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olgham-1990-01-31-10-uf-28589
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 285/89
1990-01-31T00:00:00
2019-03-13T14:47:33
2022-10-18T15:08:59
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0131.10UF285.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragstellerin vom 26. Juni 1989 wird das am 26. Mai 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Recklinghausen abge&#228;ndert.</p> <p>Der Antragsgegner wird verpflichtet, an die Antragstellerin die folgenden monatlichen Ausgleichsrenten, die k&#252;nftigen monatlich jeweils im voraus zahlbar, zu zahlen:</p> <p></p> <p>1.</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. August 1986 bis 30. Juni 1987 je 84,95 DM,</p> <p></p> <p>2.</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. Juli 1987 bis 30. Juni 1988 je 88,20 DM,</p> <p></p> <p>3.</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. Juli 1988 bis 30. Juni 1989 je 90,85 DM,</p> <p></p> <p>4.</p> <p>f&#252;r die Zeit ab 1. Juli 1989 je 93,55 DM.</p> <p></p> <p>Die Gerichtskosten des gesamten Verfahrens tragen beide Parteien je zur H&#228;lfte. Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p>Der Beschwerdewert wird auf 1.122,60 DM festgesetzt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren Eheleute. Ihre am 17.7.1975 geschlossene Ehe wurde durch Urteil des Amtsgerichts Recklinghausen vom 22.5.1981, rechtskr&#228;ftig seit dem 04.09.1981, geschieden (45 F 46/80). Statt der &#220;bertragung von Rentenanwartschaften von monatlich 68,75 DM, bezogen auf den 31.8.1980, wurde hinsichtlich des Versorgungsausgleichsbetrages der schuldrechtliche Versorgungsausgleich angeordnet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Vorliegend begehrt die Antragstellerin die Zahlung des -fortgeschriebenen - Versorgungsausgleichsbetrages.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das wegen der Einzelheiten des erstinstanzlichen Parteivorbringens und wegen der Begr&#252;ndung verwiesen wird, hat das Amtsgericht das Begehren der Antragstellerin abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung wendet sich die Antragstellerin mit ihrem Rechtsmittel, das sie im einzelnen, wie folgt, begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da es sich vorliegend nicht um einen Unterhaltsanspruch handele, gelte auch der Selbstbehalt f&#252;r den Leistungspflichtigen nicht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner sei geh&#246;rig in Verzug gesetzt worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd den Antragsgegner zu verurteilen, als schuldrechtlichen Versorgungsausgleich an sie folgende Betr&#228;ge zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Zeit vom 1.8.1986 bis 30.6.1987 je 84,95 DM monatlich,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Zeit vom 1.7.1987 bis 30.6.1988 je 88,20 DM monatlich,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Zeit vom 1.7.1988 bis 30.6.1989 je 90,85 DM monatlich,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Zeit ab 1.7.1989 je 93,55 DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es handele sieh vorliegend nicht um die Geltendmachung eines Anspruchs auf schuldrechtlichen Versorgungsausgleich, sondern um eine Klage auf Unterhalt im Zivilproze&#223;. Eine Auslegung des erstinstanzlichen Begehrens im Sinne eines Antrages auf Durchf&#252;hrung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs scheide aus.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Soweit es auch im Rechtsmittelverfahren um einen Unterhaltsanspruch gehe, sei er nicht leistungsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gehe es um den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich, so treffe grunds&#228;tzlich zu, da&#223; der unterhaltsrechtliche Selbstbehalt keine Bedeutung habe. Jedoch sei die Durchf&#252;hrung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs unbillig. Die Ausgleichsberechtigte schweige sich &#252;ber ihre eigenen Einkommensverh&#228;ltnisse aus.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es geht um die Regelung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs gem&#228;&#223; &#167; 1584 ff BGB. Das Verfahren unterliegt den Vorschriften des Gesetzes &#252;ber die freiwillige Gerichtsbarkeit und damit dem Amtsermittlungsgrundsatz des &#167; 12 FGG. Die Stellung eines bezifferten Antrages ist nicht erforderlich, da der Antrag hier nicht Sachantrag, sondern nur Verfahrensvoraussetzung ist. Eine Bindung an die H&#246;he eines bezifferten Antrages findet nicht statt (Johannsen/Henrich/Hahne, Eherecht, &#167; 1587f Rz. 19). Aus der Natur des Verfahrens als eines solchen der freiwilligen Gerichtsbarkeit folgt, da&#223; als Rechtsmittel die befristete Beschwerde einzulegen ist (&#167;&#167; 621 e Abs. 1, 621 Abs. 1 Nr. 6, 621 a Abs. 1 ZPO). Der Statthaftigkeit der Beschwerde steht nach dem Grundsatz der Meistbeg&#252;nstigung nicht entgegen, wenn das Amtsgericht, wie hier, unzutreffend die Regelung des schuld-rechtlichen Versorgungsausgleichs durch Urteil und nicht durch Beschlu&#223; vorgenommen hat (OLG Hamm FamRZ 1987, 290). Ebensowenig geht es nach dem Grundsatz der Meistbeg&#252;nstigung zu Lasten der Antragstellerin, da&#223; sie die - unzutreffend - in Form eines Urteils ergangene erstinstanzliche Entscheidung mit der Berufung angreift.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Bei dem vorliegenden Verfahren hat es sich von vornherein um ein solches auf Durchf&#252;hrung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs gehandelt. Auch dann, wenn der Antrag auf' Zahlung von Unterhalt lautete, ergab sich aus der Begr&#252;ndung der Klageschrift, was gemeint war. Die unrichtige Behandlung durch das Amtsgericht &#228;ndert daran nichts.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel der Antragstellerin ist im &#252;brigen fristgem&#228;&#223; eingelegt und begr&#252;ndet worden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1587 g Abs. 1 BGB hat der (geschiedene) Ehegatte, dessen auszugleichende Versorgung die des anderen &#252;bersteigt, dem anderen (geschiedenen) Ehegatten als Ausgleich eine Geldrente in H&#246;he der H&#228;lfte des jeweils &#252;bersteigenden Betrages zu entrichten. Die Rente kann erst dann verlangt werden, wenn beide Ehegatten eine Versorgung erlangt haben oder wenn der ausgleichspflichtige Ehegatte eine Versorgung erlangt hat und der andere Ehegatte (...) das 65. Lebensjahr vollendet hat. Die Voraussetzungen dieser Vorschrift liegen vor. Wie sich bereits aus dem Scheidungsurteil vom 22.5.1981 (45 F 46/80 AG Recklinghausen) ergibt, hat der Antragsgegner in der Ehe Rentenanwartschaften in H&#246;he von 137,50 DM erworben, w&#228;hrend die Antragstellerin Rentenanwartschaften nicht erworben hat. Bezogen auf das Ende der Ehezeit am 31.8.1980 stand der Antragstellerin mithin die H&#228;lfte der vom Antragsgegner erworbenen Rentenanwartschaften, also ein Betrag von 68,75 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da es sich um ein Amtsverfahren handelt, sind die Wert&#228;nderungen zu beachten, welche die Ausgleichsrente inzwischen genommen hat, d.h. bei Renten der gesetzlichen Rentenversicherung, wie hier, sind die j&#228;hrlichen Rentenanpassungen zu ber&#252;cksichtigen (Johansen/Henrich/Hahne, a.a.O., &#167; 1587 g Rz. 17). Aus dem bereits erstinstanzlich vorgelegten Schreiben der Bundesknappschaft vom 25.11.1986 ergibt sich, da&#223; der auf die Antragstellerin entfallende Rentenanteil sich im Jahre 1986 auf 84,95 DM erh&#246;ht hatte. Die vom Senat eingeholte Auskunft der Bundesknappschaft vom 6.10.1989 belegt, da&#223; der monatliche Betrag von 84,95 DM bis zum 30.6.1986 Bestand hatte, da&#223; sich die Rente alsdann ab 1.7.1987 auf 88,20 DM monatlich, ab 1.7.1988 auf 90,85 DM monatlich und ab 1.7.1989 auf 93,55 DM monatlich belaufen hat bzw. bel&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Auch die weitere Voraussetzung des &#167; 1587 g BGB liegt vor. Die am 22.3.1915 geborene Antragstellerin hat das 65. Lebensjahr bereits im Jahre 1980 vollendet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob der Antragsgegner bei Leistung der im Ausspruch des vorliegenden Beschlusses aufgef&#252;hrten Betr&#228;ge unter den unterhaltsrechtlichen Eigenbedarf ger&#228;t. Der schuldrechtliche Versorgungsausgleich hat zwar unterhaltsrechtlichen Charakter, ist jedoch im Grundsatz nicht von der Leistungsf&#228;higkeit des Verpflichteten und von der Bed&#252;rftigkeit des Berechtigten abh&#228;ngig (BGH, FamRZ 1985, 263 ff/265). Eine Ausnahme besteht nur f&#252;r den Fall, da&#223; der Ausgleichsberechtigte seinen angemessenen Unterhalt selbst anderweitig decken kann, also keinen Unterhaltsanspruch hat, und die Zahlung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs f&#252;r den Verpflichteten eine unbillige H&#228;rte bedeuten w&#252;rde, weil er im Gegensatz zum Berechtigten auf den Betrag der schuldrechtlichen Ausgleichsrente dringend angewiesen ist, &#167; 1587 h Nr. 1 BGB (Johansen/Henrich/Hahne, a.a.O., &#167; 1587 f, Rz 11; &#167; 1587 h Rz 4 ff). Die Voraussetzungen dieser Ausnahme liegen nicht vor, da die Antragstellerin, wie sie durch Sozialamtsbescheinigung belegt hat, jedenfalls seit August 1986 (bis heute) laufende Hilfe zum Lebensunterhalt empfangen hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin kann die Ausgleichsrente auch ab August 1986 verlangen. Denn von da an befindet sich der Antragsgegner jedenfalls gegen&#252;ber dem Sozialamt der Stadt im Verzug. Den Anspruch des Sozialamtes aber macht die Antragstellerin f&#252;r die Vergangenheit geltend. Das Sozialamt hat n&#228;mlich die Anspr&#252;che der Antragstellerin auf "Zahlung eines Versorgungsausgleichsbetrages" am 22.10.1986 auf sich &#252;bergeleitet. In dieser &#220;berleitungsanzeige ist eine zugleich damit verbundene und als Mahnung wirkende Rechtswahrungsanzeige zu sehen (vgl. BGH FamRZ 1983, 895 ff/896). Alsdann kann die Inanspruchnahme des Ausgleichspflichtigen fr&#252;hestens vom Erla&#223; des Sozialhilfebescheides, der hier am 22.01.1985 ergangen ist, erfolgen (BGH, FamRZ 1985, 793). Die weitere Voraussetzung der Unverz&#252;glichkeit der schriftlichen Mitteilung &#252;ber die Gew&#228;hrung von Sozialhilfe ist in Bezug auf die Leistungen ab August 1986 noch gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">An die Bestimmtheit der gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1585 b Abs. 2, 1587 k Abs. 1 BGB f&#252;r die Geltendmachung von Ausgleichsanspr&#252;chen f&#252;r die Vergangenheit erforderlichen Mahnung sind keine strengen Anforderungen zu stellen. Insbesondere ist keine Bezifferung erforderlich, da der Berechtigte die Ausgleichsrente auch im Hauptverfahren nicht beziffern mu&#223; (Johansen/Henrich/Hahne, a.a.0., &#167; 1587 k Rz 3 m.w.N.). Deshalb reicht der Zusatz auf der &#220;berleitungsanzeige, die &#220;berleitung erfolge wegen Zahlung eines Versorgungsausgleichsbetrages, als Mahnung aus.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Auch wenn nicht ersichtlich ist, da&#223; die Antragstellerin vor Zustellung ihres Antrages auf Durchf&#252;hrung des vorliegenden Verfahrens den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich selbst angemahnt hat, kann sie aufgrund des Zusatzes auf der &#220;berleitungsanzeige, wonach die Antragstellerin ihre Anspr&#252;che selbst verfolgen und einziehen kann, die vorliegend erhobenen Anspr&#252;che von Anfang an im eigenen Namen geltend machen und Zahlung an sich verlangen. Nach der Rechtsprechung des Senats steht n&#228;mlich der Geltendmachung &#252;bergeleiteter Anspr&#252;che durch den (urspr&#252;nglichen) Berechtigten die &#220;berleitung dann nicht entgegen, wenn etwa der Sozialhilfetr&#228;ger, wie hier, den Anspruchsinhaber zugleich berechtigt, die &#252;bergeleiteten Betr&#228;ge in einem Gerichtsverfahren selbst geltend zu machen und einzuziehen (vgl. Senat in FamRZ 1989, 506).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist, wie geschehen, zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der weiteren Beschwerde liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 13 a FGG.</p>
315,147
lg-dusseldorf-1990-01-31-24-s-11490
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
24 S 114/90
1990-01-31T00:00:00
2019-03-13T14:47:34
2022-10-18T15:09:00
Urteil
ECLI:DE:LGD:1990:0131.24S114.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 14. Februar 1990 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Neuss -30 C 326/88 &#173;teilweise abge&#228;ndert und insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t: </p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 2.047,28 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.10.1987 sowie weitere 370,85 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.02.1989 sowie weitere 932,76 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 03.12.1989 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Der Beklagte wird weiter verurteilt, an die Kl&#228;gerin weitere 2.746,60 DM zu zahlen. </p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die weiterehende Berufung der Kl&#228;gerin und die Anschlu&#223;berufung des Beklagten </p> <p>werden zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges tragen die Kl&#228;gerin 7/100, der Beklagte 93/100. </p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges werden zu 5/47 der Kl&#228;gerin, zu 42/47 dem Be-klagten auferlegt. </p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Beide Rechtsmittel sind zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin hat auch in der Sache &#252;berwiegend Erfolg; die Anschlu&#223;berufung des Beklagten ist unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in H&#246;he eines Betrages von insgesamt 6.097,49 DM begr&#252;ndet, dar&#252;ber hinaus unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist gem&#228;&#223; &#167; 535 Satz 2 BGB berechtigt, von dem Beklagten nicht gezahlte Mietzinsen f&#252;r die Zeit von September 1985 bis einschlie&#223;lich Dezember 1989 in H&#246;he des genannten Betrages zu verlangen. Im Streit sind Mieteinbehaltungen des Beklagten in dem angegebenen Zeitraum abz&#252;glich verrechneter Nebenkosten-Gut haben f&#252;r 1985/86 von 219,24 DM und f&#252;r 1986/87 von 852,08 DM -, insgesamt ein Betrag von 6.556,29 DM. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dieser Mietzins war nur teilweise gem&#228;&#223; &#167; 537 BGB gemindert. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine Minderung ist nicht gegeben, soweit der vom Beklagten beanstandete Zustand der Mietsache schon bei Abschlu&#223; des Mietvertrages vorhanden war. Denn insoweit ergibt sich keine Abweichung der Ist-Beschaffenheit zur Soll-Beschaffenheit, also zum vertraglich vereinbarten Zustand. Der Beklagte hat die Wohnung gem&#228;&#223; &#167; 8 des Mietvertrages im vor&#173;handenen und ihm bekannten Zustand &#252;bernommen, also als vertragsm&#228;&#223;ig anerkannt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mangels Abweichung vom vertragsm&#228;&#223;igen Zustand kommt daher eine Minderung von vornherein nicht Betracht bez&#252;glich folgender Positionen: </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Fu&#223;leisten </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">zerbrochenes T&#252;rschild </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Fliesen im Bad </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">4. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">SchlagsteIle an der Badewanne </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">7. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">verzogene Wohnungseingangst&#252;r </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">8. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Pakettboden in der K&#252;che .. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach dem unwidersprochenen Vortrag der Kl&#228;gerin waren die insoweit vom Beklagten nach Beginn des Mietverh&#228;ltnisses erhobenen Beanstandungen bereits bei Mietvertragsabschlu&#223; vorhanden. Auch hat die Kl&#228;gerin eine Reparatur nicht zugesagt. &#252;berdies hat der Beklagte durch vorbehaltlose Zahlung des vollen Mietzinses seit Oktober 1984 -M&#228;ngelr&#252;gen hat er erstmals mit Schreiben vom 12.02.1985 erhoben -die Ordnungsm&#228;&#223;igkeit der Mietsache best&#228;tigt und h&#228;tte daher ein Minderungsrecht gem&#228;&#223; &#167; 539 BGB verloren. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Vorbringens der Kl&#228;gerin in der Berufungsschrift, dem der Beklagte nicht entgegen getreten ist, ist davon auszugehen, da&#223; auch die beiden Balkont&#252;ren (Positionen 5 und 6) von Anfang an die Beschaffenheit aufwiesen, die der Beklagt e sp&#228;terhin (Schreiben vom 12.02.1985) bem&#228;ngelt hat. Selbst wenn eine schlechte Verschlie&#223;barkeit aber erst im Laufe des Mietverh&#228;ltnisses eingetreten sein sollte, so l&#228;&#223;t sich eine mehr als unerhebliche Gebrauchsbeeintr&#228;chtigung, wie sie eine Minderung nach &#167; 531 BGB voraussetzt, nicht feststellen. Die im Protokoll &#252;ber die Ortsbesichtigung sowie im erstinstanzlichen Urteil beschrieben Undichtigkeit der unteren Balkont&#252;r durch Fehlen eines Beschlages, der dann im Januar 1989 angebracht wurde, ergibt nicht, da&#223; hierdurch der mit Doppelt&#252;ren versehene Ausgang zum Balkon in einer beachtlichen Weise Zugluft oder N&#228;sse durchgelassen hat. Entsprechendes gilt f&#252;r die obere Balkont&#252;r. Da&#223; durch ein Nichtfunktionieren eines von vier Schlie&#223;mechanismen mit der Folge eines leichten Abstehens der T&#252;r im oberen Bereich die Sicherung der T&#252;r oder aber die Benutzung des Zimmers durch Zugluft oder gar K&#228;lte oder N&#228;sse beeintr&#228;chtigt war, ist vom Beklagten weder substantiiert vorgetragen, noch kann dies den Beschreibungen des Amtsgerichts entnommen werden. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Als ein grunds&#228;tzlich die Minderung rechtfertigender Umstand kann indessen die unfachgem&#228;&#223;e Tapezierung der Wohnzimmerdecke, die die Kl&#228;gerin nach einem Absenken der Decke veranla&#223;t hat, angesehen werden. Nach den von der Kl&#228;gerin nicht mehr bestrittenen Feststellungen des Amtsrichters aufgrund der von ihm </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">durchgef&#252;hrten Ortsbesichtigung war die Tapezierung nicht fachgerecht ausgef&#252;hrt, sondern laienhaft und lie&#223; optisch deutliche Fugen erkennen. Allerdings gibt schon die Bemessung einer Minderung von 1 % Anla&#223; zu Bedenken, ob es sich um eine mehr als unerhebliche Beeintr&#228;chtigung der Gebrauchstauglichkeit der Wohnung handelt. Immerhin geht es um eine Beeintr&#228;chtigung im haupts&#228;chlichen Wohnbereich. Sie kann im Verein mit den bestehenden M&#228;ngeln an den Tapeten in Bad und Diele, die mit der &#196;nderung der Warmwasserversorgung einhergegangen sind und die das Amtsgericht ebenfalls mit einer 1%igen Minderung bewertet hat, als Herabsetzung der Gebrauchstauglichkeit um insgesamt 2% angesehen werden. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ein Minderungsrecht ist nicht gegeben wegen .der &#196;nderung der Wasserversorgung selbst. Die Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit ist in der Gesamtschau zu sehen. Dem Nachteil einer gelegentlichen Einschr&#228;nkung bei der gleichzeitigen Entnahme von warmen Wasser an zwei Stellen der Wohnung steht die nicht unerhebliche Energieeinsparung gegen&#252;ber. Es ist gerichtsbekannt und bedarf daher nicht einer Begutachtung durch einen Sachverst&#228;ndigen, da&#223; die bei einer zentralen Warmwasserversorgung gegebene st&#228;ndige Bereithaltung eines Reservoirs an warmem Wasser sowie den durch die Zuleitung zu den Wohnungen bedingten W&#228;rmeverlust ein Energieverbrauch entsteht. Die Kl&#228;gerin hat ihn mit ihren konkreten Verbrauchsangaben, denen der Beklagte nicht entgegen getreten ist, belegt. Da&#223; er durch einen Mehrverbrauch an Strom durch die elektrischen Durchlauferhitzer wettgemacht werde, hat der Beklagte nicht anhand konkreter Gegen&#252;berstellungen seines Stromverbrauchs vor und nach der Umstellung der Warmwasserversorgung dargelegt. Auch hier steht nach den allgemeinen Erfahrungen fest, da&#223; der Energieverbrauch durch das Betreiben einer zentralen Warmwasserbereitungsanlage ganz erheblich h&#246;her ist als derjenige, der durch das Betreiben von Durchlauferhitzern entsteht. Es ist anerkannt; da&#223; letzteres in jedem Falle kosteng&#252;nstiger ist und eine Verbesserung darstellt. Schlie&#223;lich er&#246;ffnet sie den Mietern die bessere M&#246;glichkeit f&#252;r eine Energieeinsparung. Insgesamt ergibt sich ein Vorteil, der die geringf&#252;gigen Nachteile einer nicht stets gleichzeitigen Warmwasserentnahmem&#246;glichkeit mindestens voll aufwiegt. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine mehr als unerhebliche Herabsetzung der Gebrauchstauglichkeit der Wohnung kann insoweit auch nicht durch eine zeitweilige Verminderung des Wasserdrucks angenommen werden. Die Beweisaufnahme hat ergeben, da&#223; sich dieser Zustand nur ganz vor&#252;bergehend und auf kurze Dauer in den hei&#223;en </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sommermonaten gezeigt hat. Die Zeugin D. hat glaubhaft bekundet, da&#223; sie in ihrer Wohnung etwa drei-bis viermal in dieser Hinsicht" Probleme gehabt habe, insgesamt in einem Zeitraum von einer Woche, und da&#223; auch Bewohner der Wohnungen in den Obergeschossen sich nicht dar&#252;ber beschwert h&#228;tten. Eine weitergehende Beeintr&#228;chtigung in seiner Wohnung hat der Beklagte nicht anhand konkreter Datenangaben dargelegt, jedenfalls aber nicht bewiesen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Es bleibt daher die oben genannte Minderung wegen der Tapezierarbeit en der Kl&#228;gerin, d. h. % von M&#228;rz 1986 bis Dezember 1989 von einem Mietzins von 620,00 DM (Position 9) und 1 % von September 1987 bis Dezember 1989 von .620,00 DM. Das sind jeweils 6,20 DM f&#252;r 46 Monate = 285,20 DM und 6,20 DM f&#252;r 28 Monate = 173,60 DM, insgesamt 458,80 DM. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In diesem Umfang ist der mit der Klage geltend gemachte Betrag zu k&#252;rzen. Das Zinsverlangen ist aus &#167; 288 BGB begr&#252;ndet. F&#252;r den mit der Berufung weiterverfolgten Betrag sind Zinsen nicht geltend gemacht worden. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die weitergehende Klage ist abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Abz&#252;ge der Nebenkostenguthaben sind ber&#252;cksichtigt. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 97 </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Abs. 1 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Streitwert zweiter Instanz: </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Berufung der Kl&#228;gerin: 3.205,40 DM, </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Anschlu&#223;berufung des Beklagten: <u>1.100, 16 DM,</u> </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">insgesamt 4.305,56 DM. </p> <span class="absatzRechts">38</span><ol class="absatzLinks" type="A"><li> B. C.</li></ol>
315,148
olgham-1990-01-30-28-u-23489
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
28 U 234/89
1990-01-30T00:00:00
2019-03-13T14:47:35
2022-10-18T15:09:00
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0130.28U234.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 14. Juni 1989 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Bochum abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden, dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer betr&#228;gt f&#252;r den Kl&#228;ger 25.000,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des <b>Tatbestandes</b> wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten hat Erfolg und f&#252;hrt zur Abweisung der Regre&#223;klage.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit dem Landgericht ist der Senat der Auffassung, da&#223; der Beklagte seine anwaltlichen Pflichten gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger verletzt hat, als er es schuldhaft vers&#228;umt hat, materielle Anspr&#252;che des Kl&#228;gers gegen den Unfallgegner in einer die Verj&#228;hrung unterbrechenden Weise geltend zu machen. Nach dem Verkehrsunfall des Kl&#228;gers am 28. Februar 1982 mit dem ... verj&#228;hrten seine Anspr&#252;che auch aus Gef&#228;hrdungshaftung des Fahrers und Fahrzeughalters gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7, 14, 18 StVG in Verbindung mit &#167; 852 Abs. 1 BGB in drei Jahren, also am 28. Februar 1985. Pflicht des Beklagten w&#228;re somit gewesen, innerhalb dieser Frist nicht nur die Klage auf Zahlung von Schmerzensgeld zum Landgericht Bochum zu erheben - 6 O 550/83 -, sondern auch auf Feststellung der Ersatzpflicht des Unfallgegners auf Ersatz aller bzw. eines Teils der materiellen Sch&#228;den des Kl&#228;gers. Eine solche Klage h&#228;tte sogar eher Erfolg haben k&#246;nnen, weil daf&#252;r der Kl&#228;ger ein Verschulden des Unfallgegners nicht h&#228;tte nachzuweisen, brauchen; vielmehr h&#228;tte jener sich entlasten m&#252;ssen, da&#223; also der Unfall f&#252;r ihn ein unabwendbares Ereignis gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">F&#252;r dieses Vers&#228;umnis w&#252;rde der Beklagte jetzt grunds&#228;tzlich haften; es sei denn, dieser w&#252;rde anstelle des Unfallgegners des Kl&#228;gers den Nachweis erbringen, der Unfall sei f&#252;r den Autofahrer unabwendbar gewesen. Diese Behauptung hat der Beklagte bereits in erster Instanz unter Beweisantritt aufgestellt. Dem h&#228;tte das Landgericht im vorliegenden Regre&#223;proze&#223; vor einer Verurteilung des Beklagten zum Ersatz von 50 % der materiellen Sch&#228;den des Kl&#228;gers nachgehen m&#252;ssen (vgl. dazu BGH in NJW 88, 3313ff; Rinsche, Die Haftung des Rechtsanwalts und des Notars, 3. Aufl., Rn. I, 146; Borgmann/Haug ..., Anwaltshaftung, 2. Aufl., &#167; 46), zumal der Kl&#228;ger durch Schreiben seiner sp&#228;teren Anw&#228;lte und ... vom 29. September 1987 von der Haftpflichtversicherung des Unfallgegners lediglich Ersatz von 25 % seiner Sch&#228;den verlangt hatte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser Verfahrensmangel des Landgerichts f&#252;hrt jedoch nicht zu einer Zur&#252;ckverweisung der Sache gem&#228;&#223; &#167; 539 ZPO. Die Klage kann n&#228;mlich keinen Erfolg haben, weil ein etwaiger Regre&#223;anspruch des Kl&#228;gers gegen den Beklagten inzwischen verj&#228;hrt ist. Die Einrede hat der Beklagte erhoben. Mit dem Landgericht ist davon auszugehen, da&#223; der Anspruch gegen den Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 51, 1. Alt. BRAO in drei Jahren nach dem schadensstiftenden Ereignis, also am 28. Februar 1988 verj&#228;hrte; denn sp&#228;testens bis zum 28. Februar 1985 h&#228;tte der Beklagte verj&#228;hrungsunterbrechende Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber dem Unfallgegner des Kl&#228;gers ergreifen m&#252;ssen. Die vorliegende Regre&#223;klage, mit der eine Unterbrechung der Verj&#228;hrung des sog. Prim&#228;ranspruchs gegen den Beklagten h&#228;tte erreicht werden k&#246;nnen (&#167;&#167; 209 Abs. 1 BGB, 270 Abs. 3 ZPO), ist jedoch erst am 22. September 1988 beim Landgericht Bochum eingegangen. Zwar kann ein Anwalt auch dann noch haften, wenn er - wie der Beklagte - innerhalb des Laufs der dreij&#228;hrigen Verj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167; 51 BRAO nicht auf seinen Fehler und somit Anspr&#252;che gegen sich hinweist: sog. Sekund&#228;ranspruch. Dieser Anspruch verj&#228;hrt nach &#167; 51 BRAO in ebenfalls drei Jahren. Der Sekund&#228;ranspruch entsteht aber nicht, wenn der gesch&#228;digte Mandant w&#228;hrend des bestehenden Mandats oder nach Mandatsende noch rechtzeitig vor Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist des Prim&#228;ranspruchs anderweitig &#252;ber den Regre&#223;anspruch anwaltlich beraten ist (vgl. dazu BGH in NJW 880, 266). So ist es im vorliegenden. Fall. Unstreitig hatte der Kl&#228;ger bereits Ende September 1987 die Rechtsanw&#228;lte ... und ... damit beauftragt, seinen vermeintlichen Regre&#223;anspruch gegen den Beklagten durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Verj&#228;hrung des sog. Prim&#228;ranspruchs ist entgegen der Annahme des Landgerichts nicht durch ein etwaiges Anerkenntnis des Beklagten anl&#228;&#223;lich des Telefongespr&#228;chs am 19. November 1987 mit Rechtsanwalt ... unterbrochen worden (&#167; 208 BGB). Eine Unterbrechung der Verj&#228;hrung kann ... bereits nach dem Wortlaut des &#167; 208 BGB nur angenommen werden, wenn der "Anspruch" anerkannt wird. Das blo&#223;e Eingest&#228;ndnis, etwas falsch gemacht zu haben, kann somit nicht als Anerkenntnis eines "Anspruchs" gewertet werden, wenn dieser vielleicht aus anderen Gr&#252;nden zweifelhaft ist. So verlangt auch der Bundesgerichtshof (vgl. dazu BGH in BGHZ 58, 104f; WM 70, 548f, NJW j78, 1914, NJW RR 88, 684), da&#223; sich aus dem Verhalten des Schuldners eindeutig sein Bewu&#223;tsein vom Bestehen der "Forderung" bzw. "Schuld" ergeben mu&#223;, so da&#223; der Gl&#228;ubiger darauf vertrauen kann, der Schuldner werde sich nicht auf den Ablauf der Verj&#228;hrung berufen. Nach der Aussage des Zeugen ... vor dem Landgericht, von dessen erneuter Vernehmung der Senat gem&#228;&#223; &#167; 398 Abs. 1 ZPO absehen konnte, da an der Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen keine f&#252;r die Entscheidung erheblichen Zweifel bestehen, hat der Beklagte ihm damals aber auch gesagt, ein derartiger Proze&#223; h&#228;tte keine Aussicht auf Erfolg gehabt. Damit hat der Beklagte nichts anderes zum Ausdruck gebracht, als da&#223; er gerade nicht einstehen wolle, weil der Kl&#228;ger durch seine Pflichtverletzung gar keinen Schaden erlitten habe. Wenn der Zeuge ... damals falsche rechtliche Schlu&#223;folgerungen gezogen hat, so geht das nicht zu Lasten des Beklagten. Im &#252;brigen ergibt sich aus dem Vermerk sowie dem Schreiben des Zeugen ... vom 19. November 1987 an die Eltern des Kl&#228;gers mit aller Deutlichkeit, da&#223; der Beklagte nur seinen "Fehler" anerkannt hat. Nach dem Vermerk sowie dem Schreiben des Rechtsanwalts ... an den Beklagten vom 27. November 1987 kann es ferner keinem Zweifel unterliegen, da&#223; der Beklagte nicht pers&#246;nlich bezahlen wollte; das sollte seine Haftpflichtversicherung tun. &#220;ber deren Verhalten konnte er - f&#252;r ... erkennbar - jedoch nicht bestimmen. Deshalb ist es unerheblich, ob Rechtsanwalt ... damals nicht gewu&#223;t hat, ohne R&#252;cksprache mit der Versicherung habe der Beklagte keine verbindlichen Erkl&#228;rung zur Haftung abgeben k&#246;nnen. Ob dies allerdings zutrifft, mag dahinstehen; jedenfalls hat Rechtsanwalt ... das Mandat des Kl&#228;gers niedergelegt, als die Versicherung des Beklagten nicht zahlen wollte, ohne sich dieser gegen&#252;ber darauf zu berufen, dieser habe seine Haftung dem Grunde nach bereits endg&#252;ltig anerkannt. Die begr&#252;ndete Einrede der Verj&#228;hrung gibt dem Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 222 BGB das Recht, die Leistung dauernd zu verweigern. Somit kann die Klage keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,149
lg-dortmund-1990-01-29-14-ii-qs-290
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
14 (II) Qs 2/90
1990-01-29T00:00:00
2019-03-13T14:47:37
2022-10-18T15:09:00
Beschluss
