frei in den Umlenkkanal hineinragen soll, da andernfalls das Sieb durch das an- und durchstr&#246;mende Wasser zu Schwingungen angeregt werden k&#246;nnte (vgl. auch die Eingabe der Anmelderin vom 27. Oktober 1982 Seite 3/Bl. 50 der Erteilungsakten gem&#228;&#223; Anlage B 1). In der Klagepatentschrift wird diese Gefahr ausdr&#252;cklich bei der Erl&#228;uterung der Figur 3 in Spalte 5 Zeilen 9 bis 16 angesprochen. Dort wird unter Bezugnahme auf eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung, bei der das Sieb durch einen zus&#228;tzlichen Abschnitt 21 versteift ist, ausgef&#252;hrt, da&#223; mit diesem zus&#228;tzlichen Abschnitt Vibrationen des Siebes zuverl&#228;ssig unterdr&#252;ckt werden.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Wenn daher in dem Merkmal 8 davon die Rede ist, da&#223; der "konvex gekr&#252;mmte" Abschnitt "mit einem Rand" an der Innenwand des Umlenkkanals anliegt, kann dies f&#252;r den Fachmann nur bedeuten, da&#223; der konvex gekr&#252;mmte Abschnitt mit dem Rand an der Innenwandung anliegt, der dem Rand gegen&#252;berliegt, mit dem dieser Abschnitt in den Befestigungsabschnitt &#252;bergeht. Nur auf diese Weise wird verhindert, da&#223; der konvex gekr&#252;mmte Abschnitt mit seinem freien Rand ohne Halt in den Umlenkkanal hineinragt.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">In dem zuvor erl&#228;uterten Sinne ist bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform das Merkmal 8 jedoch nicht identisch verwirklicht. Der sich an den Befestigungsabschnitt anschlie&#223;ende, von der Kl&#228;gerin als "konvex gekr&#252;mmt" bezeichnete Abschnitt des Siebes der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform liegt mit seinem freien Rand nicht an der Innenwandung des Umlenkkanals an, sondern ragt frei in den Umlenkkanal hinein, so da&#223; der durch das an- und durchstr&#246;mende Wasser zu Schwingungen angeregt wird, ohne an der Innenwandung einen Halt zu finden.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Ob bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform die Gefahr von Schwingungen bzw. Vibrationen des Siebes durch vom Wortlaut des Patentanspruches 1 des Klagepatents abweichende Mittel ebenfalls weitgehend vermieden wird, ist eine Frage patentrechtlicher &#196;quivalenz, die sich bei der hier vorzunehmenden Er&#246;rterung der identischen Verwirklichung aller L&#246;sungsmerkmale des Patentanspruchs 1 des Klagepatents nicht stellt.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Da das Klagepatent auf einer Anmeldung vom 29. April 1978 beruht, bestimmt sich sein Schutzumfang nach &#167; 14 PatG 1981 (vgl. Art. XI &#167; 1 Abs. 1, &#167; 3 Abs. 5 IntPat&#220;b). Von seinem Schutzbereich sind daher auch Ausf&#252;hrungsformen erfa&#223;t, die sich solcher L&#246;sungsmittel bedienen, die mit den in den Patentanspr&#252;chen genannten Mitteln in der technischen Funktion (Aufgabenstellung) &#252;bereinstimmen und die im wesentlichen die gleichen Wirkungen erzielen, wenn der Fachmann im Priorit&#228;tszeitpunkt ausger&#252;stet mit dem allgemeinen Fachwissen und in Kenntnis des in der Patentschrift mitgeteilten Standes der Technik ohne erfinderisches Bem&#252;hen diese Ersatzmittel den Patentanspr&#252;chen als funktionsgleiche L&#246;sungsmittel entnimmt (vgl. Benkard/Ullmann, Patentgesetz, 7. Aufl. 1981, &#167; 14 Rdn. 123). Dabei handelt es sich bei den genannten Voraussetzungen f&#252;r die Annahme patentrechtlicher &#196;quivalenz im wesentlichen um Tat- und nicht um Rechtsfragen, die angesichts des im Zivilproze&#223; herrschenden Grundsatzes der Parteimaxime von demjenigen, der sich darauf beruft, da&#223; die angegriffene Ausf&#252;hrungsform unter dem Gesichtspunkt patentrechtlicher &#196;quivalenz in den Schutzbereich f&#228;llt, regelm&#228;&#223;ig substantiiert vorzutragen sind. Das Gericht kann nicht von sich aus, jedenfalls dann, wenn es sich nicht um Nebens&#228;chlichkeiten oder um Gesichtspunkte handelt, zu denen die Parteien bereits unter einem anderen rechtlichen Gesichtspunkt alles Erforderliche vorgetragen haben, &#220;berlegungen dazu anstellen, ob und welche Elemente der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform mit den wortlautgem&#228;&#223;en Merkmalen in der technischen Funktion &#252;bereinstimmen, ob sie im wesentlichen die gleichen Wirkungen erzielen und vor allem auch, ob sie der Fachmann als funktionsgleiche L&#246;sungsmittel hat auffinden k&#246;nnen. Ohne entsprechenden Sachvortrag zu diesen Voraussetzungen kann das Gericht die Frage patentrechtlicher &#196;quivalenz nicht entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Hier hat die Kl&#228;gerin sich ausweislich ihres Klageantrages und der von ihr gegebenen Begr&#252;ndung darauf beschr&#228;nkt, eine "<u>wortw&#246;rtliche Verwirklichung aller Merkmale des Hauptanspruches des Klagepatents"</u> (vgl. Seite 13 des Schriftsatzes vom 14. September 1987/Blatt 67 GA) geltend zu machen. Sowohl nach ihrem Klageantrag (vgl. Antrag zu Ziffer I, 1) als auch nach der in der Klageschrift und in dem Replikschriftsatz vom 14. September 1987 gegebenen Begr&#252;ndung hat die Kl&#228;gerin sich ausschlie&#223;lich auf eine identische bzw. wortlautgem&#228;&#223;e Verwirklichung des Hauptanspruches gest&#252;tzt und insbesondere auch nicht vorsorglich zu den Voraussetzungen patentrechtlicher &#196;quivalenz vorgetragen. Ihre Ausf&#252;hrungen am Ende des Replikschriftsatzes vom 14. September 1987, da&#223; dann, wenn das Gericht bestimmte Merkmale des Hauptanspruches nur als &#228;quivalent oder in sog. verschlechterter Ausf&#252;hrungsform verwirklicht ansehen sollte, der gesamte bekannte Stand der Technik dem Verletzungsgegenstand erheblich ferner stehe als dieser dem Erfindungsgegenstand, sind nicht geeignet, die oben genannten Voraussetzungen patentrechtlicher &#196;quivalenz darzutun. Es w&#228;re jedoch Sache der Kl&#228;gerin gewesen, diesen Gesichtspunkt vorsorglich geltend zu machen, und vor allem vorsorglich dazu vorzutragen, durch welche Mittel sie m&#246;glicherweise dem Wortlaut nach nicht verwirklichte Merkmale ersetzt ansieht, da&#223; diese Ersatzmittel in der technischen Funktion (Aufgabenstellung) mit den wortlautgem&#228;&#223;en Mitteln &#252;bereinstimmen und da&#223; diese Ersatzmittel im wesentlichen die gleichen Wirkungen erzielen und vor allem auch, da&#223; der Fachmann diese Mittel ohne erfinderisches Bem&#252;hen als funktionsgleiche L&#246;sungsmittel auffinden konnte. Zu einem solchen substantiierten Sachvortrag h&#228;tte es hier unter anderem geh&#246;rt, im einzelnen aufzuzeigen, welche Auswirkungen auf die Wasserdrosselung und die Gefahr der Siebverschmutzung eine Siebausbildung, wie sie die angegriffene Ausf&#252;hrungsform aufweist, einerseits hat, und welche Ger&#228;uschminderung mit ihr andererseits verbunden ist. Dem h&#228;tten die Werte der Ger&#228;uschminderung, der Wasserdrosselung und der Verschmutzungsgefahr gegen&#252;bergestellt werden m&#252;ssen, die sich zum Beispiel dann ergeben, wenn das Sieb sich nur in der N&#228;he der regelnden Kante des Umlenkkanals erstreckt.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Dem ersten Anschein nach m&#252;ssen die Wirkungen hinsichtlich der Wasserdrosselung und der Gefahr der Siebverschmutzung jedoch erheblich unterschiedlich sein, da beides zumindest auch mit von der Siebausdehnung und nicht nur von der Art der r&#228;umlichen Anordnung des Siebes im Umlenkkanal abh&#228;ngt. Mangels jeglichen substantiierten Sachvortrags der Kl&#228;gerin zu den Voraussetzungen patentrechtlicher &#196;quivalenz, lie&#223; sich nicht feststellen, da&#223; die angegriffene Ausf&#252;hrungsform unter diesem Gesichtspunkt in den Schutzbereich des Klagepatents f&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die anwaltlich vertretene Kl&#228;gerin ist durch den Schriftsatz der Beklagten vom 7. Oktober 1987 Seite 14/Bl. 80 GA auf den fehlenden Sachvortrag zur patentrechtlichen &#196;quivalenz hinreichend hingewiesen worden, so da&#223; es eines Hinweises des Gerichts an sich nicht mehr bedurft h&#228;tte. Gleichwohl hat der Vorsitzende der angerufenen Kammer zu Beginn der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 13. Oktober 1987 die Kl&#228;gerin ausdr&#252;cklich darauf hingewiesen, da&#223; das angerufene Gericht sich nach ihrem bisherigen Sachvortrag nur mit der Frage befassen k&#246;nne und werde, ob die von der Kl&#228;gerin geltend gemachte identische bzw. wortlautgem&#228;&#223;e Verwirklichung aller Merkmale des Hauptanspruches des Klagepatents vorliege.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Angesichts des Fehlens eines hier erforderlichen Vorbringens zu den Voraussetzungen patentrechtlicher &#196;quivalenz bestand f&#252;r die Kammer keine M&#246;glichkeit zu pr&#252;fen, ob die angegriffene Ausf&#252;hrungsform unter dem rechtlichen Gesichtspunkt patentrechtlicher &#196;quivalenz in den Schutzbereich des Klagepatents f&#228;llt. Eines Eingehens auf den Stand der Technik, auf den die Beklagte sich berufen hat, bedurfte es daher nicht.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Streitwert: DM 1.000.000,--.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Steinacker R&#252;tz Dr. Meier-Beck</p>
315,425
lg-arnsberg-1987-11-16-5-s-17487
{ "id": 801, "name": "Landgericht Arnsberg", "slug": "lg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 174/87
1987-11-16T00:00:00
2019-03-13T14:55:21
2019-03-27T09:43:09
Urteil
ECLI:DE:LGAR:1987:1116.5S174.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 5. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 16. November 1987</p> <p>durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht ,</p> <p>den Richter am Landgericht sowie</p> <p>den Richter am Landgericht </p> <p>f&#252;r R e D h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 23. Juni 1987 verk&#252;ndete Urteil des Amts-gerichts Brilon - 2 D 499/86 - wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen. </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die an sich zul&#228;ssige Berufung hatte in der Sache keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der R&#252;ckzahlungsanspruch der Kl&#228;gerin ergibt sich aus &#167; 812 Abs. 1 Satz 1, 1. Alternative in Verbindung mit &#167; 242 BGB. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die dem Beklagten erstellte Abrechnung ist ordnungsgem&#228;&#223;. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wenn es auch keinen allgemeinen Rechtssatz dahin gibt, dass dem Vermieter von Wohnraum die Geltendmachung von Nebenkostennachforderungen verwehrt ist, wenn bei vereinbarter Nebenkostenvorauszahlung die sich aus der Abrechnung ergebende Nachforderungen den Vorauszahlungsbetrag wesentlich &#252;bersteigt, so gilt doch dann etwas anderes, wenn besondere Umst&#228;nde hinzu kommen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Derartige besondere Umst&#228;nde sind vorliegend gegeben. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Vormieter der Kl&#228;gerin mu&#223;ten f&#252;r die Zeit von 01.01.1984 bis zum 31.04.1984 einen Betrag von 860,40 DM an Heizkosten zahlen. Diese Zahlung muss dem Beklagten bei Abschluss des Mietvertrages mit der Kl&#228;gerin bekannt gewesen sein. Diese Kenntnis verbot es ihm aber dann, gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin zu erkl&#228;ren, es w&#252;rden nur monatliche Heizkosten von etwa 50,00 DM anfallen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dass der Beklagte eine derartige Zusage gemacht hat, ergibt sich aus der Beweisaufnahme des Amtsgerichts. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat seine Erkl&#228;rung, wie sich aus der Aussage der Zeugin D ergibt, mit Tatsachen untermauert. So hat er gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin angegeben, die von ihr anzumietende Wohnung sei die w&#228;rmste, best isolierte Wohnung des Hauses. Des weiteren hat er auf die Isolierverglasung hingewiesen und insbesondere auch darauf, dass er die Wohnung selbst bewohnt habe. Damit hat er den Anschein erweckt, dass er &#252;ber zu erwartende Heizkosten genauestens informiert sei. Au&#223;erdem war die Frage der monatlichen Heizkostenvorauszahlungen und die H&#246;he eventueller Nachzahlungen ausdr&#252;cklich Gegenstand der Vertragsverhandlungen. Es kam, was auch f&#252;r den Beklagten erkennbar war, der Kl&#228;gerin auf die H&#246;he der Heizkosten an. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis ergibt sich hier daraus, dass die Diskrepanz zwischen den Vorauszahlungen und dem in der Heizkostenabrechnung ausgeworfenen Betrag mehr als 260 % ausmacht. Mag der Mieter auch mit einer 100 %-igen &#220;berschreitung der Heizkostenvorauszahlungen rechnen m&#252;ssen, so kann bei einer 260 %-igen &#220;berschreitung nicht mehr davon ausgegangen werden, dass der Mieter sich auf eine derartige Nachforderung einrichten muss. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte bestreitet, die Heizkosten seien von der Kl&#228;gerin mit Vorbehalt gezahlt worden, so kann er sich darauf nicht berufen. Er hat dies erst in der Rechtsmittelinstanz behauptet, so dass sein derartiger Vortrag versp&#228;tet ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des von der Kl&#228;gerin eingeholten privaten Sachverst&#228;ndigengutachtens kann sie aus positiver Vertragsverletzung ersetzt verlangen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO. </p>
315,426
ovgnrw-1987-11-11-11-a-116086
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 A 1160/86
1987-11-11T00:00:00
2019-03-13T14:55:22
2019-03-27T09:43:09
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1987:1111.11A1160.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Urteil des Verwaltungsgerichts Minden vom</p> <p>27. Februar 1986 wird aufgehoben.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; der im Klageverfahren 11 K 1909/81 des Verwaltungsgerichts</p> <p>Minden am 7. November 1983 abgeschlossene Vergleich unwirksam ist.</p> <p>Beklagter und Beigeladene - diese als Gesamtschuldner - tragen die Kosten des Verfahrens</p> <p>je zur H&#228;lfte mit Ausnahme der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen, die diese</p> <p>selbst tragen.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks, Gemarkung_ ,.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Flur 5, Flurst&#252;ck 184 (S 18 in ). Das Grundst&#252;ck ist mit einem eingeschossigen Haus in Winkelbauweise bebaut; das traufenst&#228;ndig zur Stra&#223;e steht. Das westlich angrenzende Flurst&#252;ck</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">185 der Beigeladenen ist mit einem giebelst&#228;ndig zur Stra&#223;e stehenden Einfamilienhaus bebaut. In der n&#228;heren Umgebung der Stra&#223;e S , die nicht von einem Bebauungsplan erfa&#223;t wird,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">besteht offene Bauweise.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Entlang der &#246;stlichen Grundst&#252;cksgrenze der Parzelle 185 verl&#228;uft die Zufahrt zur PKW-Garage der Beigeladenen, die etwa 3-4 m &#252;ber die r&#252;ckrw&#228;rtige Giebelwand des Wohnhauses hinaus reicht. Das Garagendach ist entsprechend der Baugenehmigung vom</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">6. April 1979 in der Weise gestaltet, da&#223; die Dachk&#246;nstruktion des Wohnhauses bis zur Grundst&#252;cksgrenze fortgef&#252;hrt ist. Dem Antrag, auch den Stellplatz vor der Garage und den Hauseingangsbereich in gleicher Weise zu &#252;berdachen, wurde durch die Baugenehmigung nicht entsprochen. Stattdessen wurde den Beigeladenen gestattet, in diesem Bereich, auf einer L&#228;nge von ca.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">7,45 m die Dachsparrenkonstruktion als "Pergola" bis zur Grenze des Grundst&#252;cks des Kl&#228;gers zu f&#252;hren und dort die notwendigen St&#252;tzpfeiler anzubringen. Die Beigeladenen errichteten entlang der gesamten &#246;stlichen Traufseite eine derartige Dachsparrenkonstruktion, was einer Verl&#228;ngerung um ca. 4,80 m gegen&#252;ber dem durch Bauschein genehmigten Teil entspricht. Die Dachsparren</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">hielten einen Abstand von jeweils ca. 0,70 m ein, die St&#252;tzen aus Vierkanth&#246;lzern einen solchen von ca. 2,50 m untereinander. Vor Durchf&#252;hrung des Ortstermins durch den Berichterstatter des Senats entfernten die Beigeladenen im nicht genehmigten Bereich der Dachsparrenkonstruktion jeden zweiten Dachsparren, so da&#223; jetzt noch insgesamt vier Dachsparren (und zwei St&#252;tzpfeiler)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Nachbarstreits sind.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 7. September 1979 erhob der Kl&#228;ger gegen die Art der Grenzbebauung durch die Beigeladenen Einspruch, da eine Sparrenkonstruktion vom First bis zur Grundst&#252;cksgrenze keine "Pergola" im &#252;blichen Sinne sei. Der Baustil entspreche zudem nicht dem der nebenstehenden H&#228;user. Nach erfolglosem Vorverfahren</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">hob das Verwaltungsgericht Minden im anschlie&#223;enden Klageverfahren zum Aktenzeichen 1 K 897/80 die den Beigeladenen erteilte Baugenehmigung (nur) hinsichtlich der Bauwichgarage auf. Der genehmigte Teil der Dachsparrenkonstruktion sei zwar rechtswidrig, beeintr&#228;chtige den Kl&#228;ger jedoch nicht sp&#252;rbar in Nachbarrechten. Das Urteil wurde nach Berufungsr&#252;cknahme rechtskr&#228;ftig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Ordnungsverf&#252;gung vom 30. April 1980 forderte der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">von den Beigeladenen die Eritfernung des nicht genehmigten</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Teils der "Pergola". Nach erfolglosem Widerspruch der Beigeladenen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">schlossen sie mit dem Beklagten im anschlie&#223;enden Klageverfahren</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">zum-Aktenzeichen 11 K 1909/81 des Verwaltungsgerichts Minden am</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">7. November 1983 einen Vergleich mit folgendem Wortlauts</p> <span class="absatzRechts">18</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1. Die Kl&#228;ger sichern zu, da&#223; der gegenw&#228;rtige Zustand der an der Osteeite befindlichen Dach- und Sparrenkonstruktion nicht ver&#228;ndert wird.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">20</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2. Die Vertreter des Beklagten sichern zu, da&#223; aus der angefochtenen Verf&#252;gung vom 30. April 1980 nicht vollstreckt werden wird. Diese Zusicherung gilt nur f&#252;r den Fall, da&#223; keine Ver&#228;nderung an der</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dachkonstruktion an der Ostseite, des Hauses vorgenommen wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">3. Die Kl&#228;ger nehmen die Klage z&#252;r&#252;ck.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 27. Oktober 1983 erkundigte sich der Kl&#228;ger u. a. nach dem Stand des Verfahrens &#252;ber die Beseitigungsverf&#252;gung vom 30. April 1980. Daraufhin teilte ihm der Beklagte mit</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Schreiben vom 6. Januar 1984 den Abschlu&#223; des Vergleiches mit.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 4. Februar 1984 erhob der Kl&#228;ger Widerspruch "gegen den vorderen Teil der Sparren". Mit weiterem Schreiben vom 30. April 1984 erhob er Widerspruch gegen die im Vergleich vom 7. November 1983 ausgesprochene Duldung und verlangte aus der Ordnungsverf&#252;gung vom 30. April 1980 zu vollstrecken. Mit Bescheid vom 1. M&#228;rz 1985 wies der Oberkreisdirektor des Kreises den letztgenannten Widerspruch zur&#252;ck, da er sich nicht</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">egen einen Verwaltungsakt richte und der Kl&#228;ger in gesch&#252;tzten Rechten nicht sp&#252;rbar beeintr&#228;chtigt werde.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am 28. M&#228;rz 1985 Klage erhoben und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">vom 7. November 1983 und des Widerspruchsbescheides vom 1. M&#228;rz 1985 zu verpflichten, den</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Beigeladenen die Beseitigung der nicht durch Bauschein vom 6. April 1979 genehmigten Dachkonstruktion</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">an der Ostseite des Geb&#228;udes</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">...kamp 16, soweit sie mehr als 1 m in die Abstandsfl&#228;che hineinragt, aufzugeben und diese Verf&#252;gung auch durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte und die Beigeladenen haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage durch das angefochtene</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Urteil stattgegeben, da der nicht genehmigte Teil der Dachsparrenkonstruktion zu einer Beeintr&#228;chtigung des Kl&#228;gers in Nachbarrechten f&#252;hre; denen der Beklagte durch eine Beseitigungsverf&#252;gung gen&#252;gen m&#252;sse. Beklagter und Beigeladene haben rechtzeitig selbst&#228;ndig Berufung eingelegt und schrifts&#228;tzlich den Antrag angek&#252;ndigt, das angefochtene</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte sieht sich durchden gerichtlichen Vergleich vom November 1983 daran gehindert, die ihm auferlegte Verpflichtung &#8222;zum jetigen zum Erla&#223; einer Ordnungsverfiigung zu erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte und die Beigeladenen stellen keinen Antrag.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladenen halten die Klage f&#252;r unzul&#228;ssig. Der Vergleich vom 7. November 1983 sei wirksam, da er keine Rechte des Kl&#228;gers ber&#252;hre. Der Kl&#228;ger werde durch die Dachsparrenkonstruktion nicht beeintr&#228;chtigt. Die vom Verwaltungsgericht angenommene optische</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vergr&#246;&#223;erung ihres Hauses folge aus der Hausstellung und der Haush&#246;he, nicht aus dem ungenehmigten Teil der "Pergola".</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass der in dem gerichtlichen Verfahren 11 K 1909/81 Verwaltungsgericht Minden abgeschlossene Vergleich vom 7. November 1983 unwirksam ist.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, der Vergleich vom 7. November 1983 stehe der Verpflichtung des Beklagten zum Erla&#223; einer Ordnungsverf&#252;gung nicht entgegen, da durch den Vertrag keine Bindung zu Lasten Dritter erfolgen k&#246;nne. Die Verl&#228;ngerung der Dachsparrenkonstruktion sei besonders belastend, da der Eindruck einer integrierten Grenzbebauung entstehe.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Berichterstatter des Senats hat die &#214;rtlichkeit in Augenschein</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">genommen. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">auf die Niederschrift vom 8. Oktober 1987 verwiesen. Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Inhalt der Gerichtsakte, der Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">der vom Beklagten &#252;berreichten Flurkarte und der Grundkarte sowie</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">der Gerichtsakten des Verwaltungsgerichts Minden zu den Verfahren</p> <span class="absatzRechts">53</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">1. K 897/80, 11 K 1909/81 und 11 L 638/82 Bezug genommen.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet. Das Feststellungsbegehren des</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gers hat Erfolg. Zur Klarstellung ist das Verpflichtungsurteil</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">des Verwaltungsgerichts aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Gegen die Zul&#228;ssigkeit der vom Kl&#228;ger im Berufungsverfahren</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">erhobenen Feststellungsklage bestehen keine rechtlichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger will (und wollte) die Verpflichtung des Beklagten erreichen,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">gegen die Beigeladenen bauordnungsrechtllch einzuschreiten. Er hat den diesem Begehren entgegenstehenden Vergleich</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">vom 7. Novernber 1983 a1s unwirksam betrachtet und bereits mit der Klagebegr&#252;ndung unter Hinweis auf &#167; 86 Abs. 3 VwGO eine Feststellungsklage</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">erwogen. Der Ubergang von dem erstinstanzlich formulierten Verpflichtungsantrag zum Feststellungsantrag bedeutet damit keine s&#228;chliche &#196;nderung des Klagebegehrens. Allenfalls liegt</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">darin eine Beschr&#228;nkung des Klageantrags, die als solche gem&#228;&#223; &#167; 173 VwGO i.V.m. &#167; 264 Nr. 2 ZPO nicht als eine &#196;nderung der Klage anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG; Urteil vom 19. August 1982</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160; 2 C 4. 82 -, NJW 1983, 1990.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungsklage ist auch begr&#252;ndet, da der Vergleich vom 7. November 1983 unwirksam ist.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der Vergleich ist jedenfalls wegen der Zusicherung des Beklagten, aus der Ordnungsverf&#252;gung vom 30. April 1980 nicht zu vollstrecken, ein &#246;ffentlich-rechtlicher Vertrag, der den Vorschriften,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">der &#167;&#167; 54 ff VwVfG NW unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kopp, VwGO, 7. Auflage, 1986, &#167; 106 Nr. 6;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Meyer/Borgs, Kommentar zum Verwaltungsverfahrensgesetz, 2. Auflage, 1982, &#167; 54 RdNr. 62.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 58 Abs. 1 VwVfG NW wird ein &#246;ffentlich-rechtlicher Vertrag, der in Rechte eines Dritten eingreift, erst mit dessen schriftlicher Zustimmung wirksam. Der Vergleich vom</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">7. November 1983 bedarf der Zustimmung des Kl&#228;gers, die nicht vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Mit der Vereinbarung wollte sich der Beklagte der Vollstreckungsm&#246;glichkeit gegen die Beigeladenen begeben, da die Ordnungsverf&#252;gung vom 30. Apri1 1980 zwar bestehen bleibt und wegen der im Verfahren 11 K 1909/81 des Verwaltungsgerichts Minden er-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">kl&#228;rten Klager&#252;cknahme auch bestandskr&#228;ftig werden sollte. Soweit die Beigeladenen jedoch ihrer Vergleichsverpflichtung gen&#252;gen und den Zustand der Dachparrenkonstruktion unver&#228;ndert lassen, ist dem Beklagten die Berufung auf die unanfechtbare Beseitigungsanordnung</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">f&#252;r weitere Vollstreckungsma&#223;nahmen verwehrt. Diese Regelung kommt damit einer unbeschr&#228;nkten Duldung des vorhandenen Bestandes gleich, zumal dem Erl&#228;&#223; einer wiederholenden Abbruchverf&#252;gung die Vertragsabrede entgegengehalten werden konnte. Eine unbeschr&#228;nkte Duldung hat jedoch f&#252;r die Beigeladenen,</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">vor allem aber auch f&#252;r den Kl&#228;ger im Hinblick auf sein Verlangen, da&#223; der Beklagte einschreiten m&#246;ge, die Wirkung einer Genehmigung und damit eines Verwaltungsaktes mit Drittwirkung.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 28. September 1976</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160; VII A 1338/75 -, BRS 30 Nr. 169 zum Fal1</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">der Duldung eines Wochenendhauses auf mehrere</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Generationen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der Erla&#223; einer Duldungsverf&#252;gung ist nach dem Vertragstext des Vergleiches nicht mehr vorgesehen und ein entsprechender Bescheid ist in ihm auch nicht enthalten. Dem Vergleich fehlt damit ein unmittelbar verf&#252;gender Teil, wie er von Teilen der Literatur zur Voraussetzung der Anwendbarkeit des &#167; 58 Abs. 1 VwVfG NW erhoben wird.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ule /Laubinger, Verwaltungsverfahrens-</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">recht, 2. Auflage , 1969, &#167; 69 ( S. 348 f.)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann im vorliegenden Falle jedoch nicht darauf verwiesen werden, da&#223; ihm ausreichender Rechtsschutz durch den Angriff gegen eine sp&#228;tere beh&#246;rdliche Regelung in Ausf&#252;hrung des</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Vertrages Offenst&#252;nde. Jedenfalls dann, wenn die Vertragsverpflichtung - wie hier - lediglich auf ein blo&#223;es Unterlassen gerichtet ist, steht ein angreifbarer Verwaltungsakt nicht zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Demnach ist der Auffassung, die auch Verpflichtungsvertr&#228;ge an &#167; 58 Abs. 1 VwVfG NW mi&#223;t, jedenfalls dann zu folgen, wenn ein schlichtes Unterlassen Gegenstand der Verpflichtung der Beh&#246;rde ist, dies zumal dann, wenn die Duldungsverpflichtung</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160; wie hier - im praktischen Ergebnis eine im Vergleich selbst nicht enthaltene Duldungsverf&#252;gung ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stelkens/Bonk/Leonhardt, Verwaltungs-.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">verfahrensgesetz, 2. Auflage, 19839 &#167; 58</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">RdNr. 12; Meyer/Borgs, a.a.0., &#167; .58 Nr. 16;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Kopp, Verwaltungsverfahrensgesetz, 4. Auflage,</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">1986, &#167; 58 RdNr. 6.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Annahme des Verwaltungsgerichts ist die Pr&#252;fung des Vergleichs als Vollstreckungshindernis nicht deshalb entbehrlich, weil diesem nur relative Rechtswirksamkeit zuk&#228;me und daher dem Kl&#228;ger nicht engegengehalten werden k&#246;nnte. Die Regelung des &#167; 58 Abs. 1 VwVfG NW belegt, da&#223; diese zun&#228;chst zivilrechtliche Betrachtung</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">nicht auf den &#246;ffentlich-rechtlichen Vertrag &#252;bertragen werden kann. Gerade um denkbaren Problemen insbesondere im Hinblick auf einen wirksamen Rechtsschutz Dritter zu begegnen, normiert &#167; 58 Abs. 1 VwVfG NW ein Wirksamkeitserfordernis</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gesetzentwurf der Bundesregierung vom</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">18. Juli 1973 zwn Verwaltungsvollstreckungs-</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">gesetz, BT-Drucks.7 /910, S. 81 zum gleichlau-</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">tenden &#167; 54 Abs. 1 des Entwurfs VwVfG.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die Unterlassungsverpflicht&#252;ng des Beklagten aus dem &#246;ffentlich-rechtlichen Vertrag stellt einen Eingriff im Sinne des &#167; 58 Abs. 1 Satz 1 VwVfG NW dar. Der Grundsatz der Gew&#228;hrung tats&#228;chlich wirksamen Rechtsschutzes gebietet, den Begriff des Eingriffs nicht nur &#228;uf positives Verwaltungshandeln zu beschr&#228;nken, sondern die Verpflichtung zum Unterlassen des, an sich gebotenen Handelns diesem gleichzustellen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Vgl, Schimpf, Der verwaltungsrechtliche Ver-</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">trag unter besonderer Ber&#252;cksichtigung seiner</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Rechtswidrigkeit, 1982, S. 282.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die der Sache nach vom Beklagten beabsichtigte unbefristete Duldung greift in die Rechte des Kl&#228;gers ein, da die ihr fiktiv gleichzusetzende Genehmigung des bislang nicht genehmigten Teils der Dachsparrenkonstruktion nach den von der Rechtsprechung entwickelten</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzen zur &#246;rfentlich-rechtlichen Nachbarklage keinen Bestand haben k&#246;nnte. Danach hat eine solche Klage Erfolg, wenn die angegriffene Bebauungsgenehmigung gegen den Nachbarschutz dienendes &#246;ffentliches (Bau-)Recht verst&#246;&#223;t und eine Befreiung von diesen Vorschriften nicht erteilt ist oder nicht ohne Rechtsversto&#223; unter Beachtung der nachbarlichen Belange erteilt werden kann. Sofern die den Nachbarschutz er&#246;ffnende Norm, dies</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">erfordert, ist die tats&#228;chliche Beeintr&#228;chtigung des Nachbarn in seinen Eigentumsrechten mit der Folge der Wertminderung seines Grundst&#252;cks weitere Voraussetzung f&#252;r den Klageerfolg.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt die Auffassung des Verwaltungsgerichts und verweist zur Vermeidung von Wiederholungen hierauf, soweit es die Rechtswidrigkeit der Dachkonstruktion unter Hinweis auf &#167; 7</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Abs. 1 und Abs. 3 BauO NW 1970 sowie &#167; 6 Abs. 6, und 7 BauO NW 1984, angenommen hat. Zutreffend hat das Verwaltungsgericht ausgef&#252;hrt, da&#223; es sich hierbei um nachbarsch&#252;tzende Normen hande1t.Ein Befreiungsgrund ist ersichtlich nicht gegeben. Die Dachsparrenkonstruktion verletzt den Kl&#228;ger auch sp&#252;rbar in</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">seinen Rechten. Zum Berufungsvorbringen ist erg&#228;nzend auszuf&#252;hren, da&#223; die Beeintr&#228;chtigung des Kl&#228;gers nicht nur aus dem ungenehmigten Teil der Dachsparrenkonstruktion folgt. Da&#223; der Kl&#228;ger einen Teil akzeptiert hat, verwirkt insoweit seinen Nachbaranspruch, l&#228;&#223;t die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse jedoch unber&#252;hrt an diesen</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">vermag die Entfernung lediglich dreier Sparren nichts Wesentliches zu ver&#228;ndern. Weiterhin besteht der Eindruck einer massiven, nur geringf&#252;gig durchbrochenen Bebauung des Bauwichs, der auf den Kl&#228;ger bedr&#252;ckend wirkt. Der Einwand der Beigeladenen, dieser Eindruck entstehe nicht durch die Sparren sondern durch die Haush&#246;he und die Hausstellung, geht an den Gr&#252;nden, die zum Erfolg</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">des Nachbarbegehrens f&#252;hren, vorbei. Die Haush&#246;he und Hausstelung, sollte sie denn als ung&#252;nstig zu bezeichnen sein, fordert zus&#228;tzlich, den Bauwichbereich nicht noch st&#228;rker zu belasten, und f&#252;hrt nicht dazu, die Interessen des Nachbarn geringer zu veranschlagen.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Der Senat stimmt den Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts auch insoweit zu, da&#223; der Beklagte zum Einschreiten verpflichtet ist. Die Ermessensreduzierung l&#228;&#223;t sich allerdings nicht mit der den Beigeladenen erteilten Auskunft des Beklagtenvertreters zur Genehmigungsbed&#252;rftigkeit einer "Pergola" begr&#252;nden. Dies vermag an der Ermessensreduzierung jedoch nichts zu &#228;ndern, da den Beigeladenen keine schutzw&#252;rdigen Interessen zur Seite stehen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Mit der Beseitigung der Dachsparren w&#252;rde den Beigeladenen auch nichts tats&#228;chlich Unm&#246;gliches und auch kein unvertretbarer Aufwand abverlangt. Statische Gr&#252;nde stehen der K&#252;rzung der Dachsparren offensichtlich nicht entgegen. Dies ergibt sich schon daraus, da&#223; die Berechnungen des Dipl.-Ing. , Pr&#252;fingenieur f&#252;r Baustatik, vom .4. April 1979, die sich auf den Genehmigungsantrag</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">der Beigeladenen beziehen, die strittigen &#252;berstehenden Dachsparren nicht ber&#252;cksichtigen und auch Abst&#252;tzungen in dem fraglichen Bereich des Grundst&#252;cks nicht f&#252;r erforderlich halten.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die Unwirksamkeit des materiell-rechtlichen Rechtsgesch&#228;fts erfa&#223;t auch seinen prozessualen Teil. Da der Vergleich vom 7. November 1983 unwirksam ist, ist das Verfahren 11 K L909/81 des Verwaltungsgerichts Minden noch nicht beendet und auf Antrag</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">fortzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentschei.dung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 1, 162 Abs. 3, 159 Satz 2 VwGO. Die Beigeledenen waren als Rechtsmittelf&#252;hrer an den Kosten des Verfahrens zu beteiligen.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die Entschei.dung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit st&#252;tzt, sich auf &#167; 167 VwGO i. V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind.</p>
315,427
olgk-1987-11-06-ss-54087
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 540/87
1987-11-06T00:00:00
2019-03-13T14:55:24
2019-03-27T09:43:09
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1987:1106.SS540.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der Zulassungsantrag wird als offensichtlich unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <p></p> <p>II. Die Rechtsbeschwerde gilt damit als zur&#252;ckgenommen.</p> <p></p> <p>III. Die Kosten des Verfahrens vor dem Beschwerdegericht tr&#228;gt der Betroffene.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Rechtsbeschwerde ist weder zur Fortbildung des Rechts noch zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung und auch nicht wegen Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs geboten (&#167; 80 Abs. 1 OWiG). Der Einzelfall gibt keine Veranlassung, Leits&#228;tze f&#252;r die Auslegung von Gesetzesbestimmungen des materiellen Rechts oder des Verfahrensrechts aufzustellen, Gesetzesl&#252;cken rechtssch&#246;pferisch auszuf&#252;llen oder schwer ertr&#228;glichen Unterschieden in der Rechtsprechung entgegenzuwirken (BGH VRS 40, 134, 137).</p>
315,428
olgham-1987-11-04-12-u-2887
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 28/87
1987-11-04T00:00:00
2019-03-13T14:55:25
2019-03-27T09:43:09
