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lg-kleve-1990-10-24-2-o-9090
{ "id": 811, "name": "Landgericht Kleve", "slug": "lg-kleve", "city": 445, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 90/90
1990-10-24T00:00:00
2019-03-13T14:44:48
2022-10-18T15:09:14
Urteil
ECLI:DE:LGKLE:1990:1024.2O90.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 17.708,23 DM (i.W.: siebzehntausendsiebenhundertacht 23/100 Deutsche Mark). nebst 6 % Zinsen seit dem 24.02.1990 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 22.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Sicherheit kann auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die Beklagte erschien am 15.02.1990 in der Hauptstelle der Kl&#228;gerin, um 161.000 alte jugoslawische Dinar in Deutsche Mark umzutauschen. Dem Kassierer der Kl&#228;gerin war nicht bekannt, da&#223; die alten jugoslawischen Dinar durch eine W&#228;hrungsumstellung am 26.01.1990 im Verh&#228;ltnis 1:10.000 abgewertet worden waren (Mitteilung der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank e.G. vom 26.01.1990, B1. 11 GA). Er legte einen Wert von 11,-- DM pro 100 neuer jugoslawischer Dinar zugrunde und zahlte der Beklagten 17.710,-- DM aus. Nachdem bei der Kl&#228;gerin der Irrtum bemerkt wurde, erkl&#228;rte diese mit Schreiben vom 21,02.1990 (Bl. 12 <u>ff. GA</u>) gegen&#252;ber der Beklagten die Anfechtung des mit ihr geschlossenen Geldwechselvertrages wegen arglistiger T&#228;uschung und wegen Irrtums. Sie forderte die Beklagte zur R&#252;ckzahlung des zuviel erhaltenen Geldwechselbetrages in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">17.708,23 DM (17.710,-- DM abz&#252;glich 1,77 DM Gegenwert f&#252;r die eingetauschten alten Dinar) bis zum 23.02.1990 auf. Die Beklagte zahlte den Geldbetrag nicht zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint, ein R&#252;ckzahlungsanspruch stehe ihr aus ungerechtfertigter Bereicherung zu. Jedenfalls sei dem Geldwechselvertrag der, Parteien im Wege der Auslegung der richtige Tageskurs zugrundezulegen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:22px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 17.708,23 DM nebst 6 % Zinsen seit dem 24.02.1990 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:25px">Die Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, der tats&#228;chliche Wert der eingetauschten Dinar sei ihr nicht bekannt gewesen. Sie habe auch nichts von der Abwertung der W&#228;hrung gewu&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Schrifts&#228;tze nebst deren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Entscheidungr&#252;nde </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die Beklagte ist unter dem rechtlichen Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung verpflichtet, der Kl&#228;gerin den &#252;berzahlten Wechselbetrag in H&#246;he von 17.708,23 DM zur&#252;ckzuzahlen (&#167; 812 Abs. 1 S. 1, 1. Alternative BGB).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den genannten Betrag durch eine Leistung der Kl&#228;gerin erhalten, ohne da&#223; hierf&#252;r ein Rechtsgrund bestand. Nach Auffassung der Kammer haben die Parteien am 15.02.1990 einen Geldwechselvertrag &#252;ber den Umtausch von 161.000,-- alter jugoslawischer Dinar in Deutsche Mark zum richtigen Tageskurs unter Ber&#252;cksichtigung der Abwertung der alten Banknoten im Verh&#228;ltnis 1:10.000 geschlossen. Dies ergibt sich aus einer Auslegung der rechtsgesch&#228;ftlichen Erkl&#228;rungen der Parteien nach Treu und Glauben mit R&#252;cksicht auf die Verkehrssitte (&#167;&#167; 133, 157 BGB). Danach kann der Kassierer einer Bank die Erkl&#228;rung eines Kunden, Zahlungsmittel einer fremden W&#228;hrung in inl&#228;ndisches Geld umtauschen zu wollen, nur so verstehen, da&#223; sich dieser Wechsel auf den richtigen Tageskurs beziehen soll. Das bedeutet auch, da&#223; eine entsprechende Abwertung alter Banknoten infolge einer W&#228;hrungsumstellung zu ber&#252;cksichtigen ist. Eine davon irrt&#252;mlich abweichende Umrechnung durch den Kassierer steht einer unsch&#228;dlichen Falschbezeichnung gleich (vgl. hierzu Palandt/Heinrichs, BGB, 49. Aufl. 1990, &#167; 119 Anm. 5 f aa m.w.N.). Der vorliegende Fall kann insofern nicht anders behandelt werden als eine Fallgestaltung, bei der dem Kunden infolge einer versehentlich unber&#252;cksichtigt gelassenen Kurs&#228;nderung zu wenig Geld ausbezahlt wird. Auch den von der Beklagten am 15.02.1990 gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin zum Ausdruck gebrachten Willen, die Summe von 161.000,-- alte jugoslawische Dinar in Deutsche Mark umzutauschen, konnte der Mitarbeiter der Kl&#228;gerin nicht anders auffassen, als da&#223; f&#252;r die Umrechnung der zutreffende Tageskurs unter Ber&#252;cksichtigung der am 26.01.1990 erfolgten Abwertung ma&#223;gebend sein sollte. Der Beklagten h&#228;tte somit bei Verwendung des richtigen Devisenkurses, n&#228;mlich 100,--Dinar = 11,-- DM, lediglich ein Betrag von 1,77 DM ausgezahlt werden d&#252;rfen. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; von dem Betrag in H&#246;he von 161.000,-- jugoslawischen Dinar in alten Banknoten vier Stellen zu streichen waren (= 16,1 Dinar), um den Kursbezug der neuen W&#228;hrung zu erhalten. Den &#252;berzahlten Betrag in H&#246;he von (17.710,-- DM - 1,77 DM =) 17.708,23 DM leistete die Kl&#228;gerin somit ohne Rechtsgrund an die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden kann die Kammer offen lassen, ob die Anfechtungserkl&#228;rung der Kl&#228;gerin vom 21.02.1990 wirksam gewesen ist und den Geldwechselvertrag mit r&#252;ckwirkender Kraft beseitigt hat (&#167; 142 Abs. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Denn auch in diesem Falle w&#228;re die Beklagte zur R&#252;ckzahlung des &#252;berzahlten Umtauschbetrages verpflichtet, da die Kl&#228;gerin ihre Leistung ebenfalls ohne Rechtsgrund erbracht h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Auf die streitige Frage, ob der Beklagten der Wert der alten Banknoten bekannt war, kommt es nicht an, da der gesetzliche Bereicherungsanspruch lediglich an den Tatbestand einer rechtsgrundlosen Verm&#246;gensverschiebung ankn&#252;pft und keinen Vorsatz des Bereicherungsschuldners erfordert.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist nach &#167;&#167; 284 Abs. 1, 286, 288 BGB gerechtfertigt, da die Kl&#228;gerin die Beklagte zur Zahlung der Klagesumme unter Fristsetzung bis zum 23.02.1990 aufgefordert und hierdurch zugleich gemahnt hat. Die H&#246;he der Zinsen ergibt sich unter dem Gesichtspunkt des unbestrittenen Verlusts von Anlagezinsen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 709 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 17.708,23 DM</p>
315,046
lagk-1990-10-24-7-sa-63890
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 Sa 638/90
1990-10-24T00:00:00
2019-03-13T14:44:49
2022-10-18T15:09:13
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1990:1024.7SA638.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Bonn vom 7.6.1990 - 2 Ca 639/90 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufungsbegr&#252;ndungsschrift des Kl&#228;gers vom20.8.1990 ist - per Telefax - bereits am selben Tagbeim Landesarbeitsgericht eingegangen. Das ergibt sichaus Blatt 48 d.GA. Der anders lautende Vermerk aufdem der Beklagten zugestellten Exemplar des Schriftsatzes, da&#223; dieser Schriftsatz erst am 21.8.1990 perTelefax eingegangen sei, ist falsch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung ist jedoch nicht begr&#252;ndet. DieKlage ist bereits unzul&#228;ssig. Sie verst&#246;&#223;t gegen &#167; 242BGB. Die K&#252;ndigung der Beklagten ist auf Wunsch desKl&#228;gers erfolgt. Bei einer auf Wunsch des Arbeitnehmerserfolgten K&#252;ndigung verst&#246;&#223;t es jedoch gegen Treu undGlauben, wenn der Arbeitnehmer sich gleichwohl auf denallgemeinen K&#252;ndigungsschutz beruft, vgl. LAG K&#246;ln,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">DB 1984, 1105 und KR-Becker, 3. Aufl., &#167; l KSchG Rdnr. 14. Ein solcher Wunsch ist mehr als ein - unwirksamer - Verzicht des Arbeitnehmers auf den K&#252;ndigungsschutz. Er geht dar&#252;ber hinaus.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht nicht geltend, bei der &#196;u&#223;erung seines Wunsches gesch&#228;ftsunf&#228;hig im Sinne von &#167; 104 Nr. 2 BGB gewesen zu sein. Sein Vorbringen, er sei krankhaft depressiv und ersch&#246;pft gewesen, ist rechtlich nicht erheblich. Einen Rechtssatz, wonach Erkl&#228;rungen eines krankhaft Depressiven und Ersch&#246;pften diesem nicht zuzurechnen seien, gibt es nicht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Richtig ist, da&#223; die Beklagte&#160; (aufgrund der arbeitsrechtlichen F&#252;rsorgepflicht des Arbeitgebers) dem Wunsch des Kl&#228;gers nicht h&#228;tte nachkommen d&#252;rfen, wenn bei dem Gespr&#228;ch mit ihm ihre Repr&#228;sentanten h&#228;tten erkennen m&#252;ssen, da&#223; der Kl&#228;ger krankhaft depressiv und ersch&#246;pft ist. Das ist jedoch nicht ersichtlich. Im Gegenteil. Der Kl&#228;ger hatte seinen Wunsch nach der K&#252;n-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">digung verst&#228;ndlich begr&#252;ndet, n&#228;mlich mit dem Wunsch, &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum keiner Arbeit mehr nachzugehen und erst sp&#228;ter zu entscheiden, was und wie er neu anfangen wolle. Bei der Er&#246;rterung einer Eigenk&#252;ndigung wies er auf die zu erwartende Verh&#228;ngung einer Sperrfrist durch die Arbeitsverwaltung hin und meinte, sich einen vor&#252;bergehenden Ausfall der Arbeitslosenunterst&#252;tzung nicht leisten zu k&#246;nnen. Er bot der Beklagten an, eine Eigenk&#252;ndigung auszusprechen, wenn die Beklagte ihm unter Umgehung der bestehenden Lohnpf&#228;ndung (Unterhalt der getrennten Ehefrau) Geld bar auszahle, damit er seinen Unterhalt innerhalb der Sperrfrist bestreiten k&#246;nne. Der Kl&#228;ger hat diesen Vortrag der Beklagten nicht bestritten. Auch der Betriebsratsvorsitzende, mit dem der Kl&#228;ger anschlie&#223;end sprach, hatte nicht den Eindruck, der Kl&#228;ger k&#246;nnte psychisch krank sein. Im Protokoll &#252;ber die Sitzung des Betriebsrates vom 2.3.1990, bei der &#252;ber die K&#252;ndigungsabsicht der Beklagten beraten wurde, hei&#223;t es: "Aufgrund dessen, da&#223; Herr B aus pers&#246;nlichen Gr&#252;nden die Arbeit nicht mehr aufnehmen wird, ergaben sich im Betriebsrat gegen die K&#252;ndigung keine Bedenken. Die Meinung war einstimmig. Am 27. Februar hatte Herr B in einem Gespr&#228;ch mit dem Betriebsratsvorsitzenden die Aufgabe seines Arbeitsverh&#228;ltnisses best&#228;tigt."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">III.&#160;&#160; F&#252;r die Zulassung der Revision liegen die gesetzlichen Voraussetzungen (&#167; 72 Abs. 2 ArbGG) nicht vor. Die Rechtssache hat keine grunds&#228;tzliche Bedeutung. Sie betrifft im Gegenteil einen extremen Einzelfall. Eine Abweichung im Sinne von &#167; 72 Abs. 2 Nr. 2 ArbGG liegt ebenfalls nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung</span></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil findet kein Rechtsmittel</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">statt.</p>
315,047
olgk-1990-10-19-ss-49090
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 490/90
1990-10-19T00:00:00
2019-03-13T14:44:51
2022-10-18T15:09:13
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1019.SS490.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p></p> <p>II. Das angefochtene Urteil wird mit den getroffenen Feststellungen aufgehoben.Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an eine andere Abteilung des Amtsgerichts Bonn zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Betroffenen wegen fahrl&#228;ssiger Zuwiderhandlung gegen die &#167;&#167; 1, 5, 49 StVO zu einer Geldbu&#223;e von 80,00 DM verurteilt. Mit dem Antrag des Betroffenen auf Zulassung der Rechtsbeschwerde wird die Verletzung formellen und materiellen Rechts ger&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist zur Sicherung einer einheitlichen Rechtssprechung zuzulassen. Sie ist auch begr&#252;ndet und f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an eine anderer Abteilung des Amtsgerichts Bonn.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;ge, ein abgelehnter Richter habe bei dem Urteil mitgewirkt (&#167; 338 Nr. 3 StPO) greift durch.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der ordnungsgem&#228;&#223; nach &#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO erhobenen Verfahrensr&#252;ge, deren Tatsachenvortrag durch den Akteninhalt best&#228;tigt wird, ist von folgendem Sachverhalt auszunehmen:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Hauptverhandlungstermin vom 18.12.1989 hat der Verteidiger einen Beweisantrag auf Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens und auf Augenscheinseinnahme gestellt. Die Hauptverhandlung ist daraufhin unterbrochen und am 20.12.1989 fortgesetzt worden. Zu Beginn des Fortsetzungstermins hat das Amtsgericht den Beweisantrag als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen, weil der Antrag nach Schlu&#223; der Beweisaufnahme gestellt worden sei. Auf die Frage des Verteidigers, wie die Amtsrichterin zur Regelung des &#167; 246 StPO stehe, erkl&#228;rte diese, sie beantworte keine Fragen der Verteidigung zur Rechtsauffassung des Gerichts. Der Verteidiger lehnte daraufhin im Namen des Betroffenen die Amtsrichterin wegen Besorgnis der Befangenheit ab. Das Amtsgericht hat den Befangenheitsantrag gem&#228;&#223; &#167; 26 a Abs. 1 Nr. 3 StPO als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen, da die Ablehnung offensichtlich nur mit dem Zweck der Verfahrensverschleppung und zur Verfolgung verfahrensfremder Ziele gestellt sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Verwerfung des Ablehnungsgesuchs als unzul&#228;ssig war fehlerhaft. Die Begr&#252;ndung enth&#228;lt nur die Wiedergabe des Wortlauts des &#167; 26 a Abs. 1 Nr. 3 StPO. Im Fall des &#167; 26 a Abs. 1 Nr. 3 StPO mu&#223; der Ablehnungsbeschlu&#223; aber die den Verwerfungsgrund tragenden Umst&#228;nde mitteilen (&#167; 26 a Abs. 2 Satz 2 StPO). Die Begr&#252;ndung mu&#223; so ausf&#252;hrlich sein, da&#223; sie dem Beschwerdegericht eine sachliche Nachpr&#252;fung erm&#246;glicht (BayObLG VRS 44, 206; Kleinknecht/Meyer, StPO 39. Aufl., &#167; 26 a, RNr. 9; KK-Pfeiffer, 2. Aufl., &#167; 26 a RNr, 4; Wendisch in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl. &#167; 26 a, RNr. 40). Daran fehlt es. Der Verfahrensablauf l&#228;&#223;t auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r erkennen, da&#223; das Ablehnungsgesuch offensichtlich nur der Verschleppungsabsicht oder verfahrensfremden Zwecken diente. Derartige F&#228;llte kommen in der Praxis ohnehin nur ausnahmsweise vor (BayObLG VRS 44, 206, 208).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die fehlerhafte Verwerfung des Ablehnungsgesuchs nach &#167; 26 a StPO f&#252;hrt allerdings noch nicht zur Aufhebung des angefochtenen Urteils, da das Revisionsgericht nach Beschwerdegrunds&#228;tzen in der Sache entscheiden mu&#223;, ob ein Ablehnungsgrund vorlag (BGHSt. 23, 265; BH NStZ 1984, 230; NJW 1985, 243, 244; BayObLG VRS 44, 206, 208; SenE vom 29.05.1990 - SS. 551/89; KK-Pikart, StPO, 2. Aufl., &#167; 338, RNr. 59; Hanack in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl., &#167; 338 RNr. 65; Kleinknecht/Meyer, StPO 39. Aufl., &#167; 338 RNr. 28). Das Revisionsgericht hat zu pr&#252;fen, ob das Gesuch nach den damaligen Verh&#228;ltnissen sachlich gerechtfertigt war (Senatsentscheidung vom 26.01.1988 - Ss 650/87 = Strafverteidiger 1988, 287 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Ablehnungsgesuch war zur Zeit der Antragstellung sachlich begr&#252;ndet. Nach &#167; 24 Abs. 2 StPO kann ein Richter wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden, wenn ein Grund vorliegt, der geeignet ist, Mi&#223;trauen gegen die Unparteilichkeit des Richters zu rechtfertigen. Mi&#223;trauen in die Unparteilichkeit des Richters ist gerechtfertigt, wenn der Ablehnende bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung des ihm bekannten Sachverhalts Grund zu der Annahme hat, der abgelehnte Richter nehme ihm gegen&#252;ber eine innere Haltung ein, die seine Unparteilichkeit und Unvoreingenommenheit st&#246;rend beeinflussen k&#246;nne (SenE - Strafverteidiger 1988, 287 m.w.N.; Senatsentscheidung vom 19.09.1989 - Ss. 127/89; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 24 RNr. 8). Ma&#223;gebend sind der Standpunkt eines vern&#252;nftigen Angeklagten bzw. Betroffenen und die Vorstellungen, die er sich bei der ihm zumutbaren ruhigen Pr&#252;fung der Sachlage machen kann (SenE Strafverteidiger 1988, 287; Kleinknecht/Meyer a.a.O. - jeweils m.w.N.). Die rechtswidrige Ablehnung eines begr&#252;ndeten Beweisantrags allein begr&#252;ndet noch nicht die Besorgnis der Befangenheit (BGH NStZ 1988, 372). Etwas anderes gilt jedoch, wenn eine Zwischenentscheidung in einem anh&#228;ngigen Verfahren v&#246;llig abwegig ist (BGH NJW 1984, 1907, 1909; OLG Koblenz GA 77, 314; Kleinknecht/Meyer a.a.O. &#167; 24, RNr. 14; Wendisch in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl., &#167; 24, RNr. 27) oder sogar den Anschein der Willk&#252;r erweckt (BayObLG DRiZ 1977, 244; Kleinknecht/Meyer a.a.O. &#167; 24, RNR. 14).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Fall war hier gegeben. Die Ablehnung des Beweisantrags mit der Begr&#252;ndung, er sei nach Schlu&#223; der Beweisaufnahme gestellt worden, verstie&#223; gegen den fundamentalen Grundsatz, dass Beweisantr&#228;ge bis zum Beginn der Urteilsverk&#252;ndung gestellt werden k&#246;nnen (BGHST 16, 389, 391; 21, 118, 123; NStZ 1981, 311 und 1982, 41; SenE VRS 64, 279, 280; Alsberg/N&#252;se/Meyer, Der Beweisantrag im Strafproze&#223;, 5. Aufl., Seite 387; Herdegen in KK, StPO, 2. Aufl., &#167; 246 RNr. 1; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 244 RNr. 33 und &#167; 246 RNr. 1). Dieser Grundsatz gilt auch im Bu&#223;geldverfahren. Grunds&#228;tzlich richtet sich das gerichtliche Verfahren in Bu&#223;geldsachen nach der StPO, sowie im OWiG nichts anderes bestimmt ist (&#167; 71 OWiG). F&#252;r den Zeitpunkt, bis zu dem ein Beweisantrag gestellt worden sein mu&#223;, trifft das OWiG keine spezielle Regelung. Es erleichtert in &#167; 77 Abs. 2 OWiG lediglich die Ablehnung von Beweisantr&#228;gen und gibt dem Gericht die M&#246;glichkeit, insbesondere dann einen Beweisantrag abzulehnen, wenn nach seiner freien W&#252;rdigung das Beweismittel oder die zu beweisende Tatsache in einem Verfahren wegen einer geringf&#252;gigen Ordnungswidrigkeit ohne verst&#228;ndlichen Grund so sp&#228;t vorgebracht wird, das die Beweiserhebung zur Aussetzung der Hauptverhandlung f&#252;hren w&#252;rde (&#167; 77 Abs. 2 Nr. 2 OWiG). Die Voraussetzungen dieser Ablehnungsm&#246;glichkeit - wenn das Amtsgericht sie gemeint haben sollte - lagen im vorliegenden Fall schon deshalb nicht vor, weil sie beschr&#228;nkt ist auf Verfahren, die eine geringf&#252;gige Ordnungswidrigkeit zum Gegenstand haben, in denen es also um keine h&#246;here Geldbu&#223;e als 75,00 DM geht (SenE VRS 74, 372; 75, 119; SenE vom 16.01.1990 - Ss 6/90; OLG D&#252;sseldorf VRS 78, 140; G&#246;hler, OWiG, 9. Aufl., &#167; 77 RNr. 20; Senge in KK-OWiG, &#167; 77 RNR. 23). Schon die fehlerhafte Begr&#252;ndung der Ablehnung des Beweisantrags erweckte den Eindruck objektiver Willk&#252;r und gab Grund f&#252;r die Annahme, die abgelehnte Amtsrichterin wolle sich die M&#252;he ersparen, den Beweisantrag sachlich zu bescheiden. Der Umstand, da&#223; die Entscheidung nach einer zweit&#228;gigen Unterbrechung der Hauptverhandlung erging, so da&#223; die Amtsrichterin gen&#252;gend Zeit hatte, ihre Entscheidung zu durchdenken, konnte das Gef&#252;hl best&#228;rken, ihre gehe es nur um einen schnellen Abschlu&#223; des Verfahrens, nicht aber um die gebotene sorgf&#228;ltige Pr&#252;fung und sachliche W&#252;rdigung des Beweisantrags. Dieser Verdacht wurde erh&#228;rtet durch das weitere Verhalten der Richterin. Wenn sie auf die Frage des Verteidigers, wie sie zur Regelung des &#167; 246 StPO stehe - womit ersichtlich auf das Recht hingewiesen werden sollte, Beweisantr&#228;ge bis zum Beginn der Urteilsverk&#252;ndung stellen zu k&#246;nnen -, erkl&#228;rte, sie beantworte keine Fragen zu ihrer. Rechtsauffassung, so gab sie zu erkennen, da&#223; sie nicht bereit war, ihre eigene Entscheidung kritisch zu &#252;berpr&#252;fen, obwohl die Frage des Verteidigers dazu Anla&#223; gab. Die Behandlung des vom Verteidiger gestellten Beweisantrags durch die Amtsrichterin gab dem Betroffenen hinl&#228;nglichen Grund zu der Annahme mangelnder Unvoreingenommenheit (vgl. BGH NJW 1990, 1373, 1374), so da&#223; das Ablehnungsgesuch auch im Ergebnis zu Unrecht verworfen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da die R&#252;ge der Verletzung des &#167; 338 Nr. 3 StPO Aufhebungsgrund ist, mu&#223; die Sache an eine andere Abteilung des Amtsgerichts Bonn zur&#252;ckverwiesen werden.</p>
315,048
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{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
108b F 29/90
1990-10-18T00:00:00
2019-03-13T14:44:52
2022-10-18T15:09:13
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1990:1018.108B.F29.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung wegen der Kosten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 800,-- DM abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind seit dem 26.05.1987, rechtskr&#228;ftig seit dem 19.10.1987, geschiedene Eheleute &#8211; Amtsgericht Essen 108b F 13/86 -. Aus ihrer Ehe ist der am 27.03.1972 geborene Sohn hervorgegangen, der bei der Kl&#228;gerin wohnt und von ihr versorgt wird.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 27.10.1988 &#8211; 108b F 182/87 Amtsgericht Essen &#8211; wurde der Beklagte ausgehend von einem monatlichen durchschnittlichen Nettoeinkommen bei der Firma T von 2.530,-- DM verurteilt, an die Kl&#228;gerin, die als selbst&#228;ndige Fu&#223;pflegerin &#252;ber eigene monatliche Eink&#252;nfte von rund 300,-- DM verf&#252;gte und seit April 1988 als unselbst&#228;ndige Fu&#223;pflegerin in Halbtagsstellung ein monatliches Nettoeinkommen von rund 900,-- DM erzielte, f&#252;r Dezember 1987 300,13 DM, f&#252;r Januar bis M&#228;rz 1988 monatlich je 467,54 DM und f&#252;r April 1988 354,24 DM sowie ab Mai 88 laufenden monatlichen Unterhalt in H&#246;he von 250,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil legte der Beklagte am 12.12.1988 Berufung ein. In dem Berufungsverfahren stellte sich durch Schriftsatz des Beklagten vom 10.08.1989 heraus, da&#223; der Beklagte bereits zum 30.06.1988 im beiderseitigen Einvernehmen aus den Diensten der T AG ausgeschieden ist, und da&#223; ihm f&#252;r die Zeit vom 01.07.1988 bis 31.12.1988 6 x 2.863,-- DM als &#220;berbr&#252;ckungszuschu&#223;, f&#252;r die Zeit vom 01.01.1989 bis 31.01.1993 49 x 900,-- DM Beihilfe als Anerkennung f&#252;r langj&#228;hrige Dienste und ab 01.07.1988 monatlich 296,-- DM Ruhegehalt gezahlt wurden neben einem Arbeitslosengeld von monatlich 1.505,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin durch den vorerw&#228;hnten Schriftsatz davon Kenntnis erhielt, legte sie Anschlu&#223;berufung am 16.10.1989 ein. Dadurch, da&#223; der Beklagte im Termin vom 14.12.1989 die Berufung zur&#252;cknahm, wurde auch &#252;ber die Anschlu&#223;berufung nicht mehr entschieden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die seinerzeit beabsichtigten Antr&#228;ge verfolgt die Kl&#228;gerin nunmehr mit vorliegender Ab&#228;nderungsklage.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, der Beklagte habe, um sie zu sch&#228;digen, seine wahren Eink&#252;nfte zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung verschwiegen. Eine Ab&#228;nderung sei deshalb auch jetzt noch r&#252;ckwirkend m&#246;glich. Bei der Kenntnis des wahren Sachverhalts h&#228;tte sie damals h&#246;here Unterhaltsanspr&#252;che f&#252;r die Zeit ab Dezember 1987 bzw. Juli 1988 geltend gemacht. Der Beklagte habe n&#228;mlich statt &#252;ber 2.530,-- DM tats&#228;chlich &#252;ber ein Einkommen von 2.923,-- DM in der Zeit von Januar 1988 bis Juni 1988 verf&#252;gt und in der Zeit von Juli 1988 bis Dezember 1988 &#252;ber monatlich 4.739,-- DM. Damit ergebe sich ein durchschnittliches monatliches Einkommen f&#252;r 1988 in H&#246;he von 3.831,-- DM. Ab Januar 1989 habe ihm monatlich 2.742,-- DM inklusive einer anteiligen Steuerr&#252;ckerstattung zur Verf&#252;gung gestanden. Unter Ber&#252;cksichtigung des tats&#228;chlich gezahlten Kindesunterhalts von monatlich 165,-- DM und der Kreditrate von 211,-- DM sowie des auch w&#228;hrend der Ehe schon erzielten Verdienstes von 300,-- DM ihrerseits errechne sich ein 3/7 Anspruch von 1.352,-- DM, auf den zu 6/7 das restliche aus erst nach der Trennung aufgenommenen T&#228;tigkeit erzielte Einkommen mit 601,-- DM anzurechnen sei, so dass sich ein berechtigter Unterhaltsanspruch von monatlich 751,-- DM errechne f&#252;r 1988 und f&#252;r 1989 ein solcher von 355,-- DM sowie ab Juni 1989 ein laufender Unterhaltsanspruch von 446,-- DM, da die Kredittilgung seitdem entfallen sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">den Beklagten zu verurteilen, ab sie in Ab&#228;nderung des Urteils vom 27.10.1988 - 108b F 182/87 &#8211; (Amtsgericht Essen) f&#252;r die Monate April bis einschlie&#223;lich Dezember 1988 &#252;ber titulierte monatlich 300,13 DM, weitere monatliche 265,58 DM und ab Mai 1988 &#252;ber titulierte 250,-- DM hinaus, weitere 196,-- DM zu zahlen, wobei der laufende Unterhalt zahlbar ist im voraus f&#228;llig bis zum 3. Werktag eines jeden Monats.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er ist der Ansicht, f&#252;r die Klage bestehe kein Rechtsschutzbed&#252;rfnis, da der Unterhalt weitgehend bereits tituliert sei. Er habe seinerzeit keine falschen Angaben gemacht, denn das Urteil sei auf eine vom Gericht eingeholte Lohnauskunft bei seinem Arbeitgeber gest&#252;tzt worden. Monatsanteilige Steuererstattungen k&#246;nnen nicht hinzuaddiert werden, da er eine solche nicht erhalten habe. Die Kl&#228;gerin sei auch nicht bed&#252;rftig. Sie erziele ein deutlich h&#246;heres Einkommen als monatlich 900,-- DM. Im &#252;brigen sei der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin begrenzt durch den Bedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten und monatlich vorgetragenen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unzul&#228;ssig, soweit Ab&#228;nderung f&#252;r die Vergangenheit begehrt wird und unbegr&#252;ndet, soweit die Zukunft betroffen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin Ab&#228;nderung ihres titulierten Unterhaltsanspruchs f&#252;r die Vergangenheit begehrt, kann sie ihren Anspruch nur auf &#167; 323 ZPO in Verbindung mit &#167; 826 BGB st&#252;tzten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Kl&#228;gerin die Einkommensverh&#228;ltnisse des Beklagten ab Juli 1988 erst im August 1989, also nach Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung I. Instanz und Ablauf der Berufungsfrist erfahren, so da&#223; sie den damals rechtlich allein m&#246;glichen Weg der Anschlu&#223;berufung gew&#228;hlt hat, die lediglich deshalb nicht zum Tragen kam, weil der Beklagte die Berufung zur&#252;cknahm. Bei dieser Fallgestaltung ist die Ab&#228;nderungsklage der dann richtig Rechtsbehelf. Jedoch setzt die Zul&#228;ssigkeit der Ab&#228;nderungsklage f&#252;r die Vergangenheit in diesen F&#228;llen weiter voraus, da&#223; der Beklagte in Sch&#228;digungsabsicht gehandelt hat, als er der Kl&#228;gerin seine wahren Einkommensverh&#228;ltnisse verschwieg. Daf&#252;r darlegungs- und beweispflichtig ist die Kl&#228;gerin, es sei dann wegen eines enormen Einkommensunterschiedes l&#228;ge eine Sch&#228;digungsabsicht auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Beklagte ab Juli 1988 bis Dezember 1988 aufgrund der Vorruhestandsregelung neben dem Arbeitslosengeld von monatlich 1.505,-- DM noch monatliches Ruhegeld von 286,-- DM und einen &#220;bergangszuschu&#223; von 2.863,-- DM erhalten und damit monatlich tats&#228;chlich 9.739,-- DM zur Verf&#252;gung gehabt. Jedoch ist dieses &#220;berbr&#252;ckungsgeld, wie auch die ab 01.01.1989 gezahlte Beihilfe nach Wegfall des &#220;berbr&#252;ckungsgeldes nur eine zeitlich absehbare Einkommensquelle. Sie dient dem Beklagten als Anreiz daf&#252;r, die Vorruhestandsregelung und die nach Ablauf der &#220;bergangszeit ihn treffende schlechtere Einkommenssituation zu akzeptieren und schmackhaft zu machen. Als der Beklagte im Juni 1988 diese Regelung akzeptierte, wu&#223;te er, da&#223; er sp&#228;testens ab Auslauf der Beihilfe am 31.01.1993 &#252;ber wesentlich geringere Eink&#252;nfte als das bisherige Erwerbseinkommen verf&#252;gen w&#252;rde, das ihm bei der Rentenberechnung f&#252;nf bis zehn Berufsjahre fehlten w&#252;rden und da&#223; er gehalten war, das &#220;bergangsgeld gewinnbringend anzulegen, damit er auch in Zukunft &#252;ber ein ann&#228;hernd gleich hohes Einkommen w&#252;rde verf&#252;gen k&#246;nnen. Wenn der Beklagte damit die Einkommensver&#228;nderungen, die ihm zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung bereits bekannt waren, nicht angegeben hat, kann allein aus der Tatsache des Schweigens nicht auf Arglist und Sch&#228;digungsabsicht geschlossen werden. Damit entf&#228;llt die M&#246;glichkeit einer r&#252;ckwirkenden Ab&#228;nderung, die im &#252;brigen aber auch schon deshalb entfallen w&#252;rde, weil die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse, die von dem Erwerbseinkommen des Beklagten von 2.530,-- DM, dem Kindesunterhalt in H&#246;he von 345,-- DM und der Kreditrate von monatlich 211,-- DM sowie dem Eigeneinkommen der Kl&#228;gerin von damals 300,-- DM gepr&#228;gt waren, bei einem jetzigen Einkommen der Kl&#228;gerin von wenigstens 900,-- DM seit April 1988 eine Aufstockung um mehr als 250,-- DM nicht zulassen w&#252;rden. Die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse wurden n&#228;mlich noch nicht von der Erwartung gepr&#228;gt, da&#223; der Beklagte die Vorruhestandsregelung, falls sie ihm angeboten w&#252;rde, in Anspruch nehmen w&#252;rde. Dies hat die Kl&#228;gerin im Termin selbst erkl&#228;rt, die bekundete, da&#223; zum Zeitpunkt des Zusammenlebens der Parteien &#252;ber die M&#246;glichkeit eines Vorruhestandes zwischen ihnen nie gesprochen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auch eine Ab&#228;nderung f&#252;r die Zukunft, d. h. ab Zustellung der Ab&#228;nderungsklage und damit ab Juni 1990 kommt nicht in Betracht. Zum eine gilt auch hier, da&#223; die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse von der Tatsache der Vorruhestandregelung nicht gepr&#228;gt waren, so da&#223; die Kl&#228;gerin, selbst wenn die Einkommenssituation des Beklagten sich aufgrund dessen verbessert haben sollte, daran nicht teilhaben w&#252;rde. Die Einkommenssituation des Beklagten hat sich aber auch nicht wesentlich ge&#228;ndert. Zwar bezieht er zur Zeit Arbeitslosengeld in H&#246;he von monatlich 1.505,-- DM, Ruhegehalt in H&#246;he von monatlich 296,-- DM und 900,-- DM Beihilfe und damit effektiv monatlich 2.701,-- DM. Angesichts dessen, da&#223; die Beihilfe und das &#220;berbr&#252;ckungsgeld jedoch nur zeitlich befristet gezahlt werden, erscheint es angemessen, die tats&#228;chlich gezahlten Betr&#228;ge auf einen gr&#246;&#223;eren Zeitraum und zwar zehn Jahre &#8211; denn diese sollten bei der Vorruhestandsregelung bei einem Alter des Beklagten von damals 55 Jahren bis zum Rentenalter ausgeglichen werden &#8211; zu verteilen. F&#252;r den Zeitraum vom 01.07.1988 bis 31.01.1993 werden dem Beklagten insgesamt 61.287,-- DM gezahlt, so da&#223; bezogen auf zehn Jahre ein monatliches Einkommen von 510,65 DM zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re. Dem Beklagten steht damit monatlich lediglich mit den &#252;brigen Bez&#252;gen 2.312,05 DM zur Verf&#252;gung. Damit ist f&#252;r eine Ab&#228;nderungsklage der Kl&#228;gerin, deren Unterhaltsanspr&#252;che auf ein durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen des Beklagten von 2.530,-- DM gest&#252;tzt sind, jedenfalls keinen Raum. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Ziffer 11, 711 ZPO.</p>
315,049
olgk-1990-10-17-13-u-11590
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 U 115/90
1990-10-17T00:00:00
2019-03-13T14:44:53
2022-10-18T15:09:13
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:1017.13U115.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 22.02.1990 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Aachen - 2 0 683/89 - teilweise abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 35.250,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12.12,1939 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Beklagten als Gesamtschuldner zu 78,3 %, der Kl&#228;ger zu 21,7 %.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und &#252;berwiegend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten Schadensersatz in ehe von 35.250,00 DM verlangen, weil diese die ihnen beim Abschlu&#223; der Kaufvertr&#228;ge obliegenden Offenbarungspflichten schuldhaft verletzt haben, &#167;&#167; 276, 278 BGB analog. Die Beklagten waren n&#228;mlich - entgegen der Ansicht des Landgerichts - verpflichtet, dem Kl&#228;ger auch ungefragt zu offenbaren, da&#223; sie vom EBV im Jahr vor Abschlu&#223; der Vertr&#228;ge eine Entsch&#228;digung erhalten hatten, mit der die zwar vorliegenden, sich aber erst k&#252;nftig realisierenden Bergsch&#228;den abgegolten wurden. Diese Verpflichtung bestand f&#252;r die Beklagten insbesondere deshalb, weil in &#167; 2 der Kaufvertr&#228;ge eine Regelung getroffen worden war, die aus der Sicht des Kl&#228;gers Anspr&#252;che aus Bergsch&#228;den auf diesen &#252;bergehen lie&#223;. Diese Regelung lie&#223; nicht erkennen, da&#223; wegen bereits eingetretener Bergsch&#228;den eine Entsch&#228;digung f&#252;r k&#252;nftige Sch&#228;den Ertragsausf&#228;lle und Arbeitserschwernisse gew&#228;hrt worden war, also f&#252;r Folgen, die sich erst k&#252;nftig zeigen w&#252;rden. Wie die Beklagten selbst vortragen, ist auch im Bergsch&#228;dengebiet keineswegs sicher, da&#223; j&#228;hrlich neue Sch&#228;den auftreten. Umsomehr bedeutete die Abtretung k&#252;nftiger etwaiger Bergsch&#228;den zugleich die stillt schweigende Erkl&#228;rung, da&#223; derartige Anspr&#252;che noch nicht erledigt und noch nicht abgefunden waren, zumal mit k&#252;nftigen Erschwernissen und Ausf&#228;llen ernsthaft zu rechnen war. Aus diesem Grund mu&#223; f&#252;r die Frage der Offenbarungspflicht zun&#228;chst auf die Sicht der Beklagten abgestellt werden, die genau wu&#223;ten, da&#223; sie in H&#246;he eines erheblichen Teilbetrages des Grundst&#252;ckswertes bereits entsch&#228;digt waren und f&#252;r die es sich aufdr&#228;ngen m&#252;&#223;te, da&#223; diese Tatsache f&#252;r den Kl&#228;ger als K&#228;ufer von grundlegender Bedeutung war. Nach dem Vorbringen der Beklagten betrug die Entsch&#228;digung f&#252;r rd. 10 ha n&#228;mlich 65.000,00 DM, also 6.500,00 DM je ha und damit fast 9 % des Kaufpreises und damit des Grundst&#252;ckswertes. Indem das Landgericht auf die Sicht des Kl&#228;gers abgestellt hat, der lediglich wu&#223;te, da&#223; die Parzellen im Bergbaugebiet lagen und da&#223; Bergsch&#228;den auftreten konnten, nicht aber, da&#223; die Beklagten wegen k&#252;nftiger Sch&#228;den umfassend entsch&#228;digt waren, ist es zu Unrecht davon ausgegangen, da&#223; der Kl&#228;ger der bereits erfolgten Entsch&#228;digung keine Bedeutung beimessen w&#252;rde. Daf&#252;r fehlten Anhaltspunkte. Das Gegenteil mu&#223;te nach der Lebenserfahrung angenommen werden, gerade weil die Frage, ob eine Entsch&#228;digung bereits gezahlt worden war, bei Abschlu&#223; der Kaufvertr&#228;ge nicht angeschnitten wurde. Der Kl&#228;ger brauchte und konnte angesichts der in &#167; 2 der Kaufvertr&#228;ge getroffenen Regelung nicht damit rechnen, da&#223; die Beklagten ihm diese rechtlich und wirtschaftlich bedeutsame Tatsache verschwiegen. Entgegen der Ansicht der Beklagten handelt es sich nicht um eine Entsch&#228;digung alter Bergsch&#228;den, die f&#252;r den Kl&#228;ger ohne Interesse waren, sondern um eine Entsch&#228;digung erst nach Abschlu&#223; der Kaufvertr&#228;ge sich verwirklichender Nachteile bei der Bewirtschaftung, die auch aus der Sicht der Beklagten f&#252;r den Kl&#228;ger von erheblicher Bedeutung waren. Gerade der Umstand, da&#223; die Beklagten sich in einer Gr&#246;&#223;enordnung hatten entsch&#228;digen lassen, die einem erneblichen Teil des Grundst&#252;ckswertes entsprach, macht deutlich, da&#223; es dabei nicht um eine Nebensache ging, sondern um eine Frage, die f&#252;r den Kl&#228;ger von erheblicher Bedeutung sein mu&#223;te, zumal in den Kaufvertr&#228;gen angesprochen war, da&#223; die meisten Parzellen im Einzugsbereich des Abbaugebietes des EBV lagen und damit Bergsch&#228;den ernsthaft in Betracht kamen. Gerade weil die Beklagten die Entsch&#228;digung durch den EBV erhalten hatten, waren sie aus vorangegangenem Tun zur Offenlegung verpflichtet. F&#252;r einen redlichen Verk&#228;ufer konnte es nicht zweifelhaft sein, da&#223; die bereits erfolgte Entsch&#228;digung zu-offenbaren war, wenn er den K&#228;ufer nicht &#252;bervorteilen wollte. Auf die weiteren vom Kl&#228;ger vorgetragenen Indizien, die eine Offenbarungspflicht zus&#228;tzlich begr&#252;nden k&#246;nnten, kommt es deshalb nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten Zahlung von 35.250,00 DM verlangen. Dies ergibt sich aus folgenden &#220;berlegungen:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben die vom EBV f&#252;r rd. 10 ha gezahlte Entsch&#228;digung mit rd. 65.000,00 DM beziffert. Da der Kl&#228;ger rd. 5,5 ha Fl&#228;che erworben hat, die im Bergbaugebiet liegt, entf&#228;llt. darauf ein Betrag von rd. 42.250,00 DM. Die Behauptung des Kl&#228;gers, die Entsch&#228;digung f&#252;r diese Fl&#228;che habe mindestens 49.900,.00 DM betragen, ist ersichtlich ins Blaue hinein aufgestellt, denn der Kl&#228;ger will zwar eine entsprechende Berechnung beim Beklagten zu 1) eingesehen haben, er war aber nicht in der Lage, seine Erkenntnisquelle f&#252;r diesen Betrag zu erl&#228;utern. Dem Beweisantritt zu dieser Behauptung geht der Senat deshalb nicht nach.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Betrag von 42.250,00 DM steht den Kl&#228;ger nicht in voller H&#246;he zu, weil den Beklagten noch f&#252;r zwei Jahre nach Abschlu&#223; des Kaufvertrages die Nutzung der Fl&#228;chen und damit auch die Entsch&#228;digung zustand. Die Berechnung des Kl&#228;gers, der aus diesem Grund 2/20 der Entsch&#228;digung in Abzug bringt, ist jedoch nicht zutreffend, denn wenn eine Entsch&#228;digung f&#252;r 20 Jahre im Voraus gezahlt wird, wird die j&#228;hrlich zu zahlende Rate abgezinst. Bei einem Zinssatz von rd. 6 % ergibt sich f&#252;r die ersten beiden Jahre eine Entsch&#228;digung von rd. 7.000,00 DM, um die der Betrag von 42.250,00 DM zu vermindern ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann daher von den Beklagten als Gesamtschuldner (42.250,00 DM ./. 7.000,00 DM =) 35.250,00 DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167;, 92, 97, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert: 45.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r die Beklagten: 35.250.00 DM.Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 9.750,00 DM.</p>
315,050
olgk-1990-10-15-16-w-5590
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 W 55/90
1990-10-15T00:00:00
2019-03-13T14:44:54
2022-10-18T15:09:13
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:1015.16W55.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der angefochtene Beschlu&#223; wird dahin abge&#228;ndert, da&#223; der Antrag der Antragstellerin zur&#252;ckgewiesen wird.</p> <p></p> <p></p> <p>Die Gerichtskosten tragen die Parteien je zur H&#228;lfte.</p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p> <p>II. Der Antragstellerin wird unter Beiordnung von Rechtsanwalt Dr. M. in L. f&#252;r das</p> <p>Beschwerdeverfahren ratenfreie Proze&#223;kostenhile bewilligt.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das zuI&#228;ssige Rechtsmittel hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Antragstellerin, ihr f&#252;r die Dauer des Getrenntlebens die elterliche Sorge &#252;ber das gemeinsame Kind Z. (geb. am 22.09.1986) zu &#252;bertragen, ist unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es fehlt n&#228;mlich an der internationalen Zust&#228;ndigkeit deutscher Gerichte. Diese richtet sich nach dem Minderj&#228;hrigenschutzabkommen (MSA). Nach Art. 1 MSA sind die Gerichte des Staates, in dem der Minderj&#228;hrige seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat, vorbehaltlich der Bestimmungen der Art. 3, 4 und 5 Abs. 1 MSA, daf&#252;r zust&#228;ndig, Ma&#223;nahmen zum Schutze der Person und des Verm&#246;gens des Minderj&#228;hriqen zu treffen. Dabei ist die Regelung der elterlichen Sorge unumstritten eine Schutzma&#223;nahme im Sinne des Art. 1 MSA (vql. BGHZ 67/255).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gem. Art. 263 des t&#252;rkischen ZGB (die Parteien und der Sohn Z. sind T&#252;rken) liegt jedoch ein Gewaltverh&#228;ltnis im Sinne des Ar t. 3 MSA vor, so da&#223; nach dem Vorbehalt in Art. 1 MSA deutsche Gerichte unzust&#228;ndig sind, da auch die Voraussetzungen des Art. 8 MSA - eine ernsthafte Gef&#228;hrdung der Person oder des Verm&#246;gens des Minderj&#228;hrigen - nicht gegeben sind (vgl. BGHZ 60/68, 69; SenE vom 24.10.1988 - 21 UF 189/88). Nach Art. 263 t&#252;rkisches ZGB steht bei Meinungsverschiedenheiten der Eltern die Entscheidung &#252;ber die elterliche Gewalt dem Vater zu. Diese hat der Antragsgegner (Vater) dahingehend ausge&#252;bt, da&#223; er die elterliche Gewalt f&#252;r sich beansprucht. Art. 263 t&#252;rkisches ZGB wird auch nicht dadurch ausgeschlossen, da&#223; die Parteien getrennt leben. In die elterliche Gewalt kann nach t&#252;rkischem Recht zwar unter den mit &#167; 1666 BGB vergleichbaren Voraussetzungen, nicht aber durch eine Sorgerechtsregelung w&#228;hrend des Getrenntlebens der Eltern ohne f&#246;rmliche Trennung von Tisch und Bett eingegriffen werden (Art. 272 ff., 148 t&#252;rkisches ZGB; OLG Stuttgart in NJW 1985/566 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da demnach ein Gewaltverh&#228;ltnis im Sinne des Art. 3 MSA vorliegt und auch Art. 8 MSA nicht einschI&#228;gig ist, sind die deutschen Gerichte unzust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dabei &#252;bersieht der Senat nicht die gegenteilige Ansicht des OLG Stuttgart (a.a.O.), die in diesen Vorschriften nur die Anerkennung des ex~lege Gewaltverh&#228;ltnisses bei der in der Zust&#228;ndigkeit des Art. 1 MSA zu treffenden Sachentscheidung fordert. Indes ist der Wortlaut des Art. 1 MSA in dieser Frage eindeutig. Auch sind die praktischen Bedenken dieser Ansicht nicht zwingend, weil im Notfall die deutschen Gerichte nach Art. 8 MSA eingreifen k&#246;nnen. Ein dar&#252;berhinausgehendes Bed&#252;rfnis, entgegen der klaren gesetzlichen Regelung die Zust&#228;ndigkeit zu bejahen, besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine ernsthafte Gef&#228;hrdung des Kindes Z. im Sinne von Art. 8 MSA ist nicht ersichtlich, wenn das Sorgerecht entsprechend dem ex-lege Gewaltverh&#228;ltnis beim Antragsgegner verbleibt. Gr&#252;nde, die es nach deutschem Recht rechtfertigen w&#252;rden, dem Antragsgegner das Sorgerecht zu entziehen (das w&#228;re ein Fall des Art. 8 MSA), sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 13 a FGG.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Trotz ihres Unterliegens war der Antragstellerin gem. &#167; 119 ZPO (in Verbindung mit &#167; 14 FGG) f&#252;r das Beschwerdeverfahren ratenfreie Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5.000,-- DM.</p>
315,051
lg-dortmund-1990-10-11-8-o-31390
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 313/90
1990-10-11T00:00:00
2019-03-13T14:44:56
2022-10-18T15:09:13
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1990:1011.8O313.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger</p> <p>8.000,00 DM (i.W.: achttausend Deutsche Mark)</p> <p>nebst 4 % Zinsen seit dem 05. April 1990 zu</p> <p>zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 9 %</p> <p>der Kl&#228;ger und zu 91 % der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in</p> <p>H&#246;he von 10.000,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist das einzige Kind der am 14. Juni 1985</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">verstorbenen Frau Q. Der</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Beklagte ist der Bruder der Verstorbenen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Frau Q hatte am 02.12.1983 handschriftlich</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">verf&#252;gt: "... meinen einzigen Erben ist mein Sohn G .. "</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit "Testament" vom 20.04.1984 hatte sie bestimmt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">da&#223; nach ihrem Tode ihr Bruder F alles in seine</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">H&#228;nde nehmen solle, "alles regeln in Geldsachen und</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">sonstiges, was so anfallen tut", Wegen der Einzelheiten</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der beiden Schriftst&#252;cke wird auf Blatt 6 und 7 der</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Akte Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, da&#223; er sowohl nach dem .</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gesetz als auch aufgrund der letztwilligen Verf&#252;gung</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vom 2. Dezember 1983 Alleinerbe seiner Mutter ge-</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">worden ist. Er behauptet: Nach dem Tode der Mutter</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">habe der Beklagte aus der Wohnung der Verstorbenen </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">ein P&#228;ckchen an sich genommen, in dem sich ein Bar-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">geldbetrag von 16.000,00 DM befunden habe. Mit der</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Klage macht der Kl&#228;ger einen Teilbetrag von 8.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">geltend. Er behauptet weiter: Der Beklagte habe von</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">der Verstorbenen ein Sparbuch &#252;ber 4.000,00 DM er-</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">halten, weswegen er ihm folgende Betr&#228;ge erstatten</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">m&#252;sse:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1. Mietzahlung im Rahmen der Aufl&#246;sung </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">der Wohnung der Erblasserin 236,00 DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2. Heizkostennachzahlungen 43,16 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">und 235,80 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3. restliche Beerdigungskosten <u>252,62 DM</u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">insgesamt 768,03 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 8.768,03 DM nebst</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">4 % Zinsen seit dem 05.04.1990 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Ansicht, da&#223; er aufgrund des Testamentes</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">vom 20. April 1984 Alleinerbe seiner verstorbenen Schwester</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">geworden sei. Mit dieser letztwilligen Verf&#252;gung habe die</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Verstorbene die Bestimmungen im Testament vom 02.12.1983</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">widerrufen. Er bestreitet, aus der Wohnung der Verstorbenen</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">16.000,00 DM genommen zu haben.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Er hat hierzu vortragen lassen:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">- (In der Klageerwiderungsschrift vom 08.08.1990)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Nach der Beerdigung sei er mit der Zeugin L zur</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Wohnung der verstorbenen Schwester in das Altenwohnheim</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">gegangen. Frau L habe gewu&#223;t, wo das P&#228;ckchen war,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">sie habe auch gewu&#223;t, da&#223; in der Gaderobe Geld war, was</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">angeblich f&#252;r sie bestimmt sei. Die Zeugin L habe</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">das Geld aus der Gaderobe an sich genommen und auch noch</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">das Geld aus dem P&#228;ckchen, welches sie dann dem Beklagten</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">gegeben habe. In dem P&#228;ckchen sei Geld, ein Sparbuch sowie</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">das Testament vom 20.04.1984 gewesen. Wieviel Geld in dem</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">P&#228;ckchen gewesen war, wisse er nicht.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">- (Im Schriftsatz vom 04.10.1990)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Frau L habe in der Wohnung der Verstorbenen nach</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">dem P&#228;ckchen gesucht und es auch gefunden und danach</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">dem Beklagten gegeben. In dem P&#228;ckchen sei</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">das Testament, das Sparbuch sowie Geld gewesen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Von diesem Geld habe die Zeugin L 10.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">erhalt ein, soviel wie sie haben wollte. Wieviel</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Geld in dem P&#228;ckchen gewesen sei, wisse er nicht.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">- In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 11.10.1990 hat</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">der Beklagte einger&#228;umt, da&#223; in dem P&#228;ckchen wohl</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">16.000,00 DM gewesen sein k&#246;nnten, wovon die Zeugin</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">L 10.000,00 DM an sich genommen habe.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kl&#228;ger Beerdigungskosten bezahlt habe, be-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">streitet der Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivortrages</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze ver-</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">wiesen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat Beweis erhoben durch Vernehmung der</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Zeuginnen L und I. Wegen des Ergebnisses</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">der Beweisaufnahme wird auf die Niederschrift vom</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">11. Oktober 1990 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist hinsichtlich der Teilforderung von </p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">8.000,00 DM begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist aufgrund der letztwilligen Verf&#252;gung</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">vom 02.12.1983 Alleinerbe seiner Mutter. Dieses</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Testament ist wirksam und nicht durch die letztwillige</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Verf&#252;gung .vom 20. April 1984 abge&#228;ndert worden. Mit</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">dieser hat die Verstorbene lediglich angeordnet, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">der Beklagte "alles regeln" soll, nicht aber da&#223; er</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Teile des Nachlasses oder den Nachla&#223; gar insgesamt</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">behalten d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Kammer sieht es auch aufgrund der Aussage der Zeugin</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">L als erwiesen an, da&#223; er in der Wohnung der Ver-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">storbenen aus dem P&#228;ckchen 16.000,00 DM an sich genommen</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">hat. Dies hat die Zeugin L mit aller Entschieden-</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">heit bekundet. Die Kammer verkennt nicht, da&#223; die Zeugin</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">L diesen Umstand dem Kl&#228;ger erst zu einem Zeitpunkt</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">offengelegt hatte, als sie sich von dem Beklagten, mit</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">dem sie zuvor zusammengelebt hatte, getrennt hatte und wegen</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Forderungen des Beklagten an ihren Schwiegersohn ver&#228;rgert</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">war. Die Zeugin L hat ausgesagt, da&#223; sie nach dem</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Tode der Verstorbenen auf deren Weisung mit dem Beklagten</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">in deren Wohnung gegangen sei, wo sie aus einer. Tasche</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">eines an der Gaderobe h&#228;ngenden Mantels einen Briefum-</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">schlag mit 10.000,00 DM genommen habe, der f&#252;r sie be- </p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">stimmt gewesen sei. Unter dem Bett h&#228;tten sie ein P&#228;ckchen</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">gefunden, in dem sich 16.000,00 DM in 100-DM-Scheinen</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">befunden h&#228;tten. Dieser Teil der Aussage deckt sich mit</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">den Angaben des Beklagten in der Klageerwiderungsschrift,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">wonach die Zeugin L Geld aus der Gaderobe an sich</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">genommen habe und auch noch Geld aus dem P&#228;ckchen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Von dem Geld in der Gaderobe ist im Schriftsatz vom</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">04.10.1990 keine Rede mehr, sondern nur noch von dem</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Geld in dem P&#228;ckchen, wovon die Zeugin L</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">10.000,00 DM erhalten habe. Die Kammer kann auch nicht</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">glauben, da&#223; der Beklagte nicht wu&#223;te, wieviel Geld</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">insgesamt in dem Packen war. Auf entsprechende Vorhaltungen</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">hat er in der m&#252;ndlichen Verhandlung einger&#228;umt, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">au&#223;er den 10.000,00 DM wohl noch 5.000,00 DM bis</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">6.000,00 DM im P&#228;ckchen gewesen sein k&#246;nnen. Die</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Zeugin L lie&#223; auch keine verdachterregende Be-</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">lastungstendenzen erkennen. Im Gegenteil, sie vertrat</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">mit aller Bestimmtheit die Ansicht, da&#223; das Sparbuch</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">mit einem Guthaben &#252;ber 3.419,59 DM allein dem Beklagten ge-</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">b&#252;hrte. Die Glaubw&#252;digkeit der Aussage der Zeugin</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">L ist auch nicht durch die Bekundung der Zeugin</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">I ersch&#252;ttert worden, da&#223; ein von der Zeugin</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">L auf dem 13.03.1990 datierter Anruf des Beklagten</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">deswegen nicht habe erfolgen k&#246;nnen, weil sie sich</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">zu der Zeit im Sauerland aufgehalten h&#228;tten. Die</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">gef&#252;hrten Anrufe h&#228;tte der Beklagte unschwer auch</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">von dem Ferienort t&#228;tigen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die weitergehende Klage war dagegen abzuweisen. Der</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger war verpflichtet, die restlichen Verbindlich-</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">keiten der Verstorbenen als Erbe zu erf&#252;llen. Der</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Beklagte hat bestritten, da&#223; der Kl&#228;ger Beerdigungs-</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">kosten getragen hat. Beweis hat der Kl&#228;ger nicht</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">angetreten.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Der ausgeurteilte Betrag ist mit 4 % ab dem 03.04.1990</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">zu verzinsen, da der Beklagte mit Anwaltschreiben vom</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">06.03.1990 unter Fristsetzung bis zum 4. April 1990</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">aufgefordert worden war, den Betrag von 16.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">an den Kl&#228;ger zu zahlen (&#167;&#167; 286, 288 BGB).</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO; die Ent-</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">scheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,052
vg-minden-1990-10-10-3-k-69490
{ "id": 845, "name": "Verwaltungsgericht Minden", "slug": "vg-minden", "city": 465, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 K 694/90
1990-10-10T00:00:00
2019-03-13T14:44:57
2022-10-18T15:09:12
Urteil
ECLI:DE:VGMI:1990:1010.3K694.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens einschlie&#223;lich der au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beigeladenen. Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des zu vollstreckenden Betrages abwenden, wenn nicht der Beklagte oder der Beigeladene zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am . Oktober 1941 geborene Beigeladene - ein t&#252;rkischer Staatsangeh&#246;riger - ist seit 1969 bei der Kl&#228;gerin, einem holzverarbeitenden Unternehmen mit &#252;ber 1.200 Arbeitspl&#228;tzen, als Arbeiter besch&#228;ftigt. Er war bis Oktober 1986 mit einem Grad der Behinderung von 50 als Schwerbehinderter anerkannt. Durch Bescheid des Versorgungsamtes B. vom 14. Oktober 1986 wurde der Grad der Behinderung (GdB) des Beigeladenen auf 60 festgesetzt. Bescheide des Versorgungsamtes B. vom 12. September 1988 und 9. Oktober 1989, in denen der GdB auf 30 festgesetzt worden war, hob das Landesversorgungsamt Nordrhein-Westfalen mit Widerspruchsbescheid vom 29. Januar 1990 auf. Der Beigeladene leidet vor allem unter chronischer Raucher-Bronchitis nach fr&#252;herer Lungentuberkulose, wiederkehrenden Magen-Darm- Schleimhautentz&#252;ndungen, einer Fehlhaltung der Wirbels&#228;ule und einer beginnenden Herzleistungsminderung. Er ist zwei Kindern unterhaltsverpflichtet. Seine Ehefrau ist berufst&#228;tig. Bei der Kl&#228;gerin ist er als Sortierer und Abnehmer hinter einer Plattenzerteilanlage t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter dem 26. April 1985 beantragte die Kl&#228;gerin bei dem Beklagten die Zustimmung zur ordentlichen K&#252;ndigung des Beigeladenen wegen Versto&#223;es gegen das betriebliche Rauchverbot. Der Beklagte verweigerte die Zustimmung. Er wurde daraufhin durch Urteil des Verwaltungsgerichts Minden vom 4.6.1987 (7 K 135/86) - best&#228;tigt durch Beschlu&#223; des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen vom 14.3.1989 (13 A 1848/87) - zur Neubescheidung verpflichtet. Inzwischen hat die Kl&#228;gerin die K&#252;ndigung ausgesprochen. Die Zustimmung des Widerspruchsausschusses bei der Hauptf&#252;rsorgestelle des Landschaftsverbandes W. zu dieser K&#252;ndigung ist Gegenstand des Verfahrens 3 K 795/90 VG Minden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 28. Juni 1988 beantragte die Kl&#228;gerin ferner die Zustimmung des Beklagten zu einer beabsichtigten K&#252;ndigung, die sie mit krankheitsbedingten Ausfallzeiten des Beigeladenen im Zeitraum 1985 bis Mai 1988 begr&#252;ndete, und zwar soll der Beigeladene gefehlt haben:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> 1985 81 Tage 1986 259 Tage 1987 202 Tage 1/88 20 Tage 2/88 0 Tage 3/88 5 Tage 4/88 15 Tage 5/88 18 Tage</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Entwicklung zeige, da&#223; mit weiteren Fehlzeiten zu rechnen sei. Der betriebliche Ablauf werde durch die Fehlzeiten in nicht mehr hinnehmbarer Weise gest&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 27. September 1988 wurde der Beigeladene amts&#228;rztlich untersucht. Im Gutachten vom 4. Oktober 1988 kam der untersuchende Arzt, Dr. S., zu folgender Beurteilung:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">".. ist ihm im Rahmen dieses Krankheitsbildes eine schwere k&#246;rperliche T&#228;tigkeit mit andauerndem Heben und Tragen von Lasten sicherlich nicht zumutbar. Wie Herr T. berichtet, mu&#223; er augenblicklich Spanplatten zusammen mit einem anderen Kollegen von der Maschine heben und stapeln. Dabei m&#252;sse er sich auch h&#228;ufig b&#252;cken, um die Platten abzulegen. Diese h&#228;tten ein Gewicht von 10-12 kg, ab und zu auch bis 20 kg. Das Arbeitstempo k&#246;nne er nicht selbst bestimmen, es sei durch die Maschine vorgegeben. Eine derartige T&#228;tigkeit ist vollschichtig sicherlich schon als mittel- bis teilweise schwere Arbeit einzustufen. Von medizinischer Sicht aus w&#228;re diese f&#252;r Herrn T. somit nicht geeignet. Arbeitsunf&#228;higkeit liegt bei Herrn T. keineswegs vor. Er ist ohne weiteres in der Lage, eine leichte bis mittelschwere k&#246;rperliche T&#228;tigkeit ganztags auszu&#252;ben. Optimal w&#228;re, falls dabei wechselnde Positionen ... eingenommen werden k&#246;nnten".</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Bei einer von der Hauptf&#252;rsorgestelle durchgef&#252;hrten Betriebsbesichtigung vom 18. Oktober 1988 wies ein Angestellter der Kl&#228;gerin darauf hin, da&#223; der Beigeladene bereits f&#252;nfmal ohne Erfolg innerbetrieblich umgesetzt worden sei. Der technische Berater des Beklagten schlug vor, zur Verringerung der k&#246;rperlichen Belastung den Arbeitsplatz des Beigeladenen mit einer Luftkissenanlage und Scherenhebetischen zu versehen. Dies solle eine &#220;bergangsl&#246;sung sein, bis eine von der Kl&#228;gerin geplante Umstellung auf eine automatisierte Zuschneide- und Stapelanlage realisiert werde. In dem Bericht &#252;ber die Betriebsbesichtigung wird zudem ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">"Es wurde vereinbart, da&#223; der Arbeitgeber zumindest &#252;berschl&#228;gig die Kosten f&#252;r die Ausstattung des Arbeitsplatzes ermittelt und diese der F&#252;rsorgestelle .. mitteilt. F&#252;r die Verwirklichung der Ma&#223;nahme ist f&#252;r den Arbeitgeber die H&#246;he des zu erwartenden Zuschusses aus Mitteln der Ausgleichsabgabe ausschlaggebend. Eine Entscheidung hierzu kann jedoch erst nach Vorlage der Kosten&#252;bersicht erfolgen."</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Am 10 August 1989 untersuchte der Werksarzt der Kl&#228;gerin, Dr. K., den Beigeladenen. In seinem Bericht vom 22. August 1989 kam er zu dem Ergebnis , da&#223; der Beigeladene nicht in der Lage sei, die bisherige T&#228;tigkeit weiterhin regelm&#228;&#223;ig auszuf&#252;hren. Der Beigeladene wies darauf hin, da&#223; die Fehlzeiten vornehmlich auf eine Lungentuberkulose aus dem Jahre 1986 zur&#252;ckzuf&#252;hren sei. Diese Krankheit sei nunmehr abgeklungen. Deshalb sei auch der Grad der Behinderung vor&#252;bergehend niedriger festgesetzt worden. Der Vertrauensmann der Schwerbehinderten gab unter dem 12. Juli 1988 gegen&#252;ber der &#246;rtlichen F&#252;rsorgestelle eine Stellungnahme ab. Das Arbeitsamt D. &#228;u&#223;erte arbeitsmarktpolitische Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 6. September 1989 versagte der Beklagte die beantragte Zustimmung. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus: Die Fortsetzung des Arbeitsverh&#228;ltnisses sei der Kl&#228;gerin zumutbar, da die Prognose, was zuk&#252;nftige Fehlzeiten des Beigeladenen angehe, g&#252;nstig sei. Die Behinderung "Lungentuberkulose" habe sich gebessert. Seit Mai 1989 seien keine krankheitsbedingten Fehlzeiten mehr entstanden. Die werks&#228;rztliche Feststellung, da&#223; der Beigeladene nicht in der Lage sei, seine bisherige T&#228;tigkeit auf Dauer auszuf&#252;hren, sei unbeachtlich, da die Kl&#228;gerin entgegen der Vereinbarung vom 22. Mai 1989 auf den Vorschlag der Hauptf&#252;rsorgestelle zur Umgestaltung des Arbeitsplatzes nicht reagiert habe. Weiter habe es die Kl&#228;gerin dem beratenden Ingenieur nicht erm&#246;glicht, geeignete Alternativen im Betrieb zu ermitteln. Somit habe es die Kl&#228;gerin zu vertreten, da&#223; der Beigeladene an dem bisherigen Arbeitsplatz nicht zurechtkomme. Zu Gunsten des Beigeladenen seien die geringe Vermittlungschance und die lange Betriebszugeh&#246;rigkeit ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Am 25. September 1989 erhob die Kl&#228;gerin Widerspruch. W&#228;hrend des Widerspruchsverfahrens trug der Betriebsrat der Kl&#228;gerin schriftlich Bedenken gegen die K&#252;ndigung vor. Auf Nachfrage des Beklagten teilte die Kl&#228;gerin mit, da&#223; es ihr vorrangig um die erneute Bescheidung des Zustimmungsantrages aus dem Jahre 1985 gehe. In diesem Zusammenhang spiele die Weiterbesch&#228;ftigung des Beigeladenen auf anderen Arbeitspl&#228;tzen keine Rolle, da der Kl&#228;ger mehrfach gegen das betriebliche Rauchverbot versto&#223;en habe und sich die von derartigen Verst&#246;&#223;en ausgehenden Brandgefahren an jedem Arbeitsplatz verwirklichen k&#246;nnen. Aus diesem Grund sei sie gegenw&#228;rtig nicht bereit, auf eigene Kosten weitere Ermittlungen anzustellen. Dies sei ihr im &#252;brigen auch deshalb unzumutbar, weil das Verwaltungsgericht Minden und das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen sie in dem Verfahren, das zur Neubescheidung Ihres Antrags gef&#252;hrt habe, in ihrer Auffassung best&#228;tigt h&#228;tten, da&#223; ihrem K&#252;ndigungsinteresse erhebliches Gewicht zukomme. Die Kl&#228;gerin erg&#228;nzte die Aufstellung der krankheitsbedingten Fehlzeiten dahingehend, da&#223; der Beigeladene im Jahre 1988 an 84 Arbeitstagen und bis Oktober 1989 an 27 Arbeitstagen gefehlt habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 26. Januar 1990 - der Kl&#228;gerin am 7. M&#228;rz 1990 zugestellt - wies der Widerspruchsausschu&#223; bei der Hauptf&#252;rsorgestelle des Beklagten den Widerspruch zur&#252;ck, soweit er den Antrag vom 28. Juni 1988 betraf. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus: Die Kl&#228;gerin sei ihrer Verpflichtung aus &#167; 14 SchwbG und ihren Mitwirkungspflichten bei der Aufkl&#228;rung des Sachverhalts nicht nachgekommen. Eine eingehende Pr&#252;fung, ob der Arbeitsplatz des Beigeladenen ver&#228;ndert werden k&#246;nne oder eine andere geeignete Verwendung des Beigeladenen m&#246;glich sei, sei durch das Verhalten der Kl&#228;gerin unm&#246;glich geworden. Soweit der Sachverhalt nicht aufgekl&#228;rt worden sei, gehe dies zu Lasten der Kl&#228;gerin. Zudem sei davon auszugehen, da&#223; die technische Umgestaltung und die damit verbundenen Kosten unter Ber&#252;cksichtigung der langen Betriebszugeh&#246;rigkeit des Beigeladenen zumutbar seien. Auch seien die Fehlzeiten seit den erheblichen Ausf&#228;llen in den Jahren 1986 und 1987 zur&#252;ckgegangen. Die Prognose sei g&#252;nstig, da die Lungentuberkulose abheile. Es sei unwahrscheinlich, da&#223; in Zukunft erhebliche Fehlzeiten entst&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Am 21. M&#228;rz 1990 hat die Kl&#228;gerin Klage erhoben, die sie wie folgt begr&#252;ndet: Sie habe durch ihre Umsetzungsbem&#252;hungen alles Zumutbare getan, um einen anderen innerbetrieblichen Arbeitsplatz f&#252;r den Beigeladenen zu finden. Weitere Ma&#223;nahmen seien unzumutbar gewesen, da eine behindertengerechte Umgestaltung nur durch Installationen einer automatisierten Anlage erfolgen k&#246;nne, deren Kosten erheblich seien. Die Kostenermittlung f&#252;r die technische Umr&#252;stung sei Sache des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 6. September 1989 sowie des Widerspruchsbescheides des Widerspruchsausschusses beim Beklagten vom 26. Januar 1990, soweit er entgegensteht, zu verpflichten, &#252;ber den Antrag der Kl&#228;gerin vom 28. Juni 1988 auf Zustimmung zur ordentlichen K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses mit dem Beigeladenen unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts erneut zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">In Erg&#228;nzung der Begr&#252;ndung in den angefochtenen Bescheiden tr&#228;gt er vor, da&#223; die Kl&#228;gerin einen zweiten Besuch des beratenden Ingenieurs mit der Begr&#252;ndung abgelehnt habe, sie wolle nunmehr eine Entscheidung. Er, der Beklagte, habe bis zum Erla&#223; des Widerspruchsbescheides keine Kenntnis davon erhalten, da&#223; die Kl&#228;gerin nach &#252;berschl&#228;giger Berechnung die Kosten f&#252;r eine technische Umgestaltung als zu hoch eingesch&#228;tzt und die Gew&#228;hrung eines Zuschusses als unrealistisch bewertet habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene beantragt ebenfalls,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten (2 Hefte) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig. Die Kl&#228;gerin hat trotz der bereits ausgesprochenen verhaltensbedingten K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses mit dem Beigeladenen ein Rechtsschutzinteresse an der Durchf&#252;hrung eines zweiten Zustimmungsverfahrens. Im jetzigen Zeitpunkt ist n&#228;mlich ungewi&#223;, ob die bereits ausgesprochene K&#252;ndigung wegen Versto&#223;es gegen das betriebliche Rauchverbot Bestand haben wird. Die Klage ist jedoch unbegr&#252;ndet, da der ablehnende Bescheid des Beklagten (in der Gestalt des Widerspruchsbescheides) rechtm&#228;&#223;ig ist. Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf eine Neubescheidung ihres Antrags auf Zustimmung des Beklagten zur ordentlichen K&#252;ndigung des Beigeladenen (Vgl. &#167; 113 Abs. 4 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage des ablehnenden Bescheides ist &#167; 15 des Schwerbehindertengesetzes (SchwbG) in der hier ma&#223;geblichen Fassung vom 26. August 1986 (BGBl I, S. 1421). Danach bedarf die K&#252;ndigung eines Schwerbehinderten der vorherigen Zustimmung durch die Hauptf&#252;rsorgestelle. Der Beigeladene unterf&#228;llt diesem Sonderk&#252;ndigungsschutz, da er aufgrund seiner k&#246;rperlichen Behinderung Schwerbehinderter im Sinne des &#167; 1 SchwbG ist. Sein Grad der Behinderung betrug stets wenigstens 50. Diejenigen Bescheide des Versorgungsamtes B,, in denen wegen einer Besserung des Krankheitsbildes ein GdB von nur noch 30 festgestellt wurde, stehen dem nicht entgegen. Abgesehen davon, da&#223; ihnen ohnehin keine rechtsbegr&#252;ndende Bedeutung bez&#252;glich der Feststellung der Behinderung zukommt</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu BVerwG, Urteil vom 15. Dezember 1988 - 5 C 67/85 -, D&#214;V 89, 819;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">sind sie aufgehoben und durch den Widerspruchsbescheid des Landesversorgungsamtes Nordrhein-Westfalen vom 29. Januar 1990 ersetzt worden. Es besteht daher kein Grund, den Grad der Behinderung des Kl&#228;gers niedriger als mit 50 anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid ist in formeller Hinsicht rechtm&#228;&#223;ig erlassen worden. Insbesondere sind die gem&#228;&#223; &#167; 17 Abs. 2 SchwbG erforderlichen Stellungnahmen jedenfalls bis zum Erla&#223; des Widerspruchsbescheides eingeholt worden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Inhaltlich unterliegt die Entscheidung des Beklagten (und des Widerspruchsausschusses) nur einer eingeschr&#228;nkten gerichtlichen Kontrolle, da es sich um eine Ermessensentscheidung handelt. Das Gericht pr&#252;ft nach &#167; 114 VwGO lediglich, ob die gesetzlichen Grenzen des Ermessens &#252;berschritten sind oder von dem Ermessen in einer dem Zweck der Erm&#228;chtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht ist. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist das Ermessen in der Weise auszu&#252;ben, da&#223; das Interesse des Arbeitgebers an der wirtschaftlichen Nutzung der vorhandenen Arbeitspl&#228;tze gegen die Interessen des Schwerbehinderten an dem Fortbestehen des Arbeitsverh&#228;ltnisses abgewogen wird. Dabei ist zu beachten, da&#223; das Schwerbehindertengesetz in erster Linie ein F&#252;rsorgegesetz ist. Der Schwerbehinderte soll gegen&#252;ber dem Gesunden nicht ins Hintertreffen geraten. Er soll sich trotz seiner Behinderung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft f&#252;hlen k&#246;nnen. Andererseits mu&#223; die Hauptf&#252;rsorgestelle darauf achten, da&#223; sie m&#246;glichst viel von der Gestaltungsfreiheit des Betriebsinhabers erh&#228;lt. Keinesfalls darf diese Freiheit ausgeh&#246;hlt werden. Der Schwerbehindertenschutz bezweckt daher nicht, den Schwerbehinderten praktisch unk&#252;ndbar zu machen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 28. Februar 1968 - 5 C 33/66 -, BVerwGE 29, Nr. 26;</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Um eine sachgerechte, an dem Schutzcharakter des Schwerbehindertengesetzes ausgerichtete, Ermessensentscheidung treffen zu k&#246;nnen, mu&#223; die Beh&#246;rde all das in ihre Erw&#228;gungen einstellen, was f&#252;r die Interessenabw&#228;gung von Bedeutung ist. Sie mu&#223; also den insoweit entscheidungserheblichen Sachverhalt aufkl&#228;ren und sich eine eigene &#220;berzeugung von der Richtigkeit der f&#252;r ihre Entscheidung ma&#223;geblichen Behauptungen verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 28. April 1989 - 6 S 1297/88 -;</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Hier hat der Beklagte seine Entscheidung getroffen, obwohl er nicht alle entscheidungserheblichen Umst&#228;nde des Sachverhalts ermittelt hat (1). Er durfte dies tun, weil die Kl&#228;gerin ihren Mitwirkungspflichten nicht gen&#252;gte (2). Die Entscheidung des Beklagten ist auch nicht aus anderen Gr&#252;nden ermessensfehlerhaft (3).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(1) F&#252;r die Interessenabw&#228;gung war hier von Bedeutung, ob weitere erhebliche Fehlzeiten des Beigeladenen durch eine technische Umgestaltung des bestehenden Arbeitsplatzes vermeidbar waren. Diesem Umstand kommt n&#228;mlich bei der Frage eine wesentliche Bedeutung zu, ob einer K&#252;ndigung aus Gr&#252;nden, die in der Behinderung des Schwerbehinderten ihre Ursache haben, zuzustimmen ist. In der Rechtsprechung ist gekl&#228;rt, da&#223; es einem Arbeitgeber zwar nicht zumutbar ist, einen Schwerbehinderten gegen alle Gesetze wirtschaftlicher Vernunft weiterzubesch&#228;ftigen. In der Regel braucht er sich nicht mit unzureichenden oder nicht erbrachten Arbeitsleistungen zufrieden zu geben.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 16. Juni 1990 - 5 B 127/89 -, JURIS Dokument Nr. 545453 m.w.N.; OVG NW, Urteil vom 13. Februar 1989 - 13 A 1536/86 -;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bevor sich der Arbeitgeber aber mit Erfolg auf die wirtschaftliche Unzumutbarkeit einer Weiterbesch&#228;ftigung berufen kann, mu&#223; er die (wirtschaftlich sinnvollen) M&#246;glichkeiten aussch&#246;pfen, die zur Wiederherstellung der Arbeitsleistung f&#252;hren k&#246;nnen. Insbesondere ist es dem Arbeitgeber in aller Regel zumutbar, dem Schwerbesch&#228;digten, der wegen einer Behinderung die am bisherigen Arbeitsplatz anfallenden Arbeiten nicht mehr verrichten kann, einen geeigneten anderen Arbeitsplatz zuzuweisen, wenn ein solcher vorhanden ist. Dies ist kein "Durchschleppen", sondern folgt aus der gesteigerten F&#252;rsorgepflicht des Arbeitgebers gegen&#252;ber dem bei ihm besch&#228;ftigten Schwerbehinderten. Das Bem&#252;hen um einen anderen geeigneten Arbeitsplatz mu&#223; von f&#252;rsorgerischem Denken und F&#252;hlen getragen sein. Dabei sind Arbeitsf&#228;higkeit und Arbeitswille des Schwerbehinderten, die Verh&#228;ltnisse und Ordnung im Betrieb sowie der Betriebsfrieden zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Urteil vom 28. Februar 1968 a.a.O. und VGH Baden-W&#252;rttemberg, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen hatte die Kl&#228;gerin zun&#228;chst gen&#252;gt, indem sie den Beigeladenen mehrfach innerbetrieblich auf anderen Arbeitspl&#228;tzen einsetzte, ohne da&#223; dadurch allerdings eine Besserung eintrat. Neben der Umsetzung kam aber auch eine Ver&#228;nderung des bestehenden Arbeitsplatzes in Betracht. Von dieser Alternative geht auch der Gesetzgeber aus, indem er in &#167; 14 Abs. 3 SchwbG die Verpflichtung des Arbeitgebers regelt, den Arbeitsplatz mit den erforderlichen technischen Arbeitshilfen auszustatten, sofern dies mit verh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Aufwendungen zumutbar ist. Diese Alternative kam hier ernsthaft in Betracht. Der beratende Ingenieur des Beklagten hatte n&#228;mlich der Kl&#228;gerin einen konkreten und plausiblen Vorschlag zur Umr&#252;stung des Arbeitsplatzes unterbreitet. Da&#223; eine technische Umr&#252;stung geeignet war, die Fehlzeiten des Beigeladenen zu vermindern, folgt aus den Untersuchungsberichten des Amts- und des Werksarztes. Danach stand n&#228;mlich fest, da&#223; der Beigeladene zwar die bisherige T&#228;tigkeit nicht ohne gesundheitliche Beeintr&#228;chtigungen fortsetzen konnte, er aber mit leichten und mittleren Arbeiten belastbar war. Folglich spielte die Frage der Realisierung technischer Arbeitshilfen mittels Umgestaltung des bestehenden Arbeitsplatzes eine wichtige Rolle bei der Interessenabw&#228;gung.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">(2) Bei diesem Sachstand oblag es nun der Kl&#228;gerin, den substantiiert dargelegten Vorschlag der Hauptf&#252;rsorgestelle hinsichtlich der Kosten und der Realisierung zu &#252;berpr&#252;fen. Zwar hat die Beh&#246;rde den Sachverhalt in der Regel von Amts wegen aufzukl&#228;ren. Sie bestimmt Art und Umfang der Ermittlungen. Allerdings sollen die Beteiligten dabei mitwirken. Sie sollen insbesondere die ihnen bekannten Tatsachen und Beweismittel angeben (vgl. &#167;&#167; 20 Abs. 1, 21 Abs. 2 SGB X). Die Verpflichtung der Beh&#246;rde zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts endet aber dort, wo Beteiligte ihre Pflicht zur Mitwirkung nicht erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"> Vgl. VG D&#252;sseldorf, Urteil vom 11. September 1984 - 17 K 1383/82 -, BehR 84, 38(40); VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. Mai 1988 - 2 K 326/88 -, BehR 89,46;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">So liegt der Fall hier. Die Kl&#228;gerin hat ihre Mitwirkungspflicht nicht erf&#252;llt, weil sie dem Beklagten gegen&#252;ber keine Stellungnahme zu dem Vorschlag der Umgestaltung abgegeben hat. Hierzu war sie verpflichtet, weil sie als ein gro&#223;es Unternehmen &#252;ber die besseren M&#246;glichkeiten verf&#252;gte, sich &#252;ber die Kosten und den m&#246;glichen Einsatz der vorgeschlagenen Arbeitshilfen zu informieren. Insbesondere war sie aufgrund ihrer Kenntnisse der eigenen Betriebsabl&#228;ufe besser als der Beklagte in der Lage, den Vorschlag zu pr&#252;fen. Zu einer solchen Pr&#252;fung war sie auch deshalb verpflichtet, weil sie sich dem Beklagten gegen&#252;ber dazu bereiterkl&#228;rt hatte. Bis zum Abschlu&#223; des Verwaltungsverfahrens hat sie aber nicht zu erkennen gegeben, da&#223; sie eine technische Umr&#252;stung als von vornherein sinnlos erachtete und deshalb von ihrem Einverst&#228;ndnis wieder abr&#252;cken wolle. Die erst im Klageverfahren geltend gemachte H&#246;he der Kosten und der Einwand der daraus resultierenden Unzumutbarkeit sind unbeachtlich, weil der Beklagte von Anfang an einen Zuschu&#223; aus der Ausgleichsabgabe in Aussicht gestellt hatte, vgl. &#167; 14 Abs. 3 Satz 4 SchwbG. Dieser Umstand erh&#246;ht die Anforderungen an die Mitwirkungspflicht der Kl&#228;gerin. Wenn eine Fremdfinanzierung angeboten wird, so gebietet es die F&#252;rsorgepflicht gegen&#252;ber dem schwerbehinderten Arbeitnehmer, sich um eine Deckungszusage zu bem&#252;hen. Zu diesen Bem&#252;hungen geh&#246;rt auch die Beibringung der notwendigen Berechnungsunterlagen. Erst dann ist es Sache des Beklagten, zu entscheiden, ob und in welcher H&#246;he eine Finanzierung erfolgen kann.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 16. Juni 1990, a.a.O. zum Angebot einer drittfinanzierten Umschulung.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch f&#252;r den Fall, da&#223; sich die Kl&#228;gerin von dem Beigeladenen aus anderen Gr&#252;nden in jedem Fall trennen wollte, da nicht sie, sondern der Beklagte das Risiko einer vielleicht &#252;berfl&#252;ssigen Investition getragen h&#228;tte. Wenn die Kl&#228;gerin aus anderen Gr&#252;nden, die in der Person des Beigeladenen bzw. in den Verst&#246;&#223;en des Kl&#228;gers gegen das betriebliche Rauchverbot liegen m&#246;gen, ihre Mitwirkung f&#252;r unzumutbar hielt, so h&#228;tte sie dies geltend machen m&#252;ssen. Dies hat sie nicht getan. In ihrer Stellungnahme w&#228;hrend des Widerspruchsverfahrens hat sie die Frage der Umsetzung und der weiteren Ermittlungen allein im Hinblick auf den ersten K&#252;ndigungsantrag aus dem Jahre 1985 gew&#252;rdigt. Den K&#252;ndigungsantrag, der in dem hier zu entscheidenden Verfahren ma&#223;gebend ist, hat sie dagegen ausschlie&#223;lich auf krankheitsbedingte Fehlzeiten gest&#252;tzt, so da&#223; der Beklagte keine Veranlassung hatte, die Verst&#246;&#223;e des Beigeladenen gegen das Rauchverbot und deren eventuelle Folgen f&#252;r die Zumutbarkeit einer technischen Arbeitshilfe gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 3 SchwbG in seine Entscheidung einzubeziehen. Ma&#223;geblich ist n&#228;mlich nur der Sachverhalt, den der Arbeitgeber zur Begr&#252;ndung des K&#252;ndigungsantrags anf&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 25. Juli 1989 -13 A 340/88-, S. 11 und 13 des Abdrucks.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; nicht gekl&#228;rt worden ist, ob eine technische Umgestaltung zur Verminderung der krankheitsbedingten Fehlzeiten geeignet und zumutbar ist, f&#228;llt somit der Kl&#228;gerin zur Last. Dies gilt auch entsprechend f&#252;r die Verweigerung der Betriebsbesichtigung durch einen technischen Berater des Beklagten. Es war der Kl&#228;gerin auch unter Ber&#252;cksichtigung des Zeitablaufs und der Monatsfrist in &#167; 18 Abs. 1 SchwbG zumutbar, den Besuch zu erm&#246;glichen. Dieser Besuch h&#228;tte unverz&#252;glich erfolgen k&#246;nnen und daher die Entscheidungsfindung nicht wesentlich herausgez&#246;gert. Es ist auch nicht ersichtlich, da&#223; die Betriebsbesichtigung eine &#252;berm&#228;&#223;ige Belastung der Kl&#228;gerin bedeutet h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">(3) Der Beklagte ist sodann ermessensfehlerfrei zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; der Kl&#228;gerin die Fortsetzung des Arbeitsverh&#228;ltnisses zumutbar ist. Er ist unter W&#252;rdigung der ihm bekannten Tatsachen, n&#228;mlich der &#228;rztlichen Stellungnahmen, des Berichtes seines technischen Beraters, des Verlaufs der Fehlzeiten, und nach sachgerechter Abw&#228;gung der Interessen zu einem rechtlich vertretbaren Ergebnis gelangt. Gem&#228;&#223; Art. 2 &#167; 2 des Entlastungsgesetzes sieht die Kammer insoweit von einer weiteren Darstellung der Entscheidungsgr&#252;nde ab, da sie der Begr&#252;ndung des Widerspruchsbescheides folgt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 154 Abs. 1, 162 Abs. 3 VwGO. Es entspricht der Billigkeit, der Kl&#228;gerin auch die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beigeladenen aufzuerlegen, weil dieser mit der Stellung eines Antrags ein Kostenrisiko auf sich genommen hat. Das Verfahren ist gem&#228;&#223; &#167; 188 Satz 2 VwGO gerichtskostenfrei. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit und die Abwendungsbefugnis beruht auf den &#167;&#167; 167 VwGO, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,053
olgham-1990-10-09-20-w-4890
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 48/90
1990-10-09T00:00:00
2019-03-13T14:44:58
2022-10-18T15:09:12
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1009.20W48.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p>Der Antragstellerin wird f&#252;r einen Zahlungsantrag in H&#246;he von 6.173,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.02.1990 Proze&#223;kostenhilfe bewilligt und ihr Rechtsanwalt Seidenzahl in Bochum beigeordnet.</p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt die Antragstellerin nach einem Gegenstandswert von 2.619,- DM; au&#223;ergerichtliche Kosten, die nach einem Gegenstandswert von 8.792,- DM entstanden sind, werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine beabsichtigte Klage, mit der sie die Antragsgegnerin als ihren Hausratversicherer auf Entsch&#228;digung f&#252;r einen Wohnungseinbruch in Anspruch nehmen m&#246;chte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 04.11.1989 brachen unbekannte T&#228;ter in die Wohnung der Antragstellerin ein. Aufgrund ihrer Schadensmeldung leistete die Antragsgegnerin eine Entsch&#228;digungszahlung von 13.234,- DM. Die Antragstellerin ist mit dieser Entsch&#228;digungsh&#246;he nicht einverstanden und begehrt mit n&#228;herer Begr&#252;ndung eine weitere Zahlung von 8.792,- DM. Das Landgericht hat die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe durch Beschlu&#223; vom 27. Juni 1990 zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die gegen diesen Beschlu&#223; gerichtete gem&#228;&#223; &#167;127 Abs. 2 S. 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde der Antragstellerin ist zum &#252;berwiegenden Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin kann - soweit es um einen Zahlungsantrag in H&#246;he von 6.173,- DM nebst Zinsen geht - nach ihren pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung nicht aufbringen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch nachgereichte eidesstattliche Versicherung von 27.07.1990 hat sie nunmehr glaubhaft gemacht, da&#223; sie ihren Lebensunterhalt ausschlie&#223;lich durch Sozialhilfe bestreitet; nacheheliche Unterhaltsanspr&#252;che gegen ihren geschiedenen Ehemann, einen Juwelier, seien nicht realisierbar, ca. Eigent&#252;merin des Juweliergesch&#228;ftes dessen Mutter sei. Entgegen der vom Landgericht in seinem Nichtabhilfebeschlu&#223; ge&#228;u&#223;erten Auffassung kann der Antragsteller in auch nicht entgegengehalten werden, sie m&#252;sse die von der Antragsgegnerin bereits erhaltene Entsch&#228;digungsleistung f&#252;r die beabsichtigte Proze&#223;f&#252;hrung verwenden. Die Antragstellerin hat dazu mit Schriftsatz vom 25.09.1990 vorgetragen, die Entsch&#228;digungsleistung sei f&#252;r eine erforderliche Wohnungsrenovierung, Neuanschaffungen wie Kinderzimmerm&#246;bel, Fernseher, Tiefk&#252;hltruhe und Kinderfahrr&#228;der, eine Neueinkleidung der gesamten Familie sowie einen nach mehreren Jahren erstmals durchgef&#252;hrten Familienurlaub in ... vollst&#228;ndig verbraucht worden. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; eine derartige Verwendung der von der Antragsgegnerin geleisteten Entsch&#228;digungszahlung in Bezug auf die Vorsorge f&#252;r die Proze&#223;kostenfinanzierung grob fahrl&#228;ssig (vgl. dazu Kalthoener/B&#252;ttner, Proze&#223;kostenhilfe und BeratungshLife, Rdnr. 335 m.w.N.) gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin allerdings eine Entsch&#228;digungsleistung f&#252;r im Eigentum des Zeugen ... stehende Gegenst&#228;nde (Videokamera Hitachi VM 52 E und Herrenarmband 585 Gold) in H&#246;he von insgesamt 2.619,- DM begehrt, kommt eine Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe nicht in Betracht. Diese Gegenst&#228;nde unterlagen zwar nach &#167;2 Nr. 1 und 2 VHB 74 dem Versicherungsschutz aufgrund des zwischen den Parteien geschlossenen Hausratsversicherungsvertrages; insoweit handelt es sich um eine Versicherung f&#252;r fremde Rechnung. Nach &#167;12 Nr. 2 2. Halbsatz VHB 74 kann der Versicherte, obwohl nicht selbst Versicherungsnehmer, die sein Eigentum betreffende Entsch&#228;digungsforderung jedoch im eigenen Namen beim Versicherer geltend machen, wenn der Versicherungsnehmer zustimmt. Danach ist der Zeuge ... mit Zustimmung der Antragstellerin zur selbst&#228;ndigen Geltendmachung eines Entsch&#228;digungsanspruchs von 2.619,- DM gegen die Antragsgegnerin befugt. Ein eigenes Interesse der Antragstellerin an der prozessualen Geltendmachung der dem Zeugen ... zustehenden Entsch&#228;digungsleistung ist nicht ersichtlich. Wie der Senat bereits entschieden hat (VersR 1982, 381) ist in einem Fall, in dem vom Versicherungsnehmer ausschlie&#223;lich Rechte aus einer Fremdversicherung zugunsten des Versicherten geltend gemacht werden, f&#252;r die Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe in der Regel dann kein Raum, wenn der Versicherte nach seinen pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen in der Lage ist, die Proze&#223;kosten ganz oder teilweise zu tragen. Der Zweck der Proze&#223;kostenhilfe besteht darin, dem minderbemittelten Rechtsinhaber die Verfolgung seiner Rechte zu erm&#246;glichen. Dieser Zweck erfordert aber zumindest ein eigenes schutzw&#252;rdiges Interesse des Antragstellers an der beabsichtigten Rechtsverfolgung. Dar&#252;ber hinaus ist es der klagenden Partei in solchen F&#228;llen regelm&#228;&#223;ig m&#246;glich und zumutbar, den verm&#246;genden Dritten zu den Proze&#223;kosten heranzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dies mu&#223; auch dann gelten, wenn - wie im Streitfall - ein Antragsteller im Rahmen der beabsichtigten Klage nur zum Teil, soweit die Entsch&#228;digungsforderung die Fremdversicherung betrifft, fremde Interessen verfolgt. Danach kann eine Proze&#223;kostenhilfebewilligung f&#252;r die Proze&#223;kosten, soweit sie durch eine auf das Eigentum des Versicherten entfallende Entsch&#228;digungsforderung veranla&#223;t werden, nicht erfolgen. Die Antragstellerin hat eine Bed&#252;rftigkeit des Zeugen ... nicht geltend gemacht. Eines rechtlichen Hinweises seitens des Senats bedurfte es insoweit nicht, da bereits das Landgericht am Ende des angefochtenen Beschlusses ausgef&#252;hrt hat, es sei der Antragstellerin zumutbar, entweder ihren Anspruch gegen den Versicherer an den Zeugen ... abzutreten oder aber von diesem einen Prozeftkostenvorschu&#223; zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Einem Klageantrag von 6.173,- DM nebst Zinsen kann auch die hinreichende Erfolgsaussicht nicht versagt werden. Die Antragsgegnerin hat den behaupteten Einbruchsdiebstahl nicht dadurch bestritten, da&#223; sie im letzten Satz ihres Schriftsatzes vom 01.06.1990 ausgef&#252;hrt hat, im &#252;brigen m&#246;chte sie darauf hinweisen, da&#223; durch die Feststellung der Schadensh&#246;he durch den von ihr beauftragten Sachverst&#228;ndigen noch nicht der Besitz, Wert und der unfreiwillige Besitzverlust durch Einbruchdiebstahl nachgewiesen sei. Dies l&#228;&#223;t nicht hinreichend deutlich erkennen, da&#223; der Versicherungsfall selbst bestritten werden soll, zumal da die Antragsgegnerin unstreitig bereits eine Entsch&#228;digungsleistung von 13.234,- DM erbracht hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat f&#252;r den Besitz und den Wiederbeschaffungswert der in der Klageschrift als entwendet aufgef&#252;hrten Gegenst&#228;nde Beweis angetreten. Dieser Beweis mu&#223; erhoben werden; gegebenenfalls hat eine Schadenssch&#228;tzung nach &#167;287 ZPO zu erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf Nr. 1181 der Anlage 1 zu &#167;11 GKG und &#167;118 Abs. 1 S. 4 ZPO.</p>
315,054
olgham-1990-10-08-8-u-3890
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8 U 38/90
1990-10-08T00:00:00
2019-03-13T14:45:00
2022-10-18T15:09:12
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:1008.8U38.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 3. November 1989 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden den Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Beklagten in H&#246;he von 23.664,95 DM.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Schiedsspruch des Rechtsanwalts und Notars xxx vom 6. Januar 1989 zu Recht gem&#228;&#223; &#167; 1041 Abs. 1 Nr. 1 ZPO aufgehoben. Dem Schiedsspruch liegt ein g&#252;ltiger Schiedsvertrag nicht zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1) Es ist unstreitig, da&#223; zwischen dem Erblasser und den Kl&#228;gern ein den Erfordernissen des &#167; 1027 Abs. 1 ZPO entsprechender Schiedsvertrag nicht geschlossen worden ist. Der Erbvertrag vom 23. August 1974 (Bl. 22 ff. GA) mit seinen sp&#228;teren Erg&#228;nzungen vom 23. M&#228;rz 1983 und 25. April 1984 (Bl. 27 ff GA) gen&#252;gt diesen Anforderungen schon deshalb nicht, weil er keine Schiedsabrede enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2) Durch die im notariellen Testament vom 7. September 1985 (Bl. 55 ff. GA) enthaltene Bestimmung, durch die Rechtsanwalt und Notar zum Testamentsvollstrecker und Schiedsrichter eingesetzt worden ist, ist eine wirksame Ernennung zum Schiedsrichter im Verh&#228;ltnis zu den Kl&#228;gern als Parteien des Erbvertrages nicht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zwar kann der Erblasser gem&#228;&#223; &#167; 1048 ZPO in einer letztwilligen Verf&#252;gung f&#252;r die sich aus dieser Verf&#252;gung zwischen Erben untereinander und mit Verm&#228;chtnisnehmern ergebenden Streitigkeiten ein Schiedsgericht einsetzen (RGZ 100, 76; Stein-Jon&#228;s-Schlosser, ZPO, 20. Aufl., &#167; 1048 Rdnr. 3). Auch mag es gegen eine in der Literatur vertretene Ansicht (Kipp-Coing, Erbrecht, 14. Bearbeitung, &#167; 78 Anm. III 5) zul&#228;ssig sein, die durch dieselbe Verf&#252;gung zum Testamentsvollstrecker ernannte Person zugleich zum Schiedsrichter zu ernennen (RGZ 100, 74; Kohler, Letztwillige Schiedsklauseln, Deutsche Notarzeitung, 62, 129). Bei Erbvertr&#228;gen gelten jedoch die &#167;&#167; 1025 ff ZPO mittelbar f&#252;r die selbst am Erbvertrag Beteiligten soll daher zwischen den am Erbvertrag Beteiligten eine Schiedsabrede vereinbart werden, kann dies nur - entsprechend dem gesetzlichen Regelfall - in einer gesondert von den Beteiligten zu unterzeichnenden Vertragsurkunde geschehen (Haegle-Winkler, Der Testamentsvollstrecker, 10. Aufl. Rdnr. 126 Anm. 5). &#167; 1048 ZPO betrifft daher nur am Erbvertrag unbeteiligte Dritte (Stein-Jonas-Schlosser a.a.O. &#167; 1048 Rdnr. 3; Kohler a.a.O, S. 127).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Mangel der Form ist auch entgegen der Ansicht der Berufung nicht gem&#228;&#223; &#167; 1027 Abs. 1 S. 2 ZPO durch r&#252;gelose Einlassung der Kl&#228;ger auf die schiedsgerichtliche Verhandlung zur Hauptsache geheilt. Eine Heilung des Formmangels setzt zun&#228;chst voraus, da&#223; sich die Parteien des Erbvertrages in einer formunwirksamen Weise &#252;ber die Einsetzung eines Schiedsrichters geeinigt haben. Schon daran fehlt es. Die fehlende Einigung kann jedoch nicht geheilt werden. Dar&#252;ber hinaus haben die Kl&#228;ger xxx der &#220;bernahme einer Schiedsrichterfunktion durch den Testamentsvollstrecker vor und nach dessen Schiedsspruch widersprochen. Die Ernennung von Rechtsanwalt und Notar zum Schiedsrichter im Testament vom 7. September 1985 ist daher im Verh&#228;ltnis zu den Kl&#228;gern schon aus formellen Gr&#252;nden unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus verst&#246;&#223;t die Ernennung eines Schiedsrichters im notariellen Testament vom 7. September 1985 gegen &#167; 2289 BGB und ist deshalb gem&#228;&#223; &#167; 2289 Abs. 1 S. 2 BGB auch materiell unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#167; 2289 Abs. 1 S. 2 BGB sch&#252;tzt den Bedachten in seinem xxx Vertrauen auf die erbvertragliche Bindung, die der Erblasser durch den Abschlu&#223; des Vertrages im Umfang der vertragsm&#228;&#223;igen Verf&#252;gungen eingegangen ist. Voraussetzung f&#252;r die Anwendbarkeit dieser Bestimmung ist daher, da&#223; der Bedachte durch, sp&#228;tere Verf&#252;gungen von Todes wegen beeintr&#228;chtigt wird. Bezogen auf den vorliegenden Fall ist daher zu fragen, ob durch die testamentarische Einsetzung eines Schiedsrichters das Recht der Kl&#228;ger als Verm&#228;chtnisnehmer beeintr&#228;chtigt worden ist. In Rechtsprechung und Literatur wird die Auffassung vertreten, da&#223; die Anordnung einer Testamentsvollstreckung die Rechtsstellung des Verm&#228;chtnisnehmers nicht beeintr&#228;chtige, da sich seine Rechtsstellung in einem Anspruch auf den zugewendeten Verm&#246;gensgegenstand ersch&#246;pfe (KG-Recht 1920 Nr. 929; M&#252;nchener Kommentar-Musielak, BGB, 2. Aufl., &#167; 2289 Rdnr. 10). Die Frage, ob die Einsetzung eines Schiedsgerichts eine beeintr&#228;chtigende Verf&#252;gung im Sinne von &#167; 2289 BGB ist, ist - soweit ersichtlich - obergerichtlich noch nicht entschieden worden. Nach Auffassung des Senats ist diese Frage eindeutig zu bejahen. Durch die nachtr&#228;gliche Einsetzung eines Schiedsrichters wird der durch den Erbvertrag bedachte Verm&#228;chtnisnehmer der uneingeschr&#228;nkten Interpretationsmacht des Schiedsrichters unterworfen und zugleich der M&#246;glichkeit beraubt, die ordentlichen Gerichte anzurufen. Da&#223; darin eine Beeintr&#228;chtigung der Rechtsstellung des Bedachten liegt, kann nach Ansicht des Senats nicht ernsthaft in Abrede gestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Eine Beeintr&#228;chtigung scheidet auch nicht etwa deshalb aus, weil sich der Erblasser die Bestellung eines Schiedsgerichts vertragsm&#228;&#223;ig (&#167; 2293 BGB) vorbehalten h&#228;tte. Das wird zwar von der Berufung behauptet. Sie vermag jedoch nicht aufzuzeigen, woraus konkret sich dieser Vorbehalt ergeben soll. Dem Schreiben vom 3. Februar 1988 (Bl. 89 GA) kann &#252;ber einen Vorbehalt bzgl. der Bestellung eines Schiedsrichters jedenfalls nichts entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Berufung kann auch die Inanspruchnahme der Dienste des Testamentsvollstreckers durch die Kl&#228;ger nicht in eine Zustimmung zur beeintr&#228;chtigenden Bestellung eines Schiedsrichters umgedeutet werden. Unabh&#228;ngig davon, da&#223; eine solche Zustimmung ihrerseits gem&#228;&#223; &#167;&#167; 2290 ff BGB formbed&#252;rftig w&#228;re, gibt es f&#252;r diese Annahme keinen greifbaren Anhaltspunkt. Da&#223; der Testamentsvollstrecker zugleich zum Schiedsrichter bestellt worden ist, reicht daf&#252;r jedenfalls nicht aus, denn das Zusammentreffen beider Funktionen in eine Person bedeutet durchaus nicht, da&#223; die Kl&#228;ger Rechtsanwalt und Notar xxx nicht in der Funktion als Testamentsvollstrecker akzeptieren k&#246;nnen, in der Funktion als Schiedsrichter dagegen - wie geschehen - nicht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Ernennung des Schiedsgerichts aus formellen und materiellen Gr&#252;nden unwirksam und damit der Schiedsspruch gem&#228;&#223; &#167; 1041 Abs. 1 Nr. 1 ZPO aufzuheben. Ob der Schiedsspruch sachlich richtig ist, ist f&#252;r die hier zu treffende Entscheidung ohne Belang (vgl. Z&#246;llner-Geimer, ZPO, 15. Aufl., &#167; 1041 Rdnr. 36) und kann deshalb offenbleiben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 546 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen einer Zulassung der Revision gem&#228;&#223; &#167; 546 Abs. 1 ZPO liegen nicht vor. Weder kommt der vorliegenden Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung zu, noch weicht der Senat mit seiner Entscheidung von der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung ab.</p>
315,055
lg-wuppertal-1990-10-05-7-o-46289
{ "id": 818, "name": "Landgericht Wuppertal", "slug": "lg-wuppertal", "city": 509, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 O 462/89
1990-10-05T00:00:00
2019-03-13T14:45:03
2022-10-18T15:09:12
Urteil
ECLI:DE:LGW:1990:1005.7O462.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits, auch die des Streithelfers.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar; dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Beklagten und des Streithelfers wegen der Kosten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von jeweils 1.300,-- DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte und auch der Streithelfer vor Beginn der Zwangsvollstreckung jeweils Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten. Die Sicherheitsleistungen k&#246;nnen erbracht werden durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Bank oder Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland oder durch Hinterlegung.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte bei der Beklagten ein Fahrzeug mit dem amtlichen Kennzeichen: XXX versichert. Unstreitig zahlte er trotz Mahnung f&#228;llige Versicherungspr&#228;mien nicht. Die Beklagte wurde im Verh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger 1eistungsfrei (&#167; 38 Abs. 2 VVG i. V. mit &#167; 9 Abs. 2 AKB ) .</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 2.4.1989 verursachte der Streithelfer der Beklagten mit dem obengenannten PKW einen Verkehrsunfall. Er sch&#228;digte einen Dritten. Dieser Schaden betrug 6.005,91 DM. Die Beklagte zahlte diesen Betrag an den Dritten und ber&#252;hmt sich eines Regressanspruches in gleicher H&#246;he gegen den Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet: Er habe das Fahrzeug am 1.4.1989 bereits an den Streithelfer der Beklagten verkauft.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass der Kl&#228;ger nicht verpflichtet ist, die Aufwendungen der Beklagten aus dem Krafthaftpf1ichtschaden vom</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2.4.1989&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu KR### in H&#246;he von 6.005,91 DM zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bittet,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Streithelfer der Beklagten beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">dem Kl&#228;ger die durch die Nebenintervention entstandenen und verursachten Kosten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und der Streithelfer bestreiten die Behauptung des K1&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben; wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 18.9. 1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidunqsqr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte k&#246;nnte sich nur dann nicht mehr an den Kl&#228;ger halten, wenn der Kl&#228;ger vor dem Unfall vom 2.4.1989 den hier umstrittenen PKW an den Streithelfer der Beklagten ver&#228;u&#223;ert h&#228;tte (&#167; 59 VVG, &#167; 6 AKB, OLG Hamm in VersR 1982, 765 f.). Unter einer Ver&#228;u&#223;erung i.S. des &#167; 69 VVG/6 AKB ist eine Eigentums&#252;bertragung gem. &#167;&#167; 929 f. BGB zu verstehen (vgl. Proe1Js/Martin VVG, 24.Aufl., 1., Anm. 2 a zu &#167; 69 VVG). Eine solche Eigentums&#252;ber - tragung bereits vor dem Unfall vom&#160;02.04.1989 &#160;ist nicht feststellbar. Die Aussage des Zeugen D ist insoweit unergiebig. Er hat allenfalls Vorgespr&#228;che f&#252;r eine m&#246;glicherweise beabsichtigte Eigentums&#220;bertragung mitbekommen. Er konnte z.B. nicht sagen, dass Kraftfahrzeugschein und Kraftfahrzeugbrief &#252;bergeben wurden. Dies sollte nach seiner Bekundung erst am Abend des 2. April 1989 sein. Jedoch ist zwischen den Parteien unstreitig, dass der hier umstrittene PKW bereits um 13.25 Uhr am 2. April 1989 verunfallt war. Auch durch die weiteren Zeugen konnte der Kl&#228;ger nicht beweisen, dass das Versicherungsverh&#228;ltnis vor dem Unfall auf den Streithelfer der Beklagten &#252;bergegangen war. Diese Rechts&#228;nderung ist aber f&#252;r das Freiwerden des Kl&#228;gers von der Regresspflicht ein g&#252;nstiger Umstand, den er zu beweisen hat. Hier k&#246;nnen bez&#252;glich der Beweislast keine anderen Grunds&#228;tze gelten als zum Beispiel bei der Erf&#252;llung. Der Kl&#228;ger war unstreitig mindestens bis zum 1.4.1989&#160; Versicherungsnehmer und er muss daher beweisen, dass er als Versicherungsnehmer nichts mehr schuldet, weil das Versicherungsverh&#228;ltnis auf den Streithelfer der Beklagten &#252;bergegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dass insoweit aber bereits vor dem Unfall vom 2.4.1980 das Eigentum an dem hier umstrittenen PKW auf den Streithelfer der Beklagten &#252;bergegangen w&#228;re, ist auch durch die weiteren Zeugenaussagen nicht bewiesen. Nach der Aussage des Streithelfers der Beklagten wollte dieser im Zeitpunkt des Unfalls den Wagen nur zur Probe fahren. Er wollte sozusagen einmal um das Viertel, um den Wagen, den er zuvor nach seiner Bekundung nicht selbst gesteuert hatte, einmal besser kennenzu1ernen. Er wollte ihn in diesem Moment nach seiner Bekundung noch nicht in Eigenbesitz &#252;bernehmen. Der Kl&#228;ger seinerseits hatte ihm nach der Bekundung des Streithelfers in diesem Moment auch noch nicht etwa den Kraftfahrzeugbrief ausgeh&#228;ndigt. Auch der Kaufpreis war nach der Aussage des Streithelfers noch nicht bezahlt. Diese Aussage deckt sich im &#252;brigen mit der Bekundung des Zeugen L, der ersichtlich am Ausgang des Rechtsstreits kein Interesse hat. Nach der Aussage des Zeugen L hat der Streithelfer der Beklagten erst am 3.4. einen Teilbetrag in H&#246;he von 200,--DM an den Kl&#228;ger bezahlt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Insgesamt bleiben bei dieser Sachlage Zweifel, ob der Kl&#228;ger vor dem Unfall vom 2.4.1989 das Eigentum bereits auf den Zeugen B in &#252;bertragen hat. Diese Zweifel gehen zu Lasten des darlegungs- und beweispflichtigen Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91, 101 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 6.005,91 DM.</p>
315,056
lg-munster-1990-09-26-1-s-27990
{ "id": 815, "name": "Landgericht Münster", "slug": "lg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 S 279/90
1990-09-26T00:00:00
2019-03-13T14:45:04
2022-10-18T15:09:12
Urteil
ECLI:DE:LGMS:1990:0926.1S279.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 17. Mai 1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Steinfurt einschlie&#223;lich des zugrundeliegenden Verfahrens aufgehoben und zur erneuten Verhandlung und Entscheidung &#8211; auch &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens &#8211; zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten in der Hauptsache um eine Kaufpreisforderung f&#252;r einen Stromerzeuger.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Mahnbescheid vom 21.02.1990 machte die Kl&#228;gerin gegen die Beklagte eine Hauptforderung in H&#246;he von 4.824,-- DM geltend. Nach Zustellung des Mahnbescheids, rechtzeitigem Widerspruch der Beklagten und Anspruchsbegr&#252;ndung der Kl&#228;gerin bestimmte das Amtsgericht am 22.03.1990 Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung auf den 12.04.1990. Unter dem 25.03.1990 richtete die Beklagte ein Proze&#223;kostenhilfegesuch an das Amtsgericht, das jedoch zun&#228;chst nicht beschieden wurde. Im Termin vom 12.04.1990, in dem f&#252;r die Beklagte niemand erschien, verurteilte das Amtsgericht die Beklagte antragsgem&#228;&#223; zur Zahlung von 4.824,-- DM nebst 10 % Zinsen seit dem 20. Dezember 1989 sowie 10,-- DM vorgerichtlicher Mahnkosten. Dieses Vers&#228;umnisurteil wurde der Beklagten am 18.04.1990 zugestellt. Am 19.04.1990 ging der Einspruch der Beklagten ein, mit dem gleichzeitig nochmals um Proze&#223;kostenhilfe ersucht wurde. Am 19.04.1990 setzte das Amtsgericht daraufhin Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung auf den 17.05.1990 an, ohne bis zum Termin &#252;ber den Proze&#223;kostenhilfeantrag zu entscheiden. Am 26.04.1990 ging erneut ein Proze&#223;kostenhilfeantrag der Beklagten beim Amtsgericht ein, in dem ausdr&#252;cklich gebeten wurde, &#252;ber den Antrag auf Proze&#223;kostenhilfe vor dem Termin zu entscheiden und weiterhin um eine Auflage ersucht wurde f&#252;r den Fall, da&#223; noch etwas unklar oder beizubringen sei. Auch auf diesen Proze&#223;kostenhilfeantrag erfolgte bis zum Termin keine Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Termin am 17.05.1990 ist die Beklagte wiederum nicht erschienen. Das Amtsgericht hat in diesem Termin am Schlu&#223; der Sitzung das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Beklagten zur&#252;ckgewiesen, da eine Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse nicht vorgelegt worden sei und die beabsichtigte Rechtsverteidigung keine Aussicht auf Erfolg biete. Weiterhin hat das Amtsgericht durch ein zweites Vers&#228;umnisurteil das Vers&#228;umnisurteil vom 12.04.1990 aufrechterhalten und den Einspruch der Beklagten gegen dieses Urteil zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 23.05.1990 zugestellte zweite Vers&#228;umnisurteil hat die Beklagte mit Schriftsatz vom 28.05.1990 privatschriftlich Berufung eingelegt, die am 30.05.1990 beim Amtsgericht und nach Weiterleitung am 08.06.1990 beim Landgericht M&#252;nster eingegangen ist. In diesem privatschriftlichen Berufungsschriftsatz sind au&#223;erdem ein Proze&#223;kostenhilfegesuch f&#252;r die Berufung, eine Beschwerde gegen die Proze&#223;kostenhilfeversagung durch das Amtsgericht sowie ein Proze&#223;kostenhilfegesuch f&#252;r diese Beschwerde enthalten gewesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; der Kammer vom 05.07.1990 ist der Beklagten Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r das Berufungsverfahren gew&#228;hrt worden. Die Beschwerde gegen den ablehnenden Proze&#223;kostenhilfebeschlu&#223; des Amtsgerichts sowie der Antrag auf Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r diese Beschwerde sind jedoch zur&#252;ckgewiesen worden. Nach Auffassung der Kammer bestand zwar in der Sache selbst keinerlei Erfolgsaussicht; das zweite Vers&#228;umnisurteil habe jedoch nicht ergehen d&#252;rfen, da ein Fall der S&#228;umnis nicht vorgelegen habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist der Beklagten am 12.07.1990 zugestellt worden. Am 13.07.1990 ist eine Berufung der Beklagten mit Anwaltsschriftsatz eingegangen. Durch Beschlu&#223; der Kammer vom 25.07.1990 ist der Beklagten und Berufungskl&#228;gerin wegen der Vers&#228;umung der Berufungsfrist Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gew&#228;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Auffassung, da&#223; das zweite Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Steinfurt vom 17.05.1990 verfahrensfehlerhaft zustandegekommen sei, da ein Fall der S&#228;umnis nicht vorgelegen habe. Die Beklagte habe davon ausgehen d&#252;rfen, da&#223; der Termin h&#228;tte vertagt werden m&#252;ssen, da bis zum Termin &#252;ber den Proze&#223;kostenhilfeantrag nicht entschieden worden sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils und des Verfahrens dieses an das Amtsgericht Steinfurt zur erneuten Verhandlung und Entscheidung zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, da&#223; ein Fall der S&#228;umnis vorgelegen habe und deshalb das zweite Vers&#228;umnisurteil rechtm&#228;&#223;ig ergangen sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig. Der privatschriftliche Berufungsschriftsatz vom 30.05.1990 sowie die mit Anwaltsschriftsatz eingelegte Berufung vom 12.07.1990 sind als dasselbe Rechtsmittel zu behandeln (vgl. BGHZ 45, 380, 383). &#220;ber die an sich unzul&#228;ssige erste Berufung ist deshalb keine gesonderte Entscheidung zu treffen; vielmehr liegt nur eine Berufung vor, gegen deren Zul&#228;ssigkeit nach der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen der vers&#228;umten Berufungsfrist keine Bedenken bestehen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist auch begr&#252;ndet. Gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 Nr. 5 ZPO war das zweite Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Steinfurt vom 17.05.1990 aufzuheben und die Sache an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen. Eine Berufung gegen ein zweites Vers&#228;umnisurteil ist gem&#228;&#223; &#167; 513 Abs. 2 ZPO nur dann erfolgreich, wenn ein solches Urteil ergangen ist, obwohl ein Fall der S&#228;umnis nicht vorgelegen hat. Dies ist hier der Fall; das zweite Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Steinfurt vom 17.05.1990 ist verfahrensfehlerhaft zustandegekommen, da von einer S&#228;umnis nicht ausgegangen werden durfte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Eine schuldhafte S&#228;umnis liegt nicht vor, wenn die nicht erschienene Partei davon ausgehen durfte, da&#223; mit einer endg&#252;ltigen Sachentscheidung im Termin nicht zu rechnen ist. So liegt der Fall hier, weil gem&#228;&#223; &#167; 337 ZPO eine Vertagung des Termins h&#228;tte erfolgen m&#252;ssen. Es war nicht zul&#228;ssig, in demselben Termin den &#8211;&#160;fr&#252;hzeitig gestellten &#8211; Proze&#223;kostenhilfeantrag der Beklagten zur&#252;ckzuweisen und eine endg&#252;ltige Sachentscheidung in Form eines zweiten Vers&#228;umnisurteils zu treffen. Der Grundsatz der Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs verlangt, da&#223; dem Antragsteller nach Ablehnung eines Proze&#223;kostenhilfeantrages eine angemessene &#220;berlegungsfrist f&#252;r sein weiteres prozessuales Vorgehen verbleibt. Eine Verfahrensweise, die dem Antragsteller keine Zeit zum &#220;berlegen l&#228;&#223;t, weil gleichzeitig mit der Ablehnung des Proze&#223;kostenhilfegesuchs eine endg&#252;ltige Sachentscheidung ergeht, steht damit nicht in Einklang. Wenn deshalb &#8211; so wie hier &#8211; nicht bereits rechtzeitig vor dem Termin &#252;ber einen Proze&#223;kostenhilfeantrag entschieden worden ist, mu&#223; eine Vertagung gem&#228;&#223; &#167; 337 Abs. 1 ZPO in Erw&#228;gung gezogen werden (vgl. Schneider, MDR 1985, 375, 377), die hier nach Auffassung der Kammer h&#228;tte erfolgen m&#252;ssen. Erscheint eine Partei, deren Proze&#223;kostenhilfegesuch trotz rechtzeitiger Antragstellung nicht rechtzeitig vor dem Termin entschieden worden ist, zu dem Termin nicht, so wird dies zu Recht als Fall einer unverschuldeten S&#228;umnis angesehen (vgl. Thomas/Putzo, ZPO, 15. Aufl. 1987, &#167; 337, Anm. 1 b; Z&#246;ller, ZPO, 15. Aufl. 1987, &#167; 513, Rdn. 7). Eine andere Beurteilung ergibt sich hier auch nicht daraus, da&#223; die Beklagte keine Proze&#223;kostenhilfeunterlagen eingereicht hat. Denn darauf h&#228;tte rechtzeitig hingewiesen werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Da die Kammer bei der vorliegenden prozessualen Konstellation eine Entscheidung in der Sache nicht f&#252;r sachdienlich hielt, erschien eine Aufhebung und Zur&#252;ckverweisung gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 Nr. 5 ZPO f&#252;r geboten.</p>
315,057
lg-dusseldorf-1990-09-25-25-t-74090
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
25 T 740/90
1990-09-25T00:00:00
2019-03-13T14:45:07
2022-10-18T15:09:12
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1990:0925.25T740.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten der Gl&#228;ubigerin</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Beschwerdewert: DM 217,88.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e&#160;</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschluss hat das Amtsgericht &#8211; Rechtspfleger &#8211; D&#252;sseldorf es abgelehnt, den Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschluss auch wegen der Kosten eines Steuerberaters zu erlassen, die dadurch entstanden sind, dass der Antrag auf Erstattung des Lohnsteuerjahresausgleiches des Schuldners durch die Gl&#228;ubigerin erstellt worden ist, nachdem die Pf&#228;ndung und &#220;berweisung des betreffenden Anspruches an die Gl&#228;ubigerin erfolgt war. Die gegen die Entscheidung des Amtsgerichtes rechtzeitig eingelegte Erinnerung der Gl&#228;ubigerin gilt als sofortige Beschwerde (&#167; 11 Abs. 2 Satz 4 und 5 RpflG), die zul&#228;ssig (&#167;&#167; 793, 577 Abs. 2 Satz 1 ZPO), jedoch nicht begr&#252;ndet ist</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Steuerberatungskosten, die bei der Pf&#228;ndung eines Anspruches auf Lohnsteuerjahresausgleich anfallen, k&#246;nnen notwendige Kosten der Zwangsvollstreckung (&#167; 788 Abs. 1 Satz 1 i.V. mit &#167; 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO) sein. Die Erstattungspflicht besteht jedoch nur dann, wenn der Aufwand der Kosten notwendig war. Die Notwendigkeit hat der Gl&#228;ubiger darzulegen (Hansens JurB&#252;ro 1989, 1036).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Gl&#228;ubigerin hat nicht dargetan, dass im vorliegenden Fall zur Stellung des Antrages auf Durchf&#252;hrung des Lohnsteuerjahresausgleiches mehr zu tun war, als die auf der Lohnsteuerkarte des Schuldners enthaltenen Angaben in den Antrag auf Durchf&#252;hrung des Lohnsteuerjahresausgleiches zu &#252;bertragen. Hierzu bedurfte sie nicht der Hilfe eines Steuerberaters. Daher sind die Kosten seiner Inanspruchnahme nicht als notwendige Kosten der Zwangsvollstreckung anzuerkennen (vgl. LG M&#252;nchen I AnwBl. 1987, 99; Hansens a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p>
315,058
olgk-1990-09-25-ss-44790
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 447/90
1990-09-25T00:00:00
2019-03-13T14:45:09
2022-10-18T15:09:11
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0925.SS447.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p></p> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an eine andere Abteilung des Amtsgerichts Br&#252;hl zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Verwaltungsbeh&#246;rde hat gegen den Betroffenen wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit (Rotlichtversto&#223;) eine Geldbu&#223;e von 125,- DM festgesetzt. Auf den Einspruch des Betroffenen beraumte das Amtsgericht - nach Aussetzung der Hauptverhandlung vom 30.3.1990 - Termin zur Hauptverhandlung auf dem 4.5.1990 an, zu der es das pers&#246;nliche Erscheinen des Betroffenen anordnete. Die Ladung erhielt die Mitteilung dieser Anordnung und die Belehrung gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 3 OWiG &#252;ber die Folgen eines unentschuldigten Ausbleibens. Im Termin vom 4.5.1990 erging, nachdem sich der Betroffene zur Sache nicht eingelassen hat und Zeugen vernommen worden waren, folgender Beschlu&#223;:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>"Die Verhandlung wird fortgesetzt am 11.5.1990 ... M&#252;ndlich geladen ... werden zu diesem Termin: Der Verteidiger, der Betroffene, Zeugen: ... Allen wurde gesagt, da&#223; sie erscheinen m&#252;ssen."</i></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des neuen Termins ist eine Belehrung des Betroffenen gem&#228;&#223; &#167; 73 Abs. 3 OWiG nicht erfolgt. Im Termin vom 11.5.1990 erschien der Betroffene nicht. Das Amtsgericht hat die vom Verteidiger hierf&#252;r mitgeteilten Entschuldigungsgr&#252;nde als nicht gen&#252;gend angesehen und den Einspruch gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 2 Satz 1 verworfen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der Rechtsbeschwerde, deren Zulassung er beantragt, r&#252;gt der Betroffene die Verletzung formellen und materiellen Rechts. Er macht u.a. geltend, sein Einspruch habe mangels Belehrung gem&#228;&#223; &#167; 73 Abs. 3 OWiG hinsichtlich des Fortsetzungstermins nicht verworfen werden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist zur Fortbildung des Rechts zuzulassen (&#167; 80 Abs. 1 Nr. 1 OWiG). Die Frage, ob das Amtsgericht den Einspruch des Betroffenen gegen den Bu&#223;geldbescheid im Fortsetzungstermin gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 2 Satz 1 OWiG verwerfen darf, wenn der Betroffene mit der Ladung zu diesem Termin nicht erneut nach &#167; 74 Abs. 3 OWiG belehrt worden ist, bedarf der Kl&#228;rung durch die Rechtsprechung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist begr&#252;ndet. Sie greift bereits mit der Verfahrensr&#252;ge der Verletzung des &#167; 74 Abs. 3 OWiG durch.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich besteht die M&#246;glichkeit einer Einspruchsverwerfung nach &#167; 74 Abs. 2 OWiG auch in Fortsetzungsterminen (KK-OWiG-Senge &#167; 74 Rn. 33).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Verwerfung eines Einspruchs nach &#167; 74 Abs. 2 Satz 1 OwiG setzt aber neben der rechtsfehlerfreien Anordnung des pers&#246;nlichen Erscheinens des Betroffenen, der ordnungsgem&#228;&#223;en Ladung und des Ausbleibens des Betroffenen ohne gen&#252;gende Entschuldigung die Belehrung des Betroffenen &#252;ber die Folgen des Ausbleibens voraus (vgl. jeweils mit weiteren Nachweisen: G&#246;hler, OWiG, 9. Aufl., &#167; 74 Rdn. 20 f.; Rebmann/Roth/Herrmann, Gesetz &#252;ber Ordnungswidrigkeiten, 2. Aufl., (Stand Januar 1990), &#167; 74 Anm. 12 f.; Senge in KK-OWiG, &#167; 74 Rdn. 28 f.). Die Notwendigkeit einer erneuten Belehrung gem. &#167; 74 Abs. 3 OWiG ist von der Rechtsprechung f&#252;r den Fall der Verlegung eines Hauptverhandlungstermins und der Anberaumung der Hauptverhandlung nach vorangegangener Aussetzung begr&#252;ndet worden (OLG Karlsruhe MDR 1974, 174; OLG Hamm VRS 57, 299; SchlHOLG SchlHA 1982, 45; OLG D&#252;sseldorf, VRS 34, 291/OLG Koblenz VRS 53, 205; BayObLG VRS 61, 47; SenE vom 25.1.1985 - Ss 22/85 B). Dazu wird ausgef&#252;hrt, die Belehrung gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 3 OWiG sei f&#252;r jeden Termin neu zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Es entspreche rechtsstaatlichen Grunds&#228;tzen, da&#223; der Betroffene jeweils ausdr&#252;cklich wieder ins Bild gesetzt werde, welche nachteiligen Folgen ggfls. eine S&#228;umnis habe. Eine Belehrung in einer fr&#252;heren Ladung und die Bezugnahme darauf in einer neuen Ladung reichten nicht aus, zumal der Betroffene die fr&#252;here Ladung mit der Belehrung m&#246;glicherweise nicht mehr in Besitz habe. Eine Ausnahmevorschrift, die es gestatte, in Abwesenheit eines Betroffenen zu verhandeln, sei eng auszulegen, (so insgesamt OLG Hamm, a.a.O.; vgl. SchlHOLG, a.a.O.; OLG D&#252;sseldorf, a.a.O.). Mit der im vorliegenden Fall zur Zulassung der Rechtsbeschwerde f&#252;hrenden Rechtsfrage - vgl. oben - war - soweit ersichtlich - die Rechtsprechung noch nicht befa&#223;t. Der Senat beantwortet sie dahin, da&#223; die Verwerfung des Einspruchs gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 2 Satz 1 OWiG im Fortsetzungstermin einer unterbrochenen Hauptverhandlung - ebenfalls - nur nach ausdr&#252;cklicher Belehrung des Betroffenen gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 3 OWiG zul&#228;ssig ist. Die vorbeschriebenen - zutreffenden - Erw&#228;gungen der Rechtsprechung zur Notwendigkeit einer erneuten Belehrung gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 3 OWiG hinsichtlich des nach Verlegung oder Aussetzung der Hauptverhandlung bestimmten neuen Hauptverhandlungstermin gelten ohne Einschr&#228;nkung gleicherma&#223;en f&#252;r den Fortsetzungstermin.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zwar stellt die gesamte Hauptverhandlung eine Verhandlungseinheit dar (vgl. Treier in KK, StPO, 2. Aufl., &#167; 226 Rdn. 1; G&#246;hler, a.a.O., &#167; 71 Rdn. 28).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl mu&#223; ein Betroffener auch zu einem Fortsetzungstermin geladen werden; eine besondere Ladung ist nur dann entbehrlich, wenn der Betroffene bei der Festsetzung des Fortsetzungstermins anwesend war oder wenn er jener Verhandlung in der der Fortsetzungstermin bestimmt wurde, eigenm&#228;chtig ferngeblieben ist (SenE vom 11.10.1988 - Ss 254/88 (Z)). Allerdings mu&#223; die Ladungsfrist f&#252;r den Betroffenen (&#167; 46 Abs. 1 OWiG in Verbindung mit &#167; 217 Abs. 1 StPO) nicht erneut eingehalten werden, wenn die Hauptverhandlung nur unterbrochen (&#167; 46 Abs. 1 OWiG i.V.m. &#167; 229 Abs. 1 und 2 StPO) worden ist (BGH NJW 1982, 248; G&#246;hler, a.a.O., &#167; 71 Rdn. 26 a). Ma&#223;geblich f&#252;r diese geringeren Anforderungen sind indes Gr&#252;nde, die die Entbehrlichkeit einer Belehrung gem. &#167; 74 Abs. 3 OWiG hinsichtlich des Fortsetzungstermins nicht begr&#252;nden k&#246;nnen. Die f&#246;rmliche Zustellung der Ladung dient als Mittel der Gew&#228;hrung und Kontrolle des rechtlichen Geh&#246;rs (vgl. BGH NJW 1977, 723; Maul in KK, a.a.O., &#167; 35 Rdn. 15); die m&#252;ndliche Bekanntmachung des Fortsetzungstermins nach der Unterbrechung der Hauptverhandlung ersetzt dieses Mittel. Der Zweck der Ladungsfrist, dem Angeklagten/Betroffenen eine ausreichende Zeit zur Vorbereitung auf die Hauptverhandlung zu geben, erfordert die erneute Einhaltung dieser Frist nicht, wenn die Hauptverhandlung lediglich im Rahmen des &#167; 229 Abs. 1 und 2 StPO unterbrochen worden ist. Demgegen&#252;ber kann der Zweck der Regelung des &#167; 74 Abs. 3 OWiG den Betroffenen von den nachteiligen Folgen einer S&#228;umnis in Kenntnis zu setzen, auch hinsichtlich des Fortsetzungstermins nicht auf zureichend andere Weise als durch eine erneute ausdr&#252;ckliche Belehrung erf&#252;llt werden. Der Betroffene mu&#223; ohne eine ausdr&#252;ckliche Belehrung nach &#167; 74 Abs. 3 OWiG nicht damit rechnen, da&#223; sein Einspruch gem&#228;&#223; &#167; 74 Abs. 2 Satz 1 OWiG nach Beginn der Verhandlung selbst noch in einem Fortsetzungstermin - z.B. nach umfangreicher Beweisaufnahme - verworfen wird, zumal sich in der Regel in solchen F&#228;llen ein Verfahren nach &#167; 74 Abs. 1 OWiG aufdr&#228;ngt. Will sich der Tatrichter die M&#246;glichkeit der Einspruchverwerfung nach &#167; 74 Abs. 2 Satz 1 OWiG im Fall des Ausbleibens des Betroffener im Fortsetzungstermin offenhalten, mu&#223; er den Betroffenen mit der Ladung zu diesem Termin entsprechend belehren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da das Urteil auf der unterlassenen Belehrung beruhen kann, ist es auf die entsprechende Verfahrensr&#252;ge aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen weist die zugelassene Rechtsbeschwerde mit der Verfahrensr&#252;ge, das Amtsgericht habe den Begriff der gen&#252;genden Entschuldigung verkannt, einen weiteren Aufhebungsgrund auf. Da das Rechtsbeschwerdegericht an die tats&#228;chlichen Feststellungen des Verwerfungsurteils zur Frage der Entschuldigungsgr&#252;nde gebunden ist und diese Feststellungen nicht im Wege des Freibeweises nachpr&#252;fen und erg&#228;nzen kann, m&#252;ssen in einem Verwerfungsurteil eventuelle Gr&#252;nde, die das Ausbleiben des Betroffenen entschuldigen k&#246;nnten, mitgeteilt und er&#246;rtert werden. Die Gr&#252;nde des Urteils m&#252;ssen dem Rechtsbeschwerdegericht die Nachpr&#252;fung erm&#246;glichen, ob das Amtsgericht alle ihm bekannten und erkennbar als Entschuldigungsgr&#252;nde in Betracht kommenden Umst&#228;nde fehlerfrei und ersch&#246;pfend gew&#252;rdigt hat (SenatsE VRS 75, 114, 115). Das angefochtene Urteil entspricht nicht diesen Grunds&#228;tzen. In den Gr&#252;nden hei&#223;t es insoweit lediglich: "Die von dem Betroffenen vorgetragenen Gr&#252;nde sind keine gen&#252;gende Entschuldigung, weil nicht dargetan ist, der Betroffene h&#228;tte f&#252;r die Wahrnehmung eines am Freitag am Mittag anberaumten Termins keine Dienstbefreiung erhalten." Die vorgebrachten Entschuldigungsgr&#252;nde werden indes nicht mitgeteilt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Zur&#252;ckverweisung der Sache erfolgt an eine <u>andere</u> Abteilung des Amtsgerichts (vgl. G&#246;hler, a.a.O., &#167; 80 Rdn. 48). Ohne da&#223; es einer Entscheidung &#252;ber die R&#252;ge der Mitwirkung eines abgelehnten Richters (&#167; 338 Nr. 3 StPO) bedarf, erschien dies zweckm&#228;&#223;ig, weil der Tatrichter, der hier erkannt hat, beide von dem Verteidiger des Betroffenen angebrachten Ablehnungsgesuche jeweils zu Unrecht als unzul&#228;ssig verworfen hat. Das Ablehnungsgesuch vom 5.5.1990 ist durch Beschlu&#223; vom 9.5.1990 gem. &#167; 26 a Abs. 1 Nr. 3 StPO als unzul&#228;ssig verworfen worden, obwohl die Umst&#228;nde, die die Annahme einer Verschleppungsabsicht rechtfertigen k&#246;nnten, weder im Beschlu&#223; mitgeteilt (vgl. Pfeiffer in KK, a.a.O., &#167; 27 Rdn. 4) noch sonst ersichtlich sind. Zur Begr&#252;ndung des Ablehnungsgesuchs hat der Verteidiger u.a. ausgef&#252;hrt: "Hierbei brachte Herr Richter ... unmi&#223;verst&#228;ndlich zum Ausdruck, da&#223; er der Aussage der Frau K. die den Betroffenen bei ihrer Vernehmung entlastet hatte, nicht glauben wird und da&#223; der Betroffene mit der Einspruchsr&#252;cknahme verhindern k&#246;nne, da&#223; die Akte gem&#228;&#223; &#167; 183 GVG an die Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen &#220;berpr&#252;fung der Aussage der Frau K. weitergeleitet werde." Dem Beschlu&#223; vom 9.5.1990 l&#228;&#223;t sich nicht einmal entnehmen, da&#223; dieser Vortrag unzutreffend ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Zur&#252;ckweisung des Ablehnungsgesuchs vom 11.5.1990 durch Beschlu&#223; vom selben Tage als unzul&#228;ssig ist ebenfalls rechtsfehlerhaft. Zur Begr&#252;ndung hat der Tatrichter ausgef&#252;hrt: "Der Antrag auf Befangenheit wird als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen. Es kommt auf die Besorgnis der Befangenheit beim Betroffenen an; mit ihm wurde nicht R&#252;cksprache genommen; der Betroffene ist ja nicht erschienen". Diese Begr&#252;ndung h&#228;lt rechtlicher &#220;berpr&#252;fung nicht stand. Es lag auf der Hand, da&#223; der Verteidiger die mit der fehlerhaften Verwerfung des Ablehnungsgesuchs vom 4.5.1990 begr&#252;ndete Ablehnung vom 11.5.1990 f&#252;r den Betroffenen ausgesprochen hat, so da&#223; die Zul&#228;ssigkeit dieses Gesuchs nicht zweifelhaft sein konnte (vgl. Wendisch in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 24. Aufl., &#167; 24 Rdn. 39).</p>
315,059
ag-essen-1990-09-21-21-c-32790
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
21 C 327/90
1990-09-21T00:00:00
2019-03-13T14:45:10
2022-10-18T15:09:11
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1990:0921.21C327.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Auf eine Zeitungsannonce der Beklagten, in welcher dieser unter der Rubrik "Preiskn&#252;ller f&#252;r Kurzentschlossene" unter anderem angeboten hatte "Apt. ####, 4 Str. 3 X/HP 889,-, 3 W 1.079,- DM", unterschrieb der Kl&#228;ger am 03.04.1990 eine Reiseanmeldung f&#252;r "1 Studio ####, Halbpension" f&#252;r seine Frau und sich f&#252;r die Zeit vom 6. bis 20.04.1990 zum Preise von insgesamt 1.968,- DM. Nach Durchf&#252;hrung der Reise hat er unter dem 21.04.1990 Zahlung von mindestens 200,- DM pro Person mit der Begr&#252;ndung verlangt, dass das Hotel nur zwei Sterne gehabt h&#228;tte und M&#228;ngel im Service, Unterkunft und Verpflegung aufgewiesen habe. Diese Forderung liegt seiner vorliegenden Klage zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, es habe M&#228;ngel im Service, Unterkunft und Verpflegung gegeben, welche bestenfalls denen eines 2-Sterne-Hotels entsprochen h&#228;tten. Das alles sei am Ort gegen&#252;ber der Reiseleitung ger&#252;gt worden, welche bestritten habe, dass es sich um ein 2-Sterne-Hotel gehandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 400,- DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor, dass es sich hier um ein Mittelklassehotel gehandelt habe, welches sie nach ihrer eigenen Einstufung klassifiziert habe. Die M&#228;ngelr&#252;ge seien vollst&#228;ndig unsubstantiiert.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann keine Minderungsanspr&#252;che geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wenn das Hotel ####, in welchem der Kl&#228;ger untergebracht war, tats&#228;chlich - wovon nach dem vom Kl&#228;ger &#252;berreichten Hotelprospekt und dem Stadtplan auszugehen ist - ein 2-Sterne-Hotel war, stellt dies zwar grunds&#228;tzlich einen Mangel im sinne von &#167;&#167; 651 c, 651 d BGB dar. Denn zugesichert hatte die Beklagte ein 3-Sterne-Hotel. Dabei hatte sie nicht deutlich gemacht, dass es sich bei der Bezeichnung "3-Sterne" nicht um die offizielle spanische Klassifizierung handelte, sondern um eine eigenen Einstellung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dennoch sieht sich das Gericht nicht in der Lage, festzustellen oder auch nur zu sch&#228;tzen, ob bzw. inwieweit aufgrund dieses Mangels der Wert dieser Reise gegen&#252;ber einer Reise in ein 3-Sterne-Hotel gemindert w&#228;re. Denn daf&#252;r fehlt es an jedem konkreten Anhaltspunkt. Soweit der Kl&#228;ger in diesem Zusammenhang angibt, das M&#228;ngel im Service, Unterkunft und Verpflegung vorhanden gewesen w&#228;re, welche jeweils allenfalls einem 2-Sterne-Hotel entsprochen h&#228;tten, ist dieser Vortrag, worauf die Beklagte zurecht hinweist, vollkommen unsubstantiiert. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt auch nicht vor, welche Voraussetzungen ein Hotel in Spanien erf&#252;llen muss, um eine Einstufung als 3-Sterne-Hotel zu rechtfertigen, und welche dieser Voraussetzungen bei einem 2-Sterne-Hotel nicht vorliegen. Das Gericht ist daher nicht in der Lage festzustellen, ob und wenn ja in welcher H&#246;he aufgrund dieser Klassifizierungsvoraussetzungen eine Minderung gerechtfertigt w&#228;re. So w&#228;re es z. B. denkbar, dass die Tatsache, dass ein Hotel einen Aufzug h&#228;tte, zu einer h&#246;heren Klassifizierung f&#252;hren k&#246;nnte, was bei einer Unterbringung im Erdgescho&#223; ohne jede Bedeutung w&#228;re. Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts D&#252;sseldorf (MDR 85, 232) vertritt es die Auffassung, dass nicht generalisierend gesagt werden kann, dass zwischen einem 2- und einem 3-Sterne-Hotel ein gro&#223;er Unterschied in der Qualit&#228;t anzutreffen sei. Denn naturgem&#228;&#223; kann der Unterschied zwischen einem 2- und 3-Sterne-Hotel flie&#223;end sein. Es erscheint nicht m&#246;glich z. B. zu sagen, dass ein Hotel am untersten Rande der Klassifizierung 3-Sterne besser oder deutlich besser ist als ein solches im obersten Bereich der Klassifizierung 2-Sterne.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach alledem vermag das Gericht mangels entsprechenden substantiierten Vortrag des Kl&#228;gers keinen Minderwert festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher mit der Kostenfolge des &#167; 91 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar, 3 708 Ziffer 11 ZPO abzuweisen.</p>
315,060
ag-dusseldorf-1990-09-21-30-c-740690
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 7406/90
1990-09-21T00:00:00
2019-03-13T14:45:12
2022-10-18T15:09:11
Urteil
ECLI:DE:AGD:1990:0921.30C7406.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 3. August 1990</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 100,00 DM ab-wenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in dieser H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d : </span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte bei der Beklagten im Jahre 1971 eine Familien-Rechtsschutzversicherung abgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zwischen dem Kl&#228;ger und der Stadt X war es zu Streitigkeiten mit folgendem Hintergrund gekommen: Der Kl&#228;ger als Eigent&#252;mer eines Hauses im Stadtgebiet der Stadt X hatte gegen seine dort wohnenden Mieter einen R&#228;umungstitel erwirkt. Durch zwei Ordnungsverf&#252;gungen der Stadt X vom 01.06. und 13.09.1989 erfolgte eine zweimalige Wiedereinweisung der R&#228;umungsschuldner. die Widerspr&#252;che des Kl&#228;gers wurden durch die Stadt X als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen. Nachdem im Dezember 1989 den R&#228;umungsschuldnern Ersatzwohnraum durch die Stadt X zur Verf&#252;gung gestellt worden war, machte der Kl&#228;ger gegen die Stadt X Entsch&#228;digungsanspr&#252;che geltend wegen derjenigen Sch&#228;den, die durch die Wiedereinweisung und w&#228;hrend der Wiedereinweisungszeit entstanden waren. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger angeforderte Deckungszusage lehnte die Beklagte mit Schreiben vom 27.11.1989 ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat der Kl&#228;ger zun&#228;chst Kostenfreistellung begehrt und ist im Laufe des Rechtsstreits zu einem bezifferten Klageantrag &#252;bergegangen, nachdem er mit der Stadt X einen Vergleich geschlossen hatte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, die bei der Beklagten abgeschlossene Familien-Rechtsschutzversicherung enthalte als versichertes Risiko die Kosten&#252;bernahme seiner Rechtsstreitigkeiten mit der Stadt X. Zwar sei der Beklagten vorgerichtlich als Rechtsgrundlage dieser Ersatzanspr&#252;che das Ordnungsbeh&#246;rdengesetz von Nordrhein-Westfalen (OBGNW) mitgeteilt worden; es sei aber auch denkbar, da&#223; die Ersatzanspr&#252;che gegen die Stadt X auf Amtpflichtverletzung gest&#252;tzt w&#252;rden. Amtspflichtverletzung falle unter den Schadensersatz-Rechtsschutz nach &#167; 14 der Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Rechtsschutz-Versicherung (ARB).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger zun&#228;chst den Antrag angek&#252;ndigt hatte,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Kl&#228;ger von dessen Kostentragungspflicht in</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">dessen Verfahren gegen die Stadt X</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- Az. der Beklagten XXX - freizustellen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">beantragt er nunmehr, nachdem mit der Stadt X ein Vergleich abgeschlossen worden war, Zahlung der ihm in dem Verfahren gegen die Stadt X durch seinen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten in Rechnung gestellten Anwaltsgeb&#252;hren gem&#228;&#223; Anwaltsrechnung vom 12.07.1990 in H&#246;he von 1.391,93 DM.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 1.391,93 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie verweist auf die Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Rechtsschutz-Versicherung (ARB) und ist der Ansicht, hiernach bestehe aufgrund der von dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Familien-Rechtsschutzversicherung kein Versicherungsschutz. Soweit gegen die Stadt X Entsch&#228;digungsanspr&#252;che nach dem OBGNW geltend gemacht worden seien, handele es sich hierbei nicht um eine gesetzliche Haftpflichtbestimmung. Soweit der Kl&#228;ger seine Anspr&#252;che gegen die Stadt X auf Amtspflichtverletzung und damit auf eine gesetzliche Haftpflichtbestimmung gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 1 ARB st&#252;tzen zu k&#246;nnen glaube, habe er bisher keinen schl&#252;ssigen Sachverhalt vorgetragen, dem die Umst&#228;nde und Merkmale einer Amtspflichtverletzung der Stadt X zu entnehmen seien.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#252;brigen wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagte ein Anspruch auf Ersatz des Anwaltshonorars, das der Anwalt des Kl&#228;gers (sein jetziger Proze&#223;bevollm&#228;chtigter) f&#252;r T&#228;tigkeit in der Auseinandersetzung des Kl&#228;gers mit der Stadt X beansprucht, nicht zu, denn darauf erstreckt sich nicht der Versicherungsschutz der Beklagten aus der zwischen den Parteien bestehenden Familien-Rechtsschutzversicherung.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 25 Abs. 2 ARB kommt als vom Versicherungsschutz umfa&#223;t nur der Fall des lit. a) in Betracht, n&#228;mlich die Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen im Rahmen des &#167; 14 Abs. 1 ARB. Gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 1 ARB gilt ein Versicherungsfall als eingetreten, wenn Schadensersatzanspr&#252;che aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen reguliert werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im Entscheidungsfall begehrte der Kl&#228;ger von der Stadt X keine Schadensersatzanspr&#252;che aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen, sondern - und dies ist dem vorgerichtlichen Schreiben des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers vom 19.12.1989 an die Beklagte einwandfrei zu entnehmen - Anspr&#252;che nach dem Ordnungsbeh&#246;rdengesetz Nordrhein-Westfalen. Bei den auf diese Rechtsgrundlage gest&#252;tzten Anspr&#252;chen handelt es sich nicht um privatrechtliche Haftpflichtbestimmungen, sondern um Entsch&#228;digungsanspr&#252;che, die ihre Grundlage im &#246;ffentlichen Recht haben. Solche Anspr&#252;che sind nicht Gegenstand der von dem Kl&#228;ger bei der Beklagten abgeschlossenen Familien-Rechtsschutzversicherung.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Da&#223; als Anspruchsgrundlage f&#252;r die von dem Kl&#228;ger gegen die Stadt X betriebene Streitigkeit auch ein Tatbestand einer Amtspflichtverletzung in Betracht k&#228;me, hat der Kl&#228;ger nicht dargelegt. Da&#223; eine solche rechtliche Einordnung von ihm auch zutreffend nicht beabsichtigt war, folgt zus&#228;tzlich daraus, da&#223; der Kl&#228;ger gegen die beiden Wiedereinweisungsverf&#252;gungen der Stadt X zwar Widerspruch eingelegt, die daraufhin ergangenen Widerspruchsbescheide jedoch nicht im Klagewege angegriffen hat. Auch daraus ist zu entnehmen, da&#223; der Kl&#228;ger - richtigerweise - nicht von einem seitens der Stadt X begangenen Versto&#223; gegen Rechtspflichten oder Rechtsvorschriften und damit von einem schadensstiftenden Ereignis im Sinne der gesetzlichen Haftpflichtbestimmungen ausgegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Da gem&#228;&#223; &#167; 25 Abs. 4 lit. c) ARB bei der Familien-Rechtsschutzversicherung der Versicherungsschutz f&#252;r die Wahrnehmung dringlicher Rechte an Geb&#228;uden - und hierum handelt es sich bei der Streitigkeit des Kl&#228;gers mit der Stadt X, da er Kl&#228;ger Besch&#228;digung seines Eigentums geltend macht - ausgeschlossen ist und der Kl&#228;ger eine Rechtsschutzversicherung gem&#228;&#223; &#167; 29 ARB f&#252;r Grundst&#252;ckseigentum nicht abgeschlossen hat, kommt eine Erstattungspflicht der Beklagten im Hinblick auf das geltend gemachte Anwaltshonorar nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,061
lg-duisburg-1990-09-21-4-s-4989
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 S 49/89
1990-09-21T00:00:00
2019-03-13T14:45:14
2022-10-18T15:09:11
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1990:0921.4S49.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 19. Januar 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichtes M&#252;lheim an der Ruhr - 23 C 510/88 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin musste ohne Erfolg bleiben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht die geltend gemachte Kostenpauschale aus dem Partnerschaftsvermittlungsvertrag der Parteien nicht zum, da diese Forderung entsprechend &#167; 656 Abs. 2 BGB nicht durchsetzbar ist. Wie der Bundesgerichtshof entschieden hat, ist &#167; 656 BGB auf Partnerschaftsvermittlungsvertr&#228;ge entsprechend anzuwenden (Urteil des 4. Zivilsenates des Bundesgerichtshofs vom 11. Juli 1990, IV ZR 160/89, zur Ver&#246;ffentlichung in der NJW bestimmt). Der Bundesgerichtshof hat dies im wesentlichen mit der Funktion des &#167; 656 BGB in einen freiheitlich verfassten sozialen Rechtsstaat begr&#252;ndet (Seite 8 der erw&#228;hnten &#8218;Urteilsausfertigung). Dem tritt die Kammer bei. Dies aber bedeutet f&#252;r den Berufungsrechtsstreit, dass der Kl&#228;gerin weder Prim&#228;ranspr&#252;che aus dem Partnerschaftsvermittlungsvertrag zustehen noch Sekund&#228;ranspr&#252;che (Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung), da &#167; 656 Abs. 2 BGB analog s&#228;mtliche Anspr&#252;che aus einem solchen Vertrag f&#252;r gerichtlich nicht durchsetzbar h&#228;lt (um eine Umgehung zu verhindern). Da es mit Blick auf diese neueste Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes auf weiteres nicht mehr ankommt, war die Berufung der Kl&#228;gerin mit der sich aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO ergebenden Kostenfolge zur&#252;ckzuweisen.</p>
315,062
olgham-1990-09-20-27-u-890
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 8/90
1990-09-20T00:00:00
2019-03-13T14:45:15
2022-10-18T15:09:11
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0920.27U8.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 30. Oktober 1989 verk&#252;ndete Urteil des Einzelrichters der 6. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt Schmerzensgeld und Feststellung der Ersatzpflicht f&#252;r materielle Sch&#228;den infolge seiner Augenverletzung, die er am 09. Oktober 1988 gegen 11.00 Uhr in der Postsporthalle ... w&#228;hrend eines Tennis-Trainings der Beklagten dadurch erlitten hat, da&#223; er beim Aufsammeln verschlagener B&#228;lle von einem fliegenden Ball getroffen wurde, den der Zweitbeklagte als Tennislehrer aufgeschlagen und der Erstbeklagte von der Grundlinie aus retourniert hatte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, nach Beendigung seines eigenen Trainingsparts mit dem Zweitbeklagten habe er um Unterbrechung des Spiels gebeten, um die in seinem Feld liegenden B&#228;lle beiseite nehmen zu k&#246;nnen. Noch innerhalb des Spielfeldes hockend habe er nicht bemerkt, da&#223; gleichwohl das Spiel von den Beklagten aufgenommen worden sei, und sogleich den ersten Ball abbekommen, als er sich zum Erstbeklagten umgedreht habe.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben behauptet, der Kl&#228;ger habe das Feld bereits verlassen gehabt und sich in H&#246;he des Netzpfosten jenseits davon im Bereich der Sitzb&#228;nke aufgehalten, als das Spiel er&#246;ffnet worden sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage nach Beweisaufnahme abgewiesen, weil nicht festgestellt werden k&#246;nne, da&#223; der Kl&#228;ger um Unterbrechung des Spiels gebeten oder sich noch innerhalb des Feldes befunden habe. Sollte der Kl&#228;ger das Spielfeld bereits verlassen gehabt haben, h&#228;tte er sowohl mit einer &#252;blichen Fortsetzung als auch mit einem verschlagenen Ball rechnen und deshalb eine sichere Position einnehmen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt mit seiner Berufung schon den Bewertungsma&#223;stab des Landgerichts f&#252;r verfehlt und meint, es m&#252;sse auch danach unterschieden werden, ob eine gef&#228;hrdete Person dem Spiel zugewandt sei oder nicht. Au&#223;erdem versto&#223;e eine Unterbrechung des Spiels nur wenige Sekunden - wie das der Zeuge ... geschildert habe - gegen die erforderliche Sorgfalt. Im &#252;brigen habe das Landgericht die Aussage ... der Kl&#228;ger habe nach dem Unfall nicht mehr innerhalb des Spielfeldes gelegen, falsch aufgefa&#223;t. Damit habe der Zeuge nicht sagen wollen, da&#223; der Kl&#228;ger ganz "au&#223;erhalb des Spielfeldes" gewesen sei, als der den Ball mitbekommen habe. Nach dessen Erinnerung habe sich der Kl&#228;ger lediglich au&#223;erhalb der <u>inneren</u> Spielfeldlinie aber noch diesseits der &#228;u&#223;eren Doppellinie befunden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an ihn ein angemessenes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen, sowie festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, ihm alle weiteren aus dem Unfallgeschehen vom 09. Oktober 1988 entstehenden materiellen Sch&#228;den zu ersetzen, soweit Ersatzanspr&#252;che nicht gesetzlich auf Versicherungs- oder Versorgungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich ihrer Erwiderung sowie zum weiteren Parteivorbringen im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat erneut die Parteien gem&#228;&#223; &#167; 141 ZPO angeh&#246;rt. Insoweit wird auf den Vermerk des Berichterstatters zum Sitzungsprotokoll vom 20. September 1990 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann die Beklagten nicht gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 823, 847 BGB auf Schadensersatz in Anspruch nehmen, da aus tats&#228;chlichen Gr&#252;nden nicht davon ausgegangen werden kann, da&#223; der Zweitbeklagte den Ball unter Mi&#223;achtung der erforderlichen Sorgfalt pflichtwidrig aufgeschlagen (1) oder da&#223; der Erstbeklagte durch seinen Return die Verletzung des Kl&#228;gers fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt hat (2).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der vom Landgericht zugrundegelegte Bewertungsma&#223;stab h&#228;lt der Nachpr&#252;fung im Ergebnis stand. In der Halle waren keine G&#228;ste, sondern nur Trainingsspieler und der Zweitbeklagte als "Tennislehrer". Die &#220;bungen sowie deren Ablauf waren allgemein bekannt, weshalb insbesondere der Zweitbeklagte grunds&#228;tzlich darauf vertrauen durfte, da&#223; alle Anwesenden auf die damit verbundenen Verletzungsgefahren eingestellt waren. Mithin war er berechtigt, seine Aufmerksamkeit auf den eigentlichen Spielfeldbereich - das innere Feld - zu konzentrieren. Nur innerhalb dieses eingeschr&#228;nkten Blickfeldes mu&#223;te er gezielt auf Spielhindernisse achten, um sofort reagieren zu k&#246;nnen. Sonstige Unregelm&#228;&#223;igkeiten brauchte er nur beil&#228;ufig zu ber&#252;cksichtigen, wobei an seine Aufnahmebereitschaft angesichts der "Insider"- Situation aller Beteiligten keine hohen Anforderungen gestellt werden konnten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nicht bewiesen, da&#223; der Zweitbeklagte den Ballwechsel unter Versto&#223; gegen diese Sorgfaltsanforderungen er&#246;ffnet hat. Insoweit kommt es nicht darauf an, ob der Zeuge ... den Kl&#228;ger unmittelbar nach dem Unfall wom&#246;glich noch im Feld zwischen der Doppellinie vorgefunden hat. Das mag als wahr unterstellt werden, wenngleich seine Schilderung vor dem Landgericht kaum auslegungsf&#228;hig erscheint (Bl. 60; vorletzter Absatz). Hierdurch wird die Darstellung des Zweitbeklagten nicht widerlegt, im Zeitpunkt seines Aufschlages habe sich der Kl&#228;ger g&#228;nzlich jenseits der Linien befunden. So ist keineswegs ausgeschlossen, da&#223; der Kl&#228;ger in der Zeitspanne zwischen der Spieler&#246;ffnung und dem Unfall wieder einen Schritt in Richtung auf das Feld gemacht haben kann, um auch noch einen zur&#252;ckgelassen Ball einzusammeln; sein Bewegungsverhalten kurz vor dem Treffer ist g&#228;nzlich ungekl&#228;rt geblieben. Dar&#252;ber hinaus h&#228;tte der Aufenthalt des Kl&#228;gers zwischen den Linien auch schon bei Er&#246;ffnung des Spiels dem Zweitbeklagten nicht ohne weiteres Veranlassung geben m&#252;ssen, den Ballaufschlag zur&#252;ckzustellen. Der Kl&#228;ger w&#228;re an dieser Stelle ebenfalls nicht mehr im Spielfeld gewesen, irgendwelche Anhaltspunkte, die dem Zweitbeklagten besondere Vorsicht h&#228;tten signalisieren m&#252;ssen, sind nicht feststellbar. Das gilt insbesondere f&#252;r den vom Kl&#228;ger behaupteten Zuruf, mit dem er um Unterbrechung des Spiels gebeten haben will.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die durch den Fehlschlag begr&#252;ndete Augenverletzung des Kl&#228;gers w&#228;re dem Erstbeklagten nur unter noch strengeren Voraussetzungen zuzurechnen. Zwar h&#228;tte dieser den Ball nicht annehmen d&#252;rfen, wenn er die M&#246;glichkeit eines den Kl&#228;ger &#252;berraschenden Treffers gegen dessen K&#246;rper vorausgesehen haben w&#252;rde. Eine solche Gefahr brauchte er aber nur in Erw&#228;gung zu ziehen, falls sich ihm bei seiner Reaktion auf das Zuspiel des Zweitbeklagten konkrete Anzeichen daf&#252;r geboten haben sollten, da&#223; der Kl&#228;ger g&#228;nzlich unaufmerksam und sorglos auf einen Return &#252;berhaupt nicht eingestellt sein k&#246;nnte. Insoweit reichte es nicht hin, wenn der Kl&#228;ger lediglich objektiv erkennbar auf die Er&#246;ffnung des Spiels unvorbereitet gewesen ist. Der Erstbeklagte durfte sich auf die gestellte &#220;bungsaufgabe voll konzentrieren und brauchte nicht von sich aus in Rechnung zu stellen, da&#223; wom&#246;glich einer seiner Trainingsmitspieler schutzbed&#252;rftig sei. Diese wu&#223;ten um seine relative Unsicherheit als (Wieder-) Anf&#228;nger und hatten daher umso mehr Veranlassung, ihn stets im Auge zu behalten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auch f&#252;r die Person des Erstbeklagten ist nicht feststellbar, da&#223; er sich auf den Kl&#228;ger h&#228;tte einstellen m&#252;ssen. Unwiderlegt hat er ihn bei seinem mi&#223;gl&#252;ckten Return &#252;berhaupt nicht bewu&#223;t wahrgenommen. Irgendwelche Gefahrenpunkte, wonach ihm die Nichtbeachtung des Kl&#228;gers zum Vorwurf gemacht werden k&#246;nnte, sind nicht erwiesen. Selbst wenn zugunsten des Kl&#228;gers unterstellt wird, da&#223; er zwischen den Linien mit dem Aufsammeln von B&#228;llen besch&#228;ftigt und dadurch sichtlich abgelenkt gewesen ist, mu&#223;te der Erstbeklagte nicht ohne weiteres stutzig werden und zu der Einsch&#228;tzung gelangen, das vom Zweitbeklagten begonnene Spiel sei aus Sicherheitsgr&#252;nden sofort zu beenden. Im &#252;brigen ist auch ihm gegen&#252;ber nicht nachweisbar, da&#223; er das vom Kl&#228;ger behauptete Verlangen einer Spielunterbrechung geh&#246;rt hat oder selbst angesichts seiner zul&#228;ssigen Konzentration auf das Spiel unter keinen Umst&#228;nden h&#228;tte &#252;berh&#246;ren d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 I, 708 Nr. 10.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Urteil beschwert den Kl&#228;ger in H&#246;he von 6.500,00 DM.</p>
315,063
olgk-1990-09-20-18-u-2389
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 23/89
1990-09-20T00:00:00
2019-03-13T14:45:17
2022-10-18T15:09:10
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0920.18U23.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 6. Dezember 1988 verk&#252;ndete Urteil der 10. Zivilkammer des Landgerichts Aachen - 10 O 336/82 - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>1.</p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin weitere 20.000.- DM nebst 4% Zinsen aus 35.000.- DM vom 29. Oktober 1982 bis zum 10. November 1982, 4% Zinsen aus 20.000.- DM ab 29. Oktober 1982 und 4% Zinsen aus 15.700.- DM vom 11. November 1982 bis zum 4. Juli 1984 zu zahlen.</p> <p>2.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind, gesamtschuldnerisch der Kl&#228;gerin den gesamten zuk&#252;nftig entstehenden materiellen und immateriellen Schaden aus dem Verkehrsunfall vom 1. Mai 1982 zu ersetzen, soweit nicht die Anspr&#252;che auf Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind oder &#252;bergehen.</p> <p>3.</p> <p>Wegen des weitergehenden Zinsanspruchs werden die Klage abgewiesen und die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>4.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen werden, soweit hier&#252;ber nicht rechtskr&#228;ftig entschieden ist, den Beklagten als Gesamtschuldnern auferlegt.</p> <p>5.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>T a t b e s t a n d</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des vorliegenden Rechtsstreits sind Schadensersatz-, Schmerzensgeld- und Feststellungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin aus einem Verkehrsunfall am 1. Mai 1982 auf der Bundesstra&#223;e ... zwischen A. und W. in H&#246;he der Kilo- metermarkierung 1,452. Wegen der Einzelheiten dieses Verkehrsunfalls wird auf das Teil-Grundurteil des Landgerichts Aachen vom 30. August 1983 - 10 O 336/82 - (Bl. 116 ff GA) sowie auf das Urteil des erkennenden Senats vom 12. April 1984 - 18 U 176/83 &#8211; (Bl. 207 ff GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hiernach steht rechtskr&#228;ftig fest, da&#223; die Beklagten der Kl&#228;gerin dem Grunde nach zum Schadensersatz einschlie&#223;lich Zahlung von Schmerzensgeld verpflichtet sind, ohne da&#223; sich ein etwaiges Mitverschulden der Kl&#228;gerin anspruchsmindernd auswirkt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien haben mit wechselseitigen Kostenantr&#228;gen den Rechtsstreit bez&#252;glich des Schadensersatzanspruchs voll und bez&#252;glich des Schmerzensgeldanspruchs in H&#246;he eines Betrags von 35.000,00 DM teilweise f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch die angefochtene Entscheidung die Klage bis auf die Zinsen abgewiesen mit der Begr&#252;ndung, ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 35.000,00 DM sei angemessen, zumal eine unfallbedingte Anorgasmie und Algopareunie nicht bewiesen und - soweit es sich um den Feststellungsanspruch handele - mit weiteren Sch&#228;den nicht zu rechnen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat Berufung eingelegt mit dem Antrag auf Zahlung eines deutlich h&#246;heren Schmerzensgeldes nebst Zinsen und der Verpflichtung der Beklagten zum Ersatz allen zuk&#252;nftigen Schadens aus diesem Verkehrsunfall, soweit er nicht ausgeglichen oder auf Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen ist. Die Kl&#228;gerin r&#252;gt insbesondere, das Landgericht habe bei der Bemessung des Schmerzensgeldes zu Unrecht nicht ber&#252;cksichtigt, da&#223; sie aufgrund des Unfalls an einer Algopareunie und Anorgasmie leide. Dem Feststellungsantrag sei stattzugeben, weil die M&#246;glichkeit des Eintritts k&#252;nftiger Sch&#228;den bestehe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen die Zur&#252;ckweisung der Berufung und treten den Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin entgegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das schriftliche Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. med. H.<b> </b>vom 18. Mai 1990 (BI. 584 f. GA), wegen der weiteren Ausf&#252;hrungen der Parteien auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die zul&#228;ssige und statthafte Berufung der Kl&#228;gerin hatte auch in der Sache selbst Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1 .</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Der Kl&#228;gerin steht ein Schmerzensgeld in H&#246;he von insgesamt 55.000.- DM zu (&#167; 847 BGB). Die Zahlungsverpflichtung der Beklagten steht <u>dem Grunde nach </u>rechtskr&#228;ftig fest.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der vom Senat zuerkannte Betrag ist <u>der H&#246;he nach </u>angemessen, nachdem die Kl&#228;gerin im Berufungsverfahren ihre Bereitschaft zu einer weiteren Untersuchung erkl&#228;rt hat und aufgrund des Untersuchungsergebnisses mit Sicherheit von einer im Zusammenhang mit dem Unfall vom 1. Mai 1982 zustehenden Algopareunie und Anorgasmie auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist in &#220;bereinstimmung mit dem Sachverst&#228;ndigen der Auffassung, da&#223; diese Beschwerden mit R&#252;cksicht auf das jugendliche Alter der Kl&#228;gerin als sehr schwerwiegend einzusch&#228;tzen sind und eine erhebliche Beeintr&#228;chtigung der bis dahin ungest&#246;rten sexuellen Erlebnisf&#228;higkeit und der damit verbundenen Lebensfreude bedeuten. Auch mit R&#252;cksicht auf die fortbestehende seelische Beeintr&#228;chtigung ist das Senat insgesamt zuerkannte Schmerzensgeld von 55.000.- DM angemessen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus war auch dem Feststellungsbegehren der Kl&#228;gerin stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der schwerwiegenden Verletzungen und der hierauf auch derzeit noch beruhenden weiteren Beeintr&#228;chtigungen ist die <u>M&#246;glichkeit</u> eines zuk&#252;nftigen weiteren Schadens nicht auszuschlie&#223;en. Allein dies rechtfertigt es, dem Feststellungsbegehren der Kl&#228;gerin stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dem Zinsanspruch war lediglich in dem vom Senat erkannten Umfang stattzugeben (&#167;&#167; 291, 288 Abs. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 91 Abs. 1, 91 a Abs. 1 und 92 Abs. 2 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren in Ab&#228;nderung des Senatsbeschlusses vom 10.04.1989: 30.000.- DM (Schmerzensgeldanspruch: 20.000.-- DM, Feststellungsbegehren: 10.000.- DM) und Kosten der Erledigung.</p>
315,064
lg-hagen-1990-09-17-10-s-41889
{ "id": 810, "name": "Landgericht Hagen", "slug": "lg-hagen", "city": 430, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 S 418/89
1990-09-17T00:00:00
2019-03-13T14:45:18
2022-10-18T15:09:10
Urteil
ECLI:DE:LGHA:1990:0917.10S418.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 01. August 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Hagen abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Mietverh&#228;ltnis zwischen den Parteien betreffend die Einliegerwohnung im Hause xxx wird auf unbestimmte Zeit fortgesetzt.</p> <p></p> <p>Die Beklagten sind verpflichtet, ab dem 01. Mai 1990 einen monatlichen Mietzins von 450,74 DM (in Worten: Vierhundertf&#252;nfzig 74/100 Deutscher Mark) an die Kl&#228;ger zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Beklagten sind weiter verpflichtet folgende Betriebskosten anteilig zu tragen:</p> <p>- Grundsteuer</p> <p>- Kosten der Wasserversorgung</p> <p>- Kosten der Entw&#228;sserung</p> <p>- Kosten der Heizungsreinigung und Schornsteinfegergeb&#252;hren</p> <p>- Kosten der Stra&#223;enreinigung und M&#252;llabfuhr</p> <p>- Kosten der Sach- und Haftpflichtversicherung</p> <p>- Kosten des Betriebs der Gemeinschafts-Antennenanlage.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger bestimmen den Umlegungsschl&#252;ssel.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Betriebs der Gemeinschaftsantenne betragen pauschal 3,-- DM/Monat.</p> <p></p> <p>Auf die &#252;brigen Betriebskosten sind monatliche Vorauszahlungen in H&#246;he von 59,-- DM zu entrichten; davon entfallen 20,-- DM auf die Kosten der Wasserversorgung und Entw&#228;sserung.</p> <p></p> <p>Der Mietzins und die Betriebskostenvorauszahlungen sowie die Pauschale f&#252;r die Gemeinschafts-Antennenanlage sind monatlich im voraus, sp&#228;testens am dritten Werktag eines Monats zu entrichten.</p> <p></p> <p>Die Sch&#246;nheitsreparaturen haben die Beklagten auf ihre Kosten durchzuf&#252;hren.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung f&#252;hrt zu dem Ergebnis, da&#223; die Klage mit der Ma&#223;gabe abgewiesen bleibt, da&#223; das Mietverh&#228;ltnis nur unter ver&#228;nderten, angemessenen Bedingungen fortgesetzt wird. Zwar ist die Eigenbedarfsk&#252;ndigung der Kl&#228;ger wirksam, jedoch ist das Mietverh&#228;ltnis aus sozialen Gr&#252;nden fortzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat im Ergebnis zutreffend den Abschlu&#223; eines Mietaufhebungsvertrages zwischen den Rechtsvorg&#228;ngern der Kl&#228;ger und den Beklagten verneint.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben den Abschlu&#223; eines Aufhebungsvertrages nicht bewiesen. Die von den Eheleuten xxx best&#228;tigten Gespr&#228;che &#252;ber den Auszug der Beklagten haben die Zeugen ausschlie&#223;lich mit der Beklagten zu 1.) gef&#252;hrt. Vertragspartner war und ist aber auch der Beklagte zu 2.). Damit fehlt es zur Wirksamkeit eines Mietaufhebungsvertrages bereits an der notwendigen Mitwirkung aller Vertragsparteien. Da&#223; die Beklagte zu 1.) gleichzeitig im Namen und mit Vollmacht des Beklagten zu 2.) gehandelt h&#228;tte, haben die Kl&#228;ger nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist auch mit der Beklagten zu 1.) eine unbedingte Vereinbarung nicht erkennbar. Die Beklagte zu 1.) hatte ihren Auszug davon abh&#228;ngig gemacht, da&#223; angemessener Ersatzwohnraum zur Verf&#252;gung st&#252;nde. Diese Verkn&#252;pfung konnten die Zeugen xxx als Erkl&#228;rungsempf&#228;nger mit R&#252;cksicht auf die Interessen der Beklagten zu 1.) (&#167; 133 BGB) h&#246;chstens als aufschiebende Bedingung (&#167; 158 Abs.1 BGB) verstehen. Da&#223; angemessener Ersatzwohnraum zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tte und die Bedingung so eingetreten w&#228;re, haben die Kl&#228;ger nicht dargetan. Die von den Zeugen xxx bekundeten Bem&#252;hungen, f&#252;r die Beklagten angemessenen Ersatzwohnraum zu finden, und ablehnenden Reaktionen der Beklagten zu 1.) reichen nicht aus anzunehmen, die Beklagten h&#228;tten den Eintritt der Bedingung (Anmietung einer anderen Wohnung) treuwidrig vereitelt. Unter diesen Umst&#228;nden kann dahinstehen, ob die Erkl&#228;rungen der Beklagten zu 1.) &#252;berhaupt erkennbar von einem rechtsgesch&#228;ftlichen Bindungswillen getragen waren oder ihnen nur die Bedeutung einer unverbindlichen Absichtserkl&#228;rung beizumessen war. Eine solche Wertung liegt wegen der f&#252;r die Beklagten mit einem Aufhebungsvertrag verbundenen erheblichen Risiken und des Fehlens jedweden Abschlu&#223;interesses sehr viel n&#228;her als die Annahme eines aufschiebend bedingten Mietaufhebungsvertrages.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Mietverh&#228;ltnis wurde jedoch durch die Eigenbedarfsk&#252;ndigung vom 16. M&#228;rz 1989 zum 30. April 1990 beendet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ein berechtigtes Interesse im Sinne des &#167; 564b BGB ist anzunehmen, wenn der Vermieter vern&#252;nftige, nachvollziehbare Gr&#252;nde f&#252;r die Inanspruchnahme des Raumes f&#252;r sich oder eine beg&#252;nstigte Person darlegt. Hier haben die Kl&#228;ger ein - im K&#252;ndigungsschreiben dargelegtes (&#167; 564b Abs. 3 BGB) - berechtigtes Interesse an der Inanspruchnahme der Wohnung der Beklagten. Der Wunsch, Raum f&#252;r ein zweites Arbeitszimmer und ein G&#228;stezimmer zu gewinnen, ist auch unter Ber&#252;cksichtigung des den Kl&#228;gern bereits zur Verf&#252;gung stehenden Wohnraumes mit einer Fl&#228;che von ca. 180 qm f&#252;r eine 5-k&#246;pfige Familie noch vern&#252;nftig und nachvollziehbar. Die Kl&#228;ger machen nicht rechtsmi&#223;br&#228;uchlich &#252;berh&#246;hten Wohnbedarf geltend.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das K&#252;ndigungsrecht war nach Auffassung der Kammer nicht durch den Vertrag zwischen den Rechtsvorg&#228;ngern der Kl&#228;ger und den Beklagten vom 17. September 1975 ausgeschlossen. Zwar liegt in den Vereinbarungen eines Wohnrechts auf Lebenszeit, jedenfalls aber f&#252;r die Abwohndauer der gegebenenen Mitevorauszahlung, ein Ausschlu&#223; des K&#252;ndigungsrechtes. Jedoch bewirkte diese Vereinbarung eine Mietvertragsdauer von mehr als einem Jahr und bedurfte daher gem&#228;&#223; &#167; 566 BGB der Schriftform (OLG Celle NJW 56, 1281; Emmerich-Sonnenschein, Miete., 5. Aufl., &#167; 566 Rd. 2; a.A.: LG Oldeburg ZMR 56, 59; Sternel, Mietrecht, 3. Aufl.; III 153 u. IV 60). Diese Schriftsform erfordert die Unterzeichnung der Vertragsurkunde durch die Vertragsparteien (&#167; 126 Abs. 2 BGB). Die Vereinbarung vom September 1975 war dementgegen nicht unterzeichnet worden, so da&#223; der Mietvertrag als f&#252;r unbestimmte Zeit geschlossen gilt (&#167; 566 S. 2 BGB).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Berufen der Kl&#228;ger auf den Formmangel steht der Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung (&#167; 242 BGB) schon deshalb nicht entgegen, weil die Kl&#228;ger an dem Abschlu&#223; des Vertrages nicht beteiligt waren und von ihm bei Erwerb des Grundst&#252;cks keine Kenntnis hatten. Der gegen den Rechtsvorg&#228;nger begr&#252;ndete Arglisteinwand kann dem Grundst&#252;ckserwerber grunds&#228;tzlich nicht entgegengehalten werden. Andernfalls w&#252;rde der Zweck des Schriftformerfordernisses gef&#228;hrdet. Die Schriftform soll dem Erwerber Gelegenheit geben, sich &#252;ber die auf ihn &#252;bergehenden Rechte und Pflichten zuverl&#228;ssig zu unterrichten, (BGH LM BGB &#167; 566 Nr. 7; Emmerich-Sonnenschein, &#167; 566 Rd. 11).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben jedoch gem&#228;&#223; &#167; 556a BGB einen Anspruch auf Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben fristgerecht und in der notwendigen Form der K&#252;ndigung widersprochen und die Fortsetzung des Mietverh&#228;ltnisses verlangt. Der Widerspruch ist am 27. November, also mehr als zwei Monate vor der Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses am 30. April 1990, erkl&#228;rt worden (&#167; 556a Abs. 6 S. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Allerdings bedarf das Fortsetzungsverlangen grunds&#228;tzlich der schriftlichen Form (&#167; 556a Abs. 5 S. 1 BGB), die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 126 Abs. 3, 127a BGB durch die Aufnahme in einen gerichtlichen Vergleich, nicht aber durch die von den Beklagten vorgenommene Erkl&#228;rung zum Sitzungsprotokoll ersetzt werden kann. Erteilt der Vermieter aber den ihm gem&#228;&#223; &#167; 564a Abs. 2 BGB obliegenden Hinweis auf das Formerfordernis sowie die einzuhaltende Frist nicht rechtzeitig, kann der Mieter die Fortsetzung noch im ersten Termin des R&#228;umungsrechtsstreits verlangen (&#167; 556a Abs. 6 S. 2 BGB). Dar&#252;ber hinaus hat das Unterlassen des Hinweises auf die erforderliche Schriftform zur Folge, da&#223; das Verlangen im R&#228;umungsproze&#223; zum Sitzungsprotokoll erkl&#228;rt werden kann (Schmidt-Futterer/Blank, Wohnraumschutzgesetze, 6. Aufl., B339; Nasall MDR 85, 898; a.A.: Sternel, IV 192, Emmerich-Sonnenschein, &#167; 556a Rd. 37/. Andernfalls bliebe die Obliegenheitsverletzung f&#252;r den Vermieter folgenlos, und der Mieter w&#252;rde durch die Er&#246;ffnung der M&#246;glichkeit den Widerspruch im ersten Termin zu erkl&#228;ren, geradezu &#252;ber das Fortbestehen des Schriftformerfordernisses get&#228;uscht. Zweck der Hinweisobliegenheit ist es, den Mieter davor zu bewahren, einen Fortsetzungsanspruch wegen fehlender Rechtskenntnis nicht oder nicht form- und fristgerecht geltend zu machen. Das Interesse des Vermieters an Rechtssicherheit wird ausreichend durch die Aufnahme der Erkl&#228;rung ins Protokoll gesch&#252;tzt. Dieselben Grunds&#228;tze m&#252;ssen nach Auffassung der Kammer auch f&#252;r den Widerspruch in einem sp&#228;teren Termin bei noch laufender K&#252;ndigungsfrist gelten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Fortsetzungsverlangen ist begr&#252;ndet, weil die vertragsgem&#228;&#223;e Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses f&#252;r die Beklagten eine H&#228;rte bedeuten w&#252;rde, die auch unter Ber&#252;cksichtigung der berechtigten Interessen der Kl&#228;ger nicht zu rechtfertigen ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind 77 und 76 Jahre alt, und ihr Leistungsverm&#246;gen ist krankheitsbedingt erheblich vermindert.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Bei der Beklagten zu 1.) bestehenden Erkrankungen sind Zustand nach Myokardinfarkt Dezember 1987, koronare Herzkrankheit bei Hypertonie, Gicht und Hypercholesterinaemie sowie beidseitig Arthrose der H&#252;ftgelenke und arterielle Verschlu&#223;krankheit der Beine (Gehbehinderung). Diese Krankheiten bedingen unter anderem Kurzatmigkeit, Schwindelzust&#228;nde, Herzbeschwerden und l&#246;sen bei seelischem Druck lebensbedrohliche Zust&#228;nde aus. Der Beklagte zu 2.) leidet unter Hirn-, Herz- und peripheren Durchblutungsst&#246;rungen bei allgemeiner Gef&#228;&#223;-Sklerose, einer koronaren Herzkrankheit, einem Wirbels&#228;ulenleiden und Arthrose beider H&#252;ftgelenke. Der Grad seiner Behinderung betr&#228;gt 60%.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei beiden Beklagten ist aufgrund der Chronizit&#228;t der Erkrankungen und des zunehmenden Alters mit keiner Besserung, eher mit einer Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes zu rechnen. Diese Feststellungen st&#252;tzt die Kammer auf das &#252;berzeugende schriftliche Gutachten des Gesundheitsamtes der Stadt Hagen, Stadt&#228;rztin Dr. Cxxx.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit einer Wohnungssuche, einem Umzug - auch wenn er von Dritten ausgef&#252;hrt wird - und der Notwendigkeit, sich in einer neuen Wohnung und einem neuen sozialen Umfeld einzuleben, sind erhebliche physische und psychische Beladungen verbunden, die f&#252;r die Beklagten angesichts ihres hohen Alters und des festgestellten Gesundheitszustandes eine unzumutbare H&#228;rte bedeuten und das Interesse der Kl&#228;ger an der Gewinnung von Raum f&#252;r ein G&#228;stezimmer und ein zweites Arbeitszimmer zur&#252;cktreten lassen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Mietverh&#228;ltnis ist wegen der negativen Prognose zur gesundheitlichen Entwicklung der Beklagten auf unbestimmte Zeit fortzusetzen (&#167; 556a Abs. 2 S. 2 BGB).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es ist den Kl&#228;gern jedoch nicht zumutbar, das Mietverh&#228;ltnis zu den geltenden von den pers&#246;nlichen Beziehungen zwischen ihren Rechtsvorg&#228;ngern und den Beklagten gepr&#228;gten Vertragsbedingungen fortzusetzen. Insbesondere der seit 1975 unver&#228;nderte Mietzins entspricht nicht den heutigen Verh&#228;ltnissen auf dem Wohnungsmarkt. Die Kammer hat "angemessen Bedingungen" zu bestimmen (&#167; 556a Abs. 3 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entscheidendes Kriterium f&#252;r die Mietzinsh&#246;he ist neben der Wohnungsausstattung und -gr&#246;&#223;e die Qualit&#228;t der Wohnlage. Die Kl&#228;ger haben die behauptete gute Wohnlage nicht substantiiert unter Beweis gestellt, so da&#223; die Kammer die von den Beklagten einger&#228;umte mittlere Wohnlage zugrundelegt. F&#252;r sie weist die Vergleichsmietentabelle f&#252;r das Gebiet der Stadt Hagen, Stand 1. Juni 1985, einen Nettomietzins von 6,80 bis 7,55 DM pro qm aus. Unter Ber&#252;cksichtigung der unstreitig guten Wohnungsqualit&#228;t und der seit Erstellung der Tabelle eingetretenen Mietzinsentwicklung geht die Kammer von dem oberen Eckwert aus. Bei der Wohnungsgr&#246;&#223;e von 59,7 qm ergibt sich der festgelegte monatliche Nettomietzins von 450,97 DM. Die Leistung monatlicher Vorauszahlungen auf den Nettomietzins und die im Tenor genannten, anteilig von den Beklagten zu tragenden Nebenkosten sowie die Abw&#228;lzung der w&#228;hrend des Mietverh&#228;ltnisses auszuf&#252;hrenden Sch&#246;nheitsreparaturen auf die Mieter erscheinen angemessen. Der Umfang der zu &#252;bernehmenden Betriebskosten und die H&#246;he der Vorauszahlungen entsprechen dem Begehren der Kl&#228;ger im Schriftsatz vom 11. Dezember 1989. F&#252;r die sogenannten Schornsteinfegergeb&#252;hren ist klarzustellen, da&#223; diese auch insoweit von den Beklagten zu tragen sind, als sie unter Nr. 4 der Anlage 3 II.BV fallen, nicht nur unter Nr. 12.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Die Beklagten haben unverz&#252;glich &#252;ber die Gr&#252;nde ihres Fortsetzungsverlangens Auskunft erteilt. (&#167; 93b Abs. 2 ZPO).</p>
315,065
olgham-1990-09-13-18-u-22489
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 224/89