ECLI:DE:LGDO:1990:0129.14II.QS2.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Dortmund vom 29.12.1989</p> <p>aufgehoben.</p> <p>Die Beschlagnahme des Spritzenautomaten an der</p> <p>T-stra&#223;e/Ecke L-stra&#223;e in E wird angeordnet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beschuldigte X ist Leiter der Drogenberatungsstelle in</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">E, deren Tr&#228;ger die Gesellschaft f&#252;r F ist. Am 15.9.1989 lie&#223; der Be-</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">schuldigte an der T-stra&#223;e/Ecke L-stra&#223;e in E</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">einen sogenannten Spritzenautomaten aufstellen. Dieser Auto-</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">mat, den die B zur Ver-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">f&#252;gung gestellt hat, enth&#228;lt f&#252;nf Warensch&#228;chte, von denen</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">drei mit Einwegspritzen und zwei mit Kondomen best&#252;ckt sind.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Eine Packung mit zwei Einwegspritzen l&#228;&#223;t sich nach Einwerfen</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">eines 1,00-DM-St&#252;cks ziehen. Nach Mitteilung des Be-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">schuldigten X, werden durchschnittlich 20 Packungen pro Tag</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">erworben. Neben dem Automaten ist ein Beh&#228;lter zur Aufnahme</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">gebrauchter Spritzen angebracht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Antrag vom 19.12.1989 hat die Staatsanwaltschaft Dortmund</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Anordnung der Beschlagnahme des Spritzenautomaten "gem.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#167; 33 BtMG" beantragt. Das Amtsgericht Dortmund hat diesen</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Antrag mit dem angefochtenen Beschlu&#223; vom 29.12.1989 ab-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">gelehnt. Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Staats-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">anwaltschaft, der die Kammer stattgegeben hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 111 b Abs. 1 und 2 StPO ist der Automat durch Be-</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">schlagnahme sicherzustellen, da dringende Gr&#252;nde f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Annahme gegeben sind, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r seine Ein-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">ziehung im sp&#228;teren Strafverfahren vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 74 Abs. 1 StGB k&#246;nnen Gegenst&#228;nde, die zur Begehung</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">einer vors&#228;tzlichen Straftat gebraucht wurden (Tatmittel),</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">eingezogen werden. Nach Aktenlage ist im gegenw&#228;rtigen Stand</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">des Ermittlungsverfahrens davon auszugehen, da&#223; sich der</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Beschuldigte X des vors&#228;tzlichen Verschaffens einer Ge-</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">legenheit zum unbefugten Verbrauch von Bet&#228;ubungsmitteln gem.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#167; 29 Abs. 1 Nr. 10 BtMG schuldig gemacht hat. Das Verschaffen</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">einer solchen Gelegenheit setzt nicht die &#220;berlassung von</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Rauschgift voraus, denn das unterfiele unmittelbar dem Tat-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">bestand des &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 BtMG; es gen&#252;gt vielmehr die</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Herbeif&#252;hrung g&#252;nstiger &#228;u&#223;erer Umst&#228;nde, die das unbefugte</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Handeln f&#246;rdern und ihm unmittelbar dienlich sind (vgl.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">BayObLG in MDR 1983, Seite 75; K&#246;rner, BtMG, 2. Auflage 1985,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#167; 29 Rd-Ziff. 565; Joachimski, Bet&#228;ubungsmittelrecht, 4.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auflage 1985, &#167; 29 Anm. 20 a); Endri&#223;/MaIek, Bet&#228;ubungs-</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">mittelstrafrecht, 1986, Seite 109, 110; H&#252;gel/Junge,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Deutsches Bet&#228;ubungsmittelrecht, Kommentar, 6. Auflage, Stand</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Oktober 1989, BtMG &#167; 29 Rd-Ziff. 20.4; Eberth/M&#252;ller, Be-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">t&#228;ubungsmittelrecht, Kommentar und Anleitung f&#252;r die Praxis,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">M&#252;nchen 1982, BtMG &#167; 29 Rd-Ziff. 64 mit &#252;berwiegend gleich-</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">lautenden Definitionen). Da&#223; die &#220;berlassung von sterilen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Spritzen zur Injektion von Heroin dem damit vorgenommenen</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Rauschgiftgenu&#223; unmittelbar dienlich ist, kann nicht be-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">zweifelt werden. Die in dem angefochtenen Beschlu&#223; dargelegte</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Ansicht, es handele sich lediglich um eine unwesentliche</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">F&#246;rderung, da die Abnehmer -ggf. unter Benutzung gebrauchter</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Spritzen- bereits zum Drogenkonsum entschlossen seien, mu&#223;</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">schon deshalb Bedenken begegnen, weil es auf die Erm&#246;glichung</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">des konkreten Verhaltens ankommt. Auch im Rahmen der Beihilfe</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">gem. &#167; 27 StGB -und hier handelt es sich um zur T&#228;terschaft</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">aufgewertete Beihilfehandlungen- ist schlie&#223;lich nicht er-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">heblich, ob der Tatbeitrag des Gehilfen von einem anderen</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">oder vom T&#228;ter selbst h&#228;tte geleistet werden k&#246;nnen. Unab-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">h&#228;ngig davon l&#228;&#223;t sich die der amtsgerichtlichen W&#252;rdigung</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">unausgesprochen zugrundeliegende Beschr&#228;nkung auf einen be-</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">stimmten Benutzertypus sachlich nicht rechtfertigen. Es ist</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">nicht anzunehmen, da&#223; sich allein Drogenkonsumenten des</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Automatens bedienen, die &#252;ber die M&#246;glichkeit verf&#252;gen, ohne</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">weiteres von anderen eine benutzte Spritze zu erhalten. Es</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">werden vielmehr, wie auch den f&#252;r die Aufstellung verant-</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">wortlichen Personen klar sein mu&#223;, auch Konsumenten davon</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Gebrauch machen, die &#252;ber eine solche M&#246;glichkeit nicht ver-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">f&#252;gen. Jedenfalls in solchen nicht fernliegenden F&#228;llen</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">stellt die &#220;berlassung der Spritze, deren Gebrauch den</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Rauschgiftgenu&#223; f&#252;r die daran gew&#246;hnten Konsumenten</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">effektiver als im Falle anderer Konsumformen sein l&#228;&#223;t, eine</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">wesentliche Verbesserung der &#228;u&#223;eren Umst&#228;nde f&#252;r den Rausch-</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">giftgenu&#223; dar.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Angesichts des klaren Wortsinnes erscheint der Kammer der in</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">der Literatur (vgl. Kreuzer, Strafrecht als Hindernis sinn-</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">voller AIDS-Prophylaxe ? in NStZ 1987, Seite 268 f) unter-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">nommene Versuch, den Anwendungsbereich der Vorschrift im Wege</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">der Auslegung nach Entstehungsgeschichte und Gesetzessinn auf</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">die F&#228;lle einer Kontaktvermittlung zwischen Drogenkonsument</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">und Bezugsquelle zu beschr&#228;nken, nicht statthaft.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Da&#223; ihr Handeln gerechtfertigt war, k&#246;nnen die f&#252;r die Auf-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">stellung des Automaten verantwortlichen Personen nicht f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">sich in Anspruch nehmen. Die Voraussetzungen eines recht-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">fertigenden Notstandes gem. &#167; 34 StGB liegen -jedenfalls bei</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">vorl&#228;ufiger Bewertung in diesem Verfahrensstadium- nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die &#220;berlassung der Spritzen soll die bei Benutzung einer</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">gebrauchten Spritze gegebene Gefahr einer HIV-Infektion mit</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">der Wahrscheinlichkeit eines hierdurch verursachten sp&#228;teren</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Todes abwenden. Das Mittel, mit dem diese Gefahr abgewendet</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">werden soll, ist dem Rauschgiftkonsum dienlich. Es tr&#228;gt also</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">seinerseits zur Aufrechterhaltung einer Abh&#228;ngigkeit, die als</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Gesundheitsbesch&#228;digung einzustufen ist, bei. Dieses Mittel</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">kann sogar miturs&#228;chlich f&#252;r den Tod des Konsumenten sein,</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">falls dieser mit Hilfe der &#252;berlassenen Spritze versehentlich</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">oder absichtlich eine &#220;berdosis Heroin einnimmt oder sich die</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Wirkung der gewohnten Menge etwa wegen schlechten k&#246;rper-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">lichen Allgemeinzustandes oder aufgrund der Auswirkungen oft</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">zus&#228;tzlich genommener Medikamente als t&#246;dlich erweist.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Diese &#220;berlegung zeigt, da&#223; es hier nicht um den Eingriff in</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">ein Rechtsgut zum Schutze eines h&#246;herwertigen anderen Rechts-</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">gutes geht. Vielmehr sind das beeintr&#228;chtigte und das Rechts-</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">gut, dessen Schutz erstrebt wird, identisch. Zwar findet &#167; 34</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">StGB auch Anwendung, wenn ein Rechtsgut aus einer akuten</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Gefahr nur dadurch gerettet werden kann, da&#223; es einer anderen</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Gefahr ausgesetzt wird (vgl. Sch&#246;nke-Schr&#246;der-Lenckner, StGB,</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Kommentar, 23. Auflage, &#167; 34 Rd-Ziff. 8) .Infolge der Abgabe</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">&#252;ber einen Automaten an einen anonymen Abnehmerkreis ist aber</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">im Einzelfall v&#246;llig offen, ob dem Erwerber die akute Gefahr</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">droht, anderenfalls eine HIV-Infektion zu erleiden, oder ob</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">ihm in Wahrheit erst das Mittel &#252;berlassen wird, mit dem er</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">sich Rauschgift auf besonders effiziente Weise -bis zum t&#246;d-</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">lichen Ausgang- verabreichen kann. Allein auf den Einzelfall</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">ist aber abzustellen. &#167; 34 StGB rechtfertigt nicht, unbe-</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">stimmt viele Personen anderen Gefahren f&#252;r Leib und Leben</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">auszusetzen oder sogar vorhandene Sch&#228;den (Abh&#228;ngigkeit) zu</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">intensivieren, um f&#252;r einen Teil dieses Personenkreises die</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Gefahr einer HIV-Infektion zu verringern. Im &#252;brigen ist</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">weder festzustellen, wie hoch das Risiko einer HIV-Infektion</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Bet&#228;ubungsmittelabh&#228;ngige ist, noch ist abzusch&#228;tzen,</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">wieviele Infektionen im Falle einer Abgabe der Spritzen ver-</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">mieden w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Nach dem gegenw&#228;rtigen Ermittlungsstand bestehen auch</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">dringende Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme schuldhaften Verhaltens der</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Automatenaufstellung Verantwortlichen. Ein unver-</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">meidbarer Verbotsirrtum d&#252;rfte nicht gegeben sein. Zwar hatte</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">sich das Ministerium f&#252;r Arbeit, Gesundheit und Soziales des</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Landes Nordrhein-Westfalen, das die Aufstellung initiiert</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">hat, auf die Zustimmung des Justizministeriums berufen; je-</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">doch hat die Staatsanwaltschaft Dortmund, bei der gerade zur</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;rung eines eventuellen Gesetzesversto&#223;es noch einmal an-</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">gefragt worden war, von Anfang an auf ihre Bedenken hin-</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">sichtlich der Gesetzm&#228;&#223;igkeit -zumindest an dem hier in Rede</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">stehenden Aufstellungsort- hingewiesen, so da&#223; die Be-</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">teiligten nicht geltend machen k&#246;nnen, sie h&#228;tten ihr Tun f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">erlaubt gehalten. Dementsprechend hat der Beschuldigte X</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">in seiner verantwortlichen Vernehmung auch sinngem&#228;&#223; ange-</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">geben, er sei wegen der von der Staatsanwaltschaft erhobenen</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Bedenken v&#246;llig &#252;berrascht gewesen, sie h&#228;tten jedoch die</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Ansicht vertreten, da&#223; dieser Konflikt ausgetragen werden</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">m&#252;&#223;te. Schlie&#223;lich ist auch nicht ersichtlich, da&#223; einer der</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Beteiligten -was einem Tatbestandsirrtum gleichzustellen</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">w&#228;re- &#252;ber die tatbestandlichen Voraussetzungen des &#167; 34 StGB</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">als eines in Betracht kommenden Rechtfertigungsgrundes irrte.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Bei ihrer vorl&#228;ufigen W&#252;rdigung hat die Kammer nicht ver-</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">kannt, da&#223; die Beteiligten aus sozialer Verantwortung und in</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">der Absicht handelten, der Ausbreitung des auf Dauer wohl</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">t&#246;dlichen HIV-Virus unter den Bet&#228;ubungsmittelabh&#228;ngigen</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">entgegenzuwirken. Dieses anerkennenswerte Ziel kann aber den</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Versto&#223; gegen bestehende Strafvorschriften weder recht-</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">fertigen noch entschuldigen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Der Einziehung steht schlie&#223;lich nicht entgegen, da&#223; der</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Automat im Eigentum der B</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">steht. Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen alle f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">die Aufstellung und Betreibung des Automaten verantwortlichen</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Personen und beschr&#228;nkt sich nicht auf den Beschuldigten</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">X. Von daher wird die Einziehung im sp&#228;teren Strafver-</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">fahren gem. &#167; 74 Abs. 2 Nr. 1 StGB zul&#228;ssig sein, auch wenn</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">zur Zeit das als Tatteilnehmer in Betracht kommende Organ der</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">B namentlich noch nicht feststeht.</p>
315,150
olgham-1990-01-26-26-u-17389
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 173/89
1990-01-26T00:00:00
2019-03-13T14:47:38
2022-10-18T15:08:58
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0126.26U173.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 13. Juni 1989 verk&#252;ndete Urteil der 23. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsmittels werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung eines</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestandes</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">wird gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie ist jedoch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehen die geltend gemachten Forderungen aus den von ihr bezeichneten Vertr&#228;gen nicht zu. Der auf der Vorderseite der Vertragsformulare aufgenommene Vertragstext ist n&#228;mlich unklar; &#167; 8 d der r&#252;ckseitigen "Lieferungs- und Zahlungsbedingungen" verst&#246;&#223;t au&#223;erdem gegen &#167; 3 AGBG. Die Folge ist, da&#223; der Beklagte die Vertr&#228;ge der Parteien entweder zu Ende Oktober 1985 gek&#252;ndigt hat, oder da&#223; die Vertr&#228;ge durch die K&#252;ndigung des Beklagten jedenfalls gem&#228;&#223; der K&#252;ndigungsregelung im Eingang der Vorderseite sp&#228;testens Ende 1985 beendet worden sind. Eine Verg&#252;tung f&#252;r Einschaltungen der Werbung in der Zeit danach, die hier gefordert wird, kann die Kl&#228;gerin deshalb nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigungsregelung im Eingang des Vertrages ist unklar im Sinne von &#167; 5 AGBG, weil sie eine Vertragsdauer von 12 <u>Spiel</u>monaten vorsieht: In der Auslegung der Kl&#228;gerin bedeutet dieser Begriff (vgl. Berufungsbegr&#252;ndung Bl. 3, 103 GA) "Monate tats&#228;chlich laufender Werbung". M&#246;gliche ist demgegen&#252;ber aber auch die Auslegung, mit diesem Begriff sei eine 12-monatige Vertragsdauer gemeint. Denn immer, wenn es um bestimmte Zeitr&#228;ume geht, ist im Zweifelsfall exakt festzulegen, wie die Zeit zu messen ist. Das wird hier mit dem Begriff "<u>Spiel</u>monate" nur unzureichend versucht. So bedeutet die Spieldauer von 1 1/2 Stunden beim Fu&#223;ballspiel beispielsweise die (in den Spielregeln definierte) absolute Zeit (Ausnahmen sind w&#228;hrend des Spiels vom Schiedsrichter ausdr&#252;cklich zu bestimmen); beim Eishockey dagegen wird bei jeder Unterbrechung des Spiels die Spieluhr angehalten: Spieldauer bedeutet, beim Eishockey demgem&#228;&#223; effektive Spielzeit. Der Vertragstext im unteren Teil der Vorderseite des Vertrags, will man ihn im vorliegenden Zusammenhang mit ber&#252;cksichtigen ("Bei Jahresauftrag ist eine Unterbrechung bis zu vier Monaten m&#246;glich, wobei die obengenannte Einschaltdauer bestehen bleibt. Unterbrechungsw&#252;nsche und &#196;nderungen der Werbemittel m&#252;ssen Kinomat bis 15. des Vormonats schriftlich bekanntgegeben werden".) bewirkt keine Klarheit im Sinne der Interpretation der Kl&#228;gerin; vielmehr ist dieser Satz als Ausnahme von der Regelung im Eingang des Vertragstextes formuliert, bringt also angesichts der Unklarheit dieses Eingangs auch keine sicheren Anhaltspunkte f&#252;r den Willen zur Vereinbarung der einen oder anderen Version. Klarheit in dieser Richtung bringt auch nicht &#167; 8 d der sogenannten Lieferungs- und Zahlungsbedingungen auf der R&#252;ckseite des Vertragsformulars, wo bestimmt ist, "bei Zahlungsverzug hat Kinomat das Recht, die Werbung bis zur v&#246;lligen Bezahlung zu unterbrechen, ohne da&#223; ihre Anspr&#252;che gemindert werden". Auch diese Regelung ist vielmehr - in Gestalt eines zugunsten der Kl&#228;gerin wirkenden Unterbrechungstatbestandes - wie eine Ausnahmeregelung formuliert, erlaubt also ebenfalls nicht den sicheren Schlu&#223; auf den Willen der Parteien, "Spielmonate" bedeute unter allen Umst&#228;nden "Monate tats&#228;chlich laufender Werbung".</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Regelung der Ziffer 8 d der Lieferungs- und Zahlungsbedingungen ist gem&#228;&#223; &#167; 3 AGBG unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift werden solche Bestimmungen in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen nicht Bestandteil des Vertrages, die nach den Umst&#228;nden, insbesondere nach dem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild der Vertragsurkunde, so ungew&#246;hnlich sind, da&#223; der Vertragspartner des Verwenders mit ihnen nicht zu rechnen braucht. Diese Voraussetzungen sind nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes dann gegeben, wenn einer Klausel ein &#220;berrumpelungs- oder &#220;bert&#246;lpelungseffekt innewohnt, indem sie eine Regelung enth&#228;lt, die von den Erwartungen des Vertragspartners deutlich abweicht, und mit der dieser den Umst&#228;nden nach vern&#252;nftigerweise nicht zu rechnen braucht. Dabei kann sich die ma&#223;gebende Erwartungshaltung des Vertragspartners und die beachtliche Diskrepanz zu dem Inhalt der Klausel insbesondere auch aus dem &#228;u&#223;eren Zuschnitt der Vertragsurkunde und der Unterbringung der Klausel an unerwarteter Stelle ergeben (vgl. BGH NJW 89, 2255).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall konnte der Beklagte anhand des oben er&#246;rterten Vertragstextes auf der Vorderseite der Vertragsurkunde als f&#252;r ihn g&#252;nstig davon ausgehen, da&#223; der Vertrag f&#252;r eine Vertragszeit von 12 Monten geschlossen wurde, die sich um den gleichen Zeitraum verl&#228;ngerte, wenn der Vertrag nicht rechtzeitig gek&#252;ndigt wurde; bezieht man die Regelung im unteren Teil der Vorderseite der Vertragsurkunde ein, galt hier lediglich eine Ausnahme f&#252;r eine Unterbrechung auf Wunsch des Kunden, und zwar f&#252;r eine Unterbrechungszeit von maximal 4 Monaten. &#196;hnlich wie im Fall BGH NJW 89, 2255 ist dies als Festlegung einer bestimmten Vertragsdauer anzusehen, mit dem Unterschied allerdings, da&#223; die Verl&#228;gerungsklausel in den auf der Vorderseite hervorgehobenen Vertragstext &#252;bernommen worden ist. &#196;hnlich, wie in dem vom BGH entschiedenen Falle konnte sich der Beklagte im vorliegenden Fall anhand des Vertragstextes auf der Vorderseite der Vertragsurkunde jedoch sagen: Wenn er vertragsgem&#228;&#223; rechtzeitig k&#252;ndige (und wenn er den Ausnahmefall einer Unterbrechung von vier Monaten nicht in Anspruch genommen habe), dauere die effektive Vertragszeit ein Jahr oder - wegen automatischer Verl&#228;ngerung - entsprechend l&#228;nger. Vor diesem Hintergrund wirkt es im oben beschriebenen Sinne &#252;berraschend, wenn entgegen der auf der Vorderseite vorgenommenen Festlegung durch eine r&#252;ckseitig abgedruckte AGB-Bestimmung die Vertragsdauer im Falle eines Zahlungsverzuges in dem Sinne zu einer unbegrenzten werden soll, da&#223; eine wegen Zahlungsverzuges nicht ausgenutzte "Spielzeit" noch nach Jahr und Tag eingefordert werden kann.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Aus den Er&#246;rterungen oben zu 1. und 2. folgt: Es kann offenbleiben, ob die Unwirksamkeit der AGB-Bestimmung in &#167; 8 d auch die gesamte K&#252;ndigungsregelung der Vorderseite des Vertrages erfa&#223;t: Denn jedenfalls hat der Beklagte die Vertr&#228;ge sp&#228;testens f&#252;r das Jahresende 1985 gek&#252;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Falls n&#228;mlich die K&#252;ndigungsregelung insgesamt unwirksam ist (eine geltungserhaltende Reduktion oder etwa eine erg&#228;nzende Vertragsauslegung kommt in diesem Falle nicht in Betracht, vgl. zuletzt BGH NJW 89, 3010), hat der Beklagte den Vertrag der Parteien mit Schreiben vom 28.09.1985 (siehe dieses Datum im Schreiben der Kl&#228;gerin vom 08.11.1985, Bl. 66 GA) zum 31.10.1985 wirksam gem&#228;&#223; &#167; 621 Ziffer 3 BGB gek&#252;ndigt. Denn das Rechtsverh&#228;ltnis der Parteien ist, wie das Landgericht zu Recht ausgesprochen hat, als Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag entweder mit Dienst- oder Werkvertragscharakter zu werten; mit dem Landgericht erscheint dem Senat die entsprechende Anwendung der genannten Vorschrift, falls es sich um eine Gesch&#228;ftsbesorgung mit Werkvertragscharakter handelt, was offenbleiben kann, hier im Falle einer auf Dauer angelegten Gesch&#228;ftsbeziehung als sachgerecht; durch die K&#252;ndigung, die sp&#228;testens Anfang Oktober 1985 zugegangen ist (vgl. den Inhalt des Schreibens der Kl&#228;gerin vom 11.10.1985 (Bl. 61 GA), w&#228;re dann das Vertragsverh&#228;ltnis wirksam zum Schlu&#223; des Monats Oktober 1985 gek&#252;ndigt worden). Es kann in diesem Zusammenhang offenbleiben, ob der Beklagte mittels Einschreibebriefes gek&#252;ndigt hat: Wichtig ist nur der Zugang der Willenserkl&#228;rung. Denn soll die Form wie hier lediglich der Beweissicherung oder der Klarstellung dienen, ist das Rechtsgesch&#228;ft auch bei Nichteinhaltung der Form wirksam (Palandt, 48. Aufl., &#167; 125, 4; BGH NJW 64, 1269, 1270 f&#252;r den Handelsverkehr). Im vorliegenden Fall wird kein Anhaltspunkt f&#252;r die Annahme deutlich, da&#223; die Form nach dem &#252;bereinstimmenden Willen der Parteien konstitutiv sein sollte.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ergreift die Unwirksamkeit der Bestimmung des &#167; 8 d der Lieferungs- und Zahlungsbedingungen die Regelungen im Eingang des Vertrages nicht, sind die Vertr&#228;ge nach dieser Regelung jedenfalls zum Jahresende 1985 beendet worden, weil sie nicht dahin ausgelegt werden k&#246;nnen (siehe oben), es sei auf die Spieldauer im Sinne der Dauer der tats&#228;chlichen Werbung abzustellen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Danach war, wie geschehen, zu entscheiden. Der Er&#246;rterung der von den Parteien und vom Landgericht (welches &#167; 9 AGBG angewandt hat) weiter behandelten tats&#228;chlichen und rechtlichen Fragen bedarf es nicht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,151
lg-dortmund-1990-01-25-15-s-32289
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
15 S 322/89
1990-01-25T00:00:00
2019-03-13T14:47:40
2022-10-18T15:08:58