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:1104.12U28.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 14. November 1986 verk&#252;ndete Urteil der 21. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen .</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger ist in H&#246;he von 34.200,00 DM beschwert.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist als Speditionskaufmann t&#228;tig. Der Beklagte ist britischer Staatsangeh&#246;riger, der beabsichtigte, ein Umzugsunternehmen f&#252;r die Angeh&#246;rigen der in Deutschland stationierten britischen Streitkr&#228;fte zu errichten. Er bem&#252;hte sich deshalb mit anwaltlicher Hilfe um die nach dem G&#252;terkraftverkehrsgesetz erforderliche Genehmigung. Unter dem 10. September 1982 stellte er einen entsprechenden Antrag bei dem Regierungspr&#228;sidenten in Detmold. Der Regierungspr&#228;sident erteilte die beantragte Genehmigung jedoch nicht, sondern wies darauf hin, da&#223; der Beklagte nicht &#252;ber die nach dem Gesetz erforderliche Sachkunde verf&#252;ge. Mit Schreiben vom 20. Oktober 1982 und vom 8. Februar 1983 deutete der Regierungspr&#228;sident auf die M&#246;glichkeit an, einen fachlich geeigneten Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einzustellen, um auf diese Weise die Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung einer Erlaubnis zu schaffen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Daraufhin nahmen die Parteien Kontakt miteinander auf und schlossen unter dem 30. M&#228;rz 1983 einen schriftlichen, mit der &#220;berschrift "Anstellungs-Vertrag" versehenen Vertrag. Dieser lautet wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Hiermit stelle ich den Speditionskaufmann xxx, jun. ab 1. April 1983 f&#252;r ein monatliches Gehalt von netto DM 2.000,00 als Mitarbeiter im Sinne des G&#252;KG ein. Der Anstellungsvertrag gilt zun&#228;chst f&#252;r 3 Jahre.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zu den anfallenden Aufgaben geh&#246;ren die Abwicklung der Einholung von Genehmigungen beim Regierungspr&#228;sidenten, den Kreisverwaltungen pp.. Au&#223;erdem ist er f&#252;r allgemeine Beratungen, vor allem auf speditionellen Sektor und in Tariffragen zust&#228;ndig. Die B&#252;roorganisation und Koordination der B&#252;roarbeit ist an keine geregelte, festgelegte Arbeitszeit gebunden."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bei dem Abschlu&#223; des Vertrages waren sich die Parteien einig, da&#223; der Kl&#228;ger nicht im Gesch&#228;ft der Beklagten mitarbeiten sollte. Streitig ist jedoch, ob der Beklagte den Kl&#228;ger in dessen Unternehmen zum Zwecke der Beratung aufgesucht hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Zuge einer Gesetzes&#228;nderung ging die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Erteilung der vom Beklagten angestrebten Genehmigung im M&#228;rz 1983 vom Regierungspr&#228;sidenten in Detmold auf den Oberkreisdirektor des Kreises G&#252;tersloh &#252;ber. Der Beklagte beantragte deshalb am 15.06.1983 beim Oberkreisdirektor in G&#252;tersloh erneut die Genehmigung nach dem G&#252;KG f&#252;r sein Umzugsunternehmen. Der Oberkreisdirektor erteilte dem Beklagten die Genehmigung unter dem 27.06.1983. Als Voraussetzung f&#252;r die Erteilung der Erlaubnis wurde der Anstellungsvertrag vom 30.03.1983 nicht herangezogen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zahlte an den Kl&#228;ger bis Ende 1984 die vereinbarten 2.000,00 DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer. Danach blieben weitere Zahlungen aus. Der Steuerberater des Beklagten teilte dem Kl&#228;ger unter dem 16.09.1985 mit, da&#223; es klar sei, da&#223; der Beklagte das r&#252;ckst&#228;ndige Entgelt zahlen m&#252;sse; der Beklagte befinde sich aber zur Zeit in Liquidit&#228;tsschwierigkeiten. Am 26.02.1986 erneuerten die Parteien den Anstellungsvertrag. Unter dem 13. M&#228;rz 1986 forderte der Kl&#228;ger den Beklagten mit Fristsetzung zum 22.03.1986 zur Zahlung der monatlichen Betr&#228;ge f&#252;r 1985 auf.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage macht der Kl&#228;ger die vereinbarten Zahlungen f&#252;r den Zeitraum von Januar 1985 bis zum M&#228;rz 1986 zuz&#252;glich Mehrwertsteuer geltend.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, er habe mit dem Beklagten 20 bis 30 Beratungsgespr&#228;che in seinem Betrieb gef&#252;hrt. Die Genehmigungsbeh&#246;rde habe gewu&#223;t, da&#223; er nicht hauptberuflich im Betrieb des Beklagten mitarbeite. Der Kl&#228;ger ist der Ansicht gewesen, der Vertrag vom 30. M&#228;rz 1983 sei nicht als Umgehungsgesch&#228;ft nichtig, da die Beh&#246;rde nicht get&#228;uscht worden sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 34.200,00.DM nebst 8 % Zinsen aus 27.360,00 DM ab 23.03.1986 und aus weiten 6.840,00 DM ab 06.05.1986 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Rechtsstreit an das Arbeitsgericht xxx abzugeben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er hat die sachliche Zust&#228;ndigkeit des Landgerichts ger&#252;gt, da f&#252;r den Rechtsstreit gem&#228;&#223; &#167;&#167; 2, 3 ArbGG die Zust&#228;ndigkeit der Arbeitsgerichte gegeben sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat behauptet, der Kl&#228;ger sei nur f&#252;r die Erlangung der Erlaubnis nach dem G&#252;KG vorgeschoben worden, habe ansonsten aber keine Leistungen erbringen sollen bzw. erbracht. Er hat die Ansicht vertreten, der Vertrag vom 30.03.1983 sei als Umgehungsgesch&#228;ft gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB nichtig. Hilfsweise hat der Beklagte sich damit verteidigt, da&#223; er den Vertrag angefochten habe. Der Kl&#228;ger habe bereits im Fr&#252;hjahr 1983 gewu&#223;t, da&#223; der Oberkreisdirektor des Kreises G&#252;tersloh als Genehmigungsbeh&#246;rde lediglich bis zur Erteilung der Genehmigung im Juli 1983 einen Garanten im Sinne des G&#252;terkraftverkehrsgesetzes verlangt habe.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 14. November 1986 hat das Landgericht xxx die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; der Vertrag vom 30. M&#228;rz 1983 als Umgehungsgesch&#228;ft gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB nichtig sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger im Wege der Berufung und vertritt die Ansicht, der zwischen den Parteien abgeschlossene Vertrag stelle kein Umgehungsgesch&#228;ft dar. Mit diesem Vertrag habe der Beklagte den von der Genehmigungsbeh&#246;rde gew&#252;nschten Nachweis der Sachkunde erbracht. Der Oberkreisdirektor habe nicht verlangt, da&#223; ein fachkundiger Gesch&#228;ftsf&#252;hrer f&#252;r den Beklagten t&#228;tig werde. Vielmehr habe es im Genehmigungsermessen der Beh&#246;rde gelegen, auch schon aufgrund eines Beratungsvertrages mit einer ausreichend sachkundigen Person eine Erlaubnis nach dem G&#252;KG zu erteilen (Beweis: Zeugnis xxx). Vor dem Abschlu&#223; des Anstellungsvertrages h&#228;tten auch intensive Er&#246;rterungen mit dem Zeugen xxx stattgefunden. Man habe sich sogar mehrfach des abends in Gastst&#228;tten getroffen, um das Genehmigungsverfahren zu f&#246;rdern. Anl&#228;&#223;lich dieser Besprechungen habe der Zeuge xxx erkl&#228;rt, da&#223; der Abschlu&#223; eines Beratervertrages f&#252;r die Erteilung einer Genehmigung gen&#252;ge (Beweis: Zeugnis xxx). Eine Umgehung des &#167; 10 Abs. 1 G&#252;KG liege auch deshalb nicht vor, weil das Gesetz ohnehin nicht erzwingen k&#246;nne, da&#223; die sachkundige Person tats&#228;chlich im Unternehmen des Transportunternehmers t&#228;tig werde. Im Rahmen des &#167; 10 G&#252;KG sei es uninteressant, ob der fachkundige Gesch&#228;ftsf&#252;hrer seine T&#228;tigkeit in dem Transportunternehmen auch tats&#228;chlich aufnehme.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an ihn 34.200,00 DM nebst 8 % Zinsen von 27.360,00 DM seit dem 23.03.1986 und aus weiteren 6.840,00 DM seit dem 06.05.1985 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Rechtsstreit an das Arbeitsgericht xxx zu verweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, der unter dem 30. M&#228;rz 1983 abgeschlossene Vertrag habe lediglich dazu gedient, eine Erlaubnis nach dem G&#252;terkraftverkehrsgesetz zu erlangen. Irgendwelche Leistungen habe der Kl&#228;ger nicht erbracht. Der Beklagte bestreitet, da&#223; der Zeuge xxx einen Beratungsvertrag als f&#252;r die Erteilung der Erlaubnis ausreichend angesehen habe. Zwar habe das Gespr&#228;ch mit dem Zeugen xxx im Fr&#252;hjahr 1983 stattgefunden. Doch habe der Zeuge xxx, der ein ausgezeichneter Kenner der Materie gewesen sei, die von dem Kl&#228;ger behaupteten Erkl&#228;rungen nicht abgegeben. Der Vertrag sei auch erstmals am 6. M&#228;rz 1986 anl&#228;&#223;lich einer &#220;berpr&#252;fung seines Betriebes zu den Verwaltungsvorg&#228;ngen gelangt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, der Kl&#228;ger habe sp&#228;testens seit der Besprechung mit dem Zeugen xxx im Fr&#252;hjahr 1983 gewu&#223;t, da&#223; es zur Erlangung der Konzession seiner Einschaltung gar nicht bedurft h&#228;tte. Der Beklagte vertritt die Auffassung, da&#223; der Kl&#228;ger ihn arglistig get&#228;uscht habe, um an den f&#252;r ihn lukrativen Vertrag zu kommen. Erst durch die Betriebspr&#252;fung des Zeugen xxx im Jahre 1986 sei er &#252;ber die wirkliche Sachlage aufgekl&#228;rt worden und habe deshalb mit Anwaltsschreiben vom 26. M&#228;rz 1986 die Anfechtung des Vertrages wegen arglistiger T&#228;uschung erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestreitet, da&#223; ihn der Kl&#228;ger beraten habe. Dieser habe keine T&#228;tigkeit ausgef&#252;hrt, so da&#223; der Kl&#228;ger schon aus diesem Grunde keine Verg&#252;tung verlangen k&#246;nne. Im &#252;brigen bestehe auch ein wucherisches Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Gegenleistung, so da&#223; &#167; 138 Abs. 2 BGB Anwendung finde. Der Kl&#228;ger habe n&#228;mlich lediglich seinen Namen dazu hergegeben, um die Erlaubnis nach dem G&#252;KG zu bekommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen r&#252;gt der Beklagte weiterhin die sachliche Zust&#228;ndigkeit der Zivilgerichtsbarkeit. Er vertritt die Auffassung, da&#223; die Zust&#228;ndigkeit des Arbeitsgerichts begr&#252;ndet sei.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Akten des Oberkreisdirektors in G&#252;tersloh &#252;ber die Erteilung einer Erlaubnis f&#252;r den Umzugsverkehr f&#252;r den Beklagten waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet, weil die Klage zwar zul&#228;ssig, sachlich aber nicht gerechtfertigt ist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Zul&#228;ssig ist die Klage, weil die Zust&#228;ndigkeit des Arbeitsgerichts gem&#228;&#223; &#167; 2 Nr. 3 Arbeitsgerichtsgesetz nicht gegeben ist. Denn durch den sogenannten Anstellungsvertrag vom 30. M&#228;rz 1983 wurde kein Arbeitsverh&#228;ltnis begr&#252;ndet. Arbeitnehmer ist nach &#167; 5 des Arbeitsgerichtsgesetzes nur derjenige, der von einem Arbeitgeber pers&#246;nlich abh&#228;ngig ist. Merkmale, aus denen sich diese pers&#246;nliche Abh&#228;ngigkeit ergibt, sind in erster Linie die Weisungsgebundenheit hinsichtlich der Arbeitsgestaltung, die Arbeitszeit und die Eingliederung in eine betriebliche Organisation (BAG NJW 84, 1986). Davon kann im vorliegenden Fall, soweit es das Anstellungsverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers angeht, jedoch keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht kein Verg&#252;tungsanspruch gem&#228;&#223; &#167; 611 Abs. 1 BGB gegen&#252;ber dem Beklagten zu, da der Anstellungsvertrag vom 30.03.1983 unwirksam ist. Die Unwirksamkeit ergibt sich allerdings nicht' daraus, da&#223; entsprechend dem Vorbringen des Beklagten &#252;berhaupt keine Beratungst&#228;tigkeit des Kl&#228;gers beabsichtigt war und mit dem Anstellungsvertrag lediglich die Erteilung einer Transportgenehmigung erreicht werden sollte. In einem solchen Fall w&#228;re der Beratervertrag zwar gem&#228;&#223; &#167; 117 Abs. 1 BGB als Scheingesch&#228;ft unwirksam. Doch w&#228;re das verdeckte Gesch&#228;ft gem&#228;&#223; &#167; 117 Abs. 2 BGB wirksam. Dieses wahre Rechtsverh&#228;ltnis best&#252;nde dann darin, da&#223; der Kl&#228;ger lediglich nach au&#223;en hin als "Mitarbeiter nach dem G&#252;KG" auftreten sollte. Seiner Rechtsnatur nach w&#228;re dieser Vertrag ein entgeltlicher Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag gem&#228;&#223; &#167; 675 BGB.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Vertrag ist auch nicht, wie das Landgericht meint, gem&#228;&#223; &#167; 5 G&#252;KG i.V.m. &#167; 134 BGB nichtig. Denn ein Umgehungsgesch&#228;ft, das als einzige Fallgruppe im Rahmen des &#167; 134 BGB in Betracht kommt, liegt nicht vor. Von einem Umgehungsgesch&#228;ft spricht man dann, wenn durch ein erlaubtes Rechtsgesch&#228;ft ein verbotener Erfolg herbeigef&#252;hrt werden soll (RGRK &#167; 134 363 Rndn. 139). Diese Erfordernisse sind auch dem Wortlaut nach nicht gegeben. Denn &#167; 10 Abs. 1 G&#252;KG verlangt die Anstellung eines Gesch&#228;ftsf&#252;hrers. Der Kl&#228;ger sollte aber nicht als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer t&#228;tig werden. &#167;&#167; 5 G&#252;KG, 134 BGB sind bereits deshalb nicht anwendbar, weil entgegen &#167; 5 Abs. 1 G&#252;KG kein relevanter Scheintatbestand geschaffen wurde. Zwar sollte der Kl&#228;ger nach dem Beklagtenvortrag keine Beratungspflichten &#252;bernehmen. Andererseits wurde der Kl&#228;ger im Vertrag aber auch nicht als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bezeichnet. Auf der Grundlage dieses Vertrages durfte dem Beklagten keine Erlaubnis erteilt werden, so da&#223; ein Umgehungsgesch&#228;ft in dem speziellen Sinne des &#167; 5 G&#252;KG nicht vorliegt. Die Frage, ob nach &#167; 5 G&#252;KG eine Umgehungsabsicht erforderlich ist (Hein-Eichhoff-Pukall-Krien, Kommentar zum G&#252;KG, &#167; 5 Anm. 3 c), stellt sich deshalb nicht, weil schon kein objektiver Scheintatbestand festzustellen ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Wirksamkeit des Vertrages scheitert aber an &#167; 306 BGB. Eine anf&#228;ngliche objektive Unm&#246;glichkeit liegt vor, weil die Herbeif&#252;hrung der Transportgenehmigung Inhalt der Leistungspflicht des Kl&#228;gers war. Dieser schuldete nicht nur die Beratung bzw. das Auftreten als Mitarbeiter nach dem G&#252;KG, sondern schuldete als Leistungserfolg auch die Herbeif&#252;hrung der Genehmigung. Insoweit hat der Anstellungsvertrag auch werkvertragliche Elemente.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat hervorgehoben, da&#223; er mit dem zust&#228;ndigen Beamten die Voraussetzungen der Genehmigung intensiv er&#246;rtert und sich auch mit dem Beamten mehrfach des abends in Gastst&#228;tten getroffen habe, um das Genehmigungsverfahren zu f&#246;rdern. Das zeigt, da&#223; sich der Kl&#228;ger verpflichtet f&#252;hlte, f&#252;r die Herbeif&#252;hrung der Genehmigung selbst Sorge zu tragen. Da&#223; die Herbeif&#252;hrung der Genehmigung zum Leistungsinhalt geh&#246;rte, ergibt sich auch aus der H&#246;he der monatlichen Verg&#252;tung, die zu der vom Kl&#228;ger behaupteten geringf&#252;gigen Beratungst&#228;tigkeit in keinem Verh&#228;ltnis stehen w&#252;rde, wenn nicht die Erteilung der Genehmigung im Vordergrund des Leistungsinhaltes stand. Diese Auffassung wird durch den Wortlaut des Anstellungsvertrages vom 30.03.1983 erh&#228;rtet. Denn nach diesem Vertrag geh&#246;rte es zu den Aufgaben des Kl&#228;gers, die Einholung von Genehmigungen der Kreisverwaltungen abzuwickeln.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Leistungserfolg konnte jedoch nicht eintreten, weil eine Erteilung der Transportgenehmigung auf rechtsfehlerfreie Weise mit Hilfe des Anstellungsvertrages nicht m&#246;glich war. Denn ein Beratervertrag gen&#252;gte den Anforderungen des &#167; 10 Abs. 1 Nr. 2 G&#252;KG nicht. Nach dieser Vorschrift war erforderlich, da&#223; ein fachlich geeigneter Gesch&#228;ftsf&#252;hrer eingestellt wurde. Der Zeuge xxx h&#228;tte also auf der Grundlage des "Anstellungsvertrages" vom 30.03.1983 eine Genehmigung nach &#167;&#167; 8 ff. G&#252;KG nicht erteilen d&#252;rfen. Der Kl&#228;ger vertritt zwar die Ansicht, da&#223; eine Erteilung der Genehmigung der Grundlage des Anstellungsvertrages zul&#228;ssig war. Insoweit handelt es sich jedoch um eine Rechtsfrage, die der Senat selbst zu entscheiden hat. Auf den Beweisantritt des Kl&#228;gers kommt es mithin nicht an.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat der Kl&#228;ger behauptet, der Zeuge xxx habe f&#252;r den Fall des Abschlusses des "Anstellungsvertrages" die Erteilung der Genehmigung zugesagt, und seine Behauptung durch die Vernehmung des Zeugen xxx unter Beweis gestellt. Gleichwohl war der Zeuge nicht zu vernehmen, weil das Klagevorbringen auch in diesem Punkte unschl&#252;ssig ist. Denn der geschuldete Leistungserfolg bestand darin, da&#223; die Erteilung der Genehmigung auf rechtsfehlerfreier Weise erfolgte, um dem Beklagten eine unentziehbare Rechtsposition einzur&#228;umen. Auf der Grundlage dieses "Anstellungsvertrages" war eine unentziehbare Rechtsposition jedoch nicht gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Keine der Parteien hat vorgetragen, da&#223; der Kl&#228;ger und der Beklagte in kollusivem Zusammenwirken mit dem Landkreis G&#252;tersloh versucht h&#228;tten, in rechtswidriger Absicht eine Erteilung der Transportgenehmigung zu erschleichen. Davon hat der Senat aufgrund der Dispositionsmaxime im Zivilproze&#223; auszugehen. Gleichwohl h&#228;tte der Beklagte im Falle der Erteilung der Genehmigung auf der Grundlage des ''Anstellungsvertrages" immer mit der R&#252;cknahme der Genehmigung gem&#228;&#223; &#167; 48 VwVfG NW rechnen m&#252;ssen, weil nach dem Klagevorbringen erhebliche Indizien f&#252;r eine Erschleichung der Genehmigung vorgelegen h&#228;tten, wenn die Genehmigung auf Grund des "Anstellungsvertrages" erteilt worden w&#228;re. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; &#252;ber die von dem Kl&#228;ger behaupteten umfangreichen Verhandlungen mit dem Zeugen xxx keine schriftlichen Unterlagen existieren. Nicht einmal Aktenvermerke des Zeugen xxx liegen vor. Hinzu kommt, da&#223; sich der Kl&#228;ger mit dem Zeugen abends in Gastst&#228;tten getroffen haben will, um die Angelegenheit zu er&#246;rtern. Au&#223;erdem ist auch kaum verst&#228;ndlich, da&#223; der f&#252;r die Erteilung von Genehmigungen nach dem G&#252;KG zust&#228;ndige Beamte die elementaren Voraussetzungen des &#167; 10 G&#252;KG nicht gekannt haben sollte. In diesem Zusammenhang wird vorsorglich darauf hingewiesen, da&#223; der Senat keineswegs von einem unlauteren Verhalten des Zeugen xxx oder eines anderen Beamten des Landkreises G&#252;tersloh ausgeht. Vielmehr unterstellt der Senat lediglich, da&#223; das Klagevorbringen der Wahrheit entspricht. Sollte dies, wenngleich es wenig wahrscheinlich ist, der Fall sein, h&#228;tten derart beweiskr&#228;ftige Anzeichen f&#252;r eine Erschleichung der Genehmigung bestanden, da&#223; der Beklagte, sofern ihm nicht aufgrund eigener Sachkunde die Genehmigung erteilt worden w&#228;re, nicht sicher sein konnte, da&#223; er auch im Besitz der Genehmigung bleiben w&#252;rde. Eine solche unsichere Rechtslage entspricht aber nicht der vertraglichen Leistungspflicht des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger vermag auch nicht mit Erfolg einzuwenden, da&#223; dem Beklagten schlie&#223;lich die Genehmigung erteilt und ein Widerruf der Genehmigung niemals erwogen worden sei. Denn diese Folge beruht lediglich darauf, da&#223; dem Beklagten die Genehmigung nicht aufgrund des Anstellungsvertrages, sondern aufgrund eigener Sachkunde erteilt worden ist. Der Kl&#228;ger hat zwar im Schriftsatz vom 15.10.1987 ausgef&#252;hrt, dem Landkreis G&#252;tersloh habe der Beratervertrag gen&#252;gt, um die Genehmigung zu erteilen. Diese Behauptung hat der Kl&#228;ger aber nicht unter Beweis gestellt. Sie ist auch nicht hinreichend substantiiert, weil sie sich mit dem unstreitigen Inhalt der Verwaltungsvorg&#228;nge des Landkreises G&#252;tersloh nicht vereinbaren l&#228;&#223;t. Denn nach dem Verwaltungsvorgang des Landkreises G&#252;tersloh hat der Beklagte ganz eindeutig aufgrund eigener Sachkunde die Genehmigung erhalten. Im &#252;brigen richtet sich die Beurteilung, ob der Vertrag gem&#228;&#223; &#167; 306 BGB unwirksam ist, nach dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Zu diesem Zeitpunkt war aber auf Grund des Anschlu&#223;vertrages eine unentziehbare Rechtsposition nicht gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat sich auch die Frage vorgelegt, ob sich der Beklagte &#252;berhaupt auf die Unwirksamkeit des Vertrages berufen kann, nachdem er noch am 26.02.1986 den Vertrag mit dem Kl&#228;ger erneuert hat. Doch hat der Beklagte hierzu vorgetragen, er habe erst anl&#228;&#223;lich der Betriebspr&#252;fung am 6. M&#228;rz 1986 durch den Zeugen xxx Klarheit erlangt, da&#223; es dieses Anstellungsvertrages gar nicht bedurft habe. Dies ist dem Beklagten angesichts der vom Kl&#228;ger vorgetragenen h&#228;ufigen Besprechungen au&#223;erhalb des Amtes mit dem Zeugen xxx auch kaum zu widerlegen. Unter diesen Umst&#228;nden besteht kein Anla&#223;, es dem Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 242 BGB zu verwehren, sich auf die Unwirksamkeit des Vertrages gem&#228;&#223; &#167; 306 BGB zu berufen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht auch kein Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 812 Abs. 1 S. 1 BGB wegen der von ihm behaupteten 20 bis 30 Beratungen zu. Denn es kann nicht festgestellt werden, in welchem Umfang der Beklagte geldwerte Leistungen gem&#228;&#223; &#167; 818 Abs. 2 BGB erlangt hat. Der Kl&#228;ger hat den Inhalt und den Umfang der Beratungen nicht mitgeteilt und auch nicht unter Beweis gestellt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,429
olgham-1987-10-29-15-w-20087
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 200/87
1987-10-29T00:00:00
2019-03-13T14:55:27
2019-03-27T09:43:08
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1987:1029.15W200.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird unter Zur&#252;ckweisung der weiteren sofortigen Beschwerde im &#252;brigen teilweise aufgehoben und unter Aufhebung des Beschlusses des Amtsgerichts ... vom 21.11.1986 wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beteiligte zu 1) berechtigt ist, einmal j&#228;hrlich rechtzeitig vor der Beschlu&#223;fassung &#252;ber die Jahresabrechnung des Verwalters in die hierf&#252;r bedeutsamen Verwaltungsunterlagen Einsicht zu nehmen, und zwar beginnend mit der Jahresabrechnung 1986.</p> <p>Der weitergehende Antrag der Antragstellerinnen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Gerichtskosten aller 3 Rechtsz&#252;ge tragen die Beteiligten zu 3) bis 13) zu 9/10 und die Beteiligten zu 1) und 2) zu 1/10. Der Gegenstandswert f&#252;r alle 3 Rechtsz&#252;ge wird auf je 500,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) bis 12) sind Miteigent&#252;mer, der Beteiligte zu 13) Verwalter der vorbezeichneten Wohnungseigentumsanlage. Die Beteiligten streiten &#252;ber das Recht der Beteiligten zu 1), Einsicht in die der Abrechnung des Verwalters zugrundeliegenden Belege zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Rechnungslegung des Verwalters bestimmt &#167;16 Abs. 5 der notariellen Teilungserkl&#228;rung vom 07.02.1982 (UR-Nr.: 26/1972 des Notars ... in ....</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>" ... Der Verwalter ist verpflichtet, die ihm obliegenden Verpflichtungen p&#252;nktlich zu erf&#252;llen und &#252;ber die Einnahmen und Ausgaben auf Verlangen der Wohnungseigent&#252;mer oder des Verwaltungsbeirates Rechnung zu legen ..."</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Wohnungseigent&#252;mer haben die Bestellung eines Verwaltungsbeirats beschlossen. Dieser ist gem&#228;&#223; &#167;17 Satz 3 der Teilungserkl&#228;rung "zur Einsichtnahme in alle B&#252;cher und Schriften des Verwalters berechtigt".</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Jahresabrechnungen des Verwalters werden seit Jahren vom Verwaltungsbeirat durch Einsichtnahme in s&#228;mtliche Belege &#252;berpr&#252;ft, sodann mit den Unterschriften des Beirats versehen, den einzelnen Miteigent&#252;mern zugeleitet und in einer Wohnungseigent&#252;merversammlung durch Mehrheitsbeschlu&#223; gebilligt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In der Wohnungseigent&#252;merversammlung vom 06.06.1986 wurde die Jahresabrechnung 1985 einstimmig, also mit den Stimmen der Beteiligten zu 1) und 2), angenommen. Ausweislich der Niederschrift &#252;ber die Versammlung der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft vom 06.06.1986 beantragten die Beteiligten zu 1) und 2) im Anschlu&#223; an die Billigung der Jahresendabrechnung 1985 "gesonderte Rechnungslegung". Ihr Antrag wurde mit 8 : 1 Stimmen abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Daraufhin begehrten die Beteiligten zu 1) und 2) mit am 04.07.1986 beim zust&#228;ndigen Amtsgericht eingegangenen Schriftsatz, den Beschlu&#223; der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft betreffend den Antrag auf gesonderte Rechnungslegung f&#252;r ung&#252;ltig zu erkl&#228;ren. Sie haben die Auffassung vertreten, jeder Eigent&#252;mer habe das Recht, in die Jahresabrechnung samt dazugeh&#246;renden Abrechnungsunterlagen Einsicht zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 21.11.1986 hat das Amtsgericht ... nach m&#252;ndlicher Verhandlung festgestellt, da&#223; der Beschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung vom 06.06.1986 insoweit ung&#252;ltig ist, als er den Beteiligten zu 1) und 2) die Einsicht in die Belege verwehrt. Auf die gegen diesen Beschlu&#223; eingelegte sofortige Beschwerde der Beteiligten zu 3) bis 13) hat das Landgericht ... nach m&#252;ndlicher Verhandlung durch Beschlu&#223; vom 20.03.1987 diesen Beschlu&#223; aufgehoben und den Antrag der Beteiligten zu 1) und 2) zur&#252;ckgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, den Antragstellerinnen fehle das Rechtsschutzbed&#252;rfnis zur Anfechtung eines sogenannten Negativbeschlusses, ein Antrag auf Feststellung einer ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung sei nicht gestellt, der urspr&#252;ngliche Antrag sei zu unbestimmt gewesen; dar&#252;ber hinaus bestehe kein Einsichtsrecht der einzelnen Miteigent&#252;mer, da sie ihr Einsichtsrecht wirksam durch Beschlu&#223; auf den Verwaltungsbeirat &#252;bertragen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen am 08.04.1987 zugestellten Beschlu&#223; wendet sich die Beteiligte zu 1) - zugleich als Erbin der Beteiligten zu 2) - mit ihrer am 22.04.1987 beim Landgericht eingegangenen sofortigen weiteren Beschwerde. Zur Begr&#252;ndung stellt sie nochmals ausdr&#252;cklich klar, sie wolle erreichen, da&#223; ihr Einsicht in diejenigen Belege gew&#228;hrt werde, die die Basis f&#252;r die j&#228;hrlichen Abrechnungen bilden, und zwar f&#252;r die Rechnungsjahre 1985 und 1986 sowie f&#252;r die Zukunft.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 3) bis 13) beantragen, die sofortige weitere Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie sind der Auffassung, die Wohnungseigent&#252;mer h&#228;tten ihr Recht auf Einsichtnahme in die Belege wirksam auf den Verwaltungsbeirat &#252;bertragen. Sie behaupten insoweit, dies sei durch einen "vor Jahren einmal gefa&#223;ten und jetzt erneut best&#228;tigten Beschlu&#223;" der Wohnungseigent&#252;mer geschehen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte sofortige weitere Beschwerde ist nach den &#167;&#167;43, 45 WEG i.V.m. &#167;&#167;27, 29 FGG zul&#228;ssig. Sie hat im wesentlichen auch sachlich Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung auf einer Verletzung des Gesetzes i.S. des &#167;27 FGG beruht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht hat das Landgericht die Zur&#252;ckweisung des Antrags der Beteiligten zu 1) und 2) auf das Fehlen eines Rechtsschutzbed&#252;rfnisses gest&#252;tzt. Zwar ist mit dem Landgericht davon auszugehen, da&#223; sogenannte Negativbeschl&#252;sse - wie hier der ausdr&#252;cklich angefochtene Beschlu&#223; der Wohnungseigent&#252;merversammlung vom 06.06.1986 &#252;ber die Verweigerung der "gesonderten Rechnungslegung" - mangels eines Rechtsschutzbed&#252;rfnisses nicht einer Beschlu&#223;anfechtung nach &#167;23 Abs. 4 WEG unterliegen. Wenn - wie hier - ein Antrag in der Eigent&#252;merversammlung keine Mehrheit gefunden hat (negatives Abstimmungsergebnis), ist ein Eigent&#252;merbeschlu&#223; n&#228;mlich gar nicht vorhanden. Ein solcher Mehrheitsbeschlu&#223; ersch&#246;pft sich in der Verweigerung der positiven Beschlu&#223;fassung; seine etwaige Ung&#252;ltigkeit &#228;ndert grunds&#228;tzlich nichts an dem Fehlen einer positiven Beschlu&#223;fassung, es sei denn, der Antragsteller h&#228;tte einen klagbaren Anspruch auf eine bestimmte Willensbildung der Wohnungseigent&#252;mer zu der von ihm aufgeworfenen Frage (vgl. RGZ 142, 123, 129; BayObLGZ 1972, 150, 153; 1983, 283; OLG Frankfurt OLGZ 80, 418; KG BlGBW 1985, 71, jeweils m.w.N.). Das Gericht ist n&#228;mlich nicht befugt, einen - wenn auch m&#246;glicherweise ung&#252;ltigen - Negativbeschlu&#223; durch einen positiven Beschlu&#223; zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Vorgehen der Beteiligten zu 1) und 2) gegen diesen Beschlu&#223; war aber in einen Antrag auf Vornahme einer Ma&#223;nahme der ordnungsm&#228;&#223;igen Verwaltung gem&#228;&#223; den &#167;&#167;21 Abs. 4 und Abs. 5 Nr. 1, 43 Abs. 1 Nr. 1 und 2 WEG umzudeuten. Im Wohnungseigentumsverfahren sind Sachantr&#228;ge grunds&#228;tzlich ohne Bindung an deren Wortlaut so auszulegen, da&#223; sie nach M&#246;glichkeit zu dem erkennbar erstrebten Ergebnis f&#252;hren (vgl. BayObLG MDR 1981, 499; NJW 1972, 1377; BayObLGZ 1972, 150; 1983, 283; OLG Frankfurt und KG, jeweils a.a.O.; Augustin, Wohnungseigentumsgesetz, &#167;43 Rdnr. 44 u. 65 sowie &#167;21, 30; Weitnauer, Wohnungseigentumsgesetz, 6. Aufl., &#167;43 Anm. 11). Diese Auslegung ist unabh&#228;ngig davon, ob die Beteiligten durch einen Rechtsanwalt beraten werden, unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde, insbesondere dem verfolgten Rechtsschutzziel, vorzunehmen. Zwar haben die Antragstellerinnen ausdr&#252;cklich nur beantragt, den beanstandeten Beschlu&#223; f&#252;r ung&#252;ltig zu erkl&#228;ren. Dennoch war bereits Verfahrensgegenstand des ersten und des zweiten Rechtszuges ohne Antrags&#228;nderung auch der Antrag, die Ordnungsgem&#228;&#223;heit der Verwaltung nach &#167;21 Abs. 4 und Abs. 5 Nr. 1 sowie nach &#167;28 Abs. 3 WEG festzustellen. Anders als etwa im Zivilproze&#223; ist im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit kein bestimmt formulierter Antrag erforderlich (vgl. OLG Hamm OLGZ 1969, 278). Bereits in der Antragsschrift vom 04.07.1986 haben die Beteiligten zu 1) und 2) klargestellt, da&#223; es ihnen um die Einsichtnahme in die den Jahresabrechnungen zugrundeliegenden Belege ging. Mit Schriftsatz vom 21.10.1986 haben sie dies nochmals bekr&#228;ftigt. Auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht vom 13.03.1987 hat die Beteiligte zu 1) nochmals klargestellt, da&#223; sie die Einsichtnahme in die Belege f&#252;r die Jahresabrechnungen, und zwar auch f&#252;r die Rechnungsjahre 1985 und 1986, gew&#228;hrt bekommen will. Entgegen der Ansicht des Landgerichts war deshalb auch ohne ausdr&#252;cklichen Antrag &#252;ber die Ordnungsgem&#228;&#223;heit der Verwaltung zu entscheiden. Gerade das Unterlassen einer Anfechtung des Beschlusses &#252;ber die Jahresabrechnung 1985 zeigt deutlich, da&#223; es den Antragstellerinnen um die Kl&#228;rung der grunds&#228;tzlichen Frage geht, ob ihnen ein Einsichtsrecht in die Unterlagen zusteht. Ihr Verlangen richtet sich erkennbar ohne zeitliche Begrenzung auf eine ordnungsgem&#228;&#223;e Verwaltung. Gem&#228;&#223; &#167;43 Abs. 1 Nr. 1 und 2 WEG ist dieses Begehren jedenfalls dann sachlich zu verbescheiden, wenn - wie hier - der Entscheidung &#252;ber die Ung&#252;ltigkeit eines solchen Mehrheitsbeschlusses ein Verfahrenshindernis entgegensteht, der Streit &#252;ber die Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Verwaltung unter den Beteiligten aber fortbesteht (vgl. BayObLGZ 72, 150, 154).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der sich aus der Begr&#252;ndung der Beteiligten zu 1) und 2) ergebende Antrag auf Feststellung des Bestehens eines Rechts der Beteiligten zu 1) auf Einsichtnahme in die den Jahresabrechnungen zugrundeliegenden Belege ist auch hinreichend bestimmt. Das Rechtsschutzziel der Beteiligten zu 1) besteht unmi&#223;verst&#228;ndlich darin, die den Jahresabrechnungen 1985 und 1986 sowie den zuk&#252;nftigen Jahresabrechnungen zugrundeliegenden Belege einzusehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) ist auch berechtigt, die den Jahresabrechnungen ab dem Jahre 1986 zugrundeliegenden Unterlagen und Belege einzusehen; f&#252;r 1985 ist ein Einsichtsrecht nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der (ausgelegte) Antrag der Beteiligten zu 1) und 2) auf Vornahme einer Ma&#223;nahme der ordnungsm&#228;&#223;igen Verwaltung richtet sich nach &#167;43 Abs. 1 Nr. 1 WEG gegen die &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mer, die der Beteiligten zu 1) das Recht auf Einsichtnahme nach wie vor verweigern, sowie gem&#228;&#223; &#167;43 Abs. 1 Nr. 2 WEG gegen den Verwalter, der aufgrund des Verhaltens der &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mer der Beteiligten zu 1) die Einsicht nicht gew&#228;hrt. In der Antragsschrift vom 04.07.1986 sind dementsprechend nicht nur die &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mer, sondern auch der Verwalter als Antragsgegner bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beteiligten zu 3) bis 13) kann die Beteiligte zu 1) im Rahmen einer ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung nach &#167;21 WEG Einsicht in die den Jahresabrechnungen des Verwalters nach &#167;28 Abs. 3 WEG zugrundeliegenden Unterlagen verlangen. Dieser Anspruch folgt aus den &#167;&#167;675, 666, 259, 260 BGB i.V.m. 21, 28 WEG sowie dem zwischen der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft und dem Verwalter abgeschlossenen Verwaltervertrag. Die aus diesem Verwaltervertrag folgende Auskunfts- und Rechnungslegungspflicht des Verwalters besteht zwar grunds&#228;tzlich nach &#167;432 Abs. 1 Satz 1 BGB nur gegen&#252;ber der Eigent&#252;mergemeinschaft als Vertragspartnerin. Die Auskunftserteilung ist eine unteilbare Leistung. Die grunds&#228;tzliche Regelung des &#167;432 BGB ist jedoch durch die Bestimmungen des Wohnungseigentumsgesetzes modifiziert. So kann z.B. nach der Bestimmung des &#167;21 Abs. 4 WEG jeder Wohnungseigent&#252;mer eine Verwaltung verlangen, die dem Interesse der Gesamtheit der Wohnungseigent&#252;mer nach billigem Ermessen entspricht, woraus sich auch Einzelanspr&#252;che gegen den Verwalter sowie eine gesetzliche Verfahrensstandschaft des einzelnen Wohnungseigent&#252;mers in gewissen F&#228;llen ergeben k&#246;nnen. Mit der herrschenden Meinung ist davon auszugehen, da&#223; die aus &#167;28 Abs. 3, Abs. 4 und Abs. 5 WEG folgende Rechnungslegungspflicht des Verwalters prim&#228;r gegen&#252;ber der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft besteht und Individualanspr&#252;che erst dann gegeben sind, soweit die Gemeinschaft von ihren Auskunftsrechten keinen Gebrauch macht (KG NJW-RR 1987, 462 = WEZ 1987, 95 = OLGZ 1987, 185; OLG Celle OLGZ 1983, 177).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Von diesem in erster Linie der Eigent&#252;mergemeinschaft zustehenden Auskunfts- und Rechnungslegungsanspruch ist jedoch das Recht jedes einzelnen Wohnungseigent&#252;mers auf Einsichtnahme in die den Abrechnungen zugrundeliegenden Unterlagen zu unterscheiden. Gem&#228;&#223; den &#167;&#167;259 Abs. 1, 260 BGB geh&#246;rt zur Rechnungslegung die Pflicht, dem Berechtigten die der Abrechnung zugrundeliegenden Belege vorzulegen. Der Verwalter einer Wohnungseigentumsanlage hat die Abrechnungsbelege dabei grunds&#228;tzlich nicht nur der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft, sondern jedem einzelnen Wohnungseigent&#252;mer zur Einsichtnahme zug&#228;nglich zu machen (BayObLGZ 1972, 161, 166 u. 246; 1978, 231, 233; KG a.a.O.; OLG Karlsruhe NJW 1969, 1968; MDR 1976, 758; OLG Frankfurt NJW 1972, 1376). Die Pr&#252;fung der den Jahresabrechnungen zugrundeliegenden Abrechnungsbelege ist Voraussetzung einer sinnvollen Beschlu&#223;fassung aller Wohnungseigent&#252;mer &#252;ber die Richtigkeit der Abrechnung nach &#167;28 Abs. 5 WEG. Die Best&#228;tigung einer nicht nachpr&#252;fbaren Abrechnung ist niemandem zuzumuten. Dies gilt zumindest f&#252;r den Fall des &#167;28 Abs. 3 WEG der nach Ablauf des Kalenderjahres regelm&#228;&#223;ig aufzustellenden Abrechnung. Diese kann - im Gegensatz zu einer auch vor Ablauf eines Kalenderjahres zu erstellenden Rechnung nach &#167;28 Abs. 4 WEG, die jederzeit vom Verwalter, jedoch nur durch Mehrheitsbeschlu&#223; der Wohnungseigent&#252;merversammlung angefordert werden kann -, jeder einzelne Wohnungseigent&#252;mer verlangen (vgl. Diester NJW 1969, 1968).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) und 2) haben dieses ihnen als Individualrecht zustehende Einsichtsrecht entgegen der Auffassung der Beteiligten zu 3) bis 13) nicht - wirksam - auf den Verwaltungsbeirat &#252;bertragen. Es ist schon fraglich, ob ein Beschlu&#223; der Wohnungseigent&#252;merversammlung, wonach die Einsichtnahme in die Verwaltungsunterlagen ausschlie&#223;lich durch den Verwaltungsbeirat erfolgen soll, gefa&#223;t worden ist. Die Beteiligten zu 3) bis 13) haben einen derartigen Beschlu&#223; nicht vorgelegt. Aus den &#252;berreichten Unterlagen, insbesondere aus der notariellen Teilungserkl&#228;rung vom 07.02.1972, ergibt sich lediglich, da&#223; gem&#228;&#223; &#167;17 der Verwaltungsbeirat "zur Einsichtnahme in alle B&#252;cher und Schriften des Verwalters berechtigt" sein sollte. Auch aus der Niederschrift &#252;ber die Versammlung der Wohnungseigent&#252;mer vom 23.07.1981 folgt lediglich, da&#223; die Pr&#252;fung der Abrechnungsunterlagen in viertelj&#228;hrlichen Abst&#228;nden vom Verwaltungsbeirat durchgef&#252;hrt wird. Selbst wenn entsprechend dem Vorbringen der Beteiligten zu 3) bis 13) ein Mehrheitsbeschlu&#223; mit dem Inhalt, die Belege nur von dem Verwaltungsbeirat pr&#252;fen zu lassen, gefa&#223;t worden sein sollte, w&#228;re durch eine solche Vereinbarung das grunds&#228;tzliche Einsichtsrecht des einzelnen Wohnungseigent&#252;mers in die Unterlagen der Verwaltung nicht ausgeschlossen. Der Inhalt einer Vereinbarung der Wohnungseigent&#252;mer ist gem&#228;&#223; den &#167;&#167;133, 157, 242 BGB im Wege der Auslegung zu ermitteln. Der Vorrang einer Vereinbarung vor den abdingbaren Regeln des Wohnungseigentumsgesetzes ist nur dann und nur insoweit anzuerkennen, als der Wille, von der Regel abzuweichen, erkennbar zum Ausdruck gebracht ist (vgl. BGHZ 36, 33; 53, 307; BayObLGZ 72, 150, 156). Auch unter Ber&#252;cksichtigung des Vorbringens der Beteiligten zu 3) bis 13) ergibt sich, da&#223; die Wohnungseigent&#252;mer den Verwaltungsbeirat lediglich entsprechend der gesetzlichen Regelung des &#167;29 WEG mit der &#220;berpr&#252;fung der Abrechnungen und der Einsichtnahme in die Unterlagen des Verwalters beauftragt haben. Ein Wille, das grunds&#228;tzlich den einzelnen Wohnungseigent&#252;mern zustehende Einsichtsrecht in die Unterlagen des Verwalters abzubedingen, ist nicht erkennbar. Bei der Pr&#252;fung der gem&#228;&#223; &#167;28 Abs. 3 WEG nach Ablauf eines Kalenderjahres aufzustellenden Abrechnung durch den Verwaltungsbeirat handelt es sich lediglich um eine Vorpr&#252;fung, die dem Entlastungsbeschlu&#223; der Wohnungseigent&#252;merversammlung nach &#167;28 Abs. 5 WEG vorgeschaltet ist. Zudem ist das jedem einzelnen Wohnungseigent&#252;mer zustehende Recht auf Einsichtnahme in die den Jahresabrechnungen zugrundeliegenden Belege grunds&#228;tzlich nicht wirksam in vollem Umfang durch Mehrheitsbeschlu&#223; abdingbar, da insoweit elementare Rechte des einzelnen Wohnungseigent&#252;mers ber&#252;hrt werden. Nur bei Zubilligung eines eigenen Einsichtsrechtes kann der einzelne Eigent&#252;mer wirksam kontrollieren, ob der Verwalter seinen Verpflichtungen nachkommt und ob das letztlich von jedem einzelnen zu zahlende Wohngeld richtig berechnet worden ist. Eine sinnvolle Beschlu&#223;fassung aller Wohnungseigent&#252;mer &#252;ber die Richtigkeit der Abrechnung ist nur m&#246;glich, wenn jeder einzelne Wohnungseigent&#252;mer zuvor die M&#246;glichkeit der Einsichtnahme in die Abrechnungsunterlagen hatte. Die Best&#228;tigung einer nicht nachpr&#252;fbaren Abrechnung ist niemandem zuzumuten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dieses Recht zur Einsichtnahme der einzelnen Wohnungseigent&#252;mer unterliegt lediglich den durch Treu und Glauben (&#167;242 BGB) und das Schikaneverbot (&#167;226 BGB) gezogenen Grenzen. Die Art und der Umfang sowie die Dauer der Einsichtgew&#228;hrung hat nach Ma&#223;gabe des Umfangs der Belege dem tats&#228;chlichen Informationsbed&#252;rfnis zu entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beteiligten zu 3) bis 13) besteht ein Einsichtsrecht nicht nur bei Unklarheiten oder Unstimmigkeiten &#252;ber die Abrechnung. Der einsichtverlangende Wohnungseigent&#252;mer braucht im Einzelfall grunds&#228;tzlich nicht ein besonderes Interesse an einer Einsichtnahme nachzuweisen. Grunds&#228;tzlich besteht das Recht zur Einsichtnahme auch nach der Beschlu&#223;fassung der Eigent&#252;merversammlung zu einer Jahresabrechnung, weil zum einen die Entlastung nicht unbedingt jedweden Anspruch gegen den Verwalter ausschlie&#223;t, zum anderen eine Kontrolle der Abrechnung f&#252;r einen zur&#252;ckliegenden Zeitraum weiterhin von Bedeutung bleiben kann f&#252;r eine k&#252;nftige ordnungsgem&#228;&#223;e Verwaltung.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Grunds&#228;tze kann die Beteiligte zu 1) im Rahmen der ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung f&#252;r das Jahr 1985 nicht mehr die Einsicht in die der Jahresabrechnung zugrundeliegenden Belege verlangen. Die Jahresabrechnung ist in der Wohnungseigent&#252;merversammlung vom 06.06.1986 einstimmig, also mit den Stimmen der Beteiligten zu 1) und 2), gebilligt worden. Die Beteiligten zu 1) und 2) haben Unklarheiten oder Unstimmigkeiten der Abrechnung nicht geltend gemacht. Aus diesem Grunde ist die auch von ihnen getragene, durch die Mehrheit beschlossene Entlastung des Verwalters bindend, zumal eine Anfechtung des Beschlusses innerhalb der geltenden Fristen nicht erfolgt ist. Unter diesen Umst&#228;nden erscheint der von der Beteiligten zu 1) geltend gemachte Anspruch auf Einsichtnahme in die Belege der Jahresabrechnung 1985 rechtsmi&#223;br&#228;uchlich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber besteht ein Einsichtsrecht f&#252;r das Jahr 1986 und f&#252;r die Zukunft. Das Verlangen der Antragstellerinnen richtet sich erkennbar ohne zeitliche Begrenzung auf eine ordnungsgem&#228;&#223;e Verwaltung. Das Gericht hat daher die Rechtsansicht der Mehrheit der Wohnungseigent&#252;mer und des Verwalters zu &#252;berpr&#252;fen, ob es einer ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung entspricht, den einzelnen Wohnungseigent&#252;mer das Einsichtsrecht grunds&#228;tzlich zu verweigern. Da Wohnungseigent&#252;mer und Verwalter sowohl vor diesem Verfahren als auch in diesem Verfahren sich geweigert haben, den Antragstellerinnen die geforderte Einsichtnahme zu gew&#228;hren, bedarf es einer besonderen Aufforderung zur Abhilfe nicht.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;47 Satz 1 WEG. Da die Beteiligten zu 3) bis 13) im wesentlichen unterlegen sind, sieht es der Senat als billig an, ihnen die Kosten des Verfahrens gr&#246;&#223;tenteils aufzuerlegen. Hinsichtlich der au&#223;ergerichtlichen Kosten besteht kein Anla&#223;, von der Regel, da&#223; jeder Beteiligte seine Kosten zu tragen hat, abzuweichen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber den Gegenstandswert beruht auf &#167;48 Abs. 2 WEG.</p>