1990-09-13T00:00:00
2019-03-13T14:45:21
2022-10-18T15:09:10
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0913.18U224.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 14. Juli 1989 verk&#252;ndete Urteil der 16. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Es beschwert den Kl&#228;ger um weniger als 40.000,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Urteil ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 I ZPO</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten ist sachlich nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist verpflichtet, die Provision von 6.840,00 DM, die sie von den K&#228;ufern ... erhalten hat, an den Kl&#228;ger zur&#252;ckzuzahlen (&#167;&#167; 812, 398 BGB). Die Beklagte ist durch die Zahlung der K&#228;ufer ohne Rechtsgrund bereichert.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Als Rechtsgrund f&#252;r den Provisionsanspruch der Beklagten kommt allein &#167; 13 des notariellen Kaufvertrages in Betracht. Dort haben sich die Erwerber verpflichtet, an die Beklagte, die insoweit einen eigenen Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 328 BGB erhalten sollte, einen Betrag von 3,42 % des Kaufpreises (6.340,00 DM) zu zahlen. Unstreitig handelt es sich hierbei um eine Maklerprovision, so da&#223; der Kl&#228;ger als Rechtsnachfolger der K&#228;ufer auch gegen&#252;ber der drittberechtigten Beklagten alle Einwendungen aus dem Maklerrecht zustehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat keine Maklerprovision verdient, weil der Kaufvertrag wegen einer T&#228;uschung der K&#228;ufer durch den Kl&#228;ger r&#252;ckabgewickelt worden ist. Ob der Kl&#228;ger die K&#228;ufer arglistig get&#228;uscht hat, kann dahinstehen. Die Eheleute ... konnten jedenfalls nach den Grunds&#228;tzen des Verschuldens bei Vertragsschlu&#223; (c. i. c.) vom Kl&#228;ger verlangen, so gestellt zu werden, als h&#228;tten sie den Kaufvertrag nicht abgeschlossen. Dieses Verlangen haben sie mit ihrer Anfechtung des Vertrages auch zum Ausdruck gebracht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach dem unstreitigen Sachverhalt hat der Kl&#228;ger die Erwerber &#252;ber den ihm bekannten Planungsstand nicht aufgekl&#228;rt. Zu einer solchen Aufkl&#228;rung war er wegen der entscheidenden Bedeutung der Planung f&#252;r den Erwerb des Hauses und weil eine solche Aufkl&#228;rung auch nach der Verkehrsauffassung zu erwarten war, verpflichtet. Die Erwerber haben sich wegen dieser T&#228;uschung in einem Irrtum befunden; die Beklagte hat nicht substantiiert dargelegt, da&#223; die Erwerber bei einer bestimmten Gelegenheit von der Planung Kenntnis erworben haben. Da&#223; die Erwerber bei richtiger Aufkl&#228;rung den Vertrag nicht abgeschlossen h&#228;tten, ergibt sich daraus, da&#223; sie alsbald nach Kenntniserlangung (durch Schreiben des Notars vom 11.09.1986) durch ihren Proze&#223;bevollm&#228;chtigten den Vertrag anfechten lie&#223;en (unter dem 29.09.1986). Das Verschulden des Kl&#228;gers wird im Rahmen der c. i. c. vermutet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Diese Situation (Anspruch der Erwerber, so gestellt zu werden, als sei der Vertrag nicht abgeschlossen worden und R&#252;ckabwicklung) ist so zu behandeln wie ein R&#252;cktritt, der seinen Grund in einer Unvollkommenheit des Vertrages hat. Grunds&#228;tzlich wird der Maklerlohnanspruch von M&#228;ngeln der Vertragsdurchf&#252;hrung nicht ber&#252;hrt, er entf&#228;llt aber, wenn die Wiederaufhebung auf einem Mangel des Vertrages beruht, denn das Zustandekommen des Hauptvertrages f&#228;llt in den Risikobereich des Maklers. In F&#228;llen wie dem vorliegenden leidet der Hauptvertrag von vornherein daran, da&#223; er durch T&#228;uschung zustandegekommen ist. Es ist daher richtig, dem Makler die Provision zu versagen, wenn die Geltendmachtung des Schadensersatzanspruches durch die Erwerber praktisch zur Beseitigung des Vertrages f&#252;hrt. Man kann dies auch so begr&#252;nden, da&#223; der durch T&#228;uschung zustandegekommene Hauptvertrag nicht identisch (wirtschaftlich gleichwertig) ist mit dem in dem Maklervertrag vorausgesetzten (vgl. Reuter, &#167;&#167; 652, 653 Randnr. 78 f.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich demgegen&#252;ber nicht darauf berufen, da&#223; der Kl&#228;ger durch die T&#228;uschung der Erwerber sich ihr gegen&#252;ber pflichtwidrig verhalten habe. Der Kl&#228;ger war nicht gehalten, &#252;berhaupt einen Maklervertrag abzuschlie&#223;en. Er durfte daher auch einen mit dem Mangel der T&#228;suchung behafteten Kaufvertrag abschlie&#223;en (vgl. Reuter, &#167;&#167; 652, 653 Randnr. 75). Die Beklagte hat keinen Schaden. Allenfalls k&#228;me ein Gegenanspruch auf Aufwendungsersatz in Betracht, der aber - jedenfalls in der Berufungsinstanz - nicht geltend gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Aus den obigen Ausf&#252;hrungen folgt, da&#223; die Widerklage unbegr&#252;ndet ist, weil es keine Anspruchsgrundlage gibt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97, 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,066
lg-krefeld-1990-09-12-2-s-2290
{ "id": 813, "name": "Landgericht Krefeld", "slug": "lg-krefeld", "city": 448, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 S 22/90
1990-09-12T00:00:00
2019-03-13T14:45:22
2022-10-18T15:09:11
Urteil
ECLI:DE:LGKR:1990:0912.2S22.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 20.02.1990 verk&#252;ndete Urteil</p> <p>des Amtsgerichts Nettetal teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p></p> <p>Unter Abweisung der Klage im &#220;brigen wird der Beklagte verurteilt, an die</p> <p>Kl&#228;gerin 1.326,99 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.09.1989 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des 1. Rechtszuges haben beide Parteien je zur H&#228;lfte zu tragen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache nur hinsichtlich eines Teilbetrages in H&#246;he von 5,- DM Erfolg. Insoweit h&#228;lt die Kammer an ihrer st&#228;ndigen Rechtsprechung fest, wonach die allgemeine Unkostenpauschale gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO auf 30,- DM gesch&#228;tzt wird.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen hat das Amtsgericht den Beklagten zu Recht verurteilt, 50 % des der Kl&#228;gerin entstandenen Schadens aus dem Verkehrsunfall vom 19.07.1989 zu ersetzen. Es ist im Ergebnis zutreffend davon ausgegangen, dass unter Ber&#252;cksichtigung der jeweiligen Verursachungs- und Verschuldensbeitr&#228;ge eine Schadensteilung je zur H&#228;lfte angemessen ist. Die Kammer folgt insoweit den Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils und schlie&#223;t sich ihnen an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch die Berufungsbegr&#252;ndung gibt der Kammer nach erneuter &#220;berpr&#252;fung keinen Anlass, eine andere Entscheidung zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Beklagten hat die Kl&#228;gerin den Schaden nicht bereits deshalb allein zu tragen, weil nach seinem Vortrag der Zeuge A sein Fahrzeug nur langsam abgebremst hat. Ein Mitverschulden des Beklagten w&#252;rde nur dann entfallen, wenn das unbeaufsichtigte Herumlaufenlassen des Hundes keinen Einfluss auf das Unfallgeschehen gehabt h&#228;tte. Insoweit war der Beklagte darlegungs- und beweispflichtig. Diesen Beweis konnte der Beklagte nicht f&#252;hren. Die Aussagen des Zeugen A sind insoweit zu vage und beruhen letztlich auf seiner subjektiven Einsch&#228;tzung der Verkehrssituation. Zweifel in diesem Punkt gehen aber zu Lasten des Beklagten, da aufgrund der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme feststeht, dass der Unfall auf das unbeaufsichtigte Herumlaufenlassen des Hundes, vermittelt durch den Abbremsvorgang des Zeugen A, zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 u.Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert f&#252;r den Berufungsrechtszug</u>: 1.331,99 DM.</p>
315,067
lg-krefeld-1990-09-12-2-s-4390
{ "id": 813, "name": "Landgericht Krefeld", "slug": "lg-krefeld", "city": 448, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 S 43/90
1990-09-12T00:00:00
2019-03-13T14:45:23
2022-10-18T15:09:11
Urteil
ECLI:DE:LGKR:1990:0912.2S43.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 20.02.1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Nettetal teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p></p> <p>Unter Abweisung der Klage im &#220;brigen wird der Beklagte verurteilt, an die Kl&#228;ge-rin 1.326,99 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.09.1989 zu zahlen. Im &#220;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des 1. Rechtszuges haben beide Parteien je zur H&#228;lfte zu tragen.</p> <p> Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache nur hinsichtlich eines Teilbetrages in H&#246;he von 5,- DM Erfolg. Insoweit h&#228;lt die Kammer an ihrer st&#228;ndigen Rechtsprechung fest, wonach die allgemeine Unkostenpauschale gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO auf 30,- DM gesch&#228;tzt wird.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen hat das Amtsgericht den Beklagten zu Recht verurteilt, 50 % des der Kl&#228;gerin entstandenen Schadens aus dem Verkehrsunfall vom 19.07.1989 zu ersetzen. Es ist im Ergebnis zutreffend davon ausgegangen, dass unter Ber&#252;cksichtigung der jeweiligen Verursachungs- und Verschuldensbeitr&#228;ge eine Schadensteilung je zur H&#228;lfte angemessen ist. Die Kammer folgt insoweit den Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils und schlie&#223;t sich ihnen an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch die Berufungsbegr&#252;ndung gibt der Kammer nach erneuter &#220;berpr&#252;fung keinen Anlass, eine andere Entscheidung zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Beklagten hat die Kl&#228;gerin den Schaden nicht bereits deshalb allein zu tragen, weil nach seinem Vortrag der Zeuge A sein Fahrzeug nur langsam abgebremst hat. Ein Mitverschulden des Beklagten w&#252;rde nur dann entfallen, wenn das unbeaufsichtigte Herumlaufenlassen des Hundes keinen Einfluss auf das Unfallgeschehen gehabt h&#228;tte. Insoweit war der Beklagte darlegungs- und beweispflichtig. Diesen Beweis konnte der Beklagte nicht f&#252;hren. Die Aussagen des Zeugen A sind insoweit zu vage und beruhen letztlich auf seiner subjektiven Einsch&#228;tzung der Verkehrssituation. Zweifel in diesem Punkt gehen aber zu Lasten des Beklagten, da aufgrund der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme feststeht, dass der Unfall auf das unbeaufsichtigte Herumlaufenlassen des Hundes, vermittelt durch den Abbremsvorgang des Zeugen A, zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 u.Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert f&#252;r den Berufungsrechtszug</u>: 1.331,99 DM.</p>
315,068
olgk-1990-09-12-16-wx-10190
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 101/90
1990-09-12T00:00:00
2019-03-13T14:45:25
2022-10-18T15:09:11
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0912.16WX101.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde der Antragsgegner gegen den Beschlu&#223; der 8. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 19. Juli 1990</p> <p>- 8 T 57/00- wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die gerichtlichen und au&#223;ergerichtlichen Kosten des Verfahrens der weiteren Beschwerde tragen die Antragsgegner als Gesamtschuldner.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige sofortige weitere Beschwerde der Antragsgegner hat in der Sache keinen Erfolg. Zu Recht haben Amts- und Landgericht dem Feststellungsbegehren des Antragstellers entsprochen und der Antragsgegnerin zu 3)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die Einberufung von Wohnungseigent&#252;merversammlungen au&#223;erhalb des Amtsgerichtsbezirks Bonn untersagt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar erstreckt sich die Rechtskraft des Senatsbeschlusses vom 18.09.1989 - 16 Wx 115/89 - nur auf die Ung&#252;ltigerkl&#228;rung des Beschlusses der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">vom 03.11.1988 &#252;ber die Festlegung von C als k&#252;nftigem Versammlungsort. Der Senat h&#228;lt aber an seiner in dem fr&#252;heren Beschlu&#223; vertretenen Rechtsauffassung fest, da&#223; Wohnungseigent&#252;merversammlungen nach dem Grundsatz von Treu und Glauben im n&#228;heren Umkreis der Wohnanlage stattzufinden haben, wo ein redlicher Wohnungseigent&#252;mer sie billigerweise erwarten darf. Jeder Wohnungseigent&#252;mer soll in zumutbarer Weise an allen Versammlungen teilnehmen k&#246;nnen. Dabei m&#252;ssen ausw&#228;rtige Wohnungseigent&#252;mer eine entsprechende Anreise von vornherein in Kauf nehmen, nicht aber ein Wohnungseigent&#252;mer, der in der Anlage oder zumindest an ihrem Ort wohnt. Da die Antragsgegner zu 2) und 3) die Rechtsauffassung des Senats ignorieren zu k&#246;nnen glauben, hat der Antragsteller ein schutzw&#252;rdiges Interesse an der begehrten Feststellung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diese ist auch sachlich gerechtfertigt. Es ist rechtlich nicht zu beanstanden, da&#223; Amts- und Landgericht den Ort f&#252;r Wohnungseigent&#252;merversammlungen k&#252;nftig auf den Amtsgerichtsbezirk Bonn beschr&#228;nkt haben. Eine solche Regelung entspricht billigem Ermessen im Sinne des</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#167; 43 Abs. 2 WEG. Diese Vorschrift ist auch dann anzuwenden, wenn die Wohnungseigent&#252;mer zwar einen Beschlu&#223; gefa&#223;t haben, dieser aber ung&#252;ltig ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auch der Unterlassungsanspruch gegen&#252;ber der Antragsgegnerin zu 3) ist gerechtfertigt. Sie hat von ihrem Handlungsermessen bei der Bestimmung des Versammlungsorts in Kenntnis der Entscheidung des Senats vom 18.09.1989 einen fehlerhaften Gebrauch gemacht. Es besteht auch Wiederholungsgefahr, da die Antragsgegnerin zu 3)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">an ihrer irrigen Auffassung beharrlich festh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung entspricht billigem Ermessen gem&#228;&#223; &#167; 47 WEG. Wegen des schon als mutwillig zu bezeichnenden Vorgehens der Antragsgegner waren ihnen auch die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Antragstellers aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftswert: 3.000,-- DM</p>
315,069
lg-bonn-1990-09-11-6-t-20290
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 T 202/90
1990-09-11T00:00:00
2019-03-13T14:45:26
2022-10-18T15:09:09
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1990:0911.6T202.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf den als (einfache) Beschwerde zu behandelnden Rechtsbehelf des Kl&#228;gers wird der Beschluss des Amtsgerichts Siegburg vom 06. August 1990 - 6 C 127/90 <em>-</em> dahingehend abge&#228;ndert, dass der Tenor des am 27. April 1990 verk&#252;ndeten Urteils des Amtsgerichts Siegburg - 6 C 127/90 - (unter Ziffer 11) antragsgem&#228;&#223; wie folgt berichtigt wird:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt,</p> <p>1.</p> <p>seine im Hause T-Stra&#223;e, #### T2 im ersten Obergescho&#223; gelegene Wohnung, bestehend aus vier Zimmern, K&#252;che, Korridor, Bad, Toilette, Balkon und einem Kellerraum, zu r&#228;umen und an den Kl&#228;ger herauszugeben;</p> <p>2.</p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Auslagen im Beschwerdeverfahren hat der Beklagte zu tragen. Das Berichtigungs- und Beschwerdeverfahren ist geb&#252;hren- und auslagenfrei.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der als sofortige Beschwerde bezeichnete Rechtsbehelf des Kl&#228;gers gegen die Ablehnung der Urteilsberichtigung durch den angefochtenen Beschluss ist als einfache Beschwerde zu behandeln.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Eine sofortige Beschwerde ist gem. &#167; 319 Abs. 3 ZPO nicht statthaft.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsbehelf der einfachen Beschwerde, von dessen Nichtabhilfe gem. &#167;&#160;571 ZPO durch das Amtsgericht auszugehen ist, ist vorliegend ausnahmsweise statthaft (Baumbach/Lauterbach/-Hartmann, 48. Aufl., &#167; 319 Anm. 4 A; Thomas-Putzo; 15. Aufl.,&#167; 319 ZPO Anm. 5 b; OLG M&#252;nchen MDR 1985, 171; OLG Hamm NJW-RR 1987, 187; Bay ObLG WM 1989 105), denn in dem angefochtenen Beschluss wird nach Auffassung der Kammer der Begriff der offenbaren Unrichtigkeit in &#167; 319 Abs. 1 ZPO verkannt. Es entspricht allgemeiner Meinung in Rechtsprechung (KG JW 1936, 1479; BGH MDR 1985, 171; M&#252;nchen OLGZ 1981, 90) und Literatur (Z&#246;ller/Vollkommer, 15. Aufl., &#167; 319 Rdnr.8; Baubach/- Lauterbach/Hartmann, aaO, Anm. 2 Da; Stein/Jonas/Leopold, 20. Aufl., &#167; 319 ZPO Rdnr 19; Wieczorek &#167; 319 ZPO Anm.B I m.w.N; Thomas/Putzo aaO, Anm. 2 a) dass ein Urteil nicht nur dann offenbar unrichtig i.S.v. &#167; 319 Abs. 1 ZPO ist, wenn &#8211; wie das Amtsgericht meint &#8211; der &#8222;Fehler&#8220; der Sph&#228;re des Gerichts entstammt. Der in &#167; 319 Abs. 1 ZPO enthaltene allgemeine Rechtsgedanke gebietet es vielmehr, auch solche Irrt&#252;mer zu berichtigen, die nicht auf einer mangelhaften Willens&#228;u&#223;erung des Gerichts im eigentlichen Sinne beruhen, sondern auf unrichtigen oder unvollst&#228;ndigen Angaben der Partei selbst, sofern sie nur offenbar sind. Hierzu geh&#246;ren auch unrichtige Zahlenangaben, die das Gericht aus dem Vorbringen der Parteien unver&#228;ndert &#252;bernommen hat. Auf die Ursache der Unrichtigkeit kommt es ebenso wenig an wie auf das Verschulden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die statthafte Beschwerde ist in der Sache selbst auch begr&#252;ndet, denn die Bezifferung des Geschosses, in dem die Wohnung gelegen ist, zu deren Herausgabe der Beklagte durch das zu berichtigende Urteil verurteilt worden ist, ist offenbar falsch. Das Amtsgericht hat in seiner Entscheidung in Wahrheit nicht die entsprechend dem Klageantrag im Tenor genannte Wohnung im "6." Obergescho&#223; gemeint, weil der Beklagte dort unstreitig gar nicht wohnt, sondern die vom Beklagten tats&#228;chlich gemietete Wohnung im 1. Obergescho&#223;. Dieser "Fehler" ist insofern offenbar, als &#252;ber die Identit&#228;t der Wohnung zwischen den Parteien kein Streit besteht, sondern die unrichtige Tenorierung allein auf einem Schreibfehler beruht, der auf einem Versehen der Klagepartei in der Klageschrift zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Der Tenorierungsfehler ergibt sich ohne weiteres auch f&#252;r Dritte (vgl. BGHZ 78,22), die wissen, dass der Beklagte nicht im 6, sondern im 1. Obergescho&#223; des Hauses Tstr-# in T2 wohnt. Letztlich wird durch die Berichtigung die Urteilsformel mit dem in Einklang gebracht, was das Gericht hat aussprechen wollen. W&#252;rde es bei der Ablehnung des Berichtigungsverlangens verbleiben, w&#228;re der Kl&#228;ger allein wegen des Schreibfehlers in dem Klageantrag gezwungen, einen neuen Prozess zu f&#252;hren, dies zu vermeiden, dient die Berichtigungsm&#246;glichkeit nach &#167; 319 Abs. 1 ZPO, von der die Kammer Gebrauch macht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergeht nach &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Berichtigung selbst ist durch die allgemeine Verfahrensgeb&#252;hr des Gerichts sowie gem. &#167; 37 Nr. 6 BRAGO durch die Regelgeb&#252;hr des Gerichts sowie gem. &#167; 37 Nr. 6 BRAGO abgegolten. Eine gerichtliche Beschwerdegeb&#252;hr entsteht nicht, weil die Beschwerde Erfolg hat (vgl. Nr. 1181 der KV als Anl. 1 zu &#167; 11 GKG).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert des Beschwerdeverfahrens: bis 1.800,00 DM (gesch&#228;tzte Kosten eines neuen Herausgabeverfahrens).</p>
315,070
olgk-1990-08-31-2-wx-3590
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2 Wx 35/90
1990-08-31T00:00:00
2019-03-13T14:45:27
2022-10-18T15:09:09
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0831.2WX35.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) gegen den Beschlu&#223; der 11. Zivil-kammer des Landgerichts K&#246;ln vom 7. Juni 1990 (11 T 81/90) wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) ist die gesetzliche Erbin der Erblasserin zu einem Bruchteil - nach ihren Angaben - von 1/140.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die am 16.5.1987 verstorbene Erblasserin war mit dem am 11.6.1980 vorverstorbenen Q. E. (geboren 18.10.1907) verheiratet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In einem Testament vom 1. Juli 1980, das allein f&#252;r die Frage der Erbfolge in Betracht kommt, hat die Erblasserin folgendes verf&#252;gt:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Mein Testament!</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ich, die Ehefrau von Q. E., geborene X., geboren am 10.5.1911 in C. Kr. Y., wohnhaft in L. (I.), H. 00, bestimme f&#252;r den Fall meines Todes wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ich setze den Sohn meines Mannes, Herrn G. F., wohnhaft in N., als meinen Erben ein. Er soll frei und unbeschr&#228;nkt &#252;ber den Nachla&#223; verf&#252;gen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">L. I., den 1. Juli 1980.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:177px">M. E."</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Erblasserin hat in einem Schreiben vom 10. Dezember 1984 mitgeteilt:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"Meine Unterlagen und Wertgegenst&#228;nde befinden sich im Banksafe bei der J., L., I. K., Banksafe Nr. XXXX, zu H&#228;nden von Herrn G. F. , N..</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit freundlichem Gru&#223;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:177px">M. E."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der am 19.4.1942 als Sohn der Eheleute O. F. und P. F. geborene Beteiligte zu 2), der nach der Geburtsurkunde den Vornamen U. tr&#228;gt und der seit 1964 seinen Wohnsitz</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">in N. hat und seit 1970<i> </i>den eingetragenen K&#252;nster-Vornamen "G." von Radio N. tr&#228;gt, hat unter dem 17.3.1988 zun&#228;chst durch seine Anw&#228;lte mitteilen lassen, er beantrage einen Erbschein nach der Erblasserin. Zur Begr&#252;ndung hat er ausgef&#252;hrt, heute und auch zur Zeit der Testierung habe es keinen weiteren "G. F. " in N. gegeben. Er habe bisher nicht mit der M&#246;glichkeit gerechnet, nicht der Sohn seiner schon vor Jahren verstorbenen Eltern zu sein, m&#252;sse aber einr&#228;umen, da&#223; es m&#246;glich sei, da&#223; er nicht das biologische Kind des Ehemanns seiner Mutter sei. Seine Mutter habe sich in der Zeit zwischen 1940<i> </i>und 1942 wie der Ehemann der Erblasserin in Berlin aufgehalten und mit</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">R&#252;cksicht auf die Daten des Kriegseinsatzes des Ehemanns seiner Mutter und auch andere Anhaltspunkte sei eine nichteheliche Herkunft nicht auszuschlie&#223;en. Mit Schreiben vom 26.5.1988 hat der Beteiligte zu 2) dann mitgeteilt, da&#223; er sich inzwischen entschlossen habe, im Falle einer Wahrung seiner Pers&#246;nlichkeitsrechte auf den Nachla&#223; zugunsten der gesetzlichen Erben zu verzichten. Da einige der gesetzlichen Erben nicht bereit waren, eine entsprechende strafbewehrte Unterlassungserkl&#228;rung abzugeben, ist es zu dieser Regelung nicht gekommen. Danach hat der Beteiligte zu 2) den Erben vorgeschlagen, die Erbschaft einvernehmlich einem wohlt&#228;tigen Zweck zuzuf&#252;hren, wobei f&#252;r notleidende Erben eine Ausnahmeregelung getroffen werden k&#246;nne. Auch einer solchen Vereinbarung haben die Erben nicht einvernehmlich zugestimmt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In der Zeit danach sind in zahlreichen Presseorganen Artikel mit &#220;berschriften wie "Wer ist mein Vater?" und "Sind Sie unehelich, Herr F. ?" erschienen. In der Zeitschrift "Quick" ist das Originaltestament in Fotokopie ver&#246;ffentlicht worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) hat einen Erbscheinsantrag gestellt und zur Begr&#252;ndung darauf hingewiesen, das Testament der Erblasserin sei nicht hinreichend bestimmt und daher unwirksam. Dar&#252;ber hinaus hat sie das Testament wegen Irrtums gem&#228;&#223; &#167; 2078 BGB angefochten. Das Amtsgericht hat nach Durchf&#252;hrung verschiedener Ermittlungen und nach Beweisaufnahme den Antrag der Beteiligten zu 1) auf Erteilung eines Erbscheins aufgrund gesetzlicher Erbfolge zur&#252;ckgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, die Erbeinsetzung durch die Erblasserin sei wirksam, da der eingesetzte Erbe anhand des</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Testaments zu ermitteln und hinreichend bestimmt bezeichnet sei. Eine andere Person als die Beteiligte zu 2) mit Namen G. F. und wohnhaft in N. sei nach den vom Gericht durchgef&#252;hrten Ermittlungen nicht feststellbar. Auch die Aussagen der vernommenen</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zeugen T., V., R. und F. h&#228;tten keinen Anhaltspunkt daf&#252;r ergeben, da&#223; die Erblasserin eine andere Person mit dem Namen G. F. gemeint haben k&#246;nnte. Die von der gesetzlichen Erbin erkl&#228;rte Testamentsanfechtung sei unbegr&#252;ndet, da nicht feststehe, da&#223; die Erblasserin sich tats&#228;chlich geirrt habe. Die Abstammung des Beteiligten zu 2) sei nicht zweifelsfrei gekl&#228;rt und lasse sich auch nicht mehr aufkl&#228;ren, nachdem die in Betracht kommenden Erzeuger des Beteiligten zu 2) verstorben seien.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die gegen diese Entscheidung gerichtete Beschwerde der Beteiligten zu 1) hat das Landgericht, auf dessen Entscheidung Bezug genommen wird, zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Mit der weiteren Beschwerde, auf deren Inhalt Bezug genommen wird, wird insbesondere ger&#252;gt, da&#223; die Tatsacheninstanzen zu Unrecht angenommen h&#228;tten, aus dem Testament lasse sich mit hinreichender Sicherheit ableiten, da&#223; die Erblasserin den Beteiligten zu 2) als Erben habe einsetzen wollen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Rechtsfehlerhaft sei im Rahmen der erkl&#228;rten Testamentsanfechtung nicht ber&#252;cksichtigt worden, da&#223; schon die Geburtsurkunde belege, da&#223; es sich bei dem Beteiligten zu 2) nicht um ein nichteheliches Kind handele. Nach dem Amtsermittlungsgrundsatz sei es ferner Aufgabe der Tatsacheninstanzen gewesen, die Abstammungsverh&#228;ltnisse n&#228;her aufzukl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die an keine Frist gebundene weitere Beschwerde-der Beteiligten zu 1) ist statthaft (&#167; 27 FGG) und formgerecht eingelegt (&#167; 29 Abs. 1 FGG) , nachdem die urspr&#252;nglich durch einen Rechtsbeistand erfolgte Beschwerdeeinlegung (die den Anforderungen des &#167; 29 I FGG nicht entspricht - vgl. BayObLG FamRZ 1981, 917) durch einen Rechtsanwalt wiederholt worden ist. Die Beschwerdeberechtigung der Beteiligten zu 1) folgt aus &#167;&#167; 29 Abs. 4, 20 Abs. 2 FGG. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2. )</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In der Sache ist die weitere Beschwerde jedoch nicht begr&#252;ndet, da die Entscheidung des Landgerichts nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167;&#167; 2TFGG, 550 ZPO). Die Tatsacheninstanzen haben den Antrag der Beteiligten zu 1) auf Erteilung eines Erbscheins, beruhend auf gesetzlicher Erbfolge, mit zutreffender Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen. Das Landgericht ist ohne Rechtsfehler davon ausgegangen, da&#223; das von der Erblasserin errichtete Testament wirksam ist und die Testamentsanfechtung der gesetzlichen Erben erfolglos geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3. )</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht ist rechtsfehlerfrei davon ausgegangen, da&#223; der Beteiligte zu 2) die im Testament mit "G. F., wohnhaft in N." bezeichnete Person ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst hat das Landgericht das Testament in rechtlich nicht zu beanstandender Weise dahin ausgelegt, da&#223; "G. F. " unbedingt im Testament als Erbe eingesetzt worden und die Einsetzung nicht so zu verstehen ist, da&#223; sie vom Ergebnis der Ermittlungen &#252;ber die Vaterschaft abh&#228;ngig gemacht werden sollte. Die Bestimmbarkeit des Erben h&#228;ngt daher nicht von ausw&#228;hlenden und wertenden Entscheidungen eines Dritten ab, was die Einsetzung nach &#167; 2065 Abs. 2 BGB unwirksam machen w&#252;rde (vgl. KG OLGZ 1968, 329 f; MK-Leipold, 2. AufI., &#167; 2073 Rdn. 5).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht ist weiter ohne Rechtsfehler davon ausgegangen, da&#223; die Ermittlungen ergeben haben, da&#223; nur der Beteiligte zu 2) mit der Bezeichnung "G. F., wohnhaft in N." gemeint gewesen sein kann, so da&#223; eine Anwendung des &#167; 2073 BGB (mehrdeutige</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Bezeichnung) ausscheidet. Entgegen der Auffassung der weiteren Beschwerde kommt es nicht darauf an, da&#223; der Beteiligte zu 2) im Testament nicht mit seinem Geburtsnamen "U." bezeichnet worden ist, denn die Identifizierung ergibt sich aus dem mindestens</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">seit 1970 gebr&#228;uchlichen K&#252;nstler-Vornamen. Rechtsfehlerfrei hat es auch die M&#246;glichkeit au&#223;er Betracht gelassen, die Erblasserin k&#246;nnte einen in Berlin wohnhaften S. G. F. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">gemeint haben, denn dieser war zweifelsfrei nicht Sohn ihres verstorbenen Mannes und niemals in N. wohnhaft.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">4. )</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis ist das Landgericht auch rechtsfehlerfrei davon ausgegangen, da&#223; das Testament von den gesetzlichen Erben nicht wirksam wegen Irrtums gem&#228;&#223; &#167; 2078 BGB angefochten werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">a) Da der Beteiligte zu 2) im Testament als "Sohn meines Mannes" als Erbe eingesetzt ist, kommt grunds&#228;tzlich eine Testamentsanfechtung gem&#228;&#223; &#167; 2078 Abs. 2 BGB in Betracht, da davon ausgegangen werden kann, da&#223; die Vorstellung der Erblasserin, der Beteiligte zu 2) sei der leibliche Sohn ihres verstorbenen Ehemannes, der Grund f&#252;r die Erbeinsetzung war und die Erblasserin, wenn sie Kenntnis von der Tatsache gehabt h&#228;tte, da&#223; er nicht der Sohn ihres Mannes war, die Erbeinsetzung nicht vorgenommen h&#228;tte. Das Landgericht ist dabei mit Recht davon ausgegangen, da&#223; demjenigen, der sich auf die Anfechtung der letztwilligen Verf&#252;gung beruft, der Beweis des Anfechtungsgrundes obliegt (vgl. BayObLGZ 71, 147; KG FamRZ 1977, 271; Palandt/Edenhofer, 49. AufI., &#167; 2078 Anm. 5 m.w.N.) und zugunsten des Anfechtenden nicht der Beweis erbracht ist, da&#223; der Beteiligte zu 2) nicht der nichteheliche (biologische) Sohn des Ehemanns der Erblasserin ist.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der vom Landgericht angenommenen Beweislastverteilung stehen weder &#167; 60 PStG noch &#167; 1593 BGB entgegen. Das Personenstandsbuch beweist nur, da&#223; der Beteiligte zu 2) w&#228;hrend der Ehe seiner Eltern geboren ist und damit als eheliches Kind gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 1591, 1593 BGB gilt. Das Personenstandsbuch erbringt dagegen keinen Beweis &#252;ber die biologische Abstammung. Ebenso besagt &#167; 1593 BGB nichts &#252;ber die Beweislastverteilung bei der Testamentsanfechtung, denn die Erblasserin selbst ist von der Nichtehelichkeit des Beteiligten zu 2) ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Da das FGG-Verfahren keine eigentliche formelle Beweislast kennt, kann eine Entscheidung des Streits aufgrund der Regeln f&#252;r die materielle Beweislast aber immer nur dann ergehen, wenn vorher alle von Amts wegen zu erhebenden Beweismittel ausgesch&#246;pft sind (BGH LM &#167; <i>2078 </i>Nr. 8; OLG Hamm OLGZ 1966, 498; BayObLGZ 1971, 147; MK-Promberger, 2. AufI., &#167; 2358 Rdn. 5). Hier ist das Landgericht im Ergebnis zu Recht davon ausgegangen, da&#223; die im Rahmen der Amtsermittlung zu erhebenden</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Beweise ersch&#246;pft waren, so da&#223; eine materielle Beweislastentscheidung getroffen werden konnte. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b) Zun&#228;chst ist das Landgericht mit Recht davon ausgegangen, da&#223; die durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme nichts dazu ergeben hat, da&#223; eine andere Person als nichteheliches Kind des Ehemannes der Erblasserin in Betracht k&#228;me. Insbesondere die Vernehmung der Zeugin F. bietet nicht den geringsten brauchbaren Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; der Ehemann der Erblasserin um 1940 einen anderen nichtehelichen Sohn mit dem Namen F. gezeugt haben k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ebenso hat die sonstige Zeugenvernehmung f&#252;r die Abstammung des Beteiligten zu 2) nichts ergeben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">c) Die Tatsacheninstanzen waren im Rahmen der Amtsermittlung nicht verpflichtet, die Abstammung des Beteiligten zu 2) weiter aufzukl&#228;ren. Bei Anwendung des Amtsermittlungsgrundsatzes richtet sich der Umfang der anzustellenden Ermittlungen nach dem</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen des Gerichts (vgl. BayObLG FamRZ 1983, 761 (763); Keidel/Kuntze/Winkler, 12. AufI., &#167; 12 FGG Rdn. 85; Jansen, 2. AufI., &#167; 12 FGG, Rdn. 74).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Ein Ermessensfehler in diesem Sinne ist es aber, wenn ein Sachverhalt aufgrund ungen&#252;gender Ermittlungen f&#252;r nicht feststellbar gehalten wird (Jansen, a.a.O., Rdn. 74). </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Es ist dabei anerkannt, da&#223; im Antragsverfahren bei der Tatsachenermittlung nicht allen nur denkbaren M&#246;glichkeiten nachzugehen ist, sondern da&#223; die Lebenserfahrung und der Vortrag der Beteiligten bei sorgf&#228;ltiger &#220;berlegung zu weiteren Ermittlungen Anla&#223; geben mu&#223; (KG WM 1967, 151; BayObLGZ 1980, 95 (99); Keidel/Kuntze/Winkler; a.a.O., Rdn. 88). Wegen der Mitwirkungspflicht der Beteiligten im Antragsverfahren kann</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">das Gericht insbesondere bei Vorg&#228;ngen aus dem h&#246;chstpers&#246;nlichen Lebensbereich davon ausgehen, da&#223; die Beteiligten in den Tatsacheninstanzen darlegen, welche weiteren Ermittlungen im konkreten Fall erfolgversprechend scheinen (BayObLG FamRZ</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">1983, 1061 (1064); OLG K&#246;ln Rpfleger 1981, 65).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Wenn nach diesen Ma&#223;st&#228;ben ein Anla&#223; zu weiterer Aufkl&#228;rung nicht besteht, haben die Tatsacheninstanzen ihre Amtsermittlungspflicht nicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">d) Eine Verletzung des Amtsermittlungsgrundsatzes liegt hier insbesondere nicht darin, da&#223; die Tatsacheninstanzen es unterlassen haben, anhand von Fotografien der verstorbenen Eltern des Beteiligten zu 2) und des verstorbenen Ehemannes der Erblasserin durch ein medizinisches Sachverst&#228;ndigengutachten aufzukl&#228;ren, ob sich danach eine Vaterschaft des verstorbenen Ehemanns der Erblasserin ausschlie&#223;en l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">In Betracht k&#228;me hier, da die in Frage stehenden Eltern des Beteiligten zu 2) s&#228;mtlich verstorben sind, nur ein anthropologischerbbiologisches Gutachten anhand von Fotografien der Verstorbenen. Das anthropologisch-erbbiologische Gutachten wird heute in aller</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Regel nur noch als Erg&#228;nzung der wesentlich zuverl&#228;ssigeren Blutgruppen- und sonstigen immunologischen Gutachten bei der Vaterschaftsfeststellung angewandt (vgl. Soergel-Gaul, 12. AufI., &#167; 1591 Rdn. 75). Dabei ist anerkannt, da&#223; wegen der Feststellungsschwierigkeiten bei blo&#223;er Merkmalvergleichung sehr strenge Anforderungen an die Erarbeitung des Gutachtens zu stellen sind (Roth/Stielow, Der Abstammungsproze&#223;, 2. AufI., Rdn. 356 f.) und insbesondere die <u>gleichzeitige</u> Anwesenheit aller Beteiligten</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">erforderlich ist (Schade, Vaterschaftsgutachten in der gerichtlichen Praxis, S. 154; Soergel-Gaul, a.a.O., Rdn. 77) und bei Tod eines Beteiligten dessen Eltern in die Begutachtung einzubeziehen sind (Roth/Stielow, a.a.O., Rdn. 366). Soweit ersichtlich ist in Rechtsprechung und Literatur ein erbbiologisches Gutachten blo&#223; anhand von Fotografien der Beteiligten nicht er&#246;rtert worden. Wenn man weiter ber&#252;cksichtigt, da&#223; selbst bei k&#246;rperlicher Untersuchung des noch lebenden Beteiligten mit dem erbbiologischen</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Gutachten normalerweise ein eindeutiger Ausschlu&#223; der Vaterschaft nicht erreichbar ist (MK-Mutschler, 2. Auf. 1., &#167; 1591 Rdn. 36 m.w.N.), stellt es keinen Ermessensfehler dar, wenn die Tatsacheninstanzen von der Einholung eines solchen Gutachtens abgesehen haben, da vern&#252;nftigerweise nicht damit gerechnet werden kann, die Abstammungsverh&#228;ltnisse dadurch mit der erforderlichen Sicherheit zu kl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Des weiteren sind die angestellten Ermittlungen auch nicht deshalb nach den Ma&#223;st&#228;ben des Amtsermittlungsgrundsatzes unzureichend, weil die Tatsacheninstanz nicht die Vorlage der vom Beteiligten zu 2) erw&#228;hnten Unterlagen, die f&#252;r seine Nichtehelichkeit sprechen k&#246;nnten, verlangt hat. Die Beiziehung solcher f&#252;r die Nichtehelichkeit des Beteiligten zu 2) sprechenden Unterlagen war schon deshalb nicht erforderlich, weil nichts</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">daf&#252;r vorgetragen ist, da&#223; sich aus diesen Unterlagen umgekehrt etwas daf&#252;r ergeben k&#246;nnte, da&#223; der Ehemann der Erblasserin <u>nicht</u> der Vater des Beteiligten zu 2) sein kann. Wenn es im Antragsverfahren an einem solchen Vortrag fehlt, mu&#223; das Gericht</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">nicht von sich aus nach etwaigen von keinem erw&#228;hnten Unterlagen forschen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Auch zu sonstigen Nachforschungen waren die Tatsacheninstanzen nicht verpflichtet, insbesondere mu&#223;ten sie den Beteiligten zu 2) nicht pers&#246;nlich anh&#246;ren. Selbst wenn man aus den Erkl&#228;rungen des Beteiligten zu 2), sich am Verfahren nicht weiter zu beteiligen, entnehmen kann, da&#223; er nunmehr die M&#246;glichkeit, das nichteheliche Kind des Ehemanns der Erblasserin zu sein, ausschlie&#223;t, ergibt sich daraus nicht, da&#223; die Annahme der Erblasserin als unrichtig anzusehen ist. Anders als im Zivilproze&#223; herrscht im Erbscheinsverfahren als einem Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit das Prinzip der materiellen Wahrheit auch im Antragsverfahren, so da&#223; auch ein etwaiges tats&#228;chliches Zugest&#228;ndnis des Beteiligten zu 2) auf seine Richtigkeit zu &#252;berpr&#252;fen ist (vgl. Keidel/Kuntze/Winkler, 12. AufI., &#167; 12 Rdn. 21). Anders als bei einer Klage auf Feststellung</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">des Erbrechts vermag daher im Erbscheinsverfahren auch eine Einigkeit aller Beteiligten &#252;ber eine bestimmte Tatsache das Gericht nicht zu binden. Dies gilt erst recht dann,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">wenn ein Beteiligter zu den Behauptungen der anderen Beteiligten keine Stellung nimmt; denn eine dem &#167; 138 Abs. 3 ZPO entsprechende Regelung gibt es im Verfahren der Freiwilligen Gerichtsbarkeit nicht.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Eine pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Beteiligten zu 2) war daher nicht deshalb geboten, weil nach den Erkl&#228;rungen seines Anwalts die M&#246;glichkeit bestand, da&#223; er bei pers&#246;nlicher Anh&#246;rung nunmehr erkl&#228;ren w&#252;rde, nicht weiter geltend zu machen, m&#246;glicherweise</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">das nichteheliche Kind des Ehemanns der Erblasserin zu sein, denn durch diese Erkl&#228;rung w&#228;ren die bestehenden Zweifel nicht beseitigt worden.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Eine pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Beteiligten zu 2) war nach dem Amtsermittlungsgrundsatz auch im &#252;brigen nicht geboten. Die Art der Anh&#246;rung Beteiligter steht im pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen der Tatsacheninstanzen (vgl. Keidel/Kuntze/Winkler, a.a.O., &#167; 12</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Rdn. 166), da der Grundsatz der Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme nicht f&#252;r die Anh&#246;rung von Beteiligten gilt, denn &#167; 15 FGG erkl&#228;rt die Vorschriften der ZPO &#252;ber die Parteivernehmung nicht f&#252;r entsprechend anwendbar (vgl. Habscheid, FGG, 7. AufI., &#167; 19 III 2). Da sich der Beteiligte zu 2) schriftlich ge&#228;u&#223;ert hat, w&#228;re eine m&#252;ndliche Anh&#246;rung zus&#228;tzlich dann geboten, wenn sich aus ihr weitere Aufschl&#252;sse auf den zu kl&#228;renden Sachverhalt ergeben k&#246;nnen, weil etwa erst die pers&#246;nliche Anh&#246;rung eine vollst&#228;ndige und wahrheitsgem&#228;&#223;e Darstellung erwarten l&#228;&#223;t. Im Antragsverfahren ist f&#252;r die Notwendigkeit einer pers&#246;nlichen Anh&#246;rung insoweit ebenfalls zu ber&#252;cksichtigen, ob die anderen Beteiligten eine pers&#246;nliche Anh&#246;rung aus diesen Gr&#252;nden angeregt haben. Das ist hier nicht geschehen, denn die Beteiligte zu 1) hat nicht in Betracht gezogen, da&#223; sich aus den Erkl&#228;rungen des Beteiligten zu 2) bei einer pers&#246;nlichen Anh&#246;rung der sichere Schlu&#223; gewinnen lasse, da&#223; er entgegen seinen schriftlichen Erkl&#228;rungen nicht der Sohn des Ehemanns der Erblasserin sein k&#246;nne. Es liegt auf der Hand, da&#223; ein Kind &#252;ber seine biologische Abstammung allenfalls aus den Erz&#228;hlungen anderer Personen, insbesondere der Eltern oder anderer Nahestehender, etwas wissen kann. Wenn solche Fragen niemals er&#246;rtert worden sind, besagt das nicht, da&#223; eine nichteheliche Vaterschaft ausgeschlossen ist, weil solche Zweifel in vielen F&#228;llen nicht vor dem Kind er&#246;rtert werden. Sollten aber Zweifel er&#246;rtert worden sein, so ist es eine ganz fernliegende und f&#252;r das praktische Leben auszuschlie&#223;ende M&#246;glichkeit, da&#223; dem Kind bei dieser Er&#246;rterung Tatsachen bekanntgeworden sind, die seine biologische Herkunft trotz dieser Zweifel beweisen. Ebensowenig spricht etwas daf&#252;r, da&#223; der Beteiligte zu 2) bei einer pers&#246;nlichen Anh&#246;rung von der Darstellung seiner Verfahrensbevollm&#228;chtigten in dem Schreiben vom 29.2.1988, gerichtet an die Nachla&#223;pflegerin, abr&#252;cken werde, etwa weil zwischenzeitliche Nachforschungen weitere Umst&#228;nde aufgedeckt haben, die eine intime Beziehung seiner Mutter zu dem Erblasser ausschlie&#223;en</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">oder - entgegen der Darstellung in dem genannten Schreiben - als praktisch undenkbar erscheinen lassen. Es ist deshalb nicht als Fehler der Tatsacheninstanzen bei der Sachverhaltsermittlung anzusehen, wenn sie bei der gegebener Sachlage die pers&#246;nliche Anh&#246;rung nicht von Amts wegen angeordnet haben.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 13 a Abs. 1 FGG zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: DM 4.300,00</p>
315,071
lg-dortmund-1990-08-30-9-t-36490
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
9 T 364/90
1990-08-30T00:00:00
2019-03-13T14:45:29
2022-10-18T15:09:09
Beschluss
ECLI:DE:LGDO:1990:0830.9T364.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird nach einem Gegenstandswert</p> <p>von 210.000,00 DM zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten begehren Umschreibung des Eigentums</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">hinsichtlich des oben bezeichneten Wohnungseigen -</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">tums auf die Beteiligten zu 2.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; der Teilungserkl&#228;rung ist f&#252;r die &#220;ber-</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">tragung von Wohnungseigentum die Zustimmung des</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Verwalters notwendig. Verwalterin der Wohnungs-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">eigentumsanIage ist gem&#228;&#223; Eigent&#252;merbeschlu&#223; vom</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">13.06.1988 die Firma T.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Als Zustimmung haben die Beteiligten die</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">notariell beglaubigte Erkl&#228;rung der Frau</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">I vom 16. Januar 1990 &#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">reicht sowie die beglaubigte Vollmacht der</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Firma T vom 30. August 1989,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">mit der die kaufm&#228;nnische Angestellte</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">I erm&#228;chtigt wird, f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vorgenannte Firma Ver&#228;u&#223;erungszustimmungen</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">f&#252;r alle Verkaufsf&#228;lle abzugeben. Bez&#252;glich</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">des genauen Inhalts wird auf die bei den Akten</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">befindlichen Erkl&#228;rungen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Grundbuchamt - Rechtspfleger - hat den</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Beteiligten mit Verf&#252;gung vom 05.04.1990 unter</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">anderem aufgegeben, die Zustimmung des Wohnungs-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">verwalters nachzureichen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Den Beteiligten wurde hierf&#252;r eine Frist von</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">einem Monat gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit der gegen diese Verf&#252;gung eingelegten Beschwerde</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">machen die Beteiligten geltend, die &#220;bertragung der</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Verwalterrechte auf eine Angestellte der Verwalterin</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">sei zul&#228;ssig und deren Zustimmung zur Ver-</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#228;u&#223;erung ausreichend.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 71 GBO zul&#228;ssig. Bei</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">der Verf&#252;gung vom 15.04.1990 des Amtsgerichts</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dortmund handelt es sich um eine Zwischenver-</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">f&#252;gung im engen Sinne. In der Verf&#252;gung ist das</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">der Eintragung entgegenstehende Hindernis genau</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">bezeichnet. Ferner ist das Mittel zur Be-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">seitigung des Hindernisses - Einreichung der Zu-</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">stimmung der Verwalterin selbst - benannt und auch</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">eine Frist zur Beseitigung des Hindernisses gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht besteht zu Recht auf der Ein-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">reichung der Zustimmung seitens der Verwalterin</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">selbst.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Zustimmung der Frau I w&#228;re</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">nur dann ausreichend, wenn sie wirksam von der</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Verwalterin zur Zustimmungserteilung unterbevoll-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">m&#228;chtigt werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Dies ist nicht der Fall. Die Zustimmung gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">&#167; 12 Abs. 1 WEG stellt eine h&#246;chstpers&#246;nliche</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Verpflichtunq des Verwalters dar. F&#252;r den Fall</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">da&#223; es sich bei dem Verwalter um eine Firma</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">handelt, ist sie durch den Inhaber oder Gesch&#228;fts-</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrer zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Zwar kann der Verwalter sich grunds&#228;tzlich Er-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">f&#252;llungsgehilfen bei seiner Verwaltert&#228;tigkeit </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">bedienen. Er kann aber nicht seine Verwalter-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">stellung bzw. Teile dieser Verwalteraufgaben</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">an dritte Personen &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Bei der &#220;bertragung der Zustimmung im Sinne von</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">&#167; 12 WEG handelt es sich um die &#220;bertragung eines</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">wesentlichen Teils der Verwalteraufgaben. Die</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Zustimmung stellt nicht etwa eine blo&#223; formelle,</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">b&#252;rom&#228;&#223;ige T&#228;tigkeit des Verwalters dar, sondern</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">erfordert die Erforschung und Abw&#228;gung der</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Interessen der Wohnungseigent&#252;mer, da die Zu-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">stimmung nur in deren Interesse erteilt bzw.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">versagt werden darf.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Solche bedeutungsvollen, treuh&#228;nderischen Aufgaben</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">des Verwalters sind grunds&#228;tzlich nicht an dritte</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Personen &#252;bertragbar, sondern vom Verwalter</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">selbst wahrzunehmen (vgl. zum Ganzen: W e i t n a u e r W EG,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">7. Auflage, &#167; 26 Randziffer 20, Bay ObLG 75,327).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Da die Erteilung von Untervollmachten durch einen</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Bevollm&#228;chtigten nur im Rahmen der ihm erteilten</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Vollmacht m&#246;glich ist und dem Vollmachtszweck nicht</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">widersprechen darf, ist die VoIImachtserteilung</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">im vorliegenden Falle an die Angestellte I</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">durch die Verwalterin unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Es war deshalb wie geschehen zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber den Gegenstandswert beruht</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 KostO.</p>
315,072
olgk-1990-08-30-17-u-3589
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17 U 35/89
1990-08-30T00:00:00
2019-03-13T14:45:30
2022-10-18T15:09:10
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0830.17U35.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 12. Mai 1989 verk&#252;ndete Urteil <em>der</em> 2. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts K&#246;ln - 82 0 215/88 - teilweise ge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p><p>Unter Abweisung der weitergehenden Klage wird die Beklagte verurteilt, an die Kl&#228;gerin 36.767,08 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 29. September 1988 zu zahlen.</p><p>Im &#252;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz werden der Kl&#228;gerin zu 22 % und der Beklagten zu 78 % auferlegt. Von den Kosten des Berufungsverfahrens tragen die Kl&#228;gerin 21 % und die Beklagte 79 %.</p><p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin erweist sich &#252;berwiegend als begr&#252;ndet. Anders als das Landgericht angenommen hat, ist der Firma F GmbH &amp; Co. als Absenderin der Ware ein Schadensersatzanspruch in H&#246;he von 36.767,08 DM gegen die Beklagte als Fixkostenspediteur erwachsen, der gem&#228;&#223; &#167; 67 VVG, jedenfalls aber als Folge der von der Fa. F erkl&#228;rten Abtretung auf die Kl&#228;gerin als deren Transportversicherer &#252;bergegangen ist.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist die Beklagte f&#252;r die Firma F als Fixkostenspediteur mit den Rechten und Pflichten eines Frachtf&#252;hrers (5, 413 Abs.1 HGB) im grenz&#252;berschreitenden Stra&#223;eng&#252;terverkehr t&#228;tig geworden. Als solcher haftet sie dem Berechtigten nach Ma&#223;gabe der Art. 17 ff. CMR unabdingbar auf Schadensersatz.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Art. 17 Abs. 1 CMR trifft den Frachtf&#252;hrer eine verschuldensunabh&#228;ngige Haftung f&#252;r die Besch&#228;digung des Gutes, sofern der Schaden zwischen dem Zeitpunkt der &#220;bernahme des Gutes und dem seiner Ablieferung zur Entstehung gelangt ist. So war_es hier. Die Beklagte r&#228;umte ein, da&#223; die Ware im Zeitpunkt ihrer Auslieferung an die in Norwegen gesch&#228;ftsans&#228;ssige Firma O durchn&#228;&#223;t gewesen ist; sie f&#252;hrt dies, wie die Kl&#228;gerin, darauf zur&#252;ck, da&#223; die Ware vor ihrer Ablieferung von der als Unterfrachtf&#252;hrer eingeschalteten Firma B einige Zeit im Freien gelagert und dem Regen ausgesetzt war.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Ansicht des Landgerichts, die Beklagte sei nach Art. 17 Abs.4 lit.d) CMR von der Haftung gem&#228;&#223; Art. 17 Abs. 1 CMR befreit, vermag der Senat nicht zu teilen. Die Vorschrift des Art. 17 Abs. 4 lit. d) CMR schlie&#223;t die Haftung des Frachtf&#252;hrers nur f&#252;r solche Sch&#228;den aus, die ihre Ursache in der nat&#252;rlichen Beschaffenheit des bef&#246;rderten Gutes haben. Die danach f&#252;r eine Haftungsfreistellung des Frachtf&#252;hrers erforderliche Voraussetzung eines aus dem der Ladung nach ihrer Beschaffenheit anhaftenden inneren Mangel entstandenen Schadens ist vorliegend nicht gegeben. Der - von der Kl&#228;gerin regulierte - Schaden ist nicht als Folge einer nat&#252;rlichen Schadensanf&#228;lligkeit des Transportgutes, sondern als Folge einer vertragswidrig durchgef&#252;hrten Bef&#246;rderung eingetreten. Da&#223; die in Kisten zum Versand gegebenen Aluminiumprofile na&#223; geworden und nach Darstellung der Kl&#228;gerin nicht mehr ihrer Zweckbestimmung entsprechend f&#252;r die Fertigung von Thermoglasscheiben geeignet waren, ist nach dem insoweit &#252;bereinstimmenden Vorbringen der Parteien darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; sie vor ihrer Auslieferung ungesch&#252;tzt den Witterungseinfl&#252;ssen ausgesetzt gewesen sind. Die Ladung im Freien zu lagern, war die Beklagte indessen nicht berechtigt. Dies folgt aus Art. 17 Abs. 4 lit. a) CMR. Danach ist die Bef&#246;rderung in einem offenen, nicht mit Planen gedeckten Fahrzeug nur zul&#228;ssig, wenn die Benutzung eines solchen Fahrzeugs ausdr&#252;cklich vereinbart und im Frachtbrief vermerkt worden ist. Ist das, wie hier, nicht der Fall, hat der Frachtf&#252;hrer den Transport unter Benutzung eines mit Planen gedeckten Fahrzeugs durchzuf&#252;hren.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wenn aber der Frachtf&#252;hrer die Ladung w&#228;hrend des Transports durch Verwendung von Planen vor ungehinderten Witterungseinfl&#252;ssen zu sch&#252;tzen hat, dann mu&#223; dies auch f&#252;r die Dauer eines vom Frachtf&#252;hrer eigenm&#228;chtig, ohne die Zustimmung des Absenders vorgenommene Zwischenlagerung gelten. Daf&#252;r, da&#223; Aluminiumprofile der in Rede stehenden Art auch dann von Korrosionsbefall bedroht sind, wenn sie auf einem mit Planen gedeckten Fahrzeug bef&#246;rdert und ohne eine Zwischenlagerung im Freien beim Empf&#228;nger ausgeliefert werden, sind Anhaltspunkte nicht ersichtlich. Das geht zu Lasten der Beklagten, die nach Art. 18 CMR die Beweislast daf&#252;r tr&#228;gt, da&#223; die ihr von der Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin zur Bef&#246;rderung &#252;bergebenen Waren so beschaffen waren, da&#223; sie - selbst bei einem vorschriftsm&#228;&#223;ig verlaufenen Stra&#223;eng&#252;tertransport - zu korrodieren drohten, und da&#223; die am Transportgut in der Zeit zwischen &#220;bernahme und Auslieferung beim Empf&#228;nger eingetretenen Sch&#228;den aus den sich aus einer Korrosionsanf&#228;lligkeit ergebenden besonderen Gefahren entstanden sind.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch der an eine mangelhafte Verpackung ankn&#252;pfende Haftungsausschlu&#223; des Art. 17 Abs. 4 lit. b) CMR greift vorliegend nicht durch. Das gilt unbeschadet der Tatsache da&#223; die Firma F die Aluminiumprofile nicht regensicher verpackt hat. Da der Beklagten die Verwendung einnes offenen Fahrzeugs nicht gestattet war, brauchte das in ihre Obhut gegebene Transportgut auch nicht in einer den Anforderungen an einen solchen offenen Transport gerecht werdenden Weise verpackt zu werden (vgl. OLG D&#252;sseldorf, VersR 1984, 686).</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nun hat allerdings die Firma F davon abgesehen, die Ladung - etwa durch an den Kisten angebrachte Aufkleber - als n&#228;sseempfindlich zu kennzeichnen. Das f&#252;hrt indessen entgegen der Ansicht des Landgerichts nicht zu einer g&#228;nzlichen Freistellung der Beklagten, sondern in Anwendung des Art. 17 Abs. 5 CMR nur zu einer K&#252;rzung des der Firma F nach Art. 17 Abs. 1 CMR gegen die Beklagte erwachsenen, nunmehr der Kl&#228;gerin zustehenden Schadensersatzanspruchs.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Senat sieht es auf Grund der Aussage des Zeugen T als erwiesen an, da&#223; <em>die</em> Firma F die Beklagte bzw. deren Rechtsvorg&#228;ngerin bei Anbahnung der Gesch&#228;ftsbeziehungen &#252;ber die N&#228;sseempfindlichkeit ihrer ausschlie&#223;lich f&#252;r die Herstellung von Thermoscheiben zu verwendenden Aluminiumprofile belehrt hat. Damit hatte die Firma F jedoch nicht das nach den Umst&#228;nden Erforderliche und ihr Zumutbare getan, um sich vor Schaden zu bewahren. Nach der Bekundung des Zeugen T steht zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; Speditions- und Transportunternehmen vielfach Hilfspersonen besch&#228;ftigen, von denen - im Gegensatz zu ordnungsgem&#228;&#223; ausgebildeten Fachkr&#228;ften - nicht erwartet werden kann, da&#223; sie einen G&#252;tertransport vorschriftsm&#228;&#223;ig abzuwickeln in der L&#228;ge sind. Insbesondere kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; s&#228;mtliche Personen, deren sich der Frachtf&#252;hrer bei Ausf&#252;hrung der Bef&#246;rderung bedient, dar&#252;ber unterrichtet sind, da&#223; grunds&#228;tzlich jede Ladung w&#228;hrend des Transports vor Regen zu sch&#252;tzen ist, und da&#223; eine Zwischenlagerung des Transportgutes, zumal im Freien und ohne ausreichenden N&#228;sseschutz, nach der gesetzlichen Regelung nicht statthaft ist. Hinzu kommt, da&#223; der an sich vorgeschriebene N&#228;sseschutz vielfach als entbehrlich angesehen wird, wenn es sich bei dem Transportgut um Aluminiumerzeugnisse handelt, weil derartige Produkte im allgemeinen weder n&#228;sse-empfindlich sind noch zur Rostbildung neigen. Angesichts des in der Tat weit verbreiteten Irrtums, dem anf&#228;nglich auch der Senat erlegen war, da&#223; jedes Aluminiumprodukt gefahrlos im Freien gelagert und den Unbilden der Witterung ausgesetzt werden k&#246;nne, aber kann nicht von der Hand gewiesen werden, da&#223; dies, obwohl von Rechts wegen unstatthaft, zuweilen doch geschieht. So hat es offenbar auch die Firma F gesehen, andernfalls sie es nicht f&#252;r erforderlich gehalten h&#228;tte, in ihren Versandanzeigen auf die N&#228;sseempfindlichkeit der Profile hinzuweisen. Der M&#246;glichkeit, da&#223; die f&#252;r ihren norwegischen Kunden bestimmten Aluminiumprofile w&#228;hrend des Transports nicht oder nur unzureichend vor N&#228;sse gesch&#252;tzt oder im Freien zwischengelagert werden w&#252;rden, konnte die Firma F jedoch nicht dadurch wirksam begegnen, da&#223; sie die Versandanzeige vom 2. Juni 1987, die sie dem Fahrer des von der Reklagten als Unterfrachtf&#252;hrer eingeschalteten Speditionsunternehmens mitgegeben hat; mit dem maschinenschriftlichen Hinweis versehen hat: "VOR NAESSE SCHUETZEN NICHT UMLADEN". Die Firma F hatte keinen begr&#252;ndeten Anla&#223;, anzunehmen, da&#223; der Fahrer die ihm ausgeh&#228;ndigten Begleitpapiere pr&#252;fen und den Hinweis auf der Versandanzeige zur Kenntnis nehmen und dessen Bedeutung erfassen werde. In Art. 11 Abs.2 CMR ist ausdr&#252;cklich bestimmt, da&#223; der Frachtf&#252;hrer nicht verpflichtet ist, die dem Frachtbrief beigef&#252;gten Urkunden auf ihre Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit zu &#252;berpr&#252;fen (vgl. BGH in NJW 1987, 1144 f&#252;r die Hinweispflicht nach Art.22 CMR). Im &#252;brigen hatte der Unterfrachtf&#252;hrer der Beklagten einen Norweger als Fahrer eingesetzt, der nach der unwidersprochen gebliebenen Behauptung der Beklagten nur &#252;ber geringe Deutschkenntnisse verf&#252;gte. Die Firma F h&#228;tte es demnach nicht bei einem Hinweis auf die N&#228;sseempfindlichkeit ihrer Profile in den Begleitpapieren bewenden lassen d&#252;rfen, dies um so weniger, als ihr bereits in der Vergangenheit infolge eines von der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten unsachgem&#228;&#223; und vorschriftswidrig abgewickelten Transportauftrags ein durch N&#228;sse hervorgerufener Schaden entstanden war. Sie w&#228;re vielmehr aus den vorstehend er&#246;rterten Gr&#252;nden gehalten gewesen, vorsorglich auch die Lkw-Fahrer und die sonstigen mit der Durchf&#252;hrung des Transports befa&#223;ten Personen &#252;ber die N&#228;sseempfindlichkeit ihrer Produkte ins Bild zu setzen, was sich insbesondere durch eine entsprechende Kennzeichnung der zum Versand kommenden Aluminiumerzeugnisse mittels Aufklebern oder Aufdrucken auf ihrer Verpackung h&#228;tte bewerkstelligen lassen. Die Firma F hat denn auch inzwischen selbst die &#220;berzeugung gewonnen, da&#223; es mit einer Belehrung der Gesch&#228;ftsleitung eines Fuhrunternehmens &#252;ber die N&#228;sseempfindlichkeit der bei der Herstellung von Isolierglasscheiben Verwendung findenden Aluminiumprofile und einem entsprechenden Hinweis in den dem Frachtbrief beige- f&#252;gten Papieren nicht getan ist; sie ist n&#228;mlich, wie der Zeuge T ausgesagt hat, schon seit l&#228;ngerem dazu &#252;bergegangen, ihre Waren "in Form von Regenschirmaufklebern und Aufdrucken auf den Warenpapieren" als n&#228;sseempfindlich zu kennzeichnen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aus alledem folgt, da&#223; die Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin ein Mitverschulden an der Entstehung des Schadens trifft. Zu Unrecht meint die Kl&#228;gerin, da&#223; es der Beklagten nach Art. 29 CMR verwehrt sei, sich hierauf zu berufen. Art. 29 CMR, wonach der Frachtf&#252;hrer sich auf eine seine Haftung ausschlie&#223;ende oder einschr&#228;nken- de Vorschrift nicht berufen kann, wenn er den Schaden vors&#228;tzlich oder durch grobe Fahrl&#228;ssigkeit (vgl. BGH MJW 1984, 565) verursacht hat, findet vorliegend keine Anwendung. Da&#223; der Lkw-Fahrer, dessen sich das von der Beklagten als Unterfrachtf&#252;hrer zugezogene Fuhrunternehmen bei der Ausf&#252;hrung des Transports bedient hat, die Ladung ungesch&#252;tzt im Freien gelagert hat, weil er bei dem norwegischen Kunden der Firma F niemanden angetroffen hatte und deshalb das Bef&#246;rderungsgut nicht sogleich nach seiner Ankunft am Bestimmungsort hatte ausliefern k&#246;nnen, rechtfertigt lediglich den Vorwurf der Gedankenlosigkeit, nicht aber den der groben Fahrl&#228;ssigkeit. Grobe Fahrl&#228;ssigkeit liegt vor, wenn die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Ma&#223;e verletzt und dasjenige unbeachtet geblieben ist, was unter den gegebenen Umst&#228;nden jedem einleuchten mu&#223;te. Das ist im Streitfall zu verneinen. Angesichts der Tatsache, da&#223; die Ladung aus Aluminiumprofilen bestand, die &#252;berdies in vernagelten und mit Kunststoffb&#228;ndern verschlossenen Kisten verpackt waren, kann nicht angenommen werden, da&#223; der Fahrer sich der durch die vor&#252;bergehende Lagerung des Transportgutes im Freien geschaffenen besonderen Gefahrenlage bewu&#223;t gewesen ist oder da&#223; er die Gef&#228;hrlichkeit seines Tuns leichtfertig verkannt hat.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Umfang der Haftung der Beklagten ist sonach auf Art. 17 Abs.5 CMR abzustellen. Der Umfang des von der Beklagten zu leistenden Schadensersatzes ist mithin davon abh&#228;ngig, inwieweit der Schaden von der Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin und der Beklagten verursacht worden ist: Bei der hiernach vorzunehmenden Abw&#228;gung der beiderseitigen Verursachungsanteile f&#228;llt zu Lasten der Beklagten ins Gewicht, da&#223; sie sich vertragswidrig verhalten hat, und da&#223; die in ihrer Obhut befindlichen Aluminiumprofile aus dem ihr nach Art. 3 CMR zuzurechnenden Verschulden des Fahrers ihres Unterfrachtf&#252;hrers ungesch&#252;tzt dem Regen ausgesetzt gewesen sind. Demgegen&#252;ber ist der Firma F lediglich vorzuwerfen, da&#223; sie nicht in der gebotenen Weise auf die N&#228;sseempfindlichkeit ihrer Produkte hingewiesen und dadurch ihren eigenen Interessen zuwidergehandelt hat. Damit steht zugleich fest, da&#223; der Verursachungsbeitrag der Beklagten denjenigen der Versicherungsnehmerin der Kl&#228;gerin bei weitem &#252;bersteigt. Entsprechend dem festgestellten Ma&#223; der beiderseitigen Verursachung bemi&#223;t der Senat den berechtigten Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin dem Grunde nach mit 4/5.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht demnach eine Schadensersatzforderung in H&#246;he von 36.787,08 DM gegen die Beklagte zu. Nach Art. 25 Abs.1 CMR hat der Frachtf&#252;hrer bei Besch&#228;digung des Transportgutes den Betrag der Wertverminderung zu zahlen, die gme&#228;&#223; Art. 23 Abs. 2 CMR unter Zugrundelegung des Marktpreises am Ort und zur Zeit der &#252;bernehme zur Bef&#246;rderung zu ermitteln ist. Die Kl&#228;gerin hat den Marktpreis auf der Grundlage der auf die Firma O lautenden Rechnungen ihrer Versicherungsnehmerin mit 51.609,60 DM beziffert. Dem ist die Beklagte substantiiert nicht entgegengetreten; sie hat sich darauf beschr&#228;nkt, die H&#246;he des Marktpreises mit Nichtwissen und als nicht schl&#252;ssig dargelegt zu bestreiten.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hierzu von Amts wegen ein Sachverst&#228;ndigengutachten einzuholen, hat der Senat keinen Anla&#223;, zumal eine Beweiserhebung &#252;ber die Schadensh&#246;he einen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Aufwand erfordern w&#252;rde. Der Senat hat deshalb von der ihm durch &#167; 287 ZPO einger&#228;umten M&#246;glichkeit der Schadenssch&#228;tzung Gebrauch gemacht. Daf&#252;r, da&#223; die Fa. F ihrem norwegischen Kunden einen &#252;ber ihren sonst geforderten Preisen liegenden Betrag abverlangt und in Rechnung gestellt hat, sind Anhaltspunkte nicht ersichtlich. Es begegnet daher nach Auffassung des Senats keinen durchgreifenden Bedenken, bei der Schadenssch&#228;tzung auf die Rechnungen der Firma F zur&#252;ckzugreifen. Von der Rechnungssumme ist der durch die Ver&#228;u&#223;erung der besch&#228;digten Profile erzielte Erl&#246;s in H&#246;he von 7.127,30 DM in Abzug zu bringen, so da&#223; von einer Wertverminderung im Betrag von 44.482,30 DM auszugehen ist. Die Ansicht der Beklagten, da&#223; die Profile noch h&#228;tten verarbeitet werden k&#246;nnen, findet in dem unter dem 15. Juni 1987 erstatteten, von der Kl&#228;gerin vorgelegten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen T2 keine St&#252;tze. Der mit der Feststellung des Schadens beauftragte Sachverst&#228;ndige hat sich damals &#252;berzeugt gezeigt, da&#223; es sich verbiete, "den Inhalt der 10 Kisten der vorstehend bezeichneten Partie in die Fertigung zu lassen, und zwar weder im derzeitigen Zustand noch in einer eventuell improvisiert gereinigten/getrockneten Form", weil "die Wassersch&#228;den unweigerlich Korrosionen an dem Material ausl&#246;sen" w&#252;rden. Der Zeuge T hat sich hierzu ebenfalls ge&#228;u&#223;ert und bei seiner Vernehmung darauf hingewiesen, da&#223; na&#223; gewordene Aluminiumprofile nach seiner Kenntnis "nur noch f&#252;r die Schrottpresse geeignet" seien. Die Richtigkeit der Angaben des Zeugen und der damit &#252;bereinstimmenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen T2 anzuzweifeln, besteht keine Veranlassung. Gleiches gilt f&#252;r die Behauptung der Kl&#228;gerin, die Profile seien mit dem Verkauf zum Schrottwert von umgerechnet 7.127,30 DM bestm&#246;glich verwertet worden.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Frachtkosten im Betrage von 1.476,55 DM hat die Beklagte gem&#228;&#223; Art. 23 Abs.4 CMR zu erstatten. Dagegen umfa&#223;t die Schadensersatzverpflichtung der Re-klagten nicht die durch die Einschaltung des Sachverst&#228;ndigen T2 angefallenen Kosten. Nach der genannten Bestimmung sind nur die Frachtkosten, die Z&#246;lle und die sonstigen aus Anla&#223; der Bef&#246;rderung des Gutes entstandenen Kosten zur&#252;ckzuerstatten. Unter Kosten im Sinne dieser Vorschrift sind jedoch lediglich die mit dem Transport selbst verbundenen, nicht aber die durch den Verlust oder die Besch&#228;digung des Gutes entstandenen zus&#228;tzlichen Kosten zu verstehen (vgl. BGH NJW 1980, 2021). Der Schaden der Firma F bel&#228;uft sich demnach auf 45.958,85. DM. Hiervon hat die Beklagte der Kl&#228;gerin 4/5, also 35.767,08 DM zu ersetzen, w&#228;hrend die weitergehende Klage abzuweisen ist.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist gem&#228;&#223; Art. 27 Abs.1 CMR in H&#246;he von 5 % seit dem 29. September 1988 begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 92, 97, 269 Abs.3 ZPO, die Anordnung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Streitwert:</span>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 46.363,75 DM</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Beschwer der Kl&#228;gerin:</span> &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 9.595,67 DM</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Beschwer der Beklagten:</span> &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 36.767,08 DM</p>
315,073
olgk-1990-08-29-27-u-3090
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27 U 30/90
1990-08-29T00:00:00
2019-03-13T14:45:32
2022-10-18T15:09:10
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0829.27U30.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 5. Dezember 1989 verk&#252;ndete Urteil der 7. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 7 0 541/86 - wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Beklagte. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Ta t b e s t a n d : </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der 1943 geborene Kl&#228;ger leidet seit Geburt unter einer ausgepr&#228;gten Progenie (Gebi&#223;anomalie, bei der einzelne Zahngruppen oder die gesamte untere Zahnreihe vor der oberen stehen). Da deswegen die Kaufunktion gest&#246;rt war, suchte er im August 1981 den Beklagten auf. Zu diesem Zeitpunkt verf&#252;gte sein Gebi&#223; im Oberkiefer &#252;ber 11, im Unterkiefer &#252;ber 9 nat&#252;rliche Z&#228;hne. Die Z&#228;hne 41 und 31 waren vor 16 Jahren durch Br&#252;ckenglieder ersetzt worden. Der Beklagte stellte einen horizontalen und vertikalen Knochenabbau fest. Das Zahnfleisch war teilweise entz&#252;ndet. Nach Genehmigung des Heil- und Kostenplanes durch die AOK B entfernte der Beklagte die vorhandene Br&#252;cke, setzte daf&#252;r eine neue ein, &#252;berkronte s&#228;mtliche und &#252;berbr&#252;ckte fehlende Z&#228;hne, wobei streitig ist, ob entsprechend der Empfehlung des Gutachters der A Zahn 32 entfernt wurde. Nach der vorliegenden Dokumentation waren die prothetischen Arbeiten etwa im April 1982 abgeschlossen. Die Behandlung insgesamt zog sich einschlie&#223;lich der Kontrolluntersuchungen bis Mai 1984 hin. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger weiterhin &#252;ber Zahnfleischentz&#252;ndung und Schmerzen im Ober- und Unterkiefer klagte, suchte er im September 1984 die Universit&#228;tszahnklinik B auf. Dort ergab sich folgender Befund: </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Prothetisch versorgtes L&#252;ckengebi&#223; im Ober- und Unterkiefer, h&#246;hergradiger Entz&#252;ndungszustand der gesamten Gingiva, Taschentiefen bis zu 5 mm. Die Br&#252;cke im linken Oberkiefer und die verblockten Kronen im linken Unterkiefer erwiesen sich als zweiten Grades gelockert. Die Vitalit&#228;tspr&#252;fung mit Kohlens&#228;ureschnee konnte uns wegen der umfangreichen Verblockung keine zuverl&#228;ssige Aussage liefern. Diel Panoramaaufnahme bzw. der R&#246;ntgenstatus zeigte eine Aufhellung der periapikalen Strukturen des Zahnes 45 im Sinne einer hochgradigen Paradontitis. Der Parodontalspalt fast aller Z&#228;hne war erweitert. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> Wir rieten dem Patienten nach Abnahme der Br&#252;cke die dann erforderlichen Extraktionen und eine Parodontalbehandlung durchf&#252;hren zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen der parondontalen Schw&#228;che halten wir eine erweiterbare lediglich indirekt verblockte prothetische L&#246;sung f&#252;r indiziert." </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Krankenkasse die Kosten&#252;bernahme zugesagt hatte, wurden in der Zahnklinik B die Z&#228;hne 12, 11, 21 und 22 im Oberkiefer entfernt und die L&#252;cken mit einem herausnehmbaren Interimsersatz versorgt. Weiter wurden die Z&#228;hne 45, 42 und 36 entfernt, die verbliebenen 5 Z&#228;hne im Unterkiefer mit Teleskopen und einer totalen Teleskopprothese versorgt. S&#228;mtliche Br&#252;ckenpfeiler wurden aufgetrennt und die Br&#252;cken abgenommen und im Oberkieferseitenzahnbereich zum Teil als Provisorien wieder eingesetzt. Die Behandlung ist noch nicht abgeschlossen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat mit seiner im Dezember 1986 eingereichten Klage Schmerzensgeld in einer Gr&#246;&#223;enordnung von 15.000,00 DM mit der Behauptung verlangt, die Behandlung durch den Beklagten sei insgesamt unbrauchbar, sie habe zum Verlust von 14 gesunden Z&#228;hnen gef&#252;hrt und ihm jahrelange Schmerzen verursacht. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> Der Beklagte hat jegliche Behandlungsfehler bestritten. Die Notwendigkeit eine erneuten prothetischen Versorgung hat er mit fortschreitendem Knochenabbau begr&#252;ndet. Er k&#246;nne die von ihm durchgef&#252;hrten prothetischen Ma&#223;nahmen nicht mehr belegen, weil die prothetische Behandlungskarte bei einem Klinikbrand im Jahre 1985 vernichtet worden sei. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat, sachverst&#228;ndig beraten, der Klage in H&#246;he von 7.000,00 DM stattgegeben. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dagegen, wendet sich der Beklagte mit seiner Berufung. Er meint, nach dem Sachverst&#228;ndigengutachten k&#246;nne allenfalls von dem Verdacht einer fehlerhaften Behandlung durch ihn die Rede sein. Das treffe indessen nicht zu. Das Gericht habe sich mit seinen Einwendungen gegen das Gutachten nicht auseinandergesetzt. Im &#252;brigen seien die Anspr&#252;che verj&#228;hrt. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tritt der Berufung entgegen und verteidigt das angefochtene Urteil. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wiederholen, erg&#228;nzen und vertiefen die Parteien ihr erstinstanzliches Vorbringen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen aller Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils sowie die im Berufungsrechtszug gewechselten Schrifts&#228;tze der Parteien verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der Antr&#228;ge wird auf das Protokoll der Senatssitzung vom 20. August 1990 Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Anh&#246;rung der Sachverst&#228;ndigen Dr. Dr. V und Vernehmung von Zeugen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;&#167; 511, 511 a ZPO statthafte Berufung ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden (&#167;&#167; 516, 518, 519 ZPO) und damit zul&#228;ssig. Sie ist sachlich jedoch nicht gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der auf &#167;&#167; 823, 847 BGB gest&#252;tzte Anspruch ist nicht verj&#228;hrt. Die Verj&#228;hrung beginnt erst von dem Zeitpunkt zu laufen, in welchem der Verletzte von dem Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen positive Kenntnis erlangt hat (&#167; 852 Abs. 1 BGB). Dieser Zeitpunkt ist vorliegend fr&#252;hestens mit September 1984 anzunehmen, denn erst mit Aufnahme der Behandlung durch die Zahnklinik B konnte der Kl&#228;ger anhand des festgestellten Befundes einigerma&#223;en sicher davon ausgehen, der Beklagte habe Behandlungsfehler begangen, so da&#223; eine klageweise Inanspruchnahme des Beklagten hinreichend aus sichtsreich, wenn auch nicht risikolos und ihm damit zuzumuten war (vgl. zu diesen Voraussetzungen die st&#228;ndige Rechtsprechung des BGH, BGHZ 48, 181, 183). Ob abgesehen davon die Verj&#228;hrung ohnehin erst ab dem Zeitpunkt der Beendigung der Behandlung durch den Beklagten Mitte 1984 zu laufen begonnen hat, kann offen bleiben. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">II. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme hat ergeben, da&#223; die Zahnbehandlung des Beklagten fehlerhaft war. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach Angaben des Zeugen Dr. R, der im Herbst 1984 in der Universit&#228;tszahnklinik B mit der Behandlung des Kl&#228;gers begonnen und den vom Beklagten gefertigten Zahnersatz gesehen hat, war die Arbeit des Beklagten unbrauchbar. Er hat einen Fr&#252;hkontakt festgestellt, ferner &#252;berstehende Kronr&#228;nder, die von Anfang an vorhanden gewesen sein m&#252;ssen und nicht auf sp&#228;terem Knochenabbau beruhen. Das deckt sich mit den Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen, die ausgef&#252;hrt hat, da&#223; horizontale Abweichungen der Kronenr&#228;nder h&#228;ufig auf nachtr&#228;glichen Ver&#228;nderungen beruhen, nicht aber die hier vorliegenden vertikalen Abweichungen, die im &#252;brigen auch der Zeuge Dr. L festgestellt hat, der dar&#252;ber hinaus von eindeutigen Pa&#223;ungenauigkeiten gesprochen hat. Den Fr&#252;hkontakt hat die Sachverst&#228;ndige ebenfalls auf einen Behandlungsfehler (Einschleiffehler) zur&#252;ckgef&#252;hrt, weil nicht die gesamte vom Beklagten gefertigte Br&#252;ckenkonstruktion abgekippt ist, was aber der Fall gewesen w&#228;re, wenn der Fr&#252;hkontakt auf nachtr&#228;glich eingetretenen Ver&#228;nderungen infolge Knochenabbaus beruhen w&#252;rde. Die wesentliche Ursache f&#252;r die notwendige Neuversorgung liegt in der parodontalen Sch&#228;digung des Gebisses. Das haben die Zeugen Dr. R, Dr. L und die Sachverst&#228;ndige &#252;bereinstimmend ausgef&#252;hrt. Diese ist wiederum entscheidend dem Beklagten anzulasten. Da die Parodontose schon bei Behandlungsbeginn durch den Beklagten vorhanden war, h&#228;tte er zun&#228;chst eine gr&#252;ndliche parodontale Sanierung veranlassen m&#252;ssen, ehe der Zahnersatz eingegliedert wurde. Schon daran hat es ersichtlich gefehlt. Die vom Beklagten und sp&#228;ter auch den Zeugen festgestellte schlechte Mundhygiene hat sicherlich das Fortschreiten der parodontalen Sch&#228;den mitverursacht. Wegen der insuffizienten Kronenr&#228;nder war aber die Mundhygiene erheblich erschwert, teilweise auch schlecht durchf&#252;hrbar, weil es immer wieder zu Entz&#252;ndungen des Zahnfleisches gekommen ist. Die Sachverst&#228;ndige hat denn auch dargelegt, da&#223; "den Kl&#228;ger zwar ein Teil der Schuld trifft, er im Ergebnis aber machtlos" war. &#196;hnlich haben sich auch die Zeugen Dr. R und Dr. L ge&#228;u&#223;ert, wobei L hinzugef&#252;gt hat, da&#223; auch wegen des kurzen Zeitraums zwischen der Behandlung des Beklagten und der Neuversorgung deren Notwendigkeit nicht auf mangelnde Hygiene zur&#252;ckgef&#252;hrt werden kann. Auf diesen Gesichtspunkte hatte ebenfalls die Sachverst&#228;ndige in ihrem schriftlichen Gutachten bereits hingewiesen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Aussage des Zeugen Dr. I vermag den Beklagten nicht zu entlasten. Der Zeuge hat an dem Zahnersatz zwar keine dem Beklagten anzulastenden M&#228;ngel festgestellt; das ist aber deshalb nicht hinreichend aussagekr&#228;ftig, weil er bei seiner Begutachtung auf diesen Gesichtspunkt kein entscheidendes Gewicht gelegt hat. Sein Auftrag bestand in erster Linie darin zu pr&#252;fen, ob der Zahnersatz belassen werden konnte, was ersichtlich zu verneinen war. Es ist verst&#228;ndlich, da&#223; bei einer solchen Ausgangslage Behandlungsfehler, die nicht ohne weiteres erkennbar sind, unentdeckt bleiben k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">III. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das vom Landgericht zuerkannte Schmerzensgeld ist der H&#246;he nach nicht &#252;bersetzt. Die Erw&#228;gungen hierzu im angefochtenen Urteil treffen zu. Die Notwendigkeit einer vollst&#228;ndigen Neuversorgung von Ober- und Unterkiefer rechtfertigt f&#252;r sich genommen schon ein Schmerzensgeld von 3.000,00 DM bis 4.000,00 DM. Hier kommt hinzu, da&#223; der Kl&#228;ger &#252;ber einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren erhebliche Schmerzen erlitten hat. Im &#252;brigen ist der Kl&#228;ger infolge der Behandlungsfehler des Beklagten und des daraus erwachsenen Rechtsstreits seit 1984 ohne zufriedenstellende zahnprothetische Versorgung und dadurch in seiner Gesundheit gesch&#228;digt worden, denn er war - wie der Sachverst&#228;ndige &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt hat - wegen seiner Progenie und der erheblichen Parodontose in besonderem Ma&#223;e auf einen gut sitzenden Zahnersatz angewiesen. Unter diesen Umst&#228;nden kann dahinstehen, ob der Beklagte auch f&#252;r den Verlust von weiteren Z&#228;hnen einzustehen hat oder ob dies zumindest auch auf anderen Ursachen beruht. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">IV. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 708 Nr. 10, 713 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wert der Berufung und der Beschwer f&#252;r den Beklagten: 7.000,00 DM </p>
315,074
vg-arnsberg-1990-08-24-3-k-262989
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3 K 2629/89
1990-08-24T00:00:00
2019-03-13T14:45:33
2022-10-18T15:09:10
Urteil
ECLI:DE:VGAR:1990:0824.3K2629.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens. </p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tat b e s t a n d : Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des aufgrund Bewilligungsbescheides vom 28. November 1961 mit &#246;ffentlichen Mitteln gef&#246;rderten Mietwohngrundst&#252;cks Im Lahrfeld 28 bis 34 in 5750 Menden. Die Wohnfl&#228;che betr&#228;gt ca. 1.828 m2 Das Objekt befindet sich laut Auskunft der Gemeinde Menden in sogenannter mittlerer Wohnlage. Mit Schreiben vom 17. Januar 1989 beantragte die Kl&#228;gerin bei dem Beklagten die Zustimmung zur Modernisierung durch den Einbau von Sammelheizungen und isolierverglasten Kunststoffenstern. Laut Zusatzberechnung zur Wirschaftlichkeitsberechnung wurden die voraussichtlichen Modernisierungskosten mit 358.000,-- DM veranschlagt. Ausweislich einer Mietberechnung der Kl&#228;gerin betrug die Kostenmiete vor Durchf&#252;hrung der genannten Ma&#223;nahmen 4,64 DM pro Quadratmeter Wohnfl&#228;che monatlich und w&#252;rde sich nach Durchf&#252;hrung der ohne Inanspruchnahme &#246;ffentlicher Mittel finanzierten Modernisierung monatlich auf 6,11 DM je Quadratmeter Wohnfl&#228;che erh&#246;hen. Mit Bescheid vom 22. Juni 1989 stimmte der Beklagte unter Bezugnahme auf ziff. 5.2. der Verwaltungsvorschriften zur II. Berechnungsverordnung der Modernisierung unter der aufl&#246;senden Bedingung zu, da&#223; sie unwirksam wird, wenn wegen der Modernisierung innerhalb von sechs Jahren nach deren Fertigstellung eine Mieterh&#246;hung gefordert werde, die 0,71 DM pro Quadratmeter Wohnfl&#228;che monatlich &#252;berschreitet. Dabei ging der Beklagte davon aus, da&#223; eine Miete von 5,35 DM pro Quadratmeter Wohnfl&#228;che monatlich (H&#246;chstmiete gem&#228;&#223; Vergleichsmietentabelle) noch als tragbar f&#252;r den bezugsberechtigten Personenkreis anzusehen sei. Gegen diesen Bescheid richtet sich der Widerspruch der Kl&#228;gerin vom 26. Juni 1989. Sie f&#252;hrte im wesentlichen aus, da&#223; die tragbare Miete zu niedrig angesetzt sei. Sie verweist insoweit auf Verfahren bei anderen Bewilligungsbeh&#246;rden, die H&#228;rteausgleichsbestimmungen des Landes Nordrhein-Westfalen und die Mietpreise von &#246;ffentlich gef&#246;rderten Mietwohnungen, die nach 1970 errichtet worden seien. Ferner sehe der Mietspiegel f&#252;r den M&#228;rkischen Kreis f&#252;r die Baujahre von 1975 bis 1979 Nettomieten von 6,85 DM/m2 bei mittlerer Wohnlage vor; die zu modernisierenden H&#228;user seien zwar in den Jahren 1964 errichtet worden, sie w&#252;rden jedoch durch die Modernisierung wenigstens dem Standard von 1975 angeglichen. Diesen Widerspruch legte der Beklagte mit Vorlagebericht vom 6. Juli 1989 dem Regierungspr&#228;sidenten Arnsberg unter Bezugnahme auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts L&#252;neburg vom 16. August 1988 vor, wonach es nicht ermessensfehlerhaft sei, wenn zur Beurteilung der Tragbarkeit der Miete die orts&#252;blichen Vergleichsmieten herangezogen w&#252;rden. Weiter machte der Beklagte noch folgendes geltend: Da die zu modernisierenden H&#228;user 1964 bezugsfertigt geworden seien, bestehe kein Anla&#223;, die Ver- gleichsmiete solcher H&#228;user in Ansatz zu bringen, die in den Jahren 1975 bis 1979 neu errichtet worden seien; ein solches Vorgehen sei nur dann angezeigt, wenn der Modernisierungsaufwand mehr als ein Drittel der Neubaukosten betragen w&#252;rde, was vorliegend aber nicht der Fall sei. Mit Bescheid vom 23. November 1989 wies der Regierungspr&#228;sident Arnsberg den Widerspruch der Kl&#228;gerin im wesentlichen mit folgenden Gr&#252;nden zur&#252;ck: Die bedingte Zustimmung sei erforderlich, um eine im &#246;ffentlich gef&#246;rderten Wohnungsbau unter Ber&#252;cksichtigung des bezugsberechtigten Personenkreises noch tragbare Miete zu gew&#228;hrleisten. Die Tragbarkeit der Miete orientiere sich zum einen an der H&#246;chstdurchschnittsmiete nach den Wohnbauf&#246;rderungsbestimmungen, welche derzeit bei 5,30 DM pro Quadratmeter Wohnfl&#228;che monatlich einschlie&#223;lich der Erh&#246;hung der Verwaltungs- und Instandhaltungskostenpauschale nach der II. Berechnungsverordnung im Jahre 1988 liege. Zum anderen k&#246;nne die &#246;rtliche Vergleichsmiete f&#252;r Wohnungen des freifinanzierten Wohnungsbaus aus den Jahren bis 1964 herangezogen werden, die im Bereich des M&#228;rkischen Kreises 5,35 DM pro Quadratmeter Wohnfl&#228;che monatlich betrage. Dieser Betrag ber&#252;cksichtige die Ausstattung der Wohnung mit Heizung, wie sie von der Kl&#228;gerin als Modernisierung eingebaut worden sei; im &#252;brigen gehe der Mietspiegel bei seiner Einteilung von der jeweiligen Ausstattung und dem jeweiligen Baujahr aus. Keinesfalls habe eine Verbesserung der Ausstattung zur Folge, da&#223; die Wohnung im Mietspiegel dadurch gleichzeitig einer sp&#228;teren Baujahresgruppe zugeordnet w&#252;rde. Ferner sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die in Rede stehenden Wohnungen nach &#167; 5 Abs. 3 des Wohnungsbindungsgesetzes vom 22. Juli 1982 grunds&#228;tzlich dem Personenkreis vorbehalten seien, dessen Einkommen die Einkommensgrenze des &#167; 25 des II. Wohnungsbaugesetzes vom 11. Juli 1985 noch um 20 % unterschreite. Zur Begr&#252;ndung der am 27. Dezember 1989 erhobenen Klage macht die Kl&#228;gerin folgendes geltend: Die Anwendung der Vergleichsmietentabelle f&#252;r den Hochsauerland- und M&#228;rkischen Kreis werde ger&#252;gt. Entsprechend den Ausf&#252;hrungen im Widerspruch sei der Mietzins f&#252;r die Altersklasse 1975 bis 1979 von 6,85 bis 7,50/m2 bei mittlerer Wohnlage zugrunde zu legen. Das werde best&#228;tigt durch ein von ihr eingeholtes Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. von Estorff vom 16. Juli 1990. Im &#252;brigen sei die Vergleichsmietentabelle ungeeignet, weil sie nicht zwischen kleineren und gr&#246;&#223;eren Gemeinden differenziere. Weiterhin habe der Beklagte bei der Beurteilung der Tragbarkeit der Miete nicht erwogen, da&#223; die bislang mit Ofenheizung versehenen Wohnungen durch den Einbau von Zentralheizung und Isolierfenstern zu einer wesentlichen Heizkostenersparnis beitragen w&#252;rden, die mit ca. 1,-- DM pro Quadratmeter und Monat gesch&#228;tzt werden k&#246;nne und daher eine entsprechende Erh&#246;hung des Grundmietzinses rechtfertige. Auch den erh&#246;hten Wohnkomfort sowie die erhebliche Umweltentlastung durch den Einbau der Zentralheizungsanlage habe der Beklagte offenbar nicht ber&#252;cksichtigt. Es sei f&#252;r sie, die Kl&#228;gerin, ein wirtschaftlich untragbares Ergebnis, da&#223; eine Mieterh&#246;hung auf 5,50 DM bzw. 7,-- DM pro Quadratmeter einschlie&#223;lich Betriebskosten monatlich m&#246;glich gewesen w&#228;re, wenn Sle die Modernisierung unter Inanspruchnahme eines verlorenen Zuschusses des Landes Nordrhein- Westfalen in H&#246;he von 40 % durchgef&#252;hrt h&#228;tte; in diesem Fall h&#228;tte auch eine Eigenkapitalverzinsung von zumindest 2,6 % erreicht werden k&#246;nnen. Da sie die Modernisierung mit Kapitalmarktmitteln durchgef&#252;hrt habe, errechne sich auf der Grundlage des genehmigten Mietzinses vom 5,35 DM pro Quadratmeter, da&#223; die Kl&#228;gerin zwischen 58 und 81 % zinsloses Eigenkapital aufwende. Letztlich werde auf die H&#228;rteausgleichsbestimmungen des Landes Nordrhein-Westfalen verwiesen, die erst bei 7,70 DM/m2 inklusive Betriebskosten einsetzten; diese Mieten seien daher offenbar noch als "tragbar" anzusehen. Die Kl&#228;gerin beantragt, den Beklagten unter Aufhebung des ablehnenden Bescheides vom 22. Juni 1989 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten Arnsberg vom 23. November 1989 zu verpflichten, &#252;ber den Antrag der Kl&#228;gerin auf Erteilung einer Zustimmung nach &#167; 11 Abs. 4 Satz 1 II. Berechnungsverordnung (BV) unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu entscheiden. Der Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen. Zur Begr&#252;ndung bezieht er sich im wesentlichen auf selnen Bericht an den Regierungspr&#228;sidenten in Arnsberg vom 6. Juli 1989. Weiter f&#252;hrt er aus: Die herangezogene Vergleichsmietentabelle erm&#246;gliche die Unterscheidung zwischen gro&#223;en und kleineren Gemeinden durch die Angabe von Rahmens&#228;tzen. Durch die zul&#228;ssige Bandbreite w&#252;rde der unterschiedlichen Ausstattung der Wohnungen Rechnung getragen. F&#252;r Randlagen k&#246;nnten Abschl&#228;ge bis zu 10 % gemacht werde. Die f&#252;r zul&#228;ssig erachtete Miete habe sich am h&#246;chstm&#246;glichen Betrag der Vergleichsmietentabelle orientiert und ber&#252;cksichtige auch die Einsparungseffekte bei den Heizkosten. Man habe jedoch beachten m&#252;ssen, da&#223; laut Bewilligungsbescheid vom 27. November 1961 die Wohnungen f&#252;r Wohnungssuchende mit geringem Einkommen vorbehalten gewesen seien. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte auch bei Inanspruchnahme &#246;ffentlicher Modernisierungsmittel die Miete nicht ohne weiteres auf 5,50 DM erh&#246;hen k&#246;nnen; denn auch die Modernisierungsrichtlinien schrieben eine tragbare Miete vor. Der Betrag von 5,50 DM stelle insoweit nur einen H&#246;chstbetrag dar. Die Kl&#228;gerin habe die Modernisierung auch nicht nur mit Kapitalmarktmitteln durchgef&#252;hrt, sondern ausweislich des Finanzierungsplanes mit 51% Eigenkapital. Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Verfahrensakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten Bezug genommen. E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : Die Klage ist zul&#228;ssig;aber unbegr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf Aufhebung der angefochtenen Bescheide und auf eine Verpflichtung, da&#223; ihr Antrag erneut unter Beachtung der Rechtsauffasung des Gerichts beschieden wird. Die vom Beklagten mit der Zustimmung verbundene Einschr&#228;nkung ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt die Kl&#228;gerin nicht in ihren Rechten (&#167; 113 Abs. 4 VwGO). Der Beklagte war berechtigt, die von der Kl&#228;gerin begehrte Zustimmung nur unter der aufl&#246;senden Bedingung zu erteilen, da&#223; sie unwirksam wird, wenn wegen der Modernislerung innerhalb von sechs Jahren seit deren Fertig- stellung eine Mieterh&#246;hung von mehr als 0,71 DM pro Quadratmeter Wohnfl&#228;che monatlich gefordert wird. Die Erteilung der Zustimmung richtet sich nach &#167; 11 Abs. 7 Satz 1 der Verordnung &#252;ber wohnungswirtschaftliche Berechnungen (II. Berechnungsverordnung - II. BV) in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. April 1989. Diese Vorschrift bestimmt nicht, wann die Zustimmung zur Modernisierung zu erteilen ist. Da jedoch als Folge der Zustimmung die Kosten der Modernisierung, die Finanzierungsmittel und die erh&#246;hten laufenden Aufwendungen in der Wirtschaftlichkeitsberechnung angesetzt werden d&#252;rfen (&#167; 11 Abs. 1 bis 5 II. BV) kann und mu&#223; die Zustimmung im Hinblick auf den Schutz der Mieter erfolgen, vgl. Fischer-Dieskau/Pergande/Schwender, Wohnungsbaurecht, Kommentar, Loseblattsammlung Bd. 4, Stand: 1987 zu &#167; 11 II. BV Anm. 10.6., S. 88 ff mit weiteren Nachweisen. Die Entscheidung steht daher im pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen der Bewilligungsbeh&#246;rde, </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG L&#252;neburg, Urteil vom 16. August 1988 -14 OVG A 70/86-: Bundesbaublatt 1989 S. 39. Der Beklagte hat seiner Ermessensentscheidung in zutreffender Weise Ziff. 5.2. der Verwaltungsvorschriften zur II. Berechnungsverordnung (VV-II. BV, Runderla&#223; des Innenministers vom 1. Juli 1979 in: Ministerialblatt NW 1979 S. 1358, zuletzt ge&#228;ndert durch Runderla&#223; vom 7. Mai 1985 in: Ministerialblatt NW 1985 S. 864) zugrunde gelegt, wonach die Zustimmung nur erteilt werden darf, wenn die Modernisierung zu einer Erh&#246;hung der Miete f&#252;hren w&#252;rde, die in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zur Verbesserung des Gebrauchswertes steht und f&#252;r &#246;ffentlich gef&#246;rderte Wohnungen unter Ber&#252;cksichtigung des bezugsberechtigten Personenkreises tragbar im Sinne von &#167; 46 des Wohnungsbaugesetzes ist. Diese Ermessensrichtlinie tr&#228;gt dem Zweck des &#167; 11 Abs. 7 der II. BV Rechnung, zum einen sogenannte "Luxusmodernisierungen" zu verhindern, zum anderen sicherzustellen, da&#223; &#246;ffentlich gef&#246;rderte Wohnungen nicht ihrer Zweckbestimmung entzogen werden, sondern gerade den einkommensschw&#228;cheren Schichten der Bev&#246;lkerung offengehalten werden, vgl. OVG L&#252;neburg, Urteil vom 16. August 1988, aaO. Der Zweck des sozialen Wohnungsbaus liegt gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 des II. Wohnungsbaugesetzes (II. WoBauG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. Juli 1985 in der Schaffung von Wohnraum, der nach Gr&#246;&#223;e, Ausstattung, Miete oder Belastung f&#252;r die breiten Schichten des Volkes bestimmt und geeignet ist. Dabei dient gem&#228;&#223; &#167; 46 11. WoBauG der Einsatz &#246;ffentlicher Mittel der Sicherstellung tragbarer Mieten oder Belastungen f&#252;r den berechtigten Personenkreis des sozialen Wohnungsbaus. Dieser Zweck ist auf Dauer nur zu gew&#228;hrleisten, wenn - wie im vorliegenden Fall - bei nicht &#246;ffentlich gef&#246;rderten Modernisierungen von &#246;ffentlich gef&#246;rdertem Wohnraum die bereits mit der &#246;ffentlich gef&#246;rderten Errichtung der Wohnungen eingegangene Gemeinwohlbindung auch nach der Modernisierung erhalten bleibt, vgl. OVG NW, Urteil vom 10. Dezember 1979 in: WM 1980 S. 275. Der Beklagte ist infolge rechtlich einwandfreier Ermessens- aus&#252;bung im Sinne von &#167; 114 VwGO zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; sich die nach Durchf&#252;hrung der Modernisierung, f&#252;r die die Kl&#228;gerin eine Zustimmung beantragt hat, ergebende Kostenmiete im sozialen Wohnungsbau nicht mehr tragbar ist, soweit die Mieterh&#246;hung mehr als 0,71 DM pro Quadratmeter im Monat betr&#228;gt. Dabei wurde die f&#252;r die Kl&#228;gerin g&#252;nstigste Mietobergrenze vom 5,35 DM pro Quadratmeter zugrunde gelegt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Tragbarkeit einer Miete f&#252;r die breiten Schichten des Volkes hat sich der Beklagte im wesentlichen von den &#246;rtlichen Vergleichsmieten f&#252;r Wohnungen des freifinanzierten Wohnungsbaus sowie den H&#246;chstdurchschnittsmieten nach den Wohnbauf&#246;rderungsbestimmungen leiten lassen. Diese Anhaltspunkte sind zwar nicht zwingend in dem Sinne, da&#223; nicht noch andere Anhaltspunkte zugrunde gelegt werden k&#246;nnten, doch kann ihre vorrangige Heranziehung im Rahmen des Zustimmungsverfahrens nicht als ermessensfehlerhaft bezeichnet werden, vgl. OVG L&#252;neburg, Urteil vom 16. August 1988, aaO. F&#252;r die &#246;rtlichen Vergleichsmieten des freifinanzierten Wohnungsbaus wurde zu Recht der mittlere Wert des Mietspiegels f&#252;r die Jahre 1964 von maximal 5,35 DM/m2 zugrunde gelegt. Wenn auch nach Auffassung der Kammer starke Zweifel bestehen, ob diese H&#246;chstmiete von 5,35 DM/m2 realistisch ist, so ist doch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; zum einen die Wohnungen der Kl&#228;gerin nicht freifinanziert, sondern &#246;ffentlich gef&#246;rdert sind und somit hinsichtlich der Mieth&#246;he bestimmten Bindungen unterliegen, und da&#223; zum anderen der Beklagte sich - wie unten noch ausgef&#252;hrt werden wird - zu Recht an der H&#246;chstdurchschnittsmiete nach den Wohnbauf&#246;rderungsbestimmungen von 5,30 DM/m2 orientieren durfte und diese H&#246;chstdurchschnittsmiete noch 0,05 DM unter der &#246;rtlichen Vergleichsh&#246;chstmiete liegt. Die Wohnungen sind 1964 bezugsfertig geworden, befinden sich nach Auskunft der Stadt Menden in mittlerer Wohnlage und sind mit Heizung, Bad und WC ausgestattet. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin bestand f&#252;r den Beklagten keine Veranlassung, die Vergleichsmieten f&#252;r die Jahre 1975 bis 1979 heranzuziehen. Zwar sieht Ziff. 2.3 der allgemeinen Erl&#228;uterungen der Vergleichsmietentabelle f&#252;r den Hochsauerland- und M&#228;rkischen Kreis, Stand: 1. Januar 1989, bei modernisierten Wohnungen eine Zuordnung in die den Zeitpunkt der Modernisierung entsprechende Gruppe vor; dies soll jedoch nur geschehen, wenn die modernisierten Wohnungen Neubauwohnungen gleichzustellen sind, wobei ein strenger Ma&#223;stab anzulegen ist. Das Erfordernis der Gleichstellung erscheint sachgerecht, da nur bei im wesentlichen gleicher Ausstattung und Grundri&#223;legung von modernisierten und neuerbauten Wohnungen auch eine gleiche Mieth&#246;he gerechtfertigt ist. Der Beklagte sieht zu Recht diese Gleichstellung erst dann gegeben, wenn der Mddernisierungsaufwand mehr als ein Drittel der Neubaukosten betr&#228;gt. Dieser angelegte. Ein-Drittel-Ma&#223;stab ist sachgerecht, die angestellten Erw&#228;gungen sind insoweit ermessensfehlerfrei. Da die Geb&#228;ude bei AntragsteIlung ca. 25 Jahre alt waren, ist ein zugrunde gelegter Mindestmodernisierungsaufwand von einem Drittel der Neubaukosten nicht zu hoch, um die laut Mietspiegel erforderliche ausstattungsm&#228;&#223;ige Gleichstellung mit Neubauwohnungen zu erreichen, zumal ein strenger Ma&#223;stab gelten soll. Die Kl&#228;gerin hat Modernisierungskosten in H&#246;he von 358.000,-- DM geltend gemacht. Der Beklagte hat die fiktiven Neubaukosten bei einem Preis von gesch&#228;tzten 290,-- DM je Kubikmeter umbauten Raumes auf insgesamt ca. 2,6 Mio. DM veranschlagt. Demnach wird die Ein-Drittel-Grenze auch nicht ann&#228;hernd erreicht. Auch gegen die generelle Anwendbarkeit des Mietspiegels bestehen keine Bedenken, da er mit drei verschiedenen Wohnlagen, sechs verschiedenen Ausstattungskategorien, der M&#246;glichkeit 10 %-iger Abschl&#228;ge in Rand- und l&#228;ndlichen Gemeinden (vgl. Ziff. III der Allgemeinen Erl&#228;uterungen zur Vergleichsmietentabelle) und den Angaben jeweils eines Rahmensatzes hinreichende Differenzierungsm&#246;glichkeiten f&#252;r unterschiedliche &#246;rtliche Gegebenheiten bietet, von denen der Beklagte auch Gebrauch gemacht hat. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Aussch&#246;pfung der Rahmens&#228;tze erm&#246;glicht es u.a. wesentliche Energieeinsparungen - wie hier durch den Einbau von Zentralheizung und Isolierverglasung - angemessen zu ber&#252;cksichtigen. Dabei durfte der Beklagte im Rahmen seines Ermessens sich auch an der H&#246;chstdurchschnittsmiete orientieren. Diese H&#246;chstdurchschnittsmiete nach den Wohhbauf&#246;rderungsbestimmungen 1984 - WFB 1984 - (Runderla&#223; des Ministers f&#252;r Landes- und Stadtentwicklung vom 16. M&#228;rz 1984 in: Ministerialblatt NW 1984 s. 576, zuletzt ge&#228;ndert durch den Runderla&#223; vom 13. November 1989 in: Ministerialblatt NW 1989 S. 1740) betragen nach deren Ziff. 2.292 a) 5,30 DM je Quadratmeter Wohnfl&#228;che in Gemeinden unter 100.000 Einwohnern. Die Kl&#228;gerin kann sich auch nicht mit Erfolg auf die M&#246;glichkeit einer weiterreichenden Mieterh&#246;hung berufen, wenn sie f&#252;r die Modernisierung &#246;ffentliche Mittel in Anspruch genommen h&#228;tte. Wenn die Richtlinien &#252;ber die Gew&#228;hrung von Zuwendungen zur Modernisierung von Wohnraum (ModR 86, Runderla&#223; des Ministers f&#252;r Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr vom 30. Mai 1986 in: Ministerialblatt NW 1986 S. 940) in ihrer Ziff. 6.1.1 H&#246;chstmieten von 5,50 DM bzw. 7,00 DM/m2 inklusive Betriebskostenumlage angeben, so handelt es sich dabei lediglich um H&#246;chstwerte; denn gem&#228;&#223; Ziff. 4.1.2 der ModR 86 hat auch bei &#246;ffentlich gef&#246;rderten Modernisierungen die Bewilligungsbeh&#246;rde die Tragbarkeit der Miete nach Lage, Alter, Gr&#246;&#223;e und Ausstattung zu ermitteln und zu bestimmen. Desgleichen sind auch die H&#228;rteausgleichsgrenzen von derzeit 7,75 DM/m2 Wohnfl&#228;che monatlich gem&#228;&#223; Ziff. 1.1 des Runderlasses des Ministers f&#252;r Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr vom 22. Mai 1989 bez&#252;glich der Gew&#228;hrung von Aufwendungszusch&#252;ssen zur Mietpreisbegrenzung im &#246;ffentlich gef&#246;rderten Wohnungsbau (H&#228;rteausgleich 1989/91) lediglich als Obergrenzen zur Sicherung tragbarer Mieten zu betrachten. Sowohl die in den Modernisierungsrichtlinien als auch in den H&#228;rteausgleichsbe- stimmungen niedergelegten Obergrenzen zielen auf die Sicherstellung tragbarer Mieten ab; diesen Anforderungen ist der Beklagte entsprechend den obigen Ausf&#252;hrungen bereits durch Orientierung an der &#246;rtlichen Vergleichsmiete sowie den Mietobergrenzen des &#246;ffentlichen Wohnungsbaus hinreichend und ermessensfehlerfrei nachgekommen, indem er im Zustimmungsverfahren eine Miete von 5,35 DM f&#252;r noch tragbar erachtet. Da zu erwarten war, da&#223; die sich aufgrund der Modernisierung ergebende Miete von 6,11 DM pro Quadratmeter Wohnfl&#228;che monatlich die tragbare Miete von 5,35 DM/m2 &#252;bersteigen w&#252;rde, hat der Beklagte in Anwendung der Ziff. 5.2 Satz 2 der VV-II. BV die Zustimmung unter der aufl&#246;senden Bedingung erteilt, da&#223; sie unwirksam wird, wenn vor Ablauf nach sechs Jahren nach Abschlu&#223; der Modernisierung eine Mieterh&#246;hung von mehr als 0,71 DM pro Qudratmeter Wohnfl&#228;che monatlich verlangt w&#252;rde. Dies ist nicht zu beanstanden, vgl. Fischer-Dieskau/pergande/Schwender, aaO, &#167; 11 11. BV Anm. 10.6, S. 90 mit weiteren Nachweisen, OVG L&#252;neburg, urteil vom 16. August 1988 aaO. Die von dem Beklagten gew&#228;hlte Form der Einschr&#228;nkung entspricht den Anforderungen an den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, weil sie - im Gegensatz zur unelngeschr&#228;nkten Zustimmmung - geeignet ist, die Tragbarkeit der Mieten auch nach Durchf&#252;hrung der Modernisierung zu gew&#228;hrleisten, andererseits - anders als die Versagung der Zustimmung - nicht unangemessen in rechtlich gesch&#252;tzte Interessen der Kl&#228;gerin eingreift. Die von dem Beklagten verf&#252;gte Einschr&#228;nkung stellt auch keine Genehmigung der Miete dar, sondern dient lediglich dazu, die Versagung der Zustimmung zur Modernisierung zugunsten der Kl&#228;gerin abzuwenden. Dar&#252;ber hinaus wird auf die Belange der Kl&#228;gerin R&#252;cksicht genommen, als sie immerhin einen Teil ihrer Modernisierungskosten als Mieterh&#246;hung geltend machen kann. Auch das Eigentumsgrundrecht nach Art. 14 Abs. 1 des Grundgesetzes - GG - zwingt nicht zu einer anderen Betrachtungsweise. Die Zustimmung unter der aufl&#246;senden Bedingung hindert den Eigent&#252;mer nicht daran, die von ihm zur Erhaltung seines Eigentums f&#252;r erforderlich gehaltenen Ma&#223;nahmen zu treffen; ihm ist es lediglich verwehrt, die dadurch entstandenen Kosten (im vollen Umfang) im Wege der Mieterh&#246;hung auf seiner Mieter abzuw&#228;lzen. In dieser Beschr&#228;nkung liegt kein Eingriff in das Eigentum; betroffenen ist allein der Ertrag aus dem vom Eigent&#252;mer freiwillig f&#252;r die Modernisierung eingesetzten Kapital. Interessen, Chancen oder Verdienstm&#246;glichkeiten werden aber durch Art. 14 GG nicht gesch&#252;tzt, vgl. OVG NW, Urteil vom 11. August 1987 - 14 A 2157/85 -, Bundesverfassungsgericht (BVerfG), Beschlu&#223; vom 18. M&#228;rz 1970 2 BvO 1/65 - in: Entscheidungen des BVerfG (BVerfGE) Bd. 28 s. 119 (142). Unabh&#228;ngig davon ist diese Minderung des Kapitalertrages als Nachwirkung der dem Eigent&#252;mer gew&#228;hrten &#246;ffentlichen F&#246;rderung hinzunehmen. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Der Berufungsschrift soll m&#246;glichst Abschriften f&#252;r die &#252;brigen Beteiligten beigef&#252;gt werden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="h2 absatzLinks"> B e s c h I u &#223; Ferner hat die Kammer am selben Tage ohne Mitwirkung der ehrenamtlichen Richter beschlossen: Der Streitwert wird gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs. 1 GKG in H&#246;he des Jahresdifferenzbetrages zwischen der tragbaren Miete in H&#246;he von 5,35 DM/m2/Monat und der beantragten Miete von 6,11 DM/m2/Monat auf 16.671,36 DM (1.828 m2 Wohnfl&#228;che x 0,76 DM = 1.389,28 DM x 12 Monate 16.671,36 DM) festgesetzt. </p>
315,075
ag-dusseldorf-1990-08-16-34-c-481090
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
34 C 4810/90
1990-08-16T00:00:00
2019-03-13T14:45:35
2022-10-18T15:09:10
Urteil
ECLI:DE:AGD:1990:0816.34C4810.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>aufgrund der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 21. Juni 1990</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d :</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um die Gew&#228;hrung von Versicherungsschutz.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist bei der Beklagten unter der Versicherungs-Nr. X rechtsschutzversichert. Der Versicherungsschutz erstreckt sich auch auf die Geltendmachung zivilrechtlicher Anspr&#252;che aus Vertragsverh&#228;ltnissen gem&#228;&#223; &#167; 25 Abs. 3 ARB. Gem&#228;&#223; dieser Bestimmung bezieht sich der Versicherungsschutz auch auf die Ehefrau des Kl&#228;gers, Frau X.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 26.01.1990 suchte der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers um die Gew&#228;hrung kostendeckenden Rechtsschutzes f&#252;r die Geltendmachung zivilrechtlicher Anspr&#252;che aus einem Grundst&#252;ckskaufvertrag, den die Ehefrau des Kl&#228;gers abgeschlossen hatte, nach.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers hatte mit notariellem Grundst&#252;ckskaufvertrages des Notariats X vom 29.06.1987 - Urkundenrolle Nr. X wegen dessen Einzelheiten auf Bl. X d.A. Bezug genommen wird, das unbebaute Grundst&#252;ck mit der Flurst&#252;ck-Nr. X, eingetragen im Grundbuch von X, Bl. X, Ortsteil X, erworben. Die Verk&#228;uferin des Grundst&#252;cks hatte sich verpflichtet, die in dem notariellen Grundst&#252;ckskaufvertrag im einzelnen bezeichneten Geb&#228;ude auf dem Grundst&#252;ck zu errichten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In &#167; 4 des notariellen Grundst&#252;ckskaufvertrages findet sich folgende Regelung:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">"Der Kaufpreis betr&#228;gt DM 238.500,- -.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er ist ein Festpreis. In ihm sind insbesondere die anteiligen Grundst&#252;ckskosten, die Baukosten sowie die Baunebenkosten, die Kosten f&#252;r die Erstellung der Au&#223;enanlagen, soweit in der Baubeschreibung aufgef&#252;hrt, die Kosten f&#252;r den Erstanschlu&#223; f&#252;r Wasser, Abwasserkanal und Strom und der Erschlie&#223;ungsaufwand im Sinne des Bundesbaugesetzes einschlie&#223;lich Anliegerbeitr&#228;ge sowie Hausanschlu&#223;kostenersatz nach KAG und Gemeindesatzung nach bisherigen Planungsstand enthalten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Verk&#228;ufer versichert, da&#223; die bisher angeforderten Anlieger- und Erschlie&#223;ungskosten von ihm bezahlt wurden. K&#252;nftige Erschlie&#223;ungskosten, welche sich aufgrund von Plan&#228;nderungen oder Erg&#228;nzungen ergeben, tr&#228;gt der K&#228;ufer nach Ma&#223;gabe der Teilungserkl&#228;rung zu seinem Miteigentumsbruchteil."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers erhielt am 02.10.1989 von dem B&#252;rgermeisteramt X zwei Erschlie&#223;ungs und Beitragsbescheide gem&#228;&#223; &#167;&#167; 127 ff. Bundesbaugesetz &#252;ber jeweils DM 2.646,41 und DM 833,11. Zwischen den Parteien des notariellen Grundst&#252;ckskaufvertrages entstand danach Streit &#252;ber die Frage, ob die Verk&#228;uferin gem&#228;&#223; der Regelung des &#167; 4 des notariellen Grundst&#252;ckkaufvertrages verpflichtet sei, die geltend gemachten Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge zu bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Streitigkeit wurde durch Vergleich vom 26.01.1990 beigelegt. Der Ehefrau des Kl&#228;gers entstanden hierdurch anwaltliche Kosten in H&#246;he von DM 618,56. Von diesen Kosten zahlte gem&#228;&#223; der vergleichsweisen Regelung die Grundst&#252;cksverk&#228;uferin 1/3 = DM 206,15, so da&#223; zu Lasten der Ehefrau des Kl&#228;gers ein Betrag in H&#246;he von DM 412,30 verblieb. Wegen dieser Kosten wurde die Beklagte mit Schreiben des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers vom 28.02.1990 aus dem bestehenden Rechtsschutzversicherungsvertrag in Anspruch genommen. Die Beklagte lehnte mit Schreiben vom 07.02.1990 und 08.03.1990 die Kostendeckungszusage unter Berufung auf den Risikoausschlu&#223; des &#167; 4 Abs. 1 k ARB ab.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, die Beklagte habe f&#252;r den vorliegenden Fall Versicherungsschutz zu gew&#228;hren; ein Tatbestand f&#252;r einen Risikoausschlu&#223; sei nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn DM 412,30 nebst 4 % Zinsen seit </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">16.03.1990 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt vor, der Versicherungsschutz sei im vorliegenden Falle zu Recht gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 1 k ARB versagt worden, wonach ein Risikoausschlu&#223; f&#252;r die Interessenwahrnehmung dann gegeben sei, wenn sie in unmittelbarem Zusammenhang mit der Planung, Errichtung oder genehmigungspflichtigen baulichen Ver&#228;nderung eines im Eigentum oder Besitz des Versicherungsnehmers befindlichen oder von diesem zu erwerbenden Grundst&#252;ckes, Geb&#228;udes oder Geb&#228;udeteiles stehe. Dies sei hier der Fall.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zur Erg&#228;nzung des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze sowie deren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch gegen&#252;ber der Beklagten auf Gew&#228;hrung f&#252;r Versicherungsschutz im vorliegenden Fall nicht zu. Die Beklagte hat ihm diesen Versicherungsschutz zu Recht unter Berufung auf &#167; 4 Abs. 1 k ARB versagt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Kl&#228;gers hat nach dem Grundst&#252;ckskaufvertrag an die Verk&#228;uferin einen Festpreis entrichtet, in dem die anteiligen Grundst&#252;ckskosten, die Baukosten, die Baunebenkosten, die Kosten f&#252;r die Herstellung der Au&#223;enanlagen, die Kosten f&#252;r den Erstanschlu&#223; f&#252;r Wasser, Abwasserkanal und Strom und der Erschlie&#223;ungsaufwand im Sinne des Bundesbaugesetzes einschlie&#223;lich Anliegerbeitr&#228;ge sowie Hausanschlu&#223;kostenersatz nach KAG und Gemeindesatzung nach bisherigen Planungsstand enthalten waren. Lediglich Mehrkosten aufgrund k&#252;nftiger Planungs&#228;nderungen oder Erg&#228;nzungen sollte die Ehefrau des Kl&#228;gers hinsichtlich der Erschlie&#223;ungskosten zu tragen haben. Bei einer derartigen Vertragsgestaltung ist davon auszugehen, da&#223; die Vereinbarung &#252;ber die Zahlung der Erschlie&#223;ungskosten in unmittelbarem Zusammenhang mit den Baukosten und Baunebenkosten also der Planung oder Errichtung eines Geb&#228;ude oder Geb&#228;udeteiles steht. Die Erschlie&#223;ungskosten geh&#246;ren zu der Leistung, die die Bautr&#228;gerin zu erbringen hat und sind preisgestaltend in den Festpreis eingeflossen. Eine Trennung zwischen Grundst&#252;ckserwerb und Planung und Errichtung des Bauvorhabens kann in einem solchen Falle nicht vorgenommen werden, vielmehr besteht zwischen beiden ein innerer sachlicher also unmittelbarer Zusammenhang, so da&#223; der allgemeine Risikoausschlu&#223; des &#167; 4 Abs. 1 k ARB gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Klage war daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,076
olgk-1990-08-16-10-uf-6490
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 64/90
1990-08-16T00:00:00
2019-03-13T14:45:39
2022-10-18T15:09:08
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0816.10UF64.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragstellers wird das Urteil des Amtsgerichts - Fami-liengericht - Aachen vom 02. Februar 1990, Az: 24 F 8/90 wird aufgehoben. Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen, dem auch die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens vorbehalten bleibt.</p> <p></p> <p></p> <p>Von der Darstellung eines Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Antragstellers f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils, durch das das Amtsgericht seinen Scheidungsantrag zur&#252;ckgewiesen hat. Das Scheidungsbegehren des Antragstellers ist begr&#252;ndet; die Voraussetzungen f&#252;r eine Scheidung gem&#228;&#223; &#167; 1565 Abs. 1, 2 BGB sind gegeben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Ehe der Parteien ist gescheitert, weil ihre Lebensgemeinschaft nicht mehr besteht und nicht erwartet werden kann, da&#223; die Parteien sie wieder herstellen. Zwischen den Parteien ist unstreitig, da&#223; jedenfalls seit dem 30.09.1989, dem Tag, an dem die Antragsgegnerin aus der ehelichen Wohnung ausgezogen ist, die eheliche Lebensgemeinschaft nicht mehr besteht. Mit einer Wiederherstellung der Lebensgemeinschaft ist nicht zu rechnen. Wie die Antragsgegnerin bei ihrer Anh&#246;rung durch das Familiengericht am 17.01.1990 erkl&#228;rt hat, hatte sie jedenfalls ab dem 7.08.1989 die Absicht, den Antragsteller zu verlassen; des weiteren hat sie erkl&#228;rt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">da&#223; die mit dem Antragsteller nicht mehr zusammenleben k&#246;nne; sie sehe keine M&#246;glichkeit mehr nach dem, was vorgefallen ist. Da&#223; der Antragsteller nicht mehr an der Ehe festhalten will, hat er bei seiner Anh&#246;rung ebenfalls bekundet, zudem ergibt</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">sich dies mit hinreichender Deutlichkeit aus seinem prozessualen Verhalten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag der Parteien in dem Sorgerechtsverfahren 24 F 70/90 AG Aachen = 10 UF 53/90 OLG K&#246;ln (vgl. dort insbesondere BI. 2 und 8) spricht zwar daf&#252;r, da&#223; die Trennung der Parteien im Sinne des &#167; 1565 Abs. 2 BGB nicht erst mit dem Auszug der Antragsgegnerin aus dem gemeinsamen Haus vollzogen worden ist, sondern da&#223; bereits zuvor ein Getrenntleben im Haus stattfand. Ob diese Trennung im Zeitpunkt der Berufungsverhandlung bereits ein Jahr andauerte, bedarf jedoch keiner weiteren Aufkl&#228;rung, da die Fortsetzung der Ehe f&#252;r den Antragsteller aus Gr&#252;nden, die in der Person der Antragsgegnerin liegen, eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde und somit eine Scheidung auch bereits vor Ablauf des Trennungsjahres m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167; 1565 Abs. 2 BGB bezweckt nicht die formale Aufrechterhaltung einer inhaltlos .gewordenen Ehe, sondern die Trennungsfrist ist in erster Linie als Pr&#252;fstein f&#252;r die Ernsthaftigkeit des Scheidungswillens gedacht. Die Ernsthaftigkeit</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">des Scheidungswillens des Antragstellers steht vorliegend jedoch au&#223;er Zweifel. Es ist vielmehr sogar hinreichend dokumentiert, da&#223; auch die Antragsgegnerin die Scheidung will und sich dem jetzigen Scheidungsbegehren des Antragstellers letztlich nur aus proze&#223;taktischen Erw&#228;gungen widersetzt. Da&#223; die Antragsgegnerin an einer Aufrechterhaltung der Ehe mit dem Antragsteller nicht mehr interessiert ist,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">wird sowohl durch die von den Parteien geschlossene privatschriftliche Vereinbarung vom 07. August 1989 (Bl. 34 ff. der erw&#228;hnten Beiakte), in der Regelungen &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">und die den, als die Aufteilung des gemeinsamen Hausrats Verm&#246;gensauseinandersetzung getroffen werden, als auch durch das Schreiben der erstinstanzlichen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Antragsgegnerin vom 04.09.1989 (Bl. 73 Gerichtsakte) dokumentiert, in dem diese den Bevollm&#228;chtigten des Antragstellers mitteilen, da&#223; sie bereits zur damaligen Zeit beauftragt sind, f&#252;r ihre Mandantin (nach Ablauf des Trennungsjahres) das Scheidungsverfahren einzuleiten. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats vermag zwar die Aufnahme einer ehewidrigen oder ehebrecherischen Beziehung im Regelfall nicht ausreichen, um</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">einen H&#228;rtegrund im Sinne des &#167; 1565 Abs. 2 BGB darzustellen. Vorliegend gestalten sich die Umst&#228;nde f&#252;r den Antragsteller jedoch insoweit besonders belastend, als es sich weder um eine einmalige, noch um eine kurzfristige Verfehlung der Antragsgegnerin handelt. Die Antragsgegnerin ist n&#228;mlich bereits am 01. Oktober 1989 eine enge soziale Verbindung mit dem Zeugen Dittmann eingegangen, indem sie aus der ehelichen Wohnung aus- und in die von ihm gemietete Wohnung eingezogen ist, wo sie seitdem mit ihm zusammenlebt. Hinzu kommt, da&#223; ihr neuer Lebensgef&#228;hrte aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Parteien stammt und die Beziehung zu ihm, wie die Antragsgegnerin bei ihrer Anh&#246;rung einger&#228;umt hat, bereits zu einem Zeitpunkt entstanden ist, als die Antragsgegnerin sich noch im gemeinsamen Haushalt aufhielt. Da&#223; dies der Nachbarschaft nicht unbemerkt geblieben ist und zu entsprechenden &#196;u&#223;erungen gegen&#252;ber dem Antragsteller gef&#252;hrt hat, wie</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">dieser bei seiner Anh&#246;rung angegeben hat, ist durchaus naheliegend und glaubhaft. Schlie&#223;lich kann auch nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; es bereits im Jahre 1988 zu einer Trennung der Parteien gekommen war, indem die Antragsgegnerin den Beklagten verlassen hat, und da&#223; der Antragsteller nach seiner glaubhaften Schilderung die Zuwendung der Antragsgegnerin zu ihrem neuen Gef&#228;hrten aus h&#246;chst handgreiflicher N&#228;he erleben mu&#223;te (in-flagranti-Vorfall im eigenen Pkw des Antragstellers). Diese gesamten Umst&#228;nde lassen das Ausbrechen der Antragsgegnerin aus der Ehe f&#252;r den Antragsteller so belastend erscheinen, da&#223; es ihm nicht zugemutet werden kann, derzeit noch am Eheband festgehalten zu werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist jedoch nicht dazu in der Lage, die Ehescheidung selbst auszusprechen, weil beim Familiengericht noch Folgesachen (Sorgerecht f&#252;r die gemeinsame Tochter sowie Versorgungsausgleich) zur Entscheidung anstehen. Aus diesem Grund ist die Sache gem&#228;&#223; &#167; 629 b Abs. 1 Satz 1 ZPO an das Familiengericht</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">zur&#252;ckzuverweisen, dem auch die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens vorbehalten bleibt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 6.900,00 DM</p>
315,077
olgk-1990-08-16-10-uf-6690
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 66/90
1990-08-16T00:00:00
2019-03-13T14:45:41
2022-10-18T15:09:08
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0816.10UF66.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Aachen vom 2. Februar 1990 Az.: 27 F 151/89 teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t: </p> <p></p> <p>Unter Abweisung der weitergehenden Klage wird der Beklagte verurteilt, an den Kl&#228;ger folgende Unterhaltsbetr&#228;ge zu zahlen:</p> <p>a.) f&#252;r die Monate Oktober bis Dezember 1989 je 283,00 DM,</p> <p>b.) ab Januar 1990 monatlich 318,00 DM.</p> <p></p> <p>Die r&#252;ckst&#228;ndigen Betr&#228;ge sind sofort zur Zahlung f&#228;llig; in der Zwischenzeit</p> <p>eventuell erbrachte Zahlungen sind anzurechnen. Die k&#252;nftig f&#228;llig werdenden Betr&#228;ge sind monatlich im voraus zu erbringen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges tragen der Kl&#228;ger zu 5/9 und der Beklagte</p> <p>zu 4/9. Von den im zweiten Rechtszug entstandenen Kosten werden dem Kl&#228;ger 7/8 und dem Beklagten 1/8 auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p> <p>Von der Darstellung eines Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgese-hen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c he i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger sein Rechtsmittel mangels Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe zur&#252;ckgenommen hat, ist noch &#252;ber die Berufung des Beklagten zu befinden. Dieses Rechtsmittel hat in dem Umfang, in dem es durchgef&#252;hrt worden ist, Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1 .</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">a.) Wie in dem Senatsbeschlu&#223; vom 19.07.1990 dargelegt ist, betrug das durchschnittliche Nettoeinkommen des Beklagten (Bruttoeinkommen abz&#252;glich effektive</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Steuerbelastung abz&#252;glich Krankenversicherungsbeitr&#228;ge) im Jahre 1989 durchschnittlich 3.613,40 DM. Es ist gerechtfertigt, zur Ermittlung des f&#252;r Unterhaltszwecke zur Verf&#252;gung stehenden Betrages weitere 400,00 DM abzuziehen. Der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">hat belegt, da&#223; seit Juli 1988 Raten in dieser H&#246;he von einem Arbeitgeber von den Bez&#252;gen einbehalten werden, da&#223; dies w&#228;hrend des gesamten Jahres 1989 geschehen ist und das gew&#228;hrte Arbeitgeberdarlehen derzeit noch nicht getilgt ist. Durch Vorlage einer Ablichtung aus einem Schriftsatz der erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten seiner getrenntlebenden Ehefrau hat der Beklagte zudem nachgewiesen, da&#223; von seiner Frau einger&#228;umt wird, da&#223; w&#228;hrend des Bestehens der Ehe in der Zeit von Mai 1979 bis August 1987 mindestens 8 Darlehen in einer Gr&#246;&#223;enordnung von ca. 47.000,00 DM aufgenommen worden sind. Durch die Besoldungsabrechnung f&#252;r Juni 1988 hat der Beklagte zudem desweiteren bewiesen, da&#223; bis zu diesem Monat mehrere Kreditraten von seinem Einkommen einbehalten worden sind. Es ist deshalb glaubhaft, wenn der Beklagte vortr&#228;gt, die jetzt gezahlte</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Rate resultiere aus einer Umschuldung der fr&#252;her aufgenommenen Darlehen. Ob diese fr&#252;her aufgenommenen Darlehen ganz oder teilweise in den Hausumbau</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">geflossen oder f&#252;r andere Zwecke verwendet worden sind, bedarf keiner weiteren Er&#246;rterung. Aus dem Vorgenannten ist ersichtlich, da&#223; die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">der Eltern des Kl&#228;gers stets durch Darlehensaufnahmen gepr&#228;gt waren, die weit &#252;berwiegend w&#228;hrend des Zusammenlebens der Eltern erfolgt sind. Durch das Bestehen entsprechender Kreditbelastungen ist deshalb der Bedarf des Kl&#228;gers gepr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da der Trennungsunterhalt f&#252;r die Mutter des Kl&#228;gers derzeit noch in H&#246;he von 1.300,00 DM tituliert ist, mu&#223; dieser Betrag bei der Ermittlung der Leistungsf&#228;higkeit</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">des Beklagten im Verh&#228;ltnis zum (nachrangigen) Kl&#228;ger entsprechend beurteilt werden. Falls das Begehren des Beklagten auf Herabsetzung des Trennungsunterhalts Erfolg haben sollte, steht dem Kl&#228;ger gegebenenfalls aus diesem Grund ein Ab&#228;nderungsrecht gem&#228;&#223; &#167; 323 ZPO zu.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es ist somit davon auszugehen, da&#223; der Beklagte f&#252;r den Unterhalt des Kl&#228;gers einen Betrag von (gerundet) 528,00 DM monatlich zur Verf&#252;gung stellen konnte. Desweiteren ist ein Betrag in H&#246;he von 130,00 DM bedarfsdeckend anzurechnen, weil sich der Beklagte in dieser H&#246;he an den laufenden Kosten des Hauses beteiligt und hierdurch zur Deckung des Wohnbedarfs des Kl&#228;gers beitr&#228;gt. Da der Bedarf des</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gers auf 700,00 DM zu veranschlagen ist (vgl. Senatsurteil vom 24.08.1989, Az.: 10 UF 86/89), verbliebe somit noch eine Bedarfsl&#252;cke von 32,00 DM, die der Kl&#228;ger aus seinen eigenen Eink&#252;nften decken m&#252;&#223;te. Aus der vorliegenden Lohnsteuerkarte f&#252;r 1989 ist ersichtlich, da&#223; das Nettoeinkommen des Kl&#228;gers aus nicht selbst&#228;ndiger T&#228;tigkeit in diesem Jahr im Monatsdurchschnitt 416,00 DM betragen hat. Dem ist eine weitere Einnahme in H&#246;he von 130,00 DM hinzuzurechnen, die der Kl&#228;ger durch seine Reinigungst&#228;tigkeit hat. Von der monatlichen Verg&#252;tung von 300,00 DM verbleibt nach Abzug der Aufwendungen f&#252;r Reinigungsmittel pp. ein Nettoverdienst von ca. 260,00 DM, das im Anschlu&#223; an die in den Parallelprozessen ge&#252;bte Handhabung dem Kl&#228;ger und seiner Mutter jeweils zur H&#228;lfte zuzurechnen ist. Nach</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Abzug der vom Kl&#228;ger aus seinem eigenen Einkommen zu deckenden Bedarfsl&#252;cke verbleibt somit noch ein Betrag von (gerundet) 510,00 DM. Da der Kl&#228;ger im Hinblick auf seine Studien zur Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit nicht verpflichtet war und es sich demzufolge um Einkommen aus einer unzumutbaren T&#228;tigkeit handelt, ist es nicht gerechtfertigt, das restliche Einkommen in H&#246;he von 510,00 DM auf den Unterhaltsanspruch gegen den Beklagten in vollem Umfang anzurechnen. In Anlehnung an die Vorschrift des &#167; 1577 Abs. 28GB erscheint es vielmehr gerechtfertigt, nur eine teilweise Anrechnung in H&#246;he von 50 % = 255,00 DM durchzuf&#252;hren. Wird dieser Betrag von dem vorstehend errechneten 538,00 DM abgezogen, verbleibt ein restlicher Anspruch von 283,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>b.)</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Aus der vorstehenden Berechnung folgt, da&#223; der vom Kl&#228;ger f&#252;r den Monat Januar 1989 geltend gemachte Restanspruch in H&#246;he von 70,00 DM nicht begr&#252;ndet ist, weil der Beklagte f&#252;r diesen Monat bereits unstreitig (BI. 1 und 54 d. A.) 355,00 DM gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>c.) </b>Hinsichtlich der Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten f&#252;r das Jahr 1990 kann auf den bereits erw&#228;hnten Beschlu&#223; vom 19.07.1990 verwiesen werden. Da der Beklagte danach Barunterhalt in H&#246;he von (gerundet) 318,00 DM (293,00 DM + 25,00 DM Kindergeldanteil) aufbringen kann, verbleibt unter Ber&#252;cksichtigung des von ihm aufgewendeten Wohnkostenanteils von 130,00 DM noch eine Bedarfsl&#252;cke von 252,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ausweislich der vom Kl&#228;ger vorgelegten Gehaltsabrechnungen hat er in den ersten 5 Monaten dieses Jahres ein Nettoeinkommen von durchschnittlich ca. 363,00 DM erzielt; unter Ber&#252;cksichtigung seiner Einnahmen aus dem Reinigungsvertrag belaufen sich seine Eink&#252;nfte somit auf insgesamt ca. 493,00 DM. Da er hiervon bereits eine Bedarfsl&#252;cke von 252,00 DM abdecken mu&#223;, verbleibt ihm nur noch ein Einkommensrest von 241,00 DM. Es ist nicht gerechtfertigt, diesen Betrag unter Billigkeitsgesichtspsunkten durch teilweise Anrechnung auf den Unterhaltsanspruch</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">gegen den Beklagten noch weiter zu k&#252;rzen, weil dem Kl&#228;ger hierdurch jeglicher Anreiz zur Erzielung eines eigenen Einkommens genommen wird. Es verbleibt deshalb bei dem nach der Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten errechneten Anspruch von 318,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; der Beklagte ab Februar 1990 einen Anspruch des Kl&#228;gers in H&#246;he von 485,00 DM anerkannt hatte, steht einer Herabsetzung des Anspruchs</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">nicht entgegen. Zwar handelt es sich insoweit bei dem angefochtenen Urteil um ein Anerkenntnisurteil. Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">ist jedoch auch gegen solche Urteile das Rechtsmittel der Berufung zul&#228;ssig. Es ist allerdings zu beachten, da&#223; das prozessuale Anerkenntnis weder frei widerruf bar ist, noch wegen Irrtums o. &#228;. angefochten werden kann; auch ist die Vorschrift des &#167; 290 ZPO nicht entsprechend anwendbar (vgl. BGHZ 80, 389 ff = NJW 1981, 2193). In dieser Entscheidung wird aber auch darauf hingewiesen, da&#223; in besonders gelagerten Ausnahmef&#228;llen zugunsten des Anerkennenden der Grundsatz von Treu und Glauben eingreifen kann, das hei&#223;t es kann dem Proze&#223;gegner verwehrt sein, sich auf das Anerkenntnis zu berufen. Ein solcher Fall ist vorliegend gegeben. Den Kl&#228;ger traf als Unterhaltsgl&#228;ubiger die Verpflichtung, den Beklagten &#252;ber sein Einkommen wahrheitsgem&#228;&#223; aufzukl&#228;ren. Dies ist in der Vergangenheit nicht geschehen; der Kl&#228;ger hat vielmehr stets - wahrheitswidrig - angegeben, nur die wesentlich geringeren Eink&#252;nfte aus dem Reinigungsvertrag zu haben. Ein durch unzutreffende Angaben veranla&#223;tes Anerkenntnis ist nicht schutzw&#252;rdig. Es kommt somit allenfalls in Betracht, den Beklagten daran festzuhalten, da&#223; er seine eigene Leistungsf&#228;higkeit dahingehend eingesch&#228;tzt hat, da&#223; er zur Aufbringung eines Unterhaltsbetrages in H&#246;he von 485,00 DM in der Lage ist. Aber auch von diesem Ansatzpunkt aus ergibt sich letztlich kein h&#246;herer Unterhaltsanspruch als der vorstehend errechnete von 318,00 DM. Zu dem Betrag von 485,00 DM w&#228;re wiederum der anteilige Beitrag zu den Wohnkosten in H&#246;he von 130,00 DM zu addieren, so da&#223; bis zum Bedarf von</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">700,00 DM ein ungedeckter Rest von 85,00 DM verbliebe. Werden diese 85,00 DM vom Eigeneinkommen des Kl&#228;gers in H&#246;he von 493,00 DM abgezogen, verbleiben</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">ihm noch 408,00 DM. Wenn - wie bei der vorstehenden Rechnung -- angenommen wird, da&#223; ihm von seinem Eigeneinkommen im Hinblick auf dessen Unzumutbarkeit</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">jedenfalls ein Betrag von 241,00 DM verbleiben mu&#223;, betr&#228;gt der anrechenbare Rest 167,00 DM. Wird dieser Betrag von 485,00 DM abgezogen, verbleibt wiederum ein Restanspruch von 318,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Eine weitere K&#252;rzung der vorstehend errechneten Unterhaltsanspr&#252;che des Kl&#228;gers aus Billigkeitsgesichtspunkten (&#167; 1611 Abs. 1 Satz kommt nicht in Betracht. Davon, da&#223; der Kl&#228;ger sich vors&#228;tzlich einer schweren Verfehlung gegen&#252;ber dem Beklagten schuldig gemacht habe, kann nicht ausgegangen werden. Die vom Beklagten zu den Vorf&#228;llen vom 23.01. und 09.02.1990 benannten Zeuginnen konnten mangels zutreffender bzw. vollst&#228;ndiger Personalangaben nicht geladen werden. Die Angaben der Parteien zu den Vorf&#228;llen standen zueinander in Widerspruch, so da&#223; eine f&#252;r den Beklagten g&#252;nstige Tatsachenfeststellung nicht m&#246;glich war.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der nicht nachgelassene Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 15.08.1990 gab keinen Anla&#223;, die m&#252;ndliche Verhandlung wieder zu er&#246;ffnen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 515 Abs. 3, 92 Abs. 1, 708 Nr. 8 und 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Streitwert:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1 . F&#252;r die Zeit bis zur AntragsteIlung am 26.07.1990:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">a) F&#252;r die Berufung des Kl&#228;gers: 12 x (725,00 DM - 485,00 DM) = 2.880,00 DM</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">b) f&#252;r die Berufung des Beklagten 12 x 300,00 DM + 70,00 DM = <u>3.670,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">6.550,00 DM</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">2. F&#252;r die Zeit danach Berufung des Beklagten:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">3 x (485,00 DM 283,00 DM) = 606,00 DM</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">9 x (485,00 DM - 318,00 DM) = 1.503,00 DM</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Januar 1989 <u> 70,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">2.179,00 DM</p>
315,078
olgk-1990-08-16-2-va-not-890
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 VA (Not) 8/90
1990-08-16T00:00:00
2019-03-13T14:45:43
2022-10-18T15:09:08
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0816.2VA.NOT8.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Antragstellerin hat die Kosten des gerichtlichen Verfahrens zu tragen und der Antragsgegnerin die notwendigen au&#223;ergerichtlichen Auslagen zu erstatten.</p> <p>Der Gesch&#228;ftswert wird auf 10.000,- DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin erlitt am 3.2.1982 einen Verkehrsunfall. sie beauftragte den Rechtsanwalt und Notar W aus B mit der Wahrnehmung ihrer Interessen. In der Zeit vom 6.7.1983 bis 28.6.1985 leistete die Versicherung des Unfallgegners, die A-Versicherung, auf die Schadensersatzanspr&#252;che der Antragstellerin Zahlungen in H&#246;he von insgesamt 10.000,-. Diese Zahlungen gingen auf dem Postscheckkonto des Anwalts (dessen Gesch&#228;ftskonto) ein, und zwar zu folgenden Terminen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">7.7.83&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">11.8.83&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">25.8.83&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160; &#160; 2.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">8.11.83&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">28.6.85&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Diese Gelder wurden durch den Anwalt nicht an die Antragstellerin weitergeleite. Aus den Handakten des Anwalts geht hervor, da&#223; die &#220;berweisungsgutschriften jeweils mit einem Eingangsvermerk des Anwalts versehen sind. In den Handakten befinden sich ferner Durchschriften von Schreiben des Anwalts vom 1.7.1983 und 8.8.1983 an die Antragstellerin, mit denen er um Unterzeichnung von Vorschu&#223;erkl&#228;rungen, die offenbar Voraussetzung f&#252;r die Zahlungen der Versicherung waren, gebeten hatte. Mit weiteren Schreiben vom 8.11. 1983 und 1.7.1985 hatte der Anwalt hinsichtlich der sp&#228;teren Zahlungen der Versicherung von ihm selbst unterzeichnete Vorschu&#223;erkl&#228;rungen &#252;bermittelt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Rechtsanwalt und Notar W war verschuldet. Seine Gesch&#228;ftskonten wurden seineirzeit fortw&#228;hrend gepf&#228;ndet. Der genaue Um&#8209;fang und Zeitpunkt der Pf&#228;ndungen ist nicht bekannt. Unstreitig ist jedenfalls eine Pf&#228;ndung seines Kontos bei der Sparkasse B am 3.1.1986 vorgenommen, aber in der Folge durch Zahlung erledigt worden. Eine weitere Pf&#228;ndung &#252;ber 115.749,72 DM wegen Steuerforderungen ist am 23.9.1986 ausgebracht worden und konnte nicht mehr bedient werden. Am 18.8.1987 wurde dem Anwalt eine Verf&#252;gung des Justizministers betreffend die R&#252;cknahme seiner Zulassung zur Rechtsanwaltschaft (&#167;&#167; 14 f. BRAO) zuge-stellt. Am 19.8.1987 schied der Anwalt durch Freitod aus dem Leben. &#220;ber sein Verm&#246;gen wurde das Nachla&#223;konkursverfahren er&#246;ffnet. Mit einer Befriedigung aus der Konkursmasse kann die Antragstellerin nicht rechnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch ihren jetzigen Verfahrensbevollm&#228;chtigten, der seinerzeit Abwickler der Praxis des Rechtsanwalts W war, wandte sich die Antragstellerin im September 1987 an die Antragsgegnerin mit der Bitte, die Vertrauensschadenversicherung der Antragsgegnerin in Anspruch zu nehmen. Zwischen der Antragsgegnerin und der H Kreditversicherungs-AG besteht ein Vertrauensschaden-Versicherungsvertrag, nach dessen Inhalt ein Versicherungsfall vorliegt, wenn eine Vertrauensperson in Aus&#252;bung ihrer Berufst&#228;tigkeit einem Dritten durch vors&#228;tzliche Handlungen einen Verm&#246;gensschaden zuf&#252;gt, zu dessen Ersatz sie nach den gesetzlichen Bestimmungen verpflichtet ist. Vertrauenspersonen sind alle im Zust&#228;ndigkeitsbereich der Antragsgegnerin bestellten Notare. Als Berufst&#228;tigkeit des Notars gilt auch die T&#228;tigkeit als Rechtsanwalt. Leistungen aus dem Versicherungsvertrag k&#246;nnen nur vom Versicherungsnehmer, der Antragsgegnerin, beansprucht werden. Dieser ist verpflichtet, die erhaltenen Leistungen an die Gesch&#228;digten auszukehren. Nach &#167; 4 Nr. 2 des Vertrages ist eine Versicherungsleistung ausgeschlossen auf Grund von Sch&#228;den, die sp&#228;ter als vier Jahre nach ihrer Verursachung dem Versicherer gemeldet werden. Wegen der weiteren Einzelheiten des Vertrages wird auf die bei den Akten befindliche Ablichtung verwiesen. Die H Versicherung lehnte eine Eintrittspflicht mit der Begr&#252;ndung ab, eine vors&#228;tzliche Sch&#228;digung durch Rechtsanwalt W sei nicht nachweisbar. Dem schlo&#223; sich die Antragsgegnerin an.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragte daraufhin im Verfahren 4 0 307/88 LG B Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r eine Klage gegen den Nachla&#223;konkursverwalter. Mit dieser Klage wollte sie die Feststellung erreichen, da&#223; der Gemeinschuldner die ihr zustehenden Betr&#228;ge ihr vors&#228;tzlich vorenthalten habe. Das Proze&#223;kostenhilfegesuch wurde zur&#252;ckgewiesen. Die hiergegen gerichtete Beschwerde wies das Oberlandesgericht Hamm durch Beschlu&#223; vom 27.4.1989 - 28 <em>W</em> 48/88 - mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ck, es fehle am erforderlichen Feststellungsinteresse der Antragstellerin, da ein zwischen ihr und dem Nachla&#223;konkursverwalter ergehendes Feststellungsurteil keine Bindungswirkung f&#252;r das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen der Antragsgegnerin und der H Versicherung entfalten k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat daraufhin am 21.7.1989 bei dem Verwaltungsgericht G Klage gegen die Antragsgegnerin erhoben, mit der sie schlie&#223;lich begehrt hat, die Antragsgegnerin zu verpflichten, den ihr durch das vors&#228;tzliche Verhalten des Rechtsanwalts und Notars W entstandenen Schaden in H&#246;he von 10.900,- DM gegen&#252;ber der H Versicherungs AG - gegebenenfalls im Klageweg - geltend zu machen. Der Rechtsstreit ist in der Folge an das Verwaltungsgericht Arnsberg verwiesen worden. Durch auf Grund der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 8.3.1.990 ergangenes Urteil hat dieses Gericht sich f&#252;r unzust&#228;ndig erkl&#228;rt und den Rechtsstreit auf einen entsprechenden Hilfsantrag der Antragstellerin an den Senat f&#252;r Notarsachen verwiesen. Auf die Begr&#252;ndung dieses Urteils wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist der Auffassung, der Antrag sei zul&#228;ssig. Es handele sich um eine &#246;ffentlichrechtliche Streitigkeit, da die Antragsgegnerin den &#246;ffentlichrechtlichen Auftrag habe, im Interesse der Allgemeinheit t&#228;tig zu werden und die Vertrauensschadenversicherungen zu nehmen. Hieraus folge auch die Verpflichtung, Anspr&#252;che aus dem Versicherungsvertrag durchzusetzen. Das Begehren der Antragstellerin auf T&#228;tigwerden der Antragsgegnerin k&#246;nne im Wege der allgemeinen Leistungsklage durchgesetzt werden. Der Antrag sei auch begr&#252;ndet, da die Antragsgegnerin ihrer Pflicht zur Wahrung des Ansehens des Notarstandes nur gerecht werde, wenn sie - bei Vorliegen der Voraussetzungen eines Versicherungsfalles - nicht nach Belieben &#252;ber die Geltendmachung ihrer Anspr&#252;che gegen&#252;ber der Versicherung entscheide. Die Voraussetzungen eines Versicherungsfalles seien gegeben, da der verstorbene Rechtsanwalt und Notar ihr, der Antragstellerin, die vereinnahmten Zahlungen zumindest mit bedingtem Vorsatz vorenthalten habe. Die Antragstellerin behauptet hierzu, der Anwalt habe ihre Sachstandsanfragen immerzu ausweichend beantwortet und sie nicht vom Eingang der Zahlungen unterrichtet, obgleich ihm pers&#246;nlich die Zahlungseing&#228;nge bekannt gewesen seien, Sie meint, diese Unt&#228;tigkeit bedeute die billigende Inkaufnahme einer Sch&#228;digung, da der Anwalt sich seiner Verm&#246;genslage bewu&#223;t gewesen sei und Kenntnis von den Pf&#228;ndungen seiner Konten gehabt habe. Er h&#228;tte daher gegen&#252;ber den Pf&#228;ndungsgl&#228;ubigern, die - so behauptet die Antragstellerin - zu einer Freigabe gepf&#228;ndeter Fremdgelder bereit gewesen w&#228;ren, auf Freigabe hinwirken oder zumindest sie, die Antragstellerin, informieren m&#252;ssen, damit sie selbst die Freigabe h&#228;tte erwirken k&#246;nnen. &#167; 4 Nr. 2 des Versicherungsvertrages steheeiner Geltendmachung der Anspr&#252;che nicht entgegen, da sie selbst erst nach dem Tode des Rechtsanwalts und Notars von den f&#252;r sie bestimmten Geldern erfahren habe. Welche Pf&#228;ndungen im einzelnen ausgebracht worden seien, k&#246;nne nicht gesagt werden. Insgesamt seien bei 17 Mandanten Betr&#228;ge in H&#246;he von zusammen knapp 40.000,- .DM nicht weitergeleitet worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Antragsgegnerin zu verpflichten, den der Antragstellerin durch das vors&#228;tzliche Verhalten des verstorbenen Rechtsanwalts und Notars W aus B entstandenen Schaden in H&#246;he von 10.000,- DM gegen&#252;ber der H Versicherungs-AG - gegebenenfalls im Klageweg - geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt, den Antrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin h&#228;lt den Antrag f&#252;r unzul&#228;ssig. Sie meint, es handele sich nicht um eine &#246;ffentlichrechtliche Streitigkeit, da die letztlich durch die Versicherungen beg&#252;nstigten Personen au&#223;erhalb des Kreises ihrer Mitglieder st&#252;nden, da die Rechtsbeziehungen zwischen diesen Personen und ihr, der Antragsgegnerin, nicht &#252;ber die Einziehungs- und Auskehrungsm&#246;glichkeiten der Antragsgegnerin aus dem Versicherungsvertrag hinausgingen und da schlie&#223;lich die ihr durch die Antragstellerin abgeforderte Handlung privatrechtlicher Natur sei und sie in diesem Rahmen nicht hoheitlich handeln k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin h&#228;lt den Antrag auch f&#252;r unbegr&#252;ndet. Sie meint, ihre Pflichten als Notarkammer betr&#228;fen nur die Notart&#228;tigkeit ihrer Mitglieder. Dies folge aus &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Soweit im Versicherungsvertrag auch die Anwaltst&#228;tigkeit mit versichert worden sei, sei dies geschehen, um Abgrenzungsschwierigkeiten auszuschlie&#223;en. Insoweit gehe der Vertrag jedoch &#252;ber die ihr auferlegten gesetzlichen Obliegenheiten hinaus. Dieser Umstand sei jedoch nicht geeignet, Anspr&#252;che Dritter ihr gegen&#252;ber zu begr&#252;nden. Unter Hinweis auf zwei Entscheidungen des Landgerichts Berlin und des Kammergerichts vertritt sie die Auffassung, da&#223; ihr selbst dann eine Dispositionsfreiheit zustehe, wenn eine gesetzliche Verpflichtung auch zur Schaffung einer Vertrauensschadenversicherung f&#252;r die Anwaltst&#228;tigkeit angenommen werden m&#252;sse. Die genannten Entscheidungen betreffen die Frage, nach welchen Kriterien Leistungen der Vertrauensschadenversicherung - bei Aussch&#246;pfung des H&#246;chstbetrages - auf die gesch&#228;digten Dritten zu verteilen sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin behauptet<sub>,</sub> es sei nicht bekannt, ob der verstorbene Rechtsanwalt und Notar Kenntnis von den zu erwartenden Zahlungen und den Pf&#228;ndungen gehabt habe. Sie meint, vors&#228;tzliches Handeln k&#246;nne deshalb nicht angenommen werden, da keine Anhaltspunkte daf&#252;r vorl&#228;gen, da&#223; die f&#252;r die Antragstellerin eingegangenen Betr&#228;ge bewu&#223;t nicht weitergeleitet worden seien, sondern auch in Betracht komme, da&#223; der Anwalt die &#220;bersicht verl&#246;ten habe. Schlie&#223;lich meint die Antragsgegnerin, hinsichtlich der im Jahre 1983 auf dem Konto des Anwalts eingegangenen Zahlungen komme eine Inanspruchnahme der Versicherung bereits deshalb nicht in Betracht, weil die Frist des &#167; 4 Nr. 2 des Versicherungsvertrages abgelaufen sei. Ma&#223;geblich f&#252;r den Fristbeginn sei die Verursachung des Schadens, nicht der Zeitpunkt der Kenntniserlangung des Gesch&#228;digten hiervon.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist zul&#228;ssig. Nach der Verweisung durch Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg ist der bisherige Verwaltungsrechtsstreit nunmehr als Verfahren nach &#167; 111 BNotO bei dem Senat anh&#228;ngig, so da&#223; es sich um einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach dieser Vorschrift handelt und auf das Verfahren die Bestimmungen des &#167; 111 Abs. 4 BNotO &#167;&#167; 37 ff. BRAO und dem FGG anwendbar sind.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen f&#252;r einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach &#167; 1I1 BNotO sind gegeben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1. Es handelt sich um eine &#246;ffentlichrechtliche Streitigkeit. Insoweit wird auf die &#252;berzeugenden Erw&#228;gungen im Verweisungsurteil des Verwaltungsgerichts A Bezug genommen. Die Streitigkeit ist &#246;ffentlichrechtlicher Natur, denn die Antragstellerin macht geltend, ihr stehe ein aus &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO ableitbares subjektiv &#246;ffentliches Recht auf T&#228;tigwerden der Antragsgegnerin zu. Sie ber&#252;hmt sich damit eines gegen die Antragsgegnerin gerichteten, in deren Stellung als K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts begr&#252;ndeten und aus dem Aufgabenbereich der Antragsgegnerin ableitbaren Rechts. Sie nimmt die Antragsgegnerin nicht auf Grund eines privatrechtlichen Rechtsverh&#228;ltnisses in Anspruch, sondern vertritt die Auffassung, da&#223; die Antragsgegnerin auf Grund der ihr zugewiesenen &#246;ffentlichrechtlichen Aufgaben zum T&#228;tigwerden verpflichtet sei.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Diese Einordnung des behaupteten Rechtsverh&#228;ltnisses als eines &#246;ffentlichrechtlichen Rechtsverh&#228;ltnisses ist auch zutreffend. Die Antragsgegnerin ist nach &#167; 65 Abs. 1 BNotO eine K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts. Ihr ist nach &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO die Aufgabe zugewiesen, Vertrauensschadenversicherungen abzuschlie&#223;en. Es handelt sich hierbei um eine &#246;ffentlichrechtliche Aufgabe, denn sie dient dem Zweck, den Berufsstand der Notare und das ihnen anvertraute &#246;ffentliche Amt im Ansehen der &#214;ffentlichkeit zu sch&#252;tzen. Dies hat das Verwaltungsgericht im Verweisungsurteil unter Hinweis auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes und die Gesetzesmaterialien im einzelnen ausgef&#252;hrt. Dem tritt der Senat bei. Eine Zuordnung der sich aus dieser &#246;ffentlichrechtlichen Aufgabe der Antragsgegnerin ergebenden Streitigkeit der Beteiligten zum Privatrecht scheidet damit aus.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht entgegen, da&#223; die Antragstellerin kein T&#228;tigwerden in den Handlungsformen des &#246;ffentlichen Rechts, also etwa durch Erla&#223; eines Verwaltungsaktes oder durch schlicht hoheitliches Handeln, begehrt. Die begehrte Geltendmachung von Anspr&#252;chen aus dem Versicherungsvertrag mu&#223; sich zwar auf der Ebene des Privatrechts vollziehen. Damit ist aber nicht das Rechtsverh&#228;ltnis, aus welchem die Antragstellerin ihren Anspruch auf T&#228;tigwerden gegen&#252;ber der Antragsgegnerin herleiten will, dem Privatrecht zuzuordnen. Vielmehr ist zu unterscheiden zwischen dem Rechtsverh&#228;ltnis der Antragstellerin zur Antragsgegnerin einerseits und demjenigen zwischen der Antragsgegnerin und der Versicherung andererseits. Ob die Antragsgegnerin gegen&#252;ber der Antragstellerin zum T&#228;tigwerden verpflichtet ist, ist - gleichsam auf einer ersten Stufe - nach dem erstgenannten Rechtsverh&#228;ltnis und damit nach &#246;ffentlichem Recht zu beurteilen; insoweit ist die Antragsgegnerin im Rahmen ihrer &#246;ffentlichrechtlichen Aufgaben zu einer Entscheidung berufen, die schlicht hoheitlichem T&#228;tigkeitsbereibh zuzuordnen ist. Die Ausf&#252;hrung der getroffenen Entscheidung hingegen ist - auf einer zweiten Stufe - dem Privatrecht zuzuordnen. Dabei kann dahinstehen, ob ein Streit &#252;ber die Verteilung erzielter Versicherungsleistungen an die Gesch&#228;digten dem zivilrechtlichen oder dem &#246;ffentlichrechtlichen Bereich zuzuordnen w&#228;re. Die von der Antragsgegnerin zitierten Entscheidungen, in denen f&#252;r diese Streitrigkeiten die Zul&#228;ssigkeit des Zivilrechtsweges angenommen worden ist, erlauben jedenfalls nicht den Schlu&#223;, da&#223; auch die vorrangig zu treffende Entscheidung, ob &#252;berhaupt solche Anspr&#252;che gegen&#252;ber der Versicherung geltend zu machen sind, nur im Zivilrechtsweg nachpr&#252;fbar ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Streitigkeit ist nichtverfassungsrechtlicher Art und von der Sonderzuweisung an den Senat f&#252;r Notarsachen gem&#228;&#223; &#167; 111 BNot0 erfa&#223;t. Auch insoweit tritt der Senat den &#252;berzeugenden Erw&#228;gungen im - im &#252;brigen bindenden - Verweisungsurteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg bei. &#167; 111 BNotO umfa&#223;t zwar seinem Wortlaut nach nur Antr&#228;ge auf gerichtliche Entscheidung, die die Anfechtung erlassener Verwaltungsakte oder Antr&#228;ge auf Vornahme eines Verwaltungsaktes zum Gegenstand haben. Diese Regelung kann jedoch nicht als abschlie&#223;end angesehen werden. Vielmehr entspricht es einer am Zweck der gesetzlichen Regelung orientierten Auslegung, dar&#252;berhinaus auch die F&#228;lle der sog. allgemeinen Leistungsklage der Zust&#228;ndigkeit des Senats f&#252;r Notarsachen zuzuweisen, soweit es sich der Sache nach um &#246;ffentlichrechtliche Angelegenheiten nach der Bundesnotarordnung handelt. Hierf&#252;r spricht der enge Sachzusammenhang mit der in &#167; 111 BNotO geregelten Materie. Es kann hiernach nicht angenommen werden, da&#223; der Gesetzgeber diejenigen F&#228;lle von Antr&#228;gen auf gerichtliche Entscheidung, die nicht Verwaltungsakte zum Gegenstand haben, aber dennoch ihrem Gegenstand nach im Bereich des Notarrechts liegen, &#252;ber die Generalklausel von &#167; 40 Abs. 1 S. 1 VwGO der allgemeinen Verwaltungsgerichtsbarkeit zuweisen wollte. N&#228;her liegt, da&#223; die - wenigen - F&#228;lle, in denen im Notarrecht Leistungsantr&#228;ge in Betracht kommen, nicht erwogen worden sind und deshalb in die gesetzliche Regelung nicht ausdr&#252;cklich Eingang gefunden haben. Dies liegt zumal deshalb nahe, weil auch die allgemeine Leistungsklage in der VwGO nicht ausdr&#252;cklich geregelt ist. Gr&#252;nde des Sachzusammenhanges sprechen nach alledem daf&#252;r, auch solche Verfahrensantr&#228;ge als von der Sonderzuweisung des &#167; 111 BNotO erfa&#223;t anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2. Die Antragstellerin ist auch antragsbefugt. Ihre Antragsbefugnis ergibt sich daraus, da&#223; sie geltend macht, durch das Unterlassen der begehrten T&#228;tigkeit der Antragsgegnerin in ihren Rechten verletzt zu werden. Da die Antragstellerin von der Antragsgegnerin eine T&#228;tigkeit begehrt, die nicht im Erla&#223; eines Verwaltungsakts liegt, kommt es auf die besonderen Voraussetzungen der &#167;&#167; l11 Abs. 1 S. 2 BNotO, 42 Abs. 2 VwGO nicht an, denn schon die Ber&#252;hmung eines entsprechenden Anspruchs auf T&#228;tigwerden ergibt, da&#223; die Antragstellerin geltend macht, in ihren Rechten verletzt zu sein. Ungeachtet dessen w&#228;ren auch die Voraussetzungen dieser Bestimmungen gegeben, denn die Antragstellerin ber&#252;hmt sich gerade eines eigenen subjektiv &#246;ffentlichen Rechts, kraft dessen sie meint, das begehrte T&#228;tig-werden der Antragsgegnerin verlangen zu k&#246;nnen. Ob dieses Recht gegeben ist, ist keine Frage der Zul&#228;ssigkeit des Antrages.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3. Der Zul&#228;ssigkeit des Antrages steht auch nicht entgegen, da&#223; die Antragstellerin selbst nicht Mitglied der Antragsgegnerin ist. Zwar kommen Verfahren nach &#167; 111 BNotO in aller Regel nur zwischen Notaren, Notarassessoren, Notarbewerbern einerseits und den Notarkammern oder den Beh&#246;rden der Landesjustizverwaltung andererseits in Betracht. Ausnahmen sind aber denkbar, wenn au&#223;enstehende Dritte Rechte aus Bestimmungen der Bundesnotarordnung herleiten. So hat der Senat wiederholt entschieden, da&#223; etwa in Verfahren, in denen die Aufsichtsbeh&#246;rde die Befreiung des Notars von der Pflicht zur Verschwiegenheit ablehnt (&#167; 18. Abs. 2 BNotO), auch der an einer Befreiung interessierte Beteiligte befugt ist, einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach &#167; 111 BNotO zu stellen (Senatsbeschl&#252;sse vom 13.6.1977 - 2 VA(Not) 6/76 - und 23.10.1980 - 2 VA (Ndt) 5/80 -). Das Gesetz enth&#228;lt auch keinen Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; die F&#228;higkeit, an Verfahren gem&#228;&#223; &#167; 111 BNotO beteiligt zu sein, auf den oben angef&#252;hrten Personenkreis beschr&#228;nkt sein soll.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist jedoch nicht begr&#252;ndet. Wenngleich im Grundsatz eine &#246;ffentlichrechtliche Verpflichtung der Antragsgegnerin zur Geltendmachung von Anspr&#252;chen aus Vertrauensschadenversicherungen zu bejahen ist und dieser &#246;ffentlichrechtlichen Verpflichtung auch ein subjektiv &#246;ffentliches Recht dritter Gesch&#228;digter und damit potentieller Beg&#252;nstigter aus Versicherungsleistungen korrespondieren mu&#223;, So ist doch im vorliegenden Fall ein solches subjektiv &#246;ffentliches Recht der Antragstellerin zu verneinen, weil Sie nicht auf Grund einer Notart&#228;tigkeit sondern im Zusammenhang mit ausschlie&#223;lich anwaltlicher T&#228;tigkeit gesch&#228;digt worden ist. Dies ergibt sich aus folgenden Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1. Soweit die Verpflichtung des &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO reicht, ist ein subjektiv &#246;ffentliches Recht der Gesch&#228;digten auf T&#228;tigwerden der Notarkammer zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">a) &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO verpflichtet die Notarkammern, Versicherungsvertr&#228;ge zur Erg&#228;nzung der Haftpflichtversicherung der Notare abzuschlie&#223;en, um auch Gefahren aus Vors&#228;tzlichen Pflichtverletzungen zu versichern. Da&#223; es sich hierbei um eine gesetzliche Verpflichtung handelt, folgt unmittelbar aus dem Wortlaut der Vorschrift, wenn es dort hei&#223;t, die Aufgabe "obliege" der Notarkammer. Der Verpflichtungscharakter ergibt sich im &#252;brigen auch daraus, da&#223; im Gesetz Mindestversicherungssummen vorgeschrieben sind (vgl. BGHZ 85, 173, 177). Diese Verpflichtung geh&#246;rt zu den der Notarkammer als K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts obliegenden Aufgaben, sie stellt damit eine Verpflichtung nach &#246;ffentlichem Recht dar.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Aus der &#246;ffentlichrechtlichen Pflicht zum Abschlu&#223; von Vertrauensschadenversicherungen folgt auch die &#246;ffentlichrechtliche Verpflichtung der Notarkammern, bei Eintritt eines Versicherungsfalles Anspr&#252;che aus dem Versicherungsvertrag geltend zu machen. Diese Folgeverpflichtung zur Geltendmachung des Versicherungsanspruches ist notwendiges Korrelat der Verpflichtung zum Abschlu&#223; der Versicherung. Der mit der gesetzlichen Regelung verfolgte Zweck, Beeintr&#228;chtigungen des Ansehens des Notarstandes in der &#214;ffentlichkeit zu mildern, l&#228;&#223;t sich nur erreichen, wenn Vertrauensschadenversicherungen nicht lediglich abgeschlossen, sondern Leistungen aus diesen Versicherungen auch tats&#228;chlich in Anspruch genommen und an die Gesch&#228;digten ausgekehrt werden. Mit diesem Zweck, Sch&#228;den zu begrenzen und das Vertrauen in den Notarstand und das Amt des Notars zu erhalten, w&#228;re es daher unvereinbar, wenn die Notatkammern nach Belieben dar&#252;ber befinden k&#246;nnten, ob sie Leistungen aus den Versicherungsverh&#228;ltnissen in Anspruch nehmen. Die den Notarkammern nach &#246;ffentlichem Recht obliegende Pflicht geht deshalb auch dahin, bei Eintritt von Versicherungsf&#228;llen die Anspr&#252;che auch geltend zu machen. Dabei wird allerdings eine solche Verpflichtung nicht ausnahmslos angenommen werden k&#246;nnen, weil die Aussichten der Geltendmachung von Fall zu Fall unterschiedlich sein k&#246;nnen und die Notarkammer nicht gehalten sein kann, auf die blo&#223;e Behauptung des Vorliegens eines Versicherungsfalles auch aussichtslose Anspr&#252;che geltend zu machen. Vielmehr ist die Notarkammer nach &#246;ffentlichem Recht als verpflichtet anzusehen, nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen zu pr&#252;fen, ob ein Anspruch aus dem Versicherungsvertrag besteht und seine Durchsetzung Aussicht auf Erfolg hat. Ist z.B. das Bestehen eines Anspruches zweifelsfrei, so wird sie als verpflichtet anzusehen sein, ihn auch durchzusetzen. Ist die Geltendmachung hingegen aussichtslos, kann sie auch nicht verpflichtet sein, im Interesse der Gesch&#228;digten die Geltendmachung zu versuchen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">b) Besteht hiernach eine &#246;ffentlichrechtliche Verpflichtung der Notarkammern, nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen &#252;ber die Geltendmachung von Anspr&#252;chen aus Vertrauensschadenversicherungen zu entscheiden, so ist auch ein dem entsprechendes subjektiv &#246;ffentliches Recht der Gesch&#228;digten auf pflichtgem&#228;&#223;e Ermessensaus&#252;bung zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den hier in Frage stehenden Bereich von Leistungs- und Teilhabeanspr&#252;chen h&#228;ngt die Frage, ob ein subjektiv &#246;ffentliches Recht zu bejahen ist, von der Auslegung der einschl&#228;gigen Rechtss&#228;tze ab. Dabei ist darauf abzustellen, ob dem Rechtssatz eine Verhaltenspflicht f&#252;r den Tr&#228;ger der &#246;ffentlichen Verwaltung zu entnehmen ist, ob der Rechtssatz zumindest auch zur Befriedigung von Individualinteressen und nicht ausschlie&#223;lich im &#246;ffentlichen Interesse geschaffen ist und ob dem Betroffenen die Rechtsmacht einger&#228;umt ist, die normgesch&#252;tzten Interessen gegen&#252;ber dem Verpflichteten durchzusetzen (vgl. Erichsen, Allg. Verwaltungsrecht, 8. Aufl. 1988, &#167; 10 II 5 m.w.N.). Diese Voraussetzungen sind gegeben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Notarkammer als Tr&#228;gerin der &#246;ffentlichen Verwaltung ist - wie ausgef&#252;hrt - die Verpflichtung auferlegt, nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen &#252;ber die Geltendmachung von Versicherungsanspr&#252;chen zu befinden. Diese aus &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO abzuleitende Verpflichtung ist nach Inhalt und Zweck der gesetzlichen Vorschriften auch zum Zwecke der Befriedigung von Individualinteressen geschaffen worden. Der von der Antragsgegnerin vertretenen Auffassung, die Bestimmung diene lediglich der Wahrung des Ansehens des Notarstandes, der Ausgleich von Sch&#228;den sei dabei gleichsam nur Mittel zum Zweck, kann nicht beigetreten werden. Zutreffend ist zwar, da&#223; die Wahrung des Ansehens des Notarstandes und des den Notaren &#252;bertragenen &#246;ffentlichen Amtes prim&#228;rer Zweck der gesetzlichen Regelung gewesen sind. Die Notwendigkeit der Wahrung des Ansehens hat sich aber ergeben, weil - anders als in anderen Bereichen der &#246;ffentlichen Verwaltung, in denen die Staatshaftung eingreift - im Bereich der Amtst&#228;tigkeit von Notaren eine ausreichende Haftungsregelung und Absicherung der durch Pflichtverletzungen gesch&#228;digten B&#252;rger nicht bestand. Die nicht als ausreichend erachtete Absicherung der Gesch&#228;digten hat daher erst weitere Ma&#223;nahmen zur Wahrung des Ansehens des Notarstandes erforderlich gemacht. Damit ist die Schaffung eines angemessenen Ausgleichs f&#252;r Gesch&#228;digte unmittelbarer Zweck der gesetzlichen Regelung, ist die Beg&#252;nstigung der Individualinteressen von durch Pflichtverletzungen gesch&#228;digten B&#252;rgern Zweck und Ziel der Einf&#252;hrung der Pflicht zum Abschlu&#223; von Vertrauensschadenversicherungen gewesen. Die im Verweisungsurteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg zitierten Passagen aus den Gesetzesmaterialien belegen dies in einer jeden Zweifel ausschlie&#223;enden Weise, wenn es dort hei&#223;t, auch bei Pflichtverletzungen von Notaren m&#252;sse der Schutz der gesch&#228;digten B&#252;rger verbessert werden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ist hiernach der Ausgleich von Sch&#228;den betroffener B&#252;rger nicht lediglich Mittel zum Zweck der Regelung &#252;ber die Vertrauensschadenversicherungen, sondern Zweck der gesetzlichen Regelung selbst, so kann die Beg&#252;nstigung durch eine solche Versicherung nicht als blo&#223;er Rechtsreflex der gesetzlichen Regelung angesehen werden. Vielmehr steht dem gesch&#228;digten Personenkreis ein subjektiv &#246;ffentliches Recht auf Erf&#252;llung der den Notarkammern obliegenden gesetzlichen Verpflichtungen und damit auf fehlerfreie Ermessensaus&#252;bung bei der Entscheidung &#252;ber die Geltendmachung von Anspr&#252;chen zu. Dem betroffenen Personenkreis ist auch die Rechtsmacht einger&#228;umt, dieses Recht durchzusetzen. Dies folgt bereits aus Art. 19 Abs. 4 GG. Es spricht nichts daf&#252;r, da&#223; dieser Bereich des den Notarkammern obliegenden Verwaltungshandelns einer gerichtlichen Nachpr&#252;fung entzogen sein oder die Kontrolle des Verwaltungshandelns lediglich den Aufsichtsbeh&#246;rden vorbehalten bleiben sollte.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2. Gleichwohl kann der Antrag aus Rechtsgr&#252;nden keinen Erfolg haben, da die vorstehenden Erw&#228;gungen auf den hier zur Entscheidung stehenden Fall einer Sch&#228;digung im Rahmen ausschlie&#223;lich anwaltlicher T&#228;tigkeit nicht &#252;bertragbar sind.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">So fehlt es bereits an einer gesetzlichen Verpflichtung der Antragsgegnerin, auch f&#252;r F&#228;lle vors&#228;tzlicher anwaltlicher Pflichtverletzungen eine Vertrauensschadenversicherung abzuschlie&#223;en. &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO betrifft ausschlie&#223;lich die Notart&#228;tigkeit. Dies geht zum einen aus dem Gesamtzusammenhang der Regelungen der Bundesnotarordnung, zum anderen daraus hervor, da&#223; die Bestimmung der Erg&#228;nzung der Berufshaftpflichtversicherung nach &#167; 19 a BNotO dienen soll. Eine vergleichbare gesetzliche Regelung f&#252;r Rechtsanw&#228;lte oder f&#252;r den Bereich anwaltlicher T&#228;tigkeit bei Rechtsanw&#228;lten und Notaren besteht nicht. Es kommt hinzu, da&#223; der Antragsgegnerin gegen&#252;ber einem Rechtsanwalt und Notar Befugnisse nur insoweit obliegen und zustehen, als die Berufsaus&#252;bung als Notar in Frage steht. In seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt ist der Rechtsanwalt und Notar hingegen Mitglied der Rechtsanwaltskammer, deren gesetzliche Aufgaben gesondert geregelt sind.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Fehlt es hiernach an einer gesetzlichen Verpflichtung der Antragsgegerin zum Abschlu&#223; einer Vertrauensschadenversicherung auch f&#252;r anwaltliche T&#228;tigkeit, so kann auch ein subjektiv &#246;ffentliches Recht der Antragstellerin, gerichtet auf Geltendmachung von Anspr&#252;chen aus einem solchen Versicherungsverh&#228;ltnis, nicht bejaht werden. Die oben aufgef&#252;hrten Voraussetzungen f&#252;r die Annahme eines solchen subjektiv &#246;ffentlichen Rechts sind nicht gegeben. So kann bereits ein Rechtssatz, der eine entsprechende Verhaltenspflicht des Tr&#228;gers &#246;ffentlicher Verwaltung - hier: eine Pflicht der Antragsgegnerin zum Abschlu&#223; einer Vertrauensschadenversicherung f&#252;r die Anwaltst&#228;tigkeit von Anwaltsnotaren statuiert, nicht festgestellt werden. Es fehlt aber auch jeder Anhalt daf&#252;r, da&#223; der Gesetzgeber durch anwaltliche T&#228;tigkeit verursachte Vertrauenssch&#228;den ersetzt wissen wollte. Die Beweggr&#252;nde, welche zur Schaffung des &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNot0 gef&#252;hrt haben, lagen ausweislich der Gesetzesmaterialien in den Besonderheiten des &#246;ffentlichen Amts des Notars und der nicht bestehenden Staatshaftung. Nichts spricht daf&#252;r, da&#223; auch der Schutz der gesch&#228;digten B&#252;rger, die aus anwaltlicher T&#228;tigkeit Sch&#228;den erlitten haben, verbessert werden sollte. Dies kann deshalb nicht angenommen werden, weil kein sachlicher Grund daf&#252;r erkennbar ist, da&#223; ein solcher Schutz durch Schaffung einer Vertrauensschadenversicherung auf die anwaltliche T&#228;tigkeit von Rechtsanw&#228;lten beschr&#228;nkt werden k&#246;nnte, die zugleich Notare sind, w&#228;hrend bei Nur-Rechtsanw&#228;lten ein solcher Schutz unterbleibt. Aus der Sicht des gesch&#228;digten Mandanten bleibt es gleich, ob der Sch&#228;diger, der im Rahmen anwaltlicher T&#228;tigkeit den Schaden Vors&#228;tzlich verursacht hat, auch Notar ist oder nicht. Wenn der Gesetzgeber auch f&#252;r diesen T&#228;tigkeitsbereich einen gleichen Schutz h&#228;tte schaffen und entsprechend subjektiv &#246;ffentliche Rechte der Gesch&#228;digten h&#228;tte begr&#252;nden wollen, so h&#228;tte es der Aufnahme einer dem &#167; 67 Abs. 2 Nr. 3 BNotO entsprechenden Vorschrift in die Bundesrechtsaftwaltsordnung bedurft. Dies ist jedoch nicht geschehen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Dem l&#228;&#223;t sich nicht entgegenhalten, da&#223; in den Gebieten des Anwaltsnotariats der Notar notwendigerweise auch Anwalt sei und deshalb die Notarkammern ihre gesetzliche Pflicht, &#252;ber Ehre und Ansehen ihrer Mitglieder zu wachen (&#167; 67 Abs. 1 S. 2 BNot0), nur hinsichtlich der Person des Anwaltsnotars insgesamt, nicht hingegen lediglich hinsichtlich seiner Notart&#228;tig keit wahrnehmen k&#246;nnten. Einer solchen Betrachtungsweise steht die Systematik der gesetzlichen Regelungen entgegen. Der Anwaltsnotar ist in seiner Eigenschaft als Notar Mitglied der Notarkammer, in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt geh&#246;rt er der Rechtsanwaltskammer an. Ihm obliegen die sich aus der Bundesnotarordnung ergebenden Pflichten in seiner Eigenschaft als Notar, die sich aus der Bundesrechtsanwaltsordnung ergebenden Pflichten in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt. Dementsprechend ist die Rechtsanwaltskammer zum T&#228;tigwerden berufen, wennein Versto&#223; gegen die sich aus der Bundesrechtsanwaltsordnung ergebenden Verpflichtungen vorliegt, w&#228;hrend bei einem Versto&#223; gegen die Pflichten als Notar die Notarkammer oder die Aufsichtsbeh&#246;rde zust&#228;ndig ist. Die gesetzliche Regelung trennt mithin streng zwischen dem Bereich anwaltlicher und demjenigen notarieller T&#228;tigkeit. Dies erlaubt nicht den Schlu&#223;, da&#223; die Verpflichtung zum Abschlu&#223; einer Vertrauensschadenversicherung sich auch auf die anwaltliche T&#228;tigkeit des Anwaltsnotars erstreckt und ein entsprechendes subjektiv &#246;ffentliches Recht eines Gesch&#228;digten gegen&#252;ber der Notarkammer - gerichtet auf T&#228;tigwerden gegen&#252;ber der Versicherung - anzuerkennen ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis erscheint auch sachgerecht. W&#252;rde eine Verpflichtung der Notarkammern auch zur Schaffung einer Vertrauensschadenversicherung f&#252;r anwaltliche T&#228;tigkeit und demgem&#228;&#223; ein subjektiv &#246;ffentliches Recht des Gesch&#228;digten gegen&#252;ber der Notarkammer bejaht, so w&#252;rden die durch anwaltliche T&#228;tigkeit Gesch&#228;digten ohne sachlich gerechtfertigten Grund ungleich behandelt. Der Mandant, der durch einen "Nur-Rechtsanwalt" vors&#228;tzlich gesch&#228;digt wurde, h&#228;tte keine M&#246;glichkeit, Leistungen aus einer Vertrauensschadenversicherung zu erhalten oder ein entsprechendes T&#228;tigwerden der Notar- oder der Rechtsanwaltskammer zu erzwingen. Der Mandant hingegen, der einen Rechtsanwalt beauftragt hat, der &#8211; zuf&#228;llig - auch Notar ist, h&#228;tte eine Aussicht auf solche Leistungen und k&#246;nnte ein T&#228;tigwerden der Notarkammer gegebenenfalls erzwingen. Da der Gesetzgeber eine Pflicht zum Abschlu&#223; von Vertrauensschadenversicherungen f&#252;r Rechtsanw&#228;lte nicht begr&#252;ndet hat, ist es auch sachgerecht, eine solche Pflicht f&#252;r den Bereich anwaltlicher T&#228;tigkeit bei Anwaltsnotaren zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">3. Etwas anderes ergibt sich schlie&#223;lich auch nicht daraus, da&#223;die Antragsgegnerin f&#252;r ihre Mitglieder tats&#228;chlich eine Vertrauensschadenversicherung abgeschlossen hat, welche auch die anwaltliche T&#228;tigkeit umfa&#223;t. Die Antragsgegnerin hat damit in ihrer Eigenschaft als K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts mehr getan als die ihr auferlegte &#246;ffentlichrechtliche Verpflichtung geboten hat. Hieraus kann aber den Gesch&#228;digten kein &#246;ffentlichrechtlicher Anspruch, kein subjektiv &#246;ffentliches Recht darauf erwachsen, da&#223; Anspr&#252;che aus dieser Versicherung f&#252;r Anwaltliche T&#228;tigkeit auch in gleicher Weise geltend gemacht werden wie Anspr&#252;che aus der Versicherung f&#252;r Notart&#228;tigkeit. Da eine gesetzliche Verpflichtung zur Schaffung einer die anwaltliche T&#228;tigkeit umfassenden Vertrauensschadenversicherung nicht bejaht werden kann, kann auch ein solches subjektiv &#246;ffentliches Recht nicht angenommen werden. Wenn ein Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Verwaltung &#252;ber die ihm obliegenden Verpflichtungen hinausgeht und die Voraussetzungen f&#252;r weitergehende Leistungen schafft, ist dies nicht geeignet, einen Rechtsanspruch des betroffenen B&#252;rgers auf eben diese Leistungen zu begr&#252;nden. Ob etwas anderes dann gelten mu&#223;, wenn der Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Verwaltung durch st&#228;ndige Praxis - gleichsam im Wege der Selbstbindung - Vertrauenstatbest&#228;nde geschaffen hat, so da&#223; sich die gleichm&#228;&#223;ige &#220;bung mit R&#252;cksicht auf den auch im Rahmen der Leistungsverwaltung zu ber&#252;cksichtigenden Gleichheitssatz zu einem Rechtsanspruch des B&#252;rgers verdichten kann, braucht nicht entschieden zu werden. F&#252;r eine solche &#220;bung fehlt jeder Anhalt. Hiergegen spricht bereits, da&#223; die Vertr&#228;ge &#252;ber Vertrauensschadenversicherungen erstmals im Jahre 1981 abgeschlossen wurden, mithin ein l&#228;ngerer Zeitraum gleichm&#228;&#223;iger vertrauensbildender Handhabung bei Eintritt des Schadensfalles noch nicht verstrichen war. Auch fehlt jeder Hinweis daf&#252;r, da&#223; die Antragsgegnerin die Abwicklung von Vertrauenssch&#228;den bei anwaltlicher T&#228;tigkeit in anderen Schadensf&#228;llen abweichend von der im vorliegenden Fall von ihr praktizierten Handhabung vorgenommen haben k&#246;nnte. Vielmehr hat die Antragsgegnerin nachvollziehbar dargelegt, da&#223; die auch die anwaltliche T&#228;tigkeit von Anwaltsnotaren umfassende Bestimmung im Versicherungsvertrag lediglich zur Vermeidung von Abgrenzungsschwierigkeiten dort aufgenommen worden ist. Da&#223; die Antragsgegnerin freiwillige Leistungen der H Versicherungs AG an die Gesch&#228;digten weitergeleitet hat, vermag ebenfalls keinen Rechtsanpruch der Gesch&#228;digten auf T&#228;tigwerden zu begr&#252;nden. Es bleibt der Antragsgegnerin unbenommen, die Rechte aus dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag geltend zu machen; diese aber besagen, da&#223; Versicherungsleistungen an die Gesch&#228;digten auszukehren sind.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 111 Abs. 4 S. 2 BNotO, 200, 201 Abs. 1, 40 Abs. 4 BRAO, &#167; 13 a FGG.</p>
