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lg-aachen-1989-04-26-7-s-64788
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 647/88
"1989-04-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:29"
"2022-10-18T15:08:45"
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1989:0426.7S647.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 18. November 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Aachen - 15 C 82/88 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Auf die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung dieses Rechtsmittels im &#252;brigen das genannte Urteil teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger folgende Zahlungen zu leisten:</p> <p>1. 1.780,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 17, November 1987,</p> <p>2. 4 % Zinsen aus 600,-- DM f&#252;r die Zeit vom 17. November 1987 bis zum 22. Juni 1988,</p> <p>3. 168,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 08. M&#228;rz 1988,</p> <p>4. 1.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 08. M&#228;rz 1988.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger hat 1/4, die Beklagte hat 3/4 der Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen zu tragen.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs.1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig. Sie ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. Auch die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, insbesondere formgerecht eingereicht worden. In der Sache selbst ist die Berufung unbegr&#252;ndet, w&#228;hrend die Anschlu&#223;berufung teilweise Erfolg hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Beklagte zu Recht verurteilt, den Preis f&#252;r die bei der Beklagten gebuchte und bezahlte Flugreise zur&#252;ckzuzahlen, soweit dies durch die Beklagte noch nicht freiwillig geschehen ist. Durch die von dem Kl&#228;ger ausgesprochene K&#252;ndigung ist ein R&#252;ckabwicklungsverh&#228;ltnis entstanden, das die Beklagte wie im Falle eines R&#252;cktritts nach &#167; 346 BGB zur R&#252;ckzahlung des erhaltenen Preises verpflichtet (vgl. BGH, Urteil vom 23.09.1982, BGHZ 85, 50 ff, 59 ff). Die K&#252;ndigung des Vertrages ist wirksam ausgesprochen worden, insbesondere hat ein K&#252;ndigungsgrund im Sinne des &#167; 651 e Abs. 1 BGB vorgelegen. Unstreitig lag, wie die genannte Vorschrift voraussetzt, ein Mangel der Leistung der Beklagten vor, denn der Abflug von Maastricht zum Urlaubsziel in XXX verz&#246;gerte sich um &#252;ber 10 Stunden und konnte nicht in XXX erfolgen, vielmehr war zuvor noch ein Transfer im Omnibus nach XXX erforderlich, wo das Flugzeug um 2.00 Uhr nachts starten sollte. Es kann dahingestellt bleiben, ob dieser Mangel so erheblich war, da&#223; er, wie das Amtsgericht meint, zu einer K&#252;ndigung nach &#167; 651 e Abs. 1 S. 1 BGB ausreichte. Jedenfalls war hier eine K&#252;ndigung nach &#167; 651 e Abs. 1 S. 2 BGB m&#246;glich, weil die Reise dem Kl&#228;ger und seiner Familie infolge des Mangels aus wichtigem, dem Reiseveranstalter erkennbaren Grund nicht zuzumuten war. Der Kl&#228;ger und seine Frau sahen in dem Bustransfer und dem anschlie&#223;enden Nachtflug ein ernsthaftes Risiko f&#252;r die Gesundheit ihres Kindes, und ihnen war nicht zuzumuten, dieses Risiko auf sich zu nehmen, zumal sie es ohne &#228;rztliche Beratung und selbst bei einer solchen kaum absch&#228;tzen konnten. Bei dem Kind war am 01. M&#228;rz 1987 eine Ventrikeldrainage bei Aqu&#228;duktstenose-bedingtem Hydrocephalus angelegt worden. Wenn auch die Operation bis zum Abflug etwa ein halbes Jahr zur&#252;cklag, so hatten die Eltern sich doch nur nach &#228;rztlicher Beratung und unter Zur&#252;ckstellung von Bedenken entschlossen, die Flugreise mit dem Kind so durchzuf&#252;hren, da&#223; sie bereits abends in Kreta ankamen. Demgegen&#252;ber war eine praktisch die ganze Nacht noch zus&#228;tzlich andauernde Reise eine so wesentliche Zusatzbelastung f&#252;r das Kind, das sie diesem und somit auch seinen Eltern nicht mehr zumutbar war. Der Beklagten war die Erkrankung des Kindes unstreitig auch bereits vor Abschlu&#223; des Reisevertrages mitgeteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war nicht gen&#246;tigt, vor der K&#252;ndigung erst eine Frist zur Abhilfe nach &#167; 651 e Abs. 2 BGB zu setzen. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob die Beklagte in der Form Abhilfe schaffen konnte, da&#223; sie eine &#220;bernachtung in Maastricht und einen Abflug am n&#228;chsten Tag anbot. Einen solchen Vorschlag hat sie trotz Anrufs der Ehefrau des Kl&#228;gers nicht gemacht und auch "sonst dem Kl&#228;ger und seiner Familie keine zumutbaren Abhilfema&#223;nahmen angeboten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat nach alledem den f&#252;r die Reise an sie gezahlten Preis zur&#252;ckzuzahlen. Dabei steht zur R&#252;ckzahlung noch ein Betrag von 1.780,-- DM unstreitig offen. Dieser und die w&#228;hrend des Rechtsstreits freiwillig gezahlten 600,-- DM sind gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 ff. BGB seit dem 17. November 1987 zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat dem Kl&#228;ger ferner 168,&#8212; DM nebst Zinsen seit dem 08. M&#228;rz 1988 an Unkosten zu erstatten, die der Kl&#228;ger infolge K&#252;ndigung des Vertrages f&#252;r den R&#252;cktransport seines Gep&#228;cks zus&#228;tzlich aufgewandt hat. Dieser Anspruch ist nach &#167; 651 e Abs. 4 BGB gegeben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat die Beklagte f&#252;r die nutzlos aufgewendete Urlaubszeit des Kl&#228;gers und seiner Familie gem&#228;&#223; &#167; 651 f. BGB eine Entsch&#228;digung in H&#246;he von 1.000,-- DM zu zahlen. Die Beklagte hat schuldhaft gehandelt, indem sie nicht f&#252;r einen angemessenen Transport des kranken Kindes zusammen mit seiner Familie gesorgt hat. Hierf&#252;r gen&#252;gte es nicht, da&#223; sie einen Nachtflug erm&#246;glichte, vielmehr mu&#223;te sie entweder in eigener Zust&#228;ndigkeit oder durch die Fluggesellschaft als Erf&#252;llungsgehilfin im Sinne des &#167; 278 BGB daf&#252;r Sorge tragen, da&#223; bei Schwierigkeiten, wie sie hier aufgetreten sind, eine zumutbare L&#246;sung gefunden wurde. Sie h&#228;tte entweder selbst oder durch die Fluggesellschaft daf&#252;r sorgen m&#252;ssen, da&#223; der Kl&#228;ger und seine Familie in Maastricht kostenlos &#252;bernachten- und die Reise am n&#228;chsten Tag ohne Aufpreis und unzumutbare Erschwernisse fortsetzen konnte oder sie h&#228;tte daf&#252;r Sorge tragen m&#252;ssen, da&#223; der Kl&#228;ger und seine Familie ohne eine so lange zeitliche Verz&#246;gerung mit einer anderen Maschine ohne Aufpreis fliegen konnte, so da&#223; die Mehrbelastung f&#252;r das Kind zumindest teilweise ausgeglichen wurde. Statt dessen wurde eine kostenlose &#220;bernachtung in XXX durch die Fluggesellschaft, deren Verschulden die Beklagte nach &#167; 278 BGB zu vertreten hat, nach dem unstreitigen Vorbringen des Kl&#228;gers allen Passagieren verweigert, ohne da&#223; darauf hingewiesen wurde, da&#223; jedenfalls f&#252;r gesundheitlich geschw&#228;chte Passagiere eine solche M&#246;glichkeit bestehe. Ein Abflug ab Br&#252;ssel, der f&#252;r den anderen Tag angeboten wurde, sollte 200,-- DM pro Person zus&#228;tzlich kosten, obwohl der Preis f&#252;r die ganze Reise pauschal vereinbart war und eine Rechtfertigung allenfalls f&#252;r eine Minderung, nicht aber f&#252;r eine Erh&#246;hung des Preises gegeben war.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he der Entsch&#228;digung f&#252;r die vertane Urlaubszeit erscheint mit 1.000,-- DM angemessen. Hierbei hat die Kammer gem&#228;&#223; dem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 23. September 1982 (NJW 1983, 35 ff.) alle Umst&#228;nde des Einzelfalles ber&#252;cksichtigt, denn das Heranziehen einer starren Tabelle oder Berechnungsmethode nach dem Einkommen, nach dem Aufwand f&#252;r die Verschaffung zus&#228;tzlichen Urlaubs oder dem Preis der Reise (vgl. zu den einzelnen Berechnungsmethoden Tonner in M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 2. Auflage, &#167; 651 f., Rdnr. 54 ff. m.w.N.) erscheint der Kammer im Rahmen des &#167; 651 f. BGB ebensowenig m&#246;glich wie im Rahmen des &#167; 847 BGB. Das Landgericht Frankfurt hat im Urteil vom 19. September 1988 - 2/24 S 123/88 - auf das der Kl&#228;ger sich beruft, ausgef&#252;hrt, da&#223; weder das Einkommen des Reisenden noch der Reisepreis noch die Entt&#228;uschung des Reisenden in ihrer Gesamtheit und erst recht f&#252;r sich allein genommen eine &#252;berzeugende Berechnung der Entsch&#228;digung erm&#246;glichen und da&#223; einheitlich ein Betrag von 100,-- DM f&#252;r einen v&#246;llig verlorenen Urlaubstag zugrundegelegt werden solle. Auch wenn man dem folgt, so ergibt sich aber doch nicht der von dem Kl&#228;ger genannte Mindestbetrag von 1.981,98 DM, vielmehr ist zu beachten, da&#223; sowohl der Kl&#228;ger als auch seine Familienangeh&#246;rigen nur den ersten Reisetag v&#246;llig vertan hatten, w&#228;hrend sie sich an den &#252;brigen sechs verbleibenden Tagen zu Hause jedenfalls noch etwas erholen konnten. Auf diesen Gesichtspunkt stellt auch das Landgericht Frankfurt in der angef&#252;hrten Entscheidung ab und ber&#252;cksichtigt den verbleibenden Urlaubswert eines zu Hause verbrachten Tages mit der H&#228;lfte des Erholungswertes bei Durchf&#252;hrung der Reise.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91 a, 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der Entscheidung nach &#167; 91 a ZPO wird auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen in dem angefochtenen Urteil Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert f&#252;r das Verfahren der Berufung und der Anschlu&#223;berufung:</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">3.929,98 DM ( 1.780,--DM + 168,--DM + 1.981,98 DM).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">U1 U2 U3</p>
315,247
ag-dusseldorf-1989-04-26-39-c-61888
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
39 C 618/88
"1989-04-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:30"
"2022-10-18T15:08:45"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1989:0426.39C618.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 22.2.1989</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger darf die Zwangsvoll-</p> <p> streckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung</p> <p> von DM 600,-- abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung </p> <p> Sicherheit in entsprechender H&#246;he leistet. Die Sicherheitsleistung darf </p> <p> auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Bank oder Sparkasse</p> <p> mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht gegen die Beklagte als Betreiberin der Aufzuganlage in der </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"X" in D&#252;sseldorf einen Schmerzensgeldanspruch wegen behaupteter Verletzung der Verkehrssicherungspflicht geltend.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, er habe am 25.10.1987 den Aufzug benutzen wollen. Die Fahrstuhlt&#252;re sei ge&#246;ffnet gewesen als er den Fahrkorb betreten wollte und er sich genau in H&#246;he der T&#252;r befunden hatte, sei die st&#228;hlerne Aufzugst&#252;r mit gr&#246;&#223;ter Geschwindigkeit zugeschlagen und gegen den Handr&#252;cken der rechten Hand des Kl&#228;gers geprallt. Dieser habe hierdurch eine Knochenmarksprengung und eine Fraktur am Kahnbein erlitten. Die Aufzugst&#252;r sei falsch programmiert gewesen. Ein Schmerzensgeld in H&#246;he von DM 4.000,-- sei angemessen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage zur Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes an den </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">und bestreitet Schadenshergang und Verschulden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der &#252;brigen Einzelheiten wird auf die Gerichtsakte Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat zum einen keine hinreichend nachvollziehbare Darlegung der Schadensentstehung gegeben, abgesehen davon, dass er nach entsprechendem Bestreiten der Beklagten beweisf&#228;llig geblieben ist. Es ist f&#252;r das Gericht insbesondere nicht nachvollziehbar, wieso gerade seine Hand bei dem von ihm behaupteten Zuschlagen der Aufzugst&#252;r noch zwischen Rahmen und T&#252;r verblieben ist. Gerade eine Hand l&#228;sst sich bei Zuschlagen der T&#252;r besonders schnell zur&#252;ckziehen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es entspricht allgemeiner Erfahrung, dass das &#220;berschreiten des Schwellenbereiches und damit das Passieren der &#252;blicherweise dort angebrachten Lichtschranke genauso augenblicklich erfolgen kann, wie das vom Kl&#228;ger behauptete Zuschlagen der T&#252;r erfolgt sein soll. Abgesehen davon, dass die Klageschrift den erkl&#228;rungsbed&#252;rftigen Eindruck vermittelt, als ob sich der Kl&#228;ger in diesem Schwellenbereich w&#228;hrend der gesamten Zeit des Zugehens der T&#252;r aufgehalten hat, h&#228;tte er jedenfalls erkl&#228;ren m&#252;ssen, warum ausgerechnet seine rechte Hand zwischen T&#252;r und Rahmen letztendlich verblieben ist. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zum anderen mangelt es aber auch an einer Darlegung der schuldhaften Verletzung der Verkehrssicherungspflicht durch die Beklagte. Diese hat im einzelnen dargelegt, dass die fragliche Aufzugsanlage vom technischen &#220;berwachungsverein abgenommen und noch vor genau zwei Monaten, n&#228;mlich am 25.8.1987, beanstandungsfrei kontrolliert worden ist. Sie hat ferner einen Dauerwartungsvertrag mit der Herstellerfirma vorgelegt. Die Meinung des Kl&#228;gers, die Beklagte h&#228;tte dar&#252;ber hinaus noch eine t&#228;gliche Wartungspflicht gehabt, ist nicht nachvollziehbar. Auch der vom Kl&#228;ger vorgetragene weitere Vorfall von September 1987, mit dem eine Verletzung der Zeugin X durch eine Fehlfunktion der T&#252;r behauptet wird, stellt sich als einmaliger Vorgang dar. Mangels hinreichend konkreter Darstellung dieses und des streitgegenst&#228;ndlichen Vorgangs vermag das Gericht nicht einmal zu erkennen, ob im Falle einer t&#228;glichen Wartung die konkrete Verletzung des Kl&#228;gers &#252;berhaupt ausgeschlossen worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Klage mit der Kostenfolge aus &#167; 91 ZPO und mit der Folge f&#252;r die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 Satz 1 ZPO abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Streitwert: DM 4.000,--</p>
315,248
olgham-1989-04-21-20-u-29488
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 294/88
"1989-04-21T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:32"
"2022-10-18T15:08:45"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0421.20U294.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 30. September 1988 verk&#252;ndete Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Essen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung hat der Kl&#228;ger zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Alleineigent&#252;mer eines mehrgeschossigen Mietshauses in ..., f&#252;r das beim Beklagten eine Geb&#228;udeversicherung zum gleitenden Neuwert mit einer Versicherungssumme (1914) von 19.000,- DM abgeschlossen ist. Versicherungsnehmer waren urspr&#252;nglich der Kl&#228;ger und seine Ehefrau; diese ist verstorben, ihr alleiniger Rechtsnachfolger ist der Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 16.01.1987 kam es in der Dachgescho&#223;wohnung zu einem Leitungswasserschaden, der auch die darunterliegenden Wohnungen in Mitleidenschaft zog. Das Wasser flo&#223; im Badezimmer des Dachgeschosses, einem fensterlosen Innenbad, aus einer Wassersteigleltung aus, weil der au&#223;erhalb des Mauerwerkes befindliche Rohrbel&#252;fter brach. Eine weitere Wassersteigleitung und die im Badezimmer befindlichen Armaturen waren unbesch&#228;digt. Die Parteien streiten, ob es sich um einen Frostschaden handelt. Zur damaligen Zeit herrschte scharfer Frost, am Schadenstage bis zu - 10,80, am 14.01.1987 sogar bis - 17,10. Wegen der Einzelheiten wird auf die vom Senat eingeholte Auskunft des Wetteramtes ... (Bl. 155 bis 157 d.A.) verwiesen. Die Dachgescho&#223;wohnung, &#252;ber der sich nur ein unbeheizter Trockenboden befindet, war seit November 1986 selbst unbeheizt. Zu Anfang dieses Monats war n&#228;mlich der letzte Mieter ausgezogen und hatte seinen Stromz&#228;hler abgemeldet. Daraufhin hatte das RWE, wie dem Kl&#228;ger bekannt war, den Strom gesperrt. Die Wohnung wird ausschlie&#223;lich &#252;ber Nachtspeicher&#246;fen elektrisch beheizt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Wasserschaden wurde von der Tochter des Kl&#228;gers am Schadenstage, einem Freitag, gegen 22.00 Uhr entdeckt, als Wasser im ersten Obergescho&#223;, in dem die Tochter eine Wohnung hat, durchtropfte. Der Kl&#228;ger selbst wohnt nicht in seinem Mietshaus. Die Tochter stellte die Wasserzufuhr im Haus ab und verst&#228;ndigte den Kl&#228;ger. Dieser beauftragte die Installationsfirma ..., die noch am Samstag durch den Zeugen ... den defekten Rohrbel&#252;fter austauschte. Der Zeuge nahm das defekte Teil mit und warf es weg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Schaden wurde dem Beklagten am 26.01.1987 schriftlich angezeigt; zuvor meldete ihn der Kl&#228;ger entweder am 19. oder 20.01.1987 telefonisch. Die Beseitigung der Durchfeuchtungssch&#228;den erforderte umfangreiche Reparaturen und Trocknungsma&#223;nahmen, deren Kosten der Kl&#228;ger auf 12.334,41 DM beziffert. Er l&#228;&#223;t sich davon einen Abzug von 25 % f&#252;r Abnutzung gefallen und verlangt 9.250,80 DM. Zuz&#252;glich Eigenleistungen und Aufr&#228;umkosten sowie Mietausfall f&#252;r die Monate Februar bis Mai 1987 fordert er von dem Beklagten insgesamt 11.735,80 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Entsch&#228;digungsleistungen abgelehnt. Er h&#228;lt den Schaden f&#252;r einen Frostschaden. Der Kunststoffeinsatz eines Rohrbel&#252;fters k&#246;nne ohne Frosteinwirkung gar nicht brechen. Durch die unterlassene Beheizung der Dachgescho&#223;wohnung habe der Kl&#228;ger diesen Schaden selbst grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt. Auch habe er eine Gefahrerh&#246;hung dadurch vorgenommen, da&#223; er die Wohnung 21/2 Monate lang leer und unbeheizt gelassen habe. Schlie&#223;lich h&#228;lt er sich f&#252;r leistungsfrei, weil der Kl&#228;ger grob fahrl&#228;ssig gegen die vertragliche Obliegenheit nach &#167;15 Abs. 1 c, Abs. 3 VGB versto&#223;en habe, dem Versicherer jede Untersuchung der Schadensursache zu gestatten, indem er den defekten Rohrbel&#252;fter nicht verwahrt habe. Dadurch habe der Beklagte die Schadensursache nicht mehr feststellen k&#246;nnen. Der Beklagte bestreitet &#252;berdies die Erforderlichkeit der angesetzten Reparaturkosten und einen Mietausfall und behauptet eine Unterversicherung; nach dem Gutachten seines Sachverst&#228;ndigen ... vom 15.06.1987 betrage der richtige Ersatzwert f&#252;r das versicherte Risiko (1914) 26.800,- DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen, er habe die Installationsfirma zwar nicht darauf hingewiesen, da&#223; ein Versicherungsfall vorliege und das defekte Teil aufbewahrt werden m&#252;sse; er habe aber angenommen, da&#223; eine Fachfirma von selbst wisse, was zu tun sei. Vor dieser Notreparatur habe der den Beklagten nicht verst&#228;ndigen k&#246;nnen. Als er geh&#246;rt habe, da&#223; das Teil aufbewahrt werden m&#252;sse, habe er sich sofort an die Firma ... gewandt; das Teil sei aber schon weg gewesen. Einen Frostschaden h&#228;lt der Kl&#228;ger f&#252;r ausgeschlossen, weil der Schaden gerade nicht in exponierten R&#228;umen an der Au&#223;enwand des Hauses, etwa in der K&#252;che, aufgetreten sei, sondern in einem Innenbad.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Vernehmung des Zeugen ... die Klage wegen einer Obliegenheitsverletzung abgewiesen, weil der Kl&#228;ger grob fahrl&#228;ssig nicht f&#252;r die Verwahrung des defekten Rohrbel&#252;fters gesorgt habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Berufung verfolgt der Kl&#228;ger seinen Klageantrag weiter. Er wendet sich gegen die Annahme, er habe erforderliche Untersuchungen nicht gestattet. Im Gegenteil habe er ja die eigentlichen Reparaturen erst nach den Untersuchungen des Beklagten durchgef&#252;hrt. Der Rohrbel&#252;fter habe aber sofort ersetzt werden m&#252;ssen, um die Wasserversorgung des Hauses wieder herstellen zu k&#246;nnen. Er habe vor dem Reparaturauftrag nicht gewu&#223;t, welches Teil &#252;berhaupt defekt sei; er sei froh gewesen, am Samstag &#252;berhaupt einen Werkunternehmer zu finden. Bei der Reparatur sei er nicht anwesend gewesen. Die Bedeutung der Verwahrung des Rohrbel&#252;fters habe er nicht erkannt; er habe darauf vertraut, da&#223; eine Fachfirma das Notwendige tue.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Eine Gefahrerh&#246;hung spiele selbst dann keine Rolle, wenn ein Frostschaden anzunehmen sein sollte. Denn der Beklagte habe zum Frostschutz gefahrmindernde Obliegenheiten in &#167;9 Abs. 2 VGB vereinbart. Die Verletzung solcher Obliegenheiten sei nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (Z 42, 295) niemals als Gefahrerh&#246;hung zu werten. Im &#252;brigen sei ein Frostschaden nach der Aussage des Zeugen ... auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 11.735,80 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.02.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er verbleibt dabei, da&#223; ein Frostschaden vorliege, bestreitet vorsorglich, da&#223; die &#252;brigen Wohnungen im Hause des Kl&#228;gers beheizt gewesen seien, und meint, es habe sich dem Kl&#228;ger aufdr&#228;ngen m&#252;ssen, da&#223; der Beklagte die Ursache des Schadens durch ein Sachverst&#228;ndigengutachten habe aufkl&#228;ren wollen und dazu den Rohrbel&#252;fter ben&#246;tigt habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze und die &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat ein m&#252;ndliches Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... zu den Ursachen f&#252;r den Wasserausflu&#223; eingeholt. Wegen seines Inhalts wird auf den Berichterstattervermerk zum Senatstermin vom 21.04.1989 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet. Das Landgericht hat seine Klage im Ergebnis zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist der Beklagte nicht schon wegen einer grob fahrl&#228;ssigen Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers nach &#167;15 Abs. 1 c, Abs. 3 VGB leistungsfrei. Der Kl&#228;ger hat zwar nicht f&#252;r die Verwahrung des defekten Rohrbel&#252;fters gesorgt; darin wird man einen objektiven Versto&#223; gegen die Obliegenheit zur Gestattung aller erforderlichen Untersuchungen sehen m&#252;ssen. Denn auch wenn die Verwahrung schadhafter und ausgetauschter Teile nicht ausdr&#252;cklich vorgeschrieben ist, so ist doch die Untersuchung der Schadensursache in vielen F&#228;llen ohne sie nicht m&#246;glich. Bei sinngem&#228;&#223;er Auslegung bezieht sich die Obliegenheit also auch auf die Verwahrung solcher Teile.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat aber nicht grob fahrl&#228;ssig gehandelt. Grobe Fahrl&#228;ssigkeit setzt voraus, da&#223; die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in au&#223;ergew&#246;hnlichem Ma&#223;e au&#223;er Acht gelassen und das nicht beachtet wird, was unter den gegebenen Umst&#228;nden jedem einleuchten mu&#223;te. Der vom Kl&#228;ger in Auftrag gegebene Austausch des schadhaften Teiles war unaufschiebbar, um die Wasserversorgung im Hause wiederherstellen zu k&#246;nnen. Da&#223; der Kl&#228;ger die Verwahrung des Teiles nicht ausdr&#252;cklich anordnete, l&#228;&#223;t schon deshalb keine gr&#246;bliche Sorgfaltspflichtverletzung erkennen, weil er sich auf die Fachfirmen verlassen durfte. Ferner war er bei der Reparatur nicht an Ort und Stelle und er brauchte als Laie auch nicht die Bedeutung dieses Teils f&#252;r eine etwaige Schadensursachenerforschung zu erkennen. Es kommt hinzu, da&#223; das defekte Teil nicht etwa zum Nachweis des Versicherungsfalles erforderlich war - dann h&#228;tte die Notwendigkeit der Verwahrung deutlicher eingeleuchtet -, sondern nur dazu, den Ursachen des Versicherungsfalles besser nachgehen zu k&#246;nnen. Wenn der Kl&#228;ger an diese Bed&#252;rfnis des Beklagten nicht dachte, so unterlie&#223; er nicht etwas, was unter den gegebenen Umst&#228;nden jedem unmittelbar einleuchten mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist auch nicht wegen grob fahrl&#228;ssiger Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalles nach &#167;61 VVG deshalb leistungsfrei, weil der Kl&#228;ger die Dachgescho&#223;wohnung nicht beheizt hat. Denn da&#223; der Schaden dadurch hervorgerufen wurde, steht nicht fest. Der Beklagte kann einen Frostschaden nicht beweisen. Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ... ist ein Frostschaden eher unwahrscheinlich.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch &#252;ber eine grob fahrl&#228;ssige Verletzung der Obliegenheit nach &#167;9 Abs. 2 b VGB ist der Beklagte nicht leistungsfrei geworden. Nach dieser Klausel hat der Versicherungsnehmer die Wasserleitungsanlagen in nicht benutzten Geb&#228;uden sowie vor&#252;bergehend au&#223;er Betrieb gesetzte Anlagen zu entleeren.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat der Kl&#228;ger schon deshalb nicht versto&#223;en, weil das Geb&#228;ude im ganzen nicht unbenutzt war; lediglich eine von vier Wohnungen stand leer. Das verpflichtete den Kl&#228;ger nicht, die Wasserleitungsanlagen im ganzen Hause - f&#252;r eine Wohnung getrennt war das Wasser nicht abzustellen - zu entleeren. &#220;berdies wird der Versicherer nach &#167;9 Abs. 1 VGB nur dann leistungsfrei, wenn er binnen eines Monats nach Kenntniserlangung gek&#252;ndigt hat. Eine K&#252;ndigung durch den Beklagten ist aber nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Leistungsfrei ist der Beklagte aber wegen einer vom Kl&#228;ger vorgenommenen Gefahrerh&#246;hung nach &#167;&#167;8 Abs. 2 VGB, 23 Abs. 1, 25 Abs. 1 VVG geworden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Gefahrerh&#246;hung liegt darin, da&#223; die Dachgescho&#223;wohnung im Hause des Kl&#228;gers &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum in der Frostperiode, n&#228;mlich von Anfang November 1986 bis zum Schadenstag am 16.01.1987, unbeheizbar war.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers kann auf die Vorschriften &#252;ber die Gefahrerh&#246;hung zur&#252;ckgegriffen werden. Der BGH hat dies allerdings dann verneint, wenn eine gefahrmindernde Obliegenheit vereinbart ist, wie in &#167;9 Abs. 2 b VGB f&#252;r nicht benutzte Geb&#228;ude. Daraus folge, da&#223; die in der der Nichtbenutzung des Geb&#228;udes liegende Gefahr nach dem Willen der Vertragsparteien grunds&#228;tzlich gedeckt sei und der Versicherungsschutz nur unter den strengeren Voraussetzungen der Obliegenheitsverletzung entfalle (BGHZ 42, 295). Ein solcher Wille der Vertragsparteien kann allerdings nach der hier vereinbarten Fassung des &#167;9 Abs. 1 Satz 4 VGB bei der Verletzung von Sicherheitsvorschriften nicht angenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Weil die genannte Klausel auf &#167;8 Abs. 2 VGB verweist, falls mit der Verletzung der Sicherheitsvorschrift (dazu geh&#246;rt auch &#167;9 Abs. 2 VGB) eine Gefahrerh&#246;hung verbunden ist. Davon abgesehen greift aber hier die Obliegenheit aus &#167;9 Abs. 2 b VGB gar nicht ein, weil - wie bereits ausgef&#252;hrt - nicht das ganze Geb&#228;ude unbenutzt war.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die wegen der Stromsperre fehlende M&#246;glichkeit, die Dachgescho&#223;wohnung zu beheizen, bewirkte eine erhebliche Gefahrerh&#246;hung in der Leitungswasserversicherung. Als erhebliche Gefahrerh&#246;hung gilt eine Verschlechterung der bei Vertragsschlu&#223; vorausgesetzten Risikolage f&#252;r einen so langen Zeitraum, da&#223; sie den Versicherungsfall generell zu f&#246;rdern geeignet ist und einem Versicherer vern&#252;nftigerweise Anla&#223; bietet, die Fortsetzung des Vertrages zu denselben Bedingungen abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen erf&#252;llt das Handeln des Kl&#228;gers. Er hatte seit Anfang November 1986 in der Winterzeit, zu der immer mit Frost gerechnet werden mu&#223;, die Dachgescho&#223;wohnung unbeheizbar gelassen. Da seit diesem Zeitpunkt der Strom fehlte, konnten die in der Dachgescho&#223;wohnung aufgestellten Nachtspeicher&#246;fen nicht betrieben werden; eine andere Heizm&#246;glichkeit gab es nicht. Bereits die fehlende M&#246;glichkeit, die Wohnung zu beheizen, erh&#246;hte das Risiko eines Frostschadens nicht unerheblich, weil Frost, auch strenger Frost, im Winterhalbjahr jederzeit eintreten kann. Die unbeheizbarkeit bestand &#252;ber 2 Monate lang und damit so lange, da&#223; ein Frostschaden wahrscheinlicher wurde, als wenn die Wohnung beheizbar gewesen w&#228;re und die Heizk&#246;rper sp&#228;testens bei Einsetzen des Frostes jeweils h&#228;tten angestellt werden k&#246;nnen. Anfang November 1986, als die Wohnung unbeheizbar wurde, war ein Ende dieses Zustandes noch gar nicht abzusehen, weil das von einer Neuvermietung der Wohnung abhing.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Gefahrerh&#246;hung ist nicht deshalb unerheblich, weil das Geb&#228;ude des Kl&#228;gers nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen in gesch&#252;tzter inner&#246;rtlicher Lage liegt und Frostsch&#228;den regelm&#228;&#223;ig erst bei tiefen Au&#223;entemperaturen eintreten, wie sie etwa nur alle 20 Jahre vorkommen. Auch wenn das so ist, so kann doch der statistisch seltene Fall tats&#228;chlich jederzeit eintreten. Au&#223;erdem ist zu beachten, da&#223; diese Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen nur gelten, wenn die unter der unbeheizten Wohnung liegenden anderen Wohnungen des Hauses voll beheizt sind. Werden sie nur schwach beheizt, etwa weil die Bewohner im Urlaub sind und nur den Frostschutz sicherstellen, so wird ein Frostschaden in der ... unbeheizbaren Dachgescho&#223;wohnung sogleich wahrscheinlicher. Der Beklagte h&#228;tte jedenfalls Anla&#223; gehabt, wenn ihm die Unbeheizbarkeit der Dachgescho&#223;wohnung angezeigt worden w&#228;re, den Vertrag zu &#252;berpr&#252;fen und entweder eine h&#246;here Pr&#228;mie oder besondere Vorkehrungen zu verlangen, um im Frostfalle die Wasserleitungen zu sch&#252;tzen. Gefahrmindernde Umst&#228;nde, die die durch die Unbeheizbarkeit auftretene Gefahrerh&#246;hung ausgleichen k&#246;nnten, sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Gefahrerh&#246;hung auch vorgenommen bzw. gestattet. Die Vornahme setzt allerdings das willentliche Herbeif&#252;hren der Gefahrerh&#246;hung und damit die Kenntnis des Versicherungsnehmers von den die Gefahrerh&#246;hung begr&#252;ndenden Umst&#228;nden voraus. Diese Umst&#228;nde, n&#228;mlich die Stromsperre und daraus folgend die Unbeheizbarkeit der Wohnung, waren dem Kl&#228;ger bekannt. Er nahm die Gefahrerh&#246;hung auch willentlich vor bzw. gestattete sie; denn das RWE sperrte den Strom mit seiner. Billigung. Das ergibt sich aus seinem eigenen Vortrag. Die Sperre ist die notwendige Folge dessen, da&#223; ein Stromlieferungsvertrag nicht bestand; Der Kl&#228;ger wu&#223;te von der Sperre, war aber nicht willens, einen Stromlieferungsvertrag abzuschlie&#223;en. Dieses Verhalten des Kl&#228;gers kann nicht mit einer blo&#223;en Unt&#228;tigkeit nach einer von dritter Seite gegen den Willen des Versicherungsnehmers vorgenommenen Gefahrerh&#246;hung verglichen werden; eine solche Unt&#228;tigkeit w&#228;re allerdings nicht als Vornahme einer Gefahrerh&#246;hung zu werten (BGH VersR 81, 245; 82, 33; 87, 653). Die Unbeheizbarkeit der Wohnung ist hier aber nicht f&#252;r den Kl&#228;ger ungewollt eingetreten; sie beruht allein darauf, da&#223; er keinen Strom kaufte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;25 Abs. 1 VVG ist der Beklagte damit grunds&#228;tzlich leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Allerdings bleibt nach &#167;25 Abs. 2 VVG seine Verpflichtung bestehen, wenn der Versicherungsnehmer schuldlos ist. Der Kl&#228;ger hat aber nicht ohne Fahrl&#228;ssigkeit gehandelt. Er konnte erkennen, da&#223; in einer unbeheizbaren Wohnung ein Frostschaden generell wahrscheinlicher wird; und auch ein strenger Frost ist nicht so selten, da&#223; gar nicht mit ihm gerechnet zu werden brauchte.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich bliebe der Beklagte auch dann leistungspflichtig, wenn die Gefahrerh&#246;hung keinen Einflu&#223; auf den Eintritt des Versicherungsfalles und auf den Umfang der Leistung gehabt h&#228;tte, im vorliegenden Fall also dann, wenn der Schaden kein Frostschaden w&#228;re. Das darzulegen und zu beweisen, ist Sache des Versicherungsnehmers. Der Kl&#228;ger hat den Beweis nicht gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Aussage des Zeugen ... vor dem Landgericht reicht zum Nachweis nicht aus. Der Zeuge hielt bei seiner Vernehmung den Kopf des Rohrbel&#252;fters f&#252;r oxydiert, w&#228;hrend er unmittelbar nach dem Schadensfall seinem Chef den Kunststoffinnenk&#246;rper als zerissen angegeben hatte. Der Zeuge hatte also keine genaue Vorstellung &#252;ber die Schadensursache.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ... gegen deren Richtigkeit keine Bedenken bestehen, ist ein Frostschaden zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Gegen ihn spricht, da&#223; an anderen exponierten Leitungen Schaden eingetreten ist. Das ist aber kein Beweis. Die Au&#223;entemperaturen waren am 14.01.1987 so niedrig, da&#223; die Raumtemperatur im Innenbad auf etwa 0&#176; abgesunken sein und sich im Rohrbel&#252;fter Eis gebildet und diesen besch&#228;digt haben kann. Am 16.01.1987, als die Temperaturen wieder etwas angestiegen waren, kann das Eis geschmolzen und das Wasser ausgelaufen sein. Die verbliebene Unsicherheit &#252;ber die Schadensursache geht zu Lasten des beweispflichtigen Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Somit bleibt es dabei, da&#223; der Beklagte nach &#167;25 Abs. 1 VVG leistungsfrei ist.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist daher zur&#252;ckzuweisen. Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer betr&#228;gt weniger als 40.000,- DM.</p>
315,249
lg-dusseldorf-1989-04-21-20-s-22788
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
20 S 227/88
"1989-04-21T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:34"
"2022-10-18T15:08:45"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1989:0421.20S227.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>In dem Rechtsstreit</p> <p>hat die 20. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 17. M&#228;rz 1989 </p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p>1)</p> <p>Die Berufungen der Beklagten und des Streithelfers gegen das am 7. Oktober 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf - 32 C 57/88 - werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>2)</p> <p>Die Kosten der Berufung fallen der Beklagten zur Last mit Ausnahme der Kosten der Streithilfe, die der</p> <p>Streithelfer zu tragen hat.</p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde :</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Berufung ist zul&#228;ssig, hat in der Sache jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stand gegen die Beklagte ein Anspruch auf Zahlung von 771,55 DM gem&#228;&#223; &#167; 678 BGB zu. Auf die Abwendung eines wettbewerbswidrigen Unterlassungsanspruchs, den die Beklagte mit Schreiben vom 5. November 1987 geltend gemacht hat, findet die Bestimmung des &#167; 678 BGB Anwendung (vgl. Baumbach -Hefermehl Wettbewerbsrecht, 15. Aufl., Einleitung Rdnr. 520; OLG Hamburg WRP 1983, 422, 424; LG Detmold MDR 1984, 586). Denn der Abmahnende f&#252;hrt bei der vorprozessualen Geltendmachung des Unterlassungsanspruchs auch ein Gesch&#228;ft des Abgemahnten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 677 ff. BGB. Mithin finden im Verh&#228;ltnis zwischen Abmahnendem und Abgemahnten die Bestimmungen &#252;ber die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag nach &#167;&#167; 677 ff. BGB, also grunds&#228;tzlich auch die Vorschrift des &#167; 678 BGB Anwendung. Die hiergegen vom Landgericht Mannheim im Urteil vom 16.11.1984 (vgl. GRUR 1985, 328 f.) vorgebrachten rechtspolitischen Bedenken, wonach ein an sich sozial erw&#252;nschtes Verhalten, n&#228;mlich die Bek&#228;mpfung unlauteren Wettbewerbs mit Mitteln des Privatrechts ansonsten &#252;berm&#228;&#223;ig sanktioniert w&#252;rde, &#252;berzeugen nicht. Schlie&#223;lich setzt die Bestimmung des &#167; 678 BGB ein &#220;bernahmeverschulden des Abmahnenden voraus. Sozial erw&#252;nscht ist jedoch nicht, da&#223; Wettbewerber mit schuldhaft, also vors&#228;tzlich oder fahrl&#228;ssig unrichtigen Abmahnschreiben &#252;berzogen werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die Voraussetzungen des &#167; 678 BGB sind erf&#252;llt. Die &#220;bernahme des Gesch&#228;fts der Kl&#228;gerin seitens der Beklagten durch das Abmahnschreiben vom 05.11.1987 entsprach nicht dem mutma&#223;lichen Willen der Kl&#228;gerin, was die Beklagte infolge Fahrl&#228;ssigkeit verkannt hat (&#220;bernahmeverschulden). Denn die Beklagte konnte unschwer erkennen, da&#223; die von ihr beanstandete Zeitungsanzeige der Kl&#228;gerin nicht gegen wettbewerbsrechtliche Vorschriften verstie&#223;, insbesondere der Fall nicht vergleichbar war mit der im Beschlu&#223; des Landgerichts D&#252;sseldorf vom 22.10.1987 - 38 0 182/87 - untersagten Zeitungsanzeige. In diesem Beschlu&#223; hatte eine Maklerfirma n&#228;mlich mit dem Begriff "Provisionsfrei" geworben, wogegen die Kl&#228;gerin in der beanstandeten Zeitungsanzeige lediglich angef&#252;hrt hatte, da&#223; keine K&#228;uferprovision anfiel.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Durch die falsche Beurteilung der Rechtslage im Schreiben vom 5. November 198? hat die Beklagte ad&#228;quat kausal bei der Kl&#228;gerin einen Schaden von 771,55 DM in Form von Rechtsanwaltskosten verursacht. Denn die Inanspruchnahme eines Rechtsanwalts durch den Abgemahnten ist keineswegs nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge unwahrscheinlich. Und die Beauftragung eines eigenen Rechtsanwalts zur Abwendung eines &#252;nterlassungsanspruchs ist durch das Abmahnschreiben herausgefordert. Da&#223; diese Einschaltung eines Rechtsanwaltes durch den Abgemahnten auch aus Gr&#252;nden der Kostenminderung, n&#228;mlich zur Vermeidung eines Rechtsstreits bei eventueller Begr&#252;ndetheit des Abmahnschreibens erfolgt, steht der Annahme ad&#228;quater Kausalit&#228;t sodann nicht entgegen. Schlie&#223;lich mu&#223; der Abmahnende, der unaufgefordert den Abgemahnten mit einem f&#252;r diesen kostenaufwendigen Unterlassunganspruch &#252;berzieht -auch die Beklagte hat in dem Abmahnschreiben vom 5. November 1987 die Kosten ihres Rechtsanwalts in H&#246;he von 529,53 DM ersetzt verlangt - damit rechnen, da&#223; auch der Abgemahnte einen Rechtsanwalt einschalten und seinerseits die Kosten der Inanspruchnahme bei einem &#220;bernahmeverschulden des Abmahnenden beansprucht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Die H&#246;he der Rechtsanwaltskosten ist zwischen den Parteien nicht umstritten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Zinsanspruch folgt aus &#167;&#167; 284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Der Rechtsstreit ist nicht durch Zahlung seitens der Beklagten in der Hauptsache erledigt. Die mit Schreiben vom 02.11.1988 per Scheck vorgenommene Zahlung ist zur Abwendung der Zwangsvollstreckung und nicht vorbehaltslos erfolgt. Davon ist n&#228;mlich im Zweifel auszugehen, wenn wie hier, nach einer vollstreckbaren Entscheidung gezahlt wird (vgl. Z&#246;ller -Schneider Rdnr. 25 vor &#167; 511 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97, 101 ZPO</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 772,00 DM.</p>
315,250
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{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
44 C 764/88
"1989-04-21T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:35"
"2022-10-18T15:08:45"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1989:0421.44C764.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 15. M&#228;rz 1989</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die</p> <p>Kl&#228;ger als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;ger k&#246;nnen die Vollstreckung durch</p> <p>Sicherheitsleistung von 550,-- DM abwen-</p> <p>den, wenn nicht zuvor die Kl&#228;ger Sicherheit</p> <p>in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer und Vermieter der in der X-stra&#223;e</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">13 in Y gelegenen Mietwohnung, die der</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Beklagte seit 1973 zu einem Mietpreis von monatlich 312,--</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">DM plus 50,-- DM Nebenkosten bewohnt. Mit der vorliegenden</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Klage machen die Kl&#228;ger einen R&#228;umungsanspruch aus &#167; 564 b</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Abs. 2 Ziffer 3 BGB geltend.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 22. Juni 1988 k&#252;ndigten die Kl&#228;ger das</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mietverh&#228;ltnis mit Wirkung zum 30. Oktober 1988. In dem</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigungsschreiben wird ausgef&#252;hrt, da&#223; die Vermieter</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">durch die Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses an einer</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">angemessenen wirtschaftlichen Verwertung des Grundst&#252;cks</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">verhindert seien. Die Vermieter w&#252;rden beabsichtigen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das sich auf dem lediglich teilweise bebauten Grundst&#252;ck</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">befindliche verfallene Geb&#228;ude abzurei&#223;en. Nach dem Ab-</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">bruch bestehe die Absicht, das Grundst&#252;ck wieder zu ver-</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">kaufen. Der Abbruch sei erforderlich, um eine Rentabili-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">t&#228;t des Grundst&#252;cks zu erreichen und den Verkauf zu er-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">m&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger tragen vor, das Miethaus X-stra&#223;e 13</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;e an die Baul&#252;cke X-stra&#223;e 11 an. Es sei</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">geplant, beide Gr&#252;ndst&#252;cke zusammenh&#228;ngend zu verkaufen, </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">um sodann ein Mehrfamilienhaus zu errichten, das zu einer</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wohnwert- und Wohnumfeldverbesserung beitrage. In dem</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">derzeitigen Mietshaus bestehe keine Warmwasserversorgung,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Toiletten w&#252;rden im Treppenhaus jeweils eine Treppe</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">tiefer liegen. Alle Versorgungsleitungen im Haus w&#252;rden</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">aus dem Baujahr ca. 1905 stammen. Es sei also nicht nur</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">erforderlich, die Baul&#252;cke zu schlie&#223;en, worauf die</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Stadt Y dr&#228;nge, sondern auch die gesamte Stra&#223;en-</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">ansicht zu erneuern unter Einbeziehung des abzurei&#223;enden</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Geb&#228;udes.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger behaupten, f&#252;r das Objekt X-stra&#223;e 13</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnte ein um mindest 15 % h&#246;herer Kaufpreis f&#252;r den Fall</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">erzielt werden, da&#223; keine Mieter &#252;bernommen werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ein Minderpreis von 15 % sei als wesentlicher Nachteil</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">im Sinne des &#167; 564 b BGB f&#252;r den Verkauf mit dem Mieter</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:99px">der Beklagte wird verurteilt, die</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:99px">von ihm im 1. OG innegehabten R&#228;um-</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:99px">lichkeiten im Objekt X-stra&#223;e</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:99px">13 in Y, bestehend aus</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:99px">3 Zimmern sowie K&#252;che zu r&#228;umen und</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:99px">ger&#228;umt herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:99px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestreitet, da&#223; die Kl&#228;ger beabsichtigen,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">das Geb&#228;ude abzurei&#223;en, bzw. das Grundst&#252;ck zu verkaufen,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">bzw. neu bebauen zu lassen. Unzutreffend sei, da&#223; das Ge-</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">b&#228;ude verfallen sei. Die f&#252;r den Abri&#223; des Geb&#228;udes er-</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">forderliche Abbruchgenehmigung wie auch die Zweckentfrem-</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">dungsgenehmigung der Stadt Y liege bis zum heu-</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">tigen Zeitpunkt nicht vor. Die Erteilung der Zweckent-</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">fremdungsgenehmigung habe die Stadt Y mit Schrei-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">ben vom 23.09.1988 erst "in Aussicht gestellt". Bisher</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">h&#228;tten die Kl&#228;ger nicht substantiiert dargelegt, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Neubaupl&#228;ne entsprechend der von der Stadt Y</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">angek&#252;ndigten Auflage vorhanden seien. Im &#252;brigen reiche</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">die M&#246;glichkeit, durch den Verkauf eines ger&#228;umten Hauses</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">einen h&#246;hreren Kaufpreis zu erzielen, nicht aus, um ein</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Mietverh&#228;ltnis zu k&#252;ndigen. Schlie&#223;lich h&#228;tten die Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">auch nicht substantiiert vorgetragen, wie die angemessene</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">wirtschaftliche Verwertung des Grundst&#252;cks aussehen</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">soll.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, wegen der Wohnungsknappheit auf</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">dem Y-er Wohnungsmarkt seien f&#252;r ihn als aus-</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">l&#228;ndischer Mitb&#252;rger Mietwohnungen in der Preislage von</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">500,-- DM pro Monat nicht erh&#228;ltlich.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht aus &#167; 564 Abs. 2 Nr. 3 BGB gerecht-</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">fertigt. Ein berechtigter K&#252;ndigungsgrund steht den Kl&#228;gern</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">nicht zur Seite. Nach der genannten Vorschrift ist die</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigung nur m&#246;glich, wenn der Vermieter durch die Fort-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">setzung des Mietverh&#228;ltnisses an der angemessenen Ver-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">wertung des Grundst&#252;cks gehindert wird und dadurch erheb-</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">liche Nachteile erleiden w&#252;rde. Eine anderweitige Ver-</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">wertung des Grundst&#252;cks kann auch in dem Abbruch des</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Hauses bestehen. Derartige Ma&#223;nahmen des Vermieters recht-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">fertigen die K&#252;ndigung jedoch nicht generell sondern nur</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">bei Vorliegen weiterer Voraussetzungen. Solche Voraus-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">setzungen sind gegeben, wenn das Mietshaus bauf&#228;llig oder</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">so veraltet ist, da&#223; es den heutigen Wohnbed&#252;rfnissen</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">nicht mehr entspricht, keine angemessene Rendite abwirft</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">und ein Neubau f&#252;r den Vermieter eine g&#252;nstige wirtschaft-</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">liche Verwertung sein w&#252;rde. Dazu bedarf es eines sub-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">stantiierten Sachvortrages, die Kalkulation mu&#223; zumindest</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">&#252;berschl&#228;gig offengelegt werden (vgl. dazu AG Darmstadt</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">in WM 1987, 321 und LG D&#252;sseldorf in WM 1987, 321). Es</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">kommt mithin auf die Wirtschaftlichkeit des Mietgrund-</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">st&#252;ckes im gegenw&#228;rtigen Zeitpunkt an, die anhand einer</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Wirtschaftlichkeitsberechnung entsprechend der 2. Berech-</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">nungsverordnung aufzustellen ist (vgl. dazu Sternel IV</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Anmerkung 150). Daran fehlt es hier. Als weitere Voraus-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">setzung einer angemessenen Verwertung bei Abbruch des</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Hauses ist die Vorlage der Abbruchs- und Zweckentfrem-</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">dungsgenehmigung zu nennen (vgl. dazu OLG Hamburg in NJW</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">1981, 2308 und Beuermann in ZMR 1979, Seite 97). Die</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Abri&#223;- und Zweckentfremdungsgenehmigungen sind den Kl&#228;-</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">gern bislang nicht erteilt worden. Auch bei dem Abri&#223;</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">mit geplantem Wiederaufbau handelt es sich um eine Zweck-</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">entfremdung im Sinne der entsprechenden L&#228;nderverordnungen.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Die Vorlage beider Genehmigungen ist bereits deshalb </p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">notwendig, weil eine wirtschaftliche Verwertung, die</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlich-rechtlich nicht erlaubt ist, nicht angemessen</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">ist (vgl. dazu Beuermann a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Der behauptete Mindererl&#246;s von 15 % beim Verkauf des</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Grundst&#252;cks mit den bestehenden Mietverh&#228;ltnissen ist</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">ebenfalls kein K&#252;ndigungsgrund im Sinne des &#167; 564 b Abs.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">2 Ziffer 3 BGB. Zwar ist anerkannt, da&#223; ein solcher Minder-</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">erl&#246;s die angemessene Verwertung des Grundst&#252;cks in Frage</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">stellt. Auch wenn die Vermutung eines geringern Kaufpreises</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">naheliegt, mu&#223; der Vermieter im Streitfall dartun, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">und welche Verkaufsbem&#252;hungen er unternommen hat und welche</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Mi&#223;erfolge oder Erschwerungen dabei aufgetreten sind, weil</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">das streitbefangene Objekt vermietet gewesen ist (vgl. dazu</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Sternel IV Anmerkung 152).</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Der Streitfall ist hier gegeben, der Beklagte hat m&#246;glichen</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Mindererl&#246;s bestritten, ein entsprechender Sachvortrag</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;ger fehlt aber. Damit l&#228;&#223;t sich auch dieser</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigungsgrund nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Ziffer</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">11, 711 ZPO.</p>
315,251
olgham-1989-04-14-26-u-14788
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 147/88
"1989-04-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:38"
"2022-10-18T15:08:44"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0414.26U147.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten zu 2) gegen das am 8. Juni 1988 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; der Beklagte zu 2) an die Kl&#228;gerin 6.136,26 DM als Gesamtschuldner mit dem Beklagten zu 1) und weitere 327,27 DM als Alleinschuldner zu zahlen hat.</p> <p></p> <p>Von den Kosten haben im Verh&#228;ltnis der Kl&#228;gerin zum Beklagten zu 2) zu tragen:</p> <p>a)</p> <p>der ersten Instanz:</p> <p>der Beklagte zu 2) 26 % der Gerichtskosten und der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin sowie 26 % seiner eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten; die Kl&#228;gerin alle &#252;brigen Kosten, soweit sie nicht durch das angefochtene Urteil dem Beklagten zu 1) auferlegt worden sind;</p> <p>b)</p> <p>der zweiten Instanz;</p> <p>die Kl&#228;gerin 22 %, der Beklagte 78 %.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung eines</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestandes</u></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">wird gem. &#167; 543 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und zu einem geringen Teil begr&#252;ndet, im &#252;brigen unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten zu 2) (im folgenden Beklagter genannt) aus Gr&#252;nden der Billigkeit in Fortbildung des &#167; 13 Nr. 5 VOB einen Anspruch auf Leistung von Vorschu&#223; f&#252;r erforderliche Nachbesserungsarbeiten: Das Werk des Beklagten ist mangelhaft, weil er hinsichtlich der fehlenden Abdichtung der Wurstk&#252;che gegen Feuchtigkeit seiner Pr&#252;fungs- und Hinweispflicht nicht nachgekommen und weil dadurch das gesamte Werk beeintr&#228;chtigt worden ist; er kann deshalb auf Gew&#228;hrleistung in Anspruch genommen werden (BGH NJW 83, 875)f hier auf Leistung von Vorschu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Anspruchsgrundlage ist &#167; 13 Nr. 5 VOB. Die VOB ist einbezogen. Sie wird nach dem Willen der Vertragspartner durch die "Allgemeinen Bedingungen" (Bl. 95 f. GA) erg&#228;nzt, was zur Unwirksamkeit einzelner Bestimmungen der VOB f&#252;hren kann (vgl. BGH NJW 1988, 55), wenn durch diese weiteren Vertragsbestimmungen das durch die VOB als Ganzes konstituierte Regelungssystem zu Lasten hier des Auftragnehmers gest&#246;rt w&#228;re. Ob das der Fall ist, kann hier offen bleiben. Denn die Inhaltskontrolle auch des &#167; 13 VOB, w&#252;rde sie zur Unwirksamkeit dieser Vorschrift f&#252;hren, w&#252;rde hier nur zu einer Benachteiligung des Vertragspartners, des Verwenders f&#252;hren, hier zu einer Benachteiligung der Kl&#228;gerin, und ist daher als Handhabung im Ganzen abzulehnen (vgl. zum Grundgedanken BGH NJW 1987, 837).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In dem oben im Eingang skizzierten Sinne ist das Werk des Beklagten mangelhaft, weil er seiner Pr&#252;fungs- und Hinweispflicht nach &#167; 4 Abs. 3 VOB nicht nachgekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das steht nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme vor dem Senat fest.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Beweisaufnahme keinen Beweis daf&#252;r erbracht, da&#223; der Beklagte der Bauherrin und deren Architekten gegen&#252;ber ge&#228;u&#223;ert hat, die Anlage werde allein durch Aufbringung der Hansit-Schl&#228;mme und durch den Einbau der Fliesen dicht; die Aussage des Zeugen xxx bot dazu keine ausreichend tragf&#228;hige Grundlage. Auch hat sich in der Beweisaufnahme kein Anhaltspunkt daf&#252;r ergeben, da&#223; der Beklagte eine sich aus DIN 18.352, Ziff. 3.1 ergebende Pflicht verletzt hat (zum Inhalt und zur Anwendung dieser DIN vgl. BGH Sch&#228;fer-Finnern 7.2.410 Blatt 29).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Neben den in den DIN-Vorschriften formulierten besonderen Pflichten bestand f&#252;r den Beklagten aber eine allgemeine Leistungstreupflicht (das stellt auch die DIN 18.352 nicht au&#223;er Frage, vgl. dort 3.1., wo Tatbest&#228;nde aufgez&#228;hlt worden sind, an welche der Handwerker "insbesondere" die Geltendmachung von Bedenken ankn&#252;pfen mu&#223;). Diese allgemeine Leistungstreuepflicht pr&#228;gt sich aus in einer Hinweispflicht an den Bauherrn, wenn dem Handwerker ohne weiteres erkennbar ist, da&#223; Vorarbeiten nicht ordnungsgem&#228;&#223; ausgef&#252;hrt worden sind. Im vorliegenden Fall waren die Vorarbeiten ohne Anbringung einer Dichtungsbahn erfolgt; der Fu&#223;boden ist deshalb nicht wasserdicht, was bedeutet, da&#223; das in der Wurstk&#252;che ausgegossene Wasser im darunterliegenden Kellerraum ausl&#228;uft; der Beklagte wu&#223;te wegen seiner Fachkenntnisse als Fliesenleger, da&#223; die Dichtungsbahn zur ordnungsgem&#228;&#223;en Abdichtung unbedingt erforderlich war; er konnte ohne weiteres erkennen, da&#223; die Dichtungsbahn fehlte, weil sie aus den T&#252;r&#246;ffnungen lappig h&#228;tte hervortreten m&#252;ssen, weil ihr Fehlen ferner am Zustand der Abfl&#252;sse h&#228;tte erkannt werden k&#246;nnen (auch dort Fehlen von &#220;berlappungen ferner Fehlen von Wasserschlitzen). Dies alles steht fest aufgrund der &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrung des Sachverst&#228;ndigen xxx in seinem Gutachten vom 02.09.1987 und seinen Erl&#228;uterungen im Senatstermin; dagegen sind auch im Senatstermin auf der Seite des Beklagten keine durchdringenden Einwendungen vorgebracht worden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wehrt sich ferner ohne Erfolg gegen eine Inanspruchnahme in H&#246;he von 30 % des an und f&#252;r sich erforderlichen Vorschusses. Wie schon das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, mu&#223; sich die Kl&#228;gerin das Planungsversagen ihres Architekten gem. &#167; 254 BGB zurechnen lassen (BGH NJW 78, 642). Das Ma&#223; der Zurechnung h&#228;ngt von den Umst&#228;nden ab (vgl. dazu Aufsatz Kaiser, ZfBR 85, 101, 106). Im vorliegenden Fall ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beklage nur wegen fahrl&#228;ssiger Verletzung seiner allgemeinen Hinweispflicht verantwortlich ist, da&#223; andererseits der Planungsfehler des Architekten die entscheidende Ursache f&#252;r die M&#228;ngel ist. Die vom Landgericht angesetzte Quote erweist sich unter Ber&#252;cksichtigung aller hier zu ber&#252;cksichtigenden Umst&#228;nde als angemessen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;gerin ist nicht verj&#228;hrt. Nach &#167; 13 Ziff. 4 VOB beginnt die Verj&#228;hrungsfrist mit der Abnahme der Leistung. Sie betr&#228;gt hier 5 Jahre ("Allgemeine Bedingungen", Nr. 13). Der Anspruch w&#228;re verj&#228;hrt, falls das Werk des Beklagten, wie er vortr&#228;gt, am 21.07.1982 abgenommen worden w&#228;re, weil n&#228;mlich der die Verj&#228;hrung unterbrechende Beweissicherungsantrag in der Sache 2 H 21/87 erst am 23.07.1987 bei Gericht eingegangen ist (&#167;&#167; 639 Abs. 1, 477 Abs. 2 BGB). Es kann aufgrund der Vernehmung der Zeugen xxx und xxx der Eintritt der Verj&#228;hrung nicht festgestellt werden. Zwar hat der Zeuge xxx bekundet, es sei damals ein Aufma&#223; genommen worden, und zwar vor August 1982. Der Zeuge hat aber nicht mit Sicherheit angeben k&#246;nnen, wann genau das war und ob etwa von der Seite der Bauherrin jemand anwesend war; abgesehen davon, da&#223; demnach der genaue Zeitpunkt des bezeugten Geschehens nicht feststeht, fehlt es aber auch an der M&#246;glichkeit zur Feststellung von Handlungen, welche als Abnahmehandlungen qualifiziert werden k&#246;nnten. Auf der Grundlage der Ausf&#252;hrungen der Zeugen xxx und xxx kann eine Abnahme allenfalls f&#252;r August 1982, als n&#228;mlich das Gesch&#228;ft neu er&#246;ffnet wurde, angenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">5. Zur H&#246;he</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Insoweit hat die Berufung im geringem Umfang Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">5.1</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die im Sachverst&#228;ndigengutachten xxx und im Anschlu&#223; daran im Urteil des Landgerichts ber&#252;cksichtigten 16.500,00 DM ("siehe Gutachten xxx Bl. 17 b" Sch&#228;den an der Baukonstruktion") sind um 4.000,00 DM zu k&#252;rzen, um den Betrag n&#228;mlich, welchen der Sachverst&#228;ndige (siehe sein Gutachten Bl. 16) f&#252;r den Einbau einer Dichtungsbahn angesetzt hat; dabei handelt es sich um Kosten, mit welchen die Kl&#228;gerin bei ordnungsgem&#228;&#223;er Ausf&#252;hrung der Gewerke belastet worden w&#228;re, die sie deshalb jetzt nicht dem Beklagten anlasten kann ("So - wie - so - Kosten"). Auch alle &#252;brigen Ans&#228;tze hat der Senat mit den Parteien und dem Sachverst&#228;ndigen im Senatstermin im einzelnen er&#246;rtert; Abweichungen gegen&#252;ber den Ans&#228;tzen des Landgerichts sind insoweit nicht gerechtfertigt; so haben sich beispielsweise keine Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, da&#223; die Kosten f&#252;r die Auslagerung der Maschinen, etwa auch durch Lagerung in den R&#228;umen der Kl&#228;gerin, niedriger als bisher angenommen gestaltet werden k&#246;nnten, oder da&#223; die Kostenanschl&#228;ge Mehrwertsteuer ausweisen, mit welcher die Kl&#228;gerin nicht belastet w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">5.2.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Daraus errechnet sich ein Vorschu&#223; von insgesamt 20.454,20 DM. Daran ist der Beklagte mit 30 % = 6.136,26 DM beteiligt. Dieser Betrag erh&#246;ht sich um 327,27 DM, um 4 % kapitalisierte Zinsen n&#228;mlich seit Rechtsh&#228;ngigkeit bis zum Zeitpunkt der Senatsverhandlung; insoweit hat die Kl&#228;gerin ihre Klageforderung im Senatstermin in zul&#228;ssiger Weise und materiell zu Recht (&#167; 291 BGB) hilfsweise auf eine weitere Anspruchsgrundlage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97, 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,252
olgham-1989-04-14-26-u-15988
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 159/88
"1989-04-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:39"
"2022-10-18T15:08:44"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0414.26U159.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 30. Juni 1988 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer III des Landgerichts xxx wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsmittels werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagten auf Zahlung von 10 % des vereinbarten Werklohns f&#252;r die geplante Errichtung eines Luxus-Landhauses zum Gesamtpreis von 221.000,-- DM (218.000,-- DM zuz&#252;glich Mehrpreis f&#252;r &#214;lheizung von 3.000,-- DM) in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 15. M&#228;rz 1987 einen "Bauauftrag" &#252;ber den Bau "eines Luxus-Landhauses gem&#228;&#223; den umseitigen Auftragsbedingungen" zum Gesamtpreis von 218.000,-- DM unterzeichnet (Bl. 16 GA). Nach der Bau- und Leistungsbeschreibung vom selben Tagen sollte ein "Luxus-Landhaus 110 m2 Wfl. mit Kn&#252;ppelwalmdach...." errichtet werden (Bl. 17 GA). Nach den "sonstigen Vereinbarungen" zum Vertrag sollten die "Vereinbarungen erst rechtskr&#228;ftig" werden, wenn eine schriftliche Auftragsbest&#228;tigung erfolgte (Bl. 18 GA).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In den "Allgemeinen Auftragsbedingungen" des Kl&#228;gers (Bl. 21 GA) ist festgelegt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">"&#167; 1 Allgemeines</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">1. Der Auf trag wird durch schriftliche Best&#228;tigung der Gesellschaft angenommen. Die Unterschrift des Fachberaters gilt nicht als Auftragsannahme.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">2. ....</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">&#167; 7 R&#252;cktritt</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">1. Tritt der Bauherr aus wichtigem Grund von dem Auftrag zur&#252;ck und erkennt die Firma die R&#252;cktrittserkl&#228;rung an, so hat der Bauherr entweder an die Firma 10 %. der Auftragssumme ohne besonderen Nachweis zu zahlen oder die tats&#228;chlich entstandenen Aufwendungen f&#252;r Planung, Statik, Verkaufsprovision, Bauleitung und Handwerkerleistungen, sowie den nachgewiesenen entgangenen Gewinn zu zahlen....</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Die Auswahl der Alternativen steht der Firma zu.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">2. ..."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Frage der Finanzierung hei&#223;t es in der Auftragsbest&#228;tigung des Kl&#228;gers vom 16. M&#228;rz 1987 (Bl. 19, 20 GA)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">"Wir best&#228;tigen diesen Auftrag unter der Voraussetzung, da&#223; wir von ihrer Bank eine Finanzierungsbest&#228;tigung erhalten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Dieses setzt voraus, da&#223; die Auszahlung gem&#228;&#223; unserem Bauauftrag durch eine Zwischenfinanzierung abgesichert ist."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vor Abschlu&#223; des Bauvertrages hatte der Kl&#228;ger den Beklagten einen Finanzierungsvorschlag unterbreitet, der eine monatliche Nettobelastung von 1.182,63 DM und 104,-- DM f&#252;r den Bausparvertrag vorsah (Bl. 34, 35). Eine vom Zeugen xxx vorausgef&#252;llte "Selbstauskunft" (Bl. 37 GA) ist von dem Beklagten nicht erg&#228;nzt und auch nicht unterzeichnet worden. Sie enthielt als "monatliches Einkommen s&#228;mtlicher Antragsteller" 2 400,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im weiteren &#252;bersandte der Kl&#228;ger den Beklagten den Entwurf eines notariellen Grundst&#252;ckskaufvertrages des Notars xxx (Bl. 38 &#8211; 42 GA). Der Kaufpreis - 843 m2/65,-- DM/m2 = 54.795,-- DM - war unter Ziff. 2 in den "Finanzierungsvorschlag" eingesetzt worden (Bl. 345 GA, s. a. die handschriftliche Aufstellung Bl. 36 GA). Zur Unterzeichnung des Vertrages kam es jedoch nicht mehr; die Beklagten erkl&#228;rten dem Kl&#228;ger am 5. April 1987, sie wollten das Bauvorhaben nicht durchf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, ein Bauvertrag sei nicht zustandegekommen, weil die in der Auftragsbest&#228;tigung genannten (aufschiebenden) Bedingungen (Finanzierungsbest&#228;tigung/ Absicherung der Auszahlung durch eine Zwischenfinanzierung) nicht eingetreten seien, die Beklagten h&#228;tten den Eintritt der Bedingungen auch nicht treuwidrig im Sinne von &#167; 162 BGB verhindert.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit seiner Berufung, mit der er im wesentlichen anf&#252;hrt, die Beklagten h&#228;tten den Eintritt der Bedingung treuwidrig verhindert, zudem sei der Bauvertrag auch nicht formnichtig.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">in Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 22.100,-- DM und 4 % Zinsen seit dem 24. M&#228;rz 1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie verweisen auf die Formbed&#252;rftigkeit des Bauvertrages und sind sich keiner Treuwidrigkeit im Zusammenhang mit der Finanzierung nicht bewu&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Parteien in der Berufungsinstanz wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat in der Sache keinen Erfolg. Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Pauschaler Aufwendungsersatz nach &#167; 7 der Allgemeinen Auftragsbedingungen steht dem Kl&#228;ger schon deshalb nicht zu, weil es an einem wirksam geschlossenen Bauvertrag fehlt (1). Im &#252;brigen haben die Beklagten - worauf das Landgericht zu Recht hinweist - auch nicht treuwidrig gehandelt (2).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><u>Wirksamkeit des Bauvertrages</u></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der von den Parteien geschlossene Bauvertrag ("Bauauftrag") vom 15. M&#228;rz 1987 ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 125 Satz 1, 313 Satz 1 BGB nichtig.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Rechtsgesch&#228;fte bed&#252;rfen grunds&#228;tzlich keiner Form, damit erleichtert das Gesetz den Rechtsverkehr und tr&#228;gt den Gegebenheiten des modernen G&#252;ter- und Leistungsaustausches Rechnung (vgl. u.a. Palandt-Heinrichs, Kommentar zum BGB, 48. Aufl. 1989, &#167; 125 Anm. 1). Einschr&#228;nkungen des Grundsatzes der Formfreiheit sind vom Gesetzgeber in der Regel dort vorgesehen, wo die Vertragsparteien wegen der Risiken des Gesch&#228;fts vor &#252;bereilten Bindungen gesch&#252;tzt werden sollen. So dient der Beurkundungszwang nach &#167; 313 BGB dem Ziel, die Parteien auf die Bedeutung des Gesch&#228;fts hinzuweisen (Warnfunktion), sie vor leichtfertigen Grundst&#252;cksgesch&#228;ften zu sch&#252;tzen (&#220;bereilungsschutz) und zugleich den Beweis der getroffenen Vereinbarung (Beweisfunktion) zu sichern (vgl. u.a. Soergel-Wolf, Kommentar zum BGB, 11. Aufl. 1986, Bd. 2/1, &#167; 313 Rz 3; Palandt-Heinrichs, a.a.O., &#167; 313 Anm. 1b). Auf dieser Grundlage liegt eine Erwerbsverpflichtung im Sinne von &#167; 313 Satz 1 BGB auch dann vor, wenn die Entschlie&#223;ungsfreiheit eines Vertragspartners hinsichtlich des Erwerbs oder Nichterwerbs des Grundst&#252;cks nach dem Gesamtbild des Vertrages praktisch aufgehoben ist (BGHZ 76, 43, 45). Werden Bauvertr&#228;ge in Verbindung mit in Aussicht genommenem Grundst&#252;ckserwerb abgeschlossen, ist besonders sorgf&#228;ltig zu pr&#252;fen, ob auf den Erwerber ein - sei es auch nur mittelbarer - Zwang zum Grundst&#252;ckserwerb ausge&#252;bt wird, der eine Beurkundung auch bereits des Bauvertrages nach &#167; 313 Satz 1 BGB geboten erscheinen l&#228;&#223;t. Das ist nach Sinn und Zweck der Norm immer dann der Fall, wenn Bauvertrag und beabsichtigter Grundst&#252;ckserwerb nach dem Willen der Vertragsparteien eine rechtliche, also nicht nur eine tats&#228;chliche oder wirtschaftliche, Einheit bilden (BGHZ 78, 346, 348; BGHZ 76, 43, 45, 46; Ingenstau/Korbion, Kommentar zur VOB, 11. Aufl. 1989, Anhang VOB/A Rz. 232 m. w. N.). Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGHZ 78, 346, 349), der sich der Senat anschlie&#223;t, stehen Bauvertrag und Grundst&#252;ckserwerbsvertrag in rechtlichem Zusammenhang, wenn die Vereinbarungen nach dem Willen der Parteien derart voneinander abh&#228;ngig sind, da&#223; sie miteinander "stehen und fallen" sollen. Schon dann, wenn nur eine der Vertragsparteien einen solchen Einheitswillen erkennen l&#228;&#223;t und der andere Partner ihn anerkennt oder zumindest hinnimmt, kann ein einheitlicher Vertrag vorliegen, unabh&#228;ngig davon, ob an jedem der Rechtsgesch&#228;fte jeweils dieselben Parteien beteiligt sind. Selbst die Niederlegung mehrerer selbst&#228;ndiger Vertr&#228;ge in verschiedenen Urkunden hindert die Annahme rechtlicher Einheit nicht, in derartigen F&#228;llen besteht lediglich die widerlegbare Vermutung, da&#223; die Vertr&#228;ge nicht in rechtlichem Zusammenhang stehen sollen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die im vorliegenden Fall zu w&#252;rdigenden Umst&#228;nde f&#252;hren zur Annahme eines beurkundungsbed&#252;rftigen einheitlichen Rechtsgesch&#228;fts. Zwar mag bei den hier getrennt abgeschlossenen Vertr&#228;gen eine tatsachliche Vermutung f&#252;r die rechtliche Selbst&#228;ndigkeit der jeweiligen Vereinbarungen sprechen, eine derartige Vermutung ist aber durch die besonderen Umst&#228;nde des vorliegenden Falles widerlegt. Der Verkn&#252;pfungswille der Parteien zeigt sich bereits daran, da&#223; die Realisierung des Bauvertrages ohne Erwerb des bestimmten Grundst&#252;ckes nicht m&#246;glich war. Der den Beklagten unterbreitete Finanzierungsvorschlag (Bl. 34, 35 GA) bezog ausdr&#252;cklich die Kosten des Grundst&#252;cks in die Finanzplanung ein, das die Beklagten nach den - vom Kl&#228;ger &#252;bersandten - Entwurf eines "Grundst&#252;ckskaufvertrags und Auflassung" (Bl. 38 ff GA) erwerben sollten. Daraus folgt, da&#223; der Kl&#228;ger bereit war, dem Beklagten das f&#252;r die Errichtung des Hauses erforderliche Grundst&#252;ck - wenn auch &#252;ber einen Dritten - zu verschaffen und da&#223; die Parteien davon ausgegangen sind, da&#223; die Beklagten Haus <u>und</u> Grundst&#252;ck erwerben mu&#223;ten, sollte der Bauvertrag realisiert werden k&#246;nnen. Denn das zu erwerbende Grundst&#252;ck durfte wegen der knappen Finanzdecke der Beklagten nicht zu teuer werden, und es mu&#223;ten s&#228;mtliche Vorteile des Hausgrundst&#252;cks f&#252;r die Finanzierung eingesetzt werden. Das hat der Kl&#228;ger selbst in erster Instanz - mit seinem Schriftsatz vom 22. M&#228;rz 1988 - vorgetragen: "Dieser Vorschlag (eine Einliegerwohnung mit zu bauen, und die Finanzierung zu erleichtern) kam gerade von den Beklagten xxx. Es handelt sich (Vertragsentwurf Bl. 38 ff d.A.) um ein Grundst&#252;ck mit Hanglage. Im Keller sollte eben die Einliegerwohnung gebaut werden ..."</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Seinen Versuch in der m&#252;ndlichen Verhandlung zweiter Instanz, von diesem Vertrag abzuweichen, h&#228;lt der Senat f&#252;r mi&#223;lungen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Aus allem ist der Schlu&#223; zu ziehen, da&#223; nach dem Willen beider Parteien Bauvertrag und beabsichtigter Grundst&#252;ckserwerb "miteinander stehen und fallen" sollten. Sondervereinbarungen, die die rechtliche Selbst&#228;ndigkeit von Bauvertrag und Grundst&#252;ckserwerbsvertrag begr&#252;nden k&#246;nnten, haben die Parteien nicht getroffen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><u>Keine treuwidrige Verhinderung des Bedingungseintritts</u></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat bei der Abweisung der Klage nicht die Formnichtigkeit des Vertrages in den Vordergrund gestellt, es hat vielmehr darauf abgehoben, da&#223; der Vertrag unter der aufschiebenden Bedingung gelungener Finanzierung geschlossen sei und da&#223; die Beklagten den Eintritt dieser Bedingung nicht treuwidrig im Sinne von &#167; 162 BGB verhindert h&#228;tten. Dem ist zuzustimmen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Wird der Eintritt einer Bedingung von der Partei, zu deren Nachteil er gereichen w&#252;rde, wider Treu und Glauben verhindert, so gilt die Bedingung als eingetreten (&#167; 162 Abs. I BGB). Die Parteien eines bedingten Rechtsgesch&#228;fts sind zwar nicht verpflichtet, sich um den Eintritt der Bedingung zu bem&#252;hen, sie d&#252;rfen aber w&#228;hrend des Schwebezustandes nicht in einer gegen&#252;ber dem anderen Partner treuwidrigen Weise in den Lauf der Dinge zu ihren Gunsten gestaltend eingreifen (u.a. BGHZ 29, 171, 175; Soergel-Wolf, Kommentar zum BGB, 12. Aufl. 1987, Allgemeiner Teil, &#167; 162 Rz. 1). Das treuwidrige Verhalten eines Vertragspartners wird dann dadurch sanktioniert, da&#223; der Bedingungseintritt fingiert wird. Ob eine Partei in den Lauf der f&#252;r den Bedingungseintritt ma&#223;gebenden Ereignisse treuwidrig eingegriffen hat, ist nur in objektiver W&#252;rdigung ihres Gesamtverhaltens nach Anla&#223;, Zweck und Beweggrund unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Einzelfalles unter Einbeziehung auch der subjektiven Einstellung feststellbar. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Umst&#228;nde haben die Beklagten nicht treuwidrig im Sinne von &#167; 162 BGB gehandelt. Die Beklagten haben hier nicht mutwillig eine ins Auge gefa&#223;te Finanzierung verhindert, sie haben lediglich bei realistischer Betrachtung ihrer Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse zu der zutreffenden Feststellung gefunden, da&#223; der von ihnen ins Auge gefa&#223;te Hausbau f&#252;r sie nicht finanzierbar war. Zwar mag es durchaus zutreffen, da&#223; die Beklagten mit Hilfe des Kl&#228;gers trotz ihrer bescheidenen Eink&#252;nfte von 2.400,-- DM monatlich netto (Bl. 37 R GA) einen Kreditgeber f&#252;r die hoch ben&#246;tigten 245.595,-- DM (Finanzierungsvorschlag Bl. 34 GA) gefunden h&#228;tten. Dies h&#228;tte aber zu einer f&#252;r die Beklagten untragbaren und damit unzumutbaren monatlichen Belastung von 1.432,63 DM vor Abzug der Abschreibung nach &#167; 7b ESTG gef&#252;hrt und h&#228;tte bei der &#220;bernahme derartiger Belastungen, zu denen weitere noch nicht erfa&#223;te zus&#228;tzliche Aufwendungen geh&#246;rten (h&#246;here Nebenkosten im eigenen Haus) absehbar zum sp&#228;teren finanziellen Ruin der Beklagten gef&#252;hrt. Dabei ist weiter zu ber&#252;cksichtigen (vgl. den Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 22. M&#228;rz 1988), da&#223; sich die beklagten Eheleute ein Kind w&#252;nschten und die Ehefrau nach der Geburt des Kindes nicht mehr "mitarbeiten" wollte. Zudem sich die Beklagten zu einem derartig unvern&#252;nftigen Finanzgebaren nicht entschlie&#223;en konnten, haben sie nur den naheliegenden und gebotenen Schlu&#223; gezogen, da&#223; sie sich ein f&#252;r sie derart aufwendiges Objekt wirtschaftlich nicht leisten konnten, ein treuwidriges Verhalten kann darin nicht gesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 708 Nr. 10 ZPO. Die Entscheidung beschwert den Kl&#228;ger mit 22.100,-- DM.</p>
315,253
ag-neuss-1989-04-14-36-c-11488
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 114/88
"1989-04-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:40"
"2022-10-18T15:08:44"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1989:0414.36C114.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 700,00 DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vorab in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>Die Sicherheitsleistung kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien besteht ein Mietverh&#228;ltnis &#252;ber die im Obergeschoss des Hauses H-Weg in O gelegene Wohnung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 04.03.1987 k&#252;ndigte der Kl&#228;ger das Mietverh&#228;ltnis wegen Eigenbedarfs zum 30.04.1988.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die im Hause H-Weg, 4040 O, Obergeschoss, gelegene Wohnung bestehend aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und WC, K&#252;che sowie zwei Kellerr&#228;ume zu r&#228;umen und in ger&#228;umtem Zustand an den Kl&#228;ger herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">ihr eine ger&#228;umige R&#228;umungsfrist zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet den Eigenbedarf. Sie beruft sich unter anderem darauf, dass sie die Wohnung - unstreitig - seit Mai 1951 bewohne und die Wohnung zu ihrem Lebensmittelpunkte geworden sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten wird auf den Schriftsatz vom 17.03.1988 (Blatt 19 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wege der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Schrifts&#228;tze vom 18.04.1988 (Blatt 23 ff d.A.), 01.07.1988 (Blatt 40 ff d.A.), 15.07.1988 (Blatt 44 ff d.A.), 18.08.1988 (Blatt 46 ff d.A.), 12.10.1988 (Blatt 50 ff d.A.), 18.10.1988 (Blatt 52, 53 d.A.) sowie den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze im &#252;brigen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 556 Abs. 1 BGB zur R&#228;umung und Herausgabe der von ihr bewohnten Wohnung an den Kl&#228;ger verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Mietverh&#228;ltnis der Parteien ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 564 b BGB durch die K&#252;ndigung des Kl&#228;gers vom 04.03.1987 beendet worden. Danach ist das K&#252;ndigungsrecht des Vermieters abh&#228;ngig von dem Bestehen eines berechtigten Interesses, das - nach dem hier ma&#223;geblichen Absatz 2 Nr. 2 - bei Vorliegen von Eigenbedarf anzunehmen ist. Durch diese Beschr&#228;nkung des K&#252;ndigungsrechts soll der Mieter vor willk&#252;rlichen K&#252;ndigungen gesch&#252;tzt werden, weil die Wohnung f&#252;r ihn einen Lebensmittelpunkt darstellt und jeder Wohnungswechsel f&#252;r ihn mit erheblichen Unzutr&#228;glichkeiten in pers&#246;nlicher, famili&#228;rer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht verbunden ist. Der Vermieter soll deshalb nicht berechtigt sein, den Mietvertrag ohne beachtliche Gr&#252;nde zu k&#252;ndigen. Dies vorausgeschickt, ist nach der Rechtsprechung des BGH (BGHZ 103, 91) und des Bundesverfassungsgerichts (DWW 89, 46 = NJW 89, 970) Eigenbedarf zu bejahen, wenn der Vermieter vern&#252;nftige und nachvollziehbare Gr&#252;nde f&#252;r seinen Wunsch anf&#252;hrt, die Wohnung des auf R&#228;umung in Anspruch genommenen Mieters selbst oder durch einen nach &#167; 564 b Abs. 2 Nr. 2 BGB priviligierten Dritten bewohnen zu lassen. Diese Voraussetzungen liegen in der Person des Kl&#228;gers nicht vor. Der Kl&#228;ger hat keinen vern&#252;nftigen und nachvollziehbaren Grund daf&#252;r vorgetragen, weshalb sein Sohn Michael gerade in die Wohnung der Beklagten einziehen soll, obwohl das Haus H-Weg &#252;ber eine weitere, nahezu gleichgro&#223;e Wohnung im Erdgeschoss verf&#252;gt. Zwar ist der Vermieter bei mehreren in Betracht kommenden Wohnungen grunds&#228;tzlich nicht verpflichtet, eine soziale Auswahl zu treffen. Das Erlangungsinteresse des Vermieters ist jedoch dann nicht mehr gerechtfertigt und im Sinne der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts rechtsmissbr&#228;uchlich, wenn f&#252;r den Eigenbedarfswunsch eine frei gewordene oder frei werdende Wohnung zur Verf&#252;gung steht, ohne dass der Vermieter f&#252;r die beabsichtigte Selbstnutzung der anderen Wohnung beachtliche Gr&#252;nde vorbringen kann (BVerfG, a.a.O.; NJW 1985, 2633). Dabei ist in die unter Missbrauchsgesichtspunkten vorzunehmende Pr&#252;fung auch Wohnraum einzubeziehen, der vor der Eigenbedarfsk&#252;ndigung frei geworden, anschlie&#223;end aber neu vermietet worden ist (BVerfG DWW 89, 46; R&#246;chling, WM 1989, 109). Unter Beachtung dieser Grunds&#228;tze muss der geltend gemachte Eigenbedarf des Kl&#228;gers als willk&#252;rlich angesehen werden. Der nunmehr geltend gemachte Eigenbedarf war n&#228;mlich bereits im Januar 1986 voraussehbar (&#167; 286 ZPO). Der Kl&#228;ger musste bei lebensnaher Betrachtung bereits zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen, dass sein &#228;ltester Sohn Michael sein Sportstudium in K&#252;rze beenden w&#252;rde, denn der Studienabschluss im M&#228;rz 1987 l&#228;sst den R&#252;ckschluss zu, dass sich der Sohn Michael bereits Anfang 1986 in einem fortgeschrittenen Semester befunden haben muss. Hiervon ist offensichtlich auch der Kl&#228;ger ausgegangen - ohne dass es insoweit auf das genaue Datum der Studiumsbeendigung ankommt -, wenn er der Tochter der Beklagten im Dezember 1985 mitgeteilt haben will, er k&#246;nne die Wohnung im Erdgeschoss nicht l&#228;ngere Zeit vermieten, weil sein Sohn nach Beendigung des Studiums eine Wohnung brauche. Gleichwohl hat er die im Erdgeschoss des Hauses gelegene und frei gewordene Wohnung im Januar 1986 neu vermietet, ohne dem Wohnbedarf seines Sohnes Michael bei der Vertragsgestaltung mit dem neuen Mieter - etwa durch Abschluss eines auf ein oder zwei Jahre befristeten Mietverh&#228;ltnisses (vgl. &#167; 564 c BGB) Rechnung zu tragen. Dies ist um so unverst&#228;ndlicher, als der Kl&#228;ger das Haus seinerzeit mit dem Gedanken erworben haben will, dass seine S&#246;hne in dem Objekt Wohnungen zur Verf&#252;gung haben. Unbeachtlich ist in diesem Zusammenhang der weitere Sohn des Kl&#228;gers, denn dieser ist - wie der Kl&#228;ger ausdr&#252;cklich vortr&#228;gt - erst in zwei Jahren mit seinem Studium fertig. Liegen danach aber die von der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts geforderten nachvollziehbaren und vern&#252;nftigen Eigenbedarfsgr&#252;nde nicht vor, so bedarf es keiner weiteren Ausf&#252;hrungen, ob nicht das Mietverh&#228;ltnis anderenfalls im Hinblick auf die lange Mietdauer und das Alter der Beklagten (68 Jahre) gem&#228;&#223; &#167; 556 a BGB h&#228;tte verl&#228;ngert werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 3.000,00 DM</p>
315,254
olgk-1989-04-14-6-u-25388
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 253/88
"1989-04-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:42"
"2022-10-18T15:08:44"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0414.6U253.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Antragsgegnerin gegen das am 15. November 1988 verk&#252;ndete Urteil der 31. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 31 0 512/88 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der Antragsgegnerin auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Antragsgegnerin hat in der Sache keinen Erfolg.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Antragstellers auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung ist zul&#228;ssig. Entgegen der Ansicht der Antragsgegnerin ist die in Wettbewerbsangelegenheiten gem. &#167; 25 UWG grunds&#228;tzlich bestehende Vermutung der Dringlichkeit nicht widerlegt. Es ist davon auszugehen, da&#223; der Zeitraum von ca. 6 Wochen von der von der Antragsgegnerin behaupteten Kenntnis der beanstandeten Werbeaussage (16.8.1988) bis zur Antragstellung hier zur Widerlegung der Vermutung des &#167; 25 UWG schon deshalb nicht ausreicht, weil es dem Antragsteller und dessen in der anwaltlichen Erkl&#228;rung des Rechtsanwalts C als "Beschwerdef&#252;hrerin" bezeichneten Auftraggeberin nach dieser anwaltlichen Erkl&#228;rung erst am 30.8.1988 m&#246;glich war, einzelne Musterst&#252;cke der beanstandeten Produkte, deren Besitz zur sachgerechten Vorbereitung des Verfahrens erforderlich war, im Handel zu erwerben, und der Antragsteller sich dazu au&#223;erdem noch einen &#220;berblick &#252;ber die Marktsituation verschaffen mu&#223;te, z.B. dar&#252;ber, ob und unter welchen Voraussetzungen bei Konkurrenzprodukten die Aussage "ohne Parf&#252;m" evt. ebenfalls Verwendung fand.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung ist auch sachlich gerechtfertigt.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein nicht unbeachtlicher Teil der angesprochenen Verkehrskreise versteht die Aussage "ohne Parf&#252;m" f&#252;r die damit beworbenen G-Produkte dahin,da&#223; diese Produkte frei von Duftstoffen sind, die zur "geruchlichen Aufbesserung" verwendet werden. Da diese Produkte aber solche Stoffe enthalten, ist diese Werbung als irref&#252;hrend im Sinne von &#167; 3 UWG anzusehen.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es mag sein, da&#223; angesprochene Verkehrskreise, wenn ihnen der Begriff "Parf&#252;m" abstrakt begegnet oder wenn sie z.B. ein Parf&#252;m einer bestimmten Marke erwerben unter einem Parf&#252;m eine Duftkomposition verstehen, bei der eine Vielzahl von Ingredienzien unter Zusatz von Alkohol zu einer Mixtur zusammengef&#252;gt wird, die (allein) dem Zweck dient, einen Duft im Sinne eines Wohlgeruchs zu verbreiten Dies rechtfertigt jedoch nicht die Schlu&#223;folgerung, der Begriff "Parf&#252;m" werde auch bei der angegriffenen Werbung ausschlie&#223;lich in diesem Sinne verstanden.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die von der Antragsgegnerin vorgelegte "Marktuntersuchung" vermag aus den vom Landgericht darlegten Erw&#228;gungen (insoweit wird auf die Ausf&#252;hrungen der angefochtenen Entscheidung gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO Bezug genommen) die dahingehende Behauptung der Antragsgegnerin nicht glaubhaft zu machen, abgesehen davon, da&#223; die Anlage 1 dieser "Marktuntersuchung" selbst bereits deutlich macht, da&#223; das Verst&#228;ndnis des Verbrauchers von dem Begriff "Parf&#252;m" nicht einheitlich ist.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von der Zweckbestimmung eines Parf&#252;ms, einen bestimmten Duft zu verbreiten, werden beachtliche Teile der angesprochenen Verbraucher aufgrund der Werbeaussage der Antragsgegnerin vielmehr erwarten, da&#223; den Produkten der G-Serie, da "ohne Parf&#252;m", keine Stoffe zugesetzt sind, die dazu dienen, den Wohlgeruch in einer bestimmten Weise zu pr&#228;gen, insbesondere keine Duftstoffe, die typischerweise bei der Zusammenstellung von Parf&#252;mkompositionen Verwendung finden. In dieser Erwartung werden die Verbraucher aber get&#228;uscht, weil die in den G-Erzeugnissen enthaltenen &#228;therischen &#214;le (Z, H, S und L) <strong>unstreitig</strong> allgemein zur Herstellung von Parf&#252;ms und zur Geruchsverbesserung von anderen kosmetischen Produkten benutzt werden.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dieses Verst&#228;ndnis nicht unerheblicher Teile des Verkehrs vermag der Senat - in &#220;bereinstimmung mit dem Landgericht - aufgrund eigener Anschauung und Einsch&#228;tzung festzustellen, weil sich die Antragsgegnerin an das allgemeine Publikum wendet, zu dem auch die Mitglieder des Senats geh&#246;ren.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da&#223; relevante Teile der Verbraucher die Begriffe "ohne Parf&#252;m" und "ohne Duftstoffe" synomyn verwenden, wenn mit diesen Begriffen Aussagen &#252;ber die Beschaffenheit von kosmetischen Produkten gemacht werden, wird best&#228;tigt durch die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen K&#246;rperpflegemittel, die als "parf&#252;mfrei" beworben werden. Wie die hierzu vom Antragsteller vorgelegten Produktbeispiele glaubhaft machen und wie im &#252;brigen auch den Mitgliedern des Senats aus eigener Anschauung bekannt ist, sind diese Produkte zwar nicht alle geruchsfrei. Sie riechen aber entweder nur sehr schwach bzw. neutral, teilweise sogar nicht unbedingt angenehm, duften jedoch nicht "parf&#252;miert". Es kann davon ausgegangen werden, da&#223; diese als "parf&#252;mfrei" beworbenen Produkte dem Verbraucher in dieser Ausgestaltung bekannt sind und dementsprechend auch die Vorstellung des Verkehrs von einem "parf&#252;mfreien" Kosmetikmittel pr&#228;gen. Die angefochtene Entscheidung gelangt danach zutreffend zu dem Schlu&#223;, da&#223; beachtliche Teile der Verbraucher auch aufgrund dieser Marktverh&#228;ltnisse bei der Bewerbung von K&#246;rperpflegemitteln unter einem unparf&#252;mierten Erzeugnis ein Produkt verstehen, dem kein Duftstoff beigef&#252;gt ist, der dem Produkt einen bestimmten Wohlgeruch gibt, &#228;hnlich wie dies auch die Vorstellung des Verbrauchers in den anderen vom Landgericht angef&#252;hrten Marktbereichen (Zigaretten, Zigarren, Tee) ist, bei denen die jeweiligen Produkte ebenfalls kein Parf&#252;m im Sinne der Begriffsdefinition der Antragsgegnerin enthalten.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit dem Landgericht ist weiterhin davon auszugehen, da&#223; dieses Verst&#228;ndnis des Verbrauchers auch und erst recht f&#252;r von der Antragsgegnerin mit der Aussage "ohne Parf&#252;m" beworbene Baby-Pflegemittel gilt. Auf dem Hintergrund der zunehmend ger&#252;gten Umweltbelastung mit Schadstoffen und der seit geraumer Zeit von den Medien regelm&#228;&#223;ig berichteten, immer h&#228;ufiger auftretenden Anf&#228;lligkeit f&#252;r Allergien geht bei K&#246;rperpflegemitteln, wie der Antragsteller von der Antragsgegnerin insoweit unwidersprochen vorgetragen hat und wie auch die Mitglieder des Senats aus eigener Kenntnis beurteilen k&#246;nnen, und in anderen Bereichen die Entwicklung immer st&#228;rker dahin, auf alles zu verzichten, was als nicht notwendig und zugleich als (potentiell) gesundheitsgef&#228;hrdend angesehen werden k&#246;nnte. Die oben angef&#252;hrten K&#246;rperpflegemittel, die auf eine geruchliche Aufbesserung verzichten und dementsprechend mit Aussagen wie "100 % parf&#252;mfrei", "unparf&#252;miert", "kein Parf&#252;m" u.&#228;. werben, sind Ausdruck dieses Trends. Die Antragsgegnerin kn&#252;pft an diese Entwicklung an, wenn sie geltend macht, sie nehme mit der Angabe "ohne Parf&#252;m" dem Verkehr die Sorge, ihre Produkte k&#246;nnten Parf&#252;ms enthalten, die Allergien, Reizungen oder Hautver&#228;nderungen ausl&#246;sen k&#246;nnten, und ihre Produktreihe G u.a. mit den Hinweisen bewirbt "Nur das, was Baby's Haut vertr&#228;gt" oder "Alle Inhaltsstoffe, die Baby's Haut schaden k&#246;nnten, wurden weggelassen" und &#8222;G pflegt BABY's Haut also ohne sie zu reizen und nur mit den Inhaltsstoffen, die f&#252;r eine gesunde Entwicklung wichtig sind". Auf dem Hintergrund dieser Entwicklung und auch aufgrund dieser Werbeaussagen der Antragsgegnerin werden daher relevante Teile des Verkehrs wegen der gr&#246;&#223;eren Empfindlichkeit der Haut eines Kleinkindes bei einer mit der Angabe "ohne Parf&#252;m" beworbenen Baby-Pflegeserie umso mehr erwarten, da&#223; diese Produkte keine Duftstoffe enthalten, die - wie in dem zu beurteilenden Fall - typischerweise der geruchlichen Aufbesserung kosmetischer Mittel dienen oder als Grundstoffe von Parf&#252;mkompositionen Verwendung finden.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ob die in den Produkten enthaltenen Duftstoffe daneben eine hautpflegende Wirkung haben und von der Antragsgegnerin allein oder zumindest auch zu diesem Zweck ihren Produkten zugesetzt worden sind, ist demgegen&#252;ber unerheblich.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ohne Belang ist ebenfalls, ob die eingesetzten Duftstoffe tats&#228;chlich unsch&#228;dlich sind. Entscheidend ist allein, da&#223; die von dem Antragsteller beanstandete Aussage "ohne Parf&#252;m" - wie dargelegt - geeignet ist, bei relevanten Teilen der Verbraucher eine unzutreffende Vorstellung &#252;ber die Beschaffenheit der beworbenen G-Produkte hervorzurufen.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Diese irref&#252;hrende Werbeangabe der Antragsgegnerin ist auch wettbewerblich relevant, denn sie ist geeignet, die Kaufentscheidung des Verbrauchers positiv zu beeinflussen. Wie oben dargelegt, gibt es relevante Teile der Verbraucher f&#252;r die gerade die Freiheit von - aus ihrer subjektiven Sicht &#252;berfl&#252;ssigen und m&#246;glicherweise Allergien verursachenden - Duftstoffen bei dem Kauf der in Rede stehenden Produkte von Bedeutung ist. Es liegt daher auf der Hand, da&#223; diese Verbraucher die mit der Aussage "ohne Parf&#252;m" beworbenen Produkte anderen Produkten vorziehen, die diese Vorz&#252;ge nicht aufweisen. Die werbliche Herausstellung der Angabe "ohne Parf&#252;m" auf den G-Produkten macht im &#252;brigen deutlich, da&#223; auch die Antragsgegnerin dieser Werbeaussage Einflu&#223; auf die Kaufentscheidung der Verbraucher beimi&#223;t.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist mit der Verk&#252;ndung rechtskr&#228;ftig (&#167; 545 Abs. 2 S. 1 ZPO).</p>
315,255
olgham-1989-04-07-15-w-51388
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 513/88
"1989-04-07T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:43"
"2022-10-18T15:08:44"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0407.15W513.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortigen weiteren Beschwerden werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von den Gerichtskosten des Verfahrens dritter Instanz tr&#228;gt der Beteiligte zu 2) 95 %, der Beteiligte zu 1) 5 %. Die in diesem Verfahren angefallenen au&#223;ergerichtlichen Kosten werden nicht erstattet.</p> <p>Der Gesch&#228;ftswert f&#252;r das Verfahren dritter Instanz wird auf 205.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten sind Inhaber der eingangs n&#228;her bezeichneten Miteigentumsanteile und geh&#246;ren damit der aus drei Eigent&#252;mern bestehenden Eigent&#252;mergemeinschaft der Wohnungseigentumsanlage ... in ... an. Der Beteiligte zu 2) ist zugleich deren Verwalter. Der Beteiligte zu 1) hat sieben Miteigentumsanteile an dieser Anlage verkauft. Nach &#167;4 der Teilungserkl&#228;rung bedarf der Verkauf der Zustimmung des Verwalters, die nur aus wichtigem Grund verweigert werden darf. Wird sie versagt, ist die Entscheidung der Eigent&#252;mer herbeizuf&#252;hren. Der Beteiligte zu 2) hat binnen der ihm vom Beteiligten zu 1) gesetzten Fristen die Zustimmung als Verwalter nicht erteilt und in der Eigent&#252;merversammlung vom 31. Januar 1987 mit der ihm aufgrund seiner Miteigentumsanteile zufallenden Stimmenmehrheit gegen die Erteilung gestimmt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat daraufhin beim Amtsgericht beantragt, dem Beteiligten zu 2) aufzugeben, der Ver&#228;u&#223;erung zuzustimmen. In der in erster Instanz durchgef&#252;hrten m&#252;ndlichen Verhandlung hat der Beteiligte zu 2) der Ver&#228;u&#223;erung von drei Anteilen zugestimmt. Mit Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1988 hat das Amtsgericht dem Beteiligten zu 2) antragsgem&#228;&#223; aufgegeben, der Ver&#228;u&#223;erung aller sieben Miteigentumsanteile zuzustimmen. Die Kosten des Verfahrens hat es dem Beteiligten zu 2) auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen den amtsgerichtlichen Beschlu&#223; hat der Beteiligte zu 2) hinsichtlich der vier Miteigentumsanteile, deren Ver&#228;u&#223;erung er in erster Instanz noch nicht zugestimmt hatte, fristgerecht erste Beschwerde eingelegt. Bez&#252;glich dieser vier Miteigentumsanteile stritten die Beteiligten um das Bestehen und die rechtzeitige Aus&#252;bung eines Vorkaufsrechtes f&#252;r den Beteiligten zu 2). Im Verfahren der ersten Beschwerde hat der Beteiligte zu 2) nach m&#252;ndlicher Verhandlung vor der Berichterstatterin der Beschwerdekammer in einfacher Schriftform au&#223;ergerichtlich der Ver&#228;u&#223;erung dieser restlichen vier Miteigentumsanteile zugestimmt und sich zugleich bereiterkl&#228;rt, diese Zustimmung unter Protest gegen die Kostenlast zu gerichtlichem Protokoll zu erkl&#228;ren oder seine Erkl&#228;rung notariell beglaubigen zu lassen, sofern der Beteiligte zu 1) die Kosten daf&#252;r &#252;bernehme.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; hat das Landgericht die erstinstanzliche Entscheidung im Kostenpunkt dahingehend abge&#228;ndert, da&#223; eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten nicht stattfindet. Im &#252;brigen hat es die erste Beschwerde zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dagegen wendet sich der Beteiligte zu 2) mit der sofortigen weiteren Beschwerde, die er fristgerecht mit Schriftsatz seiner Verfahrensbevollm&#228;chtigten beim Oberlandesgericht eingelegt hat. Der Beteiligte zu 1) erstrebt mit seinem Rechtsmittel die Anordnung der Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten erster und zweiter Instanz durch den Beteiligten zu 2).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die in der Hauptsache eingelegte weitere Beschwerde des Beteiligten zu 2) ist zul&#228;ssig. Sie bleibt in der Sache jedoch ohne Erfolg, weil die angefochtene Entscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167;43 Abs. 1 WEG i.V.m. &#167;27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In verfahrensrechtlicher Hinsicht stellt es allerdings einen Versto&#223; gegen Art. 6 MRK, der nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Senats auch im Verfahren in Wohnungseigentumssachen und dort auch f&#252;r das Verfahren der ersten Beschwerde gilt, dar, da&#223; die m&#252;ndliche Verhandlung in zweiter Instanz nicht in &#246;ffentlicher Sitzung vor der vollbesetzten Kammer, sondern in nicht-&#246;ffentlicher Sitzung vor der Berichterstatterin stattgefunden hat. Indessen haben die Beteiligten auf eine m&#252;ndliche Verhandlung vor der Kammer verzichtet. &#220;berdies sieht der Senat derzeit noch davon ab, &#228;ltere Entscheidungen wegen des aufgezeigten Verfahrensfehlers aufzuheben, wenn sie sich im &#252;brigen als richtig erweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat das Landgericht die erste Beschwerde des Beteiligten zu 2) in der Hauptsache zu Recht zur&#252;ckgewiesen. Dabei hat es wie das Amtsgericht zutreffend angenommen, da&#223; bei einer Regelung wie der hier in der Teilungserkl&#228;rung getroffenen der Anspruch des Wohnungseigent&#252;mers auf Zustimmung zur Ver&#228;u&#223;erung seines Miteigentumsanteils nach erfolgloser Anrufung der Eigent&#252;merversammlung weiterhin gegen den Verwalter gerichtet und gegen diesen gerichtlich durchzusetzen ist (Beschlu&#223; des Senats vom 21. Oktober 1987 - 15 W 543/86). Dabei ist dem Verwalter durch die gerichtliche Entscheidung, mit deren Rechtskraft die Zustimmung als abgegeben gilt (&#167;45 Abs. 3 WEG i.V.m. &#167;894 ZPO), die Zustimmung aufzugeben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat gegen den Beteiligten zu 2) einen Anspruch aus Erteilung der Zustimmung zur Ver&#228;u&#223;erung der vier noch im Streit befindlichen Miteigentumsanteile, weil ein wichtiger Grund zur Versagung der Zustimmung nicht besteht. Der Streit zwischen den Beteiligten &#252;ber die wirksame Vereinbarung, und Aus&#252;bung eines Vorkaufsrechts zugunsten des Beteiligten zu 2) kann nicht als wichtiger Grund f&#252;r die Verweigerung der Zustimmung angesehen werden. Wie das Landgericht zutreffend hervorgehoben hat, hindert die Zustimmung, die der Beteiligte zu 2) als Verwalter abgibt, ihn nicht, ein etwaiges Vorkaufsrecht auf Grund seiner Rechtsstellung als Eigent&#252;mer auszu&#252;ben. Auch setzt eine wirksame Aus&#252;bung eines solchen Vorkaufsrechts das Bestehen eines wirksamen Kaufvertrages, das hier gerade von der Erteilung der Zustimmung abh&#228;ngt, voraus. Schlie&#223;lich kann auch ein etwaiges Bestreben des Beteiligten zu 2), den Beteiligten zu 1) im Streit &#252;ber die Ver&#228;u&#223;erung seiner Miteigentumsanteile zu einem dem Beteiligten zu 2) genehmen Verhalten zu veranlassen, ersichtlich nicht als wichtiger Grund anerkannt werden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht weiter angenommen, da&#223; der Beteiligte zu 2) seiner Verpflichtung zur Zustimmung durch die Abgabe der Zustimmungserkl&#228;rung in einfacher Schriftform nicht gen&#252;gt hatte. Denn es ist zwar anerkannt, da&#223; mit R&#252;cksicht auf &#167;182 Abs. 2 BGB der auf die zustimmungsbed&#252;rftige Ver&#228;u&#223;erung gerichtete Vertrag durch eine formfreie oder in einfacher Schriftform abgegebenen Zustimmungserkl&#228;rung wirksam wird. Indessen kann damit das Ziel dieses Vertrages, die Ver&#228;u&#223;erung des Miteigentumsanteils, nicht erreicht werden, weil sie zu ihrer Wirksamkeit gem&#228;&#223; &#167;873 Abs. 1 BGB der Eintragung in das Grundbuch bedarf und das Grundbuchamt vor der Eintragung zum Nachweis der Zustimmung gem&#228;&#223; &#167;29 GBO die Vorlage der Zustimmungserkl&#228;rung in notariell-beglaubigter Form verlangen mu&#223;. Daraus folgt, da&#223; die Zustimmungserkl&#228;rung, soll sie ihren Zweck erf&#252;llen, notariell beglaubigt werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung, dies zu veranlassen, trifft den zustimmungspflichtigen Verwalter. Das folgt zum einen daraus, da&#223; seine Mitwirkung bei der Beglaubigung aus der Natur der Sache heraus unerl&#228;&#223;lich ist. Zum anderen ergibt es sich daraus, da&#223; die Teilungserkl&#228;rung mit dem Erfordernis der Zustimmung zur Ver&#228;u&#223;erung von Miteigentumsanteilen eine Beschr&#228;nkung der ansonsten unbeschr&#228;nkt gegebenen Befugnis des einzelnen Eigent&#252;mers zur Verf&#252;gung &#252;ber sein Eigentum vornimmt, die allein im Interesse der &#252;brigen Wohnungseigent&#252;mer liegt. Solche Beschr&#228;nkungen sind mit R&#252;cksicht auf Art. 14 GG rechtlich nur hinnehmbar, soweit sie zur Wahrung schutzw&#252;rdiger Interessen unerl&#228;&#223;lich sind. Das Interesse der Eigent&#252;mergemeinschaft, ein Eindringen von Erwerbern, die ihrer Verpflichtung gegen&#252;ber der Gemeinschaft voraussichtlich nicht nachkommen w&#252;rden, zu verhindern, rechtfertigt es nicht, da&#223; sich der ver&#228;u&#223;ernde Eigent&#252;mer nach Erteilung der Zustimmung selbst um die notarielle Beglaubigung der Erkl&#228;rung, deren er ohne eine entsprechende Regelung in der Teilungserkl&#228;rung zur Ver&#228;u&#223;erung gar nicht bed&#252;rfte, bem&#252;hen mu&#223;. Die Verpflichtung des Verwalters, der in derartigen F&#228;llen die Interessen der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft wahrnimmt, ist daher von vornherein darauf gerichtet, dem ver&#228;u&#223;ernden Wohnungseigent&#252;mer die Zustimmung in notariell-beglaubigter Form zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Erf&#252;llung dieser Verpflichtung durfte der Beteiligte zu 2) nicht, wie es hier geschehen ist, von einer &#220;bernahme der mit der notariellen Beglaubigung verbundenen Kosten f&#252;r den Beteiligten zu 1) abh&#228;ngig machen. Denn aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen ergibt sich bereits, da&#223; nicht der Beteiligte zu 1), sondern letztlich die Eigent&#252;mergemeinschaft diese Kosten zu tragen hat. Ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht gegen den ver&#228;u&#223;ernden Eigent&#252;mer kann dem Verwalter deshalb nicht zustehen. Es l&#228;&#223;t sich insbesondere nicht aus einer entsprechenden Anwendung des &#167;897 BGB herleiten, da dort die Kosten f&#252;r eine im Intersse des Berichtigungsverlangenden geregelt sind, w&#228;hrend es hier um die Kosten einer den Interessen der &#252;brigen Eigent&#252;mer dienenden Ma&#223;nahme geht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit der notariell-beurkundeten Erkl&#228;rung vom 7. November 1988 hat sich entgegen der Auffassung des Beteiligten zu 2) das Verfahren nicht in der Hauptsache erledigt, so da&#223; die dahingehende Erkl&#228;rung im Verfahren dritter Instanz, verbunden mit der Beschr&#228;nkung des Rechtsmittels auf den Kostenpunkt, verfahrensrechtlich ins Leere geht. Denn durch die im letzten Absatz dieser Erkl&#228;rung vorgenommene Zweckbindung hat der Beteiligte zu 2) die Zustimmung wiederum in unklarer, rechtlich aber jedenfalls unzul&#228;ssiger Weise von der Verwirklichung seines vermeintlichen Vorkaufsrechts abh&#228;ngig gemacht, so da&#223; der Beteiligte zu 1) den eigentlichen Zweck der in notariell-beglaubigter Form abzugebenden Zustimmungserkl&#228;rung, n&#228;mlich die Verwirklichung des zustimmungsbed&#252;rftigen Rechtsgesch&#228;fts, im Grundbuchverfahren voraussichtlich nicht erreichen kann. Die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 2) war mithin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das auf die Anordnung einer Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten in erster und zweiter Instanz gerichtete Rechtsmittel des Beteiligten zu 1) ist als unselbst&#228;ndige Anschlu&#223;beschwerde mit der fristgerechten Einlegung der weiteren Beschwerde des Beteiligten zu 2) zul&#228;ssig geworden. Es bleibt in der Sache aber ebenfalls ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wird, wie hier, eine zul&#228;ssige erste Beschwerde in der Hauptsache eingelegt, so hat das Landgericht - soweit das Rechtsmittel dazu Anla&#223; gibt - &#252;ber eine Anordnung der Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten im Verfahren der ersten Instanz und im Verfahren der ersten Beschwerde unter Aus&#252;bung eigenen Ermessens nach Billigkeit gem&#228;&#223; &#167;47 S. 2 WEG zu entscheiden. Von dem im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit geltenden Grundsatz, da&#223; jeder Beteiligte seine eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten zu tragen hat, darf dabei nur abgewichen werden, wenn besondere Umst&#228;nde das rechtfertigen. Da&#223; der Beteiligte zu 2) gegen die Person des Erwerbers der Miteigentumsanteile nichts vorzubringen hatte, reicht f&#252;r eine Annahme solcher besonderen Umst&#228;nde nicht aus. Denn die Beteiligten haben weiter &#252;ber die rechtliche Bedeutung, das Bestehen und die wirksame Aus&#252;bung eines Vorkaufsrechts durch den Beteiligten zu 2) gestritten. Dar&#252;ber hinaus bildete die - soweit ersichtlich - h&#246;chstrichterlich nicht entschiedene Frage, wem in erster Linie die Veranlassung der notariellen Beglaubigung einer Zustimmungserkl&#228;rung obliegt und wer deren Kosten zu tragen hat, einen wesentlichen Punkt ihres Streits. Die landgerichtliche Entscheidung kann deshalb nicht als ermessensfehlerhaft angesehen werden. Ob im Rahmen billigen Ermessens auch anders h&#228;tte entschieden werden k&#246;nnen, ist dann im Verfahren dritter Instanz, in dem nur eine auf das Vorliegen von Ermessensfehlern beschr&#228;nkte &#220;berpr&#252;fung stattfinden kann, ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen des Senats beruhen auf &#167;47 WEG und den &#167;&#167;131 Abs. 2, 30 KostO.</p>
315,256
olgham-1989-04-04-15-w-45788
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 457/88
"1989-04-04T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:44"
"2022-10-18T15:08:45"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0404.15W457.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Gegenstandswert im Verfahren der weiteren Beschwer de betr&#228;gt 3.000,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben am xxx 1964 zu UR.-Nr. xxx des inzwischen verstorbenen Notars xxx in xxx einen Erbvertrag geschlossen, der von dem Amtsgericht unter Nr. xxx des Verwahrungsbuches in amtliche Verwahrung genommen worden ist. Ein Erg&#228;nzungserbvertrag der Beteiligten vom xxx 1981 (UR.-Nr. xxx des Notars xxx in xxx) ist unter Nr. xxx des Verwahrungsbuches in amtliche Verwahrung genommen worden. Die Beteiligten haben sodann am xxx 1988 einen weiteren Erbvertrag geschlossen (UR.-Nr. xxx des Notars xxx in xxx), in dem sie die beiden erw&#228;hnten fr&#252;heren Erbvertr&#228;ge aufgehoben haben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben mit Schreiben vom xxx bei dem Amtsgericht den Antrag gestellt, ihnen die Erbvertr&#228;ge aus den Jahren 1964 und 1981 aus der amtlichen Verwahrung auszuh&#228;ndigen. Diesen Antrag hat der Notar an das Amtsgericht weitergeleitet und zur n&#228;heren Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; den Beteiligten nach der zweifelsfreien Aufhebung ihrer fr&#252;heren Erbvertr&#228;ge das Recht einger&#228;umt werden m&#252;sse, diese Urkunden aus der amtlichen Verwahrung zur&#252;ckzunehmen. Es sei davon auszugehen, da&#223; der Urkundsnotar auf der Grundlage des verfassungsrechtlich gesch&#252;tzten Rechtes der informationellen Selbstbestimmung die von ihm verwahrte Urkunde an die Vertragsschlie&#223;enden nach vollst&#228;ndiger Aufhebung des Erbvertrages auszuh&#228;ndigen habe. Diese Entscheidung m&#252;sse anstelle des verstorbenen Notars xxx das Nachla&#223;gericht treffen. Die Beteiligten legten besonderen Wert darauf zu vermeiden, da&#223; der Inhalt ihrer aufgehobenen Erbvertr&#228;ge durch Verbleib in den Gerichtsakten und sp&#228;tere Er&#246;ffnung als Verf&#252;gung von Todes wegen bekannt werde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom xxx 1988 hat der Rechtspfleger des Amtsgerichtes den Antrag zur&#252;ckgewiesen. Hiergegen haben die Beteiligten mit Schriftsatz ihres Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom xxx 1988 Beschwerde eingelegt, der der Rechtspfleger und der Richter des Amtsgerichts nicht abgeholfen haben. Durch Beschlu&#223; vom xxx 1988 hat das Landgericht die Beschwerde zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die mit Schriftsatz ihres Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom xxx 1988 bei dem Oberlandesgericht eingelegte weitere Beschwerde der Beteiligten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist nach &#167; 27 FGG statthaft und gem. &#167; 29 Abs. 1 Satz 3 FGG formgerecht eingelegt. Dabei ist davon auszugehen, da&#223; der erstinstanzliche Antrag der Beteiligten von dem Notar als deren Bevollm&#228;chtigter gestellt worden ist. Die Beteiligten haben zwar den Antrag selbst in einem gesonderten privatschriftlichen Schreiben vom xxx 1988 gestellt. Der Antrag bildet jedoch mit der ihm von dem Notar bei gegebener Begr&#252;ndung vom xxx 1988 eine Einheit. Die Postulationsf&#228;higkeit des Notars nach &#167; 29 Abs. 1 Satz 3 FGG ist im &#252;brigen nicht davon abh&#228;ngig, da&#223; er den Antrag beurkundet oder eine Unterschriftsbeglaubigung vorgenommen hat (BayObLG Z 1972, 44, 45). Die Beschwerdebefugnis der Beteiligten folgt bereits aus der Zur&#252;ckweisung ihrer Erstbeschwerde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Sache bleibt das Rechtsmittel indessen ohne Erfolg, weil die Entscheidung des Landgerichtes nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In verfahrensrechtlicher Hinsicht ist das Landgericht zutreffend von einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde der Beteiligten ausgegangen, deren Beschwerdebefugnis aus der Zur&#252;ckweisung ihres erstinstanzlich gestellten Antrages folgt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; die Vorschriften &#252;ber die Verwahrung beurkundeter Erbvertr&#228;ge eine Herausgabe der in amtlicher Verwahrung befindlichen Urschriften an die Vertragsschlie&#223;enden nicht zulassen. Erbvertr&#228;ge, deren amtliche Verwahrung die Vertragschlie&#223;enden nach &#167; 34 Abs. 2 BeurkG ausgeschlossen haben, sind nach n&#228;herer Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 25 Abs. 2 BNotO, 16 DONot in der Urkundensammlung des Notars zu verw&#228;hren. Schlie&#223;en die Vertragsparteien in zul&#228;ssiger Weise nachtr&#228;glich die amtliche Verwahrung aus, kann die Urschrift des Erbvertrages nur entweder offen bei den Gerichtsakten weiterverwahrt oder in die Verwahrung durch den Urkundsnotar zur&#252;ckgegeben werden. Diese Auffassung des Landgerichtes st&#252;tzt sich auf die Entscheidung, des Senats in FamRZ 1974, 391 f. = DNotZ 1974, 460 ff.). Sie entspricht der einhelligen Auffassung in der Literatur (Staudinger-Kranzleiter, BGB, 12. Auflage, &#167; 2277-, Rdnr. 3<i>; </i>MK-Muiselak, BGB, &#167; 2277, Rdnr. 9; Soergel-Wolf, BGB, 11. Auflage, &#167; 2277, Rdnr.7; RGRK-Johannsen, BGB, 12. Auflage, &#167; 2277, Rdnr. 4; Dittmann/Reimann/Bengel, Testament und Erbvertrag, 2. Auflage, &#167; 34 BeurkG Rdnr. 24; Firsching, Nachla&#223;recht, 6. Auflage, S, 107; Keidel/Kuntze/Winkler, FG, 12. Auflage, &#167; 34 BeurkG, Rdnr. 14).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">An dieser Auffassung h&#228;lt der Senat fest. Entgegen dar Ansicht der weiteren Beschwerde bietet die vorliegende Fairgestaltung keinen Anla&#223; zu einer abweichenden Beurteilung. Dabei braucht der Senat keine Entscheidung zu der Rechtsfrage zu treffen, inwieweit ein Notar, in dessen Verwahrung sich die Urschrift eines Erbvertrages befindet, &#252;ber den Wortlaut des &#167; 45 Abs. 1 BeurkG hinaus berechtigt oder verpflichtet ist, den Vertragschlie&#223;enden nach Aufhebung des Erbvertrages die Urschrift aus seiner Urkundensammlung auszuh&#228;ndigen. Der Umstand, da&#223; Notar xxx, der den Erbvertrag der Beteiligten vom xxx 1964 beurkundet hat, verstorben ist, steht der Herbeif&#252;hrung einer Entscheidung &#252;ber die Aush&#228;ndigung dieses Erbvertrages nicht entgegen. Gem. &#167; 51 Abs. 1 Bundesnotarordnung ist zur Verwahrung seiner Urkunden entweder das Amtsgericht, in dem der verstorbene Notar seinen Amtssitz hatte, oder ein anderer Notar zust&#228;ndig, dem der Pr&#228;sident des Oberlandesgerichts die Verwahrung der Akten und B&#252;cher &#252;bertragen hat. Dem Amtsgericht oder dem vom Pr&#228;sidenten des Oberlandesgerichts dazu berufenen Notar obliegt es daher zun&#228;chst, die Urschrift des Erbvertrages vom xxx 1964 zu der Urkundensammlung des verstorbenen Notars zu nehmen, wenn die Beteiligten nunmehr nachtr&#228;glich die amtliche Verwahrung gem. &#167; 3 Abs. 2 Beurkundungsgesetz ausschlie&#223;en. In die Zust&#228;ndigkeit des Amtsgerichts beziehungsweise des dazu berufenen Notars als Aktenverwahrungsstelle f&#228;llt jedoch auch die Entscheidung &#252;ber die Aush&#228;ndigung der Urschrift einer Urkunde gem. &#167; 45 Beurkundungsgesetz (Seybold/Hornig, Bundesnotarordnung, 5. Auflage, &#167; 51, Rdnr. 27). Darin liegt der Kern des Anliegens der Beteiligten, &#252;ber das in dem daf&#252;r vorgesehenen Verfahrensgang zu entscheiden ist. Der Senat hat bereits in seinem oben erw&#228;hnten Beschlu&#223; darauf hingewiesen, da&#223; die unter Umst&#228;nden schwierige Feststellung einer in jeder Hinsicht wirksamen Aufhebung fr&#252;herer Erbvertr&#228;ge durch einen sp&#228;teren Erbvertrag nach &#167; 2290 BGB nicht zu dem der Verwahrungsstelle zugewiesenen Aufgabenbereich geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Gegenstandswertes beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 Abs. 1 KostO.</p>
315,257
lg-aachen-1989-03-29-4-o-15788
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 157/88
"1989-03-29T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:45"
"2022-10-18T15:08:43"
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1989:0329.4O157.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreites hat die Kl&#228;gerin zutragen.</p><p>Das Urteil ist f&#252;r die Beklagte hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.500,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte aus Anla&#223; eines Unfalles vom 25.03.1987 in der st&#228;dtischen Schwimmhalle auf Schadensersatz in Anspruch.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht geltend: Sie sei am 25.03.1987 vor einer Umkleidekabine in der st&#228;dtischen Schwimmhalle ausgeglitten. Auf dem Steinboden habe sich eine schaumige Masse befunden; ob es sich um eine Lauge oder Desinfektionsmittel gehandelt habe, k&#246;nne sie nicht sagen. Jedenfalls habe sich auf dem Boden nicht nur Wasser, sondern auch ein Fremdstoff befunden, der dort nicht hingeh&#246;rt habe. Hierdurch sei der Boden so glatt gewesen, da&#223; sie den Halt verloren habe und gest&#252;rzt sei. Die Beklagte habe ihre Verkehrssicherungspflicht verletzt; erschwerend komme hinzu, da&#223; w&#228;hrend des Badebetriebes mit Putzarbeiten begonnen worden sei. Der unfallbedingte materielle Schaden belaufe sich auf 2.318,40 DM. Infolge des Sturzes habe sie ferner einen Lendenwirbelk&#246;rperbruch und eine leichte Gehirnersch&#252;tterung erlitten, deren &#228;rztliche Behandlung noch nicht abgeschlossen sei.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1)&#160;die Beklagte zu verurteilen, an sie 2..318,40 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung (das ist der 15.06.1988) sowie</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2)&#160;die Beklagte zu verurteilen, an sie ein in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld hinsichtlich der Schmerzen, die bis zum Schlu&#223; der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung aufgetreten sind, nebst&#160;4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen und</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3)&#160;festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, ihr jeden weiteren Schaden aus dem Unfall vom 25.03.1987 zu ersetzen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie wendet sich gegen das Klagevorbringen und macht geltend:</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Eine au&#223;ergew&#246;hnliche Fu&#223;bodengl&#228;tte habe zum Unfallzeitpunkt nicht bestanden. In den intensiv genutzten Bereichen des Bades m&#252;&#223;ten aus hygienischen Gr&#252;nden mehrmals t&#228;glich Reinigungsarbeiten ausgef&#252;hrt werden; hierf&#252;r verwende sie das Reinigungsmittel &#8222;Tego-Septol&#8220;. Eine au&#223;ergew&#246;hnliche Gl&#228;tte werde hierdurch nicht verursacht. Die Rutschfestigkeit des Hallenbodens sei v&#246;llig ausreichend, wenn jeder Benutzer die von ihm zu fordernde erh&#246;hte Sorgfalt beachte, da jeder Badegast auch im Bereich zwischen den Duschen und den Umkleidekabinen mit N&#228;sse auf dem Fu&#223;boden rechnen m&#252;sse.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und der zu den Akten gereichten Unterlagen Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschriften vom 24.11. und 22.12.1988 sowie vom 16.03.1989 verwiesen.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehen wegen ihres Unfalles vom 25.03.1987 in der st&#228;dtischen Schwimmhalle gegen die Beklagte Schadensersatzanspr&#252;che weder aus dem Gesichtspunkt der schuldhaften Verletzung der Verkehrssicherungspflicht gem&#228;&#223; &#160;&#160;&#160; &#167;&#167; 823, 89, 31, 248, 847 BGB noch aus positiver Vertragsverletzung zu.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat mit der Er&#246;ffnung der st&#228;dtischen Schwimmhalle zum allgemeinen Gebrauch zwar eine Gefahrenquelle geschaffen und damit die Pflicht zur Verkehrssicherung &#252;bernommen. Haftungsgrundlage im Falle der schuldhaften Verletzung dieser Pflicht ist das allgemeine Deliktsrecht des BGB, selbst wenn der Betrieb der Schwimmhalle zul&#228;ssigerweise &#8211; wie hier &#8211; durch die Bade- und Entgeltordnung der Beklagten m&#246;glicherweise dem hoheitlichen Aufgabenbereich der Gemeinde zugeordnet ist. Die Zuordnung auch der Verkehrssicherungspflicht zu den hoheitlich zu erf&#252;llenden Amtspflichten h&#228;tte einer dahin gehenden ausdr&#252;cklichen &#8211; und hier fehlenden &#8211; Satzungsnorm bedurft (vgl. BGHZ 35, 111, 112; BGHZ 34, 206, 210; OLG M&#252;nchen VersR 1975, 478; OLG M&#252;nchen VersR 1972, 472, 473). Inhalt und Umfang der Verkehrssicherungspflicht des Betreibers einer Schwimmhalle gehen jedoch nur dahin, die Badeg&#228;ste vor solchen Gefahren zu sch&#252;tzen, die &#252;ber das &#252;bliche Risiko eines Badebetriebes hinaus nicht vorhersehbar und nicht ohne weiteres erkennbar sind (vgl. BGH VersR 1980, 863, 864; OLG M&#252;nchen VersR 1975, 478).</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend hat sich der Badegast auf die in einem Schwimmbad typischen Gefahren durch entsprechend gesteigerte eigene Vorsicht selbst einzustellen (vgl. BGH VersR 1963, 814; OLG M&#252;nchen VersR 1972, 472, 473). Erst bei Gefahren, die nicht ohne weiteres bei Anwendung zumutbarer Vorsicht der Badeg&#228;ste erkennbar sind, setzt die Verkehrssicherungspflicht des Betreibers des Schwimmbades ein (vgl. OLG M&#252;nchen VersR 1972, 472, 473). Der Besucher einer Schwimmhalle mu&#223; ebenso wie in sonstigen Hallenb&#228;dern oder Saunen hierbei auch eine gewisse Gl&#228;tte des erforderlichen Fliesenbodens in Kauf nehmen, weil sie sich aus der Feuchtigkeit der R&#228;ume zwangsl&#228;ufig ergibt,. Und ihr durch eigene Sorgfalt Rechnung tragen. Dies gilt insbesondere im &#8222;Na&#223;bereich&#8220; derartiger Einrichtungen, in dem sich eine gewisse Gl&#228;tte des Fu&#223;bodens nicht vermeiden lassen wird (vgl. BGH VersR 1963, 814, 815; OLG M&#252;nchen VersR 1975, 478; zu den mit R&#252;cksicht auf den Benutzerkreis strengeren Anforderungen in einem medizinischen Bad vgl. OLG M&#252;nchen VersR 1975, 383). Um eine derartige Feuchtigkeitsstelle, die ein Badegast in Kauf zu nehmen hat, hat es sich bei der Unfallstelle der Kl&#228;gerin indes gehandelt. Die Zeugen&#160;I und&#160;C haben &#252;bereinstimmend bekundet, da&#223; die Kl&#228;gerin auf dem Weg von der Dusche zu den Umkleidekabinen im Vorraum der Umkleidekabinen zu Fall gekommen ist. Auch die Kl&#228;gerin selbst hat in ihrer Parteivernehmung angegeben, da&#223; sie von der Dusche gekommen sei. Dieses Gebiet geh&#246;rt noch zu dem genannten &#8222;Na&#223;bereich&#8220;, in dem sich eine gewisse Gl&#228;tte des Fu&#223;bodens &#8211; schon aufgrund der von der&#160; Dusche zu den Kabinen laufenden Badeg&#228;ste &#8211; nicht vermeiden l&#228;&#223;t. In diesen Bereichen mu&#223; ein Badegast mit N&#228;sse von vornherein rechnen und sich auf die hierdurch entstehenden typischen Gefahren durch entsprechend gesteigerte eigene Vorsicht selbst einstellen. Da&#223; auf Stein- oder Fliesenb&#246;den bei N&#228;sse eine nicht unerhebliche &#8211;Gl&#228;tte auftritt, die zu besonderer Vorsicht beim Begehen zwingt, entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung. Demgem&#228;&#223; haben die beiden genannten Zeugen auch in richtiger Bewertung &#252;bereinstimmend bekundet, da&#223; sie selbst sich an den betreffenden&#160; Stellen &#8222;sehr vorsichtig verhalten&#8220; und &#8222;dort immer ganz besonders&#8220; aufpassen w&#252;rden. Es w&#252;rde eine &#220;berspannung der den Angestellten der Beklagten obliegenden Sorgfaltspflicht bedeuten, wenn man verlangte, da&#223; sie den genannten Bereich zwischen Dusche und Umkleidekabinen st&#228;ndig trocken halten m&#252;&#223;ten.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; der Beklagten gegen ihre Verkehrssicherungspflicht kann auch nicht darin gesehen werden, da&#223; am Unfalltage nach den Angaben der Kl&#228;gerin in ihrer Parteivernehmung in dem fraglichen Bereich eine Art Lauge aufgetragen war und ein Eimer mit Schrubberholz dagestanden haben. Wenn die Bediensteten der Beklagten den betreffenden Bereich mehrmals tags&#252;ber gr&#252;ndlich reinigten und schrubbten, kamen sie hiermit gerade der ihnen obliegenden Verkehrssicherungspflicht nach, womit ein Besucher des Schwimmbades nach den Umst&#228;nden auch &#252;blicherweise rechnen mu&#223;. Wie die Kl&#228;gerin einger&#228;umt hat, sind ihr die Lauge und die genannten Gegenst&#228;nde auch &#8222;sofort aufgefallen&#8220;, so da&#223; die eigene Vorsorge in den Vordergrund trat. Demgem&#228;&#223; durfte auch die Beklagte davon ausgehen, da&#223; die Besucher ihrer&#160; Schwimmhalle durch vorsichtiges Gehen ein Ausrutschen vermeiden w&#252;rden; sie war rechtlich auch nicht verpflichtet, bei der Durchf&#252;hrung der Arbeiten, die ohne weiteres zu erkennen waren, etwa durch die Aufstellung von Warnschildern noch eine besondere&#160; Sicherungsma&#223;nahme zu treffen.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig von der Frage, ob den Bediensteten der Beklagten eine schuldhafte Verletzung der Verkehrssicherungspflicht vorzuwerfen ist, scheiden Schadensersatzanspr&#252;che der Kl&#228;gerin auch noch aus anderen Rechtsgr&#252;nden aus. Die Kl&#228;gerin mu&#223; sich n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB ein &#252;berwiegendes Eigenverschulden anrechnen lassen, so da&#223; ein etwaiges Verschulden der Bediensteten der Beklagten demgegen&#252;ber v&#246;llig zur&#252;cktritt.&#160; Wie die Kl&#228;gerin in ihrer Parteivernehmung einger&#228;umt hat, sind ihr die aufgebrachte Lauge und der Eimer nebst Schrubber sofort aufgefallen. Aus diesen Umst&#228;nden h&#228;tte sie ohne weiteres entnehmen k&#246;nnen, da&#223; der Fu&#223;boden glitschig oder rutschig sein w&#252;rde. Sie war aus diesem Grund zu besonderer Vorsicht verpflichtet, die sie hier nicht hat walten lassen. Die genannten Umst&#228;nde waren Warnung genug; als gewarnter Badegast h&#228;tte die Kl&#228;gerin der Gefahr begegnen k&#246;nnen, indem sie den in Rede stehenden Bereich nur mit &#228;u&#223;erster Vorsicht beging.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 Satz 1 ZPO.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Streitwert:</span>&#160;&#160; 2.318,40 DM (Antrag zu 1)),</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3.000,---&#160; DM (Antrag zu 2)),</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">5.000,--- DM&#160; (Antrag zu 3))</span></p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 10.318,40 DM.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">I1</p>
315,258
lg-aachen-1989-03-22-7-s-59188
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 591/88
"1989-03-22T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:47"
"2022-10-18T15:08:43"
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1989:0322.7S591.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;ger gegen das am 28. September 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts J&#252;lich - 9 C 224/88 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;ger ist zul&#228;ssig. Sie ist statthaft sowie form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. In der Sache selbst hat sie keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat zu Recht die Klage abgewiesen, mit welcher die Kl&#228;ger die Zahlung eines Vorschusses f&#252;r die Sanierung der Zufahrt zu der ihnen vermieteten Garage im Hause der Beklagten begehren. Allerdings ist ein Vermieter gem&#228;&#223; &#167;&#167; 535, 536 BGB grunds&#228;tzlich verpflichtet, die vermietete Sache in Ordnung zu halten und bei Verzug des Vermieters mit der Erf&#252;llung dieser Verpflichtung kann der Mieter nach &#167; 538 BGB den Mangel selbst beseitigen, wobei ihm nach dem Grundsatz von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) ein Vorschu&#223; f&#252;r die hierf&#252;r erforderlichen Aufwendungen von dem Vermieter zu zahlen ist. Auch bezieht sich das Mietverh&#228;ltnis auf die streitige Garage, denn wenn auch m&#246;glicherweise bei Abschluss des Mietvertrages noch nicht festlag, welche Garage mitvermietet sein sollte, so hat doch l&#228;ngst eine Konkretisierung gem&#228;&#223; &#167; 243 Abs. 2 BGB auf die inzwischen jahrelang von den Kl&#228;gern genutzte Garage stattgefunden. Zur Wirksamkeit des Mietvertrages war nicht erforderlich, die Garage von vornherein fest zu bezeichnen, denn auch Mietvertr&#228;ge betreffend unbewegliche Sachen k&#246;nnen einen nur der Gattung nach bestimmte Sache zum Gegenstand haben, wie u.a. das Beispiel des Hotelzimmers zeigt. Auch bei einer nur der Gattung nach bestimmten Sache ist der Vermieter nach Eintritt der Konkretisierung grunds&#228;tzlich nicht berechtigt, dem Anspruch auf Mangelbeseitigung oder sonstige Gew&#228;hrleistung dadurch auszuweichen, dass er eine andere genauso taugliche Sache als Ersatz anbietet (vgl. BGH, Urteil vom 2. Dezember 1981 NJW 1982 Seite 873). Stets ist jedoch zu pr&#252;fen, ob nicht nach Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) eine Ausnahme von dem genannten Grundsatz geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein Mietverh&#228;ltnis verlangt als Dauerschuldverh&#228;ltnis von beiden Parteien eine besondere Ber&#252;cksichtigung des Grundsatzes von Treu und Glauben. Der Vermieter ist hiernach verpflichtet, alles ihm Zumutbare zu versuchen, um dem Mieter die Wohnung als Mittelpunkt und Ausgangspunkt vieler f&#252;r den Mieter wesentlichen Lebensumst&#228;nde zu erhalten. Andererseits gebietet der Grundsatz von Treu und Glauben aber auch, da&#223; der Mieter die wirtschaftlichen Interessen des Vermieters ber&#252;cksichtigt, jedenfalls wenn es wie vorliegend nicht um die Wohnung selbst, sondern nur um eine Garage geht. Auf diesen Gesichtspunkt hat bereits das Amtsgericht &#252;berzeugend hingewiesen. Jedenfalls ist dann, wenn der Mieter die Instandsetzung oder Instandhaltung lediglich einer Garage oder eines Kellerraums begehrt, nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung der Kammer eine Opfergrenze zu beachten, welche der Vermieter nicht zu &#252;berschreiten braucht (vgl. zur Opfergrenze und zur Zumutbarkeit Voelskow, M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 2. Aufl., &#167; 538, Rnr. 48; Erman-Schopp, BGB, &#167; 538 Rdnr. 36, Palandt-Putzo, BGB 48. Aufl., &#167; 538 Anm. 4 jeweils m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle ist dem Amtsgericht dahin zu folgen, dass die Opfergrenze f&#252;r den Vermieter &#252;berschritten wird, wenn er die streitige Garagenzufahrt instandsetzen mu&#223;. Die Kl&#228;ger selbst haben die Instandsetzungskosten urspr&#252;nglich auf etwa 8.000,-- DM gesch&#228;tzt. die f&#252;r diesen Preis durchf&#252;hrbaren Arbeiten erfassen aber viel weniger, als die Beklagte zur M&#228;ngelbeseitigung f&#252;r notwendig h&#228;lt. Die Beklagte hat einen Kostenvoranschlag eingereicht, wonach eine ordnungsgem&#228;&#223;e Wiederherstellung der Garageneinfahrt Kosten von etwa 20.000,-- DM verursacht. Entscheidend abzustellen ist auf den letztgenannten Betrag, denn eine nur unvollst&#228;ndige oder oberfl&#228;chliche Sanierung der Einfahrt ist der Beklagten nicht zuzumuten, zumal sie sich sonst wiederum weiteren Gew&#228;hrleistungsrechten der Kl&#228;ger gegen&#252;bersehen w&#252;rde. Auch ist der Beklagten zuzugestehen, die Arbeiten durch eine Firma ihres Vertrauens durchf&#252;hren zu lassen. Ein Betrag von ca. 20.000,-- DM &#252;berschreitet bei Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde die Opfergrenze, zumal weil die Beklagte unstreitig f&#252;r das Fahrzeug der Kl&#228;ger eine Fertiggarage bereits f&#252;r 3.500,-- DM erstellen und den Kl&#228;gern als Ersatz f&#252;r die bisher benutzte Garage zur Verf&#252;gung stellen kann. Soweit die Fertiggarage f&#252;r die Zwecke der Kl&#228;ger weniger geeignet sein sollte, insbesondere nicht geeignet sein sollte, zugleich wie die bisherige Garage als Arbeitsraum f&#252;r den kl&#228;gerischen Ehemann zu dienen, kann und mu&#223; die Beklagte f&#252;r einen zus&#228;tzlichen Ausgleich sorgen, z. B. indem sie die bisherige Garage durch Schaffen einer Innent&#252;r den Kl&#228;gern weiterhin zug&#228;nglich macht oder sich mit ihnen &#252;ber eine Erm&#228;&#223;igung des Mietzinses einigt. Auch dies ergibt sich aus dem Grundsatz von Treu und Glauben nach &#167; 242 BGB.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig wie die Beklagte verpflichtet ist, einen Vorschu&#223; f&#252;r die Instandsetzung der Garagenzufahrt zu zahlen, ist sie verpflichtet, Instandsetzungsarbeiten der Kl&#228;ger zu dulden. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren:</u></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1) Bis zum 22.11.88: 6.982,50 DM + 1.000,-- DM = 7.982,50 DM .</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2) Seit dem 23.11.88: 3.600,-- DM + 1.000,-- DM = 4.600,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dr. T&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dr. N&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; L </p>
315,259
olgham-1989-03-17-26-u-6387
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 63/87
"1989-03-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:50"
"2022-10-18T15:08:43"
Teil-Anerkenntnis- und Schlussurteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0317.26U63.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 5. Februar 1987 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer III des Landgerichts Detmold teilweise abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 10.000,-- DM und 5 % Zinsen ab 24. Oktober 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits werden 93 % dem Kl&#228;ger und 7 % der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird abgesehen (&#167; 543 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers die Berufung mit Zustimmung des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten teilweise zur&#252;ckgenommen und die Beklagte den Anspruch des Kl&#228;gers in H&#246;he von 10.000,-- DM und 5 % Zinsen ab 8. M&#228;rz 1989 anerkannt sowie insoweit - auf Antrag des Kl&#228;gers - der Senat durch Anerkenntnisteilurteil entschieden hat, ist durch (Schlu&#223;-) Urteil noch dar&#252;ber befunden worden, ob dem Kl&#228;ger 5 % Zinsen von 10.000,-- DM auch f&#252;r die Zeit vom 24. Oktober 1984 bis zum 7. M&#228;rz 1989 zustehen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist zur Zahlung der Zinsen bereits ab 24. Oktober 1984 (Rechtsh&#228;ngigkeit der Klage) verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dieser Anspruch ergibt sich auch dann aus &#167; 291 Satz 1 BGB, wenn der Besteller (K&#228;ufer), wie hier zu diesem Zeitpunkt, lediglich die Wandlung und erst zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt (hier mit Schriftsatz vom 8. M&#228;rz 1989, Bl. 574 GA) die Minderung erkl&#228;rt hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 291 Satz 1 ZPO hat der Schuldner von dem Eintritt der Rechtsh&#228;ngigkeit an eine Geldschuld auch dann zu verzinsen, wenn er nicht im Verzug ist. Voraussetzung ist lediglich, da&#223; es sich - wie hier - um eine Geldschuld handelt, ohne da&#223; es auf den Rechtsgrund der Schuld ankommt (vgl. u.a. RGZ 153, 171,173; Palandt-Heinrichs, Komm. zum BGB, 48. Aufl. 1989, &#167; 291 Anm. 2a; Staudinger-L&#246;witsch, Komm. zum BGB, Schuldrecht, 11. Aufl. 1979, &#167; 291 Rz. 3). Geregelt ist in &#167; 291 BGB die Zinspflicht als materiell-rechtliche Folge der Rechtsh&#228;ngigkeit (Palandt-Heinrichs, a.a.O., &#167; 291 Anm. 1a). Begr&#252;ndet wird ein gesetzlicher Verzinsungsanspruch, der unabh&#228;ngig davon entsteht, ob der Schuldner die Leistungsverz&#246;gerung zu vertreten hat. &#196;hnlich wie bei der Verzugszinsregelung ist damit eine Sanktion f&#252;r die Nichtleistung trotz Vorliegens einer der Mahnung vergleichbaren Tatbestandes geschaffen (Soergel-Wiedemann, Komm. zum BGB, 11. Aufl. 1986, &#167; 291 Rz. 2). Dieser Normzweck gebietet es, auch im Falle des sp&#228;teren &#220;bergangs zum Minderungsbegehren f&#252;r den Zeitpunkt der Zinspflicht auf die Zustellung des (noch auf das Wandlungsbegehren gest&#252;tzten) Leistungsantrages abzustellen. Insoweit unterscheiden sich Wandlungs- und Minderungsverlangen des Bestellers (K&#228;ufers) nicht so sehr, da&#223; eine andere Beurteilung gerechtfertigt sein k&#246;nnte. In beiden F&#228;llen ist - unabh&#228;ngig von den verschiedenen Auffassungen zum Zustandekommen von Wandlung und Minderung (vgl. u.a. Palandt-Putzo, a.a.O., &#167; 465 Anm. 1) - die Wandlung oder die Minderung nach &#167; 465 BGB vollzogen, wenn sich der Verk&#228;ufer auf Verlangen des K&#228;ufers mit ihr einverstanden erkl&#228;rt. Mit dem Wandlungsbegehren wird der Anspruch auf R&#252;ckzahlung des Kaufpreises geltend gemacht (&#167; 467 BGB), das Minderungsbegehren zielt auf Herabsetzung des Kaufpreises (&#167; 472 Abs. I BGB). Durch die Minderung wird - ohne R&#252;cksicht auf den Zeitpunkt der prozessualen Geltendmachung - die Werklohnforderung auf einen niedrigeren Betrag herabgesetzt (BGH NJW 71, 1800, 1801). Es kann deshalb nicht - mangels Geltendmachung - von einem gegen&#252;ber der Klageerhebung sp&#228;teren Zeitpunkt der "F&#228;lligkeit" ausgegangen werden. Da Wandlung oder Minderung erst vollzogen ist, wenn sich der Verk&#228;ufer auf Verlangen des K&#228;ufers mit ihr einverstanden erkl&#228;rt hat (&#167; 465 BGB), und somit dem entsprechenden Begehr keine bindende Wirkung zukommt, wird dem Besteller (K&#228;ufer) bis zur Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung des Unternehmers (Verk&#228;ufers) das uneingeschr&#228;nkte Wahlrecht ("ius variandi") erhalten (vgl. u.a. Soergel-Huber, a.a.O, &#167; 465, Rz. 26; Palandt-Putzo, a.a.O., &#167; 465 Anm. 2b). Es kommt deshalb f&#252;r die Zinspflicht ab Rechtsh&#228;ngigkeit nicht darauf an, ob das Leistungsbegehren mit dem konkreten Zahlungsantrag von vornherein au&#223;er auf Wandlung hilfsweise auch auf Minderung gest&#252;tzt ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unterschiede bei der Verzinsung bestehen lediglich insoweit, als bei der Wandlung nach &#167;&#167; 467, 347 Satz 3 BGB die Geldsumme bereits vom Empfang der Leistung an zu verzinsen ist, eine derartige Regelung ist bei der Minderung wegen des bei &#167; 472 BGB fehlenden Verweises nicht vorgesehen; sie w&#228;re auch wegen der nur bei der Wandlung bestehenden Pflicht des Bestellers (K&#228;ufers), die gezogenen Nutzungen nach &#167; 347 Satz 2 BGB zu verg&#252;ten, nicht sachgerecht (Soergel-Huber, a.a.O., &#167; 465 Rz. 36).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen ergeben sich aus &#167;&#167; 92, 97, 515 III, 708 Ziff. 1, Ziff. 10 ZPO.</p>
315,260
lg-duisburg-1989-03-17-4-s-23788
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 237/88
"1989-03-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:52"
"2022-10-18T15:08:44"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1989:0317.4S237.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin und Widerbeklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts Duisburg vom 13. April 1988 - 35 C 19/88 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, Widerbeklagte und Berufungskl&#228;gerin verlangt von der Beklagten, bei der sie eine Krankentagegeldversicherung abgeschlossen hatte, f&#252;r den Zeitraum vom 27. Mai 1987 bis 25. Juni 1987 Krankentagegeld in H&#246;he von 100,00 DM t&#228;glich.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet ihre Leistungspflicht, indem sie sich auf Leistungsfreiheit wegen Verletzung einer Obliegenheitspflicht durch die Kl&#228;gerin beruft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin erschien zu einem Termin beim Vertrauensarzt nicht, der auf den 27. Mai 1987 angesetzt war. Die Untersuchung sollte in D&#252;sseldorf stattfinden. Erst am 04. Juni rief die Kl&#228;gerin dort an und vereinbarte einen neuen Termin auf den 09. Juni bzw. 10. Juni 1987. Auch zu diesem Zeitpunkt erschien die Kl&#228;gerin nicht zur Untersuchung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Amtsrichter hat die Klage zu Recht abgewiesen; das Berufungsvorbringen rechtfertigt keine andere Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine hinreichende Entschuldigung f&#252;r das Ausbleiben am 27. Mai 1987 hat die Kl&#228;gerin in erster Instanz &#252;berhaupt nicht gegeben; ihr nunmehriges Berufen auf mangelnde Geldmittel ist insbesondere angesichts der belegten und auch nicht bestrittenen Zahlungen der Beklagten &#8211; &#220;berweisungen von 1.100,00 DM am 05. Mai 1987 und von 2.020,00 DM am 22. Mai 1987 &#8211; nicht geeignet, einen Entschuldigungsgrund darzulegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Insoweit stellt sich auch der Streit bez&#252;glich des Termins vom 09./10. Juni 1987 als unerheblich heraus, denn die Kl&#228;gerin sollte am 27. Mai 1987 beim Vertrauensarzt erscheinen und war &#252;ber die Konsequenzen eines Ausbleibens durch das Schreiben der Beklagten vom 20. Mai 1987 belehrt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Gegensatz zur Auffassung der Kl&#228;gerin hat ihre vors&#228;tzliche Obliegenheitsverletzung auch Einfluss auf die Feststellung der Leistungspflicht der Beklagten gehabt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Eine Beeinflussung der M&#246;glichkeiten zur Feststellung der Leistungsverpflichtung der Beklagten liegt schon darin, dass die damals (am 27. Mai 1987) m&#246;glichen, in den Versicherungsbedingungen vorgesehen und von der Beklagten im allgemeinen genutzten &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeiten nunmehr <u>unwiederbringlich </u>verloren sind. Hierin liegt nicht nur eine generelle Verringerung der M&#246;glichkeiten der Beklagten, die erforderlichen Feststellungen zu treffen, sondern eine im Ergebnis nachteilige Beeinflussung der Feststellungen selbst (vgl. hierzu OLG Hamm, Versicherungsrecht 1973, Seite 339). Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass Kontrollma&#223;nahmen am 27. Mai 1987 zu Feststellungen gef&#252;hrt oder Umst&#228;nde ergeben h&#228;tten, die Zweifel an der Richtigkeit der Beurteilung des behandelnden Arztes erm&#246;glich h&#228;tten. Da die der Beklagten nach den vertraglichen Vereinbarungen einger&#228;umten &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeiten nunmehr unwiederbringlich verloren sind, kann es auf die von der Kl&#228;gerin beantragten Vernehmungen der behandelnden &#196;rzte nicht ankommen (so auch: OLG Hamm a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin sich auch in der Berufungsinstanz gegen die von der Beklagten erhobene Widerklage verteidigt, ist nach wie vor nicht dargelegt, inwiefern die tats&#228;chlichen Voraussetzungen daf&#252;r vorgelegen haben k&#246;nnten, dass ihre Beitragspflicht durch ein Ruhen der Versicherung ausgeschlossen war. Insofern rechtfertigt ihr Berufungsvorbringen eine Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils auch in diesem Punkte nicht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p>
315,261
ag-siegburg-1989-03-13-11-c-19888
{ "id": 730, "name": "Amtsgericht Siegburg", "slug": "ag-siegburg", "city": 490, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
11 C 198/88
"1989-03-13T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:53"
"2022-10-18T15:08:44"
Urteil
ECLI:DE:AGSU1:1989:0313.11C198.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin bleibt nachgelassen die Zwangsvollstreck&#172;ung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 800,- DM abzuwenden, falls nicht die Beklagten zuvor in der&#172;selben H&#246;he Sicherheit leisten.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, ihr Fahrzeug, Marke Opel Kadett Caravan, 1,6 l, amtliches Kennzeichen XXX sei durch her abfallende Kieselsteine des LKW der Beklagten zu 1. mit dem amtlichen Kennzeichen OOO besch&#228;digt worden.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Dieses Fahrzeug sei bei der Beklagten zu 2. haftpflichtversichert.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, ihr Inhaber habe am 15.04.1988 gegen 11.20 Uhr die C-Stra&#223;e zwischen T2 und N2 befahren. Er habe den LKW &#252;berholen wollen, habe aber, da sich keine &#220;berholm&#246;glichkeit ergeben habe, l&#228;ngere Zeit hinter dem LKW bleiben m&#252;ssen. Dabei seien mehrere Kieselsteine von dem LKW auf sein Fahrzeug gefallen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dadurch sei die Windschutzscheibe und das Scheinwerferglas vorne rechts gesprungen. Es seien Lacksch&#228;den an der Motorhaube und am Kotfl&#252;gel vorne rechts verursacht worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Ladung sei nicht ordnungsgem&#228;&#223; gesichert gewesen. Die Instandhaltungskosten betr&#252;gen laut Kostenvoranschlag der Fa. T7 1.229,05 DM. Dar&#252;ber hinaus sei ihr die Geb&#252;hr f&#252;r den Kostenvoranschlag in H&#246;he von 52,63 DM, Nutzungsausfall f&#252;r 2 Tage a 49,- DM gleich 98,- DM und unfallbedingte Nebenkosten von 30,- DM zu ersetzen. Insgesamt belaufe sich daher ihr Schadensersatzanspruch auf 1.409,78 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie habe die Beklagten mit Schreiben vom 21.07.1988 unter Fristsetzung bis 28.07.1988 gemahnt, eine Zahlung sei jedoch nicht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">die Beklagten als Gesamtschuldner kostenpflichtig zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 1.409,68 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 23.08.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, der LKW sei nicht mit Steinen, sondern mit Spielsand beladen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der maximale Durchmesser von Sandk&#246;rnern betrage 2 mm. Diese k&#246;nnten die Sch&#228;den nicht verursachen. Da der Schaden der Beklagten erst 6 Wochen sp&#228;ter gemeldet worden sei, habe sie erhebliche Zweifel an der Verursachung durch den beklagten LKW.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden durch die Vernehmung die Zeugen Y und Z.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 07.11.1988 sowie auf die vom 13.12.1988 vor dem Amtsgericht T verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage war abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat nicht bewiesen, dass die Sch&#228;den, die an ihrem Fahrzeug vorliegen und die vom Zeugen L best&#228;tigt worden sind, von der Ladung des LKW stammen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Zeuge L in seiner Vernehmung best&#228;tigt, dass w&#228;hrend des Fahrens hinter dem LKW an einer Stelle Steinchen auf die Motorhaube des Fahrzeuges der Kl&#228;gerin gefallen sind, doch hat er ferner gesagt, dass er erst durch den Vorfall des Aufpralls der Steinchen auf den PKW des Kl&#228;gers darauf aufmerksam geworden sei. Er konnte daher nicht sagen, ob die Steinchen von der Ladung des LKW herr&#252;hrten, oder ob es sich dabei um Steinchen handelte, die aus der Bereifung des LKW auf den PKW des Kl&#228;gers geschleudert worden sind. Nur im ersten Falle w&#228;re jedoch eine Verkehrssicherungspflicht der Beklagten zu 1. anzunehmen, die bei Verletzung zur Schadensersatzpflicht f&#252;hren k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Da die Kl&#228;gerin beweispflichtig daf&#252;r ist, da&#223; der Schaden von dem LKW durch herabfallende Teile der Ladung entstanden ist, Zweifel, die sich auch nachher Aussage des Zeugen L an der Verursachung ergeben, zu ihren Lasten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach der Beweisaufnahme, insbesondere der Vernehmung des Zeugen L, steht dar&#252;ber hinaus nicht fest, ob die Lackabsplitterungen &#252;berhaupt aus dem Vorfall stammen. Der Zeuge L konnte nicht sagen, ob die Lackabsplitterungen bereits vor Antritt der Fahrt also bevor sie hinter dem LKW hergefahren sind, vorhanden gewesen sind. Ebenso konnte er nicht sagen, ob das gesprungene Glas der Windschutzscheibe und des Scheinwerfers von diesem Vorfall herr&#252;hren. Auf diese Sch&#228;den war der Zeuge erst etwa 6 Wochen nach dem Vorfall von dem Inhaber der Kl&#228;gerin aufmerksam gemacht worden. Auch insofern fehlte es an dem Nachweis daf&#252;r, dass diese Sch&#228;den durch herabfallende Ladung des LKW verursacht worden sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger Urs&#228;chlichkeit und Verschulden nicht nachgewiesen hat, war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,262
ovgnrw-1989-03-08-cl-2387
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
CL 23/87
"1989-03-08T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:55"
"2022-10-18T15:08:44"
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0308.CL23.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Rechtsbeschwerde wird nicht zugelassen</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration: underline;">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller; der Gesamtpersonalrat der</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">und der Beteiligte, der Vorsitzende der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; " streiten &#252;ber die Mitbestimmung bei der Erh&#246;hung der Verpflegungskosten f&#252;r Besch&#228;ftigte in von der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; betriebenen Kliniken. Die in diesen Kliniken t&#228;ti&#8209;gen Besch&#228;ftigten, die dort in Personalunterk&#252;nften wohnen, m&#252;ssen grunds&#228;tzlich an der Klinikverpflegung gegen Entgelt teilnehmen. F&#252;r diese Besch&#228;ftigten betrug der Tagesverpflegungssatz zuletzt 7,38 DM. Nach Inkrafttreten der Verordnung &#252;ber den Wert der Sachbez&#252;ge in der Sozialversicherung f&#252;r da&#223; Kalenderjahr 1986 (Sachbezugsverordnung 1986) in der Fassung vom 20. Dezember 1985, BGBl I S. 2556) beschlo&#223; die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der _.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; am 2. Juni 1986, den Tagesverpflegungssatz mit Wirkung vom 1. Juli 1986 auf 9,30 DM zu erh&#246;hen und die Verpflegungss&#228;tze f&#252;r die Bediensteten in den Personalunterk&#252;nften der Kliniken j&#228;hrlich entsprechend der &#196;nderung der Werte der Sachbezugsverordnung anzupassen. Zugleich beschlo&#223; die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung, den Tagesverpflegungssatz f&#252;r Besch&#228;ftigte der Hauptverwaltung der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . die einerbestiffimten Besoldungs- und Verg&#252;tungsgruppe angeh&#246;ren und die die Kliniken aus dienstlichen Gr&#252;nden aufsuchen, von 12,50 DM auf 14,50 DM zu erh&#246;hen. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung unterrichtete den Antragsteller &#252;ber diese von ihr getroffenen Ma&#223;nahmen, lehnte jedoch die geforderte Mitbestimmung ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat der Antragsteller das vorliegende Beschlu&#223;verfahren eingeleitet und 'geltend gemacht:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Anhebung der genannten Tagesverpflegungss&#228;tze unterliege seiner Mitbestimmung nach &#167; 72 Abs. 2 Nr. 4 LPVG NW, weil es sich</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">um eine Ma&#223;nahme der Verwaltung von Sozialeinrichtungen handele.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es komme nicht darauf an, da&#223; in den*K&#252;chen der Kliniken auch Essen f&#252;r die Patienten zubereitet werde. Entscheidend sei, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die in deh Kliniken t&#228;tigen Besch&#228;ftigten und die Besucher aus der Hauptverwaltung ihr Essen in einer eigenen Kantine einn&#228;hmen, die von klinikeigenem Personal betrieben werde.'Die Kantinen der Kliniken seien organisatorisch verselbst&#228;ndigt und dienten objektiv. dem Zweck, die soziale Lage der Besch&#228;ftigten zu verbessern. Die dort gebotenen Leistungen seien f&#252;r die Bediensteten<sub>.</sub> vorteilhaft. Die geforderten Entgelte seien nicht kostendeckend, denn die Besch&#228;ftigten k&#246;nnten eine vergleichbare Mahlzeit au&#223;erhalb der Kliniken nur zu h&#246;heren Kosten einnehmen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">I. festzustellen, da&#223; die Heraufsetzung der Betr&#228;ge<sub>.</sub> f&#252;r Mahlzeiten mit Wirkung vom 1. Juli 1986 f&#252;r Bedienstete ih zugewiesenen Personalunterk&#252;nften der Kliniken ,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">seiner Mitbestimmung unterlag,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; die Regelung, die Verpflegungss&#228;tze j&#228;hrlich entsprechend der &#196;nderung der Werte der Sachbezugsverordnung anzupassen, seiner Mitbestimmung unterlag, sowie</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; die Erh&#246;hung der Betr&#228;ge f&#252;r Mahlzeiten mit Wirkung vom 1. Juli 1986 f&#252;r Bedienstete der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , die die Kliniken besuchen,seiner Mitbestimmung unterlag.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">den Antrag (gemeint sind die Antr&#228;ge) abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er hat geltend gemacht:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Bereitstellen von Verpflegung f&#252;r Mitarbeiter 'und Besucher der Kliniken k&#246;nne nicht als Sozialeinrichtung im Sinne des &#167; 72 Abs. 2 Nr. 4 LPVG NW angesehen werden, denn die Verpflegung werde in erster Linie f&#252;r die Patienten der Kliniken zubereitet. Sie werde dagegen nicht f&#252;r die Mitarbeiter und die Besucher der Kliniken bereitgestellt mit dem Ziel, diesem Personenkreis Vorteile zukommen zu lassen. Vielmehr werde es den Besch&#228;ftigten der</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">lediglich erm&#246;glicht, die Verpflegung in der Klinik einzunehmen. Der Umstand, da&#223; bestimmte Besch&#228;ftigte verpflichtet seien, an der Verpflegung in der Klinik teilzunehmen, f&#252;hre<sup>n</sup>nichtdazu, das Vorliegen einer Sozialeinrichtung zu bejahen. Ein Vorteil komme den Bediensteten in diesem Zusammenhang nicht zu, weil der Wert der erbrachten Leistungen durch das geforderte Entgelt weitgehend abgegolten<sub>.</sub>werde. Hinsichtlich der Mitarbeiter der Hauptverwaltung handele es sich auch nicht um eine Sozialeinrichtung der Dienststelle, denn f&#252;r diese Mitarbeiter stelle die Hauptverwaltung eine eigene Kantine bereit.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat die Fachkammer f&#252;r Lan-<sub>.</sub> despersonalvertretungssachen des Verwaltungsgerichts M&#252;nster festgestellt, da&#223; die Heraufsetzung der VerpflegungsS&#228;tze f&#252;r Bedienstete'in zugewiesen Personalunterk&#252;nften der Kliniken der</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">mit Wirkung vom 1. Juli 1986 sowie die von der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; getroffene Regelung, die.Ver-<sup>.</sup>pflegungss&#228;tze entsprechend der &#196;nderung der Werte der Sachbezugsverordnung anzupassen, der Mitbestimmung des Antragstellers 'unterlegen habe. Den. weitergehenden Antrag hat die Fachkammer abgelehnt<sup>.</sup>. Zur Begr&#252;ndung hat sie im wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit der Erh&#246;hung der Tagesverpflegungss&#228;tze f&#252;r Besch&#228;ftigte der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , die in Personalunterk&#252;nften der von derbetriebenen Kliniken zu wohnen verpflichtet seien, habe die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung eine Ma&#223;nahme im Rahmen der Verwaltung einer Sozialeinrichtung getroffen, denn das Bereltstellen von Verpflegung f&#252;r diesen Personenkreis erfolge aus sozialen Gr&#252;nden mit Blick darauf, da&#223; das Essen f&#252;r diesen Personenkreis besonders preiswert</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">sei. Dies treffe dagegen nicht f&#252;r die Besch&#228;ftigten der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu,die nur gelegentlich als Besucher in den Kliniken Verpflegung zu</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">sich n&#228;hmen, denn diesem Personenkreis wolle die&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nur, dadurchVorteile aus sozialen Zwecken zukommen lassen, da&#223; sie preiswerte Verpflegung in der Hauptverwaltung bereitstelle.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gegen den ihm nach eigenen Angaben am 8. April 1987 zugegangenen Beschlu&#223; hat der Beteiligte am 30. April 1987 Beschwerde eingelegt. Er wiederholt und vertieft sein bisheriges Vorbringen und beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">den angefochtenen Beschlu&#223; teilweise zu &#228;ndern und die Antr&#228;ge insgesamt abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt den angefochtenen Beschlu&#223; f&#252;r zutreffend und verweist im. &#252;brigen auf sein bisheriges Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Antragsteller und Beteiligter haben &#252;bereinstimmend auf m&#252;ndliche Anh&#246;rung verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes und des Beteiligtenvorbringens wird auf den Inhalt der Verfahrensakten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Fachsenat entscheidet mit Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Anh&#246;rung (vgl. &#167; 79 Abs. 2 LPVG NW, &#167; 90 Abs. 2, &#167; 83 Abs. 4 Satz 3 ArbGG).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde des Beteiligten ist unbegr&#252;ndet. Die Fachkammer hat zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; die Erh&#246;hung des Verpflegungssatzes f&#252;r die Besch&#228;ftigten der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die in Personalunterk&#252;nften der von der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; betriebenen Kliniken wohnen und an der Klinikverpflegung teilnehmen m&#252;ssen, gem&#228;&#223; &#167; 72 Abs. 2 Nr. 4 LPVGNW mitbestimmungspflichtig ist. Nach der genannten Vorschrift hat der Personalrat mitzubestimmen in sozialen Angelegenheiten bei Einrichtung, Verwaltung und'Aufl&#246;sung von Sozialeinrichtungen ohne R&#252;cksicht auf ihre Rechtsform.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zwar unterliegt eine Einrichtung, die in das System der Sozialversicherung eingebaut ist und &#252;ber dieselben Organe wie der Tr&#228;ger der Rentenversicherung verf&#252;gt, nicht der Mitbestimmung.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungs.gericht (BVerwG), Beschlu&#223; vom 15. Dezember 1978 - 6 P 10.78 -, PersV 1980, 105 = ZBR 1979, 342.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Aus den Vorschriften 'der Reichsversicherungsordnung (RVO) ergibt sich jedoch nicht, da&#223; es sich bei der Bereitstellung von Verpflegung f&#252;r die in den Kliniken der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; t&#228;tigen<sup>.</sup>Besch&#228;ftigten um eine</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">' in das System der Sozialversicherung eingebaute Einrichtung handelt. Dies folgt insbesondere nicht aus dem vom Beteiligten angef&#252;hrten &#167; 1237 RVO, denn diese Vorschrift beschreibt lediglich die medizinischen Leistungen der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zur Rehabilitation ihrer ver&#8209;sicherten Patienten..Zu diesen Leistungen z&#228;hlt die Bereitstellung von Verpflegung f&#252;r <span style="text-decoration: underline;">Besch&#228;ftigte</span> in den Kliniken nicht. Die gegen&#252;ber diesem Personenkreis' insoweit erbrachten Leistungen stehen in keinem Zusammenhang mit den Leistungen, die die _.....&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als Tr&#228;ger der gesetzlichen Rentenversicherung gegen&#252;ber ihren Versicherten erbringt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das vom Antragsteller in Anspruch genommene Mitbestimmungsrecht aus &#167; 72 Abs. 2 Nr. 4 LPVG NW ist allerdings nur dann gegeben, wenn der Beteiligte eine Ma&#223;nahme getroffen hat (vgl. &#167;. 66 Abs. 1 LPVG NW). Diese Voraussetzungen liegen hier vor. Als Ma&#223;nahme ist jede Handlung und Entscheidung des Dienststellenleiters anzusehen, mit der er in eigener Zust&#228;ndigkeit eine Angelegenheit der Dienststelle regelt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Fachsenat f&#252;r Landespersonalvertretungssachen, Beschlu&#223; vom 3. Juli 1986</p> <span class="absatzRechts">41</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160; CL 23/85 -, RiA 1987, 71 = PersV 89, 28 = ZBR 1987, 58 und Beschlu&#223; vom 26. Februar 1987</p> </li> <li> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160; CL 19/85 -,.ZBR 1988, 72.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Entscheidung, die Verpflegungss&#228;tze f&#252;r die Bediensteten in den Personalunterk&#252;nften der Kliniken'in Anwendung der Sachbezugsverordn&#252;ng festzusetzen, hat der Beteiligte eine Ma&#223;nahme getroffen, die sich auf die Verwaltung einer Sozialeinrichtung bezieht. Unter einer S6zialeinrichtung ist eine auf Dauer berechnete,. organisierte Veranstaltung zu verstehen, die von der Verwaltung allein oder mit den Besch&#228;ftigten gemeinsam errichtet wird, um ihnen oder einzelnen Gruppen Vorteile zukommen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 5. Februar.1971</p> <span class="absatzRechts">46</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; VII P 12.70&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Buchholz 238.3 &#167; 67 BPersVGNr. 8 = PersV 1972, 36; Beschlu&#223; vom 16. September 1977 - VII P 10.75 -, Buchholz 238:3 A &#167; 75 BPersVG Nr. 4 = PersV 1979, 63</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">ZBR 1978, 207;<sup>.</sup>0VG NW, Fachsenat f&#252;r Landespersonalvertretungssachen, Beschlu&#223; vom</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">26. Juni 1984 - CL 9/83 -, D&#214;D 1985, 45 = RiA 1985, 46; Beschlu&#223; vom 6. November 1985</p> <span class="absatzRechts">50</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; CL 21/84-, RiA 1986, 188; Beschlu&#223; vom 31. Mai 19.88&#160; CL 11/86 - und Beschlu&#223; vom23. Oktober 198.6 - CL 27/86&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; RiA 1987,</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">263 = PersV 1987, 382 = 7BR 1987, 381; OVG NW, Fachsenat f&#252;r Bundespersonalvertretungssachen, Beschlu&#223; vom 27. J&#228;nuar 1981 - CB 3/80 -, PersV 1983, 287 und Beschlu&#223; vom</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">17. Februar 1.983 - CB 12/81 -, PersV 1984, 376.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Dabei kann auch die M&#246;glichkeit der Mitbenutzung einer Einrichtung, die an sich nicht f&#252;r Besch&#228;ftigte geschaffen worden ist, eine Sozialeinrichtung darstellen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Fachsenat f&#252;r Landespersonalvertretungssachen, Beschlu&#223; vom 25. Mai 1977 - CL 1/77 -, und Beschlu&#223; vom 31. Mai 1988</p> <span class="absatzRechts">56</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; CL 11/86 -. .(Dort entschieden f&#252;r die Mitbenutiung einer Mensa durch die Besch&#228;ftigten<sup>,</sup> des Studentenwerks.) .</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Zur Verwaltung einer Sozialeinrichtung - nur diese Alternative kommt hier in Betracht - geh&#246;ren alle auf den laufenden Betrieb und die Unterhaltung der Sozialeinrichtung abzielenden Ma&#223;nahmen. Hierzu geh&#246;rt insbesondere auch die Festsetzung der Essenspreise</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">in einer Kanttne.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 7. November, 1969</p> <span class="absatzRechts">61</span><ul class="absatzLinks"> <li> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; VII P 11.68 -, PersV 1970, 187; OVG NW, Fachsenat f&#252;r Landespersonalvertretungssachen; Beschlu&#223; vom 25. Mai 1977 - CL 1/77 - und vom 31.-Mai<sup>.</sup>I988 - CL 11/86 -.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Hieran ankn&#252;pfend hat die Fachkammer mit zutreffender Begr&#252;ndung, der sich der FachSenat, um Wiederholungen zu vermeiden, anschlie&#223;t, ausgef&#252;hrt, da&#223; dem Antragsteller ein Mitbestimmungsrecht aus &#167; 72 Abs. 2 Nr. 4 LPVG NW zusteht, weil der Beteiligte Ma&#223;nahmen getroffen hat,.die sich auf die Verwaltung einer Sozialeinrichtung beziehen. Das Beschwerdevorbringendes Beteiligten f&#252;hrt zu keiner f&#252;r ihn g&#252;nstigeren Beurteilung der Sach- und Rechtslage. Soweit der Beteiligte im Beschwerdeverfahren, wie ,schon vor der Fachkammer,' geltend macht, .da&#223; die Verpflegung in erster Linie f&#252;r die Patienten der Kliniken und nicht f&#252;r die Besch&#228;ftigten der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hergestellt werde, steht dies derAnnahme einer Sozialeinrichtung nicht entgegen. Vielmehr reicht insoweit die Mitbenutzung einer Kantine durch die Besch&#228;ftigten aus, denn auf den Wirkungsbereich der Sozialeinrichtung kommt es. in diesem Zusammenhang nicht an. Entscheidend ist vielmehr, da&#223; der Beteiligte eine Ma&#223;nahme trifft, die sich als Verwaltung einer Sozialeinrichtung darstellt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 15. Dezember 1978 - 6 P 10.78 -, aa0.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Dies ist, wie schon die Fachkammer zutreffend dargelegt hat, hier der Fall. In diesem Zusammenhang mu&#223; auch ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; die Besch&#228;ftigten, die in Personalunterk&#252;nften der Kliniken wohnen m&#252;ssen, auch verpflichtet, sind, ihre Mahlzeiten in den Kliniken einzunehmen. Gerade wegen dieser Verpflichtung zur Teilnahme an der Verpflegung mu&#223; es dem Antragsteller zur Wahrnehmung der kollektiven Interessen der von ihm vertretenen Besch&#228;ftigten erm&#246;glicht werden, auf die H&#246;he des Entgeltes f&#252;r die Verpflegung einzuwirken..</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Allerdings geh&#246;rt zum Begriff der Sozialeinrichtung, da&#223; sie gesChaffen worden ist, um. den Besch&#228;ftigten oder einzelnen Gruppen Vorteile zukommen zu lassen,</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Vgl. Beschl&#252;sse des Fachsenats vom 26. Juni 1984 - CL 9/83 -, aa0</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">und vom 6. November 1985 - CL 21/84 -, aa0.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Ist eine Einrichtung im dienstlichen Interesse errichtet worden, besteht dagegen kein Mitbestimmungsrecht.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Mitbestimmung bei der Aufstellung des Speiseplanes in einer Gemeinschaftsk&#252;che des Bundesgrenzschutzes: OVG L&#252;neburg, Beschlu&#223; vom 28. Februar 1985 - 17 OVG B 14/84 -.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall sind die Besch&#228;ftigten aufgrund einer entsprechenden Dienstanweisung grunds&#228;tzlich zur Teilnahme an der Verpflegung verpflichtet. Da&#223; sich dies, wie der Beteiligte<sup>-</sup>meint, auch aus &#167; 1237 RVO ergeben soll, ist allerdings nicht ersichtlich. Grund der Teilnahmepflicht ist nicht, eine bestimmte Ern&#228;hrung sicherzustellen. Dann best&#252;nde m&#246;glicherweise kein Mitbestimmungsrecht. Durch die<sup>.</sup>Teilnahmephicht soll vielmehr offensichtlich lediglich die Anwesenheit der Besch&#228;ftigten gew&#228;hrleistet werden. Die Teilnahmepflicht schlie&#223;t daher nicht aus, da&#223; den Besch&#228;ftigten im Rahmen der Verpflegung auch ein Vorteil verschafft werden soll.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Das Beschwerdevorbringen des Beteiligten, an einer Sozialein-<sup>.</sup> richtung fehle es auch deshalb, weil das. von den Besch&#228;ftigten geforderte Entgelt ann&#228;hernd kostendeckend sei, &#252;berzeugt den Fachsenat ebenfalls nicht. Die Sachbezugsverordnung, die der Beteiligte zum Anla&#223; f&#252;r seine Ma&#223;nahmen genommen hat, spricht in ihrem &#167; 1 Abs. 5 Satz 2 ausdr&#252;cklich von der Gew&#228;hrung eines freien oder verbilligten Mittagessens. Der Beteiligte geht mithin selbst davon aus, da&#223; er .den Besch&#228;ftigten, denen er Unterkunft in den Kliniken zur Verf&#252;gung stellt, ein gegen&#252;ber den allgemeinen Verh&#228;ltnissen au&#223;erhalb der Kliniken besonders preiswertes Essen anbietet. Ma&#223;gebend ist, da&#223; <span style="text-decoration: underline;">objektiv</span> der Zweck erreicht wird, die soziale Lage der Besch&#228;ftigten durch die Gew&#228;hrung von Vorteilen zu verbessern.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 16. September 1977 - VII P 10.75 -, aa0.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Es scheiden nur die Einrichtungen aus, die der Dienstherr mit Gewinnerzielungsabsicht betreibt. Davon kann hier jedoch, auch und gerade mit Blick auf die vom Beteiligten zur Begr&#252;ndung seiner Ma&#223;nahme angef&#252;hrte Sachbezugsverordnung, keine Rede sein. Vielmehr sind die Anforderungen an eine Sozialeinrichtung im Sinne des &#167; 72 Abs. 2 Nr. 4 LPVG NW erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Handelt es sich bei der Teilnahme an der Klinikverpflegung somit um eine Sozialeinrichtung, steht dem Antragsteller auch hinsichtlich der Festsetzung der Essenspreise ein Mitbestimmungsrecht zu, wobei die Dienststelle allerdings das Volumen frei bestimmen kann.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Vgl. Beschlu&#223; des Fachsenats vom 31. Mai 1988 - CL 11/86 -; BayVGH, Beschlu&#223; vom 25. Juni 1986 - Nr. 17 C 86.01248 -, PersV</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">1988, 271 (nur LS).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung entf&#228;llt im personalvertretungsrechtlichen Beschlu&#223;verfahren.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde kann nicht zugelassen werden, weil die . Voraussetzungen hierf&#252;r nicht vorliegen (vgl. &#167; 79 Abs. 2 LPVG NW, &#167; 92 Abs. 1 Satz 2, &#167; 72 Abs. 2 ArbGG).</p>
315,263
olgk-1989-03-02-5-u-19388
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 193/88
"1989-03-02T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:56"
"2022-10-18T15:08:42"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0302.5U193.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 3. August 1988 verk&#252;ndete Urteil der 24. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 24 0 194/87 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 133.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist die Alleinerbin ihres am 6.3.1986 verstorbenen Ehemannes G. T.. Dieser kam bei einem Verkehrsunfall in U. ums Leben, als sein PKW N., amtliches Kennzeichen Y-YY 000, mit einem entgegenkommenden LKW auf dessen Fahrbahnseite</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">zusammenstie&#223;. F&#252;r den PKW bestand bei der Beklagten eine Insassen-Unfallversicherung nach den AKB.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt die Entsch&#228;digung aus dieser Versicherung und hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 110.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 4.11.1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">beantragt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin habe den Verkehrsunfall in Selbstt&#246;tungsabsicht herbeigef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Vernehmung von Zeugen Beweis erhoben und so dann der Klage durch Urteil vom 3.8.1988, auf das vollinhaltlich Bezug genommen wird, stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht u. a. ausgef&#252;hrt, die Beklagte habe den Nachweis einer Selbstt&#246;tung des Verstorbenen nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 11.8.1988 zugestellte Urteil hat die Beklagte am 9.9.1988 Berufung eingelegt und das Rechtsmittel am 10.10.1988 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht habe die angebotenen Beweise f&#252;r den Nachweis der Selbstt&#246;tung des Ehemanns der Kl&#228;gerin nicht ausgesch&#246;pft.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Abfassung der Todesanzeige lasse nur den Schlu&#223; zu, da&#223; die Familie des Verstorbenen von dessen Suizidabsicht gewu&#223;t und man vor der &#214;ffentlichkeit durch die falsche Angabe der Todesursache auch den Anschein des Eindrucks zu vermeiden gesucht habe, der Verstorbene k&#246;nne den Unfall selbst herbeigef&#252;hrt haben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es sei angesichts der Umst&#228;nde v&#246;llig ausgeschlossen, da&#223; der Verstorbene den vor ihm herfahrenden Zeugen L. unvermutet, grundlos und ohne zu blinken (Zeuge M.) habe &#252;berholen wollen. Der Verstorbene habe vielmehr auf ein ihm geeignet erscheinendes, entgegenkommendes Fahrzeug gewartet, in das er nicht angeschnallt (Sachverst&#228;ndigengutachten) hineinzufahren gedachte. Allein das &#228;u&#223;ere Bild des Kollisionsgeschehens belege zwingend, da&#223; der Verstorbene in T&#246;tungsabsicht gehandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Weitere Umst&#228;nde k&#228;men hinzu: Der Gesundheitszustand des Verstorbenen sei ausweglos gewesen. Es sei davon auszugehen, da&#223; der Verstorbene dies gewu&#223;t habe. Bereits unmittelbar nach dem Verlassen seiner Garage habe der Verstorbene einen Unfall erlitten, der ihm belegen mu&#223;te, da&#223; seine Krankheit ihm nicht einmal ein normales</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Teilhaben am allt&#228;glichen Leben erlaubte. Dieser Unfall ergebe &#252;ber den angesichts der Krebserkrankung anzunehmenden sog. Bilanzselbstmord hinaus die M&#246;glichkeit eines Spontansuizides.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Bruder des Verstorbenen habe die Polizei kurz vor dem Unfall zweimal angerufen, um die Selbstt&#246;tung des Verstorbenen zu verhindern. Da&#223; der Bruder bei seiner Ankunft im Hause des Verstorbenen eine "pl&#228;rrende" Familie angetroffen habe, erkl&#228;re sich zwanglos aus der der Familie bekannten Suizidabsicht des Verstorbenen. In den Augen der Familie sei der Zustand des Verstorbenen so gewesen, da&#223; man ihn nicht aus den Augen lassen durfte. Alle vorhandenen Indizien belegten eine Selbstt&#246;tung des Verstorbenen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Klage unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil und tr&#228;gt vor, eine Selbstt&#246;tungsabsicht habe bei dem Verstorbenen nicht bestanden. Dieser sei am Unfalltag auf dem Weg zu einer Firma gewesen, um ein Ersatzteil f&#252;r seinen Betrieb zu holen (Zeuge I. V.). Der Verstorbene sei weder zum Zeitpunkt des Unfallgeschehens noch zuvor depressiv oder lebensm&#252;de gewesen oder habe gar eine Andeutung gemacht, da&#223; er selbst seinem Leben ein Ende setzen k&#246;nnte. Er habe dem Leben stets optimistisch gegen&#252;ber gestanden und sich bezogen auf seine Krankheit subjektiv aufgrund der Bestrahlungen besser gef&#252;hlt. Sein Hausarzt k&#246;nne best&#228;tigen, da&#223; nichts Anla&#223; zu der Bef&#252;rchtung gegeben habe, der Verstorbene k&#246;nne sich m&#246;glicherweise selbst das Leben nehmen (Zeuge W.). Jemand, der sich selbst umbringen wolle, handele auf eine Art und Weise, da&#223; er sicher sein k&#246;nne, da&#223; der gew&#252;nschte Erfolg auch tats&#228;chlich und m&#246;glichst schnell</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">eintrete, was hier nicht der Fall gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den gesamten vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen. Die Akten 58 Js 296/86 StA Essen waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung der Beklagten ist in der Sache selbst nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage zu Recht stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist verpflichtet, die vereinbarte Entsch&#228;digung aus der abgeschlossenen Insassen-Unfallversicherung an die Kl&#228;gerin zu zahlen, &#167;&#167; 16 ff. AKB,1922 BGB. Die Voraussetzungen des &#167; 18 II Abs. 1 AKB sind gegeben. Danach liegt ein Unfall vor, wenn der Versicherte durch ein pl&#246;tzlich von au&#223;en auf seinen K&#246;rper wirkendes Ereignis unfreiwillig eine Gesundheitssch&#228;digung erleidet. Nach der zwingenden Vorschrift des &#167; 180 a VVG wird die Unfreiwilligkeit bis zum Beweis des Gegenteils vermutet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Berufungsbegr&#252;ndung zieht nicht in Zweifel, da&#223; die Beklagte die volle Beweislast f&#252;r die Freiwilligkeit des Unfallgeschehens tr&#228;gt (vgl. dazu Pr&#246;lss-Martin, VVG, 24. Aufl. Anm. 2 b zu &#167; 180 a; Stiefel-Hofmann, Kraftfahrtversicherung 13. Aufl. Rdn. 12 zu &#167; 18 AKB).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beweiserleichterungen der Grunds&#228;tze des Anscheinsbeweises kommen der Beklagten nicht zugute. Es gibt keinen Beweis des ersten Anscheins f&#252;r eine Selbstt&#246;tung</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">(BGH r + s 87, 173 = VersR 1987, 503 m. w. N.), weil eine durch die Lebenserfahrung gesicherte Typizit&#228;t menschlicher Verhaltensweisen und ihrer Begleitumst&#228;nde nicht festgestellt werden kann. Wegen der Vielfalt der insoweit denkbaren M&#246;glichkeiten f&#252;r individuelle Verhaltensweisen von Menschen in bestimmten Lebenslagen kann in F&#228;llen wie dem vorliegenden nicht von einem typischen Geschehensablauf gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist zum Nachweis der Selbstt&#246;tung des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin auf Indizien angewiesen. Die von ihr angef&#252;hrten Indizien haben dem Senat jedoch weder einzeln noch in ihrer Gesamtheit die &#220;berzeugung von einer Selbstt&#246;tung des Verstorbenen vermitteln k&#246;nnen. Jedenfalls hat der Senat nicht einen derartigen</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Grad von Gewi&#223;heit f&#252;r die Richtigkeit des Beklagtenvorbringens gewinnen k&#246;nnen, da&#223; lediglich solch geringe Zweifel verbleiben, da&#223; sie vernachl&#228;ssigt werden k&#246;nnen und jeder vern&#252;nftige Zweifel schweigt. Die von der Beklagten ins Feld gef&#252;hrten Gesichtspunkte vermitteln lediglich die Erkenntnis, da&#223; es so gewesen sein kann, wie die Beklagte vortr&#228;gt, nicht hingegen, da&#223; dies auch so gewesen sein mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung von Wiederholungen wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug genommen, denen sich der Senat anschlie&#223;t (&#167; 543 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend ist auszuf&#252;hren:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht macht die Berufung geltend, das Landgericht habe angebotene Beweise zu erheblichem Vorbringen nicht erhoben. Soweit der Vortrag der Beklagten zu einzelnen</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Tatsachen &#252;berhaupt streitig ist, kann die Richtigkeit unterstellt werden, ohne da&#223; sich eine &#196;nderung der rechtlichen Beurteilung des Sachverhalts zu ihren Gunsten ergibt. Im einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg beruft sich die Beklagte auf das Fahrverhalten des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin und den Unfallhergang selbst. Auch wenn der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin nicht angeschnallt gewesen sein sollte, l&#228;&#223;t sich daraus nicht mit der erforderlichen Sicherheit der Schlu&#223; ziehen, er sei am Unfalltage in Selbstt&#246;tungsabsicht unterwegs gewesen. Kraftfahrer versto&#223;ennicht selten gegen die Anschnallpflicht, ohne da&#223; dem die von der Beklagten vorgetragene Absicht zugrunde liegt. Der Einholung des von der Beklagten beantragtenSachverst&#228;ndigengutachtens zu diesem Punkt bedarf es deshalb nicht.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Das Gleiche gilt f&#252;r die Behauptung, der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin sei ohne zu blinken ausgeschert. Auch insoweit bedarf es der Vernehmung des Zeugen M. nicht.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat es als m&#246;glich angesehen, da&#223; der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin das vor ihm fahrende Fahrzeug &#252;berholen wollte. Diese M&#246;glichkeit ist entgegen</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">dem Vorbringen der Beklagten jedenfalls nicht auszuschlie&#223;en. Insoweit ist ein grober Fahrfehler des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin denkbar, ohne da&#223; dem eine Selbstt&#246;tungsabsicht zugrunde gelegen haben mu&#223;. Im &#252;brigen ist ungekl&#228;rt und wird sich auch nicht mehr zuverl&#228;ssig aufkl&#228;ren lassen, ob der verstorbene Ehemann</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin &#252;berhaupt &#252;berholen <u>wollte</u>. Dem &#8211; unstreitigen - &#228;u&#223;eren Tatsachenvorgang eine bestimmte Willensrichtung des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin oder ihm eine Selbstt&#246;tungsabsicht beilegen zu wollen, grenzt unter den vorliegenden Umst&#228;nden mehr oder weniger an Spekulation. Das &#228;u&#223;ere Geschehen l&#228;&#223;t keinen hinreichend sicheren Schlu&#223; hierauf und den erforderlichen Nachweis hierf&#252;r zu. Der Senat h&#228;lt es angesichts der gesundheitlichen Verfassung des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin ebensogut f&#252;r m&#246;glich, da&#223; das &#8211; objektiv grobverkehrswidrige - Ausscheren in die Gegenfahrbahn seine Ursache in einem pl&#246;tzlichen Unwohlsein des gesundheitlich</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">schwer angeschlagenen Mannes gehabt haben kann. Wegen dieser nicht auszuschlie&#223;enden M&#246;glichkeit l&#228;&#223;t sich der Nachweis einer Selbstt&#246;tung auf diese Weise nicht f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Vernehmung der von der Beklagten im ersten Rechtszug benannten Unfallzeugen und der Polizeibeamten bedarf es nicht. Ob der Zeuge X. der Annahme war, der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin sei in Selbstt&#246;tungsabsicht auf ihn zugefahren, ist nicht entscheidungserheblich. Sollte das Vorbringen der Beklagten zutreffen, handelt es sich hierbei lediglich um eine subjektive Einsch&#228;tzung des Zeugen X. aus dem objektiven Geschehensablauf. Es fehlt aber an jeglichen Ankn&#252;pfungstatsachen f&#252;r die Willensrichtung des verstorbenen Ehemannes der Kl&#228;gerin. Hierf&#252;r hat der Zeuge keinerlei</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte. Dahingehende &#196;u&#223;erungen des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin, sich mit dem PKW selbst t&#246;ten zu wollen, oder etwaige fr&#252;here, fehlgeschlagene Versuche dieser oder &#228;hnlicher Art, sind nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Aus dem Umstand, da&#223; der Bruder des verstorbenen Ehemannes der Kl&#228;gerin, der Zeuge Y. T., kurz vor dem Unfall zweimal die Polizei angerufen und von einer Suizidabsicht seines Bruders gesprochen hat, vermag der Senat nicht die &#220;berzeugung zu gewinnen, da&#223; sich der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin tats&#228;chlich selbst umgebracht</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">hat.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Einmal hat der Zeuge bei seiner Vernehmung vor dem Landgericht in Verbindung mit seinem Schreiben vom 22.9.1986 an die Berufsgenossenschaft eine Erkl&#228;rung daf&#252;r</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">abgegeben, er habe von einer Suizidabsicht gesprochen, weil er seinen Bruder nach dem l&#228;ngeren Krankenhausaufenthalt gesundheitlich noch in keiner Weise f&#252;r f&#228;hig</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">gehalten habe, mit einem PKW am Stra&#223;enverkehr teilzunehmen, und die Polizei dadurch zu einem erh&#246;hten Einsatz veranlassen wollte, um einen ihm m&#246;glich erscheinenden - echten - Verkehrsunfall zu verhindern. Das erscheint dem Senat plausibel. Im &#252;brigen: Selbst wenn die subjektive Einsch&#228;tzung des Bruders des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin dahin gegangen w&#228;re, sein Bruder k&#246;nne sich m&#246;glicherweise selbst umbringen, w&#228;re diese subjektive Einsch&#228;tzung durch keinerlei &#196;u&#223;erung oder</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Handlung des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin objektiviert, er wolle sich mit dem PKW oder auf andere Weise selbst t&#246;ten.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg verweist die Berufungsbegr&#252;ndung auf weitere Angaben des Zeugen, er habe bei seinem Eintreffen im Haus des Bruders eine "pl&#228;rrende" Familie angetroffen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Es ist denkbar, jedenfalls nicht ausgeschlossen, da&#223; die Familie dar&#252;ber in Sorge war, da&#223; der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin &#252;berhaupt mit einem PKW am &#246;ffentlichen</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Stra&#223;enverkehr teilnahm, obwohl er nach ihrer Einsch&#228;tzung gesundheitlich dazu noch nicht in der Lage war. Im &#252;brigen gilt f&#252;r den Fall, da&#223; die Familie oder einzelne Familienmitglieder eine Selbstt&#246;tung des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin bef&#252;rchteten, im Ergebnis das Gleiche wie bei dem Zeugen Y. T..</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten l&#228;&#223;t sich auch aus der Abfassung der Todesanzeige nicht der Nachweis der Selbstt&#246;tung f&#252;hren. Daraus vermag der Senat nicht den hinreichend sicheren Schlu&#223; zu ziehen, die Familie habe damit eine Selbstt&#246;tung des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin vor der &#214;ffentlichkeit verheimlichen wollen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist der sehr schlechte Gesundheitszustand des verstorbenen Ehemannes der Kl&#228;gerin nicht geeignet, den hinreichend sicheren Schlu&#223; auf einen sog. Bilanzselbstmord zu ziehen. Aufgrund der Aussage des Zeugen Dr. F. ist zwar davon auszugehen, da&#223; die gesundheitliche Situation des verstorbenen Ehemannes der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">objektiv als sehr schlecht anzusehen war. Ob der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin dies konkret in sein Bewu&#223;tsein aufgenommen und die Ausweglosigkeit seiner Lage erkannt hatte, ist jedoch nicht bewiesen. Der Zeuge Dr. F. hat es als m&#246;glich bezeichnet, da&#223; er die Frage nach der Besserung des Befundes ausweichend bejaht habe, um den etwas mi&#223;trauischen Patienten bei der Behandlung zu halten. Ob der verstorbene Ehemann der Kl&#228;gerin &#252;ber die gegebenen Informationen hinaus eine zutreffende Bewertung seines Gesundheitszustandes vorgenommen hat, l&#228;&#223;t sich im &#252;brigen nicht sicher feststellen. Jedenfalls vermag der Senat daraus entgegen dem Vorbringen der Beklagten nicht den hinreichend sicheren Schlu&#223; zu ziehen, da&#223; es sich bei dem Unfallereignis um einen sog. Bilanzselbstmord gehandelt hat.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Gleiche gilt f&#252;r den von der Beklagten lediglich als m&#246;glich angesehenen Spontansuizid aufgrund des - kleinen - Unfalls des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin kurz </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">nach Verlassen der Garage.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die vorhandenen Indizien reichen &#252;ber Mutma&#223;ungen und einen gewissen Verdacht im Sinne des Vorbringens der Beklagten nicht hinaus. Sie sind aber weder einzeln noch</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">in ihrer Gesamtheit geeignet, den Nachweis der Selbstt&#246;tung des verstorbenen Ehemanns der Kl&#228;gerin zu erbringen. Es verbleiben f&#252;r den Senat vielmehr gewichtige</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Zweifel, die sich zu Lasten der beweispflichtigen Beklagten auswirken m&#252;ssen, die unter diesen Umst&#228;nden beweisf&#228;llig geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">und Wert der Beschwer der Beklagten: 110.000,-- DM.</p>