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1990:0125.15S322.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil</p> <p>des Amtsgerichts Dortmund vom 17.8.1989</p> <p>- unter Zur&#252;ckweisung der weitergehenden Berufung -</p> <p>wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger</p> <p>638,00 DM ( i. W.: sechshundertachtunddrei&#223;ig</p> <p>Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit 31.1.1989</p> <p>zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die</p> <p>Beklagte 87 % und der Kl&#228;ger 13 %.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543</p> <p>Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat in der Sache in H&#246;he</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">von 638,00 DM Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat einen f&#228;lligen Anspruch gegen die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">auf Ersatz seines Nutzungsausfallschadens f&#252;r die Zeit</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">vom 09. bis 19.12.1988, in welcher sein Fahrzeug unstreitig</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">in der Werkstatt der Firma N war (11 Tage) zu je</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">58,00 DM t&#228;glich. Der Anspruch des Kl&#228;gers war sp&#228;testens</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">zu dem Zeitpunkt f&#228;llig geworden, als der Kl&#228;ger der Be-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">klagten anhand der Bescheinigung der Firma N die</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">reparaturbedingte Ausfallzeit von 11 Tagen mitgeteilt</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">hatte. F&#252;r den vom Kl&#228;ger gefahrenen Pkw Audi 80, 1,8 l</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hubraum, 66 kw = 90 PS sieht die Tabelle Sanden-Danner</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">(Stand 01.09.1987) gem&#228;&#223; Gruppe E einen Nutzungswert von</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">58,00 DM t&#228;glich vor. Auch der eigene Sachverst&#228;ndige hatte</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">das Fahrzeug in diese Gruppe eingeordnet. Zubeh&#246;r ist nicht</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">geeignet, das Fahrzeug in eine h&#246;here Gruppe einzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat daher nur einen Anspruch in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">638,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten steht dem gegen&#252;ber kein Zur&#252;ckbehaltungsrecht</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; &#167; 273 Abs. 1 BGB zu. Sie hat keinen f&#228;lligen Gegen-</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">anspruch gegen den Kl&#228;ger auf Vorlage der oder einer Re-</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">paraturkostenrechnung. Ob die Beklagte einen solchen Gegen-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">anspruch &#252;berhaupt haben kann, kann dahinstehen. Die Be-</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">klagte begehrt die Vorlage der Rechnung nur zu dem Zweck,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">pr&#252;fen zu k&#246;nnen, ob die von ihr gezahlten Reparaturkosten</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">[gem&#228;&#223; dem ihr vorgelegten Gutachten h&#246;her sind als die</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">tats&#228;chlich infolge der Reparatur verauslagten Kosten;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">sie meint in diesem Falle einen R&#252;ckzahlungsanspruch gegen</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">den Kl&#228;ger zu haben, mit dem sie dann eventuell gegen&#252;ber</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">dem Nutzungsentsch&#228;digungsanspruch aufrechnen will.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Einen m&#246;glichen R&#252;ckzahlungsanspruch (&#167; 812 Abs. 1 Satz 1 BGB)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">hat die Beklagte jedoch nicht dargelegt. Denn sie hat die</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">gesch&#228;tzten Reparaturkosten gem&#228;&#223; Gutachten, ohne irgend-</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">einen konkreten Einwand dagegen erhoben zu haben, vorbe-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">haltlos gezahlt. Dem Vortrag des Kl&#228;gers, die Beklagte habe</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">die Richtigkeit der im Gutachten ausgewiesenen Sch&#228;den bzw.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">deren wertm&#228;&#223;ige Erfassung vor der Zahlung &#252;berpr&#252;ft, hat</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">die Beklagte nicht widersprochen. Ein R&#252;ckforderungsanspruch</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">trotz Zahlung ohne Vorbehalt ist daher nicht ersichtlich,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">so da&#223; auch kein diesen Anspruch vorbereitender Anspruch</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">auf Vorlage der Reparaturrechnung, sollte &#252;berhaupt eine</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">solche Rechnung existieren, besteht. Nachdem die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">diese Schadensposition (Reparaturkosten gem&#228;&#223; Gutachten)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">anstandslos vorgerichtlich beglich, stellt sich im vor-</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">liegenden Falle im nachhinein nicht mehr Frage, ob der Kl&#228;ger be-</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">rechtigt war, die Reparaturkosten auf Gutachtenbasis trotz</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">durchgef&#252;hrter Reparatur abzurechnen, oder ob er nur auf</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">der Basis der tats&#228;chlich verauslagten Reparaturkosten</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">abrechnen konnte. Gegen die Ansicht der Beklagten, der</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger m&#252;sse nach durchgef&#252;hrter Reparatur auf der Basis</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">der tats&#228;chlich gezahlten Reparaturkosten abrechnen und</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">daher die Rechnung vorlegen, ist die erst in j&#252;ngster Zeit</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">ver&#246;ffentlichte Entscheidung des Bundesgerichtshofs (NJW</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">1989, 3009 = NZV 89, 465) anzuf&#252;hren, wonach der Ge-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">sch&#228;digte gem&#228;&#223; &#167; 249 Satz 2 BGB den zur Herstellung er-</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">forderlichen Geldbetrag f&#252;r eine von ihm selbst veranla&#223;te</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Reparatur verlangen kann. F&#252;r das, was zur Schadensbe-</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">seitigung nach &#167; 249 Satz 2 BGB erforderlich ist, ist</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">ein objektivierender, nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">typisierender Ma&#223;stab anzulegen. Daf&#252;r kann das Sch&#228;tzungs-</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">gutachten eines anerkannten Sachverst&#228;ndigen &#252;ber die H&#246;he</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">der voraussichtlichen Reparaturkosten f&#252;r das Gericht eine</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">sachgerechte Grundlage sein, sofern das Gutachten hin-</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">reichend ausf&#252;hrlich ist und das Bem&#252;hen erkennen l&#228;&#223;t,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">den konkreten Schadensfall vom Standpunkt eines wirt-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">schaftlich denkenden Betrachters gerecht zu werden (BGH</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">a.a.O.). Das Sch&#228;tzungsgutachten legt zwar den zu be-</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">anspruchenden Schadensersatz f&#252;r die Reparatur nicht</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">bindend fest; auch kann die Reparaturrechnung zu einer</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">genaueren Bemessung des nach &#167; 249 Satz 2 BGB geschuldeten</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Ersatzbetrages f&#252;hren. Das Sch&#228;tzungsgutachten ist aber</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">dann eine ausreichende Grundlage f&#252;r die Frage, welcher</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Betrag zur Schadensbeseitigung erforderlich ist, wenn die</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Versicherung keine substantiierten Einwendungen gegen das</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Sch&#228;tzungsgutachten des Sachverst&#228;ndigen vorbringt. Das</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">vom Kl&#228;ger eingeholte Sch&#228;tzungsgutachten w&#228;re daher eine</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">ausreichende Grundlage zur Bewertung des Fahrzeugschadens</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">gewesen; denn Einwendungen hiergegen hat die Beklagte bis</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">heute nicht vorgebracht.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 288, 284 BGB;</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert: 737,00 DM</p>
315,152
olgham-1990-01-24-20-u-16089
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 160/89
1990-01-24T00:00:00
2019-03-13T14:47:44
2022-10-18T15:08:58
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0124.20U160.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 11. April 1989 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Mit Antrag vom 12.02.1986 beantragte die Beklagte bei dem Kl&#228;ger den Abschlu&#223; einer Haftpflicht- und einer Teilkaskoversicherung f&#252;r einen Pkw. Gleichzeitig lie&#223; sie ihn nach Erteilung einer vorl&#228;ufigen Deckungszusage zum Stra&#223;enverkehr zu. Der Kl&#228;ger nahm den Antrag an und &#252;bersandte den Versicherungsschein vom 18.03.1987, mit dem er auch den Erstbeitrag, bestehend aus Haftpflicht- und Teilkaskopr&#228;mie sowie Ausfertigungsgeb&#252;hr, einforderte. Im Anschlu&#223; daran erteilte er folgende Belehrung:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><i>Sehr geehrter Versicherungsnehmer,</i></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>wird mit diesem Dokument ein Erstbeitrag gefordert, beginnt der Versicherungsschutz mit der Zahlung des Beitrages. Aufgrund einer vorl&#228;ufigen Deckungszusage haben Sie nur vorl&#228;ufigen Versicherungsschutz. Wenn Sie nach Erhalt des Versicherungsscheines den Erstbeitrag nicht innerhalb der gesetzten Frist zahlen, geht der Versicherungsschutz r&#252;ckwirkend verloren. Sie m&#252;ssen den Beitrag auch dann in dieser Frist zahlen, wenn inzwischen ein Schaden eingetreten ist, weil Sie sonst den Versicherungsschutz verlieren und f&#252;r diesen Schaden selbst aufkommen m&#252;ssen (&#167;39 VVG). Sollten Sie die Zahlungsfrist vers&#228;umt haben, so empfehlen wir Ihnen dringend, den Betrag gleichwohl sofort zu zahlen, damit Sie wenigstens f&#252;r die Zukunft Versicherungsschutz haben.</i></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zahlte nicht. Am 22.04.1987 fuhr ihr Lebensgef&#228;hrte, der Zeuge ..., mit dem Fahrzeug auf den ... eines Herrn ... auf. In der Schadenanzeige der Beklagten hei&#223;t es, man selbst stelle keine Anspr&#252;che. Der Unfallgegner habe in ... auf der ... Richtung ... fahrend pl&#246;tzlich stark abbremsen m&#252;ssen. Es sei keine M&#246;glichkeit zum Ausweichen mehr verblieben, um nicht den Gegenverkehr zu gef&#228;hrden. ... hatte den Unfall dagegen so geschildert, da&#223; der Lebensgef&#228;hrte der Beklagten auf sein Fahrzeug aufgefahren sei, als er, ... vor einer roten Ampel bereits gestanden habe. Er gab sein Fahrzeug bei der Firma ... in Reparatur, die wegen Auftrags&#252;berlastung erst 14 Tage sp&#228;ter mit der Reparatur begann. Insgesamt dauerte es 40 Tage bis zu deren Abschlu&#223;. ... hatte w&#228;hrend dieser Zeit einen Mietwagen genommen. Die daf&#252;r anfallenden Kosten zuz&#252;glich Reparaturkosten am Pkw nebst Sachverst&#228;ndigen- und Anwaltskosten hat der Kl&#228;ger ... erstattet und verlangt er jetzt abz&#252;glich Leistungen der ... gem&#228;&#223; Teilgungsabkommen von der Beklagten in H&#246;he von letztlich 18.236,11 DM zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage entsprochen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Berufung meint, der Kl&#228;ger habe wegen der unterschiedlichen Sachdarstellungen der Unfallbeteiligten nicht regulieren d&#252;rfen, zumindest nicht zu 100 %, keinesfalls in H&#246;he der erheblichen Mietwagenkosten. Dies umso weniger, als ... mit ... sich geeinigt gehabt h&#228;tten, da&#223; niemand Anspr&#252;che gegen den anderen erhebt. Mit Schriftsatz vom 12.01.1990 hat sich die Beklagte ferner darauf berufen, da&#223; der Kl&#228;ger auch schon dem Grunde nach nicht leistungsfrei sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt das angefochtene Urteil und legt im einzelnen dar, warum der Kl&#228;ger die vollen Mietwagenkosten ausgeglichen hat. Die Rechtsauffassung der Beklagten im Schriftsatz vom 12.01.1990 r&#252;gt der Kl&#228;ger als versp&#228;tet. Erstmals im Senatstermin hat er sich darauf berufen, da&#223; er auch wegen Obliegenheitsverletzung zumindest teilweise leistungsfrei sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger k&#246;nnte dann die von ihm gem&#228;&#223; &#167;3 Nr. 1 PflichtVG an den Unfallgegner ... gezahlten Betr&#228;ge ganz oder teilweise von der Beklagten zur&#252;ckverlangen, wenn er ihr gegen&#252;ber leistungsfrei w&#228;re, &#167;3 Nr. 9 PflichtVG. Dies ist indes nicht der Fall. Auf den Streit der Parteien, ob der Kl&#228;ger den Unfall sachgerecht reguliert oder dabei seine Verpflichtungen schuldhaft verletzt hat (&#167;3 Nr. 10 PflichtVG), kommt es daher nicht an.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt zu Unrecht f&#252;r sich in Anspruch, wegen nicht fristgerechter Zahlung der Erstpr&#228;mie leistungsfrei geworden zu sein. Die Erstpr&#228;mienanforderung hat nur dann die Rechtswirkung des &#167;38 VVG, wenn in ihr mit zutreffender Bezifferung und richtiger Kennzeichnung derjenige Betrag ausgewiesen ist, den der Versicherungsnehmer zur Erlangung - bzw. bei vorl&#228;ufiger Deckungszusage zur Erhaltung - des betreffenden Versicherungsschutzes aufwenden mu&#223;. Die weitreichenden und f&#252;r einen Versicherunsnehmer nicht selten existenzgef&#228;hrdenden Folgen treten au&#223;erdem nur dann ein, wenn der Versicherer den Versicherungsnehmer &#252;ber die Rechtsfolgen nicht fristgerechter Einl&#246;sung des Versicherungsscheines richtig belehrt hat (BGH VersR 85, 447; NJW 86, 1103; Senat NJW RR 87, 1241; Stiefel-Hofmann &#167;1 AKB RNr. 79 m.w.N.). Diese Voraussetzungen sind gleich in mehrfacher Hinsicht nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst ist schon der f&#252;r die Erhaltung des Versicherungsschutzes zu zahlende Erstbeitrag nicht, zumindest nicht in der gebotenen Klarheit bezeichnet worden. Zwar ist in dem Versicherungsschein die Pr&#228;mie f&#252;r die Haftpflicht- und f&#252;r die Fahrzeugversicherung zun&#228;chst gesondert ausgewiesen. Im Anschlu&#223; daran hei&#223;t es aber, da&#223; insgesamt 262,20 DM zu zahlen seien und da&#223; es sich dabei um den Erstbeitrag handele. Zur Erhaltung des Versicherungsschutzes in der Haftpflichtversicherung w&#228;re aber die Zahlung der f&#252;r die Fahrzeugversicherung berechneten Pr&#228;mie nicht erforderlich gewesen. Hierauf wird in dem Versicherungsschein an keiner Stelle hingewiesen. Der Hinweis des Kl&#228;gers, Erstbeitrag gem&#228;&#223; &#167;38 VVG sei der Beitrag bis zum 01.04.1987, der in der Zeile zuvor mit 262,20 DM, also inclusive der Pr&#228;mie f&#252;r die Teilkaskoversicherung, ausgeworfen worden war, erweckt vielmehr - zu Unrecht - den Anschein, da&#223; der genannte Gesamtbetrag zur Erhaltung des Versicherungsschutzes gezahlt werden m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon ist die Belehrung auch in weiteren Punkten verwirrend und falsch. Die Belehrung soll nach den schrifts&#228;tzlichen Angaben des Kl&#228;gers - die vorliegende verkleinerte Ablichtung des Versicherungsscheines ist in diesem Punkt unleserlich - auf &#167;39 VVG verweisen. Dies w&#228;re offensichtlich verfehlt und st&#252;nde im Widerspruch zu dem dar&#252;berstehenden Computerausdruck, der auf &#167;38 VVG Bezug nimmt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn aber auch im Vordrucktext &#167;38 VVG zitiert worden sein sollte, w&#228;re das unrichtig. In der Kraftfahrtversicherung ergeben sich die Voraussetzungen der Leistungsfreiheit wegen nicht rechtzeitiger Einl&#246;sung des Versicherungsscheines nicht aus &#167;38 VVG sondern aus &#167;1 Abs. 2 AKB. Danach tritt der Versicherungsschutz aus vorl&#228;ufiger Deckungszusage nur dann r&#252;ckwirkend au&#223;er Kraft, wenn der Antrag unver&#228;ndert angenommen, der Versicherungsschein nicht sp&#228;testens innerhalb von 14 Tagen eingel&#246;st wird und der Versicherungsnehmer die Versp&#228;tung zu vertreten hat. Auch in diesem Punkt ist die Belehrung falsch. Sie weist nicht darauf hin, da&#223; bei unverschuldeter Vers&#228;umung der Zahlungsfrist auch nachtr&#228;gliche Zahlung zur Erhaltung des Versicherungsschutzes auch f&#252;r die Vergangenheit ausreicht. Die Belehrung des Kl&#228;gers erweckt den unzutreffenden Eindruck, da&#223; jedwede Fristvers&#228;umung zum Verlust des Versicherungsschutzes f&#252;hrt. Auch dieser Mangel in der Belehrung f&#252;hrt dazu, da&#223; der Kl&#228;ger nicht wegen fehlender Einl&#246;sung des Versicherungsscheines leistungsfrei geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers war es dem Senat, auch wenn die Berufungsbegr&#252;ndung sich im wesentlichen zu &#167;3 Nr. 10 PflichtVG verh&#228;lt, nicht verwehrt, die Entscheidung auf die vorstehenden Gesichtspunkte zu st&#252;tzen. Ein Regre&#223;anspruch kann nur bestehen, wenn der Kl&#228;ger im Verh&#228;ltnis zur Beklagten leistungsfrei ist, &#167;3 Nr. 9 Satz 2 PflichtVG. Die Voraussetzungen dieser Leistungsfreiheit geh&#246;ren mithin zur Schl&#252;ssigkeit des Klagevorbringens, was - nach entsprechender Er&#246;rterung - ohne weiteres Ber&#252;cksichtigung finden mu&#223;. Von Versp&#228;tung kann keine Rede sein: Der Versicherungsschein war schon in 1. Instanz &#252;berreicht worden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der nach dem Unfall erfolgte R&#252;cktritt des Kl&#228;gers ist f&#252;r seine Einstandspflicht ohne Belang. Diese endet r&#252;ckwirkend <u>nur</u> unter den - hier nicht vorliegenden - Voraussetzungen des &#167;1 II 4 AKB (Pr&#246;lss-Martin &#167;1 AKB Anm. 2 b). Selbst wenn eine Umdeutung in eine K&#252;ndigung nach &#167;1 IIs AKB zul&#228;ssig sein sollte, was uner&#246;rtert bleiben kann, k&#246;nnte das der Klage deshalb nicht zum Erfolg verhelfen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist auch nicht wegen Obliegenheitsverletzung, auf die er sich im &#252;brigen auch erstmals im Senatstermin bezogen hat, ganz oder teilweise leistungsfrei geworden, &#167;7 V AKB. Zwar war im Senatstermin zwischen den Parteien nicht streitig, da&#223; die Schilderung des Unfalles in der Schadenanzeige vom 15.05.1987 unrichtig ist. Es besteht auch kein vern&#252;nftiger Zweifel daran, da&#223; der Zeuge ..., der Fahrer des Unfallwagen war und von dem Angaben stammen, dies wu&#223;te. Leistungsfreiheit setzt aber Vorsatz oder - unter weiteren Voraussetzungen - zumindest grobe Fahrl&#228;ssigkeit des Versicherungsnehmers oder seines Repr&#228;sentanten voraus. Der Kl&#228;ger hat, obwohl er in der Haftpflichtversicherung zu diesem Punkt beweispflichtig ist (Pr&#246;lss/Martin &#167;7 Anm. 6 D AKB m.w.N.), nicht dargetan, da&#223; die Beklagte Kenntnis von der Unrichtigkeit dieser Angaben hatte. Dies versteht sich auch nicht von selbst, zumal sie im Zeitpunkt des Unfalles im Krankenhaus lag und von ihrem Lebensgef&#228;hrten nicht im einzelnen unterrichtet worden sein mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte braucht sich das Verhalten des Zeugen ... auch nicht nach den Grunds&#228;tzen der Repr&#228;sentantenhaftung zurechnen zu lassen. Zun&#228;chst ist dieser nicht allein deshalb Repr&#228;sentant, weil er mit der Beklagten zusammenlebt (BGH VersR 89, 909 = NJW 2474). Zu den tats&#228;chlichen Voraussetzungen einer etwaigen Repr&#228;sentantenstellung hat der Kl&#228;ger nichts vorgetragen. Eine solche ergibt sich auch nicht daraus, da&#223; die Beklagte in der Schadenanzeige die Frage "Entscheidet der Fahrer &#252;ber den Gebrauch des Kfz allein (Repr&#228;sentant)?" bejaht hat. Abgesehen davon, da&#223; die Frage nur einen Teilaspekt des Repr&#228;sentantenbegriffes betrifft, der Klammerzusatz "Repr&#228;sentant" deshalb etwas Falsches suggeriert, ist es nicht Aufgabe eines Versicherungsnehmers, vom Versicherer falsch definierte Rechtsbegriffe wom&#246;glich zwischen den Parteien verbindlich zu beantworten. Da&#223; die Beklagte die versicherungsrechtliche Abwicklung ihrem Lebensgef&#228;hrten gerade nicht &#252;bertragen hat, folgt schon daraus, da&#223; sie die Schadenanzeige selbst unterschrieben hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist der Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Beklagten f&#252;r den Unfall vom 22.04.1987 aus der vorl&#228;ufigen Deckungszusage in vollem Umfange einstandspflichtig. Er kann deshalb auch keinen Regre&#223; nehmen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;91, 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 18.236,11 DM.</p>
315,153
ag-dusseldorf-1990-01-24-29-c-1045389
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
29 C 10453/89
1990-01-24T00:00:00
2019-03-13T14:47:45
2022-10-18T15:08:59
Urteil
ECLI:DE:AGD:1990:0124.29C10453.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 15. November 1989</p> <p>durch die Richterin X f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin fallen die Kosten des</p> <p>Rechtsstreits zur Last.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Kl&#228;gerin darf die Vollstreckung durch</p> <p>Sicherheitsleistung in H&#246;he von 500,-- DM</p> <p>abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der</p> <p>Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die jeweiligen Sicherheiten d&#252;rfen auch durch eine</p> <p>selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundes-</p> <p>republik oder Westberlin ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder</p> <p>Sparkasse geleistet werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Kl&#228;gerin ist als Halterin des PKW X, Erst-</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">zulassung 1976, Fahrgestell Nr. 90236, mit dem amtlichen Kenn-</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">zeichen X durch Versicherungsvertrag vom 30.9.1986 bei</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">der Beklagten kraftfahrtversichert. Hierzu geh&#246;rt auch eine</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Kfz-Diebstahlversicherung. Das Fahrzeug wurde in der Nacht</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">vom 24.1. auf den 25.1.1989 zwischen 22 und 2.00 Uhr vor der</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Gastst&#228;tte X auf der X Stra&#223;e in X von</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Unbekannten entwendet. Dort hatte ihn der Ehemann der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">zum Zwecke des Gastst&#228;ttenbesuchs abgestellt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Den PKW-Schl&#252;ssel hatte der Ehemann der Kl&#228;gerin in die</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Tasche seiner Lederjacke gesteckt und diese an die Garderobe</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">geh&#228;ngt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Kl&#228;gerin behauptet, vom Platz ihres Ehemannes aus sei</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">die Jacke die gesamte Zeit &#252;ber gut sichtbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Gastst&#228;tte sei an diesem Abend nur sehr sp&#228;rlich besucht</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">gewesen, weshalb der Blick auf die Jacke die ganze Zeit &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">vollkommen frei gewesen sei. Ihr Ehemann habe die Jacke die</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">ganze Zeit &#252;ber im Auge behalten. Die Jacke und der Schl&#252;ssel</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">seien sodann w&#228;hrend eines ganz kurzen unbeaufsichtigten Moments</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">gestohlen worden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Das von der Staatsanwaltschaft X eingeleitete Ermittlungs-</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">verfahren wurde durch Verf&#252;gung vom 13.2.1989 eingestellt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">weil der T&#228;ter nicht ermittelt werden konnte. Die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">zeigte der Beklagten den Schaden am 25.1.1989 an; die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">lehnte die Regulierung mit Schreiben vom 15.5.1989 ab.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Kl&#228;gerin beziffert ihren Schaden auf 2.500,-- DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">(s. Berechnung Blatt 5 ff d.A.).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:92px">die Beklagte zu verurteilen, an sie</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:92px">2.500,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12.7.1989</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:92px">zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Beklagte bittet um</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:92px">Klageabweisung.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Sie vertritt die Auffassung, dass der Versicherungsfall von</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">einem Repr&#228;sentanten der Kl&#228;gerin grob fahrl&#228;ssig herbeige-</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">f&#252;hrt worden sei, was zu ihrer Leistungsfreiheit f&#252;hre.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Zum einen sei der Ehemann der Kl&#228;gerin seit Erwerb des</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Fahrzeugs im September 1986 bis zu dessen Diebstahl der</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">alleinige Benutzer gewesen, so da&#223; er Repr&#228;sentant der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">sei und sie sich also dessen Verhalten zurechnen lassen m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Grobes Verhalten ergebe sich zum einen daraus, dass der Ehemann</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">der Kl&#228;gerin schon angesichts der in der Gastst&#228;tte statt-</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">findenden Unterhaltungen nicht die ganze Zeit seine Jacke fixiert</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">haben k&#246;nne, zumal sich neben der Garderobe ein Spielauto-</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">mat befinde, an dem zur fraglichen Zeit st&#228;ndig Leute gewesen</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">seien. Im &#252;brigen habe der Ehemann der Kl&#228;gerin an diesem</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Abend in ganz erheblichem Ma&#223; dem Alkohol zugesprochen</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">und sich auch zeitweise am Billardtisch aufgehalten. Zu-</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">mindest in der letzten Zeit seines Gastst&#228;ttenbesuchs habe</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">er seine Jacke infolge Alkoholgenusses nicht mehr im Auge</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">behalten k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Wegen der Einzelheiten des Vortrags der Parteien wird auf den</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Inhalt der von ihnen eingereichten vorbereitenden Schrifts&#228;tze</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Kl&#228;gerin kann von der Beklagten nicht Ersatz des Schadens</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">verlangen, weil die Beklagte nach &#167; 61 VVG von ihrer Pflicht</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">zur Leistung frei ist.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Der Ehemann der Kl&#228;gerin ist deren Repr&#228;sentant im versicherungs-</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">rechtlichen Verh&#228;ltnis zur Beklagten. In der Fahrzeugver-</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">sicherung ist Repr&#228;sentant des Versicherungsnehmers, wer</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">an seiner Stelle Halter und Wartung des versicherten Kfz</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">&#252;bernimmt.; die Befugnis, f&#252;r den Versicherungsnehmer</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">rechtsgesch&#228;ftlich zu handeln, ist nicht erforderlich</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">(BGH &#8211;Versicherungsrecht 69, 1068). Konkretisiert bedeutet</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">dies, dass bei einer Kfz-Kaskoversicherung der Ehemann des</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Versicherungsnehmers dann als dessen Repr&#228;sentant anzusehen ist,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">wenn er das versicherte Fahrzeug st&#228;ndig f&#228;hrt, im Besitz</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">der Papiere und s&#228;mtlicher Schl&#252;ssel ist und jeden Fahrzeug-</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">schaden wirtschaftlich tr&#228;gt (OLG Karlsruhe Versicherungs-</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">recht 76,58).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Diese Voraussetzungen liegen hier vor.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Aus der Vernehmungsniederschrift des Ehemannes der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">geht hervor, dass f&#252;r den PKW nur ein Schl&#252;ssel existierte;</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">der zweite, seinerzeit mitverkaufte Schl&#252;ssel war im Jahre</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">1986 verlorengegangen. Der Ehemann der Kl&#228;gerin war also zum</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Diebstahlzeitpunkt alleiniger Schl&#252;sselinhaber des Fahrzeugs.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die Kl&#228;gerin kann auch nicht bestreiten, dass ihr Mann den</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Schaden wirtschaftlich tr&#228;gt. Sie selbst bringt vor, die</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Unterhaltung des Fahrzeugs vom Haushaltsgeld abzuzweigen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Dies bedeutet i. &#252;. nicht nur, dass ihr Ehemann den Verlust wirtschaftlich</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">tr&#228;gt; wirtschaftlich trug er auch den Unterhalt des Fahrzeugs,</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">mag dies auch ein durchlaufender Posten "im Haushaltsgeld" der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">gewesen sein.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Der Ehemann der Kl&#228;gerin sprach im &#252;brigen bei der poli-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">zeilichen Vernehmung von "meinem PKW", den "auch meine Frau"</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">benutzt. Aus diesen Formulierungen geht hervor, dass der</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Ehemann der Kl&#228;gerin das Fahrzeug als seines betrachtet,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">was von der Kostentragung durch ihn untermauert wird.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Da der Ehemann der Kl&#228;gerin den Diebstahl grob fahrl&#228;ssig</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">erm&#246;glicht hat, besteht Leistungsfreiheit der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Grob fahrl&#228;ssig handelt, wer die im Verkehr erforderliche</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Sorgfalt gr&#246;blich, in hohem Ma&#223;e, au&#223;er Acht l&#228;sst und nicht</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">das beachtet, was unter den gegebenen Umst&#228;nden jedem ein-</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">leuchten m&#252;sste (vgl. Pr&#246;lss/Martin, Anm. 12 zu &#167; 6 VVG).</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Grob fahrl&#228;ssig handelt also, wer unbek&#252;mmert und leichtfertig</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">agiert. Dabei ist das Verhalten des Versicherungsnehmers</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">- bzw. seines Repr&#228;sentanten - in seiner Gesamtheit zu betrachten,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">so dass das Zusammentreffen von &#8211; f&#252;r sich genommen &#8211; tolerier-</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">baren Umst&#228;nden den qualifizierten Vorwurf begr&#252;nden kann.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Aus der polizeilichen Aussage des Ehemannes der Kl&#228;gerin geht</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">hervor, da&#223; er zum Ende des Gastst&#228;ttenbesuchs so alkoho-</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">lisiert war, da&#223; er nicht klar denken konnte. Selbst wenn man</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">zu Gunsten der Kl&#228;gerin unterstellt, da&#223; ihr Ehemann</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">die Jacke w&#228;hrend der gesamten Zeit im Blick hatte, so wurde</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">diese Beobachtung mit zunehmender Alkoholisierung zunehmend</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">unzuverl&#228;ssiger; ein Betrunkener in einer Gastst&#228;tte kann</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">seine Aufmerksamkeit nicht mehr in dem Ma&#223;e seiner Jacke</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">schenken wie ein N&#252;chterner. Dies zeigt sich auch daran, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">der Ehemann der Kl&#228;gerin zun&#228;chst auf der Stra&#223;e auf das</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Taxi wartete, ohne seine Jacke anzuhaben. Er ging dann zur&#252;ck</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">und stellte erst beim neuerlichen Hineingehen in die Gast-</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">wirtschaft fest, dass die Jacke insgesamt abhanden gekommen </p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">war.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Das Verhalten des Ehemannes der Kl&#228;gerin ist auch subjektiv</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">vorwerfbar. Ausweislich der polizeilichen Aussage handelte</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">es sich bei den in der Jacke befindlichen Schl&#252;ssel um</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">einen Haust&#252;rschl&#252;ssel und um einen PKW-Schl&#252;ssel und mit-</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">hin nicht um einen schweren Schl&#252;sselbund; man h&#228;tte diese</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Schl&#252;ssel deshalb genau so gut in die Hosentasche stecken</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">k&#246;nnen. Der Ehemann der Kl&#228;gerin hat die Schl&#252;ssel in einer</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Lederjacke deponiert, obwohl Lederjacken an Garderoben eher</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">gestohlen zu werden pflegen als andere Bekleidungsst&#252;cke.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Sp&#228;testens zu dem Zeitpunkt, als der Ehemann der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">im Hinblick auf seine fortschreitende Alkoholisierung noch</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">realisieren konnte, da&#223; er bald seiner Sinne nicht mehr voll-</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">st&#228;ndig m&#228;chtig sein w&#252;rde, h&#228;tte er den Wagenschl&#252;ssel an</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">sich nehmen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Da die Kl&#228;gerin in diesem Rechtsstreit unterlegen ist,</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">hat sie gem&#228;&#223; &#167; 91 Abs. 1 ZPO dessen Kosten zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">Die &#252;brigen prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:21px">den &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 Satz 1, 108 Abs. 1 ZPO.</p>