315,079
lg-dusseldorf-1990-08-07-24-s-15690
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
24 S 156/90
1990-08-07T00:00:00
2019-03-13T14:45:45
2022-10-18T15:09:09
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0807.24S156.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 19.01.1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Neuss &#8211; 36 C 339/89 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Landgericht D&#252;sseldorf</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im Namen des Volkes</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Urteil</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">24 S 156/90 &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Verk&#252;ndet am 07.08.1990</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">36 C 339/89 AG Neuss &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8230; Justizangestellte</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">als Urkundsbeamter der Gesch&#228;ftsstelle.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; In dem Rechtsstreit der &#8230;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Beklagte und Berufungskl&#228;gerin,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Proze&#223;bevollm&#228;chtigte : &#8230;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">g e g e n</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die &#8230;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kl&#228;gerin und Berufungsbeklagte,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2 -</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Proze&#223;bevollm&#228;chtigte : &#8230;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">hat die 24. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 17. Juli 1990 unter Mitwirkung des Vorsitzenden Richters am Landgericht &#8230;, des Richters am Landgericht &#8230; und der Richterin am Landgericht &#8230;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Recht erkannt:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten gegen das am 19.01.1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Neuss &#8211; 36 C 339/89 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Entscheidungsgr&#252;nde :</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung ist zul&#228;ssig, hat aber in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1004 BGB, 41 Abs. 1 Nr. 1 a, 50 Nachbarrechtsgesetz NW berechtigt, die Beseitigung der Pyramidenhainbuche zu verlangen, da mit der Anpflanzung in einer Entfernung von zwei Metern zur Grundst&#252;cksgrenze der ma&#223;gebliche Grenzabstand nicht eingehalten ist. Die Kammer folgt</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3 -</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">den Ausf&#252;hrungen des Amtsgerichts, wonach die in Rede stehende Pyramidenhainbuche zu den stark wachsenden B&#228;umen zu z&#228;hlen ist, f&#252;r die gem&#228;&#223; &#167; 41 Abs. 1 Nr. 1 a Nachbarrechtsgesetz NW ein Abstand von vier Metern zum Nachbargrundst&#252;ck einzuhalten ist. Der Vergleich mit den dort genannten B&#228;umen, deren Aufz&#228;hlung nicht abschlie&#223;end ist, l&#228;&#223;t dies zu. Unter stark wachsenden B&#228;umen im Sinne der Bestimmung sind die zu verstehen, die besonders gro&#223; werden (Sch&#228;fer, Nachbarrechtsgesetz NW, 8. Aufl., &#167; 41 Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch wenn es sich bei den aufgef&#252;hrten B&#228;umen um solche handelt, die eine H&#246;he erreichen, die noch &#252;ber der bei der Pyramidenhainbuche unstreitig im allgemeinen zu erwartenden H&#246;he von zwanzig Metern liegt, sind die Merkmale eines hohen Wuchses durchaus zu bejahen, zumal auch Linden, wie die Beklagte dargelegt hat, mit einer H&#246;he von 25m, also keinem eklatanten H&#246;henunterschied zur Pyramidenhainbuche, zu den stark wachsenden B&#228;umen geh&#246;ren. Schlie&#223;lich liegt den nachbarrechtlichen Bestimmungen der Ma&#223;stab zugrunde, bei welchen grenznahen Bepflanzungen f&#252;r den Grundst&#252;cksnachbarn eine St&#246;rung vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ein zwanzig Meter hoher Baum in einer Entfernung, bei der die Krone mit der zu erwartenden Breite von vier Metern an die Grenze heranreicht, mu&#223; aber als st&#246;rend empfunden werden. Auch der Sachverst&#228;ndige &#8230; ist in seinem</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4 -</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Gutachten vom 09.09.19854 im Rechtsstreit der Parteien 7 O 269/84 - Landgericht D&#252;sseldorf - , das er m&#252;ndlich erl&#228;utert hat, von dieser Einordnung ausgegangen. Seine Angaben von Amts wegen zu verwerten, ist dem Gericht erlaubt (Baumbach/Hartmann, ZPO, 47. Aufl., Einf&#252;hrung &#167; 284 Anm. 4 B, &#167; 286, Anm. 4 B; BGH NJW 82, 2874).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Einholung eines weiteren Gutachtens besteht schon nach den tats&#228;chlichen Gegebenheiten bez&#252;glich Standort und erwartungsgem&#228;&#223;em Wuchs des Baumes kein Anla&#223; (&#167; 412 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Streitwert zweiter Instanz : 1.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8230;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8230;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8230;</p>
315,081
lg-dusseldorf-1990-07-31-24-s-17490
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
24 S 174/90
1990-07-31T00:00:00
2019-03-13T14:45:49
2022-10-18T15:09:09
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0731.24S174.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 14. Februar 1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Neuss -30 C 326/88 &#173;teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t: </p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 2.047,28 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.10.1987 sowie weitere 370,85 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.02.1989 sowie weitere 932,76 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 03.12.1989 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Der Beklagte wird weiter verurteilt, an die Kl&#228;gerin weitere 2.746,60 DM zu zahlen. </p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die weiterehende Berufung der Kl&#228;gerin </p> <p>und die Anschlu&#223;berufung des Beklagten </p> <p>werden zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges </p> <p>tragen die Kl&#228;gerin 7/100, der Beklagte 93/100. </p> <p></p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges werden zu 5/47 der Kl&#228;gerin, zu 42/47 dem Be-klagten auferlegt. </p> <p> </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Beide Rechtsmittel sind zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin hat auch in der Sache &#252;berwiegend Erfolg; die Anschlu&#223;berufung des Beklagten ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in H&#246;he eines Betrages von insgesamt 6.097,49 DM begr&#252;ndet, dar&#252;ber hinaus unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist gem&#228;&#223; &#167; 535 Satz 2 BGB berechtigt, von dem Beklagten nicht gezahlte Mietzinsen f&#252;r die Zeit von September 1985 bis einschlie&#223;lich Dezember 1989 in H&#246;he des genannten Betrages zu verlangen. Im Streit sind Mieteinbehaltungen des Beklagten in dem angegebenen Zeitraum abz&#252;glich verrechneter Nebenkosten-Guthaben f&#252;r 1985/86 von 219,24 DM und f&#252;r 1986/87 von 852,08 DM -, insgesamt ein Betrag von 6.556,29 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dieser Mietzins war nur teilweise gem&#228;&#223; &#167; 537 BGB gemindert.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine Minderung ist nicht gegeben, soweit der vom Beklagten beanstandete Zustand der Mietsache schon bei Abschlu&#223; des Mietvertrages vorhanden war. Denn insoweit ergibt sich keine Abweichung der Ist -Beschaffenheit zur Soll-Beschaffenheit, also zum vertraglich vereinbarten Zustand. Der Beklagte hat die Wohnung gem&#228;&#223; &#167; 8 des Mietvertrages im vor&#173;handenen und ihm bekannten Zustand &#252;bernommen, also als vertragsm&#228;&#223;ig anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mangels Abweichung vom vertragsm&#228;&#223;igen Zustand kommt daher eine Minderung von vornherein nicht Betracht bez&#252;glich folgender Positionen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Fu&#223;leisten</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">zerbrochenes T&#252;rschild</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Fliesen im Bad</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">SchlagsteIle an der Badewanne</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">verzogene Wohnungseingangst&#252;r</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Pakettboden in der K&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach dem unwidersprochenen Vortrag der Kl&#228;gerin waren die insoweit vom Beklagten nach Beginn des Mietverh&#228;ltnisses erhobenen Beanstandungen bereits bei Mietvertragsabschlu&#223; vorhanden. Auch hat die Kl&#228;gerin eine Reparatur nicht zugesagt. &#220;berdies hat der Beklagte durch vorbehaltlose Zahlung des vollen Mietzinses seit Oktober 1984 -M&#228;ngelr&#252;gen hat er erstmals mit Schreiben vom 12.02.1985 erhoben -die Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Mietsache best&#228;tigt und h&#228;tte daher ein Minderungsrecht gem&#228;&#223; &#167; 539 BGB verloren.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Vorbringens der Kl&#228;gerin in der Berufungsschrift , dem der Beklagte nicht entgegen getreten ist, ist davon auszugehen, da&#223; auch die beiden Balkont&#252;ren (Positionen 5 und 6) von Anfang an die Beschaffenheit aufwiesen, die der Beklagte sp&#228;terhin (Schreiben vom 12.02.1985) bem&#228;ngelt hat. Selbst wenn eine schlechte Verschlie&#223;barkeit aber erst im Laufe des Mietverh&#228;ltnisses eingetreten sein sollte, so l&#228;&#223;t sich eine mehr als unerhebliche Gebrauchsbeeintr&#228;chtigung, wie sie eine Minderung nach &#167; 537 BGB voraussetzt, nicht feststellen. Die im Protokoll &#252;ber die Ortsbesichtigung sowie im erstinstanzlichen Urteil beschrieben Undichtigkeit der unteren Balkont&#252;r durch Fehlen eines Beschlages, der dann im Januar 1989 angebracht wurde, ergibt nicht, da&#223; hierdurch der mit Doppelt&#252;ren versehene Ausgang zum Balkon in einer beachtlichen Weise Zugluft oder N&#228;sse durchgelassen hat. Entsprechendes gilt f&#252;r die obere Balkont&#252;r. Da&#223; durch ein Nichtfunktionieren eines von vier Schlie&#223;mechanismen mit der Folge eines leichten Abstehens der T&#252;r im oberen Bereich die Sicherung der T&#252;r oder aber die Benutzung des Zimmers durch Zugluft oder gar K&#228;lte oder N&#228;sse beeintr&#228;chtigt war, ist vom Beklagten weder substantiiert vorgetragen, noch kann dies den Beschreibungen des Amtsgerichts entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Als ein grunds&#228;tzlich die Minderung rechtfertigender Umstand kann indessen die unfachgem&#228;&#223;e Tapezierung der Wohnzimmerdecke, die die Kl&#228;gerin nach einem Absenken der Decke veranla&#223;t hat, angesehen werden. Nach den von der Kl&#228;gerin nicht mehr bestrittenen Feststellungen des Amtsrichters aufgrund der von ihm durchgef&#252;hrten Ortsbesichtigung war die Tapezierung nicht fachgerecht ausgef&#252;hrt, sondern laienhaft und lie&#223; optisch deutIiche Fugen erkennen. Allerdings gibt schon die Bemessung einer Minderung von 1 % Anla&#223; zu Bedenken, ob es sich um eine mehr als unerhebliche Beeintr&#228;chtigung der Gebrauchstauglichkeit der Wohnung handelt. Immerhin geht es um eine Beeintr&#228;chtigung im haupts&#228;chlichen Wohn&#173;bereich. Sie kann im Verein mit den bestehenden M&#228;ngeln an den Tapeten in Bad und Diele, die mit der &#196;nderung der Warmwasserversorgung einhergegangen sind und die das Amtsgericht ebenfalls mit einer 1%igen Minderung bewertet hat, als Herabsetzung der Gebrauchstauglichkeit um insgesamt 2% angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ein Minderungsrecht ist nicht gegeben wegen der &#196;nderung der Wasserversorgung selbst. Die Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit ist in der Gesamtschau zu sehen. Dem Nachteil einer gelegentlichen Einschr&#228;nkung bei der gleichzeitigen Entnahme von warmen Wasser an zwei Stellen der Wohnung steht die nicht unerhebliche Energieeinsparung gegen&#252;ber. Es ist gerichtsbekannt und bedarf daher nicht einer Begutachtung durch einen Sachverst&#228;ndigen, da&#223; die bei einer zentralen Warmwasserversorgung gegebene st&#228;ndige Bereithaltung eines Reservoirs an warmem Wasser sowie den durch die Zuleitung zu den Wohnungen bedingten W&#228;rmeverlust ein Energieverbrauch entsteht. Die Kl&#228;gerin hat ihn mit ihren konkreten Verbrauchsangaben, denen der Beklagte nicht entgegen getreten ist, belegt. Da&#223; er durch einen Mehrverbrauch an Strom durch die elektrischen Durchlauferhitzer wettgemacht werde, hat der Beklagte nicht anhand konkreter Gegen&#252;berstellungen seines Strom&#173;verbrauchs vor und nach der Umstellung der Warmwasserversorgung dargelegt. Auch hier steht nach den allgemeinen Erfahrungen fest, da&#223; der Energieverbrauch durch das Betreiben einer zentralen Warmwasserbereitungsanlage ganz erheblich h&#246;her ist als derjenige, der durch das Betreiben von Durchlauferhitzern entsteht. Es ist anerkannt; da&#223; letzteres in jedem Falle kosteng&#252;nstiger ist und eine Verbesserung darstellt. Schlie&#223;lich er&#246;ffnet sie den Mietern die bessere M&#246;glichkeit f&#252;r eine Energieeinsparung. Insgesamt ergibt sich ein Vorteil, der die geringf&#252;gigen Nachteile einer nicht stets gleichzeitigen Warmwasserentnahmem&#246;glichkeit mindestens voll aufwiegt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine mehr als unerhebliche Herabsetzung der Ge&#173;brauchstauglichkeit der Wohnung kann insoweit auch nicht durch eine zeitweilige Verminderung des Wasserdrucks angenommen werden. Die Beweisaufnahme hat ergeben, da&#223; sich dieser Zustand nur ganz vor&#252;bergehend und auf kurze Dauer in den hei&#223;en Sommermonaten gezeigt hat. Die Zeugin&#160;X hat glaubhaft bekundet, da&#223; sie in ihrer Wohnung etwa drei-bis viermal in dieser Hinsicht-Probleme gehabt habe, insgesamt in einem Zeitraum von einer Woche, und da&#223; auch Bewohner der Wohnungen in den Obergeschossen sich nicht dar&#252;ber beschwert h&#228;tten. Eine weitergehende Beeintr&#228;chtigung in seiner Wohnung hat der Beklagte nicht anhand konkreter Datenangaben dargelegt, jedenfalls aber nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es bleibt daher die oben genannte Minderung wegen der Tapezierarbeiten der Kl&#228;gerin, d. h. % von M&#228;rz 1986 bis Dezember 1989 von einem Mietzins von 620,00 DM (Position 9) und 1 % von September 1981 bis Dezember 1989 von 620,00 DM. Das sind jeweils 6,20 DM f&#252;r 46 Monate = 285,20 DM und 6,20 DM f&#252;r 28 Monate = 173,60 DM, insgesamt 458,80 DM. In diesem Umfang ist der mit der Klage geltend gemachte Betrag zu k&#252;rzen. Das Zinverlangen ist aus &#167; 288 BGB begr&#252;ndet. F&#252;r den mit der Berufung weiterverfolgten Betrag sind Zinsen nicht geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die weitergehende Klage ist abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Abz&#252;ge der Nebenkostenguthaben sind ber&#252;cksich&#173;tigt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Streitwert zweiter Instanz:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Berufung der Kl&#228;gerin: 3.205,40 DM,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Anschlu&#223;berufung des Beklagten: 1.100,16 DM,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">insgesamt 4.305,56 DM.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left: 18px;"></p>
315,082
olgk-1990-07-30-16-wx-6090
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 60/90
1990-07-30T00:00:00
2019-03-13T14:45:50
2022-10-18T15:09:09
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0730.16WX60.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschlu&#223; des Landgerichts vom 23. April 1990 und der Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 4. Dezember 1989 werden teilweise dahin abge&#228;ndert, da&#223; der Antrag der Antragsteller auf Ung&#252;ltigerkl&#228;rung des Beschlusses der Eigent&#252;merversammlung vom</p><p>3. November 1988 zu TOP 1) zur&#252;ckgewiesen wird.</p><p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen, soweit sie sich gegen den landgerichtlichen Beschlu&#223; zu TOP 2) des Eigent&#252;merbeschlusses vom 3. November 1988 richtet.</p><p>Die Gerichtskosten aller Instanzen haben die Antragsteller und die Antragsgegner je zur H&#228;lfte zu tragen.</p><p>Au&#223;ergerichtliche Kosten sind insgesamt nicht zu erstatten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten sind die vier Eigent&#252;mer ihrer Wohnungseigentumsanlage. Die drei Antragsgegner beheizen ihre Wohnungen mit Strom Gas-Etagenheizungen, f&#252;r die sie keinen der urspr&#252;nglich vorhandenen zahlreichen Schornsteine des Geb&#228;udes nutzen. Die Antragsteller beheizen ihre Erdgescho&#223;wohnung mit einer &#246;lheizung, die sich in einem ihnen als Sondereigentum geh&#246;renden Keller befindet, und nutzen daf&#252;r allein einen der Schornsteine des Hauses. Sie wollen ihren alten Heizkessel durch einen modernen Niedertemperatur-Heizkessel ersetzen. Daf&#252;r ist es erforderlich, da&#223; in den von ihnen genutzen Schornstein ein Edelstahlrohr eingebaut wird. Die Beteiligten streiten im wesentlichen dar&#252;ber, ob die Kosten dieses Rohres und seiner Reinigung von der Eigent&#252;mergemeinschaft oder von den Antragstellern allein zu tragen sind.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Diese Frage war auch Gegenstand der Eigent&#252;merversammlung vom 3. November 1988. Es wurde dabei u. a. "beschlossen", da&#223; die Antragsgegner die Antragsteller "auffordern, die jetzt anfallende Instandsetzung des von den Antragstellern allein genutzten Schornsteins auf ihre Kosten durchzuf&#252;hren und Kosten der zuk&#252;nftigen Instandhaltung zu tragen (= TOP1)) sowie die jeweils anfallenden Kosten der Schornsteinreinigung f&#252;r den vorgenannten Schornstein zu tragen (= TOP 2))."</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Antragsteller hat das Amtsgericht u. a. die Eigent&#252;merbeschl&#252;sse zu TOP 1) und 2) f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt und festgestellt, "da&#223; die Eigent&#252;mer des Hauses als Gesamtgemeinschaft verpflichtet sind, die Kosten der Instandhaltung und Instandsetzung des von den Antragstellern benutzten Kamins zu tragen."</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die dagegen von den Antragsgegnern eingelegte sofortige Beschwerde zur&#252;ckgewiesen und den Hilfsantrag der Antragsgegner verworfen, mit dem diese die Verpflichtung der Antragsteller begehren, "einer &#196;nderung der Teilungserkl&#228;rung (= TE ) darin zuzustimmen, da&#223; die Antragsteller k&#252;nftig f&#252;r die Instandsetzung und Instandhaltung des von ihrer Wohnung genutzten Kamins allein aufzukommen haben."</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen eingelegte sofortige weitere Beschwerde der Antragsgegner ist zul&#228;ssig (&#167;&#167; 43 Abs. 1, 45 Abs. 1 WEG; &#167;&#167; 27, 29 FGG) und zu TOP 1) begr&#252;ndet, weil die Entscheidung des Landgerichts insoweit auf einer Gesetzesverletzung beruht (&#167; 27 FGG). Zu TOP I) hat das jetztige Rechtsmittel keinen Erfolg. Der Hilfsantrag der Antragsgegner ist gegenstandslos geworden.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Senat sieht einen Rechtsfehler der Vorinstanzen darin, da&#223; diese in dem von den Antragstellern gew&#252;nschten Einbau eines Edelstahlrohres in den streitigen Schornstein eine Ma&#223;nahme der Instandhaltung bzw. Instandsetzung gesehen haben, wie sie in &#167;&#167; 16 Abs. 2, 21 Abs. 5 Nr. 2 WEG angesprochen sind.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Tats&#228;chlich handelt es sich dabei um eine bauliche Ver&#228;nderung im Sinne von &#167; 22 Abs. 1 WEG. Die Antragsteller streben n&#228;mlich eine bauliche Umgestaltung des vorhandenen Schornsteins an. Dies beruht auf folgendem:</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der von den Antragstellern geplante neue Heizkessel ist als Niedertemperaturkessel nur funktionsf&#228;hig, wenn er an einen Schornstein mit einem st&#228;rkeren Zug angeschlossen wird. Andernfalls w&#252;rde - da nach dem Vorbringen der Antragsteller "die Abgastemperaturen des neuen Heizkessels bei weitem nicht mehr so hoch sein werden wie die des vorhandenen " - die Abgasgeschwindigkeit so gering werden und damit die Verweildauer der Abgase im Schornstein so zunehmen, da&#223; die Rauchgase w&#228;hrend des Aufsteigens im Schornstein abk&#252;hlen und dadurch Feuchtigkeit abgeben, die sich mit dem im Rauch enthaltenen Ru&#223; an dem Mauerwerk des Schornsteins abschl&#228;gt und teilweise in diesen und die anschlie&#223;enden W&#228;nde eindringt (Versottung). Die deshalb erforderliche Erh&#246;hung der Abgasgeschwindigkeit wird durch eine Verringerung des Querschnitts des Schornsteins erreicht. Zu diesem Zweck wird in den Schornstein ein Rohr eingesetzt, das nur den der erforderlichen Abgabsgeschwindigkeit angepa&#223;ten Durchmesser hat. Der vorhandene Schornstein wird davon nicht weiter ber&#252;hrt; nur wird er in seinen urspr&#252;nglichen Ausma&#223;en nicht mehr genutzt. Die Abgase entweichen nur noch durch das engere Stahlrohr.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, da&#223; die Antragsteller eine Sanierung des Schornsteins in seiner derzeitigen baulichen Gestalt gar nicht erreichen wollen. Sie behaupten deshalb auch nicht etwa, das Mauerwerk des Schornsteins habe Risse, die Verfugung sei undicht oder dergleichen. Ihr Ziel ist eine technische/bauliche Umgestaltung des Schornsteins (Querschnittsverringerung) die - wenn es die Stahlrohre nicht g&#228;be - etwa durch ein Ausmauern oder Erneuern des Schornsteins herbeigef&#252;hrt werden m&#252;&#223;te. Somit handelt es sich um eine bauliche Ver&#228;nderung im Sinne von &#167; 22 Abs. 1 WEG.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vorliegend besteht die Besonderheit, da&#223; die angestrebte Ma&#223;nahme allein dem Interesse der Antragsteller dient, weil sie nur f&#252;r die Heizungsanlage ihres Sondereigentums erforderlich ist, die anderen Wohnungseigent&#252;mer davon nicht betroffen werden und sich deshalb auch nicht betroffen f&#252;hlen. F&#252;r einen solchen Fall ist einerseits in &#167; 22 Abs. 1 Satz 2 WEG geregelt, da&#223; die Antragsteller - im Gegensatz zu der bei baulichen Ver&#228;nderungen im allgemeinen erforderlichen Zustimmung aller anderen Wohnungseigent&#252;mer (&#167; 22 Abs. 1 Satz 1 WEG)- in diesem Fall nicht der Zustimmung der Antragsgegner f&#252;r ihre Bauma&#223;nahme bed&#252;rfen (vorliegend erheben die Antragsgegner auch keine Einwendungen dagegen). Andererseits ist aber zum Ausgleich daf&#252;r in &#167; 16 Abs. 3 WEG bestimmt, da&#223; die anderen Wohnungseigent&#252;mer dann auch nicht verpflichtet sind, die durch eine Ma&#223;nahme entstehenden Kosten mit zu tragen (sie allerdings auch nicht nutzen d&#252;rfen, was die Antragsgegner vorliegend auch nicht wollen).</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grunde waren die Antragsgegner berechtigt, die Erkl&#228;rung abzugeben, da&#223; sie eine Beteiligung an den Kosten der Schornstein-Ver&#228;nderung ablehnen. Das haben sie am 3. November 1988 gem&#228;&#223; TOP 1) des Versammlungsprotokolls getan, damit aber auch den Antragstellern die Befugnis zur Vornahme der gew&#252;nschten Bauma&#223;nahme einger&#228;umt.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt dann ferner, da&#223; die Antragsgegner zu Recht weiterhin verlangt haben, da&#223; die Antragsteller auch die Kosten der Instandhaltung des Edelstahlrohres zu tragen haben.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kann TOP 1) nicht f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt werden. Die insoweit ergangenen Beschl&#252;sse der Vorinstanzen sind deshalb entsprechend abzu&#228;ndern.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dann aber ist der Hilfsantrag der Antragsgegner schon gegenstandslos geworden. Denn er ist dahin zu verstehen, da&#223; er f&#252;r den Fall gestellt worden ist, da&#223; es bei der Ung&#252;ltigerkl&#228;rung von TOP 1) verbleibt; nur darin sind n&#228;mlich noch Kosten der Instandsetzung und Instandhaltung angesprochen (wenn man ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Antragsgegner die Entscheidung der Vorinstanzen hinsichtlich des Feststellungsantrags der Antragsteller mit der weiteren Beschwerde nicht angegriffen haben, weil sie mit der erstrebten &#196;nderung der Teilungserkl&#228;rung nur noch eine Ver&#228;nderung f&#252;r die Zukunft beabsichtigen).</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dagegen haben die Vorinstanzen TOP 2) des Eigent&#252;merbeschlusses vom 3. November 1988 zu Recht f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da die Schornsteine des Hauses nicht durch &#167; 3 TE zum Gegenstand von Sondereigentum gemacht worden sind, geh&#246;ren sie gem&#228;&#223; &#167; 4 TE zum gemeinschaftlichen Eigentum.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Betriebskosten des Gemeinschaftseigentums - hier die Kehrgeb&#252;hren des Schornsteinfegers geh&#246;ren deshalb zu den Lasten, die nach &#167; 16 Abs. 2 WEG von allen Wohnungseigent&#252;mern nach dem Verh&#228;ltnis ihrer Anteile zu tragen sind (vgl. Bielefeld, Der Wohnungseigent&#252;mer, 3. Aufl., Seite 121). Dann aber waren die Antragsgegner nicht berechtigt, einseitig von den Antragstellern zu verlangen, da&#223; diese die Kosten der Schornsteinreinigung "ab sofort" allein tragen. Das gilt n&#228;mlich auch dann, wenn ein Teil der Wohnungseigent&#252;mer bestimmte Einrichtungen nicht benutzt; denn es besteht kein allgemeiner Grundsatz, wonach ein Wohnungseigent&#252;mer Kosten f&#252;r solche Einrichtungen nicht zu tragen hat, die ihm pers&#246;nlich keinen Nutzen bringen (vgl. BGH NJW 1984, 2576).</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 47 WEG. Unter Ber&#252;cksichtigungdes Ausgangs des Verfahrens und der unterschiedlichen Entscheidungen in den drei Instanzen entspricht es der Billigkeit, die Kosten des gesamten Verfahrens gegeneinander aufzuheben.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wert der weiteren Beschwerde: 5.000,-- DM</p>
315,083
lg-duisburg-1990-07-26-2-s-5890
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 S 58/90
1990-07-26T00:00:00
2019-03-13T14:45:52
2022-10-18T15:09:09
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1990:0726.2S58.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Dinslaken vom 10. Januar 1990 &#8211; 9 C 477/89 &#8211; abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall dem Grunde nach im vollem Umfang verlangen. Mit dieser Klage begehrt der Kl&#228;ger Erstattung von Mietwagenkosten in H&#246;he von weiteren 3.632,86 DM, w&#228;hrend die Beklagten der Ansicht sind, der von dem Kl&#228;ger berechtigterweise geltend gemachte Schaden sei auch hinsichtlich der Mietwagenkosten mit den bereits bezahlten 12.180,89 DM abgegolten. Das Amtsgericht hat der Klage stattgegeben. Die hiergegen von den Beklagten eingelegte Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagten keinen weiteren Schadensersatzanspruch aus &#167;&#167; 7, 18 StVG, 3 PflVG, weil entsprechend der Ansicht der Beklagten der von dem Kl&#228;ger berechtigterweise geltend gemachte Schadensersatzanspruch mit dem bezahlten Betrag bereits vollst&#228;ndig abgegolten ist, insbesondere hat der Kl&#228;ger keinen Anspruch auf Ersatz weiterer Mietwagenkosten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Unfall erfolgte am 28.06.1989, d. h. zu einem Zeitpunkt, als der Urlaub des Kl&#228;gers vom 2.- bis 16.7.1989, f&#252;r den er seinen bei dem Unfall besch&#228;digten PKW ben&#246;tigte, unmittelbar bevorstand. Durch den Unfall wurde sein PKW derart besch&#228;digt, dass eine Reparatur bis zum 14.07.1989 n&#246;tig wurde. Der Kl&#228;ger war deshalb berechtigt, sich zur Durchf&#252;hrung seines geplanten Urlaubs ein Ersatzfahrzeug anzumieten. Da aber von vornherein eine l&#228;ngere Mietdauer in Betracht kam, musste der Kl&#228;ger Preisvergleiche anstellen (vgl. Palandt/Heinrichs, Kommentar zum BGB, 49. Aufl., &#167; 449, Anm. 3 b mit weiteren Nachweisen aus der Rechtsprechung). Die Beklagten haben dazu eine Preisliste der Firma vorgelegt, wonach der Kl&#228;ger dort einen PKW gleichen Typs (Mercedes 230 E) zu einem Monatstarif incl. 2000 Kilometer f&#252;r 2.970,00 DM h&#228;tte anmieten k&#246;nnen. Der Kl&#228;ger hat die Richtigkeit dieser Preisliste nicht bestritten. Aufgrund der Tatsache, dass der Kl&#228;ger in seinem Urlaub insgesamt 2.904 Kilometer zur&#252;ckgelegt hat, waren zu dem vorbenannten Betrag noch 768,40 DM (904 Kilometer x 0,85 DM) hinzuzurechnen mit dem Ergebnis, dass der Kl&#228;ger bei der Anmietung eines vergleichbaren Ersatzfahrzeuges bei der Firma </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">insgesamt 3.738,40 DM zu zahlen gehabt h&#228;tte. Bei dem weiterhin vorzunehmenden Abzug von 20 % wegen ersparten Aufwendungen = 774,68 DM errechnet sich daraus ein zu erstattender Betrag von nicht ganz 3.000,00 DM. Hinzu kommt, dass der Kl&#228;ger das Fahrzeug nur f&#252;r einen Zeitraum von etwas mehr als zwei Wochen ben&#246;tigte, das Fahrzeug also deutlich vor Ablauf der Mietdauer von einem Monat h&#228;tte zur&#252;ckgeben k&#246;nnen. Unter Umst&#228;nden h&#228;tte ihm der Vermieter deshalb noch einen Nachlass gew&#228;hrt, worauf es vorliegend aber nicht ankommt. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Denn mit den gezahlten 12.180,89 DM sind s&#228;mtliche sonstigen Schadenspositionen des Kl&#228;gers vollst&#228;ndig abgegolten und gleichzeitig 3.000,00 DM an Mietwagenkosten erstattet. Dieser Betrag deckt &#8211; wie ausgef&#252;hrt &#8211; die Kosten ab, die der Kl&#228;ger zum Bespiel bei Inanspruchnahme der Firma h&#228;tte aufwenden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Pflicht zum Preisvergleich entfiel auch nicht deshalb, weil der Urlaub wenige Tage nach dem Unfall anstand, denn mittels eines Telefons k&#246;nnen derartige Preisvergleiche ohne gro&#223;en zeitlichen Aufwand durchgef&#252;hrt werden. Der Kl&#228;ger kann sich auch nicht darauf berufen, er habe von Monatstarifen im Gegensatz zu dem gew&#228;hlten Tagestarif nichts gewusst, denn es ist allgemein bekannt, dass bei Anmietung eines Gegenstandes &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum g&#252;nstigere Preise gew&#228;hrt werden als bei Anmietung nach Tagen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auch eine eventuelle Pflicht des Kl&#228;gers zur Vorauszahlung oder zur Stellung einer Kaution &#228;ndert nichts, denn es ist von dem Kl&#228;ger nicht dargetan, dass er dazu nicht in der Lage gewesen w&#228;re. einen eventuell ihm dadurch entstandenen Schaden, etwa durch Eingehung einer Zinspflicht, h&#228;tte er als weiteren Schadensposten geltend machen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p>
315,084
ovgnrw-1990-07-25-16-a-73990
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
16 A 739/90
1990-07-25T00:00:00
2019-03-13T14:45:54
2022-10-18T15:09:07
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1990:0725.16A739.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des Vollstreckungsbetrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in derselben H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat laut Feststellungs- und R&#252;ckzahlungsbescheid des Bundesverwaltungsamtes vom 18. April 1986 Darlehen nach dem Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetz in H&#246;he von 27.900,-- DM zur&#252;ckzuzahlen. Gem&#228;&#223; Bescheid vom 3. Februar 1987 hat sie dies in viertelj&#228;hrlichen Raten von 360,-- DM zu tun, beginnend ab 30. April 1988. Mit Bescheid vom 10. M&#228;rz 1988 wurde sie f&#252;r den Zeitraum Februar 1988 bis Januar 1989 und in der Folgezeit bis</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Januar 1991 von ihrer R&#252;ckzahlungsverpflichtung gem&#228;&#223; &#167; 18 a BAf&#246;G freigestellt. Bereits mit Schreiben vom 12. November 1986 hatte sie unter Hinweis auf eine lebensgef&#228;hrliche Erkrankung um v&#246;llige Befreiung von der R&#252;ckzahlungsverpflichtung gebeten. Dies lehnte das Bundesverwaltungsamt durch Bescheid vom 10. Februar 1988 ab. Der Widerspruch wurde durch Widerspruchsbescheid vom 10.&#160;M&#228;rz 1988 zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Klage hat die Kl&#228;gerin geltend gemacht: Inzwischen sei festgestellt worden, da&#223; sie au&#223;er ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung noch einen Gehirninfarkt erlitten habe. Sie sei zu 70 v. H. schwerbehindert, und ihre gesundheitliche Situation werde sich sicherlich nicht bessern. Es sei daher nicht nur in h&#246;chstem Ma&#223;e unwahrscheinlich, sondern auch mit Sicherheit auszuschlie&#223;en, da&#223; sie jemals das Darlehen auch nur teilweise zur&#252;ckzahlen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat sinngem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Bundesverwaltungsamtes vom 10. Februar 1988 und dessen Widerspruchsbescheid vom 10. M&#228;rz 1988 aufzuheben und die Beklagte <em>zu</em> verpflichten, ihr das gew&#228;hrte Darlehen in H&#246;he von 27.900,-- DM zu erlassen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen den klageabweisenden Gerichtsbescheid des Verwaltungsgerichts hat die Kl&#228;gerin Berufung eingelegt und vorgetragen: Sie lebe von Sozialhilfe, und es bestehe krankheits- und behinderungsbedingt keine Aussicht auf eine &#196;nderung ihrer wirtschaftlichen Situation. Der Erla&#223; sei daher "als das letzte Mittel" gerechtfertigt, und bei einer sozialen und humanen Gesetzesauslegung sei in ihrem Falle eine besondere H&#228;rte zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den angefochtenen Gerichtsbescheid zu &#228;ndern und entsprechend ihrem erstinstanzlichen Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Streitakte und der vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge des Bundesverwaltungsamtes Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin, &#252;ber die der Senat gem&#228;&#223; SS 101 Abs. 2, 125 Abs. 2 VwG() mit Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheidet, hat keinen Erfolg. Der Senat verweist zun&#228;chst auf die zutreffenden Gr&#252;nde des Verwaltungs&#8209;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">gerichts in dem angefochtenen Gerichtsbescheid (Art. 2 &#167; 6 Ent1G).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsvorbringen der Kl&#228;gerin rechtfertigt keine f&#252;r sie g&#252;nstigere Beurteilung der Sach- und Rechtslage. Selbst wenn man davon ausgeht, einem BAf&#246;G-Darlehensnehmer k&#246;nne ein Anspruch auf Erla&#223; der Darlehensforderung nach &#167; 7 DarlehensV iVm &#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BHO grunds&#228;tzlich zustehen, ist im vorliegenden Falle der Erla&#223; nicht "das letzte Mittel", das Anwendung finden mu&#223;. Ein Erla&#223; nach &#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BHO soll nur m&#246;glich sein, wenn eine Stundung nach &#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BHO nicht in Betracht kommt (vgl. Nr. 3.2 Vorl. VV-BHO zu &#167; 59). Die Freistellung nach &#167; 18 a BAf&#246;G ist der Sache nach eine Stundung, die sich von dieser dadurch unterscheidet, da&#223; keine Stundungszinsen anfallen. Da und solange eine Freistellung nach &#167; 18 a BAf&#246;G f&#252;r die Kl&#228;gerin ausgesprochen und m&#246;glich ist, besteht f&#252;r den Erla&#223; der Forderung nach &#167; 59 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BHO kein Anla&#223;. Zwar spricht wegen der Behinderung und Erkrankung der Kl&#228;gerin leider vieles daf&#252;r, da&#223; ihre Aussichten sehr gering sein m&#246;gen, in eine wirtschaftliche Situation zu gelangen, die ihr die R&#252;ckzahlung des Darlehens erm&#246;glicht. Dem Menschen ist es aber nicht gegeben, in die Zukunft zu schauen, und so l&#228;&#223;t sich keineswegs ausschlie&#223;en, da&#223; die wirtschaftliche Situation der Kl&#228;gerin sich vielleicht aus irgendeinem jetzt noch nicht erkennbaren Grund dennoch einmal erheblich verbessert.</p>
315,085
ag-dusseldorf-1990-07-20-41-c-200490
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
41 C 2004/90
1990-07-20T00:00:00
2019-03-13T14:45:56
2022-10-18T15:09:07
Urteil
ECLI:DE:AGD:1990:0720.41C2004.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 8. Juni 1990</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger buchte bei der Beklagten am 7.1.1989 eine Reise nach Rio de Janeiro f&#252;r zwei Personen zu einem Gesamtpreis von DM 5.968,--. Der Hinflug erfolgte am 4.5.1989, der R&#252;ckflug am 26.5.1989. Der Hinflug sollte von Frankfurt nach London Heathrow und von dort nach Rio de Janeiro durchgef&#252;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 4.5.1989, dem Tag des Abflugs in Frankfurt, erfuhr der Kl&#228;ger, dass der gebuchte und best&#228;tigte Flug von Frankfurt nach London storniert war. Das Service-B&#252;ro der Beklagten im Flughafen Frankfurt war wegen Feiertages geschlossen. Der einzige zur Verf&#252;gung stehende Flug nach London war zum Flughafen Gattwick. Diesen Flug buchte der Kl&#228;ger. Am Flughafen Gattwick angekommen mussten der Kl&#228;ger und seine Ehefrau ihr Gep&#228;ck auschecken. Mit dem Bus fuhren sie zum Flughafen Heathrow, wo sie ihr Gep&#228;ck wieder einchecken und mit der planm&#228;&#223;igen Maschine nach Rio weiterflogen. Am Flughafen Rio wurden der Kl&#228;ger und seine Ehefrau nicht - wie vertragsgem&#228;&#223; vorgesehen - von der Reiseleitung der Beklagten abgeholt, den Transfer in das gebuchte Hotel musste der Kl&#228;ger selbst mittels einer Taxe vornehmen. Die ersten neun Tage im Hotel war eine deutschsprechende Reiseleitung nicht vorhanden. Mit Schreiben vom 24.10.1989 verlangte der Kl&#228;ger eine Minderung des Reisepreises um 600,-- DM pro Person. Mit Schreiben vom 27.11.1989 zahlte die Beklagte einen Betrag von insgesamt DM 520,--.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn DM 800,-- ab Rechtsh&#228;ngigkeit zu </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von der Beklagten keine weitere Reisepreisminderung (&#167; 651 d BGB) - &#252;ber den von der Beklagen unwidersprochen bereits gezahlten Betrag von DM 520,-- hinaus - fordern. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger ger&#252;gten Reisem&#228;ngel, deren Vorhandensein vom Gericht zu Gunsten des Kl&#228;gers unterstellt werden, reichen nicht aus, um den Wert der von der Beklagten erbrachten mangelhaften Reiseleitung im Verh&#228;ltnis zum Wert der mangelfreien Reiseleistung von DM 5.968,-- um mehr als 8,7 % - in diesem Umfang hat die Beklagte den Minderungsanspruch des Kl&#228;gers durch Zahlung anerkannt - herabzusetzen. Der vom Kl&#228;ger beanstandete fehlende Hoteltransfer in Rio de Janeiro vom Flughafen zum Hotel und die neun Tage nicht anzutreffende Reiseleitung vor Ort sind verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringf&#252;gige Erschwernisse. Als unangenehmer beurteilt das Gericht die durch die Umbuchung wegen der ausgefallenen Zubringermaschine in Frankfurt und London entstandenen Erschwernisse. Ber&#252;cksichtigt man aber dabei, dass der Kl&#228;ger und seine Ehefrau letztlich keinen Zeitverlust erlitten haben, sondern nur einem erh&#246;hten Reisestress ausgesetzt waren, mit dem bei Fernreisen in bestimmten Umfang immer gerechnet werden muss, dann hat die Beklagte mit ihren Zahlungen von insgesamt DM 520,-- die aufgetretenen M&#228;ngel bereits angemessen ausgeglichen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergeht nach &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit nach &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO.</p>
315,086
olgk-1990-07-11-24-u-22989
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 229/89
1990-07-11T00:00:00
2019-03-13T14:45:58
2022-10-18T15:09:08
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0711.24U229.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Streithelferin wird das am 6.10.1989 verk&#252;ndete Urteil der 10. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts K&#246;ln - 90 0 24/89 -unter Zur&#252;ckweisung der weitergehenden Berufung sowie der Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p><p>Die Klage wird abgewiesen.</p><p>Auf die Widerklage wird die Kl&#228;gerin verurteilt, an die Beklagte 15.121,68 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 11.11.1987 zu zahlen.</p><p>Die weitergehende Widerklage wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits und der Nebenintervention zu je 4/5.</p><p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz zu 1/5.</p><p>Die Streithelferin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens sowie der Nebenintervention zu je 1/5.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><p>Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 21.000,-- DM und die der Streithelferin durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.500,-- DM abwenden, sofern nicht die Beklagte bzw. die Streithelferin zuvor jeweils Sicherheit in gleicher H&#246;he erbringen.</p><p>Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 800,-- DM, die Streithelferin in H&#246;he von 900,-- DM abwenden, sofern nicht die Kl&#228;gerin zuvor jeweils Sicherheit in gleicher H&#246;he erbringt.</p><p>Die Sicherheit kann auch durch eine selbstschuldnerische unbefristete B&#252;rgschaft einer im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbracht werden.</p><p>Die Revision der Kl&#228;gerin wird zugelassen.</p><p>(*)</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien stehen seit l&#228;ngerem in Gesch&#228;ftsbeziehungen. F&#252;r erbrachte Fracht- und Speditionsleistungen stehen der Kl&#228;gerin, die ihren Gesch&#228;ften die Allgemeinen Deutschen Speditionsbedingungen zugrundelegt, gegen die Beklagte Rechnungsforderungen in H&#246;he von insgesamt 33.878,32 DM zu,</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die sie mit der Klage geltend macht. Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zur Zahlung von 33.878,32 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 1.12.1988 zu verurteilen.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">und die Kl&#228;gerin auf ihre Widerklage zu verurteilen, an sie 27.406,37 DM nebst 5% Zinsen seit dem 10.11.1987 zu zahlen,</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">hilfsweise</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin im Wege der Widerklage zu verurteilen, an sie 33.878,32 DM zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die Aufrechnung erkl&#228;rt mit einer angeblichen Schadensersatzforderung &#252;ber 61.284,69 DM und wegen der Differenz zur Klagesumme Widerklage sowie f&#252;r den Fall der Unzul&#228;ssigkeit der Aufrechnung in H&#246;he der Klageforderung Hilfswiderklage erhoben.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der geltendgemachten Schadensersatzforderung liegt folgender Sachverhalt zugrunde:</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im Auftrag der Beklagten lie&#223; die Kl&#228;gerin Pre&#223;werkzeuge der Streithelferin Zu dem englischen Unternehmen W nach Newcastle transportieren. Bei dem Transport fiel am 16.10.1987 eine Maschine vom LKW und wurde stark besch&#228;digt.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Maschine, die der Bearbeitung von Motorinnenhauben f&#252;r die Fahrzeugtypen G dient, war Anfang 1977 von der Streithelferin zum Preis von 345.000,-- DM erworben worden. In den Frachtpapieren war ihr Zollwert mit 6.500,-- DM und ihr Gewicht mit 13.000 kg angegeben. Die Streithelferin</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">lie&#223; die Maschine mit einem Kostenaufwand von 61.284,69 DM reparieren.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat behauptet, sie habe der Streithelferin bereits den &#252;berwiegenden Teil der Reparaturkosten gezahlt. Sie hat die Meinung vertreten, als Wertminderung gem&#228;&#223; Art. 25 CMR sei angesichts eines Zeitwerts der Maschine von 345.000,-- DM zumindest der Betrag der Reparaturkosten anzusetzen.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Widerklage und die Hilfswiderklage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, der Schadensfall sei auf eine von der Streithelferin vorgenommene unzureichende Befestigung der Maschine zur&#252;ckzuf&#252;hren. Dar&#252;ber hinaus hat sie die Auffassung vertreten, eine Aufrechnung sei gem&#252;&#223; &#167; 32 ADSp unzul&#228;ssig und ein Verk&#228;uflichkeitswert der Maschine nicht ersichtlich.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat mit Urteil vom 6.10.1989 eine Aufrechnung der Beklagten mit einer Forderung in H&#246;he von 13.000,-- DM f&#252;r gerechtfertigt gehalten und dementsprechend unter Abweisung der weitergehenden Klage der Widerklage und Hilfswiderklage die Beklagte zur Zahlung von 20.878,32 DM verurteilt. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, die Beklagte sei aus dem Gesichtspunkt der Drittschadensliquidation zur Geltendmachung des durch die Besch&#228;digung der Maschinen entstandenen Schadens berechtigt; der Aufrechnung stehe &#167; 32 ADSp nicht entgegen, da der Gegenanspruch der Beklagten f&#228;llig sei und keinem Einwand begegne. Bei der Bemessung der Wertminderungsforderung hat das Landgericht den "gemeinen" Wert im Sinne des Art. 23 Abs.2 CMR mit dem Schrottwert der Maschine gleichgesetzt und im Wege der Sch&#228;tzung bei Zugrundelegung eines Metallpreises von 1.000,-- DM pro Tonne den Gesamtbetrag auf 13.000,-- DM, veranschlagt.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses seinem ganzen Inhalt nach in Bezug genommene Urteil hat die Streithelferin unter Erkl&#228;rung ihres Beitritts zum Rechtsstreit Berufung eingelegt, die Kl&#228;gerin Anschlu&#223;berufung. Mit ihren Rechtsmitteln greifen die Parteien das Urteil in seinen Ausf&#252;hrungen zu der schadensbedingten Wertminderung an. Unter Vertiefung des erstinstanzlichen Beklagtenvortrags vertritt die Streithelferin die Auffassung, da&#223; bei der Maschine von einem Handelswert in H&#246;he von 345.000,-- DM auszugehen sei.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Streithelferin beantragt,</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach den erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen der Beklagten zu erkennen.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">und unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage entsprechend dem erstinstanzlichen Schlu&#223;antrag in vollem Umfang zuzusprechen.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sie meint, im Sinne der Bestimmungen der CMR sei keine Wertminderung festzustellen, da die Maschine nach ihrer Reparatur wieder im Besitz der Streithelferin sei.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Streithelferin beantragt,</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">und bei Anordnung einer Sicherheitsleistung der Streithelferin und Berufungskl&#228;gerin zu gestatten, diese auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu leisten.</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Berufungsvorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und teilweise begr&#252;ndet, w&#228;hrend die zul&#228;ssige Anschlu&#223;berufung in der Sache erfolglos bleibt.</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht wegen der am 16.10.1987 erfolgten Besch&#228;digung der Maschine gem. Art. 23, 25 CMR ein Anspruch auf den Betrag der Wertminderung zu, der sich nach Teilaufrechnung gegen die Klageforderung noch auf 15.121,68 DM bel&#228;uft.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zu Recht eine Haftung der Kl&#228;gerin f&#252;r die Besch&#228;digung der Maschine bejaht sowie die Berechtigung der Beklagten, im Wege der Drittschadensliquidation gem. &#167; 32 ADSp mit einer aus der Besch&#228;digung resultierenden Gegenforderung aufzurechnen, angenommen.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auf die insoweit zutreffende Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils wird zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Betrag, den die Beklagte als Wertverminderung gem. Art. 23, 25 CMR beanspruchen kann, bemi&#223;t der Senat gem. &#167; 287 ZPO auf 49.000,-- DM.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bei der Besch&#228;digung eines Transportguts ist zur Ermittlung des Betrags der Wertmindrung gem&#228;&#223; Art. 25 Abs.1 CMR auf den nach Art. 23 Abs. 2 CMR festzustellenden Wert abzustellen.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das Landgerihct hat in diesem Zusammenhang zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; die Maschine der Streihelferin als Spezialanfertigung weder einen B&#246;rsen- noch einen Marktwert besitzt.</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Bei dem danach ma&#223;geblichen "gemeinen Wert" ist grunds&#228;tzlich auf den Nutzen abzustellen, den das Transportgut jedem Benutzer gew&#228;hren kann und der sich in dem Preis ausdr&#252;ckt, der f&#252;r die Ware am Ort und zur Zeit ihrer Auslieferung im Durchschnitt gezahlt wird.</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Besonderheit, da&#223; f&#252;r die Maschine der Streithelferin als Spezialanfertigung mangels potentieller K&#228;uferschicht ein Verk&#228;uflichkeitswert nicht festzustellen ist, rechtfertigt es nach Ansicht des Senats aber nicht, einen Wert im Sinne der genannten Bestimmungen - sieht man von dem Schrottwert ab - g&#228;nzlich zu verneinen. Vielmehr mu&#223; auch im Rahmen der Sonderbestimmungen des CMR - Abkommens bei einer am Sinn und Zweck der Vorschriften orientierten Auslegung der vorhandene Sachwert eines derartigen Spezialguts in angemessener Weise Ber&#252;cksichtigung finden. Dies gilt jedenfalls dann, wenn er - wie vorliegend - sich nicht in einem sogenannten Liebhaberwert ersch&#246;pft, sondern einen wirtschaftlichen Sachwert besitzt, der sich lediglich deshalb nicht in einem Verk&#228;uflichkeitswert widerspiegelt, weil jeglicher Handel aufgrund der Spezialit&#228;t der Maschine ausscheidet und die Spezialit&#228;t allein darauf beruht, da&#223; mit der Maschine zu bearbeitende Massenprodukte ausschlie&#223;lich von einem Konzern bzw. autorisierten Unternehmen hergestellt und deshalb aus Wettbewerbsgr&#252;nden mit individuellen Markenmerkmalen ausgestattet werden.</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">In derartigen F&#228;llen ist zur Vermeidung unbilliger Ergebnisse von einem gedachten Markt auszugehen.</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Im Wege der Sch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO h&#228;lt der Senat eine Bestimmung des Zeitwerts der Maschine in H&#246;he von 172.500,-- DM und eine durch die Besch&#228;digung hervorgerufene Wertminderung zu einem Betrag von 49.000,-- DM f&#252;r angemessen.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Zeitwert der Maschine ist jedenfalls auf nicht wesentlich weniger als die H&#228;lfte des 1977 gezahlten Herstellungspreises &#252;ber 345.000,-- DM zu bemessen und zwar unter Zugrundelegung einer etwa zwanzigj&#228;hrigen Nutzungsdauer. Die Beklagte hat insoweit unwidersprochen vorgetragen, da&#223; jedenfalls vor 1995 die Produktion von Ersatzteilen f&#252;r die Fahrzeuge vom Typ G nicht eingestellt wird, so da&#223; die Annahme einer etwa zwanzigj&#228;hrigen Nutzung der 1977 angeschafften Maschine gerechtfertigt sein d&#252;rfte.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die hier angenommene Wertminderung orietiert sich einerseits an dem ermittelten Sachwert der Maschine in unbesch&#228;digtem Zustand, andererseits an den um etwa 20 % reduzierten Reparaturkosten. Dabei verkennt der Senat nicht, da&#223; im Rahmen der Art 23, 25 CMR - anders als nach &#167; 249 S. 2 BGB - keine Reparaturkosten, sondern allein der Wert bzw. die Wertminderung ersetzt werden und deshalb auch die Wertverminderung nach &#167; 25 CMR grunds&#228;tzlich nicht identisch sein kann mit den Reparaturkosten.</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vorliegend erlauben die Nettoreparaturkosten in H&#246;he von 61.284,69 DM jedoch eine angemessene Sch&#228;tzung der tats&#228;chlich eingetretenen Wertminderung, wenn man den Betrag um einen in H&#246;he von etwa 20 % zu veranschlagenden Anteil vermindert, der der Gewinnspanne des mit der Reparatur betrauten Unternehmens Rechnung tragen soll. Angesichts der durch die Besch&#228;digung hervorgerufenen Unbrauchbarkeit der Maschine erscheint die so angesetzte Wertminderung auch in Relation zu dem angenommenen Sachwert bei wirtschaftlicher Betrachtungsweise als realistisch.</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Von der Hinzuziehung eines Sachverst&#228;ndigen zur Ermittlung der gesch&#228;tzten Betr&#228;ge bzw. der Gewinnung weiterer Grundlagen f&#252;r die Sch&#228;tzung der ersatzf&#228;higen Wertminderung hat der Senat im Hinblick auf die damit verbundenen hohen Kosten wegen des Standortes der Maschine in England und deren Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit bezogen auf m&#246;gliche Abweichungen von der Sch&#228;tzung des Senats abgesehen.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die somit der Beklagten zustehende Gegenforderung ist in H&#246;he der Klageforderung durch Aufrechnung erloschen. Entsprechend war die Kl&#228;gerin auf die Widerklage zur Zahlung des Restbetrags &#252;ber 15.121,68 DM zu verurteilen.</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus Art. 27 CMR.</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92 Abs.1, 101 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr.10, 711 ZPO.</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Revision f&#252;r die Beklagte beruht darauf, da&#223; die - soweit ersichtlich - bislang h&#246;chstrichterlich noch nicht behandelte Frage, ob und inwieweit einem Transportgut ohne Verk&#228;uflichkeitswert im Rahmen der Art. 23, 25 CMR ein der Entsch&#228;digung zug&#228;nglicher Sachwert zukommt, von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist.</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Wert des Berufungsverfahrens:</span> &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 61.284,69 DM</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Beschwer f&#252;r die Kl&#228;gerin:</span> &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 49.000,-- DM</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Beschwer f&#252;r die Beklagte:</span> &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 12.284,69 DM</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Am 06.08.1990 erging folgender Berichtigungsbeschluss:</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">(*)</p><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Revision der Beklagten wird zugelassen.</p>
315,087
olgham-1990-07-03-15-w-49389
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15 W 493/89
1990-07-03T00:00:00
2019-03-13T14:46:00
2022-10-18T15:09:08
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0703.15W493.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Die Erstbeschwerde des Beteiligten zu 1. gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Ibbenb&#252;ren vom 07. September 1989 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1. ist Alleinerbe des am 19. September 1986 ... Herrn ...</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Kostenrechnung vom 20. Dezember 1988 hat ihm des Amtsgericht f&#252;r die Er&#246;ffnung einer Verfugung von Todes wegen, f&#252;r die Beurkundung einer eidesstattlichen Versicherung, f&#252;r die Erteilung eines Erbscheins und eines Testamentsvollstreckerzeugnisses sowie f&#252;r die Beurkundung der eidesstattlichen Versicherung des Testamentsvollstreckers Geb&#252;hren in einer Gesamth&#246;he von 26.462,50 DM in Rechnung gestellt. Gegen diesen Kostenansatz hat der Beteiligte zu 1. mit Schreiben seines Verfahrensbevollm&#228;chtigen vom 10. Januar 1989 Erinnerung eingelegt; er hat darin die Ansicht vertreten, da&#223; die geschuldete Erbschaftssteuer bei der dem Kostenansatz zugrunde zu legenden Berechnung des reinen Nachla&#223;wertes ber&#252;cksichtigt werden m&#252;sse. Der Rechtspfleger hat die Erinnerung mit Beschlu&#223; vom 07. September 1989 zur&#252;ckgewiesen. Das Landgericht hat der dagegen mit Schreiben seines Verfahrenbevollm&#228;chtigten vom 01. Oktober 1989 eingelegten Beschwerde des Beteiligten zu 1., mit der er die Nichtber&#252;cksichtigung der Erbschaftssteuer bei dem Geb&#252;hrenansatz f&#252;r die Testamentser&#246;ffnung nicht mehr angegriffen hat, durch Beschlu&#223; vom 2. November 1989 stattgegeben und den angefochtenen Beschlu&#223; sowie den Kostenansatz des Amtsgerichts aufgehoben. Dagegen richtet sich die weitere Beschwerde der durch den Bezirksrevisor beim Landgericht M&#252;nster vertretenen Landeskasse vom 11. Dezember 1989.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde der durch die angefochtene Entscheidung des Landgerichts beschwerten Landeskasse ist zul&#228;ssig (&#167; 14 Abs. 2-4 KostO). Der Bezirksrevisor beim Landgericht M&#252;nster ist zur Vertretung der Landeskasse auch in der Rechtsbeschwerdeinstanz berufen (Abschnitt A I 2 e aa der AV des JM vom 17. M&#228;rz 1987 - JMBl. NW S. 81).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist begr&#252;ndet, weil die angefochtene Entscheidung des Landgerichts auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 14 Abs. 3 S. 3 KostO).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht ist allerdings zu Recht von einem ordnungsgem&#228;&#223;en Verfahren des Amtsgerichts ausgegangen. F&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Erinnerung ist das Gericht des Kostenansatzes zust&#228;ndig. Soweit es sich um die Kosten eines Gesch&#228;ftes handelt, das - wie hier - dem Rechtspfleger &#252;bertragen ist, ist dieser auch f&#252;r die Erinnerung gegen den Kostenansatz zust&#228;ndig (&#167; 4 RpflG; Hartmann, Kastengesetze, 23. Aufl., &#167; 14 KostO Anm. 2 C b m.w.N.). Zu Recht hat insoweit statt der Rechtspflegerin, die den Kostenansatz gefertigt hatte, deren Vertreter &#252;ber die Erinnerung entschieden, weil die Rechtspflegerin nach vorangegangener T&#228;tigkeit in derselben Sache von der Entscheidung ausgeschlossen war (BayObLG Rpfleger 1974, 391 ff m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die gegen den Beschlu&#223; vom 07. September 1989 gerichtete Beschwerde des Beteiligten zu 1. hat das Amtsgericht zutreffend als Erinnerung gem&#228;&#223; &#167; 11 Abs. 1 S. 1 RpflG behandelt; der Rechtspfleger und der Richter am Amtsgericht haben ihr nicht abgeholfen, so da&#223; sie als Beschwerde gegen die Entscheidung des Rechtspflegers zu behandeln war (&#167; 11 Abs. 2 S. 5 RpflG).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndetheit der Beschwerde hat das Landgericht mit n&#228;herer Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; die Erbschaftssteuerschuld des Erben bei der Berechnung des Nachla&#223;wertes gem&#228;&#223; &#167; 107 KostO abzuziehen sei, weil sie den Erben als solchen, treffe und damit keine Eigenschuld, sondern als sog. Erbfallschuld eine Nachla&#223;verbindlichkeit im Sinne von &#167;&#167; 1967 BGB, 107 Abs. 2 S. 1 KostO sei. Diesen Ausf&#252;hrungen vermag der Senat nicht beizutreten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 49 Abs. 2, 109 Abs. 1 KostO &#252;ber die Geb&#252;hr f&#252;r die Erteilung des Erbscheins hinaus auch f&#252;r die weiteren Geb&#252;hrenans&#228;tze, die Gegenstand der Beschwerde des Beteiligten zu 1. gewesen sind, anwendbare Wertberechnung des &#167; 107 Abs. 2 S. 1 KostO bezweckt, den Schuldner nur insoweit mit Kosten zu belasten, als ihm Verm&#246;gen zuflie&#223;t (OLG K&#246;ln MDR 1987, 1036). Demgem&#228;&#223; ist f&#252;r die Erhebung der Geb&#252;hr ma&#223;gebend der Wert des nach Abzug der Nachla&#223;verbindlichkeiten verbleibenden reinen Nachlasses im Zeitpunkt des Erbfalls. F&#252;r den Begriff der Nachla&#223;verbindlichkeiten stellt die Kostenordnung als Folgerecht keine eigene Begriffsbestimmung auf; ma&#223;gebend ist vielmehr die Regelung des b&#252;rgerlichen Rechts.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1967 Abs. 1 BGB geh&#246;ren zu den Nachla&#223;verbindlichkeiten au&#223;er den vom Erblasser herr&#252;hrenden Schulden, den allgemein sog. Erblasserschulden, die schon vor dem Erbfall in seiner Person entstanden waren, auch die den Erben als solchen treffenden Verbindlichkeiten, f&#252;r die sich die Bezeichnung Erbfallschulden eingeb&#252;rgert hat. Sie entstehen im Gegensatz zu den Erblasserschulden fr&#252;hestens mit dem Erbfall, und zwar notwendigerweise in der Person des Erben als den Tr&#228;ger des Nachlasses (Lange/Kuchinke, Lehrbuch des Erbrechts, 3. Aufl., &#167; 49 III 1). Zu ihnen geh&#246;ren neben den in &#167; 1967 Abs. 2 BGB beispielhaft genannten Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten (&#167;&#167; 2303 ff BGB), Verm&#228;chtnissen (&#167;&#167; 2150, 2174 BGB) und Auflagen (&#167;&#167; 2192 ff BGB) auch solche aus Erbersatzanspr&#252;chen (&#167; 1934 b Abs. 2 BGB), verm&#228;chtnis&#228;hnlichen Anspr&#252;chen wie Voraus (&#167; 1932 BGB) und Drei&#223;igster (&#167; 1969 BGB), die Kosten der standesgem&#228;&#223;en Beerdigung des Erblassers (&#167; 1968 BGB, OLG M&#252;nchen NJW 1974, 704) und die sog. Nachla&#223;kosten- und Nachla&#223;verwaltungsschulden (vgl. Palandt-Edenhofer, 49. Aufl., &#167; 1967 Anm. 1 b; Soergel-Stein, BGB, 11. Aufl., &#167; 1967 Rz. 1, 7 m.w.N.; Lange/Kuchinke, a.a.O., &#167; 49 III, IV m.w.N.). Davon zu unterscheiden sind die sog. Nachla&#223;erbenschulden, die aus nicht in ordnungsgem&#228;&#223;er Nachla&#223;verwaltung bestehenden Rechtshandlungen des Erben anl&#228;&#223;lich des Erbfalls herr&#252;hren (Soergel-Stein, a.a.O., &#167; 1967 Rz. 8) und andere Eigenschulden des Erben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die rechtliche Einordnung der vom Erben geschuldeten Erbschaftssteuer ist umstritten. W&#228;hrend Palandt/-Edenhofer, a.a.O., &#167; 1967 Anm. 1 b; Erman-Schl&#252;ter, BGB, 7. Aufl., &#167; 1967 Rn. 6; Soergel-Stein, a.a.O., &#167; 1967 Rz. 7; Lange/Kuchinke, a.a.O., &#167; 49 III b aE; Brox, Erbrecht, 12. Aufl., &#167; 37 V 2 Rn. 626; v. L&#252;btow, Erbrecht, 10. Kap. &#167; 2 A II; G&#246;ttlich-M&#252;mmler, KostO, 9. Aufl. Stichwort "Erbschaftssteuer" Anm. 2; Korintenberg/Lappe/Bengel/Reinmann, KostO, 11. Aufl., &#167; 107 Rn. 28; Meincke/Michel, ErbStG, 8. Aufl., &#167; 10 Anm. 72; Troll, Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuergesetz, 9. Erg&#228;nzungslieferung 4/89, &#167; 20 Rn. 2; Kuhn-Uhlenbrock, KO, 10. Aufl., &#167; 226 Rn. 3; Hess/Kropshofer, Kommentar zur Konkursordnung, 3. Aufl, &#167; 226 Rn. 4, von einer Nachla&#223;verbindlichkeit in der Form der Erbfallschuld ausgehen, verneinen dies BGB-RGRK-Johannsen, 12. Aufl., &#167; 1967 Rn. 16; MK-Leipold, BGB, 2. Aufl., Bd. 6 Einl. Rn. 154; Hartmann, Kostengesetze, 23. Aufl., &#167; 107 KostO Anm. 2 A; Beushausen/K&#252;ntzel-Kersten/B&#252;hling, KostO, 5. Aufl., &#167; 49 Anm. 5 a ff; Rohs/Wedewer, KostO, 3. Aufl., &#167; 107 Rn. 19 i.V.m. &#167; 49 Rn. 13, &#167; 103 Rn. 4; Jon&#224;s-Melsheimer, ReichskostO, 4. Aufl., &#167; 99 Anm. IV 5; M&#252;gel-Ehm, Die preu&#223;ischen Kostengesetze, 7. Aufl., &#167; 81 Anm. 14; differenzierend Staudinger-Marotzke, BGB, 12. Aufl., &#167; 1967 Rn. 33; Jaeger-Weber, KO, &#167;&#167; 226, 227 Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach Ansicht des Senats stellt die vom Erben geschuldete Erbschaftssteuer eine Eigenverbindlichkeit dar, die bei der Wertberechnung nach &#167; 107 Abs. 2 S. 1 KostO keine Ber&#252;cksichtigung finden kann. Die Bedeutung des Begriffs "Nachla&#223;verbindlichkeiten" erschlie&#223;t sich aus &#167; 1967 Abs. 1 BGB, nach dem der Erbe f&#252;r solche Verbindlichkeiten haftet. Ankn&#252;pfungspunkt der Haftung ist der Grundsatz der Gesamtrechtsnachfolge gem&#228;&#223; &#167; 1922 Abs. 1 BGB; die Erbschaft geht kraft Gesetzes "als Ganzes" (Palandt-Edenhofer, a.a.O., &#167; 1922 Anm. 2), dh. mit Aktiva und Passiva, auf den Erben &#252;ber, er erwirbt sie also auch mit s&#228;mtlichen Verbindlichkeiten, die somit nach dem Tode des Erblassers notwendigerweise nur in seiner Person entstehen k&#246;nnen (BGHZ 32, 60, 64; Lange/Kuchinke, a.a.O., &#167; 49 III 1). Zu unterscheiden ist damit zwischen zwei Voraussetzungen der Nachla&#223;verbindlichkeit; die Verpflichtung mu&#223; (nur) den Erben in seiner Eigenschaft als Erbe (Motive V S. 603) treffen und sie mu&#223;, sei es, da&#223; sie wie die in &#167; 1967 Abs. 2 BGB beispielhaft aufgez&#228;hlten Verpflichtungen im Zeitpunkt des Erbfalls entsteht, sei es, da&#223; sie erst nach Eintritt des Erbfalls vom Erben begr&#252;ndet wird, zur Abwicklung des Nachlasses geh&#246;ren (BGH a.a.O., 60, 64 f m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Beides trifft f&#252;r die an den Erbfall gekn&#252;pfte Erbschaftssteuerschuld nicht zu. Zwar trifft, diese Verbindlichkeit den Erben gerade in seiner Eigenschaft als Erbe, jedoch entsteht sie nicht notwendigerweise (nur) in seiner Person. Der Erbe haftet vielmehr nicht f&#252;r die Erbschaftssteuer anderer Erwerber, dh. derjenigen Personen, denen au&#223;er dem Erben ein Erwerb von Todes wegen anf&#228;llt (Troll, a.a.O., &#167; 20 Rn. 2), wie etwa den in &#167; 1967 Abs. 2 BGB beispielhaft genannten Verm&#228;chtnisnehmern und Pflichtteilsberechtigten. Es wird also auch nicht etwa - wie beim Verh&#228;ltnis zwischen Vor- und Nacherben (vgl. &#167;&#167; 1944 f BGB) - eine Verbindlichkeit zun&#228;chst in der Person des Universalrechtsnachfolgers begr&#252;ndet und die Person des Schuldners anschlie&#223;end ausgewechselt. Die Haftung f&#252;r die die Steuerschuld ausl&#246;sende Erf&#252;llung etwa der Pflichtteils- und Verm&#228;chtnisanspr&#252;che und die Haftung f&#252;r die Erf&#252;llung der Steuerschuld selbst fallen vielmehr auseinander. Daraus folgt zugleich, da&#223; die Erbschaftssteuerschuld nicht in der Abwicklung der Gesamtrechtsnachfolge gem&#228;&#223; &#167; 1922 Abs. 1 BGB angelegt ist, der Nachla&#223; also nicht belastet mit der Erbschaftssteuerschuld wie mit den beispielhaft in &#167; 1967 Abs. 2 BGB genannten Verpflichtungen auf den Erben &#252;bergeht. Die Entstehung der Steuerschuld kn&#252;pft vielmehr an jeden einzelnen Erwerb von Todes wegen und damit an jeden einzelnen durch den Tod des Erblassers bedingten Verm&#246;genszuwachs an (&#167;&#167; 1 Abs. 1 Nr. 1, 3 Abs. 1 ErbStG). Sie geh&#246;rt nicht zur Abwicklung des Nachlasses, sondern kann ihr - wie &#167; 9 Abs. 1 Ziff. 1 a-i ErbStG zeigt - als Wertabsch&#246;pfung aufgrund legislativen Aktes ggf. auch folgen. Etwas anderes gilt nur, wenn der Erblasser die Entrichtung der von dem Erwerber geschuldeten Steuer dem Erben durch Verf&#252;gung von Todes wegen auferlegt hat. In diesem Fall kann der Erbe die anteilige Steuerschuld wie jede andere Verm&#228;chtnislast von seinem Erwerb abziehen (Meincke/Michel, a.a.O., &#167; 10 Rn. 73).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diese empf&#228;nger- und nicht nachla&#223;gebundene Sichtweise spricht auch der Umstand, da&#223; das ErbStG die H&#246;he der Steuerschuld von nach dem Grad der verwandtschaftlichen Bindung des Empf&#228;ngers zum Erblasser bemessenen Freibetr&#228;gen und Steuers&#228;tzen (&#167;&#167; 15-17, 19 ErbStG) abh&#228;ngig macht. W&#228;re die Erbschaftssteuerschuld eine in der Gesamtrechtsnachfolge angelegte Verbindlichkeit, bed&#252;rfte es zudem nicht der durch &#167; 20 Abs. 3 EStG angeordneten Haftung des Nachlasses f&#252;r die Erbschaftssteuerschuld s&#228;mtlicher Erwerber bis zur Auseinandersetzung (&#167; 2042 BGB), weil der Erbe f&#252;r Nachla&#223;verbindlichkeiten im Sinne von &#167; 1967 BGB entweder ausschlie&#223;lich oder jedenfalls auch mit dem Nachla&#223; haftet (vgl. Palandt-Edenhofer, a.a.O., Anm. 1 vor &#167; 1967). Zu Recht hat das Amtsgericht schlie&#223;lich darauf hingewiesen, da&#223; es nicht gerechtfertigt erscheint, die Bereicherung des Erben zwar bei der Bemessung der Erbschaftssteuer uneingeschr&#228;nkt zu mindern, wie sich aus der ausdr&#252;cklichen Anordnung der Nichtabzugsf&#228;higkeit der Erbschaftssteuer in &#167; 10 Abs. 8 ErbStG ergibt, bei der Berechnung geschuldeter Geb&#252;hren aber von einem um die geschuldete Erbschaftssteuer verringerten reinen Nachla&#223;wert auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat daher zu Recht die vom Beteiligten zu 1. geschuldete Erbschaftssteuer bei der Berechnung des Nachla&#223;wertes nicht ber&#252;cksichtigt, so da&#223; seine Entscheidung wiederherzustellen war.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei; Kosten werden nicht erstattet (&#167; 14 Abs. 5 KostO).</p>
315,088
lg-dusseldorf-1990-07-03-24-s-59289
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
24 S 592/89
1990-07-03T00:00:00
2019-03-13T14:46:02
2022-10-18T15:09:08
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0703.24S592.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird das am 15. November 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Ratingen - 8 C 397/89 - teilweise abge&#228;ndert und insgesamt, wie folgt, neu gefasst:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, einer Erh&#246;hung der Nettomiete f&#252;r die Wohnung im Erdgeschoss links des Hauses X in X, von bisher 510,-- DM auf 636,35 DM monatlich ab 1. Juni 1989 zuzustimmen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des, ersten Rechtszuges tragen die Kl&#228;ger 5/14, der Beklagte 9/14.</p> <p>Von den Kosten des zweiten Rechtszuges tragen die Kl&#228;ger 5/21, der Beklagte 16/21</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache zum Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie ist vor dem Ablauf der Klagefrist des &#167; 2 Abs. 2 Satz 1 MHRG am 24. Juni 1989 erhoben worden. Die Klagefrist war durch das Mieterh&#246;hungsverlangen der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 30. M&#228;rz 1989 in Gang gesetzt worden. Das Mieterh&#246;hungsverlangen ist wirksam. Es ist von den dazu berechtigten Kl&#228;gern geltend gemacht worden. Sie nehmen in dem mit dem Beklagten durch schriftlichen Mietvertrag vom 30. April 1977 begr&#252;ndeten Mietverh&#228;ltnis aus den zutreffenden Entscheidungsgr&#252;nden des angefochtenen Urteils Vermieterstellung ein. Das Mieterh&#246;hungs-Verlangen der Kl&#228;ger gen&#252;gt auch den Erfordernissen des &#167; 2 Abs. 2 MHRG. Es ist schriftlich geltend gemacht und durch den Hinweis auf die Entgelte f&#252;r drei andere Wohnungen ausreichend begr&#252;ndet worden, die nicht offensichtlich unvergleichbar sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch insoweit begr&#252;ndet, als die Kl&#228;ger von dem Beklagten die Zustimmung zu einer Anhebung des Grundmietzinses f&#252;r die Wohnung auf 606.35 DM monatlich verlangen k&#246;nnen. Im &#252;brigen ist die Klage nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind nach &#167; 2 Abs. 1 MHRG berechtigt, von dem Beklagten Zustimmung zu einer Erh&#246;hung des Mietzinses auf den angegebenen Betrag zu verlangen. Der Mietzins f&#252;r die Wohnung war seit mehr als einem Jahr unver&#228;ndert geblieben (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 MHRG). Er ist seit dem Beginn des Mietverh&#228;ltnisses am 1. Mai 1977 nicht angehoben oder gesenkt worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der verlangte Mietzins &#252;bersteigt die orts&#252;bliche Vergleichsmiete nur insoweit nicht (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 2 MHRG), als er nicht mehr als 606,35 DM betr&#228;gt. Die Wohnfl&#228;che f&#252;r die dem Beklagten vermietete Wohnung betr&#228;gt nach dem vom Amtsgericht eingeholten schriftlichen Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Dr. X 67 qm. F&#252;r die Wohnung bel&#228;uft sich der orts&#252;bliche Quadratmeterpreis auf 9,05 DM im Monat, so dass sich ein orts&#252;blicher Nettomietpreis von 606,35 DM ergibt. Bei der Ermittlung der orts&#252;blichen Vergleichsmiete f&#252;r die Wohnung ist in erster Linie von den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen Dr. X auszugehen. Da dieser f&#252;r seine Ermittlungen zur H&#246;he der orts&#252;blichen Vergleichsmiete f&#252;r die Wohnung mangels eines Mietspiegels f&#252;r Ratingen die Mietrichtwerttabelle f&#252;r die Stadt D&#252;sseldorf nach dem Stand vom 1. M&#228;rz 1989 herangezogen hat, ist nicht zu beanstanden. Die Zul&#228;ssigkeit der Heranziehung dieses Mietspiegels folgt aus &#167; 2 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 Satz 2 MHRG. Bei den St&#228;dten D&#252;sseldorf und Ratingen handelt es sich um unmittelbar aneinandergrenzende Gemeinden, deren Unterschiedlichkeit nicht derart gro&#223; ist, dass eine Vergleichbarkeit ausscheidet. Dem zwischen beiden St&#228;dten bestehenden Mietpreisgef&#228;lle kann bei der Ermittlung der orts&#252;blichen Vergleichsmiete f&#252;r die Wohnung durch einen Abzug von den Werten der Mietrichtwerttabelle von D&#252;sseldorf Rechnung getragen werden. Dieser Abzug ist aber entgegen der Annahme des Sachverst&#228;ndigen Dr. X nicht nur auf 5 %, sondern auf 7,5 % von dem Ausgangswert in H&#246;he von 9,78 DM je Quadratmeter im Monat zu bemessen. Bei dem Abzug von 7,5 % handelt es sich um den Mittelwert zwischen dem nach Auffassung des Sachverst&#228;ndigen Dr. X vorzunehmenden Abzug und demjenigen, den der Sachverst&#228;ndige XX in seinem Gutachten vom 29. Dezember 1989 f&#252;r erforderlich h&#228;lt, das er in Bezug auf eine andere Wohnung in einem anderen Haus der Kl&#228;ger an derselben Stra&#223;e in Ratingen erstattet hat. Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen XX betr&#228;gt der vorzunehmende Abzug 10 %. Die Gutachten der Sachverst&#228;ndigen Dr. X und XX unterscheiden sich bei der Beurteilung der orts&#252;blichen Vergleichsmiete f&#252;r Wohnungen in Ratingen nur hinsichtlich der H&#246;he des vorzunehmenden Abzuges von den Werten der Mietrichtwerttabelle f&#252;r D&#252;sseldorf. Angesichts des<b> </b>in dieser Hinsicht bestehenden Unterschiedes in den Auffassungen der beiden Sachverst&#228;ndigen kann die Notwendigkeit eines Abzuges von weniger als 7,5 % nicht als bewiesen angesehen werden. Es ist nicht erforderlich, hierzu ein Obergutachten einzuholen. Es ist nicht ersichtlich, dass ein anderer Sachverst&#228;ndiger eine &#252;berragende Sachkunde habe oder &#252;ber &#252;berlegene Forschungsmittel verf&#252;ge.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Soweit der verlangte Mietzins die orts&#252;bliche Vergleichsmiete f&#252;r die Wohnung in H&#246;he des Betrages von 606,35 DM nicht &#252;bersteigt, wird die Kappungsgrenze des &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 MHRG nicht &#252;berschritten. Die gerechtfertigte Mieterh&#246;hung betr&#228;gt nicht mehr als 30 %. Sie macht nur 18,89 % aus.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 4 MHRG wird die Mieterh&#246;hung am 1. Juni 1989 wirksam. Dies ist der Beginn des dritten Kalendermonats, der auf den Zugang des Mieterh&#246;hungsverlangens vom 30. M&#228;rz 1989 gefolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 100 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert </u>f&#252;r die Berufungsinstanz: 844,80 DM.</p>
315,089
ag-dorsten-1990-06-29-8-c-44490
{ "id": 646, "name": "Amtsgericht Dorsten", "slug": "ag-dorsten", "city": 406, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
8 C 444/90
1990-06-29T00:00:00
2019-03-13T14:46:03
2022-10-18T15:09:08
Urteil
ECLI:DE:AGRE2:1990:0629.8C444.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer einer Garage Nr. 59, die sich auf dem Grundst&#252;ck &#8230; in E befindet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Nutzung zahlt der Beklagte monatlich 30,-- DM, wobei ein schriftlicher Mietvertrag nicht existiert. Der Beklagte hatte die derzeit von ihm bewohnte Wohnung gemeinsam mit der Garage von einem &#8230; angemietet. Dieser verkaufte das gesamte Grundst&#252;ck an einen &#8230; der an den Wohnungen Wohnungseigentum und an den Garagen Teileigentum begr&#252;ndete. Die Kl&#228;ger erwarben sodann die vom Beklagten genutzte Garage, nicht jedoch die von diesem bewohnte Wohnung. Mit Schreiben vom 18.01.1990 k&#252;ndigte sodann der Kl&#228;ger das Mietverh&#228;ltnis &#252;ber die Garage zum 31.03.1990. Da eine R&#228;umung nicht erfolgte, machen die Kl&#228;ger ihren Anspruch nunmehr gerichtlich geltend.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie sind der Auffassung, da&#223; es sich keineswegs um eine unzul&#228;ssige Teilk&#252;ndigung handele, weil Wohnung und Garage infolge &#196;nderung der Eigentumsverh&#228;ltnisse keine Einheit darstellen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, die von ihm auf dem Grundst&#252;ck &#8230; genutzte, mit der Nr. 59 bezeichneten Garage zu r&#228;umen, ger&#228;umt an sie herauszugeben und s&#228;mtliche Schl&#252;ssel zu &#252;bergeben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, da&#223; die K&#252;ndigung bereits deswegen unwirksam sei, weil sie allein vom Kl&#228;ger und nicht auch von seiner Ehefrau unterschrieben sei. Im &#252;brigen seien die K&#252;ndigungsfristen auch nicht eingehalten worden, zudem auch infolge unzul&#228;ssiger Teilk&#252;ndigung das Mietverh&#228;ltnis nicht wirksam beendet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern steht der geltend gemachte R&#228;umungsanspruch nicht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 556 Abs. 1, 564 Abs. 2, 565 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Insoweit fehlt es n&#228;mlich entgegen der Auffassung der Kl&#228;ger aus mehreren Gr&#252;nden an einer wirksamen K&#252;ndigungserkl&#228;rung. Zum einen ist f&#252;r die Wirksamkeit einer K&#252;ndigungserkl&#228;rung grunds&#228;tzlich erforderlich, da&#223; s&#228;mtliche Vermieter die K&#252;ndigung aussprechen.Wegen der Einheitlichkeit eines Mietverh&#228;ltnisses mu&#223; dementsprechend die K&#252;ndigung von allen an alle erfolgen, und zwar auch bei Ehegatten. Hier ist jedoch unstreitig, da&#223; die K&#252;ndigung allein vom Kl&#228;ger ausgesprochen worden ist. Im &#252;brigen handelt es sich hier jedoch auch um eine unzul&#228;ssige Teilk&#252;ndigung. Es mu&#223; n&#228;mlich aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs davon ausgegangen werden, da&#223; Wohnung und Garage in einem einheitlichen Mietvertag angemietet wurden. Dies gilt selbst dann, wenn die Garage etwas sp&#228;ter hinzugemietet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich steht jedoch die Rechtsprechung auf dem Standpunkt, da&#223; eine Teilk&#252;ndigung eines einheitlichen Mietvertrages unzul&#228;ssig ist, wenn dies im Vertrag nicht anders geregelt wurde. Da hier eine anderweitige vertragliche Reglung nicht vorliegt, mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; es sich um eine unzul&#228;ssige Teilk&#252;ndigung handelt (vgl. dazu Palandt Putzo &#167; 564 Anmerkung 3 d mit weiteren Nachweisen). Insoweit mag den Kl&#228;gern zuzugeben sein, da&#223; ihre Rechtsposition recht mi&#223;lich ist, dies h&#228;tten sie jedoch vor Erwerb der Garage rechtlich abkl&#228;ren m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO.</p>
315,090
lg-dusseldorf-1990-06-26-4-0-21889
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 0 218/89
1990-06-26T00:00:00
2019-03-13T14:46:04
2022-10-18T15:09:08
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0626.4.0.218.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitslei&#173;stung in H&#246;he von 22.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Sicher&#173;heit kann auch durch selbstschuldne&#173;rische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">X</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist eine Handelsgesellschaft, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Me&#223;ger&#228;ten befa&#223;t. Der Beklagte ist wissenschaftlicher Mitar&#173;beiter des Instituts f&#252;r Hochfrequenztechnik der X; er ist 1979 zum Dr. Ing. promoviert worden und hat auf dem Gebiet der Me&#223;technik f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">- 3 -</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">medizinische Zwecke seit 1975 zahlreiche Abhandlun&#173;gen ver&#246;ffentlicht und Patente angemeldet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine Erfindung, die der Beklagte zusammen mit einem Mediziner gemacht hat, betrifft eine Me&#223;einrichtung zur nichtinvasiven Feststellung ven&#246;ser bzw. arterieller Abflu&#223;- und Durchflu&#223;st&#246;rungen. Nach dem auf diese Erfindung erteilten deutschen Patent X (Anlage K 2) sollen periphere ven&#246;se Abflu&#223;st&#246;&#173;rungen bzw. arterielle Durchblutungsst&#246;rungen beim Menschen in ihrem zeitlichen Verlauf erfa&#223;t werden, indem unter gleichzeitiger Messung der Hauttempera&#173;tur von mehreren Strahlungsquellen auf die Haut gerichtete und von dem dermalen Gef&#228;&#223;plexus reflek&#173;tierte Strahlung von einem Strahlungsempf&#228;nger gemessen und elektronisch ausgewertet wird. Die Methode wird als Licht-Reflexions-Rheographie (LRR) oder als Photoplethysmographie (PPG) bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#220;ber dieses damals erst angemeldete Patent schl&#246;ssen die in dem Vertrag als "GEBER" bezeichneten Erfinder am 13. Mai 1981 mit der Beklagten ("NEHMERIN") einen "Lizenz- und Know-how-Vertrag" (Anlage K 1), in welchem sie der Beklagten eine ausschlie&#223;liche Lizenz zur Verwertung des Vertragsgegenstandes erteilten (&#167; 3 Abs. 1), worunter alle in das "sachliche Vertragsgebiet" fallenden Gegenst&#228;nde verstanden werden sollten (&#167; 1 Abs. 4); das "sach&#173;liche Vertragsgebiet" wiederum wurde dahin defi&#173;niert, da&#223; es alle Verfahren und zugeh&#246;rige Vorrich&#173;tungen, die nach dem Prinzip der Schutzrechtsanmel&#173;dung arbeiteten, sowie das zugeh&#246;rige Know-how umfassen sollte (&#167; 1 Abs. 1). Die Beklagte ver&#173;pflichtete&#160; sich,&#160; zur&#160; teilweisen&#160; Abgeltung&#160; der</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">- 4 -</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entwicklungskosten an die Patentstelle f&#252;r die Deutsche Forschung in M&#252;nchen bei Abschlu&#223; des Vertrages einen Betrag von 50.000,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer zu zahlen (&#167; 4 Abs. 1) sowie an die Erfinder als Lizenzgeb&#252;hr 8 <em>% </em>(bei Ums&#228;tzen von &#252;ber 100 Vertragsgegenst&#228;nde pro Jahr 7 <em>%) </em>des erl&#246;sten Nettogro&#223;handelsabgabepreises zuz&#252;glich Mehrwert&#173;steuer f&#252;r jeden verwerteten Vertragsgegenstand (&#167; 4 Abs. 2). Ab dem 3- Vertragsjahr war als j&#228;hrliche Mindestlizenz die Lizenzgeb&#252;hr von 20 Vertragsgegen&#173;st&#228;nden zu zahlen (&#167; 4 Abs. 3K Unter anderem enthielt der Vertrag sodann noch folgende Regelun&#173;gen:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">&#167; 8 Zusammenarbeit</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1. Beide Vertragspartner verpflichten sich gegenseitig zu loyaler Zusammenarbeit zur F&#246;rderung der Zwecke dieses Vertrages, ohne jedoch hierdurch eine Gesellschaft oder ein gesellschafts&#228;hnliches Verh&#228;ltnis zu gr&#252;nden. Hierzu geh&#246;ren insbesondere die gegenseitige kostenlose beratende Unter&#173;st&#252;tzung bei der Erwirkung, Aufrechterhal&#173;tung, Verteidigung und Geltendmachung der Vertragsschutzrechte; sowie die Verbesserun&#173;gen und Weiterentwicklungen der Vertragsge&#173;genst&#228;nde: Auf Seiten von GEBER die Ver&#173;pflichtung, soweit wie m&#246;glich, NEHMERIN auf Wunsch bei der Herstellung der Vertragsge&#173;genst&#228;nde technisch zu beraten und NEHMERIN alle verf&#252;gbaren, das sachliche Vertragsge&#173;biet betreffenden technischen Unterlagen zur Verf&#252;gung zu stellen. Die ihnen hierdurch entstehenden Reisekosten und Spesen &#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">- 5 -</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">nimmt NEHMERIN gem&#228;&#223; deren Richtlinien f&#252;r Reisekosten:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2. ...</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#167; 10 k&#252;nftige Schutzrechte</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1. GEBER erkl&#228;rt sich bereit , sofern er dazu berechtigt ist, NEHMERIN f&#252;r die Dauer dieses Vertrages die Option auf eine ausschlie&#223;liche Lizenz an k&#252;nftigen, in das sachliche und &#246;rtliche Vertragsgebiet fallende Schutzrechtsanmeldungen bzw. Schutzrechten sowie nicht schutzf&#228;hige Verbesserungen und Weiterentwicklungen anzubieten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zusammen mit einem Doktoranden entwickelte der Beklagte die Me&#223;einrichtung weiter. &#220;ber die aus dieser Entwicklung hervorgegangenen Patentanmeldung X.0 betreffend eine "Me&#223;einrichtung zur computergest&#252;tzten Erfassung und Auswertung dermaler Druckblutschwankungen" schl&#246;ssen die Erfinder mit der Beklagten am 12. M&#228;rz 1984 einen weiteren, dem Vertrag vom 13- Mai 19 81 nachgebildeten Vertrag (Anlage B 11), der eine Einmalzahlung von 10.000,--DM an die Erfinder sowie eine Lizenzgeb&#252;hr von 4 <em>% </em>vorsah; eine Regelung &#252;ber Mindestlizenzgeb&#252;hren enthielt der Vertrag nicht. Er wurde sp&#228;ter gek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Am 18. M&#228;rz 1986 meldete der Leiter des Instituts f&#252;r X eine "Einrichtung zur nichtinvasiven Feststellung und akustischen Darstellung des dyna-</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">- 6 -</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">mischen Verhaltens der peripheren ven&#246;sen H&#228;modynamik" sowie in einer weiteren Anmeldung eine "mikroprozessorgesteuerte Einrichtung zur nichtin&#173;vasiven Feststellung peripherer Abflu&#223;- und Durch&#173;flu&#223;st&#246;rungen" zum Patent an. Die erstgenannte Anmeldung ist als deutsche Offenlegungsschrift X (Anlage K 3) ver&#246;ffentlicht worden; ihre Priorit&#228;t ist sp&#228;ter f&#252;r die unter Nummer X ver&#246;ffentlichte europ&#228;ische Patentanmeldung der X (Anlage K 5) in Anspruch genommen worden. Die zweite Anmeldung ist als DE-OS X (Anlage K 4) ver&#246;ffentlicht worden; ihre Priorit&#228;t ist ebenfalls f&#252;r eine europ&#228;ische Anmeldung der X (europ&#228;ische Patentan&#173;meldung X, Anlage K 6) in Anspruch genommen worden. Als Erfinder sind in den Anmeldungen jeweils Professor X und der Beklagte angegeben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach der DE-OS X bezieht sich die angemelde&#173;te Erfindung auf eine Me&#223;einrichtung, wie sie aus der DE-PS X (Anlage K 2) bekannt ist. Bei ihr werde der zeitliche Verlauf des reklektierten bzw. zur&#252;ckgestreuten Strahlungsanteils analog ausgewertet und mittels eines Schreibers aufgezeich&#173;net. Bei der aus der DE-PS X bekannten Me&#223;einrichtung werde das analoge Signal mittels einer Schnitt Stellenschaltung in ein digitales Signal umgesetzt und an einen Rechner angelegt, der physikalische Bewertungsparameter f&#252;r die analogen Lichtreflexionskurven berechne. Beiden bekannten Me&#223;einrichtungen sei der Nachteil geraeinsam, da&#223; sie kaum&#160; als&#160; handliches,&#160; tragbares&#160; Ger&#228;t&#160; ausf&#252;hrbar</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">- 7 -</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">seien; hierf&#252;r sei auch ihr Stromverbrauch zu hoch. Besonders nachteilig sei zudem, da&#223; Beginn und Ende jeder Messung von der Bedienungsperson festzulegen seien, so da&#223; subjektive Me&#223;fehler m&#246;glich seien. Durch eine Auswerte- und Ausgabeschaltung, die einen digital gesteuerten Tongenerator und einen elektro-akustischen Wandler aufweist und ein erstes Signal zur Anzeige der Me&#223;bereitschaft der Einrichtung, eine zweite Tonfolge, deren Frequenz der Intensi&#173;t&#228;ts&#228;nderung der Lichtreflexion bis zum Ende der Blutentleerung bzw. Auff&#252;llung folgt, und ein drittes Signal abgibt, das das Ende der Messung anzeigt, soll es erfindungsgem&#228;&#223; m&#246;glich werden, die Me&#223;einrichtung als kompaktes und leichtes tragbares Handger&#228;t mit geringem Stromverbrauch auszuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die DE-OS X lehrt, den f&#252;r ein PPG-Ger&#228;t erforderlichen Stromverbrauch dadurch zu reduzieren, da&#223; die Auswerte- und Ausgabeschaltung vor der Messung eine Selbsteichung durchf&#252;hrt, bei der der durch den oder die Lichtsender flie&#223;ende Strom solange erh&#246;ht wird, bis der Signal-Rauschabstand der Empf&#228;nger einen bestimmten Wert erreicht hat. Hierdurch soll der Lichtsender immer mit einer gerade ausreichenden Leistung beaufschlagt werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Me&#223;einrichtungen nach den Anmeldungen vom 18. M&#228;rz 1986 werden von X hergestellt und vertrie&#173;ben. In Vortr&#228;gen und Ver&#246;ffentlichungen werden sie auch vom Beklagten erl&#228;utert, der &#252;ber sie bei&#173;spielsweise als Mitautor einen Aufsatz in der "Zeitschrift f&#252;r Gef&#228;&#223;krankheiten" geschrieben hat, mit der digitalen Photoplethysmographie (D-PPG) werde&#160; erstmals&#160; ein&#160; mikroprozessorkontrollierter</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">- 8 -</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Pletysmograph auf digitaler Basis vorgestellt, welcher alle Vorz&#252;ge der modernen digitalen Technik ausnutze und Systemeigenschaften aufweise, die mit den bisher bekannten Apparaten erreichbar gewesen seien (Anlage K 7).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor: Die am 18. M&#228;rz 1986 angemeldeten Erfindungen stammten allein vom Beklagten, der sie ihr zugunsten von X entzogen habe. Nach &#167; 10 Abs. 1 des Vertrages vom 13. Mai 1981 habe ihr ein Optionsrecht zugestanden, das sie berechtigt habe, durch einseitige Erkl&#228;rung einen Lizenzvertrag &#252;ber diese Erfindungen zu den Bedingungen des Vertrages vom 13. Mai 1981 zu begr&#252;nden. Sie w&#252;rde die Option auch ausge&#252;bt haben, wenn der Beklagte ihr die Erfindungen pflichtgem&#228;&#223; angeboten h&#228;tte. Indem er die Me&#223;einrichtung f&#252;r ihre Konkurrentin X weiter entwickelt habe, habe der Beklagte auch gegen seine Loyalit&#228;tspflicht nach &#167; 8 Abs. 1 des Vertrages versto&#223;en. Besonders illoyal und gleichzeitig wettbewerbswidrig sei es, wenn der Beklagte auch noch aktiv Verkaufsf&#246;rderung f&#252;r das X-Ger&#228;t betreibe und dabei die &#228;ltere Me&#223;einrichtung nach dem Vertragspatent herabsetze. Hierdurch wie insbesondere durch den Vertrieb des verbesserten Konkurrenzger&#228;tes entstehe ihr erheblicher Schaden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1 . es - bei Meidung der gesetzlichen Ordnungsmittel - zu unterlassen, digitale&#160;&#160; Photoplethysmographie-Ger&#228;te</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">- 9 -</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(D-PPG) insbesondere in Vortr&#228;gen und Ver&#246;ffentlichungen anzupreisen, insbesondere in Verbindung mit dem Hinweis, da&#223; die D-PPG-Ger&#228;te alle Vorz&#252;ge der modernen digitalen Technik ausnutzten und Systemeigenschaften aufwiesen, die mit den bisher bekannten Apparaten nicht erreichbar gewesen seien;</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160; ihr &#252;ber den Umfang der zu 1. beschrie&#173;benen Handlungen Auskunft zu erteilen, und zwar unter Angabe aller Vortr&#228;ge und Ver&#246;ffentlichungen, jeweils mit Vortrags- bzw. Ver&#246;ffentlichungsdatum, Bezeichnung des Ortes und der Veran&#173;staltung (nebst Teilnehmerzahl), wo der Vortrag gehalten wurde, sowie Bezeich&#173;nung der Publikation, in welcher eine Ver&#246;ffentlichung verbreitet wurde;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160; ihr Auskunft &#252;ber alle Verf&#252;gungen -gleich welcher Art - zu erteilen, die er &#252;ber die Erfindungen getroffen habe, welche Gegenstand der deutschen Patentanmeldungen P X und P X sowie der europ&#228;ischen Patentanmeldungen mit den Ver&#246;ffent&#173;lichungsnummern X und X sind, ihr alle sich auf die Verf&#252;gungen beziehenden Schriftst&#252;cke in Kopie vorzulegen sowie ihr ferner dar&#252;ber Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Erfindungen verwertet worden seien und welche Verg&#252;tungen der Beklagte daf&#252;r erhalten habe und ihr schlie&#223;lich</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">- 10 -</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">in Kopie alle etwaigen Abrechnungen &#252;ber von Dritten gezahlte Verg&#252;tungen vorzulegen;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflich&#173;tet sei, ihr allen Schaden zu ersetzen, der ihr</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160; durch die zu I. 1. beschriebenen Handlungen entstanden sei und noch entstehe;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160; dadurch entstanden sei, da&#223; der Beklagte die Erfindungen, welche Gegenstand der zu I. 3. bezeichneten deutschen und europ&#228;ischen Patentanmel&#173;dungen sind, ihr nicht zur Verf&#252;gung gestellt habe.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, Professor X sei tats&#228;chlich (mindestens) Miterfinder der Me&#223;einrichtung nach den Offenlegungsschriften X und X. Zu der Erfindung sei es gekommen, nachdem X im November/Dezember 1985 bei Professor X angefragt habe, ob das Institut f&#252;r Hochfrequenz&#173;technik im Rahmen eines Entwicklungsauftrages ein LRR-Ger&#228;t entwickeln k&#246;nne. Er habe Professor X auf den zwischen ihm und der Kl&#228;gerin bestehenden Lizenzvertrag hingewiesen, der sich daraufhin mit dem zust&#228;ndigen Sachbearbeiter der Patentstelle f&#252;r die deutsche Forschung, Herrn Dr.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">- 11 -</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">X, in Verbindung gesetzt habe. Bei einer Bespre&#173;chung, die im Dezember 1985 im Institut f&#252;r Hochfre&#173;quenztechnik stattgefunden habe, habe Herr Dr. X dargelegt, da&#223; der Lizenzvertrag durch die Wendung "soweit er dazu berechtigt ist" in &#167; 10 Abs. 1 dem Umstand Rechnung trage, da&#223; Erfinder aus dem Hochschulbereich nicht &#252;ber jede ihrer Erfindungen frei verf&#252;gen k&#246;nnten. Herr Dr. X und Patentan&#173;walt Dr. X h&#228;tten ferner ihre Auffassung zum Ausdruck gebracht, da&#223; bei einem im Rahmen der Drittmittelvergabe abgeschlossenen Vertrag zwischen der X und X etwa entstehende erfinderische Arbeitsergebnisse nicht frei seien, da die an ihnen beteiligten Personen nicht in der in &#167; 42 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber Arbeitnehmererfindungen (ArbEG) umschriebenen Eigenschaft t&#228;tig geworden seien. Im weiteren Teil des Gespr&#228;ches, an dem er -der Beklagte - nicht mehr teilgenommen habe, habe Professor X gegen&#252;ber Patentanwalt Dr. X den Gedanken ge&#228;u&#223;ert, bei dem zu entwickelnden Me&#223;ger&#228;t nur einen Lichtsender und einen Lichtemp&#173;f&#228;nger zu verwenden und das Rauschproblem dadurch zu l&#246;sen, da&#223; vor der Messung der Strom durch den Lichtsender solange aufgedreht werde, bis der Signalrauschabstand ausreichend sei. Professor X habe Patentanwalt Dr. X ferner erl&#228;u&#173;tert, da&#223; er durch Verzicht auf einen Ausgabeschrei&#173;ber ein tragbares Ger&#228;t schaffen und, um dem Arzt dennoch eine unmittelbare &#220;berpr&#252;fung der Messung zu erm&#246;glichen, eine digital angesteuerte akustische Anzeige vorsehen wolle.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit habe Professor X dieses Konzept&#160; mit&#160; ihm und&#160; seinen anderen Mitarbeitern weiter ge-</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">- 12 -</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">bildet und in Teill&#246;sungen entwickelt. Er -der Beklagte - sei dabei ausschlie&#223;lich auf Grund seiner Dienstverpflichtung und auf Weisung seines Vorgesetzten Professor X t&#228;tig geworden. Unter Bezugnahme auf eine entsprechende Stellungnahme des Patentanwaltes vom 17. Dezember 1985 habe ihn Professor X dabei noch einmal ausdr&#252;cklich dar&#252;ber belehrt, da&#223; etwaige Erfindungen, die er, der Beklagte, mache, als Diensterfindungen behandelt und von der X f&#252;r den Auftraggeber X in Anspruch genommen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Weil sich die formelle Unterzeichnung eines For-schungs- und Entwicklungsvertrages zwischen X und der X verz&#246;gert habe, seien X und das Institut f&#252;r Hochfrequenztechnik &#252;bereingekommen, die Erfindungen zur Wahrung der fr&#252;hestm&#246;glichen Priorit&#228;t zun&#228;chst treuh&#228;nderisch durch Professor X anzumelden.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; er hiernach der Kl&#228;gerin die Erfindungen gar nicht habe anbieten k&#246;nnen, habe dieser ein Optionsrecht nicht zugestanden. Allen&#173;falls w&#228;re er verpflichtet gewesen, sofern ihm dies m&#246;glich gewesen w&#228;re, mit der Kl&#228;gerin in Verhand&#173;lungen &#252;ber einen neuen Lizenzvertrag einzutreten.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf deren Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde :</u></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">- 13 -</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht kein Schadensersatzanspruch zu, weil der Beklagte ihr die den Gegenstand der Offenlegungsschriften X und X bildenden Erfindungen nicht zur Verf&#252;gung gestellt hat (Klageantrag zu II. 2.). Damit entf&#228;llt zugleich ein hierzu geltend gemachter Auskunftsanspruch (Klagean&#173;trag zu 1. 3.).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Solche Anspr&#252;che wegen Verletzung einer sich aus &#167; 10 Abs. 1 oder auch aus &#167; 8 Abs. 1 des Vertrages vom 13. Mai 1981 ergebenden Verpflichtung des Beklagten w&#252;rden zun&#228;chst voraussetzen, da&#223; der Beklagte rechtlich in der Lage gewesen w&#228;re, der Kl&#228;gerin ein ausschlie&#223;liches Nutzungsrecht zu verschaffen. Schon daran fehlt es, weil der Beklagte &#252;ber die Erfindun&#173;gen nicht verf&#252;gen konnte.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Ohne Belang ist in diesem Zusammenhang allerdings, welche Vereinbarungen zwischen X und der X oder zwischen X und Professor X dar&#252;ber getroffen worden sind, wem die Ergebnisse des Entwicklungsauftrages zustehen sollten, bei dessen Durchf&#252;hrung nach dem Vortrag des Beklagten die Erfindungen gemacht worden sind. Denn an diesen Vereinbarungen war der Beklagte nicht beteiligt, so da&#223; sie seine Rechtsstellung nicht ber&#252;hren. Daran &#228;ndert auch die vom Beklagten ausweislich der Anlage B 10 "zur Kenntnis genommene" sogenannte Belehrung nichts; eine Willenserkl&#228;rung des Beklagten - welchen Inhalts auch immer &#8211; kann diesem Schriftst&#252;ck nicht entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 14 -</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;tte jedoch &#252;ber seine Rechte an&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Erfindungen nur dann verf&#252;gen k&#246;nnen, wenn die Erfindungen nach &#167; 8 ArbEG frei geworden w&#228;ren, denn es handelte sich bei ihnen,&#160; soweit&#160; sie auf den Beklagten zur&#252;ckgingen, um Diensterfindungen im Sinne des &#167; 4 Abs. 2 ArbEG.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Erfindungen sind w&#228;hrend der Dauer des Arbeits&#173;verh&#228;ltnisses entstanden, das zuletzt seine Grund&#173;lage in dem am 15. Oktober 1985 zwischen dem Beklagten und dem (durch den Rektor der X vertretenen) Land Nordrhein-Westfalen geschlossenen Arbeitsvertrag (Anlage B 9) hatte, nach welchem der Beklagte als wissenschaftlicher Angestellter im Sinne des &#167; 60 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber die wissen&#173;schaftlichen Hochschulen des Landes Nordrhein-West&#173;falen (WissHG) beim Institut f&#252;r Hochfrequenztechnik (weiter) besch&#228;ftigt wurde. Sie sind ferner, wie auch die Kl&#228;gerin nicht in Zweifel zieht, aus der dem Beklagten dort obliegenden T&#228;tigkeit hervorge&#173;gangen. Solche Erfindungen sind von Gesetzes wegen nach &#167; 42 Abs. 1 ArbEG nur insoweit frei, als sie von einem Professor, Dozenten oder wissenschaft&#173;lichen Assistenten in dieser Eigenschaft gemacht worden sind. Der Beklagte war jedoch nicht wissen&#173;schaftlicher Assistent im Sinne dieser Vorschrift.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Das geltende Hochschulrahmengesetz (HRG) in der Fassung vom 9. April 1987 (BGBl. I, 1170) und ihm folgend das WissHG in der Fassung des Gesetzes vom 20. Oktober 1987 (GVNW 366) unterscheiden zwischen</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">- 15 -</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Professoren, Hochschuldozenten, wissenschaftlichen Assistenten, Oberassistenten und Oberingenieuren und wissenschaftlichen Mitarbeitern (&#167;&#167; 53 HRG, 60 WissHG). Die hochschulrechtliche Terminologie steht damit wieder im Einklang mit derjenigen des ArbEG, das in &#167; 42 die Erfindungen von "Professoren, Dozenten und wissenschaftlichen Assistenten bei den wissenschaftlichen Hochschulen" privilegiert, wobei nach der amtlichen Begr&#252;ndung (BT-Dr. 1648/2, wiedergegeben auch bei Reimer/Schade/Schippel, Das Recht der Arbeitnehmererfindung, 5. Aufl., Seiten 556, 621) unter wissenschaftlichen Assistenten auch die ihnen nach &#167; 10 Abs. 1 der Reichsassistentenord&#173;nung vom 1. Januar 1940 gleichgestellten Oberas&#173;sistenten, Ober&#228;rzte und Oberingenieure verstanden werden sollten. Dem wissenschaftlichen Assistenten des geltenden Rechts (&#167;&#167; 47 HRG, 57 WissHG) ent&#173;spricht (soweit im vorliegenden Zusammenhang von Interesse) im wesentlichen der Hochschulassistenz im Sinne des &#167; 47 des HRG vom 26. Januar 1976 (BGBl. I, 185) und der &#167;&#167; 57 bis 59 des WissHG vom 20. Dezember 1979 (GV NW 925); gegen&#252;ber einer wie schon nach der Reichsassistentenordnung (siehe Ballhaus, GRUR 1984, 1, 4/5) nicht nur auf Dienstleistungen, sondern auch auf eigene wissenschaftliche Arbeit ausgerichteten Stellung (&#167; 47 Abs. 1 Satz 1, Abs. 3 HRG a.F., &#167; 47 Abs. 1 Satz 2 HRG n.F.) obliegen dem wissenschaftlichen Mitarbeiter nach &#167; 53 HRG alter wie neuer Fassung lediglich wissenschaftliche Dienstleistungen in Forschung und Lehre.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Wissenschaftliche Mitarbeiter k&#246;nnen daher nicht zu dem nach &#167; 42 ArbEG im Interesse der Freiheit von Forschung&#160; und&#160; Lehre&#160; privilegierten&#160; Personenkreis</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">- 16 -</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">gerechnet werden (ebenso Vollmer/Gaul, ArbEG, 2. Aufl., &#167; 42 Rdnr. 29; Bartenbach/Volz, ArbEG, &#167; 42 Rdnr. 12). Zwar h&#228;lt es Ballhaus (GRUR 1984, 1, 5/6) f&#252;r m&#246;glich, unter die wissenschaftlichen Assisten&#173;ten im Sinne des &#167; 42 ArbEG auch andere Personen&#173;gruppen als die Hochschulassistenten einzuordnen, wobei im Einzelfall darauf abzustellen sein werde, ob dem einzelnen Bediensteten die selbst&#228;ndige Wahrnehmung von Aufgaben in Forschung und Lehre zugewiesen worden sei. Auf die Art der T&#228;tigkeit stellt jedoch &#167; 42 ArbEG nur insoweit ab, als nur diejenigen Erfindungen der Professoren und ihnen Gleichgestellter frei sind, die von ihnen in dieser Eigenschaft gemacht werden. Die vorgelagerte Privilegierungsvoraussetzung ist die Zugeh&#246;rigkeit zu dem mit wissenschaftlicher Arbeit befa&#223;ten Personenkreis; er wird durch statusrechtliche Begriffe umschrieben, und es kann daher nur die Frage sein, ob eine bestimmte bundes- oder landes&#173;rechtliche definierte Stellung als diejenige eines wissenschaftlichen Assistenten im Sinne des &#167; 42 ArbEG angesehen werden kann (siehe auch Reimer/Scha-de/Schippel, a.a.O., &#167; 42 Rdnr. 2). Da dies hinsicht&#173;lich der Stellung der wissenschaftlichen Mitarbeiter nach &#167;&#167; 53 HRG, 60 WissHG gerade nicht der Fall ist, kommt es nicht darauf an, ob ein wissenschaftlicher Mitarbeiter im Einzelfall, wie dies bei dem Beklag&#173;ten der Fall gewesen sein mag, nach der Art seiner T&#228;tigkeit die Aufgaben eines Hochschulassistenten oder wissenschaftlichen Assistenten wahrgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig kommt es darauf an, ob der Beklagte, wie die Kl&#228;gerin meint, einen Anspruch darauf hatte, in</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">- 17 -</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">ein Assistentenverh&#228;ltnis &#252;bernommen zu werden. Denn er hat einen solchen Anspruch nicht geltend gemacht und es liegt g&#228;nzlich fern anzunehmen, da&#223; er etwa nach &#167; 8 Abs. 1 des Lizenzvertrages verpflichtet gewesen w&#228;re, gegen&#252;ber dem Land eine Ver&#228;nderung seiner rechtlichen Stellung zu betreiben, um der Kl&#228;gerin Rechte an den in Rede stehenden Erfindungen verschaffen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Hiernach w&#228;ren die Erfindungen aber nur dann frei und damit f&#252;r den Beklagten verf&#252;gbar geworden, wenn das Land Nordrhein-Westfalen sie schriftlich freigegeben h&#228;tte (&#167; 8 Abs. 1 Nr. 1 ArbEG), sie beschr&#228;nkt in Anspruch genommen h&#228;tte (&#167; 8 Abs. 1 Nr. 2 ArbEG) oder innerhalb von vier Monaten nach Eingang einer ordnungsgem&#228;&#223;en (das hei&#223;t insbesonde&#173;re schriftlichen, &#167; 5 Abs. 1 ArbEG) Erfindungsmel&#173;dung nicht die Inanspruchnahme der Erfindungen erkl&#228;rt h&#228;tte. F&#252;r keinen dieser Tatbest&#228;nde ist etwas vorgetragen; vielmehr macht der Beklagte geltend, die Erfindungen seien von der X ("f&#252;r X") in Anspruch genommen worden. Zwar wird diese Rechtsbehauptung nicht durch entsprechen&#173;den Tatsachenvortrag ausgef&#252;llt; das ist jedoch unsch&#228;dlich, da es umgekehrt der Kl&#228;gerin oblegen h&#228;tte darzutun, wodurch die Erfindung frei geworden sein soll.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Es ist deshalb davon auszugehen, da&#223; das Land auf die Erfindungen, soweit Rechte des Beklagten hieran in Frage stehen, entweder zugegriffen hat oder aber da eine schriftliche Erfindungsmeldung bislang fehlt - noch zugreifen kann. Dann konnte der Beklagte aber der Kl&#228;gerin Rechte an diesen Erfindungen schon deshalb nicht verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">- 18 -</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Keine Aufkl&#228;rung bedarf bei dieser Sachlage, ob der Beklagte tats&#228;chlich, wie die Kl&#228;gerin behauptet, Alleinerfinder ist. Der Beklagte hat dargetan, da&#223; Professor X durch den Vorschlag, durch den Verzicht auf einen Ausgabeschreiber und eine digital angesteuerte akustische Anzeige ein tragbares Ger&#228;t zu schaffen jedenfalls einen sch&#246;pferischen Beitrag zu der Erfindung geleistet hat, die in der DE-OS X beschrieben ist, und da&#223; Professor X weiterhin am Zustandekommen der in der DE-OS X beschriebenen Erfindung beteiligt war, indem er die Idee hatte, den durch den Lichtsender flie&#223;enden Strom solange zu erh&#246;hen, bis der Signalrauschab&#173;stand ausreichend ist. Wenn sich dies nicht widerle&#173;gen lie&#223;e, w&#252;rde allerdings eine Verf&#252;gung &#252;ber die Erfindungen auch deshalb nicht in Frage kommen, weil der Beklagte dann allenfalls eine Mitberechtigung an den Patentanmeldungen h&#228;tte erwerben k&#246;nnen und als Teilhaber nach &#167; 747 Satz 2 des B&#252;rgerlichen Gesetzbuches (BGB) nicht ohne Zustimmung des anderen Teilhabers Professor X &#252;ber Rechte an den Schutzrechtsanmeldungen h&#228;tte verf&#252;gen, insbesondere keine ausschlie&#223;liche Lizenz h&#228;tte vergeben k&#246;nnen (vgl. dazu Benkard/Bruchhausen, Patentgesetz, 8. Aufl., &#167; 6 Rdnr. 35 m.w.N.). Da&#223; der Beklagte eine solche Zustimmung erhalten h&#228;tte, auf die er keinen Anspruch hatte, scheidet nach Sachlage aus.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig&#160; von&#160; der&#160; mangelnden&#160; Berechtigung&#160; des</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Beklagten ist das Klagebegehren aber auch deshalb</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">- 19 -</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">nicht gerechtfertigt, weil nicht dargetan ist, da&#223; und mit welchem Inhalt ein Lizenzvertrag zwischen den Parteien zustandegekommen w&#228;re, wenn der Beklagte der Kl&#228;gerin die Erfindungen angeboten h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stand nach &#167; 10 Abs. 1 des Vertrages vom 13. Mai 1981 kein Optionsrecht zu, durch dessen Aus&#252;bung sie einen Lizenzvertrag &#252;ber die Erfindun&#173;gen h&#228;tte erreichen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Das Optionsrecht ist das Recht, durch einseitige Erkl&#228;rung einen Vertrag zustandezubringen; in der Regel ergibt es sich aus einem aufschiebend beding&#173;ten Vertrag, der durch die Optionserkl&#228;rung unbe&#173;dingt wird (vgl. hierzu Palandt/Heinrichs, BGB, 49. Aufl., vor &#167; 145, Anm. 4 c). Da die M&#246;glichkeit ausscheidet, da&#223; der Kl&#228;gerin das Recht zustehen sollte, einseitig den Vertragsinhalt festzulegen, dies auch mit &#167;&#167; 20, 34 des Gesetzes gegen Wettbe&#173;werbsbeschr&#228;nkungen (GWB) unvereinbar sein w&#252;rde, w&#228;re ein Optionsrecht hier nur denkbar, wenn die Kl&#228;gerin, wie sie denn auch geltend macht, berech&#173;tigt sein sollte, f&#252;r einen Lizenzvertrag zu optieren, dessen Bestimmungen mit Ausnahme des Lizenzgegenstandes denen des Vertrages vom 13. Mai 1981 entsprach.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Gegen ein solches Recht spricht jedoch schon der Wortlaut des Vertrages. Der Beklagte r&#228;umt in &#167; 10 Abs. 1 der Kl&#228;gerin kein Optionsrecht ein, sondern "erkl&#228;rt sich bereit, sofern er dazu berechtigt ist", der Kl&#228;gerin f&#252;r die Dauer des Vertrages die</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">- 20 -</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Option auf eine ausschlie&#223;liche Lizenz an k&#252;nftigen Schutzrechtsanmeldungen bzw. Schutzrechten sowie nicht schutzf&#228;hige Verbesserungen und Weiterentwick&#173;lungen "anzubieten". Das macht deutlich, da&#223; der Beklagte allenfalls verpflichtet sein sollte, der Kl&#228;gerin k&#252;nftige Erfindungen zur Nutzung anzubie&#173;ten, und dies auch nur, sofern er dazu - gegen&#252;ber etwaigen Drittberechtigten - berechtigt sein sollte. Es handelte sich dann um die Einr&#228;umung einer sogenannten Vorhand, bei der sich der Schuldner verpflichtet, einen Gegenstand, bevor er ihn anderweitig ver&#228;u&#223;ert oder zur Nutzung &#252;berl&#228;&#223;t, dem Vorhandberechtigten anzubieten, und die hier um eine Andienungspflicht verst&#228;rkt sein mag, das hei&#223;t um die Verpflichtung, k&#252;nftige Schutzrechte und Schutzrechtsanmeldungen auch dann, wenn andere Interessenten (noch) nicht vorhanden sind, zur ausschlie&#223;lichen Nutzung zu angemessenen Bedingungen anzudienen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Annahme eines Optionsrechtes w&#252;rde bedeuten, da&#223; auch f&#252;r einen neuen Lizenzvertrag ohne weiteres etwa folgende Klauseln gelten:</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; GEBER versichert, da&#223; die Vertragsgegenst&#228;nde herstellungsreif sind (&#167; 2 Abs. 5).</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; F&#252;r die Inanspruchnahme der Vertragsschutzrechte und zur teilweisen Abgeltung der bisher von GEBER geleisteten Entwicklungsarbeiten und -kosten sowie Geb&#252;hren zahlt NEHMERIN an die Patentstelle f&#252;r die deutsche Forschung in M&#252;nchen sogleich nach Abschlu&#223; dieses Vertrages 50.000,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer (&#167; 4 Abs. 1).</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">&#9632;</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">- 21 -</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; Ferner zahlt NEHMERIN an GEBER als Lizenzgeb&#252;hr 8 <em>% </em>des erl&#246;sten Nettogro&#223;handelsabgabepreises bei Ums&#228;tzen bis 100 Vertragsgegenst&#228;nden pro Jahr, 7 <em>% </em>bei Ums&#228;tzen &#252;ber 100 Vertragsgegenst&#228;nde pro Jahr zuz&#252;glich Mehrwertsteuer f&#252;r jeden verwerte&#173;ten Vertragsgegenstand (&#167; 4 Abs. 2).</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; NEHMERIN verpflichtet sich zur Zahlung einer j&#228;hrlichen Mindestlizenz an GEBER wie folgt: ab dem 3- Vertragsjahr die Lizenzgeb&#252;hr von 20 Vertragsgegenst&#228;nden (&#167; 4 Abs. 3).</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Es erscheint indessen ausgeschlossen, da&#223; die Parteien in dieser Weise insbesondere die H&#246;he der Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r k&#252;nftige Vertragsgegenst&#228;nde im voraus festlegen wollten, obwohl v&#246;llig offen war, um welche Gegenst&#228;nde es sich hierbei handeln und welche technische und wirtschaftliche Bedeutung sie haben w&#252;rden. Dies gilt insbesondere weil &#167; 10 Abs. 1 nicht nur k&#252;nftige Schutzrechte und Schutzrechts-anmeldungen betrifft, sondern gleichrangig auch die Verpflichtung des Beklagten erw&#228;hnt, der Kl&#228;gerin nicht schutzf&#228;hige Verbesserungen und Weiterentwick&#173;lungen anzubieten.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit dieser Auslegung best&#228;tigt schlie&#223;&#173;lich auch der Vertrag vom 12. M&#228;rz 1984, der zwar in vielen Punkten dem ersten Vertrag entspricht, hinsichtlich der Lizenzgeb&#252;hren aber stark von ihm abweicht (10.000,-- statt 50.000,-- DM; 4 <em>% </em>statt gestaffelt 8 bzw. 7 <em>%', </em>keine Mindestlizenzgeb&#252;hr). Auch diese Regelungen lassen erkennen, da&#223; sich die Parteien vern&#252;nftigerweise vorbehalten wollten, die</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks"><img alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." src="http://lvn-itp-105.lds.nrw.de:8880/nrwe/Dateien/83CF35F750E5CFFF6DDCCB46602794AC.4o218-89neutralisiertes%20Urteil.doc.001.png" width="1" height="61" />- 22 -</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Konditionen k&#252;nftiger Lizenzvertr&#228;ge jeweils noch auszuhandeln und dabei der gr&#246;&#223;eren oder geringeren Bedeutung des neuen Vertragsgegenstandes angemessen Rechnung zu tragen. </p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage h&#228;tte es der Kl&#228;gerin oblegen,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">im einzelnen darzutun,</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; zu welchen Konditionen sie bereit und in der Lage gewesen w&#228;re, mit dem Beklagten einen neuen Lizenzvertrag abzuschlie&#223;en, und</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; da&#223; und warum diese Konditionen insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung der Bedeutung der Erfindungen angemessen gewesen w&#228;ren, so da&#223; der Beklagte seinerseits zum Abschlu&#223; des Vertrages bereit oder jedenfalls hierzu verpflichtet gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Hierzu fehlt jedoch jeder Vortrag, so da&#223; nicht angenommen werden kann, da&#223; zwischen den Parteien ein Vertrag zustandegekommen w&#228;re, wenn der Beklagte der Kl&#228;gerin die Erfindungen nur angedient h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehen auch keine Unterlassungs-, Schadensersatz- und Auskunftsanspr&#252;che zu, weil der Beklagte D-PPG-Ger&#228;te "angepriesen" hat (Klageantr&#228;&#173;ge zu I. 1., I. 2. und II. 1.).</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung der Verpflichtung zur loyaler Zusammenarbeit (&#167; 8 Abs. 1 des Vertrages) kann in dem hierzu vorgetragenen Sachverhalt nicht gesehen werden. Als Miterfinder der D-PPG ist der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">- 23 -</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">berechtigt, die Fach&#246;ffentlichkeit &#252;ber die Erfin&#173;dung und ihre Bedeutung sowie &#252;ber Vorz&#252;ge der erfindungsgera&#228;&#223;en Ger&#228;te gegen&#252;ber bekannten L&#246;sungen in sachlicher Form, insbesondere in Fachzeitschriften und in Vortr&#228;gen zu informieren. Da&#223; er &#252;ber solche Informationen dieser Art hinaus&#173;gegangen w&#228;re und reine Werbung f&#252;r X betrieben h&#228;tte, l&#228;&#223;t der Vortrag der Kl&#228;gerin nirgends erkennen. Dem Beklagten sachliche &#196;u&#223;erun&#173;gen der angegriffenen Art zu untersagen, hie&#223;e seine Meinungsfreiheit (Artikel 5 Abs. 1 des Grundgesetzes - GG) und die Freiheit der Wissenschaft (Artikel 5 Abs. 3 GG) zu beschneiden und von dem Beklagten zu verlangen, seine eigenen Erfindungen zu verleugnen. So ist die Verpflichtung zu loyaler Zusammenarbeit mit der Kl&#228;gerin aber nicht zu verstehen. Sie verpflichtet den Beklagten zwar, die Zwecke des Lizenzvertrages zu f&#246;rdern und die Kl&#228;gerin gegebe&#173;nenfalls zu beraten und zu unterst&#252;tzen; in seiner wissenschaftlichen Arbeit und in seinen wissen&#173;schaftlichen &#196;u&#223;erungen ist er jedoch frei.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte verst&#246;&#223;t auch nicht gegen Vorschriften des Wettbewerbsrechts. F&#252;r den Tatbestand des von ihr herangezogenen &#167; 3 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) tr&#228;gt die Kl&#228;gerin nichts substantiiertes vor. Aber auch ein Versto&#223; gegen die guten Sitten im Wettbewerb (&#167; 1 UWG) liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet nicht, da&#223; der Beklagte unzutreffender Weise auf &#252;berlegene Systemeigen&#173;schaften der D-PPG-Ger&#228;te hinweise, die sie in der Klageschrift selbst als verbesserte Konkurrenzger&#228;te bezeichnet. Ein Vergleich mit anderen L&#246;sungen, f&#252;r den &#8211; wie hier nicht zu bezweifeln &#8211; ein hinreichender Anla&#223; besteht und sich in den Grenzen des Erforderlichen und der wahrheitsgem&#228;&#223;en und </p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 24 -</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">sachlichen Er&#246;rterung h&#228;lt, ist jedoch nicht wettbewerbswidrig (siehe nur BGH, GRUR 1986, 618, 620 &#8211; Vorsatz-Fensterfl&#252;gel). Da&#223; schlie&#223;lich die vom Beklagten angesprochenen Verkehrskreise zu Fehlvorstellungen &#252;ber die Reichweite der relevanten Unterschiede zwischen D-PGG-Ger&#228;ten und den bis dahin auf dem Markt erh&#228;ltlichen Ger&#228;ten gelangten, macht die Kl&#228;gerin zwar geltend, legt sie jedoch nicht konkret dar.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Als unterlegene Partei hat die Kl&#228;gerin nach &#167; 91 Abs. 1 der Zivilproze&#223;ordnung (ZPO) auch die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert betr&#228;gt 1.000.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Richter am LG &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Steinacker&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dr. Meier-Beck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dr. Becker</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">ist in Urlaub und</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">kann deshalb nicht</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">unterschreiben.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Steinacker</p>
315,091
lg-dusseldorf-1990-06-26-4-o-21889
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 218/89
1990-06-26T00:00:00
2019-03-13T14:46:06
2022-10-18T15:09:06
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0626.4O218.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 22.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Sicherheit kann auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">[i]</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand ;</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist eine Handelsgesellschaft, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Me&#223;ger&#228;ten befa&#223;t. Der Beklagte ist wissenschaftlicher Mitar&#173;beiter des Instituts f&#252;r Hochfrequenztechnik der Rheinisch-Westf&#228;lischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen; er ist 1979 zum Dr. Ing. promoviert worden und hat auf dem Gebiet der Me&#223;technik</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">medizinische Zwecke seit 1975 zahlreiche Abhandlun&#173;gen ver&#246;ffentlicht und Patente angemeldet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Eine Erfindung, die der Beklagte zusammen mit einem Mediziner gemacht hat, betrifft eine Me&#223;einrichtung zur nichtinvasiven Feststellung ven&#246;ser bzw. arterieller Abflu&#223;- und Durchflu&#223;st&#246;rungen. Nach dem auf diese Erfindung erteilten deutschen Patent 31 00 610 (Anlage K 2) sollen periphere ven&#246;se Abflu&#223;st&#246;&#173;rungen bzw. arterielle Durchblutungsst&#246;rungen beim Menschen in ihrem zeitlichen Verlauf erfa&#223;t werden, indem unter gleichzeitiger Messung der Hauttempera&#173;tur von mehreren Strahlungsquellen auf die Haut gerichtete und von dem dermalen Gef&#228;&#223;plexus reflek&#173;tierte Strahlung von einem Strahlungsempf&#228;nger gemessen und elektronisch ausgewertet wird. Die Methode wird als Licht-Reflexions-Rheographie (LRR) oder als Photoplethysmographie (PPG) bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#220;ber dieses damals erst angemeldete Patent schl&#246;ssen die in dem Vertrag als "GEBER" bezeichneten Erfinder am 13. Mai 1981 mit der Beklagten ("NEHMERIN") einen "Lizenz- und Know-how-Vertrag" (Anlage K 1), in welchem sie der Beklagten eine ausschlie&#223;liche Lizenz zur Verwertung des Vertragsgegenstandes erteilten (&#167; 3 Abs. 1), worunter alle in das "sachliche Vertragsgebiet" fallenden Gegenst&#228;nde verstanden werden sollten (&#167; 1 Abs. 4); das "sach&#173;liche Vertragsgebiet" wiederum wurde dahin defi&#173;niert, da&#223; es alle Verfahren und zugeh&#246;rige Vorrich&#173;tungen, die nach dem Prinzip der Schutzrechtsanmel&#173;dung arbeiteten, sowie das zugeh&#246;rige Know-how umfassen sollte (&#167; 1 Abs. 1). Die Beklagte ver&#173;pflichtete&#160; sich,&#160; zur&#160; teilweisen&#160; Abgeltung&#160; der</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">- 4 -</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Entwicklungskosten an die Patentstelle f&#252;r die Deutsche Forschung in M&#252;nchen bei Abschlu&#223; des Vertrages einen Betrag von 50.000,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer zu zahlen (&#167; 4 Abs. 1) sowie an die Erfinder als Lizenzgeb&#252;hr 8 <em>% </em>(bei Ums&#228;tzen von &#252;ber 100 Vertragsgegenst&#228;nde pro Jahr 7 <em>%) </em>des erl&#246;sten Nettogro&#223;handelsabgabepreises zuz&#252;glich Mehrwert&#173;steuer f&#252;r jeden verwerteten Vertragsgegenstand (&#167; 4 Abs. 2). Ab dem 3- Vertragsjahr war als j&#228;hrliche Mindestlizenz die Lizenzgeb&#252;hr von 20 Vertragsgegen&#173;st&#228;nden zu zahlen (&#167; 4 Abs. 3K Unter anderem enthielt der Vertrag sodann noch folgende Regelun&#173;gen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#167; 8 Zusammenarbeit</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1. Beide Vertragspartner verpflichten sich gegenseitig zu loyaler Zusammenarbeit zur F&#246;rderung der Zwecke dieses Vertrages, ohne jedoch hierdurch eine Gesellschaft oder ein gesellschafts&#228;hnliches Verh&#228;ltnis zu gr&#252;nden. Hierzu geh&#246;ren insbesondere die gegenseitige kostenlose beratende Unter&#173;st&#252;tzung bei der Erwirkung, Aufrechterhal&#173;tung, Verteidigung und Geltendmachung der Vertragsschutzrechte; sowie die Verbesserun&#173;gen und Weiterentwicklungen der Vertragsge&#173;genst&#228;nde: Auf Seiten von GEBER die Ver&#173;pflichtung, soweit wie m&#246;glich, NEHMERIN auf Wunsch bei der Herstellung der Vertragsge&#173;genst&#228;nde technisch zu beraten und NEHMERIN alle verf&#252;gbaren, das sachliche Vertragsge&#173;biet betreffenden technischen Unterlagen zur Verf&#252;gung zu stellen. Die ihnen hierdurch entstehenden Reisekosten und Spesen &#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- 5 -</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">nimmt NEHMERIN gem&#228;&#223; deren Richtlinien f&#252;r Reisekosten:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">2. ...</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#167; 10 k&#252;nftige Schutzrechte</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. GEBER erkl&#228;rt sich bereit , sofern er dazu berechtigt ist, NEHMERIN f&#252;r die Dauer dieses Vertrages die Option auf eine ausschlie&#223;liche Lizenz an k&#252;nftigen, in das sachliche und &#246;rtliche Vertragsgebiet fallende Schutzrechtsanmeldungen bzw. Schutzrechten sowie nicht schutzf&#228;hige Verbesserungen und Weiterentwicklungen anzubieten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zusammen mit einem Doktoranden entwickelte der Beklagte die Me&#223;einrichtung weiter. &#220;ber die aus dieser Entwicklung hervorgegangenen Patentanmeldung 33 18 746.0 betreffend eine "Me&#223;einrichtung zur computergest&#252;tzten Erfassung und Auswertung dermaler Druckblutschwankungen" schl&#246;ssen die Erfinder mit der Beklagten am 12. M&#228;rz 1984 einen weiteren, dem Vertrag vom 13- Mai 19 81 nachgebildeten Vertrag (Anlage B 11), der eine Einmalzahlung von 10.000,--DM an die Erfinder sowie eine Lizenzgeb&#252;hr von 4 <em>% </em>vorsah; eine Regelung &#252;ber Mindestlizenzgeb&#252;hren enthielt der Vertrag nicht. Er wurde sp&#228;ter gek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Am 18. M&#228;rz 1986 meldete der Leiter des Instituts f&#252;r Hochfrequenztechnik der RWTH Aachen, ( &#8230; ) eine "Einrichtung zur nichtinva&#173;siven Feststellung und akustischen Darstellung des dynamischen Verhaltens der peripheren ven&#246;sen H&#228;modynamik" sowie in einer weiteren Anmeldung eine "mikroprozessorgesteuerte Einrichtung zur nichtin&#173;vasiven Feststellung peripherer Abflu&#223;- und Durch&#173;flu&#223;st&#246;rungen" zum Patent an. Die erstgenannte Anmeldung ist als deutsche Offenlegungsschrift 36 09 073 (Anlage K 3) ver&#246;ffentlicht worden; ihre Priorit&#228;t ist sp&#228;ter f&#252;r die unter Nummer 238 064 ver&#246;ffentlichte europ&#228;ische Patentanmeldung der ( &#8230; ) (Anlage K 5) in Anspruch genommen worden. Die zweite Anmeldung ist als DE-OS 36 09 075 (Anlage K 4) ver&#246;ffentlicht worden; ihre Priorit&#228;t ist ebenfalls f&#252;r eine europ&#228;ische Anmeldung der ( &#8230; ) (europ&#228;ische Patentan&#173;meldung 238 065, Anlage K 6) in Anspruch genommen worden. Als Erfinder sind in den Anmeldungen jeweils Professor Schmitt und der Beklagte angegeben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach der DE-OS 36 09 073 bezieht sich die angemelde&#173;te Erfindung auf eine Me&#223;einrichtung, wie sie aus der DE-PS 31 00 610 (Anlage K 2) bekannt ist. Bei ihr werde der zeitliche Verlauf des reklektierten bzw. zur&#252;ckgestreuten Strahlungsanteils analog ausgewertet und mittels eines Schreibers aufgezeich&#173;net. Bei der aus der DE-PS 33 18 746 bekannten Me&#223;einrichtung werde das analoge Signal mittels einer Schnitt Stellenschaltung in ein digitales Signal umgesetzt und an einen Rechner angelegt, der physikalische Bewertungsparameter f&#252;r die analogen Lichtreflexionskurven berechne. Beiden bekannten Me&#223;einrichtungen sei der Nachteil geraeinsam, da&#223; sie kaum&#160; als&#160; handliches,&#160; tragbares&#160; Ger&#228;t&#160; ausf&#252;hrbar</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">- 7 -</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">seien; hierf&#252;r sei auch ihr Stromverbrauch zu hoch. Besonders nachteilig sei zudem, da&#223; Beginn und Ende jeder Messung von der Bedienungsperson festzulegen seien, so da&#223; subjektive Me&#223;fehler m&#246;glich seien. Durch eine Auswerte- und Ausgabeschaltung, die einen digital gesteuerten Tongenerator und einen elektro-akustischen Wandler aufweist und ein erstes Signal zur Anzeige der Me&#223;bereitschaft der Einrichtung, eine zweite Tonfolge, deren Frequenz der Intensi&#173;t&#228;ts&#228;nderung der Lichtreflexion bis zum Ende der Blutentleerung bzw. Auff&#252;llung folgt, und ein drittes Signal abgibt, das das Ende der Messung anzeigt, soll es erfindungsgem&#228;&#223; m&#246;glich werden, die Me&#223;einrichtung als kompaktes und leichtes tragbares Handger&#228;t mit geringem Stromverbrauch auszuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die DE-OS 36 09 075 lehrt, den f&#252;r ein PPG-Ger&#228;t erforderlichen Stromverbrauch dadurch zu reduzieren, da&#223; die Auswerte- und Ausgabeschaltung vor der Messung eine Selbsteichung durchf&#252;hrt, bei der der durch den oder die Lichtsender flie&#223;ende Strom solange erh&#246;ht wird, bis der Signal-Rauschabstand der Empf&#228;nger einen bestimmten Wert erreicht hat. Hierdurch soll der Lichtsender immer mit einer gerade ausreichenden Leistung beaufschlagt werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Me&#223;einrichtungen nach den Anmeldungen vom 18. M&#228;rz 1986 werden von Nattermann hergestellt und vertrie&#173;ben. In Vortr&#228;gen und Ver&#246;ffentlichungen werden sie auch vom Beklagten erl&#228;utert, der &#252;ber sie bei&#173;spielsweise als Mitautor einen Aufsatz in der "Zeitschrift f&#252;r Gef&#228;&#223;krankheiten" geschrieben hat, mit der digitalen Photoplethysmographie (D-PPG) werde&#160; erstmals&#160; ein&#160; mikroprozessorkontrollierter Pletysmograph auf digitaler Basis vorgestellt, welcher alle Vorz&#252;ge der modernen digitalen Technik ausnutze und Systemeigenschaften aufweise, die mit den bisher bekannten Apparaten erreichbar gewesen seien (Anlage K 7).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor: Die am 18. M&#228;rz 1986 angemeldeten Erfindungen stammten allein vom Beklagten, der sie ihr zugunsten von ( &#8230; )&#160; entzogen habe. Nach &#167; 10 Abs. 1 des Vertrages vom 13&#171; Mai 1981 habe ihr ein Optionsrecht zugestanden, das sie berechtigt habe, durch einseitige Erkl&#228;rung einen Lizenzvertrag &#252;ber diese Erfindungen zu den Bedingungen des Vertrages vom 13. Mai 1981 zu begr&#252;nden. Sie w&#252;rde die Option auch ausge&#252;bt haben, wenn der Beklagte ihr die Erfindungen pflichtgem&#228;&#223; angeboten h&#228;tte. Indem er die Me&#223;einrichtung f&#252;r ihre Konkurrentin ( &#8230; ) weiter entwickelt habe, habe der Beklagte auch gegen seine Loyalit&#228;tspflicht nach &#167; 8 Abs. 1 des Vertrages versto&#223;en. Besonders illoyal und gleichzeitig wettbewerbswidrig sei es, wenn der Beklagte auch noch aktiv Verkaufsf&#246;rderung f&#252;r das ( &#8230; ) -Ger&#228;t betreibe und dabei die &#228;ltere Me&#223;einrichtung nach dem Vertragspatent herabsetze. Hierdurch wie insbesondere durch den Vertrieb des verbesserten Konkurrenzger&#228;tes entstehe ihr erheblicher Schaden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1 . es - bei Meidung der gesetzlichen Ordnungsmittel - zu unterlassen, digitale&#160;&#160; Photoplethysmographie-Ger&#228;te</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">- 9 -</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">(D-PPG) insbesondere in Vortr&#228;gen und Ver&#246;ffentlichungen anzupreisen, insbesondere in Verbindung mit dem Hinweis, da&#223; die D-PPG-Ger&#228;te alle Vorz&#252;ge der modernen digitalen Technik ausnutzten und Systemeigenschaften aufwiesen, die mit den bisher bekannten Apparaten nicht erreichbar gewesen seien;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160; ihr &#252;ber den Umfang der zu 1. beschrie&#173;benen Handlungen Auskunft zu erteilen, und zwar unter Angabe aller Vortr&#228;ge und Ver&#246;ffentlichungen, jeweils mit Vortrags- bzw. Ver&#246;ffentlichungsdatum, Bezeichnung des Ortes und der Veran&#173;staltung (nebst Teilnehmerzahl), wo der Vortrag gehalten wurde, sowie Bezeich&#173;nung der Publikation, in welcher eine Ver&#246;ffentlichung verbreitet wurde;</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160; ihr Auskunft &#252;ber alle Verf&#252;gungen -gleich welcher Art - zu erteilen, die er &#252;ber die Erfindungen getroffen habe, welche Gegenstand der deutschen Patentanmeldungen P 36 09 073-5 und P 36 09 075.1 sowie der europ&#228;ischen Patentanmeldungen mit den Ver&#246;ffent&#173;lichungsnummern 238 064 und 238 065 sind, ihr alle sich auf die Verf&#252;gungen beziehenden Schriftst&#252;cke in Kopie vorzulegen sowie ihr ferner dar&#252;ber Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Erfindungen verwertet worden seien und welche Verg&#252;tungen der Beklagte daf&#252;r erhalten habe und ihr schlie&#223;lich</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">- 10 -</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">in Kopie alle etwaigen Abrechnungen &#252;ber von Dritten gezahlte Verg&#252;tungen vorzulegen;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflich&#173;tet sei, ihr allen Schaden zu ersetzen, der ihr</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160; durch die zu I. 1. beschriebenen Handlungen entstanden sei und noch entstehe;</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160; dadurch entstanden sei, da&#223; der Beklagte die Erfindungen, welche Gegenstand der zu I. 3^ bezeichneten deutschen und europ&#228;ischen Patentanmel&#173;dungen sind, ihr nicht zur Verf&#252;gung gestellt habe.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, ( &#8230; ) sei tats&#228;chlich (mindestens) Miterfinder der Me&#223;einrichtung nach den Offenlegungsschriften 36 09 073 und 075. Zu der Erfindung sei es gekommen, nachdem ( &#8230; ) im November/Dezember 1985 bei ( &#8230; ) angefragt habe, ob das Institut f&#252;r Hochfrequenz&#173;technik im Rahmen eines Entwicklungsauftrages ein LRR-Ger&#228;t entwickeln k&#246;nne. Er habe Professor Schmitt auf den zwischen ihm und der Kl&#228;gerin bestehenden Lizenzvertrag hingewiesen, der sich daraufhin mit dem zust&#228;ndigen Sachbearbeiter der Patentstelle f&#252;r die deutsche Forschung, Herrn Dr. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">- 11 -</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">( &#8230; ), in Verbindung gesetzt habe. Bei einer Bespre&#173;chung, die im Dezember 1985 im Institut f&#252;r Hochfre&#173;quenztechnik stattgefunden habe, habe Herr Dr. ( &#8230; ) dargelegt, da&#223; der Lizenzvertrag durch die Wendung "soweit er dazu berechtigt ist" in &#167; 10 Abs. 1 dem Umstand Rechnung trage, da&#223; Erfinder aus dem Hochschulbereich nicht &#252;ber jede ihrer Erfindungen frei verf&#252;gen k&#246;nnten. Herr ( &#8230; ) und Patentan&#173;walt Dr. ( &#8230; ) h&#228;tten ferner ihre Auffassung zum Ausdruck gebracht, da&#223; bei einem im Rahmen der Drittmittelvergabe abgeschlossenen Vertrag zwischen der ( &#8230; ) und ( &#8230; ) etwa entstehende erfinderische Arbeitsergebnisse nicht frei seien, da die an ihnen beteiligten Personen nicht in der in &#167; 42 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber Arbeitnehmererfindungen (ArbEG) umschriebenen Eigenschaft t&#228;tig geworden seien. Im weiteren Teil des Gespr&#228;ches, an dem er -der Beklagte - nicht mehr teilgenommen habe, habe ( &#8230; ) gegen&#252;ber Patentanwalt Dr. ( &#8230; )&#160; den Gedanken ge&#228;u&#223;ert, bei dem zu entwickelnden Me&#223;ger&#228;t nur einen Lichtsender und einen Lichtemp&#173;f&#228;nger zu verwenden und das Rauschproblem dadurch zu l&#246;sen, da&#223; vor der Messung der Strom durch den Lichtsender solange aufgedreht werde, bis der Signalrauschabstand ausreichend sei. ( &#8230; ) habe Patentanwalt Dr. ( &#8230; )&#160; ferner erl&#228;u&#173;tert, da&#223; er durch Verzicht auf einen Ausgabeschrei&#173;ber ein tragbares Ger&#228;t schaffen und, um dem Arzt dennoch eine unmittelbare &#220;berpr&#252;fung der Messung zu erm&#246;glichen, eine digital angesteuerte akustische Anzeige vorsehen wolle.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit habe Professor Schmitt dieses Konzept&#160; mit&#160; ihm und&#160; seinen anderen Mitarbeitern</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">- 12 -</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">weiter gebildet und in Teill&#246;sungen entwickelt. Er -der Beklagte - sei dabei ausschlie&#223;lich auf Grund seiner Dienstverpflichtung und auf Weisung seines Vorgesetzten ( &#8230; ) t&#228;tig geworden. Unter Bezugnahme auf eine entsprechende Stellungnahme des Patentanwaltes vom 17. Dezember 1985 habe ihn ( &#8230; ) dabei noch einmal ausdr&#252;cklich dar&#252;ber belehrt, da&#223; etwaige Erfindungen, die er, der Beklagte, mache, als Diensterfindungen behandelt und von der ( &#8230; ) f&#252;r den Auftraggeber ( &#8230; ) in Anspruch genommen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Weil sich die formelle Unterzeichnung eines For-schungs- und Entwicklungsvertrages zwischen ( &#8230; )&#160; und der ( &#8230; ) verz&#246;gert habe, seien ( &#8230; ) und das Institut f&#252;r Hochfrequenztechnik &#252;bereingekommen, die Erfindungen zur Wahrung der fr&#252;hestm&#246;glichen Priorit&#228;t zun&#228;chst treuh&#228;nderisch durch ( &#8230; ) anzumelden.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; er hiernach der Kl&#228;gerin die Erfindungen gar nicht habe anbieten k&#246;nnen, habe dieser ein Optionsrecht nicht zugestanden. Allen&#173;falls w&#228;re er verpflichtet gewesen, sofern ihm dies m&#246;glich gewesen w&#228;re, mit der Kl&#228;gerin in Verhand&#173;lungen &#252;ber einen neuen Lizenzvertrag einzutreten.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf deren Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde :</u></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht kein Schadensersatzanspruch zu, weil der Beklagte ihr die den Gegenstand der Offenlegungsschriften 36 09 073 und 075 bildenden Erfindungen nicht zur Verf&#252;gung gestellt hat (Klageantrag zu II. 2.). Damit entf&#228;llt zugleich ein hierzu geltend gemachter Auskunftsanspruch (Klagean&#173;trag zu 1. 3&#8226;) &#8226;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Solche Anspr&#252;che wegen Verletzung einer sich aus &#167; 10 Abs. 1 oder auch aus &#167; 8 Abs. 1 des Vertrages vom 13- Mai 1981 ergebenden Verpflichtung des Beklagten w&#252;rden zun&#228;chst voraussetzen, da&#223; der Beklagte rechtlich in der Lage gewesen w&#228;re, der Kl&#228;gerin ein ausschlie&#223;liches Nutzungsrecht zu verschaffen. Schon daran fehlt es, weil der Beklagte &#252;ber die Erfindun&#173;gen nicht verf&#252;gen konnte.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Ohne Belang ist in diesem Zusammenhang allerdings, welche Vereinbarungen zwischen ( &#8230; )&#160; und der ( &#8230; ) oder zwischen ( &#8230; ) und ( &#8230; ) dar&#252;ber getroffen worden sind, wem die Ergebnisse des Entwicklungsauftrages zustehen sollten, bei dessen Durchf&#252;hrung nach dem Vortrag des Beklagten die Erfindungen gemacht worden sind. Denn an diesen Vereinbarungen war der Beklagte nicht beteiligt, so da&#223; sie seine Rechtsstellung nicht ber&#252;hren. Daran &#228;ndert auch die vom Beklagten ausweislich der Anlage B 10 "zur Kenntnis genommene" sogenannte Belehrung nichts; eine Willenserkl&#228;rung des Beklagten - welchen Inhalts auch immer - kann</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><strong>-. m -</strong></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">diesem Schriftst&#252;ck nicht entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;tte jedoch &#252;ber seine Rechte an&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Erfindungen nur dann verf&#252;gen k&#246;nnen, wenn&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; dieErfindungen nach &#167; 8 ArbEG frei geworden w&#228;ren, denn</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">es handelte sich bei ihnen,&#160; soweit&#160; sie auf&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Beklagten zur&#252;ckgingen, um Diensterfindungen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; imSinne des &#167; 4 Abs. 2 ArbEG.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Erfindungen sind w&#228;hrend der Dauer des Arbeits&#173;verh&#228;ltnisses entstanden, das zuletzt seine Grund&#173;lage in dem am 15. Oktober 1985 zwischen dem Beklagten und dem (durch den Rektor der ( &#8230; ) vertretenen) Land Nordrhein-Westfalen geschlossenen Arbeitsvertrag (Anlage B 9) hatte, nach welchem der Beklagte als wissenschaftlicher Angestellter im Sinne des &#167; 60 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber die wissen&#173;schaftlichen Hochschulen des Landes Nordrhein-West&#173;falen (WissHG) beim Institut f&#252;r Hochfrequenztechnik (weiter) besch&#228;ftigt wurde. Sie sind ferner, wie auch die Kl&#228;gerin nicht in Zweifel zieht, aus der dem Beklagten dort obliegenden T&#228;tigkeit hervorge&#173;gangen. Solche Erfindungen sind von Gesetzes wegen nach &#167; 42 Abs. 1 ArbEG nur insoweit frei, als sie von einem Professor, Dozenten oder wissenschaft&#173;lichen Assistenten in dieser Eigenschaft gemacht worden sind. Der Beklagte war jedoch nicht wissen&#173;schaftlicher Assistent im Sinne dieser Vorschrift.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Das geltende Hochschulrahmengesetz (HRG) in der Fassung vom 9- April 1987 (BGBl. I, 1170) und ihm folgend das WissHG in der Fassung des Gesetzes vom 20. Oktober 1987 (GVNW 366) unterscheiden zwischen</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">- 15 -</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Professoren, Hochschuldozenten, wissenschaftlichen Assistenten, Oberassistenten und Oberingenieuren und wissenschaftlichen Mitarbeitern (&#167;&#167; 53 HRG, 60 WissHG). Die hochschulrechtliche Terminologie steht damit wieder im Einklang mit derjenigen des ArbEG, das in &#167; 42 die Erfindungen von "Professoren, Dozenten und wissenschaftlichen Assistenten bei den wissenschaftlichen Hochschulen" privilegiert, wobei nach der amtlichen Begr&#252;ndung (BT-Dr. 1648/2, wiedergegeben auch bei Reimer/Schade/Schippel, Das Recht der Arbeitnehmererfindung, 5. Aufl., Seiten 556, 621) unter wissenschaftlichen Assistenten auch die ihnen nach &#167; 10 Abs. 1 der Reichsassistentenord&#173;nung vom 1. Januar 1940 gleichgestellten Oberas&#173;sistenten, Ober&#228;rzte und Oberingenieure verstanden werden sollten. Dem wissenschaftlichen Assistenten des geltenden Rechts (&#167;&#167; 47 HRG, 57 WissHG) ent&#173;spricht (soweit im vorliegenden Zusammenhang von Interesse) im wesentlichen der Hochschulassistenz im Sinne des &#167; 47 des HRG vom 26. Januar 1976 (BGBl. I, 185) und der &#167;&#167; 57 bis 59 des WissHG vom 20. Dezember 1979 (GV NW 925); gegen&#252;ber einer wie schon nach der Reichsassistentenordnung (siehe Ballhaus, GRUR 1984, 1, 4/5) nicht nur auf Dienstleistungen, sondern auch auf eigene wissenschaftliche Arbeit ausgerichteten Stellung (&#167; 47 Abs. 1 Satz 1, Abs. 3 HRG'a.F., &#167; 47 Abs. 1 Satz 2 HRG n.F.) obliegen dem wissenschaftlichen Mitarbeiter nach &#167; 53 HRG alter wie neuer Fassung lediglich wissenschaftliche Dienstleistungen in Forschung und Lehre.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Wissenschaftliche Mitarbeiter k&#246;nnen daher nicht zu dem nach &#167; 42 ArbEG im Interesse der Freiheit von Forschung&#160; und&#160; Lehre&#160; privilegierten&#160; Personenkreis</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">- 16 -</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">gerechnet werden (ebenso Vollmer/Gaul, ArbEG, 2. Aufl., &#167; 42 Rdnr. 29; Bartenbach/Volz, ArbEG, &#167; 42 Rdnr. 12). Zwar h&#228;lt es Ballhaus (GRUR 1984, 1, 5/6) f&#252;r m&#246;glich, unter die wissenschaftlichen Assisten&#173;ten im Sinne des &#167; 42 ArbEG auch andere Personen&#173;gruppen als die Hochschulassistenten einzuordnen, wobei im Einzelfall darauf abzustellen sein werde, ob dem einzelnen Bediensteten die selbst&#228;ndige Wahrnehmung von Aufgaben in Forschung und Lehre zugewiesen worden sei. Auf die Art der T&#228;tigkeit stellt jedoch &#167; 42 ArbEG nur insoweit ab, als nur diejenigen Erfindungen der Professoren und ihnen Gleichgestellter frei sind, die von ihnen in dieser Eigenschaft gemacht werden. Die vorgelagerte Privilegierungsvoraussetzung ist die Zugeh&#246;rigkeit zu dem mit wissenschaftlicher Arbeit befa&#223;ten Personenkreis; er wird durch statusrechtliche Begriffe umschrieben, und es kann daher nur die Frage sein, ob eine bestimmte bundes- oder landes&#173;rechtliche definierte Stellung als diejenige eines wissenschaftlichen Assistenten im Sinne des &#167; 42 ArbEG angesehen werden kann (siehe auch Reimer/Scha-de/Schippel, a.a.O., &#167; 42 Rdnr. 2). Da dies hinsicht&#173;lich der Stellung der wissenschaftlichen Mitarbeiter nach &#167;&#167; 53 HRG, 60 WissHG gerade nicht der Fall ist, kommt es nicht darauf an, ob ein wissenschaftlicher Mitarbeiter im Einzelfall, wie dies bei dem Beklag&#173;ten der Fall gewesen sein mag, nach der Art seiner T&#228;tigkeit die Aufgaben eines Hochschulassistenten oder wissenschaftlichen Assistenten wahrgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig kommt es darauf an, ob der Beklagte, wie die Kl&#228;gerin meint, einen Anspruch darauf hatte, in</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">- 17 -</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">ein Assistentenverh&#228;ltnis &#252;bernommen zu werden. Denn er hat einen solchen Anspruch nicht geltend gemacht und es liegt g&#228;nzlich fern anzunehmen, da&#223; er etwa nach &#167; 8 Abs. 1 des Lizenzvertrages verpflichtet gewesen w&#228;re, gegen&#252;ber dem Land eine Ver&#228;nderung seiner rechtlichen Stellung zu betreiben, um der Kl&#228;gerin Rechte an den in Rede stehenden Erfindungen verschaffen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Hiernach w&#228;ren die Erfindungen aber nur dann frei und damit f&#252;r den Beklagten verf&#252;gbar geworden, wenn das Land Nordrhein-Westfalen sie schriftlich freigegeben h&#228;tte (&#167; 8 Abs. 1 Nr. 1 ArbEG), sie beschr&#228;nkt in Anspruch genommen h&#228;tte (&#167; 8 Abs. 1 Nr. 2 ArbEG) oder innerhalb von vier Monaten nach Eingang einer ordnungsgem&#228;&#223;en (das hei&#223;t insbesonde&#173;re schriftlichen, &#167; 5 Abs. 1 ArbEG) Erfindungsmel&#173;dung nicht die Inanspruchnahme der Erfindungen erkl&#228;rt h&#228;tte. F&#252;r keinen dieser Tatbest&#228;nde ist etwas vorgetragen; vielmehr macht der Beklagte geltend, die Erfindungen seien von der ( &#8230; ) ("( &#8230; ) ") in Anspruch genommen worden. Zwar wird diese Rechtsbehauptung nicht durch entsprechen&#173;den Tatsachenvortrag ausgef&#252;llt; das ist jedoch unsch&#228;dlich, da es umgekehrt der Kl&#228;gerin oblegen h&#228;tte darzutun, wodurch die Erfindung frei geworden sein soll.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Es ist deshalb davon auszugehen, da&#223; das Land auf die Erfindungen, soweit Rechte des Beklagten hieran in Frage stehen, entweder zugegriffen hat oder aber da eine schriftliche Erfindungsmeldung bislang fehlt - noch zugreifen kann. Dann konnte der Beklagte aber der Kl&#228;gerin Rechte an diesen Erfin-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">- 18 -</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">d&#252;ngen schon deshalb nicht verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Keine Aufkl&#228;rung bedarf bei dieser Sachlage, ob der Beklagte tats&#228;chlich, wie die Kl&#228;gerin behauptet, Alleinerfinder ist. Der Beklagte hat dargetan, da&#223; ( &#8230; ) durch den Vorschlag, durch den Verzicht auf einen Ausgabeschreiber und eine digital angesteuerte akustische Anzeige ein tragbares Ger&#228;t zu schaffen jedenfalls einen sch&#246;pferischen Beitrag zu der Erfindung geleistet hat, die in der DE-OS 36 09 073 beschrieben ist, und da&#223; ( &#8230; ) weiterhin am Zustandekommen der in der DE-OS 36 09 075 beschriebenen Erfindung beteiligt war, indem er die Idee hatte, den durch den Lichtsender flie&#223;enden Strom solange zu erh&#246;hen, bis der Signalrauschab&#173;stand ausreichend ist. Wenn sich dies nicht widerle&#173;gen lie&#223;e, w&#252;rde allerdings eine Verf&#252;gung &#252;ber die Erfindungen auch deshalb nicht in Frage kommen, weil der Beklagte dann allenfalls eine Mitberechtigung an den Patentanmeldungen h&#228;tte erwerben k&#246;nnen und als Teilhaber nach &#167; 7^7 Satz 2 des B&#252;rgerlichen Gesetzbuches (BGB) nicht ohne Zustimmung des anderen Teilhabers ( &#8230; ) &#252;ber Rechte an den Schutzrechtsanmeldungen h&#228;tte verf&#252;gen, insbesondere keine ausschlie&#223;liche Lizenz h&#228;tte vergeben k&#246;nnen (vgl. dazu Benkard/Bruchhausen, Patentgesetz, 8. Aufl., &#167; 6 Rdnr. 35 m.w.N.). Da&#223; der Beklagte eine solche Zustimmung erhalten h&#228;tte, auf die er keinen Anspruch hatte, scheidet nach Sachlage aus.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig&#160; von&#160; der&#160; mangelnden&#160; Berechtigung&#160; des</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Beklagten ist das Klagebegehren aber auch deshalb </p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">nicht gerechtfertigt, weil nicht dargetan ist, da&#223; und mit welchem Inhalt ein Lizenzvertrag zwischen den Parteien zustandegekommen w&#228;re, wenn der Beklagte der Kl&#228;gerin die Erfindungen angeboten h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stand nach &#167; 10 Abs. 1 des Vertrages vom 13- Mai 1981 kein Optionsrecht zu, durch dessen Aus&#252;bung sie einen Lizenzvertrag &#252;ber die Erfindun&#173;gen h&#228;tte erreichen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Das Optionsrecht ist das Recht, durch einseitige Erkl&#228;rung einen Vertrag zustandezubringen; in der Regel ergibt es sich aus einem aufschiebend beding&#173;ten Vertrag, der durch die Optionserkl&#228;rung unbe&#173;dingt wird (vgl. hierzu Palandt/Heinrichs, BGB, 49. Aufl., vor &#167; 145, Anm. 4 c). Da die M&#246;glichkeit ausscheidet, da&#223; der Kl&#228;gerin das Recht zustehen sollte, einseitig den Vertragsinhalt festzulegen, dies auch mit &#167;&#167; 20, 34 des Gesetzes gegen Wettbe&#173;werbsbeschr&#228;nkungen (GWB) unvereinbar sein w&#252;rde, w&#228;re ein Optionsrecht hier nur denkbar, wenn die Kl&#228;gerin, wie sie denn auch geltend macht, berech&#173;tigt sein sollte, f&#252;r einen Lizenzvertrag zu optieren, dessen Bestimmungen mit Ausnahme des Lizenzgegenstandes denen des Vertrages vom 13. Mai 1981 entsprach.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Gegen ein solches Recht spricht jedoch schon der Wortlaut des Vertrages. Der Beklagte r&#228;umt in &#167; 10 Abs. 1 der Kl&#228;gerin kein Optionsrecht ein, sondern "erkl&#228;rt sich bereit, sofern er dazu berechtigt ist", der Kl&#228;gerin f&#252;r die Dauer des Vertrages die</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">- 20 -</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Option auf eine ausschlie&#223;liche Lizenz an k&#252;nftigen Schutzrechtsanmeldungen bzw. Schutzrechten sowie nicht schutzf&#228;hige Verbesserungen und Weiterentwick&#173;lungen "anzubieten". Das macht deutlich, da&#223; der Beklagte allenfalls verpflichtet sein sollte, der Kl&#228;gerin k&#252;nftige Erfindungen zur Nutzung anzubie&#173;ten, und dies auch nur, sofern er dazu - gegen&#252;ber etwaigen Drittberechtigten - berechtigt sein sollte. Es handelte sich dann um die Einr&#228;umung einer sogenannten Vorhand, bei der sich der Schuldner verpflichtet, einen Gegenstand, bevor er ihn anderweitig ver&#228;u&#223;ert oder zur Nutzung &#252;berl&#228;&#223;t, dem Vorhandberechtigten anzubieten, und die hier um eine Andienungspflicht verst&#228;rkt sein mag, das hei&#223;t um die Verpflichtung, k&#252;nftige Schutzrechte und Schutzrechtsanmeldungen auch dann, wenn andere Interessenten (noch) nicht vorhanden sind, zur ausschlie&#223;lichen Nutzung zu angemessenen Bedingungen anzudienen.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Die Annahme eines Optionsrechtes w&#252;rde bedeuten, da&#223; auch f&#252;r einen neuen Lizenzvertrag ohne weiteres etwa folgende Klauseln gelten:</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; GEBER versichert, da&#223; die Vertragsgegenst&#228;nde herstellungsreif sind (&#167; 2 Abs. 5).</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; F&#252;r die Inanspruchnahme der Vertragsschutzrechte und zur teilweisen Abgeltung der bisher von GEBER geleisteten Entwicklungsarbeiten und -kosten sowie Geb&#252;hren zahlt NEHMERIN an die Patentstelle f&#252;r die deutsche Forschung in M&#252;nchen sogleich nach Abschlu&#223; dieses Vertrages 50.000,-- DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer (&#167; 4 Abs. 1).</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">&#9632;</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; Ferner zahlt NEHMERIN an GEBER als Lizenzgeb&#252;hr 8 <em>% </em>des erl&#246;sten Nettogro&#223;handelsabgabepreises bei Ums&#228;tzen bis 100 Vertragsgegenst&#228;nden pro Jahr, 7 <em>% </em>bei Ums&#228;tzen &#252;ber 100 Vertragsgegenst&#228;nde pro Jahr zuz&#252;glich Mehrwertsteuer f&#252;r jeden verwerte&#173;ten Vertragsgegenstand (&#167; 4 Abs. 2).</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; NEHMERIN verpflichtet sich zur Zahlung einer j&#228;hrlichen Mindestlizenz an GEBER wie folgt: ab dem 3- Vertragsjahr die Lizenzgeb&#252;hr von 20 Vertragsgegenst&#228;nden (&#167; 4 Abs. 3K</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Es erscheint indessen ausgeschlossen, da&#223; die Parteien in dieser Weise insbesondere die H&#246;he der Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r k&#252;nftige Vertragsgegenst&#228;nde im voraus festlegen wollten, obwohl v&#246;llig offen war, um welche Gegenst&#228;nde es sich hierbei handeln und welche technische und wirtschaftliche Bedeutung sie haben w&#252;rden. Dies gilt insbesondere weil &#167; 10 Abs. 1 nicht nur k&#252;nftige Schutzrechte und Schutzrechts-anraeldungen betrifft, sondern gleichrangig auch die Verpflichtung des Beklagten erw&#228;hnt, der Kl&#228;gerin nicht schutzf&#228;hige Verbesserungen und Weiterentwick&#173;lungen anzubieten.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit dieser Auslegung best&#228;tigt schlie&#223;&#173;lich auch der Vertrag vom 12. M&#228;rz 1984, der zwar in vielen Punkten dem ersten Vertrag entspricht, hinsichtlich der Lizenzgeb&#252;hren aber stark von ihm abweicht (10.000,-- statt 50.000,-- DM; 4 <em>% </em>statt gestaffelt 8 bzw. 7 <em>%', </em>keine Mindest lizenzgeb&#252;hr) . Auch diese Regelungen lassen erkennen, da&#223; sich die Parteien vern&#252;nftigerweise vorbehalten wollten, die</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks"><img alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." src="http://lvn-itp-105.lds.nrw.de:8880/nrwe/Dateien/025D86CC1B7677B4EA7AF138266DDD3F.4%20O%20218_89.doc.001.png" width="1" height="61" />Konditionen k&#252;nftiger Lizenzvertr&#228;ge jeweils noch auszuhandeln und dabei der gr&#246;&#223;eren oder geringeren Bedeutung des neuen Vertragsgegenstandes angemessen Rechnung zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage h&#228;tte es der Kl&#228;gerin oblegen,</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">im einzelnen darzutun,</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; zu welchen Konditionen sie bereit und in der Lage gewesen w&#228;re, mit dem Beklagten einen neuen Lizenzvertrag abzuschlie&#223;en, und</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160; da&#223; und warum diese Konditionen insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung der Bedeutung der Erfindungen angemessen gewesen w&#228;ren, so da&#223; der Beklagte seinerseits zum Abschlu&#223; des Vertrages bereit oder jedenfalls hierzu verpflichtet gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Hierzu fehlt jedoch jeder Vortrag, so da&#223; nicht angenommen werden kann, da&#223; zwischen den Parteien ein Vertrag zustandegekommen w&#228;re, wenn der Beklagte der Kl&#228;gerin die Erfindungen nur angedient h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehen auch keine Unterlassungs-, Schadensersatz- und Auskunftsanspr&#252;che zu, weil der Beklagte D-PPG-Ger&#228;te "angepriesen" hat (Klageantr&#228;&#173;ge zu I. 1., I. 2. und II. 1.).</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">loyaler</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">kann in</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">gesehen</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Beklagte</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Eine&#160; Verletzung&#160; der&#160; Verpflichtung&#160; zur Zusammenarbeit (&#167; 8 Abs. 1 des Vertrages) dem hierzu vorgetragenen Sachverhalt nicht werden. Als Miterfinder der D-PPG ist der</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">- 23 -</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">berechtigt, die Fach&#246;ffentlichkeit &#252;ber die Erfin&#173;dung und ihre Bedeutung sowie &#252;ber Vorz&#252;ge der erfindungsgera&#228;&#223;en Ger&#228;te gegen&#252;ber bekannten L&#246;sungen in sachlicher Form, insbesondere in Fachzeitschriften und in Vortr&#228;gen zu informieren. Da&#223; er &#252;ber solche Informationen dieser Art hinaus&#173;gegangen w&#228;re und reine Werbung f&#252;r ( &#8230; )&#160; betrieben h&#228;tte, l&#228;&#223;t der Vortrag der Kl&#228;gerin nirgends erkennen. Dem Beklagten sachliche &#196;u&#223;erun&#173;gen der angegriffenen Art zu untersagen, hie&#223;e seine Meinungsfreiheit (Artikel 5 Abs. 1 des Grundgesetzes - GG) und die Freiheit der Wissenschaft (Artikel 5 Abs. 3 GG) zu beschneiden und von dem Beklagten zu verlangen, seine eigenen Erfindungen zu verleugnen. So ist die Verpflichtung zu loyaler Zusammenarbeit mit der Kl&#228;gerin aber nicht zu verstehen. Sie verpflichtet den Beklagten zwar, die Zwecke des Lizenzvertrages zu f&#246;rdern und die Kl&#228;gerin gegebe&#173;nenfalls zu beraten und zu unterst&#252;tzen; in seiner wissenschaftlichen Arbeit und in seinen wissen&#173;schaftlichen &#196;u&#223;erungen ist er jedoch frei.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte verst&#246;&#223;t auch nicht gegen Vorschriften des Wettbewerbsrechts. F&#252;r den Tatbestand des von ihr herangezogenen &#167; 3 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) tr&#228;gt die Kl&#228;gerin nichts substantiiertes vor. Aber auch ein Versto&#223; gegen die guten Sitten im Wettbewerb (&#167; 1 UWG) liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet nicht, da&#223; der Beklagte unzutreffender Weise auf &#252;berlegene Systemeigen&#173;schaften der D-PPG-Ger&#228;te hinweise, die sie in der Klageschrift selbst als verbesserte Konkurrenzger&#228;te bezeichnet. Ein Vergleich mit anderen L&#246;sungen, f&#252;r den &#8211; wie hier nicht zu bezweifeln &#8211; ein hinreichender Anla&#223; besteht und sich in den Grenzen des Erforderlichen und der wahrheitsgem&#228;&#223;en und </p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 24 -</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">sachlichen Er&#246;rterung h&#228;lt, ist jedoch nicht wettbewerbswidrig (siehe nur BGH, GRUR 1986, 618, 620 &#8211; Vorsatz-Fensterfl&#252;gel). Da&#223; schlie&#223;lich die vom Beklagten angesprochenen Verkehrskreise zu Fehlvorstellungen &#252;ber die Reichweite der relevanten Unterschiede zwischen D-PGG-Ger&#228;ten und den bis dahin auf dem Markt erh&#228;ltlichen Ger&#228;ten gelangten, macht die Kl&#228;gerin zwar geltend, legt sie jedoch nicht konkret dar.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Als unterlegene Partei hat die Kl&#228;gerin nach &#167; 91 Abs. 1 der Zivilproze&#223;ordnung (ZPO) auch die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert betr&#228;gt 1.000.000,-- DM.</p> <hr /> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">[i] </p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">4. Zivilkammer</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Urteil</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Internet</p>
315,092
lg-dusseldorf-1990-06-22-16-o-4389
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
16 O 43/89
1990-06-22T00:00:00
2019-03-13T14:46:07
2022-10-18T15:09:07