315,430
lagk-1987-10-28-7-sa-30587
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7 Sa 305/87
1987-10-28T00:00:00
2019-03-13T14:55:28
2019-03-27T09:43:08
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1987:1028.7SA305.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln von 8.1.1987</p> <p>wird ge&#228;ndert. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Streitwert: unver&#228;ndert.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte (GmbH) handelt mit Elektroartikeln und Fahrr&#228;dern in zwei Gesch&#228;ften in K (50 Arbeitnehmer) und D (38 Arbeitnehmer). Der Kl&#228;ger, geboren 1938, war bei ihr und dem Rechtsvorg&#228;nger ab 13.6.1961 als Zweiradmechaniker t&#228;tig, zuletzt gem&#228;&#223; schriftlichem Arbeitsvertrag vom 14.5.1984 (31. 53 ff.d.A.). Am 13.6.1988 hatte er 25 Dienstjahre vollendet. Er hat geltend gemacht, aus diesem Anla&#223; Anspruch auf eine Jubil&#228;umszuwendung in H&#246;he von 1.200,-- DM zu haben. Er hat sich darauf berufen, da&#223; andere Arbeitnehmer bei einer solchen Gelegenheit einen Einkaufsgutschein &#252;ber 1.200,-- DM bzw. 1.200,-- DM bar erhalten h&#228;tten, n&#228;mlich der Arbeitnehmer C im Jahre 1983, der Arbeitnehmer M im September 1985, der Arbeitnehmer K im April 1985 und die Arbeit&#173;nehmerin H aus Anla&#223; einer 20-j&#228;hrigen T&#228;tigkeit zwischen 1.200,-- und 1.500,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger&#160;&#160; hat demgem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 1.200,-- DM netto nebst 4 % Zinsen seit dem 29.10.1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen: Es habe eine allgemeine Ank&#252;ndigung in ihrem Betrieb &#252;ber Jubil&#228;umssonderleistungen nie gegeben. Seit etwa 1981 habe sie an verschiedene Mitarbeiter aus Anla&#223; des 25-j&#228;hrigen Jubil&#228;ums Sonderzahlungen geleistet. Die Zahlungen seien jedoch nicht an alle Jubilare erfolgt und nicht stets in gleicher H&#246;he. Vielmehr seien sachliche Gesichtspunkte, n&#228;mlich etwa die Funktion des jeweiligen Jubilars in dem Unternehmen, sein Einsatz f&#252;r das Unternehmen und etwa auch die H&#246;he seines Gehaltes ber&#252;cksichtigt worden. Zahlungen seien also jeweils individuell erfolgt, auf den Einzelfall abgestellt, sofern sie &#252;berhaupt erfolgt seien. Seit etwa</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1984 seien Zahlungen nicht mehr geleistet worden, sondern den Jubilaren ein Einkaufsgutschein &#252;bergeben worden, der zum kostenlosen Bezug von Waren aus ihrem Angebot bis zum Verkaufs&#173;wert von etwa 1.200,-- DM berechtigt habe. Im April 198S schlie&#223;lich habe die Gesch&#228;ftsleitung den Filialleitern mit&#173;geteilt, da&#223; ab Mai 1986 Sonderzahlungen jeglicher Art nicht mehr erfolgen w&#252;rden, soweit diese nicht tariflich vorgeschrie&#173;ben seien. Diese Einstellung der Zahlungen sei nicht willk&#252;r&#173;lich erfolgt, sondern nach sorgf&#228;ltiger Abw&#228;gung der Interessen aller Parteien. Seit etwa 1982 seien Umsatz und Ertrag der Be&#173;klagten in erheblichem Ma&#223;e zur&#252;ckgegangen. Um nicht auf Dauer in die Verlustzone zu geraten und letzten Endes vielleicht gar den Betrieb einstellen zu m&#252;ssen, seien eine Reihe von einschneidenden wirtschaftlichen Ma&#223;nahmen erforderlich ge&#173;wesen. So seien etwa einige Tochterunternehmen ver&#228;u&#223;ert und bei ihr selbst nach und nach ca. 100 Mitarbeiter entlassen wor&#173;den. Im Laufe dieser Ma&#223;nahmen seien seit 1984 mehrfach s&#228;mt&#173;liche Kostenpositionen &#252;berpr&#252;ft und Streichungen in erheb&#173;lichem Umfang vorgenommen worden. Dies habe auch dazu gef&#252;hrt, da&#223; zun&#228;chst 1984 von Jubil&#228;umszahlungen auf die Zuwendung von Einkaufsgutscheinen umgestellt worden sei, und dann, nach Ein&#173;tritt eines neuen Gesellschafters im April 1986 in die Ge&#173;sch&#228;ftsleitung, da&#223; die Jubil&#228;umszuwendung und &#252;berhaupt au&#223;er&#173;tarifliche Sonderzahlungen ganz eingestellt wurden. Diese Ent&#173;scheidung habe nach au&#223;en hin ihren Ausdruck darin gefunden, da&#223; die Filialleiter eine entsprechende Mitteilung mit der Ma&#223;&#173;gabe erhalten h&#228;tten, dies den Mitarbeitern in den Filialen mitzuteilen. Inwieweit die Filialleitungen auch die seit l&#228;ngerem in den Diensten der Beklagten stehenden Mitarbeiter &#252;ber den Wegfall von Jubil&#228;umszuwendungen informiert h&#228;tten, sei ihr allerdings nicht bekannt, da dies nicht &#252;berpr&#252;ft wor&#173;den sei. Die Angestellte H habe am 15.10.1983 eine Sonder&#173;zahlung in H&#246;he von 250,-- DM netto erhalten. Diese sei jedoch nicht im Zusammenhang mit dem 20-j&#228;hrigen Dienstjubil&#228;um (1.10. 1986) erbracht worden, sondern sei eine Leistungspr&#228;mie gewesen, mit der sie den besonderen Arbeitseinsatz von Frau H anl&#228;&#223;&#173;lich des Umzugs der Beklagten von der B Stra&#223;e in neue</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsr&#228;ume am Fplatz habe anerkennen wollen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat der Klage stattgegeben (31. 29 - 33 d.A.), die Beklagte hiergegen Berufung eingelegt, mit der sie die Ab&#173;weisung der Klage begehrt. Ihre Begr&#252;ndung ergibt sich aus ihrem Schriftsatz vom 24.4.1987, die Erwiderung des Kl&#228;gers aus dessen Schriftsatz vom 24.6.1987.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht hat Beweis erhoben &#252;ber die Behauptung der Beklagten, sie habe die Gew&#228;hrung von Jubil&#228;umszuwen&#173;dungen per 1.5.1986 ganz eingestellt und &#252;ber die Behauptung des Kl&#228;gers, die Angestellte H habe noch in Oktober 1986 1.200,-- DM von der Beklagten erhalten als Zuwendung f&#252;r 20-j&#228;h&#173;rige Dienste. Das Berufungsgericht hat hier&#252;ber Zeugen ver&#173;nommen. Ihre Aussagen ergeben sich aus der Anlage zum Proto&#173;koll vom 28.10.1987.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung ist statthaft aufgrund von &#167; 64 Abs. l und 2ArbGG, der Wert des Beschwerdegegenstandes &#252;bersteigt 800 DM.Die Berufung ist auch in der gesetzlichen Form und Frist ein&#173;gelegt und begr&#252;ndet worden. Die diesbez&#252;glichen Feststellungendes Landesarbeitsgerichts ergeben sich aus dem Protokoll vom12.8.1987.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung ist auch begr&#252;ndet. Der Anspruch des Kl&#228;gersbesteht rechtlich nicht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. Er ergibt sich nicht aus dem Arbeitsvertrag der Parteien. Dort ist &#252;ber Jubil&#228;umszuwendungen nichts gesagt, au&#223;er, da&#223; Gratifikationen des Arbeitgebers als freiwillige Leistung gel&#173;ten sollten (&#167; 7).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Einen Aushang &#252;ber Jubil&#228;umszuwendungen hat es im Betrieb der Beklagten ebenfalls nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Umst&#228;nde; aus denen geschlossen werden k&#246;nnte, da&#223; dieBeklagte sich stillschweigend zur Leistung einer solchenJubil&#228;umszuwendung verpflichten wollte, sind nicht ersicht&#173;-lich.&#160; Zahlungen an andere Mitarbeiter in den vergangenenJahren sind keine solchen Umst&#228;nde. Die Zahlungen lasseneinen Verpflichtungswillen der Beklagten gegen&#252;ber anderennicht erkennen. Im Gegenteil. Die Regelung in &#167; 7 des Arbeits-&#173;vertrages der Parteien spricht gegen einen Verpflichtungs&#173;-willen der Beklagten, die Regelung in &#167; 16 ( Nebenabreden)ebenfalls ,vgl. auch BAG, Urteil vom 27.3.1387 - 7 AZR 527/85 -</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Eine "betriebliche &#220;bung" ist als solche keine Rechtsgrund&#173;-lage f&#252;r Anspr&#252;che, sondern nur dann, wenn aus ihr auf&#160; einenentsprechenden Verpflichtungswillen des Arbeitgebers geschlossenwerden kann, vgl. BAG, Urteil von 4.9.1985 - 7 AZR 232/83 -.Aus den fr&#252;heren Jubil&#228;umszahlungen der Beklagten an andereArbeitnehmer aber konnte der Kl&#228;ger nicht auf einen allge&#173;-meinen Verpflichtungswillen der Beklagten schlie&#223;en, sieheoben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">4a. Der Anspruch des Kl&#228;gers ergibt sich schlie&#223;lich auch nicht aus dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz. Dieser setzt eine allgemein beg&#252;nstigende Regelung des Ar&#173;beitgebers&#160; im Betrieb voraus (siehe z.B. BAG, Urteil vom 11.9.1985 - 7 AZR 371/83 -). Hinsichtlich von Zuwendungen aus Anla&#223; des 25-j&#228;hrigen Dienstjubil&#228;ums hatte es bei der Be&#173;klagten eine solche allgemeine beg&#252;nstigende Regelung gegeben, wie sich aus dem Vortrag der Beklagten und der Aussagen der Zeugen I und D ergibt. Aus ihren Aussagen ergibt sich aber auch, da&#223; diese allgemein beg&#252;nstigende Regelung per 1.5.1986 von der Beklagten aufgehoben worden war. F&#252;r die Annahme, da&#223; diese Aussagen unwahr sein k&#246;nnten,gibt es keinen ausreichenden Anhaltspunkt. Die Behauptung des Kl&#228;gers, die Angestellte H habe am 1.10.1986 eine Jubil&#228;umszuwendung (20-j&#228;hrige Dienstzeit) erhalten, hat sich nicht best&#228;tigt. Frau H hat als Zeugin ausgesagt, eine solche Zuwendung nicht erhalten zu haben (sondern eine Zahlung von 250,-- DM f&#252;r Sonderleistungen). Der Zeuge K wu&#223;te nur etwas vom</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">H&#246;rensagen. Das ist angesichts der Aussage von Frau H zu unbestimmt, zumal eine Zuwendung bei einem 20-j&#228;hrigen Dienst- jubil&#228;um ungew&#246;hnlich ist. Den Angestellten Sch, von dem der Zeuge K etwas geh&#246;rt hatte, hat den Kl&#228;ger nicht als Zeugen benannt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b) Die Aufhebung der fr&#252;heren beg&#252;nstigenden Regelung in bezug auf Jubil&#228;umszuwendungen durch die Beklagte wirkt auch gegen den Kl&#228;ger. Die Beklagte war dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber zur Beibe&#173;haltung dieser Regelung rechtlich nicht verpflichtet, siehe oben. Im &#252;brigen hat sie daf&#252;r einleuchtende Gr&#252;nde genannt, n&#228;mlich den Zwang zur Einsparung von Kosten. Da&#223; dieser Zwang in Wirklichkeit nicht vorgelegen habe, hat der Kl&#228;ger nicht geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">III. Die Zulassung der Revision beruht auf &#167; 72 Abs. 2 Nr. l ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><u>Rechtsmittelbelehrung</u></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann gegen dieses Urteil durch einen Rechtsanwalt Revision beim Bundesarbeitsgericht einlegen (Graf-Bernadotte-Platz 5, 3500 Kassel-Wilhelmsh&#246;he). Eine Revision ist schrift&#173;lich einzulegen. Die Frist beginnt mit der Zustellung dieses Urteils und betr&#228;gt einen Monat. Die Frist zur Begr&#252;ndung der Revision betr&#228;gt ebenfalls einen Monat.</p>
315,431
ag-neuss-1987-10-16-36-c-67486
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36 C 674/86
1987-10-16T00:00:00
2019-03-13T14:55:32
2019-03-27T09:43:08
Teilurteil
ECLI:DE:AGNE:1987:1016.36C674.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird hinsichtlich des Klageantrags zu 4) abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Beklagten 271,60 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 04.11.1986 zu zahlen.</p> <p></p> <p>In H&#246;he von 126,80 DM wird die Widerklage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Den Kl&#228;gern wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung des Beklagten in H&#246;he von 300,00 DM abzuwenden, wenn nicht der Beklagte vorab in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist Eigent&#252;mer des Hauses .... in L 2, in dem die Kl&#228;ger seit Februar 1981 wohnen. Es handelt sich um ein ehemaliges Bauerngeh&#246;ft. Der Eingang zum Geb&#228;ude liegt ca. 50 m von der ....T-Stra&#223;e entfernt. Die Zufahrt von der ....T-Stra&#223;e zum Objekt, die nicht beleuchtet ist, ist mit Str&#228;uchern und B&#228;umen nahezu vollst&#228;ndig zugewachsen. Seit November 1985 bewohnen die Kl&#228;ger das erste Obergeschoss und das Dachgeschoss zu einem monatlichen Mietzins von 1.268,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Klage durch das Teilurteil vom 19.12.1986, auf das im einzelnen verwiesen wird (Bl. 25-28 d.A.), hinsichtlich der Klageantr&#228;ge der Klageschrift zu 1 und 3 abgewiesen worden ist, streiten die Parteien u.a. noch dar&#252;ber, ob der Beklagte verpflichtet ist, die Zufahrt zum Geb&#228;ude mit Leuchtk&#246;rpern zu versehen, sowie dar&#252;ber, ob den Kl&#228;gern ein Anspruch auf einen eigenen Hauptstromz&#228;hler zusteht. Hierzu tragen sie vor, dass das RWE O darauf bestehe, dass die Wohnung der Kl&#228;ger mit einem eigenen Hauptstromz&#228;hler versehen werde. Wegen st&#228;ndiger Stromausf&#228;lle habe der Beklagte den installierten Hauptstromz&#228;hler f&#252;r ihre Wohnung abgeklemmt. Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf den Schriftsatz vom 05.06.1987 (Blatt 45 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">den Beklagten zu verurteilen, das im 2. Obergeschoss des Hauses ..........4052 L 2 links befindliche Zimmer zu r&#228;umen und an die Kl&#228;ger herauszugeben (= Klageantrag zu 2) der Klageschrift vom 06.10.1986),</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">2.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die von der .....zu dem Geb&#228;ude auf dem Grundst&#252;ck......., 4052 L 2, f&#252;hrende Einfahrt mit Leuchtk&#246;rpern zu versehen (= Klageantrag zu 4 der Klageschrift vom 06.10.1986),</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">3.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">den Beklagten zu verurteilen, den am 15.12.1985 installierten Hauptstromz&#228;hler f&#252;r die Wohnung der Kl&#228;ger im 1. Obergeschoss und Dachgeschoss des Hauses......., 4052 L 2 fachgerecht anzuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">widerklagend,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">a)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">2.198,40 DM nebst 4 % Zinsen - und zwar aus je 200,00 DM seit dem 04.09. und 04.11.1986, 04.01., 0.03., 04.05., 04.07., 04.09.1987, aus weiteren 271,60 DM seit dem 04.11.1986 und aus 126,80 DM seit dem 04.04.1987 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">b)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">jeweils zum 04.11., 04.01., 04.03., 04.05., 04.07. und 04.09. eines jeden Jahres 200,00 DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">c)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">ferner, die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner zu verurteilen, gegen&#252;ber dem RWE O den per 15.12.1985 installierten, urspr&#252;nglich f&#252;r die Stromversorgung ihrer Wohnung vorgesehenen Stromhauptz&#228;hler anzumelden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tr&#228;gt u.a. vor, das RWE O habe, als der Z&#228;hler im Januar 1986 endg&#252;ltig habe abgenommen werden sollen, die Demontage gefordert, weil in dem betreffenden &#246;rtlichen Bereich grunds&#228;tzlich nur 2 Z&#228;hler auf einem Grundst&#252;ck installiert sein d&#252;rften. Zwischen den Parteien sei im Januar 1986 vereinbart worden, dass die Zuleitungen komplett neu verlegt und zu einem neuen Unterz&#228;hler in einem daf&#252;r geschaffenen Z&#228;hlerraum hingef&#252;hrt werden sollten. Der Stromverbrauch f&#252;r die Wohnung der Kl&#228;ger werde &#252;ber den bis zum 24.07.1986 installierten Unterz&#228;hler erfasst. Seit September 1986 m&#252;sse er f&#252;r die Stromversorgung der Wohnung der Kl&#228;ger alle 2 Monate eine Stromkostenpauschale von 200,00 DM an das RWE zahlen. Ihm stehe daher gegen die Kl&#228;ger ein Anspruch auf Erstattung der Stromkosten in H&#246;he von 1.800,00 DM zu. Dar&#252;ber hinaus stehe ihm gegen die Kl&#228;ger wegen einer unberechtigten Mietminderung f&#252;r November 1986 und April 1987 ein Zahlungsanspruch in H&#246;he von 398,40 DM zu. Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf die Schrifts&#228;tze vom 07.05.1987, Blatt 36 ff d.A.) und 12.08.1987 (Blatt 61 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger bestreiten das Vorbringen des Beklagten. Sie halten die von ihnen vorgenommene Mietminderung f&#252;r berechtigt. Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf die Schrifts&#228;tze vom 05.06.1987 (Blatt 45 ff d.A.) und 08.09.1987 (Blatt 69 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weitergehenden Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da die Klage bereits teilweise entscheidungsreif ist, kann soweit gem. &#167; 301 ZPO durch Teilurteil entschieden werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Klageantrag zu 4 ist nicht begr&#252;ndet, die Widerklage ist in H&#246;he von 271,60 DM begr&#252;ndet, in H&#246;he von 126,80 DM ist sie nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch darauf, die Zufahrt zu dem Grundst&#252;ck ......in L 2 mit Leuchtk&#246;rpern zu versehen, steht den Kl&#228;gern gegen den Beklagten nicht zu. Ein derartiger Anspruch der Kl&#228;ger l&#228;sst sich insbesondere nicht aus &#167; 536 BGB ableiten. Diese Vorschrift verpflichtet den Vermieter, die vermietete Sache stets in einem zum vertragsm&#228;&#223;igen Gebrauch geeigneten Zustand zu erhalten und, wenn die Sache sich nicht mehr in diesem Zustand befindet, sie wieder in diesen Zustand zu versetzen. Daraus folgt zun&#228;chst die Pflicht des Vermieters, schon vorbeugend die Ma&#223;nahmen zu ergreifen, die erforderlich sind, um von der Sache dem Mieter und seinen Angeh&#246;rigen drohende Gefahren abzuwenden. In Erf&#252;llung dieser Verkehrssicherungspflicht obliegt es dem Vermieter grunds&#228;tzlich, f&#252;r eine ausreichende Beleuchtung der Zu- und Abg&#228;nge und der Treppen und Flure der vermieteten R&#228;ume zu sorgen. Eine weitergehende Beleuchtungspflicht besteht dagegen nicht und wird im einschl&#228;gigen mietrechtlichen Schrifttum (vgl. Staudinger-F, 12. Auflage; &#167;&#167; 535, 536 Randnummer 45; Palandt-Putzo, 46. Auflage; &#167; 535 Anmerkung 2 b jeweils mw. N.), auch nicht gefordert. Eine Erstreckung der Beleuchtungspflicht des Beklagten auf die ca. 50 m lange Zufahrt zum Grundst&#252;ck ist vorligend auch nicht geboten. Das Ausma&#223; der Verkehrssicherungspflicht des Vermieters richtet sich nach den konkreten &#246;rtlichen Verh&#228;ltnissen, insbesondere nach dem Umfang der Benutzung, wie er nach den gegebenen Umst&#228;nden in Betracht kommt. Wer sich --wie hier die Kl&#228;ger - in einer l&#228;ndlichen Umgebung auf einem Bauernhof anmietet, der ca. 50 m abseits der T-Stra&#223;e liegt und nur &#252;ber einen privaten und nicht asphaltierten Y-Weg zu erreichen ist, kann regelm&#228;&#223;ig nicht mit einer f&#252;r innerst&#228;dtische Verh&#228;ltnisse zu fordernden Beleuchtung rechnen. Er muss sich auf die &#246;rtlichen Gegebenheiten einstellen und ihnen durch entsprechende eigene Vorsicht begegnen. Hierzu kann es f&#252;r die Kl&#228;ger geboten sein, den Y-Weg bei Dunkelheit nicht ohne Taschenlampe zu benutzen, ggfs. unter Zuhilfenahme einer vom Beklagten anzubringenden dauernden &#228;u&#223;erlichen Lichtquelle am Hauseingang als Orientierungshilfe. Selbst wenn man aber davon ausgeht, den Beklagten treffe wegen der fehlenden Beleuchtung des Zuweges eine Verkehrssicherungspflicht, so ist vorliegend jedenfalls ein etwaiger Erf&#252;llungsanspruch der Kl&#228;ger in entsprechender Anwendung des &#167; 539 BGB ausgeschlossen. Das Gericht folgt insoweit der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. Dieser hat mit Urteil vom 04.10.1961 - VIII Z 100/60 ausgef&#252;hrt, dass der Anspruch des Mieters auf Herstellung des vertragsgem&#228;&#223;en Zustandes dann ausgeschlossen ist, wenn aufgrund der Umst&#228;nde des Einzelfalls das stillschweigende Einverst&#228;ndnis des Mieters mit dem Mangel anzunehmen sei. Ds sei insbesondere dann anzunehmen, wenn der Mieter den ihm von vorneherein bekannten (mangelhaften) Zustand der Mietsache nicht ger&#252;gt, vielmehr den Mietzins stets vorbehaltlos gezahlt habe. Diese Voraussetzungen liegen vor. Den Kl&#228;gern war der Zustand des Grundst&#252;cks bei Anmietung 1981 bekannt. Insbesondere kann ihnen nicht verborgen geblieben sein, dass die Zufahrt zum Grundst&#252;ck nicht mit einer Beleuchtung versehen war. Gleichwohl haben sie diesen ihnen bekannten Zustand der Mietsache nicht ger&#252;gt, vielmehr den vereinbarten Mietzins stets vorbehaltlos bezahlt. Damit haben sie die ihnen bekannten &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse f&#252;r den Beklagten erkennbar akzeptiert, so dass der Beklagte darauf vertrauen konnte, nicht nach mehreren Jahren pl&#246;tzlich mit der Forderung &#252;berzogen zu werden, die Zufahrt mit einer Beleuchtung zu versehen. Etwaige Erf&#252;llungsanspr&#252;che der Kl&#228;ger sind danach ausgeschlossen. Soweit die Kl&#228;ger und ihre Tochter aus Angst vor einem &#220;berfall die Zufahrt bei Dunkelheit nicht zu betreten wagen, handelt es sich zudem nicht mehr um eine Gefahr, die von der unbeleuchteten Zufahrt selbst ausgeht, sondern um eine solche durch Dritte, f&#252;r die der Beklagte auch aus Gr&#252;nden der Verkehrssicherungspflicht nicht einzustehen hat. Ein Anspruch auf Beleuchtung der Zufahrt l&#228;sst sich auch nicht daraus ableiten, dass diese nach der Behauptung der Kl&#228;ger derart uneben sein soll, dass ein Betreten bei Dunkelheit nicht ohne Gefahr m&#246;glich sei. Es mag dahinstehen, ob dieser von den Kl&#228;gern behauptete Zustand zutrifft oder nicht und ob den Kl&#228;gern insoweit &#252;berhaupt ein Erf&#252;llungsanspruch zusteht, denn die Kl&#228;ger sind jedenfalls nicht berechtigt, dem Beklagten vorzuschreiben, auf welche Weise er die sich aus der Unebenheit ergebende Gef&#228;hrdung beseitigt. Ist der Beklagte n&#228;mlich insoweit im Rahmen seiner Instandhaltungspflicht verkehrssicherungspflichtig, so muss er die zur Abwendung einer Gefahr erforderlichen Ma&#223;nahmen insoweit treffen, als sie ihm nach objektiven Ma&#223;st&#228;ben zumutbar sind. Die Auswahl unter den f&#252;r dieses Ziel in gleicher Weise tauglichen Mitteln (hier z.B.: Beleuchtung, Herstellung eines festen und asphaltierten Stra&#223;enk&#246;rpers, Beseitigung der Unebenheiten durch Aufsch&#252;ttung etc.) kann der Beklagte nach seinem Ermessen treffen, eine Verpflichtung zu einer bestimmten Ma&#223;nahme besteht nicht (vgl. BGH LM Nr. 18 zu &#167; 823 (Ea) BGB).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zur Widerklage:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten steht gem. &#167; 535 Satz 2 BGB gegen die Kl&#228;ger ein Anspruch auf Zahlung von 271,60 DM zu. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger waren nicht gem. &#167; 537 BGB berechtigt, den vereinbarten Mietzins f&#252;r November 1986 in dieser H&#246;he zu k&#252;rzen. Wie das Gericht bereits mit Teilurteil vom 19.12.1986 ausgef&#252;hrt hat, stand den Kl&#228;gern gegen den Beklagten ein Erf&#252;llungsanspruch auf Anhebung der Heizungstemperaturen auf 20 Grad gegen den Beklagten nicht zu. War danach aber ein Erf&#252;llungsanspruch der Kl&#228;ger nicht begr&#252;ndet, so scheidet aus denselben Erw&#228;gungen auch ein Mietminderungsanspruch aus. Jedenfalls haben die Kl&#228;ger auch nach Erlass des Teilurteils keine nachvollziehbaren Einzelheiten angegeben, die eine Minderung der Miete wegen einer mangelhaften Beheizung im November rechtfertigen k&#246;nnten. Ein Minderungsrecht wegen der behaupteten L&#228;rmst&#246;rungen durch die &#220;bungen einer Musikgruppe im November 1986 steht den Kl&#228;gern nicht zu, da ihr Sachvortrag Einzelheiten &#252;ber Art und Ausma&#223; der eingetretenen L&#228;rmst&#246;rungen lediglich f&#252;r April nicht aber f&#252;r November 1986 erkennen l&#228;sst. Ein etwaiges Minderungsrecht der Kl&#228;ger wegen des Stromausfalls im November 1986 ist entsprechend &#167; 539 BGB ausgeschlossen, denn die Kl&#228;ger haben den Mietzins &#252;ber Monate vorbehaltlos gezahlt, obwohl ihnen die M&#228;ngel in der Stromversorgung sp&#228;testens seit November 1985 bekannt waren.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">In H&#246;he von 126,80 DM ist die Widerklage allerdings nicht begr&#252;ndet. Die Kl&#228;ger waren jedenfalls im April 1987 wegen der von der Musikgruppe ausgehenden L&#228;rmst&#246;rungen berechtigt, die Miete um 10 % zu mindern. Nach dem nicht substantiiert widersprochenen und gem. &#167; 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden und unstreitig anzusehenden Sachvortrag der Kl&#228;ger, hat die Musikgruppe unter den R&#228;umlichkeiten der Kl&#228;gerim April 1987 mindestens 2x in der Woche von 20.00 Uhr bis 22.30 Uhr bzw. 23.00 Uhr, zus&#228;tzlich manchmal mittwochs und freitags, derma&#223;en laut ge&#252;bt, dass es die Kl&#228;ger vor lauter Krach in der ganzen Wohnung nicht aushalten konnten. L&#228;rmst&#246;rungen in dem beschriebenen Ausma&#223; stellen eine erhebliche Beeintr&#228;chtigung des vertragsgem&#228;&#223;en Gebrauchs dar und berechtigen den Mieter zur Minderung der Miete. Einer vorherigen Ank&#252;ndigung bedarf es wegen &#167; 537 Abs. 3 BGB nicht.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he der Minderung sch&#228;tzt das Gericht gem. &#167; 287 ZPO auf 10 % der Miete von 1.268,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus den &#167;&#167; 284, 286, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r den Klageantrag zu 4: 2.000,00 DM.</p>
315,432
ag-essen-1987-10-15-132-c-17287
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
132 C 172/87
1987-10-15T00:00:00
2019-03-13T14:55:34
2019-03-27T09:43:08
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1987:1015.132C172.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 38 % die Beklagten als Gesamtschuldner und zu 62 % der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Kostenvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 150,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagten zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht Schmerzensgeldanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall geltend, der sich am 05.11.1986 in Essen ereignete.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) fuhr in betrunkenem Zustand mit seinem bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten PKW auf ein Taxi auf, in dem der Kl&#228;ger Fahrgast war.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dabei wurde der Kl&#228;ger verletzt. Er erlitt eine Thorax-Prellung rechts und eine HWS-Zerrung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wegen dieser Verletzungen befand er sich bis zum 25.11.1986 in ambulanter Behandlung in Essen und sodann am 18.11.1986 in ambulanter Behandlung an seinem Wohnort in P.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Als Behandlung wurde das Tragen einer Schanz&#8217;sche Krawatte verordnet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) hat vorgerichtlich ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 780,00 DM gezahlt, im Verlauf des Rechtsstreits wurden weitere 470,00 DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger vertritt die Auffassung, dass ein Schmerzensgeld in H&#246;he von insgesamt 2.000,00 DM angemessen sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben den Rechtsstreit in H&#246;he eines Betrages von 470,00 DM in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagten als Gesamtschuldner zur Zahlung eines weiteren Schmerzensgeldes in H&#246;he von 750,00 DM zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagten &#252;ber das bereits in H&#246;he von 1.250,00 DM gezahltes Schmerzensgeld kein weiterer Schmerzensgeldanspruch gem&#228;&#223; &#167;&#167; 847, 823 BGB, 3 PflVG zu.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die bei einem Auffahrunfall typischen Verletzungen, n&#228;mlich eine HWS-Zerrung und eine Prellung am Thorax erlitten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung des in &#228;hnlich gelagerten F&#228;llen von der Rechtsprechung zuerkannten Schmerzensgeldes h&#228;lt das Gericht das hier gezahlte Schmerzensgeld, das &#252;ber 1.000,00 DM liegt, f&#252;r ausreichend. Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei, dass der Kl&#228;ger infolge des Unfalls nicht arbeitsunf&#228;hig krank war, das Tragen einer Schanz&#8217;schen Krawatte wird in &#228;hnlichen F&#228;llen immer verordnet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91 a, 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,433
olgham-1987-10-15-18-u-5087
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 50/87
1987-10-15T00:00:00
2019-03-13T14:55:35
2019-03-27T09:43:08
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:1015.18U50.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 7. Januar 1987 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts xxx ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin um weniger als 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen den Beklagten ein Anspruch auf Maklerprovision nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob zwischen den Parteien ein Maklervertrag, betreffend den Nachweis des Hausgrundst&#252;cks xxx, zustandegekommen ist. Der Provisionsanspruch der Kl&#228;gerin scheitert n&#228;mlich bereits daran, da&#223; sie keine f&#252;r den Kauf des Hauses urs&#228;chliche Maklerleistung erbracht hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unstreitig hat nicht der Beklagte selbst, sondern seine Ehefrau den Kauf get&#228;tigt. Das Landgericht hat dieser personellen Abweichung keine Bedeutung beigemessen. In der Tat ist es bislang in Rechtsprechung und Schrifttum als unerheblich angesehen worden, wenn statt des Auftraggebers dessen Ehegatte das vom Makler nachgewiesene Objekt erworben hat; in einem solchen Fall soll dem Makler grunds&#228;tzlich ein Anspruch auf Provision gegen den urspr&#252;nglichen Auftraggeber zustehen (Schwerdtner, Maklerrecht, 3. Aufl. 1987, RdNr. 142 mit umfassenden Nachweisen aus der Rechtsprechung). Diese Rechtslage ist jedoch durch eine erst nach Verk&#252;ndung des landgerichtlichen Urteils erlassene Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (Beschlu&#223; vom 30. Juni 1987 WM 1987, 1078) wesentlich modifiziert worden. Diese Entscheidung betrifft den umgekehrten Fall, da&#223; der Ehegatte des Maklers mit dessen Auftraggeber das Gesch&#228;ft schlie&#223;t. In jenem Falle war dem Makler in der bisherigen Rechtsprechung ein Provisionsanspruch mit der Begr&#252;ndung versagt worden, der Makler k&#246;nne an seinen Auftraggeber keine dem anerkannten Leitbild des Maklervertrages entsprechende Leistung erbringen, wenn er ihm seinen, des Maklers, eigenen Ehegatten als Vertragspartner zuf&#252;hre. Die Bindung des Maklers an seinen Ehegatten sei vielmehr im Regelfall so eng, da&#223; sie ihn hindere, die gegenl&#228;ufigen Interessen des Auftraggebers zu wahren (zuletzt BGH NJW 1987, 1008). Demgegen&#252;ber hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, aus dem Bestehen der ehelichen Lebensgemeinschaft allein d&#252;rften nachteilige Schl&#252;sse zu Lasten des Maklers nicht gezogen werden; dies versto&#223;e n&#228;mlich gegen das verfassungsrechtliche Verbot der Benachteiligung von Verheirateten (Art. 6 Abs. 1 GG). Diese Entscheidung - die zun&#228;chst nur den Sonderfall der Wohnungsvermittlung betrifft - ist auch f&#252;r das allgemeine Maklerrecht von weittragender Bedeutung. Sie wird zu einer Korrektur der bisherigen Rechtsprechungsgrunds&#228;tze bei Ehegattengesch&#228;ften f&#252;hren m&#252;ssen. Insbesondere wird sie sich auch auf F&#228;lle der hier zu beurteilenden Art auswirken, die ihr Gepr&#228;ge dadurch erhalten, da&#223; der Hauptvertrag nicht von dem Auftraggeber selbst, sondern von dessen Ehegatten get&#228;tigt worden ist. Ebenso wie es nicht automatisch zu Lasten des Maklers gehen darf, wenn dieser ein Gesch&#228;ft zwischen seinem Ehegatten und dem Auftraggeber zustandebringt, braucht es sich der Auftraggeber umgekehrt nicht automatisch zurechnen zu lassen, wenn statt seiner sein Ehegatte das vom Makler nachgewiesene Gesch&#228;ft t&#228;tigt. Dies bedeutet, da&#223; der Provisionsanspruch des Maklers nicht mehr ohne weiteres schon dann entsteht, wenn statt des Auftraggebers dessen Ehegatte das Gesch&#228;ft schlie&#223;t. Es bedarf vielmehr einer Einzelpr&#252;fung, ob im konkreten Fall eine besondere Rechtfertigung f&#252;r eine solche Zurechnung besteht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend ist im Berufungsrechtszug die Ehefrau des Beklagten als Zeugin vernommen worden. Sie hat eindeutig und unter Eid bekundet, da&#223; sie von der Kaufgelegenheit nicht etwa durch den Beklagten, sondern - von diesem g&#228;nzlich unabh&#228;ngig - durch einen von ihr selbst beauftragten Makler Kenntnis erlangt habe. Nach dem pers&#246;nlichen Eindruck, den die Zeugin auf das Berufungsgericht gemacht hat, ist ihre Bekundung glaubhaft. Dieses Beweisergebnis schlie&#223;t es mithin aus, da&#223; eine vom Beklagten an die Zeugin weitergegebene Nachweisleistung der Kl&#228;gerin f&#252;r den Gesch&#228;ftsabschlu&#223; urs&#228;chlich geworden ist. Damit entf&#228;llt - ganz unabh&#228;ngig von der Frage der personellen Identit&#228;t - ein Provisionsanspruch der Kl&#228;gerin. Im &#252;brigen hat die Beweisaufnahme weiter best&#228;tigt, da&#223; die Zeugin schon seit Jahren vom Beklagten getrennt lebt, so da&#223; auch keine Lebensgemeinschaft und keine wirtschaftliche Verflechtung zwischen beiden Ehegatten mehr bestehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen. Die Kosten des Rechtsstreits waren insgesamt gem&#228;&#223; &#167; 91 ZPO der Kl&#228;gerin aufzuerlegen. F&#252;r die von der Kl&#228;gerin angeregte &#220;berb&#252;rdung der Kosten des Berufungsrechtszugs auf den Beklagten nach &#167; 97 Abs. 2 ZPO war kein Raum. Es w&#228;re sicherlich sachdienlich gewesen, wenn der Beklagte den pr&#228;zisen Sachvortrag dar&#252;ber, wie seine Ehefrau von dem Kaufobjekt Kenntnis erlangt hat, bereits im ersten Rechtszug gebracht h&#228;tte. Der Beklagte hatte jedoch schon in erster Instanz bestritten, seiner Ehefrau aufgrund der von der Kl&#228;gerin behaupteten Nachweisleistungen das Objekt verschafft zu haben, und hatte Gegenbeweis durch Benennung der Zeugin angetreten (Schriftsatz vom 28. November 1985 Bl. 28/29 GA). Das Landgericht ist diesem Beweisantrag anscheinend deshalb nicht nachgegangen, weil es von seinem damaligen Rechtsstandpunkt aus Rechtsgr&#252;nden darauf nicht ankam. Die weitere Erkl&#228;rung des Beklagten im landgerichtlichen Termin vom 9. Juli 1986, er habe mit der Zeugin &#252;ber den Hauskauf gesprochen, stimmt mit der Bekundung der Zeugin &#252;berein. Danach hat in der Tat ein solches Gespr&#228;ch stattgefunden, aber erst nachdem die Zeugin von der Kaufgelegenheit bereits Kenntnis erlangt hat. Dementsprechend l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; das Obsiegen des Beklagten ausschlie&#223;lich auf dem pr&#228;zisierten Berufungsvorbringen beruht. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht hat - wie auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung er&#246;rtert worden ist - erwogen, die Revision zuzulassen. Die Rechtsfrage, wie sich die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (a.a.O.) auf die rechtliche Beurteilung von Gesch&#228;ften auswirkt, die statt des Auftraggebers dessen Ehegatte t&#228;tigt, hat grunds&#228;tzliche Bedeutung. Sie ist hier jedoch letztlich nicht entscheidungserheblich, da sich bei der Beweisaufnahme herausgestellt hat, da&#223; nach den tats&#228;chlichen Besonderheiten dieses Falles bereits die Urs&#228;chlichkeit der Maklerleistung der Kl&#228;gerin nach den allgemeinen, auch schon fr&#252;her geltenden Grunds&#228;tzen zu verneinen war. Aus diesem Grund konnte die Revision nicht zugelassen werden.</p>
315,434
lagk-1987-10-15-3-sa-69687
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 Sa 696/87
1987-10-15T00:00:00
2019-03-13T14:55:37
2019-03-27T09:43:08