315,264
lg-munster-1989-02-28-5-t-10789
{ "id": 815, "name": "Landgericht Münster", "slug": "lg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 107/89
"1989-02-28T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:58"
"2022-10-18T15:08:42"
Beschluss
ECLI:DE:LGMS:1989:0228.5T107.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten der Beschwerdef&#252;hrerin zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Wert: 6.000,- DM</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 06.10.1988 beauftragte die Gl&#228;ubigerin und Beschwerdef&#252;hrerin den Gerichtsvollzieher mit der Zustellung einer beglaubigten Abschrift der notariellen Urkunde des Notars J in F vom 21.12.1987, Urkundenrolle Nr. XX/XX, an die Schuldner. In dieser notariellen Urkunde wurde ein Abtretungsvertrag der O Bank GmbH auf die Gl&#228;ubigerin beurkundet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 14.10.1988 lehnte der Gerichtsvollzieher die Durchf&#252;hrung des Zustellungsantrages vom 06.10.1988 ab, da trotz telefonischer Aufforderung vom 10.10.1988 die zur Zustellung erforderliche Unterschrift der zuzustellenden Urkunde nicht zur Verf&#252;gung gestellt worden sei. Zur Begr&#252;ndung bezog sich der Gerichtsvollzieher auf &#167; 169 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiergegen legte die Gl&#228;ubigerin unter dem 17.10.1988 Erinnerung ein mit dem Antrag, anzuordnen, da&#223; der Obergerichtsvollzieher I die beglaubigte Abschrift vom 14.01.1988 des Abtretungsvertrages vom 21.12.1987 den Schuldnern gem&#228;&#223; &#167; 750 Abs. 2 ZPO zustellt und die Zustellungsurkunde gem&#228;&#223; &#167; 190 ZPO mit dieser Abschrift verbindet, ohne da&#223; ihm das Original des Abtretungsvertrages vom 21.12.1987 vorgelegt werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung berief sich die Erinnerungsf&#252;hrerin darauf, da&#223; nach ihrer Auffassung die Vorlage des Originals des Vertrages im Fall des &#167; 750 Abs. 2 ZPO entgegen den Wortlaut des &#167; 169 ZPO nicht erforderlich sei, da in &#167; 750 Abs. 2 ZPO nur die Zustellung einer &#8222;Abschrift&#8220; der die Rechtsnachfolge belegenen Urkunde vorgesehen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Erinnerung wies das Amtsgericht in dem angefochtenen Beschlu&#223; zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung st&#252;tzte es sich darauf, da&#223; in &#167; 169 Abs. 1 ZPO klar, eindeutig und unmi&#223;verst&#228;ndlich die Frage geregelt sei, welche Urkunde dem Gerichtsvollzieher bei einem entsprechenden Zustellungsauftrag auszuh&#228;ndigen seien. Da danach die Urschrift des zuzustellenden Schriftst&#252;ckes auszuh&#228;ndigen sei, brauche daher der Gerichtsvollzieher, wenn ihm nur eine beglaubigte Abschrift des zuzustellenden Schriftst&#252;ckes vorgelegt wird, die Zustellung nicht durchzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Gl&#228;ubigerin vom 24.01.1989, mit der sie ihr bisheriges Vorbringen wiederholt vertieft.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 793 ZPO zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde h&#228;tte nur Erfolg, wenn aufgrund des &#167; 750 Abs. 2 ZPO der &#167; 169 ZPO so auszulegen ist, da&#223; statt der &#8222;Urschrift&#8220; dem Gerichtsvollzieher eine &#8222;beglaubigte Abschrift&#8220; zu &#252;berreichen ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antwort hierzu hat sich an Sinn und Zweck des &#167; 169 ZPO und an der hoheitlichen Funktion des Gerichtsvollziehers zu orientieren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst regelt &#167; 750 Abs. 2 ZPO materiell die Voraussetzungen, wann die Zwangsvollstreckung beginnen darf. Danach mu&#223; eine &#8222;Abschrift der Urkunde&#8220; zugestellt sein (gemeint ist &#8222;beglaubigte Abschrift&#8220; vgl. Wieczorek, ZPO, 2. Auflage, &#167; 750 C II c).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wie die Zustellung vorzunehmen ist, ist in &#167; 170 Abs. 1 ZPO geregelt. Dort hei&#223;t es, da&#223; die Zustellung in der &#220;bergabe einer beglaubigten Abschrift des zuzustellenden Schriftst&#252;ckes besteht. Insofern decken sich &#167;&#167; 750 Abs. 2 und 170 Abs. 2 ZPO.&#160; Da&#223; durch die Fassung in &#167; 750 Abs. 2 ZPO (&#8222;Abschrift&#8220;), w&#228;hrend sonst in &#167; 750 Abs. 2 ZPO von Zustellung des &#8222;Urteils&#8220; die Rede ist, obwohl doch auch nur die &#8222;Ausfertigung&#8220; (&#167;170 Abs. 1 ZPO) zugestellt wird, der &#167; 169 ZPO abge&#228;ndert werden soll, ist nicht zwingend und deckt sich auch nicht mit dem Sinn des &#167; 169 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#167; 169 ZPO ist von Bedeutung wegen der Beglaubigung der Abschriften durch den Gerichtsvollzieher. Da der Gerichtsvollzieher eine beglaubigte Abschrift des zuzustellenden Schriftst&#252;ckes zustellen mu&#223;, kann er gegebenenfalls nach &#167; 256 GVGA selbst eine herstellen; hierzu ben&#246;tigt er aber die Urschrift. &#167; 169 ZPO ist ferner wesentlich wegen &#167; 190 Abs. 2 ZPO. Danach mu&#223; die Urschrift mit der Urkunde &#252;ber die Zustellung verbunden werden. Dies allein dient als Nachweis der Zustellung. Soll zum Beispiel die Zwangsvollstreckung betrieben werden und k&#246;nnte der Gl&#228;ubiger den Nachweis der Zustellung nicht gem&#228;&#223; &#167; 190 Abs. 2 ZPO (also mit der Urschrift) f&#252;hren, w&#252;rde jedes Vollstreckungsorgan die Zwangsvollstreckung ablehnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen verbietet sich eine derartige von der Gl&#228;ubigerin vorgenommene Auslegung des &#167; 169 ZPO aus der Stellung des Gerichtsvollziehers als hoheitliches Organ der Zwangsvollstreckung. Dieser mu&#223; in der Lage sein, zu &#252;berpr&#252;fen, ob das Schriftst&#252;ck, das er zustellen soll, mit der Urschrift &#252;bereinstimmt. Dies ist zwar gesetzlich nicht geregelt, entspricht aber doch seiner Stellung. Diese &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeit fehlt dem Gerichtsvollzieher, wenn er aber nicht die Urschrift ausgeh&#228;ndigt bekommt, sondern nur eine beglaubigte Abschrift.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist der angefochtene Beschlu&#223; zu Recht ergangen. Die Beschwerde war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unterschriften</p>
315,265
olgham-1989-02-28-24-u-15588
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 155/88
"1989-02-28T00:00:00"
"2019-03-13T14:50:59"
"2022-10-18T15:08:43"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0228.24U155.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 30. M&#228;rz 1988 verk&#252;ndete Urteil der 12. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Beklagte bleibt verurteilt, an die Kl&#228;gerin 11.472,60 DM nebst 4% Zinsen seit dem 25.03.1987 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz tragen die Kl&#228;gerin 46% und die Beklagte zu 54%. Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der Kl&#228;gerin zu 40% und der Beklagten zu 60% auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Parteien um weniger als 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte von einer Kundin den Auftrag erhalten, einen Prospekt xxx in deutscher, niederl&#228;ndischer, englischer, franz&#246;sischer, spanischer und italienischer Sprache herzustellen, zu drucken und auszuliefern. Bei den angepriesenen Produkten handelte es sich &#252;berwiegend um Teile zu besseren Federung und D&#228;mpfung von Motorr&#228;dern.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beauftragte die Beklagte mit der &#220;bersetzung des deutschen Ursprungstextes in die f&#252;nf Fremdsprachen nach einem vorausgegangenen Telefongespr&#228;ch gem&#228;&#223; Schreiben vom 27.08.1986. Die Beklagte schaltete zur Erf&#252;llung des Auftrages den &#220;bersetzer xxx ein, dem sie mit Schriftsatz vom 07.07.1987 den Streit verk&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 15.09.1986 legte die Beklagte die &#220;bersetzungen der Kl&#228;gerin vor. Diese druckte die fremdsprachigen Prospekte und lieferte sie an die Kundin xxx in den xxx am 01.10.1986 aus. Diese Kundin beanstandete zun&#228;chst telefonisch und am 06.10.1986 schriftlich M&#228;ngel der fremdsprachigen Texte und hielt diese f&#252;r unverwertbar. Die Kl&#228;gerin lie&#223; den deutschen Text anderweitig in die f&#252;nf Fremdsprachen &#252;bersetzen und druckte die gesamten Prospekte neu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, die urspr&#252;nglichen &#220;bersetzungen h&#228;tten so viele gravierende Fehler aufgewiesen, da&#223; die danach gedruckten Prospekte unverwertbar gewesen seien; f&#252;r die Neuherstellung seien ihr Kosten wie folgt entstanden:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Manuskript neu abgesetzt 1.085,-- DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Montage der f&#252;nf Texte in Reinzeichnungen 750,-- DM</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">zwei Stichlithos 450,-- DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Neudruckkosten von 26.000 Prospekten 12.272,-- DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Plattenwechsel, viermal 550,-- DM = 2.200,-- DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Kosten von xxx 985,-- DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Transportkosten 29,40 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">eigener Aufwand der Kl&#228;gerin <u>4.189,25 DM</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:180px">21.960,65 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Honorar der Beklagten <u>562,50 DM</u></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:180px">21.398,15 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Zahlung dieses Betrages nebst 9,25% Zinsen seit dem 20.02.1987 begehrt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat Klageabweisung beantragt, die H&#246;he der Aufwendungen bestritten und zum Grund behauptet:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die von ihr hergestellte erste &#220;bersetzungsversion habe gar keine entscheidenden Fehler aufgewiesen; ihre Angestellte habe bei Auftragserhalt ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, die Beklagte k&#246;nne keine Haftung f&#252;r die &#220;bersetzungen &#252;bernehmen; die Kl&#228;gerin habe nicht erw&#228;hnt, da&#223; es sich um mehr als eine einfache &#220;bersetzung handele und danach ein Prospekt habe gedruckt werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat gem&#228;&#223; Beschlu&#223; vom 24.06.1987 ein schriftliches Sachverst&#228;ndigengutachten zum Vorliegen von &#220;bersetzungsfehlern eingeholt. Auf die Sprachwissenschaft-Gutachten der xxx in xxx von Oktober 1987 zu den einzelnen fremdsprachigen Texten wird Bezug genommen (siehe Anlagehefter). Das Landgericht hat au&#223;erdem im Termin vom 23.03.1988 den Angestellten xxx der Kl&#228;gerin als Zeugen zur H&#246;he der Aufwendungen f&#252;r die Neuherstellung vernommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit am 30.03.1988 verk&#252;ndeten Urteil hat das Landgericht der Klage unter Abweisung im &#252;brigen in H&#246;he von 19.008,90 DM nebst 4% Zinsen seit dem 25.03.1987 stattgegeben und ausgef&#252;hrt: Die Kl&#228;gerin k&#246;nne grunds&#228;tzlich den Ersatz des ihr entstandenen Schadens verlangen; nach dem Gutachten stehe fest, da&#223; die &#220;bersetzungen jedenfalls zur Verwendung in Werbeprospekten ungeeignet und deshalb fehlerhaft gewesen seien; die Beklagte habe diesen Verwendungszweck gekannt. Der H&#246;he nach stehe der Kl&#228;gerin der geltend gemachte Ersatzanspruch vollst&#228;ndig zu, bis auf die Eigenaufwendungen, die mit einem Sch&#228;tzungsbetrag von 1.800,-- DM berechtigt seien.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung wendet sich die Beklagte zun&#228;chst gegen den Grund den Anspruchs. Sie vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen und meint, die Kl&#228;gerin sei verpflichtet gewesen, sie - die Beklagte - auf die sofortige ungepr&#252;fte Drucklegung hinzuweisen; au&#223;erdem h&#228;tte die Kl&#228;gerin der Kundin in den xxx Vorabz&#252;ge zur &#220;berpr&#252;fung senden m&#252;ssen; in diesem Fall w&#228;ren die Fehler aufgefallen und h&#228;tten vor Drucklegung korrigiert werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet weiterhin einen m&#252;ndlich verabredeten Haftungsausschlu&#223; und meint, jedenfalls sei die Kl&#228;gerin verpflichtet gewesen, ungefragt auf die Gefahr eines ungew&#246;hnlich hohen Schadens als Folge von &#220;bersetzungsirrt&#252;mern hinzuweisen. Schlie&#223;lich bestreitet die Beklagte die H&#246;he des zuerkannten Anspruchs.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die Erw&#228;gungen des Landgerichts und behauptet, der Angestellte xxx habe darauf hingewiesen, da&#223; die Prospekte zu einer Messe ab 17.09.1986 ben&#246;tigt w&#252;rden. Ein Mitverschulden verneint die Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zur Erg&#228;nzung der Sachdarstellung wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen. Der Senat hat zum Inhalt der telefonischen Verhandlungen zwischen den Parteien Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen xxx und xxx im Termin vom 28.09.1989. Wegen des Ergebnisses wird auf den Berichterstattervermerk verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat teilweise Erfolg. Die Klage ist nur in H&#246;he von 11.472,60 DM nebst anteiliger Zinsen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Dem Grunde nach steht der Kl&#228;gerin der geltend gemachte Schadensersatzanspruch f&#252;r die Neuherstellung der f&#252;nf fremdsprachigen Prospekte aus &#167; 635 BGB zu. Im Rahmen des positiven Interesses kann die Kl&#228;gerin gem. &#167; 249 Satz 1, 2 BGB verlangen, so gestellt zu werden, wie sie bei ordnungsgem&#228;&#223;er Erf&#252;llung des &#220;bersetzungsvertrages gestanden h&#228;tte. Die Parteien haben insoweit einen Werkvertrag geschlossen. Die Beklagte schuldete nicht nur Dienstleistungen zur Herstellung des fremdsprachigen Textes, sondern gerade den betreffenden Erfolg in Gestalt fehlerfreier und passender &#220;bersetzung der technischen Begriffe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Alle f&#252;nf &#220;bersetzungen wiesen nach den Feststellungen des Landgerichts, das sich auf die sprachwissenschaftlichen Gutachten gest&#252;tzt hat, erhebliche Fehler auf. Die Tauglichkeit dieser &#220;bersetzungen zum Inhalt von Werbeprospekten &#252;ber technische Motorradteile war gemindert. Dieser Verwendungszweck als Tauglichkeitsma&#223;stab war der Beklagten ausweislich des Auftragsschreibens vom 27.08.1986 bekannt. Dort wurde ausdr&#252;cklich ein "Prospekt xxx" bezeichnet, f&#252;r den die &#220;bersetzungen dienen sollten. F&#252;r einen solchen Werbeprospekt sind bereits holprige und nicht die Sprache der potentiellen K&#228;uferkreise treffende &#220;bersetzungen fehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ein Haftungsausschlu&#223; f&#252;r die &#220;bersetzungen ist nicht vereinbart worden, auch nicht nach der dazu gegebenen Sachdarstellung der Beklagten. Danach soll ein Haftungsausschlu&#223; f&#252;r zwei fr&#252;here eilige Auftr&#228;ge verabredet worden sein. Die Schlu&#223;folgerung der Beklagten, in diesem Falle m&#252;sse ein Haftungsausschlu&#223; ohne besondere Abrede auch f&#252;r den im Streit befindlichen, sp&#228;teren Auftrag gelten, ist jedoch falsch. Dazu w&#228;re eine besondere Abrede erforderlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Zur Entstehung des Schadensersatzanspruchs bedurfte es keiner Fristsetzung zur Mangelbeseitigung mit Ablehnungsandrohung gem. &#167; 634 Abs. 1 Satz 1 BGB. Dazu war nach Entdeckung der Fehler kein Raum mehr, da der Schaden - vollst&#228;ndiger Druck der Prospekte nach der ersten Textversion - bereits entstanden war und durch eine Korrektur der &#220;bersetzungsfehler nicht mehr verhindert werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte mu&#223; sich den Sorgfaltsversto&#223; ihrer Erf&#252;llungsgehilfen xxx nach &#167; 278 BGB zurechnen lassen. Dieser h&#228;tte bei pflichtgem&#228;&#223;er Sorgfalt die Fehler in den technischen Texten vermeiden k&#246;nnen (&#167; 276 BGB). Wer sich zur Herstellung eines Werkes verpflichtet, mu&#223; daf&#252;r einstehen, da&#223; er - so wie sein Erf&#252;llungsgehilfe - die dazu ben&#246;tigten Kenntnisse und Fertigkeiten hat.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch ist jedoch wegen mitwirkenden Verschuldens um 1/3 zu k&#252;rzen (&#167; 254 Abs. 2 Satz 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vorgeworfen werden kann der Kl&#228;gerin allerdings nicht, da&#223; sie vor Drucklegung keinen Korrekturabzug an die Beklagte &#252;bersandt hat. Vorliegend geht es nicht um Druckfehler, zu deren Vermeidung ein Korrekturabzug regelm&#228;&#223;ig dient, sondern um &#220;bersetzungsm&#228;ngel.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin kann auch nicht zum Vorwurf gemacht werden, da&#223; sie keinen Vorabzug an ihre Kundin in den xxx &#252;bersandt hat. Allerdings w&#228;re dann - wie auch beim vorliegenden Ablauf - jedenfalls der Fehler in der niederl&#228;ndischen &#220;bersetzung aufgefallen, so da&#223; vor dem Druck noch eine Nachbesserung der &#220;bersetzungen h&#228;tte durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen. Eine Rechtspflicht der Kl&#228;gerin zu einem solchen Verhalten bestand jedoch im Verh&#228;ltnis zur Beklagten mangels entsprechender Abreden nicht.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Ein Mitverschulden folgt aber gem. &#167; 254 Abs. 2 Satz 1, 1. Alternative BGB daraus, da&#223; es die Kl&#228;gerin pflichtwidrig unterlassen hat, die Beklagte auf die Gefahr eines ungew&#246;hnlich hohen Schadens als Folge der &#220;bersetzungsfehler hinzuweisen. Immerhin drohte ein Schaden - wie eingetreten - in H&#246;he des ca. 40fachen des &#220;bersetzungshonorars. Eine solche Relation zwischen &#220;bersetzungsverg&#252;tung einerseits und drohendem Schaden als Folge von Fehlern andererseits liegt auch bei gewerblichen &#220;bersetzungen nicht mehr im Rahmen des gew&#246;hnlichen Verlaufs der Dinge.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme im Senatstermin war der Beklagten die M&#246;glichkeit des Eintritts dieses ungew&#246;hnlich hohen Schadens weder positiv bekannt noch mu&#223;te sie diese kennen. Aus der Verwendung des Wortes "Prospekt" im Auftragsschreiben vom 27.08.1986 folgte ein solcher Wissensstand noch nicht. Die Beklagte mu&#223;te danach zwar davon ausgehen, da&#223; die &#220;bersetzungen f&#252;r einen Prospekt Verwendung finden sollten. Andererseits brauchte sie aber noch nicht damit zu rechnen, da&#223; die Kl&#228;gerin diese &#220;bersetzungen ohne jede weitere Vorpr&#252;fung seitens ihrer Kundin in den xxx zum sofortigen vollst&#228;ndigen Druck verwenden w&#252;rde. Aus der Terminnot der Kl&#228;gerin, die der Zeuge xxx gegen&#252;ber der Zeugin xxx offengelegt hatte, brauchte auf eine solche Vorgehensweise nicht geschlossen zu werden. Die Pr&#252;fung eines Vorabzuges durch den Kunden verz&#246;gert den Druck nicht notwendig um mehr als zwei Tage. Immerhin ist es bei Druckauftr&#228;gen &#252;blich, da&#223; dem Auftraggeber ein entsprechender Vorabzug zur &#220;berpr&#252;fung &#252;bersandt wird. Der ungew&#246;hnlich hohe Schaden ist vorliegend gerade dadurch entstanden, da&#223; die Kl&#228;gerin von der Versendung eines solchen Vorabzuges an die holl&#228;ndische Kundin abgesehen hat. Von dieser beabsichtigten Verfahrensweise hat der Zeuge xxx in dem telefonischen Vorgespr&#228;ch vom 27.08.1986 die Zeugin xxx - Angestellte der Beklagten - nicht in Kenntnis gesetzt. Dies steht nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme im Senatstermin fest. Danach hat der Zeuge xxx gerade nicht erkl&#228;rt, nach Eingang der &#220;bersetzungen w&#252;rden sofort ca. 26.000 Prospekte gedruckt und ausgeliefert.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Bei &#220;bersendung eines Korrekturabzuges an die Kundin in den xxx w&#228;re jedenfalls der Fehler der niederl&#228;ndischen &#220;bersetzung aufgefallen, so da&#223; Anla&#223; zur &#220;berpr&#252;fung aller Fremdsprachentexte bestanden h&#228;tte. Insoweit spricht alles daf&#252;r, da&#223; der Druck nach den &#220;bersetzungen des Streitverk&#252;ndeten xxx dann nicht erfolgt w&#228;re, mithin eine Nachbesserungsm&#246;glichkeit f&#252;r eine richtige &#220;bersetzung vor dem Druck bestanden h&#228;tte. Deshalb war der Versto&#223; der Kl&#228;gerin gegen ihre Verpflichtung aus &#167; 254 Abs. 2 Satz 1, 1. Alternative BGB f&#252;r die Entstehung des ungew&#246;hnlich hohen Schadens zumindest miturs&#228;chlich, was zur Anrechnung ausreicht.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Bei der Bestimmung der Quote ist allerdings zu beachten, da&#223; der Beklagten die beabsichtigte Verwendung der &#220;bersetzungen zum Prospektdruck grunds&#228;tzlich bereits aus dem Auftragsschreiben vom 27.08.1986 bekannt war. Deshalb mu&#223; nach der gebotenen Abw&#228;gung der Anteil der Beklagten doppelt so hoch wie der der Kl&#228;gerin bemessen werden. Danach kann die Kl&#228;gerin 2/3 des geltend gemachten Schadens ersetzt verlangen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des entstandenen Schadens hat die Kl&#228;gerin hinreichend mit der erstinstanzlichen Aussage des Zeugen xxx nachgewiesen, die im einzelnen die in Rechnung gestellten Positionen nach Grund und H&#246;he glaubhaft best&#228;tigt hat. Eine Ausnahme gilt lediglich f&#252;r den Ansatz der Eigenaufwendungen. Diese hat das Landgericht ohne nachpr&#252;fbare .Darlegung mit 1.800,-- DM angenommen. Hinreichende Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin liegen dazu nicht vor. Insbesondere ist nicht mitgeteilt, auf welche Weise die als Folge der &#220;bersetzungsfehler entstandenen betrieblichen Aufwendungen konkret von den Allgemeinkosten der Kl&#228;gerin abgegrenzt werden k&#246;nnten. Mangels &#220;berpr&#252;fbarkeit fehlt es deshalb an einer hinreichenden Sch&#228;tzungsgrundlage f&#252;r &#167; 287 ZPO. Es l&#228;&#223;t sich auch nicht ausreichend sicher eine untere Schadensgrenze an Eigenaufwendungen ermitteln, die zumindest entstanden sind. Von daher mu&#223; dieser Betrag ganz abgesetzt werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Deshalb reduziert sich der zu ersetzende Schaden auf:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:72px">19.008,90 DM</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich <u>1.800,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:72px">17.208,93 DM</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">17.208,90 DM x 2 : 3 = 11.472,60 DM</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus &#167; 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit ergeht nach &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p>
315,267
olgk-1989-02-23-5-u-21588
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 215/88
"1989-02-23T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:02"
"2022-10-18T15:08:43"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0223.5U215.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 16.05.1988 verk&#252;ndete Urteil der 10. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 10 0 568/87 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen).</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zu Recht die Klage abgewiesen. Zwar ist der Kl&#228;ger entgegen der Auffassung der Beklagten sowohl prozessf&#252;hrungsbefugt als auch aktiv legitimiert, einen Anspruch im Sinne von &#167; 2039 BGB ohne Zustimmung der Miterben geltend zu machen, da es einer solchen Zustimmung nicht bedarf (vgl. BGH NJW 1965, 396 f.; BGB &#8212;RGRK&#8212;(Kregel<sub>e</sub> 12. Aufl., Rdnr. 9 zu &#167; 2039); jedoch steht dem Kl&#228;ger gegen die Beklagte unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt ein Anspruch auf Auskunftserteilung in der Form des von ihm im Termin am 26 1.1989 neu formulierten Klageantrags zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Einen solchen Anspruch kann der Kl&#228;ger nicht mit Erfolg aus &#167; 3 Abs. 3 Satz 1 VVG herleiten. Nach dieser Bestimmung kann der Versicherungsnehmer jederzeit Abschriften der Erkl&#228;rungen fordern, die er mit Bezug auf den Vertrag abgegeben hat. Dieser Anspruch des Versicherungsnehmers, der grunds&#228;tzlich auch von seinem Erben geltend gemacht werden kann (vgl. Pr&#246;lss/Martin, VVG, 24. Aufl., Anm. 10 a. E. zu &#167; 3; Bruck/M&#246;ller, VVG, 8. Aufl., Anm. 36 zu &#167; 3), dient in erster Linie der Durchsetzung des Gefahrtragungsanspruches, sodann auch der Durchsetzung solcher Anspr&#252;che des Versicherungsnehmers die - neben dem Gefahrtragungsanspruch stehend - selbst&#228;ndigen Charakter tragen wie z. B. Anspr&#252;che auf Zinsen oder auf Schadensersatz wegen positiver Vertragsverletzungen, ferner der Durchsetzung von Anspr&#252;chen auf anderweitige geldliche Leistungen wie z. B. auf Pr&#228;mienr&#252;ckverg&#252;tung (vgl. dazu Bruck/M&#246;ller a.a.O., Anm. 39 zu &#167; 3). Letztlich besteht daher ein Anspruch aus &#167; 3 Abs. 3 Satz 1 VVG nur dann noch, wenn das Versicherungsverh&#228;ltnis noch nicht vollst&#228;ndig abgewickelt ist, sei es, dass ein Schaden noch nicht abschlie&#223;end reguliert ist, sei es, dass noch andersartige Zahlungsanspr&#252;che der oben genannten Art bestehen. Ist dagegen das Versicherungsverh&#228;ltnis beendet und auch vollst&#228;ndig abgewickelt, kommt ein Anspruch aus &#167; 3 Abs. 3 Satz 1 VVG nicht mehr in Betracht. Im Streitfall ist nichts daf&#252;r ersichtlich, dass die Versicherungsverh&#228;ltnisse zwischen dem Erblasser und dem Beklagten noch nicht beendet und vollst&#228;ndig abgewickelt sind. Aus dem Schriftsatz der Beklagten vom 22.6.1987 im Prozesskostenhilfeverfahren ergibt sich vielmehr das Gegenteil. Dort hat die Beklagte vorgetragen, dass die Kfz-Versicherung am 29.12.1985, die Haus- und Grundbesitzer-Haftpflichtversicherung am 14.11.1985 und die Hausratversicherung am 1.1.1986 geendet h&#228;tten und die letzten f&#228;lligen Beitr&#228;ge entrichtet gewesen seien. Dies wird vom Kl&#228;ger auch nicht bestritten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ein Auskunftsanspruch des Kl&#228;gers ergibt sich auch nicht aus &#167; 810 BGB. Entgegen der Auffassung des Landgerichts ist zwar nicht fraglich, ob diese Vorschrift neben &#167; 3 Abs. 3 Satz 1 VVG anwendbar ist, da ein Anspruch aus &#167; 810 BGB selbst&#228;ndig neben Anspr&#252;chen aus &#167; 3 VVG steht (vgl. Pr&#246;lss-Martin, a.a.O., Anm. 10 zu &#167; 3; Bruck/M&#246;ller, a.a.O., Anm. 36 a. E. zu &#167; 3); jedoch fehlt es im Streitfall an der Voraussetzung eines schutzw&#252;rdigen rechtlichen Interesses des Kl&#228;gers an einer Einsicht in die von ihm bezeichneten Versicherungsunterlagen (vgl. zu dieser Voraussetzung M&#252;nchKomm-H&#252;ffer, BGB, 2. Aufl., Rdnr. 10 und 11 zu &#167; 810). Insoweit gilt dasselbe wie bei &#167; 3 Abs. 3 Satz 1 VVG. Auch der dem Versicherungsnehmer bzw. seinem Erben grunds&#228;tzlich zustehende Anspruch aus &#167; 810 BGB dient der Abwicklung des Versicherungsverh&#228;ltnisses, insbesondere der Durchsetzung des Gefahrtragungsanspruches (vgl. nochmals Bruck/M&#246;ller, Anm. 39 zu &#167; 3). Ist das Versicherungsverh&#228;ltnis aber beendet und vollst&#228;ndig abgewickelt, ist ein schutzw&#252;rdiges rechtliches Interesse an der Einsichtnahme der Versicherungsunterlagen nicht mehr gegeben. Wie der Kl&#228;ger in der Berufungsbegr&#252;ndung selbst vortr&#228;gt (dort Seite 4), geht es ihm auch nur darum, nachzuvollziehen, welche Rechts- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse vom Nachlass erfasst waren. Daran sieht er sich ohne Mithilfe der Beklagten gehindert, weil die Miterben ihm die erforderlichen Ausk&#252;nfte verweigern und Unterlagen vorenthalten, insbesondere solche &#252;ber Beitragszahlungen des Erblassers an die Beklagte, die nach seiner Mutma&#223;ung m&#246;glicherweise weitere Bankkonten des Erblassers zutage f&#246;rdern k&#246;nnten. Dieser Umstand allein kann aber keinen Auskunftsanspruch gegen die Beklagte nach &#167; 810 BGB rechtfertigen. Insoweit muss der Kl&#228;ger seine Anspr&#252;che auf Auskunftserteilung gegen die Miterben notfalls im Klagewege durchsetzen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aus Letzterem folgt auch, dass kein Anspruch nach &#167; 242 BGB entsprechend den Grunds&#228;tzen &#252;ber Treu und Glauben gegeben ist. Ein solcher Anspruch w&#252;rde voraussetzen, dass es dem Kl&#228;ger in keiner Weise m&#246;glich ist, sich die von ihm f&#252;r erforderlich gehaltenen Informationen ohne Mitwirkung der Beklagten zu beschaffen. Der Kl&#228;ger hat dazu jedoch nichts vorgetragen, insbesondere keine Erkl&#228;rung daf&#252;r gegeben, aus welchen Gr&#252;nden er es bisher unterlassen hat, seine Auskunftsanspr&#252;che gegen die Miterben gerichtlich durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dass die Vorschriften der &#167;&#167; 675, 666 BGB &#252;ber die Auskunfts- und Rechenschaftspflicht eines mit einer Gesch&#228;ftsbesorgung beauftragten nicht auf das Verh&#228;ltnis zur Beklagten Anwendung finden, hat schon das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt. Der Kl&#228;ger st&#252;tzt seinen Klageanspruch im zweiten Rechtszug auch nicht mehr auf diese Bestimmungen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war nach alledem mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger 6.000,- DM.</p>
315,268
ag-dortmund-1989-02-22-136-c-73288
{ "id": 647, "name": "Amtsgericht Dortmund", "slug": "ag-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
136 C 732/88
"1989-02-22T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:04"
"2022-10-18T15:08:43"
Urteil
ECLI:DE:AGDO:1989:0222.136C732.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 57,33 DM (i. B. siebenundf&#252;nfzig 33/100 </p> <p>Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 05. 06. 1988 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d : </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist Mieterin einer Wohnung im Hause der Kl&#228;gerin I-Str. in E. Im April 1986 lie&#223; die Kl&#228;gerin die in der Wohnung befindliche abgenutzte Badewanne durch Einbau eines Acryl-Einsatzes instandsetzen, wodurch sich das Wannenvolumen verkleinerte. F&#252;r die Monate Mai und Juni 1988 minderte die Beklagte die Miete um 32,76 DM bzw. 24,57 DM. Die Parteien streiten &#252;ber die Berechtigung der Mietzinsminderung. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt die Kl&#228;gerin von der Beklagten die einbehaltenen Mietzinsbetr&#228;ge. Sie ist der Ansicht, die Beklagte sei zur Mietzinsminderung nicht berechtigt. Der Einbau eines Acryleinsatzes stelle keinen erheblichen, zur Mietzinsminderung berechtigenden Mangel dar. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">wie erkannt. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, zur Mietzinsminderung berechtigt zu sein. Dazu tr&#228;gt sie vor, durch den Acryleinsatz sei die Wanne um 20 cm verkleinert worden, so da&#223; man in der Wanne nicht mehr liegen, sondern nur noch mit angewinkelten Knien habe sitzen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Akteninhalt Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>: </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 535 BGB kann die Kl&#228;gerin von der Beklagten f&#252;r die Monate Mai und Juni 1988 den restlichen Mietzins in H&#246;he von 57,33 DM verlangen. Ein Recht zur Minderung des Mietzinses nach &#167; 537 BGB steht der Beklagten nicht zu. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zweifelhaft ist im vorliegenden Falle bereits, ob der Mietsache &#252;berhaupt ein zur Mietzinsminderung berechtigender erheblicher Mangel anhaftet. Zuzugeben ist insoweit der Beklagten sicherlich, da&#223; ein zur Wohnung geh&#246;rendes mitvermietetes Bad tats&#228;chlich auch benutzt werden kann. Demgem&#228;&#223; liegt sicherlich dann ein zur Mietzinsminderung berechtigender Mangel vor, wenn das mitvermietete Bad unbenutzbar ist bzw. sp&#228;ter unbenutzbar geworden ist. Da&#223; das Bad durch den im April 1986 in die Wanne eingebauten Acryleinsatz unbenutzbar geworden ist, tr&#228;gt die Beklagte selbst nicht einmal vor. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Geht man einmal von dem Vorbringen der Beklagten aus, durch den Acryleinsatz sei die Wanne um etwa 20 cm verkleinert worden, was die Kl&#228;gerin bestreitet, so liegt hier sicherlich unverkennbar eine Minderung der Badefreuen vor. Sicherlich geh&#246;rt zum vollen Badegenu&#223; auch, da&#223; man sich in der Badewanne nach Herzenslust recken und strecken kann. Von daher gesehen liegt sicherlich eine nicht unerhebliche Beeintr&#228;chtigung dieser Badefreuden vor, wenn man in der Wanne nur mit angewinkelten Knien sitzen kann. Da&#223; dies sicherlich zu einem nicht unerheblichen Mi&#223;vergn&#252;gen f&#252;hrt, sollte au&#223;er Zweifel stehen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl kann dieser Umstand eine Mietzinsminderung von immerhin 10 % monatlich nicht rechtfertigen. Auch wenn das Badevergn&#252;gen durch die Verk&#252;rzung der Badewanne nicht gerade ein vollkomenes gewesen sein d&#252;rfte, so war sie immerhin noch zu Zwecken der K&#246;rperpflege voll benutzbar. Hinzu kommt weiterhin, da&#223; bezogen auf die gesamte Wohnung eine me&#223;bare Beeintr&#228;chtigung der Wohnqualit&#228;t kaum gegeben sein d&#252;rfte. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Letztlich kann aber die Frage, ob die von der Beklagten behauptete Minderung der Badefreuden einen zur Mietzinsminderung berechtigenden Mangel darstellt, dahingestellt bleiben, denn ein Recht zur Mietzinsminderung kann sie gleichwohl hieraus nicht herleiten. Unstreitig hat die Kl&#228;gerin den Acryleinsatz bereits im April 1986 einbringen lassen. Wenn die Beklagte mit der Mietzinsminderung praktisch mehr als 2 Jahre zuwartete, so f&#252;hrte dies in entsprechender Anwendung des &#167; 539 BGB zum Verlust des Minderungsrechts. Daran &#228;ndert letztlich auch die Tatsache nichts, da&#223; die Kl&#228;gerin im Herbst 1988 eine neue Badewanne installieren lie&#223;. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 288 BGB, 91, 708 Ziffer 11, 713 ZPO. </p>
315,269
olgham-1989-02-21-26-u-13288
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 132/88
"1989-02-21T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:05"
"2022-10-18T15:08:43"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0221.26U132.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 06.05.1988 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur weiteren Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht Paderborn zur&#252;ckverwiesen, welches auch &#252;ber die Kosten der Berufungsinstanz zu entscheiden hat.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Subunternehmerin der Beklagten. Die Parteien haben unter dem 24.04./30.04.1986 einen Werkvertrag miteinander geschlossen, wonach die Kl&#228;gerin Rohbauarbeiten an dem Haus xxx des Bauherren xxx ausf&#252;hren sollte. Die Geltung der VOB/B war vereinbart. Herr xxx hatte durch notariellen Vertrag vom 09.12.1985 das Grundst&#252;ck von der Beklagten, die sich gleichzeitig zum Bau eines Hauses auf dem Grundst&#252;ck verpflichtet hatte, erworben. Der Bauherr wurde im Rechtsstreit 4 O 415/87 Landgericht Paderborn von der Beklagten auf Zahlung von Werklohn aus der Erstellung des Hauses in Anspruch genommen. In diesem Rechtsstreit wurde er durch die Rechtsanw&#228;lte Dres. xxx vertreten. Die Parteien des dortigen Rechtsstreits haben sich au&#223;ergerichtlich unter dem 05.09.1988 geeinigt, da&#223; der Bauherr xxx zur Erledigung aller Forderungen, die in dem dortigen Rechtsstreit geltend gemacht worden waren, an die Beklagte einen Betrag von 22.500,00 DM zahlt. Daraufhin ist das erw&#228;hnte Verfahren nicht weiter betrieben worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Rechtsstreit klagt die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Beklagten eine Restforderung aus drei Abschlagsrechnungen und einer weiteren Rechnung des Bauvorhabens ein. Sie wurde zun&#228;chst von den Rechtsanw&#228;lten xxx pp. vertreten. Das Landgericht hat durch Beschlu&#223; vom 28.10.1987 die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin auf Bedenken gegen ihr T&#228;tigwerden aus &#167; 45 Ziff. 2 BRAO hingewiesen. Wegen des Inhalts dieses Beschlusses wird auf Blatt 114, 115 der Akten verwiesen. Daraufhin haben die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin ihr Mandat niedergelegt. Die Vertretung der Kl&#228;gerin wurde von den Rechtsanw&#228;lten xxx &#252;bernommen. Diese reichten eine neue, von Rechtsanwalt xxx unterzeichnete Klageschrift bei Gericht ein. Diese wurde zugestellt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Auffassung vertreten, der von ihr geltend gemachte Anspruch sei f&#228;llig, da eine Abnahme stattgefunden habe. Die ihr zustehende Restforderung sei von ihr zutreffend berechnet worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 12.155,74 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 29.05.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Abnahme des Werks, Leistungsumfang und Berechnung bestritten. Sie hat geltend gemacht, ihr seien Nachl&#228;sse und Skonti zugesagt worden. Sie hat die Einrede des nicht erf&#252;llten Vertrages sowie Minderung unter Berufung auf M&#228;ngel vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Es hat die Auffassung vertreten, die Klage sei unzul&#228;ssig. Die Rechtsanw&#228;lte xxx h&#228;tten gegen&#252;ber &#167; 45 Ziff. 2 BRAO versto&#223;en, weil sie eine andere Partei in derselben Rechtssache bereits in entgegengesetztem Interesse beraten oder vertreten h&#228;tten. Dieser Mangel sei nicht durch die Mandats&#252;bernahme und neue Klageerhebung durch die Rechtsanw&#228;lte xxx geheilt worden. Rechtsanwalt xxx habe die neue Klage aus dem B&#252;ro der Rechtsanw&#228;lte xxx pp. erhalten; durch seine Unterzeichnung und Klageerhebung habe er "praktisch Beihilfe" zum Versto&#223; der Rechtsanw&#228;lte xxx pp. begangen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Kl&#228;gerin mit der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vertritt die Auffassung, da&#223; bereits nicht die urspr&#252;nglichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten durch ihre T&#228;tigkeit f&#252;r sie &#167; 45 Ziff. 2 BRAO verletzt h&#228;tten. Jedenfalls habe die m&#246;gliche Nichtigkeit des Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB wegen Verletzung von &#167; 45 BRAO nicht zur Unwirksamkeit der Proze&#223;vollmacht gef&#252;hrt; auf jeden Fall aber sei die Klageerhebung und die Vertretung durch die Rechtsanw&#228;lte xxx von diesem Mangel nicht erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">in Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils dieses aufzuheben und den Rechtsstreit an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte auf Zahlung von 12.155,74 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 29.05.1987 zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, die Klage sei nicht schl&#252;ssig, da die Kl&#228;gerin aus Abschlagsrechnungen vorgehe, aber gleichzeitig behaupte, die Abnahme sei erfolgt. Die Kl&#228;gerin m&#252;sse nunmehr die Schlu&#223;rechnung erteilen. Im &#252;brigen wiederholt die Beklagte ihren erstinstanzlichen Vortrag.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, sie k&#246;nne aus den Abschlagsrechnungen klagen, da die Beklagte bisher eine Abnahme verweigert habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht hat das Landgericht die Klage als unzul&#228;ssig abgewiesen. Der Senat hat gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 Ziff. 2 ZPO das Urteil aufgehoben und die Sache an das Landgericht zur weiteren Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Berufungsinstanz, zur&#252;ckverwiesen. Eine eigene Sachentscheidung des Senats im Sinne des &#167; 540 ZPO erscheint nicht sachdienlich.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Rechtsauffassung des Landgerichts ist die Klage zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dabei kann dahinstehen, ob die tatbestandlichen Voraussetzungen des &#167; 45 Ziff. 2 BRAO hinsichtlich der T&#228;tigkeit der Dres. xxx pp. f&#252;r die Kl&#228;gerin und den Bauherren xxx gegen&#252;ber der Beklagten vorliegen. Selbst wenn man n&#228;mlich trotz unterschiedlicher Vertragsbeziehungen der genannten Personen den Begriff "dieselbe Rechtssache" bejaht und dar&#252;ber hinaus &#167; 134 BGB die Unwirksamkeit des zugrundeliegenden Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages herbeif&#252;hren l&#228;&#223;t (OLG K&#246;ln AnwBl. 1980, 70), f&#252;hrt die Anwendung von &#167; 45 Ziff. 2 BRAO aus mehreren Erw&#228;gungen nicht zur Unzul&#228;ssigkeit der Klage:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Wirksamkeit der Proze&#223;vollmacht des Anwalts wird durch die Nichtigkeit des zugrundeliegenden Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages n&#228;mlich nicht ber&#252;hrt (Stein/Jonas/Leipold, ZPO, 20. Aufl., &#167; 80 Rdnr. 2; OLG K&#246;ln MDR 1974, 310; Urteil des 8. Senats des Oberlandesgerichts Hamm vom 17.10.1988 - 8 U 58/88 -, vgl. auch Baumbach/Lauterbach/Hartmann, ZPO, 47. Aufl. &#167; 79 Anm. 1 zur vergleichbaren Rechtslage bei Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsmi&#223;brauchsgesetz; a.A. OLG Hamm, Urteil des 5. Senats vom 21.09.1987 - 5 U 48/87). Einen gegenteiligen Schlu&#223; enth&#228;lt auch die Entscheidung des Oberlandesgerichts K&#246;ln (AnwBl 1980, 70) nicht. Die sich lediglich &#252;ber die Unwirksamkeit des Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages verh&#228;lt. Deren Erstreckung auf die Proze&#223;vollmacht widerstreitet das Abstraktionsprinzip, welches jedenfalls f&#252;r die Proze&#223;vollmacht uneingeschr&#228;nkt gilt. Der Gesetzgeber hat mit gutem Grund ein &#220;bergreifen der Nichtigkeit des zugrundeliegenden materiellen Rechtsverh&#228;ltnisses auf die Proze&#223;vollmacht nicht vorgesehen. Das Interesse der Rechtsordnung an der Rechtsbest&#228;ndigkeit von Proze&#223;handlungen ist vorrangig zu bewerten. Das Verfahrensrecht ist dringend darauf angewiesen, da&#223; die im Verlauf des Rechtsstreits von den Parteien und ihren Vertretern vor Gericht abgegebenen Erkl&#228;rungen und die von ihnen vorgenommenen Proze&#223;handlungen grunds&#228;tzlich ihre Geltung behalten, so da&#223; sich der Proze&#223;gegner auf sie und ihre Rechtsbest&#228;ndigkeit verlassen kann. Dieses sichert das Abstraktionsprinzip. M&#246;gliche Fehler des Grundgesch&#228;ftes schlagen deshalb auf die Proze&#223;vollmacht nicht durch; diese ist vielmehr erst dann unwirksam, wenn dieses ausdr&#252;cklich aus den Regeln der ZPO hervorgeht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Umkehrschlu&#223;, weil ein &#167; 155 Abs. 5 BRAO entsprechender Passus in &#167; 45 Ziff. 2 BRAO fehle, m&#252;sse in F&#228;llen der vorliegenden Art von einer Nichtigkeit von Rechtshandlungen des Rechtsanwalts auch im Verfahrensrecht ausgegangen werden, hie&#223;e, das Rangverh&#228;ltnisses beider Normen zu mi&#223;achten. &#220;berzeugend ist allein der folgende Erst-recht-Schlu&#223;: Wenn schon &#167; 155 Abs. 5 BRAO bei der viel st&#228;rkeren Sanktion des Berufs- und Vertretungsverbots eine Wirksamkeit der Proze&#223;handluangen anerkennt, mu&#223; dieses erst recht f&#252;r &#167; 45 Ziff. 2 BRAO, der lediglich das T&#228;tigwerden des Rechtsanwalts in Einzelf&#228;llen betrifft, gelten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus ist f&#252;r ein Eingreifen von &#167; 45 Ziff. 2 BRAO nach Ausscheiden der Soziet&#228;t xxx aus dem Mandatsverh&#228;ltnis mit der Kl&#228;gerin kein Raum mehr. Der bisherige Proze&#223;bevollm&#228;chtigte hatte sein Mandat gem&#228;&#223; &#167; 87 ZPO wirksam niedergelegt; der neue hatte es &#252;bernommen und eine neue Klageschrift eingereicht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Mit der Argumentation, die Rechtsanw&#228;lte xxx h&#228;tten zur Fortsetzung des Parteiverrats der Rechtsanw&#228;lte xxx pp. durch Unterzeichnung deren Schriftsatzes "praktisch Beihilfe" geleistet, kann die Anwendung von &#167; 45 Ziff. 2 BRAO nicht begr&#252;ndet werden: Gem&#228;&#223; den vom BGH NJW 1989, 394 betonten Grunds&#228;tzen kommt es nicht darauf an, wer Urheber eines anwaltlichen Schriftsatzes ist, sondern allein, wer ihn unterzeichnet hat. Dadurch &#252;bernimmt der Anwalt die volle Verantwortung f&#252;r den Inhalt des Schriftsatzes. Demzufolge ist somit allein darauf abzustellen, ob Rechtsanwalt xxx die Merkmale des &#167; 45 Ziff. 2 BRAO erf&#252;llt, nicht, ob dieses auf den Urheber des Schriftsatzes zutrifft und Rechtsanwalt xxx "Beihilfe leistet". Auf Rechtsanwalt xxx trifft jedoch die in &#167; 45 Ziff. 2 BRAO festgehaltene Interessenkollision unstreitig nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der vorliegende Fall weist auch nicht Besonderheiten auf, in denen die Rechtsprechung eine Ausnahme von der Ma&#223;geblichkeit der Unterschrift anerkennt: Rechtsanwalt xxx hat weder seine Verantwortlichkeit f&#252;r den Schriftsatz abgelehnt - im Gegenteil: noch in der m&#252;ndlichen Verhandlung hat er angegeben, Satz f&#252;r Satz selbst gepr&#252;ft zu haben - noch lassen Form und Inhalt des sorgf&#228;ltig erstellten und mit umfangreichen Anlagen versehen Schriftsatzes das Fehlen einer eigenverantwortlichen &#220;berpr&#252;fung erkennen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Eine eigene Entscheidung des Rechtsstreits durch den Senat ist nicht sachdienlich; die Sache ist nicht entscheidungsreif.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dem Vortrag der Kl&#228;gerin in der Berufungsinstanz ist zu entnehmen, da&#223; die Beklagte eine Abnahme verweigert hat. Wenn die Kl&#228;gerin aber eine Abnahme nicht mehr behauptet, bleibt ihre Klage auf Abschlagszahlung schl&#252;ssig. In diesem Fall ist aufzukl&#228;ren, ob Nachl&#228;sse und Abz&#252;ge vereinbart sind. Hierzu sind Zeugen zu vernehmen. Gegebenenfalls durch Einschaltung eines Sachverst&#228;ndigen ist abzukl&#228;ren, ob M&#228;ngel vorliegen und zur Zur&#252;ckbehaltung gegen&#252;ber der Abschlagsforderung berechtigen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Will die Kl&#228;gerin allerdings weiter eine Abnahme behaupten, ist sie darauf hinzuweisen, da&#223; sie eine Schlu&#223;rechnung erstellen und daraus klagen mu&#223;. Sie hat allerdings, folgt man Werner/Pastor (der Bauproze&#223;, 5. Aufl. Rdnr. 873) die M&#246;glichkeit, die bisherige Abschlagszahlung, gegebenenfalls hilfsweise vorgetragen, als "Teilklage" zu bewerten.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Durch dieses Urteil ist die Beklagte in H&#246;he von 12.155,74 DM beschwert.</p>
315,270
olgk-1989-02-20-2-w-25788
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 257/88
"1989-02-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:07"
"2022-10-18T15:08:43"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:0220.2W257.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Auf die sofortige weitere Beschwerde des Schuldners vom 1. Dezember 1988 wird der Beschlu&#223; der l0. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 4. November 1988 - 10 T 214/88 - ge&#228;ndert, soweit das Landgericht die Beschwerde des Schuldners gegen die Durchsuchungsanordnung des Amtsgerichts K&#246;ln vom 25. September 1987 - 281 N 10357/87 - zur&#252;ckgewiesen und &#252;ber die Kosten des Beschwerdeverfahrens entschieden hat. Auf die Beschwerde des Schuldners wird die Durchsuchungsanordnung vom 25. September 1987 insgesamt aufgehoben.</p> <p>II. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens vor dem Landgericht und des Verfahrens der weiteren Beschwerde vor dem Oberlandesgericht hat der Gl&#228;ubiger zu tragen.</p> <p>III. Auf seinen Antrag vom 12. Januar 1989 wird dem Schuldner f&#252;r das Verfahren der weiteren Beschwerde Proze&#223;kostenhilfe bewilligt. Zahlungen aus dem Verm&#246;gen oder Ratenzahlungen aus dem Einkommen auf die Verfahrenskosten der weiteren Beschwerde hat der Schuldner nicht zu leisten. Der Antrag des Schuldners auf Beiordnung eines Rechtsanwalts f&#252;r das Verfahren der weiteren Beschwerde wird abgelehnt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter dem 23. September 1987 hat das Finanzamt L namens des Gl&#228;ubigers bei dem Amtsgericht den Erla&#223; einer Durchsuchungsanordnung beantragt. Es hat ausgef&#252;hrt, da&#223; gegen den Schuldner vollstreckbare Anspr&#252;che aus dem Steuerschuldverh&#228;ltnis (&#167;&#167; 249 f. AO) von insgesamt 27.431,-- DM gegeben seien. Mit Anordnung vom 25. September 1987 - 281 M 10357/87</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die der Vollstreckungsrichter wie nachstehend wiedergegeben unterzeichnet hat,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><img width="168" height="2" src="2_W_257_88_Beschluss_19890220_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />Richter am Amtsgericht</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">(/</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">hat das Amtsgericht "aufgrund vollstreckbarer Anspr&#252;che aus dem Steuerschuldverh&#228;ltnis (&#167;&#167; 249 ff. AO) von insgesamt 27.431,-- DM gem&#228;&#223; &#167; 287 AO in Verbindung mit Art. 13 Abs. 2 GG die Durchsuchung der ... Wohnung bzw. Gesch&#228;ftsr&#228;ume und Beh&#228;ltnisse des Schuldners durch den Vollziehungsbeamten angeordnet und die &#214;ffnung verschlossener Haus- und Zimmert&#252;ren und Beh&#228;ltnisse gestattet". Das Amtsgericht hat ferner ausgesprochen, da&#223; diese Anordnung zugleich f&#252;r das Abholen der Pfandst&#252;cke gelte. Auf die am 16. August 1988 bei Gericht eingegangene Beschwerde des Schuldners gegen diese Anordnung hat das Landgericht K&#246;ln durch Beschlu&#223; vom 4. November 1988 - 10 T 214/88 - den Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 25. September 1987 unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Antrags des Gl&#228;ubigers vom 23. September 1987 teilweise dahin abge&#228;ndert, da&#223; die durch den Beschlu&#223; erfolgten Anordnungen und Gestattungen aufgrund vollstreckbarer Anspr&#252;che aus dem Steuerschuldverh&#228;ltnis von insgesamt 20.336,-- DM ergehen. Die weitergehende Beschwerde des Schuldners hat das Landgericht zur&#252;ckgewiesen. Es hat die Kosten des <img width="1" height="52" src="2_W_257_88_Beschluss_19890220_1.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />Verfahrens dem Gl&#228;ubiger zu 1/4 und dem Schuldner zu 3/4 auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen ihm am 18. November 1988 zugestellten Beschlu&#223; wendet sich der Schuldner mit der am 1. Dezember 1983 bei Gericht eingegangenen sofortigen weiteren Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Gl&#228;ubiger hat unter dem 23. September 1987 den Erla&#223; einer Durchsuchungsanordnung nach &#167; 287 Abs. 4 AO beantragt. Nach dieser Vorschrift ist f&#252;r die richterliche Anordnung einer Durchsuchung im Verfahren der Zwangsvollstreckung aus Verwaltungsakten der Finanzbeh&#246;rden wegen Geldforderungen das Amtsgericht zust&#228;ndig, in dessen Bezirk die Durchsuchung vorgenommen werden soll. Das Verfahren der Erteilung einer derartigen Durchsuchungsanordnung richtet sich nach den Vorschriften der Zivilproze&#223;ordnung, nicht nach denen der Finanzgerichtsordnung. Gegen die Entscheidung des Amtsgerichts nach &#167; 287 Abs. 4 AO ist daher der Rechtsmittelzug der Zivilproze&#223;ordnung er&#246;ffnet (vgl. KG NJW 1982, 2326; Klein/Orlopp, AO, 3. Auflage 1986, Anm. 6 zu &#167; 287; Z&#246;ller/St&#246;ber, ZPO, 15. Auflage 1987, Rdnr. 31 zu &#167; 759).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der sofortigen weiteren Beschwerde nach 3&#167; 568 Abs. 2, 577 Abs. 2, 793 ZPO sind gegeben. Das Rechtsmittel ist form- und fristgerecht eingelegt worden. Auch die Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzung des &#167; 568 Abs. 2 ZPO ist erf&#252;llt. Zwar stimmen die Vorentscheidungen, soweit der Schuldner durch den angefochtenen Beschlu&#223; des Landgerichts beschwert wird, im Ergebnis &#252;berein. Der Beschlu&#223; des Landgerichts beruht jedoch auf einem wesentlichen Verfahrensmangel, so da&#223; deshalb ein neuer selbst&#228;ndiger Beschwerdegrund gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat &#252;ber eine Durchsuchungsanordnung des Amtsgerichts befunden, die nicht existent geworden ist. Denn der Beschlu&#223; vom 25. September 1987 ist nicht unterschrieben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gerichtliche Beschl&#252;sse ohne Unterschrift sind nicht existent, sondern stellen lediglich Entw&#252;rfe dar (vgl. OLG D&#252;sseldorf, HDR 1980, 943; Senat, NJW 1988, 2805; Z&#246;ller/Vollkommer, a.a.O., Rdnr. 36 zu &#167; 329 m.w.N.). Das gilt auch f&#252;r paraphierte Beschl&#252;sse, da ein Handzeichen (Paraphe) die Unterschrift nicht ersetzt (vgl. BGHZ 76, 236, 241; Senat, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Durchsuchungsanordnung des Vollstreckungsrichters vom 25. September 1987 ist aber nur paraphiert. Dies ergibt sich aus einem Vergleich der oben eingeblendeten Unterzeichnung dieser Durchsuchungsanordnung mit der vollst&#228;ndigen Unterschrift des V011strackungsrichters, die dem Senat aus anderen Verfahren bekannt ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><img width="1" height="28" src="2_W_257_88_Beschluss_19890220_2.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />Denkbar ist, da&#223; der Richter die Durchsuchungsanordnung nicht paraphieren, sondern in der oben dargestellten Weise mit vollem Namenszug unterschreiben wollte, da&#223; er also neben seiner dem Senat bekannten vollst&#228;ndig ausgeschriebenen Unterschrift auch die oben dargestellte Art der Unterzeichnung als Unterschriftsleistung betrachtet. Dann fehlt es jedoch bei dieser Art der Unterzeichnung an den h&#246;chstrichterlich festgelegten Mindestanforderungen, die an eine derartige Unterschrift zu stellen sind. Eine Unterschrift mu&#223; zwar nicht lesbar sein. Erforderlich ist indes ein die Identit&#228;t des Unterschreibenden ausreichend kennzeichnender Schriftzug, der einen individuellen Charakter aufweist, wenigstens die Andeutung von Buchstaben enth&#228;lt und es einem Dritten, der den Namen des Unterzeichnenden kennt, erm&#246;glicht, diesen Namen aus dem Schriftbild noch herauszulesen (vgl. BGH NJW 1975, 1705, 1706; BGH VersR 1932, 492; BGH VersR 1983, 555; BGH VersR 1984, 142 und 873; BGH NJW 1987, 1333, 1334). Ob ein Schriftzeichen eine Unterschrift oder lediglich eine Paraphe darstellt, beurteilt sich nach dem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild (vgl. BGH VersR 1982, 492; BGH VersR 1987, 507).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Unterzeichnung der Durchsuchungsanordnung vom 25. September 1987 durch den Vollstreckungsrichter gen&#252;gt den vorstehend wiedergegebenen Anforderungen an eine Unterschrift nicht (vgl. auch die f&#252;r einen gleichgelagerten Fall vom Landgericht bereits mit einem Beschlu&#223; vom 3. November 1986 &#8211; l0 T 47/86 &#8209; ge&#228;u&#223;erten Bedenken). Sie l&#228;&#223;t auch nicht andeutungsweise erkennen, da&#223; es sich dabei um den Namen H handelt. Auch einzelne Buchstaben dieses Namens sind - von einer teilweisen Wiedergabe des ersten Buchstabens "H" abgesehen - nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die angefochtene Entscheidung des Landgerichts beruht auch auf dem Verfahrensmangel, da&#223; &#252;ber die Beschwerde gegen einen nicht existent gewordenen Beschlu&#223; entschieden worden ist. Dieser Mangel besteht im Zeitpunkt der Senatsentscheidung noch. Ein Nachholen einer Unterschrift mit R&#252;ckwirkung mag grunds&#228;tzlich m&#246;glich sein. Jedoch sind die f&#252;r Unterschriftsm&#228;ngel Bei&#160;&#160; verk&#252;ndeten&#160; Urteilen geltenden Grunds&#228;tze nicht ohne weiteres auf Beschl&#252;sse im schriftlichen Verfahren &#252;bertragbar. Fehlende Unterschriften unter verk&#252;ndeten Urteilen d&#252;rfen nachgeholt werden; eine geleistete Unterschrift unter einem verk&#252;ndeten Urteil durch einen Richter, der bei der Entscheidung nicht mitgewirkt hat (&#167; 315 Abs. 1 Satz 1 ZPO), darf gem&#228;&#223; &#167; 319 ZPO durch Nachholen der Unterschrift des beteiligten Richters berichtigt werden. Textlich darf jedoch das verk&#252;ndete Urteil nicht mehr ge&#228;ndert werden. Im Ausgangsfall ist der Vollstreckungsrichter jedoch rechtlich nicht gehindert, seinen nicht verk&#252;ndeten Durchsuchungsbeschlu&#223; auch inhaltlich abzu&#228;ndern, da es sich dabei lediglich um einen Entwurf handelt, der keine weitere Unterschrift tr&#228;gt. Dar&#252;ber hinaus erscheint es dem Senat auch grunds&#228;tzlich bedenklich, einer im Zeitpunkt der Einlegung zul&#228;ssigen Beschwerde nachtr&#228;glich durch Behebung richterlicher Vers&#228;umnisse die Zul&#228;ssigkeit zu nehmen, was zwangsl&#228;ufig zur Verwerfung des Rechtsmittels mit der Kostenfolge des &#167; 97 Abs. 1 ZPO f&#252;hren m&#252;&#223;te (vgl. Senat, NJW 1988, 2805).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist im Erkenntnisverfahren durch die Zulassungspflicht nach &#167; 546 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 ZPO gen&#246;tigt, die vom Bundesgerichtshof aufgestellten Grunds&#228;tze &#252;ber die Mindesterfordernisse einer anwaltlichen Unterschrift zu beachten. Diese Grunds&#228;tze gelten auch f&#252;r die von Justizorganen zu leistenden Unterschriften (vgl. BGHZ 76, 236, 241; BGH VersR 1983, 33; BGH MDB 1988, 218; OLG Oldenburg MDR 1988, 253). Das folgt schon daraus, da&#223; es sich um die Anwendung des &#167; 126 BGB im Proze&#223;recht handelt (vgl. dazu Soergel/Hefermehl, BGB, 12. Auflage 1988, Rdnr. 11 und 16 zu &#167; 126). Es ist daher unumg&#228;nglich, dieselben strengen Ma&#223;st&#228;be, die f&#252;r die Unterzeichnung vor allem von anwaltlich gefertigten Rechtsmittelschriften gelten, auch auf Richter und Rechtspfleger anzuwenden (vgl. Senat, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auch das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die weitere Beschwerde des Schuldners gegeben. Da&#223; die Durchsuchung seiner R&#228;ume inzwischen ausgef&#252;hrt ist, steht dem Rechtsschutzinteresse nicht entgegen: es w&#252;rde der Bedeutung des Grundrechtsschutzes nach Art. 13 Abs. 1 und 2 GG nicht entsprechen, wenn die Befugnis, Rechtsbehelfe einzulegen, mit Abschlu&#223; der Durchsuchung entfiele (vgl. BVerfGE 51, 97, <span style="text-decoration:underline">104 f.;</span> BFH BStBl. 1977, II, 183, 184; BFH BStBl. 1980, II, 658; KG NJW-RR 1987, 126; LG Koblenz, DGVZ 1982, 91; Baumbach/Lauterbach/ Hartmann, ZPO, 47. Auflage 1989, Anm. 5 zu &#167; 758; Huken, Verwaltungsvollstreckungsgesetz NW, 4. Auflage 1986, Anm. 10 d vor 14 m.w.N.; Z&#246;ller/St&#246;ber, a.a.O., Rdnr. 25 zu <em>&#167;</em> 287). Hinzu kommt, da&#223; die Auswirkungen der Durchsuchung (Pf&#228;ndung) &#252;ber ihre Ausf&#252;hrung hinaus fortdauern.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde ist auch begr&#252;ndet. Dies ergibt sich aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen zur Zul&#228;ssigkeit. Der Senat kann auch nicht aus anderen Gr&#252;nden (Gedanke des &#167; 563 ZPO) zur Sache entscheiden, da keine existente Durchsuchungsanordnung das Amtsgerichts besteht, die Gegenstand einer sachlichen &#220;berpr&#252;fung sein k&#246;nnte. Da indes dem Gl&#228;ubiger eine Ausfertigung der nicht existent gewordenen Durchsuchungsanordnung erteilt worden ist und somit der Schein einer wirksamen Anordnung besteht, ist es geboten, die Anordnung - wie in der Beschlu&#223;formel geschehen - aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat bemerkt daher nur erg&#228;nzend, da&#223; auch das Verfahren des Amtsgerichts im &#252;brigen Bedenken begegnet. Das Amtsgericht hat &#252;ber den Antrag auf Erla&#223; der Durchsuchungsanordnung vom 23. September 1987 bereits am 25. September 1987 befunden, ohne den Schuldner vorher zu diesem Antrag anzuh&#246;ren. Nach der die Gerichte bindenden (&#167; 31 Abs. 1 BVerfGG) Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (vgl. BVerfG NJU 1981, 2111, <span style="text-decoration:underline">2112)</span> gebietet Art. 103 Abs. 1 grunds&#228;tzlich die Anh&#246;rung des Vollstreckungsschuldners&#160; v o r&#160;&#160; Erla&#223; der Durchsuchungsanordnung. Da das rechtliche Geh&#246;r dem Betroffenen Gelegenheit geben soll, auf eine bevorstehende gerichtliche Entscheidung Einflu&#223; zu nehmen, ist in Regelfall nur eine vorherige Anordnung sinnvoll. Zwar kann die Sicherung gef&#228;hrdeter Interessen des Gl&#228;ubigers in besonderen Verfahrenslagen einen sofortigen Zugriff notwendig machen, der die vorherige Anh&#246;rung ausschlie&#223;t. In solchen F&#228;llen ist eine Verweisung des Betroffenen auf nachtr&#228;gliche Anh&#246;rung mit dem Grundgesetz vereinbar. Die Entscheidung dar&#252;ber, ob aus solchem Grunde von der vorherigen Anh&#246;rung des Vollstreckungsschuldners abgesehen werden kann, steht zwar im pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen des mit der Entscheidung &#252;ber die Durchsuchungsanordnung befa&#223;ten Richters im jeweiligen Einzelfall (vgl. BVerfG, a.a.O.). Dieser Ermessensentscheidung bedarf indes sorgf&#228;ltiger Pr&#252;fung. Da die Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs auch vor Erla&#223; einer Durchsuchungsanordnung im Regelfall geboten ist, bedarf das Absehen von der Regel der Begr&#252;ndung. Dabei gen&#252;gt die allgemeine Erw&#228;gung, da&#223; Interessen des Gl&#228;ubigers an alsbaldiger Durchsetzung des Vollstreckungstitels bestehen k&#246;nnten oder die abstrakte Gefahr der Vollstreckungsvereitelung nach der zitierten Rechtsprechung nicht, um von vorheriger Anh&#246;rung des Schuldners abzusehen. Im Streitfall hat der Gl&#228;ubiger Gr&#252;nde, die einer Anh&#246;rung des Schuldners vor der Entscheidung &#252;ber die Durchsuchungsanordnung h&#228;tten entgegenstehen k&#246;nnen, nicht dargetan. Solche Gr&#252;nde waren auch nicht sonst ersichtlich, zumal der Antrag auf Erla&#223; der Durchsuchungsanordnung allein darauf gest&#252;tzt war, da&#223; der Schuldner von dem Vollziehungsbeamten wiederholt nicht angetroffen worden sei. Gr&#252;nde, weshalb das Amtsgericht von der vorherigen Anh&#246;rung des Schuldners abgesehen hat, l&#228;&#223;t die Entscheidung vom 25. September 1987 nicht erkennen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Da die weitere Beschwerde des Schuldners begr&#252;ndet ist, bedurfte es keiner weiteren Verl&#228;ngerung der ihm gew&#228;hrten Frist zur Begr&#252;ndung seines Rechtsmittels.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r die vom Schuldner beantragte Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r das Verfahren der weiteren Beschwerde liegen vor. Seinen Antrag auf Beiordnung eines Rechtsanwalts lehnt der Senat ab, weil die Vertretung des Schuldners im Beschwerdeverfahren durch einen Rechtsanwalt weder gesetzlich vorgeschrieben, noch aus sonstigem Grund erforderlich ist (&#167; 121 Abs. 1, Abs. 2, &#167; 78 Abs. 3, &#167; 559 Abs. 2 ZPO).</p>
315,271
lg-bonn-1989-02-17-4-s-15788
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 157/88
"1989-02-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:08"
"2022-10-18T15:08:41"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1989:0217.4S157.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Zur&#252;ckweisung der weitergehenden Berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil des Amtsgerichts Euskirchen vom 02.08.1988 &#8211; 21 C 305/87- teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.700,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 7.7.1987 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits (beider Instanzen) tragen der Kl&#228;ger 55 % und der Beklagte 45 %.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des&#160;&#160; Tatbestandes&#160;&#160; wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der zul&#228;ssigen, insbesondere form- und fristgerecht eingelegten Berufung konnte ein Teilerfolg nicht versagt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann nach &#167; 463 BGB von dem Beklagten Zahlung von 1.700,-- DM verlangen, weil dieser ihn sowohl &#252;ber den Zeitraum des fr&#252;heren Betriebes des verkauften PKW G-H als auch &#252;ber dessen vormalige Benutzung als Testwagen bei der Firma G arglistig get&#228;uscht hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In beiden F&#228;llen handelt es sich um M&#228;ngel des Fahrzeuges im Sinne des &#167; 459 BGB. Zum einen gingen die Vorstellungen des Kl&#228;gers bei Vertragsabschluss aufgrund der Angabe des Erstzulassungsdatums 13.2.1986 dahin, da&#223; der Wagen kurz vorher allenfalls zum Zwecke der &#220;berf&#252;hrung vom Herstellerwerk gefahren worden war. Tats&#228;chlich war er jedoch unstreitig schon Anfang Februar 1985 in Betrieb genommen worden und wies zum Zeitpunkt der Erstzulassung ausweislich des zwischen der Firma G und dem Beklagten geschlossenen Kaufvertrages vom 7.2.1986 bereits einen Kilometerstand von 11.227 km auf. Die somit um mindestens ein Jahr verl&#228;ngerte Nutzungsdauer und die dadurch verursachten Verschlei&#223;erscheinungen bedingen zwangsl&#228;ufig eine nicht nur unerhebliche Beeintr&#228;chtigung der allgemeinen Wertsch&#228;tzung. Dar&#252;ber hinaus war der PKW bei der Firma G zumindest zum Test eines neuartigen Getriebes eingesetzt worden, das vor dem Verkauf an den Beklagten durch das serienm&#228;&#223;ige Getriebe ersetzt wurde. Es mag zwar zutreffen, da&#223; die Firma G w&#228;hrend der Testzeit keine besonders verschlei&#223;-und erm&#252;dungsintensiven Untersuchungen angestellt hat, wie der Beklagte behauptet. Gleichwohl haftete dem Wagen allein aufgrund der blo&#223;en l&#228;ngeren Benutzung als Testfahrzeug ein zus&#228;tzlicher Mangel an. Denn die atypische, nach der allgemeinen Lebenserfahrung ein Fahrzeug mehr als gew&#246;hnlich strapazierende Art der Vorbenutzung als Testobjekt wirkt sich &#228;hnlich wie etwa bei einem Fahrschulwagen ( vgl. OLG N&#252;rnberg MDR 1985,672) wesentlich auf seine Bewertung durch den Markt aus. Dieser sch&#228;tzt ein Testfahrzeug schon wegen der M&#246;glichkeit &#252;berm&#228;&#223;iger Beanspruchung wertm&#228;&#223;ig deutlich geringer ein als ein Fahrzeug, das von privater Hand normal benutzt worden ist. Die Kammer schlie&#223;t sich insoweit im Gegensatz zum Amtsgericht der Entscheidung des OLG K&#246;ln vom 31.10.1985 - 12 U 55/ 85- an und sieht sich hierin durch den Sachverst&#228;ndigen C best&#228;rkt, der ausgef&#252;hrt hat, da&#223; allein schon die vormalige Benutzung eines Fahrzeuges als Dienstwagen nach der Marktbewertung regelm&#228;&#223;ig zu einem Preisabschlag von ca. 1o % f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch die weiteren Voraussetzungen des &#167; 463 BGB sind erf&#252;llt. Der Beklagte hat die beiden M&#228;ngel des Fahrzeuges bei Vertragsabschluss nicht lediglich verschwiegen, weshalb es nicht darauf ankommt, ob ihn insoweit eine Aufkl&#228;rungspflicht traf. Er hat den Kl&#228;ger vielmehr durch sein Handeln bewusst &#252;ber die M&#228;ngel get&#228;uscht. Soweit es die l&#228;ngere Dauer der Vorbenutzung des Wagens angeht, ergibt sich dies schon aus der Angabe des Erstzulassungsdatums im Kaufvertrag. Diese Erkl&#228;rung konnte ohne zus&#228;tzliche Erl&#228;uterung vom Kl&#228;ger nur dahin verstanden werden, da&#223; der PKW erst kurz vorher -wie &#252;blich- zum Zwecke der &#220;berf&#252;hrung vom Herstellerwerk in Betrieb genommen worden sei. Ferner steht nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme fest, da&#223; der Beklagte auf ausdr&#252;ckliches Befragen der Ehefrau des Kl&#228;gers versichert hat, da&#223; es sich nicht um einen Testwagen handele, obwohl ihm die Art der Vorbenutzung zugegebenerma&#223;en bekannt war. Die Zeugin A hat sowohl vor dem Amtsgericht als auch bei ihrer erneuten Vernehmung vor der Kammer bekundet, als fr&#252;herer Sekret&#228;rin eines mit dem Vorserienbau befassten Mitarbeiters der Firma G seien ihr bei der Besichtigung des Fahrzeuges die andersartigen Blinker aufgefallen. Sie habe deshalb den Beklagten gefragt, ob der Wagen aus dem Vorserienbau stamme, was dieser verneint habe. Die Kammer hat keinen Anlass, den Wahrheitsgehalt dieser Aussage in Zweifel zu ziehen. Die Zeugin hat einen glaubw&#252;rdigen Eindruck hinterlassen. F&#252;r die Richtigkeit ihrer Aussage spricht zudem, da&#223; sie die weitere Behauptung ihres Ehemannes, der Beklagte habe ihm zugesichert, f&#252;r den Wagen bestehe noch eine zweimonatige Herstellergarantie, nicht best&#228;tigt hat. Im &#252;brigen ist bei den Kaufverhandlungen unstreitig &#252;ber den Vorserienbau bei der Firma G gesprochen worden. Wenn der Zeugin aber, wie ferner unstreitig ist, Abweichungen des Wagens gegen&#252;ber der Normalaustattung aufgefallen sind und sie &#252;ber gewisse Erfahrungen im Vorserienbau verf&#252;gte, dann dr&#228;ngt es sich geradezu auf, dass sie nach der fr&#252;heren Benutzung des Fahrzeuges gefragt und der Beklagte ihr hierauf eine eindeutige Antwort gegeben hat.- Da der Beklagte nach &#220;berzeugung der Kammer auch wusste, dass Art und Dauer der Vorbenutzung des PKWs zumindest f&#252;r die Preisvorstellungen des Kl&#228;gers von ma&#223;geblicher Bedeutung waren, handelte er arglistig. Im Hinblick darauf kann die von ihm erhobene Verj&#228;hrungseinrede nicht durchgreifen (&#167; 477 BGB).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der somit dem Grunde nach bestehende Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers ist auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 460 BGB ausgeschlossen. Dem Beklagten ist n&#228;mlich nicht der ihm obliegende Beweis gelungen, da&#223; der Kl&#228;ger die Art der Vorbenutzung des Wagens vermittels des Wissens seiner Ehefrau positiv gekannt hat. Die zum Beweis dieser Tatsache benannte Zeugin A hat vielmehr im Gegenteil bekundet, der Beklagte habe ihre diesbez&#252;glichen Verdachtsgr&#252;nde zerstreut. Aufgrund der Fahrgestellnummer des Wagens sei sie nicht auf den Gedanken gekommen, da&#223; er im Bereich des Vorserienbaues eingesetzt worden sein k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 463 BGB kann der Kl&#228;ger als sog. kleinen Schadensersatz Ersatz des Wertunterschiedes zwischen mangelfreier und mangelhafter Sache verlangen. Der Sachverst&#228;ndige C hat hierzu nachvollziehbar und von den Parteien unbeanstandet ausgef&#252;hrt, der Marktwert des PKWs habe unter Ber&#252;cksichtigung der Sonderausstattung zum Zeitpunkt des Verkaufs an den Kl&#228;ger bei 17.600, -- DM gelegen. Unter Zugrundelegung des Kaufpreises von 19.300,-- DM, den der Kl&#228;ger als wert, der mangelfreien Sache ansetzt, ergibt sich ein vom Beklagten zu erstattender Minderwert von 1.700,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Fristsetzung zur Zahlung bis zum 6.7.1987 befand sich der Beklagte seit dem 07.07.1987 mit der Zahlung im Verzuge, weshalb der Kl&#228;ger seit diesem Zeitpunkt gem&#228;&#223; &#167; 288 BGB 4 % Zinsen auf die Hauptforderung beanspruchen kann.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht, auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswerts 3.800,-- DM.</p>
315,272
ag-neuss-1989-02-17-8136-c-32888
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
81/36 C 328/88
"1989-02-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:10"
"2022-10-18T15:08:41"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1989:0217.81.36C328.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden verurteilt, den &#220;berhang der auf ihrem Grundst&#252;ck stehenden 13 Fichten zum Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger seitlich zur Grundst&#252;cksgrenze zu beschneiden.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Den Kl&#228;gern wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 100,00 DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagten vorher in gleicher H&#246;he Sicherheit leisten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind benachbarte Grundst&#252;ckseigent&#252;mer. Die Beklagten haben das Grundst&#252;ck ... 1983 von den Voreigent&#252;mern ... gekauft. Diese pflanzten im Winter 1973/74 in einem Abstand von ca. 33 cm zur Grundst&#252;cksgrenze der Kl&#228;ger 13 Fichten, die 1974 ca. 1 m hoch waren und inzwischen eine H&#246;he von ca. 6 m erreicht haben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage begehren die Kl&#228;ger von den Beklagten die Entfernung bzw. die h&#246;hen- und seitenm&#228;&#223;ige Beschneidung der Fichten. Sie tragen vor, die Fichten seien zun&#228;chst als Hecke einzuordnen gewesen. Infolge des Wachstums seien die Fichten 1984 von einer Hecke wieder zu einer Baumreihe geworden. Die Fichten n&#228;hmen dem Ziergarten der Kl&#228;ger die Sonne und auch eine Freizeitgestaltung im Garten sei unter Sonnengesichtspunkten nur noch &#228;u&#223;erst beschr&#228;nkt gegeben. Mit dem Voreigent&#252;mer sei vereinbart worden, dass dieser f&#252;r den Fall, dass die Reihe die Kl&#228;ger st&#246;ren w&#252;rde, die Baumreihe bzw. Hecke entweder beschneide oder g&#228;nzlich entferne.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, die auf ihrem Grundst&#252;ck in einem Abstand zur Grundst&#252;cksgrenze von 0,33 m &#8211; Baumstammmitte &#8211; zum Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger stehenden 13 Fichten zu entfernen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, die auf ihrem Grundst&#252;ck aus 13 Fichten in einem Abstand zur Grundst&#252;cksgrenze des Grundst&#252;ckes der Kl&#228;ger von 0,33 m bestehende Fichtenhecke auf eine H&#246;he von 2 m sowie seitlich zur Grundst&#252;cksgrenze zu beschneiden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten erkennen den Hilfsantrag der Kl&#228;ger bez&#252;glich der Beseitigung des &#220;berhanges an und beantragen im &#252;brigen, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) bestreitet das Vorbringen der Kl&#228;ger. Er tr&#228;gt vor, die Fichten seien seit der Anpflanzung weder beschnitten, noch versetzt worden. Die Ausschlussfrist des &#167; 47 NachbarrechtsG NW sei abgelaufen. Die Beklagte zu 2) hat nicht ausdr&#252;cklich Stellung bezogen, sie m&#246;chte in keinem Fall mit Kosten belastet werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten den Hilfsantrag der Kl&#228;ger teilweise anerkannt haben, beruht die Entscheidung auf &#167;&#167; 301, 307 ZPO. Die weitergehende Klage ist nicht begr&#252;ndet. Ein Anspruch der Kl&#228;ger gegen die Beklagten, die notwendige Streitgenossen sind, auf Entfernung bzw. Beschneidung der 13 Fichten ist zwar gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1004 Abs. 1 BGB i.V.m. &#167;&#167; 41 Abs. 1, Nr. 1a, 42a+b, 50 NachbG NW entstanden. Er ist jedoch nach &#167; 47 NachbG NW ausgeschlossen, da die Kl&#228;ger nicht binnen 6 Jahren nach dem Anpflanzen der Fichten Klage auf Beseitigung bzw. Beschneidung erhoben haben. Die Ausschlussfrist des &#167; 47 NachbG ist sp&#228;testens 1981 abgelaufen, denn die Fichten sind unstreitig bereits im Winter 1973/74 gepflanzt worden und hatten 1974 eine H&#246;he von ca. 1 m. Auf einen erst 1984 eingetretenen nachbarrechtswidrigen Zustand k&#246;nnen die Kl&#228;ger sich bereits deshalb nicht berufen, weil der nachbarrechtswidrige Zustand bereits im Zeitpunkt der Anpflanzung bestanden hat, unabh&#228;ngig davon, ob es sich bei den Fichten um stark wachsende B&#228;ume i.S. von &#167; 41 Abs. 1 Nr. 1a NachbG NW oder um eine Hecke i.S. von &#167; 42 a oder b NachbG NW handelt bzw. handeln sollte. Nach der auch von den Kl&#228;gern zitierten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (MDR 1978, S. 565 = AgraR 1978, S. 131), kommt die Bestimmung des &#167; 47 NachbG NW nur dann nicht zur Anwendung, wenn der nachbarrechtswidrige Zustand nicht bereits bei Anpflanzung gegeben war, sondern erst sp&#228;ter infolge Ver&#228;nderung des Wachstums eingetreten ist. Lag ein den Vorschriften des Nachbarrechtsgesetztes widersprechender Grenzabstand aber bereits im Zeitpunkt der Anpflanzung vor, so gilt &#167; 47 NachbG NW uneingeschr&#228;nkt mit der Folge, dass die Beseitigungsanspr&#252;che des Grundst&#252;cksnachbarn mit Ablauf der 6-Jahresfrist erl&#246;schen. In der Entscheidung des Bundesgerichtshofes vom 18.11.1977 (a.a.O.) hei&#223;t es hierzu ausdr&#252;cklich: "Diese Bestimmung gilt f&#252;r eine Anpflanzung, die nach der Pflanzensorte und der Pflanzweise (Reihe, Abstand zwischen den Einzelpflanzen) zu einer Hecke gezogen werden kann, nur dann, wenn bereits im Zeitpunkt des Anpflanzens feststeht, dass sie nicht zur Hecke gezogen werden soll oder dass sie den f&#252;r Hecken vorgeschriebenen Grenzabstand nicht einh&#228;lt oder im Laufe ihrer Entwicklung nicht wird einhalten k&#246;nnen."</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Handelte es sich bei den Fichten von Anfang an nicht um eine Hecke, sondern um stark wachsende B&#228;ume, so folgt der nachbarrechtswidrige Zustand unmittelbar aus dem Gesetz, dann bereits bei Anpflanzung war der in &#167; 41 Abs. 1 Nr. 1 a NachbG NW vorgeschriebene Abstand von 4 m nicht eingehalten, so dass das nachtr&#228;gliche Wachstum der Fichten an diesem bereits bestehenden rechtswidrigen Zustand nichts &#228;ndern konnte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Handelte es sich dagegen urspr&#252;nglich um eine Hecke so gilt nichts anderes. Die Fichten entsprachen n&#228;mlich bereits bei ihrer Anpflanzung nicht einmal dem in &#167; 42 a NachbG NW f&#252;r eine Hecke von 2m H&#246;he vorgesehenen Mindestabstand von 50 cm, denn unstreitig wurden die Fichten in einem Abstand von 33 cm zur Grenze gepflanzt. An diesem nachbarrechtswidrigen Zustand konnte sich durch das sp&#228;tere Wachstum der Fichten nichts mehr &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen m&#252;ssen die Fichten bereits 1981 eine H&#246;he von mindestens ca. 3,10 m aufgewiesen haben, denn Fichten haben in den ersten 7 Jahren ein durchschnittliches H&#246;henwachstum von 30 bis 50 cm pro Jahr (OLG D&#252;sseldorf, 9 U 57/84, Urteil vom 13.06.1984), so dass sp&#228;testens seit dieser Zeit ein nachbarrechtswidriger Zustand wegen Nichteinhaltung des Grenzabstandes gem&#228;&#223; &#167; 42 a + b NachbG NW bestanden hat. Da die Klage erst im Jahre 1988 anh&#228;ngig gemacht worden ist, ist die 6-Jahresfrist des &#167; 47 NachbG NW auch bei dieser Sachlage verstrichen. Weitergehende Rechtsgrundlagen sind nicht ersichtlich. Auch die Entziehung von Licht und Luft durch B&#228;ume auf dem Nachbargrundst&#252;ck ist nach dem BGB grunds&#228;tzlich nicht abwehrbar, weil es sich um sog. negative Einwirkungen handelt (BGH NJW 1975, 170), es sei denn, die Aus&#252;bung des Herrschaftsrechtes w&#228;re missbr&#228;uchlich, so dass sich aus dem nachbarrechtlichen Gemeinschaftsverh&#228;ltnis (&#167; 242 BGB) ein Abwehranspruch gegen eine Sch&#228;digung ergibt. Ein solches missbr&#228;uchliches Verhalten der Beklagten ist nicht zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;ger vertragliche Anspr&#252;che auf Beseitigung bzw. Beschneidung behaupten, ist zum einen nicht zu erkennen, aus welchen Rechtsgr&#252;nden die Beklagten als Erwerber des Grundst&#252;cks an eine solche nicht dinglich gesicherte Vereinbarung gebunden w&#228;ren, im &#252;brigen fehlt es bereits an einer nachvollziehbaren Darlegung der Kl&#228;ger, wann und bei welcher Gelegenheit eine solche Vereinbarung mit dem Voreigent&#252;mer zustande gekommen sein soll. Jedenfalls w&#228;re ein Beseitigungs- bzw. Beschneidungsanspruch der Kl&#228;ger gem. &#167; 242 BGB verwirkt, denn nach dem gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden und unstreitig anzusehenden Sachvortrag der Beklagten, sind die Fichten seit ihrer Anpflanzung weder seitlich noch h&#246;henm&#228;&#223;ig beschnitten worden. Haben die Kl&#228;ger danach aber das unbegrenzte Wachstum der Fichten &#252;ber mehr als 10 Jahre bis zum Eigentums&#252;bergang auf die Beklagten geduldet, so sind sie gem&#228;&#223; &#167; 242 BGB auch f&#252;r die Zukunft hieran gebunden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Schriftsatz vom 10.02.1989 gibt nach &#220;berpr&#252;fung keine Veranlassung zu einer Ab&#228;nderung der Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 93, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,273
olgk-1989-02-17-6-u-8088
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 80/88
"1989-02-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:11"
"2022-10-18T15:08:42"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0217.6U80.88.00
<h2>Tenor</h2> <p></p> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 2.3.1988 verk&#252;ndete Urteil der</p> <p>28. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 28 O 509/87 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung hinsichtlich der Hauptsache durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 200.000,-- DM, hinsichtlich der Kosten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 18.500,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin ihrerseits vor der Zwangsvollstreckung Sicherheit in dieser H&#246;he leistet. Beiden Parteien wird nachgelassen, die Sicherheitsleistung auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich Berlins (West) ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder eines &#246;ffentlich-rechtlichen Kreditinstituts zu erbringen.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Beklagten wird auf 200.000,-- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin produziert und vertreibt u.a. hinterbeinlose Stahlrohrst&#252;hle. Zu ihrem Programm geh&#246;ren auch St&#252;hle, deren Design nach Ansicht der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuf&#252;hren ist auf Sch&#246;pfungen des Architekten und Designers XXX und des Fachlehrers XXX aus den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts. Mit XXX schlo&#223; die Kl&#228;gerin im Februar 1978 einen Vertrag, in dem es u.a. hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"1. Herr XXX ist Urheber eines von ihm im Jahre 1925/1926 erstmals geschaffenen hinterbeinlosen Stahlrohrstuhles, wie er in dem Buch von Schneck "Der Stuhl" auf Seite 50 unter Nr. 88 abgebildet ist. ... Herr XXX hat au&#223;erdem Varianten des zuvor erw&#228;hnten Stuhles geschaffen, u.a. mit Holzsitz und Holzr&#252;ckenlehne sowie einen hinterbeinlosen Stahlrohrstuhl in Sesselform mit Armlehnen. ...</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">4. Die Parteien schlie&#223;en hiermit einen ... ausschlie&#223;lichen Lizenzvertrag an den Urheberrechten von Herrn XXX an den vorstehend in Ziffer 1 angegebenen urheberrechtlich gesch&#252;tzten Werken dahingehend ab, da&#223; ausschlie&#223;lich die Firma Gebr&#252;der XXX befugt ist, die urheberrechtlich gesch&#252;tzten Werke zu vervielf&#228;ltigen und zu verbreiten. F&#252;r diese ausschlie&#223;liche Lizenz werden folgende Bedingungen vereinbart: ...</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">i) Die Lizenznehmerin &#252;bernimmt den Rechtsschutz der Urheber- und Lizenzrechte auf ihre Kosten. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">...."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Herr XXX hatte seine Rechte an einem von ihm im Jahre 1923 geschaffenen Stahlrohrstuhl durch Vertrag vom 30.12.1937 auf eine Firma XXX in K&#246;ln &#252;bertragen. Im Januar 1976 schlossen diese Firma XXX und die Kl&#228;gerin einen Vertrag in dem es u.a. hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">"1. Herr XXX und der inzwischen verstorbene Herr XXX haben in den zwanziger Jahren einen urheberrechtsf&#228;higen hinterbeinlosen Stuhl entwickelt. ...</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2. XXX und XXX sind sich einig, da&#223; XXX auch bez&#252;glich des XXX zustehenden Urheberrechtsanteiles an dem hinterbeinlosen Stuhl ein ausschlie&#223;liches Recht zur Benutzung (Herstellung und Vertrieb) haben soll, jedoch mit der Einschr&#228;nkung, da&#223; XXX f&#252;r sich und ihre Beteiligungsfirmen zur Herstellung und zum Vertrieb dieses hinterbeinlosen Stuhles berechtigt bleibt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">3. Die Erteilung des ausschlie&#223;lichen Rechtes zugunsten von XXX dient insbesondere dem Zweck, da&#223; XXX gegen&#252;ber allen Dritten (Verletzern) berechtigt und bevollm&#228;chtigt ist, auch hinsichtlich des XXX zustehenden Urheberrechtsanteiles im eigenen Namen Verteidigungshandlungen vorzunehmen, etwaige Verletzungen zu verfolgen und Schadensersatzanspr&#252;che geltend zu machen."</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ein Gro&#223;handelsunternehmen im M&#246;belbereich. Auch sie vertreibt seit langem freischwingende St&#252;hle u.a. an die Firmen XXX sowie XXX und XXX. Im Jahre 1985 kam es zwischen den Parteien bereits einmal zu einer Auseinandersetzung &#252;ber einen hinterbeinlosen freischwingenden Stuhl, den die Beklagte an die Firma XXX geliefert hatte. Unter dem 16.8.1985 gab die Beklagte gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin eine strafbewehrte Verpflichtungserkl&#228;rung dahingehend ab, es zu unterlassen, in der Bundesrepublik Deutschland oder West-Berlin hinterbeinlose Stahlrohrst&#252;hle feilzuhalten und/oder in Verkehr zu bringen und/oder Abbildungen solcher Stahlrohrst&#252;hle zu vervielf&#228;ltigen und/oder zu vertreiben, bei denen von dem u-f&#246;rmig gebogenen Bodengestell die beiden Rohrteile nach viertelkreisf&#246;rmiger Biegung senkrecht oder nahezu senkrecht emporsteigend, worauf sie nach weiterer viertelkreisf&#246;rmiger Biegung die beiden Sitzstangen parallel oder nahezu parallel zu den Au&#223;enseiten des Bogengestells bilden und nach weiterer viertelkreisf&#246;rmiger Biegung als Tr&#228;ger der R&#252;ckenlehne senkrecht oder nahezu senkrecht ansteigen, soweit derartige St&#252;hle nicht von der Gebr&#252;der XXX bezogen sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1987 bewarben die Firma XXX in einem Prospekt und die Firma XXX in ihrem Katalog Herbst/Winter 1987/88 u.a. einen hinterbeinlosen freischwingenden Stuhl, den sie von der Beklagten bezogen hatten. Das Aussehen dieses Stuhles ergibt sich aus den Abbildungen im nachstehenden Klageantrag.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten, die Beklagte verletze durch die Herstellung und Verbreitung dieses Stuhles das ihr, der Kl&#228;gerin, am XXX-Stuhl zustehende Nutzungsrecht. Es handele sich bei diesem Modell um eine Nachbildung mit nur geringf&#252;gigen Unterschieden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">a) es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,-- DM, ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Wiederholungsfall Ordnungshaft bis zu zwei Jahren, zu untersagen (offensichtlich gemeint: zu unterlassen),</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">hinterbeinlose Stahlrohrst&#252;hle in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) herstellen zu lassen, anzubieten oder in den Verkehr zu bringen und/oder Abbildungen solcher Stahlrohrst&#252;hle zu verbreiten oder verbreiten zu lassen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">bei denen von dem u-f&#246;rmig gebogenen Bodengestell die beiden Rohrteile nach viertelkreisf&#246;rmiger Biegung senkrecht emporsteigen, worauf sie nach weiterer viertelkreisf&#246;rmiger Biegung die beiden Sitzstangen parallel oder nahezu parallel zu den Au&#223;enseiten des Bodengestells bilden und in Rohrteile &#252;bergehen, die nach einer weiteren viertelkreisf&#246;rmigen Biegung als Tr&#228;ger der R&#252;ckenlehne ann&#228;hernd senkrecht ansteigen, soweit sie der nachstehend wiedergegebenen Abbildung entsprechen:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">und deren Rohrteile im einzelnen derart angeordnet sind, wie sich dies aus einer Untersicht unter den Stuhl gem&#228;&#223; den nachstehenden Abbildungen ergibt:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b) ihr, der Kl&#228;gerin, dar&#252;ber Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Beklagte die vorstehend unter Ziffer 1. a) n&#228;her bezeichneten Handlungen begangen hat und zwar unter Angabe der Liefermengen, Lieferzeiten, Lieferpreise und Abnehmer sowie der Angebotsmengen, Angebotszeiten und Angebotspreise und der Empf&#228;nger von Angeboten, sowie unter Angabe ihrer nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschl&#252;sselten Gestehungskosten und Vertriebskosten sowie des erzielten Gewinnes, s&#228;mtliche Angaben aufgeschl&#252;sselt nach den einzelnen Warenh&#228;usern der Beklagten, sowie weiterhin unter Angabe der einzelnen Abbildungen, ihrer Auflagenh&#246;he, Verbreitungszeit, Verbreitungsgebiet und der Namen und Anschriften der Empf&#228;nger der Abbildungen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">wobei der Beklagten bez&#252;glich der Namen und Anschriften der Abnehmer, Angebotsempf&#228;nger und der Empf&#228;nger von Abbildungen auf ihren Antrag hin der &#252;bliche Wirtschaftspr&#252;fervorbehalt gew&#228;hrt werden mag;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2. festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, ihr, der Kl&#228;gerin, allen denjenigen Schaden zu ersetzen, der dieser durch die vorstehend unter Ziffer 1. a) n&#228;her bezeichnete Handlung entstanden ist und noch entsteht;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Ansicht vertreten, der von ihr vertriebene Stuhl weiche in so wesentlichen Punkten von dem XXX-Stuhl der Kl&#228;gerin ab, da&#223; m&#246;gliche Urheberrechte der Kl&#228;gerin nicht verletzt w&#252;rden. Besonders ins Gewicht falle, da&#223; der von ihr vertriebene Stuhl nicht aus einem einzigen Rohrstrang heraus entwickelt sei, sondern insgesamt aus drei Rohrteilen bestehe. Dar&#252;ber hinaus hat die Beklagte den Einwand der Verwirkung erhoben. Die Kl&#228;gerin habe gegen eine kaum noch &#252;berschaubare Zahl von anderen Freischwingern, die ihrem Produkt ebenfalls &#228;hneln, nichts unternommen. Durch ihre jahrelange Unt&#228;tigkeit gegen&#252;ber anderen Konkurrenten habe die Kl&#228;gerin durch konkludentes Handeln auf die Geltendmachung ihres Urheberrechts verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des erstinstanzlichen Vorbringens beider Parteien wird auf den Tatbestand der angefochtenen Entscheidung Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 2.3.1988 hat die 28. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln der Klage im wesentlichen stattgegeben und sie nur insoweit abgewiesen, als die Kl&#228;gerin sich nicht nur gegen das Anbieten oder Inverkehrbringen bzw. Verbreiten der hier fraglichen St&#252;hle gewandt hat, sondern auch gegen deren Herstellung. Das Urteil ist im wesentlichen damit begr&#252;ndet, der Kl&#228;gerin stehe an dem XXX-Stuhl das ausschlie&#223;liche urheberrechtliche Nutzungsrecht zu. Der von der Beklagten vertriebene, hier im Streit befindliche Stuhl sei nach seinem Gesamteindruck eine Nachbildung des XXX-Stuhles mit nur unbedeutenden Ver&#228;nderungen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihr am 17.3.1988 zugestellte Urteil hat die Beklagte mit am 18.4.1988 (Montag) eingegangenem Schriftsatz Berufung eingelegt, die sie nach entsprechender Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist mit am 20.9.1988 eingegangenem Schriftsatz rechtzeitig begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen. Eine &#196;hnlichkeit zwischen dem von ihm vertriebenen Stuhl und dem XXX, wie ihn XXX selbst in seinem Vertrag mit der Firma XXX im Jahre 1937 gezeichnet habe, bestehe nicht. Soweit &#196;hnlichkeiten mit dem XXX-Stuhl best&#252;nden, seien diese unbeachtlich, da der XXX-Stuhl kein gesch&#252;tztes Werk im Sinne des &#167; 2 UrhG sei. Dieser Stuhl sei n&#228;mlich in Wirklichkeit erstmals durch den Architekten XXX entworfen worden, und zwar im Jahre 1923. Dar&#252;ber hinaus habe bereits im Jahre 1926 XXX einen &#228;hnlichen Stuhl entworfen gehabt. Zwischenzeitlich sei im &#252;brigen der M&#246;belmarkt von einer kaum &#252;berschaubaren Zahl von Freischwingern "&#252;berflutet", die zu dem Produkt der Kl&#228;gerin keinerlei Unterschiede aufwiesen. Die Kl&#228;gerin habe es nahezu tatenlos seit mehr als 30 Jahren geduldet, da&#223; hinterbeinlose Stahlrohrst&#252;hle anderer Hersteller in Deutschland vertrieben w&#252;rden. Es sei willk&#252;rlich, wenn die Kl&#228;gerin nunmehr gerade gegen die Beklagte vorgehe.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Beklagten wird auf die Berufungsbegr&#252;ndungsschrift vom 19.9.1988 sowie auf die Schrifts&#228;tze vom 21.12.1988 und 27.1.1989 in den Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">1. unter Ab&#228;nderung des landgerichtlichen Urteils die Klage abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2. hilfsweise - im Falle des vollst&#228;ndigen oder teilweisen Unterliegens - der Beklagten nachzulassen, Sicherheit auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auch die Kl&#228;gerin wiederholt und vertieft in erster Linie ihr erstinstanzliches Vorbringen. Sie behauptet, der Stuhl von XXX sei 1925/1925 geschaffen und bereits 1927 in Stuttgart ausgestellt worden. Der Stuhl von XXX dagegen sei erst 1928 geschaffen worden. Die hinterbeinlosen, freischwingenden St&#252;hle, deren Abbildungen die Beklagte mit der Berufungsbegr&#252;ndung &#252;berreicht habe, &#228;hnelten dem XXX-Stuhl weit weniger als der hier im Streit befindliche Stuhl, den die Beklagte vertreibe. Sie, die Kl&#228;gerin, sei gegen Urheberrechtsverletzungen bisher, soweit sie ihr bekannt geworden seien, immer vorgegangen. Die Beklagte handele zudem arglistig, wenn sie jetzt die Urheberrechte der Kl&#228;gerin am XXX-Stuhl bestreite, da sie bereits in den Jahren 1975 und 1985 diese Rechte im Rahmen anderer Auseinandersetzungen anerkannt habe.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Kl&#228;gerin wird auf die Berufungserwiderungsschrift vom 29.11.1988 sowie auf den Schriftsatz vom 6.1.1989 in den Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die von beiden Parteien zu den Akten gereichten Unterlagen, insbesondere Vertr&#228;ge, M&#246;belkataloge, Ablichtungen aus Zeitschriften und die &#252;berreichte vorprozessuale Korrespondenz waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. Das gleiche gilt f&#252;r das von der Kl&#228;gerin &#252;berreichte Buch von Frank Russell: "Stuhl und Stil 1850-1950", Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1980.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig, sie hat jedoch in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin, die noch Gegenstand des Berufungsverfahrens sind, sind aus &#167; 97 Abs. 1 UrhG begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist aufgrund ihres Vertrages mit XXX vom 28.2.1978 sowie aufgrund des Vertrages der Firma XXX mit XXX vom 30.12.1937 und ihres eigenen, der Kl&#228;gerin, Vertrages mit der Firma XXX vom 26./27.1.1976 berechtigt, die urheberrechtlichen Anspr&#252;che der Herren XXX und XXX im Hinblick auf die von ihnen in den Jahren 1923 bzw. 1925/26 entwickelten hinterbeinlosen, freischwingenden Stahlrohrst&#252;hle Dritten gegen&#252;ber geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der hinterbeinlose, freischwingende Stahlrohrstuhl, den XXX 1925/1926 entworfen hat und der in Ziffer 1 des Vertrages zwischen der Kl&#228;gerin und XXX aus dem Jahre 1978 abgebildet ist, ist ein Kunstwerk im Sinne des &#167; 2 Abs. 1 Nr. 4 i.V.m. Abs. 2 UrhG. Dem steht nicht entgegen, da&#223; m&#246;glicherweise heute von sehr vielen Herstellern St&#252;hle dieser Art angeboten werden und da&#223; das Design dieses Stuhles heute, wie die Beklagte meint, zum allgemeinen Formenschatz der M&#246;belindustrie z&#228;hlt. Denn bei der Beurteilung, ob ein Werk eine pers&#246;nliche geistige Sch&#246;pfung darstellt, ist nicht auf die heutige Sicht abzustellen, sondern auf den Zeitpunkt, als der K&#252;nstler das Werk schuf. Da&#223; ein K&#252;nstler den Geschmack sp&#228;terer Zeiten vorausgeahnt hat und da&#223; sein Werk stil- und geschmacksbildend wirkte, unterstreicht eher die Originalit&#228;t seiner Ideen und geht nicht etwa in der Weise zu seinen Lasten, da&#223; mit dem Grad der Durchsetzung seiner Ideen die Schutzf&#228;higkeit seines Werkes abnimmt (vgl. insoweit auch BGH, Stahlrohrstuhl I, GRUR 1961, 638; BGH, Stahlrohrstuhl II, GRUR 1981, 822). Auf dem Hintergrund des Formenschatzes von 1925/1926 erweist sich der Stuhl von XXX als eine herausragende eigent&#252;mliche geistige Sch&#246;pfung. Die strenge, schn&#246;rkellose kubische Form des dem &#228;u&#223;eren Eindruck nach aus einem einzigen Rohrstrang entwickelten Stuhles weicht deutlich von der erheblich schwungvolleren Form des etwa gleichzeitig von XXX entwickelten hinterbeinlosen Stuhles (vgl. die Abbildung Bl. 128 d.A.) ab.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wie die Abbildung auf Seite 291 des von der Kl&#228;gerin &#252;berreichten Heftes 9 des Jahrgangs 1927 der Zeitschrift "Die Form" ergibt, ist der von XXX entworfene Stuhl bereits im Sommer 1927 auf der Werkbundausstellung "Die Wohnung" auf dem Gel&#228;nde Am Wei&#223;enhof in Stuttgart der &#214;ffentlichkeit vorgef&#252;hrt worden, so da&#223; der von XXX 1928 entworfene, ebenfalls streng kubisch geformte hinterbeinlose Stuhl (vgl. die Abbildungen auf Seite 124 des Buches von Frank Russell "Stuhl und Stil 1850-1950") bei der Beurteilung der Eigent&#252;mlichkeit der geistigen Sch&#246;pfung durch XXX au&#223;er Betracht bleiben kann. Die Beklagte hat substantiierte Tatsachen, die Zweifel an der Richtigkeit der von XXX in dem vorgenannten Werk wiedergegebenen Jahreszahlen wecken k&#246;nnten, nicht vorgetragen. Sie hat sich im &#252;brigen auch selbst auf das Werk von Russell in ihrer Berufungsbegr&#252;ndungsschrift berufen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der von XXX nach seinen eigenen Angaben bereits 1923 entworfene hinterbeinlose Stahlrohrstuhl mu&#223; bei der Bewertung des XXX-Stuhles au&#223;er Betracht bleiben, da das genaue Aussehen des XXX-Stuhles nicht durch Abbildungen aus der Entstehungszeit belegt ist und beide Parteien keine nachpr&#252;fbaren Materialien aus der Entstehungszeit vorlegen konnten. Da die Kl&#228;gerin aber berechtigt ist, auch m&#246;gliche Urheberrechte des Fachlehrers XXX zu verfolgen, spielt das Aussehen dieses Stuhles f&#252;r den Ausgang des Rechtsstreits auch letztlich keine Rolle (vgl. hierzu auch BGH, Stahlrohrstuhl I, GRUR 1961, 637).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der von der Beklagten vertriebene hinterbeinlose Stahlrohrstuhl, der Gegenstand des vorliegenden Rechtsstreits ist, stellt eine unzul&#228;ssige Nachbildung des XXX (XXX) -Stuhles dar. Beide St&#252;hle sehen sich auf den ersten Blick zum Verwechseln &#228;hnlich. Die strenge Linienf&#252;hrung ohne &#252;berfl&#252;ssige Schn&#246;rkel, die Kubusform und die offene Gestaltung hinten, die den &#228;sthetischen Gesamteindruck bilden, stimmen v&#246;llig &#252;berein. Da&#223; der von der Beklagten vertriebene Stuhl nicht aus einem in einem Zuge verlaufenden, geschlossenen Rohrstrang herausentwickelt ist, sondern aus drei Rohrteilen, die sich am Sitz und am oberen Ende der R&#252;ckenlehne &#252;berlappen, f&#228;llt beim ersten Hinsehen nicht auf, wovon sich der Senat in der m&#252;ndlichen Verhandlung am 11.1.1989, als dieser Stuhl zusammen mit anderen Modellen vor dem Richtertisch aufgebaut wurde, &#252;berzeugen konnte. Der Ansatz des zweiten bzw. dritten Rohrstranges ist durch die Sitz- bzw. R&#252;ckenlehne so geschickt verdeckt, da&#223; zun&#228;chst der optische Eindruck entsteht, auch der von der Beklagten vertriebene Stuhl sei aus einem einzigen Rohrstrang gefertigt worden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die "Mehrrohrigkeit" ist somit kein &#228;sthetisches Element des von der Beklagten vertriebenen Stuhles, sie ist vielmehr auch aus Gr&#252;nden der Kostenersparnis lediglich technisch bedingt, ohne sofort ins Auge zu fallen. Da aber der Kunsturheberschutz f&#252;r das XXX-Modell auf dessen &#228;sthetischer Wirkung beruht, spielen technische Abweichungen, die den &#228;sthetischen Gesamteindruck nicht beeintr&#228;chtigen, f&#252;r die Frage, ob eine unzul&#228;ssige Nachbildung oder eine selbst&#228;ndige Nachsch&#246;pfung oder Neusch&#246;pfung vorliegt, keine Rolle.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat ihren Unterlassungsanspruch aus &#167; 97 Abs. 1 UrhG gegen die Beklagte nicht verwirkt. Wie die Auseinandersetzungen zwischen den Parteien in den Jahren 1975 und 1985 zeigen, hat die Kl&#228;gerin bei der Beklagten nie den Eindruck aufkommen lassen, da&#223; sie ihr, der Beklagten gegen&#252;ber, ihre Urheberschutzrechte nicht verteidigen werde. Da&#223; die Kl&#228;gerin m&#246;glicherweise, wie die Beklagte behauptet, nicht alle Urheberrechtsverletzungen gegen&#252;ber anderen Mitkonkurrenten verfolgt hat, macht die Kl&#228;gerin im Verh&#228;ltnis zur Beklagten nicht rechtlos. Ein Urheber, dessen Werk so durchschlagenden Erfolg hat, da&#223; es allenthalben Nachahmer hervorruft, wird nicht dadurch rechtlos, da&#223; er den einen oder anderen Nachahmer &#252;bersieht. Im &#252;brigen sind auch die von der Beklagten als Beleg f&#252;r ihre Behauptung vorgelegten Abbildungen von Produkten anderer Mitkonkurrenten dem XXX-Stuhl bei weitem nicht so &#228;hnlich wie der hier im Streit befindliche Stuhl. So entsteht etwa bei den Modellen der Firma XXX durch eine andere Anordnung der Rohre nicht der Eindruck der Einrohrigkeit. Bei den Modellen der Firma XXX fehlt die strenge Kubusform, da der hintere Fu&#223; deutlich &#252;ber die R&#252;ckenlehne hinausragt. Gleiches gilt f&#252;r die Modelle der Firma XXX.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber der Beklagten im Jahre 1985 nur einen einrohrigen Stuhl verfolgte, nicht auch einen damals vertriebenen mehrrohrigen, h&#228;tte nur dann m&#246;glicherweise bei der Beklagten das Vertrauen hervorrufen k&#246;nnen, die Kl&#228;gerin gestatte der Beklagten den Vertrieb des hier im Streit befindlichen Stuhles, wenn es sich bei dem 1985 vertriebenen Stuhl bereits um den gehandelt h&#228;tte, um den die Parteien heute streiten. Die Beklagte hat keine Abbildung des von ihr 1985 vertriebenen mehrrohrigen Stuhles vorgelegt. Sie hat es auch sonst unterlassen, da&#223; genaue Aussehen dieses Stuhles nachvollziehbar darzustellen. Aufgrund des bisherigen Vortrages der Beklagten kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die Kl&#228;gerin sie in dem Vertrauen belassen hat, sie d&#252;rfe unbeanstandet den Stuhl, der Gegenstand des vorliegenden Rechtsstreits ist, vertreiben.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat es dar&#252;ber hinaus unterlassen, darzulegen, welche sch&#252;tzenswerten Investitionen sie seit 1985 aufgrund ihres angeblichen Vertrauens gemacht hat. Bei der gro&#223;en Vielzahl an Gestaltungsm&#246;glichkeiten f&#252;r freischwingende, hinterbeinlose St&#252;hle fehlt es auch an jedem Anhaltspunkt daf&#252;r, warum es der Beklagten unzumutbar sein sollte, sich f&#252;r eine andere Variante als gerade den von XXX entworfenen Stuhl zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r das Berufungsverfahren folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht nach &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO. Die nach &#167; 546 Abs. 2 ZPO festzusetzende Beschwer der Beklagten entspricht dem Wert ihres Unterliegens im Rechtsstreit.</p>
315,274
olgham-1989-02-16-2-uf-64886
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 UF 648/86
"1989-02-16T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:12"
"2022-10-18T15:08:42"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0216.2UF648.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragsgegners und die Anschlu&#223;berufung der Antragstellerin wird das am 20. November 1986 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Essen (110 F 26/85) unter Zur&#252;ckweisung der Rechtsmittel im &#252;brigen teilweise abge&#228;ndert und hinsichtlich des Ausspruchs &#252;ber den Zugewinnausgleich wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Antragsgegner wird verurteilt, an die Antragstellerin einen Zugewinnausgleich in H&#246;he von 78.694,--DM (in Worten: achtundsiebzigtausendsechshundertvierundneunzig Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen ab Rechtskraft des Scheidungsausspruchs zu zahlen. Der weitergehende Zahlungsantrag bleibt abgewiesen. Die Feststellungswiderklage bleibt abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsrechtszuges fallen im &#252;brigen dem Antragsgegner zu 70 % und der Antragstellerin zu 30 % zur Last. Im &#252;brigen bleibt es bei der Kostenentscheidung des Amtsgerichts.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 26. Juli 1925 geborene Antragstellerin und der am 26. August 1925 geborene Antragsgegner haben am 11. Oktober 1946 geheiratet. Aus der Ehe sind vier Kinder &#8211; xxx, xxx, xxx und xxx - hervorgegangen, die schon l&#228;ngere Zeit vollj&#228;hrig sind. Am 19. November 1979 haben sich die Parteien getrennt. Die Antragstellerin hat die eheliche Wohnung verlassen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem vorliegenden Verfahren geht es um die Scheidung der Ehe der Parteien, der sich der Antragsgegner widersetzt, sowie die Folgesachen Zugewinnausgleich und Versorgungsausgleich.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Scheidungsantrag der Antragstellerin wurde dem Antragsgegner am 27. Februar 1981 zu H&#228;nden seiner Proze&#223;bevollm&#228;chtigen zugestellt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist nicht erwerbst&#228;tig. Unstreitig hat sie w&#228;hrend der Ehe keinen Zugewinn erzielt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner ist technischer Angestellter bei einer Firma in xxx. Am 1. Juli 1958 war er Eigent&#252;mer des damals noch unbebauten Grundst&#252;ckes xxx. Am 27. Februar 1981 war dieses Grundst&#252;ck bebaut. Weiterhin geh&#246;rte zu diesem Zeitpunkt ein Grundst&#252;ck in der xxx zum Verm&#246;gen des Antragsgegners. xxx war Eigent&#252;mer eines Pkw, dessen Wert sich unstreitig auf 11.000,-- DM belief. Au&#223;erdem belief sich sein Guthaben auf Spar- bzw. Girokonten auf rd. 1.500,-- DM, wobei der genaue Betrag zwischen den Parteien streitig ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beruft sich darauf, die Scheidung der Ehe stelle f&#252;r ihn eine unzumutbare H&#228;rte dar, da er bei einer endg&#252;ltigen Scheidung suizidgef&#228;hrdet sei. Die Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs und des Zugewinnausgleichs h&#228;lt er f&#252;r grob unbillig, da die Antragstellerin seit 1976 mit sieben M&#228;nnern au&#223;erehelichen Geschlechtsverkehr gehabt habe. Die Antragstellerin r&#228;umt solche ehewidrigen Beziehungen zu vier M&#228;nnern ein.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 14. November 1984 (Bl. 277) hat das Amtsgericht Essen die Ehe der Parteien geschieden sowie den Versorgungsausgleich und den Zugewinnausgleich geregelt. Auf die Berufung des Antragsgegners hat der Senat sodann durch Urteil vom 12. M&#228;rz 1985 (Bl. 378) das Urteil aufgehoben und die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 20. November 1986 (Bl. 491) hat das Amtsgericht sodann erneut die Ehe der Parteien geschieden, den Antragsgegner verurteilt, als Zugewinnausgleich 118.074,82 DM zu zahlen, die Feststellungswiderklage des Antragsgegners, er schulde keinen Zugewinnausgleich, abgewiesen und den Versorgungsausgleich dahin durchgef&#252;hrt, da&#223; es zugunsten der Ehefrau Rentenanwartschaften in H&#246;he von 657,40 DM &#252;bertragen und in H&#246;he von 75,13 DM begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Antragsgegners. Er macht in prozessualer Hinsicht geltend, das angefochtene Urteil sei in ungesetzlicher Weise zustandegekommen. Der Familienrichter habe das Urteil verk&#252;ndet, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht &#252;ber den Antrag des Antragsgegners entschieden gewesen sei, mit dem er den Richter wegen der Besorgnis der Befangenheit abgelehnt habe. Des weiteren habe der Familienrichter in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung lediglich die Antragstellerin, nicht jedoch den Antragsgegner gem&#228;&#223; &#167; 613 ZPO angeh&#246;rt. In materieller Hinsicht beruft sich der Antragsgegner weiterhin darauf, da&#223; die Scheidung f&#252;r ihn eine unzumutbare H&#228;rte darstelle und die Durchf&#252;hrung sowohl des Versorgungsausgleichs als auch des Zugewinnausgleichs grob unbillig sei. Dar&#252;ber hinaus macht er geltend, die vom Familiengericht eingeholten Gutachten hinsichtlich der Verkehrswerte der Grundst&#252;cke xxx und xxx seien fehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat seinen urspr&#252;nglichen Hilfsantrag auf Abweisung der Klage auf Zahlung von Zugewinn abge&#228;ndert und die weiteren Hilfsantr&#228;ge zum Versorgungsausgleich (Pflichtdurchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs bzw. Durchf&#252;hrung nach den gesetzlichen Regeln) in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht mehr gestellt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd das Urteil des Familiengerichts Essen vom 20.11.1986 aufzuheben und den Rechtsstreit an das erstinstanzliche Gericht, zur&#252;ckzuverweisen;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">vorsorglich,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den Scheidungsantrag der Antragstellerin kostenpflichtig zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage auf Zahlung von Zugewinn insoweit abzuweisen, als der Antragsgegner zu einer h&#246;heren Zahlung als 3.476,92 DM verurteilt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">der Antragstellerin ggfls. zu gestatten, Sicherheit gem&#228;&#223; &#167;&#167; 709 bis 711, 720a Abs. 3 ZPO durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt weiter im Wege der unselbst&#228;ndigen Anschlu&#223;berufung,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Antragsgegner zu verurteilen, an die Antragstellerin auf den bereits zuerkannten Betrag von 118.074,82 DM noch 4 % Zinsen ab Rechtskraft der Scheidung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin macht geltend, ein Ausschlu&#223; bzw. eine Beschr&#228;nkung des Zugewinnausgleichsanspruchs unter Anwendung der H&#228;rteklausel des &#167; 1381 BGB komme nicht in Betracht, da ihr keine schweren Eheverfehlungen vorzuwerfen seien und sie nicht einseitig aus einer intakten Ehe ausgebrochen sei. Vielmehr habe der Antragsgegner seinerseits schon fr&#252;hzeitig ehewidrige Beziehungen zu anderen Frauen unterhalten. Au&#223;erdem habe er die Antragstellerin mehrfach geschlagen, zuletzt am 29.10.1979 kurz vor der Trennung derartig heftig, da&#223; sie sich einen Stei&#223;beinbruch zugezogen habe. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das Vorbringen in dem Schriftsatz vom 18.05.1987 (Bl. 586 ff) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Parteien gem&#228;&#223; &#167; 613 ZPO zum Scheidungsbegehren und den Sachverst&#228;ndigen xxx als Vorsitzenden des Gutachterausschusses f&#252;r Grundst&#252;ckswerte in xxx erg&#228;nzend zu dem erstinstanzlich erstatteten Wertgutachten (Bl. 200 ff) sowie der schriftlichen Stellungnahme vom 24. Oktober 1984 (Bl. 645 ff) angeh&#246;rt. Das Ergebnis dieser Anh&#246;rungen ergibt sich aus dem Vermerk des Berichterstatters.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Weiter hat der Senat ein nervenfach&#228;rztliches Gutachten der Medizinaldirektorin xxx vom Gesundheitsamt xxx zu der Frage der Gef&#228;hrdung des Lebens bzw. der Beeintr&#228;chtigung des Gesundheitszustandes des Antragsgegners durch die Scheidung eingeholt. Insoweit wird Bezug auf das Gutachten vom 19.08.1987 (Bl. 601 ff) genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Antragsgegners und die Anschlu&#223;berufung der Antragstellerin sind zul&#228;ssig, jedoch nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen R&#252;gen des Antragsgegners f&#252;hren nicht zu einer Aufhebung des Urteils und Zur&#252;ckverweisung des Verfahrens an das Familiengericht gem&#228;&#223; &#167; 539 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1.) Soweit sich der Antragsgegner darauf beruft, der Familienrichter habe das angefochtene Urteil aufgrund des noch nicht beschiedenen Ablehnungsantrags gegen ihn nicht erlassen d&#252;rfen, geht diese R&#252;ge fehl. Der Senat hat den Ablehnungsantrag des Antragsgegners mit Beschlu&#223; vom 13. Januar 1987 (Bl. 542/542 R) als unzul&#228;ssig verworfen. Unter diesen Umst&#228;nden bleibt ein etwaiger Versto&#223; des Familienrichters gegen &#167; 47 ZPO, wonach ihm vor der Entscheidung &#252;ber den gegen ihn gerichteten Ablehnungsantrag nur unaufschiebbare Amtshandlungen im Rahmen des Verfahrens gestattet sind, unbeachtet (Baumbach-Lauterbach, 46. Aufl., &#167; 47 ZPO, Anm. 2 A m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">2.) Ebensowenig ist eine Aufhebung und Zur&#252;ckverweisung gem&#228;&#223; &#167; 539 ZPO gerechtfertigt aufgrund der R&#252;ge des Antragsgegners , ihm sei das rechtliche Geh&#246;r verwehrt worden, da er in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vor der angefochtenen Entscheidung wegen ungeb&#252;hrlichen Verhaltens aus dem Saal gewiesen und im Gegensatz zu der Antragstellerin nicht erneut gem&#228;&#223; &#167; 613 ZPO angeh&#246;rt worden sei. Es kann dahinstehen, ob hierin ein wesentlicher Verfahrensmangel im Sinne des &#167; 539 ZPO zu sehen ist. Nach &#167; 540 ZPO kann das Berufungsgericht n&#228;mlich von einer Zur&#252;ckverweisung absehen und in der Sache selbst entscheiden, wenn es dies f&#252;r sachdienlich h&#228;lt. Diese Voraussetzung ist hier gegeben, da der Sachverhalt ausreichend aufgekl&#228;rt ist und somit Spruchreife besteht (BGH NJW 1987, 2437). Im &#252;brigen spricht f&#252;r die Sachdienlichkeit einer eigenen Entscheidung durch den Senat der Umstand, da&#223; der Rechtsstreit nunmehr seit fast 8 Jahren andauert.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Antragsgegners gegen den Scheidungsausspruch hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1. ) Nach &#167; 1565 Abs. 1 BGB kann eine Ehe geschieden werden, wenn sie gescheitert ist. Sie ist gescheitert, wenn die Lebensgemeinschaft der Ehegatten nicht mehr besteht und nicht erwartet werden kann, da&#223; die Ehegatten sie wieder herstellen. Gem&#228;&#223; &#167; 1566 Abs. 2 BGB wird unwiderlegbar vermutet, da&#223; die Ehe gescheitert ist, wenn die Ehegatten seit drei Jahren getrennt leben. Das ist hier unstreitig der Fall. Die Trennung der Parteien erfolgte schon im November 1979, also vor mehr als 9 Jahren. Seitdem haben auch unstreitig keine Kontakte mehr zwischen den Parteien bestanden. Die zwischen den Parteien bestehenden pers&#246;nlichen Differenzen haben sich w&#228;hrend der langen Verfahrensdauer eher noch verfestigt und verst&#228;rkt. Der Antragsgegner hat zwar seine Bereitschaft zur Wiederaufnahme der ehelichen Lebensgemeinschaft erkl&#228;rt, sieht jedoch selbst keine realistische Chance daf&#252;r, dies in die Tat umzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2.) Nach &#167; 1568 BGB soll eine Ehe nicht geschieden werden, obwohl sie gescheitert ist, wenn und solange die Aufrechterhaltung im Interesse der aus der Ehe hervorgegangenen minderj&#228;hrigen Kinder aus besonderen Gr&#252;nden ausnahmsweise notwendig ist oder wenn und solange die Scheidung f&#252;r den Antragsgegner, der sie ablehnt, aufgrund au&#223;ergew&#246;hnlicher Umst&#228;nde eine so schwere H&#228;rte darstellen w&#252;rde, da&#223; die Aufrechterhaltung der Ehe auch unter Ber&#252;cksichtigung der Belange des Antragstellers ausnahmsweise geboten erscheint. Auf letzteres beruft sich der Antragsgegner.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da eine Scheidung, wenn auf Seiten des einen Ehegatten ein absoluter Scheidungswille vorhanden ist - wie hier bei der Antragstellerin - normalerweise nicht endg&#252;ltig abgewendet werden soll, liegt der Zweck der H&#228;rteklausel darin, dem anderen Ehegatten Zeit zu geben, sich auf die neue Situation einzustellen (Palandt-Diederichsen, 48. Aufl., &#167; 1568 BGB, Anm. 3 m. w. N.). Die Vorschrift gew&#228;hrt also grunds&#228;tzlich - von besonders gelagerten Ausnahmef&#228;llen abgesehen - nur einen zeitlich begrenzten Ehefortbestand. Eine Scheidung kann wieder begehrt werden, sobald die Umstellung und die neue Situation als abgeschlossen anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Ablehnung der Scheidung mu&#223; das einzige Mittel sein, um den Ehegatten vor einer derzeit f&#252;r ihn durch die Scheidung entstehenden nicht ertr&#228;glichen Lage zu bewahren. Die Lage in der sich der Ehegatte befindet, mu&#223; auch f&#252;r eine gescheiterte Ehe au&#223;ergew&#246;hnlich sein. Das wird durch das Merkmal zum Ausdruck gebracht, da&#223; die H&#228;rte auf "au&#223;ergew&#246;hnlichen Umst&#228;nden" beruhen mu&#223;. Beispiele daf&#252;r sind: schwere Krankheit, Alleinlassen zu einer Zeit besonderer Schicksalsschl&#228;ge, schicksalshafter Verlauf der Ehe, in Ausnahmef&#228;llen die planm&#228;&#223;ige, einseitige und bewu&#223;te St&#246;rung dar Ehe durch einen der Ehegatten. H&#228;rtef&#228;lle sind ferner bei langj&#228;hriger gemeinsamer Pflege eines behinderten Kindes anzunehmen, wenn ein Ehegatte todkrank ist, wenn ein Ehegatte aus einem Betriebe herausgedr&#228;ngt werden soll, der ihm Lebensinhalt ist, wenn eine lange harmonisch verlaufende Ehe mit besonderen aufopferungsvollen Leistungen des scheidungsunwilligen Ehegatten vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Geht man von diesen Beispielsf&#228;llen aus, so hat der Antragsgegner keine ausreichenden Gr&#252;nde vorgetragen, da&#223; die Scheidung f&#252;r ihn in diesem Sinne eine schwere H&#228;rte darstellt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Parteien leben seit mehr als 9 Jahren voneinander getrennt. Das Scheidungsverfahren ist bereits seit 8 Jahren anh&#228;ngig. Der Antragsgegner hatte somit gen&#252;gend Zeit, sich auf die Tatsache der Trennung und auf den Umstand einer Scheidung der Ehe vorzubereiten. In seiner praktischen Lebensgestaltung ist ihm dies auch offensichtlich gelungen, da er nach der Trennung ohne irgendwelche Auff&#228;lligkeiten weiter seinem Beruf nachgegangen ist und sich selbst versorgt hat.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; der Antragsgegner die Ehe f&#252;r unaufl&#246;slich h&#228;lt und sich grunds&#228;tzlich eine Scheidung nicht vorstellen kann, stellt eine subjektive Einsch&#228;tzung dar, die bei objektiver Beurteilung die Annahme einer schweren H&#228;rte nicht rechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dies ist ebensowenig der Fall, soweit der Antragsgegner die besondere seelische Belastung mit der Gefahr der Selbstt&#246;tung geltend macht. Soweit keine Umst&#228;nde vorliegen, die nach objektiver Beurteilung au&#223;ergew&#246;hnlich sind, mutet es das Gesetz einem Ehegatten zu, die mit der Scheidung verbundene seelische Belastung hinzunehmen und damit in eigener Verantwortlichkeit fertig zu werden. Solange ihm die Verantwortlichkeit f&#252;r sein Verhalten zuzurechnen ist, kann er grunds&#228;tzlich selbst vor der Gefahr einer Fehlreaktion nicht dadurch gesch&#252;tzt werden, da&#223; die gescheiterte Ehe gegen den Willen des anderen Ehegatten aufrechterhalten wird. Es w&#228;re mit der Grundentscheidung des Gesetzgebers f&#252;r das Zerr&#252;ttungsprinzip nicht vereinbar, die H&#228;rteklausel zur Verh&#252;tung seelischer Reaktionen eingreifen zu lassen, die der Betroffene ausreichend zu steuern vermag, wenn nicht au&#223;ergew&#246;hnliche Umst&#228;nde die Ber&#252;cksichtigung der seelischen Verfassung des Betroffenen gebietet. Die Gefahr einer Fehlreaktion, die der Verantwortlichkeit des geschiedenen Ehegatten zuzurechnen w&#228;re, kann nach dem Sinn der H&#228;rteklausel nicht selbst als au&#223;ergew&#246;hnlicher Umstand gewertet werden, der zur Versagung der Scheidung f&#252;hren m&#252;&#223;te (BGH, FamRZ 1981, 1161 ff) </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das vom Senat eingeholte Gutachten der Frau xxx vom 19.08.1987 (Bl. 601 ff) kommt zu dem Ergebnis, da&#223; sich der Antragsgegner derzeit erkennbar in keiner psychischen Verfassung befindet, die bef&#252;rchten lassen mu&#223;, da&#223; er in Ausnahmesituationen sein Verhalten nicht mehr verantwortungsbewu&#223;t steuern kann. Die Sachverst&#228;ndige begr&#252;ndet diese Einsch&#228;tzung &#252;berzeugend damit, da&#223; der Antragsgegner sich nach der Trennung ohne psychische Auff&#228;lligkeiten oder Dekompensationen auf die neue Lebenssituation eingestellt habe. Insoweit hat sich auch seit der Erstattung des Gutachtens keine Ver&#228;nderung ergeben, so da&#223; der Senat keine Veranlassung gesehen hat, ein weiteres Gutachten zur aktuellen Situation einzuholen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Insbesondere aus dem nerven&#228;rztlichen Sachverst&#228;ndigengutachten ergibt sich deutlich, da&#223; der wesentliche Beweggrund f&#252;r den Antragsgegner, sich der Scheidung zu widersetzen, in Erw&#228;gungen wirtschaftlicher Art liegt. Die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Scheidung k&#246;nnen ausnahmsweise eine schwere H&#228;rte im Sinne des &#167;1568 BGB darstellen, wenn sie den scheidungsunwilligen Ehegatten besonders hart treffen und unter Abw&#228;gung s&#228;mtlicher Umst&#228;nde unzumutbar sind (BGH, FamRZ 1984, 559). Solche au&#223;ergew&#246;hnlichen Umst&#228;nde sind jedoch vorliegend vom Antragsgegner nicht vorgetragen worden. Allein der Umstand, da&#223; er zur Begleichung der Forderung der Antragstellerin auf Ausgleich des Zugewinns m&#246;glicherweise eines der beiden ihm geh&#246;renden Grundst&#252;cke ver&#228;u&#223;ern mu&#223;, stellt keine unzumutbare H&#228;rte f&#252;r den Antragsgegner dar.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Insgesamt hat daher das Familiengericht dem Scheidungsantrag der Antragstellerin zu Recht entsprochen. Die hiergegen gerichtete Berufung des Antragsgegners war zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Antragsgegners gegen die vom Familiengericht ausgesprochene Verpflichtung des Antragsgegners zur Zahlung eines Zugewinnausgleichs von 118.074,82 DM an die Antragstellerin ist ebenso wie die Anschlu&#223;berufung der Antragstellerin, mit der 4 % Zinsen auf die Ausgleichsforderung seit Rechtskraft des Scheidungsurteils geltend gemacht werden, teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Antragstellerin steht gegen den Antragsgegner gem&#228;&#223; &#167; 1378 BGB ein Zugewinnausgleichsanspruch in H&#246;he von 78.694,-- DM nebst 4 % Zinsen ab Rechtskraft der Scheidung zu.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">1.) Der vom Antragsgegner zwischen den ma&#223;geblichen Stichtagen 1. Juli 1958 und 27. Februar 1981 erzielte Zugewinn bel&#228;uft sich auf 236.082,-- DM. Die geringf&#252;gige Differenz gegen&#252;ber dem vom Familiengericht ansonsten zutreffend errechneten Betrag von 236.149,64 DM beruht darauf, da&#223; die Bankforderungen des Antragsgegners lediglich mit 1.432,36 DM anstelle des vom Familiengericht gesch&#228;tzten Betrages von 1.500,-- DM zugrundegelegt werden k&#246;nnen. Nach den Aufstellungen des Antragsgegners (Bl. 112; Bl. 14/15 BA G&#252;terrechtsstreit) hatte er ein Guthaben von 1.620,84 DM, w&#228;hrend sein Postscheckkonto mit 188,48 DM &#252;berzogen war, so da&#223; sich ein Saldo von 1.432,36 DM ergab. Diese Angaben beziehen sich allerdings nicht auf den Kontostand zum Stichtag (Ehezeitende 27. Februar 1981), sondern auf die Kontost&#228;nde vom 01.12.1980, 02.12.1980 und 08.12.1980. Die vom Familiengericht vorgenommene Sch&#228;tzung eines Betrages von 1.500,-- DM f&#252;r den Stichtag verkennt, da&#223; die Beweislast insoweit der Antragstellerin obliegt. Die Antragstellerin h&#228;tte sich ggfls. im Wege der Auskunftsklage Kenntnis &#252;ber den genauen Kontostand verschaffen m&#252;ssen. Da eine Sch&#228;tzung zu Lasten des Antragsgegners nicht in Betracht kommt, kann nur der von ihm insoweit einger&#228;umte Betrag von 1.432,36 DM zugrundegelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Demnach errechnet sich das Endverm&#246;gen des Antragsgegners wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Grundst&#252;ck xxx 217.399,64 DM</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag ergibt sich aus dem bereits erstinstanzlich eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachten des Gutachterausschusses f&#252;r Grundst&#252;ckswerte der Stadt xxx, in welchem der Wert des bebauten Hausgrundst&#252;cks mit 346.000,-- DM festgestellt worden ist, und den unstreitig bestehenden Belastungen von 128.600,30 DM. Hinzu kommt der Wert des Grundst&#252;ckes xxx, Sachverst&#228;ndigengutachten 75.750,-- DM</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Wert eines Pkw 11.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Bankforderungen <u>1.432,36</u> <u>DM</u></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Endverm&#246;gen 305.582,-- DM</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Davon hat das Familiengericht als Anfangsverm&#246;gen den Wert des unbebauten Grundst&#252;cks xxx zum Zeitpunkt des Stichtages Ehezeitende abgezogen. Dies ist zwar systematisch unrichtig, da der Wert des Grundst&#252;cks zum 01.07.1958 h&#228;tte ermittelt und sodann nach den Tabellen zum Lebenshaltungsindex auf den Stichtag Ehezeitende hochgerechnet werden m&#252;ssen. Andererseits ist in dem zugrundegelegten Wert von 69.500,-- DM eine Indizierung bereits insoweit enthalten, als dieser Betrag den Wert zum Ehezeitende darstellt. Da beide Parteien sich nicht gegen diese Berechnungsweise gewandt haben, kann das Anfangsverm&#246;gen des Antragsgegners mit 69.500,-- DM zugrundegelegt werden. Hieraus ergibt sich ein Zugewinn von 236.082,-- DM (305.582 - 69-500,-- DM).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die vom Antragsgegner gegen&#252;ber den Wertgutachten des Gutachterausschusses f&#252;r Grundst&#252;ckswerte der Stadt xxx bez&#252;glich der Grundst&#252;cke xxx und xxx erhobenen Einw&#228;nde (Bl. 42 BA G&#252;terrechtsstreit) sind nicht gerechtfertigt bzw. nicht geeignet, die festgestellten Werte in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der Vorsitzende des Gutachterausschusses f&#252;r Grundst&#252;ckswerte, xxx, hat zu den Einw&#228;nden im einzelnen bereits gegen&#252;ber dem Familiengericht mit Schreiben vom 24. Oktober 1984 (Bl. 645. ff) Stellung genommen. Der Sachverst&#228;ndige xxx hat hierin &#252;berzeugend dargelegt, da&#223; beide Wertgutachten keine M&#228;ngel enthalten, die Veranlassung zu einer Ab&#228;nderung der festgestellten Werte f&#252;hren w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">In seiner erg&#228;nzenden m&#252;ndlichen Anh&#246;rung im Senatstermin hat er erkl&#228;rt, die von dem Antragsgegner geltend gemachten Baum&#228;ngel (Bl. 53 BA G&#252;terrechtsstreit) seien bei der Wertfestsetzung f&#252;r das Grundst&#252;ck xxx bekannt gewesen und aus der Sicht des Gutachterausschusses dem angesetzten Betrag von 5.000,-- DM angemessen ber&#252;cksichtigt worden. Der weitere vom Antragsgegner in diesem Zusammenhang erhobene Einwand, der. Gutachterausschu&#223; habe das Geb&#228;ude nicht n&#228;her untersucht und insbesondere nicht einmal von der R&#252;ckseite her in Augenschein genommen, wird nicht nur durch die gegenteilige Bekundung des Sachverst&#228;ndigen xxx im Senatstermin, sondern auch durch die dem Gutachten beigef&#252;gten Fotos (Bl. 223/224) widerlegt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Vorsitzende des Gutachterausschusses hat schlie&#223;lich unter Ziff. 13 seines Schreibens vom 24. Oktober 1984 (Bl. 654) zu dem Einwand des Antragsgegners, der Grund und Boden des Grundst&#252;cks xxx bestehe aus schwer l&#246;sbarem Fels, dahingehend Stellung genommen, da&#223; bei der Bewertung des Baugrundes von orts&#252;blichen Bodenverh&#228;ltnissen ausgegangen worden sei und der Antragsgegner beim Ortstermin, an dem er teilgenommen habe, keinerlei Hinweise auf besondere, d.h. von den Nachbargrundst&#252;cken abweichende Bodenverh&#228;ltnisse gegeben habe. Der Sachverst&#228;ndige xxx hat bei seiner Anh&#246;rung im Senatstermin hierzu erg&#228;nzend mitgeteilt, da&#223; bei den im Wertgutachten unterstellten orts&#252;blichen Bodenverh&#228;ltnissen die Beschaffenheit der bereits bebauten Grundst&#252;cke in der Nachbarschaft, die f&#252;r den Bodenrichtwert ma&#223;geblich gewesen sei, zugrundegelegt worden sei. Da der Antragsgegner eine erhebliche Abweichung der Bodenverh&#228;ltnisse des Grundst&#252;cks xxx gegen&#252;ber den Nachbargrundst&#252;cken nicht dargelegt hat, bestehen keine Bedenken gegen die H&#246;he des vom Gutachterausschu&#223; ermittelten Bodenwertes.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Insgesamt verbleibt es daher bei dem vorstehend ermittelten Zugewinn des Antragsgegners von 236.082,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">2.) Der Antragstellerin steht jedoch nicht gem&#228;&#223; &#167; 1378 Abs. 1 BGB die H&#228;lfte des Zugewinns mit einem Betrag von 118.041,-- DM zu. Vielmehr ist der Antragsgegner insoweit gem&#228;&#223; &#167; 1381 BGB wegen grober Unbilligkeit berechtigt, die Erf&#252;llung der Ausgleichsforderung in H&#246;he eines Drittels zu verweigern, so da&#223; eine Ausgleichsforderung der Antragstellerin von 78.694,-- DM besteht.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Eine solche teilweise Verwirkung des Ausgleichsanspruchs h&#228;lt der Senat aufgrund der ehebrecherischen Beziehungen, die die Antragstellerin seit 1976 bis zum Zeitpunkt der Trennung der Parteien unstreitig zumindest zu vier M&#228;nnern unterhalten hat, f&#252;r gerechtfertigt. Dieses Verhalten stellt entgegen der Auffassung der Antragstellerin eine schwerwiegende Eheverfehlung dar. Soweit die Antragstellerin ehebrecherische Beziehungen des Antragsgegners zu anderen Frauen behauptet und weiter vortr&#228;gt, da&#223; zu dem Zeitpunkt, zu dem sie intime Beziehungen zu anderen M&#228;nnern aufgenommen habe, die Ehe bereits aufgrund des Verhaltens des Antragsgegners zerr&#252;ttet gewesen sei, ist dieser Vortrag nicht geeignet, ihrem eigenen Fehlverhalten den Charakter des einseitigen Ausbrechens aus einer intakten Ehe zu nehmen. Zum einen hat der Senat bereits in dem fr&#252;heren Unterhaltsverfahren der Parteien festgestellt, da&#223; die Ehebr&#252;che der Kl&#228;gerin f&#252;r die Trennung der Eheleute entscheidend waren. Zum anderen ergibt sich aus den jetzt von der Antragstellerin vorgetragenen Umst&#228;nden nichts f&#252;r ein Verhalten des Antragsgegners, welches f&#252;r die Zerr&#252;ttung der Ehe ma&#223;geblich gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin behauptet, sie habe den Antragsgegner Anfang der 60er Jahre zusammen mit einer Frau xxx beim Geschlechtsverkehr &#252;berrascht, kann dahinstehen, ob dies - was der Antragsgegner bestreitet - zutreffend ist, da es sich auch nach dem Vortrag der Antragstellerin jedenfalls um einen einmaligen, lange zur&#252;ckliegenden Vorfall handelt, der aufgrund des zeitlichen Abstandes offensichtlich in keinem erkennbaren Zusammenhang zu dem sp&#228;teren Fehlverhalten der Antragstellerin und der von ihr f&#252;r diesen Zeitpunkt behaupteten Zerr&#252;ttung der Ehe steht. Der weitere Vortrag der Antragstellerin, wonach der Antragsgegner n&#228;chtelang weggewesen und sich bei anderen Frauen aufgehalten habe, ist zu unsubstantiiert, so da&#223; eine Beweiserhebung hierzu nicht zu erfolgen brauchte. Das gleiche gilt f&#252;r die Behauptung, der Antragsgegner habe 1977 eine ehewidrige Beziehung zu einer Frau xxx unterhalten. Es handelt sich hierbei offensichtlich lediglich um eine Vermutung und damit um einen unzul&#228;ssigen Ausforschungsbeweis, da der Antragstellerin nach eigenem Bekunden lediglich bekannt ist, da&#223; der Antragsgegner ein Foto der Frau xxx unter seiner Schreibtischunterlage aufbewahrt hat. Die von der Antragstellerin behaupteten Schl&#228;ge durch den Antragsgegner im Jahre 1979 mit der Folge eines Stei&#223;beinbruchs stellen zwar ein erhebliches Fehlverhalten des Antragsgegners dar. Dieser Vorfall ist jedoch mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; er sich unmittelbar vor der Trennung der Eheleute ereignet hat, nicht geeignet, dem Fehlverhalten der Antragstellerin die Einseitigkeit zu nehmen. Dementsprechend hat der Senat auch hierzu keine Beweisaufnahme durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Allerdings f&#252;hrt ein Fehlverhalten eines Ehegatten im pers&#246;nlichen Bereich nicht ohne weiteres zu einer vollst&#228;ndigen bzw. teilweisen Verwirkung des Zugewinnausgleichsanspruchs gem&#228;&#223; &#167; 1381 Abs. 1 BGB. Dieser Verwirkungstatbestand stellt eine spezielle Auspr&#228;gung des Grundsatzes von Treu und Glauben im gesetzlichen G&#252;terrecht dar. Dementsprechend ist er dann anwendbar, wenn das Ausgleichsverlangen des einen Ehegatten in besonders krasser, dem Gerechtigkeitsempfinden grob widersprechender Weise gegen sein eigenes vorangegangenes Verhalten in der Ehe verst&#246;&#223;t, aus welcher er nunmehr Vorteile zu ziehen sucht. An eine solche Wertung sind regelm&#228;&#223;ig strengere Anforderungen zu stellen als z.B. an die Annahme einer groben Unbilligkeit gem&#228;&#223; &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 4 BGB im unterhaltsrechtlichen Bereich, weil der Zugewinnausgleich sich auf die Ehezeit, also die Vergangenheit beschr&#228;nkt, w&#228;hrend der Unterhaltsanspruch &#252;ber den Bestand der Ehe hinaus in die Zukunft reicht. Insoweit ist die Situation beim Zugewinnausgleich vergleichbar mit derjenigen beim Versorgungsausgleich, f&#252;r den in &#167; 1587c Nr. 1 BGB ebenfalls ein gesetzlicher Verwirkungstatbestand gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Nach der &#252;berwiegenden Ansicht in Rechtsprechung und Literatur (BGHZ 64, 343 ff; Schwab, Handbuch des Scheidungsrechts, Rdnr. 810 ff; Staudinger-Thiele, &#167; 1381 BGB Rdnr. 20; Soergel-Lange, &#167; 1381 BGB Rdnr. 11) sollen - abgesehen von dem Fall der wirtschaftlichen Auswirkungen des Fehlverhaltens des ausgleichsberechtigten Ehegatten - ausnahmsweise besonders langdauernde oder schwere pers&#246;nliche Verst&#246;&#223;e gegen eheliche Pflichten die Inanspruchnahme des anderen Ehepartners als grob unbillig im Sinne von &#167; 1381 BGB erscheinen lassen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Solche Umst&#228;nde sieht der Senat darin, da&#223; die Antragstellerin unstreitig in der Zeit von 1976 bis zur Trennung im Jahre 1979 mindestens zu vier verschiedenen M&#228;nnern ehebrecherische Beziehungen unterhalten hat und damit einseitig aus der zu diesem Zeitpunkt ca. 30 Jahre bestehenden Ehe ausgebrochen ist. Auch wenn der Antragsgegner hiervon erst unmittelbar vor der Trennung bzw. danach erfahren hat, &#228;ndert dies nichts an der Tatsache, da&#223; dieses Verhalten der Antragstellern hinter dem R&#252;cken des Antragsgegners insbesondere aufgrund des Umstandes, da&#223; diese sich mehreren M&#228;nnern, wenn auch m&#246;glicherweise nur kurzfristig, zugewandt hat, f&#252;r den Antragsgegner besonders kr&#228;nkend gewesen ist. Andererseits darf nicht au&#223;er acht gelassen werden, da&#223; lediglich die letzten Jahre der im Zeitpunkt der Trennung rd. 33 Jahre bestehenden Ehe durch das Fehlverhalten der Antragstellerin beeintr&#228;chtigt gewesen sind, und sie w&#228;hrend der Ehezeit vier gemeinsame Kinder gro&#223;gezogen hat. Insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung des letztgenannten Gesichtspunktes erscheint es nicht gerechtfertigt, die Antragstellerin von der Teilhabe an dem Zugewinn des Antragsgegners v&#246;llig auszuschlie&#223;en. Der Senat h&#228;lt vielmehr unter Abw&#228;gung s&#228;mtlicher Umst&#228;nde des Falles eine K&#252;rzung der an sich gegebenen Ausgleichsforderung von 118.041,-- DM um ein Drittel auf 78.694,--DM f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung des Antragsgegners war daher die im amtsgerichtlichen Urteil festgesetzte Zahlungsverpflichtung des Antragsgegners auf diesen Betrag herabzusetzen. Die weitergehende Berufung des Antragsgegners war dagegen nicht begr&#252;ndet und mu&#223;te zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der von der Antragstellerin mit der Anschlu&#223;berufung geltend gemachte Zinsanspruch auf die in der angefochtenen Entscheidung zuerkannte Ausgleichsforderung von 118.074,82 DM ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 291, 288 Abs. 1 BGB in H&#246;he von 4% auf die jetzt festgestellte Ausgleichsforderung begr&#252;ndet. Im &#252;brigen war die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 92, 93a ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Ziff. 10, ZPO.</p>
315,275
vg-koln-1989-02-14-14-k-527487
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
14 K 5274/87
"1989-02-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:13"
"2022-10-18T15:08:42"
Urteil
ECLI:DE:VGK:1989:0214.14K5274.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird unter Aufhebung des Bescheides vom 15.01.1987 und des Widerspruchsbescheides vom 04.12.1987 verpflichtet, dem Kl&#228;ger die beantrag- te Einsichtnahme in das Wasserbuch vorbehaltlich des Umfangs der nach &#167; 160 Abs. 2 LWG m&#246;glichen Einschr&#228;nkungen zu gew&#228;hren.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens tragen der Beklagte und die Beigeladene je zur H&#228;lf- te.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist hinsichtlich der Kostenentscheidung vorl&#228;ufig vollstreckbar. Dem Beklagten und der Beigeladenen wird nachgelassen, die Vollstreckung durch Sicher- heitsleistung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abzuwenden, sofern nicht der Kl&#228;ger Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, ein eingetragener gemeinn&#252;tziger Verein, beantragte mit Schreiben vom 06.08. und 13.06.1986 die Einsichtnahme in das Wasserbuch f&#252;r den Regie- rungsbezirk K&#246;ln bezogen unter anderem auf die wasserrechtlichen Erlaubnisbe- scheide der Firma C. AG. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus, da&#223; im bordeige- nen Labor des Flu&#223;schiffes Beluga w&#228;hrend der im Jahre 1985 durchgef&#252;hrten Un- tersuchung des Rheinwassers stark erh&#246;hte CSB-Werte festgestellt worden seien und es daher im Interesse aller Beteiligten liege, wenn er von den f&#252;r die jeweiligen Einleitungen festgelegten Grenzwerten Kenntnis erhalte. Im Dezember &#228;u&#223;erten Ver- treter des Kl&#228;gers unter anderem gegen&#252;ber dem Rundfunk, da&#223; der Kl&#228;ger die von der Wasserbeh&#246;rde erlangten Daten ver&#246;ffentlichen und sich nicht an verschiedene Absprachen halten werde. Der Beklagte lehnte daraufhin durch Bescheid vom 15.01.1987 die beantragte Einsichtnahme in das Wasserbuch f&#252;r den Regierungsbe- zirk K&#246;ln mit der Begr&#252;ndung ab, da&#223; eine Einsichtnahme in das Wasserbuch nur erfolgen k&#246;nne, wenn der Inhalt des Wasserbuches vertraulich behandelt werde. Er verlangte als Voraussetzung f&#252;r die Einsichtnahme die Abgabe einer Erkl&#228;rung mit folgendem Wortlaut:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Ich verpflichte mich im Namen von H. , die Informatio- nen und Fotokopien vertraulich zu behandeln, d.h. sie werden nur Mitgliedern von H. zug&#228;nglich gemacht und keinesfalls ver&#246;ffentlicht."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung berief der Beklagte sich auf &#167; 160 Abs. 1 Landeswassergesetz - LWG -, wonach ein "berechtigtes Interesse" des Einsichtbegehrenden erforderlich sei. Diese Einschr&#228;nkung zeige, da&#223; das Gesetz eine Ver&#246;ffentlichung der aus dem Wasserbuch gewonnenen Informationen nicht wolle. Der Kl&#228;ger legte gegen diesen Bescheid mit Schreiben vom 03.02.1987 Widerspruch ein. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus, es gebe keine gesetzliche Pflicht, die durch die Einsichtnahme aufgrund eines berechtigten Interesses erlangten Erkenntnisse vertraulich zu behandeln. &#167; 160 Abs. 1 LWG habe lediglich den Zweck, die Einsichtnahme aus reiner Neugier oder allge- meiner Informationssucht zu verhindern. Der Beklagte wies den Widerspruch durch Widerspruchsbescheid vom 04.12.1987 zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus, der Begriff des berechtigten Interesses gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 1 LWG sei zwar weit auszule- gen. Es gen&#252;ge jedes, bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung der Sachlage als gerechtfertigt anzuerkennendes Interesse, nicht notwendig ein rechtliches Interesse. Jedoch habe die Einsichtnahme von jedermann in das Wasserbuch ausgeschlossen werden sol- len. Daraus folge zwingend, da&#223; die Regelung nicht dadurch unterlaufen werden d&#252;r- fe, da&#223; ein an sich Berechtigter die erhaltenen Ausz&#252;ge bzw. Ablichtungen aus dem Wasserbuch an eine nicht bestimmbare Zahl von Nichtberechtigten weitergebe. Dies sei aber das Ziel des Kl&#228;gers. Die verlangte Erkl&#228;rung beinhalte nur die Verpflich- tung, sich entsprechend der gesetzlichen Vorschrift verhalten zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am 24.12.1987 Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt er aus, das berechtigte Interesse k&#246;nne auch das Interesse der Medien sein, die &#214;ffentlichkeit &#252;ber bestimmte Aspekte des Gew&#228;sserschutzes zu unterrichten. Dann k&#246;nne er die erhaltenen Informationen ebenfalls ver&#246;ffentlichen. Er sehe seine Aufgabe gerade darin, f&#252;r die Umwelt relevante Informationen zu erhalten und kritisch in der &#214;ffent- lichkeit zu diskutieren. Denn nur so k&#246;nne ein gewisses Gegengewicht gegen das Interesse geschaffen werden, die Gew&#228;sser &#252;berm&#228;&#223;ig als Vorfluter zu benutzen. Das Grundrecht der Meinungsfreiheit gem&#228;&#223; Art. 5 Grundgesetz umfasse auch das Recht, sich aus allgemein zug&#228;nglichen Quellen wie zum Beispiel dem Wasserbuch, dem Grundbuch, dem Handelsregister und dem Vereinsregister ungehindert zu un- terrichten und die gewonnenen Erkenntnisse &#246;ffentlich zu diskutieren. Den Belangen des im Wasserbuch erfa&#223;ten Einleiters trage &#167; 160 Abs. 2 LWG Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 15.01.1987 und des Widerspruchsbescheides vom 04.12.1987 zu verpflichten, ihm die beantragte Einsicht in das Wasserbuch, unbe- schadet des Rechts des Beklagten nach &#167; 160 Abs. 2 LWG die Ein- sicht zu verweigern, zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt sein Vorbringen aus dem Vorverfahren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladene beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zum weiteren Sach- und Streitstand wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und den Inhalt der Beiakte Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist mit dem in der m&#252;ndlichen Verhandlung konkretisierten Antrag auf Einsichtnahme in das Wasserbuch vorbehaltlich des Umfangs der nach &#167; 160 Abs. 2 LWG vom 04.07.1979 (GV NW S. 488) m&#246;glichen Einschr&#228;nkungen zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat grunds&#228;tzlich einen Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 1 LWG auf Gew&#228;h- rung der Einsichtnahme in das Wasserbuch, ohne zuvor eine Verpflichtungserkl&#228;rung mit dem vom Beklagten geforderten Inhalt abgeben zu m&#252;ssen. Gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 1 LWG ist jedem die Einsicht in das Wasserbuch gestattet, der ein berechtigtes Interesse darlegt. Der Beklagte hat ein berechtigtes Interesse des Kl&#228;gers an der Einsichtnahme nicht bestritten, sondern ausdr&#252;cklich bejaht. Er ist lediglich der Ansicht, diese gesetzliche Beschr&#228;nkung des Einsichtsrechts beinhalte gleichzeitig die Verpflichtung zur vertraulichen Behandlung der gewonnenen Erkenntnisse und berechtige ihn zur Vorschaltung einer entsprechenden Verpflichtungserkl&#228;rung vor Gew&#228;hrung der Einsichtnahme.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Eine derartige Auslegung des Begriffs des berechtigten Interesses ergibt sich weder aus der Rechtsnatur des Wasserbuchs, noch aus dem Gesetzeswortlaut noch aus dem Sinn des Gesetzes. Der Begriff des Wasserbuchs ist weder in &#167; 37 Wasser- haushaltsgesetz noch in &#167;&#167; 157 f. LWG definiert. &#167; 37 Wasserhaushaltsgesetz gibt den L&#228;ndern lediglich auf, Wasserb&#252;cher zu f&#252;hren und sich dabei an bestimmte in- haltliche Vorgaben zu halten. Die n&#228;here Bestimmung von Form und Charakter des Wasserbuchs bleibt den L&#228;ndern vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. Sieder-Zeitler, WHG, Kommentar, Stand: Januar 1988, &#167; 37 Rdnr. 5.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Wasserbuch soll den Wasserbeh&#246;rden, den am Gew&#228;sser interessierten Kreisen und der Gew&#228;sserkunde einen &#220;berblick &#252;ber die Rechtsverh&#228;ltnisse an den Gew&#228;ssern erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gieseke-Wiedemann-Czychowski, WHG, Kommentar, 4. Aufl., &#167; 37 Rdnr. 1.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Land Nordrhein-Westfalen hat sich nicht auf einen beh&#246;rdeninternes Auskunftsbuch beschr&#228;nkt, sondern gem&#228;&#223; &#167; 160 Abs. 1 LWG jeder Person den Zugang zum Wasserbuch er&#246;ffnet, die ein berechtigtes Interesse darlegt. Der Gesetzgeber hat damit einen Begriff gew&#228;hlt, der bereits in &#167; 12 Grundbuchordnung verwendet und allgemein weit ausgelegt wird. Das berechtigte Interesse braucht kein rechtliches zu sein, es gen&#252;gt auch jedes andere, das bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung der Sachlage als gerechtfertigt anzuerkennen ist, zum Beispiel ein wirtschaftliches, wissenschaftliches, historisches oder statistisches Interesse aber auch das Interesse der Medien (Presse, Rundfunk, Fernsehen), die &#214;ffentlichkeit &#252;ber bestimmte Aspekte des Gew&#228;sserschutzes zu unterrichten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke, a.a.O., &#167; 37 Rdnr. 5 mit weiteren Nachweisen auch zur Grundbuchordnung; insbesondere L&#246;ffler, Presserecht, 3. Auflage, &#167; 4 LPG Randnr. 86.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Notwendigkeit der Darlegung des berechtigten Interesses dient lediglich der Abwehr von nur neugierigen oder informationss&#252;chtigen Antragstellern. Das hei&#223;t, nach erfolgter Darlegung eines entsprechenden Interesses hat die das Wasserbuch f&#252;hrende Beh&#246;rde die Einsichtnahme - ausgenommen ein Fall des &#167; 160 Abs. 2 LWG liegt vor - zu gestatten. &#220;ber die etwaige Verwendung der gewonnenen Erkenntnisse durch denjenigen, der die Einsicht genommen hat, sagt das Gesetz nichts aus. Insbesondere ist nicht ersichtlich, da&#223; diese Erkenntnisse nur im Rahmen des jeweiligen Interesses (z.B. wissenschaftliches, wirtschaftliches Interesse) verwertet werden d&#252;rfen, das geltend gemacht wurde. Da auch das Interesse eines Journalisten ein berechtigtes sein kann und dieser entsprechend seinem Interesse die gewonnenen Erkenntnisse publizieren kann und darf, mu&#223; die Publikationsm&#246;glichkeit zum Beispiel einem Wissenschaftler ebenso offen stehen wie vorliegend einem Verein, dessen erkl&#228;rtes Ziel unter anderem der Gew&#228;sserschutz und die Sensibilisierung der &#214;ffentlichkeit f&#252;r Umweltprobleme ist. Ebenso kann ein Journalist von der beabsichtigten Ver&#246;ffentlichung der gewonnenen Erkenntnisse absehen und sie im Rahmen wissenschaftlicher &#220;berlegungen verwerten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">H&#228;tte der Gesetzgeber eine Ver&#246;ffentlichung der aus dem Wasserbuch ersichtlichen Benutzungsrechte an Gew&#228;ssern generell verhindern wollen, dann h&#228;tte er den Begriff des berechtigten Interesse nicht w&#228;hlen d&#252;rfen, oder dieses Interesse insoweit ausdr&#252;cklich einschr&#228;nken m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Es ist auch kein Grund ersichtlich, warum Erkenntnisse aus dem Wasserbuch nicht ver&#246;ffentlicht und &#246;ffentlich diskutiert werden sollten. Das Wasserbuch ist in allen Bundesl&#228;ndern nur ein Verzeichnis der bestimmte Gew&#228;sser betreffenden eintragungsf&#228;higen Rechtsverh&#228;ltnisse; die Eintragungen sind weder mit dem &#246;ffentlichen Glauben des Grundbuchs noch mit einer Rechtsvermutung der Richtigkeit ausgestattet; es besteht lediglich eine tats&#228;chliche Vermutung f&#252;r ihre Richtigkeit.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke, a.a.O., &#167; 37 Rdnr. 3, 3a.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Mehr Aussagekraft hat das Wasserbuch nicht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu Runderla&#223; des MELF vom 03.04.1963 betreffend Einrichtung und F&#252;hrung der Wasserb&#252;cher, MBl NW 1963, S. 439 f..</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Bei Bejahung eines berechtigtes Interesses besteht insofern kein Bed&#252;rfnis f&#252;r eine generelle Geheimhaltung der gewonnenen Erkenntnisse.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Definition des berechtigten Interesses und der fehlenden Geheimhaltungsverpflichtung VG Neustadt an der Weinstra&#223;e, Urteil vom 28.11.1980 - 9 K 205/88 -.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen beabsichtigt der Landesgesetzgeber, in die Neufassung des Landeswassergesetzes die Darlegung eines berechtigten Interesses als Voraussetzung f&#252;r die Einsichtnahme nicht mehr aufzunehmen, wie dies bereits in Bremen und Hessen der Fall ist und unter der Geltung des Preu&#223;ischen Wassergesetzes bereits der Fall war.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. Holtz-Kreutz-Schlegelberger, Das preu&#223;ische Wassergesetz, 1955, S. 770 zu &#167; 193 "Die Einsicht der Wasserb&#252;cher... ist jedem gestattet."</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die eigentliche Schutzvorschrift des &#167; 160 Abs. 2 LWG gew&#228;hrleistet in ausreichendem Ma&#223;e, da&#223; auch einer Person, die aufgrund des Nachweises eines berechtigten Interesses generell Einsicht in das Wasserbuch nehmen darf, unter bestimmten Voraussetzungen die Einsichtnahme verwehrt werden kann, wenn eine Eintragung im Interesse des Gew&#228;sserbenutzers wirklich geheimhaltungsbed&#252;rftig ist, weil Betriebseinrichtungen und Betriebsweisen betroffen sind. F&#252;r diesen Fall stellt &#167; 160 Abs. 2 LWG sicher, da&#223; der einzelne Antragsteller von der Einsichtnahme in das Wasserbuch ausgeschlossen ist und das Wasserbuch sowohl ihm als auch der &#214;ffentlichkeit verschlossen bleibt, sofern der Gew&#228;sserbenutzer der Einsichtnahme nicht zustimmt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 und 3 VwGO, die Entscheidung &#252;ber vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 167 VwGO, 708 Nr. 11, 711 ZPO. </p>
315,276
olgham-1989-02-14-3-ws-6889
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3 Ws 68/89
"1989-02-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:15"
"2022-10-18T15:08:42"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0214.3WS68.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben, soweit er die Anordnung und Ablehnung der Pflichtverteidigerbestellung bez&#252;glich der Angeschuldigten ... und ... betrifft.</p> <p>Als 2. Pflichtverteidiger wird dem Angeschuldigten ... anstelle des Rechtsanwalts ... aus ... Rechtsanwalt ... aus ... und der Angeschuldigten ... anstelle der Rechtsanw&#228;ltin ... aus ... Rechtsanwalt, aus ... beigeordnet.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens und die den Angeschuldigten insoweit entstandenen notwendigen Auslagen tr&#228;gt die Staatskasse.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In dem vorliegenden Strafverfahren, in dem den Angeschuldigten mit Anklageschrift vom ... u.a. gemeinschaftlicher Mord in Tateinheit mit erpresserischem Menschenraub und Geiselnahme sowie mehrfacher versuchter Mord zur Last gelegt worden ist, hat der Vorsitzende der Strafkammer durch den angefochtenen Beschlu&#223; dem Angeschuldigen ... als zweitem Pflichtverteidiger Rechtsanwalt ... aus ... beigeordnet und die vom Angeschuldigten beantragte Beiordnung des Rechtsanwalts ... aus ... abgelehnt. Au&#223;erdem hat er die Rechtsanw&#228;ltin ... aus ... zum zweiten Pflichtverteidiger der Angeschuldigten ... bestellt und die von der Angeschuldigten beantragte Beiordnung des Rechtsanwalts ... ebenfalls zur&#252;ckgewiesen. Hiergegen richten sich die Beschwerden der Angeschuldigten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsmittel haben Erfolg. Sie f&#252;hren zur R&#252;cknahme der Bestellung der Rechtsanw&#228;lte ... und ... und zur Beiordnung der Rechtsanw&#228;lte ... und ...</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bislang die Auffassung vertreten, da&#223; die vom Vorsitzenden des erkennenden Gerichts au&#223;erhalb der Hauptverhandlung getroffene Entscheidung im Zusammenhang mit der Bestellung oder Abberufung eines Pflichtverteidigers gem&#228;&#223; &#167; 305 Satz 1 StPO nicht der Beschwerde unterliegt (vgl. NStZ 1985, 518). An dieser in der Rechtsprechung nur vereinzelt vertretenen Mindermeinung h&#228;lt der Senat im Interesse einer einheitlichen Rechtsprechung nicht mehr fest und schlie&#223;t sich der herrschenden Auffassung an, nach der Beschwerden gegen solche Entscheidungen zul&#228;ssig sind (Kleinknecht/Meyer, StPO, 38. Aufl., &#167; 141 Rdn. 9 m. zahlr. Hinw.; Laufh&#252;tte in KK, StPO, 2. Aufl., &#167; 141 Rdn. 12 m.w.H.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167; 142 Abs. 1 Satz 2 StPO r&#228;umt dem Angeschuldigten hinsichtlich des ihm zu bestellenden Pflichtverteidigers ein Vorschlagsrecht ein. Macht er hiervon Gebrauch, so hat der Vorsitzende nach &#167; 142 Abs. 1 Satz 3 StPO den Vorgeschlagenen dann zu bestellen, wenn nicht wichtige Gr&#252;nde dem entgegenstehen. Als solche kommen beispielsweise &#220;berlastung des vom Angeschuldigten bezeichneten Anwalts oder das Fehlen von Spezialkenntnissen in besonders schwierigen Strafverfahren in Betracht (vgl. amtl. Begr. BT-Drucksache 10/1313 S. 20/21). Voraussetzung f&#252;r diese Einschr&#228;nkung des Auswahlermessens ist, wie sich aus der Verbindung der neuen S&#228;tze 2 und 3 mit dem unver&#228;nderten Satz 1 des &#167; 142 StPO ergibt, da&#223; sich der Angeschuldigte innerhalb des in Satz 1 bezeichneten Personenkreises h&#228;lt. Diese Regel ist jedoch nicht uneingeschr&#228;nkt anzuwenden. Steht fest, da&#223; der Angeschuldigte zu dem von ihm vorgeschlagenen ausw&#228;rtigen Rechtsanwalt besonderes Vertrauen begr&#252;ndet hat, kann seine Beiordnung geboten sein, wenn nicht sonstige Gr&#252;nde gegen dessen Beiordnung sprechen (OLG Hamm StrafVert 1987, 478; SchlH OLG StrafVert 1987, 478; OLG D&#252;sseldorf NStE Nr. 2 zu &#167; 142 StPO; OLG Stuttgart OLGSt Nr. 4 zu &#167; 142 StPO; Rie&#223;/Hilger, das neue Strafverfahrensrecht NStZ 1987, 147). Dies entspricht der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, nach der dem Angeschuldigten grunds&#228;tzlich der Anwalt seines Vertrauens beizuordnen ist (BVerfGE 9, 37 ff.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diese Grunds&#228;tze sind auch bei der Beiordnung eines 2. Pflichtverteidigers zu beachten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Seine Bestellung kommt in der Regel nur in Betracht, wenn aufgrund des Umfangs und der Schwierigkeit des Verfahrens hierf&#252;r ein unabwendbares Bed&#252;rfnis besteht, um eine ausreichende Verteidigung des Beschuldigten zu erm&#246;glichen. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn sich die Hauptverhandlung &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum hin erstreckt und zu ihrer ordnungsgem&#228;&#223;en Durchf&#252;hrung sichergestellt werden mu&#223;, da&#223; auch bei einem vor&#252;bergehenden Ausfall des 1. Verteidigers weiterverhandelt werden kann. Ist demgem&#228;&#223; diese Bestellung geboten, so wird auch hier im Hinblick auf dem grundgesetzlich gesch&#252;tzten Anspruch auf ein faires Verfahren der Anwalt des Vertrauens des Beschuldigten insoweit Priorit&#228;t haben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit dem Vorsitzenden der Kammer war danach zwar die Notwendigkeit der Bestellung von zweiten Pflichtverteidigern zu bejahen; unter Ber&#252;cksichtigung der oben er&#246;rterten Umst&#228;nde war vorliegend jedoch den Antr&#228;gen der Angeschuldligen zu entsprechen und ihnen die Rechtsanw&#228;lte ... und ... anstelle der Rechtsanw&#228;lte ... und ... beizuordnen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Rechtsanwalt ... geh&#246;rt zu den beim Landgericht ... zugelassenen Rechtsanw&#228;lten, so da&#223; nur bei Vorliegen eines wichtigen Grundes von seiner Bestellung h&#228;tte Abstand genommen werden k&#246;nnen. Dem vom Vorsitzenden der Strafkammer hervorgehobenen Gesichtspunkt, Rechtsanwalt ... sei m&#246;glicherweise im Umfangsverfahren noch nicht aufgetreten, kann schon deswegen keine Bedeutung beigemessen werden, weil Rechtsanwalt ... n&#228;her dargelegt hat, da&#223; er bereits Erfahrungen in solchen Verfahren gesammelt hat. Ohnehin verlangen die Rechtsfragen, die in dem - wenn auch umfangreichen - Strafverfahren auftreten k&#246;nnen, keine Spezialkenntnisse, sondern vielmehr nur solche Kenntnisse, die zum rechtlichen Erfahrungsgut aller Anw&#228;lte geh&#246;ren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Rechtsanwalt ... aus ... hat der Angeschuldigte am ... zu seinem Wahlverteidiger bestellt und ihn auf die Aufforderung des Strafkammervorsitzenden als Anwalt seines Vertrauens bezeichnet. Als wichtiger der Beiordnung entgegenstehender Grund kommt daher allein die Tatsache in Betracht, da&#223; Rechtsanwalt ... nicht zu den bei den Gerichten des Bezirks zugelassenen Rechtsanw&#228;lten geh&#246;rt. Dieser Umstand ist gegen die Tatsache abzuw&#228;gen, da&#223; der Angeschuldigte den von ihm benannten Anwalt zu seinem Wahlverteidiger bestellt hatte. Diese Abw&#228;gung gebietet es schon wegen der geringen Entfernung zwischen Gerichtsort und Niederlassung des Rechtsanwalts, Rechtsanwalt ... beizuordnen. Nennenswerte Mehrkosten w&#252;rden durch die Beiordnung nicht entstehen, zumal Rechtsanwalt ... ausdr&#252;cklich auf Mehrkosten und Fahrtkosten verzichtet hat. Demgegen&#252;ber kann der Umstand, da&#223; es wegen - vermeidbarer - Verkehrsst&#246;rungen auf der Strecke zwischen ... und ... zu Terminsverz&#246;gerungen kommen kann, kein solches Gewicht beigemessen werden, da&#223; allein deswegen die beantragte Beiordnung des Verteidigers abgelehnt wird.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 473, 467 StPO.</p>
315,277
lg-dusseldorf-1989-02-14-23-s-39289
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
23 S 392/89
"1989-02-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:16"
"2022-10-18T15:08:42"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1989:0214.23S392.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>In dem Rechtsstreit</p> <p>hat die 23. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 24. Januar 1990 </p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 19. April 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen. Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat keinen Erfolg. Das Berufungsgericht folgt den zutreffenden Gr&#252;nden der angefochtenen Entscheidung, &#167; 543 Abs. 1 ZPO. Das Vorbringen im zweiten Rechtszug rechtfertigt keine andere Beurteilung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg beruft sich der Kl&#228;ger auf eine Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 10.11.1988, wonach der Arbeitgeber im Falle einer Abmahnung konkludent auf ein K&#252;ndigungsrecht wegen der Gr&#252;nde, die Gegenstand der Abmahnung waren, verzichtet. Auch dies vermag eine &#196;nderung der der st&#228;ndigen Rechtsprechung der Kammer entsprechenden Entscheidung nicht herbeizuf&#252;hren. Die Tatsache, da&#223; in einer solchen Abmahnung ein Verzicht auf ein K&#252;ndigungsrecht f&#252;r die abgemahnten Verst&#246;&#223;e zu sehen ist, beseitigt n&#228;mlich nicht die Wirkung dieser Abmahnung auf eine m&#246;gliche K&#252;ndigung f&#252;r k&#252;nftige Verst&#246;&#223;e, was sich ebenfalls aus der angesprochenen Entscheidung des Bundesarbeitsgericht ergibt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der erste Versto&#223; war deshalb grunds&#228;tzlich geeignet , den Rechtskonflikt auszul&#246;sen und nachwirken zu lassen, so da&#223; ein Ausschlu&#223; des Versicherungsfalls gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 3 ARB vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO. Streitwert des Berufungsverfahrens: 794,12 DM. </p>
315,278
olgham-1989-02-09-6-u-45186
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 451/86
"1989-02-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:17"