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0622.16O43.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 70,845,91 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 05. Februar 1989 zu zahlen.</p> <p>2. Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p>3. Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;gerin 74 % und die Beklagte 26%.</p> <p>4. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 80.000,-- DM, f&#252;r die Beklagte gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 7.500,-- DM.</p> <p>Sicherheit kann von beiden Parteien auch durch eine unbedingte und unbefristete B&#252;rgschaft einer Bank oder Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland geleistet werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td></td> <td></td> <td></td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">2</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td></td> <td></td> <td></td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist ein Spezialunternehmen f&#252;r Abbrucharbeiten. Die Beklagte errichtete ein Wohn- und Gesch&#228;ftshaus mit Tiefgarage auf dem Grundst&#252;ck C-Stra&#223;e in&#160; F.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der schl&#252;sselfertigen Erstellung des Bauvorhabens beauftragte die Beklagte am 09.04.1987 zun&#228;chst die Bauunternehmung N. aus L. als Generalunternehmerin, welche ihrerseits die Kl&#228;gerin mit dem Aushub der Baugrube als Subunternehmerin beauftragt hatte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im urspr&#252;nglichen Leistungsverzeichnis zum Bodenaushub nach Einheitspreisen waren unter Position 1 die Bodenklassen 3 bis 4 genannt. Nach der Ausschreibung ergaben sich Bodenverunreinigungen durch Vorbetriebe, die die urspr&#252;nglich vorgesehene Entsorgung auf einer Deponie der Klasse 1 nicht mehr zulie&#223;en. Das hielt die Generalunternehmerin N. mit Schreiben vom 20.11.1987 (Anlage 2 zum Schreiben der Beklagten vom 31.07.1989) aufgrund einer vorangegangenen Besprechung der Beteiligten, an der auch der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Komplement&#228;r GmbH teilnahm, fest.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Diesem Gespr&#228;ch war ein unter dem 19.3.1984 erstelltes Bodengutachten des Dipl.-Ing. H. vorausgegangen, welches durch drei Zwischenberichte vom 16.03.1987, 18.08.1987 und 19.10.1987 erg&#228;nzt wurde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Generalunternehmerin k&#252;ndigte das Vertragsverh&#228;ltnis mit der Beklagten vorzeitig Anfang 1988. Zu diesem Zeitpunkt war mit den Aushubarbeiten gerade erst begonnen worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Unter dem 17.08.1988 beauftragte die Beklagte die Kl&#228;gerin mit dem Aushub der Baugrube zu einem Pauschalpreis von 279.300,-- DM brutto (Anlage 3 zum Schreiben der Beklagten vom 31.07.1989).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 03.10.1988 erteilte die Beklagte der Kl&#228;gerin einen weiteren Einheitspreisauftrag &#252;ber die Beseitigung von St&#252;tzw&#228;nden (Anlage 4). Als Vertragsbruttobetrag waren 25.076,30 DM angegeben. Beiden Vertr&#228;gen lagen die Allgemeinen Vertragsbedingungen f&#252;r die Ausf&#252;hrung von Bauleistungen der Beklagten zugrunde (Anlage 17), der von der Kl&#228;gerin unter dem 24.08.1988 mit der Ma&#223;gabe ihres Schreibens vom 25.08.1988 (Anlage 16) anerkannt wurden. Diese Vertragsbedingungen sehen unter &#167; 1 Nr. 1 c unter anderem die Geltung der VOB/B vor.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem Pauschalpreisvertrag lag au&#223;erdem das urspr&#252;ngliche Leistungsverzeichnis der Beklagten zugrunde, darin hei&#223;t es unter Position 8 auf Seite 3:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#8222;S&#228;mtliches Aushubmaterial geht in das Eigentum des AN &#252;ber&#160; und ist ordnungsgem&#228;&#223; zu beseitigen (Deponieklasse 1 o. &#228;hnliche gem&#228;&#223; Gutachten)&#8220;, wobei die Worte 1 o. &#228;hnlich gestrichen sind.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hierbei erfolgten der Zusatz &#8222;gem&#228;&#223; Gutachten&#8220; und die vorherige Streichung handschriftlich.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf Seite 4 des Leistungsverzeichnisses hei&#223; es: &#8222; Bodenaushub der Baugrube innerhalb und au&#223;erhalb der Schlitzwandachse a bis k Bodenklasse 3 bis 4&#8230;&#8220;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls am 17.08.1988 bot die Kl&#228;gerin der Stadt E. 8.000 cbm Aushubmaterial zum Erstellen eines L&#228;rmschutzwalles kostenlos an. Das Angebot der Kl&#228;gerin enthielt folgende Leistungspositionen:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#8222;Pos. 1 Herrichten und Sichern der Baustellenzufahrt und &#8211;stra&#223;e</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Pos. 2&#160; 3.750 qm Oberboden abschieben und seitlich in Mieten lagern</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Pos. 3&#160; 8.000 cbm Bodenaushub liefern und profilgerecht nach Vorschrift einbauen</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Pos. 4 Auflegen einer Geotextilmatte</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Pos. 5 Auffangen des &#252;ber die Geotextilmatte abgef&#252;hrten Wassers in die daf&#252;r am Wallflu&#223; vorzusehenden Gr&#228;ben, ausgestaltet mit Sickerpackung und Trennvlies gem&#228;&#223; der beigef&#252;gten Skizze.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Pos. 6 Oberboden der Pos. 2 auf fertigen LS-Wall andecken (30 cm dick)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Pos. 7 Unterhaltung und Reinigung der Baustra&#223;e im Werksgel&#228;nde E.-Kieswerk.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dieses Angebot nahm die Stadt mit Schreiben vom 19.08.1988 an, nachdem ihr unter dem 18.08.1988 eine Abschrift des Festpreisauftrages der Beklagten von der Kl&#228;gerin &#252;bersandt worden war. Dabei machte die Stadt E. die Einschr&#228;nkung, dass nur Aushubmaterial der Deponiestufe 2 eingebaut werden durfte.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Neben den Bodenklassen 3 bis 4 trat sp&#228;ter teilweise Bodenklasse 2 auf. Die Entsorgung durch den mit der Stadt E. verabredeten Einbau des Aushubmaterials zu einem L&#228;rmschutzwall wurde dadurch nach den Angaben der Kl&#228;gerin so wesentlich und unvorhersehbar verteuert, dass sie mit Schreiben vom&#160; 26.Oktober 1988 Mehrkosten in H&#246;he von 167.581,27 DM anmeldete. Diese Mehrforderungen wies die Beklagte mit Schreiben vom 28. Oktober 1988 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bereits zuvor hatte die&#160; Kl&#228;gerin in der Zeit vom 01.10. bis 25.10.1988 die Arbeiten an der Baustelle eingestellt und deren Fortsetzung davon abh&#228;ngig gemacht, dass die Beklagte die angek&#252;ndigten Mehrkosten &#252;bernimmt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ein weiterer Stillstand der Bauarbeiten erfolgte durch die Beklage f&#252;r die Dauer von 10 Tagen zwecks Bohrung mehrerer Brunnen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Unter dem 02.12.1988 erstellte die Kl&#228;gerin dann bez&#252;glich des Baugrubenaushubs die Schlussrechnung, die abz&#252;glich der bereits von der Beklagten geleisteten Zahlungen in H&#246;he von 164.172,10 DM mit einem noch ausstehenden Betrag von 264.087,62 schlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Auftrages vom 03.10.1988 ergab sich nach der von der Kl&#228;gerin vorgenommenen Abrechnung vom 02.12.1988 ein Endbetrag von 10.239,09 DM, wobei Zahlungen der Beklagen in H&#246;he von insgesamt 14.301,61 DM sowie die Gegenrechnung der Beklagen vom 27.09.1988 &#252;ber 1.105,80 DM ber&#252;cksichtigt waren.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 08.12.1988 wies die Beklagte die Schlussrechnungen der Kl&#228;gerin zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus, dass die Leistungen aus beiden Auftr&#228;gen noch nicht voll erbracht seien und dass wegen der fehlenden Leistungen eine Abnahme noch nicht erfolgen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dieses Schreiben lie&#223; die Kl&#228;gerin unbeantwortet, weshalb die Beklagte die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 02.01.1989 aufforderte, mit ihr einen Abnahmetermin zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Als die Kl&#228;gerin auch hierauf nicht reagierte, bestimmte die Beklagte einen Termin zur Abnahme auf den 11.01.1989, den sie der Kl&#228;gerin mitteilte.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">An diesem Tag fand dann im Beisein der in dem Abnahmeprotokoll aufgef&#252;hrten Personen in Abwesenheit der Kl&#228;gerin eine Abnahme statt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bereits zuvor hatte die Beklagte der Kl&#228;gerin unter dem 27.09.1988 1.105,80 DM f&#252;r den Einbau eines beim Aushub zerst&#246;rten Pegels in Rechnung gestellt. Unter dem 07.10.1988 stellte sie der Kl&#228;gerin wegen L&#246;sens von Stand- und Sicherungsh&#246;lzern 1.225,50 DM in Rechnung. Schlie&#223;lich berechnete sie unter dem 11.10.1988 1.624,50 DM f&#252;r einen von der Kl&#228;gerin verursachten Schaden an der Wasserhaltungsanlage.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Am 11.11.1988 beantragte die Kl&#228;gerin beim Landgericht Wuppertal den Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung zur Eintragung einer Bauhandwerkersicherungshypothek in H&#246;he von 311.428,35 DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 21.12.1988 wurde der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verf&#252;gung bis auf einen Betrag von 31.982,02 DM zur&#252;ckgewiesen (Aktenzeichen 3 O 513/88 Landgericht Wuppertal).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen gerichtete Berufung f&#252;hrte zu dem Urteil des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 11.07.1989 (Aktenzeichen 21 U 7/89, welches zu dem Ergebnis kommt, dass zugunsten der Kl&#228;gerin ein Betrag von 73.901,14 DM sicherungsbed&#252;rftig ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Im Laufe des Berufungsverfahrens zahlte die Beklagten auf den Pauschalpreisvertrag weitere 27.470,66 DM und auf den Einheitspreisvertrag weitere 8.788,39 DM, jeweils brutto.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt die Kl&#228;gerin die Zahlung von 274.326,71 DM und tr&#228;gt dazu vor, zu ihren Gunsten erg&#228;be sich folgende Abrechnung:</p> <span class="absatzRechts">39</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p><strong>Pauschalpreis f&#252;r Bodenaushub</strong></p> </td> <td><p><strong>245.000,00 DM</strong></p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Mehrkosten f&#252;r die Bodenklasse 2</strong></p> </td> <td><p>120.106,43 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Forderung aus Stillstand</strong></p> </td> <td><p>10.560,00 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Zwischensumme</strong></p> </td> <td><p>375.666,43 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Zuz&#252;glich 14% Mehrwertsteuer</strong></p> </td> <td><p>&#160; 52.593,29 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Summe</strong></p> </td> <td><p>428.259,62 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Abz&#252;glich Zahlungen</strong></p> </td> <td><p>164.087,62 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Zuz&#252;glich Einheitspreisvertrag 309,74 lfm. Schlitzw&#228;nde</strong></p> </td> <td><p>24.540,70 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>abz&#252;glich Zahlungen</strong></p> </td> <td><p>14.301,61 DM</p> <p>10.239,-- DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Gesamtsumme zugunsten der Kl&#228;gerin</strong></p> </td> <td><p>174.326,71 DM.</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache, dass der Boden in gro&#223;em Umfang auf Grund von Verseuchung mit Altlasten der Bodenklasse 2 zugeordnet werden musste, sei ihr bei Abschluss des Vertrages nicht bekannt gewesen. Die Beklagte habe trotz Kenntnis der Umst&#228;nde die Konterminierung des Bodens im Leistungsverzeichnis nicht erw&#228;hnt. Zum Zeitpunkt der Auftragserteilung h&#228;tten lediglich Bodengutachten vorgelegen, aus denen sich keine R&#252;ckschl&#252;sse auf eine Bodenklasse entnehmen lie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sie habe ihre Leistungen auch in vollem Umfang erbracht, der Bauleiter der Beklagten habe ausdr&#252;cklich angeordnet, dass die Rampe stehen bleiben solle, weil sie noch f&#252;r andere Arbeiten ben&#246;tigt werden. Gleiches gelte f&#252;r die Berme- am West- und Ostgiebel an der Bahnstra&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die anteiligen Leistungen f&#252;r das Belassen der Rampe und der Berme sei auf Grund eines gemeinsamen Aufma&#223;es in Abzug gebracht worden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Von einer Kiesschicht sei ihr nichts bekannt gewesen, der Aushub unter den Aufzugsunterfahrachsen sei von ihr durchgef&#252;hrt worden, w&#228;hrend die Verf&#252;llung von Pumpens&#252;mpfen und Arbeitsr&#228;umen an den Unterfahrten nicht zum Auftragsumfang geh&#246;rt haben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,&#160; die Beklagte zu verurteilen, an sie 274.326,71 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 02.12.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen und entgegnet, der Kl&#228;gerin sei der Inhalt des Bodengutachtens H. vom 19.03.1984 ebenso wie die tats&#228;chlichen Bodenverh&#228;ltnisse zum Zeitpunkt der Auftragserteilung bekannt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin habe hinsichtlich des Pauschalauftrages Leistungen in H&#246;he von 11.096,85 DM und hinsichtlich des Einheitspreisauftrages in H&#246;he von 1.450,70 DM nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der drei Gegenrechnungen vom 29.07., 07.10. und 11.10.1988 sowie einer von der Kl&#228;gerin verwirkten Vertragsstrafe in H&#246;he von 61.250,-- DM habe sich noch eine Restforderung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von insgesamt 36.259,-- DM brutto ergeben, die inzwischen durch die im Laufe des Berufungsverfahrens erbrachte Zahlung erf&#252;llt sei.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem seien in Abzug zu bringen 1.225,-- DM vereinbarte Bauwesenversicherung sowie 20.463,00 DM Verzugsschaden, der durch die Zahlung von Objektzinsen in dieser Zeit vom 01.10.1988 bis 25.10.1988 durch den von der Kl&#228;gerin zu vertretenden Baustillstand entstanden sei.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei die Auszahlung der vereinbarten Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5 % der Auftragssumme (12.250,-- DM) noch nicht f&#228;llig.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen habe die Kl&#228;gerin die als Schlusszahlung gekennzeichneten Zahlungen in H&#246;he von 27.470,60 DM und 8.788,39 DM vorbehaltslos angenommen, so dass sie aus den Schlussrechnungen keinerlei Rechte mehr leiten k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die zu den Gerichtsakten gereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat durch Vernehmung von Zeugen Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 04. Mai 1990 (Bl. 161-165 GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Akten 3 O 513/88 Landgericht Wuppertal lagen vor und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte noch Anspruch auf Zahlung von Restwerklohn in H&#246;he von 70.845,91 DM gem. &#167;&#167; 631, 632, 640, 641 BGB in Verbindung mit &#167;&#167; 14 und 16 VOB/B.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Zugunsten der Kl&#228;gerin ergibt sich folgende Abrechnung:</p> <span class="absatzRechts">58</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p>Pauschalpreis</p> </td> <td><p><strong>245.000,-- DM</strong></p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Zuz&#252;glich 14% Mehrwertsteuer</strong></p> </td> <td><p>34.300,-- DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Zwischensumme</strong></p> </td> <td><p>279.300,-- DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Abz&#252;glich Zahlung</strong></p> </td> <td><p>164.172,-- DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Abz&#252;glich Zahlung</strong></p> </td> <td><p>27.470,66 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Summe</strong></p> </td> <td><p>87,756,34 DM.</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Einheitspreisvertrag</strong></p> </td> <td><p>21.526,93 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Zuz&#252;glich 14 % Mehrwertsteuer</strong></p> </td> <td><p>&#160; 3.013,77 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Zwischensumme</strong></p> </td> <td><p>24.540,70 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Abz&#252;glich Zahlung inkl. Gutschrift &#252;ber 1.150,80 DM</strong></p> </td> <td><p>14.301,61 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Abz&#252;glich Zahlung</strong></p> </td> <td><p>&#160; 8.788,39 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Summe</strong></p> </td> <td><p>&#160; 1.450,70 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Gesamtsumme zugunsten der Kl&#228;gerin</strong></p> </td> <td><p>89.108,04 DM</p> </td> </tr> <tr><td></td> <td></td> </tr> <tr><td><p><strong>Hiervon sind abzusetzen:</strong></p> </td> <td></td> </tr> <tr><td><p><strong>Wegen nicht erbrachter Arbeiten betreffend den Pauschalauftrag</strong></p> </td> <td><p>11.096,85 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Wegen Aufma&#223;differenzen betreffend den Einheitspreisvertrag</strong></p> </td> <td><p>1.450,70 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Aus der Gegenrechnung vom 07.10.1988</strong></p> </td> <td><p>1.225,50 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Aus der Gegenrechnung vom 11.10.1988</strong></p> </td> <td><p>&#160; 1.624,50 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Verzugsschaden der Beklagten</strong></p> </td> <td><p>2.864,58 DM</p> </td> </tr> <tr><td><p><strong>Gesamtsumme zugunsten der Kl&#228;gerin</strong></p> </td> <td><p>70.845,91 DM</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag ist von der Beklagten mit 5 % seit dem 05. Februar 1989 zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Im Einzelnen gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst waren die von der Beklagten im Laufe des Berufungsverfahrens geleisteten Zahlungen in H&#246;he von 27.470,66 DM und 8.788,39 DM von der Klageforderung abzusetzen, da diese insoweit durch Erf&#252;llung der Beklagten erloschen ist ( &#167; 361 Abs. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">In H&#246;he dieser Betr&#228;ge erweist sich die Kl&#228;gerin im f&#252;r die Beurteilung ma&#223;geblichen Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung als unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang f&#252;hrt die vorbehaltslose Annahme der Schlusszahlungen &#8211; entgegen der Ansicht der Beklagten &#8211; nicht zur Ausschlusswirkung des &#167; 16 Nr. 3 Abs. 2 Satz 1 VOB/B.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Ein Vorbehalt seitens der Kl&#228;gerin war entbehrlich, zum Zeitpunkt der Zahlungen der Beklagten war bereits der Rechtsstreit betreffend die einstweilige Verf&#252;gung zur Eintragung einer Bauhandwerksicherungshypothek in die zweite Instanz gelangt. Hieraus ist f&#252;r die Beklagte eindeutig zu entnehmen gewesen, dass die Kl&#228;gerin auf der Bezahlung der vollen geltend gemachten Werklohnforderung besteht, so dass der Beklagten im Zeitpunkt der &#8222; Schlusszahlung&#8220; klar erkennbar war, dass die Kl&#228;gerin ihre Forderung voll aufrechterhalten wird (Vgl. BGH NJW 1978, 1485).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin in Rechnung gestellte zus&#228;tzliche Forderung betreffend die von ihr behaupteten Mehrkosten wegen der vorgefunden Bestandteile der Bodenklasse 2 ist unbegr&#252;ndet. Der erkennende Einzelrichter hat keine Veranlassung, die zus&#228;tzliche Forderung der Kl&#228;gerin anders zu beurteilen als es das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf in seinem Urteil vom 11. Juli 1989 im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren getan hat.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung von Wiederholungen wird insoweit auf die Entscheidungsgr&#252;nde des oberlandesgerichtlichen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin dar&#252;ber hinaus wegen des zehnt&#228;gigen Stillstandes der Baustelle durch das Bohren von Brunnen von der Beklagten 10.560,-- DM netto begehrt, hat sie diesen Betrag der H&#246;he nach nicht spezifiziert dargelegt. Es ist nicht nachvollziehbar, wieviel Arbeiter und welches Ger&#228;t der Kl&#228;gerin durch den Stillstand der Baustelle nicht anderweitig eingesetzt werden konnte und wie sich der von der Kl&#228;gerin behauptete Schaden im Einzelnen zusammensetzt. Hierzu hat die Kl&#228;gerin nichts vorgetragen, weshalb ihre Klage insoweit nicht den Anforderungen an die die Substantiierungspflicht gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Als berechtigt in voller H&#246;he erweist sich der Abzug der Beklagten von 11.096,85 DM wegen nicht erbrachter Arbeiten der Kl&#228;gerin betreffend den Pauschalauftrag.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Insoweit erhebt die Beklagte zu Recht die Einrede des nicht erf&#252;llten Vertrages ( &#167; 320&#160; BGB), was zur Folge hat, dass die Kl&#228;gerin als vorleistungspflichtige Werkunternehmerin die Darlegungs- und Beweislast daf&#252;r tr&#228;gt, dass sie die ihr obliegende Leistung in vollem Umfang erbracht hat (vgl. Palandt-Heinrichs, BGB, &#167; 320 Rdnr. 3c) . Es kommt in diesem Zusammenhang nicht darauf an, ob der Bauleiter der Beklagten angeordnet hat, dass die Rampe und die Berme am West- und Ostgiebel stehen bleiben sollen, oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist vielmehr, ob die Kl&#228;gerin die anteiligen Leistungen hierf&#252;r unter Zugrundelegung eines gemeinsamen Aufma&#223;es in Abzug gebracht hat.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Gerichtes fest, dass das unter dem 11.01.1989 erstellte Aufma&#223; nicht im Beisein der Kl&#228;gerin erstellt wurde.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die zuvor von Seiten der Kl&#228;gerin genommen Aufma&#223;e stellen dem gegen&#252;ber nur Teilaufma&#223;e vor Fertigstellung der Arbeiten dar und k&#246;nnen daher nicht der Schlussrechnung der Kl&#228;gerin zugrunde gelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Es h&#228;tte der Kl&#228;gerin oblegen, den Aufma&#223;termin am 11.01.1989 wahrzunehmen. Da sie dies trotz Kenntnis des Termins unterlassen hat, tr&#228;gt sie die Darlegungs- und Beweislast daf&#252;r, dass sie die nicht erbrachten Leistungen in Abzug gebracht hat.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die insoweit lediglich pauschale Behauptung der Kl&#228;gerin gen&#252;gt nicht der ihr obliegenden Substantiierungspflicht und erscheint im Hinblick darauf, dass die Kl&#228;gerin den vollen urspr&#252;nglich vereinbarten Pauschalpreis in Rechnung gestellt hat wenig glaubhaft.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der von der Beklagten als nicht erbracht ger&#252;gten Kiesschicht war die Kl&#228;gerin ausweislich des dem Pauschalpreisvertrag zugrundeliegenden Leistungsverzeichnisses zur Erbringung dieser Leistung im Rahmen des Pauschalpreises verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Das folgt eindeutig aus Ziffer 9 des Leistungsverzeichnisses. Dort hei&#223;t es, dass s&#228;mtliche Abweichungen von den theoretisch erforderlichen bzw. festgestellten Aushubprofilen einschlie&#223;lich aller Folgekosten zu Lasten des Auftragsnehmers gehen, wobei ausdr&#252;cklich eine im Leistungsverzeichnis vorgesehene gesonderte Verg&#252;tung f&#252;r vom Auftraggeber angeordnet Kiesfelder gestrichen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Gleiches gilt f&#252;r den Aushub unter den Aufzugsunterfahrachsen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Auch insoweit h&#228;tte es der Kl&#228;gerin oblegen, substantiiert darzulegen, wann, durch wen und mit welchen Massen der Aushub unter den Aufzugsunterfahrachsen erbracht worden ist, da in dem Abnahmeprotokoll vom 11.01.1989 ausdr&#252;cklich festgehalten wurde, dass diese Arbeiten nicht erbracht wurden.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht geh&#246;rten die Verf&#252;llung der Pumpens&#252;mpfe und Arbeitsr&#228;ume an den Unterfahrten zum Auftragsumfang der Kl&#228;gerin, wie sich aus Ziffer 3 auf Seite 4 des Leistungsverzeichnisses ergibt.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Als gerechtfertigt erweist sich ein weiterer Abzug der Beklagten in H&#246;he von 1.450,70 DM f&#252;r die festgestellten Aufma&#223;differenzen an den Leitw&#228;nden, betreffend den Einheitspreisvertrag.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Hier gilt das unter Ziffer 4 gesagte entsprechend, auf Grund der unberechtigten Weigerung der Kl&#228;gerin an dem Aufma&#223;termin teilzunehmen, muss sie als beweisf&#228;llig gelten, was sich aus den Grunds&#228;tzen von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) ergibt (vgl. Ingenstau-Korbion VOB, 10. Aufl., &#167; 14 Rdnr. 14).</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat aus positiver Vertragsverletzung sowohl die mit Rechnung vom 07.10.1088 als auch mit Rechnung vom 11.10.1988 ihr berechneten Sch&#228;den der Beklagten zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Insoweit hat die Kl&#228;gerin nicht bestritten, dass sie das L&#246;sen der Stand- und Sicherungsh&#246;lzer sowie den Schaden an der Wasserhaltungsanlage zu vertreten hat.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat die Beklagte Anspruch auf Ersatz des ihr entstanden Verzugsschaden in H&#246;he von 2.864,58 DM durch die unbegr&#252;ndete Arbeitsunterbrechung der Kl&#228;gerin im Oktober 1988, die die Kl&#228;gerin vornahm, um ihre nicht berechtigten Forderung Nachdruck zu verleihen ( &#167; 6 Nr. 6 VOB/B; vgl. Ingenstau-Korbin, a.a.O., &#167; 6 Rdnr. 53 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Zu ersetzen ist aber lediglich der der Beklagten wirklich entstandene Verz&#246;gerungsschaden.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Dieser bel&#228;uft sich lediglich auf 2.864,58 DM f&#252;r von der Beklagten durch die Verz&#246;gerung mehr aufzubringenden Zinsen und nicht, wie die Beklagte meint, auf 20.463,90 DM.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Das folgt schon daraus, dass der von der Beklagten behauptete Zinsschaden in dieser H&#246;he bei einem Zinssatz von 8,25 % per anno auf eine Kreditaufnahme der Beklagten in H&#246;he von rund 3,5 Millionen DM hinweist.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Zum Zeitpunkt, als die Kl&#228;gerin unberechtigterweise ihre Arbeiten einstellte, befand sich das Bauvorhaben im Stadium des Aushubs der Baugrube. Aus diesem Grund kann die Beklagte nicht mit Erfolg geltend machen, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits 3,5 Millionen DM Kredite aufgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Es ist daher, wie die Beklagte an anderer Stelle auch selbst vortr&#228;gt, davon auszugehen, dass zum Zeitpunkt der Einstellung der Arbeiten durch die Kl&#228;gerin der Betrag der Kreditaufnahme 500.000,-- DM ausmachte, zumal dem die Kl&#228;gerin der H&#246;he nach nicht entgegen getreten ist.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">8,25 % Zinsen aus 500.000,-- DM f&#252;r 25 Werktage ergibt einen Zinsbetrag von 2.864,58 DM.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Ein dar&#252;ber hinausgehender Vertragsstrafenanspruch steht der Beklagten nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung von Wiederholungen wird insoweit Bezug genommen auf die Entscheidungsgr&#252;nde des Urteils des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf im einstweiligen verf&#252;gungsverfahren. Der erkennende Einzelrichter hat auch hier keinerlei Veranlassung, die Frage der Vertragsstrafe anders zu beurteilen, zumal die Vertragsstrafeabrede bereits dann unwirksam ist, wenn die Strafe 0,5 % je Kalendertag ohne zeitliche Beschr&#228;nkung betr&#228;gt ( vgl. BGHZ 85, 312).</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">9.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die mit Gegenrechnung vom 27.09.1988 der Kl&#228;gerin berechneten 1.105,80 DM wegen eines beim Aushub zerst&#246;rten Pegels sind ausweislich der Rechnung der Kl&#228;gerin vom 02.12.1988 betreffend den Einheitspreisvertrag bereits in Abzug gebracht worden. Dem ist die Beklagte nicht mehr entgegen getreten.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">10.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Auch einen Abzug f&#252;r die von ihr bezahlte Bauwesensversicherung kann die Beklagte nicht geltend machen. Wenn die Beklage es verabs&#228;umt, diesen Anteil im vorliegenden Auftragsschreiben nicht als Prozentsatz auszuweisen, so geht das zu ihren Lasten, da es nach ihren allgemeinen Vertragsbedingungen (&#167; 18 Nr. 5) in diesem Fall an der Umlagef&#228;higkeit fehlt.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Zuletzt kann die Beklagte auch keinen Sicherheitseinbehalt von 5 % der Bausumme des Pauschalvertrages geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die allgemeinen Vertragsbedingungen der Beklagten nur mit der Ma&#223;gabe anerkannt, dass sich die 5 %-ige Sicherheit lediglich auf die Verf&#252;llarbeiten bezieht (vgl. Schreiben der Kl&#228;gerin vom 25.08.188).</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte im Einzelnen nicht dargelegt hat, wie hoch der Anteil der Verf&#252;llarbeiten am vereinbarten Pauschalpreis war, ist der insoweit vereinbarte Sicherheitseinbehalt nicht berechenbar, was vorliegend zu Lasten der Beklagten geht.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus den &#167;&#167; 342, 352, 353 HGB in Verbindung mit &#167; 16 Nr. 3 Abs. 1 Satz 1 VOB/B. Ausweislich der Eingangsstempel der Beklagten sind ihr die Schlussrechnungen am 05.12.1988 zugegangen, weshalb der Werklohnanspruch der Kl&#228;gerin am 05.02.1988 f&#228;llig wurde mit der Folge, dass die Kl&#228;gerin ab diesem Tag von der Beklagten F&#228;lligkeitsszinsen verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Ein weitergehender Verzugszins steht der Kl&#228;gerin nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Zum einen ist die Beklagte nicht durch die Erstellung oder Absendung der Schlussrechnung wirksam in Verzug gesetzt worden, zum anderen hat die Kl&#228;gerin die H&#246;he des geltend gemachten Zinsschadens trotz Bestreitens der Beklagten nicht nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 709 und 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 274.326,71 DM</p>
315,093
ag-lemgo-1990-06-21-17-c-8090
{ "id": 690, "name": "Amtsgericht Lemgo", "slug": "ag-lemgo", "city": 450, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
17 C 80/90
1990-06-21T00:00:00
2019-03-13T14:46:09
2022-10-18T15:09:07
Urteil
ECLI:DE:AGLE:1990:0621.17C80.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Vollstreckung des Beklagten hinsichtlich der Kosten durch Sicherheitsleistung von 1.000,-- DM abzuwenden, sofern nicht der Beklagte zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Sicherheit auch durch selbstschuldnerische unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Volksbank oder Sparkasse leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist P&#228;chter der Jagd pp. in pp. Die Parteien und der Zeuge pp. hatten vereinbart, die Jagd gemeinsam auszu&#252;ben. F&#252;r das Jagdjahr vom 1. April 1989 bis 31. M&#228;rz 1990 hatte der Kl&#228;ger an den Beklagten 8.000,-- DM bezahlt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 18. September 1989 kam es zwischen den Parteien zu einem Gespr&#228;ch, dessen Inhalt von beiden Partein unterschiedlich dargestellt wird. Unstreitig ist, dass seit diesem Tag der Kl&#228;ger sich an der gemeinsamen Jagt nicht mehr beteiligte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, der Beklagte habe ihn kurz zuvor zu Unrecht von einem abendlichen Ansitz auf Schwarzwild am Rande eines Maisackers verdr&#228;ngt. Dadurch sei das Verh&#228;ltnis der Parteien derart eingetr&#252;bt gewesen, dass sie &#252;bereinstimmend am 18. September 1989 beschlossen h&#228;tten, die gemeinsame Jagdaus&#252;bung zu beenden. Der Beklagte habe dem Kl&#228;ger versprochen, mit ihm nach dem Stand vom 1. Oktober 1989 abzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, ihm h&#228;tte jedenfalls noch der Abschuss eines Bockes und einiger St&#252;cke Rehwild zugestanden, au&#223;erdem die Teilnahme an der winterlichen gemeinsamen Treibjagd sowie die Jagd auf Schwarzwild und Niederwild. Im &#252;brigen ist er der Ansicht, dass es bei der rechtlichen Betrachtung ohnehin nicht auf die Ausbeute von Wildbret ankomme, sondern auf den Freizeitwert der Jagdausbeutung. Er meint deshalb, dass er gegen den Beklagten mit R&#252;cksicht auf die zeitliche Aufteilung des Jagdjahres (1. April 1989 bis 31. M&#228;rz 1990) aus &#167; 812 BGB einen Anspruch auf R&#252;ckzahlung von 4.000,-- DM habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragte,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 4.000,-- DM nebst 8 % Zinsen </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">seit dem 1. Dezember 1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragte,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, es habe zwischen den Parteien &#252;berhaupt keine Absprache &#252;ber eine gemeinsame Jagdaus&#252;bung gegeben. Der Beklagte sei Jagdgast des Kl&#228;gers gewesen seit 1988 und habe freiwillig im Jahre 1988 6.000,-- DM und im Jahre 1988 8.000,-- DM gespendet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Vorfalles vom 18. September 1989 behauptet der Beklagte:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Parteien und der weitere Jagdaus&#252;bende, der Zeuge pp. h&#228;tten vereinbart, dass im Herzen des Reviers kein Schwarzwild geschossen werden sollte, au&#223;erdem im Revier nur Knopfb&#246;cke geschossen werden sollten. Abredewidrig habe der Kl&#228;ger mitten im Revier einen Frischling geschossen und au&#223;erdem einen Bock mit Gablergeh&#246;rn geschossen, der nach den klaren Vertragsvereinbarungen geschont werden sollte. Als er deshalb Vorw&#252;rfe bekam, habe er sich uneinsichtig und beleidigt gezeigt und erkl&#228;rt, dass er sich von der gemeinsamen Jagd zur&#252;ckziehen wolle. Unstreitig h&#228;ndigte er sodann dem Kl&#228;ger die Jagderlaubnis und die Schl&#252;ssel zur Jagdh&#252;tte aus und r&#228;umte diese.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, der Kl&#228;ger habe die ihm vertraglich zustehenden drei B&#246;cke geschossen. Rehwild habe ohnehin seit 16. Oktober bzw. 31. Januar Schonfrist. In der restlichen Jagdzeit habe der Kl&#228;ger allenfalls etwas Niederwild, Tauben oder F&#252;chse schie&#223;en k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, dass durch das vorzeitige Aufh&#246;ren des Kl&#228;gers Unkosten nicht erspart worden seien. S&#228;mtliche Unkosten der Jagdaus&#252;bung des Jagdjahres 1. April 1989 bis 31. M&#228;rz 1990 seien unabh&#228;ngig vom Ausscheiden des Kl&#228;gers weitergelaufen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat gem&#228;&#223; seinem Beweisbeschluss vom 5. April 1990, Bl. 33 d. A., Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen pp. Bez&#252;glich des Beweisergebnisses wird auf die Niederschrift vom 21. Juni 1990, Bl. 54 d. A., verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Ein Anspruch des Kl&#228;gers gegen den Beklagten wegen des vorzeitigen Ausscheidens des Kl&#228;gers aus der gemeinsamen Jagdaus&#252;bung aus rechtsgrundloser Bereicherung, &#167; 812 BGB, l&#228;sst sich nicht feststellen. Im einzelnen gilt:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann einen Anspruch aus &#220;berzahlung von Pachtzins bzw. Unterpachtzins nicht aus den Regeln &#252;ber den Jagdpachtvertrag ableiten, denn ein rechtswirksam abgeschlossener Jagdunterpachtvertrag zwischen den Parteien l&#228;sst sich nicht feststellen. Unstreitig waren die entsprechenden Vereinbarungen der Parteien zur gemeinsamen Jagdaus&#252;bung lediglich m&#252;ndlich abgesprochen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sowohl nach &#167; 11 des Bundesjagdgesetzes als auch nach &#167; 11 des Landesjagdgesetzes Nordrhein-Westfalen ist f&#252;r einen Jagdpachtvertrag, auch Unterpachtvertrag, die Schriftform vorgeschrieben. Es ist deshalb, weil Pachtrecht nicht anzuwenden ist, nicht zul&#228;ssig, zwischen den Parteien lediglich auf der Basis des Zeitablaufs abzurechnen, also die 12 Monate der urspr&#252;nglich in Aussicht genommenen gemeinsamen Jagdaus&#252;bung ins Verh&#228;ltnis zu setzen zu den knapp 6 Monaten der tats&#228;chlichen gemeinsamen Jagdaus&#252;bung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Gericht folgt aber nicht der Rechtsansicht des Landgerichts Verden in seinem Urteil vom 9. Juni 1983 &#8211; 8 O 349/82 -, gleich Bl. 43 ff. d. A., dass die Formnichtigkeit des zwischen den Parteien nur m&#252;ndlich abgeschlossenen Unterpachtvertrages die Rechtsfolge habe, dass nunmehr insgesamt zwischen den Parteien nach den Regeln der rechtsgrundlosen Bereicherung abzurechnen sei. Es ist vielmehr festzustellen, dass zwar ein Pachtvertrag zwischen ihnen nicht gilt, wohl aber ein Gesellschaftsvertrag, welcher nicht an die Schriftform gebunden ist. Danach ist festzustellen, dass die Parteien sich jedenfalls vertraglich zur gemeinsamen Jagdaus&#252;bung sowohl im Jahre 1988, damals zu viert, als auch im Jahre 1989, nunmehr zusammen mit dem Zeugen pp. zu dritt, zusammengeschlossen haben, und zwar mit der ausdr&#252;cklichen Abrede, dass die bei der Jagdaus&#252;bung entstehenden Unkosten zwischen ihnen geteilt werden sollten. Sie haben auch, wie der Zeuge pp. glaubhaft bekundet hat, hinsichtlich der Form der Jagdaus&#252;bung, der Aufteilung der m&#246;glichen Absch&#252;sse etc., der gemeinsamen Benutzung des angemieteten Jagdhauses klare vertragliche Abreden getroffen. Sie haben auch vereinbart, dass die voraussichtlichen Unkosten von 24.000,-- DM j&#228;hrlich in gleichen Teilen zwischen ihnen aufgeteilt werden sollten, was im Jahre 1988 f&#252;r jeden beteiligten Jagdaus&#252;benden einen Betrag von 6.000,-- DM ausmachte, im Jahre 1989 f&#252;r nur noch drei Beteiligte demgem&#228;&#223; einen auf jeden entfallenden Betrag von 8.000,-- DM. Es kann also keine Rede davon sein, dass der Kl&#228;ger dem Beklagten lediglich eine freiwillige Spende gab und das im &#220;brigen zwischen ihnen rechtsverbindliche vertragliche Beziehungen nicht eingegangen worden w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsverh&#228;ltnis der Parteien richtet sich deshalb nach Gesellschaftsrecht, &#167; 705 ff. BGB. Es gilt deshalb &#167; 723 BGB.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Aussage des Zeugen pp. ist bewiesen, dass nicht etwa die Parteien mit &#252;bereinstimmenden gegenseitigen Willenserkl&#228;rungen einen auf die vorzeitige Beendigung der gemeinsamen Jagdaus&#252;bung gerichteten Vertrag am 18. September 1989 geschlossen haben, sondern dass lediglich der Kl&#228;ger eine einseitige, auf Vertragsbeendigung gerichtete Willenserkl&#228;rung abgegeben hat, welche der Beklagte lediglich entgegengenommen hat, weil ihm nichts anderes &#252;brig blieb. Dies hat der Zeuge pp. eindeutig so bekundet. Es handelt sich also um die vorzeitige K&#252;ndigung des Gesellschaftsvertrages durch den Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 723 BGB. Da unstreitig die Gesellschaft der Parteien (und des Zeugen pp.) &#252;ber das laufende Jagdjahr 1. April 1989 bis 31. M&#228;rz 1990 abgeschlossen war, ist eine vorzeitige K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167; 723 Abs. 1 S. 2 BGB vor Ablauf der Pachtzeit nur dann zul&#228;ssig, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Ein solcher wichtiger Grund ist insbesondere dann vorhanden, wenn ein anderer Gesellschafter eine ihm nach dem Gesellschaftsvertrag obliegende wesentliche Verpflichtung vors&#228;tzlich oder aus grober Fahrl&#228;ssigkeit verletzt. Eine solche schwerwiegende Vertragsverletzung des Beklagten hat der Kl&#228;ger nicht bewiesen. Der Zeuge pp. hat insoweit glaubhaft bekundet, dass zwar die Parteien ihm &#252;bereinstimmend und nicht kontrovers geschildert haben, dass wegen des Hochsitzes am Rande des Maisfeldes einige Zeit zuvor zwischen ihnen eine Unstimmigkeit herrschte. Der Beklagte hatte n&#228;mlich diesen Hochsitz sorgf&#228;ltig und zeitaufwendig pr&#228;pariert, indem er mehrere Tage zuvor schon Ablenkungsf&#252;tterungen angelegt hat, um auf diese Weise zu erreichen, dass Sauen, die aus dem Nieders&#228;chsischen &#252;ber die Jagdgrenze hinweg in dieses Maisfeld zogen, in die N&#228;he des Abends zum Hochsitz gekommen sei, sei dieser schon vom Kl&#228;ger besetzt gewesen. Der Beklagte habe den Kl&#228;ger darauf hingewiesen, dass er, der Beklagte, den Hochsitz extra pr&#228;pariert habe und auch den Wildwechsel der Sauen vorbereitet habe. Er habe den Kl&#228;ger gebeten, doch an einer anderen Stelle anzusitzen. Das habe der Kl&#228;ger daraufhin auch getan.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge pp. hat also insoweit erstens bekundet, dass zwischen den Parteien wegen dieser Geschichte &#252;berhaupt keine besondere Unstimmigkeit herrschte. Er hat au&#223;erdem bekundet, dass diese Geschichte ohnehin vom Kl&#228;ger nicht zum Anlass genommen worden war, das gemeinsame Jagen zu beenden. Nach der Aussage des Zeugen pp. war die Ursache n&#228;mlich etwas wesentlich Anderes. Danach musste der Kl&#228;ger zugeben, dass er entgegen den klaren Absprachen der Parteien und des Zeugen pp., nur Knopfb&#246;cke abzuschie&#223;en und im Herzen des Reviers kein Schwarzwild zu jagen, erstens einen gut entwickelten Bock geschossen habe, der h&#228;tte geschont werden sollen, und zweitens einen nur ca. 12 kg schweren Frischling mitten im Revier geschossen habe. Er habe deshalb von ihm, dem Zeugen pp erheblich Vorw&#252;rfe zu h&#246;ren bekommen und daraufhin erkl&#228;rt, er wolle mit dem gemeinsamen Jagen aufh&#246;ren.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Damit steht fest, dass die K&#252;ndigung des Kl&#228;gers am 18. September 1989 ungerechtfertigt und damit rechtsunwirksam war. Ein wichtiger Grund zur K&#252;ndigung, insbesondere eine erhebliche Vertragsverletzung durch den Beklagten, lag nicht vor. Es war im Gegenteil der Kl&#228;ger selbst, der sich erheblich vertragswidrig verhalten hatten. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Aus Gesellschaftsrecht l&#228;sst sich also eine rechtsgrundlose Bereicherung des Beklagten ebenfalls nicht ableiten. Es ist vielmehr festzustellen, dass die vorzeitige K&#252;ndigung des Kl&#228;gers am 18. September 1989 grundlos und damit rechtsunwirksam war und deshalb nicht die Rechtsfolge hatte, das Vertragsverh&#228;ltnis, den Gesellschaftsvertrag der Parteien, vorzeitig zu beenden. Dieser fand demgem&#228;&#223; erst durch Zeitablauf am 31. M&#228;rz 1990 sein Ende. Folglich hat der Kl&#228;ger seine vertragliche Einlage in H&#246;he von 8.000,-- DM mit Rechtsgrund aufgrund des geltenden Gesellschaftsvertrages der Parteien geleistet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Lediglich zur Abrundung wird darauf hingewiesen, dass angesichts des bewiesenen Fehlverhaltens des Kl&#228;gers und des nicht feststellbaren Fehlverhaltens des Kl&#228;gers und des nicht feststellbaren Fehlverhaltens des Beklagten irgendwelche Schadensersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers gegen den Beklagten nicht festzustellen sind. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist schlie&#223;lich auch nicht aus &#167; 782 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zwar behauptet der Kl&#228;ger, dass die Parteien sich wenigstens dahingehend verglichen h&#228;tten, dass zwischen ihnen &#252;ber die Gesellschaftseinlage des Kl&#228;gers per 1. Oktober 1989 abzurechnen sei, und zwar in der Form, dass jedenfalls der Beklagte dem Kl&#228;ger bestimmte Geldbetr&#228;ge zur&#252;ckzuerstatten habe. Zwar w&#228;re grunds&#228;tzlich eine solche Abrede als Schuldversprechen oder Schuldanerkenntnis im Wege eines Vergleichs formfrei wirksam. Der Kl&#228;ger hat aber den Schluss seines solchen Vergleiches nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge pp. hat nicht best&#228;tigt, dass am 18. September 1989 die Parteien vereinbart h&#228;tten, in irgendeiner Weise miteinander abzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch nicht deshalb aus &#167; 812 BGB begr&#252;ndet, weil etwa durch das vorzeitige Ausscheiden des Kl&#228;gers aus der Gesellschaft der Beklagte etwas erspart h&#228;tte. Durch die Aussage des Zeugen pp. steht fest, dass die Unkosten der Jagdaus&#252;bung des Jagdjahres 1. April 1989 bis 31. M&#228;rz 1990 durch die gemeinsam aufgebrachten 24.000,-- DM nicht einmal in voller H&#246;he gedeckt waren, sondern dass der Beklagte und er, der Zeuge pp., am Ende noch je ca. 1.000,-- DM zuschie&#223;en mussten. Der Zeuge pp. hat insoweit glaubhaft bekundet, dass die j&#228;hrliche Jagdpacht allein 20.000,-- DM betrage, das Entgelt des des Jagdaufsehers 1.000,-- DM, der Mietzins f&#252;r das Jagdhaus monatlich 75,-- DM, dass zus&#228;tzlich ein Entsch&#228;digungsbetrag f&#252;r Wildverbiss im Wald an den Landesverband zu zahlen sei, die Kosten der j&#228;hrlichen Treibjagd und des Treiberfestes und Unkosten f&#252;r die Pacht und Bestellung eines Wildackers. Die Unkosten der Jagd sind also durch das vorzeitige Ausscheiden des Kl&#228;gers um keinen Pfennig geringer geworden. Man k&#246;nnte allenfalls in Auge fassen, dass der Kl&#228;ger in der verbleibenden Jahresh&#228;lfte noch etwas Wildbret h&#228;tte schie&#223;en k&#246;nnen, welches nunmehr in dem Jagdgebiet verblieb und deshalb in irgendeiner Weise dem Beklagten und dem Zeugen pp. zugute kam. In dieser Beziehung hat der Kl&#228;ger aber nicht konkret genug vorgetragen, insbesondere auch keinerlei Bezifferungen vorgenommen, so dass das Gericht nicht in der Lage ist, hier irgend etwas festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Auf diesen Punkt h&#228;tte das Gericht bereits im Beweisbeschluss vom 5. April 1990 hingewiesen, ohne dass der anwaltlich vertretene Kl&#228;ger konkreten und bezifferten Sachvortrag gebracht h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziff. 11, 711 ZPO.</p>
315,094
lg-wuppertal-1990-06-13-8-s-7590
{ "id": 818, "name": "Landgericht Wuppertal", "slug": "lg-wuppertal", "city": 509, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 S 75/90
1990-06-13T00:00:00
2019-03-13T14:46:10
2022-10-18T15:09:07
Urteil
ECLI:DE:LGW:1990:0613.8S75.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die vom Amtsgericht Remscheid durch Urteil vom 27. M&#228;rz 1990 erlassene einstweilige Verf&#252;gung wird aufgehoben.</p> <p>Der Antrag der Antragsteller vom 13. M&#228;rz 1990 auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Verfahrens haben die Antragsteller zu tragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Antragsgegnerin gegen das angefochtene Urteil, auf dessen Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO Bezug genommen wird, ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist im Rahmen des zwischen den Parteien abgeschlossenen Stromlieferungsvertrages f&#252;r die von den Antragstellern bewohnte Wohnung im Hause XXX nicht mehr verpflichtet, diese mit Strom zu beliefern. Sie war und ist vielmehr gem&#228;&#223; &#167; 273 Abs. 1 BGB in Verbindung mit &#167; 33 Abs. 2 der Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Elektrizit&#228;tsversorgung von Tarifk&#252;nden (AVBEltV) berechtigt, die Stromversorgung einzustellen. Die Antragsteller befanden sich n&#228;mlich im Juli 1988 aus fr&#252;heren Versorgungsverh&#228;ltnissen mit der Antragstellerin in Zahlungsr&#252;ckstand hinsichtlich eines Betrages in H&#246;he von 3.601,26 DM; bis M&#228;rz 1990 haben sie hierauf nur insgesamt 851,26 DM gezahlt und im April und Mai 1990 je weitere 30,&#8212; DM geleistet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob eine Einstellung der Versorgung schon dann gerechtfertigt w&#228;re, wenn die R&#252;ckst&#228;nde alleine oder im wesentlichen aus einem fr&#252;heren Versorgungsverh&#228;ltnis eines Gewerbebetriebes herr&#252;hren w&#252;rden,, Der f&#252;r die Annahme &#187;desselben rechtlichen Verh&#228;ltnisses" (Konnexit&#228;t) im Sinne des <em>&#167;</em> 273 BGB erforderliche innere wirtschaftliche und nat&#252;rliche Zusammenhang ist n&#228;mlich jedenfalls dann gegeben, wenn die Anspr&#252;che aus der Abnahme von Strom desselben Energieversorgungsunternehmens durch einen Kunden f&#252;r einen Versorgungsbereich entstehen, auch wenn die Abnahmestelle (= Wohnung) zwischenzeitlich gewechselt hat ( so z.B. auch LG Bonn, MDR 1987, 844). Dies ist vorliegend der Fall. Unstreitig r&#252;hrte der im Juli 1988 bestehende R&#252;ckstand n&#228;mlich lediglich in H&#246;he von 1.4o1,17 DM aus dem gewerblichen Versorgungsverh&#228;ltnis P Stra&#223;e&#160; her; die restlichen Fehlbest&#228;nde waren hingegen aus der Versorgung von Wohnungen entstanden, n&#228;mlich in H&#246;he von 2<sub>.</sub>o3o,81 DM hinsichtlich des Objekts Kstra&#223;e&#160; und in H&#246;he von 169,28 DM aus dem Versorgungsverh&#228;ltnis Lstra&#223;e . Dass, in welcher H&#246;he genau und f&#252;r welches Objekt R&#252;ckst&#228;nde entstanden waren, war den Antragstellern aufgrund der ihnen jeweils &#252;bersandten Rechnungen bekannt. Auch wenn man die zwischenzeitlich geleisteten Zahlungen der Antragsteller - anders als es die Antragsgegnerin getan hat - in vollem Umfange auf die R&#252;ckst&#228;nde aus den Versorgungsverh&#228;ltnissen f&#252;r Wohnraum verrechnen w&#252;rde, so blieben allein hieraus noch R&#252;ckst&#228;nde in H&#246;he von 1.288,83 DM. Da die Antragstellerin nach ihrem eigenen Vorbringen - nicht mehr als monatlich 30,&#8212; DM auch in Zukunft auf die R&#252;ckst&#228;nde zahlen werden, kann die Antragsgegnerin auch nicht mit einer alsbaldigen Erf&#252;llung dieser Forderung rechnen. Allein dieser R&#252;ckstand rechtfertigt schon die Einstellung der Versorgung, ohne da&#223; es auf die weiteren R&#252;ckst&#228;nde aus dem fr&#252;heren gewerblichen Versorgungsvertrag ankommt. Ohne Bedeutung ist schlie&#223;lich, ob die Antragsteller zu einer h&#246;heren monatlichen Zahlung nicht in der Lage sind. Entscheidend ist allein, dass eine alsbaldige Realisierung der Forderung nicht zu erwarten ist. Die gem&#228;&#223; &#167; 33 Abs, 2 erforderliche Androhung der Versorgungseinstellung ist schlie&#223;lich bereits im Januar 1990 erfolgt. Nach alledem war die Antragsgegnerin somit berechtigt, den Antragstellern die Stromzufuhr f&#252;r ihre Wohnung XXX zu sperren, so dass ein Verf&#252;gungsanspruch nicht bestellte</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 75o,&#8212; DM.</p>
315,095
ag-neuss-1990-06-13-30-c-14790
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 147/90
1990-06-13T00:00:00
2019-03-13T14:46:11
2022-10-18T15:09:07
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:0613.30C147.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;gerin darf die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 1.000,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p> <p>4.</p> <p>Streitwert: 6.585,60 DM</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben von der Kl&#228;gerin die Wohnung in O angemietet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mietvertraglich ist vereinbart, dass die Monatsmiete jeweils im voraus, sp&#228;testens bis zum 3. Werktag des laufenden Monats zu zahlen ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten zahlen die Mieten seit Mai 1989 mit nicht unerheblichen Verz&#246;gerungen; letztere erreichen teilweise die Dauer von bis zu einem Monat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 01.02.1990 wurden die Beklagten durch die Kl&#228;gerin aufgefordert, sich k&#252;nftig vertragsgetreu zu verhalten und f&#252;r eine rechtzeitige Mietzahlung zu sorgen. Gleichzeitig wurden die Beklagten darauf hingewiesen, dass st&#228;ndige und wiederholte versp&#228;tete Zahlungen die K&#252;ndigung rechtfertigen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Februar-Miete bis zum 14.02.1990 nicht gezahlt war, hat die Kl&#228;gerin mit Schreiben dieses Datums das Mietverh&#228;ltnis fristlos gek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten zu verurteilen, die im Erdgeschoss des Hauses..... in O rechts gelegene Wohnung, bestehend aus 3 Y, K&#252;che, Diele, Bad, Abstellraum, Loggia und Kellerraum zu r&#228;umen und ordnungsgem&#228;&#223; an die Kl&#228;gerin herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage war mangels eines Anspruchs der Kl&#228;gerin gegen die Beklagten abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigung der Kl&#228;gerin vom 14.02.1990 ist unwirksam. Zwar ist anerkannt, dass st&#228;ndige versp&#228;tete Mietzinszahlungen durch einen Mieter dem Vermieter ein Recht zu fristlosen K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses aus wichtigem Grund geben. Voraussetzung daf&#252;r ist jedoch, dass der Mieter vor Erkl&#228;rung der K&#252;ndigung ordnungsgem&#228;&#223; abgemahnt und dass ihm Gelegenheit gegeben worden ist, sein zuk&#252;nftiges Verhalten betreffend die Mietzinszahlungen an den mietvertraglichen Vereinbarungen auszurichten (vgl. Palandt, 48. Aufl., &#167; 545 a, Anm. 3 b; Sternel, Mietrecht, 3. Aufl., Abschnitt IV, Randnummer 393). Dabei muss zwischen der Abmahnung und der K&#252;ndigung ein im Verh&#228;ltnis zum Mietvertragsversto&#223; zu sehender ausreichender Zeitraum liegen, um dem Mieter eine tats&#228;chliche Gelegenheit zu geben, sein vertragswidriges Verhalten zu beenden (vgl. Sternel, aaO, Randnummer 394). Eine solche ausreichende Frist ist im vorliegenden Falle mit den 14 Tagen, die zwischen Abmahnung und K&#252;ndigungserkl&#228;rung liegen, nicht gewahrt. Dabei ist zun&#228;chst zu ber&#252;cksichtigen, dass das Schreiben vom 01.02.1990 keine Fristsetzung oder auch nur eine grobe Angabe der Kl&#228;gerin enth&#228;lt, innerhalb welchen Zeitraums die Kl&#228;gerin eine Ver&#228;nderung des vertragswidrigen Verhaltens der Beklagten erwartete. Auch die sonstige Formulierung des Schreibens vom 01.02.1990 - die Beklagten werden aufgefordert, sich k&#252;nftig vertragsgetreu zu verhalten und f&#252;r eine rechtzeitige Mietzahlung T zu tragen - konnte bei den Beklagten nicht den Eindruck erwecken, dass die Sache aus Sicht der Kl&#228;gerin von besonderer Brisanz war, zumal die Kl&#228;gerin vorher ca. 9 Monate die versp&#228;teten Mietzinszahlungen unbeanstandet gelassen hatte. Der Kl&#228;gerin war zudem aus Vorprozessen bekannt, dass die Einkommens- und Verm&#246;genslage der Beklagten nicht zum besten bestellt ist; angesichts dieses Umstandes konnte die Kl&#228;gerin selbst nicht davon ausgehen, dass es den Beklagten m&#246;glich sein w&#252;rde, innerhalb weniger Tage zu einer p&#252;nktlichen Zahlungsweise &#252;berzugehen. Es durfte schlie&#223;lich nicht verkannt werden, dass es sich auch bei st&#228;ndigen versp&#228;teten Mietzinszahlungen zun&#228;chst nicht um einen Vorgang handelt, der die Interessen der Vermieterseite &#252;ber die entstehenden Zinsverluste und den etwas erh&#246;hten Verwaltungsaufwand hinaus in einer solch erheblichen Weise beeintr&#228;chtigt, dass eine fristlose K&#252;ndigung des Mietverh&#228;ltnisses berechtigt w&#228;re. Vielmehr ist ein erhebliches Interesse erst dann zu bejahen, wenn der Vermieter trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Abmahnung und ausreichender Frist schuldhaft sein vertragswidriges Verhalten fortsetzt (Sternel, aaO, Randnummer 526).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Danach ist die Frist von 14 Tagen zwischen Abmahnung und K&#252;ndigungserkl&#228;rung als nicht ausreichend anzusehen, zumal Umst&#228;nde wie Postlaufzeiten, Schritte zur Geldbeschaffung und &#220;berweisungsdauer ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da es somit an einer schuldhaften Fortsetzung der Vertragswidrigkeit auf Seiten der Beklagten fehlt, ist die K&#252;ndigung der Kl&#228;gerin vom 14.02.1990 unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin mit nachgelassenem Schriftsatz vom 25.05.1990 das Mietverh&#228;ltnis unter Berufung auf einen Mietr&#252;ckstand von mehr als zwei Monatsmieten gek&#252;ndigt hat, konnte dies gem. &#167; 296 a ZPO nicht ber&#252;cksichtigt werden. Der Schriftsatz war der Kl&#228;gerin im Hinblick auf den Schriftsatz der Beklagten vom 15.05.1990 vorbehalten worden. Letzterer enth&#228;lt keinerlei Hinweise auf bestehende Mietr&#252;ckst&#228;nde. Die Behauptung der Kl&#228;gerin, dass nunmehr mehr als zwei Monatsmieten in R&#252;ckstand seien, ist somit neues Vorbringen, welches mit den Ausf&#252;hrungen der Beklagten nicht in direktem Zusammenhang steht. Der Kl&#228;gerin war auch ohne weiteres m&#246;glich, zum Zeitpunkt der m&#252;ndlichen Verhandlung am 16.05.1990 zum vermeintlich bestehenden Mietr&#252;ckstand vorzutragen, da zwischen dem 16.05.1990 und dem Datum des Schriftsatzes vom 25.05.1990 ein weiterer Mietf&#228;lligkeitszeitpunkt nicht liegt und der Mietr&#252;ckstand, seine Richtigkeit vorausgesetzt, schon am 16.05.1990 bestanden haben muss. Der Kl&#228;gerin war es daher ohne weiteres m&#246;glich, sich &#252;ber den Mietr&#252;ckstand und eine vorsorglich erneut ausgesprochene fristlose K&#252;ndigung im Termin vom 16.05.1990 zu &#228;u&#223;ern. Da dies nicht geschehen ist, konnte dieses Vorbringen gem. &#167; 296 a ZPO nicht mehr ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage war somit abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen ergeben sich aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,096
olgk-1990-06-12-3-u-14689
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 146/89
1990-06-12T00:00:00
2019-03-13T14:46:13
2022-10-18T15:09:07
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0612.3U146.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Landgerichts K&#246;ln vom 5. Mai 1989 - 89 0 207/88 - wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 7.000, &#8212; DM abwenden, wenn nicht zuvor der Gegner in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet. Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer E Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160; Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt als Konkursverwalter &#252;ber das Verm&#246;gen der X GmbH vom Beklagten als Konkursverwalter &#252;ber den Nachla&#223; des im April 1985 verstorbenen Immobilienkaufmanns L Feststellung von Konkursforderungen zur Konkurstabelle.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">L hatte 1981 98,5% der Kommanditanteile der &#8222;X Grundbesitzanlagen GmbH &amp; Co KG" (im folgenden &#8222;KG" genannt), erworben. Inhaber der restlichen Anteile war die Q mbH. Komplement&#228;rin der KG war die X Grundbesitzanlagen GmbH, deren Anteile L zu 97% erwarb, w&#228;hrend als Erwerber der restlichen 3% seine Lebensgef&#228;hrtin T auftrat. Die KG hielt an der weiteren Gesellschaft &#8222;X GmbH" (im folgenden &#8222;GmbH" genannt). 97% der Anteile; als Inhaber der restlichen 3% trat Frau T auf.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Frau T, die zur Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin sowohl der KG wie auch der GmbH bestellt worden war, fungierte nach dem Vortrag des Kl&#228;gers als v&#246;llig willf&#228;hriges Werkzeug von L. Sie habe bei ihrer T&#228;tigkeit nicht auf die Belange der Gesellschaften, sondern widerspruchslos und ungeachtet aller rechtlichen Bedenken allein auf die Anweisungen Ls abgestellt. Infolgedessen seien die GmbH und die KG zu einem jedweder Selbst&#228;ndigkeit beraubten Teil des &#8222;L-Imperiums" geworden, das dieser in autokratischer Manier allein beherrscht habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ab Februar 1981 verschaffte sich L finanzielle Mittel durch Aufnahme von Darlehen bei verschiedenen Hypothekenbanken, und zwar bei der C Hypotheken- und Wechselbank 11 Darlehen &#252;ber einen Gesamtbetrag von 23.528.000, &#8212; DM, bei der E Hypothekenbank G 14 Darlehen &#252;ber 14.645.000, &#8212; DM und bei der X2 Hypothekenbank 4 Darlehen &#252;ber 1.500.000, &#8212; DM. F&#252;r s&#228;mtliche Darlehen bei der C Hypotheken- und Wechselbank sowie f&#252;r 11 Darlehen bei der E Hypothekenbank &#252;bernahmen die GmbH und f&#252;r drei Darlehen der E Hypothekenbank und f&#252;r s&#228;mtliche Darlehen bei der X2 Hypothekenbank die KG jeweils mit ihrem Grundbesitz die dingliche und zus&#228;tzlich auch die pers&#246;nliche Haftung. Die Darlehensvertr&#228;ge mit der E Hypothekenbank wurden au&#223;er von L auch von der GmbH und der KG mitunterschrieben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tod Ls wurde am 24.Januar 1986 der Nachla&#223;konkurs er&#246;ffnet. &#220;ber das Verm&#246;gen der GmbH wurde das Konkursverfahren am 31. Januar 1986 er&#246;ffnet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">L hatte der GmbH fortlaufend Einnahmen u.a. aus Mieteing&#228;ngen entzogen. Die daraus resultierende Forderung der GmbH gegen den Nachla&#223; L auf dem &#8222;Verrechnungskonto L" betr&#228;gt 9.692.607,84 DM. Diesen Anspruch hat der Beklagte zur Tabelle des Nachlasses anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die drei Gl&#228;ubigerbanken haben die GmbH und die KG aus den an ihren Grundst&#252;cken bestellten Grundschulden in Anspruch genommen. Die Erl&#246;se aus diesen Verwertungen und die noch verbliebenen pers&#246;nlichen Forderungen gibt der Kl&#228;ger bez&#252;glich der GmbH mit 50.454.118.31 DM an.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In dem &#8222;Jahresabschlu&#223;" per 29.1.1986 in der Fassung vom 30.6.1988 hat der Kl&#228;ger ( &#8222;Passiva I Nr. 3") die &#8222;Haftungsverbindlichkeiten gegen&#252;ber Kreditinstituten<sup>&#8220;</sup> mit 50.454.118,31 DM angesetzt und die Forderungen gegen den Nachla&#223; L ( &#8222;Erl&#228;uterungen zu den Aktiva II Nr. 2") wegen der vorgenannten Forderung aus dem Verrechnungskonto &#252;ber 9.692.607,84 DM und der R&#252;ckgriffsrechte wegen dinglicher Sicherung &#252;ber 50.454.118,31 DM gegen den Nachla&#223; L mit dem &#8222;Erinnerungswert" von 1,&#8212; DM aktiviert. Die Bilanz endet dann mit einem Verlust in H&#246;he von 22.123.011,90 DM. Wegen dieses Betrages macht der Kl&#228;ger einen Anspruch auf Ausgleich des erlittenen Bilanzverlusts geltend. Der Beklagte hat die angemeldeten Regre&#223;- und Erstattungsforderungen und die konzernrechtliche Ausgleichsforderung bestritten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der Verm&#246;gensverluste in H&#246;he von 50.454.118,31 DM, die infolge der dinglichen Sicherung und der pers&#246;nlichen Mithaft der GmbH eingetreten seien. ergebe sich ein R&#252;ckgriffsanspruch gegen den Nachla&#223; L aus &#167; 426 Abs. 1 BGB, da im Innenverh&#228;ltnis L allein verpflichtet gewesen sei, die Schuld zu tragen; dieser Anspruch sei auch zur Konkurstabelle festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem stehe der GmbH ein Anspruch aus &#167;&#167; 31 Abs. 1, 30 Abs. 1 GmbHG zu; die Belastung der Grundst&#252;cke und die Mitverpflichtung der GmbH zur Sicherung der Darlehen Ls stellten eine Auszahlung des Stammkapitals an den faktischen Alleingesellschafter L dar. Dieser Anspruch unterfalle nicht dem Doppelanmeldungsverbot des &#167; 68 KO, da es sich insoweit nicht um dieselbe Forderung handele, die die Darlehensgl&#228;ubiger im Nachla&#223;konkurs geltend machten. Ein Erstattungsanspruch ergebe sich auch aus dem Gesichtspunkt der unerlaubten Handlung und der Verletzung der Treuepflicht von L gegen&#252;ber der GmbH.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die GmbH k&#246;nne daneben vorn L&#8212;Nachla&#223; nach den Grunds&#228;tzen &#252;ber den sogenannten qualifizierten faktischen GmbH-Konzern auch Ausgleich des ausgewiesenen Bilanzverlusts in H&#246;he von 22.123.011,90 DM verlangen, da dieser ausschlie&#223;lich konzernbedingt sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Forderung des Kl&#228;gers in H&#246;he von 72.577.130,21 DM zur Konkurstabelle festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er hat die dinglichen Belastungen und die Haftungs&#252;bernahmen der GmbH und der KG f&#252;r nichtig gehalten. Er hat hierzu insbesondere ausgef&#252;hrt, da&#223; die unbegrenzte Haftungs&#252;bernahme in den Formularen der Hypothekenbanken eine &#220;berraschungsklausel darstelle, die nach &#167;&#167; 3, 9 AGBG nichtig sei, und da&#223; die Besicherungen wegen Versto&#223;es gegen &#167; 30 GmbHG insgesamt gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB nichtig seien.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vor allem aber hat der Beklagte sich auf das aus &#167; 68 KO, &#167; 33 VerglO herzuleitende Verbot der Doppelanmeldung von Forderungen im Konkurs berufen. Er hat hierzu die Auffassung vertreten, da&#223; das Verbot der Forderungsvervielfachung im Konkurs des Hauptschuldners nicht nur der Anmeldung der Regre&#223;forderungen aus &#167; 426 BGB entgegenstehe, sondern da&#223; auch die geltend gemachten Forderungen aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung sowie aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG und aus &#167;&#167; 302, 302 AG analog aus dem gleichen Grunde nicht zur Tabelle festgestellt werden k&#246;nnten. Insoweit k&#246;nne es nicht darauf ankommen, ob diese Forderungen auf einem selbst&#228;ndigen Rechtsgrund beruhten; entscheidend sei vielmehr allein, ob die Inanspruchnahme aus demselben Vorgang herr&#252;hre und ob die Forderungen au&#223;erhalb des Konkurses insgesamt nur einmal zu befriedigen w&#228;ren. Die fraglichen Anspr&#252;che der GmbH und der KG k&#246;nnten nur dann im Nachla&#223;konkurs L angemeldet werden, wenn die Banken ihre Forderungen nicht (mehr) im Nachla&#223; geltend machten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er hat ausgef&#252;hrt, da&#223; der konzernrechtliche Verlustausgleichsanspruch die Regre&#223;forderung wegen der Besicherungen lediglich in anderer Form darstelle. Da in der Bilanz n&#228;mlich die Haftungsverbindlichkeiten gegen&#252;ber den Kreditinstituten in der vollen H&#246;he von 50.454.118,31 DM passiviert seien, m&#252;sse auch die entsprechende Ausgleichsforderung gegen den Nachla&#223; L in dieser H&#246;he angesetzt werden. Werde diese Forderung aber auf den Betrag von 1, &#8212; DM abgeschrieben, dann werde auf diesem Wege der im Konkursverfahren nicht anzuerkennende Regre&#223;anspruch in der bilanzm&#228;&#223;igen Gestalt eines Verlustausgleichsanspruchs im Ergebnis gleichwohl zur konkursm&#228;&#223;igen Befriedigung angemeldet. Auch d&#252;rfe die zur Konkurstabelle bereits anerkannte Forderung aus dem Verrechnungskonto &#252;ber 9.692.607,84 DM nicht im Konkursstatus auf 1, &#8212; DM abgeschrieben werden. F&#252;r die Frage, in welchem Umfang die Konkursmasse mit Forderungen belastet werden k&#246;nne, sei n&#228;mlich vom Prinzip der vollen Nominalbetr&#228;ge auszugehen; die Ber&#252;cksichtigung der Forderung durch Feststellung zur Tabelle sei konkursm&#228;&#223;ig der vollen Zahlung gleichzusetzen, so da&#223; eine anerkannte Forderung nicht zur Ermittlung weiterer Konkursforderungen unbewertet gelassen werden d&#252;rfe. Da der Bilanzverlust von in H&#246;he von 22.123.011,90 DM nur aus der konkursm&#228;&#223;ig nicht korrekten Bilanzierung resultiere, k&#246;nne er nicht anerkannt werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes im ersten Rechtszuge wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Es hat die geltend gemachten R&#252;ckgriffsanspr&#252;che aus &#167; 426 Abs. I. BGB und &#167;&#167; 31, 30 GmbHG sowie aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung zwar an sich f&#252;r begr&#252;ndet erachtet; wegen des Verbots der Doppelanmeldung von Forderungen im Konkurs hat es jedoch die Feststellung dieser Anspr&#252;che zur Konkurstabelle abgelehnt. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung wird auch insoweit auf den Inhalt der angefochtenen Entscheidung verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit der form- und fristgerecht eingelegten und auch rechtzeitig begr&#252;ndeten Berufung macht der Kl&#228;ger geltend:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">&#160;Das Landgericht sei zwar zutreffend davon ausgegangen, da&#223; L und die GmbH gegen&#252;ber den Gl&#228;ubigerbanken wegen der Bestellung der dinglichen Sicherheiten durch die GmbH, der Mitunterzeichnung der Darlehensvertr&#228;ge und der Abgabe abstrakter Schuldversprechen durch diese Mitschuldner im Sinne des &#167; 421 BGB geworden seien und da&#223; L im Innenverh&#228;ltnis allein verpflichtet gewesen sei; es habe aber zu Unrecht die Feststellung der daraus resultierenden R&#252;ckgriffsforderungen als Konkursforderungen abgelehnt. Das Verbot der Doppelanmeldung beeintr&#228;chtige n&#228;mlich den Charakter der R&#252;ckgriffsanspr&#252;che als Konkursforderungen nicht. Die R&#252;ckgriffsanspr&#252;che der GmbH m&#252;&#223;ten deshalb als bedingte Forderungen im Sinne des &#167; 67 KO festgestellt werden. Das Ziel des Doppelanmeldeverbots, eine mehrfache Inanspruchnahme der Konkursmasse wegen derselben Forderung zu vermeiden, k&#246;nne dadurch erreicht werden, da&#223; die Ber&#252;cksichtigung der festgestellten Forderungen unter der zus&#228;tzlichen Bedingung der Nichtteilnahme der Banken als Hauptgl&#228;ubiger gestellt werde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht habe das Landgericht auch den Erstattungsanspruch aus &#167; 31 GmbHG und die Schadensersatzanspr&#252;che aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung dem Verbot der Doppelanmeldung unterstellt. Es handele sich hierbei um selbst&#228;ndige Anspr&#252;che aus dem Verh&#228;ltnis von L zur GmbH, die auch im weitesten Sinne nicht als Regre&#223;anspr&#252;che aus der gesamtschuldnerischen Haftung gegen&#252;ber den Gl&#228;ubigerbanken angesehen werden k&#246;nnten. Dies gelte bereits deshalb, weil der einmal entstandene Anspruch aus &#167; 31 GmbHG selbst durch nachtr&#228;gliches Auff&#252;llen des Stammkapitals nicht wieder untergehe.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Anspr&#252;che aus faktischem qualifiziertem Konzernverh&#228;ltnis habe das Landgericht die Aktivlegitimation des Kl&#228;gers zu Unrecht verneint. Selbst wenn man nur eine entsprechende Anwendung der &#167;&#167; 303, 322 Abs. 2 und 3 AktG annehme, ergebe sich die Aktivlegitimation aus &#167; 171 Abs. 2 HGB analog. Diese Ausgleichsforderung unterfalle auch nicht dem Doppelanmeldeverbot. Unabh&#228;ngig davon existierten auch noch durch Aktiva nicht gedeckte Verbindlichkeiten der Gemeinschuldnerin in H&#246;he von insgesamt 6.203.272,72 DM, die nicht auf die Besicherung von Krediten zur&#252;ckzuf&#252;hren seien; diese Positionen werden im einzelnen im Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 14.5.1990 aufgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die vom Kl&#228;ger im Konkursverfahren AG K&#246;ln - 71 N 641/85 - angemeldete Forderung &#252;ber den vom Beklagten anerkannten Betrag von 9.692.607,84 DM hinaus in H&#246;he von weiteren 72.577.130,21 DM, insgesamt also in H&#246;he von 82.269.738,05 DM, zur Konkurstabelle festzustellen;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, ihm nachzulassen, Sicherheiten auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaften einer E Gro&#223;bank, Volksbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Er tritt dem angefochtenen Urteil insoweit bei, als die Feststellung der Regreri-- anspr&#252;che wegen des Verbots der Doppelanmeldung abgelehnt worden ist. Im &#252;brigen h&#228;lt er seine Auffassung, da&#223; die &#220;bernahme der Belastungen durch die GmbH nichtig seien, aufrecht. Bez&#252;glich der konzernrechtlichen Ausgleichsforderung des Kl&#228;gers sieht er einen ausgleichsf&#228;higen Verlust nicht als nachgewiesen an, was im einzelnen dargelegt wird. Im &#252;brigen wiederholt und vertieft der Beklagte sein fr&#252;heres Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Berufungsvorbringens wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien nebst den &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><strong>Entscheidungsgr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist nicht begr&#252;ndet. Das Landgericht hat die gem&#228;&#223; &#167; 146 KO zul&#228;ssige Klage auf Feststellung bestrittener Forderungen zur Konkurstabelle im Ergebnis mit Recht abgewiesen. Dabei kann dahinstehen, ob die Einwendungen des Beklagten gegen Grund und H&#246;he der geltend gemachten Forderungen durchgreifen. Denn es handelt sich insoweit s&#228;mtlich um Regre&#223;anspr&#252;che oder diesen gleich zu bewertende Ausgleichsforderungen, die im Konkurs nicht gleichzeitig mit den Anspr&#252;chen der Hauptgl&#228;ubiger, n&#228;mlich der Hypothekenbanken, angemeldet werden k&#246;nnen; einer solchen Anmeldung steht jeweils das aus &#167; 68 KO in Verbindung mit &#167; 33 Verg10 analog hergeleitete Verbot der Doppelanmeldung im Konkurs entgegen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">1. Die R&#252;ckgriffsanspr&#252;che der GmbH gegen den Nachla&#223; L aus &#167; 426 BGB berechtigen - ihr Bestehen immer unterstellt - den Kl&#228;ger nicht, am Nachla&#223;konkursverfahren teilzunehmen. Denn die Regre&#223;forderungen aus der Mithaft mit L, sei diese aus der dinglichen Besicherung, der Abgabe abstrakter Schuldversprechen oder der Schuldmit&#252;bernahme durch die GmbH begr&#252;ndet, k&#246;nnen nicht neben den Anspr&#252;chen der Hauptgl&#228;ubiger angemeldet werden. Andernfalls m&#252;&#223;te die Konkursmasse n&#228;mlich zwei Gl&#228;ubiger nebeneinander befriedigen, von denen der Schuldner au&#223;erhalb des Konkurses nur den einen oder den anderen zu befriedigen h&#228;tte; diese eine Schuld darf durch den Konkurs nicht verdoppelt werden (vgl. RGZ 14, 172, 175; BGHZ 27, 51, 53; BGHZ 39, 319. 327 und BGHZ 55, 117, 120; Jaeger-Henckel &#167; 3 Rdnr. 54).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Regelung des &#167; 68 KO gestattet dem Gl&#228;ubiger, dem mehrere Personen nebeneinander f&#252;r dieselbe Leistung auf das Ganze haften, im Konkurs in jedem Verfahren den vollen Betrag seines Anspruchs geltend zu machen, bis er vollst&#228;ndig befriedigt ist. Die Beteiligung der Gl&#228;ubigerbanken am Konkursverfahren L w&#252;rde allerdings eine Teilnahme des Kl&#228;gers insoweit nicht blockieren, als es um selbst&#228;ndige Einzelforderungen der Gl&#228;ubigerbanken ginge, die jeweils voll befriedigt worden w&#228;ren oder mit denen die Gl&#228;ubiger endg&#252;ltig am Verfahren nicht teiln&#228;hmen. Derartiges hat der Kl&#228;ger zwar erstinstanzlich - pauschal -behauptet. Er hat hierzu jedoch trotz des Bestreitens seitens des Beklagten und ungeachtet der Aufforderung durch das Landgericht (Sitzungsniederschrift vom 20. Januar 1989, S. 2) nichts Substantiiertes vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Eine Korrektur der jeweils zur Konkurstabelle angemeldeten Forderungen der E Hypothekenbank ist von dieser im Schreiben vom 29.11.1989 bisher nur angek&#252;ndigt worden. Die in dem Schreiben als Voraussetzung genannte Pr&#252;fung der Forderungen hat noch nicht stattgefunden; die Parteien streiten insoweit n&#228;mlich noch dar&#252;ber, wer von beiden Konkursverwaltern die Pr&#252;fung der Abrechnung vorzunehmen hat. Im &#252;brigen hat der Beklagte f&#252;r den Fall der Reduzierung durch die Gl&#228;ubigerbank bereits eine Anerkennung der entsprechenden Regre&#223;forderung zur Konkurstabelle angek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Nach Sinn und Zweck der Regelung der &#167;&#167; 68 KO, 33 VerglO kann der Mitschuldner oder B&#252;rge solange am Verfahren nicht teilnehmen, wie der Hauptgl&#228;ubiger sich beteiligt. Das schlie&#223;t auch aus, da&#223; der R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger seine Forderungen als <em>bedingte</em> Konkursforderungen nach &#167; 67 KO anmeldet. Die hiergegen vom Kl&#228;ger erhobenen Bedenken verm&#246;gen nicht zu &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine solche Zulassung besteht zum einen schon kein praktisches Bed&#252;rfnis. Die in diesem Zusammenhang in einem Teil der Literatur angef&#252;hrte Gefahr, da&#223; der R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger bis zum Ausscheiden des Hauptgl&#228;ubigers aus dem Konkursverfahren oder bis zu dessen Vollbefriedigung etwa die Ausschlu&#223;frist des &#167; 152 KO vers&#228;umen k&#246;nnte, besteht bei richtiger Auslegung dieser Vorschrift nicht. Das Problem der Frist des &#167; 152 KO l&#246;st Henckel (Jaeger-Henckel, &#167; 3 Rdnr. 54) &#252;berzeugend mit einer analogen Anwendung der &#167;&#167; 412, 401 Abs. 1, 426 Abs. 2 BGB, indem n&#228;mlich angenommen wird, da&#223; der zahlende Mitschuldner in die Stellung des Hauptgl&#228;ubigers einr&#252;ckt. Geht man von der - wohl seltenen - Fallgestaltung aus, da&#223; der Hauptgl&#228;ubiger sp&#228;ter ohne Befriedigung erlangt zu haben aus sonstigen Gr&#252;nden ausscheidet, l&#228;ge eine teleologische Reduktion des &#167; 152 KO dahingehend nahe, den Fristbeginn f&#252;r den R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger erst mit dem Ausscheiden des Hauptgl&#228;ubigers anzusetzen. Abgesehen davon betrifft die Vorschrift nur bestrittene Forderungen, und es ist zumindest wenig wahrscheinlich, da&#223; der Konkursverwalter die R&#252;ckgriffsforderung &#252;berhaupt bestreiten sollte, wenn der Hauptgl&#228;ubiger aus dem Verm&#246;gen des ausgleichsberechtigten Gesamtschuldners befriedigt worden ist; so hat der Beklagte vorliegend f&#252;r den oben erw&#228;hnten Fall des (teilweisen) Ausscheidens der E Hypothekenbank bereits angek&#252;ndigt, da&#223; er die entsprechenden R&#252;ckgriffsforderungen insoweit anerkennen werde.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies m&#252;&#223;te man, falls &#167; 67 KO auf den R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger &#252;berhaupt angewendet werden sollte, das Stimmrecht, das mit der Anmeldung verbunden w&#228;re, bis zur Vollbefriedigung des Hauptgl&#228;ubigers oder bis zu dessen Ausscheiden suspendieren. Denn ein doppeltes Stimmrecht f&#252;r dieselbe Forderung w&#228;re mit dem konkursrechtlichen Grundsatz der Gleichbehandlung nicht zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">2. Auch Anspr&#252;che wegen verbotener R&#252;ckzahlung des Haftkapitals aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG k&#246;nnen - ihr Bestehen wieder unterstellt - wegen des Verbots der Doppelanmeldung nicht zur Konkurstabelle angemeldet werden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Nach den genannten Grunds&#228;tzen, aus denen das Verbot der Doppelanmeldung von Forderungen im Konkurs herzuleiten ist, kommt es nicht darauf an, ob die Forderungen auf verschiedene Anspruchsgrundlagen gest&#252;tzt werden k&#246;nnen. Ebensowenig kann darauf abgestellt werden, ob es sich um Freistellungs- oder R&#252;ckgriffsanspr&#252;che handelt oder in welcher zeitlichen Reihenfolge welche Form der Belastung entstanden ist: Entscheidend ist allein, ob der Schuldner au&#223;erhalb des Konkurses nur einmal zu zahlen h&#228;tte. Die Konkursdividende kann insgesamt nur einmal verlangt werden, wenn der Schuldner au&#223;erhalb des Konkurses nur den einen oder den anderen Gl&#228;ubiger zu befriedigen gehabt h&#228;tte. Eben dieses Verh&#228;ltnis besteht zwischen den Gl&#228;ubigerforderungen und den geltend gemachten Anspr&#252;chen aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">H&#228;tte L die Gesellschaft von den dinglichen und pers&#246;nlichen Belastungen freigestellt, so w&#228;re ein auf Erstattung verbotener Auszahlungen gegen ihn gerichteter Anspruch der Gesellschaft entfallen. Sieht man n&#228;mlich in der Belastung bereits die verbotene Auszahlung des Haftkapitals, so mu&#223; - insoweit korrespondierend mit dieser Auslegung der Vorschriften der &#167;&#167; 30, 31 GmbHG - entsprechend die Befreiung von der Belastung als R&#252;ckzahlung des Kapitals gewertet werden. Dies w&#228;re erst recht im Falle der Zahlung anzunehmen. Jedenfalls aber ist durch Fortfall der Belastungen das Stammkapital wieder aufgef&#252;llt, so da&#223; ein Anspruch der Gesellschaft aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG fortan entfallen m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Ansicht des Kl&#228;gers, der R&#252;ckerstattungsanspruch gegen den Gesellschafter bleibe auch nach dem Wiederauff&#252;llen des Stammkapitals bestehen, geht fehl. Nach dem Zweck der Regelung der &#167;&#167; 30, 31 GmbHG mu&#223; die Haftung des entnehmenden Gesellschafters wieder entfallen, wenn das Stammkapital f&#252;r die Haftung wieder voll zur Verf&#252;gung steht (so auch BGH ZIP 1987, 1113).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Auf insoweit abweichende Literaturmeinungen beruft der Kl&#228;ger sich im &#252;brigen f&#252;r den vorliegenden Fall zu Unrecht: Die Frage einer Fortdauer der Haftung des Gesellschafters nach Verbesserung der bilanziellen Verh&#228;ltnisse kann sich n&#228;mlich nur stellen, wenn das Auff&#252;llen des Stammkapitals aufgrund sonstiger Umst&#228;nde eintritt, z.B. infolge des Jahresgewinns oder infolge anderer mit der Entnahme nicht in Zusammenhang stehender g&#252;nstiger Entwicklungen. Liegt die Ursache der bilanziellen Verbesserung hingegen gerade darin, da&#223; der zur Auszehrung des Stammkapitals f&#252;hrende Vorgang im Ergebnis r&#252;ckg&#228;ngig gemacht wird, indem der Gesellschafter die eingegangenen Belastungen - wieder beseitigt, so ist kein Grund vorhanden, ihn dar&#252;ber hinaus nochmals in Anspruch zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Aus den gleichen Gr&#252;nden mu&#223; auch eine Anmeldung der Schadensersatzanspr&#252;che aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung scheitern. Die als Schaden geltend gemachten Belastungen durch Bestellung von Grundpfand-rechten und Begr&#252;ndung pers&#246;nlicher Mithaft w&#228;ren au&#223;erhalb des Konkurses entfallen, wenn L die Gesellschaft freigestellt oder an die Gl&#228;ubiger gezahlt h&#228;tte. Der Betrag der Hauptschuld h&#228;tte vom Schuldner also nur einmal aufgewendet werden m&#252;ssen, wodurch die geltend gemachten Schadensersatzanspr&#252;che wegen Beseitigung der beanstandeten Belastungen und damit des hier behaupteten Schadens gegenstandslos geworden w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Anmeldung von Anspr&#252;chen auf Verlustausgleich aus einem faktischen qualifizierten Konzernverh&#228;ltnis gem&#228;&#223; &#167;&#167; 302 oder 303 AktG analog scheitert - die Aktivlegitimation des Kl&#228;gers und die Anspruchsvoraussetzungen im &#252;brigen unterstellt - wiederum am Verbot der Doppelanmeldung im Konkursverfahren. Der Anspruch auf Ersatz des in der Konkursbilanz per 30.6.1988 ausgewiesenen Verlusts von 22.123.011,90 DM stellt n&#228;mlich nur eine andere Form der oben bereits behandelten Regre&#223;- und Erstattungsanspr&#252;che dar, die ihrerseits dem Verbot der Doppelanmeldung unterfallen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Denn die Konkursbilanz weist &#252;berhaupt nur deshalb einen Verlust aus, weil in ihr im Ergebnis das Scheitern der Regre&#223;anspr&#252;che, die als solche gerade nicht angemeldet werden k&#246;nnen, voll bilanziert ist: W&#228;hrend der Kl&#228;ger die Forderungen der Gl&#228;ubigerbanken mit dem Betrag von 60.454.118,31 DM passiviert hat, hat er die entsprechenden Regre&#223;forderungen gegen den Nachla&#223; L - nebst anderen Forderungen - wegen der Zweifel an der Realisierbarkeit mit nur 1, &#8212; DM aktiviert. Damit sind die von den Banken angemeldeten Darlehensr&#252;ckzahlungsforderungen voll im Verlust enthalten. Bei Anmeldung</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">eines derart ermittelten Bilanzausgleichsanspruchs sind mithin die nur einmal zu befriedigenden Gl&#228;ubigerforderungen unzul&#228;ssigerweise ein zweites mal gegen den Nachla&#223; L geltend gemacht. Der Fehler beruht letztlich darauf, da&#223; bei der Aktivierung der Regre&#223;forderungen gegen den oben dargestellten Grundsatz versto&#223;en worden ist, wonach die Feststellung zur Konkurstabelle und die Zuteilung der Konkursdividende konkursm&#228;&#223;ig als volle Befriedigung der (Haupt-) Forderung zu bewerten sind. W&#228;re dieser Grundsatz beachtet worden, w&#228;re ein Bilanzverlust zum Nachteil des Nachlasses L nicht feststellbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Bei der Ermittlung des Bilanzverlusts ist dar&#252;ber hinaus auch hinsichtlich der &#8222;Forderung aus dem Verrechnungskonto" &#252;ber 9.692.607,84 DM gegen das Verbot der Doppelanmeldung versto&#223;en worden: Der Beklagte hat diese Forderung bereits zur Konkurstabelle anerkannt, so da&#223; diese Forderung als konkursm&#228;&#223;ig voll befriedigt gilt. Sie durfte dann nicht in der Konkursbilanz mit nur 1, &#8212; DM aktiviert werden mit der Folge, da&#223; der Bilanzverlust auf diesem Wege entsprechend erh&#246;ht und damit letztlich &#252;ber den Verlustausgleichsanspruch diese Forderung noch einmal gegen den Nachla&#223; L geltend gemacht worden ist. Bei konkursm&#228;&#223;ig korrekter Behandlung der bereits anerkannten Forderung &#252;ber 9.692.607,84 DM h&#228;tte der - immer unterstellte - Bilanzverlust zum Nachteil des Nachlasses L also schon um diesen Betrag geringer ausfallen m&#252;ssen. Das erhellt im &#220;brigen auch daraus, da&#223; diese Forderung aus einem Vorgang resultierte, der den konzernbedingten Verlust besonders anschaulich manifestierte: L hatte als &#8222;Konzernherr" in der vom Kl&#228;ger geschilderten autokratischen Manier Mieteing&#228;nge der Gesellschaft schlicht f&#252;r sich beansprucht; wenn der Beklagte die entsprechenden Ausgleichsanspr&#252;che der Gesellschaft zur Konkurstabelle anerkennt, dann kann dieser Verlust nicht noch einmal &#252;ber den konzernrechtlichen Ausgleichsanspruch angemeldet werden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vorgesagten durfte ein Bilanzverlust &#252;berhaupt nicht ausgewiesen werden. Im Hinblick darauf geht der Hinweis des Kl&#228;gers im nachgelassenen Schriftsatz vom 14.5.1990 auf die sonstigen in der Konkursbilanz ausgewiesenen Passiva und auf teilweise geringf&#252;gig erh&#246;hte Ans&#228;tze fehl, da bei konkursm&#228;&#223;ig korrekter Behandlung der Regre&#223;forderungen die Verlustzone bei weitem nicht erreicht worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Da die Berufung des Kl&#228;gers erfolglos geblieben ist, hat er die Kosten zu tragen. Vorl&#228;ufig vollstreckbar ist das Urteil nach &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Beschwer: <em>&#252;ber</em> 40.000, &#8212; DM.</p>
315,097
olgk-1990-06-12-3-u-14789
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3 U 147/89
1990-06-12T00:00:00
2019-03-13T14:46:14
2022-10-18T15:09:06
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0612.3U147.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Landgerichts K&#246;ln vom 5. Mai 1989 &#8212; 89 0 215/88 &#8212; wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 7.000, &#8212; DM abwenden, wenn nicht zuvor der Gegner in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet. Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt als Konkursverwalter &#252;ber das Verm&#246;gen der X GmbH &amp; Co KG vom Beklagten als Konkursverwalter &#252;ber den Nachla&#223; des im April 1985 verstorbenen Immobilienkaufmanns L Feststellung von Konkursforderungen zur Konkurstabelle.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">L hatte 1981 98,5% der Kommanditanteile der &#8222;X GmbH &amp; Co KG" (im folgenden &#8222;KG" genannt), erworben. Inhaber der restlichen Anteile war die Q mbH. Komplement&#228;rin der KG war die X GmbH, deren Anteile L zu 97% erwarb, w&#228;hrend als Erwerber der restlichen 3% seine Lebensgef&#228;hrtin T auftrat. Die KG hielt an der weiteren Gesellschaft &#8222;X2 GmbH" (im folgenden &#8222;GmbH<sup>-</sup> genannt), 97% der Anteile; als Inhaber der restlichen 3% trat Frau T auf.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Frau T, die zur Gesch&#228;ftsf&#252;hrerin sowohl der KG wie auch der GmbH bestellt worden war, fungierte nach dem Vortrag des Kl&#228;gers als v&#246;llig willf&#228;hriges Werkzeug von L. Sie habe bei ihrer T&#228;tigkeit nicht auf die Belange der Gesellschaften, sondern widerspruchslos und ungeachtet aller rechtlichen Bedenken allein auf die Anweisungen Ls abgestellt. Infolgedessen seien die GmbH und die KG zu einem jedweder Selbst&#228;ndigkeit beraubten Teil des &#8222;L-Imperiums<sup>-</sup> geworden. das dieser in autokratischer Manier allein beherrscht habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ab Februar 1981 verschaffte sich L finanzielle Mittel durch Aufnahme von Darlehen bei verschiedenen Hypothekenbanken, und zwar bei der C 11 Darlehen &#252;ber einen Gesamtbetrag von 23.528.000, &#8212; DM, bei der E 14 Darlehen &#252;ber 14.645.000, &#8212; DM und bei der X3 4 Darlehen &#252;ber 1.500.000, &#8212; DM. F&#252;r s&#228;mtliche Darlehen bei der C sowie f&#252;r 11 Darlehen bei der E &#252;bernahmen die GmbH und f&#252;r drei Darlehen der E und f&#252;r s&#228;mtliche Darlehen bei der X3 die KG jeweils mit ihrem Grundbesitz die dingliche und zus&#228;tzlich auch die pers&#246;nliche Haftung. Die Darlehensvertr&#228;ge mit der E wurden au&#223;er von L auch von der GmbH und der KG mitunterschrieben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tod Ls wurde am 24.Januar 1986 der Nachla&#223;konkurs er&#246;ffnet. &#252;ber das Verm&#246;gen der KG wurde das Konkursverfahren am 28. Februar 1986 er&#246;ffnet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">L hatte der GmbH fortlaufend Einnahmen u.a. aus Mieteing&#228;ngen entzogen. Die daraus resultierende Forderung der GmbH gegen den Nachla&#223; L auf dem "Verrechnungskonto L" betr&#228;gt 9.692.607,84 DM. Diesen Anspruch hat der Beklagte zur Tabelle des Nachlasses anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die drei Gl&#228;ubigerbanken haben die GmbH und die KG aus den an ihren Grundst&#252;cken bestellten Grundschulden in Anspruch genommen. Die Erl&#246;se aus diesen Verwertungen und die noch verbliebenen pers&#246;nlichen Forderungen gibt der Kl&#228;ger bez&#252;glich der GmbH mit 50.454.118,31 DM und bez&#252;glich der KG mit 11.819.736,11 DM an.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In dem &#8222;Jahresabschlu&#223;&#8220; der KG per 29.1.1986 in der Fassung vom 30.6.1988 hat der Kl&#228;ger (&#8222;Passiva I Nr. 3 bzw. 4<sup>-</sup>) die &#8222;Haftungsverbindlichkeiten gegen&#252;ber Kreditinstituten" mit 11.819.736,11 DM und die &#8222;Verbindlichkeiten gegen&#252;ber verbundenen Unternehmen" mit 22.124.235,90 DM angesetzt; in letzterem Posten waren laut Nr. T 4 b. der Erl&#228;uterungen hierzu 22.123.011.90 DM wegen des Bilanzverlusts der GmbH enthalten. Die Forderungen gegen den Nachla&#223; L wegen der R&#252;ckgriffsrechte wegen dinglicher Sicherung in H&#246;he von 11.819.736,11 DM waren mit dem &#8222;Erinnerungswert" von 1, &#8212; DM aktiviert. Die Bilanz endet dann mit einem Verlust in H&#246;he von 31.419.450.60 DM. Wegen dieses Betrages macht der Kl&#228;ger einen Anspruch auf Ausgleich des erlittenen Bilanzverlusts geltend.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Bilanzverlust der GmbH wiederum hatte sich aus deren Jahresabschlu&#223; per 29.1.1986 in der Fassung des Konkursstatus vom 30.6.1988 ergeben; dort hatte der Kl&#228;ger u.a. die "Haftungsverbindlichkeiten gegen&#252;ber Kreditinstituten" mit 50.454.118,31 DM (&#8222;Passiva I Nr. 3") angesetzt und die Forderungen gegen den Nachla&#223; L (&#8222;Erl&#228;uterungen zu den Aktiva 11 Nr. 2") wegen der vorgenannten Forderung aus dem Verrechnungskonto &#252;ber 9.692.607,84 DM und der R&#252;ckgriffsrechte wegen dinglicher Sicherung &#252;ber 50.454.118,31 DM mit dem &#8222;Erinnerungswert" von 1,&#8212; DM aktiviert. Die Bilanz endet dann mit einem Verlust in H&#246;he von 22.123.011,90 DM.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die angemeldeten Regre&#223;- und Erstattungsforderungen und die konzernrechtliche Ausgleichsforderung bestritten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der Verm&#246;gensverluste in H&#246;he von 11.819.736.11 DM, die infolge der dinglichen Sicherung und der pers&#246;nlichen Mithaft der KG eingetreten seien, ergebe sich ein R&#252;ckgriffsanspruch gegen den Nachla&#223; L aus &#167; 426 Abs. 1 BGB, da im Innenverh&#228;ltnis L allein verpflichtet gewesen sei, die Schuld zu tragen; dieser Anspruch sei auch zur Konkurstabelle festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem stehe der KG ein Anspruch aus &#295; 31 Abs. 1, 30 Abs. 1 GmbHG zu; die Belastung der Grundst&#252;cke und die Mitverpflichtung der KG zur Sicherung der Darlehen Ls stellten eine Auszahlung des Stammkapitals an den faktischen Alleingesellschafter L dar. Dieser Anspruch unterfalle nicht dem Doppelanmeldungsverbot des &#167; 68 ICO, da es sich insoweit nicht um dieselbe Forderung handele, die die Darlehensgl&#228;ubiger im Nachla&#223;konkurs geltend machten. Ein Erstattungsanspruch ergebe sich auch aus dein Gesichtspunkt der unerlaubten Handlung und der Verletzung der Treuepflicht von L gegen&#252;ber der KG.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die KG k&#246;nne daneben vom L-Nachla&#223; nach den Grunds&#228;tzen &#252;ber den sogenannten qualifizierten faktischen GmbH-Konzern auch Ausgleich des ausgewiesenen Bilanzverlusts in H&#246;he von 31.419.450,60 DM verlangen, da dieser ausschlie&#223;lich konzernbedingt sei.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Forderung des Kl&#228;gers in H&#246;he von 43.239.181.71 DM zur Konkurstabelle festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er hat die dinglichen Belastungen und die Haftungs&#252;bernahmen der GmbH und der KG f&#252;r nichtig gehalten. Er hat hierzu insbesondere ausgef&#252;hrt, da&#223; die unbegrenzte Haftungs&#252;bernahme in den Formularen der Hypothekenbanken eine &#220;berraschungsklausel darstelle, die nach &#295; 3, 9 AGBG nichtig sei, und da&#223; die Besicherungen wegen Versto&#223;es gegen &#167; 30 GmbHG insgesamt gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB nichtig seien.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vor allem aber hat der Beklagte sich auf das aus &#167; 68 KO. &#167; 33 VerglO herzuleitende Verbot der Doppelanmeldung von Forderungen im Konkurs berufen. Er hat hierzu die Auffassung vertreten. da&#223; das Verbot der Forderungsvervielfachung im Konkurs des Hauptschuldners nicht nur der Anmeldung der Regre&#223;forderungen aus &#167; 426 BGB entgegenstehe, sondern da&#223; auch die geltend gemachten Forderungen aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung sowie aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG aus dem gleichen Grunde nicht zur Tabelle festgestellt werden k&#246;nnten. Insoweit k&#246;nne es nicht darauf ankommen, ob diese Forderungen auf einem selbst&#228;ndigen Rechtsgrund beruhten; entscheidend sei vielmehr allein, ob die Inanspruchnahme aus demselben Vorgang herr&#252;hre und ob die Forderungen au&#223;erhalb des Konkurses insgesamt nur einmal zu befriedigen w&#228;ren. Die fraglichen Anspr&#252;che der GmbH und der KG k&#246;nnten nur dann im Nachla&#223;konkurs L angemeldet werden, wenn die Banken ihre Forderungen nicht (mehr) im Nachla&#223; geltend machten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er hat weiter ausgef&#252;hrt, da&#223; bez&#252;glich des konzernrechtlichen Verlustausgleichsanspruchs aus &#167;&#167; 302. 302 AG analog, falls man ihn &#252;berhaupt annehmen wolle, ein Verlust nicht substantiiert dargelegt sei. Au&#223;erdem stelle dieser Anspruch die Regre&#223;forderungen lediglich in anderer Form dar, so da&#223; diese Forderung ebenfalls dem Doppelanmeldungsverbot unterstellt werden m&#252;sse. Dem Kl&#228;ger k&#246;nne nicht erlaubt werden. auf dein Umweg &#252;ber den beanspruchten Verlustausgleich im faktischen qualifizierten Konzern seine Forderungen gegen den Nachla&#223; L zun&#228;chst in G&#228;nze wertzuberichtigen und sie alsdann auf neuer rechtlicher Anspruchsgrundlage wieder zu erheben und so zu verfielfachen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe den Verlustausgleichsanspruch der GmbH auch bereits als deren Konkursverwalter f&#252;r diese unmittelbar gegen&#252;ber dem Nachla&#223; L geltend gemacht. Wenn er dann gleichzeitig als Konkursverwalter der KG den Verlust noch einmal gegen&#252;ber dem Nachla&#223; geltend mache, so ergebe sich eine Doppelbelastung im vertikalen Konzern, die der Gl&#228;ubigerschaft der haftenden Gesellschaft nicht zugemutet werden k&#246;nne, weil es sich letztlich immer um dieselbe Schuld handle.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes im ersten Rechtszuge wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Es hat die geltend gemachten R&#252;ckgriffsanspr&#252;che aus &#167; 426 Abs. 1 BGB und &#167;&#167; 31, 30 GmbHG sowie aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung zwar an sich f&#252;r begr&#252;ndet erachtet: wegen des Verbots der Doppelanmeldung von Forderungen im Konkurs hat es jedoch die Feststellung dieser Anspr&#252;che zur Konkurstabelle abgelehnt. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung wird auch insoweit auf den Inhalt der angefochtenen Entscheidung verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit der form- und fristgerecht eingelegten und auch rechtzeitig begr&#252;ndeten Berufung macht der Kl&#228;ger geltend:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht sei zwar zutreffend davon ausgegangen, da&#223; L und die KG gegen&#252;ber den Gl&#228;ubigerbanken wegen der Bestellung der dinglichen Sicherheiten durch die KG, der Mitunterzeichnung der Darlehensvertr&#228;ge und der Abgabe abstrakter Schuldversprechen durch diese Mitschuldner im Sinne des &#167; 421 BGB geworden seien und da&#223; L im Innenverh&#228;ltnis allein verpflichtet gewesen sei; es habe aber zu Unrecht die Feststellung der daraus resultierenden R&#252;ckgriffsforderungen als Konkursforderungen abgelehnt. Das Verbot der Doppelanmeldung beeintr&#228;chtige n&#228;mlich den Charakter der R&#252;ckgriffsanspr&#252;che als Konkursforderungen nicht. Die R&#252;ckgriffsanspr&#252;che der KG m&#252;&#223;ten deshalb als bedingte Forderungen im Sinne des &#167; 67 KO festgestellt werden. Das Ziel des Doppelanmeideverbots, eine mehrfache Inanspruchnahme der Konkursmasse wegen derselben Forderung zu vermeiden, k&#246;nne dadurch erreicht werden, da&#223; die Ber&#252;cksichtigung der festgestellten Forderungen unter der zus&#228;tzlichen Bedingung der Nichtteilnahme der Banken als Hauptgl&#228;ubiger gestellt werde.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht habe das Landgericht auch den Erstattungsanspruch aus &#167; 31 GmbHG und die Schadensersatzanspr&#252;che aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung dem Verbot der Doppelanmeldung unterstellt. Es handele sich hierbei um selbst&#228;ndige Anspr&#252;che aus dem Verh&#228;ltnis von L zur KG, die auch im weitesten Sinne nicht als Regre&#223;anspr&#252;che aus der gesamtschuldnerischen Haftung gegen&#252;ber den Gl&#228;ubigerbanken angesehen werden k&#246;nnten. Dies gelte bereits deshalb, weil der einmal entstandene Anspruch aus &#167; 31 GmbHG selbst durch nachtr&#228;gliches Auff&#252;llen des Stammkapitals nicht wieder untergehe.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der Anspr&#252;che aus faktischem qualifiziertem Konzernverh&#228;ltnis habe das Landgericht die Aktivlegitimation des Kl&#228;gers zu Unrecht verneint. Selbst wenn man nur eine entsprechende Anwendung der &#167;&#167; 303, 322 Abs. 2 und 3 AktG annehme, ergebe sich die Aktivlegitimation aus &#167; 171 Abs. 2 HGB analog. Diese Ausgleichsforderung unterfalle auch nicht dem Doppelanmeldeverbot. Unabh&#228;ngig von den Regre&#223;forderungen existierten noch durch Aktiva nicht gedeckte Verbindlichkeiten der Gemeinschuldnerin in H&#246;he von insgesamt 23.746.335,93 DM, deren Ausgleich verlangt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die vom Kl&#228;ger im Konkursverfahren AG K&#246;ln - 71 N 641/85 - angemeldete Forderung in H&#246;he von 43.239.181,71 DM zur Konkurstabelle festzustellen;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, ihm nachzulassen, Sicherheiten auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaften einer Deutschen Gro&#223;bank, Volksbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Er tritt dem angefochtenen Urteil insoweit bei, als die Feststellung der Regre&#223;anspr&#252;che wegen des Verbots der Doppelanmeldung abgelehnt worden ist. Im &#252;brigen h&#228;lt er seine Auffassung, da&#223; die &#220;bernahme der Belastungen durch die KG nichtig seien, aufrecht. Bez&#252;glich der konzernrechtlichen Ausgleichsforderung des Kl&#228;gers sieht er einen ausgleichsf&#228;higen Verlust nicht als nachgewiesen an, was im einzelnen dargelegt wird. Im &#252;brigen wiederholt und vertieft der Beklagte sein fr&#252;heres Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Berufungsvorbringens wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien nebst den &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist nicht begr&#252;ndet. Das Landgericht hat die gem&#228;&#223; &#167; 146 KO zul&#228;ssige Klage auf Feststellung bestrittener Forderungen zur Konkurstabelle im Ergebnis mit Recht abgewiesen. Dabei kann dahinstehen, ob die Einwendungen des Beklagten gegen Grund und H&#246;he der geltend gemachten Forderungen durchgreifen. Denn es handelt sich insoweit s&#228;mtlich um Regre&#223;anspr&#252;che oder diesen gleich zu bewertende Ausgleichsforderungen, die im Konkurs nicht gleichzeitig mit den Anspr&#252;chen der Hauptgl&#228;ubiger, n&#228;mlich der Hypothekenbanken, angemeldet werden k&#246;nnen; einer solchen Anmeldung steht jeweils das aus &#167; 68 KO in Verbindung mit &#167; 33 Verg10 analog hergeleitete Verbot der Doppelanmeldung im Konkurs entgegen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">1. Die R&#252;ckgriffsanspr&#252;che der KG gegen den Nachla&#223; L aus &#167; 426 BGB berechtigen &#8212; ihr Bestehen immer unterstellt &#8212; den Kl&#228;ger nicht, am Nachla&#223;konkursverfahren teilzunehmen. Denn die Regre&#223;forderungen aus der Mithaft mit L, sei diese aus der dinglichen Besicherung, der Abgabe abstrakter Schuldversprechen oder der Schuldmit&#252;bernahme durch die KG begr&#252;ndet, k&#246;nnen nicht neben den Anspr&#252;chen der Hauptgl&#228;ubiger angemeldet werden. Andernfalls m&#252;&#223;te die Konkursmasse n&#228;mlich zwei Gl&#228;ubiger nebeneinander befriedigen, von denen der Schuldner au&#223;erhalb des Konkurses nur den einen oder den anderen zu befriedigen h&#228;tte; diese eine Schuld darf durch den Konkurs nicht verdoppelt werden (vgl. RGZ 14, 172, 175; BGHZ 27, 51, 53; BGHZ 39, 319, 327 und BGHZ 55, 117, 120; Jaeger-Henckel &#167; 3 Rdnr. 54).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Regelung des &#167; 68 KO gestattet dem Gl&#228;ubiger, dem mehrere Personen nebeneinander f&#252;r dieselbe Leistung auf das Ganze haften, im Konkurs in jedem Verfahren den vollen Betrag seines Anspruchs geltend zu machen, bis er vollst&#228;ndig befriedigt ist. Die Beteiligung der Gl&#228;ubigerbanken am Konkursverfahren L w&#252;rde allerdings eine Teilnahme des Kl&#228;gers insoweit nicht blockieren, als es um selbst&#228;ndige Einzelforderungen der Gl&#228;ubigerbanken ginge, die jeweils voll befriedigt worden w&#228;ren oder mit denen die Gl&#228;ubiger endg&#252;ltig am Verfahren nicht teiln&#228;hmen. Derartiges hat der Kl&#228;ger zwar erstinstanzlich &#8212; pauschal &#8212;behauptet. Er hat hierzu jedoch trotz des Bestreitens seitens des Beklagten und ungeachtet der Aufforderung durch das Landgericht (Sitzungsniederschrift vom 20. Januar 1989, S. 2) nichts Substantiiertes vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Eine Korrektur der jeweils zur Konkurstabelle angemeldeten Forderungen der E ist von dieser im Schreiben vom 29.11.1989 bisher nur angek&#252;ndigt worden. Die in dem Schreiben als Voraussetzung genannte Pr&#252;fung der Forderungen hat noch nicht stattgefunden; die Parteien streiten insoweit n&#228;mlich noch dar&#252;ber, wer von beiden Konkursverwaltern die Pr&#252;fung der Abrechnung vorzunehmen hat. Im &#252;brigen hat der Beklagte f&#252;r den Fall der Reduzierung durch die Gl&#228;ubigerbank bereits eine Anerkennung der entsprechenden Regre&#223;forderung zur Konkurstabelle angek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach Sinn und Zweck der Regelung der &#167;&#167; 68 KO, 33 Verg10 kann der Mitschuldner oder B&#252;rge solange am Verfahren nicht teilnehmen, wie der Hauptgl&#228;ubiger sich beteiligt. Das schlie&#223;t auch aus, da&#223; der R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger seine Forderungen als <em>bedingte</em> Konkursforderungen nach &#167; 67 KO anmeldet. Die hiergegen vom Kl&#228;ger erhobenen Bedenken verm&#246;gen nicht zu &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine solche Zulassung besteht zum einen schon kein praktisches Bed&#252;rfnis. Die in diesem Zusammenhang in einem Teil der Literatur angef&#252;hrte Gefahr, da&#223; der R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger bis zum Ausscheiden des Hauptgl&#228;ubigers aus dem Konkursverfahren oder bis zu dessen Vollbefriedigung etwa die Ausschlu&#223;frist des &#167; 152 KO vers&#228;umen k&#246;nnte. besteht bei richtiger Auslegung dieser Vorschrift nicht. Das Problem der Frist des &#167; 152 KO l&#246;st Henckel (JaegerHenckel, &#167; 3 Rdnr. 54) &#252;berzeugend mit einer analogen Anwendung der &#167;&#167; 412, 401 Abs. 1, 426 Abs. 2 BGB, indem n&#228;mlich angenommen wird, da&#223; der zahlende Mitschuldner in die Stellung des Hauptgl&#228;ubigers einr&#252;ckt. Geht man von der &#8212; wohl seltenen &#8212; Fallgestaltung aus, da&#223; der Hauptgl&#228;ubiger sp&#228;ter ohne Befriedigung erlangt zu haben aus sonstigen Gr&#252;nden ausscheidet, l&#228;ge eine teleologische Reduktion des &#167; 152 KO dahingehend nahe, den Fristbeginn f&#252;r den R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger erst mit dem Ausscheiden des Hauptgl&#228;ubigers anzusetzen. Abgesehen davon betrifft die Vorschrift nur bestrittene Forderungen, und es ist zumindest wenig wahrscheinlich, da&#223; der Konkursverwalter die R&#252;ckgriffsforderung &#252;berhaupt bestreiten sollte, wenn der Hauptgl&#228;ubiger aus dem Verm&#246;gen des ausgleichsberechtigten Gesamtschuldners befriedigt worden ist; so hat der Beklagte vorliegend f&#252;r den oben erw&#228;hnten Fall des (teilweisen) Ausscheidens der E bereits angek&#252;ndigt, da&#223; er die entsprechenden R&#252;ckgriffsforderungen insoweit anerkennen werde.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#252;berdies m&#252;&#223;te man, falls &#167; 67 KO auf den R&#252;ckgriffsgl&#228;ubiger &#252;berhaupt angewendet werden sollte, das Stimmrecht, das mit der Anmeldung verbunden w&#228;re, bis zur Vollbefriedigung des Hauptgl&#228;ubigers oder bis zu dessen Ausscheiden suspendieren. Denn ein doppeltes Stimmrecht f&#252;r dieselbe Forderung w&#228;re mit dem konkursrechtlichen Grundsatz der Gleichbehandlung nicht zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">2. Auch Anspr&#252;che wegen verbotener R&#252;ckzahlung des Haftkapitals aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG k&#246;nnen - ihr Bestehen wieder unterstellt - wegen des Verbots der Doppelanmeldung nicht zur Konkurstabelle angemeldet werden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Nach den genannten Grunds&#228;tzen, aus denen das Verbot der Doppelanmeldung von Forderungen im Konkurs herzuleiten ist, kommt es nicht darauf an, ob die Forderungen auf verschiedene Anspruchsgrundlagen gest&#252;tzt werden k&#246;nnen. Ebensowenig kann darauf abgestellt werden, ob es sich um Freistellungs- oder R&#252;ckgriffsanspr&#252;che handelt oder in welcher zeitlichen Reihenfolge welche Form der Belastung entstanden ist: Entscheidend ist allein, ob der Schuldner au&#223;erhalb des Konkurses nur einmal zu zahlen h&#228;tte. Die Konkursdividende kann insgesamt nur einmal verlangt werden, wenn der Schuldner au&#223;erhalb des Konkurses nur den einen oder den anderen Gl&#228;ubiger zu befriedigen gehabt h&#228;tte. Eben dieses Verh&#228;ltnis besteht zwischen den Gl&#228;ubigerforderungen und den geltend gemachten Anspr&#252;chen aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG:</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">H&#228;tte L die Gesellschaft von den dinglichen und pers&#246;nlichen Belastungen freigestellt, so w&#228;re ein auf Erstattung verbotener Auszahlungen gegen ihn gerichteter Anspruch der Gesellschaft entfallen. Sieht man n&#228;mlich in der Belastung bereits die verbotene Auszahlung des Haftkapitals, so mu&#223; - insoweit korrespondierend mit dieser Auslegung der Vorschriften der &#167;&#167; 30, 31 GmbHG - entsprechend die Befreiung von der Belastung als R&#252;ckzahlung des Kapitals gewertet werden. Dies w&#228;re erst recht im Falle der Zahlung anzunehmen. Jedenfalls aber ist durch Fortfall der Belastungen das Stammkapital wieder aufgef&#252;llt, so da&#223; ein Anspruch der Gesellschaft aus &#167;&#167; 30, 31 GmbHG fortan entfallen m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Ansicht des Kl&#228;gers, der R&#252;ckerstattungsanspruch gegen den Gesellschafter bleibe auch nach dem Wiederauff&#252;llen des Stammkapitals bestehen, geht fehl. Nach dem Zweck der Regelung der &#167;&#167; 30, 31 GmbHG mu&#223; die Haftung des entnehmenden Gesellschafters wieder entfallen. wenn das Stammkapital f&#252;r die Haftung wieder voll zur Verf&#252;gung steht (so auch BGH ZIP 1987, 1113).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Auf insoweit abweichende Literaturmeinungen beruft der Kl&#228;ger sich im &#252;brigen f&#252;r den vorliegenden Fall zu Unrecht: Die Frage einer Fortdauer der Haftung des Gesellschafters nach Verbesserung der bilanziellen Verh&#228;ltnisse kann sich n&#228;mlich nur stellen, wenn das Auff&#252;llen des Stammkapitals aufgrund sonstiger Umst&#228;nde eintritt, z.B. infolge des Jahresgewinns oder infolge anderer mit der Entnahme nicht in Zusammenhang stehender g&#252;nstiger Entwicklungen. Liegt die Ursache der bilanziellen Verbesserung hingegen gerade darin, da&#223; der zur Auszehrung des Stammkapitals f&#252;hrende Vorgang im Ergebnis r&#252;ckg&#228;ngig gemacht wird, indem der Gesellschafter die eingegangenen Belastungen wieder beseitigt, so ist kein Grund vorhanden, ihn dar&#252;ber hinaus nochmals in Anspruch zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Aus den gleichen Gr&#252;nden mu&#223; auch eine Anmeldung der Schadensersatzanspr&#252;che aus unerlaubter Handlung und Treuepflichtverletzung scheitern. Die als Schaden geltend gemachten Belastungen durch Bestellung von Grundpfand-rechten und Begr&#252;ndung pers&#246;nlicher Mithaft w&#228;ren au&#223;erhalb des Konkurses entfallen, wenn L die Gesellschaft freigestellt oder an die Gl&#228;ubiger gezahlt h&#228;tte. Der Betrag der Hauptschuld h&#228;tte vom Schuldner also nur einmal aufgewendet werden m&#252;ssen, wodurch die geltend gemachten Schadensersatzanspr&#252;che wegen Beseitigung der beanstandeten Belastungen und damit des hier behaupteten Schadens gegenstandslos geworden w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Anmeldung von Anspr&#252;chen auf Verlustausgleich aus einem faktischen qualifizierten Konzernverh&#228;ltnis gem&#228;&#223; &#167;&#167; 302 oder 303 AktG analog scheitert - die Aktivlegitimation des Kl&#228;gers und die Anspruchsvoraussetzungen im &#252;brigen unterstellt - wiederum am Verbot der Doppelanmeldung im Konkursverfahren. Der Anspruch auf Ersatz des in der Konkursbilanz der KG per 30.6.1988 ausgewiesenen Verlusts von 31.-119.450,60 DM stellt n&#228;mlich nur eine andere Form von Regre&#223;- und Erstattungsanspr&#252;chAar, die ihrerseits dem Verbot der Doppelanmeldung unterfallen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Denn die Konkursbilanz weist &#252;berhaupt nur deshalb einen Verlust aus, weil in ihr im Ergebnis das Scheitern von Regre&#223;anspr&#252;chen, die als solche zus&#228;tzlieh zu den Forderungen der Hauptgl&#228;ubiger im Konkurs gerade nicht angemeldet werden k&#246;nnen, voll bilanziert ist:</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend der Kl&#228;ger die Haftungsverbindlichkeiten gegen&#252;ber den Gl&#228;ubigerbanken mit dem Betrag von 11.819.736,11 DM passiviert hat, hat er die entsprechenden Regre&#223;forderungen gegen den Nachla&#223; L &#8212; nebst anderen Forderungen &#8212; wegen der Zweifel an der Realisierbarkeit mit nur 1, &#8212; DM aktiviert. Damit sind die von den Banken angemeldeten Darlehensr&#252;ckzahlungsforderungen voll im Verlust enthalten. Bei Anmeldung eines derart ermittelten Bilanzausgleichsanspruchs sind mithin die nur einmal zu befriedigenden Gl&#228;ubigerforderungen unzul&#228;ssigerweise ein zweites mal gegen den Nachla&#223; L geltend gemacht. Der Fehler beruht letztlich darauf, da&#223; bei der Aktivierung der Regre&#223;forderungen gegen den oben dargestellten Grundsatz versto&#223;en worden ist, wonach die Feststellung zur Konkurstabelle und die Zuteilung der Konkursdividende konkursm&#228;&#223;ig als volle Befriedigung der (Haupt-) Forderung zu bewerten sind.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt auch f&#252;r den Bilanzverlust der GmbH, den der Kl&#228;ger mit dem Betrag von 22.123.011,90 DM in dem Konkursstatus der KG passiviert hat. Wie in dem Urteil im Parallelverfahren 3 U 146/89 dargelegt, kann bereits dieser Verlust als solcher wegen Versto&#223;es gegen das Doppelanmeldeverbot im Konkurs des Nachlasses L nicht geltend gemacht werden. Denn dieser Bilanzverlust war nur deshalb ausgewiesen worden, weil in konkursm&#228;&#223;ig nicht korrekter Behandlung eine Passivierung der Forderungen der Gl&#228;ubigerbanken mit dein Betrag von 50.454.118,31 DM einerseits und der Aktivierung der Ausgleichsforderungen gegen&#252;ber L mit nur 1,&#8212; DM erfolgt war. Damit waren die Schulden, die L au&#223;erhalb des Konkurses nur einmal h&#228;tte zahlen m&#252;ssen, in den Verlustausgleichsanspruch eingeflossen, so da&#223; dieser Anspruch bereits wegen des Verbots der Forderungsverfielfachung im Nachla&#223;konkurs L nicht angemeldet werden konnte. Indem der Kl&#228;ger diesen Bilanzverlust voll in der Bilanz der KG passiviert und den daraus resultierenden Bilanzverlust ebenfalls im Nachla&#223;konkurs L anmelden will, wird damit die Schuld, die L au&#223;erhalb des Konkurses insgesamt nur einmal zu zahlen gehabt h&#228;tte, bereits ein drittes Mal gegen den Nachla&#223; geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">W&#228;re der Grundsatz beachtet worden, da&#223; Forderungen. die au&#223;erhalb des Konkurses nur einmal zu begleichen gewesen w&#228;ren, im Konkurs auch nur einmal angemeldet werden k&#246;nnen, so h&#228;tte der mit 31.419.450,60 DM ausgewiesene Bilanzverlust mithin um die vorgenannten Betr&#228;ge von 11.819.736,11 DM und 22.123.011,90 DM geringer ausfallen m&#252;ssen, d.h. ein Verlust zum Nachteil des Nachlasses L w&#228;re nicht feststellbar gewesen, da die &#252;brigen Passiva eine &#220;berschuldung nicht ergeben h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Da die Berufung des Kl&#228;gers erfolglos geblieben ist, hat er die Kosten zu tragen. Vorl&#228;ufig vollstreckbar ist das Urteil nach &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Beschwer: <em>&#252;ber</em> 40.000, &#8212; DM.</p>
315,098
lg-bonn-1990-06-07-6-s-490
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 4/90
1990-06-07T00:00:00
2019-03-13T14:46:16
2022-10-18T15:09:06
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1990:0607.6S4.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;ger gegen das am 28. November 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Bonn &#8211; 6 C 385/89 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das vorgenannte Urteil teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen werden die Beklagten verurteilt, an die Kl&#228;ger 367,40 DM nebst 4 % Zinsen von 11,40 DM seit dem 22.06.1989 sowie von 356,00 DM seitdem 21.11.1989 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Berufung der Beklagten als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen tragen die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner zu 88% und die Beklagte zu 12 %.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die formell unbedenkliche Berufung der Kl&#228;ger hat sachlich keinen Erfolg, denn die Beklagte schuldet die im zweiten Rechtszug von Kl&#228;gerseite weiterverfolgten Positionen Feuerversicherung und Grundsteuer aus der Nebenkostenabrechnung vom 22.05.1989 nicht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Amtsgericht die Regelung des Pachtvertrages vom 07.11.1985 in Bezug auf die Frage, welche Nebenkosten von der Beklagten als P&#228;chterin zu tragen sind, f&#252;r nicht hinreichend bestimmt angesehen. Auf die insoweit zutreffenden Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Eine ausdr&#252;ckliche Regelung, welche Kosten von der Beklagten zu tragen sind, enth&#228;lt der Vertrag nicht. Die Kl&#228;ger behaupten auch nicht etwa, es gebe einen allgemeinen Sprachgebrauch dahingehend, unter Betriebskosten seien unter anderem die in Rede stehenden Kosten gemeint, ein solcher Sprachgebrauch besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Auffassung der Berufung, die vertraglich gew&#228;hlte Formulierung "s&#228;mtliche Betriebskosten" w&#252;rden von der P&#228;chterin getragen, sei im Wege der Auslegung dahingehend zu verstehen, da&#223; alle in der Anlage 3 zu &#167; 27 Abs. 2 2. Berechnungsverordnung (II. BV) aufgef&#252;hrten "Betriebskosten" auf die Beklagte abgew&#228;lzt werden k&#246;nnten, teilt die Kammer nicht: H&#228;tten die Parteien mit ihrer Wortwahl im Pachtvertrag den Begriff der Betriebskosten aus der II. BV gemeint, h&#228;tte es zum einen nahegelegen, dies im Vertragstext ausdr&#252;cklich klarzustellen, zumal es sich um einen gewerblichen Pachtvertrag handelt, bei dem sich ein gedanklicher Bezug zu den einschl&#228;gigen Vorschriften des &#246;ffentlich gef&#246;rderten Wohnungsbaus nur schwer herstellen l&#228;sst. Zum anderen fragt es sich dann, weshalb in &#167; 11 des Pachtvertrages einige Kosten als umlagef&#228;hig beispielhaft aufgef&#252;hrte werden, wenn s&#228;mtliche Betriebskosten der II. BV von der P&#228;chterin zu tragen gewesen sein sollten. Es kommt hinzu, da&#223; sich die Definition der Betriebskosten nach der II. BV als Auslegungskriterium f&#252;r den Pachtvertrag der Parteien auch deshalb verbietet, weil eine gesetzliche Vorschrift, die die Verh&#228;ltnisse im - noch dazu &#246;ffentlich gef&#246;rderten - Wohnungsbau regeln will, nicht ohne weiteres f&#252;r eine Vertragsbestimmung ma&#223;gebend sein kann, die die Vertragsparteien, ohne durch Mietbindungsbestimmungen eingeschr&#228;nkt zu sein, frei ausgehandelt haben, denn f&#252;r sie k&#246;nnen ganz andere Gesichtspunkte und Kalkulations&#252;berlegungen ma&#223;gebend gewesen sein (vgl. BGH WPM 1970, 95). Auch ist es im Bereich der Gastst&#228;ttenpacht weder Verkehrssitte noch Brauch, die strittigen Nebenkosten ohne eine ausdr&#252;ckliche vertragliche Vereinbarung, auf den P&#228;chter umzulegen. Dies bringen die Kl&#228;ger im &#252;brigen selbst nicht vor. Tats&#228;chlich handelt es sich bei den strittigen Betr&#228;gen um Kosten der Gebrauchsgew&#228;hrung und -unterhaltung des Pachtobjekts, die nach der gesetzlichen Grundentscheidung in &#167; 581 Abs. 2 i.V.m. &#167;&#167; 536, 546 BGB der Verp&#228;chter zu tragen hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit der Beklagten l&#228;sst sich nach allem die in Rede stehende Klausel allenfalls dahingehend verstehen, da&#223; nur die Nebenkosten zu Lasten der Verp&#228;chterin gehen sollten, die f&#252;r sie mit einem unmittelbaren Vorteil verbunden und f&#252;r den Betrieb des Gastst&#228;ttenobjekts erforderlich sein sollten, wie beispielsweise die Heizkosten und die Geb&#252;hren der Be- und Entw&#228;sserung des Objekts, nicht aber solche Aufwendungen, die den Kl&#228;gern aus ihrer Stellung als Eigent&#252;mern entstanden (wie z.B. Grundsteuern) und die dem Erhalt des Eigentums und der eigenen Absicherung dienten (wie Versicherungspr&#228;mien). Sollten die Kl&#228;ger mit der Nebenkostenregelung eine umfassende Abw&#228;lzung von Nebenkosten gewollt haben, w&#228;re dies unbeachtlich, weil der f&#252;r die Auslegung von Willenserkl&#228;rungen nach &#167; 133 BGB ma&#223;gebliche wirkliche Wille des Erkl&#228;renden (Kl&#228;ger) nur insoweit in Betracht zu ziehen ist, als er dem Erkl&#228;rungsempf&#228;nger (Beklagte) durch seinen in der Erkl&#228;rung ausgedr&#252;ckten objektiven Erkl&#228;rungsgehalt erkennbar geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;ger ist somit ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist teilweise unzul&#228;ssig. Zwar ist sie fristgerecht eingelegt worden. Soweit sich die Beklagte mit ihrem Berufungsantrag aber nicht nur gegen die Verurteilung zur Zahlung verschiedener Versicherungspr&#228;mien einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer in H&#246;he von 462,98 DM wendet, sondern offenbar auch die Verurteilung zur Zahlung eines Betrages von 356,-- DM betreffend anteilige Mehrwertsteuer auf die unstreitigen Nebenkostenpositionen angreift, fehlt es - worauf in der Berufungsverhandlung hingewiesen worden ist - an der gem. &#167; 519 Abs. 3 Nr. 3 ZPO erforderlichen bestimmten Bezeichnung der im einzelnen aufzuf&#252;hrenden Gr&#252;nde der Anfechtung. Die Berufung ist deshalb insoweit als unzul&#228;ssig zu verwerfen, ohne da&#223; dazu Stellung zu nehmen ist, ob die Verurteilung der Beklagten zur Zahlung des genannten Mehrwertsteuerbetrages von 356, -- DM sachlich zu Recht erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte ihre Berufung begr&#252;ndet hat, ist sie auch im &#252;brigen formell unbedenklich und in der Sache erfolgreich, denn die Beklagte braucht die in Rechnung gestellten Versicherungspr&#228;mien f&#252;r Sturm-, Wasser~ und Haftpflichtsch&#228;den nicht zu bezahlen. Entgegen der vom Amtsgericht in diesem Zusammenhang vorgenommenen W&#252;rdigung der bereits unter I. er&#246;rterten Nebenkostenregelung der Parteien ist die Kammer der Auffassung, da&#223; der Umstand allein, da&#223; die Kl&#228;ger sich in &#167; 8 des Pachtvertrages verpflichtet hatten, das Geb&#228;ude gegen die dort genannten Sch&#228;den ausreichend zu versichern, in Bezug auf die Kostentragung ohne Aussagewert ist, so da&#223; es bei der gesetzlichen Regelung der &#167; 581 Abs. 2 i.V.m. &#167;&#167; 536, 546&#183; BGB zu verbleiben hat. W&#228;re eine Abw&#228;lzung dieser Kosten auf die P&#228;chterin beabsichtigt gewesen, h&#228;tte es nahegelegen, dies bereits in &#167; 8 selbst zu regeln - zumal gleich im Anschluss in &#167; 9 eine von &#167; 581 Abs. 2 i. V. m. &#167; 536 BGB abweichende Kostentragung zu&#183; Lasten der Beklagten vereinbart wurde -, oder aber entsprechendes in &#167; 11 des Pachtvertrages als weiteres Beispiel der von P&#228;chterseite zu tragenden Kosten aufzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Somit ist das angefochtene Urteil nur in H&#246;he von 356,00 DM zuz&#252;glich des von der Berufung der Beklagten nicht angegriffenen Betrages von 11,40 DM, d.h. in H&#246;he von 367,40 DM aufrechtzuerhalten; im &#252;brigen ist die Klage - wie geschehen &#8211; abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 ZPO. Sie entspricht dem Verh&#228;ltnis von Obsiegen und Unterliegen der Parteien in beiden Instanzen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Gegenstandswert des Berufungsverfahrens betr&#228;gt (2.213,96 DM Kl&#228;gerberufung + 818,98 DM Beklagtenberufung) 3.032.94 DM.</p>
315,099
ovgnrw-1990-06-06-23-a-210487
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
23 A 2104/87
1990-06-06T00:00:00
2019-03-13T14:46:17
2022-10-18T15:09:06
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1990:0606.23A2104.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens, mit Ausnahme der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen, die diese selbst tr&#228;gt.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Beklagte zuvor entsprechend Sicherheit leistet.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatb<span style="text-decoration:underline">estand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der eine Handels- und Werbeagentur mit Sitz in</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">betreibt, beantragte unter dem 28. M&#228;rz 1985 beim Beklagten die Erteilung einer Baugenehmigung zur Errichtung zweier Werbetafeln in Gr&#246;&#223;e von 370 x 270 cm. Diese sollten im Bereich des Grundst&#252;cks in K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; stra&#223;e, links neben dem HausNr. 4 an einer Ziegelsteinmauer angebracht werden, die unmittelbar</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">an den B&#252;rgersteig der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; stra&#223;e angrenzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">3</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 27. August 1985 lehnte der Beklagte die Erteilung der Baugenehmigung mit unter anderem der Begr&#252;ndung ab, f&#252;r die Erteilung der Werbetafeln bed&#252;rfe es einer Sondernutzungserlaubnis, da diese in den Luftraum &#252;ber der Stra&#223;e hineinragten. Eine derartige Erlaubnis sei dem Kl&#228;ger jedoch nicht erteilt worden und k&#246;nne auch nicht in Aussicht gestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Den hiergegen gerichteten Widerspruch des Kl&#228;gers wies der Regierungspr&#228;sident K&#246;ln mit Bescheid vom 2. April 1986 zur&#252;ck, wobei er zur Begr&#252;ndung ma&#223;geblich darauf abstellte, da&#223; wegen der bereits in der N&#228;he befindlichen Werbetafeln im Falle der Erteilung der Baugenehmigung von einer st&#246;renden H&#228;ufung von Werbeanlagen gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs. 2 der Bauordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Bau() NW) ausgegangen werden m&#252;sse. Hiergegen erhob der Kl&#228;ger am 6. Mai 1986 Klage (Verwaltungsgericht K&#246;ln - 2 K</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">2314/86 -).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Bereits zuvor, unter dem 22. Januar 1986, hatte der Kl&#228;ger "hilfsweise" die Erteilung einer Sondernutzungserlaubnis f&#252;r die genannte Werbeanlage beantragt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 10. Juli 1986 lehnte der Beklagte diesen Antrag mit im wesentlichen der Begr&#252;ndung ab, die Erteilung der Sondernutzungserlaubnis sei aufgrund des zwischen der Stadt K und der Beigeladenen mit Datum vom 5./24. Mai 1982 geschlossenen Werbenutzungsvertrages ausgeschlossen, da in diesem Vertrag der Beigeladenen das ausschlie&#223;liche Werbenutzungsrecht an allen im</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Stadtgebiet gelegenen &#246;ffentlichen ober- oder unterirdischen Verkehrsfl&#228;chen sowie stadteigenen Grundst&#252;cken und Bauwerken einger&#228;umt sei. Dieser Vertrag sei vor allem deshalb geschlossen worden, uri Werbung insgesamt besser steuern zu k&#246;nnen und damit ein Ausufern von Werbeanlagen zu verhindern. Damit sei auch ein Instrument der Stadtgestaltung geschaffen worden. Der Antrag stehe nicht im Einklang mit dem Ziel, die Gro&#223;fl&#228;chenwerbung einzud&#228;mmen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hiergegen erhob der Kl&#228;ger am 18. Juli 1986 mit unter anderem der Begr&#252;ndung Widerspruch, die im angefochtenen Bescheid genannten Gr&#252;nde betr&#228;fen keine verkehrlichen Belange, die allein im</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Rahmen der Entscheidung &#252;ber die Erteilung einer Sondernutzungserlaubnis ber&#252;cksichtigungsf&#228;hig seien. Der vom Beklagten genannte Exklusivvertrag verbiete nicht die Nutzung des Luftraumes &#252;ber st&#228;dtischem Grund. Im &#252;brigen versto&#223;e es gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz, da&#223; der Beklagte keine Einwendungen gegen eine Werbung an der St&#228;tte der Leistung mache.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 8. August 1986 wies der Beklagte den Widerspruch mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ck, nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 2 des Stra&#223;en- und Wegegesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">(StrWG NW) geh&#246;re zur &#246;ffentlichen Stra&#223;e auch der Luftraum &#252;ber dem Stra&#223;enk&#246;rper, so da&#223; dieser Bereich von dem Vertrag mit der Beigeladenen erfa&#223;t werde. Die mit dem genannten Vertrag bezweckte Ordnung des Stra&#223;enlandes bzw. die Verhinderung der Oberh&#228;ufung des Stra&#223;enlandes mit Werbeanlagen sei sehr wohl ein verkehrlicher Aspekt. Auch sei die unterschiedliche Behandlung von Werbeanlagen an der St&#228;tte der Leistung einerseits und Werbeanlagen mit Wechselwerbung andererseits erforderlich, wie sich bereits aus</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#167; 13 BauO NW ergebe.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat der Kl&#228;ger am 18. August 1986 Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er hat zun&#228;chst vorgetragen: Zwischen dem Rand des Gehweges und der als Befestigung f&#252;r die Werbetafeln vorgesehenen Mauer liege ein anders gepflasterter Grundst&#252;cksstreifen, so da&#223; davon ausgegangen werden m&#252;sse, da&#223; die Werbetafeln nicht in den &#246;ffentlichen Stra&#223;enraum hineinragten und eine Sondernutzungserlaubnis deshalb nicht erforderlich sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Beklagte u. a. einen Katasterfortf&#252;hrungsri&#223; vom 6. Februar 1953 vorgelegt hatte, aus dem zu entnehmen war, da&#223; sich bereits die als Befestigung f&#252;r die anzubringenden Werbeta&#8209;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">feln vorgesehene Mauer in ihrer ganzen L&#228;nge auf dem Stra&#223;engrundst&#252;ck befindet, hat der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 10. Juli 1986 und des Widerspruchsbescheides vom 8. August 1986 zu verpflichten, ihm die Sondernutzungserlaubnis zur Aufstellung der Werbetafeln vor dem Grundst&#252;ck</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">&#8226;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ,stra&#223;e, links neben dem Haus</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nr. 4, in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Er hat sich auf die Begr&#252;ndung der angefochtenen Bescheide bezogen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 31. Juli 1987 - dem Kl&#228;ger zugestellt am10. September 1987 - hat das Verwaltungsgericht die Klage abge&#8209;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">wiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es unter anderem ausgef&#252;hrt, die Versagung der Sondernutzungserlaubnis durch den Beklagten lasse Ermessensfehler nicht erkennen. Es sei nicht zu beanstanden, da&#223; der Beklagte unter Hinweis auf den Vertrag mit der Beigeladenen Ausuferungen von Werbung auf &#246;ffentlichem Stra&#223;enland habe verhindern wollen. Unter dem Gesichtspunkt der Ordnung des Stra&#223;enlandes und der Erhaltung des Stra&#223;en- und Stadtbildes sei die Beschr&#228;nkung auf bestimmte Werbetr&#228;ger und Werbeformen zul&#228;ssig. Ferner sei es gerechtfertigt, Werbung auf &#246;ffentlichem Stra&#223;enland nur von einem einzigen Unternehmen durchf&#252;hren zu lassen, da hiermit eine besonders hohe Gew&#228;hr f&#252;r den sachgerechten Betrieb und die Wartung der Werbeanlagen sowie f&#252;r eine Verhinderung des Ausuferns von Werbung gegeben sei, zumal es sich hei der Beigeladenen <em>um</em> ein st&#228;dtisches Unternehmen handele. Ein einzelnes Unternehmen lasse sich im &#252;brigen auch effektiver und kostensparend &#252;berwachen und diene den Interessen der Kunden an einem &#252;bergreifenden st&#228;dtischen Werbenetz. Da somit sachliche Gr&#252;nde f&#252;r die Vergabe der Werbem&#246;glichkeiten an ein einziges Unternehmen vorl&#228;gen, liege auch kein Versto&#223; gegen Art. 3 bzw. Art. 12 des Grundgesetzes (GG) vor.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit de- hiergegen am 15. September 1987 eingelegten Berufung macht der Kl&#228;ger geltend:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der von der Stadt K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit der Beigeladenen geschlossene Aus&#8209;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;lichkeitsvertrag sei verfassungswidrig und verletze ihn als Mitkonkurrenten der Beigeladenen in seinen Rechten. Der Beklagte habe das Konkurrenzunternehmen selbst gegr&#252;ndet und sei an dem Betriebsergebnis finanziell beteiligt. Er habe der Beigeladenen in erheblichem Umfange die Errichtung von Werbetafeln auf &#246;ffentlichem Stra&#223;enland an verschiedenen Stellen in KL&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gestattet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dabei sei die Genehmigung teilweise rechtswidrig erteilt worden, da die Werbeanlagen in einigen F&#228;llen den Blick auf begr&#252;nte Fl&#228;chen verdeckten. Die Annahme des Verwaltungsgerichts, die Konzentration der Werbung in der Hand eines zuverl&#228;ssigen Unternehmens sei geeignet, baurechtswidrige Zust&#228;nde zu verhindern, sei daher nicht gerechtfertigt. Im Gegenteil sei feststellbar, da&#223; seit Gr&#252;ndung der Beigeladenen eine &#220;berflutung des &#246;ffentlichen Stra&#223;enlandes mit Plakattafeln, Werbung an Wartehallen, auf freistehenden, beleuchteten Werbetr&#228;gern im Format 1,3 x 2 m (sogenannter 4-1-Bogen) sowie auf Werbetr&#228;gern mit wechselnden Motiven stattfinde. Hierzu legt der Kl&#228;ger verschiedene Fotografien und einen Artikel in der Werbezeitschrift W &amp; V Nr. 3 vom 22. Januar 1988 vor, wonach sich die Zahl insbesondere der hinterleuchteten 4-1-Bogen Werbeanlagen explosionsartig entwickelt habe. Dar&#252;ber hinaus macht er geltend: Bei der Vergabe von Standorten f&#252;r Werbezwecke handele es sich nicht um eine rein fiskalische T&#228;tigkeit, vielmehr w&#252;rden &#246;ffentliche Aufgaben erf&#252;llt, so da&#223; nach den Regeln des Verwaltungsprivatrechts die Grundrechte zu beachten seien.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte k&#246;nne sich auch nicht darauf berufen, da&#223; die Erteilung einer Sondernutzungserlaubnis in seinem freien Ermessen liege, da deren Ablehnung rechtswidrig sei, wenn kein denkbarer Ablehnungsgrund vorliege und nur ein Mitkonkurrent gesch&#252;tzt werden solle. Derartige Ablehnungsgr&#252;nde l&#228;gen nicht vor. Die bei der Entscheidung &#252;ber die Erteilung der Sondernutzungserlaubnis in erster Linie ma&#223;geblichen Belange der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs (insbesondere des Fu&#223;g&#228;ngerverkehrs) w&#252;rden durch die beantragte Werbeanlage nicht beeintr&#228;chtigt. Im &#252;brigen messe der Beklagte verkehrlichen Gesichtspunkten offensichtlich selber keine Bedeutung bei, wie sich daraus ergebe, da&#223; er ausweislich Nr. 18 des Geb&#252;hrentarifs zur Satzung der Stadt K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 15. Dezember1986 generell Sondernutzungserlaubnisse auch f&#252;r gro&#223;fl&#228;chige Werbetafeln erteile. Wegen der durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzten Baufreiheit, die auch das Recht zur Anbringung von Werbeanlagen umfasse, m&#252;sse daher von einer Ermessensreduzierung zu seinen</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">- des Kl&#228;gers - Gunsten ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">7</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte k&#246;nne sich bei seiner Ermessensentscheidung auch nicht auf den Werbenutzungsvertrag mit der Beigeladenen berufen. Dieser versto&#223;e n&#228;mlich gegen &#167; 19 a Abs. 2 S. 1 StrWG NW, wonach Sondernutzungsgeb&#252;hren nur aufgrund einer Satzung erhoben werden d&#252;rften.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei es verfassungswidrig, da&#223; die Stadt K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bei der</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vergabe von Sondernutzungserlaubnissen gleichzeitig "Spieler und Schiedsrichter" sei, d.h. einerseits mit dem Kl&#228;ger in einem Wettbewerbsverh&#228;ltnis stehe, andererseits den Wettbewerb durch Schaffung eines Monopols zu ihren eigenen Gunsten unterbinde.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und den Beklagten zu verpflichten, unter Aufhebung seines Bescheides</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">vom 10. Juli 1986 und des Widerspruchsbescheides vom 8. August 1986 ihm</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">eine Sondernutzungserlaubnis zur Aufstellung zweier Werbetafeln vor dem Grundst&#252;ck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ___stra&#223;e, links</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">neben dem Haus Nr. 4, in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; K'zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Er bezieht sich auf die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor: Die Bezugnahme auf den Werbenutzungsvertrag mit der Beigeladenen sei im Rahmen der bei der Entscheidung &#252;ber die beantragte Sondernutzungserlaubnis vorzunehmenden Ermessensaus&#252;bung nicht zu beanstanden. Bei der Versagung einer Sonder&#8209;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">nutzungse&#8226;laubnis sei die Beh&#246;rde nicht auf die Heranziehung verkehrlicher bzw. wegerechtlicher Aspekte im engeren Sinne beschr&#228;nkt; vielmehr seien alle Gesichtspunkte beachtenswert, die in einen sachlichen Zusammenhang mit dem Widmungszweck der Stra&#223;e gebracht werden k&#246;nnten. Hierzu z&#228;hlten auch alle Ablehnungsgr&#252;nde, die sich auf die Ordnung des Stra&#223;enlandes, insbesondere die Verhinderung von Beeintr&#228;chtigungen des Stra&#223;en- und damit des Stadtbildes bez&#246;gen. Auch das vom Kl&#228;ger vorgelegte Bildmaterial</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">spreche nicht gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit der &#220;bertragung der Werbung auf &#246;ffentlichem Stra&#223;enland an die Beigeladene. Insbesondere seien keine rechtswidrigen Baugenehmigungen zur Aufstellung von Werbetafeln erteilt worden. Die vom Kl&#228;ger vorgelegten Fotografien betr&#228;fen Werbetr&#228;ger, die vor Einf&#252;hrung des neuen &#167; 13 Abs. 2 Satz 1 BauO NW vom 26. Juni 1984 genehmigt worden seien. Zudem sei teilweise vorgesehen, die Werbetafeln trotz bestehenden Bestandsschutzes zu entfernen. Die vom Kl&#228;ger genannte Prismavisionsanlage sei nur probeweise und widerruflich genehmigt worden, so da&#223; hieraus nicht auf eine entsprechende Baugenehmigungspraxis geschlossen werden k&#246;nne. Die Anlage werde ebenfalls sp&#228;testens mit dem Beginn</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">des Stadtbahnbaus wieder entfernt werden. Von der in der Sondernutzungssatzung der Stadt K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vorgesehenen Regelung betreffend gro&#223;&#8209;fl&#228;chige Werbetafeln sei bislang kein Gebrauch gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladene stellt keinen Antrag.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge sowie der Gerichtsakte im Verfahren</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">VG K&#246;ln 2 K 2314/86 (Beiakten Heft 1 bis 6).</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid des Beklagten vom 10. Juli 1986 und sein Widerspruchsbescheid vom 8. August 1986, mit denen der Beklagte die vom Kl&#228;ger beantragte Sondernutzungserlaubnis versagt hat, sind rechtm&#228;&#223;ig und verletzen den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (vgl. &#167; 113 Abs. 4 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Anbringung zweier Werbetafeln an einer Ziegelsteinmauer auf dem Grundst&#252;ck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; stra&#223;e, links neben dem Haus Nr. 4, in</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; stellt eine Sondernutzung im Sinne des &#167; 18 Abs. 1 StrWG NWdar, die der Erlaubnis durch den Beklagten bedarf.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Hierin liegt insbesondere keine Nutzung im Rahmen des Gemeingebrauchs nach &#167; 14 StrWG NW, da das Anbringen von Werbetr&#228;gern vom Widmungszweck der &#246;ffentlichen Stra&#223;e nicht gedeckt ist. Dies gilt selbst bei Zugrundelegung der Auffassung, da&#223; die Funktion inner&#246;rtlicher Stra&#223;en sich nicht nur auf den Verkehr im Sinne blo&#223;er Fortbewegung beschr&#228;nkt, sondern zugleich auf Kommunikation und Kontaktaufnahme erstreckt, da die Privilegierung "kommunikativer Benutzungsformen" entf&#228;llt, wenn es - wie hier - ausschlie&#223;lich um kommerzielle Werbung, d. h. um die Nutzung der Stra&#223;e quasi als Gesch&#228;ftsraum geht.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu Walprecht/Cosson, StrWG NW, 2. Aufl., S 14 Rndrn. 126, 127 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die beabsichtigte Anbringung von Werbetr&#228;gern ist auch nicht vom sogenannten Stra&#223;enanliegergebrauch nach S 14 a StrWG NW gedeckt; denn die beabsichtigte Errichtung der Werbetr&#228;ger ist ersichtlich nicht im Sinne des &#167; 14 a Abs. 1 StrWG NW zur Nutzung des Grundst&#252;cks&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; stra&#223;e erforderlich. Die fr&#252;here Recht&#8209;sprechung des 10. Senats des erkennenden Gerichts,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 29. August 1968</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">- X A 771/67 - Der Betrieb 1969, S. 1836,</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">die die in der Anbringung von Werbetafeln liegende Inanspruchnahme der Stra&#223;e der Nutzung des Anliegergrundst&#252;cks zurechnete und mit dieser Erw&#228;gung einen "Gebrauch" der Stra&#223;e &#252;berhaupt verneinte, ist mit der Einf&#252;hrung des &#167; 14 a StrWG NW als &#252;berholt anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit auch OVG NW, Urteil vom 20. Mai 1985 - 11 A 2364/83 -.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Anbringung der zwei Werbetafeln stellt schlie&#223;lich keine sonstige Benutzung im Sinne von &#167; 23 StrWG NW dar. Dieser Vorschrift zufolge richtet sich die Einr&#228;umung von Rechten zur Benutzung des Eigentums der Stra&#223;e nach b&#252;rgerlichem Recht, wenn diese den Gemeingebrauch nicht beeintr&#228;chtigt. Das vom Kl&#228;ger beabsichtigte Vorhaben beeintr&#228;chtigt hingegen im Sinne dieser Vorschrift den Gemeingebrauch.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Hierbei kommt es auf den Nachweis einer konkreten Gef&#228;hrdung oder Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer im Einzelfall nicht an.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu OVG NW, Urteil vom 20. Mai 1985</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 11 A 2364/83 -.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Regelungszweck des f&#252;r Sondernutzungen geltenden pr&#228;ventiven Verbots mit Erlaubnisvorbehalt w&#228;re verfehlt, wenn sich dieses nicht auf diejenigen Stra&#223;enbenutzungen erstrecken w&#252;rde, die ihrer Art nach abstrakt geeignet sind, die Aus&#252;bung des Gemeingebrauchs zu beeinflussen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Vgl. Schack, Das rechtliche Wesen der wegerechtlichen Sondernutzung nach altem und neuem Recht, Verwaltungsarchiv 1963, S. 43</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">(63). Bartlsperger, "Die Werbenutzungsvertr&#228;ge der Gemeinden", 1975, S. 89.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; zur &#246;ffentlichen Stra&#223;e nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 2 StrWG NW auch der Luftraum &#252;ber dem Stra&#223;enk&#246;rper geh&#246;rt. Er ist Teil des Verkehrsraumes, auf den sich der Gemeingebrauch erstreckt. Einwirkungen auf den Luftraum beeintr&#228;chtigen daher den Gemeingebrauch nur dann nicht, wenn sie so geringf&#252;gig sind oder sich in einer derartigen H&#246;he befinden, da&#223; sie den Verkehrsablauf nicht behindern k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 26. April 1985</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 9 A 1285/84 -; Urteil vom 20. Mai 1985</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 11 A 2364/83 -.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Hiervon kann vorliegend indes nicht ausgegangen werden. Ob dies bereits deshalb gilt, weil sich - wovon das Verwaltungsgericht offensichtlich ausgegangen ist - schon die Mauer, an der die Werbetafeln angebracht werden sollen, auf &#246;ffentlichem Stra&#223;enland befinden soll, kann dahinstehen. Jedenfalls ragen die vom Kl&#228;ger geplanten Werbetr&#228;ger nach den Angaben seines Proze&#223;bevollm&#228;chtigten in der m&#252;ndlichen Verhandlung am 6. Juni 1990 vor dem Senat (auf einer L&#228;nge von 2 x 370 cm) von der Mauer aus gerechnet um</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">ca. 8 bis 9 cm in den Luftraum &#252;ber der Stra&#223;e hinein. Sie sind daher durchaus geeignet, den Verkehrsablauf auf der ohnehin &#228;u&#223;erst schmalen Gehwegfl&#228;che zu beeintr&#228;chtigen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Erteilung der somit erforderlichen Sondernutzungserlaubnis liegt gem&#228;&#223; &#167; 18 Abs. 1 StrWG <em>NW</em> grunds&#228;tzlich im beh&#246;rdlichen Ermessen. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; das Ermessen des Beklagten dahingehend reduziert w&#228;re, da&#223; er verpflichtet w&#228;re, dem Kl&#228;ger die beantragte Sondernutzungserlaubnis zu erteilen. Die Entscheidung des Beklagten, die Sondernutzungserlaubnis zu versagen, weist vielmehr keine nach &#167; 114 VwGO &#252;berpr&#252;fbaren Ermessensfehler auf.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Durch das Institut der Sondernutzungserlaubnis soll sichergestellt werden, da&#223; die f&#252;r die Ordnung der Benutzung der Stra&#223;e zust&#228;ndigen Beh&#246;rden nicht nur Kenntnis von Ort, Zeitdauer und Umfang der Sondernutzung erhalten, sondern auch von vornherein erkennbare St&#246;rungen verhindern oder in zumutbaren Grenzen halten und bei Kollision von Rechtsg&#252;tern verschiedener Rechtstr&#228;ger einen Interessenausgleich schaffen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 7. Juni 1978 - 7 C 5.78 -, BVerwGE 56, 63 (68).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Um den gebotenen Interessenausgleich ermessensgerecht vornehmen zu k&#246;nnen, ist eine Abw&#228;gung der gegenseitigen Belange geboten, deren Ergebnis ausschlaggebend von den jeweiligen Umst&#228;nden des Einzelfalls und hierbei insbesondere von dem Ma&#223; der Beeintr&#228;chtigung der gegenl&#228;ufigen Rechte und Interessen abh&#228;ngt.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 7. April 1987 - 7 B 182.86 -.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">In die Abw&#228;gung einzustellen ist einerseits das Interesse des Sondernutzers an der Durchf&#252;hrung seines Vorhabens mit dem diesem Interesse objektiv beizumessenden Gewicht. Insoweit kommt hier das Interesse des Kl&#228;gers an einer ungest&#246;rten wirtschaftlichen Bet&#228;tigung unter Einbeziehung &#246;ffentlicher Verkehrsfl&#228;chen in Betracht. Demgegen&#252;ber sind zu Lasten des Sondernutzers die Belange von Bedeutung, deren Schutz der F&#252;rsorge den f&#252;r die Ordnung der Benutzung der Stra&#223;en zust&#228;ndigen Stra&#223;enbaubeh&#246;rden anvertraut</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">ist. Der Sondernutzung gegenl&#228;ufig sind in erster Linie verkehrliche Gesichtspunkte; denn bei der Ermessensentscheidung der Stra&#223;enbaubeh&#246;rden geht es vornehmlich darum, Gefahren f&#252;r die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auszuschlie&#223;en oder doch in erheblichem Ma&#223;e zu mindern.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 7. Juni 1978 - 7 C 6.78 -, BVerwGE 56, 56 (58).</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Da Schutzgut der Erlaubnispflicht die Stra&#223;e schlechthin</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">- nicht nur in ihrer verkehrlichen Funktion -ist, k&#246;nnen der Sondernutzung auch Ordnungsgesichtspunkte nicht-verkehrlicher Art entgegenstehen, die allerdings in einem sachlichen Zusammenhang zu der Stra&#223;e stehen, mithin stra&#223;enbezogener Art sein m&#252;ssen. Demgem&#228;&#223; kann in den Interessenausgleich auch der Schutz des Umfeldes der Stra&#223;e einbezogen werden, in das die Stra&#223;e eingebunden ist und auf das sie unmittelbar oder mittelbar - z.B. optisch - einwirkt.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 13. Dezember 1974 - VII C 42.72 -, BVerwGE 47, 280 (284) zum Schutz des Stadtbildes vor Verschandelung und Verschmutzung.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Diesen rechtlichen Vorgaben tragen die angefochtenen Bescheide hinreichend Rechnung. Der vom Beklagten als ma&#223;geblich herausgestellte Gesichtspunkt der Verhinderung einer &#220;berh&#228;ufung des Stra&#223;enlandes mit allen m&#246;glichen Werbeanlagen orientiert sich an den in &#167; 18 Abs. 1 StrWG NW angesprochenen, obengenannten Schutzg&#252;tern; denn er l&#228;&#223;t erkennen, da&#223; der Beklagte etwaigen aus der Oberfrachtung &#246;ffentlicher Verkehrsfl&#228;chen mit Werbeanlagen m&#246;glicherweise entstehenden Beeintr&#228;chtigungen der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs und einer Verunstaltung des Ortsbildes vorbeugen will. Diesen im Rahmen der Entscheidung nach &#167; 18 Abs. 1 StrWG NW ber&#252;cksichtigungsf&#228;higen Zwecken dient - zumindest auch -der in den angefochtenen Bescheiden ebenfalls zur Begr&#252;ndung der Versagung der Sondernutzungserlaubnis herangezogene Werbenutzungsvertrag mit der Beigeladenen vom 5./24. Mai 1982. Diesem kommt u. a. eine Ordnungsfunktion zu,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu Bartlsperger, "Die Werbenutzungsvertr&#228;ge der Gemeinden", 1975, S. 25 ff,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">die im wesentlichen stra&#223;enbezogener Art im oben genannten Sinne ist. Durch die im Werbenutzungsvertrag vorgesehene exklusive &#220;bertragung eines Werbenetzes auf ein einziges Anschlagunternehmen und die dementsprechende Ermessenspraxis, nur der Beigeladenen Sondernutzungserlaubnisse f&#252;r die Aufstellung von Werbetr&#228;gern zu erteilen, wird der Beklagte (der sich andernfalls mit einer Vielzahl von Betreibern von Werbeanlagen auseinanderzusetzen h&#228;tte) in die Lage versetzt, Betrieb und Unterhaltung der Werbeanlagen wirksam zu &#252;berwachen und etwaigen Beeintr&#228;chtigungen des Gemeingebrauchs vorzubeugen. Dar&#252;ber hinaus kann der Beklagte durch Einflu&#223;nahme auf die Ausgestaltung der Werbetr&#228;ger deren st&#246;rungsfreie Eingliederung in das Stra&#223;enumfeld sicherstellen und damit in erheblichem Umfang zum Schutz des Stadtbildes beitragen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu Bartlsperger, a.a.O., S. 26 und S. 117.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Es bestehen auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die genannten Erw&#228;gungen nicht die die Ermessensentscheidung tragenden Gesichtspunkte gewesen sein k&#246;nnten. Insbesondere kann aufgrund der Angaben des Beklagten bzw. der Beigeladenen zur H&#246;he des von der Beigeladenen entrichteten Nutzungsentgelts und des im Falle der Erhebung von Sondernutzungsgeb&#252;hren zu erzielenden Geb&#252;hrenaufkommens - an deren Richtigkeit zu zweifeln der Senat keine Veranlassung hat - davon ausgegangen werden, da&#223; der Abschlu&#223; des Werbenutzungsvertrages jedenfalls auch ma&#223;geblich der Ordnung des Stra&#223;enlandes und nicht etwa nur fiskalischen (Gewinnerzielungs-) Interessen diente, die bei der Entscheidung &#252;ber die Erteilung der Sondernutzungserlaubnis nicht ber&#252;cksichtigungsf&#228;hig sind.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Ermessensentscheidung des Beklagten ist auch nicht wegen Fortfalls ihrer Grundlage, des Werbenutzungsvertrages der Stadt K&#246;ln mit der Beigeladenen zu beanstanden. Dieser ist - jedenfalls</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">in seiner Gesamtheit - nicht wegen eines Verstosses gegen &#167; 19 a Abs. 2 Satz 1 StrWG NW nichtig, wonach Sondernutzungsgeb&#252;hren nur aufgrund von Satzungen erhoben werden k&#246;nnen. Es mag dahinstehen, ob der Vorschrift entnommen werden kann, da&#223; b&#252;rgerlich-rechtliche Vereinbarungen &#252;ber Nutzungsentgelte neben oder anstelle der Erhebung von Sondernutzungsgeb&#252;hren ausgeschlossen sind,</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">vgl. Fickert, Stra&#223;enrecht in Nordrhein-Westfalen, 3.Aufl. &#167; 19 a StrWG NW, Rdnr. lt Walprecht/Cosson, Stra&#223;en und Wegegesetz des Landes Nordrhein-Westfalen, 2. Aufl. &#167; 19 a StrWG NW, Rdnr. 183,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">und die in &#167; 2 Abs. 1 des zwischen der Stadt K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der Beige&#8209;</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">ladenen geschlossenen Werbenutzungsvertrages geregelte Nutzungsentgeitvereinbarung deshalb unwirksam ist. Denn dies h&#228;tte jedenfalls schon wegen der entsprechenden Regelung des &#167; 9 Abs. 1 des Werbenutzungsvertrages nicht die Gesamtnichtigkeit des Vertrages zur Folge.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Eine m&#246;gliche Rechtswidrigkeit allein der Nutzungsentgeltvereinbarung w&#252;rde letztlich nicht zur Fehlerhaftigkeit der angefochtenen Ermessensentscheidung des Beklagten f&#252;hren, sondern betr&#228;fe ausschlie&#223;lich das (Innen-) Rechtsverh&#228;ltnis zwischen der Stadt</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">K,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der Beigeladenen. Denn zum einen w&#228;ren die vom Beklagtenangef&#252;hrten, die Ordnung des Stra&#223;enlandes betreffenden Erw&#228;gungen auch in diesem Falle (bei im &#252;brigen fortbestehendem Werbenutzungsvertrag) weiterhin tragf&#228;hig, zum anderen stellt die Wirksamkeit der Nutzungsentgeltvereinbarung keinen die Interessen des Kl&#228;gers ber&#252;hrenden Gesichtspunkt dar, der im Rahmen der vom Beklagten zu treffenden Ermessensentscheidung zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger mit seiner Berufungsbegr&#252;ndung auf einzelne, angeblich baurechtswidrig errichtete Werbeanlagen hingewiesen hat, vermag dies die hier in Rede stehende (generelle) Eignung einer exklusiven &#220;bertragung eines Werbenetzes auf ein einzelnes Plakatanschlagunternehmen zur Sicherstellung einer ordnungsgem&#228;&#223;en und verkehrsgerechten Ausgestaltung des Werbetr&#228;gernetzes nicht</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">ohne weiteres zu widerlegen. Im &#252;brigen hat der Beklagte unwidersprochen vorgetragen, da&#223; die vom Kl&#228;ger vorgelegten Fotografien</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">teilweise Werbetr&#228;ger betr&#228;fen, die vor Einf&#252;hrung des &#167; 13 Abs. 2 Satz 1 der BauO NW genehmigt worden seien (sog. Altanlagen) und daher Bestandsschutz gen&#246;ssen. Hinsichtlich der sogenannten Prismavisionsanlage an der&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - Stra&#223;e hat der Beklagteklargestellt, da&#223; es sich um eine lediglich probeweise und in K&#252;rze zu entfernende Anlage handele. Die genannten F&#228;lle lassen daher keine R&#252;ckschl&#252;sse auf eine Verfehlung der von der Stadt mit dem Werbenutzungsvertrag verfolgten Ziele durch eine diesen zuwiderlaufende Ermessenspraxis des Beklagten bei der Zulassung einzelner Anlagen zu. Auch den vom Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">18. Juli 1989 vorgelegten Fotografien ist nicht zu entnehmen, da&#223; der Beklagte baurechtswidrige Genehmigungen f&#252;r Werbeanlagen erteilt h&#228;tte. Dabei kann dahinstehen, ob die abgebildeten Werbeanlagen etwa die Aussicht auf begr&#252;nte Fl&#228;chen (13 Abs. 2 Satz 2BauO NW) verdecken. Denn &#167; 13 Abs. 2 BauO NW gilt gem&#228;&#223; &#167; 13</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Abs. 6 BauO NW nicht f&#252;r Anschl&#228;ge und Lichtwerbung an daf&#252;r genehmigten S&#228;ulen, Tafeln und Fl&#228;chen. Derartige Genehmigungen liegen f&#252;r die angesprochenen Werbeanlagen vor. Nach den - vom Kl&#228;ger nicht bestrittenen - Angaben des Beklagten in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 6. Juni 1990 hat dieser vor der Aufstellung der einzelnen Werbetr&#228;ger nicht nur ein Verfahren zur Erteilung einer Sondernutzungserlaubnis, sondern auch ein bauordnungsrechtliches Verfahren durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Es liegt auch keine gegen Art. 3 Abs. 1 GG versto&#223;ende Benachteiligung des Kl&#228;gers bei der Vergabe von Sondernutzungserlaubnissen vor. Denn wenn sich die &#220;bertragung s&#228;mtlicher Werbem&#246;glichkeiten auf ein einziges Anschlagunternehmen als besonders effektive M&#246;glichkeit zur verkehrlichen und gestalterischen &#220;berwachung der auf &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen befindlichen Werbeanlagen darstellt, so liegt eben hierin ein die unterschiedliche Behandlung rechtfertigender sachlicher Grund.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 30. September 1969 - IV A 1401/68 -.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, da&#223; es sich hei der Beigeladenen nicht um eine private Werbeagentur, sondern um ein von der Stadtwerke&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . GmbH</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">und damit letztlich von der Stadt K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; betriebenes kommunales</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Unternehmen handelt, wodurch die Einflu&#223;m&#246;glichkeiten des Beklagten in besonderem Ma&#223;e sichergestellt werden. Dabei ist die Gr&#252;ndung der Beigeladenen zum Zwecke der &#220;bernahme eines Werbenetzes auch nicht ihrerseits im Hinblick auf g 88, 89 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (GO NW) bedenklich. Nach</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">88 Abs. 1 Nr. 1 und &#167; 89 Abs. 1 Nr. 1 GO ist die Errichtung wirtschaftlicher Unternehmen bzw. die Gr&#252;ndung auf den Betrieb wirtschaftlicher Unternehmen gerichteter Gesellschaften durch einen dringenden &#246;ffentlichen Zweck begrenzt, wobei der Gemeinde hinsichtlich der Frage, ob ein dringender &#246;ffentlicher Zweck die Errichtung des Unternehmens erfordert, ein Beurteilungsspielraum zukommt,</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 22. Februar 1972 - IC 24.69 - BVerwGE 39, 329; v. Loebell, GO NW, &#167; 88 Anm. 2. c),</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">der nur einer eingeschr&#228;nkten gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung unterliegt. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; der Beklagte die Grenzen dieses Beurteilungsspielraums &#252;berschritten h&#228;tte, da die Gr&#252;ndung der Beigeladenen zum Zwecke der alleinigen &#220;bernahme eines st&#228;dtischen Werbetr&#228;gernetzes aus den bereits oben genannten Gr&#252;nden einer besseren &#220;berwachung des Betriebes der Werbeanlagen sowie des Schutzes des Stadtbildes im &#246;ffentlichen Interesse liegt.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die &#220;bertragung auf ein privatrechtliches Unternehmen st&#246;&#223;t auch nicht deshalb auf Bedenken, weil Betrieb und Unterhaltung des Werbetr&#228;gernetzes auf &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen durch die Beigeladene zumindest aus den oben genannten Gr&#252;nden der Erf&#252;llung &#246;ffentlicher Aufgaben dient.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu auch Bartlsperger, a.a.O., S. 65.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Hierin liegt insbesondere keine unzul&#228;ssige "Flucht in das Privatrecht", da sich eine Beh&#246;rde auf diese Weise nicht ihrer &#246;ffentlich-rechtlichen Bindungen entledigen kann. Die Rechtsverh&#228;ltnisse juristischer Personen des Privatrechts, durch die Tr&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlicher Verwaltung ihre &#246;ffentlichen Aufgaben erf&#252;llen,</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">unterliegen n&#228;mlich den Regeln des sog. Verwaltungsprivatrechts. Dies bedeutet in erster Linie, da&#223; die betreffenden juristischen Personen des Privatrechts an die Grundrechte gebunden sind; sofern sie rechtlich oder faktisch Monopolstellungen innehaben, bestehen dar&#252;ber hinaus Kontrahierungs- und Betriebspflichten,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu Erichsen-Martens, Allgemeines Verwaltungsrecht, 7. Aufl., &#167; 44 I, S. 419; Wolf-Bachof, Verwaltungsrecht I, 9. Aufl.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">&#167; 23 II b), S. 108 - 110,</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">die eine allgemeine und gleiche Benutzung der zur Verf&#252;gung gestellten Einrichtung in gleicher Weise sicherstellen wie dies bei einer Erf&#252;llung der &#246;ffentlichen Aufgabe durch den Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Verwaltung selbst der Fall w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Die Versagung der Sondernutzungserlaubnis verst&#246;&#223;t weiterhin nicht gegen Art. 12 Abs. 1 GG. Ein Eingriff in die Freiheit der Berufswahl liegt hierin ersichtlich nicht. Der Kl&#228;ger ist nicht generell gehindert, seinem Gewerbe nachzugehen, da er seine Werbetr&#228;ger auf privaten Grundst&#252;cken sowie auf &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen anderer Gemeinden, die keinen Werbenutzungsvertrag der hier in Rede stehenden Art abgeschlossen haben, errichten kann. Die Entscheidung des Beklagten hat auch keine die Berufsaus&#252;bung regelnde Wirkung. Art. 12 Abs. 1 GG verbietet es zwar den Beh&#246;rden, den einzelnen bei der Aus&#252;bung des von ihm gew&#228;hlten Berufes zu beschr&#228;nken oder zu hindern, sofern nicht h&#246;herwertige Gemeinschaftsg&#252;ter dies unabweisbar erfordern, verpflichtet jedoch nicht, dem Berufsbewerber die zur Aus&#252;bung des Berufs erforderlichen Mittel oder Gegenst&#228;nde - d. h. vorliegend die zur Errichtung der Werbetr&#228;ger erforderlichen Verkehrsfl&#228;chen - zur Verf&#252;gung zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 12. Dezember 1969</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">- VII C 75.68 - Buchholz, Sammel- und Nachschlagewerk-der Rechtsprechung des BVerwG,</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">407.4, &#167; 8 F StrG Nr. 4; OVG NW, Urteil vom 23. November 1966 - IV A 438/66 -, GewA 1967, S. 205.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist nicht ersichtlich, da&#223; die angefochtenen Bescheide den Kl&#228;ger in seinem durch Art. 14 GG gesch&#252;tzten Eigentumsrecht beeintr&#228;chtigen. Insbesondere liegt kein widerrechtlicher, unmittelbarer Eingriff in den Gewerbebetrieb des Kl&#228;gers vor. Art. 14 Abs. 1 GG sch&#252;tzt nicht vor dem Auftreten von Konkurrenten. Ob etwas anderes gilt, wenn ein Konkurrent durch eine beh&#246;rdliche Ma&#223;nahme eine Monopolstellung erlangt,</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 19. Dezember 1963 - I C 77.60 - BVerwGE 17, 306 (314),</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">mag dahinstehen. Dies ist vorliegend n&#228;mlich nicht der Fall; denn aufgrund des Werbenutzungsvertrages ist der Beigeladenen lediglich das ausschlie&#223;liche Recht zur Errichtung von Werbetr&#228;gern auf st&#228;dtischem Grund und Boden bzw. den &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen &#252;bertragen worden, so da&#223; dem Kl&#228;ger - wie bereits oben ausgef&#252;hrt - die M&#246;glichkeit der Errichtung von Werbeanlagen auf privaten Grundst&#252;cksfl&#228;chen sowie eventuell auf &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen anderer Gemeinden verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf g 154 Abs. 2, Abs. 3, 162 Abs. 3 VwGO. Es entspricht nicht der Billigkeit, die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen f&#252;r erstattungsf&#228;hig zu erkl&#228;ren, da diese keinen Antrag gestellt und sich daher keinem</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">eigenen Kostenrisiko ausgesetzt hat.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf g 167 VwGO, 708 Nr. 10, 711 Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwG3 hierf&#252;r nicht vorliegen.</p>
315,100
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25 C 4248/89
1990-06-06T00:00:00
2019-03-13T14:46:19
2022-10-18T15:09:06
Urteil
ECLI:DE:AGD:1990:0606.25C4248.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 23. April 1990</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, einer Erh&#246;hung der Grundmiete</p> <p> f&#252;r die im Erdgescho&#223; des Hauses Xstra&#223;e in X gelegene Wohnung auf 790,57 DM monatlich</p> <p> zuz&#252;glich der bisherigen Betriebskostenvorauszahlung</p> <p> von insgesamt 211,40 DM ab 01.02.1989 zuzustimmen. </p> <p></p> <p> Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin 9/10, die</p> <p> Beklagte 1/10.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Zwischen den Parteien besteht ein Mietverh&#228;ltnis &#252;ber eine Wohnung im Erdgescho&#223; des Hauses X, Xstra&#223;e, die 102,01 qm gro&#223; ist. Die monatliche Grundmiete betrug zun&#228;chst 656,85 DM = 6,44 DM pro qm.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Mit Schreiben vom 30.11.1988 verlangte die Kl&#228;gerin Zustimmung zu einer Erh&#246;hung der Grundmiete auf 841,60 DM monatlich = 8,25 DM pro qm ab 01.02.1989. Die Beklagte stimmte dem Mieterh&#246;hungsverlangen vorprozessual auf 7,40 DM pro qm zu, mit der Klageerwiderung auf 7,68 DM pro qm. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin beantragt insoweit den Erla&#223; eines Teil-Anerkenntnisurteils und insgesamt</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Beklagte zu verurteilen, einer Mieterh&#246;hung f&#252;r die im </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Erdgescho&#223; des Hauses Xstra&#223;e in X </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">gelegene Wohnung auf 841,60 DM monatlich zuz&#252;glich der</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">bisherigen Betriebskostenvorauszahlungen von insgesamt</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">211,40 DM ab 01.02.1989 zuzustimmen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Klageabweisung, insoweit sie dem Mieterh&#246;hungsverlangen</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">nicht zugestimmt hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Sie ist der Ansicht, dass eine Grundmiete von 7,68 DM pro qm aufgrund der Eigenart der Wohnung, der Art und Beschaffenheit des Geb&#228;udes und der Lage desselben angemessen ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Es ist ein schriftliches Sachverst&#228;ndigengutachten eingeholt worden gem&#228;&#223; den Beweisbeschluss vom 04.09.1989. Auf den Inhalt des Gutachtens sowie auf den &#252;brigen Akteninhalt wird Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist &#252;ber den von der Beklagten anerkannten Betrag von 7,68 DM pro qm nur in geringem Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167; 2 des Gesetzes zur Regelung der Mieth&#246;he verpflichtet, einer Erh&#246;hung der Grundmiete auf 7,75 DM pro qm = 790,57 DM monatlich ab 01.02.1989 zuzustimmen. Denn nach dem ausf&#252;hrlichen schriftlichen Gutachten des Sachverst&#228;ndigen X vom 04.09.1989 ist dies die orts&#252;bliche Vergleichsmiete f&#252;r die Wohnung der Beklagten. Wegen der Einzelheiten des Gutachtens wird auf dessen Inhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die nach dem Gutachten offengebliebenen Fragen hat der Sachverst&#228;ndige m&#252;ndlich dahin erl&#228;utert, dass in der Ausgangsmiete von 8,40 DM pro qm die M&#246;glichkeit der Gartennutzung auf eigene Kosten mit 0,40 DM pro qm Wohnfl&#228;che einbezogen worden sei. Die Werterh&#246;hung durch die M&#246;glichkeit der Gartennutzung werde jedoch durch die Wertminderung in Folge der Immissionen aus der Waschk&#252;che, die er mit 5 % oder 0,38 DM pro qm ber&#252;cksichtigt habe, in etwa aufgehoben. Weiterhin hat der Sachverst&#228;ndige erkl&#228;rt, wie er in seinen Unterlagen notiert habe, habe er bei der Wohnungsbesichtigung sowohl Waschmaschinenger&#228;usche als auch &#8211; Ger&#252;che wahrgenommen. Auf diese Dinge habe er bewusst geachtet, weil sie in der Akte bereits schrifts&#228;tzlich vorgetragen gewesen seien. Was schlie&#223;lich den Lageabzug von 5 % betrifft, so hat der Sachverst&#228;ndige erkl&#228;rt, dieser beziehe sich auf die Lage der Xstra&#223;e, die durch starkes Verkehrsaufkommen etwas schlechter zu bewerten sei als die Nachbarstra&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das Gericht schlie&#223;t sich den Ausf&#252;hrungen des erfahrenen Sachverst&#228;ndigen in vollem Umfang an und ist davon &#252;berzeugt, dass dieser die orts&#252;bliche Vergleichsmiete f&#252;r die Wohnung der Beklagten zutreffend ermittelt hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Nach allem war wie geschehen zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Von den Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 1 BGB nur 1/20 zu tragen, da sie bereits in der Klageerwiderung den Zustimmungsanspruch, soweit er begr&#252;ndet ist, bis auf 0,07 DM pro qm anerkannt hat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die &#252;brigen Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Ziffer 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Streitwert bis zum 10.05.1989: 1.040,50 DM,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">danach: 697,74 DM.</p>
315,101
ag-dortmund-1990-06-06-126-c-79990
{ "id": 647, "name": "Amtsgericht Dortmund", "slug": "ag-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
126 C 799/90
1990-06-06T00:00:00
2019-03-13T14:46:20
2022-10-18T15:09:06
Urteil
ECLI:DE:AGDO:1990:0606.126C799.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 13,70 DM nebst 7 % Zinsen seit dem 14.12.1989 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin war Vermieterin der Beklagten. Ab August 1989 betrug der monatliche Mietzins 761,37 DM. Die Kl&#228;gerin macht jedoch f&#252;r August 1989 nur einen erm&#228;&#223;igten Mietzins in H&#246;he von 688,57 DM geltend. Von August bis Dezember 1989 zahlte die Beklagte nur 606,37 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unstreitig kam es in der Wohnung der Beklagten zu Schwierigkeiten mit dem Trinkwasser. Das Trinkwasser war jedenfalls verf&#228;rbt. &#220;ber den Umfang der Verf&#228;rbung besteht zwischen den Parteien Streit.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht den r&#252;ckst&#228;ndigen Mietzins in H&#246;he von 702,20 DM geltend.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, die geringf&#252;gige Verf&#228;rbung des Trinkwassers in der Wohnung der Beklagten sei nur nach l&#228;ngeren Zapfpausen aufgetreten. Die Verf&#228;rbung sei auch gesundheitsunsch&#228;dlich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">an sie 702,20 DM nebst 7 % Zinsen</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">seit dem 14.12.1989 sowie 5,- DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, das Wasser sei v&#246;llig unregelm&#228;&#223;ig braun gef&#228;rbt gewesen. Es habe jedoch auch Zeiten gegeben, in denen man den Wasserhahn eine halbe Stunde lang ge&#246;ffnet lassen konnte, ohne da&#223; sich die Wasserqualit&#228;t besserte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus behauptet die Beklagte, sie sei durch die am Haus befindliche Trinkhalle gest&#246;rt worden. Es sei zu erheblichen L&#228;rmbel&#228;stigungen gekommen. Dar&#252;ber hinaus sei sie von den Trinkhallenbenutzern angep&#246;belt und beleidigt worden. Dar&#252;ber hinaus sei es zu Verschmutzungen durch die Trinkhalle gekommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, sie k&#246;nne deswegen den Mietzins in der geschehenen Form mindern.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen U, T, N und L. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Protokoll der Sitzung vom 6.6.1990 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur zu einem geringen Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist berechtigt, den Mietzins insgesamt um 20 % zu mindern. Ein Minderungsbetrag von 10 % entf&#228;llt dabei auf das Trinkwasser. Zwischen den Parteien ist unstreitig, da&#223; es in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit dem Trinkwasser der Beklagten gegeben hat. Die Beweisaufnahme durch die Vernehmung der Zeugin U hat ergeben, da&#223; das Trinkwasser insgesamt in erheblich st&#228;rkerem Umfang verschmutzt war, als es die Kl&#228;gerin einr&#228;umen will. Die Zeugin hat zwar die braune Verf&#228;rbung des Wassers in der Wohnung der Beklagten nicht selbst wahrgenommen, die gesamten von ihr geschilderten Umst&#228;nde sind jedoch so eindeutig, da&#223; nur der Schlu&#223; auf erhebliche Bel&#228;stigung der Beklagten gezogen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Einw&#228;nde der Kl&#228;gerin, die Braunf&#228;rbung sei gesundheitsunsch&#228;dlich, ist unerheblich. Zum einen war diese Gesundheitsunsch&#228;dlichkeit der Beklagten nicht bekannt. Zum anderen ist gerade verf&#228;rbtes Wasser allenfalls zur Toilettensp&#252;lung geeignet. Zum Waschen und zur Zubereitung von Nahrung kann es nicht verwandt werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Des weiteren steht der Beklagten ein Minderungsanspruch wegen der Bel&#228;stigung durch die Trinkhalle zu. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, da&#223; es hier zu erheblichen Bel&#228;stigungen gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin U hat bekundet, es sei zu L&#228;rm gekommen. wenn demgegen&#252;ber der Zeuge L erkl&#228;rt hat, er habe bei seinen Stichproben keinen L&#228;rm festgestellt, so steht das der Aussage der Zeugin U nicht entgegen. Es ist durchaus denkbar, da&#223; zu anderen Zeiten gel&#228;rmt wurde. Es ist insbesondere denkbar, da&#223; die betreffenden Personen nach den Stichproben in erheblichem Ma&#223;e gel&#228;rmt haben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Neben dem L&#228;rm ist die Beklagte auch durch die von den Trinkhallenbenutzern ausgehenden Bel&#228;stigungen beeintr&#228;chtigt worden. Sowohl die Zeugin U als auch die Zeugin T und der Zeuge L haben &#252;bereinstimmend bekundet, da&#223; Passanten von den Trinkhallenbenutzern bel&#228;stigt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus haben die Trinkhallenbenutzer den Eingangsbereich zum Hause der Kl&#228;gerin verschmutzt. Dies folgt insbesondere aus der Aussage des Zeugen N. Er hat bekundet, er habe jeden Tag vor der Trinkhalle Zigarettenstummel und Bieflaschen beseitigen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ergibt sich damit eine Bel&#228;stigung, bei der das Gericht eine Mietminderung von 10 % f&#252;r angemessen h&#228;lt. Insgesamt ist damit eine Mietminderung in H&#246;he von 20 % von der Bruttomiete angemessen (vgl. Sternel Randziffer II 556). Die Beklagte kann daher insgesamt 2 c je 380,65 DM mindern. Davon ist in Abzug zu bringen der von der Kl&#228;gerin bereits anerkannte Betrag von 72,80 DM f&#252;r den Monat August 1989. Es verbleibt ein zu zahlender Betrag von 13,70 DM.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vorgerichtliche Mahnkosten kann die Kl&#228;gerin nicht verlangen. Die Kl&#228;gerin hat nicht substantiiert vorgetragen, wann genau die Beklagte gemahnt worden ist und welche Kosten dadurch entstanden sind, die &#252;ber die allgemeinen Verwaltungskosten hinausgehen. Wenn die Kl&#228;gerin sich der Vorteile einer EDV-Anlage bedient, dann mu&#223; sie auch die Nachteile, die sich aus dem Fehlen von genauen Belegen ergeben, hinnehmen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung folgt aus &#167; 284 Abs. 1 Satz 1, &#167; 286 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit findet ihre Rechtsgrundlage in den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO.</p>
315,102
olgk-1990-06-06-24-u-2490
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 24/90
1990-06-06T00:00:00
2019-03-13T14:46:21
2022-10-18T15:09:06
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0606.24U24.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung gegen das am 15. Dezember 1989 verk&#252;ndete Zweite Vers&#228;umnisurteil der 30. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 30 0 361/89 -wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung - auch im Wege der Gestellung der unbedingten und unbefristeten selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank, Volksbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland - in H&#246;he von 21.000,00 DM abwenden, falls nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstrekkung Sicherheit in gleicher Art und H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat ihren Sitz unter der Anschrift A Stra&#223;e x in L. Sie betreibt in dem Haus I xx in L die Gastst&#228;tte "Q". Ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer wohnt im Haus M Stra&#223;e xx - xx in L.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat im Jahre 1989 den Kl&#228;ger mit der Lieferung und dem Einbau einer Gastst&#228;tteneinrichtung beauftragt. Aufgrund dieses Auftrags macht der Kl&#228;ger gegen sie einen Restwerklohnanspruch in H&#246;he von 15 615,74 DM nebst Zinsen geltend. Entsprechende Mahn- und Vollstreckungsbescheide des Amtsgerichts K&#246;ln sind der Beklagten durch Niederlegung bei der f&#252;r die Wohnung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten zust&#228;ndigen Postanstalt zugestellt worden. Auf den rechtzeitigen Einspruch gegen den Vollstreckungsbescheid hat das Landgericht, an das der Rechtsstreit abgegeben worden ist, Verhandlungstermin auf den 15. Dezember 1989 anberaumt. Die Zustellung der Ladung zu diesem Termin ist in der gleichen Weise, wie beschrieben, erfolgt. Gegen die im Termin nicht vertreten gewesene Beklagte ist sodann das zweite Vers&#228;umnisurteil mit dem Inhalt der Verwerfung des Einspruchs gegen den Vollstreckungsbescheid erlassen worden. Gegen dieses, am 21. Dezember 1989 wiederum auf die beschriebene Weise zugestellte Urteil wendet sich die Beklagte mit der Berufung, die am 14. Februar 1990 beim Oberlandesgericht K&#246;ln eingegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte macht unter Hinweis auf &#167; 184 Abs. 2 ZPO geltend, die Zustellung des Urteils und s&#228;mtliche vorangegangenen Zustellungen seien fehlerhaft, weil sie unter der Anschrift der Gastst&#228;tte "Q" ein besonders Gesch&#228;ftslokal unterhalten habe und unterhalte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil aufzuheben und den Rechtsstreit an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er tritt dem Vortrag der Beklagten entgegen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die in beiden Instanzen zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 513 Absatz 2 Satz 1 ZPO statthafte Berufung ist unzul&#228;ssig, weil sie nicht innerhalb der in &#167; 516 ZPO vorgeschriebenen Frist von 1 Monat nach Zustellung des Zweiten Vers&#228;umnisurteils eingelegt worden ist. Die Zustellung dieses Urteils ist entgegen der Auffassung der Beklagten wirksam erfolgt. Gem&#228;&#223; &#167; 184 Absatz 2 ZPO ist die Zustellung durch Niederlegung (&#167; 182 ZPO) statthaft, wenn der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH in seiner Wohnung nicht angetroffen wird und ein besonderes Gesch&#228;ftslokal der Gesellschaft nicht vorhanden ist. Diese Voraussetzungen waren bei der Zustellung des angefochtenen Urteils gegeben. Der Firmensitz der Beklagten befindet sich unstreitig im Hause A Stra&#223;e x in L. Das Lokal I xx ist nicht etwa eine Zweigniederlassung des Unternehmens (vgl. dazu RGZ 109, 265), sondern eine blo&#223;e Betriebsst&#228;tte, die au&#223;erdem, wie sich in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat ergeben hat, fr&#252;hestens ab Mittag ge&#246;ffnet ist. Blo&#223;e Betriebsst&#228;tten wie die Fabrik, das Warenlager oder die Auslieferungsstelle - ihnen ist das hier in Rede stehende Lokal vergleichbar - sind nicht als Gesch&#228;ftsr&#228;ume im Sinne von &#167; 184 Absatz 2 ZPO anzusehen (vgl. Stein-Jonas-Schumacher, 20. Auflage, &#167; 184 Rdnr. 8; Wieczorek, 2. Auflage, &#167; 183, Anm.B 1).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Was den Firmensitz A Stra&#223;e x anbetrifft, liegt unstreitig eine Mehrzahl erfolgloser Zustellungsversuche vor. Diese Sachlage berechtigte und berechtigt zu der Vermutung, da&#223; ein Gesch&#228;ftslokal im Sinne von &#167; 184 Absatz 2 ZPO tats&#228;chlich nicht vorhanden ist (vgl. Stein-Janas-Schumacher a. a. 0.Rdnr. 11), so da&#223; das Zweite Vers&#228;umnisurteil gem&#228;&#223; &#167; 182 ZPO durch Niederlegung zugestellt werden durfte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, Abs. 1, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz = Wert der Beschwer der Beklagten: 15 615,74 DM.</p>
315,103
vg-munster-1990-06-06-6-k-84289
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 K 842/89
1990-06-06T00:00:00
2019-03-13T14:46:22
2022-10-18T15:09:05
Urteil
ECLI:DE:VGMS:1990:0606.6K842.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Leistungsbescheid des Beklagten vom 5. Dezember 1988 in der Fassung des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster vom 3. Mai 1989 wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Berufung wird nicht zugelassen. </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks"> T a t b e s t a n d:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob der Kl&#228;ger die Kosten f&#252;r die Beseitigung eines Kraftfahrzeuges als Abfall zu zahlen hat, welches im &#246;ffentlichen Verkehrsraum ohne g&#252;ltiges Kennzeichen abgestellt worden war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei einer Kontrolle am 25. Juli 1988 stellten Bedienstete des Beklagten fest, dass auf dem der &#214;ffentlichkeit zug&#228;nglichen Parkdeck Br&#252;ningheide 69 bis 73 in M&#252;nster ein Kraftfahrzeug - Typ Volkswagen K&#228;fer, Baujahr 1971 - ohne g&#252;ltiges Kennzeichen abgestellt worden war. Der Kl&#228;ger hatte das Kennzeichen zum Zweck einer vor&#252;bergehenden Stillegung des Fahrzeuges entfernt. Diese Stillegung erfolgte am 2. August 1988. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Als das Fahrzeug auch am 13. September 1988 noch auf dem Parkdeck vorgefunden wurde, lie&#223; der Beklagte einen Aufkleber nach &#167; 5 Abs. 2 des Abfallgesetztes anbringen. Dieser Aufkleber enthielt die Aufforderung, das Fahrzeug bis zum 12. Oktober 1988 zu entfernen. Andernfalls gelte es als Abfall, der ordnungsgem&#228;&#223; entsorgt werden m&#252;sse. Die Beh&#246;rde k&#246;nne auch auf Kosten des Pflichtigen das Fahrzeug beseitigen oder beseitigen lassen. Bei einer weiteren Kontrolle am 3. November 1988 wurde festgestellt, dass der Wagen vom Parkdeck herunter auf einen in der N&#228;he gelegenen Parkstreifen der &#246;ffentlichen Stra&#223;e verbracht worden war. Der Aufkleber war von der Frontscheibe entfernt und im Inneren des Wagens angebracht worden. Daraufhin lie&#223; der Beklagte am 24. November 1988 das Fahrzeug durch eine von ihm beauftragtes Unternehmen abschleppen und verschrotten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Leistungsbescheid vom 5. Dezember 1988 forderte der Beklagte den Kl&#228;ger, der sich zwischenzeitlich telefonisch gemeldet hatte, auf, die Kosten der Ma&#223;nahme in H&#246;he von 76.03 DM zu erstatten. Die vom Beklagten als Widerspruch behandelte Eingabe des Kl&#228;gers, mit der er sich gegen die Behandlung des Wagens als Abfall mit der Begr&#252;ndung wandte, das Fahrzeug sei noch bis M&#228;rz 1999 &#132;T&#220;V- abgenommen" gewesen und habe einschlie&#223;lich eines eingebauten Kassettenradios im Wert von ca. 200,-- DM einen Verkaufswert von noch 1.000,-- DM besessen, wies der Regierungspr&#228;sident M&#252;nster mit Widerspruchsbescheid vom 3. Mai 1989 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat der Kl&#228;ger am 26. Mai 1989 Klage erhoben, mit der er seine Auffassung vertieft, die Beseitigung des verkehrstauglichen Fahrzeuges sei zu Unrecht erfolgt. Eine Kostenerstattung f&#252;r die Beseitigung des Fahrzeuges komme damit nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Leistungsbescheid des Beklagten vom 5. Dezember 1988 in der Fassung des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster vom 3. Mai 1989 aufzuheben. Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. Er h&#228;lt den angefochtenen Leistungsbescheid f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Leistungsbescheid des Beklagten ist rechtswidrig und verletzt den Kl&#228;ger in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO). Der Kl&#228;ger ist nicht verpflichtet, die mit diesem Bescheid geltend gemachten Kosten der Beseitigung des in Rede stehenden Fahrzeuges zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der allein in Betracht kommenden und vom Beklagten auch herangezogenen Rechtsgrundlage des &#167; 11 Abs. 2 Nr. 7 der Kostenordnung zum Verwaltungsvollstreckungsgesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (KostO NW) liegen nicht vor. Nach dieser Vorschrift sind der Vollstreckungs- bzw. Vollzugsbeh&#246;rde vom Pflichtigen unter anderem solche Betr&#228;ge zu erstatten, die bei der Ersatzvornehme an Beauftragte zu zahlen sind. Voraussetzung f&#252;r das Entstehen des Erstattungsanspruchs ist eine rechtm&#228;&#223;ige Durchf&#252;hrung der Ersatzvornahme. Daran fehlt es hier.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Ersatzvornahme ist unter Beauftragung des Abschleppdienstes Mahnke ohne eine vorausgegangene, auf eine Beseitigung des Fahrzeuges als Abfall durch den Pflichtigen selbst abzielende sogenannte Grundverf&#252;gung im Wege des sofortigen Vollzuges nach &#167; 55 Abs. 2 des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (VwVG) durchgef&#252;hrt worden. Damit mussten zur Rechtm&#228;&#223;igkeit der Ersatzvornahme die besonderen Voraussetzungen des &#167; 55 Abs. 2 VwVG vorliegen. Das ist nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 55 Abs. 2 VwVG kann der Verwaltungszwang - auch in der Form einer Ersatzvornahme - ausnahmsweise ohne vorausgehenden, dem Pflichtigen das geforderte Verhalten aufgebende, Verwaltungsakt unter anderem dann angewendet werden, wenn der sofortige Vollzug zur Abwehr einer gegenw&#228;rtigen Gefahr notwendig ist und die Beh&#246;rde hierbei innerhalb ihrer gesetzlichen Befugnisse handelt. Die Notwendigkeit zu einem Vorgehen im Wege des sofortigen Vollzuges im Sinne des &#167; 55 Abs. 2 VwVG setzt eine Lage voraus, in der die Abwendung der Gefahr nicht auf dem f&#252;r den Regelfall vorgesehenen Weg - im sogenannten gestreckten Vollzug - m&#246;glich ist. In einer solchen Lage befindet sich die Vollzugsbeh&#246;rde dann, wenn die mit dem normalen Weg des Einschreitens verbundenen Verz&#246;gerungen Abwehrma&#223;nahmen unwirksam werden lie&#223;en oder wesentlich beeintr&#228;chtigen w&#252;rden, wenn also allein der sofortige Vollzug geeignet ist, die gegenw&#228;rtige Gefahr abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa: Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen (OVG NW), Urteil vom 16. Dezember 1988 - 20 A 2659/87 - , S. 11; Urteil vom 26. M&#228;rz 1984 - 20 A 1242/83 - , S. 7, jeweils m.n.N. Innerhalb ihrer gesetzlichen Befugnis handelt die Beh&#246;rde, wenn sie f&#252;r das Einschreiten zust&#228;ndig ist und die Durchf&#252;hrung der getroffenen Ma&#223;nahme von dem in Anspruch Genommenen h&#228;tte verlangen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In Anwendung dieser Grunds&#228;tze erweist sich das Vorgehen des Beklagten als fehlerhaft. Dabei ist bereits fraglich, ob der Beklagte vom Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 4 Satz 1 Abfallgesetz (AbfG) die - dann im Wege des sofortigen Vollzuges durch Ersatzvornahme verwirklichte - Beseitigung des in Rede stehenden Fahrzeuges als Abfall h&#228;tte verlangen k&#246;nnen. Die Qualifizierung des Fahrzeuges Als Abfall unterliegt erheblichen Bedenken. Die Annahme, es handele sich bei dem Fahrzeug um einen Gegenstand, dessen sich der Besitzer habe entledigen wollen (sog. subjektiver Abfallbegriff, &#167; 1 Abs. 1 Satz 1, 1. Alternative AbfG), scheidet von vornherein aus. Davon, dass sich das Fahrzeug im Zeitpunkt des beh&#246;rdlichen Einschreitens in einem Zustand befunden h&#228;tte, der es als geboten h&#228;tte erscheinen lassen, es zur Wahrung des Wohls der Allgemeinheit als Abfall zu entsorgen (sog. objektiver Abfallbegriff, &#167; 1 Abs. 1 Satz 1, 2. Alternative AbfG), geht der Beklagte, wie auch seine Vorgehen nach &#167; 5 Abs. 2 AbfG zeigt, selbst nicht aus. Hiergegen ist angesichts des Eindrucks, den das Fahrzeug auf dem der Kammer vorliegenden Lichtbild vom 13. September 1988 vermittelt, nichts zu erinnern. Hiernach hat es sich um ein zwar &#228;lteres, aber &#228;u&#223;erlich in gut erhaltenem und durchaus gepflegtem Zustand befindliches Fahrzeug gehandelt. Auch der Umstand, dass der Wagen, wie sich sp&#228;ter herausgestellt hat, erst im M&#228;rz 1990 zur n&#228;chsten Hauptuntersuchung anstand, best&#228;tigt diese Einsch&#228;tzung. Von einem nicht mehr fahrbereiten und sinnvollerweise nicht mehr reparaturf&#228;higen Autowrack, dessen Ablagerung im &#246;ffentlichen Verkehrsraum zu einer Beeintr&#228;chtigung abfallrechtlich relevanter Schutzg&#252;ter f&#252;hren k&#246;nnte, konnte nach alledem keine Rede sein. Soweit ein l&#228;ngerfristiges Abstellen eines nicht zugelassenen Kraftfahrzeuges m&#246;glicherweise als Verletzung stra&#223;enverkehrsrechtlicher Bestimmungen aufzufassen w&#228;re, w&#252;rde dies die vom Beklagten vollzogene Entsorgung des Fahrzeuges als Abfall ohnehin nicht rechtfertigen k&#246;nnen. In Betracht k&#228;men insoweit allenfalls stra&#223;enverkehrsrechtliche Ma&#223;nahmen, die der Beklagte hier jedoch nicht ergriffen hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa: Kunig/Schwermer/Versteyl, AbfG, &#167; 1 Rdner. 27. Soweit der Beklagte die Abfalleigenschaft des Fahrzeuges auf der Grundlage des &#167; 5 Abs. 2 AbfG angenommen hat, begegnet dies ebenfalls erheblichen Bedenken. Nach dieser Bestimmung, die als gesetzliche Vermutungsregelung die Abfalleigenschaft fingiert, gelten Kraftfahrzeuge (oder Anh&#228;nger) ohne g&#252;ltige amtliche Kennzeichen. die auf &#246;ffentlichen Fl&#228;chen abgestellt sind, als Abfall, wenn 1. keine Anhaltspunkte daf&#252;r sprechen, dass sie noch bestimmungsgem&#228;&#223; genutzt werden oder dass sie entwendet wurden, und 2. wenn sie nicht innerhalb eines Monats nach einer am Fahrzeug angebrachten, deutlich sichtbaren Aufforderung entfernt worden sind. Zwar war das Fahrzeug vom Kl&#228;ger f&#252;r l&#228;ngere Zeit ohne g&#252;ltiges amtliches Kennzeichen auf einer &#246;ffentlichen Fl&#228;che im Sinne der Vorschrift abgestellt worden; auch wurde es trotz der vom Beklagten angebrachten Aufforderung nach &#167; 5 Abs. 2 AbfG nicht innerhalb der genannten Frist von der &#246;ffentlichen Fl&#228;che entfernt. Das blo&#223;e Umsetzen von dem Parkdeck auf die nur wenig entfernt gelegene Parkbucht stellt in diesem Zusammenhang kein &#132;Entfernen" im Sinne des &#167; 5 Abs. 2 AbfG dar. Zweifelhaft ist aber, ob der Beklagte auch davon ausgehen durfte, das Fahrzeug werde nicht mehr bestimmungsgem&#228;&#223; genutzt. Nach dem Gesamteindruck. den das Fahrzeug nach Zustand und Abstellort vermittelte, konnte jedenfalls nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass eine Nutzung als Fahrzeug nicht mehr m&#246;glich bzw. gewollt war. In diesem Zusammenhang k&#246;nnte auch der Umstand Bedeutung zukommen, dass der Wagen nach dem 13. September 1988 auf einen Parkstreifen f&#252;r Kraftfahrzeuge umgesetzt und die Aufforderung des Beklagten von der Frontscheibe entfernt wurde. Hierin k&#246;nnte ein Anhalspunkt daf&#252;r gesehen werden, dass das Fahrzeug seinerzeit jedenfalls noch betriebsf&#228;hig war und weiterhin bestimmungsgem&#228;&#223; genutzt werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Alle diese Gesichtspunkte bed&#252;rfen jedoch keiner abschlie&#223;enden Beurteilung. Auch braucht die Kammer dem Vorbringen des Kl&#228;gers nicht nachzugehen, im Wagen sei eine Mitteilung angebracht gewesen, wonach er - der Kl&#228;ger - nur vor&#252;bergehend ortsabwesend war. Denn wenn auch unterstellt wird, dass Fahrzeug sein nach Ma&#223;gabe des &#167; 5 Abs. 2 AbfG als Abfall zu behandeln, so lagen jedenfalls die besonderen Voraussetzungen des &#167; 55 Abs. 2 VwVG nicht vor. Von dem Fahrzeug, welches im Zeitpunkt der Entfernung durch den Beklagten (24. November 1988) auf einem zur &#246;ffentlichen Stra&#223;e geh&#246;renden Parkstreifen (vgl. &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1 Stra&#223;en- und Wegegesetz des Landes Nordrhein-Westfalen) abgestellt war, ging eine den Sofortvollzug rechtfertigende gegenw&#228;rtige Gefahrenlage nicht aus. Der - hier unterstellte - blo&#223;e Versto&#223; gegen die einen Abfallbesitzer nach &#167; 3 Abs. 4 AbfG treffende Entsorgungspflicht begr&#252;ndet die Notwendigkeit eines sofortigen Eingreifens allein nicht. Dies w&#252;rde dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit widersprechen. Notwendig ist vielmehr - wie oben bereits dargelegt - eine &#252;ber einen blo&#223;en Rechtsversto&#223; hinausgehende besondere Gefahrenlage, die die sofortige Beseitigung der St&#246;rung gebietet. Daf&#252;r fehlen jedoch jegliche konkreten Anhaltspunkte. Da&#223; das Fahrzeug etwa &#214;l oder sonstige Betriebsstoffe verloren h&#228;tte, ist vom Beklagten nicht festgestellt worden. Der Wagen war &#228;u&#223;erlich unbesch&#228;digt und stellte auch in sonstiger Hinsicht - etwa in Hinblick auf spielende Kinder oder andere Verkehrsteilnehmer - keine Gefahrenquelle dar. Dies wird durch das Vorgehen des Beklagten selbst unterstrichen. So hat er n&#228;mlich, ohne dass zwischenzeitlich besondere Umst&#228;nde hinzugetreten w&#228;ren, auch nach Ablauf der Frist des &#167; 5 Abs. 2 AbfG noch &#252;ber einen Monat mit der Beseitigung des Fahrzeuges zugewartet. Die Annahme einer Dringlichkeit w&#228;re hiermit nicht vereinbar. Daran &#228;ndert nicht, dass das Fahrzeug wegen der fehlenden amtlichen Kennzeichen nicht ohne weiteres einem bestimmten Pflichtigen, dem die Entsorgung als Abfall h&#228;tte aufgegeben werden k&#246;nnen, zuzuordnen war. Ein Vorgehen im Wege des Sofortvollzugs war gleichwohl nicht geboten. Denn der Beklagte konnte ohne Schwierigkeiten mit Hilfe der vorhandenen Fahrzeug-Identit&#228;ts-Nummer beim Kraftfahrt-Bundesamt den letzten Halter ermitteln und diesen - gegebenenfalls unter Anordnung der sofortigen Vollziehung und mit kurzer Frist - in Anspruch nehmen. Eine solche Halteranfrage hat der Beklagte auch nach der Verschrottung des Fahrzeuges beim Kraftfahrt-Bundesamt erfolgreich angebracht. Soweit zur Feststellung der Identit&#228;ts-Nummer ein &#214;ffnen des Fahrzeuges mit Hilfe eines Nachschl&#252;ssels oder in Anwendung &#228;hnlicher Ma&#223;nahmen notwendig gewesen w&#228;re, h&#228;tte dies angesichts der gegebenen Umst&#228;nde dem Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz entsprochen. Eine relevante Verz&#246;gerung bzw. Beeintr&#228;chtigung von gebotenen Abwehrma&#223;nahmen h&#228;tte ein solches Vorgehen nicht bewirkt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO, deren vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist gem&#228;&#223; Artikel 2 &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Entlastungsgesetzes (EntlG) nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des Art. 2 &#167; 4 Abs. 2 EntlG i.V.m. &#167; 131 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,104