315,154
olgham-1990-01-22-3-u-26788
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 267/88
1990-01-22T00:00:00
2019-03-13T14:47:47
2022-10-18T15:08:59
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0122.3U267.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 14. April 1988 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das genannte Urteil abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger 99.020,25 DM nebst 8,5% Zinsen seit dem 26. Februar 1987 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagten tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagten k&#246;nnen die Vollstreckung abwenden durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 150.000,- DM, falls nicht der Kl&#228;ger zuvor Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Den Parteien wird nachgelassen, Sicherheit auch durch eine unbedingte und unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befuhr am 1.8.1986 gegen 20.40 Uhr mit seinem Pkw xxx, amtliches Kennzeichen xxx den linken Fahrstreifen der BAB xxx in Fahrtrichtung xxx. In H&#246;he von xxx fuhren vor ihm in gleicher Fahrtrichtung auf dem rechten Fahrstreifen der Beklagte zu 1) mit seinem bei dem Beklagten zu 2) haftpflichtversicherten Wohnmobil xxx amtliches Kennzeichen xxx dahinter ein Lkw und hinter diesem der Zeuge xxx mit seinem Pkw xxx. Nachdem der Zeuge xxx auf dem linken Fahrstreifen ausgeschert war, um den vor ihm fahrenden Lkw zu &#252;berholen, bemerkte er den mit hoher Geschwindigkeit herannahenden Kl&#228;ger und fuhr wieder auf den rechten Fahrstreifen hin&#252;ber, um dem Kl&#228;ger zun&#228;chst die Vorbeifahrt zu erm&#246;glichen. Kurz darauf kollidierte der Kl&#228;ger aus Gr&#252;nden, die zwischen den Parteien streitig sind, mit dem Beklagten zu 1), der inzwischen seinerseits zum &#220;berholen eines weiteren vor ihm fahrenden Lkw auf den linken Fahrstreifen ausgeschert war. Durch den Aufprall &#252;berschlug sich das Fahrzeug des Beklagten zu 1) mehrfach und kam anschlie&#223;end im Bereich der Mittelleitplanke zum Stehen, w&#228;hrend das Fahrzeug des Kl&#228;gers nach rechts hin&#252;berschleuderte und dort in einem Acker landete.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Beklagten auf vollen Ersatz seines unter n&#228;herer Darlegung auf insgesamt 99.420,25 DM bezifferten Unfallschadens in Anspruch genommen und dazu behauptet, der Beklagte sei, w&#228;hrend er - der Kl&#228;ger - mit einer Geschwindigkeit von etwa 200 km/h den Zeugen xxx &#252;berholt habe, pl&#246;tzlich und ohne Bet&#228;tigung des Fahrtrichtungsanzeigers auf die linke Fahrspur gefahren. Obwohl er - der Kl&#228;ger - darauf sofort mit einer Vollbremsung reagiert und auch noch versucht habe, nach rechts auszuweichen, habe er das Fahrzeug des Beklagten zu 1) noch mit dem linken Vorderteil seines Ferrari erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben eine schuldhafte Verursachung des Unfalls durch den Beklagten zu 1) in Abrede gestellt und behauptet, dieser sei erst auf dem linken Fahrstreifen gewechselt, nachdem er das linke Blinklicht gesetzt und sich durch einen Blick in den R&#252;ckspiegel vergewissert habe, da&#223; die linke Fahrspur frei gewesen sei. Als sich der Beklagte zu 1) bereits einige Zeit auf dem linken Fahrstreifen befunden habe, habe er pl&#246;tzlich von hinten einen starken Ansto&#223; erhalten, was - wie die Beklagten meinen - darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, da&#223; der Kl&#228;ger, der mit einer Geschwindigkeit von 200 bis 250 km/h gefahren sei, zu sp&#228;t reagiert habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch die uneidliche Vernehmung der Zeugen xxx und xxx (Ehefrau des Beklagten zu 1 ) und xxx (Sohn des Kl&#228;gers) sowie durch Einholung eines Gutachtens, das der Sachverst&#228;ndige xxx unter dem 30.11.1987 schriftlich erstattet und im Termin am 4.2.1988 m&#252;ndlich erl&#228;utert hat. Das Landgericht hat ferner die Ermittlungsakten 64 Js 1889/86 StA Bielefeld zu Informationszwecken beigezogen und sodann der Klage unter Abweisung im &#252;brigen in H&#246;he von 69.314,18 DM stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, da&#223; der Unfall von dem Beklagten zu 1) schuldhaft verursacht worden sei, w&#228;hrend den Kl&#228;ger zwar kein Mitverschulden treffe, er aber f&#252;r die Betriebsgefahr seines Fahrzeugs einzustehen habe, so da&#223; er mehr als 70% seines in H&#246;he von insgesamt 99.020,25 DM als berechtigt anzuerkennenden Unfallschadens nicht ersetzt verlangen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO Bezug genommen wird, richten sich die selbst&#228;ndigen Berufungen beider Parteien, mit denen der Kl&#228;ger unter Hinnahme der vom Landgericht vorgenommenen K&#252;rzung weiterhin vollen Ersatz seines Unfallschadens begehrt,, w&#228;hrend die Beklagten die Abweisung der Klage erstreben, soweit diese &#252;ber 15.000,- DM hinausgeht.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bleiben unter Wiederholung und Erg&#228;nzung ihres erstinstanzlichen Vortrages bei der Behauptung, da&#223; der Pkw des Kl&#228;gers bei Einleitung des Ausscherman&#246;vers des Beklagten zu 1) f&#252;r diesen noch nicht wahrnehmbar gewesen sei und meinen, da&#223; der Unfall allein von dem Kl&#228;ger verschuldet worden sei, der entweder mit &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit oder unaufmerksam gefahren sei, weshalb sie sich nicht f&#252;r verpflichtet erachten, dem Kl&#228;ger mehr als 30% seines Unfallschadens, den sie mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen auch nur in H&#246;he von insgesamt 50.000,- DM als berechtigt anerkennen, zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage abzuweisen, soweit sie als Gesamtschuldner verurteilt sind, an den Kl&#228;ger mehr als 15.000,- DM nebst 4% Zinsen zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ihnen nachzulassen, die gem&#228;&#223; &#167; 711 ZPO oder &#167; 712 ZPO zu bestimmende Sicherheitsleistung auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner &#252;ber den ausgeurteilten Betrag von 69.31,10 DM hinaus weitere 29.706,07 DM, insgesamt 99.020,25 DM nebst 8,5% Zinsen ab 26.2.1987 an ihn zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen, </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">ihm zu gestatten, Sicherheit gem&#228;&#223; &#167;&#167; 709 - 711, 720a Abs. 3 ZPO durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt und erg&#228;nzt seinen erstinstanzlichen Vortrag zum Unfallhergang, meint, da&#223; ihm weder ein Mitverschulden noch eine Mitverantwortlichkeit unter dem Gesichtspunkt der Betriebsgefahr anzulasten, der Unfall f&#252;r ihn vielmehr unabwendbar gewesen sei und verteidigt mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen die H&#246;he des von ihm geltend gemachten Schadens, wobei er seinen in H&#246;he von 91.000,- DM geltend gemachten Fahrzeugschaden nunmehr ausdr&#252;cklich als erstrangigen Teilbetrag deklariert.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch die uneidliche Vernehmung der Zeugen xxx und xxx und xxx sowie durch Einholung von Gutachten, die der Sachverst&#228;ndige xxx m&#252;ndlich und schriftlich erstattet hat. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschriften vom 10.4.1989 und 22.1.1990, die Vermerke der Berichterstatterin zu diesen Sitzungsniederschriften und, das schriftliche Gutachten des Sachverst&#228;ndigen vom 8.11.1989 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlungsakten 64 Js 1889/86 StA Bielefeld haben vorgelegen und sind Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat keinen, die Berufung des Kl&#228;gers hat vollen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 823 BGB, 7 StVG, 3 PflVG verpflichtet, dem Kl&#228;ger vollen Ersatz seines Unfallschadens zu leisten, der nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme jedenfalls in H&#246;he der verlangten 99.020,25 DM begr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist nach erg&#228;nzender Beweisaufnahme mit dem Landgericht davon &#252;berzeugt, da&#223; der Unfall allein von dem Beklagten zu 1) verschuldet worden ist, indem dieser sich bei dem von ihm vorgenommenen Fahrstreifenwechsel nicht so verhalten hat, da&#223; eine Gef&#228;hrdung des Kl&#228;gers ausgeschlossen war (&#167;&#167; 5 Abs. 4 Satz 1, 7 Abs. 5 Satz 1 StVO). Diese &#220;berzeugung st&#252;tzt sich im wesentlichen auf die glaubhaften Bekundungen des Zeugen xxx der als Beifahrer in dem xxx seines Bruders xxx sa&#223; und den Unfallhergang zuverl&#228;ssig beobachtet und wiedergegeben hat. Danach ist der Zeuge xxx zwischen der Rastst&#228;tte xxx und der Ausfahrt xxx auf die linke Fahrspur gewechselt, um einen vor ihm auf der rechten Fahrspur fahrenden Lkw zu &#252;berholen, als er hinter sich den Kl&#228;ger herannahen sah. Mit der Bemerkung, da&#223; sie f&#252;r den, der jetzt komme, nicht schnell genug seien, hat der Zeuge xxx daraufhin von seinem &#220;berholman&#246;ver zun&#228;chst Abstand genommen und sich wieder auf die rechte Fahrspur eingeordnet, um dem Kl&#228;ger die Vorbeifahrt zu erm&#246;glichen. Unmittelbar nach dieser Vorbeifahrt ist der Zeuge xxx wieder nach links ausgeschert. Etwa zeitgleich ist der Beklagte zu 1) ebenfalls nach links ausgeschert, wobei sich der Kl&#228;ger zu diesem Zeitpunkt nach Sch&#228;tzung des Zeugen xxx nur noch ca. 100 bis 150 m hinter dem Beklagten zu 1) und damit nach den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen xxx voll in dessen Sichtbereich befand. Unter Zugrundelegung dieser Darstellung, die in sich widerspruchsfrei ist, in keinerlei Widerspruch, zu den Bekundungen der Zeugen xxx und xxx steht, sondern von diesen erg&#228;nzt wird und sich auch mit den technischen Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen xxx volle &#220;bereinstimmung bringen l&#228;&#223;t, steht fest, da&#223; der Beklagte zu 1) den Kl&#228;ger entweder &#252;bersehen oder aber dessen Geschwindigkeit v&#246;llig untersch&#228;tzt hat, was beides die Feststellung eines unfallurs&#228;chlichen Verschuldens begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zutreffend macht der Kl&#228;ger demgegen&#252;ber geltend, da&#223; der Unfall f&#252;r ihn ein unabwendbares Ereignis im Sinne des &#167; 7 Abs. 2 StVG darstellte. Allerdings erm&#246;glichen die Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen xxx eine dahingehende Feststellung nur unter der Pr&#228;misse, da&#223; sich der Kl&#228;ger zum fr&#252;hestm&#246;glichen Zeitpunkt zur spontanen Bremsung entschlossen hat, das hei&#223;t zu dem Zeitpunkt, zu, welchem der Fahrstreifenwechsel des Beklagten zu 1) f&#252;r ihn erkennbar wurde, weil sich das Unfallgeschehen technisch nur insoweit zuverl&#228;ssig hat rekonstruieren lassen. Dieser fr&#252;hestm&#246;gliche Zeitpunkt liegt nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen bei etwa 1/3 des von dem Beklagten zu 1) f&#252;r den Fahrspurwechsel insgesamt ben&#246;tigten Weges, das hei&#223;t bei Zugrundelegung der von dem Kl&#228;ger selbst einger&#228;umten Ausgangsgeschwindigkeit von rund 200 km/h, knapp 100 m vor der Unfallstelle, weil sich die Kollisionsgeschwindigkeit des Kl&#228;gers nach den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen zuverl&#228;ssig mit 157 km/h hat ermitteln lassen und der Kl&#228;ger 9.9 m gebraucht hat, um aus einer Ausgangsgeschwindigkeit von rund 200 km/h auf diese Kollisionsgeschwindigkeit zu kommen. Da&#223; der Kl&#228;ger tats&#228;chlich zu diesem fr&#252;hestm&#246;glichen Zeitpunkt gebremst hat, entnimmt der Senat den Bekundungen des Zeugen xxx dessen Sch&#228;tzung des Abstandes des Kl&#228;gers zu dem ausscherenden Beklagten zu 1) mit 100 bis 150 m sich auch insoweit als zuverl&#228;ssig erweist und der desweiteren bekundet, da&#223; der Kl&#228;ger bereits mit dem Bremsvorgang begonnen habe, als der Zeuge xxx nach der Vorbeifahrt des Kl&#228;gers wieder nach links ausgeschert sei, was etwa zeitgleich mit dem Ausscheren des Beklagten zu 1) der Fall war. Bei Zugrundelegung dessen war der Unfall f&#252;r den Kl&#228;ger nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen unvermeidbar, so da&#223; die Beklagten dem Kl&#228;ger dem Grunde nach zum vollen Ersatz seines Unfallschadens verpflichtet sind.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Auch zur H&#246;he erweist sich das Schadensersatzbegehren des Kl&#228;gers in vollem Umfang als begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten den von dem Kl&#228;ger unter Bezugnahme auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen xxx auf 91.000,- DM bezifferten Fahrzeugschaden f&#252;r &#252;bersetzt halten, ist der Sachverst&#228;ndige xxx in seinem schriftlichen Gutachten vom 8.11.1989 zwar zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; dieser Schaden nur 73.000,- DM betrage. Wie sich im Senatstermin herausgestellt hat, hat der Sachverst&#228;ndige seiner Bewertung dabei aber den Unfallzeitpunkt zugrunde gelegt, w&#228;hrend der Kl&#228;ger, dessen xxx unstreitig einen Totalschaden erlitten hat, gem&#228;&#223; &#167; 251 Abs. 1 BGB den derzeit zur Wiederbeschaffung eines gleichwertigen Ersatzfahrzeugs erforderlichen Geldbetrag verlangen kann. Insoweit hat der Sachverst&#228;ndige im Senatstermin best&#228;tigt, da&#223; - wie von dem Kl&#228;ger behauptet - heute Aufpreise von 100.000,- DM und mehr gezahlt werden, so da&#223; auch unter Ber&#252;cksichtigung der Vorsteuerabzugsberechtigung des Kl&#228;gers keine Bedenken bestehen, dessen Fahrzeugschaden jedenfalls in H&#246;he der nunmehr ausdr&#252;cklich als erstrangiger Teilbetrag geltend gemachten 91.000,- DM als berechtigt anzuerkennen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt f&#252;r die vom Landgericht zuerkannten Betr&#228;ge von 3.398,- DM f&#252;r das Schadensgutachten des Sachverst&#228;ndigen xxx und 3.780,- DM f&#252;r 30 Tage &#224; 126,- DM Nutzungsausfallentsch&#228;digung, gegen die von den Beklagten substantiierte Einwendungen in der Berufungsinstanz nicht erhoben worden sind.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die verlangte Kostenpauschale ist in erster Instanz in H&#246;he von 100,- DM als berechtigt anerkannt worden und in dieser H&#246;he auch in der Berufungsinstanz unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sieht der Senat unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen des Kl&#228;gers im Senatstermin am 10.4.1989 als glaubhaft an, da&#223; dessen Brille bei dem Unfall zerst&#246;rt worden ist, so da&#223; auch die belegten Kosten f&#252;r die Anschaffung einer Ersatzbrille in H&#246;he von 742,25 DM als berechtigt anzuerkennen sind.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus den &#167;&#167; 286 I, 284 I, 288 II BGB.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 97, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,155
lg-dusseldorf-1990-01-15-25-t-2690
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
25 T 26/90
1990-01-15T00:00:00
2019-03-13T14:47:49
2022-10-18T15:08:59
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1990:0115.25T26.90.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschluss wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird an das Amtsgericht D&#252;sseldorf zur erneuten Entscheidung &#252;ber den Eintragungsantrag der Beteiligten zu 1. und 2. vom 1. Dezember 1989 nach Ma&#223;gabe der nachstehenden Gr&#252;nde zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1. sind eingetragene Eigent&#252;mer des eingangs n&#228;her bezeichneten Grundst&#252;cks. Die Beteiligten zu 2. sind eingetragene Eigent&#252;mer des im Grundbuch von X Blatt X eingetragenen Grundbesitzes Gemarkung X, Flur X, Flurst&#252;cke 1249, 1268 und 1267 (1/8 Miteigentumsanteil).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei der Errichtung ihres Hauses mit Wintergarten haben die Beteiligten zu 2. auf ihrem Flurst&#252;ck 1249 in einer L&#228;nge von 5,50 m um 0,15 m &#252;ber die Grenze zum Flurst&#252;ck 1250 gebaut. Die Beteiligten zu 1. haben dem &#220;berbau nicht widersprochen und sind sich mit den Beteiligten zu 2. dar&#252;ber einig, dass der &#220;berbau nicht auf Vorsatz oder grober Fahrl&#228;ssigkeit von ihnen beruhe. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In &#246;ffentlich beglaubigter Erkl&#228;rung vom 24. November 1989 - URNR. X aus 1989 des Notars X in D&#252;sseldorf - haben die Beteiligten 1. f&#252;r sich und ihre Rechtsnachfolger auf eine &#220;berbaurente verzichtet, den die Beteiligten zu 2. angenommen haben. Die Beteiligten zu 1. bewilligen und die Beteiligten zu 2. beantragen, diesen Verzicht bei dem im Grundbuch von X Blatt X eingetragenen Grundst&#252;ck Flur X, Flurst&#252;ck 1249 einzutragen. Die Beteiligten zu 1. beantragen, bei dem im Grundbuch von X Blatt X eingetragenen Grundst&#252;ck Flur X, Flurst&#252;ck 1250 den vorstehend bewilligten Verzicht zu vermerken.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Antrag vom 1. Dezember 1989 haben die Beteiligten beantragt, bei dem im Grundbuch von X Blatt X eingetragenen Grundst&#252;ck Flur X, Flurst&#252;ck 1249 den bewilligten Verzicht auf eine &#220;berbaurente einzutragen und bei dem im Grundbuch von X Blatt X eingetragenen Grundst&#252;ck Flur X Nr. 1250 diesen Verzicht zu vermerken.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschluss hat das Amtsgericht - Rechtspfleger - D&#252;sseldorf den Antrag der Beteiligten zu 1. und 2. vom 1. Dezember 1989 insgesamt zur&#252;ckgewiesen, weil die Eintragungsf&#228;higkeit des Vermerks, der bei dem im Grundbuch von X Blatt X eingetragenen Grundst&#252;ck Flur X Nr. 1250 eingetragen werden soll, nicht gegeben sei und im &#252;brigen wegen des vermuteten Vorbehalts der gleichzeitigen Erledigung gem&#228;&#223; &#167; 16 Abs. 2 GBO auch der Antrag auf Eintragung des Verzichts zur&#252;ckzuweisen war. Gegen diese Entscheidung haben die Beteiligten zu 1. und 2. Erinnerung eingelegt, der der Rechtspfleger nicht abgeholfen und die der Amtsrichter der Kammer zur Entscheidung vorgelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Erinnerung gilt als Beschwerde ( &#167; 11 Abs. 2 Satz 4 und 5 RpflG), die zul&#228;ssig (&#167;&#167; 71 Abs. 1, 73 GBO) und in der Sache auch begr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 914 Abs. 2 Satz 2 BGB ist der Verzicht auf eine &#220;berbaurente auf dem Grundbuchblatt des rentenpflichtigen Grundst&#252;cks einzutragen (vg. KG JFG 4, 387; OLG Bremen DNotZ 1965, 295 = Rpfleger 1965, 55 mit zustimmender Anmerkung Haegele; KG Rpfleger 1968, 52 mit zustimmender Anmerkung Haegele; BayObLG</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">DNotZ 1977, 111 = Rpfleger 1976, 180; OLG D&#252;sseldorf DNotZ 1978, 353 = Rpfleger 1978, 16; Palandt/Bassenge, BGB, 49. Auflage, &#167; 914 Anm. 3; Staudinger/Beutler, BGB, 12. Auflage, &#167; 914 Rdnr. 5 und 6; Haegele/Sch&#246;ner/St&#246;ber, Grundbuchrecht, 8. Auflage, Rdnr. 1168 Buchstabe p; Horber/Demharter, Grundbuchordnung, 18. Auflage, &#167; 9 Anm. 3; Kunze/Ertel/Herrmann/Eickmann, Grundbuchrecht, 3. Auflage, Einleitung D Rdnr. 9).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Grundbuchamtes ist ein Vermerk &#252;ber den vorstehend n&#228;her bezeichneten Verzicht nach &#167; 1 GBO im Grundbuch des herrschenden Grundst&#252;ckes einzutragen, wenn dies bewilligt und beantragt wird. Die Frage der Eintragungsf&#228;higkeit eines derartigen Vermerks auf dem herrschenden Grundst&#252;ck wird sowohl von der Rechtsprechung als auch von der Literatur &#252;berwiegend bejaht (vgl. KG Rpfleger 1968, 52; OLG D&#252;sseldorf DNotZ 1978, 353 = Rpfleger 1978, 16; Palandt/Bassenge, a.a.O., &#167; 914 Anm. 3; Staudinger/Beutler, a.a.O., &#167; 914 Rdnr. 5 und 6; Kunze/Erstel/Herrmann/Eickmann, a.a.O. Einleitung D Rdnr. 9; a.A. Meikel; Grundbuchrecht, 7.Auflage 1986, &#167; 9 Rdnr. 25). Aus folgenden Gr&#252;nden schlie&#223;t sich die Kammer der &#252;berwiegenden Meinung in Rechtsprechung und Literatur an: Der Verzicht auf die &#220;berbaurente ist gem&#228;&#223; &#167; 914 Abs. 2 Satz 2 BGB in das Grundbuch einzutragen; die Eintragung ist nach dieser Bestimmung Wirksamkeitserfordernis f&#252;r den Verzicht. Dagegen ist f&#252;r die Eintragung des Verzichts kein Raum, wenn er keine rechtliche Wirkung hat, etwa weil im Falle des unentschuldigten &#220;berbaus ein Rentenanspruch gem&#228;&#223; &#167; 912 Abs. 1 BGB &#252;berhaupt nicht besteht, denn das Grundbuch soll von &#252;berfl&#252;ssigen und sinnlosen Eintragungen freigehalten werden. &#220;berfl&#252;ssig und sinnlos w&#228;ren sowohl die Eintragung des Verzichts auf eine &#220;berbaurente auf dem verpflichteten Grundst&#252;ck und die Eintragung des Vermerks &#252;ber diesen Verzicht auf dem herrschenden Grundst&#252;ck, wenn zweifelsfrei festst&#252;nde, dass ein Rentenanspruch f&#252;r den jeweiligen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer des herrschenden Grundst&#252;cks &#252;berhaupt nicht entstanden w&#228;re. Indessen bedarf dies keiner abschlie&#223;enden Beantwortung, weil die Beteiligten zu 1. und 2. m&#246;gliche Zweifel durch die vertragliche Regelung vom 24. November 1989 behoben haben, um m&#246;gliche k&#252;nftige Streitigkeiten zu vermeiden. Aus diesem Grunde haben die Beteiligten zu 1. und 2. nicht nur ein schutzw&#252;rdiges Interesse an der Eintragung des Verzichts auf eine &#220;berbaurente auf dem verpflichteten Grundst&#252;ck, sondern in gleicher Weise ein derartiges Interesse an der Eintragung eines entsprechenden Vermerks auf dem herrschenden Grundst&#252;ck, denn aufgrund der beantragten Eintragungen steht f&#252;r jedermann fest, dass der jeweilige Eigent&#252;mer des herrschenden Grundst&#252;cks aus dem &#220;berbau keinerlei Rechte herleiten kann. Allein dieser Umstand begr&#252;ndet die Eintragungsf&#228;higkeit des Vermerks auf dem herrschenden Grundst&#252;ck, ganz abgesehen davon, dass diese Eintragung dem Rechtsfrieden dient (vgl. OLGZ 1978, 20), so dass es nur zu verst&#228;ndlich erscheint, dass das Kammergericht in seiner Entscheidung vom 5. Juni 1967 (Rpfleger 1968, 52) zur Frage der Eintragungsf&#228;higkeit des Vermerkes nach &#167; 9 Abs. 1 GBO auf dem herrschenden Grundst&#252;ck keine weitere Begr&#252;ndung angef&#252;hrt hat, weil die sich zwingend aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen zur Eintragungsf&#228;higkeit des Verzichtes auf eine &#220;berbaurente auf dem belasteten Grundst&#252;ck ergibt. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Aus den angef&#252;hrten Gr&#252;nden kann der Eintragungsantrag der Beteiligten zu 1. und 2. nicht zur&#252;ckgewiesen werden. Das Grundbuchamt hat daher erneut &#252;ber den Antrag zu entscheiden und hat dabei von den in dem angefochtenen Beschluss erhobenen Bedenken abzusehen. Deshalb war die erstinstanzliche Entscheidung aufzuheben und die Sache an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen.</p>
315,156
olgham-1990-01-12-20-u-18989
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 189/89
1990-01-12T00:00:00
2019-03-13T14:47:50
2022-10-18T15:08:57
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0112.20U189.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 28. April 1989 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts ... wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 13.000,- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Sicherheit durch unbefristete B&#252;rgschaft der Sparkasse ... die Beklagte durch eine solche der ... erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat bei der Beklagten unter anderem f&#252;r seine Ehefrau, die Zeugin ... eine Unfallversicherung &#252;ber 150.000,- DM mit Progression bei Invalidit&#228;t &#252;ber 75 % abgeschlossen. Am 16.07.1985 wurde die Zeugin ... bei einem Verkehrsunfall, bei dem ein fremdes Fahrzeug auf ihren Pkw auffuhr, verletzt: Sie erlitt ein HWS-Schleudertrauma. Dies zeigte der Kl&#228;ger mit Unfallmeldung vom 14.08.1985 (Bl. 34 GA) an. Die Beklagte antwortete darauf mit Schreiben vom 22.08.1985, in welchem sie darauf verwies, da&#223; im Fall einer Invalidit&#228;t ein Jahr nach dem Unfallereignis &#252;ber die Art der Dauerfolgen berichtet werden m&#252;sse und in welchem sie den Kl&#228;ger im einzelnen &#252;ber die Voraussetzungen des &#167;8 II 1 der vereinbarten AUB belehrte. Der Kl&#228;ger behauptet, er habe mit Schreiben vom 14.01.1988 Invalidit&#228;tsanspr&#252;che bei der Beklagten geltend gemacht. Der Beklagte lehnte Leistungen mit Schreiben vom 29.06.1988 wegen Verfristung ab. Daraufhin wandte sich der Zeuge ... ein Versicherungsangestellter der Beklagten im Au&#223;endienst ohne Abschlu&#223;vollmachten, mit Schreiben vom 07.07.1988 an die Beklagte, sie m&#246;ge doch regulieren, zumal nach einem Jahre noch &#252;berhaupt nicht vorauszusehen w&#228;re, ob ein Schaden zur&#252;ckbleiben w&#252;rde, und zumal er bei dem Kl&#228;ger noch mehr Versicherungen unterzubringen gedenke. Daraufhin lehnte die Beklagte mit Schreiben vom 05.08.1988 (Bl. 16 = 37 GA) unter Hinweis auf Fristvers&#228;umung Regulierung erneut ab und erteilte Belehrung gem&#228;&#223; &#167;12 III VVG wie folgt:</p> <br /><span class="absatzRechts">3</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Sollten Sie mit unserem ablehnenden Bescheid nicht einverstanden sein, so bitten wir, zu beachten, da&#223; ein Anspruch auf Versicherungsschutz zur Vermeidung des Verlustes innerhalb von sechs Monaten durch Klage beim zust&#228;ndigen Gericht geltend zu machen ist (&#167;12 VVG). Die Klagefrist beginnt mit Eingang dieses Schreibens bei Ihnen. Lassen Sie diese Frist ungenutzt verstreichen, so verlieren Sie einen Anspruch auf Versicherungsschutz allein durch Zeitablauf.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wandte sich dann an seine erstinstanzlichen Anw&#228;lte. Bei diesen fand eine Besprechung mit dem &#246;rtlichen Vertreter ... der Beklagten statt, nachdem die Anw&#228;lte des Kl&#228;gers gegen&#252;ber dessen Rechtschutzversicherung eine Klage f&#252;r aussichtsreich bezeichnet hatten. Die Beklagte sagte mit Schreiben vom 11.11.1988 (Bl. 127 GA) erneute &#220;berpr&#252;fung zu, lehnte dann aber mit Schreiben vom 19.12.1988 erneut wegen Verfristung Regulierung ab (Bl. 159 GA). Im Anschlu&#223; daran hei&#223;t es:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>In diesem Zusammenhang verweisen wir auf &#167;12 III VVG, nach dem Sie Ihren Anspruch auf Versicherungsschutz binnen einer Frist von sechs Monaten gerichtlich geltend machen m&#252;ssen. Ansonsten verlieren Sie Ihren Anspruch auf Versicherungsschutz allein durch Zeitablauf.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der am 06.03.1989 erhobenen Klage macht der Kl&#228;ger den rechnerisch unstreitigen Betrag von 180.000,- DM f&#252;r die von ihm behauptete Invalidit&#228;t seiner Ehefrau von 80 % geltend.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beruft sich auf Fristvers&#228;umung gem&#228;&#223;, &#167;8 Abs. 2 AUB und &#167;12 Abs. 3 VVG. Der Kl&#228;ger meint, die Beklagte handele insoweit treuwidrig, weil n&#228;mlich der Zeuge ... dem den Kl&#228;ger deshalb den Streit verk&#252;ndet hat, ihn von einer fristgerechten Einreichung der Unterlagen nach &#167;8 AUB dadurch abgehalten habe, da&#223; er st&#228;ndig und stets, u.a. im Mai 1986, gesagt habe, solche m&#252;&#223;ten erst eingereicht werden, wenn die Zeugin ... wieder gesund sei. Sie sei aber bis Ende Januar 1989 krank geschrieben gewesen. Im &#252;brigen vertritt der Kl&#228;ger die Auffassung, die Klagefrist sei durch die zugesagte und durchgef&#252;hrte &#220;berpr&#252;fung Ende 1988 verl&#228;ngert worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen, weil die mit Schreiben vom 05.08.1988 ordnungsgem&#228;&#223; gesetzte Klagefrist nicht eingehalten worden sei. Wegen der Begr&#252;ndung des Urteils im einzelnen und zur weiteren Sachdarstellung wird auf die angefochtene Entscheidung verwiesen (Bl. 82 ff GA).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Berufung h&#228;lt die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils f&#252;r verfehlt. Sie meint, die 6-Monats-Frist m&#252;sse f&#252;r die Dauer der Verhandlungen, um mindestens 38 Tage, als verl&#228;ngert gelten, so da&#223; die Klage fristgerecht erhoben sei. Im &#252;brigen vertritt sie die Auffassung, es falle in den Bereich der Beklagten, wenn deren Angestellte falsche Ausf&#252;hrungen zur rechtzeitigen Geltendmachung und Vorlage von Invalidit&#228;tsbescheinigungen gemacht h&#228;tten. Erstmals im Senatstermin hat der Kl&#228;ger behauptet, es existiere jetzt auch ein f&#252;r die ... erstelltes weiteres Gutachten ... in welchem Berufsunf&#228;higkeit von 75 % festgestellt worden sei (Beweis: Beiziehung der ...-Akten).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Beklagte zu verurteilen, an ihn 150.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 05.08.