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1987:1015.3SA696.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 14.5.1987 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Siegburg - l Ca 561/86 - wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die Beklagte zur Zahlung von 2.929,77 DM verurteilt wird.</p> <p>Die Kosten der Berufungsinstanz tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Die Revision wird zugelassen. Streitwert: 2.929,-- DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um die tarifgerechte Eingruppierung der Kl&#228;gerin in den allgemein-verbindlich erkl&#228;rten Gehaltstarifvertrag f&#252;r kaufm&#228;nnische und technische Angestellte im Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen in seiner Fassung vom 15.5.1985 f&#252;r die Zeit von Juni 1985 bis einschlie&#223;lich Januar 1986. Diese tarifliche Regelung unterscheidet - soweit es f&#252;r diesen Rechtsstreit von Interesse ist - zwischen&#160;&#160;&#160; Gehaltsgruppe I = Angestellte mit einfacher kaufm&#228;nnischer T&#228;tigkeit, und Gehaltsgruppe II = Angestellte mit einer T&#228;tigkeit, die erweiterte Fachkenntnisse und eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung erfordert. Als "Beispiele" sind hier f&#252;r den Einsatz der Kl&#228;gerin als Kassiererin genannt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">in Gehaltsgruppe I: Kassierer mit einfacher T&#228;tigkeit in Gehaltsgruppe II: Kassierer mit gehobener T&#228;tigkeit.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die keine kaufm&#228;nnische Berufsausbildung hat,war vor ihrer T&#228;tigkeit bei der Beklagten bei der Firma D&#160;in B&#160;&#160; vom 10.7.1981 - 31.1.1982 und sodann vom 1.7.1982- 20.3.1984 bei der Firma H&#160;&#160; A&#160; als Kassiererinbesch&#228;ftigt. Seit 1.5.1984 ist sie als "Kassiererin/Kassenwesen" bei der Beklagten besch&#228;ftigt. Nach dem Arbeitsvertrag vom 7.11.1985, der die rechtliche Grundlage der arbeitsvertraglichen Beziehungen bildet, war sie vorher undist sie seit 1.11.1985 in Tarifgruppe G 1/2. Berufsjahreingruppiert (Bl. 185 d.A.). Das Gehalt setzt sich zusammenaus dem Tarifgehalt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -&#160; 1.432,--</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">freiwillige &#252;bertarifliche, jederzeit widerrufliche und</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">auf Tarif-u.Berufsjahressteigerungen-&#160;&#160;&#160; 398,--anrechenbare Zulage</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mankogeld&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 70,--</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.900,--Davon erh&#228;lt die Kl&#228;gerin bei einer Teilzeitarbeit von 120</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Stunden anstatt der Vollzeitarbeit von 173 Stunden (&#167; 2, &#167; 23 Abs. l des Manteltarifvertrages Einzelhandel NRW vom 15.5.1985) folgende Bez&#252;ge ab 1.11.1985:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Tarifgehalt:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.048,48 DMfreiwillige Zulage:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 291,41 DMMankogeld:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 51,25 DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1.391,14 DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt die Eingruppierung in Tarifgruppe G II 2. Berufsjahr, die sie mit ihrem Schreiben vom 29.11.1985 entsprechend &#167; 20 Abs. l c MTV-Einzelhandel NRW vom 15.5.1985 schriftlich geltend gemacht hat (81. 9 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie hat unter detaillierter Schilderung ihrer T&#228;tigkeit als Kassiererin behauptet, diese T&#228;tigkeit erf&#252;lle die Merkmale f&#252;r eine Eingruppierung in die begehrte Gehaltsgruppe G II. Sie &#252;be eine T&#228;tigkeit aus, die erweiterte Fachkenntnisse und eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung erfordere als in Gruppe G I. Sie sei keine Kassiererin mit einfacher T&#228;tigkeit, sondern mit gehobener T&#228;tigkeit. Die Gehaltsdifferenz betrage f&#252;r die streitige Zeit 2.942,23 DM, die die Beklagte nachzuzahlen habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 2.942,23 DM brutto nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat um</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung gebeten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Eingruppierung der Kl&#228;gerin in Gehaltsgruppe GI/ 2 f&#252;r zutreffend nach ihren Ausbildungsvoraussetzungen und ihrer T&#228;tigkeit gehalten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 14.5.1987 hat das Arbeitsgericht nach dem Klageantrag erkannt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">In den Entscheidungsgr&#252;nden ist im wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehe ein Gehaltsanspruch nach Gehaltsgruppe II - Besch&#228;ftigungsgruppe B - unmittelbar nach &#167; 3/B/Abs. l Gehalts-TV oder &#167; 3/B/Abs. 2 Gehalts-TV&#160; deswegen nicht zu, weil sie nicht &#252;ber einen kaufm&#228;nnischen Berufsabschlu&#223; verf&#252;ge. Dennoch sei sie in Besch&#228;ftigungsgruppe B einzugliedern, weil ihre bisherige Berufst&#228;tigkeit einer abgeschlossenen Berufsausbildung gleichzusetzen sei. Das ergebe sich aus &#167; 2/Abs. 3/S. l/Buchstabe b Gehaltstarifvertrag: Sie habe eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit &#252;berwiegend im Verkauf von drei Jahren. Damit aber erf&#252;lle sie die Voraussetzungen f&#252;r die Eingruppierung in die Besch&#228;ftigungsgruppe B des &#167; 3 Gehalts-TV. Im &#252;brigen begehre die Kl&#228;gerin zu Recht Verg&#252;tung nach Gehaltsgruppe II. Ihre T&#228;tigkeit sei eine Aufgabe, die erweiterte Fachkenntnisse und eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung fordere. Das ergebe sich aus ihren Kassiereraufgaben an den verschiedenen Kassensystemen, die sie bei der Beklagten zu bedienen habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen des n&#228;heren Inhaltes der erstinstanzlichen Entscheidung wird auf 81. 124 - 152 d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 16.6.1987 zugestellte Urteil hat die Beklagte durch ihre Anw&#228;lte am 6.7.1987 Berufung eingelegt, die innerhalb der bis 31.8.1987 verl&#228;ngerten Berufungsbegr&#252;ndungsfrist am 28.8.1987 begr&#252;ndet wurde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte r&#252;gt die rechnerischen und tarifrechtlichen Ausf&#252;hrungen des erstinstanzlichen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Rechnerisch verkenne das Arbeitsgericht, da&#223; die begehrte Gehaltsdifferenz nicht ann&#228;hernd 2.942,23 DM betrage. Wenn das Arbeitsgericht der Kl&#228;gerin die Gehaltsgruppe II zubillige, m&#252;sse es gleichzeitig die freiwillig gew&#228;hrte, jederzeit widerrufliche und auf Tarif- und Gehaltserh&#246;hung anrechenbare Zulage von der dann zu zahlenden neuen Gehaltsregelung nach Gehaltsgruppe II in Abzug bringen. Dann ergebe sich allenfalls eine noch nachzuzahlende Gehaltsdifferenz von 640,36 DM (Berechnung Bl. 164 - 166 d.A.). Aber vor allem sei das Urteil tarifrechtlich nicht haltbar, denn die Kl&#228;gerin erf&#252;lle zun&#228;chst nicht das Gleichsetzungsmerkmal. Sie sei zwar bereits drei Jahre t&#228;tig, jedoch nicht im Verkauf. T&#228;tigkeit als Kassiererin sei nicht als "T&#228;tigkeit im Verkauf" anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Aber selbst wenn man die Voraussetzungen des &#167; 2 Abs. 3/S. 1/b als erf&#252;llt ans&#228;he, k&#246;nne sie allenfalls einen Anspruch auf Eingliederung in Gehaltsgruppe I geltend machen. Das ergebe sich aus &#167; 3 A Abs. 2, wo es ausdr&#252;cklich hei&#223;e, mit Beginn des 4. T&#228;tigkeitsjahres nach &#167; 2 Abs. 3 a und c bzw. mit Beginn des 4. oder 5. T&#228;tigkeitsjahres nach &#167; 2 Abs. 3 b erfolge eine Einstufung in dasjenige Berufsjahr der Gehaltsgruppe B I, das dem Berufsjahr folge, von welchem bei der Aufnahme der T&#228;tigkeit die bisherigen Abschl&#228;ge errechnet wurden. Bei gleicher T&#228;tigkeit k&#246;nne mit Erf&#252;llung der Gleichstellungsvoraussetzungen eine Eingruppierung in die Gehaltsgruppe II gar nicht in Betracht kommen. Im &#252;brigen bestreite die Beklagte entschieden, selbst wenn man alle bisherigen tarifrechtlichen R&#252;gen au&#223;er Ansatz lasse, da&#223; die Kassierert&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin im Sinne der Gehaltsgruppe als eine solche in "gehobener T&#228;tigkeit" anzusehen sei. Daf&#252;r fehlten alle tats&#228;chlichen Voraussetzungen. Das Arbeitsgericht verkenne, da&#223; sowohl die Bedienung der Kasse NCR 2060 eine einfache Kassierert&#228;tigkeit sei und das Bedienen der IBM 3683-Kasse noch Vereinfachungen zur Kasse NCR 2060 mit sich bringe. Beides seien einfache Kassent&#228;tigkeiten nach Gehaltsgruppe I.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die erstinstanzliche Entscheidung. Gegen die R&#252;ge der rechnerischen Unrichtigkeit wendet sie ein, ihre richtige Gehaltseinstufung in Gruppe II werde nicht durch die freiwillige Zulage aufgezehrt. Sie h&#228;tte diese Zulage n&#228;mlich unabh&#228;ngig davon bekommen, in welche Gruppe sie eingestuft sei. Sie erm&#228;&#223;ige jedoch ihren Klageantrag um 12,46 DM Im &#252;brigen sei sowohl die Auffassung des Arbeitsgerichts hinsichtlich &#167; 2 Abs. 3 b zutreffend als auch wegen dessen Annahme, sie &#252;be eine "gehobene T&#228;tigkeit" aus.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen&#160; Inhalt der Berufungsbegr&#252;ndung vom 27.8.1987 (81. 163 - 208 d.A.) und der Berufungserwiderung vom 1.10.87 (81. 213 - 237 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist statthaft. Sie ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden, also zul&#228;ssig. In der Sache konnte sie keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">I. Tarifrechtliche R&#252;gen&#160; der Beklagten</span></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">1. Rechtsgrundlage f&#252;r die Entscheidung dieses Verfahrens sind die Rechtsnormen des GehaltstarifVertrages Einzelhandel NRW vom 15.5.1985, g&#252;ltig ab 1.1.1985.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dieser Gehaltstarifvertrag ist seit 1.4.1985 allgemeinverbindlich erkl&#228;rt. Er gilt daher nach &#167; 5 TVG auch f&#252;r das Arbeits-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Verh&#228;ltnis zwischen den Parteien ohne R&#252;cksicht auf die Tarifbindung (&#167; 3 TVG) der Beklagten. Die Allgemeinverbindlicherkl&#228;rung ist im Bundesanzeiger vom 7.10.1985 Nr. 206 Seite 13 bekanntgegeben worden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">2. Die R&#252;ge, die Kl&#228;gerin erf&#252;lle nicht die Gleichsetzungsvoraussetzungen des &#167; 3 Abs. 3 S. l b Gehaltstarifvertrag, dringt nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auszugehen ist davon, da&#223; eine Eingruppierung in Gehaltsgruppen&#160; I - IV der Besch&#228;ftigungsgruppe B kaufm&#228;nnische T&#228;tigkeiten umfassen mu&#223;, f&#252;r die in der Regel eine abgeschlossene kaufm&#228;nnische Berufsausbildung (zwei- bzw. dreij&#228;hrige Ausbildungszeit mit Abschlu&#223;pr&#252;fung) erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der zweij&#228;hrigen Ausbildungszeit als "Verk&#228;uferin" mit Abschlu&#223;pr&#252;fung stehen nach &#167; 2 Abs. l gleich:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">"b) eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit &#252;berwiegend im Verkauf von drei Jahren, im &#252;brigen von vier Jahren."</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die unstreitig vierzigmonatige T&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin, die keine abgeschlossene kaufm&#228;nnische Berufsausbildung mit der Abschlu&#223;pr&#252;fung als "Verk&#228;uferin" hat, vielmehr nur diese 40 Monate als Kassiererin in Einzelhandelsgesch&#228;ften t&#228;tig war, erf&#252;llt Voraussetzungen einer "kaufm&#228;nnischen T&#228;tigkeit im Verkauf". Insoweit teilt das Berufungsgericht die Auffassung des Arbeitsgerichts.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Sieht man sich das Berufsbild eines Verk&#228;ufers an, wie es der staatlichen Anerkennung des BAM vom 27.3.1968 (Bl. 205 d.A.) zugrunde liegt, so ist das Arbeitsgebiet des Verk&#228;ufers die beratende und verkaufende T&#228;tigkeit im Einzelhandelsgesch&#228;ft sowie die sonstigen unmittelbar mit dem Warenverkauf verbundenen Arbeiten. Bei dem verbindlichen Inhalt einer Ausbildung werden u.a. als Teilbereiche genannt :</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">&#8222;Einf&#252;hrung in</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">2. Waren eines Fachbereiches (Bedarfs- oder</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Warengruppen)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">9. Abrechnen der Waren beim Verkauf- Kassenverkehr</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">13. Einf&#252;hrung in den Zahlungsverkehr".</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Von den 17 Teilbereichen, die f&#252;r die Ausbildung einer Verk&#228;uferin mit Abschlu&#223;pr&#252;fung entscheidend sind, betreffen also zumindest drei den Abrechnungs- und Kassenverkehr.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Nun spricht &#167; 2 Abs. 3 S. l b bei den Gleichstellungsvoraussetzungen nicht davon, da&#223; eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit vorliegen m&#252;sse, die dem Berufsbild der staatlich anerkannten "Verk&#228;uferin" zu entsprechen habe. Vielmehr wird festgestellt, da&#223; die abgeschlossene Ausbildung als Verk&#228;uferin gleichstehe eine kaufm&#228;nnische Berufst&#228;tigkeit &#252;berwiegend (also mit 50,01 % der Gesamtt&#228;tigkeit) <span style="text-decoration:underline">im Verkauf.</span>&#160; Eine ausgebildete Verk&#228;uferin ist allseitig einsetzbar auf allen Teilgebieten, die das staatlich anerkannte Berufsbild zum "Verkauf" in seiner Ziffer 1-17 der betrieblichen Ausbildung rechnet. Auch wenn diese anerkannte Verk&#228;uferin nur einen Teilbereich der Ziffer 1-17 nach Abschlu&#223; ihrer Ausbildung verrichtet, ist und bleibt sie Verk&#228;uferin.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Dann aber mu&#223; es konsequenterweise f&#252;r eine Arbeitnehmerin mit&#160; kaufm&#228;nnischer T&#228;tigkeit auch gen&#252;gen, wenn sie drei Jahre <span style="text-decoration:underline">eine</span> der Aufgaben wahrnimmt, die typisch f&#252;r den Verk&#228;uferberuf sind und daher nach Ziffer 1-17 des Inhalts der betrieblichen Ausbildung erlernt werden m&#252;ssen; denn &#8226;jede dieser T&#228;tigkeiten ist eine T&#228;tigkeit "im Verkauf", alle Teilt&#228;tigkeiten f&#252;hren zum Beruf einer "Verk&#228;uferin".</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Daher ist die &#252;berwiegende T&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin - <em>wie</em> das Arbeitsgericht</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">zutreffend feststellt - eine "T&#228;tigkeit im Verkauf" nach &#167; 2 Abs. 3 S. l b des Gehaltstarifvertrages-Einzelhandel NRW. Daher f&#228;llt sie bei der Eingruppierung unter Abschnitt B der allgemeinen Eingruppierungsbedingungen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">3. Nicht folgen kann das Berufungsgericht der R&#252;ge der Beklagten, bei Bejahen des &#167; 2 Abs. 3 b S. l b komme nach &#167; 3 A Abs. 2 S. l nur eine Eingruppierung in Gehaltsgruppe B I in Frage.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte &#252;bersieht dabei &#167; 2 Abs. 7 S. 1. Dort ist geregelt, unter welchen Voraussetzungen eine Versetzung in eine h&#246;here Gehaltsgruppe erfolgt. Bei dieser Versetzung erhalten die Angestellten, die entweder die Ausbildungsvoraussetzungen des &#167; 2 Abs. 2 <span style="text-decoration:underline">oder</span>&#160; die Gleichsetzungsvoraussetzungen des &#167; 2 Abs. 3 erf&#252;llen, das ihrem bisherigen Gehalt folgende h&#246;here Tarifgehalt der neuen Gehaltsgruppe; die dem h&#246;heren Gehalt entsprechenden Jahre der T&#228;tigkeit gelten in diesen F&#228;llen als zur&#252;ckgelegt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Erfolgt die H&#246;hergruppierung nicht durch eine einseitige Versetzungsanordnung des Arbeitgebers, sondern aufgrund einer gerichtlichen Eingruppierungsentscheidung, m&#252;ssen diese Grunds&#228;tze des &#167; 2 Abs. <em>l</em> Abs. l in gleicher Weise zur Anwendung gelangen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber haben die Eingruppierungsgrundz&#252;ge des &#167; 3 A Abs. 3 zur&#252;ckzutreten. Sie betreffen nur den Fall, da&#223; ein Angestellter, der erstmals die Voraussetzungen des &#167; 2 Abs. 3 S. l b erf&#252;llt, bei einer Einstufung in Gehaltsgruppe B I entsprechend der in Abs. 3 festgelegten Regelung zu behandeln ist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Weil die Eingruppierung nach der tats&#228;chlich verrichteten T&#228;tigkeit zu erfolgen hat (&#167; 2 Abs. 1), ist es irrig, einen Angestellten ohne kaufm&#228;nnische Ausbildung nach &#167; 2 Abs. 2, aber mit Gleichsetzungsvoraussetzungen nach &#167; 2 Abs. 3, wenn er das T&#228;tigkeitsmerkmal der Gehaltsgruppe II oder III erf&#252;llt, nur deswegen in Gruppe I einzugruppieren, weil er nur die Gleichsetzungsvoraussetzungen nach &#167; 2 Abs. 3</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">erf&#252;llt. Erbringt er die T&#228;tigkeit nach Gehaltsgruppe II und III und erf&#252;llt er auch die Gleichsetzungsvoraussetzungen nach &#167; 2 Abs. 3, hat er einen tariflich zwingenden Anspruch auf Eingruppierung in die Gehaltsgruppe, deren T&#228;tigkeitsmerkmale er mit seiner T&#228;tigkeit erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">4. Die T&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin an den Kassen NCR 2060 und IBM 3683 sind auch eine T&#228;tigkeit, die erweiterte Fachkenntnisse und eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung erfordern. Soweit in den Beispielen dazu "Kassierer mit gehobener T&#228;tigkeit" genannt sind, scheitert die Einordnung unter dieses Beispiel an dem "unbestimmten"Rechtsbegriff "gehobene T&#228;tigkeit". Jedoch l&#228;&#223;t ein Vergleich mit den Grundanforderungen der Gruppe I mit denen der Gruppe II mit hinreichender Deutlichkeit erkennen, was die Tarifvertragsparteien mit dem Begriff "gehobene T&#228;tigkeit" kennzeichnen wollten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">In Gehaltsgruppe I werden "einfache" kaufm&#228;nnische T&#228;tigkeiten erfa&#223;t, in&#160; Gehaltsgruppe II werden "erweiterte Fachkenntnisse und gr&#246;&#223;ere Verantwortung" verlangt. Von einem Kassierer in gehobener T&#228;tigkeit ist daher zu fordern, da&#223; er diese erweiterten Fachkenntnisse besitzt und eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung hat.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das ist f&#252;r die Kassierert&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin mit zutreffenden Feststellungen auf S. 20-27 des erstinstanzlichen Urteils bejaht worden. Das Berufungsgericht schlie&#223;t sich diesen Feststellungen an und spart sich eine erneute und &#252;berfl&#252;ssige Wiederholung der dort aufgef&#252;hrten Wertungen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Es ist einfach nicht richtig, da&#223; eine Kassiererin in einem Supermarkt mit - wie die Beklagte zugesteht - etwa 85.000 Artikeln im Warenbestand nur die Artikelnummer, blind darauf vertrauend, &#252;ber die Lesestation abrechnen oder - wenn diese Lesestation nicht aufnahmebereit ist - die EAN-Nummer (wiederum blind darauf vertrauend) &#252;ber die lOer-Tastatur in die Kasse eingeben mu&#223; (S. 13/14 der Berufungsbegr&#252;ndung). W&#228;re dem so, da&#223; die Beklagte sich auf dieses rein mechanische,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">einen Denkvorgang &#252;berhaupt nicht voraussetzende Bedienen der Kasse verlassen w&#252;rde, dann sind weder die in der Organisationsanweisung 3.6.01 vom 1.3.1981 - Abschnitt 3 -Grunds&#228;tze - (Bl. 74 - 76) - Abschnitt 4 - Kassiervorgang - aufgestellten Anweisungen verst&#228;ndlich noch die Zahlung eines Mankogeldes. Mankogeld f&#252;r Kassenmankos wird doch nur gew&#228;hrt f&#252;r die &#220;bernahme einer korrekten Kassenf&#252;hrung durch die Kl&#228;gerin. Diese Mankoregelung w&#228;re aber &#252;berfl&#252;ssig, wenn die Kl&#228;gerin so einfache Kassierarbeiten h&#228;tte, da&#223; ein schuldhafter, von ihr zu vertretender Fehler gar nicht auftreten k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die von der Beklagten dargestellte Schulung - wie sie auf den Seiten 14-16 der Berufungsbegr&#252;ndung meint -"einfachster Art" zur Bedienung der beiden Kassensysteme f&#252;r die qualifizierte Bewertung der Kassierert&#228;tigkeit nach Gehaltsgruppe II nicht den Ausschlag geben kann, ist der Beklagten zuzugestehen. Entscheidend mu&#223; in der Tat sein, ob die aufgrund dieser Schulung erworbenen Kenntnisse sie zur sachgerechten Erf&#252;llung ihrer Aufgabe bef&#228;higen. Das aber kann die Beklagte nicht in Abrede stellen. Dabei kann eine allgemein-bekannte Tatsache nicht au&#223;er Betracht bleiben: Wer in einem Selbstbedienungsmarkt von der Gr&#246;&#223;e der Beklagten als Kunde einkauft, hat zumeist nur eine einzige Bezugsperson des Gesch&#228;ftsinhabers: die Kassiererin. Von ihr erwartet er nicht nur, da&#223; sie <span style="text-decoration:underline">schnell</span> arbeitet, er mu&#223; sich auch darauf verlassen k&#246;nnen, da&#223; sie richtig arbeitet und er mu&#223; darauf vertrauen, da&#223; sie nicht gedankenlos seine gekauften Waren &#252;ber das Leseger&#228;t schiebt und Preise eintippt. Er mu&#223; darauf vertrauen, da&#223; sie in Zweifelsf&#228;llen - gleich zu wessen Gunsten und Ungunsten - sofort reagiert, notfalls die Kassenaufsicht ruft, um eine richtige Abrechnung zu erzielen. Diese T&#228;tigkeit, die fachliche Kenntnisse des Warensortiments ebenso voraussetzt wie eine perfekte Beherrschung des bedienten Kassensystems, ist eben nicht vergleichbar mit einer Registrierkasse alten Stils, auf der an Zahlenkn&#246;pfen die Preise, an Buchstabenkn&#246;pfen die Warengruppen betulich eingestellt und nach einer mechanischen oder elektrisch ausgel&#246;sten Bedienung</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">der Kasse das Geld kassiert wurde. Ein so hochmodernes Kassensystem braucht neben den Fachkenntnissen eine beachtliche Verantwortung: Sie stellt <span style="text-decoration:underline">die</span> "Vertrauensposition " im Betrieb der Beklagten dar, eine "verantwortungsvolle Aufgaben" -zwei Begriffe, die die Beklagte zutreffend in ihrer Organisationsanweisung an ihre Kassiererinnen vom 1.3.1981 - Seite l deutlich unter 1.1. hervorhebt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Soweit demnach eine Auseinandersetzung mit den insoweit erhobenen Berufungsr&#252;gen noch notwendig erschien, best&#228;tigt sie die vom Arbeitsgericht vertretene Auffassung, die Kl&#228;gerin sei ab Juli 1985 in die Gehaltsgruppe II des Einzelhandelstarifvertrages NRW vom 15.5.1985 einzustufen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">II. R&#252;ge der rechnerischen Richtigkeit</span></p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Gegen die dann rechnerisch an sich unstreitig ergehende Gehaltssumme in Gehaltsgruppe II in H&#246;he von <span style="text-decoration:underline">11.510,96 DM</span>&#160; (ohne die Zulage) setzt die Beklagte den in diesem Zeitraum gezahlten Betrag von 10.821,45 DM (mit Zulage) ab, so da&#223; nach ihrer Berechnung der Kl&#228;gerin in Gehaltsgruppe II ab 1.7.1985 bis 31.1. 1986 noch DM 640,36 zustehen (Bl. 2-4 der Berufungsbegr&#252;ndung).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Diese Berechnung ist deswegen nicht zu billigen, weil der Kl&#228;gerin nach der vertraglichen Abrede die Zahlung der freiwilligen, jederzeit widerruflichen Zulage, die auf Tarif-und Berufsjahresteigerungen anrechenbar ist, auf das jeweilige <span style="text-decoration:underline">zutreffende</span> Tarifgehalt zugesagt erhielt. Die Parteien waren gehalten, die Normen des GehaltstarifVertrages als Mindestentlohnung einzuhalten. Dann aber hatte die Kl&#228;gerin bereits am 1.6.1985 einen tariflichen Mindestgehaltsanspruch nach &#167; 2 Abs. l Gehaltstarifvertrag in H&#246;he der Verg.Gr. II. Zu diesem Anspruch auf Gehalt nach G II kam dann die vereinbarte Zulage, die nicht von der Bedingung abh&#228;ngig war, da&#223; die Eingruppierung der Kl&#228;gerin in GI zutraf.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Aber selbst wenn man das annehmen wollte, entfiel die Zulage nicht automatisch mit dem Zeitpunkt der H&#246;hergruppierung in diesem Rechtsstreit.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Es bed&#252;rfte nach der getroffenen Abrede eines Widerrufs, der im Zeitraum v. 1.6.1985 bis 31.1.1986 nicht erkl&#228;rt wurde.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die damit zu Unrecht verrechneten Zulagebetr&#228;ge in H&#246;he von 2.306,43 DM mit dem von der Beklagten vorsorglich anerkannten Betrag von 640,36 DM = 2.946,79 &#252;bersteigt die von der Kl&#228;gerin im Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung noch geltend gemachte Klageforderung in H&#246;he von 2.929,77 DM.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Es war nach alledem zu erkennen wie geschehen. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert war neu festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Revision wurde wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Auslegung des Einzelhandelstarifvertrages (&#167; 2 Abs. 3, &#167; 3 A Abs. -2, Gehaltsgruppen I und II im Bereich "Kassierer") zugelassen .</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung</span></p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann von der Beklagten Revision eingelegt werden. Die Revision mu&#223; innerhalb einer Notfrist (eine Notfrist ist unab&#228;nderlich und kann nicht verl&#228;ngert werden) von einem Monat nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim Bundesarbeitsgericht, Graf-Bernadotte-Platz 5, 3500 Kassel-Wilhelmsh&#246;he, eingelegt werden. Die Revision ist gleichzeitig oder innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung schriftlich zu begr&#252;nden. Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p>
315,435
lagk-1987-10-07-5-sa-76387
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 Sa 763/87
1987-10-07T00:00:00
2019-03-13T14:55:39
2019-03-27T09:43:08
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1987:1007.5SA763.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 27. Mai 1987 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Siegburg - 3-1 Ca 1199/86 - teilweise abge&#228;ndert und die Beklagte verurteilt, an den Kl&#228;ger weitere 4.345,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12. Juni 1986 zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Berufung des Kl&#228;gers wird ebenso zur&#252;ckgewiesen wie die Anschlu&#223;berufung der Beklagten.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger 5/6 und die Beklagte 1/6..</p> <p>Streitwert-: 49.167,62 DM.</p> <p>Die Revision wird f&#252;r beide Parteien zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um einen Schadensersatzanspruch, den der Kl&#228;ger aus einer unbefugten Nutzung seines Meistertitels durch die Beklagte herleitet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Dachdeckermeister; als solcher war er bei der Beklagten gem&#228;&#223; Arbeitsvertrag vom 1.4.1978 (Bl. 11 a d.A.)in der Zeit vom 1.4.78 bis 15.2.198o besch&#228;ftigt, wobei er allerdings nur nach den Lohnbedingungen eines Gesellen bezahlt wurde. Im Arbeitsvertrag (Ziffer 3) ist die Anwendung des Bundesrahmentarif Vertrages f&#252;r das Dachdeckergewerbe in der zuletzt vereinbarten Fassung festgelegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die vertraglich vereinbarte Verg&#252;tung des Kl&#228;gers (laut Ziffer 4 des Arbeitsvertrages 14,-- DM Stundenlohn) entsprach einem durchschnittlichen Monatlichen Bruttolohn von DM 2.316,22 und lag damit geringf&#252;gig unter dem Tarifgehalt eines Gesellen in der Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 des Gehaltstarifs f&#252;r das Dachdeckerhandwerk vom 13.6.1978, der f&#252;r die Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 ab dem 3. Berufsjahr einen Tariflohn von DM2.462,-- bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Zeit der Einstellung des Kl&#228;gers war die Beklagte nicht in die Handwerksrolle f&#252;r das Dachdeckerhandwerk eingetragen; ein Betriebsleiter mit Meistertitel wurde nicht besch&#228;ftigt. Einige Zeit nach der Einstellung des Kl&#228;gers erhielt die Beklagte ein Schreiben der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , in welchem sie auf die fehlende Eintragung in der Handwerksrolle hingewiesen wurde; ferner war ein Antrag auf Eintragung beigef&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 4.8.1978 stellte die Beklagte einen Eintragungsantrag, wobei sie eine Fotokopie des Arbeitsvertrages mit dem Kl&#228;ger, worin dieser als .Dachdeckermeister bezeichnet ist, vorlegte. Mit Schreiben vom 9.8.1978 bat die Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter anderem um Vorlage des Meisterbriefes "des Betriebsleiters Herrn K&#252;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; '", also des Kl&#228;gers. Mit Schreiben vom 28.8.1978 &#252;bersandte der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Komplement&#228;r- GmbH der Beklagten der Handwerkskammer eine Kopie des Meisterbriefes des Klagers ohne dessen Wissen oder Zustimmung. Aufgrund dessen wurde der Kl&#228;ger als verantwortlicher Betriebsleiter angesehen, und der Nachweis der Eintragungsvoraussetzung gem&#228;&#223; &#167; 7 der Handwerksordnung als ausreichend gef&#252;hrt bewertet. Demzufolge kam es am 22.9.1978 zur Handwerksrolleneintragung mit dem Kl&#228;ger als verantwortlichem Betriebsleiter.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte war folgenderma&#223;en in den Besitz des Meisterbriefes gelangt: Einige Monate nach Abschlu&#223; des Arbeitsvertrages bat der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Beklagten den Kl&#228;ger, ihm seinen Meisterbrief zur Vorlage bei der Stadt S &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu &#252;berlassen, um von dort eine bestimmte Auftragsvergabe erhalten zu k&#246;nnen. Zu diesem Zweck &#252;bergab der Kl&#228;ger dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer seinen Meisterbrief, von dem dieser eine Fotokopie fertigte, die sp&#228;ter der Handwerkskammer eingereicht wurde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger zum 15.2.198o bei der Beklagten ausgeschieden war, teilte Letztere dies der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit Schreiben vom 18.2.198o (Bl. 41 d.A.) mit. In dem Schreiben hei&#223;t es: "Wir geben Ihnen hiermit bekannt, da&#223; unser Meister, Herr K&#252; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , zum 13.2.198o aus unserem Unternehmen ausgeschieden ist". Mit Schreiben der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 3.3.198o (Bl. 58 d.A.) wurde die Beklagte alsdann gebeten, n&#228;here Angaben hinsichtlich eines st&#228;ndig zu besch&#228;ftigenden Betriebsleiters zu machen. Auf eine Erinnerung der Handwerkskammer vom 25.6.80 teilte die Beklagte mit Schreiben vom 18.7.198o (Bl. 42 d.A.) an die Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit, da&#223; bei ihr als Betriebsleiter Herr Kn&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; besch&#228;ftigt sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Dauer des zwischen den Parteien bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnisses war der Kl&#228;ger der einzige Meister im Betrieb der Beklagten. Als der Kl&#228;ger am 27.11.1985 seine Eintragung als Betriebsleiter f&#252;r eine andere Firma bei der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erreichen wollte, erfuhr er erstmals, da&#223; er f&#252;r die Beklagte als Betriebsleiter eingetragen war. Eine von ihm daraufhin beantragte L&#246;schung dieser Eintragung wurde von der Handwerkskammer sofort vorgenommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage begehrt der Kl&#228;ger Schadensersatz. Er hat dargelegt, die Bekagte habe ihn betrogen, da sie ihn &#252;ber die Verwendung des Meisterbriefes get&#228;uscht habe, so da&#223; er es in Unkenntnis der erfolgten Meldung als Betriebsleiter unterlassen habe, eine der T&#228;tigkeit des Betriebsleiters entsprechende Verg&#252;tung zu verlangen. Diese entspreche mindestens der Besch&#228;ftigungsgruppe T 5 im 3. Berufsjahr laut Gehaltstarifvertrag f&#252;r das Dachdeckerhandwerk. Dazu hat der Kl&#228;ger die Ansicht vertreten, da&#223; er den Schadensersatz f&#252;r die Dauer seiner Eintragung als Betriebsleiter bis zum 29.7.1982 verlangen k&#246;nne, weil die Beklagte seine Konzession als Betriebsleiter bis zu diesem Zeitpunkt ausgenutzt habe. Der Kl&#228;ger hat die Differenz zwischen dem Meistergehalt gem&#228;&#223; Besch&#228;ftigungsgruppe T 5 im 3. Berufsjahr und dem Gesellenlohn gem&#228;&#223; Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 im 3. Berufsjahr geltend gemacht, und zwar gem&#228;&#223; folgender Schadensberechnung:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 zu zahlender</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Lohn f&#252;r die Zeit von Sept. 1978 bis Juli 1982&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 174.455,-- DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich des w&#228;hrend dieser Zeit nach Be</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">sch&#228;ftigungsgruppe T 3 zu zahlenden Lohnes&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 82.278,5o DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich des an ihn tats&#228;chlich gezahlten Betrages&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 43.oo8,8o DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">ergibt insgeamt eine Klageforderung von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 49.167,62 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint die Beklagte sei in dieser H&#246;he zum Schadensersatz verpflichtet, da in der unbefugten Angabe seiner Person als Betriebsleiter, auch ein Eingriff in sein Pers&#246;nlichkeitsrecht zu sehen sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 3.12.1985 forderte der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers die Beklagte auf, f&#252;r die Zeit ab 1.1.1979 bis einschlie&#223;lich November 1985 bis zum 10.12.1985 monatlich DM 600,-- also DM 49.800,-- unter Fristsetzung bis zum 1o.12.1985 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn, den Kl&#228;ger,DM 49.167,62 nebst 4 <em>%</em> Zinsen hinsichtlich eines Teilbetrages von DM 28.2oo,-- ab dem 1o.12.1985 im &#252;brigen ab Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, der Kl&#228;ger sei nie als Betriebsleiter eingesetzt worden; deswegen erg&#228;ben sich auch keine Anspr&#252;che aus den &#167;&#167; 812, 823 BGB. Aus einem etwaigen Versto&#223; gegen das Gesetz zur Ordnung des Handwerks lie&#223;en sich keine privatrechtlichen Anspr&#252;che zugunsten des Kl&#228;gers herleiten, da die Eintragung in die Handwerksrolle nur einem &#246;ffentlich-rechtlichen Zweck gedient habe. In der Verwendung der Berufsbezeichnung bzw. Qualifikation des Kl&#228;gers als Meister liege keine Pers&#246;nlichkeitsverletzung. Die Verwendung des Meisterbriefes habe nur der Existenzsicherung des Betriebes gedient; dar&#252;ber hinaus habe der Kl&#228;ger auch keinen Verm&#246;gensschaden erlitten, denn sie, die Beklagte, h&#228;tte ohnehin kein h&#246;heres Gehalt gezahlt, selbst wenn der Kl&#228;ger einen h&#246;heren Betrag gefordert h&#228;tte; im &#252;brigen habe sie angenommen, da&#223; der Kl&#228;ger ihr die Vorlage des Meisterbriefes bei der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als Gef&#228;lligkeit gestatten werde. Von einem betr&#252;gerischen Verhalten k&#246;nne in keinem Fall die Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat zur H&#246;he der &#252;blichen Verg&#252;tung eines Betriebsleiters eine Auskunft der Kreishandwerkerschaft vom 14.1o.1986 (Bl. 67 ff d.A.) eingeholt. Alsdann hat es durch Urteil vom 27.3.1987 die Beklagte verurteilt, an den Kl&#228;ger DM 4.345,-- nebst 4 <em>%</em> Zinsen seit dem 12.6.1986 zu zahlen, w&#228;hrend die weitergehende Klage abgewiesen worden ist. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, dem Kl&#228;ger stehe f&#252;r die Zeit von September 1978 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Betrieb der Beklagten im Februar 198o ein Schadensersatzanspruch aus &#167; 826 BGB in H&#246;he von DM 4.345,-- zu, weil der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten den Kl&#228;ger ohne dessen Wissen gegen&#252;ber der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als Betriebsleiter angegeben habe. Ein solches Verhalten stelle einen Versto&#223; gegen die sich aus &#167; 242 BGB ergebende F&#252;rsorgepflicht des Arbeitgebers dar. Mit der Eintragung des Kl&#228;gers in der Handwerksrolle sei f&#252;r Dritte der Eindruck entstanden, da&#223; der Kl&#228;ger als Betriebsleiter f&#252;r ein Verschulden bei der Leitung desBetriebes und der Nichtbeachtung von gewerbepolizeilichen Vorschriften haftbar gemacht werden k&#246;nne. Die Beklagte habe nicht davon ausgehen k&#246;nnen, da&#223; der Kl&#228;ger ein solches Verhalten aus Gef&#228;lligkeit gestatten werde, weil gerade wegen der haftungsrechtlichen Konsequenzen f&#252;r den Konzessionstr&#228;ger dessen Einverst&#228;ndnis f&#252;r die Eintragung vorliegen m&#252;sse. Es versto&#223;e gegen die guten Sitten, wenn die Beklagte den Kl&#228;ger &#252;ber die erfolgte Meldung bei der Handwerkskammer in Unkenntnis gelassen habe, um ihn von der Geltendmachung einer h&#246;heren Lohnforderung abzuhalten, denn es w&#228;re &#252;beraus wahrscheinlich gewesen, da&#223; der Kl&#228;ger bei Kenntnis seines erh&#246;hten Haftungsrisikos einen h&#246;heren Lohn ausgehandelt h&#228;tte. Damit sei dem Kl&#228;ger wegen der Beeintr&#228;chtigung einer tats&#228;chlichen Erwerbsaussicht ein Schaden zugef&#252;gt worden. Ein Schadensersatzanspruch sei allerdings nur bis zum Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Betrieb im Februar 198o begr&#252;ndet, weil die Beklagte die Handwerkskammer umgehend vom Ausscheiden des Kl&#228;gers unterrichtet habe; einer dar&#252;ber hinausgehenden Abmeldung als Betriebsleiter habe es nicht bedurft, weil die Handwerkskammer die Mitteilung der Beklagten vom 18.2.198o in diesem Sinne habe verstehen k&#246;nnen. F&#252;r die Berechnung der Anspruchsh&#246;he sei von der Differenz der Verg&#252;tung nach der Meistergruppe T 4 und des Tarifgehaltes eines Gesellen nach der Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 des Geha1tstarifvertrages f&#252;r das Dachdeckerhandwerk auszugehen, wobei allerdings der so entstandene Schaden um 5o <em>%</em> gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO zu mindern sei. Denn der Kl&#228;ger sei von vornherein bereit gewesen, f&#252;r einen untertariflichen Lohn zu arbeiten, so da&#223; er auch bei Kenntnis von einer Eintragung in der Handwerksrolle keine Betriebsleitert&#228;tigkeit ausgef&#252;hrt h&#228;tte, so da&#223; ihn auch die haftungsrechtliche Verantwortung nicht habe treffen k&#246;nnen. Ausgehend von einem tariflichen Bruttolohn f&#252;r die Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 von DM 2.462,-- und f&#252;r T 4 von DM 2.933,-- hat das Arbeitsgericht f&#252;r die Zeit von September 1978 bis Juni 1979 eine Differenz von 1o x DM 473,--, also DM 4.37o,-- errechnet; f&#252;r die Zeit von Juni 1 979 bis Februar 198o hat es gem&#228;&#223; dem Gehalt starifvertrag vom 3o.4.1979, wiederum ausgehend von einem Lohnanspruch f&#252;r die Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 von DM 2.381,-- und f&#252;r die Gruppe T 4 von DM 3.o76,-- eine Differenz von 8 x DM 495,--,also DM 3.96o,--, mithin eine Gesamtdifferenz von DM 8.69o,-- ermittelt, wovon dem Kl&#228;ger 5o % zuzusprechen seien. Dabei hat das Arbeitsgericht die Differenz zwischen dem vom Kl&#228;ger tats&#228;chlich erhaltenen Lohn und dem Tariflohn f&#252;r die Besch&#228;ftigungsgruppe T 3 nicht ber&#252;cksichtigt, weil dieser Anspruch gem&#228;&#223; der tariflichen Verfallklausel in &#167; 64 des Rahmentarifvertrages f&#252;r das Dachdeckergewerbe wegen unterlassener Geltendmachung des Kl&#228;gers ausgeschlossen sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses dem Proze&#223;bewollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers am 26.6.87 zugestellte Urteil ist mit einer am 27.7.1987 beim Landesarbeitsgericht eingegangenen Schrift Berufung eingelegt und diese mit einem am 7.8.1987 beim Gericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet worden. Mit einem am 3o.7.1987 beim Landesarbeitsgericht eingegangenen Schriftsatz hat die Beklagte Anschlussberufung eingelegt, die mit dem am 28.8.1987 beim Gericht eingegangenen Schriftsatz wiederholt und begr&#252;ndet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wendet sich gegen das Urteil des Arbeitsgerichts mit der Begr&#252;ndung, zu Unrecht sei lediglich auf die Bestimmung des &#167; 826 BGB abgestellt worden und der Schaden danach berechnet worden, welche Vereinbarung er mit der Beklagten getroffen h&#228;tte, falls diese ihm gegen&#252;ber offengelegt h&#228;tte, da&#223; er als Betriebsleiter fungiere. Vielmehr stelle die unbefugte Verwendung des Meistertitels, die auf seiten der Beklagten zu gesch&#228;ftlichen Zwecken erfolgt sei, ebenso wie die Benutzung eines fremden Namens zu Werbezwecken einen Eingriff in das Pers&#246;nlichkeitsrecht dar und verpflichte daher die Beklagte in erster Linie nach &#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB zur Zahlung eines Bereicherungsausgleichs. Auszugleichen seien die Aufwendungen, die die Beklagte erspart habe, weil sie ihn, den Kl&#228;ger, nicht als verantwortlichen Betriebsleiter nach dem entsprechenden Rahmentarifvertrag zu entlohnen gebraucht habe. Dabei sei von der Tarifgruppe T 5 auszugehen, weil es sich bei einer Besch&#228;ftigtenzahl von 9 bis 1o Arbeitnehmern nicht mehr um einen Kleinbetrieb im Sinne der Tarifgruppe T 4 handele. Auszugleichen seien die Vorteile der Beklagten bis zum 29.7.1982, dem Zeitpunkt der Streichung in seiner Funktion als Betriebsleiter in der Handwerksrolle. Die Beklagte habe zwar mit Schreiben vom 18.2.198o der Handwerkskammer mitgeteilt, da&#223; er "ausgeschieden" sei. Damit sei jedoch seine Stellung als Betriebsleiter, worauf es hier allein ankomme, nicht entfallen, weil keine ausdr&#252;ckliche Abmeldung als Betriebsleiter vorgenommen worden sei.Dies sei erst mit Schreiben der Beklagten vom 29.7.1982 erfolgt, mit welchem die Beklagte best&#228;tigt habe, da&#223; er nicht mehr Betriebsleiter sei. Weil die Beklagte zur Fortf&#252;hrung ihres Betriebes auf einen - wenn auch nur formell als solchen fungierenden -"Betriebsleiter" angewiesen gewesen sei, um nicht ihre Zulassung als Handwerksbetrieb zu verlieren, habe sie auch &#252;ber die Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses hinaus seinen Meistertitel und die damit verbundene Konzession als Betriebsleiter tats&#228;chlich ausgenutzt, also auch in diesem Zeitraum noch sein Pers&#246;nlichkeitsrecht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung die Beklagte zu verurteilen, an ihn, den Kl&#228;ger, DM 49.167,62 nebst 4 <em>%</em> Zinsen hinsichtlich eines Teilbetrages von DM 28.ooo,-- ab 1o.12.1985 , im &#252;brigen ab Klagezustellung zu zahlen, und zwar abz&#252;glich des vom Arbeitsgericht bereits zuerkannten Betrages.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und auf die Anschlu&#223;berufung hin, den Kl&#228;ger mit der Klage abzuweisen .</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie vertritt die Auffassung, der Tatbestand des &#167; 826 BGB sei nicht erf&#252;llt, weil sie nicht den Vorsatz gehabt habe, den Kl&#228;ger zu sch&#228;digen. Ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer habe dem Kl&#228;ger trotz seiner Eigenschaft als Dachdeckermeister nicht deshalb den Gesellenlohn zugesagt, um diesen von der Geltendmachung einer h&#246;heren Lohnforderung abzuhalten, sondern deshalb, weil er nicht beabsichtigt habe, einen Dachdeckermeister in dieser Funktion einzustellen. Die Einstellung des Kl&#228;gers als Dachdeckermeister sei zum damaligen Zeitpunkt auch nicht zwingend erforderlich gewesen,weil man im Hinblick auf die Eintragung in die Handwerksrolle einen Antrag auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung h&#228;tte stellen oder den Ingenieur Kn&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; h&#228;tte einstellen k&#246;nnen. Sie, die Beklagte, habe</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">entgegen den Feststellungen des Arbeitsgerichts nicht davon ausgehen m&#252;ssen, da&#223; der Kl&#228;ger zumindest den Versuch unternommen h&#228;tte, einen h&#246;heren Lohn zu erhalten, wenn ihm offenbart worden w&#228;re, da&#223; sein Meisterbrief der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vorgelegt worden sei. Der Kl&#228;ger sei n&#228;mlich seinerzeit auf eigenen Wunsch hin zum Gesellenlohn eingestellt worden. Wenn er wegen der Weitergabe des Meisterbriefes mit h&#246;heren Lohnforderungen gekommen w&#228;re, h&#228;tte er diese nicht erhalten, vielmehr w&#228;re ihm gek&#252;ndigt worden. Weiterhin vertritt die Beklagte die Ansicht, der Kl&#228;ger habe keinen Schaden erlitten, weil ein Stundenlohn von DM 14,-- vereinbart worden sei, den der Kl&#228;ger auch erhalten habe; er sei auch nur als gewerblicher Arbeitnehmer, nicht als technischer Angestellter t&#228;tig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist nach Meinung der Beklagten ein Bereicherungsanspruch des Kl&#228;gers nicht gegeben, weil die Stellung als Betriebsleiter keine Bezeichnung sei, die einer Person von vornherein und aufgrund ihrer pers&#246;nlichen Qualifikation zukomme, sondern nur aufgrund einer konkreten Besch&#228;ftigungssituation und nur so lange bestehe, wie der Betroffene einen Handwerksbetrieb tats&#228;chlich technisch leite. Die Stellung als Betriebsleiter sei auch nicht "lizenz&#228;hnlich", weil sie nicht mit einem Nutzungsrecht, Patent oder Gebrauchsmuster verglichen werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Er erwidert, die "Nutzung" seines Meistertitels stelle geradezu typischerweise eine Titelverwendung zum Nachweis daf&#252;r dar, da&#223; ein verantwortlicher Betriebsleiter nach der Handwerksordnung vorhanden sei. Dieser "Vorteil" sei nach &#167; 812 BGB auszugleichen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze, die zu den Akten gereichten Urkunden und Fotokopien sowie auf den sonstigen Akteninhalt ebenso verwiesen wie auf die beigezogene Akte der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">E_n_t_s_c_h_e_i_d_u_n_g_s_g_r_&#252;_n_d_e</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung ist zul&#228;ssig; sie ist statthaft (&#167; 64 Abs. 1 und Abs. 2 ArbGG) und form- und fristgerecht eingelegt worden (&#167;&#167; 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 i.V.m. &#167;&#167; 221, 222 Abs. 