"2022-10-18T15:08:41"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0209.6U451.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels das am 18. September 1986 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, an den Kl&#228;ger als Gesamtschuldner</p> <p> a) 15.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 8. Januar 1986,</p> <p> b) ab 1. M&#228;rz 1989 eine monatlich im voraus zu entrichtende Schmerzensgeldrente von 200,- DM</p> <p>zu zahlen.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind, als Gesamtschuldner dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche weiteren zuk&#252;nftigen immateriellen Sch&#228;den zu ersetzen, welche ihm aus dem Unfall vom 26. Februar 1981 in ... noch entstehen.</p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten der 1. Instanz tragen der Kl&#228;ger zu 3/4 und die Beklagten zu 1/4.</p> <p>Die Kosten der 2. Instanz tragen der Kl&#228;ger zu 7/10 und die Beklagten zu 3/10.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Parteien k&#246;nnen die Zwangsvollstreckung abwenden, der Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 8.000,- DM und die Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 25.000,- DM. F&#252;r die Beklagten erh&#246;ht sich die Sicherheitsleistung ab 1. M&#228;rz 1989 bez&#252;glich der zu vollstreckenden Rentenbetr&#228;ge um 200,- DM. Die Beklagten k&#246;nnen die Sicherheit durch eine unbedingte und unbefristete selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder einer &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p>Das Urteil beschwert den Kl&#228;ger in H&#246;he von 89.400,- DM und die Beklagten in H&#246;he von 28.600,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 26. Februar 1981 bog der Beklagte zu 1) mit einer bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten Sattelzugmaschine des Typs ... der ... in ... vom Firmengel&#228;nde des Unternehmens nach links in die Industriestra&#223;e ein. Dabei wurde der f&#252;r ihn von links kommende Kl&#228;ger, der auf seinem Fahrrad in Richtung ... unterwegs war, von dem Kotfl&#252;gel des Sattelzugschleppers erfa&#223;t und zu Boden geschleudert. Der am 15.12.1937 geborene Kl&#228;ger erlitt ein schweres Sch&#228;denhirntrauma mit contusioneller Hirnsch&#228;digung, beidseitiger Kalottenfraktur und rechtsseitiger Sch&#228;delbasisfraktur. Es bildete sich ferner links ein gro&#223;es subdurales H&#228;matom mit nachfolgender epiduraler Blutung. Au&#223;erdem kam es zu einem Hautemphysem auf der linken Thoraxseite und sp&#228;ter noch zu einem rechtsseitig auftretenden epiduralem H&#228;matom. Der Kl&#228;ger wurde bewu&#223;tlos in die ... eingeliefert und dort prim&#228;r versorgt. Am 24. M&#228;rz 1981 wurde er in die ... verlegt. Seine Entlassung aus der station&#228;ren Behandlung erfolgte am 6. Mai 1981. Seit dem Unfall leidet der Kl&#228;ger unter ataktischen Gehst&#246;rungen und einem hirnorganischen Psychosyndrom, das zu einer schweren Wesensver&#228;nderung gef&#252;hrt hat und das sich in starken Konzentrations- und Merkf&#228;higkeitsst&#246;rungen und in einem allgemeinen Abbau der intellektuellen Leistungen auswirkt. Wegen der Einzelheiten des Verletzungsbildes, des Behandlungsverlaufs sowie der Entwicklung des k&#246;rperlichen und seelischen Zustandes wird auf das &#228;rztliche Zeugnis des ... vom 7. August 1981 (Bl. 9-13 d.A.), auf das neurologische Zusatzgutachten des Privatdozenten ... vom 3. August 1981 (Bl. 14-24 d.A.) und auf dessen nerven&#228;rztliches Gutachten vom 4. August 1983 (Bl. 25-31 d.A.) sowie auf die &#228;rztliche Bescheinigung des Hausarzte ... vom 30. April 1982 verwiesen (Bl. 32 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Eine auf Veranlassung der ... in ... am 14. Februar 1982 begonnene Heilma&#223;nahme in der ... in ... mu&#223;te am 16. Februar 1982 wegen Alkoholabusus und fehlender Mitwirkung des Kl&#228;gers abgebrochen werden (Bl. 203, 204 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist seit dem Unfall arbeits- und erwerbsunf&#228;hig. Seit dem 17. Januar 1982 bezieht er eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente. Er kann seine Angelegenheiten alle in nicht besorgen und ist nach dem Tod seiner Ehefrau am 26. Oktober 1984 auf die Hilfe von Angeh&#246;rigen angewiesen. Seit Dezember 1987 lebt er im Haushalt seiner Stieftochter, von welcher er versorgt und gepflegt wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 11. Juni 1982 (Bl. 8 d.A.) erkl&#228;rte die Beklagte zu 2), da&#223; Einwendungen zum Grund der Haftung nicht erhoben w&#252;rden. Zur Wahrnehmung seiner Rechte aus dem Verkehrsunfall vom 26. Februar 1981 hat das Amtsgericht Tecklenburg am 6. Juni 1984 den Rechtsanwalt ... in ... zum Pfleger des Kl&#228;gers bestellt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen der Verletzungen und deren Folgen hat der Kl&#228;ger f&#252;r den Zeitraum vom 26. Februar 1981 bis 31. Dezember 1985 gegen die Beklagten ein Schmerzensgeld in der Gr&#246;&#223;enordnung von 100.000,- DM geltend gemacht, auf welches die Beklagte zu 2) vorgerichtlich 50.000,- DM gezahlt hat. F&#252;r die Zeit ab 1. Januar 1986 hat der Kl&#228;ger eine monatliche Rente von 500,- DM begehrt. Diese Forderungen hat er damit begr&#252;ndet, da&#223; das jetzt vorhandene Psychosyndrom und die ataktischen Gehst&#246;rungen allein durch den schweren Unfall vom 26. Februar 1981 verursacht und nicht auf einen langj&#228;hrigen Alkoholmi&#223;brauch in der Zeit vor dem Unfall zur&#252;ckzuf&#252;hren seien. Eine solche Alkoholabh&#228;ngigkeit und eine dadurch herbeigef&#252;hrte gesundheitliche Sch&#228;digung habe es nicht gegeben. Erst infolge des Unfalls neige er infolge tiefer Depressionen, die durch den Tod seiner Ehefrau verst&#228;rkt seien, gelegentlich zu einem vermehrten Alkoholkonsum. Infolge der auch f&#252;r die Zukunft nicht absehbaren Auswirkungen des Psychosyndroms und der Gehst&#246;rungen, so hat der Kl&#228;ger weiter vorgetragen, entfalte er keine k&#246;rperlichen und geistigen Aktivit&#228;ten mehr. Er sitze tags&#252;ber stumpf im Sessel und sehe fern.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ein angemessenes Schmerzensgeld f&#252;r den Zeitraum vom 26. Februar 1981 bis zum 31. Dezember 1985 nebst 4 % Zinsen hierauf seit F&#228;lligkeit abz&#252;glich gezahlter 50.000,- DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn beginnend mit dem 1. Januar 1986 zuk&#252;nftig 500,- DM monatlich als Schmerzensgeldrente zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, ihm s&#228;mtliche immateriellen Sch&#228;den aus dem Unfall vom 26. Februar 1981 zu erstatten, soweit die Sch&#228;den nicht von einem Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bernommen werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben behauptet, das beim Kl&#228;ger vorhandene Psychosyndrom und die ataktischen Gehst&#246;rungen seien nicht Folgen des Unfalls, die schon seit 1982 abgeheilt seien, sondern sie seien auf den chronischen Alkoholmi&#223;brauch des Kl&#228;gers vor dem Unfall und in der Zeit danach zur&#252;ckzuf&#252;hren. Infolge seiner durch den fr&#252;heren Alkoholabusus bedingten starken Voralterung und vor allem infolge des sich nach dem Unfall in hohem Ma&#223;e fortsetzenden Alkoholkonsums habe der Kl&#228;ger bewirkt, da&#223; die Unfallfolgen nicht abgeklungen seien. Seine Erwerbsunf&#228;higkeit sei zu 50 % auf den Alkoholmi&#223;brauch zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben die Auffassung vertreten, da&#223; f&#252;r den Feststellungsantrag das Rechtsschutzinteresse fehle, weil zuk&#252;nftige weitere Sch&#228;den nicht wahrscheinlich seien.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 18. September 1986 hat das Landgericht dem Kl&#228;ger noch ein weiteres Schmerzensgeld von 15.000,- DM zuz&#252;glich 4 % Zinsen seit dem 9. August 1986 zugesprochen; im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die schweren Hirnsch&#228;digungen mit der Folge eines Psychosyndroms rechtfertigten an sich ein Schmerzensgeld von 100.000,- DM. Bei der Bemessung dieses Schmerzensgeldes seien die ataktischen Gehst&#246;rungen nicht zu ber&#252;cksichtigen, da sie weder nach dem Vorbringen des Kl&#228;gers noch nach den vorgelegten Gutachten ganz oder teilweise als Unfallfolge sicher feststellbar seien. M&#246;glicherweise habe die Gehst&#246;rung schon vor dem Unfall bestanden oder der Alkoholmi&#223;brauch des Kl&#228;gers aus dieser Zeit sei die &#252;berwiegende Ursache.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat gemeint, der Kl&#228;ger m&#252;sse sich ein mit 35 % zu bewertendes Mitverschulden zurechnen lassen, weil sich sei Alkoholmi&#223;brauch in der Zeit nach dem Unfall sch&#228;dlich f&#252;r den Heil- und Genesungsverlauf ausgewirkt habe. Da&#223; es sich bei diesem fortgesetzten Alkoholmi&#223;brauch ebenfalls um eine Unfallfolge gehandelt habe, lasse sich mangels geeigneter tats&#228;chlicher Angaben auch durch ein Sachverst&#228;ndigengutachten nicht mehr feststellen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Den Anspruch auf eine Schmerzensgeldrente hat das Landgericht mit der Begr&#252;ndung verneint, da&#223; der Kl&#228;ger nicht dargelegt habe, da&#223; ihm die durch die Dauersch&#228;den hervorgerufene Lebensbeeintr&#228;chtigung immer wieder schmerzlich bewu&#223;t werde. Die Beschreibung seiner Wesensver&#228;nderung deute eher auf eine Resignation als auf ein bewu&#223;tes Empfinden hin. Schlie&#223;lich k&#246;nne nach der Art der Sch&#228;den auch nicht unterstellt werden, da&#223; er sie immer wieder schmerzlich bewu&#223;t erlebe. Im &#252;brigen sei schon bei der Bemessung des Schmerzensgeldes ber&#252;cksichtigt worden, da&#223; Dauerfolgen schwersten Ausma&#223;es eingetreten seien.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Den Feststellungsantrag hat das Landgericht, nicht f&#252;r begr&#252;ndet erachtet, weil nicht ausreichend dargetan sei, da&#223; mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit weitere, nicht absch&#228;tzbare und nicht alkoholbedingte Sch&#228;den aufgrund des Unfalls entstehen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 13. November 1986 zugestellte Urteil des Landgerichts richtet sich die am 5. Dezember 1986 eingegangene Berufung des Kl&#228;gers vom selben Tage. Auf den am 17. Dezember 1986 eingangenen Antrag vom 16. Dezember 1986 ist die Frist zur Begr&#252;ndung der Berufung bis zum 5. Februar 1987 verl&#228;ngert worden. Die Berufungsbegr&#252;ndung vom 3. Februar 1987 ist am 5. Februar 1987 bei Gericht eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In der Berufungsinstanz macht der Kl&#228;ger &#252;ber das bereits erhaltene und vom Landgericht zugesprochene Schmerzensgeld hinaus f&#252;r die Zeit vom 26. Februar 1981 bis 31. Dezember 1985 noch ein weiteres in das Ermessen des Gerichts gestelltes angemessenes Schmerzensgeld von mindestens 35.000,- DM und ab 1. Januar 1986 eine Schmerzensgeldrente von monatlich 500,- DM geltend; ferner verfolgt er das Feststellungsverfahren weiter. Dazu tr&#228;gt er unter Wiederholung seines erstinstanzlichen Vorbringens vor:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Psychosyndrom und die ataktischen Gangst&#246;rungen seien allein durch den Unfall vom 26. Februar 1981 bedingt. Der Kl&#228;ger bestreitet, vorher infolge Alkoholmi&#223;brauchs gesundheitlich gesch&#228;digt, antriebs- und kritikschwach oder in seiner Arbeitsf&#228;higkeit beeintr&#228;chtigt gewesen zu sein. Bis dahin h&#228;tten nur leichte, im allgemeinen nicht beeintr&#228;chtigende Unsicherheiten beim Gehen bestanden, deren Ursache Beschwerden am rechten Knie gewesen seien. Er habe nicht mehr als ein bis zwei Flaschen Bier und etwa zwei bis drei Glas Schnaps pro Tag zu sich genommen und auch das nicht regelm&#228;&#223;ig. Selbst wenn eine alkoholbedingte Vorsch&#228;digung des Hirns vorgelegen h&#228;tte, w&#228;ren das Psychosyndrom und die Gehst&#246;rungen erst durch den Unfall ausgel&#246;st worden, ohne den er heute gesund und uneingeschr&#228;nkt arbeitsf&#228;hig w&#228;re. Der Kl&#228;ger bestreitet auch, durch einen Alkoholmi&#223;brauch in der Zeit nach dem Unfall seinen unfallbedingten Zustand verschlimmert oder verfestigt zu haben. Nach dem Unfall habe er bis zum Tod seiner Ehefrau &#252;berwiegend nur alkoholfreies Bier zu sich genommen und danach h&#246;chstens zwei Flaschen Bier t&#228;glich. Seit Mitte Dezember 1984 habe er gelegentlich und auch nur vor&#252;bergehend in unsch&#228;dlichen Mengen Spirituosen verzehrt. Zum Abbruch der Kur in ... sei es gekommen, weil er sich ohne seine Ehefrau hilfslos gef&#252;hlt habe und versch&#252;chtert gewesen sei. Er sei auf seinem Zimmer geblieben und habe Bier getrunken und geraucht. Im &#252;brigen h&#228;tten auch bei einer aktiven Teilnahme an der Heilma&#223;nahme die Unfallfolgen nicht vermindert werden k&#246;nnen. Selbst wenn durch den Alkoholkonsum nach dem Unfall sein Zustand verschlimmert worden w&#228;re, w&#228;re dies nur die Folge davon gewesen, da&#223; er wegen des unfallbedingten Psychosyndroms in seiner intellektuellen Leistungs-, Kontroll- und Steuerungsf&#228;higkeit stark beeintr&#228;chtigt gewesen sei und die m&#246;glichen gesundheitssch&#228;dlichen Folgen des Alkoholgenusses nicht habe beurteilen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, da&#223; die Schwere seiner Verletzungen und ihrer Folgen neben einem Schmerzensgeld auch eine Schmerzensgeldrente rechtfertigten. Er behauptet, trotz der mit dem Psychosyndrom f&#252;r seinen geistigen und seelischen Zustand verbundenen Auswirkungen wisse er darum und leide er st&#228;ndig darunter, da&#223; diese lebenslangen Beeintr&#228;chtigungen durch den Unfall vom 26. Februar 1981 herbeigef&#252;hrt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf das Schreiben der Beklagten zu 2) vom 8. Januar 1986 (Bl. 104 d.A.), in welchem f&#252;r diesen Zeitpunkt eine weitere Schadensregulierung abgelehnt worden ist, verlangt der Kl&#228;ger von diesem Zeitpunkt ab Zinsen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an ihn &#252;ber die erstinstanzlich ausgeurteilten Betr&#228;ge hinaus</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">ein weiteres in das Ermessen des Gerichts gestelltes angemessenes Schmerzensgeld f&#252;r den Zeitraum vom 26. Februar 1981 bis zum 31. Dezember 1985, mindestens jedoch weitere 35.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 9. Januar 1986,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">4 % Zinsen auf (die bereits ausgeurteilten)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">15.000,- DM f&#252;r die Zeit vom 8. Januar 1986 bis zum 8. August 1986 sowie</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">beginnend ab dem 1. Januar 1986 eine monatliche</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Schmerzensgeldrente in H&#246;he von 500,- DM,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">hilfsweise (zu c)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">ein weiteres in das Ermessen des Gerichts gestelltes angemessenes Schmerzensgeld f&#252;r die ab dem 1. Januar 1986 erlittenen Beeintr&#228;chtigungen, mindestens jedoch weitere 30.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 9. Januar 1986 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, ihm s&#228;mtliche weiteren zuk&#252;nftigen immateriellen Sch&#228;den zu ersetzen, welche ihm aus dem Verkehrsunfallereignis vom 26. Februar 1981, ca. 12.58 Uhr, in ... entstehen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">zu ihren Gunsten</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">als Gl&#228;ubiger es bei der Vollstreckbarkeit ohne Sicherheitsleistung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 711 Satz 2, 710 ZPO zu belassen;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">als Schuldner die Schutzanordnungen aus &#167; 712 ZPO zu treffen;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">hilfsweise in beiden F&#228;llen ihnen zu gestatten, eine Sicherheitsleistung nach &#167; 711 ZPO auch durch die B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten wiederholen ihr Vorbringen aus der ersten Instanz und tragen weiter vor:</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Hirnsch&#228;den des Kl&#228;gers, ihre Folgen und die sonstigen St&#246;rungen seien nicht ausschlie&#223;liche Folge des Unfalls. Infolge langj&#228;hrigen Alkoholmi&#223;brauchs sei er schon vor dem Unfall mit sch&#228;digenden Auswirkungen auf das Gehirn alkoholkrank gewesen und die ataktische Gangst&#246;rung habe auch schon damals vorgelegen. Der Kl&#228;ger habe t&#228;glich nach der Arbeit wenigstens zwei Flaschen Bier und einen "Flachmann" zu sich genommen. Danach sei er betrunken gewesen. Daher habe er auch nicht regelm&#228;&#223;ig und vollschichtig gearbeitet. Infolge seines st&#228;ndigen Alkoholkonsums habe er zwei Arbeitsstellen verloren (Bl. 258 d.A.). Damit sei durch den Alkoholmi&#223;brauch vor dem Unfall die Grundlage f&#252;r das Psychosyndrom und die ataktischen Gangst&#246;rungen gegeben gewesen, und es treffe nicht zu, da&#223; er ohne den Unfall gesund und arbeitsf&#228;hig gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Weiterhin machen die Beklagten auch einen st&#228;ndigen Alkoholkonsum des Kl&#228;gers in der Zeit nach dem Unfall f&#252;r seinen jetzigen Zustand verantwortlich. Sie bestreiten, da&#223; dieser Alkoholmi&#223;konsum durch die Hirnsch&#228;digung bedingt gewesen sei. Seit seinem 49. Geburtstag habe er in einem erheblichen Umfang Alkoholabusus getrieben. Die Beklagten bestreiten, da&#223; der Abbruch der Heilma&#223;nahme in ... durch die Trennung des Kl&#228;gers von seiner Ehefrau mit bedingt gewesen sei. Auch hierf&#252;r sei nur sein Alkoholmi&#223;brauch die Ursache gewesen. Bei aktiver Mitwirkung w&#228;re eine Besserung durchaus erzielbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten halten ein weiteres Schmerzensgeld und eine Schmerzensgeldrente mit der Begr&#252;ndung f&#252;r nicht gerechtfertigt, da&#223; der Kl&#228;ger zwar noch empfindungsf&#228;hig sei, aber gerade wegen der durch die Hirnsch&#228;digung verursachten Ausf&#228;lle weder k&#246;rperlich noch seelisch unter seinen Beeintr&#228;chtigungen leide. Ferner seien die schon vor dem Unfall bestehende Antriebsschw&#228;che sowie die geringe Kritik- und Steuerungsf&#228;higkeit zu ber&#252;cksichtigen, die nicht erst durch den Unfall ausgel&#246;st worden seien.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind unter n&#228;herer Ausf&#252;hrung der Auffassung (Bl. 125, 262 d.A.), da&#223; f&#252;r den Feststellungsantrag das Feststellungsinteresse fehle, da die Beklagte zu 2) schon vorprozessual und zur Vermeidung eines Rechtsstreites die volle Haftung anerkannt habe.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Durch Beweisbeschlu&#223; vom 24. Februar 1987 (Bl. 110 d.A.) hat der Senat den Privatdozenten ... in ... mit der Feststellung und Begutachtung der Folgen des Unfalls vom 26. Februar 1981 und der durch sie herbeigef&#252;hrten Beschwerden des Kl&#228;gers beauftragt (Bl. 110, 137 d.A.). Auf die entsprechenden Gutachten vom 6. Januar 1988 und 19. April 1988 wird Bezug genommen (Bl. 147-173; Bl. 224-228 d.A.). Ferner hat der Senat &#252;ber den Alkoholkonsum des Kl&#228;gers vor und nach dem Unfall sowie &#252;ber etwaige Gangunsicherheiten aus der Zeit vor dem 26. Februar 1981 Beweis erhoben. Dazu sind die Hausangestellte ..., die Hausfrau ... und die Unternehmerin ... als Zeugen vernommen worden. Die Aussagen sind im Einverst&#228;ndnis der Parteien in dem Berichterstattervermerk zum Senatstermin vom 28. April 1988 festgehalten worden (Bl. 252-254 d.A.). Im Senatstermin vom 3. Oktober 1988 hat der Privatdozent ... seine Gutachten vom 6. Januar und 19. April 1988 erl&#228;utert. Seine Ausf&#252;hrungen sind im Einverst&#228;ndnis der Parteien in dem Berichterstattervermerk zum Senatstermin festgehalten worden (Bl. 299, 300 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Durch Beweisbeschlu&#223; vom 3. November 1988 ist eine weitere Beweisaufnahme dar&#252;ber angeordnet worden, ob der Kl&#228;ger die durch das Psychosyndrom und durch die ataktischen Gehst&#246;rungen verursachten Beeintr&#228;chtigungen bewu&#223;t erlebt und unter ihnen leidet (Bl. 305 d.A.). Dazu hat der Privatdozent ... unter dem 9. Januar 1989 ein Gutachten erstellt (Bl. 318-323 d.A.). Die Hausangestellte ... ist hierzu als Zeugin vernommen worden. Ihre Aussage ist mit dem Einverst&#228;ndnis der Parteien im Berichterstattervermerk zum Senatstermin vom 9. Februar 1989 festgehalten worden (Bl. 331 ff d.A.). Au&#223;erdem haben die Akten 8 Cs 23 Js 639/81 der Staatsanwaltschaft M&#252;nster, die Akten zu der Vers.-Nr. ... der ... in ... und die Akten 6 VII 5389 des Amtsgerichts Tecklenburg vorgelegen; die Akten sind Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die statthafte, die gesetzlichen Formen und Fristen wahrende Berufung des Kl&#228;gers hat teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 Abs. 1 BGB &#252;ber die vorgerichtlich erhaltenen 50.000,- DM hinaus gegen die Beklagten einen Anspruch auf ein weiteres Schmerzensgeld in H&#246;he von 15.000,- DM zuz&#252;glich 4 % Zinsen seit dem 8. Januar 1986 und ab 1. M&#228;rz 1989 einen Anspruch auf eine monatlich im voraus zu entrichtende Schmerzensgeldrente von 200,- DM. Ferner sind die Beklagten verpflichtet, dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche weiteren zuk&#252;nftigen immateriellen Sch&#228;den zu ersetzen, welche ihm aus dem Unfall vom 26. Februar 1981 in ... noch entstehen. Die Haftung der Beklagten f&#252;r die Folgen des Unfalls ist au&#223;er Streit. Ihre Einstandspflicht bezieht sich nicht nur auf die unmittelbaren schweren Hirnsch&#228;digungen des Kl&#228;gers, sondern auch auf deren Folgen, die in einem hirnorganischen Psychosyndrom und in ataktischen Gehst&#246;rungen bestehen. Ein Mitverschulden an der Entwicklung dieser Dauerfolgen ist dem Kl&#228;ger nicht zuzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Mit dem Schmerzensgeld und mit der Schmerzensgeldrente ist der Kl&#228;ger f&#252;r die Unfallverletzungen und ihre Folgen zu entsch&#228;digen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Er erlitt ein schweres Sch&#228;delhirntrauma mit contusioneller Hirnsch&#228;digung, beiderseitiger Kalottenfraktur und rechtsseitiger Sch&#228;denbasisfraktur. Es bildete sich ferner links ein gro&#223;es subdurales H&#228;matom mit nachfolgender epiduraler Blutung. Au&#223;erdem kam es zu einem Hautemphysem auf der linken Thoraxseite und sp&#228;ter noch zu einem rechtsseitig auftretenden epiduralem H&#228;matom. Ferner leidet der Kl&#228;ger seit dem Unfall unter einem hirnorganischen Psychosyndrom, das zu einer starken Wesensver&#228;nderung, zu einem Abbau der intellektuellen Leistungen und zu starken St&#246;rungen der Konzentrations- und Merkf&#228;higkeit gef&#252;hrt hat. Dazu kommen die ataktischen Gehst&#246;rungen, die den Kl&#228;ger seit dem Unfall schwer in seiner Bewegungsf&#228;higkeit behindern.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist davon &#252;berzeugt, da&#223; es sich bei dem Psychosyndrom und den Gehst&#246;rungen um Dauerfolgen der schweren, durch den Unfall erlittenen Hirnsch&#228;digungen handelt und da&#223; ein Zusammenhang zwischen diesen Folgen und dem Alkoholkonsum des Kl&#228;gers in der Zeit vor dem Unfall wenig wahrscheinlich ist. F&#252;r diese &#220;berzeugungsbildung ist es nicht erforderlich, da&#223; die andauernden Beeintr&#228;chtigungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Sinn des &#167; 286 ZPO auf den Unfall vom 26. Februar 1981 zur&#252;ckzuf&#252;hren sind. Denn es steht fest, da&#223; der Kl&#228;ger bei dem Unfall schwerste Kopfverletzungen davongetragen hat. Ob diese die Haftung der Beklagten nach &#167; 823 Abs. 1 BGB begr&#252;ndende K&#246;rperverletzung zu weiteren Sch&#228;den gef&#252;hrt hat, ist eine Frage, die in den Bereich der sog. haftungsausf&#252;llenden Kausalit&#228;t geh&#246;rt und die nach &#167; 287 Abs. 1 Satz 1 ZPO zu beurteilen ist. Zum Bereich der haftungsausf&#252;llenden Kausalit&#228;t darf sich der Richter unter Befreiung von den strengen allgemeinen Beweisregeln eine &#220;berzeugung bilden. Zwar d&#252;rfen auch dann erhebliche Unsicherheiten in den Grundlagen des Tatsachenablaufs nicht in Kauf genommen werden. Es gen&#252;gt aber, wenn aufgrund der gegebenen und gesicherten Beurteilungsgrundlagen eine erhebliche Wahrscheinlichkeit f&#252;r einen bestimmten Kausalablauf besteht. Dann d&#252;rfen weniger wahrscheinliche Zusammenh&#228;nge au&#223;er Betracht bleiben, ohne da&#223; feststehen mu&#223;, da&#223; sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen sind (vgl. BGH, LM Nr. 43 zu &#167; 287 ZPO; BGH, NJW 1976, 1145, 1146 ff; BGH, VersR 1978, 281, 283; BGH, VersR 1983, 984, 985). Diese Voraussetzungen liegen hier vor. Es lassen sich keine verobjektivierbaren Feststellungen treffen, da&#223; sich der Alkoholkonsum des Kl&#228;gers in der Zeit vor dem Unfall me&#223;bar oder erheblich f&#252;r die nach dem 26. Februar 1981 eingetretene Wesensver&#228;nderung, f&#252;r die St&#246;rungen der Konzentrations- und Merkf&#228;higkeit sowie f&#252;r die Gehst&#246;rungen ausgewirkt hat.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der fr&#252;here Alkoholkonsum des Kl&#228;gers war zwar nicht unerheblich, andererseits kann auch nicht von einem deutlich &#252;berm&#228;&#223;igen Alkoholgenu&#223; oder Mi&#223;brauch gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Trinkgewohnheiten des Kl&#228;gers aus einer Zeit, die sehr weit zur&#252;ckliegt, und die sich nicht kontinuierlich bis zum 21. Februar 1982 fortgesetzt haben, k&#246;nnen nicht die entscheidende Grundlage f&#252;r die Beantwortung der Frage sein, ob der Alkoholkonsum des Kl&#228;gers in den Jahren vor dem Unfall im Zusammenhang mit dem schweren Hirnsch&#228;digungen das Psychosyndrom und die Gehst&#246;rungen ausgel&#246;st oder oder ihr Entstehen entscheidend beg&#252;nstigt hat. F&#252;r die Beurteilung dieses Zusammenhangs ist daher nicht seine Erkl&#228;rung ergiebig, die er bei der von der ... veranla&#223;ten &#228;rztlichen Untersuchung zur &#220;berpr&#252;fung seiner unfallbedingten Erwerbsunf&#228;higkeit am 30. September 1982 dahin abgegeben hat, er habe in der Zeit von 1958 bis 1962 oft "bis zu 10 Glas Bier und einige Kurze" getrunken (Bl. 201, 279 d.A.). Da sich diese Angaben auf einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren vor dem Unfall beziehen und ferner keine gen&#252;genden Anhaltspunkte daf&#252;r bestehen, welche konkreten regelm&#228;&#223;igen Trinkgewohnheiten damals bestanden haben, kann sein Trinkverhalten in dieser Zeit nicht zum Ma&#223;stab seiner Gewohnheiten in der letzten Zeit vor dem Unfall genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger im Rahmen seiner Untersuchungen durch den Privatdozenten ... am 21. M&#228;rz 1983 abgegeben (Bl. 26, 27), er habe vor dem Unfall auch wesentlich mehr als ein bis zwei Flaschen Bier vertragen k&#246;nnen bzw. getrunken. Aus dieser knappen Wiedergabe in dem nerven&#228;rztlichen Gutachten des Privatdozenten ... vom 4. August 1983 lassen sich jedoch die konkreten Trinkgewohnheiten des Kl&#228;gers nicht ausreichend herleiten. Demgegen&#252;ber erkennt der Senat in den Aussagen der Zeugen ... (Stieftochter) und ( ... Schwiegermutter), die die Lebensgewohnheiten des Kl&#228;gers in den Jahren vor dem Unfall als Angeh&#246;rige kannten, ein konkretes und nachvollziehbares Bild seiner Trinkgewohnheiten. Diese Zeugen haben im wesentlichen das Vorbringen des Kl&#228;gers best&#228;tigt, da&#223; er in der Zeit vor dem Unfall t&#228;glich in der Regel ein bis zwei Flaschen Bier und einen "Flachmann" zu sich genommen habe (Bl. 252 ff). Diesen Konsum haben der Kl&#228;ger bzw. seine Ehefrau auch im Rahmen der Untersuchungen gegen&#252;ber ... am 20. Juli 1981 und 21. M&#228;rz 1983 genannt (Bl. 19, 26, 27). Ebenfalls dem vom Senat mit der Erstellung des Gutachtens vom 26. Januar 1988 beauftragten Privatdozenten ... gegen&#252;ber sind am 16. Juli 1987 vom Kl&#228;ger bzw. seiner Schwiegermutter, der Zeugin ... diese Trinkmengen genannt worden (Bl. 156 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Damit steht einerseits fest, da&#223; der Kl&#228;ger in den Jahren vor dem Unfall sicher nicht geringe Mengen Alkohol zu sich zu nehmen pflegte, andererseits liegt aber auch noch kein so &#252;berm&#228;&#223;iger Alkoholkonsum vor, da&#223; von einem regelm&#228;&#223;igen Mi&#223;brauch gesprochen werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich haben die Trinkgewohnheiten des Kl&#228;gers vor dem Unfall dem &#228;u&#223;eren Anschein nach nicht zu auff&#228;lligen Gesundheitsst&#246;rungen gef&#252;hrt, wie die Zeuginnen ... und ... &#252;bereinstimmend best&#228;tigt haben. Der Alkoholkonsum des Kl&#228;gers f&#252;hrte jedenfalls nicht zu auff&#228;lligen Ausf&#228;llen und beeintr&#228;chtigte insbesondere nicht seine allgemeine Arbeitsf&#228;higkeit, sondern wirkte sich lediglich dahin aus, da&#223; er etwa einmal im Monat nicht zur Arbeit erschien. Dar&#252;ber hinaus ist seine Leistungs- und Arbeitsf&#228;higkeit offenbar nicht beeintr&#228;chtigt gewesen, auch nicht im normalen Arbeitsalltag, wie die Zeugin ... seine Arbeitgeberin - der Kl&#228;ger war Arbeiter in einem S&#228;gewerk -, im wesentlichen best&#228;tigt hat.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Es gibt keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;ger schon vor dem Unfall unter ataktischen Gehst&#246;rungen gelitten hat. St&#246;rungen dieser Art haben die Zeugen ... ausdr&#252;cklich verneint. Es mag allenfalls eine mit ataktischen Gangst&#246;rungen in keiner Weise vergleichbare leichte Behinderung vorgelegen haben, die nach den Aussagen der Zeugen ... und ... mit einer im Jahr 1972 erlittenen, aber nicht behandelten Sportverletzung am rechten Knie zusammenhing. Ein Hinweis auf eine Gehbehinderung dieser Art ist auch in dem &#228;rztlichen Bericht des ... vom 7. August 1981 sowie in dem Gutachten des Privatdozenten ... vom 3. August 1981 und 4. August 1983 vermerkt (Bl. 12, 19, 23, 29 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Aus medizinisch/neurologischer Sicht stellen sich das hirnorganische Psychosyndrom und die ataktischen Gangst&#246;rungen in erster Linie als typische Auswirkungen der schweren Hirnsch&#228;digungen dar, die somit mit erheblicher Wahrscheinlichkeit die Ursache f&#252;r die andauernden Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;gers sind. Dagegen ist ein Zusammenhang der Beschwerden mit einem fr&#252;heren Alkoholabusus nicht verobjektivierbar und damit nicht naheliegend.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Der Senat verkennt nicht, da&#223; der Privatdozent ... in seinen Gutachten vom 3. August 1981 und 4. August 1983 zu dem Schlu&#223; gelangt ist, da&#223; der Kl&#228;ger vor seinem Unfall schon alkoholkrank gewesen ist. Die Anzeichen hierf&#252;r hat er bei der Untersuchung vom 21. M&#228;rz 1983 in trophischen St&#246;rungen im Bereich der Unterschenkel gesehen. W&#228;hrend er das Psychosyndrom zur&#252;ckhaltend zum Teil diesem Alkoholabusus zugeordnet hat, hat er einen solchen Zusammenhang f&#252;r die Gangst&#246;rungen ausdr&#252;cklich bejaht (Bl. 23 ff, 29 ff d.A.).</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat der vom Senat als Sachverst&#228;ndiger mit der Untersuchung dieser Zusammenh&#228;nge beauftragte Privatdozent ... in Kenntnis der Beurteilung durch den Privatdozenten ... in seinen Gutachten vom 6. Januar 1988 und 19. April 1988 (Bl. 147 ff, 224 ff d.A.) das Psychosyndrom und die Gangst&#246;rungen als typische Auswirkungen der schweren Hirnverletzungen des Kl&#228;gers beurteilt und hieran auch bei der Erl&#228;uterung seiner Gutachten im Senatstermin vom 3. Oktober 1988 festgehalten (Bl. 299 ff d.A.). Zwar sind nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen die schweren Auswirkungen des Psychosyndroms und die ataktischen Gangst&#246;rungen auch als Folge eines erheblichen Alkoholmi&#223;brauchs denkbar. Er hat jedoch - und insoweit auch entgegen dem Privatdozenten ... - betont, da&#223; entsprechende Symptome nicht festzustellen und somit Auswirkungen des Alkoholkonsums nicht verobjektivierbar seien. Die Beschwerden des Kl&#228;gers lie&#223;en sich auch ohne einen Alkoholkonsum ohne weiteres durch die schweren Hirnsch&#228;digungen erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Sachverst&#228;ndige einger&#228;umt, da&#223; die vom Privatdozenten ... in dem Gutachten vom 4. August 1983 festgestellten trophischen St&#246;rungen an beiden Unterschenkeln (Bl. 27 d.A.) Zeichen eines Alkoholabusus sein k&#246;nnte (Bl. 299 R). Er hat aber auch darauf hingewiesen, da&#223; er solche Erscheinungen bei seiner Untersuchung des Kl&#228;gers am 16. Juli 1987 nicht festgestellt habe. Selbst wenn die trophischen St&#246;rungen infolge eines reduzierten Alkoholkonsums oder einer Regeneration fr&#252;herer Defekte nicht mehr feststellbar gewesen seien, handele es sich im &#252;brigen bei diesen Ph&#228;nomenen nur um zweirangige Symptome, weil sie nicht so sichere Aufschl&#252;sse wie Laborwerte geben k&#246;nnten. Dieser Werte aber erg&#228;ben keinen Hinweis auf einen Alkoholmi&#223;brauch. Denn die Blutuntersuchung habe beim Kl&#228;ger keine erh&#246;hten Leberenzyme erg&#228;ben, wie sie bei chronischem Alkoholabusus zu erwarten gewesen w&#228;ren (Bl. 167, 169, 226 d.A.). Schlie&#223;lich hat der Sachverst&#228;ndige ... darauf hingewiesen, da&#223; bei einem Alkoholkonsum in den beim Kl&#228;ger festgestellten Mengen erfahrungsgem&#228;&#223; nicht solche bleibenden Sch&#228;den wahrscheinlich seien, wie sie das hirnorganische Psychosyndrom und die Gangst&#246;rungen darstellten.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber gibt es konkrete Hinweise daf&#252;r, da&#223; es sich bei dem Psychosyndrom in der Erscheinungsform, wie sie beim Kl&#228;ger vorliegt, um eine typische Auswirkung erheblicher Hirnverletzungen handelt. Als Folge des Unfalls lassen sich eindeutig Hirnsubstanzdefekte und eine dadurch bedingte Minderung der Hirnleistungen feststellen, die sich in hochgradigen Merkf&#228;higkeits- und Konzentrationsst&#246;rungen sowie einem starken Abbau der intellektuellen Leistungen &#228;u&#223;ern (vgl. Bl. 160, 164, 167, 168, 299).</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die ataktischen Gehst&#246;rungen vor dem Unfall noch nicht vorgelegen haben, folgt bereits aus den schon erw&#228;hnten Aussagen der Zeugen ... und ... nach welchem die damals vorhandene Gehbehinderung die Folge eines Sportunfalls im Bereich des rechten Knies war. Eine einseitig krankhafte Ver&#228;nderung am Knie vermag aber - so der Sachverst&#228;ndige ... - das unsichere Gangbild des Kl&#228;gers nicht zu erkl&#228;ren, vor allem w&#228;re er dann schon damals nicht mehr in der Lage gewesen, mit dem Fahrrad zu fahren (Bl. 226, 227 d.A.). Da ferner an den Nervenenden in den Beinen Reflexe, Gef&#252;hl- und Vibrationsempfindungen vorhanden sind (Bl. 159, 226, 227, 299 d.A.) und dies bei einer alkoholbedingten Polyneuropathie nicht der Fall w&#228;re, hat der Sachverst&#228;ndige ... diese St&#246;rung ebenfalls den durch die Gehirnsubstanzdefekte ausgel&#246;sten St&#246;rungen der Motorik zugeordnet.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieser einleuchtenden und nachvollziehbaren Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ist auch der Senat davon &#252;berzeugt, da&#223; das hirnorganische Psychosyndrom des Kl&#228;gers und seine Gehst&#246;rungen in erster Linie und mit gro&#223;er Wahrscheinlichkeit nur mit den durch den Unfall entstandenen erheblichen Hirnverletzungen in Zusammenhang zu bringen sind, wohingegen ein ann&#228;hernd abgesicherter Zusammenhang mit dem fr&#252;heren Alkoholkonsum weder verobjektivierbar noch herstellbar ist.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger braucht sich f&#252;r die Dauerfolgen seines Unfalls kein Mitverschulden gem&#228;&#223; &#167; 254 Abs. 1 BGB zurechnen zu lassen. Es l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; er durch fortgesetzten Alkoholkonsum nach dem Unfall ein Abklingen der sich aus dem Psychosyndrom und den ataktischen Gehst&#246;rungen ergebenden Beeintr&#228;chtigungen verhindert und so zu einer Verschlimmerung oder Verfestigung des Zustandes beigetragen hat.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit nach dem Unfall l&#228;&#223;t sich jedenfalls bis Ende 1984 kein erheblicher Alkoholkonsum feststellen, weil der Kl&#228;ger bis dahin nach den Aussagen der Zeugen ... und ... &#252;berwiegend nur alkoholfreies Bier getrunken hat. Im &#252;brigen hat der Sachverst&#228;ndige ... im Rahmen seiner Untersuchung f&#252;r die Zeit nach dem Unfall Anzeichen eines &#252;berm&#228;&#223;igen Alkoholkonsums und einen verb&#246;sernden Einflu&#223; auf die Entwicklung des k&#246;rperlichen und seelischen Zustandes nicht feststellen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Ob die Heilma&#223;nahme in ... infolge Alkoholabusus des Kl&#228;gers abgebrochen werden mu&#223;te oder weil er infolge der Trennung von seiner Ehefrau zu einer aktiven Mitarbeit nicht imstande war, kann dahinstehen. Der Sachverst&#228;ndige ... hat n&#228;mlich darauf hingewiesen, da&#223; die Defekte des Gehirns durch diese Heilma&#223;nahme in keinem Fall h&#228;tten beseitigt werden k&#246;nnen und da&#223; im &#252;brigen nicht feststellbar sei, inwiefern die vollst&#228;ndige Durchf&#252;hrung dieser Ma&#223;nahme zu einer Verbesserung des Zustandes gef&#252;hrt h&#228;tte (Bl. 300 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist es nicht ausgeschlossen, wie der Sachverst&#228;ndige ... bemerkt hat, da&#223; erst die mit dem hirnorganisches Psychosyndrom verbundene Beeintr&#228;chtigung der Einsichts- und Steuerungsf&#228;higkeit die Anf&#228;lligkeit des Kl&#228;gers f&#252;r Alkohol beg&#252;nstigt hat (Bl. 300 d.A.). In diesem Fall w&#228;re ihm ein fortgesetzter Alkoholkonsum in keinem Fall als Mitverschulden anzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die ersten beiden Jahre nach dem Unfall, mit deren Ablauf ein Dauerzustand eingetreten war, bemi&#223;t der Senat da&#223; dem Kl&#228;ger nach &#167; 847 Abs. 1 BGB zustehende Schmerzensgeld auf 50.000,- DM; mit der Zahlung der Beklagten in gleicher H&#246;he ist dieser Teil des Anspruchs erledigt. Die nach dem Unfall verbliebenen Dauerfolgen werden f&#252;r die Zeit vom 1. M&#228;rz 1983 bis zum 28. Februar 1989 mit dem vom Landgericht zuerkannten weiteren Schmerzensgeld von 15.000,- DM abgegolten. Ab dem 1. M&#228;rz 1989 steht dem Kl&#228;ger f&#252;r seine andauernden Beeintr&#228;chtigungen eine lebenslange Rente von monatlich 200,- DM. zu.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes und der Schmerzensgeldrente hat der Senat ber&#252;cksichtigt, da&#223; dem Verletzten durch das Schmerzensgeld ein Ausgleich f&#252;r seine immateriellen Sch&#228;den und ferner Genugtuung f&#252;r die zugef&#252;gten Leiden zukommen soll. Auszugleichen sind die Beeintr&#228;chtigungen, die in k&#246;rperlichen Leiden, etwa in Schmerz- oder anderen Mi&#223;empfindungen, und in den seelischen Leiden bestehen, etwa in dem Empfinden der durch die Verletzungen gegebenen Beeintr&#228;chtigung gegen&#252;ber gesunden Menschen oder in dem Gef&#252;hl der Abh&#228;ngigkeit von fremder Hilfe. Ein derartiger Ausgleich ist jedoch nur in dem Ausma&#223; m&#246;glich, in dem der Verletzte seine Beeintr&#228;chtigung auch tats&#228;chlich empfindet oder er eine Entsch&#228;digung zur Erleichterung seines Zustandes wirklich verwenden kann. Soweit dies nicht der Fall ist, l&#228;uft die Ausgleichsfunktion des Schmerzensgelds leer. In einem solchen Fall mu&#223; es den Betrag unterschreiten, der einem Verletzten zukommen w&#252;rde, der seinen Zustand in seiner Tragf&#228;higkeit bewu&#223;t empfindet, darunter leidet und der die Entsch&#228;digung auch wirklich in einer Weise einsetzen kann, da&#223; er die dadurch m&#246;glichen Annehmlichkeiten als eine gewisse Erleichterung seines tragischen Zustandes wahrnimmt (vgl. BGH, NJW 1976, 1147 ff; BGH, NJW 1982, 2123 ff; BGH, VRS 69, 340, 341; OLG D&#252;sseldorf in VersR 1975, 1152 und in VersR 1977, 60). Diese Ausgleichsfunktion des Schmerzensgeldes l&#228;&#223;t sich im vorliegenden Fall nicht in vollem Umfang verwirklichen. Da sich der Kl&#228;ger seiner Verletzungen und ihrer Folgen nicht in ihrem ganzen tragischen Ausma&#223; bewu&#223;t ist, mu&#223; dies in einer entsprechenden Bemessung des Schmerzensgeldes bzw. der Schmerzensgeldrente Beachtung finden.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Infolge der mit dem hirnorganischen Psychosyndrom verbundenen Beeintr&#228;chtigungen der Merk- und Konzentrationsf&#228;higkeit sowie des damit verbundenen Abbaus der intellektuellen Leistungen ist dem Kl&#228;ger die Schwere und das Ausma&#223; seiner Verletzungen nicht in der gesamten Tragweite bewu&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Bei seiner Anh&#246;rung im. Zusammenhang mit der Bestellung eines Pflegers hat er am 13. Oktober 1983 vor dem Amtsgericht Tecklenburg erkl&#228;rt, er wisse wohl, da&#223; er am 26. Februar 1981 einen Unfall gehabt habe. Im &#252;brigen aber waren ihm Einzelheiten nicht bewu&#223;t, vor allem nicht die Schwere der Verletzungen und die Ursache f&#252;r seine Arbeitsunf&#228;higkeit. Weiter ergibt sich aus der Anh&#246;rung und aus den Angaben seiner anwesenden Ehefrau, da&#223; er sich nur zu Hause aufhielt, keine Aktivit&#228;ten entfaltete und sich mit Lesen besch&#228;ftigte (Bl. 21 der Pflegsschaftsakten des Amtsgerichts Tecklenburg).</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">In einem Bericht des Gesundheitsamtes des Kreises Steinfurt vom 29. Januar 1987 an das Amtsgericht Tecklenburg wird mitgeteilt, da&#223; der Kl&#228;ger damals mit seinem Leben im Haushalt seiner Schwiegermutter zufrieden war (Bl. 64 BA).</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Aus der Aussage der Zeugin ... vor dem Senat folgt (Bl. 253, 331 f d.A.), da&#223; der Kl&#228;ger seit dem Unfall - im Gegensatz zu fr&#252;her - antriebsschwach ist und keine nennenswerten k&#246;rperlichen Aktivit&#228;ten entfaltet. Er spielt mit dem Kind der Zeugin und mit der Katze. Er lebt ruhig und gleichg&#252;ltig in den Tag hinein, ohne dabei unzufrieden zu sein. Er wei&#223; zwar von dem Unfall, aber nicht von Einzelheiten. W&#228;hrend er sich nach der Schilderung der Zeugin durch seinen geistigen und seelischen Zustand jedenfalls &#228;u&#223;erlich nicht auff&#228;llig belastet oder ungl&#252;cklich f&#252;hlt, ist er sich seiner gravierenden Beschwerden beim Gehen durchaus bewu&#223;t und er wei&#223; auch, da&#223; es hierzu durch den Unfall gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die Angaben aus der Pflegschaftsakte und die Schilderung der Zeugin stimmen mit der Beobachtung und Beurteilung schon durch den Privatdozenten ... in dem Gutachten vom 3. August 1981 (Bl. 21 d.A.) und durch den Sachverst&#228;ndigen ... in seinem Gutachten vom 6. Januar 1988 (Bl. 156) und 9. Januar 1989 (Bl. 318 ff d.A.) &#252;berein. Der intellektuelle und seelische Zustand entspricht den mit dem hirnorganischen Psychosyndrom gegebenen Beeintr&#228;chtigungen der Intelligenz, der Merk- und der Konzentrationsf&#228;higkeit. Die allgemeine Stimmungslage des Kl&#228;gers ist flach euphorisch. Er macht keinen unzufriedenen oder leidenden Eindruck. Dies spricht dagegen, da&#223; er seinen durch das Psychosyndrom gegebenen Zustand als besonders belastend empfindet und sich der sich daraus ergebenden Tragik ganz bewu&#223;t ist. Andererseits ist aber auch der Sachverst&#228;ndige, wie die Zeugin ... der Auffassung, da&#223; er sich der durch die Gehst&#246;rungen gegebenen Beeintr&#228;chtigungen sicher bewu&#223;t ist.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">W&#228;ren die Verletzungen des Kl&#228;gers und ihre Dauerfolgen mit einem Schmerzensgeld allein in Kapitalform zu entsch&#228;digen, so w&#252;rde der Senat eine Summe von ca. 90.000,- DM f&#252;r angemessen halten. Der Kl&#228;ger hat - wie bereits erw&#228;hnt - schwerste Kopfverletzungen mit erheblichen Dauersch&#228;den davongetragen. Nach dem Unfall wurde er bewu&#223;tlos in die ... eingeliefert, wo die prim&#228;re Versorgung erfolgte. Er mu&#223;te sich zweimal einer Sch&#228;deltrepanation unterziehen und wurde in diesem Zusammenhang auch zweimal, auf die Intensivstation verlegt. Vor&#252;bergehend kam es rechtsseitig zu einer Gesichtsl&#228;hmung. Am 24. M&#228;rz 1981 erfolgte seine Verlegung in die neurologische Klinik. Dort wurden das hirnorganische Psychosyndrom und die ataktischen Gehst&#246;rungen festgestellt, unter denen er als Dauerfolge des Unfalls sein Leben lang zu leiden hat. Es liegt damit ein Schadensbild vor, das insgesamt ein hohes Schmerzensgeld rechtfertigt. Bei der Schmerzensgeldbemessung mu&#223; aber auch ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; der Kl&#228;ger seinen Zustand nicht in seinem ganzen tragischen Ausma&#223; bewu&#223;t erlebt. Er hat sicher die mit den unmittelbaren Verletzungen verbundenen Schmerzen und die mit der prim&#228;ren &#228;rztlichen Versorgung verbundenen k&#246;rperlichen Beeintr&#228;chtigungen empfunden. Ebenso ist ihm die durch die ataktische Gehst&#246;rung gegebene erhebliche Behinderung bewu&#223;t. Andererseits aber sind infolge des mit dem hirnorganischen Psychosnydrom verbundenen Abbaus der intellektuellen Leistungen und der St&#246;rungen der Merk- und Konzentrationsf&#228;higkeit die Erinnerungen an den Unfall verbla&#223;t. Die Auswirkungen des Psychosyndroms sind dem Kl&#228;ger daher in ihrem tragischen Ausma&#223; nicht so bewu&#223;t. Er nimmt diesen Zustand eher hin, als da&#223; er darunter leidet, er bleibt antriebsarm und lebt im Haushalt seiner Stieftocher, ohne auff&#228;llig unzufrieden zu sein. Dies ist bei der Bemessung des Schmerzensgeldes mindernd zu ber&#252;cksichtigen. Insgesamt w&#228;re deshalb ein Kapitalbetrag von ca. 90.000,- DM angemessen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt es jedoch f&#252;r geboten, neben der von den Beklagten bereits geleisteten und der vom Landgericht schon zuerkannten Entsch&#228;digung in Kapitalform f&#252;r die Dauerfolgen ab jetzt eine Entsch&#228;digung in der Form der Schmerzensgeldrente zu gew&#228;hren. Eine solche Rente ist auch neben einem Kapitalbetrag m&#246;glich, wenn einerseits die Schadensentwicklung ihren Abschlu&#223; erreicht hat und andererseits &#252;ber diesen Zeitpunkt hinaus schwerte, lebenslange Dauersch&#228;den vorliegen, deren sich der Verletzte immer wieder neu und schmerzlich bewu&#223;t wird (vgl. BGH, VersR 1967, 967, 968; BGH, NJW 1982, 2123; OLG Karlsruhe, DAR 1975, 158 ff; OLG Celle, VersR 1977, 1009, 1010; KG, NJW RR 1987, 409 ff). Durch die Rente soll der Verletzte in die Lage versetzt werden, seinen Beeintr&#228;chtigungen durch zus&#228;tzliche Erleichterungen und Annehmlichkeiten ihre Schwere zu nehmen (vgl. OLG Frankfurt, JZ 1978, 526).</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist nach Auffassung des Senats die Rente eher als ein Kapitalbetrag geeignet, dem Kl&#228;ger ab jetzt die durch die Dauerfolgen des Unfalls gegebenen t&#228;glichen Beeintr&#228;chtigungen zu erleichtern. Es ist fraglich, ob er einen Kapitalbetrag mit Erfolg so verwenden k&#246;nnte, da&#223; ihm sein Zustand allgemein und sp&#252;rbar erleichtert w&#252;rde. Durch die von der Beklagten zu 2) vorgerichtlich schon geleistete Zahlung von 50.000,- DM ist dies anscheinend nicht gelungen, da nach Aussage der Zeugin ... der Verbleib des Geldes unklar ist. Danach ist es dem Kl&#228;ger jedenfalls nicht zur Erleichterung seiner t&#228;glichen Beeintr&#228;chtigungen zugutegekommen. Er lebt jetzt zur&#252;ckgezogen bei seiner Stieftochter. Verwandte und Bekannte haben sich zur&#252;ckgezogen. Mit einer monatlichen Rente w&#252;rde es ihm erleichtert, die Kontakte zu fr&#252;heren Freunden und zu seinen Geschwistern wieder herzustellen. Darauf hat auch seine Stieftochter in ihrer Zeugenaussage hingewiesen. Kleine Geschenke oder Zuwendungen an seine Stieftochter oder ihre Kinder k&#246;nnten die sorgende und freundliche Beziehung zu ihm erhalten und ihm damit sein schlimmes Schicksal lindern, das hei&#223;t, sein Alltag k&#246;nnte mit Hilfe einer Rente leichter, freundlicher, angenehmer und vielleicht weniger problemhaft gestaltet werden. F&#252;r diesen Zweck h&#228;lt der Senat unter Ber&#252;cksichtigung dessen, da&#223; der Kl&#228;ger die Beeintr&#228;chtigungen durch das hirnorganische Psychosyndrom nicht in ihrem vollem Ausma&#223; empfindet, eine monatliche Rente von 200,- DM f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Art der Entsch&#228;digung durch Schmerzensgeld und Rente erh&#228;lt der Kl&#228;ger einschlie&#223;lich der von den Beklagten schon geleisteten Zahlung einen Kapitalbetrag von insgesamt 65.000,- DM und ab 1. M&#228;rz 1989 eine lebenslange Rente von monatlich 200,- DM.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Mit der von den Beklagten vorgerichtlich geleisteten Zahlung von 50.000,- DM sind die unmittelbaren Verletzungen des Kl&#228;gers und ihre Folgen f&#252;r den Zeitraum abgegolten, an dessen Ende die Schadensentwicklung abgeschlossen und ein Dauerschaden eingetreten war. Das war nach dem Sachverst&#228;ndigen ... nach zwei Jahren der Fall, das hei&#223;t im Februar 1983.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Ab M&#228;rz 1983 war dem Kl&#228;ger nur noch f&#252;r die Dauerfolgen ein Ausgleich zu geben. F&#252;r die Zeit vom 1. M&#228;rz 1983 bis 28. Februar 1989 stellt hierf&#252;r der vom Landgericht zuerkannte weitere Schmerzensgeldbetrag von 15.000,- DM eine angemessene Entsch&#228;digung dar, auch wenn es sachgerechter gewesen w&#228;re, f&#252;r diese Zeit schon eine Rente zuzubilligen. Der Kl&#228;ger hat jedoch das Urteil des Landgerichts insofern nicht angefochten. Der Betrag von 15.000,- DM entspricht im &#252;brigen in etwa auch der Summe der Rentenzahlungen, wenn eine solche Rente bereits seit dem 1. M&#228;rz 1983 von monatlich 200,- DM zuerkannt worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Ab dem 1. M&#228;rz 1989 sind die Beklagten verpflichtet, dem Kl&#228;ger eine lebenslange Rente von monatlich 200,- DM als Entsch&#228;digung f&#252;r die fortbestehenden Dauerfolgen des hirhorganischen Psychosyndroms und der ataktischen Gehst&#246;rungen zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he dieser Rente steht in einem ausgewogenen Verh&#228;ltnis zu den dem Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit vom 26. Februar 1981 bis 28. Februar 1989 zukommenden Kapitalbetr&#228;gen. Durch Kapital und Rente wird nicht die Gr&#246;&#223;enordnung eines Schmerzensgeldes &#252;berschritten, wenn dieses nur in einer Kapitalentsch&#228;digung f&#252;r die Verletzungen und Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;gers insgesamt gew&#228;hrt w&#252;rde (vgl. zu diesem Erfordernis BGH, VersR 1976, 967, 968; OLG Karlsruhe, DAR 1975, 158 ff; KG, NJW-RR 1987, 409 ff). H&#228;tte der Senat die Verletzungen und Dauerfolgen nur mit einem Kapitalbetrag abgegolten, so w&#228;re ein Schmerzensgeld in der Gr&#246;&#223;enordnung von insgesamt etwa 90.000,- DM angemessen gewesen (siehe oben Ziffer III.3.). Kapitalisiert man die ab 1. M&#228;rz 1989 zuerkannte Rente, so gibt sich bei einem zugrunde gelegten Alter des Kl&#228;gers von 51 Jahren und einem Kapitalisierungsfaktor von 12,7584 f&#252;r den Jahresbetrag der Rente (vgl. Geigel, Der Haftpflichtproze&#223;, 18. Aufl., Anhang I) eine Entsch&#228;digung von 30.620,15 DM. Damit kommt dem Kl&#228;ger eine Gesamtentsch&#228;digung aus Kapital und Rente von insgesamt 95.620,- DM zu. Dieser Betrag &#252;berschreitet nicht wesentlich den Rahmen einer Entsch&#228;digung nur durch Kapital, die die Gr&#246;&#223;enordnung von 90.000,- DM h&#228;tte. Eine mathematisch exakte &#220;bereinstimmung der Rente mit einer Kapitalentsch&#228;digung ist nicht zu verlangen, weil sie unter Ber&#252;cksichtigung der jeweiligen Kapitalisierungsfaktoren und sinnvoll bemessener Rentenbetr&#228;ge pro Monat nicht erwartet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick darauf, da&#223; die Beklagte zu 2) auf das Schreiben des Kl&#228;gers vom 20. Dezember 1985 mit Schreiben vom 8. Januar 1986 (Bl. 104 d.A.) derzeit weitere Entsch&#228;digungsleistungen abgelehnt hat, stehen dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284, 286, 288 BGB die gesetzlichen Verzugszinsen f&#252;r den vom Landgericht zuerkannten Kapitalbetrag von 15.000,- DM seit dem 8. Januar 1986 zu.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind verpflichtet, als Gesamtschuldner dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche weiteren zuk&#252;nftigen immateriellen Sch&#228;den aus dem Verkehrsunfall vom 26. Januar 1981 zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Entgegen ihrer Auffassung fehlt dem Feststellungsantrag nicht das Rechtsschutzinteresse. Denn vorgerichtlich ist zwischen den Parteien keine vertragliche Vereinbarung zur Regelung der Ersatzpflicht f&#252;r alle gegenw&#228;rtigen und zuk&#252;nftigen Sch&#228;den zustandegekommen, durch welche f&#252;r die Anspr&#252;che des Kl&#228;gers der Lauf der 30-j&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist begr&#252;ndet worden w&#228;re. Mit dem Schreiben der Beklagten zu 2) vom 11. Juni 1982 (Bl. 8 d.A.) ist lediglich mitgeteilt worden, da&#223; Einwendungen gegen den Grund der Haftung nicht erhoben w&#252;rden. Mit diesem Inhalt hat das Schreiben lediglich ein Anerkenntnis im Sinn des &#167; 208 BGB und damit die Unterbrechung der Verj&#228;hrung bewirkt. Dagegen enth&#228;lt es keinen Hinweis darauf, da&#223; auch die Haftung f&#252;r Dauerfolgen mit der M&#246;glichkeit noch Ungewisser Zukunftssch&#228;den endg&#252;ltig &#252;bernommen werden sollte. Das Vorbringen der Beklagten in dem Rechtsstreit l&#228;&#223;t eher den gegenteiligen Schlu&#223; zu. In dem Schreiben liegt vor allem schon dem Wortlaut nach nicht ein Angebot zum Abschlu&#223; eines au&#223;ergerichtlichen Vergleichs mit einer Regelung der Schadensersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers dahin, da&#223; auf die gerichtliche Feststellung solcher Ersatzanspr&#252;che f&#252;r die Zukunft verzichtet werden sollte. Ebenso hat der Kl&#228;ger durch die blo&#223;e Erw&#228;hnung dieses Schreibens in der Klageschrift zur Mitteilung des vorgerichtlichen Regulierungsverhaltens der Beklagten nicht die Annahme eines solchen Angebotes der Beklagten erkl&#228;rt, das nach deren Auffassung in dem erw&#228;hnten Schreiben vom 11. Juni 1982 liegen soll.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag ist im &#252;brigen zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Es ist nicht ausgeschlossen, da&#223; der Kl&#228;ger aufgrund seiner Dauerbeeintr&#228;chtigungen in Zukunft der Gefahr k&#246;rperlichen Sch&#228;den ausgesetzt ist, f&#252;r welche die Beklagten dann ebenfalls immateriellen Schadensersatz zu leisten haben werden. Derartige Sch&#228;den sind z.B. in der Weise m&#246;glich, da&#223; der Kl&#228;ger infolge der St&#246;rungen seiner Konzentrations- und Merkf&#228;higkeit einer erh&#246;hten Gef&#228;hrdung im Stra&#223;enverkehr und damit einer gesteigerten Verletzungsgefahr ausgesetzt ist. Ebenso ist denkbar, da&#223; er sich infolge seiner ataktischen Gehst&#246;rungen Sturzverletzungen zuzieht.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 546 Abs. 2 ZPO. Die Festsetzung der Beschwer ist nach &#167; 9 ZPO erfolgt. Dabei hat der Senat zum einen den 12,5-fachen Jahresbetrag der geforderten Rente und au&#223;erdem ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Kl&#228;ger auch die auf den Zeitraum von 6 Monaten vor Klageerhebung anfallenden Rentenbetr&#228;ge in seine Klage einbezogen hat.</p>
315,279
olgham-1989-02-08-20-u-12188
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 121/88
"1989-02-08T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:18"
"2022-10-18T15:08:41"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0208.20U121.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 04. Februar 1988 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Dem Kl&#228;ger werden die Kosten der Berufung auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 13.000,- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>Beiden Parteien wird nachgelassen, die Sicherheit durch B&#252;rgschaft einer bundesdeutschen Gro&#223;bank oder eines &#246;ffentlich-rechtlichen Kreditinstituts zu leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, ein Versicherungsanstellter der Beklagten, unterhielt bei ihr im Mai 1986 eine Unfallversicherung nach den AUB mit den Summen 372.000,- DM f&#252;r Invalidit&#228;t und 80,- DM t&#228;glich als Krankenhaustagegeld und Genesungsgeld.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 25.5.1986 gegen 18.30 Uhr trennte sich der Kl&#228;ger beim Holzhacken in seinem Kleingarten den linken Daumen ab. Er wurde von diesem Tage bis zum 30.5.1986 im Krankenhaus behandelt. &#196;rztlicherseits wurde eine schr&#228;ge glatte. Amputation im Grundgliedbereich des linken Daumens festgestellt; der verbliebene Stumpf ist innen an der Beugeseite l&#228;nger als au&#223;en an der Streckseite. Die anderen vier Finger der linken Hand waren v&#246;llig unverletzt. Der abgetrennte Daumen des Kl&#228;gers blieb an der Unfallstelle zur&#252;ck. Er wurde sp&#228;ter mit dem gehackten Holz und dem benutzten Beil von der Ehefrau des Kl&#228;gers weggeworfen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meldete der Beklagten den Unfall mit der Unfallschadensanzeige vom 30.5.1986. In dem Vordruck wird unter den Punkten 8 und 9 nach Vorerkrankungen und fr&#252;heren Unf&#228;llen gefragt. Die Frage 8.1 "Lag zur Zeit des Unfalls ein Leiden oder Gebrechen vor" verneinte der Kl&#228;ger. Die Frage 9.1 nach fr&#252;heren Unf&#228;llen beantwortete der Kl&#228;ger mit "ja. 1984 Knochenabsplitterung (linkes Bein), Kn&#246;chel". Auf die Frage 9.2 nach f&#252;r fr&#252;here Unf&#228;lle gezahlten Entsch&#228;digungen antwortete er mit nein. Der Vordruck enth&#228;lt eine Belehrung &#252;ber die Folgen vors&#228;tzlicher Falschangaben, auch wenn durch diese dem Versicherer kein Nachteil erwachsen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wenige Tage sp&#228;ter, am 4.6.1986, beantragte der Kl&#228;ger einen Schwerbehindertenausweis. Dabei hatte er unter anderem Gesundheitsst&#246;rungen anzugeben, die ihn behindern und im allt&#228;glichen Lebensablauf gegen&#252;ber einem gleichaltrigen Nichtbehinderten nicht nur vor&#252;bergehend erheblich beeintr&#228;chtigen. Der Kl&#228;ger erw&#228;hnte dazu drei Meniskusoperationen, ferner eine Lumboischialgie im Jahre 1983, eine Lungen- und Rippenfellentz&#252;ndung 1983, eine Knochenabsplitterung am rechten Fu&#223; 1984, eine Beinumstellung links 1984 und die Amputation des linken Daumens 1986. Er gab ferner an, erheblich beeintr&#228;chtigt in der Bewegungsf&#228;higkeit im Stra&#223;enverkehr und au&#223;ergew&#246;hnlich gehbindert zu sein. Mit Bescheid vom 07.10.1986 stellte das Versorgungsamt ... beim Kl&#228;ger folgende Behinderungen fest: Verschlei&#223; des linken Kniegelenkes, Innenmeniskusverlust links, Narben nach Schienbeinkopfoperation, Wadennervteill&#228;hmung links, Wirbels&#228;ulengef&#252;gest&#246;rung, Verlust des linken Daumens, Herzbeutellungenfellentz&#252;ndung. Den Grad der Behinderung setzte es auf 50 % fest. Die beantragte Feststellung einer erheblichen Beeintr&#228;chtigung im Stra&#223;enverkehr und au&#223;ergew&#246;hnlichen Gehbehinderung wurde abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1984 hatte der Kl&#228;ger der Beklagten keinen Unfall gemeldet. Wohl hatte er eine Entsch&#228;digung wegen eines Unfalls vom 13.01.1983 beantragt, bei dem er sich an der Wirbels&#228;ule verletzt haben wollte. Die Beklagte hatte damals keinen Unfall anerkannt und eine geringf&#252;gige Entsch&#228;digung kulanzhalber gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von der Beklagten f&#252;r den Verlust des Daumens nach der Gliedertaxe in &#167;8 II 2 AUB 20 % der vereinbarten Invalidit&#228;tssumme, also 74.400,- DM, ferner Krankenhaustagegeld f&#252;r 6 Tage in H&#246;he von 480,- DM sowie Genesungsgeld in gleicher H&#246;he. Die Beklagte verweigerte mit Schreiben vom 10.02.1987 endg&#252;ltig Leistungen f&#252;r den Schadensfall, weil der ... Kl&#228;ger sich absichtlich verst&#252;mmelt und vors&#228;tzlich falsche Angaben in der Schadensanzeige gemacht habe. Die Beklagte hatte zuvor ein Sachverst&#228;ndigengutachten des Gerichtsmediziners Prof. Dr. ... vom 05.01.1987 eingeholt, der aufgrund der medizinischen Befunde und der vom Kl&#228;ger vorgef&#252;hrten Haltung beim Holzhacken zu dem Ergebnis kam, da&#223; die Amputation nicht auf die vom Kl&#228;ger angegebene Weise entstanden sein k&#246;nne. Der glatte Wundrand beweise, da&#223; der Daumen auf einer festen Unterlage gelegen habe, als er vom Beil getroffen worden sei. Wenn der Kl&#228;ger das Rundholz, das er habe spalten wollen, an der unteren Kante auf der als Unterlage benutzten Gartenbank festgehalten Daumen habe - wie es von ihm demonstriert worden sei - dann k&#246;nne der nicht fest aufgelegen haben. Auch sei nicht erkl&#228;rlich, da&#223; bei dem behaupteten Vorgehen die &#252;brige Hand unverletzt blieb und der Daumen schr&#228;g abgetrennt wurde. Der Verletzungserfolg sei nur so zu erk&#228;ren, da&#223; der Kl&#228;ger die flache Hand auf eine feste Unterlage gelegt, den Daumen abgespreizt und mit dem Beil parallel zu den Fingern zugeschlagen habe. Der Kl&#228;ger m&#252;sse daher in Selbstverst&#252;mmelungsabsicht gehandelt haben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt das Parteigutachten der Beklagten f&#252;r unrichtig. Er hat behauptet, er habe beim Holzhacken vor einerBank gestanden, auf die er eine stabile Platte als Unterlage gelegt habe. Er habe ein gr&#246;&#223;eres Rundholz spalten wollen. Wahrscheinlich habe er, als es zum Unfall kam, ein bereits einmal geteiltes Rundholz mit der linken Hand gehalten, das er mit dem Beil in der rechten Hand weiter habe zerkleinern wollen. Er k&#246;nne sich nicht mehr genau darauf festlegen, ob er das Holz oben oder unten angefa&#223;t habe. Der Kl&#228;ger hat ein Gutachten des Arbeitswissenschaftlers Prof. ... vom 08.01.1988 vorgelegt, der darauf hinweist, da&#223; der Daumen des Kl&#228;gers auf der Oberseite des Holzes gelegen haben k&#246;nne. Bei der Gr&#246;&#223;e des Kl&#228;gers und der geringen H&#246;he der Bank sei das sogar wahrscheinlicher. Es sei durchaus m&#246;glich, da&#223; der Kl&#228;ger den Daumen erst auf die Seitenfl&#228;che des Holzes gehalten, diesen Griff aber w&#228;hrend der Ausholbewegung mit dem rechten Arm gel&#246;st und beim Wiederzugreifen den Daumen auf die Oberseite des Holzes gelegt habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zum Vorwurf der Obliegenheitsverletzung hat der Kl&#228;ger vorgetragen, da&#223; die Schadensanzeige der Versicherungsagent ... aufgenommen habe. Er, der Kl&#228;ger, kenne sich, obwohl er Mitarbeiter der Beklagten sei, mit Schadensmeldungen nicht aus, weil er nur Kunden werbe. ... und er h&#228;tten gemeinsam &#252;berlegt, was die Frage nach Vorerkrankungen bedeute. Beide h&#228;tten sie sie als Frage danach verstanden, ob der Kl&#228;ger zur Zeit des Unfalls arbeitsunf&#228;hig krank gewesen sei. Was den Vorunfall angehe, so sei dieser richtig angegeben, nur habe sich der Kl&#228;ger im Jahr vertan. Der Versicherungsagent ... habe aber hinzusetzen sollen, da&#223; die Daten dar&#252;ber bei der Beklagten vorl&#228;gen; diesen Zusatz habe Hagel offenbar vergessen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 75.360,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10.02.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, der Kl&#228;ger m&#252;sse sich vors&#228;tzlich den Daumen abgehackt haben, um in den Genu&#223; der Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung zu kommen. Ferner habe er die Frage nach Vorerkrankungen, die inhaltich eindeutig gewesen sei, vors&#228;tzlich falsch beantwortet; das ergebe sich daraus, da&#223; er wenige Tage sp&#228;ter bei seinem Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis zahlreiche Erkrankungen angegeben habe. Auch habe der Kl&#228;ger den ihr gemeldeten Unfall aus dem Jahre 1983 verschwiegen, bei dem er sich angeblich beim M&#246;beltragen an der Wirbels&#228;ule verletzt habe. Allerdings h&#228;tten sich schon damals der behauptete Unfallhergang und die Unfallfolgen als unrichtig erwiesen. Offenbar habe der Kl&#228;ger absichtlich ein falsches Jahr angegeben, um die Beklagte zu hindern, den Fall erneut aufzurollen. Denn allein dieser Vorunfall w&#228;re f&#252;r sie Grund genug gewesen, die Amputation des Daumens besonders kritisch zu betrachten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage wegen vors&#228;tzlicher Obliegenheitsverletzung abgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger die sachdienlichen Fragen nach den Vorerkrankungen und dem fr&#252;heren Unfall falsch beantwortet habe und da&#223; die Vorsatzvermutung nicht ausger&#228;umt sei. Eine falsche Auslegung der Frage durch den Versicherungsagenten ... k&#246;nne den Kl&#228;ger nicht entlasten; da ... offenbar, wie der Kl&#228;ger selbst vortrage, auch nicht genau gewu&#223;t habe, was die Frage bedeute, m&#252;sse ein bedingter Vorsatz des Kl&#228;gers zur falschen Angabe angenommen werden. Die Obliegenheitsverletzungen seien auch relevant.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Berufung verfolgt der Kl&#228;ger seine Anspr&#252;che weiter. Zu der Frage in der Schadensanzeige nach Vorerkrankungen meint er, diese k&#246;nne nur akute Leiden betreffen. So habe er die Frage aufgefa&#223;t. Die Erkrankungen, die er beim Versorgungsamt angegeben habe, seien aber, so behauptet er, nicht akut gewesen. Das gelte f&#252;r die Sch&#228;den am Meniskus, an dem er zuletzt drei Jahre zuvor operiert worden sei. Die Lungenentz&#252;ndung habe schon drei Jahre zur&#252;ckgelegen; da&#223; von ihr auch der Herzbeutel betroffen gewesen sei, habe er nicht gewu&#223;t. Auch die Wirbels&#228;ulenerkrankung sei ihm unbekannt gewesen; er habe nur gelegentlich R&#252;ckenschmerzen gehabt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen verweist der Kl&#228;ger darauf, da&#223; er am 01.07.1985 bei der Beklagten eingestellt worden sei. Bei der Gelegenheit habe er den Meniskusschaden angegeben; die Beklagte habe sogar eine R&#246;ntgenaufnahme verlangt. Da sie &#252;berdies einen Bericht seines Hausarztes eingeholt habe, m&#252;sse sie auch von R&#252;ckenschmerzen und von der durchgemachten Lungenentz&#252;ndung erfahren haben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zu dem fr&#252;heren Unfall behauptet der Kl&#228;ger nun, da&#223; er auch im Jahre 1984 einen Unfall erlitten habe, aus dem er aber keine Anspr&#252;che gegen die Beklagte hergeleitet habe. Den Unfall aus dem Jahre 1983 habe er bei Ausf&#252;llung der Schadensanzeige dem Agenten ... genannt. Der habe die Einzelheiten - nach Feststellung der bei der Beklagten vorliegenden Daten - nachtragen wollen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ferner behauptet der Kl&#228;ger wiederum, da&#223; er beim Holzhacken versehentlich den linken Daumen getroffen habe. Das Parteigutachten des Sachverst&#228;ndigen ... unterstelle ihm zu Unrecht eine bestimmte Handhaltung, die er, der Kl&#228;ger, vielleicht gar nicht eingenommen habe. Weiterhin tr&#228;gt der Kl&#228;ger zu dem Unfall - entsprechend seinen m&#252;ndlichen Angaben im Senatstermin - folgendes vor:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Daumen ab gewesen sei, habe er erst im Fahrstuhl des Krankenhauses bemerkt. Unmittelbar nach dem Unfall habe er nur das viele Blut gesehen. Er habe sogleich ein Handtuch darum geschlagen. Nur mit der verbundenen Hand h&#228;tten auch seine Frau sowie sein Schwager und seine Schw&#228;gerin, die im Kleingarten anwesend waren, ihn nach dem Unfall gesehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Erst im Fahrstuhl des Krankenhauses habe eine Schwester ihm gesagt, der Daumen sei ab.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Stationsarzt habe sich mit seinem Schwager unterhalten und ihn zum Garten geschickt, um nach dem Daumen zu suchen. Davon habe er, der Kl&#228;ger, erst sp&#228;ter erfahren. Der Schwager habe den Daumen nicht gefunden, weil im Garten so viele Holzsp&#228;ne gelegen h&#228;tten und es bereits dunkel gewesen sei. Nach seiner R&#252;ckkehr habe der Arzt gesagt, es sei auch ohnehin schon zu sp&#228;t, um den Daumen wieder anzun&#228;hen. Am n&#228;chsten Tage habe ein Arzt scherzhaft gesagt, vielleicht sei der Daumen nicht zu finden gewesen, weil ihn der Hund gefressen habe. Darauf habe er, der Kl&#228;ger, geantwortet: "So wird es wohl gewesen sein".</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Seine Frau sei von dem Unfall sehr geschockt gewesen und habe sp&#228;ter alles weggeworfen. Er, der Kl&#228;ger, habe vor dem Unfalltage im Garten noch kein Holz gehackt gehabt. Er habe die H&#252;tte und alle Ger&#228;te vom Vorp&#228;chter &#252;bernommen. Auch fr&#252;her habe er praktisch nie Holz gehackt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn 75.360,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10.02.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt und vertieft ihr Vorbringen aus erster Instanz und behauptet, nach den Akten des Versorungsamtes seien die Leiden des Kl&#228;gers durchaus akut gewesen; dieser m&#252;sse daher unter Schmerzen gelitten haben. Bei der Pr&#252;fung der Schadensanzeige habe sie keine M&#246;glichkeit gehabt, sich &#252;ber die Vorerkrankungen des Kl&#228;gers zu informieren. Diese habe er - das ist unstreitig - im Jahre 1985 der ... Versorgungskasse aber sei eine andere Rechtsperson als die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt an ihrer Behauptung fest, da&#223; der Kl&#228;ger sich die Daumenamputation freiwillig beigebracht habe. Da die glatte Wunde nur habe entstehen k&#246;nnen, wenn der Daumen auf einer festen Unterlage gelegen habe, m&#252;sse der Kl&#228;ger ihn entweder oben auf das Rundholz gehalten oder auf die Unterlage gelegt haben. Im letzteren Falle aber habe er das Rundholz gar nicht festhalten k&#246;nnen; im ersteren Falle handele es sich um eine "Exekutionshaltung", die die nat&#252;rlichen Selbstschutzreflexe eines Hackenden nicht zulie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze und die von ihnen &#252;berreichten Unterlagen einschlie&#223;lich der Fotos Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Akte des Versorgungsamtes ... war Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat zu der Frage, ob ein unfreiwilliger Daumenverlust ausgeschlossen ist, ein Gutachten des gerichtsmedizinischen Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. ... eingeholt. Dieser hat unter dem 04.10.1988 ein schriftliches Gutachten erstattet, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird (Bl. 178 bis 1914 d.A.). Der Senat hat sich im Termin am 08.02.1989 das Gutachten erl&#228;utern lassen und die Zeugen ... und ... uneidlich vernommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Herr ... und ich fingen am 01.07.1985 gemeinsam bei der ... an. Daher kennen wir uns. Die Schadensanzeige habe ich aufgenommen. Ich habe sie ausgef&#252;llt, aber nicht unterschrieben. Die einzelnen Punkte gingen wir gemeinsam durch.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ich hatte von Unfallversicherungen auch nicht mehr Ahnung als Herr ... selbst.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ich wei&#223; nichts davon, da&#223; wir uns &#252;ber Vorerkrankungen unterhalten h&#228;tten. Ich kann mich auch nicht erinnern, ob und welche Unf&#228;lle besprochen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin ..., die Ehefrau des Kl&#228;gers, hat ausgesagt: Im Krankenhaus habe ich erfahren, da&#223; der Daumen ab war. Mein Mann hatte im Garten das Handtuch schon um die Hand gewickelt, als ich dazu kam. Er hatte geschrieen: "Meine Hand!" Das Handtuch war ganz blutig.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Als im Krankenhaus eine Schwester das Handtuch abwickelte, sah ich die Wunde. Ich war nicht mehr f&#228;hig, zum Garten zu fahren, um nach dem Daumen zu suchen. Das tat mein Schwager.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;ter hat mein Schwager im Garten alles zusammengefegt; dabei war auch der Daumen. Ich habe mir das nicht angesehen. In einem Anfall habe ich alle Ger&#228;te, das Beil, die S&#228;ge usw. weggeworfen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Am Unfalltage machte mein Mann Holz zum Grillen klein. Das Holz hatten wir zusammen mit dem Garten &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Als Herr ... zur Aufnahme der Schadensanzeige bei uns war, war ich zeitweise anwesend. Ich ging auch mal hinaus, um Getr&#228;nke zu holen. Die Anzeige interessierte mich nicht allzu sehr.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Von dem fr&#252;heren Unfall wu&#223;te mein Mann das Datum nicht mehr. Es ging dabei um die Sache mit dem R&#252;cken. Ich glaube, da&#223; bei dem Gespr&#228;ch nur von einem Unfall die Rede war.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Frage der Vorerkrankungen sprachen mein Mann und .... Sie er&#246;rterten das. Sie wu&#223;ten nicht, wie die Frage zu verstehen war.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige hat sein Gutachten wie folgt erl&#228;utert: Im normalen Arbeitsgang kann die Verletzung beim Holzhacken nicht entstanden sein, insbesondere nicht bei einer Person, die schon einmal handwerklich t&#228;tig war. Aus arbeitsphysiologischen Gr&#252;nden ist es sehr unwahrscheinlich, da&#223; die Verletzung beim Holzhacken entstanden ist. Ausschlie&#223;en kann man das aber aus medizinischen Gr&#252;nden nicht.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Amnesien nach einem Daumenverlust sind nicht typisch.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist in der Sache unbegr&#252;ndet. Es steht zur &#220;berzeugung des Senates fest, da&#223; der Kl&#228;ger seine Daumenamputation nicht unfreiwillig erlisten hat; damit liegt kein Unfall im Sinne des &#167;2 Nr. 1 AUB vor (I). Selbst wenn ein Unfall vorl&#228;ge, w&#228;re die Beklagte nach &#167;&#167;15 II 4, 17 AUB wegen vors&#228;tzlich falscher Angaben &#252;ber Vorerkrankungen leistungsfrei (II).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Ausgangspunkt f&#252;r die vom Senat gewonnene &#220;berzeugung, da&#223; sich der Kl&#228;ger seinen linken Daumen vors&#228;tzlich abgehackt hat, ist die unstreitige &#228;rztliche Feststellung vom Unfalltage, da&#223; die Amputationswunde einen glatten Wundrand aufwies und da&#223; der verbliebene Daumenstumpf an der Beugeseite l&#228;nger als an der Streckseite ist.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ein glatter Wundrand entsteht, wie der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. ... - in &#220;bereinstimmung mit dem Gutachter der Beklagten Prof. Dr. ... - ausgef&#252;hrt hat und wie dem Senat auch aus anderen &#228;hnlichen Verfahren bereits bekannt ist, ausschlie&#223;lich dann, wenn der Daumen auf einer Unterlage fest auflag, als er getroffen wurde. Als solche kommt nur die feste Unterlage unter dem zu spaltenden Holzst&#252;ck oder die Oberseite des Holzst&#252;ckes selbst in Betracht. Wenn er Kl&#228;ger hingegen, wie es ein Holzhackender gew&#246;hnlich tut, um das Rundholz herum gefa&#223;t h&#228;tte, sei es, da&#223; er ein ganzes Rundst&#252;ck an den Seitenfl&#228;chen umfa&#223;te, sei es, da&#223; er um ein bereits geteiltes, halbes Rundst&#252;ck griff, wobei wiederum gleichg&#252;ltig ist, ob der Daumen auf der runden Au&#223;enfl&#228;che oder auf der geraden Schnittfl&#228;che auflag, so konnte ein Beilhieb entweder den Daumen gar nicht vollst&#228;ndig abschlagen oder zumindest nur einen unregelm&#228;&#223;ig begrenzten Wundrand hervorrufen. Von vornherein ist also die beim Kl&#228;ger festgestellte Verletzung nur bei einem ungew&#246;hnlichen Griff denkbar.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Bei seinen mehreren Demonstrationen, einmal mit einem Backstein in Gegenwart eines Vertreters der Beklagten, dann mit einem Rundholz in Gegenwart Prof. Dr. ... hielt der Kl&#228;ger das stehende Rundholz an dessen unterer Kante an der Unterlage fest. Auch bei diesem Griff liegt der Daumen bei normalem Zufassen nicht mit seiner ganzen L&#228;nge auf der Unterlage auf. Normalerweise liegt er gar nicht auf, weil die linke Hand mit ihrer linken Au&#223;enseite aufgesetzt wird und der Daumen dann etwa waagerecht mehrere Zentimeter &#252;ber der Unterlage das Holz umfa&#223;t. Selbst wenn man aber die linke Hand sehr schr&#228;g und flach h&#228;lt, wie es auf den vom Kl&#228;ger gefertigten Fotoaufnahmen zu sehen ist, liegt der linke Daumen immer noch nicht ganz auf; das ist auch auf den genannten Fotos sichtbar. Sogar wenn derjenige, der das Holz auf so ungew&#246;hnliche Weise h&#228;lt, den Daumen nach unten richtet, so st&#246;&#223;t dieser doch nur mit seiner Spitze auf der Unterlage auf, nicht mit seiner ganzen L&#228;nge. Lag aber nur die Spitze des Daumens auf, so konnte kein v&#246;llig glatter Wundrand entstehen. Das ist in dem vorgerichtlichen Gutachten Prof. Dr. ... das Prof. Dr. ... best&#228;tigt hat, ausdr&#252;cklich ausgesprochen. Lediglich dann, wenn der Kl&#228;ger den Daumen in seiner ganzen L&#228;nge auf die Unterlage legte, ihn dort also "fixierte", konnte der glatte Wundrand zustande kommen. Dazu mu&#223;te der Kl&#228;ger aber die ganze Hand fast flach auf die Unterlage halten; es mu&#223;te n&#228;mlich mit dem Daumen zugleich der Handballen flach aufliegen. Bei dieser Haltung wird das Holzst&#252;ck nicht mehr im eigentlichen Sinne festgehalten, da es nur vom Zeigefinger und vom Daumen &#252;berhaupt ber&#252;hrt wird und verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig lose zwischen beiden steht. Diese Haltung ist nicht nur keine vern&#252;nftige Arbeitshaltung, sie kann auch beim Ausholen mit der rechten Hand kaum beibehalten werden. Wie sowohl Prof. Dr. ... als auch die vorproze&#223;ual f&#252;r die Parteien t&#228;tig gewesenen Professoren, n&#228;mlich Dr. ... und der vom Kl&#228;ger eingeschaltete Arbeitswissenschaftler Dr. ..., ausgef&#252;hrt haben, mu&#223; wegen der K&#246;rpergr&#246;&#223;e des Kl&#228;gers von 1,85 m im Verh&#228;ltnis der niedrigen, zum Hacken benutzten Bank, falls der Kl&#228;ger stand, beim Ausholen der rechten Hand auch die linke Hand eine Aufw&#228;rtsbewegung gemacht haben, die es ausschlie&#223;t, da&#223; sie beim Zuschlagen der rechten Hand noch so wie vorher an der Unterkante des Holzst&#252;ckes auf die Unterlage fixiert war. Da&#223; der Kl&#228;ger beim Hacken vor der Bank stand, wenn auch in geb&#252;ckter Haltung, und nicht etwa hockte, hat er Prof. ... wie sich aus dessen Gutachten ergibt, selbst geschildert; so hat er es auch bei allen Demonstrationen vorgef&#252;hrt, als er fotografiert wurde, und etwas anderes hat er auch im Proze&#223; nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, da&#223; der Amputationsstumpf schr&#228;g verl&#228;uft. Prof. Dr. ... hat einen Winkel von 105&#176; zu einer gedachten L&#228;ngsachse des Daumens festgestellt. Damit aber steht die Amputationsebene im Gegensatz zur normalen Schlagrichtung eines mit der Rechten gef&#252;hrten Beiles. Wenn der Kl&#228;ger die linke Hand normal entspannt hielt, so mu&#223;te er, um im festgestellten Winkel den Daumen abzutrennen, das Beil der rechten Hand so halten, da&#223; es nicht - wie beim Arbeiten normal - schr&#228;g nach links, sondern schr&#228;g nach rechts zeigte. Er h&#228;tte dazu das Beil so greifen m&#252;ssen, da&#223; das Ende des Stieles links seitlich vor dem K&#246;rper gelegen und die Schneide nach rechts in die Mitte vor dem K&#246;rper gezeigt h&#228;tte. Hielt er aber die rechte Hand normal, so m&#252;&#223;te er die linke Hand von der Normalstellung abgedreht nach au&#223;en in einer verkrampften Stellung halten. Das hat der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. ... in &#220;bereinstimmung mit dem vorproze&#223;ualen Gutachten Prof. Dr. ... &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt. Die dargelegte Haltung ist auch bei jemandem, der das Holzhacken nicht gew&#246;hnt ist und der mit ung&#252;nstigen Verh&#228;ltnissen, n&#228;mlich einer bei seiner K&#246;rpergr&#246;&#223;e zu niedrigen Schlagunterlage, fertig werden mu&#223;, so au&#223;ergew&#246;hnlich, da&#223; sie auszuschlie&#223;en ist.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Als weiterer Umstand gegen die bislang er&#246;rterte M&#246;glichkeit des Schadenseintritts ist anzuf&#252;hren, da&#223; der Hieb mit gro&#223;er Wucht durch das Holz h&#228;tte gef&#252;hrt werden m&#252;ssen, um anschlie&#223;end den Daumen noch glatt abschlagen zu k&#246;nnen. Da der Kl&#228;ger nach seiner Erkl&#228;rung bei Prof. Dr. ... bereits mehrere H&#246;lzst&#252;cke zerkleinert hatte, als der "Unfall" geschah, auch wenn er sich letztlich nicht festlegen will, ob das Holzst&#252;ck, bei dem das Ungl&#252;ck passierte, bereits einmal geteilt war, konnte der Kl&#228;ger - auch wenn er unge&#252;bt war - die zum Zerteilen des Holzes erforderliche Wucht einigerma&#223;en absch&#228;tzen, so da&#223; das eingesetzte &#220;berma&#223; an Kraft unverst&#228;ndlich ist. Ohnehin ist es - insbesondere bei unge&#252;bten Personen und ung&#252;nstigen Arbeitsverh&#228;ltnissen - eigentlich nicht &#252;blich, ein so langes St&#252;ck Holz mit einem Schlag durchzuteilen, anstatt das Beil hineinzuschlagen und dann das Holz mit dem darin steckenden Beil ein zweites Mal aufzuschlagen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die zweite M&#246;glichkeit, bei der der Daumen mit glattem Wundrand abgeschlagen werden konnte, ist die, da&#223; der Daumen auf der Oberseite des Holzes auflag. Das Holz auf diese Weise festzuhalten, w&#228;re jedoch vollkommen ungew&#246;hnlich. Will man im Stehen mit ausgestrecktem Arm das Holz von oben auf die Unterlage dr&#252;cken, so nimmt man dazu, worauf auch Prof. Dr. ... hingewiesen hat, nicht den Daumen, sondern die Finger, die man auch nicht der L&#228;nge nach, sondern mit den Spitzen auf das Holz dr&#252;ckt. Legt man dagegen den Daumen vollst&#228;ndig auf die Oberfl&#228;che des Holzst&#252;ckes - bei blo&#223;em Ber&#252;hren des Holzes mit der Daumenspitze kann die Verletzung nicht eingetreten sein -, so ist die Verletzungsgefahr offensichtlich. Der Hackende nimmt dann eine Stellung ein, die Prof. ... als "Exekutionshaltung" bezeichnet hat. Da&#223; der Kl&#228;ger bewu&#223;t eine solche Gefahr in Kauf genommen, aber gleichwohl eine Verletzung nicht gewollt h&#228;tte, ist auszuschlie&#223;en; er hat das auch nicht vorgetragen. Es kann auch nicht sein, da&#223; der Kl&#228;ger - wie Prof. Dr. ... zu erw&#228;gen gegeben hat - das Holzst&#252;ck zun&#228;chst an der Unterkante oder an den Seiten umfa&#223;te, dann w&#228;hrend der Ausholbewegung der rechten Hand diesen Griff l&#246;ste und ... versehentlich mit dem Daumen der linken Hand auf die Oberseite des Holzes geriet. Wie bereits dargelegt, mu&#223; der Daumen aus medizinischen Gr&#252;nden fest aufgelegen haben, damit ein glatter Wundrand entstehen konnte. Da&#223; bei der Ausholbewegung der rechten Hand die linke Hand mitging, konnte aber nicht dazu f&#252;hren, da&#223; der linke Daumen fest auf die Oberseite des Holzes gelegt wurde. Das konnte nur geschehen, wenn der Kl&#228;ger es willentlich tat.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist nach den medizinischen Befunden bei der vom Kl&#228;ger f&#252;r den Unfall angegebenen T&#228;tigkeit des Holzhackens ein unfreiwilliger Eintritt des Schadens nur unter so unwahrscheinlichen Umst&#228;nden m&#246;glich, da&#223; er als eine rein theoretische M&#246;glichkeit betrachtet werden mu&#223; und daher nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme auszuschlie&#223;en ist. Eine absichtliche Abtrennung des Daumens mit dem Beil ist hingegen mit den medizinischen Befunden ohne Schwierigkeit in Einklang zu bringen. Der Kl&#228;ger brauchte n&#228;mlich nur die flache Hand auf eine feste Unterlage zu legen, den Daumen abzuspreizen und dann mit dem Beil parallel zum Zeigefinger zuzuschlagen. Dann wurde der Daumen in der von den &#196;rzten vorgefundenen Weise abgetrennt. Der Senat ist &#252;berzeugt, da&#223; der Kl&#228;ger genau das getan hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Selbstverst&#252;mmelung sprechen au&#223;er den oben dargelegten Erw&#228;gungen, die zur &#220;berzeugungsbildung des Senates bereits ausgereicht haben, noch die folgenden weiteren Umst&#228;nde:</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger gibt keine eindeutige Darstellung des Geschehensablaufes. Auch wenn nachvollziehbar ist, da&#223; er sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnert, so ist doch zu erwarten, da&#223; er wei&#223;, ob er das Holz an der Oberseite oder an der Unterkante angefa&#223;t. Der Senat geht davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger dies absichtlich im Unklaren l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unternahm nichts, um den abgetrennten Daumen zu retten und mit ins Krankenhaus zu bringen. Da&#223; abgetrennte Glieder in vielen F&#228;llen wieder angen&#228;ht werden k&#246;nnen, geh&#246;rt heute zum Allgemeingut des Wissens und war auch dem Kl&#228;ger bekannt. Dieser gibt dazu an, er habe an der Unfallstelle nicht bemerkt, da&#223; der Daumen ab war. Diese Angabe ist nach &#220;berzeugung des Senates unwahr. Nach seiner eigenen Darstellung bemerkte der Kl&#228;ger, da&#223; der Daumen stark blutete; er sah also zu ihm hin; anschlie&#223;end schlug er ein Handtuch um die verletzte Hand, das griffbereit an der H&#252;tte hing. Er will, so hat er es Prof. ... gesagt, nicht "registriert" haben, da&#223; der Daumen abgetrennt war. Das kann aber, wenn er zu seiner Hand hinsah, nicht stimmen. Von einer Bewu&#223;tsteinstr&#252;bung oder gar Ohnmacht beim Kl&#228;ger ist nichts bekannt. Amnesien sind auch, wie der Sachverst&#228;ndige ... ausgef&#252;hrt hat, nach einem Daumenverlust nicht typisch.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Klage im Ergebnis schon deshalb zu Recht abgewiesen worden, weil der Daumenverlust des Kl&#228;gers nicht auf einem Unfall beruht.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist die Beklagte auch deshalb leistungsfrei, weil der Kl&#228;ger in der Schadensanzeige vors&#228;tzlich falsche Angaben zu Vorerkrankungen gemacht hat, w&#228;hrend er den der Beklagten im Jahre 1983 angegebenen "Unfall" nach Auffassung des Senates nicht anzugeben brauchte, weil es sich nach der eigenen Darstellung und Bewertung der Beklagten bei dem zugrundeliegenden "Verheben" nicht um ein Unfallereignis handelte.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Frage 8.1 der Beklagten nach Vorerkrankungen ist objektiv eindeutig. Der Kl&#228;ger h&#228;tte anzugeben, ob zur Zeit des Unfalls bei ihm ein Leiden oder Gebrechen vorlag. Die Frage war allgemein gefa&#223;t; sie beschr&#228;nkte sich weder auf unfallurs&#228;chliche Leiden und Gebrechen noch auf solche akuter Art; es war auch nicht nach der Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers gefragt, die in der Frage &#252;berhaupt nicht erw&#228;hnt oder auch nur angedeutet wurde. Die gestellte Frage war sachdienlich (&#167;15 II 4 AWB). Die Beklagte hat n&#228;mlich ein berechtigtes Interesse daran, &#252;ber Leiden und Gebrechen, sofern sie nicht unerheblicher Art sein, informiert zu werden, um sowohl das behauptete Unfallereignis selbst als auch dessen Urs&#228;chlichkeit f&#252;r die eingetretene Invalidit&#228;t und die Mitbeteiligung anderer Krankheiten an den Unfallfolgen pr&#252;fen und beurteilen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Frage objektiv falsch beantwortet, n&#228;mlich verneint. Von den im Verfahren nach dem Schwerbehinderten-Gesetz mitgeteilten und festgestellten Krankheiten brauchte der Kl&#228;ger allerdings die Lungen- und Herzbeutelentz&#252;ndung nicht anzugeben, weil sie lange &#252;berstanden war, auch nicht die Knochenabsplitterung am Fu&#223;, f&#252;r die dasselbe gilt. Ob er ein R&#252;ckenleiden mitzuteilen hatte, mag offenbleiben; das h&#228;ngt davon ab, ob die aus dem Verheben im Jahre 1983 hervorgegangenen Beeintr&#228;chtigungen endg&#252;ltig &#252;berwunden waren. Zumindest aber hatte der Kl&#228;ger seinen Knieschaden anzugeben. Am Meniskus war er, wie die beigezogene Akte des Versorgungsamtes ergibt, deren Inhalt unstreitig ist, seit 1973 mehrfach operiert worden. Im Jahre 1984 wurde er wegen Beschwerden im Wadenbein und im Oberschenkelbereich erneut behandelt und operiert. Auch wenn der Kl&#228;ger, was sein Knie und Bein angeht, im Zeitpunkt des Unfalls gerade beschwerdefrei war und wenn seine Angabe beim Versorgungsamt, er sei au&#223;ergew&#246;hnlich gehbehindert, nicht zutraf, so lag doch an seinem Knie ein nicht mehr behebbarer Schaden vor, der immer wieder zu irgendwelchen Beeintr&#228;chtigungen f&#252;hren konnte. Zumindest dieser Schaden mu&#223;te daher der Beklagten angegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;17 AUB wird die Beklagte wegen dieser Falschangabe leistungsfrei, es sei denn, die Obliegenheitsverletzung beruht weder auf Vorsatz noch auf grober Fahrl&#228;ssigkeit. Der Kl&#228;ger hat den Vorsatz, der vermutet wird, zu widerlegen. Das ist ihm nicht gelungen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger vorgetragen, er habe geglaubt, die Beklagte habe nur nach akuten Leiden gefragt und wissen wollen, ob er zur Zeit des Unfalles arbeitsunf&#228;hig krank gewesen sei. Diese Auslegung ist so fernliegend und vom Kl&#228;ger auch nicht n&#228;her erl&#228;utert worden, da&#223; sie ihm nicht ohne weiteres geglaubt werden kann, sondern voll bewiesen werden mu&#223;. Seine Behauptung, er habe mit dem Versicherungsvertreter ... dar&#252;ber gesprochen und sie seien beide zu diesem Ergebnis gekommen, hat sich nicht erweisen lassen. Der Zeuge ... hat das nicht best&#228;tigt; er konnte sich nicht erinnern, mit dem Kl&#228;ger &#252;ber die Bedeutung dieser Frage gesprochen zu haben. Er hat im &#252;brigen auch nicht best&#228;tigt, da&#223; im Verh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger er der "Spezialist" f&#252;r Schadensanzeigen gewesen sei, sondern bekundet, da&#223; er davon nicht mehr verstehe, als der Kl&#228;ger. Die Ehefrau des Kl&#228;gers hat als Zeugin ausgesagt, der Kl&#228;ger und Herr ... h&#228;tten die Frage er&#246;rtert und beide nicht gewu&#223;t, was sie bedeute. Damit ist die Behauptung des Kl&#228;gers, da&#223; ... und er gemeinsam zu der von ihm behaupteten Auslegung gefunden h&#228;tten, nicht best&#228;tigt worden. Gegen die Auslegung des Kl&#228;gers spricht ferner, wie er nicht verkennen konnte, die weitere Frage der Beklagten unter 8.2 danach, welche &#196;rzte den Kl&#228;ger in den letzten Jahren untersucht oder behandelt h&#228;tten. Aus dieser Frage war ersichtlich, da&#223; es der Beklagten nicht nur auf akute Erkrankungen, die im Zeitpunkt des Unfalls Arbeitsunf&#228;higkeit bewirkten, ankam. Die Frage 8.2 hat der Kl&#228;ger einfach unbeantwortet gelassen. Die Verneinung der Frage 8.1 ist auch nicht etwa deswegen gerechtfertigt, weil der Beklagten angeblich durch die Aufnahmeuntersuchung des Kl&#228;gers der Meniskus schaden bekannt sein mu&#223;te. Selbst wenn das gestimmt h&#228;tte, durfte der Kl&#228;ger die Frage nicht wahrheitswidrig verneinen, sondern allenfalls sie bejahen und wegen der Einzelheiten auf die bei der Beklagten vorhandenen Unterlagen verweisen. Im &#252;brigen ist aber die Untersuchung des Kl&#228;gers, wie unstreitig geworden ist, nicht durch die Beklagte, sondern durch die mit ihr nicht identische ... Versicherungsverein a.G. erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Kl&#228;ger auch deutlich auf den drohenden Anspruchsverlust hingewiesen. In der Schadensanzeige findet sich &#252;ber der Unterschrift in Fettdruck der folgende Hinweis: "Mir ist bekannt, da&#223; ich durch bewu&#223;t unrichtige und unvollst&#228;ndige Angaben den Versicherungsschutz auch dann verliere, wenn dem Versicherer durch diese Angaben kein Nachteil entsteht." Da&#223; die Beklagte durch die falsche Angabe keinen Nachteil erlitten hat, steht deshalb ihrer Leistungsfreiheit nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Falschangabe war auch relevant.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Leistungsfrei wird der Versicherer bei einer vors&#228;tzlichen Falschangabe des Versicherungsnehmers nur dann, wenn diese generell geeignet war, die Interessen des Versicherers ernsthaft zu gef&#228;hrden, und wenn den Versicherungsnehmer der Vorwurf eines schwerwiegenden Verschuldens trifft. Wie bereits das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, kommt es nicht darauf an, ob im konkreten Fall eine Interessengef&#228;hrdung tats&#228;chlich eingetreten ist. Deswegen n&#252;tzt es dem Kl&#228;ger nichts, da&#223; die Beklagte auf andere Weise von seinen Leiden und Gebrechen erfahren hat und da&#223; sie ohnehin den Versicherungsschutz wegen Selbstverst&#252;mmelung ablehnt. Es spielt auch keine Rolle, da&#223; im Falle des Daumenverlustes nach der Gliedertaxe ein fester Prozentsatz der Invalidit&#228;t vorgesehen ist und andere Erkrankungen daher f&#252;r die Pr&#252;fung des Umfangs der Invalidit&#228;t unerheblich sind. Andere Leiden und Gebrechen - wenn auch nicht das im konkreten Fall verschwiegene - konnten aber als mitwirkende Ursachen f&#252;r die Invalidit&#228;t in Frage kommen und konnten ferner f&#252;r das vom Kl&#228;ger auch, beanspruchte Krankentagegeld und Genesungsgeld bedeutsam werden. Damit waren falsche Angaben generell geeignet, die Interessen der Beklagten ernsthaft zu gef&#228;hrden. Ein schweres Verschulden des Kl&#228;gers liegt ebenfalls vor. Der Kl&#228;ger hat - abgesehen von der behaupteten Auslegung der Frage, die ihm nicht der Senat nicht glaubt - keine Umst&#228;nde vorgetragen, die sein Verschulden aus besonderen Gr&#252;nden als gering erscheinen lassen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Beklagte nach &#167;15 II 4, 17 AUB leistungsfrei geworden.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist damit zur&#252;ckzuweisen. Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 75.360,- DM.</p>
315,280
olgk-1989-02-01-24-u-25088
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24 U 250/88
"1989-02-01T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:20"
"2022-10-18T15:08:41"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0201.24U250.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;ger gegen das Urteil des Landgericht K&#246;ln &#8211; 90 O 45/88 &#8211; vom 17. August 1988 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 6.000,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin darf Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der O. M1-bank I1. und C., erbringen; die Beklagte darf Sicherheit auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank leisten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage soll die Unwirksamkeit einer Aus&#173;schlie&#223;ung der Kl&#228;gerin aus dem Gesellschafterkreis der Beklagten festgestellt werden Die Kl&#228;gerin war seit Gr&#252;ndung im Jahre 1970 als Kommanditistin Ge&#173;sellschafterin der Beklagten sowie Gesellschafterin von deren Komplement&#228;r-GmbH. In der Beklagten hat&#173;ten sich urspr&#252;nglich 18 Schulbuchverlage, darunter die Kl&#228;gerin, zusammengeschlossen, um in Zusammen&#173;arbeit mit den Rundfunk- und Fernsehanstalten und anderen Unternehmungen wissenschaftlich und didak&#173;tisch geeignetes Begleitmaterial zu Schulfunk- und Schulfernsehsendungen zu entwickeln, herzustellen und zu vertreiben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Gesellschaftsvertrag der Beklagten vom 12.06.1970 enth&#228;lt in &#167; 12 folgende Bestimmung:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><u>"Anfechtung</u></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Beschl&#252;sse der Gesellschafterversammlung k&#246;n&#173;nen nur innerhalb einer Frist von drei Monaten seit der Beschlu&#223;fassung angefochten werden. Auch die Geltendmachung der Unwirksamkeit von Gesellschafterbeschl&#252;ssen bedarf der Anfechtungsklage.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsfrist ist nur gewahrt, wenn in&#173;nerhalb der Frist die Klage beim Schiedsge&#173;richt oder beim ordentlichen Gericht erhoben worden ist."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine &#228;hnliche Bestimmung - ohne Satz 2 des Abs. 1 -findet sich in &#167; 13 der Satzung der Komplement&#228;r-GmbH der Beklagten. Als Anlage zum Gr&#252;ndungsproto&#173;koll der Gesellschaften ist ein "Schiedsgerichts-vertrag" geschlossen worden, wegen dessen Inhalt auf Bl. 47, 48 d. A. verwiesen wird.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend Anfang 1986 noch 19 nat&#252;rliche Personen Kommanditistin der Kl&#228;gerin gewesen waren (&#252;berwie&#173;gend Angeh&#246;rige der Gr&#252;ndergeneration, von denen zwei auch noch den Namen V. getragen ha&#173;ben), ist gem&#228;&#223; Vertrag vom 24.01.1986 als weitere Kommanditistin die "S." Verlag und Drucke&#173;rei GmbH, M., bei der Kl&#228;gerin eingetre&#173;ten und hat eine qualifizierte Mehrheit erworben. Zum 31.07.1986 sind die 19 fr&#252;heren Kommanditisten aus der Kl&#228;gerin ausgetreten. Die S. Verlag und Druckerei GmbH hat ihre Firma unter dem 18.12.1986 ge&#228;ndert in "N. R. GmbH M.". Seit 1986 wird die Kl&#228;gerin von Herrn Dr. K. S1. als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ihrer Kom&#173;plement&#228;r-GmbH geleitet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Verlauf des Jahres 1987 kam es bei der Beklagten zu Auseinandersetzungen &#252;ber das Gesch&#228;ftsgebaren und den Gesellschafterstatus der Kl&#228;gerin. Der Kl&#228;&#173;gerin wurde vorgehalten, sie habe den bei ihr ex-folgten Gesellschafterwechsel der Beklagten nicht ordnungsgem&#228;&#223; angezeigt, obwohl dies nach &#167; 7 Abs. 2 des Gesellschaftsvertrages geboten gewesen w&#228;re. Weiterhin wurde eine Bet&#228;tigung der die Kl&#228;gerin nunmehr beherrschenden N.-R. auf dem Gebiet des lokalen Privatfernsehens als gesellschafts&#173;sch&#228;dlich bezeichnet. Ferner wurde zum Konkurrenz&#173;verh&#228;ltnis der Gesellschafter der Beklagten unter&#173;einander die Bef&#252;rchtung ge&#228;u&#223;ert, da&#223; die &#252;brigen bei der Beklagten beteiligten, mittelst&#228;ndischen Unternehmen der wirtschaftlichen &#220;bermacht der N.-R. bei der Vergabe von Druckauftr&#228;gen der Gesellschaft nicht gewachsen sein k&#246;nnten; bei der Gr&#252;ndung der Gesellschaft sei aber Bedingung f&#252;r die Aufnahme eines Gesellschafters gewesen, da&#223; nur mittelst&#228;ndische, konzernfreie Unternehmen betei&#173;ligt werden sollten. Schlie&#223;lich wurde der Kl&#228;gerin zum Vorwurf gemacht, da&#223; sie in Person des Herrn Dr. K. S1. ihr Frage- und Auskunftsrecht als Ge&#173;sellschafterin der Komplement&#228;r-GmbH in einer Form ausge&#252;bt habe, die der Aufsichtsrat und der Ge&#173;sch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten als Desavouierung emp&#173;f&#228;nden und die die Kollegialit&#228;t und die Vertrau&#173;ensbasis im Kreis der Gesellschafter nachhaltig st&#246;re.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die vorgenannten Vorw&#252;rfe sind Gegenstand einer Er&#173;&#246;rterung auf einer au&#223;erordentlichen Gesellschaf&#173;terversammlung der Beklagten vom 18.11.1987 in G. gewesen und sodann als Anlage zum Tagesordnungspunkt 6 "Gesellschafterstatus des V.-Verlages" unter dem 07.12.1987 mit der Einladung zu einer au&#223;erordentlichen Gesellschaf&#173;terversammlung der Beklagten am 22.12.1987 in K&#246;ln versandt worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 sind Versuche, die Kl&#228;gerin freiwillig zu einem Austritt aus der Gesellschaft zu bewegen, ergebnis&#173;los geblieben. Sodann ist die Kl&#228;gerin aus der Be&#173;klagten sowie aus der Komplement&#228;r-GmbH der Beklag&#173;ten aus den Gr&#252;nden der Anlage zum Tagesordnungs&#173;punkt 6 mit Wirkung zum 31.12.1987 bei 11 Ja-Stim&#173;men und 2 Nein-Stimmen (darunter der der Kl&#228;gerin) ausgeschlossen worden. Auf der Gesellschafterver&#173;sammlung vom 22.12.1987 haben sich einige Gesell&#173;schafter durch andere Gesellschafter vertreten las&#173;sen; ein Gesellschafter - N1 I. Verlag - war nicht anwesend.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Anschlie&#223;end kam es noch auf der Gesellschafterver&#173;sammlung sowie in einem sp&#228;teren Schriftwechsel zu Er&#246;rterungen zwischen den Rechtsvertretern der Par&#173;teien &#252;ber eine prozessuale Anfechtung des Aus&#173;schlie&#223;ungsbeschlusses, deren Inhalt im einzelnen streitig ist. Der Text des Protokolls der Gesell&#173;schafterversammlung vom 22.12.1987 lautet insoweit:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">"Herr Dr. E. gab bekannt, da&#223; V. eine gerichtliche Anfechtung des Beschlusses pr&#252;fen werde. In Frage komme ein Verfahren sowohl gegen die GmbH wie gegen die KG. Herr A. schlug vor, da&#223; zur Vereinfachung des Verfahrens davon auszuge&#173;hen sei, da&#223; der Ausgang des Verfahrens f&#252;r eine der beiden Gesellschaften auch f&#252;r die andere Ge&#173;sellschaft G&#252;ltigkeit haben solle. Hierdurch w&#252;rde die eventuelle Durchf&#252;hrung von zwei parallel ge&#173;f&#252;hrten Prozessen vermieden. Herr Dr. E. stimmte dem zu."</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht gewesen, die als Anla&#173;ge zum Gesellschaftsvertrag enthaltene Schiedsge&#173;richtvereinbarung lasse ihr die Wahl, alternativ das ordentliche Gericht oder ein Schiedsgericht an&#173;zurufen. Im &#252;brigen sei die Schiedsgerichtsverein&#173;barung aber auch wegen Unbestimmtheit unwirksam und zumindest f&#252;r den vorliegenden Einzelfall abbedungen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zur Passivlegitimation hat die Kl&#228;gerin die Meinung vertreten, die Klage sei gegen die Gesellschaft und nicht gegen deren einzelne Gesellschafter zu rich&#173;ten, weil dies der Gesellschaftsvertrag vorsehe. Dies ergebe sich aus den gleichlautenden Formulie&#173;rungen in &#167; 12 des Gesellschaftsvertrages der Be&#173;klagten und in &#167; 13 der Satzung der Komplement&#228;r-GmbH, wonach Gesellschafterbeschl&#252;sse binnen be&#173;stimmter Frist "angefochten" werden m&#252;ssen, damit sie nicht in Bestandskraft erwachsen. Da bei der GmbH nur eine Anfechtung gegen&#252;ber der Gesellschaft m&#246;glich sei, d&#252;rfe f&#252;r die KG nichts anderes gel- ten. Jedenfalls, so hat die Beklagte (*1) behauptet, sei auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 eine Vereinbarung dahingehend getroffen worden, da&#223; im vorliegenden Fall eine Klage gegen die Gesell&#173;schaft und nicht gegen die Gesellschafter gerichtet werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur Sache selbst hat die Kl&#228;gerin hinsichtlich der Ausschlu&#223;gr&#252;nde vorgetragen: Ein &#220;bergang von mehr als 50 % der Gesellschaftsanteile habe zwar statt gefunden. Eine Berufung auf einen entsprechenden Ausschlie&#223;ungsgrund sei aber jedenfalls verwirkt, da die Beklagte zu lange gewartet habe, ehe sie sich auf diesen Umstand berief. Die Aktivit&#228;ten der N.-R. auf dem Sektor des lokalen Privatfern&#173;sehens seien eingestellt worden. Auch sonst trete die N.-R. bzw. die Kl&#228;gerin zu den &#252;brigen Gesellschaftern der Beklagten nicht mehr als &#252;blich in Konkurrenz. Die Aus&#252;bung des Auskunfts- und Fra&#173;gerecht schlie&#223;lich sei nicht in einer Form er&#173;folgt, die den Gesellschaftsfrieden bei der Beklag&#173;ten st&#246;re.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beschlu&#223; der Gesell&#173;schafterversammlung der Beklagten vom 22.12.87, die Kl&#228;gerin aus der Gesellschaft auszuschlie&#223;en, unwirksam ist; hilfsweise, den Beschlu&#223; der Gesellschafterversammlung vom 22.12.87, die Kl&#228;gerin aus der Gesellschaft auszuschlie&#223;en, f&#252;r unwirksam zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie hat sich auf die Einrede des Schiedsvertrages berufen und von daher die Klage f&#252;r unzul&#228;ssig ge&#173;halten. Dar&#252;ber hinaus hat die Beklagte die Ansicht vertreten, die Klage vor dem ordentlichen Gericht h&#228;tte sich gegen die (Mit-) Gesellschafter der Be&#173;klagten und nicht gegen die Gesellschaft selbst richten m&#252;ssen. Weder ergebe sich aus dem Gesell&#173;schaftsvertrag, da&#223; das Erfordernis einer Klage ge&#173;gen die Gesellschafter abbedungen worden sei, noch seien nachtr&#228;glich entsprechende Vereinbarungen ge&#173;troffen worden. Der Schriftwechsel des f&#252;r die Kl&#228;&#173;gerin t&#228;tigen Rechtsanwalts Dr. E. (Schrei&#173;ben vom 26.01.1988, Bl. 49 d. A.) und des Rechtsan&#173;walts A. (Schreiben vom 02.02.1988, Bl. 51 d. A.) belege lediglich eine Vereinbarung, da&#223; f&#252;r die beiden Gesellschaften (Beklagte und ihre pers&#246;nlich haftende GmbH) nur ein Verfahren gef&#252;hrt werden solle, um zwei Parallelprozesse zu vermeiden, besa&#173;ge aber nichts zur Bestimmung der Parteien in dem Verfahren. In diesem Zusammenhang hat die Beklagte behauptet, da&#223; Rechtsanwalt A. - der als Ver&#173;treter der Gesellschaften und nicht der Gesellschafter aufgetreten sei - zum damaligen Zeitpunkt die Frage, gegen wen eine Klage zum Gesellschafter&#173;status bei einer Kommanditgesellschaft zu richten sei, gar nicht gepr&#252;ft habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt, da&#223; zwar nicht eine wirksame Schiedsge&#173;richtvereinbarung der Zul&#228;ssigkeit der Klage entge&#173;genstehe, da&#223; sich die Klage aber nicht gegen den richtigen Beklagten richte. Die Klage h&#228;tte gegen die einzelnen Mitgesellschafter gerichtet werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 15.09.1988 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 10.10.1988 Berufung eingelegt, die am 21.10.1988 begr&#252;ndet worden ist. Die Kl&#228;gerin be&#173;gehrt in erster Linie Aufhebung und Zur&#252;ckverwei&#173;sungder Sache nach &#167; 538 Abs. 1 Nr. 2 ZPO an das Landgericht, hilfsweise Entscheidung nach ihren erstinstanzlichen Sachantr&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt zur Frage einer wirksamen Schiedsab&#173;rede und zur Frage ob die Klage gegen die Gesell&#173;schaft oder die Gesellschafter zu richten sei, ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zu den auf den Ausschlie&#223;ungsbeschlu&#223; folgenden Er&#173;&#246;rterungen auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 behauptet die Kl&#228;gerin nunmehr, Rechts&#173;anwalt Dr. E. habe die Gesellschafter u. a. gebeten, zu beschlie&#223;en, da&#223; nur ein einziger Proze&#223; vor einem einzigen Gericht "gegen die Gesell&#173;schaft" gef&#252;hrt werden solle; die Gesellschafter h&#228;tten sich befriedigt gezeigt, da&#223; sie nicht selbst verklagt werden w&#252;rden, vielmehr der Proze&#223; gegen die Gesellschaft gef&#252;hrt wird, und h&#228;tten dem Vorschlag zugestimmt (Zeugnis Dr. E., Zeugnis Dr. U.). Vor diesem Hintergrund seien auch die Erkl&#228;rungen in den Schreiben der beteiligten Rechtsanw&#228;lte nach dem 22.12.1987 zu sehen, so da&#223; eine Berufung der Beklagten auf das Erfordernis ei&#173;ner Klage gegen die einzelnen Gesellschafter - wenn dies nicht schon durch den Gesellschaftsvertrag oder die Vereinbarung vom 22.12.1987 entfalle rechtsmi&#223;br&#228;uchlich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des angefochtenen Urteils die Sache zur weiteren Verhandlung und Entscheidung in den I. Rechtszug zur&#252;ckzuverweisen; hilfsweise unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach den erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen der Kl&#228;gerin zu erkennen; der Kl&#228;gerin sowohl als Vollstreckungungsgl&#228;u&#173;bigerin als auch als Vollstreckungsschuldnerin zu gestatten, erforderliche Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der O. M1Bank, I1. und C., zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, Sicherheit auch durch die B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wiederholt ihr erstinstanzliches Vor&#173;bringen. Sie ist der Ansicht, da&#223; die Klage schon wegen der Einrede des Schiedsgerichts unzul&#228;ssig sei. Dar&#252;ber hinaus vertritt die Beklagte weiterhin die Ansicht, da&#223; die Klage auf Feststellung der Un&#173;wirksamkeit des Ausschlusses der Kl&#228;gerin gegen die einzelnen Mitgesellschafter zu richten gewesen w&#228;&#173;re. Etwas anderes sei weder dem Gesellschaftsver&#173;trag noch nachfolgenden Vereinbarungen zu entneh&#173;men.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zu den Gespr&#228;chen auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 bestreitet die Beklagte die von der Kl&#228;gerin vorgetragenen &#196;u&#223;erungen des Rechtsanwalts Dr. E., denen die Gesellschafter angeblich zugestimmt haben sollen. Die Beklagte behauptet, Dr. E. habe nicht davon gesprochen, da&#223; der Proze&#223; gegen die Gesellschaft anstatt gegen die Ge&#173;sellschafter gef&#252;hrt werden solle und da&#223; die Ge&#173;sellschafter einem solchen Vorschlag zugestimmt h&#228;tten (Beweis: Zeugnis A., Zeugnis V., Zeugnis Dr. C1.). Im &#252;brigen tr&#228;gt die Beklagte vor, Rechtsanwalt Dr. E. habe nicht die Befugnis und Aufgabe gehabt, die Gesellschafter um irgendwelche Stimmabgaben zu bitten; dies habe allein dem Versammlungsleiter zugestanden. In Wirk&#173;lichkeit sei es am 22.12.1987 lediglich um ein un&#173;verbindliches Gespr&#228;ch dar&#252;ber gegangen, ob - falls es &#252;berhaupt zu einer Klage komme - parallele Ver&#173;fahren f&#252;r beide Gesellschaften erforderlich w&#252;r&#173;den. Zum nachfolgenden Schriftwechsel der Rechtsan&#173;w&#228;lte Dr. E. und V. (*2) tr&#228;gt die Kl&#228;gerin vor, auch Dr. E. sei ausweislich seines Schreibens vom 26.01.1988 klar gewesen, da&#223; Rechts&#173;anwalt A. "im Auftrage der beiden Gesellschaf&#173;ten" handele, da&#223; er mithin nicht f&#252;r die Gesell&#173;schafter Erkl&#228;rungen dazu habe abgeben k&#246;nnen, ob diese zu verklagen seien oder statt ihrer die KG.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien und der angef&#252;hrten Urkunden wird auf den Inhalt der Akten (nebst Anlagenhefter zur Klage&#173;schrift) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde </u></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige, insbesondere fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung ist nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist allerdings nicht schon gem&#228;&#223; &#167; 1027 a ZPO unzul&#228;ssig, weil sich die Beklagte auf den Schiedsgerichtsvertrag vom 12.06.1970 beruft.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeitsvereinbarung des Schiedsgerichts l&#228;&#223;t sich der Anlage zum Protokoll vom 12.06.1970 (B1. 47 d.A.) nicht entnehmen. Das Landgericht hat eine Zweideutigkeit schon der Wort&#173;wahl "f&#252;r alle F&#228;lle" in der Pr&#228;ambel des Schieds&#173;gerichtsvertrages entnommen und ausgef&#252;hrt, diese Worten k&#246;nnten als "ausschlie&#223;lich" oder als "vor&#173;sorglich" verstanden werden. Dem stimmt der Senat insoweit zu, als sich eine mangelnde Bestimmtheit der Schiedsabrede zwar nicht unbedingt aus &#167; 12 Abs. 2 des Gesellschaftsvertrages der Beklagten, wohl aber aus &#167; 1 des Schiedsgerichtsvertrages selbst ergibt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wenn &#167; 12 Abs. 2 des Gesellschaftsvertrages in Zu&#173;sammenhang mit der Anfechtungsfrist die Klage "beim Schiedsgericht oder beim ordentlichen Gericht" nennt, so l&#228;&#223;t dies noch keine zwingenden R&#252;ck&#173;schl&#252;sse darauf zu, wie der Schiedsvertrag zu ver&#173;stehen ist. Die alternative Erw&#228;hnung von Schieds&#173;gericht und ordentlichem Gericht kann auch bei ei&#173;nem ganz eindeutig formulierten Schiedsvertrag ge&#173;rechtfertigt sein; dies deswegen, weil ein Schieds&#173;vertrag nach &#167; 1027 a ZPO nur dann den Weg zum or&#173;dentlichen Gericht versperrt, wenn sich der Beklag- te darauf beruft, also Verfahren vor dem ordentlichen Gericht durchaus m&#246;glich bleiben, weil die Schiedsklausel nicht von Amts wegen zu beachten ist.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Nicht mehr eindeutig und damit nicht wirksam ist die von der Beklagten angef&#252;hrte Schiedsabrede je&#173;doch in Ansehung von &#167; 1 des Schiedsgerichtsvertra&#173;ges vom 12.06.1970. In der Formulierung "Nach einer Klage vor dem Schiedsgericht oder nach Einlassung auf das Verfahren vor dem Schiedsgericht kann der ordentliche Rechtsweg nicht mehr angerufen werden" ist eine bewu&#223;t gegen&#252;ber dem &#167; 1027 a ZPO mildere Regelung zu sehen. &#167; 1 schlie&#223;t den ordentlichen Rechtsweg nur f&#252;r den Fall aus, da&#223; das Verfahren vor dem Schiedsgericht bereits eingeleitet ist, w&#228;hrend nach der gesetzlichen Regelung des &#167; 1027 a ZPO schon der Abschlu&#223; des Schiedsvertrages als solcher - sofern sich die beklagte Partei darauf beruft - der Zul&#228;ssigkeit der Klage vor dem ordent&#173;lichen Gericht entgegensteht. Wegen des einschr&#228;n&#173;kenden Inhalts des &#167; 1 des Schiedsgerichtsvertrages ist auch dessen Pr&#228;ambel in Ansehung der Worte "f&#252;r alle F&#228;lle" nicht eindeutig. Da die M&#246;glichkeit of&#173;fenbleibt, da&#223; mit der Vereinbarung vom 12.06.1970 eine von den &#167;&#167; 1025 ff. ZPO abweichende, nicht zwingende Schiedsabrede beabsichtigt gewesen ist, kann die Klage nicht wegen der Einrede des Schieds&#173;vertrages abgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Berufung bleibt deswegen ohne Erfolg, weil sich die Klage gegen die (Mit-) Gesellschafter h&#228;tte richten m&#252;ssen und nicht gegen die beklagte Komman&#173;ditgesellschaft selbst erhoben werden durfte.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Es entspricht einhelliger Rechtsprechung und Schrifttumsansicht, da&#223; die Klage auf Feststellung der Nichtigkeit eines Gesellschafterbeschlusses bei einer Personenhandelsgesellschaft in der Regel ge&#173;gen die Mitgesellschafter erhoben werden mu&#223; (vgl. BGHZ 30, 195, 197; BGHZ 48, 175, 176; BGHZ 81, 263, 265; BGHZ 85, 351, 353; BGH WM 1966, 1036; Baum bach-Duden-Hopt, HGB, 27. Aufl., &#167; 124 Anm. 6 H; Fischer in: Gro&#223;kommentar zum HGB, 3. Aufl., &#167; 119 Anm. 18). Dieser Ausgangspunkt -- dem auch der Senat folgt - findet seine Begr&#252;ndung darin, da&#223; es die Mitgesellschafter sind, die den Beschlu&#223; gefa&#223;t ha ben und deren Rechte und Pflichten von der Wirksam&#173;keit oder Unwirksamkeit des Beschlusses ber&#252;hrt werden (BGH WM 66, 1036); der den personellen Be&#173;stand ber&#252;hrende Anspruch steht nicht zur Disposi&#173;tion der Gesellschaft und entfaltet ihr gegen&#252;ber keine Rechtskraftwirkung (BGHZ 48, 177; 81, 265).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesgerichts&#173;hofs (zuletzt BGHZ 85, 350, 353) ist allerdings die Zul&#228;ssigkeit einer abweichenden Regelung im Gesell&#173;schaftsvertrag zu bejahen, nach der die Klage gegen die Gesellschaft zu richten ist. In einem solchen Fall h&#228;tte ein zwischen dem klagenden Gesellschaf&#173;ter und der Gesellschaft ergangenes Urteil wenig&#173;stens die Folge, da&#223; die &#252;brigen Gesellschafter schuldrechtlich verpflichtet sind, sich an die Ent&#173;scheidung zu halten (BGH WM 66, 1036).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Hierauf beruft sich vorliegend die Kl&#228;gerin unter Bezugnahme auf &#167; 12 des Gesellschaftsvertrages vom 12.06.1970 ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmung ist weder von ihrem eigenen Wort&#173;laut her noch in Verbindung mit &#167; 13 der Satzung der Komplement&#228;r-GmbH als eine vertragliche Rege&#173;lung zu verstehen, der zu entnehmen ist, da&#223; sich die Klage auf Feststellung der Unwirksamkeit eines Ausschlie&#223;ungsbeschlusses gegen die Gesellschaft und nicht gegen die Gesellschafter zu richten hat.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet des auf die Personenhandelsgesellschaft nicht passenden Begriffes der Anfechtung besagt &#167; 12 des Gesellschaftsvertrages der KG (ebensowenig wie &#167; 13 der Satzung der Komplememt&#228;r-GmbH) etwas &#252;ber die Person des Verfahrensgegners. Da&#223; dies die Gesellschaft sein soll, ist dem Wortlaut nicht zu entnehmen, so da&#223; es bei den allgemeinen Regelungen verbleiben mu&#223;. Zwar verweist die Kl&#228;gerin darauf, da&#223; der Begriff der Anfechtung etwa dem Aktienrecht entnommen sei; dort findet sich in &#167; 246 Abs. 2 Ak&#173;tienG in der Tat die Regelung, da&#223; die Klage gegen die Gesellschaft zu richten ist. Die Argumentation der Kl&#228;gerin, da&#223; sich hieraus auch &#167; 12 Abs. 1 Satz 2 des Gesellschaftsvertrages der Beklagten erkl&#228;re, wird aber der rechtlichen Situation bei der Personenhandelsgesellschaft nicht gerecht. Da hier keine Anfechtung, sondern nur eine Feststel&#173;lung der Unwirksamkeit des Gesellschafterbeschlus&#173;ses in Betracht kommt (vgl. Fischer in: Gro&#223;kommen&#173;tar, &#167; 119 Anm. 18), lassen sich Parallelen zum Recht der Aktiengesellschaft oder auch zum Recht der GmbH nicht ziehen. Dort beseitigt eine er&#173;folgreiche Anfechtungsklage den Beschlu&#223; und bindet somit Gesellschaft und Aktion&#228;re/Gesellschafter gleicherma&#223;en in jeder Hinsicht. Bei der Personen&#173;handelsgesellschaft hingegen k&#246;nnen Streitigkeiten &#252;ber den personellen Bestand mit Rechtskraftwirkung nur zwischen den Gesellschaftern entschieden werden (BGHZ 30, 195; BGHZ 48, 176). Selbst bei einer Per&#173;sonenhandelsgesellschaft, deren Gesellschaftsver&#173;trag ausnahmsweise die Feststellungsklage auf Nich&#173;tigkeit eines Gesellschafterbeschlusses gegen die Gesellschaft vorsieht, sind nach einem obsiegenden Urteil des klagenden Gesellschafters die &#252;brigen Gesellschafter nur schuldrechtlich verpflichtet (BGH WM 66, 1036), sich an die Entscheidung zu hal&#173;ten.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieses grundlegenden Unter&#173;schiedes bleibt zwar nicht recht verst&#228;ndlich, wel&#173;chen Zweck die Regelung in Satz 2 von &#167; 12 Abs. 1 des Gesellschaftsvertrages der Beklagten verfolgen soll. Zumindest ist die Regelung aber nicht eindeu&#173;tig, so da&#223; in Ansehung des Wortlauts des Gesellschaftsvertrages auch nicht davon ausgegangen wer- den kann, da&#223; die Gesellschafter wenigstens bei Gr&#252;ndung der Beklagten den Willen gehabt h&#228;tten, eine Klage gegen die Gesellschaft zu regeln. H&#228;tte man ausdr&#252;cklieh bestimmen wollen, da&#223; sich die Feststellungsklage gegen die Gsellschaft zu rich&#173;ten hat, w&#228;re das unschwer durch eine klare Formu&#173;lierung m&#246;glich gewesen. Des Beweisantritts der Be&#173;klagten dazu, bei Abschlu&#223; des Gesellschaftsvertra&#173;ges h&#228;tten die Gesellschafter, auch mangels Beleh&#173;rung durch den Notar, keine Abweichung von der Rechtslage in ihre Willensbildung aufgenommen, be&#173;darf es folglich nicht.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das Ergebnis, da&#223; dem Gesellschaftsvertrag keine Regelung entnommen werden kann, wonach die Klage gegen die Gesellschaft zu richten ist, erf&#228;hrt auch keine andere Beurteilung durch den Hinweis der Kl&#228;&#173;gerin auf den Inhalt der Entscheidung BGH WM 6(, 1036. Zutreffend ist zwar, da&#223; auch die Entschei&#173;dung des Bundesgerichtshofs einen Fall betraf, in dem im Gesellschaftsvertrag von einer Anfechtung binnen einer bestimmten Frist die Rede war und Wor&#173;te wie "gegen die Gesellschaft zu richten" o.&#228;. fehlten. Die Urteilsgr&#252;nde des BGH enthalten jedoch keine eigene Entscheidung dazu, ob eine Klausel mit der blo&#223;en Formulierung "angefochten" eine Klage gegen die Gesellschaft rechtfertigt. Vielmehr hat der BGH unter Hinweis auf die grunds&#228;tzliche Zul&#228;s&#173;sigkeit einer abweichenden Regelung im Gesell&#173;schaftsvertrag lediglich darauf hingewiesen, da&#223; das Berufungsgericht den Gesellschaftsvertrag dahin "ausgelegt" habe, da&#223; Gesellschafterbeschl&#252;sse durch Klage gegen die Gesellschaft "anzufechten" seien (WM 66, 1036) und da&#223; das innerhalb der Gren&#173;zen einer tatrichterlichen W&#252;rdigung liege, womit diese Auslegung des Berufungsgerichts der revi&#173;sionsrechtlichen Nachpr&#252;fung entzogen sei (a.a.O. S. 1037). Eine eigene Sachentscheidung des Bundes&#173;gerichtshofs, da&#223; aus dem Wort Anfechtung auf die Notwendigkeit einer Klage gegen die Gesellschaft statt gegen die Gesellschafter geschlossen werden m&#252;sse, ist dem nicht zu entnehmen und auch aus der sonstigen Rechtsprechung des BGH, soweit bekannt, nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Auch auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 kann keine Vereinbarung getroffen worden sein, wonach die Klage auf Feststellung der Unwirk&#173;samkeit des Gesellschafterbeschlusses in Abweichung von dem f&#252;r: die Personenhandelsgesellschaft gel&#173;tenden Normalfall gegen die Gesellschaft selbst er&#173;hoben werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Dabei bleiben letztlich einige Widerspr&#252;che dahin&#173;gestellt, die insoweit dem Vorbringen der Kl&#228;gerin anhaften d&#252;rften. Die zweitinstanzlichen Behauptun&#173;gen dazu, da&#223; Rechtsanwalt Dr. E. am 22.12.1987 ausdr&#252;cklich um einen Gesellschafter&#173;beschlu&#223; f&#252;r nur einen einzigen Proze&#223; vor einem einzigen Gericht und gegen die Gesellschaft gebeten und dabei Zustimmung erfahren habe, sind nicht nur schwer damit vereinbar, da&#223; - so die vom Senat al&#173;lerdings nicht geteilte Auslegung der Kl&#228;gerin -sich ohnehin aus dem Gesellschaftsvertrag die M&#246;g&#173;lichkeit der Klage allein gegen die Gesellschaft ergebe. Diese Behauptungen finden auch keine Best&#228;&#173;tigung im Wortlaut des Protokolls der Gesellschaf&#173;terversammlung (Anlagenhefter Bl. 53). Sie sind in dieser Form nicht einmal in den &#196;nderungsw&#252;nschen der Kl&#228;gerin vom 21.01.1988 zu diesem Protokoll (B1. 133 d. A.) enthalten, die mit Schreiben des Rechtsanwalts A. vom 04.05.1988 (B1. 135 d. A.) zur&#252;ckgewiesen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Eine Beweisaufnahme &#252;ber die tats&#228;chlichen &#196;u&#223;erun&#173;gen ist nicht veranla&#223;t, weil die Berufung auch nach der von der Kl&#228;gerin gegebenen Darstellung keinen Erfolg h&#228;tte. Es ist schon fraglich, ob der Grundsatz, da&#223; die Klage auf Feststellung der Nich&#173;tigkeit eines Gesellschafterbeschlusses gegen die Mitgesellschafter zu erheben ist, &#252;berhaupt durch einen blo&#223;en sp&#228;teren Gesellschafterbeschlu&#223; statt durch eine Regelung im Gesellschaftsvertrag selbst durchbrochen werden kann. Wegen der weitreichenden Auswirkungen einer solchen sp&#228;teren Beschlu&#223;fassung f&#252;r den Einzelfall - wenn die Gesellschaft zu ver&#173;klagen ist, k&#246;nnte sich keiner der Gesellschafter gesondert im Rechtsstreit gegen die Klage verteidi&#173;gen - k&#228;me einem solchen Beschlu&#223; jedenfalls aber satzungs&#228;ndernder Charakter zu. Daher h&#228;tte eine solche Beschlu&#223;fassung vorab in die Tagesordnung aufgenommen werden m&#252;ssen, die bei der Einberufung von Gesellschafterversammlungen mitzuteilen ist <em>(&#167;</em> 10 Abs. 1 Satz 3 der Satzung der W. Verlagsgesell&#173;schaft Verwaltung GmbH in Verbindung mit &#167; 10 letz&#173;ter Absatz des Gesellschaftsvertrages der Beklag&#173;ten).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Zutreffend weist das Landgericht in dem angefochte&#173;nen Urteil auch darauf hin, da&#223; ein Gesellschafter (N1 I. Verlag) auf der Versammlung vom 22.12.1987 nicht anwesend und auch nicht durch ei&#173;nen anderen Gesellschafter vertreten war. Auch wenn gem&#228;&#223; &#167; 10 Abs. 3 des Gesellschaftsvertrags f&#252;r dessen &#196;nderung eine Mehrheit von 3/4 der anwesen&#173;den Stimmen ausreichend ist, so wird doch auch hierdurch die Notwendigkeit der Vorabank&#252;ndigung der von der Kl&#228;gerin behaupteten Beschlu&#223;fassung nicht entbehrlich, damit jeder Gesellschafter zu&#173;mindest die M&#246;glichkeit hat, sein Anwesenheitsrecht wahrzunehmen und in der Aussprache und Abstimmung mit auf die Entschlie&#223;ung der &#252;brigen Gesellschaf&#173;ter Einflu&#223; zu nehmen. Im vorliegenden Fall war aber mit der Einladung zu der Gesellschafterver&#173;sammlung vom 22.12.1987 zu Tagesordnungspunkt 6 le&#173;diglich angek&#252;ndigt worden der "Gesellschaftersta&#173;tus des V. Verlages". Die von der Kl&#228;gerin behaupteten Abreden &#252;ber eine etwaige Proze&#223;f&#252;hrung ergaben sich erst unvermutet im Anschlu&#223; an den Ausschlie&#223;ungsbeschlu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 nach&#173;folgende Vereinbarungen der beiderseitigen Rechts&#173;berater &#252;ber eine gegen die beklagte KG zu richten&#173;de Klage h&#228;tten erst recht nicht wirksam sein k&#246;n&#173;nen und sind auch nicht festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verweist ohne Erfolg auf das Schreiben des Rechtsanwalts Dr. E. vom 26.01.1922 (BI. 49 d. A.) und die Antwort des Rechtsanwalts A. vom 02.02.1988 (91. 51 d. A.). Den Anw&#228;lten beider Seiten ist es verwehrt, Beschl&#252;sse &#252;ber Gegenst&#228;nde zu fassen, die den Gesellschaftern im Gesell&#173;schaftsvertrag und allenfalls unter strengen sat&#173;zungs&#228;ndernden Voraussetzungen in einer Gesell&#173;schafterversammlung vorbehalten sind. Auch war der Kl&#228;gerin aus dem Schreiben des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten vom 19.01.1988 (B1. 101 d. A.) bekannt, da&#223; Rechtsanwalt A. im Auftrage der beiden Ge&#173;sellschaften handelte und nicht etwa die einzelnen Mitgesellschafter vertrat; nur die Gesellschafter selbst aber k&#246;nnen sich ihrer Rechte an einer Pas&#173;sivbeteiligung in einem etwaigen Rechtsstreit bege&#173;ben. Auch Rechtsanwalt Dr. E. war ausweis&#173;lich des ersten Absatzes seines Schreibens vom 26.01.1988 bekannt, da&#223; Rechtsanwalt A. die beiden Gesellschaften vertrat. Damit ist schon sein eigener Vorschlag in dem Schreiben vom 26.01.1988 lediglich dahin zu verstehen, da&#223; es um die nage ging, ob ein und/oder zwei Verfahren bez&#252;glich des Ausschlusses aus der KG und des Ausschlusses aus der GmbH n&#246;tig waren und welcher Gerichtsstand ma&#223;&#173;geblich sein sollte; die Frage der Person des rich&#173;tigen Beklagten bez&#252;glich der KG - die Sache der Gesellschafter war war somit nicht angesprochen. Demgem&#228;&#223; ging auch die Antwort des Rechtsanwalts A. vom 02. 2.1988, da&#223; "Einvernehmen dahinge&#173;hend besteht, da&#223; nur ein Rechtsstreit durchgef&#252;hrt wird, und zwar vor dem Landgericht K&#246;ln gegen die W. Verlagsgesellschaft mbH &amp; Co.KG", ersichtlich nur von dieser Basis aus (wof&#252;r vor allem auch der zweite Absatz dieses Schreibens spricht) und er&#173;streckte sich nicht auf die ganz andere Frage, ob nicht in Wirklichkeit statt der KG deren Gesell&#173;schafter verklagt werden m&#252;&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Da eine Vereinbarung, da&#223; die Gesellschaft zu ver&#173;klagen ist, weder am 22.12.1987 auf der Gesell&#173;schafterversammlung noch in nachfolgenden Verhand&#173;lungen getroffen worden sein kann, greift auch die Argumentation der Kl&#228;gerin zu einem rechtsmi&#223;&#173;br&#228;uchlichen Verhalten der Beklagten in diesem Ver&#173;fahren nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar&#173;keit ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 703 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert und Beschwer der Kl&#228;gerin: 100.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">(*1) und (*2):</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Am 29.03.1989 erging folgender Berichtigungsbeschluss:</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">wird das Urteil des Senats vom 1. Februar 1989 gem&#228;&#223; &#167; 319 ZPO dahin <u>berichtigt,</u></p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">da&#223; es im Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">1. auf Seite 8 3. Zeile der Ausfertigungen (= Seite 7 letzte Zeile der Urschrift) statt "Beklagte" richtig hei&#223;en mu&#223; <u>"Kl&#228;gerin";</u></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><img src="24_U_250_08_Urteil_19890201_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." height="6" width="5" />2. auf Seite 13 9. Zeile der Ausfertigungen wie der Urschrift statt "und V." richtig hei&#223;en mu&#223; "und <u>A.".</u></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde :</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Bei den fehlerhaften Stellen liegen offenbare Unrichtigkeiten im Sinne des &#167; 319 Abs. 1 ZPO zugrunde. Die erste Berichtigung be&#173;trifft den streitigen Sachvortrag der Kl&#228;gerin. Die zweite Berichtigung hat gleichfalls einen offensichtlichen Schreib&#173;fehler zum Gegenstand, wie sich bereits aus der richtigen Namensbezeichnung "Rechtsanwalt A." drei Zeilen weiter ergibt.</p>
315,281
olgham-1989-01-26-1-ws-35488
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ws 354/88
"1989-01-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:22"
"2022-10-18T15:08:41"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0126.1WS354.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird als unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <p></p> <p>Die Antragstellern tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens und die dem Beschuldigten im gerichtlichen Verfahren entstandenen notwendigen Auslagen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Anzeigeerstatterin ver&#246;ffentlicht in der Sex-Zeitung xxx, in denen sie M&#228;nnern anbietet, mit ihnen gegen Entgelt telefonische Sexgespr&#228;che zu f&#252;hren (von der Anzeigeerstatterin genannt "Beratungsgespr&#228;che mit erotischem Inhalt"). Von diesem Angebot machte der Beschuldigte Gebrauch, zahlte aber anschlie&#223;end nicht das vereinbarte Entgelt von 50,-- DM. Das nahm die Anzeigeerstatterin zum Anla&#223;, gegen den Beschuldigten Strafanzeige wegen Betruges zu erstatten. Das hierauf eingeleitete Ermittlungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft M&#252;nster mit Bescheid vom 21. September 1988 eingestellt. Die von der Anzeigeerstatterin dagegen rechtzeitig eingelegte Beschwerde hat der Generalstaatsanwalt in Hamm am 3. November 1988 zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich der Antrag der Anzeigeerstatterin auf gerichtliche Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dieser, in zul&#228;ssiger Weise gestellte, Antrag ist unbegr&#252;ndet. Der Beschuldigte hat keinen Betrug dadurch begangen, da&#223; er die Anzeigeerstatterin um den vereinbarten Lohn geprellt hat. Der zwischen der Anzeigeerstatterin und dem Beschuldigten geschlossene Vertrag ist nichtig, da er gegen die guten Sitten verst&#246;&#223;t (&#167; 138 Abs. 1 BGB). Wenn sich ein Vertragspartner der Verpflichtung aus einem solchen nichtigen Rechtsgesch&#228;ft entzieht, hat er schon deshalb keinen Betrug im Sinne von &#167; 263 StGB begangen, weil sich das Strafrecht in Widerspruch zur &#252;brigen Rechtsordnung setzen w&#252;rde, wenn es im Rahmen des Betrugstatbestandes nichtigen Anspr&#252;chen Schutz gew&#228;hrte, die aus verbotenen oder unsittlichen Rechtsgesch&#228;ften hergeleitet werden (BGH NJW NSTZ 1987, 407).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wie der Bundesgerichtshof wiederholt ausgesprochen hat, verst&#246;&#223;t auch nach heutiger Auffassung die Gew&#228;hrung von Geschlechtsverkehr gegen Entgelt gegen die guten Sitten (BGH a.a.O. m.w.H.). Das gilt auch, wenn sich jemand, wie die Anzeigeerstatterin, bereit findet, telefonische Sexgespr&#228;che gegen Entgelt zu f&#252;hren. Die Sittenwidrigkeit ist deswegen anzunehmen, weil &#252;ber die vom BGH entschiedenen F&#228;lle hinaus jegliche Rechtsgesch&#228;fte, die zu einem geschlechtlichen Verhalten gegen Entgelt verpflichten, nach wie vor als sittenwidrig anzusehen sind (M&#252;nch. Komm. z. BGB, 2. Aufl., &#167; 138 Rdn. 50). Die von der Anzeigeerstatterin angebotene Leistung ist in diesem Sinne als ein geschlechtliches Verhalten anzusehen, da ihre Worte zweifellos zur sexuellen Erregung des Gespr&#228;chspartners f&#252;hren sollten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Anzeigeerstatterin ist nicht dahingehend zu folgen, da&#223; die von ihr gegen Entgelt angebotenen Sexgespr&#228;che eher dem Verleih oder der Auff&#252;hrung "scharfer" Filme oder dem Verkauf pornographischer Schriften gleichzuachten ist als der Prostitution, und da&#223; deswegen der von ihr geschlossene Vertrag nicht als sittenwidrig gelten kann. Es braucht hier nicht entschieden zu werden, ob, entgegen der Ansicht der Anzeigeerstatterin, nicht auch diese von ihr angef&#252;hrten Rechtsgesch&#228;fte unter &#167; 138 Abs. 1 BGB fallen (vgl. hierzu M&#252;nch. Komm. a.a.O., Rdn. 52). Jedenfalls ist das von der Anzeigeerstatterin in den xxx angebotene Verhalten weit eher in der N&#228;he der Prostitution einzuordnen, da sie bereit ist, gegen Entgelt mit eigener Person Gespr&#228;chspartner sexuell aufzureizen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; war der Antrag als unbegr&#252;ndet zu verwerfen, da kein gen&#252;gender Anla&#223; zur Erhebung einer &#246;ffentlichen Klage gegen den Beschuldigten besteht (&#167; 174 StPO).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kosten- und Auslagenentscheidung beruht auf &#167; 177 StPO.</p>
315,283
olgham-1989-01-23-3-ws-3989
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ws 39/89
"1989-01-23T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:24"
"2022-10-18T15:08:41"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0123.3WS39.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde wird auf Kosten des Beschwerdef&#252;hrers als unzul&#228;ssig verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat die Strafvollstreckungskammer die dem Verurteilten durch Urteil des Landgerichts Bielefeld vom 3. November 1986 bewilligte Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung widerrufen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die sofortige Beschwerde des Verurteilten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist gem&#228;&#223; &#167; 453 Abs. 2 S. 2 StPO statthaft, es ist jedoch nicht rechtzeitig eingelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beschlu&#223; ist dem Beschwerdef&#252;hrer mit Rechtsmittelbelerung ausweislich der Akten am 16. Dezember 1988 selbst in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede II zugestellt worden. Die sofortige Beschwerde, die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 311 Abs. 2, 35 Abs. 2 StPO innerhalb einer Woche seit der Zustellung einzulegen gewesen w&#228;re, h&#228;tte daher nach &#167; 43 Abs. 1 StPO sp&#228;testens bis zum 23. Dezember 1988 bei dem Landgericht Bielefeld eingehen m&#252;ssen. Sie ist aber tats&#228;chlich erst am 27. Dezember 1988, also versp&#228;tet, dort eingegangen. Das Rechtsmittel mu&#223;te daher mit der sich aus &#167; 473 Abs. 1 StPO ergebenden Kostenfolge als unzul&#228;ssig verworfen werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es besteht kein Anla&#223;, dem Beschwerdef&#252;hrer von Amts wegen Gelegenheit zur Stellung eines Gesuchs um Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Vers&#228;umung der Frist zur Einlegung der sofortigen Beschwerde zu geben, da das Rechtsmittel auch aus sachlichen Gr&#252;nden keine Aussicht auf Erfolg geboten haben w&#252;rde.</p>
315,284
olgham-1989-01-20-5-uf-43388
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 433/88
"1989-01-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:25"
"2022-10-18T15:08:41"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0120.5UF433.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die im Hause xxx in xxx im zweiten und dritten Stockwerk gelegene Ehewohnung wird f&#252;r die Zeit ab 1. Mai 1989 dem Antragsteller zur alleinigen Benutzung zugewiesen. Der Antragsgegnerin wird aufgegeben, die Wohnung zu dem genannten Zeitpunkt zu r&#228;umen und an den Antragsteller herauszugeben. Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>F&#252;r die erste Instanz verbleibt es bei der Kostenentscheidung im angefochtenen Beschlu&#223;. Die Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens werden geteilt; au&#223;ergerichtliche Kosten werden insofern nicht erstattet.</p> <p></p> <p>Der Beschwerdewert betr&#228;gt 3.600,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller begehrt im vorliegenden Verfahren die Zuweisung der Ehewohnung gem&#228;&#223; &#167; 1361 b I BGB.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben einander am 04.06.1986 geheiratet. Sie leben seit dem 27.11.1987 getrennt. F&#252;r den Antragsteller ist es die zweite Ehe, f&#252;r die Antragsgegnerin die dritte. Die Ehe ist kinderlos. Die Antragsgegnerin bewohnt weiterhin die bisherige eheliche Wohnung xxx, deren Eigent&#252;mer schon seit vor der Heirat der Antragsteller ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller wohnt seit der Trennung vor&#252;bergehend bei seinen Eltern, ebenfalls in xxx. Er hat aus erster Ehe das Sorgerecht f&#252;r seinen 1979 geborenen Sohn, der derzeit ebenfalls bei den Eltern des Antragstellers wohnt. Der Antragsteller ist Lehrer, die Antragsgegnerin kaufm&#228;nnische Angestellte, aber zur Zeit arbeitslos.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat behauptet, die Antragsgegnerin habe ihn unter Alkoholeinflu&#223; t&#228;tlich bel&#228;stigt. Sie habe ihn am 18.11.1987 mit einem Bajonett bedroht und am 25.11.1987 versucht, die T&#252;r zu seinem Arbeitszimmer aufzubrechen. Sie nehme im &#220;berma&#223; Alkohol zu sich.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. die im Haus xxx gelegene Ehewohnung ihm zur alleinigen Benutzung zuzuteilen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. der Antragsgegnerin aufzugeben, die gemeinsame Ehewohnung zu r&#228;umen und ihm zum Alleinbesitz zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Antrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat nach Beweisaufnahme durch eidliche Parteivernehmung der Antragsgegnerin durch Beschlu&#223; vom 27.07.1988 den Zuweisungsantrag des Antragstellers zur&#252;ckgewiesen und ihm die Kosten auferlegt. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Voraussetzungen gem&#228;&#223; &#167; 1361 b I 1 BGB l&#228;gen nicht vor, da der Antragsteller nicht bewiesen habe, da&#223; die Antragsgegnerin ihn im November 1987 bedroht habe. Vielmehr sei die Darstellung der Antragsgegnerin, die sie bei ihrer eidlichen Parteivernehmung erh&#228;rtet habe, glaubhaft, da&#223; sie aus Sicherheitsgr&#252;nden zum Schutz des Antragstellers bestimmte Gegenst&#228;nde an sich genommen habe, u.a. ein Bajonett.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat zwischenzeitlich Strafanzeige gegen die Antragsgegnerin wegen des Verdachtes des Meineides gestellt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt nunmehr vor, da&#223; die Aussage der Antragsgegnerin bei ihrer Parteivernehmung als v&#246;llig unglaubhaft anzusehen sei, und er ist der Ansicht, da&#223; das erstinstanzliche Gericht die Aussage falsch gewertet habe. Au&#223;erdem sei seine Stellung als Alleineigent&#252;mer nicht hinreichend ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses die im Hause xxx in xxx im 2. und 3. Stockwerk gelegene Ehewohnung ihm zur alleinigen Benutzung zuzuweisen und der Antragsgegnerin aufzugeben, die Ehewohnung zu r&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt nunmehr, </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, da&#223; es sich gar nicht mehr um eine Ehewohnung handele. Au&#223;erdem fehle es an der gem&#228;&#223; &#167; 1361b I 1 BGB erforderlichen "schweren H&#228;rte" zu Gunsten des Antragstellers, da er "bequem und kostenlos" bei seinen Eltern lebe, w&#228;hrend sie - die Antragsgegnerin - infolge ihrer Arbeitslosigkeit nicht die Miete f&#252;r eine andere Wohnung aufbringen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich tritt sie der angeblichen Unglaubhaftigkeit ihrer erstinstanzlichen Aussage entgegen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakten sowie auf die beigezogene Scheidungsakten 14 F 204/88 und die Unterhaltsakten 14 F 15/88, beide beim Amtsgericht Iserlohn, verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 621 e ZPO zul&#228;ssige Beschwerde hatte in der Sache teilweise Erfolg. Die Ehewohnung war dem Antragsteller gem&#228;&#223; &#167; 1361 b I 1, 2 BGB f&#252;r die Zeit ab 1. Mai 1989 zuzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin ist: der Senat der Ansicht, da&#223; es sich um die Ehewohnung der Parteien handelt. Diesen Charakter hat sie im Sinne des &#167; 1361 b I 1 BGB nicht dadurch verloren, da&#223; der Antragsteller bereits am 27.11.1987 zu seinen Eltern gezogen ist. Zwar setzt &#167; 1361 b I 1 BGB voraus, da&#223; es sich um eine gemeinsame Wohnung der Eheleute handeln mu&#223;; </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ebs. Palandt-Diederichsen, BGB, 48 Aufl., &#167; 1361b Anm. 2a.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Abzustellen ist aber insoweit auf den Zeitraum vor dem Getrenntleben und nicht auf den derzeitigen Zeitpunkt des Getrenntlebens;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ebs. Palandt-Diederichsen a.a.O. Anm. 2b.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Eine anderweitige Auslegung w&#252;rde auch dem Sinn und Zweck des &#167; 1361 b I 1 3G8 zuwiderlaufen, der ausdr&#252;cklich in seiner ersten Alternative auch eine Zuweisung der Ehewohnung unter bereits getrennt lebenden Ehegatten zul&#228;&#223;t. W&#252;rde man annehmen, da&#223; es sich dann schon nicht mehr um eine Ehewohnung im Sinne des &#167; 1361 b I 1 BGB handele, so w&#252;rde diese Alternative praktisch leerlaufen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es war notwendig, dem Antragsteller die Ehewohnung zur alleinigen Nutzung ab 1. Mai 1989 zuzuweisen, um eine schwere H&#228;rte f&#252;r ihn zu vermeiden. Zwar handelt es sich bei dem Begriff "schwere H&#228;rte" in &#167; 1361 b I 1 BGB um einen unbestimmten Rechtsbegriff, der in Rechtsprechung und Literatur unterschiedlich ausgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zum Meinungsstand vgl. KG FamRZ 1987, 850 f.; ferner Bruderm&#252;ller FamRZ 1987, 109 (113); Palandt-Diederichsen a.a.O. Anm. 2c; Voelskow in Johannsen-Henrich, Eherecht, &#167; 1361 b Rz. 10 f.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Einigkeit besteht dar&#252;ber, da&#223; die Eingriffsschwelle bei &#167; 1361 b I 1 BGB hoch anzusetzen ist, wobei streitig ist, wie hoch sie anzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Am &#252;berzeugendsten hat nach Auffassung des Senats das Kammergericht in der o.a. Entscheidung die Eingriffsschwelle der "schweren H&#228;rte" dahingehend ausgelegt, da&#223; aufgrund au&#223;ergew&#246;hnlicher Umst&#228;nde ausnahmsweise die Wohnungszuweisung - unter Ber&#252;cksichtigung auch der Belange des anderen Ehegatten - dringend erforderlich sein mu&#223;, um eine unertr&#228;gliche Belastung des die Zuteilung begehrenden Ehegatten abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Denn das Kammergericht hat den Begriff der "schweren H&#228;rte" unter Ber&#252;cksichtigung der Meinungsverschiedenheiten in Rechtsprechung und Literatur nach der klassischen Auslegungsmethode differenzierend zwischen Wortsinn, Bedeutungszusammenhang des Gesetzes, der Regelungsabsicht, dem Zweck und der Normenvorstellung des Gesetzgebers ausgelegt und definiert.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Senat sieht es als eine unertr&#228;gliche Belastung f&#252;r den Antragsteller an, wenn ihm nicht zumindest ab 1. Mai 1989 die Ehewohnung zugeteilt wird, weil aufgrund der noch auszuf&#252;hrenden au&#223;ergew&#246;hnlichen Umst&#228;nde - auch unter Ber&#252;cksichtigung der Belange der Antragsgegnerin - die Zuteilung ab 1. Mai 1989 dringend erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Bei der hier vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung war zun&#228;chst zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; eine Aufteilung der Wohnung f&#252;r beide Parteien schon nach den Feststellungen des erstinstanzlichen Gerichts, die dem Senat keinen Anla&#223; zu erneuter &#220;berpr&#252;fung geben, nicht m&#246;glich war. Aber selbst wenn eine solche tats&#228;chlich m&#246;glich gewesen w&#228;re, so w&#228;re eine gemeinsame Zuteilung der Ehewohnung aufgrund des gest&#246;rten Verh&#228;ltnisses der Parteien untragbar gewesen. Denn die Antragsgegnerin hat unmi&#223;verst&#228;ndlich im Senatstermin vom 20.01.1989 gegen&#252;ber dem Senat zum Ausdruck gebracht, da&#223; sie mit dem Antragsteller "auch nicht eine Minute noch unter einem Dach leben m&#246;chte". Es kann insofern dahingestellt bleiben, ob es zu den behaupteten T&#228;tlichkeiten am 18.11.1987 und 26.11.1987 gekommen ist und ob insoweit die erstinstanzliche Aussage der Antragsgegnerin unglaubhaft war oder nicht. Der Senat konnte jedenfalls aufgrund der gegebenen Umst&#228;nde nur einer Partei die Wohnung zuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Von entscheidender Bedeutung fiel aber weiter ins Gewicht, da&#223; der Antragsteller bereits vor Beginn der Ehe Alleineigent&#252;mer der Wohnung war und auch noch ist. Dies war gem&#228;&#223; &#167; 1361b I 2 BGB im Rahmen der Abw&#228;gung besonders zu ber&#252;cksichtigen und zwar in der Weise, da&#223; in gewissem Rahmen die Eingriffsschwelle der "schweren H&#228;rte" zugunsten des Antragstellers herabzusetzen war. Dabei mu&#223;ten nicht noch besondere Voraussetzungen hinzutreten, wie dies vereinzelt in der Literatur gefordert wird;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">vgl. Voelskow in Johannsen-Henrich a.a.O. Rz. 12.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Es reicht f&#252;r die Herabsetzung der Eingriffsschwelle allein die dringliche Rechtsposition als Eigent&#252;mer aus;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ebs. Palandt-Oiederichsen a.a.O. Anm. 2c. am Ende.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ferner spielte das Zeitmoment im Rahmen der Abw&#228;gung eine dominierende Rolle. So lebte der Antragsteller seit der Trennung am 27.11.1987 - also seit ca. 14 Monaten - mit seinem ca. 10j&#228;hrigen Sohn, f&#252;r den er das Sorgerecht hat, bei seinen Eltern, obwohl er Eigent&#252;mer der o.a. Wohnung ist und daf&#252;r monatlich mehr als 2.000,-- DM aufwenden mu&#223;. Ein Teil dieser Aufwendungen dient zwar der Zins- und Darlehenstilgung zur Eigentumsverschaffung, das Eigentum stand ihm aber insoweit w&#228;hrend der bisherigen Trennungszeit nicht zur Verf&#252;gung. Schlie&#223;lich mu&#223; ein nicht unerheblicher Teil der Aufwendungen zur Unterhaltung der Wohnung zugunsten der Antragsgegnerin aufgewandt werden (Strom, Wasser, Heizung etc.), obwohl diese Wohnung eigentlich f&#252;r ihre Verh&#228;ltnisse viel zu gro&#223; ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite standen aber auch die Belange der Antragsgegnerin entgegen, dem Antragsteller die Wohnung sofort zuzuteilen. Die Antragsgegnerin verf&#252;gt derzeit n&#228;mlich &#252;ber kein ausreichendes Einkommen, um eine eigene Wohnung anzumieten. Sie mu&#223; nach ihren glaubhaften Angaben von monatlich DM 350,-- aus einer Putzt&#228;tigkeit leben, weil das Scheidungs- und das Trennungsunterhaltsverfahren noch nicht abgeschlossen sind.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Es kann ihr zwar auf Dauer zugemutet werden, entweder ihre Erwerbst&#228;tigkeit auszuweiten und sich um eine eigene Wohnung zu bem&#252;hen oder aber zumindest, eine Sozialwohnung in Anspruch zu nehmen. Daf&#252;r mu&#223; ihr jedoch ein angemessener Zeitraum belassen werden. Bei der Bemessung dieses Zeitraumes mu&#223; der Senat allerdings ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Antragsgegnerin bereits seit ca. 14 Monaten die f&#252;r sie verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gro&#223;e Wohnung allein bewohnt und entsprechende Bem&#252;hungen um eine andere Wohnung bis heute nicht unternommen hat. Insoweit h&#228;lt der Senat einen Zeitraum von nunmehr noch mehr als drei Monaten als ausreichend f&#252;r die Antragsgegnerin, sich um eine entsprechende Wohnung zu bem&#252;hen und die Wohnung des Antragstellers zu r&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 20 S. 1 HausrVO. Zwar bestimmt &#167; 18 a HausrVO nur die "vorstehenden Verfahrensvorschriften" auf das Zuteilungsverfahren gem&#228;&#223; &#167; 1361 b BGB f&#252;r anwendbar. Aus der Eigenart des Zuteilungsverfahrens bildet sich aber in Rechtsprechung und Lehre hinsichtlich der Kosten die Auffassung heraus, da&#223; die &#167;&#167; 20 ff. HausrVO entsprechend angewandt werden,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">so KG a.a.O. S. 851 mit weiteren Nachweisen,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">weil sie der Zuteilung der Ehewohnung w&#228;hrend des Getrenntlebens gerechter werden, als die allgemeinen Bestimmungen der Kostenordnung und des FGG;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">so schon BaObLG FamRZ 1961, 220.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 20 S. 1 HausrVO waren die Kosten nach billigem Ermessen des Senats zu verteilen. Dabei wurden u.a. der Ausgang des Verfahrens und die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse der Parteien ber&#252;cksichtigt;</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">so auch KG a.a.O. S. 851.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Da dem Zeitfaktor ein wesentliches Gewicht bei der Entscheidung zukam und die Beschwerde erst infolge des Zeitablaufs f&#252;r begr&#252;ndet erachtet wurde, konnte es bei der erstinstanzlichen Kostenentscheidung belassen werden. Bei der Verteilung der Kosten des Beschwerdeverfahrens war der Umfang der Begr&#252;ndetheit der Beschwerde zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdewert war mit dem 6fachen des monatlichen Mietwertes anzusetzen,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">vgl. KG a.a.O. S. 852 und KG FamRZ 1988, 98,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">bei einem monatlichen Mietwert von 600,-- DM somit mit 3.600,-- DM.</p>
315,285
lg-kleve-1989-01-17-6-s-31188
{ "id": 811, "name": "Landgericht Kleve", "slug": "lg-kleve", "city": 445, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 311/88
"1989-01-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:27"
"2022-10-18T15:08:40"
Urteil
ECLI:DE:LGKLE:1989:0117.6S311.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Verf&#252;gungsbeklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Geldern vom 21. Juli 1988 abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Antrag der Verf&#252;gungskl&#228;gerin auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung wird insgesamt zur&#252;ckge-wiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Verf&#252;-gungskl&#228;gerin.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind unmittelbare Grundst&#252;cksnachbarn zweier von ihnen bewohnter Hausgrundst&#252;cke in Geldern-Kapellen. Die Verf&#252;gungsbeklagte h&#228;lt auf ihrem Grundst&#252;ck einen Hahn.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin behauptet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie werde durch das Kr&#228;hen des Hahnes in ihrer Nachtruhe erheblich gest&#246;rt. Der Hahn beginne bereits kurz nach 3.00 Uhr morgens in unregelm&#228;&#223;igen Abst&#228;nden zu kr&#228;hen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:25px">der Verf&#252;gungsbeklagten bei Meidung eines Ordnungsgeldes bis zur H&#246;he von 5.000,-- DM, ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Wochen f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung, aufzugeben, es zu unterlassen, da&#223; die Verf&#252;gungskl&#228;gerin in der Zeit von 3.00 Uhr bis 6.00 Uhr und von 13.00 Uhr bis 14.00 Uhr durch Hahnenschreie in der Nutzung des Grundst&#252;ckes An het Hagelkruys 55, 4170 Geldern 2, gest&#246;rt wird </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungsbeklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:25px">den Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden antrages - dem Verf&#252;gungsbegehren durch Urteil vom 21. Juli 1988 insoweit stattgegeben, als damit die Unterlassung von St&#246;rungen in der Zeit zwischen 3.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens beantragt ist. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt; Das Kr&#228;hen des Hahnes w&#228;hrend der Nacht- und fr&#252;hen Morgenstunden stelle eine wesentliche Beeintr&#228;chtigung des Grundst&#252;cks der Verf&#252;gungskl&#228;gerin dar4,Unterlassung auch f&#252;r die Zeit von 13.00 Uhr bis 14.00 Uhr nachmittags k&#246;nne dagegen nicht begehrt werden, da sich die Verf&#252;gungskl&#228;gerin nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme zu dieser Zeit st&#228;ndig au&#223;er Haus aufhalte. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der zul&#228;ssigen Berufung erstrebt der Verf&#252;gungsbeklagte die v&#246;llig Zur&#252;ckweisung des Verf&#252;gungsantrags</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und in der Sache begr&#252;ndet. Der Verf&#252;gungskl&#228;gerin steht kein Anspruch auf Unterlassung hinsichtlich der vom Grundst&#252;ck der Verf&#252;gungsbeklagten ausgehenden Hahnenschreie zu und zwar auch nicht f&#252;r den in Rede stehenden Zeitraum zwischen3.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Allerdings wird das Grundeigentum der Verf&#252;gungskl&#228;gerin durch das fr&#252;hmorgendliche Kr&#228;hen des Hahnes der Verf&#252;gungsbeklagten beeintr&#228;chtigt. Dabei unterstellt die Kammer, da&#223; der Hahn - je nach Sonnenaufgang - auch schon zwischen 3.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens kr&#228;ht, und da&#223; dieser L&#228;rm bei ge&#246;ffnetem Fenster im Schlafzimmer der Verf&#252;gungskl&#228;gerin deutlich zu h&#246;ren ist. Auch mag es sich bei den Tierger&#228;uschen schon wegen der sich aus der Unregelm&#228;&#223;igkeit des Hahnenkr&#228;hens ergebenden L&#228;stigkeit - um eine wesentliche Beeintr&#228;chtigung i.S.d. &#167; 906 Abs. 1 BGB handeln (vgl. zur sogenannten "Ger&#228;uscherwartung" RG Recht 1915 Nr. 2029 f&#252;r G&#228;nsegeschnatter einer G&#228;nsefarm; OLG Hamburg MDR 1977, 492 f&#252;r Vogelkreischen im gro&#223;st&#228;dtischen Wohngebiet; BGH, Urteil vom 6. Juni 1969; V ZR 53/66; MDR 1969, 744, dort allerdings zum "'Erwartungsger&#228;usch" bei Operettenauff&#252;hrungen auf einer Freilichtb&#252;hne; M&#252;nch.Komm./S&#228;cker, BGB, 2. Auflage, &#167; 906 Rdn. 54, 55 m.w.N.). Gleichwohl ist die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zur Duldung des Tierl&#228;rms verpflichtet. In der von den Parteien bewohnten Gemeinde ist n&#228;mlich die Haltung von solchen Nutztieren - H&#252;hnern, Enten - als orts&#252;blich anzusehen; auch k&#246;nnen die hiermit verbundenen Beeintr&#228;chtigungen nicht mit wirtschaftlich zumutbaren Ma&#223;nahmen verhindert werden, &#167; 906 Abs. 2 Satz 1 BGB. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung, ob eine Ger&#228;uschimmission als orts&#252;blich einzusch&#228;tzen ist, mu&#223; die Benutzung des st&#246;renden Grundst&#252;cks mit derjenigen andere Grundst&#252;ckes des Bezirks verglichen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">werden. Dabei ist auf die gew&#246;hnliche, typische Benutzung vergleichbarer Grundst&#252;cke derselben Gegend abzustellen (vgl. M&#252;nch.Komm./S&#228;cker, a.a.O., &#167; 906 Rdn. 78, 81; Soergel/Baur, BGB, 11. Auflage, &#167; 906 Rdn. 40, jeweils m.w.N.). In l&#228;ndlichen Gebieten mit zahlreichen Tierhaltern mu&#223; es als orts&#252;blich hingenommen werden, wenn diese Tierhalter die daran gew&#246;hnten Tiere (H&#252;hner, Enten) frei umherlaufen lassen (vgl. OLG Oldenburg, VersR. 1976, 644; M&#252;nch.Komm./S&#228;cker, a.a.O., &#167; 906 Rdn. 101). Zeitliche Einschr&#228;nkungen bestehen insoweit nicht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bei der von den Parteien bewohnten Gemeinde Geldern-Kapellen handelt es sich indessen um ein solches Gebiet. Der Ort liegt - wie gerichtsbekannt ist (&#167; 291 ZPO) - in l&#228;ndlicher Umgebung des Niederrheins mit vorwiegender Agrarstruktur. Er weist trotz vorhandener Bebauung auch mit Ein und Zweifamilienh&#228;usern immer noch d&#246;rflichen Charakter auf. In ihm ist weiter auch heute noch eine Nutztierhaltung und damit Hahnengeschrei und H&#252;hnergegacker nichts Ungew&#246;hnliches; auch die Verf&#252;gungskl&#228;gerin bestreitett nicht (&#167; 138 Abs. 3 ZPO), da&#223; in unmittelbarer Nachbarschaft der Parteien weitere H&#252;hner (wenngleich ohne Hahn) und Enten gehalten werden. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Abwehrma&#223;nahmen gegen das schon fr&#252;hmorgendliche Hahnengeschrei sind der Verf&#252;gungsbeklagten schlie&#223;lich nicht zuzumuten. Zu denken w&#228;re hier allenfalls an eine n&#228;chtliche Aufbewahrung des Hahnes in einem schalldichten Stall. Der hiermit verbundene Kostenaufwand w&#252;rde jedoch eine solche Nutztierhaltung v&#246;llig unrentabel werden lassen und damit inder Konsequenz zu einem weitgehenden Ende.einer soliden privaten Kleintierhaltung auch in l&#228;ndlichen Gebieten f&#252;hren. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO. Streitwert: 1.800,-- DM.</p>
315,286
lg-bonn-1989-01-13-18-o-17488
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
18 O 174/88
"1989-01-13T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:28"
"2022-10-18T15:08:40"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1989:0113.18O174.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger DM 10.324,12 nebst 4 % Zinsen seit dem 20.01.1988 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 62 % und die Beklagten als Gesamtschuldner zu 38 %. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von DM 15.000,-- und f&#252;r die Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von DM 5.000,-- vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am ##.##.19##, etwa gegen 20<i>.</i>20<i> </i>Uhr befuhr der Beklagte zu 1) mit seinem bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten Pkw die Autobahn A ## in s&#252;dlicher Richtung. Er verlor die Kontrolle &#252;ber sein Fahrzeug. Es brach nach rechts aus und schleuderte &#252;ber die rechte Fahrspur. Auf dem Seitenstreifen gelang es dem Beklagten zu 1), sein Fahrzeug noch vor dem Ber&#252;hren der Leitplanke abzufangen, nach links zu lenken und schlie&#223;lich anzuhalten. Das Fahrzeug stand nicht mehr in Fahrtrichtung. Der Beklagte zu 1) schaltete die Warnblinkanlage nicht ein. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befuhr dieselbe Autobahn mit seinem Pkw hinter dem Beklagten mit einer Geschwindigkeit von mindestens 130 km/h. Als er die von dem Fahrzeug des Beklagten zu 1) ausgehende Gefahr erkannte, leitete er eine Vollbremsung ein und versuchte, das Hindernis rechts zu umfahren. Dies gelang ihm jedoch nicht. Er prallte frontal in das Fahrzeug des Beklagten zu 1) und zog sich dabei erhebliche Verletzungen zu. Das Fahrzeug des Beklagten zu 1) wurde durch den Aufprall nach rechts vor die am rechten Fahrbahnrand befindliche L&#228;rmschutzwand geschleudert; das Fahrzeug des Kl&#228;gers blieb auf der linken Fahrspur liegen. Der Zeuge I, der hinter dem Kl&#228;ger auf der &#220;berholspur fuhr, erkannte das Fahrzeug des Kl&#228;gers zu sp&#228;t, so da&#223; er mit seinem Pkw nicht mehr nach rechts ausweichen konnte und den Pkw des Kl&#228;gers erfasste und weiter besch&#228;digte. Ein weiterer Fahrer, der Zeuge C, prallte anschlie&#223;end in das Fahrzeug des Beklagten zu 1).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Fahrzeug des Kl&#228;gers erlitt bei dem Unfall einen wirtschaftlichen Totalschaden. Sein Zeitwert betrug vor dem Unfall DM 23.900,--. Nachdem der Kl&#228;ger am 22.12.1987 ein Schadensgutachten in Auftrag gegeben hatte, verkaufte er sein Fahrzeug zum Preise von DM 2.100,--. Am 04. Januar 1988 erstattete der von dem Kl&#228;ger beauftragte Sachverst&#228;ndige U sein Gutachten. Er ermittelte den Restwert des Fahrzeugs mit DM 5.000,-- und teilte mit, da&#223; die Firma S angeboten habe, das Fahrzeug zu diesem Betrag zu kaufen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erlitt bei dem Unfall eine Sch&#228;delprellung mit Sch&#252;rfung der rechten Stirnseite, ein Halswirbels&#228;ulen-Schleudertrauma mit kn&#246;cherner Absprengung, Prellungen und Quetschungen des Thoraxes und eine Brustbeinfraktur. Er unterzog sich einer zehnt&#228;gigen station&#228;ren Krankenhausbehandlung und war bis zum 10. Januar 1988 arbeitsunf&#228;hig. Mit Schreiben vom 07. Januar 1988 forderte er die Beklagten unter Fristsetzung zum 19. Januar 1988 zum Ausgleich des Fahrzeugschadens, weiterer Sach- und Verm&#246;genssch&#228;den sowie eines Schmerzensgeldes in H&#246;he von DM 12.000,-- auf. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) leistete, ohne eine Leistungsbestimmung hinsichtlich der einzelnen Schadensersatzpositionen zu treffen, eine Zahlung in H&#246;he von DM 10.000,--. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, das Fahrzeug des Beklagten zu 1) habe quer zur Fahrbahn gestanden. Es sei v&#246;llig unbeleuchtet gewesen. Er habe den Unfall des Beklagten zu 1) nicht gesehen und dessen Fahrzeug wegen der schlechten Ausleuchtung erst erkannt, als er sich diesem bereits bis auf etwa 100 Meter gen&#228;hert habe. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er meint, die Beklagten seien ihm zum vollst&#228;ndigen Ausgleich seines Schadens verpflichtet. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 14.975,50 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 19.01.1988 zu zahlen </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">sowie </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ein angemessenes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen hieraus seit dem 19.04.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt ein Schmerzensgeld in H&#246;he von <i>12.000,-- </i>DM f&#252;r angemessen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, das Fahrzeug des Beklagten zu 1) habe diagonal zur Fahrbahn mit dem Bug entgegen der Fahrtrichtung gestanden. Der<i> </i>Beklagte zu 1) habe die w&#228;hrend des Schleudervorganges eingeschaltete Warnblinkanlage, nachdem er stand, wieder ausgeschaltet; jedoch habe das Abblendlicht des Fahrzeuges weitergebrannt, so da&#223; der Kl&#228;ger nach ihrer Meinung das Fahrzeug habe rechtzeitig erkennen k&#246;nnen. Schon Sekundenbruchteile, nachdem der Beklagte zu 1) sein Fahrzeug zum Stillstand gebracht habe, sei der Kl&#228;ger aufgefahren. Das Fahrzeug des Beklagten zu 1) habe vor dem Aufprall lediglich die linke Fahrspur versperrt und allenfalls wenige Zentimeter in die rechte Fahrspur hineingeragt. Der Kl&#228;ger sei mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h gefahren. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie halten ein Schmerzensgeld von etwa <i>4.</i>000<i>,-- </i>DM f&#252;r angemessen und meinen, der Kl&#228;ger m&#252;sse sich den sachverst&#228;ndig ermittelten und auch tats&#228;chlich angebotenen Restwert in H&#246;he von <i>5.000,-- </i>DM auf seinen Sachschaden anrechnen lassen. Der Kl&#228;ger k&#246;nne auch nicht den durch den Aufprall des Zeugen I auf sein Fahrzeug entstandenen Sachschaden ersetzt verlangen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis &#252;ber den Hergang des Unfalls durch Anh&#246;rung der Zeugen I und C erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Protokolle der m&#252;ndlichen Verhandlungen vom 04. Oktober und 13. Dezember 1988, Bl. 79 ff. und Bl. 96 ff. d.A., verwiesen. Wegen der n&#228;heren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf die beigezogene Strafakte der Staatsanwaltschaft D - ## Js ###/##- verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><u>En t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:<b> </b></u></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten als Gesamtschuldnern nach &#167;&#167; 7, 17 StVG, 3 PflVersG Ersatz weiterer unfallbedingter Sach- und Verm&#246;genssch&#228;den in H&#246;he von DM 6.324,12 verlangen. Der Kl&#228;ger und der Beklagte zu 1) haben den Schaden des Kl&#228;gers durch schuldhaftes Fehlverhalten verursacht. Nach der Abw&#228;gung der beiderseitigen Verursachungsbeitr&#228;ge nach &#167; 17 Abs. 1 StVG war der Beitrag des Beklagten zu 1) mit 75 %, der des Kl&#228;gers mit 25 % in Ansatz zu bringen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten zu 1) ist zum einen vorzuwerfen, da&#223; er durch fahrerisches Fehlverhalten die Kontrolle &#252;ber sein Fahrzeug verloren hat, so da&#223; er den Pkw trotz der damit verbundenen erheblichen Gefahren auf einer Autobahn zum Stillstand bringen musste. Es kann dabei dahinstehen, ob der Verlust der Kontrolle &#252;ber das Fahrzeug auf zu hohe Geschwindigkeit, Unaufmerksamkeit, technischen M&#228;ngeln des Fahrzeugs oder anderen schuldhaft gesetzten Ursachen beruht. Wegen der Tatsache, da&#223; der Beklagte zu 1) die Kontrolle &#252;ber sein Fahrzeug verlor und ins Schleudern geriet, spricht der erste Anschein f&#252;r einen vorwerfbaren Fahrfehler. Mit der blo&#223;en Behauptung, der Pkw sei aus unerkl&#228;rlichen Gr&#252;nden pl&#246;tzlich nach rechts ausgebrochen, haben die Beklagten keinen Geschehnisablauf substantiiert vorgetragen, aus dem sich ergibt, da&#223; der Beklagte zu 1) schuldlos die Kontrolle &#252;ber das Fahrzeug verloren hat. Ein von der nach dem Unfall herbeigerufenen Polizei aufgefundener &#214;lfleck befand sich in Fahrtrichtung gesehen erst hinter der Unfallstelle, so da&#223; er f&#252;r den Verlust der Kontrolle des Beklagten zu 1) &#252;ber sein Fahrzeug nicht urs&#228;chlich gewesen sein kann. Zum anderen ist dem Beklagten zu 1) vorzuwerfen, da&#223; er, nachdem er seinen Pkw zum Stillstand gebracht hatte, die Warnblinkanlage nicht einschaltete oder gar wieder ausschaltete. Die Warnblinkanlage dient gerade dem Zweck, in Notsituationen wie der, in die der Beklagte zu 1) geraten war, anderen Verkehrsteilnehmern das fr&#252;hzeitige Erkennen des Hindernisses und der damit einhergehenden Gefahr zu erm&#246;glichen. Es ist ohne weiteres davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger die entstandene gef&#228;hrliche Verkehrssituation schneller und sicherer h&#228;tte &#252;berschauen k&#246;nnen und entsprechend reagieren k&#246;nnen, wenn der Beklagte zu 1) seiner Verpflichtung, die Warnblinkanlage einzuschalten, nachgekommen w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Hingegen hat die Beweisaufnahme nicht ergeben, da&#223; das Fahrzeug des Beklagten zu 1) vor dem Aufprall des Kl&#228;gers v&#246;llig unbeleuchtet war, das also das Abblendlicht nicht mehr brannte. Die angeh&#246;rten Zeugen haben keine Aussage dazu machen k&#246;nnen, ob das Abblendlicht des Fahrzeugs des Beklagten zu 1) brannte. Da beide Zeugen zum Zeitpunkt des Aufpralls des Kl&#228;gers noch weiter von der Unfallstelle entfernt waren, kann aus diesen (negativen) Bekundungen auch nicht der Schluss gezogen werden, da&#223; das Fahrzeug des Beklagten zu 1) vor dem Unfall unbeleuchtet war. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt andererseits die<i> </i>erhebliche Betriebsgefahr, die von dem Fahrzeug des Beklagten zu 1) als einem bei Dunkelheit auf der Autobahn stehenden Pkw ausging. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Unfall mitverschuldet. Dabei kann offenbleiben, ob er entgegen &#167; 3 Abs. 1 Satz 3 StVO so schnell gefahren ist, da&#223; er nicht mehr innerhalb der &#252;bersehbaren Strecke anhalten konnte, oder ob der Unfall mit darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, da&#223; der Kl&#228;ger unaufmerksam war. Hingegen ist nicht zu Lasten des Kl&#228;gers festzustellen, da&#223; er bei Ann&#228;herung an das Fahrzeug des Beklagten zu 1) einen weiteren Fahrfehler begangen hat, n&#228;mlich, da&#223; es ihm etwa m&#246;glich war, an dem Fahrzeug des Beklagten zu 1) vorbeizufahren. In der Beweisaufnahme konnte nicht gekl&#228;rt werden, wo und in welchem Winkel das Fahrzeug des Beklagten zu 1) vor dem Aufprall stand. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zu seinem Verschulden tritt die erh&#246;hte Betriebsgefahr des Fahrzeugs des Kl&#228;gers, das mit hoher Geschwindigkeit bewegt wurde. Der Kl&#228;ger hat nicht bewiesen, da&#223; die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs weniger als 160 km/h betrug. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei der Abw&#228;gung der Verursachungsanteile &#252;berwiegt das Verschulden des Beklagten zu. 1) deutlich. Er hat nicht nur die erste Ursache f&#252;r den sp&#228;teren Auffahrunfall gesetzt, indem er seinen Pkw stoppte und dem nachfolgenden Verkehr damit ein Hindernis bereitete. Er hat auch die damit einhergehende Gefahr nicht durch das Einschalten der Warnblinkanlage verringert. Demgegen&#252;ber ist das Verschulden des Kl&#228;gers, der mit seiner Fahrweise die von dem Beklagten zu 1) gesetzte Gefahr nicht bew&#228;ltigen konnte, als geringer einzustufen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die ersatzf&#228;higen unfallbedingten Sach- und Verm&#246;genssch&#228;den des Kl&#228;gers betragen DM 21.165,50. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der an dem Fahrzeug entstandene Sachschaden betr&#228;gt DM 18.900,--. Der Restwert des Unfallfahrzeugs ist mit DM 5.000,-- in Ansatz zu bringen. Der Kl&#228;ger hat es entgegen &#167; 254 Abs. 2 BGB unterlassen, den Schaden dadurch zu mindern, da&#223; er sich vor dem Verkauf des Unfallfahrzeugs &#252;ber dessen Restwert informierte, um so einen wertangemessenen Kaufpreis erzielen zu k&#246;nnen. Dies war ihm zuzumuten. Der Kl&#228;ger konnte davon ausgehen, da&#223; er mit Zugang des Schadensgutachtens eine sachverst&#228;ndige Bewertung des Restwertes erhielt. H&#228;tte er den Zugang des Gutachtens abgewartet, so h&#228;tte er das Unfallfahrzeug ohne weiteres unter Annahme des Angebots der Firma S f&#252;r 5.000,-- DM verkaufen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zu ersetzen sind die zwischen den Parteien unstreitigen Positionen Sachverst&#228;ndigengeb&#252;hren (DM 121,55), Abschleppkosten (DM 304,95), Nutzungsausfall (DM 912,--), allgemeine Unkostenpauschale (DM 30,--), Geb&#252;hren f&#252;r Halteranfrage (DM 5,--) und Ab- bzw. Ummeldekosten (DM 100,--). </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Den Zeitwert des bei dem Unfall zerst&#246;rten Aktenkoffers sch&#228;tzt die Kammer gem&#228;&#223; &#167; 281 Abs. 1 ZPO auf DM 150,--, den des gleichfalls zerst&#246;rten Schirms auf DM 100,--.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Reinigungskosten der bei dem Unfall verschmutzten Kleidung des Kl&#228;gers sch&#228;tzt die Kammer nach &#167; 281 Abs. 1 ZPO auf DM 50,--; sie geht dabei davon aus, da&#223; die durch Rechnung vom 28.12.1981 belegten DM 11,50 als Kosten der Reinigung eines Mantels nur ein Teil der angefallenen Kosten darstellen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Einen weiteren ersatzf&#228;higen Verm&#246;gensschaden stellt die Selbstbeteiligung des Kl&#228;gers bei entstandenen Krankenkosten in H&#246;he von DM 10,-- dar. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die bei den Krankenbesuchen angefallenen Fahrtkosten der Ehefrau des Kl&#228;gers sind mit DM 256,-- in Ansatz zu bringen. Die Kammer folgt der von den Beklagten zitierten Rechtsprechung des Landgerichts M&#252;nster, das insoweit eine Kilometerpauschale in H&#246;he von lediglich DM 0,15 zubilligt, nicht. Zuzusprechen sind insoweit nicht nur die Benzinkosten, sondern auch anteilige Kosten f&#252;r Steuern, Versicherung, Reparatur- und Erhaltungsaufwand etc.. Die Kammer sch&#228;tzt den Aufwand nach &#167; 281 Abs. 1 ZPO auf DM 0,40 pro Kilometer; dies ergibt bei 640 gefahrenen Kilometern den Betrag von DM 256,--. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die dem Kl&#228;ger f&#252;r Geschenke, Genussmittel, Telefongespr&#228;che und Trinkgelder entstandenen Kosten sind in H&#246;he von DM 100,-- ersatzf&#228;hig. Ohne einen substantiierten Vortrag des Kl&#228;gers hierzu kann die Kammer nicht feststellen, da&#223; dem Kl&#228;ger insoweit Kosten in einer H&#246;he entstanden sind, die den von den Beklagten zugestandenen Betrag von DM 100,-- &#252;bersteigt. Im &#252;brigen sind dreierlei Kosten nach herrschender Rechtsprechung auch nur in einem beschr&#228;nkten (angemessenen) Umfang ersatzf&#228;hig; dieser d&#252;rfte bei einem blo&#223; zehnt&#228;gigen Krankenhausaufenthalt den Betrag von DM 100,-- nicht &#252;bersteigen. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Sch&#228;den und insbesondere hinsichtlich des an dem Kraftfahrzeug des Kl&#228;gers entstandenen Sachschadens ist nicht im Hinblick darauf ein Abzug zu machen, dass das Heck des Pkws durch den Aufprall des Fahrzeugs des Zeugen I besch&#228;digt worden ist. Es ist nicht feststellbar, ob das Fahrzeug des Kl&#228;gers nicht schon durch den Aufprall des Fahrzeugs auf den Pkw einen wirtschaftlichen Totalschaden erlitten hatte oder - falls dies nicht der Fall war - welchen Anteil der der durch den zweiten Aufprall entstandene Schaden am Gesamtschaden darstellt. Bei solchen Ursachen- und Anteilszweifeln haftet der Beklagte zu 1) nach &#167; 830 Abs. 1 Satz 2 BGB selbst dann auf den gesamten Schaden, wenn der Zeuge I aufgrund eigenen Verschuldens oder aufgrund der Gef&#228;hrdungshaftung seines Fahrzeugs f&#252;r den Schaden des Kl&#228;gers ganz oder teilweise mit haftet, so da&#223; hier dahinstehen kann, ob der Zeuge I dem Kl&#228;ger haftet. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Damit belaufen sich die ersatzf&#228;higen Sach- und Verm&#246;genssch&#228;den des Kl&#228;gers auf DM 21.765,50. Unter Ber&#252;cksichtigung seines Verursachungsanteiles von 25 % verbleibt ein Schadensersatzanspruch in H&#246;he von DM 16.324,12.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat einen Schmerzensgeldanspruch nach &#167; 847 BGB gegen die Beklagten in H&#246;he von DM 4.000,--. Bei ihrer Sch&#228;tzung hat die Kammer ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Unfall zwar schwer war, die Verletzungen aber relativ rasch verheilt sind. Der von dem Kl&#228;ger vorgelegte &#228;rztliche Bericht des Dr. med. T vom 19.02.1988 l&#228;sst darauf schlie&#223;en, da&#223; die Unfallverletzungen, deren Schwerpunkt im Bereich des Brustkorbs und der Wirbels&#228;ule liegen, komplikationslos abgeklungen sind. So bescheinigte der Arzt dem Kl&#228;ger ab dem 11. Januar 1988 eine Berufsunf&#228;higkeit von lediglich 20, ab dem 05.Februar 1988 von lediglich 10 % und datierte die voraussichtliche v&#246;llige Genesung des Kl&#228;gers auf den 15.03.1988. Einen von dieser Bescheinigung abweichenden Heilungsverlauf hat der Kl&#228;ger nicht behauptet. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich war bei der Bemessung des Schmerzensgeldes das Mitverschulden des Kl&#228;gers mit zu ber&#252;cksichtigen. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auf den Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers von also insgesamt DM 20.324,12 hat die Beklagte zu 2) DM 10.000,-- gezahlt, so da&#223; der ausgeurteilte Betrag von DM 10.324,12 den Restschaden darstellt. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann eine Verzinsung seines Schadensersatzanspruches ab dem 20.01.1988 in H&#246;he von 4 % aus &#167; 288 Abs. 1 BGB verlangen. Die Beklagten befanden sich nach Ablauf der zum 19.01.1988 gesetzten Frist ab dem 20. Januar 1988 in Zahlungsverzug. Ein &#252;ber den Zinsfu&#223; von 4 % hinausgehenden Zinssatz kann der Kl&#228;ger nicht verlangen. Die Beklagten haben den vom Kl&#228;ger behaupteten Zinsschaden bestritten; der Kl&#228;ger hat f&#252;r diesen keinen Beweis angetreten. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht nach. &#167; 709 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert: </u>26.915,50 DM</p>
315,287
ovgnrw-1989-01-09-10a-ne-7586
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
10a NE 75/86
"1989-01-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:29"
"2022-10-18T15:08:40"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0109.10A.NE75.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p></p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller betreibt seit Ende der Siebziger Jahre auf dem Grundst&#252;ck ... Stra&#223;e 43-47 in ... unter der Bezeichnung "..." ein sogenanntes Vergn&#252;gungscenter, bestehend aus einem Sex-Shop und drei Porno-Xinos, einem Video-Kino und mehreren Einzelfilmkabinen f&#252;r Pornofilme. Das mit einer Eingangst&#252;r versehene, innen durch ein Foyer erschlossene Verg&#252;ngungscenter steht unter einheitlicher Leitung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Grundst&#252;ck liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 3/85 "Innenstadt-n&#246;rdlicher Teil" der Stadt ..., der hier Kerngebiet, geschlossene Bauweise und das Ma&#223; der baulichen Nutzung festsetzt. Er stellt im wesentlichen eine Festschreibung des vorhandenen Bestandes dar. Nr. 3 der textlichen Festsetzungen trifft folgende Bestimmungen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"> "In den MK-Gebieten sind gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 5 und 9 BauNVO von den gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 2 Nr. 2 allgemein zul&#228;ssigen Einzelhandelsbetrieben und Vergn&#252;gungsst&#228;tten folgende Arten von Nutzungen nur ausnahmsweise zul&#228;ssig: Imbi&#223;stuben, Sex- Shops, Spielhallen, Sex-Kinos, Peep-Shows, Striptease-Shows, Eros-Center, Dirnenunterk&#252;nfte."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch diese Festsetzung sieht sich der Antragsteller in seiner gesch&#228;ftlichen Entwicklung behindert, soweit sie andere Nutzungen als Imbi&#223;stuben, Eroscenter und Dirnenunterk&#252;nfte betrifft.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Bebauungsplan wurde in folgendem Verfahren aufgestellt:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach Behandlung im Ausschu&#223; f&#252;r Stadtentwicklung und Stadtplanung sowie in der Bezirksvertretung beschlo&#223; der Rat am 25. September 1985 die Aufstellung und &#246;ffentliche Auslegung des Planentwurfs. Nach Bekanntmachung am 27. September 1985 erfolgte die &#246;ffentliche Auslegung vom 7. Oktober bis zum 7. November 1985; die Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Belange wurden benachrichtigt. Nach der Auslegung erfolgte eine &#196;nderung einiger Festsetzungen &#252;ber das Ma&#223; der baulichen Nutzung unter Durchf&#252;hrung einer eingeschr&#228;nkten Beteiligung nach &#167; 2a Abs. 7 BBauG.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 7. und 8. November 1985 wandte sich die Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks, auf dem der Antragsteller das Gewerbe betreibt, die ... Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts, gegen den Bebauungsplan. Sie f&#252;hrte aus, es bedeute einen Eingriff in ihr Eigentum, wenn ihr vorgeschrieben werde, an welche Gewerbetreibende vermietet werden d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Ausschu&#223; f&#252;r Stadtentwicklung und Stadtplanung und die Bezirksvertretung ihre Stellungnahmen abgegeben hatten, behandelte der Rat am 27. November 1985 die vorgebrachten Bedenken und Anregungen und beschlo&#223; den Bebauungsplan als Satzung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Regierungspr&#228;sident ... genehmigte den Bebauungsplan mit Verf&#252;gung vom 2. Dezember 1985. Die Genehmigung wurde nach Anordnung des Oberb&#252;rgermeisters am 13. Dezember 1985 bekanntgemacht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat am 10. Dezember 1986 den vorliegenden Normenkontrollantrag gestellt. Er macht geltend, er habe von Anfang an vorgehabt, in dem von ihm betriebenen Vergn&#252;gungscenter mehrere Spielhallen einzurichten und eine Damenw&#228;sche-Modenschau und verschiedene Striptease-Darbietungen auszurichten. Die textliche Festsetzung des Bebauungsplans hindere ihn daran. Ihm sei erkl&#228;rt worden, da&#223; eine Ausnahmegenehmigung nicht erteilt werde. Mehrere Rechtsstreitigkeiten seien wegen der Ausweisungen zu seinen Lasten ausgegangen. Die Abw&#228;gung sei fehlerhaft. Die Planung sei von Anfang an auf das Verbot der einschl&#228;gigen Gewerbe gerichtet gewesen. Die Entscheidung sei schon vorweg getroffen worden, ohne da&#223; der Rat an der Vorentscheidung in einer Weise mitgewirkt habe, die es gestatte, sie ihm zuzurechnen. Die Planung beruhe letztlich auf den W&#252;nschen eines einzelnen Anliegers. Seine, des Antragstellers, privaten Interessen seien nicht gen&#252;gend ber&#252;cksichtigt worden. W&#228;hrend der Planaufstellung seien weder der Bestandsschutz der existierenden Betriebe noch die daf&#252;r erteilten Baugenehmigungen in den Blick genommen worden. Der Bebauungsplan greife unzul&#228;ssig und schikan&#246;s in die Gewerbe- und Berufsfreiheit ein. Es habe gar keine Veranlassung bestanden, einen Bebauungsplan aufzustellen, weil das Plangebiet restlos bebaut sei. Ziel der Planung sei es ausschlie&#223;lich, seine Unternehmungen zu unterbinden. Besondere st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde f&#252;r den Ausschlu&#223; einzelner Anlagearten l&#228;gen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Bebauungsplan sei auch nicht aus dem Fl&#228;chennutzungsplan entwickelt worden, weil es an einem wirksamen Fl&#228;chennutzungsplan f&#252;r den fraglichen Bereich fehle; die Antragsgegnerin habe den Fl&#228;chennutzungsplan und seine Aufstellung nicht genau beschrieben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">den Bebauungsplan Nr. 3/85 "Innenstadtn&#246;rdlicher Teil" der Stadt ... f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">den Antrag abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt den Bebauungsplan f&#252;r g&#252;ltig. Er sei aus dem Fl&#228;chennutzungsplan vom 30. M&#228;rz 1984 entwickelt worden. F&#252;r die Planung habe es, wie die Begr&#252;ndung erweise, hinreichend Anla&#223; gegeben. Die Abw&#228;gung sei nicht zu beanstanden. Sie leide auch nicht an einer unzul&#228;ssigen Vorwegbindung. Da&#223; der politische Wille zu der Planung vorgelegen habe, sei nicht zu beanstanden. Das Abw&#228;gungsmaterial sei umfassend zusammengetragen und ausgewertet worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Sachverhalts wird auf die Gerichtsakte sowie auf die von der Antragsgegnerin vorgelegten Aufstellungsakten und Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach den Ausf&#252;hrungen des Antragstellers in der m&#252;ndlichen Verhandlung ist der Bebauungsplan Nr. 3/85 der Antragsgegnerin nur insoweit zur Pr&#252;fung gestellt, als nach Nr. 3 der textlichen Festsetzungen folgende Arten von Nutzungen nur ausnahmsweise zul&#228;ssig sind: Sex-Shops, Spielhallen, Sex-Kinos, Peep-Shows und Striptease-Shows. Der in seinem Inhalt so klargestellte Normenkontrollantrag ist zul&#228;ssig. Die Begrenzung des Antrages ist unbedenklich, weil die erfa&#223;ten Festsetzungen selbst&#228;ndiger Betrachtung zug&#228;nglich sind. Ein untrennbarer Regelungszusammenhang mit den &#252;brigen Ausweisungen ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist antragsbefugt im Sinne des &#167; 47 Abs. 2 VwGO. Ein die Befugnis zur Einleitung eines Normenkontrollverfahrens gegen einen Bebauungsplan begr&#252;ndender Nachteil im Sinne der genannten Bestimmung ist gegeben, wenn, der Antragsteller durch den Bebauungsplan oder seine Anwendung negativ, d.h. verletzend, in einem Interesse betroffen wird bzw. in absehbarer Zeit betroffen werden kann, das bei der Entscheidung &#252;ber den Erla&#223; oder den Inhalt dieses Bebauungsplans als privates Interesse des Antragstellers in der Abw&#228;gung ber&#252;cksichtigt werden mu&#223;te. Zu dem notwendigen Abw&#228;gungsmaterial geh&#246;ren die privaten Belange, die nach Lage der Dinge in die Abw&#228;gung eingestellt werden m&#252;ssen. Das sind alle Belange, von denen bei der Entscheidung &#252;ber den Plan mit hinreichender Wahrscheinlichkeit absehbar ist, da&#223; sie als nicht geringwertige und auch schutzw&#252;rdige Interessen bestimmter Personen von dem Plan in mehr als geringf&#252;giger Weise betroffen werden. Bei der Planaufstellung mu&#223;ten der Betrieb des Antragstellers und die der Antragsgegnerin bekannten &#196;nderungsabsichten in die Abw&#228;gung eingestellt werden, unabh&#228;ngig davon, ob der Betrieb f&#252;r den Planbereich oder einen Teil davon pr&#228;gende Wirkung hatte.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 8. September 1988 - 4 NB 15.88 -.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat auch das erforderliche Rechtsschutzinteresse, da er die von dem Antrag erfa&#223;ten, durch den Bebauungsplan indessen nur noch ausnahmsweise zul&#228;ssigen Nutzungen entweder aufgenommen hat oder, wie sich aus dem Verfahren 4 A 2171/81 bzw. 4 A 2727/84 OVG NW ergibt, aufnehmen will.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Normenkontrollantrag ist aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Bebauungsplan ist aus dem Fl&#228;chennutzungsplan der Stadt ... entwickelt worden. Dieser stellt f&#252;r den Geltungsbereich des Bebauungsplans Kerngebiet oder Wohnbaufl&#228;che dar. Entsprechend diesen Darstellungen trifft der Bebauungsplan Festsetzungen. Eine Ung&#252;ltigkeit des Fl&#228;chennutzungsplans kann nicht festgestellt werden. Der Rat hat ihn am 27. April 1983 beschlossen; der Regierungspr&#228;sident ... hat ihn am 3. November 1983/3. Februar 1984 unter Ausnahmen, Ma&#223;gaben und Auflagen genehmigt, denen der Rat der Stadt am 22. Februar 1984 beigetreten ist. Die Genehmigung ist am 30. M&#228;rz 1984 im Amtsblatt bekannt gemacht worden. Angesichts der fehlenden Substantiierung angeblicher M&#228;ngel hat der Senat keine Veranlassung zu weiteren Nachforschungen. Ein etwaiger Verfahrensmangel w&#228;re zudem nach &#167; 244 BauGB i.V.m. &#167; 214 Abs. 2 Nr. 3 BauGB unbeachtlich; M&#228;ngel der Abw&#228;gung des Fl&#228;chennutzungsplans sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Bebauungsplan ist nicht wegen unzul&#228;ssiger Vorabbindung ung&#252;ltig. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> - Urteil vom 5. Juli 1974 - 4 C 50.72 -, BRS 28 Nr. 4 -</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">ist eine "Vorabbindung" nicht schon um ihrer selbst Willen unzul&#228;ssig. So wie sie hier behauptet wird, ist sie unbedenklich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Rat war in der Abw&#228;gung zwar entsprechend der politischen Leitvorstellungen vorgepr&#228;gt, aber nicht gebunden. Da&#223; durch die politischen "Vorgaben" der Abw&#228;gungsvorgang nicht verk&#252;rzt wurde, zeigt sich gerade darin, da&#223; der Rat die Bedenken und Anregungen des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers und eines Dritten, der sich ebenfalls gegen die textliche Festsetzung ausgesprochen hatte, in seine &#220;berlegungen einbezogen hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Bebauungsplan leidet nicht an einem sonstigen erheblichen Mangel im Abw&#228;gungsvorgang. Die Antragsgegnerin hat die abw&#228;gungsbeachtlichen Interessen auch des Antragstellers gesehen und in die Abw&#228;gung eingestellt. Insbesondere die mit der textlichen Festsetzung Nr. 3 erfa&#223;ten Nutzungsinteressen sind als Belang abgewogen worden, wie sich aus dem umfangreichen Planaufstellungsvorgang ergibt. Auch Planungsalternativen sind bedacht worden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die textliche Festsetzung Nr. 3 findet mit den zur Pr&#252;fung gestellten Einzelausweisungen ihre Rechtsgrundlage in &#167; 1 Abs. 5 und 9 BauNVO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1 Abs. 9 BauNVO kann in dem Bebauungsplan bei Anwendung (hier:) des Abs. 5 festgesetzt werden, da&#223; nur bestimmte Arten der in den Baugebieten allgemein oder ausnahmsweise zul&#228;ssigen baulichen oder sonstigen Anlagen zul&#228;ssig oder nicht zul&#228;ssig sind oder nur ausnahmsweise zugelassen werden k&#246;nnen, wenn besondere st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde dies rechtfertigen. Mit Blick auf die Verweisung auf &#167; 1 Abs. 5 BauNVO mu&#223; hinzukommen, da&#223; die allgemeine Zweckbestimmung des Baugebietes gewahrt bleibt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Durch den Ausschlu&#223; der Anlagen gem&#228;&#223; der textlichen Festsetzung Nr. 3 des Bebauungsplans bleibt die allgemeine Zweckbestimmung des Kerngebietes gewahrt. Kerngebiete werden zwar auch durch die allgemeine Zul&#228;ssigkeit von Vergn&#252;gungsst&#228;tten charakterisiert.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 28. Juli 1988 - 4 B 119.88 -.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob durch eine nur noch ausnahmsweise m&#246;gliche Zulassung von Vergn&#252;gungsst&#228;tten die allgemeine Zweckbestimmung des Baugebietes gewahrt bleibt, hat das Bundesverwaltungsgericht</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> - Beschlu&#223; vom 22. Mai 1987 - 4 N 4.86 -, BRS 57 Nr. 54 -</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">indessen bejaht, da die allgemeine Zweckbestimmung von Kerngebieten durch &#167; 7 Abs. 1 BauNVO bestimmt wird. Vergn&#252;gungsst&#228;tten machen nicht das Wesen eines Kerngebietes aus. Das folgt aus der Vielzahl der nach &#167; 7 Abs. 2 BauNVO in Kerngebieten zul&#228;ssigen baulichen oder sonstigen Anlagen oder Nutzungen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1 Abs. 9 BauNVO kann im Bebauungsplan festgesetzt werden, da&#223; nur "bestimmte Arten" der in den Baugebieten allgemein oder ausnahmsweise zul&#228;ssigen baulichen oder sonstigen Anlagen (hier:) nur ausnahmsweise zugelassen werden k&#246;nnen. Unter "bestimmten Arten" sind nicht nur die in den einzelnen Nummern der &#167;&#167; 2, 4 bis 9 und 13 BauNVO aufgef&#252;hrten Arten von Nutzungen zu verstehen. Das ergibt eine Gegen&#252;berstellung mit der Regelung des &#167; 1 Abs. 5 BauNVO. Nach &#167; 1 Abs. 9 BauNVO k&#246;nnen noch st&#228;rker ins einzelne gehende Differenzierungen und Verfeinerungen planungsrechtlicher Festsetzungen erfolgen. &#167; 1 Abs. 9 BauNVO erlaubt der Gemeinde, Unterarten von Nutzungen, wie sie in den Katalogen der vorgenannten Vorschriften enthalten sind, zu erfassen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> - Vgl. BVerwG, Urteil vom 22. Mai 1987 - 4 C 77.84 -, BRS 47 Nr. 58; vgl. auch OVG L&#252;neburg, Urteil vom 11. September 1986 - 1 C 26/85 -, D&#214;V 1987, 211 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Mit Blick darauf ist es grunds&#228;tzlich m&#246;glich, die in der textlichen Festsetzung Nr. 3 genannten, hier interessierenden Nutzungen nach &#167; 1 Abs. 9 BauNVO einer Regelung zu unterziehen. Die Antragsgegnerin hat die bestimmten Typen von baulichen oder sonstigen Anlagen in der textlichen Festsetzung auch typisierend beschrieben und dadurch vermieden, eine konkrete Planung einzelner Objekte zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung nach &#167; 1 Abs. 9 BauNVO setzt voraus, da&#223; "besondere st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde" sie rechtfertigen. Jede Bauleitplanung mu&#223; st&#228;dtebaulich begr&#252;ndet sein. Art und Gewicht dieser Gr&#252;nde k&#246;nnen sich unterscheiden. Jede auf &#167; 1 Abs. 5 bis 9 BauNVO gest&#252;tzte Planung mu&#223; mit Argumenten begr&#252;ndet werden k&#246;nnen, die sich aus der jeweiligen Planungssituation ergeben und geeignet sind, die Abweichung von den in den jeweiligen Gebietstypen nach der Baunutzungsverordnung generell zul&#228;ssigen Anlagen st&#228;dtebaulich zu begr&#252;nden. Die Festsetzungen eines Bebauungsplans m&#252;ssen von dem Ziel bestimmt sein, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundst&#252;cke aus Gr&#252;nden der st&#228;dtebaulichen Entwicklung und Ordnung zu leiten und eine sozialgerechte Bodennutzung zu gew&#228;hrleisten. In bezug auf Probleme, die nicht die Ordnung der Bodennutzung in der Gemeinde, sondern andere Bereiche betreffen, wie den allgemeinen Jugendschutz und die Vorsorge gegen die F&#246;rderung oder Ausbeutung der Spielleidenschaft, mu&#223; die Gemeinde die Wertung des Bundesgesetzgebers allerdings hinnehmen, der die Gewerbefreiheit auch f&#252;r Spielhallen und andere Einrichtungen, wie sie in der textlichen Festsetzung Nr. 3 erw&#228;hnt sind, gew&#228;hrleistet. Die Gemeinde darf nicht mit den Mitteln der Bauleitplanung eine eigene, von der Wertung des Bundesgesetzgebers abweichende "Politik" betreiben, indem sie gewisse Einrichtungen unabh&#228;ngig von Erw&#228;gungen zur Ordnung der Bodennutzung allgemein f&#252;r das Gemeindegebiet ausschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"> So BVerwG, Beschlu&#223; vom 22. Mai 1987 - 4 N 4.86 -, BRS 47 Nr. 54.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegnerin geht es aber nicht darum, die in der textlichen Festsetzung erfa&#223;ten Nutzungen, soweit hier noch von Interesse, generell aus ihrem Gemeindegebiet zu "verbannen". Das ergibt sich daraus, da&#223; entsprechende Pl&#228;ne nur f&#252;r den engeren Innnenstadtbereich aufgestellt worden sind. Es ergibt sich weiterhin auch daraus, da&#223; die Stadt die betreffenden Nutzungen nicht schlechthin ausgeschlossen hat, sondern immerhin ihre ausnahmsweise Zulassung erm&#246;glicht. Die von der Antragsgegnerin in der Begr&#252;ndung zum Bebauungsplan angef&#252;hrten &#220;berlegungen sind st&#228;dtebauliche Gesichtspunkte. Die Antragsgegnerin will verhindern, da&#223; die in der Festsetzung erw&#228;hnten Nutzungen solche Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe aus der Innenstadt verdr&#228;ngen, die einen wichtigen Beitrag zur Funktionserf&#252;llung der ... Innenstadt leisten. Zudem soll das Niveau der Stadt ... in ihrer Bedeutung als "Oberzentrum" gehalten werden. Daraus ergeben sich Anspr&#252;che an die Attraktivit&#228;t der Innenstadt, die in der Begr&#252;ndung zum Bebauungsplan im einzelnen aufgef&#252;hrt sind. Das Ziel, die Nutzungsvielfalt in der Innenstadt zu erhalten und das gesch&#228;ftliche Niveau zu festigen, erscheint angesichts der schon vorhandenen Betriebe als besonderer st&#228;dtebaulicher Grund. Ausweislich der Begr&#252;ndung zum Bebauungsplan, die - mit Ermittlungen im Planaufstellungsverfahren belegt - dem Senat in der m&#252;ndlichen Verhandlung erl&#228;utert worden ist, sind im Innenstadtbereich, der durch den hier angegriffenen Bebauungsplan teilweise &#252;berplant wird, ein Drittel der Spielhallen und mehr als die H&#228;lfte der Sex-Shops - teils mit Kino, Peep-Show und Striptease - des Stadtgebiets vorhanden. Das weiterhin bestehende Interesse, f&#252;r solche Einrichtungen Standorte im Plangebiet zu finden, wird durch die Planzeichnung belegt, die die Antragsgegnerin in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgelegt hat. Danach ist eine Reihe von Antr&#228;gen auf Zulassung der von der textlichen Festsetzung erfa&#223;ten Nutzungen gestellt worden. Es ist nicht zu beanstanden, da&#223; der Rat davon ausgegangen ist, die von der genannten textlichen Festsetzung erfa&#223;ten und hier noch interessierenden Nutzungen k&#246;nnten - mit unterschiedlicher Intensit&#228;t und Wirkung - einerseits zur Verdr&#228;ngung solcher Nutzungen, die der Versorgungsfunktion ... gerecht werden, und andererseits zu einer Niveausenkung - "Trading-down-Effekt" - f&#252;hren. Der erstgenannte Aspekt betrifft in erster Linie Spielhallen, weil angesichts erheblicher Ums&#228;tze und unreglementierter &#214;ffnungszeiten besonders hohe Mieten gezahlt werden k&#246;nnen, der zweite Gesichtspunkt gilt vor allem f&#252;r die Sex-Shops, Sex-Kinos, Peep-Shows und Striptease-Shows. Der Senat ist nicht der Auffassung des Oberverwaltungsgerichts L&#252;neburg.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> - Urteil vom 11. September 1986 - 1 C 26/85 -, D&#214;V 1987, 211, 212 -,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">da&#223; f&#252;r die Sex-Shops solche st&#228;dtebaulichen Gr&#252;nde nicht vorl&#228;gen. Es mag zwar sein, da&#223; die Gefahr, da&#223; solche L&#228;den traditionelle Einzelhandelsgesch&#228;fte und Dienstleistungsbetriebe verdr&#228;ngen, nicht ganz so stark ausgepr&#228;gt ist. Das ist aber nur einer der st&#228;dtebaulichen Aspekte, der eine Festsetzung nach &#167; 1 Abs. 9 BauNVO rechtfertigen kann. Der st&#228;dtebauliche Gesichtspunkt, eine Niveausenkung und das damit verbundene Abwandern von K&#228;uferschichten zu verhindern, kann die nur noch ausnahmsweise Zulassung solcher Einzelhandelsbetriebe begr&#252;nden. Hinzu kommt, da&#223; Sex-Shops sich, wie an dem Beispiel des Betriebs des Antragstellers deutlich wird, h&#228;ufig im Verbund mit anderen Nutzungen befinden, die in ihrem Zusammenwirken unerw&#252;nschte Auswirkungen auf das Niveau haben k&#246;nnen. Eine Abwertung von Gesch&#228;ftslagen, eine Zerst&#246;rung funktionsf&#228;higer Versorgungsstrukturen und - in letzter Konsequenz - ein "Umkippen" in ein Vergn&#252;gungsviertel zu verhindert, kann ein besonderer st&#228;dtebaulicher Gesichtspunkt sein.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Schlichter/Friedrich, WiV 1988, 199ff. (203, 235) m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Angesichts des Ziels der Bauleitplanung, die Nutzungsvielfalt der Innenstadt zu erhalten, betreffen die besonderen st&#228;dtebaulichen Gr&#252;nde jedenfalls den engeren Innenstadtbereich. Es ist nicht zu fordern, da&#223; etwa f&#252;r bestimmte Stra&#223;en und/oder Pl&#228;tze Untersuchungen &#252;ber die besonderen st&#228;dtebaulichen Gr&#252;nde erfolgen. Besondere st&#228;dtebauliche Gr&#252;nde k&#246;nnen auch vorliegen, wenn besondere Schutzbed&#252;rftigkeit eines engeren Umfeldes nicht gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Angesichts des Umstandes, da&#223; die von der textlichen Festsetzung erfa&#223;ten Nutzungen ausnahmsweise zul&#228;ssig bleiben, was zur Folge hat, da&#223; im Rahmen der Ermessensentscheidung nach &#167; 31 Abs. 1 BauGB die st&#228;dtebaulichen "Aspekte und Kriterien", wie sie in der Begr&#252;ndung des Bebauungsplans - S. 7 - genannt werden, zu beachten sind, und mit Blick darauf, da&#223; hier nach dem anzuwendenden Bodenrecht an anderen Stellen des Stadtgebietes derartige Einrichtungen zul&#228;ssig bleiben, greift die Festsetzung nicht &#252;berm&#228;&#223;ig ein.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167; 154 Abs. 1, &#167; 167 VwGO, &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Sache ist nicht dem Bundesverwaltungsgericht zur Entscheidung &#252;ber die Auslegung revisiblen Rechts vorzulegen, weil die Voraussetzungen des &#167; 47 Abs. 5 VwGO nicht vorliegen. Der Senat befindet sich mit seiner Auffassung in &#220;bereinstimmung mit der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, das in seinen Urteilen betreffend die gewerberechtlichen Verfahren des Antragstellers die textliche Festsetzung Nr. 3 des Bebauungsplans nicht beanstandet hat.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,288
lg-bonn-1989-01-09-6-s-37888
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6 S 378/88
"1989-01-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:31"
"2022-10-18T15:08:40"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1989:0109.6S378.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts Bonn vom 18. August 1988 - 8 C 358/88 - wird kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht der geltend gemachte Anspruch auf Instandsetzung der Dachterrasse gem&#228;&#223; der &#167;&#167; 535, 536 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; die Dachterrasse Gegenstand des Mietvertrages der Parteien ist und die Beklagte deshalb zur Gew&#228;hrung des Gebrauchs durch Instandsetzung der Terrasse verpflichtet ist. Dabei kommt es grunds&#228;tzlich f&#252;r die Verpflichtung des Vermieters aus &#167; 536 BGB weder auf die H&#246;he der Reparaturkosten noch auf die Ertragslage des Geb&#228;udes an. Da&#223; vorliegend die Opfergrenze der Beklagten als Vermieter &#252;berschritten ist und sie deshalb dem Anspruch des Kl&#228;gers mit Erfolg den Einwand aus &#167; 242 BGB entgegenhalten kann, kann ihrem Vortrag nicht entnommen werden. Nach Treu und Glauben k&#246;nnte der Instandsetzungsanspruch des Kl&#228;gers ausgeschlossen sein, wenn das Mietverh&#228;ltnis kurz vor seiner Beendigung stehen und die M&#228;ngelbeseitigung nur mit erheblichem finanziellem Aufwand m&#246;glich sein w&#252;rde. Beides ist nicht der Fall. Da&#223; das Vertragsverh&#228;ltnis der Parteien nur noch von kurzer Dauer ist, ist nicht ersichtlich. Die Beklagte hat zwar vorgetragen, da&#223; sie das Mietverh&#228;ltnis mit Schreiben vom 8. M&#228;rz 1988 zum Ende des Jahres gek&#252;ndigt habe. Zu dieser K&#252;ndigung hat sich der Beklagte bisher jedoch noch nicht ge&#228;u&#223;ert. Ob sie wirksam erfolgt ist, vermag die Kammer mangels diesbez&#252;glichen Vortrages der Beklagten zum K&#252;ndigungsgrund nicht zu beurteilen. Hinzu kommt, da&#223; die von der Beklagten dargelegten Kosten der M&#228;ngelbeseitigung nicht als unzumutbarer wirtschaftlicher Aufwand angesehen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann dem Klageanspruch auch nicht mit Erfolg entgegenhalten, da&#223; der Kl&#228;ger das Mietobjekt zurzeit nur noch gelegentlich benutze, denn die Gebrauchsgew&#228;hrungspflicht des Vermieters aus &#167; 536 BGB besteht ebenso wie die Pflicht des Mieters zur Mietzinszahlung unabh&#228;ngig von dem Umfang der jeweiligen Nutzung des Mietobjektes.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich steht dem Anspruch des Kl&#228;gers auch nicht entgegen, da&#223; die Baugenehmigung f&#252;r die Sanierung des Gesamtkomplexes einschlie&#223;lich der zum Mietobjekt geh&#246;renden Terrasse von der Beklagten zwar beantragt, von der Baugenehmigungsbeh&#246;rde aber noch nicht erteilt worden ist. Die fehlende Baugenehmigung hindert nicht die F&#228;lligkeit des geltend gemachten Anspruches, sondern betrifft die M&#246;glichkeit der Durchsetzung des Leistungstitels und damit die Vollstreckung des titulierten Anspruches.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert: Bis 6.000,-- DM.</p>