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet unrichtige Angaben ihres ehemaligen Angestellten, der am 30.05.1987 aus ihren Diensten ausgeschieden ist. Sie vertritt mit n&#228;herer Begr&#252;ndung die Auffassung, da&#223; nicht einmal bis heute eine ausreichende &#228;rztliche Bescheinigung vorliege. Die Stellungnahme ... vom 29.12.1987 (Bl. 33 GA) und das von der ... eingeholte Gutachten ... vom 16.01.1989 (Bl. 45 GA), beides ohnehin versp&#228;tet, entspr&#228;chen nicht den Anforderungen des &#167;8 AUB. Sie bestreitet ferner, da&#223; der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 14.01.1988 Anspr&#252;che geltend gemacht hat. Hinsichtlich der Klagefrist verteidigt die Beklagte das angefochtene Urteil. Sie meint, von einer Fristverl&#228;ngerung k&#246;nne nicht ausgegangen werden. Den neuen Vortrag aus dem Senatstermin r&#252;gt die Beklagte als versp&#228;tet. Im &#252;brigen bestreitet sie die Existenz eines solchen Gutachtens; jedenfalls sei es ihr, der Beklagten, unbekannt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen ... und .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Protokoll &#252;ber den Senatstermin vom 12.01.1990 (Bl 171 ff GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat im Ergebnis keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Allerdings scheitert die Klage entgegen der Auffassung des Landgerichts, wie die Berufung zutreffend r&#252;gt, nicht schon an der Vers&#228;umung der Klagefrist des &#167;12 Abs. 3 VVG. Nach dieser gesetzlichen Bestimmung ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Anspruch auf die Leistung nicht innerhalb von sechs Monaten gerichtlich geltend gemacht wird. Die Frist beginnt erst, nachdem der Versicherer dem Versicherungsnehmer gegen&#252;ber den erhobenen Anspruch unter Angabe der mit dem Ablaufe der Frist verbundenen Rechtfolge schriftlich abgelehnt hat. Die danach f&#252;r den Beginn der Frist erforderliche Belehrung des Versicherers mu&#223; zwar nicht den Wortlaut des &#167;12 Abs. 3 VVG wiederholen, mu&#223; aber zutreffend sein. Anderenfalls wird die Frist nicht in Lauf gesetzt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Schreiben der Beklagten vom 05.08.1988 gen&#252;gt den Anforderungen des &#167;12 Abs. 3 Satz 2 VVG nicht und war deshalb nicht geeignet, die Klagefrist in Lauf zu setzen. Die Belehrung ist gleich in zweifacher Hinsicht falsch: Weder bedarf es einer <u>Klage</u>, ein Mahnverfahren gen&#252;gt, noch ist eine Klage vor dem <u>zust&#228;ndigen</u> Gericht erforderlich. Es kann uner&#246;rtert bleiben, ob Konsequenzen allein daran zu kn&#252;pfen sind, da&#223; nicht darauf hingewiesen worden ist, da&#223; auch eine Klage vor einem unzust&#228;ndigen Gericht jedenfalls in aller Regel fristwahrend wirkt (verneinend Pr&#246;lss-Martin &#167;12 VVG Anm. 6 unter Hinweis auf Senat VersR 83, 1124 und BGH VersR 78, 313). Denn jedenfalls ist die Belehrung dahin, da&#223; eine Klage zu erheben ist, so fehlerhaft, da&#223; die Frist nicht zu laufen beginnt. Fristwahrend wirkt - in aller Regel sogar r&#252;ckwirkend auf den Zeitpunkt der Anbringung des Mahnantrages - auch die Zustellung des Mahnbescheides, &#167;693 ZPO. Dieses Verfahren ist nicht nur schneller einzuleiten; es ist insbesondere sehr viel kosteng&#252;nstiger in Gang zu setzen als ein Klageverfahren. Die Belehrung eines Versicherers, die diese dem Versicherungsnehmer g&#252;nstige M&#246;glichkeit verschweigt und nur auf den Klageweg verweist, ist in hohem Ma&#223;e fehlerhaft und deshalb nicht geeignet, die Klagefrist in Gang zu setzen. Dies mag im Ergebnis anders sein, wenn im konkreten Fall das Mahnverfahren unzul&#228;ssig ist, etwa deswegen, weil der Anspruch nicht auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme gerichtet ist, &#167;688 ZPO (vgl. Pr&#246;lss-Martin &#167;12 VVG Anm. 6 B m.w.N.). Dies braucht aber nicht weiter er&#246;rtert zu werden. Denn ein solcher Fall liegt hier nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man aber insoweit eine andere Rechtsauffassung vertreten wollte, kann die Beklagte hieraus nichts zu ihren Gunsten herleiten. Sie hat, nachdem sie erneute &#220;berpr&#252;fung zugesagt und diese &#220;berpr&#252;fung auch durchgef&#252;hrt hatte, mit Schreiben vom 19.12.1988 (Bl. 159 GA) Leistungen erneut abgelehnt und hat dann eine erneute Frist zur gerichtlichen Geltendmachung gesetzt, die entgegen der eigenen Auffassung der Beklagten den Voraussetzungen des &#167;12 Abs. 3 VVG gen&#252;gt. Diese Frist ist aber auch eingehalten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es ist eine Frage der Auslegung, ob bei erneuter Bescheidung nach &#220;berpr&#252;fung nach bereits erfolgter Ablehnung eine neue Klagefrist zu laufen beginnen soll. Dies wird jedenfalls dann im allgemeinen zu verneinen sein, wenn, wie hier, die Ablehnung auf dieselben Gesichtspunkte gest&#252;tzt wird. Denn der Empf&#228;nger des Schreibens wird dies nicht dahin verstehen k&#246;nnen, da&#223; der Versicherer, der im Interesse des Versicherungsnehmers die Angelegenheit erneut &#252;berpr&#252;ft hat, sich bereits bestehender Rechte oder laufender Fristen begeben will. Hier ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Belehrungen inhaltlich erheblich voneinander abweichen und da&#223; deshalb der Erkl&#228;rungsempf&#228;nger - nach Auffassung des Senats v&#246;llig zu Recht - zu dem Ergebnis kommen wird, da&#223; etwa wegen Bedenken wegen der urspr&#252;nglichen Belehrung erneut eine fristwahrende Belehrung erfolgen soll.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls ist dem Kl&#228;ger nicht als schuldhaft vorzuwerfen, wenn er der urspr&#252;nglichen Fristsetzung nicht die Bedeutung beigemessen hat, die nach Auffassung der Beklagten geboten war. Es verst&#246;&#223;t nicht gegen die im Verkehr erforderliche Sorgfalt, wenn der Versicherungsnehmer sich an die Belehrung des Versicherers h&#228;lt, die nach erneuter &#220;berpr&#252;fung erteilt worden ist und die in wesentlichen Punkten von dem Inhalt einer fr&#252;heren Belehrung abweicht, wenn, wie hier, die urspr&#252;ngliche Belehrung zumindest rechtlich sehr problematisch war.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist aber deshalb leistungsfrei, weil der Kl&#228;ger die vertraglich vereinbarten Voraussetzungen f&#252;r die Zahlung einer Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung nicht erf&#252;llt (&#167;8 II 1 AUB). Danach mu&#223; eine dauernde Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit (Invalidit&#228;t) als Unfallfolge innerhalb eines Jahres vom Unfalltag an gerechnet eingetreten sein; sie mu&#223; sp&#228;testens vor Ablauf einer Frist von weiteren drei Monaten nach dem Unfalljahr &#228;rztlich festgestellt und geltend gemacht sein. Dabei kann die Nichtanmeldung innerhalb der Frist zwar im Einzelfall entschuldigt werden, die nicht fristgerechte &#228;rztliche Feststellung aber nicht. Durch die Frist f&#252;r die &#228;rztliche Feststellung binnen 15 Monaten sollen im Interesse einer rationellen, arbeits- und kostensparenden Abwicklung Sp&#228;tsch&#228;den auch dann vom Versicherungsschutz ausgenommen werden, wenn der Versicherungsnehmer an der Nichteinhaltung der Frist schuldlos ist. Die &#228;rztliche Stellungnahme mu&#223; nicht nur &#228;rztliche Befunde enthalten, die bei richtiger medizinischer Bewertung oder sachverst&#228;ndiger W&#252;rdigung den Schlu&#223; auf eine bereits eingetretene Invalidit&#228;t zulassen; es mu&#223; unfallbedingte Invalidit&#228;t selbst festgestellt werden (BGH r + s 88, 120; Senat r + s 88, 312).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist Invalidit&#228;t weder binnen 15 Monaten &#228;rztlich festgestellt noch ist sie innerhalb dieser Frist gegen&#252;ber der Beklagten geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Allerdings darf die Beklagte auch nicht gegen Treu und Glauben versto&#223;en, wenn sie sich auf den Ablauf der Fristen des &#167;8 Abs. 2 AUB beruft.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Es kann nicht zweifelhaft sein, da&#223; ein Versto&#223; gegen Treu und Glauben von vornherein ausscheidet, wenn, wie die Beklagte meint, auch heute Invalidit&#228;t als Unfallfolge noch nicht &#228;rztlich festgestellt w&#228;re. Mit einigem Anla&#223; weist die Beklagte darauf hin, da&#223; das Gutachten ... vom 16.01.1989 und die &#228;rztliche Stellungnahme ... vom 29.12.1987 in dieser Beziehung sehr d&#252;rftig sind. Da&#223; das Gutachten ... das der Kl&#228;ger erstmals, ohne es vorlegen zu k&#246;nnen, im Senatstermin erw&#228;hnt hat, Invalidit&#228;t als Unfallfolge festgestellt hat, ist nicht einmal behauptet. Das liegt auch nicht sehr nahe, weil es f&#252;r Zwecke der ... ohne Bedeutung ist, ob die Invalidit&#228;t auf einem Unfall oder auf sonstigen Gr&#252;nden beruht. Das bedarf aber keiner weiteren Vertiefung.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn nach Ablauf der Frist des &#167;8 II 1 AUB bei der Ehefrau des Kl&#228;gers unfallbedingte Invalidit&#228;t festgestellt worden w&#228;re, handelt die Beklagte nicht treuwidrig, wenn sie sich auf Fristablauf beruft. Nach Auffassung des Senates w&#228;re es allerdings treuwidrig, wenn der Zeuge ... damals Angestellter der Beklagten im Au&#223;endienst, den Kl&#228;ger durch die unrichtige Mitteilung im Mai 1986, Unterl&#228;gen m&#252;&#223;ten erst nach Gesundung der Zeugin ... eingereicht werden, von der rechtzeitigen Einreichung der Unterlagen abgehalten h&#228;tte, wie der Kl&#228;ger behauptet. Das Verhalten ihres Angestellten m&#252;&#223;te sich die Beklagte zurechnen lassen, auch wenn sie unstreitig zuvor mit Schreiben vom 22.08.1985 &#252;ber, alle Fristen zutreffend belehrt hatte. Zu den Angaben ihres Angestellten w&#252;rde sich die Beklagte in Widerspruch setzen, wenn sie sich gleichwohl auf Fristablauf beruft und den Kl&#228;ger deshalb um die vertraglich vereinbarten Rechte bringt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach der vom Senat durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme ist aber nicht erwiesen, da&#223; der Zeuge ... in der vom Kl&#228;ger behaupteten Art und Heise ihn von der fristgerechten Einreichung der Unterlagen abgebracht hat. Zeuge ... hat in seiner Vernehmung vor dem Senat bestritten, eine. Auskunft dahin erteilt zu haben, da&#223; die Unterlagen erst nach Gesundung der Zeugin ... eingereicht werden m&#252;&#223;ten. Er hat glaubhaft, darauf hingewiesen, da&#223; ihm die Fristen des &#167;8 II AUB auch damals bereits bekannt waren. Es ist dann in der Tat nicht einzusehen, warum der Zeuge, zudem bei einem guten Kunden wie dem Kl&#228;ger, eine derart verfehlte Auskunft geben sollte. Soweit der Zeuge angef&#252;gt hat, er k&#246;nne sich jedenfalls nicht darauf erinnern, eine solche Auskunft erteilt zu haben, bedeutet dies nach dem Ergebnis seiner Anh&#246;rung keine Einschr&#228;nkung seiner zuvor gemachten klaren Aussage sondern nur den Verweis auf die ohnehin selbstverst&#228;ndliche Tatsache, da&#223; die Aussage auf der gegenw&#228;rtigen Erinnerung beruht. Tatsachen daf&#252;r, da&#223; diese tr&#252;gt, liegen nicht vor. Insbesondere spricht das Schreiben des Zeugen vom 07.07.1988 (Bl. 158 GA) nicht gegen seine Darstellung. Dort ist nicht erw&#228;hnt, da&#223; die Fristvers&#228;umung auf seinen eigenen Angaben beruht. Das eigentliche Anliegen des Schreibens erschlie&#223;t sich im &#252;brigen erst aus dem letzten Satz: Der Zeuge wollte bei dem Kl&#228;ger weitere Versicherungen unterbringen, was in Frage stehen konnte, wenn die Regulierung des Versicherungsfalles unterblieb.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger behaupteten unrichtigen Angaben des Zeugen ... sind auch nicht durch die zeugenschaftliche Aussage seiner Ehefrau bewiesen. Die Zeugin hat innerhalb des hier ma&#223;geblichen Zeitraumes von 15 Monaten nach dem Unfall, also bis zum 16.10.1986, lediglich ein Gespr&#228;ch erw&#228;hnt, das ungef&#228;hr Ende Mai 1986 stattgefunden haben mu&#223;. Danach soll der Zeuge ... auf ihren Hinweis, da&#223; sie noch krankgeschrieben sei, erw&#228;hnt haben, es sei zur Zeit nichts zu veranlassen, die Sache laufe ja. Diese Auskunft war nicht falsch. Ende Mai 1986 war nicht einmal die Jahresfrist abgelaufen. Es l&#228;&#223;t sich auch nicht feststellen, da&#223; die &#196;u&#223;erung &#252;berhaupt in Bezug auf den vorliegenden Vertrag erfolgt ist. Immerhin waren vom Kl&#228;ger eine Vielzahl von Vertr&#228;gen abgeschlossen worden, die der Zeuge ... entweder betreute oder f&#252;r die der Zeuge ... vom Kl&#228;ger oder seiner Ehefrau um Rat angegangen worden ist. Im &#252;brigen waren dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau nach deren Angaben das Schreiben vom 22.08.1985 w&#228;hrend dieser ganzen Zeit gel&#228;ufig. Es h&#228;tte deshalb nahegelegen, den Zeugen ... unter Vorhalt dieses Schreibens zu fragen, ob denn das, was die Beklagte geschrieben hat, unrichtig sei. Dies ist aber selbst nach Angaben der Zeugin ... nicht geschehen. Wenn sie gleichwohl in Kenntnis dieses Schreibens den &#196;u&#223;erungen von Herrn ... entnommen hat, sie brauchten nicht t&#228;tig zu werden, weil sie, die Zeugin ... noch krankgeschrieben sei, ist dies nicht nachvollziehbar und nicht geeignet, Feststellungen &#252;ber eine unrichtige Beratung durch den Zeugen ... zu treffen. Daran &#228;ndert auch nichts, da&#223; die Zeugin auf die Frage des Anwaltes ihres Ehemannes, ob denn nicht die Rede davon gewesen sei, da&#223; der Invalidit&#228;tsnachweis erst erbracht werden m&#252;sse, wenn sie wie der gesund sei, geantwortet hat, ja, so sei es gewesen, jedenfalls habe sie den Zeugen ... so verstanden. Zun&#228;chst erweckt schon Bedenken, da&#223; die resolute und redegewandte Zeugin erst auf w&#246;rtlichen Vorhalt des Anwaltes ihres Mannes in Abwandlung ihrer bisherigen Aussage den Vortrag des Kl&#228;gers best&#228;tigt hat. Unabh&#228;ngig davon hat sie selbst eingeschr&#228;nkt, da&#223; der Zeuge Knogge dies vielleicht doch nicht gesagt sondern sie ihn so auch nur so verstanden haben kann. Dies kann auf einem Mi&#223;verst&#228;ndnis zutreffender Angaben des Zeugen ... oder auf der heutigen Sicht der Dinge beruhen. Anderes ergibt sich letztlich auch nicht daraus, da&#223; der Zeugin nach ihren Angaben das Schreiben der Beklagten vom 22.08.1985 gel&#228;ufig war. M&#246;glicherweise ist den dort genannten Fristen nicht die gebotene Bedeutung beigemessen worden. Vielleicht haben die Zeugin oder ihr Ehemann tats&#228;chlich &#196;u&#223;erungen des Zeugen ... mi&#223;verstanden. Unrichtige Belehrungen des Zeugen ... lassen sich bei einem solchen Ergebnis der Hauptverhandlung nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dann handelt die Beklagte aber auch nicht treuwidrig, wenn sie sich auf Fristablauf beruft. Vers&#228;umnisse, die in der Sph&#228;re des Kl&#228;gers liegen und die nach den zutreffenden Belehrungen der Beklagten in ihrem Schreiben vom 22.08.1985 nicht einmal als unverschuldet bezeichnet werden kennen, rechtfertigen eine abweichende Wertung nicht.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 150.000,- DM.</p>
315,157
lg-duisburg-1990-01-11-5-s-19189
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 191/89
1990-01-11T00:00:00
2019-03-13T14:47:52
2022-10-18T15:08:57
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1990:0111.5S191.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 22. August 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Oberhausen &#8211; 31 C 90/89 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens fallen dem Kl&#228;ger zur Last.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache keine Erfolg. Denn die Klage ist unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat zu Recht festgestellt, dass dem Kl&#228;ger der geltend gemachte Schadensersatzanspruch nicht zusteht, insbesondere von einem Alleinverschulden des zum Zeitpunkt des Verkehrsunfalls das kl&#228;gerische Fahrzeug f&#252;hrenden Widerbeklagten zu 2) auszugehen ist, weil ein Mitverschulden des Beklagten zu 1) nicht als erwiesen angesehen werden kann mit der Folge, dass die den Beklagten zu 1) allenfalls belastende Betriebsgefahr seines Fahrzeugs hinter dem Vorfahrtsverschulden des Widerbeklagten zu 2) voll zur&#252;cktritt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kammer schlie&#223;t sich den im wesentlichen zutreffenden Ausf&#252;hrungen der amtsgerichtlichen Entscheidung an und sieht daher zwecks Vermeidung unn&#246;tiger Wiederholungen von einer erneuten Darlegung der Sach- und Rechtslage ab (&#167; 543 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl ist zum Berufungsvorbringen erg&#228;nzend auf folgendes hinzuweisen: </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob die Auffassung des Amtsgerichts zutrifft, die Rechtsprechung zu sogenannten L&#252;ckenf&#228;llen, d. h. zur Frage, ob und ggf. welche Anforderungen an einen vorfahrtsberechtigten Verkehrsteilnehmer in F&#228;llen zu stellen sind, in denen dieser an einer zum Stehen gekommenen Fahrzeugkolonne vorbeif&#228;hrt, in der sich in H&#246;he einer Kreuzung oder Einm&#252;ndung eine L&#252;cke gebildet hat, gelte dann nicht, wenn &#8211; wie hier &#8211; auf der vorfahrtsberechtigten Stra&#223;e zwei Fahrspuren vorhanden sind. Denn eine Mithaftung des Beklagten zu 1) kommt auch bei Anwendung dieser Rechtsprechung nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dabei darf nicht verkannt werden, dass es sich bei der genannten Rechtsprechung keineswegs um eine einheitliche Rechtsprechung handelt. So steht der vom Kammergericht vertretenen Ansicht, wonach derjenige, der bei dichtem Verkehr an einer zum Stehen gekommenen Fahrzeugkolonne vorbeif&#228;hrt, bei erkennbaren Verkehrsl&#252;cken in H&#246;he von Kreuzungen und Einm&#252;ndungen trotz seiner Vorfahrt seine Fahrweise so einrichten muss, dass er auch vor unvorsichtig aus der L&#252;cke fahrenden Fahrzeugen rechtzeitig anhalten kann (vgl. dazu: KG VersR 1974, 370 f. und vor allem KG VersR 1977, 157 f. m.w.N.), die Meinung des Oberlandesgerichts K&#246;ln gegen&#252;ber, nach der ein Kraftfahrer, der im dichten Verkehr an einer l&#228;ngeren haltenden Kolonne links au&#223;en vorbeif&#228;hrt, nicht verpflichtet ist, auf gr&#246;&#223;re L&#252;cken, die innerhalb der Kolonne freigelassen sind, zu achten und vor ihnen die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs herabzusetzen (vgl. OLG K&#246;ln VersR 1973, 1074 ff.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Welcher Auffassung der Vorzug einzur&#228;umen ist, bedarf hier indessen keiner Entscheidung, weil beide Ansichten im vorliegenden Falle zum gleichen Ergebnis f&#252;hren. W&#228;hrend den Beklagten zu 1) nach der Rechtsprechung des OLG K&#246;ln schon mangels Verpflichtung, auf L&#252;cken zu achten und die Geschwindigkeit herabzusetzen, generell keine Mithaftung trifft, scheidet nach den vom Kammergericht entwickelten Grunds&#228;tzen eine Mithaftung des Beklagten zu 1) deshalb aus, weil die Voraussetzungen f&#252;r ein entsprechendes Mitverschulden nicht nachgewiesen sind. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zwar steht fest, dass der Beklagte zu 1) mit seinem Fahrzeug auf der freien linken &#8211; zweiten &#8211; Fahrspur der Friedrich-Karl-Stra&#223;e fahrend die auf der rechten Fahrspur dieser vorfahrtsberechtigten Stra&#223;e befindliche Fahrzeugkolonne &#252;berholt hat, welche in H&#246;he der Einm&#252;ndung der Paul-Reusch-Stra&#223;e eine L&#252;cke aufwies, durch die der Widerbeklagte zu 2) mit dem kl&#228;gerischen Fahrzeug die rechte Fahrspur der Friedrich-Karl-Stra&#223;e &#252;berquerend in den Bereich der linken &#8211; zweiten &#8211; Fahrspur der rechten Fahrbahnh&#228;lfte eingefahren ist. Der Beklagte zu1) musste aber nur dann mit Querverkehr rechnen, wenn die L&#252;cke f&#252;r ihn erkennbar war. Ob dies der Fall war, kann letztlich dahinstehen. Selbst wenn die L&#252;cke f&#252;r den Beklagten zu 1) bei geh&#246;riger Aufmerksamkeit erkennbar gewesen sein sollte, k&#246;nnte gleichwohl nicht davon ausgegangen werden, dass der Beklagte zu 1) der gegebenen Verkehrssituation infolge &#252;berh&#246;hter oder nicht angepasster Geschwindigkeit keine Rechnung getragen hat. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mithaftungsvoraussetzung auch nach der Rechtsprechung, die in L&#252;ckenf&#228;llen eine Verpflichtung des Vorfahrtsberechtigten anerkennt, sich auf Querverkehr einzustellen, ist allemal, dass der Vorfahrtsberechtigte die Geschwindigkeit des von ihm gef&#252;hrten Fahrzeugs nicht der gegebenen Verkehrssituation angepasst hat. Dass aber der Beklagte zu 1) mit &#252;berh&#246;hter oder jedenfalls nicht angepasster Geschwindigkeit gefahren ist, hat der Kl&#228;ger nicht bewiesen, ja nicht einmal substantiiert dargelegt. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat insoweit vorgetragen, der Beklagte zu 1) sei "mit unverminderter Geschwindigkeit" gefahren, ohne allerdings die H&#246;he der Geschwindigkeit auch nur ann&#228;hernd zu pr&#228;zisieren. Mithin l&#228;sst der Vortrag keinen Schluss auf die vom Beklagten zu 1) tats&#228;chlich eingehaltene Geschwindigkeit zu.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man den Vortrag gleichwohl dahin versehen w&#252;rde, der Beklagte zu 1) sei mit nicht angepasster Geschwindigkeit gefahren, so kann die behauptete Tatsache nicht als erwiesen angesehen werden. Der Kl&#228;ger hat sich zum Beweis dieser Tatsache lediglich auf die Angaben des , des Widerbeklagten zu 2), berufen. Dessen diesbez&#252;gliche Bekundungen haben sich indessen insoweit als unergiebig erwiesen. Der Widerbeklagte zu 2) hat bei seiner Vernehmung als Partei erkl&#228;rt, er habe den Unfallgegner vor dem Zusammensto&#223; &#252;berhaupt nicht kommen sehen. Demgem&#228;ss war er nicht in der Lage, Ausf&#252;hrungen zu der vom Beklagten zu 1) gefahrenen Geschwindigkeit zu machen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Danach ist der Kl&#228;ger beweisf&#228;llig geblieben. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies hat auch der Beklagte zu 1) im Rahmen seiner Parteivernehmung darauf hingewiesen, dass er "beim besten Willen nicht sagen k&#246;nne", wie hoch die von ihm gefahrene Geschwindigkeit, die er zuvor angesichts der f&#252;r ihn "rot" anzeigenden Ampel reduziert gehabt habe, noch gewesen sei. Gleichwohl hat er sie auf "zwischen 20 und 30" km/h gesch&#228;tzt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Angaben erscheinen glaubhaft, denn es ist nachvollziehbar &#8211; weil verst&#228;ndlich und der Lebenserfahrung entsprechend -, dass der Beklagte zu 1) angesichts der "rot" anzeigenden Verkehrsampel die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs reduziert, sich also bereits rechtzeitig auf ein Anhalten eingestellt hat. M&#246;gen seine Angaben zu der Geschwindigkeit auch auf einer ehe vagen Sch&#252;tzung beruhen, so erscheint es gleichwohl nicht ausgeschlossen, dass sie zutreffend sind. Danach ist jedenfalls nicht auszuschlie&#223;en, dass der Beklagte zu 1) mit einer der Situation angepassten Geschwindigkeit gefahren ist. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mangels Nachweises des Gegenteils oder zumindest entsprechender Tatsachen, die geeignet w&#228;ren, den Schluss auf eine unangemessene Geschwindigkeit zuzulassen, steht somit nicht fest, dass der Beklagte zu 1) mit einer der Verkehrslage nicht angepassten Geschwindigkeit gefahren ist. Den Nachteil des nicht erbrachten Beweises hat der Kl&#228;ger zu tragen, da ihm die Beweislast bez&#252;glich der das behauptete Mitverschulden des Beklagten zu 1) begr&#252;ndenden Tatsachen obliegt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers ist dem Schadensbild an den Fahrzeugen bei der Bewertung der Haftungsfrage sehr wohl erhebliche Bedeutung zumindest dann beizumessen, wenn die Besch&#228;digungen an den Fahrzeugen einen hinreichenden Schluss auf den Unfallhergang zulassen. Dies ist hier der Fall. Der Umstand, dass das Fahrzeug des Beklagten zu 1) im mittleren bis hinteren Bereich der rechten Seite besch&#228;digt worden ist, zeigt, dass der Widerbeklagte zu 2) gegen das Fahrzeug des Beklagten zu 1) gefahren ist. Dies best&#228;tigt auch der Sachverst&#228;ndige Norbert Meyer in seinem Gutachten vom 14.10.1998, in dem er das Schadensbild am Fahrzeug des Beklagten zu 1) wie folgt darstellt: "starker Seitenansto&#223; hinten rechts". Dies widerlegt den Vortrag des Kl&#228;gers, der Widerbeklagte zu 2) habe sich langsam durch die L&#252;cke hindurch vorgetastet und habe gestanden, als es zum Unfall gekommen sei. H&#228;tte das kl&#228;gerische Fahrzeug zum Kollisionszeitpunkt tats&#228;chlich gestanden, w&#228;ren am Fahrzeug des Beklagten zu 1) Sch&#228;den auch im vorderen Bereich entstanden. Demgem&#228;ss lassen die Unfallsch&#228;den am Fahrzeug des Beklagten zu 1) auch erkennen, dass der Beklagte zu 1) das Fahrzeug des Kl&#228;gers bereits zum Teil passiert hatte,, als der Widerbeklagte zu 2) gegen das gegnerische Fahrzeug stie&#223;.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dieser konkrete Unfallhergang legt es nahe, die Frage der Unvermeidbarkeit des Unfalls f&#252;r den Beklagten zu 1) aufzuwerfen. Denn es ist nicht ersichtlich, wie der Beklagte zu 1) den Unfall h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen, wenn er von Anfang an mit Querverkehr gerechnet h&#228;tte. Auch nach der Rechtsprechung des Kammergerichts w&#228;re er nicht gehalten gewesen, sein Fahrzeug vorsorglich zum Stillstand zu bringen. Er w&#228;re lediglich verpflichtet gewesen, eine der Gefahrensituation angepasste Geschwindigkeit einzuhalten. Dass er dies nicht getan hat,, ist aber nicht nachgewiesen. Somit kann nicht festgestellt werden, dass der Beklagte zu 1) seinen erh&#246;hten Sorgfaltspflichten nicht nachgekommen ist. Vielmehr liegt die Annahme nahe, dass er auch bei Einhaltung aller Pflichten den Unfall nicht h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen. Denn er brauchte jedenfalls nicht damit zu rechnen, dass der Widerbeklagte zu 2) das von ihm gesteuerte Fahrzeug noch zu einem Zeitpunkt vorzieht, als er, der Beklagte zu 1), dieses Fahrzeug bereits zum Teil passiert hatte.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Indessen kann die Frage, ob der Unfall f&#252;r den Beklagten zu 1) unvermeidbar war, letztlich unbeantwortet bleiben, weil eine Mithaftung des Beklagten zu 1) auch im Falle der Vermeidbarkeit ausscheidet. Da nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ein Mitverschulden des Beklagten zu 1) nicht angenommen werden kann, belastet diesen allenfalls die Betriebsgefahr seines Fahrzeugs. Diese Betriebsgefahr tritt jedoch hinter dem Vorfahrtsverschulden des Widerbeklagten zu 2), welches sich der Kl&#228;ger zurechnen lassen muss, voll zur&#252;ck mit der Folge, dass der Kl&#228;ger den erlittenen Schaden allein zu tragen hat. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Berufung mit der Kostenfolge des &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 845,08 DM.</p>
315,158
olgham-1990-01-09-26-u-19288
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 192/88
1990-01-09T00:00:00
2019-03-13T14:47:54
2022-10-18T15:08:58
Grund- und Teilurteil
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0109.26U192.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen das am 6. Juli 1988 verk&#252;ndete Urteil der 7. Zivilkammer des Landgerichts teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage ist, soweit sie sich auf Verschmutzungen infolge Ri&#223;bildungen st&#252;tzt, dem Grunde nach zu 1/2 gerechtfertigt; im &#252;brigen bleibt sie abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur weiteren Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Berufungsinstanz, an das Gericht des ersten Rechtszuges zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das klagende Land (im folgenden Kl&#228;ger genannt) nimmt die beklagte Arbeitsgemeinschaft (die Beklagten zu 1. bis 5.) auf Gew&#228;hrleistung in Anspruch, die Beklagte zu 6., xxx, als Gew&#228;hrleistungsb&#252;rgin.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die xxx (im folgenden xxx genannt) und die Beklagten zu 1. bis 5., die sich zur "xxx" zusammengeschlossen haben, schlossen am 30.11.1972 einen Vertrag, wonach sich die Beklagten verpflichteten, Leichtbetonelemente als Fassadenelemente herzustellen und am Geb&#228;ude der Universit&#228;t xxx zu montieren; auf den Inhalt dieses Vertrages im einzelnen (vgl. Sonderband I Anlage 2) wird verwiesen. Der Kl&#228;ger nimmt f&#252;r sich in Anspruch, Rechtsnachfolger der xxx zu sein. Die Beklagte zu 6, xxx, hat gegen&#252;ber der xxx f&#252;r die Arbeitsgemeinschaft eine selbstschuldnerische B&#252;rgschaft f&#252;r alle Anspr&#252;che, die der xxx gegen&#252;ber der Arbeitsgemeinschaft aus dem Werkvertrag &#252;ber die Erstellung des Rohbaus der Universit&#228;t xxx zustehen, bis zum Betrage von 9.074.000,-- DM &#252;bernommen (Sonderband II Anlage 23). Nach Ziff. 3.6 der "Zus&#228;tzlichen Technischen Vorschriften" (Sonderband I a Anlage 7), die u.a. Gegenstand des Vertrages zwischen der xxx und der Arbeitsgemeinschaft sind, war die Oberfl&#228;che der Leichtbetonelemente "sauber, glatt und in einheitlichem Farbton" herzustellen. Das Werk der Beklagten wurde am 13.10.1976 abgenommen. An der Oberfl&#228;che zahlreicher Fassadenelemente, insbesondere derjenigen, welche der Witterung ausgesetzt sind, zeigten sich alsbald Netz- und auch Gitterrisse. Die Oberfl&#228;chen waren au&#223;erdem unsauber und wiesen einen uneinheitlichen Farbton auf; dazu wird auf die Fotografien H&#252;llen nach Bl. 133 a GA verwiesen. Der Kl&#228;ger beantragte deshalb am 19.11.1979 beim Amtsgericht Bielefeld - 4 H 3/80 - Beweissicherung; in diesem Verfahren wurden Prof. Dr. xxx und Dr. xxx, welche auch im vorliegenden Verfahren als Gutachter vernommen worden sind, als Gutachter t&#228;tig. Die beklagte Arbeitsgemeinschaft xxx ist zur M&#228;ngelbeseitigung aufgefordert worden, sie hat mit Schreiben vom 19.12.1984 (Sonderband I a Anlage 16) Sanierungsarbeiten abgelehnt. Zu Beginn des Rechtsstreits befand sich das Universit&#228;tsgeb&#228;ude noch in dem oben dargelegten Zustand, weshalb der Kl&#228;ger die Beklagten zun&#228;chst auf Zahlung von Vorschu&#223;, wie es im Klageantrag hei&#223;t, f&#252;r die Kosten der Ersatzvornahme der M&#228;ngelbeseitigung, die dem Kl&#228;ger aus der Beseitigung von M&#228;ngeln entstehen, die aus Ri&#223;bildungen an den von den Beklagten ausgef&#252;hrten Leichtbetonbr&#252;stungselementen resultieren, in Anspruch genommen hat. Inzwischen sind auf M&#228;ngelbeseitigung gerichtete Arbeiten im Wege einer Beschichtung am Universit&#228;tsgeb&#228;ude durchgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat u.a. vorgetragen: Er sei aktiv legitimiert; dazu wird im einzelnen zur Vermeidung von Wiederholungen auf die nachfolgenden Entscheidungsgr&#252;nde zu I) verwiesen. Die Ri&#223;bildungen, so der Kl&#228;ger weiter, zumindest soweit sie in einer Breite von mehr als 0,1 mm auftr&#228;ten, stellten einen die Lebensdauer der Fassadenplatten beeintr&#228;chtigenden Mangel dar, der durch dauerhafte Beschichtung der Fassadenplatten beseitigt werden m&#252;sse. Insoweit komme bei rationeller Arbeitsweise nur eine einheitliche Beschichtung aller Platten in Betracht, selbst wenn nicht alle Platten Risse aufwiesen. Eine einheitliche Beschichtung sei auch wegen der Unsauberkeiten und Uneinheitlichkeit der Fassade erforderlich, weil sonst ein v&#246;llig unterschiedliches Aussehen der</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">beschichteten und der nicht beschichteten Platten erzielt werde, die dann au&#223;erdem verschiedenen Verwitterungseinfl&#252;ssen ausgesetzt seien. Ein Vorschu&#223; in H&#246;he von 1.588.000,-- DM sei erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Beklagten zu 1.) bis 6.) zu verurteilen, als Gesamtschuldner 1.588.000,-- DM als abzurechnenden Vorschu&#223; f&#252;r die Kosten der Ersatzvornahme der M&#228;ngelbeseitigung zu zahlen, die dem Kl&#228;ger aus der Beseitigung von M&#228;ngeln entstehen, die aus Ri&#223;bildungen an den von den Beklagten zu 1.) bis 5.) ausgef&#252;hrten Leichtbetonbr&#252;stungselementen im Stammgeb&#228;ude der Universit&#228;t xxx resultieren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie haben u.a. vorgetragen: Die aufgetretenen Risse als solche widerspr&#228;chen nicht dem Stand der Technik, aber auch die gemessenen Ri&#223;breiten seien unsch&#228;dlich. Was das Aussehen der Platten anbetreffe: Es m&#252;sse toleriert werden. Denn der Kl&#228;ger habe f&#252;r die Universit&#228;t xxx eine Betonfassade gew&#228;hlt, die notwendigerweise zu einem unsauberen, um nicht zu sagen h&#228;&#223;lichen Aussehen f&#252;hren m&#252;sse. Dies h&#228;tten die Spatzen schon von den xxx D&#228;chern gepfiffen, als die Universit&#228;t noch nicht bezogen gewesen sei. Sehr viele Betrachter h&#228;tten n&#228;mlich Ansto&#223; an dem einfallslosen, kalten Betonbau genommen. Dies aber seien Folgerungen aus einer vom Bauherrn gewollten, mit Sicherheit nicht von den Beklagten zu 1.) bis 5.) zu verantwortenden Planung. Insgesamt sei ihr Werk nicht mangelhaft.