olgham-1990-06-01-5-uf-5090
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 50/90
1990-06-01T00:00:00
2019-03-13T14:46:24
2022-10-18T15:09:05
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0601.5UF50.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschlu&#223; des Amtsgerichts ... vom 19. Dezember 1989 wird teilweise abge&#228;ndert.</p> <p>Die Stereoanlage erh&#228;lt der Antragsgegner, den Spiegelschrank die Antragstellerin, jeweils zu Alleineigentum.</p> <p>Die Beschwerde im &#252;brigen und die Anschlu&#223;beschwerde werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Hinsichtlich der erstinstanzlichen Kosten verbleibt es bei der Kostenentscheidung im angefochtenen Beschlu&#223;. Die gerichtlichen und beiderseitigen au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beschwerdeverfahrens werden der Antragstellerin auferlegt.</p> <p>Der Wert des Beschwerdeverfahrens (Beschwerde und Anschlu&#223;beschwerde) wird auf 9.000,00 DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde: </b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Auf die zul&#228;ssige Beschwerde des Antragsgegners war der angefochtene Beschlu&#223; teilweise abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat fehlerhaft unter Anwendung der Vorschriften der Hausratsverordnung der Antragstellerin die Einbauk&#252;che zu Alleineigentum zugewiesen. Bei der hier streitigen Einbauk&#252;che handelt es sich nicht um "Hausrat". Dieser Begriff entspricht dem Begriff "Haushaltsgegenstand" in &#167;1361 a BGB (vgl. Johannsen/Henrich/Voelskow, Anhang &#167;1361 b, &#167;8 HausrVO Anm. 3). Keine Haushaltsgegenst&#228;nde sind dann unbewegliche Sachen einschlie&#223;lich wesentlicher Bestandteile und Zubeh&#246;r (Johannsen/Henrich/Voelskow &#167;1361 a Anm. 6).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vortrag beider Parteien ist im vorliegenden Fall davon auszugehen, da&#223; diese konkrete K&#252;che wesentlicher Bestandteil des Geb&#228;udes geworden ist, das im Eigentum des Antragsgegners steht. Nach der von der Antragstellerin erstinstanzlich abgegebenen eidesstattlichen Erkl&#228;rung vom 9. M&#228;rz 1987 mu&#223;ten f&#252;r die K&#252;che eigens Anschl&#252;sse neu verlegt und Maurerarbeiten durchgef&#252;hrt werden. Diese eidesstattliche Erkl&#228;rung hat sie zwar im Senatstermin abgeschw&#228;cht und angegeben, da&#223; m&#246;glicherweise Stemmarbeiten durchgef&#252;hrt werden mu&#223;ten, aber keine Wand f&#252;r den Einbau der K&#252;che versetzt werden mu&#223;te. Es ist aber nach dieser &#196;u&#223;erung dennoch davon auszugehen, da&#223; nicht unerhebliche Arbeiten zur Installation dieser konkreten K&#252;che gemacht werden mu&#223;ten. Nach dem Vortrag des Antragsgegners, dem die Antragstellerin nicht entgegegetreten ist, handelt es sich hier um eine K&#252;che, die auch &#252;ber Eck konzipiert war. Gerade f&#252;r die Eckst&#252;cke waren wegen der r&#228;umlichen Gegebenheiten besondere Ma&#223;e erforderlich. Auch war eine Anpassung der Oberschr&#228;nke wegen der in dem &#228;lteren Haus unterschiedlichen Deckenh&#246;he erforderlich. Die Antragstellerin ist auch nicht der Behauptung des Antragsgegners entgegengetreten, allein der Ausbau und ein erneuter Aufbau der K&#252;che w&#252;rde Kosten in H&#246;he von 3.000,00 DM verursachen. Dies alles spricht daf&#252;r, da&#223; diese K&#252;che nicht nur zu einem vor&#252;bergehenden Zweck (&#167;95 BGB) eingebaut worden ist, sondern wesentlicher Bestandteil des Geb&#228;udes geworden ist. Es handelt sich um eine zweckbestimmt f&#252;r diese R&#228;umlichkeiten angefertigte und in diese R&#228;umlichkeiten eingepa&#223;te K&#252;che, deren Verwendung genau in diesem Aufbau in einem anderen Raum in einer anderen Wohnung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen ist. Dabei kommt es nicht darauf an, da&#223; es grunds&#228;tzlich m&#246;glich w&#228;re, diese K&#252;che gegebenenfalls wieder herauszunehmen aus dem Geb&#228;ude und gegebenenfalls unter Ver&#228;nderung oder gar Weglassen von Einzelteilen an anderer Stelle wieder aufzubauen. Die konkrete Einbauk&#252;che h&#228;tte Ihren eigenen Charakter verloren und w&#228;re in ihrem Grundwesen ver&#228;ndert, ebenso wie das Haus ohne diese K&#252;che unvollst&#228;ndig und in seinem Wesen ver&#228;ndert w&#228;re (vgl. auch OLG Hamburg, MDR 78, 138).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der hier streitigen K&#252;che kann ihre Eigenschaft als wesentlicher Bestandteil auch nicht deswegen abgesprochen werden, weil sie erst nachtr&#228;glich in das Geb&#228;ude eingef&#252;gt worden ist. Auch eine nachtr&#228;glich, mit Installation und Maurerarbeiten vorgenommene Einpassung einer K&#252;che dient zur "Herstellung" des Geb&#228;udes. Auf den Zeitpunkt der Einf&#252;gung kann es nicht ankommen; auch was im Zuge der Renovierung oder eines Umbaus eingef&#252;gt wird, wird wesentlicher Bestandteil, wobei es auf eine feste Verbindung noch nicht einmal ankommt (vgl. Palandt/Heinrichs &#167;94 Anm. 3 b m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da die K&#252;che als wesentlicher Bestandteil einer Zuweisung nach der Hausratsverordnung nicht unterlag, war schon daher der angefochtene Beschlu&#223; abzu&#228;ndern, wegen der fehlenden Hausratseigenschaft bedurfte es auch keiner Zuweisung an den Antragsgegner.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der zwischen den Parteien noch streitigen Gegenst&#228;nde Stereoanlage und Spiegelschrank erschien es dem Senat billig, die im Tenor genannte Verteilung anzuordnen. Hinsichtlich beider Gegenst&#228;nde ist von der Vermutung des &#167;8 Abs. 2 Hausratsverordnung auszugehen. Ein im Badezimmer h&#228;ngender Spiegelschrank ist nach der Lebenserfahrung f&#252;r den gemeinsamen Haushalt angeschafft worden, wobei es unerheblich ist, wer die Mittel zur Anschaffung zur Verf&#252;gung gestellt hat und auf wen die Rechnung ausgestellt ist. Das gleiche gilt auch f&#252;r eine im Wohnzimmer stehende Musikanlage, die in der Regel der Unterhaltung aller Familienmitglieder dienen soll. Ein Alleineigentum des Antragsgegners ist nicht bewiesen. Beide Gegenst&#228;nde haben zur Zeit einen Restwert, der praktisch nicht mehr ins Gewicht f&#228;llt. Die im Jahre 1980 beschaffte Stereoanlage ist von der technischen Entwicklung und der Preisentwicklung so &#252;berholt, da&#223; ihr nur ein geringer Verkaufswert anhaftet ebenso wie dem nach dem Vortrag der Antragstellerin besonders teuren Spiegelschrank im Badezimmer. Beide Parteien haben umfangreich Hausrat aus der fr&#252;heren gemeinsamen Wohnung erhalten. Im Rahmen einer Gesamtabw&#228;gung erschien es dem Senat angemessen, der Antragstellerin den begehrten Spiegelschrank zu Alleineigentum zuzuweisen und unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses dem Antragsgegner die Stereoanlage. Eine Ausgleichszahlung kommt angesichts des beiderseitigen geringen Wertes dabei nicht mehr in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;20 Hausratsverordnung.</p>
315,105
olgk-1990-05-30-27-u-16989
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 169/89
1990-05-30T00:00:00
2019-03-13T14:46:25
2022-10-18T15:09:05
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0530.27U169.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 29. Juni 1989 verk&#252;ndete Grund- und Teilurteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Aachen - 2 O 605/87 - wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt die Beklagte. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 9.500,00 DM abzuwenden, sofern nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d:</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 24. November 1985 geborene Kl&#228;ger wurde am Samstag, dem 25. April 1987, gegen 15.30 Uhr im Krankenhaus der Beklagten zur station&#228;ren Behandlung aufgenommen. Nach dem Aufnahmebefund war er in generalisiert tonisch-klonisch krampfendem Zustand, rechts betont. Seine Augen waren verdreht, es zeigte sich eine Lippenzyanose mit Schaum vor dem Mund. Die Pupillen waren eng. Die Temperatur betrug 39&#176; Celsius rektal gemessen. Die Herzt&#246;ne waren rein, die Herzaktion tachycard. Der Krampfanfall wurde mit Diazepam und Luminal therapiert, das Fieber wurde mit Wadenwickeln und Parazetamol bek&#228;mpft. Zu diagnostischen Zwecken wurden Blutbild, Entz&#252;ndungsparameter, Elektrolyte, Nieren-Retentionswerte und Blutgaswerte bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach einer ruhigen Nacht erlitt der Kl&#228;ger am 26.04. gegen 7.00 Uhr erneut einen Krampfanfall, die zwischenzeitlich gefallene Temperatur stieg auf &#252;ber 39&#176; Celsius an. Es wurde eine Lumbalpunktion durchgef&#252;hrt. Die Untersuchung des Liquors erbrachte den Nachweis von 72/3 wei&#223;en Blutk&#246;rperchen, so da&#223; eine bakterielle Meningitis auszuschlie&#223;en war. Die Medikation wurde unver&#228;ndert fortgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 27. April wurden weiterhin Krampfanf&#228;lle und Fiebersch&#252;be beobachtet. Es wurde ein EEG abgeleitet, ferner wurde eine antibiotische Behandlung mit Fortum begonnen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 28. April wurde von ortsans&#228;ssigen niedergelassenen Fach&#228;rzten f&#252;r Radiologie ein cranielles Computertomogramm (CT) erstellt, das nach Ansicht der Radiologen "im Zusammenhang mit den klinischen Befunden mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine herdf&#246;rmige Encephalitis" schlie&#223;en lie&#223;. Im Anschlu&#223; an diesen Befund wurde dem Kl&#228;ger zur Bek&#228;mpfung der Hirnentz&#252;ndung Aciclovir (Zovirax) verabreicht, und zwar dreimal 60 mg/t&#228;glich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 29. April 1987 wurde der weiterhin fiebernde Kl&#228;ger auf Veranlassung seiner Mutter in die Universit&#228;tsklinik E. verlegt. Er wurde dort u. a. weiter mit Fortum und Aciclovir behandelt. Die veranla&#223;te serologische Untersuchung ergab sp&#228;ter den sicheren Befund einer Herpes-Virus-Encephalitis.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 11. Juni 1987 wurde der Kl&#228;ger nach Hause entlassen. Er leidet seither unter einer Hemiparese rechts. &#252;ber den genauen Umfang und die Folgen der Erkrankung streiten die Parteien.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger f&#252;hrt die von ihm behaupteten k&#246;rperlichen und geistigen Beeintr&#228;chtigungen auf zu sp&#228;ten Einsatz von Aciclovir zur Bek&#228;mpfung der Herpes-Encephalitis zur&#252;ck. Er verlangt deshalb Schadensersatz. Er hat behauptet, Aciclovir h&#228;tte bereits bei Verdacht auf Vorliegen von Herpes-Encephalitis ver- abreicht werden m&#252;ssen. Dieser Verdacht habe sich bereits am Aufnahmetag, jedenfalls aber am darauffolgenden Behandlungstag ergeben. Dar&#252;ber hinaus seien notwendige diagnostische Ma&#223;nahmen (EEG und CT) zu sp&#228;t ergriffen worden. Die EEG-Ableitung und das CT h&#228;tten sofort veranla&#223;t werden m&#252;ssen. Aus den Befunden h&#228;tte sich dann das Vorliegen der Encephalitis ergeben. Den &#196;rzten der Beklagten sein schwere Behandlungsfehler anzulasten, so da&#223; die Beklagte beweisen m&#252;sse, da&#223; die Gesundheitssch&#228;den auch bei rechtzeitigem Einsatz von Aciclovir nicht zu vermeiden gewesen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn zu H&#228;nden seiner Mutter ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen, wobei die Bestimmung der H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt werde,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, ihm den k&#252;nftig entstehenden materiellen und immateriellen Schaden zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie hat darauf hingewiesen, da&#223; Aciclovir zum damaligen Zeitpunkt - unstreitig - vom Bundesgesundheitsamt als Medikament gegen Herpes-Encephalitis noch nicht zugelassen gewesen sei. Der Einsatz dieses Mittels sei deshalb &#252;berhaupt erst bei gesicherter Herpes-Encephalitis-Diagnose in Frage gekommen. Eine solche Diagnose sei erst durch das CT gesichert gewesen. Das differentialdiagnostische Vorgehen ihrer &#196;rzte sei richtig gewesen. Im &#252;brigen sei Aciclovir in jedem Falle noch zum richtigen Zeitpunkt verabreicht worden. M&#246;gliche Dauersch&#228;den seien durch den Transport in die Universit&#228;tsklinik E. entstanden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat, sachverst&#228;ndig beraten, der Feststellungsklage stattgegeben und den Schmerzensgeldanspruch dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt er- kl&#228;rt. Es hat den behandelnden &#196;rzten grobe Behandlungsfehler angelastet. Wegen der Einzelheiten der Begr&#252;ndung und des erstinstanzlichen Sach- und Streitstands im &#252;brigen wird auf das angefochtene Urteil verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat gegen das ihr am 7. Juli 1989 zugestellte Urteil am 3. August 1989 beim Oberlandesgericht K&#246;ln Berufung eingelegt und diese nach Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 15. November 1989 mit einem an diesem Tage eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie steht weiterhin auf dem Standpunkt, da&#223; der Kl&#228;ger durch ihre &#196;rzte richtig behandelt worden sei, auf gar keinen Fall k&#246;nne von groben Behandlungsfehlern die Rede sein. Bei Aufnahme des Kl&#228;gers sei nach dem klinischen Bild zun&#228;chst von einem fieberhaften Infekt mit Fieberkrampf auszugehen gewesen. Beides sei ad&#228;quat behandelt worden. Als am n&#228;chsten Morgen erneut eine Krampfbereitschaft aufgetreten sei, habe folgerichtig eine Lumbalpunktion erfolgen m&#252;ssen, die zum Ausschlu&#223; einer bakteriellen Meningitis gef&#252;hrt habe. Zu diesem Zeitpunkt sei dem Chefarzt Dr. F der Verdacht einer Encephalitis gekommen. Da sich der Zustand des Kl&#228;gers abwechselnd verbessert und wieder verschlechtert habe, habe man sich entschlossen, den Kl&#228;ger zun&#228;chst weiter zu beobachten. Wegen sich verschlechternder Blutsenkung sei dann am 27. April da&#223; Antibiotikum Fortum gegeben worden. Das EEG habe keine klare Diagnose gestattet. Da Aciclovir nicht zugelassen gewesen sei, habe man erst das Ergebnis der computertomographischen Untersuchung, die am 28. April angeordnet worden sei, aber erst am 29. April habe durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen, abwarten m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er tritt der Berufung entgegen und verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Er meint, die damals noch fehlende Zulassung von Aciclovir zur Bek&#228;mpfung von Herpes-Encephalitis habe seinem Einsatz nicht entgegengestanden. Es sei nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft im Gegenteil zwingend erforderlich gewesen, dieses Mittel bereits bei Verdacht auf diese Erkrankung einzusetzen, weil dies die einzig erfolgsversprechende Therapie gewesen sei. Sch&#228;dliche Nebenwirkungen seien praktisch nicht zu bef&#252;rchten gewesen. Die &#196;rzte h&#228;tten fehlsam an die M&#246;glichkeit einer Hirnentz&#252;ndung gar nicht gedacht, obwohl sie hierauf von den Zeugen C und Dr. B hingewiesen worden seien. EEG und CT seien grundlos viel zu sp&#228;t durchgef&#252;hrt worden. Bei sofortigem Einsatz dieser diagnostischen Ma&#223;nahmen h&#228;tte sich der Verdacht auf Hirnentz&#252;ndung best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen aller Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils sowie die im Berufungsrechtzug gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat weiter Beweis erhoben durch Vernehmung des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. L. Wegen des Ergebnisses wird auf die Sitzungsniederschrift vom 28. M&#228;rz 1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;&#167; 511, 511 a ZPO statthafte Berufung ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden (&#167;&#167; 516, 518, 519 ZPO) und damit insgesamt zul&#228;ssig. Sie ist sachlich jedoch nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch auf Zahlung von Schmerzensgeld gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847, 831, 30, 31 BGB gegen die Beklagte zu. Die Einstandspflicht der Beklagten f&#252;r die materiellen Sch&#228;den beruht auf schuldhafter Vertragsverletzung in Verbindung mit &#167;&#167; 278, 30,31 BGB und auf unerlaubter Handlung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Den &#196;rzten der Beklagten sind anl&#228;&#223;lich der station&#228;ren Behandlung des Kl&#228;gers Fehler im diagnostischen und therapeutischem Bereich vorzuwerfen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">1. Als der Kl&#228;ger am Sonntagmorgen erneut einen Krampfanfall mit Halbseitenbetonung erlitt, war die nach dem Aufnahmebefund getroffene Verdachtsdiagnose Fieberkrampf als alleinige Ursache ausgeschlossen. Differentialdiagnostisch war sp&#228;testens nunmehr an eine eitrige Meningitis und eine Encephalitis zu denken. Das hat der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. L &#252;berzeugend dargelegt. Dessen Meinung wird auch von Dr. F, der an diesem Tage als einer von zwei leitenden &#196;rzten der Kinderabteilung den Kl&#228;ger mitbehandelte, geteilt. Er hat die Lumbalpunktion veranla&#223;t, um anhand einer Liquoruntersuchung festzustellen, ob eine bakterielle Entz&#252;ndung (Meningitis) vorl&#228;ge. Nach seinen Erkl&#228;rungen vor dem Senat hat er ferner den Verdacht einer Encephalitis gehegt. Bei dieser Sachlage durfte man sich nicht darauf beschr&#228;nken, den Kl&#228;ger, abgesehen von einer Untersuchung des Augenhintergrunds, zun&#228;chst nur weiter zu beobachten. Da die Liquoruntersuchung keinen Hinweis auf ein akutes bakteriellentz&#252;ndliches Geschehen erbracht hatte, mu&#223;te dem Encephalitiverdacht weiter nachgegangen werden. Zur weiteren Abkl&#228;rung waren eine EEG-Ableitung und ein CT zu fertigen, wobei dem CT insofern der Vorrang zu geben war, als dieses zugleich f&#252;r den Ausschlu&#223; anderer behandlungsbed&#252;rftiger Behandlungen (intercranielle Blutung, Hirnabze&#223;) dienlich war, wie der Sachverst&#228;ndige in seinem Erg&#228;nzungsgutachten vom 25. April 1989 ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Ergebnis der Liquoruntersuchung bot im &#252;brigen auch deshalb Veranlassung zu den weiteren diagnostischen Ma&#223;nahmen, weil die Zahl der wei&#223;en Blutk&#246;rperchen im Liquor mit 72/3 unnormal hoch war und auf eine m&#246;gliche Encephalitis hindeutete, es sei denn, sie beruhte auf einer Beimengung von artifiziellem Blut, was abzukl&#228;ren gewesen w&#228;re. Dabei ist es unerheblich, ob eine weitere Lumbalpunktion am Widerstand der Angeh&#246;rigen des Kl&#228;gers scheiterte, wie die Beklagte behauptet. Auch ohne weitere Abkl&#228;rung bot sich bei diesem Befund zumindest ein Hinweis, der geeignet war, die ohnehin gegebene Verdachtsdiagnose zu st&#252;tzen. Die aus medizinischer Sicht unvern&#252;nftige Ablehnung einer bestimmten Ma&#223;nahme darf den Arzt nicht dazu veranlassen, andere Ma&#223;nahmen ebenfalls zu unterlassen. Im Gegenteil ergibt sich dann die Notwendigkeit zur Durchf&#252;hrung der anderen Ma&#223;nahmen umso dringlicher.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der zweite Behandlungstag auf einen Sonntag fiel und der Klinikbetrieb deshalb m&#246;glicherweise etwas eingeschr&#228;nkt lief, entlastet die Behandlungsseite nicht. Der EEG-Befund h&#228;tte erhoben werden k&#246;nnen. Das hat Dr. F vor dem Senat einger&#228;umt. Um einen CT-Befund, der mangels Vorhandensein des n&#246;tigen technischen Ger&#228;ts in der Klinik der Beklagten nicht erhoben werden konnte, h&#228;tte eine andere Klinik (etwa die st&#228;dtische Klinik in D) gebeten werden k&#246;nnen. Notfalls h&#228;tte der Kl&#228;ger &#252;berhaupt in eine andere, besser ausgestattete Klinik wie die des RWTH A verlegt werden m&#252;ssen. Das klinische Bild (herdf&#246;rmige Krampfanf&#228;lle, rezidivierende Fiebersch&#252;be) und die erhobenen Befunde lie&#223;en es jedenfalls nicht zu, auf wichtige diagnostische Ma&#223;nahmen zu verzichten, weil es am n&#246;tigen Ger&#228;t fehlte.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die dargelegten diagnostischen Ma&#223;nahmen w&#228;ren nach Auffassung des Sachverst&#228;ndigen nur verzichtbar gewesen, wenn sich die behandelnden &#196;rzte entschlossen h&#228;tten, aufgrund der blo&#223;en Verdachtsdiagnose bereits am Sonntag mit Aciclovir zu therapieren. Das ist indessen nicht geschehen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2. Den behandelnden &#196;rzten sind auch am folgenden dritten Behandlungstag Fehler unterlaufen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die EEG-Befundung ist unrichtig. Das EEG zeigt n&#228;mlich Ver&#228;nderungen, die - wie der Sachverst&#228;ndige ausgef&#252;hrt hat - zwar nicht spezifisch f&#252;r eine Herpes-Encephalitis sind, die aber bei einer Herpes-Encephalitis im Kleinkindalter typischerweise vorkommen. "Die rhythmische, &#252;ber den Schl&#228;fenlappen des Gehirns betont auftretende Verlangsamung mu&#223; an Herpes-Encephcilitis denken lassen" (vgl. Gutachten Prof. L s. 7, BI. 180 d. A.) .</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Berufungsbegr&#252;ndung war dieser Befund nicht erst ex post bei Kenntnis des sp&#228;teren Krankheitsverlaufs zu erkennen. Dr. F hat vor dem Senat auf Vorhalt erkl&#228;rt, es sei richtig, da&#223; das EEG den Herpes-Encephalitis-Verdacht st&#252;tze und der dokumentierte in Worten formulierte Befund insoweit falsch sei. Er habe sich seinerzeit das EEG nicht selbst angesehen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Zudem ist auch an diesem Tag die unver&#228;ndert erforderliche CT-Untersuchung unterblieben. Die weiterhin auftretenden fokalen Krampfanf&#228;lle und die rezidivierenden Fiebersch&#252;be duldeten kein weiteres Zuwarten bis die Untersuchung am n&#228;chsten Tag bei dem niedergelassenen Radiologen durchgef&#252;hrt werden konnte. Die Beklagte hat nicht dargetan, da&#223; die Untersuchung anderweitig nicht durchf&#252;hrbar gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">3. In therapeutischer Hinsicht ist der Behandlungsseite ein zu sp&#228;ter Einsatz von Aciclovir zur Bek&#228;mpfung der Herpes-Encephalitis vorzuwerfen, was wesentlich auf der ungen&#252;genden und fehlerhaften Diagnostik beruht.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Im Behandlungszeitpunkt war der Einsatz von Aciclovir gegen Herpes-Encephalitis eine klinisch g&#228;ngige Praxis. Die Wirksamkeit des Mittels war aufgrund von Studien an gro&#223;en Patientenzahlen (Sk&#246;ldenberg, erschienen 1984; Witley, erschienen 1986 und Prange, erschienen 1985) belegt. Auch in dem Standartwerk Therapie der Krankheiten des Kindesalters, Springerverlag Heidelberg, 3. Aufl. 1985, ist angegeben, da&#223; die Behandlung der Herpes-Encephalitis mit Aciclovir &#252;ber das Versuchsstadium hinaus sei und sich als wirksam erwiesen habe, dieses Mittel heute zur Verf&#252;gung stehe, wobei allerdings einleitend darauf hingewiesen ist, die Behandlung sei in Einzelf&#228;llen versucht worden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ist der Einsatz dieses Mittels bereits bei zureichendem Verdacht auf die Erkrankung indiziert. Das hat zum einen seinen Grund darin, da&#223; der Herpesvirus nur serologisch sicher festgestellt werden kann, dies aber wiederum soviel Zeit in Anspruch nimmt, da&#223; die Therapie zu sp&#228;t k&#228;me, wenn der serologische Befund abgewartet werden w&#252;rde. Zum anderen birgt ein fr&#252;hzeitiger, im Ergebnis nicht indizierter Einsatz des Mittels keine wesentlichen Gefahren. Relevante Nebenwirkungen kommen bei intakter Nierenfunktion, die beim Kl&#228;ger vorhanden war, praktisch nicht vor. Es besteht allein die theoretische M&#246;glichkeit der Entwicklung von Virusst&#228;mmen, die gegen das Medikament Resistenzen entwickeln k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet im Grundsatz auch nicht, da&#223; Aciclovir schon bei Herpes-Encephalitis-Verdacht einzusetzen ist. Ihre &#196;rzte haben nach Vorliegen des CT, das "im Zusammenhang mit den klinischen Befunden mit hoher Wahrscheinlichkeit eine herdf&#246;rmige Encephalitis" ergab (so der radiologische Befund vom 28.04.1987), ebenfalls Aciclovir verabreicht. Dabei kommt es nicht darauf an, da&#223; Aciclovir im Sinne der Vorschriften des Arzneimittelgesetzes noch nicht als Medikament gegen diese Erkrankung zugelassen war. Der Kl&#228;ger weist mit Recht darauf hin, da&#223; das Arzneimittelgesetz nicht die therapeutische Freiheit des Arztes einschr&#228;nkt, d. h. es verbietet ihm nicht, ein Medikament, das gegen bestimmte Erkrankungen "auf dem Markt" ist, auch gegen eine andere Erkrankung einzusetzen, wenn , dies medizinisch geboten ist. Letzteres ist jedenfalls dann der Fall, wenn es medizinisch wissenschaftlich erprobt ist und die Nebenwirkungen bekannt sind, was hier der Fall war.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist nach allem, wann konkret der Zeitpunkt zum Einsatz von Aciclovir gekommen war. Der Sachverst&#228;ndige L hat die Auffassung vertreten, jedenfalls nach Vorliegen des EEG-Befundes am 27.04. habe sich ein zureichender Verdacht f&#252;r den Einsatz des Mittels ergeben. Das &#252;berzeugt. Der Be- fund ergibt Ver&#228;nderungen, die typischerweise bei einer Herpes-Encephalitis im Kindesalter vorkommen, die klinischen Befunde standen damit. im Einklang. Unter diesen Umst&#228;nden war eine weitere Absicherung der Diagnose im Hinblick auf die relative Ungef&#228;hrlichkeit des einzusetzenden Mittels unn&#246;tig.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man aber der Beklagten folgt und eine weitere Absicherung der Diagnose mittels CT f&#252;r erforderlich h&#228;lt, ergibt sich nichts anderes. Ein sofort anzufertigendes CT h&#228;tte entweder die Ver&#228;nderungen im Hirn best&#228;tigt und dann selbstverst&#228;ndlich den unverz&#252;glichen Einsatz des Mittels zur folge haben m&#252;ssen, oder es h&#228;tten sich keine Ver&#228;nderungen gezeigt, was aber auch zur Annahme von Herpes- Encephalitis gef&#252;hrt h&#228;tte, denn es ist f&#252;r diese Erkrankung gerade charakteristisch, da&#223; sich die EEG-Ver&#228;nderungen bereits in der Fr&#252;hphase zeigen, w&#228;hrend das CT noch bis zum dritten Tage nach Manifestwerden der neurologischen Herdsymptome normal sein kann, wie der Sachverst&#228;ndige unter Bezugnahme auf die Studie von P (Bl. 109 bis 119 d. A.) dargelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ob der Einsatz des Mittels dar&#252;ber hinaus bereits am zweiten Behandlungstag angezeigt war, wie der Sachverst&#228;ndige mit Blick auf die von ihm selbst ge&#252;bte Praxis meint, kann offen bleiben. Daf&#252;r spricht allerdings, da&#223; die unbehandelte oder zu sp&#228;t behandelte Herpes-Encephalitis eine au&#223;ergew&#246;hnlich hohe Letalit&#228;tsrate von bis zu 70% hat; (so Prange a.a.O.), w&#228;hrend ein objektiv nicht gerechtfertigter Einsatz von Aciclovir keine nennenswerten Risiken birgt. Hinzu kommt, da&#223; es der Sachverst&#228;ndige wegen des deutlichen EEG-Befundes f&#252;r wahrscheinlich gehalten hat, da&#223; sich bei einer EEG-Ableitung bereits am Vortag diagnostisch hinweisende Ver&#228;nderungen gezeigt h&#228;tten, m&#246;glicherweise auch im CT. Ob insoweit ein positiver Befund zum Nachteil der Beklagten zu unterstellen w&#228;re (vgl. dazu BGH NJW 1988, 2949), braucht der Senat nicht zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte versucht vergeblich einen Behandlungsfehler deshalb in Abrede zu stellen, weil Aciclovir noch innerhalb des "g&#252;nstigen Therapiezeitraums" von drei bis vier Tagen nach Beginn der neurologischen Symptome verabreicht worden ist. Der Sachverst&#228;ndige hatte dazu dargelegt, da&#223; es naturwissenschaftlicher Logik entspricht, die Heilungschancen umso g&#252;nstiger zu beurteilen je fr&#252;her die Therapie einsetzt. Nach den wissenschaftlichen Studien liege die kritische Grenze f&#252;r eine m&#246;glicherweise erfolgreiche Therapie mit Aciclovir bei dem vierten bis sechsten Krankheitstag. Die Angaben in der Literatur beruhten aber darauf, da&#223; - &#228;hnlich wie im Streitfall - in der Regel eine Zeit vergehe, bis sich auch nur der Verdacht einer Herpes-Encephalitis herausstelle und besage nicht, da&#223; es nicht besser w&#228;re, noch fr&#252;her mit der Behandlung zu beginnen. Die Angaben besagen nur, da&#223; nach diesem Zeitpunkt praktisch keine Aussicht mehr bestehe, den Krankheitsverlauf g&#252;nstig zu beeinflussen. Das &#252;berzeugt. Es liegt auf der Hand, da&#223; eine Viruserkrankung, wie die Herpes-Encephalitis, insbesondere im Hinblick auf die Vermehrung der Erreger in dem erkrankten Organismus umso wirkungsvoller bek&#228;mpft werden kann, je fr&#252;her das Medikament gegeben wird, das die Viren angreift.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Beklagten mit Recht als Folge des versp&#228;teten Einsatzes Von Aciclovir die Hirnsch&#228;digung des Kl&#228;gers angelastet.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">1. Allerdings hat der Kl&#228;ger nicht bewiesen, da&#223; seine gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen bei rechtzeitiger Bek&#228;mpfung der Herpes-Encephalitis vermieden worden w&#228;ren. Der Sachverst&#228;ndige hat zu der Frage, ob sich der Krankheitsverlauf des Kl&#228;gers g&#252;nstiger gestaltet h&#228;tte, wenn er fr&#252;her mit Aciclovir behandelt worden w&#228;re, ausgef&#252;hrt, da&#223; auch bei optimalen Voraussetzungen, d. h. bei fr&#252;hzeitiger Diagnose und sofortigem Therapiebeginn noch 19 bis 28% der Patienten sterben und bis zu 25% Dauersch&#228;den erleiden, also nur etwa 50% die Krankheit folgenlos &#252;berstehen. Es sei keineswegs so, da&#223; Aciclovir in jedem Falle eine Herpes-Encephalitis heile. Seine Darlegungen beruhen auf den wissenschaftlichen Untersuchungen von Sk&#246;ldenberg und Witley. Auch nach den Feststellungen von P liegt die Letalit&#228;tsrate bei Anwendung von Aciclovir (noch) bei 20 %.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage ist die Urs&#228;chlichkeit des Behandlungsfehlers f&#252;r den Gesundheitsschaden nicht bewiesen. Zwar ist m&#246;glich, da&#223; ein um 24 Stunden fr&#252;hzeitigerer Einsatz von Aciclovir den Krankheitsverlauf g&#252;nstig beeinflu&#223;t h&#228;tte; die Chancen des Kl&#228;gers w&#228;ren besser gewesen. Das gen&#252;gt jedoch nicht. Die Urs&#228;chlichkeit ist erst bewiesen, wenn daf&#252;r eine derart hohe Wahrscheinlichkeit spricht, da&#223; Zweifel schweigen, ohne sie v&#246;llig auszuschlie&#223;en (BGH NJW 1970, 946; 1973, 1925). Auf der anderen Seite steht aber auch nicht fest, da&#223; der fr&#252;here Einsatz von Aciclovir den Kausalverlauf in bezug auf den Heilungsproze&#223; nicht f&#252;r den Kl&#228;ger g&#252;nstig beeinflu&#223;t h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">2. Die danach verbleibenden Zweifel an der Urs&#228;chlichkeit des Fehlers f&#252;r die Gesundheitsbeeintr&#228;chtigung des Kl&#228;gers gehen zu Lasten der Beklagten. Die Behandlungsseite trifft n&#228;mlich der Vorwurf des groben Behandlungsfehlers.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Ob ein Behandlungsfehler als grob zu qualifizieren ist, h&#228;ngt im wesentlichen vom Einzelfall ab, insbesondere davon, ob er die Aufkl&#228;rung des Krankheitsverlaufs besonders erschwert. Zwar sind generelle Definitionen nur bedingt tauglich (vgl. Steffen, Neue Entwicklungslinien der BGH-Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 3. Aufl. , Seite 118), in Frage kommen aber vor allem Verst&#246;&#223;e gegen elementare Behandlungsregeln, gegen elementare Erkenntnisse der Medizin (vgl. etwa BGH VersR 1986, 366), therapeutisch insbesondere grundloses Nichtanwenden einer Standardmethode zur Bek&#228;mpfung bekannter Risiken (vgl. die Rechtsprechungsnachweise bei Steffen a.a.O., Seite 121/122). Von besonderer Bedeutung ist dabei, ob der Fehler im Rahmen einer Gesamtbetrachtung des Behandlungsgeschehens unter Ber&#252;cksichtigung der konkreten Umst&#228;nde (vgl. BGH NJW 1988, 1511) aus objektiver &#228;rztlicher Sicht bei Anlegung des f&#252;r einen Arzt geltenden Ausbildungs- und Wissensma&#223;stabs nicht mehr verst&#228;ndlich und verantwortbar erscheint (vgl. BGH NJW 1983, 2080). Ein Diagnoseirrtum im Sinne einer Fehlinterpretation der erhobenen Befunde ist dann als grob zu bezeichnen, wenn es sich um einen fundamentalen Irrtum handelt (BGH NJW 1988, 1513), wobei ferner gravierend das Nichterheben gebotener Kontrollbefunde ins Gewicht f&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Gemessen an diesen Grunds&#228;tzen erscheint das Behandlungsverhalten der &#196;rzte der Beklagten als grob fehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Obwohl der leitende Arzt der Kinderabteilung, der sicherlich &#252;ber ein h&#246;heres Ma&#223; an Erfahrung verf&#252;gte als die Assistenz&#228;rzte und der Stationsarzt, bereits am zweiten Behandlungstag den Verdacht auf Encephalitis hegte, sind ganz wesentliche diagnostische Ma&#223;nahmen zur Verifizierung dieses Verdachts erst mit jeweils einem Tag Verz&#246;gerung ergriffen worden. Das erscheint f&#252;r sich genommen schon nicht verst&#228;ndlich. Bei den von einer Encephalitis bekannterma&#223;en ausgehenden schweren Gefahren f&#252;r Leben und Gesundheit des Erkrankten mu&#223;ten unverz&#252;glich alle Versuche unternommen werden, ein H&#246;chstma&#223; an Klarheit zu gewinnen, um eine wirksame Therapie einleiten zu k&#246;nnen. Nach Lage der Sache kamen neben einer erneuten Lumbalpunktion ersichtlich nur ein EEG und/oder ein CT in Betracht. Nur so konnten mit einigerma&#223;en Aussicht auf Erfolg eine beginnende oder bereits vorhandene Ver&#228;nderung im Hirn des Kranken als Folge einer Encephalitis erkannt werden. Es gab keinen vern&#252;nftigen Grund f&#252;r ein weiteres Abwarten. Ein (blo&#223;er) fieberhafter Infekt oder ein bakteriell-entz&#252;ndliches Geschehen war nach den erhobenen Befunden unwahrscheinlich.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Fehlbeurteilung des EEGs am 27. April stellt sich nach dem Sachverst&#228;ndigengutachten als fundamentaler Irrtum dar. Es war eben nicht "weitgehend unauff&#228;llig", sondern zeigte schwere herdf&#246;rmige Verlangsamungen &#252;ber der linken Hemisph&#228;re, betont &#252;ber der Temporalregion. Das war eindeutig feststellbar, wie Dr. F im Senatstermin einger&#228;umt hat. Es erscheint auch schlechterdings nicht verantwortbar, da&#223; Dr. F, der &#252;ber den gesamten Behandlungsverlauf und die Schwere der Erkrankung des Kl&#228;gers informiert war, den EEG-Befund nicht selbst kontrolliert hat. Das klinische Bild war mit einem unauff&#228;lligen EEG-Befund nur schwer in Einklang zu bringen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Auch der verz&#246;gerte Einsatz von Aciclovir ist nicht verst&#228;ndlich. Die Therapie mit diesem Mittel mu&#223; nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen als Standardmethode zur Bek&#228;mpfung von Herpes-Encephalitis angesehen werden, weil es erprobt ist und sich als einzig nachhaltig erfolgversprechendes Mittel herausgestellt hat. Diese Kenntnis mu&#223;te von den &#196;rzten der Kinderabteilung der Beklagten erwartet werden. Die fehlende Zulassung nach dem Arzneimittelgesetz &#228;ndert daran nichts. Dieser Umstand konnte allenfalls Veranlassung geben, vor Anwendung des Mittels bei den spezialisierten Fachkliniken der Universit&#228;ten K&#246;ln, Aachen, Bonn D&#252;sseldorf oder Essen telefonische Ausk&#252;nfte &#252;ber den Zeitpunkt des Einsatzes und etwa zu bef&#252;rchtende Nebenwirkungen einzuholen, um Gewi&#223;heit &#252;ber das therapeutische Vorgehen zu erlangen. Ein solches Verhalten ist zur Abwendung unmittelbar drohender schwerer Gefahren nicht nur zumutbar, sondern im Interesse des Patienten sogar geboten. Im &#252;brigen zeigt die Tatsache, da&#223; Aciclovir schlie&#223;lich doch gegeben wurde, da&#223; die fehlende Zulassung nach dem Arztheilmittelgesetz von den &#196;rzten der Beklagten nicht als Hindernis f&#252;r den Einsatz des Medikaments bewertet wurde.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Nach gefestigter h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung (vgl. BGH Vers.R 1986, 366, 367; NJW 1988, 2949) reicht es im Falle eines groben Behandlungsfehlers f&#252;r die Haftung aus, da&#223; der Fehler generell zur Verursachung des eingetretenen Schadens geeignet ist; wahrscheinlich braucht der Eintritt eines solchen Erfolges nicht zu sein. Vorliegend steht au&#223;er Zweifel, da&#223; der um mindestens 24 Stunden verz&#246;gerte Einsatz von Aciclovir generell geeignet war, die Heilungschancen zu verringern oder umgekehrt durch einen entsprechend fr&#252;heren Einsatz des Mittels sich die Chancen des Kl&#228;gers verbessert h&#228;tten auf eine vollst&#228;ndige Heilung oder zumindest eine g&#252;nstigere Beeinflussung des Krankheitsverlaufs mit der Folge geringerer dauernder Beeintr&#228;chtigungen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer f&#252;r die Beklagte und zugleich Berufungsstreitwert: 140.000,00 DM.</p>
315,106
ag-neuss-1990-05-30-30-c-20290
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 202/90
1990-05-30T00:00:00
2019-03-13T14:46:26
2022-10-18T15:09:05
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:0530.30C202.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;ger d&#252;rfen die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.000,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p> <p>4.</p> <p>Streitwert: 6.600,00 DM</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind Mieter einer Wohnung im Hause H-Stra&#223;e in 4044 L2, welche den Kl&#228;gern geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben das Mietverh&#228;ltnis durch Schreiben vom 23.11.1989 zum 31.05.1990 gek&#252;ndigt unter Berufung darauf, da&#223; sie beabsichtigten, die Wohnung zu verkaufen, was jedoch bei einem bestehenden Mietverh&#228;ltnis zu finanziellen Verlusten f&#252;hren w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Klageschrift vom 27.04.1990 wurde das Mietverh&#228;ltnis seitens der Kl&#228;ger nochmals vorsorglich gek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie die im 4. Obergeschoss des Hauses H-Stra&#223;e gelegene Wohnung, bestehend aus 3 Y, K&#252;che, Diele, Bad/WC, einem Balkon sowie einem Kellerraum ger&#228;umt zum 31.05.1990 herauszugeben,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie die im 4. Obergeschoss des Hauses H-Stra&#223;e, 4044 L2 1, gelegene Wohnung, bestehend aus 3 Y, K&#252;che, Diele, Bad/WC, einem Balkon sowie einem Kellerraum, ger&#228;umt zum 30.11.1990 herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage war mangels eines Anspruches der Kl&#228;ger gegen die Beklagten abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigung der Kl&#228;ger vom 23.11.1989 ist unwirksam. Die K&#252;ndigung ist nicht in ausreichender Weise begr&#252;ndet worden. Im K&#252;ndigungsschreiben hei&#223;t es, dass der Verkauf der Wohnung bei noch bestehendem Mietverh&#228;ltnis "nahezu" ausgeschlossen sei. Die Kl&#228;ger haben desweiteren in der Klageschrift vorgetragen, dass sie erst im Dezember 1989 einen Makler mit der Vermittlung der Wohnung beauftragt h&#228;tten. Danach steht fest, dass zum Zeitpunkt der Erkl&#228;rung der K&#252;ndigung am 23.11.1989 die Kl&#228;ger noch keine ersthaften bzw. konkreten Versuche unternommen hatten, die Wohnung zu verkaufen. Die Kl&#228;ger konnten daher, wie auch die Formulierung "nahezu" zeigt, selbst nicht sicher davon ausgehen, dass eine wirtschaftlich angemessene Verwertung der Wohnung unm&#246;glich sein w&#252;rde. Es ist andererseits keinesfalls ausgeschlossen, dass eine Eigentumswohnung auch bei bestehendem Mietverh&#228;ltnis von einem Kapitalanleger zu einem marktgerechten Preis gekauft wird. Zum Zeitpunkt der K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 23.11.1989 stand somit nicht fest, ob die Kl&#228;ger &#252;berhaupt Nachteile beim Fortbestand des Mietverh&#228;ltnisses erleiden w&#252;rden, geschweige denn, welche Nachteile konkret entstehen w&#252;rden. Die Angabe, welche Nachteile entstehen, ist jedoch unabdingbare Wirksamkeitsvoraussetzung f&#252;r eine K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167; 564 b Abs. 2 Ziffer 3 BGB (vgl. Sternel, Mietrecht, 3. Aufl., Abschnitt IV, Rand-Nr. 155 mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Auch die mit der Klageschrift nochmals erkl&#228;rte K&#220;ndigung vom 27.04.1990 tr&#228;gt den Klageanspruch bzw. den Hilfsantrag nicht. Die K&#252;ndigungsfrist dieser K&#252;ndigung l&#228;uft bis zum 30.11.1990. Ein Mieter ist grunds&#228;tzlich nicht verpflichtet, vor Ablauf der Frist des &#167; 556 a Abs. 6 BGB zu erkl&#228;ren, ob er der K&#252;ndigung widersprechen wird (vgl. Sternel, a.a.O., Rand-Nr. 195 mit weiteren Nachweisen). Ganz abgesehen davon, dass hier eine Belehrung der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 564 a Abs. 2 BGB nicht erfolgt ist, soll dem Mieter grunds&#228;tzlich eine ausreichende Frist zur Verf&#252;gung stehen, die Wirksamkeit und Begr&#252;ndetheit der K&#252;ndigung zu &#252;berpr&#252;fen, seine eigenen Belange zu bedenken und zu &#252;berpr&#252;fen, ob Widerspruch gegen die K&#252;ndigung eingelegt werden soll. Auch in der Beantragung der Klageabweisung zum jetzigen Zeitpunkt kann eine Erkl&#228;rung dahingehend, dass einer K&#252;ndigung zum 30.11.1990 widersprochen wird, nicht gesehen werden, da sich der Abweisungsantrag auf den jetzigen Zeitpunkt, den der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 30.05.1990, bezieht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage war somit insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,107
olgk-1990-05-29-hes-7890
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
HEs 78/90
1990-05-29T00:00:00
2019-03-13T14:46:28
2022-10-18T15:09:05
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0529.HES78.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Fortdauer der Untersuchungshaft wird angeordnet.</p> <p></p> <p>Die weitere Haftpr&#252;fung wird f&#252;r 3 Monate dem nach den allgemeinen Vorschriften zust&#228;ndigen Gericht &#252;bertragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Angeschuldigte befindet sich seit dem 17. November 1989 aufgrund des Haftbefehls des Amtsgerichts Aachen vom selben Tage - erweitert und neu gefa&#223;t durch Beschlu&#223; der 4. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts Aachen vom 30. April 1990 - in Untersuchungshaft. Er ist der versuchten Vergewaltigung in Tateinheit mit sexueller N&#246;tigung und K&#246;rperverletzung sowie der sexuellen N&#246;tigung in Tateinheit mit K&#246;rperverletzung in zwei F&#228;llen angeklagt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Fortdauer der Untersuchungshaft &#252;ber den Zeitraum von 6 Monaten hinaus ist gerechtfertigt und geboten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der Untersuchungshaft liegen vor.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Angeschuldigte ist der ihm zur Last gelegten Straftaten nach Ma&#223;gabe der in der Anklage vom 11. April 1990 mitgeteilten Einzelheiten aufgrund der dort aufgef&#252;hrten Beweismittel, insbesondere der Angaben der gesch&#228;digten Zeuginnen, dringend verd&#228;chtig. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Angeschuldigte ohne Schuld (&#167; 20 StGB) oder im Zustand verminderter Schuldf&#228;higkeit (&#167; 21 StGB) gehandelt hat, liegen nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Dr. B. vom 28. April 1990 nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es besteht der Haftgrund der Fluchtgefahr (&#167; 112 Abs. 2 Nr. 2 StPO). Der Angeschuldigte hat bei der Schwere der Tatvorw&#252;rfe eine hohe Freiheitsstrafe zu erwarten. Au&#223;erdem mu&#223; er damit rechnen, da&#223; er den Rest der durch Urteil des Landgerichts Aachen vom 7. Juni 1983 verh&#228;ngten Freiheitsstrafe - nach Widerruf der Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung - verb&#252;&#223;en mu&#223;. Damit ist ein starker Fluchtanreiz gegeben. Der Angeschuldigte lebt von seiner Ehefrau getrennt und verf&#252;gt ober keine tragf&#228;higen pers&#246;nlichen Bindungen. Mit R&#252;cksicht hierauf ist konkret zu bef&#252;rchten, da&#223; er im Falle seiner Freilassung versuchen wird, sich dem Strafverfahren zu entziehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser Gefahr kann durch weniger einschneidende Ma&#223;nahmen gem&#228;&#223; &#167; 116 StPO nicht hinreichend begegnet werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die weitere Untersuchungshaft steht zu der Bedeutung der Sache und der zu erwartenden Strafe nicht au&#223;er Verh&#228;ltnis.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auch die Voraussetzungen des &#167; 121 Abs. 1 StPO liegen vor. Das Verfahren ist mit der in Haftsachen gebotenen Beschleunigung gef&#246;rdert worden. Nach Abschlu&#223; der umfangreichen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft unter dem 11. April 1990 Anklage erhoben, die am 19. April 1990 bei der Strafkammer eingegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Hauptverhandlung ist f&#252;r den 23. Juli 1990 vorgesehen. Vermeidbare Verz&#246;gerungen sind bisher nicht feststellbar.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die &#220;bertragung der weiteren Haftpr&#252;fung beruht auf &#167; 122 Abs. 3 Satz 3 StPO.</p>
315,108
ovgnrw-1990-05-25-9-a-99288
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 992/88
1990-05-25T00:00:00
2019-03-13T14:46:29
2022-10-18T15:09:05
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1990:0525.9A992.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des mit einem Wohnhaus bebauten Grundst&#252;ckes Gemarkung xxx Flur xxx Flurst&#252;ck xxx (xxx Stra&#223;e) in xxx. Das aufstehende Haus ist Teil einer H&#228;userkette, die von dem Bauunternehmer xxx in der Zeit um 1910 errichtet worden ist. Zur Entw&#228;sserung der Wohngrundst&#252;cke legte der Bauunternehmer einen (privaten) Sammelkanal an, der zwischen Stra&#223;e und Baufluchtlinie &#252;ber die Grundst&#252;cke verlegt wurde, inzwischen nach Erweiterung der Stra&#223;e durch Inanspruchnahme von zwischen den H&#228;usern und der fr&#252;heren Stra&#223;engrenze liegenden Fl&#228;chen im Stra&#223;enbereich verl&#228;uft, in H&#246;he des Hauses xxx; xxx Stra&#223;e Nr. xxx mittels Abzweig die Stra&#223;e kreuzt und auf der &#246;stlichen Stra&#223;enseite bei Revisionsschacht xxx (Bezeichnung entsprechend dem Entw&#228;sserungsplan der Stadt xxx) auf eine weitere von dem Unternehmer xxx verlegte Kanalisationsleitung trifft. Zur Abf&#252;hrung des Abwassers aus diesen Sammelleitungen wurde eine Rohrleitung &#252;ber vormaliges Zechengel&#228;nde, das 1981 in das Eigentum der Stadt xxx &#252;bergegangen ist, im Bereich des heutigen Schachtes xxx zum auf xxx Stadtgebiet befindlichen xxxgraben angelegt. Diese Leitung ist in der st&#228;dtischen Kanalnetzkarte von 1984 ausgewiesen. Dagegen zweigt nach den Kanalnetzkarten von 1968 und 1977 eine Rohrleitung von dem auf der Ostseite der xxx Stra&#223;e in H&#246;he des Hauses xxx befindlichen Revisionsschacht xxx ab, die &#252;ber das vormalige Zechengel&#228;nde zum xxx f&#252;hrt. Der Schacht xxx ist mit dem Schacht xxx verbunden. Der xxxgraben ist zur Abwasserableitung mit Sohlschalen ausgelegt und m&#252;ndet in den von der xxxgenossenschaft unterhaltenen xxxgraben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In den Jahren 1963/64 lie&#223; die xxx Bergbau in Einvernehmen und mit Genehmigung der Stadt xxx vom Haus xxxStra&#223;e xxx im Verlauf der xxxStra&#223;e &#252;ber die Stadtgrenze hinaus bis zum xxxgraben einen Sammelkanal zur Abwasserableitung in den Graben anlegen, der in der Folgezeit von der Stadt xxx als st&#228;dtische Kanalisationsanlage &#252;bernommen wurde und seitdem von der Stadt unterhalten wird. An diesen Kanal ist der Revisionsschacht xxx angeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bei einer vom Verwaltungsgericht Gelsenkirchen aus Anla&#223; eines ebenfalls vom Kl&#228;ger gef&#252;hrten, inzwischen abgeschlossenen Klageverfahrens (3 K 2549/83) am 14. M&#228;rz 1985 durchgef&#252;hrten Ortsbesichtigung wurde festgestellt, da&#223; die Leitung, die den Revisionsschacht xxx mit dem Revisionsschacht xxx verbindet etwa 30 cm unterhalb des Niveaus verlegt ist, auf dem die vom Bauunternehmer xxx angelegten privaten Sammelkan&#228;le in den Schacht xxx einm&#252;nden und auf dem von dem Schacht die Rohrleitung zum xxxgraben abzweigt. Bei derselben Besichtigung wurde durch Einleiten von Wasser in den Anschlu&#223;stutzen der Rohrleitung festgestellt, da&#223; von dieser Stelle das Wasser nicht bis zum xxxgraben gelangte, sondern in den Revisionsschacht zur&#252;cklief. Ausweislich von Vermerken, die sich bei den Verwaltungsvorg&#228;ngen des Beklagten befinden und einer dazu gefertigten Skizze vom 10. April 1981 (Beiakte 7 "Entw&#228;sserung der xxxH&#228;user", Bl. 117, und Beiakte Heft 5 Bl. 60 vormals BA 7 Bl. 116) wurde Anfang 1981 festgestellt, da&#223; die besagte Rohrleitung etwa 4 m hinter ihrem Anschlu&#223; an den Schacht xxx gebrochen war. Der Schacht xxx wurde auf Veranlassung des Senats im Mai 1990 vom Beklagten &#252;berpr&#252;ft. Dabei wurde festgestellt, da&#223; es von diesem Schacht einen Abzweig in &#246;stlicher Richtung zum xxxgraben nicht (mehr) gibt und das ankommende Abwasser ausschlie&#223;lich in n&#246;rdlicher Richtung in den st&#228;dtischen Stra&#223;enkanal abflie&#223;t. Im Schacht ist erkennbar, da&#223; vormals eine &#214;ffnung in &#246;stlicher Richtung bestanden hat; diese ist abgemauert. Ausweislich eines vom Beklagten gefertigten Vermerkes vom 28. Februar 1980 (Beiakte Heft 7 Bl. 83) &#252;ber eine Ortsbesichtigung vom 5. Februar 1980, an der - entsprechend dem Vermerk - unter anderen auch der Kl&#228;ger teilgenommen hat, und zweier im Anschlu&#223; an den Termin gefertigter Lagepl&#228;ne vom 11. Februar 1980 zur Entw&#228;sserungssituation im Februar 1980 und in fr&#252;herer Zeit (Beiakte Heft 7 Aktendeckel hinten) ging der Beklagte schon nach den damaligen Feststellungen davon aus, da&#223; ein Rohrabzweig, in &#246;stlicher Richtung zum xxxgraben nur bei Schacht xxx und nicht auch bei Schacht xxx vorhanden sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger leitet das auf dem Grundst&#252;ck xxxStra&#223;e xxx anfallende Niederschlags- und Schmutzwasser in eine auf dem Grundst&#252;ck befindliche Sammelgrube ein, von der das Abwasser &#252;ber ein &#220;berlaufrohr in den vor dem Haus verlaufenden, von dem Bauunternehmer xxx angelegten Sammelkanal eingeleitet wird. Die Dickstoffe, die sich im Sammelbecken abgesetzt haben, werden in bestimmten Abst&#228;nden gegen Erhebung von Geb&#252;hren von der Stadt abgesaugt. Eine gegen den Kl&#228;ger gerichtete Ordnungsverf&#252;gung, die Sammelgrube zu verf&#252;llen bzw. als Revisionsschacht umzubauen, ist vom Beklagten nach Klageerhebung durch den Kl&#228;ger wieder aufgehoben worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Grundbesitzabgabenbescheid vom 14. Dezember 1982 erhob der Beklagte vom Kl&#228;ger unter anderem Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren (einschlie&#223;lich Abwasserabgabe) f&#252;r das Grundst&#252;ck xxx Stra&#223;e xxx f&#252;r 1983 in H&#246;he von 92,88 DM; mit Bescheid vom 17. November 1983 wurde die Geb&#252;hr auf 141,04 DM erh&#246;ht, mit weiterem Bescheid vom 19. Juni 1984 wurde sie vom letztgenannten Betrag auf 128,32 DM erm&#228;&#223;igt und betrugen die Geb&#252;hren f&#252;r Schmutz- und Niederschlagswasser nunmehr 120,44 DM. Mit Bescheid vom 13. Januar 1984 zog der Beklagte den Kl&#228;ger f&#252;r 1984 zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren in H&#246;he von 129,48 DM und mit Bescheid vom 15. Januar 1985 zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren f&#252;r 1985 in H&#246;he von 92,-- DM heran.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosen Vorverfahren gegen die genannten Bescheide, soweit sie Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren betreffen, hat der Kl&#228;ger Klage erhoben, mit der er - wie schon in den Vorverfahren - im wesentlichen geltend gemacht hat, Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren k&#246;nnten von ihm nicht verlangt werden, weil er nicht an das st&#228;dtische Entw&#228;sserungssystem angeschlossen sei, sondern die Entw&#228;sserung seines Grundst&#252;ckes ohne Inanspruchnahme st&#228;dtischer Kanalisation ausschlie&#223;lich &#252;ber die von dem Bauunternehmer angelegte private Sammelleitung (xxx) erfolge.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter Bezug auf die Ortsbesichtigung vom 14. M&#228;rz 1985 im Klageverfahren 3 K 2549/83 hat der Kl&#228;ger ferner vorgetragen, eine Verbindung des sogenannten xxx zur st&#228;dtischen Kanalisation bestehe ausschlie&#223;lich deswegen, weil die Stadt ohne Zustimmung des Unternehmers xxx, bzw. seiner Rechtsnachfolger und der &#252;brigen Eigent&#252;mer der Grundst&#252;cke, die an den xxx angeschlossen seien, im Revisionsschacht xxx 30 cm unter dem Abflu&#223;niveau der aus dem Schacht zum xxxgraben &#252;ber das vormalige Zechengel&#228;nde f&#252;hrenden Rohrleitung einen Anschlu&#223; an den st&#228;dtischen Kanal angelegt habe. Infolge der Trockenlegung habe sich die Rohrleitung inzwischen mit Ger&#246;ll und Schlamm zugesetzt. Durch ihr Verhalten habe die Stadt rechtswidrig die private Ableitung der Abw&#228;sser in den xxxgraben unterbunden. Die nach den tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen vorliegende Ableitung von Abwasser in die st&#228;dtische Kanalisation stelle hiernach im Rechtssinne keine geb&#252;hrenpflichtige Inanspruchnahme der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungseinrichtungen dar, da die Ableitung in den st&#228;dtischen Kanal ohne seinen, des Kl&#228;gers, Willen erfolge. Eine Geb&#252;hrenpflicht scheide im &#252;brigen auch deshalb aus, weil der xxxgraben nicht zum st&#228;dtischen Kanalnetz geh&#246;re und die Inanspruchnahme der st&#228;dtischen Kanalleitung zwischen xxx und xxxgraben f&#252;r eine geb&#252;hrenpflichtige Inanspruchnahme der st&#228;dtischen Kanalisation im Sinne einer Entw&#228;sserungssystems und einer Kl&#228;rung der Abw&#228;sser nicht ausreiche.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach weiterer Erm&#228;&#223;igung der Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren (ohne Abwasserabgabeumlagen) f&#252;r 1983 um 4,44 DM auf 116,-- DM und insoweit &#252;bereinstimmender Erledigungserkl&#228;rung der Parteien hat der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">soweit nicht die Hauptsache erledigt sei, die Heranziehungsbescheide vom 14. Dezember 1982 und 17. November 1983 in der Fassung des Erm&#228;&#223;igungsbescheides vom 19. Juni 1984 hinsichtlich der Heranziehung zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren f&#252;r das Jahr 1983, den Heranziehungsbescheid vom 13. Januar 1984 hinsichtlich der Zahlung von Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren f&#252;r das Jahr 1984 und den Heranziehungsbescheid vom 15. Januar 1985 hinsichtlich der Zahlung von Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren f&#252;r das Jahr 1985 s&#228;mtlich in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 16. Dezember 1985, aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er hat sich auf die Feststellungen im Ortstermin vom 14. M&#228;rz 1985 im Verfahren 3 K 2549/83 berufen und darauf verwiesen, da&#223; nach dem Entw&#228;sserungsgeb&#252;hrenrecht der Stadt auch f&#252;r eine mittelbare Einleitung von Abwasser in die st&#228;dtische Kanalisation Geb&#252;hren von den Eigent&#252;mern erhoben w&#252;rden, die &#252;ber private Abwasserleitungen, die sich auf anderen Grundst&#252;cken bef&#228;nden, ihr Schmutz- und Niederschlagswasser in die st&#228;dtische Kanalisation einleiteten. Eine solche Sachlage liege hier vor. Ob und inwieweit die Stadt es zu vertreten habe, da&#223; unterhalb des Niveaus der xxxleitungen und der zum xxxgraben abzweigenden Rohrleitung eine Verbindung vom Revisionsschacht xxx zum Schacht xxx bestehe, sei f&#252;r den hier interessierenden Veranlagungszeitraum von vornherein ohne Bedeutung, da die Rohrleitung entsprechend den Feststellungen seines, des Beklagten, Tiefbauamtes im Jahre 1981 jedenfalls seit diesem Zeitpunkt aufgrund eines Rohrbruchs kein Abwasser mehr zum xxxgraben habe ableiten k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, mit der er sich auf sein Vorbringen in erster Instanz beruft und erg&#228;nzend vortr&#228;gt, die Stadt habe den Verschlu&#223; der Rohrleitung zum xxxgraben auf dem vormaligen Zechengel&#228;nde auch deshalb zu vertreten, weil sie die Vorflut zum xxxgraben auf diesem Gel&#228;nde abgemauert habe. Letzteres sei aus Anla&#223; der Anhebung des Bahndamms der Zechenbahn, die &#252;ber das vormalige Zechengel&#228;nde f&#252;hre, im Jahre 1963 geschehen. Ohne die Eingriffe der Stadt w&#252;rde das System der von dem Unternehmer xxx angelegten Sammelkan&#228;le mit dem Anschlu&#223; an den xxxgraben durch die &#252;ber das vormalige Zechengel&#228;nde f&#252;hrende Rohrleitung noch funktionst&#252;chtig sein; das ergebe sich daraus, da&#223; die Stadt den jenseits des Zechenbahndammes liegenden Teil dieser Rohrleitung f&#252;r Zwecke der st&#228;dtischen Entw&#228;sserung nutze.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen sei ferner, da&#223; entsprechend einer Zusicherung der Stadt aus dem Jahre 1940 von den Eigent&#252;mern der an den xxxkanal angeschlossenen Grundst&#252;cke keine Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren mehr erhoben werden sollten, solange der damals vorliegende Zustand fortbestehe und der xxxkanal nicht von der Stadt xxx &#252;bernommen worden sei; eine &#220;bernahme des letztgenannten Kanals werde von der Stadt abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die hinsichtlich der Entw&#228;sserung durch den xxxkanal ohne Inanspruchnahme st&#228;dtischer Kanalisation sich ergebenden Rechtspositionen k&#246;nne er, der Kl&#228;ger, als Rechtsnachfolger seiner Mutter geltend machen. Dieser seien durch notariellen Kaufvertrag vom 18. Februar 1968 durch die vormaligen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, das Ehepaar xxx, die ihnen am xxxKanal zustehenden Rechte &#252;bertragen worden. - In dem Vertrag hei&#223;t es w&#246;rtlich: "Ferner &#252;bertr&#228;gt der Verk&#228;ufer der K&#228;uferin das Recht der Entw&#228;sserung des Hauses xxxStra&#223;e xxx, welches er an der Sammelleitung der Bauunternehmung xxx hat." Auf Anfrage des Senats hat der Kl&#228;ger mitgeteilt, &#252;ber den genauen Inhalt dieses Rechts sei nichts mehr in Erfahrung zu bringen. Im Kaufvertrag, der zwischen den Eheleuten xxx und dem Unternehmer xxx abgeschlossen worden sei, seien Abreden zur Entw&#228;sserung des Grundst&#252;ckes nicht enthalten. - Durch den von den Voreigent&#252;mern an den Unternehmer xxx bzw. den durch seine Mutter an die Voreigent&#252;mer gezahlten Kaufpreis f&#252;r das Grundst&#252;ck seien letztlich Zahlungen f&#252;r eine Kanalisation geleistet worden, die nunmehr die Stadt durch den durch sie geschaffenen Anschlu&#223; an die st&#228;dtische Kanalisation f&#252;r ihre Zwecke nutze. Im Falle einer Geb&#252;hrenpflicht m&#252;sse dementsprechend zumindest eine Erm&#228;&#223;igung der Geb&#252;hr entsprechend den Aufwendungen erfolgen, die die Stadt durch die Anlage der privaten Sammelkan&#228;le durch den Unternehmer xxx erspart habe.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem Klageantrag I. Instanz zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, der Kl&#228;ger k&#246;nne sich auf Rechte hinsichtlich einer Ableitung von h&#228;uslichen Abw&#228;ssern &#252;ber den xxxkanal bzw. private Entw&#228;sserungsleitungen in den xxxgraben schon deshalb nicht berufen, weil dem Kl&#228;ger jedenfalls keine eigene Rechtsposition hinsichtlich der &#252;ber das Zechengel&#228;nde f&#252;hrende Rohrleitung zustehe. Nach dem vorgelegten Kaufvertrag habe er nur ein Recht hinsichtlich des Sammelkanals (xxxkanals) in der xxxStra&#223;e; dieses Recht werde durch die Stadt xxx nicht tangiert. Im &#252;brigen habe der Unternehmer xxx bzw. h&#228;tten seine Rechtsnachfolger zu keinem Zeitpunkt nachweisen k&#246;nnen, da&#223; ein Recht zur Ableitung der in den Stra&#223;enkan&#228;len gesammelten Abw&#228;sser &#252;ber eine weiterf&#252;hrende Leitung in den xxxgraben bestehe. Die Grundst&#252;cke, &#252;ber die die Rohrleitung zum xxxgraben verlegt sei, h&#228;tten dem Unternehmer xxx nicht geh&#246;rt; diesem sei auch keine dingliche Rechtsposition hinsichtlich eines Leitungsrechts an diesen Grundst&#252;cken einger&#228;umt worden. Im &#252;brigen best&#252;nden auch hinsichtlich der privaten Sammelkan&#228;le in der Stra&#223;e selbst keine dinglichen Sicherungsrechte f&#252;r die Eigent&#252;mer der an diese Kan&#228;le angeschlossenen Grundst&#252;cke.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachverhalts im &#252;brigen und des weiteren Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der dazu eingereichten Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten, ferner auf die von diesen eingereichten einschl&#228;gigen Entw&#228;sserungs- und Entw&#228;sserungsgeb&#252;hrensatzungen, die Hausakte der Stadt xxx f&#252;r das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers sowie die von der Stadt xxx gef&#252;hrte Akte "Entw&#228;sserung der xxxH&#228;user, xxxStra&#223;e", verschiedene Grundbuchausz&#252;ge und Pl&#228;ne sowie Nachweise zum Zustand der Revisionssch&#228;chte, dem Verlauf der Kan&#228;le und zur Anlage des st&#228;dtischen Stra&#223;enkanals in der xxxStra&#223;e und schlie&#223;lich die Gerichtsakten des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen 13 L 59/86, 3 K 2549/83, 3 K 3050/84, 5 K 523/84 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen. Die angefochtenen Festsetzungen von Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren f&#252;r die Jahre 1983, 1984 und 1985 sind rechtm&#228;&#223;ig und verletzten den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1. Rechtsgrundlage f&#252;r die vom Beklagten f&#252;r die Jahre 1983 und 1984 festgesetzten Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren ist die Satzung &#252;ber die Erhebung von Entw&#228;sserungsabgaben (Entw&#228;sserungsabgabensatzung) der Stadt xxx vom 29. November 1982 (EAS 1982). Allerdings gelten anstelle der Ma&#223;stabsregelung (&#167;&#167; 4, 5 EAS 1982) die Ma&#223;stabsregelung der &#167;&#167; 4, 5 der Entw&#228;sserungsabgabensatzung vom 6. Dezember 1984 (EAS 1984) und anstelle der Geb&#252;hrensatzregelung (&#167; 6 EAS 1982) die Geb&#252;hrensatzregelung des &#167; 6 der Entw&#228;sserungsabgabensatzung vom 10. Dezember 1986 (EAS 1986). Diese Vorschriften der EAS 1984 und 1986 gelten r&#252;ckwirkend ab 1. Januar 1974, soweit Geb&#252;hren noch nicht bestandskr&#228;ftig festgesetzt sind (&#167; 13 Abs. 2 EAS 1984, &#167; 13 Abs. 2 EAS 1986); letzteres ist hinsichtlich der umstrittenen Geb&#252;hren f&#252;r 1983 bis 1985 der Fall. Rechtsgrundlage der Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r das Jahr 1985 ist - mit Ausnahme von &#167; 6 dieser Satzung - die EAS 1984 in Verbindung mit &#167; 6 EAS 1986.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das anzuwendende Ortsrecht ist aus den zutreffenden Gr&#252;nden des angefochtenen Urteils, auf die zur Vermeidung von Wiederholungen insoweit Bezug genommen wird, g&#252;ltig, wie vom erkennenden Gericht auch schon in anderen Verfahren gepr&#252;ft und festgestellt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 1. Februar 1988 - 2 A 1883/80 -, OVGE 39 S. 277, und vom 22. Februar 1990 - 2 A 115/86 - und - 2 A 118/86 -.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In Sonderheit bestehen keine Bedenken hinsichtlich einer r&#252;ckwirkenden Anwendung der Vorschriften der EAS 1984 und EAS 1986 im dargestellten Umfang, da sich dadurch eine Verschlechterung der Position des Kl&#228;gers nach Grund und H&#246;he der Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren, wie sie nach der EAS 1982 bzw. EAS 1984 zu erheben gewesen w&#228;ren, nicht ergeben hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2. Auf der Grundlage der angef&#252;hrten Satzungen sind die vom Beklagten f&#252;r 1983, 1984 und 1985 festgesetzten Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren entstanden, weil der Kl&#228;ger den Geb&#252;hrentatbestand im Sinne des &#167; 3 Abs. 1 i.V.m. &#167; 1 Abs. 1 lit a, &#167; 2 Abs. 1 lit a EAS 1982/1984, wonach f&#252;r die unmittelbare oder mittelbare Einleitung von Schmutz- und Niederschlagswasser in die &#246;ffentliche Abwasseranlage Geb&#252;hren erhoben werden, in allen drei Jahren verwirklicht hat; geb&#252;hrenpflichtig ist gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 lit a EAS 1982/1984 der Eigent&#252;mer des Grundst&#252;ckes, von dem die Abw&#228;sser unmittelbar oder mittelbar in die &#214;ffentliche Abwasseranlage eingeleitet werden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine Einleitung im dargestellten Sinne sind erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Einleiten von Abwasser in die st&#228;dtische Abwasseranlage setzt voraus, da&#223; auf dem Grundst&#252;ck anfallendes Schmutz- oder Niederschlagswasser &#252;ber eine abwassertechnische Verbindung, d.h. eine Verbindung, die ihrer Funktion und Bestimmung nach dem Transport von Grundst&#252;cksabw&#228;ssern zur gemeindlichen Abwasseranlage dient,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu OVG NW, Urteil vom 5. September 1986 - 2 A 3140/83 -, StGR 1987 S. 220 f = Gemht 1987 S. 117,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">in die st&#228;dtische Abwasseranlage gelangt. Die Verbindung mu&#223; nicht unmittelbar sein; auch ein mittelbarer Anschlu&#223; &#252;ber Leitungen, die &#252;ber fremde Grundst&#252;cke f&#252;hren bzw. einem Dritten geh&#246;ren und von diesem betrieben werden, kann eine geb&#252;hrenrechtlich erhebliche Benutzung der st&#228;dtischen Abwasseranlage erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 25. Juli 1973 - 2 A 1017/71 -, KStZ 1974 S. 76 (77), vom 14. Juli 1975 - II A 502/73 -, OVGE 31 S. 162 (163), und die schon zitierten Urteile vom 22. Februar 1990 und vom 5. September 1986 a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls eine mittelbare Einleitung ist gegeben.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger leitet das auf seinem Grundst&#252;ck anfallende Schmutz- und Niederschlagswasser in den im Bereich der xxxStra&#223;e befindlichen sogenannten xxxkanal ein, von wo es &#252;ber den Schacht vor dem Haus xxxStra&#223;e xxx zu dem auf der anderen Stra&#223;enseite befindlichen Schacht xxx und von dort in den Schacht xxx abl&#228;uft. Das steht aufgrund der Feststellungen des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen im Ortstermin vom 14. M&#228;rz 1985 im Verfahren 3 K 2549/83 zur &#220;berzeugung des Senats fest; dabei ist nach den Feststellungen des Verwaltungsgerichts in Verbindung mit den sonstigen Umst&#228;nden auch davon auszugehen, da&#223; in den Jahren 1983 bis 1985 das Abwasser auch nicht etwa in rechtlich beachtlichem Umfang von Schacht xxx teilweise &#252;ber die vormals bestehende direkte Rohrverbindung des Schachtes mit dem xxxgraben in diesen Graben abgeleitet worden ist. Die betreffende Rohrverbindung ist schon im Jahr 1981 vom Beklagten &#252;berpr&#252;ft worden, wobei festgestellt wurde, da&#223; eine Ableitung wegen eines Rohrbruchs und der Versch&#252;ttung der Leitung etwa 4 m hinter dem Schacht xxx nicht mehr stattfand. Dieses Ergebnis ist durch die Feststellungen im Ortstermin am 14. M&#228;rz 1985 best&#228;tigt worden, in dem sich ergeben hat, da&#223; selbst mit Druck in den Anschlu&#223;stutzen dieser Leitung eingeleitetes (gef&#228;rbtes) Wasser in den xxxgraben gelangte. Da die Rohrleitung nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers und entsprechend Aktenlage schon seit l&#228;ngerer Zeit vor 1983 zumindest teilweise abgemauert worden ist und folglich keiner st&#228;ndigen Kontrolle und Unterhaltung zur Erhaltung der Funktionst&#252;chtigkeit unterlegen hat, besteht keine Veranlassung, die Feststellungen des Beklagten im Jahre 1981 &#252;ber einen Verschlu&#223; der Leitung in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Hiernach gelangt das Abwasser vom Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers &#252;ber bestimmungsgem&#228;&#223; f&#252;r die Ableitung von Abwasser vorgesehene Verbindungen jedenfalls ab Schacht xxx in die st&#228;dtische Kanalisation der Stadt xxx. Dieser Schacht ist unstreitig an den zur Ableitung von an dieser Stelle anfallendem Abwasser in den Jahren 1963/64 mit Gef&#228;lle zum xxxgraben in der xxxStra&#223;e verlegten Abwassersammelkanal, der von der Stadt als Teil des st&#228;dtischen Kanalnetzes &#252;bernommen worden ist, angeschlossen. Die auf Veranlassung des Senats durchgef&#252;hrte &#220;berpr&#252;fung dieses Schachts durch den Beklagten hat ergeben, da&#223; auch von diesem Schacht keine abwassertechnische Verbindung zum xxxgraben au&#223;er &#252;ber den in der xxxStra&#223;e zum xxxgraben f&#252;hrenden Kanal besteht. Die in den Kanalnetzpl&#228;nen der Stadt von 1968 und 1977 eingezeichnete Rohrleitung von Schacht xxx &#252;ber das vormalige Zechengel&#228;nde zum xxxgraben ist entweder nicht entsprechend den Planungen, wie sie - nach den vom Kl&#228;ger vorgelegten Unterlagen - 1955 seitens der Zeche xxx zur Entw&#228;sserung der H&#228;user xxxStra&#223;e xxx bestanden haben, angelegt worden oder es ist eine vormals zum xxxgraben &#252;ber das Zechengel&#228;nde verlaufende Verbindung - sei es durch einen offenen Graben, sei es durch eine Rohrleitung - im Zuge der Anlegung des Stra&#223;enkanals in den Jahren 1963/64 bzw. in der Folgezeit jedenfalls schon vor Februar 1980 durch Abmauerung beseitigt worden. Aufgrund des Vermerks des Beklagten in der Akte "Entw&#228;sserung der xxxH&#228;user" vom 28. Februar 1980 und der Lagepl&#228;ne zur Darstellung des Ergebnisses der Ortsbesichtigung vom 5. Februar 1980 steht zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; schon zur Zeit dieser Ortsbesichtigung im Schacht kein Rohrabzweig in &#246;stlicher Richtung zum xxxgraben mehr vorhanden war. Es gibt keine Veranlassung, die Richtigkeit des Lageplanes vom 11. Februar 1980 &#252;ber die am 5. Februar 1980 vorgefundenen Verh&#228;ltnisse zu bezweifeln, insbesondere keine Anhaltspunkte, da&#223; sich die Entw&#228;sserungsverh&#228;ltnisse bei Schacht xxx - soweit sie hier interessieren - zwischen 1980 und 1990 ver&#228;ndert haben.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ob nach der vorliegenden Sachlage eine unmittelbare oder mittelbare Abwasserableitung vom Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers in die st&#228;dtische Kanalisation vorliegt, ist nicht v&#246;llig eindeutig, bedarf indessen keiner abschlie&#223;enden Kl&#228;rung, weil jedenfalls eine mittelbare Einleitung von Schmutz- und Regenwasser in die st&#228;dtische Kanalisation vorliegt und - wie dargelegt - auch eine solche geb&#252;hrenpflichtig ist. Unstreitig ist der sogenannte xxxKanal auf Stra&#223;engel&#228;nde verlegt, das (inzwischen) im Eigentum der Stadt steht, wobei sich aus den Akten und dem Vortrag des Kl&#228;gers ergibt, da&#223; die Fl&#228;chen, in denen der Kanal liegt, zun&#228;chst im Eigentum des Unternehmers xxx gestanden haben und erst nach Anlage des Sammelkanals von der Stadt erworben worden sind. Danach k&#246;nnte die Stadt mit dem Erwerb des Stra&#223;enlandes von dem Unternehmer xxx auch Eigent&#252;merin der in der Stra&#223;e u.a. vor dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers verlaufenden Sammelleitung geworden sein, es sei denn, die Leitung w&#228;re bei Eigentumserwerb nicht wesentlicher Bestandteil der f&#252;r die Erweiterung der Stra&#223;e ver&#228;u&#223;erten Grundst&#252;cke gewesen (vgl. &#167;&#167; 94, 95 BGB) und w&#228;re auch nicht als Zubeh&#246;r der Grundst&#252;cke (vgl. &#167; 97 BGB) auf die Stadt &#252;bertragen worden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Problematik der Eigentumsverh&#228;ltnisse betreffend Versorgungsleitungen und Kanalleitungen: BGH, Urteile vom 11. Juli 1962, BGHZ 37 S. 353 ff, und vom 20. September 1968 - V ZR 55/66 -, NJW 1968 S. 2331 f.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Andererseits hat die Stadt ausweislich der Akten verschiedentlich zum Ausdruck gebracht, die Unterhaltung und den Betrieb der von dem Unternehmer xxx angelegten Kanalleitungen nicht &#252;bernehmen zu wollen, und hat im Hinblick auf eine bestehende private Entw&#228;sserung der H&#228;user an der xxxStra&#223;e (im hier interessierenden Bereich) in den xxxgraben fr&#252;her Geb&#252;hrenfreiheit gew&#228;hrt. Das spricht ungeachtet der Frage, wer Eigent&#252;mer dieser Kanalleitungen ist, jedenfalls gegen eine Einbeziehung der Kan&#228;le in die st&#228;dtische Kanalisation. W&#228;re hiernach der xxxkanal, der das Abwasser vom Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers zum Schacht xxx ableitet, nicht Teil der st&#228;dtischen Kanalisation, l&#228;ge jedenfalls bei Schacht xxx eine Einleitung des Abwassers in die st&#228;dtische Kanalisation als mittelbare Einleitung vor.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Dieser Feststellung steht nach den zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts nicht entgegen, da&#223; der st&#228;dtische Kanal in der xxxStra&#223;e von Schacht xxx bis zur Stadtgrenze bzw. zum xxxgraben auf xxx Gebiet keine technische Verbindung zu sonstigen Kanalleitungen auf xxx Gebiet, in Sonderheit keine Verbindung zu einer Kl&#228;ranlage auf Stadtgebiet hat. F&#252;r die geb&#252;hrenpflichtige Inanspruchnahme st&#228;dtischer Kanalisation kommt es auf solche Umst&#228;nde nicht an. Jeder - jedenfalls nicht nur unwesentliche - Teil der st&#228;dtischen Kanalisationsanlagen, &#252;ber die Abwasser abgeleitet wird, ist rechtlich gleichwertiger Teil des st&#228;dtischen Entw&#228;sserungssystems, durch dessen Nutzung eine geb&#252;hrenrechtlich relevante Leistung vermittelt wird.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 6. Juli 1987 - 2 A 2082/84 -, Gemht 1988 S. 182, und vom 15. Februar 1989 - 2 A 2452/85 -.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die dem Geb&#252;hrenpflichtigen gegen&#252;ber erbrachte Leistung besteht in der &#220;bernahme des Abwassers in eine st&#228;dtische Kanalleitung, nach der das Abwasser bis zu einem Punkt abgeleitet wird, der von dem Grundst&#252;ck so weit entfernt ist, da&#223; f&#252;r seine Bewohner keine Geruchsbel&#228;stigungen und gesundheitlichen Gefahren durch das Abwasser entstehen k&#246;nnen; im Falle einer mittelbaren Ableitung besteht die Leistung darin, da&#223; solche Gefahren und eine St&#246;rung der Anleitung bis zur &#246;ffentlichen Kanalisation durch R&#252;ckstau von Abw&#228;ssern vermieden werden. Teil der geb&#252;hrenpflichtigen Leistung ist au&#223;erdem, da&#223; die Gemeinde mit der &#220;bernahme des Abwassers in die &#246;ffentliche Kanalisation die weitere Verantwortung f&#252;r die Beseitigung des Abwassers &#252;bernimmt und der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer von dieser Stelle an f&#252;r das eingeleitete Abwasser grunds&#228;tzlich nicht mehr verantwortlich ist.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Hiernach l&#228;ge eine geb&#252;hrenpflichtige Einleitung selbst dann noch vor, wenn der von Schacht xxx zum xxxgraben f&#252;hrende Kanal in der xxxStra&#223;e ausschlie&#223;lich bis zur Stadtgrenze (ausweislich der vorliegenden Karten mit einer L&#228;nge von etwa 160 m) Teil der st&#228;dtischen Kanalisation w&#228;re und letzteres nicht auch auf den auf xxx Stadtgebiet bis zum xxxgraben verlaufenden Stra&#223;enkanal und den xxxgraben selber zutr&#228;fe. Allein durch die &#220;bernahme des Abwassers in den auf Stadtgebiet befindlichen Teil des vom Schacht xxx zum xxxgraben f&#252;hrenden Kanals wird dem Kl&#228;ger die geb&#252;hrenpflichtige Leistung im vorbeschriebenen Sinne erbracht. Im Hinblick auf die damit von der Stadt xxx &#252;bernommene Verantwortung f&#252;r die weitere Beseitigung des Abwassers kommt es auch nicht weiter darauf an, ob und inwieweit sie im Einvernehmen mit der Stadt xxx und in &#220;bereinstimmung mit wasserrechtlichen Vorschriften den xxxgraben f&#252;r die Abwassereinleitung nutzt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch hierzu OVG NW, Urteile vom 6. Juli 1987 - 2 A 2082/84 - und vom 15. Februar 1989 - 2 A 2452/85 -.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Verwirklichung des Geb&#252;hrentatbestandes steht nicht deshalb in Frage, weil der Kl&#228;ger die von seinem Haus ablaufenden Abw&#228;sser im fraglichen Zeitraum nicht willentlich der st&#228;dtischen Kanalisation bei Schacht xxx zugeleitet und damit m&#246;glicherweise nicht im Sinne des Satzungsrechts in die Entw&#228;sserungsanlage der Stadt eingeleitet h&#228;tte. Zwar d&#252;rfte die Erhebung von Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren grunds&#228;tzlich eine willentliche Annahme der technischen Leistung des Entw&#228;sserungssystems der Gemeinde durch den Grundst&#252;ckseigent&#252;mer voraussetzen. Den diesbez&#252;glichen Anforderungen wird die Abwassereinleitung durch den Kl&#228;ger indessen gerecht. Ihm ist nach seinem eigenen Vortrag durch die Erhebung von Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren mit Bescheid vom 19. Juli 1978 f&#252;r die Zeit von 1973-1978 bekannt geworden, da&#223; die Stadt von einer Ableitung des Abwassers von seinem Grundst&#252;ck in die st&#228;dtische Kanalisation in der xxxStra&#223;e ausging. Ferner war er ausweislich der vom Beklagten eingereichten Akte "Entw&#228;sserung der xxxH&#228;user, xxxStra&#223;e" (Beiakte Heft 7) im Jahre 1980 an Verhandlungen mit der Stadt &#252;ber die Geb&#252;hrenpflichtigkeit, in denen erl&#228;utert und er&#246;rtert wurde, da&#223; die Grundst&#252;cke xxx, xxxStra&#223;e mittelbar bei Schacht xxx in die st&#228;dtische Kanalisation entw&#228;sserten (vgl. den Vermerk in Beiakte Heft 7 Bl. 85 ff, in dem die Teilnehmer und der Inhalt von Besprechungen am 31. Januar/5. Februar 1980 festgehalten sind) und der Ortsbesichtigung vom 5. Februar 1980 beteiligt. Sp&#228;testens seit dieser Zeit war der Kl&#228;ger &#252;ber den ma&#223;geblichen Sachverhalt des Ablaufs seines Abwassers in die st&#228;dtische Kanalisation so weitgehend informiert, da&#223; ihm die weitere Ableitung des Abwassers von seinem Grundst&#252;ck in den xxxkanal als willentliche (mittelbare) Einleitung in die st&#228;dtische Kanalisation zuzurechnen ist. Hierf&#252;r kommt es nicht entscheidend darauf an, ob er in den Jahren 1983-1985 bis zu der durch das Verwaltungsgericht durchgef&#252;hrten Ortsbesichtigung vom 14. M&#228;rz 1985 sicher davon ausging, da&#223; eine Verbindung des xxxkanals zur st&#228;dtischen Kanalisation bestand. F&#252;r eine willentliche Inanspruchnahme der st&#228;dtischen Kanalisation im Sinne des Entw&#228;sserungsgeb&#252;hrenrechts war ausreichend, da&#223; er nach den gesamten Umst&#228;nden mit hinreichender Wahrscheinlichkeit mit einer Verbindung des xxxKanals bei Schacht xxx mit der st&#228;dtischen Kanalisation bei Schacht xxx rechnen mu&#223;te und in Ansehung dieser Umst&#228;nde nach wie vor sein Abwasser in den xxxkanal einleitete.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der danach gegebenen willentlichen Inanspruchnahme der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage kann sich der Kl&#228;ger nicht mit Erfolg darauf berufen, er sei ohne Kenntnis, Willen und Zutun an diese Anlage angeschlossen worden. F&#252;r die Verwirklichung des Geb&#252;hrentatbestandes durch Einleitung von Schmutz- und Niederschlagswasser in die st&#228;dtische Kanalisation und die daran gekn&#252;pfte Entstehung der Geb&#252;hrenpflicht kommt es grunds&#228;tzlich nicht darauf an, wie es zum Anschlu&#223; des Grundst&#252;ckes an die st&#228;dtische Kanalisation gekommen ist, sondern darauf, da&#223; der betreffende Grundst&#252;ckseigent&#252;mer mit hinreichender Wahrscheinlichkeit im dargestellten Sinne mit dem Anschlu&#223; seines Grundst&#252;ckes an die st&#228;dtische Kanalisation rechnen mu&#223;te und in Ansehung des m&#246;glicherweise bestehenden Anschlusses sein Abwasser so vom Grundst&#252;ck ableitet, da&#223; eine Beanspruchung dieses Anschlusses nicht ausgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Ob dieser Grundsatz im Falle einer rechtswidrigen technischen Verbindung einer privaten Entw&#228;sserungsleitung mit der &#246;ffentlichen Kanalisation f&#252;r eine gewisse Zeit zwischen Kenntnis des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers von den Umst&#228;nden, die f&#252;r einen solchen Anschlu&#223; sprechen und einer Wiederherstellung der privaten Entw&#228;sserung in zumutbarer Zeit einer Ausnahme erfahren und ob letzteres unter dem Gesichtspunkt eines treuwidrigen Verhaltens der Gemeinde auch dann geltend k&#246;nnte, wenn offenkundig und eindeutig ist, da&#223; die Gemeinde selbst durch grob unrechtm&#228;&#223;ige Eingriffe in das Eigentum oder sonstige dingliche Rechte an privaten Entw&#228;sserungsleitungen den Anschlu&#223; hergestellt h&#228;tte, bedarf hier keiner Kl&#228;rung. Ausnahmef&#228;lle dieser Art liegen hier n&#228;mlich nicht vor. Weder die Rechtsnachfolger des Bauunternehmers xxx, noch der Kl&#228;ger selbst haben seit Kenntnisnahme von der M&#246;glichkeit einer Verbindung des xxxkanals mit dem st&#228;dtischen Kanal ab Schacht xxx etwas unternommen, die Verbindung zwischen den privaten Entw&#228;sserungsleitungen und der st&#228;dtischen Kanalisation zu unterbrechen und die Verbindungen der Privatleitungen &#252;ber das vormalige Zechengel&#228;nde zum xxxgraben wieder instandsetzen zu lassen. Ein treuwidriges Verhalten der Stadt im dargestellten Sinne scheidet schon deshalb aus, weil nach Lage der Dinge v&#246;llig unklar, und, wenn &#252;berhaupt, jedenfalls ohne weiteres nicht mehr zu kl&#228;ren ist, wann, wie und durch wen es zu der Verbindung des xxxkanals mit der st&#228;dtischen Kanalisation gekommen ist, insbesondere ob dies auf Veranlassung der xxx Bergbau 1963/64 oder jedenfalls mit Billigung der Eigent&#252;merin des vormaligen Zechengel&#228;ndes, &#252;ber das das Abwasser aus dem xxxKanal zum xxxgraben abgeleitet wurde, geschehen ist und ob m&#246;glicherweise unrechtm&#228;&#223;ige Eingriffe der Stadt in Rechte an den privaten Entw&#228;sserungsleitungen nicht schon verj&#228;hrt sind. Letztlich weist der vom Kl&#228;ger selbst vorgelegte Entw&#228;sserungsplan der Zeche xxx f&#252;r die H&#228;user xxxStra&#223;e xxx vom 5. August 1955 aus, da&#223; schon damals eine Kanalisationsverbindung zwischen den heutigen Sch&#228;chten xxx und xxx geplant war und die Kanalsohle bei Schacht xxx tiefer liegen sollte als bei Schacht xxx. Danach k&#246;nnte eine Verantwortlichkeit der Stadt f&#252;r eine Verbindung mit Gef&#228;lle von Schacht xxx zu xxx schon nach den tats&#228;chlichen Umst&#228;nden vor dem Bau des Kanals durch die xxx Bergbau 1963/64 und der &#220;bernahme dieses Kanals durch die Stadt ausscheiden &#220;ber die dargestellten Ausnahmef&#228;lle hinaus k&#228;me unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde dieses Falles eine Ausnahme von dem Grundsatz, da&#223; es f&#252;r die Verwirklichung des Geb&#252;hrentatbestandes nicht darauf ankommt, wie der Anschlu&#223; an die Kanalisation zustandegekommen ist, von vornherein nicht in Betracht. Das gilt auch unter der Ber&#252;cksichtigung der nicht auszuschlie&#223;enden, andererseits aber auch nicht offenkundigen M&#246;glichkeit, da&#223; es ohne Zustimmung der Berechtigten an den von dem Bauunternehmer xxx angelegten privaten Kan&#228;len zu einem objektiv unrechtm&#228;&#223;igen Anschlu&#223; dieser Kan&#228;le an die st&#228;dtische Kanalisation durch die Stadt gekommen sein k&#246;nnte. Angesichts einer solchen M&#246;glichkeit entf&#228;llt nicht die Geb&#252;hrenpflicht, sondern ist den Berechtigten zuzumuten, ihre Rechtspositionen auf Wiederherstellung der privaten Entw&#228;sserungsanlage gegen&#252;ber der Stadt und Geltendmachung von Schadenersatz zu verfolgen. Insoweit gilt der Rechtsgedanke, wie er in vergleichbarer Weise in &#167; 12 Abs. 1 Nr. 5 lit a Kommunalabgabengesetz NW (KAG) in Verbindung mit &#167; 226 Abs. 3 AO hinsichtlich der Aufrechnung mit bestrittenen Forderungen gegen&#252;ber Geb&#252;hrenanspr&#252;chen zum Ausdruck kommt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet der dargestellten Gr&#252;nde w&#252;rde die sich aus der Verwirklichung des Geb&#252;hrentatbestandes ergebende Geb&#252;hrenpflicht des Kl&#228;gers durch einen m&#246;glicherweise unrechtm&#228;&#223;igen Anschlu&#223; des xxxkanals an die st&#228;dtische Kanalisation auch deshalb nicht ber&#252;hrt, weil es keine verl&#228;&#223;lichen Anhaltspunkte daf&#252;r gibt, da&#223; durch einen solchen Anschlu&#223; gerade in Rechte des Kl&#228;gers bzw. auf ihn &#252;bergegangene Rechte der Voreigent&#252;mer seines Grundst&#252;ckes eingegriffen worden ist. Nach dem vom Kl&#228;ger vorgelegten Kaufvertrag, den seine Mutter mit den Voreigent&#252;mern xxx abgeschlossen hat, ist der Mutter des Kl&#228;gers ein "Recht (der Verk&#228;ufer) am xxxkanal zur Entw&#228;sserung des Hauses" &#252;bertragen worden. Welchen genauen Inhalt dieses Recht hatte, ist nach dem eigenen Vorbringen des Kl&#228;gers nicht bekannt und nicht mehr zu kl&#228;ren; insbesondere ist nicht erkennbar, da&#223; seiner Mutter dingliche Rechtspositionen am xxxkanal h&#228;tten &#252;bertragen sein k&#246;nnen. Sie hat ferner keine dingliche Sicherung bestehender Leitungen durch Kanalleitungsrechte an den Grundst&#252;cken, &#252;ber die der xxxkanal verlegt ist, und dem vormaligen Zechengel&#228;nde, &#252;ber das das Abwasser zum xxxgraben abgeleitet wurde, erhalten, die sie ihrerseits auf den Kl&#228;ger h&#228;tte &#252;bertragen k&#246;nnen. Danach ist davon auszugehen, da&#223; dem Kl&#228;ger nach einer Ver&#228;nderung der Ableitung der in den xxxkanal eingeleiteten Abw&#228;sser von vornherein allenfalls Rechte gegen die Rechtsnachfolger des Unternehmers xxx auf Wiederherstellung der Entw&#228;sserung, wie sie vertraglich mit dem Unternehmer xxx bzw. mit seinen Rechtsnachfolgern beim Verkauf der Grundst&#252;cke an der xxxStra&#223;e zugesagt worden sein k&#246;nnten, zustehen k&#246;nnten, nicht aber Rechtsanspr&#252;che gegen die Stadt xxx.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann sich gegen&#252;ber seiner Geb&#252;hrenpflicht schlie&#223;lich nicht auf eine etwaige Zusage der Stadt xxx im Jahre 1940 berufen, nach der Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren nicht mehr erhoben werden sollten, solange der damals vorhandene Zustand der Entw&#228;sserung der Grundst&#252;cke bestehe bzw. der von dem Unternehmer xxx angelegte Kanal nicht von der Stadt &#252;bernommen werde. Eine Zusage dieses Inhalts, h&#228;tte ungeachtet der Frage der Zul&#228;ssigkeit und Wirksamkeit eines Geb&#252;hrenverzichts nach der 1983 und danach vorliegenden Sachlage schon deshalb keine Verbindlichkeit mehr, weil sich die Entw&#228;sserungssituation der an den xxxkanal angeschlossenen H&#228;user seit 1940 entscheidend ver&#228;ndert hat. Die nach der Verlegung des Entw&#228;sserungskanals in der xxxStra&#223;e bis zum xxxgraben und der &#220;bernahme dieses Kanals durch die Stadt und durch den Anschlu&#223; des xxxkanals an diesen Kanal entstandene Entw&#228;sserungssituation ist mit derjenigen im Jahre 1940, in dem die Abw&#228;sser aus dem xxxkanal ausschlie&#223;lich &#252;ber eine auf den vormaligen Zechengel&#228;nde befindliche Verbindung zum xxxgraben abgeleitet wurden, nicht vergleichbar.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">3. Die hiernach dem Kl&#228;ger f&#252;r die Jahre 1983-1985 dem Grunde nach zu Recht berechneten Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren begegnen auch der H&#246;he nach keinen Bedenken. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; sie nach der Ma&#223;stabsregelung, den danach ma&#223;geblichen Bemessungsfaktoren und Geb&#252;hrens&#228;tzen fehlerhaft berechnet worden sein k&#246;nnten, bestehen nicht. Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers sind die nach dem Satzungsrecht zu berechnenden Geb&#252;hren auch nicht zu mindern. Die Tatsache, da&#223; das auf dem Grundst&#252;ck anfallende Schmutz- und Niederschlagswasser &#252;ber eine Sammelgrube in den xxxKanal eingeleitet wird und sich dadurch Dickstoffe in der Sammelgrube absetzen, die in bestimmten Abst&#228;nden abgefahren werden m&#252;ssen, rechtfertigt keine Geb&#252;hrenminderung. Es steht dem Kl&#228;ger frei, diese Sammelgrube zu beseitigen und das Abwasser ohne vorherige Ausf&#228;llung der Dickstoffe in die Kanalisation einzuleiten. Auch nach Ausf&#228;llung der Dickstoffe bleiben die vom Kl&#228;ger abgeleiteten Abw&#228;sser Schmutz- und Niederschlagswasser im Sinne der Satzung, da die Vorbehandlung des abgeleiteten Wasser nicht den Anforderungen entspricht, die an die Reinigung von Abwasser zu stellen sind.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Frage der Ver&#228;nderung der Schmutzwasserqualit&#228;t durch eine Vorkl&#228;rung auf dem Hausgrundst&#252;ck das schon zitierte Urteil des erkennenden Gerichts vom 6. Juli 1987.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist dem Kl&#228;ger vorzuhalten, da&#223; er die Sammelgrube nicht etwa auf Veranlassung des Beklagten, sondern sogar gegen dessen - inzwischen aufgehobene - Ordnungsverf&#252;gung, die Grube zu beseitigen, beibehalten hat und dies - wie sich aus der Hausakte ergibt - im eigenen Interesse deshalb tut, weil ohne die vorherige Ausf&#228;llung der Dickstoffe aus dem Abwasser die Gefahr besteht, da&#223; die Hausanschlu&#223;leitungen bzw. der xxxkanal durch das abgeleitete Abwasser verstopft werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Eine Geb&#252;hrenminderung im Hinblick auf die Kosten, die dem Bauunternehmer xxx durch die Anlage des xxxkanals entstanden sind, kann der Kl&#228;ger schon deshalb nicht verlangen, weil nicht davon ausgegangen werden kann, da&#223; diesbez&#252;gliche Aufwendungen bestimmter H&#246;he auf ihn bzw. die Voreigent&#252;mer des Grundst&#252;ckes abgew&#228;lzt worden sind. Da&#223; und gegebenenfalls inwieweit durch den Kaufpreis, den seine Mutter f&#252;r das Grundst&#252;ck xxxStra&#223;e xxx gezahlt hat, mittelbar Kosten f&#252;r die Anlage des Teils des xxxKanals, der vor dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers verlegt ist, abgegolten worden sind, l&#228;&#223;t sich n&#228;mlich nicht feststellen. Im &#252;brigen best&#252;nde im Hinblick auf das Alter des xxxkanals, der im Bereich des Grundst&#252;cks des Kl&#228;gers sp&#228;testens in den Jahren zwischen 1910 und 1920 angelegt worden ist, in den Jahren 1983 bis 1985 auch keine Veranlassung mehr, in Ansehung ersparter Aufwendungen der Stadt f&#252;r eine st&#228;dtische Kanalisationsanlage eine Geb&#252;hrenminderung vorzusehen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO; die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Revision nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,109
ag-solingen-1990-05-23-15-c-6189
{ "id": 733, "name": "Amtsgericht Solingen", "slug": "ag-solingen", "city": 493, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
15 C 61/89
1990-05-23T00:00:00
2019-03-13T14:46:32
2022-10-18T15:09:05
Urteil
ECLI:DE:AGSG:1990:0523.15C61.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Es wird festgestellt:</p> <p>Der Beklagte ist der Erzeuger des Kl&#228;gers.</p> <p>Die Kosten des Verfahrens tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde am geboren. Der Kl&#228;ger wurde am als eheliches Kind der Zeugin und des Zeugen geboren, deren Ehe im August 1955 geschieden worden ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im erhob der Zeuge wegen Anfechtung der Ehelichkeit vor dem Amtsgericht Wuppertal &#8211; 63 C 17/88 &#8211; Klage gegen den jetzigen Kl&#228;ger und beantragte festzustellen, da&#223; der Kl&#228;ger nicht von ihm abstamme. Das Amtsgericht stellte am nach Einholung eines Blutgruppengutachtens des Sachverst&#228;ndigen sodann die Nichtehelichkeit des Kl&#228;gers fest. Dieses Urteil ist seit dem 20.06.1989 rechtskr&#228;ftig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet: Er und der Zeuge h&#228;tten im erstmals von der Zeugin an deren Krankenbett erfahren, da&#223; der Zeuge nicht der leibliche Vater des Kl&#228;gers sei; daraufhin habe der Zeuge die Ehelichkeit wirksam angefochten; er sei von dem Zeugen , seinem Scheinvater, mit dem Anfechtungsproze&#223; &#252;berraschend &#252;berzogen worden; sein leiblicher Vater sei, wie er nun wisse, der Beklagte; offensichtlich wisse der Beklagte auch um seine Vaterschaft; der Beklagte sehe ihm auch &#228;hnlich aus; der Beklagte habe seiner Mutter in der Empf&#228;ngniszeit als einziger Mann beigewohnt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beklagte sein Erzeuger ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet: Der Zeuge habe das Urteil des Amtsgerichts Wuppertal erschlichen, indem er wahrheitswidrig ausgesagt habe, von der Nichtehelichkeit des Kl&#228;gers erst im erfahren zu haben; der Zeuge habe die Nichtehelichkeit in Wahrheit bereits bei der Geburt des Kl&#228;gers gekannt; er sei immer wieder darauf angesprochen, ja deshalb geh&#228;nselt worden; er sei jedoch nicht der Erzeuger des Kl&#228;gers; er habe der Zeugin w&#228;hrend der Empf&#228;ngniszeit auch nicht beigewohnt; hingegen habe die Zeugin damals in regem Ma&#223;e Beziehungen zu anderen M&#228;nnern unterhalten, unter anderem zu einem und einem , die indes beide schon verstorben seien.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Auffassung: Die Klage sei unzul&#228;ssig, da bereits die Klage des Zeugen wegen Vers&#228;umung der Anfechtungsfrist unzul&#228;ssig gewesen sei und das Amtsgericht die Nichtehelichkeit des Kl&#228;gers nicht mehr h&#228;tte feststellen d&#252;rfen; gegen die Klage stehe ihm die Einrede der arglistigen Herbeif&#252;hrung des vorangegangenen Gestaltungsurteils nach &#167; 826 zu; folglich d&#252;rfte die Vaterschaft des Beklagten nicht festgestellt werden. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben. Es hat die Zeugen und vernommen. Es hat bei dem Sachverst&#228;ndigen ein Blutgruppengutachten eingeholt. Schlie&#223;lich hat das Gericht die Akten 63 C 17/88 AG Wuppertal beigezogen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Insbesondere das Feststellungsinteresse des Kl&#228;gers ist zu bejahen; sein Recht auf Feststellung seiner blutsm&#228;&#223;igen Abstammung ist ein auch verfassungsrechtlich gesch&#252;tztes Recht. Eine Klagefrist ist nicht verstrichen. F&#252;r eine Klage nach &#167; 1600 n BGB bestehen keine Fristen. Der Kl&#228;ger hat die Klage auch kurz nach Rechtskraft des Gestaltungsurteils und somit beizeiten eingereicht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Klage kann auch nicht die Einrede entgegengesetzt werden, das die Klage erst erm&#246;glichende Gestaltungsurteil des Amtsgerichts Wuppertal vom 10.05.1988 sei arglistig erschlichen worden. Eine solche Einrede ist richtigerweise nicht zul&#228;ssig. Mit einer solchen Darlegung kann bei entsprechender Substantiierung des Vorbringens lediglich ein Schadensersatzanspruch nach &#167; 826 BGB begr&#252;ndet werden. Auch aus dem vom Beklagten zitierten Urteil des BGH vom 19.06.1964, abgedruckt in NJW 1964, 1672/1673, folgt nicht, da&#223; die arglistige Herbeif&#252;hrung eines Urteils im Wege der Einrede geltend gemacht werden kann. Zudem scheidet eine solche Einrede auch deshalb aus, weil der insoweit darlegungspflichtige Beklagte eine arglistige Urteilserschleichung, wie sie Voraussetzung ist f&#252;r einen Schadensersatzanspruch nach &#167; 826 BGB, nicht substantiiert vorgetragen. Der Beklagte hat lediglich die Kenntnis des Zeugen von der Nichtehelichkeit vorgetragen. Dar&#252;ber hinaus hat der Beklagte jedoch keinerlei Arglist oder sch&#228;digende Absicht des Betroffenen dargelegt. Anhaltspunkte f&#252;r eine Erschleichung des Urteils, um den Beklagten in sittenwidrigerweise zu sch&#228;digen oder auszunutzen, sind nicht dargelegt worden. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die auf &#167;&#167; 1600 n, a und o BGB gest&#252;tzte Klage ist auch begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ist das Gericht von der Vaterschaft des Beklagten voll &#252;berzeugt. Nach dem eingeholten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ist die Vaterschaft zu 99,9 % wahrscheinlich. Das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ist &#252;berzeugend. Bei diesem hohen Wahrscheinlichkeitsgrad ist die Vaterschaft als erwiesen anzusehen. Es bestehen auch keine Anhaltspunkte f&#252;r eine Nichtvaterschaft des Beklagten, denen nachzugehen w&#228;re. Soweit der beweispflichtige Kl&#228;ger Mehrverkehr der Zeugin w&#228;hrend der Empf&#228;ngniszeit vorgetragen hat, ist er beweisf&#228;llig geblieben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#167; 93 ZPO, der den Grundsatz des &#167; 91 ZPO einschr&#228;nkt, kommt hier nicht zur Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 4.000,-- DM.</p>
315,110
olgk-1990-05-22-4-uf-1990
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 19/90
1990-05-22T00:00:00
2019-03-13T14:46:33
2022-10-18T15:09:04
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0522.4UF19.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Antragstellerin und die Anschlu&#223;berufung des Antragsgegners wird das am 8. Januar 1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Waldbr&#246;l (Az.: 3 F 240/88) aufgehoben und die Sache zur erneuten Verhandlung - auch &#252;ber die Entscheidung au&#223;ergerichtlichen Kosten des Berufungsverfahrens - an das Amtsgericht Waldbr&#246;l - Familiengericht - zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>Von der Erhebung von Gerichtskosten f&#252;r die Berufungsinstanz wird gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 GKG abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die zul&#228;ssigen Rechtsmittel der Parteien war das angefochtene Urteil aufzuheben und die Sache gem&#228;&#223; &#167; 539 ZPO an das Familiengericht zur erneuten Verhandlung und Entscheidung zur&#252;ckzuverweisen. Wenn einem Scheidungsantrag zu Unrecht vor der Entscheidung &#252;ber eine Folgesache stattgegeben wird, schafft dies eine selbst&#228;ndige Beschwer, der mit Rechtsmitteln gegen das Scheidungsurteil begegnet werden kann (vgl. BGH FamRZ 1984, 254, 25 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil, durch das die Ehe der Parteien geschieden, der Versorgungsausgleich und das Sorgerecht geregelt worden ist, ohne gleichzeitig &#252;ber die anh&#228;ngigen Folgesachen auf nachehelichen Unterhalt und Zugewinnausgeleich zu entscheiden, beruht auf einem wesentlichen Verfahrensmangel. Das Verfahren des Amtsgerichts ist durch &#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO nicht gedeckt. Das Amtsgericht hat sich &#252;berpr&#252;fbar mit den Voraussetzungen f&#252;r eine Abtrennung nach dieser Vorschrift nicht auseinandergesetzt. Hiernach darf dem Scheidungsantrag vor Regelung</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">der Folgesachen nur in bestimmten F&#228;llen, die als Ausnahme zu betrachten sind, entsprochen werden. Dies erfordert der Sinn und Zweck der gesetzlichen Regelung, weil sonst der mit der Einf&#252;hrung des Verfahrensverbundes erstrebte Erfolg nicht</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">zu erreichen w&#228;re, n&#228;mlich den Eheleuten bereits w&#228;hrend des Scheidungsverfahrens vor Augen zu f&#252;hren, welche tats&#228;chlichen Auswirkungen ihre Trennung</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">mit sich bringt. Der Verfahrensverbund soll den sozial schw&#228;cheren Ehepartner oder demjenigen, der sich der Ehescheidung selbst nach der Neuregelung der Scheidungsvoraussetzungen nicht mehr mit Erfolg widersetzen kann, sch&#252;tzen und davor bewahren, da&#223; ein Scheidungsausspruch ohne die Regelung der Rechte und deren Sicherstellung ergeht. Die Parteien sollen sich nach der Ehescheidung nicht</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">noch jahrelang mit Rechtsstreitigkeiten &#252;ber die wirtschaftlichen Folgen der Eheschlie&#223;ung befassen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">&#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO verlangt zun&#228;chst, da&#223; eine gleichzeitige Entscheidung &#252;ber die Folgesache den Scheidungsausspruch au&#223;ergew&#246;hnlich verz&#246;gern w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine solch au&#223;ergew&#246;hnliche Verz&#246;gerung fehlt es hier bereits am erforderlichen Zeitmoment, wie der Senat bereits in seiner proze&#223;leitenden Verf&#252;gung vom 11.04.1990 dargelegt hat. Dabei ist nicht auf den Eingang des Scheidungsantrages der Antragstellerin am 17.11.1988 abzustellen, vielmehr fr&#252;hestens auf den Zeitraum Mai 1989 nach Ablauf des Trennungsjahres (vgl. OLG Frankfurt, FamRZ 1981, 579; Thomas-Putzo, ZPO, 14. AufI., &#167; 628 Anm. 3). Ein erster Termin h&#228;tte dann nicht vor Ende 1989 stattfinden k&#246;nnen unter Ber&#252;cksichtigung der Auskunftsdauer der Versicherungstr&#228;ger zum Versorgungsausgleich von regelm&#228;&#223;ig ca. 3 Monaten, weil die Einreichung des Scheidungsantrags vor Ablauf des Trennungsjahres (Trennung Mai 1988) gesetzwidrig und mithin unzul&#228;ssig war. Gerechnet ab dem Zeitpunkt des Ablaufs des Trennungsjahres bis zur Entscheidung im angefochtenen Urteil vom 08.01.1990 war erst gut ein halbes Jahr vergangen, also eine wesentlich k&#252;rzere Zeit als der Durchschnitt der meisten Scheidungsverfahren, der nach einer von Walter (JZ 1982, 835) mitgeteilten statistischen Erhebung bei &#252;ber 90 % aller mit Urteil endenden Verbundverfahren etwa 2 Jahre betr&#228;gt. Da&#223; die Antragstellerin selbst den Scheidungsantrag vor Ablauf des Trennungsjahres erhoben hat, ist in diesem Zusammenhang unerheblich, da die Zul&#228;ssigkeit einer Vorabentscheidung nach &#167; 628 ZPO in gleicher Weise wie die Einhaltung des Trennungsjahres nicht zur Disposition der Parteien steht (vgl. OLG Hamm, Rechtspfleger 1984, 15; Z&#246;ller-Philippi, ZPO, 15. AufI., &#167; 628 Rdn. 9).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Eine andere Beurteilung rechtfertigt sich auch nicht aus der Stellung des Antrages auf Zugewinnausgleich, der bereits am 31.07.1989 beim Familiengericht eingegangen und gut 2 Monate nach Ablauf des Trennungsjahres offensichtlich nicht verz&#246;gerlich gestellt worden ist. Es fehlen hinreichende Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; zum Zeitpunkt des angefochtenen Urteils eine Entscheidung &#252;ber die Folgesache Zugewinnausgleich eine &#252;ber das dargestellte normale Ma&#223; hinaus au&#223;ergew&#246;hnliche Verfahrensdauer zu erwarten st&#252;nde. Ebenso ist nicht erkennbar, welche Hindernisse bestanden und bestehen, &#252;ber die Unterhaltsantr&#228;ge zusammen mit dem Scheidungsausspruch zu befinden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die weitere Voraussetzung des &#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO dahingehend, da&#223; die durch die Entscheidung &#252;ber die Folgesachen bedingte Verz&#246;gerung auch unter</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ber&#252;cksichtigung der Bedeutung dieser Folgesachen eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rden, fehlt es g&#228;nzlich an hinreichenden Anhaltspunkten. Auch die Parteien haben erkennbar, wie sich aus ihrem zweitinstanzlichen Sachvortrag ergibt, keine</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">beachtlichen Interessen an einer Ehescheidung vor der Regelung ihrer g&#252;terrechtlichen und unterhaltsrechtlichen Anspr&#252;che. Das Amtsgericht hat infolgedessen</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">derartige Interessen einer der Parteien auch weder angef&#252;hrt noch anf&#252;hren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Da das angefochtene Urteil auf diesem Verfahrensmangel beruht, war es aufzuheben und die Sache gem&#228;&#223; &#167; 539 ZPO zur erneuten Verhandlung und Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">an das Familiengericht zur&#252;ckzuverweisen. Eine Entscheidung des Senats &#252;ber die Folgesachen auf Unterhalt und Zugewinnausgleich war nicht m&#246;glich, weil eine rechtsmittelf&#228;hige Entscheidung insoweit fehlt. Sie w&#228;re auch nicht sachdienlich, da</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">sie den Parteien eine Tatsacheninstanz nehmen w&#252;rde (&#167; 540 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Von der Erhebung von Gerichtskosten f&#252;r das Berufungsverfahren hat der Senat gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 GKG abgesehen, da solche Kosten bei richtiger Behandlung der Sache nicht entstanden w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Berufungsverfahrens war dem erstinstanzlichen Schlu&#223;urteil vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Streitwert der Berufung: 17.226,60 DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">(Ehesache: 9.600,00 DM; Sorgerecht: 1.500,00 DM, Versorgungsausgleich: 6.126,60 DM)</p>
315,111
lg-dusseldorf-1990-05-18-21-s-35489
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
21 S 354/89
1990-05-18T00:00:00
2019-03-13T14:46:35
2022-10-18T15:09:04
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0518.21S354.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am</p> <p>16. Juni 1989 erk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts -44 C 443/89 - wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens. </p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i du n g s g r &#252; n d e : </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist zur R&#252;ckzahlung der restlichen Kaution in </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">H&#246;he von 717,49 DM verpflichtet. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch ist nicht durch Aufrechnung </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">der Beklagten mit einer Schadenersatzforderung wegen der </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">"durch Einbruch oder Einbruchsversuch" besch&#228;digten Wohnungs&#173;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">eingangst&#252;r der ehemaligen Wohnung der Kl&#228;gerin erloschen.&#8226; </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; &#167; 9 Ziffer 9, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Abs. 3 des Mietvertrages, nach dem die Kl&#228;gerin verpflichtet </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">sein sollte, sich u.a. gegen Sch&#228;den durch Einbruch oder Ein&#173;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">bruchsversuch zu versichern, nach &#167;&#167; 3,9 AGBG unwirksam ist. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann daher eine Schadenersatzforderung nicht </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">daraus herleiten, da&#223; die Kl&#228;gerin eine entsprechende Versicherung </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">nicht abgeschlossen hat. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist das Amtsgericht davon ausgegangen, da&#223; es sich </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">bei der streitigen Klausel um eine &#252;berraschende Klausel i.S.d., </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#167; 3 AGBG handelt. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwar ist allgemein &#252;blich, dem Mieter in Formularvertr&#228;gen weit&#173;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">gehende Instandhaltungs-und Instandsetzungspflichten unab&#173;h&#228;ngig vom Verschulden aufzuerlegen. Eine solche Regelung ent&#173;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">h&#228;lt der Mietvertrag unter &#167; 8. Da&#223; dem Mieter dar&#252;berhinaus </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">auferlegt wird, sich gegen Sch&#228;den, f&#252;r die er nach dem Gesetz </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">nicht einzustehen hat, zu versichern, ist nicht allgemein ge&#173;</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">br&#228;uchlich. Hinzukommt, da&#223; sich die Klausel unter der &#220;berschrift </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">"Ausbesserungen und bauliche Ver&#228;nderungen" befindet. Unter dieser Oberschrift erwartet man keine Regelung &#252;ber Ver&#173;sicherungspflichten des Mieters gegen Sch&#228;den an Wohnungs&#173;einrichtungsgegenst&#228;nden. Eine derartige Versicherungspflicht w&#228;re allenfalls unter &#167; 8 Instandhaltung und Instandsetzung der Mietr&#228;ume" des Mietvertrages zu erwarten. Dort sind SChadenersatzpf11chten des Mieters bzgl. Einrichtungen des Mietobjektes geregelt. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 3 AGBG sind auch nach Auffassung der Kammer gegeben. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus sind Regelungen, die dem Mieter eine umfassende Schadenersatzpflicht f&#252;r besch&#228;digte Einrichtungsgegenst&#228;nde, unabh&#228;ngig von seinem Verschulden, auferlegen - um eine solche handelt es sich hier bei dem Einstehen der Kl&#228;gerin f&#252;r Sch&#228;den im Zusammenhang mit einem Einbruch oder Einbruchsversuch &#173;nach &#167; 9 AGBG unwirksam (vgl. dazu BGH WM 1989, 324). Daran w&#252;rde auch die Tatsache, da&#223; der Vermieter sich gegen solche Sch&#228;den nicht versichern kann, wie die Beklagte meint. nichts &#228;ndern. Wird dem Vermieter zwar keine unmittelbare Schadenersatzpflicht f&#252;r derartige Sch&#228;den auferlegt, sondern die Verpflichtung, sich gegen derartige Sch&#228;den zu versichern, so f&#252;hrt dies im Ergebnis doch zu einer umfassenden Einstandspflicht des Mieter f&#252;r nicht verschuldete Sch&#228;den an Wohnungseinrichtungsgegenst&#228;nden. Dies kann aber nach Auffassung der Kammer nicht anders bewertet werden, als die dem Mieter durch Formularklausel auferlegte Schadenersatzpflicht f&#252;r Sch&#228;den durch Einbruch oder Einbruchversuch, die ohne Zweifel nach &#167; 9 AGBG unwirksam w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Berufung mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPQ zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 717,49 DM </p> <span class="absatzRechts">30</span><ol class="absatzLinks" type="A"><li>B. C.</li></ol>
315,112
ovgnrw-1990-05-17-2-a-50088
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 500/88
1990-05-17T00:00:00
2019-03-13T14:46:36
2022-10-18T15:09:04
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1990:0517.2A500.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird teilweise ge&#228;ndert.</p> <p>Der Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 22. November 1984 in der Fassung des</p> <p>Widerspruchsbescheides vom 3. Dezember 1986 wird nur insoweit aufgehoben, als er den Betrag von 1.261,42 DM &#252;bersteigt.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen tragen der Kl&#228;ger zu vier Siebteln und der Beklagte zu drei Siebteln.</p> <p>Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der jeweilige Schuldner darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der jeweilige Gl&#228;ubiger zuvor Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td></td><td></td><td></td></tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wendet sich gegen seine Heranziehung zu einem Stra&#223;enbaubeitrag f&#252;r den Ausbau des n&#246;rdlichen Gehweges, der Beleuchtung und der Entw&#228;sserung in einem Teil der Stra&#223;e H</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks Gemarkung F&#160;&#160;&#160;&#160; Flur&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Flurst&#252;ck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , das mit einem Wohnhaus bebaut ist und an die S&#252;dseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; grenzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde Ende der 30er Jahre ausgebaut. Zu diesem Zeitpunkt erhielt sie beidseitige Gehwege mit Hochbordsteinen. Au&#223;erdem wurden sie mit einer wassergebundenen Decke versehen, die jedoch im Laufe der Zeit durch starken Graswuchs v&#246;llig zerst&#246;rt wurde. Im Jahre 1972 wurden im Zuge des Ausbaus der Kreuzung der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; beide Gehwege der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bis vor die Geb&#228;ude Nr. 92 und Nr. 95 (alsojeweils auf einer L&#228;nge von 35 bis 40 m) mit einer Asphaltdecke auf einem Unterbau versehen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ende der 70er Jahre baute der Beklagte den n&#246;rdlichen Gehweg der H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen der Stra&#223;e I&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der Kreuzung mit der K aus. Gleichzeitig wurde die Beleuchtung erneuert und die Entw&#228;sserung verbessert. F&#252;r den Ausbau wurden Stra&#223;enbaubeitr&#228;ge erhoben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1979 beschlo&#223; der Rat der Stadt F&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , die Stra&#223;en In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und dem HauseNr. 121 mit einer Kanalisation zu versehen. Gleichzeitig sollte eine Wasserleitung gelegt werden. Dies wurde zum Anla&#223; genommen, gleichzeitig den n&#246;rdlichen Gehweg der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen der Kreuzung mit der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und dem Haus Nr. 121 in der vorhandenen Breite auszubauen. Au&#223;erdem sollten neue Sinkk&#228;sten angeschlossen und die Beleuchtung erneuert und die Zahl der Leuchten vermehrt werden. Die Arbeiten wurden in den Jahren 1981 und 1982 durchge- f&#252;hrt. Der Gehweg erhielt eine 10 cm starke Sauberkeitsschicht, auf. die eine 15 cm starke Frostschutzschicht aufgebracht wurde. Auf dieser wurde in einem 3 cm starken Sandbett Betonverbund- pflaster in einer St&#228;rke von 6 cm verlegt. Es wurden neue Betonhochbordsteine gesetzt und die Entw&#228;sserungsrinne erneuert. Die drei vorhandenen Stra&#223;eneinl&#228;ufe wurden verlegt und 11 neue Stra&#223;eneinl&#228;ufe geschaffen. Die drei vorhandenen &#220;berspannleuchten mit einer Leuchtkraft von je 80 W wurden durch 13 neue Leuchten mit je 2 x 125 W ersetzt. Die Abnahme der Arbeiten erfolgte im Mai 1982.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zweigt von der nords&#252;dlich verlaufenden 0&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Stra&#223;e nach Osten ab. Sie verl&#228;uft zun&#228;chst durch land&#8209;wirtschaftlich genutztes Gebiet. Nach etwa 200 m zweigt nach Norden die Stra&#223;e I&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ab. An dieser Einm&#252;ndung beginnt auf der n&#246;rdlichen Stra&#223;enseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine im wesentlichen durchgehende Bebauung, die sich bis zur etwa 900 m entfernt liegenden Kreuzung mit der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (Q&#160; weg/A&#160;&#160; )erstreckt.. Auf der s&#252;dlichen Stra&#223;enseite stehen nur wenige Geb&#228;ude. Eine im wesentlichen durchgehende Bebauung mit Wohngeb&#228;uden beginnt erst etwa 130 m vor der Kreuzung mit der K</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; kreuzende K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weist s&#252;dlich der Kreuzung (A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im wesentlichen durchgehendeBebauung auf. Diese erstreckt sich nicht nur entlang der &#246;stlichen und der westlichen Seite der Stra&#223;e A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , sondernweitet sich durch mehrere nach Osten und Westen abzweigende Querstra&#223;en zu einem gr&#246;&#223;eren Siedlungsgebiet aus. Dieses Siedlungsgebiet, in dem eine Kirche und ein Sportplatz liegen, endet etwa 400 m s&#252;dlich der Kreuzung mit der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Der nach Norden abzweigende Teil der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg) ist au&#223;er im Kreuzungsbereich mit der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nur mit wenigen jeweils100 - .150 m auseinanderliegenden Geb&#228;uden bebaut.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der nach Osten anschlie&#223;ende Teil der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen der Kreuzung mit der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der n&#228;chsten Kreuzung mit den Stra&#223;en In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg weist eine L&#228;nge von etwa 200 mauf. Auf der s&#252;dlichen Stra&#223;enseite befand sich im Jahre 1982 etwa 25 m von der Kreuzung mit der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; das Haus Nr. 95. An diesesschlo&#223; sich nach etwa 40 m das Haus Nr. 99, ein Kindergarten, an. Auf diesen folgte ein Spielplatz mit einer Stra&#223;enfront von etwa 20 m. Entlang der Stra&#223;e folgte dann eine etwa 60 m lange Freifl&#228;che bis zum Hause Nr. 107, dessen Rohbauabnahme am 18. M&#228;rz 1982 und dessen Schlu&#223;abnahme am 17. November 1983 erfolgte. In diesem Bereich befanden sich lediglich etwa 25 m s&#252;dlich von der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und etwa 20 m &#246;stlich des Kindergartens dasFeuerwehrger&#228;tehaus und ein kleines Nebengeb&#228;ude. &#214;stlich des Geb&#228;udes Nr. 107 bestand wiederum eine etwa 20 m lange Freifl&#228;che bis zur Einm&#252;ndung des St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weges. F&#252;r den s&#252;dlich der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , &#246;stlich der Stra&#223;e auf dem K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und westlich des St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weges liegenden Bereich gilt der Bebauungsplan Nr. 15 der Stadt F&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; "H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -Ost, Abschnitt Nord". Dieser istam 15. Dezember 1982 orts&#252;blich bekannt gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td></td> <td></td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Nordseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg) und der Stra&#223;e In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wies im Jahre 1982 drei Geb&#228;ude&#8209;komplexe auf. Das Haus Nr. 92 lag in einem Abstand von etwa 25 m von der Kreuzung H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; / K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Zwischen diesem und dem &#246;stlichfolgenden Komplex Nr. 96 und Nr. 98 bestand eine Freifl&#228;che von etwa 50 m. An das Haus Nr. 98 schlo&#223; sich eine Freifl&#228;che von etwa 30 m L&#228;nge an bis zum Hause Nr. 100. Zwischen diesem und der Kreuzung H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit dem Stra&#223;enzug In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weglag wiederum eine Freifl&#228;che von etwa 40 m. Der sich n&#246;rdlich an diese Geb&#228;ude anschlie&#223;ende Bereich war im Jahre 1982 nicht bebaut. Die n&#228;chste Bebauung konzentrierte sich entlang der Stra&#223;e In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und lag etwa 100 m weiter n&#246;rdlich. Die zwischen den an der Nordseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; liegenden Freifl&#228;chen wurden ebenso wie die anschlie&#223;enden n&#246;rdlichen Freifl&#228;chen landwirtschaftlich genutzt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Von der Kreuzung In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg erstreckt sich die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; auf weitere 300 m nach Osten. Hier standen aufder s&#252;dlichen Stra&#223;enseite im Jahre 1982 drei Geb&#228;ude, n&#228;mlich die H&#228;user Nr. 111, Nr. 119 und Nr. 121, Zwischen der Kreuzung In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /weg und dem Geb&#228;ude Nr. 111 lag eine Freifl&#228;che vonetwa 25 m. Die an dieses Geb&#228;ude anschlie&#223;ende Freifl&#228;che bis zu dem Geb&#228;ude Nr. 119 betrug 195 m und die Freifl&#228;che zwischen den Geb&#228;uden Nr. 119 und Nr. 121 weitere 20 m. Der s&#252;dlich dieser Geb&#228;ude liegende Bereich wies lediglich Streubebauung auf. An der Nordseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; befand sich &#246;stlich der Kreuzung In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg eine etwa 130 m lange Freifl&#228;che bis zumHause Nr. 112. An dieses schlossen sich in geringen Abst&#228;nden die H&#228;user Nr. 112 a, Nr. 114 und 116 an. Ab dem Geb&#228;ude Nr. 116 folgte wiederum eine etwa 85 m lange nicht bebaute Strecke bis zu einem Wirtschaftsgeb&#228;ude gegen&#252;ber dem Hause Nr. 121. &#214;stlich dieser beiden Geb&#228;ude zweigt die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im rechtenWinkel nach S&#252;den ab, wo sie im weiteren Verlauf an einigen verstreut liegenden Geb&#228;uden vorbeif&#252;hrt. Im Bereich des nach Norden abzweigenden Feldweges fehlt dagegen jede Bebauung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In seiner Sitzung vom 7. Dezember 1983 beschlo&#223; der Rat derStadt F&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r den Abschnitt der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; von der Einm&#252;ndung des Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weges bis zur Kreuzung beim Hause H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 121) den Aufwand f&#252;r die im Jahre 1982 durchgef&#252;hrtenstra&#223;enbaulichen Ma&#223;nahmen gesondert zu ermitteln und auf die durch diesen Abschnitt erschlossenen Grundst&#252;cke zu verteilen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 22. November 1984 zog der Beklagte den Kl&#228;ger f&#252;r den Ausbau der Gehwege, der Entw&#228;sserung und der Stra&#223;enbeleuchtung in dem Abschnitt zwischen C&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg und Hausnummer 121zu einem Stra&#223;enbaubeitrag in H&#246;he von 2.283,49 DM heran. Dabei ging er davon aus, da&#223; das Grundst&#252;ck zweigeschossig bebaubar sei. Der hiergegen eingelegte Widerspruch des Kl&#228;gers blieb ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner beim Verwaltungsgericht erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; sein Grundst&#252;ck durch die Arbeiten keinen Wertzuwachs erhalten habe. Mit Ausnahme der Beleuchtung sei lediglich der fr&#252;here Zustand wiederhergestellt worden, der vor den Kanalbauma&#223;nahmen bestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">den Heranziehungsbescheid vom 22. November 1984 und den Widerspruchsbescheid vom 3. Dezember 1986 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er hat sich im wesentlichen darauf berufen, da&#223; die Heranziehung rechtm&#228;&#223;ig sei: Das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers liege im Bebauungsplangebiet Nr. 15 des Bebauungsplanes "H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - Ost, Ab&#8209;schnitt Nord". Der Gehwegausbau an der gegen&#252;berliegenden Stra&#223;enseite biete diesem bebaubaren Grundst&#252;ck die gleichen wirtschaftlichen Vorteile wie den gegen&#252;berliegenden Grundst&#252;cken, da der Gehweg in gleicher Weise in Anspruch genommen werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Begr&#252;ndung Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht der Klage stattgegeben. Es hat im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers zwar grunds&#228;tzlich beitragspflichtig sei, weil es im Bereich eines Bebauungsplanes liege und deshalb baulich nutzbar sei. Der Anteil der Beitragspflichtigen am Aufwand sei jedoch nicht wirksam geregelt. Denn die generelle Regelung in der Beitragssatzung sei im vorliegenden Fall nicht anwendbar, weil die Stra&#223;e H</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">lediglich die Grundst&#252;cke an der s&#252;dlichen Stra&#223;enseite im Bereich zwischen A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg erschlie&#223;e, w&#228;hrenddie anderen Grundst&#252;cke im Au&#223;enbereich l&#228;gen und nicht erschlossen seien. F&#252;r den Fall der nur einseitigen Erschlie&#223;ung von Grundst&#252;cken enthalte die Beitragssatzung jedoch keine ausreichende Regelung des Gemeindeanteils. Deshalb sei zur Zeit eine ausreichende Rechtsgrundlage f&#252;r die Heranziehung nicht vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mit der dagegen eingelegten Berufung begehrt der Beklagte die Abweisung der Klage. Er f&#252;hrt im wesentlichen aus; Zu Recht habe sich das Verwaltungsgericht auf die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zum Erschlie&#223;ungsbeitragsrecht gest&#252;tzt, wonach Au&#223;enbereichsgrundst&#252;cke nicht erschlossen seien, da f&#252;r sie eine bauliche oder gewerbliche Nutzung nicht festgesetzt sei und diese auch nach der Verkehrsauffassung nicht Bauland seien. Diese Grunds&#228;tze seien jedoch nicht auf das Stra&#223;enbaubeitragsrecht gem&#228;&#223; &#167; 8 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - KAG - &#252;bertragbar. Denn nach &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 KAG sollten Stra&#223;enbaubeitr&#228;ge erhoben werden, soweit nicht das Bundesbaugesetz eingreife. Dies bedeute, da&#223; f&#252;r Au&#223;enbereichsgrundst&#252;cke, die nicht erschlie&#223;ungsbeitragspflichtig seien, demnach Stra&#223;enbau-. beitr&#228;ge gem&#228;&#223; &#167; 8 KAG erhoben werden k&#246;nnten. Denn im Gegensatz zum Erschlie&#223;ungsbeitragsrecht sei Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r &#167; 8 KAG die Ausbaulast der Gemeinde, die weiter gehe als deren Erschlie&#223;ungslast.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus bef&#228;nden sich alle Grundst&#252;cke, die an die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Bereich zwischen der Kreuzung der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unddem Grundst&#252;ck Nr. 121 l&#228;gen, im Innenbereich. Der Bereich der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen der Kreuzung der K&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und dem Stra&#223;enzug In der W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg sei auf beiden Stra&#223;enseiten alsInnenbereich anzusehen, da die Grundst&#252;cke trotz einiger Baul&#252;cken &#252;berwiegend bebaut seien. Auch die Fortsetzung der Stra&#223;e H in Richtung Osten sei Teil des Innenbereichs. Im Norden seien von acht Baugrundst&#252;cken vier bebaut, im S&#252;den von f&#252;nf Grundst&#252;cken drei. Au&#223;erdem sei auf einem dieser Grundst&#252;cke im Jahre 1985/86 ein weiteres Geb&#228;ude errichtet worden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Ansicht, da&#223; dieser Bereich insgesamt zum Innenbereich geh&#246;re, werde auch durch die vom Kreis U&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aufgestellte und vomRegierungspr&#228;sidenten im Jahre 1981 best&#228;tigte Abgrenzungskarte best&#228;rkt, aus der sich die Geltungsbereiche der rechtsverbindlichen Bebauungspl&#228;ne, der mit Billigung und Offenlegung vom Rat beschlossenen Bebauungspl&#228;ne und der im Zusammenhang bebauten Ortsteile gem&#228;&#223; &#167; 34 des Bundesbaugesetzes erg&#228;ben. Diese Karte weise zwar den Bereich der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen der Kreuzung In der t&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg und dem Hause Nr. 121 nicht als im Zu&#8209;sammenhang bebauten Ortsteil aus. Aus ihr ergebe sich aber, da&#223; &#246;stlich des Grundst&#252;cks Nr. 119 zwei weitere bebaute Grundst&#252;cke l&#228;gen, so da&#223; auch dieses Grundst&#252;ck dem Innenbereich zuzurechnen sei. Au&#223;erdem weise der Fl&#228;chennutzungsplan vom 2. Juni 1961, der im Jahre 1968 genehmigt worden sei, da&#223; Grundst&#252;ck Nr. 119 als Wohnbaufl&#228;che aus. Dieser Plan habe bis zum Dezember 1982, also auch im Zeitpunkt der Abnahme der Bauma&#223;nahmen, gegolten. Erst am 15. Dezember 1982 habe der neue Fl&#228;chennutzungsplan G&#252;ltigkeit erlangt, der f&#252;r diesen Bereich zun&#228;chst keine Wohnbaufl&#228;che ausgewiesen habe.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger weist vor allem darauf hin, da&#223; der Bebauungsplan Nr. 15 "H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - Ost, Abschnitt Nord" erst am 15. Dezember1982, also nach Abnahme der Bauarbeiten, in Kraft getreten sei. Bis dahin habe sein Grundst&#252;ck im Au&#223;enbereich gelegen und sei deshalb im Zeitpunkt der Entstehung der Beitragspflicht nicht von der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erschlossen worden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vortrags der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Verfahrensakten und der vom Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat teilweise Erfolg. Das angefochtene Urteil ist teilweise zu &#228;ndern und die Klage insoweit abzuweisen, als der Beklagte vom Kl&#228;ger einen Betrag in H&#246;he von 1.261,42 DM fordert. Denn in H&#246;he dieses Betrages ist der Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 22. November 1984 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 3. Dezember 1986 rechtm&#228;&#223;ig. Nur hinsichtlich des dar&#252;ber hinaus gehenden Betrages von 1.022,07 DM ist der Bescheid rechtswidrig und verletzt insoweit den Kl&#228;ger in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO -).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r die Heranziehung des Kl&#228;gers zu einem Stra&#223;enbaubeitrag ist die Satzung &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167; 8 KAG f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen der Stadt F&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom7. M&#228;rz 1984 - BS 84 -. Diese Satzung ist gem&#228;&#223; ihrem &#167; 10 r&#252;ckwirkend zum 1. Januar 1976 in Kraft getreten. Sie erreicht damit den Zeitpunkt der Entstehung der Beitragspflicht f&#252;r den Ausbau der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , und zwar unabh&#228;ngig davon, ob die Bei&#8209;tragspflicht bereits mit der Beendigung der Bauma&#223;nahme im Mai 1982 oder erst mit der Fassung des Abschnittsbildungsbeschlusses durch den Rat der Stadt F&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 7. Dezember 1983 entstan&#8209;den ist (worauf aber in anderem Zusammenhang noch einzugehen sein wird).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Allerdings kommt diese Satzung nicht alleine als Rechtsgrundlage f&#252;r die Heranziehung in Betracht. Vielmehr ist hinsichtlich des Beitragstatbestandes zum Teil auf die Satzung &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167; 8 KAG f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen der Stadt F&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 17. Dezember 1975 in der Fassung der 1. &#196;n&#8209;derungssatzung vom 21. Dezember 1978 - BS 1975 - zur&#252;ckzugreifen. Denn &#167; 1 der BS 1984 ist nur hinsichtlich der Regelung der beitragsf&#228;higen Ma&#223;nahmen (Herstellung, Erneuerung, Anschaffung und Verbesserung) zu Recht r&#252;ckwirkend in Kraft getreten. Dagegen durfte der in der Beitragssatzung 1975 verwandte Erschlie&#223;ungsanlagenbegriff nicht r&#252;ckwirkend durch den Anlagenbegriff des &#167; 8 Abs. 2 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - KAG - ersetzt werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung ist der r&#252;ckwirkende Erla&#223; von Rechtsnormen, also auch von Satzungen, zul&#228;ssig, wenn eine nichtige oder entgegen h&#246;herrangigem Recht l&#252;ckenhafte Regelung durch eine rechtm&#228;&#223;ige Bestimmung ersetzt wird.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverfassungsgericht - BVerfG-, Beschlu&#223; vom 24. Juli 1957 - 1 BvL 23, 52 -, BVerfGE 7, 89 (93 f) und Beschlu&#223; vom 14. Mai 1986- 2 BvL 2/83 -,BVerfGE 72, 201 (260); BVerwG, Urteil vom 15. April 1983 - 8 C 170.81 -, BVerwGE 67, 129&#160; = KStZ 1983, 205.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Hervorhebung der unter rechtlichen Gesichtspunkten l&#252;ckenhaften Regelung als weiterer Rechtfertigung f&#252;r eine r&#252;ckwirkende Satzungs&#228;nderung ist nicht etwa deshalb &#252;berfl&#252;ssig, weil Satzungsregelungen, die mit h&#246;herrangigem Recht nicht vereinbar sind, ohnehin immer nichtig w&#228;ren. Der Senat hat die Verteilungsregelung einer Stra&#223;enbaubeitragssatzung, die nicht allen Beitragsf&#228;llen in der Gemeinde gerecht wird, nicht schlechthin f&#252;r nichtig erachtet. Er ist vielmehr von einer regionalen Teilbarkeit der G&#252;ltigkeit der Verteilungsregelung ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Urteile des Senats vom 21. April 1975 - II A 769/72 -, OVGE 31, 58 (61 f) = KStZ 1975, 217 (218) und vom 7. September 1976 - II A 41/75 -, KStZ 1977, 95 (96 f) = DWW 1977, 210 (212).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat ferner eine zu niedrige Festsetzung von Beitragsoder Geb&#252;hrens&#228;tzen (Nichtbeachtung des Aufwand- oder Kostendeckungsgebots) nicht als unwirksam angesehen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Vgl. das Senatsurteil vom 6. Februar 1986 - 2 A 3373/83 - (insoweit n.v.) und Beschlu&#223; vom 8. Januar 1990 - 2 B 2950/89 -.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Eine zu niedrige Festsetzung des Abgabensatzes kann nicht zur Folge haben, da&#223; &#252;berhaupt keine Abgabe erhoben werden kann (was aber die Folge der Nichtigkeit w&#228;re). Ebenso kann auch eine gesetzwidrig l&#252;ckenhafte Satzungsregelung, also eine Regelung, die nicht alle F&#228;lle erfa&#223;t, die sie nach dem Gesetz erfassen m&#252;&#223;te, nicht nichtig sein mit der Folge, da&#223; eine Abgabe &#252;berhaupt nicht erhoben werden k&#246;nnte. Wohl aber ist eine derart l&#252;ckenhafte Regelung einer nichtigen Regelung hinsichtlich des Vertrauensschutzes gleichzustellen. Es kann nach dem Rechtsstaatsprinzip kein schutzw&#252;rdiges Vertrauen darauf bestehen, da&#223; der Ortsgesetzgeber nicht r&#252;ckwirkend die gesetzwidrige L&#252;cke ausf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Diese Einschr&#228;nkung des Vertrauensschutzes ist aber nur gerechtfertigt, soweit der Satzungsmangel behoben werden mu&#223;. Dagegen darf der Ortsgesetzgeber die Ausf&#252;llung einer gesetzwidrigen L&#252;cke ebensowenig wie die Ersetzung einer nichtigen Bestimmung durch eine g&#252;ltige zum Anla&#223; nehmen, auch solche Regelungen zu Ungunsten der Abgabenpflichtigen zu &#228;ndern, die als solche rechtm&#228;&#223;ig, also weder nichtig noch gesetzwidrig l&#252;ckenhaft sind. Denn mit der r&#252;ckwirkenden nachteiligen &#196;nderung rechtm&#228;&#223;iger Bestimmungen brauchen die Abgabenpflichtigen auch dann nicht zu rechnen, wenn andere Regelungen derselben Satzung nichtig oder gesetzwidrig l&#252;ckenhaft sind. H&#246;herbelastungen infolge r&#252;ckwirkender &#196;nderung rechtm&#228;&#223;iger Bestimmungen sind f&#252;r sie nicht vorhersehbar.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 7. April 1989 - 8 C 83.87 -,&#160;&#160;NVwZ 1990, 168 f = DVBl 1989, 678 ff = BayVBl 1989, 697 ff = HSGZ 1989, 267 ff; Urteil des Senats vom 7. September 1987 - 2 A 993/85 -, Gemht 1988, 162.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Daraus ergeben sich f&#252;r das r&#252;ckwirkende Inkrafttreten des &#167; 1 der Beitragssatzung 1984 folgende Konsequenzen:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Neuformulierung der beitragsf&#228;higen Ma&#223;nahmen in Anpassung an den Wortlaut des &#167; 8 Abs. 2 KAG ist nicht zu beanstanden, da die Regelung in &#167; 1 BS 1975, die nur die Herstellung, Erweiterung und die Erneuerung bei nachhaltiger Verbesserung enthielt, gesetzwidrig l&#252;ckenhaft war. Nach &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 iVm Abs. 2 Satz 1 KAG sollen bei den dem &#246;ffentlichen Verkehr gewidmeten Stra&#223;en, Wegen und Pl&#228;tzen Beitr&#228;ge auch f&#252;r deren Verbesserung erhoben werden. Die Soll-Vorschrift n&#246;tigt die Gemeinden dazu, in der Regel Beitr&#228;ge (auch) f&#252;r die Verbesserung von &#246;ffentlichen Stra&#223;en zu erheben (falls die sonstigen Voraussetzungen vorliegen); sie gew&#228;hrt den Gemeinden insoweit nur einen sehr engen Ermessensspielraum.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Soll-Vorschrift des &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 KAG OVG NW, Urteil vom 23. August1985 - 15 A 1904/84 -, OVGE 38, 146, (150) = NVwZ 1985, 853 ff. = StGR 1986, 24.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die generelle Beschr&#228;nkung der Beitragserhebung f&#252;r die Verbesserung auf die F&#228;lle, in denen zugleich eine Erneuerung vorliegt, &#252;berschreitet diesen engen Spielraum. Die Unterlagen &#252;ber das Zustandekommen der Satzung enthalten auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; das Tatbestandsmerkmal der Verbesserung aus Gr&#252;nden nicht aufgenommen worden ist, die ein Abweichen von der Verpflichtung der Gemeinde zur Erhebung von Stra&#223;enbaubeitr&#228;gen ausnahmsweise gerechtfertigt h&#228;tten. Die durch die Beschr&#228;nkung entstandene gesetzwidrige L&#252;cke konnte r&#252;ckwirkend in der Weise ausgef&#252;llt werden, wie dies in &#167; 1 BS 1984 geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes gilt dagegen hinsichtlich der in &#167; 1 BS 1984 ebenfalls erfolgten Einf&#252;hrung des Anlagenbegriffs gem&#228;&#223; &#167; 8</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Abs. 2 Satz 1 KAG anstelle des in &#167; 1 BS 1975 verwandten Erschlie&#223;ungsanlagenbegriffs. Die r&#252;ckwirkende Ersetzung des Erschlie&#223;ungsanlagenbegriffs durch den weiteren Anlagenbegriff widerspricht dem Rechtsstaatsprinzip, weil die Regelung des &#167; 1 BS 1975 in dieser Hinsicht weder nichtig noch gesetzwidrig l&#252;ckenhaft war und weil die &#196;nderung des Gegenstandes der beitragsf&#228;higen Ausbauma&#223;nahme zu bisher nicht vorhandenen Belastungen der Beitragspflichtigen f&#252;hren kann, die f&#252;r diese nicht vorhersehbar waren.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Senats handelt es sich bei dem Begriff "Anlage" im Sinne des &#167; 8 Abs. 2 Satz 1 KAG um einen eigenst&#228;ndigen Begriff; die "Anlage" ist nicht ohne weiteres mit einer "Erschlie&#223;ungsanlage" im Sinne des &#167; 127 Abs. 2 des Bundesbaugesetzes - BBauG - identisch. Vielmehr ist eine Anlage in diesem Sinne alles, was im Bereich der &#246;ffentlichen Stra&#223;en, Wege und Pl&#228;tze Gegenstand einer Ma&#223;nahme nach &#167; 8 Abs. 2 Satz 1 KAG sein kann, und was nach Ma&#223;gabe des Bauprogramms im Einzelfall hergestellt oder verbessert werden soll.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteile des Senats vom 24. Oktober 1986 - 2 A 840/84 -, Gemht 1987, 265 f und vom 29. April 1987 - 2 A 2/85 -.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Kraft ausdr&#252;cklicher Satzungsbestimmung kann der Begriff der "Anlage" auch mit einer Erschlie&#223;ungsanlage identisch sein. Dies hat der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung f&#252;r zul&#228;ssig erachtet. Daran ist festzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Allerdings bedeutet dies, da&#223; nur die zum Anbau bestimmten Stra&#223;en, Wege und Pl&#228;tze (&#167; 127 Abs. 2 Nr. 1 BBauG) Gegenstand einer beitragsf&#228;higen Ma&#223;nahme sein k&#246;nnen. Dazu geh&#246;ren - was gerade im vorliegenden Fall Bedeutung gewinnt - nicht die &#246;ffentlichen Stra&#223;en, die &#252;ber l&#228;ngere Strecken durch den Au&#223;enbereich f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht - BVerwG -, Beschlu&#223; vom 23. November 1982 - 8 B 126.82 -, KStZ 1983, 31, Urteil vom 29. April 1977 - IV C 1.75 -, BVerwGE 52, 364 (366 f) und Urteil vom 20. September 1974 - IV C 70/72 -, NJW 1975, 323 und Urteil vom 20. September 1974 - IV C 70.72 -, NJW 1975, 323.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Dies kann dazu f&#252;hren, da&#223; eine Beitragspflicht f&#252;r Grundst&#252;cke im Au&#223;enbereich, deren zul&#228;ssige Nutzung durch den Ausbau der &#246;ffentlichen Stra&#223;e gef&#246;rdert wird, nicht entsteht. Bei Zugrundelegung des weiteren Anlagebegriffs w&#228;re dagegen eine Beitragserhebung f&#252;r solche Grundst&#252;cke grunds&#228;tzlich - bei entsprechender Gestaltung der Satzung im &#252;brigen - m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil des Senats vom 15. M&#228;rz 1989 - 2 A 962/86 -, Gemht 1989, 285 f = NWVBL 1989, 407 f.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt aber nicht, da&#223; die Zugrundelegung des Erschlie&#223;ungsanlagenbegriffs wegen der sich daraus f&#252;r die Gemeinde ergebenden Beschr&#228;nkung der Beitragserhebung gegen das Beitragserhebungsgebot des &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 KAG verst&#246;&#223;t. Entgegen der Auffassung des Beklagten n&#246;tigt diese Soll-Vorschrift nicht zu einer Erhebung von Stra&#223;enbaubeitr&#228;gen f&#252;r &#246;ffentliche Stra&#223;en im Au&#223;enbereich.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Auch wenn man davon ausgeht, da&#223; sich das Beitragserhebungsgebot grunds&#228;tzlich auch auf die nicht zum Anbau bestimmten - &#246;ffentlichen - Stra&#223;en bezieht, liegt es jedenfalls im Rahmen des von der Soll-Vorschrift gew&#228;hrten engen Ermessensspielraumes, f&#252;r die nicht zum Anbau bestimmten &#246;ffentlichen Stra&#223;en auf eine Beitragserhebung generell zu verzichten. Hierf&#252;r spricht vor allem der Umstand, da&#223; eine zun&#228;chst nicht zum Anbau bestimmte Stra&#223;e durch &#196;nderung der bauplanungsrechtlichen Gegebenheiten (Bebauungsplan, Ausdehnung der Bebauung) zu einer Erschlie&#223;ungsanlage i.S. des &#167; 127 Abs. 2 Nr. 1 BBauG werden kann und in einem solchen Falle nach den Vorschriften des Erschlie&#223;ungsbeitragsrechts zu behandeln ist.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu BVerwG, Urteile vom 21. Oktober 1968 - IV C 94.67 -, ZMR 1969, 187, vom 31. Januar 1969 - IV C 47.67 -, ZMR 1969, 248 und vom 27. September 1982 - 8 C 145.81 -, KStZ 1983, 95 (98).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Dies allein rechtfertigt es schon, auf eine Erhebung von landesrechtlichen Stra&#223;enbaubeitr&#228;gen zu verzichten, die ja gerade nach der Vorschrift des &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 KAG bei gleichem Gegenstand gegen&#252;ber der Erhebung von Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen nachrangig ist. Hinzu kommt, da&#223; es im Au&#223;enbereich im allgemeinen schwieriger als im Innenbereich sein wird, wirtschaftliche Vorteile der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer festzustellen und zu bemessen, denen gegen&#252;ber dem wirtschaftlichen Vorteil der Allgemeinheit eine nennenswerte Bedeutung zukommt. Daher ist die Beschr&#228;nkung der Beitragserhebung auf Erschlie&#223;ungsanlagen mit &#167; 8 Abs. 1 Satz 2 KAG vereinbar. Demgem&#228;&#223; liegt auch keine gesetzwidrige L&#252;cke vor, wenn eine Satzung den Erschlie&#223;ungsanlagenbegriff zugrunde legt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden ist die r&#252;ckwirkende Ersetzung des Erschlie&#223;ungsanlagenbegriffs durch den weiteren Anlagenbegriff unzul&#228;ssig, da sie eine von den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern nicht voraussehbare (h&#246;here) Belastung erm&#246;glicht. Stra&#223;enbaubeitr&#228;ge k&#246;nnen demnach f&#252;r den Ausbau der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nur insoweit erhobenwerden, als es sich hierbei um eine Erschlie&#223;ungsanlage handelt. Ma&#223;gebend f&#252;r die Frage, welchen Umfang die Erschlie&#223;ungsanlage H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aufwies, ist der Monat Mai 1982. Denn damals entstandmit der Abnahme der Bauarbeiten die Beitragspflicht gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 7 Satz 1 KAG. Dagegen war ein Abschnittsbildungsbeschlu&#223;, wie ihn der Rat im Dezember 1983 gefa&#223;t hat, zur Entstehung der Beitragspflicht nicht erforderlich. Denn die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; westlich der Kreuzung mit der K &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160; ) warbereits einige Jahre vorher in gleicher Weise ausgebaut und auch abgerechnet worden. Als restlicher &#252;berhaupt abrechenbarer Teil blieb daher nur der 1982 ausgebaute Bereich &#246;stlich der K &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; biszum Haus Nr. 121, wo die Stra&#223;e endet, da durch die im rechten Winkel abknickende Stra&#223;enf&#252;hrung eine andere Verkehrsanlage entsteht. Somit handelte es sich in jedem Falle um den Ausbau des letzten (&#246;stlichen) Abschnitts der Erschlie&#223;ungsanlage, der mit der endg&#252;ltigen Herstellung im Mai 1982 die Beitragspflicht f&#252;r diesen Abschnitt ohne weiteres entstehen lie&#223;.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur &#228;hnlichen Situation, wenn aus Rechtsgr&#252;nden nur ein Abschnitt abrechenbar ist, Urteil des Senats vom 29. November 1989 - 2 A 1419/87 -.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Im Mai 1982 stellte sich nicht der gesamte vom Beklagten ausgebaute Teil der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwischen Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und Haus Nr. 121 als eine Erschlie&#223;ungsanlage dar, sondern nur der Abschnitt zwischen Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der &#246;stlichen Grenze des Grundst&#252;cks Flur 3, Flurst&#252;ck 311 (Nr. 98). Nur dieser gut 130 m lange Teil der Stra&#223;e war zu diesem Zeitpunkt zum Anbau bestimmt. Denn nur dieser Teil erschlo&#223; Grundst&#252;cke, die nach der Verkehrsauffassung Bauland waren und nach der geordneten baulichen Entwicklung zur Bebauung anstanden (vgl. &#167; 133 Abs. 1 BBauG), weil sie innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteils i.S. des &#167; 34 BBauG lagen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Zuordnung der n&#246;rdlich und s&#252;dlich der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160; gelegenen Grundst&#252;cke in diesem Abschnitt zum im Zusammenhang bebauten Ortsteil folgt aus deren enger Beziehung zum Ortsteil H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Der Ortsteil H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erstreckt sich vor allem westlich und &#246;stlich der Stra&#223;e A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Nicht nur dieZahl der in diesem Bereich bebauten Grundst&#252;cke sondern auch die Infrastruktur dieses Bereichs, die insbesondere durch Kirche und Sportplatz gekennzeichnet wurde, begr&#252;ndet den Charakter dieses Bereichs als Ortsteil. Die recht dichte Bebauung dieses Ortsteils setzt sich zum einen westlich der Kreuzung Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; fort. Insbesondere auf der n&#246;rdlichen Seite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist die Bebauung geschlos&#8209;sen und stellt sich als Teil des insgesamt bebauten Bereiches dar. Aber auch &#246;stlich der Kreuzung Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; war<em>die</em> im Jahre 1982 bis zur &#246;stlichen Grenze des Flurst&#252;cks 311 vorhandene Bebauung noch diesem Ortsteil zurechenbar. Zwar waren die Abst&#228;nde zwischen den einzelnen Geb&#228;uden etwas gr&#246;&#223;er als im westlichen Bereich der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Sie waren aber bis zur&#246;stlichen Grenze des Flurst&#252;cks 311 nicht so gro&#223;, da&#223; nicht mehr der Eindruck der Zusammengeh&#246;rigkeit mit dem s&#252;dlich und westlich liegenden Ortsteil vermittelt worden w&#228;re. Dies gilt sowohl f&#252;r die s&#252;dlich der Stra&#223;e liegende Bebauung als auch f&#252;r die n&#246;rdlich liegenden Grundst&#252;cke.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#214;stlich des Hauses Nr. 98 und des Feuerwehrger&#228;tehauses begann jedoch der Au&#223;enbereich. Dies liegt daran, da&#223; der gesamte Bereich auf der S&#252;dseite der H , der sich an das Feuerwehrger&#228;tehaus anschlo&#223;, noch unbebaut war und als zusammenh&#228;ngende Au&#223;enbereichsfl&#228;che wirkte. Bei dieser Beurteilung ist das Haus auf dem Flurst&#252;ck 475, das sich im ma&#223;geblichen Zeitpunkt im Rohbau befand, au&#223;er Betracht zu lassen, da sein Fortbestand (die Schlu&#223;abnahme erfolgte im November 1983) noch nicht gesichert war.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die damalige Freifl&#228;che zwischen dem Feuerwehrger&#228;tehaus und dem St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg kann auch nicht deshalb als den Bebauungszusammenhang nicht unterbrechende Baul&#252;cke angesehen werden, weil sich &#246;stlich des St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weges an der S&#252;dseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weitere Bebauung anschlo&#223;. Abgesehen davon, da&#223; die absolute Breite der Fl&#228;che zwischen dem Feuerwehrger&#228;tehaus und dem St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg mit 90 m eine derartige Betrachtung ausschlie&#223;t, verbietet sie sich deshalb, weil, wie der Senat in seinem Urteil vom heutigen Tage in dem Verfahren 2 A 507/88 dargelegt hat, es sich bei der &#246;stlich des St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weges folgenden Bebauung um Streubebauung handelt, die von dem Bebauungszusammenhang des Ortsteiles H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; deutlich abgesetzt war.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; an der S&#252;dseite der H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Bebauungszusammenhang nach Osten hin mit dem Feuerwehrger&#228;tehaus endete, bewirkt zugleich, da&#223; das Haus Nr. 100 auf der Nordseite der H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nicht mehr dem Innenbereich zuzurechnen war. Zwar wurde es von dem davor liegenden Haus Nr. 98 nur durch eine etwa 30 m breite unbebaute Fl&#228;che getrennt; dennoch bewirkte diese Freifl&#228;che, da&#223; das Haus Nr. 100 den Bebauungszusammenhang an der Nordseite der H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nicht &#252;ber die Bebauung an der S&#252;dseiteder Stra&#223;e hinaus nach Osten einseitig vorschob. Vielmehr trennte diese Freifl&#228;che dieses Haus von dem Bebauungszusammenhang ab. Dieser Eindruck ist dadurch bedingt, da&#223; der die Ortslage H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; umgebende Au&#223;enbereich eine umfangreiche untereinander mehr oder weniger gro&#223;e Abst&#228;nde wahrende Streubebauung aufweist, die sich auch um den Kreuzungsbereich H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /I&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /St&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg befand. Diese Streubebauung und die durch sie bewirkte Zersiedelung kennzeichneten den Au&#223;enbereich im Nordosten der Ortslage H . In einer solchen Umgebung l&#228;&#223;t das Vortreten&#160;des Au&#223;enbereichs an die S&#252;dseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#246;stlichdes Feuerwehrger&#228;tehauses das auf der Nordseite der Stra&#223;e liegende einzelne Haus Nr. 100 bereits als erstes Haus der Streubebauung erscheinen. Bis zum Haus Nr. 98 hingegen vermittelte die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den Eindruck durchgehender Bebauung. Die hier zwischen der Bebauung liegenden Freifl&#228;chen wirkten wegen der beidseitigen Bebauung der Stra&#223;e lediglich als Baul&#252;cken im Innenbereich.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Gegenstand von beitragsf&#228;higen Ma&#223;nahmen konnte somit nur die Erschlie&#223;ungsanlage H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; von der Kreuzung Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160; bis zur &#246;stlichen Grenze des Flurst&#252;cks Flur 3, Flurst&#252;ck 311 sein. In Betracht kommen die Verbesserung von Gehweg, Entw&#228;sserung und Beleuchtung. Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats liegt eine Verbesserung vor, wenn sich der Zustand der Stra&#223;e nach dem Ausbau gegen&#252;ber dem urspr&#252;nglichen Zustand hinsichtlich der r&#228;umlichen Ausdehnung, der funktionalen Aufteilung der Fl&#228;chen oder der Art der Befestigung vorteilhaft unterscheidet.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Vgl. insbesondere Urteil vom 15. M&#228;rz 1989 - 2 A 1268/85 -, Gemht 1989, 284 f.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Das setzt voraus, da&#223; die Anlage unter verkehrstechnischen Gesichtspunkten besser wird als sie vorher war, d.h. da&#223; der Verkehrsablauf auf der neugestalteten Anlage z&#252;giger, geordneter unbehindeter oder reibungsloser abgewickelt werden kann als vorher.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">In dem gut 130 m langen ausgebauten Abschnitt der H&#160;&#160;&#160; hat der n&#246;rdliche Gehweg im &#252;berwiegenden Bereich erstmals eine Frostschutzschicht und eine glatte Oberfl&#228;che aus Betonpflaster erhalten. Denn der Ende der 30er Jahre angelegte Gehweg hatte keine Frostschutzschicht und lediglich eine wassergebundene Decke. Nur ein knapp 40 m langes Teilst&#252;ck von der Kreuzung mit der K&#160;&#160;&#160; (Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) bis zum Hause Nr. 92 hatte 1972eine Decke aus Asphaltfeinbeton auf einem Unterbau erhalten. Durch den im Jahre 1982 erfolgten Ausbau ist somit der gesamte Abschnitt erstmals mit einem frostsicheren Unterbau und einer ebenfl&#228;chigen, festen Decke versehen worden. Sowohl der Einbau der Frostschutzschicht als auch die feste Decke stellen eine Verbesserung dar, da sie eine leichtere Begehbarkeit erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Entw&#228;sserung ist ebenfalls verbessert worden. Die Zahl der Stra&#223;eneinl&#228;ufe ist von einem auf vier erh&#246;ht worden. Dadurch wird ein schnelleres Abflie&#223;en des Wassers gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Auch die Beleuchtung ist verbessert worden, da mehr und st&#228;rkere Leuchten aufgestellt worden sind. Statt der vorhandenen zwei Leuchten mit einer Leuchtkraft von je 80 W sind drei Leuchten mit einer Leuchtkraft von je 2 x 125 W aufgestellt worden. Durch die geringeren Abst&#228;nde zwischen den einzelnen Leuchten und durch deren gr&#246;&#223;ere Leuchtkraft wird eine bessere Ausleuchtung der Stra&#223;e erreicht.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die durch die Bauma&#223;nahmen vorgenommenen Verbesserungen bieten den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern der durch die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Bereich zwischen Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der &#246;stlichenGrenze des Grundst&#252;cks Flur 3, Flurst&#252;ck 311 erschlossenen Grundst&#252;cke wirtschaftliche Vorteile. Denn der durch die Frostschutzschicht weniger reparaturanf&#228;llige Gehweg mit seiner ebeneren Oberfl&#228;che l&#228;&#223;t eine bessere Erreichbarkeit der Grundst&#252;cke zu. Das gilt auch f&#252;r das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers, obwohl dieses auf der S&#252;dseite der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; liegt, auf der ebenfalls Endeder drei&#223;iger Jahre ein Gehweg angelegt worden ist. Dieser ist aber bis auf das 1972 ausgebaute knapp 40 m lange Teilst&#252;ck nicht benutzbar, da er v&#246;llig mit Gras bewachsen ist. Dies bedeutet, da&#223; auf der Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; praktisch nur ein Gehweg, n&#228;mlich dern&#246;rdliche, zur Verf&#252;gung steht, der den Anliegern beider Stra&#223;enseiten die bessere Erreichbarkeit ihrer Grundst&#252;cke erm&#246;glicht. Auch das bessere Abflie&#223;en des Niederschlagswassers und die verbesserte Beleuchtung gew&#228;hrleisten eine sichere und gefahrlosere Erreichbarkeit der angrenzenden Grundst&#252;cke. Durch diese Gebrauchsvorteile an der Anlage wird der Gebrauchswert aller erschlossenen Grundst&#252;cke - einschlie&#223;lich das des Kl&#228;gers - erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist der vom Beklagten geforderte Betrag der H&#246;he nach zu beanstanden. Denn der Beklagte hat seiner Kostenermittlung den Aufwand f&#252;r die gesamte Ausbauma&#223;nahme, also von der Kreuzung Q&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg/A&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bis Haus Nr. 121, zu Grunde gelegt. Da Erschlie&#223;ungsanlage und damit beitragspflichtig aber nur der Teil bis zur &#246;stlichen Grenze des Grundst&#252;cks Flur 3, Flur&#8209;st&#252;ck 311 ist, kann auch nur der Aufwand f&#252;r diesen Teil zu Grunde gelegt werden. Nach der vom Beklagten vorgelegten Hilfsberechnung belaufen sich die Kosten f&#252;r den Gehweg in diesem Bereich auf 18.074,34 DM. F&#252;r die Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung sind 3.382,75 DM und f&#252;r die Beleuchtung 2.753,46 DM angefallen. Bedenken gegen die Richtigkeit dieser Ermittlung sind vom Kl&#228;ger nicht vorgetragen worden und auch sonst nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Da der Beklagte die Stra&#223;e H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als Hauptverkehrsstra&#223;e eingestuft hat, bel&#228;uft sich der Anteil der Anlieger auf 50 % beim Gehweg = 9.037,17 DM und auf jeweils 10 % f&#252;r Entw&#228;sserung = 338,27 DM und Beleuchtung = 275,35 DM.&#160; Insgesamt betragen die umlagef&#228;higen Kosten 9.650,79 DM. Diese sind auf die durch die Ausbauma&#223;nahme erschlossenen Fl&#228;cheneinheiten zu verteilen. Diese hat der Beklagte in der von ihm vorgelegten Hilfsberechnung mit 15.950 ermittelt. Diese Berechnung ist, da der Beklagte alle durch die Erschlie&#223;ungsanlage erschlossenen Grundst&#252;cke in dem von der <strong>Satzung</strong> vorgegebenen Umfang ber&#252;cksichtigt hat, nicht zu beanstanden. Daraus errechnet sich ein Beitragssatz je Fl&#228;cheneinheit von 0,6050 DM/m<sup>2</sup>. F&#252;r das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers fallen 2.085 Einheiten an. Dies ergibt einen Beitrag von 1.261,42 DM statt des bisher geforderten Betrages von 2.283,49 DM.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 155 Abs. 1. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 167 Abs. 2, &#167; 173 VwGO iVm &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711 der Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, da die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 nicht gegeben sind.</p>
315,113
lg-dusseldorf-1990-05-15-45-stl-1590
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
45 StL 15/90
1990-05-15T00:00:00
2019-03-13T14:46:38
2022-10-18T15:09:04
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1990:0515.45STL15.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Berufsangeh&#246;rigen auf Aufhebung des R&#252;gebescheides der Steuerberaterkammer D&#252;sseldorf vom 16. Oktober 1989 wird kostenpflichtig als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 16. Oktober 1989 hat der Vorstand der Steuerberaterkammer D&#252;sseldorf der Antragstellerin eine R&#252;ge gem&#228;&#223; &#167;&#167; 81, 57 Absatz 2 in Verbindung mit Absatz 4 Nr. 1 StBerG erteilt. Den dagegen gerichteten Einspruch der Antragstellerin hat der Vorstand der Steuerberaterkammer zur&#252;ckgewiesen. Gegen diesen Bescheid hat die Antragstellerin die Entscheidung des Landgerichts gem&#228;&#223; &#167; 82 Absatz 1 StBerG beantragt. Anla&#223; der R&#252;ge der Steuerberaterkammer ist die Tatsache, da&#223; die Antragstellerin einen ihrer Mandanten, von dem sie wu&#223;te, da&#223; er ein Haus suchte und sich hiervon steuerliche Vorteile versprach, an einen ebenfalls von Ihr steuerlich betreuten Bauunternehmer vermittelte und sich f&#252;r die Kontaktanbahnung eine Provision von 3.000,-- DM versprechen lie&#223;, die sie auch mit Rechnung einforderte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Steuerberaterkammer wertet dies als mit dem Beruf eines Steuerberaters schlechthin unvereinbare gewerbliche Maklert&#228;tigkeit i.S. von &#167; 57 Absatz 4 Ziffer 1 StBerG. Der Antrag ist zul&#228;ssig aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht entgegen, da&#223; entgegen der Auffassung der Steuerberaterkammer in dem einmaligen Vermittlungsgesch&#228;ft der Berufsangeh&#246;rigen noch keine gewerbliche T&#228;tigkeit zu sehen ist, weil es an einem selbst&#228;ndigen gleichm&#228;&#223;ig fortgesetzten, ma&#223;geblich vom erwerbswirtschaftlichen Streben nach Gewinn bestimmten Handeln ( so Gehre, Steuerberatungsgesetz 1981, &#167; 32 Rn. 8, &#167; 57 Rn. 138) fehlt und au&#223;erdem die einmalige Annahme von Provisionen ebenfalls) nicht als gewerbliche T&#228;tigkeit i.S. von &#167;&#167; 32, 57 Absatz 4 Ziffer 1 StBerG anzusehen ist (Gehre aaO Rn. 139). Die R&#252;ge ist jedoch berechtigt, weil die Antragstellerin i.S. von &#167; 57 Absatz 2 StBerG berufswidrig gehandelt hat. Nach dem Sinn dieser Vorschrift haben sich Steuerberater jeder T&#228;tigkeit zu enthalten, die mit ihrem Beruf oder dem Ansehen des Berufes nicht vereinbar ist. Dazu geh&#246;ren auch T&#228;tigkeiten, die nicht unter den allgemeinen Gewerbebegriff fallen, also auch ein Handeln, das auf einen Erwerb gerichtet ist und der Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr dient. Die einmalige Annahme von Provisionen ist zwar keine gewerbliche T&#228;tigkeit,- dennoch ist die Annahme von Vorteilen jeder Art z.B. die Provision f&#252;r ein Vermittlungsgesch&#228;ft, wie es die Berufsangeh&#246;rige gefordert hat, berufswidrig: i.S. von &#167; 57 Absatz 2 StBerG. Denn es widerspricht dem Wesen des steuerberatenden Berufes, das eigene Gewinnstreben in Widerstreit mit den Interessen des Mandanten geraten zu lassen und dadurch die berufliche Entscheidungsfreiheit zu gef&#228;hrden. Genau diesen Anschein hat das Verhalten der Berufsangeh&#246;rigen gesetzt und deshalb ist es (schon) gem&#228;&#223; &#167; 57 Absatz 2 StBerG berufswidrig und zu ahndenDen Besonderheiten des vorliegenden Falles hat die Steuerberaterkammer ausreichend Rechnung getragen, in dem eine R&#252;ge erteilt und die Angelegenheit nicht au die General Staatsanwaltschaft abgegeben wurde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war der Antrag der Berufsangeh&#246;rigen als unbegr&#252;ndet kostenpflichtig .zur&#252;ckzuweisen.</p>
315,114
ovgnrw-1990-05-08-8-a-6088
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 A 60/88
1990-05-08T00:00:00
2019-03-13T14:46:39
2022-10-18T15:09:04