315,289
olgham-1989-01-04-15-w-59788
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 597/88
"1989-01-04T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:32"
"2022-10-18T15:08:40"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0104.15W597.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde des Beteiligten wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die erste Beschwerde des Beteiligten vom 11. November 1988 gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts (XXX) 3. November 1988 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen wird.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens der weiteren Beschwerde werden dem Beteiligten auferlegt.</p> <p></p> <p>Der Gegenstandswert f&#252;r das Verfahren dritter Instanz betr&#228;gt 1.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 14. September 1988 hat der Rechtspfleger des Versteigerungsgerichts die zuvor getrennten Verfahren zur Zwangsversteigerung der beiden eingangs n&#228;her bezeichneten Erbbaurechte verbunden. Der Beschlu&#223; weist auf &#167; 18 ZVG hin, enth&#228;lt aber keine weitergehende Begr&#252;ndung. Die dagegen gerichtete Vollstreckungserinnerung des Beteiligten, der die Verbindung f&#252;r unzweckm&#228;&#223;ig h&#228;lt, hat der Richter des Amtsgerichts mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, die Verbindung sei gem&#228;&#223; &#167; 18 ZVG zul&#228;ssig. Die dagegen gerichtete erste Beschwerde des Beteiligten ist vom Landgericht mit dem angefochtenen Beschlu&#223; als unzul&#228;ssig verworfen worden. Dagegen wendet sich der Beteiligte mit der sofortigen weiteren Beschwerde, die er fristgerecht beim Landgericht eingelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde gegen die Verbindung der Verfahrens zur Zwangsversteigerung der eingangs n&#228;her bezeichneten Erbbaurechte bleibt im Ergebnis ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts war die erste Beschwerde des Beteiligten gegen die Verbindung der Verfahren allerdings nicht im Hinblick auf &#167; 95 ZVG unzul&#228;ssig. Schon die Stellung des &#167; 18 ZVG im Gesetz spricht daf&#252;r, die Entscheidungen &#252;ber die Verbindung und Trennung von Verfahren der Anordnung des Verfahrens gleichzustellen, gegen die &#167; 95 ZVG ein Rechtsmittel ausdr&#252;cklich zul&#228;&#223;t. Hinzu kommt, da&#223; &#167; 95 ZVG nach seinem Sinn und Zweck Rechtsmittel gegen solche Entscheidungen ausschlie&#223;en will, die in einem sachlichen Zusammenhang mit der Entscheidung &#252;ber den Zuschlag stehen und sie gleichsam vorbereiten; dadurch soll eine Straffung und Beschleunigung des Verfahrens erreicht werden. Die Entscheidung &#252;ber Verbindung und Trennung von Verfahren aber steht nicht in einem inhaltlichen Zusammenhang mit der Zuschlagsentscheidung; sie kann oftmals' bereits in einem sehr fr&#252;hen Stadium des Versteigerungsverfahrens getroffen werden, und es ist im Vorhinein nicht abzusehen, ob Rechtsmittel gegen eine solche Entscheidung zu einer Verz&#246;gerung oder letztlich sogar zu einem z&#252;gigeren und erfolgreicheren Verfahrensverlauf f&#252;hren werden. Der Senat hat deshalb in &#220;bereinstimmung mit der wohl herrschenden Meinung in Rechtsprechung und Literatur die Zul&#228;ssigkeit der ersten Beschwerde gegen die richterliche Entscheidung &#252;ber eine Verfahrenstrennung f&#252;r zul&#228;ssig erachtet (Beschlu&#223; vom 30. Juli 1987 - 15 W 283/87.- m.w.M.) F&#252;r die Beschwerde gegen eine Verbindung kann nichts anderes gelten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die vom Landgericht zu Unrecht ausgesprochene Verwerfung der ersten Beschwerde n&#246;tigt den Senat jedoch nicht zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Zur&#252;ckverweisung. Denn der Senat kann anhand des feststehenden Akteninhalts selbst feststellen, da&#223; die erste Beschwerde unbegr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die rechtlichen Voraussetzungen einer Verfahrensverbindung sind gegeben; denn die Gl&#228;ubigerin betreibt die Versteigerung aus einer Gesamtgrundschuld, mit der beide Erbbaurechte belastet sind (&#167; 18 ZVG i.V.m. &#167; 870 ZPO und &#167; 11 ErbbRVO). Unter diesen Voraussetzungen steht die Verbindung von Verfahren im Ermessen des Gerichts. Weder der Beschlu&#223; des Rechtspflegers noch der Beschlu&#223; des Richters beim Amtsgericht lassen allerdings Ermessenserw&#228;gungen erkennen. Darin liegt ein Begr&#252;ndungsmangel. Auch das n&#246;tigt den Senat indessen nicht zur Zur&#252;ckverweisung der Sache. Denn er kann &#252;ber die Verbindung in Aus&#252;bung eigenen Ermessens entscheiden (Senat, a.a.O.). Aus den Wertgutachten des Sachverst&#228;ndigen XXX vom 25. Mai 1988 und der als Anlage auszugsweise beigef&#252;gten Flurkarte ergibt sich zweifelsfrei, da&#223; die Erbbaurechte infolge des Zuschnitts der belasteten Grundst&#252;cke und der Bebauung mit Geb&#228;udekomplexen eine wirtschaftliche Einheit bilden. Das l&#228;&#223;t die Verbindung der Verfahren jedenfalls beim derzeitigen Verfahrensstand als &#228;u&#223;erst naheliegend und zweckm&#228;&#223;ig erscheinen. Demgegen&#252;ber ist die Annahme des Beteiligten, bei getrennter Verwertung werde der Interessentenkreis gr&#246;&#223;er sein, ersichtlich eine blo&#223;e Vermutung, die sich jedenfalls bisher nicht auf konkrete Feststellungen st&#252;tzen kann. Hinzu kommt, da&#223; die Verfahrensverbindung weder eine neuerliche Trennung - wenn sie sich denn zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt als zweckm&#228;&#223;ig erweisen sollte - noch den gesonderten Erwerb der Rechte innerhalb des verbundenen Verfahrens ausschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Die Wertfestsetzung ergibt sich aus &#167; 3 ZPO.</p>
315,290
olgk-1989-01-04-2-wx-3988
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Wx 39/88
"1989-01-04T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:33"
"2022-10-18T15:08:40"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:0104.2WX39.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2. wird der Beschlu&#223; der 11. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 6. Juli 1988 - 11 T 211/88 - aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Entscheidung &#252;ber die Beschwerde der Beteiligten zu 2. gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts K&#246;ln vom 13. April 1988 - 34 VI 237/88 - an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>Dem Landgericht wird auch die Entscheidung &#252;ber die Kosten der weiteren Beschwerde &#252;bertragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1. und 2. sind die Kinder der am 26. Oktober 1986 verstorbenen Erblasserin und ihres im Jahre 196o vorverstorbenen Ehemannes S. Die Erblasserin und ihr Ehemann haben am 6. September 1952 einen notariellen Erbvertrag geschlossen, in dem es unter anderem hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Wir setzen uns gegenseitig zu Vorerben ein. Nacherben werden unsere Kinder V und M S ...&#160;Der Vorerbe ist von den Beschr&#228;nkungen und Verpflichtungen des &#167; 2136 BGB befreit.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Verlangt ein Abk&#246;mmling den Pflichtteil nach dem Erstverstorbenen, so geht die andere H&#228;lfte des gesetzlichen Anteils auf den bzw. die &#252;brigen Miterben &#252;ber, ohne Beeintr&#228;chtigung der Vorerbschaft. Sowohl er wie auch seine Abk&#246;mmlinge sollen in diesem Falle den l&#228;nger lebenden Teil nicht beerben, sondern aus dessen Nachla&#223; auch nur den Pflichtteil erhalten."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tode ihres Ehemannes hat die Erblasserin ein notarielles Testament vom 25. August 1967 errichtet, in dem sie die Beteiligte zu 2. als ihre Alleinerbin eingesetzt und ferner unter anderem erkl&#228;rt hat:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mein Sohn M hat bereits durch Schreiben seines damaligen Anwalts, ..., vom 18. September 1963 seinen Pflichtteilsanspruch hinter seinem verstorbenen Vater geltend gemacht, so da&#223; hierdurch schon die Folgen des Erbvertrages vom 6. September 1952 eingetreten sind und er auch hinsichtlich meines k&#252;nftigen Nachlasses nur den Pflichtteil zu verlangen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In der Zwischenzeit hat sich mein Sohn M jedoch so benommen, da&#223; ihm auch der Pflichtteil meines Nachlasses entzogen werden mu&#223;."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In einem vor hessischen Gericht anh&#228;ngigen Erbscheinsver-fahren streiten die Beteiligten zu 1. und 2. dar&#252;ber, ob auch der Beteiligte zu 1. mit Eintritt des Nacherbfalls Erbe seines Vaters geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit einem an das Amtsgericht K&#246;ln gerichteten Schreiben vom 28. Februar 1988 hat der Beteiligte zu 1. unter anderem die Erteilung eines Erbscheins mit dem Inhalt beantragt, da&#223; er und die Beteiligte zu 2. die Erblasserin zu je 1/2 Anteil beerbt haben. Die Beteiligte zu 2. ist diesem Antrag entgegengetreten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 31. M&#228;rz 1988 hat der Beteiligte zu 1. unter anderem "Nachla&#223;verwaltung" beantragt. Der Nachla&#223;richter hat daraufhin die Akte des Erbscheinsverfahrens mit einer von ihm paraphierten und den Beteiligten nicht bekannt gegebenen Verf&#252;gung vom 8. April 1988 dem Rechtspfleger zugeleitet. In dieser Verf&#252;gung hat er unter anderem ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">"Herrn Rechtspfleger:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1) Nachla&#223;pflegschaft wird angeordnet - als Pfleger</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">bitte Rechtsanwalt bestellen ..."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 13. April 1988 hat der Rechtspfleger bei dem Nachla&#223;gericht die Beteiligte zu 3. zur Nachla&#223;pflegerin mit dem Wirkungskreis der Sicherung und Verwaltung des Nachlasses und der Erbenermittlung bestellt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Beteiligten zu 2. gegen diese Entscheidung hat das Landgericht durch Beschlu&#223; vom 6. Juli 1988 zur&#252;ckgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt, das Amtsgericht habe die Nachla&#223;pflegschaft zu Recht angeordnet. Die Voraussetzungen des &#167; 1960 BGB seien gegeben. Ungewi&#223;heit &#252;ber die Person des Erben bestehe auch dann, wenn sich das Nachla&#223;gericht - wie hier - nicht davon &#252;berzeugen k&#246;nne, wer von zwei in Betracht kommenden Pr&#228;tendenten Erbe geworden sei. Zwischen den Beteiligten zu 1. und 2. bestehe ein erheblicher und nicht offensichtlich unbegr&#252;ndeter Streit &#252;ber die Erbfolge. Zwar sei die Beteiligte zu 2. unstreitig jedenfalls zu 1/2 Erbe geworden. Gleichwohl sei es schon mit R&#252;cksicht auf die erforderlichen F&#252;rsorgema&#223;nahmen f&#252;r ein zur Erbmasse geh&#246;rendes Hausgrundst&#252;ck und die Einziehung der Ertr&#228;ge aus seiner Vermietung gerechtfertigt, die Pflegschaft auf den ganzen Nachla&#223; zu erstrecken.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; wendet sich die Beteiligte zu 2. mit der weiteren Beschwerde, um deren Zur&#252;ckweisung der Beteiligte zu 1. bittet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die in rechter Form (&#167; 29 Abs. 1 FGG) eingelegte, an keine Frist gebundene weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2. ist zul&#228;ssig. Die Beteiligte zu 2. ist zur Anfechtung der Anordnung der Nachla&#223;pflegschaft befugt, weil sie f&#252;r sich die Rechtsstellung als (Allein-)Erbin in Anspruch nimmt, in der sie durch die angefochtene Ma&#223;nahme beeintr&#228;chtigt wird, &#167;&#167; 20 Abs. 1, 29 Abs. 4 FGG</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">(vgl. KG OLGE 32, 90; Leipold in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 1982, Rdn. 72 zu &#167; 1960; Staudinger/Otte/Marotzke, BGB, 12. Auflage 1979, Rdn. 30 zu &#167; 1960).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">In der Sache f&#252;hrt die weitere Beschwerde zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und zur Zur&#252;ckverweisung des Verfahrens an die Beschwerdekammer, weil der Beschlu&#223; des Landgerichts vom 6. Juli 1988 auf einer Verletzung des Gesetzes beruht, &#167;&#167; 27 FGG, 55o ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><sub>.</sub>Das Landgericht ist im Ergebnis zu Recht davon ausgegangen, da&#223; das Amtsgericht durch Beschlu&#223; des Rechtspflegers vom 13. April 1988 die Nachla&#223;pflegschaft angeordnet hat. Das amtsgerichtliche Verfahren begegnet allerdings Bedenken: Die Anordnung der Nachla&#223;pflegschaft f&#228;llt in die Zust&#228;ndigkeit des Rechtspflegers, &#167;&#167; 3 Nr. 2 e, 14 Nr. 4, 16 Nr. 1 RPf1G. Dies schlie&#223;t zwar nicht aus, da&#223; an seiner Stelle der Nachla&#223;richter t&#228;tig wird, &#167;&#167; 6, 8 Abs. 1 RPF1G. Die Verf&#252;gung des Richters vom 8. April 1988 ist nicht wirksam geworden, weil sie nicht unterzeichnet, sondern nur paraphiert (vgl. Senat, NJW 1988, 2805) und weil sie den Beteiligten nicht bekannt gegeben worden ist, &#167; 16 Abs. 1 FGG. Andererseits hat der Rechtspfleger mit seiner Entscheidung vom 13. April 1988 ersichtlich nicht die Nachla&#223;pflegschaft erst anordnen, sondern eine bereits getroffene Anordnung des Richters lediglich durch Bezeichnung der Person des Nachla&#223;-pflegers erg&#228;nzen wollen, wie sich aus der Streichung der W&#246;rter "wird angeordnet" in dem zur Erstellung des Beschlusses vom 13. April 1988 verwendeten Vordruck ergibt. Indes ist im Ergebnis mit der in dieser Entscheidung vom 13. April 1988 enthaltenen Bestellung der Beteiligten zu 3. zur Nachla&#223;pflegerin auch die Nachla&#223;-pflegschaft mit Au&#223;enwirkung gegen&#252;ber den Beteiligten angeordnet worden<sup>.</sup>, so da&#223; das Landgericht zu Recht den Beschlu&#223; vom 13. April 1988 als Anordnung nach &#167; 1960 Abs. 2 BGB behandelt hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat bemerkt daher nur erg&#228;nzend, da&#223; das amtsgerichtliche Verfahren auch insoweit Bedenken begegnet, als die Entscheidung &#252;ber die Anordnung der Nachla&#223;-pflegschaft in der Akte des Erbscheinsverfahrens getroffen ist. Dies ist regelm&#228;&#223;ig jedenfalls unzweckm&#228;&#223;ig, weil dann - wie im vorliegenden Fall - die weitere Bearbeitung des Erbscheinsantrages durch Rechtsmittel in der Pflegschaftssache verz&#246;gert wird.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;ge der Beteiligten zu 2., ihr Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r (Art. 103 Abs. 1 GG) sei verletzt worden, ist nicht gerechtfertigt. Es bedarf im Streitfall keiner Entscheidung, ob den Erben und/oder Erbpr&#228;tendenten vor der - von Amts wegen zu treffenden (vgl. KGJ 45, A 105, 106; Staudinger/Otte, Marotzke, a.a.O., Rdn. 4 zu &#167; 1960) - Entscheidung &#252;ber die Anordnung der Nachla&#223;pflegschaft stets rechtliches Geh&#246;r zu gew&#228;hren ist oder ob und gegebenenfalls wann dem der Charakter dieser Anordnung als einer nur vorl&#228;ufigen Sicherungsma&#223;nahme (vgl. KG OLGE 32, 45, 46; KGJ 52, A 57, 59) entgegensteht. Denn eine etwa gegebene Verletzung des Anspruchs der Beteiligten zu 2. auf rechtliches Geh&#246;r durch das Nachla&#223;gericht ist im Streitfall jedenfalls dadurch geheilt worden, da&#223; sie im Beschwerdeverfahren vor dem Landgericht Gelegenheit zur Stellungnahme hatte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Begr&#252;ndung, mit der das Landgericht die Voraussetzungen des &#167; 1960 Abs. 2 BGB bejaht hat, h&#228;lt der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung nicht stand. Sie ist nur im Ausgangspunkt zutreffend: Wenn die Erben unbekannt sind, kann das Nachla&#223;gericht gem&#228;&#223; &#167; 1960 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 BGB f&#252;r denjenigen, der Erbe wird, einen Pfleger (Nachla&#223;-pfleger) bestellen, soweit hierf&#252;r ein Bed&#252;rfnis besteht. Weil das Nachla&#223;gericht bei Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 1960 BGB von Amts wegen f&#252;r die Sicherung des Nachlasses zu sorgen hat, mu&#223; dabei die Frage, ob der Erbe "unbekannt" ist, vom Standpunkt des Nachla&#223;gerichts bei der Entscheidung &#252;ber die Anordnung der Sicherungsma&#223;nahmen aus gepr&#252;ft werden (vgl. KGJ 45, A 105, 106; KGJ 52, A 57, 59; Staudinger/Otte/Marotzke, a.a.O., Rdn. 8 zu &#167; 1960). Wenn gegen seine Entscheidung Beschwerde erhoben wird, tritt an die Stelle der Beurteilung des Nachla&#223;gerichts die tatrichterliche Pr&#252;fung der Beschwerdekammer. Dem Nachla&#223;- bzw. dem Beschwerdegericht unbekannt ist der Erbe auch dann, wenn mehrere Personen als Erbe in Betracht kommen und sich der Tatrichter nicht ohne umf&#228;ngliche Ermittlungen davon &#252;berzeugen kann, wer von ihnen der wahre Erbe ist (vgl. KG OLGE 32, 45, 46; KGJ 52, A 57, 59; Leipold, a.a.O., Rdn. 14, 71 zu &#167; 1980; Palandt/Edenhofer, BGB, 48. Auflage 1989, Anm. 2 b zu &#167; 1960; Soorgel/Stein, BGB, 11. Auflage 1983, Rdn. 7 zu &#167; 1960). Andererseits ist auch nicht erst letzte Gewi&#223;heit erforderlich, sondern schon eine hohe Wahrscheinlichkeit, da&#223; eine bestimmte Person Erbe geworden ist, daf&#252;r ausreichend, um den Erben als im Sinne von &#167; 1960 BGB bekannt anzusehen (vgl. Leipold, a.a.O., Rdn. 12 zu &#167; 1960 mit weiteren Nachweisen; Palandt/Edenhofer, a.a.O.). Daher hat das Landgericht einen zu strengen Ma&#223;stab angelegt, wenn es allein darauf abgestellt hat, ob der Streit zwischen den Beteiligten zu 1. und 2. "nicht offensichtlich unbegr&#252;ndet" ist. Das Landgericht hat zudem nicht dargelegt, ob und weshalb es sich nicht schon jetzt davon &#252;berzeugen kann, wer Erbe der Erblasserin geworden ist, oder welche tats&#228;chlichen Hindernisse dem entgegenstehen. Der Hinweis auf das in Hessen anh&#228;ngige Verfahren reicht hierf&#252;r nicht aus, zumal dort eine andere Frage als hier, n&#228;mlich die Frage der Erbrechtsnachfolge nach dem Vater der Beteiligten zu 1. und 2. zu pr&#252;fen ist. Da der Senat die unterbliebenen tatrichterlichen Feststellungen nicht selbst treffen kann, mu&#223; die angefochtene Entscheidung aufgehoben und die Sache zur erneuten Pr&#252;fung an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdekammer wird sich bei der erneuten Pr&#252;fung mit der Frage zu befassen haben, ob der Beteiligte zu 1. von der Erbfolge nach seiner Mutter ausgeschlossen ist, wenn er nach dem Tode seines Vaters den Pflichtteil verlangt hat. Es wird sich sodann gegebenenfalls mit der Frage auseinanderzusetzen haben, ob hinreichende Zweifel daran, wer Erbe der Erblasserin - zu dem allein streitigen 1/2-Anteil - geworden ist, auf das Vorbringen des Beteiligten zu 1. gegr&#252;ndet werden k&#246;nnen, da&#223; er bei Geltendmachung der Pflichtteilsanspr&#252;che nicht gesch&#228;ftsf&#228;hig gewesen sei. Dabei ist allerdings eine Beweisauf-regelm&#228;&#223;ig nicht geboten. Wenn sich der Tatrichter erst nach umfangreicher Beweiserhebung davon &#252;berzeugen k&#246;nnte, wer Erbe ist, kann er bei der Pr&#252;fung der Voraussetzungen f&#252;r die Anordnungen vorl&#228;ufiger Ma&#223;nahmen nach &#167; 1960 BGB davon ausgehen, da&#223; der Erbe im Sinne dieser Vorschrift "unbekannt" ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Auch die &#220;berlegungen, mit denen das Landgericht die Anordnung der Nachla&#223;pflegschaft &#252;ber den zwischen den Beteiligten zu 1. und 2. umstrittenen Anteil hinaus auf den unstreitig der Beteiligten zu 2. geb&#252;hrenden weiteren 1/2-Erbanteil begr&#252;ndet hat, sind nicht frei von Rechtsirrtum. Wenn die Voraussetzungen des &#167; 1960 BGB nur hinsichtlich eines Erbteils vorliegen, ist - insoweit stimmt der Senat den Rechtsausf&#252;hrungen des Landgerichts zu - die Anordnung der Nachla&#223;pflegschaft auch nur hinsichtlich dieses Erbteils zul&#228;ssig (vgl. KGJ 45, A 106, 111; KGJ 48, A 77, 81; Leipold, a.a.O., Rdn. 17 zu &#167; 1960; Staudinger/Otte/Marotzke, a.a.O., Rdn. 28 zu &#167; 1960). Ein Fall, in dem Sicherungsma&#223;nahmen nach &#167; 1960 BGB nur einheitlich f&#252;r den gesamten Nachla&#223; oder einen Nachla&#223;gegenstand getroffen werden k&#246;nnen, ist hier nach den tats&#228;chlichen Feststellungen des Landgerichts nicht gegeben. Deshalb bedarf die Frage hier keiner weiteren Er&#246;rterung, ob auch die Feststellung des Landgerichts, da&#223; zum Nachla&#223; der Erblasserin ein Hausgrundst&#252;ck in Butzbach geh&#246;rt, aktenwidrig und damit unter Versto&#223; gegen &#167; 12 FGG getroffen worden ist; nachdem in dem zu den Akten gereichten Grundbuchauszug hinsichtlich eines ideellen 1/2-Anteils dieses Grundst&#252;cks ein Nacherbenvermerk eingetragen ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Zugeh&#246;rigkeit eines Hausgrundst&#252;cks, aus dem Mietertr&#228;ge gezogen werden, zum Nachla&#223; rechtfertigt nicht die Ausdehnung der Nachla&#223;pflegschaft &#252;ber den Erbanteil des unbekannten Erben. Der Nachla&#223;pfleger vertritt den unbekannten Erben (vgl. BGH NJW 1981, 2299<sub>;</sub> 2300; BGH NJW 1983, 226). Es ist daher regelm&#228;&#223;ig kein Bed&#252;rfnis anzuerkennen, ihm weitergehende Befugnisse einzur&#228;umen, als sie der vertretene (unbekannte) Erbe selbst h&#228;tte, wenn er ermittelt w&#228;re und seine Rechte am Nachla&#223;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">selbst wahrnehmen k&#246;nnte. Mehrere Erben bilden eine Erbengemeinschaft nach &#167; 2032 ff. BGB. Geh&#246;rt zum Nachla&#223; ein Hausgrundst&#252;ck, so ist es bis zur Nachla&#223;teilung von den Erben gemeinsam zu verwalten, &#167; 2038 BGB. Mietzinsanspr&#252;-che, die in den Nachla&#223; fallen, k&#246;nnen nur durch Leistung an alle Erben gemeinsam erf&#252;llt werden, &#167; 2039 BGB. Ist ein Miterbe unbekannt, so ist f&#252;r seinen Erbteil im Bedarfsfalle ein Nachla&#223;pfleger zu bestellen, der dann bei der Verwaltung des Nachlasses und der Entgegennahme von Mietzinszahlungen in Gemeinschaft mit den &#252;brigen Erben den unbekannten Erben vertritt. Einer Ausdehnung der Nachla&#223;pflegschaft auch auf den Erbanteil des oder der bekannten Erben bedarf es hierf&#252;r nicht.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Keine andere Beurteilung rechtfertigt der vom Landgericht zitierte Rechtssatz, da&#223; eine Ausdehnung von Sicherungsma&#223;nahmen nach &#167; 1960 BGB auch auf die Anteile bekannter Erben dann zul&#228;ssig sei, wenn Ma&#223;regeln in Betracht kommen, die k&#246;rperliche Teile des Nachlasses ergreifen m&#252;ssen, da andernfalls die Durchf&#252;hrung der notwendigen F&#252;rsorgema&#223;nahmen nicht m&#246;glich w&#228;re (vgl. Staudinger/Otte/ Marotzke, a.a.O., Rdn. 15 zu &#167; 1960). Dieser Rechtssatz, dessen Anwendbarkeit auf den Streitfall in der angefochtenen Entscheidung nicht n&#228;her begr&#252;ndet ist, betrifft n&#228;mlich eine andere als die hier vorliegende Fallgestaltung: Es gibt Sicherungsma&#223;nahmen, die einzelne k&#246;rperliche Gegenst&#228;nde, die zum Nachla&#223; geh&#246;ren, unmittelbar ergreifen, wie beispielsweise die Siegelung oder Sicherstellung von einzelnen Nachla&#223;gegenst&#228;nden. Sie k&#246;nnen nach Lage der Dinge nur einheitlich f&#252;r den jeweiligen Nachla&#223;gegenstand, nicht aber beschr&#228;nkt auf einen ideellen Anteil an diesem Gegenstand vorgenommen werden. F&#252;r die Anordnung der Nachla&#223;pflegschaft an einem Erbanteil gilt dies nicht.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Mit der Frage, ob der der Beteiligten zu 3. vom Amtsgericht zugewiesene Wirkungskreis &#252;ber den nach &#167; 1960Abs. 2 BGB gebotenen Rahmen hinausgeht, hat sich das Landgericht in der angefochtenen Entscheidung nicht befa&#223;t. Das Amtsgericht hat die Beteiligte zu 3. au&#223;er mit der Verwaltung und Sicherung des Nachlasses auch mit der Erbenermittlung betraut. F&#252;r die Beauftragung der Beteiligten zu 3. mit der Ermittlung des Erben ist im Streitfall kein Raum. Zwar geh&#246;rt diese Ermittlung regelm&#228;&#223;ig zu den Aufgaben, die dem Nachla&#223;pfleger zu &#252;bertragen sind. Etwas anderes gilt indes dann, wenn - wie hier lediglich zwei Erbpr&#228;tendenten &#252;ber die Erbberechtigung hinsichtlich eines Erbanteils streiten (vgl. RGZ 106, 46, 47; BGH NJW 1983, 226, 227). Der Streit dar&#252;ber, wer von mehreren Erbpr&#228;tendenten Erbe geworden ist, ist vielmehr im Erbscheinsverfahren bzw. in einem Rechtsstreit zwischen den Pr&#228;tendenten zu kl&#228;ren. Seine Kl&#228;rung ist nicht einem Nachla&#223;pfleger zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Verfahrens der weiteren Beschwerde ist dem Landgericht zu &#252;bertragen, da infolge der Zur&#252;ckverweisung der Sache an die Beschwerdekammer noch nicht feststeht, ob die Beteiligte zu 2. in vollem Umfang obsiegt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den Antrag des Beteiligten zu 1. auf Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe - Antrag zu 3. gem&#228;&#223; seinem Schreiben vom 4. Oktober <sub>.</sub>1988 - hat der Senat nicht zu befinden, weil dieser Antrag nur hilfsweise f&#252;r den hier nicht gegebenen Fall gestellt ist, da&#223; weder die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2. zur&#252;ckgewiesen noch die Sache zur erneuten Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen wird.</p>
315,291
olgham-1989-01-03-9-wf-45688
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 WF 456/88
"1989-01-03T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:34"
"2022-10-18T15:08:39"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0103.9WF456.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragsgegners vom 03.11.1988 wird der Proze&#223;kostenhilfebeschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - XXX vom 07.10.1988 abge&#228;ndert, soweit dem Antragsgegner die nachgesuchte Proze&#223;kostenhilfe versagt worden ist.</p> <p></p> <p>Dem Antragsgegner wird f&#252;r die erste Instanz unter Beiordnung von Rechtsanwalt XXX in XXX Proze&#223;kostenhilfe bewilligt, soweit er sich gegen die Verurteilung zur Zahlung von Kindesunterhalt wehrt, der bis zum 31.12.1988 &#252;ber einen Monatsbetrag von 55,- DM und ab dem 01.01.1989 &#252;ber monatlich 60,- DM hinausgeht.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 02.11.1981 geborene Antragstellerin begehrt Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine Klage vor dem Amtsgericht - Familiengericht - XXX gegen ihren Vater, den Antragsgegner, auf Zahlung von Unterhalt. Die Antragstellerin lebt mit ihrer Mutter in XXX der Antragsgegner lebt in der XXX. Die Ehe der Mutter der Antragstellerin mit dem Antragsgegner ist durch Urteil des Bezirksgerichts in XXX vom 16.03.1987 - rechtskr&#228;ftig seit dem 27.08.1987 - geschieden worden. In dem Scheidungsurteil ist der Antragsgegner u.a. weiter verurteilt worden, f&#252;r den Unterhalt des Kindes XXX der jetzigen Antragstellerin - monatlich 9.000 Zloty (z 1) zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat der Antragstellerin Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine Klage auf Zahlung von Kindesunterhalt in H&#246;he von 160,&#8212; DM monatlich bewilligt. Insoweit hat es dem Antragsgegner die f&#252;r die Verteidigung gegen die Unterhaltsklage nachgesuchte Proze&#223;kostenhilfe verweigert. Gegen die Versagung der Proze&#223;kostenhilfe wendet sich der Antragsgegner mit der Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO zul&#228;ssig und in der Sache teilweise erfolgreich. Nach dem gegenw&#228;rtigen Sach- und Streitstand bietet die Rechtsverteidigung des Antragsgegners in dem im Tenor aufgef&#252;hrten Umfang hinreichende Aussicht auf Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Allerdings geht der Antragsgegner fehl in der Annahme, das Urteil des Bezirksgerichts XXX vom 16.03.1987 stehe der Geltendmachung des Kindesunterhalts vor den Gerichten der XXX entgegen. Denn das XXX Unterhaltsurteil ist vor XXX Gerichten derzeit unbeachtlich. &#220;ber seine Anerkennung kann als Vorfrage im beabsichtigten Unterhaltsrechtsstreit nur dann befunden werden, wenn die in dem Urteil des Bezirksgerichts XXX gleichzeitig erkannte Ehescheidung des Antragsgegners gem&#228;&#223; Artikel 7 &#167; 1 FamR&#196;ndG vom 11.08.1961 (BGBl. 1221 ) in der Fassung vom 14.06.1976 (BGBl. 1421) von der zust&#228;ndigen Landesjustizverwaltung anerkannt ist (vgl. BGH NJW 1975, 1072). Da die Ehescheidung selber unstreitig bisher nicht anerkannt worden ist, kann auch die im Zusammenhang mit ihr erfolgte Verurteilung zur Zahlung von Kindesunterhalt (deren Anerkennung sich entgegen der Auffassung des Familiengerichts nicht nach Artikel 7 &#167; 1 FamR&#196;ndG richtet) keine Wirkung entfalten. Dahinstehen kann deshalb auch, ob das XXX Urteil im Falle seiner Anerkennung infolge seiner dann auch in der XXX<b> </b>zu beachtenden Rechtskraft nach dem Grundsatz "ne bis in idem" zu einem inhaltsgleichen deutschen Urteil f&#252;hren mu&#223;, dem keine materiell-rechtliche Pr&#252;fung mehr zugrunde liegt (vgl. die Darstellung bei Z&#246;ller-Vollkommer, ZPO, 15. Aufl. 1987, RdNr. 22 vor &#167; 322).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht ist entgegen der Auffassung des Antragsgegners auch zu Recht von der Anwendbarkeit XXX Rechts ausgegangen. Der Antragsgegner ist XXX und hat seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt im Inland. Seine Tochter hat gem&#228;&#223; &#167;&#167; 3 Nr. 1, 4 Abs. Nr. 1 RuStAG ebenfalls die XXX Staatsangeh&#246;rigkeit erworben. Da&#223; sie diese hiernach (zum Beispiel durch Verzicht nach &#167;&#167; 17 Nr. 3, 26 RuStAG verloren) hat, tr&#228;gt der Antragsgegner selbst nicht vor. Gem&#228;&#223; Artikel 18 Abs. 5 EGBGB richtet sich daher das Unterhaltsrechtsverh&#228;ltnis zwischen dem Antragsgegner und seiner am 22.11.1981 geborenen Tochter XXX nach &#167;&#167; 1601 ff. BGB.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1610 Abs. 1 BGB bestimmt sich das Ma&#223; des zu gew&#228;hrenden Unterhalts nach der Lebensstellung des Bed&#252;rftigen. Die Tochter des Antragsgegners leitet als Minderj&#228;hrige ihre Lebensstellung von dem allein barunterhaltspflichtigen Antragsgegner ab. Ungeachtet der dem Kind grunds&#228;tzlich zustehenden Teilhabe an der Lebensstellung seines Vaters in XXX (vgl. OLG D&#252;sseldorf FamRZ 1987, 195) ist bei der Bemessung des Unterhaltsbedarfs jedoch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; XXX in XXX lebt und ihre Bedarfssituation somit auch von den dort herrschenden wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen gepr&#228;gt wird.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Kindesunterhaltsbedarf mit 160,- DM monatlich bemessen. Dabei hat es nicht zu erkennen gegeben, auf welcher Grundlage es zu dieser Bedarfsfestlegung gelangt ist. Nach Auffassung des Senats wird dem Recht des Kindes auf Teilhabe an der Lebensstellung seines in XXX lebenden Vaters und den unterschiedlichen wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisses seines Aufenthaltslandes am ehesten dadurch Rechnung getragen, da&#223; dem Kind an Kaufkraft dasjenige zugemessen wird, was es an gesetzlichem Unterhalt verlangen kann, lebte es in der XXX (vgl. BGH FamRZ 1987, 682; 1. Familiensenat OLG Hamm, FamRZ 1987, 1302; OLG Braunschweig FamRZ 1988, 427). Dagegen erscheint es zu pauschaliert, den Kindesunterhalt mit 2/3 der in der sog. "XXX Tabelle" aufgef&#252;hrten Unterhaltsbetr&#228;ge zu bemessen (vgl. OLG D&#252;sseldorf a.a.O.). Eine solche Vorgehensweise tr&#228;gt den wirtschaftlichen Gegebenheiten in XXX nur unzureichend Rechnung, w&#228;hrend andererseits der von Bytomski (FamRZ 1987, 511 ff.) vorgeschlagene Ansatz des doppelten XXX Mindestkindesunterhalts der Lebensstellung des in XXX wohnenden Unterhaltspflichtigen nicht hinreichend Rechnung tr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat ein Einkommen von unter 800,- DM monatlich. Der Bedarf seiner siebenj&#228;hrigen Tochter betr&#228;gt danach derzeit monatlich 276,- DM und ab dem 01.01.1989 304,- DM pro Monat (vgl. die S&#228;tze der Kindesunterhaltstabelle zu Ziff. 18 der Leitlinien zum Unterhaltsrecht der Familiensenate des Oberlandesgerichts XXX Stand 01.01.1985 und 01.01.1989, FamRZ 1984, 963 ff., FamRZ 1988, 1137). Ausweislich des vom statistischen Bundesamt herausgegebenen Vergleichs der Verbrauchergeldparit&#228;ten f&#252;r allgemeine Zwecke (vgl. statistisches Jahrbuch f&#252;r die XXX 1988, S. 721) entsprechen 10.000 zl der Kaufkraft von 185,91 DM einschlie&#223;lich der Kosten f&#252;r Wohnraumbeschaffung. Die vorgenannten Mindesttabellens&#228;tze kommen daher einer Kaufkraft von 14.845,89 zl (10.000 x 276 : 185,91) bzw. 16.352 (10.000 x 304 : 185,91) gleich. Diese Betr&#228;ge sind nach dem amtlichen Wechselkurs in DM umzurechnen. Nach der vom Senat eingeholten telefonischen der XXX in XXX vom 19.12.1988 betrug der amtliche, polnische Ankaufkurs in der Woche vom 07.11 - bis zum 13.11.1988 1,- DM : 271,91 zl. Das ergibt Kindesunterhaltsbetr&#228;ge von 54,59 DM (14.845,89 DM : 271,91 DM) = gerundet 55,- DM und 60,14 DM (16.352 : 271,91) = gerundet 60,- DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner ist in H&#246;he dieser Betr&#228;ge, die nur geringf&#252;gig &#252;ber demjenigen liegen, was er nach seinen Angaben in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Familiengericht (Bl. 11 bis 13 GA) ohnehin freiwillig aufbringen will, leistungsf&#228;hig. Er ist gem&#228;&#223; &#167; 1603 Abs. 2 Satz 1 BGB dem Kinde gegen&#252;ber gesteigert unterhaltspflichtig, da ein anderer unterhaltspflichtiger Verwandter im Sinne des &#167; 1603 Abs. 2 Satz 2 BGB nicht vorhanden ist. Der Antragsgegner kann sich nicht darauf berufen, mit seinem Einkommen aus BAF&#214;G von jetzt 770,- DM monatlich noch unter dem sog. kleinen Selbstbehalt von 910,- DM zu liegen, da von ihm verlangt werden kann, den Kindesunterhalt durch Eink&#252;nfte aus Erwerbst&#228;tigkeit aufzubringen. Der Antragsgegner hat in XXX im Jahre 1977 das Abitur mit dem Fachtitel "Techniker f&#252;r bildende K&#252;nste im Spezialisierungsbereich Kunstschmied" erlangt. Anschlie&#223;end studierte er an der XXX Kunsterziehung. Dieses Studium brach der Antragsgegner am 30.03.1980 ab. Danach war er in verschiedenen Anstellungen erwerbst&#228;tig, bis er am 01.01.1984 in die XXX &#252;bersiedelte. Bei dieser Biographie des Antragsgegners ist es zumindest zweifelhaft, ob es unterhaltsrechtlich beachtlich ist, da&#223; der Antragsgegner in der XXX keiner Erwerbst&#228;tigkeit nachgeht, sondern Graphik im Studiengang visuelle Kommunikation studiert, auch wenn nicht zu verkennen ist, da&#223; seine Erwerbschancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt mit dem Erwerb eines Studienabschlusses steigen. Denn zu ber&#252;cksichtigen ist, da&#223; der Antragsgegner sein Studium erst im Wintersemester 1986/1987 aufgenommen hat, ohne darzutun, was er in den 2 1/2 Jahren zwischen seiner Aussiedlung und dem Studienbeginn getan hat. Mangels entgegenstehender Darlegung des Antragsgegners mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; es ihm bis zur Aufnahme des Studiums zumindest m&#246;glich war durch Hilfsarbeiten und &#228;hnliche Erwerbst&#228;tigkeiten R&#252;cklagen zu bilden, aus denen der &#228;u&#223;erst geringf&#252;gige Unterhalt seines in XXX lebenden Kindes auch w&#228;hrend der Dauer seines Studiums sichergestellt werden konnte. Da&#223; entsprechende Arbeitsstellen nicht zu bekommen waren, ist weder dargetan noch sonst ersichtlich.</p>
315,292
ag-neuss-1988-12-23-36-c-52488
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36 C 524/88
"1988-12-23T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:36"
"2022-10-18T15:08:39"
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1988:1223.36C524.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Mietvertrag vom 29.08.1980, auf den wegen der Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 31, 32 d.A.), hat der Beklagte eine Wohnung unter der im Rubrum genannten Anschrift gemietet. Der Kl&#228;ger ist Verwalter der Eigent&#252;mergemeinschaft Q-Stra&#223;e bis 27 und 26 bis 48. Mit dem jetzigen Vermieter des Beklagten hat der Kl&#228;ger am 10. August 1988 einen Vertrag &#252;ber die Verwaltung der von dem Beklagten bewohnten Wohnung abgegschlossen. In dem Vertrag, der die &#220;berschrift tr&#228;gt "Verwaltung des Sondereigentumes der Wohnanlage E - Q-Stra&#223;e bis 27 und 26 bis 48" hei&#223;t es u.a.: "Hiermit beauftragen wir Herrn (es folgt der Name des Kl&#228;gers) zus&#228;tzlich zu der &#252;ber die WEG bereits in Auftrag gegebene Verwlatung auch die Verwaltung unseres Sondereigentums vorzunehmen .... Die zus&#228;tzlichen Verwaltergeb&#252;hren betragen je Wohneinheit monatlich 8,00 DM plus gesetzliche Mehrwertsteuer... Der Verwalter ist befugt, Mieten, Nebenkosten oder sonstige Nutzungsentgelte in eigenem Namen f&#252;r Rechnung des Sondereigent&#252;mers.... gerichtlich geltend zu machen. Eine entsprechende Prozessf&#252;hrungsbefugnis wird hiermit erteilt."</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage begehrt der Kl&#228;ger von dem Beklagten die Zahlung r&#252;ckst&#228;ndiger Betriebskosten f&#252;r das Abrechnungsjahr 1986 in H&#246;he von 173,24 DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">wie im Mahnbescheid.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestreitet mit Nichtwissen, dass der Kl&#228;ger berechtigt sein soll, Miete, Nebenkosten oder sonstige Nutzungsentgelte im eigenen Namen f&#252;r Rechnung des Vermieters gerichtlich geltend zu machen. Im &#252;brigen beanstandet er die Betriebskostenabrechnung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist ohne weitere Sachpr&#252;fung durch Prozessurteil als unzul&#228;ssig abzuweisen. Dem Kl&#228;ger fehlt die von Amts wegen zu pr&#252;fende Prozessf&#252;hrungsbefugnis, d.h. er ist nicht berechtigt, den Prozess als (richtige) Partei im eigenen Namen zu f&#252;hren. Der Kl&#228;ger macht als Prozesstandschafter eine dem Vermieter des Beklagten zustehende Mietzinsforderung geltend, ohne hierzu nach den Grunds&#228;tzen der sog. gewillk&#252;rten Prozessstandschaft befugt zu sein. Die gewillk&#252;rte Prozessstandschaft setzt zu ihrer prozessrechtlichen Zul&#228;ssigkeit die Erm&#228;chtigung des Rechtsinhabers zur Prozessf&#252;hrung des Prozessstandschafters in dessen eigenen Namen und ferner ein eigenes rechtschutzw&#252;rdiges Interesse des Prozessstandschafters an der gerichtlichen Durchsetzung des fremden Rechts voraus (BGH DB 1988, 798; BGHZ 96, 151, 152; 94, 117, 121; 78, 1 , 4). Diese Voraussetzungen liegen nicht vor. Der Kl&#228;ger hat weder eine rechtswirksame Erm&#228;chtigung des derzeitigen Rechtsinhabers (= Vermieter) noch ein schutzw&#252;rdiges eigenes rechtliches Interesse an der Prozessf&#252;hrung dargetan. Aus dem Verwaltervertrag vom 10.08.1988 kann der Kl&#228;ger seine Berechtigung zur Prozessf&#252;hrung nicht herleiten, denn die Erm&#228;chtigung des Rechtsinhabers berechtigt nur dann zur Prozessf&#252;hrung, wenn sie sich auf einen bestimmten Anspruch und eine bestimmte Rechtsstreitigkeit bezieht. Eine Generalerm&#228;chtigung, wie sie in dem Verwaltervertrag enthalten ist, ist nichtig, &#167; 134 BGB (OLG L2, WRP 1985, 659; Z&#246;ller-Vollkommer, ZPO, 15. Aufl., Vor &#167; 50 Randnr. 45). Sie verst&#246;&#223;t gegen Art. 1, &#167; 1 Abs. 1 RBeratG, weil dem Kl&#228;ger mit der Befugnis zur F&#252;hrung aller Mietzinsprozesse die gesch&#228;ftsm&#228;&#223;ige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten &#252;bertragen wird, diese dem Kl&#228;ger aber nicht gestattet ist (vgl. AG O 36 C 589/87, Urteil v. 20. Mai 1988, OLG L2, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch Art. 1, &#167; 5 Nr. 3 RBeratG rechtfertigt keine andere Beurteilung. Soweit der Hausverwalter danach auch ohne besondere Erlaubnis berechtigt ist, die mit der Verwaltung in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Rechtsangelegenheiten zu erledigen, erfasst diese Freistellung vom Erlaubniszwang des RBeratG nicht die Befugnis zur gerichtlichen Durchsetzung fremder Rechte (vgl. Altenhoff, Busch, Kampmann, D, RBeratG, 8. Aufl. 1987, Art. 1, &#167; 5 RdNr. 381 ff; Schorn, Die Rechtsberatung, 2. Aufl. 1967, S. 248). Die sachgerechte Aus&#252;bung seiner T&#228;tigkeit als Wohnungsverwalter ist dem Kl&#228;ger auch ohne die M&#246;glichkeit der Prozessf&#252;hrung gegeben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus fehlt dem Kl&#228;ger das eigene rechtsschutzw&#252;rdige Interesse an der Prozessf&#252;hrung. Der Kl&#228;ger mag im Hinblick auf den abgeschlossenen Verwaltervertrag und den ihm hieraus zustehenden Verg&#252;tungsanspruch ein wirtschaftliches Interesse an der Prozesstandschaft haben. Allein dieses reicht jedoch nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes nicht aus um das f&#252;r die gewillk&#252;rte Prozesstandschaft erforderliche eigene rechtliche Interesse zu bejahen (BGH VersR 1985, 154, 155; Schmidt-Futterer/Blank, Mietrecht von A-Z, 12. Aufl. 1988, S. 169; Sternel, Mietrecht 3. Aufl. 1988, V RdNr. 18). Soweit demgegen&#252;ber in der Rechtsprechung und im Schrifttum das eigene rechtliche Interesse des Hausverwalters vereinzelt mit dem Argument begr&#252;ndet wird, es bestehe kein Grund, den Hausverwalter anders zu behandeln als den Provisionsvertreter, dessen Prozessf&#252;hrungsbefugnis anerkannt sei (vgl. AG C, WM 1984, 167; Scholzen, ZMR 1981, 3), kann dem in dieser Allgemeinheit nicht gefolgt werden. Anders als bei der vorliegenden Vertragsgestaltung ist n&#228;mlich der Anspruch auf Provision im Regelfall erfolgsabh&#228;ngig. Er entf&#228;llt, wenn das provisionspflichtige Gesch&#228;ft (z.B. wegen Nichtzahlung des Kaufpreises, der Versicherungspr&#228;mie) nicht zur Ausf&#252;hrung gelangt (vgl. &#167; 87 a Abs. 2 HGB), so dass die Realisierung der Klageforderung unmittelbare Auswirkungen auf das Rechtsverh&#228;ltnis des Provisionsberechtigten hat und die Bejahung der Prozessf&#252;hrungsbefugnis mit dieser Erw&#228;gung vertretbar erscheint.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,293
lg-duisburg-1988-12-22-5-s-3588
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 35/88
"1988-12-22T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:38"
"2022-10-18T15:08:39"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1988:1222.5S35.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Amts-</p> <p> gerichts Duisburg-Ruhrort vom 14. Januar 1988 </p> <p> (8 C 665/87) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Berufungsverfahrens fallen dem</p> <p> Kl&#228;ger zur Last.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterh&#228;lt in bei der Beklagten das Konto Nr. 0836213. Von diesem Konto buchte die Beklagte zu seinen Lasten am 06. Februar 1987 sowie am 23. Februar 1987 jeweils 403,-- DM ab, n&#228;mlich jeweils 400,-- DM als mittels Geldautomaten abgehobenen Betrag sowie 3,-- DM Geb&#252;hren. Die Parteien streiten darum, ob diese Belastung des Kontos des Kl&#228;gers zu Recht erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war im Besitz einer von der Beklagten ausgeh&#228;ndigten Euroscheckkarte mit Magnetstreifen. Am 07.10.1985 erhielt er von der Beklagten seine pers&#246;nliche Identifikationsnummer (im folgenden PIN-Nummer). Dabei wurde er auf die in den Gesch&#228;ftsr&#228;umen der Filiale aush&#228;ngenden "Bedingungen f&#252;r die Benutzung von </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">ec-Geldautomaten" hingewiesen, bereits fr&#252;her war er auf die "Bedingungen f&#252;r eurocheque-Karten" hingewiesen worden. W&#228;hrend des Jahres 1986 nahm die Beklagte 9 Belastungen au seinem Konto vor, die auf Bargeldabhebungen an </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">ec-Gelautomaten der unter Verwendung der Scheckkarte und PIN-Nummer des Kl&#228;gers get&#228;tigt wurden und die s&#228;mtlich unbeanstandet blieben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage begehrt der Kl&#228;ger die Gutschrift von 806,-- DM f&#252;r die Abhebungen vom 06. Februar und 23. Februar 1987.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er behauptet:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">An diesen Tagen habe er keine Abhebungen vorgenommen. Entweder habe der Geldautomat Betr&#228;ge, die er anderen Benutzern ausgegeben habe, fehlerhaft f&#252;r sein Konto verbucht, oder aber Dritte h&#228;tten unbefugt durch Manipulation unter Verwendung seiner - des Kl&#228;gers - Daten die Betr&#228;ge an den ec-Geldautomaten der abgehoben. Dazu k&#246;nnten sie jedoch nicht seine - des Kl&#228;gers - Karte verwandt haben, da er diese nie vermi&#223;t habe. Seine PIN-Nummer habe er stets verschlossen in seinem Schreibtisch aufbewahrt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint, die Bedingungen f&#252;r die Benutzung von Geldautomaten verstie&#223;en gegen das AGBG. Die Freizeichnungsklausel in Ziff. 6 der Bedingungen treffe im vorliegenden Fall nicht zu; diese Klausel sei auch mit dem AGBG unvereinbar. F&#252;r die Unsicherheiten, die mit der Ausgabe von ec-Magnetkarten ausgingen, m&#252;sse die Bank haften.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, da&#223; die Abhebungen am 06. Februar und 23. Februar 1987 unter Verwendung der ec-Karte des Kl&#228;gers vorgenommen seien. Die Geldautoma-ten h&#228;tten st&#246;rungsfrei funktioniert, wie der Buchungsstreifen der zeige. Zudem er-gebe sich auch aus der ec-Magnetkarte, die der Kl&#228;ger nach seiner Beanstandung bei der Beklagte abgegeben hat, da&#223; mit dieser Karte zuletzt am 23. Februar 1987 Geld von einem Geldautomaten abgehoben worden sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, sie sei nach Ziff. 6 der "Bedingungen f&#252;r die Benutzung von </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ec-Geldautomaten" zur Belastung des Kontos des Kl&#228;gers berechtigt gewesen; diese Bedingungen seien auch wirksam</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat zur ordnungsgem&#228;&#223;en Funktion der Geldautomaten sowie zu den auf die Magnetkarte des Kl&#228;gers geschriebenen Daten Beweis erhoben und die Klage dann abgewiesen, weil die Beklagte die Abbuchungen vom Konto des Kl&#228;gers berechtigt vorgenommen habe. Es stehe fest, da&#223; diese unter Verwendung der </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ec-Karte und PIN-Nummer des Kl&#228;gers vorgenommen worden seien und der Kl&#228;ger dann, wenn er die Abhebungen nicht selbst vorgenommen habe, jedenfalls das Risiko einer unbefugten Verwendung seiner ec-Magnetstreifenkarte und PIN-Num-mer durch Dritte trage.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet der Kl&#228;ger sich mit seiner form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung. Er begehrt weiter die Gutschrift der belasteten Betr&#228;ge und bleibt dabei, da&#223; die Belastung seines Kontos entweder auf Fehlfunktionen der Geldautomaten der oder auf Manipulation Dritter beruhten. Hierzu hat der Kl&#228;ger umfangreiches Material, insbesondere der Sendung </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">"ARD-Ratgeber Technik" vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt das erstinstanzliche Urteil f&#252;r zutreffend und meint, wenn der Kl&#228;ger die Abhebungen an den ec-Geldautomaten der nicht selbst vorgenommen habe, dann jedenfalls jemand, dem er seine ec-Karte sowie PIN-Nummer zug&#228;nglich gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat zur Frage der auf die ec-Magnetstreifenkarte des Kl&#228;gers geschriebenen Daten sowie zur Funktionsweise des Geldautomatensystems Beweis erhoben durch Einholung eines m&#252;ndlichen Gutachtens des Dipl.-Volkswirts Dr. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">aus .</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage zutreffend abgewiesen, denn sie ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte keinen Anspruch auf Gutschrift von 806,-- DM auf seinem Girokonto 0836213 nach &#167; 812 I 1 BGB. Denn die Beklagte war aus Ziff. 4 Satz 2 und Ziff. 5 ihrer "Bedingungen f&#252;r die Benutzung von ec-Geldautomaten" be--rechtigt, diesen Betrag vom Konto des Kl&#228;gers abzubuchen. Es steht fest, da&#223; am 06. Februar 1987 und 23. Februar 1987 jeweils 400,-- DM von verschiedenen Geld-automaten der unter Verwendung der ec-Magnetstreifenkarte sowie PIN-Nummer des Kl&#228;gers abgehoben worden sind.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat diese Behauptung bewiesen. Die Buchungsger&#228;te der haben am 06.02.1987 f&#252;r die Zweigstelle und am 23.02.1987 f&#252;r die Hauptstelle jeweils die Abhebung von 400,-- DM an Geldautomaten vermerkt und dabei zutreffend die in der ec-Magnetstreifenkarte des Kl&#228;gers notierten Daten der Verfalldaten, Kontonummer und Bankleitzahl notiert. Der vom Amtsgericht zur Funktion der Geldautomaten der vernommene Angestellte der hat bekundet, da&#223; die Geldautomaten an beiden Tagen ohne jede registriete St&#246;rung gearbeitet h&#228;tten. Er hat die dem Gericht vorgelegten Journalstreifen der erl&#228;utert. Bedenken gegen die Richtigkeit der Angaben des Zeugen bestehen nicht. Sie werden im Gegenteil best&#228;tigt durch die Angaben des von der Kammer geh&#246;rten Sachverst&#228;ndigen Dr. , der aus den vorgelegten<i> </i>Journalstreifen ebenfalls eine st&#246;rungsfreie Vornahme der beiden Abbuchungen erkennen konnte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat ebenfalls bewiesen, da&#223; die ec-Magnetkarte des Kl&#228;gers, die dieser ihr nach Beanstandung der Abhebungen abgeliefert hat, die Information enth&#228;lt, da&#223; mit dieser Karte zuletzt am 23. Februar 1987 ohne Fehlversuch Geld von einem ec-Geldautomaten abgehoben wurde. Die vom Amtsgericht hierzu vernommene Bedienstete der Kartenauswertungsstelle der Beklagten hat diese Behauptung der Kl&#228;gerin best&#228;tigt. Auch der hierzu von der Kammer erg&#228;nzend geh&#246;rte Sachverst&#228;ndige Dr. hat diese Behauptung der Kl&#228;gerin best&#228;tigt. Er hat unter Verwendung eines entsprechenden Kartenleseger&#228;ts der Kammer an Gerichtsstelle erl&#228;utert und demonstriert, welche Informationen auf den Magnetstreifen von ec-Karten enthalten sind und welche Informationen auf die Magnetstreifen dieser Karten bei der Abhebung von Geldautomaten geschrieben werden. Der Sachverst&#228;ndige hat erl&#228;utert, da&#223; ein Geldautomat nach Einf&#252;hren der ec-Magnetstreifenkarte zun&#228;chst pr&#252;ft, ob er diese Karte &#252;berhaupt lesen kann. Wenn er das kann, beginnt seine Pr&#252;fung u. a. auf &#220;bereinstimmung der Daten mit dem MM-Merkmal, das in Verbindung mit den auf den Magnetstreifen gespeicherten Daten verhindern soll, da&#223; mittels einer Leerkarte eine Kartendoublette erstellt wird. Denn nur auf der einmal ausgegebenen Originalkarte stimmen die Informationen des Magnetstreifens mit dem MM-Merkmal der Karten &#252;berein. Wenn die Voraussetzun-gen vorliegen, gibt der Automat den gew&#252;nschten Geldbetrag aus und schreibt die Abhebung auf die Magnetkarte zur&#252;ck. Anschlie&#223;end liest er diese zur Kontrolle nochmals ab, bevor er sie wieder ausgibt. Die Kammer folgt den eingehenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen. Sie waren gut verst&#228;ndlich und plausibel, Zweifel an ihrer Richtigkeit sind nicht ersichtlich, insbesondere auch nicht durch das vom Kl&#228;ger vorgelegte umfangreiche Protokollmaterial der Sendung "ARD-Ratgeber Technik". Der Sachverst&#228;ndige hat mehrere ihm von der Kammer sowie den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vorgelegte ec-Magnetkarten, deren Daten er nicht kennen konnte, ausgewertet und ist stets zum zutreffenden Ergebnis dazu gelangt, ob mit dieser Karte &#252;berhaupt jemals abgehoben wurden, und wenn ja, wann.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Schlu&#223;, da&#223; die Abhebungen am 06. Februar 1987 und 23. Februar 1987 unter Verwendung der ec-Magnetkarte sowie PIN-Nummer des Kl&#228;gers vorgenommen worden sind, ist zwingend. Dies weisen nicht nur die beiden Journalstreifen der aus, vielmehr ergibt sich sogar aus der vom Kl&#228;ger eingereichten ec-Magnetkarte selbst, da&#223; diese zur Geldabhebung am 23. Februar 1987 eingesetzt wurde und da&#223; bei dieser Abhebung sogleich die richtige PIN-Nummer ohne Fehlversuch eingegeben wurde. Gerade da&#223; sich diese Daten aus der Magnetkarte des Kl&#228;gers lesen lassen, ist ein ganz wesentliches Indiz f&#252;r die Verwendung dieser Karten und der richtigen PIN-Nummer. Aus diesem Grund braucht die Kammer sich auch nicht mit s&#228;mtlichen Fragen, ob und ggf. wie durch unbefugte Dritte das Geldautomatensystem mi&#223;braucht werden k&#246;nnte, zu befassen. Denn jedenfalls bei der zweiten Abhebung am 23.02.1987 ist die ec-Magnetkarte des Kl&#228;gers verwandt worden. Dann spricht aber alles daf&#252;r, da&#223; mit dieser Karte und mit der PIN-Nummer des Kl&#228;gers auch am 06.02.1987 400,-- DM bei dem Geldautomaten der Zweigestelle der abgehoben wurden. Denn es ist ganz unwahrscheinlich, da&#223; sich gleich zweimal bei den Buchungsautomaten der Fehler eingeschlichen h&#228;tten und sich dieser Fehler f&#252;r die zweite Abbuchung auch auf dem Magnetstreifen der Karte des Kl&#228;gers bzw. bei der Ablesung dieses Magnetstreifens wiederholt h&#228;tte. Zwar w&#228;re es nach den Ausf&#252;h-rungen des Sachverst&#228;ndigen Dr. theoretisch m&#246;glich, mit einem Kartenleseger&#228;t bei Kenntnis des entsprechenden Programms auf dem Magnetstreifen der ec-Karte des Kl&#228;gers sowohl den Fehlbedienungsz&#228;hler zur&#252;ckzuschreiben als auch das Datum der letzten Abhebung einzugeben. Die Kammer hat aber keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Angestellte der Kartenlesestelle der Beklagten beim Ablesen der Informa-tionen auf der Karte des Kl&#228;gers diese ver&#228;ndert h&#228;tte. Eine solche Manipulation erscheint nicht nur wegen des geringf&#252;gigen Betrags von 400,-- DM am 23. Februar 1987 abwegig, sie w&#252;rde auch immer noch nicht erkl&#228;ren, wie die der Karte des Kl&#228;gers entnommenen Informationen am 06. Februar 1987 in dem Buchungsauto-maten der registriert worden sein k&#246;nnen. Sehr viel naheliegender ist vielmehr die Erkl&#228;rung, da&#223; entweder der Kl&#228;ger selbst oder eine Person, die sowohl an die ec-Magnetkarte des Kl&#228;gers als auch an die in seinem Schreibtisch verschlossen aufbewahrte (und nicht vernichtete) PIN-Nummer gelangen konnte, die Abhebungen vorgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da feststeht, da&#223; die Abhebungen an dem Geldautomaten der am 06. Februar 1987 und 23. Februar 1987 mit der ec-Magnetstreifenkarte des Kl&#228;gers unter Verwendung der diesem ausgegebenen PIN-Nummer get&#228;tigt wurden, hat die Beklagte aus Ziffern 4 und 5 ihrer "Bedingungen f&#252;r die Benutzung von ec-Geld-automaten" einen Aufwendungsersatzanspruch, der sie zur Abbuchung berechtigte. Denn nach Ziffer 4 dieser Bedingungen ist der Kontoinhaber dem kontof&#252;hrenden Kreditinstitut zum Ersatz aller Aufwendungen verpflichtet, die durch die Benutzung von ec-Geldautomaten unter Verwendung einer f&#252;r sein Konto ausgegebenen Euroscheck-Karte mit Magnetstreifen sowie durch den Einzug der ausgezahlten Betr&#228;ge auf dem &#252;blichen Inkassoweg entstehen; aus Ziffer 5 der Bedingungen folgt die Berechtigung der Beklagten, auf dem Konto Betr&#228;ge, die unter Verwendung der f&#252;r das Konto ausgegebenen Euroscheck-Karte mit Magnetstreifen durch einen </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">ec-Geldautomaten ausbezahlt wurden sowie hierf&#252;r anfallende Aufwendungen, auch bei mangelndem Guthaben zu belasten. Diese Bedingungen der Beklagten sind wirksam in das Vertragsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien einbezogen worden; der Kl&#228;ger hat schriftlich best&#228;tigt, auf sie hingewiesen worden zu sein. Sie lagen in der vom Kl&#228;ger genutzten Filiale aus. Diese Regelung in Ziffer 4 und Ziffer 5 der "Bedingungen f&#252;r die Benutzung von ec-Geldautomaten" der Beklagten versto&#223;en auch nicht gegen das AGBG, insbesondere nicht gegen &#167; 9 AGBG. Sie benach-teiligten den Kontoinhaber nicht unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Es liegt an ihm, wie gut er seine ec-Magnetstreifenkarte vor Mi&#223;brauch sch&#252;tzt. Zudem ist kein Kontoinhaber ver-pflichtet, eine ec-<u>Magnetstreifen</u>karte in Empfang zu nehmen. Er kann mit seinem Kreditinstitut vereinbaren, da&#223; der Magnetstreifen so unbrauchbar gemacht wird, da&#223; mit ihm keine Abhebungen von ec-Geldautomaten get&#228;tigt werden k&#246;nnen. Sollte sein Kreditinstitut dazu nicht bereit sei, kann er es wechseln; bei der Vielzahl der in der Bundesrepublik Deutschland t&#228;tigen Kreditinstitute wird er sich er eines finden, welches ihm eine Scheckkarte ausgibt, mit der keine Abhebungen an Geldautomaten vorgenommen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob auch Ziffer 6 der "Bedingungen f&#252;r die Benutzung von ec-Geld-automaten", nach der der Kontoinhaber grunds&#228;tzlich alle Sch&#228;den tr&#228;gt, die durch eine unsachgem&#228;&#223;e oder mi&#223;br&#228;uchliche Verwendung oder durch Verf&#228;lschung einer auf sein Konto ausgegebenen Euroscheck-Karte mit Magnetstreifen entstehen, mit dem AGBG vereinbar ist, braucht nicht entschieden zu werden. Diese Klausel ist nicht einschl&#228;gig. Denn danach hat der Kontoinhaber nur die f&#252;r durch unsachge-m&#228;&#223;e oder mi&#223;br&#228;uchliche Verwendung der Magnetstreifenkarte entstandenen <u>Sch&#228;den</u> einzustehen. Ein Schaden ist der Beklagten durch die Abhebungen vom 06. Februar 1987 und 23. Februar 1987 jedoch nicht entstanden, insbesondere sind die Geldautomaten nicht funktionsunt&#252;chtig geworden. Sie hat aus diesen Abhebun-gen lediglich Aufwendungen gegen&#252;ber der gehabt, um deren Ersatz es nunmehr geht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 97 I ZPO.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 806,-- DM.</p>
315,294
olgk-1988-12-20-ss-65688
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 656/88
"1988-12-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:39"
"2022-10-18T15:08:39"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:1220.SS656.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Verfahrens vor dem Rechtsbeschwerdegericht, an das Amtsgericht K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Betroffenen wegen (vors&#228;tzlicher) Mi&#223;achtung der 0,8 Promille-Grenze zu einer Geldbu&#223;e von 900,00 DM und einem Fahrverbot von 3 Monaten verurteilt (&#167;&#167; 24 a, 25 StVG).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen soll der einschl&#228;gig vorbelastete Betroffene am 2. M&#228;rz 1988 seinen PKW auf &#246;ffentlichen Stra&#223;en in Frechen gef&#252;hrt haben, obwohl er eine Alkoholmenge im Blut hatte, die zu einer Blutalkoholkonzentration von 1,04 Promille f&#252;hrte. Die Einlassung des Betroffenen, nicht er, sondern ein Herr D. habe das Fahrzeug gesteuert, hat das Amtsgericht ohne Anh&#246;rung der vom Betroffenen benannten Zeugen als widerlegt angesehen mit der Begr&#252;ndung, die hierzu vernommenen Polizeibeamten h&#228;tten den Betroffenen einwandfrei als Fahrer erkannt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Rechtsbeschwerde des Betroffenen, mit der im wesentlichen beanstandet wird, das Amtsgericht habe "vorweggenommene Beweisw&#252;rdigung" betrieben und damit die Aufkl&#228;rungspflicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde hat (vorl&#228;ufigen) Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die von der Verteidigung ordnungsgem&#228;&#223; (&#167; 79 Abs. 3 Satz 1 OWiG i.V.m. &#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO) erhobene R&#252;ge der Verletzung der Aufkl&#228;rungspflicht (&#167; 77 Abs. 1 OWiG) greift durch.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Verteidigung hat in der Hauptverhandlung vom 31. August 1988 u.a. beantragt, zum Beweise daf&#252;r, da&#223; der Betroffene den PKW nicht gesteuert habe, den angeblichen Fahrzeugf&#252;hrer, Herrn D. und die Beifahrerin, Frau C., als Zeugen zu vernehmen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat diesen Antrag</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>"gem&#228;&#223; &#167; 77 Abs. 2 Nr. 1 OWiG im Hinblick auf die beiden vorliegenden Zeugenaussagen (erg.: der Polizeibeamten), die glaubhaft und widerspruchsfrei sind",</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung ist rechtsfehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#167; 77 Abs. 2 Nr. 1 OWiG bestimmt, da&#223; ein Beweisantrag <u>auch</u> abgelehnt werden kann, wenn das Gericht den Sachverhalt nach dem bisherigen Ergebnis der Beweisaufnahme f&#252;r gekl&#228;rt und die (weitere) Beweiserhebung nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen zur Erforschung der Wahrheit nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Ablehnung eines Beweisantrags steht damit nicht im Belieben des Gerichts und darf vor allem nicht willk&#252;rlich erfolgen. Zur Aus&#252;bung des pflichtgem&#228;&#223;en Ermessens geh&#246;rt, da&#223; der Grundsatz der Wahrheitserforschungspflicht (&#167; 77 Abs. 1 OWiG) - unter Ber&#252;cksichtigung der Bedeutung der Sache - beachtet wird (Rebmann/Roth/Herrmann, OWiG, &#167; 77 Rn. 11). Dr&#228;ngt sich danach die Erhebung eines angebotenen Beweises auf oder liegt sie zumindest nahe, mu&#223; das Gericht dem Antrag nachgehen, anderenfalls verletzt es seine Aufkl&#228;rungspflicht (st&#228;ndige Senatsrechtsprechung; vgl. zu &#167; 77 OWiG n.F.: SenE StV 1988, 335, 336; G&#246;hler, OWiG, 8. Aufl., &#167; 77 Rn. 3, 11; Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O. Rn. 3, 11; jeweils mit weiteren Nachweisen aus der Rechtsprechung). Nach der Neufassung des &#167; 77 OWiG gilt das Verbot einer dem Betroffenen ung&#252;nstigen Vorwegnahme der Beweisw&#252;rdigung demzufolge zwar nicht mehr uneingeschr&#228;nkt (G&#246;hler a.a.O. &#167; 77 Rn. 12). Es kommt auf das Gewicht der Ergebnisse der bisherigen Beweisaufnahme im Verh&#228;ltnis zu den beantragten Beweisen an (Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O.; zur fr&#252;heren Rechtslage: OLG Hamm VRS 67, 450). Ist der Sachverhalt aufgrund verl&#228;&#223;licher Beweismittel und ohne Mi&#223;achtung der Aufkl&#228;rungspflicht so eindeutig gekl&#228;rt, da&#223; die beantragte Beweiserhebung an der gerichtlichen &#220;berzeugung nichts &#228;ndern w&#252;rde, darf von weiterer Beweiserhebung abgesehen werden (Rebmann/Roth/Herrmann a.a.O.). Diese Voraussetzungen sind jedoch regelm&#228;&#223;ig nicht erf&#252;llt, wenn sich gleichwertige Beweismittel gegen&#252;berstehen. So kann ein Beweisantrag auf Vernehmung eines weiteren Zeugen, die der Entkr&#228;ftung eines Beweisergebnisses dienen soll, das auf der Aussage eines einzigen Zeugen beruht, im allgemeinen nicht abgelehnt werden, weil es sich in einem solchen Fall aufdr&#228;ngt oder jedenfalls naheliegt, den benannten "Gegenzeugen" anzuh&#246;ren, um die Wahrheit herauszufinden (G&#246;hler a.a.O. &#167; 77 Rn. 14 unter Hinweis auf die insoweit noch verwertbare Rechtsprechung zu &#167; 77 OWiG a.F., insbesondere auf KG VRS 65, 212).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Bei Anwendung dieser Grunds&#228;tze hat das Amtsgericht durch die auf &#167; 77 Abs. 2 Nr. 1 OWiG gest&#252;tzte Ablehnung des vom Betroffenen gestellten Antrags, Herrn D. und Frau C. zu der Behauptung, nicht er sondern D. habe das Fahrzeug gesteuert, als Zeugen zu vernehmen, gegen die Aufkl&#228;rungspflicht des &#167; 77 Abs. 1 OWiG versto&#223;en. Nachdem der Verdacht, der Betroffene habe den PKW (alkoholisiert) gef&#252;hrt, in der Hauptverhandlung allein durch die beiden Polizeibeamten, die Anzeige erstattet hatten, best&#228;tigt worden war, w&#228;hrend der. Betroffene selbst einen anderen als Fahrer bezeichnete, h&#228;tte es jedenfalls nahegelegen, die von ihm benannten "Gegenzeugen" zu h&#246;ren. Zwar haben hier <u>zwei</u> Polizeibeamte &#252;bereinstimmend ausgesagt, den Betroffenen an Steuer des Fahrzeugs erkannt zu haben. Im Unterschied zur angef&#252;hrten Rechtsprechung beruht dar Sachverhalt, von dem das Amtsgericht ausgegangen ist, also nicht ausschlie&#223;lich auf den Bekundungen <u>eines</u> einzigen Belastungszeugen. Dennoch darf nicht au&#223;er acht gelassen werden, da&#223; Polizeibeamte, die (wie die Zeugen M. und S.) gemeinsam Dienst tun und dabei aufeinander angewiesen sind, ein betr&#228;chtliches Interesse daran haben k&#246;nnen, da&#223; ihre Angaben &#252;ber dienstliche Handlungen oder Beobachtungen m&#246;glichst exakt &#252;bereinstimmen, damit keine Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit ihres Vorgehens auftreten. Es l&#228;&#223;t sich daher nicht v&#246;llig ausschlie&#223;en, da&#223; die Aussagen aufeinander abgestimmt werden. Dadurch k&#246;nnen Wahrnehmungsfehler des einen Zeugen auf den anderen &#252;bertragen werden mit der Folge, da&#223; die "&#252;bereinstimmenden" Bekundungen der betreffenden Zeugengruppe gleichwohl ein unzutreffendes Gesamtbild ergeben. Deshalb ist es in F&#228;llen, in denen kein einzelner Belastungszeuge, sondern eine durch gemeinsame Dienstaus&#252;bung miteinander verbundene Zeugengruppe auftritt, aus Gr&#252;nden einer verl&#228;&#223;lichen Wahrheitserforschung, in der Regel angebracht, benannte "Gegenzeugen" zu vernehmen (SenE VRS 74, 372, 375), schon damit dem Betroffenen nicht der unzutreffende Eindruck vermittelt wird, das Tatgericht verlasse sich unbesehen auf die Aussagen von Polizeibeamten und betrachte andere Zeugen als "Zeugen zweiter Klasse", denen nur eine geringere Glaubw&#252;rdigkeit zukomme.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Da es hier nach allem geboten gewesen w&#228;re, im Rahmen der Aufkl&#228;rungspflicht dem Beweisantrag auf Zeugenvernehmung des Herrn D. und der Frau C. nachzugehen, stellt sich die Ablehnung jenes Antrags unter vorweggenommener Wertung der nicht erhobenen Beweise als Verfahrensmangel dar, der zur Aufhebung des angefochtenen Urteils zwingt. Auf der rechtsfehlerhaften Ablehnung des Beweisantrags kann die Entscheidung auch beruhen, weil nicht auszuschlie&#223;en ist, da&#223; bei einer Vernehmung der "Gegenzeugen" das Urteil zugunsten des Betroffenen ausgefallen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 79 Abs. 6 OWiG ist die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung an die Abteilung des Amtsgerichts, die entschieden hat, zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Verhandlung wird bemerkt:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis, da&#223; die Blutalkoholkonzentration mit 1,04 Promille "nicht unerheblich &#252;ber 0,8 Promille" liege, reicht f&#252;r die Annahme des Vorsatzes nicht aus (vgl. OLG K&#246;ln VRS 67, 226; StV 1984, 516; SenE vom 3. April 1987 - Ss 113/87 -; Jagusch/Hentschel, StVR, 29. Aufl., &#167; 316 Rn. 24; Dreher/Tr&#246;ndle, StGB, 44. Aufl., &#167; 316 An. 9; Hentschel/Born, Trunkenheit im Stra&#223;enverkehr, 4. Aufl. Rn. 346; jeweils m.w.N.). Ferner ist es nicht zul&#228;ssig, unbewiesenes Verteidigungsvorbringen zu Lasten des Betroffenen zu verwerten (KK-H&#252;rxthal, StPO, 2. Aufl., &#167; 261 Rn. 57 m.w.N.). Das gilt hier insbesondere f&#252;r die Behauptung, der Betroffene habe nach Alkoholgenu&#223; wegen Zweifeln an der eigenen Fahrt&#252;chtigkeit Herrn D. gebeten, ihn zu fahren.</p>
315,295
olgham-1988-12-16-20-u-12388
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 123/88
"1988-12-16T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:41"
"2022-10-18T15:08:39"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1216.20U123.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des. Rechtsmittels im &#252;brigen, sowie unter Zur&#252;ckweisung der Berufung der Beklagten das am 3. Februar 1988 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, auf das Konto des Kl&#228;gers Nr.: ... bei der Kreissparkasse ... 341.636,65 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 17. November 1984 zu zahlen.</p> <p>Wegen der Mehrforderung wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Es wird ferner festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, an den Kl&#228;ger weitere 182.131,- DM zu zahlen, sofern er innerhalb von 18 Monaten nach Rechtskraft des Urteils sichergestellt hat, da&#223; er die Entsch&#228;digung verwenden wird, um ein Geb&#228;ude gleicher Art und Zweckbestimmung wie das am 16. Oktober 1984 zerst&#246;rte an bisheriger Stelle wieder herzustellen.</p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges tragen zu 28 % der Kl&#228;ger, zu 72 % die Beklagte.</p> <p>Die Kosten der Berufungsinstanz tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 440.000,- DM abzuwenden, sofern nicht der Kl&#228;ger zuvor Sicheheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 10.000,- DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Beide Parteien k&#246;nnen die Sicherheit durch unbefristete, selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat bei der Beklagten aufgrund eines Antrages vom 11.12.1983 in Verbindung mit einem &#196;nderungsantrag vom 05.04.1984 (Anlage 18 ff) f&#252;r sein landwirtschaftliches Anwesen eine Feuerversicherung abgeschlossen, der die AFB und die NwlG 80 zugrundeliegen und die am 07.08.1984 policiert wurde. Ferner besteht bei der Beklagten eine Hausratversicherung zum Neuwert von 40.000,- DM. Zu den Geb&#228;uden geh&#246;ren das eigentliche Bauernhaus nebst Anbau, ferner St&#228;lle und Scheunen (Remisen) (Skizzen Bl. 257 GA, 29 BA). Etwa 50 m abseits gelegen geh&#246;rt noch dazu ein an einen Motorradclub als Vereinshaus vermietetes Schweizerhaus. Entprechend den gestellten Antr&#228;gen ist das Schweizerhaus mit 50.000,- DM zum Zeitwert, der Scheunentrakt mit Stallung in U-form gem&#228;&#223; Skizze zum Zeitwert in H&#246;he von 150.000,- DM und das Wohnhaus mit Anbau mit 600.000,- DM zum Neuwert versichert worden. Das Anwesen wurde vom Kl&#228;ger bewohnt, aber nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern war im &#252;brigen teils vermietet, unter anderem an eine Musikergruppe, und wurde teils auch zur Unterstellung von Fahrzeugen benutzt.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am fr&#252;hen Morgen des 16.10.1984 brannte das Anwesen, ausgenommen das abseits stehende Schweizerhaus, vollst&#228;ndig aus. Die Feuerwehr ri&#223; die Giebelwand ein. Nachdem eine Ordnungsverf&#252;gung der Stadt ... vom 23.10.1984 (Bl. 98 GA) ergangen war, lie&#223; der Kl&#228;ger auch weitere Geb&#228;udeteile abrei&#223;en. Der Brand wurde von dem Zeugen Uherek, der in dem Schweizerhaus &#252;bernachtet hatte, erstmals gegen 4.00 Uhr morgens bemerkt. Der Kl&#228;ger hat in erster Instanz einen seiner Meinung nach unstreitigen Teilbetrag in H&#246;he von 475.966,- DM seines auf &#252;ber 1 Million DM bezifferten Gesamtschadens geltend gemacht. Hilfsweise hat er sich auf den von den Parteien in einer Schadenaufstellung vom 23.01.1985 der H&#246;he nach festgelegten Hausratschaden (Bl. 273 ff BA) berufen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte vermutet, da&#223; der Kl&#228;ger sein Anwesen selbst in Brand gesetzt hat. Sie behauptet hierzu, dies habe er gegen&#252;ber den Zeugen ... und ... - Brandstiftung ist im Anschlu&#223; an das Gutachten ... (Bl. 45 ff BA) unstreitig - auch zugegeben. Dazu passe, da&#223;, wie die Beklagte behauptet, der Sch&#228;ferhund des Anwesens nicht angeschlagen habe, da&#223; von der Polizei keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens festgestellt worden seien, da&#223; die Brandnester nur in selbst genutzten bzw. leeren Geb&#228;udeteilen sich befunden h&#228;tten und da&#223; der Kl&#228;ger, als er unstreitig am n&#228;chsten Tag auf seiner Arbeitsstelle in ... von dem Brand informiert wurde, zun&#228;chst seinen Mercedes 500 in eine Werkstatt gebracht hat und erst dann zu seinem Hof gefahren ist. Der Kl&#228;ger m&#252;sse auch ein Motiv gehabt haben, wie sich schon daraus ergebe, da&#223; er nach dem Brand weitere Geb&#228;udeteile habe niederlegen lassen. Der Kl&#228;ger habe auch nicht, wie dieser behauptet hat, und wie der Portier ... best&#228;tigt hat, die ganze Nacht in einem Hotel in ... geschlafen, sondern sei von ...achts zur&#252;ck zu seinem Hof und dann - nach der Brandstiftung - wieder in das Hotel nach ... gefahren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Hausratversicherung beruft sich die Beklagte ebenfalls auf vors&#228;tzliche Brandstiftung und ferner auf Obliegenheitsverletzung, weil, wie die Beklagte behauptet, der Kl&#228;ger drei Langwaffen als gestohlen angegeben hat (Position 22 Bl. 275 BA), obwohl diese schon vorher von der Polizei beschlagnahmt gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei der Hausratversicherung liege eine geringf&#252;gige Unterversicherung vor, so da&#223; allenfalls ein Betrag von 38.767,- DM zu ersetzen sei. Wegen des Geb&#228;udeschadens bezieht sich die Beklagte auf ein zu diesem Zweck eingeholtes Gutachten ... (Anlage 1). Sie meint, wovon auch der Gutachter ausgegangen ist, da&#223; nur die in der Skizze zum Gutachten unter der Position a) abgehandelten Teile des Bauernhauses zum Neuwert versichert seien und errechnet hieraus eine erhebliche &#220;berversicherung des Wohnhauses und - dementsprechend - eine erhebliche Unterversicherung der &#252;brigen durch den Brand in Mitleidenschaft gezogenen Geb&#228;udeteile. Ferner verweist sie darauf, da&#223; keinesfalls der Neuwertanteil bez&#252;glich des Wohnhauses f&#228;llig sein k&#246;nne. Sie errechnet so - unter Ber&#252;cksichtigung insbesondere der Unterversicherung - einen Zeitwertschaden von 200.694,- DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Vernehmung der Zeugen ... und ... - wegen der Aussagen wird auf Bl. 146 ff GA Bezug genommen - unter Abweisung der Klage im &#252;brigen die Beklagte zur Zahlung von 200.694,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 07.04.1987 - unter dem 06.04.1987 hatte die Staatsanwaltschaft endg&#252;ltig die Einstellung des Verfahrens verf&#252;gt, nachdem bereits am 31.01.1985 das Verfahren schon einmal eingestellt worden war - auf das Konto des Kl&#228;gers Nr. ... bei der Kreissparkasse ... verurteilt. Es hat den Beweis, da&#223; der Kl&#228;ger sein Anwesen in Brand gesetzt hat, nicht als gef&#252;hrt angesehen. Zur Schadenh&#246;he, so hat das LG weiter ausgef&#252;hrt, habe der Kl&#228;ger nichts Abweichendes vorgetragen, so da&#223; von dem Vortrag der Beklagten auszugehen sei. Hinsichtlich des Hausratschadens gelte dasselbe, so da&#223; die Beklagte insoweit wegen Obliegenheitsverletzung frei sei. Wegen der Begr&#252;ndung im einzelnen und zur weiteren Sachdarstellung wird auf die angefochtene Entscheidung (Bl. 156 ff GA) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wenden sich beide Parteien mit ihren jeweils form- und fristgerecht eingelegten Berufungen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, nur der U-f&#246;rmige Trakt seines Anwesens sei zum Zeitwert, das Bauernhaus einschlie&#223;lich der zugeh&#246;rigen Tenne jedoch zum Neuwert versichert. Deshalb ergebe sich auch keine Unterversicherung und deshalb sei die Beklagte verpflichtet, den gem&#228;&#223; Gutachten ... errechneten Zeitwertschaden an den Geb&#228;uden voll zu ersetzen. Er habe zur Hausratversicherung auch keine falschen Angaben gemacht, insbesondere habe er von seinem Vater mehrere Waffen geerbt, die zum Teil beschlagnahmt und, soweit angegeben, tats&#228;chlich verbrannt seien. Auch insoweit liege keine Unterversicherung vor. Der Feststellungsantrag rechtfertige sich daraus, da&#223; er ohne sichere Aussicht auf Entsch&#228;digung nicht habe bauen k&#246;nnen und die Beklagte sich deshalb arglistig verhalte, wenn sie sich auf den Ablauf der Frist des &#167;7 Abs. 2 NwlG 80 berufe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat zuletzt beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger &#252;ber den zuerkannten Betrag von 200.694,- DM hinaus weitere 141.742,65 DM, insgesamt also 342.436,65 DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1 % Zinsen unter dem jeweiligen Diskontsatz der Deutschen Bundesbank, h&#246;chstens aber 6 % und mindestens 4 % von 80.000,- DM seit dem 17.11.1984 bis zum 14.02.1985,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">10,75 % Zinsen aus 80.000,- DM seit dem 15.02.1985,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1 % Zinsen unter dem jeweiligen Diskontsatz der Deutschen Bundesbank, h&#246;chstens aber 6 % und mindestens 4 % von 262.436,65 DM seit dem 17.11.1984 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger weitere 182.131,- DM zu zahlen, sofern er innerhalb von 18 Monaten nach Rechtskraft des Urteils sichergestellt hat, da&#223; er die Entsch&#228;digung verwenden wird, um ein Geb&#228;ude gleicher Art und Zweckbestimmung an der bisherigen Stelle wieder herzustellen, wie das am 16.10.1984 zerst&#246;rte.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und bittet um erneute Vernehmung der Zeugen ... und .... Soweit ... vor dem Landgericht ausgesagt hat, die Beklagte habe beiden Zeugen 50.000,- DM zugesagt, wenn sie, die Beklagte, aufgrund ihrer Aussagen nicht zahlen m&#252;sse, sei eine entsprechende Zusicherung so konkret nicht erfolgt. Sie meint, die arglistige T&#228;uschung in der Hausratversicherung &#252;ber verbrannte Langwaffen m&#252;sse auch in der Geb&#228;udefeuerversicherung zur Leistungsfreiheit f&#252;hren. Zumindest liege eine Gefahrerh&#246;hung darin, da&#223; man ungehindert vom Stall in das Wohnhaus habe gelangen k&#246;nnen, weil R&#228;ume einen verwahrlosten Eindruck gemacht h&#228;tten, insbesondere an eine Musikergruppe vermietet gewesen seien, und weil andere R&#228;umlichkeiten teilweise f&#252;r Partys vermietet gewesen oder f&#252;r die Unterstellung von Kfz benutzt worden seien. Hinsichtlich des Hausratschadens beruft sich die Beklagte ferner auf Verj&#228;hrung. Die Feststellungsklage h&#228;lt die Beklagte f&#252;r unzul&#228;ssig, weil die Frist des &#167;7 NwlG bereits abgelaufen sei.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlungsakten 30 Js 160/85 StA Bochum lagen war und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat weiteren Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen ..., und ....</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ich wei&#223; nur aus den Schadenaufstellung, die der Mitarbeiter ... vorgenommen hat, von den Gewehren. Ich habe selbst nie mit dem Kl&#228;ger gesprochen und ihn heute das erste Mal gesehen. Am 28.11.1984 ist bei der Kriminalpolizei mit einem Herrn ... verhandelt worden. Von dort kam der Hinweis, da&#223; Gewehre beschlagnahmt worden seien. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, das das Aktenzeichen 64 Cs 32/84 AG Bochum erhalten hat. Es waren seinerzeit nach Auskunft der Kripo drei Langwaffen beschlagnahmt worden. Herr ... hat mir damals gesagt, m&#246;glicherweise sei eine Identit&#228;t vorstellbar, zumindest bei einer Waffe. Ich wei&#223; nicht, was beschlagnahmt worden ist. Der Kl&#228;ger hat gesagt, er habe die Waffen von seinem Vater geerbt. Seine Mutter hat dagegen gesagt, er habe nur eine Waffe gehabt, n&#228;mlich ein Schrotgewehr.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der <u>Kl&#228;ger</u> &#228;u&#223;erte sich dazu: Ich habe insgesamt sechs Gewehre geerbt. Verbrannt sind zwei Luftgewehre und eine einl&#228;ufige Schrotflinte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ich habe mir vom Kl&#228;ger bei der Schadenaufnahme die Gewehre beschreiben lassen. Ich hatte einen Waffenkatalog dabei. Die Angaben in der Anzeige stammen aber vom Kl&#228;ger. Ich hatte auch Kontakt zur Polizei. Sie hat mir gesagt, es sei eine Langwaffe namens Erwa sichergestellt worden. Der Kl&#228;ger hatte erw&#228;hnt, ein Kleinkalibergewehr, vermutlich Erwa, sei verbrannt. Da habe ich einen Zusammenhang vermutet. Ferner ging es um eine Schrotflinte (Bockflinte). Die angeblich verbrannte soll einl&#228;ufig gewesen sein. Ob die Flinte, die die Polizei beschlagnahmt hat, zweil&#228;ufig war, wie der Kl&#228;ger sagt, wei&#223; ich nicht. Das Kaliber der Waffe namens Erwa hat die Polizei mit 4 mm angegeben. Etwas unklar ist die Sache schon. F&#252;r mich klar war aber die Sache mit der Schrotflinte. N&#228;heres kann ich dazu aber auch nicht sagen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Es tut mir leid, wenn meine Zeichnung Bl. 11 meines Gutachtens zu Mi&#223;verst&#228;ndnissen Anla&#223; gegeben hat, soweit dort durch einen durchgezogenen Strich der Anschein erweckt wird, als seien Wohnhaus mit Anbau ((a) des Gutachtens) und Deele/Pferdestall ((b) des Gutachtens) r&#228;umlich getrennt. Beides zusammen bildet das eigentliche Bauernhaus. Den dicken Strich auf der Skizze Bl. 11 meines Gutachtens mu&#223; man sich wegdenken. Dann ergibt sich die zutreffende Skizze Bl. 257 GA. An der Seite der Deele waren St&#228;lle. Auf einer Seite dar&#252;ber befanden sich die Wohnr&#228;ume von Herrn .... Diese waren vom Wohnhausteil &#252;ber eine Treppe zu erreichen. Ob auch von der Deele aus die R&#228;ume &#252;ber eine Treppe und eine T&#252;r erreichbar waren, wei&#223; ich nicht. Gefunden habe ich nichts. Eine Holztreppe ist denkbar, sie w&#228;re dann verbrannt. Nach den Bildern 10 und 11 Bl. 67 BA, wo eine T&#252;r&#246;ffnung zu sehen ist, w&#228;re das wohl m&#246;glich. Haus und Deele, das alte Bauernhaus, waren 1 1/2-geschossig. Der Stall war 2 1/2-geschossig. Das Haupthaus hatte nur Holzdecken, Betondecken habe ich nur im Stall vorgefunden. Allerdings habe ich in meinem Gutachten, wie ich gerade bemerke, auf Bl. 12 auch das Haupthaus als 2 1/2-geschossig errichtet bezeichnet. Das ist dann wohl wegen des irrsinnig hohen Giebels geschehen. Auf der anderen Seite der Deele waren unten Toiletten, wie ich in meinem Gutachten festgehalten habe. Da&#223; auch dar&#252;ber Wohnr&#228;ume gewesen sein sollen, das wei&#223; ich nicht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist unbegr&#252;ndet, die des Kl&#228;gers ist ganz &#252;berwiegend begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger verlangt mit seinem Berufungsantrag, wie sich aus der Bezugnahme auf den Tenor des angefochtenen Urteils, zweifelsfrei ergibt, Zahlung der Klagesumme auf sein Konto Nr. ... bei der Kreissparkasse .... Dabei handelt es sich um ein Konto, das bei der Grundpfandgl&#228;ubigerin unterhalten wird und das von dieser als Empf&#228;ngerkonto schon erstinstanzlich akzeptiert worden ist. Der Kl&#228;ger kann nach dem Ergebnis der Hauptverhandlung vor dem Senat Zahlung von insgesamt 341.145,02 DM nebst Vertragszinsen auf das erw&#228;hnte Konto verlangen. Auch sein hinsichtlich des Neuwertanteils in dieser Instanz auf Feststellung umgestellter Antrag ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der <u>Zahlungs</u>antrag ist dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist hinsichtlich der <u>Geb&#228;ude</u>sch&#228;den wegen des Brandfalles vom 16.10.1984 aus den abgeschlossenen Vertr&#228;gen einstandspflichtig.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keine Gefahrerh&#246;hung vorgenommen, &#167;6 AFB. Das Geb&#228;ude ist vor Vertragsschlu&#223; nicht anders genutzt worden als nach Vertragsschlu&#223;, n&#228;mlich durch den Kl&#228;ger selbst, durch Unterstellung von Fahrzeugen in einer Scheune und durch Vermietung an eine Musikergruppe oder gelegentlich f&#252;r Partys. Schon von daher kann von einer Erh&#246;hung der Gefahr keine Rede sein. Abgesehen davon hat der Senat auch keinen Anhalt f&#252;r die Annahme, da&#223; durch eine solche Nutzung die Gefahr tats&#228;chlich erh&#246;ht worden sein k&#246;nnte. Konkrete Umst&#228;nde hat auch die Beklagte nicht aufzeigen k&#246;nnen. Da&#223; das Geb&#228;ude, wie die Beklagte fernerhin einmal behauptet hat, wochenlang unbeaufsichtigt gewesen ist, ist von dem Kl&#228;ger bestritten worden und von der Beklagten nicht unter Beweis gestellt. Der Vortrag ist dar&#252;ber hinaus unsubstantiiert. Nicht dargetan ist n&#228;mlich, wann dieser Vorfall gewesen sein soll. Entscheidungserheblich w&#228;re allenfalls ein Zeitraum von Dezember 1983 bis zum Brand im Oktober 1984.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt auch die Auffassung der Beklagten, eine etwaige arglistige T&#228;uschung zur Schadenh&#246;he in der Hausratversicherung f&#252;hre auch nach &#167;16 AFB in der Geb&#228;udefeuerversicherung zur Leistungsfreiheit, nicht. Es handelt sich um getrennte Versicherungen, deren Wirksamkeit und Leistungsvoraussetzungen unabh&#228;ngig voneinander zu pr&#252;fen sind. N&#228;here Ausf&#252;hrungen dazu sind jedoch entbehrlich, weil, wie noch an anderer Stelle auszuf&#252;hren sein wird (unten 2 b), die Beklagte den ihr insoweit obliegenden Beweis nicht erbracht hat.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat auch nicht bewiesen, da&#223; der Kl&#228;ger den Schaden vors&#228;tzlich herbeigef&#252;hrt hat, &#167;16 AFB. Der Kl&#228;ger bestreitet die Mutma&#223;ungen der Beklagten. Die von dieser vorgetragenen Indizien sind, jedenfalls soweit sie nachweisbar sind, nicht geeignet, den von der Beklagten erhobenen Vorwurf zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht, beruft sich die Beklagte auf die Aussagen der Zeugen ... und ... Zwar haben beide Zeugen im Ermittlungsverfahren (dort Bl. 105 ff, 114 ff) konkret angegeben, der Kl&#228;ger habe ihnen gegen&#252;ber einger&#228;umt, seinen Hof selbst angesteckt zu haben. Vor dem Landgericht hat ..., der wegen Eigentums- und Verm&#246;gensdelikten eine langj&#228;hrige Freiheitsstrafe verb&#252;&#223;t und der auch Falschaussagen zugunsten des Zeugen ... und zum Nachteil von dessen Versicherung zugegeben hat, ausgesagt, er wisse das alles nicht mehr genau, k&#246;nne das auch nicht mehr behaupten, er gehe davon aus, da&#223; seine damaligen Angaben richtig gewesen seien, wolle sich aber nicht mehr festlegen. Der Zeugen ..., der ebenfalls wegen Eigentums- und Verm&#246;gensdelikten eine mehrj&#228;hrige Freiheitsstrafe verb&#252;&#223;t, hat ausgesagt, der Kl&#228;ger habe nicht gesagt, er habe seinen Hof angesteckt. Er habe die Angaben gegen&#252;ber dem Staatsanwalt auf Veranlassung seines Bekannten ... gemacht, der einerseits beim Staatsanwalt Pluspunkte wegen seines eigenen Verfahrens habe sammeln wollen und der andererseits von dem Zeugen ... erfahren gehabt habe, da&#223; die Beklagte 50.000,- DM dem zahlt, aufgrund dessen Aussage sie nicht in Anspruch genommen werden k&#246;nne. Die Aussage beim Staatsanwalt sei mit ... in allen Einzelheiten abgesprochen gewesen. Es sei geplant gewesen, die Dinge deutlicher darzustellen, als sie geschehen seien.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Noch deutlicher l&#228;&#223;t sich kaum darstellen, da&#223; beide zum Nachteil des Kl&#228;gers falsch ausgesagt haben. Wenn der Zeuge ... in seiner Aussage weiter ausgef&#252;hrt hat, er k&#246;nne sich an das Gespr&#228;ch auf dem Hof mit dem Kl&#228;ger unheimlich schlecht erinnern und es sei richtig, da&#223; er subjektiv den Eindruck gewonnen habe, da&#223; der Kl&#228;ger an den Dingen irgendwie beteiligt sei, ist dies eine verst&#228;ndliche Einschr&#228;nkung, die darauf beruhen d&#252;rfte, da&#223; wenigstens subjektiv kein Aussagedelikt vorliege. Da&#223; beide den Kl&#228;ger beschuldigt haben, um die von der Beklagten in Aussicht gestellte erhebliche Belohnung von 50.000,- DM zu kassieren, liegt nahe, ist aber in diesem Rechtsstreit ohne Belang. Jedenfalls k&#246;nnen auf solche Aussagen, wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, keine Feststellungen gegr&#252;ndet werden. Unrichtig ist, da&#223; der Zeuge ... die Einzelheiten seiner Aussage nur vom Kl&#228;ger selbst erfahren haben kann: Ebensogut m&#246;glich ist, da&#223; sie ihm z.B. von Mitarbeitern der Beklagten mitgeteilt worden sind. Der Senat sieht jedenfalls keinen Anla&#223;, die Zeugen vor dem Senat erneut zu h&#246;ren.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob der Kl&#228;ger die M&#246;glichkeit gehabt h&#228;tte, das Hotel in ..., das er unstreitig in der Brandnacht aufgesucht hat, &#252;ber Feuerleitern und fremde Hinterh&#246;fe oder - entgegen dessen Aussagen im Ermittlungsverfahren - heimlich am Portier ... vorbei zu verlassen und dorthin wieder zur&#252;ckzukehren. Diese eher entfernt liegende M&#246;glichkeit ist unbewiesen und deshalb auch indiziell unbrauchbar. Dasselbe gilt f&#252;r die Tatsache, da&#223; die Polizei bei ihren Ermittlungen in der Brandnacht keine Aufbruchspuren gefunden hat. Dies besagt bei dem Umfang des Brandschadens (Bilder Bl. 32 ff, 63 ff, 179 a ff BA) wenig. Ferner sollen die Geb&#228;ude nur durch einfache Holzt&#252;ren gesichert gewesen sein, die jedenfalls leicht zu &#246;ffnen waren und die im &#252;brigen mitverbrannt sein k&#246;nnen und die deshalb eine Auswertung nicht mehr zulassen. Im &#252;brigen behauptet die Beklagte in anderem Zusammehang, da&#223; das Haupthaus ohne gr&#246;&#223;ere Hindernisse zu betreten gewesen ist. Da&#223; Erandnester nur in vom Kl&#228;ger selbst genutzten oder leerstehenden Geb&#228;udeteilen vorgefunden worden sind, kann Zufall sein.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt nicht f&#252;r Indizien brauchbar, da&#223; der Kl&#228;ger angibt, abends nach ... gefahren zu sein, um sich dort im Autohaus ... Schaufenster anzusehen und anschlie&#223;end einen Bummel durch die Altstadt zu machen. Das erscheint f&#252;r einen Autofan, wozu der Kl&#228;ger zu z&#228;hlen ist, als eine m&#246;gliche Freizeitbesch&#228;ftigung. Kenn der Kl&#228;ger nach der Mitteilung von dem Brandfall am n&#228;chsten Morgen auf seiner Arbeitsstelle erst sein eigenes Auto in die Werkstatt gefahren hat, bevor er sich zu seinem Hof begeben hat, mag dies nicht allgemeinen Gepflogenheiten entsprechen, spricht andererseits aber auch nicht f&#252;r Brandstiftung. Im &#252;brigen ist das Verhalten auch nicht ganz undenkbar, weil an dem Fahrzeug, einem Mercedes 500, ein Wassereinbruch vorgelegen haben soll und weil auch die Bremsleuchten defekt gewesen sein sollen. Wenn der Kl&#228;ger die Quittung des Hotels der Polizei gegen&#252;ber sofort pr&#228;sentieren konnte, besagt auch das nichts, zumal es nahe lag, da&#223; er nach seinem Aufenthalt in der Brandnacht gefragt werden w&#252;rde. Ohne Bedeutung ist auch, wann der Kl&#228;ger in ... sein Hotelzimmer bezahlt hat. Soweit die Beklagte meint, Widerspr&#252;che zur Aussage des Portiers im Ermittlungsverfahren aufzeigen zu k&#246;nnen, ist darauf zu verweisen, da&#223; der Kl&#228;ger bereits Bl. 90 GA dieselbe Darstellung wie der Portier gegeben hat.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist in der Tat zun&#228;chst merkw&#252;rdig, da&#223; der Sch&#228;ferhund nicht angeschlagen haben soll, der Zeuge ..., der im Schweizerhaus &#252;bernachtet hatte, jedenfalls nichts geh&#246;rt hat (Bl. 16 f BA). Das kann aber vielerlei Ursachen haben. Vielleicht war ... betrunken. Vielleicht war Brandstifter eine Person, die der Hund kannte. Vielleicht war der Hund in dieser Nacht auch gar nicht auf dem Hof. Es verwundert zumindest, da&#223; der angeblich so scharfe Hund nach. Aussage des Zeugen ... im Ermittlungsverfahren nicht einmal angeschlagen haben soll, obwohl das gesamte Geb&#228;ude bereits in hellen Flammen stand.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat auch kein entscheidungserhebliches Motiv aufzeigen k&#246;nnen. Soweit mit der Berufung erneut behauptet wird, gegen den Kl&#228;ger sei Haftbefehl zur Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung ergangen, ist dies, wie die Beklagte positiv wei&#223;, falsch. Ihre entsprechenden Informationen hatten sich bereits in erster Instanz als Irrtum herausgestellt (Bl. 112 ff GA). Die Belastung des Objektes mit Grundschulden liegt erheblich unter dem Wert und besagt auch nichts dazu, in welcher H&#246;he diese valutierten. Jedenfalls ist nichts daf&#252;r ersichtlich, da&#223; der Kl&#228;ger nicht in geordneten Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen gelebt h&#228;tte. Soweit letztlich der Kl&#228;ger m&#246;glicherweise &#252;ber die Ordnungsverf&#252;gung vom 23.10.1984 hinaus weitere Geb&#228;udeteile einplaniert hat, mag dies dann nicht unumg&#228;nglich gewesen sein, kann aber vorherigen &#220;berlegungen entsprochen haben. Es ist deshalb vorstellbar, da&#223; dem Kl&#228;ger der Brand nicht ungelegen kam. Da&#223; er in irgendeiner Weise daran beteiligt war, ergibt sich daraus jedoch nicht. Ebensowenig l&#228;&#223;t die gebotene Gesamtschau eine solche Feststellung zu.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist deshalb insoweit beweisf&#228;llig geblieben.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte mu&#223; auch f&#252;r den <u>Hausrat</u>schaden einstehen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Sie ist aus den vorerw&#228;hnten &#220;berlegungen nicht, wie sie meint, wegen vors&#228;tzlicher Herbeif&#252;hrung des Schadens leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist entgegen der Auffassung des Landgerichts aber auch nicht deshalb leistungsfrei, weil der Kl&#228;ger sich einer Obliegenheitsverletzung nach &#167;13 VHB deshalb schuldig gemacht hat, weil er drei Schu&#223;waffen als verbrannt angegeben hat, die vorher von der Kriminalpolizei bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt worden waren. Denn die Beklagte hat schon den Nachweis nicht erbracht, da&#223; der Kl&#228;ger insoweit &#252;berhaupt falsche Angaben gemacht hat. Das hat der Kl&#228;ger jedenfalls in dieser Instanz substantiiert bestritten. Schon in der ersten Instanz hatte der Kl&#228;ger allerdings behauptet, da&#223; nur <u>ein Teil</u> der vorhandenen Waffen verbrannt sei. Dies erl&#228;utert er nun dahin, da&#223; er 6 oder 7 Waffen geerbt habe, von denen drei, wie angegeben, verbrannt seien. Die vom Senat zu diesem Punkt durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme hat Gegenteiliges nicht ergeben. Der Zeuge ... konnte zur Identit&#228;t der Waffen nichts sagen. Soweit er die Mutter des Kl&#228;gers dahin verstanden hat, da&#223; letzterer nur <u>eine</u> Waffe gehabt hat, kann ein Mi&#223;verst&#228;ndnis oder auch ein Irrtum der Mutter vorliegen. Jedenfalls ist unstreitig, da&#223; schon die Kriminalpolizei <u>drei</u> Waffen beschlagnahmt hat. Nicht einmal der Zeuge ... der Ermittler der Beklagten, war sich zu allen drei Waffen pers&#246;nlich sicher, da&#223; sie identisch waren. Er hat nur wegen der Schrotflinte gemeint, insoweit sei seiner Meinung nach Identit&#228;t gegeben, ohne dies sicher sagen zu k&#246;nnen. Jedenfalls konnte er den Einwand des Kl&#228;gers, von der Polizei sei eine <u>zwei</u>l&#228;ufige Schrotflinte beschlagnahmt worden, verbrannt sei eine <u>ein</u>l&#228;ufige, nicht ausr&#228;umen. Bez&#252;glich der anderen beiden Waffen (KK 22 und Luftgewehr Diana) w&#228;re ohnehin kaum verst&#228;ndlich, wenn die Polizei diese Waffen beschlagnahmt h&#228;tte. Denn es ist nichts daf&#252;r ersichtlich, da&#223; diese beiden Waffen als waffenscheinpflichtig beim Kl&#228;ger unerlaubt im Besitz gewesen sein k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach ist die Zahlungsklage ganz &#252;berwiegend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Geb&#228;udeschadens streiten die Parteien im Anschlu&#223; an das Gutachten ... (Anlage 3) in dieser Instanz nur dar&#252;ber, ob die Deele ((b) des Gutachtens) nach den getroffenen Vereinbarungen zu dem zum Neuwert versicherten Wohnhaus zu z&#228;hlen ist oder zu dem zum Zeitwert versicherten Scheunentrakt. Der Senat stellt fest, da&#223; die Deele der Neuwertversicherung unterf&#228;llt:</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r sprechen schon die von der Beklagten erstellten Policen. Danach (Anlage 1 Bl. 12 ff) ist gegen Neuwert versichert das Wohnhaus mit Anbau. In einem Bauernhaus der vorliegenden Art z&#228;hlt aber die Deele (Tenne) nicht zur Scheune oder zu sonstigen Nebengeb&#228;uden sondern zum Wohnhaus. Aufgrund der Vernehmung des Zeugen ... steht auch fest, da&#223; der Kl&#228;ger seine Wohnr&#228;ume im Deelentrakt des Hauses hatte. Der Zeuge ... hat ferner glaubhaft ausgef&#252;hrt, da&#223; es sich um ein einheitliches Geb&#228;ude, n&#228;mlich das alte Bauernhaus, gehandelt hat. Dies hatte im &#252;brigen auch schon der eigene Ermittler der Beklagten, der Zeuge ... in einem internen Vermerk vom 01.02.1985 (Bl. 259 GA) festgehalten. Handelt es sich aber bei dem im Gutachten ... als Wohnhaus und Deele bezeichneten Geb&#228;udeteilen um ein einziges Haus, spricht schon von daher alles daf&#252;r, da&#223; dieser gesamte Komplex zum Neuwert versichert sein sollte. F&#252;r die Auffassung der Beklagten spricht auch nicht der f&#252;r ihre Entscheidung ma&#223;gebliche Versicherungsantrag, insbesondere die diesem beigef&#252;gte Skizze (Anlage 1 Bl. 11). Im Versicherungsantrag hei&#223;t es dazu zur Abrenzung, da&#223; der Scheunentrakt mit Stallung in U-Form gem&#228;&#223; Skizze zum Zeitwert versichert werden solle. Insoweit mag ohne gr&#246;&#223;ere Bedeutung sein, da&#223; die Skizze des Agenten der Beklagten in mehrfacher Hinsicht ungenau ist, insbesondere die Scheunen falsch darstellt. Wesentlich ist aber, da&#223; auf der Skizze als zum Zeitwert zu versichern drei Striche eingezeichnet sind, die zur Remise, zur Scheune und zum Kuhstall f&#252;hren, nicht jedoch zur Tenne. Von einem "U-Trakt" kann man mit gewissen Einschr&#228;nkungen aber auch dann noch reden, wenn man die Tenne gem&#228;&#223; Skizze zum Haupthaus schl&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Eher gegen die Auffassung der Beklagten und f&#252;r die Auffassung des Senates spricht auch die Beschreibung der Geb&#228;ude im Versicherungsantrag. Auch diese ist zwar unstreitig in mehreren Punkten falsch. Insbesondere bestehen nicht nur die Umfassungsw&#228;nde des Haupthauses aus Holzfachwerk, sondern, jedenfalls zum gr&#246;&#223;ten Teil, auch die der Scheune. Entgegen den Angaben besteht die Zwischendecke im Haupthaus aus Holzdecken und die in der Scheune aus Beton. Ferner k&#246;nnen sowohl Scheune wie Haupthaus als zweigeschossig bezeichnet werden. Das spricht aber alles nicht f&#252;r die Beklagte, weil unstreitig das Wohnhaus und nicht etwa die Scheune zum Neuwert versichert werden sollte und versichert worden ist. F&#252;r die Auffassung des Senates spricht es, da&#223; in der Beschreibung der Geb&#228;ude f&#252;r die zum Neuwert zu versichernden Geb&#228;ulichkeiten das Baujahr 1920 angegeben ist, was nur auf das Haupthaus einschlie&#223;lich der Deele zutrifft und da&#223; die &#252;brigen Bauten, wie in der Geb&#228;udebeschreibung auch angegeben, sp&#228;ter errichtet worden sind. Wesentlich f&#252;r die Auffassung des Senats spricht ferner, da&#223;, wollte man der Meinung der Beklagten folgen, das Wohnhaus zu mehr als 100 % &#252;berversichert w&#228;re. Da&#223; dies gewollt war, ist auszuschlie&#223;en. Der Senat ist nach allem davon &#252;berzeugt, da&#223; nach dem Willen der Parteien der Deelentrakt zum Neuwert versichert werden sollte und versichert worden ist.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Neuwert- und Zeitwertsch&#228;den sind im Anschlu&#223; an das Gutachten ... f&#252;r die einzelnen Geb&#228;udeteile zwischen den Parteien unstreitig. Bez&#252;glich des Wohnhauses einschlie&#223;lich der Deele liegt keine Unterversicherung vor. Es errechnet sich dann unstreitig ein Zeitwertschaden von <u>275.983,- DM.</u> Bez&#252;glich Stall und Lager (Postionen C und D des Gutachtens) errechnet sich ein Zeitwertschaden einschlie&#223;lich Schadenminderungskosten von 47.139,- DM. Bei einer unter Ber&#252;cksichtigung einer unstreitigen Summenausgleichung Versicherungssumme von 171.373,- DM und bei einem Versicherungswert von ebenfalls unstreitig 396.082,- DM errechnet sich danach f&#252;r diese Positionen ein zu ersetzender Zeitwertschaden von <u>20.395,65 DM</u> (47.139,- DM &#215; 171.373,- DM : 396.082,- DM).</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des <u>Hausrat</u>schadens hat der Zeuge ... zusammen mit dem Kl&#228;ger eine gemeinschaftliche Schadenermittlung vorgenommen (Bl. 273 ff BA). In der vom Kl&#228;ger unterschriebenen Erkl&#228;rung hei&#223;t es, die Zahlen seien endg&#252;ltig und dienten der Entsch&#228;digungsberechnung durch den Versicherer, der sich die Pr&#252;fung der Eintrittspflicht selbst vorbehalte. Der Versicherungswert betr&#228;gt unter Ber&#252;cksichtigung der Klausel 825 unstreitig 44.000,- DM. Der Schaden ist mit 40.058,- DM (unter Einschlu&#223; der Langwaffen) festgestellt worden. Die Beklagte bestreitet, da&#223; die Langwaffen verbrannt sind. Der Senat hat nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme zwar nicht die &#220;berzeugung gewinnen k&#246;nnen, da&#223; die Langwaffen nicht verbrannt sind, er kann andererseits aber auch nicht feststellen, da&#223; sie verbrannt sind. Das Ergebnis der Beweisaufnahme ist offen. Der Kl&#228;ger hat weiteren Beweis nicht angetreten. Es errechnet sich dann unter Abzug der Position 22 ein Hausratschaden in H&#246;he von 39.258,- DM. Der Wert des geretteten Hausrates ist von den Parteien in der erw&#228;hnten Aufstellung mit 5.300,- DM beziffert worden. Soweit der Kl&#228;ger das nunmehr ohne jede Begr&#252;ndung als unrichtig in Zweifel zieht, kann er damit nicht geh&#246;rt werden. Es kann dahinstehen, ob die Vereinbarung vom 23.01.1985 etwa einen Teilvergleich, beinhaltet. Denn jedenfalls ist das jetzige Vorbringen des Kl&#228;gers unsubstantiiert, nachdem er sich an Ort und Stelle mit den gemeinschaftlichen Feststellungen einverstanden erkl&#228;rt hat. Er h&#228;tte zumindest im einzelnen dartun m&#252;ssen, aus welchen Gr&#252;nden der gerettete Hausrat einen geringeren Neuwert als 5.300,- DM gehabt haben soll und was sonst an der damals getroffenen Feststellung unrichtig ist. Der Wert des Hausrates betrug dann am Schadentage dann 44.558,- DM. Der zu ersetzende Hausratschaden bel&#228;uft sich dann auf <u>38.766,37 DM</u> (39.258,- DM &#215; 44.000,- DM : 44.558,- DM).</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Beklagte in erster Instanz auf Vers&#228;umung der Klagefrist und in dieser Instanz auf Verj&#228;hrung berufen hat, fehlt es dazu an jeglichem Sachvortrag. Die Tatsache allein, da&#223; der Hausratschaden erst in erster Instanz, und damit m&#246;glicherweise sp&#228;ter als zwei Jahre nach dem Versicherungsfall geltend gemacht hat, begr&#252;ndet weder das eine noch das andere.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Begr&#252;ndet ist auch die Forderung des Kl&#228;gers auf Zahlung von Aufr&#228;umungskosten in H&#246;he von <u>6.000,- DM.</u> Diese stehen ihm nach, der vereinbarten kostenlosen Erweiterung des Feuerversicherungsschutzes zu, falls sie in dieser H&#246;he entstanden sind. Dies hat die Beklagte zwar ohne weitere Begr&#252;ndung bestritten. Der Senat hat aber keinen Zweifel daran, da&#223; Kosten in dieser H&#246;he entstanden sind. Dies folgt schon aus der Gr&#246;&#223;e des Brandschadens jedenfalls in Verbindung mit der Ordnungsverf&#252;gung der Stadt ... vom 23.10.1984, wonach der Kl&#228;ger verpflichtet war, die brandbesch&#228;digten Geb&#228;ude und Bauteile abzubrechen. Es unterliegt keinem Zweifel, da&#223; hierf&#252;r erhebliche Aufwendungen erforderlich waren. Der Senat sch&#228;tzt diese (&#167;287 ZPO) auf mindestens die Klageh&#246;he.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf die vom Senat zugesprochenen Vertragszinsen folgt aus &#167;&#167;17 AFB, 17 Abs. 1 VHB.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die weitergehende Zinsforderung ist unbegr&#252;ndet. Es kann dahinstehen, ob die Beklagte bereits mit Einstellung des Ermittlungsverfahrens am 31.01.1985 in Verzug geraten ist und ob dieser mit Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens bis zur erneuten Einstellung vom 06.04.1987 wieder entfallen ist. Denn jedenfalls hat der Kl&#228;ger keinen weitergehenden Schaden belegt. Aus den vom Kl&#228;ger zum Nachweis seines Zinsschadens vorgelegten Belegen (Bl. 9, 263 GA) ergibt sich, da&#223; der Kl&#228;ger aufgrund eines Vertrages vom 28.08.1984 im November 1984 ein Tilgungsdarlehen aufgenommen hat. Die Aufnahme des Darlehens beruhte deshalb nicht auf Verzug der Beklagten, der jedenfalls nicht vor Februar 1985 eingesetzt haben kann. Da&#223; der Kl&#228;ger das Darlehen aus einer etwa fristgerecht gezahlten Versicherungssumme zur&#252;ckgezahlt haben w&#252;rde, hat er nicht dargelegt, ist bei einem Tilgungsdarlehen auch eher unwahrscheinlich. Der Kl&#228;ger kann deshalb nur Vertragszinsen, die bei den Diskonts&#228;tzen der Vergangenheit und heute 4 % betragen, verlangen. Insgesamt stehen dem Kl&#228;ger deshalb als Zeitwertentsch&#228;digung 341.145,02 DM (275.983,- DM + 20.395,65 DM + 38.766,37 DM + 6.000,- DM) nebst. Zinsen zu.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungsklage ist zul&#228;ssig. Die Beklagte bestreitet, den Neuwertanteil wie auch immer zu schulden. Zahlungsklage kann der Kl&#228;ger nicht erheben, weil der Neuwertanteil unstreitig noch nicht f&#228;llig ist.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch begr&#252;ndet. Zwar erwirbt nach &#167;7 NwlG 80 ein Versicherungsnehmer den Anspruch auf Neuwertentsch&#228;digung nur, sobald und soweit er innerhalb von drei Jahren nach Eintritt des Versicherungsfalles sichergestellt hat, da&#223; er die Entsch&#228;digung verwenden wird, Geb&#228;ude in gleicher Art und Zweckbestimmung an der bisherigen Stelle wieder herzustellen. Dies ist unstreitig bislang nicht geschehen. Die Frist ist auch abgelaufen. Zu Recht r&#252;gt der Kl&#228;ger aber, da&#223; die Beklagte rechtsmi&#223;br&#228;uchlich handelt, wenn sie sich auf den Ablauf der Frist beruft. Dabei braucht nicht n&#228;her er&#246;rtert zu werden, ob der Kl&#228;ger sich als Rechtsgrundlage insoweit auf den Arglisteinwand (&#167;242 BGB) berufen kann oder ob die vereinbarte AGB-Bestimmung teilweise als gegen &#167;9 Abs. 2 Nr. 2 AGBG versto&#223;end als unwirksam anzusehen ist (vgl. Martin, Sachversicherungsrecht, R IV 22). Denn jedenfalls w&#252;rde es dem Vertragszweck grob zuwiderlaufen, wenn die Beklagte, die sich ihrer Leistungspflicht &#252;ber l&#228;ngere Zeit zu Unrecht entzogen hat, erst und nur dadurch erreichen w&#252;rde, da&#223; sie sich ihren vertraglich &#252;bernommenen Pflichten bez&#252;glich des Neuwertanteiles nunmehr legal vollends entziehen k&#246;nnte. Der Kl&#228;ger kann, solange die Beklagte Zahlung verweigert und solange nicht feststeht, da&#223; sie endg&#252;ltig wird zahlen m&#252;ssen, den Wiederaufbau des Hauses nicht beginnen. Die Beklagte befindet sich demgegen&#252;ber jedenfalls mit der Zahlung der Zeitwertentsch&#228;digung zumindest seit dem 07.04.1987 in Verzug. Sie wiederholt zur St&#252;tze ihres Anliegens, nicht zahlen zu wollen, ihre Behauptung, der Kl&#228;ger habe sein Objekt selbst in Brand gesetzt, obwohl sie wei&#223;, da&#223; sie f&#252;r diese Vermutung Beweise nicht erbringen kann. In der Berufungsinstanz st&#252;tzt sie sich f&#252;r ihre Darstellung sogar auf Indizien, von denen sie positiv wei&#223;, da&#223; sie falsch sind (Haftbefehl). Es w&#228;re mit dem Grundgedanken des Rechts unvereinbar, wenn die Beklagte durch ein solches Verhalten bei der Abwicklung eines Versicherungsfalles sich berechtigten Anspr&#252;chen eines Versicherungsnehmers endg&#252;ltig und mit Recht sollte entziehen k&#246;nnen. Daran &#228;ndert auch nichts, wenn der Kl&#228;ger gegen&#252;ber dem Zeugen ... ge&#228;u&#223;ert haben sollte, wie die Beklagte behauptet, da&#223; er an Ort und Stelle etwas anderes errichten wolle. Dies kann sich ein Versicherungsnehmer auch anders &#252;berlegen. Nach den Versicherungsbedingungen ist ohne Belang, ob ein Wiederaufbau von vornherein geplant war oder erst nachtr&#228;glich sichergestellt wird.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt auch die vom Kl&#228;ger in seinem Antrag zum Vorschlag gebrachte Frist von 18 Monaten ab Rechtskraft des Urteils f&#252;r die Sicherstellung des Wiederaufbaues f&#252;r angemessen. Nach den Versicherungsbedingungen hat ein Versicherungsnehmer f&#252;r die Sicherstellung ab Versicherungsfall drei Jahre Zeit. Im Regelfall wird eine Versicherung ihre Entscheidung in einer, k&#252;rzeren Zeit als 18 Monate treffen k&#246;nnen, so da&#223; dem Versicherungsnehmer in der Regel mehr als 18 Monate Zeit zur Verf&#252;gung stehen wird. Bei einem Neubau eines Bauernhauses kann dar&#252;ber hinaus nicht unbeachtet bleiben, da&#223; die &#220;berlegung, in welcher Art wieder aufgebaut wird, einige Zeit in Anspruch nehmen kann und da&#223; insbesondere die Planung eines solchen Objektes nicht innerhalb weniger Monate abzuschlie&#223;en ist.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des Neuwertanteiles ist, abgesehen von der oben II 1 zugunsten des Kl&#228;gers entschiedenen Frage der Zurechenbarkeit der Deele, zwischen den Parteien unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;92 ZPO. In der Berufungsinstanz war die Zuvielforderung verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringf&#252;gig und hat keine besonderen Kosten veranla&#223;t, &#167;92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidungen &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167;708 Nr. 10, 709, 712 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten &#252;bersteigt 40.000,- DM, die Beschwer des Kl&#228;gers &#252;bersteigt 40.000,- DM nicht.</p>
315,296
olgham-1988-12-15-4-uf-32988
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 329/88
"1988-12-15T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:42"
"2022-10-18T15:08:39"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1215.4UF329.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 26. Mai 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die jetzige Ehefrau des Beklagten am 5.12.1984 ein rechtskr&#228;ftiges Vers&#228;umnisurteil auf Zahlung r&#252;ckst&#228;ndigen Mietzinses in H&#246;he von 1.330,-- DM nebst 9,5 % Zinsen erwirkt. Erst nachtr&#228;glich, n&#228;mlich Ende Dezember 1985, hat der Beklagte seine jetzige Ehefrau geheiratet. Wegen dieses Anspruchs nebst weiterer Kosten wurde durch Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts Dortmund vom 19.2.1987 - 140 M 1345/87 - der Taschengeldanspruch der Ehefrau gegen den Beklagten gepf&#228;ndet und der Kl&#228;gerin zur Einziehung &#252;berwiesen. In der Anlage zu dem Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Die H&#246;he des Taschengeldes wird aus Billigkeitsgr&#252;nden mit monatlich 5 % des Einkommens des Ehemannes bewertet".</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Erla&#223; des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses enthielt zu dem Einkommen des Beklagten keinerlei Angaben. Auf R&#252;ckfrage des Amtsgerichts hatten damals die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin unter dem 4.2.1987 mitgeteilt, &#252;ber die H&#246;he des Nettoeinkommens des Ehemannes (jetzigen Beklagten) und &#252;ber die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse k&#246;nnten keine Angaben gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In dem vorliegenden Drittschuldnerproze&#223; hat die Kl&#228;gerin mit der Behauptung, der Beklagte verdiene monatlich mindestens 2.000,-- DM netto, von diesem (zun&#228;chst) die Zahlung eines Teilbetrages von 1.000,-- DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 17.2.1988 begehrt. Sie hat der Ehefrau des Beklagten als Schuldnerin den Streit verk&#252;ndet. Durch das angefochtene Urteil hat das Amtsgericht die Klage abgewiesen. Mit der Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihr Klagebegehren weiter und behauptet: Der Beklagte sei im Zustelldienst der xxx t&#228;tig, es sei davon auszugehen, da&#223; er verbeamtet sei. Er verdiene mindestens 2.000,-- DM netto, Kinder seien nicht vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Von einer weiteren Darstellung wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, sachlich aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Da der Beklagte nicht durch einen beim Oberlandesgericht Hamm zugelassenen Rechtsanwalt vertreten ist und die Kl&#228;gerin gegen ihn das Vers&#228;umnisurteil beantragt hat, war das tats&#228;chliche m&#252;ndliche Vorbringen der Kl&#228;gerin als zugestanden anzusehen. Ausgenommen davon bleibt das schrifts&#228;tzliche Vorbringen, der Beklagte sei bei der xxx im Zustelldienst t&#228;tig und die Ehe des Beklagten mit der Schuldnerin sei kinderlos. Denn insoweit handelt es sich aufgrund der Anh&#246;rung des Ehemannes der Kl&#228;gerin im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat, die dieser als bevollm&#228;chtigter Vertreter f&#252;r die Kl&#228;gerin abgegeben hat, zumindest um eine Behauptung "ins Blaue hinein", wenn nicht sogar anzunehmen ist, da&#223; insoweit ein bewu&#223;t wahrheitswidriges Vorbringen vorliegt. Der Ehemann der Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich im Senatstermin erkl&#228;rt, weder ihm noch der Kl&#228;gerin sei bekannt oder bekannt gewesen, ob, wo und als was der Beklagte besch&#228;ftigt sei und was er verdiene; gleiches gelte bez&#252;glich aus der Ehe des Beklagten hervorgegangenen Kinder, zu den pers&#246;nlichen Angaben des Beklagten im Senatstermin aus seiner Ehe mit der Schuldnerin seien drei Kinder (geboren 1986, 1987 und 1988) hervorgegangen, k&#246;nnten weder er noch die Kl&#228;gerin etwas aus eigenem Wissen sagen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das mit dieser Einschr&#228;nkung zugrunde zu legende Vorbringen der Kl&#228;gerin rechtfertigt den Berufungsantrag nicht, so da&#223; die Berufung zur&#252;ckzuweisen war (&#167; 542 Abs. 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Bestehen eines Taschengeldanspruchs der Schuldnerin gegen den Beklagten ist die Kl&#228;gerin in vollem Umfang darlegungs- und beweispflichtig. Aus der zugrunde zu legenden Darstellung der Kl&#228;gerin ergibt sich jedoch nicht, da&#223; die Ehefrau des Beklagten gegen diesen seit dem 3. M&#228;rz 1987 - dem Tag, an dem die Pf&#228;ndung gem&#228;&#223; &#167; 829 Abs. 3 ZPO als bewirkt anzusehen ist - einen Anspruch auf Taschengeld gem&#228;&#223; &#167; 1360 a BGB gehabt h&#228;tte. Dann aber kann auch die Kl&#228;gerin einen derartigen ihr zur Einziehung &#252;berwiesenen Anspruch nicht mit Erfolg gegen den Beklagten geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob ein Taschengeldanspruch &#252;berhaupt pf&#228;ndbar ist (vgl. zum umfangreichen Streitstand: OLG M&#252;nchen FamRZ 1988, 1161 = NJW RR 1988, 894; Soergel/Lange, 11. Aufl., &#167; 1360 a BGB Rz. 8; M&#252;nch Komm-Wacke, &#167; 1360 BGB Rz. 28; Palandt-Diederichsen, BGB, 47. Aufl., &#167; 1360 a Anm. 1 c m.w.N.; Z&#246;ller-St&#246;ber, ZPO, 15. Aufl., &#167; 850 b Rdnr. 4 m.w.N., Smid Jur. B&#252;ro 1988, 1105, 1150) und ob dieses auch noch im Drittschuldnerproze&#223; zu pr&#252;fen ist, braucht hier schon deshalb nicht er&#246;rtert zu werden, weil ein solcher Anspruch im vorliegenden Fall nicht besteht, so da&#223; - eine wirksame Pf&#228;ndung unterstellt - die Kl&#228;gerin gleichwohl keinen Anspruch haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zwar kann einer nicht berufst&#228;tigen Ehefrau gegen ihren Ehemann im allgemeinen ein Anspruch auf Taschengeld zustehen, wie es der Rechtsprechung des Senats und der gefestigten Meinung in Literatur und der &#252;brigen Rechtsprechung entspricht (vgl. Urteil des Senats vom 11.11.1985 - 4 UF 391/85 -, FamRZ 1986, 357, 358 m.w.N.; Palandt-Diederichsen, a.a.O.; G&#246;ppinger u.a., Unterhaltsrecht, 5. Aufl., Rdnr. 462). Durchgehend wird dabei das Taschengeld so definiert, da&#223; der Anspruchsberechtigte damit seine kleineren und h&#246;chstpers&#246;nlichen Bed&#252;rfnisse befriedigen kann, ohne dem Ehegatten &#252;ber die Art der Verwendung Rechenschaft zu schulden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Aus dieser Definition des Begriffs "Taschengeld"', das danach der Befriedigung kleinerer und pers&#246;nlicher Bed&#252;rfnisse des jeweiligen Ehepartners dient, folgt aber auch die Begrenzung des Anspruchs aufs Taschengeld im konkreten Einzelfall. Denn mit dem Hinweis auf die pers&#246;nlichen Bed&#252;rfnisse des Berechtigten h&#228;ngt nicht nur die H&#246;he des Taschengeldanspruchs, sondern auch seine Entstehung &#252;berhaupt davon ab, ob die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse - das Verm&#246;gen und Einkommen, der Lebensstil, die Zahl der Unterhaltsberechtigten und die Zukunftsplanung - der Familie insgesamt eine solche Ausgabe sinnvollerweise zulassen (vgl. Urteil des Senats a.a.O., 358 rechte Spalte m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Damit mu&#223; aber jeder Taschengeldanspruch - sei es, da&#223; er prozentual am Nettoeinkommen des Pflichtigen gemessen wird, sei es, da&#223; er in festen Betr&#228;gen ermittelt wird - mangels abweichenden Dispositionen der Ehegatten zumindest an der Grenze scheitern, bis zu der das Einkommen allenfalls dazu ausreicht, da&#223; mit ihm der <u>notwendige</u> Familienunterhalt bestritten werden kann.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Von diesen Grunds&#228;tzen ausgehend, ist die Kl&#228;gerin ihrer Darlegungspflicht zu den Tatsachen, aus denen sich grunds&#228;tzlich ein Taschengeldanspruch der Ehefrau des Beklagten gegen diesen ergeben k&#246;nnte, nicht nachgekommen. Der Kl&#228;gerin war deshalb auch keine Gelegenheit zu geben, zu den Erkl&#228;rungen des Beklagten bei seiner pers&#246;nlichen Anh&#246;rung im Senatstermin Stellung zu nehmen. Denn auf dessen Erkl&#228;rungen ist die vorliegende Entscheidung nicht gest&#252;tzt. Es fehlt vielmehr schon an einem schl&#252;ssigen Vorbringen der Kl&#228;gerin; aus der blo&#223;en Tatsache des Verheiratetseins der Schuldnerin folgt nicht zwangsl&#228;ufig ein Anspruch auf Taschengeld. Die Kl&#228;gerin hat nicht einmal im Ansatz substantiiert Tatsachen zu den wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen des Beklagten und seiner Ehefrau vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das entsprechende Vorbringen im Schriftsatz vom 20. Oktober 1988, der Beklagte sei bei der xxx im Zustelldienst t&#228;tig, das angegebene Nettoeinkommen in H&#246;he von 2.000,-- DM monatlich sei somit als angemessen anzunehmen und die Ehe des Beklagten sei kinderlos, hat sich als rein spekulativ und ohne jeden realen Anhaltspunkt herausgestellt. Dies hat der Ehemann der Kl&#228;gerin als deren Vertreter im Senatstermin klar und eindeutig einger&#228;umt. Dieses schrifts&#228;tzliche Vorbringen war schon nach der Mitteilung der xxx vom 12. Dezember 1988 unrichtig und war der Beklagte nie im Bereich der xxx besch&#228;ftigt gewesen. Fehlt es dann aber bereits an einer tats&#228;chlichen Minimaldarlegung zu den entsprechenden wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen, so kann nicht lediglich auf Grund der blo&#223;en Verheiratung davon ausgegangen werden, der Ehefrau des Beklagten stehe gegen&#252;ber diesem jedenfalls ein Taschengeldanspruch dem Grunde nach zu.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat hatte die Kl&#228;gerin ausdr&#252;cklich auf die fehlende Schl&#252;ssigkeit der Klage hingewiesen, daraufhin hat dann die Kl&#228;gerin vortragen lassen, der Beklagte sei im Zustelldienst der xxx t&#228;tig, verdiene mindestens 2.000,-- DM netto und die Ehe sei kinderlos.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach alledem mu&#223;te die Berufung der Kl&#228;gerin durch unechtes Vers&#228;umnisurteil gem&#228;&#223; &#167; 542 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz ZPO mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das vorliegende Urteil beruht also ausschlie&#223;lich auf Darlegungsm&#228;ngeln der Klage und der Berufung, nicht hingegen auf der pers&#246;nlichen Angabe des (anwaltlich nicht vertretenen) Beklagten im Senatstermin,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">- er sei seit 1984 als Glaser besch&#228;ftigt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">- aus seiner Ehe mit der Schuldnerin seien drei Kinder hervorgegangen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">- die Warmmiete f&#252;r die Wohnung betrage monatlich 702,-- DM, ab Januar 1989 770,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">- die monatlich zu zahlenden Stromkosten beliefen sich auf 72,50 DM,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">- auf einen anl&#228;&#223;lich der Geburt der Kinder aufgenommenen und aufgestockten Kredit seien monatliche Raten von &#252;ber 360,-- DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">- die vorehelichen Mietzinsschulden seiner Ehefrau seien ihm bei der Heirat nicht bekannt gewesen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">- er lebe mit seiner Familie wirtschaftlich so knapp, da&#223; keinerlei Taschengeld f&#252;r seine Ehefrau "drin" sei.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 708 Ziff. 10 ZPO. Die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen hierf&#252;r nicht erf&#252;llt sind.</p>
315,297
lg-dusseldorf-1988-12-15-17-o-8687
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
17 O 86/87
"1988-12-15T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:43"
"2022-10-18T15:08:40"
Teilurteil
ECLI:DE:LGD:1988:1215.17O86.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 8.000,-- DM nebst 4% Zinsen seit dem 03.11.1987 zu zahlen.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung des Kl&#228;gers in H&#246;he von 8.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlussurteil vorbehalten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 12.02.1931 geborene Kl&#228;ger macht im Zusammenhang mit einem bei ihm erfolgten Unterkieferbruch bei einer Zahnextraktion durch den Beklagten am 20.07.1987 gegen diesen die Zahlung von Schmerzensgeld und die Feststellung der Ersatzpflicht zuk&#252;nftigen Schadens geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der den Kl&#228;ger zun&#228;chst behandelnde Zahnarzt Dr. X in X empfahl Ende April 1987 dem Kl&#228;ger, zwei in den beiden Unterkieferh&#228;lften befindliche Weisheitsz&#228;hne durch einen Spezialisten vorsorglich entfernen zu lassen, obwohl der Kl&#228;ger zu diesem Zeitpunkt hinsichtlich der Weisheitsz&#228;hne v&#246;llig beschwerdefrei war.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwecks deren Entfernung begab er sich vereinbarungsgem&#228;&#223; am 20.07.1987 in die Praxis des Beklagten. Geplant war zun&#228;chst die Entfernung eines Weisheitszahnes, danach mit etwa zweiw&#246;chigem Abstand die des n&#228;chsten. Der Kl&#228;ger erhielt eine &#246;rtliche Bet&#228;ubungsspritze, ohne dass ihn der Beklagte &#252;ber eventuelle Risiken des von ihm beabsichtigten Eingriffs sowie &#252;ber dessen Art und Weise aufkl&#228;rte. Sodann begann der Beklagte, den - verlagerten - Weisheitszahn im rechten Unterkiefer herauszuhebeln. Der Zahn war aber so fest mit dem umgebenden Knochen verbunden, dass eine erh&#246;hte Druckanwendung des Hebels notwendig war (zu dieser Zeit war der Zahn weitgehend freigelegt), um denselben herauszubekommen, was auch gelang. Andererseits versuchte der Beklagte nicht, mit dem Instrument den Zahn vorher zu lockern. Trotz der Bet&#228;ubung handelte es sich um einen f&#252;r den Kl&#228;ger schmerzhaften Eingriff. Durch die erh&#246;hte Druckanwendung des Hebels kam es bei dem Kl&#228;ger zu dem Kieferbruch.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte fixierte daraufhin den Unterkiefer gegen den Oberkiefer. Der mit Schmerzen verbundene Heilungsverlauf des Bruches war zwar weitgehend komplikationslos, jedoch konnte der Kl&#228;ger f&#252;r die Dauer von 3 Wochen den Mund nicht mehr &#246;ffnen und dadurch w&#228;hrend dieser Zeit weder sprechen noch husten. Er konnte aufgrund dessen ferner w&#228;hrend der 3 Wochen nur sogenannte Astronautennahrung durch eine Schnabeltasse, deren Ausguss er durch eine Zahnl&#252;cke in den Mund f&#252;hren musste, zu sich nehmen und sich jeglicher Hygiene im Mundbereich enthalten, wobei er insbesondere auch nicht das hinaustretende Blut aus der Wunde, die der herausgehebelte Weisheitszahn hinterlassen hatte, aussp&#252;len konnte. Er verlor w&#228;hrend der 3 Wochen 10 Kilo an Gewicht und war w&#228;hrend dieser Zeit durch den Kieferbruch arbeitsunf&#228;hig. Wenige Tage nach der Entfernung der Kieferfixierung trat eine Entz&#252;ndung durch Speisereste oder andere Fremdk&#246;rper auf. Dr. Dr. X, der in Gemeinschaft mit dem Beklagten praktiziert, verschrieb deshalb ein Antibiotikum, in dessen Folge der Kl&#228;ger eine schlaflose Nacht durch Nierenschmerzen erlitt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte befindet sich wegen eines geltend gemachten Schmerzensgeldbetrages von 8.000,-- DM sp&#228;testens seit dem 03. 11.1987 in Verzug.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor, der Eingriff des Beklagten sei nicht nach den Regeln der &#228;rztlichen Kunst erfolgt. Es sei nicht sachgerecht und &#252;blich gewesen, einen fest mit dem umgebenden Knochen verbundenen Weisheitszahn mit einem Hebel aus dem Kiefer zu brechen. Au&#223;erdem sei der Eingriff nicht indiziert gewesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen beruft sich der Kl&#228;ger auf eine Verletzung der Aufkl&#228;rungspflicht durch den Beklagten und bringt hinsichtlich der Folgen des Kieferbruches noch vor: W&#228;hrend der 3 Wochen, w&#228;hrend der die beiden Kieferh&#228;lften zusammengebunden gewesen seien, habe er vor Schmerzen im Sitzen schlafen und Schmerzen bei jeder Bewegung des Kopfes, beispielsweise beim B&#252;cken, erdulden m&#252;ssen. Jeder Schritt habe weh getan. Bis heute habe er Kauschwierigkeiten und Schmerzen im rechten Kiefergelenk. Der Unterkieferbereich sei innen immer noch taub und gef&#252;hllos Was den Feststellungsanspruch angehe, so bestehe das erh&#246;hte Risiko eines erneuten Kieferbruches etwa dann, wenn ihm bei festem Zubei&#223;en ein unerwartetes hartes Hindernis zwischen die Z&#228;hne gerate oder er beispielsweise bei Schreck oder Schmerz oder gro&#223;er Anstrengung die Z&#228;hne zusammenbei&#223;en w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn ein Schmerzensgeld, dessen H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt wird, mindestens aber 8.000,-- DM nebst 4% Zinsen seit dem 03.11.1987, zu zahlen und festzustellen, dass der Beklagte verpflichtet ist, ihm allen k&#252;nftigen materiellen und immateriellen Schaden, den er aus der Zahnbehandlung vom 20.07.87 noch erleiden wird, zu ersetzen .</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ggf. ihm nachzulassen, die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung, die auch durch die B&#252;rgschaft einer Bank oder Sparkasse erbracht werden kann, abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet, einen &#228;rztlichen Behandlungsfehler begangen zu haben und tr&#228;gt dazu vor, die Benutzung eines Hebels sei sachgerecht und &#252;blich sowie der Kieferbruch nicht vermeidbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus tritt der Beklagte der R&#252;ge verletzter Aufkl&#228;rungspflicht sowie dem sonstigen Vorbringen des Kl&#228;gers entgegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der sonstigen Einzelheiten des Parteivorbringens wird erg&#228;nzend auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zumindest hinsichtlich eines Schmerzensgeld-Betrages in H&#246;he von 8.000,-- DM gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 Abs. 1 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es muss davon ausgegangen werden, dass der bei dem Kl&#228;ger unstreitig eingetretene Kieferbruch auf einem fahrl&#228;ssigen &#228;rztlichen Behandlungsfehler des Beklagten beruht hat. Daf&#252;r spricht vorliegend unter Ber&#252;cksichtigung des Geschehensablaufes der Beweis des ersten Anscheins mit der Folge, dass der Beklagte das Gegenteil vortragen und beweisen muss. Sein Vortrag ist aber nicht ausreichend, sich von einem vorwerfbaren &#228;rztlichen Behandlungsfehler zu entlasten. Der Beklagte tr&#228;gt hinsichtlich der Durchf&#252;hrung der Entfernung des Weisheitszahnes lediglich vor, die Benutzung eines Hebels sei sachgerecht und &#252;blich und der Kieferbruch unvermeidbar gewesen, macht aber nicht die erforderlichen Angaben dazu, wieso eine Unvermeidbarkeit vorgelegen hat. Insbesondere tr&#228;gt der Beklagte nichts dazu vor, weshalb er, als er bemerkt hat, dass der Zahn des Kl&#228;gers fest mit dem umgebenden Knochen verbunden war, nicht versucht hat, diesen vor der Extraktion zun&#228;chst zu lockern oder weshalb er es unterlassen hat, eine andere Entfernungsmethode als das blo&#223;e Heraushebeln anzuwenden, etwa ein Zerst&#252;ckeln des Zahnes. Damit ist die Klage dem Grunde nach gerechtfertigt, ohne dass es noch darauf ankommt, ob der Eingriff nicht indiziert war und der Beklagte seine Aufkl&#228;rungspflicht schuldhaft verletzt hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Was die H&#246;he des Schmerzensgeld-Anspruches des Kl&#228;gers angeht, so ist das Schmerzensgeld nach &#167; 287 ZPO nach freiem Ermessen zu bestimmen, muss aber erkennbar zu der Art und Dauer der erlittenen Sch&#228;digung in eine angemessene Beziehung gesetzt werden. Bereits die unstreitigen erheblichen Folgen des anzunehmenden Behandlungsfehlers des Beklagten rechtfertigen den von dem Kl&#228;ger geltend gemachten Mindestbetrag von 8.000,-- DM: Schon der fehlerhafte Eingriff selbst f&#252;hrte bei dem Kl&#228;ger zu Schmerzen. Der Heilungsverlauf des Kieferbruches war ebenfalls mit Schmerzen verbunden. Aufgrund der durch den Bruch erforderlich gewordenen Fixierung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer konnte der Kl&#228;ger 3 Wochen den Mund nicht mehr &#246;ffnen und w&#228;hrend dieser Zeit weder sprechen noch husten, konnte nur sogenannte Astronautennahrung durch eine Schnabeltasse zu sich nehmen und musste sich jeglicher Hygiene im Mundbereich enthalten, wobei er insbesondere auch nicht das heraustretende Blut aus der Wunde, die der herausgehebelte Weisheitszahn hinterlassen hatte, aussp&#252;len konnte. Dar&#252;ber hinaus verlor der Kl&#228;ger w&#228;hrend der 3 Wochen 10 Kilo an Gewicht und war in diesem Zeitraum durch den Kieferbruch arbeitsunf&#228;hig. Schlie&#223;lich trat wenige Tage nach Entfernung der Kieferfixierung eine Entz&#252;ndung durch Speisereste oder andere Fremdk&#246;rper auf, die aufgrund der Einnahme eines seitens des in Gemeinschaft mit dem Beklagten praktizierenden Dr. Dr. X verschriebenen Antibiotikums zu einer schlaflosen Nacht des Kl&#228;gers durch Nierenschmerzen f&#252;hrte. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser unstreitigen Gesamtfolgen h&#228;lt das Gericht eine Schmerzensgeld-Entsch&#228;digung in der von dem Kl&#228;ger begehrten Mindesth&#246;he von 8.000,-- DM f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da noch weitergehende Folgen des Kieferbruches zwischen den Parteien streitig und damit aufkl&#228;rungsbed&#252;rftig sind, konnte jedoch &#252;ber die Zuerkennung des endg&#252;ltigen Schmerzensgeldbetrages nicht entschieden werden. Das gleiche gilt f&#252;r den Feststellungsantrag des Kl&#228;gers, da das von ihm behauptete erh&#246;hte Risiko eines erneuten Kieferbruches vom Beklagten bestritten wird.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch des Kl&#228;gers rechtfertigt sich aus &#167; 288 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war wie geschehen durch Teilurteil gem&#228;&#223; &#167; 301 Abs. 1 ZPO zu erkennen unter Vorbehalt der Kostenentscheidung im Schlussurteil.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 709 ZPO. Der Antrag des Beklagten auf Gew&#228;hrung von Vollstreckungsnachlass war zur&#252;ckzuweisen, da die gesetzlichen Voraussetzungen daf&#252;r (&#167; 712 ZPO) nicht dargetan sind.</p>
315,298
olgk-1988-12-14-24-u-25008
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 250/08
"1988-12-14T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:44"
"2022-10-18T15:08:38"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1988:1214.24U250.08.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;ger gegen das</p> <p>Urteil des Landgericht K&#246;ln &#8211; 90 O 45/88 &#8211; vom 17. August 1988 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he</p> <p>von 6.000,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Kl&#228;gerin darf Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der O. M1-bank I1. und C., erbringen; die Beklagte darf Sicherheit auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank leisten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage soll die Unwirksamkeit einer Aus&#173;schlie&#223;ung der Kl&#228;gerin aus dem Gesellschafterkreis der Beklagten festgestellt werden Die Kl&#228;gerin war seit Gr&#252;ndung im Jahre 1970 als Kommanditistin Ge&#173;sellschafterin der Beklagten sowie Gesellschafterin von deren Komplement&#228;r-GmbH. In der Beklagten hat&#173;ten sich urspr&#252;nglich 18 Schulbuchverlage, darunter die Kl&#228;gerin, zusammengeschlossen, um in Zusammen&#173;arbeit mit den Rundfunk- und Fernsehanstalten und anderen Unternehmungen wissenschaftlich und didak&#173;tisch geeignetes Begleitmaterial zu Schulfunk- und Schulfernsehsendungen zu entwickeln, herzustellen und zu vertreiben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Gesellschaftsvertrag der Beklagten vom</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">12.06.1970 enth&#228;lt in &#167; 12 folgende Bestimmung:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><u>"Anfechtung</u></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Beschl&#252;sse der Gesellschafterversammlung k&#246;n&#173;nen nur innerhalb einer Frist von drei Monaten seit der Beschlu&#223;fassung angefochten werden. Auch die Geltendmachung der Unwirksamkeit von</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gesellschafterbeschl&#252;ssen bedarf der Anfech-&#173; tungsklage.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsfrist ist nur gewahrt, wenn in&#173;nerhalb der Frist die Klage beim Schiedsge&#173;richt oder beim ordentlichen Gericht erhoben worden ist."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Eine &#228;hnliche Bestimmung - ohne Satz 2 des Abs. 1 -findet sich in &#167; 13 der Satzung der Komplement&#228;r-GmbH der Beklagten. Als Anlage zum Gr&#252;ndungsproto&#173;koll der Gesellschaften ist ein "Schiedsgerichts-vertrag" geschlossen worden, wegen dessen Inhalt auf Bl. 47, 48 d. A. verwiesen wird.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend Anfang 1986 noch 19 nat&#252;rliche Personen Kommanditistin der Kl&#228;gerin gewesen waren (&#252;berwie&#173;gend Angeh&#246;rige der Gr&#252;ndergeneration, von denen zwei auch noch den Namen V. getragen ha&#173;ben), ist gem&#228;&#223; Vertrag vom 24.01.1986 als weitere Kommanditistin die "S." Verlag und Drucke&#173;rei GmbH, M., bei der Kl&#228;gerin eingetre&#173;ten und hat eine qualifizierte Mehrheit erworben. Zum 31.07.1986 sind die 19 fr&#252;heren Kommanditisten aus der Kl&#228;gerin ausgetreten. Die S. Verlag und Druckerei GmbH hat ihre Firma unter dem 18.12.1986 ge&#228;ndert in "N. R. GmbH M.". Seit 1986 wird die Kl&#228;gerin von Herrn Dr. K. S1. als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ihrer Kom&#173;plement&#228;r-GmbH geleitet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im Verlauf des Jahres 1987 kam es bei der Beklagten zu Auseinandersetzungen &#252;ber das Gesch&#228;ftsgebaren und den Gesellschafterstatus der Kl&#228;gerin. Der Kl&#228;&#173;gerin wurde vorgehalten, sie habe den bei ihr ex-folgten Gesellschafterwechsel der Beklagten nicht ordnungsgem&#228;&#223; angezeigt, obwohl dies nach &#167; 7 Abs. 2 des Gesellschaftsvertrages geboten gewesen w&#228;re. Weiterhin wurde eine Bet&#228;tigung der die Kl&#228;gerin nunmehr beherrschenden N.-R. auf dem Gebiet des lokalen Privatfernsehens als gesellschafts&#173;sch&#228;dlich bezeichnet. Ferner wurde zum Konkurrenz&#173;verh&#228;ltnis der Gesellschafter der Beklagten unter&#173;einander die Bef&#252;rchtung ge&#228;u&#223;ert, da&#223; die &#252;brigen bei der Beklagten beteiligten, mittelst&#228;ndischen Unternehmen der wirtschaftlichen &#220;bermacht der N.-R. bei der Vergabe von Druckauftr&#228;gen der Gesellschaft nicht gewachsen sein k&#246;nnten; bei der Gr&#252;ndung der Gesellschaft sei aber Bedingung f&#252;r die Aufnahme eines Gesellschafters gewesen, da&#223; nur mittelst&#228;ndische, konzernfreie Unternehmen betei&#173;ligt werden sollten. Schlie&#223;lich wurde der Kl&#228;gerin zum Vorwurf gemacht, da&#223; sie in Person des Herrn Dr. K. S1. ihr Frage- und Auskunftsrecht als Ge&#173;sellschafterin der Komplement&#228;r-GmbH in einer Form ausge&#252;bt habe, die der Aufsichtsrat und der Ge&#173;sch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten als Desavouierung emp&#173;f&#228;nden und die die Kollegialit&#228;t und die Vertrau&#173;ensbasis im Kreis der Gesellschafter nachhaltig st&#246;re.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die vorgenannten Vorw&#252;rfe sind Gegenstand einer Er&#173;&#246;rterung auf einer au&#223;erordentlichen Gesellschaf&#173;terversammlung der Beklagten vom 18.11.1987 in G. gewesen und sodann als Anlage zum Tagesordnungspunkt 6 "Gesellschafterstatus des V.-Verlages" unter dem 07.12.1987 mit der Einladung zu einer au&#223;erordentlichen Gesellschaf&#173;terversammlung der Beklagten am 22.12.1987 in K&#246;ln versandt worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 sind Versuche, die Kl&#228;gerin freiwillig zu einem Austritt aus der Gesellschaft zu bewegen, ergebnis&#173;los geblieben. Sodann ist die Kl&#228;gerin aus der Be&#173;klagten sowie aus der Komplement&#228;r-GmbH der Beklag&#173;ten aus den Gr&#252;nden der Anlage zum Tagesordnungs&#173;punkt 6 mit Wirkung zum 31.12.1987 bei 11 Ja-Stim&#173;men und 2 Nein-Stimmen (darunter der der Kl&#228;gerin) ausgeschlossen worden. Auf der Gesellschafterver&#173;sammlung vom 22.12.1987 haben sich einige Gesell&#173;schafter durch andere Gesellschafter vertreten las&#173;sen; ein Gesellschafter - N1 I. Verlag - war nicht anwesend.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Anschlie&#223;end kam es noch auf der Gesellschafterver&#173;sammlung sowie in einem sp&#228;teren Schriftwechsel zu Er&#246;rterungen zwischen den Rechtsvertretern der Par&#173;teien &#252;ber eine prozessuale Anfechtung des Aus&#173;schlie&#223;ungsbeschlusses, deren Inhalt im einzelnen streitig ist. Der Text des Protokolls der Gesell&#173;schafterversammlung vom 22.12.1987 lautet insoweit:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">"Herr Dr. E. gab bekannt, da&#223; V. eine gerichtliche Anfechtung des Beschlusses pr&#252;fen werde. In Frage komme ein Verfahren sowohl gegen die GmbH wie gegen die KG. Herr A. schlug vor, da&#223; zur Vereinfachung des Verfahrens davon auszuge&#173;hen sei, da&#223; der Ausgang des Verfahrens f&#252;r eine der beiden Gesellschaften auch f&#252;r die andere Ge&#173;sellschaft G&#252;ltigkeit haben solle. Hierdurch w&#252;rde die eventuelle Durchf&#252;hrung von zwei parallel ge&#173;f&#252;hrten Prozessen vermieden. Herr Dr. E. stimmte dem zu."</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht gewesen, die als Anla&#173;ge zum Gesellschaftsvertrag enthaltene Schiedsge&#173;richtvereinbarung lasse ihr die Wahl, alternativ das ordentliche Gericht oder ein Schiedsgericht an&#173;zurufen. Im &#252;brigen sei die Schiedsgerichtsverein&#173;barung aber auch wegen Unbestimmtheit unwirksam und zumindest f&#252;r den vorliegenden Einzelfall abbedung- en.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zur Passivlegitimation hat die Kl&#228;gerin die Meinung vertreten, die Klage sei gegen die Gesellschaft und nicht gegen deren einzelne Gesellschafter zu rich&#173;ten, weil dies der Gesellschaftsvertrag vorsehe. Dies ergebe sich aus den gleichlautenden Formulie&#173;rungen in &#167; 12 des Gesellschaftsvertrages der Be&#173;klagten und in &#167; 13 der Satzung der Komplement&#228;r-GmbH, wonach Gesellschafterbeschl&#252;sse binnen be&#173;stimmter Frist "angefochten" werden m&#252;ssen, damit sie nicht in Bestandskraft erwachsen. Da bei der</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">GmbH nur eine Anfechtung gegen&#252;ber der Gesellschaft m&#246;glich sei, d&#252;rfe f&#252;r die KG nichts anderes gel- ten. Jedenfalls, so hat die Beklagte behauptet, sei auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 eine Vereinbarung dahingehend getroffen worden, da&#223; im vorliegenden Fall eine Klage gegen die Gesell&#173;schaft und nicht gegen die Gesellschafter gerichtet werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zur Sache selbst hat die Kl&#228;gerin hinsichtlich der Ausschlu&#223;gr&#252;nde vorgetragen: Ein &#220;bergang von mehr als 50 % der Gesellschaftsanteile habe zwar statt gefunden. Eine Berufung auf einen entsprechenden Ausschlie&#223;ungsgrund sei aber jedenfalls verwirkt, da die Beklagte zu lange gewartet habe, ehe sie sich auf diesen Umstand berief. Die Aktivit&#228;ten der N.-R. auf dem Sektor des lokalen Privatfern&#173;sehens seien eingestellt worden. Auch sonst trete die N.-R. bzw. die Kl&#228;gerin zu den &#252;brigen Gesellschaftern der Beklagten nicht mehr als &#252;blich in Konkurrenz. Die Aus&#252;bung des Auskunfts- und Fra&#173;gerecht schlie&#223;lich sei nicht in einer Form er&#173;folgt, die den Gesellschaftsfrieden bei der Beklag&#173;ten st&#246;re.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beschlu&#223; der Gesell&#173;schafterversammlung der Beklagten vom 22.12.87, die Kl&#228;gerin aus der Gesellschaft auszuschlie&#223;en, unwirksam ist;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">den Beschlu&#223; der Gesellschafterversammlung vom 22.12.87, die Kl&#228;gerin aus der Gesellschaft auszuschlie&#223;en, f&#252;r unwirksam zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Sie hat sich auf die Einrede des Schiedsvertrages berufen und von daher die Klage f&#252;r unzul&#228;ssig ge&#173;halten. Dar&#252;ber hinaus hat die Beklagte die Ansicht vertreten, die Klage vor dem ordentlichen Gericht h&#228;tte sich gegen die (Mit-) Gesellschafter der Be&#173;klagten und nicht gegen die Gesellschaft selbst richten m&#252;ssen. Weder ergebe sich aus dem Gesell&#173;schaftsvertrag, da&#223; das Erfordernis einer Klage ge&#173;gen die Gesellschafter abbedungen worden sei, noch seien nachtr&#228;glich entsprechende Vereinbarungen ge&#173;troffen worden. Der Schriftwechsel des f&#252;r die Kl&#228;&#173;gerin t&#228;tigen Rechtsanwalts Dr. E. (Schrei&#173;ben vom 26.01.1988, Bl. 49 d. A.) und des Rechtsan&#173;walts A. (Schreiben vom 02.02.1988, Bl. 51 d. A.) belege lediglich eine Vereinbarung, da&#223; f&#252;r die beiden Gesellschaften (Beklagte und ihre pers&#246;nlich haftende GmbH) nur ein Verfahren gef&#252;hrt werden solle, um zwei Parallelprozesse zu vermeiden, besa&#173;ge aber nichts zur Bestimmung der Parteien in dem Verfahren. In diesem Zusammenhang hat die Beklagte behauptet, da&#223; Rechtsanwalt A. - der als Ver&#173;treter der Gesellschaften und nicht der Gesellschafter aufgetreten sei - zum damaligen Zeitpunkt die Frage, gegen wen eine Klage zum Gesellschafter&#173;status bei einer Kommanditgesellschaft zu richten sei, gar nicht gepr&#252;ft habe.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt, da&#223; zwar nicht eine wirksame Schiedsge&#173;richtvereinbarung der Zul&#228;ssigkeit der Klage entge&#173;genstehe, da&#223; sich die Klage aber nicht gegen den richtigen Beklagten richte. Die Klage h&#228;tte gegen die einzelnen Mitgesellschafter gerichtet werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 15.09.1988 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 10.10.1988 Berufung eingelegt, die am 21.10.1988 begr&#252;ndet worden ist. Die Kl&#228;gerin be&#173;gehrt in erster Linie Aufhebung und Zur&#252;ckverwei&#173;sungder Sache nach &#167; 538 Abs. 1 Nr. 2 ZPO an das Landgericht, hilfsweise Entscheidung nach ihren erstinstanzlichen Sachantr&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt zur Frage einer wirksamen Schiedsab&#173;rede und zur Frage ob die Klage gegen die Gesell&#173;schaft oder die Gesellschafter zu richten sei, ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zu den auf den Ausschlie&#223;ungsbeschlu&#223; folgenden Er&#173;&#246;rterungen auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 behauptet die Kl&#228;gerin nunmehr, Rechts&#173;anwalt Dr. E. habe die Gesellschafter u. a. gebeten, zu beschlie&#223;en, da&#223; nur ein einziger Proze&#223; vor einem einzigen Gericht "gegen die Gesell&#173;schaft" gef&#252;hrt werden solle; die Gesellschafter h&#228;tten sich befriedigt gezeigt, da&#223; sie nicht selbst verklagt werden w&#252;rden, vielmehr der Proze&#223; gegen die Gesellschaft gef&#252;hrt wird, und h&#228;tten dem Vorschlag zugestimmt (Zeugnis Dr. E., Zeugnis Dr. U.). Vor diesem Hintergrund seien auch die Erkl&#228;rungen in den Schreiben der beteiligten Rechtsanw&#228;lte nach dem 22.12.1987 zu sehen, so da&#223; eine Berufung der Beklagten auf das Erfordernis ei&#173;ner Klage gegen die einzelnen Gesellschafter - wenn dies nicht schon durch den Gesellschaftsvertrag oder die Vereinbarung vom 22.12.1987 entfalle</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">rechtsmi&#223;br&#228;uchlich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des angefochtenen Urteils die Sache zur weiteren Verhandlung und Entschei&#8209;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">dung in den I. Rechtszug zur&#252;ckzuverweisen; hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach den erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen der Kl&#228;gerin zu erkennen;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;gerin sowohl als Vollstreckungungsgl&#228;u&#173;bigerin als auch als Vollstreckungsschuldnerin zu gestatten, erforderliche Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der O. M1Bank, I1. und C., zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, Sicherheit auch durch die B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#246;ffentli&#8226; chen Sparkasse oder Genossenschaftsbank zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wiederholt ihr erstinstanzliches Vor&#173;bringen. Sie ist der Ansicht, da&#223; die Klage schon wegen der Einrede des Schiedsgerichts unzul&#228;ssig sei. Dar&#252;ber hinaus vertritt die Beklagte weiterhin die Ansicht, da&#223; die Klage auf Feststellung der Un&#173;wirksamkeit des Ausschlusses der Kl&#228;gerin gegen die einzelnen Mitgesellschafter zu richten gewesen w&#228;&#173;re. Etwas anderes sei weder dem Gesellschaftsver&#173;trag noch nachfolgenden Vereinbarungen zu entneh&#173;men.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zu den Gespr&#228;chen auf der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 bestreitet die Beklagte die von der Kl&#228;gerin vorgetragenen &#196;u&#223;erungen des Rechtsanwalts Dr. E., denen die Gesellschafter angeblich zugestimmt haben sollen. Die Beklagte behauptet, Dr. E. habe nicht davon gesprochen, da&#223; der Proze&#223; gegen die Gesellschaft anstatt gegen die Ge&#173;sellschafter gef&#252;hrt werden solle und da&#223; die Ge&#173;sellschafter einem solchen Vorschlag zugestimmt h&#228;tten (Beweis: Zeugnis A., Zeugnis V., Zeugnis Dr. C1.). Im &#252;brigen tr&#228;gt die Beklagte vor, Rechtsanwalt Dr. E. habe nicht die Befugnis und Aufgabe gehabt, die Gesellschafter um irgendwelche Stimmabgaben zu bitten; dies habe allein dem Versammlungsleiter zugestanden. In Wirk&#173;lichkeit sei es am 22.12.1987 lediglich um ein un&#173;verbindliches Gespr&#228;ch dar&#252;ber gegangen, ob - falls es &#252;berhaupt zu einer Klage komme - parallele Ver&#173;fahren f&#252;r beide Gesellschaften erforderlich w&#252;r&#173;den. Zum nachfolgenden Schriftwechsel der Rechtsan&#173;w&#228;lte Dr. E. und V. tr&#228;gt die Kl&#228;gerin vor, auch Dr. E. sei ausweislich seines Schreibens vom 26.01.1988 klar gewesen, da&#223; Rechts&#173;anwalt A. "im Auftrage der beiden Gesellschaf&#173;ten" handele, da&#223; er mithin nicht f&#252;r die Gesell&#173;schafter Erkl&#228;rungen dazu habe abgeben k&#246;nnen, ob diese zu verklagen seien oder statt ihrer die KG.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien und der angef&#252;hrten Urkunden wird auf den Inhalt der Akten (nebst Anlagenhefter zur Klage&#173;schrift) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde </u></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige, insbesondere fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung ist nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist allerdings nicht schon gem&#228;&#223; &#167; 1027 a ZPO unzul&#228;ssig, weil sich die Beklagte auf den Schiedsgerichtsvertrag vom 12.06.1970 beruft.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeitsvereinbarung des Schiedsgerichts l&#228;&#223;t sich der Anlage zum Protokoll vom 12.06.1970 (B1. 47 d.A.) nicht entnehmen. Das Landgericht hat eine Zweideutigkeit schon der Wort&#173;wahl "f&#252;r alle F&#228;lle" in der Pr&#228;ambel des Schieds&#173;gerichtsvertrages entnommen und ausgef&#252;hrt, diese Worten k&#246;nnten als "ausschlie&#223;lich" oder als "vor&#173;sorglich" verstanden werden. Dem stimmt der Senat insoweit zu, als sich eine mangelnde Bestimmtheit der Schiedsabrede zwar nicht unbedingt aus &#167; 12 Abs. 2 des Gesellschaftsvertrages der Beklagten, wohl aber aus &#167; 1 des Schiedsgerichtsvertrages selbst ergibt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wenn &#167; 12 Abs. 2 des Gesellschaftsvertrages in Zu&#173;sammenhang mit der Anfechtungsfrist die Klage "beim Schiedsgericht oder beim ordentlichen Gericht" nennt, so l&#228;&#223;t dies noch keine zwingenden R&#252;ck&#173;schl&#252;sse darauf zu, wie der Schiedsvertrag zu ver&#173;stehen ist. Die alternative Erw&#228;hnung von Schieds&#173;gericht und ordentlichem Gericht kann auch bei ei&#173;nem ganz eindeutig formulierten Schiedsvertrag ge&#173;rechtfertigt sein; dies deswegen, weil ein Schieds&#173;vertrag nach &#167; 1027 a ZPO nur dann den Weg zum or&#173;dentlichen Gericht versperrt, wenn sich der Beklag- te darauf beruft, also Verfahren vor dem ordentlichen Gericht durchaus m&#246;glich bleiben, weil die Schiedsklausel nicht von Amts wegen zu beachten ist.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Nicht mehr eindeutig und damit nicht wirksam ist die von der Beklagten angef&#252;hrte Schiedsabrede je&#173;doch in Ansehung von &#167; 1 des Schiedsgerichtsvertra&#173;ges vom 12.06.1970. In der Formulierung "Nach einer Klage vor dem Schiedsgericht oder nach Einlassung auf das Verfahren vor dem Schiedsgericht kann der ordentliche Rechtsweg nicht mehr angerufen werden" ist eine bewu&#223;t gegen&#252;ber dem &#167; 1027 a ZPO mildere Regelung zu sehen. &#167; 1 schlie&#223;t den ordentlichen Rechtsweg nur f&#252;r den Fall aus, da&#223; das Verfahren vor dem Schiedsgericht bereits eingeleitet ist, w&#228;hrend nach der gesetzlichen Regelung des &#167; 1027 a ZPO schon der Abschlu&#223; des Schiedsvertrages als solcher - sofern sich die beklagte Partei darauf beruft - der Zul&#228;ssigkeit der Klage vor dem ordent&#173;lichen Gericht entgegensteht. Wegen des einschr&#228;n&#173;kenden Inhalts des &#167; 1 des Schiedsgerichtsvertrages ist auch dessen Pr&#228;ambel in Ansehung der Worte "f&#252;r alle F&#228;lle" nicht eindeutig. Da die M&#246;glichkeit of&#173;fenbleibt, da&#223; mit der Vereinbarung vom 12.06.1970 eine von den &#167;&#167; 1025 ff. ZPO abweichende, nicht zwingende Schiedsabrede beabsichtigt gewesen ist, kann die Klage nicht wegen der Einrede des Schieds&#173;vertrages abgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Berufung bleibt deswegen ohne Erfolg, weil sich die Klage gegen die (Mit-) Gesellschafter h&#228;tte richten m&#252;ssen und nicht gegen die beklagte Komman&#173;ditgesellschaft selbst erhoben werden durfte.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Es entspricht einhelliger Rechtsprechung und</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Schrifttumsansicht, da&#223; die Klage auf Feststellung der Nichtigkeit eines Gesellschafterbeschlusses bei einer Personenhandelsgesellschaft in der Regel ge&#173;gen die Mitgesellschafter erhoben werden mu&#223; (vgl. BGHZ 30, 195, 197; BGHZ 48, 175, 176; BGHZ 81, 263, 265; BGHZ 85, 351, 353; BGH WM 1966, 1036; Baum bach-Duden-Hopt, HGB, 27. Aufl., &#167; 124 Anm. 6 H; Fischer in: Gro&#223;kommentar zum HGB, 3. Aufl., &#167; 119 Anm. 18). Dieser Ausgangspunkt -- dem auch der Senat folgt - findet seine Begr&#252;ndung darin, da&#223; es die Mitgesellschafter sind, die den Beschlu&#223; gefa&#223;t ha ben und deren Rechte und Pflichten von der Wirksam&#173;keit oder Unwirksamkeit des Beschlusses ber&#252;hrt werden (BGH WM 66, 1036); der den personellen Be&#173;stand ber&#252;hrende Anspruch steht nicht zur Disposi&#173;tion der Gesellschaft und entfaltet ihr gegen&#252;ber keine Rechtskraftwirkung (BGHZ 48, 177; 81, 265).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesgerichts&#173;hofs (zuletzt BGHZ 85, 350, 353) ist allerdings die Zul&#228;ssigkeit einer abweichenden Regelung im Gesell&#173;schaftsvertrag zu bejahen, nach der die Klage gegen die Gesellschaft zu richten ist. In einem solchen</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Fall h&#228;tte ein zwischen dem klagenden Gesellschaf&#173;ter und der Gesellschaft ergangenes Urteil wenig&#173;stens die Folge, da&#223; die &#252;brigen Gesellschafter schuldrechtlich verpflichtet sind, sich an die Ent&#173;scheidung zu halten (BGH WM 66, 1036).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Hierauf beruft sich vorliegend die Kl&#228;gerin unter Bezugnahme auf &#167; 12 des Gesellschaftsvertrages vom 12.06.1970 ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmung ist weder von ihrem eigenen Wort&#173;laut her noch in Verbindung mit &#167; 13 der Satzung der Komplement&#228;r-GmbH als eine vertragliche Rege&#173;lung zu verstehen, der zu entnehmen ist, da&#223; sich die Klage auf Feststellung der Unwirksamkeit eines Ausschlie&#223;ungsbeschlusses gegen die Gesellschaft und nicht gegen die Gesellschafter zu richten hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet des auf die Personenhandelsgesellschaft nicht passenden Begriffes der Anfechtung besagt &#167; 12 des Gesellschaftsvertrages der KG (ebensowenig wie &#167; 13 der Satzung der Komplememt&#228;r-GmbH) etwas &#252;ber die Person des Verfahrensgegners. Da&#223; dies die Gesellschaft sein soll, ist dem Wortlaut nicht zu entnehmen, so da&#223; es bei den allgemeinen Regelungen verbleiben mu&#223;. Zwar verweist die Kl&#228;gerin darauf, da&#223; der Begriff der Anfechtung etwa dem Aktienrecht entnommen sei; dort findet sich in &#167; 246 Abs. 2 Ak&#173;tienG in der Tat die Regelung, da&#223; die Klage gegen die Gesellschaft zu richten ist. Die Argumentation der Kl&#228;gerin, da&#223; sich hieraus auch &#167; 12 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Satz 2 des Gesellschaftsvertrages der Beklagten erkl&#228;re, wird aber der rechtlichen Situation bei der Personenhandelsgesellschaft nicht gerecht. Da hier keine Anfechtung, sondern nur eine Feststel&#173;lung der Unwirksamkeit des Gesellschafterbeschlus&#173;ses in Betracht kommt (vgl. Fischer in: Gro&#223;kommen&#173;tar, &#167; 119 Anm. 18), lassen sich Parallelen zum Recht der Aktiengesellschaft oder auch zum Recht der GmbH nicht ziehen. Dort beseitigt eine er&#173;folgreiche Anfechtungsklage den Beschlu&#223; und bindet somit Gesellschaft und Aktion&#228;re/Gesellschafter gleicherma&#223;en in jeder Hinsicht. Bei der Personen&#173;handelsgesellschaft hingegen k&#246;nnen Streitigkeiten &#252;ber den personellen Bestand mit Rechtskraftwirkung nur zwischen den Gesellschaftern entschieden werden (BGHZ 30, 195; BGHZ 48, 176). Selbst bei einer Per&#173;sonenhandelsgesellschaft, deren Gesellschaftsver&#173;trag ausnahmsweise die Feststellungsklage auf Nich&#173;tigkeit eines Gesellschafterbeschlusses gegen die Gesellschaft vorsieht, sind nach einem obsiegenden Urteil des klagenden Gesellschafters die &#252;brigen Gesellschafter nur schuldrechtlich verpflichtet (BGH WM 66, 1036), sich an die Entscheidung zu hal&#173;ten.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieses grundlegenden Unter&#173;schiedes bleibt zwar nicht recht verst&#228;ndlich, wel&#173;chen Zweck die Regelung in Satz 2 von &#167; 12 Abs. 1 des Gesellschaftsvertrages der Beklagten verfolgen soll. Zumindest ist die Regelung aber nicht eindeu&#173;tig, so da&#223; in Ansehung des Wortlauts des Gesell&#8209;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">schaftsvertrages auch nicht davon ausgegangen wer- den kann, da&#223; die Gesellschafter wenigstens bei Gr&#252;ndung der Beklagten den Willen gehabt h&#228;tten, eine Klage gegen die Gesellschaft zu regeln. H&#228;tte man ausdr&#252;cklieh bestimmen wollen, da&#223; sich die Feststellungsklage gegen die Gsellschaft zu rich&#173;ten hat, w&#228;re das unschwer durch eine klare Formu&#173;lierung m&#246;glich gewesen. Des Beweisantritts der Be&#173;klagten dazu, bei Abschlu&#223; des Gesellschaftsvertra&#173;ges h&#228;tten die Gesellschafter, auch mangels Beleh&#173;rung durch den Notar, keine Abweichung von der Rechtslage in ihre Willensbildung aufgenommen, be&#173;darf es folglich nicht.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Das Ergebnis, da&#223; dem Gesellschaftsvertrag keine Regelung entnommen werden kann, wonach die Klage gegen die Gesellschaft zu richten ist, erf&#228;hrt auch keine andere Beurteilung durch den Hinweis der Kl&#228;&#173;gerin auf den Inhalt der Entscheidung BGH WM 6(, 1036. Zutreffend ist zwar, da&#223; auch die Entschei&#173;dung des Bundesgerichtshofs einen Fall betraf, in dem im Gesellschaftsvertrag von einer Anfechtung binnen einer bestimmten Frist die Rede war und Wor&#173;te wie "gegen die Gesellschaft zu richten" o.&#228;. fehlten. Die Urteilsgr&#252;nde des BGH enthalten jedoch keine eigene Entscheidung dazu, ob eine Klausel mit der blo&#223;en Formulierung "angefochten" eine Klage gegen die Gesellschaft rechtfertigt. Vielmehr hat der BGH unter Hinweis auf die grunds&#228;tzliche Zul&#228;s&#173;sigkeit einer abweichenden Regelung im Gesell&#173;schaftsvertrag lediglich darauf hingewiesen, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">das Berufungsgericht den Gesellschaftsvertrag dahin "ausgelegt" habe, da&#223; Gesellschafterbeschl&#252;sse durch Klage gegen die Gesellschaft "anzufechten" seien (WM 66, 1036) und da&#223; das innerhalb der Gren&#173;zen einer tatrichterlichen W&#252;rdigung liege, womit diese Auslegung des Berufungsgerichts der revi&#173;sionsrechtlichen Nachpr&#252;fung entzogen sei (a.a.O. S. 1037). Eine eigene Sachentscheidung des Bundes&#173;gerichtshofs, da&#223; aus dem Wort Anfechtung auf die Notwendigkeit einer Klage gegen die Gesellschaft statt gegen die Gesellschafter geschlossen werden m&#252;sse, ist dem nicht zu entnehmen und auch aus der sonstigen Rechtsprechung des BGH, soweit bekannt, nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Auch auf der Gesellschafterversammlung vom</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">22.12.1987 kann keine Vereinbarung getroffen worden sein, wonach die Klage auf Feststellung der Unwirk&#173;samkeit des Gesellschafterbeschlusses in Abweichung von dem f&#252;r: die Personenhandelsgesellschaft gel&#173;tenden Normalfall gegen die Gesellschaft selbst er&#173;hoben werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Dabei bleiben letztlich einige Widerspr&#252;che dahin&#173;gestellt, die insoweit dem Vorbringen der Kl&#228;gerin anhaften d&#252;rften. Die zweitinstanzlichen Behauptun&#173;gen dazu, da&#223; Rechtsanwalt Dr. E. am 22.12.1987 ausdr&#252;cklich um einen Gesellschafter&#173;beschlu&#223; f&#252;r nur einen einzigen Proze&#223; vor einem einzigen Gericht und gegen die Gesellschaft gebeten</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">und dabei Zustimmung erfahren habe, sind nicht nur schwer damit vereinbar, da&#223; - so die vom Senat al&#173;lerdings nicht geteilte Auslegung der Kl&#228;gerin -sich ohnehin aus dem Gesellschaftsvertrag die M&#246;g&#173;lichkeit der Klage allein gegen die Gesellschaft ergebe. Diese Behauptungen finden auch keine Best&#228;&#173;tigung im Wortlaut des Protokolls der Gesellschaf&#173;terversammlung (Anlagenhefter Bl. 53). Sie sind in dieser Form nicht einmal in den &#196;nderungsw&#252;nschen der Kl&#228;gerin vom 21.01.1988 zu diesem Protokoll (B1. 133 d. A.) enthalten, die mit Schreiben des Rechtsanwalts A. vom 04.05.1988 (B1. 135 d. A.) zur&#252;ckgewiesen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Eine Beweisaufnahme &#252;ber die tats&#228;chlichen &#196;u&#223;erun&#173;gen ist nicht veranla&#223;t, weil die Berufung auch nach der von der Kl&#228;gerin gegebenen Darstellung keinen Erfolg h&#228;tte. Es ist schon fraglich, ob der Grundsatz, da&#223; die Klage auf Feststellung der Nich&#173;tigkeit eines Gesellschafterbeschlusses gegen die Mitgesellschafter zu erheben ist, &#252;berhaupt durch einen blo&#223;en sp&#228;teren Gesellschafterbeschlu&#223; statt durch eine Regelung im Gesellschaftsvertrag selbst durchbrochen werden kann. Wegen der weitreichenden Auswirkungen einer solchen sp&#228;teren Beschlu&#223;fassung f&#252;r den Einzelfall - wenn die Gesellschaft zu ver&#173;klagen ist, k&#246;nnte sich keiner der Gesellschafter gesondert im Rechtsstreit gegen die Klage verteidi&#173;gen - k&#228;me einem solchen Beschlu&#223; jedenfalls aber satzungs&#228;ndernder Charakter zu. Daher h&#228;tte eine solche Beschlu&#223;fassung vorab in die Tagesordnung</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">aufgenommen werden m&#252;ssen, die bei der Einberufung von Gesellschafterversammlungen mitzuteilen ist <em>(&#167;</em> 10 Abs. 1 Satz 3 der Satzung der W. Verlagsgesell&#173;schaft Verwaltung GmbH in Verbindung mit &#167; 10 letz&#173;ter Absatz des Gesellschaftsvertrages der Beklag&#173;ten).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Zutreffend weist das Landgericht in dem angefochte&#173;nen Urteil auch darauf hin, da&#223; ein Gesellschafter (N1 I. Verlag) auf der Versammlung vom 22.12.1987 nicht anwesend und auch nicht durch ei&#173;nen anderen Gesellschafter vertreten war. Auch wenn gem&#228;&#223; &#167; 10 Abs. 3 des Gesellschaftsvertrags f&#252;r dessen &#196;nderung eine Mehrheit von 3/4 der anwesen&#173;den Stimmen ausreichend ist, so wird doch auch hierdurch die Notwendigkeit der Vorabank&#252;ndigung der von der Kl&#228;gerin behaupteten Beschlu&#223;fassung nicht entbehrlich, damit jeder Gesellschafter zu&#173;mindest die M&#246;glichkeit hat, sein Anwesenheitsrecht wahrzunehmen und in der Aussprache und Abstimmung mit auf die Entschlie&#223;ung der &#252;brigen Gesellschaf&#173;ter Einflu&#223; zu nehmen. Im vorliegenden Fall war aber mit der Einladung zu der Gesellschafterver&#173;sammlung vom 22.12.1987 zu Tagesordnungspunkt 6 le&#173;diglich angek&#252;ndigt worden der "Gesellschaftersta&#173;tus des V. Verlages". Die von der Kl&#228;gerin behaupteten Abreden &#252;ber eine etwaige Proze&#223;f&#252;hrung ergaben sich erst unvermutet im Anschlu&#223; an den Ausschlie&#223;ungsbeschlu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Der Gesellschafterversammlung vom 22.12.1987 nach&#173;folgende Vereinbarungen der beiderseitigen Rechts&#173;berater &#252;ber eine gegen die beklagte KG zu richten&#173;de Klage h&#228;tten erst recht nicht wirksam sein k&#246;n&#173;nen und sind auch nicht festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verweist ohne Erfolg auf das Schreiben des Rechtsanwalts Dr. E. vom 26.01.1922 (BI. 49 d. A.) und die Antwort des Rechtsanwalts A. vom 02.02.1988 (91. 51 d. A.). Den Anw&#228;lten beider Seiten ist es verwehrt, Beschl&#252;sse &#252;ber Gegenst&#228;nde zu fassen, die den Gesellschaftern im Gesell&#173;schaftsvertrag und allenfalls unter strengen sat&#173;zungs&#228;ndernden Voraussetzungen in einer Gesell&#173;schafterversammlung vorbehalten sind. Auch war der Kl&#228;gerin aus dem Schreiben des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten vom 19.01.1988 (B1. 101 d. A.) bekannt, da&#223; Rechtsanwalt A. im Auftrage der beiden Ge&#173;sellschaften handelte und nicht etwa die einzelnen Mitgesellschafter vertrat; nur die Gesellschafter selbst aber k&#246;nnen sich ihrer Rechte an einer Pas&#173;sivbeteiligung in einem etwaigen Rechtsstreit bege&#173;ben. Auch Rechtsanwalt Dr. E. war ausweis&#173;lich des ersten Absatzes seines Schreibens vom 26.01.1988 bekannt, da&#223; Rechtsanwalt A. die beiden Gesellschaften vertrat. Damit ist schon sein eigener Vorschlag in dem Schreiben vom 26.01.1988 lediglich dahin zu verstehen, da&#223; es um die nage ging, ob ein und/oder zwei Verfahren bez&#252;glich des Ausschlusses aus der KG und des Ausschlusses aus</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">der GmbH n&#246;tig waren und welcher Gerichtsstand ma&#223;&#173;geblich sein sollte; die Frage der Person des rich&#173;tigen Beklagten bez&#252;glich der KG - die Sache der Gesellschafter war war somit nicht angesprochen. Demgem&#228;&#223; ging auch die Antwort des Rechtsanwalts A. vom 02. 2.1988, da&#223; "Einvernehmen dahinge&#173;hend besteht, da&#223; nur ein Rechtsstreit durchgef&#252;hrt wird, und zwar vor dem Landgericht K&#246;ln gegen die W. Verlagsgesellschaft mbH &amp; Co.KG", ersichtlich nur von dieser Basis aus (wof&#252;r vor allem auch der zweite Absatz dieses Schreibens spricht) und er&#173;streckte sich nicht auf die ganz andere Frage, ob nicht in Wirklichkeit statt der KG deren Gesell&#173;schafter verklagt werden m&#252;&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Da eine Vereinbarung, da&#223; die Gesellschaft zu ver&#173;klagen ist, weder am 22.12.1987 auf der Gesell&#173;schafterversammlung noch in nachfolgenden Verhand&#173;lungen getroffen worden sein kann, greift auch die Argumentation der Kl&#228;gerin zu einem rechtsmi&#223;&#173;br&#228;uchlichen Verhalten der Beklagten in diesem Ver&#173;fahren nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar&#173;keit ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 703 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert und Beschwer der Kl&#228;gerin: 100.000,00 DM.</p>
226,377
vg-koblenz-1988-12-13-10-k-6088
{ "id": 917, "name": "Verwaltungsgericht Koblenz", "slug": "vg-koblenz", "city": 531, "state": 13, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
10 K 60/88
"1988-12-13T00:00:00"
"2019-02-25T08:20:15"
"2020-12-10T10:43:44"
Urteil
ECLI:DE:VGKOBLE:1988:1213.10K60.88.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte wird unter Ab&#228;nderung ihres Bescheides vom 23. M&#228;rz 1987 und unter Aufhebung des Widerspruchsbescheides des Kreisrechtsausschusses bei der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises vom 08. Januar 1988 verpflichtet, der Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vom 01. April 1987 bis 27. November 1987 Hilfe zum Lebensunterhalt unter Zugrundelegung von Kosten der Unterkunft in H&#246;he von 712,49 DM zu gew&#228;hren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Gerichtskosten werden nicht erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagten wird nachgelassen, die Vollstreckung seitens der Kl&#228;gerin durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 200,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Die Kl&#228;gerin begehrt von der Beklagten die &#220;bernahme von Wassergeldbetr&#228;gen als Kosten der Unterkunft im Rahmen der ihr gew&#228;hrten Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem Bundessozialhilfegesetz. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Die Kl&#228;gerin bezieht gemeinsam mit ihren beiden 1976 und 1986 geborenen Kindern seit Jahren laufende Hilfe zum Lebensunterhalt von der Beklagten. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Die Kreisverwaltung des Westerwaldkreises als &#246;rtlicher Tr&#228;ger der Sozialhilfe vertrat bereits im Jahre 1984 die Auffassung, da&#223; die Kosten des Wasserverbrauchs im Rahmen der Hilfe zum Lebensunterhalt nicht den Kosten der Unterkunft zuzurechnen, sondern vielmehr von den Hilfeempf&#228;ngern aus den Regels&#228;tzen zu bestreiten seien. Nachdem diese Meinung durch eine vom Deutschen Verein f&#252;r &#246;ffentliche und private F&#252;rsorge in Frankfurt eingeholte Stellungnahme vom 12. Juni 1985 best&#228;tigt worden war, veranla&#223;te die Kreisverwaltung die ihr nachgeordneten Verbandsgemeinden, f&#252;r die Folgezeit entsprechend zu verfahren. Daraufhin bewilligte die Beklagte der Kl&#228;gerin erstmals mit Wirkung ab Oktober 1985 die Hilfe zum Lebensunterhalt, ohne die Kosten des Wasserverbrauchs zu den Unterkunftskosten zu rechnen. Dies f&#252;hrte seinerzeit zu einem Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung, den die Kl&#228;gerin jedoch sp&#228;ter wieder zur&#252;cknahm (Aktenzeichen: 2 L 96/85 VG Koblenz). </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Mit dem hier streitbefangenen Bewilligungsbescheid vom 23. M&#228;rz 1987 setzte sodann die Beklagte die der Kl&#228;gerin und ihren Kindern ab April 1987 zu gew&#228;hrende Hilfe zum Lebensunterhalt auf 1.123,-- DM fest, wobei wiederum bei den Kosten der Unterkunft eine Ber&#252;cksichtigung der Wasserverbrauchsgeb&#252;hren (in H&#246;he von 90,-- DM monatlich) unterblieb. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Den hiergegen eingelegten Widerspruch der Kl&#228;gerin wies der Kreisrechtsausschu&#223; bei der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises mit Widerspruchsbescheid vom 08. Januar 1988 - aufgrund m&#252;ndlicher Verhandlung vom 27. November 1987 - zur&#252;ck, der dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin am 22. Januar 1988 zugestellt wurde. In den Gr&#252;nden dieser Entscheidung hei&#223;t es, die Zuordnung zu den Kosten der Unterkunft oder zu den Regels&#228;tzen richte sich im wesentlichen nach dem Zweck, f&#252;r den die Aufwendungen entstanden seien. Demgem&#228;&#223; k&#246;nnten als Kosten der Unterkunft nur die Wasserverbrauchskosten ber&#252;cksichtigt werden, die der allgemeinen Geb&#228;udereinigung o.&#228;. dienten. Das sei hier nicht dargetan, so da&#223; die hier in Rede stehenden Kosten aus den Regels&#228;tzen zu bestreiten seien. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Am 22. Februar 1988 hat die Kl&#228;gerin schlie&#223;lich Klage erhoben, mit der sie ihr Begehren weiterverfolgt. Sie meint nach wie vor, die Kosten des Wasserverbrauchs seien eindeutig denen der Unterkunft zuzuordnen, und verweist insoweit auf das Fehlen einer entsprechenden Position im - den Regelsatz ausf&#252;llenden - "Warenkorb 1985". &#220;berdies entspreche dieses Verst&#228;ndnis dem Willen des Gesetzgebers, sei in den Richtlinien des Landes entsprechend geregelt und schlie&#223;lich auch von einer k&#252;rzlich auf eine Kleine Anfrage im Landtag des Landes Rheinland-Pfalz abgegebene Stellungnahme des Ministeriums f&#252;r Soziales und Familie vom 02. November 1988 abgedeckt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p> Die Kl&#228;gerin beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> unter Ab&#228;nderung des Bescheides der Beklagten vom 23. M&#228;rz 1987 und unter Aufhebung des Widerspruchsbescheides des Kreisrechtsausschusses bei der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises vom 08. Januar 1988 die Beklagte zu verpflichten, ihr ab dem 01. April 1987 Sozialhilfe in Form von Hilfe zum Lebensunterhalt unter Zugrundelegung von Kosten der Unterkunft in H&#246;he von 712,49 DM zu gew&#228;hren, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p> sowie, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Hinzuziehung der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin im Vorverfahren f&#252;r notwendig zu erkl&#228;ren. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Die Beklagte beantragt schrifts&#228;tzlich, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Klage abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Sie vertritt nach wie vor die bereits in den Gr&#252;nden der mitangefochtenen Entscheidungen dargelegte Auffassung. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p> Die Kammer hat der Kl&#228;gerin mit Beschlu&#223; vom 26. September 1988 zur Durchf&#252;hrung des Verfahrens erster Instanz unter Beiordnung ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten Proze&#223;kostenhilfe ohne Ratenzahlungsverpflichtung bewilligt; auf die Gr&#252;nde dieser Entscheidung kann Bezug genommen werden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p> Die weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes ergeben sich aus den von den Beteiligten zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tzen und Schriftst&#252;cken sowie aus der Gerichtsakte 10 L 13/84 VG Koblenz und den beigezogenen Verwaltungs- und Widerspruchsakten (insgesamt 4 Hefte), die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Die Klage ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat Anspruch darauf, da&#223; die Beklagte bei der Bewilligung der laufenden Hilfe zun Lebensunterhalt f&#252;r die Kl&#228;gerin und ihre Kinder die Wasserverbrauchsgeb&#252;hren im Rahmen der Kosten der Unterkunft mit ber&#252;cksichtigt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Da&#223; das Begehren seine Anspruchsgrundlage in den &#167;&#167; 11, 12, 21 des Bundessozialhilfegesetzes - BSHG - in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Januar 1987 (BGBl. I S. 401) findet, und da&#223; insbesondere die Beklagte gehalten ist, das Wassergeld im Rahmen der Unterkunftskosten gesondert abzurechnen, hat die Kammer im einzelnen ausf&#252;hrlich im Beschlu&#223; &#252;ber die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe vom 26. September 1988 dargelegt. Zur Vermeidung von Wiederholungen kann daher auf diese Entscheidung und auf den darin in Bezug genommenen Beschlu&#223; der Kammer vom 21. M&#228;rz 1984 (Aktenzeichen: 10 L 13/84) Bezug genommen werden. Denn die Kammer h&#228;lt auch aufgrund der m&#252;ndlichen Verhandlung und Beratung an der darin ge&#228;u&#223;erten Auffassung fest.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Lediglich erg&#228;nzend sei darauf hingewiesen, da&#223; die Auffassung der Kammer - worauf die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin zu Recht Bezug genommen haben - auch von der Landesregierung geteilt wird. Dies ergibt sich eindeutig aus der auf die Kleine Anfrage (Nr. 1032) vom 13. Oktober 1988 (Kopie Bl. 64 der Gerichtsakte - GA -) abgegebenen Erkl&#228;rung des Ministeriums f&#252;r Soziales und Familie vom 02. November 1988 (vgl. Bl. 65 f. GA). Denn darin ist die Frage, ob die Sozialhilfetr&#228;ger die Kosten f&#252;r den Wasserverbrauch in voller H&#246;he bei der Berechnung der Sozialhilfe ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, eindeutig bejaht worden. Auch die in dieser Stellungnahme abgegebene Begr&#252;ndung f&#252;r die Zurechnung der Wasserverbrauchskosten zu den Kosten der Unterkunft entspricht vollinhaltlich der Auffassung der Kammer.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Nach alledem war der Klage mit der Kostenfolge aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO stattzugeben, wobei sich die zeitliche Begrenzung der Entscheidung bis zur m&#252;ndlichen Verhandlung des Kreisrechtsausschusses aus dem aus Rechtsgr&#252;nden dort endenden Rahmen der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeit in Sozialhilfestreitigkeiten ergibt. Da der Kl&#228;gerin-Bevollm&#228;chtigte in der m&#252;ndlichen Verhandlung sein Begehren entsprechend klargestellt hat, ist hierin auch kein teilweises Unterliegen der Kl&#228;gerin zu sehen. Gerichtskosten werden gem&#228;&#223; &#167; 188 Satz 2 VwGO nicht erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit des Urteils wegen der Kosten beruht auf den &#167;&#167; 167 VwGO, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Letztlich war auch dem Antrag der Kl&#228;gerin zu entsprechen, die Zuziehung eines Bevollm&#228;chtigten f&#252;r das Vorverfahren f&#252;r notwendig zu erkl&#228;ren (vgl. &#167; 162 Abs. 2 Satz 2 VwGO). Denn die Notwendigkeit der Zuziehung eines Bevollm&#228;chtigten ist anzuerkennen, wenn sie vom Standpunkt einer verst&#228;ndigen, nicht rechtskundigen Partei f&#252;r erforderlich gehalten werden durfte. Dies ist hier eindeutig zu bejahen, was mit Blick auf den Schwierigkeitsgrad keiner weiteren Ausf&#252;hrung bedarf, zumal auch die Beklagte dies nicht in Abrede stellt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p><strong><span style="text-decoration:underline">Beschluss</span></strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>1. Der Gegenstandswert wird gem&#228;&#223; &#167;&#167; 8, 10 Abs. 1 BRAGO i.V.m. &#167; 13 Abs. 1 GKG auf 720,-- DM festgesetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>2. Die Hinzuziehung eines Bevollm&#228;chtigten seitens der Kl&#228;gerin f&#252;r das Vorverfahren wird f&#252;r notwendig erkl&#228;rt.</p></dd> </dl> </div></div> </div>
315,299
olgk-1988-12-12-2-w-24288
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 242/88
"1988-12-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:46"
"2022-10-18T15:08:38"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:1212.2W242.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde des Gl&#228;ubigers vom 20. Oktober 1988 ge-gen den Beschlu&#223; der 19. Ferien-Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 14. September 1988 - 19 T 231/88 - wird auf seine Kosten als unzul&#228;ssig verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I .</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Schlu&#223;termin vom 4. Dezember 1987 erkl&#228;rte der f&#252;r den Gl&#228;ubiger erschienene Rechtsanwalt Dr. Junker zu Protokoll, gegen das Schlu&#223;verzeichnis und die Schlu&#223;rechnung erhebe er namens des Gl&#228;ubigers insoweit Einwendungen, als Forderungen der E. C. AG und des Bankhauses N., G. und Co. anerkannt und im Schlu&#223;verzeichnis ber&#252;cksichtigt worden seien. Der Konkursverwalter</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">r&#252;gte die mangelnde Substantiierung dieser Einwendungen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 22. Dezember 1987 wies der Rechtspfleger die Einwendungen mangels Substantiierung zur&#252;ck. Dagegen legte der Gl&#228;ubiger mit Schriftsatz vom 13. Januar 1988 Erinnerung ein, die er mit Schriftsatz vom 10. Februar 1988 begr&#252;ndete. Durch Beschlu&#223; vom 22. Februar 1988 - 19 T 27/88 - wies das Landgericht die nach Nichtabhilfe und Vorlage durch das Amtsgericht als sofortige Beschwerde geltende befristete Erinnerung zur&#252;ck. Auf die sofortige weitere Beschwerde des Gl&#228;ubigers hob der Senat durch Beschlu&#223; vom 9. Mai 1988 - 2 W 65/88 - den Beschlu&#223; auf und verwies die Sache zur erneuten Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ck mit der Begr&#252;ndung, die Entscheidung beruhe auf einem Verfahrensmangel, da das Landgericht &#252;ber einen mangels Unterschrift nicht existent gewordenen Beschlu&#223; des Rechtspflegers entschieden habe. Das Landgericht hob daraufhin mit Beschlu&#223; vom 30. Mai 1988 - 19 T 177/88 - den angefochtenen Beschlu&#223; auf und verwies die Sache zur Entscheidung &#252;ber die Einwendungen des Gl&#228;ubigers an das Amtsgericht zur&#252;ck. Durch Beschlu&#223; vom 30. Juni 1988 - 71 N 315/78 - wies der Rechtspfleger die Einwendungen des Gl&#228;ubigers gegen das Schlu&#223;verzeichnis zur&#252;ck mit der Begr&#252;ndung, die E. C. AG sei nicht im Gl&#228;ubigerverzeichnis eingetragen; das Bankhaus N., G. &amp; Co. habe bei Nachweis des Ausfalls mit seiner Forderung in H&#246;he von 5.134.058,49 DM in das Schlu&#223;verzeichnis aufgenommen werden m&#252;ssen; es sei nicht erkennbar, da&#223; der Ausfall dem Konkursverwalter nicht nachgewiesen sein sollte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auf die nach dem Schlu&#223;termin erfolgte Begr&#252;ndung der Einwendungen k&#246;nne nicht mehr eingegangen werden, da die Einwendungen im Schlu&#223;termin vollst&#228;ndig und substantiiert h&#228;tten vorgebracht werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die vom Gl&#228;ubiger hiergegen eingelegte, nach Nichtabhilfe und Vorlage durch das Amtsgericht als sofortige Beschwerde geltende befristete Erinnerung des Gl&#228;ubigers</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">wies das Landgericht durch Beschlu&#223; vom 14. September 1988 - 19 T 231/88 - zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte es aus, die Einwendungen des Gl&#228;ubigers m&#252;&#223;ten insgesamt unber&#252;cksichtigt bleiben, da sie im Schlu&#223;termin vom 4. Dezember 1987 nicht hinreichend substantiiert worden seien. Nachtr&#228;glich erhobene Einwendungen k&#246;nnten ahne Versto&#223; gegen den Grundsatz rechtlichen Geh&#246;rs auch im Beschwerdeverfahren nicht mehr ber&#252;cksichtigt werden, da der Gl&#228;ubiger im Rahmen des Konkursverfahrens hinreichend Gelegenheit gehabt habe, die zu erhebenden</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Einwendungen vorzubereiten und im Schlu&#223;termin konkret vorzutragen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen dem Gl&#228;ubiger am 8. Oktober 1988 zugestellten Beschlu&#223; richtet sich seine am 20. Oktober 1988 eingegangene sofortige weitere Beschwerde, mit der er geltend macht, das Landgericht habe mit der Nichtbeachtung des von ihm nach dem Schlu&#223;termin vorgebrachten Tatsachenstoffs gegen &#167; 570 ZPO und damit gegen den Grundsatz rechtlichen Geh&#246;rs gem&#228;&#223; Art. 103 Abs. 1 GG versto&#223;en. Im Hinblick auf die erheblichen Schwierigkeiten tats&#228;chlicher und rechtlicher Art h&#228;tte der Rechtspfleger auch dann, wenn er seine Einwendungen gegen den Nachweis der Forderung des Bankhauses N., G. &amp; Co. Rechtzeitig vorgebracht h&#228;tte, diese im Schlu&#223;termin nicht abschlie&#223;end erledigen k&#246;nnen; da somit der Gesetzeszweck des</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#167; 162 KO nicht erreichbar gewesen sei, m&#252;sse der Grundsatz des &#167; 570 ZPO Vorrang haben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde ist unzul&#228;ssig. Sie ist zwar form- und fristgerecht eingelegt worden. Es fehlt aber an der Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzung des &#167; 568 Abs. 2</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift ist die weitere Beschwerde nur gegeben, wenn durch den angefochtenen landgerichtlichen Beschlu&#223; ein "neuer selbst&#228;ndiger Beschwerdegrund" gesetzt worden ist. Voraussetzung daf&#252;r ist, da&#223; Amtsgericht und Landgericht ungeachtet der Fassung der Beschlu&#223;gr&#252;nde im Ergebnis voneinander abweichend entschieden haben. Dar&#252;ber hinaus kommt ein neuer selbst&#228;ndiger Beschwerdegrund nur dann in Betracht, wenn das Landgericht gegen wesentliche Verfahrensvorschriften versto&#223;en hat und seine Entscheidung m&#246;glicherweise darauf beruht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind hier nicht gegeben. Die Vorentscheidungen stimmen inhaltlich &#252;berein, so da&#223; es an einer neuen Beschwer fehlt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auch ein Versto&#223; des Landgerichts gegen wesentliche Verfahrensvorschriften ist nicht feststellbar.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dem Beschwerdef&#252;hrer ist allerdings zuzugeben, da&#223; eine Verletzung des &#167; 570 ZPO, der eine gesetzgeberische Ausformung des durch Art. 103 Abs. 1 GG gew&#228;hrleisteten Anspruchs auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs darstellt (BVerfG NJW 82, 1635), einen wesentlichen Verfahrensmangel darstellen w&#252;rde. Ein Versto&#223; des zweitinstanzlichen Gerichts gegen das Gebot, rechtliches Geh&#246;r zu gew&#228;hren, gibt nach herrschender Meinung einen neuen selbst&#228;ndigen Beschwerdegrund (vgl. BVerfG NJW 79, 538 u. Baumbach-Lauterbach-Albers Anm. 2 B c zu &#167; 568 ZPO m.w.N.). Wie der Senat bereits in seiner Entscheidung NJW 79, 1834 ausgef&#252;hrt hat, gilt dies auch dann, wenn dem erstinstanzlichen Gericht ein solcher Versto&#223; ebenfalls zur Last f&#228;llt. Der Senat ist daher trotz der &#252;bereinstimmenden Entscheidung der Vorinstanzen, die vom Gl&#228;ubiger nach dem Schlu&#223;termin gegen das Schlu&#223;verzeichnis erhobenen Einwendungen k&#246;nnten keine Ber&#252;cksichtigung mehr finden,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">nicht gehindert nachzupr&#252;fen, ob hierin eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r liegt. Dies ist jedoch zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Auffassung des Landgerichts, &#167; 162 KO stelle eine Pr&#228;klusionsvorschrift dar, so da&#223; der Gl&#228;ubiger mit Einwendungen gegen das Schlu&#223;verzeichnis, die nicht substantiiert und vollst&#228;ndig im Schlu&#223;termin m&#252;ndlich vorgetragen wurden, endg&#252;ltig ausgeschlossen sei, ist nicht zu beanstanden. Sie entspricht der einhelligen Meinung in Literatur und Rechtsprechung (vgl. Kuhn-Uhlenbruck, Rdnr. 4 zu &#167; 162 KO; J&#228;ger-Weber Rdnr. 4 zu &#167; 162 KO; Kilger, Anm. 1 b zu &#167; 162 KO; Schrader/Uhlenbruck/Delhaes, Konkurs- und Vergleichsverfahren Rdnr. 598; BGH JZ 84, 1025; LG D&#252;sseldorf KTS 66, 185). </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Gl&#228;ubiger verkennt in seiner sofortigen weiteren Beschwerde auch selbst nicht, da&#223; sich die Ausschlu&#223;wirkung der &#167;&#167; 162, 158 Abs. 2 KO grunds&#228;tzlich auch auf</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">das Beschwerdeverfahren erstreckt, so da&#223; &#167; 570 ZPO insoweit zur&#252;cktritt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Derartige Pr&#228;klusionsbestimmungen sind mit Art. 103 Abs. 1 GG vereinbar (vgl. BVerfGE 55, 72 (94) zu &#167; 528 Abs. 3 ZPO; 69, 126 (137) zu &#167; 296 ZPO; Waldner, NJW 84, 2925 m.w.N.). Ihre Anwendung stellt nur dann eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r dar, wenn die Partei in dem Verfahren keine ausreichende Gelegenheit hatte, sich in allen wichtigen Punkten zur Sache zu &#228;u&#223;ern, nicht aber, wenn sie dies aus von ihr zu vertretenden Gr&#252;nden vers&#228;umt hat (vgl. BVerfG a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist das Landgericht zutreffend davon ausgegangen, da&#223; der Gl&#228;ubiger hinreichend Gelegenheit hatte, die zu erhebenden Einwendungen vorzubereiten und im Schlu&#223;termin substantiiert m&#252;ndlich vorzutragen. Der Gl&#228;ubiger hatte bereits Mitte September 1987 auf Anforderung Kopien der Konkursakte mit dem vollst&#228;ndigen Schlu&#223;bericht und dem Schlu&#223;verzeichnis des Konkursverwalters</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">erhalten. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Hieraus ging hervor, da&#223; sich die absonderungsberechtigten Gl&#228;ubiger E. C., Bankhaus N., G. &amp; Co. und T.-Handelsgesellschaft mbH &amp; Co. zu einem Sicherungspool zusammengeschlossen hatten und der Konkursverwalter sich mit diesen unter dem 21. November 1986/27. Februar 1987 &#252;ber eine von &#167; 64 KO abweichende Verrechnung der Forderungen geeinigt hatte, die zum Ausscheiden der E. C. aus dem Konkursverfahren f&#252;hrte, jedoch ein relativ langsameres Absinken der Schuld gegen&#252;ber dem Bankhaus N., G. &amp; Co. zur Folge hatte. In dem Schlu&#223;bericht wird ausdr&#252;cklich darauf hingewiesen, da&#223; sich die Forderung des Bankhauses N., G. &amp; Co. bei exakter Verrechnung nach &#167; 64 KO auf 4.619.461,38 DM h&#228;tte vermindern m&#252;ssen. Der Konkursverwalter stellte dem Beschwerdef&#252;hrer auf dessen Anforderung ferner unter dem 12. Oktober 1987 den Schriftwechsel mit der E.n C. vom 21. November 1986/ 27. Februar 1987, also die Vereinbarung &#252;ber die Abrechnung, zur Verf&#252;gung und wies in dem Begleitschreiben nochmals darauf hin, da&#223; hiernach das Bankhaus N., G. &amp; Co. mit einer Ausfallforderung beteiligt geblieben sei, die etwas h&#246;her als die an sich berechtigte gelegen habe. Im Amtsblatt vom 5. Oktober 1987 wurde die Schlu&#223;verteilung angek&#252;ndigt und die Niederlegung des Schlu&#223;verzeichnisses auf der Gesch&#228;ftsstelle des Konkursgerichts mitgeteilt. Die Bestimmung des Schlu&#223;termins auf den 4. Dezember 1987 wurde im Amtsblatt vom 9. November 1987 ver&#246;ffentlicht. Bei dieser Sachlage hatte der Gl&#228;ubiger ausreichend Gelegenheit, die H&#246;he des Ausfalls des Bankhauses N., G. &amp; Co. zu &#252;berpr&#252;fen, und seine Einwendungen gegen deren Nachweis im Schlu&#223;termin vorzubringen. Insbesondere h&#228;tte er dabei ohne weiteres auf die von &#167; 64 KO abweichende Abrechnung der Forderung des Bankhauses N., G. &amp; Co. hinweisen und dem Rechtspfleger die - nunmehr mit Schriftsatz vom 9. September 1988 behandelte &#8211; Rechtsfrage vorlegen k&#246;nnen, ob der Konkursverwalter befugt ist, einen in Wirklichkeit nicht eingetretenen Ausfall im Vergleichswege als nachgewiesen anzuerkennen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da der Gl&#228;ubiger es somit aus von ihm zu vertretenden Gr&#252;nden vers&#228;umt hatte, seine Einwendungen im Schlu&#223;termin substantiiert vorzutragen, konnte das Landgericht die nachtr&#228;glich vorgebrachten Einwendungen gegen das Schlu&#223;verzeichnis ohne Verletzung seines Anspruchs auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs unber&#252;cksichtigt lassen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde war nach alledem mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zu verwerfen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 200.000,-- DM</p>