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. xxx.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das verwiesen wird, hat der Kl&#228;ger rechtzeitig Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er fordert statt Vorschu&#223; nun die Kosten der Ersatzvornahme, wiederholt seinen Vortrag erster Instanz, erg&#228;nzt ihn und macht u.a. geltend: Eine Mindesth&#246;he der Betondeckung der Fassadenelemente von 3 mm sei im vorliegenden Fall vereinbart worden und notwendig gewesen; dieses Ma&#223; habe unter allen Umst&#228;nden eingehalten werden m&#252;ssen, werde aber tats&#228;chlich nicht durchgehend erreicht. Dadurch sei die Bewehrung der Betonelemente infolge sogenannter Karbonatisierung gef&#228;hrdet, werde n&#228;mlich gleichsam "weggefressen", wodurch die Gebrauchsdauer der Fassadenelemente beeintr&#228;chtigt sei. Um das zu verhindern, h&#228;tten die Beklagten von vornherein eine Schutzschicht aufbringen m&#252;ssen. Die Beklagten h&#228;tten au&#223;erdem ihre vertragliche Pflicht, die Oberfl&#228;che der Fassadenelemente sauber, glatt und in einheitlichem Farbton herzustellen, nicht erf&#252;llt: Die aufgetretenen Verschmutzungen stellten einen Mangel dar; gerade auf die optische Wirkung der. Fassadenelemente sei es der Auftraggeberin angekommen, denn schlie&#223;lich sei es um die Ausgestaltung einer Universit&#228;t und nicht einer Lagerhalle f&#252;r getragene Kleidung gegangen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Als M&#228;ngel seien zusammengefa&#223;t anzusehen:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1. Die teilweise ungen&#252;gende Betondeckung (unter 30 mm),</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2. die Ri&#223;bildung im Beton,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3. die fehlende Beschichtung des Betons.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Was die H&#246;he des Anspruchs betreffe: Ein &#228;sthetisch zufriedenstellender Eindruck der Fassadenplatten h&#228;tte nur durch eine einheitliche Beschichtung der Fassadenplatten am gesamten Geb&#228;ude erreicht werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entsprechend der gepr&#252;ften Schlu&#223;rechnung seien damit von den Beklagten die nachfolgend dargelegten Kosten zu erbringen; (dabei wird zu Einzelheiten, u.a. zu Abzugsposten, auf Bl. 16 bis 18 der Berufungsbegr&#252;ndung des Kl&#228;gers (Band II Bl. 213 ff d.A.) verwiesen):</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">1. Kosten der H&#228;ngeb&#252;hnen f&#252;r die Leistungen des Loses I 39.128,79 DM</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">2. Kosten der Betonsanierung 31.959,74 DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">3. Kosten der Beschichtung 964.461,01 DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">a) 14 % Mehrwertsteuer auf die Pos. 1-3 201.396,93 DM</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">4. Aufwand der Landesentwicklungsgesellschaft </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">(die f&#252;r die xxx als Treuh&#228;nderin t&#228;tig war) 102.471,03 DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">5. Ingenieurleistungen 18.687,56 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">6. Schlie&#223;en von Bohrl&#246;chern 158,20 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">7. wie vor 637,32 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">8. Reinigung der Leichtbetonbr&#252;stungselemente 449,43 DM</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">9. Untersuchung und Beratung zu Fassadenaufz&#252;gen <u>251,94 DM</u></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">1.762.601,95 DM.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Beklagten zu 1) bis 5) als Gesamtschuldner und die Beklagte zu 6) als selbstschuldnerische B&#252;rgin zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 1.762.601,95 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 19.12.1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">ihnen zu gestatten, eine etwa erforderliche Sicherheitsleistung auch durch Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten verteidigen das angefochtene Urteil, wiederholen ihren Vortrag erster Instanz, erg&#228;nzen ihn und tragen u.a. vor: Zur Frage der Aktivlegitimation m&#252;&#223;ten sie sich weiter mit Nichtwissen bestreitend erkl&#228;ren. In der Sache selbst sei das angefochtene Urteil nicht zu beanstanden. Die Lebensdauer der Platten sei durch die Risse nicht beeintr&#228;chtigt; dazu seien neue Forschungsergebnisse zu beachten: Eine erhebliche Korrosion der Bewehrungselemente trete nur ein, wenn der Bewehrungsstahl im ungerissenen Bereich in einen "schlechten" Beton eingebettet sei. Das sei aber hier nicht der Fall. Auch die Betondeckung entspreche dem Vertragsinhalt. Au&#223;erdem sei die Dichtigkeit des Betons wichtiger als die Frage der &#220;berdeckung. Die Messungen an den Leichtbetonplatten h&#228;tten ergeben, da&#223; es sich hier um einen sehr dichten Beton handele, so da&#223; auch bei einer Unterschreitung der nominellen Normwerte f&#252;r die Betondeckung innerhalb bestimmter Grenzen aus technischer Sicht keine Gefahr ersichtlich sei. Auch bez&#252;glich der Oberfl&#228;che der Leichtbetonelemente liege kein Mangel vor. Der Vereinbarung, die Oberfl&#228;che solle sauber, glatt und in einheitlichem Farbton hergestellt werden, h&#228;tten die Leichtbetonelemente entsprochen; andernfalls w&#228;ren sie nicht abgenommen worden. Der Zustand, der jetzt reklamiert werde, sei erst nach vielen Jahren aufgetreten. Die Optik, die mit diesen Elementen erzielt worden sei, entspreche derjenigen, die der Kl&#228;ger auch bei seinen anderen Universit&#228;tsbauten praktiziert und gewollt habe. Nicht zuletzt aus Kostengr&#252;nden habe das klagende Land bei seinen Universit&#228;tsbauten bewu&#223;t auf optische Reize verzichtet und habe die reine Funktionalit&#228;t in den Vordergrund gestellt, wie etwa das Beispiel der Universit&#228;tsneubauten in xxx und xxx zeige. Das Land, das heute optische Anforderungen in den Vordergrund stelle, h&#228;tte zur Erzielung dieser Optik die Sichtbetonelemente ohnehin mit einem Anstrich versehen m&#252;ssen. Dieser Anstrich geh&#246;re mithin zu den der Beklagten nicht anzulastenden Sowieso-Kosten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Prof. xxx; auf dieses schriftliche Gutachten vom 31.10.1989 wird verwiesen. Der Senat hat au&#223;erdem die Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. xxx, xxx, xxx, xxx im Senatstermin angeh&#246;rt; bez&#252;glich des Ergebnisses wird auf den Berichterstattervermerk Bl. 382 bis 388 GA verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Sie ist zum Teil begr&#252;ndet: Die Zahlungsklage ist in dem aus dem Urteilstenor ersichtlichen Umfang dem Grunde nach gerechtfertigt</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">I</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist aktiv legitimiert. Dies an dieser Stelle festzustellen, bedeutet keine Stellungnahme zu der Frage, ob anderenfalls durch Proze&#223;urteil oder Sachurteil zu entscheiden w&#228;re (vgl. dazu u.a. BGH NJW 83, 684; 60, 523; 62, 633, 636 linke Spalte); diese Frage kann vielmehr wegen des oben mitgeteilten Ergebnisses der Pr&#252;fung der allgemeinen Aktivlegitimation des Kl&#228;gers auf sich beruhen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Zur Frage der Aktivlegitimation erkl&#228;ren sich die Beklagten weiterhin mit Nichtwissen. Das ist hier hinsichtlich wesentlicher Teile des diesbez&#252;glichen Vortrages des Kl&#228;gers nicht zul&#228;ssig, weil eine Erkl&#228;rung mit Nichtwissen nur &#252;ber Tatsachen zul&#228;ssig ist, die weder eigene Handlungen der Parteien noch Gegenstand ihrer eigenen Wahrnehmungen gewesen sind (&#167; 138 Abs. 4 ZPO). Danach h&#228;tten sich die Beklagten unter den gegebenen Umst&#228;nden erkl&#228;ren m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">1.1.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet eine Vertrags&#252;bernahme. Eine Vertrags&#252;bernahme kann durch dreiseitigen Vertrag im engeren Sinne oder durch Vereinbarung zwischen zwei Beteiligten unter Zustimmung des Dritten geschehen (BGH NJW 79, 369; 85, 2528; 86, 918).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">1.2</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat dargelegt, den Vertrag in der zuletzt genannten Form einer zweiseitigen Vereinbarung unter Zustimmung Dritten &#252;bernommen zu haben, n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">- (Schriftsatz v. 30.01.1986 S. 2 ff Bl. 68, 57 GA) unter Hinweis auf das Gesetz &#252;ber die Fortf&#252;hrung des Ausbaus der Universit&#228;ten xxx und xxx vom 11.10.1977,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">- (Bl. 68, 77 GA) unter Hinweis auf den Vertrag zwischen Land xxx und der xxx vom 18.10.1977, nach welchem das Land die xxx aus ihren Pflichten zum Ausbau der Universit&#228;t xxx entl&#228;&#223;t,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">- (Bl. 83 GA) unter Darlegung des Vertrages zwischen dem Land xxx und der xxx vom 26.11.1977, wonach das Land die Aufgaben der xxx &#252;bernimmt,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:14px">- (Bl. 69 GA) weiter mit dem Vortrag, die Beklagten h&#228;tten ab dem 01.12.1977 die wechselseitige Abwicklung des Vertrages ausschlie&#223;lich mit .dem Kl&#228;ger vollzogen, und zwar sowohl hinsichtlich der Abnahme, der Pr&#252;fung der Rechnungen, der Abschlagszahlungen und der Schlu&#223;zahlung, schlie&#223;lich der Verfolgung von Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;chen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die jedenfalls stillschweigende Zustimmung der Beklagten zu einer zwischen der xxx und dem Kl&#228;ger vereinbarten Vertrags&#252;bernahme ist damit dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">1.3.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">In erster wie in zweiter Instanz haben die Beklagten die Existenz der genannten Vertr&#228;ge nicht ernsthaft in Frage gestellt. Was dar&#252;ber hinaus die vom Kl&#228;ger behauptete, oben dargestellte Abwicklungspraxis betrifft, stehen nach den vorgetragenen Umst&#228;nden eigene Handlungen der Arbeitsgemeinschaft und Gegenst&#228;nde ihrer eigenen Wahrnehmung in Rede. Dazu h&#228;tten sich die Beklagten nicht mit Nichtwissen erkl&#228;ren d&#252;rfen. Das ist er&#246;rtert worden. Der diesbez&#252;gliche Vortrag des Kl&#228;gers gilt deshalb als zugestanden (&#167; 138 Abs. 3, Abs. 4 ZPO). Die Aktivlegitimation ist festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Statt urspr&#252;nglich Vorschu&#223; fordert der Kl&#228;ger nun die Kosten einer Ersatzvornahme. Ob das eine Klage&#228;nderung bedeutet, kann dahinstehen (zum Verh&#228;ltnis Vorschu&#223;/ Schadensersatz etwa siehe z.B. Grunsky, NJW 84, 2545; zum &#220;bergang einer Forderung auf Abschlagzahlung zu einem Anspruch auf Schlu&#223;zahlung siehe BGH in NJW 85, 1840). Eine Klage&#228;nderung w&#228;re jedenfalls im Sinne von &#167; 263 ZPO sachdienlich. Dazu ist ma&#223;gebend - auch f&#252;r die Berufungsinstanz - der Gesichtspunkt der Proze&#223;wirtschaftlichkeit (BGH NJW 85, 1811). Er greift hier durch: Der Streitstoff bleibt unabh&#228;ngig vom Klageziel weitestgehend derselbe; das Ergebnis der bisherigen Proze&#223;f&#252;hrung kann uneingeschr&#228;nkt verwertet werden.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers auf die Kosten der Ersatzvornahme ist, soweit er sich auf Verschmutzungen infolge Ri&#223;bildungen st&#252;tzt, gegen&#252;ber den Beklagten zu 1. bis 5. als Gesamtschuldnern gem&#228;&#223; &#167;&#167; 13 Nr. 5 Abs. 2 VOB/B, 633 III BGB, 421, 431 BGB und gegen&#252;ber der Beklagten zu 6., xxx, gem&#228;&#223; &#167;&#167; 765, 773 Abs. 1 Nr. 1 BGB dem Grunde nach im Umfang des Tenors gerechtfertigt: Die beklagte Arbeitsgemeinschaft hat ihre Pflicht verletzt (&#167; 4 Nr. 3 VOB/B), ihrer Auftraggeberin Bedenken gegen die vorgesehene Art der Ausf&#252;hrung vorzutragen, welche die Gefahr von Verschmutzungen nahelegte; dadurch ist das Gesamtwerk beeintr&#228;chtigt; der Kl&#228;ger kann die beklagte Arbeitsgemeinschaft deshalb auf Gew&#228;hrleistung in Anspruch nehmen, jedoch nur in dem aus dem Urteilstenor ersichtlichen Umfang.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Geltung der oben angef&#252;hrten VOB/B, in der die Hinweispflicht geregelt ist (&#167; 4 Nr. 3), ist in Ziff. 2.8 des Vertrages vom 30.11.1972 vereinbart worden. Da sie in weiteren Vertragsgrundlagen (z.B. in 14.06 der "Zus&#228;tzlichen Vertragsbedingungen", Sonderband I Anlage 6, hinsichtlich der Gew&#228;hrleistungsfristen) ge&#228;ndert worden ist, ist in jedem Einzelfall zu pr&#252;fen, ob die in Rede stehende Regelung der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz standh&#228;lt (BGH NJW 88, 55). Das ist bei &#167; 4 Nr. 3 VOB/B der Fall, bei dem es sich um eine Regelung handelt, die dem Grundsatz von Treu und Glauben entspringt (vgl. Ingenstau-Korbion, VOB, 11. Aufl. &#167; 4 VOB/B Rn. 182, vgl. auch BGH NJW 87, 643).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 4 Nr. 3 VOB/B mu&#223;te die Arbeitsgemeinschaft den Kl&#228;ger darauf hinweisen, da&#223; Risse in den Leichtbetonfassadenelementen entstehen konnten und da&#223; dadurch und durch damit zusammenh&#228;ngende Verschmutzungen der Fassadenelemente der optische Eindruck des Bauwerks beeintr&#228;chtigt werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">2.1</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Wie die Gutachter Prof. xxx und Prof. xxx dargelegt haben und wie es die zu den Gerichtsakten &#252;berreichten Fotografien (vgl. u.a. die Fotografien in den H&#252;llen nach Bl. 133a GA, ferner die Fotografien, die dem ersten Gutachten Prof. xxx in der Beweissicherungsakte beigef&#252;gt sind) ausweisen, weisen insbesondere die der Witterung ausgesetzten Fassaden der Universit&#228;t Risse auf; es haben Schmutzeinsp&#252;lungen stattgefunden; die Fassaden wirkten unsauber und wiesen keinen einheitlichen Farbton mehr auf.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">2.2.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 4. als Betonbauer, deren Wissen sich die &#252;brigen Partner der Arbeitsgemeinschaft zurechnen lassen m&#252;ssen, mu&#223;te wissen, da&#223; sich Risse bilden konnten und da&#223; die Gefahr von Verschmutzungen bestand. Das haben die vier Gutachter im Senatstermin zur &#220;berzeugung des Senats &#252;bereinstimmend bekundet; so waren die damit zusammenh&#228;ngenden Fragen der &#196;sthetik von Geb&#228;uden mit Leichtbetonfassaden damals Gegenstand von Diskussionen in Fachkreisen, waren auch Gegenstand von Lehrveranstaltungen in der Hochschule, so Prof. xxx erg&#228;nzend; die Problematik h&#228;tte in leicht zug&#228;nglicher Literatur auch gepr&#252;ft werden k&#246;nnen, so alle Gutachter.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">2.3.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Angesichts der dargelegten Umst&#228;nde waren die Beklagten gehalten, dem Kl&#228;ger Bedenken dagegen vorzutragen, die Leichtbetonplatten vorzusehen, ohne sie zugleich gegen Verschmutzungen zu sch&#252;tzen. Eine solche Pflicht setzt entsprechende Erkenntnisquellen des Verpflichteten voraus. Was zur Erschlie&#223;ung solcher Quellen zu fordern ist, h&#228;ngt wiederum von den besonderen Umstanden des Einzelfalles ab. Die Grenzen solcher Hinweispflicht werden u.a. (vgl. z.B. die vom Bundesgerichtshof in der Entscheidung NJW 87, 643 zur Pr&#252;fungspflicht des Nachunternehmers formulierten Grunds&#228;tze, die hier nach Auffassung des Senats aber gleicherma&#223;en anzuwenden sind) durch das vom Unternehmer zu erwartende Fachwissen und &#252;berhaupt durch alle Umst&#228;nde bestimmt, die f&#252;r den Unternehmer bei hinreichend sorgf&#228;ltiger Pr&#252;fung als bedeutsam erkennbar sind.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall bestand die Pflicht zum Hinweis: Nur derjenige Betonbauer befand sich fachlich auf der H&#246;he der Zeit (siehe auch oben zu 2.2.), dem die geschilderten Gefahren bewu&#223;t waren. F&#252;r die Arbeitsgemeinschaft als Unternehmerin war ferner klar, da&#223; das Aussehen des Geb&#228;udes dem Bauherrn - wie jedem Bauherrn - nicht gleichg&#252;ltig sein konnte. Diese Feststellung gr&#252;ndet sich auf allgemeine Erfahrungen zum &#228;sthetischen Empfinden. Sie findet ihre Anerkennung im aktuellen Recht u.a. darin, da&#223; Sch&#246;nheitsfehler einen Mangel des Bauwerks darstellen k&#246;nnen (vgl. Ingenstau-Korbion, &#167; 13, Rn. 153). Sie findet ihre konkrete Best&#228;tigung im Vertragswillen der Auftraggeberin, die in 3-6. der Zus&#228;tzlichen Technischen Vorschriften hat aufnehmen lassen "Die Oberfl&#228;che ist sauber, glatt und in einheitlichem Farbton herzustellen". Ist es aber gar nicht gegangen, diesen Zustand nachhaltig zu bewahren, "weil Verschmutzungen der hier in Rede stehenden Art zu erwarten sind" (so zur &#220;berzeugung des Senats Prof. xxx, ergab sich nicht zuletzt aus dem soeben behandelten Umstand, aber auch aus den zuvor er&#246;rterten Gr&#252;nden die Pflicht der Arbeitsgemeinschaft zum Hinweis.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Umst&#228;nde f&#252;r eine andere Wertung werden nicht deutlich.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Es kann nicht etwa davon ausgegangen werden, da&#223; der Auftraggeber eine gr&#246;&#223;ere Fachkenntnis als die Beklagte zu 4. aufwies. Nur wenn der Unternehmer der gr&#246;&#223;eren Fachkenntnis des ihn Anweisenden vertrauen darf, ist er von der Verpflichtung zur Mitteilung von Bedenken frei (BGH NJW 77, 1966). Eine solche &#252;berragende Fachkenntnis der Mitarbeiter der Auftraggeberin ist aber weder ausdr&#252;cklich vorgetragen, noch ergibt sie sich von selbst. Zwar k&#246;nnte der Inhalt der &#252;berreichten Unterlagen, welche die Auftraggeberin zum Gegenstand des Vertrages hat machen lassen, daf&#252;r sprechen, da&#223; die Mitarbeiter der Auftraggeberin in Baudingen sachkundig waren; eine so spezielle Fachkenntnis, wie sie im vorliegenden Fall gefordert ist, konnten die Beklagten, die ja die Beklagte zu 4. als einen Betonfachmann in ihren Reihen hatten, jedoch nicht voraussetzen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten waren zum Hinweis auch dann verpflichtet, wenn der Auftraggeber mit der Wahl unbehandelter Betonelemente als Fassadenelemente eine besondere architektonisch-&#228;sthetische Konzeption verfolgt hat. Letzteres vortragen zu wollen, deuten die Beklagten u.a. Bl. 11 der Klageerwiderung (Bl. 53 GA), Bl. 8 der Berufungserwiderung (Bl. 289 GA) an. Aber m&#246;gen (siehe Vortrag Bl. 289 GA) Kostengr&#252;nde die Auswahl der Materialien mitbestimmt haben, m&#246;gen bei anderen Universit&#228;tsbauten im Lande xxx &#228;hnliche Konzepte verfolgt worden sein, mag die Funktionalit&#228;t als (auch &#228;sthetisches) Prinzip eine Rolle gespielt haben, mag auf eine "gef&#228;llige" Optik kein Wert gelegt worden sein, rechtfertigten alle diese Umst&#228;nde mangels Anhaltspunktes f&#252;r einen solchen Willen nicht den Schlu&#223; der Arbeitsgemeinschaft, dem Auftraggeber seien optische Beeintr&#228;chtigungen der hier nun vorliegenden Art gleichg&#252;ltig gewesen. Das Gleiche gilt hinsichtlich des Umstandes, da&#223; der Auftraggeber sich damals f&#252;r "Multifunktionsplatten" (Ausdruck Prof. xxx) entschieden hat, die sowohl Aufgaben der W&#228;rmed&#228;mmung als auch der Optik zu erf&#252;llen hatten. Eine Hinweispflicht entfiel schlie&#223;lich nicht angesichts des Umstandes, da&#223; der Kenntnisstand damals "noch sehr viel geringer war" (Prof. xxx); das Wissen um die Gefahr von Verschmutzungen, &#252;ber das alle Gutachter berichtet haben, galt es vielmehr weiterzugeben, um dem Bauherrn das Risiko zuk&#252;nftiger Nachteile bewu&#223;t zu machen und um ihm Entscheidungen zu erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;tte den Hinweis beachtet und h&#228;tte die Fassade anders gestalten lassen. Das ist, wenn man die jetzt aufgetretenen, oben behandelten Ri&#223;bildungen und Verschmutzungen ins Auge fa&#223;t, nicht zweifelhaft. Nichts anderes ergibt sich aber, wenn man in Betracht zieht, da&#223; das Wissen um das Verhalten des in Rede stehenden Werkstoffs gerade auch in der j&#252;ngsten Vergangenheit gewachsen ist. Denn ein Bauherr wird es regelm&#228;&#223;ig nicht unbeachtet lassen, wenn ein besonders qualifizierter Fachmann ihn darauf hinweist, er werde, wenn er einen bestimmten Werkstoff w&#228;hle, zuk&#252;nftig mit Rissen und Verschmutzungen der Fassade zu rechnen haben. Diese Feststellung wird gest&#252;tzt dadurch, da&#223; die Beklagten trotz Hinweises auf den hier behandelten rechtlichen Gesichtspunkt im Beweisbeschlu&#223; des Senats vom 12.05.1989 keine ernsthaften Versuche unternommen haben, den Erfolg eines Hinweises in Zweifel zu ziehen. Sie haben zwar zum Beispiel geltend gemacht (siehe Berufungsbegr&#252;ndung Bl. 9), der Auftraggeber habe sich <u>frei</u> entschieden, den Sichtbeton "nackt zu belassen"; die Annahme einer <u>freien</u> Entscheidung beruht dabei jedoch auf einem Zirkelschlu&#223;, weil eine freie Entscheidung die Kenntnis der notwendigen Entscheidungsumst&#228;nde voraussetzt. Schlie&#223;lich sind die Beklagten daran festzuhalten, da&#223; denjenigen, der eine vertragliche Aufkl&#228;rungspflicht verletzt, das Risiko der Unaufkl&#228;rbarkeit des Ursachenzusammenhangs trifft (BGH NJW 75, 824).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Kommt der Unternehmer der Hinweispflicht nicht nach und wird das Gesamtwerk beeintr&#228;chtigt, so ist seine Werkleistung mangelhaft; der Besteller kann ihn auf Gew&#228;hrleistung in Anspruch nehmen (BGH NJW 83, 875). Im vorliegenden Fall kann der Kl&#228;ger von den Beklagten die Kosten der Ersatzvornahme gem&#228;&#223; &#167; 13 Nr. 5 Abs. 2 VOB/B fordern (wie auch gem&#228;&#223; &#167; 633 Abs. 3 BGB, wenn die Vorschrift anzuwenden w&#228;re). Denn die Arbeitsgemeinschaft hat sich in ihrem Schreiben vom 19.12.1984 (Sonderband Ia Anlage 16) strikt geweigert, die M&#228;ngel zu beseitigen. Ihre Weigerung hat in erster Linie die von dem Kl&#228;ger in Aussicht genommenen Sanierungsarbeiten zum Gegenstand. Dem Schreiben ist jedoch der Wille der Arbeitsgemeinschaft zu entnehmen, zum Beispiel durch die Betonung der Unvermeidlichkeit von Netzrissen, Gew&#228;hrleistung &#252;berhaupt und ein f&#252;r allemal abzulehnen. Einer weiteren Aufforderung zur M&#228;ngelbeseitigung bedurfte es deshalb nicht.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers sind nicht verj&#228;hrt. Die Verj&#228;hrungsfrist endete unstreitig am 13.10.1981 (vgl. z.B. Vortrag (Schriftsatz der Beklagten vom 28.02.1986 S. 12) Bl. 54, (Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 16.12.1988.S. 21) 218 GA). Sie ist am 19.11.1979 unterbrochen worden durch Einleitung des Beweissicherungsverfahrens (&#167;&#167; 639, 477 Abs. 2, 209 BGB), die Unterbrechung dauerte bis zur Beendigung des Beweissicherungsverfahrens fort, &#167; 477 Abs. 2 BGB, also bis Ende 1984. Unterbrochen worden ist die Verj&#228;hrung auch bez&#252;glich der Verschmutzungen; denn ein wesentliches Moment dieser Verschmutzungen, die Ri&#223;bildung, war von Anfang an Gegenstand der Beweissicherung. Au&#223;erdem ist die Unsauberkeit durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 30.09.1981, also vor Ablauf der urspr&#252;nglichen Gew&#228;hrleistungsfrist, ausdr&#252;cklich auch in die Beweissicherung einbezogen worden (vgl. Sonderband Ia Anlage 12).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers ist jedoch nicht in vollem Umfang begr&#252;ndet, sondern nur zur H&#228;lfte.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Der Bauherr hat f&#252;r ein Planungsverschulden seines Architekten und f&#252;r die darauf beruhenden M&#228;ngel des Bauwerks nach &#167;&#167; 254, 278 BGB (mit-) einzustehen (BGH NJW 72, 447; 84, 1677). Hier liegt ein solches Planungsverschulden vor. Denn die Auswahl der Materialien z&#228;hlt zur Planungst&#228;tigkeit des Architekten. Im vorliegenden Fall aber hatte er Veranlassung, die Leichtbetonplatten auf ihre Tauglichkeit auch in &#228;sthetischer Hinsicht zu &#252;berpr&#252;fen. Bei sorgf&#228;ltiger Pr&#252;fung w&#228;re er dabei auf die Gefahr der Rissebildung und die sich daran anschlie&#223;ende Gefahr von Verschmutzungen gesto&#223;en. Zur Begr&#252;ndung wird auch hierzu auf die Ausf&#252;hrungen oben zu II, 2.2. verwiesen: Das Problem war in Fachkreisen, auch bei den Architekten, bekannt, wie die Gutachter zur &#220;berzeugung des Senats berichtet haben; jedenfalls w&#228;re der Architekt in der Lage gewesen, sich anhand leicht zug&#228;nglicher Literatur die Problematik vor Augen zu f&#252;hren, was alle Gutachter betont haben.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Hat der Kl&#228;ger deshalb f&#252;r ein Planungsverschulden des Architekten einzustehen: Der Senat bemi&#223;t die Verursachungsanteile des Architekten einerseits und die von den Beklagten zu vertretenden auf je 1/2. Dabei hat der Senat u.a. erwogen: Im vorliegenden Fall kann nicht festgestellt werden, der vom Kl&#228;ger zu vertretende Planungsfehler oder andererseits der Fehler der Arbeitsgemeinschaft stellten die entscheidende Ursache f&#252;r die M&#228;ngel dar. Dies deshalb, weil sich beide Seiten, Architekt wie Betonbauer, hinsichtlich ihrer Kenntnism&#246;glichkeiten in einer vergleichbaren Situation befunden haben: Die Problematik war bekannt (siehe oben). Das Ausma&#223; m&#246;glicher Beeintr&#228;chtigungen nur war, das haben alle Gutachter zum Ausdruck gebracht, weder den Planern noch dem Hersteller des Materials mangels praktischer Erfahrung gegenw&#228;rtig: So hat Prof. xxx zum Beispiel ausgesagt, das, was an der xxx Universit&#228;t aufgetreten sei, "sei schon extrem gewesen"; damals sei der Kenntnisstand sehr viel geringer gewesen; es habe damals eine Euphorie f&#252;r Sichtbeton bestanden, die aber jetzt vorbei sei. Daraus folgt: Es ist nicht etwa so, da&#223; dem einen oder dem anderen ein schwererer Fehler anzulasten w&#228;re; sondern beide haben zur Verf&#252;gung stehende Kenntnisse, deren Folgen f&#252;r die Praxis zudem noch nicht voll abzusehen waren, nicht im Interesse ihre Auftraggebers zu dessen Information eingesetzt. Deshalb rechtfertigt sich nach Auffassung des Senats die getroffene Wertung, die Verursachungsanteile gleich zu bemessen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch ist nach Grund und Betrag streitig. Der Senat entscheidet &#252;ber den Grund vorab (&#167; 304 ZPO) und verweist den Rechtsstreit gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 Nr. 3 ZPO an das Gericht des ersten Rechtszuges zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch ist noch nicht endg&#252;ltig zur Entscheidung reif. Es bestehen keine vern&#252;nftige Zweifel, da&#223; der geltend gemachte Anspruch in irgendeiner H&#246;he besteht, da&#223; eine Entscheidung zur H&#246;he also noch folgen mu&#223;. Zwar wird das Landgericht u.a. zu pr&#252;fen haben, ob die vom Kl&#228;ger geltend gemachten Betr&#228;ge auch sog. Sowieso-Kosten enthalten, etwa weil, wie der Sachverst&#228;ndige Prof. xxx ge&#228;u&#223;ert hat, von Anfang an eine Beschichtung der Platten h&#228;tte vorgesehen werden k&#246;nnen; in diesem Falle werden m&#246;glicherweise erhebliche Abstriche von den Forderungen des Kl&#228;gers geboten sein. Andererseits bestehen keine Zweifel, da&#223; dem Kl&#228;ger zum Beispiel zus&#228;tzliche Einr&#252;stkosten entstehen: Er hatte Anspruch darauf, nachdem die Arbeitsgemeinschaft M&#228;ngelbeseitigung verweigerte, die notwendigen Arbeiten sofort in Angriff zu nehmen, wobei Einr&#252;stkosten entstanden, was im Senatstermin vom Kl&#228;ger geltend gemacht und was von den Beklagten nicht bestritten worden ist. Nach bisherigem Verfahrensstand haben sich keine Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, da&#223; diese Einr&#252;stkosten, wenn das Gewerk von Anfang an ordnungsgem&#228;&#223; ausgef&#252;hrt worden w&#228;re, ohnehin entstanden w&#228;ren, etwa weil sie im Rahmen normaler Wartung des Geb&#228;udes nicht sp&#228;ter als die jetzt durchgef&#252;hrten Arbeiten aufzubringen gewesen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das weitere Verfahren merkt der Senat an: Die Entscheidung &#252;ber den Kausalzusammenhang zwischen dem Verhalten der Beklagten und den einzelnen Klageposten wird dem Nachverfahren &#252;berlassen (vgl. zu solcher Verfahrensweise z.B. BGH NJW 68, 1968); das Landgericht wird auf diese Weise jeden der nun in der Berufungsbegr&#252;ndung zu 1. bis 9. aufgef&#252;hrten Klageposten zu &#252;berpr&#252;fen haben.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Dabei wird wie gesagt auch zu untersuchen sein, ob die Forderung des Kl&#228;gers um Kosten zu k&#252;rzen ist, um die das Werk bei ordnungsgem&#228;&#223;er Ausf&#252;hrung von vornherein teurer geworden w&#228;re ("Sowieso-Kosten"). Das kommt gerade im vorliegenden Fall in Betracht, weil sich die Kalkulation der Arbeitsgemeinschaft nicht allein nach ihren Vorstellungen gerichtet hat, sondern wesentlich auch nach dem Leistungsverzeichnis des Bestellers (vgl. dazu u.a. BGH NJW 84, 2457; 2458).</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Zu pr&#252;fen wird das Landgericht ferner haben, ob ein &#228;sthetisch zufriedenstellender Eindruck der Fassadenplatten nur durch eine einheitliche Beschichtung der gesamten Leichtbetonfassade erzielt werden konnte (siehe den Vortrag Berufungsbegr&#252;ndung Bl. 15, 16). Letzteres haben die Beklagten jedenfalls mit Schreiben vom 19.12.1984 unter Hinweis auf Prof. xxx bezweifelt.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Klageforderung ist im &#252;brigen, soweit sie sich auch auf eine Unterschreitung der Betondeckung gegen&#252;ber dem Sollwert von 30 mm st&#252;tzt (vgl. dazu die Anlage 6 zum Gutachten xxx vom 01.10.1983, "planerische Forderung zur Betondeckung"), unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme fehlt der Leistung der Arbeitsgemeinschaft insoweit weder eine vertraglich zugesicherte Eigenschaft, noch widerspricht sie den anerkannten Regeln der Technik, noch ist sie mit einem Fehler behaftet.