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1990:0508.8A60.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das angefochtene Urteil ge&#228;ndert.Die Klage wird insgesamt abgewiesen.Die Berufung des Kl&#228;gers wird zur&#252;ckgewiesen.Die Kosten des Verfahrens beider Rechtsz&#252;ge tr&#228;gt der Kl&#228;ger. Gerichtskosten werden nicht erhoben.Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der am &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;geborene Kl&#228;ger begehrt die Bewilligung von Jugendhilfeleistungen f&#252;r eine Betreuung durch das EREW-Institut in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ende&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nahmen die Eltern des Kl&#228;gers Kontakt zum schulpsychologischen Dienst der Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; auf, da der Kl&#228;ger in der Schule durch gro&#223;e Unruhe, &#228;u&#223;erst aggressives Verhalten, durch Diebstahl und Unterschriftenf&#228;lschungen auff&#228;llig geworden war. Im September&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde er vom Schulpsychologen untersucht. Dieser f&#252;hrte die Verhaltensweisen des Kl&#228;gers auf die Erziehung in einem &#252;berbeh&#252;teten Elternhaus mit hohen Leistungserwartungen zur&#252;ck. Als F&#246;rderma&#223;nahme wurde eine psycho-therapeutische Betreuung angeraten. Da eine Abschlu&#223;besprechung mit den Eltern nicht zustande kam, wurde ihnen das Ergebnis der Untersuchung im Mai&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; schriftlich mitgeteilt. Von Mai bis August&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; lie&#223;en sich die Eltern des Kl&#228;gers von der katholischen Erziehungsberatungsstelle&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Caritas in &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; beraten. Es fanden sieben Sitzungen statt. Eine dort vorgeschlagene Gruppentherapie konnte wegen personeller Engp&#228;sse nicht sofort durchgef&#252;hrt werden. Auf das an die Eltern gerichtete Angebot, sich bei Schwierigkeiten wieder zu melden, kamen diese nicht zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom -&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wandte sich der Vater des Kl&#228;gers an das EREW-Institut (Institut f&#252;r Erziehungstherapie, Rehabilitationsberatung, Eingliederungshilfe, Weiterbildung und Supervision) in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit der Bitte um erzieherische Hilfe; nachdem der Kl&#228;ger in der Zeit von August bis September &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; acht Mofas und am &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aus einer G&#228;rtnerei einen Geldbetrag in H&#246;he von 2.800,-- DM gestohlen hatte. Kurze Zeit sp&#228;ter entwendete der Kl&#228;ger einen Kleinlaster, den er selbst nach K&#246;ln steuerte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; beantragte das EREW-Institut bei dem Jugendamt der Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die &#220;bernahme der Kosten f&#252;r ein sogenanntes Basis-Gutachten und 24 Sitzungen bestehend aus jeweils 1,5 Therapiestunden. Der Vater des Kl&#228;gers bat die Stadt &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit Schreiben vom um &#220;bernahme eines Teiles der Kosten nach Eu: 6 JWG. Mach Angaben des EREW-Instituts fand in der Zeit vom &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;eine Betreuung statt, f&#252;r die das Institut Kosten in H&#246;he von 1.648,-- DM geltend macht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Stadtdirektor der Stadt&#160;&#160; lehnte die Kosten&#252;bernahme durch Bescheid vom 2. Januar und Widerspruchsbescheid vom 18. M&#228;rz 1980 ab. Er blieb bei dieser Ablehnung auch in seinem Bescheid vom 1. Juni 1981 nach Durchf&#252;hrung eines Rechtsstreits vor dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (- 19 K 1471/80 -), in dem er sich vergleichsweise verpflichtete, das Begehren des Kl&#228;gers erneut zu bescheiden. Den in dieser Sache gegen den Stadtdirektor der Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; anh&#228;ngigen weiteren Rechtsstreit (- 19 K 4377/81 -) hat das Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf mit Urteil vom 6. November 1987 abgewiesen. Der erkennende Senat hat die dagegen gerichtete Berufung des Kl&#228;gers mit Urteil vom heutigen Tage (- 8 A 79/88 -) zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem weitere Straftaten des Kl&#228;gers bekanntgeworden waren, bem&#252;hte sich das &#246;rtliche Jugendamt um einen Heimplatz f&#252;r den Kl&#228;ger. Diesen sollte nach R&#252;cksprache mit den Eltern das Heim in zur Verf&#252;gung stellen. Dieses war nach Mitteilung der Eltern auch von dem wissenschaftlichen Beirat des EREW-Instituts,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <em>, </em>besonders empfohlen worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unter dem 3. November 1979 - eingegangen am 6. November 1979 - beantragten die Eltern des Kl&#228;gers &#252;ber das Jugendamt der Stadt beim Beklagten die Gew&#228;hrung von Freiwilliger Erziehungshilfe. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrten sie aus: Der Kl&#228;ger habe zwischenzeitlich zwei Pkw entwendet. Sie f&#252;hlten sich mit der Erziehung &#252;berfordert und beantragten deshalb seine Heimunterbringung. Mit Bescheid vom 13. November 197<sup>.</sup>9 bewilligte das Landesjugendamt des Beklagten Freiwillige Erziehungshilfe. Dem Heim in&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erteilte es unter dem 18. Dezember 1979 eine Kostenzusage f&#252;r die Betreuung des Kl&#228;gers. Dieser wurde am 1. M&#228;rz 1980 in das Heim aufgenommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 28. M&#228;rz 1980 legte das &#246;rtliche Jugendamt die Antragsunterlagen hinsichtlich der EREW-Betreuung dem Beklagten vor. Hierzu legte es dar, es gehe davon aus, da&#223; das Landesjugendamt ab dem 13. November 1979 im Rahmen der Freiwilligen Erziehungshilfe f&#252;r diesen Antrag zust&#228;ndig sei. Der Beklagte teilte daraufhin lediglich dem &#246;rtlichen Jugendamt am 28. April 1980 mit, eine &#220;bernahme der Kosten f&#252;r die Betreuung durch das EREU-Institut komme nicht in Betracht. Er bezog sich zur Begr&#252;ndung auf die ablehnenden Bescheide des &#246;rtlichen Jugendamtes und f&#252;hrte weiter aus, es handele sich nicht um Kosten der Freiwilligen Erziehungshilfe, da er die Ma&#223;nahme weder veranla&#223;t noch genehmigt habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Aufenthalt des Kl&#228;gers im &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nahm einen problematischen Verlauf. Der Kl&#228;ger entwich von dort mehrfach und beging mit anderen jugendlichen Heimbewohnern zahlreiche Straftaten. Dabei erwies er sich als Hauptt&#228;ter und Initiator vieler Delikte. Sein weiterer Verbleib im Heim wurde wegen seines dissozialen Verhaltens in Frage gestellt. Am 26. August 1980 wurde der Kl&#228;ger in Untersuchungshaft genommen, die bis zum 10. Dezember 1980 andauerte. Durch Urteil des Amtsgerichts Bergisch-Gladbach vom 10. Dezember 1980 (- 50 Ls 68/80 - 160 Js 1498/80 -) wurde er zu einer Jugendstrafe von einem Jahr verurteilt. Die Vollstreckung der Reststrafe wurde nach Anrechnung der Untersuchungshaft zur Bew&#228;hrung ausgesetzt. Der Kl&#228;ger wurde in diesem Verfahren unter anderem wegen Diebstahls in 23 F&#228;llen und wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis in vier F&#228;llen verurteilt. In den Gr&#252;nden f&#252;hrt das Gericht aus:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">"Ausma&#223; und Intensit&#228;t der Straftaten lassen bei&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; keinen Zweifel daran, da&#223; bei ihm sch&#228;dliche Neigungen im Sinne von &#167; 17 JGG vorliegen. Zu seinen. Gunsten ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; er unter Neurosen leidet und weitgehend gest&#228;ndig war. Au&#223;erdem d&#252;rfte er im&#160; wegen der dort gegebenen Freiz&#252;gigkeit fehl am Platze gewesen sein. Auf der anderen Seite hat er eine ganz ungew&#246;hnliche und geradezu erschreckende kriminelle Energie an den Tag gelegt. Nach &#220;berwindung starker Bedenken hat sich das Gericht entschlossen, diese Strafe nach &#167; 21 JGG zur Bew&#228;hrung auszusetzen. Dies ist nur deshalb vertretbar, weil der Angeklagte durch die Untersuchungshaft stark beeindruckt worden ist und bis auf weiteres im Jugendheim&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; untergebracht wird, wie ihm auch im Bew&#228;hrungsbeschlu&#223; zur Auflage gemacht wurde."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Gericht folgte damit im Ergebnis dem Gutachten der Diplom&#8209;Psychologin&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 4. Dezember 1980, die die Unterbringung des Kl&#228;gers in einer therapeutischen Kleingruppe in einem Heim vorgeschlagen hatte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Noch am 10. Dezember 1980 wurde der Kl&#228;ger dann zu Lasten des Landesjugendamtes im Heim&#160; in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aufgenommen. W&#228;hrend dieses Heimaufenthaltes beging der Kl&#228;ger erneut Straftaten, auch verstie&#223; er immer wieder gegen das ihm vom Heim auferlegte Ausgangsverbot. Die Straftaten beging er &#252;berwiegend zusammen mit anderen Heimbewohnern. Am 8. April 1981 wurde der Kl&#228;ger vom Heim vorzeitig in die Osterferien geschickt, da er nach Auffassung der Heimleitung die anderen Jugendlichen stark gef&#228;hrdete. Zu einer R&#252;ckkehr in das Heim&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die urspr&#252;nglich f&#252;r den 26. April 1981 vorgesehen war, kam es nicht mehr. Bereits am 9. April 1981 sprach die Mutter des Kl&#228;gers beim Jugendamt in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vor und bat um Hilfe und Unterst&#252;tzung f&#252;r die Zeit, w&#228;hrend der sich der Kl&#228;ger zu Hause aufhalte. Erw&#228;hnt wurde in diesem Zusammenhang auch wiederum eine Betreuung durch. Das Jugendamt nahm daraufhin zum Heim Kontakt auf und vereinbarte, da&#223; die Eltern sich notfalls bei Schwierigkeiten an Mitarbeiter des Heimes wenden k&#246;nnten. Am 2. Mai 1981 wurde der Kl&#228;ger auf Veranlassung des Heims zur Abkl&#228;rung weiterer Einwirkungsm&#246;glichkeiten dem Psychiater vorgestellt. Als Ergebnis der Vorstellung teilte die Psychologin des Jugendwerkes , Frau<br /> dem Beklagten mit, f&#252;r den Kl&#228;ger komme nur eine geschlossene Gruppe bzw. ein therapeutisch begleiteter Strafvollzug in Frage. Bei dem Wunsch der Eltern, den Kl&#228;ger wieder nach Hause zu holen und durch das EREW-Institut betreuen zu lassen, handele es sich um deren private Initiative. Den Erfolg einer Betreuung durch das EREW-Institut halte sie f&#252;r fraglich. Man habe einen derartigen Versuch den Eltern jedoch nicht ausgeredet, da eine erfolgreiche erzieherische Hilfe f&#252;r den Kl&#228;ger die einzige Chance einer Verl&#228;ngerung der Strafaussetzung sei. Der Direktor des Heimes sah sich daraufhin au&#223;erstande, den Kl&#228;ger in seiner Einrichtung weiterhin zu betreuen. Infolgedessen bem&#252;hte sich der Beklagte um einen neuen Heimplatz f&#252;r den Kl&#228;ger. Nachdem im Mai 1981 die Aufnahme in ein Heim in Bayern fehlgeschlagen war, erkl&#228;rte sich das rheinische Landesjugendheim&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; am 1. Juli 1981 bereit, den Kl&#228;ger zum 14. Juli 1981 aufzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Eltern des Kl&#228;gers beantragten mit an das Jugendamt der Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gerichtetem Schreiben vom 3. Mai 1981 erneut eine Betreuung des Kl&#228;gers durch das EREW-Institut im Rahmen der Jugendhilfe. Sie gaben an, da&#223; eine derartige Hilfe als einzigen Weg bezeichnet habe, auf ihren Sohn noch erzieherisch einzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Jugendamt der Stadt beschied diesen Antrag nicht, leitete ihn vielmehr an das nach seiner Auffassung sachlich zust&#228;ndige Jugendamt des Beklagten weiter und machte den Eltern des Kl&#228;gers am 6. Mai 1981 eine entsprechende Mitteilung. Mit Bescheid vom 6. Juli 1981 lehnte der Beklagte die Kosten&#252;bernahme f&#252;r die Betreuung durch das EREW-Institut, die nach Mitteilung des Instituts am 13. Mai 1981 aufgenommen wurde und bis zum 22. September 1981 dauerte, ab. Er f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus, die vom Institut vorgesehene Gespr&#228;chstherapie reiche im Falle des Kl&#228;gers nicht aus, wie sich aus dem Beratungsgespr&#228;ch bei ergebe. Beim Kl&#228;ger l&#228;gen erhebliche Verwahrlosungserscheinungen vor, die erkennen lie&#223;en, da&#223; er bestimmte Wert- und Normsysteme f&#252;r sich nicht akzeptiere. Der Kl&#228;ger sei in einer offenen Einrichtung nicht tragbar. Es sei nicht m&#246;glich, lediglich durch Gespr&#228;chstherapie eine Verhaltenskorrektur zu erreichen. Einer derartigen Therapie werde nicht zugestimmt. Vielmehr w&#252;rden die Elterngebeten, ihren Sohn am 14. Juli 1981 zum&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu bringen und die Arbeit des Heimes zu unterst&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ein vom Kl&#228;ger gegen das Jugendamt der Stadt und hilfsweise gegen den Beklagten gerichteter Antrag vom 25. Juni 1981 auf Gew&#228;hrung einstweiligen verwaltungsgerichtlichen Rechtsschutzes hinsichtlich der EREW-Betreuung war erfolglos. Das Verwaltungsgericht lehnte die Antr&#228;ge durch Beschlu&#223; vom 14. September 1981 (- 19 L 817/81 -) ab. Die Beschwerde des Kl&#228;gers wurde durch Beschlu&#223; des erkennenden Senats vom 8. Juni 1982 (- 8 B 1815/81 -) zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit der weiteren Heimpflege im&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; waren die Eltern des Kl&#228;gers nicht einverstanden. Gegen&#252;ber dem &#246;rtlichen Jugendamt sowie gegen&#252;ber dem Beklagten erkl&#228;rten sie, sie seien zwar f&#252;r die Fortf&#252;hrung der Freiwilligen Erziehungshilfe, wollten ihren Sohn jedoch nicht wieder ins Heim geben. Sein bisheriger Aufenthalt zu Hause bei gleichzeitiger Betreuung durch das EREW-Institut sei positiv verlaufen. Sie w&#252;nschten eine Fortf&#252;hrung dieser Behandlung.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 17. Juli 1981 stimmte der Beklagte widerruflich der Weitererziehung des Kl&#228;gers im Haushalt der Eltern gem&#228;&#223; &#167; 69 Abs. 3 Satz 2 JWG bei gleichzeitiger Intensivbetreuung des Kl&#228;gers durch die offene Erziehungshilfe der &#246;ffentlichen Erziehung zu. Mit der Wahrnehmung der Betreuung wurde der Sozialarbeiter&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; beim Sozialdienst katholischer Frauen e. V. in beauftragt. Der Beklagte wies in dem Bescheid auf seine Bedenken gegen die getroffene Regelung hin und verband diesen mit den Auflagen, da&#223; der f&#252;r die Durchf&#252;hrung der offenen Erziehungshilfe zust&#228;ndige. Sozialarbeiter &#252;ber eine weitere Therapie durch das EREW-Institut entscheide und Kosten hierf&#252;r sowie f&#252;r eine Elterntherapie nicht &#252;bernommen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Bescheid legten die Eltern des Kl&#228;gers mit Schreiben vom 15. September 1981 Widerspruch ein, der nicht n&#228;her begr&#252;ndet wurde, nachdem bereits der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers im Er&#246;rterungstermin vor dem Verwaltungsgericht am 14. September 1981 im Verfahren - 19 L 817/81 - erkl&#228;rt hatte, er lege gegen die Auflagen des Bescheides vom 17. Juli 1981 Widerspruch ein. In dem Er&#246;rterungstermin erl&#228;uterte - sein Therapiekonzept.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der vom Beklagten mit der Betreuung des Kl&#228;gers beauftragte Sozialarbeiter - berichtete dem Beklagten am 28. September 1981, nach seiner Auffassung sei eine ambulante Betreuung im Elternhaus nicht durchzuf&#252;hren. Die Eltern seien hieran vermutlich nur im Hinblick auf eine g&#252;nstige Beurteilung ihres Sohnes im Strafverfahren interessiert. Nach seinem Eindruck sei vorrangig eine Betreuung durch das EREW-Institut gew&#252;nscht, die von der &#246;ffentlichen Erziehung nicht beeinflu&#223;t werden solle. Dies k&#246;nne jedoch nicht Aufgabe der &#246;ffentlichen Erziehung sein. Seines Erachtens biete nur eine geschlossene Unterbringung die M&#246;glichkeit, den Kl&#228;ger in geeigneter Weise zu beeinflussen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im August/September 1981 beging der Kl&#228;ger weitere Straftaten, unter anderem in Frankreich, wohin er zweimal mit gestohlenen Pkw's entwichen war. Der Kl&#228;ger wurde aufgrund Haftbefehls vom 30. September 1981 nach seiner R&#252;ckf&#252;hrung in das Bundesgebiet am 6. Oktober 1981 erneut in Haft genommen. Der Sozialarbeiter gab daraufhin seinen Betreuungsauftrag zur&#252;ck. Der Beklagte teilte den Eltern am 22. Oktober 1981 mit, &#252;ber weitere Ma&#223;nahmen im Rahmen der Freiwilligen Erziehungshilfe werde erst nach Abschlu&#223; des anh&#228;ngigen Strafverfahrens entschieden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">&#160;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Den gegen den Bescheid vom 17. Juli 1981 eingelegten Widerspruch wies der Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 28. Oktober 1981 zur&#252;ck, da die offene Erziehungshilfe, mit der die Auflagen im Bescheid vom 17. Juli 1981 in Zusammenhang gestanden h&#228;tten, beendet sei. F&#252;r die Vergangenheit seien die Auflagen gerechtfertigt gewesen, da dem Landesjugendamt die Erziehungslenkung obliege. Dies folge aus &#167; 69 JWG und &#167; 36 AGJWG Nordrhein-Westfalen. Wenn die Auffassung der Eltern von der des Landesjugendamtes abweiche, sei die Freiwillige Erziehungshilfe aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am 16. November 1981 Klage erhoben. Er ist der Auffassung, die Kosten f&#252;r die Betreuung durch das EREW-Institut seien bereits deshalb zu &#252;bernehmen, weil diese Betreuung dem Elternwillen entsprochen habe. Im &#220;brigen sei die. Therapie durch das EREW-Institut einer solchen durch &#246;ffentliche Einrichtungen zumindest gleichwertig.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1. den Bescheid vom 17. Juli 1981 abzu&#228;ndern und den Widerspruchsbescheid vom 28. Oktober 1981 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2. den Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland - Landesjugendamt - f&#252;r verpflichtet zu erkl&#228;ren, den Antrag des Kl&#228;gers betreffend die &#220;bernahme der durch das EREW-Institut geleisteten Betreuung in der Zeit vom 29. Oktober 1979 bis 2un20. Dezember 1979 und vom 13. Mai 1981 bis zum 22. September 1981 sowie der dadurch entstandenen Kosten unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts erneut zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat er auf die in seinen angefochtenen Bescheiden zum Ausdruck gekommene Auffassung verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist durch Urteil des Amtsgerichts M&#246;nchengladbach vom 21. Januar 1982 - 7 Ls 14 Js 1733/81 Jug - wegen Diebstahls, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Fahrerflucht zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Die freiwillige Erziehungshilfe ist vom Beklagten mit Bescheid vom 19. M&#228;rz 1982 aufgehoben worden. Das gegen den Kl&#228;ger gerichtete Verfahren - 7 Ls 14 Js 625/83 Jug - wegen Diebstahls wurde durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts M&#246;nchengladbach vom 16. Februar 1984 nach &#167;.4.7 JGG eingestellt. Durch Urteil desselben Gerichts vom 24. Januar 1985 wurde der Kl&#228;ger im Verfahren - 7 Ls 14 Js 1488/84 JuG wegen Diebstahls und Fahren ohne Fahrerlaubnis zu einer Jugendstrafe von einem Jahr verurteilt. Durch Urteil desselben Gerichts vom 11. M&#228;rz 1986 wurde der Kl&#228;ger im Verfahren - 7 Ls 14 Js 176/85 - wegen Vergewaltigung, sexueller N&#246;tigung und Freiheitsberaubung in zwei F&#228;llen, wegen r&#228;uberischer Erpressung, schweren Raubes und Bedrohung zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren verurteilt. Im Rahmen der 'vorstehenden Jugendstrafverfahren wurde der Kl&#228;ger wie folgt begutachtet: Unter dem 26. September 1983 erstellte&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ein psychodiagnostisches Gutachten, erstattete unter dem 17. Januar 1984 ein nerven&#228;rztliches Gutachten und unter dem 1. August 1985 ein psychiatrisches Gutachten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat mit dem angefochtenen Urteil auf die Klage des Kl&#228;gers den Bescheid des Beklagten vom 17. Juli 1981 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 28. Oktober 1981 ge&#228;ndert und hat den Beklagten unter Abweisung der weitergehenden Klage verpflichtet, den Antrag des Kl&#228;gers betreffend die &#220;bernahme der durch das EREW-Institut geleisteten Betreuung in der Zeit vom 17. Juli 1981 bis zum 22. September 1981 sowie der dadurch entstandenen Kosten unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden. Zur Begr&#252;ndung hat das Verwaltungsgericht ausgef&#252;hrt: F&#252;r die Zeitr&#228;ume vom 29. Oktober bis 20. Dezember 1979 und vom 13. Mai bis zum 16. Juli 1981 bestehe ein Anspruch des Kl&#228;gers auf Betreuung durch das EREW-Institut im Rahmen der vom Beklagten gew&#228;hrten Freiwilligen Erziehungshilfe und auf &#220;bernahme der Kosten f&#252;r diese Betreuung durch den Beklagten nicht. Die allein denkbare Anspruchsgrundlage des &#167; 3 Abs. 2 JWG iVm den Vorschriften der &#167;&#167; 62 ff. JWG &#252;ber die Gew&#228;hrung Freiwilliger Erziehungshilfe trage den geltend gemachten Anspruch nicht. F&#252;r die Zeit im Oktober und November 1979 vor Beantragung der Freiwilligen Erziehungshilfe ergebe sich das ohne weiteres aus &#167; 63 JWG, wonach das Landesjugendamt Freiwillige Erziehungshilfe nur auf schriftlichen Antrag der Personensorge-berechtigten gew&#228;hre. Der Antrag sei wegen der mit der Freiwilligen Erziehungshilfe entstehenden Eingriffsbefugnisse des Landesjugendamtes ausdr&#252;cklich auf diese Hilfeart zu richten. F&#252;r die Zeiten nach der. Antragstellung sei zun&#228;chst ein Anspruch des Kl&#228;gers nicht gegeben, weil der Beklagte die Betreuung durch das EREW-Institut weder gebilligt noch veranla&#223;t habe und bis zum 16. Juli 1981 auch nicht verpflichtet gewesen sei, dem Elternwillen insoweit nachzukommen. Offenbleiben k&#246;nne, welche formellen Anforderungen f&#252;r die Antragstellung erheblich gewesen seien. Selbst wenn der Elternwille auch hinsichtlich des ersten Betreuungszeitraumes wirksam ge&#228;u&#223;ert worden sei, so komme ihm doch bis zum 16. Juli 1981 keine ausschlaggebende Bedeutung zu. Seiner Erziehungspflicht innerhalb der Freiwilligen. Erziehungshilfe habe der Beklagte dadurch gen&#252;gt, da&#223; er innerhalb des von ihm verfolgten Konzeptes der Heimerziehung entweder bem&#252;ht gewesen sei, f&#252;r den Kl&#228;ger einen Heimplatz zu finden November/Dezember 1979 und Mai/Juni 1981) oder er einen solchen f&#252;r die nahe Zukunft bereitgestellt habe, f&#252;r den Kl&#228;ger aber noch eine kapazit&#228;tsbedingte Wartezeit zu &#252;berbr&#252;cken gewesen sei (Juli 1981). Mit der Gew&#228;hrung der Freiwilligen Erziehungshilfe erwachse dem Landesjugendamt ein origin&#228;res Erziehungsrecht. Dies folge aus den &#167;&#167; 69 JWG iVm &#167; 36 AGJWG NW. In Ausf&#252;hrung dieses origin&#228;ren Erziehungsrechtes stehe es auch dem Landesjugendamt zu, ein Erziehungskonzept f&#252;r den jeweiligen Minderj&#228;hrigen zu entwickeln und zu entscheiden, ob er etwa in einem Heim, in einer besonders geeigneten Pflegefamilie (vgl. &#167; 69 Abs. 3 Satz 1 JWG), oder auch - regelm&#228;&#223;ig in einem fortgeschrittenen Stadium - in der eigenen Familie erzogen werden solle. Die Verantwortung und Entscheidungskompetenz, in den grundlegenden Fragen der Erziehung liege bei der Freiwilligen Erziehungshilfe, also in den H&#228;nden des Landesjugendamtes. Die Stellung der Personensorgeberechtigten in der Freiwilligen Erziehungshilfe sei demgegen&#252;ber schw&#228;cher. In Anwendung auf den vorliegenden Fall bedeute das, da&#223; die Entscheidung des Beklagten, den Kl&#228;ger im Heim erziehen zu lassen, durch. den Wunsch der Eltern, ihren Sohn unter Betreuung durch das EREW-Institut zu Hause zu behalten, weder verdr&#228;ngt noch erg&#228;nzt werden k&#246;nne. Gewisse Wartezeiten auf einen Heimplatz seien hinzunehmen. Der Beklagte habe sich jedenfalls um eine schnelle Versorgung<sup>-</sup>bem&#252;ht. Begr&#252;ndet dagegen sei die Klage f&#252;r die Zeit vom 17. Juli 1981 an, da der Beklagten mit Bescheid von diesem Tage von seinem Konzept der Heimerziehung abger&#252;ckt sei und das Verbleiben des Kl&#228;gers im Elternhaus gebilligt habe. Insoweit sei der Bescheid bestandskr&#228;ftig. Von diesem Zeitpunkt an habe die Betreuung durch das EREW-Institut einem nach &#167; 3 Abs. 2 JWG berechtigten Elternwunsch entsprochen. Eine Ausnahme, die ein Abweichen von der Soll-Vorschrift des &#167; 3 Abs. 2 JWG rechtfertige, sei nicht ersichtlich, so da&#223; ein Anspruch des Kl&#228;gers insoweit zu bejahen sei. Angesichts des Grades der Sch&#228;digung des Kl&#228;gers sei der Beklagte bei Anordnung der h&#228;uslichen Erziehung wegen seiner sich aus der Gew&#228;hrung von Freiwilliger Erziehungshilfe ergebenden Erziehungspflicht gehalten gewesen, dem Kl&#228;ger eine besonders intensive erzieherische Betreuung zukommen zu lassen. Der vom Beklagten mit der Betreuung beauftragte Sozialarbeiter habe diese nicht geleistet. Demgegen&#252;ber habe nach der glaubhaften Aussage der Eltern des Kl&#228;gers der Mitarbeiter des EREW-Instituts, Herr &#160;&#160; , zwei- bis dreimal w&#246;chentlich f&#252;r die nach ihrer Auffassung n&#252;tzlichen therapeutischen Gespr&#228;che mit dem Kl&#228;ger zur Verf&#252;gung gestanden. Au&#223;erdem h&#228;tten die Eltern des Kl&#228;gers auch Kontakt mit dem wissenschaftlichen Beirat des Instituts, gehabt. Es entziehe sich der Sachkunde der Kammer, ob diese Therapie im Rahmen der h&#228;uslichen Erziehung die einzig richtige und m&#246;gliche gewesen sei oder ob der Beklagte in der Lage gewesen w&#228;re, eine bessere anzubieten. Mangels eines eigenen wirkungsvollen Angebots m&#252;&#223;ten deshalb die Kosten der auf Wunsch der Eltern durchgef&#252;hrten Ma&#223;nahme - unter Anrechnung der von den Eltern zu erbringenden Kostenbeteiligung - &#252;bernommen werden. Ein auf Bewilligung von Eingliederungshilfe, 55 39 ff. BSHG, gerichtetes Begehren k&#246;nne wegen der Subsidiarit&#228;t der Sozialhilfe, &#167; 2 Abs. 1 BSHG, nicht zum Erfolg f&#252;hren. Gegen&#252;ber tats&#228;chlich umfassend gew&#228;hrter Jugendhilfe sei die Eingliederungshilfe subsidi&#228;r.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und der Beklagte haben gegen das Urteil rechtzeitig<sub>.</sub> Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bezieht sich auf sein erstinstanzliches Vorbringen und macht geltend: Er habe auch Anspruch auf die Kosten&#252;bernahme in der Zeit vom 29. Oktober bis 20. Dezember 1979 und vom 13. Mai bis zum 16. Juli 1981. Dies folge aus &#167; 3 Abs. 2 JWG. Auch insoweit habe der Elternwille Vorrang vor dem Willen des Landesjugendamtes. Jede andere Auslegung sei verfassungswidrig. Gerade in der Zeit vor und zwischen den Heimaufenthalten sei die EREW-Therapie notwendig gewesen. Insoweit seien keine unvertretbaren Mehrkosten angefallen. Aus &#167; 69 Abs. .3 Satz 2 JWG folge, da&#223; sogar eine F&#252;rsorgeerziehung zu Hause erfolgen d&#252;rfe. Dies gelte um so mehr f&#252;r die Freiwillige Erziehungshilfe, die durch das EREW-Institut wirksam unterst&#252;tzt worden sei. Auch sei mit der Therapie nicht vor Antragstellung begonnen worden. Das Jugendamt habe den Antrag weiterleiten oder ihn - den Kl&#228;ger - &#252;ber die Erforderlichkeit der Antragstellung beim Beklagten unterrichten m&#252;ssen. Der Antrag sei gegen den Beklagten als juristische Person und nicht als Landesjugendamt oder &#252;ber&#246;rtlicher Tr&#228;ger der Sozialhilfe gerichtet. Das Verwaltungsgericht habe zu Unrecht Anspr&#252;che aus den &#167;&#167; 39 ff., 3 Abs. 2 BSHG nicht gepr&#252;ft. Diese seien einschl&#228;gig, soweit die Klage abgewiesen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und den Beklagten unter Aufhebung seines Bescheides vom 17. Juli 1981 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 28. Oktober 1981 zu verpflichten, den Antrag des Kl&#228;gers betreffend die &#220;bernahme der durch das EREW-Institut geleisteten Betreuung in der Zeit vom 28. Oktober 1979 bis 20. Dezember 1979 und vom 13. Mai 1981 bis zum 16. Juli 1981 sowie der dadurch entstandenen Kosten unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage in vollem Umfange abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Er bezieht sich auf sein erstinstanzliches Vorbringen und auf die die teilweise Klageabweisung betreffenden Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils. Des weiteren tr&#228;gt er vor: Das Verwaltungsgericht habe zu Unrecht angenommen, da&#223; ab dem 17. Juli 1981 dem Elternwillen der Vorzug geb&#252;hre. Seit dem 13. November 1979 sei dem Kl&#228;ger Freiwillige Erziehungshilfe gew&#228;hrt worden. Dadurch sei' ihm - dem Beklagten - ein &#246;ffentliches Erziehungsrecht einger&#228;umt worden. Hierdurch sei das Erziehungsrecht der Eltern verdr&#228;ngt, soweit es um die weitere Gestaltung der Erziehung des Kl&#228;gers gegangen sei. Die Freiwillige Erziehungshilfe sei durch den Bescheid vom 17. Juli 1981 nicht aufgehoben worden. Nach &#167; 69 JWG sei eine Mitwirkung der Eltern bei den zu treffenden Erziehungsma&#223;nahmen nicht vorgesehen. Ihm sei der Wunsch der Eltern nach der EREW-Therapie bekannt gewesen. Diesem sei er nicht gefolgt, sondern habe die Betreuung durch den Sozialarbeiter - angeordnet. Wenn die Eltern hiermit nicht einverstanden gewesen seien, h&#228;tten sie die Aufhebung der Freiwilligen Erziehungshilfe beantragen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.-</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im &#220;brigen wird auf den Inhalt der Verfahrensakte, der weiteren Verfahrensakten 8 A 79/88, 8 B 1815/81 sowie der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge und Strafakten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers und die Berufung des Beklagten sind zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Begr&#252;ndet ist aber nur die Berufung des Beklagten. Dementsprechend ist das angefochtene Urteil unter Zur&#252;ckweisung der Berufung des Kl&#228;gers zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist insgesamt unbegr&#252;ndet. Der angefochtene Bescheid des Beklagten vom 17. Juli in der Form des Widerspruchsbescheides vom 28. Oktober 1981 ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten. Der Kl&#228;ger hat gegen den Beklagten keinen Anspruch auf Kosten&#252;bernahme f&#252;r die durchgef&#252;hrte EREW-Therapie im Rahmen der Freiwilligen Erziehungshilfe gem&#228;&#223; &#167; 85 Abs. 1 Jugendwohlfahrtsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 25. April 1977 (Bundesgesetzblatt I Seite 633, berichtigt Seite 795) - JWG - iVm den &#167;&#167; 62 ff. JWG.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die gesetzlichen Voraussetzungen f&#252;r eine &#220;bernahme der geltend gemachten Kosten durch den Beklagten f&#252;r die Zeit vom 29. Oktober 1979 bis 20. Dezember 1979 und vom 13. Mai 1981 bis zum 22. September 1981 liegen n&#228;mlich nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dies folgt f&#252;r die Zeit vor der Antragstellung auf Gew&#228;hrung Freiwilliger Erziehungshilfe vom 29. Oktober bis 5. November 1979 bereits aus der mangelnden Zust&#228;ndigkeit des Beklagten. Aufgabe des Beklagten als Landesjugendamt ist gem. den &#167;&#167; 20 Abs. 1 Nr. 6 und 69 Abs. 1 JWG die Ausf&#252;hrung der Freiwilligen Erziehungshilfe. Da es sich bei der Freiwilligen Erziehungshilfe nach den &#167;&#167; 62 ff. JWG um eine umfassende personale Erziehungshilfe handelt, &#252;bernimmt das Landesjugendamt mit der Ausf&#252;hrung eine umfassende F&#252;rsorgepflicht mit der entsprechenden Kostenfolge aus &#167; 85 JWG. Die Kostentr&#228;gerschaft des Landesjugendamtes beginnt, sobald dieses gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 62 ff. JWG Freiwillige Erziehungshilfe gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzung war erst am 6. November 1979 erf&#252;llt. Der Beklagt hat dem Kl&#228;ger mit Bescheid vom 13. November 1979 Freiwillige Erziehungshilfe gew&#228;hrt. Der Bescheid enth&#228;lt zwar keine Angaben &#252;ber den Beginn der Leistung. Bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung ist der Bescheid jedoch dahingehend auszulegen, da&#223; die grunds&#228;tzliche Leistungspflicht des Landesjugendamtes an dem Tag beginnt, an dem der schriftliche Antrag der Erziehungsberechtigten gestellt worden ist. Da dieser gem&#228;&#223; &#167; 63 Satz 2 JWG an das Jugendamt als gesetzlich beauftragte Stelle zu richten ist, ist der Eingang des Antrags beim Jugendamt ma&#223;geblich f&#252;r den Beginn der grunds&#228;tzlichen Leistungspflicht des Landesjugendamtes im Rahmen der Freiwilligen Erziehungshilfe. Der Antrag der Eltern des Kl&#228;gers nach &#167; 63 Satz 1 JWG ist am 6. November 1979 beim Jugendamt der Stadt Viersen eingegangen. Somit ist ab diesem Tage die Zust&#228;ndigkeit des Landesjugendamtes des Beklagten begr&#252;ndet worden.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber war f&#252;r die &#252;brigen strittigen Zeitr&#228;ume die Zust&#228;ndigkeit des Beklagten ab dem 6. November 1979 gegeben. Mit der Gew&#228;hrung von Freiwilliger Erziehungshilfe erw&#228;chst dem Landesjugendamt eine Allzust&#228;ndigkeit. Daneben ist eine Zust&#228;ndigkeit des Jugendamtes nach den &#167;&#167; 4 ff JWG ausgeschlossen. Ab dem 6. November 1979 war somit ausschlie&#223;lich das Landesjugendamt des Beklagten verpflichtet, f&#252;r den Kl&#228;ger alle Leistungen und alle Aufwendungen zu erbringen, die f&#252;r dessen angemessene Erziehung und Versorgung erforderlich waren. Es hatte zur Sicherstellung der einheitlichen personalen Hilfe auch die Aufgaben zu &#252;bernehmen, wie sie bei der &#246;rtlichen Erziehungshilfe nach &#167; 6 in Verbindung mit den 55 4 ff. JWG dem Jugendamt obliegen. Entsprechend dem Grundsatz der einheitlichen personalen Hilfe ist das Landesjugendamt auch dann zur Leistung verpflichtet, wenn die Freiwillige Erziehungshilfe in der eigenen Familie des Minderj&#228;hrigen fortgesetzt wird.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Vgl. Jans/Happe, Jugendwohlfahrtsgesetz, Kommentar, Stand August 1988, &#167; 69 Erl&#228;uterung 3 E a, b.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Meinung des Kl&#228;gers scheidet daher eine Unterbrechung der Allzust&#228;ndigkeit des Landesjugendamtes des Beklagten f&#252;r die Zeiten vor, zwischen und nach den Heimaufenthalten des Kl&#228;gers aus. Die in &#167; 69 Abs. 1 JWG vorgesehene Beteiligung des Jugendamtes an der Freiwilligen Erziehungshilfe durch das Landesjugendamt deckt die Annahme eines zeitweisen Wiederauflebens der Zust&#228;ndigkeit nach den 55 4 ff. JWG w&#228;hrend der Freiwilligen Erziehungshilfe nicht ab. Dies w&#252;rde - wie ausgef&#252;hrt - der Einheitlichkeit der personalen Hilfe widersprechen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">&#160;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Zust&#228;ndigkeit des Beklagten endete erst, als die Freiwillige Erziehungshilfe durch Bescheid vom 19. M&#228;rz 1982 - und damit lange nach dem Abschlu&#223; der EREW-Therapie am 22. September 1981 - aufgehoben worden ist.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Unbeschadet der Frage der Zust&#228;ndigkeit hat der Kl&#228;ger f&#252;r den gesamten streitbefangenen Zeitraum vom 29. Oktober bis 20. Dezember 1979 und vom 13. Mai bis 22. September 1981 keinen Anspruch auf &#220;bernahme der EREW-Therapiekosten, da hierf&#252;r die materiell-rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung zur &#220;bernahme der Kosten ergibt sich nicht aus den Vorschriften &#252;ber die Freiwillige Erziehungshilfe.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 62 JWG ist einem Minderj&#228;hrigen, der das 17. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und dessen leibliche, geistige oder seelische Entwicklung gef&#228;hrdet oder gesch&#228;digt ist, Freiwillige Erziehungshilfe zu gew&#228;hren, wenn diese Ma&#223;nahme zur Abwendung der Gefahr oder zur Beseitigung des Schadens geboten ist. Das Verwaltungsgericht hat zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; Ende Oktober 1979 - als die EREW-Therapie begann - der Kl&#228;ger bereits derartig in seiner Entwicklung gesch&#228;digt war, da&#223; f&#252;r ihn die Gew&#228;hrung Freiwilliger Erziehungshilfe gem&#228;&#223; &#167; 62 JWG geboten war. Mit dem Bundesverwaltungsgericht ist davon auszugehen, da&#223; die Gew&#228;hrung von Freiwilliger Erziehungshilfe immer dann geboten ist, wenn die Gef&#228;hrdung oder Sch&#228;digung der Entwicklung des Minderj&#228;hrigen nicht durch Hilfen zur Erziehung nach &#167; 6 Abs. 1 JWG behoben werden kann oder, anders gewendet, wenn wegen eines erheblichen Erziehungsnotstandes die Betreuung des Minderj&#228;hrigen in einem geordneten Erziehungsmilieu mit normaler erzieherischer Intensit&#228;t nicht ausreicht und die Erziehung deshalb unterhalb der Stufe der F&#252;rsorgeerziehung unter verst&#228;rkter Aufsicht und Betreuung vorgenommen werden mu&#223;. Demzufolge ist der erzieherische Bedarf bei der Freiwilligen Erziehungshilfe gr&#246;&#223;er als im Fall des &#167; 6 Abs. 1 JWG, was die Notwendigkeit von Spezialkenntnissen bei den Landesjugend&#228;mtern als Ausf&#252;hrungsbeh&#246;rden erforderlich erscheinen l&#228;&#223;t. Ausschlaggebend f&#252;r die im Einzelfall notwendige Abhilfe sind somit Schwere und Ausma&#223; der bei Minderj&#228;hrigen gegebenen Entwicklungsst&#246;rung. Der konkrete Erziehungs- und Entwicklungsmangel bestimmt den erzieherischen Bedarf, und von diesem h&#228;ngt die Erziehungsma&#223;nahme ab, die nach Art und Inhalt geeignet und erforderlich ist, um dem festgestellten Mangel entgegenzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 12. Februar 1987 - 5 C 127.83 -, F&#252;rsorgerechtliche Entscheidungen der Verwaltungs- und Sozialgerichte (FEVS) 36, 441 (444 f.).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt nicht, da&#223; im Rahmen der Freiwilligen Erziehungshilfe jedwede Erziehungsma&#223;nahme geboten und daher zu gew&#228;hren ist. Ein Rechtsanspruch besteht nur auf solche Hilfen, die geeignet sind, dem festgestellten Mangel entgegenzuwirken. "Geboten" ist ein unbestimmter Gesetzbegriff, so da&#223; er der vollen verwaltungsgerichtlichen Kontrolle unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vgl. Jans/Happe, am angegebenen Orte (aa0) &#167; 62 Erl&#228;uterung 4 A a.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist zu Recht davon ausgegangen, da&#223; die EREW-Therapie mangels Eignung nicht zur Abwendung des beim Kl&#228;ger vorhandenen Erziehungs- und Entwicklungsmangels geboten war.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Bereits bei der Antragstellung am 24. Oktober 1979 hatte das Erziehungsdefizit ein solches Ausma&#223; erreicht, da&#223; dem mit der EREW-Therapie nicht mehr wirksam begegnet werden konnte, vielmehr war bereits eine Heimunterbringung erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Schwere und Ausma&#223; der beim Kl&#228;ger bis Oktober 1979 eingetretenen Entwicklungsst&#246;rung werden durch seine Verhaltensauff&#228;lligkeiten bis hin zum Beginn seiner kriminellen Entwicklung dokumentiert: Die Verhaltensauff&#228;lligkeiten des Kl&#228;gers, die die Eltern veranla&#223;t hatten, 1975 Kontakt zum schulpsychologischen Dienst des Beklagten aufzunehmen und im Jahre 1977 die Erziehungsberatungsstelle der Caritas in aufzusuchen, hatten sich st&#228;ndig gesteigert. Sie hatten dazu gef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger nicht zuletzt auf Veranlassung der Erziehungsberechtigten anderer Kinder das Gymnasium verlassen mu&#223;te und zum Gymnasium &#252;berwechselte. Nachdem sich zun&#228;chst die Verhaltensauff&#228;lligkeiten wie gro&#223;e Unruhe, aggressives Verhalten gegen&#252;ber Mitsch&#252;lern, kleinere Diebst&#228;hle und Unterschriftsf&#228;lschungen auf den schulischen Bereich beschr&#228;nkt hatten, stahl der Kl&#228;ger nach den Sommerferien 1979 acht Mofas. Einige Zeit sp&#228;ter entwendete er einen kleinen Laster, mit dem er von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#252;ber&#160;&#160;&#160;&#160; nach&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; fuhr und dort von der Polizei aufgegriffen wurde. Am 13. Oktober 1979 stahl er aus einer G&#228;rtnerei 2.800,-- DM und versuchte mit diesem Geld unter Vorlage einer gef&#228;lschten Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung seines Vaters ein Mofa zu erwerben. Bis Ende Oktober 1979 entwendete er dann noch zwei Personenkraftwagen. Obwohl der Kl&#228;ger noch keine 14 Jahre alt und damit noch nicht strafm&#252;ndig war, wurde bei ihm ein sehr starker Hang zu Straftaten deutlich. Hierbei schreckte er auch nicht vor der Gef&#228;hrdung von Mitmenschen zur&#252;ck. Sein Verhalten gab begr&#252;ndeten Anla&#223; zu der Bef&#252;rchtung, da&#223; er am Beginn einer kriminellen Entwicklung mit der akuten Gefahr st&#228;ndiger Verschlimmerung stand:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die EREW-Therapie war angesichts der Entwicklungsst&#246;rung des Kl&#228;gers auch bereits Ende Oktober 1979 ungeeignet, den erzieherischen Bedarf des Kl&#228;gers zu decken. Im vorliegenden Falle bedarf es allerdings keiner Entscheidung dar&#252;ber, ob die EREW-Therapie unter ma&#223;geblicher Federf&#252;hrung von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; grunds&#228;tzlich geeignet war, eine Erziehungshilfe f&#252;r einen Minderj&#228;hrigen darzustellen. Zweifel hieran ergeben sich zum einen aus der Konzeption der Therapie, die nicht zu einem unerheblichen Teil eine Elterntherapie darstellt. Dies hat&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Er&#246;rterungstermin vor dem Verwaltungsgericht am 14. September 1981 unter Bezugnahme auf seine wissenschaftliche Arbeit im Einzelnen dargelegt. Zum anderen ist darauf hinzuweisen, da&#223;&#160;&#160;&#160;&#160; &#252;ber den Kl&#228;ger unter dem 26. September 1j83 in dem Strafverfahren 7 Ls/14 Js 625/82 Jug ein sogenanntes psycho-diagnostisches Gutachten erstellt hat. Der Berufsverband Deutscher Psychologen e. V. hat in einem Schreiben vom 28. September 1983 an das Amtsgericht M&#246;nchengladbach darauf hingewiesen, da&#223;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nicht Diplom-Psychologe ist. In dem daraufhin vom Gericht in Auftrag gegebenen nerven&#228;rztlichen Gutachten f&#252;hrt der Gutachter Chefarzt der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und Neurologie der Rheinischen Landesklinik&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter dem 7. Januar 1984 aus: "Gleichzeitig ist aus gutachtlicher Sicht auf die teilweise grotesk anmutenden Psychologisierungsversuche hinzuweisen, welche von unzul&#228;nglich geschulten Personen unternommen worden sind, um die Genese der Straftaten des. Sonnenschein aufzuhellen!".</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist vielmehr, da&#223; das Erziehungsdefizit des Kl&#228;gers, wie es sich im Oktober 1979 darstellte, bereits ein solches Ausma&#223; erreicht hatte, da&#223; ihm - wenn &#252;berhaupt - wirksam, nicht mehr mit einer unter Verbleib im Elternhaus durchgef&#252;hrten ambulanten Therapie, sondern nur noch durch die Erziehung in einem Heim begegnet werden konnte. Dies wird nicht zuletzt dadurch best&#228;tigt, da&#223; die Eltern des Kl&#228;gers unter dem 3. November 1979 - also unmittelbar nach Beginn der EREW-Therapie - selbst die Heimerziehung beantragten mit der Begr&#252;ndung, sie f&#252;hlten sich jetzt mit der Erziehung &#252;berfordert und s&#228;hen keine M&#246;glichkeit mehr, den Kl&#228;ger in ihrem Rahmen zu beeinflussen. Ein weiterer Beleg hierf&#252;r ist die Aussage der Mutter des Kl&#228;gers, die diese gegen&#252;ber dem Gutachter&#160;&#160;&#160; gemacht hat. Dieser gibt die Ausf&#252;hrungen der Mutter auf Seite 54 seines Gutachtens vom 17. Januar 1984 wie folgt wieder:</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">"Dann haben wird auf Umwegen von der Existenz von &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erfahren. EREW-Institut. Der hatte uns dann eine Mitarbeiterin ins Haus geschickt, weil er auf anderer Basis arbeitet. Die Leute gehen also ins Haus und nehmen dort mit den Beteiligten Kontakt auf. Aber nach kurzen Gespr&#228;chen sagte mir die Dame: 'Das sind so schwerwiegende St&#246;rungen, mu&#223; in eine Behandlung.' Ich sollte zum Jugendamt gehen. Sie wollte uns wohl eine Hilfestellung geben, damit wir mit dem Jungen die Zeit besser &#252;berstehen. Wenn sie zu uns nach Hause kam, haben wir anderweitig untergebracht, damit er nicht merkte, da&#223; sie bei uns zu Hause war."</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Hieraus wird deutlich, da&#223; sich nicht nur die Eltern, sondern auch das EREW-Institut dar&#252;ber im Klaren waren, da&#223; beim Kl&#228;ger zu diesem Zeitpunkt bereits schwerwiegende St&#246;rungen vorlagen, bei denen nur das Jugendamt mit einer Heimunterbringung weiterhelfen konnte. Die Aussage ist auch Beleg f&#252;r die Elternorientiertheit der EREW-Therapie. Der Senat hat keine Veranlassung, an der Richtigkeit der Wiedergabe der Aussage der Mutter durch den Gutachter zu zweifeln. Hierf&#252;r gibt es keine Anhaltspunkte. Vielmehr steht das weitere Verhalten der Eltern des Kl&#228;gers im Einklang mit dieser Aussage, da diese bereits unter dem 3. November 1979 den schon erw&#228;hnten Antrag auf Gew&#228;hrung der Freiwilligen Erziehungshilfe unterschrieben haben.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die weitere Entwicklung des Kl&#228;gers belegt die Richtigkeit dieser Einsch&#228;tzung nicht nur f&#252;r den ersten, sondern insbesondere auch f&#252;r den zweiten EREW-Therapiezeitraum vom 13. Mai bis 22. September 1981. Von Ende 1979 bis zum Beginn des. zweiten EREW-Therapieabschnittes verfestigte sich die Entwicklungssch&#228;digung des Kl&#228;gers fortlaufend. Der Heimaufenthalt des Kl&#228;gers im scheiterte. Der Kl&#228;ger entwich von dort mehrfach und beging mit anderen jugendlichen Heimbewohnern zahlreiche Straftaten. Daraufhin wurde der Kl&#228;ger am 26. August 1980 in Untersuchungshaft genommen und am 10. Dezember 1980 zu einer Jugendstrafe von einem Jahr verurteilt. Das Gericht bescheinigte dem Kl&#228;ger in den Gr&#252;nden des Urteils sch&#228;dliche Neigungen im Sinne von &#167; 17 JGG und "eine ganz ungew&#246;hnliche und geradezu erschreckende kriminelle Energie". Die Strafe setzte das Gericht nur deshalb zur Bew&#228;hrung aus, weil dem Kl&#228;ger die Auflage gemacht wurde, im Jugendheim&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; untergebracht zu werden. Die Diplom-Psychologin&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hatte mit Gutachten vom 4. Dezember 1980 die Unterbringung des Kl&#228;gers in einer therapeutischen Kleingruppe in einem Heim vorgeschlagen. Aber auch der weitere Heimaufenthalt in &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; scheiterte. Der Kl&#228;ger beging erneut Straftaten mit anderen Heimbewohnern und wurde am 8. April 1981 fr&#252;hzeitig in die Osterferien geschickt. Am 2. Mai 1981 wurde der Kl&#228;ger auf Veranlassung des Heims zur Abkl&#228;rung weiterer Einwirkungsm&#246;glichkeiten dem Psychiater&#160;&#160;&#160; vorgestellt. Diese Vorstellung nahmen die Eltern des Kl&#228;gers zum Anla&#223;, erneut die Betreuung des Kl&#228;gers durch das EREW-Institut im Rahmen der Jugendhilfe zu beantragen. Sie gaben an, da&#223;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine derartige Hilfe als einzigen Weg bezeichnet habe, auf ihren Sohn noch erzieherisch einzuwirken. Der Nachweis hierf&#252;r ist jedoch nicht erbracht worden. In einem Schreiben vom 3. Juni 1981 f&#252;hrt&#160;&#160;&#160; aus: "Es trifft zu, da&#223; ich das Ehepaar&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Auftrage der Einrichtung, in der der Jugendliche in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zuletzt untergebracht war, beraten habe, jedoch habe ich kein Gutachten &#252;ber den Jungen erstattet und kann Ihnen deshalb auch keine Unterlagen zug&#228;nglich machen. Soweit ich die Eltern verstanden habe, deckten sich unsere Vorstellungen &#252;ber die Auff&#228;lligkeiten ihres Sohnes und die notwendigen Ma&#223;nahmen jedoch." Als Ergebnis der Vorstellung des Kl&#228;gers bei teilte die Psychologin des Jugendwerkes, Frau&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , dem Beklagten in ihrem Schreiben vom 6. Mai 1981 mit, bei dem Kl&#228;ger d&#252;rften erhebliche Verwahrlosungserscheinungen vorliegen, die erkennen lie&#223;en, da&#223; der Jugendliche bestimmte Wert- und Normsysteme f&#252;r sich nicht akzeptiere. F&#252;r den Kl&#228;ger komme nur eine geschlossene Gruppe bzw. ein therapeutisch begleiteter Strafvollzug in Frage. Bei dem Wunsch der Eltern, den Kl&#228;ger wieder 41ach Hause zu holen und durch das EREW-Institut betreuen zu lassen, handele es sich um deren private Initiative. Eine erfolgreiche erzieherische Hilfe f&#252;r den Kl&#228;ger sei die einzige Chance einer Verl&#228;ngerung der Strafaussetzung. In Aer Anlage zum Halbjahresbericht f&#252;r den Kl&#228;ger f&#252;hrt der Direktor des katholischen Jugendwerkes&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter dem 16. Juni 1981 aus, eine weitere Betreuung des Jugendlichen in einer offenen Einrichtung wie der des sei nicht verantwortbar, zumal eine Verhaltensver&#228;nderung mit den dort m&#246;glichen p&#228;dagogischen Mitteln nicht erreichbar sei. Es komme die Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt bzw. ein therapeutisch begleiteter Strafvollzug in Frage. Folgerichtig, bem&#252;hte sich das Landesjugendamt in der Folgezeit um einen derartigen Heimpflegeplatz. Das Rheinische Landesjugendheim&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erkl&#228;rte sich dann bereit, den Kl&#228;ger zum 14. Juli 1981 aufzunehmen. Der Beklagte ist somit zu Recht davon ausgegangen, da&#223; bei dem Kl&#228;ger zu diesem Zeitpunkt erhebliche Verwahrlosungserscheinungen vorlagen. Eine Gespr&#228;chstherapie war zu diesem Zeitpunkt ungeeignet, in irgendeiner Form noch auf den Kl&#228;ger einzuwirken. Bei seiner Einsch&#228;tzung ist der Beklagte demzufolge zutreffend davon ausgegangen, da&#223; die EREW-Therapie auch in ihrem zweiten Abschnitt unangemessen war. Dies wird au&#223;erdem durch die weitere kriminelle Entwicklung des Kl&#228;gers belegt. Die EREW-Therapie wurde dadurch beendet, da&#223; der Kl&#228;ger zweimal nach Frankreich entwich und erhebliche Straftaten beging, die zu seiner &#160;Verhaftung und weiteren Verurteilung f&#252;hrten. Die Unangemessenheit der EREW-Therapie folgt letztlich auch aus dem Gutachten von &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 26. September 1983. Dort f&#252;hrt er auf Seite 8 des Gutachtens aus:</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">"Seine auf uns wie "zwanghaft" wirkenden Autodiebst&#228;hle erlebt&#160; selbst nicht als Zwang, so da&#223; er selbst unter dem von uns angenommenen Zwang nicht "leidet" - und deshalb auch f&#252;r uns zur Zeit p&#228;dagogisch- bzw. therapieresistent erscheint. Inzwischen lie&#223; er sich auf die therapeutischen Angebote sogenannter lernpsychologischer Therapieverfahren (Verhaltensmodifikationen) nicht ein, die ihm von verschiedenen Institutionen her - auch in der Jugendvollzugsanstalt- angeboten wurden. Das Therapieangebot erfolgte zu einer Zeit, in der noch 14 bis 15 Jahre alt war und noch die therapeutische Hoffnung bestand, die seelisch-geistige Entwicklung dieses Jungen zu f&#246;rdern und seine Identifikation mit seinem wahren Selbst in &#220;bereinstimmung zu bringen."</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Somit bleibt festzuhalten, da&#223; auch der zweite Therapieabschnitt des EREW-Institutes nicht zu einem angemessenen Ergebnis f&#252;hrte und auch nicht f&#252;hren konnte, weil zu diesem Zeitpunkt bereits die Voraussetzungen f&#252;r eine F&#252;rsorgeerziehung des Kl&#228;gers handgreiflich waren. Da&#223; diese Therapie trotzdem auf Wunsch der Eltern durchgef&#252;hrt wurde, hat seine Ursache darin, eine weitere Aussetzung der Jugendstrafe erreichen zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger vermag seine Anspr&#252;che auch nicht aus &#167; 6 Abs. 1 JWG abzuleiten. Hiernach sind dem Minderj&#228;hrigen zwar die notwendigen&#160; Hilfen zur Erziehung zu gew&#228;hren. Da die EREW-Therapie angesichts des Erziehungsbedarfs des Kl&#228;gers ungeeignet war, den festgestellten M&#228;ngeln entgegenzuwirken, handelte es sich nicht um eine notwendige Hilfe im Sinne der Vorschrift.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu Urteil des Senats vom 8. Mai 1990 - 8 A 79/88 -.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war auch nicht gehalten, gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 2 JWG dem Elternwunsch nach dieser Therapie zu folgen, weil diese auch unangemessen im Sinne dieser Vorschrift war. Bei dem Begriff der Angemessenheit in der genannten Vorschrift handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff. Der Begriff der Angemessenheit l&#228;&#223;t keine Ermessensentscheidung zu, sondern ist als "Einsch&#228;tzungsbegriff" unbestimmter Gesetzesbegriff und unterliegt damit der vollen verwaltungsgerichtlichen &#220;berpr&#252;fung.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Vgl. Jans/Happe, aa0 &#167; 3 Erl&#228;uterung 6 C und &#167; 6 Erl&#228;uterung 3 B c.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte mu&#223;te somit die W&#252;nsche der Eltern nicht respektieren, da sie zu einem nicht angemessenen Ergebnis f&#252;hrten, weil die EREW-Therapie f&#252;r den Kl&#228;ger ungeeignet war.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 15. Juni 1970 - V C 11.70 -, BVerwGE 35, 287 (289f.).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Senat folgt insoweit nicht der Argumentation des Verwaltungsgerichts. Dieses stellt fest, da&#223; die EREW-Therapie in der Zeit vom 17. Juli bis 22. September 1981 die einzige war, die nach Einleitung der h&#228;uslichen Erziehung durch den Beklagten in nennenswertem zeitlichen Umfang tats&#228;chlich stattfand. Hieraus folgert es, da&#223; der Wunsch der Eltern des Kl&#228;gers, diese Therapie als Teil der &#246;ffentlichen Erziehung durchzuf&#252;hren, deshalb als angemessen im Sinne von &#167; 3 Abs. 2 JWG angesehen werden m&#252;sse. Weder die Feststellung noch die Schlu&#223;folgerung entsprechen jedoch den tats&#228;chlichen und rechtlichen Gegebenheiten nach dem Erla&#223; des Bescheides vom 17. Juli 1981. Richtig ist zwar, da&#223; der Beklagte mit Bescheid vom 17. Juli 1981 widerruflich der Weitererziehung des Kl&#228;gers im Haushalt der Eltern gem&#228;&#223; &#167; 69 Abs. 3 Satz 2 JWG zugestimmt hat. Hiermit hat der Beklagte lediglich auf die Weigerung der Eltern des Kl&#228;gers reagiert, diesen im&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unterzubringen. Durch diesen Bescheid ist die Freiwillige Erziehungshilfe nicht beendet worden. Dies geschah erst durch Bescheid vom 19. M&#228;rz 1982. Der 3eklagte hat vielmehr in dem Bescheid eine Intensivbetreuung des Kl&#228;gers durch die offene Erziehungshilfe der &#246;ffentlichen Erziehung angeordnet. Diese wurde mit der Kompetenz ausgestattet, &#252;ber weitere Erziehungsma&#223;nahmen zu entscheiden. Das Verwaltungsgericht ist auch zu Unrecht davon ausgegangen, da&#223; der Sozialarbeiter &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bez&#252;glich des Kl&#228;gers nicht t&#228;tig geworden ist. Der Sozialarbeiter&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; stellt in seinem Bericht vom 28. September 1981 fest, da&#223; der Kl&#228;ger - bevor es zu einem ersten Gespr&#228;ch mit diesem kommen konnte - bereits am 23. August 1981 nach Frankreich entwichen war. Unter Ber&#252;cksichtigung der Urlaubszeit kann die beabsichtigte Kontaktaufnahme nach Aktenstudium durch den Sozialarbeiter innerhalb eines Monats nicht als unzumutbar bezeichnet werden. Infolgedessen trifft es nicht zu, da&#223; die EREW-Therapie die einzige Hilfe war, die dem Kl&#228;ger in dem fraglichen Zeitraum zur Verf&#252;gung stand. Selbst wenn man dies zugunsten des Kl&#228;gers als richtig unterstellt, rechtfertigte es - entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts - nicht die Annahme der Angemessenheit der Hilfe. Wollte man dem folgen, so k&#246;nnte, man damit die Angemessenheit jedweder Hilfe und somit auch die Angemessenheit - wie im vorliegenden Falle - derartiger Hilfen begr&#252;nden, die angesichts des vorliegenden Sch&#228;digungsgrades ungeeignet sind. Dies w&#252;rde im Ergebnis darauf hinauslaufen, Ungeeignetes als angemessen anzusehen, damit nur irgendeine (Therapie-) Ma&#223;nahme ergriffen wird.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte auch keinen Anspruch auf Erstattung der geltend gemachten Kosten im Rahmen der Eingliederungshilfe nach den &#167;&#167; 39 und 40 BSHG. Abgesehen davon, da&#223; der Kl&#228;ger ausdr&#252;cklich die Verpflichtung des Beklagten - Landesjugendamt - begehrt hat, kann die Frage, ob der Kl&#228;ger &#252;berhaupt zum Personenkreis des &#167; 39 Abs. 1 BSHG geh&#246;rt, offenbleiben. Dem Kl&#228;ger ist wegen des erkannten Erziehungsdefizits Jugendhilfe gew&#228;hrt worden, und zwar in der Form der Freiwilligen Erziehungshilfe. Die Freiwillige Erziehungshilfe stellt eine typische Ma&#223;nahme der Jugendhilfe zur Beseitigung aufgetretener Erziehungsschwierigkeiten dar. Erh&#228;lt ein Minderj&#228;hriger in einer Notlage, die Hilfe zur Erziehung erfordert, diese Hilfe umfassend vom Tr&#228;ger der Jugendhilfe, dann besteht aus demselben Anla&#223; kein Anspruch auf Sozialhilfe. Diese ist vielmehr nachrangig.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 6. Februar 1986 - 5 C 23.85 -, FEVS 35, 309 ff. und zum Meinungsstand OVG Saarlouis, Urteil vom 23. Dezember 1987 - 1 R 296/85 -, FEVS 37, 248, 250 f.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 154 Abs. 1 und 2, 188 Satz 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision nicht zugelassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO hierf&#252;r nicht gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">&#160;</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">&#160;</p>
315,115
olgk-1990-05-03-27-w-1890
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27 W 18/90
1990-05-03T00:00:00
2019-03-13T14:46:40
2022-10-18T15:09:04
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0503.27W18.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Kl&#228;gerin wird deren Ablehnungsgesuch gegen den Sachverst&#228;ndigen Dr. C f&#252;r begr&#252;ndet erkl&#228;rt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die an sich statthafte (&#167; 406 Abs. 5 ZPO) und in rechter Form und Frist eingelegte Beschwerde ist zul&#228;ssig. Sie hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ein Sachverst&#228;ndiger kann aus denselben Gr&#252;nden wie ein Richter wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden, &#167; 406 Abs. 1 ZPO, n&#228;mlich wenn aus auch nur subjektiver Sicht einer ruhig und vern&#252;nftig denkenden Partei Anla&#223; zu der Bef&#252;rchtung besteht, der Sachverst&#228;ndige erstatte sein Gutachten nicht unparteiisch (vgl. Z&#246;ller-Stephan, ZP0, 15. Aufl., Rz. 8 zu &#167; 406 ZPO) .</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r ein solches jedenfalls von der Kl&#228;gerin entwickeltes Mi&#223;trauen gegen den Sachverst&#228;ndigen bieten einige Formulierungen in dem Gutachten, die den Eindruck erwecken, der Sachverst&#228;ndige begegne dem Beklagten mit unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igem Wohlwollen:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Es beginnt damit, da&#223; der Gutachter dem Beklagten aus der "H&#228;ufigkeit, Frequenz und Intensit&#228;t der bisherigen Betreuung" eine "sorgf&#228;ltige Handhabung der Behandlung" bescheinigt, obwohl diese Frage mit den Beweisfragen nicht unmittelbar etwas zu tun hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Weiter sieht der Sachverst&#228;ndige in der Anfertigung der Gespr&#228;chsnotizen &#252;ber die Telefonate der Parteien vom 16. und 17.02.1989 ein Anzeichen f&#252;r die Sorgfalt des Beklagten, obwohl sich f&#252;r den unbefangenen Beobachter aufdr&#228;ngt, da&#223; diese Gespr&#228;chsnotizen durchaus erst angefertigt worden sein k&#246;nnen, als dem Beklagten die Behandlung der Kl&#228;gerin in der Universit&#228;tsklinik durch den Anruf ihres Ehemannes beim Beklagten bekannt geworden war, so da&#223; der Beweiswert dieser Notizen durchaus offen ist. Eine Untersuchung der Ausf&#252;hrlichkeit dieser Notizen im Vergleich zu den wesentlich k&#252;rzer gehaltenen Behandlungsunterlagen aus fr&#252;herer Zeit hat der Sachverst&#228;ndige dagegen nicht vorgenommen. Zumindest dies w&#228;re aber Voraussetzung einer vollst&#228;ndigen W&#252;rdigung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Entscheidend f&#252;r den Befangenheitsvorwurf gegen den Sachverst&#228;ndigen sprechen aber seine Ausf&#252;hrungen zu Punkt 1 b) in der Zusammenfassung auf S. 12 seines Gutachtens (B1. 92 GA). Hier wird die Kernfrage des Gutachtens abgehandelt, wie sich n&#228;mlich die arterielle Verletzung im Bereich des Muttermundes der Kl&#228;gerin erkl&#228;rt. Wie diese Verletzung eingetreten sein kann, au&#223;er da&#223; sie durch den Einsatz der Kugelzange verursacht worden ist, wird mit keinem Wort f&#252;r den medizinischen Laien einsichtig gemacht. Da&#223; eine Verletzung dieser Art in der medizinischen Literatur nicht beschrieben wird, bietet weder eine Entschuldigung noch eine Erkl&#228;rung, sondern k&#246;nnte auch ein Anzeichen daf&#252;r sein, da&#223; eine Verletzung bei ordnungsgem&#228;&#223;em Vorgehen nicht auftritt. Vor allem aber ist der Satz des Sachverst&#228;ndigen, "Der Beklagte hat beim Einsetzen des IUP nicht fehlerhaft behandelt, dies l&#228;&#223;t sich bereits aus der Art der Verletzung eindeutig schlie&#223;en" (Bl. 92 d. A.), schlicht unverst&#228;ndlich, denn die Verletzung kann keinesfalls ein Beleg f&#252;r die G&#252;te und Sorgfalt der Behandlung sein. Auch wenn der Sachverst&#228;ndige gemeint haben sollte, aus der Art der Verletzung lasse sich nicht zwingend auf einen Behandlungsfehler beim Einsetzen der Spirale schlie&#223;en, so zeigt die fehlerhafte Formulierung, da&#223; der Gutachter wiederum zugunsten des Beklagten seine Ausf&#252;hrungen falsch akzentuiert hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die mehrfachen Unklarheiten des Gutachtens in dieser Richtung lassen ein subjektives Mi&#223;trauen der Kl&#228;gerin in die Unparteilichkeit des Sachverst&#228;ndigen einf&#252;hlbar erscheinen. Ihre begr&#252;ndete Ablehnung macht den Weg frei f&#252;r ein weiteres Gutachten eines anderen Sachverst&#228;ndigen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei (vgl. &#167; 1 GKG), au&#223;ergerichtliche Kosten sind nicht zu erstatten (vgl. Z&#246;ller-Schneider, ZPO, 15. Aufl., &#167; 91 Abs. 13: Sachverst&#228;ndigenablehnung).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 2.000,00 DM.</p>
315,116
ovgnrw-1990-04-26-15-a-46088
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 460/88
1990-04-26T00:00:00
2019-03-13T14:46:42
2022-10-18T15:09:05
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1990:0426.15A460.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die ehemalige Fraktion der xxx im Rat der Stadt xxx brachte im Fenster ihres im 6. Stockwerk des Rathauses gelegenen Gesch&#228;ftszimmers die bildliche Darstellung einer Friedenstaube, wei&#223; auf blauem Grund, mit einem Durchmesser von etwa 20 cm an. Der Kl&#228;ger lie&#223; diese Darstellung von einem Bediensteten der Stadtverwaltung entfernen. Ein deswegen von der Fraktion eingeleitetes Verfahren auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung mit dem Inhalt, dem Kl&#228;ger ein Betreten des Fraktionszimmers zu untersagen, wurde einvernehmlich beendet; zuvor hatte der Kl&#228;ger versprochen, k&#252;nftig das Fraktionszimmer nur noch nach schriftlicher Abmahnung betreten zu lassen (VG K&#246;ln 20 L 311/85).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem die ehemalige Fraktion der xxx im Fenster ihres inzwischen im 2. Stockwerk gelegenen Gesch&#228;ftszimmers erneut eine gleichartige Darstellung angebracht hatte, verlangte der Kl&#228;ger vergeblich deren Entfernung. Er hat daraufhin die vorliegende Leistungsklage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat er ausgef&#252;hrt: Der geltend gemachte Anspruch folge aus seinem Hausrecht sowie seiner Befugnis, f&#252;r die Einhaltung der parteipolitischen und weltanschaulichen Neutralit&#228;t innerhalb der Rathausr&#228;ume Vorkehrungen zu treffen. Nr. 4.8 seiner Allgemeinen Dienst- und Gesch&#228;ftsanweisung enthalte dementsprechend ein Verbot, die Au&#223;enfenster mit Plakaten und &#228;hnlichen Gegenst&#228;nden zu versehen. Die Beklagte verschaffe sich ungerechtfertigte Wettbewerbsvorteile gegen&#252;ber anderen im Rat vertretenen Parteien, indem sie mit der streitigen, von au&#223;en sichtbaren Darstellung f&#252;r die xxx Werbung betreibe. Dadurch werde der Aufgabenkreis einer Ratsfraktion rechtswidrig &#252;berschritten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, die in ihrem Fraktionsraum, 2. Etage des Rathauses in xxx, an dem Au&#223;enfenster angebrachte runde bildnerische Darstellung einer Friedenstaube, wei&#223; auf blauem Grund, Durchmesser ca. 20 cm, zu entfernen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die ehemalige Fraktion der xxx hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie hat u.a. geltend gemacht: Nicht dem Kl&#228;ger, sondern ihr selbst st&#252;nden das alleinige Nutzungsrecht und infolgedessen auch die Sachherrschaft und das Hausrecht an dem Fraktionszimmer zu. Die Friedenstaube stelle als nicht parteigebundenes, sondern als allgemeines Symbol f&#252;r die Hoffnung auf Frieden die politische und weltanschauliche Neutralit&#228;t der Verwaltung nicht in Frage. Das Verlangen des Kl&#228;gers sei mit ihrer kommunalverfassungsrechtlichen Stellung als Fraktion ebensowenig zu vereinbaren wie mit Art. 5 Abs. 1 und Art. 21 Abs. 1 GG.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht der Klage stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dagegen hat die ehemalige Fraktion der xxx Berufung eingelegt. Nach der Kommunalwahl am 1. Oktober 1989 hat sich die jetzige Fraktion der xxx konstituiert und das Fraktionszimmer ihrer Vorg&#228;ngerin erhalten. Der Kl&#228;ger hat darauf erkl&#228;rt, da&#223; er die Klage nunmehr gegen die neu konstituierte Fraktion richte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die jetzige Beklagte bezweifelt die Zul&#228;ssigkeit der Klage. Im &#252;brigen wiederholt und vertieft sie ihre erstinstanzlich dargelegten Rechtsstandpunkte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verteidigt das angefochtene Urteil und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckzuweisen, da&#223; die jetzige Beklagte zur Entfernung der streitigen Darstellung verurteilt wird.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte, der vom Kl&#228;ger vorgelegten Unterlagen und der Akte VG K&#246;ln 20 L 311/85 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg. Die Klage ist abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zu Recht ist das Verwaltungsgericht von der Zul&#228;ssigkeit der Klage ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das notwendige Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die hier erhobene Leistungsklage ist gegeben. Eine einfachere M&#246;glichkeit, seinen Rechtsstandpunkt gegen&#252;ber der Beklagten durchzusetzen, steht dem Kl&#228;ger nicht zur Verf&#252;gung. Insbesondere kann er keinen Verwaltungsakt erlassen, durch den der Beklagten die Entfernung der streitigen Darstellung aufgegeben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu dieser Problematik einerseits: Bachof, JZ 1966, 58 (60), und BSG, Urteil vom 3. September 1986 - 9 a RV 10/85 -, DVBl 1987, 247 (248); andererseits: BVerwG, Urteil vom 24. November 1966 - II C 27.64 -, BVerwGE 25, 280 (285 f), sowie OVG NW, Urteile vom 14. Februar 1974 - VI A 755/72 -, DVBl. 1974, 596, und vom 28. Oktober 1982 - 17 A 470/80 -, D&#214;V 1983, 428.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tritt der Beklagten als k&#246;rperschaftsinterner Funktionstr&#228;ger der Gemeinde, nicht als f&#252;r diese handelnder gesetzlicher Vertreter entgegen. Er beansprucht die innerorganisatorische Kompetenz zur Regelung der Ordnung im Rathaus und sieht in dem Verhalten der Beklagten eine Verletzung dieser Kompetenz. Es geht also um ein organisationsinternes Rechtsverh&#228;ltnis, das mit dem auf das Au&#223;enrecht zugeschnittenen Instrumentarium des Verwaltungsakts nicht geregelt werden kann. Einer Weisung des Kl&#228;gers an die Beklagte w&#252;rde es an der f&#252;r den Verwaltungsakt begriffsnotwendigen unmittelbaren Rechtswirkung nach au&#223;en (&#167; 35 Satz 1 VwVfG) fehlen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch BayVGH, Urteil vom 29. Juli 1987 - Nr. 4 B 86.01352 -, BayVBl. 1988, 16; ferner Urteil des Senats vom 1. September 1989 - 15 A 2584/86 -, GewArch 1990, 26.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine solche Weisung k&#246;nnte der Kl&#228;ger auch nicht aufgrund seiner beamten- und arbeitsrechtlichen Direktionsbefugnis (&#167; 54 Abs. 2 Satz 2 GO, &#167; 58 Abs. 2 LBG, &#167; 8 Abs. 2 Satz 1 BAT) durchsetzen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu deren Vorrang gegen&#252;ber der Inanspruchnahme der Verwaltungsgerichte Urteil des Senats vom 8. Dezember 1989 - 15 A 2532/86 - .</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Denn es liegt keine dienstrechtliche Subordination, sondern ein Verh&#228;ltnis prinzipieller Gleichordnung zwischen den Beteiligten vor, die organisationsrechtlich mit selbst&#228;ndig auszu&#252;benden Kompetenzen ausgestattet sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der in der Berufungsinstanz vom Kl&#228;ger erkl&#228;rte Parteiwechsel auf der Beklagtenseite stellt die Zul&#228;ssigkeit der Klage nicht in Frage. Nach der Rechtsprechung des Senats</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">- vgl. Beschlu&#223; vom 27. M&#228;rz 1990 - 15 A 2666/86 - und Urteil vom 29. April 1988 - 15 A 2207/85 -, DVBl. 1989, 164 (insoweit nicht ver&#246;ffentlicht); ebenso Hessischer VGH, Beschlu&#223; vom 6. April 1987 - 2 TG 912/87 -, NVwZ 1988, 88 (89) - </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">liegt darin eine Klage&#228;nderung, die als sachdienlich im Sinne von &#167; 91 Abs. 1 VwGO anzusehen, jedenfalls aber aufgrund der ausdr&#252;cklichen Einwilligung der &#252;brigen Beteiligten zul&#228;ssig ist. Zum selben Ergebnis f&#252;hrt die haupts&#228;chlich in der Zivilrechtsprechung</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">- vgl. z.B. BGH, Urteil vom 10. November 1980 - II ZR 96/80 -, Lindenmaier- M&#246;hring &#167; 303 ZPO Nr. 10, und vom 26. Februar 1987 - VII ZR 56/86 -, Lindenmaier- M&#246;hring &#167; 263 ZPO Nr. 11 -</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">vertretene Auffassung, die im Berufungsverfahren einen Wechsel der Beklagten grunds&#228;tzlich nur mit deren Zustimmung zul&#228;&#223;t. Der Parteiwechsel hat zur Folge, da&#223; die ehemalige Beklagte aus dem Verfahren ausgeschieden und an deren Stelle die jetzige Beklagte als Berufungsf&#252;hrerin getreten ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 24. Januar 1957 - 1 A 17/55 -, AS 5, 382 ff; OLG Frankfurt, Urteil vom 19. Oktober 1976 - 5 U 60/74 -, NJW 1977, 908 (909); vgl. auch BVerwG, Urteil vom 11. Februar 1982 - 5 C 119.79 -, BVerwGE 65, 45 (50 ff).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat aber in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage des vom Kl&#228;ger erhobenen Anspruches k&#246;nnen nur das Hausrecht an dem im Verwaltungsgebrauch stehenden Rathausgeb&#228;ude oder die Ordnungsgewalt zur Regelung der verwaltungsinternen Verh&#228;ltnisse sein. Nach einer verbreiteten Ansicht soll das Hausrecht Ma&#223;nahmen nur gegen au&#223;erhalb der Verwaltung stehende Personen rechtfertigen k&#246;nnen, also dann nicht eingesetzt werden d&#252;rfen, wenn es - wie im vorliegenden Fall - um Ordnungsma&#223;nahmen gegen&#252;ber Funktionstr&#228;gern oder Bediensteten der K&#246;rperschaft selbst geht. Solche Ma&#223;nahmen sollen sich stattdessen auf die innere Ordnungsgewalt des Hoheitstr&#228;gers gr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">So z.B. Knemeyer, D&#214;V 1970, 596 ff; Ehlers, D&#214;V 1977, 737 (739); &#228;hnlich Wolff/Bachof/Stober, Verwaltungsrecht II, 5. Aufl. 1987, S. 320; ferner StGH Baden- W&#252;rttemberg, Urteil vom 28. Januar 1988 - Gesch. Reg. 1/87 -, DVBl. 1988, 632.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ein beachtlicher Teil der Rechtsprechung und des Schrifttums versteht demgegen&#252;ber das Hausrecht in einem umfassenden Sinne mit der Folge, da&#223; die Anerkennung einer besonderen Ordnungsgewalt nach innen entbehrlich ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.B. VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschlu&#223; vom 9. M&#228;rz 1973 - IV 70/73 -, ES VGH 24, 41; &#228;hnlich BayVGH, Urteil vom 23. Februar 1981 - Nr. 7 B 80 A. 1522 und 1948 -, BayVBl 1981, 657; Beschlu&#223; vom 4. Juli 1988 - 7 CE 88.1824 -, WissR 1989, 83; Foerstemann, Vorsitz und Verfahren in der kommunalen Vertretungsk&#246;rperschaft, in Handbuch der kommunalen Wissenschaft und Praxis, Band 2, 2. Aufl. 1982, S. 90 (107); Kottenberg/Rehn/Cronauge, GO NW, 10. Aufl., &#167; 36 Anm. V; Knoke, A&#246;R 94, 388 (398 ff).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Eine vertiefende Auseinandersetzung mit dieser Kontroverse kann unterbleiben, weil sie im vorliegenden Fall nur terminologische Bedeutung h&#228;tte. Der Klageanspruch l&#228;&#223;t sich im Ergebnis weder aus dem Hausrecht noch aus einer dem Kl&#228;ger zugewiesenen betrieblichen Ordnungsgewalt herleiten. Zwar ist die Beklagte entgegen ihrer Auffassung nicht selbst f&#252;r die Aus&#252;bung der Ordnungsbefugnisse in ihrem Gesch&#228;ftszimmer zust&#228;ndig; vielmehr ist der Kl&#228;ger der nach dem kommunalen Organisationsrecht zust&#228;ndige Kompetenztr&#228;ger (1). Dessen Befugnisse haben aber nicht die zur Rechtfertigung des Klageanspruches notwendige Reichweite (2).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">(1) Zu der den rechtlichen Ausgangspunkt bildenden Frage enth&#228;lt die Gemeindeordnung keine ausdr&#252;ckliche Regelung. Gleichwohl kann nicht zweifelhaft sein, da&#223; die Entscheidungsbefugnis &#252;ber die Aufrechterhaltung der Ordnung in den im Verwaltungsgebrauch der Gemeinde stehenden Geb&#228;uden organisationsrechtlich grunds&#228;tzlich bei dem Gemeindedirektor als dem Beh&#246;rdenleiter liegt:</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">(a) Das Hausrecht, gleichviel ob es in einem engen oder in einem weiten, auch die innerbetrieblichen Verh&#228;ltnisse umfassenden Sinne zu verstehen ist, und ebenso eine ihm entsprechende k&#246;rperschaftsinterne Ordnungsgewalt haben dienende Funktion. Sie sind Voraussetzung daf&#252;r, da&#223; die Gemeinde die ihr von der Rechtsordnung zugewiesenen materiellen Verwaltungsaufgaben sachgem&#228;&#223; erf&#252;llen kann, und zugleich Mittel zur Gew&#228;hrleistung und Aufrechterhaltung eines daf&#252;r notwendigen geordneten Dienstbetriebs. Der Senat hat dementsprechend das Hausrecht als "Annex" der dem Hoheitstr&#228;ger zugewiesenen Sachaufgaben bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil vom 14, Oktober 1988 - 15 A 188/86 -, NWVBl. 1989, 91.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Ausgangspunkt befindet er sich - unbeschadet der streitigen, vom Senat bejahten Frage, ob schon darin eine ausreichende Rechtsgrundlage f&#252;r Eingriffsakte gesehen werden kann - in &#220;bereinstimmung mit der ganz &#252;berwiegenden Auffassung in Rechtsprechung und Literatur.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa Knoke, a.a.O., S. 394, 397, 401; Ehlers, a.a.O., S. 738; Knemeyer, a.a.O., S. 598 f; Zeiler, DVBl. 1981, 1000 f; Ronellenfitsch, VerwArch 1982, 465 (470 ff); Wolff/Bachof/Stober, a.a.O., S. 232 f, 320; OVG NW, Urteil vom 12. Februar 1963 - II A 840/62 -, OVGE 18, 251; BayVGH, Urteil vom 23. Februar 1981, a.a.O., und vom 16. Dezember 1981, BayVBl. 1982, 277 (278); Beschlu&#223; des Senats vom 24. September 1981 - 15 B 1416/81 -.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Inhaber der so verstandenen Ordnungsbefugnisse kann nur der Hoheitstr&#228;ger, hier also die Gemeinde selbst, sein. Er allein ist Zurechnungssubjekt der die Aufgabenzuweisung beinhaltenden Rechtss&#228;tze. Die Beh&#246;rdenleitung '&#252;bt die aus dem Hausrecht und der Ordnungsgewalt flie&#223;enden Befugnisse lediglich f&#252;r den Hoheitstr&#228;ger aus,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">ebenso entgegen einer verbreiteten Terminologie die Unterscheidung bei Thieme, Deutsches Hochschulrecht, 2. Aufl. 1986, Rdnrn. 419, 420,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">ist also die nach dem einschl&#228;gigen Innenrecht zust&#228;ndige Kompetenztr&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">(b) In den Gemeinden ist dies im Grundsatz allein der Gemeindedirektor. Das folgt aus der Zust&#228;ndigkeitsverteilung f&#252;r die materiellen Verwaltungsaufgaben, deren Erf&#252;llung Hausrecht und Ordnungsgewalt dienen:</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Gemeindedirektor ist nach &#167; 55 Abs. 1 GO der gesetzliche Vertreter der Gemeinde in Rechts- und Verwaltungsgesch&#228;ften. Dieser nach au&#223;en gerichteten Zust&#228;ndigkeit entspricht seine Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsbefugnis nach innen: Nach &#167; 53 Abs. 1 Satz 1 GO leitet und verteilt er die Gesch&#228;fte; zugleich ist er Dienstvorgesetzter der Beamten, Angestellten und Arbeiter (&#167; 53 Abs. 2 Halbsatz 2 GO). Nach &#167; 47 Abs. 1 GO ist er demzufolge das Exekutivorgan der Vertretungsk&#246;rperschaften; er f&#252;hrt deren Beschl&#252;sse unter der Kontrolle des Rates und in Verantwortung ihm gegen&#252;ber durch. &#167; 28 Abs. 3 GO weist ihm dar&#252;ber hinaus in einem weiten Bereich auch die den Ausf&#252;hrungshandlungen vorausgehende interne Entscheidungsbefugnis zu; denn einfache Gesch&#228;fte der laufenden Verwaltung gelten im Namen des Rates als auf ihn &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;nahmen haus- oder ordnungsrechtlicher Art zielen nicht unmittelbar auf Funktionserf&#252;llung, sondern nur auf Funktionserm&#246;glichung. Von ihrem Bedeutungsgehalt und ihrer H&#228;ufigkeit her geh&#246;ren sie daher zu den Selbstverst&#228;ndlichkeiten jeder Verwaltungsaus&#252;bung und z&#228;hlen zu den einfachen Gesch&#228;ften der laufenden Verwaltung. Der Gemeindedirektor besitzt mithin die Kompetenz nicht nur zur Ausf&#252;hrung ordnungsrechtlicher Ma&#223;nahmen, sondern - vorbehaltlich abweichender Entscheidung der Vertretungsorgane - auch zur internen Entschlie&#223;ung, ob und in welcher Weise Hausrecht und Ordnungsgewalt im Einzelfall Anwendung finden sollen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis wird erh&#228;rtet durch eine Rechtsanalogie zu spezialgesetzlichen Vorschriften mit &#228;hnlichem Regelungsgehalt:</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">So hat der Gesetzgeber das Hausrecht und die Ordnungsgewalt in den Hochschulen in &#228;hnlicher Weise geregelt: &#167; 19 Abs. 2 Satz 3 WissHG und &#167; 15 Abs. 2 Satz 3 FHG bestimmen, da&#223; der Rektor das Hausrecht aus&#252;bt. Er ist ebenso wie der Gemeindedirektor gesetzlicher Vertreter der K&#246;rperschaft (&#167; 19 Abs. 1 WissHG; &#167; 15 Abs. 1 FHG) und zugleich Vorsitzender (&#167; 20 Abs. 5 Satz 1 WissHG, &#167; 16 Abs. 5 Satz 1 FHG) des grunds&#228;tzlich f&#252;r alle Angelegenheiten einschlie&#223;lich der Hochschulverwaltung zust&#228;ndigen Leitungsorgans (&#167; 20 Abs. 1 S&#228;tze 1 und 2, &#167; 47 Abs. 1 WissHG, &#167; 16 Abs. 1 S&#228;tze 1 und 2, &#167; 30 Abs. 1 FHG). &#167; 62 Abs. 1 Satz 3 HRG weist ferner der Hochschulleitung die Aufgabe zu, die Ordnung in der Hochschule zu wahren.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum ganzen Tettinger, WissR 1983, 221 ff; Leuze/Bender, WissHG, &#167; 19 Rdnrn. 7 f.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vergleichbare Bestimmungen gelten auch f&#252;r die - organisationsrechtlich teilverselbst&#228;ndigten - Schulen: &#167; 20 Abs. 2 Satz 7 SchVG &#252;berantwortet die Wahrnehmung des Hausrechts dem Schulleiter (vgl. ferner &#167; 47 Abs. 2 Satz 2 der Allgemeinen Schulordnung). Dies entspricht den ihm obliegenden Aufgaben, die Schule zu leiten (Abs. 2 Satz 1), sie nach au&#223;en zu vertreten (Abs. 2 Satz 4) und die laufenden schulischen Angelegenheiten zu erledigen (Abs. 2 Satz 6).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">(c) Mit dem danach in die alleinige Kompetenz des Gemeindedirektors fallenden Ordnungsrecht f&#252;r die im Verwaltungsgebrauch stehenden Geb&#228;ude ist freilich nur der Grundsatz beschrieben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Ausnahmen zugunsten anderer Funktionstr&#228;ger im Sinne einer ausschlie&#223;lich diesen zustehenden, gegenst&#228;ndlich oder sonst eingeschr&#228;nkten Ordnungsbefugnis werden 'dadurch nicht ausgeschlossen. Solche Ausnahmen bed&#252;rfen aber wegen der aus dem Gesetz herzuleitenden Grundsatzkompetenz des Gemeindedirektors auch ihrerseits einer gesetzlichen Grundlage. Eine Sonderregelung in diesem Sinne ist &#167; 36 GO, der die Ordnungsgewalt und die Aus&#252;bung des Hausrechts in den Ratssitzungen dem B&#252;rgermeister &#252;berantwortet.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Befugnisse des Parlamentspr&#228;sidenten nach Art. 40 Abs. 2 GG und Art. 39 Abs. 2 Satz 3 Verf NW sowie des Spruchk&#246;rpervorsitzenden nach &#167;&#167; 176 ff GVG.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Gleiches gilt f&#252;r die Vorsitzenden der Ratsaussch&#252;sse und deren Sitzungen (&#167; 42 Abs. 2 Satz 1 GO).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu Urteil des Senats vom 10. September 1982 - 15 A 1223/80 -, DVBl. 1983, 53 (54).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Zugunsten der Fraktionen des Rates oder einer Bezirksvertretung gibt es keine vergleichbaren Regelungen. Ein selbst&#228;ndig auszu&#252;bendes Hausrecht oder eine Ma&#223;nahmen des Gemeindedirektors ausschlie&#223;ende Ordnungsgewalt in bezug auf die ihnen zugeteilten Gesch&#228;ftsr&#228;ume steht den Fraktionen deshalb nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die &#220;berlassung von Fraktionszimmern erfolgt auf der Grundlage von &#167; 30 Abs. 7 Satz 6 GO. Danach kann die Gemeinde den Fraktionen Zuwendungen zu den Aufwendungen f&#252;r die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung gew&#228;hren. Das schlie&#223;t nach der zutreffenden Auffassung des Verwaltungsgerichts - angesichts des &#252;ber den Wortlaut hinausgreifenden Zwecks der Vorschrift - auch die &#220;berlassung von Sachmitteln ein.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">A. A. wohl VG Aachen, Urteil vom 19. Februar 1988 - 4 K 1066/87 -, zitiert bei Kottenberg/Rehn/Cronauge, a.a.O., &#167; 30 Anm. VI 5.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Sie haben ebenso wie finanzielle Zuwendungen den Sinn, die in der Rechtswirklichkeit f&#252;r die Gemeinden in hohem Ma&#223;e bedeutsame Arbeit der Fraktionen zu f&#246;rdern und zu unter st&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zu m&#246;glichen Grenzen vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 13. Februar 1987 - 15 K 1536/85 -, NWVBl. 1987, 53; Fehn, StGR 1988, 129; Runderla&#223; des Innenministers vom 2. Januar 1989, EildStNW 1989, 36.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Fraktionen sind insoweit in keiner anderen Rolle als sonstige Funktionstr&#228;ger, die ihre f&#252;r die Gemeinde zu verrichtenden Aufgaben ohne einen Mindestbestand an finanziellen und s&#228;chlichen Mitteln nicht erf&#252;llen k&#246;nnen. Dies gilt gleicherma&#223;en f&#252;r den weisungsabh&#228;ngigen Bediensteten der Gemeinde wie f&#252;r den Amtswalter, der organisationsrechtlich mit selbst&#228;ndig wahrzunehmenden Kompetenzen ausgestattet ist. Beide sind in gleicher Weise etwa auf ein B&#252;rozimmer angewiesen; bei beiden gen&#252;gt es aber auch, da&#223; nicht sie selbst, sondern der Gemeindedirektor die Befugnisse zur Aufrechterhaltung der Ordnung aus&#252;bt.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Das schlie&#223;t nicht aus, da&#223; der Gemeindedirektor solche Befugnisse auf den jeweiligen Funktionstr&#228;ger f&#252;r die ihm zugeteilten Gesch&#228;ftszimmer delegieren kann.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu der &#228;hnlich gelagerten Problematik im Hochschulrecht &#167; 19 Abs. 2 Satz 4 WissHG und Leuze/Bender, a.a.O., &#167; 19 Rdnr. 7.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der einzelne Funktionstr&#228;ger wird dadurch erm&#228;chtigt, von au&#223;en einwirkende St&#246;rungen in eigener Zust&#228;ndigkeit abzuwehren. Das mag auch f&#252;r die Fraktionen gelten und mit der &#220;berlassung eines Fraktionszimmers stillschweigend verbunden sein. Ordnungsbefugnisse, die gegen den Willen des Gemeindedirektors ausge&#252;bt werden d&#252;rfen, k&#246;nnen dadurch aber nicht begr&#252;ndet werden. Vielmehr verbleibt dem Gemeindedirektor die M&#246;glichkeit zum Widerruf der Delegation ebenso wie die Befugnis zum Einschreiten im Einzelfall. Dies gilt ohne Einschr&#228;nkung auch dann, wenn die Fraktion mit einem solchen Einschreiten nicht einverstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">(d) Die abweichenden Vorstellungen der Beklagten sind unzutreffend :</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Richtig ist zwar, da&#223; sich Hausrecht und Ordnungsgewalt der Gemeinde nur auf Geb&#228;ude beziehen k&#246;nnen, die sich im Verwaltungsgebrauch befinden. Dazu geh&#246;ren aber auch die Fraktionsr&#228;ume. Auch die Fraktionen &#252;ben bei ihrer T&#228;tigkeit Verwaltungsfunktionen aus, sie sind Teil der Gemeindeverwaltung. Eine Antinomie, wie sie zwischen Legislativ- und Exekutivorganen auf Bundes- und Landesebene besteht, gibt es in den Gemeinden nicht.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Eine alleinige Verf&#252;gungs- und Nutzungsbefugnis der kommunalen Fraktionen an ihren Gesch&#228;ftsr&#228;umen ist demzufolge auch nicht aus verfassungsrechtlichen Gr&#252;nden gefordert. Vielmehr steht es - verfassungsrechtlich wie nach Ma&#223;gabe des einfachen Rechts (vgl. &#167; 30 Abs. 7 Satz 6 GO) - der Gemeinde frei, ob sie den Fraktionen die von ihnen ben&#246;tigten Gesch&#228;ftsr&#228;ume zur Verf&#252;gung stellt. Um so weniger kann eine Fraktion die ausschlie&#223;liche Disposition &#252;ber ihren Gesch&#228;ftsraum beanspruchen. Die Berufung auf grundrechtliche Verb&#252;rgungen geht dabei fehl. Denn als Tr&#228;gerin k&#246;rperschaftsinterner Rechte ist eine kommunale Fraktion nicht grundrechtsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil des Senats vom 9. Dezember 1988 - 15 A 271/86 -, KMK-HSchR 1989, 348, mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch die b&#252;rgerlichrechtlichen Besitzschutzvorschriften f&#252;hren zu keinem anderen Ergebnis. Die Sachherrschaft und dementsprechend der Besitz an den einzelnen R&#228;umen eines kommunalen Geb&#228;udes steht nach dem eingangs Dargelegten allein der Gemeinde selbst zu. Die Vorstellung von einer r&#228;umlich- gegenst&#228;ndlichen Aufspaltung der Besitzverh&#228;ltnisse auf einzelne Funktionstr&#228;ger der Gemeinde ist deshalb schon im Ausgangspunkt unzutreffend.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">So aber in j&#252;ngster Zeit Schmidt, D&#214;V 1990, 102 (106).</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Auch der Gemeindedirektor, der nicht im eigenen, sondern im gemeindlichen Funktionsinteresse handelt, kann deshalb allenfalls als Besitzdiener (&#167; 855 BGB) angesehen werden. Den Fraktionen kann jedenfalls keine st&#228;rkere besitzrechtliche Stellung zukommen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">(2) Die dem Kl&#228;ger hiernach zustehende Befugnis, die notwendigen Anordnungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung auch in bezug auf das Gesch&#228;ftszimmer der Beklagten zu treffen, hat indes Grenzen: Der Kl&#228;ger kann nicht alles verbieten, was aus seiner Perspektive unerw&#252;nscht ist, sondern darf, gleichviel ob er sich auf das Hausrecht oder die innerbetriebliche Ordnungsgewalt st&#252;tzt, nur solche St&#246;rungen verhindern, die eine sachgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung der gemeindlichen Verwaltungsaufgaben ernsthaft st&#246;ren oder wenigstens gef&#228;hrden. Die Friedenstaube im Fenster des Fraktionszimmers der Beklagten stellt eine solche Beeintr&#228;chtigung nicht dar. Ihre Anbringung h&#228;lt sich innerhalb der Grenzen, die sich aus dem Widmungszweck des Fraktionszimmers ergeben (a), und ist auch nicht aus anderen Gr&#252;nden rechtswidrig (b).</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">(a) Die &#220;berlassung eines Gesch&#228;ftsraumes hat den oben bereits erw&#228;hnten Zweck, der Fraktion die Aus&#252;bung ihrer Befugnisse zu erleichtern, indem die dazu notwendige Vorbereitungsarbeit gef&#246;rdert wird. Dies liegt im Funktionsinteresse der Gemeinde: Die Fraktionen sind aus der politischen Wirklichkeit der Gemeinde nicht hinwegzudenkende, von der Gemeindeordnung vorausgesetzte und insoweit notwendige Teile der gemeindlichen Vertretungsk&#246;rperschaften.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Urteil vom 10. Dezember 1974 - 2 BvK 1/73, 2 BvR 902/73 - BVerfGE 38, 258 (273 f); OVG NW, Urteil vom 14. Januar 1975 - III A 551/73 -, Rechtsprechung zum kommunalen Verfassungsrecht, &#167; 30 GO Nr. 4; Urteil des Senats vom 29, April 1988 - 15 A 2207/85 -, a.a.O., mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Organisationsrechtlich sind sie mit selbst&#228;ndig wahrzunehmenden Kompetenzen ausgestattet. Politisch haben sie die Aufgabe, die Meinungsbildung in den Vertretungsk&#246;rperschaften zu erleichtern, indem schon im Vorfeld insbesondere der Ratssitzungen die dort zu behandelnden Sachfragen im Kreis grunds&#228;tzlich gleichgesinnter Mandatstr&#228;ger er&#246;rtert und dadurch unterschiedliche Auffassung in gewissem Umfang kanalisiert werden.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Das f&#252;hrt tats&#228;chlich wie rechtlich zu einer Institutionalisierung politischer Interessengegens&#228;tze innerhalb der Gemeindeverwaltung. Der Rat als oberstes Verwaltungsorgan, das f&#252;r die internen Entschlie&#223;ungen der Gemeinde grunds&#228;tzlich allzust&#228;ndig ist (&#167; 28 Abs. 1 GO), stellt sich aus diesem Grund nicht als ein politisch oder weltanschaulich neutrales Gremium dar. Vielmehr werden dort unterschiedliche, nicht selten in diametralem Gegensatz stehende politische Auffassungen nach Ma&#223;gabe des gemeindlichen Gesch&#228;ftsordnungsrechts zu einem Organwillen zusammengef&#252;hrt. Die jeweilige Mehrheit gibt dabei nicht immer den Ausschlag. Die Vorschriften &#252;ber den Minderheitenschutz, darunter die teilweise weitreichenden Verh&#228;ltniswahlgrunds&#228;tze f&#252;r k&#246;rperschaftsinterne Wahlen, gew&#228;hrleisten, da&#223; im Ergebnis auch politische Minderheiten in nicht unerheblichem Umfang Einflu&#223; auf die Gemeindeverwaltung nehmen k&#246;nnen. Dem liegt die gesetzgeberische Wertung zugrunde, da&#223; eine Mitsprache auch der politischen Minderheiten dem Wohl der Gemeinden dienlich ist.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu Beschlu&#223; des Senats vom 12. Februar 1990 - 15 B 35/90 -.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die hier zu beurteilende Frage ist das in zweifacher Hinsicht bedeutsam:</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst hat der Kl&#228;ger entgegen seinem rechtlichen Ausgangspunkt weder die Pflicht noch das Recht, f&#252;r eine strikte "Einhaltung der parteipolitischen und weltanschaulichen Neutralit&#228;t innerhalb der Rathausr&#228;ume Vorkehrungen zu treffen". Der Kl&#228;ger und ebensowenig das Verwaltungsgericht, das diesen Ausgangspunkt als wesentliche Grundlage seines zusprechenden Urteils &#252;bernommen hat, haben daf&#252;r eine &#252;berzeugende Begr&#252;ndung gegeben. Sie l&#228;&#223;t sich tats&#228;chlich auch nicht aufzeigen. Da die Ordnungsbefugnisse des Gemeindedirektors der Funktionserm&#246;glichung dienen, w&#228;re jener Ausgangspunkt nur dann richtig, wenn die gemeindliche Aufgabenerf&#252;llung selbst parteipolitisch neutral zu sein h&#228;tte. Das aber ist gerade nicht der Fall. Die Gemeindeverwaltung mit dem an ihrer Spitze stehenden Rat wird im Gegenteil in vielf&#228;ltiger Weise aufgrund politischer Erw&#228;gungen ausge&#252;bt. Das ist - wie dargelegt - kommunalverfassungsrechtlich vorgegeben und nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Nicht ber&#252;hrt wird dadurch freilich die Pflicht der Gemeinde und ihrer Organe, die von der Rechtsordnung gezogenen Grenzen bei der Aufgabenerf&#252;llung zu respektieren. Die Einhaltung dieser Grenzen, die mit einem vermeintlichen Gebot zur Wahrung parteipolitischer Neutralit&#228;t nicht verwechselt werden d&#252;rfen, hat der Gemeindedirektor nicht nur gegen&#252;ber dem Rat (vgl. &#167; 39 Abs. 2 Satz 1 GO), sondern auch sonst zu &#252;berwachen; zu diesem Zweck darf er - im Rahmen pflichtgem&#228;&#223;en Ermessens und unter Beachtung des Oberma&#223;verbots - mithin auch seine Ordnungsbefugnisse einsetzen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.B. StGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 28. Januar 1988, a.a.O., (Unterbringung der rechtswidrigen Verwendung der dienstlichen Telefonanlage durch einen Landtagsabgeordneten).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">(Partei)politisch gepr&#228;gte Handlungen innerhalb dieser Grenzen mu&#223; er aber tolerieren.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Aus dem oben Dargelegten ergibt sich in zweiter Hinsicht f&#252;r die Arbeit der Fraktionen und ihr Verhalten in den dieser Arbeit gewidmeten Gesch&#228;ftsr&#228;umen ein verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig weitgespannter Handlungsspielraum. Das ist f&#252;r die Inhalte dieser Arbeit selbstverst&#228;ndlich, mu&#223; aber auch f&#252;r den &#228;u&#223;eren Rahmen gelten. So liegt es beispielsweise auf der Hand, da&#223; es in erster Linie Sache der Fraktion ist, ob sie ihre Sitzungen innerhalb oder au&#223;erhalb der verwaltungs&#252;blichen Arbeitszeiten abh&#228;lt. Ebenso steht es ihr jedenfalls im Grundsatz frei, ob sie zu solchen Sitzungen weitere Personen einl&#228;dt oder aus anderem, im Zusammenhang mit ihren Aufgaben stehenden Anla&#223; in ihrem Fraktionsraum empf&#228;ngt. Auch die Ausstattung eines solchen Raumes mit zus&#228;tzlichen, f&#252;r die Aufgabenerf&#252;llung sinnvollen Mobiliar, sonstigen Sachmitteln, Wandschmuck und &#228;hnlichen Gegenst&#228;nden mu&#223; im Grundsatz ihr &#252;berlassen bleiben, solange dies nicht mit einer ernstlichen Substanzbesch&#228;digung oder einer Zweckentfremdung verbunden ist. Soll der in der Raum&#252;berlassung liegende Sinn einer F&#246;rderung der Fraktionsarbeit nicht verfehlt werden, ist insoweit ein kleinlicher Ma&#223;stab unangebracht. Eine allzu strikte Reglementierung w&#252;rde leicht zur politischen Bevormundung geraten, die mit den kommunal verfassungsrechtlichen Zwecken der Fraktionsarbeit unvereinbar w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Auch die Anbringung eines ma&#223;vollen Fensterschmucks kann einer Fraktion danach im Grundsatz nicht untersagt werden. Da&#223; er von au&#223;en sichtbar ist, stellt - jedenfalls f&#252;r sich betrachtet - keinen Grund dar, ihr dies zu verwehren. Das gilt auch dann, wenn er als sinnbildlicher Ausdruck einer politischen Haltung verstanden werden mu&#223;. Der kundige Betrachter einer solchen Darstellung kann entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers nicht davon ausgehen, da&#223; sich darin eine politisch einseitige Ausrichtung der Gemeindeverwaltung als solcher manifestiert. Vielmehr kann er verst&#228;ndigerweise nur den Schlu&#223; ziehen, da&#223; die sich darin widerspiegelnde Haltung auch unter den Funktionstr&#228;gern der Gemeinde den einen oder anderen Anh&#228;nger hat. Das aber entspricht der von der Rechtsordnung gebilligten Realit&#228;t und gibt f&#252;r den vom Kl&#228;ger geltend gemachten Anspruch mithin nichts her.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die mit der Anbringung einer Friedenstaube ausgedr&#252;ckte Kundgabe einer politischen Meinung kann von daher weder als St&#246;rung noch als Gef&#228;hrdung der gemeindlichen Aufgabenerf&#252;llung gewertet werden. Sie ist weder einem geordneten Verwaltungsbetrieb hinderlich </p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">- vgl. aber BVerwG, Beschlu&#223; vom 12. Februar 1988 - 7 B 123.87 -, NVwZ 1988, 837, zur m&#246;glichen St&#246;rung der Sitzungsordnung durch einen auff&#228;lligen Aufkleber auf der Kleidung eines Ratsmitglieds -</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">noch vermittelt sie von dessen Art und Weise ein einseitiges und nicht hinnehmbares Bild.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">(b) Die Friedenstaube im Rathausfenster der Beklagten ist mit der Rechtsordnung auch nicht aus sonstigen Gr&#252;nden unvereinbar.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil st&#252;tzt sich f&#252;r seine gegenteilige Auffassung zu Unrecht auf die bereits erw&#228;hnte Entscheidung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen vom 13. Februar 1987 - 15 K 1536/85 -, a.a.O. Dort ist ausgef&#252;hrt, da&#223; die kommunalen Fraktionen kein Recht auf selbst&#228;ndige &#214;ffentlichkeitsarbeit haben (a.a.O., S. 57). Zu einer Auseinandersetzung mit dieser nicht unbestrittenen</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">- dagegen z.B. Fehn, a.a.O., S. 129 f; Runderla&#223; des Innenministers vom 2. Januar 1989, a.a.O., Nr. 4.191; zustimmend hingegen Foerster, Verwaltungsrundschau 1988, 129 (132) -</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Auffassung besteht kein Anla&#223;. Denn in der Friedenstaube kann nicht ernstlich eine der Partei der xxx zugute kommende &#214;ffentlichkeitsarbeit der Beklagten gesehen werden. Das folgt bereits aus der relativen Bedeutungslosigkeit der hier streitigen Darstellung, die angesichts ihrer geringen Gr&#246;&#223;e oft nur zuf&#228;llig oder beil&#228;ufig wahrgenommen werden d&#252;rfte, und ergibt sich ferner daraus, da&#223; die Friedenstaube kein ausschlie&#223;lich den xxx zuzurechnendes Symbol ist. Die Friedenstaube wird vielmehr von anderen politischen Parteien, Gewerkschaften und sonstigen Organisationen und Bewegungen ebenfalls als Mittel zur Kundgabe ihrer politischen Auffassung verwendet. Der Kl&#228;ger r&#228;umt das selbst ein. Ein von der streitigen Darstellung zugunsten gerade der xxx ausgehender Werbeeffekt ist unter diesen Umst&#228;nden, wenn &#252;berhaupt vorhanden, zu vernachl&#228;ssigen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Der vom Kl&#228;ger schlie&#223;lich behauptete Versto&#223; gegen Nr. 4.8 der Allgemeinen Dienst- und Gesch&#228;ftsanweisung f&#252;r die Stadtverwaltung xxx stellt - sollte er vorliegen - keine Rechtsverletzung dar. Jene Gesch&#228;ftsanweisung hat der Kl&#228;ger als generelle Richtlinie selbst erlassen. Seine daf&#252;r in Anspruch genommene Kompetenz kann indes nicht weiterreichen als die Befugnis zur Erteilung von Weisungen im Einzelfall. Sollten mit der Gesch&#228;ftsanweisung dar&#252;ber hinausgehende Weisungsrechte zugunsten des Kl&#228;gers begr&#252;ndet werden, so w&#228;ren die diesbez&#252;glichen Bestimmungen unbeachtlich.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO und aus &#167; 155 Abs. 2 VwGO in entsprechender Anwendung. Nach der letztgenannten Vorschrift hat der Kl&#228;ger die au&#223;ergerichtlichen Kosten auch der ehemaligen Fraktion der xxx zu tragen, die aufgrund des Parteiwechsels als Beklagte aus dem Verfahren ausgeschieden ist.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711, &#167; 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Ein Grund f&#252;r die Zulassung der Revision liegt nicht vor (&#167; 132 Abs. 2, &#167; 137 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,117
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4 (19) O 576/88
1990-04-20T00:00:00
2019-03-13T14:46:43
2022-10-18T15:09:03
Urteil
ECLI:DE:LGE:1990:0420.4.19O576.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 19. Zivilkammer des Landgerichts Essen </p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 20. April 1990 </p> <p>durch den Richter am Landgericht G., </p> <p>den Richter am Landgericht V. und</p> <p>den Richter Dr. X. </p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, an den Kl&#228;ger als Gesamtschuldner 6.080,78 DM (i.W.: sechstausendachtzig und 78/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen von 5.775,49 DM seit dem 02. Dezember 1988 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagten tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung von 10.000,--DM.</p> <p></p> <p>Die Sicherheitsleistung kann durch eine unbedingte, unwiderrufliche selbst-schuldnerische B&#252;rgschaft eines als Zoll- und Steuerb&#252;rge zugelassenen Kre-ditinstitutes in der Bundesrepublik Deutschland erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagte zu 1.) als Fahrerin und Halterin des Pkw VW-Derby, amtliches Kennzeichen und die Beklagte zu 2.) als Haftpflichtversicherung der Beklagten zu 1.) auf Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall in Anspruch, der sich am 19.07.1988 gegen 19.21 Uhr in Essen, Kreuzung Berliner Platz/Segerothstra&#223;e wie folgt ereignet hat:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befuhr mit seinem Pkw Ford Eskort, amtliches Kennzeichen den Berliner Platz in westlicher Richtung, die Beklagte bewegte sich auf der Segerothstraf3e in s&#252;d-ostw&#228;rtiger Richtung, als es im Kreuzungsbereich zu einer Kollision kam, indem der Kl&#228;ger mit dem Frontbereich seines Fahrzeugs gegen die linke hintere Seite des Beklagtenfahrzeuges prallte. Zum Unfallzeitpunkt war die dort installierte Lichtzeichenanlage aufgrund von Bauarbeiten au&#223;er Betrieb, so da&#223; der Kreuzungsbereich durch Verkehrszeichen gesichert war, welche dem Kl&#228;ger die Vorfahrt einr&#228;umten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beziffert seinen Gesamtschaden unter Berufung auf ein vorprozessual eingeholtes Gutachten des Sachverst&#228;ndigen G.l wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1. Fahrzeugschaden 4.591,33 DM</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2. Gutachterkosten 548,11 DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3. Mietwagenkosten f&#252;r die Zeit vom</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">20. bis 25.07.1988 909,07 DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">4. Nebenkostenpauschale <u>40,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">6.088,51 DM.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Fahrzeug wurde in der Zeit vom 06.08. bis zum 11.08.1988 repariert; f&#252;r diesen Zeitraum ist weder ein Anspruch auf Mietwagenkosten noch auf Nutzungsausfall geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, in der Zeit, als er den Mietwagen in Anspruch genommen habe, sei sein Fahrzeug nicht nutzbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 21.02.1990 (Bl. 157 d.A.) begehrte der Kl&#228;ger desweiteren eine 7,5/10 Besprechungsgeb&#252;hr zuz&#252;glich Mehrwertsteuer in H&#246;he von insgesamt 305,29 DM f&#252;r eine Besprechung von Schadensbildern mit dem Vertreter des von dem Kl&#228;ger beauftragten Sachverst&#228;ndigen sowie dem Sachbearbeiter der Beklagten aufgrund des von der Beklagtenseite erhobenen Einwandes, die Schadensbilder w&#252;rden nicht zueinander passen. Im einzelnen wird auf den genannten Schriftsatz (Bl. 157 f. d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die beklagte Partei, mehrere als Gesamtschuldner, zu verurteilen, an die Klagepartei 6.088,51 DM nebst 8,5 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit sowie weitere 305,29 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:8px">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bestreiten, da&#223; die von dem Sachverst&#228;ndigen G. festgestellten Sch&#228;den auf das geschilderte Unfallereignis zur&#252;ckzuf&#252;hren sind und behaupten, da&#223; diese entweder bereits vor dem Unfall vorhanden gewesen oder nach dem Unfall entstanden seien. Eine &#220;berpr&#252;fung der Besch&#228;digungen der beteiligten Fahrzeuge durch die DEKRA habe ergeben, da&#223; es an einer Kongruenz der jeweiligen Sch&#228;den fehle. Nach Struktur, Umfang und der jeweiligen H&#246;henlage der Besch&#228;digungen zeige sich in hinreichender Deutlichkeit, da&#223; diese nichts miteinander zu tun h&#228;tten. Selbst wenn ein allenfalls geringer Teil der Sch&#228;den auf dem von der Beklagten zu 1.) verursachten Auffahrunfall beruhen sollte, fehle es doch, wie die Beklagten meinen, an einer substanti-ierten Differenzierung der unfallbedingten und unfallunabh&#228;ngigen Sch&#228;den, so da&#223; die Klage wegen etwa verbleibender Restbetr&#228;ge unschl&#252;ssig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen G. sei, wie sie meinen, ebenfalls nicht erstattungsf&#228;hig, da es mit dem gegenw&#228;rtig zu beurteilenden Schadensfall nicht in Zusammenhang stehe.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine Erstattung der Mietwagenkosten komme mangels Urs&#228;chlichkeit ebensowenig in Betracht. Bei fachgerechter Reparatur w&#228;re der Reparaturaufwand zudem erheblich geringer gewesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Als Kostenpauschale sei lediglich ein Betrag von 30,-- DM angemessen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die im Wege der Klageerweiterung geltend gemachte Besprechungsgeb&#252;hr halten die Beklagten nicht f&#252;r erstattungsf&#228;hig; insoweit wird auf ihren Schriftsatz vom 29.03.1990 (Bl. 213 f. d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des weiteren Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung des Zeugen G. und Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens. Wegen der Beweisthemen und des Inhalts der Zeugenaussage bzw. des Sachverst&#228;ndigengutachtens wird auf die Bewejsbeschl&#252;sse vom 08. Dezember 1989 (Bl. 146 und 147 d.A.), das Protokoll vom 08. Dezember 1989 (Bl. 146 f. d.A.) und das Gutachten der Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. X. und Dipl.-Ing. T. vom 26. Februar 1990 (81. 159 - 200 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Akte der Stadt Essen - Stra&#223;enverkehrsamt - Az.: 393-9.845 749.6 war beigezogen und Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zum &#252;berwiegenden Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat in der ausgeurteilten H&#246;he einen Anspruch gegen die Beklagte zu 1.) aus &#167;&#167; 7, 18 StVG, &#167; 823 Abs. 1, &#167; 823 Abs. 2 8GB i.V.m. &#167; 8 StVO und gegen die Beklagte zu 2.) jeweils in Verbindung mit &#167; 3 PflichtVG auf Ersatz der unfallbedingten Sch&#228;den, da die Beklagte zu 1.) aufgrund der unstreitigen Vorfahrtsverletzung das alleinige Verschulden an dem Zustandekommen des Unfalls tr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme geht die Kammer davon aus, da&#223; alle Schadenspositionen auf den von der Beklagten zu 1.) verursachten Unfall zur&#252;ckzuf&#252;hren sind; die Positionen Mietwagenkosten und Nebenkostenpauschale sind jedoch nicht in der geltend gemachten H&#246;he erstattungsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Fahrzeugschaden von 4.591,33 DM ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme in vollem Umfang erstattungsf&#228;hig: Wie die Sachverst&#228;ndigen X. und T. &#252;berzeugend und nachvollziehbar dargelegt haben, sind die Verformungen an den beiden Fahrzeugen einander in vollem Umfang zuordnungsf&#228;hig. Die Sachverst&#228;ndigen best&#228;tigen damit im Ergebnis auch die Aussage des Zeugen G., der in seiner Aussage zu dem gleichen Ergebnis gekommen ist. Eine anderweitige Schadenskausalit&#228;t erscheint der Kammer danach ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Da damit zugleich die Brauchbarkeit des vom Kl&#228;ger in Auftrag gegebenen Sachverst&#228;ndigengutachtens G.erwiesen ist, sind auch die daf&#252;r geltend gemachten Sachverst&#228;ndigenkosten in H&#246;he von 548,11 DM entsprechend der Rechnung vom 25.07.1988 (Bl. 9 d.A.) erstattungsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachten Mietwagenkosten sind dagegen nur f&#252;r die Dauer der tats&#228;chlichen Reparaturzeit (vier Tage) in H&#246;he von 606,05 DM erstattungsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Als Nebenkostenpauschale ist nach st&#228;ndiger Rechtsprechung der Kammer ein Betrag von 30,-- DM angemessen und ausreichend; ein h&#246;herer Betrag mu&#223; konkret nachgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat ferner Anspruch auf Erstattung einer Besprechungsgeb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO. Bei der Besprechung der Schadensbilder mit dem Sachverst&#228;ndigen bzw. dessen Vertreter, die den zentralen Punkt des vorliegenden Rechtsstreits zum Gegenstand hatte und letztlich zur Einholung eines weiteren Gutachtens f&#252;hrte, entsteht eine Geb&#252;hr im Sinne der Nr. 2 des &#167; 118 Abs. 1 BRAGO (vgl. dazu Gerold/Schmidt, BRAGO, &#167; 118, Anm. 8 f m.w.N.). Es handelte sich bei der Besprechung nicht um eine blo&#223;e, nicht erstattungsf&#228;hige Nachfrage im Sinne der Vorschrift. Ferner ist die danach angefallene Geb&#252;hr auch nicht direkt oder entsprechend nach &#167; 118 Abs. 2 BRAGO auf nachfolgende Geb&#252;hren anzurechnen (vgl. insoweit Gerold/Schmidt, a.a.0., Anm. 25). Der H&#246;he nach ist regelm&#228;&#223;ig von dem - auch hier geltend gemachten - Mittelwert von 7,5/10 auszugehen (vgl. Gerold/Schmidt, a.a.O., Anm. 18 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist nur in der ausgeurteilten H&#246;he aus &#167;&#167; 291, 288 Abs. 1 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 2 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 ZPO.</p>
315,118
lg-dusseldorf-1990-04-12-3-o-26089
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3 O 260/89
1990-04-12T00:00:00
2019-03-13T14:46:45
2022-10-18T15:09:03
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0412.3O260.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 9.000,--.DM nebst 4 % Zinsen seit dem 25. Juli 1989 zu zahlen. </p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreites tragen die Kl&#228;gerin 3/4 und die Beklagte 1/4. </p> <p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 10.000,--DM und f&#252;r die Beklagte gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.000,--DM vorl&#228;ufig vollstreck-bar. </p> <p>Die Sicherheitsleistungen k&#246;nnen auch durch die B&#252;rgschaft einer deutschen gro&#223;en Bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland oder West-Berlin erbracht werden. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d : </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt von der Beklagten als Haftpflichtversicherer des in der Klageschrift bezeichneten Versicherungsnehmers Schadensersatz wegen eines Verkehrsunfalls, der </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">sich am 26. Juli 1986 zutrug. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dabei fuhr der Versicherungsnehmer der Beklagten mit seinem Fahrzeug der Kl&#228;gerin, die in ihrem Pkw sa&#223; und in einem Stau stand, aus Unachtsamkeit im Heckbereich schwer auf. Die Kl&#228;gerin erlitt dabei u.a. ein Schleudertrauma der Halswirbels&#228;ule. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, dass diese Verletzung zu einer Halsmarkschlie&#223;ung gef&#252;hrt habe, die wiederum das Auftreten eines Carpaltunnelsyndroms in beiden H&#228;nden zur Folge gehabt habe. Hierdurch habe sich eine hochgradige Schw&#228;che mit Par&#228;nthesien und Sensibilit&#228;tsst&#246;rungen beider H&#228;nde eingestellt, die sie neben den sonstigen. durch das erlittene Halswirbelschleudertrauma gegebenen Beeintr&#228;chtigungen daran hindere, u.a. ihren Beruf als Sekret&#228;rin weiter auszu&#252;ben. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bezgl. der im Einzelnen von der KI&#228;gerin behaupteten unfallbedingten Beeintr&#228;chtigungen wird auf ihre handschriftliche Aufstellung ausweislich der Anlage zu ihrem Schriftsatz vom 27. Oktober 19d9 (BI. 72 ff. GA) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung eines von der Beklagten au&#223;ergerichtlich gezahlten Schmerzensgeldes von 800,--DM beantragt die Kl&#228;gerin, da die Beklagte die Erbringung weiterer Zahlungen ablehnt, diese zu verurteilen. an sie (die Kl&#228;gerin) ein in das Ermessen des Gerichts gesetztes Schmerzensgeld. mindestens jedoch 25.000.--DM. nebst 4 ~ Zinsen seit dem 1. Dezember 1986 zu zahlen; festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist. ihr (der Kl&#228;gerin) allen materiellen Schaden zu ersetzen. der ihr aufgrund des Unfallereignisses vom 26. Juli 1986 in Meerbusch entstanden ist und noch entstehen wird soweit die Schadensersatzanspr&#252;che nicht auf einen Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt im Wesentlichen vor. dass die Folgen der von dem erlittenen Halswirbelschleudertrauma ausgehenden Beeintr&#228;chtigungen aufgrund des unstreitig au&#223;ergerichtlich geleisteten Schmerzensgeldes als abgegolten anzusehen seien. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin weiterhin &#252;ber das Vorliegen von Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen klagt seien diese jedenfalls nicht unfallbedingt verursacht. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hier&#252;ber verhalte sich auch das eingeholte Privatgutachten des Direktors der Nervenklinik zu K&#246;ln Prof. Dr. med. ( &#8230; ) vom 19. Mai 1988 (BI. 31 ff. GA). </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Weitergehende Zahlungen als diese bisher geleistet worden seien daher nicht gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der seitens der Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst der zu den Akten gereichten Unterlagen, die dem Gericht vorlagen und Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren Bezug genommen. Das Gericht hat &#252;ber die wechselseitigen Behauptungen der Parteien entsprechend seinem Beweisbeschluss vom 12. September 1989 (BI. 53 GA) Beweis erhoben durch die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens. Wegen des Ergebnisses der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des schriftlich erstatteten Gutachtens des Direktors der Neurologischen Klinik der Universit&#228;t zu D&#252;sseldorf Prof. Dr. med.( &#8230; ) vom 14. November 1989 (BI. 77 ff. GA) in der Fassung der. erg&#228;nzenden Stellungnahme des Sachverst&#228;ndigen vom 5. Februar 1990 (BI. 112 ff. GA) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c he i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur teilweise begr&#252;ndet. Die Beklagte ist verpflichtet, an die Kl&#228;gerin &#252;ber die bereits gezahlten 800 -DM hinaus, ein weiteres Schmerzensgeld in H&#246;he von 9.000,--DM zu leisten. Im &#220;brigen war die Klage als unbegr&#252;ndet abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist berechtigt, von der Beklagten die Leistung eines weiteren Schmerzensgeldes in H&#246;he von 9.000,--DM zu fordern (&#167; 847 BGB). Die grunds&#228;tzliche Haftungsverpflichtung der Beklagten steht au&#223;er Streit. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der unfallbedingten Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen hat die durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme ergeben. dass die Kl&#228;gerin ein schweres Schleudertrauma der Halswirbels&#228;ule mit Nervenwurzelkompression im Bereich C 5. C 6 einhergehend mit einer Spinalstenose davongetragen hat. Die Feststellungen des gerichtlich bestellten Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. med. ( &#8230; ) in seinem Gutachten vom 14. November 1989 {dort Seite 5 ff. des Gutachtens. BI. 82 ff. GA~ sind insoweit eindeutig und &#252;berzeugend ( &#167; 286 ZPO). Die Behauptung der Beklagten, diese Beeintr&#228;chtigungen seien altersbedingte degenerative Verschlei&#223;erscheinungen (BI. 39 GA) ist daher unzutreffend. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Fehlen von kn&#246;chernen Ver&#228;nderungen rechtfertigt nach den folgerichtigen Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. med. ( &#8230; ) in dem bezeichneten Gutachten nicht </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Annahme (a.a.O), die Beeintr&#228;chtigungen seien nicht unfallbedingt. Dominierend f&#252;r das Auftreten dieser Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen ist vielmehr nach dem auch insoweit &#252;berzeugenden Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. med. ( &#8230; ) ein zerviko-brachialer Symptomenkomplex. Aus den von der Kl&#228;gerin vorgelegten Attesten. die von den Sachverst&#228;ndigen nicht beanstandet worden sind (BI. 6 ff. GA) ,sowie aus seinen eigenen gutachterlichen Feststellungen geht hervor, dass das bei der Kl&#228;gerin aufgetretene Schleudertrauma schwerwiegend war und die Kl&#228;gerin &#252;ber einen Zeitraum von jedenfalls einem Jahr nach dem Unfallereignis unabh&#228;ngig von dem kl&#228;gerseits weiterhin behaupteten Vorliegen eines Carpaltunnelsyndroms in ihrem k&#246;rperlichen Wohlbefinden ~sichtlich beeintr&#228;chtigt hat. Diese Beeintr&#228;chtigung war sogar derartig schwerwiegend, dass es ihr bereits deshalb nicht m&#246;glich war, ihren bisher, ausge&#252;bten Beruf als Sekret&#228;rin auszu&#252;ben (Seite 8,'" letzter Absatz und 9 des bezeichneten Gutachtens, BI. 85, 86 GA). </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dessen, dass die Kl&#228;gerin an diesen Unfallfolgen v&#246;llig schuldlos ist und sich das Unfallereignis bez&#252;glich der von dem Versicherungsnehmer der Beklagten gesetzten Verursachungs-und Verschuldensbeitrag als grob fahrl&#228;ssig darstellt, sowie der ansonsten bei der Bemessung von Schmerzensgeldern heranzuziehenden Kriterien, ist das von der Beklagten bisher geleistete Schmerzensgeld eindeutig unzureichend. Wegen der besonderen Schwere des davongetragenen Halswirbelschleudertrauma und der dadurch jedenfalls &#220;ber die Dauer von einem Jahr hinweg zu erleidenden Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen erachtet die Kammer die Zuerkennung eines Schmerzensgeldbetrages in der Gr&#246;&#223;enordnung von 10.000,--DM f&#252;r gerechtfertigt, so dass unter Ber&#252;cksichtigung des unstreitig von der Beklagten bereits geleisteten Schmerzensgeldes noch ein zu .zahlender Betrag von (abgerundet) 9.000,--DM verbleibt. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag ist jedoch der H&#246;he nach ausreichend, um der Kl&#228;gerin einen angemessenen Ausgleich f&#252;r die von ihr unfallbedingt davongetragenen Folgen auch im Sinne der dem Schmerzensgeld zukommenden Genugtuungsfunktion zu gew&#228;hren. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vermochte n&#228;mlich im &#220;brigen nicht den ihr obliegenden Nachweis zu erbringen, dass die weiterhin von ihr beschriebenen Beeintr&#228;chtigungen nach dem Zustand eines Carpaltunnelsyndroms ebenfalls als unfallbedingt anzusehen sind. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sowohl das von der Beklagten eingeholte Privatgutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. med. ( &#8230; ) vom 25. Mai 1989 als auch das von dem Gericht in Auftrag gegebene Gutachten des Prof. Dr. med. ( &#8230; ) , deren Sachkunde in Fachkreisen unbestritten ist, kommt in seinen Feststellungen zu dem unwiderlegten Ergebnis, dass dieses Krankheitsbild unfallunabh&#228;ngig ist. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen beider Sachverst&#228;ndigen, denen sich das Gericht anschlie&#223;t, sind die mit dem CarpalTunnelsyndrom einhergehenden Funktionsst&#246;rungen, wie </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">diese von der Kl&#228;gerin beschrieben werden (vgl. dazu: BI. 72, 73 GA) berufs- und altersbedingte Verschlei&#223;erscheinungen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Diese Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen sind der Beklagten daher nicht zurechenbar. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Da nach den weiteren Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. med. ( &#8230; ) in seinem Gutachten vom 14. November 1989, deren Richtigkeit auch nicht durch die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen in seiner erg&#228;nzenden Stellungnahme vom 5. Februar 1990 (BI. 112 ff. BA) ersch&#252;ttert wird. bei festzustellender Progredienz der von dem Carpaltunnelsyndroms ausgehenden Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen die Folgen des Halswirbelschleudertraumas jedenfalls nach Ablauf eines Jahres seit dem Zeitpunkt des Unfallereignisses als vollst&#228;ndig abgeklungen anzusehen sind, ist es daher nicht gerechtfertigt, die der Kl&#228;gerin nach Ablauf dieses Jahres verbliebenen Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen im Sinne der Anerkennung eines weitergehenden Schmerzensgeldes zu ber&#252;cksichtigen. Denn diese. der Kl&#228;gerin verbliebenen Beeintr&#228;chtigungen sind. wie festgestellt worden ist. ausschlie&#223;lich auf die der Beklagten nicht zurechenbaren Folgen des Carpal-Tunnelsyndroms zur&#252;ckzuf&#252;hren. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das weitergehende Schmerzensgeldbegehren der Kl&#228;gerin ist daher unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls unbegr&#252;ndet ist der von der Kl&#228;gerin weiterhin gestellte Feststellungsantrag (&#167; 256 ZPO). Es fehlt an dem zu fordernden Feststellungsinteresse der Kl&#228;gerin. Ein derartiges Interesse weise bei dem festgestellten Ergebnis lediglich f&#252;r die materiellen Folgen als Unfallereignisses bis Juli 1987 einschlie&#223;lich anzuerkennen, da danach aus den oben dargetanen Gr&#252;nden auch die materiellen Sch&#228;den der Kl&#228;gerin der Beklagten nicht zurechenbar sind. Die bis zum Ablauf des Monats Juli 1987 der Kl&#228;gerin entstandenen materiellen Unfallfolgen w&#228;ren jedoch von dieser nach anerkannten Rechtsgrunds&#228;tzen in Form einer positiven Leistungsklage geltend zu machen gewesen {vgl. dazu: BGH NJW 73. 150o}. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dessen w&#228;re ein Feststellungsinteresse allenfalls f&#252;r die zuk&#252;nftigen, zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung des Gerichts noch nicht feststehenden bzw. vorhersehbaren materiellen Unfallfolgen anzuerkennen. F&#252;r diese zuk&#252;nftigen Folgen hat die Beklagte jedoch. wie festgestellt worden ist. nicht aufzukommen. da sich die Kl&#228;gerin die Gesundheitsbeeintr&#228;chtigungen. die ihr nach Ablauf von einem Jahr </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">nach dem Unfallereignis verblieben sind, selbst zurechnen lassen muss. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Zinsbegehren der Kl&#228;gerin rechtfertigt sich nach der gesetzlichen Verpflichtung der Beklagten zur Zahlung von Prozesszinsen {&#167; 291 BGB}. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein Verzugsbeginn mit Wirkung ab dem 1. Dezember 1986. wie dieser von der Kl&#228;gerin in Ansatz gebracht worden ist, ist dabei nicht schl&#252;ssig vorgetragen worden (&#167;138 BGB). </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ihre weitergehende Zinsforderung war daher abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brigen Nebenentscheidungen folgen aus &#1025; 32. 709. 108 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 35.000,- DM </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">a) Schmerzensgeldantrag 25.000,- DM </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b) Feststellungsantrag 10.000,- DM. </p>
315,119
olgham-1990-04-10-2-uf-40986
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2 UF 409/86
1990-04-10T00:00:00
2019-03-13T14:46:46
2022-10-18T15:09:03
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0410.2UF409.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragsgegnerin wird der am 16. Juli 1986 verk&#252;ndete Beschlu&#223; des Amtsgerichts Coesfeld abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Versorgungsausgleich wird wie folgt durchgef&#252;hrt:</p> <p>Vom Versicherungskonto des Antragstellers bei der xxx werden auf das Versicherungskonto der Antragsgegnerin bei der xxx Rentenanwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung in H&#246;he von monatlich 113,05 DM, bezogen auf das Ende der Ehezeit am 31. Januar 1986, &#252;bertragen.</p> <p></p> <p>Gerichtskosten f&#252;r das Beschwerdeverfahren werden nicht erhoben.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen werden die Kosten des Verfahrens gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die weitere Beschwerde wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind britische Staatsangeh&#246;rige. Die Antragsgegnerin ist in Griechenland geboren, besitzt jedoch die griechische Staatsangeh&#246;rigkeit nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 3. M&#228;rz 1956 im Distrikt xxx (County of Gloucester, Gro&#223;britannien) die Ehe geschlossen. Der Antragsteller war damals Soldat bei den britischen Streitkr&#228;ften. Bis 1959 war er in Gro&#223;britannien stationiert, von 1959 bis 1963 in Ostasien (Malaysia), von 1963 bis 1965 in Berlin und von 1965 bis 1967 in Aden. Die Antragsgegnerin hat ihn jeweils begleitet. Seit 1970 leben beide Parteien in der Bundesrepublik Deutschland.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Ehe der Parteien wurde durch Urteil des Amtsgerichts Coesfeld vom 26. Februar 1986, das noch am Tage der Verk&#252;ndung rechtskr&#228;ftig wurde, geschieden, nachdem ein fr&#252;herer Scheidungsantrag des Antragstellers durch Urteil, desselben Gerichts vom 18. Februar 1983 (5 F 377/81 AG Coesfeld) abgewiesen worden war. Das Verfahren &#252;ber den Versorgungsausgleich hat das Amtsgericht abgetrennt und mit Beschlu&#223; vom 16. Juli 1986 den Antrag der Antragsgegnerin auf Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs zur&#252;ckgewiesen. Dieses hat das Amtsgericht damit begr&#252;ndet, da&#223; f&#252;r Scheidung und Scheidungsfolgen grunds&#228;tzlich englisches Recht gelte, welches eine versteckte R&#252;ckverweisung auf deutsches Recht enthalte. Die versteckte R&#252;ckverweisung gelte jedoch nicht f&#252;r den Versorgungsausgleich, weil dieser dem englischen Recht fremd sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die dagegen gerichtete, gem&#228;&#223; &#167;&#167; 621e Abs. 1, 3 zul&#228;ssige Beschwerde der Antragsgegnerin ist in der Sache begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die deutsche internationale Zust&#228;ndigkeit f&#252;r das Scheidungsverfahren und die Folgesachen zu Recht bejaht. Nach bei Antragstellung g&#252;ltiger Fassung des &#167; 606b Ziff. 1 ZPO konnte von einem deutschen Gericht entschieden werden, da beide Parteien -und zwar seit langen Jahren - ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in Deutschland hatten und die Ehescheidung nach englischem Recht anerkannt wird. Nach der "Recognition of divorces and legal separations act 1971" (Sec. 3 Abs. 1, abgedruckt bei Bergmann/Ferid, Intern. Ehe- und Kindschaftsrecht, Bd. 3 S. 151) wird eine ausl&#228;ndische Ehescheidung in Gro&#223;britannien schon dann anerkannt, wenn bei der Einleitung des Verfahrens wenigstens ein Ehegatte im Gerichtsstaat seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hatte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Stellt man mit dem Bundesgerichtshof (FamRZ 1987, 580) auf die bei Antragstellung noch nicht in Kraft befindliche Vorschrift des &#167; 606a Abs. 1 Ziff. 2 ZPO n.F. ab, kommt man zu keinem anderen Ergebnis.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs richtet sich nach deutschem Recht (&#167;&#167; 1587 ff. BGB) und ist nicht deswegen ausgeschlossen, weil beide Parteien britische Staatsangeh&#246;rige sind und der englischen Rechtsordnung das Rechtsinstitut des Versorgungsausgleichs nicht bekannt ist. Die generelle M&#246;glichkeit der Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs kann hier zwar nicht auf Art. 17 Abs. 3 S. 2 EGBG neuer Fassung gest&#252;tzt werden. Bei Inkrafttreten der Neufassung des Art. 17 EGBGB am 1. September 1986 war das vorliegende Verfahren bereits rechtsh&#228;ngig, das Scheidungsurteil war sogar schon seit dem 26.02.1986 rechtskr&#228;ftig. Auf Verfahren, die bei Inkrafttreten der Gesetzesneufassung bereits rechtsh&#228;ngig waren, ist Art: 17 EGBGB neuer Fassung nicht anwendbar (Art. 220 EGBGB, vgl. Palandt/Heldrich, EGBGB, Art. 17 Anm. 1 f. m.w.N.; BGH, FamRZ 1990 S. 142).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ob und nach welchem Recht der Versorgungsausgleich durchzuf&#252;hren ist, beurteilt sich somit im vorliegenden Fall nach Art. 17 alter Fassung EGBGB. Die fr&#252;her zum Teil auch vertretene Auffassung, der Versorgungsausgleich falle als g&#252;terrechtliche Folge der Ehescheidung unter Art. 15 EGBGB (vgl. die Nachweise bei OLG M&#252;nchen NJW 1978 S. 2450), kann als nicht mehr aktuell betrachtet werden, nachdem der Gesetzgeber durch die Neufassung des Art. 17 EGBGB ausdr&#252;cklich klargestellt hat, da&#223; es sich beim Versorgungsausgleich um eine Scheidungsfolge handelt. Die Neufassung des Art. 17 begr&#252;ndet insoweit keine neue Rechtslage, sondern stellt die bisherige lediglich klar (vgl. die Nachweise f&#252;r die schon fr&#252;her n.M. bei Jayme, NJW 1978 S. 2417). Sowohl die Scheidung als auch die Folgesachen unterliegen somit gem&#228;&#223; Art. 17 Abs. 1 alter Fassung EGBGB dem Recht, das bei Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrags f&#252;r die allgemeinen Wirkungen der Ehe ma&#223;gebend war (sogenanntes Wirkungsstatut). Dies ist gem&#228;&#223; Art. 14. Abs. 1 EGBGB das Recht des Staates, dem beide Ehegatten angeh&#246;ren, d.h. hier das englische Recht. Dieses wiederum enth&#228;lt eine sogenannte versteckte R&#252;ckverweisung. Dies wird nach allgemeiner Auffassung aus der bereits erw&#228;hnten Anerkennung der deutschen internationalen Zust&#228;ndigkeit nachdem Wohnsitzprinzip des &#167; 606a Abs. 1 Nr. 2 ZPO (fr&#252;her &#167; 606b Nr. 1 ZPO) gefolgert (vgl. z.B. OLG Oldenburg, FamRZ 1984 S. 715; OLG Stuttgart, FamRZ 1986 S. 687; Adam IPrax 1987 S. 98 ff.; MK-Winkler von Mohrenfels, Art. 17 EGBGB Rz. 194; Erman/Kegel, EGBGB, Art.- 27 Rz. 29). Auch eine solche versteckte R&#252;ckverweisung ist grunds&#228;tzlich zu beachten, (vgl. Staudinger/Graue, 12. Aufl., Art. 27 EGBGB Rz. 84 m.w.N.; OLG Oldenburg, a.a.O.; OLG Stuttgart, a.a.O.), jedoch sind die Folgen der versteckten R&#252;ckverweisung im einzelnen in Rechtsprechung und Literatur streitig. Fraglich ist schon, ob die versteckte R&#252;ckverweisung zur Folge hat, da&#223; deutsches Sachrecht anwendbar ist, oder ob englisches Sachrecht anwendbar bleibt (vgl. dazu Adam, IPrax a.a.O. S. 101; Erman/Kegel, EGBGB, Art. 27 Rz. 29). Streitig ist sodann weiterhin, ob die versteckte R&#252;ckverweisung, sofern auf die Scheidung deutsches Sachrecht anzuwenden ist, auch die Scheidungsfolgen, insbesondere den Versorgungsausgleich erfa&#223;t, der dem endlichen Recht unbekannt ist, so da&#223; insoweit eine R&#252;ckverweisung nicht gewollt sein k&#246;nnte (so z.B. OLG Oldenburg, a.a.O. m.w.N. MK-Winkler v. Mohrenfels a.a.O.; OLG Bamberg - FamRZ 1979, 930 f.; Staudinger/Graue, Rdz. 98 zu Art. 27 EGBGB; f&#252;r peruanisches Recht AG Hamburg NJW-RR 1986, 374; Jayme, NJW 1978, S. 2419 spricht von einer versteckten Teilr&#252;ckverweisung; kritisch Henrich in einer Anmerkung zu einem Urteil des AG Pforzheim vom 11.02.1982, IPrax 1982, S. 81, 82).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">H&#246;chstrichterlich sind diese Zweifelsfragen noch nicht gekl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat geht f&#252;r seine Entscheidung von folgender Erw&#228;gung aus: Da im vorliegenden Fall beide Parteien ihren auf Dauer angelegten Wohnsitz in Deutschland hatten - insofern unterscheidet sich der vorliegende Fall von dem vom OLG Stuttgart a.a.O. entschiedenen Fall - und beide Parteien auf Dauer hier bleiben wollen, hatte keiner von ihnen sein "Domizil" im Sinne des englischen Rechts in Gro&#223;britannien (vgl. zum Domizilbegriff Kropholler, Intern. Privatrecht, &#167; 37 I 2 a). Die englische Jurisdiktion war somit f&#252;r die Scheidungsklage nicht zust&#228;ndig (See. 5 (2) des Domicile and Matrimonial Proceedings Act 1973). Dies gilt auch f&#252;r Scheidungsfolgesachen. Gleiches w&#252;rde i.&#252;. auch gelten, wenn der Versorgungsausgleich nach englischer Rechtsauffassung g&#252;terrechtlich zu qualifizieren w&#228;re (vgl. Adam/Prax. 1987 S. 100). Die englische Rechtsordnung lehnt somit f&#252;r F&#228;lle der vorliegenden Art eine eigene Entscheidung sowohl &#252;ber die Scheidung als auch die Folgesache Versorgungsausgleich ab. Damit ist zwar nichts zwingend dar&#252;ber ausgesagt, welches Recht anzuwenden ist. Der Anwendung englischen Rechts steht indessen entgegen, da&#223; f&#252;r die deutschen Gerichte die Anwendung englischen Rechts mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, weshalb jede Rechtsordnung bestrebt ist, bei eigener Entscheidungskompetenz auch eigenes Sachrecht anzuwenden, zumal materielles Recht und Proze&#223;recht vielfach miteinander verzahnt sind (sogenanntes "Heimw&#228;rtsstreben", vgl. Adam a.a.O. S. 101 m.w.N.). Lehnt das ausl&#228;ndische Recht eine eigene Entscheidungskompetenz g&#228;nzlich ab und &#252;berl&#228;&#223;t es die Entscheidung dem deutschen Gericht, .so nimmt es nach Auffassung des Senats auch in Kauf, da&#223; deutsches Sachrecht sowohl f&#252;r die Scheidung als auch f&#252;r die Scheidungsfolgen angewandt wird (vgl. Adam a.a.O.). Der Senat folgt aus diesen Erw&#228;gungen heraus nicht der Auffassung, da&#223; im Falle einer versteckten R&#252;ckverweisung generell Rechtsinstitute, die dem ausl&#228;ndischen Recht nicht bekannt sind, nicht gelten (vgl. im Ergebnis auch Palandt/Heldrich, Art. 17 EGBGB, Anm. 1 a m.w.N.; L&#252;deritz, IPrax 1987, 80; MK-Lorenz, Art. 17 EGBGB Rdz. 338; Soergel/Schurig, Art. 17 EGBGB, Rdz. 140; Staudinger/v. Bar, Art. 17 EGBGB Rdz. 129; OLG Stuttgart, FamRZ 1986, 687; vgl. auch Jayme, Anm. zu einem Urteil des AG Hamburg in IPrax: 1984 , 103).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der genannten Auffassung kann zumindest dann nicht, gefolgt werden, wenn - wie es der wohl &#252;berwiegenden Meinung entspricht - aus der versteckten R&#252;ckverweisung der Schlu&#223; gezogen wird, da&#223; jedenfalls f&#252;r die Scheidung deutsches Recht gilt. Eine Diskrepanz zwischen Scheidungs- und Scheidungsfolgenrecht ist nach M&#246;glichkeit zu vermeiden, was auch f&#252;r den Versorgungsausgleich gilt (vgl. BGH FamRZ, 1980, .29 ff.; FamRZ .1990, 386 ff.). Der Senat wendet deshalb hier auf den Versorgungsausgleich deutsches Recht an.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Durchf&#252;hrung des &#246;ffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleichs ist allerdings - wie von der Antragsgegnerin auch nicht anders beantragt - beschr&#228;nkt auf die in Deutschland erworbenen Versorgungsanwartschaften der Parteien. Ausl&#228;ndische Versorgungsanwartschaften k&#246;nnen von deutschen Gerichten weder durch Splitting noch durch Quasi-Splitting ausgeglichen werden (BGHZ 75, 246 ff.; Palandt/Heldrich, Art. 17 EGBGB Anm. 6 d). Auch eine Ausgleichung durch erweitertes Splitting ist nicht m&#246;glich (&#167;&#167; 36 Abs. 2, 3 a Abs. 5 VAHRG). Insoweit bleibt nur der schuldrechtliche Versorgungsausgleich, den die Antragsgegnerin gegebenenfalls beantragen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">5. Der Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs steht auch nicht entgegen, da&#223; nicht festgestellt werden k&#246;nnte, welcher Ehegatte in der Ehezeit die h&#246;heren Anwartschaften auf Altersversorgung erworben hat. Es kann mit hinreichender Sicherheit davon ausgegangen werden, da&#223; hier der Antragsteller in der Ehezeit, die; gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB vom 01.03.1956 bis 31.01.1986 zu rechnen ist, die h&#246;heren Anwartschaften erlangt hat. Es kann mit hinreichender Sicherheit davon ausgegangen werde, da&#223; hier der Antragsteller in der Ehezeit die gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB vom 01.03.1956 bis 31.01.1986 zu rechnen ist, die h&#246;heren Anwartschaften erlangt hat. Nach der Eheschlie&#223;ung im Jahre 1956 haben die Parteien rund 3 Jahre lang (bis 1959) in Gro&#223;britannien gelebt. In dieser Zeit hat die Antragsgegnerin dort gearbeitet und auch Anwartschaften auf Altersversorgung erworben. Die H&#246;he dieser und der von ihr sonst gebildeten Versorgungsanwartschaften liegt jedoch so niedrig, da&#223; ausgeschlossen werden kann, da&#223; die Antragsgegnerin in der Ehezeit gleich hohe oder gar h&#246;here Anwartschaften erworben hat wie bzw. als der Antragsteller. Gem&#228;&#223; Bescheid des Department of Social Security vom 07.11.1989 (BT. 200. d.A.) bezieht die Antragsgegnerin bis M&#228;rz 1990 eine w&#246;chentliche Pension von 33,59 englischen Pfund und ab April 1990 eine Pension von 36,14 Pfund. Wie sich aus dem weiteren Bescheid aus November 1989 (BT. 201 d.A.) ergibt, handelt es sich dabei um eine zusammengefa&#223;te Pension aus der eigenen Altersversorgung der Antragsgegnerin und aus der Altersversorgung des Antragstellers ("on your and your former husband's insurance"), das hei&#223;t die von der Antragsgegnerin selbst erworbenen Anwartschaften liegen jedenfalls unter dem Zahlbetrag. In der griechischen Altersversorgung hat die Antragsgegnerin in der Ehezeit keine Anwartschaften erlangt. Sie hat nach der Heirat der Parteien nicht in Griechenland gearbeitet, sondern unstreitig nur in Gro&#223;britannien und der Bundesrepublik Deutschland. Es ist davon auszugehen, da&#223; sie auch durch freiwillige Weiterversicherung in Griechenland keine Rentenanwartschaften gebildet hat. Sie selbst hat bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat erkl&#228;rt, sie habe sich in Griechenland nicht freiwillig weiterversichert. Der Antragsteller hat Gegenteiliges nicht behauptet. Er hat vielmehr erkl&#228;rt, er m&#252;&#223;te eigentlich wissen, wenn die Antragsgegnerin freiwillig Zahlungen zur griechischen Rentenversicherung geleistet h&#228;tte. Aus dem Schreiben der griechischen Rentenversicherungsanstalt vom 22.11.1935 (Bl. 204 d.A.) ergibt sich, da&#223; man dort, ohne weitere Unterlagen keine Feststellungen zu eventuellen Rentenanwartschaften der Antragsgegnerin treffen konnte. Die Antragsgegnerin hat dazu erkl&#228;rt, sie besitze keinerlei Unterlagen, da sie keine Anwartschaften in Griechenland erworben habe. Insgesamt kann nach allem davon ausgegangen werden, da&#223; die Antragsgegnerin jedenfalls in der Ehezeit keinerlei Anrechte in der griechischen Altersversorgung gebildet hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Neben den bereits erw&#228;hnten Anwartschaften in der britischen Altersversorgung hat die Antragsgegnerin lediglich in der deutschen Rentenversicherung Anwartschaften erworben. Von 1959 (bis dahin war sie gemeinsam mit dem Antragsteller in Gro&#223;britannien) bis 1963 hat die Antragsgegnerin sich gemeinsam mit dem Antragsteller in Ostasien (Malaysia) aufgehalten, von 1965 bis 1967 in Aden (S&#252;djemen). Die Antragsgegnerin hat in dieser Zeit unstreitig nicht gearbeitet und keinerlei Rentenanwartschaften erlangt. In der Zwischenzeit von 1963 bis 1965 war der Antragsteller in Berlin stationiert. Die in dieser Zeit erworbenen Anwartschaften in der deutschen Rentenversicherung sind in der die Antragsgegnerin betreffenden Auskunft der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte vom 09.10.1989, auf die noch einzugehen sein wird, enthalten. Nach der R&#252;ckkehr aus Aden hat die Antragsgegnerin - auch dies ist unstreitig - erst 1971 wieder in Deutschland zu arbeiten begonnen, so da&#223; sie in der Zwischenzeit, d.h. von der Versetzung des Antragstellers nach Aden (S&#252;djemen) an bis zum Jahre 1971, keine Anrechte in der Altersversorgung erlangt hat. Damit steht fest, da&#223; die Antragsgegnerin in der Ehezeit neben den Anwartschaften in der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung lediglich in der britischen Sozialversicherung Anrechte auf Altersversorgung erworben hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die ehezeitlich erworbenen Anrechte der Antragsgegnerin in der deutschen Rentenversicherung machen ausweislich der Auskunft der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte vom 09.10.1989 (Bl. 182 ff. d.A.) 416,- DM im Monat aus. Die ehezeitlich erworbenen Anrechte in der britischen Altersversorgung sind nicht genau bekannt. Die Antragsgegnerin bezieht - wie erw&#228;hnt - w&#246;chentlich 33,59 englische Pfund, ab 09.04.1990 36,14 Pfund, und zwar aus der eigenen und der Altersversicherung des Antragstellers zusammengenommen ("on your and your former husband's Insurance", vgl. Schreiben aus November 1989, Bl. 201 d.A.). Umgerechnet auf den Monat waren dies vor dem 09.04.1990 rund 145 Pfund, danach rund 156 Pfund. Umgerechnet in DM macht dies - der Wechselkurs schwankt fortlaufend - derzeit etwa 406, DM bzw. 437,- DM aus. Selbst wenn man diese Rente - was gewi&#223; nicht zul&#228;ssig ist - voll auf von der Antragsgegnerin in der Ehezeit erworbene Anrechte zur&#252;ckf&#252;hren wollte, so erg&#228;ben sich zusammen mit den Anwartschaften aus der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung Anwartschaften von etwa 850,- DM - 860,-DM insgesamt im Monat. Der Antragsteller hat dagegen allein in der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung in der Zeit vom 01.11.1972 bis 31.01.1986 Anwartschaften von monatlich 642,60 DM erworben (vgl. Ausk&#252;nfte der BfA vom 26.02.1987, Bl. 99 d.A., und vom 08.08.1989, Bl. 144 d.A.), d.h. er hat in k&#252;rzerer Zeit, in der er in Deutschland berufst&#228;tig war h&#246;here Anwartschaften erlangt, als die Antragsgegnerin hier in einem l&#228;ngeren Zeitraum bilden konnte. Er bezieht aus seiner 25j&#228;hrigen Dienstzeit in der britischen Armee dar&#252;ber hinaus eine monatliche Versorgung von derzeit schwankend um 700,- DM monatlich. Diese Versorgung ist &#252;berwiegend in der Ehezeit erworben worden. Der Antragsteller war von 1974 bis 1972 Armeeangeh&#246;riger, geheiratet haben die Parteien am3. M&#228;rz 1956. Von den 25 Dienstjahren in der britischen Armee fallen somit rd. 16 Jahre in die Ehezeit, so da&#223; die in dieser Zeit erworbenen Anwartschaften &#252;berwiegend in der Ehezeit erlangt sind. Auch wenn man diese Versorgungsbez&#252;ge au&#223;er Betracht l&#228;&#223;t, weil es sich nicht um eine Altersrente im &#252;blichen Sinn handeln mag, so wird der Antragsteller nach Vollendung des 65. Lebensjahres, wie er selbst bei seiner Anh&#246;rung einger&#228;umt hat, eine zus&#228;tzliche Rente erhalten. Es ist unvorstellbar, da&#223; der Antragsteller w&#228;hrend seiner 16j&#228;hrigen in die Ehezeit fallenden T&#228;tigkeit in der britischen Armee eine wesentlich niedrigere Altersversorgung erworben hat als die Antragsgegnerin binnen dreier Jahre in Gro&#223;britannien. Eine solche Annahme w&#228;re lebensfremd. Auch der Antragsteller hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung vordem Senat derartiges nicht behauptet. Es kann damit als gesichert angesehen werden, da&#223; der Antragsteller in der Ehe die deutlich h&#246;heren Anwartschaften auf Altersversorgung erworben hat.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ein Ausschlu&#223; des Versorgungsausgleichs (&#167; 1587h BGB) kommt nicht in Betracht; auch die Voraussetzungen von Ziffer 1 dieser Vorschrift sind nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es ist schon fraglich, ob die Antragsgegnerin den nach ihren Lebensverh&#228;ltnissen angemessenen Unterhalt aus ihren eigener Eink&#252;nften und ihrem eigenen Verm&#246;gen bestreiten kann. Ihre eigenen Eink&#252;nfte aus der deutschen und britischen Altersversorgung machen zusammengenommen noch nicht einmal 900,- DM im Monat aus und sichern der Antragsgegnerin nicht das Existenzminimum. Ob die Antragsgegnerin - wie der Antragsteller behauptet - Kleinm&#246;bel und Elfenbeinartikel im Wert von 8.000,- DM bis 10.000,- DM nach der Trennung der Parteien behalten hat, kann dahinstehen. Gleiches gilt f&#252;r Orientteppiche, Br&#252;cken und Schmuckst&#252;cke, zu deren Wert der Antragsteller nichts mitgeteilt hat. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; die Antragsgegnerin aus dem Ver&#228;u&#223;erungserl&#246;s derartiger Gegenst&#228;nde langfristig in nennenswertem Umfang ihren Lebensunterhalt wesentlich aufbessern k&#246;nnte. Bei einer Anlage zu 7% Zinsen w&#252;rden 10.000,- DM lediglich Einnahmen von knapp 60,- DM im Monat erbringen. Selbst ein Dreifaches dieses Betrages w&#252;rde der Antragsgegnerin zusammen mit den Renteneink&#252;nften, den vom Antragsteller behaupteten Mieteinnahmen von 250,- DM monatlich und etwaigen Eink&#252;nften aus Lebensversicherungen, zu deren H&#246;he nichts vorgetragen ist, allenfalls ein bescheidenes Auskommen erm&#246;glichen. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; schon ein solches Einkommen den nach den Lebensverh&#228;ltnissen der Antragsgegnerin, zu denen der Antragsteller im &#252;brigen nichts vorgetragen hat, angemessenen Unterhalt abdeckt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man davon ausgehen wollte, so kann nicht angenommen werden, da&#223; die Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs f&#252;r den Antragsteller unter Ber&#252;cksichtigung der beiderseitigen Verh&#228;ltnisse eine unbillige H&#228;rte bedeutet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Altersversorgung des Antragstellers erscheint auch bei Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs schon jetzt hinreichend gesichert. Er bekommt schon heute ohne die Altersrente aus der britischen Sozialversicherung monatlich 700,- DM Pension von der britischen Armee und verf&#252;gt dar&#252;ber hinaus nach Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs schon jetzt &#252;ber eine weitere deutsche Rentenanwartschaft von rund 530,- DM im Monat, bezogen auf das Ende der Ehezeit, die bis zum Erreichen der Altersgrenze noch steigen wird. Zusammen mit den Bez&#252;gen aus seiner Armeezugeh&#246;rigkeit hat der Antragsteller schon nach heutigem Stand feststellbare Bez&#252;ge von &#252;ber 1.200,- DM, die sich noch betr&#228;chtlich erh&#246;hen, weil er nach Erreichen der Altersgrenze die Altersrente aus der britischen Altersversorgung bekommt und die Anwartschaften aus der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung weiter anwachsen. Die Eink&#252;nfte der Antragsgegnerin werden dahinter selbst bei Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs und unter Einbeziehung der vom Antragsteller behaupteten monatlichen Mieteinnahmen von 250,- DM und gewisser Eink&#252;nfte aus Verm&#246;gen einschlie&#223;lich der zugunsten der Antragsgegnerin bestehenden Lebensversicherungen voraussichtlich zur&#252;ckbleiben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auch andere Umst&#228;nde rechtfertigen nicht die Annahme einer unbilligen H&#228;rte. Da&#223; dem Antragsteller aus der Ehezeit Schulden von 16.700,- DM verblieben sind, macht die Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs keineswegs unbillig, zumal die Schulden unbestritten aus der Anschaffung eines vom Antragsteller im wesentlichen allein benutzten Pkw herr&#252;hren. Auch kann der Antragsteller sich zur Darlegung einer unbilligen H&#228;rte nicht darauf st&#252;tzen, da&#223; die Antragsgegnerin, bei der Verteilung des Hausrates und des Zugewinnes mehr erhalten habe als er und er Geld in die Eigentumswohnung der Antragsgegnerin in Griechenland investiert habe. &#220;ber Hausrat und Zugewinn haben die Parteien, sich schriftlich geeinigt, wie sich aus den gewechselten Schreiben vom 20.06.1986 (Bl. 175 d.A.) und 29.07.1986 (Bl. 178 d.A.) in Verbindung mit der unstreitigen Tatsache der Zahlung des vom Antragsteller angebotenen Abfindungsbetrages von 3.500,- DM ergibt. In dem Schriftwechsel sind alle streitigen Punkte wie die Bewertung des vom Antragsteller zur&#252;ckgelassenen Mobiliars, seine Aufwendungen f&#252;r die Eigentumswohnung der Antragsgegnerin, die bestehenden Schulden und die Lebensversicherungen er&#246;rtert worden. Der Antragsgegner kann sich nicht darauf berufen, die seinerzeit von ihm selbst angeregte Einigung habe der Antragsgegnerin ungerechtfertigte Vorteile verschafft. Abgesehen davon, da&#223; f&#252;r etwas derartiges substantiiert nichts dargelegt ist, hat er diese Regelung selbst als interessengerechten Ausgleich akzeptiert und ist er daran gebunden, wobei darauf hinzuweisen ist, da&#223; die Antragsgegnerin ausdr&#252;cklich den Versorgungsausgleich und die Frage des Unterhalts ausgeklammert hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis waren somit die von beiden Parteien in der Ehezeit im Inland erworbenen Versorgungsanrechte auszugleichen. Der Antragsteller hat auch ausweislich der Ausk&#252;nfte der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte vom 26.02.1987 (Bl. 89 d.A.) und vom 08.08.1989 (Bl. 144 d.A.) in der Ehezeit Anwartschaften in H&#246;he von 642,60 DM monatlich erworben. Die Antragsgegnerin hat ausweislich der vom Senat eingeholten Auskunft der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte Anwartschaften von monatlich 416,50 DM erlangt. Die Differenz beider Anwartschaften betr&#228;gt 226,10,- DM. In H&#246;he der H&#228;lfte des Wertunterschiedes, d.h. in H&#246;he von 113,05 DM, waren somit gem&#228;&#223; &#167; 1587b Abs. 1 BGB Anwartschaften vom Versicherungskonto des Antragstellers auf das Konto der Antragsgegnerin zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 8 GKG, 93a ZPO.</p>
315,120
lg-duisburg-1990-04-10-20-o-10490
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
20 O 104/90
1990-04-10T00:00:00
2019-03-13T14:46:56
2022-10-18T15:09:03
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1990:0410.20O104.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 7.500,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 02. August 1989 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 65 % der Beklagte, zu 35 % der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r den Kl&#228;ger jedoch nur gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 9.000,00 DM. Der Kl&#228;ger darf die gegen ihn gerichtete Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 300,00 DM abwenden, wenn nicht der</p> <p>Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 02. Juni 1989 gegen 20.00 Uhr befanden sich die Parteien in der Gastst&#228;tte, in X. Zwischen den Parteien, die schon seit l&#228;ngerem zerstritten waren, kam es im Laufe des Abends, nachdem sie Alkohol getrunken hatten, zu einer verbalen Auseinandersetzung. Als der Kl&#228;ger das Lokal verlie&#223;, folgte ihm der Beklagte. Au&#223;erhalb der Gastst&#228;tte schlug der Beklagte dem Kl&#228;ger mit der Faust ins Gesicht, so da&#223; dieser zu Boden st&#252;rzte. Als sich der Kl&#228;ger wieder aufrichten wollte, umschlo&#223; der Beklagte dessen Hals mit beiden H&#228;nden und w&#252;rgte ihn. Dabei bi&#223; er dem Kl&#228;ger ein St&#252;ck seines linken Ohres ab.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zusammen mit dem ebenfalls anwesenden Zeugen begab sich der Kl&#228;ger zum nahegelegenen Hospital. Dort wurde zun&#228;chst die Reimplantation des abgebissenen Ohrmuschelteils, den der Kl&#228;ger mit ins Krankenhaus genommen hatte, versucht. Es kam jedoch zu einer Nekrose, so da&#223; der reimplantierte Teil wieder abgetragen werden mu&#223;te. Insgesamt befand sich der Kl&#228;ger 17 Tage in station&#228;rer Behandlung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorfalls ist der Beklagte vom Amtsgericht Wesel am 29. September 1989 wegen schwerer K&#246;rperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, deren Vollstreckung zur Bew&#228;hrung ausgesetzt worden ist, verurteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage nimmt der Kl&#228;ger den Beklagten auf Schmerzensgeld in Anspruch, dessen H&#246;he er in das Ermessen des Gerichts setzt, h&#228;lt jedoch wegen der erheblichen Schmerzen einen Mindestbetrag von 10.000,00 DM f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn ein in das Ermessen des Gerichts zu stellendes Schmerzensgeld - mindestens jedoch 10.000,00 DM - nebst 4 % Zinsen seit dem 02. August 1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die Klageforderung in H&#246;he von 3.000,00 DM anerkannt und im &#252;brigen beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;lt lediglich ein Schmerzensgeld in H&#246;he des anerkannten Betrages f&#252;r angemessen und macht im &#252;brigen geltend, der Kl&#228;ger habe beim hinausgehen aus der Wirtschaft seine Ehefrau und Tochter beleidigt. Diese Beleidigung sei ausl&#246;sendes Moment f&#252;r die anschlie&#223;ende t&#228;tliche Auseinandersetzung vor der Gastst&#228;tte gewesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat die Strafakte der Staatsanwaltschaft Duisburg Aktenzeichen 7 Ds 18 aJs 410/89 (701/89) zu Beweiszwecken beigezogen und zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht. Unter Verzicht auf die nochmalige Vernehmung der Zeugen haben die Parteien und ihre Anw&#228;lte im Termin vom 20.03.1990 &#252;bereinstimmend erkl&#228;rt, da&#223; sie insbesondere mit der Verwertung der in der beigezogenen Strafakte protokollierten Aussagen einverstanden seien.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen den Beklagten Anspruch auf ein Schmerzensgeld gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 1, 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit &#167; 223, 224 StGB, 847 BGB. Durch sein Verhalten hat sich der Beklagte einer vors&#228;tzlichen schweren K&#246;rperverletzung schuldig gemacht. Wegen der erlittenen immateriellen Sch&#228;den hat der Kl&#228;ger Anspruch auf ein Schmerzensgeld. Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes sind zum einen die erheblichen Verletzungsfolgen zu ber&#252;cksichtigen, zum einen die erheblichen Schmerzen, der Schock sowie zum anderen die dauernde nicht unerhebliche Einstellung, die das Fehlen des Teils der Ohrmuschel bewirkt. Dar&#252;ber hinaus befand sich der Kl&#228;ger 17 in station&#228;rer &#228;rztlicher Behandlung und mu&#223;te eine erfolglose Reimplantation des abgebissenen Ohrmuschelteils &#252;ber sich ergehen lassen. Vor allem ist aber bei der Bemessung des Schmerzensgeldes das v&#246;llig unangemessene und brutale Vorgehen des Beklagten zu ber&#252;cksichtigen. Auch wenn sich die Verletzung des Kl&#228;gers als Folge einer zun&#228;chst verbal gef&#252;hrten und dann t&#228;tlichen Auseinandersetzung darstellt, kann ein anspruchsminderndes Mitverschulden des Kl&#228;gers hier nicht festgestellt werden. Aus den Aussagen der Zeugen und im Strafverfahren (Bl. 7/8, 42, 43 der beigezogenen Strafakte) ergibt sich, da&#223; der Kl&#228;ger selbst noch versucht hat, den Beklagten zu beschwichtigen, indem er ihn zu einem Bier einladen wollte. Auch hat keiner der Zeugen die Behauptung des Beklagten best&#228;tigt, der Kl&#228;ger habe sich beim Hinausgehen aus der Wirtschaft abf&#228;llig &#252;ber Frau und Tochter des Beklagten ge&#228;u&#223;ert. Nach alledem mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; der Kl&#228;ger f&#252;r den t&#228;tlichen Angriff des Beklagten au&#223;erhalb der Gastst&#228;tte keine nachvollziehbare Veranlassung gegeben hat. Insoweit soll das zuerkannte Schmerzensgeld dem Kl&#228;ger nicht nur als Ausgleich f&#252;r erlittene immaterielle Sch&#228;den dienen, sondern sogleich eine gewissen Genugtuung im Hinblick auf die Art und Weise des Vorgehens des Beklagten. Insgesamt erscheint ein Schmerzensgeld in der Gr&#246;&#223;enordnung von 7.500,00 DM erforderlich, aber auch ausreichend, um den Zweck zu erf&#252;llen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist aus dem rechtlichen Gesichtspunkt des Verzuges begr&#252;ndet, &#167;&#167; 284, 286, 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 ZPO. Bei der Kostenentscheidung war zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beklagte einen Teilbetrag von 3.000,00 DM anerkannt hat, so da&#223; f&#252;r die streitige Verhandlung und Beweisaufnahme von einem Gegenstandswert von 7.000,00 DM auszugehen ist. Somit ergibt sich folgende Streitwertfestsetzung:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Proze&#223;geb&#252;hr: 10.000,00 DM, </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Verhandlungs-</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">u. Beweisgeb&#252;hr nach</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Anerkennung eines</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Betrages von </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3.000,00 DM : 7.000,00 DM.</p>
315,121
olgk-1990-04-02-27-u-14088
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 140/88
1990-04-02T00:00:00
2019-03-13T14:46:57
2022-10-18T15:09:03