315,300
olgk-1988-12-09-13-w-8488
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 W 84/88
"1988-12-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:47"
"2022-10-18T15:08:38"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:1209.13W84.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird die Beschwerde des Antragstellers gegen den Beschlu&#223; der 2. Zivilkammer des Landgerichts Aachen vom 4. November 1988 - 2 0 450/88 - zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde hat in der Sache keinen Erfolg, weil dem Antragsteller zu Recht Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die beabsichtigte Klage verweigert worden ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beabsichtigt die klageweise Geltendmachung einer Forderung, die nach seinem Vortrag der H. GmbH zusteht. Es kann dahinstehen, ob er als alleiniger Gesellschafter und Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der GmbH dazu befugt ist, die Forderung im eigenen Namen als Partei einzuklagen und ob in seiner Person die Voraussetzungen des &#167; 114 ZPO erf&#252;llt sind. Der Senat teilt die Auffassung des Landgerichts, da&#223; der Antragsteller nur deshalb anstelle der GmbH als Klagepartei auftreten will, weil die GmbH offenbar die zur Rechtsverfolgung notwendigen Vorsch&#252;sse (&#167; 65 GKG) nicht aufbringen kann, ihr aber keine Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen ist. Einen einleuchtenden Grund daf&#252;r, da&#223; er anstelle der GmbH die Forderung einklagen m&#246;chte, hat der Antragsteller nicht angegeben. Es mag sein, da&#223; er wegen seiner gesellschaftsrechtlichen Stellung hierzu auch nicht gezwungen ist, wenn es um die Frage geht, ob sein rechtliches Interesse an der Proze&#223;f&#252;hrung im eigenen Namen zu bejahen ist. Wenn er aber zudem noch Proze&#223;kostenhilfe begehrt, weil er selbst die zur Proze&#223;f&#252;hrung n&#246;tigen Mittel nicht aufbringen kann, stellt sich diese Vorgehensweise als Umgehung des &#167; 116 Nr. 2 ZPO dar. Auf seine rechtliche und wirtschaftliche Situation ist es n&#228;mlich ohne Auswirkung, wenn die GmbH als Forderungsinhaberin Klage erhebt, weil im Falle eines Obsiegens dies auch dem Antragsteller als alleinigem Gesellschafter der GmbH zugute kommt. W&#252;rde die GmbH klagen, m&#252;&#223;te sie die erforderlichen Proze&#223;kosten selbst aufbringen. Ihr k&#246;nnte keine Proze&#223;kostenhilfe bewilligt werden, weil die Voraussetzungen des &#167; 116 Nr. 2 ZPO ersichtlich nicht vorliegen. Die Unterlassung der Rechtsverfolgung l&#228;uft dann dem allgemeinen Interesse zuwider, wenn die GmbH dadurch an der Erf&#252;llung ihrer der Allgemeinheit dienenden Aufgaben gehindert w&#252;rde. Das allgemeine Interesse fordert die Proze&#223;f&#252;hrung, wenn die Entscheidung gr&#246;&#223;ere Kreise der Bev&#246;lkerung der des Wirtschaftslebens anspricht und soziale Auswirkungen nach sich ziehen w&#252;rde, wenn z.8. die GmbH sonst zur Entlassung einer gro&#223;en Zahl von Arbeitnehmern gezwungen w&#228;re. Dazu ist nichts ersichtlich. Der Umstand, da&#223; die GmbH den einzuklagenden Betrag zur Begleichung von Steuerschulden ben&#246;tigt, reicht nicht aus. Die Betreibung von Steuerschulden ist vielmehr den Finanzbeh&#246;rden zu &#252;berlassen, die sich auf dem gesetzlich vorgesehenen Weg aus der angeblichen Forderung der GmbH gegen den Antragsgegner befriedigen k&#246;nnen (WM, OLG K&#246;ln (7. ZS) JMBI NW 1964, 114; ihm folgend OLG Bamberg JurB&#252;ro 1982, 1733 m.w.N., OLG K&#246;ln (12. ZS) JurB&#252;ro 1985, 1259).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Meinung der Beschwerde besteht von Verfassungswegen kein Grund, der GmbH als "Einmanngesellschaft" gleichwohl Proze&#223;kostenhilfe zu gew&#228;hren. Das Grundgesetz legt der Rechtsgemeinschaft keine Verpflichtung auf, einer Kapitalgesellschaft unter den gleichen Voraussetzungen Proze&#223;kostenhilfe einzur&#228;umen, wie sie</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">f&#252;r nat&#252;rliche Personen gelten (dazu .eingehend BVerfG NJW 1974, 229). Das gilt auch, wenn nur eine nat&#252;rliche Person alle Kapitalanteile der juristischen Person h&#228;lt. Denn dadurch wird deren Rechtsnatur als Kapitalgesellschaft nicht ber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwerde: bis 5.300,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Oberlandesgericht, 13.Zivilsenat</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">K&#246;ln, den 9. Dezember 1988</p>
315,301
olgham-1988-12-08-4-uf-25188
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 251/88
"1988-12-08T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:49"
"2022-10-18T15:08:38"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1208.4UF251.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten sowie auf die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin wird das am 27. April 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Dortmund teilweise abge&#228;ndert und wie folgt gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin folgende Trennungsunterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen:</p> <p></p> <p>a)</p> <p>f&#252;r Oktober und November 1986 monatlich je 360,-- DM,</p> <p>b)</p> <p>f&#252;r Dezember 1986 60,-- DM,</p> <p>c)</p> <p>f&#252;r Januar 1987 bis Juli 1987 monatlich 127,19 DM abz&#252;glich im M&#228;rz 1987 gezahlter 300,-- DM,</p> <p>d)</p> <p>f&#252;r die Zeit von August 1987 bis Dezember 1987 monatlich 309,-- DM,</p> <p>e)</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. bis zum 11. Januar 1988 109,67 DM.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen. Die weitere Berufung des Beklagten und die weitere Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin werden zur&#252;ckgewiesen. Die Kosten des ersten Rechtszuges werden der Kl&#228;gerin zu 2/5 und dem Beklagten zu 3/5 auferlegt. Die Kosten der Berufungsinstanz werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 13. Dezember 1968 die Ehe geschlossen. Die Kl&#228;gerin ist am 28. Dezember 1948 geboren, der Beklagte ist am 27. August 1942 geboren. Aus der Ehe sind die Kinder xxx, geboren am 25. Mai 1969, und xxx, geboren am 5. Juli 1973, hervorgegangen. Die Kl&#228;gerin, die am 15. September 1986 die eheliche Wohnung verlassen hat, hat von dem Beklagten mit der am 15. April 1987 eingegangenen Klage Trennungsunterhalt ab Oktober 1986, teils als R&#252;ckstand, teils als laufenden Unterhalt, beansprucht. Inzwischen ist die Ehe durch Verbundurteil vom 17. November 1987 geschieden worden; die Scheidung ist seit dem 12. Januar 1988 rechtskr&#228;ftig. Die Tochter xxx lebt bei der Kl&#228;gerin, die die elterliche Sorge hat. Die Tochter xxx lebte zun&#228;chst ebenfalls bei der Kl&#228;gerin, seit dem 15. Juni 1987 jedoch beim Beklagten. Seit dem 1. August 1987 lebt auch ihr Verlobter beim Beklagten. F&#252;r xxx hat der Beklagte durchgehend 337,50 DM Unterhalt monatlich gezahlt; f&#252;r xxx hat er einen ebenso hohen Betrag gezahlt und zwar bis Juli 1987. Ab August 1987 hat xxx eine Ausbildungsstelle. Der Beklagte hat noch bis August 1987 die Ehewohnung bewohnt; die Miete betrug 562,-- DM. Seither hat er eine andere Wohnung, deren Miete monatlich 300,-- DM betr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat w&#228;hrend des Zusammenlebens nur ganz zu Anfang versicherungspflichtig gearbeitet. W&#228;hrend der &#252;brigen Zeit hat sie Aushilfst&#228;tigkeiten ausge&#252;bt, jedoch jeweils mit erheblichen Unterbrechungen. Bis zur Trennung hat sie in einer Trinkhalle xxx gearbeitet, diese Stelle aber verloren, weil die Trinkhalle nicht weiter betrieben wurde. Von M&#228;rz bis Juni 1987 und September 1987 bis Januar 1988 hat sie in der Trinkhalle mit einem Monatsverdienst von 140,-- DM gearbeitet. Im Juli und August 1987 hat sie bei der Firma xxx gearbeitet und dort im Juli 1987 657,24 DM und im August 1987 561,97 DM verdient.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, trotz intensiver Bem&#252;hungen keine angemessene Arbeit gefunden zu haben. Sie hat einen Unterhaltsr&#252;ckstand ab Oktober 1986 bis Februar 1987 in H&#246;he von 2.675,-- DM und laufenden Unterhalt ab M&#228;rz 1987 in H&#246;he von monatlich 309,-- DM verlangt; au&#223;erdem hat sie 505,-- DM als den h&#228;lftigen Anteil der dem Beklagten aus 1987 gew&#228;hrten Steuererstattung von 1.010,-- DM beansprucht. Sie hat bestritten, eine &#252;ber freundschaftliche Kontakte hinausgehende Beziehung zu dem Zeugen xxx zu unterhalten. Der Beklagte hat vornehmlich behauptet, die Kl&#228;gerin sei aus der Ehe ausgebrochen, um zu dem Zeugen xxx Beziehungen aufzunehmen. Er hat gemeint, der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin sei verwirkt. Au&#223;erdem hat er behauptet, die Kl&#228;gerin habe sich nicht gen&#252;gend um Arbeit bem&#252;ht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das wegen der Einzelheiten verwiesen wird, hat das Amtsgericht nach umfangreicher Beweisaufnahme &#252;ber die behaupteten Beziehungen der Kl&#228;gerin zu xxx ihr Unterhalt in unterschiedlicher H&#246;he zuerkannt, und zwar f&#252;r die Zeit von Oktober bis Dezember 1986 monatlich 632,-- DM, f&#252;r Januar bis Juni 1987 monatlich 298,-- DM, f&#252;r Juli 1987 270,-- DM, f&#252;r August 1987 bis November 1987 298,-- DM monatlich und ab Dezember 1987 monatlich 309,-- DM bis zur Rechtskraft der Scheidung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Beklagte mit der Berufung, die er wie folgt begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin sei einseitig aus der Ehe ausgebrochen. Sie unterhalte eine sozio&#246;konomische Gemeinschaft mit dem Zeugen xxx, dem sie vollst&#228;ndig den Haushalt versorge. Sie besuche mit xxx auch Familienfeste. F&#252;r Versorgungsleistungen m&#252;sse sie sich seiner Meinung nach 800,-- DM monatlich als fiktive Eink&#252;nfte anrechnen lassen. Es sei auch unrichtig, da&#223; das Familiengericht zur Errechnung des Unterhaltsanspruchs der Kl&#228;gerin die Differenzmethode zu Grunde gelegt habe. Die Kl&#228;gerin habe sich seiner Meinung nach au&#223;erdem nicht ausreichend um Arbeit bem&#252;ht, weil sie nicht arbeiten wolle. Seine eigene Leistungsf&#228;higkeit sei geringer, als vom Amtsgericht angenommen worden sei. Die Steuererstattung in H&#246;he von 1.010,-- DM habe er erst am 12. August 1987 erhalten; sie k&#246;nne daher nicht f&#252;r 1986 ber&#252;cksichtigt werden. Seine Fahrtkosten beziffert er f&#252;r 1986 mit monatlich 62,-- DM, f&#252;r 1987 mit monatlich 84,-- DM und f&#252;r 1988 mit monatlich 109,-- DM. Bis August 1987 habe er durch alleiniges Bewohnen der fr&#252;heren Ehewohnung einen erh&#246;hten Wohnbedarf von 262,-- DM gehabt. Seine Miete habe 562,-- DM betragen, w&#228;hrend sein Wohnbedarf nur mit 300,-- DM zu veranschlagen gewesen sei. 1988 habe er einen Kredit von 21.000,-- DM, der ab Juli 1988 mit monatlich 429,-- DM abzuzahlen sei, aufgenommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, der mit der Berufungsbegr&#252;ndungschrift zun&#228;chst ab&#228;ndernd volle Klageabweisung begehrt hatte, beantragt nunmehr nach R&#252;cknahme seiner weitergehenden Berufung,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils f&#252;r den Unterhaltszeitraum von Oktober 1986 bis August 1987 nicht mehr als folgenden Unterhalt zahlen zu m&#252;ssen:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#252;r Oktober und November 1986 je 360,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#252;r Dezember 1986 60,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#252;r Januar 1987 bis August 1987 je 32,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im Wege der unselbst&#228;ndigen Anschlu&#223;berufung beantragt die Kl&#228;gerin,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten f&#252;r die Zeit ab Januar 1987 unter Einschlu&#223; des angefochtenen Urteils weiter zu folgenden Unterhaltszahlungen zu verurteilen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">R&#252;ckst&#228;nde f&#252;r Januar und Februar 1987 in H&#246;he von insgesamt 950,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#252;r April bis Juli 1987 in H&#246;he von monatlich 475,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">c)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#252;r August 1987 in H&#246;he von 552,92 DM,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">d)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">f&#252;r die Zeit ab September 1987 bis 11. Januar 1988 in H&#246;he von monatlich 730,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin bestreitet die behaupteten Beziehungen zu xxx, dem sie nur freundschaftlich verbunden sei. xxx sei auch gar nicht leistungsf&#228;hig, da er f&#252;r sich nur 750,-- DM zu Verf&#252;gung habe. Die Kl&#228;gerin meint, sie sei zu umfangreicherer T&#228;tigkeit, als von ihr geleistet, nicht verpflichtet, zumal sie ihre j&#252;ngere Tochter versorge. Wegen eines R&#252;ckenleidens k&#246;nne sie nicht putzen. Das Einkommen des Beklagten sei h&#246;her, als das Amtsgericht angenommen habe. 1986 habe der Beklagte eine Steuererstattung erhalten. Den Gewerkschaftsbeitrag bestreitet die Kl&#228;gerin. Der Beklagte habe ab Juli 1987 f&#252;r xxx keinen Unterhalt mehr gezahlt. Die Mieth&#246;hen f&#252;r die Ehewohnung und die jetzige Wohnung des Beklagten bestreitet sie. Wegen der behaupteten h&#246;heren Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten macht sie mit der Anschlu&#223;berufung die in ihrem Antrag aufgef&#252;hrten Unterhaltsbetr&#228;ge geltend.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind im Senatstermin gem&#228;&#223; &#167; 141 ZPO angeh&#246;rt worden. Die Anh&#246;rung hat folgendes ergeben:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die <u>Kl&#228;gerin:</u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie lebe vom Sozialamt. Wegen des Nachscheidungsunterhalts schwebe ein Rechtsstreit. Im Januar 1987 sei sie in die xxx gezogen, xxx ebenfalls. Sie beide h&#228;tten dort je eine Sozialwohnung erhalten. Sie habe nie in xxx Wohnung geputzt oder f&#252;r ihn gewaschen. Sie habe auch nie in seiner Wohnung &#252;bernachtet und er nicht in ihrer. xxx sei im Juni 1987 bei ihr ausgezogen. Die 337,50 DM f&#252;r xxx f&#252;r den Monat Juni 1987 habe sie an den Beklagten zur&#252;ck&#252;berwiesen. Der Beklagte habe immer am 15. eines Monats gezahlt. xxx habe eine Lehrstelle seit August 1987.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der <u>Beklagte:</u></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Er habe in der ehemaligen Ehewohnung nur f&#252;r zwei Wochen einen Untermieter gehabt, der habe aber keine Miete gezahlt. Er selbst sei G&#228;rtner bei der Stadt xxx. F&#252;r ihn entst&#252;nden Mehrkosten f&#252;r Verpflegung, weil er au&#223;erhalb seines Hauses essen m&#252;sse. Seit August 1987 sei er mit Frau xxx verlobt und sei zu ihr gezogen. Er sei zu 50 % schwerbehindert, weil er unter epileptischen Anf&#228;llen leide.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens in beiden Instanzen wird auf den Inhalt der Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zum Teil begr&#252;ndet; dagegen ist die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin ganz &#252;berwiegend unbegr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Amtsgericht durch das angefochtene Urteil der Kl&#228;gerin einen Anspruch auf Trennungsunterhalt gem&#228;&#223; &#167; 1361 BGB zuerkannt. Dieser Anspruch ist begrenzt bis zum 11. Januar 1988, da seit dem 12. Januar 1988 die Parteien rechtskr&#228;ftig geschieden sind. Da die Parteien von der Trennung bis zur Rechtskraft der Scheidung nur etwa ein Jahr und vier Monate getrennt gelebt haben, kommt es auf die Frage, ob die Kl&#228;gerin, in weiterem Umfange, als sie es tats&#228;chlich gewesen ist, h&#228;tte berufst&#228;tig sein k&#246;nnen, offenbleiben. Denn die Ehe der Parteien hat bis zur Scheidung fast 20 Jahre bestanden und die Kl&#228;gerin hat zwei Kinder versorgt, von denen sie noch ein minderj&#228;hriges Kinder weiter betreut. Sie ist w&#228;hrend der Zeit des Zusammenlebens etwa in dem gleichen Umfange berufst&#228;tig gewesen wie auch in der Zeit von der Trennung bis zur Scheidung. Unter diesen gegebenen Umst&#228;nden konnte von ihr nicht erwartet werden, da&#223; sie in dem <u>hier</u> relevanten Zeitraum ihre Erwerbst&#228;tigkeit ausweitete; vielmehr ist sie ihrer Erwerbsobliegenheit in vollem Umfang nachgekommen. Ob etwas anderes f&#252;r die Zeit nach der Rechtskraft der Scheidung gilt, kann hier dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat das Familiengericht auch eine Verwirkung des Unterhaltsanspruchs der Kl&#228;gerin aufgrund ihrer Beziehungen zu dem Zeugen xxx nicht angenommen. Die Voraussetzungen des &#167; 1579 Nr. 6 BGB liegen nicht vor. Insoweit ist der Beklagte beweispflichtig, hat aber durch die vor dem Amtsgericht durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme nicht das Vorliegen von Umst&#228;nden nachweisen k&#246;nnen, die einen Ausschlu&#223; oder eine Reduzierung des Unterhaltsanspruchs rechtfertigen k&#246;nnten. F&#252;r eine erneute Vernehmung des Zeugen xxx, die der Beklagte beantragt hat, hat der Beklagte trotz ausdr&#252;cklichen Hinweises in dem Proze&#223;kostenhilfebeschlu&#223; vom 25. August 1988 einen Auslagenvorschu&#223; nicht eingezahlt, so da&#223; die Ladung des Zeugen nicht veranla&#223;t worden ist. Mit einem, nach der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat eingegangenen Schriftsatz vom 28.11.1988 hat er zwar dargelegt, einen Auslagenvorschu&#223; fristgerecht eingezahlt zu haben. Der beigef&#252;gte Zahlungsbeleg ergibt aber, da&#223; die Einzahlung zu einem falschen Aktenzeichen erfolgt ist. Aus diesem Grunde konnte auch durch die Gerichtskasse eine Zahlungsanzeige nicht den Akten zugeleitet werden, so da&#223; der Zeuge aus Gr&#252;nden, die der Beklagte selbst zu vertreten hat, nicht geladen werden konnte. Angesichts der nicht miteinander zu vereinbarenden Aussagen des Zeugen xxx einerseits und der Zeugen xxx andererseits kann nach der erstinstanzlichen Beweisaufnahme nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die Kl&#228;gerin einseitig aus der Ehe ausgebrochen ist oder Versorgungsleistungen in geldwertem Umfange dem Zeugen xxx erbringt. <u>Abgesehen davon</u> scheitert der verschuldensabh&#228;ngige Verwirkungstatbestand des einseitigen Ausbrechens aus der Ehe auch daran, da&#223; die Ehe der Parteien schon vor der Trennung total zerr&#252;ttet war, wie beide Zeugen xxx in der Beweisaufnahme vor dem Amtsgericht angegeben haben. Das Amtsgericht hat ferner zu Recht die Annahme einer sozio&#246;konomischen Gemeinschaft zwischen der Kl&#228;gerin und dem Zeugen xxx abgelehnt; zwar haben die Zeugen xxx Umst&#228;nde bekundet, die die Annahme rechtfertigen k&#246;nnten, da&#223; die Kl&#228;gerin und der Zeuge xxx in der &#214;ffentlichkeit ehe&#228;hnlich verbunden auftreten; jedoch hat der Zeuge xxx diese Darstellung in Abrede gestellt, so da&#223; die Wertung des Amtsgerichts, eine feste soziale Verbindung sei nicht nachgewiesen, als zutreffend erscheint.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat bei der Berechnung des Unterhaltsanspruchs der Kl&#228;gerin zu Recht die Differenzmethode angewandt. Die Kl&#228;gerin hat auch nach dem Vorbringen des Beklagten vor der Trennung, wenn auch mit Unterbrechungen, stets gearbeitet. Es bestehen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Kl&#228;gerin nach der Trennung nicht ihre Berufst&#228;tigkeit in dem vorher get&#228;tigten Umfange fortgesetzt hat.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Bei der Berechnung des Unterhaltsanspruchs der Kl&#228;gerin war daher von den tats&#228;chlichen Eink&#252;nften beider Parteien in dem relevanten Zeitraum auszugehen. Bez&#252;glich der anrechenbaren Eink&#252;nfte f&#252;r das Jahr 1986 folgt der Senat der Berechnung des Amtsgerichts, bringt in Abweichung von dieser dem Beklagten eine unzumutbare Mietmehrbelastungen von 262,-- DM gut. Der Auffassung der Kl&#228;gerin, der Beklagte habe die ehemalige Ehewohnung fr&#252;her aufgeben oder untervermieten und dadurch den Wohnmehrbedarf vermeiden k&#246;nnen, vermag der Senat nicht zu folgen. Der Beklagte hat die ehemalige Ehewohnung nur bis Ende August 1987 innegehabt, also weniger als ein Jahr seit der Trennung. Hieraus kann ihm ein Vorwurf nicht gemacht werden, da die Aufgabe der gemeinsamen ehemaligen Ehewohnung als scheidungsf&#246;rdernde Ma&#223;nahme angesehen werden mu&#223;te. Die Kl&#228;gerin kann sich in diesem Zusammenhang nicht darauf berufen, ihr sei die Mieth&#246;he der ehemaligen Ehewohnung unbekannt. Bei der langen Ehedauer erscheint diese Erkl&#228;rung nicht glaubhaft. Damit ergeben sich unter Ber&#252;cksichtigung der Fahrtkosten von 62,-- DM monatlich und unter Abzug des Gewerkschaftsbeitrages, den der Beklagte, wie sich aus den &#252;berreichten Lohnbescheinigungen ergibt, gezahlt hat, die der Kl&#228;gerin im Urteilstenor zugesprochenen reduzierten Unterhaltsbetr&#228;ge. Dabei ist ber&#252;cksichtigt, da&#223; in dem einstweiligen Anordnungsverfahren xxx AG Dortmund f&#252;r Dezember 1986 bereits ein Betrag von 300,-- DM tituliert worden ist.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">F&#252;r 1987 errechnet sich aufgrund der vorgelegten Jahresverdienstbescheinigung des Beklagten f&#252;r diesen nach Abzug der gesetzlichen Abz&#252;ge und des Gewerkschaftsbeitrages vom steuerpflichtigen Brutto ein Nettoeinkommen von 22.571,79 DM. Hinzuzurechnen ist das im Jahre 1987 bezogene Krankengeld von 2.666,43 DM, so da&#223; sich ein Gesamteinkommen von 25.238,22 DM - gleich monatlich 2.103,19 DM - ergibt. Davon sind weiterhin in Abzug zu bringen: 11,-- DM Nettobetrag der verm&#246;genswirksamen Leistungen des Arbeitgebers, f&#252;r die Zeit bis einschlie&#223;lich August 1987 erh&#246;hter Wohnbedarf mit 262,-- DM sowie der Kindesunterhalt von 675,-- DM. Ferner sind 88,-- DM Fahrtkosten in Abzug zu bringen. Insoweit ergibt sich aus dem Einkommenssteuerbescheid, da&#223; der Beklagte f&#252;r seine Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsst&#228;tte einen Jahresbetrag von 1.056,-- DM geltend machen konnte. Dies entspricht einem Monatsbetrag von 88,-- DM. Es ist davon auszugehen, da&#223; die Angabe in dem Steuerbescheid zutreffend ist und Aufwendungen in dieser H&#246;he tats&#228;chlich auch entstanden sind. Einen h&#246;heren Betrag hat der Beklagte allerdings nicht dargelegt. Dem Einkommen hinzuzurechnen ist eine anteilige Steuererstattung. Der Beklagte hat im Jahre 1987 eine Steuererstattung von 1.010,-- DM erhalten, was einem Monatsbetrag von 84,17 DM entspricht; zu ber&#252;cksichtigen ist jedoch, da&#223; sich die Steuererstattung unter anderem auch ergibt aufgrund der steuerrechtlichen Ber&#252;cksichtigung von Mehraufwendungen f&#252;r Verpflegung von rund 540,-- DM und aus einem <u>Freibetrag f&#252;r K&#246;rperbehinderte</u> von 1.110,-- DM. Der Beklagte hat zwar nicht dargelegt, da&#223; er durch seine K&#246;perbehinderung tats&#228;chliche Mehraufwendungen hat, er hat jedoch bei seiner Anh&#246;rung dargelegt, da&#223; ihm durch Verpflegung erh&#246;hte Unkosten entstehen. Der Senat h&#228;lt es f&#252;r gerechtfertigt, unter den gegebenen Umst&#228;nden wegen des Freibetrages f&#252;r K&#246;rperbehinderte von der Steuererstattung dem Beklagten einen Teil anrechnungsfrei zu belassen und sie nur in H&#246;he von 50,-- DM monatlich als Einkommen zu werten. Es ergibt sich sodann ein anrechenbares Einkommen des Beklagten von 1.117,19 DM pro Monat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im Januar 1987 hat die Kl&#228;gerin in der Trinkhalle 140,-- DM verdient; ihr Anspruch w&#252;rde sich rechnerisch daher belaufen auf 3/7 der Differenz zum Einkommen des Beklagten = 418,79 DM ((1.117,19 DM - 140,-- DM) x 3/7). Der Beklagte ist jedoch unter Wahrung seines notwendigen Selbstbehalts von 990,-- DM nur in H&#246;he von 127,19 DM leistungsf&#228;hig, so da&#223; ein Anspruch der Kl&#228;gerin nur in dieser H&#246;he besteht. In den Monaten Februar bis Juni 1987 hat die Kl&#228;gerin eigenes Einkommen nicht erzielt; an dem zu zahlenden Unterhaltsbetrag &#228;ndert sich dadurch aber nichts, da der Anspruch der Kl&#228;gerin durch die Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten auf 127,19 DM begrenzt ist. Im Juli 1987 hat die Kl&#228;gerin 657.-- DM Eigeneink&#252;nfte erzielt. Ihr rechnerischer Anspruch bel&#228;uft sich auf 3/7 der Differenz zum Einkommen des Beklagten ((1.117,19 DM - 657,-- DM) x 3/7) = 197,22 DM. Der Anspruch ist jedoch auch f&#252;r diesem Monat durch die mangelnde Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten auf 127,19 DM beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">F&#252;r August 1987 ist von einem h&#246;heren Einkommen des Beklagten auszugehen, da die Unterhaltsleistungen f&#252;r die (vollj&#228;hrige) Tochter xxx mit monatlich 337,50 DM entfallen sind. Das Einkommen des Beklagten betr&#228;gt in diesem Monat somit 1.454,69 DM. Die Kl&#228;gerin selbst hat in diesem Monat 561,-- DM verdient. Die rechnerische H&#246;he ihres Unterhaltsanspruchs betr&#228;gt 3/7 der Differenz beider Einkommen somit 383,01 DM. F&#252;r die Zeit ab September 1987 erh&#246;ht sich das anrechenbare Einkommen des Beklagten erneut, und zwar um den weggefallenen Wohnungssonderbedarf von 262,-- DM auf 1.716,69 DM. Da die Kl&#228;gerin ab September 1987 Eigeneink&#252;nfte nicht mehr erzielt hat, w&#252;rde sich der rechnerische Anspruch der Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit ab September 1987 auf 3/7 des Einkommens des Beklagten von 1.716,69 DM, somit auf monatlich 735,57 DM belaufen. Anspr&#252;che in den errechneten H&#246;hen ab August 1987 sind aber im Ergebnis nicht begr&#252;ndet, soweit sie monatlich 309,-- DM &#252;bersteigen. Der Berechtigung eines h&#246;heren monatlichen Anspruchs als 309,-- DM ab August 1987 bis 11. Januar 1988 steht &#167; 1613 Abs. 1 BGB entgegen. Nach dieser Bestimmung kann Unterhalt f&#252;r die Vergangenheit nur ab dem Zeitpunkt gefordert werden, zu welchem der Verpflichtete in Verzug gekommen ist. F&#252;r die Zeit ab August 1987 ist zwar ein h&#246;herer Anspruch als 309,-- DM monatlich mit Schriftsatz vom 30. September <u>1988</u> verlangt worden, da mit diesem Schriftsatz Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die Anschlu&#223;berufung mit h&#246;heren Monatsbetr&#228;gen als 309,-- DM beantragt worden ist. Zu diesem Zeitpunkt war der Unterhaltszeitraum von August 1987 bis zum 11. Januar 1988 aber bereits R&#252;ckstand. Ein Verzug lag insoweit bez&#252;glich eines h&#246;heren Monatsbetrages als 309,-- DM nicht vor:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat zwar am 24. September 1986 f&#252;r die Zeit ab 1. Oktober 1986 monatlich 735,-- DM angemahnt und ferner in den Verfahren 181 F 265/86 SH 06/07 AG Dortmund mit dem am 31. Oktober 1986 eingegangenen Schriftsatz monatlich 660,-- DM beansprucht. Mit der vorliegenden, am 15. April 1987 eingegangenen Klage hat sie f&#252;r die Zeit ab April 1987 385,-- DM monatlich eingeklagt, aber sodann mit Schriftsatz vom 9. Juni 1987, eingegangen am 12. Juni 1987, sodann ihren Klageantrag auf 309,-- DM monatlich ab M&#228;rz 1987 erm&#228;&#223;igt. F&#252;r die Frage, mit welchem Betrag sich der Beklagte ab August 1987 im Verzug befunden hat, kommt es darauf an, ob durch die Klagereduzierung vom 12. Juni 1987 die vorausgegangenen Inverzugsetzungen wegen h&#246;herer Unterhaltsbetr&#228;ge als 309,-- DM auch f&#252;r die Folgezeit noch weiterbestanden haben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Mahnung und damit Verzug setzen nach &#167; 284 Abs. 1 BGB F&#228;lligkeit voraus. W&#252;rde diese gesetzliche Regelung uneingeschr&#228;nkt auch auf Dauerschuldverh&#228;ltnisse wie Unterhaltsverpflichtungen, bei denen die monatlich zu erbringenden Leistungen auch monatlich f&#228;llig werden, angewandt werden, m&#252;&#223;te zur Inverzugsetzung monatlich eine Mahnung erfolgen, auch wenn sich der monatliche Betrag nicht &#228;ndert. Dies wird von der Rechtsprechung jedoch nicht gefordert; vielmehr mu&#223; die Mahnung wegen laufenden Unterhalts im allgemeinen nicht monatlich wiederholt werden (BGH FamRZ 1988, 479; BGH FamRZ 1983, 352, 354). Damit tr&#228;gt die Rechtsprechung den besonderen Gegebenheiten der Verpflichtung zu laufenden Zahlungen, insbesondere Unterhaltsleistungen, Rechnung. Die Konsequenz daraus, da&#223; die Mahnung nicht monatlich zu wiederholen ist, w&#252;rde bei einschr&#228;nkungsloser Anwendung dieses Satzes dazu f&#252;hren, da&#223; sich der Schuldner in H&#246;he des einmal angemahnten Betrages auch f&#252;r die Zukunft in Verzug bef&#228;nde, wobei das Ende des Verzuges nicht absehbar w&#228;re, da die durch eine Mahnung ausgel&#246;sten Rechtsfolgen nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (FamRZ 1988, 479; 1987, 40, 41) grunds&#228;tzlich nur durch Erla&#223;vertrag (&#167; 397 Abs. 1 BGB) zu beseitigen sind. Die Wirkungen eines Verzuges k&#246;nnen nach Auffassung des Senats aber jedenfalls dann nicht in dem oben aufgezeichneten Sinne als fortbestehend gelten, wenn <u>nachtr&#228;glich</u> der Schuldner durch eine neue Mahnung mit einem reduzierten Zahlungsbegehren oder durch eine teilweise R&#252;cknahme einer Klage, die der Mahnung gleichgestellt ist (&#167; 284 Abs. 1 Satz 2 BGB) seinen Anspruch erm&#228;&#223;igt. F&#252;r die <u>zur&#252;ckliegende</u> Zeit betrifft das die bereits <u>eingetretenen </u>Verzugsfolgen nicht (vgl. Derleder in EzFamR Nr. 3 zu &#167; 284 BGB). F&#252;r die Zukunft k&#246;nnen aber die Verzugsfolgen nur noch in H&#246;he des reduzierten Anspruchs gelten (Derleder a.a.O.): Da&#223; die Anmahnung laufender Unterhaltsleistungen wie dargestellt nicht monatlich mit Eintritt der jeweiligen F&#228;lligkeit wiederholt zu werden braucht, beruht auf &#167; 257, 258 ZPO (M&#252;nchener Kommentar - K&#246;hler Rdn. 3 zu &#167; 1613). Die nach &#167; 284 Abs. 1 Satz 2 BGB <u>nach F&#228;lligkeit</u> erforderliche Mahnung wird in diesen F&#228;llen dadurch ersetzt, da&#223; die erfolgte Mahnung zu den jeweils neuen F&#228;lligkeitszeitpunkten als wiederholt anzusehen ist. Wenn in diesen F&#228;llen der Schuldner eine neue Mahnung mit einem reduzierten Betrag ausspricht oder die bereits erhobene Klage reduziert, bringt er damit zum Ausdruck, da&#223; statt des urspr&#252;nglich geforderten Betrages nunmehr nur noch der reduzierte Betrag verlangt wird. Es ist dann auch nicht mehr gerechtfertigt, die urspr&#252;ngliche Inverzugsetzung mit dem h&#246;heren Betrag auf den Zeitraum ab Reduzierung der Forderung zu beziehen. Die Inverzugsetzung ist ab diesem Zeitpunkt auf den geringeren Forderungsbetrag "konkretisiert", wie Derleder (a.a.O.) es formuliert. Von einer (unzul&#228;ssigen weil einseitigen) "Mahnungsr&#252;cknahme" zu sprechen, w&#228;re terminologisch unzutreffend: Die Reduzierung der Forderung ist nur dahin zu verstehen, da&#223; die Fortwirkung der urspr&#252;nglichen Mahnung beendet wird. Somit bestand jedenfalls f&#252;r die Zeit ab August 1987 nur ein Verzug in H&#246;he von 309,-- DM monatlich, so da&#223; eine Verurteilung zu h&#246;heren Unterhaltsleistungen ausscheidet.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167; 97 Abs. 1, 92 Abs. 1 ZPO bez&#252;glich der Kosten und &#167; 708 Ziffer 10 bez&#252;glich der Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit.</p>
315,302
olgham-1988-12-07-20-u-8288
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20 U 82/88
"1988-12-07T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:50"
"2022-10-18T15:08:38"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1207.20U82.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 15. Dezember 1987 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte aus einer von ihrem verstorbenen Ehemann zu ihren Gunsten abgeschlossenen Unfallzusatzversicherung in H&#246;he von 20.000,- DM in Anspruch. Die Beklagte verweigert die Zahlung, weil der Ehemann Selbstmord begangen habe. Hierzu bestimmt &#167;2 Nr. 3 der Besonderen Bedingungen &#252;ber die Unfallzusatzversicherung (BBuZ):</p> <br /><span class="absatzRechts">3</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Dagegen fallen nicht unter den Versicherungsschutz:</i> <i>...</i> <i>d) Selbstt&#246;tung, und zwar auch dann, wenn der Versicherte die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit begangen hat, es sei denn, da&#223; dieser durch ein unter die Versicherung fallendes Unfallereignis hervorgerufen wurde".</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Kl&#228;gerin verungl&#252;ckte am 26.08.1985 kurz nach 6.00 Uhr mit seinem Pkw t&#246;dlich. Er befuhr zu diesem Zeitpunkt die ... in ... stadteinw&#228;rts. Diese Stra&#223;e ist nicht die direkte Verbindung zwischen seinem Haus und seiner Arbeitsstelle, ... der Zeche ... in .... Sie ist etwa 8 m breit und ... verl&#228;uft an der Unfallstelle geradeaus. Der Ehemann der Kl&#228;gerin kam auf trockener Fahrbahn von der Stra&#223;e nach rechts ab. Er prallte mit voller Wucht, ohne eine Brems- oder Schleuderspur zu hinterlassen, gegen einen neben dem rechten Mehrzweckstreifen stehenden Baum. Der Wagen blieb dann in dem etwa 1,50 m tiefen Stra&#223;engraben stecken. Die vordere H&#228;lfte des Fahrzeugs wurde v&#246;llig zertr&#252;mmert. Der Ehemann der Kl&#228;gerin, der nicht angeschnallt war, starb noch an der Unfallstelle um 6.25 Uhr. Ihm wurde eine Blutprobe entnommen, die 1,02 %o BAK ergab. Unfallzeugen gibt es nicht. In seiner Unfallanzeige vermerkte der Zeuge ...:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Die Ehefrau ... teilte uns mit, da&#223; ihr Ehemann schon &#246;fter Suizidgedanken ge&#228;u&#223;ert habe. So auch heute morgen, aber sie habe dem keine gro&#223;e Bedeutung beigemessen."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, ihr Mann und sie h&#228;tten eine harmonische Ehe gef&#252;hrt. Zur Zeit seines Unfalls sei ein drittes Kind unterwegs gewesen, das sich gerade ihr Mann gew&#252;nscht habe. Sie h&#228;tten auch keine finanziellen Probleme gehabt. Deshalb habe ihr Mann keinen Grund zu einem Selbstmord gehabt. Die Kl&#228;gerin hat ferner in der Klageschrift vorgetragen, Selbstmord&#228;u&#223;erungen ihres Mannes seien nur in Eregung oder im &#196;rger gefallen und deswegen nicht ernst zu nehmen gewesen. Bei ihrer m&#252;ndlichen Anh&#246;rung hat sie vor dem Landgericht behauptet, ihr Mann habe keine Selbstmordabsichten ge&#228;u&#223;ert. Sie glaube auch nicht, da&#223; sie Entsprechendes zu dem Polizeibeamten gesagt habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 20.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, bei dem Unfall des Ehemannes handele es sich um einen Selbstmord. Falls es aber kein Selbstmord sei, k&#246;nne der Unfall nur auf alkohlbedingter Fahrunt&#252;chtigkeit beruhen, so da&#223; sie nach &#167;3 Nr. 1 d BBUZ leistungsfrei sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Ermittlungsakte 81 Js 138/85 StA Dortmund zu Beweiszwecken beigezogen und verwertet und die Klage abgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt, da&#223; durch eine Vielzahl von Indizien ein Selbstmord des Versicherungsnehmers feststehe. Er habe offenbar nicht zu seiner Arbeitsstelle fahren wollen und sich f&#252;r einen Selbstmord Mut angetrunken. Das Abkommen von der Fahrbahn und der Umstand, da&#223; der Fahrer nicht angeschnallt gewesen sei, spr&#228;chen f&#252;r einen Selbstmord, ebenso seine &#196;u&#223;erungen &#252;ber Selbstmordabsichten. Dem letzten Vortrag der Kl&#228;gerin, da&#223; solche &#196;u&#223;erungen gar nicht gefallen seien, hat das Landgericht keinen Glauben geschenkt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung verfolgt die Kl&#228;gerin ihre Anspr&#252;che weiter. Sie bleibt dabei, da&#223; ihr Mann keine Selbstmordabsichten ge&#228;u&#223;ert habe. Sie habe so etwas auch nicht zu dem Polizeibeamten gesagt; als Sp&#228;taussiedlerin sei sie in der Deutschen Sprache nicht so gewandt und k&#246;nne mi&#223;verstanden worden sein. Das Wort Suizid kenne sie gar nicht. Ihr Mann k&#246;nne sich durchaus zur Zeit des Unfalls auf dem Wege zur Arbeitsst&#228;tte befunden haben. Vorher habe er wahrscheinlich einen Umweg gemacht, um die schwache Autobatterie wieder aufzuladen. Der Unfall sei vielleicht damit zu erkl&#228;ren, da&#223; ihr Mann einem Tier ausgewichen oder da&#223; er kurz eingenickt sei. Alkohol habe er schon am Vorabend getrunken und ohne Gurt sei er oft gefahren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Beklagte zu verurteilen, an sie 20.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 26.09.1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das Urteil und wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen. Nach dem ganzen Unfallverlauf komme nur ein Selbstmord des Versicherungsnehmers in Frage.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Ermittlungsakte 81 Js 138/85 StA Dortmund erneut beigezogen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung war, und Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung des Zeugen POM .... Dieser hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Er k&#246;nne sich an den Unfall erinnern. Es habe damals keinerlei Spuren gegeben, die auf die Unfallursache h&#228;tten hinweisen k&#246;nnen. Man habe vor einem R&#228;tsel gestanden. Als man Frau ... die Todesnachricht &#252;berbracht habe, habe sie ge&#228;u&#223;ert, da&#223; ihr Mann einen Selbstmord angek&#252;ndigt habe. Sie habe die Ank&#252;ndigung aber nicht ernst genommen, weil er das schon &#246;fter ge&#228;u&#223;ert habe. Ihm, dem Zeugen, sei die Sache nahe gegangen. Er erinnere sich deshalb noch gut daran. So wisse er beispielsweise noch, da&#223; w&#228;hrend des Gespr&#228;ches mit der Kl&#228;gerin ihre 2 Kinder dazu gekommen seien. Das Thema Selbstmord habe nicht er ins Gespr&#228;ch gebracht. Frau ... habe ihm gesagt, da&#223; ihr Mann noch an dem selben Morgen von Selbstmord gesprochen habe. Weil darin die Erkl&#228;rung f&#252;r den Unfall gelegen habe, habe er, der Zeuge, ihre Angabe in die Unfallanzeige aufgenommen. Mit der Kl&#228;gerin habe es keine Sprachschwierigkeiten gegeben. Sie sei zwar in Tr&#228;nen aufgel&#246;st gewesen. Er habe aber mehrere Minuten lang mit ihr &#252;ber die Sache gesprochen. Vor dem Senatstermin habe er sich die Unfallanzeige nicht noch einmal angesehen. Er habe sie n&#228;mlich nicht gefunden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet. Das Landgericht hat die Leistungsklage zu Recht abgewiesen, weil der Ehemann der Kl&#228;gerin sich selbst get&#246;tet hat. Davon ist auch der Senat &#252;berzeugt. Die Beklagte ist deshalb leistungsfrei nach &#167;2 Nr. 3 d BBUZ.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die &#220;berzeugung des Senates gr&#252;ndet sich im wesentlichen auf 2 Indizien, n&#228;mlich den Unfallablauf und auf die &#196;u&#223;erung von Selbstmordabsichten durch den Ehemann der Kl&#228;gerin noch am Morgen des Unfalles.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Unfall ist dadurch charakterisiert, da&#223; das Fahrzeug, das der Ehemann der Kl&#228;gerin steuerte, aus ungekl&#228;rter Ursache bei v&#246;llig trockener Fahrbahn und gerader Strecke nach rechts von der Stra&#223;e abkam und an einem Baum zerschellte. Aus dem Fehlen jeder Brems- und Schleuderspur ist zu folgern, da&#223; der Wagen mit unvermindeter Geschwindigkeit den Baum rammte. Dieses Unfallgeschehen entspricht dem Bild eines absichtlich herbeigef&#252;hrten Unfalls. ... Insbesondere ist durch die alkoholische Beeinflussung mit 1,02 %o BAK nicht zu erkl&#228;ren, weshalb der Fahrer auf gerader Strecke von der Fahrbahn abkommen sollte, selbst wenn seine Geschwindigkeit &#252;berh&#246;ht gewesen sein mag. Ein Ausweichman&#246;ver - etwa weil Wild die Stra&#223;e querte oder ein anderer Verkehrsteilnehmer zum Ausweichen zwang - erkl&#228;rt nicht, da&#223; keinerlei Brems- und Schleuderspuren zu finden waren.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dieser Unfallablauf und die weiteren &#228;u&#223;eren Umst&#228;nde, da&#223; n&#228;mlich der Kl&#228;ger nicht angeschnallt war, da&#223; er nicht auf direktem Wege zur Arbeitsstelle unterwegs und alkoholisiert war, reichen allerdings f&#252;r sich genommen nicht aus, um einen Selbstmord zu beweisen. Dadurch sind andere Unfallursachen, etwa ein Einnicken des Fahrers oder technische M&#228;ngel des Fahrzeugs, nicht ausschlie&#223;en. Das gilt insbesondere auch deshalb, weil es kein zweifelsfreies eindeutiges &#228;u&#223;eres Bild eines Selbstmordes im Stra&#223;enverkehr gibt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die erforderliche &#220;berzeugung, das der Ehemann der Kl&#228;gerin den Unfall in Selbstmordabsicht herbeigef&#252;hrt hat, gewinnt der Senat aber aus der Ank&#252;ndigung des Selbstmordes noch am Unfallmorgen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Ehemann der Kl&#228;gerin diese Selbstmordabsichten nicht nur in der Vergangenheit, sondern noch am Unfallmorgen ge&#228;u&#223;ert hat, ist durch die Aussage des Zeugen ... bewiesen. Dieser war als Polizeibeamter mit der Unfallaufnahme befa&#223;t und &#252;berbrachte der Kl&#228;gerin die Todesnachricht. Von sich aus erkl&#228;rte ihm daraufhin die Kl&#228;gerin unter Tr&#228;nen, da&#223; ihr Mann Selbstmordabsichten noch an dem selben Morgen ge&#228;u&#223;ert habe, da&#223; sie die aber nicht ernst genommen habe. Der Senat sieht keinen Anla&#223;, die Selbstmord&#228;u&#223;erungen des Ehemannes in Zweifel zu ziehen. Verst&#228;ndigungsschwierigkeiten mit der Kl&#228;gerin hat der Zeuge verneint; solche traten auch in der Senatsverhandlung, in der die Kl&#228;gerin selbst befragt wurde, nicht zutage. Da&#223; die Kl&#228;gerin das Wort "Suizid" nicht kennen will, ist ihr zu glauben, spielt aber keine Rolle. Diese Formulierung stammt von dem Polizeibeamten, der damit die &#196;u&#223;erung der Kl&#228;gerin mit seinen Worten wiedergegeben hat. Die somit bewiesenen &#196;u&#223;erungen der Kl&#228;gerin beweisen wiederum, da&#223; ihr Ehemann in entsprechender Weise Selbstmordabsichten angek&#252;ndigt hat.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Es ist n&#228;mlich kein Grund ersichtlich, weshalb die Kl&#228;gerin solche &#196;u&#223;erungen ihres Mannes in der gegebenen Situation, als sie die Todesnachricht erhielt, h&#228;tte erfinden sollen. Auch kommt nicht in Betracht, da&#223; die Kl&#228;gerin in Verwirrung oder emotionaler Aufwallung falsche &#196;u&#223;erungen gemacht hat. Damit lie&#223;en sich allenfalls eigene Vermutungen der Kl&#228;gerin &#252;ber die Unfallursache erkl&#228;ren und entkr&#228;ften, nicht aber ihre konkreten Angaben &#252;ber Selbstmord&#228;u&#223;erungen ihres Mannes.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Hat aber der Ehemann der Kl&#228;gerin am Unfallmorgen eine Selbstmordabsicht ge&#228;u&#223;ert, so findet der zu einem Selbstmordgeschehen passende und auf andere Weise schwererkl&#228;rbare Verkehrsunfall seine Erkl&#228;rung eben durch einen Selbstmord. Weiter Indizien bedarf es nicht, um den Selbstmord zur &#220;berzeugung des Senates nachzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gegen einen Selbstmord sprechende Indizien sind nicht vorhanden. Zwar k&#246;nnen gewisse Umst&#228;nde, wie das Abgehen von der geraden Strecke zur Arbeitsst&#228;tte und die Nichtanlegung des Gurtes, ihre Erkl&#228;rung auch ohne die Annahme eines Selbstmordes finden, wie die Kl&#228;gerin dargelegt hat. Das besagt aber nur, da&#223; diese Indizien allein nicht f&#252;r einen Selbstmord beweiskr&#228;ftig sind. Sie sprechen aber auch nicht gegen ihn. Da&#223; der Fahrer des Wagens zur Zeit des Unfall bereits wieder auf dem R&#252;ckwege war, da er stadteinw&#228;rts fuhr, besagt auch nichts gegen eine Selbstt&#246;tung. Denn ein gewisses Z&#246;gern bis zur Ausf&#252;hrung eines geplanten Selbstmordes ist nicht ungew&#246;hnlich. Schlie&#223;lich l&#228;&#223;t sich auch aus einer Antwort auf die Frage, ob der Ehemann famili&#228;re oder finanzielle Probleme gehabt habe kann, nichts Entscheidendes ableiten, so da&#223; diese Frage nicht beantwortet zu werden braucht. Denn es mag durchaus sein, da&#223; er keine schwerwiegenderen Probleme als andere Menschen hatte. Der Entschlu&#223; zum Selbstmord ist ... ohnehin unergr&#252;ndlich und von Au&#223;enstehenden kaum nachzuvollziehen; ihm brauchen keineswegs immer tats&#228;chliche Probleme zugrundezuliegen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist, da&#223; trotz der vom Ehemann verk&#252;ndeten Selbstmordabsicht theoretisch noch andere Unfallursachen in Betracht kommen, etwa technische M&#228;ngel des Fahrzeugs. Solche rein theoretischen M&#246;glichkeiten sind, gerade wenn wie bei einem Selbstmord innere Umst&#228;nde zum Tatgeschehen dazugeh&#246;ren, nie v&#246;llig auszuschlie&#223;en. Zur &#220;berzeugungsbildung ist aber keine unumst&#246;&#223;liche Gewi&#223;heit erforderlich; es gen&#252;gt ein f&#252;r das praktische Leben brauchbarer Grad von Gewi&#223;heit, der Zweifeln Schweigen gebietet, ohne sie v&#246;llig auszuschlie&#223;en (BGH VersR 1987, 503).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach alledem steht ein Selbstmord fest. Auch die Kl&#228;gerin selbst war, als ihr der Polizeibeamte die Unfallnachricht &#252;berbrachte, von einem Selbstmord ihres Mannes &#252;berzeugt, wie ihre &#196;u&#223;erungen beweisen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte somit nach &#167;2 Nr. 3 d BBUZ leistungsfrei ist, hat das Landgericht die Klage zu Recht abgewiesen. Die Berufung der Kl&#228;gerin ist daher mit der Kostenfolge aus &#167;97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167;708 Nr. 10, 713 ZPO.</p>
315,303
olgham-1988-12-07-8-u-13588
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 135/88
"1988-12-07T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:53"
"2022-10-18T15:08:38"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1207.8U135.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 11. Februar 1988 verk&#252;ndete Urteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Essen teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger weitere 2.152,26 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11. August 1987 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der ersten Instanz werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Von den Kosten der Berufungsinstanz tragen der Kl&#228;ger 3/5 und die Beklagte 2/5.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Beklagte in H&#246;he von 2.152,26 DM, den Kl&#228;ger in H&#246;he von 3.113,85 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">- abgek&#252;rzt nach &#167; 543 Abs. 1 ZPO -</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind geschiedene Eheleute. Sie waren Miteigent&#252;mer zu je 1/2 des in xxx gelegenen Einfamilienhauses, das durch notariellen Kaufvertrag vom 19. Dezember 1986 mit Besitz&#252;bergang auf die neuen Eigent&#252;mer zum 1. M&#228;rz 1987 ver&#228;u&#223;ert worden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Seit dem 23. Juni 1986 leben die Parteien voneinander getrennt. Die Beklagte ist aus der in dem oben genannten Einfamilienhaus gelegenen ehelichen Wohnung ausgezogen. Der Kl&#228;ger nutzte das Einfamilienhaus bis zum Besitz&#252;bergang auf die neuen Eigent&#252;mer allein. Auf den am 13. April 1987 eingereichten Scheidungsantrag ist die Ehe der Parteien durch Urteil des Amtsgerichts Essen vom 14. Oktober 1987 geschieden worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt mit der Klage Erstattung der H&#228;lfte der von ihm nach der Trennung f&#252;r das Haus getragenen Kosten von insgesamt 10.532,22 DM, sowie die H&#228;lfte des Guthabens eines Bausparvertrages, der nach der Trennung an die Beklagte in H&#246;he von insgesamt 1.741,94 DM ausgezahlt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat in I. Instanz hilfsweise die Aufrechnung mit Erstattungsforderungen bez&#252;glich von ihr beglichener Pr&#228;mien f&#252;r die Geb&#228;udehaftpflichtversicherung erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Beklagte zur Zahlung von 870,97 DM - der H&#228;lfte des Guthabens des Bausparvertrages - verurteilt - und die weitergehende Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die gegen diese Entscheidung gerichtete Berufung des Kl&#228;gers ist teilweise begr&#252;ndet. Die Beklagte ist zur Zahlung eines weiteren Betrages in H&#246;he von 2.152,26 DM &#252;ber den vom Landgericht bereits ausgeurteilten Betrag von 870,97 DM hinaus verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte die Zust&#228;ndigkeit des Zivilgerichts r&#252;gt und meint, das Familiengericht sei ausschlie&#223;lich f&#252;r die Streitigkeit der Parteien zust&#228;ndig, ist sie mit der R&#252;ge zwar nicht gem&#228;&#223; &#167; 529 Abs. 2 ZPO ausgeschlossen, da sie die Zust&#228;ndigkeit des Zivilgerichts bereits in erster Instanz ger&#252;gt hatte. Entgegen der von ihr vertretenen Ansicht ist jedoch die Zust&#228;ndigkeitsr&#252;ge nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 621 Ziff. 8 ZPO geh&#246;ren zwar Anspr&#252;che aus dem ehelichen G&#252;terrecht als Familiensachen in den ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeitsbereich der Familiengerichte. Anspr&#252;che aus dem ehelichen G&#252;terrecht sind aber nur solche Streitigkeiten, die sich aus den &#167;&#167; 1363 bis 1561 BGB oder aus einem Ehevertrag herleiten lassen, nicht aber Anspr&#252;che, die ihre Grundlage in einem Gemeinschaftsverh&#228;ltnis an einem Grundst&#252;ck oder &#228;hnlichem haben. Streitigkeiten aus der Auseinandersetzung einer Gemeinschaft sind nicht vor dem Familiengericht, sondern vor dem Zivilgericht auszutragen (vgl. dazu u.a.: Z&#246;ller-Philippi, ZPO, zu &#167; 621). Das gilt auch f&#252;r Ausgleichsanspr&#252;che, die ihre Grundlage in einem Gemeinschaftsverh&#228;ltnis haben. Solche Forderungen z&#228;hlen entgegen der von der Berufungserwiderung vertretenen Ansicht nicht zu Zugewinnausgleichsanspr&#252;chen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 748, 426 BGB verpflichtet, sich an den Aufwendungen, die dem Kl&#228;ger nach der Trennung der Parteien in H&#246;he von insgesamt 10.532,22 DM f&#252;r das gemeinsame Einfamilienhaus entstanden sind, zur H&#228;lfte zu beteiligen .</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte behauptet, derartige Anspr&#252;che seien bei der Erl&#246;sverteilung nach dem Verkauf des Hauses miterledigt worden, fehlt es an einer substantiierten Darlegung einer entsprechenden Vereinbarung, sowie an einem Beweisantritt f&#252;r ihr von dem Kl&#228;ger bestrittenes Vorbringen. Der Erl&#246;s des Hauses ist nach Abzug der Darlehensverbindlichkeiten, die zu diesem Zeitpunkt noch offenstanden, geteilt worden, wie dem insoweit unbestritten gebliebenen Vortrag des Kl&#228;gers zu entnehmen ist. Inwieweit bei der Teilung des Erl&#246;ses eine Ber&#252;cksichtigung der Aufwendungen des Kl&#228;gers erfolgt sein soll, ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist die Beklagte als Miteigent&#252;merin auch verpflichtet, sich an den Lasten des Hausgrundst&#252;cks entsprechend ihrem Miteigentumsanteil von 1/2 h&#228;lftig zu beteiligen. Die unter Miteigent&#252;mern bestehende Verpflichtung, Lasten des gemeinschaftlichen Grundst&#252;cks zu gleichen Anteilen zu tragen, wird w&#228;hrend des Bestehens der Ehe zwar von der ehelichen Lebensgemeinschaft &#252;berlagert, so da&#223; ein Ausgleich nicht stattfindet. Vorliegend haben die Parteien sogar unstreitig die ausdr&#252;ckliche Abrede getroffen, da&#223; der Kl&#228;ger die Lasten allein zu tragen hat, w&#228;hrend die Beklagte die Lebenshaltungskosten bestreitet. Eine solche - &#252;blicherweise stillschweigend, hier aber ausdr&#252;cklich - getroffene Vereinbarung gilt aber dann nicht mehr, wenn die Ehe endg&#252;ltig gescheitert ist. Von einem endg&#252;ltigen Scheitern einer Ehe ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs jedenfalls dann auszugehen, wenn der Antrag auf Ehescheidung eingereicht worden ist. Das schlie&#223;t jedoch nicht aus, da&#223; auch schon von einem fr&#252;heren Zeitpunkt an vor Erreichung des Scheidungsantrags die Ehe als tats&#228;chlich gescheitert anzusehen ist. In diesem Fall kommt ein Ausgleich nach &#167; 748 BGB auch schon <u>vor</u> Einreichung des Scheidungsantrags in Betracht, wie der Senat schon wiederholt in &#228;hnlich gelagerten F&#228;llen entschieden hat. So ist eine Ehe schon dann als endg&#252;ltig gescheitert anzusehen, wenn die Trennung der Parteien in zeitlichem Zusammenhang mit der sp&#228;teren Scheidung steht, zur Einreichung des Scheidungsantrages f&#252;hrt und auch durch das &#252;brige Verhalten der Ehegatten dokumentiert wird, da&#223; eine eheliche Lebensgemeinschaft nicht mehr besteht. Vorliegend ist aufgrund nachstehender Gesichtspunkte von einem Scheitern der Ehe der Parteien vom Zeitpunkt der Trennung an auszugehen: Die Parteien haben sich im Juni 1986 getrennt. Der Antrag auf Ehescheidung ist noch vor Ablauf des Trennungsjahres am 13. April 1987 eingereicht worden und die Scheidung durch Urteil vom 14. Oktober 1987 ausgesprochen worden. Bereits vor Einreichung des Scheidungsantrages war den Parteien klar, da&#223; ihre Ehe endg&#252;ltig gescheitert war, denn sie haben das gemeinsame Haus bereits mit Kaufvertrag vom 19. Dezember 1986 ver&#228;u&#223;ert und unmittelbar nach der Trennung den Hausrat geteilt. Damit ist ihre urspr&#252;nglich getroffene Vereinbarung, da&#223; der Kl&#228;ger die Hauskosten tr&#228;gt, w&#228;hrend die Beklagte f&#252;r die Lebenshaltungskosten einzustehen hat, mit der endg&#252;ltigen Trennung hinf&#228;llig geworden. Aus diesem Grund sind die von dem Kl&#228;ger nach der Trennung allein getragenen Kosten f&#252;r das Haus gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 748, 426 BGB auszugleichen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger sind Kosten in H&#246;he von insgesamt 10.532,22 DM entstanden, wie seine Aufstellung auf Bl. 5 d.A. zu entnehmen und anhand der Belege Bl. 115 bis 128 d.A. nachgewiesen ist. Davon hat die Beklagte 1/2, das sind 5.266,11 DM, zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger mu&#223; sich allerdings die Nutzungen, die er von August 1986 bis einschlie&#223;lich Februar 1987 allein gezogen hat, anrechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zwar l&#246;st der Umstand, da&#223; ein Teilhaber ein im Miteigentum stehendes Grundst&#252;ck allein nutzt, noch keine Entsch&#228;digungsrechte des anderen Teilhabers aus. Die Trennung der Parteien beinhaltet aber eine so grundlegende &#196;nderung der Verh&#228;ltnisse, da&#223; jeder Ehegatte gem&#228;&#223; &#167; 745 Abs. 2 BGB eine Neuregelung der Verwaltung und Benutzung des gemeinsamen Eigentums verlangen kann. Vorliegend ist ein Verlangen der Beklagten auf eine Neuregelung der Benutzung des gemeinsamen Einfamilienhauses entsprechend &#167; 745 Abs. 2 BGB in ihrem Verhalten nach der Trennung deutlich zu erkennen. Dabei kann es dahinstehen, ob sich die Parteien ausdr&#252;cklich dar&#252;ber geeinigt haben, da&#223; der Kl&#228;ger eine mietzins&#228;hnliche Nutzungsentsch&#228;digung zu zahlen hat, wie die Beklagte erstmals in der Berufungsinstanz behauptet; denn die Beklagte hat schon unmittelbar nach ihrem Auszug darauf bestanden, da&#223; auch der Kl&#228;ger ausziehen solle, damit der Hausverkauf realisiert werden k&#246;nne. Der Kl&#228;ger hat insoweit nicht bestritten, da&#223; alsbald nach der Trennung der Parteien im Juli/ August 1986 mehrere Gespr&#228;che zwischen ihnen &#252;ber die "weitere Verwendung der Immobilie" gef&#252;hrt worden sind. Auch wenn es insoweit nicht zu einer ausdr&#252;cklichen Vereinbarung &#252;ber die Neuregelung der Nutzung gekommen ist, ist doch in den vom Kl&#228;ger einger&#228;umten Gespr&#228;chen bereits ein Verlangen der Beklagten zu erkennen, da&#223; sie mit der bisherigen Verwaltungs- und Nutzungsregelung nicht mehr einverstanden war. In den Verhandlungen &#252;ber die weitere Verwendung des Hauses ist deshalb ein Verlangen nach einer Neuregelung im Sinne des &#167; 745 Abs. 2 BGB zu erkennen. Das hat zur Folge, da&#223; sich der Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit von August 1986 bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 1987, d.h. f&#252;r 7 Monate, die Nutzung des Hauses zurechnen lassen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach dem unwidersprochen gebliebenen Vortrag der Beklagten hat das Haus eine Wohnfl&#228;che von 102 m2. Der von der Beklagten in Ansatz gebrachte Mietzins von 8,-- DM pro m2 erscheint dem Senat f&#252;r ein in Essen gelegenes Einfamilienhaus angemessen, so da&#223; der Kl&#228;ger sich eine Nutzungsverg&#252;tung von 816,-- DM, das sind insgesamt 5.712,-- DM auf die von ihm allein getragenen Kosten anrechnen lassen mu&#223;. Die von ihm getragenen Lasten &#252;bersteigen die vorgenannten Nutzungen in H&#246;he von 4.820,22 DM, so da&#223; ein Ausgleichsanspruch nur in H&#246;he von 2.410,11 DM gerechtfertigt ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hat der Kl&#228;ger Anspruch auf Zahlung der H&#228;lfte des an die Beklagte ausgezahlten Bausparguthabens, das beiden Parteien gemeinsam zustand. Insoweit hat die Beklagte das Urteil des Landgerichts nicht angegriffen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die hilfsweise von der Beklagten zur Aufrechnung gestellten Gegenforderungen sind in H&#246;he von insgesamt 257,85 DM begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 748, &#167; 426 BGB kann die Beklagte nur Erstattung der H&#228;lfte der von ihr <u>nach</u> der Trennung beglichenen Versicherungspr&#228;mien verlangen. Ausweislich der von ihr in Fotokopie zu den Akten &#252;berreichten Lastschrift ist die Versicherungspr&#228;mie f&#252;r das Jahr 1986 bereits im Januar 1986 abgerufen worden, so da&#223; insoweit kein Ausgleich stattzufinden hat. Der Kl&#228;ger ist jedoch zur anteiligen Erstattung der im Januar 1987 f&#252;r das Jahr 1987 von der Beklagten gezahlten Versicherungspr&#228;mie in H&#246;he von insgesamt 251,20 DM verpflichtet. Er hat au&#223;erdem die anteilige Versicherungspr&#228;mie f&#252;r 1987 f&#252;r die Glasversicherung in H&#246;he von 51,80 DM auszugleichen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hat er der Beklagten in vollem Umfang die von dieser noch nach der Trennung f&#252;r das dritte Quartal 1986 getragenen Rundfunkgeb&#252;hren in H&#246;he von 48,75 DM sowie den Beitrag f&#252;r seine Sterbekasse in H&#246;he von 57,60 DM zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Insoweit hat der Kl&#228;ger nicht substantiiert bestritten, da&#223; diese Betr&#228;ge von dem Konto der Beklagten abgerufen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte dar&#252;ber hinaus die Aufrechnung mit angeblich von ihr allein getragenen Wasser- und Gasgeb&#252;hren f&#252;r die Zeit ab 23. Juni 1986 erkl&#228;rt, hat der Kl&#228;ger der insoweit erstmals in zweiter Instanz geltend gemachten Aufrechnung nicht zugestimmt. Im Hinblick auf den Umstand, da&#223; er die Begleichung von Verbrauchskosten seitens der Beklagten nach der Trennung bestritten hat und insoweit eine Kl&#228;rung des Sachverhalts im Termin nicht m&#246;glich war, sieht der Senat die Aufrechnung nicht als sachdienlich an und l&#228;&#223;t die Aufrechnung insoweit nicht zu (&#167; 530 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Unter Abzug der zur Aufrechnung zugelassenen und begr&#252;ndeten Gegenforderungen der Beklagten verbleibt zugunsten des Kl&#228;gers ein Ausgleichsanspruch in H&#246;he von 2.152,26 DM. Insoweit hat seine Berufung Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung ist aus dem Gesichtspunkt der &#167;&#167; 284, 288 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 708 Ziff. 11 ZPO.</p>
315,304
olgham-1988-12-06-15-w-54588
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 545/88
"1988-12-06T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:55"
"2022-10-18T15:08:39"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1206.15W545.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Beschwerde der Beteiligten zu 4) vom 18. August 1988 gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Bielefeld - Rechtspflegerin - vom 18. August 1988 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beteiligte zu 4) hat die Kosten der Verfahren der ersten und der weiteren Beschwerde zu tragen, deren Gegenstandswerte auf je 8.000,-- DM festgesetzt werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde: </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligten zu 4) sind die eingangs genannten Grundst&#252;cke durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts Bielefeld vom 10. Juni 1988 unter den dort genannten Bedingungen zugeschlagen worden. In dem Mehrfamilienhaus; mit dem die Grundst&#252;cke bebaut sind, wohnen neben der inzwischen ausgezogenen Beteiligten zu 1), der Schuldnerin, bereits seit Jahren auch ihre S&#246;hne, die Beteiligten zu 2) und 3). Der Beteiligte zu 2) hat die Wohnung im ersten Obergescho&#223; rechts, der Beteiligte zu 3) hat eine Dachgescho&#223;wohnung inne.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 21. Juni 1988 hat die Beteiligte zu 4) die Ausfertigung des Zuschlagsbeschlusses vom 10. Juni 1988 &#252;berreicht und beantragt, diese mit der Vollstreckungsklausel zu versehen, wonach die R&#228;umung erfolgt gegen die Beteiligten zu 1) bis 3), und zwar bez&#252;glich der Wohnungen im ersten Obergescho&#223; rechts und links sowie im Dachgescho&#223;, ferner bez&#252;glich der auf dem Grundst&#252;ck vorhandenen drei Garagen sowie der unter den drei Garagen befindlichen Werkstattr&#228;ume. Das Amtsgericht hat zun&#228;chst nur eine Vollstreckungsklausel gegen die Beteiligte zu 1) erteilt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat die Beteiligte zu 4)<i> </i>mit Schriftsatz vom 8. August 1988 beantragt, die Vollstreckungsklausel dahin zu erg&#228;nzen, da&#223; sich die Zwangsvollstreckung auf R&#228;umung und Herausgabe auch gegen die Beteiligten zu 2) und 3) erstreckt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 18. August 1988 hat das Amtsgericht - Rechtspflegerin - diesen Antrag vom 8. August 1988 zur&#252;ckgewiesen, weil ernsthafte Anhaltspunkte f&#252;r das Bestehen von Mietverh&#228;ltnissen gegeben seien.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der gegen diesen Beschlu&#223; eingelegten Erinnerung der Beteiligten zu 4) vom 18. August 1988 haben Rechtspflegerin und Richter des Amtsgerichts nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 13. Oktober 1988 hat das Landgericht die amtsgerichtliche Entscheidung vom 18. August 1988 aufgehoben und das Amtsgericht angewiesen, von den erhobenen Bedenken gegen die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung des Zuschlagsbeschlusses vom 10. Juni 1988 zum Zwecke der Zwangsvollstreckung auf R&#228;umung und Herausgabe gegen die Beteiligten zu 2) und 3) Abstand zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen die landgerichtliche Entscheidung wenden sich die Beteiligten zu 2) und 3) mit ihrer weiteren Beschwerde vom 28. Oktober 1988.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Klageschrift vom 7. Juli 1988 haben die Beteiligten zu 2) und 3) gegen die Beteiligte zu 4) beim Amtsgericht Bielefeld Klage auf Feststellung erhoben, da&#223; die K&#252;ndigungen der Beteiligten zu 4) vom 6. Juli 1988 hinsichtlich beider Wohnungen unwirksam sind (13 C 758/88). Die Beteiligte zu 4) ihrerseits klagt mit Klageschriften vom 19. September 1988 gegen die Beteiligten zu 2) und 3) auf Herausgabe der beiden Wohnungen (4 C 1164 und 1165/88 AG Bielefeld). Am 21. Oktober 1988 hat ein Beweisaufnahmetermin des Proze&#223;gerichts stattgefunden. Durch Beschlu&#223; vom 7. November 1988 sind die drei Verfahren unter dem f&#252;hrenden Aktenzeichen 13 C 758/88 verbunden worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2) und 3) vom 28. Oktober 1988 ist formgerecht eingelegt worden und auch sonst zul&#228;ssig. Ein neuer selbst&#228;ndiger Beschwerdegrund im Sinne von &#167; 568 Abs. 2 ZPO liegt vor. Er besteht darin, da&#223; das Landgericht die Erstbeschwerde der Beteiligten zu 4) als begr&#252;ndet angesehen und im Gegensatz zum Amtsgericht die Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung einer, Vollstreckungsklausel gegen die Beteiligten zu 2) und 3) bejaht hat.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das somit zul&#228;ssige Rechtsmittel hat auch in der Sache Erfolg. Mit Recht hat das Amtsgericht die Erteilung der Klausel abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht war zun&#228;chst mit einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde der Beteiligten zu 4) gem&#228;&#223; &#167;&#167; 567, 569 ZPO, 11 Abs. 2 RpflG befa&#223;t. Gegen die Ablehnung der Vollstreckungsklausel durch den Rechtspfleger findet die unbefristete Durchgriffserinnerung des &#167; 11 Abs. 1 und 2 RpflG statt (KG, FamRZ 1985, 627; Z&#246;ller/St&#246;ber, ZPO, 15. Aufl., Rz. 13 zu &#167; 724 ZPO), die nach Nichtabhilfe durch Rechtspflegerin und Richter und Vorlage an das Rechtsmittelgericht als Beschwerde gegen die Entscheidung der Rechtspflegerin gilt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts kann der Zuschlagsbeschlu&#223; nicht mit der Vollstreckungsklausel gegen die Beteiligten zu 2) und 3) versehen werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Grundlage hierf&#252;r h&#228;tte &#167; 93 ZVG sein k&#246;nnen. Diese Bestimmung wahrt die Belange des Erstehers: Er soll sein Recht auf Besitzergreifung gegen denjenigen, der ihm den Besitz vorenth&#228;lt, nicht erst gesondert im ordentlichen Rechtsweg geltend machen m&#252;ssen. &#167; 93 Abs. 1 ZVG legt dem Zuschlagsbeschlu&#223; daher die Bedeutung eines vollstreckbaren Titels bei. Nach Satz 1 dieser Bestimmung findet aus dem Beschlusse, durch welchem der Zuschlag erteilt wird, gegen den Besitzer des Grundst&#252;cks oder einer mitversteigerten Sache die Zwangsvollstreckung auf R&#228;umung und Herausgabe statt. Gem&#228;&#223; &#167; 93 Abs. 1 Satz 2 ZVG soll die Zwangsvollstreckung jedoch nicht erfolgen, wenn der Besitzer aufgrund eines Rechts besitzt, das durch den Zuschlag nicht erloschen ist. Letztere Regelung konkretisiert verfahrensrechtlich die materiell-rechtliche Situation (Steiner/Eickmann, ZVG, 9. Aufl., Rz. 10 zu &#167; 93 ZVG): Ist ein Dritter Besitzer und sein Besitzrecht wurde durch den Zuschlag beendet, so besteht gegen ihn der Herausgabeanspruch des Erstehers gem&#228;&#223; &#167; 985 BGB; die Einwendung aus &#167; 986 BGB besteht nicht mehr. In diesem Falle erfa&#223;t der Titel auch den Dritten. Ist das zum Besitz berechtigende Rechtsverh&#228;ltnis jedoch vom Zuschlag unber&#252;hrt geblieben, so steht dem Besitzer &#167; 986 BGB zur Seite. Der Ersteher ist dann nur zum mittelbaren Besitz berechtigt, so da&#223; er Herausgabe (R&#228;umung) nicht verlangen kann. Eine Vollstreckung nach &#167; 93 ZVG ist in diesem Falle unzul&#228;ssig, der Besitzer kann sich gem&#228;&#223; &#167; 771 ZPO dagegen wenden. Diese gesetzliche Regelung ist nach allgemein anerkannter Auffassung auch auf solche Besitzer anwendbar, deren Besitzrecht auf einer (weiterwirkenden) schuldrechtlichen Beziehung zum Schuldner beruht, wie das bei der Miete der Fall ist (Steiner/Eickmann, Rz. 11 zu &#167; 93 ZVG; Zeller/St&#246;ber, ZVG, 12. Aufl., Rz. 2.9 zu &#167; 93 ZVG).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Klauselerteilungsverfahren ist im Falle des &#167; 93 Abs. 1 Satz 2 ZVG als ein qualifiziertes in entsprechender Anwendung des &#167; 727 ZPO anzusehen (Steiner/Eickmann, Rz. 37 zu &#167; 93 ZVG). Denn die gew&#246;hnliche Klausel des &#167; 725 ZPO liegt nur vor, wenn lediglich die Formalvoraussetzungen zu pr&#252;fen sind. Erfordert dagegen die Durchsetzbarkeit des Titels zus&#228;tzliche materielle Erw&#228;gungen - wie hier nach &#167; 93 Abs. 1 Satz 2 ZVG -, die erst ergeben, ob das Recht im konkreten Falle durchsetzbar ist, so liegt eine qualifizierte Klausel vor. F&#252;r ihre Erteilung ist gem&#228;&#223; &#167; 20 Nr. 12 RpflG der Rechtspfleger zust&#228;ndig. Aus der Formulierung des Gesetzes ist eindeutig zu entnehmen, da&#223; der materiellrechtliche Einwand des &#167; 93 Abs. 1 Satz 2 ZVG hier ausnahmsweise schon im Klauselerteilungsverfahren gepr&#252;ft werden mu&#223;, weil bei Vorliegen dieser besonderen Voraussetzung die Zwangsvollstreckung gar nicht erst durchgef&#252;hrt werden soll. Nur wenn dies "gleichwohl" geschehen ist, soll der Besitzer auf die Drittwiderspruchsklage nach &#167; 771 ZPO angewiesen sein. Der Senat vermag sich daher der abweichenden Auffassung des Landgerichts Bielefeld im Beschlu&#223; vom 21. M&#228;rz 1988 (3 T 319/88) nicht anzuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Da das Klauselerteilungsverfahren kein Erkenntnisverfahren ist und die Vollstreckungsklausel gegen den Besitzer der Sache erteilt wird, wenn die allgemeinen Voraussetzungen erf&#252;llt sind und das Besitzverh&#228;ltnis urkundlich nachgewiesen oder offenkundig ist, k&#246;nnen sich bei Einf&#252;hrung dieses materiell-rechtlichen Einwands Beweisschwierigkeiten f&#252;r den Besitzer ergeben. Da "soll" im Sinne von &#167; 93 Abs. 1 Satz 2 ZVG zutreffender Auslegung nach "darf nicht" hei&#223;t, darf die Klausel schon dann nicht erteilt werden, wenn die Gefahr besteht, da&#223; das Gericht wegen Eingriffs in ein Recht zum Besitz einen Schadensersatzanspruch ausl&#246;sen kann. Deshalb mu&#223; die Klausel bereits dann abgelehnt werden, wenn Umst&#228;nde erkennbar sind, die f&#252;r ein bestehendes Recht zum Besitz sprechen (Zeller/St&#246;ber, Rz. 2.9 zu &#167; 93 ZVG). Der Gl&#228;ubiger ist dann darauf zu verweisen, sich einen besonderen Vollstreckungstitel gegen den Besitzer zu verschaffen und nicht den vereinfachten Weg des Klauselerteilungsverfahrens zu beschreiten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Solche Umst&#228;nde f&#252;r ein Recht zum Besitz sind hier entgegen der landgerichtlichen Auffassung anzunehmen. Vom Beteiligten zu 2) ist im Klauselerteilungsverfahren vorgetragen worden, er habe mit seiner Mutter f&#252;r die Wohnung im ersten Obergescho&#223; rechts das mietfreie Bewohnen vereinbart, nachdem er ihr beim Ende der Zwangsverwaltung etwa im November 1986 ein Darlehen von 11.000,-- DM zur Fortf&#252;hrung des Speditionsgesch&#228;fts in diesem Hause gew&#228;hrt habe. Der Beteiligte zu 3) hat vorgebracht, er habe die Wohnung im Dachgescho&#223; vor 1983 f&#252;r etwa 30.000,-- DM zu Wohnzwecken hergerichtet und mit seinem im Jahre 1982 verstorbenen Vater, vereinbart, da&#223; er diese Wohnung mietfrei bewohnen d&#252;rfe; diese Vereinbarung sei sp&#228;ter von seiner Mutter &#252;bernommen worden. Damit ist von beiden Beteiligten der Abschlu&#223; entgeltlicher Gebrauchs&#252;berlassungsvertr&#228;ge schl&#252;ssig behauptet worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dieses substantiierte Vorbringen erscheint nicht lediglich als blo&#223;e Schutzbehauptung schlicht mitbesitzender Familienangeh&#246;riger. Denn die Beteiligte zu 1) hatte in einer Erkl&#228;rung vom 13. Juli 1988 eidesstattlich versichert, da&#223; ihre im Speditionsbetrieb mitarbeitenden S&#246;hne die Wohnungen gemietet h&#228;tten. Einen gewissen Beleg f&#252;r Besitzrechte hat der Richter des Amtsgerichts in seiner Vorlageverf&#252;gung ferner mit dem Hinweis auf das Verkehrswertgutachten vom 13. Januar 1988 aufzeigen k&#246;nnen. Danach hat der Gutachter - ausgehend von den Klingelschildern - als Mieter der beiden Wohnungen die Beteiligten zu 2) und 3) angegeben. Der viel l&#228;nger zur&#252;ckliegende Bericht des Zwangsverwalters aus dem Jahre 1984, der im &#252;brigen nur zum Nachteil des Beteiligten zu 3) h&#228;tte herangezogen werden k&#246;nnen, bildet demgegen&#252;ber kein ausschlaggebendes Gegengewicht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es kommt hinzu, da&#223; im Hinblick auf die R&#228;umungsanspr&#252;che der Gl&#228;ubigerin gegen die beiden Besitzer und die Feststellung der Unwirksamkeit der K&#252;ndigung beim Amtsgericht Bielefeld inzwischen verbundene Erkenntnisverfahren anh&#228;ngig sind. Das Landgericht hat mit seiner Beschwerdeentscheidung dem Ergebnis dieses ihm bekannten Erkenntnisverfahrens in nicht hinnehmbarer Weise vorgegriffen. Es hat eine Beweisaufnahme &#252;ber bestehende Mietvertr&#228;ge mit problematischen tats&#228;chlichen und rechtlichen Erw&#228;gungen, die die Gefahr widerstreitender Gerichtsentscheidungen begr&#252;nden k&#246;nnen, als nicht notwendig angesehen. Das Proze&#223;gericht hatte demgegen&#252;ber auf den 21. Oktober 1988 einen Beweisaufnahmetermin mit der Vernehmung der Beteiligten zu 1) als Zeugin &#252;ber dieses Beweisthema anberaumt. Diese Beweisaufnahme, deren Ergebnisse der Senat als weitere Tatsacheninstanz verwerten kann, hat zus&#228;tzliche Anhaltspunkte f&#252;r das Vorliegen entgeltlicher Gebrauchs&#252;berlassungen an die in den Jahren 1947 und 1963 geborenen S&#246;hne der Schuldnerin ergeben, die nur im Erkenntnisverfahren, nicht jedoch im daf&#252;r ungeeigneten Klauselerteilungsverfahren &#252;berpr&#252;ft werden k&#246;nnen. Die Schuldnerin hat Geldaufwendungen ihrer beiden S&#246;hne als Gegenleistungen f&#252;r die Wohnungs&#252;berlassungen best&#228;tigt. Das Proze&#223;gericht beabsichtigt offenbar - zumindest in bezug auf ein Mietverh&#228;ltnis - weitere Beweiserhebungen. Da&#223; ganz offensichtlich keine Mietvertr&#228;ge vorl&#228;gen, kann unter diesen Umst&#228;nden nicht gesagt werden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Da die Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung der Vollstreckungsklausel gegen die Beteiligten zu 2) und 3) mithin nicht vorliegen, mu&#223; der Beschlu&#223; des Landgerichts aufgehoben und die Erstbeschwerde der Beteiligten zu 4) zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die im zweiten und dritten Rechtszug entstandenen Gerichtskosten und die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beteiligten zu 2) und 3) sind nach &#167;&#167; 91, 97 Abs. 1 ZPO der Beteiligten zu 4) aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Wertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 12 Abs. 1 GKG, 3 ZPO. </p>
315,305
olgham-1988-11-25-20-u-8287
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 82/87
"1988-11-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:56"
"2022-10-18T15:08:37"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1125.20U82.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 6. Februar 1987 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts ... abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage ist dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <p>Zur Kl&#228;rung der Anspruchsh&#246;he wird der Rechtsstreit an das Landgericht ... zur&#252;ckverwiesen, das auch &#252;ber die Kosten der Berufung zu befinden haben wird.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht aus Anla&#223; eines zwischen den Parteien streitigen Einbruchsdiebstahls Entsch&#228;digungsanspr&#252;che aus seiner bei der Beklagten bestehenden Hausratsversicherung geltend. Dem Versicherungsvertrag, der auf der Grundlage des vom Kl&#228;ger am 26.10.1985 unterschriebenen Antrags (Bl. 182 bis 185 GA) zustande kam - Versicherungsbeginn war der 30.09.1985, Bl. 26 GA -, liegen die Allgemeinen Hausratsversicherungsbedingungen (VHB 84) zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 27.12.1985 zeigte der Kl&#228;ger oder seine Lebensgef&#228;hrtin, die Zeugin ..., der Polizei in ... an, da&#223; &#252;ber Weihnachten in ihre Wohnung in ... eingebrochen worden sei. Es seien Teppiche, Pelze, Schmuck und Silber entwendet worden. Die Kriminalpolizei besichtigte die Wohnung und stellte fest, da&#223; die T&#228;ter vermutlich &#252;ber das Flachdach einer angrenzenden Lagerhalle zu der im 1. Stock gelegenen Wohnung gelangt waren und dort die Scheibe, einer in die K&#252;che f&#252;hrenden T&#252;r eingeschlagen hatten, wodurch sie Zugang zu der gesamten Wohnung hatten. Die Polizeibeamten fanden u.a. die Schlafzimmert&#252;r und T&#252;ren des Kleiderschranks aufgebrochen vor; im E&#223;zimmer waren s&#228;mtliche Schr&#228;nke ge&#246;ffnet und augenscheinlich durchsucht worden (Bl. 1 bis 4 sowie Lichtbilder Bl. 13 bis 18 der Ermittlungsakte 22 Js 485/86 StA Bielefeld).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meldete der Beklagten mit schriftlicher Schadensanzeige vom 27.12.1985 (Bl. 57, 58 GA) den Schaden, w&#228;hrend die Zeugin ... den Verlust des bei dem Einbruchsdiebstahl nach ihrer Darstellung entwendeten Schmucks bei der ... Versicherung geltend machte, wo sie im Juli 1985 eine Schmuckversicherung abgeschlossen hatte. Der - dort ebenfalls streitige - Diebstahl des Schmucks ist Gegenstand des vom Senat gleichzeitig verhandelten und entschiedenen Rechtsstreits 20 U 148/87.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beauftragte u.a. den Sachverst&#228;ndigen ... mit der Ermittlung der Schadensh&#246;he. Dieser f&#252;hrte am 13.01.1986 ein Gespr&#228;ch mit dem Kl&#228;ger und der Zeugin ... dessen Inhalt im einzelnen streitig ist. Nach einem Vermerk &#252;ber dieses Gespr&#228;ch (Bl. 333, 343 GA) bat ... zwecks endg&#252;ltiger Feststellung des Schadens um Belege (Best&#228;tigung von Lieferanten, Herkunftsangaben, Zertifikate) f&#252;r einige der als gestohlen gemeldeten Pelzwaren, f&#252;r die als gestohlen gemeldeten Teppiche und f&#252;r einen Teil des als gestohlen gemeldeten Schmucks des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Daraufhin legte der Kl&#228;ger am 30.01.1986 im B&#252;ro der f&#252;r die Beklagte arbeitenden Versicherungsermittlungsagentur in ... u.a. 5 Zertifikate f&#252;r als gestohlen gemeldete Teppiche im Original vor, die dort fotokopiert und in Ablichtung an die Beklagte weitergeleitet wurden. Diese Zertifikate (Bl. 75 bis 79 GA), die Angaben &#252;ber Gr&#246;&#223;e und Herkunft der Teppiche enthielten, trugen Stempel und Unterschrift einer Firma ... in ... und Datumsangaben - soweit lesbar - aus den Jahren 1962 bis 1964.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachdem der von der Beklagten eingeschaltete Sachverst&#228;ndige ... festgestellt hatte, da&#223; die Firma ... erst im Jahre 1973 gegr&#252;ndet worden war, kam es am 10.03.1986 in Frankfurt zu einer weiteren Besprechung zwischen dem Kl&#228;ger, der Zeugin ... und dem Sachverst&#228;ndigen ... an der auch der erstinstanzliche Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers teilnahm. In dieser Besprechung bestand Einigkeit dar&#252;ber, da&#223; die Teppichzertifikate von der Zeugin ... nach dem ersten Gespr&#228;ch mit dem Sachverst&#228;ndigen ... am 13. Januar 1986 hergestellt worden waren. Insoweit ist folgendes unstreitig:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin ... die fr&#252;her mit ihrem inzwischen von ihr geschiedenen Ehemann einen M&#246;belhandel betrieb, hatte in jener Zeit Gesch&#228;ftsbeziehungen zu der in ... ans&#228;ssigen Firma ... unterhalten, wo - nach bestrittener Darstellung des Kl&#228;gers - auch die als gestohlen gemeldeten Teppiche erworben worden waren. Gesch&#228;ftsf&#252;hrer dieser Firma war der Zeuge ... gewesen. Zu ihm begab die Zeugin ... sich im Januar 1986 und lie&#223; sich von ihm Blanco-Zertifikate aush&#228;ndigen, die er mit seiner Unterschrift und dem Stempel seiner 1973 gegr&#252;ndeten Firma ... versah. Die Zeugin ... vervollst&#228;ndigte dann die Zertifikate mit den Gr&#246;&#223;en- und Herkunftsangaben und den angeblichen Ausstellungsdaten, wobei ihr freilich entging, da&#223; die Firma ... des Zeugen Hassan erst 1973 gegr&#252;ndet worden war.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die in der Vorlage dieser Teppichzertifikate den Versuch einer arglistigen T&#228;uschung sieht, lehnte mit Schreiben vom 30.05.1986 die Schadensregulierung ab.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Versuch einer arglistigen T&#228;uschung in Abrede gestellt und dazu behauptet, er habe von der Herkunft der Teppichzertifikate nichts gewu&#223;t. Die Zeugin ... habe sie ihm ausgeh&#228;ndigt, ohne ihn &#252;ber die Herkunft aufzukl&#228;ren, und er habe sie gutgl&#228;ubig an die Beklagte weitergegeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Den Hausratsschaden - entwendete Gegenst&#228;nde und Besch&#228;digungen an der Einrichtung - hat der Kl&#228;ger mit n&#228;herer Begr&#252;ndung (Bl. 2 bis 4, 12 bis 24 GA) auf knapp 165.000,- DM beziffert.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach seiner Darstellung hatte die Zeugin ... ihm den gr&#246;&#223;ten Teil des aus ihrer inzwischen geschiedenen Ehe stammenden Hausrats zur Sicherheit f&#252;r Darlehen, die er ihr gew&#228;hrt habe, &#252;bereignet. Dazu hat der Kl&#228;ger drei Sicherungs&#252;bereignungsvertr&#228;ge mit Datum vom 21.12.1981, 22.11.1982 und 25.06.1983 (Bl. 65 bis 73 GA) in Ablichtung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Einige Gegenst&#228;nde. (3 Krokotaschen, eine Sonnenbrille, Bl. 61) h&#228;tten der Kl&#228;gerin pers&#246;nlich geh&#246;rt, einige weitere seien stets sein pers&#246;nliches Eigentum gewesen, so z.B. ein ererbter Siegelring.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zur Zahlung von 164.973,59 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 11.11.1986 zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Einbruchsdiebstahl bestritten und sich auf die in den Versicherungsbedingungen vereinbarte Leistungsfreiheit wegen arglistiger T&#228;uschung im Rahmen der Schadensregulierung sowie wegen einer Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers berufen. Letztere hat sie damit begr&#252;ndet, der Kl&#228;ger habe sich gegen&#252;ber dem Zeugen ... geweigert, die Originale der Teppichzertifikate herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat die Beklagte die Schadensh&#246;he bestritten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage ohne Beweisaufnahme abgewiesen und ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger habe mit der Vorlage der nachtr&#228;glich hergestellten Teppichzertifikate arglistig gehandelt. Das Gericht sei davon &#252;berzeugt, da&#223; der Kl&#228;ger von der Herkunft der Zertifikate gewu&#223;t habe, weil er seit Jahren mit der Zeugin ... zusammenlebe. Jedenfalls m&#252;sse er sich aber das arglistige Verhalten der Zeugin zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt der Kl&#228;ger seinen Anspruch in H&#246;he von rd. 152.000,- DM weiter.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit eingehender tats&#228;chlicher und rechtlicher Begr&#252;ndung und unter Wiederholung seines erstinstanzlichen Sachvortrages legt er die &#228;u&#223;eren Umst&#228;nde des behaupteten Einbruchsdiebstahls und die H&#246;he seines Schadens dar.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt an seiner Darstellung fest, von der Herkunft der Teppichzertifikate nichts gewu&#223;t zu haben. Hiervon habe die Zeugin ihn erst anl&#228;&#223;lich des zweiten Gespr&#228;chs mit dem Sachverst&#228;ndigen ... in ... am 10.03.1986 informiert.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt die Frage, ob die Zeugin ... arglistig gehandelt habe, f&#252;r nicht entscheidungserheblich, weil er sich deren m&#246;gliches Verschulden nicht zurechnen lassen m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn 151.973,59 DM nebst Zinsen in H&#246;he von 1 % unter dem Diskontsatz der ... mindestens jedoch 4 % und h&#246;chstens 6 %, vom 27.12.1985 bis zum 07.05.1986 sowie nebst Zinsen in H&#246;he von 9,5 % seit dem 07.05.1986 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">ihm f&#252;r den Fall der Zwangsvollstreckung zu gestatten, Sicherheitsleistung durch B&#252;rgschaft der ... leisten zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">ihr f&#252;r den Fall der Zwangsvollstreckung zu gestatten, Sicherheit durch B&#252;rgschaft der Deutschen Bank K&#246;ln leisten zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;lt das angefochtene Urteil im Ergebnis f&#252;r richtig. Sie wiederholt und vertieft ihren bisherigen Sachvortrag mit eingehender tats&#228;chlicher und rechtlicher Begr&#252;ndung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet unter Hinweis auf eine Reihe von Indizien, der Einbruchsdiebstahl sei von dem Kl&#228;ger und der Zeugin ... vorget&#228;uscht worden. Vorsorglich bestreitet die Beklagte weiterhin die Schadensh&#246;he.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt den Einwand arglistiger T&#228;uschung aufrecht und behauptet, der Kl&#228;ger sei zusammen mit der Zeugin ... in ... gewesen, um dort bei dem Zeugen ... die Blanco-Teppichzertifikate zu beschaffen. Er habe daher gewu&#223;t, da&#223; es sich nicht um Originalzertifikate gehandelt habe. Im &#252;brigen ist die Beklagte der Auffassung, der Kl&#228;ger m&#252;sse sich das Verschulden der Zeugin ... zurechnen lassen, weil diese seine Repr&#228;sentantin im versicherungsrechtlichen Sinne sei, da sie den Hausrat gemeinsam mit ihm genutzt habe.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Zus&#228;tzlich behauptet die Beklagte, der Kl&#228;ger habe einige Gegenst&#228;nde als gestohlen gemeldet, die nicht gestohlen worden seien, sondern sich noch im Besitz des geschiedenen Ehemannes der Zeugin ... bef&#228;nden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Sachvortrags wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen und auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dem Senat haben die Akten des gleichzeitig verhandelten und entschiedenen Parallelprozesses 20 U 148/87 ... sowie die zu jenem Verfahren beigezogenen Ermittlungsakten 22 Js 485/86 = 17 VRs 3395/87 ... vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen ... durch den Einzelrichter. Insoweit wird auf die Sitzungsniederschrift vom 26.04.1988, Bl. 321 bis 327 GA, Bezug genommen. Die Zeugin ... hat den die Teppichzertifikate betreffenden Teil ihrer Aussage vor dem Senat im Termin vom 25.11.1988 beschworen (Bl. 367 R GA); im &#252;brigen sind die Zeugen unvereidigt geblieben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat ferner die Zeugen ... und ... uneidlich vernommen. Insoweit wird auf den den Parteien bekannten Vermerk des Berichterstatters &#252;ber die Beweisaufnahme im Senatstermin vom 25.11.1988 (Bl. 374 bis 377 GA) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat insoweit Erfolg, als die Entsch&#228;digungspflicht der Beklagten dem Grunde nach festzustellen ist. Da die Anspruchsh&#246;he im einzelnen in allen Punkten streitig ist, hat der Senat von der M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht, gem. &#167;304 ZPO &#252;ber den Anspruchsgrund vorab zu entscheiden und die Sache wegen der Anspruchsh&#246;he gem. &#167;538 Abs. 1 Ziffer 3 ZPO an das Landgericht zur&#252;ckzuverweise.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Eintritt des Versicherungsdiebstahls (&#167;5 Ziffer 1 a und b VHB 84) ist nach dem Inhalt der Ermittlungsakte und nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme hinreichend wahrscheinlich. Die M&#246;glichkeit, da&#223; der Einbruchsdiebstahl vorget&#228;uscht worden sein k&#246;nnte, hat keine &#252;berwiegende Wahrscheinlichkeit f&#252;r sich. Damit steht die Eintrittspflicht der Beklagten dem Grunde nach fest (BGH VersR 84, 29 ff und seither in st&#228;ndiger Rechsprechung, z.B. VersR 1987, 801).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Polizeibeamten haben bei der Besichtigung der Wohnung Spuren vorgefunden, die &#252;blicherweise von Einbrechern hinterlassen werden. Es waren T&#252;ren und Schr&#228;nke gewaltsam aufgebrochen, die Wohnung war augenscheinlich durchsucht worden. Die Tat fiel zudem auf einen Zeitpunkt, zu dem Wohnungseinbr&#252;che - wegen der Abwesenheit der Bewohner &#252;ber die Weihnachtsfeiertage - geh&#228;uft auftreten. Der vom Landgericht in der Parallelsache 20 U 148/87 ... bereits als Zeuge vernommene Polizeibeamte ... hat best&#228;tigt, da&#223; sich seinerzeit auch im Raum ... mehrere Wohnungseinbr&#252;che ereignet hatten (Bl. 88 d.A. 20 U 148/87).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten aufgezeigten Verdachtsmomente begr&#252;nden nicht die erhebliche Wahrscheinlichkeit, da&#223; die Einbruchsspuren von dem Kl&#228;ger oder mit dessen Wissen bewu&#223;t gelegt worden sind, um einen Versicherungsfall vorzut&#228;uschen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger und die Zeugin ... h&#228;tten sich zur Tatzeit nicht in ... aufgehalten, ist nicht bewiesen. Die hierzu vernommenen Zeugen ... Bruder des Kl&#228;gers, und ... haben glaubhaft die Darstellung des Kl&#228;gers und der Zeugin ... best&#228;tigt, da&#223; beide am 1. Weihnachtstag in ... und am 2. Weihnachtstag in ... waren.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zutreffend, ist der Hinweis der Beklagten, da&#223; die Angaben zum Tatzeitpunkt widerspr&#252;chlich sind. So ist mit der Klagebegr&#252;ndung ebenso wie in der Parallelsache 20 U 148/87 zun&#228;chst vorgetragen worden, der Diebstahl m&#252;sse sich in der Zeit zwischen dem 25.12. und dem 27.12.1985 ereignet haben. Dies entspricht der in der polizeilichen Diebstahlsanzeige wiedergegebenen Erkl&#228;rung der Zeugin ..., wonach sie und der Kl&#228;ger die Wohnung am 1. Weihnachtstag verlassen h&#228;tten und am 27.12.1985 zur&#252;ckgekehrt seien. Hiervon weicht die sp&#228;tere Darstellung des Kl&#228;gers im Rechtsstreits ab, wonach er und die Zeugin nach einem Besuch in ... am 25.12. in der Nacht zum 26.12.1987 noch einmal kurz in der Wohnung gewesen seien, um von dort aus nach ... zu fahren. Hiernach verk&#252;rzt sich der Tatzeitraum auf die Zeit, zwischen dem 26. und dem 27.12.1985.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin ... hat diese Darstellung des Kl&#228;gers best&#228;tigt, da&#223; beide in der Nacht zum 26.12.1985 noch einmal in der Wohnung waren. Die unterschiedlichen Zeitangaben deuten jedoch nicht auf einen vorget&#228;uschten Diebstahl hin. Es ist vielmehr m&#246;glich, da&#223; die Zeugin ... oder aber auch der Kl&#228;ger sich gegen&#252;ber der Polizei in der ersten Aufregung mi&#223;verst&#228;ndlich ge&#228;u&#223;ert haben; der Kl&#228;ger ist zudem Ausl&#228;nder und der deutschen Sprache zwar gut, aber nicht vollkommen m&#228;chtig. Es m&#246;gen auch die Polizeibeamten, die (korrekte) Zeitangabe mi&#223;verstanden haben. Jedenfalls hat der Kl&#228;ger bereits in seiner Schadensanzeige vom 27.12.1985 f&#252;r die Beklagte die Tatzeit auf den Zeitraum zwischen dem 26.12., 3.00 Uhr, und dem 27.12.1985, 14.00 Uhr, eingegrenzt, also zu einem Zeitpunkt, als Tatzeit und Tathergang noch von niemandem bezweifelt wurden. Dies spricht daf&#252;r, da&#223; diese sp&#228;ter im Proze&#223; wieder aufgenommene Darstellung der Wahrheit entspricht und die Angaben in der Klageschrift auf eine - mit den Worten der Berufungsbegr&#252;ndung - unreflektierte &#220;bernahme der Angaben aus der polizeilichen Diebstahlsanzeige durch den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten erster Instanz zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Richtig und dem Senat aus der Parallelsache 20 U 148/87 bekannt ist, da&#223; die Zeugin ... vorbestraft ist. Die Straftaten - Nichtbeantragung eines Konkursverfahrens, fahrl&#228;ssig falsche Versicherung an Eides Statt - sind aber nicht einschl&#228;gig und daher nicht geeignet, R&#252;ckschl&#252;sse auf einen versuchten Betrug gegen&#252;ber der Beklagten zuzulassen. In Verbindung mit der Tatsache, da&#223; die Zeugin ... versucht hat, die Beklagte mittels nachtr&#228;glich hergestellter Teppichzertifikate zu t&#228;uschen, und da&#223; sie ferner nach &#220;berzeugung des Senats auch versucht hat, die ... mittels Vorlage eines r&#252;ckdatierten Sicherungs&#252;bereignungsvertrags f&#252;r ihren Schmuck zu t&#228;uschen (vgl. das in der Sache 20 U 148/87 ergangene Urteil), ersch&#252;ttern diese Vorstrafen zwar die Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugin .... Gegen den Kl&#228;ger l&#228;&#223;t sich hieraus aber nichts herleiten. Da&#223; der Kl&#228;ger von der Herkunft der Teppichzertifikate gewu&#223;t h&#228;tte, ist - wie noch auszuf&#252;hren sein wird - nicht bewiesen. Zudem geben die T&#228;uschungsversuche der Zeugin ... gegen&#252;ber den beiden Versicherungsgesellschaften auch dann einen Sinn, wenn der Kl&#228;ger und die Zeugin durch einen echten Einbruchsdiebstahl tats&#228;chlich gesch&#228;digt worden sind und die Zeugin lediglich versucht haben sollte, berechtigte oder unberechtigte Versicherungsanspr&#252;che leichter durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, die vom Kl&#228;ger vorgelegten drei Sicherungs&#252;bereignungsvertr&#228;ge seien erst sp&#228;ter angefertigt und r&#252;ckdatiert worden. Das l&#228;&#223;t sich jedoch nicht beweisen, weil nach unwiderlegter Darstellung des Kl&#228;gers nur noch Ablichtungen dieser Vertr&#228;ge zur Verf&#252;gung stehen. Au&#223;erdem g&#228;be eine solche Manipulation auch im Falle eines echten Einbruchsdiebstahls einen Sinn, lie&#223;e den Schlu&#223; auf einen vorget&#228;uschten Diebstahl also nicht ohne weiteres zu.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Letzteres trifft auch f&#252;r den Sicherungs&#252;bereignungsvertrag mit Datum vom 12.02.1981 zu, welcher den Schmuck betrifft, und von dem der Senat &#252;berzeugt ist, da&#223; er erst 1985 hergestellt und r&#252;ckdatiert worden ist. (Wegen der Einzelheiten wird auf das den Beteiligten bekannte Senatsurteil vom 25.11.1988 in der Sache 20 U 148/87 verwiesen.)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, die Verm&#246;genssituation der Zeugin ... sei desolat gewesen. Dies l&#228;&#223;t sich jedoch so nicht feststellen, und es lie&#223;e zudem auch nicht unbedingt R&#252;ckschl&#252;sse auf die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Kl&#228;gers, die im einzelnen nicht bekannt sind, und auf ein daraus abzuleitendes Tatmotiv f&#252;r einen Versicherungsbetrug zu. Richtig und dem Senat ebenfalls aus der Parallelsache 20 U 148/87 bekannt ist, da&#223; die Zeugin ... wenigstens zweimal im Rahmen von Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen die eidesstattliche Versicherung abgegeben und dabei Angaben gemacht hat, die mit dem anl&#228;&#223;lich des Einbruchsdiebstahls als verlustig gemeldeten wertvollen Hausrat und Schmuck nicht vereinbar sind. Nach den eidesstattlichen Versicherungen war die Zeugin praktisch verm&#246;genslos (eidesstattliche Versicherung vom 13.07.1982 im Verfahren 5 M 346/82 und vom 12.09.1985 im Verfahren 4 M 709/85 Amtsgericht ...).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Andererseits ist aus der Parallelsache 20 U 148/87 bekannt, da&#223; die Zeugin dort im Juli 1985 einem Juwelier Schmuck vorgelegt hat, den dieser mit &#252;ber 80.000,- DM bewertet hat. Ferner sind Lichtbilder zur Akte gereicht worden, die auf das Vorhandensein wertvollen Hausrats hindeuten. Es liegt daher die Annahme nahe, da&#223; die eidesstattlichen Versicherungen nicht den Tatsachen entsprochen haben.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Immerhin hat die Zeugin auch aufgrund der eidesstattlichen Versicherung vom 12.09.1985 eine Verurteilung wegen fahrl&#228;ssig falscher eidesstattlicher Versicherung hingenommen (17 VRs 3395/87 = 22 Js 485/86 StA ...). Es kann daher zumindest nicht ausgeschlossen werden, da&#223; die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse nur gegen&#252;ber den die Zwangsvollstreckung betreibenden Gl&#228;ubigern schlechter dargestellt werden sollten, als sie tats&#228;chlich waren. In diese Richtung deuten auch die vom Kl&#228;ger behaupteten Sicherungs&#252;bereignungen zu seinen Gunsten. Denn solche Sicherungs&#252;bereignungen dienen nicht selten dazu, Gl&#228;ubigern pf&#228;ndbares Verm&#246;gen zu entziehen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verweist auf den Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger den Versicherungsvertrag erst knapp 2 Monate vor dem Diebstahl abgeschlossen hat. Ein enges zeitliches Zusammentreffen zwischen Versicherungsabschlu&#223; und Eintritt des Versicherungsfalls ist zwar auffallend, es l&#228;&#223;t f&#252;r sich allein aber sichere R&#252;ckschl&#252;sse auf einen fingierten Versicherungsfall nicht zu. Denn es gibt keinen durch die Lebenserfahrung gesicherten Satz, da&#223; Versicherungsf&#228;lle sich nicht kurz nach Vertragsabschlu&#223; zu ereignen pflegen. Zudem erkl&#228;rt sich der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger erst im Oktober 1985 um eine Hausratsversicherung nachgesucht hat, m&#246;glicherweise auch daraus, da&#223; die Zeugin im Hinblick auf die im September 1985 abzuleistende eidesstattliche Versicherung wesentliche Teile ihres Hausrats auf den Kl&#228;ger &#252;bertragen haben k&#246;nnte, so da&#223; der Kl&#228;ger auch erst danach Anla&#223; gehabt haben k&#246;nnte, sich angemessen zu versichern.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">g)</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Nicht bewiesen ist schlie&#223;lich - wie noch auszuf&#252;hren sein wird -, da&#223; der Kl&#228;ger von der Herkunft der fingierten Teppichzertifikate gewu&#223;t hat oder da&#223; Gegenst&#228;nde als gestohlen gemeldet worden sind, die sich in Wirklickeit im Besitz des geschiedenen Ehemannes der Zeugin ... befinden.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">h)</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Auch bei einer zusammenfassenden Betrachtung der von der Beklagten aufgezeigten Verdachtsmomente, die f&#252;r sich allein, wie ausgef&#252;hrt, nicht auf einen fingierten Einbruchsdiebstahl hindeuten, vermag der Senat die erhebliche Wahrscheinlichkeit, da&#223; der Versicherungsfall vorget&#228;uscht worden sein k&#246;nnte, nicht zu erkennen. Da&#223; die M&#246;glichkeit eines vorget&#228;uschten Diebstahls nicht v&#246;llig ausgeschlossen sein mag, gen&#252;gt nicht.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nicht wegen arglistiger T&#228;uschung (&#167;22 Ziffer 1 VHB 84) oder wegen einer Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers (&#167;21 Ziffer 2 b VHB 84) leistungsfrei geworden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Vorlage der erst w&#228;hrend der Regulierungsverhandlungen hergestellten und r&#252;ckdatierten Teppichzertifikate erf&#252;llt zwar objektiv die Voraussetzungen einer versuchten arglistigen T&#228;uschung der Beklagten. Es ist jedoch nicht mit der n&#246;tigen Sicherheit nachzuweisen, da&#223; dem Kl&#228;ger bei Vorlage dieser Zertifikate deren Herkunft bekannt war. Es kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; die Zeugin ... den Kl&#228;ger &#252;ber den Ursprung dieser Zertifikate bewu&#223;t im unklaren gelassen und ihn damit gegen&#252;ber der Beklagten als gutgl&#228;ubiges Werkzeug eingesetzt hat.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der hierzu vernommene Zeuge ... hat nicht mit der n&#246;tigen Sicherheit best&#228;tigen k&#246;nnen, da&#223; der Kl&#228;ger anwesend war, als die Zeugin ... bei ihm die Blanco-Zertifikate abholte. Er hat zwar "mit fast absoluter Gewi&#223;heit" geglaubt sagen zu k&#246;nnen, da&#223; der Kl&#228;ger zusammen mit der Zeugin bei dieser Gelegenheit bei ihm gewesen sei. Er hat aber gleichzeitig erkl&#228;rt, er k&#246;nne dies nicht beschw&#246;ren und auch nicht ausschlie&#223;en, da&#223; die Zeugin einmal alleine bei ihm gewesen sei. Diese Aussage ist, auch wenn gegen die Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen nicht die geringsten Bedenken bestehen, eine zu unsichere Grundlage f&#252;r die Feststellung, der Kl&#228;ger sei zusammen mit der Zeugin bei dem Zeugen ... gewesen, um die Zertifikate zu holen. Immerhin hat der Kl&#228;ger eine &#228;rztliche Bescheinigung beigebracht, da&#223; er in dem in Betracht kommenden Zeitraum zwischen dem 13.01. und dem 30.01.1986, n&#228;mlich vom 10. bis zum 30.01.1986 arbeitsunf&#228;hig erkrankt gewesen sei (Bl. 305 GA). Das schlie&#223;t zwar nicht aus, da&#223; er gleichwohl zu dem Zeugen ... fahren konnte. Die Zeugin ... hat aber best&#228;tigt, da&#223; der Kl&#228;ger im Januar 1986 bettl&#228;gerig erkrankt gewesen sei und da&#223; w&#228;hrend dieser Zeit die Zeugin ... einmal allein - angeblich zu ihrem geschiedenen Ehemann - weggefahren sei. Es erscheint daher m&#246;glich, da&#223; die Darstellung des Kl&#228;gers und der Zeugin ... die diesen Teil ihrer Aussage auf ihren Eid genommen hat, zutrifft und der Zeuge ... den - f&#252;r ihn damals vergleichsweise bedeutungslosen Vorgang - ungenau in Erinnerung hat.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">An diesem Beweisergebnis kann auch der Umstand nichts &#228;ndern, da&#223; der Zeuge ... der erstinstanzliche Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers, die Darstellung des Kl&#228;gers und der Zeugin ... nicht hat best&#228;tigen k&#246;nnen, da&#223; der Kl&#228;ger erst anl&#228;&#223;lich der Besprechung vom 10.03.1986 in ... von der Zeugin in die Herkunft der Zertifikate eingeweiht worden sei und sich dar&#252;ber au&#223;erordentlich aufgeregt habe. Der Zeuge hat an einen solchen Vorgang keine Erinnerung gehabt. Der sichere Schlu&#223;, da&#223; die Darstellung des Kl&#228;gers und der Zeugin deshalb unzutreffend sei, ist danach nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat im &#252;brigen die Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger habe von der Herkunft der Zertifikate gewu&#223;t, auch nicht best&#228;tigen k&#246;nnen. Nach seinen seinerzeitigen Aufzeichnungen hat der Kl&#228;ger ihm erkl&#228;rt, er habe davon erst erfahren, als die Manipulation schon aufgefallen gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger braucht sich das Verhalten der Zeugin ... auch nicht zurechnen zu lassen. Wenn die Zeugin ihm die Zertifikate ohne Hinweise auf deren Herkunft &#252;bergeben und er sie gutgl&#228;ubig weitergegeben hat, sind weder &#167;278 BGB noch - wie vom Landgericht angenommen - &#167;166 Abs. 1 BGB anwendbar. Zurechenbar w&#228;re das Verhalten der Zeugin dem Kl&#228;ger allenfalls dann, wenn die Zeugin seine Repr&#228;sentantin im versicherungsrechtlichen Sinne gewesen w&#228;re. Das ist jedoch nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Nach der heute &#252;blichen und in der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung seit langem gefestigten Definition ist ein Dritter dann als Repr&#228;sentant des Versicherungsnehmers anzusehen, wenn er allgemein in dem Gesch&#228;ftsbereich, zu dem das versicherte Risiko geh&#246;rt, aufgrund eines Vertretungs- oder &#228;hnlichen Verh&#228;ltnisses an die Stelle des Versicherungsnehmers getreten ist. Er mu&#223; befugt sein, selbstst&#228;ndig in einem gewissen, nicht ganz unbedeutenden Umfang f&#252;r den Versicherungsnehmer zu handeln und auch dessen Rechte und Pflichten als Versicherungsnehmer wahrzunehmen (so z.B. BGH VersR 1964, 475, 65, 149, 150, 69, 695, 696; 69, 1086, 1087; 71, 538, 539; weitere Nachweise - auch zur Entwicklung der Rechtsprechung - bei Pr&#246;lss/Martin, Versicherungsvertragsgesetz, 24. Aufl. 1988, &#167;6 VVG Anm. 8 B).</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Es ist anerkannt, da&#223; die Ehegatteneigenschaft alleine grunds&#228;tzlich nicht die Repr&#228;sentantenstellung begr&#252;ndet. Bei Lebensgef&#228;hrten, die in einer ehe&#228;hnlichen Gemeinschaft leben, kann nichts anderes geltend.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Eine Ausnahme ist auch nicht f&#252;r den Fall der Hausratsversicherung zu machen, weil die Eheleute oder die Lebensgef&#228;hrten den Hausrat gemeinsam benutzen. Der gegenteiligen Ansicht von Pr&#246;lss/Martin (a.a.O. Seite 92) vermag der Senat im Anschlu&#223; an BGH VersR 1965, 425, 429 und OLG ... VersR 86, 331 nicht zu folgen, wie er bereits im Urteil vom 21.10.1986 (20 U 134/86; VersR 88, 240) ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger ist das Verhalten der Zeugin auch nicht unter dem rechtlichen Gesichtspunkt der Versicherung auf fremde Rechnung zuzurechnen, soweit der Hausrat dem Kl&#228;ger zur Sicherheit &#252;bereignet gewesen sein soll und die Zeugin insoweit einen bedingten Anspruch auf R&#252;ck&#252;bertragung ihres Eigentums und damit ein eigenes rechtliches und wirtschaftliches Interesse gehabt haben mag (&#167;&#167;74 ff., 79 VVG i.V.m. &#167;17 Ziffer 3 VHB 84). Auch diese Zurechnung w&#228;re nur m&#246;glich, wenn die Zeugin Repr&#228;sentantin des Kl&#228;gers gewesen w&#228;re (Pr&#246;lss/Martin a.a.O. &#167;79 Anm. 1), weil der Kl&#228;ger als Sicherungseigent&#252;mer neben der Kl&#228;gerin ein eigenes versicherbares Interesse hatte.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keine zur Leistungsfreiheit f&#252;hrende Obliegenheitsverletzung begangen. Es ist bereits nicht feststellbar, da&#223; er sich ernsthaft geweigert h&#228;tte, dem Sachverst&#228;ndigen ... die Originale der Teppichzertifikate auszuh&#228;ndigen. Zudem bestand auch keine Notwendigkeit zur Vorlage der Originale mehr, nachdem Buchwald die Manipulation schon anhand der Ablichtungen aufgedeckt und der Kl&#228;ger diese sofort - nach entsprechender Information durch die Zeugin ... - auch einger&#228;umt hatte. Berechtigte Belange der Beklagten konnten von dem Kl&#228;ger daher nicht mehr verletzt werden.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger habe Gegenst&#228;nde als gestohlen gemeldet, die in Wirklichkeit noch im Besitz ... des geschiedenen Ehemannes der Zeugin ... seien, ist von dem Zeugen ... und von der Zeugin ... nicht best&#228;tigt worden. Auch insoweit kann die Beklagte sich daher nicht mit Erfolg auf Leistungsfreiheit wegen arglistiger T&#228;uschung gem. &#167;22 Ziffer 1 VHB 84 berufen. Ob damit festzustellen ist, da&#223; die Gegenst&#228;nde sich im Zeitpunkt des Diebstahls im Besitz des Kl&#228;gers befunden haben, ist eine andere Frage, die nicht hier, sondern im Rahmen der Pr&#252;fung der Anspruchsh&#246;he zu beantworten sein wird.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung ist im gegenw&#228;rtigen Verfahrensstadium nicht veranla&#223;t. Die Beschwer der Beklagten liegt &#252;ber 40.000,- DM.</p>
315,306
olgk-1988-11-25-6-u-10788
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 107/88
"1988-11-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:51:58"
"2022-10-18T15:08:37"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:1125.6U107.88.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die H&#228;user verwaltet, lie&#223; sich von Grundst&#252;ckseigent&#252;mern wie nachfolgend bevollm&#228;chtigen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Vertrag vom 01.04.1986 haben wir die Firma A. 77 Immobilien GmbH, vertreten durch die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer G.B. und B.S. in A., S.stra&#223;e 14 mit der Verwaltung unseres Grundst&#252;ckes (Mehrfamilienhauses) in A., S.gasse 21 beauftragt. Die Verwalter sind zu unserer Vertretung in allen die Verwaltung des Grundst&#252;ckes (Mehrfamilienhauses) betreffenden Angelegenheiten gegen&#252;ber Privatpersonen und Beh&#246;rden erm&#228;chtigt. Gleichzeitig erteilen wir die Zustellungs- und Zahlungsvollmacht f&#252;r die Abgabenbescheide des Grundst&#252;ckes (einschlie&#223;lich der Grundsteuer).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diese Vollmacht erstreckt sich auf die Wahrung unserer Rechte aus Versicherungs- und allen sonstigen Vertr&#228;gen, die sich auf die Erf&#252;llung beh&#246;rdlicher Vorschriften und die Instandhaltung des Mehrfamilienhauses beziehen. Sie k&#246;nnen solche Vertr&#228;ge in unserem Namen abschlie&#223;en und k&#252;ndigen. Weiterhin k&#246;nnen sie Geldbetr&#228;ge aus den vorgenannten vertraglichen Verh&#228;ltnissen f&#252;r uns in Empfang nehmen und uns in allen einschl&#228;gigen au&#223;ergerichtlichen und gerichtlichen Angelegenheiten einschlie&#223;lich Prozessen vertreten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie sind ferner berechtigt, im Fall eines notwendigen Rechtsstreites diese Vollmacht auch auf dritte Personen nach vorheriger Zustimmung durch uns zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diese Vollmacht gilt f&#252;r die Dauer der G&#252;ltigkeit des Verwaltervertrages f&#252;r das Mehrfamilienhaus. Sie ist bei Widerruf den Unterzeichnern zur&#252;ckzureichen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Befugnis, den Auftraggeber in allen einschl&#228;gigen au&#223;ergerichtlichen und gerichtlichen Angelegenheiten einschlie&#223;lich Prozessen zu vertreten, sahen die Kl&#228;ger einen Versto&#223; gegen das Rechtsberatungsgesetz. Nachdem die Beklagte am 29.12.1987 im Verfahren vor dem Landgericht Aachen hinsichtlich der Vertretung ihrer Auftraggeber in gerichtlichen Angelegenheiten in der m&#252;ndlichen Verhandlung eine Unterlassungserkl&#228;rung abgegeben hatte (Bl. 102 d.A.), haben die Parteien den Rechtsstreit insoweit &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt und wechselseitige Kostenantr&#228;ge gestellt. Die weitergehende Klage hat das Landgericht durch das angefochtene Urteil, auf das verwiesen wird, abgewiesen, da den Kl&#228;gern die noch geltend gemachten Unterlassungsanspr&#252;che nicht zust&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung haben die Kl&#228;ger ihre Antr&#228;ge - unter Ber&#252;cksichtigung der Teilunterlassungserkl&#228;rung vom 29.12.1987 - weiterverfolgt. Die Beklagte hat sich dann mit strafbewehrter Unterlassungsverpflichtungserkl&#228;rung vom 27.10.1988 verpflichtet,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">"es k&#252;nftig zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Hausverwalter-Vollmacht in Abs. 2 Satz 3 weiterhin in der Form zu verwenden, da&#223; sie sich von Auftraggebern dort die Befugnis einr&#228;umen l&#228;&#223;t, die Auftraggeber in - allen - einschl&#228;gigen au&#223;ergerichtlichen und gerichtlichen Angelegenheiten einschlie&#223;lich Prozessen zu vertreten."</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat haben beide Parteien daraufhin den Rechtsstreit &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt und wechselseitige Kostenantr&#228;ge gestellt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Kosten war gem&#228;&#223; &#167; 91 a ZPO unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes - insbesondere im Hinblick auf den mutma&#223;lichen Proze&#223;ausgang ohne die Erledigungserkl&#228;rungen nach billigem Ermessen zu entscheiden. Dies f&#252;hrt dazu, den Kl&#228;gern die Kosten des Rechtsstreits - bis auf 1/3 der erstinstanzlichen Kosten - aufzuerlegen. Die Kl&#228;ger sind in der ersten Instanz mit dem noch streitigen, unerledigten Teil des Unterlassungsbegehrens unterlegen. Sie h&#228;tten auch in der Berufungsinstanz unterliegen m&#252;ssen, wenn die Erledigung nicht erkl&#228;rt worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der mit der Berufung weiterverfolgte Unterlassungsantrag ist durch die Unterlassungsverpflichtungserkl&#228;rung vom 27.10.1988, deren Abgabe der Senat zur Klarstellung angeregt hatte, nicht - auch nicht teilweise - erledigt worden. Wenn auch davon auszugehen ist, da&#223; die Beklagte beabsichtigt, im Rahmen der ihr erteilten Hausverwalter-Vollmacht f&#252;r ihre Auftraggeber in "allen einschl&#228;gigen au&#223;ergerichtlichen und gerichtlichen Angelegenheiten" t&#228;tig zu werden, so begr&#252;ndete dies hier nicht die Begehungsgefahr unzul&#228;ssiger Rechtsberatung. Die Kl&#228;ger haben, sieht man von der erstinstanzlich erledigten Vertretung in gerichtlichen m&#252;ndlichen Verhandlungen ab, keine konkrete unzul&#228;ssige Rechtsberatung der Beklagten im Sinne von Art. 1 &#167; 1 RechtsberatungsG vorgetragen. Die Beklagte hat sich auch keine weitergehende, durch die Ausnahmevorschrift des Art. 1 &#167; 5 Nr. 3 RechtsberatungsG nicht abgedeckte T&#228;tigkeit angema&#223;t. Insbesondere die Hausverwalter-Vollmacht in der Fassung, wie sie in zweiter Instanz zun&#228;chst Streitgegenstand war, begr&#252;ndete keine ernstliche Gefahr eines Versto&#223;es gegen das RechtsberatungsG. Die Ansicht der Kl&#228;ger, durch diese Vollmacht habe sich die Beklagte uneingeschr&#228;nkt die Befugnis einr&#228;umen lassen, f&#252;r den Auftraggeber au&#223;ergerichtlich ggfls. auch in rechtlichen Angelegenheiten t&#228;tig zu werden (vgl. Bl. 67 d.A.), wird durch Wortlaut und Inhalt der Vollmacht in der ausdr&#252;cklich von "einschl&#228;gigen" Angelegenheiten die Rede war, nicht gedeckt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nachdem eine Vertretung des Vollmachtsgebers in m&#252;ndlichen Verhandlungen nicht mehr Streitgegenstand war, blieb die Vertretung in anderen gerichtlichen Angelegenheiten im Streit; sie ist der Beklagten nicht allgemein untersagt. Vielmehr erlaubt die Ausnahmevorschrift des Art. 1 &#167; 5 Nr. 3 RechtsberatungsG dem Hausverwalter generell rechtsbesorgende T&#228;tigkeit, die mit der Verwaltung im Zusammenhang steht. Deren sachgem&#228;&#223;e und objektbezogene Durchf&#252;hrung fordert jedenfalls z.B. ein Vorgehen gegen zahlungsunwillige Mieter in Mahn- und Vollstreckungsverfahren, also gerichtliche T&#228;tigkeiten (vgl. auch die von den Kl&#228;gern vorgelegte "Verordnung &#252;ber die Berufsausbildung zum Kaufmann in der Grundst&#252;cks- und Wohnungswirtschaft/zur Kauffrau in der Grundst&#252;cks- und Wohnungswirtschaft" vom 13.02.1981, Seite 8/9 Anlage zu &#167; 4 lfd. Nr. 2), so dass der Beklagten, schon aus dieser Erw&#228;gung heraus entgegen der von den Kl&#228;gern ge&#228;u&#223;erten Ansicht nicht die Vertretung in allen gerichtlichen Angelegenheiten verboten ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat das Landgericht zudem auf die subjektive Erwartungshaltung des Auftraggebers/Hauseigent&#252;mers abgestellt. Dieser erwartet, da&#223; derartige, das zu verwaltende Objekt betreffende Hilfs- und Nebengesch&#228;fte vom Hausverwalter miterledigt werden. Sonstige, einen derartigen Rahmen verlassende T&#228;tigkeiten der Beklagten, die das Unterlassungsbegehren rechtfertigen w&#252;rden, haben die Kl&#228;ger nicht dargetan, und sie waren auch nach dem Inhalt der Vollmacht nicht zu besorgen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auch der Unterlassungsantrag zu 2 b, der die au&#223;ergerichtliche streitige Korrespondenz mit Dritten, hier insbesondere mit Rechtsanw&#228;lten &#252;ber die Berechtigung zur Zur&#252;ckzahlung einer Mietkaution gem&#228;&#223; &#167;&#167; 571 ff BGB zum Gegenstand hatte, w&#228;re ohne die Erledigungserkl&#228;rungen zur&#252;ckgewiesen worden. Auch die Kl&#228;ger verkennen nicht, da&#223; eine gewisse Rechtsberatung und -vertretung durch die Beklagte, insbesondere die Beratung &#252;ber mietrechtliche Fragen, zul&#228;ssig ist. Entgegen ihrer Ansicht besteht auch hinsichtlich der Frage der Zur&#252;ckzahlung einer Mietkaution ein unmittelbarer Zusammenhang zur von der Beklagten vorgenommenen Hausverwaltung. Der Hauseigent&#252;mer erwartet von der Beklagten, da&#223; sie sich mit der an ihn gerichteten Forderung auf R&#252;ckzahlung der das verwaltete Grundst&#252;ck betreffenden Kautionsforderung besch&#228;ftigt. Die sich daraus ergebende Korrespondenz - auch mit Rechtsanw&#228;lten - h&#228;ngt mit der wirtschaftlichen T&#228;tigkeit des Hausverwalters unmittelbar zusammen. Die konkrete au&#223;ergerichtliche Beratung und Vertretung bez&#252;glich der Herausgabe einer Kaution durch den Mieter - auch wenn der Streit &#252;ber die Herausgabe durch den Erwerb des Grundst&#252;cks durch den Auftraggeber entstanden ist - und infolge dessen auch die Korrespondenz mit Rechtsanw&#228;lten geh&#246;rte, vorliegend zur Hausverwaltert&#228;tigkeit. Diese stand im Vordergrund, die rechtsberatende T&#228;tigkeit aber in unmittelbarem Zusammenhang dazu. Dabei ist ein unmittelbarer Zusammenhang schon dann gegeben, wenn der Hausverwalter ohne die rechtliche Beratung seine eigentliche Hausverwaltung nicht sachgem&#228;&#223; erledigen k&#246;nnte (vgl. BGH NJW 1988, 561-561; Altenhoff-Busch-Kaampmann, &#167; 5 Rd. Nr. 452 mit Nachweisen); nicht erforderlich ist es, da&#223; die Hausverwaltert&#228;tigkeit ohne Rechtsberatung schlechthin unm&#246;glich ist (vgl. BGH a.a.O., Seite 563).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert der Berufung: Bis zur Erledigung in der m&#252;ndlichen Verhandlung 35.000,00 DM, f&#252;r die Zeit danach die bis dahin entstandenen Kosten des Rechtsstreits.</p>
315,307
lg-dortmund-1988-11-22-8-o-50388
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 503/88
"1988-11-22T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:00"
"2022-10-18T15:08:37"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1988:1122.8O503.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt die Verf&#252;gungskl&#228;gerin.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung</p> <p>oder Hinterlegung in H&#246;he von 1.300,&#8212; DM abwenden, wenn nicht der Ver-</p> <p>f&#252;gungsbeklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die Zulassung der Verf&#252;gungs-</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">kl&#228;gerin zum E Weihnachtsmarkt 1988. &#220;ber die Ver-</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">gabe von Standpl&#228;tzen f&#252;r den allj&#228;hrlich stattfindenden</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Weihnachtsmarkt entscheidet eine aus sieben Personen beste-</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">hende Vergabekommission, die sich aus zwei Vertretern der</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Stadt E, dem 1. und 2. Vorsitzenden des Schausteller-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">vereins "F" sowie aus dem 1. und 2. Vorsitzenden</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">sowie der Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin des Verf&#252;gungsbeklagten zusammen-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">setzt. Den von dieser Vergabekommission ausgew&#228;hlten Bewerbern</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">wird sodann aufgrund eines Vertrages mit dem Verf&#252;gungsbe-</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">klagten ein bestimmter Standplatz zugewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin betreibt ein Reisegewerbe, indem sie</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Messen und M&#228;rkte mit mobilen Verkaufsst&#228;nden beschickt, an</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">denen gebackene Kartoffeln mit F&#252;llung zum Verkauf und Ver-</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">zehr angeboten werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auf dem Weihnachtsmarkt 1986 war der Ehemann der Verf&#252;gungs-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">kl&#228;gerin mit einem Imbi&#223;stand vertreten, den er gemeinsam mit</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">dem derzeitigen 1. Vorsitzenden des Verf&#252;gungsbeklagten,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Herrn Q, betrieben hatte.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin unter ihrer Firmenbezeichnung</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">"L" seit 1985 j&#228;hrlich gestellten Antr&#228;ge auf</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zulassung einer Imbi&#223;bude zum jeweils stattfindenden Weih-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">nachtsmarkt wurden von dem Verf&#252;gungsbeklagten abschl&#228;gig</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">beschieden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Ablehnung ihrer erneuten Bewerbung f&#252;r einen Standplatz</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">auf dem Weihnachtsmarkt 1988 durch die Vergabekommission</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">wurde der Kl&#228;gerin vom Verf&#252;gungsbeklagten durch Schreiben</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">vom 04.10.1988 wiederum mitgeteilt unter Hinweis darauf, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Ablehnung wegen Platzmangels erfolge und da&#223; aus einer</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vielzahl gleicher Angebote Bewerber ausgesucht worden seien,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die sich in der Vergangenheit als bew&#228;hrt und erprobte H&#228;nd-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">ler herausgestellt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin behauptet,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Vergabe der Standpl&#228;tze existierten keine bestimmten,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">allgemeing&#252;ltigen Vergabekriterien. Die in der Vergangenheit</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">erfolgte Art und Weise der Auswahl von Bewerbern, insbeson-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">dere die Anwendung des Kriteriums "bekannt und bew&#228;hrt" auf</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">unbegrenzte Zeit h&#228;lt die Verf&#252;gungskl&#228;gerin f&#252;r ermessens-</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">fehlerhaft, weil hierdurch Neubewerbern innerhalb eines er-</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">kennbaren zeitlichen Turnus keine Zulassungschance einger&#228;umt</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">werde.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">dem Verf&#252;gungsbeklagten im Wege der einstwei-</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">ligen Verf&#252;gung aufzugeben, der Verf&#252;gungs-</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">kl&#228;gerin einen Standplatz mit einer Grundfl&#228;che</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">von 5 m x 2,50 m auf dem E Weihnachts-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">markt 1988 f&#252;r die Zeit vom 23.11.1988 bis</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">23.12.1988 zur Errichtung eines Holz-Verkaufs-</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">standes zum Angebot von gebackenen Kartoffeln</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">zuzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">den Verf&#252;gungsbeklagten zu verpflichten, ihr</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">schriftlich Auskunft &#252;ber die ausgewiesenen und</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">zugeteilten Stellpl&#228;tze des E Weih-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">nachtsmarktes im Rahmen des gesetzten Bereiches</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Verf&#252;gungsbeklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">den Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;-</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">gung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Er vertritt die Auffassung, die Ablehnung der Verf&#252;gungskl&#228;-</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">gerin f&#252;r den diesj&#228;hrigen Weihnachtsmarkt sei ermessensfeh-</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">lerfrei erfolgt, weil u.a. die angewendeten Auswahlkriterien</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">nicht zu beanstanden seien, insbesondere w&#252;rden Neubewerbern</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">nicht schlechthin der Zugang verwehrt, wie sich an der dies-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">j&#228;hrigen Vergabe von zwei Imbi&#223;-Standpl&#228;tzen an neue Bewerber</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">zeige, die sich allerdings seit 11 bzw. 10 Jahren wiederholt</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">um einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt bem&#252;ht h&#228;tten; im</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">&#252;brigen sei eine Einschr&#228;nkung des Imbi&#223;-Angebotes notwendig</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">geworden, weil in der &#214;ffentlichkeit der Umfang des Imbi&#223;-</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Angebotes kritisiert worden sei.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">wird verwiesen auf den vorgetragenen Inhalt der von den Par-</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">teien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, die Gegenstand</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung ist zul&#228;ssig:</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Entscheidung &#252;ber das von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin auf</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">&#167; 70 Gewerbeordnung gest&#252;tzte Zulassungsbegehren ist der</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Zivilrechtsweg gegeben. Insoweit waren von ausschlaggebender</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Bedeutung die Rechtsnatur des Veranstalters sowie die Rechts-</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">natur seiner Beziehungen zu dem jeweiligen Antragsteller bzw.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Teilnehmer der betreffenden Veranstaltung (OVG Koblenz, NVwZ</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">1987, S. 519; Landmann/Rohmer, Gewerbeordnung, 14. Aufl., &#167; 70</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Rdnr.27). Im vorliegenden Fall ist von einem &#246;ffentlich-</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">rechtlichen Veranstalter des Weihnachtsmarktes nicht auszu-</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">gehen, denn dieser Markt wird von dem Verf&#252;gungsbeklagten</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">sowie einem weiteren privat-rechtlichen Verein, dem Schau-</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">stellerverein "F", zumindest mitveranstaltet. &#220;ber</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">die Vergabe von Standpl&#228;tzen wird auch nicht hoheitlich ent-</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">schieden, die Beziehungen zwischen Veranstalter und Teil-</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">nehmer sind ebenfalls nicht &#246;ffentlich-rechtlich ausgestal-</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">tet, sondern bestimmen sich nach dem Inhalt der Vertr&#228;ge</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">zwischen den Teilnehmern und dem Verf&#252;gungsbeklagten.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung ist auch</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">nicht etwa deswegen unzul&#228;ssig, weil die begehrte einstwei-</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">lige Regelung zu einer endg&#252;ltigen Durchsetzung des Zulas-</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">sungsanspruches f&#252;hren und hierdurch eine Entscheidung in der</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Hauptsache vorweggenommen w&#252;rde. Denn im Hinblick darauf, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">die Veranstaltung, zu der die Verf&#252;gungskl&#228;gerin zugelassen</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">werden will, unmittelbar bevorsteht und zeitlich befristet</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">ist, w&#228;re es ihr zeitlich nicht m&#246;glich, vor Beendigung dieser</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Veranstaltung eine Entscheidung &#252;ber die Zulassung im ordent-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">lichen Verfahren herbeizuf&#252;hren. Bei dieser Sachlage w&#252;rde</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">die Ablehnung des Antrages als unzul&#228;ssig einer Rechtsverwei-</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">gerung gleichkommen. Unter derartigen Umst&#228;nden bestehen</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">gegen die Vorwegnahme der endg&#252;ltigen Regelung durch eine</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Entscheidung im Eilverfahren keine Bedenken (OLG D&#252;sseldorf,</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">JMinBI 1968, S.187).</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Erla&#223; der einstweiligen Verf&#252;gung ist aber</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">unbegr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Die von der dem Verf&#252;gungsbeklagten im einzelnen vorgetrage-</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">nen Auswahlkriterien, aufgrund derer der Antrag der Verf&#252;-</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">gungskl&#228;gerin abgelehnt wurde, stellen durchaus sachliche</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde f&#252;r einen Ausschlu&#223; der Verf&#252;gungskl&#228;gerin von der</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Veranstaltung im Sinne des &#167; 70 Abs.3 Gewerbeordnung dar.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Insbesondere die Bevorzugung bekannter und bew&#228;hrter Bewerber</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber Neubewerbern wird allgemein als sachgerechtes Aus-</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">wahlkriterium angesehen, wenn hierdurch nicht Neubewerbern</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">eine Zulassungschance auf Dauer oder innerhalb eines erkenn-</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">baren zeitlichen Turnus genommen wird (BVerG, DVBI 1984,</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">S. 1072; Landmann/Rohmer; &#167; 70 Gewerbeordnung Rdnr.21).</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Letzteres war vorliegend nicht der Fall, da unstreitig zwei</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Neubewerber zugelassen wurden, die sich -wie der Verf&#252;gungs-</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">beklagte von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin unbestritten vorgetragen</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">hat- seit 10 bz-w. 11 Jahren wiederholt vergeblich beworben</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">hatten. Da&#223; -wie die Verf&#252;gungskl&#228;gerin unter Berufung auf</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Literaturmeinungen vorgetragen hat- ein derartiger zeitlicher</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Turnus die Ber&#252;cksichtigung von Neubewerbern innerhalb eines</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">bestimmten Zeitraumes gew&#228;hrleisten mu&#223;, ist -soweit ersicht-</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">lich- von der Rechtsprechung nicht gefordert worden. Dies</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">kann letztlich aber dahinstehen. Denn auch etwaige Ermessens-</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">fehler bei der Ablehnung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin (ein solcher</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Fehler k&#246;nnte nach Auffassung der Kammer darin bestehen, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">die Vergabekommission bei ihrer Entscheidung offenbar irr-</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">t&#252;mlich von einer Erstbewerbung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin aus-</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">ging, obwohl sich diese offenbar bereits in den Vorjahren seit 1985</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">wiederholt vergeblich um ihre Zulassung beworben hatte; denn</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">nach dem Vorbringen des Verf&#252;gungsbeklagten Spielte gerade</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">die Frage, wie oft sich der betreffende Neubewerber in der</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Vergangenheit bereits vergeblich beworben hatte, bei der</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">begrenzten Zulassung von Neubewerbern eine ausschlaggebende</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Rolle) sind nicht geeignet, den Antrag auf Erla&#223; der einst-</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">weiligen Verf&#252;gung zum Erfolg zu verhelfen. Denn selbst wenn</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">die Ablehnung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin rechtswidrig gewesen</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">w&#228;re, ergibt sich hieraus nicht, da&#223; die Zulassung der Ver-</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">f&#252;gungskl&#228;gerin die einzig sachgerechte und ermessenfehler-</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">freie Entscheidung der Vergabekommission dargestellt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Dies hat die Verf&#252;gungskl&#228;gerin weder dargetan noch kann dies</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">aufgrund der vorgetragenen Umst&#228;nde angenommen werden. Viel-</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">mehr ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; neben der Verf&#252;gungskl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">zahlreiche weitere Bewerber abschl&#228;gig beschieden wurden, die</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">-wie die Vertreter des Verf&#252;gungsbeklagten in der m&#252;ndlichen</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Verhandlung unwiderlegt dargetan haben- sich bereits &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">einen l&#228;ngeren Zeitraum vergeblich beworben hatten, als dies</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin f&#252;r sich in Anspruch genommen</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">wurde.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Der von der Verf&#252;gungskl&#228;gerin hilfsweise gestellte Antrag</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">auf Auskunftserteilung &#252;ber die ausgewiesenen und zugeteilten</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Stellpl&#228;tze war als unzul&#228;ssig zur&#252;ckzuweisen. Insoweit fehlt</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">es bereits an einem Rechtsschutzbed&#252;rfnis. Denn da die Ver-</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">f&#252;gungskl&#228;gerin schon keinen Anspruch auf Zulassung zum Weih-</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">nachtsmarkt dargetan hat, bedarf es der begehrten Auskunft</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">nicht, die die Verf&#252;gungskl&#228;gerin lediglich in die Lage ver-</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">setzen soll, einen bestimmten Stellplatz bezeichnen zu k&#246;n-</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">nen.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">sich aus &#167;&#167; 708 Nr.6, 711 ZPO.</p>
315,308
olgham-1988-11-21-22-u-7788
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
22 U 77/88
"1988-11-21T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:02"
"2022-10-18T15:08:37"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1121.22U77.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufungen der Kl&#228;ger gegen das am 10. Dezember 1987 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger tragen die Kosten ihrer Berufungen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;ger &#252;bersteigt jeweils nicht den Betrag von 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Bei den Kl&#228;gern handelt es sich um einen Teil der 304 Wohnungseigent&#252;mer aus der Wohnungseigentumsanlage xxx, die ihre Eigentumswohnungen in den Jahren 1980/81 im Rahmen eines Bauherrenmodells von der Beklagten zu 1) erworben haben. Der Beklagte zu 2) ist der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Komplement&#228;r GmbH der Beklagten zu 1).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei dem Objekt handelt es sich um ein 20st&#246;ckiges Hochhaus mit Flachdach sowie um einen 4geschossigen Anbau mit Flachdach, in dem neben Eigentumswohnungen auch Gesch&#228;fte untergebracht sind. Das Geb&#228;ude ist 1965/66 von einer Wohnungsbaugesellschaft errichtet und 1979/80 vor Erwerb durch die Beklagte zu 1) teilweise renoviert worden. Im Januar 1980 besichtigte ein Architekt xxx das Objekt im Auftrag der Beklagten zu 1), die es sodann mit Vertrag vom 28.02.1980 erwarb. Ende April 1980 beauftragte die Beklagte zu 1) den Beklagten zu 3), einen Architekten xxx, mit der Erstellung einer Wertsch&#228;tzung zu Beleihungszwecken. In seiner Wertsch&#228;tzung hei&#223;t es u.a.:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Abschlie&#223;end kann gesagt werden, da&#223; sich die Geb&#228;ude innen und au&#223;en - nebst den Au&#223;enanlagen - in einem sehr guten und sauberen Zustand befinden."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bereits vor Erstattung dieses Gutachtens waren zwecks Vermarktung des Objekts rund 10.000 Prospekte gedruckt und teilweise in Umlauf gebracht worden. Bei etwa 5.000 Prospekten wurde die Seite 7 ausgetauscht; diese erhielt u.a. einen mit rotem Balken kenntlich gemachten Aufdruck: "Durch vorliegende Wertsch&#228;tzung eines Gutachters ist der sehr gute Bauzustand des Objekts best&#228;tigt." (vgl. Prospekt lose bei der Akte und Bl. 88 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In den &#252;ber eine Treuh&#228;nderin, xxx, geschlossenen Kaufvertr&#228;gen hei&#223;t es jeweils in &#167; 8 Nr. 3:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Dem Erwerber ist bekannt, da&#223; die baurechtliche Schlu&#223;abnahme der Geb&#228;ude in den Jahren 1966/69 und 1974 erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Kaufgegenstand geht in dem Zustand auf Erwerber &#252;ber, in dem er sich bei dem Vertragsabschlu&#223; befindet. Der Zustand zum Zeitpunkt dieses Vertragsabschlusses ist dem Erwerber bekannt. Eine Gew&#228;hr f&#252;r Gr&#246;&#223;e, G&#252;te und Beschaffenheit des Kaufgegenstandes, insbesondere f&#252;r seine Nutzungsf&#228;higkeit, wird nicht geleistet oder gefordert. Dies gilt auch f&#252;r die Wohn-Nutzfl&#228;chenangaben in der Teilungserkl&#228;rung und in diesem Vertrag, die aufgrund der &#252;bernommenen Unterlagen erstellt wurden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che und Schadensersatzanspr&#252;che des Erwerbers sind ausgeschlossen. Eventuell bestehende derartige Anspr&#252;che des Verk&#228;ufers gegen Dritte tritt Verk&#228;ufer hiermit an Erwerber ab."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben - gest&#252;tzt auf ein Gutachten des Sachverst&#228;ndigen xxx in einem von dem Miteigent&#252;mer und Kl&#228;ger xxx eingeleiteten Beweissicherungsverfahren - behauptet, da&#223; bereits 1980 schwerwiegende M&#228;ngel am Flachdach, den Balkonen und der Fassade vorhanden gewesen seien. Dar&#252;ber sei mit den Prospektaussagen hinwegget&#228;uscht worden. Der Beklagte zu 3) habe sein Gutachten insoweit wissentlich falsch erstellt. Daran h&#228;tte er aber kein Interesse haben k&#246;nnen, wenn er nicht gleichzeitig den Beklagten zu 1) und 2) davon Mitteilung gemacht habe. Die Kl&#228;ger meinen, da&#223; sich hieraus eine Haftung aus culpa in contrahendo und &#167; 823 Abs. 2 BGB ergebe. Sie berechnen ihren Schaden auf der Basis der von dem Gutachter xxx gesch&#228;tzten Kosten von 800.000,-- DM, entsprechend ihren jeweiligen Miteigentumsquoten. Unstreitig ist insoweit, da&#223; die Schadensbeseitigung insgesamt 572.000,-- DM gekostet hat. Die Beklagten haben sich demgegen&#252;ber auf Verj&#228;hrung berufen. Sie bestreiten das Vorliegen von M&#228;ngeln bereits im Jahr 1980/81 und gegebenenfalls deren Erkennbarkeit.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat mit dem angefochtenen Urteil, auf das gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO Bezug genommen wird, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung wenden sich die Kl&#228;ger gegen die Rechtsansichten des Landgerichts. Sie meinen, Verschulden bei Vertragsschlu&#223; sei vorliegend nicht durch die Gew&#228;hrleistungsregeln verdr&#228;ngt; da sich vorliegend die M&#228;ngel auf das Gemeinschaftseigentum beziehen w&#252;rden, m&#252;sse die Rechtsprechung zum Mangelfolgeschaden entsprechend angewandt werden. Sie meinen weiter, die Kenntnis der Firma xxx als Treuh&#228;nderin k&#246;nne ihnen &#252;ber &#167; 166 BGB nicht zugerechnet werden, weil diese Firma im Lager der Beklagten stehe und diese Firmen auch wirtschaftlich verflochten seien. Auch wenn das Gutachten des Beklagten zu 3) nur zur Finanzierung bei Banken gedient habe, seien sie hierdurch gesch&#228;digt, weil es um die Finanzierung ihres Kaufpreises gegangen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie beantragen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagten als Gesamtschuldner zur Zahlung folgender Betr&#228;ge nebst 10% Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu verurteilen:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-Anteil 16,50 / 10.000stel) DM 1.320,--</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 14,57 / 10.000stel) DM 1.155,50</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,61 / 10.000stel) DM 2.208,80</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung xxx </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 26,90 / 10.000stel) DM 2.152,--</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 17,88 / 10.000stel) DM 1.430,--</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,51 / 10.000stel) DM 2.208,80</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 56,29 / 10.000stel) DM 4.503,20</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 28,00 / 10.000stel) DM 2.240,--</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 35,18 / 10.000stel) DM 2,814,40</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 28,23 / 10.000stel) DM 2.258,40</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 28,51 / 10.000stel) DM 2.280,80</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 33,73 / 10.000stel) DM 2.698,40</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 29,54 / 10.000stel) DM 2.368,20</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 19,83 / 10.000stel) DM 1.586,40</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 35,86 / 10.000stel) DM 2.868,80</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 37,00 / 10.000stel) DM 2.960,--</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 33,84 / 10.000stel) DM 2.707,20</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 15,27 / 10.000stel) DM 1.221,60</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 14,88 / 10.000stel) DM 1.190,40</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 30.01 / 10.000stel) DM 2.400,80</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 37,66 / 10.000stel) DM 3.012,80</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 18,84 / 10.000stel) DM 1.507,20</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 36,95 / 10.000stel) DM 2.956,--</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,00 / 10.000stel) DM 1.280,--</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 14,57 / 10.000stel) DM 1.165,60</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 56,63 / 10.000stel) DM 4.530,40</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,50 / 10.000stel) DM 1.320,--</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,78 / 10.000stel) DM 2.222,40</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,61 / 10.000stel) DM 2.208,80</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 17,19 / 10.000stel) DM 1.375,20</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 15,75 / 10.000stel) DM 1.260,--</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,78 / 10.000stel) DM 2.222,40</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 37,99 / 10.000stel) DM 3.039,20</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 14,38 / 10.000stel) DM 1.150,40</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 19,83 / 10.000stel) DM 1.586,40</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 28,63 / 10.000stel) DM 2.290,40</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,14 / 10.000stel) DM 1.291,20</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 29,05 / 10.000stel.) DM 2.324,--</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 19,88 / 10.000stel) DM 1.586,40</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 15,75 / 10.000stel) DM 1.260,--</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">ACHTUNG: Adressen&#228;nderung! Neue - Anschrift: xxx</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 56,63 / 10.000stel) DM 4.530,40</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,50 / 10.000stel) DM 1.320,--</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 29,11 / 10.000stel) DM 2.328,80</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,60 / 10.000stel) DM 1.328,--</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 33,73 / 10.000stel) DM 2.698,40</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 36,36 / 10.000stel) DM 2.908,80</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der- Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 26,95 / 10.000stel) DM 2.956,--</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 32,81 / 10.000stel) DM 2.624,80</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil. 15,27 / 10.000stel) DM 1.221,60</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 39,47 / 10.000stel) DM 3.157,60</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 14,88 / 10.000stel) DM 1.190,40</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 15,53 / 10.000stel) DM 1.242,40</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 36,47 / 10.000stel) DM 2.837,60</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 19,88 / 10.000stel) DM 1.590,40</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil je 16,26 / 10.000stel) DM 3.902,40</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 28,04 / 10.000stel) DM 2.243,20</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 33,84 / 10.000stel) DM 2.707,20</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 33,84 / 10.000stel) DM 2.208,80</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 33,84 / 10.000stel) DM 2.707,20</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 35,74 / 10.000stel) DM 2.859,20</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 29,11 / 10.000stel) DM 2.328,80</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 19,88 / 10.000stel) DM 1.590,40</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 34,92 / 10.000stel) DM 2.793,60</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 36,88 / 10.000stel) DM 2.950,40</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 56,63 / 10.000stel) DM 4,530,40</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 17,23 / 10.000stel) DM 1.378,40</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 39,47 / 10.000stel) DM 3.157,60</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 28,88 / 10.000stel.) DM 2.310,40</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 15,26 / 10.000stel) DM 1.220,80</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 53,78 / 10.000stel) DM 4.302,40</p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 17,57 / 10.000stel) DM 1.405,60</p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 56,29 / 10.000stel) DM 4.503,20</p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 28,88 / 10.000stel) DM 2.310,40</p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">235</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">236</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,52 / 10.000stel) DM 2.201,60</p> <span class="absatzRechts">237</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">238</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">239</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 33,12 / 10.000stel) DM 2.649,60</p> <span class="absatzRechts">240</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">241</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">242</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 17,19 / 10.000stel) DM 1.375,20</p> <span class="absatzRechts">243</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">244</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">245</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 14,13 / 10.000stel) DM 1.130,40</p> <span class="absatzRechts">246</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">247</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">248</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,18/ 10.000stel) DM 1.294,40</p> <span class="absatzRechts">249</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">250</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">251</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 18,18 / 10.000stel) DM 1.454,40</p> <span class="absatzRechts">252</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">253</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">254</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,00 / 10.000stel) DM 1.280,--</p> <span class="absatzRechts">255</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">256</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">257</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 32,20 / 10.000stel) DM 2.576,--</p> <span class="absatzRechts">258</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">259</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">260</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 55,19 / 10.000stel) DM 4.415,20</p> <span class="absatzRechts">261</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">262</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">263</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil .40,00 / 10.000stel) DM 3.200,--</p> <span class="absatzRechts">264</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">265</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">266</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 36,91 / 10.000stel) DM 2.928,80</p> <span class="absatzRechts">267</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">268</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">269</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 36,43 / 10.000stel) DM 2.914,40</p> <span class="absatzRechts">270</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">271</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">272</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,33 / 10.000stel) DM 1.306,40</p> <span class="absatzRechts">273</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">274</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">275</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 18,29 / 10.000stel) DM 1.463,20</p> <span class="absatzRechts">276</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">277</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">278</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 36,97 / 10.000stel) DM 2.957,60</p> <span class="absatzRechts">279</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An die Kl&#228;gerin xxx </p> <span class="absatzRechts">280</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;merin der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">281</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 53,78 / 10.000stel) DM 4.302,40</p> <span class="absatzRechts">282</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">283</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">284</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,61 / 10.000stel) DM 2.208,80</p> <span class="absatzRechts">285</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger xxx </p> <span class="absatzRechts">286</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">287</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 27,78 / 10.000stel) DM 2.222,40</p> <span class="absatzRechts">288</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger </p> <span class="absatzRechts">289</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">290</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 111,18 / 10.000stel) DM 11.294,40</p> <span class="absatzRechts">291</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">- An den Kl&#228;ger </p> <span class="absatzRechts">292</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">als Eigent&#252;mer der Wohnung Nr. xxx </p> <span class="absatzRechts">293</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(ME-- Anteil 16,50 / 10.000stel) DM 1.320,--</p> <span class="absatzRechts">294</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">295</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">296</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigen das angefochtene Urteil und wiederholen, ihren Vortrag erster Instanz.</p> <span class="absatzRechts">297</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Vorbringens wird auf den Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">298</span><p class="absatzLinks">Die Akten 5 H 1/85 AG Erlangen haben vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">299</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">300</span><p class="absatzLinks">Die Berufungen der Kl&#228;ger sind unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">301</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis zu Recht hat das Landgericht die Klagen abgewiesen, weil den Kl&#228;gern unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt ein Gew&#228;hrleistungs- oder Schadensersatzanspruch gegen die Beklagten zusteht.</p> <span class="absatzRechts">302</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">303</span><p class="absatzLinks">Anspr&#252;che wegen unrichtiger Gutachtenerstattung gegen den Beklagten zu 3) bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">304</span><p class="absatzLinks">Es ist zwar anerkannt, da&#223; &#246;ffentlich bestellte und vereidigte Sachverst&#228;ndige nach Vertragsgrunds&#228;tzen auch Dritten gegen&#252;ber haften, wenn der Dritte auf das erstellte Gutachten seine Verm&#246;gensdispositionen gr&#252;ndet und dem Gutachter dies klar war (vgl. u.a. OLG Frankfurt WPM 75, 993).</p> <span class="absatzRechts">305</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind nicht gegeben. Selbst wenn man noch aufgrund des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen xxx in dem Beweissicherungsverfahren von objektiv unrichtigen Feststellungen des Beklagten zu 3) ausgeht und damit von einer Mangelhaftigkeit seines Werks, dann fehlt es aber jedenfalls schon an der Kausalit&#228;t. Jeder der Kl&#228;ger m&#252;&#223;te nachweisen, da&#223; er das Gutachten in vollem Wortlaut vorliegen hatte und hierdurch sein Kaufentschlu&#223; mit beeinflu&#223;t worden ist. Dazu fehlen jegliche Ausf&#252;hrungen. Vorgetragen ist nur, da&#223; der Prospekt Verhandlungsgrundlage war. Allein die reklamehafte Anpreisung auf der ge&#228;nderten Seite 7 der sp&#228;teren Prospekte begr&#252;ndet aber noch nicht einmal den Anschein einer Kausalit&#228;t in Bezug auf das von dem Beklagten zu 3) erstattete Gutachten. Im &#252;brigen ist noch nicht einmal vorgetragen, welche der Kl&#228;ger welchen Prospekt - ausgewechselte Seite 7 - vorliegen hatten.</p> <span class="absatzRechts">306</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus brauchte der Beklagte zu 3) nicht damit zu rechnen, da&#223; sein Gutachten f&#252;r den Kaufentschlu&#223; der Kl&#228;ger entscheidend sein w&#252;rde. Das Gutachten sollte, wie seine Gestaltung auch ausweist, Grundlage f&#252;r die Entscheidung der Banken sein, inwieweit von diesen eine Kaufpreisfinanzierung f&#252;r die einzelnen Erwerber &#252;bernommen w&#252;rde. Das hatte aber gegebenenfalls letztlich nur mittelbare Auswirkungen auf die Entscheidung der Kl&#228;ger, die gegebenenfalls bei zu hohem erforderlichen Eigenkapital und zu niedriger Fremdfinanzierung von einem Erwerb Abstand genommen h&#228;tten. F&#252;r die Ausl&#246;sung einer Vertragshaftung gegen&#252;ber Dritten ist das nicht ausreichend.</p> <span class="absatzRechts">307</span><p class="absatzLinks">Eine Haftung aus &#167; 823 Abs. 1 BGB scheidet ohnehin aus, weil allenfalls eine Verm&#246;genssch&#228;digung gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">308</span><p class="absatzLinks">Desgleichen ist eine Haftung des Beklagten zu 3) nach &#167; 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit &#167; 263 StGB nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">309</span><p class="absatzLinks">Eine Mitt&#228;terschaft des Beklagten zu 3) gemeinsam mit den Beklagten zu 1) und 2) ist auch nicht ann&#228;hernd dargelegt. Insoweit &#228;u&#223;ern die Kl&#228;ger nur Mutma&#223;ungen, die durch keinen konkreten Tatsachenvortrag gest&#252;tzt werden.</p> <span class="absatzRechts">310</span><p class="absatzLinks">Letztlich greift auch &#167; 826 BGB nicht ein. Es kann nicht, eine objektiv unrichtige Gutachtenerstattung unterstellt, festgestellt werden, da&#223; der Beklagte zu 3) leichtfertig handelte und eine Schadenszuf&#252;gung voraussah oder mit ihrer M&#246;glichkeit rechnete und dieses Ergebnis in Kauf nahm, also zumindest insoweit bedingter Vorsatz bei ihm vorlag. Die falsche Begutachtung mu&#223; n&#228;mlich Folge eines &#228;u&#223;erst leichtfertigen, als Gewissenlosigkeit zu wertenden Vorgehens sein (vgl. BGH WPM 75, 559; OLG Hamm VersR 85, 841). Zur Feststellung dieser Voraussetzungen erforderliche konkrete Tatsachen sind gleichfalls nicht vorgetragen. Dies gilt vor allem auch in Bezug auf die Urs&#228;chlichkeit zwischen Gutachten und Schadenszuf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">311</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">312</span><p class="absatzLinks">Desgleichen ist die Klage gegen die Beklagten zu 1) und 2) unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">313</span><p class="absatzLinks">Das Klagebegehren, soweit es auf vertragliche Haftung gest&#252;tzt ist, scheitert zwar nicht bereits an fehlender Aktivlegitimation der Kl&#228;ger. Die Sch&#228;den sind n&#228;mlich unstreitig beseitigt, und das setzte einen entsprechenden Beschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung voraus, aus dem sich zugleich ergibt, da&#223; vorliegend Schadensersatz in Form der Mangelbeseitigungskosten unter Beibehaltung des Kaufobjekts gew&#228;hlt ist. Dann ist aber eine Klagebefugnis der einzelnen Miteigent&#252;mer entsprechend ihrer Quote im Regelfall zu bejahen. Diese Frage kann letztlich aber offen bleiben, weil die Klagen ohnehin unbegr&#252;ndet sind.</p> <span class="absatzRechts">314</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 463 BGB, der wegen des vereinbarten Gew&#228;hrleistungsausschlusses allein als vertragliche Haftungsgrundlage in Betracht kommt, liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">315</span><p class="absatzLinks">Es ist bereits zweifelhaft, ob sich nicht die Kl&#228;ger die von ihnen selbst behauptete Kenntnis ihrer Treuh&#228;nderin - was von den Beklagten zu 1) und 2) bestritten ist - zurechnen lassen m&#252;ssen, &#167; 166 BGB. Denn typisch f&#252;r Anlage-/Bauherren- oder Erwerbermodelle ist gerade, da&#223; die Interessenten eben auch bewu&#223;t zur Erzielung von Steuervorteilen einen Treuh&#228;nder einschalten und diesem alles weitgehend &#252;berlassen. Daf&#252;r, da&#223; hier die Treuh&#228;nderin, xxx, mit den Beklagten zu 1) und 2) kollusiv zusammengewirkt hat, ist nichts konkret vorgetragen. Auch soweit die Kl&#228;ger eine wirtschaftliche Verflechtung behaupten, fehlt diesem Vortrag jede tats&#228;chliche Substanz. Auch diese Frage kann letztlich jedoch offen bleiben. Unabh&#228;ngig von Vorstehendem n&#228;mlich und selbst wenn man davon ausgeht, da&#223; die behaupteten M&#228;ngel beim Verkauf an die Kl&#228;ger entsprechend den Feststellungen des Gutachtens xxx vorhanden waren, ist nicht die Feststellung gerechtfertigt, da&#223; die Beklagten zu 1) und 2) von diesen M&#228;ngeln gewu&#223;t und diese arglistig verschwiegen haben. Unbestritten haben die Beklagten zu 1) und 2) das Objekt n&#228;mlich erst nach der Renovierung durch den Voreigent&#252;mer gesehen, was die M&#228;ngel jedenfalls verdeckt haben kann. Unbestritten ist auch vorgetragen, da&#223; im damaligen Zeitpunkt bei der Beklagten zu 1) keine eigenen Architekten/ Techniker, die entsprechende Erkenntnisse &#252;ber Baum&#228;ngel h&#228;tten vermitteln k&#246;nnen, angestellt waren. Unstreitig lagen ferner vor dem Kaufentschlu&#223; der Beklagten zu 1) selbst die Gutachten xxx aus dem Jahr 1969 und xxx aus dem Jahr 1980 vor, die bez&#252;glich gravierender M&#228;ngel nichts aussagten. Nicht unber&#252;cksichtigt bleiben kann auch, da&#223; die Beklagte zu 1) zun&#228;chst sich selbst zur Kaufpreiszahlung verpflichtet hatte und damit ein hohes wirtschaftliches Risiko eingegangen war, mag sie auch mit entsprechend hohen Gewinnen in der Zukunft gerechnet haben. Es ist n&#228;mlich kaum anzunehmen, da&#223; die Beklagte zu 1), vertreten durch den Beklagten zu 2), sehenden Auges ein mit erheblichen M&#228;ngeln behaftetes Objekt kaufen wollte und bewu&#223;t das Risiko einging, dieses gerade wegen der M&#228;ngel nicht weiterverkaufen zu k&#246;nnen oder in der Folgezeit mit Gew&#228;hrleistungsverfahren &#252;berzogen zu werden. Letztlich kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; die jeweiligen Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen xxx dahingehend, da&#223; die Beklagten zu 1) und 2) die von ihm konstatierten M&#228;ngel h&#228;tten erkennen k&#246;nnen und m&#252;ssen, nicht belegt sind; selbst wenn es sich jeweils um langwierige Verrottungsprozesse handeln sollte, ist nicht dargelegt, ob sich dieser Proze&#223; linear vollzieht oder ob gegebenenfalls zun&#228;chst nur geringf&#252;gige Anzeichen auftreten, denen ein Laie noch nicht solches Gewicht beizumessen pflegt. Die Verk&#228;ufe haben immerhin, was auch zu ber&#252;cksichtigen ist, 4-5 Jahre vor der Besichtigung durch den Sachverst&#228;ndigen xxx im August 1985 stattgefunden. Letztlich kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223;, wie bereits ausgef&#252;hrt, etwaige vorhandene M&#228;ngel durch die vor dem Verkauf erfolgten Sanierungsma&#223;ma&#223;nahmen verdeckt worden sind. Da&#223; der Beklagte zu 3) die M&#228;ngel erkannt und hiervon die Beklagten zu 1) und 2) vor den jeweiligen Verk&#228;ufen unterrichtet h&#228;tte, ist, wie bereits oben ausgef&#252;hrt, durch keinen konkreten Tatsachenvortrag belegt.</p> <span class="absatzRechts">316</span><p class="absatzLinks">Bei einer Gesamtwertung des Vorstehenden l&#228;&#223;t sich jedenfalls ein arglistiges Verhalten der Beklagten zu 1) nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">317</span><p class="absatzLinks">Nach Vorstehendem scheiden auch Anspr&#252;che aus &#167;&#167; 823 Abs. 2 und &#167; 826 BGB aus.</p> <span class="absatzRechts">318</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97, 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">319</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung der Beschwer beruht auf &#167; 546 Abs. 2 ZPO.</p>
315,309
lg-bonn-1988-11-18-4-s-10088
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 100/88
"1988-11-18T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:04"
"2022-10-18T15:08:37"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1988:1118.4S100.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 27.4.1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Bonn (3 C 22/88) abge&#228;ndert.</p><p>Der Beklagte wird verurteilt, auf seine Kosten an der Grenze des Grundst&#252;cks A im Verlaufe der vorhandenen Wasserhausanschlussleitung</p><p>entweder</p><p>einen Wasserz&#228;hlerschacht unter Niveau mit den Abmessungen gem&#228;&#223; dem Formblatt Wasserz&#228;hlerausabe1974 anzubringen</p><p>oder</p><p>einen Wasserz&#228;hlerschrank, der f&#252;r die frostsichere Aufnahme der Me&#223;einrichtung geeignet ist, anzubringen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen werden dem Beklagten auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Tr&#228;ger in der kommunalen Wasserversorgung in C2. Der Beklagte ist Eigent&#252;mer des Hausgrundst&#252;cks C2.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dieses Haus ist seit seiner Erbauung in den 50er Jahren an die &#246;ffentliche Wasserversorgung der Kl&#228;gerin angeschlossen. Die L&#228;nge des auf dem Privatgrundst&#252;ck des Beklagten verlegten Teiles des Hausanschlusses betr&#228;gt nach Angaben des Beklagten 16,10 m, nach Angaben der Kl&#228;gerin 16,50 m. Der Wasserz&#228;hler liegt im Inneren des Hauses unmittelbar hinter der stra&#223;enw&#228;rtigen Hauswand; dort ist zur Zeit auch die Hauptabsperrvorrichtung angebracht. Im Jahre 1987 wurde die Wasseranschlu&#223;leitung auf dem Grundst&#252;ck des Beklagten auf Kosten der Kl&#228;gerin g&#228;nzlich erneuert.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von dem Beklagten - nach dessen Wahl - die Anbringung eines Wasserz&#228;hlerschachtes oder eines Wasserz&#228;hlerschrankes an der Grundst&#252;cksgrenze. Ihr Begehren st&#252;tzt sie auf &#167; 11 Abs.1 Nr. 2 der Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser (AVBWasserV). Danach kann das Wasserversorgungsunternehmen vom Anschlu&#223;nehmer verlangen, die vorbezeichneten Me&#223;einrichtungen an der Grundst&#252;cksgrenze anzubringen, wenn die Versorgung des Geb&#228;udes mit Anschlussleitungen erfolgt, die unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig lang sind.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend beruft sich die Kl&#228;gerin auf die "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" zu der Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser (AVBWasserV) der Stadtwerke C2 vom 26. Juni 1981, welche am selben Tage &#246;ffentlich bekanntgemacht wurden. In Nr. 5 Satz 1 dieser " Erg&#228;nzenden Bestimmungen" ist festgelegt, dass eine Anschlussleitung dann unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig lang im Sinne von &#167; 11 Abs. 1 Nr. 2 AVBWasserV sei, wenn sie auf dem Privatgrundst&#252;ck eine L&#228;nge von 15 m &#252;berschreitet.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, da&#223; die durchschnittliche L&#228;nge der auf den Privatgrundst&#252;cken liegenden Anschlussleitungen in ihrem Versorgungsgebiet zwischen 10 - 11 m betrage und hielt deshalb die Voraussetzungen der vorgenannten Bestimmungen f&#252;r erf&#252;llt. Sie vertritt insbesondere die Auffassung, da&#223; diese Bestimmungen nicht nur der einwandfreien Erfassung des Wasserverbrauchs dienten. Es gehe vielmehr vor allem darum, das Wasserversorgungsunternehmen im Interesse der Gesamtheit der Anschlu&#223;nehmer nicht mit &#252;berdurchschnittlichen Aufwendungen f&#252;r Unterhaltung und Erneuerung zu belasten und es vor den Nachteilen zu sch&#252;tzen, die dadurch entstehen, da&#223; ungemessenes Wasser in einer auf fremdem Grund verlegten besonders langen Leitung flie&#223;t.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten, zu, verurteilen, auf seine Kosten an der Grenze des Grundst&#252;cks A, im Verlaufe der vorhandenen Wasseranschlu&#223;leitung</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">entweder</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">einen Wasserz&#228;hlerschacht unter Niveau mit den Abmessungen gem. dem Formblatt Wasserz&#228;hlerausgabe 1974 anzubringen,</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">oder</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">einen Wasserz&#228;hlerschrank, der f&#252;r die frostsichere</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Aufnahme der Me&#223;einrichtung geeignet ist.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, da&#223; die mittlere Hausanschlussl&#228;nge in C2 nicht unter 17 m liege. Die von der Kl&#228;gerin in Nr. 5 der "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" festgelegte Grenze von 15 m sei "frei gegriffen" und unangemessen. &#220;berdies bezwecke &#167; 11 Abs. 1 Nr. 2 AVBWasserV lediglich, das Versorgungsunternehmen von erh&#246;hten Ablesekosten freizustellen, die bei unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig langen Hausanschl&#252;ssen &#252;ber Privatgrundst&#252;ck entst&#252;nden. Solche unangemessenen Mehrkosten w&#252;rden bei Ablesen der Me&#223;einrichtung in seinem Hause nicht anfallen.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">&#196;u&#223;erstenfalls h&#228;lt sich der Beklagte f&#252;r verpflichtet, die gegenw&#228;rtig in seinem Hause liegende Hauptabsperrvorrichtung um einen guten Meter in Richtung zur stra&#223;enw&#228;rtigen Grundst&#252;cksgrenze vorzuverlegen und exakt 15 m von der stra&#223;enw&#228;rtigen Grundst&#252;cksgrenze entfernt an geeigneter Stelle im Vorgarten anzubringen. Damit w&#252;rde die Hausanschlussleitung auf eine L&#228;nge verk&#252;rzt, die auch nach Auffassung der Kl&#228;gerin nicht "unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig lang" sei.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage abgewiesen. Es hat sich im wesentlichen der Rechtsauffassung des Beklagten angeschlossen und die Auffassung vertreten, da&#223; das von der Kl&#228;gerin verfolgte Ziel, n&#228;mlich die Unterhaltungskosten f&#252;r die Hausanschlussleitung k&#252;nftig dem Beklagten aufzub&#252;rden, nicht automatisch mit der hier begehrten Verlegung des Wasserz&#228;hlers an die Grundst&#252;cksgrenze erreicht werden k&#246;nne.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Sie wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen. Erg&#228;nzend beruft sie sich auf eine Erhebung aus dem Jahre 1987. Danach betrage die Gesamtl&#228;nge aller im Jahre 1987 neu verlegten Hausanschlussleitungen (Neuanschl&#252;sse und altersbedingte Auswechselungen) 10.145,7 m. Die Gesamtst&#252;ckzahl aller Hausanschlussleitungen betrage 1.125. Hieraus errechne sich eine mittlere Hausanschlussl&#228;nge von 9,01 m. Davon sei noch der im Bereich der &#246;ffentlichen Stra&#223;e und des Gehwegs liegende Leitungsabschnitt in Abzug zu bringen, der durchschnittlich 5 m betrage. Die mittlere Hausanschlussl&#228;nge auf privaten Grundst&#252;cken liege deshalb f&#252;r das Jahr 1987 bei rund 4 m.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt nunmehr,</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung den Beklagten nach den erstinstanzlichen Antr&#228;gen zu verurteilen.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch er wiederholt und vertieft sein erstinstanzliches Vorbringen und h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die eingereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf den &#252;brigen Akteninhalt erg&#228;nzend Bezug genommen</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen C.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span>:</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache Erfolg.</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin st&#252;tzt ihr Klagebegehren zu Recht auf &#167; 11 Abs. 1 Nr. 2 AVBWasserV i. V. m. Nr. 5 der "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" vom 26.6.1981.</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beide Vorschriften sind Bestandteil des zwischen den Parteien in den 50-er Jahren abgeschlossenen Versorgungsvertrags geworden. F&#252;r die Vorschrift des &#167; 11 AVBWasserV ergibt sich dies unmittelbar aus &#167; 1 Abs. 1, Satz 2 i.V.m. &#167;&#160;37 Abs. 2, Satz 1 AVBWasserV. Diese zuletzt genannte Vorschrift stellt klar, dass die Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser auch f&#252;r Versorgungsvertr&#228;ge, die vor dem 1. April 1980 zustande gekommen sind, unmittelbar gilt. Gegen die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit dieser r&#252;ckwirkenden Inkraftsetzung bestehen keine durchgreifenden Bedenken (vgl. dazu BGH NJW 1987, 1622 ff.).</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Auch die "Erg&#228;nzenden Bestimmungen " der Stadtwerke C2 vom 26.6.1981 sind wirksamer Vertragsbestandteil geworden. Wie sich nicht zuletzt aus &#167; 1 Abs. 4 AVBWasserV ergibt, sind die Versorgungsunternehmen erm&#228;chtigt, in dem durch die entsprechenden Bestimmungen der AVBWasserV vorgegebenen Rahmen erg&#228;nzende Regelungen zu treffen. Obwohl es sich hierbei nach einhelliger Meinung um Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 AGBG handelt, (vgl. hierzu BGH NJW 1987, 1829; Ulmer/Brandner/Hensen, AGBG, Komm., &#167; 27 Rdnr. 3; Morell, Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser, Komm., E &#167; 1, zu Abs. 1 f), ist die Frage, ob sie wirksam in den bestehenden Vertrag einbezogen worden sind, nicht nach &#167; 2 AGBG zu beantworten, sondern vielmehr nach der spezielleren Vorschrift des &#167; 1 Abs. 4 AVBWasserV. Es gen&#252;gt mithin die &#246;ffentliche Bekanntmachung dieser "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" (vgl. dazu, Morell, a. a. O., und Hermann/Recknagel/Schmidt-Salzer, Komm. zu den Allgemeinen Versorgungsbedingungen, Band 1, 1981, &#167; 1 AVBFernw&#228;rmeV, Rdnr. 45), welche nach dem insoweit unwidersprochenen Vorbringen der Kl&#228;gerin ordnungsgem&#228;&#223; erfolgt ist.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Diese hier einschl&#228;gige Vorschrift der Nr.5 der "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" ist auch im &#252;brigen wirksam und f&#252;r beide Parteien verbindlich.</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Diese zur Ausgestaltung der Allgemeinen Versorgungsbedingungen zul&#228;ssige erg&#228;nzende Unternehmensregelung ist entsprechend &#167; 315 Abs. 1 BGB nach billigem Ermessen zu treffen (vgl. dazu Morell, a.a.O., E &#167; 1, zu Abs. 1 f, Seite 6).</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung der Kammer fest, dass die Durchschnittsl&#228;nge aller privaten Hausanschl&#252;sse im Versorgungsgebiet der Kl&#228;gerin deutlich unter 15 m liegt, so dass die Festsetzung eines solchen Grenzwertes, oberhalb dessen eine Anschlussleitung als "unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig lang" anzusehen ist, durchaus billig und angemessen erscheint.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wie der dazu geh&#246;rte Zeuge C bekundete, existiert zwar derzeit keine aktuelle Erhebung &#252;ber die durchschnittliche L&#228;nge der privaten Hausanschl&#252;sse. Vielmehr wurde die letzte Gesamterhebung im Rahmen der kommunalen Neugliederung vorgenommen. Damals wurde f&#252;r den Bereich "Alt Bonn" eine mittlere Hausanschlussl&#228;nge von 10,5 m festgestellt. Dabei hat der Zeuge klargestellt, da&#223; sich dieser Durchschnittswert, auf den gesamten Hausanschluss, also auf den "&#246;ffentlichen" und den "privaten" Teil bez&#246;ge. Geht man davon aus, da&#223; sich die Wasserversorgungsleitungen in aller Regel in der Stra&#223;enmitte befinden, so verk&#252;rzt sich der private Teil des Hausanschlusses durchschnittlich nochmals um 5 m, n&#228;mlich 3 m h&#228;lftige Stra&#223;enbreite und 2 m Gehwegbreite.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat die Beweisaufnahme auch ergeben, da&#223; sich das Versorgungsgebiet der Kl&#228;gerin durch die &#220;bernahme der Wasserversorgung in den eingemeindeten St&#228;dten und Gemeinden H, E, V, S und C3 seit dieser letzten Erhebung mehr als verdoppelt hat, n&#228;mlich von urspr&#252;nglich 305 km Anschlussl&#228;nge auf nunmehr 720 km. Dem Beklagten ist durchaus beizupflichten, da&#223; zu diesen neu hinzugekommenen Stadtteilen auch einige "l&#228;ndlich strukturierte " Gebiete geh&#246;ren, in denen die Bebauung nicht so dicht ist, wie im Bereich von "Alt Bonn". Es ist deshalb nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; sich in diesen neuen Stadtteilen auch ein gr&#246;&#223;erer Prozentsatz von H&#228;usern mit gro&#223;z&#252;gigerer Vorgartengestaltung befindet, mit der Folge, da&#223; sich nach Vollzug der kommunalen Neugliederung der Durchschnittswert der mittleren Hausanschlussl&#228;nge etwas erh&#246;ht haben d&#252;rfte.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl ist die Kammer davon &#252;berzeugt, da&#223; die heutige Durchschnittsl&#228;nge der auf den Privatgrundst&#252;cken befindlichen Hausanschl&#252;sse deutlich unter 10 m liegt. Ausschlaggebend war dabei die &#220;berlegung, da&#223; im l&#228;ndlichen Bereich zwar die Hausgrundst&#252;cke im Durchschnitt gr&#246;&#223;er sein d&#252;rften als im dicht besiedelten innerst&#228;dtischen Bereich. Allerdings ist es auch - von wenigen Ausnahmen, wie z.B. bei gr&#246;&#223;eren Geh&#246;ften, Landsitzen u. &#228;. abgesehen -, im l&#228;ndlichen Bereich durchaus &#252;blich, - die H&#228;user in Stra&#223;enn&#228;he zu errichten und nicht etwa auf der Mitte eines gro&#223;en Grundst&#252;cks, mit der Folge, da&#223; auch dort die mittlere L&#228;nge eines Privatanschlusses nicht wesentlich gr&#246;&#223;er sein d&#252;rfte als im st&#228;dtischen Bereich. Hinzu kommt, da&#223; auch dort, wie zahlreiche gerichtsbekannte Neubauma&#223;nahmen zeigen, die Privatgrundst&#252;cke wegen der gestiegenen Grundst&#252;ckspreise immer kleiner zugeschnitten werden. Diesen Trend best&#228;tigt deutlich die im Jahre 1987 von der Kl&#228;gerin durchgef&#252;hrte aktuelle Erhebung, bei der nunmehr im <span style="text-decoration:underline">gesamten</span> Versorgungsgebiet der Kl&#228;gerin alle erneuerten Hausanschl&#252;sse (altersbedingte Auswechselungen und auch Neuanschl&#252;sse) ber&#252;cksichtigt wurden. Danach wurde eine mittlere Hausanschlussl&#228;nge von nur noch 9,01 m festgestellt, wovon wiederum der nicht auf dem Privatgrundst&#252;ck liegende Teil (durchschnittlich rund 5 m) in Abzug zu bringen ist.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Unter Zugrundelegung dieser Fakten ist die Festlegung eines Grenzwertes von 15 m durchaus billig. Denn dieser Grenzwert &#252;bersteigt die mittlere L&#228;nge der privaten Hausanschl&#252;sse, mag diese nunmehr, wie f&#252;r "Alt-Bonn" festgestellt, bei etwa 5 m liegen oder aufgrund der dazugekommenen l&#228;ndlichen Gemeinden etwas dar&#252;ber, wobei die Abweichung aufgrund der oben dargestellten Entwicklung nicht sehr gro&#223; sein kann, ganz erheblich.</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts kommt es f&#252;r die Beantwortung der Frage, welche Bestimmung im Sinne des &#167; 315 Abs. 1 BGB noch "billig" ist; nicht auf die zwischen den Parteien in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht streitige Frage an, ob die Vorschrift des &#167; 11 Abs. 1 AVBWasserV lediglich "der einwandfreien Erfassung des Wasserverbrauchs bei besonderen Anschlussverh&#228;ltnissen" dient oder dar&#252;ber hinaus auch dem Anschlussnehmer die Kosten f&#252;r die Unterhaltung und Erneuerung der Anschl&#252;sse dadurch aufgeb&#252;rdet werden sollen (f&#252;r die zuletzt genannte Auffassung sprechen sich aus: Ludwig-Odenthal, Die Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser, Komm., 3. Aufl. 1986, &#167; 11, Erl&#228;uterung 1; Morell, a.a.O. E &#167; 11, zu Abs. 1 a und wohl auch OLG K&#246;ln, Urteil vom 17.12.1982, 19 U 58/82, ver&#246;ffentlicht in VKU-Nachrichtendienst, Folge 411; dagegen scheinen sich Hermann/Recknagel/Schmidt-Salzer, Komm. zu den Allgemeinen Versorgungsbedingungen, Band II, 1984, &#167;11 AVBWasserV, Rdnr. 1 und 2 aussprechen zu wollen, indem sie insoweit eine "abweichende Vereinbarung im Sinne des &#167; 10 Abs. 3, Satz 1 AVBWasserV" f&#252;r erforderlich halten).</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Allerdings spricht die mit &#167; 11 AVBWasserV zweifelsfrei bezweckte "einwandfreie Erfassung des Wasserverbrauchs" entgegen der vom Amtsgericht geteilten Auffassung des Beklagten nicht nur den reinen "Ableseaufwand" an. Durch diese Vorschrift soll das Versorgungsunternehmen - unabh&#228;ngig von der Frage, wer als Eigent&#252;mer f&#252;r die Unterhaltung des Privatanschlusses verantwortlich ist - in jeden Fall auch vor den Nachteilen gesch&#252;tzt werden, die dadurch entstehen k&#246;nnen, da&#223; ungemessenes Wasser eine auf fremdem Grund verlegte unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig lange Leitung durchflie&#223;t. (ebenso Ludwig-Odenthal, a.a.O., &#167; 11, Erl&#228;uterung 1; Morell, a.a.O., E &#167; 11, zu Abs. 1 a)</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Da die abstrakte Gefahr eines Lecks und ein damit unkontrollierter Wasserverlust mit der L&#228;nge der Anschlussleitung stetig zunimmt, erscheint es gerechtfertigt, dem Wasserversorgungsuntemehmen und damit der Allgemeinheit das Risiko eines unkontrollierten und ungemessenen Wasserverlusts nur in bestimmten engen Grenzen aufzub&#252;rden. Diese &#220;berlegungen entsprechen im Grundgedanken den Ausf&#252;llungen des Begriffs der "wirtschaftlichen Unzumutbarkeit" in &#167; 6 Abs. 2. des Energiewirtschaftsgesetzes, die es ebenfalls zulassen, da&#223; eine vorhandene wirtschaftliche Unzumutbarkeit dadurch ausger&#228;umt werden kann, da&#223; der Anschlu&#223;nehmer diese Kostenelemente selbst &#252;bernimmt (vgl. dazu auch Hermann/Recknagel/Schmidt-Salzer, a.a.O., &#167; 11 AVBWasserV, Rdnr. 4).</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Schon deshalb braucht die Kl&#228;gerin nicht, wie das Amtsgericht meint, darzulegen, weshalb der "Ableseaufwand" im Streitfall unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gro&#223; ist. Denn zum einen stellt &#167; 11 AVBWasserV, wie oben ausgef&#252;hrt, nicht nur auf einen solchen erh&#246;hten Ableseaufwand ab. Und zum anderen ist zu bedenken, da&#223; die Kl&#228;gerin &#246;ffentliche Aufgaben durch privatrechtliche Bet&#228;tigung erf&#252;llt und deshalb zur gleichm&#228;&#223;igen Behandlung ihrer Kunden verpflichtet ist (vgl. dazu Palandt, Komm. zum BGB, &#167; 242, Anm. 1d bb, Stichwort "&#246;ffentliche Hand"). Sie braucht deshalb nicht in jedem Einzelfall besondere Umst&#228;nde f&#252;r einen "erh&#246;hten Aufwand" darzutun, sondern kann sich darauf beschr&#228;nken, die Vorrausetzungen f&#252;r bestimmte "Standardsituationen" zu schematisieren und die jeweilige Rechtsfolge an bestimmte schematische H&#246;chstgrenzen anzukn&#252;pfen.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen vermag der Umstand, da&#223; die Kl&#228;gerin hier erkl&#228;rterma&#223;en einen weitergehenden Zweck, n&#228;mlich die &#220;bernahme k&#252;nftiger Unterhaltungskosten durch den Beklagten verfolgt, welcher mit diesem Verfahren m&#246;glicherweise gar nicht erreichbar ist, nicht dazu zu f&#252;hren, der Kl&#228;gerin die ihr, aus anderen Motiven zustehenden Anspr&#252;che aus &#167; 11 Abs. 1 S. 2 AVBWasserV zu versagen.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Festlegung des Grenzwertes von 15 m h&#228;lt schlie&#223;lich auch einer Inhaltskontrolle nach den &#167;&#167; 9 ff. AGBG stand. Insbesondere wird der Beklagte durch Nr. 5 der "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" als Vertragspartner der Verwenderin (Kl&#228;gerin) nicht entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligt (vgl. &#167; 9 Abs. 1 AGBG)</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Zwar werden dem Beklagten durch die von der Kl&#228;gerin begehrte Regelung nicht unerhebliche Kosten aufgeb&#252;rdet. Denn in jedem Fall muss, er die Kosten f&#252;r den kompletten Wasserz&#228;hlerschacht bezahlen, die die Kl&#228;gerin mit 3.990,-- DM angibt. Hinzu kommt die in &#167; 11 Abs. 2 AVBWasserV geregelte Verpflichtung, diese Einrichtungen in Ordnungsgem&#228;&#223;em Zustand und jederzeit zug&#228;nglich zu halten. Indessen rechtfertigen die gleichen Gr&#252;nde, die die Kammer zur Bejahung der Voraussetzungen des &#167; 315 Abs. 1 BGB veranlassten, auch die Feststellung, da&#223; diese Benachteiligung des Beklagten nicht unangemessen im Sinne des &#167; 9 Abs. 1 AGBG ist. Hinzu kommt, da&#223; die Kl&#228;gerin dem Beklagten entsprechend der Regelung der Nr. 5, Satz 2 der "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" vorprozessual das Angebot unterbreitet hat, auf ihr jetziges Klagebegehren g&#228;nzlich zu verzichten, wenn der Beklagte den auf seinem Privatgrundst&#252;ck liegenden Teil des Hausanschlusses in sein Eigentum &#252;bernimmt. Auf diese Weise m&#252;sste der Beklagte zwar k&#252;nftig die Unterhaltungskosten f&#252;r den Privatanschluss tragen. Da dieser jedoch erst im letzten Jahr auf Kosten der Kl&#228;gerin vollst&#228;ndig erneuert wurde, w&#228;ren diese Kosten hier nur als sehr gering zu veranschlagen. Im &#252;brigen bliebe das Risiko eines unkontrollierten Wasserverlustes bei dieser Variante bei der Kl&#228;gerin.</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Da die zum Hause des Beklagten f&#252;hrende private Anschlussleitung den nach alledem verbindlich festgelegten Grenzwert von 15 m &#252;berschreitet, sind die Voraussetzungen der Nr. 5, Satz 1 der "Erg&#228;nzenden Bestimmungen" erf&#252;llt, ohne da&#223; es hierzu weiterer Feststellungen bedarf.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Als Rechtsfolge steht der Kl&#228;gerin der klageweise geltend gemachte Anspruch in vollem Umfang zu. Der Auffassung des Beklagten, die Kl&#228;gerin k&#246;nne bestenfalls eine geringf&#252;gige Vorverlegung des Wasserz&#228;hlerschachts oder Wasserz&#228;hlerschrankes an eine geeignete Stelle, die 15 m oder weniger von der Grundst&#252;cksgrenze entfernt ist, verlangen, vermag sich die Kammer nicht anzuschlie&#223;en. &#167; 11 Abs. 1 Nr. 2 AVBWasserV sieht eine solche "Zwischenl&#246;sung" zweifellos nicht vor. Diese Vorschrift verst&#246;&#223;t damit nicht gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 3 Abs. 1 GG. Die Festlegung einer H&#246;chstgrenze, bis zu der bestimmte Verg&#252;nstigungen gew&#228;hrt werden, und bei deren &#220;berschreitung wie hier jegliche Verg&#252;nstigung wegfallen soll, ist nicht willk&#252;rlich. Es h&#228;lt sich im Rahmen der dem Gesetz-und Verordnungsgeber einger&#228;umten weiten Gestaltungsfreiheit, eine Verg&#252;nstigung nur bis zu bestimmten Grenzen vorzusehen. Denn nur bis zu einer bestimmten Grenze, die hier im &#252;brigen ermessensfehlerfrei auf 15 m festgesetzt wurde, erscheint es vertretbar; da&#223; ein Versorgungsunternehmen und damit letztlich die Allgemeinheit, ein dem privaten Anschlussnehmer zuzurechnendes Risiko &#252;bernimmt.</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Hierzu gibt es im Bereich der Leistungsverwaltung mehrere Parallelen. So ist beispielsweise die Einkommensgrenze des &#167; 2 a des Wohnungsbau-Pr&#228;miengesetzes, bei deren &#220;berschreitung jegliche Verg&#252;nstigung entf&#228;llt, vom Bundesverfassungsgericht als verfassungsgem&#228;&#223; angesehen worden (vgl. dazu den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 20.6.1978 in BVerfG E 48, 403ff., insbesondere Seite 420). Vergleichbar ist auch der Fall des &#167; 39 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes, wonach bei &#220;berschreiten der dort festgelegten maximalen Wohnungsgr&#246;&#223;en <span style="text-decoration:underline">jeglicher</span> Anspruch auf eine &#246;ffentliche F&#246;rderung entf&#228;llt.</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Streitwert</span>: 3.990,-- DM</p>