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Anschlu&#223;berufung ist nach &#167; 64 Abs. 6 ArbGG i.V. m. &#167;&#167; 521, 522 Abs. 1, 522a ZPO ebenfalls zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung ist in der Sache selbst teilweise gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Begr&#252;ndung des Arbeitsgerichts, ein Zahlungsanspruch sei als Schadensersatzanspruch gem&#228;&#223; &#167; 826 BGB in H&#246;he von DM 4.345,-- gegeben, vermochte die Berufungskammer indessen nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Diese Vorschrift setzt eine sittenwidrige vors&#228;tzliche Schadenszuf&#252;gung voraus. Zum Vorsatz geh&#246;rt das Bewu&#223;tsein, da&#223; das Handeln den sch&#228;dlichen Erfolg haben wird, wobei nach allgemeiner Ansicht in Rechtsprechung und Literatur eine nur allgemeine Vorstellung &#252;ber etwa m&#246;gliche Sch&#228;digungen nicht gen&#252;gt (vgl. Palandt-Thomas, BGB-Kommentar, 44. Aufl., Anm. 3 zu &#167; 826; BAG in AP Nr. 14 zu &#167; 826; BGH NJW 1963, S. 15o und BGH LM &#167; 823 (Be) Nr. 15). Ein Vorsatz der Beklagten, den Kl&#228;ger von der Geltendmachung einer h&#246;heren Lohnforderung abhalten zu wollen, ist nicht nachgewiesen. Mit dem Arbeitsgericht ist davon auszugehen, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten wegen der haftungsrechtlichen Konsequenzen f&#252;r den Kl&#228;ger nicht annehmen durfte, der Kl&#228;ger gebe sein Einverst&#228;ndnis zur Eintragung in die Handwerksrolle aus Gef&#228;lligkeit. Entgegen der Annahme des Arbeitsgerichts l&#228;&#223;t sich daraus aber nicht der Schlu&#223; ziehen, der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten habe den Kl&#228;ger von der Geltendmachung einer h&#246;heren Lohnforderung abhalten wollen, weil er diesem nicht den Umstand des Herbeif&#252;hrens der Eintragung des Kl&#228;gers als Betriebsleiter in der Handwerksrolle mitgeteilt habe. Die Beklagte mu&#223;te nicht davon ausgehen, da&#223; der Kl&#228;ger zumindest den Versuch unternommen h&#228;tte, einen h&#246;heren Lohn zu erhalten, wenn ihm offenbart worden w&#228;re, da&#223; sein Meisterbrief der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zur Eintragung als Betriebsleiter vorgelegt worden war. Der Kl&#228;ger war seinerzeit damit einverstanden, zum Gesellenlohn eingestellt zu werden; er hat auch tats&#228;chlich nicht als Betriebsleiter gearbeitet. Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; er auch nach Kenntnis seiner Eintragung zum gleichen Lohn weitergearbeitet h&#228;tte. Selbst wenn er die Vorstellung gehabt h&#228;tte, f&#252;r das Zur-Verf&#252;gung-Stellen seiner Konzession eine Verg&#252;tung beanspruchen zu k&#246;nnen, mu&#223;te die Beklagte aufgrund des vorangegangenen Verhaltens des Kl&#228;gers nicht zwingend davon ausgehen, dieser w&#252;rde einen derartigen Anspruch auch geltend machen, zumal der Kl&#228;ger sich damit auch den haftungsrechtlichen Konsequenzen einer Stellung als Betriebsleiter ausgesetzt h&#228;tte.Ob der Kl&#228;ger dazu bereit gewesen w&#228;re, stand nicht im positiven Wissen der Beklagten. Da&#223; er m&#246;glicherweise einer Ausweitung seines Verantwortungsbereichs zugestimmt h&#228;tte, reicht f&#252;r das Bewu&#223;tsein, einen sch&#228;dlichen Erfolg durch das Vereiteln von Verg&#252;tungsanspr&#252;chen herbeizuf&#252;hren, nicht aus, weil es sich dabei nur um eine allgemeine Vorstellung &#252;ber etwa m&#246;gliche Sch&#228;digungen handelt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">2. Dem Kl&#228;ger steht aber ein Bereicherungsanspruch aus &#167; 812 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. BGB wegen der unbefugten Benutzung seines Meisterbriefes durch die Beklagte zu.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">a. Die Beklagte mu&#223; sich die in der unbefugten Weitergabe des Meisterbriefes durch den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer liegende Verletzung des nach &#167; 823 Abs. 1 BGB gesch&#252;tzten allgemeinen Pers&#246;nlichkeitsrechts des Kl&#228;gers in entsprechender Anwendung des &#167; 31 BGB zurechnen lassen. Der Meisterbrief beinhaltet eine Auszeichnung seines Inhabers; er "verbrieft" nach &#167; 31 HandwO das Recht zur F&#252;hrung des Meitertitels und zur Anleitung von Handwerkslehrlingen. Titel und W&#252;rden sind als Auszeichnungsmittel ebenso immaterielle G&#252;ter, wie das durch &#167; 12 BGB gesch&#252;tzte Namensrecht (vgl. Palandt-Thomas, aaO, Anm. 6c und 15 Ca zu &#167; 823; Lobe, D e r unlautere Wettbewerb, S. 314). Als ein verk&#246;rperter Teil der Ehre werden sie als sonstiges Recht i.S. d. &#167; 823 BGB angesehen (Callmann, Der unlautere Wettbewerb, &#167; 3 Anm. 3, 4o; RGZ 109, 5o, 52; Hubmann, Das Pers&#246;nlichkeitsrecht, S. 29o). Mit der &#246;ffentlich-rechtlichen Verleihung des Meistertitels nach &#167; 51 HandwO hat der Kl&#228;ger auch die Befugnis erlangt, diese Auszeichnung zu gebrauchen und damit ein privates Gut erlangt, das gleichfalls als absolutes Recht gesch&#252;tzt ist. Daran &#228;ndert der im &#246;ffentlichen Recht ruhende Verleihungsgrund ebensowenig wie beim Personennamen, dessen Erwerbung sich ebenfalls nach &#246;ffentlichrechtlichen Rechtsvorschriften richtet. Auszeichnungen beinhalten zwar kein Verf&#252;gungsrecht, weil sie vom Beliehenen nicht .ver&#228;u&#223;ert werden k&#246;nnen, aber es besteht ein Ausschlu&#223;recht gegen jeden Dritten, der den berechtigten Gebrauch an ihnen st&#246;rt (so auch Palandt- Thomas, aaO, Anm. 6 b in Einf. vor &#167; 812; Lobe, aaO, 5. 311, 312). In dieses Recht hat die Beklagte eingegriffen, denn sie war nicht ohne Zustimmung des Kl&#228;gers befugt, dessen Meisterbrief der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zum Zweck der Eintragung in die Handwerksrolle nach &#167; 7 der Handwerksordnung vorzulegen. Die Ansicht der Beklagten, ein Bereicherungsanspruch des Kl&#228;ger sei nicht gegeben, weil nach &#167; 7 Abs. 4 der Handwerksordnung bei juristischen Personen der Betriebsleiter eingetragen werde und die Stellung als Betriebsleiter keine Bezeichnung sei, die einer Person von vorneherein und aufgrund ihrer pers&#246;nlichen Qualifikation, sondern allein aufgrund einer konkreten Besch&#228;ftigungssituation zukomme und daher nicht mit einem Nutzungsrecht verglichen werden k&#246;nne, steht dem nicht entgegen. Entscheidend ist, da&#223; die Beklagte den <span style="text-decoration:underline">Meisterbrief</span> des Kl&#228;gers zum Nachweis der Eintragungsvoraussetzungen nach &#167; 7 Abs. 4 der Handwerksordnung verwendet hat, indem sie den Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Handwerkskammer nicht nur als Betriebsleiter, sondern als Betriebsleiter mit Meisterpr&#252;fung i. S. d. &#167; 7 Abs. 4 i. V. mit Abs. 1 der Handwerksordnung bezeichnet hat. Das geht aus dem von der Beklagten Unterzeichneten Antrag vom 4.8.1978 an die Handwerkskammer (vgl. Bl. 1oo der beigezogenen Akte der Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eindeutig hervor, wenn dort der Name des Kl&#228;gers mit Angabe der Meisterpr&#252;fung unter der Rubrik des "Inhabers oder des Betriebsleiters oder des technischen Leiters" aufgef&#252;hrt wird. Au&#223;erdem wurde auf die R&#252;ckfrage der Handwerkskammer (Bl. 97 jener Akte) wegen Vorlage "des Meisterzeugnisses Ihres Betriebsleiters, Herrn K&#252; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; " mit dem Schreiben der Beklagten vom 28.8.1978 die Fotokopie des Meisterbriefes eingereicht, also in eindeutiger Ausnutzung des durch den Brief dokumentierten Auszeichnung <span style="text-decoration:underline">sowie</span> der vorgegebenen Funktion als Betriebsleiter.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diesen Eingriff in die pers&#246;nlichkeitsrecht1ichen Befugnisse des Kl&#228;gers hat ihm die Beklagte nach &#167; 812 Abs. 1 Satz 1,2. Alt. BGB einen Bereicherungsausgleich zu gew&#228;hren, f&#252;r den; es auf ein Verschulden der Beklagten oder einen Schaden des Kl&#228;gers nicht ankommt (ebenso Palandt-Thomas, aaO, Anm. 6 b in Einf. vor &#167; 812; Hubmann, aaO, S. 361).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">b. Die Ausschlu&#223;frist nach &#167; 64 Abs. 1 des Rahmentarifvertrages f&#252;r gewerbliche Arbeitnehmer im Dachdeckerhandwerk findet auf den Bereicherungsanspruch nach Abs. 3 der Vorschrift keine Anwendung, weil die Beklagte eine unerlaubte Handlung im Sinne des &#167; 823 Abs. 1 BGB begangen hat. Wie das Arbeitsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, h&#228;tte der Kl&#228;ger von der Eintragung als Betriebsleiter in Kenntnis gesetzt werden m&#252;ssen, weil mit der Eintragung f&#252;r Dritte der Eindruck entstehen konnte, den Kl&#228;ger in seiner Betriebsleitereigenschaft f&#252;r Verschulden bei der Leitung des Betriebes und der Nichtbeachtung von gewerbe-polizeilichen Vorschriften haftbar machen zu k&#246;nnen. Die Beklagte durfte nicht davon ausgehen, der Kl&#228;ger werde ein solches Verhalten aus Gef&#228;lligkeit gestatten, weil &#252;ber das allgemeine Pers&#246;nlichkeitsrecht hinaus gerade wegen der haftungsrechtlichen zielen konnte (BGH NJW 1981, 2403). In Ermangelung einer Lizenzgeb&#252;hr ist auf den Gewinn abzustellen, den der kl&#228;ger durch Verwendung seines Meisterbriefes h&#228;tte erzielen k&#246;nnen. Auf seine Kosten erlangt ist die Ersparnis der Beklagten, den Kl&#228;ger entsprechend ihren Angaben bei der Handwerkskammer als Meister verg&#252;ten zu m&#252;ssen. F&#252;r den Kl&#228;ger kam eine Verwirklichung seiner Beifugnisse als Meister im Rahmen eines Arbeitsverh&#228;ltnisses in Betracht, und dabei h&#228;tte er in Ermangelung ausdr&#252;cklicher Vereinbarung die tarifgem&#228;&#223;e Verg&#252;tung f&#252;r eine seiner Qualifikation entsprechende Berufsaus&#252;bung erzielen k&#246;nnen. Insofern kommen die &#220;berlegungen des Arbeitsgerichts - wenn auch unter einem anderen rechtlichen Gesichtspunkt - entgegen der Meinung der Beklagten zum Tragen. Es ist davon auszugehen, welche tarifm&#228;&#223;ige Verg&#252;tung dem Kl&#228;ger bei einer Betriebsleitert&#228;tigkeit als technischer Angestellter bei der Beklagten zugestanden h&#228;tte. Hier h&#228;tte f&#252;r ihn nur die M&#246;glichkeit bestanden, die Leitung eines Kleinbetriebes mit 9-1o Besch&#228;ftigten entsprechend der Tarifgruppe T4 nach &#167; 1o des anwendbaren Gehaltstarifvertrages f&#252;r das Dachdeckerhandwerk zu &#252;bernehmen und die entsprechende Verg&#252;tung zu beanspruchen. F&#252;r eine T&#228;tigkeit entsprechend Tarifgruppe T5 ist dagegen eine technische und kaufm&#228;nnische Leitung des Betriebes erforderlich, die auch die Einstellung und Entlassung von Mitarbeitern und Auszubildenden, die F&#252;hrung des Gesamtbetriebes nach Weisung und die Bef&#228;higung zur &#220;bertragung der Dispositionsbefugnis und Verantwortung f&#252;r unterstellte Mitarbeiter voraussetzt. Derartige Befugnisse lassen sich in einem Betrieb mit nur 9-1o Besch&#228;ftigten jedenfalls dann nicht in gen&#252;gendem Ma&#223;e aus&#252;ben, wenn - wie hier - noch ein Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zur Erledigung dieser Aufgaben t&#228;tig ist.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">H&#228;tte der Kl&#228;ger eine Verg&#252;tung nach Tarifgruppe T4 beanspruchen k&#246;nnen und hat er nur eine Verg&#252;tung von DM 14,-- pro Stunde erhalten, os ist ihm ein "Gewinn" in H&#246;he der Differenz der Verg&#252;tungsanspr&#252;che entgangen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Differenz zwischen dem vom Kl&#228;ger erhaltenen Gehalt und der Tarifgruppe T 3, die der vom Kl&#228;ger tats&#228;chlich ausgef&#252;hrten T&#228;tigkeit entspricht, ist allerdings f&#252;r den Bereicherungsausgleich nicht zu ber&#252;cksichtigen, weil dieser Anspruch, wie das Arbeitsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, gem&#228;&#223; &#167; 64 Abs. 1 des Rahmentarifvertrages wegen unterlassener Geltendmachung ausgeschlossen ist. Insoweit handelt es sich n&#228;mlich nicht um eine unerlaubte Handlung der Beklagten, weil der Kl&#228;ger sich zur Vereinbarung einer geringf&#252;gig unter Tarifgruppe T3 liegenden Verg&#252;tung ausdr&#252;cklich bereiterkl&#228;rt hatte. Auszugleichen ist aber die Differenz zwischen Tarifgruppe T3 und T4. Diese hat das Arbeitsgericht zutreffend errechnet, ohne da&#223; dagegen Einwendungen erhoben worden sind.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">e. Nicht zu ber&#252;cksichtigen sind beim Bereicherungsausgleich die vom Arbeitsgericht im Rahmen des &#167; 826 BGB aufgef&#252;hrten schadensmindernden Gesichtspunkte, denn f&#252;r den Bereicherungsausgleich ist es nicht von Belang, ob es zu einer Betriebsleitert&#228;tigkeit des Kl&#228;gers bei der Beklagten gekommen w&#228;re, wenn die Beklagte zuvor darum nachgesucht h&#228;tte, den Meisterbrief zum Nachweis eines Betriebsleiters bei der Handwerkskammer vorzulegen. Der Bereicherungsausgleich soll nicht eine Verm&#246;gensminderung auf seiten des Verletzten, sondern den rechtsgrundlosen Verm&#246;genszuwachs auf seiten des Bereicherten ausgleichen (so BGH NJW 1981, 2403; BGH NJW 1979, 2205). Entscheidend ist insoweit, da&#223; die Beklagte den Gewinn, den der Kl&#228;ger durch Aus&#252;bung einer Betriebsleitert&#228;tigkeit h&#228;tte erzielen k&#246;nnen, diesem durch Eingriff in sein Pers&#246;nlichkeitsrecht entzogen und f&#252;r ihre gesch&#228;ftlichen Zwecke verwendet hat. Ob der Kl&#228;ger den Gewinn bei der Beklagten tats&#228;chlich realisieren konnte, ist ohne Belang, weil er jedenfalls im Dachdeckergewerbe f&#252;r die Aus&#252;bung seiner von der Beklagten unbefugt genutzten Qualifikation eine tarifm&#228;&#223;ige Verg&#252;tung beanspruchen konnte. Diese der Verkehrs&#252;bung entsprechende Verg&#252;tung entspricht der Tarifgruppe T4. Lediglich zur Bestimmung der &#252;blichen Verg&#252;tung war auf die konkrete Situation abzustellen und zu entscheiden, ob der Kl&#228;ger seine Qualifikation als Selbst&#228;ndiger oder als Angestellter nach Tarifgruppe T4 oder nach Tarifgruppe T5 h&#228;tte verwerten k&#246;nnen. F&#252;r den &#252;ber Tarifgruppe T4 hinausgehenden Zahlungsantrag war demnach die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">f. Die Verpflichtung der Beklagten zur Zahlung der Differenz zwischen Tarifgruppe T 3 und T 4 ist zeitlich begrenzt auf die Dauer des Eingriffs in das Pers&#246;nlichkeitsrecht des Kl&#228;gers. Nur bis zum Ausscheiden des Kl&#228;gers aus dem Betrieb der Beklagten im Februar 1980 hat die Beklagte die Eintragung des Kl&#228;gers zu verantworten, weil sie die Handwerkskammer umgehend von dem Ausscheiden des Kl&#228;gers aus dem Betrieb unterrichtet hatte, wie das Arbeitsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat. Einer dar&#252;ber hinausgehenden Abmeldung des Kl&#228;gers als Betriebsleiter bedurfte es nicht, weil die Handwerkskammer die Mitteilung der Beklagten vom 18.2.198o (Bl. 41 d.A.) der Kl&#228;ger sei zum 15.2.198o aus dem Unternehmen ausgeschieden, als Abmeldung des Kl&#228;gers als Betriebsleiter verstanden hat, sonst h&#228;tte sie nicht mit Schreiben vom 1.9.198o die Einleitung eines Amtsl&#246;schungsverfahrens nach &#167; 13 HandwO mit der Begr&#252;ndung angek&#252;ndigt, der Betriebsleiter sei ausgeschieden. Der Kl&#228;ger hat auch sein urspr&#252;ngliches Bestreiten, da&#223; die Beklagte mit Schreiben vom 18.2.198o der Handwerkskammer das Ausscheiden des Kl&#228;gers mitgeteilt hat, nicht aufrechterhalten (Schriftsatz vom 24.9.1987, S. 1, Bl. 90 d.A.). Die Beklagte hat den Meistertitel und die damit verbundene Konzession als Betriebsleiter nur solange auf Kosten des Kl&#228;gers erlangt, wie sie der gesetzlichen G&#252;terzuordnung zuwider gehandelt hat. Mit der Bekanntgabe des Ausscheidens des Kl&#228;gers an die Handwerkskammer zu K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat die Beklagte nach au&#223;en erkennbar nicht mehr dessen Betriebsleiterstellung f&#252;r sich beansprucht. Es ist davon auszugehen, da&#223; der Handwerkskammer diese Mitteilung jedenfalls bis Ende Februar 198o zur Kenntnis gelangt ist. Damit war hinsichtlich des dar&#252;ber hinausgehenden Zahlungsantrages die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><sup>&#160;</sup></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">3. Der vom Kl&#228;ger geltend gemachte weitergehende Anspruch auf Schadensersatz wegen Pers&#246;nlichkeitsrechtsverletztung &#8211; gerichtet auf Ersatz des durch den Eingriff entstandenen immateriellen Schadens &#8211; ist nicht gegeben. Die Rechtsprechung gew&#228;hrt einen Anspruch auf Ersatz des immateriellen Schadens in Geld unter zwei einschr&#228;nkenden Voraussetzungen (vgl. etwa BGH NJW 1971, 698): Es muss sich um eine schwere Verletzung des Pers&#246;nlichkeitsrechts handeln und Genugtuung durch Unterlassung, Gegendarstellung oder Widerruf darf nach Art der Verletzung auf andere Weise nicht zu erreichen sein. Der Kl&#228;ger hat nicht dargelegt, da&#223; der Eingriff in sein Recht zur Nutzung des Meistertitels eine derartige schwere und unertr&#228;gliche Verletzung beinhalte, f&#252;r die gerechterweise eine Genugtuung in Geld f&#252;r die erlittene Unbill zuzusprechen sei.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">4. Ob sich ein Schadensersatzanspruch aus &#167; 823 Abs. 2 i.V.m. &#167;&#167; 117, 118 der Handwerksordnung als Schutzgesetz auf ERsatz des entgangenen Gewinns nach &#167; 232 BGB ergeben k&#246;nnte, braucht nicht vertieft zu werden. Es ist schon zweifelhaft, ob diese Bestimmungen der Handwerksordnung als Schutzgesetz zugunsten des Kl&#228;gers wirken (vgl. dazu BayOLG vom 15.1.71 - NJW 1971,S. 634, 635). Jedenfalls k&#246;nnte dieser Anspruch sich nur darauf erstrecken, was der Kl&#228;ger von der Beklagten h&#228;tte beanspruchen k&#246;nnen, wenn ihm die Verwendung seines Meisterbriefs offenbart worden w&#228;re. Dies w&#228;re die Tarifgruppe T4 gewesen. Der Anspruch w&#228;re nur bis zum Ausscheiden aus dem Arbeitsverh&#228;ltnis gegeben. Er k&#246;nnte nicht weitergehend sein als der zugesprochene Bereicherungsanspruch. Auch ein Anspruch aus &#167; 823 II BGB i.V.m. &#167; 263 StGB kommt nicht in Betracht, weil der Beklagten ein betr&#252;gerisches Verhalten aus den gleichen Gr&#252;nden wie im Rahmen des &#167; 826 BGB nicht nachgewiesen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">5. Der Zinsanspruch f&#252;r die demnach in H&#246;he von DM 8.69o,-- begr&#252;ndete Forderung (vgl. zur H&#246;he oben unter 3c am Ende) ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284, 285, 288 BGB erst ab dem 12.6.1986 in H&#246;he von 4 <em>%</em> begr&#252;ndet, denn das Schreiben des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers vom 3.12.1985 begr&#252;ndet keinen Verzug im Sinne des &#167; 284 Abs. 1 BGB, wie das Arbeitsgericht zutreffend entschieden hat. Dagegen hat die Berufung auch nichts eingewandt.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">III.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die weitergehende Berufung ist ebensowenig sachlich begr&#252;ndet wie die Anschlu&#223;berufung; f&#252;r letztere ergibt sich das aus den Ausf&#252;hrungen zur Berufung.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, soweit die Berufungen zur&#252;ckgewiesen worden sind, im &#252;brigen auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache war nach &#167; 72 Abs. 1 ArbGG die Revision zuzulassen.</p>
315,436
lg-dusseldorf-1987-10-06-4-o-12986
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 129/86
1987-10-06T00:00:00
2019-03-13T14:55:40
2019-03-27T09:43:07
Urteil
ECLI:DE:LGD:1987:1006.4O129.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt,</p> <p>1 .</p> <p>es bei Meidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhand&#173;lung festzusetzenden Ordnungs&#173;geldes bis zu 500 .000 ,--DM, er&#173;satzweise Ordnungshaft oder Ord&#173;nungshaft bis zu 6 Monaten, im Wiederholungsfalle bis zu 2 Jah&#173;ren,</p> <p>bis zum Ablauf der Schutzrechts&#173;dauer am 13. Oktober 1987 zu unterlassen,</p> <p>Schieberplatten oder Bodenplatten (Verschlu&#223;platten) f&#252;r den Einbau in einen oder zur Verwendung in einem Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; f&#252;r Gef&#228;&#223;e zum Vergie&#223;en von Metallen, insbesondere Stahl, der eine in den Gef&#228;&#223;ausgu&#223; einge&#173;baute Einlaufh&#252;lse und eine darunter vorgesehene Bodenplatte, ferner einer mit dieser dichtend zusammenwirkende Schieberplatte und eine dieser zugeordnete Aus&#173;laufh&#252;lse aufweist,</p> <p>wobei die Schieberplatte und dieBodenplatte als auswechselbarefeuerfeste Verschlei&#223;teile vonjeweils gleicher Gestalt und</p> <p>4</p> <p>gleichen Abmessungen ausgebildet sind,</p> <p>gewerbsm&#228;&#223;ig dadurch herzustel&#173;len, da&#223; sie</p> <p>a)</p> <p>im Bereich der Durchflu&#223;&#246;ffnungen von Schieber- und/oder Boden&#173;platte die verschlissene Platten&#173;substanz entfernen, in die &#214;ff&#173;nung jeweils ein keramisches Bauteil mit einer Durchflu&#223;&#246;ff&#173;nung einsetzen und darin fest&#173;legen, bestehend aus einem Ring in der St&#228;rke der Platte mit einer umlaufenden Randnut und einem ringf&#246;rmigen Aufsatz, der in die Nut eingreift und mit dem Ring verbunden ist</p> <p>und/oder</p> <p>b)</p> <p>im Bereich der Durchflu&#223;&#246;ffnungen von Schieber- und/oder Boden&#173;platte die verschlissene Platten&#173;substanz entfernen und in die &#214;ffnung jeweils einen keramischen Ring in der St&#228;rke der Platte mit einer Durchflu&#223;&#246;ffnung einsetzen und darin festlegen,</p> <p>5</p> <p>wobei die erweiterten Einsatz&#173;&#246;ffnungen an einer Oberfl&#228;che der Platte einen weiteren und an der gegen&#252;berliegenden Oberfl&#228;che der Platte einen engeren Durchmesser aufweisen und beide Bereiche beim Aufeinandertreffer/am &#214;ffnungsrand eine umlaufende Schulter bilden,</p> <p>der keramische Ring an seinem Au&#223;enrand ebenfalls an einer Seite einen weiteren und an der gegen&#252;berliegenden Seite einen engeren Durchmesser aufweist und mit einer beide Bereiche verbin&#173;denden umlaufenden Schulter ver&#173;sehen ist,</p> <p>die Au&#223;enkanten des Ringes und der Einsatz&#246;ffnung komplement&#228;r zueinander profiliert sind</p> <p>und sich der Ring mit seiner Schulter auf der Schulter der Einsatz&#246;ffnung abst&#252;tzt,</p> <p>und/oder</p> <p>die vorstehend beschriebenen Platten in den Verkehr zu brin&#173;gen, feilzuhalten oder zu ge&#173;brauchen ;</p> <p>2.</p> <p>der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Rechnung zu</p> <p>6</p> <p>legen, in welchem Umfang sie die Handlungen der unter Ziffer 1.1. bezeichneten Art seit dem 29. Mai 1971 begangen haben, unter Angabe der Liefermengen, -Zeiten, -preise von Verschlu&#223;platten sowie Namen und Anschriften der Abnehmer, der Angebote und Ange&#173;botsempf&#228;nger, von Art und Umfang der Werbung, sowie der Gestehungskosten, unter Benennung der einzelnen Kostenfaktoren, wobei die Angaben &#252;ber die Wer&#173;bung nach Bundesl&#228;ndern und Ka&#173;lendervierteljahren sowie nach Werbetr&#228;gern und Auflage der Werbetr&#228;ger aufzuschl&#252;sseln sind;</p> <p>dabei bleibt den Beklagten nach ihrer Wahl vorbehalten, die Namen und Anschriften der Abnehmer und Angebotsempf&#228;nger statt der Kl&#228;&#173;gerin einem von dieser zu benen&#173;nenden, ihr gegen&#252;ber zur Ver&#173;schwiegenheit verpflichteten vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern die Beklagten die Kosten seiner Einschaltung tragen und ihn erm&#228;chtigen, der Kl&#228;gerin auf konkreten Befragen dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, ob in der Rechnungslegung ein bes&#173;timmter Abnehmer oder Angebots-</p> <p>7</p> <p>empf&#228;nger, eine bestimmte Liefe&#173;rung oder ein bestimmtes Angebot enthalten ist.</p> <p>II.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind,</p> <p>1.</p> <p>der Kl&#228;gerin wegen derjenigen Hanldungen der unter Ziffer 1.1. bezeichneten Art, die sie in der Zeit vom 29. Mai 1971 bis zum 25-Dezember 1971 begangen haben, eine angemessene Entsch&#228;digung zu leisten,</p> <p>2.</p> <p>der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch dieje&#173;nigen Handlungen der unter Ziffer 1.1. bezeichneten Art, die die Beklagten seit dem 25. Dezember 1971 begangen haben, entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <p>III.</p> <p>Die weitergehenden Rechnungsle-gungs-, Entsch&#228;digungs-und Scha&#173;denersatzforderungen betreffend die/unter Ziff. I 1 a) und b) genannten Handlungen werden ab&#173;gewiesen.</p> <p>8</p> <p>IV.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheits&#173;leistung in H&#246;he von 200.000,--DM vorl&#228;ufig vollstreckbar, die auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer zum Gesch&#228;fts&#173;betrieb in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlin zugelassenen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden kann.</p> <p>V.</p> <p>Die weiteren Entscheidungen bleiben dem Schlu&#223;urteil vorbe&#173;halten .</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand :</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Inhaber des auf ihren fr&#252;heren Namen X eingetragenen deutschen Patents X (Klagepatent, Anlage W 1) betreffend einen Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; f&#252;r Gef&#228;&#223;e zum Vergie&#223;en von Metallen; sie nimmt die Beklagten daraus auf Unterlassung, Rechnungslegung, Entsch&#228;digung und Schadenersatz in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent beruht auf einer Anmeldung vom 13-Oktober 1969, die am. 29. April 1971 offengelegt</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">9</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">wurde. Die Auslegung hat am 25. November 1971 statt&#173;gefunden, die Ausgabe der Patentschrift am 31. Januar 1974. In der Offenlegungsschrift (Anlage B 3) lauteten die hier interessierenden Schutzanspr&#252;che 1 und&#160; 2&#160; des&#160; Klagepatents:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; f&#252;r Gef&#228;&#223;e zum Vergie&#223;en von Metallen mit im Bereich des Gef&#228;&#223;ausflusses und im metallischen Schieber angeordneten auswechselbaren Verschlei&#223;tei&#173;len aus feuerfestem Material, dadurch gekennzeichnet , da&#223; Ausflu&#223; und Schieber von Gestaltung und Abmessung gleich gebildete Verschlei&#223;teile (4 und 11 bzw.&#160;&#160; 10&#160; und&#160;&#160; 14)&#160;&#160; aufweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schieberverschlu&#223; nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, da&#223; die Einlaufh&#252;lse (4) des Gef&#228;&#223;ausflusses und die Auslaufh&#252;lse (11) des Schiebers sowie die Bodenplatte (14) und die mit ihr dichtend zusammenwirkende Schie&#173;berplatte (10) gleiche Gestalt und Abmes&#173;sungen&#160; haben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In&#160;&#160; der&#160;&#160; Klagepatentschrift&#160;&#160; hat&#160;&#160; der&#160; Schutzanspruch&#160;&#160; 1 folgende&#160; Fassung erhalten:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; f&#252;r Gef&#228;&#223;e zum Vergie&#223;en von Metallen, insbesondere Stahl, der eine in den Gef&#228;&#223;ausflu&#223; eingebaute Einlaufh&#252;lse und eine darunter vorgesehene Bodenplatte,&#160;&#160; ferner&#160; eine&#160; mit&#160;&#160; dieser&#160; dichtend</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">10</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">zusammenwirkende Schieberplatte und eine dieser zugeordnete Auslaufh&#252;lse aufweist, dadurch gekennzeichnet, da&#223; die Einlaufh&#252;lse (4) und die Auslauf&#173;h&#252;lse (11) bzw. die Schieberplatte (10) und die Bodenplatte (14) als auswechselbare feuerfeste Verschlei&#223;teile von jeweils gleicher Gestalt und gleichen Abmessungen ausgebildet sind.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1), deren pers&#246;nlich haftende Ge&#173;sellschafterin die Beklagte zu 2) ist, die ihrer&#173;seits unter der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Beklagten zu 3) und 4) steht, &#252;bernimmt von Gie&#223;ereibetrieben un&#173;brauchbar gewordene, urspr&#252;nglich von der Kl&#228;gerin stammende Boden- und Schieberplatten f&#252;r Metallgu&#223;&#173;gef&#228;&#223;e und macht daraus wiederverwendbare Verschlu&#223;-platten. Sie bohrt das besch&#228;digte Plattenmaterial im Bereich der Durchflu&#223;&#246;ffnung f&#252;r die Metall&#173;schmelze aus. In diese erweiterte Bohrung setzt sie einen ringf&#246;rmigen Einsatz aus feuerfestem Material und legt ihn anschlie&#223;end fest.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In einer ersten Ausf&#252;hrungsform bestand dieser Ein&#173;satz aus zwei Teilen, n&#228;mlich einem mit einer um&#173;laufenden Randnut versehenen Ring in der St&#228;rke der Platte und einem Aufsatz, der in die Nut eingreift und mit dem Ring verbunden ist (Anlage B 4, Bilder 8 bis 11); der Aufsatz &#252;berragte die Platte (Anlage B 4 Bilder 7 bis 10).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In einer zweiten Ausf&#252;hrungsform ist der Einsatz aus</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">11</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">einem einteiligen Ring gebildet und mit einer Schul&#173;ter ausger&#252;stet, in die eine spiegelbildliche Schulter am Rand der Plattenaufbohrung eingreift; das Vorhandensein dieser Schultern hat die Kl&#228;gerin im Verhandlungstermin nicht mehr in Frage gestellt. Der Ring &#252;berragt die Platte an einer ihrer beiden Oberfl&#228;chen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine dritte Ausf&#252;hrungsform besteht aus einem Ein&#173;satzring, der an beiden Seiten die Plattenoberfl&#228;che nicht &#252;berragt und ebenfalls mit einer Schulter ausger&#252;stet ist, in die eine spiegelbildliche Schul&#173;ter des Bohrungsrandes eingreift (Anlage B 6).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin sieht darin einen Eingriff in ihre Rechte aus dem Klagepatent und macht geltend: Die angegriffenen Platten seien dazu bestimmt und geeignet, in nach dem Klagepatent gesch&#252;tzte Aus&#173;flu&#223;schieberverschl&#252;sse eingesetzt zu werden. Sie seien sowohl als Schieber- als auch als Bodenplatte verwendbar und von untereinander gleicher Gestalt und gleichen Abmessungen. Es handelte sich daher um erfindungsfunktionell individualisierte Teile. Die Bearbeitung der Verschlu&#223;platte- komme einer v&#246;lligen Neuherstellung gleich. Die Platten seien verschlissen und unbrauchbar geworden; ohne die Aufarbeitung durch die Beklagten m&#252;&#223;ten sie wegge&#173;worfen werden. Durch die Bearbeitung entstehe unter Verwendung von Resten der alten Platte eine neue. Die Platten seien nach der Aufarbeitung von ein&#173;heitlicher Gestalt, w&#228;hrend sie vorher infolge der an jeder Platte unterschiedlichen verschlei&#223;beding&#173;ten Erweiterungen der Durchflu&#223;&#246;ffnung von unter&#173;schiedlicher&#160;&#160;&#160;&#160; Gestalt&#160;&#160;&#160;&#160; gewesen&#160;&#160;&#160;&#160; seien.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">12</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwi&#173;derhandlung vom Gericht festzusetzenden Ord&#173;nungsgeldes bis zu DM 500.000,--, ersatzweise Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu 6 Mona&#173;ten,&#160;&#160; im&#160;&#160;&#160; Wiederholungsfalle&#160; Ordnungshaft&#160;&#160; bis&#160;&#160; zu</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Jahren,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schieberplatten oder Bodenplatten (Verschlu&#223;&#173;platten) f&#252;r den Einbau in einen oder zur Ver&#173;wendung in einem Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; f&#252;r Gef&#228;&#223;e zum Vergie&#223;en von Metallen, insbesondere Stahl, der eine in den Gef&#228;&#223;ausgu&#223; eingebaute Einlaufh&#252;lse und eine darunter vorgesehene Bodenplatte, ferner eine mit dieser dichtend zusammenwirkende Schieberplatt-e und eine dieser zugeordneten Auslaufh&#252;lse aufweist,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">wobei die Schieberplatte und die Bodenplatte als auswechselbare feuerfeste Verschlei&#223;teile von jeweils gleicher Gestalt und gleicher Ab&#173;messungen ausgebildet sind,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><strong>13</strong></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">gewerbsm&#228;&#223;ig&#160;&#160; herzustellen,&#160;&#160; in&#160; Verkehr&#160;&#160; zu&#160;&#160; brin&#173;gen,&#160;&#160; feilzuhalten&#160;&#160; oder&#160;&#160; zu&#160;&#160; gebrauchen,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, in welchem Umfang die Beklagten Handlungen der unter Ziffer 1.1. bezeichneten Art seit dem 15. Mai 1971 begangen haben, unter Angabe der Lie&#173;fermengen, -Zeiten, -preise von Verschlu&#223;&#173;platten sowie Namen und Anschriften der Ab&#173;nehmer, der Angebote und Angebotsempf&#228;nger, von Art und Umfang der Werbung, sowie der Ge&#173;stehungskosten, unter Benennung der einzelnen Kostenfaktoren, wobei die Angaben &#252;ber die Werbung nach Bundesl&#228;ndern und Kalenderviertel&#173;jahren sowie nach Werbetr&#228;gern und Auflage der Werbetr&#228;ger aufzuschl&#252;sseln sind, wobei es den Beklagten nach ihrer Wahl vorbe&#173;halten bleibt, die Namen und Anschriften der Abnehmer und Angebotsempf&#228;nger statt der Kl&#228;&#173;gerin einem von dieser zu benennenden, zur Verschwiegenheit gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin ver&#173;pflichteten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern die Beklagte dessen K-osten tragen und ihn erm&#228;chtigen, der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, ob in der Rechnungslegung ein bestimmter Abnehmer oder Angebotsempf&#228;nger oder eine bestimmte Lieferung oder ein bestimmtes Angebot enthalten ist,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">festzustellen,&#160;&#160;&#160; da&#223;&#160;&#160; die&#160;&#160; Beklagten&#160;&#160; verpflichtet</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">sind,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">14</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin wegen derjenigen Handlungen der unter Ziffer 1.1. bezeichneten Art, die sie in der Zeit vom 15. Mai 1971 bis zum 14. Dezember 1971 begangen haben, eine angemesene Entsch&#228;-digung zu leisten,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch diejenigen Handlungen der unter Ziffer 1.1. bezeichneten Art, die die Beklagten seit dem 15. Dezember 1971 begangen haben, entstan&#173;den ist und noch entstehen wird.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Sie machen geltend:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Unterlassungsantrag sei zu unbestimmt. Er richte sich nach seinem Wortlaut gegen die Herstellung und Lieferung von Neuplatten. Solche Handlungen h&#228;tten sie nicht begangen. Die nach der Klagebegr&#252;ndung angegriffenen Aufarbeitungsma&#223;nahmen seien aus der Fassung des Klageantrages nicht zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">In der Sache stellen sie eine Verletzung des Klage&#173;patents in Abrede und tragen insoweit vor: Sie h&#228;tten die Verschlu&#223;platten, die bereits mit Zustimmung der Kl&#228;gerin in den Verkehr gelangt</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">15</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">seien, lediglich repariert. Ein Reparaturmonopol des Patentinhabers habe der Bundesgerichtshof in seiner Entscheidung "F&#246;rderrinne" in GRUR 1959, Seite 232 gerade nicht anerkannt. Die Patentrechte der Kl&#228;gerin seien verbraucht. Reparaturen als Neu&#173;herstellung zu bewerten, komme auch deshalb nicht in Betracht, weil die &#252;berarbeiteten Stellen nur einen geringen Anteil der gesamten Schieberplatte ausmach&#173;ten und die Qualit&#228;t der aufgearbeiteten Platte hinter derjenigen von Neuware an den Stellen zur&#252;ck&#173;bleibe, an denen die urspr&#252;ngliche Substanz erhalten bleibe. Inzwischen sei es bei den Anwendern solcher Platten auch &#252;blich, die Verschlu&#223;platten so oft wie m&#246;glich zu repararieren anstatt sie wegzuwerfen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten stellen weiterhin in Abrede, die kenn&#173;zeichnenden Merkmale des Schutzanspruchs zu verwirk&#173;lichen. Gegen&#252;ber der Offenlegungsschrift (Anlage B 3) sei der Schutzanspruch 1 des Klagepatents unzu&#173;l&#228;ssig erweitert worden. Au&#223;erdem befasse sich keine der drei angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen mit Ver&#173;schlu&#223;platten, die in ihrer Funktion als Boden- oder Schieberplatte gegeneinander austauschbar seien; beide fraglichen Teile seien nicht in gleicher Ge&#173;stalt und Abmessung ausgebildet.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">In der ersten angegriffenen Ausf&#252;hrungsform (Anlage B 4) seien die Keramikplatten zwar gleich gestaltet und bemessen, ihre Blech- oder Stahlummantelung sei aber bei Schieber- und Bodenplatte unterschiedlich gestaltet. Da die Keramikplatte dauerhaft in den Mantel eingekittet werde, k&#246;nne der Anwender sie nicht mehr gegeneinander austauschen. Im &#252;brigen sei</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">16</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">die Ausbildung des Ringeinsatzes nur ein Versuch gewesen, der sich nicht bew&#228;hrt habe. Die Beklagten h&#228;tten diese Ausf&#252;hrungsform bereits nach kurzer Zeit aufgegeben.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Ausgestaltung der zweiten angegriffenen Aus&#173;f&#252;hrungsform sei aus Anlage B 5 ersichtlich. Jeder Ringeinsatz besitze einen &#252;ber die Platte ragenden konischen &#220;berstand. In der Bodenplatte liege die Schulter des Ringeinsatzes so, da&#223; der breitere Ringteil den &#252;berstehenden Konus bilde, in der Schieberplatte bilde dagegen der engere Ringteil den Konus. Auf diese Weise solle der Ringteil mit dem gr&#246;&#223;eren Durchmesser stets an der nach oben gewen&#173;deten Plattenoberfl&#228;che liegen, um sich auf seiner Schulter gegen den Druck der Metallschmelze auf der/3ehulter zur Platten&#246;ffnung abst&#252;tzen zu k&#246;nnen. Dadurch wolle man verhindern, da&#223; die Gu&#223;&#173;fl&#252;ssigkeit den ringf&#246;rmigen Einsatz nach unten herausdr&#252;cke, was zum Verlust der Bewegungsf&#228;higkeit des Schiebers f&#252;hren k&#246;nne. Aus diesem Grund sei die Platte mit dem breiteren Konus nur als ortsfeste Bodenplatte einsetzbar und die Platte mit dem schmaleren Konus ausschlie&#223;lich als Schieberplatte. Deshalb kennzeichneten sie auf Wunsch des Kunden Boden- und Schieberplatte mit getrennten Markierun&#173;gen. Die Kl&#228;gerin erwidert darauf, die Ringeins&#228;tze k&#246;nnten auch unter dem Druck des Gu&#223;metalls nicht ausweichen. Der Ringeinsatz der ortsfesten Boden&#173;platte werde durch die absolut dicht anliegende Schieberplatte unverr&#252;ckbar festgehalten, der Ring&#173;einsatz der beweglichen Schieberplatte durch die darunter befindliche Auslaufh&#252;lse und die diese festhaltenden Bauteile.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">- 17 -</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der dritten angegriffenen Ausf&#252;hrungsform (Anlage &#223; 6) macht die Beklagte geltend:</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Es best&#252;nden zwar gleicne Abmessungen der Keramikplatte, man n&#252;sse jedoch beim Einbau darauf achten, da&#223; die Schulter der Ringe mit ihrer Kante nach unten zeige und der breitere Ringteil oben liege.