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0402.27U140.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird - unter Zur&#252;ckweisung des weiterge&#173;henden Rechtsmittels - das am 30. Mai 1982 verk&#252;ndete Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 25 0 194/86 - teilweise ge&#228;n&#173;dert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Das beklagte Land und die Beklagtezu 4) werden als Gesamtschuldnerverurteilt, an - den Kl&#228;ger ein</p> <p>Schmerzensgeld von (vorerst) 10.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Juli 1906 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Klage bleibt abgewiesen, soweit der Kl&#228;ger (mit dem Antrag zu 2 b) Zahlung von 1.075,02 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 21. Oktober 1985 be&#173;gehrt.</p> <p></p> <p>Hinsichtlich des Zahlungsantrags (Antrag zu 2 a) ist die Klage dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <p></p> <p>Hinsichtlich der Verurteilung zu Schmerzensgeld ist das Urteil vorl&#228;ufig vollstreckbar. Das beklagte Land und die Beklagte zu 4) d&#252;rfen die Vollstreckung gegen Sicherheit&#173;leistung von 11.500,00 DM abwenden, soweit nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Den Beklagten und dem Kl&#228;ger wird gestattet, Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht Schadensersatzanspr&#252;che mit der. Begr&#252;ndung geltend, da&#223; er infolge eines Behand&#173;lungsfehlers im Zusammenhang mit einer beidseitigen Bruchoperation am 1. September 1983 in der Universit&#228;tsklinik des beklagten Landes eine Sch&#228;digung des "nervus ulnaris" links und in deren Gefolge ei&#173;ne Bewegungseinschr&#228;nkung der linken Hand davonge&#173;tragen habe. Als er unmittelbar nach der Operation ein Schmerz- und Taubheitsgef&#252;hl in der linken Handkante und im Bereich des vierten und f&#252;nften Fingers versp&#252;rt habe, h&#228;tten die behandelnden &#196;rz&#173;te - so hat der Kl&#228;ger behauptet - ihn damit ver&#173;tr&#246;stet, da&#223; es sich um Durchblutungsst&#246;rungen han&#173;dele, die von selbst wieder verschw&#228;nden. Tats&#228;ch&#173;lich habe sich der Zustand der linken Hand aber nicht gebessert, sondern dazu gef&#252;hrt, da&#223; er seinen Beruf als Maurer nicht mehr aus&#252;ben k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind den Behauptungen des Kl&#228;gers entgegengetreten und. haben eine lagerungsbedingte Ulnarissch&#228;digung bestritten. Sie haben behauptet, die Beschwerden des Kl&#228;gers h&#228;tten andere Ursachen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstands erster Instanz und der dort gestellten Antr&#228;ge wird auf den Tatbestand des landgerichtlichen Urteils (BI. 234 ff. d. A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Beweiserhebungen die Klage mit Urteil vom 30. Mai 1988 abgewiesen. Es hat zwar als bewiesen angesehen, da&#223; die Gef&#252;hls- und Bewegungseinschr&#228;nkungen der linken Hand des Kl&#228;gers auf einer Sch&#228;digung des Ulnaris-Nerven beruhten, die demgem&#228;&#223; auch im &#246;rtlichen und zeitlichen Zu&#173;sammenhang mit der Operation vom 1. September 1983 aufgetreten seien. Jedoch hat es eine Haftung der Beklagten verneint, weil es sich nicht davon habe &#252;berzeugen k&#246;nnen, da&#223; (der Kl&#228;ger w&#228;hrend der Her&#173;nienoperation falsch gelagert worden sei. DieNichtfeststellbarkeit des Behandlungsfehlers &#8211; so hat das Landgericht ausgef&#252;hrt - gehe zu Lasten des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten der Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils wird auf dessen Entschei&#173;dungsgr&#252;nde (Bl. 237 - 242 d. A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 20. Juli 1928 zugestellte Urteil des Landgerichts (BI. 249 d. A.) hat der Kl&#228;ger Schriftsatz vom 1.August 1938, bei Gericht eingegangen am 2. August 1988 (B1. 272 d. A.), Berufung eingelegt. Diese hat er mit Schriftsatz vom 4. Oktober 1988, bei Gericht eingegangen am 14. Oktober 1988 (Bl. 286 d; A.), begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter Wiederholung&#160; und Vertiefung seines erstin&#173;stanzlichen Vorbringens meint der Kl&#228;ger, es sei Sache der Beklagten zu beweisen, da&#223; die w&#228;hrend der Operation eingetretene Sch&#228;digung nicht auf ei&#173;nem Behandlungsfehler beruhe. Dies folge daraus, da&#223; die Beklagten ihrer Dokumentationspflicht nicht gen&#252;gt h&#228;tten. In diesem Zusammenhang unterstellt der Kl&#228;ger, da&#223; der Ellenbogen w&#228;hrend der Opera&#173;tion auf der Kante des Operationstisches gelegen habe. Wahrnehmen k&#246;nnen habe er das nicht, weil er sich bereits in Narkose befunden habe. Der Beklagte zu 3) habe die Verpflichtung gehabt, vor der Opera&#173;tion die richtige Lage des Armes zu &#252;berpr&#252;fen. Die Beklagte zu 4) h&#228;tte die Lage des Armes w&#228;hrend der Operation fortlaufend &#252;berwachen m&#252;ssen. Weil jede Dokumentation &#252;ber die Lagerung des Arms fehle, sei der Beweis erbracht, da&#223; der Arm nicht richtig ge&#173;lagert worden sei. Demzufolge sei bewiesen, da&#223; der Ellenbogen auf der Kante des Operationstisches ge&#173;legen habe. Eine andere Ursache f&#252;r die Ulnaris&#173;L&#228;hmung komme nicht in Betracht. Der Kl&#228;ger behaup&#173;tet in diesem Zusammenhang insbesondere, eine Ano&#173;malie hinsichtlich der F&#252;hrung oder Einbettung des Nervs habe bei ihm nicht vorgelegen. Er ist weiter der Auffassung, da&#223; die Beklagten auch f&#252;r den ihm entstandenen Schaden einstehen m&#252;&#223;ten, wenn die Ul&#173;naris-L&#228;sion in der postoperativen Phase eingetre&#173;ten sein sollte. Auch in diesem Falle h&#228;tten sie n&#228;mlich die Nervsch&#228;digung abwenden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich r&#252;gt der Kl&#228;ger,&#160; da&#223; die Reklagten ih&#173;rer Aufkl&#228;rungspflicht nicht gen&#252;gt h&#228;tten. Keiner der behandelnden &#196;rzte habe darauf aufmerksam gemacht, da&#223; es w&#228;hrend der Operation zu einer Sch&#228;&#173;digung des Ulnaris-Nervs kommen und da&#223; diese eine L&#228;hmung&#160; der linken Hand zur Folge haben k&#246;nne. Im Falle einer ordnungsgem&#228;&#223;en Aufkl&#228;rung h&#228;tte er, der Kl&#228;ger, der Operation nicht zugestimmt. Statt das Risiko einer Handl&#228;hmung zu laufen, die ihn be&#173;rufsunf&#228;hig gemacht habe, h&#228;tte er sich mit einem Bruchband beholfen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der seine Berufung gegen die Beklagten zu 2) und zu 3) im Termin vom 1. Februar 1989 (Bl. 393 d. A.) zur&#252;ckgenommen hat,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das am 30. Mai 1988 verk&#252;ndete Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 25 0 194/86 - teilweise abzu&#228;ndern und das beklagte Land sowie die Beklagte zu 4) als Gesamtschuldner zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1. an ihn, den Kl&#228;ger, einangemessenes, vom Zeitpunkt der Klagezustellung (1. Juli 1986) mit 4 % zu verzinsen des Schmerzensge1d in H&#246;he&#160; von mindestens 15.000,00 DM zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2. a) an ihn, den Kl&#228;ger, einen Betrag in H&#246;he von brutto DM 148.930,00 abz&#252;glich in der Zeit vom 16. Septem&#173;ber 1983 bis 30. Juni 1984 an den Kl&#228;ger gezahlten Krankengeldes von DM 17.194,20 sowie in der Zeit vom 1. Juli 1984 bis 30. Juni 1988 ge&#173;zahlter Erwerbsunf&#228;higkeitsrente in H&#246;he von DM 39.128,64 sowie in der Zeit vom 1. Juli 1988 bis 30. Septem&#173;ber 1988 gezahlter Erwerbsunf&#228;higkeitsrente in H&#246;he von DM 2.559,00 nebst 4 % Zinsen aus dem sich daraus ergebenden Nettobetrag seit dem 21. Oktober 1985 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">b) an ihn, den Kl&#228;ger;DM 1.075,02 nebst 4 % Zinsen seit dem 21. Oktober 1985 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">sowie</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3&#160; festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, ihm, dem Kl&#228;ger, s&#228;mtliche Sch&#228;den zu ersetzen, die auf die fehlerhafte Be&#173;handlung im Zusammenhang mit der Lei&#173;stenbruchoperation vom 1. September 1983 zur&#252;ckzuf&#252;hren sind, soweit die Anspr&#252;che nicht auf Sozialversiche&#173;rungstr&#228;ger oder sonstige Dritte &#252;bergehen bzw. &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land, die Beklagte zu 4) und der fr&#252;here Beklagte zu 3), der dem beklagten Land und der Beklagten zu 4) in der Berufungsinstanz als Streit-helferbeigetreten ist,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">beantragen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen, </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">das beklagte Land und die Beklagte zu 4) dar&#252;ber hinaus, ihnen nachzulassen, er&#173;forderliche-Sicherheit auch durch selbst&#173;schuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land h&#228;lt die Annahme des Landge&#173;richts, die Nervsch&#228;digung sei jedenfalls w&#228;hrend der Operation eingetreten, f&#252;r nicht haltbar. Es k&#228;men n&#228;mlich auch Bandscheibenvorf&#228;lle und eine bei dem Kl&#228;ger diagnostizierte Polyneuropathie in Betracht, ferner anatomische Besonderheiten, die bereits bei Bettl&#228;gerigkeit eine Ulnaris-Sch&#228;digung hervorrufen k&#246;nnten. Selbst wenn man aber eine Sch&#228;digung w&#228;hrend der Operation ann&#228;hme, so indi&#173;ziere dies keinen Fehler bei der Lagerung des Arms. Eine Dokumentationspflicht bestehe nicht. Bei&#160; der Unstreitig in R&#252;ckenlage durchgef&#252;hrten Operation sei die Lagerung des Arms auf einer gepolsterten Schiene eine reine Selbstverst&#228;ndlichkeit gewesen, die nicht eigens im Operationsbericht habe vermerkt werden m&#252;ssen. Weil diese Form der Lagerung so selbstverst&#228;ndlich sei, h&#228;tten die Zeugen Dr. T., Q. und Dr. W. keine konkrete Erinnerung an den Fall des Kl&#228;gers mehr gehabt. Was die angebliche Aufkl&#228;rungspflicht angehe, so habe es sich hier um kein spezielles Ri&#173;siko der konkret am Kl&#228;ger vorgenommenen Operation gehandelt. Diese habe in einer entspannten R&#252;cken&#173;lage stattgefunden, wobei die Arme des Kl&#228;gers zus&#228;tzlich in einer gepolsterten Schiene gelagert ge&#173;wesen seien. Im &#252;brigen sei die Frage einer etwai&#173;gen Nerv-Sch&#228;digung in dem Aufkl&#228;rungs- und Anamn&#173;sebogen ausdr&#252;cklich angesprochen worden mit dem Passus:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ebenso &#252;berwachen wir in Zusammenarbeit mit dem Operateur laufend die Lagerung auf dem Operationstisch, um Nervenschaden durch Druck oder Zerrung zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td> </td> <td> </td></tr></tbody></table><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land behauptet dar&#252;ber hinaus, da&#223;&#160; auch bei einem weitergehenden Hinweis der Kl&#228;ger in die Operation eingewilligt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 4) tr&#228;gt ebenfalls vor, die Ulnaris-Sch&#228;digung sei nicht durch die Operation vom 1. September 1983 verursacht worden. Beweiserleich&#173;terungen oder eine Beweislastumkehr k&#228;men nicht in Betracht. Eine Dokumentationspflicht hinsichtlich der Lagerung der Arme des Kl&#228;gers habe nicht be&#173;standen. Entscheidend gegen eine Sch&#228;digung des Kl&#228;gers w&#228;hrend des Aufenthaltes in der Universi&#173;t&#228;tsklinik&#160; spreche, da&#223; der Kl&#228;ger nach seinen ei&#173;genen Angaben erst allm&#228;hlich sich verschlimmernde Beeintr&#228;chtigungen am Arm versp&#252;rt haben wolle. Der typische Verlauf sei anders: Immer stehe n&#228;mlich die schwerste Beeintrdchtigung am Anfang und bilde sich dann - zumindest in bestimmtem Umfang - zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Falls der Kl&#228;ger die Nerv-Sch&#228;digung aber w&#228;hrend der Operation erlitten habe, so sei sie, die Beklagte zu 4), f&#252;r die Lagerung des Arms nicht ZUst&#228;ndig gewesen. Sie habe als Anaesthesistin nur darauf achten m&#252;ssen, da&#223; sich die K&#246;rperlage des Kl&#228;gers w&#228;hrend der Operation nicht ver&#228;nderte. Das sei aber nicht geschehen und habe folglich auch keiner besonderen Dokumentation bedurft. Hinsichtlich der Aufkl&#228;rungspflicht verweist die Beklagte zu 4) auf ihr mit dem Kl&#228;ger gef&#252;hrtes Gespr&#228;ch. Ein Hinweis auf die M&#246;glichkeit einer Ulnaris-Sch&#228;&#173;digung sei hierbei jedoch nicht erforderlich gewe&#173;sen.&#160; Bei ordnungsgem&#228;&#223;er Lagerung, wie sie hier vorgelegen habe, tr&#228;ten n&#228;mlich solche Sch&#228;den extrem selten auf.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien und dem Streithelfer gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung ein schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens des Privatdozenten Dr. N. (B1. 399 ff. d. A.) nebst elektromyographischem und elektroneurographi&#173;schem Zusatzgutachten sowie durch die Vernehmung von Zeugen (B1. 519 ff., 530 ff. d.A.).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die zu den Gerichtsakten gereichten Gutachten (B1. 424 ff, 475 ff. d. A.), auf die Sitzungsnie&#173;derschriften vom 18. Oktober 1989 (B1. 519 ff. d. A.) und vom 15. Januar 1990 (B1. 563 ff. d. A.) so&#173;wie auf die schriftlichen Aussagen der Zeuginnen S. O. und P. U. (Bl. 581, 582 d. A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidunqsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die in rechter Form und Frist eingelegte und be&#173;gr&#252;ndete Berufung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie hat in der Sache Erfolg, soweit der Kl&#228;ger we&#173;gen der beeintr&#228;chtigten Gebrauchsf&#228;higkeit seiner linken Hand ein Schmerzensgeld verlangt und sooweit er - der H&#246;he nach allerdings noch nicht spruchreif - zun&#228;chst dem Grunde nach Ersatz f&#252;r die dadurch bedingten Erwerbsnachteile (Antrag zu a) erstrebt. Noch nicht entschieden werden kann dage&#173;gen &#252;ber den Feststellungsantrag (Antrag zu 3), weil noch offen ist, ob dieser sich als begr&#252;ndet erweist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsreif und abzuweisen war die Klage da&#8209;gegen hinsichtlich des Antrags zu 2 b), mit dem der Kl&#228;ger Kostenersatz in H&#246;he von 1.075,02 DM be&#173;gehrt, die er an das "Institut f&#252;r Medizinschaden-Begutachtung" abgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">I. 1. Nach Auffassung des Senats haben das beklagte Land und die Beklagte zu 4) als Ge&#173;samtschuldner dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber f&#252;r die Bewe&#173;gungseinschr&#228;nkung bzw. mangelnde Gebrauchst&#252;chtig&#173;keit von dessen linker Hand einzustehen. Dabei haf&#173;tet das beklagte Land dem Kl&#228;ger f&#252;r dessen materi&#173;elle Sch&#228;den aus dem Gesichtspunkt der positiven Vertragsverletzung des Behandlungsvertrages sowie - deliktisch - gem&#228;&#223; &#167; 831 Abs. 1, &#167; 847 BGB zu&#173;gleich f&#252;r die diesem entstandenen immateriellen Sch&#228;den. Die Beklagte zu 4) ist dem Kl&#228;ger aus un&#173;erlaubter Handlung (&#167;&#167; 823, 842, 843, 847 BGB) ver&#173;antwortlich.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">a)&#160; Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs,der der Senat folgt, tragen der Krankenhaustr&#228;ger und die behandelnden &#196;rzte die Beweislast daf&#252;r, da&#223; der Patient zur Vermeidung von Lagerungssch&#228;den sorgf&#228;ltig und richtig auf dem Operationstisch gelagert wurde und da&#223; die Operateure dies kontrolliert haben (BGH NJW 1984, 1403). Nach Auffassung des Senats gilt Entsprechendes f&#252;r die Beibehaltung einer f&#252;r den Patienten schadlosen Lagerung w&#228;hrend der Operation, wobei gem&#228;&#223; der Aufgabenteilung zwischen Chirurgen und Anaesthisten die letzteren zust&#228;ndig sind (vgl. die Vereinbarung zwischen dem Berufsverband-Deutscher Anaesthesisten und dem Berufsband der Deutschen Chirurgen &#252;ber die Zusammenarbeit bei der operativen Patientenversorgung, MedR 1983, 21 f. und Wei&#223;auer MendR 1982, 92, 95 sowie Opderbecke, Anaesthesie und &#228;rztliche Sorgfaltspflicht, Seite 63). Die technisch richtige Lagerung des Patienten auf dem Operatiohs&#173;tisch und die Beachtung der dabei zum Schutze des Patienten vor etwaigen Lagerungssch&#228;den einzuhal&#173;tenden &#228;rztlichen Regeln sind n&#228;mlich Ma&#223;nahmen, die dem Gefahrenbereich des Krankenhauses und der Behandlungsseite zuzuordnen sind. Sie sind vom Pflegepersonal und von den behandelnden &#196;rzten im Regelfall voll beherrschbar. Diese sind, anders als der Patient, in der Lage, den Sachverhalt in dieser. Hinsicht aufzukl&#228;ren. Dabei macht es. nach Auflassung des Senats keinen Unterschied, ob es sich um eine Operation in einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Opera&#173;tionshaltung wie der sogenannten "H&#228;schenstellung" (vgl. BGH NJW 1984, 1403 und BGH NJW 1985, 2192) handelt oder in der u.a. f&#252;r abdominelle Eingriffe &#252;blichen R&#252;ckenlage unter Auslagerung der Arme. Auch der letztere Fall ist n&#228;mlich von dem die Um&#173;kehrung der Darlegungs- und Beweislast rechtferti&#173;genden Gesichtspunkt gepr&#228;gt, da&#223; der narkotisierte Patient zur Aufkl&#228;rung des ma&#223;geblichen Sachver&#173;halts nichts beizutragen vermag, -es vielmehr ge&#173;m&#228;&#223; der Verpflichtung des Arztes zu der ihm m&#246;glichen umfassenden Gefahrausschaltung dessen Sache ist aufzukl&#228;ren, warum sich Gefahren aus dieser "arzteigenen" Risikosph&#228;re verwirklichen konnten (Steffen, Neue Entwicklungslinien in der BGH-Recht&#173;sprechung zum Arzthaftungsrecht, 3. Aufl., Seite 116/117; BGH NJW 1984, 1403, 1404). Da&#223; in tats&#228;chlicher Hinsicht in aller Regel von der Voraussetzung der Beherrschbarkeit lagerungsbedingter Gefahren ausgegangen werden kann, hat der Sachver&#173;st&#228;ndige Dr. N. in seinem in der Beru&#173;fungsinstanz erstatteten, ausf&#252;hrlichen und den Senat &#252;berzeugenden Gutachten vom 3. August 1989 (B1. 421, 464, 469 f. d. A.) eindrucksvoll darge&#173;legt, worauf der Senat Bezug nimmt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">b) Die Beklagte zu 4) hat in erster Instanz vorgetragen, da&#223; der Kl&#228;ger bei der Operation am 1. September 1983 in der sogenannten R&#252;ckenlage gelagert wurde, wobei seine Arme gepolstert und gegen ein "Heraush&#228;ngen" gesichert gewesen seien (Bl. 107 d.A.). Erst auf eine Auflage des Landgerichts hin, welcher die Mitteilung des erstinstanzlichen Gutachters vorangegangen war, da&#223; diese Schilderung zur Beurteilung der ordnungsgem&#228;&#223;en Auslagerung des Arms nicht ausreiche (B1. 154 d. A.), hat der fr&#252;&#173;here Beklagte zu 3), jetziger Streithelfer, n&#228;her dargelegt, da&#223; der gesch&#228;digte Arm, nach dorsal ge&#173;dreht, auf einem &#8212;Schiene mit einer Standard-Gummi&#173;polsterung aufgelegen habe, die in einem Winkel von <em>90 </em>&#176; vom Operationstisch bzw. vom-K&#246;rper des Patienten abgespreizt gewesen sei (Bl. 157 d. A.). Diesen Sachverhalt hat der vom Landgericht angeh&#246;rte Beklagte zu 3) in Anwesenheit und unter Billigung des erstinstanzlich zugezogenen Sachverst&#228;ndigen sodann n&#228;her beschrieben (B1. 203 f., Bl. 207 d. A.), dabei aber betont, da&#223; er nur f&#252;r den Zeit&#173;punkt unmittelbar vor Beginn der Operation Beobach&#173;tungen habe machen k&#246;nnen. &#220;ber etwaige Lagever&#228;n&#173;derungen im Verlauf der Operation verm&#246;ge er nichts zu sagen, weil dem Operateur die Sicht auf Arme des Patienten genommen sei. Das stimmt mit den Wahrnehmungen der Mitglieder des Senats &#252;berein, die zu Fortbildungszwecken bei Bauchoperationen zu&#173;gegen waren und gesehen haben, da&#223; bis auf das Ope&#173;rationsfeld der K&#246;rper des Patienten ganz mit T&#252;chern abgedeckt und dem Operateur der Blick auf den Kopf und den Oberk&#246;rper einschlie&#223;lich der Arme des Patienten entzogen ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Welchen Beweiswert das Landgericht der Schildrung des irrt&#252;mlich von ihm einmal als "Zeugen" bezeichneten Beklagten zu 3; beigemessen hat, mag auf sich beruhen. Die bei dem Kl&#228;ger eingetretene Sch&#228;digung des "nervus-ulnaris" kann nach dem ausf&#252;hrlichen, den Senat &#252;berzeugenden Gutachten des Sachverst&#228;n&#173;digen, Privat-Dozent Dr. N., n&#228;mlich nicht unmittelbar durch die Lagerung bei Beginn der Operation eingetreten sein, sondern ist nur als Aus&#173;wirkung einer Kompression denkbar, die w&#228;hrend ei&#173;ner gewissen Zeit angedauert haben mu&#223; (Gutachten BI. 421, 463 bis 466 d. A.). In dieser Hinsicht -vermag sich der Senat jedoch nicht davon zu &#252;ber&#173;zeugen, da&#223; die Beklagte zu 4) als zust&#228;ndige Anae&#173;sthesistin die ordnungsgem&#228;&#223;e Lagerung des _Arms des Kl&#228;gers auf einer hinreichend gepolsterten Abduk&#173;tionsschiene w&#228;hrend der Operation von mehr als drei Stunden Dauer in der gebotenen Weise daraufhin &#252;berwacht hat, da&#223; keine Lagerungssch&#228;den eintreten konnten. Das gilt auch in Ansehung des Umstandes, da&#223; nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs die Beweisanforderungen in dieser Hinsicht nicht sehr hoch anzusetzen sind (BGH NJW 1984, 1403, 1404). Vom Ausgangspunkt her als bedenklich anzusehen ist die zumindest schrifts&#228;tzlich ge&#228;u&#223;erte Meinung der Beklagten zu 4), nicht sie, sondern der Beklagte zu 3), sei f&#252;r die Lagerung des Arms des Kl&#228;gers vor Beginn des Eingriffs zust&#228;ndig gewesen (Bl. 351 d. A.). Das steht mit der Arbeitsteilung, wie sie in der erw&#228;hnten berufsst&#228;ndischen Vereinbarung vorgesehen ist, nicht im Einklang, denn danach ist die Lagerung zu Beginn der Operation ein&#173;deutig eine gemeinsame Aufgabe. Im &#252;brigen hat sich die Beklagte zu 4) bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat an die Einzelheiten der Operation des Kl&#228;gers nicht mehr erinnern k&#246;nnen, was angesichts der verflosse&#173;nen langen Zeitspanne zwar durchaus verst&#228;ndlich ist. Alles, was sie &#252;ber das Geschehen zu berichten wu&#223;te, war deshalb aber nur allgemeiner Natur. Ob der linke Ellenbogen des Kl&#228;gers in einem offenen &#246;der geschlossenen Segment der Schiene zu liegen gekommen ist, ob dieser gegebenenfalls im Ellenbogenbereich mit weichen T&#252;chern unterpolstert war und ob die Lage des Arms des Kl&#228;gers w&#228;hrend der langandauernden Operation mit den durch den Ein&#173;griff ausgel&#246;sten Ersch&#252;tterungen des K&#246;rpers tat&#173;s&#228;chlich l&#252;ckenlos auf schadlose Lagerung &#252;berwacht wurde, steht nicht fest. In dieser Beziehung sind Zweifel verblieben, die durch die Aussagen der Zeu&#173;gen R. und V. nicht ausger&#228;umt werden konn&#173;ten, sondern im Gegenteil eher noch verst&#228;rkt wor&#173;den sind. Die Zeugin R. - als Funktionsober&#173;&#228;rztin u. a. zur &#220;berwachung der damals erst seit drei Monaten in anaesthesiologischer Fachausbildung stehenden Beklagten zu 4), mithin einer Anf&#228;ngerin, eingesetzt - hatte eine etwas abweichende Vorstel&#173;lung von der Auslagerung der Arme bei einer derar&#173;tigen Operation, n&#228;mlich: Auslagerung nur eines, meistens des linken Arms, und zwar so, da&#223; der Handr&#252;cken nach oben zeige. Das entspricht nicht der vom Sachverst&#228;ndigen&#160; Dr. N. beschrie&#173;benen und als richtig beurteilten Supinationsstel&#173;lung (Bl. 467/468 d.A.). Auf Befragen hat die Zeu&#173;gin bez&#252;glich der Intensit&#228;t der Aufsichtsf&#252;hrung einger&#228;umt, da&#223; man in den letzten Jahren darauf aufmerksam geworden sei, da&#223; junge Kollegen einer st&#228;rkeren &#220;berwachung bed&#252;rften, als damals erbracht worden sei. Wenn es richtig ist, da&#223; die Zeugin das Geschehen in sechs Operationss&#228;len gleichzeitig zu &#252;berwachen hatte und - abgesehen von der Hilfe bei Einleitung der Anaesthesie - min&#173;destens einmal st&#252;ndlich bei der Beklagten zu 4) zur &#220;berpr&#252;fung zu erscheinen bem&#252;ht war (Bl. 552/553 d. A.), kann von einer zureichenden, Qualit&#228;tsl&#252;cken vermeidenden &#220;berwachung der Hand&#173;lungsweise der Beklagten zu 4) schwerlich die Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">2. . Das Landgericht ist zu Recht davon ausgegangen, da&#223; die bei dem Kl&#228;ger vorhandene Ulnaris-L&#228;&#173;sion auf die Operation vom 1. September l983 zur&#252;ckgeht. Der Senat tritt den diesbez&#252;glichen Aus&#173;f&#252;hrungen in dem angefochtenen Urteil (Seite 6 - 2, = Bl. 238 - 240 d. A.) bei und macht sie sich zur Vermeidung von Wiederholungen zu eigen (&#167; 546 Abs. 1 ZPO). Erg&#228;nzend ist im Hinblick auf die Be&#173;rufungserwiderung des beklagten Landes nur zu be&#173;merken, da&#223; es f&#252;r seine Behauptung einer anderweitigen Ursache f&#252;r das Leiden des Kl&#228;gers keinerlei begr&#252;ndete Anhaltspunkte gibt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">a) Die Beurteilung des erstinstanzlichen zugezogenen Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. X., wonach Bandscheibenvorf&#228;lle bei dem Kl&#228;ger mit Si&#173;cherheit nicht f&#252;r die Handbeschwerden urs&#228;chlich sind und auch eine Polyneuropathie nicht mit dem Befundbild in &#220;bereinstimmung zu bringen ist, hat der vom Senat zugezogene Sachverst&#228;ndige, Privatdozent Dr. N., in seinem Gutachten best&#228;&#173;tigt (Bl. 460, 461 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">b) Der Sachverst&#228;ndige hat auch <em>die </em>vom Standpunkt des Landgerichts aus folgerichtig nicht weiter vertiefte Frage verneint, ob etwa eine besondere physische Disposition des Kl&#228;gers vorgelegen hat, die - ohne da&#223; eine Verletzung der &#228;rztlichen Sorg&#173;faltspflicht vorgekommen sein mu&#223; - zu den jetzt bestehenden neurologischen Ausf&#228;llen gef&#252;hrt hat. Ein Zusammenhang mit dem an der Ellenseite des linken Unterarms gelegenen Weichteiltumor scheidet aus, weil als Schadensort der&#160; oberfl&#228;chliche Verlauf des Nerven in der N&#228;he der sogenannten Sulcus&#173;strecke im Bereich des Ellenbogens anzusehen ist. Das ergibt sich eindeutig aus den elektroneurogra&#173;phischen Untersuchungen, die bei der Gutachtener&#173;stattung in der Medizinischen Hochschule I. bei dem Kl&#228;ger vorgenommen worden sind (B1. 475, 477, 478 d. A.). Auszuschlie&#223;en sind nach der Be&#173;gutachtung von R&#246;ntgenaufnahmen auch konstitutio&#173;nelle Anomalien bei dem Kl&#228;ger wie das Vorliegen einer abnorm flachen Ellenbogenrinne (B1. 160 d. A.). Auch eine andere disponierende Erkrankung, die heredit&#228;re Neuropathie mit Neigung zu Druckl&#228;hmun&#173;gen peripherer Nerven, hat der Sachverst&#228;ndig Dr. N. ausgeschlossen (B1. 469 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">c) Die Beweisaufnahme in dieser Instanz - soweit der Senat sie wiederholt bzw. erstmals neue Be-weise erhoben hat - best&#228;tigt den Vortrag des Kl&#228;&#173;gers, da&#223; die Beeintr&#228;chtigung der Gebrauchst&#252;ch&#173;tigkeit seiner linken Hand auf die Operation vom 1. September 1983 zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Neben den Zeuginnen C., A. und Y. (31. 566 ff. d. A.) hat der Zeuge Z., Mitpatient des Kl&#228;gers und damals zusammen mit diesem im selben Kranken&#173;zimmer untergebracht, ausgesagt, da&#223; der Kl&#228;ger noch am Operationstage und mehrfach an den Tagen danach gegen&#252;ber den diensthabenden &#196;rzten &#252;ber Schmerzen und Taubheitsgef&#252;hle in der linken Hand geklagt und daraufhin die Antwort erhalten&#160; habe, das lege sich wieder. Der Senat hat keinen Anla&#223;, die Aussage des Zeugen, dessen Anschrift vom Kl&#228;ger erst ermittelt werden mu&#223;te und der nach seinen Be&#173;kundungen seit den damaligen Vorg&#228;ngen keinen Kon&#173;takt zum Kl&#228;ger mehr hatte, zu mi&#223;trauen. Die von ihm wiedergegebenen Einzelheiten f&#252;gen sich in die Schilderungen der Zeuginnen C., A. und Y. ein. Da&#223; demgegen&#252;ber niemand von den vernom&#173;menen &#196;rzten oder Schwestern eine Erinnerung an den Kl&#228;ger hatte, verwundert nicht. Was f&#252;r diesen Personenkreis berufliche, im Zweifel schnell ver&#173;gessene Routionewahrnehmungen sind, pr&#228;gt sich ei&#173;nem Mitpatienten sowie den Angeh&#246;rigen eines Kranken, f&#252;r die das Erleben im Krankenhaus Z&#252;ge des Au&#223;ergew&#246;hnlichen tr&#228;gt, in ganz anderer Weise ein. Auch erscheint es durchaus nachvollziehbar, da&#223; die Behandlungsseite den Beschwerden des Kl&#228;gers, der sich nach den Worten des Zeugen Z. "sehr schwer tat", nicht die objektiv gebotene Aufmerksamkeit hat zuteil werden lassen. Schmerzen in der linken Hand konnten Nachwirkungen des ven&#246;sen Zugangs sein, den man dort f&#252;r die Infusion geschaffen hat&#173;te, Taubheitsgef&#252;hle auf Zirkulationsst&#246;rungen be&#173;ruhen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Berufungserwiderung wird der zeitliche Zusammenhang zwischen der Operation vom 1.September 1983 und den Beschwerden des Kl&#228;gers auch nicht da&#173;durch in Frage gestellt, da&#223; der Kl&#228;ger den Neuro&#173;logen Dr. B. erst am 10. Oktober 1983 aufgesucht hat. Aus den vorgelegten Attesten aus der Zeit zwischen dem 20. September 1983 und dem 18. Oktober 1983 ergibt sich, da&#223; der Kl&#228;ger alsbald nach sei&#173;ner Entlassung aus der Universit&#228;tsklinik des beklagten Landes seine damalige Haus&#228;rztin, Frau Dr. D., aufgesucht und ihr seine Beschwerden ge&#173;schildert hat (BI. 170 - 172 d. A.). So findet sich auf dem Attest vom 29. September 1983 neben der Er&#173;w&#228;hnung der Herniotomie der Hinweis auf "periphere Durchblutungsst&#246;rungen der linken Hand." Unter dem -18. Oktober 1983 ist. ein "Hygrom am linken Handge&#173;lenk" vermerkt, was offensichtlich Bezug zu. dem "weichen Tumor" an der Ellenseite hat. Gleichzeitig wird die &#220;berweisung an einen Neurologen - eben Dr._ B. - ausgesprochen, was den Vortrag des Kl&#228;gers best&#228;tigt, da&#223; die Haus&#228;rztin angesichts der sich nicht zur&#252;ckbildenden Beschwerden erst zu diesem Zeitpunkt die fach&#228;rztliche Konsultation angeordet hat.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">3. Nach dem Vorstehenden kommt es nicht mehr entscheidend darauf an, da&#223; die Haftung des be&#8209;klagten Landes gem&#228;&#223; &#167; 831 Abs. 1 BGB auch wegender Unt&#228;tigkeit des medizinischen Personals in derpostoperativen Phase gegen&#252;ber der Ulnaris-Sch&#228;di&#8209;gung des Kl&#228;gers begr&#252;ndet w&#228;re. Der Senat h&#228;lt esf&#252;r bewiesen, da&#223; der Kl&#228;ger seine Beschwerden &#252;berdie Folgen der Ulnaris-Kompression vorgebracht hat.Hierauf h&#228;tte von seiten der Universit&#228;tsklinik mit diagnostischen und therapeutischen Ma&#223;nahmen reagiert werden m&#252;ssen. Die Unterlassung stellt einenBehandlungsfehler dar. Nach dem mehrfach erw&#228;hnten,den Senat &#252;berzeugenden Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Dr. N. besteht f&#252;r die R&#252;ckbildung lagerungsbedingter Ulnaris-L&#228;hmungen eine g&#252;nstige Prognose, wenn weitere sch&#228;digende Kompressionen z. B. durch Polsterung vermieden und rechtzeitig krankengymnastische &#220;bungen durchgef&#252;hrt werden (Seite 43 f. des Gutachtens = Bl. 466/467. d.A.). Der Beweis, da&#223; auch bei rechtzeitigem korrigieren&#173;den Eingreifen das jetzt bestehende Schadensbild eingetreten w&#228;re, ist nicht gef&#252;hrt und wirkt sich zu Lasten des beklagten Landes aus.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">II. Der Rechtsstreit ist - mit Ausnahte eines Teils des Schmerzensgeldanspruchs und. der Kosten des "Instituts f&#252;r Medizinschaden-Begutachtung", wor&#252;ber der. Senat vorab befindet (&#167; 301 ZPO) - nicht zur Entscheidung reif. Soweit der Kl&#228;ger den Ersatz von Verdiensteinbu&#223;en begehrt (Antrag zu 2 a) kann nur ein Zwischenurteil &#252;ber den Grund (&#167; 304 ZPO) ergehen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">1 a) Eine Entscheidungsreife bez&#252;glich der H&#246;he des Anspruchs auf Ersatz des Erwerbsschadens (Antrag&#160; zu 2 a) fehlt zun&#228;chst deshalb, weil die Schadensbe&#173;rechnung des Kl&#228;gers der sogenannte "Brutto-Metho&#173;de" folgt (vgl. Klageschrift, Bl. 8 d.A.). DieseBerechnungsweise ist jedoch vorliegend nicht anwendbar, weil der Kl&#228;gerin Anspruchszeitraum Kran&#173;kengeld und Erwerbsunf&#228;higkeitsrente, mithin steuerfreie oder zumindest weitgehend steuerfreie Be&#173;z&#252;ge, erhalten hat, die er sich wegen des gesetzlichen Anspruchs&#252;bergangs bzw. aus Gr&#252;nden der Vorteilsausgleichung anrechnen lassen mu&#223;. Auf den zu ersetzenden Differenzbetrag erfallen in solch einem Fall keineswegs die Steuern und Abgaben, die auf das entgangene Erwerbseinkommen zu zahlen gewesen w&#228;ren. Vielmehr findet hier die sogenannte "modifi&#173;zierte Nettolohn-Methode" Anwendung. Das Einkommen ist vorab um die Sozialbeitr&#228;ge zu bereinigen; Steuern sind abzuziehen. Der Anfall von Einkommens&#173;steuer auf die zu zahlende Schadensersatzleistung ist gesondert darzulegen und gegebenenfalls durch die Vorlage des Einkommenssteuerbescheides nachzu&#173;weisen (vgl. Wussow-K&#252;ppersbusch, Ersatzanspr&#252;che bei Personensch&#228;den, 4. Aufl., Rn. 48 ff., 50, 55; Schloen-Steinfeltz, Regulierung von Personensch&#228;den, 1987, Kap. 6 Rn. 109 ff., Geigel, Der Haft&#173;pflichtproze&#223;, 19. Aufl., Kap. 4, Rn. 175 ff.; BGH VersR 1980, 529; BGH VersR 1983, 149; BGH NJW 1986, 245; BGH NJW-RR 1986, 1216; BGH NJW-RR 1988, 470). Der Kl&#228;ger wird seinen Vortrag auf diese Gegeben&#173;heiten einzurichten haben.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">b) Dar&#252;ber hinaus umfa&#223;t der Ausspruch des Senats, da&#223; die Kluge dem Grunde nach gerechtfertigt ist, noch nicht die Feststellung, da&#223; der Kl&#228;ger infolge der Ulnaris-L&#228;sion erwerbsunf&#228;hig geworden ist und da&#223; ihm deshalb die Einkommensdifferenz zwischen seinem Maurerlohn und dem Krankengeld bzw. den Rentenleistungen vom 16. September 1983 bis zum 30. September 1988 geb&#252;hrt. Vielmehr bedarf es ungeachtet der dem Kl&#228;ger gem. &#167; 251 BGB zugutekommenden Beweiserleichterungen n&#228;herer Darlegungen und Beweise dazu, welcher Erwerbsschaden konkret eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war zum Schadenszeitpunkt 53 Jahre alt. Seine Behandlung in der Universit&#228;tsklinik des beklagten Landes erfolgte wegen eines schwerwiegenden beidseitigen Hernienrezidivs, das - wie der Streit&#173;helfer zu 3) vor dem Landgericht geschildert hat - in einem zeitlich ausgedehnten Eingriff unter An&#173;wendung einer schwierigen Operationstechnik besei&#173;tigt werden mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">In Anbetracht der Tatsache, da&#223; es sich bei Lei&#173;stenbr&#252;chen geradezu um eine Berufskrankheit von solchen Berufsangeh&#246;rigen handelt, deren T&#228;tigkeit - wie das bei Maurern. der Fall ist - das Anheben und Tragen schwerer Lasten mit sich bringt, kann nicht - wie der Kl&#228;ger nach Antrag und Klageschrift meint - ohne weiteres davon ausgegangen werden, da&#223; er ohne Ulnaris-L&#228;sion nach seiner am 15. Sep- tember 1983 erfolgten Entlassung aus der Universit&#228;tsklinik&#160; vom Folgetag an wieder arbeitsf&#228;hig ge&#173;wesen w&#228;re. Der Kl&#228;ger hat im Schriftsatz vom 2. Dezember 1987 selbst vorgetragen, da&#223; die &#196;rzte der Universit&#228;tsklinik ihn bis zum 20. September 1983 krank geschrieben h&#228;tten (Bl. 168 d. A.) und er sich sodann wegen eines Anschlu&#223;attests an seine Haus&#228;rztin gewandt habe. Zu beachten ist auch der Schlu&#223;bericht der Universit&#228;tsklinik vom 21. Sep&#173;tember&#160; 1983 &#252;ber die Behandlung des Kl&#228;gers an Frau Dr. D., in dem es hei&#223;t, man habe dem Kl&#228;ger geraten, "f&#252;r die n&#228;chsten drei Monate schwere k&#246;r&#173;perliche Arbeit zu meiden". Aus dem in der Krankenakte des Neurologen Dr. B. befindlichen vertrau&#173;ens&#228;rztlichen Gutachten ergibt sich die Beurtei&#173;lung, da&#223; der Kl&#228;ger "vorgealtert" erscheine, was auch der Sachverst&#228;ndige Dr. N., hiervon unabh&#228;ngig, vermerkt hat (S. 25.= Bl. 448 d A.); ferner, da&#223; ihm seine Stellung als Maurer seit dem 7. November 1983 gek&#252;ndigt sei. Da&#223; der Kl&#228;ger kei&#173;neswegs nur an den hier in Rede stehenden Beschwer&#173;den der linken Hand litt, sondern auch infolge ei&#173;nes fr&#252;heren Bicepsabrisses Kraft- und Gef&#252;hlsein&#173;schr&#228;nkungen im rechten Arm und in der rechten Hand aufwies, ergibt sich aus den &#252;bereinstimmenden Feststellungen der Gutachter Prof. Dr. X. (Seite 15 = Bl. 153 d. A.) und Dr. N. (Seite 27 f. = Bl. 450, 451 d. A.). Hinzu kommen u. a. noch Beschwerden im Halswirbels&#228;ulenbereich, die bei der station&#228;ren Behandlung des Kl&#228;gers der Neurochirurgischen Universit&#228;tsklinik vom 30. November 1983 bis 22. Dezember 1983, ebenfalls Gegen&#173;stand der Diagnose und Therapie waren. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Einsch&#228;tzung des Sachverst&#228;ndigen Dr. N., da&#223; die linkssei&#173;tige Ulnaris-L&#228;hmung mit von Anfang an nur relativ leichten motbrischen und sensiblen Ausf&#228;llen ver&#173;bunden war, wird zu pr&#252;fen sein, ob und welche&#160; Verk&#252;rzung der Lebensarbeitszeit des Kl&#228;gers infolge der Nervsch&#228;digung tats&#228;chlich eingetreten ist. Da&#173;bei wird die Frage eine Rolle spielen, wie lange die Arbeitgeberin des Kl&#228;gers, die Firma E., Bauunternehmung GmbH in F., den Kl&#228;ger ohne den streitgegenst&#228;ndlichen Schadensfall weiter besch&#228;ftigt haben w&#252;rde. In dieser Hinsicht k&#246;nnte auch das statistische Durchschnittsalter der Ange&#173;h&#246;rigen des Maurerberufs bei ihrer Zurruhsetzung eine Rolle spielen. Nach den allerdings nur auf tats&#228;chlichen Beobachtungen beruhenden Mutma&#223;ungen des Senats d&#252;rfte in dieser Hinsicht nur in den seltensten F&#228;llen das 60. oder gar das 65.&#160; Lebens&#173;jahr erreicht werden. Die Parteien werden auf diese Gesichtspunkte im H&#246;heverfahren Bedacht zu nehmen haben.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">c) Dieselben Gesichtspunkte gelten hinsichtlich des Feststellungsantrags, dessen Begr&#252;ndetheit sich derzeit noch nicht abschlie&#223;end einsch&#228;tzen l&#228;&#223;t. Es ist denkbar, da&#223; f&#252;r den Zeitraum &#252;ber um 20. September 1988 hinaus, der mit dem Antrag abgedeckt werden soll, sich ein Schaden nicht mehr mitder erforderlichen Wahrscheinlichkeit ergeben&#160; wird.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">d) Von einer Zur&#252;ckverweisung an das Landgericht hinsichtlich der im H&#246;heverfahren und bez&#252;glich der nicht erledigten Teile des Rechtsstreits zu tref&#173;fenden Feststellungen gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 Nr. 3 ZPO sieht der Senat zur Vermeidung der Zerrei&#223;img des Rechtsstreits ab (vgl. BGH VersR 1962, 252; BGH NJW 1988, 1984). Es erscheint vielmehr als sachdien&#173;lich, da&#223; der Senat selbst den Rechtsstreit demn&#228;chst abschlie&#223;end entscheidet (&#167; 540 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">2. Entscheidungsreif und gerechtfertigt ist die Klage (Antrag zu 1), als dem Kl&#228;ger nach dem jetzigen Sach- und Streitstand gem&#228;&#223; &#167; 847 Abs. 1 BGB ein Schmerzensgeld von 10.000,00 DM nebst den zuerkannten Zinsen (&#167; 291 BGB) zusteht. Dieser Betrag ist nach Auffassung des Senats ausreichend, aber auch erforderlich, um dem Kl&#228;ger f&#252;r das ihm entstandene Unrecht eine Genugtuung zu verschaffen sowie einen Ausgleich f&#252;r die Schmerzen, Beschwer&#173;den und Nachteile, die er durch die Auswirkung der Ulnaris-L&#228;sion - abgesehen von der noch fraglichen vorzeitigen Zurruhesetzung - jedenfalls erlitten hat. Dabei w&#252;rdigt der Senat, da&#223; der Kl&#228;ger sich einer - leider erfolglos gebliebenen - Nachoperation zur Verlegung des Nervenverlaufs unterziehen mu&#223;te, da&#223; er glaubhaft bis heute Taubheitsgef&#252;hle und Schmerzsensationen versp&#252;rt und da&#223; die Ein&#173;schr&#228;nkung der Gebrauchst&#252;chtigkeit der linken Hand mit Ansatz zur Krallenbildung am Kleinfinger und am Ringfinger einen Dauerschaden darstellt, der sich wahrscheinlich kaum mehr merkbar zur&#252;ckbilden wird. Dadurch ist der Kl&#228;ger erfahrungsgem&#228;&#223; auch in sei&#173;ner allgemeinen Lebensf&#252;hrung nicht unerheblich be&#173;eintr&#228;chtigt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Sollte sich erweisen, da&#223; der Kl&#228;ger infolge der Sch&#228;digung erheblich vorzeitig erwerbsunf&#228;hig ge&#173;worden ist, k&#246;nnte der Schmerzensgeldbetrag im er&#173;forderlichen Umfang aufgestockt werden. Jedenfalls h&#228;lt es der Senat in Anbetracht vor allem der Ausgleichsfunktion des Schmerzensgeldes f&#252;r angezeigt, da&#223; der Kl&#228;ger, nunmehr 6 1/2 Jahre nach dem Scha&#173;densfall, eine Abgeltung f&#252;r diejenigen Beeintr&#228;chtigungen erh&#228;lt, die zum jetzigen Zeitpunkt unzweifelhaft vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">3. Demgegen&#252;ber steht dem Kl&#228;ger der mit dem Antrag. zu 2 b&#160; geltend gemachte Ersatz von 1.075,02 DM, die er f&#252;r die Stellungnahmen des "Instituts f&#252;r Medizinschaden-Begutachtung" aufgewandt hat, nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Es gen&#252;gt nicht, da&#223; diese Schadensposition "ad&#173;&#228;quat-kausal" durch den dem Kl&#228;ger entstandenen K&#246;rperschaden verursacht worden ist. Werden im Zu&#173;sammenhang mit einem Schadensfall Aufwendungen ge&#173;t&#228;tigt, so kommt ein Ersatzanspruch nur in Be&#173;tracht, wenn diese im Sinne von &#167; 249 <em>S. </em>2 BGB not&#173;wendig gewesen sind. Diese Voraussetzung ist hier nicht erf&#252;llt. Ging es dem Kl&#228;ger um die Gewinnung von Erkenntnissen, ob ein &#228;rztlicher Kunstfehler vorlag, so h&#228;tte er sich an die "Gutachterkommis&#173;sion f&#252;r &#228;rztliche Behandlungsfehler" bei der &#196;rztekammer G. wenden k&#246;nnen. Diese h&#228;tte - nach Beiziehung der &#228;rztlichen Unterlagen - un&#173;entgeltlich ein fachlich kompetentes Gutachten ge&#173;fertigt und den Kl&#228;ger in den Stand gesetzt, seine Erfolgsaussichten zutreffend einzusch&#228;tzen. Die Kenntnis dieser M&#246;glichkeit ist seit langem im Kreise solcher Anw&#228;lte, die sich des &#214;fteren&#160; mit Arzthaftpflichtf&#228;llen belassen, allgemein verbreitet. Eine Erstattung der - gemessen an den Verg&#252;&#173;tungssatzen des ZSEG - schon ausweislich des Stun&#173;densatzes von 120,00 DM zuz&#252;glich Mwst. &#252;berh&#246;hten Kosten f&#252;r die beiden fast identischen Gutachten des "Instituts f&#252;r Medizinschaden-Begutachtung" vom 1. April 1985 und vom 15. August 1985 steht auch die Tatsache entgegen, da&#223; beide Ausarbeitungen zur Kl&#228;rung des Sachverhalts so gut wie nichts beitra&#173;gen. Die "Gutachten" bestehen ganz &#252;berwiegend aus Ablichtungen von den Kl&#228;ger betreffenden Unterla&#173;gen, die er selbst oder sein Proze&#223;bevollm&#228;chtigter eingereicht haben mu&#223;, ferner von Ablichtungen aus Lehrb&#252;chern und einer im Verh&#228;ltnis zum Gesamtauf&#173;wand schon r&#228;umlich au&#223;erordentlich bescheidenen "Beurteilung", die sich kaum auf einen wirklich festgestellten Sachverhalt, sondern auf Mutma&#223;ungen st&#252;tzt und die im &#252;brigen (vgl. jeweils Seite 20) eher Elemente einer Rechtsberatung als einer medi&#173;zinischen Begutachtung enth&#228;lt. Hierf&#252;r kann eine Kostenerstattung nicht gefordert werden.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kobtenentscheidung hinsichtlich der mit diesem Teil- und Grundurteils noch nicht abschlie&#223;end ent&#173;schiedenen&#160; Sache mu&#223; dem Schlu&#223;urteil vorbehalten bleiben. Gem&#228;&#223; &#167; 708 Ziff. 10 i. V. m. &#167; 711 und &#167; 108 ZPO war lediglich - soweit erkannt - die Ent&#173;scheidung &#252;ber den Schmerzensgeldanspruch f&#252;r vor&#173;l&#228;ufig vollstreckbar zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwer der Beklagten:</u> &#252;ber 40.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwer des Kl&#228;gers:</u> unter 40.000,00 DM.</p>
315,122
ag-aachen-1990-03-30-81-c-43689
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
81 C 436/89
1990-03-30T00:00:00
2019-03-13T14:46:59
2022-10-18T15:09:04
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1990:0330.81C436.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreites tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage macht die Kl&#228;gerin Schadensersatzanspr&#252;che gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 325, 326 BGB geltend, nachdem der Beklagte mit Schreiben vom 27.02.1989 den sofortigen R&#252;cktritt von dem Vertrag mit der Kl&#228;gerin erkl&#228;rt hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hatte am 06.04.1988 einen Anschlie&#223;ungsantrag der Kl&#228;gerin f&#252;r einen Breitbandkabelanschlu&#223; ausgef&#252;llt und unterzeichnet. Auf der R&#252;ckseite dieses Antrages sind die "Bestimmungen f&#252;r den Breitbandkabelanschlu&#223;" abgedruckt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vertritt die Auffassung, da&#223; der Anschlu&#223;vertrag f&#252;r einen Breitbandkabelanschlu&#223; zwischen den Parteien durch Scharfschaltung des &#220;bergabepunktes des f&#252;r den Beklagten bestimmten Kabelanschlusses durch die Deutsche Bundespost zustande gekommen sei. Insoweit beruft sie sich auf die Regelung unter Nr. 3 ihrer Bestimmungen. Au&#223;erdem behauptet die Kl&#228;gerin, sie habe am 29.11.1988 eine Handwerksfirma mit der technischen Durchf&#252;hrung des Anschlusses des Beklagten beauftragt. Dieser habe in der nachfolgenden Zeit vergeblich versucht, mit dem Beklagten einen Termin zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der H&#246;he und der Zusammensetzung des geltend gemachten Schadensersatzanspruches wird auf den Inhalt der Klageschrift vom 05.09.1989 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> den Beklagten zu verurteilen, an sie einen Betrag in H&#246;he von 273,60 DM</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> nebst 4 % Zinsen seit dem 11. Mai 1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beruft sich unter anderem darauf, da&#223; die Regelung in Ziffer 3 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin gegen die Vorschrift des &#167; 10 Ziffer 1 AGBG versto&#223;e und er deshalb zum R&#252;cktritt von dem Vertragsangebot berechtigt gewesen sei. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze vom 05.09.1989, 05.10.1989, 12.10.1989, 11.10.1989, 08.11.1989, 06.11.1989, 10.11.1989, 20.11.1989, 05.12.1989, 04.01.1990, 23.01.1990, 29.01.1990 und 09.02.1990 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ein Schadensersatzanspruch der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 325, 326 BGB besteht nicht. Denn entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin ist zwischen den Parteien hinsichtlich des Breitbandkabelanschlusses im Hause des Beklagten kein Anschlie&#223;ungsvertrag zustande gekommen. Denn die Ziffer 3 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin enth&#228;lt insoweit die Bestimmung, da&#223; der Vertrag mit der Bereitstellung und Schaltung des Breitbandkabelanschlusses f&#252;r den Anschlu&#223;teilnehmer beginnt. Diese Bestimmung ist dahingehend zu verstehen, da&#223; der Vertrag dann zustande kommt, wenn in der Wohnung des jeweiligen Anschlu&#223;teilnehmers die Anschlu&#223;dose installiert wurde, so da&#223; der Anschlu&#223;teilnehmer in der Lage ist, den Breitbandkabelanschlu&#223; auch zu nutzen. Denn erst ab diesem Zeitpunkt steht der Anschlu&#223; f&#252;r den jeweiligen Anschlu&#223;teilnehmer auch tats&#228;chlich bereit. Da&#223; der Vertrag erst zu diesem Zeitpunkt beginnen soll und nicht erst, wie von der Kl&#228;gerin behauptet, bei Bereitstellung und Scharfschaltung des Breitbandkabelanschlusses in Form der Errichtung der Hausverteilanlage, ergibt sich aus dem nachfolgenden Text der Ziffer 3 der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin. Denn in diesem Text wird unterschieden zwischen den Begriffen Breitbandkabelanschlu&#223; und Breitbandkabelanlage. Dieser Text ist nur dahingehend zu verstehen, da&#223; es sich bei dem Begriff Breitbandkabelanlage um die im Haus befindliche Hausverteilanlage handelt, an die sodann der Breitbandkabelanschlu&#223; herzustellen ist. Eine Herstellung des Breitbandkabelanschlusses des Beklagten an die Breitbandkabelanlage ist aber unstreitig nicht geschehen, so da&#223; insoweit auch kein Anschlie&#223;ungsvertrag zwischen den Parteien zustande gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist insoweit auch nicht mehr an sein schriftliches Angebot vom 06.04.1988 zum Abschlu&#223; eines Vertrages auf Anschlie&#223;ung gebunden. Die Kl&#228;gerin kann sich insoweit nicht auf Ziffer 3 ihrer Bestimmungen f&#252;r den Breitbandkabelanschlu&#223; berufen. Denn diese Bestimmung ist wegen Versto&#223;es gegen &#167; 10 Ziffer 1 AGBG unwirksam. Nach dieser Vorschrift ist eine Bestimmung in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen insbesondere dann unwirksam, wenn sich der Verwender der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen durch diese Bestimmung eine unangemessen lange oder nicht hinreichend bestimmte Frist f&#252;r die Annahme oder Ablehnung eines Angebots oder die Erbringung einer Leistung vorbeh&#228;lt. Die Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin enthalten insoweit eine nicht hinreichend bestimmte Frist f&#252;r die Annahme eines Angebots im Sinne dieser Vorschrift. Denn eine Frist ist nur dann hinreichend bestimmt, wenn der Kunde ohne Schwierigkeit und rechtliche Beratung feststellen kann, wann die Bindung an sein Angebot endet (vgl. Palandt-Heinrichs, BGB, 48. Auflage, &#167; 10 AGBG Anmerkung 1 c mit Rechtsprechungsnachweis). Dies ist aber im vorliegenden Fall gerade nicht der Fall. F&#252;r den Beklagten war bei Abgabe seines Angebots vom 06.04.1988 in Anbetracht des Inhaltes der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Kl&#228;gerin nicht feststellbar, wie lange er an sein Angebot gebunden sein sollte. Denn gem&#228;&#223; Ziffer 3 der Bestimmungen der Kl&#228;gerin wird der Anschlu&#223; an die Breitbandkabelanlage hergestellt, sobald das Einverst&#228;ndnis des Grundeigent&#252;mers f&#252;r die Errichtung einer Breitbandkabelanlage vorliegt, sich eine hinreichende Zahl von Anschlu&#223;teilnehmern in dem Geb&#228;ude anschlie&#223;en und die technischen Voraussetzungen von der Deutschen Bundespost geschaffen sind. In Anbetracht dieser Voraussetzungen f&#252;r die Annahme des Angebots des Beklagten durch die Kl&#228;gerin war der Beklagte als Kunde nicht in der Lage, ein Fristende selbst zu errechnen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin kann die fehlende Berechenbarkeit auch nicht durch einen sachlichen Grund f&#252;r die Unbestimmtheit gerechtfertigt werden. Zum einen w&#252;rde dies unmittelbar dem Wortlaut und dem Sinn und Zweck des &#167; 10 Ziffer 1 AGBG widersprechen. Zum anderen hat die Kl&#228;gerin auch nicht substantiiert vorgetragen, da&#223; es nicht m&#246;glich ist, mit der xxxxxxxxxxxxx einen zeitlich fixierten Zeitraum f&#252;r die von dieser auszuf&#252;hrenden Arbeiten zu vereinbaren. W&#252;rde man der Auffassung der Kl&#228;gerin folgen, w&#252;rde dies auch die Schutzvorschrift zugunsten des Kunden gem&#228;&#223; &#167; 11 Ziffer 8 AGBGB unterlaufen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Aus den genannten Gr&#252;nden ist der Anschlie&#223;ungsvertrag mit der Kl&#228;gerin nicht bereits durch die Scharfschaltung des &#220;bergabepunktes durch die Deutsche Bundespost am 31.10.1988 zustande gekommen. Die Kl&#228;gerin hat auch nicht substantiiert vorgetragen, da&#223; das Angebot des Beklagten auf Abschlu&#223; eines Anschlie&#223;ungsvertrages von ihr bis zum Eingang der R&#252;cktrittserkl&#228;rung des Beklagten vom 27.02.1989 angenommen worden ist. Nach Zugang des Schreiben vom 27.02.1989 war keine Annahmeerkl&#228;rung seitens der Kl&#228;gerin mehr m&#246;glich, da das Schreiben auch einen Widerruf im Sinne des &#167; 2 Absatz 1 Nr. 1 des Gesetzes &#252;ber den Widerruf von Haust&#252;rgesch&#228;ften und &#228;hnlichen Gesch&#228;ften darstellt. Da der Beklagte zwecks Unterzeichnung des Anschlu&#223;antrages unstreitig durch den Mitarbeiter der Kl&#228;gerin im Bereich seiner Privatwohnung aufgesucht wurde, findet gem&#228;&#223; &#167; 1 des genannten Gesetzes dieses Anwendung. Zwar wurde der Beklagte unstreitig gem&#228;&#223; &#167; 2 dieses Gesetzes ordnungsgem&#228;&#223; &#252;ber sein Widerrufsrecht belehrt mit der Folge, da&#223; der Widerruf binnen einer Frist von 1 Woche schriftlich zu erfolgen hatte (&#167; 1 Absatz 1 des Gesetzes &#252;ber den Widerruf von Haust&#252;rgesch&#228;ften und &#228;hnlichen Gesch&#228;ften). Dieses Widerrufsrecht entsteht aber erst vom Zeitpunkt des Vertragsschlusses an (vgl. Palandt-Putzo, &#167; 1 des Gesetzes &#252;ber den Widerruf von Haust&#252;rgesch&#228;ften und &#228;hnlichen Gesch&#228;ften, Anmerkung 5 b). Da der Vertrag aber noch nicht zustande gekommen war, hatte der Lauf dieser Frist noch nicht begonnen mit der Folge, da&#223; der Beklagte zum Widerruf seines Angebotes zum Abschlu&#223; des Vertrages berechtigt war. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In diesem Falle ist aber eine Anspruchsgrundlage f&#252;r die von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Schadensersatzanspr&#252;che nicht ersichtlich. Insbesondere greift nicht die Vorschrift des &#167; 3 des Gesetzes &#252;ber den Widerruf von Haust&#252;rgesch&#228;ften und &#228;hnlichen Gesch&#228;ften ein.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert:</u> 273,60 DM.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">X</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Richterin </p>
315,123
olgk-1990-03-29-5-u-15189
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 151/89
1990-03-29T00:00:00
2019-03-13T14:47:00
2022-10-18T15:09:02
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0329.5U151.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 16.03.1989 verk&#252;ndete Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 25 0 310/88 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><p>Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 6.700,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><p>Der Kl&#228;gerin wird gestattet, die Sicherheitsleistung auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer bundesdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse zu erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist das einzige Kind ihres am 08.09.1987 t&#246;dlich verungl&#252;ckten Vaters.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dieser hatte bei der Beklagten unter der Versicherungsschein-Nr. xxx eine Lebensversicherung abgeschlossen. Die Versicherungssumme&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; betrug 500.000,00 DM. Versicherungsbeginn war der 01.12.1984.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Als bezugsberechtigt im Erlebensfall ist der Vater der Kl&#228;gerin als versicherte Person bezeichnet. Bezugsberechtigt im Todesfall "sind die Kinder der versicherten Person."</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Sicherungsvertrag vom 24.04.1985 trat der Vater der Kl&#228;gerin die Anspr&#252;che aus dem Lebensversicherungsvertrag in voller H&#246;he sicherungshalber an die xxx ab. In Ziffer 4 und 5 dieses Vertrages ist bestimmt:</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">4 "Der Sicherungsgeber widerruft f&#252;r die Dauer der Abtretung eine etwa bestehende Bezugsberechtigung. Diesem Widerruf stimmt der unwiderruflich Bezugsberechtigte durch Mitunterzeichnung hiermit zu. Wenn die Bank die abgetretenen Versicherungsanspr&#252;che freigibt, lebt die Bezugsberechtigung wieder auf; ein &#252;berschu&#223; aus der Verwertung der Versicherungsanspr&#252;che ist von der Bank an den bisherigen Bezugsberechtigten auszuzahlen.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">5. Der Sicherungsgeber &#252;bergibt der Bank den Versicherungsschein einschlie&#223;lich s&#228;mtlicher Nachtr&#228;ge bzw. tritt der Bank seinen Anspruch auf Herausgabe des Versicherungsscheins samt Nachtr&#228;gen gegen Dritte ab."</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls unter dem 24.04.1985 unterzeichnete der Vater der Kl&#228;gerin folgende, sich an den Vertragstext anschlie&#223;ende vorgedruckte Erkl&#228;rung, die an die Beklagte gerichtet ist:</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">"Hiermit wird angezeigt, da&#223; die in dem vorstehenden Abtretungsvertrag bezeichneten Rechte zum Zwecke der Kreditsicherung abgetreten worden sind. F&#252;r die Dauer dieser Abtretung wird ein Bezugsrecht insoweit widerrufen, als es den Rechten der Bank entgegensteht."</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Datum vom 11.07.1985 &#252;bersandte die xxx den Sicherungsvertrag nebst vorbezeichneter Erkl&#228;rung an die Beklagte.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tode des Vaters der Kl&#228;gerin gab <strong>die xxx</strong> die Anspr&#252;che aus dem Versicherungsvertrag frei, nachdem die gesicherten Verbindlichkeiten anderweitig abgel&#246;st worden waren. Nach Vorlage des Versicherungsscheins zahlte die Beklagte die Versicherungssumme aus, und zwar an die in einer vom 09.07.1985 datierenden "Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung" als Bezugsberechtigte benannte Frau xxx und einen Teilbetrag an die xxx.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Erbschaft nach ihrem Vater ausgeschlagen und nimmt die Beklagte auf Auszahlung eines Teilbetrages der Versicherungssumme in H&#246;he von 50.000,00 DM in Anspruch.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 50.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">beantragt.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage durch Urteil vom 16.03.1989, auf das vollinhaltlich Bezug genommen wird, abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht unter anderem ausgef&#252;hrt: Das wirksam widerrufene Bezugsrecht zugunsten der Kl&#228;gerin sei nicht wieder an sie zur&#252;ckgefallen, sondern untergegangen. Ein Wiederaufleben des Bezugsrechts scheide bei einer Freigabe nach Eintritt des Versicherungsfalles aus.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 11.05.1989 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 12.06.1989 (Montag) Berufung eingelegt und das Rechtsmittel nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 16.10.1989 am 13.10.1989 begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor:</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts sei davon auszugehen, da&#223; ihr Bezugsrecht mit der Abtretung nicht v&#246;llig untergegangen, sondern mit Freigabe der Versicherungsanspr&#252;che wieder aufgelebt sei. Die Klausel im Sicherungsvertrag enthalte keinen Hinweis darauf, da&#223; das Wiederaufleben der Bezugsberechtigung nur f&#252;r den Fall eintrete, da&#223; die Freigabe vor dem Tode des Versicherungsnehmers erfolge.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen trete der Bezugsberechtigte bei einer Sicherungsabtretung im Rang nur hinter dem Sicherungsnehmer zur&#252;ck.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zugunsten von Frau xxx sei ein Bezugsrecht nicht eingr&#228;umt worden, da ihr Vater die Erkl&#228;rung vom 09.07.1985 nicht unterzeichnet habe (Beweis: Sachverst&#228;ndigengutachten).</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Eine Leistungsbefreiung der Beklagten sei nicht eingetreten, weil sie gewu&#223;t habe, zumindest aber grob fahrl&#228;ssig nicht gewu&#223;t habe, da&#223; Frau xxx nicht der wahre Bezugsberechtigte gewesen sei. Es werde bestritten, da&#223; die Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung der Beklagten vor dem Tode ihres Vaters zugegangen sei. Aus Vorg&#228;ngen nach dem Tode ihres Vaters m&#252;sse der Eindruck gewonnen werden, da&#223; nach dessen Tod die ihm pers&#246;nlich oder finanziell verbundenen Personen, Frau xxx, Herrn xxx Herr xxx und auch der Vater von Herrn xxx gegebenenfalls unter Mitwirkung weiterer Personen, die urspr&#252;ngliche Bezugsberechtigung zu ihren Gunsten ohne Einwilligung des Versicherungsnehmers nachtr&#228;glich in der Weise ge&#228;ndert h&#228;tten, da&#223; zum einen Teil Frau xxx und zum anderen Teil "die Eltern" ihres Vaters bezugsberechtigt sein sollten. Dadurch sollte sie &#252;bervorteilt werden.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung nach ihrem erstinstanzlichen Schlu&#223;antrag zu erkennen;</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, Sicherheitsleistung auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen. Sie tr&#228;gt vor:</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Bezugsberechtigung der Kl&#228;gerin sei durch die Bezugsrechs&#228;nderung vom 09.07.1985 zugunsten von Frau xxx <strong>entfallen.</strong> Es k&#246;nne keine Rede davon sein, da&#223; die Unterschrift des Versicherungsnehmers unter der Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung gef&#228;scht sei. Die Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung sei in den R&#228;umen der xxx unterzeichnet worden (Beweis: <strong>Zeuge xxx).</strong> Sie sei durch die Zahlungen an Frau xxx bzw. die xxx frei geworden.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den gesamten vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung der Kl&#228;gerin ist in der Sache selbst nicht begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage im Ergebnis zu Recht abgewiesen.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehen aus der Lebensversicherung Nr. xxx Anspr&#252;che gegen die Beklagte nicht zu.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">1.) Zwar ist durch die Entscheidung des Bundesgerichtshofes (r + s 90, 30 = VersR 1989, 1289) klargestellt, da&#223; jedenfalls bei einer Sicherungsabtretung die Abtretung der Rechte des Versicherungsnehmers aus einer Lebensversicherung nicht den konkludenten Widerruf einer etwaigen Bezugsberechtigung bedeutet. Bei einem Widerruf des Bezugsrechts "f&#252;r die Dauer der Abtretung" und "als es den Rechten der Bank entgegensteht" handelt es sich auch nicht um einen sachlich unbeschr&#228;nkten Widerruf, der durch die Erf&#252;llung des Sicherungszwecks aufl&#246;send bedingt ist. Aufl&#246;send bedingt ist der Widerruf vielmehr durch die R&#252;ckabtretung.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Bei einer Sicherungsabtretung wie hier ist die vor-formulierte Widerrufsklausel vielmehr dahin zu verstehen, da&#223; der Versicherungsnehmer mit ihr die von ihm ausgesprochenen Bezugsrechtsbenennungen nicht vollst&#228;ndig widerruft, sondern nur dahin einschr&#228;nkt, da&#223; sie hinter den vereinbarten vorrangigen Sicherungszweck zugunsten der Bank zur&#252;cktreten. Nicht von der Bank ben&#246;tigte Teile der Versicherungssumme werden von ihr daher nicht erfa&#223;t. Insoweit bleiben die nur zur&#252;ckgesetzten Bezugsrechte vielmehr voll wirksam (vgl. BGH r + s 90, 30, 31 = VersR 1989, 1289, 1290).</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">2.) Die vorbezeichneten Grunds&#228;tze der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes sind im Streitfall jedoch nicht geeignet, der Klage zum Erfolg zu verhelfen.</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls ist die Beklagte durch die unter anderemauch an Frau xxx erbrachten Zahlungen gem&#228;&#223;11 Abs. 1 S. 1 der dem Versicherungsvertrag unstreitig zugrunde liegenden Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die kapitalbildende Lebensversicherung (AVB) i. V. m. &#167;&#167; 4 Abs. 1 VVG, 808 BGB gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin frei geworden.</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">a) Nach &#167; <strong>11</strong> Abs. 1 S. 1 AVB (= &#167; 13 ALB = &#167; 11 ALB u. F.) kann der Versicherer den Inhaber des Versicherungsscheins als berechtigt ansehen, &#252;ber die Rechte aus dem Versicherungsvertrag zu verf&#252;gen, insbesondere Leistungen in Empfang zu nehmen. Vorliegend war die xxx als Zessionarin Inhaber des Versicherungsscheins. Mit Schreiben vom 30.09.1987 (B1. 170 f) hat sie den Versicherungsschein unter Bezugnahme auf die Abtretung vom 24.04.1985 an die Beklagte &#252;bersandt. Am Schlu&#223; des Schreibens hei&#223;t es: "Bei der LV xxx haben wir noch Forderungen gegen die Bezugsberechtigte Frau xxx. Wir w&#228;ren Ihnen dankbar, wenn Sie bei Auszahlung der Versicherungsleistung DM 14.000-, an uns &#252;berweisen w&#252;rden (Abtretung liegt bei)."</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Daraus wird deutlich, da&#223; die &#220;bersendung des Versicherungsscheins seitens der xxx allein zum Zweck der Auszahlung der Versicherungssumme an Frau xxx erfolgt ist mit Ausnahme des Betrages von 14.000,00 DM, der - ebenfalls zugunsten von Frau xxx und <strong>zu deren</strong> Entlastung von der bestehenden Verbindlichkeit - an die xxx gezahlt werden sollte. Die &#220;bersendung unmittelbar von der xxx <strong>an</strong> die Beklagte ist ersichtlich in Absprache und mit Einverst&#228;ndnis von Frau xxx erfolgt, worauf nicht zuletzt die mit Schreiben vom 30.09.1987 &#252;bersandte Abtretungserkl&#228;rung von Frau xxx bez&#252;glich der 14.000,00 DM hinweist. Unter diesen Umst&#228;nden ist die &#220;bersendung des Versicherungsscheins so anzusehen, als ob dessen Vorlage durch die als Bezugsberechtigte ausgewiesene Frau xxx selbst erfolgt ist. Jedenfalls hat die Beklagte durch die Art und Weise der Zahlung die Auszahlungsverf&#252;gung des vorlegenden Inhabers des Versicherungsscheins, n&#228;mlich der xxx ausgef&#252;hrt.</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">b) Die Voraussetzungen, unter denen die Beklagte nicht befreiend geleistet h&#228;tte, liegen im Streitfall nicht vor.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Lediglich bei positiver Kenntnis des Versicherers von der Nichtberechtigung tritt keine Befreiungswirkung ein. Anders als bei &#167; 808 BGB (vgl. Palandt/Thomas BGB 48. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 808 m. w. N.) reicht selbst grobe Fahrl&#228;ssigkeit insoweit nicht aus, womit die Vorschrift des &#167; 11 Abs. 1 S. 1 AVB &#252;ber die Regelung in &#167; 808 BGB hinausgeht (vgl. Pr&#246;lss/Martin, VVG, 24. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 13 ALB; Bruck-M&#246;ller, VVG, 8. Aufl., Bd.V/2, Anm. C 320).</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Ob die Unterschrift des Vaters der Kl&#228;gerin unter der Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung vom 09.07.1985 gef&#228;lscht ist, wie dies die Kl&#228;gerin vortr&#228;gt, bedarf vorliegend keiner Beweiserhebung und abschlie&#223;enden Entscheidung. Selbst wenn dies so w&#228;re, was auch nach dem von der Kl&#228;gerin vorgelegten Privatgutachten des Sachverst&#228;ndigen xxx offen geblieben ist, kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die Beklagte dies positiv gekannt hat. Die Kl&#228;gerin hat nicht substantiiert dargelegt, da&#223; die Beklagte, insbesondere der Zeuge xxx positive Kenntnis von der mangelnden materiellen Berechtigung von Frau xxx gehabt hat. Das gesamte Vorbringen der Kl&#228;gerin zu diesem Komplex geht &#252;ber blo&#223;e Vermutungen und Verd&#228;chtigungen nicht hinaus, so da&#223; der Senat keine Veranlassung gesehen hat, die hierzu angebotenen Beweise zu erheben.</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">c) Keine Bedenken bestehen schlie&#223;lich dagegen, da&#223; der Vater der Kl&#228;gerin auch noch nach der Sicherungsabtretung und der Erkl&#228;rung vom 24.04.1985 einen anderen Bezugsberechtigten als die urspr&#252;nglich im Vertrag vorgesehene Kl&#228;gerin benennen konnte.</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Das Bezugsrecht ist nach &#167; 13 Abs. 1 S. 2 AVB jederzeit widerruflich. &#196;hnlich wie bei einer Verpf&#228;ndung hinderte die vorgenommene Sicherungsabtretung den Vater der Kl&#228;gerin nicht daran, nachtr&#228;glich eine Auswechselung des Bezugsberechtigten vorzunehmen (vgl. auch Bruck-M&#246;ller a.a.O., Anm. H 41). Da bei der Sicherungsabtretung der Widerruf des Bezugsrechts "f&#252;r die Dauer der Abtretung, als es den Rechten der Bank entgegensteht" nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (a.a.O.) lediglich eine Zur&#252;ckversetzung des Bezugsberechtigten im Rang hinter den Sicherungsnehmer bedeutet, wird durch eine Bezugsrechts&#228;nderung weder der Sicherungszweck gef&#228;hrdet noch in die Rechtsposition des Sicherungsnehmers eingegriffen, da sich die Auswechselung des Bezugsberechtigten gleichsam "hinter" ihm abspielt.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Ganz abgesehen davon ist die Bezugsrechts&#228;nderung zugunsten von Frau xxx nach den vorliegenden Unterlagen mit Zustimmung der xxx als Sicherungsnehmerin erfolgt und von dieser der Beklagten mit Schreiben vom 10.07.1985 angezeigt worden. Zwar hat die Kl&#228;gerin erstmals in der Berufungsbegr&#252;ndung vorsorglich bestritten, da&#223; die Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung vom 09.07.1985 der Beklagten vor dem Tode des Herrn xxx zugegangen ist. Dies steht jedoch in krassem Widerspruch zu ihrem erstinstanzlichen Vorbringen. Im Schriftsatz vom 09.01.1989 wird lediglich vorgetragen, die Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung sei auf einem Formblatt zugeleitet worden. Dabei stellt die Kl&#228;gerin nicht infrage, da&#223; dies im Jahre 1985, also vor dem Tode des Herrn xxx, geschehen ist, hat sie doch mit der Klage selbst die Beg&#252;nstigungserkl&#228;rung vorgelegt (B1. 23). Daraus ergibt sich, da&#223; die Erkl&#228;rung der Beklagten sp&#228;testens am 16.07.1985 zugegangen ist, wie der Stempel &#8222;z. d. A." (der Beklagten) ausweist.</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dies wiederum deckt sich mit den von der Beklagten mit der Berufungserwiderung vorgelegten Unterlagen. Aus dem Stempel auf dem Schreiben der xxx vom 10.07.1985 ergibt sich jedenfalls als Eingang die Jahreszahl 1985, dazu der Monat Juli und ein Tag der 10-er Gruppe. Es handelt sich dabei um einen Eingangsstempel der Direktion Leben, nach &#220;berzeugung des Senats der Beklagten.</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Eine plausible Erkl&#228;rung daf&#252;r, warum die Kl&#228;gerin nunmehr von ihrem erstinstanzlichen Vorbringen abr&#252;ckt und gegenteilig vortr&#228;gt, fehlt. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt nicht etwa vor, die vorbezeichneten Datumsangaben seien gef&#228;lscht und die Beklagte habe die Daten auf den entsprechenden Stempeln zur&#252;ckgedreht. Es handelt sich nach Oberzeugung des Senats vielmehr um ein nicht substantiiertes Bestreiten ins Blaue hinein, das als unbeachtlich angesehen werden mu&#223;.</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ein Anla&#223;, aufgrund der Schrifts&#228;tze des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin vom 23.03.1990 und 28.03.1990 die m&#252;ndliche Verhandlung wiederzuer&#246;ffnen, besteht nicht. Die Tatsache, da&#223; sich nunmehr ein anderer Proze&#223;bevollm&#228;chtigter f&#252;r die Kl&#228;gerin bestellt hat, gebietet eine Wiederer&#246;ffnung allein nicht. Auch der erstmals im Schriftsatz vom 23.03.1990 gestellte Antrag, das Verfahren bis zur Erledigung des Strafverfahrens xxx auszusetzen, reicht hierf&#252;r nicht aus. Schon im Schriftsatz der Kl&#228;gerin vom 29.01.1990 war das genannte Strafverfahren erw&#228;hnt worden und h&#228;tte demgem&#228;&#223; der Aussetzungsantrag nach &#167; 149 ZPO gestellt werden k&#246;nnen; sp&#228;testens aber in der m&#252;ndlichen Verhandlung am 15.02.1990.</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">3.) Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer der Kl&#228;gerin: 50.000,00 DM.</p>
315,124
olgham-1990-03-28-20-u-14689
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 146/89
1990-03-28T00:00:00
2019-03-13T14:47:01
2022-10-18T15:09:02
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0328.20U146.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 8. M&#228;rz 1989 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Bochum wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tragen die Beklagten als Gesamtschuldner.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagten d&#252;rfen die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 59.000,- DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagten, die unter gemeinsamem Briefkopf ein Rechtsanwaltsb&#252;ro betreiben, wegen schuldhafter Verletzung eines Anwaltsvertrages auf Schadensersatz in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist P&#228;chterin einer Pizzeria in .... F&#252;r diese Gastst&#228;tte hatte sie bei der Interunfall-Versicherung eine geb&#252;ndelte Gesch&#228;ftsversicherung unter Einschlu&#223; einer Feuerversicherung zum Neuwert bis zu einer Gesamtsumme von 200.000,- DM genommen. Vereinbart waren u.a. die Allgemeinen Feuerversicherungsbedingungen (AFB 86). Wegen der Einzelheiten wird auf den Versicherungsschein vom 14.10.1986 nebst Anlagen (Bl. 10 bis 16 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 14.05.1987 gegen 2.30 Uhr brach in der Pizzeria, die zuvor gegen 1.00 Uhr geschlossen worden war, ein Brand aus, der zur Zerst&#246;rung von Einrichtungsgegenst&#228;nden und Vorr&#228;ten f&#252;hrte. Die Kl&#228;gerin meldete den Schaden ihrem Versicherer, der den Sachverst&#228;ndigen ... mit der Ermittlung der Brandursache beauftragte. Nach Durchf&#252;hrung seiner Untersuchung nahm jener an, da&#223; ein im Gastraum hinter dem Tresen neben einem Metallabfalleimer befindlicher Kunststoffbeh&#228;lter durch in diesen entleerte brennbare Abf&#228;lle in Brand geraten sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 08.07.1987 lehnte der Versicherer unter Bezugnahme auf dieses Gutachten Versicherungsschutz ab und k&#252;ndigte den Versicherungsvertrag. Gleichzeitig wies er darauf hin, da&#223; die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;17 AFB innerhalb von sechs Monaten nach Zugang des Ablehnungsschreibens Klage vor dem ordentlichen Gericht erheben k&#246;nne, anderenfalls ihr vermeintlicher Anspruch auf Versicherungsschutz endg&#252;ltig durch reinen Zeitablauf entfalle.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unter Vorlage dieses Schreibens beauftragte die Kl&#228;gerin den Beklagten zu 2) mit ihrer Vertretung gegen&#252;ber der Interunfall-Versicherung. Nachdem jene mit Schreiben vom 08.07.1987 auf ihrer Entsch&#228;digungsablehnung beharrte, erteilte die Kl&#228;gerin dem Beklagten zu 2) Klageauftrag.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Aufgrund eines B&#252;roversehens - die Klagefrist war irrt&#252;mlich auf den 08.02.1988 vorgemerkt - vers&#228;umte der Beklagte zu 2) die seiner Auffassung nach am 08.01.1988 ablaufende Klagefrist. Eine von ihm erbetene Klagefristverl&#228;ngerung lehnte der Versicherer ab.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 05.02.1988 machte der nunmehr von der Kl&#228;gerin mit ihrer Vertretung beauftragte Rechtsanwalt Zwanziger gegen die Beklagten einen Schadensersatzanspruch wegen Vers&#228;umung der Klagefrist geltend.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage verlangt die Kl&#228;gerin Schadensersatz in H&#246;he von 45.000,- DM. Diesen Betrag hatte der von der Interunfall-Versicherung mit der Schadenssch&#228;tzung beauftragte Sachverst&#228;ndige ... in einem Gutachten, auf dessen Inhalt verwiesen, wird (Bl. 183 bis 192 d.A.), als. Neuwertschaden f&#252;r Einrichtung, Waren und Aufr&#228;umkosten ermittelt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, hinter der Theke habe sich au&#223;er einem Metallascheneimer kein Abfallbeh&#228;lter aus Plastik befunden. Ca. 50 cm von dem Metallbeh&#228;lter entfernt h&#228;tten allerdings Cola-Kisten aus Kunststoff gestanden. Sie k&#246;nne sich den Brandausbruch nur so erkl&#228;ren, da&#223; beim Einf&#252;llen von ...schenresten in den Metalleimer eine Zigarettenkippe in die N&#228;he der Cola-Kisten gefallen sei und diese entz&#252;ndet habe. Dies k&#246;nne den Vorwurf einer ihr zurechenbaren grob fahrl&#228;ssigen Herbeif&#252;hrung des Brandes aber nicht begr&#252;nden. Auf die Hinweise im "Merkblatt f&#252;r die Brandverh&#252;tung" (Bl. 14 f) h&#228;tte der Versicherer sich schon deshalb nicht berufen k&#246;nnen, weil dieses als Bestandteil des Versicherungsvertrages nicht ausdr&#252;cklich vereinbart worden sei; jedenfalls sei ein vertraglicher Haftungsausschlu&#223;, der 90 % aller m&#246;glichen Brandursachen umfasse, f&#252;r einen Versicherungsnehmer &#252;berraschend und deshalb nach &#167;3 AGBG unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, an sie 45.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20.06.1987 als Gesamtschuldner zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie haben geltend gemacht, der Kl&#228;gerin sei durch die Vers&#228;umung der Klagefrist nach &#167;12 Abs. 3 VVG kein Schaden entstanden, da die von ihr beabsichtigte Deckungsklage erfolglos geblieben w&#228;re. Sie haben sich die Feststellungen und Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ... in seinem schriftlichen Gutachten, auf dessen Inhalt (Bl. 57 bis 89 d.A.) verwiesen wird, zu eigen gemacht und behauptet, der Ehemann der Kl&#228;gerin habe gegen&#252;ber dem Sachverst&#228;ndigen ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, zwischen dem Metallascheneimer und den Cola-Kisten habe sich ein weiterer Kunststoffeimer befunden, in den Reste aus Aschenbechern eingef&#252;llt worden seien. Entgegen dem ihr bei Vertragsschlu&#223; als Gegenstand des Versicherungsvertrages &#252;bergebenen "Merkblatt f&#252;r die Brandverh&#252;tung" habe die Kl&#228;gerin in der Brandmacht nach Betriebsschlu&#223; nicht s&#228;mtliche Aschenbeh&#228;lter au&#223;erhalb der Gastst&#228;ttenr&#228;ume in Sammelbeh&#228;lter entleert.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nicht nur aufgrund dieses Sachverhalts, sondern bereits nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin sei sie nach &#167;&#167;16 AFB, 61 VVG leistungsfrei geworden: Grob fahrl&#228;ssig sei sowohl das Aufstellen einer leicht entflammbaren Cola-Kiste aus Kunststoff in unmittelbarer N&#228;he neben dem Metallaschenbeh&#228;lter wie auch ein unachtsames Entleeren eines Aschenbechers. Das Verhalten eines Angestellten m&#252;sse die Kl&#228;gerin sich zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und ... sowie des sachverst&#228;ndigen Zeugen .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 08.03.1989 (Bl. 128 R bis 130 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 08.03.1989, auf dessen Inhalt (Bl. 137 bis 145 d.A.) verwiesen wird, sind die Beklagten antragsgem&#228;&#223; verurteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung der Beklagten. Sie wiederholen, vertiefen und erg&#228;nzen ihr erstinstanzliches Vorbringen. Es k&#246;nne keinem Zweifel unterliegen, da&#223; der Brand durch glimmende Zigarettenreste in einem hinter der Theke zwischen Metallascheneimer und Cola-Kisten befindlichen Kunststoffbeh&#228;lter verursacht worden sei. Da noch Zigarettenreste vorhanden gewesen seien, k&#246;nne nur in Betracht kommen, da&#223; brennende Zigarettenkippen achtlos in diesen Kasten geworfen worden seien, bevor die Kl&#228;gerin die Gastst&#228;tte verlassen habe. Dies sei - selbst wenn es niemals zuvor geschehen sei, was allerdings recht unwahrscheinlich sei - grob fahrl&#228;ssig. Nach dem "Merkblatt f&#252;r die Brandverh&#252;tung" und &#167;26 Abs. 2 Gastst&#228;ttenbauVO habe ein derartiger Kunststoffabfallbeh&#228;lter nicht neben dem Metalleimer aufgestellt werden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auch in subjektiver Hinsicht treffe die Kl&#228;gerin und ihren Ehemann ein schweres Verschulden. Jedermann wisse, da&#223; ein Kunststoffbeh&#228;ltnis brennen k&#246;nne und deswegen keine gl&#252;henden Zigarettenreste dort hineingeworfen werden d&#252;rften. Sie h&#228;tten sich auch sagen m&#252;ssen, da&#223; durch das Aufstellen eines Kunststoffabfallkastens neben dem Blecheimer ein Brand erm&#246;glicht werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn, was bestritten werde, die Kl&#228;gerin am Abend vor dem Brand sich nicht selbst in der Pizzeria aufgehalten habe, m&#252;sse sie sich das Fehlverhaltens ihres Ehemannes, der w&#228;hrend ihrer Abwesenheit das Gesch&#228;ftslokal gef&#252;hrt habe und deshalb als ihr Repr&#228;sentant anzusehen sei, zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus bestreiten die Beklagten auch die H&#246;he des Schadens. Der Sachverst&#228;ndige ... habe sich allein auf die Angaben der Kl&#228;gerin und ihres Ehemannes gest&#252;tzt, deren Richtigkeit bestritten werde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung haben die Beklagten unter Bezugnahme auf die rechtlichen Erl&#228;uterungen des Senats den Einwand mitwirkenden Verschuldens nach &#167;254 BGB erhoben. Der von der Kl&#228;gerin sp&#228;testens seit dem 05.02.1988 mit der Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen beauftragte Rechtsanwalt ... dessen Fehlverhalten sie sich nach &#167;278 BGB zurechnen lassen m&#252;sse, habe schuldhaft nicht erkannt, da&#223; eine Verwirkung des Deckungsanspruches gegen&#252;ber der Interunfall-Versicherung mit Ablauf des 08.01.1988 nicht eingetreten sei. Die im Ablehnungsschreiben des Versicherers vom 08.07.1978 enthaltene Belehrung, die Kl&#228;gerin k&#246;nne Klage vor dem ordentlichen Gericht erheben, sei n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 3 VVG unwirksam, weil zur gerichtlichen Geltendmachung des Leistungsanspruchs im Sinne dieser Vorschrift auch die Beantragung eines Mahnbescheides ausreichend sei. Die Deckungsklage, habe deshalb bis zum Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist zum 31.12.1989 erhoben werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch sie wiederholt, vertieft und erg&#228;nzt ihr erstinstanzliches Vorbringen. Am Abend des 14.05.1987 sei sie selbst nicht in der Gastst&#228;tte gewesen, sondern nur ihr Ehemann. Dieser sei als einfacher Angestellter - Konzessionsinhaberin und P&#228;chterin der Gastst&#228;tte sei sie - nicht ihr Repr&#228;sentant. Unabh&#228;ngig davon k&#246;nne von einer grob fahrl&#228;ssigen Brandverursachung keine Rede sein, da - wie immer - auch an dem in Rede stehenden Abend ausschlie&#223;lich der hinter der Theke aufgestellte Metallascheneimer zur Entleerung der Aschenbecher benutzt worden sei. Zwischen dem Metalleimer und den Cola-Kisten habe zwar noch ein weiterer Flaschenbeh&#228;lter aus Kunststoff mit einer Grundfl&#228;che von 50 &#215; 50 cm gestanden, der jedoch entgegen der grundlosen Behauptung des Sachverst&#228;ndigen ..., mit dessen Schlu&#223;folgerungen die Kl&#228;gerin sich kritisch auseinandersetzt, weder zum Aufnehmen von Abfall bestimmt gewesen noch entsprechend genutzt worden sei. Es lasse sich allenfalls vermuten, da&#223; ihrem Ehemann beim Entleeren der Aschenbecher in den Metallascheneimer versehentlich Zigarettenreste daneben auf den Kunststoffbeh&#228;lter gefallen seien. Dies k&#246;nne den Vorwurf grober Fahrl&#228;ssigkeit nicht begr&#252;nden. Im &#252;brigen habe ihr Ehemann davon ausgehen k&#246;nnen, da&#223; die von den G&#228;sten zur&#252;ckgelassenen Zigarettenreste soweit erkaltet waren, da&#223; sie keine z&#252;ndf&#228;higen Temperaturen mehr aufwiesen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Interunfall-Versicherung habe ihr das Ergebnis der Schadenssch&#228;tzung des Sachverst&#228;ndigen ... &#252;bermittelt, so da&#223; dem Versicherer ein Bestreiten der Schadensh&#246;he in einer gerichtlichen Auseinandersetzung versagt gewesen w&#228;re. Die Schadensermittlung sei &#252;berdies zutreffend. Der Sachverst&#228;ndige habe den Gro&#223;teil der Schadenspositionen aufgrund eigener Wahrnehmung kalkuliert. Hinsichtlich in der Pizzeria zerst&#246;rten Lebensmittel und einiger geringwertiger Gegenst&#228;nde habe er ihre Angaben zu Recht als glaubw&#252;rdig &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ein ihr zuzurechnendes mitwirkendes Verschuldens des Rechtsanwalts Zwanziger hinsichtlich der nicht rechtzeitigen Erhebung der Deckungsklage sei nicht gegeben. Die Belehrung des Versicherers im Ablehnungsschreiben vom 08.07.1987 sei ausreichend gewesen, da wegen der ihr unbekannten Schadensh&#246;he f&#252;r sie nur eine Feststellungsklage m&#246;glich gewesen sei, so da&#223; die Beantragung eines Mahnbescheides ohnehin nicht in Betracht gekommen w&#228;re. Im &#252;brigen sei die Berufung der Beklagten darauf, da&#223; ein Ablauf der Klagefrist mangels ordnungsgem&#228;&#223;er Belehrung nicht eingetreten sei, nach Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung versp&#228;tet und &#252;berdies treuwidrig: Im Rahmen der Regre&#223;streitigkeit der Parteien sei es ausschlie&#223;lich um die Erfolgsbeurteilung einer rechtzeitig erhobenen Deckungsklage gegangen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze der Parteien nebst Anlagen Bezug genommen. Die Beiakten 30 Js 335/87 StA Bochum haben dem Senat informationshalber vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht ein Schadensersatzanspruch in der geltend gemachten H&#246;he aus positiver Vertragsverletzung des von ihr mit den Beklagten geschlossenen Anwaltsvertrages zu.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat wegen des in ihrer Pizzeria entstandenen Brandschadens dem Beklagten zu 2) unstreitig einen Auftrag zur Klageerhebung gegen die Interunfall-Versicherung innerhalb der in deren Ablehnungsschreiben vom 08.07.1987 genannten Sechs-Monats-Klagefrist erteilt. Diesen Klageauftrag hat der Beklagte zu 2) aufgrund eines ihm zuzurechnenden B&#252;roversehens - unrichtige Fristvormerkung - schuldhaft nicht ausgef&#252;hrt. Dieses von beiden Beklagten zu vertretene Anwaltsverschulden - auf seiten der Beklagten besteht eine gesamtschuldnerische Haftung, da der Vertrag eines Mandanten mit zusammenarbeitenden Rechtsanw&#228;lten in der Regel mit allen Rechtsanw&#228;lten zustandekommt (BGH NJW-RR 1988, 1299; NJW 1978, 946) - ist auch f&#252;r den bei der Kl&#228;gerin eingetretenen Verlust ihres Leistungsanspruchs gegen den Versicherer urs&#228;chlich geworden, da eine vom Beklagten zu 2) auftragsgem&#228;&#223; erhobene Deckungsklage erfolgreich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">In einem Deckungsrechtsstreit mit der Interunfall-Versicherung h&#228;tte die Kl&#228;gerin in H&#246;he der Klageforderung obsiegt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Versicherer ist nicht nach &#167;&#167;16 AFB (Fassung Dezember 1986), 61 VVG leistungsfrei geworden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Brand ist nicht durch ein eigenes grob fahrl&#228;ssiges Verhalten der Kl&#228;gerin verursacht worden. Diese hat unwiderlegt vorgetragen, sie sei am fraglichen Abend nicht selbst in der Pizzeria gewesen; ihr Ehemann habe vielmehr dort Dienst getan, nach dem Weggang der letzten G&#228;ste aufger&#228;umt und sodann die R&#228;umlichkeiten abgeschlossen. Dies stimmt mit den Angaben der Eheleute ... gegen&#252;ber der Polizei (Bl. 26 der Beiakten) &#252;berein. Da der Versicherer f&#252;r eine gegenteilige Behauptung beweispflichtig gewesen w&#228;re, reicht das blo&#223;e Bestreiten des Klagevortrags durch die Beklagten nicht aus; Beweis f&#252;r ihre Sachdarstellung haben sie nicht angetreten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin mu&#223; sich auch ein etwaiges Fehlverhalten ihres Ehemannes nicht zurechnen lassen, da jener nicht ihr Repr&#228;sentant ist. Wach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des BGH (vgl. zuletzt NJW 1989, 1861 m.w.N. und 2474) ist in der Feuerversicherung Repr&#228;sentant, wer in dem Gesch&#228;ftsbereich, zu dem das versicherte Risiko geh&#246;rt, aufgrund eines Vertretungs- oder &#228;hnlichen Verh&#228;ltnisses an die Stelle des Versicherungsnehmers getreten ist. Repr&#228;sentant kann nur sein, wer befugt ist, selbst&#228;ndig in einem gewissen, nicht ganz unbedeutenden Umfang f&#252;r den Versicherungsnehmer zu handeln und dabei auch dessen Rechte und Pflichten als Versicherungsnehmer wahrzunehmen. Die blo&#223;e &#220;berlassung der Obhut &#252;ber die versicherte Sache reicht dabei nicht aus, um ein Repr&#228;sentationsverh&#228;ltnis anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen kann eine Repr&#228;sentantenstellung des Ehemanns der Kl&#228;gerin nicht angenommen werden. P&#228;chterin der Gastst&#228;ttenr&#228;ume ist unstreitig die Kl&#228;gerin. Sie ist auch Inhaberin der Konzession f&#252;r das Betreiben der Pizzeria. Unwidersprochen hat sie vorgetragen, ihr Ehemann sei im Betrieb nur "einfacher Angestellter". Bei dieser Sachlage kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die Kl&#228;gerin sich "der Verf&#252;gungsbefugnis und der Verantwortlichkeit" f&#252;r die Pizzeria "vollst&#228;ndig begeben" hat (BGH NJW 1989, 1861, 1862; VersR 1969, 695, 696). Allein die Tatsache, da&#223; ihr Ehemann am Abend des Brandes die Gastst&#228;tte allein bewirtschaftet hat, reicht dazu nicht aus. Entgegen der Auffassung der Beklagten l&#228;&#223;t sich daraus nicht schlie&#223;en, da&#223; jener die laufenden Gesch&#228;fte im Betrieb der Kl&#228;gerin selbst&#228;ndig f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn aber der Ehemann der Kl&#228;gerin als ihr Repr&#228;sentant anzusehen w&#228;re, k&#228;me eine Leistungsfreiheit des Versicherers wegen grob fahrl&#228;ssiger Verursachung des Brandes nicht in Betracht. Die Beklagten k&#246;nnen n&#228;mlich die Richtigkeit ihrer Behauptung, Ursache des Brandes sei es gewesen, da&#223; brennende Zigarettenkippen achtlos in einen neben dem Metallaschenbeh&#228;lter stehenden Plastikbeh&#228;lter geworfen worden seien, nicht beweisen. Es l&#228;&#223;t sich nicht widerlegen, da&#223; die von der Kl&#228;gerin ge&#228;u&#223;erte Mutma&#223;ung, ihrem Ehemann seien beim Entleeren eines Aschenbechers in den Metallbeh&#228;lter versehentlich Zigarettenreste neben den Metalleimer auf den dort stehenden Kunststofflaschenbeh&#228;lter gefallen, zutrifft. Unstreitig ist, da&#223; - wie sein Inhalt nach dem Brand zeigt - der Metallbeh&#228;lter in der Pizzeria auch am Abend vor dem Brand als Aschensammler genutzt wurde. Zwingende Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der nach dem Gutachten ... als Brandausgangspunkt anzusehende Plastikbeh&#228;lter entgegen der Behauptung der Kl&#228;gerin ebenfalls als Abfallbeh&#228;lter genutzt worden ist, hat der Sachverst&#228;ndige nicht aufzuzeigen vermocht; in dem von ihm untersuchten Plastikteig haben sich lediglich Glas- und Zigarettenreste nachweisen lassen. Dies schlie&#223;t die Sachdarstellung der Kl&#228;gerin nicht aus. Die Behauptung der Beklagten, der Ehemann der Kl&#228;gerin habe dem Sachverst&#228;ndigen ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, er habe Reste aus Aschenbechern in einen Kunststoffeimer eingef&#252;llt, haben die Zeugen ... und ... nicht best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Hat aber der Ehemann der Kl&#228;gerin versehentlich Zigarettenreste neben den Metallbeh&#228;lter fallen lassen, l&#228;&#223;t sich der Vorwurf der groben Fahrl&#228;ssigkeit nicht rechtfertigen. Im Rahmen von Routinet&#228;tigkeiten l&#228;&#223;t sich bei einmaligem Fehlverhalten eine subjektive Unentschuldbarkeit regelm&#228;&#223;ig nicht annehmen (vgl. BGH NJW 1989, 1354, 1355). Insoweit handelt es sich um den typischen Fall eines Augenblicksversagens, das das Verdikt "grobe Fahrl&#228;ssigkeit" nicht verdient.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Eine Leistungsfreiheit des Versicherers l&#228;&#223;t sich auch nicht nach &#167;&#167;7 AFB, 6 Abs. 1 VVG wegen Verletzung einer vereinbarten, vor dem Versicherungsfall zu erf&#252;llenden Obliegenheit begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Parteien des Versicherungsvertrages haben zwar vereinbart, da&#223; in den Gastr&#228;umen f&#252;r Asche, Tabakreste, Streichh&#246;lzer und &#228;hnliches ausschlie&#223;lich Metallbeh&#228;lter mit doppelter Wand und selbstt&#228;tig schlie&#223;endem Deckel vorhanden sein d&#252;rfen und Beh&#228;lter, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, unverz&#252;glich aus den Gastr&#228;umen entfernt werden m&#252;ssen (Besondere Bedingungen zu a) auf dem Formular betr. "Erg&#228;nzende Angaben zur Versicherung von Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben aller Art" vom 28.07.1986 (Bl. 16 d.A.), das gem&#228;&#223; Nr. 8 der "Besonderen Vereinbarungen und Bestimmungen" (Bl. 13 d.A.) Vertragsbestandteil geworden ist). Die Beklagten k&#246;nnen der Kl&#228;gerin jedoch nicht widerlegen, da&#223; in der Pizzeria ausschlie&#223;lich ein vereinbarungsgem&#228;&#223;er Aschensammelbeh&#228;lter aus Metall aufgestellt war. Nach dem Klagevortrag diente der hinter der Theke neben dem Metallbeh&#228;lter stehende Plastikbeh&#228;lter ausschlie&#223;lich der Aufbewahrung von Flaschen und nicht als Aschesammelbeh&#228;lter. Die Beklagten halten dies zwar f&#252;r unwahrscheinlich, k&#246;nnen indes das Gegenteil nicht beweisen. Unstreitig befand sich unmittelbar neben dem in Rede stehenden Plastikbeh&#228;lter ein der Sicherheitsvorschrift entsprechender Metallbeh&#228;lter, der auch als Aschesammelbeh&#228;lter benutzt wurde. Letzteres folgt daraus, da&#223; nach dem Brand in jenem Metallabfalleimer u.a. auch Reste von Zigaretten vorgefunden worden sind. Da&#223; daneben auch der vom Sachverst&#228;ndigen ... als Brandausgangspunkt angesehene Plastikbeh&#228;lter mit Wissen der Kl&#228;gerin als Aschesammelbeh&#228;lter benutzt worden ist, l&#228;&#223;t sich nicht feststellen. Allein die Tatsache, da&#223; der Sachverst&#228;ndige in dem Plastikteig Zigarettenreste vorgefunden hat, rechtfertigt einen derartigen Schlu&#223; nicht. Es l&#228;&#223;t sich nicht mit der erforderlichen Sicherheit ausschlie&#223;en, da&#223; der Plastikkasten am Abend des Brandes aufgrund eines Fehlverhaltens des Ehemannes der Kl&#228;gerin erstmals mit Zigarettenresten in Ber&#252;hrung kam.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Kann der Kl&#228;gerin somit die ausschlie&#223;liche Nutzung des Plastikkastens zur Flaschenaufbewahrung nicht widerlegt werden, kann eine Verletzung der vereinbarten Sicherheitsbestimmung im Hinblick auf die Aufstellung und Nutzung dieses Plastikkastens nicht angenommen werden. Die vereinbarte Sicherheitsklausel kann nicht weiter ausgelegt werden, als ihr Wortlaut reicht. Sie bezieht sich ausschlie&#223;lich auf Beh&#228;lter "f&#252;r Asche, Tabakreste, Streichh&#246;lzer" u.&#228;. z&#252;ndf&#228;hige Materialien, nicht aber auf Beh&#228;lter f&#252;r andere feuerungef&#228;hrliche Abf&#228;lle und Gegenst&#228;nde.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die in dem "Merkblatt f&#252;r die Brandverh&#252;tung" (Bl. 14 f d.A.) enthaltenen Hinweise und Aufforderungen sind lediglich als Aufkl&#228;rung des Versicherungsnehmers &#252;ber Schwerpunkte von Brandursachen zu verstehen. Sie sind deshalb f&#252;r die Beurteilung der Frage, ob ein in Kenntnis des Merkblattes vorgenommenes Verhalten eines Versicherungsnehmers als grob fahrl&#228;ssig im Sinne der &#167;&#167;16 AFB, 61 VVG zu werten ist, von Bedeutung. Sicherheitsvorschriften nach &#167;7 AFB sind sie hingegen nicht, da ihre Empfehlungen ("beachte:") nicht hinreichend eindeutig als dem Versicherungsnehmer auferlegte Verhaltensvorschriften mit den in &#167;7 AFB genannten Rechtsfolgen erkennbar sind.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man dies anders s&#228;he, w&#252;rde das den Beklagten nichts helfen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Das Unterlassen des Entleerens des Metallabfallbeh&#228;lters nach Betriebsschlu&#223; des Brandtages in einen au&#223;erhalb des Geb&#228;udes befindlichen Sammelbeh&#228;lter w&#228;re dann zwar vorschriftswidrig. Abgesehen davon, da&#223; der Ehemann der Kl&#228;gerin auch insoweit nicht ihr Repr&#228;sentant ist, so da&#223; sie sich sein Fehlverhalten nicht zurechnen lassen mu&#223;, und von den Beklagten auch nicht behauptet worden ist, da&#223; die Kl&#228;gerin um die Nichtleerung wu&#223;te, ist dieses Unterlassen auch nicht urs&#228;chlich f&#252;r den Brandausbruch geworden. Im Anschlu&#223; an das Gutachten ... gehen die Beklagten davon aus, da&#223; sich der Brandherd in dem neben dem Blechbeh&#228;lter aufgestellten Plastikbeh&#228;lter befand. Die im Metallbeh&#228;lter befindlichen, nicht in einen Sammelbeh&#228;lter ausgeleerten Zigarettenreste k&#246;nnen deshalb f&#252;r den Brandausbruch nicht kausal geworden sein. Aus dem gleichen Grund kommt es auch nicht darauf an, ob - wie die Kl&#228;gerin behauptet - der Metallabfalleimer mit seinem Deckel zugedeckt war.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Im "Merkblatt" wird zwar ein seitlicher Mindestabstand von 50 cm von "brennbaren Bauteilen und Einrichtungsgegenst&#228;nden" gefordert. Selbst wenn man einen Plastikflaschenbeh&#228;lter zu "Einrichtungsgegenst&#228;nden" z&#228;hlen wollte, haben die Beklagten aber nicht unter Beweis gestellt, da&#223; der fragliche Kunststoffbeh&#228;lter st&#228;ndig, d.h. f&#252;r die Kl&#228;gerin wahrnehmbar, in einem 50 cm unterschreitenden Abstand zum Metallbeh&#228;lter stand. Der Sachverst&#228;ndige ... hat zwar bei seiner m&#252;ndlichen Anh&#246;rung vor dem Landgericht einen Abstand zwischen Cola-Kisten und Blecheimer von 32 cm angegeben. Aufgrund der hinter der Theke gegebenen r&#228;umlichen Verh&#228;ltnisse - lt. der vom Sachverst&#228;ndigen gefertigten Skizze (Bl. 73 d.A.) ist rechts neben den dort eingezeichneten K&#228;sten noch reichlich Raum - kann nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, da&#223; der vom Sachverst&#228;ndigen vorgefundene Standort der Cola-Kisten nicht von der Feuerwehr oder der Polizei vorab ver&#228;ndert worden ist. Mangels Repr&#228;sentanteneigenschaft des Ehemanns der Kl&#228;gerin ist &#252;berdies nicht entscheidend, wo der fragliche Plastikkasten am Abend des Brandes gestanden hat. Entscheidend ist vielmehr, ob die Kl&#228;gerin selbst veranla&#223;t oder zumindest geduldet hat, da&#223; dieser Kasten entgegen dem Hinweis im Merkblatt mit unzureichendem Sicherheitsabstand neben dem Metallbeh&#228;lter stand. Dazu fehlt jeglicher Vortrag der Beklagten. Selbst wenn am Brandabend Metallbeh&#228;lter und Plastikkasten n&#228;her als 50 cm nebeneinandergestanden haben sollten, besagt dies bei ihrer leichten Verschiebbarkeit nichts dar&#252;ber, da&#223; dies auch an anderen Tagen - f&#252;r die Kl&#228;gerin wahrnehmbar - so gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><b>c)</b></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich h&#228;tte der Versicherer sich auch auf Leistungsfreiheit wegen einer Gefahrerh&#246;hung nach &#167;6 AFB i.V.m. &#167;&#167;23 ff VVG nicht mit Erfolg berufen k&#246;nnen. Zwar mag in dem Aufstellen eines Plastikeimers zur Aufnahme von Abf&#228;llen hinter der Theke einer Gastst&#228;tte eine Gefahrerh&#246;hung liegen k&#246;nnen, weil wegen der M&#246;glichkeit, da&#223; dieser Abfallbeh&#228;lter bestimmungswidrig auch zur Leerung von Aschenbechern benutzt wird, die Brandgefahr generell erh&#246;ht wird (Senat, Versicherungsrecht 1981, 947). Dies gilt aber nicht f&#252;r Flaschenk&#228;sten, die ersichtlich nicht zur Aufnahme von Aschenbecherinhalten bestimmt sind und dazu auch nicht benutzt zu werden pflegen. Nicht jede bestimmungswidrige Benutzung eines Beh&#228;ltnisses vermag eine Gefahrerh&#246;hung zu begr&#252;nden. Das Aufstellen von Flaschenkisten zur Aufnahme von Leergut hinter der Theke stellt allenfalls eine belanglose Gefahrerh&#246;hung im Sinne des &#167;29 Abs. 1 S. 2 VVG dar. Sie ist als unerheblich, allgemein &#252;blich und damit nach der berechtigten Erwartung eines Versicherungsnehmers dieser Branche den Versicherungsschutz nicht gef&#228;hrdende Gefahrerh&#246;hung zu werten.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><b>d)</b></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach entspricht die von der Kl&#228;gerin beanspruchte Forderung der Schadensfeststellung des von der Interunfall-Versicherung beauftragten Sachverst&#228;ndigen ... Danach betr&#228;gt der Gesamtschaden zum Neuwert 45.000,- DM. Diesen Schaden h&#228;tte der Versicherer zu ersetzen gehabt, da der Neuwert versichert war; insoweit haben die Beklagten auch keine Einwendungen erhoben. Ihr erstmals in der Berufungsinstanz erfolgtes Bestreiten der Forderungsh&#246;he ist unbeachtlich. Zwar ist nicht ersichtlich, da&#223; es sich um eine nach &#167;15 AFB zwischen der Kl&#228;gerin und dem Versicherer vereinbarte Schadensfeststellung handelt. Auch steht nicht fest, da&#223; der Versicherer die Schadensh&#246;he anerkannt hat. Angesichts des mit der Berufungserwiderung von der Kl&#228;gerin vorgelegten Gutachtens ... w&#228;re es jedoch Sache der Beklagten gewesen, substantiiert darzulegen, welche Positionen sie aus welchem Grund beanstanden. Die Behauptung der Beklagten, der Sachverst&#228;ndige habe sich bei der Schadensbewertung ausschlie&#223;lich auf die Angaben der Kl&#228;gerin und ihres Ehemanns gest&#252;tzt, entbehrt jeder Grundlage. Ein derartiges. Vorgehen w&#252;rde den ihm vom Versicherer erteilten Sachverst&#228;ndigenauftrag zuwider laufen. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Sachverst&#228;ndige gleichwohl so verfahren ist, sind weder von der Beklagten vorgetragen noch sonstwie ersichtlich. Soweit der Sachverst&#228;ndige den Wert der in der Pizzeria vorhanden gewesenen Lebensmittel und einiger geringwertiger Gegenst&#228;nde auf der Basis der Angaben der Eheleute Igbal ermittelt hat, ist eine Unrichtigkeit der Schadensermittlung ebenfalls nicht dargetan. Bei eigener Schadenssch&#228;tzung nach &#167;287 ZPO ist der Senat &#252;berdies zu keinem anderen, von dem des Sachverst&#228;ndigen abweichenden Ergebnis gelangt.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch in H&#246;he von 4 % seit dem 20.06.1987 w&#228;re gegen&#252;ber dem Versicherer nach &#167;&#167;94 Abs. 1 VVG, 17 Abs. 1 S. 2 AFB begr&#252;ndet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist derzeit aus Rechtsgr&#252;nden nicht mehr in der Lage, die Interunfall-Versicherung gerichtlich auf Ersatz des ihr entstandenen Brandschadens in Anspruch zu nehmen. Ob mit Ablauf des 08.01.1988 eine Anspruchsverwirkung nach &#167;12 Abs. 3 VVG eingetreten ist, erscheint allerdings zweifelhaft. Die im Ablehnungsschreiben des Versicherers vom 08.07.1987 enthaltene Belehrung ist hinsichtlich der Verweisung der Kl&#228;gerin auf den Klageweg insoweit unrichtig, als f&#252;r die gerichtliche Geltendmachung des Leistungsanspruchs im Sinne des &#167;12 Abs. 3 VVG auch die Beantragung eines Mahnbescheides ausreicht. Der Hinweis der Kl&#228;gerin auf die in Versicherungsrecht 1983, 1124 ver&#246;ffentlichte Senatsentscheidung vom 07.02.1983 geht fehl, weil - anders als im dort entschiedenen Fall - im Streitfall die Beantragung eines Mahnbescheides aus Rechtsgr&#252;nden m&#246;glich war; ob in Anbetracht unzureichender Feststellungen zur Schadensh&#246;he eine Festellungsklage zweckm&#228;&#223;iger oder aus anwaltlicher Sicht gar geboten gewesen sein mag, ist insoweit ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Allerdings wird die Auffassung vertreten (Pr&#246;lss/Martin, VVG, 24. Aufl., Anm. 6 A zu &#167;12 VVG), von der Wirksamkeit der Belehrung sei dann auszugehen, wenn feststehe, da&#223; die unzureichende Belehrung f&#252;r die Fristvers&#228;umnis nicht kausal geworden sei. Diese Feststellung lie&#223;e sich im vorliegenden Fall treffen, da die rechtzeitige Geltendmachung des Leistungsanspruchs der Kl&#228;gerin ausschlie&#223;lich daran gescheitert ist, da&#223; aufgrund des B&#252;roversehens der Beklagten eine unzutreffende Frist notiert worden ist; dies w&#228;re bei einer am Wortlaut des &#167;12 Abs. 3 VVG orientierten Belehrung ebenso geschehen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Wie bereits in der m&#252;ndlichen Verhandlung erw&#228;hnt, neigt der Senat jedoch dazu, die Richtigkeit der Belehrung nach &#167;12 Abs. 3 VVG - entsprechend der Rechtslage bei &#167;39 Abs. 1 VVG - als Tatbestandsmerkmal anzusehen, so da&#223; bei unrichtiger Belehrung unabh&#228;ngig von Kausalit&#228;tsfragen in jedem Fall die Rechtswirkungen des &#167;12 Abs. 3 VVG ausgeschlossen sind. Im vorliegenden Fall bedarf dies jedoch keiner abschlie&#223;enden Entscheidung, da zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung der Leistungsanspruch der Kl&#228;gerin gegen ihren Versicherer wegen der mit Ablauf des 31.12.1989 eingetretenen Anspruchsverj&#228;hrung nach &#167;12 Abs. 1 VVG ohnehin nicht mehr durchsetzbar war.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Ein mitwirkendes Verschulden braucht die Kl&#228;gerin sich selbst dann nicht zurechnen zu lassen, wenn unterstellt wird, da&#223; wegen unzureichender Belehrung hinsichtlich der Frist zur gerichtlichen Geltendmachung des Leistungsanspruchs eine Leistungsfreiheit der Interunfall-Versicherung gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 3 VVG nicht zum 08.01.1988 eingetreten ist, so da&#223; eine Klageerhebung bis zum Verj&#228;hrungseintritt erfolgversprechend gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die erste und haupts&#228;chliche Ursache f&#252;r die Vers&#228;umung der Klage hat der Beklagte zu 2) gesetzt, indem er auftragswidrig die Klage nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt eingereicht hat. Zwar h&#228;tte Rechtsanwalt ... anhand der g&#228;ngigen Kommentierung zum VVG (vgl. Pr&#246;lss/Martin a.a.O.) erkennen k&#246;nnen, da&#223; in der ver&#246;ffentlichten Rechtsprechung (vgl. OLG K&#246;ln VersR 1986, 1186) und im Schrifttum (vgl. Pr&#246;lss/Martin a.a.O.) die Auffassung vertreten wird, eine Belehrung, die allein auf eine Klage und nicht allgemein auf die gerichtliche Geltendmachung des Leistungsanspruchs hinweist, sei zumindest bedenklich. Dies h&#228;tte jedoch auch der Beklagte zu 2) erkennen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Seine Pr&#252;fungs- und Sorgfaltspflicht war dadurch, da&#223; die Kl&#228;gerin durch Rechtsanwalt ... von ihm Schadensersatz verlangte, nicht entfallen. Vielmehr war er es, der in erster Linie gehalten war, im Interesse der Kl&#228;gerin in rechtlicher Hinsicht ersch&#246;pfend zu pr&#252;fen, ob noch Erfolgsaussichten f&#252;r eine gerichtliche Geltendmachung des Leistungsanspruchs gegen den Versicherer bestanden. Schlie&#223;lich ist auch noch zu bedenken, da&#223; der zwischen den Parteien entstandene Regre&#223;streit seitens der Beklagten von vornherein ausschlie&#223;lich auf die Frage, der Beurteilung der Erfolgsaussichten der unterlassenen Deckungsklage beschr&#228;nkt worden ist, so da&#223; f&#252;r den von der Kl&#228;gerin eingeschalteten Rechtsanwalt ... - von den Beklagten vorgegeben - nur dieser Streitpunkt als bedeutsam erscheinen mu&#223;te. Nach alledem bewertet der Senat den Anteil eines etwaigen Mitverschuldens der Kl&#228;gerin am Unterlassen der rechtzeitigen Erhebung der Deckungsklage gegen&#252;ber dem weit &#252;berwiegenden Verschulden des Beklagten zu 2) als derart gering, da&#223; es die volle Haftung der Beklagten nicht einzuschr&#228;nken vermag.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 45.000,- DM.</p>
315,125
olgk-1990-03-28-2-u-16589
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 165/89
1990-03-28T00:00:00
2019-03-13T14:47:02
2022-10-18T15:09:02
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0328.2U165.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das</p> <p></p> <p>Urteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Bonn vom 04. Juli 1989 (18 0 142/89) wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Wert der Urteilsbeschwer &#252;bersteigt 40.000,00 DM nicht.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um die Wirksamkeit eines Beschlusses des Landeskongresses der beklagten Gewerkschaft, vom 3.12.1988 durch den der Beschlu&#223; des Landesvorstan&#173;des der Beklagten vom 22.01.1988, den Kl&#228;&#173;ger aus der Gewerkschaft auszuschlie&#223;en, best&#228;tigt wurde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Sitzung des Landesvorstandes vom22.01.1988 war der Kl&#228;ger, der Vorsitzendedes Bezirksverbandes B. und stellvertretender Vorsitzender der Beklagten war, durch mehrheitlichen Beschlu&#223; aus der Ge&#173;werkschaft sowie allen &#196;mtern ausgeschlos&#173;sen worden. Der Kl&#228;ger legte gegen diese Entscheidung mit Schreiben vom 30.01.1988 beim Bundesausschu&#223; der Gewerkschaft Be&#173;schwerde ein, nahm diese aber mit Schrei&#173;ben vom 02.09.1988 wieder zur&#252;ck. W&#228;hrend des noch laufenden Beschwerdeverfahrens wurde der Kl&#228;ger vom Beklagten wie ein be&#173;reits ausgeschlossenes Mietglied behan&#173;delt. Er erhielt daher keine formelle Ein&#173;ladung zum Landeskongress des Beklagten am 09.04.1988 und konnte an dieser Versamm&#173;lung nicht teilnehmen, da er den kurzfri&#173;stig verlegten Tagungsort nicht in Erfah&#173;rung brachte. Auf seine Klage hin stellte das Landgericht die Unwirksamkeit der Be&#173;schl&#252;sse bez&#252;glich Entlastung und Neuwahl des Landesvorstandes sowie der Wahl der Kassenpr&#252;fer wegen fehlender Einladung des Kl&#228;gers zum Landeskongress vom 09.04.1988 fest. Der Kl&#228;ger sei zu dieser Zeit noch Gewerkschaftsmitglied und ladungsberech&#173;tigter Amtsinhaber gewesen, da der Aus&#173;schlu&#223;beschluss vom 22.01.1988 infolge Un&#173;zust&#228;ndigkeit des Landesvorstands keine Wirkung entfaltet habe. Gegen dieses Ur&#173;teil legte die beklagte Gewerkschaft Beru&#173;fung ein. W&#228;hrend des noch schwebenden Be&#173;rufungsverfahrens rief die Beklagte f&#252;r den 03.12.1988 unter Hinzuf&#252;gung einer aus neun Punkten bestehenden Tagesordnung ei&#173;nen au&#223;erordentlichen Landeskongress ein, der laut Einladung dem Ziel dienen sollte, "Unklarheiten, die sich aus angeblichen formellen Fehlern des letzten Landeskon&#173;gresses ergeben haben sollen, auszur&#228;u&#173;men". Bez&#252;glich der- angek&#252;ndigten Bera&#173;tungsgegenst&#228;nde wird auf die Tagesordnung Bezug genommen. Ein Tagesordnungspunkt betreffend den Ausschlu&#223; des Kl&#228;gers war nicht vorgesehen. Im Verlauf der Versamm- lung vom 03.12.1988, bei der bis auf einen Delegierten s&#228;mtliche teilnahmeberechtig&#173;ten Mitglieder des Beklagten anwesend wa&#173;ren, kam es zu einer Debatte &#252;ber die Stimmberechtigung des Kl&#228;gers. Daraufhin stellte ein Delegierter den Antrag, den Ausschlu&#223;beschluss des Landesvorstands vom 22.01.1988 zu best&#228;tigen. Dieser Antrag wurde in geheimer Abstimmung mit 23 Ja -, 4 Neinstimmen und 5 Enthaltungen angenommen. Der auf dem Landeskongress fehlende Dele&#173;gierte hat inzwischen mit Schreiben vom 06.10.1989 seine Zustimmung zur Beschlu&#223;&#173;fassung &#252;ber einen Ausschlu&#223; des Kl&#228;gers und seiner Stimmabgabe entsprechend der Mehrheit f&#252;r den hypothetischen Fall sei&#173;ner Anwesenheit erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Beschlu&#223; des Landeskongresses des Beklagten vom 03.12.1988, den Beschlu&#223; des Landes&#173;vorstandes des Beklagten vom 22.01.1988 zu best&#228;tigen, insofern unwirksam ist, als er hierdurch aus dem Beklagten ausgeschlossen wurde.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgege&#173;ben. Gegen diese Entscheidung richtet sich die Berufung der Beklagten. Von einer wei&#173;teren Sachdarstellung wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Entscheidungsgr&#252;nde </u></strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Zul&#228;ssigkeit der Feststellungsklage steht nicht entgegen; da&#223; sie erst am 06.04_1989 eingereicht worden ist. &#167; 246 AktG ist auf Vereinsbeschl&#252;sse nicht entsprechend anzuwenden (vgl. BGH NJW 1973, 235; Palandt-Heinrichs, 49. Aufl., &#167; 32 Anm. 4). Das gilt auch f&#252;r Gewerkschaften, die, unbeschadet ihrer aktiven Parteif&#228;higkeit im Zivilprozess, als nichtrechtsf&#228;hige Vereine anzusehen sind.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Zul&#228;ssigkeit der Klage steht auch nicht entgegen, da&#223; der Kl&#228;ger einen vereinsinternen Rechtsweg noch nicht ausgesch&#246;pft hat (vgl. BGHZ 47, 172 (174)). Der in &#167; 5 Ziff. 1 der ab 09.04.1988 geltenden Satzung in Bezug genommene &#167; 8 Ziff. 3 der Bundessatzung sieht die Anrufung des Bundesausschusses nur gegen Ausschlu&#223;beschl&#252;sse des Landesvorstandes, nicht aber gegen Entscheidun&#173;gen des Landeskongresses vor. Es kann daher dahin&#173;stehen, ob. der Versuch des Kl&#228;gers, eine Entschei&#173;dung des Bundesausschusses herbeizuf&#252;hren geschei&#173;tert, da der Bundesausschu&#223; mit Schreiben vom 18.02.1989 mitgeteilt hat, da&#223; er f&#252;r derartige Entscheidungen nicht zust&#228;ndig sei. Da der Kl&#228;ger die Klage im Fr&#252;hjahr 1989 (6.4.1989) bei Gericht eingereicht hat, ist die Klageerhebung auch dann rechtzeitig, wenn man f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der An&#173;fechtungsklage unabh&#228;ngig von der Anwendung des &#167; 246 AktG verlangt, da&#223; sie in einem gewissen zeitlichen Zusammenhang mit dem Geschehenen einge&#173;reicht werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dem Feststellungsinteresse des Kl&#228;gers steht auch nicht entgegen, da&#223; er bereits durch Beschlu&#223; vom 22.01.1988 wirksam aus der beklagten Gewerkschaft ausgeschlossen worden w&#228;re. Der Senat hat schon in seinem Beschlu&#223; vom 15.03.1989 im Vorproze&#223; (2 U 125/88) im einzelnen dargelegt, da&#223; die Sat&#173;zungsbestimmung, die den Ausschlu&#223; dem Vorstand &#252;berl&#228;&#223;t, sich im Zweifel nur auf einfache Mitglie&#173;der, nicht aber auf Vorstandsmitglieder selbst be&#173;zieht (BGH 90, 92 ff.; OLG Celle, OLGZ 1980, 359; KG Rechtspfleger 1978, 133). Da die Wahl der Landesvorstandsmitglieder satzungsm&#228;&#223;ig dem Landeskon&#173;gress obliegt und diese Stelle mangels anderweiti&#173;ger Bestimmung gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 1, Abs. 2 BGB auch f&#252;r den Widerruf der Bestellung zu&#173;st&#228;ndig ist, konnte der Vorstand allein, &#252;ber den Ausschlu&#223; des Kl&#228;gers nicht entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Versto&#223; gegen zwingende Gesetzesvorschriften macht den Vereinsbeschluss nichtig (BGHZ 59, 369 ff.; BGH NJW 1975, 2101; OLG K&#246;ln; OLGZ 1983, 269). Es kann dahinstehen, ob in analoger Anwendung der &#167;&#167; 241 ff. AktG zwischen nichtigen und nur an&#173;fechtbaren Beschl&#252;ssen auch im Vereinsrecht unter&#173;schieden werden mu&#223; (vgl. Schmidt, Festschrift f&#252;r Stimpel, Seite 217, .241 ff.; Reichert-Dannecker&#173;K&#252;hr, Handbuch des Vereins- und Verbandsrechts, 4. Auflage, Rdnr. 815 ff; MK-Reuter, 2. Auflage, &#167; 32 Rdnr. 33 f). Eine analoge Anwendung der Vorschrif&#173;ten &#252;ber die Anfechtbarkeit, scheidet jedenfalls dann aus, wenn anstelle der zust&#228;ndigen Mitglieder&#173;versammlung ein anderes Organ entschieden hat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Nichtigkeit des Ausschlu&#223;beschlusses kann auch keine Heilung durch Nichteinlegung eines vereinsinternen Rechtsbehelfs, bzw. durch dessen R&#252;cknahme eintreten. Die Rechtsfolge einer Heilung tritt nicht ein bei Entscheidungen durch ein unzust&#228;ndiges Vereinsorgan, wobei au&#223;erdem darauf hin&#173;zuweisen ist, da&#223; in der Satzung diese Folge der Nichteinlegung eines vereinsinternen Rechtsbehelfs nicht vorgesehen ist (vgl. BGHZ 47, 172 f; RG 1935, 2632).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage auch mit Recht als begr&#252;ndet angesehen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Landeskongressbeschlu&#223; vom 03.12.1988 entfaltet wegen Versto&#223;es gegen 32 Abs. 1 Satz 2 BGB keine rechtliche Wirkung, denn der Ausschlu&#223; des Kl&#228;gers ist als Beratungsge&#173;genstand weder auf der Tagesordnung noch in sonsti&#173;ger Weise im Vorfeld der Versammlung rechtzeitig angek&#252;ndigt worden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 32 Abs. 1 Satz 2 BGB sind die Gegenst&#228;nde der Beschlu&#223;fassung bei der Versammlungseinberufung derart konkret zu bezeichnen, da&#223; den Mitgliedern ausreichende Vorbereitungszeit verbleibt und ihre &#220;berrumpelung durch &#252;berraschende Antr&#228;ge w&#228;hrend der Sitzung verhindert wird (vgl. BGH WM 1987, 373; OLG Frankfurt WM 1985, 1466. ff.; OLG K&#246;ln OLGZ 1984, 401, 404). Eine diesen Anforderungen gen&#252;gen&#173;de Ank&#252;ndigung des Mitgliederausschlusses ist im Vorfeld des ordentlichen Landeskongresses vom 03.12.1988 nicht erfolgt. Zwar m&#246;gen verschiedene Delegierte angesichts der Bemerkungen in der Einla&#173;dung damit gerechnet haben, da&#223; es vielleicht zu einer Aussprache &#252;ber die Probleme mit dem Kl&#228;ger kommen werde, aber weder die Einladung noch die konkret abgefa&#223;te Tagesordnung gaben Anla&#223; zu der Annahme, es sei eine - erneute oder erstmalige- Ab&#173;stimmung &#252;ber die Mitgliedschaft des Kl&#228;gers in der Gewerkschaft geplant. Die Beschlu&#223;fassung erfolgte vielmehr aufgrund eines in der Versammlung situa&#173;tionsbedingt gestellten Spontanantrags. Vor einem derartigen Vorgehen soll &#167; 32 Abs. 1 Satz 2 BGB je&#173;doch gerade sch&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine - gem&#228;&#223; &#167; 40 BGB grunds&#228;tzlich m&#246;gliche - wirksame Abbedingung des &#167; 32 Abs. 1 Satz 2 BGB durch die Bestimmungen der Vereinsverfassung liegt nicht vor. Die Satzung des Beklagten vom 09.04.1988 wiederholt in ihrem &#167; 8 Ziff. 5 lediglich die ge&#173;setzlichen Anforderungen, in dem sie vorschreibt, da&#223; Landeskongresse sp&#228;testens einen Monat vor dem Termin unter Angabe der Tagesordnung einzuberufen sind. Eine Beschlu&#223;fassung au&#223;erhalb der Tagesord&#173;nung ist nicht ausdr&#252;cklich vorgesehen. Zwar kann als Rechtsquelle f&#252;r die Verfassung eines Vereins neben der geschriebenen Satzung auch eine Vereins&#173;observanz herangezogen werden (vgl. OLG Frankfurt WM 1985, 1466, 1468; Reichert-Dannecker-K&#252;hr, a. a. 0., Rdnr. 311 f). Die Behauptung des Beklagten, im Gewerkschaftsbereich sei die Stellung von Initia&#173;tivantr&#228;gen elementares Wesensmerkmal der Mitglie&#173;derversammlung reicht hierf&#252;r jedoch nicht aus. Ei&#173;ne Vereinsobservanz setzt n&#228;mlich - auch bei Ge&#173;werkschaften - eine anhand der Gepflogenheiten des jeweiligen Verbandes zu pr&#252;fende, lang andauernde und gleichm&#228;&#223;ige Behandlung eines bestimmten Tatbe&#173;standes bei entsprechendem Rechtsgeltungswillen des handelnden Organs voraus (vgl. OLG Frankfurt a. a. 0.). Schon daf&#252;r fehlt es an hinreichend substanti iertem Sachvortrag. Ein weiterer Hinweis war inso&#173;weit jedoch nicht geboten, da die Zulassung von In&#173;itiativantr&#228;gen in dem vom Beklagten behaupteten Umfang nicht Gegenstand einer wirksamen Vereinsob&#173;servanz sein k&#246;nnte. Die Vereinsverfassung, die von rechtzeitigen Mitteilungen der Tagesordnung Ausnahmen macht, mu&#223; trotzdem dem Schutz der Versamm&#173;lungsteilnehmer und dem Grundgedanken ausreichender Vorbereitung im Interesse der Gesamtwillensbildung angemessen Rechnung tragen (BGH WM 1987, 373; Soergel-Hadding, 12. Auflage, &#167; 32 Rdnr. 13; MK-Reuter, 2. Aufl., &#167; 32 Rdnr. 12). Die Satzung kann daher ohne vorherige Ank&#252;ndigung nur eine Beratung von <u>Dringlichkeitsantr&#228;gen </u> und Anerkennung der Dring&#173;lichkeit durch eine bestimmte Delegiertenmehrheit f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;ren. Hier waren die Schwierigkei&#173;ten zwischen den Parteien seit l&#228;ngerer Zeit be&#173;kannt und von einer besonderen Dringlichkeit, die sich erst aufgrund der Ereignisse in der Versamm&#173;lung ergeben h&#228;tte und spontan aufgetreten w&#228;re, kann keine Rede sein. Es w&#228;re ohne weiteres m&#246;glich gewesen, den - erstmaligen oder erneuten - Aus&#173;schlu&#223; des Kl&#228;gers auf die Tagesordnung zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Versto&#223; gegen &#167; 32 Abs. 1 Satz 2 BGB macht den gefa&#223;ten Beschlu&#223; nichtig (BGH WM 1987, 373; OLG K&#246;ln OLGZ 1984, 401, 404).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Einberufungsmangel ist auch nicht infolge eines konkludenten Verzichts s&#228;mtlicher Vereinsmitglieder im Rahmen der Vollversammlung geheilt worden (OLG Frankfurt WM 1985, 1466 (1472)). Dagegen k&#246;nnen schon dann Bedenken bestehen, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, da&#223; bei rechtzeitiger Infor&#173;mation der Mitglieder Diskussion und Abstimmung ei&#173;nen anderen Verlauf genommen h&#228;tten. Ob das der Fall war, kann hier dahinstehen, da au&#223;erdem ein Delegierter auf dem Landeskongress vom 03.12.1988 fehlte. Seine nachtr&#228;gliche Zustimmung zur Be&#173;schlu&#223;fassung kann keine Ber&#252;cksichtigung finden. Sie erfolgt unter ganz anderen Bedingungen als de&#173;nen der Versammlung selbst, so da&#223; der Schutz des durch die Beschl&#252;sse Betroffenen nicht mehr gew&#228;hr&#173;leistet ist. Es bleibt denkbar, da&#223; der Delegierte unter den konkreten Bedingungen der Verhandlung vom 03.12.1988 anders abgestimmt h&#228;tte und seine dama&#173;lige Haltung die Kongressteilnehmer beeinflu&#223;t ha&#173;ben k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grunde scheidet auch eine Unbeachtlich&#173;keit des Verfahrensfehlers infolge mangelnder Kau&#173;salit&#228;t f&#252;r das Beschlu&#223;ergebnis aus. Es l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; das Abstimmungsresultat auch bei formell ordnungsgem&#228;&#223;em Verfahren ebenso ausge&#173;fallen w&#228;re. Der Nachweis fehlender Kausalit&#228;t scheitert schon dann, wenn sich ein Einflu&#223; des Verfahrensmangels auf das Abstimmungsergebnis nicht g&#228;nzlich ausschlie&#223;en l&#228;&#223;t (BGHZ 59, 369, 375; Rei&#173;chert-Dannecker-K&#252;hr, Rdnr. 803, 812). Insoweit mu&#223; beachtet werden, da&#223; der Beschlu&#223;fassung eine Dis&#173;kussion vorausgeht, deren Inhalt durch die Vorbe&#173;reitung bei rechtzeitiger Kenntnis der Tagesordnungspunkte beeinflu&#223;t werden kann. Vom Inhalt dieser Diskussion kann wiederum das Abstimmungsverhal&#173;ten beeinflu&#223;t werden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist der Ausschlu&#223;beschlu&#223; vom 03.12.1988 auch deshalb nichtig, weil die Umst&#228;nde, aus denen sich die Unzumutbarkeit der Fortf&#252;hrung des Mit&#173;gliedschaftsverh&#228;ltnisses ergeben w&#252;rden, nicht eindeutig und konkret und in gerichtlich nachpr&#252;f&#173;barer Weise festgestellt worden sind. Der blo&#223;e allgemeine Hinweis auf "gewerkschaftssch&#228;digendes Verhalten" reicht dazu nicht aus. Zwar ist in &#167; 5 Abs. 3 der Satzung vom 09.04.1988 geregelt, da&#223; der Ausschlu&#223; eines Mitgliedes wegen "gewerkschafts&#173;sch&#228;digenden Verhaltens" oder grober Mi&#223;achtung der satzungsm&#228;&#223;igen Pflichten durch den Landesvorstand erfolgen kann und in &#167; 5 Abs. 1 ist f&#252;r das Erl&#246;&#173;schen der Mitgliedschaft im &#252;brigen auf &#167; 8 der Bundessatzung Bezug genommen. Dennoch liegt im Aus&#173;schlie&#223;ungsgrund "gewerkschaftssch&#228;digendes Verhal&#173;ten" kein im einzelnen bezeichneter Grund, der eine n&#228;here Substantiierung im Sinne einer gerichtlichen Nachpr&#252;fbarkeit &#252;berfl&#252;ssig machen w&#252;rde (vgl. BGH NJW 1990, 40 f). Der Ausschlie&#223;ungsgrund "gewerk&#173;schaftssch&#228;digendes Verhalten" ersetzt eine n&#228;here Substantiieung schon deshalb nicht, weil <em>es </em>kein abstraktes gewerksch&#228;ftssch&#228;digendes Verhalten gibt,&#160; sondern dies nur das Ergebnis einer Wertung konkreter Einzelhandlungen sein kann. Diese m&#252;ssen dann jedenfalls in ihrem wesentlichen Kern im Aus&#173;schlie&#223;ungsbeschlu&#223; beschrieben werden, damit eine Grundlage f&#252;r die gerichtliche Nachpr&#252;fbarkeit ge&#173;schaffen ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 10 000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> <strong></strong></p>
315,126
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40 C 327/87
1990-03-27T00:00:00
2019-03-13T14:47:04
2022-10-18T15:09:02
Urteil
ECLI:DE:AGD:1990:0327.40C327.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 6.M&#228;rz 1990</p> <p>durch den Richter X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tragen </p> <p> die Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p> Den Kl&#228;gern wird nachgelassen, die Zwangs-</p> <p> vollstreckung durch Sicherheitsleistung</p> <p> in H&#246;he von 600,-- DM abzuwenden, wenn</p> <p> nicht die Beklagte vor der Vollstreckung </p> <p> Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p> Die Sicherheit kann auch durch selbst</p> <p> schuldnerische B&#252;rgschaft einer west-</p> <p> deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-recht-</p> <p> lichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger buchten bei der Beklagten eine Busrundreise "H&#246;hepunkte des Westens" vom 2.4. bis 16.4.1987 durch den Westen der Vereinigten Staaten von Amerika. F&#252;r diese Reise zahlten die Kl&#228;ger 1.177,-- DM pro Person an die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei Beginn der Busrundreise wurde den Kl&#228;gern, die starke Raucher sind, und auch den &#252;brigen Reiseteilnehmern seitens der Reiseleiterin ein Rauchverbot f&#252;r den Bus erteilt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 14.4.1987 brachen die Kl&#228;ger in XXX wegen dieses sowie weiterer behaupteter M&#228;ngel die Busreise ab und flogen von dort aus nach XX, um am 16.4.1987 den R&#252;ckflug anzutreten. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger behaupten, die Reiseleitung sei unzureichend gewesen, die Reiseleiterin habe keine Informationen &#252;ber Geschichte und Geographie der durchquerten Gegenden gegeben, sie habe nur ein schwer verst&#228;ndliches Deutsch gesprochen, auch seien die Rauchpausen w&#228;hrend der Fahrt zu kurz gewesen. Bei der Planung und den Arrangements eigener Vorhaben w&#228;hrend der Reise seien sie nicht von der Reiseleitung unterst&#252;tzt worden. Die Reiseleiterin habe ihnen weder Karten f&#252;r eine bestimmte Show bestellt noch die ihr bekannte Telefonnummer einer Agentur genannt, so dass sie diese &#252;ber die Auskunft h&#228;tten erfragen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Infolge des ablehnenden Verhaltens der Reiseleiterin seien sie von einem gro&#223;en Teil der Mitreisenden ignoriert und abgelehnt worden; es habe sich ein gruppendynamischer Prozess entwickelt, der f&#252;r sie nur schwer zu ertragen gewesen sei. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger machen daher ein Recht auf Minderung des Reisepreises, einen Schadensersatzanspruch wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit sowie infolge des Abbruchs der Reise zus&#228;tzlich entstandener Hotel-, Flug- und Telefonkosten geltend. Wegen der Forderungsaufstellung im einzelnen wird auf die Klageschrift vom 3.7.1987 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">je 767,-- DM nebst 4 % Zinsen seit </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">dem 17.6.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte behauptet, dem durch die Reiseleiterin ausgesprochenen Rauchverbot sei eine entsprechende Abstimmung unter den Fahrg&#228;sten vorhergegangen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben auf der Grundlage des Beschlusses vom 7.3.1988. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die entsprechenden Sitzungsniederschriften verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet, der geltend gemachte Anspruch steht den Kl&#228;gern aus keinem Rechtsgrund zu. Minderungs- oder Schadensersatzanspr&#252;che nach &#167;&#167; 651 d, 651 f BGB sind ausgeschlossen, weil die von den Kl&#228;gern unternommene Busrundreise nach der &#220;berzeugung des Gerichts nicht mangelhaft war.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es stellt keinen Mangel der Reiseleistung dar, dass durch die Reiseleiterin das Verbot ausgesprochen wurde, innerhalb des Busses zu rauchen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Einstandspflicht des Reiseveranstalters besteht f&#252;r Reisem&#228;ngel; im Sinne des &#167; 651 c Abs. 1 BGB ist eine Reise mangelhaft, wenn sie nicht die zugesicherten Eigenschaften hat oder wenn sie mit einem Fehler behaftet ist, der ihren Wert oder ihre Tauglichkeit zu dem gew&#246;hnlichen oder dem nach dem Vertrag vorausgesetzten Nutzen aufhebt oder mindert.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Fehlen einer zugesicherten Eigenschaft kommt hier nicht in Betracht, denn die Kl&#228;ger tragen selbst nicht vor, ihnen sei zugesichert worden, dass im Bus geraucht werden d&#252;rfe. Aber auch ein Fehler der Reiseleistung liegt nicht vor. Die Tauglichkeit der Reiseleistung selbst steht hier nicht in Rede, sondern das Rauchverbot betrifft letztlich das Wohlbefinden des Reisenden, der die Reise weniger intensiv genie&#223;t, wenn er seiner Rauchgewohnheit nicht ungest&#246;rt nachgehen kann. Andererseits wird - dies ist allgemein bekannt - das Rauchen innerhalb geschlossener R&#228;ume und in Kraftfahrzeugen von nichtrauchenden Begleitern vielfach als nicht unerhebliche St&#246;rung ihres eigenen Wohlbefindens, wenn nicht gar als Angriff auf ihre Gesundheit angesehen. Demgem&#228;ss muss sich der Raucher wie der Nichtraucher, der eine Reise mit anderen Menschen gemeinsam unternimmt, dar&#252;ber im klaren sein, dass er entweder das Wohlbefinden eines anderen beeintr&#228;chtigt oder selbst darin beeintr&#228;chtigt wird. Solange nicht der Reiseveranstalter entweder zusichert, es d&#252;rfe w&#228;hrend der Reise im Bus oder auch im Flugzeug geraucht werden oder es werde nicht geraucht, sind Anspr&#252;che von Rauchern oder Nichtrauchern, denen die getroffene Regelung missf&#228;llt, ausgeschlossen, wenn nicht <u>alle</u> Reisende einhellig eine bestimmte Regelung bef&#252;rworten. Dies war hier jedoch nicht der Fall, denn jedenfalls die Zeugin A wollte in einem Bus reisen, in dem nicht geraucht wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Reisende, die besonderen Wert darauf legen, w&#228;hrend der Reise zu rauchen oder auch solche, die von Rauchern nicht behelligt werden wollen, sind gehalten, entweder eine entsprechende Zusicherung des Reiseveranstalters zu erhalten oder einen individuellen Urlaub selbst zu gestalten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ob der Reiseveranstalter im Fall eines erteilten Rauchverbotes gehalten ist, zumindest in regelm&#228;&#223;igen Abst&#228;nden Pausen einzulegen, in denen Rauchern der Genu&#223; einer Zigarette verg&#246;nnt ist, kann offen bleiben. Die Kl&#228;ger haben nicht substantiiert bestritten, dass ca. alle 2 bis 2 1/2 Stunden eine Pause von ca. 3 Minuten eingelegt wurde. Diese Regelung ist nach Ansicht des Gerichts hinreichend, sollte dies besonders starken Rauchern nicht ausreichen, so kann dies nicht zu Lasten des Reiseveranstalters gehen, sondern muss vom Raucher, der sich f&#252;r eine besondere Form des Urlaubs entschieden hat, hingenommen werden. Auch die Zeugen haben bekundet, dass bei den jeweiligen Pausen Gelegenheit zum Rauchen bestand.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ist das Gericht nicht davon &#252;berzeugt, dass die Reiseleitung unzureichend war. Die Zeugen B und D haben zwar bekundet, die Reiseleiterin sei verschlossen und unzul&#228;nglich gewesen und habe keine landeskundigen Hinweise und Anregungen erteilt, demgegen&#252;ber haben aber die Zeuginnen E und A bekundet, die Reiseleiterin sei gut informiert gewesen und habe immer Informationen &#252;ber die Besichtigungsobjekte gegeben. Hinsichtlich der Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugen vermag das Gericht keine unterschiedliche Bewertung der Aussagen vorzunehmen, so dass jedenfalls keine &#220;berzeugung daf&#252;r besteht, dass die Reiseleiterin keine Informationen &#252;ber Land und Leute erteilt oder derartig unzul&#228;ngliche Ausk&#252;nfte erteilte, die selbst durchschnittlichen Anforderungen nicht gen&#252;gten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch die Sprachkenntnisse der Reiseleiterin wurden von den Zeugen unterschiedlich beurteilt; w&#228;hrend die Zeugen B und D von schwerverst&#228;ndlichem Deutsch sprachen, bezeichneten die Zeuginnen E und A dies als perfekt bzw. ausgezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Diese Unsicherheit &#252;ber das Vorliegen eines Reisemangels geht zu Lasten der Kl&#228;ger, die insofern die Beweislast tragen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag der Kl&#228;ger, die Reiseleiterin habe sie bei der Planung und den Arrangements eigener Vorhaben nicht unterst&#252;tzt, ist pauschal und unsubstantiiert und damit unbeachtlich. Es ist dem Gericht und auch der Beklagten nicht klar ersichtlich, was die Kl&#228;ger mit diesem Vorwurf konkret r&#252;gen wollen, welche eigenen Vorhaben damit gemeint sind. Die von den Kl&#228;gern behauptete Verweigerung der Nennung der Telefonnummer einer Agentur ist jedenfalls unerheblich und stellt noch keinen zur Minderung berechtigenden Mangel der Reiseleistung dar.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Gericht ist schlie&#223;lich nicht davon &#252;berzeugt, dass die Reiseleiterin die Kl&#228;ger als st&#228;ndige Unruhestifter bezeichnete und durch ihre Ablehnung einen gruppendynamischen Prozess in Gang setzte, der den Kl&#228;gern die Fortsetzung der Reise unm&#246;glich machte. Dies wird sogar durch die Aussagen der Zeugen D und B nicht best&#228;tigt, die bekundet haben, sie selbst und die Kl&#228;ger seien von der Reisegruppe nicht abgelehnt worden, sondern h&#228;tten zu den anderen Teilnehmern durchaus freundliche Kontakte gehabt. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Falls tats&#228;chlich die Kl&#228;ger von der &#252;brigen Reisegruppe abgelehnt wurden, so ist jedenfalls nicht erwiesen, dass dies aufgrund eines zielgerichteten Verhaltens der Reiseleiterin erfolgte. Dagegen spricht vor allem die Aussage der Zeugin A, die bekundete, sie habe diese Gruppe - gemeint sind wohl die Kl&#228;ger und die Zeugen D und B - tats&#228;chlich als sehr st&#246;rend empfunden. Es ist auch nur nat&#252;rlich, dass sich innerhalb einer gr&#246;&#223;eren Gruppe, die eine gemeinsame Reise auf relativ engem Raum unternimmt, Kleingruppen bilden und Sympathien und Antipathien sich entwickeln.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Diese Unsicherheit &#252;ber das Vorliegen eines Reisemangels geht wiederum zu Lasten der beweispflichtigen Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Da ein Mangel der Reiseleistung der Beklagten nach der &#220;berzeugung des Gerichts nicht vorliegt, sind Schadensersatzanspr&#252;che wegen vertaner Urlaubszeit oder wegen zus&#228;tzlich infolge des Reiseabbruchs entstandener Kosten nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 1534,-- DM</p>
315,127
ag-neuss-1990-03-21-30-c-59989
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 599/89
1990-03-21T00:00:00
2019-03-13T14:47:05
2022-10-18T15:09:02
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:0321.30C599.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, die Rasenfl&#228;che im Garten des an die Kl&#228;ger vermieteten Hauses , in einen Zustand zu versetzen, in dem Wasser ablaufen kann und nicht auf der Rasenfl&#228;che stehenbleibt.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>2.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 1.000,00 DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p> <p>4.</p> <p>Streitwert: 2.000,00 DM</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben durch schriftlichen Mietvertrag vom 10.02.1988 das Einfamilienhaus von der Beklagten angemietet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist gewerbliche Zwischenvermieterin.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zum Zeitpunkt des Mietvertragsabschlusses ist der zum Hause geh&#246;rige Garten nicht angelegt gewesen. In der Folgezeit ist der Garten durch den Hauseigent&#252;mer angelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger tragen vor, dass infolge zu starker Verdichtung des Baugrundes bei S Wasser auf den Rasen und den Pflanzfl&#228;chen stehenbleibe, und dass eingebrachte Pflanzen abgestorben seien.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen, den von ihr an die Kl&#228;ger vermieteten Garten im Hause ..... dadurch in einen vertragsgerechten Zustand zu versetzen, dass die gesamte Gartenfl&#228;che zwei Spatenstiche tief zu lockern ist entsprechend der DIN-Vorschrift ####.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, dass der Garten nicht Gegenstand des Mietvertrages sei. Der Garten sei den Kl&#228;gern lediglich unentgeltlich zur Nutzung &#252;berlassen. Ein bestimmter Zustand des Gartens werde nicht geschuldet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei der Hauseigent&#252;mer bereit, eingehende Pflanzen auszuwechseln.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem. &#167; 536 BGB (vgl. dazu Palandt, 48. Aufl., &#167; 536, Anm. 1a) in dem genannten Umfang begr&#252;ndet, im &#252;brigen war sie mangels weiterer Anspr&#252;che der Kl&#228;ger gegen die Beklagte abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der zum gemieteten Hause geh&#246;rende Garten ist ohne weiteres Gegenstand des Mietvertrages geworden. Dies folgt aus &#167; 1 Abs. 1 des Mietvertrages, wonach der dort mitaufgef&#252;hrte Garten nicht gestrichen wurde. Ist jedoch ein Garten tats&#228;chlich vorhanden und im vorgedruckten Mietvertrag mitaufgef&#252;hrt, so ist dieser auch Mietsache, zumal es in dem offensichtlich von der Beklagten verwendeten Mietvertragsformular infolge des dort angebrachten "Sternchenvermerks" ausdr&#252;cklich hei&#223;t, dass Nichtzutreffendes zu streichen ist. Desweiteren hat die Beklagte im vorgerichtlichen Schreiben vom 30.08.1989 erkl&#228;rt, dass der Garten mitvermietet sei; an dieser eindeutigen Erkl&#228;rung muss sich die Beklagte festhalten lassen. Es widerspr&#228;che im &#252;brigen jeder Lebenserfahrung, wenn ein zu einem Einfamilienhaus geh&#246;render Garten nicht mitvermietet w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vereinbarungen &#252;ber den Zustand des Gartens sind zwischen den Parteien offensichtlich nicht getroffen worden. Da der Garten bei Mietvertragsabschluss unstreitig noch nicht angelegt war, ist auch eine konkludente Regelung des Inhalts, dass der Garten im bei Vertragsabschluss bestehenden Zustand vermietet wird, nicht erfolgt. Der Garten ist daher von der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 536 BGB den Kl&#228;gern in einem zur normalen Nutzung eines Hausgartens &#252;blichen Zustande zu &#252;berlassen. Dazu geh&#246;rt ohne weiteres, dass der Garten mit einer Rasenfl&#228;che versehen ist. Zum &#252;blichen Zustand einer Rasenfl&#228;che geh&#246;rt jedoch, dass nach Regenf&#228;llen das auf die Fl&#228;che aufgeschlagene Regenwasser versickern kann. Dies folgt zum einen daraus, dass auch bei oder kurz nach Regenf&#228;llen die Rasenfl&#228;che im Wege der &#252;blichen Nutzung der Mietsache begehbar sein muss, ohne dass der Mieter dabei auf m&#246;glicherweise l&#228;nger anhaltende Wasserr&#252;ckst&#228;nde R&#252;cksicht zu nehmen h&#228;tte. Zum anderen ist zu ber&#252;cksichtigen, dass erfahrungsgem&#228;&#223; die Qualit&#228;t einer Rasenfl&#228;che leidet, wenn Regenwasser nicht ordnungsgem&#228;&#223; abflie&#223;en kann und die Graspflanzen zu lange dem nicht ablaufenden Wasser ausgesetzt sind. Die Rasenfl&#228;che ist daher in einen Zustand zu versetzen, in dem anfallendes Wasser in ausreichender Weise abflie&#223;en kann.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;ger insoweit beantragt haben, die Beklagte zu verurteilen, dass die gesamte Gartenfl&#228;che, somit auch die Rasenfl&#228;che, zwei Spatenstich tief zu lockern ist entsprechend der DIN-Vorschrift ####, konnte dem nicht gefolgt werden. Der Beklagten steht es grunds&#228;tzlich frei, die geeignete Ma&#223;nahme auszuw&#228;hlen, die zum Erreichen des von ihr geschuldeten Zustandes geeignet ist. Das Gericht vermag nicht zu erkennen, dass dies allein die von den Kl&#228;gern beantragte Ma&#223;nahme ist. Vielmehr ergibt sich aus dem von ihnen selbst vorgelegten Privatgutachten des Sachverst&#228;ndigen Schumann vom 09.06.1989, dass es betreffend der Rasenfl&#228;che ausreichend sein kann, an zwei ca. 1 m x 1 m gro&#223;en Fl&#228;chen Sickerm&#246;glichkeiten zu schaffen. Eine Verurteilung betreffend die Rasenfl&#228;che in der von den Kl&#228;gern beantragten Form war daher nicht auszusprechen, sondern lediglich die allgemeine Verpflichtung der Beklagten, die Rasenfl&#228;che in einen vertragsgerechten Zustand zu versetzen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Betreffend die &#252;brigen Pflanzfl&#228;chen ist ein Anspruch der Kl&#228;ger nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wie bereits ausgef&#252;hrt, wurden ein bestimmter Zustand des Gartens oder entsprechender Qualit&#228;tsmerkmale nicht vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Andererseits vermag das Gericht nicht zu erkennen, dass es zum &#252;blichen Zustand eines Gartens geh&#246;rt, dass auch Pflanzen mit tiefgehenden Wurzeln ohne Schwierigkeiten anwachsen k&#246;nnen. Das Gericht vermag nach dem Vorbringen der Kl&#228;ger und dem Inhalt des Privatgutachtens vom 09.06.1989 auch nicht zu erkennen, dass andere als die bisher eingebrachten Pflanzen auf den Pflanzfl&#228;chen nicht gedeihen k&#246;nnten. Die Kl&#228;ger haben jedoch, wie bereits ausgef&#252;hrt, keinen Anspruch auf eine bestimmte Art der Bepflanzung. Daher ist auch ein Anspruch, durch eine entsprechende Aufbereitung des Untergrundes die Wachstumsm&#246;glichkeit f&#252;r eine bestimmte Art der Bepflanzung zu schaffen, nicht gegeben. Dies gilt um so mehr, als sich der Hauseigent&#252;mer unstreitig bereiterkl&#228;rt hat, eingehende Pflanzen auszuwechseln. Das Risiko, dass im Hinblick auf eine zu hohe Verdichtung des Unterbodens auch f&#252;r neue oder andere Pflanzen die Chancen eines Anwachsens vermindert sind, tragen ohne weiteres die Beklagte bzw. der Hauseigent&#252;mer, ohne dass den Kl&#228;gern --zumindest im jetzigen Stadium - der geltend gemachte Anspruch auf Lockerung des Unterbodens zust&#252;nde. Ein solcher Anspruch mag allenfalls dann begr&#252;ndet sein, wenn sich auch nach Anpflanzung neuer oder anderer Pflanzen immer wieder herausstellt, dass diese infolge der zu hohen Verdichtung des Unterbodens nicht anwachsen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es war daher wie erkannt zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,128
olgk-1990-03-21-27-u-17298
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 172/98
1990-03-21T00:00:00
2019-03-13T14:47:06
2022-10-18T15:09:03
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1990:0321.27U172.98.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 19. Juli 1989 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Aachen - 4 O 96/89 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der im Jahre 1940 geborene Kl&#228;ger nimmt die Beklagten auf Schadensersatz in Anspruch, weil bei ihm nach einer am 22. September 1987 von dem Beklagten zu 1) in der herzchirurgischen Abteilung der Beklagten zu 2) durchgef&#252;hrten Gef&#228;&#223;operation im herznahen Bereich eine linksseitige Rekurrensparese eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Operation bezweckte die Beseitigung eines ausgedehnten Aneurysmas an einer Schlagader, das zu platzen drohte und von dem f&#252;r den Kl&#228;ger die Gefahr einer inneren Verblutung ausging. Tats&#228;chlich wurde das Aneurysma beseitigt, das sich im Bereich eines bereits im Jahre 1964 in der Universit&#228;tsklinik ... vorgenommenen Eingriffs wegen einer Aortenisthmus-Stenose gebildet hatte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet:, er sei &#252;ber die urs&#228;chlich mit der Gef&#228;&#223;operation in Aachen verbunden gewesene Gefahr einer Rekurrensparese (Stimmbandl&#228;h- mung) nicht aufgekl&#228;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagten zu 1) und 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn, den Kl&#228;ger, ein angemessenes Schmerzensgeld nebst 4% Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagten zu 1) und 2) als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn, den Kl&#228;ger, 302,40 DM nebst 4% Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen und</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">3.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">festzustellen, da&#223; die Beklagten zu 1) und 2) als Gesamtschuldner verpflichtet seien, ihm, dem Kl&#228;ger, allen weiteren zuk&#252;nftigen materiellen Schaden ab dem 15. M&#228;rz 1989 aus der fehlerhaften &#228;rztlichen Behandlung vom 22. September 1987 in den medizinischen Einrichtungen der Beklagten zu 2) zu ersetzen, soweit diese Anspr&#252;che des Kl&#228;gers nicht auf &#214;ffentliche Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen seien.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten zu 1) und 2) haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) hat behauptet, er habe mit dem Kl&#228;ger &#252;ber die Operation und die damit verbundenen Gefahren gesprochen. Er sei sich allerdings nicht sicher, ob er eigens auf die Gefahr der Verletzung des "nervus recurrens" hingewiesen habe. Vor die Wahl gestellt zwischen den Folgen einer Ruptur des Aneurysmas und der relativ geringf&#252;gigen sich h&#228;ufig auch zur&#252;ckbildenden -Beeintr&#228;chtigungen aufgrund einer Rekurrensparese w&#252;rde der Kl&#228;ger jedoch in jedem Falle seine Zustimmung zu dem Eingriff erteilt haben. Der Beklagte zu 2) hat ebenfalls darauf hingewiesen, da&#223; der Kl&#228;ger durch die Operation unstreitig aus akuter Lebensgefahr gerettet worden sei. Vor diesem Hintergrund habe dieser nicht nachvollziehbar dargelegt: , da&#223; und warum er seine Einwilligung zu dem Eingriff vom 22. September 1987 versagt haben w&#252;rde, wenn er &#252;ber die Gefahr der Sch&#228;digung des "nervus recurrens" und dessen Folgen aufgekl&#228;rt worden w&#228;re. Daneben hat die Beklagte zu 2) Ausf&#252;hrungen &#252;ber die nach ihrer Behauptung hervorragende fachliche Qualifikation des Beklagten zu 1) gemacht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes erster Instanz wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils (BI. 266-268 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage im wesentlichen mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, da&#223; die Beklagten zwar den ihnen obliegliegenden Beweis f&#252;r eine Aufkl&#228;rung des Kl&#228;gers &#252;ber die m&#246;glicherweise eintretende Stimmbandsch&#228;digung nicht erbracht h&#228;tten, da&#223; der Kl&#228;ger andererseits aber einen wirklichen Entscheidungskonflikt, der ihn bei der gebotenen Aufkl&#228;rung von dem Eingriff h&#228;tte Abstand nehmen lassen, nicht plausibel dargelegt habe. Wegen aller weiterer Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde des landgerichtlichen Urteils vom 19. Juli 1989 (BI. 269 -272 d.A. ) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 24. Juli 1989 zugestellte Urteil des Landgerichts hat der Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 11. August 1989, bei Gericht eingegangen am 22. August 1989, Berufung eingelegt. Diese hat er - nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 15. November 1989 - mit einem an diesem Tage bei Gericht eingegangenen weiteren Schriftsatz vom 14. November 1989 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, er habe mangels Aufkl&#228;rung &#252;ber die Operationsrisiken bei seiner Einwilligung in den Eingriff vom 22. September 1987 keine Entschei- dungsfreiheit gehabt. H&#228;tte er die Gefahr der Rekurrensparese gekannt - so behauptet er - dann h&#228;tte er sich zun&#228;chst Bedenkzeit ausgebeten. Sodann h&#228;tte er sich an die Universit&#228;tsklinik in ... gewandt, wo er 23 Jahre zuvor wegen einer Herzsymptomatik so erfolgreich operiert worden sei. H&#228;tte er dann erfahren, da&#223; dort inzwischen personelle &#196;nderungen eingetreten seien, so h&#228;tte er versucht, sich von dem Chefarzt der herzchirurgischen Abteilung der Beklagten zu 2), ... pers&#246;nlich operieren zu lassen. Erst in zweiter Linie h&#228;tte er einem Eingriff durch den Beklagten zu 1) zugestimmt. Wegen des so erforder- lich gewordenen Zeitbedarfs h&#228;tte die Operation zur Beseitigung des Aneurysmas am 22. September 1987 nicht stattfinden k&#246;nnen, so da&#223; die konkrete Sch&#228;digung auch nicht eingetreten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagten nach den von ihm in erster Instanz gestellten Antr&#228;gen zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu 2) zus&#228;tzlich, ihr zu gestatten, erforderlich Sicherheit auch durch die B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, &#214;ffentlichen Sparkasse oder Volksbank leisten zu d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) behauptet, der Kl&#228;ger sei sehr wohl &#252;ber die Operationsrisiken aufgekl&#228;rt worden und versuche nur, aus der f&#252;r die Behandlungsseite ung&#252;nstigen Beweislage Vorteile zu ziehen. Weshalb er, falls es zutr&#228;fe, da&#223; er &#252;ber die Gefahr einer Rekurrensparese nicht aufgekl&#228;rt worden sei, eine Operation in ... vorgezogen h&#228;tte, sei nicht nachvollziehbar dargelegt. Weder in dieser Hinsicht noch bez&#252;glich der Abw&#228;gung von Operationsnutzen und -notwendigkeit mit den m&#246;glichen Nebenfolgen habe es einen echten Entscheidungskonflikt geben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) weist zus&#228;tzlich auf erstinstanzliche Ausf&#252;hrungen zu ihrer Entlastung im Sinne von &#167; 831 BGB hin.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wegen aller sonstigen Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die in rechter Form und Frist eingelegte und begr&#252;ndete Berufung des Kl&#228;gers bleibt in der Sache ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die auf Schmerzensgeld und Schadensersatz gerichtete Klage mit Recht abgewiesen. Dem Kl&#228;ger stehen die geltend gemachten An- spr&#252;che weder gegen den Beklagten zu 1), dessen Haftung sich nach den Vorschriften der &#167;&#167; 823, 847 BGB bestimmen w&#252;rde, noch gegen die Beklagte zu 2) zu, die nach den Grunds&#228;tzen der positiven Vertragsverletzung f&#252;r die materiellen Sch&#228;den des Kl&#228;gers und daneben nach &#167; &#167; 831 , 847 BGB auch f&#252;r das Schmerzensgeld einzustehen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1 .</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt die Auffassung des Landgerichts, auf dessen Urteil zur Vermeidung von Wiederholungen gem&#228;&#223; &#167; 546 Abs. 1 ZPO Bezug genommen wird, da&#223; eine Ersatzpflicht der Beklagten nicht in Betracht kommt, weil die m&#246;glicherweise unterbliebene Aufkl&#228;rung &#252;ber die Gefahr einer Verletzung des nervus recurrens und deren Folgen sich nicht ausgewirkt hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsprechung hatte bisher vornehmlich &#252;ber Fallgestaltungen zu entscheiden, bei denen ein Patient geltend machte, bei gebotener Aufkl&#228;rung &#252;ber die mit dem Eingriff verbundenen, nicht voll beherrschbaren Nebenfolgen, h&#228;tte er von der ihm empfohlenen Behandlung ganz abgesehen. Hier tr&#228;gt der Arzt die Beweislast daf&#252;r, da&#223; der Patient auch bei ordnungsm&#228;&#223;iger Aufkl&#228;rung in die Behandlung eingewilligt h&#228;tte. Indes mu&#223; der Patient, wenn die Ablehnung der Behandlung medizinisch unvern&#252;nftig gewesen w&#228;re oder bei Nichtbehandlung gar gleichartige Risiken mit h&#246;herer Komplikationsdichte bestanden haben w&#252;rden, plausible Gr&#252;nde daf&#252;r darlegen, da&#223; er sich bei erfolgter Aufkl&#228;rung in einem wirklichen Entscheidungskonflikt befunden haben w&#252;rde (vgl. Steffen, Neue Entwicklungslinien der BGH- Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 3. Aufl., S. 99 m. w. N .aus der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs und der Obergerichte).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vorliegend ist die Ausgangslage anders. Der Kl&#228;ger bestreitet nicht, da&#223; er auch im Falle der gebotenen Aufkl&#228;rung &#252;ber die Nebenfolgen der Aneurysma- Operation dem Eingriff zugestimmt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger vorgenommene Verlagerung besagten Entscheidungskonflikts auf eine andere Ebene, n&#228;mlich die der Behandlung in ... oder in der Universit&#228;tsklinik ... tr&#228;gt die begehrte Rechtsfolge der Schadensersatzverpflichtung nicht. Zwar unterliegt die Wahl des Krankenhauses und der &#196;rzte, denen sich ein Patient anvertraut, seinem Selbstbestimmungsrecht und ist Teil seiner den Eingriff rechtfertigenden Einwilligung. Behauptet der Patient, da&#223; er f&#252;r den Fall der Aufkl&#228;rung &#252;ber ein bestimmtes Behandlungsrisiko seine Zustimmung zu einer Operation jedenfalls nicht dem tats&#228;chlich t&#228;tig gewordenen Arzt gegeben, sondern sich andernorts h&#228;tte operieren lassen, so kommt es zur Vermeidung von Mi&#223;br&#228;uchen der Aufkl&#228;rungsr&#252;ge ebenso wie in dem unter a) genannten Fall darauf an, ob echte schutzw&#252;rdige Interessen des Patienten vor- liegen. Ma&#223;stab kann wiederum nur die Plausibilit&#228;t der vom Anspruchsteller vorgebrachten Gesichtspunkte sein. Daran fehlt es vorliegend.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde im Jahre 1964, also 23 Jahre vor dem hier in Rede stehenden Eingriff, in der chirurgischen Abteilung der Universit&#228;tsklinik in ... operiert. Den Namen des damaligen Operateurs kennt er nicht; jedenfalls hat er diesen in seinem Proze&#223;vortrag nicht genannt. Der Kl&#228;ger hat auch dem durch einen Auszug aus dem Chirurgie-Almanach 1988 (Bl. 212 f. d.A.) erh&#228;rteten Vorbringen der Beklagten nicht widersprochen, da&#223; im Jahre 1987 in ... im Vergleich zu 1964 v&#246;llig andere organisatorische und personelle Verh&#228;ltnisse bestanden haben, - da&#223; n&#228;mlich inzwischen die Herzchirurgie von der Allgemeinchirurgie getrennt wurde und da&#223; der Chefarztposten der herzchirurgischen Abteilung im Zeitpunkt der beim Kl&#228;ger vorgenommenen Operation nur kommissarisch verwaltet wurde. Vor diesem Hintergrund fehlt jede verstandesm&#228;&#223;ig nachvollziehbare Begr&#252;ndung daf&#252;r, warum der Kl&#228;ger - w&#228;re er &#252;ber die mit der Aneurysma-Operation verbundene Gefahr der Rekurrens-L&#228;hmung im rechten Umfang aufgekl&#228;rt worden - Anla&#223; gehabt haben sollte, sich der Operation in ... zu<b> </b>unterziehen. Eine Vertrauensperson auf der Behandlungsseite, der er infolge ihres &#252;berragenden wissenschaftlichen oder operationspraktischen Rufs h&#228;tte zutrauen k&#246;nnen, da&#223; sie das Risiko besser als der Beklagte zu 1) w&#252;rde steuern k&#246;nnen, gab es nicht. Auch konnte nicht ein Unterschied in der rangm&#228;&#223;igen Einstufung der Krankenanstalten Anla&#223; sein, ... gegen&#252;ber ... den Vorzug zu geben, da es sich in beiden F&#228;llen um Universit&#228;tskrankenh&#228;user mit auf dem Gebiet der Herzchirurgie gleichem Spezialisierungsgrad handelt (vgl. dazu auch OLG Celle, Urteil vom 17.07.1987 -1 U 39/86 - S. 31, - zum Abdruck im "Versicherungsrecht" bestimmt).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die angeblich - im Falle der gebotenen Aufkl&#228;rung &#252;ber das Risiko einer Kehlkopfl&#228;hmung - zugunsten der Universit&#228;t ausge&#252;bte Wahl mu&#223; ferner vor dem Hintergrund als unverst&#228;ndlich erscheinen, da&#223; der Kl&#228;ger sich vom 29. Mai 1987 bis zum 10. Juni 1987 zur diagnostischen Abkl&#228;rung seiner Beschwerden bereits in der Klinik der Beklagten zu 2) befunden hatte. Wenn er nach zwischenzeitlicher Entlassung und der sodann von ihm befolgten langfristigen Ope- rationsladung vom 27. Juli 1987 (Bl. 115 d.A.) nach einer Belehrung &#252;ber das Risiko der Nervverletzung die RWTH h&#228;tte verlassen wollen, um sich in die ... Klinik zu begeben, so h&#228;tte er auch aus seiner Sicht nicht nur auf die Ergebnisse der Diagnostik, sondern ebenso auf die gewonnene Vertrautheit in der Klinik der Beklagten zu 2) verzichtet: In seiner Lage w&#228;re die Wahl ... einer Option f&#252;r die Anonymit&#228;t gleichgekommen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann auch nicht darin gefolgt werden, da&#223; er im Falle der gebotenen Risikoaufkl&#228;rung &#252;ber die m&#246;gliche Nervenl&#228;sion eine Operation durch den Klinikchef, ... gew&#252;nscht; h&#228;tte. Abgesehen davon, da&#223; der Kl&#228;ger mit der Ladungsbest&#228;tigung vom 28. Juli 1987 die Frage, ob er eine Privatbehandlung w&#252;nsche, verneint hatte (Bl. 117 d.A. ) <i> </i>ist unbestritten geblieben, dass ... den Kl&#228;ger nicht operiert, sondern an den Beklagten zu 1) weiterverwiesen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Auch die "Denkpause", die der Kl&#228;ger nach seiner Behauptung im Falle der gebotenen Aufkl&#228;rung &#252;ber die m&#246;gliche Rekurrensparese in Anspruch genommen h&#228;tte, f&#252;hrt nicht zu einer anderweitigen Beantwortung der Haftungsfrage. Es ist n&#228;mlich schon nicht plausibel, da&#223; der Kl&#228;ger von einem - wie er wusste - schon an sich nicht ungef&#228;hrlichen Eingriff zumindest zeitweise zur&#252;ckgetreten w&#228;re, wenn er &#252;ber die M&#246;glichkeit der in ihren Auswirkungen vergleichsweise geringf&#252;gigeren und in aller Regel R&#252;ckbildungstendenz aufweisenden Rekurrens-Sch&#228;digung unterrichtet gewesen w&#228;re. Jedenfalls lag ein f&#252;r das Selbstbestimmungsrecht relevanter "echter Entscheidungskonflikt" nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ob - wie der Kl&#228;ger annimmt - die Beklagten sich davon entlasten m&#252;&#223;ten, da&#223; der Schaden sich in ganz derselben Weise ereignet h&#228;tte, wenn der Beklagte zu 1) den Eingriff zwar unter identischen &#228;u&#223;eren Umst&#228;nden, aber - nach Gew&#228;hrung der Denkpause - zu einem anderen Zeitpunkt vorgenommen h&#228;tte, kann danach dahingestellt bleiben. Die &#220;bertragung der Grunds&#228;tze, die die Rechtsprechung hinsichtlich des Eingreifens einer Reserveursache entwickelt hat, die den Schaden unabh&#228;ngig von der Prim&#228;rursache - herbeigef&#252;hrt h&#228;tte, erscheint vorliegend fraglich, weil es in dem hier vorgestellten Fall eine Reserveursache im Wortsinne nicht gegeben h&#228;tte. Es spricht alles daf&#252;r, da&#223; das Zeitmoment im Sinne der blo&#223;en Verschiebung des schadenstiftenden Ereignisses erfolgsneutral bleibt, wenn die Schadensursache - worauf der Operationsbericht vom 22.09.1987 (Bl. 101 d.A.) ebenso wie das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen ... hindeutet ( vgl. Bl. 29 f. d .A. ) - in den besonderen Bedingungen der Rezidiv-0peration, insbesondere den Verschwielungen und Vernarbungen des alten Operationsfeldes und der fehlenden Erkennbarkeit des Nervenverlaufs, ihre Wurzel hat. Dann n&#228;mlich m&#252;&#223;te der Kl&#228;ger die Erkl&#228;rung daf&#252;r schulden, weshalb bei nur vorgestelltem verschobenen Zeitpunkt das Operationsergebnis anders ausgefallen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Wie dargelegt, kann jedoch diese Frage auf sich beruhen, weshalb auch kein Anla&#223; besteht, die Revision zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r die Berufung, die nach alledem keinen Erfolg haben konnte, wird auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO gest&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Ausspruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 10 in Verbindung mit &#167; 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Beschwer des Kl&#228;gers: unter 40.000,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 25.302,40 DM (wie in erster Instanz)</p>
315,129
lg-dusseldorf-1990-03-09-21-s-2-1-7-8-9
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
21 S 2 1 7 / 8 9
1990-03-09T00:00:00
2019-03-13T14:47:07
2022-10-18T15:09:03
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0309.21S2.1.7.8.9.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;ger gegen das</p> <p>am 6. April 1989 verk&#252;ndete Urteil</p> <p>des Amtsgerichts D&#252;sseldorf</p> <p>- 55 C 5 1 6 / 8 9 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens</p> <p>werden den Kl&#228;gern auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;ger ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das auf &#167; 2 MHG gest&#252;tzte Mieterh&#246;hungsverlangen der</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger vom 26. 9.1988 (Bl. 5, 6 GA) ist nicht gerechtfertigt, wie das Amtsgericht</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">im angefochtenen Urteil mit zutreffender Begr&#252;ndung, auf die Bezug genommen wird, fest-</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">gestellt hat. Dem haben die Kl&#228;ger mit ihrer Berufung nichts Erhebliches entgegengesetzt:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben ihre Mieterh&#246;hung mit der Bezugnahme auf die Mieten von drei Vergleichswohnungen begr&#252;ndet. Sie verkennen jedoch, da&#223; es sich hierbei</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">lediglich um eine im Rahmen der Wirksamkeit der</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mieterh&#246;hung bedeutsame M&#246;glichkeit der Erh&#246;hungsbegr&#252;ndung handelt. Es kann zugunsten der Kl&#228;ger unterstellt werden, da&#223; die in Bezug genommenen Wohnungen mit der Wohnung der Beklagten vergleichbar sind. Darum war und ist dem Beweiserbieten der Kl&#228;ger bez&#252;glich der Vergleichbarkeit der Wohnungen nicht zu entsprechen. M&#246;gen die Wohnungen auch vergleichbar sein, so ist damit jedoch noch nicht die letztlich entscheidende Frage nach der Orts&#252;blichkeit der Miete beantwortet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Mieter ist nicht verwehrt, die Repr&#228;sentanz der</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Vergleichsobjekte gezahlten Mieten f&#252;r die orts&#252;bliche Miete zu bestreiten (Sternel, Mietrecht, 3. Auflage, Anm. I I I, 738). Bestreiten, wie hier geschehen, die Mieter, da&#223; die genannten Vergleichs objekterepr&#228;sentativ f&#252;r die Orts&#252;blichkeit der verlangten Mieth&#246;he sind, so hat der Vermieter die orts&#252;bliche Vergleichsmiete zu beweisen. Die Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">sind insoweit beweisf&#228;llig geblieben.&#160; Sie haben f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Orts&#252;blichkeit keinen Beweisangetreten, lediglich- was unerheblich ist - f&#252;r die Vergleich-barkeit der Wohnungen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon ist aber auch unter Anwendung der D&#252;sseldorfer Mietrichtwerttabelle, wie das Amtsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, die Behauptung der Kl&#228;ger, die verlangte Mieterh&#246;hung entspreche der orts&#252;blichen Miete, widerlegt. Die Angriffe der Kl&#228;ger gegen die Verwertung der D&#252;sseldorfer MietrichtwerttabeIle liegen neben der</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sache. Die Abqualifizierung als "Kuhhandel " zwischen den Interessenverb&#228;nden und einer&#160; "Absegnung" seitens der Stadt D&#252;sseldorf ist als blo&#223;e Redensart ohne konkrete Sachsubstanz zu werten. Mangelnde Substanz wird nicht durch starke Worte ersetzt. -</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Prozessual ist ein sog. Mietspiegel im Wege des Freibeweises zu verwenden, da es sich&#160; bei dem Begriff der orts&#252;blichen Miete ebenso wie bei der Feststellung einer Orts&#252;bung oder einer Verkehrssitte um eine allgemein kundige Tatsache handelt, deren Ermittlung nicht an die von der ZPO aufgef&#252;hrten Beweismittel gebunden ist (Sternel, Anm. III,743; Schmidt- Futterer/ Blank, Wohnraumschutzgesetze,5. Auflage, Anm. C 151 a). F&#252;r die Ermittlung der</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">orts&#252;blichen Miete ist einem Mietspiegel ein besonderer Beweiswert bei zu messen. Er ist zwar nur auf das allgemeine Mietenniveau bezogen und kann daher</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">nicht die wertende Entscheidung des Gerichts im Rahmen des &#167; 287 Abs. 2 ZPO f&#252;r den konkreten Einzelfall ersetzen. Die konkrete Anwendung unter Auswertung der Mietrichtwerttabelle hat das Amtsgericht hier mit &#252;berzeugen der Begr&#252;ndung, auf die</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Bezug genommen wird, durchgef&#252;hrt. Hiernach betr&#228;gt die orts&#252;bliche Vergleichsmiete 650,25 DM, so da&#223; die Beklagten mit ihrer bisher gezahlten Miete von 665,50 DM bereits mehr als die orts&#252;bliche Miete zahlen. Auch der Vorwurf der Kl&#228;ger, da&#223; Amtsgericht habe v&#246;llig au&#223;er acht gelassen, da&#223; die Zoo - Gegend eine</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">der begehrtesten Wohnlagen in D&#252;sseldorf&#160; sei, liegt neben der Sache. Das Amtsgericht hat, was auch der Auffassung der Kammer entspricht, mit Recht festgestellt, da&#223; die S-stra&#223;e nur als mittlere Wohnlage einzustufen ist. Das entspricht im &#252;brigen auch</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">der Auffassung der Kl&#228;ger selbst in ihrer Mieterh&#246;hung vom 26.9.1988 - " es liegt in mittlerer Wohnlage " - ( Bl. 5 GA) .</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 97 Abs. 1, 100 Abs . 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Streitwert&#160; f&#252;r das Berufungsverfahren: 960, - - DM ( 8 0 , &#8212; DM X 12) .</p>
315,130
olgham-1990-03-07-5-uf-43889
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 438/89
1990-03-07T00:00:00
2019-03-13T14:47:09
2022-10-18T15:09:01
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0307.5UF438.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird unter Zur&#252;ckweisung der Berufung im &#252;brigen das Urteil des Amtsgerichts - Familiengerichts - Iserlohn vom 30. August 1989 (Aktenzeichen 14 F 246/88) abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin folgenden nachehelichen Unterhalt zu zahlen:</p> <p></p> <p>a) monatlich 390,-- DM f&#252;r die Monate Oktober bis Dezember 1988;</p> <p>b) 332,-- DM f&#252;r den Monat Januar 1989;</p> <p>c) monatlich 215,-- DM f&#252;r die Monate Februar bis Mai 1989;</p> <p>d) 172,-- DM f&#252;r Juni 1989;</p> <p>e) monatlich 280,-- DM f&#252;r die Zeit ab Juli 1989.</p> <p></p> <p>Die bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 1990 zu leistenden Unterhaltsbetr&#228;ge sind sofort, die ab April 1990 zu leistenden Unterhaltsbetr&#228;ge, sind jeweils monatlich im voraus zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz tragen die Kl&#228;gerin zu 20% und der Beklagte zu 80%. Die Kosten der Berufungsinstanz werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten auf nachehelichen Unterhalt ab Oktober 1988 in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 9.2.1982 die Ehe geschlossen. Aus ihrer Ehe ist das Kind xxx hervorgegangen, das am 7.9.1982 geboren, also jetzt 7 Jahre alt ist. Die Parteien leben seit September 1986 voneinander getrennt. Ihre Ehe wurde durch Urteil des Amtsgerichts Gelsenkirchen-Buer (15 F 1-14/87) vom 18.8.1988, rechtskr&#228;ftig seit dem 1.10.1988, geschieden. Das Sorgerecht f&#252;r xxx wurde auf die Kl&#228;gerin &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin war in der Ehezeit zun&#228;chst vollschichtig erwerbst&#228;tig. Ab 1984 war sie in einer Gastst&#228;tte als Serviererin t&#228;tig, wo sie nach ihren Angaben ca. monatlich 800,-- DM verdient hat. Im September 1986 beendete sie diese T&#228;tigkeit, als die Gastst&#228;tte nach dem Tod, des fr&#252;heren Eigent&#252;mers verkauft wurde. Danach war die Kl&#228;gerin in der Zeit bis Ende 1988 als Serviererin in einem Billardclub in xxx t&#228;tig, wo sie nach ihren Angaben monatlich 420,-- DM verdient hat. Auf die Gehaltsbescheinigung Bl. 51 d.A. wird Bezug genommen. Seit Februar 1989 ist die Kl&#228;gerin als Verk&#228;uferin ganzt&#228;gig erwerbst&#228;tig mit einem monatlichen Nettogehalt in H&#246;he von 1.156,93 DM. Auf die Gehaltsbescheinigungen Bl. 52, 144 d.A. wird Bezug genommen. Die Kl&#228;gerin hat dar&#252;ber hinaus einen firmeneigenen Pkw zur Verf&#252;gung. Das Kind wird in der Woche nach dem Schulbesuch von den Eltern der Kl&#228;gerin beaufsichtigt. Diese holt das Kind abends nach Gesch&#228;ftsschlu&#223; bei ihren Eltern ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war in der Ehezeit am ehelichen Wohnort der Parteien in xxx als Stapellagerfahrer erwerbst&#228;tig. Seit August 1987 hat er eine T&#228;tigkeit als Metallarbeiter in xxx. Seine dort bezogenen Eink&#252;nfte ergeben sich aus den Gehaltsbescheinigungen Bl. 29, der Lohnsteuerbescheinigung f&#252;r 1988 (Bl. 30) sowie dem Steuerbescheid f&#252;r 1988 (Bl. 141). Der Beklagte lebt zum gr&#246;&#223;ten Teil bei seiner Schwester in xxx, an die er nach seinen Angaben Miete und Kostgeld in H&#246;he von monatlich 250,-- DM zahlt. Er legt die t&#228;gliche Fahrtstrecke von zu seinem Arbeitsplatz in xxx mit dem eigenen Pkw</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">zur&#252;ck. Die t&#228;gliche Fahrtstrecke vom Wohnort zum Arbeitsplatz betr&#228;gt ca. 80 km. Seit Juli 1989 erh&#228;lt der Beklagte vom Arbeitgeber eine monatliche steuerfreie Fahrtkostenerstattung in H&#246;he von 361,-- DM (vorher 112,&#8212; DM). F&#252;r das Kind zahlt der Beklagte Unterhalt in H&#246;he von monatlich 228,-- DM. Auf einen ehebedingten Kredit bei der xxx zahlt der Beklagte eine Kreditrate von monatlich 250, - DM bis einschlie&#223;lich Mai 1989 sowie monatlich 350,-- DM ab Juni 1989. Auf die Zahlungsbelege wird Bezug genommen (Bl. 143-146).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch das angefochtene Urteil den Beklagten antragsgem&#228;&#223; verurteilt, an die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit von Oktober 1988 bis einschlie&#223;lich Januar 1989 Unterhalt in H&#246;he von 595,-- DM sowie ab Februar 1989 in H&#246;he von monatlich 350,-- DM zu zahlen. Die Kreditrate hat das Amtsgericht nur in H&#246;he eines von der Kl&#228;gerin erstinstanzlich anerkannten Betrages von monatlich 125,-- DM ber&#252;cksichtigt, da der Beklagte eine weitergehende Zahlung nicht nachgewiesen habe. Die Fahrtkosten hat das Amtsgericht unber&#252;cksichtigt gelassen, da der Beklagte deren Notwendigkeit nicht dargelegt habe. Im &#252;brigen wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug genommen (Bl. 61 - 65 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Beklagten. Der Beklagte macht geltend, der Bedarf der Kl&#228;gerin betrage nur monatlich 600,--.DM. Bei der Bedarfsberechnung m&#252;&#223;ten n&#228;mlich sowohl die Kreditraten als auch die hohen Fahrtkosten ber&#252;cksichtigt werden. Die Kl&#228;gerin sei nicht bed&#252;rftig, da sie ihren Bedarf durch eigene Erwerbst&#228;tigkeit decke. Diese sei auch nicht als &#252;berobligationsm&#228;&#223;ig zu</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">bewerten, da xxx st&#228;ndig bei der Gro&#223;mutter lebe und von dieser versorgt werde. Die Kl&#228;gerin habe auch mehr verdient, als in den vorgelegten Gehaltsbescheinigungen ausgewiesen ist. Bei ihrer T&#228;tigkeit im Billardclub habe sie tats&#228;chlich incl. Trinkgeld monatlich 700,-- DM verdient. Sie habe auch eine zus&#228;tzlich Teilzeitbesch&#228;ftigung auf der Rennbahn in xxx ausge&#252;bt. Seit Februar 1989 habe sie neben dem ausgewiesenen Gehalt als Verk&#228;uferin auch den Vorteil der unentgeltlichen Nutzung des Pkw ihrer Arbeitgeberin. Auch beziehe sie Wohngeld. Er, der Beklagte, sei auch nicht leistungsf&#228;hig. Neben den Kreditraten m&#252;&#223;ten auch Fahrtkosten von monatlich 704,&#8212; DM ber&#252;cksichtigt werden. Die Benutzung &#246;ffentlicher Verkehrsmittel sei ihm bei seinen Arbeitszeiten nicht zuzumuten. Ein Umzug sei ihm aus finanziellen Gr&#252;nden nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage, abzuweisen, soweit er zur Zahlung von nachehelichem Unterhalt &#252;ber folgende Betr&#228;ge hinaus verurteilt worden sei:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a) monatlich 390,-- DM f&#252;r die Monate Oktober bis Dezember 1988;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">b) 280,&#8212; DM f&#252;r den Monat Januar 1989;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">c) monatlich 190,-- DM f&#252;r die Monate Februar bis Mai 1989;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">d) 150,-- DM f&#252;r Juni 1989;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">e) monatlich 235,-- DM ab Juli 1989.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verteidigt das angefochtene Urteil. Sie macht geltend, bei der Bedarfsbestimmung m&#252;sse ihr fr&#252;heres Einkommen von monatlich 800,-- DM ber&#252;cksichtigt werden, welches sie zuletzt vor der Trennung der Parteien als Serviererin in einer Gastst&#228;tte verdient hat. Im &#252;brigen d&#252;rften ihre Eink&#252;nfte allenfalls teilweise ber&#252;cksichtigt werden, da sie aus &#252;berobligationsm&#228;&#223;iger Erwerbst&#228;tigkeit stammten. Die Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten sei durchaus gegeben. Die Fahrtkosten k&#246;nnten unterhaltsrechtlich nicht ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, jedoch nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht dem Grunde nach nachehelicher Unterhalt gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1570, 1573 Abs. 2 BGB zu, da sie aufgrund ihrer eigenen Erwerbseink&#252;nfte nicht in der Lage ist, ihren Unterhaltsbedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen in vollem Umfange zu decken, wobei auch die Betreuungsbed&#252;rftigkeit des minderj&#228;hrigen Kindes xxx zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Bedarf der Kl&#228;gerin nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen (&#167; 1578 BGB) wird bestimmt durch die aktuellen Erwerbseink&#252;nfte des Beklagten sowie den Zuverdienst der Kl&#228;gerin aus ihrer fr&#252;heren T&#228;tigkeit als Serviererin in dem Billardclub in xxx. Dabei hat der Senat f&#252;r die Bedarfsbestimmung auf Seiten des Beklagten die aktuellen Eink&#252;nfte aus der im Oktober 1987 aufgenommenen T&#228;tigkeit als Metallarbeiter zugrunde gelegt. Grunds&#228;tzlich kommt es f&#252;r die Bedarfsbestimmung auf die Verh&#228;ltnisse zum Zeitpunkt der Rechtskraft der Scheidung an (u.a. BGH FamRZ 1982, 684; 1986, 733/785: BGH NJW 1982, 1871). Ver&#228;nderungen, die zwischen Trennung und Scheidung eintreten, sind allerdings dann zu ber&#252;cksichtigen, wenn sie auf einer ungew&#246;hnlichen, vom Normalverlauf erheblich abweichenden Entwicklung, beruhen, die ohne die Trennung nicht eingetreten w&#228;re (BGH FamRZ 1982, 576). Im vorliegenden Fall hat der Beklagte seine T&#228;tigkeit als Metallarbeiter in zwar erst nach der Trennung der Parteien aufgenommen, wobei die Aufnahme der neuen T&#228;tigkeit mit einer trennungsbedingten Verlagerung seines Lebenskreises von nach verbunden war. Mangels konkreter anderer Darlegungen des Beklagten ist der Senat jedoch davon ausgegangen, da&#223; die jetzigen Eink&#252;nfte aus der T&#228;tigkeit als Metallarbeiter nicht wesentlich abweichen von denen aus seiner fr&#252;heren T&#228;tigkeit als Stapellagerfahrer in xxx zumal der Beklagte die Zugrundelegung der aktuellen Eink&#252;nfte durch das Amtsgericht nicht beanstandet hat.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sind weder die Kreditrate bei der xxx-Bank noch die hohen Fahrtkosten f&#252;r die Fahrten vom jetzigen Wohnung in xxx zum Betrieb der Arbeitgeberin in xxx als bedarfsmindernd zu ber&#252;cksichtigen:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei dem xxx -Kredit handelt es sich unstreitig um einen Kredit, der zu Konsumzwecken aufgenommen worden ist. Derartige Kredite, die zu Konsumzwecken - z.B. Anschaffung von Hausrat, Finanzierung der Lebenshaltungskosten pp. - aufgenommen werden, vermindern den Unterhaltsbedarf grunds&#228;tzlich nicht, da es keinen Unterschied macht, ob die Eheleute diese Aufwendungen aus ihrem laufenden Einkommen - z.B. durch Einsparungen - oder durch Aufnahme von Krediten finanzieren und im &#252;brigen auch der entsprechende Gegenwert f&#252;r die laufende Lebensf&#252;hrung zur Verf&#252;gung steht (OLG D&#252;sseldorf FamRZ 1987, 595, 596; Hei&#223;/Hei&#223;, Handbuch zum Unterhaltsrecht , 2.14/14 a).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch die derzeitigen hohen Fahrtkosten des Beklagten haben die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse der Parteien nicht gepr&#228;gt. Bei diesen Fahrtkosten, die der Beklagte auf sich nimmt, um bei seiner Schwester in xxx wohnen zu kennen, handelt es sich letztlich um eine Folge der gescheiterten Ehe. Es ist nicht vorgetragen und nicht ersichtlich, da&#223; in der intakter Ehe der Parteien Fahrtkosten in vergleichbarer H&#246;he angefallen sind. - Soweit danach die Fahrtkosten nicht zu ber&#252;cksichtigen sind, k&#246;nnen umgekehrt allerdings auch weder die vom Arbeitgeber derzeit gezahlten Fahrtkostenerstattungen noch die Steuervorteile, die auf den Fahrtkosten berufen, ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zu den Erwerbseink&#252;nften des Beklagten ist im einzelnen festzustellen:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Jahr 1988 ergibt sich aufgrund der Lohnsteuerbescheinigung des Steuerberaters xxx (Bl. 30) folgendes Nettoeinkommen:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Bruttoarbeitslohn (ohne Ber&#252;cksichtigung des steuerfreien Fahrgeldes) 45.554,84 DM </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Lohnsteuer 9.030,-- DM </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kirchensteuer 785,70 DM </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Arbeitnehmerbeitr&#228;ge zur gesetzlichen Sozialversicherung 8.033,63 DM </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">verbleiben netto 27.705,51 DM </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">: 12 = 2.308,80 DM.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Jahr 1989 ergibt sich aus den Jahressummen der Gehaltsabrechnung f&#252;r den Monat Dezember (Bl. 142) folgendes Nettoeinkommen:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Steuerpflichtig brutto: 42.413,75 DM </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich gesetzliche Abz&#252;ge,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">insgesamt: 15.963,03 DM</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">verbleiben: 26.450,72 DM</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">: 12 = 2.204,23 DM.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das steuerfreie Fahrgeld ist aus den dargelegten Gr&#252;nden dabei nicht ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt f&#252;r das Jahr 1989 die Steuererstattung, die ausweislich des Steuerbescheides f&#252;r 1988 (Bl. 141) 3.577,-- DM betr&#228;gt, was einen monatsanteiligen Betrag von 298,-- DM entspricht. Die Steuererstattung beruht jedoch unter anderem auf den Fahrtkosten, die im Rahmen des Bedarfs nicht ber&#252;cksichtigt werden. L&#228;&#223;t man die Fahrtkosten und die sonstigen Werbungskosten unber&#252;cksichtigt, so w&#252;rde sich das zu versteuernde Einkommen des Beklagten auf ca. 32.519,&#8212; DM erh&#246;hen. In diesem Fall bel&#228;uft sich die Einkommensteuer nach dem Grundtarif f&#252;r 1989 auf 6.866,-- DM; die Kirchensteuer betr&#228;gt dann ca. 620,-- DM, so da&#223; sich im Ergebnis folgender R&#252;ckzahlungsbetrag ergeben w&#252;rde:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">9.030,-- DM </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">+ 785,70 DM </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">- 6.886,-- DM</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">- 620,-- DM </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">verbleiben 2.309,70 DM </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">: 12 = 192,48 DM </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Steuervorteile, die sich aufgrund der erbrachten Unterhaltsleistungen nach &#167; 10 Abs. 1 Ziffer 1 EStG ergeben, sind dagegen auch beim Unterhaltsbedarf zu ber&#252;cksichtigen, da sie dazu bestimmt sind, den trennungsbedingten Machteil aufgrund des Wegfalls des Splittingvorteils auszugleichen. Geht man entsprechend der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (FamRZ 1988, 817, 818) davon aus, da&#223; die Einkommensverminderung aufgrund der Veranlagung in der ung&#252;nstigeren Steuerklasse I schon beim Bedarf zu ber&#252;cksichtigen sind, so m&#252;ssen auch umgekehrt die Steuervorteile aufgrund der Durchf&#252;hrung des begrenzten Realsplittings als einkommenserh&#246;hend, beim Bedarf ber&#252;cksichtigt werden, da diese - wie gesagt - auch dazu dienen, die trennungsbedingten Steuernachteile auszugleichen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ergibt sich damit ein die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse pr&#228;gendes Nettoeinkommen des Beklagten in der Gr&#246;&#223;enordnung von ca. 2.400,-- DM (2.204,23 DM + 192,48 DM).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Auf seiten der Kl&#228;gerin sind die zur Zeit der Trennung erzielten Eink&#252;nfte als Serviererin in dem Billardclub mit monatlich 420,-- DM als bedarfsbestimmend zu ber&#252;cksichtigen. Die fr&#252;heren Eink&#252;nfte der Kl&#228;gerin aus der T&#228;tigkeit in einer Gastst&#228;tte von monatlich 800,-- DM sind dagegen f&#252;r den Bedarf nicht mehr ma&#223;geblich, da der Verlust dieser Arbeitsstelle nicht trennungsbedingt war, sondern - auch ohne die Trennung der Parteien eingetreten w&#228;re. Auch die Ausweitung der Erwerbst&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin seit Februar 1969 - also nach Rechtskraft der Scheidung - kann f&#252;r den Bedarf nicht ber&#252;cksichtigt werden, da nicht festzustellen ist, da&#223; diese weitere Entwicklung, bezogen auf den Zeitpunkt der Rechtskraft der Scheidung, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten war und die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse bereits gepr&#228;gt hat (BGH FamRZ 1987, 459, 461); zumindest fehlt es insoweit an hinreichenden Darlegungen den f&#252;r einen h&#246;heren Bedarf darlegungs- und beweispflichtigen Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ergibt sich damit unter Zugrundelegung der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (FamRZ 1988, 265, 267; FamRZ 1989, 842), wonach schon bei der Bedarfsbestimmung der sog. "Erwerbst&#228;tigenbonus" zu ber&#252;cksichtigen ist, folgende Berechnung des Unterhaltsbedarfs der Kl&#228;gerin:</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">a) f&#252;r das Jahr 1988:</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Einkommen des Beklagten 2.308,-- DM</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Abz&#252;glich Kindesunterhalt</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">f&#252;r 228,&#8212; DM</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">verbleiben 2.080,-- DM</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">davon 3/7 = 891,43 DM</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Einkommen der Kl&#228;gerin zur</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zeit der Rechtskraft der</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Scheidung 420,-- DM</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">davon 4/7 = 240,-- DM</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Bedarf insgesamt 1.131,43 DM.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">b) f&#252;r das Jahr 1989:</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Einkommen des Beklagten ca. 2.400,-- DM</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kindesunterhalt</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">f&#252;r 228,-- DM</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">verbleiben 2.172.&#8212; DM</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">davon 3/7 = ca. 930,-- DM</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">+ 240,-- DM</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Bedarf insgesamt ca. 1.170,-- DM</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Auf diesen Unterhaltsbedarf sind die Erwerbseink&#252;nfte der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 1577 Abs. 2 BGB nur zum Teil anzurechnen, da die Kl&#228;gerin angesichts des Alters des Kindes von jetzt erst 7 Jahren an sich nicht verpflichtet ist, einer Erwerbst&#228;tigkeit nachzugehen. Die Anwendung des &#167; 1577 Abs. 2 BGB bezieht sich jedoch nur auf denjenigen Teil der Eink&#252;nfte der Kl&#228;gerin, der sich aus der Ausweitung ihrer Erwerbst&#228;tigkeit nach Rechtskraft der Scheidung ergibt, dagegen nicht auf den Teil der Eink&#252;nfte, der die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse der Parteien mitgepr&#228;gt hat. Denn Eink&#252;nfte, die die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse der Parteien mitpr&#228;gen, k&#246;nnen nicht gleichzeitig als &#252;berobligationsm&#228;&#223;ig im Sinne des &#167; 1577 Abs. 2 BGB angesehen werden (BGH FamRZ 1983, 146; Hei&#223;/Hei&#223; a.a.O. 2.11/12). Die Mehreink&#252;nfte, die sich aus der Ausweitung der Erwerbst&#228;tigkeit, ergeben, sind nach Billigkeitsgesichtspunkten auf den Unterhalt teilweise anzurechnen, soweit sie den Bedarf nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen &#252;bersteigen (Ziffer 32 der Hammer Leitlinien sowie Hampel; FamRZ 1984, 621, 629). Im vorliegenden Fall bel&#228;uft sich der Unterhalt, der sich ohne Ber&#252;cksichtigung der &#252;berobligationsm&#228;&#223;ig erzielten Mehreink&#252;nfte ergeben w&#252;rde, f&#252;r die Zeit ab Februar 1989 nach der Differenzrechnung wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Einkommen des Beklagten nach Abzug des Kindesunterhalts 2.172,-- DM </p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Einkommen der Kl&#228;gerin 420,-- DM</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Differenz 1.752,-- DM</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">davon 3/7 = ca. 750,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Insgesamt st&#252;nden der Kl&#228;gerin damit folgende Eink&#252;nfte zur Verf&#252;gung:</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">eigenes Einkommen ca. 1.157,-- DM</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Unterhalt 750,-- DM</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">insgesamt 1.907,-- DM</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Gesamteink&#252;nfte &#252;bersteigen damit den Bedarf der Kl&#228;gerin nach den ehelichen Lebensverh&#228;ltnissen wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">1.907,-- DM </p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich 1.170,-- DM</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">verbleiben 737,&#8212; DM.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die H&#228;lfte dieses Betrages, also 368,50 DM, sind gem&#228;&#223; Ziffer 32 der Leitlinien auf den oben errechneten Unterhaltsanspruch von 750,-- DM anzurechnen, so da&#223; ein Betrag von <u>381,50 DM</u> verbleibt. - Die Vorteile, die der Kl&#228;gerin aus der Nutzung des Pkw ihrer Arbeitgeberin erwachsen, k&#246;nnen angesichts der &#220;berobligationsm&#228;&#223;igkeit ihrer T&#228;tigkeit au&#223;er Betracht bleiben, zumal die Kl&#228;gerin den Pkw nach ihren glaubhaften Angaben im Senatstermin im wesentlichen f&#252;r die Fahrten vom Wohnort zur Arbeitsstelle nutzt und die dar&#252;ber hinausgehenden privaten Nutzungsvorteile nur geringf&#252;gig sind. - Da&#223; die Kl&#228;gerin einer weiteren Erwerbst&#228;tigkeit nachgeht, hat sie glaubhaft in Abrede gestellt. Der Beklagte hat insoweit auch nur unsubstantiierte Vermutungen ge&#228;u&#223;ert.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist jedoch aufgrund eingeschr&#228;nkter Leistungsf&#228;higkeit nicht in der Lage, den oben errechneten Betrag zu zahlen. F&#252;r die Leistungsf&#228;higkeit, nach &#167; 1581 BGB sind n&#228;mlich auch diejenigen Belastungen zu ber&#252;cksichtigen, die f&#252;r den Unterhaltsbedarf keine Rolle spielen, das hei&#223;t im vorliegenden Fall die Kreditbelastungen sowie die notwendigen Fahrtkosten f&#252;r die Fahrten von der und zur Arbeitssteile. Andererseits sind im Rahmen der Leistungsf&#228;higkeit auch die Fahrtkostenerstattungen sowie die vollen Steuererstattungen als Einkommen zu ber&#252;cksichtigen. Auch f&#252;r das Jahr 1988, in dem Steuererstattungen noch nicht angefallen sind, weil der Beklagte keine Steuererkl&#228;rung abgegeben hatte, ist eine entsprechende steuerliche Entlastung fiktiv zu ber&#252;cksichtigen. Denn der Unterhaltspflichtige hat sein gesamtes erzielbares Einkommen f&#252;r den Unterhalt einzusetzen. Steuervorteile, die er zumutbarerweise erzielen k&#246;nnte, begr&#252;nden eine h&#246;here Leistungsf&#228;higkeit (OLG D&#252;sseldorf FamRZ 1987, 1259 ff; Hei&#223;/Hei&#223; a.a.O. 3.94). Der Senat geht im Rahmen einer Sch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO davon aus, da&#223; bei den hohen Fahrtkosten auch im Jahre 1988 Steuervorteile in H&#246;he von ca. 150,-- DM angefallen w&#228;ren. Durch diese Steuervorteile hatte sich die Nettobelastung mit dem Fahrtkosten auf ca. 450,-- DM f&#252;r das Jahr 1988 vermindert. Dieser Betrag ergibt sich in etwa, wenn man von den tats&#228;chlich angefallenen Fahrtkosten von monatlich 704,-- DM die Fahrtkostenerstattung in H&#246;he von monatlich 112,-- DM im Jahre 1988 sowie die fiktiven Steuervorteile von ca. 150,--DM in Abzug bringt. - F&#252;r das Jahr 1989 sind dagegen die tats&#228;chlich angefallenen Steuererstattungen sowie die Fahrtkostenerstatturigen in voller H&#246;he zu ber&#252;cksichtigen. Insgesamt ergeben sich damit f&#252;r die Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten folgende Berechnungen:</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">a) F&#252;r den Zeitraum von Oktober 1988 bis einschlie&#223;lich Dezember 1988:</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Nettoeinkommen des Beklagten ca. 2.308,-- DM</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kindesunterhalt</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">f&#252;r 228,-- DM</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kreditbelastungen 250,-- DM </p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Nettofahrtkosten 450,-- DM </p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">verbleiben 1.380,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Der Selbstbehalt des Beklagten betrug gem&#228;&#223; Ziffer 33 der Leitlinien 990,-- DM f&#252;r das Jahr 1988, so da&#223; sich f&#252;r den Zeitraum von Oktober bis einschlie&#223;lich Dezember 1933 ein Betrag von <u>390,-- DM</u> ergibt.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">b) F&#252;r den Zeitraum von Januar 1989 bis einschlie&#223;lich Mai 1989 ergibt sich folgende Berechnung:</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Einkommen des Beklagten ca. 2.204,-- DM </p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich Fahrtkostenerstattung 112,&#8212; DM </p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich Steuererstattungen 298,-- DM</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kindesunterhalt 223, -- DM </p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Fahrtkosten 704,-- DM</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kreditbelastungen 250,-- DM </p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">verbleiben 1.432,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Der Selbstbehalt betr&#228;gt ab dem 1.1.1989 1.100,-- DM, so da&#223; ein Betrag von <u>332, -- DM</u> verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Monat Juni 1989 erh&#246;ht sich die Kreditbelastung von 250,-- DM auf 350,-- DM monatlich, so da&#223; nach Abzug der Gesamtbelastungen ein Betrag von 1.332,-- DM, also von 232,-- DM &#252;ber dem Selbstbehalt verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit ab Juli 1989 erh&#246;ht sich das anrechenbare Einkommen des Beklagten aufgrund der Erh&#246;hung der Fahrtkostenerstattungen von 112,-- DM auf jetzt 361,-- DM. Die Berechnung ergibt nunmehr folgende Betr&#228;ge:</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Einkommen des Beklagten 2.204,-- DM </p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich Steuererstattungen 298,-- DM </p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich Fahrtkostenerstattungen jetzt 361,-- DM </p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kindesunterhalt 228,-- DM </p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Fahrtkosten 704,-- DM </p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Kreditbelastungen 350,-- DM </p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">verbleiben 1.581,-- DM </p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich Selbstbehalt 1.100,-- DM </p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">verbleiben <u>481,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Jedoch bestimmt sich die Leistungsf&#228;higkeit nicht alleine nach den Selbstbehaltss&#228;tzen. Vielmehr ist im Rahmen der gem&#228;&#223; &#167; 1581 BGB vorzunehmenden Billigkeitspr&#252;fung eine Kontrollrechnung nach der Differenzmethode vorzunehmen, um eine billige Verteilung der beiderseitigen Eink&#252;nfte zu gew&#228;hrleisten (OLG D&#252;sseldorf FamRZ 1987, 1254, 1256). Diese Kontrollrechnung ist insbesondere dann erforderlich, wenn bestimmte Belastungen des Unterhaltspflichtigen, wie im vorliegenden Fall die Kreditbelastungen sowie die Fahrtkosten, beim Unterhaltsbedarf nicht ber&#252;cksichtigt werden. Denn eine blo&#223;e Bestimmung des Unterhalts nach dem nicht gedeckten Bedarf kann in solchen F&#228;llen dazu f&#252;hren, da&#223; der Unterhaltsberechtigte im Ergebnis &#252;ber erheblich h&#246;here Eink&#252;nfte verf&#252;gt als der Unterhaltsverpflichtete, insbesondere dann, wenn - wie im vorliegenden Fall (vgl. oben III.) - die eigenen Eink&#252;nfte des Berechtigten gem&#228;&#223; &#167; 1577 Abs. 2 BGB nur teilweise angerechnet werden. Da ein solches Ergebnis in aller Regel nicht der Billigkeit entspricht, ist in einem dritten Berechnungsschritt eine Kontrollrechnung nach der Differenzmethode vorzunehmen, wobei im Rahmen dieser Kontrollrechnung - anders als bei der Bedarfsbestimmung - die beiderseitigen Eink&#252;nfte und Belastungen in vollem Umfange ber&#252;cksichtigt werden.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die Kontrollrechnung f&#252;hrt im vorliegenden Fall f&#252;r die Zeit ab Februar 1989 zu folgenden Betr&#228;gen:</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">a) Zeitraum Februar bis Mai 1989:</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Einkommen des Beklagten vermindert </p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">um die Belastungen 1.432,-- DM</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Einkommen der Kl&#228;gerin </p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">(vermindert um den Naturalunterhalt f&#252;r xxx): </p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">1.157,-- DM - 228,-- DM = 929,-- DM</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Differenz 503,-- DM</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">3/7 der Differenz = ca. <u>215,-- DM;</u></p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">b) f&#252;r Juni 1989:</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Einkommen des Beklagten 1.332,-- DM</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Einkommen der Kl&#228;gerin 929,-- DM</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Differenz 40 3,-- DM</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">3/7 - ca. <u>172,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">c) Zeitraum ab Juli 1989:</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">1.581 ,-- DM</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">-929,-- DM</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Differenz 652,-- DM</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">3/7 = ca. 230,&#8212; DM</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Der &#220;berobligationsm&#228;&#223;igkeit der Erwerbst&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin hat der Senat dabei im Rahmen der Kontrollrechnung dadurch Rechnung getragen, da&#223; ein dem Barunterhalt entsprechender Betrag von dem Naturalunterhalt des Kindes anrechnungsfrei geblieben ist, obgleich die Kl&#228;gerin tats&#228;chlich keine finanziellen Aufwendungen f&#252;r die Betreuung des Kindes dargelegt hat. Die Ber&#252;cksichtigung des Naturalunterhalts f&#252;r xxx im Rahmen der Differenzrechnung f&#252;hrt immerhin dazu, da&#223; die Kl&#228;gerin im Ergebnis &#252;ber h&#246;here Eink&#252;nfte verf&#252;gt als der Beklagte. Die Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich f&#252;r die Zeit ab Juni 1989 im Ergebnis Eink&#252;nfte vom 1.157,-- DM + 280,-- DM = 1.437,-- DM, w&#228;hrend dem Beklagten nach Abzug des Unterhalts sowie s&#228;mtlicher Belastungen nur noch 1.581,-- DM - 280,-- DM = 1.301,- DM verbleiben. Dieses Ergebnis kann im Rahmen der Billigkeitsabw&#228;gung noch hingenommen werden, da die unentgeltliche &#220;bernahme der Kindesbetreuung durch die Eltern der Kl&#228;gerin dem Beklagten unterhaltsrechtlich nicht zugute kommt. Ein noch weitergehendes Auseinanderklaffen der beiderseitigen Eink&#252;nfte w&#252;rde dagegen nach Auffassung des Senats nicht mehr der Billigkeit entsprechen, zumal die angerechneten Erwerbseink&#252;nfte des Beklagten zum Teil auch auf &#220;berstunden beruhen.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">(Dabei kann letztlich dahingestellt bleiben, ob man - wie hier - eine Korrekturrechnung aufgrund der Differenzmethode vornimmt oder ob man abweichend von Ziffer 32 der Leitlinien die eigenen &#252;berobligationsm&#228;&#223;igen Eink&#252;nfte der Kl&#228;gerin mit einer h&#246;heren als der allgemein &#252;blichen h&#228;lftigen Quote anrechnet.)</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit von Oktober 1988 bis einschlie&#223;lich Januar 1989 spielt die Kontrollrechnung dagegen keine Rolle, da die Kl&#228;gerin in diesem Zeitraum &#252;ber wesentlich geringere Eink&#252;nfte verf&#252;gt hat. F&#252;r diesen Zeitraum verbleibt es bei den unter Zugrundelegung der Selbstbehaltss&#228;tze errechneten Unterhaltsbetr&#228;gen, die unter den Betr&#228;gen liegen, die sich aufgrund der Differenzrechnung f&#252;r diesen Zeitraum ergeben w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks"><b>VI.</b></p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Insgesamt schuldet der Beklagte der Kl&#228;gerin mithin folgenden nachehelichen Unterhalt:</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Monate Oktober bis Dezember 1988 monatlich 390,-- DM (entsprechend der Berechnung unter IVa);</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Monat Januar 1989 332,-- DM</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">(entsprechend IVb); </p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Monate Februar bis Mai 1989 monatlich 215,-- DM (entsprechend Va)</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">F&#252;r Juni 1989 172,-- DM</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">(entsprechend Vb);</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">ab Juli 1989 monatlich 280,-- DM</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">(entsprechend Vc).</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks"><b>VII.</b></p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit erfolgt aus &#167; 708 Ziffer 10 ZPO.</p>