315,310
olgham-1988-11-15-4-uf-34888
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 348/88
"1988-11-15T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:06"
"2022-10-18T15:08:37"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1115.4UF348.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>1) </p> <p>Der Antrag der Antragstellerin, ihr im Wege der einstweiligen Anordnung die Ehewohnung der Parteien zur alleinigen Benutzung zuzuweisen, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Anordnungsverfahrens folgen der Entscheidung &#252;ber die Kosten in der Hauptsache.</p> <p></p> <p>2) </p> <p>Der Antragstellerin wird die f&#252;r das Verfahren der einstweiligen Anordnung nachgesuchte Proze&#223;kostenhilfe verweigert.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, die am 14.10.1958 geborene Antragstellerin xxx Staatsangeh&#246;rigkeit und der am 25.5.1956 geborene Antragsgegner xxx, Staatsangeh&#246;riger, haben am 8.7.1982 vor dem Standesbeamten in xxx geheiratet. Beide Parteien gehen davon aus, da&#223; die Antragstellerin durch die Eheschlie&#223;ung zus&#228;tzlich die xxx Staatsangeh&#246;rigkeit erworben hat. Aus der Ehe sind die Kinder xxx, geb. am 26.6.1984, und xxx, geboren am 21.4.1987, hervorgegangen. Die Parteien leben innerhalb der ehelichen Wohnung getrennt. Die Antragstellerin hat beantragt, die Ehe gem. Art 150 f. des Codice Civile (von Tisch und Bett) zu trennen, ihr im Rahmen der Trennung die eheliche Wohnung zur alleinigen Benutzung zuzuweisen, ihr gem. Art. 155 des xxx Codice Civile f&#252;r die Dauer der Trennung die Kinder anzuvertrauen und den Antragsgegner zu verurteilen, ab Rechtskraft des Trennungsurteils f&#252;r sie und die Kinder Unterhalt zu zahlen. Durch am 13.6.1988 verk&#252;ndete Verbundurteil hat das Amtsgericht die Ehe der Parteien von Tisch und Bett getrennt (Art. 151 des xxx Codice Civile), f&#252;r die Dauer der Trennung die elterliche Sorge &#252;ber die beiden Kinder der Antragstellerin &#252;bertragen, die eheliche Wohnung der Antragstellerin zur Alleinbenutzung zugewiesen und dem Antragsgegner die R&#228;umung und Herausgabe der Wohnung aufgegeben sowie dem Antragsgegner aufgegeben, ab Rechtskraft des Trennungsurteils f&#252;r die Antragstellerin und die Kinder bestimmte Unterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen. Gegen dieses Urteil hat der Antragsgegner Berufung eingelegt und den Antrag angek&#252;ndigt, ab&#228;ndernd die Antr&#228;ge der Antragstellerin auf Trennung, Wohnungszuweisung und Unterh&#228;lt abzuweisen. Er ist der Ansicht, das Amtsgericht habe auf den Trennungsantrag zu Unrecht xxx Recht angewandt, weil die Antragstellerin mit Ausnahme der Heirat zu xxx keinerlei Beziehungen habe und die Parteien w&#228;hrend der Ehe ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in Deutschland gehabt h&#228;tten. Im Rahmen des vorliegenden Berufungsverfahrens hat die Antragstellerin beantragt, ihr im Wege, der einstweiligen Anordnung die eheliche Wohnung zur alleinigen Benutzung zuzuweisen und ihr f&#252;r das Anordnungsverfahren Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen. In der Antragsschrift hat sie ausgef&#252;hrt, sie schlie&#223;e sich den gegnerischen Ausf&#252;hrungen zum anwendbaren (deutschen) Sachrecht an; da das nach Art. 14 Abs.1 S.2 EGBGB anzuwendende deutsche Sachrecht keine Trennung von Tisch und Bett kenne, werde sie ihren entsprechenden Antrag in der demn&#228;chstigen m&#252;ndlichen Verhandlung zur&#252;cknehmen. Wegen des von ihr n&#228;her dargestellten Verhaltens des Antragsgegners wolle sie die endg&#252;ltige Trennung aber auch r&#228;umlich herbeif&#252;hren, deshalb sei nach demn&#228;chstiger R&#252;cknahme ihres Trennungsantrages das - bisher im Verbund anh&#228;ngige Verfahren - auf Zuweisung der Ehewohnung als isoliertes Verfahren nach &#167; 1361b BGB fortzuf&#252;hren. Auch in einem isolierten Verfahren sei eine einstweilige Anordnung zul&#228;ssig, so da&#223; ihrer Ansicht nach auf jeden Fall die einstweilige Anordnung zu erlassen sei. Der Antragsgegner begehrt die Zur&#252;ckweisung des Anordnungsantrages und bestreitet das tats&#228;chliche Vorbringen der Antragstellerin zur Notwendigkeit einer einstweiligen Benutzungsregelung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Da zwischen den Parteien (noch) das Trennungsverfahren nach xxx materiellen Recht und damit eine Ehesache im Sinne des &#167; 606 Abs. 1 ZPO anh&#228;ngig ist (vgl. BGH FamRZ 1987, 793), kann auf Antrag gem&#228;&#223; &#167;&#167; 20 S. 1 Nr.7 ZPO xxx durch einstweilige Anordnung die Benutzung der Ehewohnung geregelt werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob dem Anordnungsbegehren schon die Ank&#252;ndigung der Antragstellerin entgegen steht, den Trennungsantrag nach xxx Recht demn&#228;chst zur&#252;ckzunehmen (das Amtsgericht hatte die effektive Staatsangeh&#246;rigkeit der Antragstellerin nicht gepr&#252;ft). Denn auf jeden Fall ist vorliegend sachlich kein Anla&#223; f&#252;r eine einstweilige Benutzungsregelung gem. &#167; 620 S. 1 Nr. 7 ZPO gegeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167; 620 ZPO ist eine reinprozessuale Regelung und ersetzt keine materiell-rechtliche Anspruchsgrundlage. Im einstweiligen Anordnungsverfahren nach &#167; 620 ZPO ist daher grunds&#228;tzlich ein R&#252;ckgriff auf materielles Recht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dabei kann es zur Frage der sachlichen Voraussetzungen der begehrten einstweiligen Anordnung dahingestellt bleiben, ob die allgemeinen Wirkungen der Ehe der Parteien (Art. 14 EGBGB) dem deutschen oder dem xxx Recht unterfallen. Ob die Antragstellerin mit xxx oder mit xxx enger verbunden ist oder ob gar ihre Bindungen zu beiden Staaten gleich locker sind, ist bisher noch nicht dargestellt und daher noch nicht feststellbar. Die einstweilige Benutzungsregelung bez&#252;glich der Ehewohnung beurteilt sie aber auf jeden Fall deshalb nach deutschem Recht, weil es sich um eine vorl&#228;ufige Regelung w&#228;hrend der Trennung bis zur Entscheidung in der Hauptsache handelt, mit der Unterhaltsbed&#252;rfnisse des antragstellenden Ehegatten befriedigt werden sollen; zumindest steht eine einstweilige Benutzungsregelung bez&#252;glich der Ehewohnung einem Unterhaltsanspruch sachlich nahe, zumal hier die Antragstellerin die Wohnung f&#252;r sich und die Kinder begehrt. Das rechtfertigt es, den Anspruch auf einstweilige Wohnungszuweisung als unterhaltsrechtlich zu qualifizieren, so da&#223; f&#252;r die Frage des anwendbaren materiellen Rechts Art. 18 EGBGB und nicht Art. 14 EGBGB ma&#223;gebend ist ( so auch Henrich, Ehe- und Familiensachen mit Ausl&#228;nderbeteiligung, 4. Aufl., S. 57; Johannsen/Henrich, Eherecht, 1987, Art. 14 EGBGB Rdn. 5 m.w.N.; Ferid/B&#246;hmer, IPR, 3. Aufl., Rdn. 8-93;. Kegel, IPR , 6. Aufl., S. 532; <u>a.A.:</u> Palandt/Heldrich, 47. Aufl., Art. 14 EGBGB Anm. 4 b; Rahm/K&#252;nkel-Paetzold, Handbuch des Familiengerichtsverfahrens, 2. Aufl., 2. Bd., VIII Rdn. 468; Piltz, Internationales Scheidungsrecht, 1988, S. 102; Firsching, IPR, 3. Aufl., S. 209).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Art. 18 EGBGB ist eine erst durch das IPR-Neuregelungsgesetz zum 1.9.1986 eingef&#252;hrte Regelung, die sich jedenfalls nunmehr als die gegen&#252;ber Art. 14 EGBGB f&#252;r F&#228;lle der vorliegenden Art speziellere Regelung erweist. Der Anspruch auf vorl&#228;ufige Wohnungszuweisung steht den Unterhaltsanspr&#252;chen n&#228;her als den sonstigen allgemeinen Ehewirkungen. Denn in dem - wie auch hier - typischen Fall dient die begehrte einstweilige Wohnungszuweisung dem Unterhaltsbed&#252;rfnis desjenigen Ehegatten, der wegen der Kinderbetreuung zu einer eigenen Erwerbst&#228;tigkeit nicht in der Lage ist. Das aber bedeutet: Ma&#223;gebend f&#252;r die einstweilige Zuweisung der Ehewohnung gem. &#167; 620 S. 1 Nr. 7 ZPO ist nach der Kollisionsnorm des Art. 18 EGBGB das Recht des Staates, in dem der Antragsteller seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat. Hiergegen gilt f&#252;r die Zuweisung der Ehewohnung in einem Scheidungsverbundurteil oder nach Rechtskraft der Ehescheidung (von Sonderf&#228;llen abgesehen) materiell das auf die Scheidung angewandte Recht (Art. 18 Abs. 4 EGBGB). Welche Kollisionsnorm f&#252;r die Folgeentscheidung in einem Trennungs-Verbundurteil ma&#223;gebend ist, bedarf vorliegend keiner Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ist also das Anordnungsbegehren nach materiellem deutschen Recht zu beurteilen, so kann danach die Antragstellerin die vorl&#228;ufige Zuweisung der Ehewohnung zur Alleinbenutzung nicht erlangen. Dabei kann es offen bleiben, ob die strengen Voraussetzungen des &#167; 1361 b BGB gegeben sein m&#252;ssen, oder ob in dem Verfahren der einstweiligen Anordnung nach &#167; 620 S. 1 Nr. 7 ZPO eine niedrigere Eingriffsschwelle gilt, ob eine Alleinzuweisung also nur in Betracht kommt, um eine "schwere H&#228;rte" f&#252;r den antragstellenden Ehegatten zu vermeiden oder ob es ausreicht, da&#223; eine unbillige H&#228;rte vermieden werden soll (vgl. Fehmel, HausratsVO, 1986, &#167; 18a Rdn. 30): Denn in jedem Falle w&#252;rde die vorl&#228;ufige Zuweisung der Ehewohnung an einen Ehegatten unter v&#246;lligem Ausschlu&#223; des anderen Ehegatten nach dem Grundsatz des &#220;berma&#223;verbotes, das gerade in summarischen Verfahren zu beachten ist, das Vorliegen von besonderen Ausnahmesituationen verlangen (vgl. Johannsen/Henrich-Sedemund-Treiber, a.a.O., &#167; 620 ZPO Rdn. 27; Johannsen/Henrich-Voelskow, a.a.O., &#167; 1361 b BGB Rdn. 5, 8 ff.; Z&#246;ller/Philippi, 15. Aufl., &#167; 620 ZPO Rdn. 57). Ein solch schwerwiegender Eingriff in den Lebensbereich des Ehegatten, der weichen soll, kommt nur als letzte Ma&#223;nahme in Betracht. An diesem Ma&#223;stab gemessen mu&#223; die vorzunehmende Pr&#252;fung der gesamten Situation bei Anlegung eines objektiven Bewertungsma&#223;stabes eine Sch&#228;digung oder zumindest eine ernstliche, unmittelbare und schwerwiegende Gef&#228;hrdung der k&#246;rperlichen und/oder seelischen Unversehrtheit des anderen Ehegatten erkennen lassen. Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben ist auch das Verhalten des Ehegatten, der weichen soll, gegen&#252;ber den &#252;brigen Familienmitgliedern zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Bei diesen Anforderungen kann vorliegend die begehrte einstweilige Anordnung nicht erlassen werden. Denn nach den Angaben der Antragstellerin in der das Hauptverfahren einleitenden Antragsschrift vom 3.12.1987 leben die Parteien bereits seit September 1986 innerhalb der Ehewohnung getrennt, indem sie die Wohnung unter sich aufgeteilt haben. Diese schon &#252;ber so lange Zeit praktizierte Handhabung hat offensichtlich nicht zu einer unertr&#228;glichen Situation gef&#252;hrt. Die von der Antragstellerin nunmehr behaupteten Verhaltensweisen des Antragsgegners rechtfertigen - soweit sie glaubhaft gemacht worden sind - nicht dessen v&#246;llige Hinausweisung aus der ehelichen Wohnung. Denn nach der eidesstattlichen Versicherung der Antragstellerin ist es zu einer t&#228;tlichen Auseinandersetzung nur in der Nacht vom 7. auf den 8. August 1988 gekommen; die Darstellung der Parteien dar&#252;ber, wer bei diesem einmaligen Vorfall zuerst handgreiflich geworden ist, ist gegens&#228;tzlich. Wenn auch der gesamte einmalige Vorfall nicht zu billigen ist, so kann er doch weder f&#252;r sich allein noch im Zusammenhang mit Streitgespr&#228;chen zwischen den Parteien derzeit zu einem v&#246;lligen Ausschlu&#223; des Antragsgegners aus der Ehewohnung f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 620g ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mangels hinreichender Erfolgsaussicht mu&#223;te der Antragstellerin die f&#252;r das Anordnungsverfahren nachgesuchte Proze&#223;kostenhilfe verweigert werden. Zur Begr&#252;ndung wird auf die obigen Ausf&#252;hrungen verwiesen.</p>
315,311
lagham-1988-11-10-17-sa-60588
{ "id": 794, "name": "Landesarbeitsgericht Hamm", "slug": "lagham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
17 Sa 605/88
"1988-11-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:07"
"2022-10-18T15:08:36"
Beschluss
ECLI:DE:LAGHAM:1988:1110.17SA605.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Minden vom 25.01.1988 - 2 Ca 690/87 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Klageerweiterung des Kl&#228;gers in der Berufungsinstanz wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten sich in der Hauptsache dar&#252;ber, ob es dem Beklagten m&#246;glich ist, den Kl&#228;ger entsprechend seines Gesundheitszustandes tats&#228;chlich zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wurde in 1S72 von den St&#228;dten und Gemeinden des Altkreises L&#252;bbecke als K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts gegr&#252;ndet. Gleichzeitig wurden die &#246;rtlich bestehenden Wasser- und Bodenverb&#228;nde aufgel&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Beim Beklagten ist ein Gesch&#228;ftsf&#252;hrer besch&#228;ftigt, der die Verwaltungsaufgaben wahrnimmt. Dies ist <em>zur Zeit</em> Herr Hohl.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Daneben sind zur Zeit mit dem Kl&#228;ger 35 Arbeiter f&#252;r den Beklagten t&#228;tig, n&#228;mlich 24 Arbeiter, die als Verbandsarbeiter eingesetzt werden, zwei Betriebsschlosser, f&#252;nf Baggerfahrer und zwei Schleppfahrer. Diesen Arbeitern stehen zwei Vorarbeiter vor. Dies sind zur Zeit die Mitarbeiter Querenheim und Buckentin. Dabei ist zwischen den Parteien im Streit, inwieweit diese Vorarbeiter k&#246;rperlich mitzuarbeiten haben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aufgabe des Beklagten ist es, die Gew&#228;sser II. Ordnung im Verbandsgebiet von ca. 1.300 km zu unterhalten. Dabei sind von den Verbandsarbeitern jedes Jahr vom 1. Juni bis zum Jahresende die Gew&#228;ssersohlen, die Uferb&#246;schungen und die Unterhaltungsstreifen auszum&#228;hen. Dieses erfolgt heute vorwiegend mit Maschinen, z.B. mit Front- und Seitenm&#228;hern, Schlegel-H&#228;ckslern und M&#228;hk&#246;rben. Diese</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ger&#228;te sind von der B&#246;schungsoberkante her oder auf der B&#246;schung zu fahren. Die Naturstrecken und die bepflanzten Gew&#228;sser sind von Hand mit der Sense zu m&#228;hen. Das M&#228;hgut ist, soweit es von den M&#228;hk&#246;rben nicht aufgefangen wird, mit der Gabel aus den Gew&#228;ssersohlen zu entfernen. Au&#223;erhalb der M&#228;hsaison, also vom 1. Januar bis 31. Mai eines jeden Jahres, sind von den Verbandsarbeitern die Gew&#228;sser von Unrat, Schlamm u.a. zu r&#228;umen, was unter Einsatz der Bagger auch Handarbeit erfordert. Ferner sind Rohre in den Gew&#228;sserprofilen zu verlegen, das Ufergeholz zu beschneiden und Neuanpflanzungen vorzunehmen. Au&#223;er den beiden Betriebsschlossern sind alle Verbandarbeiter des Beklagten im Freien eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hatte bis Ende 1985 auf alle Arbeitsverh&#228;ltnisse seiner Mitarbeiter die Regelungen der Tarifvertr&#228;ge, die die IG Bau-Steine-Erden abgeschlossen hatte, angewandt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wurde dann zum 01.01.1986 Mitglied des Kommunalen Arbeitgeberverbandes des Landes Nordrhein-Westfalen (KAV NW), da die Belegschaft des Beklagten zuletzt am 21.09.1984 mit dem Hinweis, da&#223; der Beklagte eine K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts sei, gefordert hatte, da&#223; ihre Arbeitsvertr&#228;ge auf der Grundlage des Bundesmanteltarifvertrages f&#252;r Arbeiter gemeindlicher Verwaltungen und Betriebe (BMT-GII) neu abzuschlie&#223;en seien.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 20.11.1984 wurde erstmals ein dreik&#246;pfiger Personalrat beim Beklagten gew&#228;hlt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte entschlo&#223; sich dann in 1986, die bestehenden Arbeitsvertr&#228;ge seiner Besch&#228;ftigten auf die Bestimmungen des BMT-GII umzustellen. Zu diesem Zweck f&#252;hrte er mit dem Personalrat ein Einigungsstellenverfahren nach &#167; 66 LPVG NW durch. In diesem Verfahren beschlo&#223; die Einigungsstelle in der Sitzung am 30.09.9186 u.a., da&#223; &#252;bergangsweise bis Ende 1987 zwei Vorarbeiterstellen beim Beklagten einzurichten seien. Dabei sollte eine dieser Stellen mit Herrn Quernheim besetzt werden. Der Vorschlag des Beklagten, die zweite Vorarbeiter- steile mit dem Mitarbeiter Buckentin zu besetzen, wurde von der Einigungsstel-</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">le abgelehnt. Bis zu dieser Entscheidung der Einigungsstelle hatte der Beklagte nur eine offizielle Vorarbeiterstelle eingerichtet, die seit 1982 von Herrn Buckentin eingenommen worden war.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte richtete dann auch entsprechend dem Beschlu&#223; der Einigungsstelle zwei Vorarbeiterstellen ein. Diese Vorarbeiter sind wie alle Verbandsarbeiter mit Ausnahme der Schlosser in die Lohngruppe IV BMT-GII eingestuft. Weiter erhalten sie wie die Verbandsarbeiter den Erschwerniszuschlag nach &#167; 23 Abs. 1 Buchst, d BMT-GII. Zus&#228;tzlich zahlt der Beklagte nur den Vorarbeitern widerruflich die tarifliche Vorarbeiterzulage in H&#246;he von 10 % der Lohngruppe IV BMT-GII und die Leistungszulage in H&#246;he des Unterschiedsbetrages der Lohngruppe IV und der Lohngruppe VI BMT-GII.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bestellte desweiteren Herrn Quernheim nach &#167; 4 BZT-G/NRW schriftlich zum Vorarbeiter. Die zweite Vorarbeiterstelle wurde hingegen vom Beklagten zun&#228;chst nicht offiziell besetzt. Vielmehr beauftragte er mit Schreiben vom 23.10.1936 Herrn Buckentin weiterhin mit der Wahrnehmung der Vorarbeitert&#228;tigkeiten unter entsprechender Bezahlung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im August 1987 trat der am 24.07.1987 neu gew&#228;hlte Personalrat an den Beklagten mit dem Antrag heran, Herrn Buckentin offiziell zum zweiten Vorarbeiter zu bestellen. Diesem Antrag schlo&#223; sich der Mitarbeiter Buckentin schriftlich an. Daraufhin beschlo&#223; der Vorstand des Beklagten am 19.11.1987, Herrn Buckentin zum 01.01.1989 offiziell nach &#167; 4 BZT-G/NRW zum Vorarbeiter zu bestellen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der am 2S.09.194G geborene Kl&#228;ger ist verheiratet und Vater zweier Kinder, die am 23.03.1968 und 29.12.1975 geboren sind. Dabei ist im Berufungstermin am 10.11.1988 unstreitig geworden, da&#223; nur noch das j&#252;ngere Kind unversorgt und da&#223; die Ehefrau des Kl&#228;gers seit 1976 vollzeitig als Pflegerin mit einem Bruttomonatsverdienst von ca. 2.000,&#8212; DM besch&#228;ftigt ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Beruf erlernt. Er hat nebenberuflich eine Landwirtschaft betrieben und war zun&#228;chst ca. 10 Jahre auf einer Ziegelei als Arbeiter t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zum 01.04.1979 nahm er seine T&#228;tigkeit als Verbandsarbeiter beim Beklagten auf.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Schon zu dieser Zeit litt er seit Ende der 60-iger Jahre an R&#252;ckenbeschwerden. Deswegen unterzog er sich in 1905 einer vom Rentenversicherungstr&#228;ger bewilligten Heilkur in Bad Sassendorf, die im Ergebnis ohne Erfolg f&#252;r die R&#252;ckenbeschwerden des Kl&#228;gers blieb.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unter dem 21.05.1985 erstellte der den Kl&#228;ger behandelnde Arzt S. John folgende Bescheinigung, die der Kl&#228;ger dem Beklagten vorlegte:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Herr G&#252;nter Schlottmann, geb. 29.09.46, wohnhaft 4993 Rahden, M&#252;hlendamm 29, steht wegen einer Wirbels&#228;ulenverbiegung bei einer Scheuermann'sehen Krankheit, sowie wegen Verschlei&#223;erscheinungen an den Knie- u. H&#252;ftgelenken in meiner Behandlung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Weiterhin leidet er unter Herz-, Hirn- u. peripheren Durchblutungsst&#246;rungen mit arteriellen Durchblutungsst&#246;rungen bd. Beine u. unter einer Schilddr&#252;senvergr&#246;&#223;erung .</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vom Versorgungsamt Bielefeld wurde eine Erwerbsminderung von 60 % anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auf Grund der oben beschriebenen Krankheitsbilder ist mein Pat. nicht in der Lage, schwere k&#246;rperliche, die Wirbels&#228;ule belastende Arbeiter zu verrichten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ab dem 05.11.1985 wurde der Kl&#228;ger wegen seines R&#252;ckenleidens von den praktischen &#196;rzten Dr. E. John und S. John erneut arbeitsunf&#228;hig krankgeschrieben. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Arzt f&#252;r Orthop&#228;die Dr. 0. M. Agua durch gezielte Untersuchungen bereits festgestellt, da&#223; der Kl&#228;ger an einem chronischen R&#252;ckenleiden durch kyphotische Verbiegung der Brustwirbels&#228;ule mit degenerativen Ver&#228;nderungen aufgrund einer in der Jugend durchgemachten sogenannten Scheuermann'sehen Erkrankung litt. Unter dam 21.10.1985 hatte Herr Dr. 0. M. Agua dem Kl&#228;ger eine Aufrichtungsosteothomie bzw. eine Korrektur der Scheuermann-Kyphose empfohlen. Oer Kl&#228;ger befand sich dann vom 02. bis 25.01.1986 in station&#228;rer Behandlung. Dabei wurde er am 06.01.1986 von Herrn Dr. 0. M. Agua operiert. Hierbei wurden die Kyphose aufgerichtet und die betroffenen Wirbel - vom vierten Brustwirbel bis zum ersten Lendenwirbel - versteift. Im Anschlu&#223; an diesen operativen Eingriff erfolgte nach komplikationsloser Wundbehandlung die Anlegung eines Rumpfgipses mit anschlie&#223;ender Mobilisierung. Vom 29.07. bis 01.08.1986 wurde der Kl&#228;ger erneut station&#228;r aufgenommen. Es erfolgte die Gipsentfernung sowie eine medio-mechanische Mobilisierung durch Herrn Dr. 0. M. Agua.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger blieb weiterhin arbeitsunf&#228;hig krankgeschrieben. Er wurde am 16.10.1986, 02.02.1987 und 17.03.1987 vertrauens&#228;rztlich untersucht. Dabei wurde bei der letzten vertrauens&#228;rztlichen Untersuchung am 17.03.1987 &#252;ber die Weiterverwendungsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">"Der Versicherte ist f&#252;r die bisher ausge&#252;bte T&#228;tigkeit weiterhin nicht geeignet. Nach seinen Angaben kann ihm ein leistungsgerechter Arbeitsplatz vom Arbeitgeber angeboten werden. Die Entscheidung f&#228;llt wahrscheinlich Ende M&#228;rz. Der Versicherte ist bereit, einen leistungsgerechten Arbeitsplatz anzunehmen."</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger wurde seitens der A0K Minden-L&#252;bbecke von Beginn seiner letzten Arbeitsunf&#228;higkeit an seit dem 05.11.1985 Krankengeld gezahlt. Diese Zahlung stellte die Krankenkasse zum 05.05.1987 ein, da nach &#167; 183 Abs. 2 RV0 Krankengeld f&#252;r den Fall der Arbeitsunf&#228;higkeit wegen derselben Krankheit f&#252;r h&#246;chstens 78 Wochen innerhalb von drei Jahren, gerechnet vom Tage des Beginns der Arbeitsunf&#228;higkeit an, zu gew&#228;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Am 04.05.1987 brachte der Kl&#228;ger gegen&#252;ber dem Verbandsvorsteher des Beklagten telefonisch zum Ausdruck, er sei wieder arbeitsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erschien jedoch am 06.05.1987, einem Mittwoch, nicht zur Arbeitsaufnahme beim Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 07.05.1987 teilte der Beklagte dem Kl&#228;ger mit, er gehe davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger nach wie vor arbeitsunf&#228;hig sei. Aus dem Gesichtspunkt der</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">F&#252;rsorgepflicht sehe er sich gehalten, den Kl&#228;ger nur arbeiten zu lassen, wenn er tats&#228;chlich aus gesundheitlichen Gr&#252;nden arbeiten k&#246;nne. Deswegen werde der Kl&#228;ger gebeten, am 29.05.1987 sich einer Untersuchung durch den Betriebs&#228;rztlichen Dienst zu unterziehen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Mit weiterem Schreiben vom 13.05.1987 gab der Beklagte dem Kl&#228;ger folgendes bekannt:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Sehr geehrter Herr Schlottmann!</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Da Sie am 04.05.1987 gegen&#252;ber dem Verbandsvorsteher telefonisch zum Ausdruck gebracht haben, wieder arbeitsf&#228;hig zu sein, teile ich Ihnen erg&#228;nzend zu unserem Schreiben vom 7. Mai 37 mit, da&#223; Ihrem Urlaubsanspruch aus dem Jahre 1986 (= 36 Tage) ab 05.05.1987 stattgegeben wird; d.h. diese 36 Tage sind ab 05.05.1987 zu nehmen bzw. anzutreten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ihr erster Arbeitstag w&#228;re somit der 30. Juni 1987.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Sie werden gebeten, sich am</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Donnerstag, den 30. Juni 1987</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">an dem f&#252;r Sie festgesetzten Sammelpunkt (Betriebsplatz) zum vorgeschriebenen Arbeitsbeginn um 7.00 Uhr, gem. Teil A, Punkt 1.23 der Dienstanweisung, einzufinden und die Arbeit, vorbehaltlich Ihrer Arbeitsf&#228;higkeit, wieder aufzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Hinweislich:</span></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der amts&#228;rztlichen Untersuchung am 20. Mai 1987 verweise ich auf das Schreiben des Verbandes vom 7. Mai 1987.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Unter dem 29.05.1987 gab der Arzt f&#252;r Arbeitsmedizin Dr. M&#252;ller-van Meerbeke des Betriebs&#228;rztlichen Dienstes f&#252;r Krankenh&#228;user, Kliniken und &#246;ffentliche Verwaltungen in Bad Oeynhausen aufgrund der Untersuchung des Kl&#228;gers.am 20.05.1987 gegen&#252;ber dem Beklagten folgende schriftliche arbeitsmedizinische Stellungnahme ab:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieser Untersuchung sowie der mir vorliegenden Befunde der behandelnden &#196;rzte erhebe ich</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">dauernde gesundheitliche Bedenken</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">gegen eine Besch&#228;ftigung als Wasserwerker gem&#228;&#223; der bis zum Jahresende 1935 ausge&#252;bten T&#228;tigkeit.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Arbeitsplatz von Herrn Schlottmann beinhaltet ein Stehen an einer schr&#228;gen B&#246;schung zum Zwecke des Grasm&#228;hens und anderer Instandhaltungsarbeiten. Diese unterschiedliche Beinbelastung an den schr&#228;gen B&#246;schungen mu&#223; durch die Wirbels&#228;ule wieder ausgeglichen werden. Bei Herrn Schlottmann ist jedoch die Funktionsf&#228;higkeit durch eine seit der Jugend bekannten Erkrankung erheblich eingeschr&#228;nkt. Dieses hat auch zu einer Operation der Wirbels&#228;ule gef&#252;hrt. Die Gesamterkrankung war der Grund f&#252;r die anderthalbj&#228;hrige Arbeitsunf&#228;higkeit.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Herr Schlottmann hat mich in Bezug auf die Erkrankung seiner Wirbels&#228;ule ausdr&#252;cklich von der Schweigepflicht entbunden.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Aufgrund meiner Untersuchungen empfehle ich Herrn Schlottmann nicht mehr an dem vorherigen Arbeitsplatz zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Empfehlenswert w&#228;re eine T&#228;tigkeit mit Organisationsaufgaben, wobei auch das F&#252;hren eines Kraftfahrzeuges - auch &#252;ber eine schlechte Wegstrecke - durchaus zuzumuten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Bereits unter dem 18.05.1987 hatte der Beklagte desweiteren das Gesundheitsamt des Kreises Minden-L&#252;bbecke gebeten, den Kl&#228;ger gem. &#167; 10 Abs. 2 BMT-GII zur Feststellung der Arbeits- und Dienstf&#228;higkeit amts&#228;rztlich zu untersuchen. Diese Untersuchung des Kl&#228;gers wurde vom Amtsarzt, dem Leitenden Kreismedizinaldirektor Dr. Lingesleben, am 24.06.1987 durchgef&#252;hrt. In seinem gegen&#252;ber dem Beklagten erstellten amts&#228;rztlichen Gutachten vom 25.06.1987 kommt Herr Dr. Lingesleben zu folgendem Ergebnis:</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Es kann keinesfalls davon ausgegangen werden, da&#223;, trotz deutlicher subjektiver Besserung bei der bestehenden objektiven Bewegungseinschr&#228;nkung und der Wahrscheinlichkeit wieder verst&#228;rkt muskul&#228;re Verspan- nungen mit Schmerzen zu erzeugen, aus sozialmedizinischer Sicht ein Einsatz in der alten T&#228;tigkeit riskiert werden kann. Wenn auch nach derartigen Operationen weitgehend subjektive Schmerzfreiheit bei geringer Belastung erreicht werden kann, ist es nur in seltenen F&#228;llen m&#246;glich, wieder alte belastende k&#246;rperliche T&#228;tigkeiten aufzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Untersuchungsbefundes sowie der hier vorgelegenen klinischen und paraklinischen Befunde, ist Herr Schlottmann nicht mehr f&#252;r schwere bis mettelschwere k&#246;rperliche Arbeiten, wie bislang im Einsatz beim Wasserverband Gro&#223;e Aue aufgef&#252;hrt, einsatzf&#228;hig. Dies gilt ganz besonders f&#252;r die Arbeiten w&#228;hrend der M&#228;hsaison von Juni bis zum Jahresende. Diese Einschr&#228;nkung der Leistungsbreite mu&#223; unterstellt werden, da mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die bisherige Verwendung, wie auch das Verlegen von Rohren, grundhafte R&#228;umung und dergleichen, Rezidive der R&#252;ckenschwierigkeiten und erneute Arbeitsunf&#228;higkeiten nicht ausschlie&#223;en lassen. F&#252;r alle anderen leichten bis mittelschweren k&#246;rperlichen Arbeiten ohne schweres Heben und Tragen oder st&#228;ndiges Geb&#252;cktsein sowie auch aufsichtsf&#252;hrend sind zumutbar bzw. m&#246;glich. Es m&#252;&#223;te durch den Wasserverband &#252;berpr&#252;ft werden, zumal Herr Schlottmann auch durch sein Leiden anerkannter Schwerbehinderter ist, in welcher Form im Bereich des Verbandes eine Besch&#228;ftigung als Schwerbesch&#228;digter in dem ausgef&#252;hrten Umfang m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Bezogen auf die, f&#252;r die T&#228;tigkeitsbeurteilung in Frage kommenden Leiden, handelt es sich um eine Dauersituation, die allerdings keine Erwerbsunf&#228;higkeit sowie auch keine Berufsunf&#228;higkeit zur Folge hat, zumal Herr Schlottmann auf alle T&#228;tigkeiten, die die in der Beurteilung aufgef&#252;hrten Einschr&#228;nkungen ber&#252;cksichtigen, vereisbar ist und diese vollschichtig verrichtet Vierden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erhielt f&#252;r die Zeit vom 05.05. bis 29.06.1937 vom Beklagten, wie im Schreiben vom 13.05.1987 angek&#252;ndigt, die Urlaubsverg&#252;tung gezahlt. Dabei soll dem Kl&#228;ger eine &#220;berzahlung von 225,06 DM zugeflossen sein. Die R&#252;ckzahlung dieses Betrages ist Gegenstand des zwischen den Parteien mit umgekehrten Rubrum gef&#252;hrten Rechtsstreits 2 Ca 1170/87 ArbG Minden, der bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits ausgesetzt ist.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Bereits am 23.06.1987 fa&#223;te der Vorstand des Beklagten den Beschlu&#223;, den Kl&#228;ger nicht mehr weiterzubesch&#228;ftigen, da er seine bisherigen T&#228;tigkeiten als Verbandsarbeiter aus gesundheitlichen Gr&#252;nden nicht mehr aus&#252;ben k&#246;nne. Andere Arbeitspl&#228;tze, die dem Gesundheitszustand des Kl&#228;gers entspr&#228;chen, seien nicht vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grund wurde dem Kl&#228;ger seitens des Beklagten auch dann die Arbeitsaufnahme mit den T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters nach Ablauf der gew&#228;hrten Urlaubszeit am 30.06.1987 untersagt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 14.07.1987 teilte der Beklagte dem Kl&#228;ger folgendes mit:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Betr.:</span> Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Bezug:</span> Arbeitsmedizinische Stellungnahme &#252;ber Ihren Gesundheitszustand vom 29.05.1987;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vorstandsbeschlu&#223; vom 23.06.1987;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Amts&#228;rztliches Gutachten &#252;ber Ihren Gesundheitszustand vom 25.06.1987</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Sehr geehrter Herr Schlottmann!</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Sowohl aus der arbeitsmedizinischen Stellungnahme als auch aus dem amts&#228;rztlichen Gutachten ergibt sich eindeutig, da&#223; Sie Ihrer bisherigen T&#228;tigkeit nicht nachkommen k&#246;nnen bzw. Sie nicht mehr f&#252;r schwere bis mittelschwere k&#246;rperliche Arbeiten, wie bislang im Einsatz beim Wasserverband, einsatzf&#228;hig sind.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Bezogen auf die, f&#252;r Ihre T&#228;tigkeitsbeurteilung in Frage kommenden Leiden, handelt es sich um eine Dauersituation.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Laut Vorstandsbeschlu&#223; vom 23.06.1987 werden Sie beim Verband nicht weiterbesch&#228;ftigt, da Sie Ihre bisherige T&#228;tigkeit als Verbandsarbeiter nicht mehr ausf&#252;hren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Ein anderer Arbeitsplatz, der Ihrem Gesundheitszustand entspricht, ist nicht vorhanden und kann auch nicht geschaffen werden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Es wird Ihnen daher empfohlen, einen Umschulungsantrag beim Arbeitsamt Herford oder einen Rentenantrag bei der zust&#228;ndigen Versicherungsanstalt zu stellen. Sollte eine Umschulungsma&#223;nahme (kaufm. Ausbildung) die Voraussetzung f&#252;r eine T&#228;tigkeit beim Verband erf&#252;llen, beh&#228;lt sich der Wasserverband eine Wiedereinstellung vor.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Wir bitten Sie, uns innerhalb von einer Woche schriftlich mitzuteilen, ob Sie sich f&#252;r eine der angedeuteten Ma&#223;nahmen entscheiden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Wir schlagen daher vor, das Arbeitsverh&#228;ltnis einvernehmlich zu beenden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Falls Sie sich binnen der vorgenannten Frist nicht &#228;u&#223;ern, werden wir das K&#252;ndigungsverfahren einleiten und den Personalrat um Zustimmung zur fristlosen K&#252;ndigung bitten, da Sie aus personenbedingten Gr&#252;nden nicht in der Lage sind, die vertraglich geschuldete Arbeitsleistung zu erbringen. Entsprechendes gilt f&#252;r die Zustimmung der Hauptf&#252;rsorgestelle.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Wir machen ausdr&#252;cklich darauf aufmerksam, da&#223; Ihnen, wegen Ihres Gesundheitszustandes, keinerlei Verg&#252;tungsanspr&#252;che mehr zustehen. Das gilt auch f&#252;r Urlaubsanspr&#252;che etc.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Es liegt daher in Ihrem ureigensten Interesse, die bestehende Situation sofort abzu&#228;ndern, da sonst zu bef&#252;rchten ist, da&#223; Sie mittellos dastehen. Nach unseren Informationen erhalten Sie auch kein Krankengeld mehr, da Sie nach Beendigung des Anspruchszeitraums ausgesteuert sind.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Durch Schreiben vom 22.07.1987 lie&#223; der Kl&#228;ger, der Mitglied der Gewerkschaft &#214;ffentliche Dienste, Transport und Verkehr (&#214;TV) ist, dem Beklagten erfolglos mitteilen, da&#223; er auf einer Weiterbesch&#228;ftigung bestehe.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist wegen seiner gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen mit Bescheid des Versorgungsamtes Bielefeld vom 12.03.1984 als Schwerbehinderter mit einer Minderung der Erwerbsunf&#228;higkeit von 60 v.H. anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Er war sowohl am 20.11.1984 als auch am 24.07.1987 beim Beklagten in den Personalrat gew&#228;hlt worden. Dabei hatte er vom 20.11.1984 bis 24.07.1987 die</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Funktion des Personalratsvorsitzenden ausge&#252;bt. Seit der Neuwahl des Personalrats am 24.07.1987 ist er nur noch einfaches Mitglied des dreik&#246;pfigen Personalrats. Vorsitzender ist jetzt Herr Griepenstroh.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;testens seit der Operation Anfang 1936 hat der Kl&#228;ger seine Landwirtschaft vollst&#228;ndig verpachtet. Ob dieses wegen der dargelegten gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;gers erfolgt ist, ist zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;tte zuletzt bei einer Besch&#228;ftigung als Verbandsarbeiter durch den Beklagten die tarifliche Gesamtverg&#252;tung von 2.574,43 DM brutto erzielt.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte erbringt dem Kl&#228;ger jedoch seit dem 30.06.1987 keinerlei Zahlungen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte sich zum 21.07.1987 bei dem Arbeitsamt arbeitslos gemeldet. Er erhielt vom 21. bis 31.07.1987 Arbeitslosengeld in H&#246;he von 682,-- DM netto gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 06.08.1987, der am selben Tag beim Arbeitsgericht Minden eingegangen ist, hat der Kl&#228;ger die vorliegende Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, er sei wieder zur Erbringung der T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters gesundheitlich in der Lage. Zumindest k&#246;nne er die Aufgaben eines Vorarbeiters erledigen. Daher sei der Beklagte nach seiner Meinung verpflichtet, anstatt Herrn Suckentin ihm diesen Arbeitsplatz zu &#252;bertragen. Zumindest sei der Beklagte nach seiner Behauptung in der Lage, ihn mit anderen ihn gesundheitlich weniger beeintr&#228;chtigenden T&#228;tigkeiten zu besch&#228;ftigen. Ausgehend hiervon sei der Beklagte nach seiner Auffassung verpflichtet, ihm die Verg&#252;tung eines Verbandsarbeiters aus dem Gesichtspunkt des Annahmeverzuges nach &#167; 615 BGB f&#252;r den 30.06.1987 und f&#252;r Juli 1987 unter Abzug des erhaltenen Arbeitslosengeldes zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">1. den Beklagten zu verurteilen, ihn tats&#228;chlich als Verbandsarbeiter zu besch&#228;ftigen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Den Beklagten zu verurteilen, an ihn 132,45 DM brutto nebst 4 % Zinsen seit dem 30.06.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Den Beklagten zu verurteilen, an ihn 2.574,43 DM brutto abz&#252;glich 682,&#8212; DM netto erhaltenen Arbeitslosengeldes nebst 4 % Zinsen aus dem Nettobetrag seit dem 31.07.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, der Kl&#228;ger sei seit dem 05.11.1985 zu keinem Zeitpunkt mehr in der Lage gewesen, wegen seiner gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen die vertraglich geschuldeten T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters zu erbringen. Dieses folge nach seiner Ansicht aus allen gutachtlichen &#228;rztlichen &#196;u&#223;erungen, die er eingeholt habe. Aber auch die Aufgaben eines Vorarbeiters k&#246;nne der Kl&#228;ger nicht aus&#252;ben, da die bei ihm eingesetzten Vorarbeiter nach seiner vom Kl&#228;ger erstinstanzlich nicht bestrittenen Behauptung wie alle Arbeiter k&#246;rperlich mitarbeiten m&#252;&#223;ten. Andere freie Arbeitspl&#228;tze, die dtn gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;gers zutr&#228;glich seien, seien nicht vorhanden. Dann sei er aber aufgrund seiner F&#252;rsorgepflicht nach seiner Meinung gehalten, den Kl&#228;ger nicht mit den T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters einzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat zu der Behauptung des Kl&#228;gers, er sei seit M&#228;rz 1987 wieder f&#252;r die Aus&#252;bung der T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters gesundheitlich in der Lage gewesen, Ausk&#252;nfte bei den &#196;rzten Dr. 0. M. Agua und John eingeholt.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Herr Dr. 0. M. Agua hat hierzu unter dem 16.11.1987 wie folgt schriftlich Stellung genommen:</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Erfahrungsgem&#228;&#223; dauert der Heilungsproze&#223; eines solchen Eingriffes, d.h. bis der Knochen sich befestigt hat und belastungsf&#228;hig wird, 1 1/2 Jahre. Dennoch ist eine solche operierte WS nicht mehr im vollen Umfang wie eine gesunde Wirbels&#228;ule zu belasten. T&#228;tigkeiten, die mit schwerheben und tragen sowie welche in langer Zeit eine geb&#252;ckte Haltung erfordern, sind f&#252;r solche Pat. nicht mehr geeignet.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Dennoch im Sinne der oben erw&#228;hnten Ausf&#252;hrungen werde ich Herrn Schlottmann seit M&#228;rz 1987 als voll wiederarbeitsf&#228;hig betrachten, und zwar ganzt&#228;gig f&#252;r Arbeiten, die mit Schwerheben und tragen nicht verbunden sind, und bei der er abwechselnd im Stehen und Sitzen in geschlossenen R&#228;umen arbeiten kann.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Im Schreiben der &#196;rzte John vom 16.11.1387 hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Obwohl durch die Operation weitgehend eine Schmerzfreiheit bei geringer Belastung erreicht wurde, ist dem Patienten zu raten, keine mittelschweren oder gar schweren k&#246;rperlichen Arbeiten insbesondere schweres Heben und Tragen oder st&#228;ndiges Geb&#252;cktsein, aufzunehmen. Seitens der Wirbels&#228;ule handelt es sich um eine die Gesundheit einschr&#228;nkende Dauersituation, die sich durch belastende k&#246;rperliche T&#228;tigkeiten verschlimmern kann, so da&#223; Rezidive der R&#252;ckenbeschwerden und erneute Arbeitsunf&#228;higkeiten bei Nichtbeachtung der k&#246;rperlichen Schonung nicht ausgeschlossen sind.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Dopplersonographisch wurde bei Herrn Schlottmann eine periphere arterielle Verschlu&#223;krankheit beider Unterschenkel festgestellt, die dem Patienten zur Zeit aber keine Beschwerden macht.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Beurteilung:</span></p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Aufgrund oben aufgef&#252;hrter Gesundheitsst&#246;rungen ist Herr Schlottmann seit M&#228;rz dieses Jahres mit Einschr&#228;nkungen arbeitsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">&#196;rztlicherseite ist mein Patient f&#252;r leichtere k&#246;rperliche T&#228;tigkeiten wie z.B. B&#252;roarbeit, Fahrdienste, Beaufsichtigung, Organisation usw. arbeitsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat dann mit Urteil vom 25.01.1S88 die Klage in vollem Umfang abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung ist im wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger st&#252;nden der geltend gemachte tats&#228;chliche Besch&#228;ftigungsanspruch und Zahlungsanspruch gegen&#252;ber dem Beklagten nicht zu, da aufgrund der &#228;rztlichen Ausk&#252;nfte und Gutachten davon auszugehen sei, da&#223; der Kl&#228;ger die bisherigen vertraglichen Arbeiten eines Verbandsarbeiters beim Beklagten gesundheitlich nicht mehr aus&#252;ben k&#246;nne. Soweit der Kl&#228;ger sich auf den Einsatz auf anderen Arbeitspl&#228;tzen berufen habe, sei er seiner Darlegungslast nicht nachgekommen, da er solche beim Beklagten freie Arbeitspl&#228;tze nicht aufgezeigt habe.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Das wegen der sonstigen Einzelheiten hiermit in Bezug genommene Urteil ist dem Kl&#228;ger am 24.02.1988 zugestellt worden. Hiergegen hat der Kl&#228;ger mit einem am 22.03.1988 beim Landesarbeitsgericht eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt, die er am 13.04.1988 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">In der Berufungsinstanz ist weiter unstreitig geworden, da&#223; der Kl&#228;ger am 08.04.1988 bei der Landesversicherungsanstalt Westfalen-Lippe (LVA) in M&#252;nster einen Antrag auf Bewilligung einer Rente wegen Berufs- bzw. Erwerbsunf&#228;higkeit gestellt hat. Dieser Antrag ist von der LVA mit Bescheid vom 07.09.1988 abgelehnt worden, wobei es in der Begr&#252;ndung, soweit hier von Interesse, hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Sie sind weder berufs- noch erwerbsunf&#228;hig. Ihr Leistungsverm&#246;gen ist zwar aufgrund der folgenden bei Ihnen gegebenen gesundheitlichen Einschr&#228;nkungen -</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Wirbels&#228;ulenbeschwerden nach Versteifungsoperation 1986, beginnender Verschlei&#223; der H&#252;fte ohne wesentliche Funktionseinschr&#228;nkung, Niereninsuffizienz bei unklarer Genese, Neigung zu labilem Bluthochdruck</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">- herabgesetzt, jedoch sind Sie mit der Ihnen verbliebenen Leistungsf&#228;higkeit noch in der Lage,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">leichte bis gelegentlich mittelschwere T&#228;tigkeiten ohne h&#228;ufiges B&#252;cken, schweres Heben und Tragen vollschichtig zu verrichten. Damit ist Ihre Erwerbsunf&#228;higkeit nicht auf weniger als die H&#228;lfte derjenigen eines k&#246;rperlich und geistig gesunden Versicherten mit &#228;hnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kenntnissen und F&#228;higkeiten herabgesunken.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Ablehnungsbescheid hat der Kl&#228;ger Widerspruch eingelegt, &#252;ber den bis zum Schlu&#223; der Berufungsverhandlung noch nicht entschieden war.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Zur Unterst&#252;tzung dieses Rentenverfahrens hatten die &#196;rzte John dem Kl&#228;ger unter dem 14.04.1988 eine Bescheinigung erstellt, in der u.a. ausgef&#252;hrt ist:</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Durch das Operationsergebnis haben sich die Beschwerden meines Patienten deutlich sowohl subjektiv als auch objektiv gebessert. Um das Operationsergebnis zu halten, ist dem Patienten von mir geraten worden, keine k&#246;rperlichen Arbeiten, die die Wirbels&#228;ule belasten, auszuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Seitens der Wirbels&#228;ule handelt es sich um eine die Gesundheit einschr&#228;nkende Dauersituation, die Herrn Schlottmann verbietet, sich k&#246;rperlich zu belasten, damit die Wirbels&#228;ulenbeschwerden sich nicht verschlimmern.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Bei Nichtbeachtung der k&#246;rperlichen Schonung ist von Rezidiven auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Auf Grund der oben aufgef&#252;hrten Gesundheitsst&#246;rungen und der Gef&#228;hrung seiner Wirbels&#228;ule ist Herr Schlottmann ab dem 07.04.1988 von mir krankgeschrieben.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Herrn Schlottmann ist geraten worden, die Erwerbsunf&#228;higkeitsrente zu beantragen, was ich ausdr&#252;cklich bef&#252;rworte.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">In dem von der LVA eingeholten vertrauens&#228;rztlichen Gutachten des Dr. Gudat vom 18.04.1988 ist aufgenommen:</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">1. 42-j&#228;hriger Landwirt und Arbeiter beim Wasserverband Gro&#223;e Aue der seit dem 07.04.88 wegen einer Scheuermannkyphose und Zustand nach 1986 durchgef&#252;hrter Korrekturosteotomie erneut arbeitsunf&#228;hig ist. Der Versicherte war wegen dieses Leidens am 04.05.87 ausgesteuert. Ein neuer Krankengeldanspruch ist lt. Mitteilung der Krankenkasse erst ab 05.11.38 gegeben. 3ezieht z.Zt. Arbeitslosengeld. Der Versicherte hat am 08.04.88 einen Rentenantrag gestellt, lt. Mitteilung des behandelnden Hausarztes bestehen zunehmende belastungsabh&#228;ngige Schmerzen. Pat. hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb zum 01.04.88 aufgegeben.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">2. ...</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">3. Recidiv. R&#252;ckenbeschwerden nach 1986 durchgef&#252;hrter Korrekturosteotomie und Kompressionsspondylo- dese TH4 bis LI bei schwerer Scheuermannkyphose, weiter au.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Es besteht durchgehende Arbeitsunf&#228;higkeit auch nach der erfolgten Aussteuerung, wahrscheinlich auch bis zur Beendigung der Blockfrist. Rentenbescheid bleibt abzuwarten.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist im Berufungstermin am 10.11.1988 einerseits unstreitig geworden, da&#223; der Beklagte auch mit dem Kl&#228;ger durch Vertrag vom 31.10.1986 einvernehmlich vereinbart hat, da&#223; sich die Arbeitsbedingungen ab dem 01.01.1987 nach den Bestimmungen des BMT-GII und der diesen erg&#228;nzenden Tarifvertr&#228;ge richten soll.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Andererseits haben die Parteien unstreitig gestellt, da&#223; dar Beklagte bisher bei der Hauptf&#252;rsorgestelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe keinen Antrag dahingehend gestellt hat, die Zustimmung zu einer beabsichtigten &#196;nderungs- oder Beendigungsk&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses zum schwerbehinderten Kl&#228;ger nach den Bestimmungen des Schwerbehindertengesetzes zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt auch weiterhin seine Aufgaben als Mitglied des Personalrats beim Beklagten wahr.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Berufung verfolgt der Kl&#228;ger sein erstinstanzliches Klagebegehren weiterhin. Er bleibt bei seiner Behauptung, er k&#246;nne die vertraglich vereinbarten T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters aus&#252;ben. Zumindest k&#246;nne er vom Beklagten entsprechend seiner gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigung als Vorarbeiter eingesetzt werden. Hierzu behauptet er jetzt, nur der als Vorarbeiter eingesetzte Mitarbeiter Querenheim habe wie ein Verbandsarbeiter mitzuarbeiten. Hingegen habe der weitere Vorarbeiter Buckentin solche T&#228;tigkeiten nicht zu erbringen. Seine Aufgabe sei es ausschlie&#223;lich, den Arbeitseinsatz aller Arbeiter vorzunehmen, Anweisungen zu erteilen und die Ausf&#252;hrungen der Arbeiten zu kontrollieren.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Zumindest k&#246;nne der Beklagte ihn als Baggerfahrer einsetzen, da der Beklagte unstreitig Ende August 1988 einen neuen Bagger angeschafft habe und hierdurch nach seiner Behauptung ein zus&#228;tzlicher Dauerarbeitsplatz vom Beklagten geschaffen worden sei, den er aufgrund seiner gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigung einnehmen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Handlungsweise des Beklagten versto&#223;e zudem nach seiner Meinung gegen &#167; 15 KSchG.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und Berufungskl&#228;ger beantragt zuletzt,</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Arbeitsgerichts Minden vom 25.01.1988 - 2 Ca 690/87 - abzu&#228;ndern und den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">1. a) ihn zu den bisherigen Arbeitsbedingungen als Verbandsarbeiter weiterzubesch&#228;fti- gen;</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">b) hilfsweise ihn zu den Arbeitsbedingungen eines Baggerfahrers weiterzubesch&#228;fti- gen,</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">2. an ihn 132,45 DM brutto nebst 4 % Zinsen aus dem sich ergebenden Nettobetrag seit dem 30.06.1987 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">3. an ihn 2.574,43 DM brutto abz&#252;glich 682,&#8212; DM netto an erhaltenem Arbeitslosengeld nebst 4 % Zinsen aus dem sich ergebenden Nettobetrag seit dem 31.07.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte und Berufungskl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen und die Klageerweiterung in der Berufungsinstanz abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Er hat sich im Berufungstermin am 10.11.1988 auf die Klageerweiterung insoweit, als der Kl&#228;ger hilfsweise die Weiterbesch&#228;ftigung als Baggerfahrer begehrt, eingelassen.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Diesbez&#252;glich behauptet er, es handele sich bei der Neubeschaffung des Baggers um eine Ersatzbeschaffung. Hierf&#252;r werde ein alter Bagger stillgelegt. Richtig sei lediglich, da&#223; z. Zt. auch noch der alte Bagger in Betrieb und mit einem als Baggerf&#252;hrer ausgebildeten Ersatzmann besetzt sei. Der alte Bagger werde jedoch nur noch solange bis Ende 1988 eingesetzt, wie es die Witterung zulasse. Der alte Bagger w&#252;rde sp&#228;testens Ende 1988 endg&#252;ltig stillgelegt.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger vorbringe, der zweite Vorarbeiter Buckentin arbeite k&#246;rperlich nicht mit, sei dieses unzutreffend. Auch dieser Vorarbeiter habe wie jeder Verbandsarbeiter mitzuarbeiten. Denn Arbeitskontrollen w&#252;rden nur von seinem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer R&#246;hl durchgef&#252;hrt. Deswegen komme schon ein Einsatz des Kl&#228;gers als Vorarbeiter nach seiner Meinung aufgrund der k&#246;rperlichen Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;gers ebenfalls nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den Inhalt der von den Parteien in beiden Instanzen zu den Gerichtsakten gereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen und der beidinstanzlichen Terminsprotokolle verwiesen. Auf die vom Arbeitsgericht eingeholten &#228;rztlichen Ausk&#252;nfte wird inhaltlich Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht hat im Termin am 10.11.1980 dazu, ob der Vorarbeiter Buckentin k&#246;rperlich mitarbeiten mu&#223; und ob es sich bei der Neuanschaffung des Baggers nur um eine Ersatzbeschaffung handelt, Beweis erhoben durch uneidliche Zeugenvernehmung des Herrn Buckentin und Parteivernehmung des Verbandsvorstehers Hesselmeier des Beklagten. Bez&#252;glich des Ergebnisses dieser Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des Sitzungsprotokolls vom 10.11.1988 hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Die statthafte Berufung des Kl&#228;gers und seine teilweise Klageerweiterung in der Berufungsinstanz sind zwar zul&#228;ssig, aber aufgrund der vorliegenden &#228;rztlichen Erkl&#228;rungen und des Ergebnisses der zweitinstanzlichen Beweisaufnahme unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Mit dem Arbeitsgericht ist n&#228;mlich weiterhin davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger wegen seiner k&#246;rperlichen Beeintr&#228;chtigung ab dem 30.06.1987 nicht in der Lage war und ist, die arbeitsvertraglich vereinbarten T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters auszuf&#252;hren. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme vor dem Berufungsgericht steht desweiteren fest, da&#223; auch der Vorarbeiter Buckentin diese Arbeiten durchzuf&#252;hren hat. Dann war der Beklagte aber aufgrund seiner F&#252;rsorgepflicht gehalten, den Kl&#228;ger auch nicht einmal versuchsweise mit den T&#228;tigkeiten eines Verbandsvertreters einzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Eine Einsatzm&#246;glichkeit des Kl&#228;gers auf einen freien Arbeitsplatz als Baggerfahrer kommt ebenfalls nicht in Betracht, da die zweitinstanzliche Beweisaufnahme ergeben hat, da&#223; es sich bei der Neuanschaffung des Baggers durch den Beklagten Ende August 1988 nur um eine Ersatzbeschaffung handelt und einer der alten Bagger sp&#228;testens Ende 1988 stillgelegt wird.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">War der Kl&#228;ger aber nicht in der Lage, dem Beklagten ab dem 30.OS. 1937 seine arbeitsvertraglich geschuldete Arbeitsleistung anzubieten, ist auch der Zahlungsanspruch des Kl&#228;gers, der nur aus dem Gesichtspunkt des Annahmeverzuges nach &#167; 615 BGB begr&#252;ndet sein kann, nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">1. Soweit der Kl&#228;ger erstmals in der Berufungsinstanz mit dem Klageantrag zu Ziff. 1 Buchst, b) hilfsweise die tats&#228;chliche Besch&#228;ftigung als Baggerfahrer vom Beklagten begehrt, handelt es sich um keine unzul&#228;ssige Klageerweiterung.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">a) Zwar ist die Klageerweiterung des Kl&#228;gers in der Berufungsinstanz nicht schon nach &#167; 2S4 Abs. 2 ZPO, der auch im arbeitsgerichtlichen Verfahren in der Berufungsinstanz anzuwenden ist (&#167; 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. &#167; 523 ZPO), als zul&#228;ssig anzusehen. Danach liegt n&#228;mlich keine &#196;nderung der Klage nur dann vor, wenn ohne &#196;nderung des Klagegrundes der Klageantrag in der Hauptsache oder in bezug auf Nebenforderungen erweitert wird (BGH, Urteil vom 08.11.1978 - VIII ZR 199/77 - = NJW 1979, 925, 926). Bei einer Klageerweiterung mutet es das Gesetz dem Beklagten zu, da&#223; sein hierauf bezogenes Verteidigungsvorbringen nur in einer Tatsacheninstanz &#252;berpr&#252;ft wird. Es ist nicht erforderlich, da&#223; gem. &#167; 263 ZPO der Beklagte der Klageerweiterung zugestimmt oder das Gericht die Klageerweiterung f&#252;r sachdienlich erachtet (BGH, Urteil vom 04.10.1984 - VII ZR 162/83 - = NJW 1985, 1784 m.w.N.; Schneider MDR 1932, 626, 627).</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Vorliegend hat der Kl&#228;ger aber seinen Anspruch auf tats&#228;chliche Besch&#228;ftigung durch den Beklagten erstmals in der zweiten Instanz auch auf den Arbeitsplatz eines Baggerf&#252;hrers erweitert. Dieser Arbeitsplatz war zwischen den Parteien arbeitsvertraglich nicht vereinbart, so da&#223; sich ein solcher Anspruch des Kl&#228;gers nur aus dem Gesichtspunkt ergeben kann, da&#223; der Beklagte verpflichtet ist, den Kl&#228;ger auf einem zumutbaren anderen freien Arbeitsplatz zu besch&#228;ftigen. Diese Verpflichtung des Beklagten kann sich dann nur als arbeitsvertragliche Nebenpflicht des Beklagten ergeben.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">b) Die Klageerweiterung des Kl&#228;gers in der Berufungsinstanz ist jedoch nach &#167; 263 ZPO, der ebenfalls im arbeitsgerichtlichen Verfahren in der Berufungsinstanz zur Anwendung kommt (&#167; 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. &#167; 523 ZPO), als zul&#228;ssig anzusehen. Danach ist n&#228;mlich eine Klage&#228;nderung nach Eintritt der Rechtsh&#228;ngigkeit dann zul&#228;ssig, wenn der Beklagte einwilligt oder das Gericht sie f&#252;r sachdienlich erachtet.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Vorliegend hat aber der Beklagte der Klageerweiterung des Kl&#228;gers im Beruf ungstermin am 10.11.1988 ausdr&#252;cklich zu Gerichtsprotokoll zugestimmt.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">2. Dem Kl&#228;ger steht ein tats&#228;chlicher Besch&#228;ftigungsanspruch gegen&#252;ber dem Beklagten nach der derzeitigen Sachlage weder als Verbandsarbeiter noch als Vorarbeiter zu. Ebenfalls kann der Kl&#228;ger die auf die Zukunft gerichtete Besch&#228;ftigung als Baggerfahrer z.Zt. des Schlusses der Berufungsverhandlung vom Beklagten nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">a) Zwar ist dem Kl&#228;ger dahingehend zu folgen, da&#223; sp&#228;testens seit Inkrafttreten des Grundgesetzes dem Arbeitnehmer w&#228;hrend des bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnisses ein tats&#228;chlicher Besch&#228;ftigungsanspruch zusteht, der sich aus den &#167;&#167; 611, 613 BGB i.V.m. &#167; 242 BGB ableitet. Die Generalklausel des &#167; 242 BGB wird dabei ausgef&#252;llt durch die Wertentscheidung des Art. 1 und Art. 2 GG. Denn das Grundgesetz hat in seinen Artikeln 1 und 2 die W&#252;rde des Menschen und dessen Recht auf freie Entfaltung seiner Pers&#246;nlichkeit zu zentralen Werten unserer Verfassung erhoben. Das Leben des Arbeitsnehmers wird aber zu einem ganz wesentlichen Teil durch das Arbeitsverh&#228;ltnis bestimmt und gepr&#228;gt. Die Arbeit in seinem Arbeitsverh&#228;ltnis stellt f&#252;r den Arbeitnehmer eine wesentliche M&#246;glichkeit zur Entfaltung seiner Pers&#246;nlichkeit dar. Nach &#167; 613 BGB ist der Arbeitnehmer zur pers&#246;nlichen Dienstleistung f&#252;r den Arbeitgeber verpflichtet. Dann trifft den Arbeitgeb^i aber die sich aus &#167; 242 BGB unter Ber&#252;cksichtigung der verfassungsrechtlichen Wertentscheidung der Artikel 1 und 2 GG &#252;ber den Pers&#246;nlichkeitsschutz ergebende arbeitsvertragliche F&#252;rsorgepflicht der Besch&#228;ftigungsinteressen des Arbeitnehmers.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Bei dieser pers&#246;nlichkeitsrechtlichen Begr&#252;ndung des tats&#228;chlichen Besch&#228;ftigungsanspruchs aus der ideellen Interessenslage besteht dann grunds&#228;tzlich f&#252;r jeden Arbeitnehmer ein Besch&#228;ftigungsanspruch aus dem Arbeitsverh&#228;ltnis. Darauf, ob er h&#246;here oder geringwertige Arbeiten verrichten kann, ob er f&#252;r seine Arbeit eine spezielle Vor- oder Ausbildung ben&#246;tigt oder nicht, kann es nicht ankommen. Ebensowenig kann der Besch&#228;ftigungsanspruch davon abh&#228;ngig gemacht werden, ob im Einzelfall ein faktisches Interesse des Arbeitnehmers an der Arbeitsleistung besteht und ob sich die vertragsgem&#228;&#223;e Arbeitsleistung nach dem subjektiven Empfinden des Arbeitnehmers als Last und B&#252;rde oder als sinnvolle Entfaltung seiner Pers&#246;nlichkeit darstellt. Der Anspruch auf Besch&#228;ftigung wird n&#228;mlich keinem Arbeitnehmer aufgezwungen, weil es als dispositiver Anspruch davon abh&#228;ngt, ob der Arbeitnehmer verlangt, besch&#228;ftigt zu v/erden. Verlangt er seine vertragsgem&#228;&#223;e Besch&#228;ftigung, so mu&#223; ihm dazu grunds&#228;tzlich auch Gelegenheit gegeben werden (zuletzt: BAG, Beschlu&#223; des Gro&#223;en Senats vom 27.02.1985 - GS 1/84 - AP Nr. 14 zu &#167; 611 BGB Besch&#228;ftigungspflicht) .</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">b) Da der allgemeine Besch&#228;ftigungsanspruch aus einer sich aus Treu und Glauben ergebenden Pflicht des Arbeitgebers herzuleiten ist, ist einerseits auch anerkannt, da&#223; der Besch&#228;ftigungsanspruch des Arbeitnehmers dort zur&#252;ckzutreten hat, wo &#252;berwiegende schutzwerte Interessen des Arbeitgebers entgegenstehen. Der Arbeitgeber ist berechtigt, die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers abzulehnen, wenn ihm die Weiterbesch&#228;ftigung unter Ber&#252;cksichtigung der dem Arbeitnehmer zuzurechnenden Umst&#228;nde nach Treu und Glauben nicht zuzumuten ist (BAG, Beschlu&#223; des Gro&#223;en Senats vom 26.04.1956 - GS 1/85 - BAG 3, 66, 74 = AP Nr. 5 zu &#167; 9 MuSchG, zu II 2 der Gr&#252;nde; BAG, Urteil vom 11.11.1976 - 2 AZR 45/773 - AP Nr. 8 zu &#167; 103 BetrVG 1972, zu B II 2 a der Gr&#252;nde). Dabei kann jedoch der Arbeitgeber die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers nicht bei jedem Verhalten des Arbeitnehmers ablehnen.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Insbesondere wird nur bei besonders groben Vertragsverst&#246;&#223;en der Annahmeverzug nach &#167; 615 BGB ausgeschlossen, n&#228;mlich nur, wenn bei Annahme der Leistung Rechtsg&#252;ter des Arbeitgebers, seiner Familienangeh&#246;rigen oder anderer Arbeitnehmer gef&#228;hrdet werden, deren Schutz Vorrang vor den Interessen des Arbeitnehmers an der Erhaltung seines Verdienstes hat (zuletzt: BAG, Urteil vom 29.10.1937 - 2 AZR 144/87 - = NZA 1933, 465).</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">c) aa) Andererseits ist aber auch anerkannt, da&#223; der Arbeitgeber Arbeitsleistungen, die unter seiner Anordnung oder seiner Leitung vorzunehmen sind, so zu regeln hat, da&#223; der Arbeitnehmer gegen Gefahr gegen Leben und Gesundheit so weit gesch&#252;tzt ist, als die Natur der Arbeitsleistung es gestattet (BAG, Urteil vom 13.03.1967 - 2 AZR 133/86 - AP Nr. 15 zu &#167; 618 BGB). Handelt der Arbeitgeber dieser Pflicht schuldhaft zuwider, so ist er zum Schadensersatz verpflichtet (BAG, Urteil vom 27.02.1970 - 1 AZR 253/69 - AP Mr. 16 zu &#167; 618 BGB).</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Danach ist der Arbeitgeber gehalten, den Arbeitnehmer dann nicht zur Arbeitsleistung einzusetzen, wenn er arbeitsunf&#228;hig krank ist.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">bb) Hierzu hat das Bundesarbeitsgericht zum einen mit Urteil vom 10.05.1973 - 5 AZR 493/72 - AP Nr. 27 zu &#167; 615 BGB entschieden, da&#223; der Arbeitgeber dann in Annahmeverzug ger&#228;t, wenn der Arbeitnehmer objektiv arbeitsf&#228;hig ist, der Arbeitnehmer selbst zwar Zweifel an der eigenen Arbeitsf&#228;higkeit hat, sich aber gleichwohl zum Arbeitsangebot entschlie&#223;t und der Arbeitgeber nur subjektiv davon ausgeht, da&#223; der Arbeitnehmer arbeitsunf&#228;hig sei.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Denn das Bundesarbeitsgericht geht f&#252;r den Regelfall davon aus, da&#223; ein Arbeitnehmer nach einer Zeit der krankheitsbedingten Arbeitsunf&#228;higkeit wieder arbeitsf&#228;hig ist, wenn er tats&#228;chlich Arbeit leistet. Nimmt der Arbeitnehmer seine Arbeit wieder auf, sei der Verhinderungsfall - die krankheitsbedingte Arbeitsunf&#228;higkeit - im Regelfall beendet. Die tats&#228;chliche Arbeitsaufnahme sei f&#252;r die &#252;berwiegende Zahl aller F&#228;lle ein praktisch brauchbares Abgrenzungsmerkmal (BAG, Urteil vom 01.07.1333 - 5 AZR 468/80 - AP Nr. 54 zu &#167; 1 LohnFG, mwN.).</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Steht jedoch fest, da&#223; der Arbeitnehmer objektiv nicht arbeitsf&#228;hig ist, geht das Bundesarbeitsgericht zum anderen bei einer Arbeitsaufnahme davon aus, da&#223; dann ein mi&#223;gl&#252;ckter Arbeitsversuch vorliege, der keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ausl&#246;se (BAG, Urteil vom 01.07.1983 - 5 AZR 468/80 - aa&#252;.).</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">cc) Dabei liegt nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts eine Arbeitsunf&#228;higkeit aes Arbeitnehmers wegen Erkrankung dann vor, wenn ein Krankheitsgeschehen ihn au&#223;erstande setzt, die ihm nach dem Arbeitsvertrag obliegende Verpflichtung zu verrichten oder wenn er die Arbeit nur unter der Gefahr fortsetzen k&#246;nnte, in absehbarer Zeit seinen Zustand zu verschlimmern (BAG, Urteil vom 14.01.1972 - 5 AZR 264/71 - AP Nr. 12 zu &#167; 1 LohnFG; BAG, Urteil vom 25.06.1981 - 6 AZR 940/78 - AP Nr. 52 zu &#167; 616 BGB, zu II 4 der Gr&#252;nde).</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">dd) Nach dieser Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, der das Berufungsgericht folgt, liegt jedenfalls eine Arbeitsunf&#228;higkeit beim Arbeitnehmer in F&#228;llen, bei denen er die Arbeit nur unter der Gefahr verrichten bzw. fortsetzen kann, da&#223; sich in absehbarer naher Zeit sein Zustand verschlechtert, dann vor, wenn dem Arbeitnehmer entweder die Verschlimmerungsgefahr unmittelbar bewu&#223;t ist oder er doch zumindest Kenntnis von den Umst&#228;nden hat, aus denen &#228;rztlicherseits auf eine solche Verschlimmerungsgefahr geschlossen werden kann. Dies besagt im Umkehrschlu&#223;, da&#223; ein Arbeitnehmer dann, wenn er weder &#228;u&#223;ere Anhaltspunkte f&#252;r seine Erkrankung noch subjektiv irgendwelche Beschwerden hat, nicht aus Gr&#252;nden der Unzumutbarkeit als arbeitsunf&#228;hig angesehen werden kann (wie hier: LAG Berlin, Urteil vom 28.03.1988 - 8 Sa 72/87).</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Danach ist der Arbeitgeber zumindest dann, wenn die Arbeitsunf&#228;higkeit des Arbeitnehmers objektiv feststeht, dieses beiden Arbeitsvertragspar-</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Parteien bekannt ist, der Arbeitnehmer aber sehenden Auges gleichwohl arbeiten will, aus seiner F&#252;rsorgepflicht heraus verpflichtet, den Arbeitnehmer von dieser Arbeit abzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Ob dieses auch dann gilt, wenn die Arbeitsaufnahme durch den Arbeitnehmer nach einer in ihrer Aussagekraft sehr eingeschr&#228;nkten &#228;rztlichen Bekundung der Gesundheit des Arbeitnehmers abtr&#228;glich sein kann, kann hier dahingestellt bleiben (vgl. hierzu: LAG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 15.07.1988 - 6 Sa 370/83 - = DB 1988, 2368).</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">d) aa) Ausgehend hiervon ist zum einen mit dem Arbeitsgericht weiter davon auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger weder am 30.06.1987 noch danach f&#252;r die arbeitsvertraglich vereinbarten T&#228;tigkeiten eines Verbandsarbeiters beim Beklagten als arbeitsf&#228;hig anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Denn bei diesen T&#228;tigkeiten h&#228;tte der Kl&#228;ger unstreitig wie bisher von Juni bis zum Ende eines jeden Kalenderjahres M&#228;harbeiten durchf&#252;hren m&#252;ssen. Diese sind gr&#246;&#223;ten Teils an schr&#228;gen B&#246;schungen durchzuf&#252;hren, wodurch die Wirbels&#228;ule des Kl&#228;gers stark beansprucht worden w&#228;re. Weiter h&#228;tte der Kl&#228;ger von Januar bis Ende Mai eines jeden Kalenderjahres Rohre in den Gew&#228;sserprofilen verlegen, Ufergeh&#246;lz zur&#252;ckschneiden und an den Gew&#228;ssern neue Anpflanzungen vornehmen m&#252;ssen. Auch diese Arbeiten h&#228;tten die Wirbels&#228;ule des Kl&#228;gers stark belastet, da sie mit h&#228;ufigem B&#252;cken und ebenfalls mit schr&#228;ger K&#246;rperstellung an B&#246;schungen verbunden sind.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Aus der von den &#196;rzten John vor der beim Kl&#228;ger durchgef&#252;hrten Operation am 21.05.1985 ausgestellten Bescheinigung ergibt sich aber schon, da&#223; der Kl&#228;ger bereits zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage war, schwere k&#246;rperliche, die Wirbels&#228;ule belastende Arbeiten zu verrichten.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">An dieser k&#246;rperlichen Beeintr&#228;chtigung des Kl&#228;gers hat sich jedoch auch nach der im Januar 1986 durchgef&#252;hrten Operation nichts ge&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Dann der Facharzt Dr. 0. M.- Agua, der die Operation beim Kl&#228;ger durchgef&#252;hrt hat, kommt in seiner gegen&#252;ber dem Arbeitsgericht abgegebenen schriftlichen Stellungnahme vom 16.11.1907 zu dem Ergebnis, da&#223; der Kl&#228;ger seit M&#228;rz 1907 als voll wieder arbeitsf&#228;hig nur f&#252;r ganzt&#228;gige Arbeiten zu betrachten ist, die mit schwerem Heben und Tragen nicht verbunden sind und bei denen der Kl&#228;ger abwechselnd im Stehen und Sitzen in <span style="text-decoration:underline">geschlossenen</span> R&#228;umen arbeiten kann. Dies beruhe darauf, da&#223; die beim Kl&#228;ger operierte Wirbels&#228;ule nicht mehr wie eine gesunde zu belasten sei. F&#252;r T&#228;tigkeiten, die in langer Zeit eine geb&#252;ckte Haltung erforderten, sei der Kl&#228;ger nicht mehr geeignet.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Auskunft des Dr. u.M.- Agua stimmt auch die dem Arbeitsgericht abgegebene Stellungnahme der &#196;rzte John vom 16.11.1987 &#252;berein. Denn auch dort wird ausgef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger nur noch f&#252;r leichtere k&#246;rperliche Arbeiten seit M&#228;rz 1987 arbeitsf&#228;hig sei.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Zu diesem Ergebnis waren auch schon zuvor der Betriebs&#228;rztliche Dienst f&#252;r Krankenh&#228;user, Kliniken und &#214;ffentliche Verwaltungen und der Amtsarzt des Gesundheitsamtes des Kreises Minden-L&#252;bbecke aufgrund ihrer eigenen beim Kl&#228;ger durchgef&#252;hrten Untersuchungen, veranla&#223;t vom Beklagten, gekommen. So schlie&#223;t der Amtsarzt Dr. Lingesleben in seinem Gutachten vom 25.06.1987 ausdr&#252;cklich den bisherigen Einsatz des Kl&#228;gers als Verbandsarbeiter als mit seiner k&#246;rperlichen Beeintr&#228;chtigung nicht vereinbar aus.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Weiter haben die &#196;rzte John in der Bescheinigung f&#252;r das Rentenverfahren vom 14.04.1988 dem Kl&#228;ger dringend davon abgeraten, sich k&#246;rperlich zu belasten, damit die Wirbels&#228;ulenbeschwerden sich nicht verschlimmerten.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kommt der Vertrauensarzt Dr. Gudat in seinem Gutachten f&#252;r die LVA vom 18.04.1988 zu dem Ergebnis, da&#223; beim Kl&#228;ger auch nach der</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Aussteuerung durch die Krankenkasse zum 05.05.19C7 durchgehende Arbeits- unf&#228;hgikeit bez&#252;glich seiner bisherigen T&#228;tigkeiten als Verbandsarbeiter bestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger sich nun darauf beruft, da&#223; die LVA seinen Rentenantrag mit Bescheid vom 07.09.1938 abgelehnt habe, weil er noch in der Lage sei, leichte bis gelegentlich mittelschwere T&#228;tigkeiten ohne h&#228;ufiges B&#252;cken durchf&#252;hren zu k&#246;nnen und deswegen seine Erwerbsf&#228;higkeit nicht auf weniger als die H&#228;lfte eines vergleichbaren Versicherten herabgesunken sei, kann er hieraus nichts f&#252;r seine Arbeitsf&#228;higkeit als Verbandsarbeiter herleiten.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Denn erwerbsunf&#228;hig ist, wer infolge von Krankheit oder anderen Gebrechen oder von der Schw&#228;che seiner k&#246;rperlichen oder geistigen Kr&#228;fte auf nicht absehbare Zeit eine Erwerbst&#228;tigkeit in gewisser Regelm&#228;&#223;igkeit nicht mehr aus&#252;ben oder nicht mehr als nur geringf&#252;gige Eink&#252;nfte durch Erwerbst&#228;tigkeit erzielen kann (vgl. &#167; 1247 Abs. 2 RVO). Die Erwerbsunf&#228;higkeit setzt somit nicht voraus, da&#223; der Arbeitnehmer eine bisher vertraglich geschuldete T&#228;tigkeit nicht mehr aus&#252;ben kann. Bei Pr&#252;fung der Erwerbsunf&#228;higkeit findet keine Beschr&#228;nkung auf den bisherigen Beruf oder, wie dies bei der Berufsunf&#228;higkeit nach &#167; 1246 Abs. 2 RVO die Regel ist, auf die Berufsgruppe statt (vgl. Brackmann, Handbuch der Sozialversicherung Bd. II, S. 392 und Bd. III, S. 682 g).</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage war das Berufungsgericht auch nicht gehalten, dem vom Kl&#228;ger im Berufungstermin gestellten Antrag, bez&#252;glich der Einsatzf&#228;higkeit des Kl&#228;gers als Verbandsarbeiter beim Beklagten ein &#228;rztliches Sachverst&#228;ndigengutachten einzuholen, nachzugehen. Denn nach &#167; 144 ZPO entscheidet das Gericht nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen dar&#252;ber, ob es einen Sachverst&#228;ndgen zuziehen will. Hiervon konnte abgesehen werden, da der Sachverst&#228;ndige nur die Aufgabe gehabt h&#228;tte, aufgrund seiner besonderen Sachkunde festzustellen, ob der Kl&#228;ger in dem hier fraglichen Zeitraum f&#252;r die T&#228;tigkeiten als Verbandsarbeiter beim Beklagten arbeitsunf&#228;hig war. Aufgabe des Sachverst&#228;ndigen w&#228;re es gewesen, eins tats&#228;chliche Grundlage f&#252;r die Schlu&#223;folgerung des Berufungsgerichts zu schaffen, ob der Kl&#228;ger arbeitsunf&#228;hig ist (vgl. BAG, Urteil vom 01.07.1933 - 5 AZR 4G8/80 -, aaO.). Diese Grundlage war f&#252;r das Berufungsgericht jedoch schon durch die vorliegenden &#228;rztlichen Ausk&#252;nfte und Gutachten, die vom Kl&#228;ger substantiiert nicht angegriffen sind, geschaffen.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">bb) Der Beklagte war vorliegend auch zum anderen nicht gehalten, den Kl&#228;ger als Vorarbeiter oder als Baggerfahrer einzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Zwar ist zum K&#252;ndigungsrecht anerkannt, da&#223; eine arbeitgeberseitige K&#252;ndigung nach &#167; 1 Abs. 2 Nr. 1 b KSchG auch dann sozial ungerechtfertigt ist, wenn der Arbeitnehmer an einem anderen Arbeitsplatz in demselben Betrieb oder in einem anderen Betrieb des Unternehmens weitgerbesch&#228;ftigt werden kann (BAG, Urteil vom 22.07.1902 - 2 AZR 30/81 - AP Nr. 5 zu &#167; 1 KSchG 1969 Verhaltensbedingte K&#252;ndigung). Auch eine K&#252;ndigung aus Krankheitsgr&#252;nden w&#228;re sozialwidrig, wenn diese Weiterbesch&#228;ftigungsm&#246;glich- keit auf einem anderen Arbeitsplatz f&#252;r den Arbeitgeber best&#252;nde (BAG, Urteil vom 05.08.1976 - 3 AZR 110/75 - AP Nr. 1 zu &#167; 1 KSchG 1969 Krankheit, zu II 3 der Gr&#252;nde; Rost, K&#252;ndigung und K&#252;ndigungsschutz in der betrieblichen Praxis, 2. Aufl., III 2 g, S. 84 f).</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Dieser Rechtsgedanke ist auch auf den vorliegenden Fall einer tats&#228;chlichen Besch&#228;ftigung des Kl&#228;gers auf einem anderen freien Arbeitsplatz durch den Beklagten &#252;bertragbar, will man dem oben angef&#252;hrten Grundsatz des Anspruchs auf tats&#228;chliche Besch&#228;ftigung w&#228;hrend des bestehenden Arbeitsverh&#228;ltnisses Geltung verleihen.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Dabei hat dann der Kl&#228;ger wie im K&#252;ndigungssrechtsstreit auch hier die Aufgabe, im einzelnen darzulegen und notfalls zu beweisen, wie seine Weiterbesch&#228;ftigung auf einem anderen freien Arbeitsplatz beim Beklagten m&#246;glich war oder ist. Hierf&#252;r gen&#252;gt nicht, da&#223; er aus Gr&#252;nden der F&#252;rsorgepflicht das Beklagten seine Weiterbesch&#228;ftigung durch den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks"><strong>begehrt (BAG, Urteil vom 05.08.1975 - 3 AZR 110/75 -, aaO; BAG, Urteil vom 03.02.1977 - 2 AZR 476/75 - AP Nr. 4 zu &#167; 1 KSchG 1969 Betriebsbedingte K&#252;ndigung, zu II 2 a der Gr&#252;nde).</strong></p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks"><strong>Da&#223; solche vom Kl&#228;ger aufgrund seiner k&#246;rperlichen Behinderung einnehmbare freien Arbeitspl&#228;tze ab dem 30.06.1987 vorhanden waren oder sind, hat aber die vor dem Berufungsgericht durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme nicht ergeben.</strong></p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks"><strong>Soweit sich der Kl&#228;ger n&#228;mlich zweitinstanzlich auf den Arbeitsplatz des Vorarbeiters Buckentin beruft, hat die Beweisaufnahme eindeutig die Behauptung des Beklagten best&#228;tigt, da&#223; auch dieser Vorarbeiter T&#228;tigkeiten wie ein Verbandsarbeiter mitzuerledigen hat. Denn sp&#228;testens seit 1986 hat der Vorarbeiter Buckentin nach seiner Zeugenaussage nur noch in ganz geringem Umfang Schreibarbeiten zu erledigen. Ganz &#252;berwiegend arbeitet er wie die anderen Verbandsarbeiter. Diese T&#228;tigkeiten kann der Kl&#228;ger jedoch nach Vorstehendem aus gesundheitlichen Gr&#252;nden nicht aus&#252;ben.</strong></p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks"><strong>Insoweit der Kl&#228;ger erstmals in der Berufungsinstanz geltend macht, der Beklagte k&#246;nne ihn zuk&#252;nftig als Baggerfahrer einsetzen, ist durch die Parteivernehmung des Verbandsvorstehers Hesselmeier des Beklagten nachgewiesen, da&#223; der Beklagte den neuen Bagger Ende August 1988 nur als Ersatz f&#252;r einen alten Bagger angeschafft hat. Der alte Bagger soll sp&#228;testens Ende 1988 stillgelegt werden. Damit steht aber fest, da&#223; ein weiterer Arbeitsplatz f&#252;r einen Baggerfahrer vom Beklagten nicht geschaffen worden ist. Ein zuk&#252;nftiger Einsatz des Kl&#228;gers auf dem freien Arbeitsplatz eines Baggerfahrers ist nicht gegeben. Der vor&#252;bergehende Einsatz des Kl&#228;gers auf dem alten Bagger bis l&#228;ngstens Ende 1988 war dem Beklagten nicht zumutbar, da hierf&#252;r ein bereits ausgebildeter Ersatzbaggerfahrer dem Beklagten zur Verf&#252;gung stand und eine erforderliche Einarbeitung des Kl&#228;gers f&#252;r die T&#228;tigkeiten eines Baggerfahrers wegen der K&#252;rze des zus&#228;tzlichen Einsatzes des alten Baggers nicht vertretbar war.</strong></p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht hatte keine Veranlassung, an der Richtigkeit der Zeugenaussage des Herrn Buckentin und der Parteiaussage des Herrn Hesselmeier zu zweifeln. Sie haben beide ruhig und &#252;berlegend ihre Aussagen gemacht. Anhaltspunkte gegen die Richtigkeit ihrer Aussagen hat der Kl&#228;ger nicht dargetan.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">cc) Sollte der Kl&#228;ger schlie&#223;lich der Auffassung sein, der Beklagte sei aufgrund einer gesteigerten F&#252;rsorgepflicht ihm gegen&#252;ber verpflichtet, f&#252;r ihn einen neuen Arbeitsplatz einzurichten, der seinen gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen gerecht w&#252;rde, kann er hiermit ebenfalls nicht erfolgreich durchdringen.</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Zwar wird in der Rechtslehre die Auffassung vertreten, da&#223; sich etwa aus Arbeitsunf&#228;llen dann eine gesteigerte Verpflichtung f&#252;r den Arbeitgeber gegen&#252;ber dem Arbeitnehmer bis hin zur Einrichtung eines neuen Arbeitsplatzes ergebe, wenn der Arbeitgeber den eingetretenen Arbeitsunfall zu vertreten habe (vgl.: Lepke, K&#252;ndigung bei Krankheit, 7. Aufl., S. 18; Weiler, Das Arbeitsrecht der Gegenwart, 1982, S. 77, 89).</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Aber vorliegend beruht die Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers nicht einmal auf einem Arbeitsunfall des Kl&#228;gers, den er bei der Aus&#252;bung der T&#228;tigkeiten im Arbeitsverh&#228;ltnis zum Beklagten erlitten h&#228;tte. Die Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers ist vielmehr unstreitig auf seine Erkrankung im Kindesalter zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">dd) Soweit der Kl&#228;ger schlie&#223;lich geltend macht, die unterbliebene Besch&#228;ftigung durch den Beklagten versto&#223;e gegen &#167; 15 KSchG, ist dieses nicht verst&#228;ndlich. Denn unstreitig ist bisher seitens des Beklagten eine K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses zum Kl&#228;ger nicht ausgesprochen worden.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Sollte der Kl&#228;ger jedoch hiermit geltend machen wollen, in seiner Nicht- besch&#228;ftigung durch den Beklagten sei eine unzul&#228;ssige Benachteiligung wegen seiner Mitgliedschaft im Personalrat zu sehen, geht auch ein solches Vorbringen ins Leere. Denn der Kl&#228;ger kann vom Beklagten nicht allein deshalb eine tats&#228;chliche Besch&#228;ftigung verlangen, weil er dem Personalrat angeh&#246;rt. Die Bejahung eines solchen Anspruches w&#252;rde n&#228;mlich wieder gegen das Verbot der Beg&#252;nstigung von Personalr&#228;ten gegen&#252;ber den anderen Mitarbeitern versto&#223;en, da der Kl&#228;ger auch ohne tats&#228;chliche Besch&#228;ftigung durch den Beklagten seine Aufgaben als Personalratsmitglied aus&#252;ben kann (LAG Berlin, Urteil vom 20.07.1978 - 9 Sa 55/78 - AP Mr. 6 zu &#167; 611 BGB Besch&#228;ftigungspflicht). Da&#223; der Beklagte den Kl&#228;ger an der Aus&#252;bung seiner Personalratsaufgaben seit der Nichtbesch&#228;ftigung gehindert h&#228;tte, wird nicht einmal vom Kl&#228;ger behauptet.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">3. Steht dem Kl&#228;ger jedoch nach Vorstehendem seit dam 30.06.1987 kein Besch&#228;ftigungsanspruch gegen&#252;ber dem Beklagten deswegen zu, weil er die aufgezeigten arbeitsvertraglich geschuldeten Leistungen aus Krankheitsgr&#252;nden nicht erbringen konnte, ist auch der Zahlungsanspruch des Kl&#228;gers aus dem Gesichtspunkt des Annahmeverzuges nach &#167; S15 BGB i.V.m. &#167;&#167; 295, 296 BGB unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Zwar ist mit der inzwischen als gefestigt anzusehenden Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts davon auszugehen, da&#223; es nach &#167; 236 BGB keines Angebotes der Arbeitsleistung durch den Arbeitnehmer gegen&#252;ber dem Arbeitgeber bedarf, wenn der Arbeitgeber ihm keinen funktionsf&#228;higen Arbeitsplatz zur Verf&#252;gung stellt und ihm keine Arbeit zuweist (BAG, Urteil vom 09.08.1984 - 2 AZR 374/83 - BAG 46, 234 = AP Nr. 24 zu &#167; 615 BGB; BAG, Urteil vom 21.03.1985 - 2 AZR 201/34 - AP Nr. 35 zu &#167; 615 BGS). Nach &#167; 297 BGB kommt der Arbeitgeber aber dann nicht in Verzug, wenn der Arbeitnehmer zur Zeit des Angebots oder im Falle des &#167; 29S 3GB zu der f&#252;r die Handlung des Arbeitgebers bestimmten Zeit au&#223;erstande ist, die Leistung zu bewirken. Denn die Unm&#246;glichkeit der Leistung durch den Arbeitnehmer und der Annahmeverzug durch den Arbeitgeber schlie&#223;en sich gegenseitig aus (SAG, Urteil vom 06.03.1974 - 5 AZR 313/73 - AP Nr. 29 zu &#167; 615 BGB).</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">4. Die Kosten seines erfolglosen Rechtsmittels und der unbegr&#252;ndeten Klageerweiterung hat der Kl&#228;ger nach &#167;&#167; 91, 97 ZPO zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde f&#252;r die Zulassung der Revision nach &#167; 72 Abs. 2 ZPO sind nicht ersichtlich. Insbesondere liegt keine Abweichung zu dem angef&#252;hrten Urteil des Landesarbeitsgerichts Rheinland-Pfalz vom 15.07.1938 - 6 Sa 370/08 -, aaO., aus den dargelegten Gr&#252;nden vor.</p>
315,312
olgk-1988-11-09-27-u-7788
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 77/88
"1988-11-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:09"
"2022-10-18T15:08:37"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1988:1109.27U77.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.</p> <p></p> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird unter teilweiser Zur&#252;ckweisung der Berufung der Beklagten zu 1) das am 17. Februar 19B8 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Aachen - 4 O 140/86 - teilweise ge&#228;ndert und wie folgt gefasst: </p> <p></p> <p> </p> <p>1.</p> <p>Die Beklagten zu 1) und 3) werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;ger 5.946,13 DM nebst 4 % Zinsen von 5.116,13 DM seit dem 16. Januar 1986 und von 830,00 DM seit dem 26. November 1986 zu zahlen. </p> <p></p> <p>2. </p> <p>Die gegen die Beklagten zu 1) und 3) gerichteten Antr&#228;ge der Kl&#228;ger zu II. 2, 3 und 4 sind dem Grunde nach gerechtfertigt. </p> <p></p> <p>3. </p> <p>Es wird festgestellt, dass die Beklagten zu 1) und 3) als Gesamtschuld-ner verpflichtet sind, den Kl&#228;gern alle weiteren Sch&#228;den zu ersetzen, die ihnen aus der fehlerhaften &#228;rztlichen Behandlung der am 19. August 1985 verstorbenen Frau N. M. entstehen werden, soweit die Anspr&#252;che nicht auf Dritte &#252;bergegangen sind. </p> <p></p> <p>II. </p> <p></p> <p>Die gegen den Beklagten zu 2) gerichtete Berufung der Kl&#228;ger wird zu-r&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Sie haben die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten aus beiden Rechtsz&#252;gen je zur H&#228;lfte zu tragen. </p> <p></p> <p>III. </p> <p></p> <p>Die weitere Entscheidung bleibt dem Schlussurteil vorbehalten. </p> <p></p> <p>IV.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagten zu 1) und 3) d&#252;rfen die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 7.000,00 DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leisten. </p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger d&#252;rfen die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 13.500,00 DM abwenden, wenn nicht der Beklagte zu 2) vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet. </p> <p> </p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger nehmen die Beklagten auf Schadensersatz wegen &#228;rztlicher Fehler bei der Behandlung der am 19. August 1985 verstorbenen Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) und Mutter des Kl&#228;gers zu 2) in Anspruch. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Diese war seit Fr&#252;hjahr 1985 schwanger. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 15. August 1985 wurde bei einer Ultraschalluntersuchung im Klinikum der Beklagten zu 3) der Tod des Kindes festgestellt. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) begab sich daraufhin noch am selben Tag zur Vornahme der Geburtsaussto&#223;ung in die station&#228;re Behandlung bei der Beklagten zu 3). </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vor ihrer station&#228;ren Aufnahme unterzeichnete sie eine Verpflichtungserkl&#228;rung, in der sie als gesondert zu berechnende Wahlleistung die private, per- s&#246;nliche Behandlung durch die liquidationsberechtigten Klinik&#228;rzte beantragte. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der vorgedruckten Verpflichtungserkl&#228;rung erkl&#228;rte sie sich gleichzeitig mit der Geltung der Aufnahmebedingungen der Beklagten zu 3) einverstanden. Darin hei&#223;t es unter Ziffer 4 Abs. 2 und 3 u. a.: </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">(2) Jeder Kranke hat die M&#246;glichkeit, sich auf seinen ausdr&#252;cklichen schriftlichen Wunsch gegen ein besonderes Honorar von einem liquidationsberechtigten Professor der medizinischen Einrichtungen nach dessen schriftlicher Zustimmung privat behandeln zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">(3) Die Wahlleistung "pers&#246;nliche Behandlung durch die liquidationsberechtigten Professoren der medizinischen Einrichtungen" erstreckt sich auch auf die Leistungen aller anderen eventuell an der Behandlung beteiligten liquidationsberechtigten Professoren. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Unter Nr. 13 Abs. 2 hei&#223;t es weiter, dass von der Haftung der Beklagten zu 3) Sch&#228;den ausgeschlossen sind, die "durch Liquidationsberechtigte Professoren sowie deren Beauftragte infolge der pers&#246;nlichen privaten Behandlung durch diese verursacht werden ... ". </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Am Vormittag des 15. August 1985 fand zwischen dem Zeugen Prof. Dr. K. und der Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) zun&#228;chst eine Besprechung &#252;ber die M&#246;glichkeit eines Eingriffs zur Geburtsaussto&#223;ung statt. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im Verlaufe des Tages wurde diese sodann unter Beteiligung des Zeugen Prof. Dr. K. eingeleitet. Am 16. August 1985 um 1.40 Uhr wurde die Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) von einem toten Feten entbunden. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Als bei ihr in der Folgezeit st&#228;rkere Blutungen auftraten, gab ein Oberarzt der Gyn&#228;kologie die Anweisung zur Durchf&#252;hrung einer Abrasio. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1), die als erste diensthabende An&#228;sthesistin t&#228;tig war und 10 Tage vor der Ablegung ihrer Facharztpr&#252;fung stand, wurde dar&#252;ber gegen 2.30 Uhr verst&#228;ndigt. Sie informierte daraufhin den zweiten diensthabenden Narkosearzt Dr. O.. Beide begannen gegen 2.45 Uhr mit der Vorbereitung der Narkose zur Durchf&#252;hrung des Eingriffs. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nachdem Dr. O. die Patientin ca. 3 Minuten mit 100 % Sauerstoff prae oxygeniert hatte, leitete er die Narkose ein. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) entschied sich f&#252;r eine Intubationsnarkose, weil sie aufgrund der vorangegangenen Schwangerschaft die Gefahr einer Aspiration bei der Patientin bef&#252;rchtete. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) nach der Gabe von Narkosemitteln eingeschlafen und relaxiert war, f&#252;hrte Dr. O. die Intubation durch. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er konnte dabei die Stimmritzen der Patientin nicht einsehen und f&#252;hrte den Tubus ohne direkte Sicht ein. Dabei kam es zu einer oesophagealen Intubation, wie bei der Bel&#252;ftungskontrolle der Lunge festgestellt wurde. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Patientin wurde daraufhin wieder extubiert und &#252;ber die Maskenbeatmung mit 100 % Sauerstoff versorgt, woraufhin sich eine Lippenzyanose wieder zur&#252;ckbildete. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Anschlie&#223;end unternahm die Beklagte zu 1) einen zweiten Intubationsversuch, der ebenfalls misslang. Die Patientin wurde erneut mit der Maske beatmet; gleichzeitig - etwa gegen 3.20 Uhr - 3.25 Uhr - wies die Beklagte zu 1) Dr. O. an, den Beklagten zu 4) herbeizurufen, der auf der Intensivstation der Abteilung An&#228;sthesiologie t&#228;tig war. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dieser erschien etwa um 3.30 Uhr und nahm ebenfalls einen erfolglosen Intubationsversuch vor. Nach dem sodann durchgef&#252;hrten vierten Intubationsversuch ging der Beklagte zu 4) davon aus, dass ihm die regelrechte Intubation der Patientin gelungen war. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die anschlie&#223;ende &#220;berpr&#252;fung ergab bei der Thoraxkompression ein Entweichen von Luft aus dem Tubus. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) best&#228;tigte nach Abh&#246;ren der Lunge mit einem Stethoskop die seitengleiche Bel&#252;ftung des Thorax. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach wenigen Minuten wurde die Patientin jedoch lippenzyanotisch und nach etwa 10 Minuten bradycard. Die Pulsfrequenz sank und es kam zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Durchgef&#252;hrte Reanimationsma&#223;nahmen, die zun&#228;chst h&#228;modynamisch wirksam waren, f&#252;hrten schlie&#223;lich zu keiner Verbesserung des Zustandes der Patientin. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) wies Dr. O. an, die diensthabende Ober&#228;rztin hinzuzurufen, die nach ca. 5 - 7 Minuten erschien. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie stellte die oesophageale Lage des Tubus fest und gab dem Beklagten zu 4) die Anweisung, neben dem im Oesophagus liegenden Tubus einen weiteren Tubus in die Trachea einzuf&#252;hren. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Daraufhin gelang gegen 3.55 Uhr die regelrechte Intubation der Patientin, deren Herz-Kreislaufzustand sich stabilisierte. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung des operativen Eingriffs wurde die Patientin auf die Intensivstation der An&#228;sthesiologie verlegt. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Bei der anschlie&#223;enden neurologischen Untersuchung der Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) wurde ein irreversibler hypoxischer Hirnschaden festgestellt, worauf am 19. August 1985 nach 72-st&#252;ndiger Frist nach Feststellung des Hirntodes die Beatmung der Patientin beendet wurde. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zur Zeit des Narkosevorfalls bestand in der Abteilung An&#228;sthesiologie der Beklagten zu 3), die vom Beklagten zu 2) als Chefarzt geleitet wird, eine innerdienstliche Anordnung, wonach zur Behandlung von Privatpatienten stets der diensthabende Oberarzt hinzuzuziehen ist. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tod der Ehefrau stellte der Kl&#228;ger zu 1) zur Haushalts- und Kinderbetreuung Aushilfskr&#228;fte ein. Daf&#252;r sind ihm Kosten entstanden, die er in erster Instanz mit 21.116,05 DM beziffert hat. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Von den Beerdigungskosten mussten die Kl&#228;ger einen Eigenanteil in H&#246;he von 5.116,13 DM tragen und wendeten f&#252;r die Grabausstattung und -pflege dar&#252;ber hinaus 1.239,00 DM auf. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Mit Beginn des Monats September 1987 stellte der Kl&#228;ger zu 1) eine ganzt&#228;gige Haushalts- und Betreuungskraft ein, an die er monatlich einschlie&#223;lich Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung 2.004,39 DM zahlt. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Als Tr&#228;ger des Krankenhauses haben die Kl&#228;ger zun&#228;chst das Land Nordrhein-Westfalen in Anspruch genommen. Im Wege des Parteiwechsels ist an dessen Stelle sp&#228;ter die jetzige Beklagte zu 3) getreten. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben geltend gemacht, den Beklagten zu 1) und 4) seien schuldhafte Fehler bei der Behandlung der Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) unterlaufen. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Insbesondere sei die Beklagte zu 1) verpflichtet gewesen, zur Durchf&#252;hrung der Narkose die diensthabende Ober&#228;rztin hinzuzuziehen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) sei Privatpatientin des Beklagten zu 2) gewesen. Sie habe mit dem Zeugen Prof. Dr. K. einen privat&#228;rztlichen Behandlungsvertrag geschlossen, der sich nach den Aufnahmebedingungen der Beklagten zu 3) auch auf den Beklagten zu 2) erstreckt habe. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Zustandekommen eines privat&#228;rztlichen Behandlungsvertrages sei nicht dadurch gehindert, dass der Zeuge Prof. Dr. K. - wie unstreitig ist - seine Zustimmung nach Ziffer 4 Abs. 2 der Aufnahmebedingungen nicht schriftlich erkl&#228;rt habe. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten seien verpflichtet, ihnen die bisher entstandenen Kosten und ab 1. September 1987 monatlich jeweils weitere 2.004,39 DM zu erstatten. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sie haben beantragt, </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">9.101,33 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16. Januar 1986, </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">5.944,46 DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung der Klageerweiterung vom </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">11. September 1986 - am 18. September 1986 an die Beklagte zu 3), am 26. November 1986 an die Beklagten zu 1) und 2) und am 17. M&#228;rz 1987 an den Beklagten zu 4) -, </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">c) </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">6.104,18 DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung der Klageerweiterung vom 17. M&#228;rz 1987 - am 30. M&#228;rz 1987 an den Beklagten zu 4), am 13. Mai 1987 an die &#252;brigen Beklagten -, </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">d) </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">6.321,21 DM nebst 8 % Zinsen seit Zustellung der Klageerweiterung vom 30. September 1987 - am 5. Oktober 1987 an die Beklagten zu 2) - 4), am 6. Oktober 1987 an die Beklagte zu 1) - sowie </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">e) </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">beginnend ab September 1987 zum 30. eines jeden Monats 2.004,39 DM nebst 8 % Zinsen aus dem jeweiligen Teilbetrag am Ende eines jeden Monats zu zahlen, </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass die Beklagten verpflichtet sind, ihnen jeglichen Schaden zu ersetzen, der ihnen aus der fehlerhaften &#228;rztlichen Behandlung der am 19. August 19B5 verstorbenen Frau N. M. entstehen wird, soweit die Anspr&#252;che nicht auf Dritte &#252;bergegangen sind. </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt, </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Sie haben geltend gemacht, &#228;rztliche Behandlungsfehler seien f&#252;r den Tod der Patientin nicht urs&#228;chlich geworden; es habe sich vielmehr um einen schicksalhaften Verlauf gehandelt. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hat die Beklagte zu 1) behauptet, sie habe bei der Behandlung keine Information dar&#252;ber besessen, dass die Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) Privatpatientin gewesen sei. </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) hat behauptet, ein privat&#228;rztlicher Behandlungsauftrag zwischen der Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) und ihm sowie dem Zeugen Prof. Dr. K. sei nicht zustande gekommen. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Durchf&#252;hrung einer Beweisaufnahme der Klage des Kl&#228;gers zu 1) gegen die Beklagte zu 1) im Wesentlichen stattgegeben. </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Soweit auch der Kl&#228;ger zu 2) Ersatz der Kosten f&#252;r die Aushilfs- und Betreuungskr&#228;fte begehrt hat, hat es die Klage ebenso wie die Klage des Kl&#228;gers zu 1) gegen die &#252;brigen Beklagten abgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, die Beklagte zu 1) sei zum Schadensersatz verpflichtet, weil sie die Ober&#228;rztin Frau Dr. P. nicht schon nach dem zweiten Intubationsversuch hinzugezogen habe. Dem Beklagten zu 2) komme dagegen das Haftungsprivileg des &#167; 839 Abs. 1 Satz 2 BGB zugute. Die Haftung der Beklagten zu 3) sei nach Nr. 13 der Aufnahmebedingungen ausgeschlossen. Der Beklagte zu 4) hafte nicht, weil nicht bewiesen sei, dass ein schuldhaftes Verhalten des Beklagten zu 4) f&#252;r die hypoxische Hirnsch&#228;digung der Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) urs&#228;chlich geworden sei. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger zu 2) st&#252;nden mangels eines materiellen Schadens keine weitergehenden Anspr&#252;che zu. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Gegen das der Beklagte zu 1) am 1. M&#228;rz 1988 und den Kl&#228;gern am 3. M&#228;rz 1988 zugestellte Urteil, auf das im &#220;brigen Bezug genommen wird, haben jene am 18. M&#228;rz 1988 und die Kl&#228;ger am 5. April 1988 (Osterdienstag) Berufung eingelegt. </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat ihre Berufung nach entsprechender Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist am 18. Mai 1988 und die Kl&#228;ger haben ihre Berufung nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 5. Juni 1988 am 6. Juni 1988, einem Montag, begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) verfolgt ihr erstinstanzliches Ziel, die Klage abzuweisen, weiter. Sie meint, sie sei nicht verpflichtet gewesen, nach dem zweiten Intubationsversuch die Ober&#228;rztin hinzuzurufen, und verneint die Urs&#228;chlichkeit der Unterlassung f&#252;r den Tod von Frau M.. </p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise beruft sie sich auf &#167; 839 Abs. 1 Satz 2 BGB, da die Beklagte zu 3) ebenfalls hafte. Sie wendet sich gegen die Auffassung des Landgerichts, deren Haftung sei nach Nr. 13 der Aufnahmebedingungen ausgeschlossen. </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Frau M. habe die &#228;rztlichen Wahlleistungen nur zus&#228;tzlich in Anspruch nehmen, aber nicht die Beklagte zu 3) aus der Haftung entlassen wollen. Nr. 13 der Aufnahmebedingungen sei zudem &#252;berraschend und versto&#223;e gegen das AGB-Gesetz. </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Anwendung des &#167; 839 Abs. 1 Satz 2 BGB kommt es nicht darauf an, dass sie als Angestellte und nicht als beamtete &#196;rztin besch&#228;ftigt gewesen sei. </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">F&#252;r Angestellte, denen ein &#246;ffentliches Amt &#252;bertragen worden sei, k&#228;men die gleichen Grunds&#228;tze wie f&#252;r Beamte zur Anwendung. </p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt, </p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage in vollem Umfang abzuweisen und die Berufung der Kl&#228;ger zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen, </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">I. </p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zu 1) zur&#252;ckzuweisen; </p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">II. </p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des landgerichtlichen Urteils die Beklagten zu 1), 2), 3) und 4) zu verurteilen, </p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;ger als Gesamtgl&#228;ubiger 5.946,13 DM nebst 4 % Zinsen von 5.116,13 DM seit dem 16. Januar 1986 und von 830,00 DM seit dem 26. November 1986, </p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;ger als Gesamtgl&#228;ubiger 45.167,73 DM nebst 4 % Zinsen von 3.985,20 DM seit dem 16. Januar 1986, 4 % Zinsen von 4.837,46 DM seit dem 26. November 1986, 4 % Zinsen von 5.972,18 DM seit dem 13. Mai 1987 und 8 % Zinsen von 6.331,21 DM seit dem 8. Oktober 1987, </p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;ger als Gesamtgl&#228;ubiger monatlich 2.004,39 DM beginnend am 1. September 1988 und endend am 25. Januar 1998, f&#228;llig jeweils zum Monatsende, nebst 4 % Zinsen jeweils ab F&#228;lligkeit, </p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">4. </p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;ger als Gesamtgl&#228;ubiger weitere 1.637,17 DM nebst 5 % Zinsen ab 1. August 1988 als Gesamtschuldner zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">III. </p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Unter Ab&#228;nderung des landgerichtlichen Urteils festzustellen, dass die Beklagten zu 1), 2), 3) und 4) als Gesamtschuldner verpflichtet sind, den Kl&#228;gern alle dar&#252;ber hinausgehenden Sch&#228;den zu ersetzen, die ihnen aus der fehlerhaften &#228;rztlichen Behandlung der am 19. August 1985 verstorbenen Frau N. M. entstehen werden, soweit die Anspr&#252;che nicht auf Dritte &#252;bergegangen sind. </p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigen das angefochtene Urteil gegen die Berufung der Beklagten zu 1), erg&#228;nzen und vertiefen ihren Vortrag aus erster Instanz und weisen darauf hin, dass der Strafbefehl gegen die Beklagte zu 1) wegen fahrl&#228;ssiger T&#246;tung &#252;ber 12.000,00 DM rechtskr&#228;ftig sei. </p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Sie sind der Auffassung, die Beklagte zu 3) hafte f&#252;r die Beklagte zu 1) aus &#167; 831 BGB, f&#252;r den Beklagten zu 2) aus &#167;&#167; 31, 831 BGB. </p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Meinung des Landgerichts sei zwischen Frau M. und dem Zeugen Prof. Dr. K. &#252;berhaupt kein Vertrag, jedenfalls kein gespaltener Arzt/Krankenhausvertrag, sondern allenfalls ein Arztzusatzvertrag zustande gekommen. </p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) hafte auch wegen Organisationsm&#228;ngeln; sie h&#228;tte eine ordnungsgem&#228;&#223;e &#220;berwachung der Assistenz&#228;rzte und die Durchf&#252;hrung ihrer Anordnung, bei Privatpatienten grunds&#228;tzlich den diensthabenden Oberarzt hinzuziehen, sicherstellen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Auch der Beklagte zu 2) m&#252;sse f&#252;r den Schaden einstehen. Auf das Verweisungsprivileg des &#167; 839 Abs. 1 Satz 2 BGB k&#246;nne er sich im Fall des gespaltenen Arzt/Krankenhausvertrages nicht berufen. Es geh&#246;re nicht zu den Amtspflichten des Chefarztes, Privatpatienten zu behandeln. </p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Der erweiterte Klageantrag sei der zeitlichen Entwicklung bis August 1987 (wohl richtig 1988) angepasst. </p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, obwohl die Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1) ein Antiquit&#228;tengesch&#228;ft in Aachen betrieben habe, habe sie wegen der &#214;ffnungszeiten von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr und 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr und durch den Einsatz von Aushilfskr&#228;ften in vollem Umfang ihren haushaltlichen und m&#252;tterlichen Pflichten nachkommen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Entsprechend gering seien die Einnahmen aus dem Gesch&#228;ft gewesen. Im Jahre 1984 habe sie einen Gewinn von Steuern von 25.497,00 DM erzielt. Wegen der nach dem Tod seiner Ehefrau eingetretenen Verluste habe der Kl&#228;ger zu 1) als Erbe sich im Jahre 1988 entschlossen, das Gesch&#228;ft zu schlie&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten zu 2) und 3) beantragen, </p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Kl&#228;ger zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) verteidigt das ihr g&#252;nstige Urteil und wiederholt und erg&#228;nzt ihren erstinstanzlichen Vortrag. </p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt den Haftungsausschluss im Fall des ihrer Ansicht nach hier vorliegenden gespaltenen Arzt/Krankenhausvertrages f&#252;r wirksam, weil er in den Aufnahmebedingungen deutlich durch Fettdruck hervorgehoben sei. </p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, Frau M. seien auch die Bedingungen ausgeh&#228;ndigt worden, was diese ausdr&#252;cklich best&#228;tigt habe. </p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsstreit zwischen den Kl&#228;gern und dem Beklagten zu 4) ist durch Beschluss vom 5. Oktober 1988 auf Antrag dieser Parteien zum Ruhen gebracht worden. </p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Wegen aller &#252;brigen Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, die Strafakten 30 Cs 83/87 AG Aachen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind, das angefochtene Urteil und die Sitzungsniederschriften Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Sowohl die Berufung der Kl&#228;ger als auch die Berufung der Beklagten zu 1) ist zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten zu 1) ist unbegr&#252;ndet, soweit sie sich gegen ihre Verurteilung zur Zahlung der Beerdigungskosten von 5.946,13 DM und im &#220;brigen gegen ihre Verurteilung dem Grunde nach und gegen die vom Landgericht ausgesprochene Feststellung wendet. </p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt es f&#252;r angebracht, &#252;ber die Beerdigungskosten und den Feststellungsantrag gem&#228;&#223; &#167; 301 Abs. 1 ZPO durch Teilurteil und gem&#228;&#223; &#167; 304 Abs. 1 ZPO &#252;ber den Grund der auch der H&#246;he nach streitigen &#252;brigen Klageanspr&#252;che vorab zu entscheiden. Das gleiche gilt f&#252;r die Klageanspr&#252;che der Kl&#228;ger gegen die Beklagten zu 2) und 3). </p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">1 a) </p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat mit Recht die Beklagte zu 1) aus &#167;&#167; 823 Abs. 1, 844 Abs. 1 und 2 BGB dem Grunde nach zum Ersatz des durch den Tod der Frau M. den Kl&#228;gern entstandenen Schadens f&#252;r verpflichtet gehalten. Die Angriffe der Beklagten zu 1) gegen das angefochtene Urteil &#252;berzeugen nicht. </p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) hat den Tod der Frau M. schuldhaft mitverursacht. Jedenfalls nach dem zweiten erfolglosen Intubationsversuch war sie verpflichtet, die diensttuende Ober&#228;rztin hinzuzurufen. Denn nach dem zweiten Versuch war ihr klar geworden, dass die Intubation mit Problemen verbunden war, deren Bew&#228;ltigung sie nicht gewachsen war. </p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Anders ist es nicht zu erkl&#228;ren, dass sie dem Beklagten zu 4) von der an&#228;sthesiologischen Intensivstation herbeirufen lie&#223; und es ihm &#252;berlie&#223;, die Patientin zu intubieren. </p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Auch der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. L. hielt es f&#252;r geboten, nach den wiederholten Fehlintubationen den diensthabenden Oberarzt zu rufen, und zwar zumindest zeitgleich mit der Anforderung des Beklagten zu 4). </p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Argumentation der Beklagten zu 1) in der Berufungsbegr&#252;ndung, mit der sie dem Vorwurf der pflichtwidrigen Unterlassung entgegentritt, ist nicht schl&#252;ssig. </p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn sie bereits eine erfahrene An&#228;sthesistin war, durfte sie nach den zwei fehlgeschlagenen Versuchen gerade nicht darauf vertrauen, ihr werde gemeinsam mit einem weiteren Assistenzarzt die Intubation noch gelingen. </p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Sie l&#228;sst jede Erkl&#228;rung daf&#252;r vermissen, aus welchem Grund der Beklagte zu 4) mit der Situation h&#228;tte besser fertigwerden sollen, als sie, die - unterstellt - erfahrene An&#228;sthesistin. </p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Tats&#228;chlich hat sie darauf auch nicht vertraut. Sie hat vielmehr die Intubation dem Beklagten zu 4) &#252;berlassen. </p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Fehlten ihr aber hinreichende Erfahrungen und Fachkenntnisse, war sie erst recht nach dem zweiten Versuch gehalten, die Ober&#228;rztin Dr. P. hinzuzuziehen. </p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die pflichtwidrige Unterlassung war f&#252;r den Tod der Frau M. urs&#228;chlich. </p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">W&#228;re Frau Dr. P. bereits nach dem zweiten Versuch gerufen worden, w&#228;re die gesundheitliche Sch&#228;digung nicht eingetreten. Denn Frau Dr. P. gab die Anordnung, den bereits liegenden Tubus zu belassen und als Schiene f&#252;r einen zweiten Tubus zu benutzen. </p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Hierdurch erst gelang die regelrechte Intubierung der Patientin. Das ergibt sich dem Vortrag des Beklagten zu 4) im Schriftsatz vom 4. Mai 1987 (BI. 241) und dem Bericht des Assistenzarztes Dr. O. (BI. 43 Beiakten) . </p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Es liegen keine Anhaltspunkte vor, die die Annahme rechtfertigen, die regelrechte Intubation w&#228;re bei einem fr&#252;heren Versuch unter Anleitung der Ober&#228;rztin nicht gelungen. </p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag der Beklagten zu 1), es sei nicht anzunehmen, dass dem Beklagten zu 4) der erfolgreiche fr&#252;here Intubationsversuch nur aufgrund der Anwesenheit der Ober&#228;rztin bereits fr&#252;her gelungen w&#228;re, &#252;bersieht, dass diese die Anordnung zum Liegenlassen des bereits eingef&#252;hrten Tubus gegeben hatte. </p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Ob sie auch eine oesophageale Intubation fr&#252;her erkannt h&#228;tte, erscheint allerdings zweifelhaft. Denn bei ihrem Erscheinen stellte sich eine Situation dar, die sie in dem von ihr verfassten Protokoll vom 21. August 1985 wie folgt schildert: Patientin zyanotisch, Herzaktion nur bei Massage, der Bauch war dick. </p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Immerhin hat sie nach Abh&#246;ren der Lunge vermutet, dass der Tubus im Oesophagus s&#228;&#223;e. </p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Ob sie diese Vermutung auch ohne die aufgef&#252;hrten Symptome gehabt h&#228;tte, steht nicht fest. Doch kommt es darauf auch nicht an; denn nach der &#220;berzeugung des Senats w&#228;re ihr die erfolgreiche Intubation gelungen, wenn sie nach dem zweiten Versuch hinzugerufen worden w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Ihr war n&#228;mlich die vom Sachverst&#228;ndigen als Kniff bzw. Trick bezeichnete Methode bekannt, bei schwierigen Intubationen einen Tubus bewusst in die Speiser&#246;hre zu legen, um so diese versperrt zu halten und dann die regelrechte Intubation vorzunehmen. Denn auf ihre Anordnung lie&#223; der Beklagte zu 4) den im Oesophagus vermuteten Tubus liegen und benutzte ihn als Schiene f&#252;r den in die Luftr&#246;hre zu plazierenden Tubus. </p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Es spricht alles f&#252;r die Annahme, dass Frau Dr. P. angesichts der von der Beklagten zu 1) im Bericht vom 16. August 1985 beschriebenen Schwierigkeit, die Stimmritze sichtbar einzustellen und den Tubus unter direkter Sicht auf die Stimmritze durch den Kehlkopf in die Luftr&#246;hre zu schieben, diese ihr bekannte Methode angewandt h&#228;tte. </p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Nach dem &#252;berzeugenden Gutachten von Prof. Dr. L. ist nicht zweifelhaft, dass der Gesundheitsschaden, der zum Tode f&#252;hrte, nicht schon nach dem zweiten Intubationsversuch eingetreten ist. </p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige f&#252;hrt hierzu aus, es sei anzunehmen, dass die durch die beiden ersten Intubationsversuche passageren Sauerstoffmangelzust&#228;nde nicht zu cerebralen Dauersch&#228;den bei der Patientin gef&#252;hrt h&#228;tten. </p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Erst die vierte Fehlintubation habe die irreversiblen hypoxischen Hirnsch&#228;den verursacht. Der Sachverst&#228;ndige begr&#252;ndet diese Annahme &#252;berzeugend mit dem Zeitablauf. </p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Nach dem Bericht des Gyn&#228;kologen Dr. F. in der gyn&#228;kologischen Akte nahm der Beklagte zu 4) etwa um 3.30 Uhr den vierten Intubationsversuch vor. Etwa um 3.45 Uhr traf die Ober&#228;rztin Dr. P. ein und um 3.55 Uhr gelang die Intubation. </p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Das entspricht ungef&#228;hr den Angaben des Zeugen Dr. O., der in seiner dienstlichen Stellungnahme zu dem Todesfall berichtet, etwa 10 Minuten nach der vierten Intubation sei die Patientin bradycard geworden. Daraufhin sei die Ober&#228;rztin verst&#228;ndigt worden, die nach etwa 5 - 7 Minuten eingetroffen sei. </p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Nach dem Sachverst&#228;ndigengutachten betragen die Wiederbelebungszeiten f&#252;r das Gehirn unter normothermen Bedingungen etwa 4 - 6 Minuten. </p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Dieser Zeitraum war bis zum zweiten Fehlversuch nicht &#252;berschritten worden, wie sich aus der Tatsache ergibt, dass sich die jeweils eingetretenen Zyanosen nach der jeweiligen Extubation und der nachfolgenden Maskenbeatmung schnell zur&#252;ckbildeten und die Patientin bei Eintreffen schnell zur&#252;ckbildeten und die Patientin bei Eintreffen des Beklagten zu 4) zusehends wacher wurde. </p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Zugunsten der Kl&#228;ger greifen f&#252;r den Kausalit&#228;tsablauf aber auch zumindest Beweiserleichterungen ein. </p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Beweiserleichterungen bis hin zur Kausalit&#228;tsvermutung kommen dem Gesch&#228;digten nach der Rechtsprechung zugute, wenn ein grober Behandlungsfehler festgestellt ist (BGHZ 85, 212; MDR 1988, 852). </p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Als grober Behandlungsfehler ist ein Verhalten zu werten, das zwar nicht notwendig aus subjektiven, in der Person des Arztes liegenden Gr&#252;nden, aber aus objektiver &#228;rztlicher Sicht bei Anlegung des f&#252;r einen Arzt geltenden Ausbildungs- und Wissensma&#223;stabs nicht mehr verst&#228;ndlich und verantwortbar erscheint, weil ein solcher Fehler dem behandelnden Arzt aus dieser Sicht schlechterdings nicht unterlaufen darf (BGH VersR 1983, 729). </p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Zwar ist mit dem Landgericht im Anschluss an das &#252;berzeugende Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. L. kein Behandlungsfehler darin zu sehen, dass sich die Beklagte zu 1) zu einer sogenannten Blitzintubation entschloss und diese ohne Hinzuziehung der Ober&#228;rztin Dr. P. durch den Zeugen Dr. O. vornehmen lie&#223; bzw. den zweiten Versuch selbst vornahm. </p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Ihr Fehlverhalten liegt vielmehr darin, dass sie es pflichtwidrig unterlie&#223;, nach dem zweiten Versuch die Ober&#228;rztin hinzuzuziehen. </p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Mit der Hinzuziehung des Beklagten zu 4) gen&#252;gte sie nicht den an sie als erste diensthabende &#196;rztin zu stellenden Anforderungen an eine ordnungsgem&#228;&#223;e Betreuung der Patienten. </p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Auch hierbei handelt es sich im weiteren Sinn um einen Behandlungsfehler, da der Begriff des Behandlungsfehlers nicht auf die eigentliche Behandlung der Patientin beschr&#228;nkt ist, sondern sich auf ein Verschulden bei der &#220;bernahme oder Fortf&#252;hrung der Behandlung ohne die erforderliche Spezialerfahrung und &#220;bung erstreckt (Steffen, Neue Entwicklungslinien der BGH-Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 2. AufI., Seite 30). </p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Bei Anlegung des oben dargestellten Ma&#223;stabes handelte die Beklagte zu 1) grob fehlerhaft. Nachdem sowohl dem Zeugen Dr. O. als auch ihr selbst ein Intubationsversuch misslungen war, obwohl sie am Ende ihrer Facharztausbildung stand, reichte es schlechterdings nicht aus, zun&#228;chst lediglich einen weiteren Assistenzarzt herbeizurufen in der Hoffnung, diesem werde die regelrechte Intubation gelingen. </p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Aus welchen Gr&#252;nden die Beklagte zu 1) annahm, diesem werde, obwohl er sich ebenfalls noch in der Facharztausbildung befand, die Intubation gelingen, tr&#228;gt sie substantiiert auch nicht vor. </p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Sie verweist in der Berufungsbegr&#252;ndung lediglich darauf, dass dieser aufgrund seiner T&#228;tigkeit - wohl auf der an&#228;sthesistischen Intensivstation bereits &#252;ber gute Erfahrungen verf&#252;gt habe. </p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Da sie selbst aber unmittelbar vor ihrer Facharztpr&#252;fung als An&#228;sthesistin stand, also mindestens gleichgute Erfahrungen gehabt haben muss, rechtfertigt dieser Erfahrungszustand des Beklagten zu 4) angesichts der fehlgeschlagenen Versuche nicht, von der Hinzuziehung der Ober&#228;rztin abzusehen. </p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Der grobe Behandlungsfehler der Beklagten zu 1) hat, weil er eine sofortige sachgerechte Behandlung nach dem zweiten Intubationsversuch durch die Ober&#228;rztin Dr. P. verhindert hat, die Aufkl&#228;rung des hypothetischen weiteren Verlaufs der Behandlung, die f&#252;r die Patientin ohne nachhaltige Gesundheitssch&#228;digung lebenserhaltend h&#228;tte sein k&#246;nnen, erschwert. </p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Dies ist einer der wesentlichen Gr&#252;nde, die die Beweislasterleichterung zugunsten des Gesch&#228;digten rechtfertigen (BGH MDR 1988, 852; BGHZ 85, 212, 216 f.). </p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Ohne das Fehlverhalten der Beklagten zu 1) h&#228;tte sich herausgestellt, ob die Patientin ohne nachhaltige Gesundheitssch&#228;digung &#252;berlebt h&#228;tte. </p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Da der Ober&#228;rztin Dr. P. die regelrechte Intubation sofort gelungen ist, f&#252;hrt die Beweiserleichterung dazu, dass unter den hier gegebenen Umst&#228;nden der den Kl&#228;gern obliegende Beweis gef&#252;hrt ist, bei Hinzuziehung der Frau Dr. P. nach dem zweiten Intubationsversuch w&#228;re Frau M. ohne nachhaltige Gesundheitssch&#228;digung am Leben geblieben. </p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht beruft sich die Beklagte zu 1) auf &#167; 839 Abs. 1 S. 2 BGB. Sie war nicht Beamtin, sondern Angestellte (vgl. Bl. 70 ff. Strafakten) . </p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">In diesem Fall kommt &#167; 839 BGB nur bei hoheitlicher T&#228;tigkeit des Angestellten zur Anwendung (Palandt, Kommentar zum BGB, 46. Aufl., &#167; 839 Anm. 3), denn bei privatrechtlichem Handeln gilt f&#252;r die Eigenhaftung des Beamten nicht der haftungsrechtliche, sondern der staatsrechtliche Beamtenbegriff. </p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Die &#228;rztliche Behandlung hat, von wenigen Ausnahmen bei Zwangsbehandlung - etwa von eingewiesenen Geisteskranken - abgesehen, privatrechtlichen Charakter (vgl. Steffen a.a.O., Seite 2; Laufs, Arztrecht, 4. Aufl., Seite 26; Palandt, &#167; 839 Anm. 2 Acc; vgl. auch Nr. 1 der Aufnahmebedingungen, Bl. 109 d. A.), so dass sich die Haftung der Beklagten zu 1) nicht nach &#167; 839 BGB, sondern nach &#167; 823 BGB bestimmt. </p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) hat gem&#228;&#223; &#167; 844 Abs. 1 BGB den Kl&#228;gern die Beerdigungs- kosten in H&#246;he der vom Landgericht zuerkannten 5.946,13 DM zu ersetzen. </p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he dieses Betrages hat sie in zweiter Instanz nicht angegriffen. Entgegen der Auffassung des Landgerichts sind die Kl&#228;ger aber nicht Gesamtgl&#228;ubiger. Mangels anders lautenden Vortrages ist davon auszugehen, dass beide Kl&#228;ger Erben der verstorbenen Frau M. sind. </p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger zu 1) im Schriftsatz vom 27. September 1988 (BI. 612 d. A.) vorgetragen, er habe sich als Erbe entschlossen, das Antiquit&#228;tengesch&#228;ft zu schlie&#223;en. Der Hinweis, dass er Erbe sei, schlie&#223;t aber nicht aus, dass auch der Kl&#228;ger zu 2) Erbe geworden ist. </p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Sind beide Kl&#228;ger Erben geworden, steht ihnen als Erbengemeinschaft die Forderung zur gesamten Hand zu mit der Folge, dass eine gemeinsame Empfangszust&#228;ndigkeit begr&#252;ndet ist. </p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht hat das Landgericht die Klage des Kl&#228;gers zu 2) wegen der weitergehenden Zahlungsanspr&#252;che mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, ihm sei kein eigener Schaden entstanden. </p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Zwar ist es richtig, dass die infolge ihres Todes weggefallene Betreuungsleistung der Mutter durch die Ersatzkraft - soweit das m&#246;glich ist - ausgeglichen worden ist. </p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Dadurch ist aber der Schaden ebensowenig wie in dem Fall weggefallen, in dem das Kind von unterhaltspflichtigen Verwandten betreut wird. </p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Das ergibt sich auch aus dem nach &#167; 844 Abs. 2 2. Halbsatz in bezug genommenen &#167; 843 Abs. 4 BGB. Die Vorschrift ist Ausdruck des allgemeinen Rechtsgedankens, dass auf den Schaden keine Leistungen anderer anzurechnen sind, die nach ihrer Natur dem Sch&#228;diger nicht zugute kommen sollen. </p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht verneint aber gerade einen Schaden wegen der Leistung des Kl&#228;gers zu 1). Die Begr&#252;ndung, der Schaden sei in vollem Umfang auf den Kl&#228;ger zu 1) verlagert, vermag wegen der gesetzlichen Regelung nicht zu &#252;berzeugen (vgl. auch den &#228;hnlich gelagerten, vom BGH entschiedenen Fall in FamRZ 1973, 535). </p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls ist aus den Gr&#252;nden des angefochtenen Urteils dem Feststellungsan-trag stattzugeben. </p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Wegen der &#252;brigen Anspr&#252;che ist die Klage gegen die Beklagte zu 1) noch nicht zur Entscheidung reif. Der Senat verweist hierzu auf den Hinweisbeschluss vom heutigen Tage. </p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Die mit der Berufung der Kl&#228;ger weiterverfolgten Anspr&#252;che sind ebenfalls teilweise zur Entscheidung reif. Gegen die in der Berufungsbegr&#252;ndung geltend gemachte Erweiterung des Zahlungsantrages bestehen prozessual keine Bedenken. </p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Die Klage gegen die Beklagte zu 3) ist im selben Umfang wie die Klage gegen die Beklagte zu 1) begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) hat den Kl&#228;gern f&#252;r das Fehlverhalten der Beklagten zu 1) nach &#167; 831 BGB einzustehen. Diese ist als Verrichtungsgehilfin der Beklagten zu 3) anzusehen. </p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Daran &#228;ndert nichts, wenn zwischen der verstorbenen Frau M. und dem Beklagten zu 2) ein sogenannter gespaltener Arzt/Krankenhausvertrag bestanden hat. </p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">In diesem Fall haftet zwar der Krankenhaustr&#228;ger auch deliktisch nicht f&#252;r Fehler des selbst liquidierenden Arztes. Dieser ist nicht als Organ oder Verrichtungsgehilfe des Krankenhaustr&#228;gers anzusehen (BGHZ 85, 393; 89, 263; Steffen, a.a.O., Seite 7, 19). </p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Aber auch bei einem solchen Vertrag werden die dem vertragsschlie&#223;enden Arzt nachgeordneten &#196;rzte nicht nur als dessen Verrichtungsgehilfen t&#228;tig. </p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Wegen der Verzahnung ihrer Aufgaben mit ihrer PflichtensteIlung im Klinikbetrieb sind sie vielmehr auch als Gehilfen des Krankenhaustr&#228;gers anzusehen, f&#252;r deren Fehler deshalb auch dieser gesamtschuldnerisch neben dem selbst liquidierenden Arzt einstehen muss (Steffen, a.a.O., Seite 7, 8). </p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Eine Haftung des Krankenhaustr&#228;gers f&#252;r die nachgeordneten &#196;rzte scheidet aber aus, wenn er im Fall eines gespaltenen Arzt/Krankenhausvertrages mit dem Patienten die Trennung der Behandlungs- und Haftungsbereiche auch f&#252;r die nachgeordneten &#196;rzte vereinbart (Steffen, a.a.O., Seite 7) und diese als Beauftragte eines liquidationsberechtigten Arztes t&#228;tig geworden sind. Daran fehlt es im Streitfall: </p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht beruft sich die Beklagte zu 3) darauf, in Nr. 13 der Aufnahmebedingungen sei eine derartige Vereinbarung mit der verstorbenen Frau M. getroffen worden. </p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Nr. 13 der Aufnahmebedingungen ist n&#228;mlich schon nicht Vertragsbestandteil des Aufnahmevertrages geworden. </p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Bei den Aufnahmebedingungen handelt es sich um allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen im Sinne des AGB-Gesetzes. Es sind f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen vorformulierte Vertragsbedingungen, die die Beklagte zu 3) den bei ihr Aufnahme suchenden Patienten bei Abschluss des Aufnahmevertrages stellt. </p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Die Klausel in Nr. 13 der Bedingungen ist so ungew&#246;hnlich, dass ihr ein &#220;berrumpelungseffekt innewohnt. </p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Haftungsausschlussklauseln widersprechen grunds&#228;tzlich dem Leitbild des gerade auf den Schutz der Gesundheit des Patienten angelegten Behandlungsvertrages und verschieben die Risikolasten unzul&#228;ssig (Steffen, a.a.O., Seite 6). </p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Wenn man eine haftungsmodifizierende Klausel, wie hier, dennoch f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, muss der Patient deutlich auf Existenz und Tragweite der Klausel hingewiesen werden. An einem solchen Hinweis fehlt es. </p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">In der vorgedruckten Verpflichtungserkl&#228;rung, in der der Patient die Aufnahmebedingungen anerkennt und best&#228;tigt, sie ausgeh&#228;ndigt erhalten zu haben, fehlt jeglicher Hinweis auf den Haftungsausschluss. </p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">In den Aufnahmebedingungen selbst, die aus 3 1/2 eng bedruckten Seiten bestehen, befindet sich die Klausel auf der letzten Seite als Nr. 13 von insgesamt 15 Klauseln. </p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Zwar ist sie wie die &#252;brigen Klauseln auch mit einer drucktechnisch deutlich hervorgehobenen &#220;berschrift versehen; doch reicht das wegen der Bedeutung f&#252;r den Patienten nicht aus. </p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Um ihr den &#220;berrumpelungseffekt zu nehmen und um dem bei der Unterzeichnung der Verpflichtungserkl&#228;rung wegen seiner k&#246;rperlichen und seelischen Verfassung in der Aufnahmef&#228;higkeit h&#228;ufig beeintr&#228;chtigten Patienten Rechnung zu tragen, h&#228;tte schon die Verpflichtungserkl&#228;rung einen nicht zu &#252;bersehenden Hinweis auf den Haftungsausschluss enthalten m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) beruft sich aber auch deshalb zu Unrecht auf die Klausel, weil deren Voraussetzungen in bezug auf die Beklagte zu 1) &#252;berhaupt nicht vorliegen. </p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Nach Nr. 13 Abs. 2 der Bedingungen sind Sch&#228;den von der Haftung u. a. ausgeschlossen, die durch Liquidationsberechtigte Professoren sowie deren Beauftragte infolge der pers&#246;nlichen privaten Behandlung durch diese verursacht werden. </p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung der Klausel scheitert allerdings nicht schon deshalb, weil ein privat&#228;rztlicher Behandlungsvertrag zwischen dem Beklagten zu 2) und Frau M. nicht zustande gekommen w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Beklagte zu 2) pers&#246;nlich keinen Vertrag mit ihr geschlossen. Das ist indessen unsch&#228;dlich, weil der selbstliquidationsberechtigte Prof. Dr. K. einen privat&#228;rztlichen Behandlungsvertrag mit Frau M. abgeschlossen hat. Das hat das Landgericht im Einzelnen ausgef&#252;hrt. </p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung von Wiederholungen nimmt der Senat, der insoweit den Gr&#252;nden des angefochtenen Urteils folgt, auf diese gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO Bezug. </p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen in der Berufungsbegr&#252;ndung geben zu einer anderen Beurteilung keinen Anlass. In einem solchen Fall r&#252;cken alle selbstliquidierenden &#196;rzte, die mit der Behandlung befasst werden, in die Vertragspartnerstellung ein und werden dem Patienten verpflichtet (BGH NJW 1981, 2002). Das sieht im &#220;brigen auch Nr. 4 Abs. 3 der Aufnahmebedingungen vor. </p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) ist als Vorstand der Abteilung An&#228;sthesie und als deren Chefarzt bei der Beklagten zu 3) unstreitig selbstliquidationsberechtigter Professor. </p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Der Haftungsausschluss greift aber deshalb nicht, weil die Beklagte zu 1) den Tod der Frau M. nicht als Beauftragte des Beklagten zu 2) infolge der pers&#246;nlichen privaten Behandlung verursacht hat. </p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Durch den Vertragsschluss &#252;ber die Wahlleistung erwarb Frau M. ein Recht auf Behandlung durch den Beklagten zu 2). </p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Ob dieser sich durch die Ober&#228;rztin Dr. P. vertreten lassen durfte, ohne seinen Honoraranspruch zu verlieren, kann dahinstehen. </p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls entsprach die Behandlung, durch die Beklagte zu 1), eine Assistenz&#228;rztin in der Weiterbildung, nicht mehr seinen Vertragspflichten. </p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Dies lief auch der von der Beklagten zu 3) nicht bestrittenen Weisung des Beklagten zu 2) zuwider, zur Behandlung von Privatpatienten den diensttuenden Oberarzt zuzuziehen. </p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Dass dieser Handhabung Hindernisse entgegen gestanden h&#228;tten, ist nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) hatte - wie sie bei &#220;bernahme der Behandlung selbst einr&#228;umt - &#252;berhaupt nicht erkannt, dass Frau M. "Privatpatientin" war. </p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Aus allen diesen Gr&#252;nden ist deshalb davon auszugehen, dass die Verstorbene bei der an&#228;sthesistischen Behandlung nicht Empf&#228;ngerin einer &#228;rztlichen Wahlleistung gewesen ist. </p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Dann kann aber auch der Haftungsausschluss nicht in Betracht kommen, der nur f&#252;r eine Behandlung auf Grund Arztzusatzvertrages vorgesehen ist. </p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Dieser Beurteilung steht die in Medizinrecht 1988, 86 ver&#246;ffentlichte Entscheidung des BGH nicht entgegen. </p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">In diesem Fall ging es um die Frage, zwischen wem ein Vertrag zustande kommt, wenn ein Kassenpatient in die Krankenhausambulanz &#252;berwiesen und dort die Behandlung nicht von dem die Ambulanz kraft kassen&#228;rztlicher Beteiligung gem&#228;&#223; &#167; 368 a Abs. 8 RVO betreibenden Chefarzt, sondern von einem nachgeordneten Klinikarzt durchgef&#252;hrt wird. </p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Der Fall zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass dem im Krankenhaus t&#228;tigen Chefarzt in bestimmtem Rahmen die ambulante Behandlung von Kassenpatienten gestattet war, obwohl die ambulante Versorgung nicht zu den Aufgaben des Krankenhauses geh&#246;rte. </p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Nach der Auffassung des BGH ergibt sich aus der sozialversicherungsrechtlichen Regelung, dass allein der Chefarzt und nicht der Krankenhaustr&#228;ger Vertragspartner des Kassenpatienten ist, und zwar auch dann, wenn der Chefarzt seiner Verpflichtung zur pers&#246;nlichen Behandlung des Patienten nicht nachgekommen ist, sondern diese Behandlung vollst&#228;ndig einem Oberarzt &#252;berlassen hat. </p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist die T&#228;tigkeit der Beklagten zu 1) aber aus den oben angef&#252;hrten Gr&#252;nden nicht als eine solche im Rahmen eines Behandlungsvertrages zwischen dem Beklagten zu 2) und Frau M. zu sehen. Sie ist vielmehr im Rahmen der allgemeinen &#228;rztlichen Versorgung der Klinik erfolgt. </p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">c) </p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">Ist danach der Haftungsausschluss weder wirksam vereinbart, noch kommt er im vorliegenden Fall zum Tragen, haftet die Beklagte zu 3) f&#252;r das Fehlverhalten der Beklagten zu 1) nach &#167; 831 BGB im selben Umfang wie diese, da sie sich nicht entlastet hat. </p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet, soweit die Kl&#228;ger den Beklagten zu 2) in An-spruch nehmen. </p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Eine vertragliche Haftung zugunsten der Kl&#228;ger aus dem Arztzusatzvertrag zwischen dem Beklagten zu 2) und Frau M. kommt nicht in Betracht. </p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">Der Schutz von Verm&#246;gensinteressen dritter Personen wird vom Arzt grunds&#228;tzlich nur bei entsprechender ausdr&#252;cklicher Verabredung &#252;bernommen (BGHZ 89, 263, 266, 267; Steffen, a.a.O., Seite 22). Hieran fehlt es. </p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">Zudem finden &#167;&#167; 844 Abs. 2, 845 BGB bei vertraglichen Anspr&#252;chen keine Anwendung (Palandt, Vorbemerkung vor &#167; 240, Anm. 6 a). </p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">b) </p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Wegen etwaigen Anspr&#252;chen aus unerlaubter Handlung kann der Beklagte zu 2) nach &#167; 839 Abs. 1 S. 2 BGB auf die Schadensersatzpflicht der Beklagten zu 1) und 3) verweisen. </p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) ist als ordentlicher Professor (vgl. BI. 102 GA) Beamter im staatsrechtlichen Sinn und haftet deshalb nur subsidi&#228;r, da allenfalls ein fahrl&#228;ssiger Pflichtenversto&#223; in Betracht kommt. </p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks">Auch das eigene Liquidationsrecht hindert die Verweisungsbefugnis nicht, weil der Haftungsausschluss nach &#167; 13 der Aufnahmebedingungen nicht Vertragsbestandteil geworden ist. </p> <span class="absatzRechts">224</span><p class="absatzLinks">Es ist deshalb nicht von einem gespaltenen Arzt/Krankenhausvertrag auszugehen, bei dem der Krankenhaustr&#228;ger f&#252;r Fehler des selbstliquidierenden Arztes auch deliktisch nicht haftet (vgl. Steffen, a.a.O., S. 19). </p> <span class="absatzRechts">225</span><p class="absatzLinks">Hier ist vielmehr ein (sog. totaler) Krankenhausvertrag mit Arztzusatzvertrag geschlossen worden, bei dem der Krankenhaustr&#228;ger auch im Bereich der von </p> <span class="absatzRechts">226</span><p class="absatzLinks">liquidationsberechtigten &#196;rzten zu erbringenden Leistungen f&#252;r Fehler haftet. </p> <span class="absatzRechts">227</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, dass - wie oben ausgef&#252;hrt - die Beklagte zu 1) nicht als Beauf-tragte des Beklagten zu 2) in dessen Funktion als liquidationsberechtigtem Chefarzt, sondern in der vom Krankenhaustr&#228;ger geschuldeten &#228;rztlichen Grundversorgung t&#228;tig geworden ist. </p> <span class="absatzRechts">228</span><p class="absatzLinks">Soweit dem Beklagten zu 2) bei der Anleitung und &#220;berwachung der Beklagten zu 1) Fehler unterlaufen sein sollten, w&#228;ren dies Vers&#228;umnisse in seiner Funktion als Klinikleiter, die ebenfalls in den Bereich geh&#246;ren, f&#252;r den die Beklagte zu 3) nach den Vorschriften der &#167;&#167; 30, 31 BGB ohne Ausschlussm&#246;glichkeit haftet. </p> <span class="absatzRechts">229</span><p class="absatzLinks">Eine eigene Schadensersatzpflicht des Beklagten zu 2) ist damit ausgeschlossen. </p> <span class="absatzRechts">230</span><p class="absatzLinks">III. </p> <span class="absatzRechts">231</span><p class="absatzLinks">Die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 2) m&#252;ssen die Kl&#228;ger nach &#167;&#167; 91, 100 Abs. 1 ZPO je zur H&#228;lfte tragen. </p> <span class="absatzRechts">232</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung im &#220;brigen muss dem Schlussurteil vorbehalten bleiben, weil noch nicht abzusehen ist, inwieweit die Kl&#228;ger und die Beklagten zu 1), 3) und 4) obsiegen oder unterliegen. </p> <span class="absatzRechts">233</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den Vorschriften der &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">234</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r die Kl&#228;ger und die Beklagten zu 1) und 3): 181.377,26 DM. </p>
315,313
ag-dortmund-1988-11-08-132-c-29188
{ "id": 647, "name": "Amtsgericht Dortmund", "slug": "ag-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
132 C 291/88
"1988-11-08T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:11"
"2022-10-18T15:08:37"
Urteil
ECLI:DE:AGDO:1988:1108.132C291.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 415,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.09.1988 zu zahlen.</p><p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p><p>Von den Kosten des Rechtsstreits haben der Kl&#228;ger 9/10 und der Beklagte 1/10 zu tragen.</p><p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><p>Der Beklagte kann die Vollstreckung des Kl&#228;gers durch Sicherheitsleistung i.H.v. 600,-- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><p>Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung des Beklagten durch Sicherheitsleistung i.H.v. 600,-- DM abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>TATBESTAND:</strong></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 27.07.1986 schleppte der Kl&#228;ger, der einen Autodienst betreibt, im Auftrag des Beklagten einen schrottreif verunfallten Pkw Opel Ascona des Beklagten auf das Gel&#228;nde des kl&#228;gerischen Unternehmens. Da der Beklagte sein Unfallauto trotz mehrfacher Aufforderungen des Kl&#228;gers nicht abholte, verschrottete der Kl&#228;ger das Auto im Jahr 1988.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt vom Beklagten Zahlung der Abschleppkosten i.H.v. 125,-- DM und Standgeb&#252;hren f&#252;r den Zeitraum 27.07.1986 bis 29.02.1988 in einer Gesamth&#246;he von 3.789,50 DM jeweils zzgl. MwSt. unter Abzug einer Zahlung des Beklagten i.H.v. 200,-- DM und beantragt,</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 4.262,53 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Ansicht, da&#223; dem Kl&#228;ger &#252;ber den gezahlten Betrag 200,-- DM hinaus keine Forderung zustehe.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>ENTSCHEIDUNGSGR&#220;NDE:</strong></p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht unstreitig die Abschleppverg&#252;tung i.H.v. 125,-- DM nebst 14 % MwSt. = 142,50 DM vertraglich zu.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Standkosten steht dem Kl&#228;ger gem. &#167;&#167; 677, 683 Satz 1, 670 BGB oder &#167;&#167; 677, 684 Satz 1, 812 Abs. 1 Satz 1, 818 Abs. 2 BGB ein Gesamtbetrag i.H.v.472,50 DM zu. Nach Ansicht des erkennenden Richters ist der Kl&#228;ger berechtigt, bis zum 31.12.1986 zu berechnen. Nach diesem Zeitpunkt traf den Kl&#228;ger nach Ansicht des erkennenden Richters gem. &#167; 242 BGB die Obliegenheit, das Auto vor dem Haus abzustellen, in dem der Beklagte damals wohnte, und den Beklagten entsprechend zu benachrichtigen. Zur H&#246;he der t&#228;glichen Standkosten h&#228;lt der erkennende Richter gem. &#167; 287 Abs. 2 ZPO einen Betrag von 3,-- DM f&#252;r gerechtfertigt.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 291, 288 Abs. 1 Satz 1 BGB; 92 Abs. 1, 708 Nr. 11, 711 Satz 1 ZPO.</p>
315,314
ag-essen-1988-10-31-12-c-56288
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
12 C 562/88
"1988-10-31T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:13"
"2022-10-18T15:08:37"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1988:1031.12C562.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beauftragte im April 1988 den Beklagten, anl&#228;&#223;lich der Hochzeit des Kl&#228;gers im Fotostudio des Beklagten Hochzeitsfotos vom Kl&#228;ger und seiner Ehefrau anzufertigen. Es wurde vereinbart, dass jedes Foto 25,00 DM kosten solle, und dass der Beklagte etwa zehn Fotos erstellen solle. Vereinbarungsgem&#228;&#223; fertigte der Beklagte am 07.05.1988 Aufnahmen, aus denen der Kl&#228;ger am 25.05.1988 elf St&#252;ck ausw&#228;hlte und bezahlte, wovon vier St&#252;ck wegen falschen Ausschnittes kostenlos &#8211;in vom Kl&#228;ger aber nochmals ger&#252;gter Qualit&#228;t- nachgebessert wurden. Der Kl&#228;ger begehrt die &#220;bereignung der zugeh&#246;rigen elf Negative und deren Herausgabe und h&#228;lt daf&#252;r, es handele sich bei der Arbeit um ein handwerkliches Produkt, Teil der Leistungen des Beklagten nach dem Vertrage m&#252;sse es zumindest im Wege der erg&#228;nzenden Auslegung sein, auch die Negative herauszugeben. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">den Beklagten zu verurteilen, zu erkl&#228;ren, dass das Eigentum an den 11 Hochzeits-Portrait-Fotos-Negativen, die der Beklagte am 07.05.1988 unter den Archivnummern 308/18-2 A, -4 A, -6 B, -6 C, -7 A, -8 A, -9 B, - 11 B, -13 A, -13 C und 16 B von dem Kl&#228;ger und seiner Braut hergestellt hat, auf den Kl&#228;ger &#252;bergehen soll; und ihn weiter zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">mit Rechtskraft des Urteils, die mit dem Antrag zu 1) n&#228;her bezeichneten 11 Foto-Negative an den Kl&#228;ger herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;lt daf&#252;r, die von ihm zu erbringende Leistung sei nur das Endprodukt, das Foto. Auch weil ihm das alleinige Recht zustehe, Vervielf&#228;ltigungen herzustellen, m&#252;sse er das Recht haben, das Negativ zu behalten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die auf eine werkvertragliche Eigentumsverschaffungspflicht an den Negativen gest&#252;tzte Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Vertrag der Parteien ist ein Werkvertrag. Es entspricht ganz &#252;berwiegender Meinung, dass ein Vertrag, der eine zum Beispiel in einem Foto verk&#246;rperte geistige Leistung zum Gegenstand hat, vorwiegend dem Werkvertragsrecht zu unterstellen ist. Es sind auch nicht die Regeln des Werklieferungsvertrages anzuwenden, weil die bei der Erstellung der Fotos verwendeten Materialien v&#246;llig geringwertig im Vergleich mit der aufgewendeten Studiozeit und dem Zeitaufwand f&#252;r die Erstellung der Abz&#252;ge sind (vgl. nur Palandt-Thomas, &#167; 651 Anmerkung 1 a; OLG Hamburg, Urteil vom 21.02.1980, 3 U 110/79 (Seite 9 bei Schulze, OLGZ 225). Danach hatte der Beklagte im vorliegenden Fall zumindest und insoweit unstrittig die Pflicht, Fotoaufnahmen des Kl&#228;gers und seiner nunmehrigen Ehefrau anzufertigen und Fotoaufnahmen hier&#252;ber an den Kl&#228;ger gegen Entgelt zu &#252;bereignen. Au&#223;erdem treffen den Beklagten entsprechende werkvertragliche Gew&#228;hrleistungspflichten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Aus dieser grunds&#228;tzlichen Rechtslage folgt aber nicht unmittelbar auch die Pflicht des Beklagten, die gefertigten Negative zu den schlie&#223;lich &#252;bereigneten Fotos ebenfalls an den Kl&#228;ger zu &#252;bereignen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a) Die von den Parteien vorgelegten amtsgerichtlichen Urteile &#252;ber vergleichbare F&#228;lle (AG Regensburg, 6 C 3682/86, Urteil vom 14.04.1987; AG Bad Neustadt an der Saale, C 60/88, Urteil vom 08.04.1988, AG Weilheim, Zweigstelle Schongau, C 287/86, Urteil vom 18.12.1986) er&#246;rtern zwar zu Recht den Fall, ob bei der Auslegung des geschlossenen Vertrages nach Treu und Glauben mit R&#252;cksicht auf die Verkehrssitte, &#167;&#167; 133, 157 BGB, sich eine Pflicht ergibt, auch die Negative zu &#252;bereignen. Eine solche Pflicht k&#246;nne ohne weiteres vereinbart worden sein. Das ist vorliegend unstrittig nicht der Fall bei Abschlu&#223; des Vertrages ist &#252;ber das Eigentum an den Negativen nicht gesprochen worden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Im Zweifel aber ist dann davon auszugehen, dass eine Pflicht zur Verschaffung des Eigentums an den Negativen nicht vereinbart ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b) Denn der vorliegende Fall bewegt sich im Bereich des Urheberrechts, &#167; 2 Absatz 1 Nummer 5 Urheberrechtsgesetz. Lichtbildwerke sind grunds&#228;tzlich urheberrechtlich gesch&#252;tzt. Fehlgeht allerdings die Auffassung des Beklagten, hieraus folge unmittelbar, dass er das Eigentum an den Negativen behalten k&#246;nne. Das Urheberrecht steht in keinem zwingenden Zusammenhang mit dem Eigentumsrecht an den Werken oder Vorstufen zu den Werken. Ein Original im Sinne des Urheberrechts kann unbeschadet des Urheberrechts ver&#228;u&#223;ert werden, wie sich aus den &#167;&#167; 17 Absatz 1, 44 Urheberrechtsgesetz unmittelbar ergibt und wie es gerade auch f&#252;r die vorliegende Konstellation, das Eigentum an Negativ und Positiv, schon vom Reichsgericht entschieden worden ist /RGZ 108, 44 ff), ohne dass sich die Rechtslage durch die Neufassung des Urheberrechtsgesetzes insoweit ge&#228;ndert h&#228;tte. Selbst wenn also der Beklagte das Negativ mit&#252;bereignet h&#228;tte, w&#228;re damit im Zweifel, ohne besondere andere Abrede, noch nicht das Nutzungsrecht mit- &#252;bertragen (&#167; 44 Absatz 1 Urheberrechtsgesetz). Es stehen also das Eigentum am Foto, das Eigentum am Negativ und das Urheberrecht in keinem zwingend aneinandergeketteten Zusammenhang. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Allerdings folgt aus dem Umstand, dass die Anfertigung der Aufnahmen dem Urheberrechtsbereich zuzuordnen ist, doch unmittelbar, dass eine Annahme einer &#220;bereignungspflicht hinsichtlich nicht ausdr&#252;cklich geregelter Teile der urheberrechtlichen Leistung eher fernliegt. Im Zweifel ist der Urheber gerade nicht verpflichtet, das Eigentum an seinen Werken zu &#252;bertragen (Landgericht Stuttgart, Urteil vom 07.08.1980, 17 O 150/80, Schulze LGZ Nummer 181; OLG Hamburg, a.a.O.). F&#252;r eine vergleichbare Konstellation hat es schon das Reichsgericht a.a.O. ausgef&#252;hrt, dass hinsichtlich der Negative, damals noch Fotoplatten, "die Sache hier nicht anders liegt als im Regelfalle, wo der Berufsfotograf die Platten der bei ihm bestellten Bilder als sein Eigentum beh&#228;lt und aufbewahrt, um davon bei etwaiger k&#252;nftiger Bestellung neue Abz&#252;ge gegen Entgelt zu liefern" (RGZ 108, 44, 46).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">c) Diese Rechtslage hat sich durch das neu gefa&#223;te Urheberrechtsgesetz nicht grunds&#228;tzlich ge&#228;ndert. Auch wenn man die vom Beklagten gefertigten Fotos dem Schutz dieses Gesetzes unterstellt, so ist doch der Kl&#228;ger als Besteller der Werkleistung nicht etwa dem Beklagten nunmehr &#8211;mangels genauer Abreden &#252;ber die weiteren Verwertungsrechte- "ausgeliefert". Zwar steht das Vervielf&#228;ltigungsrecht grunds&#228;tzlich dem Urheber zu, &#167; 16 Urheberrechtsgesetz. Dieses und die weiteren Nutzungsrechte an dem gefertigten Papierabzug werden n&#228;mlich im Zweifel mit dem Original gerade auch nicht mitver&#228;u&#223;ert (&#167; 44 Absatz 1 Urheberrechtsgesetz). Andererseits aber kann der Fotograf die gefertigten Aufnahmen nur mit der Einwilligung des Kl&#228;gers etwa ver&#246;ffentlichen (&#167; 141 Nummer 5 Urheberrechtsgesetz i.V.m. dem insoweit fortgeltenden &#167; 22 Satz 1 des Kunsturhebergesetzes). &#220;berdies kann der Kl&#228;ger als nunmehriger Eigent&#252;mer des Fotoabzuges die mit den heutigen technischen Mitteln ohne weiteres m&#246;glichen einzelnen Vervielf&#228;ltigungen f&#252;r den privaten Gebrauch (&#167; 53 Absatz 1 Satz 1 Urheberrechtsgesetz). beispielsweise durch Bild vom Bild-Kopien herstellen lassen und verwenden. Erst wenn der Beklagte ohne Einwilligung des Kl&#228;gers oder seiner nunmehrigen Ehefrau die Fotos verbreiten oder &#246;ffentlich zur Schau stellen w&#252;rde, h&#228;tte der Kl&#228;ger das Recht auf &#220;bereignung (&#167;&#167; 22, 38 Kunsturhebergesetz). Hierzu ist nichts dargetan.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 708 Nummer 11, 713 ZPO).</p>
315,315
ag-iserlohn-1988-10-28-42-c-43888
{ "id": 680, "name": "Amtsgericht Iserlohn", "slug": "ag-iserlohn", "city": 440, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
42 C 438/88
"1988-10-28T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:14"
"2022-10-18T15:03:51"
Urteil
ECLI:DE:AGIS:1988:1028.42C438.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.482,93 DM und 4 % Zinsen seit dem 19.08.1988 zu zahlen.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung</p> <p>oder Hinterlegung von 1.600,-- DM abwenden, falls der Kl&#228;ger</p> <p>nicht Sicherheit in derselben H&#246;he leistet</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 24.05.1988 parkte die Ehefrau des Kl&#228;gers den PKW des Kl&#228;gers auf dem Parkplatz des von der Beklagten betriebenen Gartencenters in Iserlohn. Als die Ehefrau des Kl&#228;gers das Fahrzeug verlassen wollte, rollte ein Einkaufswagen gegen das Fahrzeug des Kl&#228;gers. Die Ehefrau des Kl&#228;gers reklamierte den Schaden sofort; zwischenzeitlich waren zwei weitere leere Einkaufswagen gegen das Fahrzeug des Kl&#228;gers gerollt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Den ihm entstandenen Schaden beziffert der Kl&#228;ger wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Instandsetzungskosten gem&#228;&#223; Kostenvoranschlag</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Firma &#8230;&#8230;&#8230;&#8230;.. vom 25.05.1988&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.452,93 DM</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unfallbedingte Pauschale&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">30,--&#160; DM</span></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.482,93 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden, der Beklagten am 19.08.1988 zugestellten Klage begehrt der Kl&#228;ger Ersatz des ihm entstandenen Schadens.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1.482,93 DM und 4 % Zinsen seit dem 26.06.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, da&#223; sie ihrer Verkehrssicherungspflicht</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">gen&#252;gt hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Am Rande des Parkplatzes habe sie eine spezielle Sammelstelle f&#252;r die Kundeneinkaufswagen eingerichtet, au&#223;erdem einen Mitarbeiter eingestellt, der die zur&#252;ckgelassenen Einkaufswagen in einem 15- bis 20- min&#252;tigen Abstand einsammeln w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des weitergehenden Vortrages der Parteien wird auf die zwischen den Parteien im vorliegenden Verfahren gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 1 in Verbindung mit &#167; 831 oder</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">&#167; 31 BGB in der Hauptsache begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten oblag die Verpflichtung, notwendigen Vorkehrungen zum Schutz der Kunden zu treffen; diese Verpflichtung bezieht sich nicht nur auf Kunden, die das Ladengesch&#228;ft betreten, sondern auch auf die Personen, die befugterma&#223;en mit ihrem PKW den zur Verf&#252;gung gestellten Parkplatz aufsuchen. Soweit aufgrund der besonderen Umst&#228;nde damit zu rechnen ist, da&#223; leere Einkaufswagen, die von Kunden auf dem Parkplatzgel&#228;nde abgestellt werden, sich selbstst&#228;ndig in Bewegung setzen k&#246;nnen, besteht mithin die Verpflichtung, geeignete Vorkehrungen zu treffen, die verhindern, da&#223; &#8211; in jedem Einzelfall &#8211; dort abgestellte Fahrzeug besch&#228;digt werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger konkrete Umst&#228;nde, die zus&#228;tzliche Ma&#223;nahmen &#252;ber ein gelegentliches Einsammeln der Einkaufswagen hinaus erforderlich erscheinen lassen, nicht vorgetragen; allein die Tatsache, da&#223; &#8211; unstreitig &#8211; innerhalb kurzer Zeit drei leere Einkaufswagen gegen das Fahrzeug des Kl&#228;gers gerollt sind, macht jedoch hinreichend deutlich, da&#223; Sicherungsma&#223;nahmen erforderlich waren. Dies wird von der Beklagten auch letztlich nicht in Zweifel gezogen; sie meint lediglich; da&#223; die von ihr getroffenen Vorkehrungen (Sammelplatz / Einstellen eines Mitarbeiters allein f&#252;r das Einsammeln der leeren Einkaufswagen) im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren ausreichend seien.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Diese Auffassung teilt das Gericht nicht; auch wenn die Beklagte &#8211; ihren Vortrag als richtig unterstellt &#8211; eigens einen Mitarbeiter eingestellt hat, der die Einkaufswagen in einem Abstand von 15 bis 20 Minuten einsammelt, ist die Beklagte der ihr obliegenden Verkehrssicherungspflicht nicht ausreichend nachgekommen. Da&#223; diese Ma&#223;nahme allein bereits nicht geeignet ist, Sch&#228;den an Kraftfahrzeugen der Kunden zu verhindern, ergibt sich bereits daraus, da&#223; abgestellte Einkaufswagen sich nicht erst nach 15 bis 20 Minuten selbstst&#228;ndig machen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht die Aufgabe des Gerichts, im einzelnen festzustellen, durch welche Ma&#223;nahmen die Beklagte konkret der ihr obliegenden Verkehrssicherungspflicht Gen&#252;ge getan h&#228;tte. Jedenfalls bestehen weitergehende M&#246;glichkeiten, auf die das Landgericht Berlin (Versicherungsrecht 88, 720 f) bereits hingewiesen hat. Inwieweit derartige Ma&#223;nahmen allein oder zus&#228;tzlich im Einzelfall greifen, l&#228;&#223;t sich theoretisch nicht beurteilen, h&#228;ngt vielmehr von der Ausgestaltung der einzelnen Ma&#223;nahmen unter Ber&#252;cksichtigung der besonderen Umst&#228;nde des jeweiligen Unternehmens ab.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls lassen sich zus&#228;tzliche Ma&#223;nahmen nicht als wirtschaftlich unzumutbar bezeichnen. Die f&#252;r die Verbraucherm&#228;rkte vorteilhaften Eink&#228;ufe mit Einkaufswagen kann nicht dazu f&#252;hren, im Rahmen der wirtschaftlichen Zumutbarkeit das Risiko einseitig auf den einzelnen Kunden zu verlagern.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach ist die Klageforderung im wesentlichen unstreitig; der Kl&#228;ger ist befugt, aufgrund des Kostenvoranschlages die fiktiven Reparaturkosten geltend zu machen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">ohne die Reparatur selbst durchgef&#252;hrt zu haben; deshalb sind s&#228;mtliche Kosten erstattungspflichtig, die bei Reparatur in der Werkstatt anfallen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung ist gem&#228;&#223; &#167; 291 BGB ab Rechtsh&#228;ngigkeit begr&#252;ndet; im &#252;brigen ist die Zinsforderung mangels Substantiierung eines fr&#252;heren Verzugszeitpunktes unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 2 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,316
lg-krefeld-1988-10-26-2-s-1388
{ "id": 813, "name": "Landgericht Krefeld", "slug": "lg-krefeld", "city": 448, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 S 13/88
"1988-10-26T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:16"
"2022-10-18T15:03:51"
Urteil
ECLI:DE:LGKR:1988:1026.2S13.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 14.12.1987 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Krefeld wird als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Amtsgericht in dem angefochtenen Urteil den geltend gemachten Anspruch des Kl&#228;gers auf Zahlung weiteren Schmerzensgeldes f&#252;r unbegr&#252;ndet erachtet, weil der von der Beklagten gezahlte Betrag von 800,-- DM mit Hinblick auf Art und Schwere der erlittenen Unfallverletzung ausreichend und angemessen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Berufungskammer h&#228;lt die Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils f&#252;r zutreffend und schlie&#223;t sich ihnen in vollem Umfang an.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch die Berufungsbegr&#252;ndung gibt der Kammer nach erneuter &#220;berpr&#252;fung keine Veranlassung, eine andere Entscheidung zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der von der Beklagten eingeholten und mit der Klageerwiderung vorgelegten &#228;rztlichen Bescheinigung vom 30.12.1986 lag keine erhebliche Verletzung vor und war die Beweglichkeit der Halswirbels&#228;ule nicht eingeschr&#228;nkt, sondern lediglich schmerzhaft erschwert, weshalb als Therapie das Anlegen einer Schanz'schen Krawatte angeordnet wurde. Weitere Behandlungsma&#223;nahmen waren &#8211; ausweislich des vom Kl&#228;ger vorgelegten Attestes vom 25.03.1988 &#8211; nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Verletzung war auch nicht so gravierend, da&#223; der Kl&#228;ger gehindert war, ein Fahrzeug zu f&#252;hren; mit Ausnahme k&#246;rperlicher Arbeiten waren ihm &#8211; ausweislich der &#228;rztlichen Bescheinigung vom 30.12.1986 &#8211; alle T&#228;tigkeiten erlaubt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das vom Kl&#228;ger f&#252;r erforderlich gehaltene Schmerzensgeld von insgesamt 2.000,-- DM ist von der Kammer bisher nur bei Halswirbels&#228;ulen-Schleudertraumen schweren Grades, die weitere Behandlungsma&#223;nahmen und Erwerbsminderungen &#252;ber Monate hinweg zur Folge hatten, oder bei Vorliegen weiterer Verletzungen zuerkannt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Von einer nochmaligen Darlegung der Rechtslage wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 1.235,- DM.</p>
315,317
olgham-1988-10-25-2-uf-588
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 UF 5/88
"1988-10-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:17"
"2022-10-18T15:03:51"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1025.2UF5.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 3. Dezember 1987 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vom 1. Juni 1987 bis 31. Januar 1988 einen nachehelichen Unterhalt von 150,- DM monatlich zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung des Beklagten wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten den Rechtsstreits werden 1/10 dem Beklagten und 9/10 der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zul&#228;ssig. Das Rechtsmittel hat auch in der Sache &#252;berwiegend Erfolg. Das angefochtene Urteil, durch das der Beklagte zur Zahlung eines nachehelichen Unterhaltes von 910,- DM monatlich ab Juni 1987 verurteilt worden ist, kann keinen Bestand haben. Vielmehr braucht der Beklagte lediglich f&#252;r die Zeit von Juni 1987 bis einschlie&#223;lich Januar 1988 nachehelichen Unterhalt zu zahlen, und dies auch nur in H&#246;he von 150,- DM monatlich. Entsprechend mu&#223;te das angefochtene Urteil abge&#228;ndert werden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Zeitraum von Juni 1987 bis Ende Januar 1988 steht der Kl&#228;gerin ein Anspruch auf Zahlung von Unterhalt gem&#228;&#223; &#167; 1572 BGB zu. Die Kl&#228;gerin war unstreitig seit l&#228;ngerer Zeit alkoholkrank. W&#228;hrend des genannten Zeitraumes unterzog sie sich einer langfristigen, intensiven Entziehungskur im Landeskrankenhaus XXX. Die Kosten daf&#252;r sind von der XXX und der XXX &#252;bernommen worden. Damit ist w&#228;hrend des genannten Zeitraumes der Bedarf der Kl&#228;gerin weitestgehend gedeckt. Sie ben&#246;tigte lediglich noch ein Taschengeld und Geld f&#252;r die Anschaffung von Kleidung. Insoweit erscheint es dem Senat angemessen, noch einen nicht gedeckten Bedarf von monatlich 150,- DM anzusetzen. Einen solchen Betrag kann der Beklagte zahlen, ohne da&#223; seine Leistungsf&#228;higkeit auch nur ann&#228;hernd tangiert w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Da sich die Kl&#228;gerin einer langen und intensiven Entziehungskur unterzogen hat - es kann dahingestellt bleiben, ob dies freiwillig oder unfreiwillig geschah - und diese Kur dar&#252;ber hinaus auch wohl Erfolg zeigte, kommt ein Unterhaltsausschlu&#223; gem&#228;&#223; &#167; 1579 Ziff. 3 BGB nicht in Betracht. Die Kl&#228;gerin hat nunmehr gerade das getan, was von ihr unterhaltsrechtlich verlangt wird.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Februar 1988 hat die Kl&#228;gerin wieder als Friseuse gearbeitet und dadurch nach ihren Angaben 873,- DM verdient, die allerdings ihren Bedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen nicht vollst&#228;ndig decken. Gleichwohl kann ihr ein Aufstockungsunterhalt gem&#228;&#223; &#167; 1573 II BGB nicht zuerkannt werden. Die Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich nicht hinreichend dargelegt, da&#223; ihre Eink&#252;nfte im Februar 1988 einer vollschichtigen T&#228;tigkeit entsprangen, deren Aufnahme ihr unterhaltsrechtlich oblag. Nur in diesem Falle k&#246;nnte sie die Differenz zwischen ihren Eink&#252;nften und dem vollen Unterhalt verlangen. Stammen die Eink&#252;nfte aus einer Teilzeitbesch&#228;ftigung, h&#228;tte sie darlegen m&#252;ssen, da&#223; sie trotz intensiver Bem&#252;hungen keine vollschichtige Erwerbst&#228;tigkeit hat finden k&#246;nnen, die ihren Bedarf im vollen Umfange abdeckte. Ein entsprechender Vortrag fehlt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ab M&#228;rz 1988 ist ein Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin aus objektiven Gr&#252;nden (&#167; 1579 Ziff. 7 BGB) wegen grober Unbilligkeit ausgeschlossen. Nach der vom Senat geteilten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes kann das wesentliche Erfordernis des &#167; 1579 BGB, da&#223; die aus der Unterhaltspflicht erwachsene Belastung f&#252;r den Verpflichteten die Grenze des Zumutbaren &#252;berschreitet, nicht nur aus einem schwerwiegenden einseitigen Fehlverhalten des Berechtigten, sondern auch aus objektiven Gegebenheiten und Entwicklungen der Lebensverh&#228;ltnisse der Ehegatten folgen (vgl. BGH, FamRZ 1986, 43 mit weiteren Nachweisen). Lebt der Unterhaltsberechtigte mit einem neuen Partner in einer festen sozialen Bindung zusammen, so kann das Erscheinungsbild dieser Verbindung in der &#214;ffentlichkeit dazu f&#252;hren, da&#223; die Fortdauer der Unterhaltsbelastungen und des damit verbundenen Eingriffs in die Lebensgestaltung des Unterhaltspflichtigen unzumutbar wird. Eine feste soziale Bindung im vorgenannten Sinne setzt nicht einmal notwendig eine gemeinsame Wohnung und einen gemeinsamen Haushalt im Sinne einer Wirtschaftsgemeinschaft voraus. Auch bei einer anders gestalteten, dauerhaften Verbindung kann gleichwohl je nach dem Erscheinungsbild in der &#214;ffentlichkeit ein Grund zur Anwendung der H&#228;rteklausel des &#167; 1579 BGB bestehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzung eines Unterhaltsausschlusses sind im vorliegenden Falle gegeben. Seit M&#228;rz 1988 lebt die Kl&#228;gerin unstreitig mit dem Zeugen XXX in ehe&#228;hlicher Gemeinschaft. Sie bewohnt zusammen mit ihm eine Zwei-Zimmer-Wohnung in XXX. Am Briefkasten vor dem Hause sind beide Namen verzeichnet. Die Kl&#228;gerin f&#252;hrt den Haushalt. Im August 1988 ist aus der Verbindung mit dem Zeugen XXX ein Kind hervorgegangen. Die Kl&#228;gerin lebt demnach wie in einer neuen Familie mit der Ausnahme, da&#223; lediglich die formale Eheschlie&#223;ung fehlt. Die neue Gemeinschaft besteht jetzt auch schon 8 Monate, so da&#223; nicht nur von einem kurzen, nicht auf Dauer angelegten Zusammenleben gesprochen werden kann, sondern von einer festen sozialen Bindung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden ist es grob unbillig, da&#223; der Beklagte durch Unterhaltszahlungen an die Kl&#228;gerin den Lebensstandard der neuen Lebensgemeinschaft der Kl&#228;gerin anheben und selbst eine Minderung seines Lebensstandards hinnehmen soll. Wer - wie die Kl&#228;gerin - sich in allen pers&#246;nlichen und sozialen Beziehungen von seinem fr&#252;heren Ehepartner l&#246;st und in einer neuen Partnerschaft sein Leben gestaltet und sein wirtschaftliches Auskommen findet, kann billigerweise von dem fr&#252;heren Ehepartner eine wirtschaftliche Unterst&#252;tzung nicht mehr erwarten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
315,318
olgk-1988-10-25-ss-56788
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 567/88
"1988-10-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:18"
"2022-10-18T15:03:51"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:1025.SS567.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an eine andere Strafkammer des Landgerichts Bonn zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten wegen fahrl&#228;ssigen Vollschrausches (&#167; 323 a Abs. 1 StGB) zu einer Geldstrafe von 30 Tagess&#228;tzen zu je 70,- DM verurteilt; zugleich hat es ihm die Fahrerlaubnis entzogen, den F&#252;hrerschein eingezogen und angeordnet, da&#223; vor Ablauf einer Sperrfrist von acht Monaten keine neue Fahrerlaubnis erteilt werden d&#252;rfe (&#167;&#167; 69, 69 a StGB). Das Landgericht hat die Berufung des Angeklagten mit der Ma&#223;gabe verworfen, da&#223; die Sperrfrist auf f&#252;nf Monate herabgesetzt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen der Strafkammer fuhr der Angeklagte am 18. Dezember 1987 gegen 19.30 Uhr mit seinem PKW in E ... die L 264, obwohl er eine Blutalkoholkonzentration von mindestens 4,44 Promille hatte. Seine Einlassung, er habe das Fahrzeug nach dem Alkoholkonsum nicht mehr gef&#252;hrt, hat die Strafkammer als widerlegt angesehen. Dabei hat sie im Rahmen der Beweisw&#252;rdigung unter anderem darauf abgestellt, da&#223; der Angeklagte selbst am Tatort Polizeibeamten erkl&#228;rt habe, <u>er</u> sei gefahren. An anderer Stelle hat die Strafkammer jedoch darauf hingewiesen, da&#223; sie aufgrund der vorhandenen Indizien auch ohne diese &#196;u&#223;erung des Angeklagten von dessen Trunkenheitsfahrt &#252;berzeugt sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen das Berufungsurteil richtet sich die Revision des Angeklagten, mit der er die Verletzung formellen und materiellen Rechts r&#252;gt. Insbesondere wird beanstandet, da&#223; die im Zustand hochgradiger Alkoholisierung abgegebenen Erkl&#228;rungen des Angeklagten verwertet worden seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel hat (vorl&#228;ufigen) Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Recht beanstandet die Verteidigung als Verfahrensfehler, da&#223; die Strafkammer das Beweisverwertungsverbot des &#167; 136 a Abs. 3 Satz 2 StPO mi&#223;achtet habe, indem sie die Erkl&#228;rung des Angeklagten, er sei gefahren, durch Vernehmung des Polizeibeamten in die Hauptverhandlung einf&#252;hrte und zum Gegenstand sowohl der Beweisw&#252;rdigung als auch der Urteilsfindung machte (vgl. BGH St. 29, 244, 249 = MDR 1980, 775, 776; BGH bei Dallinger MDR 1973, 371). Die bezeichnete Vorschrift verbietet es, Aussagen eines Beschuldigten zu verwerten, die unter Verletzung der Freiheit seiner Willensentschlie&#223;ung und -bet&#228;tigung zustandegekommen sind. &#167; 136 a Abs. 1 Satz 1 StPO untersagt insbesondere die Beeintr&#228;chtigung der Willensfreiheit durch Verabreichung von Mitteln. Unter den Begriff des "Mittels" fallen namentlich berauschende Substanzen wie Alkohol (vgl. Hanack in: L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl., &#167; 136 a Rn. 25). Danach ist anerkannt, da&#223; ein Beschuldigter nicht vernommen werden darf, wenn er so erheblich unter Alkoholeinflu&#223; steht, da&#223; seine Verhandlungsf&#228;higkeit ausgeschlossen ist (vgl. KK-Boujong, StPO, 2. Aufl., Rn. 16; Kleinknecht-Meyer, StPO, 38. Aufl., Rn. 10; noch weitergehend: Hanack a.a.O. Rn. 28; alle zu &#167; 136 a). Die Aussage eines in diesem Zustand vernommenen Beschuldigten ist unverwertbar. Das gilt auch, wenn der Beschuldigte die hochgradige, Verhandlungsunf&#228;higkeit begr&#252;ndende Trunkenheit selbst verursacht hat, und sogar unabh&#228;ngig davon, ob der Vernehmende die dadurch bewirkte Beeintr&#228;chtigung der Willensfreiheit erkannt hat oder nicht (vgl. OLG Frankfurt OLG St. 136 a S. 1 = VRS 36, 366; Hanack a.a.O. Rn. 27; KK-Boujong a.a.O. Rn. 16; Kleinknecht-Meyer a.a.O. Rn. 10; KMR-M&#252;ller, StPO, &#167; 136 a Rn. 9). Allein der objektive Zustand ist ma&#223;gebend. Verhandlungsf&#228;hig ist der Beschuldigte, solange er in oder au&#223;erhalb der Verhandlung seine Interessen vern&#252;nftig wahrnehmen, die Verteidigung in verst&#228;ndiger und verst&#228;ndlicher Form f&#252;hren sowie Proze&#223;erkl&#228;rungen abgeben und entgegennehmen kann (vgl. BGH bei Pfeiffer/Miebach NStZ 1985, 207; KK-Pfeiffer a.a.O. Einl. Rn. 126; Kleinknecht-Meyer a.a.O. Einl. Rn. 97). Eine trunkenheitsbedingte Verhandlungsunf&#228;higkeit mu&#223; allerdings bewiesen sein; blo&#223;e Zweifel an der Verhandlungsf&#228;higkeit gen&#252;gen nicht (BGH StV 1984, 493; LR-Rie&#223; a.a.O. &#167; 206 a Rn. 29; KK-H&#252;rxthal a.a.O. &#167; 261 Rn. 63; Kleinknecht-Meyer a.a.O. &#167; 261 Rn. 34).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Danach durfte die Aussage des Angeklagten, er sei gefahren, nicht verwertet werden. Zwar begr&#252;ndet - wie die Strafkammer zutreffend dargelegt hat - die fehlende Belehrung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 163 a Abs. 4 Satz 2, 136 Abs. 1 Satz 2 StPO noch kein Verwertungsverbot (vgl. BGH St. 25, 325, 332; 31, 395, 399). Ein Verwertungsverbot ergibt sich jedoch aus dem oben angef&#252;hrten, von der Strafkammer nicht er&#246;rterten Gesichtspunkt, da&#223; der Angeklagte bei Abgabe seiner Erkl&#228;rung alkoholbedingt verhandlungsunf&#228;hig war. Bereits der bei ihm festgestellte, au&#223;ergew&#246;hnlich hohe Blutalkoholwert von (mindestens) 4,44 Promille legt i auch bei dem - ersichtlich trinkgewohnten - Angeklagten den Ausschlu&#223; der Verhandlungsf&#228;higkeit nahe (vgl. OLG Frankfurt a.a.O.). Hinzu kommt, da&#223; nach den Feststellungen des Berufungsurteil der Denkablauf des Angeklagten sprunghaft war und sein Bewu&#223;tsein benommen. Infolgedessen ist er teilweise nicht mehr f&#228;hig gewesen, ihm gestellte Fragen zu verstehen. Davon ist die Strafkammer aufgrund der Aussagen der Polizeibeamten ausgegangen. Angesichts dieser Umst&#228;nde war der Angeklagte in seinem hochgradig alkoholisierten Zustand erkennbar nicht imstande, seine Interessen verst&#228;ndig wahrzunehmen, d.h. Vor- und Nachteile der Aussage, er sei gefahren, gegeneinander abzuw&#228;gen. Da der Angeklagte hiernach erwiesenerma&#223;en verhandlungsunf&#228;hig war, durfte seine Erkl&#228;rung, mit der er sich den Polizeibeamten gegen&#252;ber selbst als Fahrer bezeichnet hatte, gem&#228;&#223; &#167; 136 a Abs. 3 Satz 2 StPO nicht verwertet werden. Dagegen hat die Strafkammer versto&#223;en, als sie diese Aussage des Angeklagten durch Vernehmung der Polizeibeamten in das Verfahren einf&#252;hrte und zur Urteilsgrundlage machte. Die Entscheidung des OLG Celle (VRS 41, 206), in der ein Verwertungsverbot f&#252;r solche Aussagen verneint wird, steht dem hier gewonnenen Ergebnis auch unter dem Gesichtspunkt der Vorlagepflicht nach &#167; 121 Abs. 2 GVG nicht entgegen, weil die Sachverhalte nicht vergleichbar sind; insbesondere hat das OLG Celle (im Gegensatz zum vorliegenden Fall) keine Verhandlungsunf&#228;higkeit des Beschuldigten festgestellt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Einen Gesetzesversto&#223; begr&#252;ndet die Revision nur, wenn das Urteil bei richtiger Anwendung des Gesetzes anders ausgefallen w&#228;re. Der urs&#228;chliche Zusammenhang braucht aber nicht erwiesen zu sein. Die blo&#223;e M&#246;glichkeit, da&#223; das Urteil auf dem Fehler beruht, reicht aus. Nur wenn sie ausgeschlossen oder rein theoretisch ist, fehlt es am urs&#228;chlichen Zusammenhang (BGH NStZ 85, 135; Kleinknecht-Meyer a.a.O. &#167; 337 Rn. 37).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hier kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; die angefochtene Entscheidung auf dem Versto&#223; gegen das Verwertungsverbot des &#167; 136 a Abs. 3 Satz 2 StPO "beruht". Zwar hat die Strafkammer im Urteil dargelegt, da&#223; sie auch ohne die Angaben des Angeklagten am Tatort von dessen Trunkenheitsfahrt &#252;berzeugt sei. Diese Mitteilung rechtfertigt jedoch keine andere Beurteilung der Beruhensfrage. Die Strafkammer hat ihre Beweisw&#252;rdigung ersichtlich auch auf die &#196;u&#223;erungen des Angeklagten am Tatort gest&#252;tzt. Allein dieser Umstand spricht daf&#252;r, da&#223; jene Erkl&#228;rungen am Tatort ungeachtet aller gegenteiligen Beteuerungen aus der Sicht der Strafkammer von einiger Bedeutung waren und zur &#220;berf&#252;hrung des Angeklagten ben&#246;tigt worden sind. Die blo&#223; hypothetische Annahme, da&#223; man im Rahmen der Beweisw&#252;rdigung auch ohne diesen Gesichtspunkt ausgekommen w&#228;re, vermag daran nichts zu &#228;ndern, zumal die praktisch ein Gest&#228;ndnis enthaltenden Angaben des Angeklagten am Tatort von ihrer Bedeutung her erkennbar nicht wie ein lediglich untergeordnetes Indiz behandelt werden konnten. Im Gegenteil l&#228;&#223;t sich nicht von der Hand weisen, da&#223; die von der Strafkammer zusammengetragenen sonstigen Beweisanzeichen gerade im Hinblick auf das "Gest&#228;ndnis" des Angeklagten am Tatort besonderes Gewicht erlangt haben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da nach allem ein "Beruhen" des Urteils auf dem Versto&#223; gegen das Verwertungsverbot des &#167; 136 a Abs. 3 Satz 2 StPO nicht auszuschlie&#223;en ist, mu&#223; die Sache gem&#228;&#223; &#167; 354 Abs. 2 StPO unter Aufhebung der angegriffenen Entscheidung zu neuer Verhandlung und Entscheidung an eine andere Strafkammer des Landgerichts K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Verhandlung wird bemerkt:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beweisw&#252;rdigung des Tatrichters mu&#223; frei sein von inneren Widerspr&#252;chen, L&#252;cken oder Unklarheiten (BGH StV 1986, 421; Kleinknecht-Meyer a.a.O. &#167; 337 Rn. 26 ff.). Revisionsrechtlich relevante L&#252;cken liegen insbesondere vor, wenn aus dem Urteil ersichtliche Umst&#228;nde, die Schl&#252;sse zugunsten oder zuungunsten des Angeklagten zulassen, nicht gew&#252;rdigt sind (vgl. BGH bei Pfeiffer/Miebach NStZ 1985, 15). H&#228;lt der Tatrichter es im Anschlu&#223; an ein Sachverst&#228;ndigengutachten f&#252;r unwahrscheinlich, da&#223; der Angeklagte bei einer so hohen Blutalkoholkonzentration &#252;ber die gesamte Strecke von K&#246;ln nach Euskirchen selbst am Steuer gesessen hat, und sieht er als denkbar an, da&#223; der Angeklagte auf einem Teil jener Strecke von einem anderen chauffiert worden sein k&#246;nnte, so wird er sich im Urteil mit der Frage auseinandersetzen m&#252;ssen, weshalb diese andere Person den PKW nicht auch bis zu dem Ort, an dem er von den Polizeibeamten entdeckt wurde, gebracht haben kann. Allein mit dem Hinweis, es sei nicht ersichtlich, wo der "Chauffeur" geblieben sein k&#246;nnte, l&#228;&#223;t sich diese M&#246;glichkeit nicht rechtsfehlerfrei ausschlie&#223;en, zumal die vorhandenen Indizien auch auf den Fall passen w&#252;rden, da&#223; der Angeklagte von einem Dritten an den betreffenden Ort gebracht worden w&#228;re und sich dort nach Entfernung des Fahrers erfolglos angeschickt h&#228;tte, mit dem PKW allein weiterzufahren. Zu diesem Punkt werden somit n&#228;here Ausf&#252;hrungen geboten sein, wenn nicht der neue Tatrichter die M&#246;glichkeit, da&#223; ein Dritter den PKW des Angeklagten (zeitweise) gesteuert haben k&#246;nnte, nach dem Beweisergebnis ganz auszuschlie&#223;en vermag.</p>