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Was zun&#228;chst das Auftreten von Netzrissen und gradlinigen Rissen in Leichtbetondecken an und f&#252;r sich betrifft: Solche Risse sind nach der Darstellung aller Gutachter unvermeidlich: Der Beton versagt im Bereich von Zugspannungen, was eben zu Rissen f&#252;hrt. Deshalb sind die Risse im Beton Bestandteil des Bemessungsprinzips im Stahlbetonbau. Die Bewehrung des Stahlbetons ist gegen Korrosion zu sch&#252;tzen. Dabei kommt der Dicke und Permeabilit&#228;t der Beton&#252;berdeckung im ungerissenen Bereich zur Beurteilung der Korrosion an den Rissen eine entscheidende Bedeutung zu, w&#228;hrend der Absolutwert der Ri&#223;breiten von untergeordneter Bedeutung ist. Das steht fest aufgrund der Bekundungen aller Gutachter.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist der Sollwert der Beton&#252;berdeckung von 30 mm bei zahlreichen Platten nicht erreicht; dazu wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf den Berichterstattervermerk zum Senatstermin vom 14.11.1989, dort Bl. 2 oben, und auf die dortigen Hinweise zu den entsprechenden Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen im einzelnen verwiesen. Das f&#252;hrt jedoch f&#252;r sich betrachtet nicht zu einem Mangel des Werks. Denn die oben bezeichneten "planerischen Forderungen zur Beton&#252;berdeckung" (Anlage 6 zum Gutachten Prof. xxx vom 10.01.1983) mu&#223;ten die Beklagten nicht so verstehen, der bezeichnete Sollwert sei unter allen Umst&#228;nden und in allen F&#228;llen zu erzielen. Hierzu haben die Gutachter zur &#220;berzeugung des Senats ge&#228;u&#223;ert: In den Jahren, als die Elemente hergestellt worden seien, seien die Betondeckungen in den Normen wie etwa in der DIN 1045 (die nach den Ausf&#252;hrungen aller Gutachter damals auch auf die hier in Rede stehenden Leichtbetonelemente angewandt worden ist) zwar als Mindestwerte angegeben worden, seien in der generell ge&#252;bten und akzeptierten Praxis aber als Nennwerte verstanden und angewandt worden: Die in der Norm genannten Mindestwerte seien als Ma&#223; f&#252;r die Abstandshalter herangezogen worden; Vorhaltewerte auf diese Mindestwerte seien fast nie ber&#252;cksichtigt worden; man habe es auf diese Weise hingenommen, da&#223; das Mindestma&#223; der &#220;berdeckung nicht an allen Stellen eingehalten worden sei (z.B. als Folge einer Durchbiegung der Bewehrung). Unter Ber&#252;cksichtigung dessen ist ein Fehler des Werks auch nicht deshalb zu erkennen, weil eine die Sollst&#228;rke erreichende h&#246;here Betondeckung zu einer h&#246;heren Lebensdauer der einzelnen Platte gef&#252;hrt h&#228;tte. Letzteres kommt nach Prof. xxx in Betracht, ohne da&#223; man dies jetzt schon genau einsch&#228;tzen k&#246;nne. Ist das hier behandelte Ma&#223; jedoch allgemein in dem beschriebenen Sinne begriffen worden, war es f&#252;r die Arbeitsgemeinschaft nicht etwa so zu verstehen, der angegebene Sollwert treffe zugleich eine Aussage &#252;ber die erwartete Lebensdauer der Platte; &#252;ber die zu erwartende Lebensdauer der Betonelemente wird im &#252;brigen auf die Ausf&#252;hrung unten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die bereits erw&#228;hnte teilweise Unterdeckung der Platten bedeutet auch in technischer Hinsicht keinen Mangel. Alle Gutachter haben hierzu zur &#220;berzeugung des Senats ausgef&#252;hrt, da&#223; insgesamt Betondeckungen festgestellt worden seien, die dem &#252;blichen Standard der Produktion der Platten und der Bauausf&#252;hrungen entsprachen. Alle Gutachter haben abschlie&#223;end ausgef&#252;hrt: Wenn das Aussehen des Geb&#228;udes nicht in Rede stehe, dann gebe es f&#252;r eine Nachbesserung eindeutig keine Veranlassung. Dabei beziehen die Gutachter ihre Aussage auf eine Lebensdauer der Platten von 50 Jahren, Lebensdauer hier verstanden als Dauer wartungsfreier Nutzung. Da&#223; aber die Vertragsschlie&#223;enden im vorliegenden Fall von einer h&#246;heren Dauer wartungsfreier Nutzung ausgegangen w&#228;ren, f&#252;r eine solche Annahme gibt es keine Anhaltspunkte. Auch der Inhalt der Aktennotiz vom 30.11.1973, welcher im Senatstermin mit den Gutachtern er&#246;rtert worden ist, bietet nach deren Bekundungen keine Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme, es k&#246;nnten bei der Produktion der Platten technische Fehler gemacht worden sein.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Sachverst&#228;ndigen Prof. xxx und Prof. xxx im Senatstermin vom 14.11.1989 wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt. Er hat sich dabei auf die Bl. 5 des Protokolls vom 14.11.1989 niedergelegten &#196;u&#223;erungen &#252;ber gutachtliche T&#228;tigkeiten des Prof. xxx in den 70er Jahren im Auftrage der Firma xxx und xxx und &#252;ber einen Forschungsauftrag des Sachverst&#228;ndigen Prof. xxx Anfang der 80er Jahre bezogen, der zum Teil vom Bundesministerium f&#252;r Forschung und zum Teil von einem Firmenkonsortium erteilt worden ist, dem die Firma xxx und xxx angeh&#246;rte. Die von den Sachverst&#228;ndigen beschriebenen Tatbest&#228;nde rechtfertigen jedoch keine Ablehnung wegen Besorgnis der Befangenheit.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Allein die fl&#252;chtigen, zum Teil lang, zum Teil sehr lang zur&#252;ckliegenden Ber&#252;hrungen, die zwischen dem Sachverst&#228;ndigen und den genannten Parteien damit verbanden waren, - mehr ist nicht erkennbar - rechtfertigen vom Standpunkt des Kl&#228;gers aus objektiv und vern&#252;nftig betrachtet kein Mi&#223;trauen in die unparteiliche Gutachtenerstattung der Sachverst&#228;ndigen. Die Beschwer beider Parteien &#252;bersteigt 40.000,-- DM.</p>
315,159
olgham-1990-01-08-8-wf-64289
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 WF 642/89
1990-01-08T00:00:00
2019-03-13T14:47:55
2022-10-18T15:08:58
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1990:0108.8WF642.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird - soweit den Kl&#228;gern die nachgesuchte Proze&#223;kostenhilfe verweigert worden ist - aufgehoben und die Sache zur erneuten Bescheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p>Eine Kostenentscheidung ist nicht veranla&#223;t.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde mu&#223;te zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die rechtlichen Voraussetzungen des Unterhaltsanspruchs der Kl&#228;ger richten sich gem&#228;&#223; Art. 10 Nr. 1 Haager &#220;bereinkommen &#252;ber das auf Unterhaltspflichten anzuwendende Recht vom 02.10.1973, inhaltlich gleichlautend mit Art. 18 Abs. 6 Mr. 1 EGBGB. Bei der Bemessung des Unterhaltsbetrages sind gem&#228;&#223; Art. 11 Abs. 2 Haager &#220;bereinkommen (= Art. 18 Abs. 7 EGBGB) die Bed&#252;rfnisse des Berechtigten und die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Unterhaltsverpflichteten auch unabh&#228;ngig vom anzuwendenden Recht zu ber&#252;cksichtigen. Das bedeutet, da&#223; grunds&#228;tzlich von den Geldbetr&#228;gen auszugehen ist, die der Berechtigte an seinem Aufenthaltsort aufwenden mu&#223;, um den ihm geb&#252;hrenden Lebensstandard aufrechtzuerhalten (BGH FamRZ 1987, 682, 683), da&#223; aber eine gewisse Teilhabe des Berechtigten an dem h&#246;heren Lebensstandard des Verpflichteten gerechtfertigt ist (Senatsurteil v. 07.06.1989 FamRZ 1989, 1333 m.Nw.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Letzteres setzt gewisse Mindestangaben zum Lebensstandard des Verpflichteten voraus, der in der Regel durch das tats&#228;chlich erzielte oder das erzielbare Einkommen manifestiert wird. An solchen Angaben fehlt es bislang. Die Erfolgsaussicht der Klage im Sinne von &#167; 114 ZPO kann ohne solche Angaben nicht beurteilt werden. Folglich kann dem Berechtigten auch nicht abverlangt werden, quasi ins Blaue hinein an der Unterhaltstabelle der Hammer Leitlinien orientierte Antr&#228;ge auf "Mindestunterhalt" zu stellen. Unstreitig bezieht die Beklagte derzeit nur Leistungen der Sozialhilfe. Sollte es auf ihre erzielbaren fiktiven Eink&#252;nfte aus Erwerbst&#228;tigkeit ankommen, m&#252;&#223;ten die Kl&#228;ger zun&#228;chst Angaben zur beruflichen Qualifikation der Beklagten machen. Allenfalls hilfsweise k&#246;nnte auf das von ungelernten Kr&#228;ften erzielbare Einkommen zur&#252;ckgegriffen werden, wobei gegebenenfalls auch die unstreitig mangelhaften Sprachkenntnisse der Beklagten zu ber&#252;cksichtigen w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen weist der Senat darauf hin, da&#223; angesichts der unter 1. dargelegten Bemessungsgrunds&#228;tze eine schematische Orientierung an den f&#252;r Unterhaltsberechtigte mit inl&#228;ndischem Aufenthalt aufgestellten Tabellens&#228;tzen mit ebenso schematischen Abz&#252;gen von 1/3 oder 2/3 nicht in Betracht kommt. Das w&#228;re allenfalls dann gerechtfertigt, wenn dem entsprechende Erfahrungswerte &#252;ber den tats&#228;chlichen Geldbedarf im Aufenthaltsstaat zugrundel&#228;gen, was im Verh&#228;ltnis zu XXX zumindest f&#252;r die letzten Jahre nicht mehr der Fall ist. Der Senat hat bislang in st&#228;ndiger Rechtsprechung (FamRZ 19 87, 1303, 1306; FamRZ 1989, 1334) die vom Statistischen Bundesamt ermittelten sog. Verbrauchergeldparit&#228;ten herangezogen (ebenso OLG M&#252;nchen mit ausdr&#252;cklicher Billigung des BGH, FamRZ 1987, 6 82, 6 84, Heinrich, Internationales Familienrecht, 1989, S. 152). Diese bislang im Statistischen Jahrbuch f&#252;r die Bundesrepublik Deutschland ver&#246;ffentlichten Vierte (zuletzt St.Jb. 1988, 721 f bis einschlie&#223;lich 1987) bieten jedoch angesichts der rapiden Ver&#228;nderung der Wirtschafts- und Lebensverh&#228;ltnisse in Polen f&#252;r die hier geltend gemachten Anspr&#252;che ab 01.07.1989 keine brauchbare Bemessungsgrundlage mehr. Unter diesen Umst&#228;nden mu&#223; dem im Ausland lebenden Berechtigten abverlangt werden, Angaben &#252;ber die inzwischen f&#252;r die Aufrechterhaltung des ihm geb&#252;hrenden Lebensstandards erforderlichen Geldbetr&#228;ge zu machen. Dem sind die Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 04.12.19 89 bereits ansatzweise nachgekommen. Insoweit sind aber erg&#228;nzende Angaben erforderlich. Eine Hilfestellung k&#246;nnten ggfls. die von Gralla/Leonhardt (Das Unterhaltsrecht in Osteuropa, Bonn 1989, S. 157/8) angesprochenen Eckwerte bieten. Nach Ansicht dieser Autoren "sollten sich die deutschen Gerichte bei der Bemessung des Unterhalts f&#252;r in XXX wohnhafte Berechtigte an den vom XXX periodisch bekanntgegebenen Durchschnittsalters - oder - invalidenrenten unter Ber&#252;cksichtigung der von der XXX w&#246;chentlich in der Tagespresse ver&#246;ffentlichten Wechselkurstabellen orientieren. Keinesfalls sollten die Unterhaltsraten niedriger sein als die Mindestaltersrente, andererseits aber auch nicht h&#246;her als die Durchschnittsverg&#252;tung in der vergesellschafteten Wirtschaft". Auch diese Werte k&#246;nnten allerdings, angesichts der derzeit &#228;u&#223;erst angespannten Versorgungslage in XXX &#252;berholt sein. Gegebenenfalls mu&#223; auf der Grundlage der verf&#252;gbaren Daten auf Sch&#228;tzwerte zur&#252;ckgegriffen werden, die nach den Vorstellungen des Senates im Bereich zwischen 100,- und 200,- DM liegen d&#252;rften.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach alledem mu&#223;te der angefochtene Beschlu&#223; teilweise aufgehoben und die Sache insoweit zur Vervollst&#228;ndigung der f&#252;r die Beurteilung der Erfolgsaussicht der Klage erforderlichen Feststellungen an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen werden.</p>
315,160
ag-essen-1990-01-03-22-c-70889
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
22 C 708/89
1990-01-03T00:00:00
2019-03-13T14:47:57
2022-10-18T15:08:58
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1990:0103.22C708.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 209,70 DM nebst 8 % Zinsen seit </p> <p>dem 18.07.1989 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Nach einem Verkehrsunfall am 02.03.1089 wurde der Kl&#228;ger, der ein Sachverst&#228;ndigenb&#252;ro f&#252;r Kraftfahrzeuge, Verkehrsunf&#228;lle und Ausfallsch&#228;den betreibt, von der Unfallgesch&#228;digten Frau O mit der Erstellung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens &#252;ber die verursachten Sch&#228;den beauftragt. Eintrittpflichtiger Unfallgegner war die Beklagte. Der Kl&#228;ger erstellte unter dem 03.03.1989 ein Gutachten, bez&#252;glich dessen Inhaltes auf Bl. 35 ff. d. A. verwiesen wird. Das Gutachten endete mit einem Schadensbetrag von 8.478,71 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Fachwerkstatt M erstellte eine tats&#228;chliche Rechnung &#252;ber 8.808,52 DM. Daraufhin wandte sich die Beklagte &#252;ber die Bevollm&#228;chtigten der Unfallbeteiligten O mit der Bitte, die Rechnung der Firma M im Rahmen des einmal erteilten Sachverst&#228;ndigenauftrags pr&#252;fen zu lassen. Insoweit wird auf Bl. 15 d. A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 05.05.1989 erstellte der Kl&#228;ger einen zweiseitigen Rechnungspr&#252;fungsbericht, bez&#252;glich dessen Inhalts im einzeln auf Bl. 17 d. A. verwiesen wird. Hierin setzte er sich mit der Differenz seines Gutachtens im Verh&#228;ltnis zu dem Schadensbetrag der Firma M und den von ihm angegebenen Standkosten auseinander. Diese Leistung stellt er mit 209,70 DM in Rechnung. Die Gesch&#228;digte O trat ihre Anspr&#252;che gegen die F auf Erstattung dieses Rechnungsbetrages an den Kl&#228;ger ab, welcher mit vorliegenden Klage diesen Betrag gegen&#252;ber der Beklagten geltend macht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, er habe eine zus&#228;tzliche Leistung, n&#228;mlich eine Rechnungspr&#252;fung erbracht, die auch unabh&#228;ngig von der Liquidation des urspr&#252;nglichen Gutachtens abgerechnet werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 209,70 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 18.07.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, es k&#246;nne die &#220;berpr&#252;fung der Rechnung keine zus&#228;tzliche Bezahlung zum urspr&#252;nglichen Gutachten verlangt werden. Das Begehren zur &#220;berpr&#252;fung der Rechnung sei ausdr&#252;cklich im Rahmen des urspr&#252;nglichen Gutachten gestellt worden. Zudem habe der Kl&#228;ger in diesem Rechnungspr&#252;fungsbericht lediglich sein urspr&#252;ngliches Gutachten nachgebessert. Dieses sei auch im Rahmen des erteilten Auftrages kostenlos zu erstellen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der Schrifts&#228;tze der Parteien nebst Anlage in den Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist sachlich gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat einen Anspruch auf Bezahlung seines Rechnungspr&#252;fungsberichtes, weil er keine selbst&#228;ndige abrechnungsf&#228;hige Leistung erbracht hat. Der Kl&#228;ger hat sein zuvor erstelltes umfangreiches Gutachten vom 03.03.1989, welches in einigen Punkten unerheblich von der tats&#228;chlich erstellten Rechnung der Firma M erstellt worden ist, abwich, erl&#228;utert und die insoweit tats&#228;chlich vorliegenden Abweichungen erkl&#228;rt und gerechtfertigt. Damit h at er eine eigenst&#228;ndige Leistung erbracht. Diese Leistung ist nicht mit der Bezahlung der urspr&#252;nglichen Rechnung bereits abgegolten. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wieso diese weitere Leistung - welche ausdr&#252;cklich im Auftrag gegeben wurde -, kostenlos sein sollte, ist nicht ersichtlich, zumal das Gutachten offensichtlich nicht fehlerhaft war.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,161
ovgnrw-1989-12-20-3-a-200786
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 A 2007/86
1989-12-20T00:00:00
2019-03-13T14:47:58
2022-10-18T15:08:58
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:1220.3A2007.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Zur&#252;ckweisung der Anschlu&#223;berufung des Beklagten wird das angefochtene Urteil teilweise ge&#228;ndert.Der Erschlie&#223;ungsbeitragsbescheid des Beklagten vom 8. Oktober 1984 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 9. Januar 1985 wird insgesamt aufgehoben.Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des ge-samten Verfahrens.Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des an der Stra&#223;e</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">in&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gelegenen Grundst&#252;cks Gemarkung</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Flur - Flurst&#252;cke</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Ausbau der Erschlie&#223;ungsanlagen im Gebiet des</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bebauungsplanes Nr. 7 "H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ,-West" im Jahre 1980 abge</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">schlossen war, erlie&#223; die Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter dem</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">18. November 1982 eine Satzung zur &#196;nderung des am 6. Juli 1858</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">best&#228;tigten</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">best&#228;tigten Rezesses der fr&#252;heren Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , durch welche</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der Interessentenweg zum sog. H-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , der in einer Gr&#246;&#223;e von</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">720 qm als Erschlie&#223;ungsanlage ausgebaut und insoweit Bestandteil</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">der Erschlie&#223;ungsanlage L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; geworden war, eingezogen wurde;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">zugleich wurde ausgef&#252;hrt, da&#223; dieser Weg dem &#246;ffentlichen Verkehr diene und deshalb in das Eigentum und die Unterhaltung der Stadt</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#252;bernommen werde. Unter dem 4. Februar 1983 erlie&#223; der Beklagte eine Widmungsverf&#252;gung, die in den Ausgaben der</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">11'&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zeitung" und des "&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -Blattes" vom</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">12. Februar 1983 wie folgt bekanntgemacht wurde:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">"Amtliche Bekanntmachung</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die Widmung der Erschlie&#223;ungsanlagen im Plange</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">biet Nr. 7 "H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; :-West" im Stadtteil&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die im Bebauungsplan Nr. 7 "H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; __-West" - Stadt</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">teil .&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - ausgewiesenen Erschlie&#223;ungsanlagen</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">mit den Bezeichnungen "E&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ' "H_</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">." und</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">"L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ," sind endg&#252;ltig hergestellt und wurden</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">gem. &#167; 8 Abs. 1 des Landesstra&#223;engesetzes NW vom 28.11.1961 in der zur Zeit g&#252;ltigen Fassung mit sofortiger Wirkung als Stadtstra&#223;en f&#252;r den &#246;ffent-lichen Verkehr gewidmet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Bebauungsplan, aus dem der Verlauf der genannten Stra&#223;en ersichtlich ist, liegt w&#228;hrend der Wider&#172;spruchsfrist im Rathaus der Stadt</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zi. 22, zur Einsichtnahme aus.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Rechtsmittelbelehrung:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gegen die Widmung kann innerhalb eines Monats nach &#246;ffentlicher Bekanntmachung Widerspruch erhoben werden. Der Widerspruch ist schriftlich oder zur Niederschrift beim Stadtdirektor, P</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">stra&#223;e d, Rathaus, Zi. 22,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">3533 W.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , einzulegen."</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Durch einen an die Kl&#228;gerin gerichteten Erschlie&#223;ungsbeitragsbe&#172;scheid vom 8. Oktober 1984 setzte der Beklagte einen Erschlie&#223;ungs&#172;beitrag f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck f&#252;r den Ausbau des Abschnittes</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">der Stra&#223;e L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; d zwischen der Aufm&#252;ndung L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; /H</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">und der Einm&#252;ndung der Stra&#223;en&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; weg in</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">H&#246;he von 9.389,32 DM fest und forderte sie zur Zahlung dieses Be&#172;trages auf. Den von der Kl&#228;gerin hiergegen erhobenen Widerspruch, der sich zugleich gegen die Veranlagung des Grundst&#252;cks Gemarkung</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Flur&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Flurst&#252;cke&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; richtete, wies der Beklagte</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">durch Widerspruchsbescheid vom 9. Januar 1985 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat am 6. Februar 1985 gegen die beiden Er-schlie&#223;ungsbeitragsbescheide betreffend die Grundst&#252;cke Ge</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">markung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _ 1 Flur ' Flurst&#252;cke&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und Flurst&#252;ck</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Klage erhoben. Durch einen in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 27. Juni 1986 bekanntgegebenen Beschlu&#223; vom 26. Juni 1986 hat das Verwaltungsgericht die erhobenen Anspr&#252;che getrennt</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">und die Veranlagung der Flurst&#252;cke&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; dem Verfahren</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">5 K 238/85 (3 A 2007/86) und die Veranlagung des Flurst&#252;cks dem Verfahren .5 K 1272/86 (3 A 2008/86) zugewiesen. Auf die Klage mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">den Erschlie&#223;ungsbeitragsbescheid des Be-klagten vom 8. Oktober 1984 in der Fassung des dazu ergangenen Widerspruchsbescheides vom 9. Januar 1985 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">hat das Verwaltungsgericht durch das angefochtene Urteil, auf das Bezug genommen wird, die angefochtenen Bescheide insoweit aufgehoben, als ein 7.100,70 DM &#252;bersteigender Erschlie&#223;ungs-beitrag festgesetzt und erhoben worden ist, und die Klage im &#252;brigen abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 25. Juli 1986 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 22. August 1986 Berufung eingelegt. Zur Begr&#252;n&#172;dung wiederholt und vertieft sie insbesondere ihr bisheriges Vorbringen, da&#223; die in der Abrechnung zugrunde gelegten Kosten nicht anerkannt werden k&#246;nnten und da&#223; ihr Gegenanspr&#252;che</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">gegen die Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zust&#252;nden, die einen Betrag von</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">&#252;ber 100.000,-- DM ausmachten.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil teilweise zu &#228;ndern und der Klage in vollem Umfang stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat durch einen am 29. August 1986 beim Ver-waltungsgericht Minden eingegangenen Telebrief sowie durch einen am 2. September 1986 ebenda eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt, die er laut Schriftsatz vom 17. Oktober 1986 als An-schlu&#223;berufung f&#252;hrt. Der Beklagte beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen und</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil insoweit zu &#228;ndern,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">als</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">als es eine unter dem Betrag von 8.276,80 DM liegende Beitragsfest-setzung aufgehoben hat.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung bezieht er sich auf den angefochtenen Widerspruchs-bescheid und die Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils, soweit es die Klage abgewiesen hat, und legt erg&#228;nzend dar, da&#223; die Beitrags&#172;erhebung nach Grund und H&#246;he rechtm&#228;&#223;ig sei. Des weiteren wendet er sich gegen die im angefochtenen Urteil vertretene Auffassung,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">die benachbarten Flurst&#252;cke&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; w&#252;rden nicht landwirtschaft</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">lich, sondern gewerblich genutzt. Zudem verweist er auf seine Widmungsverf&#252;gung vom 4. Dezember 1989, deren amtliche Bekannt</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">machung - hier auszugsweise wiedergegeben aus dem&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; --Blatt</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">vom 6. Dezember 1989 - wie folgt lautet:</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">"Amtliche Bekanntmachung</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">T9ilfl&#228;che</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">aus Flurst&#252;ck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _ in Gr&#246;lte von 4438 m ,</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">eilfl&#228;che aus Flurst&#252;ck . . in</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Gr&#246;&#223;e von 717 m` und Teilfl&#228;che aus Flurst&#252;ck 664 in Gr&#246;&#223;e von 103 m2)</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">werden mit sofortiger Wirkung gem. &#167; 6 des Stra&#223;en-und Wegegesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen (StrWG NW) in der Fassung der Bekanntmachung vom 1.8.1983 (GV. NW. S. 306), ge&#228;ndert durch Gesetz vom 20.6.1989 (GV. NW. S. 366), ohne Einschr&#228;nkungen als Stadtstra&#223;en f&#252;r den &#246;ffentlichen Verkehr ge&#172;widmet.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend die Erschlie&#223;ungsanlagen " _&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; " und</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">"H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ' als Anliegerstra&#223;en eingestuft werden,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">stellt die Erschlie&#223;ungsanlage "L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; " eine</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Haupterschlie&#223;ungsanlage dar. Rechtsbehelfsbelehrung ...."</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens und des Sachverhalts im &#252;brigen wird auf die gerichtliche Streitakte nebst Beiakten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">6</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet'. Hingegen ist die Anschlu&#223;berufung des Beklagten nicht begr&#252;ndet. Die ange&#172;fochtenen Bescheide sind rechtswidrig und verletzen die Kl&#228;gerin in ihren Rechten, weil eine Erschlie&#223;ungsbeitragspflicht f&#252;r das veranlagte Grundst&#252;ck bisher nicht entstanden ist. Die abgerechnete Erschlie&#223;ungsanlage hat bisher n&#228;mlich nicht - wie das in &#167; 127 Abs. 2 Nr. 1 BBaGG/BauGB f&#252;r die Beitragserhebung vorausgesetzt wird - den Charakter einer &#246;ffentlichen Anbau&#172;stra&#223;e erlangt.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der abgerechnete Stra&#223;enabschnitt war urspr&#252;nglich Teil</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">des sogenannten Weges zum&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -. Aufgrund des am 6. Juli</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">1858 best&#228;tigten Rezesses &#252;ber die Zusammenstellung der Wege</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">und Gr&#228;ben in der Gemarkung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hatte dieser Weg den</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Charakter eines Interessentenweges und stand somit nicht der Benutzung durch die Allgemeinheit, sondern lediglich der Be-nutzung durch einen beschr&#228;nkten Personenkreis offen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Dieser Charakter des Weges als Privatweg ist durch die Satzung zur &#196;nderung des Rezesses der fr&#252;heren Stadt</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">vom 18. November 1982 nicht Ge&#228;ndert worden. Die darin enthaltene Aussage, der Weg diene dem &#246;ffentlichen Verkehr, erscheint n&#228;mlich nicht als Anordnung des Baues oder der &#196;nderung einer &#246;ffentlichen Stra&#223;e, die (zusammen mit der Ver&#172;kehrs&#252;bergabe) nach &#167; 6 Abs. 5 Satz 1 LStrG 1961 die grund&#172;s&#228;tzlich erforderliche Widmung ersetzen kann. Vielmehr er&#172;scheint diese Aussage - zusammen mit der vorausgegangenen Mitteilung, eine Teill&#228;nge des Reze&#223;weges sei in einer Gr&#246;&#223;e von 720 qm als Erschlie&#223;ungsanlage ausgebaut und insoweit</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Bestandteil der Erschlie&#223;ungsanlage&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; _' geworden - nur</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">als eine Beschreibung eines bereits verwirklichten Zustandes, die als Begr&#252;ndung f&#252;r die mit Bezug auf diesen Weg gegebenen Anordnungen dient. Diese Anordnungen ersch&#246;pfen sich darin,</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">da&#223; der Weg als Reze&#223;weg eingezogen und in das Eigentum und</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">in die Unterhaltung der Stadt W&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#252;bernommen wird.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Hiermit stimmt &#252;berein, da&#223; die Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; selber</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">eine regul&#228;re Widmung der ausgebauten Strecke der Stra&#223;e</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">als erforderlich ansieht, wie sich am Erla&#223; der Widmungsverf&#252;gung vom 4. Februar 1983 zeigt. Angesichts der eingeschr&#228;nkten Bedeutung, die der &#196;nderungssatzung vom</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">18. November 1982 demnach beigelegt ist, kann Offenbleiben, ob und unter welchen Voraussetzungen unmittelbar durch eine &#196;nde&#172;rungssatzung, die aufgrund des Gesetzes &#252;ber die durch ein Aus-einandersetzungsverfahren begr&#252;ndeten gemeinschaftlichen Ange-legenheiten vom 9. April 1956 (GS NW S. 740) erlassen wird, ein Interessentenweg in einen &#246;ffentlichen Weg umgewandelt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 16. Juni 1986 - 9 A 877/84 -.