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelneiten des Parteivorbringens wird auf die wechselseitigen vorbereitenden Schrifts&#228;tze nebst Anlagen und den Inhalt der Gerichtsakten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Entscheidung s g r&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsstreit ist hinsichtlich der angegriffenen Verschlu&#223;platten gem&#228;&#223; Anlage 8 <em>%&#160; </em>und Anlage B 6 zur Endentscheidung reif. Deshalb ist insoweit durch Teilurteil nach &#167; 301 <strong>der Zivilproze&#223;ordnung (ZPO) zu ent&#173;scheiden. Dagegen bedarf noch der </strong>Aufkl&#228;rung, <strong>ob </strong>auch <strong>die</strong> angegriffene <strong>Aus&#173;f&#252;hrungsform </strong>gem&#228;&#223; Anlage B 5 in <strong>die</strong> Rechte <strong>der </strong>Kl&#228;gerin aus dem Klagepatent eingreift.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Ausf&#252;hrungsformen gem&#228;&#223; Anlagen B 4 und B 6 ist die Klage zul&#228;ssig und in wesentlichen auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">A.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssiq. Der Klageantrag ist hinreichend bestimmt im Sinne des &#167; <em>253&#160; </em>ZPO. Aus dem Antrag der Kl&#228;gerin ist hinreichend klar zu entnehmen, da&#223; sie sich gegen die gewerbliche Nutzung er-<strong>f</strong>indungsfunktionell individualisierter Teile wendet, die in nach dem Klagepatent gesch&#252;tzten Anlagen eingesetzt werden k&#246;nnen. <em>Da </em>die Verschlu&#223;platten, denen die Kl&#228;gerin die Eigenschaft als erfin-dungsfunktionel1 individualisierte Teile in diesem Sinne beinessen will, nach ihrer Auffassung von den Kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1 wortlautgem&#228;&#223; Gebrauch machen, gen&#252;gte es den Erfordernissen einer m&#246;glichst genauen Anpassung des Klageantrags an die konkrete Verletzunqsform, insoweit: lediglich die Merkmale des Patentanspruchs im Unterlassungsantrag aufzuf&#252;hren. <em>Da&#160; </em>die</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">- 18 -</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">angegriffenen Benutzungshandlungen sich aus ihrer Sicht als Her&#173;stellen bewerten lassen, war es auch nicht erforderlich, die Hand&#173;lungen n&#228;her zu umschreiben, die die Kl&#228;gerin als Herstellung be&#173;trachtet.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">B.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen gem&#228;&#223; Anlage B 4 und 3 6 ist die Klage abgesehen von geringen zeitlichen Abstrichen bei den Anspr&#252;chen auf Entsch&#228;digung, Schadensersatz und Rechnungslegung be&#173;gr&#252;ndet. Nach &#167; 47 Abs. 1 des Patentgesetzes (PatG) 1968 haben die Beklagten die angegriffenen Benutzungshandlungen zu unterlassen; nach &#167; 47 Abs. 2 PatG 1963 sind sie der Kl&#228;gerin zum Schadenseratz, gem&#228;&#223; &#167; 24 Abs. 5 PatG 1968 zur Entsch&#228;digung und gem&#228;&#223; &#167;&#167; 242, 259 des B&#252;rgerlichen Gesetzbuches (BGB) zur Rechnungslegung verpflichtet. Die angegriffenen Ver&#173;schlu&#223;platten machen von der gesch&#252;tzten Lehre des Klaqepatents mittelbar Gebrauch. I.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die dem Klagepatent zugrundeliegende Erfindung betrifft Ausflu&#223;schieber&#173;verschl&#252;sse zum Vergie&#223;en von Metallen, insbesondere Stahl, mit einer in den Gef&#228;&#223;ausflu&#223; eingebauten Einlaufh&#252;lse und einer darunter vorgesehenen ortsfesten Bodenplatte sowie einer mit dieser dichtend zusammenwirkenden Schieberplatte und einer dieser zugeordneten Auslaufh&#252;lse.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">In der Klagepatentschrift ist einleitend ausgef&#252;hrt, Bei derartigen Schieberverschl&#252;ssen sei es notwendig, die einem gro&#223;en Verschlei&#223; durch das ausflie&#223;ende fl&#252;ssige Metall ausgesetzten Teile h&#228;ufig auszuwechseln, um ein dichtes Abschlie&#223;en des Verschlusses w&#228;hrend des Betriebes zu gew&#228;hrleisten. Besonders im heutigen Stahlwerkbetrieb seien die Beanspruchungen der feuerfesten Teile dieser z. B. an Gie&#223;pfannen f&#252;r Stranggu&#223; angebrachten Schieberverschl&#252;sse au&#223;erordent&#173;lich hoch. Dies liege vor allem an den langen Gie&#223;zeiten der gro&#223;en, bis zu 300 Tonnen Stahl enthaltenden Pfannen sowie an den sehr hohen Temperaturen und den gro&#223;en Flie&#223;geschwindiqkeiten des unter hohem ferrostatischem Druck stehenden fl&#252;ssigen Metalls. Infolge dieser hohen Beanspruchungen der dem Verschlei&#223; ausgesetzten Teile des Schieberverschlusses sei es unumg&#228;nglich, kostspieliges feuerfestes Material h&#246;chster keramischer </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">- 19 -</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Qualit&#228;t zu verwenden, vor allem solches, das bis zu 90 <em>% </em>Tonerde enthalte. Selbst in diesem Fall sei der Verschlei&#223; noch so hoch, da&#223; es selten qelinge, die den Abschlu&#223; bewirkenden Platten f&#252;r mehr als eine Pfannencharqe zu verwenden. Die qeringen Standzeiten erq&#228;ben sich nicht zuletzt auch aus der qeforderten Betriebssicherheit qeqen Stahldurchbr&#252;che und Leckstellen. Die bekannten Schieberverschl&#252;sse wiesen Verschlei&#223;teile verschiedener Gestalt auf, wobei f&#252;r die Formqebung der einzelnen Teile vorwiegend w&#228;rmetechnische &#220;berlegungen ber&#252;cksichtigt w&#252;rden. Bei den bekannten Schieberverschl&#252;ssen sei das Auswechseln der Verschlei&#223;teile mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, weil eine Vielzahl von verschie&#173;denartigen Teilen f&#252;r das Auswechseln in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Zu einer aus der CH-PS X vorbekannten L&#246;sung erl&#228;utert die Klagepatentschrift, bei den verschiedenen Ausf&#252;hrunqsformen seien die Bodenplatten und die Schieberplatten verschieden ausgebildet. Auch die Einlaufh&#252;lse und die Auslaufh&#252;lse seien ganz verschieden gestaltet. Zwischen Einlaufh&#252;lse und Auslaufh&#252;lse sei eine Verbindung durch Nut und Feder vorgesehen; Nut und Feder seien jedoch jeweils nicht identisch ausgebildet.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Auch nach der DE-OS X und der FR-PS X seien die einzelnen Verschlei&#223;teile voneinander verschieden ausgebildet. An diesem Vorschlag bem&#228;nqelt die Klaqepatentschrift als nachteilig, da&#223; die Fabrikation und Lagerhaltung solcher in ihrer Gestalt viel&#173;f&#228;ltiger Verschlei&#223;teile verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig aufwendig und kostspielig sei. Au&#223;erdem seien die Montaqe- und Austauscnarbeiten f&#252;r die Verschlei&#223;teile schwierig, wobei auch Verwechslungen von Teilen &#228;hnlicher Gestalt beim Einbau nicht auszuschlie&#223;en seien.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Im Anschlu&#223; daran bezeichnet die Klaqepatentschrift als Aufgabe der Erfindung, einen Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; f&#252;r Gef&#228;&#223;e von Metallen, wie z. B. Stahl zu schaffen, insbesondere f&#252;r Gef&#228;&#223;e mit gro&#223;em Aufnahmeverm&#246;gen, der durch zweckentsprechende Ausbildung einzelner Bauelemente wesentlich vereinfacht ist und bei dem das Auswechseln und Ersetzen der Verschlei&#223;teile erleichtert wird.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">- 20 -</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Dieser Aufgabe soll gem&#228;&#223; dem Schutzanspruch 1 durch eine Vorrichtung mit folqenden Merkmalen gel&#246;st werden:</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160; Es handelt sich um einen Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; f&#252;r Gef&#228;&#223;e zum Vergie&#223;en von Metallen, insbesondere Stahl;</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160; <em>Der&#160; </em>Anschlu&#223; weist auf:</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">2.1.&#160; eine in den Gef&#228;&#223;ausflu&#223; eingebaute Einlaufh&#252;lse und</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">2.2.&#160; eine darunter vorgesehene Bodenplatte,</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">2.3.&#160; ferner eine mit dieser dichtend zusammenwirkende Schieberplatte und</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">2.4. eine dieser zugeordnete Auslaufh&#252;lse.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#252;berbegriff -</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">4. 5.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Einlaufh&#252;lse (4) und die Auslaufh&#252;lse (11) bzw. die Schieberplatte (10) und die Bodenplatte (14) sind als auswechselbare feuerfeste Verschlei&#223;teile von jeweils gleicher Gestalt und gleichen Abmessungen ausge&#173;bildet.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kennzeichen -</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die erreichten Vorteile der gesch&#252;tzten Erfindung liegen nach den weiteren Darlegungen der Klagepatentschrift einmal darin, da&#223; sich die Herstellung der Verschlei&#223;teile beim Fabrikanten vereinfache, da nunmehr die Produktion auf wenige Erzeugnisse beschr&#228;nkt sei, die in Massenfertigung mit einem minimalen Aufwand an Maschinen und Werkzeugen billig und gut bei Verringerung der Ausschu&#223;quote hergestellt werden k&#246;nnten. Zum anderen werde die Lagerhaltung f&#252;r den Fabrikanten und Abnehmer vereinfacht. Weiterhin k&#246;nnten Montage- und Reparaturarbeiten am Schieberverschlu&#223; mit den eine Verwechselungsgefahr nunmehr weitgehend ausschlie&#223;enden Verschlei&#223;-teilen schnell durchgef&#252;hrt werden, so da&#223; sich die kostspieligen Ausfallzeiten im laufenden Gie&#223;betrieb verringerten.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">- 21 -</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten enth&#228;lt der Anspruch 1 in der erteilten Fassung keine unzul&#228;ssige Erweiterung. Mit dieser Problematik hat sich die Kammer bereits in ihrem ebenfalls eine Verletzung des vorliegenden Klagepatents betreffenden Urteil vom 19. November 1985 (4 0 297/84 Anlage W 4) auseinandergesetzt. An der seinerzeit gegebenen Begr&#252;ndung h&#228;lt sie fest. Die Beklagten haben keine Gesichtspunkte vorgebracht, die eine abweichende Betrachtung rechtfertiqen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Durch die angegriffene Aufarbeitunq der gebrauchten Verschlu&#223;platten greifen die Beklagten in Form der mittelbaren Patentverletzung in die Ausschlie&#223;lichkeitsrechte der Kl&#228;gerin ein. Voraussetzung f&#252;r Anspr&#252;che wegen mittelbarer Patentverletzung ist, da&#223; der in den Verkehr gebrachte Gegenstand der qesch&#252;tzten Erfindung ange&#173;pa&#223;t, also erfindungsfunktionell individualisiert ist und der Ver&#173;treter wei&#223; oder wissen mu&#223;, da&#223; die Abnehmer den Gegenstand in schutzrechtsverletzender Weise benutzen (BGH GRUR 1961, 466, 469 Gewinderollkopf; 1961, 627 Metallspritzverfahren).</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Beides trifft auf die von den Beklagten aufgearbeiteten Platten zu.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Verschlu&#223;platten, die die Beklagte in der angegriffenen Weise</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">bearbeitet hat, sind erfindungsfunktionell individualisiert.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Sie besitzen eine solche Ausgestaltung, die sie an die gesch&#252;tzte Gesamtvorrichtung "Ausflu&#223;schieberverschlu&#223;" erfindunqsqem&#228;&#223; anpa&#223;t und aus der Zahl anderer vergleichbarer Einzelteile heraushebt. Dadurch sind sie in eine unmittelbare Beziehung zu dem Erfindungs&#173;gedanken gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Da&#223; dies auf neu hergestellte Verschlu&#223;platten zutrifft, die zur Verwendung in nach dem Klaqepatent gesch&#252;tzten Vorrichtungen geeignet und bestimmt sind, bedarf keiner weiteren Darlegungen. Daran hat sich</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">- <em>22</em> -</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">durch die Bearbeitungsma&#223;nahmen der Beklagten nichts ge&#228;ndert. Nach wie vor sind die Verschlu&#223;platten von qleicher Gestalt und gleichen Abmessunq ausqebildet, wie die Merkmale 4 und 5 des Klage&#173;patents voraussetzen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform gem&#228;&#223; Anlage B 4 wenden die Beklagten ohne Erfolg ein, Bodenplatte und Schieber seien schon deshalb nicht gleich gestaltet und bemessen, weil sie bei der Aufarbeitung dauerhaft in einen Metall rahmen eingebracht w&#252;rden, der seinerseits f&#252;r Bodenplatte und Schieberelement unter&#173;schiedlich ausgestaltet und bemessen sei. Nach dem Wortlaut des Klagepatentanspruchs 1, wie ihn der Fachmann versteht, gen&#252;gt es, da&#223; die jeweiligen Keramikteile der Platten als auswechselbare feuerfeste Verschlei&#223;&#173;teile von jeweils gleicher Gestalt und gleichen Abmessungen ausge&#173;bildet sind. Auf die Beschaffenheit der Metallummantelunq kommt es ersichtlich nicht an. Wie die Beschreibunq der Klagepatentschrift erkennen l&#228;&#223;t, sind unter Verschlei&#223;teilen lediglich die Platten und die zugeh&#246;rigen Ein- bzw. Auslaufh&#252;lsen zu verstehen. In der Beschreibung der Erfindung anhand eines Ausf&#252;hrungsbeispiels (Spalte 3 Zeilen 45 bis Spalte 4 Zeile 15 der Klagepatentschrift) sind die Ummantelungen an keiner Stelle in den Begriff "Verschlei&#223;teile" einbezogen, sondern wie schon die Verwendung unterschiedlicher Bezugsziffern zeigt, stets voneinander getrennt. Der Fachmann erkennt, weiterhin, da&#223; es gerade auf die Ausgestaltung der feuerfesten Teile ankommt, um die Vorteile der gesch&#252;tzten Lehre zu erreichen. Sie bestehen nach den Ausf&#252;hrungen in Spalte <em>2&#160; </em>Zeilen 45 bis 58 der Klagepatentschrift in einer vereinfachten, da auf weniqe Feile beschr&#228;nkten Fabrikation, einer vereinfachten Lagerhaltung f&#252;r Fabrikanten und Abnehmer und einer vereinfachten Montage oder Repa&#173;ratur an Schieberverschlu&#223;, da die Verschlei&#223;teile gleich ausgestaltet sind und man nunmehr insoweit auf m&#246;gliche Verwechslungen nicht mehr zu achten braucht. Dies alles bezieht sich auf die eingesetzten Feuerfestteile. Denn gerade sie unterlieqen dem hohen Verschlei&#223; durch das Passieren der hei&#223;en Metallschmelze. Gerade sie sind daher auch besonders h&#228;ufig zu erneuern.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">- 23 -</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die patentgem&#228;&#223;en Vorteile, die die Scnieberplatten nach dem Klage&#173;patent erreichen, lassen sich auch mit den von den Beklagten in den Verkehr gebrachten Verschlu&#223;platten bewirken. Denn unabh&#228;ngig davon, wie die Blechummantelungen ausgestaltet sind, sind f&#252;r alle Blechummantelungen nur einheitlich gestaltete Feuerfestplatten vorhanden, gleichg&#252;ltig ob sie als Boden- oder als Schieberplatte verwendet werden sollen. Dadurch kann sich die Herstellung auf eine einzige Ausf&#252;hrung der Einsatzplatten beschr&#228;nken, was den Aufwand Maschinen und Werkzeugen entsprechend vermindert, und ebensowenig brauchen beim Einsetzen der von der Beklaqten zu 1) wieder herge&#173;richteten Platten verschiedene Gestaltungen beim Einsatz in die Blechummantelungen auseinandergehalten zu werden.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Auch die angegriffene Ausf&#252;hrung gem&#228;&#223; Anlage B 6 verwirklicht die Merkmale 4 und 5 des Klagepatentanspruchs. Wie die Beklagten selbst nicht in Abrede stellen, sind die Platten von gleicher Abmessung und von gleicher Gestalt. Sie machen insoweit lediglich geltend, man m&#252;sse beim Einbau darauf achten, da&#223; diejenige Plattenoberfl&#228;chenseite beim Betrieb nach oben zeige, an der der ringf&#246;rmige Einsatz an seiner Au&#223;enkante den gr&#246;&#223;eren Durchmesser aufweist. Dies &#228;ndert aber nichts daran, da&#223; die aufgearbeiteten Platten sowohl als Schie&#173;ber- als auch als Bodenplatte verwendbar sind. Auch insoweit ist der mit dem Klagepatent angestrebte technische Erfolg zu erreichen. Auch hier braucht f&#252;r beide Funktionen - Boden- und Schieberplatte -nur eine einziqe Plattengattung hergestellt zu werden, und demqem&#228;&#223; braucht man beim Einbau keine unterschiedlichen Plattenausf&#252;hrungs&#173;formen auseinanderzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die Platten, die die Beklaqte zu 1) wieder aufgearbeitet hat, sind</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">zumindest nicht ohne weiteres auch au&#223;erhalb der nach dem Klagepatent</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">qesch&#252;tzten Gesamtvorrichtung verwendbar. Dazu sind sie, was im</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Hinblick auf die hier entsprechend geltenden Ausf&#252;hrungen der Kammer</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">in dem bereits qenannten Urteil 4 0 297/84 nicht weiter ausgef&#252;hrt</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">werden mu&#223;, auch zu diesem Zweck geeignet und bestimmt. Hierzu</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">bieten die Beklagten sie ausdr&#252;cklich an.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">- 24 -</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die Abnehmer der Beklagten begehen eine unmittelbare Patentverletzung, indem sie die von den Beklagten aufgearbeiteten und vertriebenen Platten f&#252;r die von der Kl&#228;gerin bezogenen Ausflu&#223;schieberverschl&#252;sse f&#252;r Gef&#228;&#223;e zum Vergie&#223;en von Metallen verwenden, die die &#252;brigen Merkmale des Schutzanspruchs 1 aus dem Klagepatent aufweisen. Zu Unrecht meinen die Beklagten, das Ausschlie&#223;lichkeitsrecht der Kl&#228;gerin sei durch die Lieferungen der Gesamtvorrichtunqen verbraucht. Wie die Kammer bereits in ihrem Urteil vom 19. NovemDer 1985 (4 0 297/84, Anlage W 4) entschieden hat, steht der Einsatz eines feuerfesten Ringes in die Durchflu&#223;&#246;ffnunq einer unbrauchbar gewordenen Verschlu&#223;platte deren Neuerstellunq gleich. Nach einer nochmaligen &#220;berpr&#252;fung h&#228;lt die Kammer an ihrem damals eingenommenen Standpunkt fest. Sie hatte sich in der vorgenannten Entscheidung ma&#223;geblich von der Erw&#228;gung leiten lassen, da&#223; die Neuerstelluno und Lieferunq der erfindunqsfunktionell individualisierten Verschlu&#223;platten eine Patentverletzung darstelle; dieser Neunerstellung seien die &#220;berar&#173;beitungsma&#223;nahmen der Beklaqten des damaligen Rechtsstreits gleich&#173;zustellen, weil qerade in den wesentlichen Bereichen der Platte neues Material zum Einsatz qelange.das nicht vom Patentinhaber stamme. Da&#223; diese Ausf&#252;hrungen nach wie vor richtiq sind und auch auf den vorliegenden Fall zutreffen, ergibt sich aus folqenden Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist das Ausschlu&#223;recht des Patentinhabers verbraucht durch den Verkauf der patentierten Vorrichtung, durch den er den Lohn f&#252;r seine Erfindung erh&#228;lt. Nach dem Grundsatz der Ersch&#246;pfung des Patentrechts wird jedes patentgesch&#252;tzte Erzeugnis, das einmal berechtigterweise in den Verkehr qelangt ist, gemeinfrei benutzbar. Der Erwerber einer qemeinfrei qewordenen Vorricntunq kann &#252;ber sie in jeder Hinsicht frei verf&#252;gen und sie demgem&#228;&#223; auch ungehindert gebrauchen. Ob und inwieweit er jedoch die ganz oder teilweise schad&#173;haft oder unbrauchbar gewordene, durch Sachpatent gesch&#252;tzte Vor&#173;richtung ohne besondere Erlaubnis des Patentinhabers ausbessern oder wieder herstellen darf, h&#228;ngt einerseits von der Bedeutung des gesch&#252;tzten Erfindunqsgedankens f&#252;r die betreffenden feile der Vorrichtung, andererseits von der Art der an innen vorgenommenen Ausbesserungs- und Wiederherstellungsarbeiten ab. W&#228;re</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">- 25 -</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">allerdings jede Ausbesserung eines erfindungsfunktionell wesentlichen Teils einer gesch&#252;tzten Gesamtvorrichtunq noch vom Patentrecht erfa&#223;t, so f&#252;hrte dies zu einem nicht gerechtfertigten Reparaturmonopol des Patentinhabers (BGH GRUR 1959, 232, 235 F&#246;rderrinne; Benkard/ Bruchhausen, Patentgesetz, 7. Auflage, &#167; 9 Rdnr. 39). Deshalb ge&#173;h&#246;ren zum bestimmungsgem&#228;&#223;en Gebrauch einer gesch&#252;tzten Vorrichtung alle &#252;blichen Ma&#223;nahmen zur Inbetriebnahme, Inbetriebhaltung und zur Pflege der Vorrichtung. Hierzu rechnen auch alle Ausbesserungen, soweit sie nicht unter dem Begriff der Neuherstellung fallen (BGH GRUR 1973, 518, 520 Spielautomat II: 1959, 232, 234 F&#246;rderrinne; Urteil der Kammer in GRUR 1957, 599, 600 Rebuild-Pumpen; Lindenmaier GRUR 1952, 294, 296 f). Ob hiervon ausgehend eine erlaubte Ausbes&#173;serung oder eine an die Zustimmung des Patentinhabers gebundene Wiederherstellung vorliegt, ist von Fall zu Fall unter Ber&#252;cksichti&#173;gung der Verkehrsauffassung zu entscheiden, wobei das angemessene Erfinderinteresse und die Bed&#252;rfnisse eines nicht unangemessenen eingeschr&#228;nkten Wirtschafts- und Verkehrslebens gegeneinander abzuw&#228;gen sind (BGH GRUR 1959, 232, 235 F&#246;rderrinne).</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Bei Gesamtvorrichtungen liegt eine gemeinfreie Reparatur im Rahmen des bestimmungsgem&#228;&#223;en Gebrauchs vor, wenn der betreffende Gegen&#173;stand seine Identit&#228;t beh&#228;lt und lediglich seine vor&#252;bergehend ge&#173;st&#246;rte Funktionst&#252;chtiqkeit zur&#252;ckgewinnt. (Urteil der Kammer in GRUR 1957, 599, 600 Rebuild-Pumpe). Eine lediglich "gest&#246;rte" Funk&#173;tionst&#252;chtigkeit l&#228;&#223;t sich indessen nur annehmen, wenn die Vorrich&#173;tung von kleinen schadhaften Stellen abgesehen noch intakt Geblie&#173;ben ist und die fraglichen Reparaturen w&#228;hrend der normalen Lebens&#173;dauer der gesch&#252;tzten Gesamtvorrichtung von vornherein vorgesehen sind oder als vorgesehen betrachtet werden m&#252;ssen, wie das in dem der erw&#228;hnten "F&#246;rderrinne" - Entscheidung des Bundesgerichtshofs zugrundeliegenden Sachverhalts der Fall war. Sind dagegen innerhalb der Vorrichtung gerade die f&#252;r den nach dem Patent erstrebten tech&#173;nischen Erfolg ma&#223;gebenden Teile unbrauchbar geworden, liegt in deren Einbau eine dem Patentinhaber vorbehaltene Wiederherstellung. Gerade in ihnen manifestiert sich die Bereicherung der Technik, die es rechtfertigt, den Erfinder zu belohnen und die Interessen der Allgemeinheit an einer ungest&#246;rten ge-</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">- 26 -</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">werblichen Nutzung zur&#252;ck&#173;treten zu lassen (BGH GRUR 1951, 449, 451 Tauchpumpensatz m.w.N.). Demzufolge liegt eine Neuherstellung vor, wenn die bisherige Vor&#173;richtung zerst&#246;rt oder sonst konsumiert wird, indem erhalten gebliebene Teile aus der gebrauchten Vorrichtunq zum Bau einer bis dahin nicht vorhandenen Einrichtung verwendet werden (BGH GRUR 1959, 232, 234 F&#246;rderrinne; Urteil der Kammer in GRUR 1957, 599, 600 Rebuild-Pumpe; Benkard/Bruchhausen a.a.O., Rdnr. 36).</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Diese Grunds&#228;tze lassen sich auf die Bearbeitung erfindungsfunktionell individualisierter Teile &#252;bertragen (vgl. RG GRUR 1926, 339, 341 Koksofen I; BGH GRUR 1951, 449, 451 zu II. 2. Tauchpumpensatz; 1959, 232, 234 f F&#246;rderrinne). In diesem Bereich kommt die Reparatur jedenfalls dann einer Neuherstellung gleich, wenn im erfindungswesentlichen Funktionsbereich keine intakt gebliebenen Elemente mehr vorhanden sind; in solchen F&#228;llen kann von einer optimalen pfleglichen Behandlung und einem Ausnutzen der gew&#246;hnlichen Lebensdauer keine Rede mehr sein, wobei es hier auf die gew&#246;hnliche Lebensdauer des jeweils bearbeiteten Einzelteils ankommt. Die Beklagten k&#246;nnen ihre gegen&#173;teilige Auffassung nicht wie im Verhandlungstermin vorgetragen auf Bernhardt/Kra&#223;er (Lehrbuch des Patentrechts, 4. Auflage, &#167; 33 II 3 Seite 548) st&#252;tzen. Dort hei&#223;t es, ein Herstellen liege nur vor, wenn sich die neuherstellende Ausbesserung auf alle Teile beziehe, in denen die die Erfindung kennzeichnenden Merkmale verwirklicht seien. Darin liegt keine andere Auffassunq als der Standpunkt der Kammer.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Geht man hiervon aus, kommen die &#220;berarbeitungsma&#223;nahmen der Beklagten an den von ihnen &#252;bernommenen Platten einer Neuherstellung gleich. Vor der Aufarbeitung weisen sie nicht nur geringf&#252;gige schadhafte Stellen auf, und sie sind auch nicht mehr &#252;berwiegend intakt. Wenn sie aus den Gie&#223;ereien in den Betrieb der Beklagten gelangen, sind sie verbraucht. Da sie gerade indem f&#252;r die praktische Anwendung wesentlichen Bereich der Durchflu&#223;&#246;ffnung verschlissen sind, sind sie insgesamt unbrauchbar und erneuerungsbed&#252;rftiq geworden, &#252;brig geblieben ist nur noch deren abgenutzte Substanz. Die Eigenschaft als Verschlu&#223;platte ist infolge der starken Verschlei&#223;erscheinungen an der Durchflu&#223;&#246;ffnunq verlorengegangen. Dieses f&#252;r seinen bisherigen Zweck wertlos gewordene Ausgangsmater-</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">- 27 -</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">ial verwenden die Beklagten wieder und f&#252;gen es mit dem Einsatzrina zu einer neuen Einheit zusammen, die bisher nicht vorhanden war.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Der Verschlei&#223;vorgang l&#228;&#223;t sich auch nicht durch Wartung und optimale Pflege verhindern oder hinausz&#246;gern. In der Regel ist ihre normale Lebensdauer, von der man bei ihrer Herstellung ausgeht, abgelaufen, wenn eine Gie&#223;pfannencharge den Ausflu&#223;schieberverschlu&#223; passiert hat. Diese Lebensdauer wird durch die Aufarbeitungsma&#223;nahmen der Beklagten erheblich verl&#228;ngert.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Die von den Beklagten eingesetzte Durchflu&#223;&#246;ffnung ist auch wesent&#173;lich f&#252;r den Erfindungsgedanken des Klagepatents, durch einheitlich gestaltete und abgemessene Feuerfestplatten die Anzahl verschieden&#173;artiger und m&#246;glicherweise verwechselbarer Ersatzteile zu vermindern. W&#228;re die Durchflu&#223;&#246;ffnung in der Bodenplatte anders bemessen oder ausgebildet als in der Schieberplatte, so w&#228;ren beide Teile schon deshalb nicht mehr gegenseitig auswechselbar und demzufolge auch nicht m&#228;r wahlweise in beiden Funktionen zu gebrauchen, m&#246;gen sie auch in den &#252;brigen Abmessungen wie Plattendicke und Au&#223;enumfang &#252;bereinstimmen. Dem steht nicht entgegen, da&#223; die Industrie in erheblichem Umfang die Verschlu&#223;platten so h&#228;ufig wie m&#246;glich aufar&#173;beiten l&#228;&#223;t, bevor sie ausgesondert werden. Es kommt nicht darauf an, ob die Anwender es aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden&#160; als sinnvoll ansehen,&#160; die Platten nicht schon nach dem ersten Ver&#173;schlei&#223; wegzuwerfen, denn nach den vorstehend dargelegten Grunds&#228;tzen bleibt eine der Neuherstellung gleichzusetzende Wiederaufarbeitung auch dann eine patentrechtliche Herstellung, wenn sie in verbreitetem Umfang praktiziert wird.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Auch die wirtschaftliche Bedeutung der Erfindung liegt unstreitig gerade bei den Verschlei&#223;teilen. Durch sie werden nicht nur wie dargelegt die erfindungsgem&#228;&#223; erstrebten Vorteile erzielt, sie beinhalten auch den wirtschaftlichen Nutzen des Klagepatents f&#252;r den Schutzrechtsinhaber. Unter diesen Umst&#228;nden ist es den Abnehmern zuzumuten, die Verschlu&#223;platten nur mit Zustimmung der Patentinhaberin zu erneuern oder aufzuarbeiten.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">- 28 -</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die vorstehend dargelegte mittelbare Patentverlet-</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">zung sind die Beklagten gem&#228;&#223; $ 47 Abs. 1 PatG 1968 zur Unterlassung</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Auch das f&#252;r die Schadenersatz-und Entsch&#228;digungsanspr&#252;che nach den &#167;&#167; 47 Abs. 2, 24 Abs. 5 PatG 1968 notwendige verschulden liegt vor<em>.&#160; </em>Die Beklagten zu 3) und 4) h&#228;tten als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der pers&#246;nlich haftenden Gesellschafterin eines Fachunternehmens zumindest wissen m&#252;ssen, da&#223; die Wiederaufarbeitung der erfindungsfunktionell individualisierten Verschlu&#223;platten mittelbar von der Lehre des Klagepatents Gebrauch macht. Dieses Verschulden der Beklagten zu 3) und 4) ist der Beklagten zu 2) gem&#228;&#223; &#167; 31 BGB zuzurechnen; ent&#173;sprechend mu&#223; die Beklagte zu 1) f&#252;r das Verschulden der &#252;brigen Beklagten einstehen. Alle Beklagten haften gem&#228;&#223; &#167; 840 BGB als Gesamtschuldner. Deshalb haben sie der Kl&#228;gerin f&#252;r die Benutzungshand&#173;lungen&#160; im Zeitraum von der Offenlegung der dem Klagepatent zu&#173;grundeliegenden Anmeldung bis zur Auslegung eine angemessene Ent&#173;sch&#228;digung zu zahlen. F&#252;r die Zeit von der Auslegung an schulden die Beklagten der Kl&#228;gerin Schadenersatz. Im Anschlu&#223; an die Ent&#173;scheidung des Bundesgerichtshofs in GRUR 1986, 803, 806 (Formstein) geht die Kammer davon aus, da&#223; dem Verletzer in aller Regel ein Pr&#252;fungszeitraum von 1 Monat zuzubilligen ist, um sich von der Offenlegung der Anmeldung bzw. der Auslegung Kenntnis zu verschaffen. Ein Verschulden kommt daher erst nach Ablauf dieses Zeitraums in Betracht. Die Verpflichtung der Beklagten zur Entsch&#228;digung bzw. zum Schadenersatz erfa&#223;t deshalb erst bei Nutzungshandlungen, die mindestens 1 Monat nach der Offenlegung der Anmeldung bzw. der Auslegung begangen wurden. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte deshalb ihren Klage&#173;antrag auf diesen Zeitraum beschr&#228;nken oder im einzelnen darlegen m&#252;ssen, aus welchen Gr&#252;nden die Pr&#252;fungsfrist f&#252;r die Beklagten abzuk&#252;rzen war. Da sie das nicht getan hat, war ihr Entsch&#228;digungs-und Schadensersatzantrag teilweise abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">- 29 -</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Soweit die Klage nicht aus diesem Grunde abzuweisen ist, ist das rechtliche Interesse der Kl&#228;gerin anzuerkennen, ihre Schadener&#173;satzanspr&#252;che und Entsch&#228;digungsforderungen nach &#167; 256 ZPO fest&#173;stellen zu lassen statt auf Leistung zu klagen. Das Vorliegen der Anspruchsvoraussetzungen ist hinreichend wahrscheinlich; bezif&#173;fern kann die Kl&#228;gerin ihre Anspr&#252;che aber erst dann, wenn die Beklagten &#252;ber den Umfang der Benutzungshandlungen Rechnung gelegt haben. Die Leistungsklage in Form einer Stufenklage nach &#167; 254 ZPO ist in solchen F&#228;llen nicht vorrangig.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Hieraus ergibt sich zugleich, da&#223; die begehrte Rechnungslegung als Hilfsanspruch zu den Schadenersatz- und Entsch&#228;digungsforderungen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 259, 242 BGB gerechtfertigt ist. Die Kl&#228;gerin ist auf die Angaben der Beklagten angewiesen, um ihre Forderungen beziffern zu k&#246;nnen, andererseits werden die Beklagten durch die ihnen abver&#173;langten Ausk&#252;nfte nicht unzumutbar belastet. Damit die Rechnungs&#173;legung nicht zu einer durch ihren Zweck nicht gebotenen Ausforschung des Kundenstammes der Beklagten zu 1) f&#252;hrt, ist den Beklagten auf ihren Antrag hin der &#252;bliche Wirtschaftspr&#252;fervorbehalt nachzu&#173;lassen.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die Anordnungen zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit ergeben sich aus den &#167;&#167; 709, 108 ZPO; die weiteren Nebenentscheidungen waren dem Schlu&#223;urteil vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert f&#252;r dieses Teilurteil: 200.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">R&#252;tz</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Or. Meier-Beck</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Dr. Becker</p>
315,437
olgk-1987-10-01-14-uf-24687
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
14 UF 246/87
1987-10-01T00:00:00
2019-03-13T14:55:44
2019-03-27T09:43:07
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1987:1001.14UF246.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird als unzul&#228;ssig auf Kosten des Beschwerdef&#252;hrers</p> <p>verworfen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Im Verhandlungstermin vom 19.08.1987 haben die Parteien unter anderem einen Vergleich dahin geschlossen, da&#223; sie wechselseitig darauf verzichteten, ihre beiderseitigen</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">betrieblichen Altersversorgungen im Rahmen des Versorgungsausgleichs zu ber&#252;cksichtigen. Dieser Vergleich wurde durch das Familiengericht mit einem sogleich verk&#252;ndeten Beschlu&#223; genehmigt. Alsdann wurde im gleichen Termin die Scheidung der Ehe der Parteien ausgesprochen und der Versorgungsausgleich durch &#220;bertragung von Rentenanwartschaften geregelt. Die Parteien verzichteten auf Rechtsmittel. Das Urteil wurde lediglich den Parteien und Verfahrensbeteiligten zugestellt, jedoch wurden der Vergleichstext und der Genehmigungsbeschlu&#223; am 02.09.1987 dem Beschwerdef&#252;hrer, bei dem eine betriebliche Altersversorgung f&#252;r die Antragsgegnerin besteht, sowie dem</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Tr&#228;ger der betrieblichen Altersversorgung des Antragstellers formlos &#252;bersandt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der am 14.09.1987 bei dem Oberlandesgericht eingegangenen Beschwerde wendet</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">sich der Beschwerdef&#252;hrer gegen die ihm zugegangene Entscheidung des Familiengerichts mit dem Antrag, den Verzicht der Parteien vom19.08.1987 insoweit zu erg&#228;nzen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">da&#223; eine sp&#228;tere Ab&#228;nderung ausgeschlossen wird. Der Beschwerdef&#252;hrer sei dadurch beschwert, da&#223; die Parteien eine &#196;nderung des Vergleichs nach &#167; 10 a Abs. 9 VAHRG nicht ausgeschlossen h&#228;tten. W&#252;rden bei einer Ab&#228;nderung etwa schuldrechtlich auszugleichende Anspr&#252;che bestehen bleiben, k&#246;nnten sich unter anderem Nachteile f&#252;r den Beschwerdef&#252;hrer aus einem verl&#228;ngertem schuldrechtlichen Versorgungsaus</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">gleich ergeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist als unzul&#228;ssig zu verwerfen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist dahin zu verstehen, da&#223; es sich gegen die Genehmigungsentscheidung des Familiengerichts wendet, in dem Sinne, da&#223; eine Genehmigung unter Beachtung der angeblichen Interessen des Beschwerdef&#252;hrers nicht f&#252;r einen Vergleich</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">dieses Inhalts sondern f&#252;r einen solchen mit weitergehendem Inhalt zu erteilen sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dieses Vorbringen ist nicht geeignet, eine Beschwerdebefugnis des Beschwerdef&#252;hrers</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">nach &#167; 20 Abs. 1 FGG darzutun. Nach herrschender Meinung sind Versorgungstr&#228;ger nicht Beteiligte am Verfahren der Genehmigung nach &#167; 1587 o BGB. Sie werden auch durch die genehmigte Vereinbarung nicht unmittelbar betroffen (M&#252;nchener Kommentar, &#167; 1587 o Rdn. 41). Dementsprechend werden sie allgemein als nicht beschwerdebefugt angesehen (Keidel-Kunze-Winkler, FGG, 12. Aufl., &#167; 53 d Rdn. 15 d; Rolland, 1. EheRG, 2.Aufl., &#167; 1587o Rdn.38; Palandt, BGB, 45.Aufl, &#167; 1587 o Anm.5; G&#246;ppinger, Vereinbarungen anl&#228;&#223;lich der Ehescheidung 3. Aufl., Rdn. 419; OLG Frankfurt/Main, FamRZ 85, 613).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Allerdings wird auch verschiedentlich eine gegenteilige Meinung vertreten (vgl. dazu Rolland a.a.O.), dieser kann sich der Senat aber nicht anschlie&#223;en. Gerade die im vorliegenden Fall geltend gemachten Gr&#252;nde des Beschwerdef&#252;hrers zeigen, da&#223; es in</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wahrheit keine Rechtsbeeintr&#228;chtigung des Versorgungstr&#228;gers im Sinne des &#167; 20 FGG</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">durch die Genehmigung einer Parteivereinbarung nach &#167; 1587 o BGB gibt. Da der Beschwerdef&#252;hrer keinen Anspruch darauf hat, von einem verl&#228;ngerten schuldrechtlichen Versorgungsausgleich &#8211; sofern er gesetzlich zul&#228;ssig sein und stattfinden sollte - verschont zu bleiben, kann er durch die M&#246;glichkeit eines etwaigen sp&#228;teren Ausgleichs</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">dieser Art nicht in seinen Rechten beeintr&#228;chtigt werden. &#167; 20 FGG verlangt eine Rechtsbeeintr&#228;chtigung, eine Beeintr&#228;chtigung wirtschaftlicher oder sonstiger Interessen gen&#252;gt nicht. Ebensowenig kann der Beschwerdef&#252;hrer beanspruchen, da&#223; die Parteien Oberhaupt eine Vereinbarung zum Versorgungsausgleich treffen. Deswegen, kann er auch nicht auf einem bestimmten Inhalt der Vereinbarung bestehen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 1.000, -- DM</p>
315,438
olgham-1987-09-30-20-u-5887
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 58/87
1987-09-30T00:00:00
2019-03-13T14:55:45
2019-03-27T09:43:07