315,319
olgham-1988-10-20-4-uf-31288
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 312/88
"1988-10-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:20"
"2022-10-18T15:03:51"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1020.4UF312.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragsgegners wird das am 25. Mai 1988 verk&#252;ndete Verbundurteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Dortmund hinsichtlich des Ausspruchs &#252;ber die Regelung der elterlichen Sorge (Ziffer 2) des Urteilstenors) nebst dem zugrunde liegenden Verfahren insoweit aufgehoben, als dort die elterliche Sorge f&#252;r die Kinder X und X2 geregelt ist. Die Sache wird zur erneuten Behandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten des Beschwerdeverfahrens - an das Amtsgericht </p> <p>- Familiengericht - Dortmund zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p>Der Wert des Beschwerdeverfahrens wird auf 1.500,00 DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die am 1. April 1959 geborene Antragstellerin und der am 4. Juni 1946 geborene Antragsgegner haben am 13. Juli 1979 miteinander die Ehe geschlossen, aus der die Kinder X - vorehelich am 9. M&#228;rz 1979 geboren -, X2 - geboren am 24. Dezember 1981 - und X3 - geboren am 15. Dezember 1987 - hervorgegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Antragstellerin bereits 1984 die Scheidung ihrer Ehe begehrt hatte, sich sodann aber wieder mit dem Antragsgegner ausges&#246;hnt hatte (176 F 283/84 AG Dortmund), verlie&#223; sie am 17. Juli 1987 die Ehewohnung und hielt sich zun&#228;chst in dem "Dortmunder Frauenhaus" auf. Durch einstweilige Anordnung vom 3. September 1987 sprach das Amtsgericht ihr die eheliche Wohnung zur alleinigen Benutzung zu (177 F 159/87 SH II 09), der Antragsgegner suchte sich eine eigene Wohnung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach den Angaben des Jugendamtes der Stadt E vom 24. M&#228;rz 1988 wurde die Familie der Parteien seit 1979 von ihm betreut. Als sich die Lage infolge der Schwangerschaft der Antragstellerin versch&#228;rfte - schon zuvor konnte sie nach den Feststellungen des Jugendamtes "die erforderlichen hauswirtschaftlichen Verrichtungen und die Versorgung der Kinder &#8230; nur mit gro&#223;er M&#252;he sicherstellen", X st&#246;rte in der Schule und verweigerte die geforderte Leistung, X2 n&#228;sste und kotete tags- und nachts&#252;ber ein, seinen Aggressionen gegen&#252;ber war die Antragstellerin hilflos -, stellte das Jugendamt 1987 eine Familienhelferin, die auch derzeit nach den Ausf&#252;hrungen der Antragstellerin zweimal w&#246;chentlich je zwei bis drei Stunden hilft.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bis auf einen Monat ist der Antragsgegner seit der Eheschlie&#223;ung nicht versicherungspflichtig t&#228;tig gewesen, die Antragstellerin gar nicht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit ihrem Antrag vom 23. Juli 1987 hat die Antragstellerin die Scheidung der Ehe, die &#220;bertragung der elterlichen Sorge f&#252;r die Kinder auf sie und den Ausschluss des Versorgungsausgleichs begehrt. Sie hat u.a. ausgef&#252;hrt, der Antragsgegner sei fast t&#228;glich volltrunken, tyrannisiere die Familie und misshandele die Kinder. Mit Unterst&#252;tzung der Familienf&#252;rsorge sei sie, und zwar nur sie, in der Lage, die Kinder zu betreuen und zu erziehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner, der gleichfalls die Scheidung erstrebt, hat hinsichtlich der Regelung der elterlichen Sorge keinen Vorschlag gemacht. Er hat verneint, im &#220;berma&#223;e Alkohol zu trinken. Er habe auch die Kinder nicht geschlagen. Anlass f&#252;r Streitigkeiten sei allein gewesen, dass die Antragstellerin die F&#252;hrung des Haushalts und die Versorgung der Kinder erheblich vernachl&#228;ssigt habe. So habe sie nicht einmal die Mahlzeiten regelm&#228;&#223;ig zubereitet. Ein Mindestma&#223; an Versorgung sei erst nach der Einschaltung der Familienhelferin gew&#228;hrleistet gewesen. Da die Antragstellerin sich zudem auch ehewidrig verhalte, sei auch nach seiner Ansicht die Ehe zerr&#252;ttet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat lediglich die Stellungnahme des Jugendamtes der Stadt E vom 24. M&#228;rz 1988 eingeholt (Bl. 65 bis 68 d.A.) und sodann durch das angefochtene Urteil die Ehe der Parteien geschieden, die elterliche Sorge f&#252;r die Kinder der Antragstellerin &#252;bertragen und den Versorgungsausgleich ausgeschlossen. Gegenstand des Beschwerdeverfahrens ist allein die Regelung der elterlichen Sorge. Hinsichtlich der Begr&#252;ndung der Entscheidung durch das Amtsgericht wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde zu Ziffer II. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner strebt mit seiner Beschwerde die &#220;bertragung der elterlichen Sorge f&#252;r die Kinder X und X2 auf ihn an, hilfsweise die Aufhebung der sie betreffenden Entscheidung und die Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht. Er f&#252;hrt dazu aus, die Aufhebung und Zur&#252;ckverweisung sei geboten, weil das Amtsgericht weder die Antragstellerin, noch die Kinder X und X2, noch ihn pers&#246;nlich angeh&#246;rt h&#228;tte. Ohne die Anh&#246;rung der beiden Kinder habe sich das Amtsgericht kein Bild davon machen k&#246;nnen, ob ein weiteres Verbleiben der Kinder bei der Antragstellerin dem Wohl der Kinder am besten entspreche. Die fehlende Eignung der Antragstellerin ergebe sich auch daraus, dass sie seit der Trennung "sexuell ein &#228;u&#223;erst freiz&#252;giges Leben" in der Ehewohnung f&#252;hre, wobei sie die Beziehungen zu den M&#228;nnern &#252;ber CB-Funk ankn&#252;pfe. Er selbst sei auch CB-Funker und verfolge die Gespr&#228;che der Antragstellerin mit. F&#252;r den Sohn X3 strebe er die elterliche Sorge deshalb nicht an, weil er nicht der Erzeuger sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung der Ziffer 2) des angefochtenen Verbundurteils die elterliche Sorge f&#252;r die Kinder X und X2 auf ihn zu &#252;bertragen, </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das Urteil insoweit aufzuheben und die Sache zur erneuten Entscheidung an das Amtsgericht - Familiengericht - zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die angefochtene Regelung und f&#252;hrt aus, sowohl X als auch X2 h&#228;tten sich positiv entwickelt. Der Antragsgegner habe sich seit Februar 1988 nicht mehr um sie bem&#252;ht. Sie f&#252;hre kein sexuell freiz&#252;giges Leben, das Kind X3 stamme auch vom Antragsgegner. Eine Anh&#246;rung der Kinder f&#252;hre hinsichtlich der Regelung der elterlichen Sorge nicht zu einer abweichenden Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167;&#167; 629 a Abs. 2, 621 e, 516, 519 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde des Antragsgegners ist begr&#252;ndet und f&#252;hrt zur Aufhebung der Regelung der elterlichen Sorge, soweit sie die Kinder X und X2 betrifft, nebst dem zugrunde liegenden Verfahren und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht (&#167;&#167; 539, 540 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 539 ZPO, der entsprechend auch im FGG-Verfahren anzuwenden ist, kann die Sache an das Gericht des ersten Rechtszuges unter Aufhebung der Entscheidung und des Verfahrens zur&#252;ckverwiesen werden, wenn das Verfahren des ersten Rechtszuges an einem wesentlichen Mangel leidet. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Mangel liegt vor, da das Amtsgericht weder die Parteien noch die Kinder X und X2 pers&#246;nlich angeh&#246;rt hat, sondern lediglich das Ergebnis des Jugendamtsberichts vom 24. M&#228;rz 1988 &#252;bernommen hat.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 50 a Abs. 1 S. 1 und 2 FGG soll das Gericht in Angelegenheiten der Personensorge in der Regel die sorgeberechtigten Eltern pers&#246;nlich, also m&#252;ndlich, anh&#246;ren. Diese Anh&#246;rung ist <u>zwingend</u> vorgeschrieben, da mit dem Wort "soll" dem Gericht kein Ermessen einger&#228;umt worden ist (vgl. Keidel/Kuntze/Winkler, FGG, 12. Aufl., &#167; 50 a FGG Rn. 10; Bumiller/Winkler, FGG, 4. Aufl., &#167; 50 a FGG, Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entsprechend ist gem. &#167; 50 b Abs. 1 FGG in dem Verfahren, das die elterliche Sorge betrifft, das Kind pers&#246;nlich anzuh&#246;ren, wenn die Neigungen, Bindungen oder der Wille des Kindes f&#252;r die Entscheidung von Bedeutung sind oder wenn es zur Feststellung des Sachverhaltes angezeigt erscheint. Auch diese Anh&#246;rung ist zwingend vorgeschrieben, da sie dem verfassungsrechtlichen Gebot entspricht, bei Sorgerechtsentscheidungen den Willen des Kindes zu ber&#252;cksichtigen, soweit dies mit dem Wohl des Kindes zu vereinbaren ist. Eine Entscheidung, die den Belangen des Kindes gerecht werden soll, kann in der Regel nur ergehen, wenn das Kind in dem gerichtlichen Verfahren die M&#246;glichkeit erhalten hat, seine pers&#246;nlichen Beziehungen zu den &#252;brigen Familienmitgliedern erkennbar werden zu lassen (vgl. dazu BVerfG FamRZ 1981, 124 ff., 126).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dienen somit beide Vorschriften zum einen der Sicherstellung des rechtlichen Geh&#246;rs der Eltern und der Kinder, so ersch&#246;pft sich darin aber nicht ihre Bedeutung (vgl. dazu BGH FamRZ 1985, 169 ff., 172). Denn die pers&#246;nliche Anh&#246;rung nach den &#167;&#167; 50 a und b FGG soll in erster Linie der nach <u>&#167; 12 FGG gebotenen Sachaufkl&#228;rung</u> dienen (vgl. BGH a.a.O. 172 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Keinem dieser Gesichtspunkte ist das Amtsgericht mit seiner Entscheidung gerecht geworden. Insbesondere hat es nicht dargelegt, warum es weder die Eltern noch die beiden Kinder pers&#246;nlich angeh&#246;rt hat, da von einer Anh&#246;rung nur aus schwerwiegenden Gr&#252;nden abgesehen werden kann (vgl. &#167;&#167; 50 a Abs. 3 und 50 b Abs. 3 FGG) und damit die Gr&#252;nde, die zu einem Absehen von einer Anh&#246;rung gef&#252;hrt haben k&#246;nnten, nachpr&#252;fbar dargetan sein m&#252;ssen (vgl. BGH FamRZ 1984, 1084 ff., 1086).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Da das Amtsgericht seine Aufkl&#228;rungspflicht gem. &#167; 12 FGG nicht erf&#252;llt hat, Bindungen, Neigungen und den Kindeswillen nicht einmal ansatzweise erforscht hat, keine eigenen Feststellungen z.B. zur Erziehungs- und Betreuungseignung der Parteien getroffen hat (vgl. zum Begriff des Kindeswohls BGH FamRZ 1985, 169 ff.), hat der Senat auch nicht unterstellen k&#246;nnen, eine ordnungsgem&#228;&#223;e Anh&#246;rung h&#228;tte f&#252;r das Amtsgericht keinen Erkenntniswert f&#252;r die Regelung der elterlichen Sorge gehabt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der dargelegte Verfahrensfehler ist auch wesentlich, da mangels jeglicher Anhaltspunkte nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Amtsgericht anders entschieden h&#228;tte, wenn die Anh&#246;rung durchgef&#252;hrt worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat es der Senat nicht f&#252;r sachdienlich gehalten, von einer Zur&#252;ckverweisung abzusehen und die Anh&#246;rung selbst vorzunehmen, um dann in der Sache entscheiden zu k&#246;nnen, da den Parteien dadurch eine Tatsacheninstanz verloren ginge (&#167; 540 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end weist der Senat darauf hin, dass es bei der Regelung der elterlichen Sorge gem. &#167; 1671 BGB nicht ausreichen kann, wenn die Entscheidung <u>"im Moment"</u> dem Wohl der Kinder (am besten) entspricht, wie allein schon aus dem sog. Kontinuit&#228;tsgrundsatz folgt und daraus, dass eine Regelung gem. &#167; 1696 Abs. 1 BGB nur dann abge&#228;ndert werden kann, wenn triftige, das Kindeswohl <u>nachhaltig</u> ber&#252;hrende Gr&#252;nde gegeben sind.</p>
315,320
lg-duisburg-1988-10-18-1-o-33588
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 O 335/88
"1988-10-18T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:21"
"2022-10-18T15:03:51"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1988:1018.1O335.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 4.500,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Sicherheitsleistung kann auch durch unwiderrufliche selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer inl&#228;ndischen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 16. Oktober 1938 geborene Kl&#228;ger ist Mieter im Hause der Beklagten auf der</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">in . Er nimmt die Beklagte unter dem Gesichtspunkt eines schuldhaften Versto&#223;es gegen die Verkehrssicherungspflicht und Vertragsverletzung mit der Behauptung auf Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes und Feststellung der Ersatzpflicht f&#252;r Zukunftssch&#228;den in Anspruch, er sei am 18. Dezember 1986 gegen 22.00 Uhr im Treppenhaus gest&#252;rzt und gegen den dort angebrachten Sicherungskasten gesto&#223;en und habe hierbei sein rechtes Augenlicht verloren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war seinerzeit seit dem 02. Dezember 1986 arbeitsunf&#228;hig erkrankt wegen Bronchitis, R&#252;ckenschmerzen und Schulterschmerzen. Damals wie heute litt er unter Bluthochdruck. Am Abend des 18. Dezember 1986 verabschiedete er gegen 22.00 Uhr G&#228;ste aus der Nachbarschaft, die er zum Auto auf der Stra&#223;e begleitete. Ins Treppenhaus zur&#252;ckgekehrt, wollte er von dem Erdgescho&#223; ins Dachgescho&#223; gehen. Nachdem er etwa 3 bis 4 Stufen hinaufgestiegen war, erlosch die Treppenhausbeleuchtung, die &#252;ber einen Minutenschalter gespeist wird, dessen Phase nach Kl&#228;gerbehauptung 1 Minute, nach Beklagtenbehauptung 2 Minuten betr&#228;gt. Der Kl&#228;ger blieb besinnungslos am Boden liegen und begr&#252;ndet mit dieser Besinnungslosigkeit seine Probleme bei der Unfallrekonstruktion.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er m&#252;sse sich bei der Anzahl der Treppenstufen verrechnet haben, als er wieder zum Ausgangspunkt habe zur&#252;ckgehen wollen, um den Lichtknopf erneut zu bet&#228;tigen. M&#246;glicherweise habe er auch die letzte Treppenstufe verfehlt. Jedenfalls sei er in diesem Zeitpunkt weder k&#246;rperlich geschw&#228;cht noch von Alkohol beeinflusst gewesen. Urs&#228;chlich f&#252;r seinen Sturz seien aber auch der etwas abgenutztere Zustand der Treppenstufen und die Tatsache, dass die Treppenhausbeleuchtung so pl&#246;tzlich erloschen sei. Schlie&#223;lich sei eine Lichtphase von 1 Minute zu kurz. Au&#223;erdem sei der Sicherungskasten so ungl&#252;cklich angebracht worden, dass er bei diesem Sturz mit dem Kopf und Auge gegen dessen Unterkante habe sto&#223;en k&#246;nnen. Hier sei der vorgeschriebene Mindestabstand von der Unterkante des Sicherungskastens zum Fu&#223;boden von 1 m um 4 cm unterschritten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit R&#252;cksicht auf den behaupteten Verlust seines rechten Augenlichtes h&#228;lt der Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld von etwa 40.000,00 DM f&#252;r angemessen, zumal er am rechten Auge im Rahmen eines 10-t&#228;tigen station&#228;ren Aufenthaltes operiert worden ist. &#220;berdies klagt er &#252;ber Schmerzen am linken Augenlicht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.)</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte<b> </b>zu verurteilen, an ihn ein Schmerzensgeld zu zahlen, dessen H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt wird.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, ihm allen Schaden, der ihm aus dem Unfallereignis vom 18. Dezember 1986 entstanden ist und noch entstehen wird &#8211; einschlie&#223;lich eventueller weiterer Schmerzensgeldanspr&#252;che &#8211; zu ersetzen, soweit diese Anspr&#252;che nicht auf &#246;ffentlich-rechtliche Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind oder &#252;bergehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Klageabweisung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet den behaupteten Sturz und die behaupteten Folgen dieses Sturzes und verweist auf Ungereimtheiten in den Angaben zum angeblichen Unfallhergang in einem Anwaltschreiben der Kl&#228;geranw&#228;lte vom 17. Februar 1987. Der Sicherungskasten sei ordnungsgem&#228;&#223; und ungef&#228;hrlich installiert. Der Kl&#228;ger habe im Unfallzeit &#8211; dies ist unstreitig &#8211; Hausschuhe getragen. Als Mieter im Hause seien dem Kl&#228;ger die Lichttaktverh&#228;ltnisse der Treppenhausbeleuchtung bekanntgewesen. Ungeachtet dessen sei es ihm unschwer m&#246;glich gewesen, am Treppengel&#228;nder nach Erl&#246;schen der Beleuchtung im Treppenhaus festen Halt zu finden und den Sturz auf dieses Weise zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist schon nach dem eigenen Sachvortrag des Kl&#228;gers unbegr&#252;ndet, und zwar sowohl hinsichtlich einer Anspruchsgrundlage aus schuldhafter Verletzung der der Beklagten obliegenden Verkehrssicherungspflicht wie auch nach den Grunds&#228;tzen einer positiven Vertragsverletzung aus dem Mietvertrag der Parteien.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat einen geeigneten Beweis f&#252;r seine erst im letzten Schriftsatz vom 16. August 1988 behauptete Gewi&#223;heit f&#252;r den Unfallhergang, wonach er "sich im &#252;brigen zwischenzeitlich sicher" sei, da&#223; er gegen den Sicherungskasten mit dem Auge gesto&#223;en sei, nicht angetreten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger hierf&#252;r seine eigene Parteivernehmung beantragt hat, ist dieser Antrag nach &#167; 445 Abs. 1 ZPO unzul&#228;ssig. Beweis durch Parteivernehmung kann danach nur durch den Antrag auf Vernehmung der Gegenpartei des Beweisf&#252;hrers angetreten werden. F&#252;r eine Vernehmung des Kl&#228;gers als Partei von Amts wegen nach &#167; 448 ZPO ist kein Raum, da nicht einmal &#8211; auf die nachstehenden Ausf&#252;hrungen wird insoweit verwiesen &#8211; eine gewisse Wahrscheinlichkeit f&#252;r die in dieser letzten Alternativgestaltung vom Kl&#228;ger behauptete Unfallversion festgestellt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ungeeignet sind auch die Zeugenbeweisantritte des Kl&#228;gers f&#252;r den von ihm dargestellten Hergang des Sturzes im Treppenhaus am Abend des 18. Dezember 1986. Ungeeignet sind die Beweismittel durch Benennung der Ehefrau und der Tochter des Kl&#228;gers deshalb, weil der Kl&#228;ger selbst in diesem Schriftsatz vom 16. August 1988 darauf hingewiesen hat, diese beiden Zeugen h&#228;tten ihn "kurz nach seinem Sturz" bewu&#223;tlos auf dem Boden liegend vorgefunden, "als sie ebenfalls in den Hausflur hineintraten". Ebenso ungeeignet sind die vom Kl&#228;ger ferner benannten Zeugen </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">und und Professor sowie Dr. ,weil die beiden benannten t&#252;rkischen Zeugen auch erst nach dem Sturz des Kl&#228;gers hinzugekommen sind &#8211; der Zeuge , der den Kl&#228;ger ins Hospital gebracht hat &#8211; und die &#228;rztlichen Zeugen, die erst in der Klinik den Kl&#228;ger erstmals gesehen haben. Zum engeren Unfallgeschehen und dem Sturz des Kl&#228;gers selbst k&#246;nnen s&#228;mtliche benannten Zeugen schon nach diesem eigenen Sachvortrag des Kl&#228;gers mit Gewi&#223;heit keine eigenen Wahrnehmung bekunden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">So wie der Kl&#228;ger den Unfall mit vermuteten Alternativgestaltungen vorgerichtlich und in seiner Klageschrift rekonstruiert hat &#8211; zun&#228;chst lediglich mit dem Beweisantritt auf Inaugenscheinnahme und Sachverst&#228;ndigengutachten -, ist er ausschlie&#223;lich Folge eigenen Fehlverhaltens des Kl&#228;gers, ohne da&#223; eine anspruchsbegr&#252;ndete schuldhafte Verletzung der Verkehrssicherungspflicht auf Seiten der Beklagten zu erkennen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Von ma&#223;geblicher Bedeutung ist hierbei, dass der Kl&#228;ger guten Gewissens nicht einmal selbst mit Gewi&#223;heit behaupten kann, er sei gegen den Sicherungskasten gest&#252;rzt, vielmehr selbst verschiedene Geschehensvarianten als Vermutung gleichrangig nebeneinander stellt. Im Rahmen dieser Alternativvarianten des Geschehensablaufs muss die Behauptung, urs&#228;chlich sei der etwas abgenutztere Zustand der Treppenstufen schon nahezu als abwegig gew&#252;rdigt werden, da ausweislich der Lichtbilder Blatt 26, 27 eine Urs&#228;chlichkeit des Zustandes der Treppen f&#252;r den Sturz mit Sicherheit auszuscheiden hat. Von einer Lackierungsbed&#252;rftigkeit des Treppenstufenbelags abgesehen sind keinerlei M&#228;ngel und Abnutzungserscheinungen, die f&#252;r den Sturz urs&#228;chlich gewesen sein k&#246;nnten, erkennbar. &#220;berdies war dem Kl&#228;ger als Mieter im Hause dieser Zustand der Treppenstufen bekannt. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dasselbe gilt f&#252;r die Behauptung des Kl&#228;gers, in dem Zeittakt der Treppenhausbeleuchtung, die lediglich eine Lichtphase von 1 Minute er&#246;ffne, liege ein Versto&#223; gegen die Verkehrssicherungspflicht der Beklagten. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger sagt selbst nicht, es habe sich aufgrund dieses nach seinem Daf&#252;rhalten zu kurzen Lichttakts bereits immer ausgereicht. Von entscheidender Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass der Kl&#228;ger diesen Zeittakt als Mieter in diesem Hause kannte und hinreichend Gelegenheit hatte, sich hierauf einzustellen. Es w&#228;re allein seine Obliegenheit gewesen, sich vor Beginn des Treppensteigens zu vergewissern, dass er nicht am Ende dieser Lichtphase losging, sich stattdessen vorher vergewisserte, dass ihm eine volle Lichtphase f&#252;rs Treppensteigen in die n&#228;chste Etage zur Verf&#252;gung stand. Hierbei w&#228;re es erforderlich gewesen, vorsorglich durch Druck auf den Lichtknopf eine volle Phasenl&#228;nge f&#252;r die Treppenhausbeleuchtung vor Besteigen der Treppenstufen sicherzustellen. Ungeachtet dessen ist ein Lichttakt von 1 Minute ungeachtet der vorstehenden Gesichtspunkte grunds&#228;tzlich ausreichend, um Hausbewohnern das Steigen von der einen zur anderen Etage &#252;bers Treppenhaus gefahrlos zu erm&#246;glichen. F&#252;r diese Feststellung bedarf es weder eines Ortstermins noch eines Sachverst&#228;ndigengutachtens, zumal davon auszugehen ist, dass derartige Zeitschalteinrichtungen im Handel auf entsprechenden Erfahrungswerten beruhen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger schlie&#223;lich versucht, als Haftungsgrund einen verkehrswidrigen Zustand des Sicherungskastens heranzuziehen, bleibt auch dieser Gesichtspunkt erfolglos. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der Lichtbilder Bl. 26, 27 GA. ist ein verkehrssicherungswidriger Zustand des Sicherungskastens nicht zu erkennen, die r&#228;umlichen Verh&#228;ltnisse auf dieser Erdgescho&#223;ebene vor Beginn der Treppenstufen lassen f&#252;r jedermann hinreichend Raum, den Sicherungskasten bei eigener sorgf&#228;ltiger Benutzung des Treppenhauses gefahrlos zu passieren. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann eine Verletzung von Sicherungspflichten auch nicht aus &#167; 32 Abs. 5 der BauO NW herleiten, wonach "die nutzbare Breite der Treppenabs&#228;tze mindestens 1 m betragen mu&#223;". Zun&#228;chst einmal befasst sich der gesamte &#167; 35 in erster Linie mit der Sicherstellung von Rettungswegen in Geb&#228;uden. Deshalb auch l&#228;&#223;t &#167; 35 Abs. 5 in Wohngeb&#228;uden mit nicht mehr als zwei Wohnungen eine Breite von 0,80 m gen&#252;gen und gestattet f&#252;r Treppen mit geringerer Benutzung noch geringere Breiten. Der Kl&#228;ger als Mieter kann deshalb f&#252;r sich pers&#246;nlich nicht einen Zugang von mindestens 1 m Breite beanspruchen. Eine Behinderung durch Gegenverkehr (Begegnungsverkehr) fand nicht statt. Eine Breite von 0,96 m reicht f&#252;r eine Person aber ohne weiteres aus. Entscheidend bleibt auch hier wieder, dass der Kl&#228;ger als Mieter die Beschaffenheit des Treppenhauses kannte, er sich hierauf also einstellen konnte und mu&#223;te. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet der Tatsache, dass die Behauptung des Kl&#228;gers, er sei gegen den Sicherungskasten gest&#252;rzt, weder unstreitig noch in zul&#228;ssiger Weise unter Beweis gestellt ist, k&#246;nnte aus solchem Unfallhergang noch keine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht durch die Beklagte hergeleitet werden, wenn man bedenkt, dass die Ursache des Sturzes in anderen Umst&#228;nden als der Anbringung des Sicherungskastens zu suchen ist, n&#228;mlich darin, da&#223; der Kl&#228;ger &#8211; hierin liegt ein Versto&#223; gegen eigene Interessen &#8211; es vers&#228;umt hat daf&#252;r so sorgen, dass das Treppenhaus beleuchtet war, als er die Treppenstufen stieg und auch nach Erl&#246;schen der Beleuchtung nicht durch sicheren Haltegriff am Treppengel&#228;nder den behaupteten Sturz vermieden hat.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist unstreitig, dass der Kl&#228;ger im Unfallzeitpunkt Hausschuhe trug. Bei Hausschuhen handelt es sich nicht um festes Schuhwerk wie bei geschn&#252;rten Schuhen. Auch hierin kann eine denkbare Mitursache f&#252;r pl&#246;tzliche Laibilit&#228;t und schlie&#223;lich den Sturz des Kl&#228;gers gesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 42.000,00 DM (40.000,00 DM f&#252;r den Zahlungsantrag, 2.000,00 DM f&#252;r den Feststellungsantrag).</p>
315,321
olgham-1988-10-17-8-u-5888
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 58/88
"1988-10-17T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:22"
"2022-10-18T15:03:50"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1017.8U58.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 2. Dezember 1987 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 2.540,40 DM nebst 6% Zinsen seit dem 21. Mai 1987 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 7/10 der Kl&#228;gerin und zu 3/10 der Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin in H&#246;he von 5.724,12 DM, die Beklagte in H&#246;he von 2.540,40 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin &#252;bertrug mit notariellem Vertrag vom 18.02.1977 ihren 50%igen Gesellschaftsanteil an der Firma xxx in xxx auf die Beklagte und schied aus der Gesellschaft aus. Die Beklagte verpflichtete sich als Gegenleistung zur Zahlung einer lebenslangen Versorgungsrente in H&#246;he von anfangs 2.000,-- DM. Es wurde folgende - von der Landeszentralbank in Nordrhein Westfalen unter dem 22. April 1977 genehmigte - Wertsicherungsvereinbarung getroffen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Sollte sich die Kaufkraft der deutschen Mark gegen&#252;ber dem Stand vom 1. Januar 1977 nach oben oder unten ver&#228;ndern, so ver&#228;ndert sich auch die vorgenannte Rente im gleichen Ma&#223;e und mit dem gleichen Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Als Ma&#223;stab gilt der Lebenshaltungskostenindex aller privaten Haushalte... Die Anpassung der Rente erfolgt j&#228;hrlich zum 1. Januar eines jeden Jahres und setzt voraus, da&#223; der jeweils Berechtigte die ge&#228;nderte Rente sp&#228;testens bis zum 1. April des Jahres per Einschreiben anfordert.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieser Wertgleitklausel ist die Rente mehrfach angehoben worden, zuletzt im Jahre 1983 auf 2.620,69 DM. Im Jahre 1984 und 1985 wurde keine Anpassung gefordert. Mit Schriftsatz vom 24. M&#228;rz 1986 verlangte im Auftrag und in Vollmacht der Kl&#228;gerin der beurkundende Notar erneute Anpassung der Rente auf 2.788,-- DM, wobei er die Erh&#246;hung berechnete aus dem Verh&#228;ltnis des Lebenshaltungskostenindex f&#252;r den 1. Januar 1977 (143 Punkte) zu dem Index f&#252;r den 31.12.1985 (unstreitig 199,3 Punkte).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da es schon f&#252;r das Jahr 1985 zu einem unstreitigen R&#252;ckstand von 5.427,12 DM gekommen war und die Beklagte die geforderte Erh&#246;hung unter Berufung auf einen erheblichen R&#252;ckgang der Einnahmen der Gesellschaft ablehnte, erhob die Kl&#228;gerin, vertreten durch die Kanzlei des beurkundenden Notars xxx in xxx, die vorliegende Klage. Mit dieser machte sie sowohl den offen gebliebenen R&#252;ckstand aus 1985 geltend als auch die aus der Erh&#246;hung sich errechnenden R&#252;ckst&#228;nde f&#252;r die Zeit von Januar 1986 bis einschlie&#223;lich Mai 1987, die sie auf 2.540,40 DM errechnet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Landgericht Bedenken gegen die wirksame Proze&#223;vertretung durch die Kanzlei des beurkundenden Notars (- im Hinblick auf &#167; 45 BRAO) geltend gemacht hatte, trat f&#252;r die Kl&#228;gerin ein anderer Proze&#223;bevollm&#228;chtigter in den Rechtsstreit ein und machte das bisherige Vorbringen der Kl&#228;gerin zum Gegenstand seines Proze&#223;vortrages.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte berief sich auf den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage und trug dazu vor, Voraussetzung f&#252;r die Zahlung der Rente sei gewesen, da&#223; die Gesellschaft ausreichende Gewinne erziele, was jedoch seit 1983 nicht mehr der Fall sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem ist die Beklagte der Meinung, die Berechnungsweise der Kl&#228;gerin sei falsch. Da f&#252;r 1984 und 1985 eine Anpassung nicht erfolgt sei, m&#252;sse bei der Erh&#246;hung an die vorherige Rentenh&#246;he angekn&#252;pft werden. Diese Rente k&#246;nne nur um die Differenz der Indexpunkte zum Vorjahr erh&#246;ht werden. Daraus errechne sich eine monatliche Rente von 2.667,54 DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage als unzul&#228;ssig abgewiesen mit der Begr&#252;ndung, es fehle an ordnungsgem&#228;&#223;er Klageerhebung, weil der Sozius des beurkundenden Notars keine wirksame Proze&#223;vollmacht gehabt habe. Diese sei ebenso unwirksam wie der Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag, weil gegen das gesetzliche Verbot des &#167; 45 Ziff. 4 BRAO versto&#223;en worden sei. Auch eine Heilung des Mangels sei nicht eingetreten, weil eine Genehmigung nichtiger Gesch&#228;fte nicht denkbar sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">ab&#228;ndernd die Beklagte zu verurteilen, 8.264,52 DM nebst 6% Zinsen seit dem 21. Mai 1987 an sie zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bei der Anh&#246;rung vor dem Senat hat die Kl&#228;gerin im wesentlichen angegeben, erst im Januar 1983 sei wieder eine Erh&#246;hung der Rente vorgenommen worden, wobei &#252;ber die jetzige H&#246;he der Rente naturgem&#228;&#223; weiterhin Streit bestehe. Auf die R&#252;ckst&#228;nde sei folgendes gezahlt worden: Im Jahr 1986 habe sie 32.482,76 DM erhalten, im Jahre 1987 33.969,84 DM. Auf die R&#252;ckst&#228;nde habe sie weiter im Januar 1988 3.500,-- DM und im M&#228;rz 1988 noch 1.288,77 DM erhalten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist teilweise begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin steht, nachdem die R&#252;ckst&#228;nde aus dem Jahr 1985 inzwischen beglichen sind, wie sich aus dem &#252;bereinstimmenden Vortrag beider Parteien hinsichtlich der Zahlungen f&#252;r die Jahre 1986 und 1987 sowie die im Januar und M&#228;rz 1988 noch geleisteten Restzahlungen darauf ergibt, nur noch ein Betrag von 2.540,40 DM zu. Das ist der von der Kl&#228;gerin so errechnete Betrag, der sich f&#252;r die Monate Januar 1986 bis Mai 1987 aus der Erh&#246;hung auf einen monatlichen Rentenbetrag von 2.788,-- DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist entgegen der Ansicht des Landgerichts zul&#228;ssig. Sie ist durch den Sozius des beurkundenden Notars xxx wirksam erhoben, weil gegen die Wirksamkeit der von der Kl&#228;gerin ihrem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten erteilten Proze&#223;vollmacht zur Klageerhebung keine durchgreifenden Bedenken bestehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bereits anderweitig entschieden, da&#223; ein eventueller Versto&#223; eines Proze&#223;bevollm&#228;chtigten gegen die Vorschrift des &#167; 45 Ziff. 4 BRAO nicht zur Unwirksamkeit der Proze&#223;vollmacht f&#252;hrt (Urteil vom 12.10.1987, 8 U 169/86, nicht ver&#246;ffentlicht). Auch die von der Beklagten ins Feld gef&#252;hrte anderslautende Entscheidung des 5. Zivilsenats (Urteil vom 21. September 1987, 5 U 188/87, nicht ver&#246;ffentlicht) gibt dem Senat keinen Anla&#223;, davon abzuweichen. Dort wird zudem auf mangelnde Postulationsf&#228;higkeit abgestellt, um die es beim Fehlen einer wirksamen Proze&#223;vollmacht nicht gehen kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Entscheidung ist unerheblich, ob ein Versto&#223; gegen die standesrechtliche Verbotsnorm des &#167; 45 Nr. 4 BRAO zur Nichtigkeit des Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrages zwischen dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten und dem Mandanten f&#252;hrt, was allgemein angenommen wird (vgl. OLG K&#246;ln in AnwBl. 1980, 70/71). Denn die Proze&#223;vollmacht des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten ist von dem zugrunde liegenden Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag unabh&#228;ngig. M&#246;gliche Fehler des Grundgesch&#228;ftes schlagen auf die Proze&#223;vollmacht nicht durch, diese ist vielmehr nur dann unwirksam, wenn dies aus den Regeln der Zivilproze&#223;ordnung folgt (allgemeine Meinung, vgl. etwa OLG K&#246;ln in MDR 1974, 310; Z&#246;ller-Vollkommer, Rdn. 5 in Vorbemerkungen zu &#167; 78 ZPO und Rdn. 20 und 22 zu &#167; 78 ZPO; Baumbach-Lauterbach-Hartmann, Anm. 2B in &#220;bersicht vor &#167; 78 ZPO). Diese Unterscheidung zwischen dem rechtsgesch&#228;ftlichen Verh&#228;ltnis zwischen dem Mandanten und dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten einerseits und der gegen&#252;ber dem Gericht wirkenden Proze&#223;vollmacht andererseits ergibt sich eindeutig aus den gesetzlichen Regelungen der BRAO selbst: Das ehrengerichtlich festgesetzte Berufsverbot gegen einen Rechtsanwalt (vgl. &#167; 155 Abs. 3 BRAO) f&#252;hrt gem&#228;&#223; ausdr&#252;cklicher Vorschrift des &#167; 155 Abs. 5 BRAO nicht zur Unwirksamkeit der Vollmacht, vielmehr bleiben die Proze&#223;handlungen eines Anwalts trotz der Zuwiderhandlung gegen das Berufsverbot wirksam. Daraus ergibt sich, da&#223; ein Versto&#223; gegen ein gesetzliches oder beh&#246;rdliches Verbot die Wirksamkeit der Proze&#223;handlung aufgrund des Weiterwirkens der Vollmacht dem Gericht gegen&#252;ber nicht ber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das ist auch allgemein anzunehmen und hat einen einleuchtenden Grund. Die Proze&#223;handlungsvoraussetzungen der Postulationsf&#228;higkeit und der wirksamen Proze&#223;vollmacht sollen allein von &#228;u&#223;eren Tatsachen abh&#228;ngen und somit schnell und ohne Beweisbed&#252;rftigkeit gekl&#228;rt werden k&#246;nnen. Pflichtwidrigkeiten aus dem Bereich der Standesvorschriften f&#252;r Rechtsanw&#228;lte dagegen, die nicht ohne weiteres sofort erkennbar sind und gegebenenfalls des Beweises bed&#252;rften, sollen deshalb vom Gericht nicht beachtet werden m&#252;ssen, sie ber&#252;hren die Vertretungsbefugnis des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten nicht (vgl. schon RGZ 83, 1, 8). Allerdings kann der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte, wenn er im Termin auftritt, obwohl er damit gegen ein gesetzliches Verbot verst&#246;&#223;t, gegebenenfalls vom Gericht zur&#252;ckgewiesen werden (vgl. OLG K&#246;ln in MDR 1974, 310).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die vom Landgericht und vom 5. Senat in der genannten Entscheidung f&#252;r die gegenteilige Ansicht herangezogenen Entscheidungen (OLG K&#246;ln in MDR 1982, 1024 sowie Bundesverfassungsgericht in BVfGE 8, 92) sind f&#252;r die Frage der Proze&#223;vollmacht nicht einschl&#228;gig. Dort ging es vielmehr um vor dem Gericht nicht postulationsf&#228;hige Vertreter, wobei die Frage der R&#252;ckwirkung von Wiederholungshandlungen durch postulationsf&#228;hige Anw&#228;lte gepr&#252;ft wurde. Die abstrakte Wirksamkeit einer vorliegenden Proze&#223;vollmacht wird dagegen nicht behandelt. Der Senat sieht deshalb auch keinen Grund, in dieser Frage die Revision zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin fehlt entgegen der Ansicht der Beklagten auch nicht etwa das Rechtschutzinteresse, auch wenn in dem notariellen Vertrag vom 18. Februar 1977 die Beklagte sich wegen der Rentenanspr&#252;che der sofortigen Zwangsvollstreckung unterworfen hat. Es ist allgemein anerkannt, da&#223; dem Gl&#228;ubiger trotz Vorhandensein eines Vollstreckungstitels die Erhebung einer Klage nicht erwehrt sein kann, wenn hierf&#252;r nach Lage der Dinge ein verst&#228;ndiger Grund angef&#252;hrt werden kann, was darin meist gesehen wird, da&#223; der Schuldner gegen die vollstreckbare Forderung Einwendungen erhebt und deshalb bei Einleitung der Zwangsvollstreckung mit einer Vollstreckungsabwehrklage zu rechnen ist (vgl. BGH in NJW 1961, 1116; Stein-Jonas-Schumann, Rdn. 115 vor &#167; 253 ZPO). So liegt der Fall hier. Die Beklagte hat schon vorgerichtlich im Schreiben vom 09.12.1986 ihrerseits eine Ab&#228;nderungsklage bzw. Vollstreckungsgegenklage angedroht und dabei im wesentlichen dieselben Argumente vorgebracht, die jetzt auch im Proze&#223; gegen die Forderung geltend gemacht werden, n&#228;mlich das der falschen Berechnung und das des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage. Bei dieser Sachlage kann die Kl&#228;gerin einer Vollstreckungsgegenklage auch zuvorkommen und die entstandenen Streitfragen hinsichtlich der Fortgeltung der Rentenverpflichtung und hinsichtlich der Rentenh&#246;he im Zahlungsproze&#223; kl&#228;ren lassen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in H&#246;he von noch 2.540,40 DM auch begr&#252;ndet, im &#252;brigen ist im Laufe des Prozesses der urspr&#252;nglich offene R&#252;ckstand von unstreitig 5.724,12 DM durch Zahlung ausgeglichen worden. Da die Kl&#228;gerin ihren Proze&#223;antrag dem nicht angepa&#223;t hat, ist die Klage insoweit unbegr&#252;ndet geworden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst ist festzustellen, da&#223; die Erh&#246;hung der Rente mit dem Schriftsatz vom 24. M&#228;rz 1986 durch den beurkundenden Notar selbst entgegen der Ansicht der Beklagten wirksam geltend gemacht worden ist. Bei dem Erh&#246;hungsverlangen nach &#167; 2 Nr. 2 des notariellen Vertrages vom 18. Februar 1977 handelt es sich um eine empfangsbed&#252;rftige einseitige Willenserkl&#228;rung, f&#252;r die &#167; 180 S. 2 BGB gilt. Danach ist auch ein einseitiges Rechtsgesch&#228;ft wirksam, wenn es ohne wirksame Bevollm&#228;chtigung vorgenommen wird, falls der Erkl&#228;rungsempf&#228;nger dies nicht beanstandet und der Erkl&#228;rende durch sein sp&#228;teres Verhalten schl&#252;ssig zu erkennen gibt, da&#223; er das vollmachtlose Handeln des Vertreters genehmige. Bei solchem Verhalten hat die sp&#228;tere Genehmigung auch r&#252;ckwirkende Kraft, &#167; 184 Abs. 2 BGB. So liegt der Fall hier, falls man annimmt - was deshalb nicht entschieden werden mu&#223; - der Rechtsanwalt und Notar xxx habe von der Kl&#228;gerin nicht wirksam beauftragt werden k&#246;nnen, die Rentenerh&#246;hung geltend zu machen, weil dies gegen &#167; 45 Ziff. 4 BRAO versto&#223;en habe. Trotz der - eventuellen - Unwirksamkeit der Bevollm&#228;chtigung ist dann mangels einer Zur&#252;ckweisung des Rentenerh&#246;hungsverlangens dieses genehmigungsf&#228;hig geblieben. Die Kl&#228;gerin hat durch sp&#228;tere Beauftragung eines anderen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten und klageweise Verfolgung ihres Anspruches das Handeln des vollmachtlosen Vertreters schl&#252;ssig genehmigt, so da&#223; gegen die Wirksamkeit des Erh&#246;hungsverlangens insgesamt keine durchgreifenden Bedenken bestehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Erh&#246;hungsverlangen ist auch in dem richtigen Umfang ausge&#252;bt worden, die Rente ist auf 2.788,-- DM ab 1. Januar 1986 anzupassen. Die Kl&#228;gerin hat dabei zu Recht die Ursprungssumme der Rente von monatlich 2.000,-- DM erh&#246;ht im Verh&#228;ltnis der beiden Indexwerte f&#252;r 1. Januar 1977 und 1. Januar 1986, die als solche unstreitig geblieben sind. Denn die Wertsicherungsvereinbarung stellt nach ihrem Wortlaut, aber auch nach ihrem Sinn, nicht auf den jeweiligen Kaufkraftverlust innerhalb von bestimmten Perioden ab, sondern auf den insgesamt im Verh&#228;ltnis zum 1. Januar 1977 eingetretenen Kaufkraftverlust. Es ist ausdr&#252;cklich vorgesehen, da&#223; sich die Rente "im gleichen Ma&#223;e und mit dem gleichen Zeitpunkt" &#228;ndert, wie sich die Kaufkraft gegen&#252;ber dem Stand vom 1. Januar 1977 &#228;ndert. Allerdings ist es der Kl&#228;gerin dabei freigestellt, ob sie jeweils j&#228;hrlich eine solche Rentenanpassung verlangen will oder aus Opportunit&#228;tsgr&#252;nden darauf im Einzelfall verzichten will. Tut sie das aber, so wird sie dadurch nur vor&#252;bergehend an der entsprechenden Anpassung gehindert, ohne da&#223; sich aber der Anpassungsmodus, falls eine neue Anpassung erfolgt, grundlegend &#228;ndern soll.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Diese aus dem Wortlaut folgende Auslegung des Vertrages ist auch nicht sinnwidrig. Die Kl&#228;gerin soll mit der Kaufpreisrente, um die es sich praktisch handelt, weil die Kl&#228;gerin ihren Gesellschaftsanteil gegen diese Rente abgetreten hat, eine gleichbleibende Altersversorgung erhalten. Ihr soll allerdings die M&#246;glichkeit gegeben sein, nicht jede geringf&#252;gige Kaufpreisschwankung jeweils j&#228;hrlich ausnutzen zu m&#252;ssen, um eventuelle dauernde Folgen f&#252;r ihre Rente' vermeiden zu k&#246;nnen. So soll sie auch eventuellen Liquidit&#228;tsschwierigkeiten der Beklagten entgegenkommen k&#246;nnen, ohne daraus endg&#252;ltige Nachteile erleiden zu m&#252;ssen. Genau das aber w&#228;re der Fall, wollte man der Berechnungsmethode der Beklagten folgen. Denn danach w&#252;rde das vor&#252;bergehende Auslassen von Erh&#246;hungsm&#246;glichkeiten zu einer st&#228;ndigen Verringerung des Rentenniveaus f&#252;hren, weil auch bei sp&#228;teren Erh&#246;hungsverlangen die Rente gerade nicht mehr auf den Satz angehoben werden k&#246;nnte, den sie im Verh&#228;ltnis zur Ursprungsrente nach der Kaufkraft der deutschen Mark haben m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten erhobenen Einwendungen gegen die Zul&#228;ssigkeit der Rentenerh&#246;hung im &#252;brigen gehen ebenso fehl. Ein Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage, der nach Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) zu einer Anpassung des Rentenanspruch f&#252;hren w&#252;rde, liegt ersichtlich nicht vor. Selbst wenn beide Parteien, wie die Beklagte behauptet, bei Vertragschlu&#223; davon ausgegangen sein sollten, da&#223; man selbstverst&#228;ndlich mit st&#228;ndigen Gewinnen der Gesellschaft gerechnet habe, so liegt darin keine Gesch&#228;ftsgrundlage f&#252;r das Rentenversprechen, weil eine solche Grundlage f&#252;r das Zahlungsversprechen in der Risikosph&#228;re lediglich einer Vertragspartei, n&#228;mlich der Beklagten, liegt und deshalb keine St&#246;rung des Vertragsverh&#228;ltnisses hervorrufen kann, die zu einer Anpassung f&#252;hren w&#252;rde (vgl. etwa Palandt-Heinrichs, Anm. 6 B d zu &#167; 242 BGB). Eine Anpassung k&#246;nnte allenfalls in Betracht kommen, wenn angesichts der geforderten Erh&#246;hung die wirtschaftliche Existenz der Beklagten auf dem Spiele st&#252;nde, was weder vorgetragen noch ersichtlich ist. Jedenfalls hat die Beklagte f&#252;r ein &#220;berschreiten der sogenannten Opfergrenze, die f&#252;r eine Anpassung eines langfristigen Vertrages notwendig ist, nicht gen&#252;gend vorzutragen vermocht. Auch wenn die Gesellschaft &#252;ber drei Jahre hin keine Gewinne erwirtschaftet hat, so gibt das der Beklagten angesichts der gesamten Umst&#228;nde nicht das Recht, die vereinbarte Kaufpreisrente zu k&#252;rzen. Da die Kl&#228;gerin die Kaufpreisrente f&#252;r die Abtretung der Gesch&#228;ftsanteile in H&#246;he von 50% zugesagt erhielt, mu&#223; die Beklagte gegebenenfalls auch aus privatem Verm&#246;gen f&#252;r diese Rente aufkommen. Den Einzelheiten des Beklagtenvortrages &#252;ber die fehlenden Gewinne ist deshalb nicht weiter nachzugehen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend war das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 92, 97, 546, 708 Ziff. 10, 711 und 713 ZPO.</p>
315,322
olgham-1988-10-12-11-u-27187
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 271/87
"1988-10-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:24"
"2022-10-18T15:03:50"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1012.11U271.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 21. Juli 1987 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bochum abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Das beklagte Land wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 15.595,80 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11. Juni 1987 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Anschlu&#223;berufung des beklagten Landes wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das beklagte Land tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert das beklagte Land in H&#246;he von 23.069,40 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht aus &#252;bergegangenem Recht ihres Mitglieds xxx Schadensersatzanspr&#252;che gegen das beklagte Land geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der xxx wurde am 25.09.1984 in Untersuchungshaft genommen und der JVA Bochum zugef&#252;hrt, in der sein Vater als Beamter t&#228;tig ist. Er hatte schon fr&#252;her l&#228;ngere Haftstrafen verb&#252;&#223;t. Wegen der neuerlichen Festnahme wollte er aus dem Leben scheiden. Er schnitt sich daher in der Zelle die Pulsadern auf. Dort wurde er am n&#228;chsten Morgen in geschw&#228;chtem Zustand bewu&#223;tlos entdeckt. Er wurde sofort in das xxx eingeliefert, dort wegen nicht sehr tief reichender Schnittwunden im Bereich der beiden Ellenbogen chirurgisch versorgt und auf die Wachstation gelegt. Um 8.00 Uhr erhielt er eine Elektrolytinfusion, zwischen 8.00 Uhr und 9.00 Uhr nahm er ein Fr&#252;hst&#252;ck zu sich. Er wurde durch den Justizvollzugsbeamten xxx bewacht, der xxx zu diesem Zweck in das Krankenhaus begleitet hatte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen 10.00 Uhr bat xxx die Toilette aufsuchen zu d&#252;rfen, und zwar mit der Begr&#252;ndung, ihm sei schlecht, er m&#252;sse sich &#252;bergeben. Daraufhin f&#252;hrten der Beamte xxx und eine Krankenschwester xxx, der einen geschw&#228;chten Eindruck machte, zur Toilette. Diese bestand aus einem Vorraum und zumindest einer Toilettenkabine. xxx suchte die Toilette auf, xxx und die Krankenschwester blieben vor der Toilette. xxx verriegelte die T&#252;r von innen und sprang aus dem Fenster. Er st&#252;rzte vom 2. Stockwerk in die Tiefe und verletzte sich schwer.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die dadurch bis zum 31.10.1984 angefallenen Behandlungskosten in H&#246;he von 7.473,60 DM trug das beklagte Land. Die in der Zeit vom 01.11. bis zum 19.12.1984 nach der Entlassung des Zeugen xxx aus der Untersuchungshaft angefallenen Behandlungskosten in H&#246;he von 15.595,80 DM trug die Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, xxx sei in Selbstt&#246;tungsabsicht aus dem Fenster gesprungen. Sie meint, das beklagte Land sei xxx zu Schadensersatz verpflichtet, weil der Beamte xxx dessen erneuten Suizidversuch nicht verhindert habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das beklagte Land zu verurteilen, an sie 15.595,80 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11.06.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Es hat gemeint, der Beamte xxx habe keine Amtspflichten verletzt. Hilfsweise hat es die Aufrechnung erkl&#228;rt. Es hat gemeint, ihm stehe gegen xxx ein Anspruch wegen der Behandlungskosten von 7.473,60 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat xxx als Zeugen vernommen und das beklagte Land sodann unter Abweisung der weitergehenden Klage verurteilt, an die Kl&#228;gerin 4.061,10 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11.06.1987 zu zahlen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, der Vollzugsbeamte xxx habe ihm gegen&#252;ber dem Untersuchungsh&#228;ftling xxx bestehende Amtspflichten dadurch verletzt, da&#223; er es ihm erm&#246;glicht habe, die T&#252;r der Toilettenkabine von innen zu verschlie&#223;en, um dann in Selbstt&#246;tungsabsicht aus dem Fenster zu springen. xxx treffe jedoch ein h&#228;lftiges Mitverschulden. Die Kl&#228;gerin habe daher einen Anspruch auf die H&#228;lfte der Klageforderung, also 7.797,90 DM. Dieser Anspruch mindere sich um die H&#228;lfte der hilfsweise vom beklagten Land zur Aufrechnung gestellten Forderung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wenden sich die Kl&#228;gerin mit der Berufung und das beklagte Land mit der Anschlu&#223;berufung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht unter Wiederholung und Erg&#228;nzung ihres erstinstanzlichen Vorbringens die volle Forderung geltend.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie meint, xxx treffe kein Mitverschulden, da er unzurechnungsf&#228;hig gewesen sei. Das Land habe keine Gegenforderung. In Selbstverletzungsf&#228;llen von Untersuchungsgefangenen gebe es keine Aufwendungsersatzanspr&#252;che der Vollzugsbeh&#246;rde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und das beklagte Land zu verurteilen, an sie 15.595,80 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11.06.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auch das beklagte Land wiederholt und erg&#228;nzt sein erstinstanzliches Vorbringen. Es meint, xxx m&#252;sse seinen Schaden allein tragen, weil er schuldhaft vors&#228;tzlich gehandelt habe. Er sei zurechnungsf&#228;hig gewesen. Hilfsweise st&#252;tzt sich das Land auf die schon in erster Instanz erkl&#228;rte Aufrechnung.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat durch Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens dar&#252;ber Beweis erhoben, ob der Zeuge xxx in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit gehandelt hat, als er am 26.09.1984 aus dem Fenster gesprungen ist. Unter dem 06.06.1988 hat der Sachverst&#228;ndige xxx ein Gutachten erstattet. Auf Bl. 101 ff. d.A. wird verwiesen. Der Sachverst&#228;ndige hat sein Gutachten im Termin erl&#228;utert. Insoweit wird auf den &#252;ber den Termin gefertigten Berichterstattervermerk verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet, die Anschlu&#223;berufung des beklagten Landes ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte Schadensersatzanspruch gem&#228;&#223; &#167; 839 BGB, Art. 34 GG aus &#252;bergegangenem Recht ihres Mitglieds xxx zu.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der mit der Bewachung des Zeugen xxx betraute Justizvollzugsbeamte xxx hat eine ihm gegen&#252;ber xxx obliegende Amtspflicht schuldhaft verletzt, indem er nicht verhindert hat, da&#223; xxx sich am Morgen des 26.09.1984 aus dem Fenster st&#252;rzte. Das beklagte Land verkennt nicht, da&#223; die F&#252;rsorgepflicht des Staates gegen&#252;ber einem erkennbar suizidgef&#228;hrdeten Untersuchungsgefangenen die Pflicht beinhaltet, einen Selbstt&#246;tungsversuch zu verhindern. Xxx ist in suizidaler Absicht aus dem Fenster gesprungen. Er war seinerzeit erkennbar suizidgef&#228;hrdet. Bei Anwendung der erforderlichen Sorgfalt h&#228;tte der Suizidversuch durch den Vollzugsbeamten xxx verhindert werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat in zutreffender W&#252;rdigung der Aussage des Zeugen xxx festgestellt, da&#223; xxx in Selbstt&#246;tungsabsicht, nicht in Fluchtabsicht aus dem Fenster gesprungen ist. Der Senat kommt zu keinen anderen Feststellungen. Auch der Sachverst&#228;ndige xxx hat es f&#252;r ausgeschlossen gehalten, da&#223; xxx Selbstt&#246;tungsabsichten lediglich vorgespielt hat.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Da xxx sich zuvor in suizidaler Absicht Schnittverletzungen beigebracht hatte, war er ein erkennbar suizidgef&#228;hrdeter H&#228;ftling. Wie der Sachverst&#228;ndige xxx bei seiner Anh&#246;rung im Termin &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt hat, mu&#223; mit der Wiederholung eines Suizidversuchs gerechnet werden, solange keine zuverl&#228;ssigen Anhaltspunkte daf&#252;r vorliegen, da&#223; die Suizidgefahr nicht mehr besteht. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; xxx seine Absicht, aus dem Leben zu scheiden, aufgegeben hatte, gab es jedoch nicht. Insbesondere war nicht ersichtlich, da&#223; das f&#252;r den ersten Suizidversuch bestimmende Motiv entfallen war. Naheliegendes Motiv waren, die erneute Inhaftierung und die Verbringung xxx in die Vollzugsanstalt, in der sein Vater als Vollzugsbeamter t&#228;tig war. Es war auch nicht sicher, da&#223; xxx zu einem Suizidversuch physisch nicht imstande war. Er hatte zwar erkl&#228;rt, ihm sei schlecht und er m&#252;sse sich &#252;bergeben. Dies war aber nur ein Vorwand und konnte als solcher auch erkannt werden. Es lag nicht fern, dass xxx Brechreiz und physische Schw&#228;chen vorspiegelte, um sich eine neue Gelegenheit zur Verwirklichung seiner Suizidabsicht zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Vollzugsbeamte xxx hat die Amtspflicht, den Selbstt&#246;tungsversuch des erkennbar suizidgef&#228;hrdeten H&#228;ftlings xxx verhindern, fahrl&#228;ssig verletzt. Es kann dahinstehen, ob der Beamte die weiter bestehende Suizidalit&#228;t erkannt hat. Bei Anwendung der gem&#228;&#223; &#167; 276 BGB erforderlichen Sorgfalt h&#228;tte er sie erkennen und den erneuten Suizidversuch verhindern k&#246;nnen. F&#252;r die Verschuldensfrage kommt es nicht auf die F&#228;higkeiten an, &#252;ber die der Beamte tats&#228;chlich verf&#252;gt, sondern auf die Kenntnisse und Einsichten, die f&#252;r die F&#252;hrung des &#252;bernommenen Amts im Durchschnitt erforderlich sind (BGH VersR 1984, 849, 850; Kreft in BGBG-RGRK, BGB, 12. Aufl., 1980, &#167; 839 Rdn. 289; Palandt-Thomas, BGB, 47. Aufl., 1988, &#167; 839 Anm. 6). Ein mit der Bewachung eines H&#228;ftlings, der einen Selbstt&#246;tungsversuch unternommen hat, betrauter Beamter mu&#223; wissen, da&#223; Suizidalit&#228;t grunds&#228;tzlich fortbesteht, solange keine Anhaltspunkte f&#252;r das Gegenteil vorliegen. Andernfalls kann er die Pflicht, Suizidversuche eines suizidgef&#228;hrdeten H&#228;ftlings zu verhindern, nicht erf&#252;llen. Es kann daher erwartet werden, da&#223; die Vollzugsbeh&#246;rde den mit der Bewachung suizidgef&#228;hrdeter H&#228;ftlinge betrauten Beamten im Rahmen ihrer Ausbildung die f&#252;r diese Aufgabe erforderlichen Kenntnisse und Einsichten vermittelt oder ihnen im Einzelfall entsprechende Weisungen erteilt. Sollten xxx die erforderlichen Kenntnisse nicht vermittelt worden sein, w&#252;rde das beklagte Land deshalb wegen Pflichtverletzungen der Vollzugsbeh&#246;rde haften.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Bei pflichtgem&#228;&#223;en Verhalten h&#228;tte xxx verhindern k&#246;nnen, da&#223; xxx in Selbstt&#246;tungsabsicht aus dem Toilettenfenster sprang. Er h&#228;tte xxx entweder nicht aus den Augen lassen d&#252;rfen oder sich jedenfalls so in die Toilettent&#252;r stellen m&#252;ssen, da&#223; er jederzeit h&#228;tte eingreifen k&#246;nnen. Auch durch eine in der gegebenen Situation zul&#228;ssige Fesselung xxx h&#228;tte der Sprung aus dem Fenster verhindert werden k&#246;nnen. Eine dieser Ma&#223;nahmen h&#228;tte der Beamte ergreifen m&#252;ssen, um den Selbstt&#246;tungsversuch zu verhindern.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangene Schadensersatzanspruch des Zeugen xxx gegen das beklagte Land ist nicht gem. &#167; 254 Abs. 1 BGB ausgeschlossen oder gemindert. Eine schuldhafte Mitversuchung liegt nicht vor, wenn der Gesch&#228;digte schuldunf&#228;hig im Sinne von &#167; 827 war. (Palandt-Heinrichs, &#167; 254 Anm. 3a, bb; M&#252;nchener Kommentar-Grunsky, BGB, 2. Aufl. 1985, &#167; 254 Rn. 1; Soergel/Mertens, BGB, 11. Aufl. 1986, &#167; 254 Rn. 31). Aufgrund des schriftlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen xxx und seinen m&#252;ndlichen Erl&#228;uterungen im Termin vor dem Senat steht fest, da&#223; xxx im Zeitpunkt des erneuten Suizidversuchs schuldunf&#228;hig war.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das von dem Sachverst&#228;ndigen xxx erstattete schriftliche Gutachten vom 06.06.1988 ist verwertbar. Dem steht nicht entgegen, da&#223; laut Beweisbeschlu&#223; vom 13.01.1988 " der Direktor der Universit&#228;ts-Nervenklinik der Universit&#228;t M&#252;nster, xxx" zum Sachverst&#228;ndigen bestimmt worden ist. Ein Gutachten, das ein anderer als der im Beweisbeschlu&#223; benannte Sachverst&#228;ndige schriftlich erstattet hat, kann entgegen der R&#252;ge einer Partei verwertet werden, sofern der Partei die Verwertungsabsicht vorher unmi&#223;verst&#228;ndlich mitgeteilt worden ist (BGH NJW 1985, 1399). Letzteres war der Fall. Dem beklagten Land ist in der m&#252;ndlichen Verhandlung mitgeteilt worden, da&#223; der Senat die Verwertung des Gutachtens beabsichtigte. Bedenken gegen die Person des Gutachters xxx bestehen nicht. Auch das beklagte Land hat gegen den Gutachter nichts vorgebracht. Das beklagte Land hat auch hinreichend Gelegenheit gehabt, sich in seiner Verteidigung auf die Verwertung des Gutachtens einzustellen. Es hatte in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat die M&#246;glichkeit, an den Sachverst&#228;ndigen xxx Fragen zu richten, und es hat von dieser M&#246;glichkeit auch Gebrauch gemacht.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige ist in dem schriftlichen Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass xxx, als er aus dem Fenster gesprungen ist, an einer schweren reaktiv ausgel&#246;sten Depression mit vorliegender Suizidalit&#228;t litt, welche ein krankheitswertiges Ausma&#223; hatte, und da&#223; er demnach zu dem in Frage kommenden Zeitpunkt in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit handelte. An dieser Feststellung hat der Sachverst&#228;ndige auch bei der m&#252;ndlichen Erl&#228;uterung des Gutachtens im Termin vor dem Senat festgehalten. Der Senat h&#228;lt die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen f&#252;r &#252;berzeugend. Die fachliche Bef&#228;higung des Sachverst&#228;ndigen steht au&#223;er Frage, sie ist auch von dem beklagten Land nicht bezweifelt worden. Die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen sind widerspruchsfrei und nachvollziehbar. Der Sachverst&#228;ndige hat einleuchtend dargelegt, da&#223; wegen einer psychischen St&#246;rung das gesamte Denken xxx auf den Suizid konzentriert und es ihm deshalb nicht m&#246;glich war, sein Handeln in eine andere Richtung zu steuern. Es besteht kein Anla&#223;, an der Richtigkeit dieser Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen zu zweifeln.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#167; 839 Abs. 1 Satz 2 BGB steht dem Anspruch der Kl&#228;gerin nicht entgegen. xxx hat keinen Schadensersatzanspruch gegen den Tr&#228;ger des xxx. Die Krankenschwester, die xxx betreut hat, oder andere Erf&#252;llungsgehilfen des Krankenhauses haben keine gegen&#252;ber xxx bestehenden Pflichten verletzt. Die Bewachung xxx oblag allein dem Justizvollzugsbeamten. Die Krankenschwester durfte sich darauf verlassen, da&#223; dieser das zur Verhinderung eines Suizidversuchs Erforderliche tun werde. Wegen der H&#228;ufigkeit von Selbstt&#246;tungsversuchen in Justizvollzugsanstalten durfte sie annehmen, da&#223; der mit der Bewachung xxx betraute Vollzugsbeamte mit suizidgef&#228;hrdeten Gefangenen hinreichend Erfahrung hatte und die richtigen Ma&#223;nahmen ergreifen werde. Bei den gegebenen Umst&#228;nden hatte sie nicht die Aufgabe, xxx zu &#252;berwachen oder den Vollzugsbeamten zu bestimmten Ma&#223;nahmen anzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">4.)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat gegen den Anspruch der Kl&#228;gerin auch nicht wirksam aufgerechnet. Ihm steht n&#228;mlich kein Gegenanspruch zu. Es mu&#223; die bis zum 31.10.1984 angefallenen Kosten f&#252;r die Behandlung des Zeugen xxx tragen, weil es ihm, wie ausgef&#252;hrt, wegen der Verletzungen in voller H&#246;he schadensersatzpflichtig ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">5.)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist gem. &#167; 291 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">6.)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91, 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p>
315,323
lg-bonn-1988-10-11-13-o-41987
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
13 O 419/87
"1988-10-11T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:25"
"2022-10-18T15:03:50"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1988:1011.13O419.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Klage wird abgewiesen. . </p> <p></p> <p>2. Der Kl&#228;ger wird verurteilt, an die Beklagte 5.503,01 DM zu zahlen. </p> <p></p> <p>3. Es wird festgestellt, da&#223; der Kl&#228;ger verpflichtet ist, der Beklagten allen materiellen Schaden, der ihr anl&#228;sslich der zahn&#228;rztlichen Behandlung in der Zeit vom 26.09.1985 bis 15.11.1985 durch den Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird, zu ersetzen, soweit dieser Anspruch nicht auf Sozialversicherungstr&#228;ger oder sonstige Dritte &#252;bergegangen ist oder noch &#252;bergehen wird. </p> <p></p> <p>4. Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger. </p> <p></p> <p>5. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 7.500,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Facharzt f&#252;r Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und unterh&#228;lt eine Praxis, in welcher f&#252;r sein Fachgebiet s&#228;mtliche ambulanten Operationen durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen. Im Jahre 1985 beabsichtigte die Beklagte und Widerkl&#228;gerin, einige ihrer Z&#228;hne im Unterkieferbereich &#252;berkronen zu lassen. Aus diesem Grunde wurde sie von Herrn Dr. H, bei welchem sie sich in zahn&#228;rztlicher Behandlung befand, an den Kl&#228;ger zur operativen Entfernung der Z&#228;hne 38 und 48 &#252;berwiesen. Dort stellte sie sich am 26.09.1985 zur Durchf&#252;hrung der Behandlung vor. Der Beklagten wurde die M&#246;glichkeit aufgezeigt, die Weisheitsz&#228;hne einzeln in Lokalan&#228;sthesie zu entfernen. Da diese jedoch eine Entfernung in Vollnarkose verlangte, wurde sie &#252;ber das Narkoserisiko aufgekl&#228;rt. Eine Aufkl&#228;rung &#252;ber die M&#246;glichkeit einer Nervensch&#228;digung bei der operativen Entfernung der Weisheitsz&#228;hne erfolgte nicht. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung der Operation versp&#252;rte die Beklagte im Unterkieferbereich ab Mitte der Unterlippe bis in den rechten Mundwinkel und im gesamten rechten Wangenbereich kein Gef&#252;hl mehr. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r seine &#228;rztlichen Bem&#252;hungen erteilte der Kl&#228;ger der Beklagten am 19.11.1985 Rechnung, die identisch ist mit der vorgelegten Rechnung vom 08.05.1987, &#252;ber 996,99 DM. Dies ist die Klageforderung. Die Beklagte begehrt im Wege der Widerklage die Zahlung eines Schmerzensgeldes sowie die Feststellung, da&#223; der Kl&#228;ger ihr- zum Ersatz zuk&#252;nftiger materieller Sch&#228;den anl&#228;sslich der durch ihn erfolgten zahn&#228;rztlichen Behandlung verpflichtet sei. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagt zu verurteilen, an ihn 996,99 DM zuz&#252;glich 8,5 % Verzugszinsen seit dem 04.08.1986 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und Widerkl&#228;gerin behauptet, die Extraktion der Weisheitsz&#228;hne sei nicht vital indiziert und daher nicht erforderlich gewesen, sondern eine Ma&#223;nahme, die in Anbetracht der beabsichtigten &#220;berkronung allenfalls zweckm&#228;&#223;ig gewesen sei. Die Extraktion der beiden Weisheitsz&#228;hne sei nicht lege artis erfolgt. Es sei pflichtwidrig und vorwerfbar zu einer Verletzung der Unterkiefernerven mit einer folgenden bis heute nicht abgeklungenen Nervenl&#228;sion gekommen. Infolge dieses Behandlungsfehlers und der daraus folgenden Nervenl&#228;sion seien die eingetretenen Beschwerden nach wie vor vorhanden. Demgem&#228;&#223; besitze sie nur eine begrenzte Kontrolle der Unterlippe und des gesamten Unterkiefers mit der Folge, da&#223; sich Schwierigkeiten beim kontrollierten Trinken, beim Kauen und dergleichen erg&#228;ben. Insbesondere im Winter habe sie das Gef&#252;hl, da&#223; der gesamte Unterkieferkinnbereich zu einem "Eisklumpen" erstarrt sei. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bei der Nervenl&#228;sion im Kieferbackenbereich handele es sich um eine bekannte und typische, vermeidbare Komplikation einer Extraktion der Weisheitsz&#228;hne. Bei Weisheitszahnextraktionen komme es h&#228;ufig zu L&#228;sionen des Nervus Lingualis und des Nervus Alviualares inferior. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Diese bekannte Komplikation sei bei entsprechender Sorgfalt vermeidbar. Der Kl&#228;ger habe bei den Zahnextraktionen die erforderliche Sorgfalt nicht beachtet; so da&#223; es pflichtwidrig und vorwerfbar zu der Nervenl&#228;sion gekommen sei. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Ansicht, der Kl&#228;ger habe sich wegen des Behandlungsfehlers schadensersatzpflichtig gemacht. Dessen Haftung bestehe auch deshalb, weil er sie &#252;ber die mit der Extraktion der Weisheitsz&#228;hne verbundenen Gefahren nicht aufgekl&#228;rt habe. Insoweit behauptet sie, sie h&#228;tte die Extraktion der Weisheitsz&#228;hne nicht durchf&#252;hren lassen, wenn sie &#252;ber die Risiken einer Nervenl&#228;sion aufgekl&#228;rt worden w&#228;re, zumal die Extraktion nicht vital geboten gewesen sei, sondern lediglich die &#220;berkronung der Z&#228;hne h&#228;tte erleichtern sollen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Widerklagend beantragt die Beklagte, </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1. den Kl&#228;ger zu verurteilen, an sie ein angemessenes Schmerzensgeld, mindestens 5.000,-- DM abz&#252;glich 996,99 DM, dessen H&#246;he im &#252;brigen in das Ermessen des Gerichts gestellt wird, zu zahlen; </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2. festzustellen, da&#223; der Kl&#228;ger verpflichtet ist, ihr allen materiellen Schaden, der ihr anl&#228;sslich der zahn&#228;rztlichen Behandlung in der Zeit vom 26.09.1985 bis 15.11.1985 durch den Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird, zu ersetzen, soweit dieser Anspruch nicht auf Sozialversicherungstr&#228;ger und sonstige Dritte &#252;bergegangen ist oder noch &#252;bergehen wird. . </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Widerklage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und Widerbeklagte behauptet, aufgrund der von der Beklagten mitgebrachten R&#246;ntgenaufnahmen und der durchgef&#252;hrten Untersuchung habe er festgestellt, da&#223; die in Rede stehenden Weisheitsz&#228;hne stark impaktiert gewesen seien, so da&#223; eine umfangreiche Osteotomie habe durchgef&#252;hrt werden m&#252;ssen. In Fachkreisen sei einhellige Meinung, da&#223; die operative Entfernung von verlagerten und retinierten Weisheitsz&#228;hnen notwendig sei. Dabei handele es sich nicht um eine vitale Indikation. Konkreter Anlass zur operativen Entfernung bei der Beklagten sei eine r&#246;ntgenologisch dargestellte periapikale Aufhellung am Zahn 48 gewesen, die auf einen pathologischen Prozess hingedeutet habe. Diesem pathologischen Prozess in Verbindung mit den zuvor getroffenen Feststellungen werde am besten durch Entfernung der entsprechenden Weisheitsz&#228;hne begegnet. Dieses entspreche den Regeln der &#228;rztlichen Kunst. Das Risiko, da&#223; bei einer operativen Entfernung der Weisheitsz&#228;hne durch einen Mund- und Kieferchirurgen eine Paraesthesie oder gar Anaesthesie auftrete, sei statistisch gesehen &#228;u&#223;erst selten. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung der Operation bei der Beklagten seien die Nervenstr&#228;nge in ihrer Kontinuit&#228;t erhalten gewesen, und zwar auch nach der operativen Entfernung des zweiten Zahnes. Die operative Entfernung der Z&#228;hne sei lege artis erfolgt. Eine Paraesthesie, wie er sie aufgrund der von der Beklagten behaupteten Gef&#252;hlsst&#246;rung postoperativ in das Krankenblatt als M&#246;glichkeit eingetragen habe, sei in der Regel reversibel. Im &#252;brigen seien die von der Beklagten vorgetragenen Beschwerden nicht alle dem Versorgungsgebiet des angeblich noch immer gesch&#228;digten Nerves zuzuordnen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, er hafte der Beklagten weder aus dem Gesichtspunkt eines &#228;rztlichen Behandlungsfehlers noch aus dem Gesichtspunkt der Verletzung der Aufkl&#228;rungspflicht. Hinsichtlich der M&#246;glichkeit einer Nervsch&#228;digung habe f&#252;r ihn keine Aufkl&#228;rungspflicht bestanden. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen N sowie durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Privatdozent Dr. Dr. J, welches dieser in der m&#252;ndlichen Verhandlung am 13.09.1988 m&#252;ndlich erl&#228;utert hat. Der Zeuge Dr. I hat die an ihn gerichtete Beweisfrage unter eidesstattlicher Versicherung, ihrer Richtigkeit schriftlich beantwortet (Bl. 168. d.A.). </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhalts und des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Beweisbeschluss vom 03.11.1987 (Bl. 78 ff. d.A.), das schriftliche Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Privatdozent Dr. Dr. J (Bl. 120 ff. d.A.) sowie auf die Sitzungsniederschrift vom 13.09.1988 (Bl. 170 ff. d.A.) Bezug genommen. Auf die pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Zeugen Dr. I sowie auf die Vernehmung der Zeugen Dr. L und Dr. H haben die Parteien verzichtet. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze der Parteien und der von ihnen &#252;berreichten Urkunden verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet, die Widerklage ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein unstreitiger Honoraranspruch in H&#246;he von 996,99 DM gegen die Beklagte zu, der aber durch die Aufrechnung mit einem der Beklagten und Widerkl&#228;gerin zustehenden Schmerzensgeldanspruch in H&#246;he von 6.500,-- DM erloschen ist, so da&#223; ein Anspruch der Beklagten in H&#246;he von <u>5.503,01 DM </u>verbleibt. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Beklagten auf Zahlung eines Schmerzensgeldes hat seine Grundlage in den &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 BGB. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme steht zwar fest, da&#223; dem Beklagten kein Behandlungsfehler unterlaufen ist, er hat jedoch schuldhaft die ihm obliegende Aufkl&#228;rung &#252;ber die mit der Operation verbundenen Risiken unterlassen und sich deshalb der Beklagten gegen&#252;ber schadensersatzpflichtig gemacht., </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ein <u>Behandlungsfehler </u>liegt nicht vor. Dies steht aufgrund des &#220;berzeugenden Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Privatdozent Dr. Dr. J fest. Bei der operativen Entfernung des retinierten und verlagerten Zahnes 48 bei der Beklagten ist es zu einer Taubheit (Anaesthesie) des Nervus alveolaris inferior rechts gekommen. Diese Gef&#252;hlsbeeintr&#228;chtigung ist im unmittelbaren Zusammenhang mit der operativen Entfernung des Zahnes 48 zu sehen, beruht jedoch nicht auf einem Behandlungsfehler. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die operative Entfernung des Zahnes: 48 (unterer rechter Weisheitszahn) war - ebenso wie die des Zahnes 38 (linker unterer Weisheitszahn) medizinisch angezeigt. Auf der praeoperativ angefertigten R&#246;ntgendarstellung ist eine periapikale Aufhellung der Wurzelspitze des Zahnes 48 erkennbar, desweiteren ist eine zystische Aufhellung im Bereich der Zahnkrone dieses Zahnes festzustellen, so da&#223; in Anbetracht der vorgesehenen &#220;berkronung eine prophylaktische Entfernung des Zahnes unbedingt angezeigt war, und zwar auch dann, wenn die Patientin noch keine Beschwerden in dieser Region versp&#252;rte. Die Entfernung derartiger Weisheitsz&#228;hne in solchen F&#228;llen entspricht, wie der Sachverst&#228;ndige dargelegt hat, der heutigen wohl &#252;berwiegenden Meinung in der Zahnmedizin. Allerdings bestand keine vitale Indikation zur Entfernung des betreffenden Zahnes. Zwar h&#228;tte der Zahn 48 in der Folgezeit die Ursache verschiedener Krankheitsbilder bei der Beklagten sein k&#246;nnen, sichere Prognosen hier&#252;ber lassen sich jedoch nicht anstellen. Es ist auch davon auszugehen, da&#223; sich der Zahn 48 in der. vorgefundenen Lage bei der Beklagten bereits etwa 30 Jahre befunden hat. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die durch die Entfernung des Weisheitszahnes verursachte Gef&#252;hlsst&#246;rung kann dem Kl&#228;ger nicht als Behandlungsfehler angelastet werden. Die operative Entfernung eines retinierten und verlagerten Weisheitszahnes hat, wie der Sachverst&#228;ndige dargelegt hat, in der Weise zu erfolgen, da&#223; zur operativen Entfernung eines retinierten und verlagerten Weisheitszahnes zur &#252;bersichtlichen Freilegung des Operationsgebietes Schnitte der Schleimhaut und Knochenhaut entlang der Vorderkante des Kieferastes und vom Gingivasaum des zweiten Molaren zur Umschlagfalte gef&#252;hrt werden. Nach Skelettierung des Alveolarfortsatzes in der Vorderkante des Kieferastes wird der Zahn mit einem Rosenbohrer bis zum gr&#246;&#223;ten Durchmesser der Krone freigelegt. Befindet sich der Weisheitszahn wie bei der Beklagten schr&#228;g nach mesial geneigt im Kiefer, h&#228;ngt die Art der Extraktionstechnik von der Trennung der Wurzeln ab. In dieser Weise ist der Kl&#228;ger, wie er substantiiert dargelegt hat, vorgegangen. Er hat die Zahnkrone abgetragen und anschlie&#223;end zus&#228;tzlich die Wurzel durchtrennt und die Wurzelteile einzeln entfernt. Nach Durchtrennen der Wurzel hat er den Restzahn mit einem Hohlmei&#223;elhebel luxiert und dann mit der Pinzette entfernt. Dabei sind die Nervenstr&#228;nge in ihrer Kontinuit&#228;t erhalten gewesen. Dies hat der Zeuge Dr. N, der seinerzeit beim Kl&#228;ger als Assistent t&#228;tig war, best&#228;tigt, nachdem er von diesem hinzugerufen worden war, um das Operationsfeld in Augenschein zu nehmen. Diese vom Kl&#228;ger angewandte Operationstechnik gibt keine Veranlassung zur Beanstandung. Sie ist von der Beklagten auch nicht substantiiert bestritten worden. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Da&#223; es bei der Beklagten gleichwohl zu einer Gef&#252;hlsst&#246;rung gekommen ist, ist dem Kl&#228;ger nicht anzulasten, da selbst bei einer ordnungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrten Zahnentfernung in diesen F&#228;llen eine mechanische Nervenl&#228;sion nicht ausgeschlossen werden kann. So kann bei der Luxation eines Zahnes z.B. ein Druck auf den Nervverlauf erfolgen, ohne da&#223; dieser in seiner Kontinuit&#228;t unterbrochen ist. Bereits durch Druck auf den Nerven kann es zu einer Gef&#252;hlsst&#246;rung kommen, was der Sachverst&#228;ndige im vorliegenden Fall auch f&#252;r wahrscheinlich h&#228;lt, da die praeoperative R&#246;ntgendarstellung eine unmittelbare Beziehung der Wurzelspitze des Zahnes 48 zu dem Nervkanal mit dem in diesem verlaufenden Nervus alveolares inferior vermuten l&#228;sst. Tats&#228;chlich war es so, da&#223; der Nerv zwischen den Wurzeln durchlief. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sich der Beklagten gegen&#252;ber jedoch schadensersatzpflichtig gemacht, weil er schuldhaft gegen die ihm obliegende <u>Aufkl&#228;rungspflicht</u> versto&#223;en hat und der k&#246;rperliche Eingriff, den die Entfernung des Weisheitszahnes darstellte, nicht in vollem Umfang von der Einwilligung der Beklagten abgedeckt war. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung einer wirksamen Einwilligung ist, da&#223; der Patient ausreichend &#252;berblicken und w&#252;rdigen kann, in was er einwilligt. Die, Aufkl&#228;rung muss deshalb die im gro&#223;en und ganzen bestehenden Risiken einer ordnungsgem&#228;&#223;en Behandlung zum Gegenstand haben, wobei sich ihre Intensit&#228;t nach dem Einzelfall richtet (BGH, NJW 1985, 2192). Der Umfang der erforderlichen Aufkl&#228;rung wird durch die Art und H&#246;he des erwarteten Risikos und durch die m&#246;gliche Schwere der Folgen bestimmt, wobei der sachlichen und zeitlichen Notwendigkeit des Eingriffs entscheidende Bedeutung zukommt (Palandt-Thomas, BGB, 47. Aufl. 1988, &#167; 823 Anm. 6 B i m.w.N.). An dieser nach den dargestellten Grunds&#228;tzen zu bemessenden erforderlichen Aufkl&#228;rung hat der Kl&#228;ger es fehlen lassen. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Aufkl&#228;rung &#252;ber die M&#246;glichkeit einer auftretenden Gef&#252;hlsst&#246;rung war deshalb dringend veranlasst, weil Gef&#252;hlsst&#246;rungen auch bei ordnungsgem&#228;&#223;em Vorgehen des behandelnden Zahnarztes nicht ausgeschlossen werden k&#246;nnen. Es handelt sich vielmehr um ein typisches Risiko, welches mit einem derartigen Eingriff verbunden ist. Der Sachverst&#228;ndige hat hierzu ausgef&#252;hrt, da&#223; bei der Lage des Zahnes 48 durchaus mit einer Nervsch&#228;digung zu rechnen war, die vor&#252;bergehend, aber auch bleibend sein kann, wobei der bleibende Schaden eher selten ist. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und Widerkl&#228;gerin hat hinreichend substantiiert dargelegt, da&#223; sie die Weisheitszahnextraktion nicht h&#228;tte vornehmen lassen, wenn sie &#252;ber die damit verbundenen Risiken informiert gewesen w&#228;re. F&#252;r den Gegenbeweis liegt die Beweislast beim behandelnden Arzt, also beim Kl&#228;ger (BGH NJW 1976, 363). Die behauptete Ablehnung der Einwilligung in den Eingriff im damaligen Zeitpunkt erscheint verst&#228;ndlich (siehe im einzelnen hierzu BGHZ 90, 96), da sie keine akuten Beschwerden hatte und eine vitale Indikation zur Entfernung des betreffenden Zahnes, wie dargelegt, nicht bestand. An der Verpflichtung zur Aufkl&#228;rung &#228;nderte sich f&#252;r den Kl&#228;ger nichts. dadurch, da&#223; es sich bei ihm um einen erfahrenen Kieferchirurgen handelt, f&#252;r den ein Eingriff, wie er ihn bei der Beklagten vorgenommen hat, einen Routineeingriff darstellt. Denn auch in diesem Fall muss mit m&#246;glichen Komplikationen gerechnet werden, wenn, auch, wie der Sachverst&#228;ndige dargelegt hat, f&#252;r einen erfahrenen Kieferchirurgen der Eintritt einer Komplikation sicherlich geringer ist. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bei der H&#246;he des Schmerzensgeldes, welches eine Ausgleichs- und Genugtuungsfunktion hat, kam es entscheidend auf die erlittenen Beeintr&#228;chtigungen an. Die Beklagte hat hierzu vorgetragen, da&#223; sie bis heute im Unterkieferbereich ab Mitte der Unterlippe bis in den rechten Mundwinkel und im gesamten rechten Backenbereich kein Gef&#252;hl mehr versp&#252;re. Demgem&#228;&#223; besitze sie nur eine begrenzte Kontrolle der Unterlippe und des gesamten Unterkiefers mit der Folge, da&#223; sich Schwierigkeiten beim kontrollierten Trinken, beim Kauen und der gleichen erg&#228;ben. Insbesondere im Winter habe sie das Gef&#252;hl, da&#223; der gesamte Unterkieferkinnbereich zu einem "Eisklumpen" erstarrt sei. Die Anamnese der Beklagten durch den Sachverst&#228;ndigen hat ergeben, da&#223; die vom Gutachter objektivierte Gef&#252;hlsst&#246;rung seit dem operativen Eingriff besteht und sich w&#228;hrend dieses Zeitraumes nicht wesentlich verbessert hat. M&#246;glicherweise wird sich der gegenw&#228;rtige Zustand noch verbessern, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit in diesem speziellen Fall als &#228;u&#223;erst gering anzusehen. Andererseits d&#252;rfte auch eine Verschlimmerung des heutigen Zustandsbildes ausgeschlossen sein. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige hat eine deutliche Anaesthesie im Ausbreitungsgebiet des rechten Nervus mentalis in einem Hautareal der Unterlippe wie folgt festgestellt: Ausgehend vom mittleren Drittel der Unterlippe werde innerhalb eines Hautdreieckes, dessen 3 cm lange Basis im Lippenrot liegt und dessen zur Kinnspitze hin gerichtete H&#246;he 4 cm betr&#228;gt, auf Nadelstiche nicht registriert, wobei die Mimik der Beklagten jedoch nicht gest&#246;rt ist. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der Gesamtumst&#228;nde und insbesondere auch des Alters der Beklagten von 49 Jahren sowie des Verschuldens des Kl&#228;gers hielt die Kammer ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 6.500,-- DM f&#252;r angemessen, aber auch ausreichend. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte sich auf Entscheidungen beruft, in welchen in vergleichbaren F&#228;llen h&#246;here Schmerzensgelder zuerkannt worden sind, vermag dies an der Auffassung der Kammer nichts zu &#228;ndern, da die angef&#252;hrten Fallkonstellationen mit dem hier vorliegenden Fall, nicht in jeder Hinsicht vergleichbar sind. So waren in den Entscheidungen, auf welche die Beklagte sich beruft (LG Dortmund; 2 0 29/79 - 7.500,-- DM; LG Heidelberg - 3 0 96/82 - 10.000,-- DM; OLG M&#252;nchen - 14 440/78 - 15.000,-- DM; LG Augsburg - 6 0 689/87 - 9.000,-- DM; LG M&#252;nchen I - 12 0 6980/83 - 12.000,-- DM), die Patienten, soweit Altersangaben vorliegen, j&#252;nger als die Beklagte, neben Gef&#252;hlsbeeintr&#228;chtigungen wurden, auch Schmerzen ge&#228;u&#223;ert, der Schmerzensgeldanspruch war aufgrund eines Behandlungsfehlers begr&#252;ndet, es floss Speichel unbemerkt aus dem Mundwinkel, das Geschmacksempfinden auf einer Zungenseite ging verloren oder es traten zus&#228;tzlich Behinderungen beim Sprechen ein. Das Vorbringen der Beklagten hinsichtlich der Beeintr&#228;chtigungen, die sie hinnehmen muss, rechtfertigt ein Schmerzensgeld, welches nicht an der unteren Grenze angesiedelt werden kann, andererseits die Zusprechung eines Schmerzensgeldes &#252;ber einen Betrag von 6.500,-- DM hinaus nicht begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Neben dem Leistungsanspruch hat die Beklagte und Widerkl&#228;gerin ferner einen Anspruch auf Feststellung im Sinne des Widerklageantrags zu Ziffer 2). Dieser Antrag ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger und Widerbeklagte ist verpflichtet, der Beklagten allen materiellen Schaden, der ihr anl&#228;sslich der zahn&#228;rztlichen Behandlung in der Zeit vom 26.09.1985 bis 15.11.1985 entstanden ist und noch entstehen wird, zu ersetzen. Solche zuk&#252;nftigen Sch&#228;den sind nicht auszuschlie&#223;en. So ist nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen nicht auszuschlie&#223;en da&#223; die Beklagte sich etwa bei Bewegung des Kiefers beim Essen einmal eine Verletzung an der Unterlippe zuf&#252;gt. Besteht aber nur die M&#246;glichkeit etwaiger Zukunftssch&#228;den, so ist dem Feststellungsantrag stattzugeben. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. '. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; S. 1 ZPO. </p>
315,324
olgk-1988-10-10-10-uf-15388
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10 UF 153/88
"1988-10-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:26"
"2022-10-18T15:03:50"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:1010.10UF153.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beschwerde des Antragsgegners gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - Aachen vom 25. Mai 1988 - 23 F 335/87 - wird auf seine Kosten als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p></p> <p>2. Der Antragstellerin wird Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r das Beschwerdeverfahren nicht bewilligt.</p> <p></p> <p>3. Der Gesch&#228;ftswert f&#252;r das Beschwerdeverfahren und das erstinstanzliche Verfahren wird (hinsichtlich des letzteren zugleich in Ab&#228;nderung der Wertfestsetzung im angefochtenen 8eschlu&#223;) auf bis zu DM 500,00 festgesetzt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1. Die nach &#167; 621 e ZPO statthafte sowie fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Beschwerde ist nicht zul&#228;ssig, weil der Wert des Beschwerdegegenstandes die durch &#167; 14 HausRVO gezogene Mindestgrenze von DM 1.000,00 nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wie zwischen den Parteien unstreitig ist, bel&#228;uft sich der Verkehrswert der drei Holzfiguren, um deren Verbleib gestritten wird, auf ca. DM 1.300,00. Der Wert der Beschwer des Antragsgegners ist jedoch nicht diesem Sachwert gleichzusetzen. Denn da die Ehe der</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Parteien noch nicht geschieden ist, kann im vorliegenden Verfahren keine endg&#252;ltige Aufteilung des Hausrats gem. &#167;&#167; 1 f, 8 ff HausRVO erfolgen, durch die auch eine &#196;nderung der Eigentumsverh&#228;ltnisse bewirkt wird, sondern es kann lediglich eine Benutzungsregelung getroffen werden, die die Eigentumsverh&#228;ltnisse unber&#252;hrt l&#228;&#223;t,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">vgl. &#167; 1361 a Abs. 48GB. Da diese Regelung von vornherein nur auf eine begrenzte Zeit angelegt ist, n&#228;mlich bis zur rechtskr&#228;ftigen Scheidung der Ehe (worauf das Amtsgericht im angefochtenen Beschlu&#223; zutreffend hinweist), ist es nicht gerechtfertigt, den Wert des Hausrats selbst als den Wert der Beschwer anzusetzen, vielmehr mu&#223; der Beschwerdewert deutlich unter dem Sachwert liegen. Diese Erw&#228;gung hat in &#167; 21 Abs. 2 S. 2 HausRVO f&#252;r die Bemessung des Gesch&#228;ftswerts ausdr&#252;cklich ihren Niederschlag gefunden; f&#252;r den Beschwerdewert gern. &#167; 14 HausRVO kann nichts anderes gelten, denn die Beschwer des zur Herausgabe verpflichteten Ehegatten ist naturgem&#228;&#223; geringer, wenn die Anordnung von vornherein nur eine vor&#252;bergehende Regelung ohne &#196;nderung der Eigentumsverh&#228;ltnisse trifft, als wenn ihm das (Mit-)Eigentum und ein Recht zum Besitz auf Dauer entzogen werden (in diesem Sinn auch OLG Frankfurt FamRZ 1987, 407). </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aus der Regelung des &#167; 6 ZPO, die f&#252;r Besitzanspr&#252;che grunds&#228;tzlich auf den Wert der Sache abstellt, l&#228;&#223;t sich gegen die vom Senat vertretene Auffassung nichts herleiten. Es ist n&#228;mlich anerkannt, da&#223; bei gerichtlichen Entscheidungen mit vorl&#228;ufiger Natur auf das Interesse des Antragstellers abzustellen ist, das regelm&#228;&#223;ig nur einen Bruchteil des Sachwertes ausmacht (Baumbach-Lauterbach, ZPO, &#167; 6 Anm. 1 Ab), und es entspricht ebenfalls allgemeiner Auffassung, da&#223; bei befristeten Rechten dem Umstand, da&#223; ihr Bestand begrenzt ist, bei der Wertbemessung Rechnung zu tragen ist (Baumbach-Lauterbach, &#167; 3 Anhang, Stichwort "Befristeter Anspruch" und Thomas-Putzo, ZPO, 15. AufI., &#167; 3 Anm. 2 Stichwort "Befristete Rechte").</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdewert kann nach alledem nicht h&#246;her als DM 500,00 veranschlagt werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die gerichtlichen und au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beschwerdeverfahrens sind dem Antragsgegner aufzuerlegen, weil dies der Billigkeit entspricht, vgl. &#167; 20 HausRVO und &#167; 13 a Abs. 1 S. 2 FGG. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2. Aus den Ausf&#252;hrungen unter 1. folgt, da&#223; auch der f&#252;r die Geb&#252;hrenberechnung ma&#223;gebliche Gesch&#228;ftswert auf bis zu DM 500,00 zu veranschlagen ist. Die abweichende Festsetzung im angefochtenen Beschlu&#223; ist gem. &#167; 31 Abs. 1 S. 2 KostO dementsprechend von Amts wegen zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">3. Der Antragstellerin kann Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r das Beschwerdeverfahren nicht bewilligt werden. Sie hat nicht dargetan, da&#223; der Antragsgegner nicht in der Lage ist, ihr gem. &#167; 1360 a Abs. 4 BGB einen entsprechenden Proze&#223;kostenvorschu&#223; zur Verf&#252;gung zu</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">stellen; im Hinblick darauf, da&#223; die Kosten f&#252;r die Antragstellerin unter DM 200,00 liegen, kann unter Ber&#252;cksichtigung der dem Senat aus dem Verfahren 10 UF 46/88 bekannten Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Antragsgegners nicht von dessen Leistungsunf&#228;higkeit ausgegangen werden. Dar&#252;ber hinaus k&#228;me die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe nur unter Anordnung von Ratenzahlung in Betracht; hier w&#252;rde dann die Vorschrift des &#167; 115 Abs. 6 ZPO eingreifen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">K&#246;ln, den 10. Oktober 1988</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Oberlandesgericht, 10. Zivilsenat - Familiensenat -</p>
315,325
olgham-1988-10-06-4-u-5088
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 50/88
"1988-10-06T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:30"
"2022-10-18T15:03:51"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:1006.4U50.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 21. Januar 1988 verk&#252;ndete Urteil der VIII. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Bielefeld teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, &#252;ber den im landgerichtlichen Urteil genannten Betrag hinaus an die Kl&#228;gerin weitere 3.000,-- DM nebst 5% Zinsen hiervon seit dem 30.10.1987 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die gesamten Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer des Beklagten liegt unter 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt vom Beklagten die Zahlung zweier Vertragsstrafen in H&#246;he von jeweils 3.000,-- DM. Sie st&#252;tzt ihr Begehren auf eine strafbewehrte Unterlassungsverpflichtung des Beklagten vom 11. Juli 1985, durch die er sich verpflichtet hatte, im gesch&#228;ftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs keine Anzeigen mehr zu verwenden, bei welchen der Hinweis auf den gewerblichen Charakter des Angebotes fehlt. Zugleich hatte der Beklagte f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung die Zahlung einer Vertragsstrafe von 3.000,-- DM an die Kl&#228;gerin versprochen (Bl. 7 der Akten).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Zeitung xxx vom 22.11.1986 und vom 27.05.1987 erschienenen Kleinanzeigen des Beklagten mit denen dieser Eigentumswohnungen zum Verkauf nur unter Angabe der Telefonnummer seiner Firma anbot. Mit Schreiben ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vom 17.09.1987 (Bl. 8 d.A.) forderte die Kl&#228;gerin vom Beklagten wegen dieser Anzeigen "die vereinbarte Vertragsstrafe von 3.000,-- DM". Daraufhin lie&#223; der Beklagte mit Anwaltsschreiben vom 25.09.1987 (Bl. 10 d.A.) den Versto&#223; gegen die Unterlassungsverpflichtung mit einem Versehen der Zeitung entschuldigen. Diese Entschuldigung wies die Kl&#228;gerin mit Anwaltsschreiben vom 15.10.1987 (Bl. 15 ff d.A.) zur&#252;ck und forderte unter Fristsetzung bis zum 29. Oktober 1987 von der Beklagten die Zahlung zweier Vertragsstrafen in Gesamth&#246;he von 6.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dieser Zahlungsaufforderung kam der Beklagte nicht nach. Die darauf von der Kl&#228;gerin erhobene Klage hatte vor dem Landgericht nur in H&#246;he eines Betrages von 3.000,-- DM Erfolg. Das Landgericht ist der mit Blick auf &#167; 21 UWG erhobenen Verj&#228;hrungseinrede des Beklagten wegen der Zuwiderhandlung vom 22.11.1986 gefolgt und hat insoweit das Vertragsstrafebegehren der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das wegen der Einzelheiten verwiesen wird, richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Sie tritt der Rechtsauffassung des Landgerichts zur Frage der Verj&#228;hrung des Vertragsstrafeanspruches entgegen und macht ihrerseits geltend, da&#223; die Vertragsstrafe der regelm&#228;&#223;igen Verj&#228;hrung von 30 Jahren unterliege.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des landgerichtlichen Urteils den Beklagten zu verurteilen, an sie weitere 3.000,-- DM nebst 5% seit dem 30.10.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte bittet um Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt die landgerichtliche Rechtsauffassung zur Frage der Verj&#228;hrung und erhebt &#228;u&#223;erst vorsorglich auch den Einwand der Verwirkung. Dazu f&#252;hrt er aus, die Kl&#228;gerin habe mit ihrem Schreiben vom 07.09.1987 klargestellt, da&#223; sie wegen der ihr bekannten Zeitungsanzeige vom 22.11.1986 keinerlei Vertragsstrafe verlangen wolle. Daran m&#252;sse sie sich nun festhalten lassen. Im &#252;brigen entschuldigt sich der Beklagte nach wie vor mit einem Versehen der Zeitung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den Inhalt der zwischen gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Aus der Vertragsstrafevereinbarung mit dem Beklagten stehen ihr &#252;ber den vom Landgericht bereits zuerkannten Betrag hinaus weitere 3.000,-- DM nebst Zinsen zu.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Anzeigenwerbung des Beklagten vom 22.11.1986 verst&#246;&#223;t gegen das strafbewehrte Unterlassungsversprechen, weil sie die Gewerblichkeit des Angebotes nicht erkennen l&#228;&#223;t. Das zieht auch der Beklagte nicht in Zweifel. Der Beklagte kann sich seiner Verantwortlichkeit daf&#252;r nicht mit einem Hinweis auf ein Versehen der Zeitung entziehen. Denn er hat f&#252;r diese als seine Erf&#252;llungsgehilfin bei schuldhaften Verhalten einzustehen (&#167; 278 BGB; vgl. dazu BGH GRUR 1988, 561 = WRP 1988, 608 = NJW 1988, 1907). Nach dem eigenen Vorbringen des Beklagten hat sich das Publikationsorgan &#252;ber den ausdr&#252;cklichen Hinweis, in der Anzeige die Firma des Beklagten zu nennen, hinweggesetzt. Darin liegt eine vorwerfbare Pflichtwidrigkeit, die der Beklagte letztlich zu vertreten hat (vgl. dazu BGH a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Versto&#223; gegen das Unterlassungsversprechen l&#246;st die vereinbarte Vertragsstrafe von 3.000,-- DM aus. Die demgegen&#252;ber mit Blick auf &#167; 21 UWG erhobene Einrede der Verj&#228;hrung verf&#228;ngt nicht, denn die kurze Verj&#228;hrung jener Vorschrift findet auf diesen Fall keine Anwendung. Jene betrifft gesetzliche Anspr&#252;che, die dem Anspruchsgl&#228;ubiger aus dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb erwachsen, wenn ein anderer gegen diese Rechtsregeln verst&#246;&#223;t. Demgegen&#252;ber macht die Kl&#228;gerin hier jedoch einen vertraglichen Anspruch geltend. Dieser unterliegt grunds&#228;tzlich nicht der deliktischen Verj&#228;hrung des &#167; 21 UWG, sondern selbst&#228;ndig der f&#252;r diesen geltenden Verj&#228;hrungsfrist (BGHZ 66, 315; Staudinger-Dilcher, BGB, 12. Aufl., &#167; 194 RdNr. 19 mit weiteren Nachweisen; Palandt-Heinrichs, BGB, 47. Aufl., &#167; 194 Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Frage der Verj&#228;hrung von Vertragsstrafen ist allerdings umstritten. Nach einer Ansicht ist diejenige Frist ma&#223;gebend, die auch f&#252;r den gesicherten Anspruch gilt (vgl. dazu Soergel-Lindacher, BGB, 11. Aufl., &#167; 339 RdNr. 29), nach einer anderen Auffassung soll die Verj&#228;hrungsfrist des Vertragsanspruches grunds&#228;tzlich 30 Jahre betragen, selbst bei k&#252;rzerer Verj&#228;hrungsfrist des zugrundeliegenden Anspruches (M&#252;nchener Kommentar, BGB, 2. Aufl., &#167; 339 RdNr. 10). Nach einer vermittelnden Meinung soll die Verj&#228;hrungsfrist des Hauptanspruches ma&#223;gebend sein, wenn die Vertragsstrafe diesem wirtschaftlich entspricht (Palandt-Heinrichs a.a.O. &#167; 195 Anm. 2b; Horschitz, NJW 1973, 1958, 1960). Welche der Meinungen den Vorzug verdient, braucht hier nicht entschieden zu werden, denn die Verj&#228;hrungsfrage beantwortet sich in jedem Fall gleich. Das Unterlassungsversprechen, das der St&#246;rer dem Anspruchsgl&#228;ubiger, der einen Wettbewerbsversto&#223; beanstandet, auf Verlangen erkl&#228;rt, begr&#252;ndet bei seiner Annahme durch den anderen Teil eine vertragliche Unterlassungspflicht. Das bei berechtigtem Unterlassungsanspruch urspr&#252;nglich bestehende gesetzliche Schuldverh&#228;ltnis nach Ma&#223;gabe der Regeln des Wettbewerbsrechts wird dadurch beseitigt und durch ein vertragliches ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es ist anerkannten Rechts, da&#223; schon die Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserkl&#228;rung, die eine erneute Rechtsverletzung derselben Art ausgeschlossen erscheinen l&#228;&#223;t, erst recht aber ein entsprechender Vertrag die Wiederholungsgefahr ausger&#228;umt, mit der Folge, da&#223; der durch eine Rechtsverletzung zun&#228;chst begr&#252;ndete Unterlassungsanspruch erlischt (vgl. dazu Teplitzky, Wettbewerbliche Anspr&#252;che, 5. Aufl., Kapitel 11 RdNr. 5). Da der Verletzte und auch der Verletzer ein f&#252;r alle mal eine endg&#252;ltige au&#223;ergerichtliche Beilegung der Auseinandersetzung wollen, die aber nur durch Begr&#252;ndung einer dauerhaften vertraglichen Unterlassungspflicht zu erreichen ist, kommt dem Unterlassungsvertrag innovative Bedeutung zu. Eine Abh&#228;ngigkeit von dem Bestehen der alten (gesetzlichen) Schuld ist nach Lage der Dinge nicht anzunehmen. Denn der Abgabe der strafbewehrten Unterlassungsverpflichtung liegt nicht in jedem Falle ein als sicher festgestelltes gesetzliches Schuldverh&#228;ltnis zugrunde. Sie dient vielmehr regelm&#228;&#223;ig dazu, das Streitverh&#228;ltnis ohne endg&#252;ltige Kl&#228;rung weiteren Auseinandersetzungen zu entziehen und klare Verh&#228;ltnisse zu schaffen, bezweckt also die Begr&#252;ndung einer Unterlassungspflicht unabh&#228;ngig von einem etwaig existenten Schuldverh&#228;ltnis. Das bedeutet f&#252;r den Gl&#228;ubiger, zuk&#252;nftig der Nachweispflicht enthoben zu sein, da&#223; die dem Versprechen zugrundeliegende Wettbewerbshandlung unzul&#228;ssig war (vgl. dazu Teplitzky a.a.O. Kapitel 11 RdNr. 6).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die wegen einer Zuwiderhandlung gegen die vertragliche Unterlassungspflicht verwirkte Vertragsstrafe unterl&#228;ge im Licht des oben dargestellten Meinungsstreits nur dann nicht der regelm&#228;&#223;igen Verj&#228;hrung von 30 Jahren (&#167; 195 BGB), wenn sie wirtschaftlich einem Anspruch - insoweit k&#228;me hier nur der Schadensersatzanspruch in Betracht - gleichst&#228;nde, der der k&#252;rzeren Verj&#228;hrung unterliegt. Aber auch davon kann hier nicht ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwar wohnt der Vertragsstrafe immer auch ein schadensersatzrechtliches Moment inne (BGH NJW 1975, 163, 164; NJW 1986, 127 = GRUR 1985, 1065 = WRP 1986, 141); das kann jedoch vorliegend nicht dazu f&#252;hren, die Vertragsstrafe wirtschaftlich einem Schadensersatzanspruch gleichzustellen, der der Verj&#228;hrung des &#167; 21 UWG anheimfiele. Das selbst&#228;ndige Vertragsstrafeversprechen f&#252;r den Fall der Zuwiderhandlung gegen die vertragliche Unterlassungspflicht hat n&#228;mlich schwergewichtig pr&#228;ventiven Charakter, weil sie als Druckmittel dazu dienen soll, den St&#246;rer von k&#252;nftigen Rechtsverletzungen der beanstandeten Art abzuhalten (vgl. BGH NJW 1983, 1060 = GRUR 1983, 186 = WRP 1983, 264). Der Anspruchsgl&#228;ubiger wird dadurch in eine &#228;hnliche Lage versetzt, wie sie derjenigen bei Titulierung des gesetzlichen Unterlassungsanspruches entspricht. Die vorrangige Bedeutung der Vertragsstrafe als Druck- und Sanktionsmittel gegen den Unterlassungsschuldner zeigt sich in Sonderheit in den F&#228;llen der &#220;bernahme einer strafbewehrten vertraglichen Unterlassungspflicht gegen&#252;ber einem Verband, der durch die aufgegriffene Wettbewerbshandlung des Unterlassungsschuldners regelm&#228;&#223;ig keinen Schaden erleidet. Der Umstand, da&#223; die Vertragsstrafe f&#252;r den Mitbewerber auch schadensersatzrechtliche Funktion haben kann, nimmt ihr nicht ihre pr&#228;ventive Bedeutung, sie wird dadurch keinesfalls zum blo&#223;en Schadensersatz. Andernfalls w&#228;re die Rechtsprechung zur Drittunterwerfung (vgl. dazu auch BGH NJW 1983, 1060 = GRUR 1983, 186 = WRP 1983, 264 sowie GRUR 1987, 640 = WRP 1987, 557) auch nicht zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Danach ist im Ergebnis festzustellen, da&#223; die bei Zuwiderhandlung gegen die vertragliche Unterlassungspflicht verwirkte Vertragsstrafe der 30-j&#228;hrigen Verj&#228;hrung unterliegt. (Vgl. dazu Landgericht Mannheim, GRUR 1987, 743).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die kurze Verj&#228;hrung eines deliktischen Anspruches auf einen gleichgerichteten vertraglichen Anspruch durchschl&#228;gt, wird soweit ersichtlich nirgends bejaht (vgl. dazu Staudinger-Dilcher, BGB, 12. Aufl., &#167; 194 RdNr. 23). Durchgreifende der Gesichtspunkte, die eine auch dogmatisch begr&#252;ndbare Beurteilung rechtfertigen k&#246;nnten, hat der Beklagte nicht aufgezeigt, sie sind auch sonst nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann der Klageforderung auch nicht den Einwand der Verwirkung entgegenhalten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat zwar zun&#228;chst den Eindruck erweckt, als wolle sie wegen der Zuwiderhandlungen vom 22. November 1986 und 27. Mai 1987 insgesamt nur eine Vertragsstrafe geltend machen. Aus dem Schreiben der erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin vom 15. Oktober 1987 (Bl. 15 d.A.) ergibt sich n&#228;mlich, da&#223; sie zun&#228;chst (vgl. Schreiben vom 17.09. Bl. 8 ff sowie vom 29.09. Bl. 12 ff d.A.) nur eine Vertragsstrafe von 3.000,-- DM hat einfordern wollen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das allein begr&#252;ndet aber nicht das Umstandsmoment der Verwirkung. Denn insoweit mu&#223; hinzukommen, da&#223; sich der Beklagte auch darauf einrichtet, nur in H&#246;he eines Betrages von 3.000,-- DM in Anspruch genommen zu werden, so da&#223; ihm die versp&#228;tete Geltendmachung nicht mehr zugemutet werden kann. In diese Richtung lassen sich allerdings keine Feststellungen treffen, zumal der Beklagte insoweit selbst nichts vorgetragen hat.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch beruht auf &#167;&#167; 284, 286 Abs. 1, 288 Abs. 1 BGB, 352 HGB.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Sache bedarf nicht der Zulassung der Revision, weil die im vorstehenden Sinne beantwortete Rechtsfrage der Verj&#228;hrung keiner h&#246;chstrichterlichen Kl&#228;rung bedarf. Die Entscheidung bewegt sich im Rahmen der bisherigen Rechtpraxis der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung.</p>
315,326
ag-munster-1988-10-06-38-c-41287
{ "id": 711, "name": "Amtsgericht Münster", "slug": "ag-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
38 C 412/87
"1988-10-06T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:31"
"2022-10-18T15:03:51"
Urteil
ECLI:DE:AGMS:1988:1006.38C412.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. </p> <p></p> <p> </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt der Kl&#228;ger restlichen Mietzins. Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Hauses G-Stra&#223;e in N. In diesem Haus hat die Beklagte eine Wohnung gemietet. Der monatliche Mietzins betr&#228;gt seit Mietzinserh&#246;hung zum 1. September 1987 598,00 DM, die Nebenkostenvorauszahlung bel&#228;uft sich auf monatlich 30,00 DM. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte mindert den Mietzins seit November 1987 um 60,00 DM monatlich unter Berufung Mangelhaftigkeit der Wohnung. Streitbefangen im Hinblick auf die Berechtigung zur Mietzinsminderung ist der Mietzins f&#252;r die Monate November und Dezember 1987.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bestreitet M&#228;ngel der Wohnung und ist im &#252;brigen der Ansicht, dass die Beklagte sich aufgrund jahrzehntelanger vorbehaltloser Mietzinszahlung nunmehr auf M&#228;ngel ohnehin nicht berufen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 120,00 DM nebst 4 % Zinsen von je 60,00 DM seit dem 05.11.87 und 05.12.87 zu zahlen. </td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Ansicht, dass ihre Mietzinsminderung, die sie dem Kl&#228;ger mit Schreiben vom 06.10.87 konkret zum 01.11.87 angek&#252;ndigt hat, berechtigt sei im Hinblick auf nachfolgende von ihr behauptete M&#228;ngel.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch die Wohnzimmer- bzw. Schlafzimmerdecke dringe von der darunterliegenden Wohnung her Zigarettenrauch und Geruch in die Wohnung der Beklagten. Aufgrund von erheblichen Feuchtigkeitserscheinungen der unter ihrer Wohnung liegenden Parterrewohnung tr&#228;ten in ihrer Wohnung, insbesondere in den Sommermonaten, Silberfischen im K&#252;chenschrank auf. Der Au&#223;enanstrich und die Verkittung s&#228;mtlicher Fenster des Wintergartens seien erneuerungsbed&#252;rftig. Im November und Dezember 1987 sei im &#252;brigen ein Schlafzimmerfenster defekt gewesen und der Holzrahmen des Fensters der Speisekammer sei verrottet und daher undicht gewesen, so dass Wasser habe eindringen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die gusseisernen Abflussrohre im Badezimmer und in der K&#252;che seien undicht. Es trete an mehreren Stellen immer wieder braune Fl&#252;ssigkeit aus. S&#228;mtliche W&#228;nde des mitgemieteten Kellerraums seien feucht und h&#228;tten Schimmel angesetzt. Der Kellerraum k&#246;nne weder als Vorrats- noch als Abstellraum genutzt werden. Die Feuchtigkeitserscheinungen seien erstmals etwa 1965 aufgetreten und in der letzten Zeit erheblich schlimmer geworden. Die Schl&#246;sser der Haust&#252;r und der hinteren Eingangst&#252;r seien nicht mehr in Ordnung und lie&#223;en sich nicht ordnungsgem&#228;&#223; abschlie&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens des vereidigten Sachverst&#228;ndigen f&#252;r Hochbau Dipl.-Ing. H. P. in N sowie durch Vernehmung der Zeugen T und K. C van N.. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das schriftliche Gutachten vom 22.06.1988 und auf die Sitzungsniederschrift vom 22.09.1988 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht der geltend gemachte Mietzinsrestanspruch gem. &#167; 535 BGB nicht zu, da die Beklagte den Mietzins wirksam gem. &#167; 537 BGB gemindert hat. Die erkl&#228;rte Mietzinsminderung erfolgte wirksam wegen des Vorhandenseins von M&#228;ngeln der Wohnung. Die Mangelhaftigkeit der Wohnung ergibt sich aus dem Sachverst&#228;ndigengutachten unterst&#252;tzt insbesondere durch die klaren und glaubhaften Bekundungen der Zeugen. Danach steht fest, dass die Abflussrohre jedenfalls im Toilettenraum por&#246;s und undicht sind und dieser Mangel sich durch das Austreten von brauner Fl&#252;ssigkeit bemerkbar macht. Au&#223;erdem sieht das Gericht es als bewiesen an, dass infolge von Feuchtigkeit Silberfischen im Hause auftreten, wie sich aus den klaren Bekundungen der Zeugin C van N. ergibt. Dass f&#252;r dieses Erscheinungsbild etwa mangelnde Pflege der Wohnung durch die Beklagte ma&#223;geblich sein k&#246;nnte, ist nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen und den Bekundungen der Zeugin T nicht anzunehmen. Ein weiterer wesentlicher Mangel der Wohnung liegt daran, dass die Zwischendecke zwischen der Parterrewohnung und der Wohnung der Kl&#228;gerin nicht in allen Bereichen hinreichend abgedichtet ist und geruchs- und insbesondere rauchdurchl&#228;ssig ist. Dies ist ebenfalls durch die Bekundungen der Zeugin C van N. nachgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen dieser M&#228;ngel der Mietwohnung ist eine Mietzinsminderung in der von der Beklagten ausgesprochenen H&#246;he von etwa 10 %, 60,00 DM gerechtfertigt, ohne dass es auf die Entscheidung der Rechtsfrage im einzelnen ankommt, ob die Beklagte die Mietzinsminderung auch auf weitere M&#228;ngel, die bei vorbehaltloser Mietzahlung vor Mietzinserh&#246;hung bereits vorlagen, wie die den heutigen Sicherheitserfordernissen nicht mehr entsprechende Haust&#252;r oder die zunehmende Feuchtigkeit des Kellers, st&#252;tzen kann. Angesichts der Tatsache, dass die Beklagte M&#228;ngel der Mietsache unmittelbar bei Mietzinserh&#246;hung ger&#252;gt hat und insoweit dargetan hat, dass sie nunmehr den begehrten Mietzins wegen der M&#228;ngel nicht mehr zahlen werde, wenn diese nicht abgestellt w&#252;rden, ist insoweit eine entsprechende Anwendung von &#167; 539 BGB mit der Folge des Ausschlusses dieser M&#228;ngel f&#252;r die Berechtigung zur Mietzinsminderung nicht gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 11, 713 ZPO.</p>
315,327
lg-dusseldorf-1988-10-04-4-o-5088
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 50/88
"1988-10-04T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:33"
"2022-10-18T15:03:49"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1988:1004.4O50.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r Recht erkannt </p> <p>I.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt,</p> <p>1.</p> <p>Es bei Meidung eines f&#252;r den Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,-- DM, ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt zwei Jahren, zu unterlassen,</p> <p>Strick- und Wirkwaren, wie Pullover, Jacken oder dergleichen</p> <p>im Gebiet der Bundesrepublik Deutsch&#172;land einschlie&#223;lich Berlin (West) gewerbsm&#228;&#223;ig feilzuhalten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen,</p> <p>die unter Verwendung einer maschinen&#172;gestrickten Abschlu&#223;blende hergestellt</p> <p> </p> <p>- 3 -</p> <p>worden sind, bei der gegen Ende alle Maschen umgeh&#228;ngt und daran an-schlie&#223;end eine oder mehrere Rechts-Links-Maschenreihen gestrickt sind, die zu einer Seite unter Bildung eines kantengenauen, kettelstichgleichen Warenbruches umgelegt sind, zum Verbinden mit den Endmaschen der Strick- und Wirkwaren durch Abbinden beim N&#228;hen,</p> <p>wobei hierbei Strick- und Wirkwaren ausgenommen sind, die von einem Dritten hergestellt worden sind, der hierzu auf Grund eines mit dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Lizenzvertrages berechtigt ist;</p> <p>2.</p> <p>dem Kl&#228;ger &#252;ber ihre Ums&#228;tze mit den zu 1. bezeichneten Strick- und Wirkwaren in der Zeit vom 9. Februar 1973 bis zum 14. Januar 1988 Auskunft zu erteilen, und zwar - aufgeschl&#252;s&#172;selt nach Artikeln - unter Angabe der Verkaufsmengen, Verkaufszeiten, Verkaufspreise und der Lieferanten;</p> <p>3.</p> <p>Dem Kl&#228;ger dar&#252;ber Rechnung zu legen, in welchem Umfang sie die zu 1. bezeichneten Handlungen seit dem 15. Januar 1988 begangen hat, und zwar -aufgeschl&#252;sselt nach Artikeln - unter</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p>- 4 -</p> <p></p> <p>Angabe der Verkaufsmengen, Verkaufs&#172;zeiten, Verkaufspreise, der Lieferan&#172;ten, der Art und des Umfanges der betriebenen Werbung sowie unter Vorlage eines Verzeichnisses, das aufgeschl&#252;sselt nach den einzelnen Kostenfaktoren - die Gestehungskosten und den erzielten Gewinn ausweist.</p> <p>II.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist,</p> <p>1.</p> <p>an den Kl&#228;ger nach den Vorschriften &#252;ber die Herausgabe einer ungerecht-fertigten Bereicherung dasjenige herauszugeben, was sie durch die zu I 1. bezeichneten, in der Zeit vom 9. Februar 1973 bis zum 11. Januar 1988 begangenen Handlungen erlangt hat;</p> <p>2.</p> <p>dem Kl&#228;ger allen Schaden zu ersetzen, der ihm durch die zu I 1. bezeichne&#172;ten, seit dem 15. Januar 1988 began&#172;genen Handlungen entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <p>III.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewie&#172;sen .</p> <p> </p> <p>- 5 -</p> <p>IV.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 1/5 dem Kl&#228;ger und zu 4/5 der Beklag&#172;ten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitslei-stung vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Sicherheitsleistung betr&#228;gt f&#252;r die Zwangsvollstreckung des Kl&#228;gers 300.000,&#8212; DM und f&#252;r die Zwangsvoll-streckung der Beklagten wegen der Kosten 2.500,&#8212; DM. Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich Berlin (West) ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist eingetragener Inhaber des deutschen Patents X (Anlage 1) und nimmt die beklagte X wegen Verletzung dieses Patents in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent beruht auf einer Anmeldung vom 18. Februar 1971, die am 24. August 1972 offengelegt und am 8. Februar 1973 bekannt gemacht worden ist. Die Ausgabe der Patentschrift ist am 30. August 1973 erfolgt. Auf eine von dritter Seite erhobene</p>
315,328
olgham-1988-09-22-4-ws-43688
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ws 436/88
"1988-09-22T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:35"
"2022-10-18T15:03:49"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0922.4WS436.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Vorsitzende der Strafkammer des Landgerichts hat mit der von Rechtsanwalt ... als Wahlverteidiger des Angeklagten ... angefochtenen Verf&#252;gung vom 16. August 1988 den zun&#228;chst auf den 22. August 1988 anberaumten Hauptverhandlungstermin aufgehoben und auf den 27. Oktober und 3. November 1988 verlegt. Diese Termine hatte er zuvor telefonisch mit den Verteidigern der Angeklagten abgestimmt. Dabei hatte er von der Kanzlei des Rechtsanwalts ... die Auskunft erhalten, da&#223; die Termine noch frei seien. Mit dem der Strafkammer &#252;bersandten Empfangsbekenntnis vom 18. August 1988 legte Rechtsanwalt ... sodann gegen die Terminsbestimmung Beschwerde ein, da er "verhindert" sei. Mit der Beschwerdebegr&#252;ndung vom 22. August 1988 macht der Verteidiger geltend, da&#223; die Terminsabsprache mit der Kanzlei unter dem Vorbehalt seiner Zustimmung erfolgt sei. Er habe den Vorsitzenden der Strafkammer schon am 17. August 1988 vormittags &#252;ber seine Verhinderung informiert, dieser habe jedoch auf seiner Terminsverf&#252;gung beharrt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist unstatthaft, wobei dahinstehen kann, ob sie sich nur gegen die Anberaumung der Hauptverhandlung oder auch gegen die in dem Telefongespr&#228;ch vom 17. August 1988 jedenfalls konkludent erfolgte Ablehnung einer Terminsverlegung richtet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen Terminsverf&#252;gungen mit der Beschwerde angefochten werden k&#246;nnen, wird in Rechtsprechung und Literatur nicht einheitlich beantwortet. Nach &#167; 305 Abs. 1 Satz 1 StPO unterliegen Entscheidungen des erkennenden Gerichts, die der Urteilsf&#228;llung vorausgehen - von hier nicht vorliegenden Ausnahmen abgesehen - nicht der Beschwerde durch die Verfahrensbeteiligten. Diese Bestimmung schlie&#223;t nach einer Auffassung generell jedenfalls die Beschwerde des Angeklagten bzw. des Verteidigers gegen eine Terminsverf&#252;gung aus (OLG Stuttgart NJW 1976, 1647; OLG Hamm 1 Ws 314/77 vom 1. Mai 1978; OLG Hamm 6 Ws 508/85 vom 6. November 1985; OLG Celle in OLGSt Nr. 2 zu &#167; 305 StPO). Nach Ansicht des OLG Hamm (MDR 1975, 245 - 5. Strafsenat -) steht demgegen&#252;ber &#167; 305 Abs. 1 StPO einer Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde nicht entgegen (ebenso LG K&#246;ln StrVert 1988, 195 f).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach Meinung der Literatur wird die Beschwerde mit der sich aus &#167; 305 Abs. 1 Satz 1 StPO ergebenden Beschr&#228;nkung in Ausnahmef&#228;llen als zul&#228;ssig angesehen, wenn die in rechtsfehlerhafter Ermessensaus&#252;bung getroffene Terminsverf&#252;gung eine besondere, selbst&#228;ndige Beschwer f&#252;r Proze&#223;beteiligte bewirkt (Kleinknecht/Meyer Strafproze&#223;ordnung, 38. Auflage, &#167; 213 Rdnr. 6; K-M-R, Strafproze&#223;ordnung, &#167; 213 Rdnr. 14 und 16; Karlsruher Kommentar, 2. Auflage, &#167; 213 Rdnr. 6). Unter dem Gesichtspunkt des &#167; 305 Abs. 1 Satz 1 StPO wird allerdings die Anfechtbarkeit von Terminsverf&#252;gungen in der Regel - von hier nicht interessierenden Ausnahmef&#228;llen abgesehen - verneint (Kleinknecht/Meyer, a.a.O., &#167; 305 Rdnr. 4; K-M-R &#167; 305 Rdnr. 12; Karlsruher-Kommentar &#167; 305 Rdnr. 6 a; L&#246;we-Rosenberg-Gollwitzer, Strafproze&#223;ordnung, 24. Auflage, &#167; 305 Rdnr. 16). Nach Auffassung des Senats l&#228;&#223;t &#167; 305 Abs. 1 Satz 1 StPO die Annahme einer generellen Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde im vorliegenden Zusammenhang eindeutig nicht zu. Die Terminsverf&#252;gung steht in innerer Verbindung mit der Urteilsf&#228;llung. Sie dient der Urteilsvorbereitung und hat - jedenfalls f&#252;r den Angeklagten - keine weiteren Verfahrenswirkungen. Im Rahmen der Zul&#228;ssigkeitspr&#252;fung ist hierbei entscheidend darauf abzustellen, ob die angefochtene Verf&#252;gung im Hauptverfahren oder im Rahmen einer Urteilsanfechtung noch der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung unterliegt (vgl. L&#246;we-Rosenberg-Gollwitzer &#167; 305 Rdnr. 13 sowie die unter Rdnr. 1 mitgeteilten gesetzlichen Motive). Das ist der Fall. Der Angeklagte ist nicht gehindert, Ermessensfehler des Vorsitzenden bei der Terminierung mit einem Aussetzungsantrag gem. &#167; 228 StPO in der Hauptverhandlung geltend zu machen. Sollte er in einem f&#252;r die Entscheidung wesentlichen Punkt in seiner Verteidigung durch Gerichtsbeschlu&#223; beschr&#228;nkt werden, steht ihm die R&#252;ge einer Verletzung des &#167; 338 Nr. 8 StPO im Revisionsverfahren zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis des Landgerichts K&#246;ln (StVert 1988, 195 f) auf die nur eingeschr&#228;nkte Aussetzungsm&#246;glichkeit gem. &#167; 228 Abs. 2 StPO geht nach Auffassung des Senats fehl: Diese Bestimmung zeigt vielmehr lediglich - ebenso wie beispielsweise die Regelungen in den &#167;&#167; 230 ff und in &#167; 329 StPO -, da&#223; der Gesetzgeber grunds&#228;tzlich nur unter bestimmten Voraussetzungen die Frage der Anwesenheit des Angeklagten bzw. des Verteidigers in der Hauptverhandlung als regelungsbed&#252;rftig angesehen hat. Die Vorschrift des &#167; 228 Abs. 2 StPO ist im &#252;brigen nicht anzuwenden, wenn dies mit den Grunds&#228;tzen eines fairen Verfahrens unvereinbar w&#228;re (vgl. OLG Hamm VRS 41, 45; 47, 358; 68, 49; Kleinknecht/Meyer a.a.O. (&#167; 228 Rdnr. 7)).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In F&#228;llen der vorliegenden Art besteht danach keine Notwendigkeit f&#252;r einen mit der Er&#246;ffnung des Beschwerdeverfahrens m&#246;glichen Eingriff in die "Terminshoheit" (OLG Stuttgart a.a.O.) des Vorsitzenden, zumal auch im Hinblick auf die ansonsten gebotene Vorlage der Akten an das Beschwerdegericht (&#167; 306 Abs. 2, 2. Halbsatz StPO) einer Proze&#223;verschleppung "T&#252;r und Tor" (vgl. L&#246;we-Rosenberg Gollwitzer, &#167; 305, Rdnr. 2) ge&#246;ffnet werden k&#246;nnte (&#228;hnlich OLG Celle a.a.O. und OLG Hamm 1 Ws 314/77 zur Umgehung des &#167; 329 Abs. 1 Satz 2 StPO).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus sei anzumerken, da&#223; sich etwaige Schwierigkeiten im vorliegenden Rahmen durch vorherige Bem&#252;hungen um entsprechende Terminsabsprachen - wie sie &#252;berwiegend schon praktiziert werden - zumindest weitgehend ausschlie&#223;en lassen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde war danach als unzul&#228;ssig zu verwerfen. Eine Kostenentscheidung ist im Hinblick auf &#167; 464 Abs. 1 StPO nicht angezeigt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Terminsverf&#252;gungen des Vorsitzenden des erkennenden Gerichts, die der Urteilsf&#228;llung vorausgehen, sind nicht mit der Beschwerde anfechtbar.</p>
315,329
ag-essen-1988-09-20-9-c-24888
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
9 C 248/88
"1988-09-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:37"
"2022-10-18T15:03:49"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1988:0920.9C248.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.869,00 DM (eintausendachthundertneunundsechzig Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 29.02.1988 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.300,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Anwalt der Frau L, geborene Q, welche mit ihrem Ehemann, dem Beklagten, in Scheidung lebt. Am 04.06.1987 schlossen die Eheleute L unter Beteiligung des Kl&#228;gers und des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Beklagten einen Vergleich, der verschiedene im Zusammenhang mit dem Scheidungsverfahren stehende Punkte regelte, unter anderem tragen sie eine Vereinbarung &#252;ber Kindes- und Trennungsunterhalt. Die Unterhaltsverpflichtung des Beklagten wurde am 19.08.1987 von dem Notar T in H beurkundet; - UR-Nummer ### -. In der notariellen Urkunde hei&#223;t es unter anderem: "Diese Unterhaltsvereinbarung ist Teil der zwischen mir und meiner Ehefrau am 04.06.1987 getroffenen Gesamtvereinbarung" und an anderer Stelle: "Die Kosten dieses Vertrages und seiner Ausf&#252;hrung trage ich". Auf die weiteren Einzelheiten der Urkunde vom 19.08.1987 wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage verlangt der Kl&#228;ger aus abgetretenem Recht seiner Mandantin vom Beklagten Zahlung anwaltlichen Honorars gem&#228;&#223; Kostennote vom 07.01.1988. Er macht geltend, die laut Urkunde vom 19.08.1987 von diesem zu erstattenden Kosten des Vertrages und seiner Ausf&#252;hrung beinhalteten auch das durch seine &#8211; des Kl&#228;gers &#8211; Mitwirkung bei der Verhandlung angefallene Honorar. Das ergebe sich aus dem Wortlaut der &#220;bernahmeverpflichtung, die nicht nur die eigentlichen Notariatskosten sondern auch die Rechtsberatungskosten des Gegners erfasse. Ansonsten habe n&#228;mlich der fragliche Passus keinen Sinn, denn als Auftraggeber hafte der Beklagte ohnehin f&#252;r die Kosten der Urkunde. Auch die Formulierung spreche f&#252;r diese Auslegung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, den Beklagten, wie geschehen, zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, die Kosten&#252;bernahmeverpflichtung in der Urkunde vom 19.08.1987 betreffe ausschlie&#223;lich die Kosten des Notars, diejenigen der Vertragsausfertigung sowie Fotokopierkosten. Sie besage keinesfalls, da&#223; er &#8211; der Beklagte &#8211; sich auch verpflichtet habe, die Rechtsberatungskosten f&#252;r seine Ehefrau zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die auf die notarielle Urkunde vom 19.08.1987 in Verbindung mit &#167; 398 BGB gest&#252;tzte Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Unstreitig hat der Kl&#228;ger bei der Verhandlung vom 04.06.1987, in der die Eheleute L eine mehrere Punkte umfassende Regelung im Zusammenhang mit ihrer Scheidung getroffen haben, aufgrund eines ihm von der Ehefrau L erteilten Mandats mitgewirkt und dadurch unter anderem dazu beigetragen, da&#223; der Beklagte sich zur Zahlung von Kindes- und Trennungsunterhalt in H&#246;he von monatlich 1.800,00 DM verpflichtete. Die anschlie&#223;end am 19.08.1987 von diesem vor dem Notar T in H abgegebene Schulderkl&#228;rung mit Vollstreckungsunterwerfung diente ersichtlich nur noch dem Zweck, der Ehefrau den Unterhaltsanspruch zu sichern, indem zu ihren Gunsten ein vollstreckungsf&#228;higer Titel geschaffen wurde. Der Bezug zu der am 04.06.1987 getroffenen Grundvereinbarung wird insbesondere auch dadurch deutlich, da&#223; in der Urkunde vom 19.08.1987 ausdr&#252;cklich auf sie verwiesen wird. Bei dieser Sachlage kann die &#220;bernahmeverpflichtung betreffend Kosten nur so verstanden werden, da&#223; unter "Kosten dieses Vertrages" s&#228;mtliche Kosten der Unterhaltsvereinbarung gemeint sind einschlie&#223;lich derjenigen, welche f&#252;r die anwaltliche Beratung und Vertretung der Ehefrau entstanden sind. Zu Recht f&#252;hrt der Kl&#228;ger im &#252;brigen aus, da&#223; der Beklagte ohnehin der Schuldner f&#252;r die durch die Errichtung der Urkunde entstandenen Kosten ist, so da&#223; die &#220;bernahmeverpflichtung mehr aussagen mu&#223; als eine blo&#223;e inhaltliche Wiederholung des &#167; 2 Absatz 1 der Kostenordnung. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das gilt hier um so mehr, als der Beklagte allein als Kostenschuldner im Sinne dieser Vorschrift in Frage kommt, da ausschlie&#223;lich seine Erkl&#228;rung beurkundet worden ist. Auch die Formulierung spricht f&#252;r eine Auslegung im Sinne des Kl&#228;gers. Mit "Vertrag" kann nur die Unterhaltsvereinbarung vom 04.06.1987 gemeint sein, denn Gegenstand der Beurkundung war lediglich eine einseitige Erkl&#228;rung des Beklagten. Dieser ist daher verpflichtet, die durch die Rechtsberatung seiner Ehefrau erwachsenden Kosten zu tragen, deren H&#246;he zutreffend berechnet und im &#252;brigen nicht bestritten worden ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Klage war demnach stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die zugesprochenen Zinsen sind aus &#167;&#167; 284, 286 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p>
315,330
ag-aachen-1988-09-20-6-c-359-88
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 C 359-88
"1988-09-20T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:39"
"2022-10-18T15:03:50"
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1988:0920.6C359.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um restlichen Schadensersatz nach einem Verkehrsunfall, f&#252;r welchen unstreitig die Beklagten eintrittspflichtig sind.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am Fahrzeug des Kl&#228;gers, welches zum Schadenszeitpunkt 6 &#189; Monate alt war, entstand wirtschaftlicher Totalschaden. Der Wiederbeschaffungswert des Fahrzeuges belief sich auf 19.100,00 DM, der Restwert auf 1.200,00 DM. Die Wiederbeschaffungsdauer wurde auf ca. 2 Wochen gesch&#228;tzt. Der Kl&#228;ger nahm f&#252;r 10 Tage einen Mietwagen in Anspruch. Die Kosten hierf&#252;r sind abgewickelt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte sich daf&#252;r entschieden, ein neues Fahrzeug zu erwerben, da er insoweit Anspruch gegen seine Vollkaskoversicherung hatte. Der Verkehrsunfall ereignete sich am 26.10.1987; die Lieferzeit des Neufahrzeuges dauerte bis zum 05.02.1988. Der Kl&#228;ger erwarb ein Fahrzeug zum Preise von 1.700,00 DM, lie&#223; dieses zu, wodurch ihm Kosten in H&#246;he von 93,00 DM entstanden. Nach Erhalt des Neufahrzeuges ver&#228;u&#223;erte er das Interimsfahrzeug. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, er habe das Interimsfahrzeug nur noch zu einem Preis von 600,00 DM ver&#228;u&#223;ern k&#246;nnen. Den Restbetrag in H&#246;he von 1.100,00 DM verfolgt er im Klagewege.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, die Beklagte hafte auch f&#252;r den Nachteil aus der Pr&#228;mienerh&#246;hung des Kl&#228;gers bei der Kaskoversicherung, welcher sich auf 857,60 DM bel&#228;uft, ferner auf &#220;berf&#252;hrungs- und Zulassungskosten des Neufahrzeuges dem Betrage von 480,00 DM, schlie&#223;lich auf den verbliebenen Restschaden hinsichtlich des Interimsfahrzeuges in H&#246;he von 600,00 DM, nachdem vom Restschaden von 1.100,00 DM die Beklagte zu 3) 500,00 DM gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, da sein Fahrzeug nur 6 Monate alt gewesen sei, sei er berechtigt gewesen, den Schaden als Kaskoschaden abzuwickeln, da der eingetretene Neuwagenvorteil in keinem nennenswerten Verh&#228;ltnis gegen&#252;ber dem Umstande stehe, dass der Kl&#228;ger ohne Unfall ein einwandfreies, nahezu neuwertiges Fahrzeug besessen h&#228;tte. Unter diesen Umst&#228;nden sieht er die Beklagten als verpflichtet an, ihm die durch die Inanspruchnahme der Kaskoversicherung und die &#220;berf&#252;hrung und Neuzulassung des Neufahrzeuges entstandenen Kosten zu tragen. Hinsichtlich des Interimsfahrzeugs behauptet der Kl&#228;ger, er habe es zu einem Kaufpreis von 600,00 DM ver&#228;u&#223;ern k&#246;nnen. Der Umstand, dass ein Neufahrzeug werksbedingt erst Monate sp&#228;ter habe ausgeliefert werden k&#246;nnen, k&#246;nne ihm nicht zur Last gelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zur Zahlung von 1.930,70 DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">nebst 4 % Zinsen seit dem 11.02.1988 zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie bestreiten, dass das Interimsfahrzeug des Kl&#228;gers nur zu einem Kaufpreis von 600,00 DM h&#228;tte ver&#228;u&#223;ert werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Aus der zeitlichen Abfolge der Dinge schlie&#223;en sie, dass der Kl&#228;ger alsbald die Absicht gehabt habe, ein Neufahrzeug zu erwerben. So habe der Kl&#228;ger sich bereits 3 Tage nach dem Unfalle dazu entschieden, statt eine Ersatzleistung durch die Beklagten seine Kaskoversicherung in Anspruch genommen. Grund hierf&#252;r sei gewesen, da dies f&#252;r den Kl&#228;ger g&#252;nstiger gewesen sei. Die hieraus sich ergebenden Folgen k&#246;nnen nicht zu Lasten der Beklagten gehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der Schrifts&#228;tze der Parteien verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wie sich auch aus dem unstreitigen Parteivortrag ergibt, hat der Kl&#228;ger bei dem eingetretenen wirtschaftlichen Totalschaden seine Kaskoversicherung zur Zahlung eines Neufahrzeuges zum Preise von 25.731,00 DM in Anspruch genommen, wohingegen der Fahrzeugschaden sich auf 17.900,00 DM belief. Bereits aus der Gegen&#252;berstellung dieser Zahlen ergibt sich, dass die vom Kl&#228;ger gew&#228;hlte Form der Schadensregulierung zwar insoweit schadensbedingt war, als Anlass hierzu der Verkehrsunfall war, f&#252;r welchen die Beklagten eintrittspflichtig waren, dies aber angesichts des Umstandes zur&#252;ckzutreten hat, dass der Kl&#228;ger die f&#252;r ihn entstandene g&#252;nstige Situation zum Anlass nahm, ein Neufahrzeug zu erwerben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht beruft sich der Kl&#228;ger darauf, dass er ohne das Unfallereignis ein nahezu neuwertiges Fahrzeug gehabt h&#228;tte, so dass der Vorteil durch den Neuwagen ins Gewicht falle. Aus den unstreitigen Wertverh&#228;ltnissen ergibt sich n&#228;mlich, dass der Pkw des Kl&#228;gers vor dem Unfall nur noch einen Wert von &#190; gegen&#252;ber einem Neuwagen hatte. Unter diesen Umst&#228;nden kann nicht die Rede davon sein, dass der Vorteil der vom Kl&#228;ger gew&#228;hlten Regulierungsart nicht ins Gewicht falle. Der Kl&#228;ger muss sich unter diesen Umst&#228;nden den eingetretenen Pr&#228;mienverlust als durch eigene Entscheidung, nicht etwa durch den Unfall bedingt entstanden anrechnen lassen, das gleiche gilt f&#252;r die geltend gemachten &#220;berf&#252;hrungs- und Zulassungskosten f&#252;r das Neufahrzeug.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Kosten f&#252;r das Interimsfahrzeug ergibt sich vorliegend dasselbe:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der vom Gutachter festgestellten Wiederbeschaffungsdauer von ca. 2 Wochen zog sich die konkrete Wiederbeschaffungsdauer durch die Lieferfristen f&#252;r das Neufahrzeug &#252;ber den Zeitraum von mehreren Monaten hin. Die hierdurch entstandenen Kosten sind, unabh&#228;ngig von der Frage, welchen Wiederverkaufswert das Interimsfahrzeug hatte, durch freie, wirtschaftlicher Vernunft entsprechende Entscheidung des Kl&#228;gers bedingt, nicht durch das Unfallereignis. Die Beklagten haben sich an den Kosten mit einem Teilbetrag von 500,00 DM beteiligt. Damit sind die dem Kl&#228;ger in dieser Position unfallbedingt entstandenen Sch&#228;den hinreichend ausgeglichen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend war die Klage insgesamt mit der Kostenfolge aus &#167; 91 ZPO abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Reis</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,331
olgham-1988-09-16-20-u-33787
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 337/87
"1988-09-16T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:40"
"2022-10-18T15:03:50"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0916.20U337.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 14. Oktober 1987 verk&#252;ndete Urteil der 7. Zivilkammer des Landgerichts ... wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; Zinsen nur in H&#246;he von einem Prozent &#252;ber dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank - mindestens aber 4 %, h&#246;chstens 6 % - zugesprochen werden.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 95.000,- DM abzuwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Beklagte kann die Sicherheitsleistung durch B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank, &#246;ffentlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Arbeitgeberin des Kl&#228;gers, die ..., hatte f&#252;r den Kl&#228;ger bei der Beklagten eine allgemeine Unfallversicherung mit einer Versicherungssumme von 400.000,- DM abgeschlossen. Sie hat den Kl&#228;ger erm&#228;chtigt, seine Rechte aus dem Versicherungsvertrag im eigenen Namen geltend zu machen und einzuklagen. Die Beklagte hat dem ausdr&#252;cklich nicht widersprochen, sondern war damit einverstanden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 9. Juli 1983 erlitt der Kl&#228;ger einen schweren Verkehrsunfall, durch welchen er erheblich verletzt wurde. Der Kl&#228;ger erlitt Rippenserienbr&#252;che rechts 5- 8 und links 2- 5 mit H&#228;matopneumothorax rechts, eine Milzruptur, Lebereinrisse, einen pertrochant&#228;ren Oberschenkelbruch links, eine offene Ellenbogenverletzung mit Bursaverletzung und multiple Gesichtsverletzungen. Mit formularm&#228;&#223;iger Schadenanzeige vom 29. September 1983 zeigte die Arbeitgeberin des Kl&#228;gers der Beklagten den Unfall an und teilte mit, da&#223; der Kl&#228;ger in der Zeit vom 9. Juli 1983 bis zum 3. August 1983 in station&#228;rer Behandlung des Universit&#228;tsklinikums ... und des Kreiskrankenhauses ... gewesen sei. Mit Schreiben vom 4. Juni 1984 teilte der Kl&#228;ger selbst der Beklagten die Anschriften der ihn bis dahin behandelnden &#196;rzte ... und ... mit, wies auf ein erstelltes unfallchirurgisches und internistisches Gutachten hin und bat die Beklagte, die Feststellung der Dauerfolgen und Invalidit&#228;t im Krankenhaus ... zu erfragen, weil ihm die Ergebnisse der Gutachten nicht vorl&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte forderte daraufhin bei dem Krankenhaus ... einen Arztbericht an und teilte der Arbeitgeberin des Kl&#228;gers mit Schreiben vom 20. Juli 1984 mit, nach dem Bericht der &#196;rzte k&#246;nne der Dauerzustand des Kl&#228;gers im Endzustand noch nicht beurteilt werden. Der Invalidit&#228;tsgrad k&#246;nne allenfalls zum Ablauf des zweiten Unfalljahres gutachtlich festgestellt werden. Weiterhin teilte die Beklagte in dem Schreiben mit, sie habe den Termin Juli 1985 notiert und werde zum genannten Zeitpunkt nach Vorlage des Arztberichtes erneut auf die Angelegenheit zur&#252;ckkommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 11. Juli 1985 holte die Beklagte bei ... vom Krankenhaus ... ein neues fachchirurgisches Gutachten &#252;ber die vom Kl&#228;ger erlittenen Unfallfolgen und den Grad seiner Arbeitsunf&#228;higkeit ein, welches unter dem 22. Juli 1985 erstattet wurde. Darin kam ... zu der Beurteilung, da&#223; der Schwerpunkt der Unfallfolgen auf internistischem Gebiet mit Einschr&#228;nkung der Lungenfunktion und Zustand nach Splenektomie liege, den hierdurch bedingten Grad der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit bezifferte er auf 20 %. Unfallchirursich bestehe eine leichte Minderung der H&#252;ftmuskulatur mit leichter Einschr&#228;nkung der Innendrehung im linken H&#252;ftgelenk. Den hierdurch bedingten Grad der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit bezifferte ... auf 10 %. Insgesamt stufte er die Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit bis auf weiteres mit 30 % ein. Auf ausdr&#252;ckliche Frage der Beklagten stellte ... fest, da&#223; internistische Fachuntersuchungen nicht mehr erforderlich seien, hier sei eine &#196;nderung der H&#246;he der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit nicht mehr zu erwarten. Lediglich durch eine R&#252;ckbildung der Muskelminderung im Bereich der linken H&#252;ften durch Gebrauch und K&#246;rpertraining sei noch mit einer Besserung zu rechnen, eventuell auch noch mit einer Besserung der endgradig eingeschr&#228;nkten H&#252;ftgelenksbeweglichkeit. Nach seiner Beurteilung sei die Erwerbsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der Norm auch &#252;ber das dritte Jahr nach dem Unfall hinaus um 30 % gemindert. Falls noch eine Besserung im Bereich der linken H&#252;fte und der H&#252;ftgelenksbeweglichkeit links eintreten sollte, sei hiermit bis sp&#228;testens zum Ablauf des dritten Unfalljahrs zu rechnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 6. August 1985 teilte die Beklagte der Arbeitgeberin des Kl&#228;gers den Eingang des Gutachtens vom 22. Juli 1985 mit und erkl&#228;rte sich bereit, aufgrund der in dem Gutachten getroffenen Aussage einen Vorschu&#223; in H&#246;he von 60.000,- DM zu zahlen, der im November 1985 an den Kl&#228;ger ausgezahlt wurde. Gleichzeitig machte die Beklagte den Vorbehalt, da&#223; die Zahlung auf die m&#246;glichen Anspr&#252;che aus dem Vertrag unter dem Vorbehalt vollst&#228;ndiger oder teilweiser R&#252;ckforderung erfolge, falls die Ermittlungen zum medizinischen Beweisverfahren den gezahlten Betrag nicht oder nur zum Teil zu rechtfertigen verm&#246;chten. Schlie&#223;lich k&#252;ndigte die Beklagte in dem Schreiben an, bedingungsgem&#228;&#223; zum Ablauf des dritten Unfalljahres eine Endgebutachtung durchf&#252;hren zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Juni/Juli 1986, kurz vor Ablauf der Dreijahresfrist, sollte die Endbegutachtung des Kl&#228;gers durchgef&#252;hrt werden. Obwohl der Kl&#228;ger die Beklagte bereits mit Schreiben vom 2. November 1985 &#252;ber seinen Wohnsitzwechsel unterrichtet und seine neue Anschrift mitgeteilt hatte, wollte sich die Beklagte noch einmal vergewissern und teilte deshalb der Arbeitgeberin des Kl&#228;gers erst mit Schreiten vom 29. August 1986 mit, da&#223; die Endbegutachtung des Kl&#228;gers erfolgen solle und da&#223; mit der Erstattung des Gutachtens Herr Oberarzt ... aus ... beauftragt worden sei. Dieser wurde von der Beklagten unter dem gleichen Datum mit der Erstattung des Gutachtens beauftragt. Als Untersuchungstermin wurde von dem Gutachter der 6. Oktober 1986 festgesetzt. Der Kl&#228;ger weigerte sich unter Hinweis auf die Dreijahresfrist des &#167;13 Abs. 3 a AUB, diesen Untersuchungstermin wahrzunehmen. Als auch eine Mahnung der Beklagten vom 17. November 1986 mit Fristsetzung von einem Monat erfolglos blieb, lehnte die Beklagte die Zahlung weiterer Versicherungsleistungen mit Schreiben vom 22. Mai 1987 endg&#252;ltig ab.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, das Verlangen der Beklagten vom 29. August 1986 nach einer Endbegutachtung sei offensichtlich versp&#228;tet. Eine Neufeststellung des Invalidit&#228;tsgrades m&#252;sse so rechtzeitig verlangt werden, da&#223; die neue Untersuchung bei normalem Verlauf noch innerhalb der Fristen m&#246;glich sei. Dar&#252;ber hinaus habe es die Beklagte unterlassen, eine Feststellung der Entsch&#228;digung herbeizuf&#252;hren. Das h&#228;tte sie tun m&#252;ssen, um von der M&#246;glichkeit der j&#228;hrlichen Neufeststellung Gebrauch machen zu k&#246;nnen. Die Beklagte habe sich dem Untersuchungsbefund des Bescheides der Maschinenbau- und Kleinindustrie-Berufsgenossenschaft vom 17. April 1985 angeschlossen, aus welchem sich eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 30 % ergebe. Weitere Erkenntnisse l&#228;gen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 60.000,- DM nebst 6 % Zinsen seit dem 1. Februar 1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Ansicht, das Verlangen nach Neufeststellung innerhalb der Dreijahresfrist mit Schreiben vom 6. August 1985 ausgesprochen zu haben. Das Verlangen nach Neufestsetzung m&#252;sse nicht unmittelbar vor der Untersuchung erfolgen, sondern k&#246;nne auch von vornherein erkl&#228;rt werden. Dar&#252;ber hinaus sei das Verlangen nach Neufestsetzung und Begutachtung des Kl&#228;gers im Jahre 1986 rechtzeitig vor Fristablauf auch telefonisch erfolgt. Eine &#196;nderung in der Beurteilung des Gesundheitszustandes des Kl&#228;gers sei im Jahre 1986 eingetreten, weil der Berufsgenossenschaft vorliegende Gutachten nur noch von einem Invalidit&#228;tsgrad von 20 % ausgingen. Dies sei dem Kl&#228;ger bekannt gewesen und habe zu seiner Weigerung gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat diese Behauptungen der Beklagten bestritten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Beklagte antragsgem&#228;&#223; verurteilt, weil die Frist zur erneuten Begutachtung des Kl&#228;gers nach Ablauf der Dreijahresfrist des &#167;13 Abs. 3 a AUB verstrichen sei. Die Behauptung der telefonischen Aufforderung des Kl&#228;gers, sich begutachten zu lassen, sei unsubstantiiert. Das Schreiben vom 6. August 1985 beinhalte keine Aufforderung an den Kl&#228;ger, sich begutachten zu lassen. Der Kl&#228;ger habe sich einer erneuten &#228;rztlichen Untersuchung nicht mehr zu stellen brauchen. Wegen der weiteren Einzelheiten des angefochtenen Urteils wird auf Bl. 54- 60 d.A. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich die Beklagte mit ihrer Berufung, wiederholt und vertieft ihr erstinstanzliches Vorbringen und ist der Ansicht, &#167;13 Abs. 3 a AUB sei f&#252;r ihr Verlangen vom 29. August 1986 nicht einschl&#228;gig, weil es sich nicht um ein Verlangen nach Neufeststellung der Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers, sondern um ein Verlangen nach Erstfeststellung gehandelt habe. Dieses sei in &#167;13 AUB nicht geregelt und m&#252;sse einer Neufeststellung vorausgehen. Zudem sei eine Erstfeststellung der Dauer der Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers Voraussetzung f&#252;r einen Anspruch aus der Unfallversicherung. Diese Voraussetzung sei nicht gegeben. Das Gutachten von ... sei keine Feststellung der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers gewesen, weil ihm diese Beurteilung noch nicht m&#246;glich gewesen sei. Der Vorbehalt einer weiteren Untersuchung reiche nicht aus. Erst mit Gutachten vom 22. Juli 1985 sei die dauernde Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers &#228;rztlich festgestellt worden, dies sei au&#223;erhalb der F&#252;nfzehnmonatsfrist des &#167;8 Nr. 2 Abs. 1 AUB geschehen. In der Vorauszahlung der 60.000,- DM sei kein Anerkenntnis zu sehen. Zudem habe der Kl&#228;ger seine Obliegenheiten verletzt, weil er eine Untersuchung am 6. Oktober 1986 abgelehnt habe. Eine Untersuchung sei auch noch nach Ablauf der Dreijahresfrist m&#246;glich. Schlie&#223;lich ist die Beklagte der Ansicht, die Weigerung des Kl&#228;gers, sich erneut untersuchen zu lassen, versto&#223;e gegen Treu und Glauben, weil ihm bekannt gewesen sei, da&#223; f&#252;r die Berufsgenossenschaft erstellte Gutachten zu einem geringeren Grad der Arbeitsunf&#228;higkeit als 30 % gekommen seien.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">ihr im Falle des Unterliegens zu gestatten, eine zu erbringende Sicherheit durch B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank, einer &#246;ffentlichen Sparkasse oder einer Genossenschaftsbank zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bestreitet die Behauptungen der Beklagten und verteidigt im &#252;brigen das angefochtene Urteil mit n&#228;herer Begr&#252;ndung.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des &#252;brigen Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden weiter mitgeteilten n&#228;heren Einzelheiten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Sozialversicherungsakten der ... Aktenzeichen ..., auf deren Inhalt Bezug genommen wird, beigezogen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen ... und .... Der Zeuge ... hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ich bin als ...-Schadenssachbearbeiter der Beklagten in deren Vertriebsb&#252;ro ... t&#228;tig. Die Schadenakte des Kl&#228;gers habe ich nach Einholung eines Gutachtens im Juli 1985, wie das &#252;blich ist, auf Frist genommen. Meinen Akten entnehme ich, da&#223; der Termin, der zur Wiedervorlage eingetragen war, der 1. Juli 1986 war. Am 1. Juli 1986 war ich in Urlaub. Mein Urlaub dauerte bis ca. 20./21. Juli 1986. Wegen meines Urlaubs ist mir die Akte gar nicht vorgelegt worden, sondern meinem Abteilungsleiter ... Jedenfalls gehe ich davon aus, da&#223; die Akte diesem vorgelegt wurde. Was Herr ... veranla&#223;t hat, ergibt sich aus den mir vorliegenden Akten nicht. In meinen Akten findet sich auch kein schriftlicher Auftrag an das Katharinenhospital in ... zur Begutachtung des Kl&#228;gers. Das Doppel eines derartigen schriftlichen Auftrags kommt grunds&#228;tzlich immer zu den Akten, es sei denn, das Original des Schriftst&#252;cks geht nicht heraus.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auf Frage von Rechtsanwalt ...</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ich habe mehrfach mit Frau ... von der Arbeitgeberin des Kl&#228;gers telefoniert und ihr erkl&#228;rt, da&#223; noch ein Gutachten eingeholt werden solle. Wann diese Telefonate stattfanden, wei&#223; ich heute nicht mehr. Jedenfalls mu&#223; das aber vor meinem Urlaub gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Schadensakte des Kl&#228;gers nicht vorliegen. Auf Vorhalt will ich aber nicht ausschlie&#223;en, da&#223; mir die Akte doch schon vorher vorlag. Der Auftrag zur Erstattung eines Gutachtens an das Krankenhaus in ... ist geschrieben, aber offenbar nicht abgeschickt worden. Wann die R&#252;ckfrage nach dem Ort der Begutachtung und dem Wohnsitz des Kl&#228;gers erfolgte, wei&#223; ich heute nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin ... hat bekundet:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ich habe mit Herrn ... vom ... nicht direkt wegen der Unfallversicherung des Herrn ... telefoniert, sondern wegen eines Schreibens, welches an unsere Firma gerichtet war. Das Schreiben selbst habe ich nie gesehen. Herr Kahmann rief mich an und sagte, da&#223; an Herrn ... ein Schreiben gerichtet worden sei, wonach er sich begutachten lassen sollte. Ich habe Herrn ... daraufhin geantwortet, da&#223; Herr ... in Urlaub sei. Nach meiner Erinnerung war dies im Jahre 1986. Herr ... hatte bis Ende August 1986 Urlaub. Das von mir geschilderte Telefongespr&#228;ch fand in dessen Urlaub statt. An sich habe ich mit der Abwicklung von Versicherungssachen in unserem Betrieb gar nichts zu tun. Wenn mir vorgehalten wird, da&#223; in dem Telefonat angek&#252;ndigt worden sein soll, ein Gutachten &#252;ber Herrn ... einzuholen, so kann dieses Telefonat Ende Juni 1986 nicht stattgefunden haben. Ich habe das eigens nachgeschaut. Im Juni 1986 war Herr ... nicht in Urlaub. Richtig ist dagegen, da&#223; Herr ... zu diesem Zeitpunkt wohl auf Montage war. Es ist auch dar&#252;ber gesprochen worden, da&#223; Herr ... im s&#252;ddeutschen Raum &#228;rztlich begutachtet werden sollte. Herr ... sprach davon. Ich habe daraufhin gesagt, da&#223; Herr Schwarze zur&#252;ckgekehrt sei und da&#223; die Begutachtung hier stattfinden solle. Wegen dieser Versicherungsangelegenheiten habe ich selbst nur ein Telefongespr&#228;ch gef&#252;hrt. Jedenfalls kann ich mich nur an ein einziges Telefongespr&#228;ch erinnern.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten hat bis auf den Zinsausspruch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167;&#167;8 Nr. 2 Abs. 5; 1 AUB; Abs. 1 VVG verpflichtet, an den Kl&#228;ger weitere 60.000,- DM aus der allgemeinen Unfallversicherung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann gem&#228;&#223; &#167;8 Nr. 2 AUB von der Beklagten die Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung verlangen, weil er infolge seines Verkehrsunfalls vom 9. Juli 1983 in seiner Arbeitsf&#228;higkeit dauernd beeintr&#228;chtigt ist, die Invalidit&#228;t des Kl&#228;gers innerhalb eines Jahres vom Unfallzeitpunkt an gerechnet eintrat, innerhalb einer Frist von weiteren drei Monaten &#228;rztlich festgestellt und auch vom Kl&#228;ger geltend gemacht wurde.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Eintritt einer dauernden Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers infolge des Verkehrsunfalls vom 9. Juli 1983 ist zwischen den Parteien nicht streitig. Streitig ist vielmehr, ob der Grad der Invalidit&#228;t des Kl&#228;gers 20 % oder 30 % betr&#228;gt. Mit Berufungsbegr&#252;ndung vom 25. Januar 1988 tr&#228;gt die Beklagte selbst vor, der Sachverst&#228;ndige ... habe in seinem Gutachten vom 14. April 1986 die Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit nur noch auf 20 % statt zuvor 30 % festgestellt, ohne da&#223; die Beklagte diese Feststellungen angreift oder als falsch bezeichnet. Die Beklagte geht selbst davon aus, da&#223; durch das Gutachten des Arztes ... vom 22. Juli 1985 die dauernde Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers festgestellt wurde. Aufgrund der genannten Sachverst&#228;ndigengutachten und der in den beigezogenen Akten der ... befindlichen Rentengutachten sowie fach&#228;rztlichen Gutachten, die s&#228;mtlich zu einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers gelangen, kann nicht zweifelhaft sein, da&#223; innerhalb eines Jahres nach dem Verkehrsunfall des Kl&#228;gers eine dauernde Beeintr&#228;chtigung seiner Arbeitsf&#228;higkeit eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Invalidit&#228;t des Kl&#228;gers infolge seines Verkehrsunfalls ist innerhalb von weiteren drei Monaten &#228;rztlich festgestellt worden. Bereits in seinem ersten Rentengutachten vom 23. Februar 1984 kam der Oberarzt ... zu den Ergebnis, da&#223; bei dem Kl&#228;ger in der Zeit vom 1. Februar 1984 bis zum 15. Juni 1984 eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 30 % und f&#252;r die Zeit danach bis zur Beendigung des zweiten Jahres nach dem Unfall eine solche von voraussichtlich noch 20 % festzustellen ist. Die Frage, ob die Erwerbsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers durch geeignete Ma&#223;nahmen wiederhergestellt oder gebessert werden k&#246;nne, verneinte .... Zum gleichen Ergebnis kam ... in seinem Gutachten vom 28. Mai 1984. Er f&#252;hrte zus&#228;tzlich aus, da&#223; allein durch den infolge des Unfalls des Kl&#228;gers verursachten Verlust der Milz bis zum Ablauf des ersten Jahres nach dem Unfall von einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 20 % auszugehen ist und f&#252;r die Zeit danach auf Dauer von 10 %. Entsprechend ist auch der von der Beklagten mit Schreiben vom 20. Juli 1984 mitgeteilte Arztbericht der &#196;rzte des Krankenhauses ... zu verstehen. Wenn es darin hei&#223;t, der Invalidit&#228;tsgrad des Kl&#228;gers sei allenfalls zum Ablauf des zweiten Unfalljahres gutachtlich festzustellen, so bezieht sich das nicht auf die Feststellung der Invalidit&#228;t selbst, sondern nur auf deren Grad. Innerhalb der Frist des &#167;8 Nr. 2 Abs. 1 AUB ist demzufolge die Invalidit&#228;t des Kl&#228;gers zumindest dem Grunde nach &#228;rztlich festgestellt worden. Eine &#228;rztliche Feststellung dem Grunde nach reicht zur Fristwahrung aus (vgl. Pr&#246;lss-Martin, VVG, 24. Aufl., &#167;8 AUB, Anm. 6). Die genannten &#228;rztlichen Feststellungen geben auch nicht lediglich die erhobenen Befunde wieder, es wird vielmehr ausdr&#252;cklich aus den erhobenen Befunden die dauernde Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers infolge seines Verkehrsunfalls geschlossen und festgestellt (vgl. Grimm, Unfallversicherung, &#167;8, Rdnr. 18).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat seine Invalidit&#228;t der Beklagten gegen&#252;ber ordnungsgem&#228;&#223; und rechtzeitig mit Schreiben vom 4. Juni 1984 geltend gemacht. In seinem Schreiben beruft sich der Kl&#228;ger auf die &#228;rztlich festgestellten Dauerfolgen seines Unfalls, benennt die ihn behandelnden und begutachtenden &#196;rzte und begehrt, wie aus dem Zusammenhang des Schreibens ersichtlich ist, von der Beklagten die Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung. In diesem Sinne hat die Beklagte das Schreiben des Kl&#228;gers vom 4. Juni 1984 auch verstanden. Zum Inhalt der Geltendmachung eines Invalidit&#228;tsanspruchs enthalten die AUB keine Bestimmungen. Ausreichend, aber auch erforderlich ist es, wenn der Versicherte die Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung unter Berufung auf die fristgem&#228;&#223; eingetretene und &#228;rztlich festgestellte oder noch festzustellende dauernde Beeintr&#228;chtigung verlangt (vgl. Grimm, a.a.O., &#167;8, Rdnr. 25). Da im Juni 1984 der Grad der endg&#252;ltigen Invalidit&#228;t des Kl&#228;gers noch nicht feststand, war es ausreichend, wenn der Kl&#228;ger die Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung dem Grunde nach verlangte, ohne seinen Anspruch zu beziffern. Nach allem steht dem Kl&#228;ger ein Anspruch gegen die Beklagte aus &#167;8 Nr. 2 AUB auf Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung zu.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger stehen Versicherungsleistungen nach einem Invalidit&#228;tsgrad von 30 % zu. Das auf Veranlassung der Beklagten erstattete Sachverst&#228;ndigengutachten des Oberarztes ... vom 22. Juli 1985 stellte den Grad der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers auf 30 % fest. Diese Feststellung war bis zur Neufeststellung des Invalidit&#228;tsgrades gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. III a AUB bindend. Dieses Gutachten haben beide Parteien als sachlich richtig akzeptiert, den Schreiben der Beklagten und ihrer Vorschu&#223;zahlung vom 6. August 1985 lagen das Sachverst&#228;ndigengutachten vom 22. Juli 1985 zugrunde. Das &#228;rztliche Sachverst&#228;ndigengutachten vom 22. Juli 1985 stellte auf ausdr&#252;ckliche Frage der Beklagten fest, da&#223; die Erwerbsf&#228;higkeit des Kl&#228;gers infolge seines Verkehrsunfalls voraussichtlich auch &#252;ber das dritte Jahr nach dem Unfall hinaus zu 30 % gemindert ist. Dies ist nichts anderes als eine Feststellung des Grades der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers. Das hat auch die Beklagte nicht anders gesehen. Sie hat den Feststellungen des Gutachtens nicht nur nicht Widersprochen, sondern sich das Gutachten zu eigen gemacht, zuletzt in ihrem Schriftsatz vom 25. Januar 1988, und auf der Grundlage dieses Gutachtens den Vorschu&#223; von 60.000,- DM an den Kl&#228;ger gezahlt. Unter diesen Umst&#228;nden konnte der Inhalt des Schreibens der Beklagten vom 6. August 1985 von dessen Empf&#228;ngern nur dahin verstanden werden, da&#223; die Beklagte die Feststellungen des &#228;rztlichen Sachverst&#228;ndigen ... in seinem Gutachten vom 22. Juli 1985 akzeptierte, daraufhin ihre Leistungspflicht dem Grunde nach anerkannte und diesem Anerkenntnis durch Zahlung eines Vorschusses entsprach. Die in dem Schreiben vom 6. August 1985 enthaltenen Vorbehalte dienten allein dem Zweck, den endg&#252;ltigen Grad der Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers nach Ablauf des dritten Jahres nach dem Verkehrsunfall von einer Neufeststellung im Sinne von &#167;13 Abs. 3 a AUB abh&#228;ngig zu machen und die R&#252;ckforderung von sich danach m&#246;glicherweise ergebenden &#220;berzahlungen vorzubehalten. In diesem Sinne hat die Beklagte ihr Schreiben vom 6. August 1985 selbst verstanden, wie ihr weiteres Verhalten und ihr Vortrag zeigen. Wenn die Beklagte in ihrem Schreiben vom 6. August 1985 davon spricht, sie werde "bedingungsgem&#228;&#223; zum Ablauf des dritten Unfalljahres eine Endbegutachtung durchf&#252;hren lassen", so zielt dies erkennbar auf das Verfahren zur Neufeststellung des Grades der Arbeitsunf&#228;higkeit und auf die Fristen des &#167;13 Abs. 3 a AUB ab. Es findet sich in den Versicherungsbedingungen keine andere Regelung mit einer Dreijahresfrist, die in dem Schreiben der Beklagten vom 6. August 1985 h&#228;tte angesprochen werden k&#246;nnen. Entsprechend hat die Beklagte noch mit Berufungsschrift vom 25. Januar 1988 vorgetragen, ihre Erkl&#228;rung in dem Schreiben vom 6. August 1985 stelle nicht lediglich eine blo&#223;e Absichtserkl&#228;rung dar, sie sei vielmehr als Verlangen im Sinne des &#167;13 Abs. 3 a AUB zu verstehen. Die Beklagte ging demzufolge selbst davon aus, da&#223; eine Erstfeststellung des Grades der Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers erfolgt war und da&#223; nur noch eine Neufeststellung im Sinne von &#167;13 Abs. 3 a AUB in Betracht kam. Die in dem &#228;rztlichen Sachverst&#228;ndigengutachten des Arztes ... vom 22. Juli 1985 getroffenen Feststellungen waren demzufolge bis zur Neufeststellung des Grades der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers entsprechend &#167;13 Abs. 3 a AUB bindend. Da eine Neufeststellung des Grades der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers nicht erfolgt ist, ist von dem festgestellten Invalidit&#228;tsgrad von 30 % auszugehen. Bei einer Versicherungssumme von 400.000,- DM stehen dem Kl&#228;ger also Versicherungsleistungen in H&#246;he von insgesamt 120.000,- DM zu, abz&#252;glich der von der Beklagten bereits gezahlten 60.000,- DM verbleibt ein Anspruch in H&#246;he von 60.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nicht nach &#167;17 AUB leistungsfrei, weil der Kl&#228;ger seine Obliegenheiten aus &#167;15 Nr. 2 Abs. 6 a AUB verletzt h&#228;tte. Dies scheidet bereits deshalb aus, weil, einer Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers unterstellt, der Kl&#228;ger weder vors&#228;tzlich noch grob fahrl&#228;ssig gehandelt h&#228;tte. Als Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers kommt insoweit nur dessen Weigerung in Betracht, sich noch nach Ablauf von drei Jahren seit dem Verkehrsunfall vom 9. Juli 1983 &#228;rztlich untersuchen und begutachten zu lassen. Zum Vorsatz des Kl&#228;gers geh&#246;rt das Bewu&#223;tsein, zu dieser &#228;rztlichen Untersuchung und Begutachtung verpflichtet zu sein. Dieses Bewu&#223;tsein hatte der Kl&#228;ger erkennbar nicht. Dem Kl&#228;ger ist auch nicht als grobe Fahrl&#228;ssigkeit vorwerfbar, da&#223; er der &#220;berzeugung war, zu einer &#228;rztlichen Untersuchung und Begutachtung nach Ablauf von drei Jahren seit dem Verkehrsunfall nicht mehr verpflichtet gewesen zu sein. Zu ber&#252;cksichtigen ist hierbei, da&#223; die Ansicht des Kl&#228;gers zumindest vertretbar ist. Immerhin hat das Landgericht in seinem angefochtenen Urteil den Standpunkt des Kl&#228;gers geteilt und diesen nicht f&#252;r verpflichtet gehalten, sich einer &#228;rztlichen Untersuchung und Begutachtung nach dem 9. Juli 1986 zu unterziehen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers auf Zahlung einer weiteren Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung in H&#246;he von 60.000,- DM ist f&#228;llig. Der Grad der Invalidit&#228;t des Kl&#228;gers ist endg&#252;ltig festgestellt. Eine Neufeststellung gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. 3 a AUB kann die Beklagte nicht mehr verlangen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Auf das Verlangen der Beklagten an den Kl&#228;ger, sich erneut einer &#228;rztlichen Untersuchung und Begutachtung zur Feststellung des Grades seiner Invalidit&#228;t zu unterwerfen, ist &#167;13 Abs. 3 a AUB, insbesondere dessen Dreijahresfrist anwendbar. Mit Schreiben vom 29. August 1986 verlangte die Beklagte eine Begutachtung des Kl&#228;gers zum Zwecke der Neufeststellung des Grades der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit und nicht zum Zwecke der erstmaligen Feststellung des Grades der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers. Diese war, wie bereits zuvor ausgef&#252;hrt, l&#228;ngst durch zahlreiche, auch der Beklagten bekannte Gutachten erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. 3 a AUB kann der Versicherer eine neue Feststellung des Grades der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Versicherungsnehmers nur bis zum Ablauf des dritten Jahres vom Unfalltage an verlangen. Diese Frist ist f&#252;r den Versicherer bindend. Bei dieser Befristung handelt es sich um eine von den Versicherern in ihren den allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen entsprechenden allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen selbst gesetzten Frist, an welcher sich die Beklagte festhalten lassen mu&#223;. Die Gesch&#228;ftsbedingungen der Beklagten sind nicht zu ihren Gunsten auszulegen. Dem Wortlaut des &#167;13 Abs. 3 a AUB entspricht zun&#228;chst nur eine Verfahrensweise, bei der die Neufeststellung so rechtzeitig verlangt wird, da&#223; die abschlie&#223;ende &#228;rztliche Untersuchung noch bis zum Ablauf der Frist stattgefunden hat (vgl. Grimm, a.a.O., &#167;13 AUB, Rdnr. 9). Weitergehend wird auch f&#252;r ausreichend gehalten, wenn die Neufeststellung gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. 3 a AUB so rechtzeitig verlangt wird, da&#223; die neue Untersuchung bei normalem Verlauf noch innerhalb der Fristen m&#246;glich ist (vgl. Pr&#246;lss-Martin, a.a.O., &#167;13 AUB, Anm. 3). An der nach dieser f&#252;r den Versicherer g&#252;nstigeren Auffassung m&#252;ssen die zur Neufeststellung erforderlichen Ma&#223;nahmen wenigstens so rechtzeitig eingeleitet werden, da&#223; nach normalem Lauf der Dinge die Neufeststellung vor Ablauf der Frist erfolgen kann (vgl. Wussow-P&#252;rckhauer, AUB, 5. Aufl., &#167;13, Anm. 4). Nur wenn das Verlangen des Versicherers rechtzeitig war, mu&#223; die Untersuchung, wenn sie sich ausnahmsweise verz&#246;gert, auch noch nach Fristablauf geduldet werden. Selbst wenn man allein das Verlangen nach Neufeststellung gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. 3 a AUB f&#252;r die Fristwahrung als ausreichend ansehen wollte (so f&#252;r die Kraftfahrtversicherung Stiefel-Hoffmann, AKB, 13. Aufl., &#167;21, Rdnr. 14), so m&#252;&#223;te sich dieses Verlangen jedoch zumindest auf konkrete Untersuchungen und durchzuf&#252;hrende Ma&#223;nahmen beziehen. Letztlich kann im vorliegenden Fall dahinstehen, welcher Ansicht der Vorzug zu geben ist, weil das Verlangen der Beklagten nach Neufeststellung des Invalidit&#228;tsgrades des Kl&#228;gers in jedem Fall gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. 3 a AUB versp&#228;tet war.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Sachverst&#228;ndigen Oberarzt Dr. Petersen aus Osnabr&#252;ck erst mit Schreiben vom 29. August 1986, mehr als einen Monat nach Fristablauf, mit der Erstattung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens beauftragt. Die Beklagte kann sich nicht damit entschuldigen, sich zuvor noch &#252;ber die gegenw&#228;rtige Anschrift des Kl&#228;gers vergewissert zu haben. Die neue Anschrift des Kl&#228;gers war der Beklagten unstreitig bekannt. Die Beweisaufnahme hat vielmehr ergeben, da&#223; die Fristvers&#228;umung einmal darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, da&#223; sich der zust&#228;ndige Sachbearbeiter die Versicherungsakte erst am 1. Juli 1986, neun Tage vor Fristablauf, vorlegen lie&#223; und zum anderen zu diesem Zeitpunkt in Urlaub war, so da&#223; eine sachgem&#228;&#223;e und rechtzeitige Bearbeitung des Versicherungsfalls schon im Ansatz nicht gew&#228;hrleistet war.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das Schreiben der Beklagten vom 6. August 1985 stellt keine wirksame Aufforderung an den Kl&#228;ger zur Neufeststellung des Grades seiner Arbeitsunf&#228;higkeit im Sinne von &#167;13 Abs. 3 a AUB dar. Die Aufforderung im Sinne von &#167;13 Abs. 3 a AUB mu&#223; f&#252;r den Versicherungsnehmer erkennbar einen klaren inhaltlichen Bezug und zeitlichen Zusammenhang mit einer bevorstehenden und konkret durchzuf&#252;hrenden &#228;rztlichem Untersuchung und Begutachtung zum Zwecke der Neufeststellung des Grades der Arbeitsunf&#228;higkeit des Versicherungsnehmers haben. Sie mu&#223; die Neufeststellung konkret erm&#246;glichen und die erforderlichen Ma&#223;nahmen bezeichnen und vorbereiten. Diesen Anforderungen gen&#252;gt das Schreiben vom 6. August 1985 nicht. Es enth&#228;lt lediglich eine vage Ank&#252;ndigung einer sp&#228;ter durchzuf&#252;hrenden Endbegutachtung. Eine Aufforderung an den Kl&#228;ger, sich &#228;rztlich untersuchen und begutachten zu lassen, findet sich in dem Schreiben nicht. Die Beklagte entsprach mit der Ank&#252;ndigung, "bedingungsgem&#228;&#223; zum Ablauf des dritten Unfalljahres eine Endbegutachtung durchf&#252;hren zu lassen", lediglich dem Erfordernis, zugleich mit ihrer Erkl&#228;rung nach &#167;11 AUB &#252;ber ihre Leistungspflicht zu erkennen zu geben, ob sie von dem Recht, eine Neufeststellung zu verlangen, eventuell Gebrauch machen wird (vgl. Wussow-Pr&#252;ckhauer, a.a.O.). Wollte man diese Ank&#252;ndigung als Verlangen im Sinne von &#167;13 Abs. 3 a AUB ausreichend sein lassen, w&#252;rde so die Dreijahresfrist unterlaufen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat nicht bewiesen, ihren Versicherungsnehmer, die Firma ... oder den Kl&#228;ger selbst rechtzeitig telefonisch aufgefordert zu haben, sich einer &#228;rztlichen Begutachtung zu unterziehen. Die Beweisaufnahme hat nicht best&#228;tigt, da&#223; der Sachbearbeiter der Beklagten deren Versicherungsnehmer Ende Juni 1986 angerufen h&#228;tte. Zwar best&#228;tigte der Zeuge ... die entsprechende Behauptung der Beklagten, die Aussage des Zeugen ... steht jedoch im Widerspruch zur Aussage der Zeugin ..., die auf Seiten des Versicherungsnehmers der Beklagten mit dem Zeugen ... telefonierte. Die Zeugin ... schlo&#223; aus, da&#223; das Telefongespr&#228;ch mit dem Zeugen ... Ende Juni 1986 stattfand. Gegen die Richtigkeit der Aussage des Zeugen ... spricht auch, da&#223; dieser Ende Juni 1986 gar keine Veranlassung hatte, mit der Firma ... zu telefonieren, weil er sich in seiner Versicherungsakte eine Frist zum 1. Juli 1986 notiert hatte und demzufolge zuvor die Versicherungsakten kaum vorliegen hatte. Abgesehen davon hat die Beweisaufnahme nicht best&#228;tigt, da&#223; das von der Beklagten behauptete Telefonat mit ihrem Versicherungsnehmer inhaltlich den an eine Aufforderung im Sinne von &#167;13 Abs. 3 a AUB zu stellenden Anforderungen entsprochen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Beide Zeugen stimmten darin &#252;berein, da&#223; in dem Telefongespr&#228;ch im wesentlichen &#252;ber den Aufenthalt des Kl&#228;gers gesprochen wurde, nicht dagegen &#252;ber konkrete Ma&#223;nahmen und Untersuchungen, denen sich der Kl&#228;ger unterziehen sollte. Nach allem ist nicht einmal die Aufforderung an den Kl&#228;ger, den Grad seiner Invalidit&#228;t neu feststellen zu lassen, innerhalb der Frist des &#167;13 Abs. 3 a AUB erfolgt, so da&#223; dahingestellt bleiben kann, ob diese Aufforderung allein &#252;berhaupt zur Fristwahrung ausreichend ist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist aus dem Gesichtspunkt von Treu und Glauben nicht gehindert, sich auf den Ablauf der Dreijahresfrist des &#167;13 Abs. 3 a AUB zu berufen, unabh&#228;ngig davon, ob er von der Minderung des Grades seiner dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit von 30 % auf 20 % wu&#223;te oder nicht. Der Kl&#228;ger hat keinen Anschein erweckt, sich nicht auf den Ablauf der Frist zu berufen. Er hat durch sein Verhalten der Beklagten auch keinerlei Veranlassung gegeben, die Frist nicht einzuhalten. Es liegt allein in der Sph&#228;re der Beklagten und ist auch allein von ihr zu vertreten, da&#223; die Dreijahresfrist ungenutzt verstrich. Abgesehen davon steht aber auch bisher nicht endg&#252;ltig fest, ob der Grad der dauernden Arbeitsunf&#228;higkeit des Kl&#228;gers nun 20 % oder 30 % betr&#228;gt. Der Kl&#228;ger hat, wie sich aus den beigezogenen Akten der ... ergibt, das Sachverst&#228;ndigengutachten des Arztes ... vom 14. April 1986 und dessen zweites Rentengutachten vom 6. Mai 1988 nicht akzeptiert und den &#196;nderungsbescheid der ... vom 14. Januar 1987 angefochten. Es verstie&#223; daher nicht gegen Treu und Glauben, sich auf den Fristablauf zu berufen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks"><b>VI.</b></p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nach allem konnte die Berufung der Beklagten zur Hauptsache keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Allerdings stehen dem Kl&#228;ger Zinsen nicht in H&#246;he von 6 %, sondern gem&#228;&#223; &#167;13 Abs. 3 b AUB lediglich in H&#246;he von 1 % &#252;ber dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank - mindestens aber 4 %, h&#246;chstens 5 % - zu.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Das Urteil war gem&#228;&#223; &#167;&#167;708 Nr. 10/711 ZPO f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 60.000,- DM.</p>
315,332
olgk-1988-09-13-2-w-15188
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 151/88
"1988-09-13T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:42"
"2022-10-18T15:03:50"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0913.2W151.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige weitere Beschwerde der Gl&#228;ubigerin W eG vom 6. April 1988 - eingegangen am 7. April 1988 - gegen den am 24. M&#228;rz 1988 zugestellten Beschlu&#223; der 19. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 19 T 69/88 - wird der angefochtene Beschlu&#223; aufgehoben und die Sache zur erneuten Entscheidung <strong>an</strong> das Landgericht zur&#252;ckverwiesen.</p><p>Dem Landgericht wird auch die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Verfahrens der sofortigen weiteren Beschwerde 2 W 151/88 &#252;bertragen.</p><p>Der Beschwerdewert wird auf 10.000,-- DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 16. November 1987 wurde der Konkurs &#252;ber das Verm&#246;gen der Firma S mbH &amp; Co KG er&#246;ffnet. Zum Konkursverwalter wurde Herr Rechtsanwalt Dr. H, Beschwerdegegner, ernannt. Gleichzeitig bestimmte der Rechtspfleger einen Termin zur Beschlu&#223;fassung &#252;ber die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines neuen Konkursverwalters. Zu diesem Termin - am 22. Dezember 1987 - erschienen in der ersten Gl&#228;ubigerversammlung als Gl&#228;ubiger nur die W eG - Beschwerdef&#252;hrerin - und die X(X). Beide beantragten im Termin, Herrn Rechtsanwalt Dr. H nicht zum endg&#252;ltigen Konkursverwalter zu bestellen, sondern Herrn Rechtsanwalt Dr. G aus Wuppertal.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 18. Januar 1988 lehnte der Rechtspfleger diesen Antrag ab. Er begr&#252;ndete die Ablehnung damit, ein Wuppertaler Rechtsanwalt sei nicht sachnah genug, die Ernennung eines neuen Konkursverwalters erh&#246;he die Kosten, Bedenken gegen die von den Gl&#228;ubigern vorgebrachte Eignung des ernannten Konkursverwalters best&#252;nden nicht.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung haben sowohl die W eG als auch die X sofortige Beschwerde eingelegt. Das Landgericht hat nur &#252;ber die Beschwerde der W eG entschieden und diese zur&#252;ckgewiesen. Dagegen richtet sich die sofortige weitere Beschwerde der W eG, mit der ger&#252;gt wird, das Landgericht sei nicht auf die von den Gl&#228;ubigern dargelegten Pflichtverletzungen des Konkursverwalters eingegangen.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der sofortigen weiteren. Beschwerde ist mit der Ma&#223;gabe stattzugeben, da&#223; der angefochtene Beschlu&#223; aufzuheben und die Sache zur erneuten Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen ist.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde ist zul&#228;ssig.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zwar stimmen die Vorentscheidungen &#252;berein. Es ist jedoch der neue selbst&#228;ndige Beschwerdegrund eines wesentlichen Verfahrensmangels gegeben (&#167; 568 Abs. 2 ZPO).</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">a) &#160;</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Kein Verfahrensmangel liegt allerdings darin, da&#223; das Landgericht die sofortige Beschwerde der X &#252;bergangen hat. Es ist nicht ersichtlich, ob dies auf einem Versehen beruht. Verfahrenswidrig ist dieses Vorgehen jedenfalls deshalb nicht, weil das Landgericht &#252;ber beide sofortigen Beschwerden getrennt entscheiden darf.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">b) &#160;</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ein wesentlicher Verfahrensmangel liegt jedoch darin, da&#223; das Landgericht sich ausweislich der Beschlu&#223;gr&#252;nde nicht mit den Vorw&#252;rfen mangelnder Eignung des Konkursverwalters Dr. H befa&#223;t hat.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Begr&#252;ndungsl&#252;cken und Begr&#252;ndungsdifferenzen setzen grunds&#228;tzlich keine neue selbst&#228;ndige Beschwer. Das Beschwerdegericht ist verfahrensrechtlich nicht gezwungen, sich mit allen Einzelheiten des Parteivorbringens auseinanderzusetzen. Anders verh&#228;lt es sich, wenn geschlossene Tatsachen- oder Rechtskomplexe &#252;bergangen werden. Dann verst&#246;&#223;t die fehlende Begr&#252;ndung gegen Verfassungsrecht und damit auch gegen Verfahrensrecht. Die Beschlu&#223;gr&#252;nde m&#252;ssen zumindest erkennen lassen, da&#223; das Gericht tats&#228;chliches Vorbringen zur Kenntnis genommen und bei seiner Entscheidung ber&#252;cksichtigt hat (BVerfGE 47, 187 f.; 54, 46 und 92; OLG Celle MDR 1986, 154). Diese Ausnahme ist hier gegeben, da das Landgericht, abweichend vom Amtsgericht, die Vorw&#252;rfe der Beschwerdef&#252;hrerin und der X zur mangelnden Eignung des ernannten Konkursverwalters g&#228;nzlich &#252;bergangen hat.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Auf diesem Verfahrensmangel kann die angefochtene Entscheidung auch beruhen. Dem Landgericht obliegt insoweit eine Pr&#252;fungspflicht (siehe dazu Kuhn/Uhlenbruck, Konkursordnung, 10. Auflage 1986, &#167; 80 Rn. 2). Da das Landgericht als Tatsacheninstanz entscheidet, mu&#223; es den Streitstoff umfassend ber&#252;cksichtigen und darf sich nicht darauf beschr&#228;nken, die erstinstanzliche Entscheidung auf ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit zu &#252;berpr&#252;fen. Das ergibt sich aus &#167; 570 ZPO. Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; das Landgericht zu einer im Ergebnis abweichenden Entscheidung gelangt, wenn es sich mit den von den Gl&#228;ubigern behaupteten Eignungsm&#228;ngeln des Konkursverwalters befa&#223;t.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehenden verfahrensrechtlichen Ausf&#252;hrungen folgt auch die Begr&#252;ndetheit der sofortigen weiteren Beschwerde. Sie ergibt sich daraus, da&#223; das Landgericht den Sachvortrag der Beschwerdef&#252;hrerin nicht voll ber&#252;cksichtigt und beschieden hat.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung zum Verfahren der sofortigen weiteren Beschwerde ist dem Landgericht zu &#252;bertragen, da der endg&#252;ltige Ausgang des Verfahrens noch ungewi&#223; ist.</p>
315,333
lg-dusseldorf-1988-09-09-21-s-4288
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
21 S 42/88
"1988-09-09T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:43"
"2022-10-18T15:03:50"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1988:0909.21S42.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 16. Dezember</p> <p>1987 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf</p> <p>- 22 C 525 / 8 6 - abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt</p> <p>neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen hat</p> <p>die Kl&#228;gerin zu tragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig. Die Berufungsbeschwer</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">richtet sich nach dem angefochtenen Urteil - Stattgeben der Klage</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">und Abweisung der Hilfswiderklage - und betr&#228;gt insgesamt 75o,--DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">(Davon unabh&#228;ngig betr&#228;gt der Kostenstreitwert der Berufung</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">5oo, -- DM, dadurch die nunmehr erfolgte Klageabweisung die Hilfswiderklage</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">gegenstandslos geworden ist.)</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Auffassung der Kl&#228;gerin im Schriftsatz vom o9.o5.1988 (Bl.9o d.A.), der Hilfs-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">widerklageantrag werden nicht weiter verfolgt</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">und stelle somit keine Grundlage f&#252;r die Beschwer dar, liegt</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ersichtlich neben der Sache; sie ist nicht nachvollziehbar.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist als Erdgescho&#223; - Mieterin nach wie vor verpflichtet,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">den B&#252;rgersteig zu reinigen und zu bestreuen . Daher ist ihre</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">negative Feststellungsklage festzustellen, da&#223; sie nicht mehr</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">verpflichtet sei, den Schnee von dem B&#252;rgersteig vor dem Haus</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">I -T - Str . in E zu beseitigen, nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung der Kl&#228;gerin ergibt sich aus der Hausordnung,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Abschnitt &#8222;B&#252;rgersteig, T-Stra&#223;e und Kehricht" (Bl.24 d.A.) . Die</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hausordnung ist f&#252;r die Kl&#228;gerin rechtsverbindlich, auch soweit</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">in ihr die vorgenannte Verpflichtung enthalten ist, da die Hausordnung in &#167; 14 des</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mietvertrages vom 14.o1.1961 enthalten und somit zum Bestandteil des Mietvertrages selbst geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Da&#223; es sich um eine Formularklausel handelt &#228;ndert an ihrer Wirksamkeit nichts. Die Voraussetzungen des &#167; 9 AGBG sind nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung ist auch entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin nicht frei widerrufbar, weil hierf&#252;r kein spezielles Entgelt vorgesehen ist. Die Frage der Entgeltlichkeit oder Unentgeltlichkeit steht in keinem Zusammenhang mit der Rechtsverbindlichkeit der Schneebeseitigungsverpflichtung.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils, die Kl&#228;gerin sei nicht mehr zur Schneer&#228;umung verpflichtet, weil ihr die Erf&#252;llung dieser Verpflichtung aus gesundheitlichen Gr&#252;nden nicht mehr l&#228;nger zumutbar und m&#246;glich sei, kann nicht gefolgt werden. Alter und angegriffener Gesundheitszustand befreien grunds&#228;tzlich nicht von der Schneebeseitigungspflicht. Bei dieser Verpflichtung handelt es sich nicht um eine h&#246;chst pers&#246;nliche Verpflichtung des Mieters. Der Mieter kann und mu&#223; sich gegebenenfalls zur Erf&#252;llung seiner Verpflichtung einer Hilfskraft bedienen (LG Flensburg, WuM 1987, 52; Landgericht Wuppertal, WuM 1988, 331; OLG Hamburg, MDR 169, 483-484 letzter Satz; Schmidt-Futterer/Blank, Mietrecht von A-Z, 11. Aufl. Stichwort &#8222; Reinigungspflicht des Mieters&#8220;). Das gilt auch, wenn er f&#252;r die Inanspruchnahme einer Hilfskraft ein Entgelt aufbringen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es liegt daher kein Fall des nachtr&#228;glichen Unverm&#246;gens nach &#167; 275 Abs. 1 BGB vor. Gerade im Hinblick auf die nicht h&#246;chstpers&#246;nliche Verpflichtung ist eine Leistungserschwerung, die unter zumutbaren Anstrengungen nicht &#252;berwindbar ist, von der Kl&#228;gerin nicht schl&#252;ssig dargelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit R&#252;cksicht auf die Klageabweisung ist die Hilfswiderklage der Beklagten gegenstandslos.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Geb&#252;hren-Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren betr&#228;gt 500,-- DM.</p>
315,334
olgk-1988-09-02-4-wf-20988
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 209/88
"1988-09-02T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:45"