315,131
olgk-1990-03-05-21-uf-15189
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 UF 151/89
1990-03-05T00:00:00
2019-03-13T14:47:11
2022-10-18T15:09:01
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0305.21UF151.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Senat erkl&#228;rt sich, soweit Verhandlung und Entscheidung &#252;ber diejenigen</p> <p>Klageanspr&#252;che betroffen sind, die die Kl&#228;gerin mit ihrem Schriftsatz vom 27. Dezember 1989 - BI. 2811282 d.A. - in den Rechtsstreit eingef&#252;hrt hat, f&#252;r un-zust&#228;ndig und verweist den Rechtsstreit insoweit auf Antrag der Kl&#228;gerin an das Landgericht K&#246;ln.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Beklagten im vorliegenden Rechtsstreit zun&#228;chst vor dem Landgericht K&#246;ln und sp&#228;ter vor dem Amtsgericht - Familiengericht K&#246;ln - mit ihrer</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Klage auf Abgabe seiner Zustimmungserkl&#228;rung zur Wiedereintragung ihres Ehemannes als Eigent&#252;mer der ehelichen, im Klageantrag genau bezeichneten Wohnung im Grundbuch in Anspruch genommen. Dabei hat sie sich mit entsprechendem Sachvortrag bez&#252;glich der Ver&#228;u&#223;erung dieser Liegenschaft durch ihren Ehemann an den Beklagten auf die &#167;&#167; 1365 Abs. 1, 1368 BGB berufen und weiter ausgef&#252;hrt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">der Klageantrag finde zus&#228;tzlich in den &#167;&#167; 826, 249 BGB seine taugliche St&#252;tze.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht K&#246;ln hat die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, da&#223; die Voraussetzungen der &#167;&#167; 1365, 1368 BGB nicht erf&#252;llt seien und die Klage bereits unzul&#228;ssig sei, soweit sie auf &#167; 826 gest&#252;tzt werde. Unbeschadet des insoweit von der Kl&#228;gerin gestellten Antrages habe keine Teilverweisung erfolgen k&#246;nnen, weil wegen einzelner materiellrechtlicher Anspruchsgrundlagen keine Verweisung m&#246;glich sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat mit ihrer gegen dieses Urteil eingelegten Berufung urspr&#252;nglich ihr erstinstanzliches Klageziel weiterverfolgt und sich vornehmlich mit rechtlichen Ausf&#252;hrungen gegen die Entscheidung des Erstrichters gewandt. Hilfsweise hat sie um Aufhebung des angefochtenen Urteils und Zur&#252;ckverweisung des Rechtsstreits an das Familiengericht zur neuerlichen Verhandlung und Entscheidung sowie weiter hilfsweise um Verweisung des Rechtsstreits an das Landgericht K&#246;ln gebeten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im weiteren Verlaufe des Berufungsrechtszuges hat die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; ihrem bereits eingangs genannten Schriftsatz vom 27.12.1989 die Stellung weiterer Sachantr&#228;ge als Hilfsantr&#228;ge zum Hauptantrag der Berufung angek&#252;ndigt: Gemessen daran soll festgestellt werden, da&#223; der von ihrem Ehemann und dem Beklagten &#252;ber die eheliche Wohnung geschlossene Kaufvertrag nichtig ist und - weiter hilfsweise - der Beklagte zur Duldung der Zwangsvollstreckung der Kl&#228;gerin in den vorbezeichneten Grundbesitz nach Ma&#223;gabe des Anfechtungsgesetzes verurteilt werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 15.01.1990 hat der Senat der Kl&#228;gerin die von dieser nachgesuchte Proze&#223;kostenhilfe verweigert, weil die Berufung insgesamt keine hinreichende Aussicht auf Erfolg biete. Zuvor hatte der Beklagte in diesem Termin ger&#252;gt, da&#223; in den letztgenannten, gem&#228;&#223; Schriftsatz vom 27.12.1989 angek&#252;ndigten Antr&#228;gen eine unzul&#228;ssige Klage&#228;nderung liege.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Versagung der Proze&#223;kostenhilfe beruht, wie der Senat den Parteien im Termin m&#252;ndlich erl&#228;utert hat, darauf, da&#223; das Familiengericht die Klage im Ergebnis zu Recht abgewiesen habe, weil jedenfalls die sachlich-rechtlichen Voraussetzungen der von der Kl&#228;gerin insoweit ins Feld gef&#252;hrten Anspruchsgrundlagen nicht erf&#252;llt seien. Bei den erstmals in der zweiten Instanz gem&#228;&#223; Schriftsatz vom 27.12.1989 als Hilfsantr&#228;ge angek&#252;ndigten Sachantr&#228;gen handele es sich abgesehen von allen anderen Bedenken - unter anderem nicht sachdienliche Klage&#228;nderung - jedenfalls nicht um eine Familiensache, so da&#223; sie nicht zur Entscheidung durch den Senat als</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Familiensenat gestellt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat die Kl&#228;gerin Verweisung des Rechtsstreits an das Landgericht K&#246;ln beantragt und im &#252;brigen ihre Berufung zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat der Verweisung widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dem Verweisungsantrag der Kl&#228;gerin war stattzugeben. Hierzu gilt im einzelnen folgendes:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dieser Antrag betrifft, wie die seiner Stellung vorausgegangene Er&#246;rterung im Proze&#223;kostenhilfepr&#252;fungsverfahren im Termin vom 15.01.1990 ergeben hat, nur</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">das erstmals mit Schriftsatz vom 27.12.1989 zweitinstanzlich in den Rechtsstreit eingef&#252;hrte Klagebegehren, w&#228;hrend umgekehrt die R&#252;cknahme der Berufung im &#252;brigen nur denjenigen Teil der Klage betrifft, den das Familiengericht abgewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat, soweit gem&#228;&#223; dem daf&#252;r allein ma&#223;geblichen tats&#228;chlichen Vorbringen der Kl&#228;gerin (vgl. BGH FamRZ 1980, 988; 1984, 466) die &#167;&#167; 1365, 1368 BGB unmittelbar betroffen sind, &#252;ber eine in seine Zust&#228;ndigkeit als Familiengericht fallende Familiensache im Sinne des &#167; 621 Abs. 1 Nr. 8 ZPO - Streitigkeit aus dem ehelichen G&#252;terrecht mit Drittbeteiligung - entschieden (vgl. BGH FamRZ 1981,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1045; OLG Frankfurt RR 1986, 1332; Z&#246;ller-Philippi, ZPO, 15. AufI., &#167; 621 Rz. 59; Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, ZPO, 47. AufI., &#167; 621 Anm. 1 H).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin den auf die &#167;&#167; 1365, 1368 8GB gest&#252;tzten Klageantrag zus&#228;tzlich auf die &#167;&#167; 826, 249 BGB als weitere materiell-rechtliehe Anspruchsgrundlage desseIben Klagebegehrens gest&#252;tzt hat, handelt es sich zwar nicht um eine familiengerichtliche Angelegenheit. Aber auch insoweit ist aufgrund des Gesichtspunktes des sogenannten Sachzusammenhanges daf&#252;r erstinstanzlich das Familiengericht zust&#228;ndig (vgl. BGH FamAZ 1983, 155/156; 1986, 48 ff., 51; AK-ZPO-Derleder/Lemke, &#167; 621 Rz. 1; Walther, Der Proze&#223; in Familiensachen, IV 3 e bb,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">S. 117; Waldner MDA 1984, 190/191). Auch insoweit kann es folglich keine Verweisung geben. Deshalb hat die Kl&#228;gerin - nach Versagung der von ihr nachgesuchten</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;kostenhilfe - diesen gesamten Teil der Berufung zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Bei den weiteren, mit Schriftsatz vom 27.12.1989 erstmals in der Berufungsinstanz angek&#252;ndigten Klageantr&#228;gen handelt es sich um eine nachtr&#228;gliche kumulative Klageh&#228;ufung, was schon daraus erhellt, da&#223; damit gegen&#252;ber der urspr&#252;nglichen Leistungsklage u.a. ein ganz anderes Klageziel &#8211; Feststellungsantrag - verfolgt wird. Diese Hilfsantr&#228;ge sind jetzt gewisserma&#223;en Hauptantr&#228;ge, nachdem die Berufung im &#252;brigen zur&#252;ckgenommen worden ist. Bei diesem Klagebegehren handelt es sich nicht um eine Familiensache, weder der Natur nach noch aufgrund Sachzusammenhangs. Keiner der in &#167; 621 ZPO enumerativ und abschlie&#223;end aufgef&#252;hrten F&#228;lle liegt vor und auch das durch Sachzusammenhang mit den &#167;&#167; 1365, 1368 BGB gepr&#228;gte Ankn&#252;pfungsmerkmal spielt f&#252;r diesen Teil der Klage keine Rolle. Deshalb konnte der Senat dar&#252;ber aufgrund seiner ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit als Familiensenat nicht entscheiden, zumal auch keine erstinstanzliche Sachentscheidung &#252;ber diesen Komplex durch das Familiengericht vorliegt, die gem&#228;&#223; dem nunmehr ma&#223;geblichen Merkmal der sogenannten formellen Ankn&#252;pfung - &#167; 119 Abs. 1 Nr. 1 GVG - die Entscheidungszust&#228;ndigkeit des Senats als Berufungsgericht er&#246;ffnet</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Kl&#228;gerin war dieser Teil des Klagebegehrens an das Landgericht K&#246;ln zu verweisen (vgl. zur Verweisung in solchen F&#228;llen: BGH FamRZ 1979, 215, 217; AK-ZPO-Deppe-Hilgenberg, &#167; 281 Rz. 14).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Soweit die sachliche und &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit des Landgerichts, die aus der H&#246;he des Streitwertes und dem allgemeinen Gerichtsstand' des Beklagten infolge seines Wohnsitzes in K&#246;ln folgen, betroffen sind, beruht die Verweisung unmittelbar auf &#167; 281 ZPO, da diese Vorschrift in jeder Instanz und somit auch im Berufungsrechtszugeanwendbar ist (vgl. BGHZ 16, 345; BayOblG NJW 1958, 1825 ff., 1827), w&#228;hrend die durch die Verweisung ebenfalls betroffene Abgrenzung zwischen Familiengericht einerseits und allgemeiner Zivilgerichtsbarkeit andererseits als Akt einer gesetzlichen</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftsverteilung und gerichtsinternen Zust&#228;ndigkeit (vgl. BGHZ 71, 264 ff.; Bergerfurth, Der Ehescheidungsproze&#223;, 7. AufI., Rz. 135; Schwab, Handbuch des Scheidungsrechts, 2. AufI., Teil I Rz. 9) &#167; 281 ZPO, nicht unterf&#228;llt, sich hier aber,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">wie ausgef&#252;hrt.aus der Natur der Sache als einer Nichtfamiliensache ergibt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">In Rechtsprechung und Schrifttum ist allgemein anerkannt, da&#223; eine Verweisung durch das Rechtsmittelgericht durch Urteil erfolgen und die erstinstanzliche Entscheidung aufgehoben werden mu&#223; (vgl. BGHZ 10, 155 ff., 163; NJW 1986, 1985; BAG BB 1975, 1209; Z&#246;ller-Stephan, a.a.O., &#167; 281 Rz. 9; Baumbach-Lauterbach-</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Albers-Hartmann, a.a.O., &#167; 281 Anm. 2 G b; AK-ZPO-Deppe-Hilgenberg, &#167; 281 Rz. 16). Vorliegend besteht aber die Besonderheit, da&#223; von der Verweisung nur derjenige Teil des Klagebegehrens ber&#252;hrt wird, der erstmals im Berufungsrechtszuge im Wege nachtr&#228;glicher Klagenh&#228;ufung von der Kl&#228;gerin in den Proze&#223; eingef&#252;hrt</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">worden ist, so da&#223; das Urteil des Familiengerichts davon nicht betroffen wird. Deshalb konnte der Senat die Verweisung unter Aufrechterhaltung des angefochtenen</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Urteils - dies als Folge der Berufungsr&#252;cknahme im &#252;brigen - sowie durch Beschlu&#223; aussprechen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die mit diesem Beschlu&#223; erfolgte Verweisung des davon betroffenen Proze&#223;teils verk&#246;rpert gleichzeitig der Sache nach eine Abtrennung gem&#228;&#223; &#167; 145 ZPO, worauf hiermit klarstellend hingewiesen wird.</p>
315,132
ag-duren-1990-03-01-3-c-45089
{ "id": 652, "name": "Amtsgericht Düren", "slug": "ag-duren", "city": 412, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
3 C 450/89
1990-03-01T00:00:00
2019-03-13T14:47:12
2022-10-18T15:09:01
Urteil
ECLI:DE:AGDN:1990:0301.3C450.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 450,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren Mieter im Hause des Kl&#228;gers aufgrund Mietvertrages vom 21.06.87. Sie haben seit 01.01.88 die Miete um monatlich 110,20 DM gek&#252;rzt, nachdem sie in mehreren Schreiben im Dezember 1987 auf erhebliche Feuchtigkeitssch&#228;den mit Schimmelpilzbildung im Schlafzimmer, in der K&#252;che und im Bad in der gemieteten Wohnung hingewiesen haben und den Kl&#228;ger hierauf aufmerksam gemacht haben. Der Kl&#228;ger hat daraufhin das Flachdach des Hauses nachsehen lassen. Er hat im Mai 1989 den Architekt S aus B mit der Untersuchung der Feuchtigkeitssch&#228;den in der Wohnung der Beklagten beauftragt, der hier&#252;ber eine aus seiner Sachverst&#228;ndigensicht gefertigte Niederschrift vom Mai 1989 vorgelegt hat, in der er im wesentlichen die festgestellte Oberfl&#228;chenfeuchtigkeit in den betroffenen R&#228;umen in der Wohnung der Beklagten auf zwei Ursachen zur&#252;ckf&#252;hrt. Einmal darauf, dass die Beklagten die R&#228;ume nicht ordnungsgem&#228;&#223; beheizt und gel&#252;ftet h&#228;tten, zum anderen aber auch, weil in diesen R&#228;umen Thermotapeten mit Styroporhintergrund angebracht seien.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass diese Tapeten nicht von den Beklagten angebracht worden sind, sondern bei ihrem Einzug vorhanden waren. Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, dass im wesentlichen die Feuchtigkeitsbildung auf falsches Heizen und Bel&#252;ften durch die Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, diese h&#228;tten deshalb die Bildung der Feuchtigkeit in ihrer Wohnung selbst zu vertreten, von au&#223;en jedenfalls dringe keinerlei Feuchtigkeit in die Wohnung ein, sodass die Beklagten nicht berechtigt seien, die Miete zu mindern.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt deshalb f&#252;r die Zeit vom 01.01.88 bis August 1989 die Nachzahlung der zur&#252;ckbehaltenen Mietbetr&#228;ge mit insgesamt 2.204,00 DM. Im &#252;brigen begehrt er auch im Wege des Schadensersatzes die Zahlung der entstandenen Gutachterkosten in H&#246;he von 941,87 DM und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 3.145,87 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 18.10.89 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie sind der Auffassung, dass auf ihr Verhalten diese Feuchtigkeitserscheinungen keinesfalls zur&#252;ckzuf&#252;hren seien, es sei schon unzumutbar, was seitens des Sachverst&#228;ndigen S an Heizungs- und Bel&#252;ftungsverhalten verlangt werde. Sie h&#228;tten sich vollkommen normal verhalten, indem sie ordnungsgem&#228;&#223; in allen R&#228;umen die Heizk&#246;rper w&#228;hrend der Heizperiode immer aufgedreht gehalten h&#228;tten, eine Raumtemperatur von 21 Grad in der Wohnung gehalten h&#228;tten und durch Kippstellung, vor allen Dingen im Schlafzimmer f&#252;r eine ausreichende Bel&#252;ftung gesorgt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung des sachverst&#228;ndigen Zeugen S, insoweit wird auf die Sitzungsniederschrift vom 07.12.89 verwiesen, im &#252;brigen wird auch auf den Inhalt der von den Parteien zu den Akten gereichten Unterlagen und auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann weder die eingehaltenen Mietbetr&#228;ge ab 1. Januar 1988 von den Beklagten zur Zahlung verlangen, noch sind die Beklagten ihm zum Schadensersatz verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten mindern n&#228;mlich zu Recht ab 1. Januar 1988 die monatlich zu zahlende Miete, weil die von ihnen gemieteten Wohnr&#228;ume, n&#228;mlich das Schlafzimmer, die K&#252;che und das Bad, der Wohnung so feucht sind und sich dort Schimmel gebildet hat, sodass das Schlafzimmer nicht mehr benutzt werden kann, und auch nur Bad und K&#252;che eingeschr&#228;nkt genutzt werden k&#246;nnen und konnten. Die von ihnen vorgenommene Mietminderung in H&#246;he von 25 % der Kaltmiete ist nicht zu beanstanden. Sie sind berechtigt, wegen dieses Zustandes, der ausweislich der Ausf&#252;hrungen des sachverst&#228;ndigen Zeugen S und des Besichtigungsprotokolls auch noch Mitte des Jahres 1989 vorgelegen hat, die monatlich zu zahlende Miete um 110,20 DM zu mindern.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Ergebnisses der Beweisaufnahme und aufgrund des im Laufe des Rechtsstreits unstreitig gewordenen Sachverhaltes, steht fest, dass die verwendeten Styroportapeten nicht von den Beklagten angebracht worden sind, sondern vorhanden waren bei ihrem Einzug in die Wohnung und das die aufgetretene Oberfl&#228;chenfeuchtigkeit, die zu erheblicher Schimmelpilzbildung gef&#252;hrt hat, nicht von den Beklagten zu verantworten ist, sondern durch die Beschaffenheit der &#252;berlassenen Wohnung verursacht wurde und durch den baulichen Zustand. Der Sachverst&#228;ndige S hat in seinem Besichtungsprotokoll von Mai 1989 im einzelnen die Feuchtigkeitssch&#228;den festgehalten, zur Vermeidung von Wiederholung wird auf diese Feststellungen hingewiesen. Er hat in seiner Vernehmung vom Dezember 1989 best&#228;tigt, dass er diese Feuchtigkeitssch&#228;den und diese Schimmelpilzbildung gesehen hat und hat hierf&#252;r auch eindeutig aus seiner Kenntnis aufgrund seines Studiums und seiner Berufsaus&#252;bung als Architekt dies auf eine gravierende Ursache zur&#252;ckgef&#252;hrt, n&#228;mlich auf der Verwendung von Thermotapeten, die gerade im Schlafzimmer, im Bad und in der K&#252;che Verwendung gefunden haben und dort auch vorhanden sind im Bereich der &#228;u&#223;eren Giebelmauer, die schon den k&#228;ltesten Wandbereich der Wohnung ausmacht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch die Verwendung dieser Thermotapeten ist die Entl&#252;ftung und der W&#228;rmeaustausch zwischen Mauerwerk und Tapete selbst abgeschnitten, sodass die Au&#223;enmauer von innen her w&#228;hrend der Heizperiode nicht durchw&#228;rmt wird und dann die Giebelwandseite erheblich k&#228;lter bleibt als in den F&#228;llen, in denen ganz normale Tapete angebracht wird. Dies ist ein baulicher Zustand, den die Beklagten in keinerlei Weise zu vertreten haben, den sie vielmehr vorgefunden haben, als sie die Wohnung mieteten, in dieser Form ist ihnen auch die Wohnung &#252;bergeben worden, sodass diese Tatsache nicht in den Verantwortungsbereich der Beklagten als Mieter f&#228;llt, sondern in den Bereich des Kl&#228;gers als Vermieter. Wie schon in dem schriftlichen Besichtigungsprotokoll niedergelegt, hat der sachverst&#228;ndige Zeuge S auf diese Tatsache und auf die damit verbundenen M&#246;glichkeiten der Schimmelpilzbildung und die schweren Sch&#228;den, die in der Wohnung festgestellt wurden, haupts&#228;chlich zur&#252;ckgef&#252;hrt. Er hat daneben aber auch festgestellt was die Beklagten auch selber vortragen, dass die Beklagten w&#228;hrend der Heizperiode auch im Schlafzimmer und in allen betroffenen R&#228;umen die Heizung voll aufgedreht hatten, jedoch im Schlafzimmer das Fenster auf Kippstellung belassen haben, um den Raum ausreichend zu bel&#252;ften. Dies h&#228;lt der Sachverst&#228;ndige S f&#252;r einen Fehler und besteht auf einem anderen Heizungs- und Bel&#252;ftungsverhalten. In der Weise, in der er dies jedoch dem Gericht vorgetragen hat, ist ein derartiges Verhalten den Beklagten, auch unter Ber&#252;cksichtigung dessen, dass diese wegen ihrer Berufst&#228;tigkeit den Tag &#252;ber gar nicht in der Wohnung anwesend waren, in keiner Weise zumutbar. Aus allen Ver&#246;ffentlichungen, gerade auch aus den Erfahrungen des Mieterschutzbundes und des Haus- und Grundst&#252;cksbesitzervereins hat sich herauskristallisiert, dass gerade das L&#252;ftungs- und Heizungsverhalten, wie es die Beklagten durchgef&#252;hrt haben, empfohlen wird, um Feuchtigkeitserscheinungen in Wohnr&#228;umen zu vermeiden. Dass dies im vorliegenden Fall zur weiteren Bildung von Oberfl&#228;chenfeuchtigkeit gef&#252;hrt hat, muss alleine auf den baulichen Zustand des Hauses zur&#252;ckgef&#252;hrt werden, jedenfalls ist das von den Beklagten gezeigte Verhalten allgemein &#252;blich und f&#252;hrt auch in der Regel dazu, dass die Bildung von Oberfl&#228;chenfeuchtigkeit in Wohnr&#228;umen verhindert wird. Nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen S reicht dies aber im vorliegenden Fall, das Haus des Kl&#228;gers betreffend, nicht aus, was jedoch die Beklagten nicht wissen konnten. Vor allen Dingen ist ihnen auch nicht zumutbar, in der Weise vorzugehen, wie es der sachverst&#228;ndige Zeuge S im einzelnen dargelegt, und auch bei seiner Vernehmung vorgeschlagen hat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Damit ist festzustellen, dass die in der Wohnung der Beklagten festgestellten Feuchtigkeitssch&#228;den nicht von diesen zu verantworten sind, sondern in den Verantwortungsbereich des Kl&#228;gers hineinfallen. Die Beklagten sind deshalb berechtigt, die monatlich zu zahlende Miete zu mindern. Dies ist auch seit 1. Januar 1988 geschehen. Zugleich entf&#228;llt auch jegliche Schadensersatzverpflichtung der Beklagten, sodass die Klage insgesamt unbegr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziff. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">X</p>
315,133
ag-neuss-1990-02-28-30-c-1190
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 11/90
1990-02-28T00:00:00
2019-03-13T14:47:13
2022-10-18T15:09:01
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:0228.30C11.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.200,00 DM nebst 4 % Zinsen </p> <p> seit dem 17.01.1989 zu zahlen.</p> <p></p> <p> 2. Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p> 3. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p> Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder </p> <p> Hinterlegung in H&#246;he von 1.800,00 DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger </p> <p> vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war vom 01.06.1985 bis 30.06.1988 Mieter einer Wohnung im Hause N-Strasse in 4044 L, welche der Beklagten geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#167; 8 Abs. 2 des Mietvertrages lautet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Der Mieter hat insbesondere die Verpflichtung, auf seine Kosten alle Sch&#246;nheitsreparaturen (Innenanstrich - auch Heizk&#246;rper und Rohre - sowie Tapezierung) in den Mietr&#228;umen fachm&#228;nnisch auszuf&#252;hren, bei K&#252;chen mindestens in einem Abstand von 2 Jahren, bei Dielen und B&#228;dern mindestens von 3 Jahren, bei Wohnr&#228;umen mindestens von 4 Jahren und bei Schlafr&#228;umen mindestens von 6 Jahren ... "</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In einer Anlage zum Mietvertrag hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"In Erg&#228;nzung zu &#167; 12 (&#167; 8 wird hiervon nicht ber&#252;hrt) des abgeschlossenen Mietvertrages vom heutigen Tage sind sich die Vertragsparteien dar&#252;ber einig, dass der Mieter bei Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses die Mietr&#228;ume in fachm&#228;nnisch renoviertem Zustand zur&#252;ckzugeben hat...</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Evtl. Mehrkosten, die &#252;ber die Normalausstattung (Kostengrundlage Rauhfaser mit wei&#223;em Anstrich) hinausgehen, sind vom Nachmieter zu tragen."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In &#167; 26 des Mietvertrages - sonstige Vereinbarungen - hei&#223;t es u. a.:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">"Rauhfasertapeten sind nur begrenzt oft &#252;berstreichbar (incl. Erstanstrich maximal 4 x). Danach muss die Rauhfasertapete erneuert werden. Sofern bei Auszug des Mieters ein &#220;berstreichen m&#246;glich ist, wird ein anteiliger Betrag f&#252;r sp&#228;ter durchzuf&#252;hrende Neutapezierung von der Kaution eingehalten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 30.06.1988 fand eine f&#246;rmliche Wohnungs&#252;bergabe statt. Es wurde ein schriftliches Protokoll erstellt, welches auf Mieterseite von einem Mitmieter des Kl&#228;gers unterzeichnet wurde. Handschriftlich wurde u. a. festgehalten: </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">"Anteilige Kosten f&#252;r Rauhfaser laut Mietvertrag </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#167; 8 Abs. 1 - 3 = 60 % = 1.200,00 DM."</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dieser Passus ist mit einem Zusatz "mit Vorbehalt" versehen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage macht der Kl&#228;ger einen Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch in H&#246;he von 1.200,00 DM geltend.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, dass der Beklagten aufrechenbare Gegenanspr&#252;che nicht zust&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 1.200,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11.01.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor, dass sie berechtigt gewesen sei, ihren Anspruch auf einen anteiligen Betrag f&#252;r sp&#228;ter durchzuf&#252;hrende Neutapezierung mit dem Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruch des Kl&#228;gers zu verrechnen. Der Mitmieter des Kl&#228;gers habe durch seine Unterschrift unter das &#220;bergabeprotokoll vom 30.06.1988 in auch dem Kl&#228;ger zurechenbarer Weise ein Anerkenntnis erkl&#228;rt. Die Beklagte habe zudem mit Schreiben vom 17.10.1988 die Verrechnung vorgenommen, und der Kl&#228;ger habe dem erst mit Schreiben vom 02.01.1989 widersprochen. In der dann anschlie&#223;enden Korrespondenz sei der hier streitige Punkt dann ebenfalls nicht behandelt worden, sondern erstmals wieder im Schreiben vom 07.08.1989. Durch das jeweilige Schweigen habe der Kl&#228;ger die Verfahrensweise der Beklagten konkludent anerkannt. Der geltend gemachte anteilige Betrag von 1.200,00 DM sei im &#252;brigen angemessen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem&#228;&#223; &#167; 812 Abs. 1 Satz 1,1. Alternative BGB im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann einen Anspruch aus &#167; 26 des Mietvertrages nicht herleiten. Eine Vertragsbestimmung, die dem zur Renovierung bei Auszug verpflichteten Mieter auferlegt, bei m&#246;glichem &#220;berstreichen von Rauhfasertapeten einen anteiligen Betrag f&#252;r eine sp&#228;ter durchzuf&#252;hrende Neutapezierung zu zahlen, ist gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 1 AGB-Gesetz zumindest dann unwirksam, wenn im Mietvertrag gleichzeitig vereinbart wurde, dass sich die Verpflichtung des Mieters zur Renovierung auch auf ein Tapezieren erstreckt. Dies ergibt sich daraus, dass bei einer solchen Vertragsgestaltung f&#252;r den Vermieter die M&#246;glichkeit besteht, von den jeweiligen Mietern praktisch doppelt die jeweils erforderlichen Renovierungsleistungen verlangen zu k&#246;nnen. Ist bei Beendigung des Mietverh&#228;ltnisses die Rauhfaser noch &#252;berstreichbar, so w&#228;re der dann ausziehende Mieter nach der hier vorliegenden Vertragsgestaltung verpflichtet, einen anteiligen Betrag f&#252;r eine Neutapezierung zu zahlen; w&#228;re zum Zeitpunkt der Renovierung ein &#220;berstreichen der vorhandenen Rauhfaser nicht mehr m&#246;glich, so w&#228;re der dann betroffene Mieter gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 2 des Mietvertrages verpflichtet, im Rahmen der zu erbringenden Sch&#246;nheitsreparaturen eine Tapezierung vorzunehmen. Eine solche Regelung w&#228;re allenfalls dann mit &#167; 9 Abs. 1 AGB-Gesetz zu vereinbaren, wenn f&#252;r den letzteren Fall sichergestellt w&#228;re, dass der die Neutapezierung tats&#228;chlich vornehmende Mieter die von den vorherigen Mietern geleisteten anteiligen Kostenbeteiligungen zur Verf&#252;gung gestellt bek&#228;me. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine solche Regelung enth&#228;lt der hier vorliegende Mietvertrag jedoch gerade nicht, und es sind auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich, dass die Beklagte ohne entsprechende vertragliche Verpflichtung die von den Vormietern vereinnahmten Beteiligungsbetr&#228;ge an den tats&#228;chlich neutapezierenden Mieter auskehren w&#252;rde. Die Beklagte hat somit im vorliegenden Falle die an sich ihr obliegende Renovierungsverpflichtung doppelt abgew&#228;lzt, einmal indem sie den Mieter zur Tapezierung verpflichtet, einmal, indem sie im Falle der Nichttapezierung dem Mieter eine Kostenbeteiligung abverlangt. Dass dies dem Grundsatz von Treu und Glauben widerspricht, bedarf keiner n&#228;heren Ausf&#252;hrungen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die hier vorliegende Vertragskonstellation ist auch unter Ber&#252;cksichtigung des Rechtsentscheides des BGH vom 06.07.1988 (in WM 88, 294 ff; DWW 88, 314 ff) nicht haltbar. Zum einen hat die genannte Entscheidung nicht eine Klausel der hier vorliegenden Art zum Gegenstand; zum anderen ist tragender Gedanke des Rechtsentscheids, dass der Mieter mit dem dort zu zahlenden Ausgleichsbetrag bei Vertragsende letztlich nur das zahlt, was er bei Tragung der Sch&#246;nheitsreparaturen durch den Vermieter f&#252;r den gleichen Zeitraum &#252;ber einen entsprechend h&#246;heren Bruttomietzins h&#228;tte zahlen m&#252;ssen. Die letztgenannte Erw&#228;gung folgt daraus, dass der Vermieter entweder seine Renovierungsverpflichtung auf den Mieter &#252;bertragen kann, oder er aber, wenn er die Sch&#246;nheitsreparaturen selbst ausf&#252;hrt, einen entsprechend h&#246;heren Bruttomietzins berechnet. Dass ein Vermieter jedoch einerseits seine Renovierungsverpflichtung abw&#228;lzen, andererseits jedoch auch entsprechende Beteiligungsbetr&#228;ge vereinnahmen kann, ist dem dargestellten Gedankengang nicht zu entnehmen, und, wie bereits ausgef&#252;hrt, mit dem Grundsatz von Treu und Glauben nicht vereinbar.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Indem der Mitmieter des Kl&#228;gers das &#220;bergabeprotokoll vom 30.06.1988 unterschrieben hat, liegt auch kein zu Lasten des Kl&#228;gers wirkendes Anerkenntnis vor. Der entsprechende Passus des Protokolls ist ausdr&#252;cklich mit dem Zusatz "mit Vorbehalt" versehen worden. Eine Anerkennung ist somit gerade nicht erfolgt. Dass der Mitmieter des Kl&#228;gers im &#252;brigen das &#220;bergabeprotokoll unterschrieben hat, ist im Hinblick darauf, dass sich dieses auch &#252;ber eine Vielzahl anderer Punkte verh&#228;lt, durchaus sinnvoll, da diese anderen, offensichtlich unstreitigen Punkte, durch die Unterschrift eben auch als unstreitig festgeschrieben werden sollten. Der ausdr&#252;cklich erkl&#228;rte Vorbehalt nimmt den Passus &#252;ber die anteiligen Kosten f&#252;r Rauhfaser jedoch gerade aus der Anerkenntniswirkung der Unterschrift heraus.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch ein konkludentes Anerkenntnis des Kl&#228;gers betreffend die von der Beklagten geltend gemachte Kostenbeteiligung f&#252;r Neutapezierung ist nicht gegeben. Es ist nicht ersichtlich, dass das urspr&#252;ngliche Schweigen des Kl&#228;gers auf die Kautionsabrechnung vom 17.10.1988 bis zum 02.01.1989 in irgendeiner Weise als Anerkenntnis angesehen werden k&#246;nnte, da ein solcher Zeitraum von ca. 2 1/2 Monaten, zumal unter Ber&#252;cksichtigung der dazwischenliegenden Feiertage und im Hinblick darauf, dass nicht feststeht, wann das Schreiben vom 17.10.1988 beim Kl&#228;ger oder seinen Bevollm&#228;chtigten eingegangen ist, auch aus Sicht der Beklagten keine entsprechenden Anhaltspunkte geben konnte. Auch dass der Kl&#228;ger, nachdem er die Beklagte mit Schreiben vom 01.0.1989 zur R&#252;ckzahlung seines Kautionsguthabens unter Fristsetzung aufgefordert hatte, dann bis zum 07.08.1989 nicht weiter t&#228;tig wurde, kann auch im Hinblick auf die zwischenzeitlich gef&#252;hrte sp&#228;rliche Korrespondenz der Parteien nicht als konkludentes Anerkenntnis angesehen werden. Auf f&#252;r eine Verwirkung des Kautionsr&#252;ckzahlungsanspruchs fehlt es in diesem Zusammenhang an jeder Grundlage.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end ist darauf hinzuweisen, da&#223; der geltend gemachte Beteiligungsanspruch von 1.200,00 DM v&#246;llig &#252;berh&#246;ht ist. Nach &#167; 8 Abs. 2 des Mietvertrages waren zum Zeitpunkt des Auszuges des Beklagten nach 37 Monaten allenfalls K&#252;che, Diele und Bad zu renovieren, wobei der Kl&#228;ger im vorgerichtlichen Schreiben vom 07.08.1989, welches von der Beklagten vorgelegt wurde, unwidersprochen vorgetragen hat, da&#223; sich in der K&#252;che keine Rauhfaser befand. Daraus folgt, da&#223; der Kl&#228;ger insgesamt in Ansehung seiner Mietdauer f&#252;r allenfalls <u>einen</u> Neuanstrich der Rauhfaser verantwortlich war. Die Beklagte mu&#223; sich in diesem Zusammenhang an dem von ihr formulierten &#167; 26 des Mietvertrages festhalten lassen, wonach eine Rauhfaser incl. Erstanstrich 4 x &#252;berstreichbar ist. Daraus folgt, da&#223; der Kl&#228;ger allenfalls mit einem Viertel der Kosten der Neutapezierung belastet werden k&#246;nnte. Die von der Beklagten angesetzte 60 %ige Kostenbeteiligung ist dagegen mit nichts zu rechtfertigen, so da&#223; der Beklagten der geltend gemachte Anspruch auch der H&#246;he nach nicht zusteht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte war daher entsprechend dem Antrag des Kl&#228;gers zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 284, 288 BGB; soweit der Kl&#228;ger bereits ab 11.01.1989 Verzugszinsen verlangt hat, stand ihm ein Anspruch dagegen nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die proze&#223;ualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 Abs. 2, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">K</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,134
lg-dusseldorf-1990-02-23-20-s-14699
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
20 S 146/99
1990-02-23T00:00:00
2019-03-13T14:47:15
2022-10-18T15:09:02
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0223.20S146.99.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r</p> <p> </p> <p>Recht</p> <p> </p> <p>erkannt</p> <p> </p> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 29. Juni 1989 verk&#252;ndete Ur&#172;teil des Amtsgerichts Neuss - 32 C 231/89 - teilweise abge&#228;ndert und die Beklagten als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger weitere 2.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 6. M&#228;rz 1989 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Bek1agten .</p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:6px">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:3px">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht, gegen&#252;ber den Reklagten der geltend gemachte Schmerzensgeldanspruch gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 823, 847 BGB. &#167; 3 PflVG ZU. Der Beklagte ZU 1) hat den Verkehrsunfall, bei dem <i>der </i>Kl&#228;ger verletzt worden ist. schuldhaft verursacht. Ihm ist ein Versto&#223; gegen &#167; 3 Abs. <i>2 </i>a StVO <i>zur </i>Last zu legen. Nach dieser Vorschrift wird dem Kraftfahrer &#228;u&#223;erste Sorgfalt gegen&#252;ber Kindern im Stra&#223;enverkehr auferlegt. Dabei wird eine nach den Umst&#228;nden h&#246;chstm&#246;gliche Sorgfalt verlangt; &#228;u&#223;erste Sorgfalt bedeutet dabei nicht schlechthin einen unbedingten Gef&#228;hrdungsausschlu&#223; oder eine Gef&#228;hrdungshaftung, vielmehr mu&#223; <i>der </i>Kraftfahrer die in &#167; 3 Abs. <i>2 </i>a StVO besonders gesch&#252;tzte Person bei Anwendung &#228;u&#223;erster Sorgfalt bemerken k&#246;nnen oder zumindest mit ihrer Anwesenheit im Fahrbereich rechnen m&#252;ssen. Ein solcher Fall ist vorliegend gegeben. Die Unfallstelle befindet sich nach der Aussage der Zeugin X nur ein kurzes St&#252;ck hinter einem neben der Stra&#223;e liegenden Kinderspielplatz. Hinzu kommt, da&#223; - insoweit unstreitig - an diesem Fahrbahnabschnitt ein Verkehrszeichen Nr. 136 (Kinder) gem&#228;&#223; &#167; 40 StVO aufgestellt ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ist die Kammer ferner davon &#252;berzeugt, da&#223; der Beklagte zu 1) mit seiner Fahrweise, insbesondere der gefahrenen Geschwindigkeit, den aufgrund der geschilderten Umst&#228;nde zu stellenden Sorgfaltsanforderungen nicht gen&#252;gt hat. Der Beklagte zu 1) h&#228;tte, da er mit Kindern im Fahrbereich h&#228;tte rechnen m&#252;ssen, seine Geschwindigkeit deutlich herabsetzen m&#252;ssen.</p>
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ag-nettetal-1990-02-20-4-c-65689
{ "id": 712, "name": "Amtsgericht Nettetal", "slug": "ag-nettetal", "city": 472, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
4 C 656/89
1990-02-20T00:00:00
2019-03-13T14:47:16
2022-10-18T15:09:02
Urteil
ECLI:DE:AGKK2:1990:0220.4C656.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 1.331,99 DM nebst 4% Zinsen seit dem 20.9.1989 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits haben beide Parteien je zur H&#228;lfte zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Kl&#228;gerin durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.750,00 DM abzuwenden, der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung des Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 350,00 DM abzuwenden, sofern nicht die jeweils andere Partei vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt den Beklagten als Halter eines Hundes auf Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall vom 19.7.1989 in Anspruch , der sich in Nettetal-Schaag , B Stra&#223;e, kurz hinter dem Ortseingangsschild ereignete, als der vor dem der Kl&#228;gerin geh&#246;renden, von dem Zeugen A gesteuerten Krad fahrende Zeuge H mit seinem PKW wegen eines &#252;ber die Stra&#223;e laufenden Hundes abbremsen mu&#223;te. Dem Zeugen A gelang es trotz Bremsman&#246;vers nicht mehr, vor dem Fahrzeug des Zeugen H rechtzeitig abzubremsen, das Krad prallte auf und st&#252;rzte auf die rechte Seite. Mit der dem Beklagten am 20.9.1989 zugestellten Klage begehrt die Kl&#228;gerin Ersatz der Reparaturkosten des Krades, die sie mit 2.209,02 DM beziffert, Kosten des eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachtens von 424,96 DM und eine Auslagenpauschale von 40,00 DM. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, bei dem Hund habe es sich um ein Tier des Beklagten gehandelt, wie nach dem Unfall durch Anwohner des Unfallortes best&#228;tigt worden sei. Durch Einschaltung seiner Haftpflichtversicherung habe der Beklagte, wie sie meint, seine Haltereigenschaft auch eingestanden. Der Hund sei unvermittelt und unvorhersehbar auf die Stra&#223;e gelaufen, so da&#223; der Zeuge H eine unerwartete Vollbremsung habe einleiten m&#252;ssen. Hierdurch habe sich f&#252;r den Zeugen A unter Zubilligung der Schrecksekunde von 1,5 Sekunden der zuvor eingehaltene Sicherheitsabstand von 25 m und wegen der unterschiedlichen Bremsverz&#246;gerungen , einerseits des PKW mit 7 bis 8 m/sec&#178; und des Krades von 3,5 bis 4,5 m/sec&#178; verk&#252;rzt, so da&#223; er den Aufprall nicht mehr habe vermeiden k&#246;nnen. F&#252;r die Zwischenfinanzierung der Schadensbeseitigungskosten m&#252;sse sie 12% Zinsen aufwenden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 2.663,98 DM</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">nebst 12% Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, der Zeuge H habe nur leicht abbremsen m&#252;ssen. Der Unfall sei nur dadurch zustande gekommen, da&#223; der Zeuge A den erforderlichen Sicherheitsabstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug nicht eingehalten habe. Der Beklagte ist deshalb der Ansicht, der Zeuge Ackermann habe den Unfall allein verschuldet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat mit dem aus der Sitzungsniederschrift vom 30.1.1990 ( Bl. 35 ff. d.A.) ersichtlichen Ergebnis Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist aus &#167;&#167; 833 Satz 1 BGB 17 Abs. 1 und Abs. 2 StVG verpflichtet, der Kl&#228;gerin die H&#228;lfte des ihr entstandenen Schadens zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er ist Halter des in Rede stehenden Hundes, wie nach der Beweisaufnahme feststeht. Wie die Zeugen H und A glaubhaft bekundet haben, haben ihnen Nachbarn des Unfallortes dies best&#228;tigt, nachdem der Zeuge H ihnen zun&#228;chst den Hund beschrieben hatte, ihn ihnen sodann, nachdem er erneut die Stra&#223;e &#252;berquerte, auch zeigen konnte. Angesichts dieser eindeutigen Mitteilung, die die Zeugen glaubhaft wiedergeben konnten, besteht an der Richtigkeit ihrer Aussage kein Zweifel.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Unfall wurde auch durch den Hund verursacht. In seinem Verhalten, dem unkonrollierten Laufen auf die Stra&#223;e, realisierte sich eine typische Tiergefahr. Sie f&#252;hrte durch die Bremsung des vorausfahrenden Zeugen H zu einer Notsituation f&#252;r den Motorradfahrer, die ihn zu einer Bremsung und einem Ausweichman&#246;ver zwang, wie er bekundet hat. Obwohl er beides versuchte, kam es zu einer Ber&#252;hrung der Fahrzeuge, die die Stabilit&#228;t des Motorrades beeintr&#228;chtigte und zum Sturz f&#252;hrte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Dazutreten des Zeugen H und sein Fahrverhalten l&#228;&#223;t die Ad&#228;quanz der Verursachung nicht entfallen, zumal ihm kein Fehlverhalten anzulasten ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte mu&#223; jedoch nur einen Teil des der Kl&#228;gerin entstandenen Schadens tragen, da die Kl&#228;gerin sich die Betriebsgefahr ihres Fahrzeuges sowie ein Fehlverhalten ihres Fahrers , des Zeugen A , aus &#167; 7 Abs. 1 StVG anrechnen lassen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bereits nach dem eigenen Vortrag der Kl&#228;gerin war der Verkehrsunfall f&#252;r den Zeugen A kein unabwendbares Ereignis im Sinne des &#167; 7 Abs. 2 StVG. Zwar wurde der Unfall durch ein Tier verursacht, jedoch hat der Zeuge A seinerseits nicht die besonderes &#252;berlegene Aufmerksamkeit, Geistesgegenwart und Umsicht gezeigt, die im Rahmen der Pr&#252;fung der Unabwendbarkeit gefordert ist, und auch eine R&#252;cksichtnahme auf ein m&#246;gliches Fehlverhalten Dritter erfordert. So h&#228;tte der Zeuge A nach &#167; 4 Abs. 1 StVO einen solchen Abstand einhalten m&#252;ssen, da&#223; er selbst bei einer Notbremsung des Zeugen H noch rechtzeitig hinter ihm h&#228;tte anhalten k&#246;nnen. Da&#223; er eine Notbremsung vorgenommen h&#228;tte, hat aber selbst der Zeuge A nicht bekundet, vielmehr ebenso wie der Zeuge H geschildert, da&#223; dieser nur normal abbremsen mu&#223;te. Da&#223; er nicht mehr rechtzeitig hinter ihm abbremsen konnte, ist ihm anzulasten. Auch die unterschiedliche Bremsverz&#246;gerung seines Krades gegen&#252;ber dem PKW des Zeugen H kann ihn insoweit nicht entlasten, da er dies durch einen gr&#246;&#223;eren Sicherheitsabstand h&#228;tte ausgleichen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die danach gem&#228;&#223; &#167; 17 Abs. 2 , Abs. 1 StVG vorzunehmende Abw&#228;gung der beiderseitigen Unfallverursachungsanteile ergibt, da&#223; der Beklagte der Kl&#228;gerin die H&#228;lfte des ihr entstandenen Schadens zu ersetzen hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Verursachungs- und Verschuldensbeitr&#228;ge , wie sie nach der Beweisaufnahme erwiesen sind, liegen bei dem Beklagten in einem Versto&#223; nach &#167; 28 Abs. 1 Satz 1 StVO. Wie der Zeuge H bekundet hat, ist der Hund des Beklagten unbeaufsichtigt auf die Stra&#223;e gelaufen. Hierin ist ein erheblicher Verschuldens- und Verursachungsbeitrag des Beklagten zu sehen. Schon auf Stra&#223;en mit m&#228;&#223;igem Verkehr mu&#223; sich ein Tier n&#228;mlich zumindest im Blickfeld des Aufsichtspflichtigen befinden, so da&#223; eine Einwirkungsm&#246;glichkeit gegeben ist ( so Bay. ObLG, VRS 72, 366). Dies gilt erst recht f&#252;r eine st&#228;rker befahrene Ortseinfahrtstra&#223;e, wie hier der nach Schaag f&#252;hrenden B Stra&#223;e. Wer einen Hund f&#252;hrerlos auf eine Stra&#223;e l&#228;&#223;t, auf der jeder Zeit Verkehr kommen kann, nimmt die dadurch entstehende Gefahr bewu&#223;t in Kauf ( Schmidt DAR 1962, 232) und handelt damit schuldhaft. Dies ist dem Beklagten anzulasten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Andererseits mu&#223; auch der Kl&#228;gerin ein unfallurs&#228;chliches Verhalten des Zeugen A angerechnet werden. &#220;ber die reine Betriebsgefahr des Motorrades hinaus ergibt sich ein Verschulden aus einem fahrl&#228;ssigen Versto&#223;s gegen &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 StVO, da er schon nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;gerin den erforderlichen Sicherheitsabstand nicht eingehalten hat. Dies ergibt sich daraus, da&#223; er den von der Kl&#228;gerin angegebenen, von ihm in der Beweisaufnahme best&#228;tigten Abstand von ca. 25 m bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h = 14 m/ Sekunde in 1,78 Sekunden zur&#252;cklegt. W&#228;hrend der Reaktionszeit ( "Schrecksekunde" von 1,5 Sekunden) , die die Kl&#228;gerin beansprucht, werden danach bereits 21 m zur&#252;ckgelegt. Da aber laut DEKRA-Tabelle der Bremsweg bei 50 km/h und einer Bremsverz&#246;gerung von 7 m/ se&#178; 14 m betr&#228;gt, bei 4 m /sec&#178; , die bei einem Krad anzusetzen sind, aber schon 24 m , &#252;berschneiden sich die Bremswege in vorliegendem Fall. Danach war als Sicherheitsabstand auch bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h der Abstand von 25 m auf keinen Fall ausreichend.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wie der Zeuge A bekundet hat, kann sich dieser Abstand durch das Verlangsamen des Zeugen H in Ann&#228;herung auf das Ortseingangsschild, das dem Zeugen A nicht erkennbar geworden war, da der Zeuge H nicht abgebremst , sondern durch Herunterschalten die Geschwindigkeit vermindert hat, noch verringert haben. Wenn nun alsdann, wie nach der Aussage des Zeugen H feststeht, er wegen des Hundes nur leicht abbremste und dadurch seinen Bremsweg gegen&#252;ber den oben zugrunde gelegten Daten erheblich verl&#228;ngerte, spricht die dennoch eingetragene Kollision erst recht f&#252;r ein Unterschreiten des Sicherheitsabstandes durch den Zeugen A. Da er die geringere Verz&#246;gerungsf&#228;higkeit seines Fahrzeuges kennen mu&#223;te, aber dennoch zu dicht aufgefahren ist, handelte er insoweit fahrl&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Bei einer Bewertung der beidseits gesetzten Schadensverursachungs- und Verschuldensbeitr&#228;ge sind diese gegeneinander abzuw&#228;gen. Beide sind gleich hoch anzusetzen. Erst auf das Verhalten des Hundes hin konnte sich die Gefahr, die von dem Motorrad ausging, sch&#228;digend auswirken.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der frei herumlaufende Hund stellte auf der Stra&#223;e am Ortseingangsschild eine erhebliche Gefahr f&#252;r Verkehrsteilnehmer dar, die erfahrungsgem&#228;&#223; ihre Geschwindigkeit an dieser Stelle erst dem Ortsverkehr anpassen. Da der Hund, wie der Zeuge H bekundet hat, nach den Angaben der Nachbarn bereits mehrfach frei &#252;ber die Stra&#223;e gelaufen war, ist dem Beklagten , der dies vorliegend nicht verhindert hat, auch ein erheblicher Verschuldensanteil anzulasten. Ein solcher ist auch dem Zeugen A wegen der Unterschreitung des Sicherheitsabstandes zur Last zu legen. Er setzte hiermit eine bedeutende Ursache des Unfalles. Bei verkehrsgerechtem Abstand und einer Einbeziehung seines Wissens &#252;ber die Verz&#246;gerungsf&#228;higkeit seines Fahrzeuges w&#228;re die Unfallwahrscheinlichkeit weitaus geringer gewesen. In Anbetracht dieser Umst&#228;nde ist eine Schadensteilung je zur H&#228;lfte angemessen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat danach der Kl&#228;gerin den bis auf die Auslagenpauschale unstreitigen Schaden zu ersetzen. Diese ist f&#252;r Aufwendungen, die erfahrungsgem&#228;&#223; bei der Abwicklung eines Verkehrsunfallschadens zu erbringen sind, infolge gestiegener Kosten gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO nunmehr mit 40,00 DM als angemessen zu sch&#228;tzen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehen nur 4% Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit gem&#228;&#223; &#167; 291 BGB zu. F&#252;r eine 12%-ige Zinszahlung auf ein Darlehn f&#252;r die Zwischenfinanzierung ist die Kl&#228;gerin darlegungs- und beweisf&#228;llig geblieben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO , die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergeht aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 2.663,98 DM</p>
315,136
olgham-1990-02-19-23-w-53489
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
23 W 534/89
1990-02-19T00:00:00
2019-03-13T14:47:17
2022-10-18T15:09:00
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0219.23W534.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Erinnerungs- und Beschwerdeverfahrens nach einem Gegenstandswert von 600,-- DM - 900,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Klage hat die Kl&#228;gerin im Ausgangsrechtsstreit zun&#228;chst Zahlung einer Werklohnforderung in H&#246;he von 40.540,94 DM geltend gemacht. Nach Zahlung eines Teilbetrages in H&#246;he von 37.268,04 DM und Aufnahme des durch die Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens &#252;ber das Verm&#246;gen der Beklagten unterbrochenen Rechtsstreits durch den Konkursverwalter haben die Parteien den Rechtsstreit in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht in der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt, nachdem der Beklagte in seiner Eigenschaft als Konkursverwalter den Antrag der Kl&#228;gerin, ihre restliche Werklohnforderung in H&#246;he von 4.681,24 DM zur Konkurstabelle festzustellen, im Schreiben vom 28.11.1988 erkannt hatte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Kosten des Rechtsstreits gem&#228;&#223; &#167; 91 a ZPO dem Beklagten auferlegt. Ferner hat das Landgericht den Streitwert f&#252;r den Zeitraum bis zur Unterbrechung des Rechtsstreits auf 40.540,94 DM und ab Aufnahme des Verfahrens durch den Beklagten auf bis zu 300,-- DM gem&#228;&#223; &#167; 148 Abs. 3 KonkursO festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit seiner fristgerecht eingelegten Erinnerung wendet sich der Beklagte gegen den Ansatz der von der Kl&#228;gerin nach einem Streitwert von 4.681,24 DM angemeldeten 10/10-Proze&#223;geb&#252;hr zuz&#252;glich Nebenkosten sowie der von ihr verauslagten Gerichtskosten in H&#246;he einer Verfahrensgeb&#252;hr nach Nr. 1010 der Anlage &#167; 11 GKG nach einem Gegenstandswert von 40.540,94 DM, n&#228;mlich 527,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die nach Vorlage an das Oberlandesgericht nach den &#167;&#167; 21 Abs. 2, 11 Abs. 2 RpflG als sofortige Beschwerde zu behandelnde Erinnerung des Beklagten ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Rechtspflegerin hat zu Recht die gesamten der Kl&#228;gerin erwachsenen Proze&#223;kosten in H&#246;he der mit 527,-- DM verauslagten Gerichtskosten und weiteren 372,78 DM Anwaltskosten entsprechend der Streitwertfestsetzung des Landgerichts und dem Kostenfestsetzungsantrag der Kl&#228;gerin als erstattungsf&#228;hig angesehen und diese entsprechend der Kostengrundentscheidung gegen den nach &#167; 148 Abs. 3 KonkursO anstelle der Gemeinschuldnerin auf der Beklagtenseite in den Rechtsstreit eingetretenen Konkursverwalter festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Beklagten waren hierbei weder die Kosten auszunehmen, die bereits vor der das Verfahren nach &#167; 240 ZPO unterbrechenden Konkurser&#246;ffnung angefallen waren, noch war ein niedrigerer Streitwert als der im angefochtenen Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; zugrundegelegte anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine Unterscheidung zwischen den vor Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens entstandenen Proze&#223;kosten und denen nach Aufnahme des Rechtsstreits durch den Beklagten angefallenen Kosten kommt nicht in Betracht. Zwar trifft es zu, da&#223; der Konkursverwalter bei Aufnahme eines nach &#167; 240 ZPO unterbrochenen Verfahrens nicht in jeder Hinsicht in die proze&#223;rechtliche Situation des Gemeinschuldners eintritt, sondern nur insoweit, als ein Proze&#223; gegen ihn nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 240 ZPO, 146 Abs. 3 ZPO aufgenommen worden ist, d.h. hier nach Umstellung des urspr&#252;nglichen Klageantrages auf den Antrag auf Feststellung der Restforderung der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 4.681,24 DM zur Konkurstabelle (vgl. OLG Frankfurt Anwaltsblatt 1963, 569). Dennoch kommt eine differenzierende Kostenfestsetzung hier nicht in Betracht, da durch die f&#252;r die angefochtene Kostenfestsetzung ma&#223;gebliche Kostengrundentscheidung die gesamten Proze&#223;kosten den Beklagten auferlegt worden sind. Diese ist aber f&#252;r das Kostenfestsetzungsverfahren verbindlich und unterliegt nicht der &#220;berpr&#252;fung durch die Kostenfestsetzungsorgane (vgl. OLG Frankfurt a. a. O.; OLG K&#246;ln JurB&#252;ro 1986, 1243; OLG Schleswig ZIP 1981, 1359). Sind danach die Proze&#223;kosten ohne Einschr&#228;nkung vom Konkursverwalter zu tragen, ist damit eine Haftung der Masse f&#252;r diese Kosten als Masseschulden begr&#252;ndet (vgl. OLG K&#246;ln a. a. O.; Gaedeke JW 1939, 733 ff.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;re eine Trennung der Proze&#223;kosten nach Zeitabschnitten vor und nach der Proze&#223;aufnahme durch den Konkursverwalter nicht durchf&#252;hrbar. Die Gerichts- und Anwaltsgeb&#252;hren, soweit es sich um Verfahrensgeb&#252;hren handelt, gelten n&#228;mlich nicht einzelne, sondern jeweils eine Gesamtheit gleichartiger T&#228;tigkeiten bzw. Proze&#223;handlungen ab (vgl. OLG Frankfurt a. a. O.; Riedel-Su&#223;bauer, BRAGO, 5. Aufl., &#167; 1 Rdn. 35). Masseschuld im Sinne des &#167; 59 Abs. 1 Nr. 1 KonkursO sind demnach nicht nur die nach Konkurser&#246;ffnung angefallenen Proze&#223;kosten, sondern auch die zuvor entstandenen (vgl. RGZ 52, 330, 332; BAG Betrieb 1960, 32; OLG Frankfurt a. a. O.; Kuhn-Uhlenbruck, Konkursordnung, 10. Aufl. &#167; 59 Rdn. 5 a).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem tr&#228;gt die angefochtene Entscheidung Rechnung, in der die mit Anreichung der Klageschrift nach Nr. 1010 der Anlage 1 zu &#167; 11 GKG angefallene gerichtliche Verfahrensgeb&#252;hr nach dem Streitwert der urspr&#252;nglichen Klageforderung in H&#246;he von 40.540,94 DM auf 527,-- DM gegen den Beklagten in Ansatz gebracht wurde. Dasselbe gilt f&#252;r die gem&#228;&#223; dem Antrag der Kl&#228;gerin mit 372,28 DM nach einem Streitwert von 4.861,92 DM ber&#252;cksichtigte 10/10-Proze&#223;geb&#252;hr einschlie&#223;lich Nebenkosten. Denn die Proze&#223;geb&#252;hr der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin war bereits vor der Erm&#228;&#223;igung des Streitwerts auf einen Betrag bis zu 300,-- DM angefallen (vgl. G&#246;ttlich/M&#252;mmler, BRAGO, 17. Aufl., Stichwort: Proze&#223;geb&#252;hr, Anm. 1.4 und 2.5).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Demnach ist die Beschwerde des Beklagten in vollem Umfang zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus Nr. 1181 der Anlage 1 zu &#167; 11 GKG und &#167; 97 Abs. 1 ZPO; die Wertfestsetzung folgt aus den &#167;&#167; 12 GKG und 3 ZPO.</p>
315,137
ag-duisburg-1990-02-19-5-c-70789
{ "id": 648, "name": "Amtsgericht Duisburg", "slug": "ag-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
5 C 707/89
1990-02-19T00:00:00
2019-03-13T14:47:18
2022-10-18T15:09:00
Urteil
ECLI:DE:AGDU1:1990:0219.5C707.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, die im Erdgeschoss rechts, im Hause Kaiserswerther Stra&#223;e 91 b in 4100 Duisburg 28, gelegene, 3 Zimmern, K&#252;che, Diele, Bad, WC und Keller bestehende Wohnung zu r&#228;umen und an die Kl&#228;gerin herauszugeben.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Beklagten wird eine R&#228;umungsfrist bis zum 31. August 2990 bewilligt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Wirkung zum 1. April 1984 hat der Beklagte eine 60,89 m&#178; gro&#223;e Wohnung der Kl&#228;gerin angemietet. Zwischenzeitlich besteht die Familie des Beklagten aus zwei erwachsenen Personen und sieben Kindern, die zwischen 1975 und 1988 geboren sind. Mit Schreiben vom 24. August 1988 hat die Kl&#228;gerin das Mietverh&#228;ltnis zum 30. November 1988 gek&#252;ndigt. Unter dem 9. Dezember 1988 und 22. Juni 1989 hat die Kl&#228;gerin den Beklagten zur Beseitigung der &#220;berbelegung aufgefordert. Nachdem der Beklagte nichts unternommen hatte, hat die Kl&#228;gerin erneut mit Schreiben vom 17. Oktober 1989 eine fristlose K&#252;ndigung ausgesprochen. Die in diesem Schreiben gesetzte R&#228;umungsfrist bis zum 31. Oktober 1989 hat der Beklagte nicht eingehalten. Die Kl&#228;gerin verlangt nunmehr R&#228;umung der angemieteten Wohnung. Sie ist der Auffassung, es liege eine f&#252;r sie unzumutbare &#220;berbelegung der Wohnung vor, da sich in der Wohnung mindestens 10 Personen, n&#228;mlich 2 Erwachsene und 8 Kinder, aufhielten. &#220;ber die tats&#228;chliche Personenzahl habe sie erst nachtr&#228;glich Kenntnis erhalten. Der Beklagte habe die zu seinem Haushalt geh&#246;renden Personen ihr gegen&#252;ber bei Abschluss des Mietvertrages nicht bekannt gegeben, auch sei sie &#252;ber den seinerzeit eingeschalteten Makler hier&#252;ber nicht informiert worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, die im Erdgeschoss rechts im Hause</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Kaiserswerther Stra&#223;e 91 b in 4100 Duisburg 28 gelegene und aus</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">3 Zimmern, K&#252;che, Diele, Bad, WC und Keller bestehende Wohnung</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">zu r&#228;umen und an sie herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, dem Makler sei mitgeteilt worden, dass der Beklagte beabsichtige, die alsdann auch angemietete Wohnung mit sieben Personen &#8211; zwei Erwachsenen und f&#252;nf Kindern &#8211; zu beziehen. Der Kl&#228;gerin sei also schon zu jenem Zeitpunkt bekannt gewesen, dass die Wohnung &#252;berbelegt werde. Sie k&#246;nne hierauf jetzt nicht eine K&#252;ndigung st&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen des weitergehenden Sachvortrags der Parteien im &#220;brigen wird auf den Inhalt der wechselseitig zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen&#252;ber dem Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 556 BGB ein Anspruch auf R&#228;umung und Herausgabe der hier streitigen Mietwohnung zu. Die hiergegen vom Beklagten erhobenen Einwendungen rechtfertigen eine andere Entscheidung nicht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist, dass der Beklagte die Mietwohnung der Kl&#228;gerin inzwischen zumindest mit 2 erwachsenen Personen und 7 Kindern bewohnt. Die nur 60,89 m&#178; gro&#223;e 3-Zimmerwohnung ist durch die Benutzung von 9 Personen zweifelsfrei bei weitem &#252;berbelegt. Ist jedoch eine Wohnung in erheblichem Ma&#223;e &#252;berbelegt, so begr&#252;ndet allein die Fortsetzung des vertragswidrigen Gebrauchs ein Recht zur fristlosen K&#252;ndigung, ohne dass es weiterer Voraussetzungen bedarf (OLG Karlsruhe in NJW 1987, 1952). Da die Kl&#228;gerin den Beklagten mehrfach au&#223;ergerichtlich zur Beseitigung des vertragswidrigen Zustandes aufgefordert hat, der Beklagte diesen Aufforderungen jedoch nicht nachgekommen ist, war die Kl&#228;gerin berechtigt, das K&#252;ndigungsverh&#228;ltnis gem&#228;&#223; &#167; 553 BGB fristlos zu k&#252;ndigen. Die Tatsache, dass die Kl&#228;gerin in ihren K&#252;ndigungsschreiben als Norm den &#167; 554 a BGB angef&#252;hrt hat, &#228;ndert an der Wirksamkeit der K&#252;ndigung nichts. Das K&#252;ndigungsschreiben vom 17. Oktober 1989 l&#228;sst eindeutig erkennen, worauf die fristlose K&#252;ndigung gest&#252;tzt wird. Dass hierbei auf die im Verh&#228;ltnis zu &#167; 553 BGB generelle Norm des &#167; 554 a BGB Bezug genommen wird, schadet nicht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann sich durchgreifend nicht darauf berufen, der Kl&#228;gerin sei bereits bei Abschluss des Mietvertrages bekannt gewesen, dass schon zu jenem Zeitpunkt die angemietete Wohnung &#252;berbelegt werde. Wenn der Beklagte insoweit vortr&#228;gt, der Kl&#228;gerin sei bekannt gewesen, dass die Wohnung mit sieben Personen bezogen werden sollte, so ist zun&#228;chst festzuhalten, dass diese Angabe nicht vollst&#228;ndig richtig war. Aus den Angaben des Beklagten &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse ergibt sich n&#228;mlich, dass zum Zeitpunkt des Abschlusses des Mietvertrages schon 6 Kinder geboren waren, die Mietwohnung mithin nicht mit 7 sondern mit 8 Personen bezogen werden sollte. Des weiteren muss mangels gegenteiligen Sachvortrags aufgrund der Gr&#246;&#223;e der Wohnung davon ausgegangen werden, dass f&#252;r die Kl&#228;gerin eine Belegung der Mietwohnung mit 7 Personen das absolute Maximum dessen darstellte, was ihr zumutbar war. Da zwischenzeitlich mindestens zwei weitere Personen hinzugekommen sind, ist es der Kl&#228;gerin, selbst wenn sie von der damaligen Belegungszahl Kenntnis hatte, jetzt nicht mehr zumutbar, dass der Beklagte mit seiner gesamten Familie weiterhin in ihrer Wohnung verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Von der Kl&#228;gerin kann der Beklagte im &#220;brigen auch nicht verlangen, dass ihm zum Zwecke der Beseitigung der &#220;berbelegung eine weitere oder eine gr&#246;&#223;ere Mietwohnung zur Verf&#252;gung gestellt wird. Ein derartiges Begehren findet im Gesetz keine St&#252;tze und w&#252;rde letztlich auch darauf hinauslaufen, dass die Kl&#228;gerin zum Abschluss eines weiteren oder eines anderen Mietvertrages gezwungen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat somit aufgrund der wirksamen K&#252;ndigung vom 17. Oktober 1989 die von ihm angemietete Wohnung zu r&#228;umen und an die Kl&#228;gerin herauszugeben. Mit R&#252;cksicht auf die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Beklagten und insbesondere die Gr&#246;&#223;e seiner Familie erscheint es dem Gericht jedoch auch unter Ber&#252;cksichtigung der Interessen der Kl&#228;gerin angemessen, dem Beklagten eine R&#228;umungsfrist bis zum 31. August 1990 zu bewilligen. Der Beklagte, dem schon seit geraumer Zeit bekannt war, dass die Kl&#228;gerin auf einer R&#228;umung der Wohnung bestand, wird nunmehr gehalten sein, sich intensiv um eine Ersatzwohnung zu bem&#252;hen, auch wenn dies bei der derzeitigen knappen Wohnungssituation nicht leicht sein wird.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 7 ZPO.</p>
315,138
ag-lemgo-1990-02-15-18-c-40689
{ "id": 690, "name": "Amtsgericht Lemgo", "slug": "ag-lemgo", "city": 450, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
18 C 406/89
1990-02-15T00:00:00
2019-03-13T14:47:20
2022-10-18T15:09:00
Urteil
ECLI:DE:AGLE:1990:0215.18C406.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 3.321,05 DM nebst 10 % Zinsen seit dem 6. Dezember 1988 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 4.800 DM vorl&#228;ufig voll-streckbar</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht Schadenersatzanspr&#252;che aus abgetretenem Recht nach der gegen den Beklagten geltend. Die L wurde durch notariellen Grundst&#252;ckskaufvertrag des Notars K aus L vom 1. Juni 1981, Urkundenrolle-Nr. 1/81, Eigent&#252;mer des Betriebsgrundst&#252;cks D, . Die Kl&#228;gerin erwarb das Grundst&#252;ck von der Firma H, vertreten durch den Liquidator, den Beklagten. Der verstorbene Vater des Beklagten war pers&#246;nlich haftender Gesellschafter der H. Dieser wurde von dem Beklagten beerbt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die H nutzte bis 1972 auf dem Grundst&#252;ck D, B-stra&#223;e 9, einen Heiz&#246;ltank. Dieser wurde von der L erst im Herbst 1987 bei Bauma&#223;nahmen erkannt. Der Domschacht war nicht verschlossen, ein &#214;l-Wasser-Gemisch war im Domschacht sichtbar. In Absprache mit der Unteren Wasserbeh&#246;rde des Kreises L &#150; Umweltamt &#150; wurde der Sachverst&#228;ndige hinzugezogen. Es wurden Bodenuntersuchungen durch das Laboratorium f&#252;r Wasseruntersuchungen durchgef&#252;hrt. Im Anschlu&#223; daran wurde der Tank verf&#252;llt und der Domschacht verschlossen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige erteilte am 6. Dezember 1987 eine Rechnung in H&#246;he von 1.776,35 DM, das Laboratorium f&#252;r Wasseruntersuchungen erteilte am 11. November 1987 eine Rechnung in H&#246;he von 638,40 DM und die Firma Umweltschutz W erteilte am 30. Oktober 1987 eine Rechnung in H&#246;he von 906,30 DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zahlte als Haftpflichtversicherung der L die Rechnungsbetr&#228;ge. Sie ist der Ansicht, der Beklagte hafte f&#252;r den Schaden. Sie behauptet, der Heiz&#246;ltank sei 1972 nicht ordnungsgem&#228;&#223; stillgelegt worden. Es sei &#214;l ausgetreten und habe das Erdreich verseucht. Durch den nicht fachgerecht stillgelegten &#214;ltank sei eine Gef&#228;hrdung gegeben gewesen, die h&#228;tte beseitigt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:72px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 3.321,05 DM nebst 10 % Zinsen seit dem 6. Dezember 1988 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:72px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, er sei nicht Nachfolger der H geworden, so da&#223; er schon aus diesem Grund nicht hafte. Im &#252;brigen seien nach dem notariellen Grundst&#252;ckskaufvertrag jegliche Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che ausgeschlossen worden. Er ist der Ansicht, der Tank als solcher stelle keinen Fehler des Grundst&#252;cks dar. Andernfalls m&#252;sse sich die L Kenntnis entgegenhalten lassen, da die &#214;lzuleitungsrohre sichtbar gewesen seien und sie von unterirdischen &#214;ltanks auf einem Betriebsgrundst&#252;ck h&#228;tte ausgehen m&#252;ssen. Dar&#252;ber hinaus beruft sich der Beklagte auf Verj&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus bestreitet der Beklagte, da&#223; &#252;berhaupt ein &#214;lschaden eingetreten ist und behauptet, der Tank w&#228;re dicht gewesen. Es habe sich allenfalls etwas Kondenswasser mit &#214;l vermischt, was vom Volumen her keine Gefahr f&#252;r das Grundwasser und die Umwelt dargestellt habe. Wenn &#252;berhaupt sei auch nur bis 1972 &#214;l aus den eisernen Zuleitungsrohren ausgetreten, das zwischenzeitlich, soweit es &#252;berhaupt ins Erdreich gelangt sei, abgebaut worden sei. Er h&#228;lt sich nicht f&#252;r verantwortlich, da die Einschaltung des Sachverst&#228;ndigen sowie des Laboratoriums f&#252;r Wasseruntersuchung Vorsichtsma&#223;nahmen der L darstellten, die ihm nicht angelastet werden k&#246;nnten. Im &#252;brigen sei er auch vor Einschaltung des Sachverst&#228;ndigen benachrichtigt worden. Er h&#228;tte das &#214;l selbst abpumpen k&#246;nnen. Die Einschaltung des Sachverst&#228;ndigen und des Laboratoriums sei &#252;berfl&#252;ssig gewesen, so dass er zumindest mit diesen Kosten nicht belastet werden k&#246;nne. Im &#252;brigen h&#228;tten die Untersuchungen, die der Sachverst&#228;ndige vorgenommen habe, die Untere Wasserbeh&#246;rde des Kreises L selbst kostenlos durchf&#252;hren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten der Sachdarstellung wird gem&#228;&#223; &#167; 313 Absatz 2 Satz 2 ZPO auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und auf die von den Parteien &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 12. Oktober 1989 Zeugenbeweis durch Vernehmung des sachverst&#228;ndigen Zeugen erhoben. Wegen des Beweisergebnisses wird auf das Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 9.&#160;Januar 1990 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Kl&#228;gerin aus abgetretenem Recht nach der L, gem&#228;&#223; &#167;&#167; 398, 823 Abs. 2, 670, 683, 1922, 1967 Abs. 1 BGB, 22 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz, 128, 161 Abs. 1 HGB zum Schadenersatz in H&#246;he von 3.321,05 DM verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Schadenersatz- bzw. Aufwendungsersatzanspruch der L gegen den Beklagten wegen des nicht ordnungsgem&#228;&#223; versorgten &#214;ltanks ist der Kl&#228;gerin wirksam gem&#228;&#223; &#167; 398 BGB abgetreten worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die L hatte einen Aufwendungsersatzanspruch gegen den Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 677, 683, 670 BGB aus dem Gesichtspunkt der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag. Im &#252;brigen haftet der Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit &#167;&#160;22 Abs. 2 BGB, da er bei der Stillegung des &#214;ltanks Prokurist der H gewesen ist und bei dem Verkauf des Grundst&#252;cks als Liquidator der vorgenannten Gesellschaft nicht auf den &#214;ltank hingewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die H w&#228;re verpflichtet gewesen, den &#214;ltank ordnungsgem&#228;&#223; zu entsorgen. Dies hat sie verabs&#228;umt. Die erforderlichen Ma&#223;nahmen wurden nun von der L durchgef&#252;hrt, die damit auch ein Gesch&#228;ft der H gef&#252;hrt hat. Denn die L handelte nicht nur als Eigent&#252;merin des Grundst&#252;cks, sondern auch f&#252;r die H, da die Entsorgung die Aufgabe der Gesellschaft war. Denn die Kommanditgesellschaft hatte die Gefahrenquelle geschaffen. Sie hatte den Heiz&#246;ltank bis 1972 betrieben. Sie ist daher nach &#167; 22 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz materiell f&#252;r den eingetretenen &#214;lschaden bzw. f&#252;r die von dem &#214;ltank ausgehende Gef&#228;hrdung verantwortlich. Von dem Heiz&#246;ltank ist ein &#214;lschaden ausgegangen. Das hat die Beweisaufnahme ergeben. Wenn der Umfang der Verseuchung des Erdreichs im einzelnen auch nicht mehr festgestellt worden ist, so hat der sachverst&#228;ndige Zeuge doch bekundet dass anhand der Bohrungen des Laboratoriums f&#252;r Wasseruntersuchungen Hannover zumindest an zwei Stellen Belastungen des Erdreichs festgestellt wurden, die als wesentlich zu bezeichnen sind. Im &#252;brigen ist der sachverst&#228;ndige Zeuge hinzugezogen worden, weil &#214;l im Vorfluter vom Grundst&#252;ck D aufgetreten ist, das nur von dem nicht ordnungsgem&#228;&#223; entsorgten Heiz&#246;ltank stammen konnte. Der Domschacht war offen, so da&#223; entgegen der Ansicht des Beklagten jederzeit Oberfl&#228;chenwasser dort eindringen konnte und den Domschacht zum &#220;berlaufen bringen konnte. Im &#252;brigen bestimmt &#167; 22 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz, dass derjenige zum Schadenersatz verpflichtet ist, der f&#252;r eine Anlage verantwortlich ist, die bestimmt ist, Stoffe zu lagern, die geeignet sind, ein Gew&#228;sser pp. zu ver&#228;ndern. Diese Gef&#228;hrdungshaftung besteht auch ohne da&#223; die Stoffe in das Gew&#228;sser eingebracht oder eingeleitet werden. &#167; 22 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz verlangt nicht den Schadenseintritt sondern ist auch bei der M&#246;glichkeit eines Schadenseintritts anzuwenden. Von dem nicht ordnungsgem&#228;&#223; entsorgten &#214;ltank ging aber eine Gef&#228;hrdung aus, die fachgerecht beseitigt werden mu&#223;te. Der sachverst&#228;ndige Zeuge hat bekundet, da&#223; der Tank nicht ordnungsgem&#228;&#223; stillgelegt war. Der Zeuge hat des weiteren ausgesagt, da&#223;, auch wenn keine abschlie&#223;enden Feststellungen getroffen wurden, neben den &#214;lbelastungen im Boden ein &#214;l-Wasser-Gemisch noch im Tank vorhanden war, was entsorgt werden mu&#223;te. Dieses w&#228;re die Aufgabe der H gewesen. Da die L dies nunmehr vorgenommen hat, war dies auch ein Gesch&#228;ft der H.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann sich weder auf den Gew&#228;hrleistungsauschlu&#223; noch auf die Verj&#228;hrung berufen, da entsprechend &#167; 22 Abs. 3 S. 2 Wasserhaushaltsgesetz eine 30j&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist nicht angezeigt ist. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der verstorbene Vater des Beklagten h&#228;tte als Komplement&#228;r gem&#228;&#223; &#167;&#167; 161, 128 HGB f&#252;r den Schaden gehaftet. Es kommt nicht darauf an, ob der Beklagte Nachfolger nach der Kommanditgesellschaft geworden ist, da er als Erbe nach seinem Vater gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1922, 1967 BGB f&#252;r dessen Verbindlichkeiten einzustehen hat. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch ist auch der H&#246;he nach gegeben. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Soweit die Rechnung der Firma Umweltschutz W. W geltend gemacht wird, erhebt der Beklagte keine Einwendungen, so da&#223; davon auszugehen ist, dass ihm bei einer selbst durchgef&#252;hrten Entsorgung entsprechende Kosten entstanden w&#228;ren. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann sich aber auch nicht mit Erfolg gegen die Kosten wenden, die durch die Einschaltung des Sachverst&#228;ndigen und des Laboratoriums f&#252;r Wasseruntersuchungen entstanden sind. Denn die Untere Wasserbeh&#246;rde des Kreises L&#150; Umweltamt &#150; f&#252;hrt selbst aus, da&#223; die Einschaltung des Sachverst&#228;ndigen erforderlich war, um den Umgang und die Sanierungsma&#223;nahmen festzustellen. Da also von vorneherein nicht feststand, ob und gegenbenenfalls in welchem Umfang Sch&#228;den eingetreten waren, war es im Sinn des Umweltschutzes erforderlich, umfassende Untersuchungen durchzuf&#252;hren. Wenn im nachhinein festgestellt worden ist, dass keine gr&#246;&#223;eren Belastungen tats&#228;chlich vorliegen, bedeutet dies nicht, da&#223; die Untersuchungen &#252;berfl&#252;ssig waren. Wer aber den Grund setzt, da&#223; solche Untersuchungen erforderlich werden, mu&#223; sie unabh&#228;ngig von dem Ausgang der Untersuchungen bezahlen. Denn der Sachverst&#228;ndige hat ausgesagt, da&#223; der Heiz&#246;ltank nicht ordnungsgem&#228;&#223; stillgelegt worden war, so dass der Grad der Gef&#228;hrdung festzustellen war und eine ordnungsgem&#228;&#223;e Stillegung herbeigef&#252;hrt werden mu&#223;te. Da der Kreis Lippe den Sachverst&#228;ndigen eingeschaltet hat, konnte er entgegen der Ansicht des Beklagten die m&#246;glicherweise durchzuf&#252;hrenden Untersuchungen selbst nicht durchf&#252;hren. Das Entnehmen von Bodenproben ist unerl&#228;sslich, um den Grad der Belastungen des Bodens um den Tank herum festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es kommt nicht darauf an, ob der Tank dicht war oder nicht, da sich &#214;lbelastungen um den Tank herum im Erdreich befanden, der Domschacht nicht verschlossen war und durch weiter eindringendes Oberfl&#228;chenwasser ein &#220;berlaufen des &#214;l-Wasser-Gemisches nicht auszuschlie&#223;en war. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Verzugszinsen ergibt sich aus &#167;&#167; 284 Abs. 1, 288 Abs. 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 709 S. 1 ZPO.</p>
315,139
ag-neuss-1990-02-14-30-c-32688
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
30 C 326/88
1990-02-14T00:00:00
2019-03-13T14:47:21
2022-10-18T15:09:00
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1990:0214.30C326.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 2.047,28 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.10.1987 sowie weitere 370,85 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.02.1989 sowie weitere 932,76 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 03.12.1989 zu zahlen. </p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>2. Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>3. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.800,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist aufgrund schriftlichen Mietvertrages vom 08.08.1984 Mieter einer Wohnung im Hause &#8230;in &#8230;, welches der Kl&#228;gerin geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage macht die Kl&#228;gerin Mietr&#252;ckst&#228;nde f&#252;r die Zeit von Mai 1985 bis Dezember 1989 in H&#246;he von insgesamt 6.556,29 DM geltend.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, dass dem Beklagten Mietminderungsrechte nicht zust&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 4.043,68 DM nebst 4 % Zinsen seit</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">dem 01.10.1987, weitere 1.412,45 DM nebst 4 % Zinsen seit dem </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">01.02.1989 sowie weitere 1.100,16 DM nebst 4 % Zinsen seit dem </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">03.02.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, dass er in der streitigen H&#246;he berechtigterweise die Miete gemindert habe. Mit Schreiben vom 01.02.1985 habe er folgende M&#228;ngel ger&#252;gt:</p> <span class="absatzRechts">13</span><ol class="absatzLinks"><li>Schadhafte Fu&#223;leisten;</li> <li>zerbrochenes T&#252;rschild;</li> <li>drei Fliesen im Bad zerst&#246;rt &#8211; nach Austausch seien Fliesen einer anderen Farbt&#246;nung verwandt worden;</li> <li>Schlagstelle in der Badewanne;</li> <li>untere Balkont&#252;r defekt;</li> <li>obere Balkont&#252;r defekt,</li> <li>Wohnungseingangst&#252;r verzogen;</li> <li>unbenutzbarer Parkettboden in der K&#252;che.</li></ol> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die M&#228;ngel seien nicht behoben worden. Mit Schreiben vom 07.02.1986 habe er sodann</p> <span class="absatzRechts">15</span><ol class="absatzLinks" start="9"><li>Tapetenfugen im Wohnzimmer bem&#228;ngelt, die von einem Mitarbeiter der Kl&#228;gerin verursacht worden seien.</li></ol> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im September 1987 sei</p> <span class="absatzRechts">17</span><ol class="absatzLinks" start="10"><li>die Wasserversorgung der Wohnung von einer zentralen Anlage auf dezentrale Durchlauferhitzer umgestellt worden. Dies erlaube lediglich noch, eine Entnahmestelle in der Wohnung gleichzeitig zu betreiben.</li></ol> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen springe der Durchlauferhitzer bei nicht ausreichendem Wasserdruck nicht an. Schlie&#223;lich seien bei der &#196;nderung der Warmwasserversorgung</p> <span class="absatzRechts">19</span><ol class="absatzLinks" start="11"><li>Tapetensch&#228;den in Bad und Diele verursacht, jedoch nicht ordnungsgem&#228;&#223; behoben worden.</li></ol> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es wurde Beweis erhoben durch Vornahme zweier Ortsbesichtigungen sowie durch Vernehmung der Zeugin &#8230;; zum Ergebnis der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsprotokolle vom 26.10.1988 und 24.01.1990 genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem. &#167; 535 Satz 2 BGB in dem genannten Umfang begr&#252;ndet, im &#252;brigen war sie mangels weiterer Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin gegen den Beklagten abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Mietzinsanspruch der Kl&#228;gerin ist teilweise durch berechtigte Mietminderung des Beklagten gem. &#167; 537 BGB erloschen. Zu den einzelnen vom Beklagten vorgebrachten M&#228;ngeln gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch wegen schadhafter Fu&#223;leisten steht dem Beklagten nicht zu. Der Beklagte hat im Mietvertrag best&#228;tigt, die Wohnung in vertragsgem&#228;&#223;em Zustand &#252;bernommen zu haben. Bei Fu&#223;leisten handelt es sich auch um Gegenst&#228;nde, die anl&#228;sslich einer Besichtigung vor bzw. bei Abschluss des Mietvertrages ohne weiteres erkennbar sind, so dass auch vermeintliche Sch&#228;den an den Fu&#223;leisten vom besichtigenden Mieter ohne weiteres erkannt werden k&#246;nnen. Der Beklagte hatte somit vor bzw. bei Abschluss des Mietvertrages die M&#246;glichkeit, vermeintliche M&#228;ngel an den Fu&#223;leisten ausdr&#252;cklich zu r&#252;gen. Indem er dies offensichtlich nicht getan hat, hat er die vorhandenen Fu&#223;leisten als vertragsgem&#228;&#223; anerkannt. Ein Minderungsanspruch steht dem Beklagten daher in diesem Punkt nicht zu. Ein Gleiches gilt im Hinblick darauf, dass der Beklagte nach eigener Aussage w&#228;hrend des Mietverh&#228;ltnisses die vorhandenen Fu&#223;leisten in eigener Verantwortung entfernt hat; auch insoweit ist ein Minderungsrecht nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Betreffend das T&#252;rschild konnte das Gericht bei dem Ortstermin am 26.10.1988 feststellen, dass dieses zerbrochen war, und dass sich am T&#252;rschild befindlichen drehbaren Knauf sichtbare Spuren einer Zangenbenutzung befanden. Es handelt sich insoweit um einen Mangel, der von der Kl&#228;gerin als Vermieterin zu vertreten ist. Die Au&#223;enseite der Wohnungstg&#252;r ist nicht lediglich dem Beklagten und seinen Besuchern, sondern, da zum Treppenhaus gelegen, einer unbestimmbaren Anzahl anderer Hausbewohner bzw. Hausbesucher zug&#228;nglich, so dass nach der Risikoverteilung die Kl&#228;gerin f&#252;r M&#228;ngel in diesem Bereich "zust&#228;ndig" ist. Der Mangel ist un-</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">streitig am 30.01.1989 behoben worden, so dass insoweit ein Minderungszeitraum von Mai 1985 bis Januar 1989 einschlie&#223;lich gegeben ist. Das Gericht h&#228;lt insoweit eine Mietminderung von 1 % f&#252;r angemessen, einmal wegen der nicht unerheblichen optischen Beeintr&#228;chtigung der Wohnungst&#252;r, zum anderen, da ein zerbrochenes T&#252;rschild den Schutz der Wohnung vor unbefugtem Betreten noch verringert. Soweit der Beklagte nunmehr noch r&#252;gt, dass der Zylinder ca. 1 cm aus dem Schlie&#223;blech herausragt, ist dies kein Mangel, der im Vergleich zum Zustand der Mietsache bei Anmietung best&#252;nde. Wenn der Beklagte ein einbruchssicheres T&#252;rschloss w&#252;nscht, so mag er dies im Einvernehmen mit der Kl&#228;gerin bzw. der Hausverwaltung auf eigene Kosten einbauen. Soweit bei der Ortsbesichtigung am 24.01.1990 festgestellt wurde, dass das Schlie&#223;blech im oberen Bereich leicht absteht, ist dies vom Beklagten nicht als Mangel geltend gemacht worden, und dieser Umstand d&#252;rfte im &#252;brigen durch blo&#223;es Aziehen der vorhandenen Verschraubung zu beheben sein, so dass auch insoweit ein weiterer Mangel nicht vorliegt. F&#252;r den Zeitraum von Mai 1985 bis Januar 1989 bestand somit ein Minderungsrecht von 1 %.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Betreffend die Fliesen im Bad ist ein Minderungsrecht nicht gegeben. Die Fliesen sind unstreitig nach entsprechender Anzeige durch den Beklagten seitens der Kl&#228;gerin ausgewechselt worden, und der Beklagte hat nicht vorgetragen, dass dies au&#223;erhalb einer zumutbaren Beseitigungsfrist erfolgt w&#228;re. Soweit die nunmehr vorhandenen Fliesen eine leichte Farbabweichung aufweisen, stellt dies keinen messbaren Mangel der Mietsache dar.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Es liegt - gerade bei &#228;lteren Fliesen &#8211; auf der Hand, dass absolut im Farbton passende Ersatzfliesen nicht mehr zu beschaffen sind, so dass es der Kl&#228;gerin objektiv unm&#246;glich ist, mit zumutbarem Aufwand eine Farbgleichheit der zu ersetzenden Fliesen zu erzielen. Wegen der geringf&#252;gen Farbdifferenz kann seitens des Beklagten auch keine komplette Neuverfliesung des Bades verlangt werden, da dies im Vergleich zur geringf&#252;gigen optischen Beeintr&#228;chtigung v&#246;llig unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig w&#228;re. Ein zur Minderung berechtigender Mangel liegt somit in diesem Punkt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Was die Schlagstelle der Badewanne angeht, so ist diese nach dem eigenen Bekunden des Beklagten bereits bei Einzug vorhanden gewesen. Soweit der Beklagte vorgebracht hat, dass er diesen Mangel bei Einzug reklamiert habe, ist dies von der Kl&#228;gerin insoweit bestritten worden, als sie vorgetragen hat, dass der Beklagte die Mietsache in einwandfreiem Zustand &#252;bernommen habe. Der Beklagte h&#228;tte daraufhin beweisen m&#252;ssen, dass er eine entsprechende Reklamation bei Einzug vorgebracht hat. Dies ist nicht geschehen. Das Gericht musste daher von ausgehen, dass der Beklagte diesen Mangel bei Einzug r&#252;gelos akzeptiert hat, so dass auch von daher ein Minderungsrecht nicht gegeben ist; auf die ensprechenden Ausf&#252;hrungen bei den Fu&#223;leisten wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Bei der Ortsbesichtigung am 26.10.1988 wurde festgestellt, dass die untere Balkont&#252;r undicht war. Es wurde festgestellt, dass an dieser T&#252;r ein mit zwei Schrauben zu befestigender Beschlag fehlte. Es liegt auf der Hand, dass durch das Fehlen eines solchen Beschlages die Dichtigkeit der T&#252;r beeintr&#228;chtigt ist. Gerade im Hinblick darauf, dass der Balkon des Beklagten zur Wetterseite hin liegt &#8211; die Winde im hiesigen Bereich kommen zumeist aus westlichen Richtungen, und der Balkon des Beklagten zeigt in diese Richtung &#8211; ist es erforderlich, dass Fenster und T&#252;ren eine gr&#246;&#223;tm&#246;gliche Dichtheit aufweisen. Der fragliche Mangel wurde unstreitig im Januar 1989 beseitigt. Der Beklagte ist daher von Mai 1985 bis Januar 1989 zur Minderung berechtigt. Im Hinblick auf die verst&#228;rkten Durchzugserscheinungen und Wassereintrittsm&#246;glichkeiten, die durch seine solche fehlende Verschlussm&#246;glichkeit entstehen, erscheint dem Gericht hier eine Minderung von 2 % als angemssen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ein &#252;ber Januar 1989 hinausgehender Minderungsanspruch steht dem Beklagten betreffend die untere Balkont&#252;r jedoch nicht zu. Mit der ordnungsgem&#228;&#223;en Anbringung der Verschlussm&#246;glichkeit befindet sich die &#228;u&#223;ere Balkont&#252;r in einem unter Ber&#252;cksichtigung ihrer Bauart als ordnungsgem&#228;&#223; anzusehenden Zustand. Das Gericht vermag nicht zu erkennen, dass, wenn Wind und Regen mit einiger Intensit&#228;t auf die Au&#223;ent&#252;r treffen, ein dann erfolgender Wassereintritt durch einen Mangel der T&#252;r hervorgerufen wird. Die Balkont&#252;r ist Bestandteil einer erkennbar nicht sonderlich hochwertigen Fenster- und T&#252;ranlage aus Kunststoffrahmen, und es entspricht der gerichtlichen Erfahrung, dass solche Anlagen bei entsprechendem gegenschlagenden Wetter nicht 100%ig dicht sind. Der Beklagte h&#228;tte bei Anmietung auch erkennen k&#246;nnen, dass die T&#252;r- und Fensteranlage nicht gehobenem Standard entsprach, so dass er sich nicht auf eine Mangelhaftigkeit berufen kann. Bei der inneren unteren Balkont&#252;r handelt es sich desweiteren erkennbar um eine Holzt&#252;r im Holzrahmen ohne Abdichtungsvorrichtungen, so dass auch insoweit nicht davon ausgegeben werden konnte, dass eindringende Zugluft durch diese T&#252;r verhindert werden konnte. Ein &#252;ber Januar 1989 hinausreichendes Minderungsrecht steht dem Beklagten daher nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Betreffend die obere Balkont&#252;r wurde bei der Ortsbesichtigung vom 26.10.1988 festgestellt, dass diese im oberen Bereich nicht vollst&#228;ndig dicht schlie&#223;t. Bei der weiteren Ortsbesichtigung am 24.01.1990 war zu erkennen, dass der obere der vier in der T&#252;r befindlichen Verschlie&#223;mechanismen nicht funktionierte. Demgem&#228;&#223; war nach wie vor ein leichtes Abstehen der T&#252;r im oberen Bereich festzugstellen. Der Mangel an dieser T&#252;r ist somit entgegen dem Vorbringen der Kl&#228;gerin nicht beseitigt worden. Auch insoweit setzt das Gericht eine Mietminderung von 2 % an, die von Mai 1985 bis Dezember 1989 anzusetzen ist.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">7. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bei beiden Ortsbesichtigungen wurde festgestellt, dass die Wohnungst&#252;r insbesondere im oberen Bereich verzogen ist. Durch dunkle Verf&#228;rbungen im dortigen Wandbereich l&#228;sst sich auch ohne weiteres erkennen, dass in diesem Bereich Zugluft gegeben ist. Die seitens der Kl&#228;gerin in Aufgtrag gegebene M&#228;ngelbeseitigungsarbeit kann, da sie erkennbar lediglich ein Provisorium darstellt, durch das Gericht nicht als ornundsgem&#228;&#223; anerkannt werden. Gerade weil zumindest die obere Balkont&#252;r nicht dicht abschlie&#223;t, ist es bei der offenen Bauweise der Wohnung des Beklagten erforderlich, dass, um st&#228;ndigen Durchzug zu verhindern, die Wohnungseingangst&#252;r dicht abschlie&#223;t. Dies ist nach der lediglich provisorisch ersichtlich unfachm&#228;nnisch durchgef&#252;hrten Arbeit an der Wohnungseingangst&#252;r zweifelsfrei nicht der Fall. Die Kl&#228;gerin m&#246;ge sich in diesem Punkt schon der M&#252;he unterziehen, ein Fachunternehmen mit der Behebung dieses Mangels zu beauftragen. Auch insoweit h&#228;lt das Gericht eine Minderung von 2 % von Mai 1985 bis Dezember 1989 f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Wegen des Bodenbelages in der K&#252;che steht dem Beklagten ein Minderungsrecht nicht zu. Es war f&#252;r den Beklagten vor bzw. bei Vertragsabschluss ohne weiteres erkennbar, dass die K&#252;che mit einem Parkettboden ausgestattet war. Dies mag ungew&#246;hnlich und unsachgem&#228;&#223; sein; der Beklagte hat den Boden jedoch r&#252;gelos in diesem Zustand &#252;bernommen, so dass er nachtr&#228;glich insoweit ein Minderungsrecht nicht geltend machen kann.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">9.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">An der Wohnzimmerdecke des Beklagten sind, wie bei den Ortsbesichtigungen festgestellt werden konnte, zwei opitsch deutlich erkennbare Fugen in der Tapezierung zu erkennen. Diese sind unstreitig durch eine Bearbeitung eines Beauftragten der Kl&#228;gerin entstanden. Die Arbeit ist erkennbar laienhaft ausgef&#252;hrt. Die Kl&#228;gerin als Vermieterin war ohne weiteres verpflichtet, dass, wenn in ihrem Risikobereich Deckenarbeiten durchgef&#252;hrt wurden, danach die Tapezierung in den vorherigen Zustand versetzt wurde. Dies mag, wie es das Gericht auch ge&#228;u&#223;ert hat, im Hinblick auf die an der Decke verklebte Glasfaser nicht leicht sein, wird jedoch sicherlich einem Fachmann m&#246;glich sein. Auch insoweit muss die Kl&#228;gerin sich vorhalten lassen, dass sie Fachleute mit der Durchf&#252;hrung von Arbeiten beauftragen m&#246;ge, wenn der von ihr offenbar f&#252;r alle m&#246;glichen Gewerke eingeschaltete Zeuge &#8230; handwerklich &#252;berfordert ist. Das Gericht h&#228;lt insoweit eine Mietminderung von 1 % f&#252;r angemessen, da die Tapetenfugen, wie bereits ausgef&#252;hrt, optisch ohne weiteres erkennbar sind. Da der Beklagte diesen Mangel mit Schreiben vom 07.02.1986 ger&#252;gt hat, ist diese Minderung ab M&#228;rz 1986 bis Dezember 1989 gegeben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">10.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wegen der &#196;nderung der Wasserversorgung ist der Beklagte ebenfalls zur Mietminderung berechtigt. Dem steht &#167; 9 des Mietvertrages nicht entgegen. Als der Beklagte die Wohnung angemietet hat, wurde das Warmwasser &#252;ber eine zentrale Versorgung hergestellt. Unstreitig hat es diese Anlage erlaubt, dass der Beklagte gleichzeitig an allen Warmwasserentnehmestellen der Wohnung warmes Wasser beziehen konnte. Da eine zentrale Warmwasseranlage st&#228;ndig warmes Wasser vorh&#228;lt, ist sie zudem vom Wasserleitungsdruck unabh&#228;ngig. Der nach der Umstellung auf den Durchlauferhitzer bestehende Zustand stellt jedoch f&#252;r den Beklagten eine nicht unwesentliche Verschlechterung im Vergleich zum vorherigen, geschilderten Zustand dar. Zum einen hat die Beweisaufnahme das Vorbringen des Beklagten best&#228;tigt, dass es zumindest bei Spitzen im Wasserbrauch zu einem Wasserdruckabfall kommen kann, der ein Anspringen des Durchlauferhitzers verhindert. Zum anderen kann der Beklagte unstreitig lediglich noch an einer Entnahmestelle in der Wohnung warmes Wasser beziehen, da in seine Wohnung lediglich ein Durchlauferhitzer eingebaut wurde. Es mag auch zumindest bei einzelnen Gelegenheiten eine Einschr&#228;nkung sein, wenn nicht gleichzeitig im Bad und in der K&#252;che warmes Wasser entnommen werden kann, etwa wenn gleichzeitig die Badewanne gef&#252;llt und gesp&#252;lt werden soll. Die Kl&#228;gerin kann auch nicht damit geh&#246;rt werden, dass es sich beim Beklagten um einen Einzelmieter handelt, da es der Lebenserfahrung entspricht, dass, wie es vom Beklagten auch vorgebracht wurde, dieser Besuch anderer Personen in seiner Wohnung empf&#228;ngt. Im &#252;brigen mag es sich in manchen Situationen anbieten, die Zeit bis zum Einlaufen des Badewassers mit K&#252;chenarbeiten zuzubringen, bei denen warmes Wasser ben&#246;tigt wird. Der jetzige Zustand der Wasserversorgung ist f&#252;r den Beklagten somit im Vergleich zum fr&#252;heren Zustand nachteilig. Soweit die Kl&#228;gerin vorgebracht hat, dass in der Wohnung des Beklagten aus technischen Gr&#252;nden lediglich ein Durchlauferhitzer von 18 kw angebracht werden konnte, so handelt es sich dabei fraglos um einen Umstand, den der Beklagte nicht zu vertreten hat. Die Kl&#228;gerin kann desweiteren nicht damit geh&#246;rt werden, dass durch die Umstellung von der zentralen Warmwasserversorgung auf Durchlauferhitzer eine Einsparung eingetreten ist. Insbesondere die Bezugnahme auf den Heiz&#246;lverbrauch, wie sie von der Kl&#228;gerin vorgenommen wurde, scheidet aus, da es auf der Hand liegt, dass die Energiekosten, die fr&#252;her f&#252;r die Warmwasseraufbereitung in der zentralen Heizungsanlage aufgewandt wurden, nicht ersatzlos wegfallen; vielmehr m&#252;ssen jetzt die einzelnen Bewohner des Hauses h&#246;here Stromkosten aufwenden, da die Durchlauferhitzer jeweils &#252;ber ihre Stromz&#228;hler laufen. Es w&#228;re an der Kl&#228;gerin, eine entsprechende Untersuchung anzustellen, ob durch die Umstellung auf Durchlauferhitzer "unter dem Strich" tats&#228;chlich eine Energie- oder Kostenersparnis eingetreten ist; der lapidare Hinweis auf den verringerten Heiz&#246;lverbrauch liegt dagegen erkennbar neben der Sache. Da nicht feststeht, dass durch die &#196;nderung der Warmwasseraufbereitung tats&#228;chlich eine Energieeinsparung eintritt, kann der Beklagte auch nicht auf &#167; 9 des Mietvertrages verwiesen werden, da sich diese Vorschrift ausdr&#252;cklich auf "zweckm&#228;&#223;ige" Modernisierungen, insbesondere solche zur Energieeinsparung bezieht. Das Gericht h&#228;lt insoweit eine Mietminderung von 3 % ab September 1987 f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">11.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Ortsbesichtigung hat ergeben, dass anl&#228;sslich der &#196;nderungsarbeiten an der Warmwaserversorgung die Tapeten in Bad und Diele besch&#228;digt worden sind. Auch insoweit hat offensichtlich der Zeuge &#8230; nichtfachm&#228;nnische Instandsetzungsarbeiten vorgenommen, die als solche ohne weiteres erkennbar sind. Das Gericht h&#228;lt insoweit ebenfalls eine Mietminderung in H&#246;he von 1 % seit September 1987 f&#252;r angemessen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Nach den obigen Ausf&#252;hrungen errechnet sich die Klageforderung wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Auszugehen war durchg&#228;ngig von einem Nettomietzins von 620,-- DM . Die zehn Monate von Mai 1985 bis Februar 1986 waren um jeweils 7 % zu mindern, was einem Betrag von 434,-- DM entspricht. F&#252;r die 18 Monate von M&#228;rz 1986 bis August 1987 belief sich die Mietminderung auf 8 % entsprechend einem Gesamtbetrag von 892,80 DM. F&#252;r die 9 Monate von September 1987 bis Mai 1988 bestand eine 12 %ige Mietminderung entsprechend 669,60 DM. Dem Mietr&#252;ckstand gem&#228;&#223; Klageantrag vom 25.05.1988 von 4.043,68 DM standen daher Minderungsanspr&#252;che des Beklagten in H&#246;he von 1.996,40 DM gegen&#252;ber, was eine Forderung der Kl&#228;gerin von 2.047,28 DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die 8 Monate von Juni 1988 bis Januar 1989 war ebenfalls eine Minderung von 12 % anzusetzen, was einem Betrag von 595,20 DM entspricht. F&#252;r die 8 Monate von Februar 1989 bis September 1989 belief sich die Minderung auf 9 % entsprechend 446,40 DM. Im Hinblick auf den Klageantrag vom 26.09.1989 &#252;ber 1.412,45 DM ergab sich angesichts der Gegenanspr&#252;che des Beklagten von 1.041,60 DM eine Restforderung von 370,85 DM.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dem weiteren Klageantrag vom 03.01.1990 &#252;ber 1.100,16 DM stand eine Mietminderung von 167,40 DM entsprechend einer 9 %igen Minderung f&#252;r die 3 Monate von Oktober bis Dezember 1989 entgegen, so dass sich die Forderung der Kl&#228;gerin insoweit auf 932,76 DM belief.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Es war daher wie erkannt zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen ergeben sich aus &#167;&#167; 92, 709 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,140
olgk-1990-02-13-2-ws-64889
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 648/89
1990-02-13T00:00:00
2019-03-13T14:47:22
2022-10-18T15:09:01
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0213.2WS648.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der angefochtene Aussetzungs-Beschlu&#223; des Landgerichts K&#246;ln vom 14.November 1989 -103 -30/39 - wird aufgehoben.</p> <p>2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden dem Angeklagten auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mitte 1977 verlegte der Angeklagte einen bis dahin in L unterhaltenen Auto-Verschrottungsbetrieb auf ein neues, von der L2-AG in L angemietetes Betriebsgrundst&#252;ck in G und zeigte diese Betriebsverlegung mit Schreiben vorn 18.Mai 1978 dem Regierungspr&#228;sidenten in L an. Ein entsprechendes Gewerbe mit der Bezeichnung "Auto Im- und Export, An- und Verkauf, Autoverschrottung" hatte er am 30.November 1977 bei der Stadtverwaltung G angemeldet und als Tag des Betriebsbeginns den 1.Juli 1977 angegeben. Der Regierungspr&#228;sident _in L unterrichtete mit Schreiben vom 5.Juni 1976 den Oberkreisdirektor des F &#252;ber den Sachverhalt und bat zugleich, die Anlage auf Zustand und Eignung zur weiteren Lagerung und Behandlung von Autowracks zu &#252;berpr&#252;fen. Mit Bescheid vom 21.November 1978 wies der Regierungspr&#228;sident in L den Angeklagten daraufhin, da&#223; die Errichtung der Anlage zur Lagerung und Behandlung von Autowracks nach &#167; 7 des hier anwendbaren Abfallbeseitigungsgesetzes eines Antrages auf Planfeststellung bzw. Plangenehmigung bed&#252;rfe, der bisher nicht vorgelegt worden sei. Mit der Aufforderung zur entsprechenden Antragstellung wies der Regierungspr&#228;sident zugleich darauf hin, da&#223; der Betrieb einer ortsfesten Abfallbeseitigungsanlage ohne die erforderliche Planfeststellung bzw. Plangenehmigung eine Straftat sei. Mit einem an den Regierungspr&#228;sidenten gerichteten Schreiben vom 29.Dezember 1978 stellte der Angeklagte einen Antrag auf Genehmigung seiner neueingerichteten Autoverwertungsanlage in G. Dieser Antrag wurde zun&#228;chst nicht beschieden. Der Angeklagte betrieb die Autoverwertungsanlage in der Folgezeit bis heute ohne Genehmigung.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die verschiedenen am Genehmigungsverfahren beteiligten Beh&#246;rden beurteilten die Genehmigungsf&#228;higkeit der Anlage zun&#228;chst unterschiedlich. W&#228;hrend das Bauverwaltungsamt der Stadt G sich insbesondere aus bauplanungsrechtlichen Gr&#252;nden gegen eine Genehmigung aussprach, teiltedas Tiefbauamt des Oberkreisdirektors des F diesen mit Schreiben vom 18.0ktober 1985 mit, es sei eine abfallrechtliche Genehmigung beabsichtigt, da durchgreifende baurechtliche Versagungsgr&#252;nde nicht erkennbar seien. Zuvor hatte das am Genehmigungsverfahren in wasser- und abfallwirtschaftlicher Sicht beteiligte Amt f&#252;r Wasser- und Abfallwirtschaft C den Oberkreisdirektor des F mit Schreiben vom 25.August 1980 dar&#252;ber unterrichtet, da&#223; die Anlage zwar grunds&#228;tzlich f&#252;r einen Weiterbetrieb geeignet erscheine, der Betieb aber durch umfangreiche Sanierungsma&#223;nahmen dem heutigen Stand der Technik angepa&#223;t werden m&#252;sse; als vordringliche Sofortma&#223;nahmen seien erforderlich:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Erstellung befestigter, mit Schlammfang, &#214;labscheider und Kanalanschlu&#223; versehener Arbeitsfl&#228;chen sowie befestigte &#252;berdachte Lagerfl&#228;chen f&#252;r ausgebaute Motoren, Getriebe und &#228;hnliche mit wassergef&#228;hrdenden Stoffen behaftete Teile.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Errichtung eines mit &#220;berdachung und Auffangwanne versehenen Lagers f&#252;r Alt&#246;l, Benzin, Batteries&#228;ure und &#228;hnliche fl&#252;ssige Abfallstoffe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Bau eines mit allen erforderlichen sanit&#228;ren Einrichtungen versehenen Betiebsgeb&#228;udes.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Anschlu&#223; an die Strom- und Wasserversorgung sowie an das bestehende &#246;rtliche Kanalnetz.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Das Freihalten von ausreichend bemessenen Brandgassen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Feuerl&#246;scheinrichtungen in gen&#252;gender Zahl und in betriebsbereitem Zustand. Eine Absprache mit der &#246;rtlichen Feuerwehr sei durchzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vorhalten einer ausreichend gro&#223;en Menge &#214;lbindemittel in gebrauchsf&#228;higem Zustand.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit einem an den Angeklagten gerichteten Einschreiben vom 6.August 1985 beanstandete die untere Wasserbeh&#246;rde des F die starke Verunreinigung des gesamten, unbefestigten Betriebsgel&#228;ndes durch unsachgem&#228;&#223;e Lagerung und Behandlung von Autowracks im Freien mit wassergef&#228;hrdenden Stoffen (z.B. Getriebe-, Motoren&#246;l, Vergaserkraftstoff , Diesel, K&#252;hlerfl&#252;ssigkeit, Batteries&#228;ure etc. ); zugleich forderte sie den Angeklagten zur umgehenden Sanierung auf, da eine Verunreinigung des Grundwassers oder eine sonstige nachteilige Ver&#228;nderung seiner Eigenschaften zu besorgen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf Betreiben der Stadtwerke L f&#252;r die Grundst&#252;cksvermieterin wurden am 4.September 1985 Bodenproben entnommen, deren Untersuchung eine Verunreinigung der Grundst&#252;cksoberfl&#228;che mit &#214;l ergab. Mit Bescheid vom 25.September 1985 forderte die untere Wasserbeh&#246;rde den Angeklagten auf, die verunreinigten Bodenmassen abzutragen und schadlos zu beseitigen; dies sei zum Schutz des Grundwassers erforderlich. Nachdem auch ein vom Angeklagten veranla&#223;tes Bodengutachten vom 26.September 1985 eine sanierungsbed&#252;rftige &#214;lverunreinigung des Betriebsgrundst&#252;cks ergeben hatte, lie&#223; der Angeklagte im Jahre 1985 in Absprache mit dem Tiefbauamt und der unteren Wasserbeh&#246;rde des F schlie&#223;lich Sanierungsma&#223;nahmen durchf&#252;hren, die jedoch nach den Feststellungen der Beh&#246;rden schleppend und im Ergebnis nicht zufriedenstellend verliefen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Ablehnungsbescheid vom 3.Februar 1988 versagte der Oberkreisdirektor des F als untere Wasserbeh&#246;rde die vom Angeklagten bereits mit Schreiben vom 29.Dezember 1978 beantragte Genehmigung der Autoverwertungsanlage nach &#167;&#167; 5 und 8 des Abfallbeseitigungsgesetzes. Dabei schlo&#223; sich der Oberkreisdirektor nunmehr der fr&#252;her von ihm nicht geteilten Auffassung der Stadt G an, da&#223; die Anlage aus bauplanungsrechtlichen Gr&#252;nden nicht genehmigungsf&#228;hig sei. Gegen diesen Ablehnungsbescheid hat der Angeklagte Widerspruch eingelegt, &#252;ber den der Regierungspr&#228;sident in L noch nicht entschieden hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen Verdachts des unerlaubten Betriebes einer Abfallentsorgungsanlage (&#167; 327 Abs. 2 Nr. 2 StGB) und umweltgef&#228;hrdender Abfallbeseitigung (&#167; 326 Abs. 1 Nr. 3 StGB) erwirkte die Staatsanwaltschaft einen Beschlu&#223; des Amtsgerichts K&#246;ln vom 23.Februar 1988 zur Durchsuchung der Gesch&#228;ftsr&#228;ume und des Betriebsgel&#228;ndes. Der beim Vollzug der Durchsuchungsma&#223;nahme hinzugezogene Sachverst&#228;ndige Dr. U kam nach Auswertung erneut gezogener Bodenproben in einen Gutachten vom 24.April 1988 zu dem Ergebnis, die erneut festgestellte&#160; Kohlenwasserstoffbelastung des Bodens stelle mit R&#252;cksicht auf die geringe Eindringungstiefe keine Gef&#228;hrdung f&#252;r Boden und Wasser dar, wenn die oberste Bodenschicht in einer Dicke von 0,4 m abgetragen und ordnungsgem&#228;&#223; entsorgt werde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit Anklageschrift vom 22.September 1988 hat die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten eine seit 1978 fortgesetzt und tateinheitlich begangene Straftat nach &#167; 326 Abs. 1 Nr. 3, 327 Abs. 2 Nr. 2 StGB zur Last gelegt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil des Amtsgerichts K&#246;ln vom 14.Februar 1989 - 585 Ns 228/88 - wurde der Angeklagte wegen unerlaubten Betreibens einer Anlage in Tateinheit mit umweltgef&#228;hrdender Abfallbeseitigung zu einer Geldstrafe von 80 Tagess&#228;tzen zu je 40,00 DM verurteilt. Gegen dieses Urteil haben sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Die Staatsanwaltschaft erstrebt eine h&#246;here Bestrafung des Angeklagten sowie die - im angefochtenen Urteil nicht ausgesprochene - Anordnung des Verfalls der aus der Straftat erlangten Verm&#246;gensvorteile gem&#228;&#223; &#167; 73 StGB. Mit dem Ziel der Ermittlung dieser Verm&#246;gensvorteile hat die Berufungsstrafkammer des Landgerichts K&#246;ln auf Antrag der Staatsanwaltschaft mit Beschlu&#223; vom 23.Mai 1939 die Durchsuchung der Wohn- und Gesch&#228;ftsr&#228;ume des Angeklagten angeordnet. Nach Auswertung der hierbei sichergestellten DatevUnterlagen hat die Staatsanwaltschaft einen dem Verfall unterliegenden Gesamtbetrag von 240.218,81 DM ermittelt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag des Angeklagten hat die Berufungsstrafkammer im Hauptverhandlungstermin vom 14.November 1989 durch den angefochtenen Beschlu&#223; das Verfahren bis zur Bestandsoder rechtskr&#228;ftigen Bescheidung des Genehmigungsantrages vom 29.12.1978 mit der Begr&#252;ndung ausgesetzt, f&#252;r die von der Staatsanwaltschaft verlangte Gewinnabsch&#246;pfung und die Frage der Bestrafung sei die endg&#252;ltige Kl&#228;rung der verwaltungsrechtlichen Beurteilung vorgreiflich. Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Staatsanwaltschaft, der die Strafkammer mit Beschlu&#223; vom 4.Dezember 1989, auf dessen Inhalt wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird, nicht abgeholfen hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 304 Abs. 1 StPO zul&#228;ssig. Sie ist nicht durch &#167; 305 Satz 1 StPO ausgeschlossen, weil geltend gemacht wird, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r eine Aussetzung nach &#167; 262 Abs. 2 StPO nicht vorliegen und die Aussetzung daher nur verfahrensverz&#246;gernd wirke (vgl. Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 262 Rdnr. 16; L&#246;we/Rosenberg/Gollwitzer, StPO, 24. Aufl., &#167; 262 Rdnr. 70 - m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht war zur Aussetzung des Strafverfahrens nicht befugt. Zwar kann nach &#167; 262 StPO das Gericht - auch in der Berufungsinstanz (&#167; 332 StPO) - das Verfahren aussetzen, wenn die Strafbarkeit einer Handlung von der Beurteilung eines b&#252;rgerlichen Rechtsverh&#228;ltnisses abh&#228;ngt; die Vorschrift gilt entsprechend f&#252;r &#246;ffentlich-rechtliche Vorfragen (vgl. Kleinknecht/ Meyer a.a.O. Rdnr. 4; LR Gollwitzer, a.a.O. Rdnr. 26). Hier hat das Landgericht jedoch zu Unrecht eine Vorgreiflichkeit der Bestands - oder rechtskr&#228;ftigen Bescheidung des Genehmigungsantrags vom 29. Dezember 1978 f&#252;r die strafgerichtliche Entscheidung angenommen. Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, eine Abfallentsorgungsanlage ohne die nach dem Abfallbeseitigungsgesetz erforderliche Genehmigung oder Planfeststellung betrieben (&#167; 327 Abs. 2 Nr. 2 StGB) und unbefugt Abf&#228;lle au&#223;erhalb einer daf&#252;r zugelassenen Anlage gelagert zu haben (&#167; 326 Abs. 1 Nr. 3 StGB). &#220;ber die Berechtigung dieses Vorwurfs kann die Strafkammer ohne R&#252;cksicht auf den Ausgang des derzeit beim Regierungspr&#228;sidenten in L anh&#228;ngigen Genehmigungsverfahrens und eines etwaigen anschlie&#223;enden Verwaltungsrechtsstreits bereits heute entscheiden, weil die Strafbarkeit hiervon entgegen der Auffassung der Strafkammer nicht abh&#228;ngig ist. Bei dem vom Angeklagten seit 1977 auf dem neu angemieteten Grundst&#252;ck in G unterhaltenen Autoverschrottungsbetrieb handelt es sich um eine Abfallbeseitigungsanlage im Sinne des &#167; 327 Abs. 2 Nr. 2 StGB (vgl. BayObLG, NStZ 1986, 319). Diese Anlage hat der Angeklagte bis heute ohne die nach &#167;&#167; 5 und 7 AhfG erforderliche Genehmigung bzw. Planfeststellung betrieben und damit tatbestandsm&#228;&#223;ig und rechtswidrig gehandelt. Die etwaige (materielle) Genehmigungsf&#228;higkeit der Anlage vermag die Tat nicht zu rechtfertigen, weil der Strafrichter an das (formale) Nichtvorliegen einer Genehmigung zum Tatzeitpunkt gebunden ist (vgl. Dreher/Tr&#246;ndle, StGB, 44. Aufl., &#167; 327 Rdnr. 3; Steindorf in Leipziger Kommentar, StGB, 10. Aufl., &#167; 327 Rdnr. 22 - m.w.N.). Die in Anlehnung an die grundlegende Entscheidung des Bundesgerichtshofs (vgl. BGHSt 23, 86 f.) zur Tatbestandswirkung eines angefochtenen amtlichen Verkehrszeichens (Verwaltungsakt in Form einer Allgemeinverf&#252;gung)entwickelte herrschende Meinung trifft auch und gerade bei den vielfach an eine Verwaltungsrechtsanordnung ankn&#252;pfenden Straftatbest&#228;nden des Umweltstrafrechts zu. Die von der Strafkammer zitierte Auffassung Ds (in Sch&#246;nke/Schr&#228;der, StGB, 23. Aufl.,Vorbem. &#167;&#167; 324 f. Rdnr. 19 f. und Vorbem. &#167;&#167; 32 f., Rdnr. 130 a), da&#223; bei nachtr&#228;glich durch Gerichtsentscheidung festgestellter Genehmigungspflicht eine Strafaufhebung in Betracht komme, vermag nicht zu &#252;berzeugen. W&#228;hrend D die h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung zur Wirkung eines fehlerhaften Verkehrszeichens mit R&#252;cksicht auf dessen faktische Ordnungsfunktion im Interesse aller Verkehrsteilnehmer f&#252;r richtig h&#228;lt, verneint er bei den "verwaltungs-akzessorischen" Strafvorschriften (z.B. &#167; 327 StGB) im Falle der sich nachtr&#228;glich herausstellenden Rechtswidrigkeit einer Verwaltungsanordnung ein Strafbed&#252;rfnis, "weil in einem solchen Fall, in dem das gesch&#252;tzte materielle Sachinteresse nicht beeintr&#228;chtigt ist und letztlich nur der rein verwaltungsrechtliche Ungehorsam &#252;brig bleibt, jede kriminalpolitische Notwendigkeit einer strafrechtlichen Sanktion entf&#228;llt". Diese Erw&#228;gungen werden dem besonderen Charakter des &#167; 327 StGB als abstraktes Gef&#228;hrdungsdelikt nicht gerecht. Mit R&#252;cksicht auf die besondere Gef&#228;hrlichkeit bestimmter Anlagen kann ein effektiver Umweltschutz durch eine Strafbewehrung nur dann gew&#228;hrleistet werden, wenn bereits der Verwaltungsungehorsam an sich &#8211; d.h. der erlaubniswidrige Betrieb einer umweltgef&#228;hrdenden Anlage - die Strafbarkeit ausl&#246;st. Eine an die materielle Rechtm&#228;&#223;igkeit des ungenehmigten bzw. untersagten Handelns gekn&#252;pfte Regelung w&#252;rde die Wirksamkeit der abstrakten Gef&#228;hrdungsdelikte weitgehend aufheben. Da die Verbindlichkeit des Verwaltungsverbots letztlich bis zum rechtskr&#228;ftigen Abschlu&#223; des Verwaltungsgerichtsverfahrens im Ungewissen ist, k&#246;nnte das Strafverfahren vorher nur durchgef&#252;hrt werden, wenn der Strafrichter selbst die volle Pr&#252;fungskompetenz &#252;ber die materielle Berechtigung der Verwaltungsentscheidung h&#228;tte oder wenn er verpflichtet w&#228;re, das Strafverfahren bis zum Zeitpunkt ihrer Bestandskraft auszusetzen. Beides w&#252;rde die pr&#228;ventive und repressive Funktion des abstrakten Gef&#228;hrdungsdelikts in Frage stellen (vgl. Laufh&#252;tte/ M&#246;hrenschlager in: ZStW 92, 912 f. , 921).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit der herrschenden Auffassung erweist sich auch im vorliegenden Falle. Der Angeklagte ist durch den Regierungspr&#228;sidenten in L bereits mit Bescheid vom 21. November 1978 auf die Genehmigungsbed&#252;rftigkeit der Anlage sowie auf die Strafbarkeit eines ungenehmigten Betriebs hingewiesen worden. Auf den umweltgef&#228;hrdenden Zustand der Autoverwertungs- anlage und des durch &#214;lr&#252;ckst&#228;nde verunreinigten Betriebsgrundst&#252;cks ist er durch bescheid der Unteren Wasserbeh&#246;rde des F vom 5. August 1985 ebenfalls hingewiesen und zur umgehenden Sanierung aufgefordert worden. Mehrere - auch von ihm selbst veranla&#223;te - Bodenuntersuchungen haben die erhebliche, umweltgef&#228;hrdende Verunreinigung des Grundst&#252;cks best&#228;tigt. Zuletzt gelangte noch der im Rahmen einer Durchsuchungsma&#223;nahme hinzugezogene Sachverst&#228;ndige Dr. U nach Auswertung erneut gezogener Bodenproben in seinem Gutachten vom 24. April 1988 zu dem Ergebnis, die erneut festgestellte Kohlenwasserstoffbelastung des Bodens stelle mit R&#252;cksicht auf die geringe Eindringungstiefe keine Gef&#228;hrdung f&#252;r Boden und Wasser dar, <span style="text-decoration:underline">wenn</span> die oberste Bodenschicht in einer Dicke von 0,4 m abgetragen und ordnungsgem&#228;&#223; entsorgt werde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Danach lag auch eine unbefugte und insbesondere durch das Fehlen von &#214;labscheidern und einer Betonabdichtung verursachte bereits konkret umweltgef&#228;hrdende Abfalllagerung im Sinne des &#167; 326 Abs. 1 Nr. 3 StGB vor.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Von einem derzeit noch nicht ordnungsgem&#228;&#223;en Zustand der Anlage und des Betriebsgrundst&#252;cks geht der Angeklagte in seinem gegen den Ablehnungsbescheid gerichteten Widerspruch selbst aus, Aus diesem Widerspruchsverfahren und einem etwaigen anschlie&#223;enden Verwaltungsrechtsstreit ist eine f&#252;r das vorliegende Strafverfahren vorgreifliche &#246;ffentlich-rechtliche Entscheidung schon deshalb nicht zu erwarten, weil die dort m&#246;glicherweise ausgesprochene bauplanungsrechtliche, ggf. mit Auflagen verbundene Genehmigungsf&#228;higkeit nichts &#252;ber den umweltgef&#228;hrdenden Betrieb und Zustand der Verschrottungsanlage in ihrer bisherigen Form aussagen wird. Soweit die Strafkammer im angefochtenen Beschlu&#223; auf die verz&#246;gerliche Bescheidung des Antrags und die (zun&#228;chst) unterschiedliche Beurteilung der Genehmigungsf&#228;higkeit durch die verschiedenen am Genehmigungsverfahren beteiligten Beh&#246;rden hinweist, m&#246;gen diese Umst&#228;nde im Rahmen der Strafzumessung - so das Amtsgericht in seinem ange- fochtenen Urteil - Ber&#252;cksichtigung finden, die Strafbarkeit ist hiervon jedoch nicht abh&#228;ngig. Im Hinblick auf die von der Staatsanwaltschaft angestrebte Verfalls-Anordnung kommt eine Aussetzung nach &#167; 262 StPO nicht in Betracht, weil das Gericht nach dem eindeutigen Wortlaut der Vorschrift hierzu nur bei Zweifeln hinsichtlich der <span style="text-decoration:underline">Strafbarkeit</span> der Tat selbst befugt ist. Schlie&#223;lich verbietet sich hier eine Aussetzung auch nach dem Sinn und Zweck der Aussetzungsbefugnis nach &#167; 262 Abs. 2 StPO. Diese Regelung wurde nicht etwa zur Vermeidung divergierender Entscheidungen oder zur besseren Sachaufkl&#228;rung, sondern im Interesse der Proze&#223;wirtschaftlichkeit erlassen (vgl. hierzu: L&#246;we/Rosenberg/Gollwitzer, a.a.O. Rdnr. 25 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus einer entsprechenden Anwendung des &#167; 465 StPO.</p>
315,141
olgham-1990-02-09-5-uf-35289
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 352/89
1990-02-09T00:00:00
2019-03-13T14:47:23
2022-10-18T15:09:01
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0209.5UF352.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 5. Juli 1989 verk&#252;ndete Teilurteil des Amtsgerichts Iserlohn teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Klage der Kl&#228;gerin wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Hinsichtlich der Widerklage des Beklagten bleibt es bei der Feststellung, da&#223; die Hauptsache erledigt ist.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung - auch hinsichtlich der Kosten der Berufung - bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind geschiedene Eheleute. Ihre Ehe wurde durch Urteil des Amtsgerichts Iserlohn (Aktenzeichen 14 F 20/86) vom 20.05.1987, rechtskr&#228;ftig seit dem 30.06.1987, geschieden. Aus der Ehe der Parteien sind die beiden S&#246;hne ... geboren am 20.03.1969 und ..., geboren am 11.01.1973, hervorgegangen. Die Parteien hatten zun&#228;chst in der Zeit von Oktober 1984 bis August 1985 in der ehelichen Wohnung getrennt gelebt. Streitig ist, wer von den Eheleuten in diesem Zeitraum &#252;berwiegend f&#252;r die Kinder gesorgt hat. Ende August 1985 zog die Kl&#228;gerin aus der ehelichen Wohnung aus, w&#228;hrend der Beklagte mit den Kindern in der Wohnung verblieb. Das elterliche Sorgerecht f&#252;r die beiden S&#246;hne wurde sp&#228;ter auf den Beklagten &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In diesem Verfahren hatten zun&#228;chst die Kl&#228;gerin und die beiden S&#246;hne, letztere vertreten durch die Kl&#228;gerin, Klage auf Trennungsunterhalt und Kindesunterhalt erhoben. Nachdem die Kl&#228;gerin im August 1985 aus der ehelichen Wohnung ausgezogen war, machte sie mit Schriftsatz vom 06.05.1986 (Bl. 109/110) im Wege der Proze&#223;standschaft nach &#167; 1629 Abs. 3 BGB r&#252;ckst&#228;ndigen Kindesunterhalt f&#252;r die Monate Oktober 1984 bis einschlie&#223;lich August 1985 geltend. Nachdem dem Beklagten das Sorgerecht f&#252;r die Kinder &#252;bertragen worden war, hatte dieser seinerseits Widerklage auf Zahlung von Kindesunterhalt erhoben (Bl. 154). Die Kl&#228;gerin hat bez&#252;glich der von ihr geltend gemachten Kindesunterhaltsanspr&#252;che die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. Der Beklagte hat der Erledigungserkl&#228;rung widersprochen und hat Klageabweisung beantragt. Der Beklagte hat seinerseits bez&#252;glich der Widerklage die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt, w&#228;hrend die Kl&#228;gerin Abweisung der Widerklage beantragt hat (Bl. 433). Durch das angefochtene Teilurteil hat das Amtsgericht festgestellt, da&#223; sowohl bez&#252;glich der von der Kl&#228;gerin geltend gemachten r&#252;ckst&#228;ndigen Kindesunterhaltsanspr&#252;che f&#252;r die Zeit von Oktober 1984 bis einschlie&#223;lich August 1985 als auch bez&#252;glich der im Wege der Widerklage vom Beklagten geltend gemachten Kindesunterhaltsanspr&#252;che die Hauptsache erledigt ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Beklagten mit dem Antrag, die Klage bez&#252;glich des von der Kl&#228;gerin geltend gemachten r&#252;ckst&#228;ndigen Kindesunterhalts f&#252;r die Zeit bis einschlie&#223;lich August 1985 insgesamt abzuweisen. Der Beklagte macht geltend, die von der Kl&#228;gerin erhobene Kindesunterhaltsklage sei von Anfang an unzul&#228;ssig gewesen, da der Kl&#228;gerin die erforderliche Vertretungsmacht gefehlt habe. Denn die Kinder h&#228;tten sich auch in der Zeit von Oktober 1984 bis einschlie&#223;lich August 1985 nicht, in der Obhut der Kl&#228;gerin befunden, sondern seien vielmehr vom Beklagten versorgt und betreut worden. Im &#252;brigen sei er, der Beklagte, auch zur Zahlung von Kindesunterhalt nicht leistungsf&#228;hig gewesen. - Die Kl&#228;gerin verteidigt das angefochtene Urteil mit Rechtsausf&#252;hrungen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils sowie auf die Schrifts&#228;tze der Parteien und die Sitzungsniederschriften Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat der gegnerischen Erledigungserkl&#228;rung zu Recht widersprochen. Denn die von der Kl&#228;gerin mit Schriftsatz vom 06.05.1986 im eigenen Namen f&#252;r die Kinder erhobene Unterhaltsklage war von Anfang an unzul&#228;ssig, da die Voraussetzungen f&#252;r die gesetzliche Proze&#223;standschaft nach &#167; 1629 Abs. 3 BGB bereits bei Klageerhebung nicht mehr vorgelegen haben. Die Befugnis nach &#167; 1629 Abs. 3 BGB, Unterhaltsanspr&#252;che der Kinder im eigenen Namen gerichtlich geltend zu machen, kn&#252;pft an die allgemeine Vertretungsbefugnis gem&#228;&#223; &#167; 1629 Abs. 2 BGB an (Palandt, 49. Aufl.; Anm. 7 zu &#167; 1629 BGB). Diese bestand jedoch bei Klageerhebung nicht mehr, da die Kl&#228;gerin bereits im August 1985 aus der ehelichen Wohnung ausgezogen ist, so da&#223; sp&#228;testens von diesem Zeitpunkt an ein Obhutsverh&#228;ltnis der Kl&#228;gerin im Sinne des &#167; 1629 Abs. 2 Satz 2 BGB nicht mehr bestanden hat. Geht das Obhutsverh&#228;ltnis nach &#167; 1629 Abs. 2 Satz 2 BGB auf den anderen Elternteil &#252;ber, so endet auch die gesetzliche Vertretungsmacht des bisherigen Inhabers der elterlichen Obhut und die darauf beruhende Proze&#223;standschaft gem&#228;&#223; &#167; 1629 Abs. 3 BGB. Die von dem bisherigen Obhutsinhaber in eigenem Namen erhobene Klage auf Kindesunterhalt wird unzul&#228;ssig, und zwar nicht nur f&#252;r den Unterhaltszeitraum ab dem &#220;bergang des Obhutsverh&#228;ltnisses, sondern insgesamt, auch f&#252;r die bis dahin aufgelaufenen Unterhaltsr&#252;ckst&#228;nde. Schon aus dem Wortlaut des &#167; 1629 Abs. 2 Satz 2 BGB ("befindet"), aber auch aus dem Sinn dieser Bestimmung als einer Regelung der gesetzlichen Vertretung ergibt sich, da&#223; es f&#252;r die Vertretungsbefugnis auf den Zeitpunkt der Geltendmachung des Unterhaltsanspruchs ankommt und nicht auf den Zeitraum, f&#252;r den die Unterhaltsanspr&#252;che geltend gemacht werden (ebenso Johannsen/Henrich/Jaeger, Eherecht, Anm. 4 zu &#167; 1672 BGB f&#252;r den gleichzubehandelnden Fall einer nachtr&#228;glichen &#220;bertragung der Personensorge auf den anderen Elternteil). Der Elternteil, in dessen Obhut sich die Kinder fr&#252;her befunden haben, kann seine Aufwendungen f&#252;r den Kindesunterhalt in dem zur&#252;ckliegenden Zeitraum allenfalls im Wege des sog. "familienrechtlichen Ausgleichsanspruchs" geltend machen, der jedoch im Hinblick auf die Darlegung der get&#228;tigten Aufwendungen von anderen Voraussetzungen abh&#228;ngig ist als der gesetzliche Kindesunterhaltsanspruch. Im &#252;brigen h&#228;tte bez&#252;glich des Kindesunterhalts die Hauptsache schon im August 1985 f&#252;r erledigt erkl&#228;rt werden m&#252;ssen, und zwar durch die Kinder selbst, die zu diesem Zeitpunkt noch Verfahrensbeteiligte waren. Die von der Kl&#228;gerin sp&#228;ter im eigenen Namen erhobene Klage war dagegen aus den genannten Gr&#252;nden von Anfang an unzul&#228;ssig, so da&#223; der Beklagte insoweit zu Recht Klageabweisung beantragt hat. Auf die Frage, welche der Parteien in der Zeit vor August 1985 das elterliche Obhutsverh&#228;ltnis innehatte, kommt es daher letztlich nicht an.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung war dem Schlu&#223;urteil vorzubehalten, da die endg&#252;ltige Kostenverteilung von dem Ausgang des Rechtsstreits im &#252;brigen abh&#228;ngt.</p>
315,142
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2 WF 4/90
1990-02-06T00:00:00
2019-03-13T14:47:27
2022-10-18T15:09:01
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0206.2WF4.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Essen vom 18. Dezember 1989 auf die Beschwerde der Parteien abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Antragstellerin wird im Rahmen der bewilligten Proze&#223;kostenhilfe Rechtsanwalt ... in ... beigeordnet.</p> <p></p> <p>Dem Antragsgegner wird Rechtsanwalt ... in ... beigeordnet.</p> <p></p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Amtsgericht f&#252;r das Verfahren auf Zuweisung der Ehewohnung im Wege der einstweiligen Anordnung den Parteien Proze&#223;kostenhilfe bewilligt, die Beiordnung eines Rechtsanwalts jedoch abgelehnt. Die hiergegen gerichtete Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 ZPO zul&#228;ssig und hat in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 14 FGG, &#167; 121 Abs. 2 ZPO ist in Verfahren, die nicht dem Anwaltszwang unterliegen, ein Rechtsanwalt nur dann beizuordnen, wenn die anwaltliche Vertretung erforderlich erscheint. Die Erforderlichkeit bestimmt sich nach Umfang, Schwierigkeit und Bedeutung der Sache sowie der F&#228;higkeit des Hilfsbed&#252;rftigen, sich m&#252;ndlich und schriftlich auszudr&#252;cken (Thomas/Putzo, ZPO, 14. Aufl., &#167; 121 Anm. 3 a; Z&#246;ller/Schneider, ZPO, 15. Aufl., &#167; 121 Rdnr. 9). In einem Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit ist bei der Beurteilung der Erforderlichkeit zu beachten, da&#223; das Gericht den Sachverhalt von Amts wegen aufkl&#228;rt (&#167; 12 FGG). Dementsprechend lehnt der Senat insbesondere f&#252;r Verfahren betreffend das Sorge- oder Umgangsrecht die Beiordnung eines Rechtsanwalts im Rahmen der Proze&#223;kostenhilfe in der Regel ab, und zwar auch dann, wenn die Gegenseite bereits anwaltlich vertreten ist, ihrerseits jedoch ebenfalls die Voraussetzungen f&#252;r die Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diese Grunds&#228;tze k&#246;nnen nicht in jedem Fall auf ein Verfahren betr. die Zuweisung der Ehewohnung im Wege der einstweiligen Anordnung (&#167; 1361 b BGB in Verbindung mit &#167; 18 a HausrVO) &#252;bertragen werden. Zwar handelt es sich auch hier um ein Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit (&#167; 13 Abs. 1 HausrVO). Es bestehen jedoch insoweit trotz des Amtsaufkl&#228;rungsgrundsatzes Besonderheiten, als Gegenstand des Verfahrens anders als im Sorge- bzw. Umgangsrechtsverfahren der Disposition der Beteiligten unterliegt. Vor allem fehlt es an der Beteiligung eines Dritten, der &#228;hnlich wie das Jugendamt im Sorgerechtsverfahren die Interessen eines Beteiligten wahrnimmt, so da&#223; das Verfahren insgesamt dem zivilprozessualen Streitverfahren angen&#228;hert ist. Aufgrund der Bedeutung und Auswirkungen f&#252;r die Eheleute, insbesondere aber auch im Hinblick auf das im vorliegenden Fall dargelegte sofortige Handlungsbed&#252;rfnis im Rahmen eines auf vorl&#228;ufigen Rechtschutz gerichteten Verfahrens ist die Rechts- und Sachlage hier nicht als einfach anzusehen. Aufgrund der genannten Besonderheiten kann die Beiordnung eines Rechtsanwalts auch nicht deswegen versagt werden, weil die Parteien nicht in besonderem Ma&#223;e gesch&#228;ftlich unerfahren sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Insgesamt f&#252;hren diese Erw&#228;gungen vorliegend zur Bejahung der Erforderlichkeit einer anwaltlichen Vertretung der Parteien und somit zur entsprechenden Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses.</p>
315,143
olgk-1990-02-05-16-wx-16989
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 169/89
1990-02-05T00:00:00
2019-03-13T14:47:28
2022-10-18T15:08:59
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1990:0205.16WX169.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur weiteren Behandlung und zur erneuten Entscheidung an das Landgericht K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten, deutsche Staatsangeh&#246;rige, haben bei dem Amtsgericht &#8211; Vormundschaftsgericht &#8211; K&#246;ln beantragt, die Annahme des Herrn O. G. als gemeinschaftliches Kind durch die Beschwerdef&#252;hrer auszusprechen. Die Beschwerdef&#252;hrer sind seit 1969 verheiratet; aus ihrer Ehe sind keine Kinder hervorgegangen. Sie sind mit den Eltern des Anzunehmenden seit vielen Jahren befreundet und kennen den Anzunehmenden seit seiner Kindheit. Dieser ist neben drei &#228;lteren 8r&#252;dern und einer j&#252;ngeren Schwester in seinem Elternhaus aufgewachsen und seit September 1988 verheiratet. Die Ehefrau hat in die Adoption eingewilligt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Eltern des Anzunehmenden, die mit der Adoption einverstanden sind, bewirtschafteten fr&#252;her ein landwirtschaftliches Anwesen, betreiben heute einen Schnell-Imbi&#223; und haben ihren Hof verpachtet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht &#8211; Vormundschaftsgericht &#8211; K&#246;ln hat den Adoptionsantrag der Beteiligten zur&#252;ckgewiesen. Die hiergegen eingelegte Beschwerde der Beschwerdef&#252;hrer blieb ohne Erfolg. Mit der durch ihre Verfahrensbevollm&#228;chtigten eingelegten weiteren Beschwerde erstreben die Beschwerdef&#252;hrer die Aufhebung der Entscheidungen der Vorinstanzen und den Erla&#223; des Annahmedekrets.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 27 FGG zul&#228;ssige weitere Beschwerde f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Landgericht. Dieses hat seine die Ablehnung der Annahme best&#228;tigende Entscheidung wie folgt begr&#252;ndet: Voraussetzung f&#252;r eine Erwachsenenadoption sei ihre sittliche Rechtfertigung. Dies schlie&#223;e die Notwendigkeit ein, da&#223; die Annahme dem Wohl des Anzunehmenden diene und zu einem Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis f&#252;hre. Sittlich gerechtfertigt sei die Annahme eines Vollj&#228;hrigen nach dem Wortlaut des &#167; 1767 Abs. 1 BGB insbesondere dann, wenn ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis bereits entstanden sei. Wie sich aus der Anh&#246;rung der Beteiligten sowie der leiblichen Eltern wie auch der Ehefrau des Betroffenen ergeben habe, bestehe zwar zwischen den Beschwerdef&#252;hrern</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">und dem Anzunehmenden ein enges freundschaftliches Vertrauensverh&#228;ltnis, was nicht zuletzt darin zum Ausdruck gekommen sei, da&#223; der Anzunehmende in der Vergangenheit h&#228;ufig wegen beruflicher und pers&#246;nlicher Schwierigkeiten in den Beschwerdef&#252;hrern Ansprechpartner gefunden habe. Die Beziehungen zwischen ihnen h&#228;tten sich jedoch nicht so intensiv verdientet, da&#223; von einem Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis gesprochen werden k&#246;nnte. Ein solches Verh&#228;ltnis sei bisher nicht entstanden, und es k&#246;nne aufgrund der &#196;u&#223;erungen der angeh&#246;rten Personen nicht davon ausgegangen werden, da&#223; ein derartiges Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis entstehen k&#246;nnte. Der Anzunehmende unterhaIte n&#228;mlich nach wie vor gute Beziehungen zu</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">seinen leiblichen Eltern wie auch zu seinen Geschwistern, er habe zwar die Beziehungen zu seinen leiblichen Eltern als in letzter Zeit "etwas gespannt" bezeichnet, habe jedoch nicht deutlich gemacht, welche konkreten Tatsachen dieses "Spannungsverh&#228;ltnis" hervorgerufen haben k&#246;nnten. Seine Kontakte zu den leiblichen Eltern, in deren Haushalt er bis zur Eheschlie&#223;ung gelebt habe, seien so ausgestaltet, da&#223; daneben ein Bed&#252;rfnis f&#252;r eine Adoptivelternschaft nicht bestehe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die angef&#252;hrten Gr&#252;nde tragen die Entscheidung des Landgerichts nicht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Adoption eines Erwachsenen setzt voraus, da&#223; sie dem Wohl des Anzunehmenden dient (&#167; 1767 Abs. 2 i.V.m. &#167; 1741 Abs. 1 BGB). Hier&#252;ber entscheidet der vollj&#228;hrige Anzunehmende regelm&#228;&#223;ig selbst, indem er die Annahme beantragt (M&#252;nchKom-L&#252;deritz 2. Aufl. &#167; 1767 Rdnr. 5; Palandt-Diederichsen, 49. Auflage, &#167; 1767, Anm. 3; RGRK-Dickescheid, 12. Aufl. Rdnr. 6). Da&#223; hier der Anzunehmende,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der jetzt 22 Jahre alt ist, aus besonderen Gr&#252;nden nicht im Stande w&#228;re, sich ein Urteil dar&#252;ber zu bilden, ob ihm die Adoption zum Vorteil gereicht, ist nicht erkennbar. Ist hiernach davon auszugehen, da&#223; die Adoption dem Wohl des Anzunehmenden dient, so ist damit zugleich das Bed&#252;rfnis f&#252;r eine Adoptivelternschaft zu bejahen. Einer weiteren Pr&#252;fung und Begr&#252;ndung dieses Bed&#252;rfnisses bedarf es nicht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2. )</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit der Adoption h&#228;ngt weiter davon ab, da&#223; ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis besteht oder zu erwarten ist. Die Gr&#252;nde, mit denen das Landgericht eine solche</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Erwartung verneint, halten einer rechtlichen Nachpr&#252;fung nicht stand. Welche &#196;u&#223;erungen der angeh&#246;rten Personen gegen die Entstehung des Eltern-Kind-Verh&#228;ltnisses sprechen, ist nicht ersichtlich. Gute Beziehungen zu den leiblichen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Eltern k&#246;nnten ein Hindernis nur dann sein, wenn sie von solcher Intensit&#228;t w&#228;ren, da&#223; es daneben dem Anzunehmenden unm&#246;glich w&#228;re, ein Kind auch der Adoptiveltern zu sein. Eine derart ausschlie&#223;liche Bindung des Anzunehmenden an seine leiblichen Eltern liegt nach dem festgestellten Sachverhalt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Durch erneute Anh&#246;rung des Anzunehmenden und der Bescnwerdef&#252;hrer wird zu ermitteln sein, wie die Beteiligten nach einer Adoption ihr Verh&#228;ltnis zueinander zu gestalten gedenken und ob hiernach Beziehungen zu erwarten sind, die denjenigen zwischen Eltern und erwachsenen Kindern entsprechen. Dabei ist zu beachten, da&#223; bei Personen in h&#246;herem Alter im allgemeinen eine weniger enge Gemeinschaft</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">besteht (RGZ 147, 220, 223) und da&#223; bei den heute herrschenden gesellschaftlichten Verh&#228;ltnissen die Bindungen zwischen Eltern und erwachsenen Kindern generell</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">gelockert sind. Es gen&#252;gt im allgemeinen das Bewu&#223;tsein innerer Verbundenheit, das sich zum Beispiel in regelm&#228;&#223;igen Besuchskontakten und in der erkennbaren gegenseitigen Sorge um gesundheitliches Wohlergehen und wirtschaftliche Sicherheit &#228;u&#223;ern kann (RGRK-Dickescheid 12. Aufl. &#167; 1767 Rdnr. 5).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3. )</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die sittliche Rechtfertigung der Kindsannahme (&#167; 1767 Abs. 1 BGB) kann nach dem festgestellten Sachverhalt nicht verneint werden. Da&#223; die Beteiligten sich allein oder vorwiegend von dem Bestreben leiten lie&#223;en, eine Erm&#228;&#223;igung von Erbschaftssteuer</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">zu erreichen, ist nicht festgestellt. Eine nach der Adoption etwa zu erwartende Abk&#252;hlung des Verh&#228;ltnisses des Anzunehmenden zu seinen leiblichen Eltern st&#228;nde der sittlichen Rechtfertigung hier nicht entgegen. Das Gesetz macht die Adoption des Vollj&#228;hrigen nicht von der Einwilligung seiner leiblichen Eltern abh&#228;ngig und l&#228;&#223;t andererseits - abgesehen von der hier nicht in Betracht kommenden Annahme nach &#167; 1772 BGB - die Rechte und PfIichten des Angenommenen zu seinen Eltern und sonstigen Verwandten unber&#252;hrt (&#167; 1770 Abs. 2 BGB). Da&#223; die leiblichen Eltern der besonderen Zuwendung des Anzunehmenden bed&#252;rften, ist nicht erkennbar. Sie haben vier weitere Kinder und sind mit der Adoption einverstanden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Durch erneute Anh&#246;rung der Beschwerdef&#252;hrer und des Anzunehmenden ist zu ermitteln, ob die sittliche Rechtfertigung bejaht werden kann. Es kommt darauf an, ob</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Gr&#252;nde, welche die Beteiligten zur Herstellung einer dem Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis entsprechenden Familienbindung veranla&#223;t haben, mit der herrschenden Sittenordnung in Einklang stehen (RGRK-Dickescheid &#167; 1767 Rdnr. 9). Der Altersunterschied gibt zu keinen Bedenken Anla&#223;; der Beschwerdef&#252;hrende Ehemann ist 28 Jahre &#228;Iter, die Ehefrau 24 Jahre &#228;lter als der Anzunehmende. Von entscheidender</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bedeutung ist das Motiv, von dem die Beteiligten sich bei der angestrebten Adoption leiten lassen. Es wird darauf ankommen, ob die Beteiligten ein familienbezogenes</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Motiv glaubhaft dartun k&#246;nnen; vgl. M&#252;nchKom-L&#252;deritz 2. Aufl. &#167; 1767 Rdnr. 13. Als anerkennenswertes Motiv dieser Art k&#228;me nach den bisherigen Feststellungen in Betracnt, da&#223; es den Beschwerdef&#252;hrern, denen leibliche Kinder versagt geblieben sind, darum geht, einen Angeh&#246;rigen der nachfolgenden Generation zu haben, der ihnen Hilfe und St&#252;tze in ihrem Alter ist, der sie im Bedarfsfall pflegt und betreut (vgl. Erman- Holzhauer, 7. Aufl. &#167; 1767 Rdnr. 4) und der die Verm&#246;genswerte, die sie erarbeitet haben, &#252;bernimmt, verwaltet und auf eine weitere Generation &#252;bertr&#228;gt. Sichert der Anzunehmende glaubhaft zu, als angenommenes Kind diesen Erwartungen gerecht zu werden, so wird die sittliche Rechtfertigung der Erwachsenenadoption als gegeben anzusehen sein. Das Ersparen von Erbschaftssteuer steht der Zul&#228;ssigkeit der Adoption nicht entgegen, selbst wenn diese Folge ein - erw&#252;nschter - Nebenzweck der Kindesannahme ist; M&#252;nchKom-L&#252;deritz 2. Aufl. &#167; 1767 Rdnr. 13; Palandt-Diederichsen, a.a.O., Bem. 2; RGRK-Dickescheid, 12. Aufl.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">&#167; 1767 Rdnr. 10. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da eine weitere Anh&#246;rung, wie dargelegt, angezeigt ist, war die Sache unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses an die Vorinstanz zur&#252;ckzuverweisen.</p>
315,144
lg-arnsberg-1990-02-01-7-o-30689
{ "id": 801, "name": "Landgericht Arnsberg", "slug": "lg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 O 306/89
1990-02-01T00:00:00
2019-03-13T14:47:30
2022-10-18T15:08:59
Teil-Versäumnis- und Schlussurteil
ECLI:DE:LGAR:1990:0201.7O306.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger </p> <p>7.500,00 DM (i.W. siebentausendf&#252;nfhundert Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen ab dem 30. Oktober 1989 zu zahlen.</p> <p>Hinsichtlich des Feststellungsantrages zu Ziffer II wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 3/5, die Beklagten zu 2/5.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r den Kl&#228;ger jedoch nur gegen Sicherheitsleistung i.H.v. 9.000,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 18.08.1969 geborene Kl&#228;ger wurde am 19.10.1986 als Mopedfahrer bei einem Verkehrsunfall verletzt, den der Beklagte zu 1) allein verschuldet hatte. Der Beklagte zu 2) ist die eintrittspflichtige Haftpflichtversicherung des Beklagten zu 1). Der Kl&#228;ger erlitt im einzelnen bei dem Unfall folgende Verletzungen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Offene distale Unterarmtr&#252;mmerfraktur links,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mittelhandknochenfraktur links,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Tibiakopffraktur am linken Bein.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur unmittelbaren Behandlung der erlittenen Knochenbr&#252;che mu&#223;te sich der Kl&#228;ger zun&#228;chst zwei Operationen unterziehen, einer am 23.10.1986 (Osteosynthese der Unterarmtr&#252;mmerfraktur, Reposition des Mittelhandknochens, Fixierung mit Dr&#228;hten) und einer weiteren am 03.11.1986 (offene Reposition und Plattenosteosynthese der Tibiakopffraktur). Die station&#228;re Behandlung dauerte zun&#228;chst vom 19.10.1986 bis zum 26.01.1987. Danach bestand im Zeitraum bis zum 09.02.1987 eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit zu 80 %, vom 09.02.1987 bis 09.11.1987 zu 30 % und vom 09.11.1987 bis zum 30.11.1987 zu 20 %. Im Zeitraum vom 01.12. bis 16.12.1987 wurde der Kl&#228;ger erneut zwecks Entfernung der Implantate station&#228;r behandelt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach dem von dem Beklagten zu 2) vorgerichtlich eingeholten Arztbericht des Prof. Dr. T. vom 11.07.1988 besteht beim Kl&#228;ger eine dauerhafte Einschr&#228;nkung der Beweglichkeit und Belastbarkeit der betroffenen Gelenke. Ferner ist danach mit posttraumatisch bedingten fr&#252;harthrotischen Ver&#228;nderungen in den betroffenen Gelenken zu rechnen. Eine dauernde Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit wird mit 20 % angegeben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die bisherigen Sachsch&#228;den des Kl&#228;gers sind vom Beklagten zu 2) ausgeglichen worden. Auf die Schmerzensgeldanspr&#252;che zahlte er bereits vorgerichtlich 17.500,-- DM. Im Schreiben vom 28.03.1989 an die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers erkl&#228;rte der Beklagte zu 2) seine Bereitschaft, auch die k&#252;nftigen Sch&#228;den des Kl&#228;gers zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit seinen urspr&#252;nglichen Klageantrag zu Ziffer 1) hat der Kl&#228;ger Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes f&#252;r den Zeitraum vom 19.10.1986 bis 31.10.1989 abz&#252;glich bereits gezahlter 17.500,-- DM nebst 4 % Zinsen aus dem Differenzbetrag seit dem 07.01.1988 verlangt. Mit dem urspr&#252;nlgichen Klageantrag zu Ziffer 2) hat er beantragt festzustellen, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind, dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche materielle und immaterielle Sch&#228;den &#8211; letztere, soweit sie nach dem 31.10.1989 entstehen &#8211; aus dem Unfall vom 19.10.1986 zu zahlen, soweit die Anspr&#252;che nicht auf Sozialversicherungstr&#228;ger oder sonstige Dritte &#252;bergehen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er ist der Ansicht, die erlittenen erheblichen Verletzungen, die sich daran anschlie&#223;enden zum Teil schmerzhaften Behandlungen und die lange Behandlungsdauer rechtfertigen ein weitaus h&#246;heres Schmerzensgeld, als vom Beklagten zu 2) bereits gezahlt. Zu ber&#252;cksichtigen sei, da&#223; er erheblich in seiner Lebensf&#252;hrung eingeschr&#228;nkt sei, da er nicht mehr Sport treiben k&#246;nne und insoweit von den Freizeitaktivit&#228;ten seiner Bekannten weitgehend ausgeschlossen sei. Er behauptet des weiteren, der Umstand, da&#223; er eine Jahrgangsstufe in der Schule habe wiederholen m&#252;ssen, sei urs&#228;chlich auf die lange Krankenhausbehandlung infolge des Unfalls zur&#252;ckzuf&#252;hren. Hierdurch werde k&#252;nftig ein Verdienstausfall entstehen, da er erst ein Jahr sp&#228;ter mit der Berufsaus&#252;bung beginnen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn ein weiteres Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen seit dem 30.10.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Den urspr&#252;nglichen Feststellungsantrag zu Ziffer 2) hat er in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 01.02.1990 nicht gestellt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragten,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Die Klage abzuweisen, und zwar hinsichtlich des Feststellungsantrages zu Ziffer 2) durch Vers&#228;umnisurteil.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie sind der Ansicht, da&#223; die geschilderten Verletzungen kein &#252;ber den bereits gezahlten Betrag hinausgehendes Schmerzensgeld rechtfertigen. Ernsthafte Dauersch&#228;den seien nicht zu bef&#252;rchten. Die Behandlung des Kl&#228;gers sei abgeschlossen. Sie bestreiten, da&#223; das Wiederholen eines Schuljahres urs&#228;chlich auf den Unfall zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der eingereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, insbesondere auf den Arztbericht Prof. Dr. T. vom 11.07.1988 (Bl. 10-18 d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Schmerzensgeldantrages zu Ziffer 1) ist die Klage in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang begr&#252;ndet. Hinsichtlich des Feststellungsantrages zu Ziffer 2) war die Klage durch Vers&#228;umnisurteil auf Antrag der Beklagten abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823, 847 BGB, 3 Nr. 1 und 2 PflVG von den Beklagten als Gesamtschuldnern &#252;ber die bereits gezahlten 17.000,-- DM hinaus Zahlung eines weiteren Schmerzensgeldes in H&#246;he von 7.500,-- DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Grundlage f&#252;r die Bemessung des Schmerzensgeldes sind die Verletzungen des Kl&#228;gers und deren Folgen, wie sie sich aus dem vom Beklagten zu 2) vorgerichtlich eingeholten Arztbericht des Herrn Prof. Dr. T. vom 11.07.1988 ergeben. &#220;ber die Verletzungsfolgen selbst besteht zwischen den Parteien kein Streit, lediglich &#252;ber die sich daraus ergebenden rechtlichen Folgen f&#252;r die Bemessung des Schmerzensgeldes oder die Frage, ob gegebenenfalls ein Teilschmerzensgeld f&#252;r einen bestimmten abgrenzbaren Zeitraum in Betracht kommt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen waren demnach zun&#228;chst die Schwere der vom Kl&#228;ger erlittenen Verletzungen an Bein und Arm, die sich daran ankn&#252;pfende Dauer der station&#228;ren Behandlungen vom 19.10.1986 bis 26.01.1987 und vom 01.12. bis 16.12.1987, die damit verbundenen Operationen am 23.10., 03.11.1986 sowie das operative Entfernen der Implantate. Der Grad der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit betrug nach den Feststellungen des Prof. Dr. T. in der Zeit au&#223;erhalb der station&#228;ren Behandlungen vom 26.01.1987 bis 09.02.1987 80 %, vom 0 9.02. bis 09.11.1987 30 % und vom 09.11.1987 bis 30.11.1987 20 %. Ferner stellt der Sachverst&#228;ndige eine dauernde Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 20 % fest. Es kann ferner davon ausgegangen werden, dass der Kl&#228;ger w&#228;hrend der Behandlungszeit und auch dar&#252;berhinaus trotz erfolgreichen Behandlungsverlaufes erheblich in seiner Bewegungsf&#228;higkeit eingeschr&#228;nkt ist und aufgrund der geringeren Belastbarkeit der betroffenen Gelenke auch nicht mehr in der Lage ist, Sport zu treiben, wie Surfen, Skifahren, Radfahren und dergleichen. Die Kammer geht auch davon aus, da&#223; die lange Dauer der station&#228;ren Behandlung zumindest in erheblicher Weise mit dazu beigetragen hat, da&#223; der Kl&#228;ger das betreffende Schuljahr bzw. die Jahrgangsstufe wiederholen mu&#223;te. Es ist nur allzu naheliegend, da&#223; das Vers&#228;umen von etwa 3 &#189; Unterrichtsmonaten w&#228;hrend des entscheidenden ersten Schulhalbjahres letztlich dazu gef&#252;hrt hat, da&#223; die Jahrgangsstufe wiederholt werden mu&#223;te. Einer vollst&#228;ndigen Kl&#228;rung der Frage, inwieweit der Unfall letztlich alleinige oder doch weit &#252;berwiegende Ursache f&#252;r den Schuljahresverlust war, bedarf es hingegen zur Bemessung des Schmerzensgeldanspruchs nicht. Entscheidende Bedeutung kommt dieser Frage erst bei der Geltendmachung eines eventuellen k&#252;nftigen Verdienstausfallschadens zu.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Schon jetzt k&#246;nnen bei der Bemessung des Schmerzensgeldes dar&#252;berhinaus auch die sich abzeichnenden Dauerfolgen ber&#252;cksichtigt werden, wie sie im Arztbericht vom 11.07.1988 niedergelegt sind, n&#228;mlich eine dauernde Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 20 %, eine dauerhafte eingeschr&#228;nkte Belastbarkeit der betroffenen Gelenke und eine Neigung zu fr&#252;harthrotischen Ver&#228;nderungen. Zu ber&#252;cksichtigen ist dabei auch eine davon ausgehende Unsicherheit und psychische Belastung des Kl&#228;gers hinsichtlich noch k&#252;nftig eintretender gravierender Ver&#228;nderungen und Verschlechterungen, die heute zumindest nicht ausgeschlossen werden k&#246;nnen. Der tats&#228;chliche Eintritt derartiger gravierender Schadensfolgen &#8211;etwa eine erhebliche weitere Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit aufgrund des Unfalls, eine Versteifung der betroffenen Gelenke etc.- ist hingegen bei der Bemessung des Schmerzensgeldes naturgem&#228;&#223; nicht ber&#252;cksichtigt. Unter Ber&#252;cksichtigung all dieser Umst&#228;nde, auch des Verschuldens des Beklagten zu 1) und des im wesentlichen abgeschlossenen guten Heilungsverlaufs erschien der Kammer ein Schmerzensgeld von insgesamt 25.000,-- DM angemessen, aber auch ausreichend. Die Beklagten sind demgem&#228;&#223; noch zur Zahlung eines weiteren Schmerzensgeldes von 7.500,-- DM verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch beruht auf &#167; 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Nr. 2, 709 ZPO.</p>
315,145
ovgnrw-1990-01-31-2-a-112486
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 1124/86
1990-01-31T00:00:00
2019-03-13T14:47:31
2022-10-18T15:08:59
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1990:0131.2A1124.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des bei zutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger zuvor Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r das Berufungsverfahren auf 2.075,- DM festgesetzt.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks D.stra&#223;e ... in .... Mit Abgabenbescheid vom 30. August 1984 zog der Beklagte den Kl&#228;ger zu weiteren Kanalbenutzungsgeb&#252;hren f&#252;r das Grundst&#252;ck f&#252;r die Jahre, 1981 und 1982 in H&#246;he von insgesamt 2.075,64 DM heran. Es handelte sich dabei um eine Nachveranlagung auf der Grundlage der tats&#228;chlichen Wasserverbrauchsmengen dieser Jahre unter Ber&#252;cksichtigung der bisherigen Vorausleistungen. Der dagegen eingelegte Widerspruch des Kl&#228;gers blieb ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner beim Verwaltungsgericht erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; er nicht nachtr&#228;glich mit Geb&#252;hren belastet werden d&#252;rfe. Denn diese k&#246;nne er wegen der mietrechtlichen Vorschriften nicht mehr auf seine Mieter umlegen. Die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, die von der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Nachveranlagung bei der Grundsteuer ausgehe, sei auf Kommunalabgaben nicht &#252;bertragbar.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">den Geb&#252;hrenbescheid des Beklagten vom 30. August 1984 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 2. Januar 1985 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er hat ausgef&#252;hrt, da&#223; eine Heranziehung zu Benutzungsgeb&#252;hren innerhalb der Verj&#228;hrungsfrist jederzeit m&#246;glich sei. Dabei komme es nicht darauf an, ob der Kl&#228;ger aus mietrechtlichen Gr&#252;nden die Geb&#252;hren noch auf seine Mieter umlegen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Verwaltungsgericht der Klage stattgegeben. Es hat ausgef&#252;hrt, da&#223; der Heranziehungsbescheid rechtswidrig sei, weil die ihm zugrundeliegende Satzung unwirksam sei. Sie enthalte keinen ausreichenden Verteilungsma&#223;stab. Der verwandte Frischwasserma&#223;stab versto&#223;e gegen &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen und gegen das bundesrechtliche &#196;quivalenzprinzip, weil f&#252;r Grundst&#252;cke, von denen erhebliche Mengen Schmutzwasser und nur verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig wenig Niederschlagswasser eingeleitet werde, keine Geb&#252;hrendegression vorgesehen sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die vom Beklagten eingelegte Berufung. Der Beklagte ist der Ansicht, da&#223; die Satzung eine wirksame Rechtsgrundlage darstelle. Denn der Frischwasserma&#223;stab des &#167; 2 Abs. 2 der Satzung versto&#223;e nicht gegen das &#196;quivalenzprinzip und damit nicht gegen &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG. Denn der Anteil der Kosten der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung an den Gesamtkosten der Abwasserbeseitigung liege tats&#228;chlich unterhalb der kritischen Grenze, ab der nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts eine degressive Geb&#252;hrensatzstaffelung oder sogar die Festsetzung einer separaten Geb&#252;hr f&#252;r die Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung erforderlich werde. Dies ergebe sich aus der vom Rat gebilligten Kostenbedarfsberechnung. Aus dieser ergebe sich, da&#223; der Kostenanteil f&#252;r die Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung unter Ber&#252;cksichtigung des von der Gemeinde &#252;bernommenen Anteils der Allgemeinheit sich auf etwa 2,2 bis 9,5 % der Gesamtkosten belaufe. Die kosten der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung seien entsprechend der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts in der Weise ermittelt worden, da&#223; nur die Kosten der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung zugerechnet worden seien, die eindeutig und ausschlie&#223;lich durch die Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung verursacht worden seien. Danach sei der Anteil der Kosten der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung an den Gesamtkosten geringf&#252;gig und versto&#223;e nicht gegen das bundesrechtliche &#196;quivalenzprinzip und gegen &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG. Demgegen&#252;ber habe das Verwaltungsgericht, zu Unrecht darauf abgestellt, da&#223; die Satzung bei Benutzung nur der Schmutzwasserentw&#228;sserung oder nur der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung f&#252;r die Schmutzwasserentw&#228;sserung die Geb&#252;hr auf 70 % und bei einem Anschlu&#223; nur an die Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung die Geb&#252;hr auf 30 % der Vollgeb&#252;hr festsetze. Diese Teilgeb&#252;hrens&#228;tze seien zu Recht nicht nach den jeweiligen Kosten, sondern nach der jeweiligen Inanspruchnahme festgesetzt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vortrags der Beteiligten im &#252;brigen wird auf die Verfahrensakten, die Akten des Parallelverfahrens 2 A 969/86 und die zu beiden Verfahren vom Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann &#252;ber die zul&#228;ssige Berufung gem&#228;&#223; Art. 2 &#167; 5 des Gesetzes zur Entlastung der Gerichte in der Verwaltungs- und Finanzgerichtsbarkeit durch Beschlu&#223; entscheiden, da er die Berufung einstimmig f&#252;r unbegr&#252;ndet und eine m&#252;ndliche Verhandlung nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt. Die Beteiligten sind hierzu geh&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Recht stattgegeben, da der Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 30. August 1984 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 2. Januar 1985 rechtswidrig ist und den Kl&#228;ger in seinen Rechten verletzt (vgl. &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dem Heranziehungsbescheid fehlt es an einer wirksamen Rechtsgrundlage. Denn die Benutzungsgeb&#252;hrensatzung zur Entw&#228;sserungssatzung der Stadt ... vom 27. November 1981 in der Fassung der ersten &#196;nderungssatzung vom 17. Dezember 1982 ist unwirksam. Entgegen &#167; 2 Abs. 1 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - KAG - enth&#228;lt die Satzung keinen g&#252;ltigen Ma&#223;stab f&#252;r die Ermittlung der Geb&#252;hrenh&#246;he. Der in &#167; 2 der Satzung vorgesehene. Frischwasserma&#223;stab ohne eine Degression f&#252;r Gro&#223;verbraucher gen&#252;gt nicht den Anforderungen des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;&#223;t offen, ob diese Ma&#223;stabsregelung deswegen rechtswidrig ist, weil sie gegen das bundesrechtliche &#196;quivalenzprinzip verst&#246;&#223;t. Dieses ist nur verletzt, wenn eine gr&#246;bliche St&#246;rung des Ausgleichsverh&#228;ltnisses zwischen der Geb&#252;hr und dem Wert der Leistung f&#252;r den Empf&#228;nger vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht - BVerwG -, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985 - 8 B 11.84 -, KStZ 1985, 129 ff und Urteil vom 16. September 1981 - 8 C 48.81 -, Buchholz 401.84 Benutzungsgeb&#252;hren Nr. 45 S. 11 (16) mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine solche gr&#246;bliche Verletzung besteht nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts bei Verwendung des Frischwasserma&#223;stabes auch f&#252;r die Ableitung des Niederschlagswassers nicht, wenn die durch Geb&#252;hren zu deckenden Kosten der Regenwasserbeseitigung von den angeschlossenen Grundst&#252;cken geringf&#252;gig sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O. und Urteil vom 26. Oktober 1977 - VII C 4.76 -, Buchholz 401.84 Benutzungsgeb&#252;hren Nr. 37 S. 34 (37).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte geht davon aus, da&#223; die durch die Regenwasserableitung entstehenden Geb&#252;hren geringf&#252;gig seien und beruft sich daf&#252;r auf eine vom Rat gebilligte Geb&#252;hrenkalkulation, die f&#252;r die Jahre 1981 und 1985 einen Geb&#252;hrenanteil zwischen 1 und 9 % ausweist. Die dieser Kalkulation zugrundeliegende Kostenermittlung ist in der Weise erfolgt, da&#223; der durch die Einbeziehung der Niederschlagswasserentw&#228;sserung f&#252;r die Gemeinschaftsanlage Mischwasserkanalisation entstandene Aufwand dem Aufwand gegen&#252;bergestellt wird, der allein f&#252;r eine Schmutzwasserkanalisation entstanden w&#228;re, lediglich der Mehraufwand wird der Oberfl&#228;chenentw&#228;sserung zugeordnet und zur Grundlage der Ermittlung des auf sie entfallenden Kostenanteils gemacht. Der Beklagte beruft sich darauf, da&#223; das Bundesverwaltungsgericht festgestellt habe, da&#223; eine solche Ermittlung des Kostenanteils nicht gegen Bundesrecht versto&#223;e. Dies trifft zwar zu. Doch hat das Bundesverwaltungsgericht</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">in dem Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">offengelassen, inwieweit eine solche Ermittlung mit dem jeweiligen Landesrecht vereinbar ist. Darauf kommt es aber an; denn die Erhebung kommunaler Benutzungsgeb&#252;hren unterliegt der Regelung des Landesrechts. Gegen eine solche Kostenermittlung k&#246;nnten aus landesrechtlicher Sicht Bedenken bestehen. Eine solche Ermittlung beruht auf der Erw&#228;gung, da&#223; die Kanalisation einschlie&#223;lich der Kl&#228;rwerke in erster Linie der Ableitung und Kl&#228;rung des Schmutzwassers dient und deshalb die Kosten f&#252;r die Kanalisation auch in erster Linie durch die Schmutzwasserableitung und Kl&#228;rung verursacht werden. Die Ableitung des Niederschlagswassers wird demgegen&#252;ber nur als nebens&#228;chlich angesehen, weil seiner Ableitung und Kl&#228;rung keine besondere Bedeutung zukomme. Zur Erhebung von Abwasserabgaben f&#252;r Niederschlagswasser hat der</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Senat in dem Urteil vom 14. Februar 1989 - 2 A 761/88 -</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">jedoch entschieden, im Jahre 1983 habe es den allgemein anerkannten Regeln der Technik (&#167; 57 Abs. 1 des Landeswassergesetzes) entsprochen, da&#223; auch Miederschlagswasser biologisch gekl&#228;rt werden m&#252;sse. Daraus folgt, da&#223; es den allgemein anerkannten Regeln der Technik auch im Jahre 1983 entsprach, Niederschlagswasser im wesentlichen in gleicher Weise wie Schmutzwasser abzuleiten und einer biologischen Kl&#228;rung zuzuf&#252;hren. Daraus k&#246;nnte der Schlu&#223; zu ziehen sein, da&#223; der Ableitung und Kl&#228;rung von Niederschlagswasser in etwa die gleiche Bedeutung zukommt wie der Ableitung und Kl&#228;rung von Schmutzwasser. Dies wiederum k&#246;nnte dagegen sprechen, die Kosten einer Mischwasserkanalisation als im wesentlichen durch die Schmutzwasserbeseitigung verursacht anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat braucht diese Frage jedoch nicht abschlie&#223;end zu entscheiden. Denn der in &#167; 2 der Satzung vorgesehene Frischwasserma&#223;stab verst&#246;&#223;t zumindest gegen die Regelung des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG. Danach kann, wenn ein Wirklichkeitsma&#223;stab besonders schwierig oder wirtschaftlich nicht vertretbar ist, ein Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab gew&#228;hlt werden, der nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf. Dieser Anforderung gen&#252;gt der in der Satzung vorgesehene Frischwasserma&#223;stab nicht, da er hinsichtlich der Bemessung der Geb&#252;hr f&#252;r die Niederschlagswasserableitung zu der Inanspruchnahme der Abwasseranlage in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis steht. Da &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG nur auf die Inanspruchnahme und nicht auf die Kosten abstellt, ist entgegen der Ansicht des Beklagten &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG nicht bereits dann beachtet, wenn das bundesrechtliche &#196;quivalenzprinzip nicht verletzt wird. Das bundesrechtliche &#196;quivalenzprinzip bestimmt lediglich die &#228;u&#223;ersten Grenzen, bei deren &#220;berschreitung die Geb&#252;hrenbemessungsregelung in der Satzung auf jeden Fall und unabh&#228;ngig von der jeweiligen landesrechtlichen Regelung unwirksam ist. Es dient dem Schutz des Geb&#252;hrenpflichtigen, erweitert aber nicht die Grenzen, die den Gemeinden durch das insoweit allein ma&#223;gebliche Landesrecht gezogen sind. Nach dem hier anzuwendenden Landesrecht ist eine St&#246;rung des Ausgleichsverh&#228;ltnisses zwischen der Geb&#252;hr und dem Wert der Leistung (schon) dann gr&#246;blich, wenn das Mi&#223;verh&#228;ltnis des Ma&#223;stabes zu der Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Einrichtung offensichtlich ist. Ob dies der Fall ist, h&#228;ngt von dem Verh&#228;ltnis der Geb&#252;hrenbemessung zu der Erfassung von Art und Umfang der Inanspruchnahme ab.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zwar ist der Frischwasserma&#223;stab auch f&#252;r die Bemessung der Niederschlagswassergeb&#252;hr ein grunds&#228;tzlich zul&#228;ssiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab. Dies hat der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteile des Senats vom 22. M&#228;rz 1982 - 2 A 1584/79 -, Gemht 1983, 69, Urteil vom 8. August 1984 - 2 A 2501/78 -, Gemht 1985, 44 = StGR 1985, 388 und Beschlu&#223; des Senats vom 11. Januar 1989 2 B 696/88 -.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Anwendung dieses Ma&#223;stabes liegt die Wahrscheinlichkeitsannahme zugrunde, da&#223; zwischen den Mengen des abgeleiteten Schmutzwassers und des Niederschlagswassers eine gewisse Relation besteht. Die Menge des abgeleiteten Regenwassers h&#228;ngt von der Menge des auf dem befestigten Teil der Grundst&#252;cksfl&#228;che niedergehenden Regens ab. Die Gr&#246;&#223;e des befestigten Teils der Grundst&#252;cksfl&#228;che steht (noch) in einem gewissen Zusammenhang mit der Zahl der Bewohner des Grundst&#252;cks bzw. der Nutzung des Grundst&#252;cks, von der die Menge des dem Grundst&#252;ck zugef&#252;hrten Frischwassers abh&#228;ngt, die f&#252;r die Bemessung des abgeleiteten Schmutzwassers ma&#223;gebend ist. Ein solcher Zusammenhang zwischen der Menge des abgeleiteten Schmutzwassers und des Niederschlagswassers ist denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich. Dies reicht zur Annahme eines zul&#228;ssigen Wahrscheinlichkeitsma&#223;stabes aus.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist offensichtlich, da&#223; es F&#228;lle geben kann, in denen diese Relationen nicht mehr gewahrt ist. Dies ist der Fall, wenn einem verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleinen Grundst&#252;ck sehr viel Frischwasser zugef&#252;hrt wird, das dann als Schmutzw&#228;sser der Kanalisation zugeleitet wird. Diese Situation trifft entweder bei intensiverer Grundst&#252;cksnutzung in Kerngebieten (hohe B&#252;ro-, Gesch&#228;fts-, und Verwaltungsgeb&#228;ude mit kleinen Grundfl&#228;chen), in Gewerbe- und Industriegebieten (bei Gewerbenutzungen mit intensivem Wasserverbrauch) und auch bei hohen Wohngeb&#228;uden mit intensiver Wohnnutzung auf. Da&#223; in derartigen F&#228;llen ein Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Schmutzwasserableitung und Niederschlagswasserableitung entsteht, ist ohne Schwierigkeiten feststellbar. So geht z.B. die vom Rat der Stadt ... gebilligte Kalkulation davon aus, da&#223; das Verh&#228;ltnis der Inanspruchnahme der Schmutzwasserableitung zur Niederschlagswasserableitung 70 zu 30 betr&#228;gt. Dieses Verh&#228;ltnis ist aufgrund einer Durchschnittsannahme f&#252;r mit Wohnh&#228;usern bebaute Grundst&#252;cke, n&#228;mlich 3,5 Einwohner pro Grundst&#252;ck, einem t&#228;glichen Wasserverbrauch von 150 l pro Einwohner und einer befestigten Fl&#228;che pro Grundst&#252;ck von 175 qm bei einer zu ber&#252;cksichtigenden j&#228;hrlichen Niederschlagsmenge von 510 mm je cm&#178; ermittelt worden. Aufgrund dieser Berechnung la&#223;t sich ohne weiteres feststellen, wann bei gr&#246;&#223;eren Mengen zugef&#252;hrten Frischwassers dieses Verh&#228;ltnis offensichtlich nicht mehr besteht. Der Senat hat in st&#228;ndiger Rechtsprechung anerkannt, da&#223; bei einer offensichtlichen St&#246;rung des angenommenen Verh&#228;ltnisses in Einzelf&#228;llen dieses Mi&#223;verh&#228;ltnis durch Billigkeitsma&#223;nahmen gem&#228;&#223; der &#167;&#167; 163 bzw. 227 der Abgabenordnung 1977 beseitigt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteile des Senats vom 22. M&#228;rz 1982, a.a.O. und vom 8. August 1984, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Er hat aber auch ausgef&#252;hrt, da&#223; Billigkeitsma&#223;nahmen nicht ausreichen, wenn es sich nicht nur um wenige Einzelf&#228;lle handelt, sondern die angenommene Relation offensichtlich in gr&#246;&#223;erem Umfange gest&#246;rt ist, wie dies bei Gemeinden mit h&#228;ufigerer intensiver Grundst&#252;cksnutzung der Fall ist. In diesen F&#228;llen mu&#223; das Eintreten eines offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnisses der Bemessung der Geb&#252;hr, soweit sie die Gegenleistung f&#252;r die Niederschlagswasserableitung darstellt, durch eine generelle Regelung in der Satzung verhindert werden. Falls die Gemeinde sich nicht dazu entschlie&#223;en kann, eine besondere Niederschlagswassergeb&#252;hr einzuf&#252;hren, deren H&#246;he sich an der angeschlossenen &#252;berbauten und befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che orientiert, mu&#223; sie den Frischwasserma&#223;stab zumindest durch eine ausreichende Geb&#252;hrendegression modifizieren, &#252;ber deren Einzelheiten der Ortsgesetzgeber unter Ber&#252;cksichtigung der &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse zu befinden hat.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Urteile des Senats vom 22. M&#228;rz 1982, a.a.O. und 8. August 1984, a.a.O. und Beschlu&#223; des Senats vom 11. Januar 1989, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Satzung der Stadt ... sieht weder eine nach einem besonderen Ma&#223;stab zu bemessende Niederschlagswassergeb&#252;hr noch eine Geb&#252;hrendegression im Rahmen des Frischwasserma&#223;stabes vor. Eine von beiden Regelungen ist aber erforderlich weil, offensichtlich ist, da&#223; das angenommene Verh&#228;ltnis der Inanspruchnahme von 70 zu 30 in einer gr&#246;&#223;eren Zahl von F&#228;llen gest&#246;rt ist. Im fraglichen Zeitraum gab es nach Angaben des Beklagten in dem Verfahren 2 A 969/86 23 Gewerbebetriebe und 12 sonstige Einrichtungen, die einen Wasserverbrauch zwischen 44.000 m&#179; und 2.500 m&#179; aufwiesen. Au&#223;erdem gab es 40 Wohnh&#228;user mit mehr als sieben Geschossen, in denen jeweils, soweit die Verbrauchsmengen vom Beklagten angegeben worden sind, zwischen 2.500 und etwa 20.000 m&#179; Frischwasser verbraucht worden sind. Der Beklagte hat keinerlei Unterlagen daf&#252;r vorgelegt, da&#223; in diesen F&#228;llen das von der Satzung zugrundegelegte Verh&#228;ltnis der Inanspruchnahme auch nur ann&#228;hernd eingehalten ist. Aus den dem Senat in dem Verfahren 2 A 969/86 gemachten Angaben ergibt sich, da&#223; auch bei den hohen Wohngeb&#228;uden das von der Satzung zugrundegelegte Verh&#228;ltnis offensichtlich nicht mehr besteht. Das Grundst&#252;ck, zu dem der Beklagte genaue Angaben gemacht hat, weist eine Gesamtgr&#246;&#223;e von 18.744 qm auf. Es ist mit acht Wohngeb&#228;uden (zwei dreigeschossige, zwei viergeschossige, ein sechsgeschossiges, zwei achtgeschossige und ein neungeschossiges) bebaut. Die befestigte Fl&#228;che des gesamten Grundst&#252;cks betr&#228;gt nach Angaben des Beklagten etwa 50 % = 9.372 qm. Soweit der Beklagte in einer Berechnung vom 17. Februar 1986 von 85 % befestigter Fl&#228;che ausgeht, kann der Senat dem nicht folgen. Denn in dieser Berechnung hat der Beklagte als befestigte Fl&#228;chen auch B&#246;schungs- und Parkfl&#228;chen angesehen, von denen seiner Ansicht nach auch Niederschlagswasser auf andere befestigte Fl&#228;chen und von dort in die Kanalisation gelange. Dem kann nicht gefolgt werden, da der Begriff der befestigten Fl&#228;che voraussetzt, da&#223; es sich nicht um die nat&#252;rliche Erdoberfl&#228;che handelt, sondern da&#223; diese mit bestimmten Materialien derart versehen worden ist, da&#223; Regenwasser in ganz &#252;berwiegendem Umfang nicht eindringen kann.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Geht man mit dem Beklagten davon aus, da&#223; im Bereich der Stadt ... j&#228;hrlich, eine Menge von 510 mm je cm&#178; von befestigten Fl&#228;chen abflie&#223;t, so ergibt sich daraus f&#252;r das angegebene Grundst&#252;ck bei 9.372 m&#178; ein j&#228;hrlicher Niederschlagswasserabflu&#223; von 4.779 m&#179;. Stellt man diesem den vom Beklagten angegebenen Frischwasserverbrauch des Grundst&#252;cks von j&#228;hrlich 30.468 m&#179; gegen&#252;ber, so ergibt sich ein Verh&#228;ltnis zwischen Schmutzwasserabflu&#223; und Regenwasserabflu&#223; von 86,44 zu 13,56. Ber&#252;cksichtigt man dann noch dabei, da&#223; nur drei der auf diesem Grundst&#252;ck stehenden Geb&#228;ude mehr als sieben Geschosse aufweisen, so ergibt sich aus den vom Beklagten gemachten Angaben, da&#223; zumindest f&#252;r sieben- und mehrgeschossige Geb&#228;ude von einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Schmutzwasserabflu&#223; und Niederschlagswasserabflu&#223; auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte ausf&#252;hrt, Wohngeb&#228;ude k&#246;nnten nicht als Gro&#223;verbraucher angesehen werden, weil es sich dabei um zahlreiche einzelne Parteien handele, die wohl nur aus Kostengr&#252;nden auf separate Wasseranschl&#252;sse verzichtet h&#228;tten, so kann, dem nicht gefolgt werden. Das nach &#167; 2 Abs. 2 der Geb&#252;hrensatzung dem Geb&#252;hrenma&#223;stab zugrundeliegende Verh&#228;ltnis zwischen Schmutzwassereinleitung und Niederschlagswassereinleitung legt die von einem Grundst&#252;ck jeweils eingeleiteten Mengen dieser beiden Abwasserarten zu Grunde. Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die Bemessung ist das jeweilige Grundst&#252;ck, zumal auch nur f&#252;r das Grundst&#252;ck die Niederschlagswassermenge ermittelt werden kann. Wieviele einzelne Parteien auf einem Grundst&#252;ck wohnen, ist dagegen unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Irgendwelche weiteren Umst&#228;nde, aus denen sich ergeben k&#246;nnte, da&#223; ein solches offensichtliches Mi&#223;verh&#228;ltnis nicht besteht, sind vom Beklagten nicht vorgetragen worden und auch den von der Verwaltung dem Rat vorgelegten Kalkulationsunterlagen nicht zu entnehmen. Diese stellen nur auf den Kostenanteil der Regenwasserentw&#228;sserung ab, w&#228;hrend sie sich zum Verh&#228;ltnis der Inanspruchnahme bei besonders intensiv genutzten Grundst&#252;cken nicht verhalten.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 167 Abs. 2, &#167; 173 VwGO i.V.m. &#167; 708 Nr. 13, &#167; 711 der Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, da die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 nicht gegeben sind. Denn bei dem Begriff der Inanspruchnahme handelt es sich um eine ausschlie&#223;lich landesrechtliche Regelung.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"> </p>