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0930.20U58.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 18. November 1986 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 12.500,- DM abzuwenden, soweit nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, ein fr&#252;herer Polizeibeamter, hat bei mehreren Gesellschaften Unfallversicherungen abgeschlossen. Bei der Beklagten ist er seit 1979 unfallversichert. Weitere Unfallversicherungen bestehen bei der ... (Antrag vom 27.04.1984) und seit dem 04.04.1985 bei der ... Au&#223;erdem war bei der ... eine Krankenhaustagegeldversicherung abgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 18.10.1984 erlitt der Kl&#228;ger einen Unfall. Er st&#252;rzte beim Abladen von B&#228;umen und Str&#228;uchern von der Ladefl&#228;che eines Lkws. Er wurde verletzt in das ...-Hospital in ... eingeliefert. Dort wurde er medizinisch versorgt. Auch wegen eines Zungenbisses und weil der Kl&#228;ger keine n&#228;heren Angaben zum Unfallhergang machte, argw&#246;hnte man zun&#228;chst einen epileptischen Anfall. Dieser Verdacht best&#228;tigte sich nicht. Deshalb wurde in der Folgezeit von den behandelnden und untersuchenden &#196;rzten ein Ohnmachtsanfall (vasovagaler Kollaps) angenommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist inzwischen aufgrund einer Untersuchung des Polizeiarztes Dr. ... in den Ruhestand versetzt worden. Er macht gegen die Beklagte Anspr&#252;che aus dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag geltend.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die schriftliche Schadensanzeige auf einem Formular der Beklagten vom "2901085" (Bl. 50 d.A.), die vom Kl&#228;ger unterschrieben wurde, enth&#228;lt die Frage:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Bestehen f&#252;r die verletzte Person noch weitere private Unfallversicherungen oder Krankentagegeld- bzw. Krankenhaustagegeldversicherungen?</i> <i>Wenn ja, bei welchen Gesellschaften?</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat hier bei der ersten Frage das "Ja-K&#228;stchen" angekreuzt und bei der zweiten Frage den Versicherungsvertrag bei der ... angegeben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bereits im Versicherungsantrag vom 09.08.1979 (Bl. 48 d.A.) war von der Beklagten die Frage gestellt worden:</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Besteht oder bestand eine Unfallversicherung oder wurde eine solche beantragt?</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat damals die Frage zu Recht verneint.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lehnte ihre Leistungspflicht unter Hinweis auf &#167;3 IV AUB wegen des Ohnmachtsanfalls ab.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, Ursache des Unfalls sei gewesen, da&#223; ihn beim Abladen auf dem Lkw der Ast eine Pflaumenbaumes am Kopf gestreift habe. Daran habe er sich erst sp&#228;ter erinnert, da er wegen der erlittenen Gehirnersch&#252;tterung zun&#228;chst an Erinnerungsst&#246;rungen gelitten habe.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Antrag gestellt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, ihm aus dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag f&#252;r den am 18.10.1984 erlittenen Unfall Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet die jetzige Unfalldarstellung des Kl&#228;gers. Es sei auffallend, da&#223; diese von ihm erst vorgebracht worden sei, als er erkannt habe, da&#223; andernfalls die Leistungspflicht der Beklagten nach &#167;3 IV AUB ausgeschlossen sei. Ferner hat sich die Beklagte auf Obliegenheitsverletzungen des Kl&#228;gers berufen. Die Schadensanzeige sei versp&#228;tet. Sie sei erst am 09.05.1985 bei ihr eingegangen. Dies sei erheblich versp&#228;tet. Au&#223;erdem habe der Kl&#228;ger das Bestehen weiterer Versicherungsvertr&#228;ge bei der ... und bei der ... Versicherung trotz ausdr&#252;cklicher Frage in der Schadensanzeige bewu&#223;t verschwiegen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat erwidert, da&#223; er unmittelbar nach dem Unfall diesen telefonisch dem Zeugen ... bei der Agentur ... mitgeteilt habe. Dieser habe die schriftliche Schadensanzeige erst sp&#228;ter an die Beklagte weitergegeben, wie er es auch bei vorangehenden Unf&#228;llen von der Beklagten unbeanstandet gemacht habe. Die in der Schadensanzeige nicht angegebenen Versicherungsvertr&#228;ge seien der Beklagten bereits bekannt gewesen. Im &#252;brigen habe der Zeuge ... - dies ist unstreitig - die Anzeige ausgef&#252;llt. Der Zeuge habe ihn nach weiteren Versicherungsvertr&#228;gen nicht gefragt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das landgerichtliche Urteil die Klage abgewiesen. Die Beklagte sei leistungsfrei geworden, da der Kl&#228;ger in der Schadensanzeige die &#252;brigen Versicherungsvertr&#228;ge nicht angegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dagegen wendet sich der Kl&#228;ger mit der form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt und vertieft sein erstinstanzliches Vorbringen. Eine Leistungsfreiheit der Beklagten k&#246;nne nicht auf &#167;&#167;15, 17 AUB gegr&#252;ndet werden. Die Schadensanzeige sei nicht versp&#228;tet. Das Datum seiner Unterschrift unter die schriftliche Schadensanzeige sei nicht mehr festzustellen, da dieses durch Zeugen ... fehlerhaft und unverst&#228;ndlich geschrieben worden sei. Jedenfalls habe er den Zeugen ... rechtzeitig informiert, ohne da&#223; der Zeuge dann eine alsbaldige schriftliche Anzeige veranla&#223;t habe. Im &#252;brigen habe der Kl&#228;ger aus dem Verhalten der Beklagten bei fr&#252;heren Schadensf&#228;llen entnehmen d&#252;rfen, da&#223; diese auf die Einhaltung der Anzeigefrist keinen besonderen Wert gelegt habe. Er, der Kl&#228;ger, habe auch nicht andere Versicherungsvertr&#228;ge verschwiegen. Der Zeuge ... habe ihn nicht nach weiteren Versicherungsvertr&#228;gen gefragt, und er, der Kl&#228;ger, habe bei seiner Unterschrift nicht bemerkt, da&#223; das Schadensanzeigeformular unrichtig ausgef&#252;llt worden sei. Es seien damals zwar noch mehrere Rubriken offen gewesen, diese habe der Zeuge ... aber noch nachtr&#228;glich ausf&#252;llen wollen. Im &#252;brigen habe der Zeuge ... wie auch die Beklagte Kenntnis von dem Bestehen der Versicherungsvertr&#228;ge gehabt. In einem Kurzbrief vom 15.12.1984 (Bl. 225 d.A.) habe er ihm ausdr&#252;cklich Einzelheiten zum Versicherungsvertrag mit der ... Versicherung mitgeteilt. Diesen Kurzbrief, d.h. dessen Durchschrift, k&#246;nne er erst jetzt vorlegen, da er bei seinen Akten falsch abgeheftet gewesen sei. Es sei auch sicher, da&#223; der Zeuge ... diesen Brief erhalten habe. In diesem Brief sei n&#228;mlich die Grundst&#252;cksnummer seines Grundst&#252;cks mitgeteilt worden. Diese habe der Zeuge von diesem Brief in die Schadensanzeige &#252;bernommen. Von dem Bestehen der Versicherung bei der ... habe die Beklagte bereits anl&#228;&#223;lich der Schadensanzeige eines fr&#252;heren Unfalls im M&#228;rz 1984 erfahren.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, ihm aus dem abgeschlossenen Unfallversicherungsvertrag f&#252;r den am 18.10.1984 erlittenen Unfall Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen und beruft sich weiterhin darauf, da&#223; der Kl&#228;ger den Versicherungsfall versp&#228;tet angezeigt und Vorversicherungen nicht angegeben habe. Au&#223;erdem sei sie leistungsfrei nach &#167;3 IV AUB.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und die beigef&#252;gten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch die Anh&#246;rung des Sachverst&#228;ndigen Professor Dr. ... und durch Vernehmung des Zeugen .... Diese haben ausf&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Professor Dr. ...</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ein epileptischer Krampfanfall ist aufgrund der Untersuchungen ausgeschlossen. M&#246;glich bleibt eine vasale Synkope aufgrund einer Kreislaufdisregulation. F&#252;r letzteres sind nach dem Unfall keine medizinischen Anzeichen festgestellt worden. Auch die vom Kl&#228;ger geschilderte T&#228;tigkeit deutet nicht auf eine solche Ursache hin. Nach der geschilderten T&#228;tigkeit ist es nicht f&#252;r l&#228;ngere Zeit zu gr&#246;&#223;eren Kraftanstrengungen oder extremen Zwangshaltungen gekommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">M&#246;glicherweise hat der Kl&#228;ger eine Gehirnersch&#252;tterung erlitten, die selbst nicht objektivierbar ist. Das kann zu einer retrograden Amnesie f&#252;hren, da sich Sinneseindr&#252;cke, die unmittelbar vor dem Unfall aufgenommen wurden, noch nicht engrammiert hatten, d.h. noch nicht im Ged&#228;chtnis gespeichert waren. Es ist durchaus m&#246;glich, da&#223; diese Erinnerungsl&#252;cken sp&#228;ter bei st&#228;ndigem Bem&#252;hen aufgehellt wurden. Wenn auch zu vermuten ist, da&#223; der Kl&#228;ger in Wirklichkeit sich doch von Anfang an an den Unfallhergang erinnerte, ist seine Darstellung nicht zu widerlegen. Das ist heute nicht mehr aufzukl&#228;ren und w&#228;re auch unmittelbar nach dem Unfall nicht zu kl&#228;ren gewesen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zeuge ...</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ich habe die Schadensanzeige (Bl. 73 d.A.) ausgef&#252;llt. Aus den von mir geschriebenen Ziffern kann ich heute auch kein Datum mehr lesen. Ich habe insoweit auch keine konkrete Erinnerung. Ich wei&#223;, da&#223; mich der Kl&#228;ger wegen des Unfalls angerufen hat. Ich habe ihm daraufhin kein Schadensanzeigeformular zugesandt, sondern ihn gebeten, vorbeizukommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Von dem Versicherungsvertrag bei der ... kann ich nur von dem Kl&#228;ger erfahren haben. Dieser Vertrag ist nicht &#252;ber die Agentur ... abgeschlossen worden. Ich meine, die Angaben h&#228;tte ich einem von dem Kl&#228;ger vorgelegten Schreiben entnommen, bei dem es sich nach meiner Erinnerung um die Versicherungspolice gehandelt hatte. Andere Versicherungsvertr&#228;ge waren mir nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Mir wird jetzt die Durchschrift eines Kurzbriefes vom 14.12.1984 (Bl. 225 d.A.) vorgehalten. Dieses Schreiben kenne ich nicht. Wenn ich es erhalten h&#228;tte, m&#252;&#223;te es sich jetzt bei den Unterlagen der Beklagten befinden, da ich es dieser zugeleitet h&#228;tte. Das ist in unserer Agentur allgemeine &#220;bung. Ich kann mich zwar daran erinnern, da&#223; der Kl&#228;ger bei seiner ersten Vorsprache die Nummer seines Hausgrundst&#252;cks nicht wu&#223;te. Wie ich diese dann aber erfahren habe, wei&#223; ich nicht mehr. Auch in diesem Zusammenhang kann ich mich nicht an die Zusendung des eben erw&#228;hnten Kurzbriefes erinnern.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Dem Kl&#228;ger stehen keine Anspr&#252;che aus dem abgeschlossenen Unfallversicherungsvertrag zu.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Anspruch ist zwar entgegen der Auffassung der Beklagten nicht nach &#167;3 IV AUB ausgeschlossen. Die Beklagte hat nicht bewiesen, da&#223; der Kl&#228;ger infolge einer Bewu&#223;tseinsst&#246;rung (darunter w&#228;re auch ein Ohnmachtsanfall zu subsumieren, Senat NJW RR 86, 330), vom Lkw gest&#252;rzt und den Unfall erlitten hat. Aus den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. ... folgt, da&#223; f&#252;r eine solche Annahme keine zwingenden Anhaltspunkte bestehen. Daf&#252;r spricht auch nicht zwingend, da&#223; die ersten &#196;u&#223;erungen des Kl&#228;gers so verstanden wurden und da&#223; der Kl&#228;ger mangels anderer Erkl&#228;rungsm&#246;glichkeiten davon zun&#228;chst auch ausgegangen sein mag. Es ist n&#228;mlich nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der Kl&#228;ger sich zun&#228;chst nicht erinnerte und erst sp&#228;ter den Unfall wieder rekonstruieren konnte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Eine Leistungspflicht der Beklagten entf&#228;llt aber wegen einer Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung der Anzeigepflicht (&#167;15 II 1 AUB) hat die Beklagte nicht bewiesen. Zwar bestand hier eine Anzeigepflicht von Anfang an, da sofort eindeutig klar war, da&#223; die Beklagte wegen des Unfalls leistungspflichtig war, denn nach dem Vertragsinhalt war ein Tagegeld bei Arbeitsunf&#228;higkeit und &#228;rztlicher Behandlung zu zahlen. Es ist auch zutreffend, da&#223; die schriftliche Schadensanzeige, den eine m&#252;ndliche oder telefonische formlose Anzeige des Kl&#228;gers bei dem Versicherungsvertreter, die zun&#228;chst ausreichte, vorausgegangen sein mu&#223;, jedenfalls erst am 09.05.1985 bei der Beklagten einging (Bl. 73 d.A.). Unterzeichnet worden ist sie jedoch schon wesentlich fr&#252;her. Die Aussage des Zeugen ... (Bl. 93 d.A.) spricht daf&#252;r, da&#223; die Unterschrift am 29.01.1985 geleistet wurde, obwohl dies wegen der unverst&#228;ndlichen Datumsangabe unter der Schadensanzeige nicht sicher festzustellen ist. Die f&#252;r die Anzeigenpflichtverletzung beweispflichtige Beklagte m&#252;&#223;te jedoch eine vorherige telefonische Anzeige bei der Agentur ... die ihr zuzurechnen w&#228;re (&#167;&#167;33, 43 Ziff. 2 VVG) widerlegen. Dies ist ihr nicht gelungen. Es liegt sogar nahe, da&#223; der Unfall jedenfalls dem Zeugen ... rechtzeitig gemeldet wurde, da er jedenfalls unstreitig bereits bei dem Versicherungsantrag vom 13.12.1984, den der Zeuge ... aufgenommen hatte, erw&#228;hnt war (Bl. 135, 158 d.A.). Insgesamt ist daher nach Auffassung des Senates schon die objektive Verletzung der Anzeigepflicht von der Beklagten nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Jedoch hat der Kl&#228;ger seine Verpflichtung verletzt, in der Schadensanzeige an die Beklagte den bei der ... Versicherungsgesellschaft abgeschlossenen Versicherungsvertrag anzugeben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Diese Verpflichtung besteht, da die Frage nach Vorversicherungen sachdienlich ist. Diese Frage bezieht sich n&#228;mlich auf das subjektive Risiko des Versicherungsnehmers. Das Bestehen weiterer Versicherungsvertr&#228;ge, die ganz oder teilweise das gleiche Risiko abdecken, kann bei einem Versicherer verst&#228;ndigerweise Anla&#223; sein, das Ausma&#223; seiner Ermittlungen zu bestimmen. Auch nach den Erfahrungen des Senates kann der Abschlu&#223; mehrerer Versicherungsvertr&#228;ge Grund und Motiv dazu sein, einen Versicherungsfall zu fingieren oder schwerere Folgen und l&#228;ngeren Heilverlauf vorzut&#228;uschen. Insoweit stimmt der Senat der Auffassung des Bundesgerichtshofs (VersR 81, 625; 82, 182) und der anderer Oberlandesgerichte (OLG K&#246;ln VersR 83, 389; 86, 544; OLG Frankfurt VersR 83, 390; OLG Saarbr&#252;cken VersR 87, 98) unter teilweiser Ab&#228;nderung seiner bisherigen Rechtsprechung (OLG Hamm VersR 70, 319; 78, 1137; 85, 469) zu. Das gilt jedoch nur f&#252;r den Fall, da&#223; der Versicherer bereits in dem Vertragsantragsformular nach Vorversicherungen fragt (so schon OLG Hamm RuS 86, 267). Nur dann ist auch eine entsprechende Frage in der Schadensanzeige sachdienlich. Das subjektive Risiko eines Versicherungsnehmers, f&#252;r das Vorversicherungen in der Tat bedeutsam sind, ist vom Versicherer bei Vertragsannahme und nicht erst bei Eintritt des Versicherungsfalles zu pr&#252;fen. In dem sp&#228;teren Zeitpunkt kann nur in Frage stehen, ob sich das bei Vertragsschlu&#223; vorausgesetzte Risiko ge&#228;ndert (vergr&#246;&#223;ert) hat. Ein Versicherer, der bei Vertragsabschlu&#223; nicht nach Vorversicherungen fragt, gibt zu erkennen, da&#223; er diese zu diesem Zeitpunkt f&#252;r unerheblich, d.h. nicht sachdienlich h&#228;lt. Dies folgt auch aus den Grundgedanken der gesetzlichen Regelungen der &#167;&#167;16 I 3, 18 VVG. Einem solchen Versicherer ist es dann auch verwehrt, bei dem Eintritt des Versicherungsfalles die zuvor unterbliebene Pr&#252;fung des subjektiven Risikos eines Versicherungsnehmers nachzuholen. Dadurch wird einem Versicherungsnehmer, der mehrere gleichartige Versicherungsvertr&#228;ge abgeschlossen hat und dessen Antrag und Pr&#228;mienzahlungen der Versicherer unbeanstandet annahm, zugemutet, sich nachtr&#228;glich bei einem Versicherungsfall Nachpr&#252;fungen und eventuellen Verd&#228;chtigungen hinsichtlich seines subjektiven Risikos zu unterziehen. Der Versicherer mu&#223; sich an seiner bei Vertragsschlu&#223; deutlich gewordene Auffassung von der Nichterheblichkeit weiterer Versicherungsvertr&#228;ge festhalten lassen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Von dieser Auffassung ausgehend war die Beklagte hier berechtigt, nach weiteren Unfallversicherungen zu fragen, da diese Frage auch im Antrag schon gestellt war. Der Kl&#228;ger hat die nach Abschlu&#223; des Vertrages abgeschlossene weitere Unfallversicherung bei der ... Versicherungsgesellschaft nicht angegeben. Er hat damit gegen &#167;15 II 4 AUB versto&#223;en und verliert gem&#228;&#223; &#167;17 AUB seinen Versicherungsanspruch.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Da&#223; in der bei der Beklagten eingegangenen Schadensanzeige dieser zus&#228;tzliche Versicherungsvertrag nicht angegeben ist, ist unstreitig. Damit ist die Verpflichtung verletzt. Da&#223; nach Darstellung des Kl&#228;gers der Zeuge ... von dem Versicherungsvertrag bei der ... Versicherungsgesellschaft wu&#223;te, ist unerheblich. Dessen Kenntnis ist der Beklagten nach &#167;44 VVG nicht zuzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger handelte auch vors&#228;tzlich. Zumindest hat er die Vorsatzvermutung nicht widerlegt. Seine Darstellung, der Zeuge ... habe, ohne ihn im einzelnen zu fragen, die von ihm, dem Kl&#228;ger, zuvor unterschrieben Schadensanzeige ausgef&#252;llt, ist unbewiesen. Sie widerspricht im &#252;brigen auch dem weiteren Vorbringen des Kl&#228;gers, dem Zeugen den Kurzbrief vom 14.12.1984 gesandt zu haben. Hatte der Zeuge den Kl&#228;ger nicht auf noch offengebliebene Fragen hingewiesen, bestand f&#252;r den Kl&#228;ger kein Anla&#223; zu den behaupteten zus&#228;tzlichen Informationen. Au&#223;erdem ist auch nicht bewiesen, da&#223; das Schreiben vom 14.12.1984, das zudem erst in der Berufungsinstanz erw&#228;hnt wird, an den Zeugen ... abgegangen ist. Aus der Vorlage einer Durchschrift folgt dies noch nicht zwingend. Der Eingang wird von dem Zeugen ... nicht best&#228;tigt. Der Empfang ist auch nicht aus dem Umstand zu schlie&#223;en, da&#223; die zun&#228;chst offengebliebene Nummer des Hausgrundst&#252;cks des Kl&#228;gers in der Schadensanzeige, eingetragen ist. Diese Hausnummer kann der Zeuge ebenso bei zahlreichen anderen Gelegenheiten erfahren haben. Die Tatsache, da&#223; der Versicherungsvertrag bei der ... Versicherungsgesellschaft nicht angegeben ist, spricht eher dagegen, da&#223; die Hausnummer aufgrund dieses Briefes eingetragen wurde. Dann w&#228;re n&#228;mlich unwahrscheinlich, da&#223; nicht auch gleichzeitig die dort angegebene zweite Unfallversicherung mit in der Schadensanzeige vermerkt wurde.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Obliegenheitsverletzung ist auch versicherungsrechtlich relevant. Der Kl&#228;ger hat minderschweres Verschulden nicht bewiesen. Das Verschweigen weiterer Versicherungsf&#228;lle ist auch generell geeignet, schutzw&#252;rdige Belange des Versicherer zu gef&#228;hrden. Insoweit kann auf die Ausf&#252;hrungen zum subjektiven Risiko und das daran ausgerichtete Ma&#223; der Ermittlungen des Versicherer verwiesen werden. Ob im konkreten Fall Anla&#223; und M&#246;glichkeit zu weiteren Ermittlungen gegeben gewesen w&#228;re, ist unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Da in dem Schadensanzeigeformular unmittelbar &#252;ber der Unterschrift deutlich darauf hingewiesen wurde, da&#223; auch folgenlose vors&#228;tzlich unrichtige und unvollst&#228;ndige Angaben zur Leistungsfreiheit f&#252;hren, ist die Beklagte leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 70.000,- DM.</p>
315,439
olgham-1987-09-23-20-u-2687
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 26/87
1987-09-23T00:00:00
2019-03-13T14:55:46
2019-03-27T09:43:07
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0923.20U26.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 29. Oktober 1986 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts ... wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 20.000,- DM abzuwenden, falls nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die H&#246;he der Neuwertentsch&#228;digung, die die Beklagte der Kl&#228;gerin aus einer Hausratsversicherung wegen eines Brandschadens zu gew&#228;hren hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin unterhielt seit dem Jahre 1979 bei der Beklagten eine Versicherung des Hausrats ihres Einfamilienhauses in ... zum Neuwert mit einer Gesamtversicherungssumme von 700.000,- DM, davon 200.000,- DM f&#252;r echte Teppiche, Gobelins und Kunstgegenst&#228;nde, u.a. gegen Feuer. Dem Versicherungsvertrag, der eine j&#228;hrliche Erh&#246;hung der Versicherungssumme um 4 % vorsah, lagen die Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Neuwertversicherung des Hausrats gegen Feuer-, Einbruchdiebstahl-, Beraubungs-, Leitungswasser-, Sturm- und Glasbruchsch&#228;den (VHB 74) zu Grunde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 04.12.1981 brach im Hause der Kl&#228;gerin ein Brand aus, durch den der versicherte Hausrand weitgehend vernichtet oder besch&#228;digt wurde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Ermittlung des Schadens wurde ein Sachverst&#228;ndigenverfahren (&#167;15 VHB 74) durchgef&#252;hrt. Die Kl&#228;gerin benannte den &#246;ffentlich bestellten und vereidigten Sachverst&#228;ndigen ... in ... die Beklagte den &#246;ffentlich bestellten und vereidigten Sachverst&#228;ndigen ... in .... Die Sachverst&#228;ndigen ernannten ihrerseits am 03.02.1982 gem&#228;&#223; &#167;15 Abs. 2 b VHB 74 den vereidigten Sachverst&#228;ndigen ... in ... zum Obmann.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach Vorbesichtigung des Brandschadens durch den Sachverst&#228;ndigen ... am 11.12.1981 gingen beide Sachverst&#228;ndigen die von der Kl&#228;gerin erbetene umfangreiche Schadensaufstellung (Bl. 97 bis 111 d.A.), die mit einem Betrag von 563.311,22 DM abschlie&#223;t, nach Inaugenscheinnahme der durch den Brand betroffenen Gegenst&#228;nde am 03.02.1982 Position f&#252;r Position mit der Kl&#228;gerin und ihrem Ehemann gemeinsam durch und nahmen nach Vorlage einiger von ihnen erbetener Belege durch die Kl&#228;gerin am 18.03.1982 eine gemeinsame abschlie&#223;ende Bewertung aller Schadenpositionen vor. In ihrem gemeinsamen Gutachten vom 01.04.1982, auf das Bezug genommen wird (Bl. 13 bis 37 d.A.), kamen beide Sachverst&#228;ndige &#252;bereinstimmend zu dem Ergebnis, da&#223; der Neuwertschaden der Kl&#228;gerin 391.326,- DM betrage, davon 22.318,- DM f&#252;r Gold-, Silber- und Schmucksachen sowie Pelze und 1.650,- DM f&#252;r Aufr&#228;umkosten, der Zeitwertschaden 311.602,- DM, davon 18.394,- DM f&#252;r Gold-, Silber- und Schmucksachen sowie Pelze und 1.650,- DM f&#252;r Aufr&#228;umkosten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage des gemeinsamen Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen ... und ... regulierte die Beklagte den Brandschaden der Kl&#228;gerin am 24.05.1982 zum Zeitwert mit insgesamt 310.452,- DM (309.952,- DM Zeitwertschaden + 500,- DM Aufr&#228;umkosten) und erkl&#228;rte sich zur Zahlung eines Neuwertanteils von 77.406,- DM nach Sicherstellung der Wiederbeschaffung von Hausrat im Gegenwert von insgesamt 387.858,- DM bereit. Auch dieser Neuwertanteil ist, wie die Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat am 23.09.1987 &#252;bereinstimmend erkl&#228;rt haben, inzwischen gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat unter Vorlage einer Aufstellung, in der die Neuwertschadenans&#228;tze der Sachverst&#228;ndigen ... und ... Position f&#252;r Position dem angeblich wirklich entstandenen Neuwertschaden gegen&#252;bergestellt sind (Bl. 38 bis 56 d.A.), geltend gemacht, ihr Gesamtneuwertschaden infolge des Brandes betrage 576.551,76 DM, so da&#223; von der Beklagten noch ein Betrag von 185.325,67 DM zu zahlen sei. Das gemeinsame Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... sei wegen erheblicher und offenbarer Fehlsch&#228;tzungen unrichtig und deshalb nicht bindend. Allein der an den Orientteppichen entstandene Schaden sei um 47.120,- DM, der Neuwert der vernichteten oder besch&#228;digten Kleidung und W&#228;sche um 46.592,- DM zu niedrig angesetzt worden. Offenkundig falsch sei au&#223;erdem die von den Sachverst&#228;ndigen vertretene Ansicht, die Zinnsammlung und der &#252;berwiegende Teil des Porzellans lie&#223;en sich reinigen und seien nicht als Totalschaden anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Sachverst&#228;ndigen h&#228;tten au&#223;erdem die zur Verf&#252;gung stehenden Erkenntnismittel nicht ausreichend genutzt. Ferner sei die Vorlage eines gemeinsamen Gutachtens mit &#167;15 Abs. 2 b VHB 74 nicht vereinbar.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 185.325,67 DM nebst 6 % Zinsen seit dem 05.01.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie hat geltend gemacht, das von den Sachverst&#228;ndigen ... und ... zul&#228;ssigerweise vorgelegte gemeinsame Gutachten sei f&#252;r beide Parteien verbindlich. Es enthalte keine offenbaren Unrichtigkeiten und auch im Bezug auf Teppiche, Bekleidung, W&#228;sche, Zinn und Porzellan keine unrichtigen Ans&#228;tze des Neuwert- und Zeitwertschadens. Die Forderung der Kl&#228;gerin ber&#252;cksichtige au&#223;erdem nicht, da&#223; die Entsch&#228;digung f&#252;r die von ihr mit 34.000,- DM angesetzten Gold-, Silber- und Schmucksachen sowie Pelze gem&#228;&#223; &#167;2 Abs. 8 VHB 74 auf 20.000,- DM begrenzt sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung des Zeugen .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 11.11.1985 (Bl. 157 bis 161 d.A.) Bezug genommen. Au&#223;erdem hat es den Sachverst&#228;ndigen ... beauftragt, &#252;ber die H&#246;he des Brandwertschadens der Kl&#228;gerin ein schriftliches Gutachten zu erstatten. Dieser hat mit Schreiben vom 25.06.1986 mitgeteilt, ohne Inaugenscheinnahme der zu bewertenden Gegenst&#228;nde, die mit Ausnahme von zwei bei dem Brand besch&#228;digten Orientteppichen unstreitig weitestgehend nicht mehr vorhanden sind, zur Erstellung des erbetenen Gutachtens nicht in der Lage zu sein.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 29.10.1986 hat das Landgericht die Klage abgewiesen und dazu in den Entscheidungsgr&#252;nden, auf die wegend er n&#228;heren Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 202 f d.A.), ausgef&#252;hrt, die Kl&#228;gerin habe den ihr obliegenden Beweis, da&#223; das gemeinsame Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... offenbar von der wirklichen Sachlage erheblich abweiche, nicht gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Kl&#228;gerin. Sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen und macht erg&#228;nzend geltend, das unzul&#228;ssigerweise gemeinsam erstattete Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... beruhe auf einer unzul&#228;nglichen Beurteilungsgrundlage. Den Sachverst&#228;ndigen seien die erforderlichen Auskunftspersonen benannt worden (Beweis: Zeugnis ihres Ehemannes ... sowie der Frau ...). Die Sachverst&#228;ndigen h&#228;tten die vorhandenen Erkenntnismittel jedoch anders als die vom Senat beauftragten Sachverst&#228;ndigen ... und ... nicht ausgesch&#246;pft, sondern lediglich Wertangaben entgegengenommen und nicht nachvollziehbare Abschl&#228;ge gemacht. Sie, die Kl&#228;gerin, habe nur <u>die</u> von dem Brand betroffenen Gegenst&#228;nde vernichtet, die die Sachverst&#228;ndigen ... und ... ausdr&#252;cklich freigegeben h&#228;tten (Beweis: Zeugnis ihres Ehemannes ... sowie der Frau ...).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an sie 171.325,67 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 05.01.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, ihr zu gestatten, Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das landgerichtliche Urteil, nimmt Bezug auf ihr erstinstanzliches Vorbringen und behauptet erg&#228;nzend, den Sachverst&#228;ndigen ... und ... seien nur die Kl&#228;gerin und ihr Ehemann als Auskunftspersonen benannt worden. Die beiden vorgenannten Sachverst&#228;ndigen h&#228;tten den Brandschaden insbesondere auch an den Teppichen, der Bekleidung und W&#228;sche, nach Inaugenscheinnahme der besch&#228;digten Gegenst&#228;nde und Aussch&#246;pfung aller Erkenntnism&#246;glichkeiten unter Ber&#252;cksichtigung der Abnutzung und modischer Trends richtig bewertet. Von ihnen seien nur durch den Brand total besch&#228;digte Gegenst&#228;nde zur Vernichtung freigegeben worden (Beweis: Zeugnis der Sachverst&#228;ndigen ... und ...).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst allen Anlagen und die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung schriftlicher Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... in ... sowie durch erg&#228;nzende Anh&#246;rung beider vorgenannten Sachverst&#228;ndigen. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die schriftlichen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen vom 28.08. und 03.09.1987 und den Vermerk des Berichterstatters &#252;ber ihre Anh&#246;rung (Bl. 336 bis 339 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte Anspruch auf Zahlung einer weiteren Entsch&#228;digung in H&#246;he von 171.325,67 DM aus der bei der Beklagten genommenen Hausratversicherung wegen des Brandschadens vom 04.12.1981 nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auf der Basis des im Sachverst&#228;ndigenverfahren gem&#228;&#223; &#167;15 VHB 74 erstatteten Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen ... und ... vom 01.04.1982 bel&#228;uft sich der Gesamtneuwertentsch&#228;digungsanspruch der Kl&#228;gerin auf den unstreitig gezahlten Betrag von 387.858,- DM. Von dem von den Sachverst&#228;ndigen ... und ... festgestellten Gesamtneuwertschaden der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 391.326,- DM sind insgesamt 3.468,- DM, und zwar 2.318,- DM f&#252;r Gold-, Silber- und Schmucksachen sowie Pelze und 1.150,- DM f&#252;r Aufr&#228;umkosten abzusetzen. Der von den Sachverst&#228;ndigen ... und ... mit 22.318,- DM festgestellte Neuwertschaden an Gold-, Silber- und Schmucksachen sowie Pelzen ist gem&#228;&#223; &#167;2 Abs. 8 VHB 74 nur mit maximal 20.000,- DM zu entsch&#228;digen. F&#252;r Aufr&#228;umkosten betr&#228;gt die Entsch&#228;digungsgrenze gem&#228;&#223; &#167;1 Satz 2 b VHB 74.500,- DM.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen ... und ... sind gem&#228;&#223; &#167;15 Abs. 3 VHB 74 f&#252;r die Parteien verbindlich, da nicht nachgewiesen ist, da&#223; sie offenbar von der wirklichen Sachlage erheblich abweichen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... weist entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin keine formellen M&#228;ngel auf.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das gemeinsame Gutachten der beiden ordnungsgem&#228;&#223; bestellten Sachverst&#228;ndigen gen&#252;gt den Anforderungen des &#167;15 Abs. 2 c VHB 74.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Vorlage eines gemeinsamen Gutachtens entspricht zwar nicht &#167;15 Abs. 2 d VHB 74, der von getrennten Gutachten der beiden Sachverst&#228;ndigen ausgeht. Ein gemeinsames Gutachten reicht jedoch aus, wenn sich die Parteien als Auftraggeber damit stillschweigend im voraus oder nachtr&#228;glich einverstanden erkl&#228;rt haben. Davon ist auszugehen, wenn gemeinsame Besichtigungen des Objekts und eine gemeinsame Besprechung zwischen den beiden Sachverst&#228;ndigen und dem Versicherungsnehmer stattgefunden haben, ohne da&#223; von den Parteien Einwendungen dagegen erhoben worden sind (BGH VersR 1987, 601 (602); Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl., &#167;64 Anm. 6 c).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">So liegt der Fall hier. Die Sachverst&#228;ndigen ... und ... haben den durch den Brand betroffenen Hausrat der Kl&#228;gerin am 03.02.1982 gemeinsam in Augenschein genommen und sind die von der Kl&#228;gerin vorgelegte Schadenaufstellung (Bl. 97 bis 111 d.A.) gemeinsam Punkt f&#252;r Punkt mit ihr und ihrem Ehemann durchgegangen, ohne da&#223; die Kl&#228;gerin gegen dieses Vorgehen Einwendungen erhoben hat. Damit hat sie sich, ebenso wie die Beklagte, stillschweigend mit einem <u>gemeinsamen</u> Gutachten einverstanden erkl&#228;rt und kann dies jetzt nicht mehr r&#252;gen (vgl. Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl., &#167;64 Anm. 9 d).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... leidet auch in materieller Hinsicht nicht an erheblichen M&#228;ngeln.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bereits eine <u>erhebliche</u> Abweichung der von ihnen getroffenen Feststellungen von der wirklichen Sachlage l&#228;&#223;t sich nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Ob eine Abweichung von der wirklichen Sachlage erheblich ist, ist nicht schematisch nach dem Prozentsatz der Abweichung, sondern nach den besonderen Umst&#228;nden des Einzelfalles zu beurteilen (BGH VersR 1987, 601 (602); Bruck-M&#246;ller, VVG, 8. Aufl., &#167;64 Anm. 57; Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl., &#167;64 Anm. 7). Im Interesse der weitgehenden Gleichbehandlung der Versicherungsnehmer kann jedoch von einem Prozentsatz "als Richtschnur" ausgegangen werden (BGH a.a.O.). In der Rechtsprechung werden teilweise Abweichungen von 20 bis 25 % f&#252;r notwendig erachtet (vgl. OLG Schleswig VersR 1954, 506; OLG M&#252;nchen VersR 1959, 1017; OLG Braunschweig. VersR 1976, 329; zum Meinungsstand in der Literatur vgl. Bruck-M&#246;ller a.a.O. &#167;64 Anm. 57: Abweichung von mehr als 10 % reicht aus; Pr&#246;lss-Martin a.a.O. &#167;64 Anm. 7: Angabe bestimmter Prozents&#228;tze ist abzulehnen).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der erkennende Senat hat in seinem Urteil - 20 U 246/84 vom 08.05.1985 ausgesprochen, da&#223; eine Abweichung vom Gesamtergebnis von weniger als 15 % nicht ausreicht und keine erhebliche Abweichung im Sinne der &#167;&#167;64 Abs. 1 VVG und 15 Abs. 1 AFG ist. Dies hat der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 11.04.1987 (VersR 1987, 601) nicht beanstandet. Der Prozentsatz der Abweichung ist dabei in der Weise zu errechnen, da&#223; der vom Kl&#228;ger geforderte h&#246;here Betrag, hier 559.183,67 DM (387.858,- DM gezahlter Betrag + 171.325,67 DM Klageforderung) mit 100 % gleichgesetzt wird (BGH VersR 1987, 601 (602)).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon bel&#228;uft sich die Gesamtneuwertschadenabweichung zwischen den Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... einerseits und dem gemeinsamen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... andererseits auf 78.231,68 DM. Davon entfallen 3.225,- DM auf die vom Sachverst&#228;ndigen ... begutachteten Teppiche (2.600,- DM Differenz bei der Galerie ... 3.900,- DM Neuwertschaden laut Gutachten ... (Seite 3); 1.300,- DM Neuwertschaden laut Gutachten ... (Bl. 30 d.A.)) + 625,- DM Differenz bei dem Orientteppich T&#228;bris/Ghazwin (35.625,- DM Wertminderung laut Gutachten ... (Bl. 338 d.A., Seite 5 des Gutachtens); 35.000,- DM Neuwertschaden laut Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... (Bl. 30 d.A.)) und 75.006,68 DM auf den von dem Sachverst&#228;ndigen ... bewerteten &#252;brigen Hausrat. Dieser Betrag ergibt sich aus der Addition aller Neuwertschadendifferenzbetr&#228;ge zwischen dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... und dem gemeinsamen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... (Schadenspositionen 10, 14, 18, 19, 22 bis 24, 26, 27, 34, 35, 37, 43 bis 45, 48 bis 50, 53, 54, 60, 68, 74, 75, 81, 82, 94, 98, 102, 103, 106, 109, 111, 113, 114, 116, 117, 119, 121, 129, 130, 132, 137, 141, 156, 159, 161, 163, 165, 167, 169, 170, 175 bis 177, 180, 185, 187 bis 190, 193, 195, 200, 201, 204, 212, 215, 218, 220, 221, 225, 228, 232, 236 bis 238, 241, 245, 247 bis 250, 252, 253, 255, 257, 258, 260, 275, 280, 282, 286, 292, 298, 299, 302, 303, 307, 309 bis 312 des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen ... (B. 276 bis 284 d.A.)). Bei Position 312 (Bekleidung und W&#228;sche) betr&#228;gt der Neuwertschadendifferenzbetrag zwischen den Gutachten 26.097,68 DM (77.097,68 DM Neuwertschaden laut Gutachten ... (Bl. 287) abz&#252;glich 51.000,- DM Neuwertschaden laut Gutachten ... und ... (Bl. 34 d.A.)).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Gesamtneuwertschadenabweichung von 78.231,68 DM zwischen den Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... einerseits und dem gemeinsamen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... andererseits entspricht 13,99 % der von der Kl&#228;gerin beanspruchten Gesamtneuwerdentsch&#228;digung von 559.183,67 DM. Sie liegt damit unter 15 % und ist deshalb unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Einzelfalles nicht erheblich im Sinne der &#167;&#167;64 Abs. 1 VVG, 15 Abs. 3 VHB 74.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Eine 78.231,68 DM &#252;bersteigende Gesamtneuwertschadenabweichung l&#228;&#223;t sich auf keinen Fall feststellen. Die Sachverst&#228;ndigen ... und ... haben, wie die Kl&#228;gerin selbst vortr&#228;gt (Bl. 327 d.A.) von den (noch) zur Verf&#252;gung stehenden Auskunftsm&#246;glichkeiten und Erkenntnisquellen angemessen und in dem erforderlichen Umfang Gebrauch gemacht. Substantiierte Einwendungen, da&#223; auch die von dem Sachverst&#228;ndigen ... und ... in Ansatz gebrachten Neuwertschadenans&#228;tze zu niedrig sind, sind von der Kl&#228;gerin nicht erhoben worden und in keiner Weise ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt vielmehr sogar eine Reduzierung der Neuwertschadenans&#228;tze des Sachverst&#228;ndigen Kersten in einigen Punkten in einem Gesamtvolumen von 10.970,- DM f&#252;r unbedingt geboten.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Bei Positionen 27, 165, 169, 185, 201, 215 und 255 seines Gutachtens wird nicht beachtet, da&#223; sich der gem&#228;&#223; &#167;5 Abs. 1 a VHB 74 zu ersetzende Versicherungswert zerst&#246;rter Sachen nach dem Zeit- und nicht nach deren Neuwert bemi&#223;t, wenn der sich aus Alter, Abnutzung und Gebrauch ergebende Zeitwert der Sachen niedriger als 50 % des Wiederbeschaffungspreises (Neuwert) ist (&#167;4 Abs. 1 VHB 74). Dadurch erm&#228;&#223;igt sich die Gesamtneuwertschadenabweichung zwischen dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... und dem gemeinsamen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... um insgesamt 7.410,- DM.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Ansatz von 1.560,- DM bei Position 311 des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen ... ist zu streichen, da der Neuwert des Zulufttrockenger&#228;tes f&#252;r das Schwimmbad unstreitig beim Geb&#228;udeschaden ber&#252;cksichtigt ist (Bl. 307, 328).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Ansatz bei Position 275 &#252;ber 15.500,- DM f&#252;r Gardinen und Dekorationen ist um 2.000,- DM auf den Ansatz im Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... zu reduzieren. Die angebliche, dem Sachverst&#228;ndigen ... nicht einmal vorgelegte Rechnung &#252;ber neu angeschaffte Gardinen besagt &#252;ber den Neuwert der durch den Brand betroffenen Gardinen nichts Wesentliches. Zwischen Gardinen bestehen ganz erhebliche Preisunterschiede.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">dd)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus tr&#228;gt der Senat ganz erhebliche Bedenken, den von dem gemeinsamen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... abweichenden Ans&#228;tzen des Sachverst&#228;ndigen ... in den Positionen 170, 175, 190, 195, 204, 218, 220, 225, 232, 237, 238, 245, 250, 252, 253, 292 und 312 zu folgen. Ob eine Reinigung von Gegenst&#228;nden erfolgversprechend ist oder nicht, kann ohne Inaugenscheinnahme dieser Gegenst&#228;nde kaum zuverl&#228;ssig beantwortet werden. Gleiches gilt im besonderen Ma&#223;e f&#252;r die Bewertung gebrauchter Kleidung und W&#228;sche. Da nur die auch nach Einsch&#228;tzung des Sachverst&#228;ndigen ... erfahrenen Sachverst&#228;ndigen ... und ... diese Gegenst&#228;nde in Augenschein nehmen konnten, spricht vieles daf&#252;r, da&#223; ihr Gutachten insoweit zuverl&#228;ssiger ist als das des Sachverst&#228;ndigen ... der insoweit ausschlie&#223;lich auf Angaben der Kl&#228;gerin und ihres Ehemannes angewiesen war.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Frage bedarf indes letztlich keiner Entscheidung, da die Gesamtneuwertschadenabweichung zwischen den Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... dessen Gutachten zu folgen der Senat keine Bedenken tr&#228;gt, und dem Gutachten der Sachverst&#228;ndigen ... und ... h&#246;chstens 67.261,68 DM (78.231,68 DM abz&#252;glich 10.970,- DM (s.o. S. 11, 12)), das hei&#223;t rund 12 % von 559.183,67,- DM, betr&#228;gt und damit eindeutig nicht erheblich ist (&#167;&#167;64, Abs. 1 VVG, 15 Abs. 3 VHB 74).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Es kommt deshalb nicht darauf an, ob den Sachverst&#228;ndigen ... und ... die erforderlichen Auskunftspersonen benannt worden sind und die Kl&#228;gerin nur die Gegenst&#228;nde weggeworfen hat, die von den Sachverst&#228;ndigen ... und ... ausdr&#252;cklich freigegeben worden sind. Den entsprechenden Beweisantr&#228;gen der Kl&#228;gerin war daher nicht nachzugehen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Weiterhin l&#228;&#223;t sich erst recht nicht feststellen, da&#223; die Neuwertschadenans&#228;tze der Sachverst&#228;ndigen ... und ...<u>offenbar</u> von der wirklichen Sachlage abweichen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Eine derartige Abweichung liegt nur vor, wenn sich die Unrichtigkeit einem Sachkundigen aufdr&#228;ngt, d.h. mit Deutlichkeit ergibt. Die Anfechtungsm&#246;glichkeit soll sich n&#228;mlich nach dem Sinn und Zweck der &#167;&#167;64 Abs. 1 VVG, 15 Abs. 3 VHB 74 "auf die wenigen F&#228;lle ganz offensichtlichen Unrechts" beschr&#228;nken (BGH VersR 1987, 601 (602); Bruck-M&#246;ller, VVG, 8. Aufl., &#167;64 Anm. 58; Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl., &#167;64 Anm. 7). Nur bei "offensichtlichen Fehlentscheidungen" (vgl. BGH a.a.O.; OLG Schleswig VersR 1954, 506) soll eine Abhilfe erm&#246;glicht werden.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Von einer offenbaren Unrichtigkeit der Neuwertschadenans&#228;tze der Sachverst&#228;ndigen ... und ... kann danach, was den von dem Sachverst&#228;ndigen ... teilweise abweichend bewerteten Hausrat der Kl&#228;gerin angeht, keine Rede sein. Der Sachverst&#228;ndige ... hat bei seiner Anh&#246;rung durch den Senat vielmehr ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, nicht sagen zu k&#246;nnen, da&#223; die Schadenbewertung der ihm als erfahren bekannten Sachverst&#228;ndigen ... und ... in Bezug auf W&#228;sche und Bekleidung oder andere Schadenpositionen offenbar von der wirklichen Sachlage abweiche oder offenbar unvertretbar sei.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Senat folgt den insoweit &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen .... Da die durch den Brand betroffenen Gegenst&#228;nde f&#252;r eine Begutachtung und Bewertung weitestgehend nicht mehr zur Verf&#252;gung stehen, l&#228;&#223;t sich eine offensichtliche Fehlbewertung durch die Sachverst&#228;ndigen ... und ... mit der f&#252;r eine Verurteilung der Beklagten erforderlichen Zuverl&#228;ssigkeit nicht (mehr) feststellen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin war daher nach alledem mit der Kostenfolge aus &#167;97 Abs. 1 ZPO als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167;708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Kl&#228;gerin betr&#228;gt 171.325,67 DM.</p>
315,440
ag-dusseldorf-1987-09-16-35-c-27287
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
35 C 272/87
1987-09-16T00:00:00