"2022-10-18T15:03:48"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0902.4WF209.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird die Beschwerde des Antragsgegners gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - Siegburg vom 15.12.1987 (32 F 212/86) auf Kosten des Antrags-gegners zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Rechtsstreit der Parteien &#252;ber Kindesunterhalt und Getrenntlebensunterhalt hatte das Amtsgericht am 23.10.1987 auf Antrag der Antragstellerin eine einstweilige Anordnung dahin erlassen, da&#223; der Antragsgegner einen Proze&#223;kostenvorschu&#223;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 1.300,-- DM zu zahlen hatte. Mit Schriftsatz vom 11.11.1987 beantragte der Antragsgegner Aufhebung dieser Entscheidung unter Berufung auf mangelnde Leistungsf&#228;higkeit.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Termin vom 15.12.1987, in dem beide Parteien anwesend waren, wurden die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse er&#246;rtert und das Amtsgericht erlie&#223; sodann folgenden Beschlu&#223;: "Der Beschlu&#223; vom 23.10.1987 wird aufgehoben. Der Kl&#228;gerin wird f&#252;r das Hauptverfahren und die einstweilige Anordnung Proze&#223;kostenhilfe unter Beiordnung von RA D. bewilligt. Es werden monatliche Raten von 60,-- DM festgesetzt, die</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">der Antragsgegner bzw. Beklagte des Hauptverfahrens zu tragen hat."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ferner bewilligte das Amtsgericht auch dem Antragsgegner PKH gegen Raten von 60,-- DM. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung wurden keine Rechtsbehelfe eingelegt und am 19.2.1988 wurde der Rechtsstreit durch Vergleich beendet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 4.7.1988 haben sodann die Anw&#228;lte des Antragsgegners Beschwerde dagegen eingelegt, da&#223; der Antragsgegner mit Ratenzahlungen f&#252;r die der Antragstellerin gew&#228;hrte PKH belastet worden sei, da das im Gesetz, nicht vorgesehen sei und der Antragsgegner nicht leistungsf&#228;hig sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde bleibt gem&#228;&#223; &#167; 127 a 11 S. 1 ZPO ohne Erfolg, denn sie richtet sich gegen eine einstweilige Anordnung auf Leistung eines Proze&#223;kostenvorschusses</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">in einer Unterhaltssache. Nur der &#228;u&#223;eren Form nach handelt es sich um eine</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">PKH-Entscheidung, die nach &#167; 127 ZPO anfechtbar w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner ist nicht unzul&#228;ssigerweise im Rahmen der PKH-Gew&#228;hrung als Dritter mit Ratenzahlungen belastet worden, die nach &#167; 115 ZPO nur dem Antragsteller auferlegt werden k&#246;nnen. Dies ergibt sich daraus, da&#223; das Amtsgericht den</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Antragsgegner erst auf seinen Aufhebungsantrag hin anstatt mit einer einmaligen Proze&#223;kostenvorschu&#223;leistung mit einer in Raten zu erbringenden Proze&#223;kostenvorschu&#223;leistung belastet hat. So haben die im Termin mit ihren Anw&#228;lten pers&#246;nlich anwesenden Parteien die Entscheidung auch offenbar verstanden, denn sie haben sie seinerzeit hingenommen, ohne Rechtsmittel einzulegen oder im Hauptverfahren das Nichtbestehen einer Proze&#223;kostenvorschu&#223;pflicht pr&#252;fen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es widerspricht auch nicht dem Wesen des Proze&#223;kostenvorschu&#223;anspruchs</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">in Raten erf&#252;llt zu werden. Aus dem Gesetz ergibt sich nichts daf&#252;r, da&#223; ein Vorschu&#223;anspruch nicht besteht, wenn der Verpflichtete nur in Raten leisten kann. Auch wenn der Anwalt des Vorschu&#223;berechtigten nicht dazu bereit ist, sich mit Ratenzahlungen zu begn&#252;gen, kommt eine Gew&#228;hrung von PKH mit Anordnung monatlicher Ratenzahlung in H&#246;he des Vorschu&#223;anspruchs in Betracht (OLG Bamberg JurB&#252;ro 1987, 1415 m.w.N.; Kalthoener/B&#252;ttner, Proze&#223;kostenhilfe und Beratungshilfe, NJW-Schriften 47, Rn. 371, 372) .</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wenn das Amtsgericht seine Entscheidung so gefa&#223;t hat, da&#223; der Antragsgegner die "Raten" zu leisten hat, so ist das demnach nur eine mi&#223;verst&#228;ndliche Ausdrucksweise daf&#252;r, da&#223; er den Vorschu&#223; zur Deckung der Proze&#223;kosten in Raten zu leisten hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es verbleibt daher bei der Unanfechtbarkeit der Entscheidung gem&#228;&#223; &#167; 127 a 11 S. 1 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine andere Frage ist, ob die Staatskasse unmittelbar aus der Entscheidung gegen den Antragsgegner vollstrecken kann, weil diese den Anschein einer PKH-Raten=Auferlegung hat. Aus dem Gesamtzusammenhang der Entscheidung mu&#223; gefolgert werden, da&#223; der Beklagte die Raten unmittelbar an den Staat zu zahlen hat, denn Zweck dieser Entscheidung war es, die Frau von Proze&#223;kosten freizustellen, was durch die PKH-Bewilligung auch geschehen ist. Richtigerweise haben der Frau in H&#246;he der Vorschu&#223;raten PKH-Raten auferlegt werden m&#252;ssen, f&#252;r deren Bezahlung der Mann einzustehen hat. Da das Familiengericht diese PKH-Raten nicht angeordnet hat, kann die vorschu&#223;weise Zahlungsanordnung nur dahin verstanden werden, da&#223; die Raten unmittelbar an die Staatskasse zu zahlen sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO, da es sich nicht um eine Beschwerde gegen eine PKH-Entscheidung handelt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 1.500,-- DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">K&#246;ln, den 2.9.1988</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Oberlandesgericht</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">4. Zivilsenat &#8211; Familiensenat &#8211; </p>
315,335
olgham-1988-08-31-10-wf-39888
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 WF 398/88
"1988-08-31T00:00:00"
"2019-03-13T14:52:47"
"2022-10-18T15:03:48"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0831.10WF398.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird Proze&#223;kostenhilfe bewilligt, soweit sie Verurteilung des Beklagten von</p> <p></p> <p>a)</p> <p>je 800,-- DM monatlich f&#252;r Dezember 1987 bis Februar 1988 einschlie&#223;lich,</p> <p>b)</p> <p>je 770,-- DM monatlich ab M&#228;rz 1988</p> <p></p> <p>begehrt.</p> <p></p> <p>Das weitergehende Proze&#223;kostenhilfegesuch der Kl&#228;gerin wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird Rechtsanwalt xxx beigeordnet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist in dem aus der Beschlu&#223;formel ersichtlichen Umfang begr&#252;ndet. Insoweit bietet die von der Kl&#228;gerin beabsichtigte Rechtsverfolgung hinreichende Aussicht auf Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Grunde nach folgt der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin aus &#167; 1361 BGB.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach ist f&#252;r die Monate Dezember 1987 sowie Januar und Februar 1988 ein monatlicher Unterhalt von je 300,-- DM anzunehmen. Das entspricht dem unstreitig vom Beklagten f&#252;r insgesamt 6 Monate angebotenen Betrag und liegt unterhalb eines Anteils von 3/7 des von der Kl&#228;gerin behaupteten Einkommens des Beklagten von monatlich mindestens 3.000,-- DM netto, dessen genaue H&#246;he im Hauptverfahren gepr&#252;ft werden mag.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Eine Erwerbsobliegenheit der Kl&#228;gerin f&#252;r die Monate bis einschlie&#223;lich Februar 1988 ist angesichts der K&#252;rze der seit der Trennung der Parteien im November 1987 verstrichenen Zeit, der Notwendigkeit, sich auf die Trennung einzustellen und der Verpflichtung der Kl&#228;gerin, sich w&#228;hrend dieses Zeitraums um eine. Arbeitsstelle zu bem&#252;hen, nicht anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ab M&#228;rz 1988 ist die Klage auf einen monatlichen Unterhalt von allenfalls rd. 770,-- DM aussichtsreich. Dieser Betrag stellt einen Anteil von 3/7 der Differenz des von der Kl&#228;gerin behaupteten Einkommens des Beklagten von 3.000,-- DM netto und eines der Kl&#228;gerin zuzurechnenden monatlichen anrechenbaren Einkommens von 1.200,-- DM. Denn ab M&#228;rz 1988 ist davon auszugehen, da&#223; die Kl&#228;gerin ihrer Erwerbsobliegenheit nachkommt und ein entsprechendes monatliches anrechenbares Einkommen bezieht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Erwerbsobliegenheit der Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit ab M&#228;rz 1988 leitet sich daraus her, da&#223; sie, was unstreitig ist, w&#228;hrend des Zusammenlebens mit dem Beklagten in dessen Gewerbebetrieb mitgearbeitet hat, erst rd. 30 Jahre alt ist und keine Kinder zu versorgen hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Kl&#228;gerin ab M&#228;rz eine Arbeitsstelle nicht h&#228;tte finden k&#246;nnen, ist nicht ersichtlich. Vielmehr mu&#223; angenommen werden, da&#223; sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Arbeit h&#228;tte finden k&#246;nnen, die ihr ein Einkommen von jedenfalls 1.200,-- DM im Monat sicherte. Denn der Unterhaltsberechtigte mu&#223; seine Arbeitskraft entsprechend seiner Vorbildung, seinen F&#228;higkeiten und der Lage auf dem Arbeitsmarkt in zumutbarer Weise bestm&#246;glich einsetzen. Dementsprechend mu&#223; er sich geh&#246;rig um Arbeit bem&#252;hen. Der Nachweis ausreichender Bem&#252;hungen um Arbeit kann keinesfalls allein durch die Meldung beim Arbeitsamt gef&#252;hrt werden. Zu erwarten ist vielmehr eine intensive Privatinitiative in Form von Bewerbungen auf Steilenangebote in Zeitungen, eigenen Stellenannoncen sowie m&#252;ndlichen und schriftlichen Bewerbungen bei Firmen, die konkret f&#252;r Stellenvergaben in Betracht kommen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ausreichende Bem&#252;hungen in diesem Sinne hat die Kl&#228;gerin nicht vorgetragen. Sie legt lediglich 6 Ablehnungsschreiben von m&#246;glichen Arbeitgebern vor, von denen 4 aus dem Monat April 1988, 1 aus dem Monat Februar und 1 weitere aus dem Monat M&#228;rz 1988 herr&#252;hren. Abgesehen davon, da&#223; das Ablehnungsschreiben der xxx vom 28.4.1988 erkennen l&#228;&#223;t, da&#223; dort konkret eine Stelle nicht zu erlangen war, von der xxx vielmehr "wunschgem&#228;&#223;" best&#228;tigt wird, da&#223; die Kl&#228;gerin sich dort um eine Anstellung als Kosmetikerin beworben hat, ist f&#252;r den Zeitraum nach Trennung der Parteien bis einschlie&#223;lich Februar 1988 nur <u>eine</u> konkrete Bewerbung ersichtlich. Die wenigen Bewerbungen, die im Anschlu&#223; daran belegt sind, reichen nicht aus, die &#220;berzeugung zu gewinnen, da&#223; auch bei geh&#246;rigen Bem&#252;hungen in der Zeit bis einschlie&#223;lich Februar 1988 eine Arbeitsstelle nicht h&#228;tte erlangt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">H&#228;tte die Kl&#228;gerin aber ab 1.M&#228;rz 1988 eine Arbeitsstelle haben k&#246;nnen, dann h&#228;tte sie ein Einkommen von mindestens 1.200,-- DM anrechenbar im Monat verdienen k&#246;nnen. Eink&#252;nfte dieser Art liegen im Bereich der T&#228;tigkeiten, welche die Kl&#228;gerin verrichten kann, etwa im Verkaufs- oder Gastronomiebereich.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ein Anteil von 3/7 der Differenz von 3.000,-- DM und 1.200,-- DM ergibt 771,43 DM, also rd. 770,-- DM. Dabei ermittelt der Senat diesen Betrag nach der sog. Differenzmethode, geht also vom Vorliegen einer Doppelverdienerehe (vgl. BGH, FamRZ 1982, 892 ff./893; FamRZ 1984, 358 ff./360) aus. Im Hauptverfahren wird zu pr&#252;fen sein, inwieweit die Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin nach Trennung der Parteien schon w&#228;hrend des Zusammenlebens geplant oder doch voraussehbar war (vgl. BGH, FamRZ 1984, 149 ff./150).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Geltendmachung des gesamten Unterhalts durch die Kl&#228;gerin selbst mit dem Ziel der Zahlung der geschuldeten Betr&#228;ge an diese steht die Tatsache nicht entgegen, da&#223; die Kl&#228;gerin seit November 1987 Sozialhilfe bezieht, und der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin gegen den Beklagten nach &#167;&#167; 90, 91 BSHG auf das Sozialamt der Stadt xxx &#252;bergeleitet worden ist. Denn die Stadt xxx hat die Kl&#228;gerin zugleich berechtigt, auch die &#252;bergeleiteten Betr&#228;ge in einem Unterhaltsproze&#223; selbst geltend zu machen und einzuziehen. Vor Klageerhebung im Wege der &#220;berleitungsanzeige und Sozialhilfegew&#228;hrung auf den Tr&#228;ger der Sozialhilfe &#252;bergegangene Unterhaltsanspr&#252;che aber k&#246;nnen, wenn, wie hier, die dazu erforderlichen Voraussetzungen vorliegen, von dem Unterhaltsberechtigten in gewillk&#252;rter Proze&#223;standschaft gegen den Unterhaltspflichtigen geltend gemacht werden. Der Senat schlie&#223;t sich dem Beschlu&#223; des 16. Zivilsenates des Kammergerichts vom 6.11.1987 - 16 WF 6026/87 - an (FamRZ 1988, 300 ff.). Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts werden berechtigte Belange des Beklagten durch die Zulassung der gewillk&#252;rten Proze&#223;standschaft im vorliegenden Fall nicht beeintr&#228;chtigt. Zutreffend weist das Kammergericht in seiner angef&#252;hrten Entscheidung darauf hin, da&#223; im Gegenteil h&#246;here Verfahrenskosten entstehen, wenn der r&#252;ckst&#228;ndige Unterhalt durch den Tr&#228;ger der Sozialhilfe und in einem gesonderten Verfahren der laufende und k&#252;nftige Unterhalt durch den Unterhaltsberechtigten selbst geltend gemacht werden. Auch eine unlautere Ausnutzung der M&#246;glichkeit der gerichtlichen Durchsetzung eines fremden Rechts in gewillk&#252;rter Proze&#223;standschaft ist regelm&#228;&#223;ig nicht zu bef&#252;rchten, wenn der Tr&#228;ger der Sozialhilfe den Unterhaltsberechtigten, wie im vorliegenden Fall, erm&#228;chtigt, im eigenen Namen auch die vor Klageerhebung &#252;bergegangenen Unterhaltsanspr&#252;che geltend zu machen. So wird Proze&#223;kostenhilfe nicht rechtsmi&#223;br&#228;uchlich erbeten, weil der mittellosen Unterhaltsberechtigten auch dann Proze&#223;kostenhilfe bewillligt werden m&#252;&#223;te, wenn sie den r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalt mangels &#220;berleitung als Rechtsinhaberin geltend machen w&#252;rde. Eine Zeugenstellung des Erm&#228;chtigenden wird nicht erschlichen, da der Tr&#228;ger der Sozialhilfe als Zeuge im Unterhaltsproze&#223; von vornherein ausscheidet. Letztlich findet auch eine rechtsmi&#223;br&#228;uchliche Abw&#228;lzung der Kostentragungspflicht auf den etwa unterliegenden mittellosen Unterhaltsberechtigten, wie das Amtsgericht meint, nicht statt. Denn auch insoweit entspricht die Rechtslage derjenigen, die best&#228;nde, wenn der Tr&#228;ger der Sozialhilfe Unterhaltsanspr&#252;che des Berechtigten nicht auf sich &#252;bergeleitet hatte und der Berechtigte auch den r&#252;ckst&#228;ndigen Unterhalt aus eigenem Recht gegen den Unterhaltspflichtigen geltend machen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Bei einem Sachverhalt wie dem vorliegenden ist die gewillk&#252;rte Proze&#223;standschaft auch nicht deshalb auszuschlie&#223;en, um den Unterhaltspflichtigen davor zu sch&#252;tzen, wegen derselben Unterhaltsbetr&#228;ge doppelt in Anspruch genommen zu werden. Denn das im Rechtsstreit des Proze&#223;standschafters ergangene Urteil wirkt f&#252;r und gegen den Rechtsinhaber Rechtskraft (KG a.a.O., S. 302, m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist, wie geschehen, zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 118 Abs. 1 Satz 4 ZPO.</p>
315,336
ovgnrw-1988-08-19-15-a-92486
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 924/86
"1988-08-19T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:00"
"2022-10-18T15:03:48"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1988:0819.15A924.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das angefochtene Urteil ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klagen werden in vollem Umfang abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Berufungen der Kl&#228;ger werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen zu je 1/7.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger zu 1. bis 6. beteiligten sich als von der Kl&#228;gerin zu 7. aufgestellte Direktkandidaten an der Kommunalwahl vom 30. September 1984 im Gebiet der Beklagten. Sie waren zugleich f&#252;r die von der Kl&#228;gerin zu 7. eingereichte Reserveliste benannt. Der Kl&#228;ger zu 1., der bis dahin zweiter stellvertretender B&#252;rgermeister der Beklagten war, nahm den Spitzenplatz der Reserveliste ein.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger wenden sich gegen eine Reihe von Ma&#223;nahmen der Beklagten, in denen sie eine Verletzung ihres Rechtes auf Chancengleichheit bei der Wahlteilnahme sehen. Neben den im Antrag zu 3. bezeichneten Presseerkl&#228;rungen und Pressegespr&#228;chen der Beklagten in den Monaten August und September 1984 greifen sie insbesondere die Herausgabe einer mit 1.000 Exemplaren aufgelegten Brosch&#252;re an, die Mitte August 1984 vom Oberstadtdirektor der Beklagten als "Umweltbericht 1984" der &#214;ffentlichkeit vorgestellt, u.a. den Mitgliedern des Rates und der Bezirksvertretungen sowie den Ratsfraktionen &#252;berlassen und der B&#252;rgerberatungsstelle zur Verteilung an interessierte B&#252;rger zur Verf&#252;gung gestellt wurde. Sie beanstanden au&#223;erdem die Durchf&#252;hrung eines "Informationstages 1984" am 25. August 1984 mit den Themen "Schutz der Umwelt", "Stadtplanung", "Freizeit im Gr&#252;nen" und "Verkehrssicherheit", f&#252;r den die Beklagte durch Inserate in der Lokalpresse und durch Verteilung von Handzetteln geworben hatte. Eine weitere Verletzung der Chancengleichheit sehen sie darin, da&#223; die von der Beklagten im Stadtmuseum veranstaltete Ausstellung "xxx 800 bis 1800 - 1.000 Jahre Geschichte der Stadt" am 20. September 1984 statt durch den Oberb&#252;rgermeister oder dessen Stellvertreter vom Spitzenkandidaten der CDU xxx in dessen damaliger Eigenschaft als Vorsitzender des Kulturausschusses er&#246;ffnet wurde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben zur Begr&#252;ndung ihrer am 14. September 1984 erhobenen und mit Schriftsatz vom 21. Juni 1985 u.a. um den Antrag zu 4. erweiterten Klagen im wesentlichen vorgetragen: Mit den angegriffenen Ma&#223;nahmen habe die Beklagte die vom Bundesverfassungsgericht f&#252;r die T&#228;tigkeit der Bundesregierung aufgezeigten, der Sache nach aber auch f&#252;r die Gemeinden g&#252;ltigen Grenzen amtlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit &#252;berschritten und unter Verk&#252;rzung ihrer Wettbewerbschancen in den Wahlkampf eingegriffen. Der "Umweltbericht 1984" sei ein Arbeits-, Leistungs- und Erfolgsbericht gewesen, f&#252;r dessen Herausgabe wenige Wochen vor der Wahl kein sachlicher Anla&#223; bestanden habe. Terminlich wie inhaltlich habe es sich um eine gezielt lancierte Wahlkampfhilfe zugunsten der CDU gehandelt, mit deren Kommunalwahlprogramm der Bericht abgestimmt gewesen sei und die den Bericht mangels gegenteiliger Vorkehrungen der Beklagten im Wahlkampf ungehindert habe verwenden k&#246;nnen. Auch f&#252;r den "Informationstag 1984" mit seiner starken inhaltlichen Ausrichtung auf die Fragen des Umweltschutzes, der zudem abweichend von fr&#252;heren Gepflogenheiten mit betr&#228;chtlichem Aufwand durchgef&#252;hrt worden sei, habe es keinen von der Sache gebotenen Anla&#223; gegeben. Gleiches gelte f&#252;r eine Flut amtlicher Presseerkl&#228;rungen und Pressegespr&#228;che, deren Gegenstand jeweils aktuelle Wahlkampfthemen gewesen seien und die angesichts der Rolle der Lokalpresse in einem Kommunalwahlkampf gesteigerten Einflu&#223; auf die Wettbewerbsverh&#228;ltnisse h&#228;tten haben k&#246;nnen. Die Er&#246;ffnung der Ausstellung im Stadtmuseum durch den Vorsitzenden des Kulturausschusses sei ein Kompetenzversto&#223; zu Lasten des im Verhinderungsfall daf&#252;r zust&#228;ndigen Kl&#228;gers zu 1. gewesen und habe schon aus diesem Grund die Grenzen zul&#228;ssiger &#214;ffentlichkeitsarbeit &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte unter Verletzung ihrer Rechte auf chancengleiche Teilnahme an der Kommunalwahl vom 30. September 1984 in den Wahlkampf eingegriffen hat, indem sie</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. am 16. August 1984 den "Umweltbericht 1984" herausgegeben, in der Lokalpresse vorgestellt und seitdem zur Abholung bereitgehalten hat,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2. am 25. August 1984 einen "Informationstag 84" zur Darstellung ihrer positiven Leistungen auf den Gebieten "Schutz der Umwelt", "Stadtplanung", "Freizeit im Gr&#252;nen" und "Verkehrssicherheit" durchgef&#252;hrt hat, der mit gro&#223;formatigen Anzeigen in der Lokalpresse angek&#252;ndigt wurde,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">3. seit Ende der Sommerferien jeweils ohne Anla&#223; in verst&#228;rktem Ma&#223;e die Lokalpresse mit amtlichen Pressemitteilungen zu aktuellen Wahlkampfthemen versorgt hat, und zwar</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">a) zum Thema Umweltschutz durch</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Mit dem Fahrrad bis zur holl&#228;ndischen Grenze"</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Stadtreinigungsamt nimmt den Umweltschutz ernst"</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "xxx M&#252;llkonzept dient vielen St&#228;dten als Vorbild"</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Die neue Zentraldeponie w&#228;chst schneller"</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Die Stadt erschlie&#223;t dem Wanderer die Landschaft bei xxx und xxx</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">- Pressekonferenz und -besichtigung "Landschaftsplan xxx",</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b) zum Thema Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsbedingungen in xxx durch</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Zahl der Besch&#228;ftigten konstant"</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "xxx Steuerpflichtige zahlen am wenigsten"</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "xxx ist ein attraktiver Standort f&#252;r Unternehmen"</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "xxx wirtschaftet solide",</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">c) zum Thema B&#252;rgern&#228;he, B&#252;rgerbeteiligung durch</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Stadtverwaltung stellt f&#252;r die Stadterneuerung B&#252;rgerberater ein"</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "B&#252;rgerberater bekommt viel Arbeit"</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">- Pressegespr&#228;ch zum Thema "Wohnumfeldverbesserung in der Innenstadt"</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">und</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">d) zum Thema Sport (-f&#246;rderung) in xxx durch</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Sportf&#246;rderungs-Richtlinie als Brosch&#252;re"</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">- Pressemitteilung "Gro&#223;er Sporthallenbau in xxx kommt mit 800.000,-- DM weniger aus",</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">4. die Begr&#252;&#223;unq der G&#228;ste zur Er&#246;ffnung der Ausstellung "1000 Jahre xxx 800 bis 1800" am 20. September 1984 durch den damaligen Spitzenkandidaten der CDU xxx aussprechen lie&#223;.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Klagen abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie hat im wesentlichen geltend gemacht: Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur &#214;ffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung sei auf die Gemeinden allenfalls eingeschr&#228;nkt &#252;bertragbar. Jedenfalls aber habe sie, die Beklagte, die vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigten Grenzen zur unzul&#228;ssigen Wahlwerbung mit den angegriffenen Ma&#223;nahmen nicht &#252;berschritten. Der "Umweltbericht 1984" sei kein Leistungsbericht, sondern eine nach Form und Inhalt neutrale Bestandsaufnahme gewesen, die als Grundlage f&#252;r die k&#252;nftige Arbeit von Rat und Verwaltung habe dienen sollen, deren Erstellung auf einen Auftrag des Rates zur&#252;ckgehe und darin einen hinreichenden Anla&#223; habe. Der "Informationstag 1984" habe die Tradition der allj&#228;hrlich durchgef&#252;hrten Tage der offenen T&#252;r fortgesetzt und sei terminlich mit den vom Minister f&#252;r Wirtschaft und Verkehr mitveranstalteten Verkehrssicherheitstagen verbunden worden. Pressemitteilungen und Pressegespr&#228;che seien nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts von den Beschr&#228;nkungen amtlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit in der Vorwahlzeit ausgenommen; im &#252;brigen habe f&#252;r alle von den Kl&#228;gern angegriffenen Presseerkl&#228;rungen ein sachlicher Anla&#223; bestanden. Die Er&#246;ffnung der Ausstellung im Stadtmuseum durch den Vorsitzenden des Kulturausschusses habe st&#228;ndiger Praxis in vergleichbaren F&#228;llen entsprochen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht dem zu 1. gestellten Antrag stattgegeben und die Klagen im &#252;brigen abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dagegen haben die Kl&#228;ger und die Beklagte Berufung eingelegt, zu deren Begr&#252;ndung sie ihren jeweiligen erstinstanzlichen Vortrag wiederholen und weiter vertiefen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">1. das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und auf der Grundlage der in erster Instanz gestellten Antr&#228;ge zu 2. bis 4. festzustellen, da&#223; die Beklagte ihre Rechte auf chancengleiche Teilnahme an der Wahl vom 30. September 1984 verletzt hat, indem sie</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">a) am 25. August 1984 einen "Informationstag 1984" zu den Themen "Schutz der Umwelt", "Stadtplanung", "Freizeit im Gr&#252;nen" und "Verkehrssicherheit" veranstaltet hat,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b) in den Monaten August und September 1984</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">aa) zum Thema Umweltschutz</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">die Pressemitteilungen</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">"Mit dem Fahrrad bis zur holl&#228;ndischen Grenze",</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">"Stadtreinigungsamt nimmt den Umweltschutz ernst",</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">"xxx M&#252;llkonzept dient vielen St&#228;dten als Vorbild",</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">"Die neue Zentraldeponie w&#228;chst schneller",</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">"Die Stadt erschlie&#223;t dem Wanderer die Landschaft bei xxx und xxx"</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">und die Pressekonferenz "Landschaftsplan xxx",</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">bb) zum Thema Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsbedingungen</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">die Pressemitteilungen</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">"Zahl der Besch&#228;ftigten konstant",</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">"xxx Steuerpflichtige zahlen am wenigsten",</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">"xxx ist ein attraktiver Standort f&#252;r Unternehmen" und</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">&#132; xxx wirtschaftet solide",</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">cc) zum Thema B&#252;rgern&#228;he und B&#252;rgerbeteiligung</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">die Pressemitteilungen</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">"Stadtverwaltung stellt f&#252;r die Stadterneuerung B&#252;rgerberater ein",</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">"B&#252;rgerberater bekommt viel Arbeit"</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">und die Pressekonferenz "Wohnumfeldverbesserung in der Innenstadt",</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">dd) zum Thema Sportf&#246;rderung</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">die Pressemitteilungen</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">"Sportf&#246;rderungs-Richtlinie als Brosch&#252;re"</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">und</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">"Gro&#223;er Sporthallenbau in xxx kommt mit 800.000,-- DM weniger aus"</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">herausgegeben bzw. veranstaltet hat,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">c) die Er&#246;ffnung der Ausstellung "xxx 800 bis 1800 - 1.000 Jahre Geschichte der Stadt" am 20. September 1984 durch den damaligen Vorsitzenden des Kulturausschusses xxx vornehmen lie&#223;.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">2. die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">1. das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klagen auch mit dem in erster Instanz gestellten Antrag zu 1. abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">2. die Berufungen der Kl&#228;ger zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten, der Akten VG M&#252;nster 2 L 455/84 und der von den Beteiligten vorgelegten Unterlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat Erfolg, weil die Klagen auch mit dem in erster Instanz zu 1. gestellten Antrag abzuweisen sind. Die Berufungen der Kl&#228;ger bleiben hingegen erfolglos; denn das Verwaltungsgericht hat die Klageantr&#228;ge zu 2. bis 4. zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Klagen der Kl&#228;ger zu 1. und zu 4. bis 7. sind als Feststellungsklagen gem&#228;&#223; &#167; 43 Abs. 1 VwGO zul&#228;ssig. Die Beteiligten streiten &#252;ber das Bestehen eines Rechtsverh&#228;ltnisses im Sinne dieser Vorschrift, weil die Kl&#228;ger eine Verletzung ihres subjektiven Rechtes auf chancengleiche Wahlteilnahme durch bestimmte Handlungen der Beklagten geltend machen und die Beklagte in Abrede stellt, die ihr durch dieses Recht gezogenen Grenzen &#252;berschritten zu haben. Das berechtigte Interesse der Kl&#228;ger zu 1. und zu 4. bis 7. an einer baldigen Feststellung ergibt sich aus der Gefahr, da&#223; wegen des Rechtsstandpunktes der Beklagten mit einer Wiederholung &#228;hnlicher Handlungen vor der 1989 anstehenden Kommunalwahl zu rechnen ist, an der sich nicht nur die Kl&#228;gerin zu 7. mit einem Wahlvorschlag, sondern voraussichtlich auch die Kl&#228;ger zu 1. und zu 4. bis 6. durch erneute Kandidatur beteiligen wollen. Sie k&#246;nnen ihr Begehren auch nicht ebenso gut mit einer Gestaltungs- oder Leistungsklage verfolgen (&#167; 43 Abs. 2 Satz 1 VwGO). Eine allenfalls in Betracht zu ziehende Unterlassungsklage vor der bevorstehenden Kommunalwahl w&#252;rde sie zur Bezeichnung bestimmter, von der Beklagten zu unterlassender Handlungen zwingen, die f&#252;r die Kl&#228;ger jedoch weder ihrem Gegenstand noch dem Zeitpunkt nach hinreichend vorhersehbar sind, und h&#228;tte den weiteren Nachteil, da&#223; eine rechtskr&#228;ftige Entscheidung vor der Wahl nicht zu erwarten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber sind die Klagen der Kl&#228;ger zu 2. und 3. unzul&#228;ssig, weil diese ein berechtigtes Interesse an einer baldigen Feststellung nicht geltend machen k&#246;nnen. Da sie gegenw&#228;rtig nicht die Absicht haben, sich bei einer Kommunalwahl im Gebiet der Beklagten erneut zur Wahl zu stellen, brauchen sie k&#252;nftige Beeintr&#228;chtigungen des in Anspruch genommenen Rechtes auf chancengleiche Wahlteilnahme durch Handlungen der Beklagten nicht zu bef&#252;rchten. Sonstige Umst&#228;nde, die ein Feststellungsinteresse begr&#252;nden k&#246;nnten, liegen nicht vor. Mit dem blo&#223;en Hinweis auf die Bedeutung einer Sachentscheidung f&#252;r die k&#252;nftige politische Arbeit auch der Kl&#228;ger zu 2. und 3. ist lediglich ein Interesse am Ausgang des Rechtsstreites dargelegt, das auch jeder beliebige Dritte haben kann, der am politischen Geschehen aktiv teilnimmt. Ein dar&#252;berhinausgehendes Interesse der Kl&#228;ger zu 2. und 3. an einer Kl&#228;rung der Streitfragen gerade gegen&#252;ber der Beklagten ergibt sich daraus nicht.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Klagen der Kl&#228;ger zu 1. und zu 4. bis 7. sind unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage des mit der Klage verfolgten Rechtes auf chancengleiche Wahlteilnahme sind &#167; 29 Abs. 1 GO i.V.m. &#167;&#167; 7, 12 KWahlG und Art. 21 Abs. 1 Satz 1 GG i.V.m. &#167; 15 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 KWahlG. Nach &#167; 29 Abs. 1 GO, der den bundesverfassungsrechtlichen Auftrag in Art. 28 Abs. 1 Satz 2 GG f&#252;r die Wahlen zum Rat einer Gemeinde in Landesrecht umsetzt,</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu BVerfG, Urteil vom 5. April 1952 - 2 BvH 1/52 -, BVerfGE 1, 208 (236); OVG NW, Urteil vom 14. Februar 1962 - III A 726/61 -, OVGE 18, 1 f.,</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">werden die Ratsmitglieder in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gew&#228;hlt. Hieraus folgt f&#252;r den einzelnen Wahlbewerber, der wie die Kl&#228;ger zu 1. bis 6. die W&#228;hlbarkeitsvoraussetzungen der &#167;&#167; 12 und 7 KWahlG erf&#252;llt, ein Recht auf chancengleiche Teilnahme an der Kommunalwahl,</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">vgl. z.B. BVerfG, Urteil vom 2. November 1960 - 2 BvR 504/60 -, BVerfGE 11, 351 (360 f, 364),</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">das auch f&#252;r die Wahlvorbereitung einschlie&#223;lich der Wahlwerbung Geltung beansprucht.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Urteil vom 2. M&#228;rz 1977 - 2 BvE 1/76 -, BVerfGE 44, 125 (146); Beschlu&#223; vom 23. Februar 1983 - 2 BvR 1765/82 -, BVerfGE 63, 230 (242).</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Dieses Recht steht gem&#228;&#223; Art 21 Abs. 1 Satz 1 GG in gleicher Weise und im selben Umfang auch den politischen Parteien zu. Deren verfassungsrechtlich garantierte Befugnis zur Mitwirkung bei der politischen Willensbildung des Volkes, die sich nicht nur auf die Bundestagswahlen, sondern auch auf die in den L&#228;ndern und in den Kommunen stattfindenden Wahlen erstreckt,</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerfG, Urteil vom 5. April 1952, a.a.O., 227; Beschlu&#223; vom 7. Mai 1957 - 2 BvH 1/56 -, BVerfGE 6, 367 (372 f, 375); Beschlu&#223; vom 16. Juli 1969 - 2 BvH 1/67 -, BVerfGE 27, 10 (17),</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">erfordert es, da&#223; sie, soweit irgend m&#246;glich, mit gleichen Chancen auch an dem der Wahl vorausgehenden Wahlkampf teilnehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Urteil vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 144 ff.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die sich daraus im Einzelfall ergebenden Leistungs- und Abwehrrechte stehen f&#252;r die hier streitige Kommunalwahl der Kl&#228;gerin zu 7. als der f&#252;r die Aus&#252;bung des Wahlvorschlagsrechtes aus &#167; 15 Abs. 1 Satz 2 KWahlG zust&#228;ndigen &#246;rtlichen Untergliederung der SPD (&#167; 15 Abs. 2 Satz 1 KWahlG) zu.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Das Recht auf chancengleiche Teilnahme an einer Wahl kann insbesondere in seiner hier interessierenden Auspr&#228;gung der Wettbewerbsgleichheit im Wahlkampf in vielf&#228;ltiger Weise beeintr&#228;chtigt werden. Neben den Eingriffen Dritter</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">- vgl. dazu Seifert, Bundeswahlrecht, 3. Aufl. 1976, S. 58 (Art. 38 GG Rdnr. 29) und S. 410 ff.; ferner BVerfG, Beschlu&#223; vom 10. April 1984 - 2 BvC 2/83 -, NJW 1984, 2201 -</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">sind vor allem Ma&#223;nahmen von Hoheitstr&#228;gern geeignet, chancenmindernd in den Wahlkampf einzuwirken. Geschehen kann dies nicht nur durch die einseitige Bevorzugung oder Benachteiligung bestimmter Wahlbewerber bei der Gew&#228;hrung &#246;ffentlicher Leistungen</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">- vgl. z.B. VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 16. Mai 1983 - 1 S 965/83 -, NVwZ 1985, 671; Urteil des Senats vom 4. Oktober 1985 - 15 A 1215/84 -, best&#228;tigt durch BVerwG, Urteil vom 17. Oktober 1986 - 7 C 86.85 -, BVerwGE 75, 79 -</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">und in hoheitlicher Funktion abgegebene wahlbezogene Erkl&#228;rungen von Amtswaltern</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">- vgl. z.B. VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteile vom 7. November 1983 - 1 S 1311/83 -, DVBl. 1985, 170, und vom 2. Dezember 1985 - 1 S 2428/85 -, ESVGH 36, 109 -,</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">sondern auch durch der &#214;ffentlichkeitsarbeit zuzurechnende Ma&#223;nahmen eines Hoheitstr&#228;gers,</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerfG, Urteil vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 147 ff.,</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">wie sie im vorliegenden Fall Gegenstand der Antr&#228;ge zu 1. bis 3. sind. Denkbar ist auch, da&#223; sonstige hoheitliche Handlungen, die - wie der im Antrag zu 4. bezeichnete Vorgang - ihrer Art nach weder einen unmittelbaren noch einen mittelbaren Bezug zur Wahl haben, chancenbeeintr&#228;chtigende Folgen nach sich ziehen.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 3. Juni 1975 - 2 BvC 1/74 -, BVerfGE 40, 11 (38/39).</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">1. Die mit den Antr&#228;gen zu 1. bis 3. angegriffenen Ma&#223;nahmen der gemeindlichen &#214;ffentlichkeitsarbeit sind an den Kriterien zu messen, die das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 147 ff, entwickelt hat. In dieser Entscheidung ist bezogen auf die Bundesregierung dargelegt, da&#223; deren &#214;ffentlichkeitsarbeit nicht nur zul&#228;ssig, sondern notwendig ist, jedoch auch ihre Grenzen hat:</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">&#214;ffentlichkeitsarbeit m&#252;sse sich im Rahmen des Aufgaben- und Zust&#228;ndigkeitsbereiches der Regierung bewegen und - angesichts deren Sachverantwortung gegen&#252;ber dem ganzen Volk - jeder offenen oder versteckten Werbung f&#252;r die eine oder andere Seite der miteinander konkurrierenden politischen Kr&#228;fte enthalten.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Eine weitere Grenze liege dort, wo die &#214;ffentlichkeitsarbeit der Regierung zur Wahlwerbung werde. Anhaltspunkte f&#252;r eine Grenz&#252;berschreitung seien etwa der Inhalt und die &#228;u&#223;ere Form amtlicher Anzeigen oder Druckschriften. Inhaltlicher Beleg f&#252;r den parteiergreifenden Charakter einer Ver&#246;ffentlichung k&#246;nne sein, da&#223; die Regierung sich als von bestimmten Parteien getragen darstelle, f&#252;r diese oder f&#252;r ihr Verbleiben im Amt Werbung treibe oder sich &#252;ber oppositionelle Bewerber mit negativem Akzent &#228;u&#223;ere. Der Form nach k&#246;nne unzul&#228;ssige Wahlwerbung deutlich werden durch die reklamehafte Aufmachung von Druckschriften mit sp&#228;rlichem Informationsgehalt oder durch eine H&#228;ufung amtlicher Ver&#246;ffentlichungen, die mehr der Sympathiewerbung f&#252;r die Regierungsmitglieder als der Befriedigung eines sachorientierten Informationsbed&#252;rfnisses dienlich seien.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">&#220;ber diese stets zu beachtenden Grenzen hinaus k&#246;nnten in der unmittelbaren Vorwahlzeit auch nach Inhalt und Form neutral gehaltene Ver&#246;ffentlichungen zur unzul&#228;ssigen Wahlwerbung werden. Denn auch solche Ver&#246;ffentlichungen st&#252;nden nicht frei im politischen Raum, sondern entfalteten regelm&#228;&#223;ig Wirkungen zugunsten der regierungstragenden Parteien. Wann insoweit die Grenze zur unzul&#228;ssigen Wahlwerbung &#252;berschritten werde, sei nicht allgemeing&#252;ltig festzulegen, sondern h&#228;nge von Zahl und Umfang solcher Ma&#223;nahmen, der N&#228;he des Wahlzeitpunktes und der Intensit&#228;t des Wahlkampfes ab. Je n&#228;her der Wahlzeitpunkt heranr&#252;cke, desto mehr trete die Aufgabe einer durch &#214;ffentlichkeitsarbeit bewirkten Sachinformation des B&#252;rgers hinter das Gebot zur&#252;ck, die Willensbildung des Volkes vor einer Wahl von staatlicher Einflu&#223;nahme freizuhalten. Das daraus herzuleitende Gebot &#228;u&#223;erster Zur&#252;ckhaltung in der "hei&#223;en Phase des Wahlkampfes", das in zeitlicher Hinsicht in etwa dann einsetze, wenn der Wahltag bestimmt werde, erfordere den Verzicht auf jegliche &#214;ffentlichkeitsarbeit in der Form sogenannter Arbeits-, Leistungs- und Erfolgsberichte. Unzul&#228;ssig sei auch eine mittelbare Beeinflussung des Wahlkampfes von amtlicher Seite, etwa indem den Wahlbewerbern amtliche Druckwerke zur Verwendung im Wahlkampf &#252;berlassen w&#252;rden. Da die amtlichen &#196;u&#223;erungen der Regierung in der politischen Wirklichkeit nicht selten &#252;bereinstimmten mit Wahlkampfaussagen der sie tragenden Parteien, sei die Regierung verpflichtet, Vorkehrungen zu treffen, da&#223; f&#252;r Zwecke der &#214;ffentlichkeitsarbeit hergestellte Druckwerke nicht von den Parteien oder den sie unterst&#252;tzenden Gruppen zur Wahlwerbung eingesetzt werden.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Ausgenommen von diesen Beschr&#228;nkungen der &#214;ffentlichkeitsarbeit seien - auch in unmittelbarer Vorwahlzeit - amtliche Ver&#246;ffentlichungen, die aus akutem Anla&#223; geboten seien. Den Regierungsmitgliedern sei es im &#252;brigen nicht versagt, sich in amtlicher Funktion &#252;ber Rundfunk, Fernsehen oder die Presse an die &#214;ffentlichkeit zu wenden. Auch ihre Teilnahme am Wahlkampf au&#223;erhalb dieser Funktion sei unbedenklich.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Diese Ma&#223;st&#228;be zur Abgrenzung zul&#228;ssiger &#214;ffentlichkeitsarbeit von verbotener Wahlbeeinflussung sind in der sp&#228;teren Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">- vgl. den Beschlu&#223; vom 23. Februar 1983, a.a.O., 242 ff. -</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">bekr&#228;ftigt, von der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung der L&#228;nder</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">- vgl. VerfGH Saarland, Urteil vom 26. M&#228;rz 1980 - Lv 1/80 -, NJW 1980, 2181 (2182 f.); StGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 27. Februar 1981 - GR 1/80 -, ESVGH 31, 81 (85 ff.); StGH Bremen, Entscheidung vom 30. November 1983 - St 1/83 -, DVBl. 1984, 221 (222 f.); VerfGH NW, Urteil vom 15. Februar 1985 - VerfGH 8/84 -, DVBl. 1985, 691,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">&#252;bernommen, im Schrifttum zustimmend aufgegriffen</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">- vgl. z.B. Zuck, ZRP 1977, 144 ff.; H&#228;berle, JZ 1977, 361 ff.; Seifert, D&#214;V 1977, 288 ff.; Berkemann, JR 1977,445 (454), und EuGRZ 1977, 189 (191 f.); Kempen, Der Staat 1979, 81 ff. -</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">und in der Praxis - soweit ersichtlich - weitgehend befolgt worden.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.B. die auch die kommunale Praxis betreffenden Berichte von Zurnieden, St&#228;dtetag 1980, 721 ff., und Bengel, BWVPr 1981, 281 ff.; ferner Kommunalpolitische Bl&#228;tter 1981, 225 u. 347 f.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Sie haben Geltung auch f&#252;r die Gestaltung der &#214;ffentlichkeitsarbeit einer Gemeinde.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie Bund und L&#228;nder sind auch die Gemeinden berechtigt und verpflichtet, zum Zwecke sachbezogener Information ihren Einwohnern gegen&#252;ber &#214;ffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dahingehende ausdr&#252;ckliche Bestimmungen enth&#228;lt die Gemeindeordnung insbesondere in &#167; 6b Abs. 1 und Abs. 2, aber z.B. auch in &#167; 13b Abs. 1 Satz 1 f) und in &#167; 37 Abs. 2. Als Mittel der B&#252;rgerinformation nennt die Verwaltungsvorschrift zu &#167; 6 b GO (Runderla&#223; des Innenministers vom 4. September 1984, MBl NW 1984, 1156) neben der Einwohnerversammlung &#246;ffentliche Anh&#246;rungen, Flugblattaktionen und B&#252;rgerbriefe. Dem entspricht &#167; 5 Abs. 1 der Hauptsatzung der Beklagten vom 2. Juli 1975 i.d.F. der &#196;nderungssatzung vom 30. September 1981, die zus&#228;tzlich die schriftliche Unterrichtung der Haushalte, Pressever&#246;ffentlichungen, Bekanntmachungen und Informationsschriften erw&#228;hnt. Der Sinn all dessen besteht darin, den B&#252;rger nicht auf die Rolle des blo&#223;en Zuschauers zu beschr&#228;nken, sondern ihn an den von der Gemeinde zu treffenden Entscheidungen im Rahmen des M&#246;glichen zu beteiligen. Grundvoraussetzung dieses Anliegens ist eine sachgerechte Unterrichtung des B&#252;rgers &#252;ber die kommunalen Angelegenheiten. Wird diese Pflicht von der Gemeinde erf&#252;llt, so ist damit zugleich die M&#246;glichkeit gegeben, einer anderenfalls zu bef&#252;rchtenden Entfremdung zwischen der Verwaltung der Gemeinde und deren Einwohnern entgegenzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum ganzen den der Einf&#252;gung des &#167; 6 b GO in die Gemeindeordnung vorausgegangenen Gesetzentwurf der Landesregierung vom 6. April 1978, Landtagsdrucksache 8/3152, S. 2, 55 u. 58; ferner die vom Hauptausschu&#223; des Deutschen St&#228;dtetages am 8. M&#228;rz 1988 neugefa&#223;ten "Leits&#228;tze zur st&#228;dtischen Presse- und &#214;ffentlichkeitsarbeit 1988", St&#228;dtetag 1988, 239.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie die &#214;ffentlichkeitsarbeit von Bund und L&#228;ndern ist auch die gemeindliche &#214;ffentlichkeitsarbeit geeignet, zugunsten der einen oder anderen Seite der in der Gemeinde miteinander konkurrierenden politischen Kr&#228;fte in die Wahlwerbung einzugreifen. Denn die Grundbedingungen politischen Handelns sind in einer demokratisch verfa&#223;ten, nach den Grunds&#228;tzen parlamentarischer Repr&#228;sentation organisierten Gemeinde prinzipiell keine anderen als in Bund und L&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu auch Meyer, Kommunalwahlrecht, in Handbuch der kommunalen Wissenschaft und Praxis, 2. Aufl. 1982, Band 2, S. 37 (51 ff.).</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten hervorgehobenen Besonderheiten in der organschaftlichen Stellung der an der Spitze der Gemeindeverwaltung stehenden Beamten rechtfertigen keine andere Beurteilung. Da&#223; der Gemeindedirektor und die Beigeordneten vom Rat auf die Dauer von acht Jahren gew&#228;hlt sind (&#167; 49 Abs. 2 Satz 1 GO), w&#228;hrend die Ratsmitglieder nur f&#252;r f&#252;nf Jahre gew&#228;hlt werden (&#167; 29 Abs. 1 Satz 1 GO), hat zur Folge, da&#223; Gemeindedirektor und Beigeordnete von einer Wahl zu der Vertretungsk&#246;rperschaft nicht unmittelbar betroffen werden. Das Erfordernis einer qualifizierten Mehrheit von zwei Dritteln erschwert dem neu gew&#228;hlten Rat trotz einer eventuell eingetretenen &#196;nderung der Mehrheitsverh&#228;ltnisse dar&#252;berhinaus die vorzeitige Abberufung der leitenden Beamten der Gemeinde (&#167; 49 Abs. 4 GO). Hinzu tritt die Befugnis des Gemeindedirektors, rechtswidrige Ratsbeschl&#252;sse zu beanstanden (&#167; 39 Abs. 2 GO). All das zeigt, da&#223; die Verwaltungsspitze der Gemeinde von der jeweiligen Ratsmehrheit in geringerem Ma&#223;e abh&#228;ngig ist, als dies bei einer Bundes- und Landesregierung in bezug auf die jeweilige Parlamentsmehrheit der Fall ist. Gleichwohl sind diese Unterschiede angesichts der politischen Wirklichkeit und wegen der grunds&#228;tzlichen Allzust&#228;ndigkeit des Rates (&#167; 28 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 GO), dessen Kontrollbefugnissen gegen&#252;ber der Verwaltung (&#167; 40 Abs. 1 S&#228;tze 1 und 2, Abs. 2 und Abs. 3 Satz 1), der dar&#252;berhinaus bestehenden Auskunfts- und Unterrichtungsrechte (vgl. z.B. &#167; 46, &#167; 47 Abs. 2 GO) und der Zitierbefugnis in &#167; 48 Abs. 1 Satz 2 GO nicht &#252;berzubewerten. Auch ungeachtet dessen haben die aufgezeigten Unterschiede Auswirkungen nur insoweit, als die Motivation der an der Spitze der Gemeinde stehenden Beamten, in den einer Kommunalwahl vorausgehenden Wahlkampf zugunsten der bisherigen Ratsmehrheit einzugreifen, geringer ausgepr&#228;gt sein kann als das entsprechende Interesse einer Bundes- oder Landesregierung. Das mag in tats&#228;chlicher Hinsicht die Erwartung rechtfertigen, da&#223; solche Eingriffe bei einer Kommunalwahl seltener sind als bei Wahlen im Bund und in den L&#228;ndern,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu auch Zurnieden, a.a.O., 721,</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">&#228;ndert an der chancenmindernden Wirkung solcher Eingriffe indes nichts, wenn sie gleichwohl vorkommen. Im Gegenteil kann eine Grenz&#252;berschreitung der f&#252;r die Gemeinde handelnden Verwaltung f&#252;r die in der bisherigen Opposition stehenden Wahlbewerber sogar nachteiligere Auswirkungen haben, als dies bei entsprechenden Vorg&#228;ngen auf Bundes- oder Landesebene zu bef&#252;rchten ist. Denn die oben aufgezeigten Besonderheiten in der kommunalverfassungsrechtlichen Stellung der leitenden Verwaltungsbeamten mag gerade bei einem diese Stellung bedenkenden Wahlb&#252;rger den Eindruck erwecken, da&#223; die amtlichen Verlautbarungen der Gemeinde den Vorzug neutraler Information haben, und den Blick auf eine darin im Einzelfall m&#246;glicherweise enthaltene versteckte Wahlwerbung verstellen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die vom Bundesverfassungsgericht entwickelten Ma&#223;st&#228;be zur Begrenzung amtlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit sind auf diejenige der Kommunen deshalb uneingeschr&#228;nkt &#252;bertragbar.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Ebenso im Ergebnis: BayVGH, Urteil vom 22. Juni 1983 - Nr. 4 B 80 A. 1769 -, VGHE 36, 67; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 7. November 1983, a.a.O., 170; Seifert, D&#214;V 1977, 288 (290).</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">a) Mit den in den Antr&#228;gen zu 1. und 2. bezeichneten Ma&#223;nahmen hat die Beklagte die Grenzen zul&#228;ssiger &#214;ffentlichkeitsarbeit danach teilweise &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Der mit dem Antrag zu 1. angegriffene Umweltbericht durfte weder in der unmittelbaren Vorwahlzeit herausgegeben noch - wie hier geschehen - den Wahlbewerbern zur ungehinderten Verwendung auch zu Wahlkampfzwecken &#252;berlassen werden.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Allerdings kann dieser Bericht nicht als eine Publikation eingeordnet werden, die schon nach ihrem Inhalt oder nach ihrer &#228;u&#223;eren Aufmachung den Charakter eines parteiergreifenden Werbemittels besa&#223;.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Inhaltlich handelt es sich, wie die Beklagte zu Recht hervorhebt, um einen zwar umfangreichen, der komplexen Materie angepa&#223;ten, gleichwohl aber nicht aus dem Rahmen des &#252;blichen fallenden Verwaltungsbericht, wie er auch in anderen Gemeinden als Bestandsaufnahme, Arbeitsgrundlage und zum Zwecke der B&#252;rgerinformation erstellt zu werden pflegt. Er enth&#228;lt an keiner Stelle direkte oder indirekte Aussagen zugunsten oder zu Lasten der einen oder anderen Partei oder bestimmter Wahlbewerber. Die Kl&#228;ger selbst stellen diese Einsch&#228;tzung nicht substantiiert in Frage. Soweit sie die Auffassung vertreten, der Bericht sei eine "gezielt lancierte Wahlkampfhilfe" f&#252;r die Mehrheitspartei gewesen, geht dies schon deshalb fehl, weil die als Beleg angef&#252;hrten Textpassagen nur die Behauptung st&#252;tzen sollen, da&#223; der Bericht an vielen Stellen zu allgemein gehalten oder auf die Wiedergabe positiver Befunde beschr&#228;nkt worden sei. Die Richtigkeit dessen unterstellt, w&#252;rde weder das eine noch das andere den Vorwurf der Kl&#228;ger rechtfertigen. Dies versteht sich f&#252;r die angeblich zu allgemein gehaltenen Teile des Berichtes von selbst und folgt im &#252;brigen daraus, da&#223; etwaige Unvollst&#228;ndigkeiten des Berichtes zwar dessen Tauglichkeit als Arbeitsgrundlage f&#252;r Rat und Verwaltung beeintr&#228;chtigen k&#246;nnten, In bezug auf seine hier in erster Linie Interessierende Verwendung als B&#252;rgerinformation aber im Interesse der Lesbarkeit ohnehin nicht in jeder Hinsicht vermeidbar waren.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu den zutreffenden Hinweis von Bengel, a.a.O., 283, da&#223; auch amtliche Publikationen notwendigerweise selektiv sein m&#252;ssen; in &#228;hnliche Richtung zielend die Bemerkung von Zuck, a.a.O., 147, da&#223; &#214;ffentlichkeitsarbeit auf den Empf&#228;ngerhorizont aller B&#252;rger abgestellt sein d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die inhaltliche Grenze zur Wahlwerbung k&#246;nnte im letztgenannten Zusammenhang allenfalls dann &#252;berschritten sein, wenn in dem Bericht eine einseitige Auswahl positiver Feststellungen enthalten und problematische Gesichtspunkte g&#228;nzlich oder im wesentlichen unterdr&#252;ckt w&#228;ren. Da&#223; davon keine Rede sein kann, wird hinl&#228;nglich belegt u.a. durch die von der Beklagten angef&#252;hrten Textteile, die - etwa mit den Problemen der Schadstoffanreicherungen im Boden, der partiellen Verschlechterung der Gew&#228;sserg&#252;te und der Luftbelastung - negative Befunde und entsprechenden Handlungsbedarf herausstellen.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Auch die &#228;u&#223;ere Aufmachung des Berichtes enth&#228;lt keine Anzeichen einer parteiergreifenden Werbeschrift. Reklamehafte Bebilderung und schlagzeilenartige Aussagen sind ebenso vermieden wie auf Sympathiewerbung oder Popularit&#228;tssteigerung zugunsten bestimmter Gruppen oder Personen angelegte Textpassagen. Stattdessen entspricht das &#228;u&#223;ere Erscheinungsbild dem eine Vielzahl von tats&#228;chlichen Informationen vermittelnden Inhalt, der beim Leser ein nicht unerhebliches Ma&#223; an sachbezogenem Interesse und Aufmerksamkeit voraussetzt und im Verh&#228;ltnis zur Aufmachung eindeutig im Vordergrund steht.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt, da&#223; eine Ver&#246;ffentlichung des Berichtes au&#223;erhalb der unmittelbaren Vorwahlzeit unbedenklich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Seine Herausgabe am 15./16. August 1984, also etwa 6 Wochen vor dem Wahltag am 30. September 1984, &#252;berschritt jedoch die der Beklagten gezogenen Grenzen.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Unerheblich f&#252;r diese Feststellung ist, wann bei der hier streitigen Kommunalwahl die "hei&#223;e Phase" des Wahlkampfes begonnen hatte, in der die Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Gewalt zu &#228;u&#223;erster Zur&#252;ckhaltung verpflichtet sind. Denn etwa 6 Wochen vor der Wahl war dieser Zeitpunkt jedenfalls erreicht. Der Senat kann deshalb offenlassen, ob die Annahme des Verwaltungsgerichts zutrifft, der Runderla&#223; des Innenministers vom 4. Juni 1984 &#252;ber die "Vorbereitung und Durchf&#252;hrung" der Wahl (MBl. NW 1984, 688) sei der hier ma&#223;gebliche Orientierungspunkt gewesen, obgleich die Bestimmung des Wahltages schon mit der Bekanntmachung des Innenministers vom 26. August 1983 (ver&#246;ffentlicht am 20. September 1983, MBl. NW 1983, 1906) erfolgt war.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Nicht entscheidungserheblich ist ferner, ob der Umweltbericht als "Arbeits-, Leistungs- und Erfolgsbericht" im Sinne des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 152, angesehen werden kann. Denn solche Berichte stellen nur Beispiele f&#252;r unzul&#228;ssige Publikationen in der unmittelbaren Vorwahlzeit dar. Entscheidend ist demgegen&#252;ber, ob die Herausgabe des Berichtes das Gebot &#228;u&#223;erster Zur&#252;ckhaltung im nahen Vorfeld der Wahl verletzt hat oder durch einen akuten Anla&#223; geboten erschien.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Diese Frage ist zu Lasten der Beklagten zu beantworten. Wird mit dieser davon ausgegangen, da&#223; der Bericht auf der Grundlage eines ordnungsgem&#228;&#223; zustandegekommenen Beschlusses der Vertretungsk&#246;rperschaft erstellt worden ist, lag gleichwohl kein hinreichender Grund daf&#252;r vor, ihn wenige Wochen vor dem Wahltag der &#214;ffentlichkeit zu pr&#228;sentieren. Die von der Beklagten hierzu gemachten Angaben betreffen allein die Fragen, aus welchen Gr&#252;nden &#252;berhaupt ein Umweltbericht erstellt worden ist und in welcher zeitlichen Abfolge die dazu notwendigen Arbeitsg&#228;nge stattgefunden haben. Nicht dargelegt ist, da&#223; f&#252;r die Fertigstellung und Publikation des Berichtes eine zeitliche Zielvorgabe etwa in Gestalt eines entsprechenden Ratsbeschlusses bestand. Noch weniger ersichtlich sind die sachlichen Gr&#252;nde, die eine Herausgabe des Berichtes gerade im nahen Vorfeld der Wahl und einen Ratsbeschlu&#223; mit einer dahingehenden Anordnung h&#228;tten rechtfertigen k&#246;nnen. Angesichts dessen h&#228;tte es der Beklagten freigestanden, auf eine Herausgabe des Berichtes im August (oder September) 1984 zu verzichten und seine Ver&#246;ffentlichung auf die Zeit nach der Wahl zu verschieben.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Hierzu war die Beklagte aufgrund des Gebotes &#228;u&#223;erster Zur&#252;ckhaltung in der unmittelbaren Vorwahlzeit auch verpflichtet. Wie oben dargelegt, sind auch inhaltlich und in der Form neutral gehaltene amtliche Publikationen kurze Zeit vor einer Wahl geeignet, die Wettbewerbsverh&#228;ltnisse im Wahlkampf zu Gunsten der in der bisherigen Mehrheit stehenden Bewerber zu verbessern. Solche Auswirkungen konnten auch von der Herausgabe des Umweltberichtes ausgehen. Nach den unwidersprochenen und in mehrfacher Hinsicht belegten Angaben der Kl&#228;ger waren die Fragen des Umweltschutzes und der Umweltpolitik vor der Wahl vom 30. September 1984 ein zentrales Wahlkampfthema, dem sich auch die Mehrheitspartei der CDU und deren Spitzenkandidat in verst&#228;rktem Ma&#223;e zugewandt hatten. Eine der wesentlichen Wahlkampfaussagen der CDU bestand ausweislich ihres Kommunalwahlprogramms und der &#196;u&#223;erungen ihres Spitzenkandidaten darin, da&#223; die Stadt xxx "seit Jahrzehnten eine konsequente Gr&#252;npolitik betrieben" habe, "heute ... ohne gr&#246;&#223;ere Umweltprobleme" dastehe, "als Stadt im Gr&#252;nen auch in Zukunft zu bewahren und zu erhalten" sei und bei einem Fortbestand der langj&#228;hrigen CDU-Mehrheit "die kommenden Probleme ... mit neuen und qualifizierten Antworten besser l&#246;sen k&#246;nne als die SPD und die GAL mit ihren Rezepten zu mehr Verwaltung, mehr B&#252;rokratie und mehr G&#228;ngelung des B&#252;rgers". Der Umweltbericht war geeignet, die erstgenannten Aussagen zu best&#228;tigen und seine Leser von der Richtigkeit der von der CDU vertretenen Politik zu &#252;berzeugen. Denn er kam nach seinem Vorwort des Oberstadtdirektors und nach seinen einleitenden Feststellungen zu dem zusammenfassenden Ergebnis, "da&#223; das jahrelange Bem&#252;hen von Rat und Verwaltung, bei ihren Entscheidungen und Ma&#223;nahmen den Belangen des Umweltschutzes Rechnung zu tragen, in xxx zu einer positiven Umweltbilanz gef&#252;hrt hat". Mit dieser Aussage in einem besonders sensiblen Bereich der kommunal politischen Auseinandersetzungen konnte der Umweltbericht - ungeachtet der Neutralit&#228;t seines Inhaltes und seiner Aufmachung - die Bedeutung einer Wahlkampfhilfe zugunsten der Mehrheitspartei erlangen. Das h&#228;tte der Beklagten Anla&#223; sein m&#252;ssen zu der Pr&#252;fung, ob seine Herausgabe wenige Wochen vor der Wahl wirklich unerl&#228;&#223;lich war.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Vgl. in diesem Zusammenhang und zu diesem Ma&#223;stab auch VGH Baden- W&#252;rttemberg, Urteil vom 2. Dezember 1985, a.a.O., 111.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Da dies, wie oben dargelegt, nicht der Fall war, h&#228;tte die Beklagte eine Herausgabe bis zur Beendigung der Wahl zur&#252;ckstellen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch das von Zurnieden, a.a.O., 723, erw&#228;hnte Beispiel der Stadt Bonn, die in einem &#228;hnlichen Fall dementsprechend verfahren ist.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Mit dem Zur&#252;ckhaltungsgebot war au&#223;erdem nicht vereinbar, da&#223; die Beklagte den Umweltbericht den Mitgliedern des Rates und der Bezirksvertretungen sowie den Ratsfraktionen &#252;berlassen hat, ohne Vorkehrungen gegen eine Verwendung des Berichtes zu Wahlkampfzwecken zu treffen. Wie oben n&#228;her dargelegt, war die Beklagte verpflichtet, sich jeder vermeidbaren auch indirekten Einflu&#223;nahme auf den Wahlkampf zu enthalten. Die &#220;berlassung des Berichtes an den genannten Personenkreis konnte solche mittelbaren Auswirkungen haben, weil davon ausgegangen werden kann, da&#223; dieser Personenkreis &#252;berwiegend oder doch zu einem nicht unerheblichen Teil aktiv am Wahlkampf beteiligt war, der Bericht ein zentrales Thema des Wahlkampfes betraf und - wie bereits ausgef&#252;hrt - mit seinen Aussagen die Position der Mehrheitspartei unterst&#252;tzen konnte. Diese Einsch&#228;tzung wird best&#228;tigt z.B. durch die Zitierung des Berichtes in Wahlkampfveranstaltungen der Mehrheitspartei und durch die w&#246;rtliche Wiedergabe der einleitenden Feststellungen des Berichtes in einem Wahlkampfpapier des Kreisverbandes der Jungen Union. Da&#223; der Bericht nach den Angaben der Beklagten in erster Linie zu dienstlichen Zwecken bestimmt war, konnte ihre Handlungsweise nicht rechtfertigen. Denn ihr w&#228;re es m&#246;glich gewesen, f&#252;r einen auf den dienstlichen Bereich beschr&#228;nkten Gebrauch des Berichtes Vorsorge zu treffen. Eine insoweit z.B. denkbare Verpflichtung des Empf&#228;ngerkreises, eine au&#223;erdienstliche Verwendung des Berichtes bis zur Wahl zu unterlassen, w&#228;re zugleich ein geeignetes Mittel gewesen, die in dem Bericht enthaltenen aktuellen Informationen den damit dienstlich befa&#223;ten Personen sogleich nach Fertigstellung zur Verf&#252;gung zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Auch die Veranstaltung des im Antrag zu 2. bezeichneten "Informationstages 1984" h&#228;tte unterbleiben m&#252;ssen. Zwar liegen insoweit ebenfalls keine Anhaltspunkte daf&#252;r vor, da&#223; die Veranstaltung nach Inhalt oder Form der Wahlwerbung f&#252;r bestimmte Wahlbewerber dienen sollte; gleichwohl war sie geeignet, solche Auswirkungen nach sich ziehen. Ihre die Grenzen zul&#228;ssiger &#214;ffentlichkeitsarbeit &#252;berschreitende Bedeutung erlangte sie dadurch, da&#223; ein akuter Anla&#223; f&#252;r die Veranstaltung etwa 5 Wochen vor der Wahl nicht gegeben war.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und ihr folgend das Verwaltungsgericht haben f&#252;r ihre gegenteilige Betrachtung haupts&#228;chlich angef&#252;hrt, der "Informationstag 1984" habe die Tradition fr&#252;herer Veranstaltungen fortgesetzt, die als "Tage der offenen T&#252;r" in den Vorjahren stattgefunden h&#228;tten, und sei zudem veranla&#223;t gewesen durch die Einbindung in die vom Minister f&#252;r Wirtschaft und Verkehr mitveranstalteten Verkehrssicherheitstage in der Zeit vom 23. bis 25. August 1984. Weder das eine noch das andere l&#228;&#223;t einen - gemessen am Gebot &#228;u&#223;erster Zur&#252;ckhaltung - hinreichenden sachlichen Anla&#223; f&#252;r die Veranstaltung gerade in der unmittelbaren Vorwahlzeit erkennen. Nach den unwidersprochenen Angaben der Kl&#228;ger haben "Tage der offenen T&#252;r" in den Vorjahren jeweils schon vor den Sommerferien stattgefunden; die von der Beklagten hierzu vorgelegte Liste weist aus, da&#223; daneben weitere Veranstaltungen mit &#228;hnlicher Zielsetzung durchgef&#252;hrt worden sind. Bestimmte zeitliche Vorgaben, etwa in Gestalt eines traditionell feststehenden Zeitpunktes f&#252;r einen "Tag der offenen T&#252;r", gab es f&#252;r den "Informationstag 1984" daher nicht. Der Hinweis der Beklagten auf den Termin der Sommerferien 1984 besagt nichts Gegenteiliges, well nicht ernstlich angenommen werden kann, da&#223; eine Durchf&#252;hrung vor den Ferien (oder nach der Wahl) aus tats&#228;chlichen Gr&#252;nden ausgeschlossen oder wegen zu geringen Zuspruches der Bev&#246;lkerung keinen Sinn gehabt h&#228;tte. Die Veranstaltung der Verkehrssicherheitstage mag einen &#228;u&#223;eren Anla&#223; f&#252;r eine organisatorische Verbindung mit dem Informationstag abgegeben haben. Sachlich geboten oder gar zwingend war eine solche Verbindung aber schon deshalb nicht, weil die Gegenst&#228;nde der Veranstaltungen wenig oder nichts gemeinsam hatten und eine Verbindung etwaigen Interessenten f&#252;r beide Themenbereiche sogar hinderlich sein konnte; zum Fehlen hinreichender zeitlicher Vorgaben f&#252;r eine Terminierung gerade in der unmittelbaren Vorwahlzeit tritt hinzu, da&#223; der Informationstag von einer durch fr&#252;here Veranstaltungen etwa begr&#252;ndeten Tradition auch der Art nach abwich. Nach der eigenen Einsch&#228;tzung der Beklagten wurden insbesondere mit den kostenlosen Besichtigungsfahrten zu verschiedenen M&#252;lldeponien und den begleitenden fachkundigen F&#252;hrungen "neue Wege" der B&#252;rgerinformation beschritten, die nach der Er&#246;ffnungsansprache des B&#252;rgermeisters die Bedeutung eines "Experimentes" besa&#223;en und ein Programm bieten sollten, "das beim B&#252;rger in der Form des Informationstages noch nicht eingef&#252;hrt" war.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Die Eignung des Informationstages, die Wettbewerbschancen bei der Wahl zugunsten der Mehrheitspartei zu beeinflussen, folgt aus dessen Thematik. Ein wesentlicher Schwerpunkt der B&#252;rgerinformation, der aus den von der Beklagten verteilten Einladungsschreiben hervorgeht und sich in der Presseberichterstattung widerspiegelte, war der "Schutz der Umwelt"; die weiteren Themen "Freizeit im Gr&#252;nen" und "Stadtplanung" wiesen &#220;berschneidungen mit diesem Themenbereich auf oder standen ihm zumindest nahe. Im Blick darauf, da&#223; die damit angesprochenen Fragen auch einen wichtigen Bereich der im Wahlkampf gef&#252;hrten Auseinandersetzungen ber&#252;hrten, war der Informationstag geeignet, die von der Mehrheitspartei vertretene Position zu st&#252;tzen und deren Aussage zu verifizieren, da&#223; der Schutz der Umwelt schon seit langem ein Anliegen ihrer Politik gewesen sei und deshalb in diesem Bereich eine positive Bilanz ihrer bisherigen Arbeit gezogen werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Die danach vorliegenden Grenz&#252;berschreitungen haben indes zu keiner Rechtsverletzung zu Lasten der Kl&#228;ger gef&#252;hrt. Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 156, In der Gestaltung der &#214;ffentlichkeitsarbeit eines Hoheitstr&#228;gers eine Rechtsverletzung dann gesehen, wenn "eine ins Gewicht fallende H&#228;ufung und Massivit&#228;t offenkundiger Grenz&#252;berschreitungen" festzustellen ist.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Ebenso VerfGH Saarland, Urteil vom 26. M&#228;rz 1980, a.a.O., 2182 f.; StGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 27. Februar 1981, a.a.O., 86; StGH Bremen, Entscheidung vom 30. November 1983, a.a.O., 224.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Mit diesen Einschr&#228;nkungen, die sich aus dem dort zu beurteilenden, mit dem hier vorliegenden Tatbestand nicht vergleichbaren Fall einer Flut regierungsamtlicher Anzeigenserien und sonstiger Publikationen erkl&#228;ren, ist zwar kein allgemein feststehender, f&#252;r jede Fallgestaltung g&#252;ltiger Ma&#223;stab beschrieben. Nicht ausgeschlossen wird dadurch z.B., da&#223; auch einmalige Grenz&#252;berschreitungen von besonderem Gewicht das Recht auf Chancengleichheit bei der Wahlteilnahme verletzen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Vgl. StGH Bremen, Entscheidung vom 30. November 1983, a.a.O., 224; vgl. ferner VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteile vom 7. November 1983, a.a.O., 172, und vom 2. Dezember 1985, a.a.O., 111.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die grunds&#228;tzliche Berechtigung einer einschr&#228;nkenden Betrachtung bei der Frage der Rechtsverletzung wird dadurch aber nicht ber&#252;hrt. Sie ist veranla&#223;t durch die Notwendigkeit einer Grenzziehung, die Abgrenzungsschwierigkeiten im Einzelfall nach M&#246;glichkeit vermeidet</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">- vgl. BVerfG, Urteil vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 155/156 -</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">und R&#252;cksicht nimmt auf die Sachbedingungen praktischen Verwaltungshandelns.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Eine Anerkennung weiterreichender Anspr&#252;che h&#228;tte zur Folge, da&#223; nahezu jede Ma&#223;nahme amtlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit in der Vorwahlzeit, sei sie auch noch so unbedeutend, zur gerichtlichen Kontrolle gestellt werden k&#246;nnte. Dies w&#252;rde die Versuchung nahelegen, den Wahlkampf in den Gerichtssaal zu tragen und vorl&#228;ufige Rechtsschutzverfahren allein mit dem Ziel einzuleiten, einen g&#252;nstigen gerichtlichen Ausspruch als Werbemittel im Wahlkampf auszunutzen. Dies wiederum k&#246;nnte zur Folge haben, da&#223; die gemeindliche &#214;ffentlichkeitsarbeit in der Vorwahlzeit wegen der damit verbundenen Risiken praktisch erliegen w&#252;rde. Weder das eine noch das andere w&#228;re zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Die danach gebotenen Einschr&#228;nkungen bei der Frage der Rechtsverletzung sind um so mehr gerechtfertigt, als ein hoheitliches Einwirken auf die Wahlwerbung, dessen Intensit&#228;t den vom Bundesverfassungsgericht bezeichneten Grad nicht erreicht, in der Regel allenfalls unwesentlichen Einflu&#223; auf das Wahlergebnis haben kann. Auch solche Grenz&#252;berschreitungen sind zwar wegen der darin liegenden Verletzung objektiven Rechtes rechtswidrig. Sie begr&#252;nden aber keine subjektiven Abwehrrechte der Wahlbewerber, die aus dem Gebot der Chancengleichheit im Wahlwettbewerb herzuleiten w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Die Feststellung einer Rechtsverletzung zum Nachteil eines Wahlbewerbers und die Zuerkennung eines subjektiven Abwehrrechtes m&#252;ssen deshalb davon abh&#228;ngig gemacht werden, da&#223; amtliche &#214;ffentlichkeitsarbeit die Grenzen zur unzul&#228;ssigen Wahlwerbung in einem ins Gewicht fallenden, sp&#252;rbare Auswirkungen auf das Wahlergebnis nahelegenden Umfang &#252;berschritten hat bzw. zu &#252;berschreiten droht.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Gemessen daran haben die hier aufgezeigten Grenz&#252;berschreitungen weder f&#252;r sich betrachtet noch in ihrer Zusammenschau die Rechte der Kl&#228;ger verletzt.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Der vom Verwaltungsgericht vertretenen Auffassung, die Herausgabe des Umweltberichtes sei eine deutliche Grenz&#252;berschreitung von ebenso deutlichem Gewicht gewesen, vermag der Senat nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Umweltbericht der &#214;ffentlichkeit in der Weise zug&#228;nglich gemacht, da&#223; sie den Bericht f&#252;r daran interessierte B&#252;rger in ihrer B&#252;rgerberatungsstelle lediglich bereitgehalten hat. Die Verbreitung des Berichtes wurde zus&#228;tzlich dadurch eingeschr&#228;nkt, da&#223; der B&#252;rgerberatungsstelle nur etwa 230 Exemplare zur Verf&#252;gung standen, f&#252;r deren Abgabe au&#223;erdem eine Schutzgeb&#252;hr von 3,-- DM erhoben wurde. Die unmittelbare &#214;ffentlichkeitswirkung, die mit dem Bericht erzielt wurde, war dementsprechend denkbar gering: verkauft wurden bis zum Wahltag nur ca. 100 Exemplare.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu diesem Gesichtspunkt auch StGH Bremen, Entscheidung vom 30. November 1983, a.a.O., 224.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Nichts anderes gilt f&#252;r die mittelbare &#214;ffentlichkeitswirkung, die der Bericht durch seine Verwendung im Wahlkampf entfaltet haben kann. Wenn die Kl&#228;ger lediglich drei Einzelf&#228;lle angef&#252;hrt haben, in denen der Bericht von Mitgliedern oder Anh&#228;ngern der Mehrheitsfraktion als Wahlkampfmittel eingesetzt worden ist, so verdeutlicht dies, da&#223; die Eignung des Berichtes als Wahlkampfhilfe nicht &#252;bersch&#228;tzt werden darf. Seinen haupts&#228;chlichen Grund d&#252;rfte das darin haben, da&#223; der Bericht - wie oben dargelegt - weder in seinem Inhalt noch in seiner Form als parteiergreifendes Werbemittel konzipiert war. Das schr&#228;nkte einerseits seine Verwendbarkeit im mehr auf vereinfachende und zugleich einpr&#228;gsame Aussagen angelegten Wahlkampf f&#252;r die Mehrheitspartei ein. So haben die von den Kl&#228;gern mit umfangreichen Ausf&#252;hrungen angegriffenen Einzelfeststellungen des Berichtes im Wahlkampf offensichtlich keine Rolle gespielt, und allein die zusammenfassende Einleitung ist von der Mehrheitspartei gelegentlich f&#252;r die Richtigkeit ihrer Position zitiert worden. Auf der anderen Seite hatten auch die Wahlbewerber der &#252;brigen Parteien die M&#246;glichkeit, sich etwa mit der Begr&#252;ndung auf den Bericht zu berufen, da&#223; ihre Vertreter an den dort aufgef&#252;hrten positiven Leistungen - gegebenenfalls ma&#223;geblich - beteiligt gewesen seien oder auf die in dem Bericht enthaltenen negativen Feststellungen schon fr&#252;her hingewiesen und - angesichts der bisherigen Mehrheitsverh&#228;ltnisse erfolglos - Abhilfe verlangt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">&#196;hnlich zu bewerten ist auch die Bedeutung des Informationstages f&#252;r die Wettbewerbsverh&#228;ltnisse im Wahlkampf. Angesichts seiner neutralen Gestaltung konnte der Informationstag das Meinungsbild der Wahlb&#252;rger zugunsten der Mehrheitspartei - wie oben dargelegt - allein wegen seiner Thematik beeinflussen. Dieser Einflu&#223; war so beschaffen, da&#223; er mehr der Sympathiewerbung dienen als die Sachaussagen der Mehrheitspartei unterst&#252;tzen konnte, und erreichte zudem angesichts der Besucherzahlen von nicht mehr als 300 bzw. 400 Personen (Westf&#228;lische Nachrichten vom 27. August 1984) nur einen verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleinen Teil der Wahlberechtigten. Von einer ins Gewicht fallenden Einflu&#223;nahme auf den Wahlkampf kann daher auch insoweit nicht ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt, da&#223; die Handlungen bzw. Unterlassungen der Beklagten im Zusammenhang mit der Herausgabe des Umweltberichtes ebenso wie die Veranstaltung des Informationstages jeweils f&#252;r sich betrachtet von untergeordneter Bedeutung waren.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Auch in ihrem Zusammenwirken haben die Grenz&#252;berschreitungen der Beklagten nicht den Grad erreicht, jenseits dessen von einem massiven Eingriff in den Wahlkampf gesprochen werden kann. Bei einer s&#228;mtliche Umst&#228;nde in den Blick nehmenden Gesamtbetrachtung haben die streitigen Ma&#223;nahmen wegen ihres wahlnahen Zeitpunktes, ihrer oben dargelegten Relevanz f&#252;r die Gegenst&#228;nde der parteipolitischen Auseinandersetzung und ihrer zeitlichen Konzentration in der 2. Augusth&#228;lfte 1984 dazu gef&#252;hrt, da&#223; die Leistungen der st&#228;dtischen Umweltpolitik nachdr&#252;cklich in das Bewu&#223;tsein eines Teiles der Wahlb&#252;rger ger&#252;ckt worden sind. Angesichts dieses in der Lokalpresse als "gr&#252;ne Verwaltungsoffensive" qualifizierten Vorganges (xxx-Zeitung vom 18. August 1984) lassen sich Einfl&#252;sse auf die Meinungsbildung der W&#228;hler zwar nicht ausschlie&#223;en. Nach Zahl, Art und Umfang fielen die der Beklagten anzulastenden Handlungen gleichwohl nicht ins Gewicht. Bei insgesamt allenfalls drei Grenz&#252;berschreitungen, von denen zudem zwei mit dem Umweltbericht denselben Gegenstand betrafen, kann insbesondere von einer H&#228;ufung keine Rede sein. Auch sind die der gemeindlichen &#214;ffentlichkeitsarbeit gezogenen Grenzen von der Beklagten in keinem Falle in eindeutiger oder massiver Weise, sondern angesichts der nach Form und Inhalt stets gewahrten Neutralit&#228;t nur geringf&#252;gig &#252;berschritten worden. In allen F&#228;llen war schlie&#223;lich - wie oben ausgef&#252;hrt - die &#214;ffentlichkeitswirkung von sehr begrenztem Umfang. Hiernach waren die mit den Antr&#228;gen zu 1. und 2. angegriffenen Ma&#223;nahmen ungeeignet, mehr als unwesentliche Auswirkungen auf das Wahlergebnis nach sich zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">b) Die im Antrag zu 3. bezeichneten Ma&#223;nahmen der Beklagten waren rechtm&#228;&#223;ig. Eine Rechtsverletzung zum Nachteil der Kl&#228;ger kann demgem&#228;&#223; schon deshalb nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat das Verwaltungsgericht darauf abgehoben, da&#223; nach den eingangs dargelegten Grunds&#228;tzen im Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 154/155, amtliche &#214;ffentlichkeitsarbeit auch im nahen Vorfeld einer Wahl dann unbedenklich ist, wenn sie sich nicht unmittelbar an den Wahlb&#252;rger wendet, sondern sich - wie im vorliegenden Fall - in der Gestalt von schriftlichen Presseerkl&#228;rungen oder m&#252;ndlichen &#196;u&#223;erungen gegen&#252;ber der Presse vollzieht. Die vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigten Grenzen amtlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit sind das Ergebnis einer Abw&#228;gung, die die damit verfolgten, im Allgemeininteresse liegenden und von der Rechtsordnung gebilligten Zwecke in Beziehung setzt zu der von ihr vor allem in der Vorwahlzeit ausgehenden Gefahr, da&#223; die Wettbewerbschancen der miteinander konkurrierenden Wahlbewerber zugunsten oder zu Lasten einer Seite ver&#228;ndert werden. Diese Abw&#228;gung ist wegen des Rechtes und der Pflicht auch der Kommunen zur Durchf&#252;hrung von &#214;ffentlichkeitsarbeit in gleicher Weise f&#252;r die Rechtsverh&#228;ltnisse der Gemeinden n&#246;tig und f&#252;hrt - wie oben dargelegt - zu denselben Ma&#223;st&#228;ben wie auf Bundes- oder Landesebene.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Wenn hiernach gemeindliche &#214;ffentlichkeitsarbeit in der mittelbaren Form von Presseerkl&#228;rungen auch im nahen Vorfeld der Wahl grunds&#228;tzlich uneingeschr&#228;nkt stattfinden darf, so steht die damit verbundene Selbstdarstellung der Gemeinde allerdings nicht frei im politischen Raum; vielmehr kann sie - ebenso wie unmittelbare &#214;ffentlichkeitsarbeit au&#223;erhalb der Vorwahlzeit - die Wettbewerbschancen der miteinander konkurrierenden politischen Kr&#228;fte durchaus beeinflussen. Solche Auswirkungen sind aber begrenzt und m&#252;ssen deshalb im Rahmen der dargestellten Abw&#228;gung grunds&#228;tzlich hingenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Vgl. in diesem Zusammenhang auch BVerfG, Urteil vom 2. M&#228;rz 1977, a.a.O., 151/152; H&#228;berle, a.a.O., 367.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Seinen wesentlichen Grund hat dies darin, da&#223; Erkl&#228;rungen gegen&#252;ber der Presse nicht unmittelbar auf die Meinungsbildung des B&#252;rgers Einflu&#223; nehmen, sondern &#214;ffentlichkeitswirkung erst in der Gestalt entfalten k&#246;nnen, die sie nach ihrer Umsetzung durch die Presse erhalten. Der Senat stimmt dem Verwaltungsgericht darin zu, da&#223; dadurch die Gefahr einer werbenden Einflu&#223;nahme wesentlich gemildert wird und deshalb vernachl&#228;ssigt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Ebenso Ladeur, DVBl. 1984, 224/225.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Die Mittlerfunktion, die den Presseorganen in diesem Falle zukommt, hat zur Folge, da&#223; die amtlichen Verlautbarungen des Hoheitstr&#228;gers sich zun&#228;chst der kritischen Betrachtung einer unabh&#228;ngigen dritten Stelle aussetzen m&#252;ssen, bevor sie an die &#214;ffentlichkeit gelangen. Das hat im Regelfall Einflu&#223; nicht nur auf den endg&#252;ltigen Inhalt und die endg&#252;ltige Form, in der sich eine amtliche Verlautbarung letztlich dem B&#252;rger darbietet, sondern kann schon im Vorfeld dessen auf die f&#252;r den Hoheitstr&#228;ger handelnden Amtswalter disziplinierend wirken. Denn eine &#252;berm&#228;&#223;ige Zahl von Presseerkl&#228;rungen oder der tendenzi&#246;se Inhalt solcher Informationen k&#246;nnen einer sich um objektive Berichterstattung bem&#252;henden Presse Anla&#223; zu kritischen Meldungen geben, die in der &#214;ffentlichkeit das Gegenteil dessen bewirken, was mit solchen Erkl&#228;rungen beabsichtigt war.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu auch das von Kempen, a.a.O., 82/83, erw&#228;hnte Beispiel kritischer Pressemeldungen &#252;ber den Umfang regierungsamtlicher Informationspolitik.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt, da&#223; jedenfalls bei typisierender Betrachtung von einer &#214;ffentlichkeitsarbeit in Gestalt von Presseerkl&#228;rungen und Pressegespr&#228;chen nennenswerte Gefahren f&#252;r die Chancengleichheit im Wahlwettbewerb nicht ausgehen.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit auch den Bericht von Zurnieden, a.a.O., 722, &#252;ber die in der Praxis der Presse- und Informations&#228;mter aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 2. M&#228;rz 1977 gezogenen Konsequenzen.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Die demgegen&#252;ber von den Kl&#228;gern erhobenen Einw&#228;nde rechtfertigen keine andere Beurteilung. Die Kl&#228;ger meinen, da der einer Kommunalwahl vorausgehende Wahlkampf nicht im Fernsehen oder im Rundfunk, sondern haupts&#228;chlich im Lokalteil der &#246;rtlichen Tageszeitungen ausgetragen werde, h&#228;tten die Presseerkl&#228;rungen einer Gemeinde gegen&#252;ber denjenigen einer Bundes- oder Landesregierung gesteigerten Einflu&#223; auf die Wettbewerbsbedingungen in der Vorwahlzeit. Das gelte besonders im Gebiet der Beklagten, weil die - auch in anderen Gemeinden nicht selten anzutreffende - Praxis der &#246;rtlichen Presseorgane dahingehe, solche Erkl&#228;rungen unver&#228;ndert und ohne Kenntlichmachung ihres Urhebers als redaktionelle Meldungen abzudrucken. Daraus l&#228;&#223;t sich - den Vortrag der Kl&#228;ger als richtig unterstellt - f&#252;r ihr Begehren nichts herleiten. Eine gegenteilige Betrachtung liefe darauf hinaus, da&#223; die der &#214;ffentlichkeitsarbeit einer Gemeinde verbleibenden Spielr&#228;ume abh&#228;ngig w&#228;ren von den Gepflogenheiten der jeweiligen &#246;rtlichen Presseorgane und mit deren Kritikverm&#246;gen und Kritikbereitschaft zu- bzw. abn&#228;hmen. Es liegt auf der Hand, da&#223; dies mit der in anderem Zusammenhang bereits hervorgehobenen Notwendigkeit einer Grenzziehung, die Unklarheiten im Einzelfall nach M&#246;glichkeit vermeldet, nicht zu vereinbaren w&#228;re. Es tritt hinzu, da&#223; das Verhalten der &#246;rtlichen Presseorgane von einer Vielzahl gesellschaftlicher, &#246;konomischer und politischer Faktoren abh&#228;ngig ist, die ihrerseits Ausflu&#223; der die jeweilige &#246;rtlichen Situation pr&#228;genden Verh&#228;ltnisse sind. Solche z.B. in der Bev&#246;lkerungsstruktur einer Gemeinde oder in einer etwaigen politischen Grundhaltung ihrer Einwohnerschaft liegende Sachbedingungen m&#252;ssen die im Wahlkampf miteinander konkurrierenden Kr&#228;fte als notwendige Vorgegebenheiten politischen Handelns hinnehmen. Ein Anspruch darauf, da&#223; die Gemeinden als Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Gewalt auf derartige Sachbedingungen - sei es auch nur durch die Gestaltung Ihrer Informationst&#228;tigkeit gegen&#252;ber der Ortspresse - mit dem Ziel eines Ausgleiches einwirken, kann ihnen daher nicht zuerkannt werden.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">2. Auch der Antrag zu 4. Ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Wird zugunsten der Kl&#228;ger unterstellt, da&#223; die Er&#246;ffnung der Ausstellung vom 20. September 1984 in die Zust&#228;ndigkeit des Kl&#228;gers zu 1. als des damaligen zweiten Stellvertreters des Oberb&#252;rgermeisters fiel, so k&#246;nnte die &#220;bertragung dieser Aufgabe auf den Vorsitzenden des Kulturausschusses mangels Zustimmung des Kl&#228;gers zu 1. dessen organschaftliche Kompetenzen verletzt haben.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu etwa von Loebell/Salmon, Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, 4. Aufl. Stand 1988, &#167; 32 Erl. 6.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Dem h&#228;tte der Kl&#228;ger zu 1. - ein hinreichendes Feststellungsinteresse vorausgesetzt - mit einer Organklage begegnen k&#246;nnen, die gegen den Oberb&#252;rgermeister als das nach der gemeindeverfassungsrechtlichen Kompetenzordnung allein in Betracht kommende Pflichtsubjekt zu richten gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu Urteil des Senats vom 10. September 1982 - 15 A 1223/80 -, NVwZ 1983, 485.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Daraus l&#228;&#223;t sich f&#252;r das mit dem Antrag zu 4. verfolgte Begehren indes nichts herleiten. Denn Gegenstand dieses Antrages ist die von den Kl&#228;gern behauptete Verletzung des Rechtes auf chancengleiche Wahlteilnahme, das im Au&#223;enrechtskreis angesiedelt ist</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">- vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 14. Oktober 1987 - 2 BvR 64/87 -</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">und durch Kompetenzverletzungen im Innenrechtsbereich grunds&#228;tzlich nicht ber&#252;hrt werden kann. Der demgegen&#252;ber von den Kl&#228;gern erhobene Einwand, nach den eingangs dargelegten Grunds&#228;tzen des Bundesverfassungsgerichtes f&#252;hre eine Kompetenz&#252;berschreitung immer und in jedem Falle zu einer Verletzung der Chancengleichheit, beruht auf einer Fehlinterpretation dieser Grunds&#228;tze. Da&#223; jeder Hoheitstr&#228;ger sich in seiner &#214;ffentlichkeitsarbeit auf die Angelegenheiten des eigenen Zust&#228;ndigkeitsbereiches zu beschr&#228;nken hat, besagt f&#252;r eine Gemeinde lediglich, da&#223; sie auch insoweit die Grenzen ihrer Befassungskompetenz nicht &#252;berschreiten darf. Eine Aussage in bezug auf das Verhalten einzelner Organe der Gemeinde kann darin nicht gesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Der Antrag zu 4. k&#246;nnte danach allenfalls dann Erfolg haben, wenn in der Er&#246;ffnung der Ausstellung durch den damaligen Vorsitzenden des Kulturausschusses &#252;ber einen etwaigen Innenrechtsversto&#223; hinaus eine unmittelbare Verletzung des Rechtes auf Chancengleichheit bei der Wahlteilnahme l&#228;ge. Das aber l&#228;&#223;t sich schon deshalb nicht feststellen, weil es an den tats&#228;chlichen Voraussetzungen daf&#252;r fehlt.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Keiner Er&#246;rterung bedarf insoweit, ob eine Verletzung der Chancengleichheit auch bei hoheitlichen Ma&#223;nahmen der vorliegenden Art, die sich au&#223;erhalb des Bereiches amtlicher &#214;ffentlichkeitsarbeit bewegen und den eingangs genannten F&#228;llen sonstiger Einflu&#223;nahmen auf den Wahlkampf zuzurechnen sind, mit dem Verwaltungsgericht nur dann bejaht werden kann, wenn ein offenkundiger und zugleich massiver Rechtsversto&#223; festzustellen ist. Ungeachtet dessen ber&#252;hrt ein hoheitliches Einwirken auf den Wahlkampf generell, also unabh&#228;ngig von der Form der Einflu&#223;nahme, die subjektiven Rechte der Wahlbewerber jedenfalls dann nicht, wenn Auswirkungen auf das Wahlergebnis auszuschlie&#223;en sind. Unter dieser Voraussetzung liegt weder ein Wahlanfechtungsgrund vor, der im Wahlpr&#252;fungsverfahren zur Ung&#252;ltigkeit der Wahl f&#252;hren k&#246;nnte (vgl. &#167; 40 Abs. 1b KWahlG), noch l&#228;&#223;t sich aus dem Recht auf Chancengleichheit bei der Wahlteilnahme ein Anspruch darauf herleiten, da&#223; solche Einwirkungen unterbleiben.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Zu der insoweit doppelten Bedeutung des Erheblichkeitsgrundsatzes vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 14. Oktober 1987 - 2 BvR 64/87 -; ferner Beschlu&#223; vom 3. Juni 1975, a.a.O., 38 f., 40 f.; Seifert, Bundeswahlrecht, 3. Aufl. 1976,S. 407 ff., 411; weltergehend aufgrund einer auch objektiv rechtliche Gesichtspunkte einbeziehenden Betrachtung: Zuck, a.a.O., 147.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Die Annahme, die Er&#246;ffnung der Ausstellung in der kleinen Eingangshalle des Stadtmuseums habe Folgen f&#252;r das Wahlergebnis haben k&#246;nnen, ist lebensfremd. Aus der Sicht des Spitzenkandidaten der CDU verschaffte sie ihm lediglich eine von vielen M&#246;glichkelten, sich in seiner damaligen Funktion als Ausschu&#223;vorsitzender der &#214;ffentlichkeit zu pr&#228;sentieren. Umgekehrt wurde dem Kl&#228;ger zu 1. als dem Spitzenkandidaten der SPD dadurch eine von vielen M&#246;glichkeiten zu einem &#246;ffentlichen Auftritt als stellvertretender B&#252;rgermeister genommen. Dabei darf davon ausgegangen werden, da&#223; die bisherigen Funktionen beider Kandidaten sp&#228;testens zur Zeit der Ausstellungser&#246;ffnung, also wenige Tage vor der Wahl, jedenfalls aufgrund des vorausgegangenen Wahlkampfes ohnehin jedem interessierten Wahlb&#252;rger wohlbekannt waren. Der Werbeeffekt eines zus&#228;tzlichen &#246;ffentlichen Auftrittes in amtlicher Funktion kann - die Berichterstattung in der &#246;rtlichen Presse eingeschlossen - unter diesen Umst&#228;nden, soweit &#252;berhaupt vorhanden, nur &#228;u&#223;erst gering gewesen sein. Auswirkungen auf das Wahlergebnis k&#246;nnen danach ausgeschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 und Abs. 2, &#167; 159 Satz 1 VwGO, &#167; 100 Abs. 1 ZPO. Der Ausspruch zu deren vorl&#228;ufiger Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 Abs. 1 VwGO i.V.m. &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711, &#167; 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Ein Grund f&#252;r die Zulassung der Revision liegt nicht vor (&#167; 132 Abs. 2, &#167; 137 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,337
lg-duisburg-1988-08-19-4-s-54287
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 542/87
"1988-08-19T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:02"
"2022-10-18T15:03:49"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1988:0819.4S542.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 10. November 1987</p> <p> verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts M&#252;lheim an der Ruhr </p> <p> - 11 C 360/87 - wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat dem Kl&#228;ger zu Recht ein h&#246;heres Schmerzensgeld als </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">800,-- DM mit der Begr&#252;ndung versagt, da&#223; die Verletzungen/Beschwerden des Kl&#228;gers relativ geringf&#252;gig und schon nach gut drei Wochen - solange war er arbeitsunf&#228;hig - folgenlos ausgeheilt waren. Die Kammer h&#228;lt die Ausf&#252;hrungen des Vorderrichters in dem angefochtenen Urteil f&#252;r zutreffend. Auf sie kann deshalb zur Vermeidung unn&#246;tiger Wiederholungen gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO Bezug genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Berufungsbegr&#252;ndung rechtfertigt keine andere Beruteilung des Sachverhalts.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn der Kl&#228;ger auch noch &#252;ber Weihnachten 1986 und Neujahr 1987 infolge der attestierten Verletzungen/Beschwerden "erheblich in seiner Lebensfreude beeintr&#228;chtigt war", so steht dem andererseits gegen&#252;ber, da&#223; die Haftung der Beklagten (nur) auf ein fahrl&#228;ssiges Fehlverhalten des Beklagten zu 1.) im Stra&#223;enverkehr und nicht etwa auf eine vors&#228;tzliche unerlaubte Handlung zur&#252;ckgeht. Bei Abw&#228;gung dieser und aller anderen - vom Amtsgericht bereits ber&#252;cksichtigten - Umst&#228;nde erscheint das vorprozessual gezahlte Schmerzensgeld (800,-- DM) in jedem Falle angemessen und ausreichend. Mehr kann der Kl&#228;ger zum Ausgleich seines unfallbedingten immateriellen Schadens nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach alledem unterlag die Berufung der Zur&#252;ckweisung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 1.200,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">zugleich f&#252;r den RaLG ,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der sich in Urlaub befindet.</p>
315,338
ag-dusseldorf-1988-08-18-20-c-23386
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
20 C 233/86
"1988-08-18T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:03"
"2022-10-18T15:03:49"
Urteil
ECLI:DE:AGD:1988:0818.20C233.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 14. Juli 1988</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.006,- DM nebst</p> <p> 4 % Zinsen seit dem 03.04.1986 abz&#252;glich am 14.05.1986</p> <p> gezahlter 1.506,- DM zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger zu 15/100, der</p> <p> Beklagte zu 85/100, jedoch mit Ausnahme der Kosten, die</p> <p> durch die Einholung der Sachverst&#228;ndigengutachten entstanden</p> <p> sind. Diese Kosten tr&#228;gt der Kl&#228;ger allein.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Streitwert: 2.006,- DM, ab 23.06.1986 500,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u> T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte und seine Ehefrau sind aufgrund schriftlichen Mietvertrages vom 18.04.1985 Wohnungsmieter des Kl&#228;gers im Hause X. die Mietr&#228;ume liegen im Erdgescho&#223; und ersten Obergescho&#223;. Mit vermietet wurde eine Doppelgarage und der Hausgarten, der mit den R&#228;umen im Erdgescho&#223; &#252;ber eine Gartentreppe verbunden ist. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Miete betr&#228;gt f&#252;r den Wohnraum 1.500,- DM, die Garage 100,- DM zuz&#252;glich 406,- DM f&#252;r Nebenkosten. Diese Betr&#228;ge und 5,- DM f&#252;r vorgerichtliche Kosten hat der Kl&#228;ger f&#252;r den Monat April 1986 im Mahnverfahren geltend gemacht. Der Beklagte hat nach Zustellung des Mahnbescheides und Einlegung seines Widerspruches dagegen 1.506,- DM auf die Forderung gezahlt. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Im &#252;brigen mindert der Beklagte die Miete.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Mit Schreiben vom 25.04.1986 (Blatt 16, 17 d.A.) berief sich der Beklagte dem Vertreter des Kl&#228;gers gegen&#252;ber auf M&#228;ngelr&#252;gen vom 01.06.1985, die bisher nicht erledigt seien und machte weitere M&#228;ngel geltend. Insgesamt r&#252;gte der Beklagte folgendes:</p> <span class="absatzRechts">6</span><ol class="absatzLinks"><li>Terrasse/Treppe undicht &#8211; Treppe glitschig</li> <li>Treppengel&#228;nder abgerostet</li> <li>Abfallender Putz auf die Terrasse</li> <li>Risse im Mauerwerk auf beiden Terrassen</li> <li>Schallm&#228;ngel, &#252;ber die er ein Gutachten vorlegen werde</li> <li>fehlender 2. Fluchtweg in der 2. Etage (Schlafzimmer und Kinderzimmer)</li></ol> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Im Rechtsstreit hat der Beklagte ein Schallgutachten des Sachverst&#228;ndigen X vom 09.06.86 vorgelegt, in dem der Gutachter zu dem Ergebnis kommt, dass Schallst&#246;rungen von dem Heizungskessel im Erdgescho&#223;, dem Bad im 3. Obergescho&#223; des Hauses X sowie durch Bet&#228;tigung des Rolladens im Nachbarhaus ausgehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger bestreitet das Vorhandensein von M&#228;ngeln, insbesondere von Schallm&#228;ngeln und behauptet, etwaige Schallm&#228;ngel seien bereits bei Vertragsabschluss bekannt gewesen. Jedenfalls berechtigten die M&#228;ngel den Beklagten nicht zu einer Minderung von 500,- DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">den Beklagten zur Zahlung von 2.006,- DM nebst 4 % Zinsen </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">seit dem 03.04.1986 und 5,- DM f&#252;r vorgerichtliche Kosten zu</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">verurteilen abz&#252;glich am 14.05.1986 gezahlter 1.506,- DM.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte hat sich der Erledigungserkl&#228;rung angeschlossen und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Klage im &#252;brigen abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Er beruft sich auf die vorstehend aufgef&#252;hrten M&#228;ngel und r&#252;gt zus&#228;tzlich, dass die Verbindungswand zur Nachbarwohnung nicht die erforderliche Klassifizierung F 90 besitze und damit nicht die vorgeschriebene Brandschutzwand darstelle.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der ehemalige T&#252;rdurchgang sei nicht ordnungsgem&#228;&#223; ausgef&#252;hrt. &#220;ber dem Heizkessel und dem Abgasrohr befinde sich ein 2 &#8211; 4 mm starker Riss. Bei einer geringf&#252;gigen Verpuffung seien im Wohnzimmer Abgasger&#252;che festzustellen gewesen. Er st&#252;tze die Minderung daher auch auf diese M&#228;ngel. Im &#252;brigen mache er wegen der M&#228;ngel ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht geltend.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger hat auch diese M&#228;ngel bestritten und wehrt sich dagegen, dass sie ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Aufgrund Beweisbeschluss vom 17.11.1986 (Blatt 36, 37 d.A.) ist Beweis erhoben worden durch Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen X vom 16.11.1987 (Blatt 54 bis 87 d.A.) und dessen Erg&#228;nzung vom 22.04.1988 (Blatt 108 bis 111 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte kann mit Recht folgende von dem Gutachter X festgestellte M&#228;ngel r&#252;gen:</p> <span class="absatzRechts">23</span><ol class="absatzLinks"><li>Verf&#228;rbungen der Au&#223;entreppe von der Terrasse zum Garten durch Aussinterungen</li> <li>Loser Antrittspfosten des Treppengel&#228;nders im Terrassenbelag</li> <li>Putzsch&#228;den</li></ol> <span class="absatzRechts">24</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>im Bereich der Sichtblende zum Nachbarhaus 50 x 10 cm</li> <li>handtellergro&#223;er Putzabfall auf der Hausau&#223;enwand</li> <li>weitere Schadstelle an der Au&#223;enwand im Bereich der Terrassentreppe, 2 Handteller gro&#223;</li> <li>etwa 6 qm Au&#223;enputz der unterkellerten Terrasse schadhaft, jedoch weitgehend durch dichtes Strauchwerk verdeckt</li> <li>auf der Stirnseite des Balkons &#252;ber dem 1. Obergescho&#223; 15 x 20 cm</li></ol> <span class="absatzRechts">25</span><ol class="absatzLinks" start="4"><li>gel&#246;ste Sockelplatten an der Schmalseite der Lisene</li> <li>Risse</li></ol> <span class="absatzRechts">26</span><ol class="absatzLinks" type="a"><li>Riss von 1,5 m L&#228;nge an der Au&#223;enwand, bis zu 0,3 mm klaffend</li> <li>&#228;hnlicher Riss in der Au&#223;enwand im Bereich des 1. Obergeschosses, jedoch st&#228;rker bis zu 0,8 mm klaffend</li> <li>1. Obergescho&#223; gartenseitig zwischen den beiden Fenstern 2,3 m hoch, 0,6 mm klaffend</li> <li>an der Stelle wie zu c) ein weiterer Riss von der rechten Fensterbr&#252;stung bis zum Terrassenbelag, 1,2 mm klaffend</li></ol> <span class="absatzRechts">27</span><ol class="absatzLinks" start="6"><li>Rolladenger&#228;usch vom Nachbarhaus</li></ol> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Ger&#228;usche im &#252;brigen k&#246;nnen nicht ger&#252;gt werden, da dies auf Normen beruht, die erst nach der Errichtung des Hauses in den Jahren 1959/60 festgelegt worden sind. Normen aus der Zeit vor Errichtung des Hauses stammen aus dem Jahre 1944, sind aber nach dem Erg&#228;nzungsgutachten des Sachverst&#228;ndigen (Blatt 110 d.A.) f&#252;r die vorliegenden Probleme nicht verwertbar. Wer eine Wohnung aus dem Baujahr 1959/60 anmietet, kann nicht verlangen, dass diese Normen entspricht, die nach dieser Zeit erst aufgestellt worden sind. Ferner kann der Beklagte nicht r&#252;gen, dass die Wohnung im 2. Obergescho&#223; keinen Fluchtweg besessen habe, da dieser Mangel bei Anmietung erkennbar war. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Angebliche Verst&#246;&#223;e gegen die Bauordnung, die der Beklagte nachtr&#228;glich ger&#252;gt hat &#8211; hier nicht ausreichend dimensionierte Trennwand &#8211; f&#252;hren nur dann zu einer Mietminderung, wenn sie zugleich die Benutzbarkeit der Mietsache beeintr&#228;chtigen. Dazu ist jedoch in diesem Zusammenhang nichts vorgetragen. Ein einmaliger Abgasgeruch &#8211; mehr hat der Beklagte nicht ger&#252;gt &#8211; berechtigt nicht zur Minderung.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Es war vorgesehen, nach Feststellung der M&#228;ngel auch ein Gutachten &#252;ber den Minderwert einzuholen. Nachdem sich jedoch herausgestellt hat, dass nur ein Teil der ger&#252;gten M&#228;ngel zu einer Mietminderung f&#252;hren kann und diese M&#228;ngel nur geringf&#252;gig sind, ist davon Abstand genommen worden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das Gericht sch&#228;tzt die berechtigte Mietminderung auf 5 % der 1.500,- DM monatlich ausmachenden Wohnungsmiete, mithin monatlich auf 75,- DM. Die Putzsch&#228;den sind n&#228;mlich geringf&#252;gig und befinden sich wie die Risse nur zum Teil im Bereich der eigentlichen Wohnung des Beklagten. Die gr&#246;&#223;eren Putzsch&#228;den werden durch Str&#228;ucher verdeckt, so dass sie nicht auffallen. Inwiefern die Glitschigkeit der Gartentreppe dem Kl&#228;ger anzulasten ist, ist nicht ersichtlich, da die Reinigung der Treppe dem Beklagten obliegt. Lediglich der unten nicht mehr verankerte Gel&#228;nderpfosten ist von einiger Bedeutung. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Rolladenger&#228;usche treten nur morgens und abends auf. Dass sie dann den Beklagten besonders st&#246;ren, ist nicht dargelegt. Es ist nicht ersichtlich, dass diese Ger&#228;usche zu Zeiten auftreten, zu denen sie den Beklagten und seine Familie besonders st&#246;ren k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte kann daher die Miete f&#252;r den Monat April 1986 um 75,- DM mindern.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das von dem Beklagten geltend gemachte Zur&#252;ckbehaltungsrecht greift gem&#228;&#223; &#167; 552 a BGB nicht durch, da der Beklagte erst mit Schriftsatz vom 25.04.1986 (Blatt 16, 17 d.A.) dieses Recht geltend gemacht hat. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte war daher zur Zahlung von 425,- DM und der geltend gemachten Zinsen ab 03.04.86 gem&#228;&#223; &#167; 5 des Mietvertrages und &#167; 288 BGB zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Inwiefern der Beklagte 5,- DM f&#252;r vorgerichtliche Ausgaben schuldet, ist nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Ziff. 11, 713 ZPO. Da die eingeholten Gutachten Bedeutung auch f&#252;r den Parallelrechtsstreit 20 C 283/86 haben, w&#228;ren diese Kosten entsprechend dem Obsiegen und Unterliegen in beiden Prozessen zu verteilen gewesen. Da der Kl&#228;ger jedoch mit einem erheblichen Streitwert in dem Parallelverfahren unterliegt, waren ihm die Gutachterkosten in vollem Umfange aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Es erschien bei der Entscheidung &#252;ber die Gutachterkosten angemessen, die Grunds&#228;tze &#252;ber die Kosten eines Beweissicherungsverfahrens, das f&#252;r mehrere Prozesse beitsam ist, entsprechend anzuwenden (zu den Beweissicherungskosten f&#252;r mehrere Prozesse vergl. Baumbach 43. Aufl. Anmerkung 5, Sichtwort "Beweissicherung" zu &#167; 91 ZPO).</p> <br /><span class="absatzRechts">39</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top"><b>Gesch&#228;fts-Nr.:</b> 20 C 233/86 Bitte bei allen Schreiben angeben! </td> <td valign="top"> </td> <td valign="top"> </td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>Amtsgericht D&#252;sseldorf</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><b> BESCHLUSS</b></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Tenor des am 18. August 1988 verk&#252;ndeten Urteils wird gem&#228;&#223; &#167; 319 ZPO dahin berichtigt, dass</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">der Beklagte lediglich verurteilt wird, an den Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">1931,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 03.04.1986</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">abz&#252;glich am 14.05.1986 gezahlter 1506,00 DM zu </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Es waren 75,00 DM Minderung abzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Richter am Amtsgericht </p>
315,339
vg-munster-1988-08-18-5-k-186387
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 K 1863/87
"1988-08-18T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:04"
"2022-10-18T15:03:49"
Urteil
ECLI:DE:VGMS:1988:0818.5K1863.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird unter Aufhebung des Bescheides des Beklagten vom 00.00.0000 in der Fassung des Widerspruchbescheides vom 00.00.0000 verpflichtet, der Kl&#228;gerin Bekleidungs&#172;beihilfe zum Kauf eines Kleides sowie von einem Paar Schuhe aus Anlass des 90. Geburtstags ihrer Gro&#223;mutter in H&#246;he von 180,- DM zu gew&#228;hren.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheits-leistung oder Hinterlegung abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Berufung wird nicht zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 15.&#160;September&#160;1957 geborene Kl&#228;gerin studierte von 1977 bis April&#160;1986 und brach dann dieses Studium aus finanziellen Gr&#252;nden ab, nachdem sie bereits in den letzten Monaten von privaten Krediten gelebt hatte. Seit April 1986 erh&#228;lt die Kl&#228;gerin laufende Hilfe zum Lebensunterhalt. Im Winterhalbjahr&#160;1986 erhielt sie eine Bekleidungsbeihilfe in H&#246;he von 254,50&#160;DM. Desweiteren erhielt sie im Juni&#160;1987 eine weitere Bekleidungsbeihilfe f&#252;r das erste Halbjahr 1987 in H&#246;he von ebenfalls 245,50&#160;DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 12.&#160;August 1987 bat die Kl&#228;gerin um eine einmalige Bekleidungsbeihilfe und eine Fahrtkostenbeihilfe aus Anlass des 90.&#160;Geburtstages ihrer Gro&#223;mutter am 15.&#160;August 1987. Sie gab an, ein Kleid, ein Paar Schuhe und eine passende Jacke zu ben&#246;tigen. Der Beklagte stellte der Kl&#228;gerin die entsprechende Fahrkarte zur Verf&#252;gung; die Bekleidungsbeihilfe lehnte er jedoch mit m&#252;ndlichem Bescheid vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 ab. Hiergegen legte die Kl&#228;gerin am selben Tage Widerspruch ein. Im Rahmen eines in diesem Zusammenhang ebenfalls gef&#252;hrten Verfahrens auf Erlangung einstweiligen Rechtsschutzes und im vorliegenden Klageverfahren gab die Kl&#228;gerin zu ihrem Bekleidungsbestand an, aus fr&#252;heren Zeiten nicht &#252;ber festliche Kleidung zu verf&#252;gen. Sie habe jahrelang von nur 700,-&#160;DM monatlich gelebt und damit nur den notwendigsten Bedarf an Kleidung decken k&#246;nnen. Sie verf&#252;ge lediglich &#252;ber ausgesprochene Alltagskleidung, d.h. Jeans, Turnschuhe und Pullis, nicht jedoch etwa &#252;ber ein Kleid, einen Rock oder eine wei&#223;e Bluse oder gar Schuhe, die sie zu einem Rock tragen k&#246;nne. Da ihre Bekleidung im Fr&#252;hjahr 1987 v&#246;llig abgetragen gewesen sei, habe sie die Bekleidungsbeihilfe f&#252;r das Sommerhalbjahr&#160;1987 zur Anschaffung von leichten Turnschuhen, Jeans, Sch&#252;rze, Unterw&#228;sche, Badeanzug, Nachtw&#228;sche und eines gebrauchten Sommermantels verwandt. Dagegen habe sie von diesem Geld kein Kleid gekauft. Sie habe darauf geachtet, dass diese Gegenst&#228;nde preiswert und f&#252;r den t&#228;glichen Lebensbedarf zu verwenden seien.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Geburtstagsfeier fand in dem Festsaal einer Gastst&#228;tte statt. Es waren etwa 60 G&#228;ste geladen, die &#252;berwiegend ein Alter von 50 bis 60 Jahre hatten. Au&#223;er der Verwandtschaft waren Freunde, Bekannte und Nachbarn aus dem Heimatort sowie der &#246;rtliche Gesangverein geladen. Alle Festtagsteilnehmer waren in festlicher Garderobe erschienen. Die Kl&#228;gerin wirkte an musikalischen Einlagen mit. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 begr&#252;ndete der Beklagte seine ablehnende Entscheidung damit, dass ein sozialhilferechtlicher Bedarf f&#252;r zus&#228;tzliche Kleidung anl&#228;sslich des 90.&#160;Geburtstages der Gro&#223;mutter der Kl&#228;gerin nicht anerkannt werden k&#246;nne. Da der Kl&#228;gerin im Juni 1987 die letzte &#252;bliche Bekleidungsbeihilfe in H&#246;he von 254,- DM gew&#228;hrt worden sei, sei davon auszugehen, dass sie &#252;ber ausreichende Bekleidung verf&#252;gt habe, die sie auch anl&#228;sslich des Geburtstages ihrer Gro&#223;mutter habe tragen k&#246;nnen. Die Notwendigkeit besonderer festlicher Kleidung k&#246;nne nicht anerkannt werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Beschlusses des Verwaltungsgerichts M&#252;nster vom 14.&#160;August&#160;1987 hatte die Kl&#228;gerin eine einmalige Beihilfe in H&#246;he von 180,&#160;DM f&#252;r den Kauf eines Kleides und ein Paar Schuhen erhalten, die von ihr nach ihren Angaben im Er&#246;rterungstermin zum Kauf entsprechender Bekleidungsgegenst&#228;nde verwandt wurden. Auf die Beschwerde des Beklagten hin &#228;nderte das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen mit Beschluss vom 21.&#160;September&#160;1987 den Beschluss der erkennenden Kammer vom 14.&#160;August&#160;1987 und lehnte den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung ab.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;gerin der Widerspruchsbescheid des Beklagten vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 am &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 zugestellt worden ist, hat sie am 3.&#160;Dezember 1987 die vorliegende Klage erhoben, mit der sie ihr Begehren auf Bekleidungsbeihilfe f&#252;r ein Kleid und ein Paar Schuhe weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 zu verpflichten, ihr eine Bekleidungsbeihilfe f&#252;r ein Kleid und ein Paar Schuhe aus Anlass des 90. Geburtstages ihrer Gro&#223;mutter zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er meint, der Kl&#228;gerin fehle das erforderliche Rechtsschutzbed&#252;rfnis, da ihr 180,-&#160;DM zum Kauf eines Kleides und eines Paares Schuhe ausgezahlt worden seien. Eine Erkl&#228;rung dahingehend, dass der Kl&#228;gerin die 180,-&#160;DM endg&#252;ltig belassen werden, wurde vom Beklagten jedoch nicht abgegeben. Vielmehr wurde der Vergleich, mit dem der Beklagte auf die R&#252;ckforderung der gezahlten Beihilfe von 180,- DM verzichtete, fristgerecht widerrufen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes und des Vorbringens der Beteiligten wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze sowie die vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge und die beigezogene Verfahrensakte 5&#160;L&#160;1548/87 erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Gericht kann gem&#228;&#223; &#167;&#160;101 Abs. 2 Verwaltungsgerichtsordnung &#160;VwGO&#160; ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheiden, weil sich die Beteiligten hiermit einverstanden erkl&#228;rt haben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage hat Erfolg. Der Bescheid des Beklagten vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;00.00.0000 ist rechtswidrig und verletzt die Kl&#228;gerin in ihren Rechten (&#167;&#160;113 Abs. 4 S.&#160;1 VwGO). Entgegen der Ansicht des Beklagten hat die Kl&#228;gerin einen Anspruch auf eine einmalige Hilfe zur Beschaffung angemessener Kleidung anl&#228;sslich des 90. Geburtstages ihrer Gro&#223;mutter.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;gerin auf einmalige Hilfe f&#252;r eine angemessene Bekleidung anl&#228;sslich des 90.&#160;Geburtstages ihrer Gro&#223;mutter findet seine Rechtsgrundlage in den &#167;&#167; 3, 11 Abs. 1, 12 Abs. 1 und 21 Abs. 1 BSHG. Danach ist &#160;unter Ber&#252;cksichtigung des Individualisierungsgebotes&#160; demjenigen, der seinen Lebensunterhalt nicht bzw. nicht ausreichend aus eigenen Mitteln bestreiten kann, Hilfe zum Lebensunterhalt &#160;die auch in Form von einmaligen Leistungen bewilligt werden kann&#160; zu gew&#228;hren, sofern ein vom Gesetz anerkannter notwendiger Bedarf f&#252;r diese Leistungen besteht. Dabei umfasst der "notwendige Lebensunterhalt" im Sinne des &#167;&#160;12 Abs.&#160;1 BSHG nicht nur die rein materiellen, sondern gem. &#167;&#160;12 Abs.&#160;1 S.&#160;2 BSHG als pers&#246;nliche Bed&#252;rfnisse des t&#228;glichen Lebens in vertretbarem Umfang auch Beziehungen zur Umwelt. Was mit dem unbestimmten Rechtsbegriff des "notwendigen Lebensunterhalts" gemeint ist, bestimmt sich nach dem allgemeinen Ziel der Sozialhilfe, wie es in &#167;&#160;1 Abs.&#160;2 S.&#160;1 BSHG zum Ausdruck kommt. Danach ist es die Aufgabe der Sozialhilfe, dem Empf&#228;nger der Hilfe die F&#252;hrung eines Lebens zu erm&#246;glichen, das der W&#252;rde des Menschen entspricht. Zu einem menschenw&#252;rdigen Leben geh&#246;rt nicht nur das physiologisch Notwendige; vielmehr soll der Sozialhilfeempf&#228;nger in die Lage versetzt werden, in der Umgebung von Nichthilfeempf&#228;ngern &#228;hnlich wie diese zu leben. Dagegen ist es nicht Aufgabe der Sozialhilfe, s&#228;mtliche "Normalbed&#252;rfnisse" zu befriedigen und auch einen gehobenen Bedarf zu decken.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. Oberverwaltungsgericht Hamburg, Beschluss vom &#160;16.&#160;Mai 1983 &#160;BS I 66/82 -, FEVS 33, 96.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Jedoch soll dem Sozialhilfeempf&#228;nger erm&#246;glicht werden, ein Leben zu f&#252;hren, wie dies Lohnempf&#228;ngern, der unteren Lohnstufen m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung des Begriffs des notwendigen Lebensunterhaltes ist folglich von den herrschenden Lebensgewohnheiten, den &#246;rtlichen Verh&#228;ltnissen und den Besonderheiten des Einzelfalles auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. Mergler/Zink, Bundessozialhilfegesetz, Kommentar, 4.&#160;Aufl., &#167;&#160;11 Rdnr.&#160;15 und 16 sowie &#167;&#160;12 Rdnr.&#160;8; Schellhorn/Jirasek/Seipp, Bundessozialhilfegesetz, Kommentar, 12. Aufl., &#167; 12, Anm. 3 ff.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zum notwendigen Lebensunterhalt in diesem Sinne geh&#246;rt daher auch grunds&#228;tzlich derjenige Bedarf, der durch die Teilnahme an religi&#246;sen Festakten oder privaten Feiern verursacht wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. Verwaltungsgericht Hamburg, Urteil vom 20.&#160;Dezember&#160;1985 &#160;5&#160;VG 3579/84 -; Verwaltungsgericht Hannover, Beschluss vom 16. Juni 1986 &#160;3 HI VG 57/86&#160; m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Feier eines 90. Geburtstages ist ein herausragendes Ereignis, welches von der Gro&#223;mutter der Kl&#228;gerin &#160;wie in der Bev&#246;lkerung vielfach &#252;blich&#160; in einem festlichen Rahmen begangen wurde. Zu den Beziehungen der Kl&#228;gerin zur Umwelt, deren Pflege gem. &#167;&#160;12 Abs.&#160;1 S.&#160;2 BSHG in vertretbarem Umfang sicherzustellen ist, geh&#246;rt auch die M&#246;glichkeit der Teilnahme an dieser Feier. Ohne die beantragte Beihilfe war es der Kl&#228;gerin jedoch verwehrt, an der Familienfeier teilzunehmen, da sie nicht &#252;ber eine angemessene Kleidung verf&#252;gte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">So hat das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in seinem Beschluss vom 21.&#160;September&#160;1987 &#160;17 B 2207/87&#160; klargestellt, "dass die <u>sozialhilferechtliche Notwendigkeit</u> f&#252;r die Anerkennung eines Bekleidungsbedarfs aus einem bestimmten Anlass dann gegeben sein mag, wenn durch die vorhandene getragene Kleidung das Gebot der R&#252;cksichtnahme gegen&#252;ber dem Gastgeber und den anderen G&#228;sten verletzt w&#252;rde und der Hilfesuchende dadurch in eine ihn zur&#252;cksetzende und entw&#252;rdigende Situation des Ausgegrenztseins geriete."</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In eine solche Situation des Ausgegrenztseins w&#228;re die Kl&#228;gerin jedoch geraten, wenn sie in der ihr damals zur Verf&#252;gung stehenden Kleidung an der Geburtstagsfeier teilgenommen h&#228;tte. Angesichts der Tatsache, dass die Kl&#228;gerin von 1977 bis 1986 studiert hat und ihr jahrelang nur etwa 700,-&#160;DM monatlich f&#252;r den Lebensunterhalt zur Verf&#252;gung gestanden haben, sie in den letzten Monaten vor Aufgabe ihres Studiums ihren Lebensunterhalt durch Darlehen finanziert hat und seit April 1986 Sozialhilfe bezieht, ist der Vortrag der Kl&#228;gerin in ihrer Klageschrift, dass im Fr&#252;hjahr 1987 ihre Bekleidung v&#246;llig abgetragen war, in sich schl&#252;ssig und nachvollziehbar. Weder von einem Betrag von 700,-&#160;DM monatlich noch von den ihr seit April 1986 monatlich zur Verf&#252;gung stehenden Sozialhilfebetr&#228;gen war es der Kl&#228;gerin m&#246;glich, eine normale Grundausstattung an Kleidung anzuschaffen. Der Vortrag der Kl&#228;gerin, weder &#252;ber ein Kleid oder einen Rock, noch dazu passende Schuhe, noch &#252;ber eine wei&#223;e Bluse zu verf&#252;gen, wird somit verst&#228;ndlich. Die einmalige Bekleidungsbeihilfe in H&#246;he von 245,-&#160;DM, die der Beklagte der Kl&#228;gerin im Herbst 1986 gew&#228;hrte, d&#252;rfte kaum zur Anschaffung der dringend ben&#246;tigten Winterkleidung ausgereicht haben. Dasselbe gilt f&#252;r die im Juni gew&#228;hrte Sommerbekleidungsbeihilfe in H&#246;he von 254,-&#160;DM, die zur Beschaffung des als Bedarf geltend gemachten Kleides nach Kauf eines gebrauchten Sommermantels, einer Hose, einer Sch&#252;rze, eines Badeanzuges und von Turnschuhen, Unterw&#228;sche und Nachtw&#228;sche nicht ausreichend war. Der Vortrag der Kl&#228;gerin im Verfahren auf Erlangung einstweiligen Rechtsschutzes, in Jeans und Turnschuhen nicht an der Geburtstagsfeier teilnehmen zu k&#246;nnen, findet so seine Erkl&#228;rung. Die Alltagskleidung der Kl&#228;gerin bestand eben tats&#228;chlich aus Jeans und Turnschuhen und nicht wie sonst &#252;blich aus weiteren Bekleidungsgegenst&#228;nden, die auch zu einer Geburtstagsfeier getragen werden k&#246;nnen. Das Erscheinen in Jeans und Turnschuhen zu einer festlich gehaltenen Geburtstagsfeier mit ansonsten festlich gekleideten G&#228;sten sieht selbst das Oberverwaltungsgericht in seinem Beschluss vom 21.&#160;September&#160;1987 &#160;17&#160;B&#160;2207/87&#160; als Regelversto&#223; an. Angesichts der damals glaubhaft gemachten Tatsachen ging der Senat jedoch davon aus, dass sich die Antragstellerin nicht in einer derartigen Situation (Erscheinen in Jeans und Turnschuhen) befunden h&#228;tte. Angesichts der zumindest nunmehr vorliegenden Erkenntnisse ist davon auszugehen, dass die Kl&#228;gerin in Jeans und Turnschuhen zu der Feier h&#228;tte gehen m&#252;ssen und somit das Gebot der R&#252;cksichtnahme gegen&#252;ber der Gastgeberin und den anderen G&#228;sten verletzt h&#228;tte. Die Geburtstagsfeier fand n&#228;mlich in einem festlichen Rahmen statt, an der &#252;berwiegend Personen der Altersgruppe zwischen 50 und 60 Jahren teilnahmen. Selbst wenn man der Annahme des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in seinem Beschluss vom 21.&#160;September&#160;1987 &#160;17&#160;B&#160;2207/87&#160; folgte, insbesondere j&#252;ngere G&#228;ste w&#252;rden dem Gesichtspunkt einer dem Anlass angemessenen Bekleidung wenig Bedeutung beimessen &#160;was jedoch angesichts gewandelter Lebensauffassung heute zweifelhaft ist&#160;, so ist diese Annahme doch f&#252;r den vorliegenden Fall ohne Belang. Denn es handelte sich nicht um eine Feier von jungen Leuten, sondern um eine Feier des 90.&#160;Geburtstages der Gro&#223;mutter der Kl&#228;gerin, zu der &#252;berwiegend &#228;ltere G&#228;ste erschienen waren, die erfahrungsgem&#228;&#223; Wert auf eine angemessene Festtagskleidung legen und durch deren Unverst&#228;ndnis die Kl&#228;gerin in eine sie zur&#252;cksetzende und entw&#252;rdigende Situation des Ausgegrenztseins geraten w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Umfangs des Anspruchs der Kl&#228;gerin auf Bewilligung von Beihilfe zur Beschaffung von Kleid und Schuhen unterliegt dieser jedoch der Einschr&#228;nkung, dass er nur soweit gegeben ist, als sich der geltend gemachte Bedarf in einem vertretbaren Umfang h&#228;lt. Auch der Begriff der Vertretbarkeit unterliegt als unbestimmter Rechtsbegriff der vollen gerichtlichen Nachpr&#252;fung. Ma&#223;gebend f&#252;r die Beurteilung der Frage, welcher Aufwand jeweils noch als vertretbar im Sinne des &#167;&#160;12 Abs.&#160;1 S.&#160;2 BSHG anzusehen ist, ist der Aufwand, den andere Personen aus dem Arbeitsentgelt unterer Lohngruppen bestreiten k&#246;nnen. So geht die Kammer mit dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen im angef&#252;hrten Beschluss (siehe oben) davon aus, dass das Gebot der R&#252;cksichtnahme nicht bereits immer dann verletzt ist, wenn sich ein Hilfesuchender mit seinen M&#246;glichkeiten in einem sozialen Umfeld zu bewegen hat, das von seinen wirtschaftlichen Voraussetzungen her einen bestimmten Standard im &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild der getragenen Bekleidung pflegen kann und der Hilfesuchende sich insoweit von den &#252;brigen Personen seines Umfeldes unterscheidet. Die Grenze des noch Hinnehmbaren wird vielmehr erst dann erreicht sein, wenn der Hilfesuchende in seinem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild auch gegen&#252;ber solchen Personen erkennbar abf&#228;llt, die die Deckung ihres Bedarfes aus dem Arbeitsentgelt unterer Lohngruppen zu bestreiten haben. Der vertretbare Aufwand im vorliegenden Fall umfasst deshalb nicht die Kosten des Kaufes festlicher Kleidung, sondern von Kleidung des normalen Alltagsgebrauchs, n&#228;mlich eines Kleides und von einem Paar Schuhen, wie die Kl&#228;gerin sie mit den ihr zur Verf&#252;gung gestellten 180,-&#160;DM angeschafft hat. Dass mit diesem Betrag keine festliche Kleidung und Schuhe angeschafft werden k&#246;nnen, versteht sich von selbst.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs. 1 VwGO; gem&#228;&#223; &#167;&#160;188 Satz&#160;2 VwGO werden Gerichtskosten nicht erhoben. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;167 VwGO, &#167;&#167;&#160;708 Nr.&#160;11, 711 Zivilprozessordnung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Berufung bedarf der Zulassung gem&#228;&#223; Artikel&#160;2 &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 Nr.&#160;1 des Gesetzes zur Entlastung der Gerichte in der Verwaltungs- und Finanzgerichtsbarkeit, weil der Wert des Beschwerdegegenstandes der Klage, die einen auf eine Geldleistung gerichteten Verwaltungsakt betrifft, nur einen Betrag von 180,-&#160;DM ausmacht und damit den erforderlichen Wert von 500,-&#160;DM nicht &#252;bersteigt. Die Berufung war nicht zuzulassen, weil weder die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung hat, noch das Urteil von einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts oder eines Oberverwaltungsgerichts abweicht (&#167;&#160;130 Abs.&#160;2 VwGO).</p>
315,340
olgham-1988-08-12-20-w-4288
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 42/88
"1988-08-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:08"
"2022-10-18T15:03:47"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0812.20W42.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Beschwerdewert wird auf 1.800,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nach &#167;127 Abs. 2 S. 2 ZPO zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet, weil das Landgericht die hinreichende Erfolgsaussicht der beabsichtigten Zahlungsklage (&#167;114 S. 1 ZPO) zu Recht verneint hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;2 Abs. 1 S. 2 der dem Versicherungsvertrag zugrundeliegenden Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Krankheitskosten- und Krankenhaustagegeldversicherung (Musterbedingungen des Verbandes der privaten Krankenversicherung; MBKK 76) wird f&#252;r Versicherungsf&#228;lle, die vor Beginn des Versicherungsschutzes eingetreten sind, nicht geleistet. Nach &#167;1 Abs. 2 S. 2 MBKK 76 beginnt der Versicherungsfall - das ist nach &#167;1 Abs. 2 S. 1 MBKK 76 die medizinisch notwendige Heilbehandlung - mit der Heilbehandlung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach gefestigter Rechtsprechung ist "Heilbehandlung" jegliche &#228;rztliche T&#228;tigkeit, die durch die betreffende Krankheit verursacht worden ist, sofern die Leistung des Arztes von ihrer Art her in den Rahmen der medizinisch notwendigen Krankenpflege f&#228;llt und auf die Heilung oder Linderung der Krankheit abzielt, mag auch dieses Endziel erst nach Unterbrechungen oder mit Hilfe weiterer &#196;rzte erreicht werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Heilbehandlung beginnt mit der ersten Inanspruchnahme einer solchen &#228;rztlichen T&#228;tigkeit (BGH Versicherungsrecht 78, 271, 272). Zur Behandlung einer Krankheit geh&#246;rt nicht nur die unmittelbare Heilt&#228;tigkeit, sondern auch schon die erste &#228;rztliche Untersuchung, die auf die Erkennung des Leidens abzielt, ohne R&#252;cksicht darauf, ob sofort oder erst nach weiteren Untersuchungen eine endg&#252;ltige und richtige Diagnose gestellt und mit den eigentlichen Heilma&#223;nahmen begonnen worden ist (BGH Versicherungsrecht 78, 362, 364). Diese Auslegung tr&#228;gt dem Umstand Rechnung, da&#223; es andernfalls dem Versicherungsnehmer m&#246;glich w&#228;re, zun&#228;chst eine &#228;rztliche Diagnose und Beratung &#252;ber m&#246;gliche Behandlungsformen einzuholen, sodann eine Krankenversicherung abzuschlie&#223;en bzw. eine bestehende Krankenversicherung zu erh&#246;ben und dann erst nach Ablauf der vertraglich vereinbarten Wartezeit die Heilbehandlung beginnen zu lassen, um den Versicherungsschutz in Anspruch nehmen zu k&#246;nnen (vgl. dazu BGH Versicherungsrecht 78, 271, 272, f&#252;r einen Fall zahn&#228;rztlicher Behandlung).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Um dem hiermit umschriebenen subjektiven Risiko zu begegnen, ist es auch gerechtfertigt, den Beginn einer <u>ambulanten</u> Behandlung als Beginn der (versicherten) Heilbehandlung anzusehen, wenn ausschlie&#223;lich die Kosten einer <u>station&#228;ren</u> Behandlung versichert sind (so Pr&#246;lss/Martin, Versicherungsvertragsgesetz 24. Aufl. 1988, &#167;1 MBKK Anm. 3; BGH Versicherungsrecht 78, 362, 364; OLG Hamm - Senat - Versicherungsrecht 88, 127; Bach/Moser, private Krankenversicherung, 1984, &#167;1 MBKK Rdnr. 59).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Versicherungsbeginn der von der Antragstellerin abgeschlossenen Zusatzversicherung f&#252;r station&#228;re Heilbehandlung und der Krankenhaustagegeldversicherung war unstreitig der 01.07.1984. Am 04.06.1984 hatte die Antragstellern jedoch bereits die Frauen&#228;rztin ... wegen starker Regelblutungen aufgesucht, eines Leidens, das sch&#246;n 1981/82 zu einem operativen Eingriff gef&#252;hrt hatte. Mit diesem Arztbesuch am 04.06.1984, also vor Versicherungsbeginn, begann die Heilbehandlung, die dann im Februar/M&#228;rz 1985 mit der station&#228;ren Behandlung und Operation fortgesetzt wurde, f&#252;r die die Antragstellerin Versicherungsschutz begehrt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach der schriftlichen Auskunft der Frauen&#228;rztin soll der Antragstellerin schon anl&#228;&#223;lich der Untersuchung vom 04.06.1984 eine Operation empfohlen worden sein, die allerdings noch nicht dringlich erschien. F&#252;r die Richtigkeit dieser Darstellung spricht der Umstand, da&#223; die Antragstellerin wenig sp&#228;ter, am 27.06.1984, den Antrag auf Abschlu&#223; der Zusatzversicherung und der Krankenhaustagegeldversicherung stellte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Darauf kommt es aber nicht einmal entscheidend an. Selbst wenn die Frauen&#228;rztin - wie die Antragstellerin behauptet - noch keine Operation empfohlen haben sollte, bliebe der Umstand, da&#223; die Antragstellerin sich am 04.06.1984 wegen der Beschwerden untersuchen lie&#223;, die sp&#228;ter station&#228;r und operativ behandelt wurden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin wird voraussichtlich keinen Erfolg mit ihrem Argument haben, die Behandlungsbed&#252;rfigkeit der am 04.06.1984 untersuchten Beschwerden sei zwischenzeitlich weggefallen; die Operation, die Anla&#223; f&#252;r die station&#228;re Behandlung war, habe andere Beschwerden zur Ursache gehabt. Nicht nur die Frauen&#228;rztin ... hat ausgef&#252;hrt, die Antragstellerin sei am 04.06.1984 "wegen der zur OP f&#252;hrenden Beschwerden" zur Untersuchung gekommen. Auch der Chefarzt ... hat diesen Ursachenzusammenhang best&#228;tigt. In seinem von der Antragstellerin vorgelegten und f&#252;r ihre Behauptung in Bezug genommenen Schreiben vom 05.11.1985 hei&#223;t es, die station&#228;re Behandlung sei wegen "rezidivierender Blutungsst&#246;rungen" erfolgt, die schon 1982 operativ behandelt worden seien und 1984 Anla&#223; zur Untersuchung durch Frau ... gegeben h&#228;tten. Die Operation sei durch die "in seitlichen Abst&#228;nden auftretenden therapieresistenten Regelst&#246;rungen" indiziert gewesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, da&#223; die von der Antragstellerin behauptete zwischenzeitliche Besserung der Beschwerden zum Krankheitsbild geh&#246;rt und nicht den Schlu&#223; auf eine neue Erkrankung Anfang 1985 zul&#228;&#223;t, die mit der von 1984 nicht in Zusammenhang st&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach dem Schreiben vom 05.11.1985 trifft es auch nicht zu, da&#223; - wie die Antragstellerin weiter behauptet - die Operation erst durch die festgestellte Geb&#228;rmuttervergr&#246;&#223;erung veranla&#223;t worden sei. Abgesehen davon, da&#223; auch diese Geb&#228;rmuttervergr&#246;&#223;erung nach der Darstellung in dem zitierten Schreiben bereits bei der Untersuchung 1984 festgestellt wurde, wird in dem Schreiben ausdr&#252;cklich festgestellt, sie habe die Operation nicht indiziert, weil die Vergr&#246;&#223;erung nur gering gewesen sei und keine Beschwerden verursacht habe.</p>
315,341
olgk-1988-08-12-4-wf-18188
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 181/88
"1988-08-12T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:09"
"2022-10-18T15:03:47"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0812.4WF181.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben, soweit dem Beklagten PKH versagt worden ist. Das Amtsgericht hat &#252;ber das PKH-Gesuch des Beklagten erneut zu entscheiden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde des Beklagten hat sachlich Erfolg. Da&#223; dem Beklagten PKH nicht mangels Erfolgsaussicht der beabsichtigten Rechtsverteidigung versagt werden kann, hat der Senat bereits in seinem Beschlu&#223; vom 22.03.1988 (4 WF 69/88) ausgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">An diese Feststellung ist das Amtsgericht hier gebunden; denn ma&#223;geblicher Zeitpunkt f&#252;r die Erkenntnisgrundlage der Erfolgspr&#252;fung ist die Entscheidungsreife des PKH-Antrages (vgl. Kalthoener/B&#252;ttner, Proze&#223;kostenhilfe und Beratungshilfe, NJW-Schriften</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">47, Rdnr. 525). Die Entscheidungsreife erfordert einen "bewilligungsreifen" Antrag (vgl. Kalthoener/B&#252;ttner, a.a.O., Rdnr. 535) und war seinerzeit bereits gegeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zwar lagen dem erkennenden Familienrichter die zur Antragsteilung erforderlichen Unterlagen &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Beklagten (&#167; 117 ZPO) nur im Parallelverfahren 45 F 315/87 AG Bonn vor und waren hier lediglich in</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bezug genommen. Ob eine derartige Bezugnahme auf andere Verfahrensakten des Gerichts generell zul&#228;ssig und ausreichend ist, konnte der Senat offenlassen. Immerhin spricht in F&#228;llen, in denen wie hier derselbe Richter zust&#228;ndig ist, vieles daf&#252;r.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Streitfalle hat jedoch der Familienrichter &#252;berdies selbst zu erkennen gegeben, da&#223; er diese Verfahrensweise als formgerechte Antragsteilung gelten lie&#223;; denn von dem Anerbieten des Beklagten unter dem 29.02.1988, die Unterlagen gegebenenfalls hier erneut vorzulegen, hat der Familienrichter - zun&#228;chst - keinen Gebrauch gemacht, unter dem 08.04.1988 schlie&#223;lich Vordruckeingabe nur deshalb (erneut) erbeten, weil die in Bezug genommenen Akten wegen eines Rechtsmittelverfahrens "hier nicht greifbar" waren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die von Zuf&#228;lligkeiten abh&#228;ngige gerichtsinterne Aktenversendung hat hingegen keinen Einflu&#223; auf die Qualifikation eines einmal gestellten Antrages; ein bisher formgerechter PKH-Antrag wird hierdurch nicht zum unvollst&#228;ndigen. Insbesondere der Zweck der</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;kostenhilfe, das sozialstaatliehe Gebot der Gleichstellung wirtschaftlich Starker und Schwacher im Rechtsschutzbereich zu verwirklichen, verbietet eine solch formalistische Betrachtungsweise.Das Amtsgericht h&#228;tte sich die Entscheidungsgrundlage ohne</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">weiteres durch R&#252;ckforderung des PKH-Heftes im Parallelverfahren f&#252;r nur einen Tag schaffen und so &#252;ber den PKH-Antrag des Beklagten bereits seinerzeit befinden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da es zur Hilfsbed&#252;rftigkeit des Beklagten, insbesondere zu einer etwaigen Ratenpflicht, Feststellungen bislang noch nicht getroffen hat, war dem Amtsgericht insoweit die weitere Entscheidung vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: DM 2.000,00.</p>
315,342
olgham-1988-08-11-4-ss-71688
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ss 716/88
"1988-08-11T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:11"
"2022-10-18T15:03:47"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1988:0811.4SS716.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Urteil wird mit den zugrundeliegenden Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Revision - an eine andere gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts Paderborn zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte ist durch Urteil des Sch&#246;ffengerichts Paderborn vom 2. Oktober 1987 vom Vorwurf der fahrl&#228;ssigen T&#246;tung freigesprochen worden. Durch das angefochtene Urteil hat die 2. gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts Paderborn den Angeklagten auf die Berufung der Staatsanwaltschaft wegen fahrl&#228;ssiger T&#246;tung zu einer Geldstrafe von 40 Tagess&#228;tzen zu je 70,00 DM verurteilt und zum Tathergang im wesentlichen folgende Feststellungen getroffen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte war als Sicherheitsfachkraft der in ... t&#228;tig. Am 5. April 1985 kam es in der Halle 19 der ... zu einem Betriebsunfall, als der f&#252;r einen Subunternehmer t&#228;tige Zeuge ... trotz unzureichender Sichtm&#246;glichkeiten mit einem Schlacketransporter r&#252;ckw&#228;rts in die Werkshalle fuhr und dabei gegen einen quer zu seiner Fahrtrichtung stehenden Eisenbahnwaggon stie&#223;. Der an diesem Waggon mit dem Einh&#228;ngen von Schrottk&#246;rben besch&#228;ftigte Arbeiter ... wurde von dem Schlacketransporter erfa&#223;t und erlitt t&#246;dliche Verletzungen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Revision des Angeklagten hat schon mit der in zul&#228;ssiger Weise begr&#252;ndeten Verfahrensr&#252;ge der Verletzung des &#167; 338 Nr. 5 StPO (vorl&#228;ufigen) Erfolg, so da&#223; es eines Eingehens auf die weiteren Verfahrensr&#252;gen und auf die Sachr&#252;ge nicht bedarf. Die Revision beanstandet zu Recht, da&#223; die Berufungshauptverhandlung in wesentlichen Teilen ohne die Anwesenheit des Verteidigers stattgefunden hat, obwohl ein Fall der notwendigen Verteidigung nach &#167; 140 Abs. 2 StPO vorlag. Ausweislich des Hauptverhandlungsprotokolls erschien der Wahlverteidiger des Angeklagten in der Berufungshauptverhandlung erst nach dem Vortrag des Berichterstatters, der Verlesung der Urteilsformel des Urteils 1. Instanz, der Vernehmung des Angeklagten zur Person und seiner Erkl&#228;rung, er sei ohne seinen Anwalt zur &#196;u&#223;erung in der Sache nicht bereit. Die Er&#246;rterung von Verfahrensvorg&#228;ngen kann aber ebenso wie die Vernehmung des Angeklagten zur Person und zur Sache Einflu&#223; auf die &#220;berzeugungsbildung der Richter nehmen, so da&#223; es sich bei diesen Verfahrensabschnitten um wesentliche Teile der Berufungshauptverhandlung handelt (vgl. Kleinknecht/Meyer, Strafproze&#223;ordnung, 38. Aufl., &#167; 338 Rdn. 37 m.w.N.; KMR, Komm, zur Strafproze&#223;ordnung, 3. Erg&#228;nzungslieferung 1987, &#167; 338 Rdn. 55).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Abwesenheit des Wahlverteidigers begr&#252;ndet auch die Revision, da wegen der Schwierigkeit der Sach- und Rechtslage die Voraussetzungen des &#167; 140 Abs. 2 StPO gegeben sind; die Mitwirkung eines Verteidigers war daher gesetzlich vorgeschrieben im Sinne des unbedingten Revisionsgrundes des &#167; 338 Nr. 5 StPO. Hier ist zun&#228;chst schon zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; in 2. Instanz auf die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen ein freisprechendes Urteil verhandelt wurde (dazu: KK, StPO, 2. Aufl.; &#167; 140, Rdn. 23; Kleinknecht, a.a.O., &#167; 140, Rdn. 26; OLG Bremen NJW 1957, 151; LG Bonn StrafVert. 1986, 246). Dar&#252;ber hinaus sind im gegebenen Fall bei einer Schuldfeststellung haftungsrechtliche Konsequenzen erheblichen Umfanges bei Regre&#223;anspr&#252;chen der Berufsgenossenschaft nicht auszuschlie&#223;en. Die Urteilsfeststellungen belegen dar&#252;ber hinaus auch, da&#223; in der Berufungshauptverhandlung vor allem im Hinblick auf die Frage der Garantenstellung des Angeklagten rechtlich schwierige Probleme des Arbeitsschutzes unter Ber&#252;cksichtigung der Bestimmungen des Arbeitssicherheitsgesetzes und der einschl&#228;gigen Unfallverh&#252;tungsvorschriften zu kl&#228;ren waren. Die Gesamtw&#252;rdigung der Sach- und Rechtslage ergibt daher hier, da&#223; die Mitwirkung eines Verteidigers geboten war. Da eine Heilung des Verfahrensmangels nicht erfolgt ist, war die Sache unter Aufhebung des angefochtenen Urteils zur neuen Verhandlung und Entscheidung an eine andere gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts Paderborn zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die erneute Hauptverhandlung weist der Senat vorsorglich auf folgendes hin:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auf Grund der bisherigen Urteilsfeststellungen kann die erforderliche Kausalit&#228;t zwischen dem unterlassenen Einschreiten des Angeklagten und dem eingetretenen Erfolg nicht zweifelsfrei bejaht werden. Dem Angeklagten wird lediglich zur Last gelegt, da&#223; er die bereits seit Jahrzehnten ge&#252;bte Praxis beim Zur&#252;cksetzen der Schlacketransporter ohne Einsatz eines Einweisers bei der Betriebsleitung h&#228;tte beanstanden m&#252;ssen. Es fehlen jedoch ausreichende Feststellungen dazu, da&#223; bei einem entsprechenden Vorgehen durch die Firmenleitung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der generelle Einsatz eines Einweisers - wie seit dem Unfalltag praktiziert - angeordnet worden w&#228;re. Nach der Aussage des Zeugen ... hatte es in der Vergangenheit zwar bei <u>begr&#252;ndeten</u> Sicherheitsbedenken nie <u>wesentliche</u> Probleme mit der Umsetzung der von der Sicherheitsabteilung gemachten Verbesserungsvorschl&#228;ge gegeben. Die vorliegende "Normalsituation" sei aus seiner Sicht aber nicht besonders gefahrentr&#228;chtig gewesen, weil es in der Halle hell gewesen sei und sich in dem befahrenen Bereich keine Arbeitspl&#228;tze befunden h&#228;tten. (Seite 17 der Urteilsgr&#252;nde). Auch die in der Hauptverhandlung vernommenen Betriebsangeh&#246;rigen hatten die "Normalsituation" nicht als sonderlich gef&#228;hrlich erkannt. Es erscheint danach zweifelhaft, ob die von der Betriebsleitung nach dem Unfall getroffenen organisatorischen Ma&#223;nahmen auch bei einer zuvor erfolgten Beanstandung des Angeklagten bereits ergriffen worden w&#228;ren. Dies wird in der neuen Hauptverhandlung insbesondere durch die Vernehmung der Zeugen ... und ... aufzukl&#228;ren sein.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen lassen die Urteilsgr&#252;nde nicht erkennen, da&#223; die Strafkammer die Milderungsm&#246;glichkeit der &#167;&#167; 13 Abs. 2, 49 StGB bei der Strafzumessung ber&#252;cksichtigt hat bzw. sich dieser Milderungsm&#246;glichkeit bewu&#223;t war.</p>
315,343
lg-aachen-1988-08-10-7-s-16588
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 165/88
"1988-08-10T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:12"
"2022-10-18T15:03:48"
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1988:0810.7S165.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 19. Februar 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Aachen 11 C 361/87 wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig; sie ist an sich statthaft sowie frist- und formgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. Sie hat jedoch in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger stehen aus dem Unfallereignis vom 22.03.1987 keine Anspr&#252;che gegen die Beklagten zu. Dabei kann dahinstehen, wie der Hergang des Unfalles im einzelnen war, insbesondere ob die Beklagte zu 1) mit ihrem Fahrzeug bereits einige Zeit vorher, und wenn ja wielange, auf der in ihrer Fahrtrichtung gesehenen linken Fahrbahnh&#228;lfte gefahren ist und ob es zu einem sogenannten seitlich versetzten Frontalzusammensto&#223; oder einem seitlichen, mehr streifenden Zusammensto&#223; gekommen ist. Jedenfalls war der Kl&#228;ger nach &#167; 10 StVO verpflichtet, alles zu tun, um die Gef&#228;hrdung anderer Verkehrsteilnehmer, wie der Beklagten zu 1), zu vermeiden. Bei der nach &#167; 17 Abs. 1 StVG erforderlichen Abw&#228;gung tritt ein eventuell der Beklagten zu 1) anzulastender Verkehrsversto&#223; ebenso v&#246;llig zur&#252;ck, wie die Betriebsgefahr des Fahrzeuges der Beklagten zu 1). </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers ist &#167; 9 Abs. 5 StVO zu Lasten der Beklagten zu 1) vorliegend nicht mit der Folge anwendbar, da&#223; die Betriebsgefahr der am Verkehrsunfall beteiligten Fahrzeuge gleichgewichtig w&#228;re. Zwar ergreift &#167; 9 Abs. 5 StVO seinem Wortlaut nach, wonach sich der in ein Grundst&#252;ck abbiegende Fahrzeugf&#252;hrer so zu verhalten hat, da&#223; eine Gef&#228;hrdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist, auch den vorliegenden Fall. Nach ihrem Sinn und Zweck ist die Norm jedoch nicht in der vorliegenden besonderen Fallkonstellation anwendbar. Soweit ersichtlich ist die vorliegende Konstellation, da&#223; ein aus einem Grundst&#252;ck ausfahrendes Kraftfahrzeug mit einem in das gleiche Grundst&#252;ck einfahrenden Kraftfahrzeug kollidiert, in der Rechtsprechung noch nicht entscheiden worden und wird auch in der Literatur nicht behandelt. Vielmehr sind Gegenstand von ver&#246;ffentlichten Entscheidungen wie auch von Er&#246;rterungen in der Literatur diejenigen F&#228;lle, in denen ein aus einem Grundst&#252;ck ausfahrender bzw. in ein Grundst&#252;ck abbiegender Kraftfahrzeugf&#252;hrer mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, der am flie&#223;enden Stra&#223;enverkehr teilnimmt, kollidiert. Soweit in Rechtsprechung und Literatur &#196;u&#223;erungen zu finden sind, wonach &#167; 9 Abs. 5 StVO nur bei Kollisionen mit durchgehendem bzw. flie&#223;endem Verkehr gilt (vgl. OLG Saarbr&#252;cken, VM 1978, 95, 96; OLG Frankfurt, VM 1979, 86; Jagusch-Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 29. Auflage 1987, &#167; 9 StVO Rdnr. 44, 52), sind diese Ausf&#252;hrungen nicht tragend, weil keine dem vorliegenden Fall vergleichbare Konstellation entschieden worden ist. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kammer ist jedoch mit dem Amtsgericht der Ansicht, da&#223; &#167; 9 Abs. 5 StVO in der vorliegenden Fallkonstellation nicht anwendbar ist. Wenn der Verordnungsgeber in &#167; 9 Abs. 5, 10 StVO in bestimmten Situationen von einem Kraftfahrzeugf&#252;hrer verlangt, da&#223; er sich so verhalte, da&#223; eine Gef&#228;hrdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist, so tr&#228;gt er damit dem allseits bekannten Umstand Rechnung, da&#223; die meisten Verkehrsunf&#228;lle nicht im flie&#223;enden Verkehr geschehen, sondern in anderen Situationen, in denen ein Verkehrsteilnehmer den flie&#223;enden Verkehr der anderen Verkehrsteilnehmer unterbricht. Deshalb legt der Verordnungsgeber sowohl dem in ein Grundst&#252;ck abbiegenden wie dem wendenden und r&#252;ckw&#228;rtsfahrenden als auch dem in eine Fahrbahn ein- bzw. vom Fahrbahnrand anfahrenden Fahrzeugf&#252;hrer die besonderen Sorgfaltspflichten auf. Diesem Sinn und Zweck entsprechend gilt &#167; 9 Abs. 5 StVO daher nicht, wenn diese typische Gefahrenlage, da&#223; ein Verkehrsteilnemer den Verkehrsflu&#223; der anderen unterbricht, nicht vorliegt. Demgem&#228;&#223; ist bereits entschieden worden, da&#223; &#167; 9 Abs. 5 StVO jedenfalls nur eingeschr&#228;nkt auf &#246;ffentlichen Parkpl&#228;tzen gilt, weil dort ohnehin regelm&#228;&#223;ig mit geringeren Geschwindigkeiten gefahren wird (vgl. OLG Frankfurt a.a.O.). Dagegen obliegt die besondere Sorgfaltspflicht des &#167; 9 Abs. 5&#160; StVO dem in ein Grundst&#252;ck Abbiegenden nicht gegen&#252;ber solchen Fahrzeugf&#252;hrern, die selbst nicht Teilnehmer am flie&#223;enden Stra&#223;enverkehr sind, wie vorliegend der Kl&#228;ger. Die typische Gef&#228;hrdung, der &#167; 9 Abs. 5 StVO Rechnung tr&#228;gt, bestand nur im Verh&#228;ltnis zu den die P1 Stra&#223;e befahrenden anderen Kraftfahrzeugen, nicht jedoch im Verh&#228;ltnis zum kl&#228;gerischen Fahrzeug. Demgegen&#252;ber f&#228;llt dem Kl&#228;ger, was er selbst auch nicht in Abrede stellt, eine Versto&#223; gegen &#167; 10 StVO zur Last. F&#252;r ihn war die Beklagte zu 1) eine Teilnehmerin am flie&#223;enden Stra&#223;enverkehr. Er hatte ihr das Vorrecht zu gew&#228;hren und darauf zu achten, da&#223; sie nicht gef&#228;hrdet werden konnte. Die ihm insoweit obliegende gesteigerte Sorgfaltspflicht hat er nicht gen&#252;gt, indem er nach seinem eigenen Vortrag sich nur nach links umgeschaut hat und dann in die P1 Stra&#223;e eingebogen ist. Dar&#252;berhinaus ist der Kl&#228;ger, wie die Zeugen T und P2 &#252;bereinstimmend bekundet haben, mit erheblicher Geschwindigkeit aus dem Tankstellenbereich auf die P1 Stra&#223;e eingebogen, was der Kl&#228;ger ebenfalls nicht in Abrede gestellt hat. Infolgedessen trifft den Kl&#228;ger ein erheblicher Verschuldensvorwurf, hinter dem ein etwaiger Verkehrsversto&#223; der Beklagten zu 1) zur&#252;cktreten mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Berufungsstreitwert</u></strong>:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 862,-- DM</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">T2&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; D</p>
315,344
olgk-1988-07-25-25-wf-14988
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 WF 149/88
"1988-07-25T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:13"
"2022-10-18T15:03:48"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1988:0725.25WF149.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Kl&#228;gerin gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - Leverkusen vom 13. Juni 1988 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I .</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind getrennt lebende Eheleute. Ihre beiden Kinder, die am 22. Januar 1975 geborene T. I. und der am 15. Oktober 1977 geborene U. I., leben bei der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zahlt seit l&#228;ngerem Unterhalt f&#252;r die beiden Kinder, bis einschlie&#223;lich August 1987 in H&#246;he von 300,-- DM monatlich, seit September 1987 in H&#246;he von 200,-- DM monatlich je Kind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Anfang September 1987 hat die Kl&#228;gerin eine Stufenklage erhoben mit den Antr&#228;gen, den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">a) ihr Auskunft &#252;ber sein Einkommen zu erteilen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">b) die Richtigkeit seiner Auskunft an Eides Statt zu versichern,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">c) an sie einen noch zu beziffernden Ehegatten- und Kindesunterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Vers&#228;umnisurteil vom 28. Oktober 1987 hat das Familiengericht dem Antrag zu a) stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Beklagte die Auskunft &#252;ber sein Einkommen erteilt hatte, hat die Kl&#228;gerin ihren Zahlungsantrag beziffert, und zwar f&#252;r die Tochter T. auf 375,-- DM monatlich, f&#252;r den Sohn U. auf 315,-- DM monatlich, jeweils abz&#252;glich 37,50 DM monatlich anteiliges Kindergeld. Ehegattenunterhalt hat sie nicht weiter geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entsprechend einem Vorschlag des Familiengerichtes haben die Parteien am 22. Juni 1988 einen Vergleich geschlossen, durch welchen der Beklagte sich verpflichtet hat, f&#252;r die Zeit ab September 1987 f&#252;r die Tochter T. &#252;ber freiwillig gezahlte 200,--<i> </i>DM monatlich hinaus weitere 107,50 DM monatlich und f&#252;r den Sohn U. &#252;ber freiwillig gezahlte</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">200,-- DM monatlich hinaus weitere 52,50 DM monatlich zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Von Anbeginn des Verfahrens an hatte die Kl&#228;gerin um die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe gebeten. Noch vor dem Erla&#223; seines Vers&#228;umnisurteiles vom 28. Oktober 1987, n&#228;mlich mit Beschlu&#223; vom 9. Oktober 1987, hat das Familiengericht diesem Antrag stattgegeben, jedoch "vorerst bis zu einem Streitwert von 1.000,-- DM". Mit Beschlu&#223; vom 13. Juni 1988 hat das Familiengericht die der Kl&#228;gerin bereits bewilligte Proze&#223;kostenhilfe auf einen Streitwert von 1.920,-- DM ausgedehnt, n&#228;mlich 12 mal (106,50 DM + 52,50 DM); das weitergehende Proze&#223;kostenhilfegesuch hat es zur&#252;ckgewiesen mit</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">der Begr&#252;ndung, soweit die Kl&#228;gerin bei der Bezifferung ihrer Antr&#228;ge nicht die tats&#228;chlichen Unterhaltszahlungen des Beklagten ber&#252;cksichtigt habe, sei ihr Klagebegehren mutwillig, so da&#223; insoweit Proze&#223;kostenhilfe zu versagen sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat die Kl&#228;gerin Beschwerde eingelegt mit dem Ziel der Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r ihre Zahlungsantr&#228;ge in voller H&#246;he. Zur Begr&#252;ndung bringt sie u.a. vor, sie habe nicht mutwillig gehandelt, weil "der Beklagte beliebig</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Verrechnungen nach seinen besonderen W&#252;nschen mit anderweitigen Forderungen vorgenommen" habe, und der Beklagte sei bereits au&#223;ergerichtlich aufgefordert</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">worden, eine kostenfreie Titulierung des freiwillig gezahlten Unterhalts gem&#228;&#223; &#167; 49 JWG</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">vorzunehmen, dies habe er aber regelm&#228;&#223;ig abgelehnt, zuletzt in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 22. Juni 1988. Die Sitzungsniederschrift &#252;ber diese m&#252;ndliche Verhandlung, in deren Verlauf die Parteien den erw&#228;hnten Proze&#223;vergleich geschlossen haben, weist aus, da&#223; die Kl&#228;gerin den Beklagten nach dem Abschlu&#223; des Vergleiches aufgefordert hat, zugunsten der Kinder eine kostenfreie Verpflichtungserkl&#228;rung nach &#167; 49 JWG bez&#252;glich der freiwilligen Zahlungen abzugeben, der Beklagte dies aber abgelehnt hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat der Beschwerde nicht abgeholfen und dies in seinem Beschlu&#223; vom 28. Juni 1988 im einzelnen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat sich mit Recht darauf beschr&#228;nkt, der Kl&#228;gerin Proze&#223;kostenhilfe nur f&#252;r den Teil ihres Zahlungsantrages zu gew&#228;hren, welcher die freiwilligen Leistungen des Beklagten &#220;bersteigt. Soweit die Kl&#228;gerin auch diese Leistungen in ihren</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Klageantrag aufgenommen hat, erscheint ihre Rechtsverfolgung in der Tat mutwillig im Sinne von &#167; 114 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">(FamRZ 1987, 1280)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">hat ausgesprochen, da&#223; es in der Regel nicht mutwillig sei, einen freiwillig gezahlten Teilbetrag miteinzuklagen, wenn der dar&#252;ber hinausgehende Unterhaltsanspruch streitig sei. Zur Begr&#252;ndung hierf&#252;r f&#252;hrt das OLG D&#252;sseldorf aus, da&#223; ein Titel, durch welchen der Unterhaltsschuldner nur zur Zahlung des Differenzbetrages &#252;ber den freiwillig gezahlten Teilbetrag hinaus verurteilt werde, keine Rechtskraftwirkung f&#252;r den Gesamtunterhalt oder f&#252;r die umstrittene Unterhaltsspitze entfalte; er sei auch f&#252;r die Vollstreckung nicht brauchbar, da der Unterhaltsschuldner die Zahlung des freiwillig geleisteten</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Teilbetrages einstellen k&#246;nnte und dann nur eine Vollstreckung in H&#246;he der Differenz m&#246;glich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#196;hnliche Erw&#228;gungen finden sich bei der Er&#246;rterung der Frage, ob ein Schuldner, der einen Teil der ihm obliegenden Leistung freiwillig erbringt, im Sinne von &#167; 93 ZPO Veranlassung zur Klage gegeben hat. In diesem Zusammenhang f&#252;hrt z.B. das OLG K&#246;ln</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">(FamRZ 1986, 827)#</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">weiter ins Feld, da&#223; der Unterhaltsschuldner gem&#228;&#223; &#167; 266 BGB zu Teilleistungen nicht berechtigt sei und da&#223; der Unterhaltsgl&#228;ubiger bei nur teilweiser Titulierung seines Anspruches im Falle einer Ab&#228;nderungsklage nach &#167; 323 ZPO mit Schwierigkeiten rechnen m&#252;sse</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">(vgl. hierzu auch z.B. OLG Stuttgart NJW 1978, 112; OLG Hamburg, FamRZ 1981, 583).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Da Mutwillen im Sinne von &#167; 114 Satz 1 ZPO wohl u.a. auch anzunehmen ist, wenn der Beklagte im Sinne von &#167; 93 ZPO keine Veranlassung zur Klageerhebung gegeben hat</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">(vgl. z.B. Stein-Jonas-Leipold, ZPQ, Rz. 33 zu &#167; 114),</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">ist es nicht unrichtig, die in dem dortigen Zusammenhang angestellten &#220;berlegungen auch in die Erw&#228;gungen zu der hier in Rede stehenden Fragestellung miteinzubeziehen</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(so z.B. KG FamRZ 1988, 518).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat schlie&#223;t sich der Auffassung des Familiengerichtes an, welches das Vorgehen der Kl&#228;gerin bei der hier gegebenen Sachlage als mutwillig angesehen hat. Sie entspricht der ratio legis und den Besonderheiten des Rechtes der Proze&#223;kostenhilfe.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Diese soll sicherstellen, da&#223; der Weg zu den Gerichten jedermann er&#246;ffnet bleibt, auch demjenigen, der die entstehenden Kosten nicht oder nur in begrenztem Umfang aufzubringen vermag. "Zweck der Proze&#223;kostenhilfe ist die Verwirklichung des sozialstaatlichen Gebots einer Gleichstellung wirtschaftlich starker und schwacher im Rechtsschutzbereich, soziale Hilfe im Bereich der Rechtspflege, staatliche Daseinsf&#252;rsorge"</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">(Kalthoener-B&#252;ttner, Proze&#223;kostenhilfe und Beratungshilfe, Rz. 1 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Andererseits kann der Gesetzgeber aber nicht so weit gehen, &#246;ffentliche Mittel bereitzustellen f&#252;r Vorhaben, die verst&#228;ndigerweise nicht notwendig, die &#252;berfl&#252;ssig oder gar sinnlos erscheinen. Dementsprechend geben &#167;&#167; 114 ff. ZPO einem hilfsbed&#252;rftigen</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">B&#252;rger auf der einen Seite die Gewahr, falls erforderlich, auch ohne den Einsatz eigener finanzieller Mittel die Gerichte anrufen zu k&#246;nnen, errichten auf der anderen Seite aber die Schranken der hinreichenden Erfolgsaussicht der Rechtsverfolgung oder -verteidigung und der Mutwilligkeit. In diesem wie in jenem Falle bedarf der finanziell</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Schwache der staatlichen F&#252;rsorge nicht, w&#228;re es nicht gerechtfertigt, &#246;ffentliche Mittel auszugeben.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund wird deutlich, da&#223; es hier nicht darauf ankommen kann, ob der Schuldner zu Teilleistungen berechtigt ist oder nicht. Zweck von &#167; 266 BGB ist es, worauf das KG</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">(a.a.O.)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">zutreffend hinweist, Bel&#228;stigungen des Gl&#228;ubigers durch mehrfache Teilleistungen des Schuldners zu vermeiden. Diese Zielrichtung geht aber ins Leere, wenn der Gl&#228;ubiger, wie im hiesigen Rechtsstreit die Kl&#228;gerin, die Teilleistungen fortlaufend entgegengenommen und nicht etwa mit der Begr&#252;ndung, zur Annahme solcher Teilleistungen sei sie nicht verpflichtet, zur&#252;ckgewiesen hat. Derartige materiell-rechtliche Erw&#228;gungen entsprechen indes Denkkategorien, welche hier nicht am Platze sind. Entscheidend ist nicht, ob. der Schuldner zu diesem oder jenem berechtigt ist, sondern nur, ob Anla&#223; besteht, an der Fortdauer seiner Leistungen zu zweifeln und daher - vorsorglich - einen Titel zu erwirken, die Rechtsverfolgung durch Inanspruchnahme des Gerichtes also verst&#228;ndigerweise zur Sicherung des zuk&#252;nftigen Unterhaltes geboten erscheint. Ist das nicht der Fall, dann besteht kein Grund, vor Gericht zu ziehen, besteht keine Notwendigkeit, durch Bereitstellung &#246;ffentlicher Mittel Hilfe zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">So aber liegen die Dinge hier. Abgesehen davon, da&#223; die Kl&#228;gerin erstmals in ihrer Beschwerdeschrift vorgetragen hat, der Beklagte habe willk&#252;rlich Verrechnungen vorgenommen und trotz au&#223;ergerichtlicher Aufforderung keine Verpflichtungserkl&#228;rung nach &#167; 49 JWG abgeben wollen - hierauf wird noch zur&#252;ckzukommen sein - hat der Beklagte unstreitig fortlaufend Kindesunterhalt gezahlt. Da&#223; er zu diesbez&#252;glichen Leistungen nicht mehr bereit sei, seine Zahlungen also einstellen werde, hat er weder je erkl&#228;rt noch sonstwie zu erkennen gegeben. Er hat den Unterhalt lediglich von 300,-- DM auf 200,-- DM je Monat und Kind vermindert, augenscheinlich im Zusammenhang mit dem Verlust seines fr&#252;heren Arbeitsplatzes. Zu der Vermutung, er wolle seine Unterhaltszahlungen ganz einstellen, hat er aber keinerlei Anla&#223; gegeben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">&#196;hnliche Erw&#228;gungen gelten gegen&#252;ber der Bef&#252;rchtung, der Gl&#228;ubiger k&#246;nne, so er nur einen Titel &#252;ber den nicht freiwillig gezahlten Teil seines Unterhaltes erlange, Nachteile erleiden im Falle einer Zwangsvollstreckung, wegen der begrenzten Rechtskraft und im Falle einer Ab&#228;nderungsklage nach &#167; 323 ZPO. Diese &#220;berlegungen liegen auf einer anderen Ebene als die Argumentation mit materiell-rechtlichen Gesichtspunkten. Hier geht es um die Abw&#228;gung zwischen den h&#246;heren Kosten, welche bei der Klage auf die volle Leistung entstehen, einerseits und etwaigen zuk&#252;nftigen Risiken andererseits. Sind diese Risiken so hoch, da&#223; sie den h&#246;heren Kostenaufwand rechtfertigen, die Hilfsbed&#252;rftigkeit des finanziell nicht oder nur begrenzt leistungsf&#228;higen B&#252;rgers ausl&#246;sen und so den Einsatz &#246;ffentlicher Mittel erforderlich machen?</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">In Hinsicht auf eine m&#246;gliche Zwangsvollstreckung ist das sicher nicht der Fall. Theoretisch l&#228;&#223;t sich freilich nicht ausschlie&#223;en, da&#223; der Beklagte seine bisherigen Zahlungen eines Tages ganz oder teilweise einstellen und die Kl&#228;gerin zur Zwangsvollstreckung</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Veranlassen werde. Dies ist jedoch unwahrscheinlich. Abgesehen davon, da&#223; er in der Vergangenheit regelm&#228;&#223;ig gezahlt hat, wird der Beklagte, sofern nicht eine wesentliche &#196;nderung der beim Abschlu&#223; des Proze&#223;vergleiches gegebenen Verh&#228;ltnisse eintritt, kaum so t&#246;richt sein, sich selbst sehenden Auges in Schwierigkeiten zu bringen, sich selbst mit Kosten zu belasten. Im Rahmen ihres Proze&#223;vergleiches haben die Parteien materiell -rechtlich eine Unterhaltsvereinbarung getroffen und sich auf 307,50 DM monatlich f&#252;r T. und 252,50 DM monatlich f&#252;r U. geeinigt. Hierbei haben sie einen Vorschlag des Familiengerichtes aufgenommen, den dieses zuvor schriftlich erl&#228;utert und zu dessen Begr&#252;ndung es dargelegt hatte, da&#223; die S&#228;tze der zweiten Einkommensgruppe der sogen. D&#252;sseldorfer Tabelle anzuwenden seien, nicht, wie von der Kl&#228;gerin begehrt, diejenigen der dritten Einkommensgruppe. Das Nachgeben der Kl&#228;gerin beim Abschlu&#223; des Proze&#223;vergleiches liegt nicht nur in der Erm&#228;&#223;igung ihrer Forderung, sondern auch in dem Verzicht auf die Titulierung der freiwillig gezahlten Teilbetr&#228;ge - eine Vorgehensweise, welche die Verpflichtung des Beklagten zur Zahlung des Unterhaltes in H&#246;he der vollen vereinbarten Betr&#228;ge unber&#252;hrt l&#228;&#223;t. W&#252;rde der Beklagte k&#252;nftig also etwa nur noch 107,50 DM monatlich und 52,50 DM monatlich zahlen, und so dem Versuch einer Zwangsvollstreckung den Boden entziehen, so w&#228;re sicher, da&#223; er umgehend mit einem neuen Rechtsstreit zur Titulierung der bisher freiwillig geleisteten Teilzahlungen &#252;berzogen w&#252;rde, in dem zu obsiegen er wegen der Unterhaltsvereinbarung keine Chance, er aber wohl alle Kosten zu tragen h&#228;tte - in etwa gleichbleibende</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">wirtschaftliche Verh&#228;ltnisse vorausgesetzt. Notfalls k&#246;nnte die Kl&#228;gerin, um die Fortzahlung der bisher freiwilligen Leistungen sicherzustellen, eine einstweilige Verf&#252;gung</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">erwirken.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Gesichtspunkt der beschr&#228;nkten Rechtskraft kann vorliegend keine Rolle spielen, weil der Proze&#223;vergleich keiner Rechtskraft f&#228;hig ist. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Gegen das Vorgesagte l&#228;&#223;t sich freilich einwenden, die Betrachtung stelle auf einen unrichtigen Zeitpunkt ab, weil der Proze&#223;vergleich zeitlich nach dem Proze&#223;kostenhilfeantrag der Kl&#228;gerin abgeschlossen worden sei. Ma&#223;gebend sei aber, so lie&#223;e sich anf&#252;hren, der Zeitpunkt der Antragstellung; zu dieser Zeit jedoch habe die Kl&#228;gerin ein Urteil</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">erstrebt, den Abschlu&#223; eines Proze&#223;vergleiches noch nicht vorhersehen k&#246;nnen. Dies &#228;ndert indes am Ergebnis nichts. Ein Urteil, welches eine Unterhaltsrente &#252;ber einen freiwillig gezahlten Teilbetrag hinaus zuspricht, entscheidet nur &#252;ber eine Teilklage und stellt nicht rechtskr&#228;ftig fest, da&#223; der zugrunde liegende Unterhaltsanspruch im Umfang der freiwilligen Zahlung bestehe; f&#252;r Mehrforderungen des Unterhaltsgl&#228;ubigers ist in</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">einem solchen Fall nicht die Ab&#228;nderungsklage, sondern die Nachforderungsklage gegeben</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">(BGH FamRZ 1985, 371 = NJW 1985, 1340).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet, da&#223; es dem Unterhaltsgl&#228;ubiger, falls die freiwilligen Zahlungen des Unterhaltsschuldners eines Tages ausbleiben sollten, offen steht, diesen Teilbetrag erneut einzuklagen, ohne da&#223; eine Bindung an die vorangegangene Entscheidung best&#252;nde. Erweist sich in diesem neuen Rechtsstreit, da&#223; ein Unterhaltsanspruch tats&#228;chlich in H&#246;he des bisher freiwillig gezahlten Teilbetrages und des bereits zuerkannten "Spitzenbetrages" besteht, dann wird der Unterhaltsgl&#228;ubiger genauso obsiegen, wie es in dem vorangegangenen Rechtsstreit der Fall gewesen w&#228;re, w&#228;re dort auch schon der freiwillig gezahlte Teil des Unterhaltes Streitgegenstand gewesen. Ergibt sich hingegen, da&#223; der Unterhaltsanspruch in Wahrheit niedriger ist als die Summe des bisher freiwillig gezahlten Teiles und des bereits titulierten Teiles, dann war es f&#252;r den Unterhaltsgl&#228;ubiger vorteilhaft, seinerzeit nur den &#252;ber die freiwilligen Zahlungen hinausgehenden Teil eingeklagt zu haben. In dem neuen Rechtsstreit wird er zwar ganz oder teilweise unterliegen, die in der Vergangenheit freiwillig geleisteten Zahlungen aber hat er tats&#228;chlich bekommen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Irgendwelche Schwierigkeiten im Falle einer Ab&#228;nderungsklage hat der Unterhaltsgl&#228;ubiger, vorliegend die Kl&#228;gerin, schlie&#223;lich ebenfalls nicht zu bef&#252;rchten. Wie bereits ausgef&#252;hrt, kommt bei einer Fallgestaltung der hier in Rede stehenden Art f&#252;r ihn ohnehin nicht eine Klage nach &#167; 323 ZPO, sondern eine Nachforderungsklage in Betracht. Wie</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">die Situation sich aus der Sicht des Unterhaltsschuldners, hier des Beklagten, darstellt,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">(vgl. hierzu BGH FamRZ 1985, 582 = NJW 1985, 1343),</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">ist f&#252;r den Unterhaltsgl&#228;ubiger und die Notwendigkeit, den Unterhalt in voller H&#246;he einzuklagen, ohne Belang. Nach alledem handelt ein Unterhaltsgl&#228;ubiger, der trotz freiwilliger Zahlungen des Unterhaltsschuldners den Unterhaltsanspruch in voller H&#246;he einklagt, und nicht nur dessen &#252;ber die freiwilligen Zahlungen hinausgehenden Teil, mutwillig im Sinne von &#167; 114 Satz 1 ZPO. Bei einer derartigen Sachgestaltung w&#252;rde, wie es in &#167; 114 Abs. 1 Satz 2 ZPO a.F. hie&#223;, "eine nicht das Armenrecht beanspruchende Partei ... nur einen Teil des Anspruchs geltend machen"</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">(ebenso OLG Oldenburg, Beschlu&#223; vom16. September 1977 - 5 UF 58/77<i> </i>-; OLG</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Bremen, Beschlu&#223; vom 22. M&#228;rz 1978 - UF 34/78 -; OLG Hamm, Beschlu&#223; vom 12. September 1978 - 1 WF 441/78 -; allesamt zitiert in KoRspr, &#220;bersicht zu &#167; 114 ZPO; AG Pinneberg, SchleswHA 1978, 172; OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1981, 70; Baumbach-Lauterbach, Anm. 2 B b) bb) zu &#167; 114; K&#252;nkel, DAmtsV 1983, 348; Z&#246;ller- Schneider, ZPO, Rz. 53 zu &#167; 114; Kalthoener-B&#252;ttner, Proze&#223;kostenhilfe und Beratungshilfe, Rz. 490).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das alles gilt um so mehr, als die Kl&#228;gerin selbst die Risiken einer nur teilweisen</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Titulierung der Unterhaltsanspr&#252;che der Kinder nur gering eingesch&#228;tzt hat, w&#228;re sie andernfalls doch wohl kaum bereit gewesen, vergleichsweise auf die Titulierung der freiwilligen Zahlungen zu verzichten. Dies ist &#252;brigens um so bemerkenswerter, als der</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Beklagte zuvor angek&#252;ndigt hatte, die Klageforderung zum gro&#223;en Teil, n&#228;mlich in H&#246;he von 327,-- DM und 276,-- DM abz&#252;glich jeweils 37,50 DM anteiligen Kindergeldes monatlich anerkennen zu wollen, und zwar ohne Begrenzung auf die nicht freiwillig ge-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">zahlten Teilbetr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">In ihrer Beschwerdeschrift hat die Kl&#228;gerin allerdings vorgetragen, der Beklagte habe in der Vergangenheit gegen&#252;ber seinen freiwilligen Zahlungen willk&#252;rlich Verrechnungen vorgenommen und er habe es trotz au&#223;ergerichtlicher Aufforderung abgelehnt, eine Verpflichtungserkl&#228;rung nach &#167; 49 JWG abzugeben. Ausweislich der Sitzungsniederschrift des Familiengerichtes hat die Kl&#228;gerin eine solche Aufforderung in der Tat vergeblich ausgesprochen, aber erst nach dem Abschlu&#223; des Proze&#223;vergleiches. Diese Aufforderung vermag die Annahme des Mutwillens im Sinne von &#167; 114 Satz 1 ZPO nicht zu entkr&#228;ften.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Ob eine willk&#252;rliche Verrechnung oder die Zur&#252;ckweisung einer au&#223;ergerichtlichen Aufforderung zur Abgabe einer Verpflichtungserkl&#228;rung nach &#167; 49 JWG geeignet w&#228;re, das Vorgehen der Kl&#228;gerin in anderem Lichte erscheinen zu lassen, kann auf sich beruhen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Denn diese Dinge hat die Kl&#228;gerin, wie bereits erw&#228;hnt, erstmals in ihrer Beschwerdeschrift, also erst nach dem Abschlu&#223; des Rechtsstreites durch den Proze&#223;vergleich behauptet. Zu diesem Zeitpunkt aber vermochte die Kl&#228;gerin ihr Proze&#223;kostenhilfegesuch</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">nicht mehr "nachzubessern". Entscheidend ist vielmehr, da&#223; bis zum Abschlu&#223; des Rechtsstreits kein Proze&#223;kostenhilfegesuch vorlag, welchem das Gericht h&#228;tte stattgeben k&#246;nnen. Insofern kann hier nichts anderes gelten, als wenn die Kl&#228;gerin ein</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;kostenhilfegesuch erstmals nach dem Abschlu&#223; des Rechtsstreites angebracht h&#228;tte.</p>
315,345
lg-bochum-1988-07-19-11-s-58987
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11 S 589/87
"1988-07-19T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:15"
"2022-10-18T15:03:48"
Urteil
ECLI:DE:LGBO:1988:0719.11S589.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 23.10.1987 verk&#252;ndete Urteil des Amtsge-richts Recklinghausen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zul&#228;ssig, sie hat jedoch in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben gegen den Beklagten einen Anspruch auf Schmerzensgeld wegen Verletzung ihres Pers&#246;nlichkeitsrechts (&#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 BGB).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung der Kammer fest, dass der Beklagte unbefugt in die Privatsph&#228;re der Kl&#228;ger eingegriffen hat. Er hat im Jahre 1983 &#252;ber l&#228;ngere Zeit hinweg Bestellungen und Anzeigen im Namen des Kl&#228;gers - ohne dessen Auftrag und gegen dessen Willen - aufgegeben. Die Sachverst&#228;ndige A hat in ihrem Gutachten, dem sich die Kammer anschlie&#223;t, festgestellt, dass der Kl&#228;ger selbst nicht Urheber der in Rede stehenden schriftlichen Bestellungen ist. Nach den Ergebnissen der schrift- und vergleichs-analytischen Untersuchungen sei vielmehr der Beklagte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Urheber der Ausf&#252;llschriften und der strittigen Bestellungen anzusehen. Dies ergebe sich aus einer F&#252;lle von &#220;bereinstimmungen bei den Druckbuchstaben "G, W, K, 0, &#220;, S, F, r, w, e" mit dem Vergleichsmaterial, welches von dem Beklagten stammt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch der Sachverst&#228;ndige M, der in dem gegen den Beklagten gerichteten Ermittlungsverfahren 7 Js 365/83<i> </i>StA Bochum ein Schriftgutachten erstellt hat, kommt zu dem Ergebnis, dass zumindest hinsichtlich einer Urkunde sich ausreichende Merkmale daf&#252;r ergeben, dass der Beklagte als Urheber dieser Urkunde in Betracht gezogen werden muss.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht entgegen, dass die Sachverst&#228;ndige A nicht feststellen konnte, dass die Unterschriften auf den Bestellzetteln von dem Beklagten stammen. Bei den fraglichen Unterschriften handelt es sich zum Teil um Pausf&#228;lschungen, bei denen die Urheberschaft nur schwer zu ermitteln ist. In den &#252;brigen F&#228;llen standen der Sachverst&#228;ndigen nur Reproduktionen zur Verf&#252;gungen, wodurch die Analysierbarkeit stark eingeschr&#228;nkt war.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hat die Zeugin M1 bei ihrer Vernehmung bekundet, sie sei sich zu 90 % sicher, dass der Beklagte seinerzeit im Januar 1983 bei ihr eine Anzeige aufgegeben habe, wonach der Kl&#228;ger angeblich ein Paar fast neue Langlaufski und ein Hollandrad zu verschenken habe. Die Aussage der Zeugin ist glaubhaft. Sie konnte sich noch gut an den fraglichen Vorgang erinnern, da sie selbst an den angeblich zu verschenkenden Gegenst&#228;nden interessiert war. Sie wusste auch noch, dass sie damals Hemmungen hatte, den Beklagten nach den fraglichen Gegenst&#228;nden zu fragen. Aus diesen Umst&#228;nden ergibt sich auch, warum die Zeugin, die in ihrem Beruf viel mit fremden Menschen zu tun hat, sich noch so genau an den Beklagten erinnern konnte. F&#252;r die Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugin spricht zudem, dass sie ihrem eigenen Erinnerungsverm&#246;gen kritisch gegen&#252;bersteht und nicht versucht, dem Gericht eine 100 %ige Sicherheit vorzut&#228;uschen. Auch wenn die Zeugin im Jahre 1983, als ihr von dem ermittelnden Polizeibeamten ein Bild des Beklagten gezeigt wurde, nur gesagt hat, dass dieser als Anzeigenaufgeber in Betracht k&#228;me, wird die Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugin hierdurch nicht beeintr&#228;chtigt. Es ist allgemein bekannt, dass Menschen auf einem Foto - insbesondere auf einem Zeitungsfoto - nicht immer so aussehen wie in Natura.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auch der Umstand, dass der Anzeigenaufgeber nach Angaben der Zeugin M1 m&#246;glicherweise eine Brille getragen hat - der Beklagte ist kein Brillentr&#228;ger - vermag keine andere Beurteilung zu rechtfertigen. Es ist ohne weiteres m&#246;glich, dass der Beklagte seinerzeit eine Brille getragen hat, um so sein Aussehen bewusst zu ver&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen ist weiter, dass nur ein Bekannter des Kl&#228;gers als Urheber der Anzeigen und Bestellungen in Betracht kommen kann, denn dieser musste in den Besitz von Schriftst&#252;cken gelangen k&#246;nnen, die die Unterschrift des Kl&#228;gers trugen, um so die teilweise erfolgten Pausf&#228;lschungen fertigen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zwar m&#246;gen die einzelnen Beweismittel f&#252;r sich genommen nicht ausreichen, den Beklagten als den Urheber der Bestellungen und Anzeigen zu identifizieren. Im Rahmen einer erforderlichen Gesamtbetrachtung verbleiben jedoch letztlich keine durchschlagenden Bedenken an der Urheberschaft des Beklagten, so dass die Kammer davon ausgeht, dass der Beklagte die gegen die Kl&#228;ger gerichteten Bel&#228;stigungen initiiert hat.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch sein Vorgehen hat der Beklagte das Pers&#246;nlichkeitsrecht der Kl&#228;ger verletzt, indem er daf&#252;r gesorgt hat, dass Firmen, Anzeigeninteressenten, Taxifahrer und weitere Personen - zum Teil massiv - an die Kl&#228;ger herangetreten sind und bei diesen eine erhebliche St&#246;rung des Privatlebens herbeigef&#252;hrt haben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch die Bestellungen des Beklagten, die im Namen des Kl&#228;gers erfolgten, wurde zudem der Ruf des Kl&#228;gers bei den betroffenen Warenlieferanten erheblich gesch&#228;digt. Diese gingen selbstredend davon aus, dass der Kl&#228;ger selbst die Bestellungen aufgegeben hatte und sich sodann auch vertragstreu verhalten w&#252;rde. Es ist offensichtlich, dass es den Kl&#228;ger erhebliche M&#252;he kostete, die Warenlieferanten davon zu &#252;berzeugen, dass die Bestellungen gef&#228;lscht worden waren. Insoweit ist umfangreicher Schriftverkehr des Kl&#228;gers zu den Akten gelangt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Es entspricht auch allgemeiner Lebenserfahrung, dass sich auf eine Anzeige, wonach fast neue Langlaufskier und ein Hollandfahrrad zu verschenken sind, eine Vielzahl von Personen meldet. Es handelt sich bei den entsprechenden Gegenst&#228;nden um in der Bev&#246;lkerung begehrte und vom Neupreis her relativ teure Gegenst&#228;nde. Dass die Interessenten ver&#228;rgert waren und vereinzelt sogar ausfallend und beleidigend wurden, als ihnen mitgeteilt wurde, dass der Kl&#228;ger nichts zu verschenken habe, liegt ebenfalls auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In die Privatsph&#228;re der Kl&#228;gerin ist schlie&#223;lich insbesondere durch die Zeitungsannonce in der "Welt am Sonntag" eingegriffen worden. Es entspricht allgemeiner Lebenserfahrung, dass eine Anzeige, mit der ein Ehemann angeblich eine Reisebegleitung f&#252;r "gro&#223;e T&#246;rns und mehr" sucht, zu einer erheblichen Belastung der Ehe f&#252;hrt. Schlie&#223;lich ist es nur nat&#252;rlich, dass eine Ehefrau ver&#228;rgert ist, wenn sich ihr Ehemann per Zeitungsannonce nach einer neuen Partnerin umsieht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Eingriff des Beklagten erfolgte widerrechtlich und vors&#228;tzlich, denn die erfolgten St&#246;rungen sollten gerade durch das Vorgehen des Beklagten erreicht werden. Die Kl&#228;ger k&#246;nnen den ihnen daraus entstandenen Schaden ersetzt verlangen, sie haben zudem Anspruch auf Ersatz des immateriellen Schadens in Geld (Schmerzensgeld), denn es liegt eine schwere Verletzung des Pers&#246;nlichkeitsrechts vor und Genugtuung kann auf andere Weise nicht erlangt werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes hat die Kammer ber&#252;cksichtigt, dass der Beklagte vors&#228;tzlich gehandelt hat und durch sein Vorgehen insbesondere den Kl&#228;ger, aber auch die Kl&#228;gerin in ihrem Pers&#246;nlichkeitsrecht ganz erheblich verletzt hat. Nach allem erscheint der Kammer ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 3.000,- DM f&#252;r den Kl&#228;ger und ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 1.500,- DM f&#252;r die Kl&#228;gerin angemessen und erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat weiterhin Anspruch auf Erstattung der ihm entstandenen Anwaltskosten in H&#246;he von 466,90 DM (&#167; 823 Abs. 2 BGB i.V.m. &#167; 267 Abs. 1 StGB). Der Beklagte hat, indem er fortlaufend Bestellungen auf den Namen des Kl&#228;gers aufgab und diese mit dem Namen des Kl&#228;gers unterzeichnete, eine fortgesetzte Urkundenf&#228;lschung begangen. Auch wenn die Vorschrift des &#167; 267 StGB prim&#228;r der Sicherheit und Zuverl&#228;ssigkeit des Rechtsverkehrs dient, so dient sie daneben auch unmittelbar dem Individualschutz. Durch diese Norm soll auch der Einzelne unmittelbar davor gesch&#252;tzt werden, dass in seinem Namen unbefugt Urkunden ausgestellt werden. Durch die fortgesetzte Urkundenf&#228;lschung ist dem Kl&#228;ger ein Schaden in H&#246;he der Anwaltskosten entstanden. Der Kl&#228;ger durfte zur sachgerechten Verfolgung seiner Interessen einen Anwalt einschalten, um so die dauernden Falschbestellungen wirkungsvoll zu unterbinden. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, dass die Falschbestellungen nicht nur den guten Ruf des Kl&#228;gers beeintr&#228;chtigten. Daneben wurde auch das Verm&#246;gen des Kl&#228;gers akut gef&#228;hrdet, denn der Kl&#228;ger musste schlie&#223;lich bei jeder Bestellung damit rechnen, dass der Warenlieferant von ihm Erf&#252;llung des vermeintlich von ihm geschlossenen Kaufvertrages verlangen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ohne Bedeutung ist es insoweit, dass in dem Strafverfahren selbst keine Kostenregelung getroffen wurde.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach allem war die Berufung des Beklagten mit der sich aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO ergehenden Kostenfolge zur&#252;ckzuweisen.</p>
315,346
lg-bonn-1988-07-18-5-t-8788
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5 T 87/88
"1988-07-18T00:00:00"
"2019-03-13T14:53:17"
"2022-10-18T15:03:48"
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1988:0718.5T87.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1), die die Sische Staatsangeh&#246;rigkeit besitzt, hat am ##. August 19## in X2 das Kind G geboren. Mutter und Kind leben in der Bundesrepublik Deutschland. Am ##. September 19## erkannte der Sische Staatsangeh&#246;rige D N zur Urkunde des Standesbeamten der Kreisverwaltung B die Vaterschaft zu dem Kind an; der Beteiligte zu 2) stimmte als gesetzlicher Vertreter des Kindes der Vaterschaftsanerkennung zu. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Standesbeamte des Standesamtes X2 hat es abgelehnt, das Vaterschaftsanerkenntnis dem Geburtseintrag des Kindes beizuschreiben. Er h&#228;lt, ebenso wie der Beteiligte zu 3), die Beischreibung nicht f&#252;r zul&#228;ssig, weil das Kind nach Sischem Recht ehelich sei. Die durch Urteil des Amtsgerichts &#8211;Familiengerichts &#8211; X vom 10. Dezember 1985 - ## F ###/## - ausgesprochene Scheidung der Ehe der Beteiligten zu 1) mit einem Sischen Staatsangeh&#246;rigen sei nicht durch ein Sisches Gericht anerkannt worden, so da&#223; die Mutter des Kindes im Sischen Rechtsbereich noch als verheiratet gelte. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auf den Antrag des Beteiligten zu 2) hat das Amtsgericht durch den angefochtenen Beschluss den Standesbeamten des Standesamtes X2 angehalten, die Vaterschaftsanerkennung zu dem betroffenen Kind G B2 durch den Sischen Staatsangeh&#246;rigen D N vom ##. April 19## am Rande des Geburtseintrages zu vermerken. Hiergegen richtet sich die sofortige Beschwerde des Beteiligten zu 3), der die Rechtslage f&#252;r umstritten h&#228;lt und eine obergerichtliche Entscheidung herbeif&#252;hren m&#246;chte. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;&#167; 49 Abs. 1, Abs. 2 PStG zul&#228;ssige, insbesondere fristgerecht eingelegte Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet. Die Kammer schlie&#223;t sich den zutreffenden Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Beschlusses an, wonach die Frage, ob eine Ehe aufgel&#246;st ist, nicht nach dem gem. Artikel 19 Abs. 1 EGBGB in Betracht kommenden Recht, sondern bei Vorliegen eines deutschen Scheidungsurteils selbst&#228;ndig nach deutschem Recht zu entscheiden ist. Auf die zur Begr&#252;ndung angef&#252;hrten Gesichtspunkte und die zitierte Literatur wird verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen vorgebrachten Argumente in der Beschwerdeschrift greifen demgegen&#252;ber nicht durch. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer verkennt zun&#228;chst nicht, da&#223; die Frage, ob die Mutter eines Kindes in g&#252;ltiger Ehe lebt, nicht nach dem durch Artikel 19 EGBGB berufenen Recht (Familienstatut) zu beurteilen, sondern selbst&#228;ndig, d. h., unter Anwendung der Kollisionsnormen des deutschen Rechts, anzukn&#252;pfen ist. Danach ist aber die Frage, ob die fr&#252;here Ehe der Beteiligten zu 1) wirksam geschieden ist, nur davon abh&#228;ngig, ob ein deutsches Scheidungsurteil vorliegt. Es handelt sich hierbei um eine Frage des internationalen Scheidungsverfahrensrechts, f&#252;r die die Frage, ob die deutsche Scheidung nach ausl&#228;ndischem Recht anerkannt wird, ohne Bedeutung ist. F&#252;r den deutschen Rechtsbereich kommt es danach nur auf das deutsche Scheidungsurteil an (vgl. Massfeller-Hoffmann, Rdn, 78 zu &#167; 21 PStG, Rdn, 21 ff zu &#167; 5 EheG; BGH NJW 1981, 1900, 1901 a.E.). An der Richtigkeit dieser Auffassung hat sich auch nichts durch die Neufassung des Artikel 13 Abs. 2 EGBGB ge&#228;ndert. Denn diese Vorschrift ber&#252;hrt Fragen des internationalen Scheidungsverfahrensrechts nicht; sie gewinnt allenfalls Bedeutung f&#252;r die Frage der Ehef&#228;higkeit, weil sich diese Frage im internationalen Eheschlie&#223;ungsrecht als ''Vorfrage'' im Rahmen des von Artikel 13 Abs. 1 EGBGB berufenen Eheschlie&#223;ungsstatus stellen kann (Massfeller-Hoffmann, Rdz, 22 a zu &#167; 5 EheG). Entgegen der Auffassung des Beteiligten zu 3) wird durch diese Betrachtungsweise auch nicht das Bestreben des Gesetzgebers bei der Neuschaffung der Artikel 13 Abs. 2, 19, 20 EGBGB, hinkende Ehen zu vermeiden, unzureichend ber&#252;cksichtigt. Dieses Problem ergibt sich n&#228;mlich nur dann, wenn ein deutsches Gericht gegen die in &#167; 606 b ZPO geregelte internationale Zust&#228;ndigkeitsvorschrift versto&#223;en hat und deshalb die Scheidung im Ausland nicht anerkannt wird. Bei richtiger Anwendung der Regeln &#252;ber die internationale Zust&#228;ndigkeit steht hingegen der Anerkennung der deutschen Scheidung im Ausland kein Hindernis entgegen (Massfeller-Hoffmann, a.a.O. Rdn. 22 zu &#167; 5 EheG). Sinn der Anerkennung einer ausl&#228;ndischen Scheidung kann es nur sein, deren Wirkung auch auf das Inland zu erstrecken. Hier geht es aber nicht um die Frage, ob das deutsche Scheidungsurteil im Sischen Rechtskreis Anerkennung findet, sondern darum, ob deutsche Beh&#246;rden und Gerichte an die von einem deutschen Gericht ausgesprochene Scheidung gebunden sind. F&#252;r diese Frage kann es auf die Anerkennung der Entscheidung durch das Heimatland nicht ankommen. Vielmehr ist die Ehe f&#252;r den deutschen Rechtsbereich aufgel&#246;st (Massfeller-Hoffmann, Rdn, 78 zu &#167; 21 PStG). Entgegen der Auffassung des Beschwerdef&#252;hrers ergibt sich aus der Kommentierung Massfeller-Hoffmann Rdn, 82 zu &#167; 21 PStG nichts anderes, weil der dortige Verweis auf &#167; 17 EGBGB einen anderen Fall als den hier vorliegenden betrifft. Auch soweit die Frage in Rdn. 78 zu &#167; 21 PStG als umstritten bezeichnet wird, bezieht sich dies offensichtlich nur darauf, ob die Frage der G&#252;ltigkeit der Ehe selbst&#228;ndig oder unselbst&#228;ndig anzukn&#252;pfen ist, wie auch der Verweis auf Vorbemerkungen 22 vor &#167; 1 ff EheG zeigt. Der dortigen Kommentierung l&#228;sst sich nichts anderes entnehmen; vielmehr ergibt sich aus den Bemerkungen Rdn. 21 ff zu &#167; 5 EheG eindeutig, da&#223; die Inlandswirkung des deutschen Urteils unabh&#228;ngig davon gesehen wird, ob die Entscheidung im ausl&#228;ndischen Heimatstaat anerkannt wird. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei, da der Beteiligte zu 3) Geb&#252;hrenfreiheit genie&#223;t (&#167; 11 KostO). Eine Entscheidung &#252;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten war nicht veranlasst, da im Beschwerdeverfahren nicht mehrere im Sinne des &#167; 13 a FGG beteiligt waren. </p>