2019-03-13T14:55:48
2019-03-27T09:43:07
Urteil
ECLI:DE:AGD:1987:0916.35C272.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 8. Juli 1987</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;ger darf die Zwangsvollstreckung durch </p> <p> Sicherheitsleistung in H&#246;he von 750,-- DM ab-</p> <p> wenden, wenn nicht die Beklagte vor der Voll-</p> <p> streckung eine entsprechende Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p> Die Sicherheitsleistungen d&#252;rfen auch durch die</p> <p> selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der </p> <p> Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen deutschen</p> <p> Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat bei der Beklagten eine Reisegep&#228;ckversicherung abgeschlossen. Aus diesem Versicherungsvertrag fordert er die Entsch&#228;digung f&#252;r einen angeblichen Diebstahlsschaden vom 10. Juni 1986 auf der italienischen Insel X. Er behauptet, er habe die in der Diebstahlsanzeige (Blatt 19 d.A.) aufgef&#252;hrten W&#228;sche- und Oberbekleidungsst&#252;cke im Mai/Juni 1986 - jedenfalls lange vor dem </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">10. Juni 1986 - auf X zwecks Benutzung im Rahmen der Urlaubsreise zum Gesamtpreis von umgerechnet 8.346,-- DM erworben. Am 10. Juni 1986 sei ihm zwischen 14.00 und 17.00 Uhr aus seinem verschlossenen Mietwagen der Koffer mit den Textilien gestohlen worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 5.000,-- DM nebst</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">4 % Zinsen seit Zustellung des Mahnbescheides zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie wendet sich mit Sach- und Rechtsausf&#252;hrungen gegen ihre Eintrittspflicht. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann aus dem Versicherungsvertrag auch dann keine Anspr&#252;che herleiten, wenn man seinen Sachvortrag als uneingeschr&#228;nkt zutreffend unterstellt. Die Beklagte ist n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167; 11 Nr. 1 der allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Versicherung von Reisegep&#228;ck (AVBR), Fassung von 1980, von ihrer Leistungspflicht frei geworden. Nach der genannten Vertragsklausel, die die gesetzliche Regelung des &#167; 6 Absatz 3 Satz 2 VVG klarstellt, ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung u.a. dann frei, wenn der Versicherungsnehmer aus Anla&#223; des Versicherungsfalls, insbesondere in der Schadensanzeige, vors&#228;tzlich unwahre Angaben macht, auch wenn hierdurch dem Versicherer ein Nachteil nicht entsteht. Diesen Tatbestand hat der Kl&#228;ger im Streitfalle geschaffen. In seiner Schadensanzeige vom 12. Juni 1986 hei&#223;t es n&#228;mlich auf Seite 3 (Blatt d.A.) eindeutig und unmissverst&#228;ndlich, die "Zeit der Anschaffung" sei der "10.6.86" gewesen, obwohl der Kl&#228;ger nunmehr in diesem Rechtsstreit - offenbar nachdem er hat erkennen m&#252;ssen, dass erst am Abreisetage erworbene Kleidungsst&#252;cke dem Versicherungsschutz nicht unterfallen - vortr&#228;gt, der Erwerb sei bereits wesentlich fr&#252;her erfolgt. Trifft letzteres zu, so ist die Angabe in der Schadensmeldung nicht nur objektiv falsch, sie ist auch unzweifelhaft <u>vors&#228;tzlich</u> falsch. Der Vorsatz wird hier n&#228;mlich durch den Tatbestand selbst indiziert. Entgegen den Angriffen des Kl&#228;gers auf Seite 10 der Anspruchsbegr&#252;ndungsschrift ist die diesbez&#252;gliche &#220;berschrift in dem Schadenformular nicht missverst&#228;ndlich und gibt keinen Anlass zur eigenen "Deutung", "Umdeutung" oder "Missdeutung". Selbst wenn der Kl&#228;ger - was er freilich auch nicht behauptet - au&#223;ergew&#246;hnlich unbeholfen oder begriffsstutzig w&#228;re, w&#252;rde das Gericht ihm nicht abnehmen, hier einem Missverst&#228;ndnis unterlegen gewesen zu sein. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Was unter "Anschaffung" zu verstehen ist, ist allgemein bekannt. Auch der juristische Laie wei&#223;, dass man eine Sache nicht erst dann "anschafft", wenn man sie bezahlt. Erst recht wei&#223; dies ein Kaufmann (siehe Berufsangabe des Kl&#228;gers in dem Versicherungsantrag (Blatt 17 d.A.)).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,441
lg-duisburg-1987-09-15-7-s-23387
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 233/87
1987-09-15T00:00:00
2019-03-13T14:55:51
2019-03-27T09:43:07
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1987:0915.7S233.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil des Amtsgerichts M&#252;lheim an der Ruhr vom 13. April 1987 - 19 C 908/86 - teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt,</p> <p></p> <p>die Wohnung in M&#252;lheim an der Ruhr, , erstes Obergescho&#223;, bestehend aus vier R&#228;umen, eine K&#252;che, ein Korridor, eine Toilette und einem Kellerraum,</p> <p></p> <p>sowie den im Keller des Hauses, 4330 M&#252;lheim an der Ruhr, innegehaltenen Kellerraum (ehemaliger Kellerraum bzw. Luftschutzkeller, welcher in dem in Anlage beigef&#252;gten Lageplan rotschraffiert ist) zu r&#228;umen und ger&#228;umt an den Kl&#228;ger herauszugeben.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u> : </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat in der Sache Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist nicht nur zur R&#228;umung des Kellers (ehemaliger Keller bzw. Luftschutzkeller) verpflichtet, sondern auch zur Herausgabe der im Tenor n&#228;her bezeichneten Wohnung nebst Kellerraum. Der Kl&#228;ger hat wirksam das mit dem Beklagten bestehende Mietverh&#228;ltnis fristlos wegen wiederholt unp&#252;nktlicher Mietzinszahlungen gek&#252;ndigt, &#167; 554 a BGB.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach herrschender Meinung kann der Vermieter das Mietverh&#228;ltnis fristlos k&#252;ndigen, wenn der Mieter durch st&#228;ndige unp&#252;nktliche Mietzahlungen bewirkt, da&#223; der Vermieter nicht mehr von vornherein darauf vertrauen kann, &#252;ber den Mietzins zum F&#228;lligkeitstermin disponieren zu k&#246;nnen. Nicht die Tatsache des Verzuges, sondern die Unzuverl&#228;ssigkeit des Mieters einerseits sowie das schutzw&#252;rdige Dispositionsinteresse des Vermieters andererseits pr&#228;gen den K&#252;ndigungsgrund (vgl. Sternel, Mietrecht, 2. Auflage, IV. Randnummer 349, mit weiteren Nachweisen). Der Vermieter hat h&#228;ufig das Mietobjekt mit Fremdmitteln finanziert und ist seinerseits zu festgelegten Zeitpunkten verpflichtet, Geldleistungen zu erbringen. Er hat deshalb, um eine Zwischenkreditierung zu verhindern, ein Interesse an p&#252;nktlichen Mietzinszahlungen. Verst&#246;&#223;t der Mieter hartn&#228;ckig, wiederholt und ohne triftigen Grund gegen die Pflicht zur p&#252;nktlichen Mietzinszahlung, so rechtfertigt dies eine Vertragsaufl&#246;sung seitens des Vermieters. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen liegen hier vor. Ausweislich der zu den Akten gereichten Aufstellungen &#252;ber die Mietzinszahlungen des Beklagten hat der Beklagte im Zeitraum von Februar 1985 bis Oktober 1986 den Mietzins nahezug jeden Monat mit einigen Tagen Verz&#246;gerung gezahlt. Nach &#167; 4 Ziff. 1 des Mietvertrages war der Beklagte verpflichtet, jeweils sp&#228;testens am 3. Werktag den Mietzins zu begleichen. Hinsichtlich der Rechtzeitigkeit ist nach dieser genannten Bestimmung auf den Zeitpunkt des Zahlungseinganges abzustellen. Diese Klausel ist wirksam und verst&#246;&#223;t nicht gegen das AGBG (vgl. Schultz ZMR, 1987, 41 ff. mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In dem genannten Zeitraum wurde der Beklagte durch die Rechtsvorg&#228;ngerin des Kl&#228;gers insgesamt sechsmal wegen seines pflichtwidrigen Verhaltens abgemahnt und darauf hingewiesen, da&#223; es f&#252;r die Rechtszeitigkeit auf den Zeitpunkt der Ankunft des Geldes ankomme. Ferner wurden dem Beklagten wegen seines "permanenten Vertragsbruches&#8221; weitere rechtliche Schritte, insbesondere auch die K&#252;ndigung angedroht. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat auf diese Mahnungen nicht reagiert, vielmehr auch nach der erfolgten K&#252;ndigung zum Teil versp&#228;tet den Mietzins gezahlt. Dieses Verhalten l&#228;&#223;t den R&#252;ckschlu&#223; auf eine Hartn&#228;ckigkeit des Beklagten zu und birgt eine Vermutung in sich, da&#223; der Beklagte auch in Zukunft seinen vertraglichen Pflichten nicht in vollem Umfange nachkommen wird. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Termin&#252;berschreitungen werden auch nicht dadurch entschuldigt, da&#223; der Beklagte Sozialhilfeempf&#228;nger ist. Denn nach seinem eigenen Vorbringen erh&#228;lt er die Leistungen des Sozialamtes jeweils am Rnde eines Monats, so da&#223; er durchaus in der Lage w&#228;re, den Mietzins p&#252;nktlich am Anfang des n&#228;chstfolgenden Monats zu entrichten. Im &#252;brigen w&#228;re es dem Beklagten zuzumuten gewesen, bei eventuellen Schwierigkeiten den Kl&#228;ger bzw. dessen Rechtsvorg&#228;ngerin auf diese Probleme hinzuweisen und eine einvernehmliche &#196;nderung des Zahlungstermins zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist dem Kl&#228;ger wegen des st&#228;ndig vertragswiderigen Verhaltens des Beklagten nicht zuzumuten, an dem Mietverh&#228;ltnis festzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Beklagten ist das K&#252;ndigungsrecht des Kl&#228;gers nicht deshalb ausgeschlossen, weil er erst seit August 1986 Eigent&#252;mer des streitgegenst&#228;ndlichen Anwesens ist, die unp&#252;nktlichen Zahlungen teilweise vor diesem Zeitpunkt erfolgt und die Abmahnungen noch vom fr&#252;heren Eigent&#252;mer ausgesprochen worden sind. Denn unstreitig hat der Beklagte auch nach der &#220;bergang der Nutzungen und Lasten auf den Kl&#228;ger als neuen Eigent&#252;mer sich vertragsbr&#252;chig verhalten. Die Voraussetzungen des K&#252;ndigungsrechtes nach &#167; 554 a BGB sind somit zumindest teilweise auch in der Person des Kl&#228;gers erf&#252;llt worden, wann nach herrschender Meinung ausreichend ist (vgl. Emmerich/Sonnenschein, Mietrecht, 2. Bearbeitung 1981, &#167; 571 Randnummer 62 a). Insofern ist es auch unsch&#228;dlich, da&#223; nicht der Kl&#228;ger selbst, sondern seine Rechtsvorg&#228;ngerin den Beklagten angemahnt hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist der Beklagte infolge der wirksamen fristlosen K&#252;ndigung seitens des Kl&#228;gers verpflichtet, die von ihm angemietete Wohnung zu r&#228;umen und ger&#228;umt an den Kl&#228;ger herauszugeben, &#167; 556 BGB.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Einer Entscheidung &#252;ber den vom Amtsgericht M&#252;lheim bereits zuerkannten Anspruch des Kl&#228;gers auf R&#228;umung des zus&#228;tzlichen Kellerraumes bedarf es nicht mehr, da die insoweit eingelegte Anschlu&#223;berufung des Beklagten zur&#252;ckgenommen und das Urteil des Amtsgerichts M&#252;lheim in diesem Umfang rechtkr&#228;ftig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO.</p>
315,442
olgk-1987-09-08-ss-44087
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 440/87
1987-09-08T00:00:00
2019-03-13T14:55:52
2019-03-27T09:43:07
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1987:0908.SS440.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p></p> <p>II. Das angefochtene Urteil wird aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an das Amtsgericht K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch Bu&#223;geldbescheid vom 29.12.1986 ist gegen den Betroffenen eine Geldbu&#223;e von 60,00 DM festgesetzt worden, weil er am 27.10.1986 in K. mit einem PKW die zul&#228;ssige Geschwindigkeit &#252;berschritten haben soll. Das Amtsgericht hat das Amtsgericht Koblenz gem. &#167; 73 Abs. 3 OWiG um kommissarische Vernehmung des Betroffenen gebeten. Der Betroffene hat bei seiner Vernehmung in Koblenz zur Sache ausgesagt und auf seine schriftliche &#196;u&#223;erung vom 26.11.1986 verwiesen, wonach die Geschwindigkeits&#252;berschreitung durch einen technischen Defekt (Klemmen des Gaszuges) verursacht worden sein soll. Das Amtsgericht hat daraufhin Termin zur Hauptverhandlung bestimmt, das pers&#246;nliche Erscheinen des Betroffenen angeordnet und im Hauptverhandlungstermin den Einspruch gem. &#167; 74 Abs. 2 OWiG verworfen, da der Betroffene ausblieb.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit dem Antrag des Betroffenen auf Zulassung der Rechtsbeschwerde wird ger&#252;gt, die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens sei unzul&#228;ssig gewesen, da dem Betroffenen das Erscheinen in der Hauptverhandlung nicht zuzumuten gewesen sei; aus diesem Grund sei er auch kommissarisch vernommen worden; das Amtsgericht habe bei dieser Sachlage den Einspruch nicht verwerfen d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die ordnungsgem&#228;&#223; (&#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO) erhobene Verfahrensr&#252;ge f&#252;hrt zur Zulassung der Rechtsbeschwerde und zur Aufhebung des Urteils sowie zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht. Die Rechtsbeschwerde ist zuzulassen, weil es geboten ist, das Urteil wegen Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs aufzuheben (&#167; 80 Abs. 1 Nr. 2 OWiG).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich kann nach &#167; 80 Abs. 2 OWiG in der seit 1.4.1987 geltenden Fassung die Rechtsbeschwerde nicht wegen der Anwendung von Rechtsnormen &#252;ber das Verfahren zugelassen werden, wenn - wie hier - gegen&#252;ber dem Betroffenen nur eine Geldbu&#223;e von nicht mehr als 75,00 DM festgesetzt worden ist. Wie sich aus dem Vergleich des Wortlauts von &#167; 80 Abs. 1 Nr. 2 und Nr. 1 OWiG ergibt, betrifft die Beschr&#228;nkung des &#167; 80 Abs. 2 OWiG jedoch nicht die F&#228;lle der Versagung des rechtlichen Geh&#246;rs (vgl. G&#246;hler, OWiG, 8. Aufl., &#167; 80 Rn. 16 i). Die vom Betroffenen erhobene Verfahrensr&#252;ge beinhaltet zugleich die R&#252;ge der Verletzung rechtlichen Geh&#246;rs. Die R&#252;ge ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ein Betroffener mu&#223; ebenso wie ein Beschuldigter im Rahmen der von der Verfahrensordnung aufgestellten, angemessenen Regeln, die M&#246;glichkeit haben und auch tats&#228;chlich aus&#252;ben k&#246;nnen, auf das Verfahren einzuwirken, sich pers&#246;nlich zu den gegen ihn erhobenen Vorw&#252;rfen zu &#228;u&#223;ern, entlastende Umst&#228;nde vorzutragen, sowie deren umfassende und ersch&#246;pfende Nachpr&#252;fung und ggfs. auch Ber&#252;cksichtigung zu erreichen (BVerfGE 63, 332, 337). Der Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs gebietet, da&#223; das Gericht von der Stellungnahme des Geh&#246;rten Kenntnis nimmt und sie in Erw&#228;gung zieht (BVerfGE 21, 46, 48; 36, 97; BGHSt 28, 44 = NJW 1978, 1984 = VRS 55, 440). Art. 103 Abs. 1 GG gew&#228;hrt allerdings keinen Schutz gegen Entscheidungen, die den Sachvortrag eines Beteiligten aus Gr&#252;nden des formellen oder materiellen Rechts teilweise oder ganz unber&#252;cksichtigt lassen (BVerfGE 21, 191, 194; 70, 288, 294). Die Ausgestaltung des rechtlichen Geh&#246;rs im einzelnen ist der jeweiligen Verfahrensordnung &#252;berlassen (BGHSt 28, 44). F&#252;r das Bu&#223;geldverfahren findet sich die Regelung in &#167;&#167; 73, 74 OWiG: Die Gelegenheit zur Stellungnahme wird dem Betroffenen durch die Ladung zum Termin er&#246;ffnet, in der er auf die M&#246;glichkeit der Entscheidung in seiner Abwesenheit hingewiesen wird (&#167; 74 Abs. 3 OWiG); er kann dann in der Hauptverhandlung erscheinen oder eine schriftliche Erkl&#228;rung zur Sache abgeben, deren wesentlicher Inhalt in der Hauptverhandlung bekannt gegeben werden mu&#223;, oder sich in der Hauptverhandlung durch einen schriftlich bevollm&#228;chtigten Verteidiger vertreten lassen (vgl. BGHSt 28, 44). Unter Umst&#228;nden hat der Betroffene auch Anspruch auf Vernehmung durch einen ersuchten Richter (BayObLG VRS 44, 361 und 71, 207). Bei weiter Entfernung vom Gerichtsitz tritt das Recht auf Vernehmung durch einen ersuchten Richter an die Stelle des umfassenderen Rechts auf Teilnahme an der Hauptverhandlung (BayObLG VRS 50, 51; 71, 207). Eine Einschr&#228;nkung ergibt sich jedoch aus &#167; 74 Abs. 2 OWiG, wonach das Amtsgericht den Einspruch gegen den Bu&#223;geldbescheid ohne sachliche Pr&#252;fung der Beschuldigung verwerfen kann, wenn der Betroffene, dessen pers&#246;nliches Erscheinen angeordnet war, ohne gen&#252;gende Entschuldigung ausgeblieben ist. Diese Regelung verletzt Art. 103 Abs. 1 GG nicht. Dem Betroffenen wird durch die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens eine pers&#246;nliche Mitwirkungspflicht zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts auferlegt; lehnt er es durch sein unentschuldigtes Ausbleiben ab, in dem vom Gericht f&#252;r erforderlich gehaltenen Umfang zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts beizutragen, ist das Gericht von der Pflicht entbunden, die Beschuldigung zu pr&#252;fen (BVerfG DAR 1971, 156). Dies kann jedoch nur gelten, wenn die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens zul&#228;ssig war.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens ist insbesondere dann nicht zul&#228;ssig - mit der Folge, da&#223; der Einspruch auch nicht nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG verworfen werden darf -, wenn dem Betroffenen das Erscheinen in der Hauptverhandlung nicht zumutbar ist, weil es wegen der weiten Entfernung zwischen Wohn- und Gerichtsort mit Kosten, M&#252;hen und Zeitaufwand verbunden ist, die au&#223;er Verh&#228;ltnis zur Bedeutung der Sache stehen, es sei denn, die gebotene Sachaufkl&#228;rung kann nur durch die pers&#246;nliche Anwesenheit der Betroffenen in der Hauptverhandlung erreicht werden (BGH NJW 1981, 2133 = VRS 61, 377; BayObLG VRS 65, 210; OLG Hamm VRS 54, 448; OLG Stuttgart VRS 61, 135; OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, VRS 60, 464; Senatsentscheidung vom 10.5.1983 - 1 Ss 271/83 = Strafverteidiger 1984, 18; Senatsentscheidung vom 20.6.1984 - 1 Ss 79/84). Unzul&#228;ssig ist die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens dar&#252;berhinaus, wenn dies nicht zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts beitragen kann (BayObLG VRS 65, 210 und NStZ 1986, 368). Keinesfalls darf die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens dazu dienen, dem Tatrichter nur die M&#246;glichkeit einer Verwerfung des Einspruchs ohne Sachpr&#252;fung zu er&#246;ffnen (BayObLG VRS 65, 210; OLG Stuttgart VRS 58, 436; 61, 135; OLG K&#246;ln, 3. Strafsenat, VRS 60, 464; Senatsentscheidung Strafverteidiger 1984, 18). Wenn dem Betroffenen ein pers&#246;nliches Erscheinen in der Hauptverhandlung nicht zugemutet werden kann, w&#252;rde die mit der Androhung der Einspruchsverwerfung verbundene Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens dem Betroffenen die Wahrnehmung seiner Rechte in einer Weise erschweren, die im Ergebnis auf eine Rechtsverweigerung hinauslaufen w&#252;rde (OLG Hamm VRS 54, 444, 449).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine nach diesen Grunds&#228;tzen unzul&#228;ssige Einspruchsverwerfung verletzt nicht nur einfaches Verfahrensrecht, sondern verst&#246;&#223;t gegen Art. 103 Abs. 1 GG, wenn die Einspruchsverwerfung dazu f&#252;hrt, da&#223; eine sachliche Einlassung des Betroffenen unber&#252;cksichtigt bleibt. Hat der Betroffene sich zur Beschuldigung ge&#228;u&#223;ert - sei es schriftlich, sei es bei einer kommissarischen Vernehmung -, so verbietet der Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs, da&#223; sein Vorbringen aufgrund einer vom Gesetz nicht gedeckten Verfahrensweise unber&#252;cksichtigt bleibt. Der Anspruch des Betroffenen auf sachliche W&#252;rdigung seines Vorbringens darf nicht durch eine unzul&#228;ssige Einspruchsverwerfung seines Inhalts beraubt werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen hat das Amtsgericht im vorliegenden Fall gegen den Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs versto&#223;en. Es hat das Verteidigungsvorbringen des Betroffenen unber&#252;cksichtigt gelassen, indem es ohne sachliche Pr&#252;fung der Beschuldigung den Einspruch nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG verworfen hat. Das Amtsgericht durfte im vorliegenden Fall den Einspruch nicht verwerfen, da die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens unzul&#228;ssig war. Dem Betroffenen, der in Koblenz wohnt, war nicht zuzumuten, wegen eines Verkehrsversto&#223;es, f&#252;r den im Bu&#223;geldbescheid eine Geldbu&#223;e von nur 60,00 DM festgesetzt worden war, zur Hauptverhandlung nach K&#246;ln zu fahren, nachdem er bei seiner kommissarischen Vernehmung durch den Richter in Koblenz die Geschwindigkeits&#252;berschreitung einger&#228;umt und zur Verteidigung lediglich darauf verwiesen hatte, da&#223; ein technischer Fehler urs&#228;chlich f&#252;r die Geschwindigkeits&#252;berschreitung gewesen sei. Dadurch, da&#223; das Amtsgericht zun&#228;chst selbst gem. &#167; 73 Abs. 3 OWiG die Vernehmung des Betroffenen durch einen ersuchten Richter angeordnet hatte, hatte es selbst zu erkennen gegeben, da&#223; dem Betroffenen ein Erscheinen in der Hauptverhandlung nicht zuzumuten war. Das Ergebnis der kommissarischen Vernehmung gab keinen Anla&#223;, das pers&#246;nliche Erscheinen des Betroffenen in der Hauptverhandlung zur weiteren Aufkl&#228;rung des Sachverhalts anzuordnen. Die Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens konnte in diesem Fall nur dazu dienen, die M&#246;glichkeit einer Einspruchsverwerfung zu schaffen. Das ist aber - wie oben ausgef&#252;hrt - unzul&#228;ssig. Durch die unzul&#228;ssige Verwerfung des Einspruchs hat das Amtsgericht die sachliche W&#252;rdigung der Einlassung des Betroffenen verhindert, so da&#223; das Urteil wegen Verletzung des Grundsatzes des rechtlichen Geh&#246;rs aufzuheben ist.</p>
315,443
olgk-1987-09-07-14-uf-12087
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
14 UF 120/87
1987-09-07T00:00:00
2019-03-13T14:55:54
2019-03-27T09:43:06
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1987:0907.14UF120.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat die Beschwerdef&#252;hrerin zu tragen.</p> <p></p> <p>Der Antragstellerin wird unter Beiordnung von Rechtsanwalt Dr. M. in L. Proze&#223;-kostenhilfe zur Verteidigung gegen die Beschwerde bewilligt.</p> <p></p> <p>Der Beschwerdewert wird auf 1.000,-- DM festgesetzt.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene (Verbund-) Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden und unter anderem den Versorgungsausgleich durchgef&#252;hrt. Als Versorgungsausgleich hat es Rentenanwartschaften von 117,35 DM bei der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz zugunsten der Ehefrau</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">(Antragstellerin) &#252;bertragen und weiter f&#252;r sie Rentenanwartschaften von 6,18 DM begr&#252;ndet, letzteres zu Lasten der bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der L&#228;nder f&#252;r den Ehemann (Antragsgegner) bestehenden Versorgungsanwartschaft, bestehend in einer Anwartschaft auf Versicherungsrente von ehezeitanteilig 111,18 DM entsprechend 12,36 DM Anwartschaften der gesetzlichen Rentenversicherung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die - f&#246;rmlich nicht zu beanstandende &#8211; Beschwerde der Versorgungsanstalt des Bundes und der L&#228;nder r&#252;gt Verletzung von &#167; 3 c VAHRG. Der Betrag der begr&#252;ndeten</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Anwartschaften liege unter der Bagatellgrenze von hier 7,18 DM. Aus Gr&#252;nden der Verwaltungsvereinfachung m&#252;&#223;ten solche Ausgleichsbetr&#228;ge im allgemeinen entfallen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt. Zur&#252;ckweisung der Beschwerde, weil der Wegfall der begr&#252;ndeten Anwartschaften ihr nachteilig sein werde, wenn der am 29. Mai 1951</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">geborene Antragsgegner aus dem &#246;ffentlichen Dienst ausscheide, und weil sie die Wartezeit auf das flexible Altersruhegeld mit den begr&#252;ndeten Rentenanwartschaften</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">fr&#252;her erreichen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat sich am Beschwerdeverfahren nicht beteiligt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz hat mitgeteilt, da&#223; Bedenken gegen den Ausschlu&#223; der begr&#252;ndeten Anwartschaften nicht best&#252;nden, die Wartezeit nach den &#167;&#167; 1247 Abs. 3 bund 1248 Abs. 7 RVO werde durch die Anwartschaftsbegr&#252;ndung nicht erreicht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen aller Einzelheiten des Vorbringens der Beteiligten wird auf die im Beschwerderechtszug eingereichten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist unbegr&#252;ndet. Entgegen der Meinung der Beschwerdef&#252;hrerin ist &#167; 3 c VAHRG im vorliegenden Fall nicht anwendbar. Der Senat braucht deshalb nicht die Frage zu beantworten, ob ein Versorgungstr&#228;ger in seinen Rechten beeintr&#228;chtigt ist (&#167; 20 FGG ) ,wenn das Familiengericht von der ihm zur Regelung des Verh&#228;ltnisses</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">der Eheleute zueinander durch &#167; 3 c VAHRG einger&#228;umten Befugnis ("kann ... ausschlie&#223;en") keinen Gebrauch gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine Ausschlie&#223;ungsbefugnis nach der genannten Vorschrift besteht nur, wenn das Anrecht, um dessen Ausgleich es geht, die bestimmte Grenze nicht &#252;bersteigt. Die Formulierung ist eindeutig. Der Bagatellgrenze mu&#223; das "Anrecht" unterfallen, nicht der Ausgleichsbetrag (ebenso Wagenitz, FamRZ 87, 8). Der in der Literatur vertretenen Meinung, mit R&#252;cksicht auf die mit ihr bezweckte Verwaltungsvereinfachung m&#252;sse die Vorschrift , dahin verstanden werden, da&#223; die Ausschlie&#223;ung erfolgen k&#246;nne, wenn der Betrag des vorzunehmenden Ausgleichs die Bagatellgrenze nicht &#252;berschreite ( Ruland, NJW 87, 375; Glockner, FamRZ 87, 330; Michaelis und Sanders, DAngVers, 87, 86 (89)),kann nicht gefolgt werden. Dieses Verst&#228;ndnis der Vorschrift w&#252;rde so weit von ihrem Wortlaut abweichen, da&#223; schon gewichtige Anhaltspunkte daf&#252;r vorliegen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">m&#252;&#223;ten, da&#223; die Gesetzesfassung auf einem Redaktionsversehen beruht und in Wahrheit etwas anderes als ausgedr&#252;ckt gewollt ist. Solche Anhaltspunkte fehlen jedoch.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Gesetzesfassung beruht auf der Beschlu&#223;empfehlung des Rechtsausschusses (BT- Drucksache10/6369) , und entspricht in dem hier fraglichen Teil ihrer Formulierung der Regierungsvorlage (BT-Drucksache 10/5447 &#167; 3 b Abs. 3). In der Begr&#252;ndung der Regierungsvorlage (zu Art. 1 Nr. 3 (zu &#167; 3 b Abs. 3)) hei&#223;t es, die Anwendung der Bestimmung komme dann in Betracht, "wenn das (abgezinste) auszugleichende Anrecht entweder von vornherein weniger betragen hat oder nach Abzug der" durch begrenztes Supersplitting und Kapitalabfindung "bereits ausgeglichenen Teilbetr&#228;ge" die in dem Entwurf vorgesehene Grenze nicht &#252;berschreite. In dem Bericht zur Beschlu&#223;empfehlung des Rechtsausschusses (zu Art. 2 Nr. 3 (&#167; 3 c VAHRG)) hei&#223;t es, die Ausschlie&#223;ungsm&#246;glichkeit bestehe, "soweit ein Anrecht auszugleichen w&#228;re, das einen bestimmten Monatsbetrag... nicht &#252;bersteigt". Beide Begr&#252;ndungen decken sich in dem hier fraglichen Punkt mit der Gesetz gewordenen Fassung der Vorschrift und geben keinen Anhaltspunkt f&#252;r die Annahme, der Gesetzgeber habe nicht auf das auszugleichende Anrecht sondern auf den Ausgleichsbetrag abstellen wollen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Eine Auslegung im letzteren Sinne ist auch nicht mit R&#252;cksicht auf den von den oben genannten Autoren herausgestellten Zweck der Vorschrift geboten. Gewi&#223; soll das Versorgungsausgleichsverfahren durch Vermeidung von gesonderten Leistungen, K&#252;rzungen und Erstattungen bei kleineren Betr&#228;gen vereinfacht werden, wie es in der Begr&#252;ndung der Regierungsvorlage hei&#223;t. Auch in dem Bericht zur Ausschlu&#223;empfehlung ist von der Abw&#228;gung der Belange der Verwaltungseffizienz gegen das Interesse des Berechtigten die Rede. Diese Zweckbestimmung der Vorschrift bedeutet aber nicht, eine Entlastung der Versorgungstr&#228;ger von dem mit dem Versorgungsausgleichsverfahren</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">verbundenen Verwaltungsaufwand in jeder vielleicht w&#252;nschenswerten Weise als gesetzlich bestimmt zu erachten. Eine Verminderung des Verwaltungsaufwandes wird auch dann erreicht, wenn die Ausschlie&#223;ungsm&#246;glichkeit auf die F&#228;lle begrenzt bleibt, in denen die in die Ausgleichsbilanz einzustellenden (oder nach Ausgleich auf andere Weise darin verbliebenen) Anrechte unter der Bagatellgrenze liegen. In solchen F&#228;llen auf den Ausgleich zu verzichten, wird den Berechtigten im allgemeinen zumutbar sein, da es f&#252;r sie nur um die H&#228;lfte des ohnehin geringf&#252;gigen Betrages geht. Wenn dagegen die Bagatellgrenze des Gesetzes auf den Ausgleichsbetrag anzuwenden w&#228;re, kann eine Zumutbarkeit im allgemeinen nicht mehr angenommen werden, zumal</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">dann, wenn sich in mehreren Ausgleichsformen mehrere Ausgleichsbetr&#228;ge ergeben die alle f&#252;r sich unterhalb der Grenze des &#167; 3 c VAHRG liegen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den hier zu entscheidenden Fall kann &#167; 3 c VAHRG im dargestellten Verst&#228;ndnis des Senats nicht zu einer Ausschlie&#223;ung des Ausgleichs hinsichtlich der Anwartschaft</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">auf Versicherungsrente des Antragsgegners f&#252;hren. Der in Betr&#228;gen der gesetzlichen Rentenversicherung ausgedr&#252;ckte Wert dieses Anrechts ist mit 12,36 DM errechnet</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">und &#252;bersteigt daher die Bagatellgrenze von hier 7,18 DM.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167; 97 ZPO, die &#252;ber die Zulassung der weiteren Beschwerde auf &#167; 621 e Abs. 2, &#167; 546 Abs. 1 Satz 2 ZPO.</p>
315,444
olgham-1987-08-27-1-vas-3787
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 VAs 37/87
1987-08-27T00:00:00
2019-03-13T14:55:56
2019-03-27T09:43:06
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0827.1VAS37.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Staatsanwaltschaft Wuppertal wird verpflichtet, dem Verteidiger des Betroffenen Einsichtnahme in die in der richterlichen Niederschrift vom 23.2.1987 - 8 a 139/87 AG Wuppertal - in Bezug genommenen polizeilichen Vernehmungen vom 2.2.1987 bis 11.2.1987 betreffend den Zeugen ... zu gew&#228;hren.</p> <p>Die Landeskasse tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens und die dem Betroffenen erwachsenen notwendigen Auslagen. Der Gesch&#228;ftswert wird auf 5.000,00 DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Staatsanwaltschaft Wuppertal f&#252;hrt u.a. gegen den Betroffenen ein Ermittlungsverfahren, in dem am 23.2.1987, als weder der Betroffene noch sein Verteidiger &#252;ber die Existenz des Verfahrens Kenntnis hatten, der Zeuge ..., der zuvor in der Zeit vom 2.2.1987 bis zum 11.2.1987 Aussagen vor der Polizei gemacht hatte, richterlich vernommen worden war. Nach der Niederschrift vom 23.2.1987 &#252;ber diese Vernehmung machte der Zeuge im Zusammenhang seine Aussage &#252;ber sein Wissen &#252;ber den Betroffenen und zwei weitere Beschuldigte. Weiterhin wurde dem Zeugen anschlie&#223;end Gelegenheit gegeben, etwa 1 1/2 Stunden lang die Niederschriften &#252;ber seine Aussagen vor der Polizei, die er in der Zeit vom 2.2. bis 11.2.1987 gemacht hatte, durchzulesen. Der Zeuge erkl&#228;rte danach, da&#223; die zuvor vor dem Vernehmungsrichter im Zusammenhang gemachte Aussage richtig sei und in den wesentlichen Punkten mit seinen polizeilichen Aussagen &#252;bereinstimme. Des weiteren erg&#228;nzte und erl&#228;uterte er seine Aussagen und sagte dar&#252;berhinaus auf Vorhalt zu verschiedenen Einzelpunkten aus.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat auf Antrag des Verteidigers durch die angefochtenen Bescheide lediglich die Einsichtnahme in die richterliche Niederschrift vom 23.2.1987 gew&#228;hrt, im &#252;brigen jedoch jedes dar&#252;berhinausgehende Einsichtsbegehren des Verteidigers wegen Gef&#228;hrdung des Untersuchungszwecks abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit dem vorliegenden, zun&#228;chst an das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf gerichteten, jedoch noch rechtzeitig beim Oberlandesgericht Hamm als dem gem&#228;&#223; &#167;&#167; 25 Abs. 2 EGGVG i.V.m. dem Gesetz vom 8.11.1960 (GVBl. NW 1960 S. 352) f&#252;r Entscheidungen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 23 ff EGGVG zust&#228;ndigen Gericht eingegangenen Antrag verfolgt der Betroffene das Ziel, Einsichtnahme in die polizeilichen Vernehmungen betreffend den Zeugen ... zu erhalten, die in der Zeit vom 2.2.-11.2.1987 erfolgt sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist zul&#228;ssig. Die Weigerung der Staatsanwaltschaft, dem Verteidiger Akteneinsicht gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 2 StPO zu gew&#228;hren, ist im Verfahren nach den &#167;&#167; 23 ff EGGVG &#252;berpr&#252;fbar (vgl. OLG Celle NStZ 1983, 379). Allerdings hat der Senat die Weigerung der Staatsanwaltschaft gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 2 StPO, Akteneinsicht zu gew&#228;hren, im Verfahren nach den &#167;&#167; 23 ff EGGVG f&#252;r nicht &#252;berpr&#252;fbar erachtet (vgl. OLG Hamm MDR 1984, 514 = NStZ 1984, 280 = GA 1984, 290 jeweils m.w.N.; so auch OLG Hamm StrVert. 1986, 422; NJW 1972, 1586). Das ist auch verfassungsrechtlich unbedenklich (vgl. BVerfG NStZ 1984, 228). Die Kritik von Welp (Str.Vert. 1986, 446) gibt dem Senat keine Veranlassung, seine Auffassung zu &#228;ndern. Anders liegt jedoch der Fall, wenn Akteneinsicht in die in &#167; 147 Abs. 3 StPO genannten Beweisunterlagen verweigert wird. Die Rechtsschutzgew&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 23 ff EGGVG im Falle des Vorenthaltens der in &#167; 147 Abs. 3 StPO genannten Beweismittel ist die logische Folgerung aus dem Anspruch des Verteidigers auf <u>sofortige</u> Akteneinsicht. Hier hat der Gesetzgeber ausdr&#252;cklich den uneingeschr&#228;nkten Zugang des Verteidigers zu den speziellen Beweismitteln gew&#228;hrt, den die Staatsanwaltschaft auch nicht unter Berufung auf die Gef&#228;hrdung des Untersuchungszwecks verweigern darf (Kleinknecht-Meyer, StPO, 38. Aufl&#228;ge, Rz. 22; KMR-M&#252;ller Rz. 8; L&#246;we-Rosenberg-D&#252;nnebier, StPO, 23. Auflage, Rz. 22; Laufh&#252;tte KK Rz. 10 und 11; jeweils zu &#167; 147 StPO). F&#252;r die Gew&#228;hrung sofortigen Rechtsschutzes spricht auch der Umstand, da&#223; durch die gesetzeswidrige Vorenthaltung der in &#167; 147 Abs. 3 bezeichneten Unterlagen der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r verletzt wird (BVerfG NJW 1965, 1172). Einer Vorlage der Sache gem&#228;&#223; &#167; 121 Abs. 2 - GVG an den Bundesgerichtshof wegen der Entscheidung des OLG Hamburg (Str.Vert. 1986, 422, 423) bedarf es nicht, denn in dieser Entscheidung wird &#167; 147 Abs. 3 StPO lediglich f&#252;r den Fall, da&#223; &#220;bersetzungen als Sachverst&#228;ndigengutachten zu qualifizieren sein sollten, restriktiv ausgelegt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Staatsanwaltschaft hat dem Verteidiger des Betroffenen gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 3 StPO Akteneinsicht auch in die Protokolle &#252;ber die polizeilichen Vernehmungen des Zeugen ..., die in der Zeit vom 2.2.-11.2.1987 angefertigt wurden, zu gew&#228;hren. Mit der Aush&#228;ndigung der richterlichen Niederschrift vom 23.2.1987 an den Verteidiger war das Akteneinsichtsbegehren nicht erf&#252;llt. Denn zu Recht verlangt der Verteidiger dar&#252;berhinaus auch Einsicht in die in der Niederschrift vom 23.2.1987 in Bezug genommenen polizeilichen Vernehmungen vom 2.2.-11.2.1987. Entgegen der Stellungnahme der Generalstaatsanwaltschaft D&#252;sseldorf sind die dem Verteidiger bisher vorenthaltenen polizeilichen Protokolle aus der Zeit vom 2.2.-11.2.1987 Bestandteil der Niederschrift &#252;ber die richterliche Vernehmung des Zeugen .... Der Zeuge hat zun&#228;chst vor dem Richter eine zusammenh&#228;ngende Aussage &#252;ber sein gesamtes den Fall betreffendes Wissen gemacht. Diese Aussage ist nicht protokolliert worden. Sodann hat der Zeuge die polizeilichen Protokolle selbst durchgelesen und nunmehr - ersichtlich mit Billigung des Richters - erkl&#228;rt, seine richterliche Aussage stimme in den wesentlichen Punkten mit den polizeilichen Aussagen &#252;berein. Damit sind diese polizeilichen Protokolle als Darstellungsersatz im richterlichen Protokoll in Bezug genommen, mithin im vorliegenden Fall, zu dessen Bestandteil geworden. Dieses Ergebnis wird auch nicht dadurch infrage gestellt, da&#223; die polizeilichen Protokolle dem Zeugen nicht vorgelesen worden, sondern von ihm selbst gelesen worden sind. Ob im Hinblick auf die Rechtsprechung des BGH (NJW 1952, 1027; BGHSt 6, 279; BGHSt 7, 73, 74; BGH GA 1987, 262) ein so gefa&#223;tes richterliches Protokoll gem&#228;&#223; &#167; 251 StPO verwertbar ist, ist f&#252;r die hier zu entscheidende Frage, ob polizeiliche Vernehmungen Gegenstand der richterlichen Vernehmung waren und Inhalt des richterlichen Protokolls sind und mithin ein Einsichtsrecht des Verteidigers besteht, nicht von Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist auch der Hinweis der Staatsanwaltschaft Wuppertal, im Zeitpunkt der richterlichen Vernehmung des Zeugen ... sei Rechtsanwalt Lein noch nicht Verteidiger des Beschuldigten gewesen. Auf den Zeitpunkt der Verteidigerbestellung kann es nicht ankommen, da das Gesetz hierauf nicht abstellt, vielmehr es ausreichend sein laut, da&#223; einem Verteidiger die Anwesenheit bei der jeweiligen Vernehmung h&#228;tte gestattet werden m&#252;ssen. Das war hier gem&#228;&#223; &#167; 168 c StPO der Fall (vgl. Kleinknecht/Meyer, StPO, 38. Aufl., &#167; 168 c, RN 5 a.E.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 30 EGGVG, 30, 130 KostO.</p>
315,445
olgham-1987-08-19-5-u-18887
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 188/87
1987-08-19T00:00:00
2019-03-13T14:55:58
2019-03-27T09:43:06
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1987:0819.5U188.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Kl&#228;ger vom 7. August 1987, die Zwangsvollstreckung aus der notariellen Urkunde vom 11. Februar 1986 einstweilen einzustellen, wird abgelehnt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Dem Einstellungsantrag gem. &#167; 769 ZPO konnte nicht entsprochen werden, da die Berufung der Kl&#228;ger aussichtslos ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat mit zutreffender Begr&#252;ndung - mit der sich die Kl&#228;ger nicht auseinandergesetzt haben und auf die zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird - dargelegt, da&#223; die Klageerhebung durch Rechtsanwalt xxx in xxx nichtig und nicht genehmigungsf&#228;hig, die erhobene Vollstreckungsgegenklage mithin unzul&#228;ssig<b> </b>ist. In der vom Landgericht zitierten Entscheidung des OLG K&#246;ln (Anw. Bl. 1980, 70/71) wurde die Nichtigkeit von Proze&#223;handlungen eines nach &#167; 45 Nr. 4 BRAO ausgeschlossenen Rechtsanwaltes &#252;berzeugend begr&#252;ndet, wobei der in solchen F&#228;llen bestehende Interessenkonflikt nach Sinn und Zweck der im &#246;ffentlichen Interesse erlassenen Vorschrift zutreffend gel&#246;st wurde. Eine Heilung der nichtigen Proze&#223;handlungen durch Genehmigung eines anderen Rechtsanwaltes ist nicht m&#246;glich. Schon nach allgemeinen Grunds&#228;tzen sind nichtige Gesch&#228;fte einer Genehmigung nicht zug&#228;nglich. Im vorliegenden Falle w&#252;rde zudem durch die Zulassung einer Genehmigung der Zweck der zwingenden &#246;ffentlich-rechtlichen, dem &#246;ffentlichen Interesse dienenden Vorschrift des &#167; 45 Nr. 4 BRAO unterlaufen, da dann die vom Gesetzgeber ausdr&#252;cklich mi&#223;billigten Proze&#223;handlungen des ausgeschlossenen Rechtsanwaltes gleichwohl Bestandteil des Prozesses blieben (vgl. hierzu auch B Verf.G 8, 92 f. (94/95), - OLG K&#246;ln, MDR 1982, 1024). Das Landgericht hat daher die Klage zu Recht als unzul&#228;ssig abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger werden durch diese Rechtsauffassung nicht benachteiligt oder gar rechtlos gestellt, im Gegenteil: Sie k&#246;nnen jederzeit die aussichtslose Berufung zur&#252;cknehmen, beim Landgericht - viel kosteng&#252;nstiger - eine neue, zul&#228;ssige Vollstreckungsgegenklage mit einem Einstellungsantrag gem. &#167; 769 ZPO erheben - sofern sie sich materiell Erfolg davon versprechen - und sich wegen der Kosten der nichtigen, unzul&#228;ssigen Proze&#223;f&#252;hrung ggf. bei dem daf&#252;r Verantwortlichen schadlos halten.</p>