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die abgerechnete Anlage hat den Charakter einer &#246;ffentlichen Stra&#223;e des weiteren auch nicht durch die Widmungsverf&#252;gung des Beklagten vom 4. Februar 1983 erlangt. Wie sich aus der &#220;berschrift der amtlichen Bekanntmachung dieser Widmungsverf&#252;gung in den beiden hierf&#252;r bestimmten Tageszeitungen ergibt, hat diese Ver&#172;f&#252;gung "die Widmung der Erschlie&#223;ungsanlagen im Plangebiet Nr. 7</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">h&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -West im Stadtteil&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; " zum Inhalt. In &#220;berein</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">stimmung hiermit werden im Text der Widmungsverf&#252;gung "die im Be&#172;bauungsplan Nr. 7 ... ausgewiesenen Erschlie&#223;ungsanlagen" f&#252;r den &#246;ffentlichen Verkehr gewidmet. Der im Text der Widmungsverf&#252;gung dabei verwendete Zusatz "Erschlie&#223;ungsanlagen mit den Bezeichnungen</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">1E_ _&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 'H--&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 7' und 'L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat dabei nicht die</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Bedeutung, da&#223; die Widmung insbesondere auf die gesamte Stra&#223;e mit</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">dem Namen "&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -" und die gesamte Stra&#223;e mit dem Namen</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">." erstreckt werden sollte. Das ergibt sich einmal aus dem Umstand, da&#223; in der amtlichen Bekanntmachung der Widmung darauf hingewiesen wird, der Bebauungsplan, aus dem der Verlauf der ge&#172;nannten Stra&#223;en ersichtlich sei, liege w&#228;hrend der Widerspruchs</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">frist im Rathaus der Stadt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Zimmer 22, zur Einsicht</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">nahme aus - der Hinweis auf eine nur in der Widerspruchsfrist er&#172;folgende Auslegung w&#228;re &#252;berfl&#252;ssig gewesen, wenn die zu widmenden Stra&#223;enstrecken ohnehin jedermann bekannt gewesen w&#228;ren. Das er&#172;gibt sich zum anderen und vor allem daraus, da&#223; die &#246;stlichen,</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">stadteinw&#228;rts f&#252;hrenden Anschlu&#223;strecken der Stra&#223;en&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . und</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">L&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . au&#223;erhalb des Gebietes des Bebauungsplanes Nr. 7 liegen;</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">da dieser Bebauungsplan diese Anschlu&#223;strecken nicht abbildet, war ihr Verlauf aus dem ausgelegten Bebauungsplan Nr. 7 nicht zu</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">ersehen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">ersehen. Demnach hat die Widmungsverf&#252;gung vom 4. Februar 1983 den Inhalt; alle im Gebiet des Bebauungsplanes Nr. 7 liegenden Erschlie&#223;ungsanlagen zu widmen, d.h. mit Bezug auf die Stra&#223;e L&#252;sterbach: diese Stra&#223;e insoweit zu widmen, als sie im Gebiet des Bebauungsplanes Nr. 7 verl&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 6 Abs. 3 LStrG 1961, der hier noch anwendbar ist, war die Widmung mit Rechtsmittelbelehrung &#246;ffentlich bekanntzu&#172;machen. Hierzu bestimmt &#167; 14 Abs. 1 der Hauptsatzung der Stadt</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">vom 21. November 1979 i.d.F der ersten &#196;nderungs&#172;satzung vom 24. Dezember 1981:</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">"&#214;ffentliche Bekanntmachungen der Stadt, die</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">durch Rechtsvorschrift vorgeschrieben sind, werden in folgenden Tageszeitungen vollzogen:</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in der Kreisausgabe&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - des Westfalen</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Blattes</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in der Kreisausgabe&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Neuen</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Westf&#228;lischen Zeitung."</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Vollzogen ist eine &#246;ffentliche Bekanntmachung im Sinne dieser Vorschrift, wenn ihr Text (ggf. nebst Zeichnungen) in den Zeitungen abgedruckt ist und wenn die Zeitungen ausgegeben worden sind.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Vgl. den Beschlu&#223; des Senats vom 29. Juli 1988 - 3 B 1205/87 -, NWVB1 1989, 26.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Die in den amtlichen Bekanntmachungen vom 12. Februar 1983 ent&#172;haltene Bezugnahme auf den Bebauungsplan Nr. 7 bedeutet, da&#223; ein Teil des Inhalts der Allgemeinverf&#252;gung "Widmung" nicht aus den beiden Zeitungstexten "abzulesen" ist, sondern aus einer anderen Quelle gesch&#246;pft werden mu&#223;. Die Abgrenzung der einzelnen von der Widmung erfa&#223;ten Fl&#228;chen geh&#246;rt zum Entscheidungssatz ("verf&#252;gender Teil" im Sprachgebrauch des &#167; 41 Abs. 4 Satz 1 VwVfG NW) der Widmungsverf&#252;gung. Wird diese Abgrenzung (wie im vorliegenden Fall) nicht durch schlichte Anf&#252;hrung eines bereits auf andere Weise hinreichend &#246;ffentlich bekannten Stra&#223;ennamens, sondern durch die Bezugnahme auf die Grenzen eines Bebauungs&#172;plangebietes getroffen, so ist nicht der ganze Inhalt der Widmungsverf&#252;gung in dem dem Leser der Tageszeitungen zur</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Kenntnis</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160; 9 -</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Kenntnis gegebenen Text enthalten. Ob dar&#252;ber hinaus alle oder einige Anforderungen des &#167; 41 Abs. 4 (insbesondere Satz 2) VwVfG NW gelten</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vgl. zu den Subsidiarit&#228;tsklauseln des &#167; 1 VwVfG BVerwG Urteil vom 8. August 1986</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4 C 16.84 -, NVwZ 1987, 488, sowie Kopp, Komm. zum VwVfG, 4. Aufl. (1986), RNr. 8 zu &#167; 1, und Stelkens/Bonk/Leonhardt, Komm. zum VwVfG,2. Aufl. (1983), RNr. 27a, 27b zu &#167; 1 -</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">und ob diese Anforderungen erf&#252;llt sind, kann angesichts des Ver-sto&#223;es gegen die gemeinderechtliche Bekanntmachungsvorschrift der Hauptsatzung offenbleiben.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat auch nicht die im Berufungsverfahren vorge&#172;legte Widmungsverf&#252;gung vom 4. Dezember 1989, amtlich bekanntge</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">macht im&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ..-Blatt vom 6. Dezember 1989 und in der</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Zeitung vom selben Tage, den Charakter der Stra&#223;e</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">als &#246;ffentliche Stra&#223;e begr&#252;ndet. Diese Widmungsver-f&#252;gung - die gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 1 Satz 2 StrWG NW mit Rechtsbehelfsbelehrung &#246;ffentlich bekanntzumachen ist - betrifft zwar gleichfalls "die innerhalb des Bebauungsplanes Nr. 7 'H</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">irn Stadtteil&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; verlaufenden Erschlie&#223;ungsanlagen", w&#228;hlt</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">aber mit der Bezeichnung einzelner Flurst&#252;cke einen Ankn&#252;pfungs&#172;punkt, der die oben dargelegten Bedenken gegen eine Bezugnahme auf den Bebauungsplan vermeidet. Zur Abgrenzung der gewidmeten Fl&#228;chen verwendet diese Widmungsverf&#252;gung aber zus&#228;tzlich die Ausdr&#252;cke</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">"Teilfl&#228;che aus Flurst&#252;ck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in Gr&#246;&#223;e von 4.438 m2", "Teilfl&#228;che</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">aus Flurst&#252;ck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in Gr&#246;&#223;e von 717 m2" und "Teilfl&#228;che aus Flur</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">st&#252;ck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in Gr&#246;&#223;e von 103 m2". Mit der Verwendung dieser Aus</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">dr&#252;cke wird eine hinreichende Umschreibung der gewidmeten Teilfl&#228;chen nicht erreicht. Der Leser der amtlichen Bekanntmachungen kann n&#228;mlich an diesen Ausdr&#252;cken nicht "ablesen", welchen Zu&#172;schnitt die jeweilige Teilfl&#228;che der angef&#252;hrten Flurst&#252;cke hat und wo in der &#214;rtlichkeit sie gelegen ist. Dabei kann offenbleiben, ob die Anf&#252;hrung der "Teilfl&#228;chen" einen Versto&#223; gegen das Gebot darstellt, da&#223; ein Verwaltungsakt inhaltlich hinreichend bestimmt sein mu&#223; (&#167; 37 Abs. 1 VwVfG NW). Sollte n&#228;mlich der Zuschnitt und die Lage dieser Teilfl&#228;chen hinreichend bestimmbar sein mit Hilfe der Abgrenzung "die innerhalb des Bebauungsplanes Nr. 7 ... ver&#172;laufendenden Erschlie&#223;ungsanlagen", die im Eingang der</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Widmungsverf&#252;gung</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160; 10 -</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Widmungsverf&#252;gung verwendet wird, so werden dadurch die oben zur Widmungsverf&#252;gung vom 4. Februar 1983 dargelegten Bedenken, die sich aus dem Gebot zur Ver&#246;ffentlichung des ganzen Inhalts der Widmungsverf&#252;gung ergeben, nicht ausger&#228;umt. Denn der Leser der amtlichen Bekanntmachungen vom 6. Dezember 1989 ist in jedem Falle darauf angewiesen, den Bebauungsplan Nr. 7 einzusehen, um Lage und Umfang der ge&#172;widmeten Fl&#228;chen vollst&#228;ndig erfassen zu k&#246;nnen. Deshalb gen&#252;gen auch die &#246;ffentlichen Bekanntmachungen der Widmung vom 4. Dezember 1989 nicht den Anforderungen, die sich aus der Hauptsatzung f&#252;r die &#246;ffentliche Bekanntmachung einer Stra&#223;enwidmung ergeben.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Das festgestellte "Defizit" der &#246;ffentlichen Bekanntmachungen der Widmungsverf&#252;gungen vom 4. Februar 1983 und vom 4. Dezember 1989 f&#252;hrt demnach zur Unwirksamkeit der Widmungen der abgerechneten Erschlie&#223;ungsanlage mit der weiteren Konsequenz, da&#223; diese noch keine &#246;ffentliche Anbaustra&#223;e i.S. des &#167; 127 Abs. 2 Nr. 1 BBauG/BauGB ist.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">4</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167; 154 Abs.r2 VwGO, &#167; 167 VwG() i.V.m. 55 708 Nr. 10, 711 ZPO, &#167; 132 Abs. 2 VwG0.</p>
315,162
olgham-1989-12-18-32-u-8389
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
32 U 83/89
1989-12-18T00:00:00
2019-03-13T14:48:00
2022-10-18T15:08:56
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1218.32U83.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Essen vom 27. Januar 1989 wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagten k&#246;nnen die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 4.000,-- DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Kl&#228;gerin kann die Sicherheit durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p></p> <p>Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 50.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht Schadensersatzanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sie kam am Vormittag des 20. Oktober 1984 in die Trinkhalle, die die Beklagte zu 2) in xxx betreibt, um sich mit ihr privat zu unterhalten. Die Beklagte zu 2) erkl&#228;rte, sie m&#252;sse zum Milchhof fahren, um Getr&#228;nke zu holen. Die Kl&#228;gerin begleitete die Beklagte zu 2), die f&#252;r die Fahrt den bei der Beklagten haftpflichtversicherten Pkw xxx, amtliches Kennzeichen xxx, benutzte. Im Milchhof kaufte die Beklagte zu 2) zwei Kartons mit je acht Liter-Flaschen Milch, von denen die Kl&#228;gerin einen in den Pkw trug.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf der R&#252;ckfahrt geriet der Pkw durch Verschulden der Beklagten zu 20 in einer Kurve auf der xxx nach rechts von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Die Kl&#228;gerin wurde erheblich verletzt. Insoweit wird auf S. 4 der Klageschrift vom 26. Mai 1988 (4 GA) Bezug genommen. Von der Berufsgenossenschaft f&#252;r den Einzelhandel wurde der Unfall als Arbeitsunfall anerkannt. Die Kl&#228;gerin erh&#228;lt eine Dauerrente, basierend auf einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 20 %. Auf die Kopien der Bescheide vom 19. Februar und 19. August 1986 (24, 25 GA) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, sie habe die Beklagte zu 2) begleitet, um mit ihr weiter &#252;ber private Themen sprechen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">1.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie ein angemessenes, der H&#246;he nach in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen aus 10.000,-- DM vom 31.12.1984 bis zum 15.08.1984, aus 20.000,-- DM vom 16.08.1984 bis Rechtsh&#228;ngigkeit (03.06.1988/ 19.08.1988), im &#252;brigen ab Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">2.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, ihr s&#228;mtlichen materiellen und zuk&#252;nftig immateriellen Schaden aufgrund des Verkehrsunfalles vom 20.10.1984 zu ersetzen, soweit die Anspr&#252;che nicht auf &#246;ffentliche Sozialversicherungs- oder Sozialleistungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie haben behauptet, die Kl&#228;gerin habe die Beklagte zu 2) begleitet, um beim Wareneinkauf behilflich zu sein. Deshalb haben sie gemeint, Schadensersatzanspr&#252;che der Kl&#228;gerin seien gem&#228;&#223; &#167; 636 Abs. 1 RVO ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Beklagte zu 2) gem&#228;&#223; &#167; 141 ZPO angeh&#246;rt, sowie Beweis erhoben durch Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens und Verwertung der Bu&#223;geldakten 393-0.471 513.6 der Stadt xxx. Auf das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen xxx vom 5. Dezember 1988 (101 ff. GA) sowie die genannten Beiakten wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Grundurteil, auf dessen Begr&#252;ndung Bezug genommen wird, hat es die Klage dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Berufung der Beklagten mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen, </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Beklagten als Gesamtschuldner zur Zahlung von 405,-- DM nebst 4 % Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu verurteilen und im &#252;brigen festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin s&#228;mtlichen weiteren materiellen Schaden aufgrund des Verkehrsunfalles vom 20.10.1984 zu ersetzen, soweit die Anspr&#252;che nicht auf &#246;ffentliche Sozialversicherungs- oder Sozialleistungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Parteien wiederholen und erg&#228;nzen ihr erstinstanzliches Vorbringen. Hierzu wird auf den Inhalt der in der Berufungsinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen. Der Senat hat die Kl&#228;gerin und die Beklagte zu 2) gem&#228;&#223; &#167; 141 ZPO angeh&#246;rt. Auf das Ergebnis, niedergelegt im Berichterstattervermerk vom 18. Dezember 1989, wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte zu 2) dem Grunde nach einen Schmerzensgeldanspruch nach &#167;&#167; 823, 847 BGB. Die Beklagte zu 1) haftet als Pflichtversicherer nach &#167; 3 Nr. 1 PflVersG. Die Voraussetzungen des Schmerzensgeldanspruches sind dem Grunde nach unstreitig. Die Haftung der Beklagten ist nicht nach &#167; 636 Abs. 1 S. 1 2. Alternative RVO ausgeschlossen. Denn die Kl&#228;gerin hat ihre Verletzungen bei einem Arbeitsunfall erlitten, der bei der Teilnahme am allgemeinen Verkehr eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufsgenossenschaft f&#252;r den Einzelhandel hat den Verkehrsunfall vom 20. Oktober 1984 endg&#252;ltig als Arbeitsunfall der Kl&#228;gerin (&#167;&#167; 548, 539 Abs. 2 RVO) anerkannt. An diese Entscheidung ist das angerufene Gericht nach &#167; 638 Abs. 1 RVO gebunden (BGH NJW 1983, 2021 ff). Die Bescheide der Berufsgenossenschaft vom 19. Februar und 19. August 1986 beinhalten notwendigerweise die Entscheidung, da&#223; die Kl&#228;gerin w&#228;hrend des Unfalles "Versicherte" im Sinne der Unfallversicherungsbestimmungen war. Die Frage, ob der Kl&#228;gerin gleichwohl Schadensersatzanspr&#252;che gegen die Beklagte zu 2) als Unternehmerin zustehen, weil der Unfall bei der "Teilnahme am allgemeinen Verkehr" geschah (&#167; 636 Abs. 1 S. 1 2. Alternative RVO) ist vom ordentlichen Gericht unabh&#228;ngig davon, nach selbst&#228;ndiger Pr&#252;fung und W&#252;rdigung des Sachverhaltes, zu beantworten (vgl. OLG D&#252;sseldorf VersR 1972, 389; OLG Bamberg, DAR 1977, 326, 327). Dabei ist ma&#223;gebend, ob die Kl&#228;gerin den Unfall als normaler Verkehrsteilnehmer oder als Betriebsangeh&#246;riger erlitten hat; ob das eine oder andere vorliegt oder &#252;berwiegt, ist nach der besonderen Lage des Einzelfalles zu beurteilen (BGH VersR 1956, 388, 389; 1976, 539, NJW 1983, 2021, 2022; OLG D&#252;sseldorf VersR 1972, 389, 390).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Aus Sicht der Beklagten zu 2) war die Fahrt betrieblich veranla&#223;t, denn der Einkauf der Milch diente der Versorgung ihres Trinkhallenbetriebes. Nach der Anh&#246;rung der Kl&#228;gerin und der Beklagten zu 2) vor dem Senat sowie aufgrund der weiteren Umst&#228;nde steht jedoch fest, da&#223; die Kl&#228;gerin an der Fahrt teilgenommen hat, um ein privates Gespr&#228;ch mit der Beklagten zu 2) fortsetzen zu k&#246;nnen, insbesondere um &#252;ber ihre famili&#228;ren Probleme zu reden. Ein anderer Zweck oder eine Notwendigkeit, mitzufahren, bestand nicht. Denn die Kl&#228;gerin war weder bei der Beklagten zu 2) angestellt noch erforderte der Umfang der Besorgungen ihre Hilfe. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte die Beklagte zu 2) jederzeit um Unterbrechung der Fahrt bitten und den Pkw verlassen k&#246;nnen. Da&#223; die Beklagte zu 2) m&#246;glicherweise auch an eine Mithilfe der Kl&#228;gerin gedacht hat, ist von untergeordneter Bedeutung. Grund f&#252;r die Mitfahrt der Kl&#228;gerin war, da&#223; beide von Dritten ungest&#246;rt, w&#228;hrend der Fahrt das Gespr&#228;ch &#252;ber private Dinge fortsetzen wollten. Anla&#223; und Zweck der Mitfahrt der Kl&#228;gerin hatten somit eindeutig privaten Charakter. Eine Zweckbindung zu dem Gesch&#228;ftsbetrieb der Beklagten zu 2) war nicht gegeben. Zu diesem bestand allenfalls ein loser Zusammenhang, der sich daraus ergab, da&#223; die Beklagte zu.2) zum Milchhof mu&#223;te. Auf die Fahrt als solche kam es nicht an. Die Kl&#228;gerin war von der Beklagten zu 2) ohne gesch&#228;ftliche Zwecke mitgenommen worden, so da&#223; ihre Situation die eines normalen Verkehrsteilnehmers war und ihre Rechtsstellung als Teilnehmer am allgemeinen Stra&#223;enverkehr nicht aufgehoben war (vgl. OLG Bamberg a.a.O.; OLG D&#252;sseldorf a.a.O. S. 390).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Kl&#228;gerin sich bereitgefunden hat, beim Einladen der beiden Kartons mit Milchflaschen zu helfen, &#228;ndert die rechtliche Beurteilung nicht. Dieser kurzfristige betriebliche Vorgang brachte sie nicht in so engen Zusammenhang mit dem Trinkhallenbetrieb der Beklagten zu 2), da&#223; die w&#228;hrend der gesamten Fahrt bestehende Eigenschaft der Kl&#228;gerin als Verkehrsteilnehmerin in den Hintergrund tr&#228;te. Die Kl&#228;gerin hat die Verletzungen erlitten, als die Parteien sich auf der R&#252;ckfahrt befanden und der Vorgang des Einladens l&#228;ngst abgeschlossen war. Es w&#228;re unbillig und entspr&#228;che nicht der Zielsetzung des &#167; 636 Abs. 1 S. 1 2. Alt. RVO, wenn ihr Entschlu&#223; zu einer nur ganz kurze Zeit w&#228;hrenden Hilfeleistung, zu der sie nicht verpflichtet war, eine verm&#246;gensrechtliche Schlechterstellung zur Folge h&#228;tte (vgl. auch BGH VersR 1956, 389).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den Feststellungsantrag war nicht zu entscheiden. Dieser ist dem Berufungsgericht nicht zur Entscheidung angefallen, &#167; 537 ZPO, denn es kann nicht festgestellt werden, da&#223; das Landgericht &#252;ber diesen Antrag in seinem Urteil entscheiden wollte. Der Urteilstenor enth&#228;lt lediglich die Formulierung, da&#223; die Klage dem Grunde nach gerechtfertigt ist. Eine Auslegung des Urteilstenors dahingehend, da&#223; das Landgericht auch zum Feststellungsantrag betreffend den materiellen und immateriellen Zukunftsschaden entscheiden wollte, ist zwar grunds&#228;tzlich m&#246;glich (BGHZ 7, 331, 333 f.; VersR 1959, 904, 905; VersR 1975, 253, 254; OLG Frankfurt VersR 1985, 168). Eine solche Auslegung kommt vorliegend nicht in Betracht. Denn ein entsprechender Wille des Landgerichts ergibt sich weder aus den Entscheidungsgr&#252;nden, noch ist der vom Landgericht festgestellte und gew&#252;rdigte Sachverhalt insoweit zur Entscheidung reif. Insbesondere der Umfang des Schmerzensgeldanspruches ist streitig und nicht aufgekl&#228;rt. Es bedarf der Beweiserhebung. Soweit Feststellung hinsichtlich zuk&#252;nftiger immaterieller Sch&#228;den begehrt wird, ist der sich aus Tenor und Entscheidungsgr&#252;nden ergebende Umfang der Rechtskraft (vgl. Z&#246;ller, 15. Aufl., vor &#167; 322 Rn. 31 m. w. N.) deshalb zur Zeit auch nicht eindeutig bestimmbar.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 97, 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p>
315,163
olgk-1989-12-18-27-u-12389
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 123/89
1989-12-18T00:00:00
2019-03-13T14:48:03
2022-10-18T15:08:56
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:1218.27U123.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 13. April 1989 verk&#252;ndete Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 25 O 410/86 - abge&#228;ndert: </p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p></p> <p>Auf die Widerklage wird der Kl&#228;ger verurteilt, an den Beklagten 24.112,51 (i.W. vierundzwanzigtausendeinhundertundzw&#246;lf 51/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen von 10.000,-- DM seit dem 22. September 1986 und von weiteren 14.112,51 DM seit dem 27. November 1989 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; der Kl&#228;ger verpflichtet ist, dem Beklagten s&#228;mtliche k&#252;nftigen materiellen Sch&#228;den aus der Operation vom 4. September 1985 zu ersetzen, soweit der Anspruch nicht auf Tr&#228;ger der gesetzlichen Sozialversi-cherung oder sonstige Dritte &#252;bergegangen ist. </p> <p></p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges werden wie folgt verteilt: </p> <p></p> <p>Die Gerichtskosten tragen der Kl&#228;ger und der Beklagte je zur H&#228;lfte. Der Beklagte tr&#228;gt die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Widerbeklagten zu 2. voll, der Kl&#228;ger die des Beklagten zur H&#228;lfte. Im &#252;brigen tragen die Parteien ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsrechtszuges tr&#228;gt der Kl&#228;ger. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 11. August 1919 geborene Beklagte wurde am 21. Mai 1982 in der Urologie der klinik operiert. Es wurde eine Uretrozystokopie (Harnr&#246;hrenspiegelung) und eine transuretrale Resektion der Prostata vorgenommen. Bei der Besichtigung der Harnr&#246;hre zeigten sich keine pathologischen Ver&#228;nderungen. Es wurden sowohl vom inneren als auch vom &#228;u&#223;eren Sphincter (Schlie&#223;muskel) Adenomgewebe abgetragen. Die im Anschlu&#223; an die Operation vorgenommene Kontinenzprobe verlief positiv. Vor der Operation war der Beklagte dar&#252;ber aufgekl&#228;rt worden, da&#223; Inkontinenz und eine Harnr&#246;hrenstriktur (Verengung der Harnr&#246;hre) auftreten k&#246;nnten. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit traten aufgrund von Narbenbildung Strikturen (Verengungen) auf, die vom Hausarzt des Beklagten bougiert wurden (Aufdehnung der Harnr&#246;hre mittels stabf&#246;rmiger Instrumente verschiedener Dicke). </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 19. November 1982 wurde der Beklagte erneut in der Urologie der klinik operiert. Es wurden mit dem Urethrotom nach Sachse (von au&#223;en in die Harnr&#246;hre eingef&#252;hrtes Ger&#228;t zum Schneiden unter endoskopischer Sicht) Strikturen aufgeschlitzt. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Danach traten wiederum Strikturen auf, die bis 1985 haus&#228;rztlich ambulant durch Aufbaugieren behandelt wurden. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 4. September 1985 unterzog sich der Beklagte wegen der Strikturen einer erneuten Operation, die diesmal der Kl&#228;ger, Chefarzt der Urologie des hospitals in durchf&#252;hrte, wobei sich der Beklagte als Privatpatient behandeln lie&#223;. Nach dem Operationsbericht war das "UC" (damit ist offenbar das Urethroszystoskop gemeint) nicht einf&#252;hrbar. Der Kl&#228;ger spaltete "mit dem Sachse-Instrument sichtbare Strikturen im Logenbereich" (das ist die H&#246;hle, aus der seinerzeit die Prostatawucherung entfernt wurde). </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Operation stellte der Kl&#228;ger dem Beklagten ein Honorar von 877,49 DM in Rechnung, das jener nicht bezahlte. Deswegen hat der Kl&#228;ger Klage erhoben. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat im Wege der Widerklage Zahlung vom Schmerzensgeld mit der Behauptung verlangt, die Operation sei mi&#223;gl&#252;ckt, er leide seither unter Harninkontinenz. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ein schriftliches Gutachten des Chefarzt der Urologie des Krankenhauses eingeholt. Der Sachverst&#228;ndige hat in Kenntnis der Vorgeschichte und s&#228;mtlicher bei den Akten befindlichen Krankenunterlagen sowie nach Untersuchung des Beklagten folgende "Beurteilung" abgegeben: </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">" 1. Herr F. leidet in erster Linie an einer hochgradigen Harnhalteschw&#228;che, die nach der Narbendurchtrennung am 4.9.1985 aufgetreten ist. Daneben leidet der Patient an einer narbigen Harnr&#246;hrenverengung, die seit der Prostataresektion am 21.5.1982 st&#228;ndig wiederkehrt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. Die geklagte Harnhalteschw&#228;che wurde offensichtlich durch den vom Kl&#228;ger am 4.9.1985 vorgenommenen (Eingriff verursacht. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Aus dem OP-Bericht geht hervor, da&#223; die ausgepr&#228;gte Striktur im Logenbereich bestand. Dies ist die H&#246;hle, aus der die Prostatawucherung entfernt wurde. Sie wird zur Harnr&#246;hre durch einen willk&#252;rlich arbeitenden Schlie&#223;muskel abgeschlossen. Wenn der Logenbereich von einem ausgepr&#228;gten Narbengewebe eingenommen wird, dann kann der Harnr&#246;hrenschlie&#223;muskel entweder mitbetroffen oder nicht erkennbar sein. Bei der Durchtrennung des Narbengewebes besteht daher die Gefahr, da&#223; Anteile des Schlie&#223;muskels mit durchschnitten werden. Die bei Herrn F. eingetretene Harnhalteschw&#228;che l&#228;&#223;t daher nicht zwangsl&#228;ufig auf eine fehlerhafte Ausf&#252;hrung des Eingriffs schlie&#223;en. Sie beruht vielmehr auf einer ung&#252;nstigen Lokalisation des Narbengewebes. &#220;ber die hiermit verbundenen Risiken m&#252;&#223;te der Patient aufgekl&#228;rt worden sein." </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat daraufhin ger&#252;gt, er sei nicht &#252;ber das Risiko einer Schlie&#223;muskelverletzung aufgekl&#228;rt worden. In Kenntnis dieses Risikos h&#228;tte er nicht in die Operation eingewilligt. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat 10.000,-- DM Schmerzensgeld sowie eine Schmerzensgeldrente von 150.-- DM monatlich f&#252;r die Zeit vom 1.9.1988 bis 31.8.1992 und Feststellung begehrt, da&#223; der Kl&#228;ger verpflichtet sei, alle materiellen und immateriellen Sch&#228;den, die nach dem 31. August 1992 auftreten, zu erstatten. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben und die Widerklage abgewiesen. Einen Behandlungsfehler hat es nicht f&#252;r erwiesen erachtet. Der behauptete Aufkl&#228;rungsmangel sei nicht relevant, weil der Beklagte nicht plausibel gemacht habe, da&#223; er in Kenntnis des Risikos die Operation nicht h&#228;tte durchf&#252;hren lassen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen die Abweisung der Widerklage wendet sich der Beklagte mit seiner Berufung. Er hat den Antrag auf Zahlung einer Schmerzensgeldrente fallengelassen und verlangt stattdessen ein angemessenes Schmerzensgeld von mindestens 20.000,-- DM, </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">das er in H&#246;he der Klageforderung zur Aufrechnung stellt. Au&#223;erdem begehrt er die Feststellung, da&#223; der Kl&#228;ger verpflichtet ist, alle materiellen Sch&#228;den wegen der Operation zu ersetzen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verteidigt das angefochtene Urteil und behauptet, der Beklagte sei schon vor der Operation vom 4.9.1985 inkontinent gewesen, eine Schlie&#223;muskelverletzung sei also schon durch die Voroperateure verursacht worden, nicht erst durch ihn. Ein Aufkl&#228;rungsmangel liege schon deshalb nicht vor, weil der Beklagte fr&#252;her in der klinik &#252;ber die m&#246;glichen Folgen eines derartigen Eingriffs aufgekl&#228;rt worden sei. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen aller Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils und die im Berufungsrechtszug gewechselten Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen. Wegen der Antr&#228;ge wird auf das Protokoll der Senatssitzung vom 27. November 1989 verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;&#167; 511, 511 a ZPO statthafte Berufung ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden (&#167;&#167; 516, 518, 519 ZPO) und damit insgesamt zul&#228;ssig. Sie ist auch sachlich gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">I. Der Beklagte hat gegen den Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 1, 847 BGB Anspruch auf eine billige Entsch&#228;digung in Geld wegen des immateriellen Schadens, der ihm aus der Operation vom 4.9.1985 entstanden ist. Die Operation stellt sich mangels wirksamer Einwilligung als rechtswidriger Eingriff in seine k&#246;rperliche Integrit&#228;t dar. Die von ihm erteilte Einwilligung ist unwirksam, weil sie auf einer unzureichenden Aufkl&#228;rung &#252;ber die mit dem Eingriff verbundenen Risiken beruhte. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1. Die mittels Aufschlitzens des Narbengewebes durchgef&#252;hrte Spaltung der im Logenbereich vorhandenen ausgepr&#228;gten Striktur barg die Gefahr, da&#223; Anteile des willk&#252;rlichen Schlie&#223;muskels, der sich unterhalb der Prostata befindet und dazu dient, die Harnr&#246;hre zu verschlie&#223;en, durchschnitten wurden. Das hat der Sachverst&#228;ndige &#252;berzeugend dargelegt. Der Logenbereich, also die H&#246;hle, aus der am 21. Mai 1982 die Prostatawucherung entfernt worden war, war von einem ausgepr&#228;gten Narbengewebe eingenommen. Das hat der Kl&#228;ger selbst in seinem Operationsbericht festgestellt. Damit befand sich die Striktur bezogen auf den vorzunehmenden Eingriff insoweit in ung&#252;nstiger Lage, weil der Harnr&#246;hrenschlie&#223;muskel von dem Narbengewebe entweder direkt mitbetroffen oder nicht erkennbar war. Bei dieser Sachlage liegt es auf der Hand, da&#223; bei Durchtrennen des Narbengewebes der Schlie&#223;muskel derart besch&#228;digt werden konnte, da&#223; er seine Funktionsf&#228;higkeit einb&#252;&#223;te, was Harninkontinenz zur Folge haben mu&#223;te. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit dieser Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen hat der Kl&#228;ger erstin-stanzlich nicht in Abrede gestellt. Er hat im Gegenteil nach Vorlage des Sachverst&#228;ndigengutachtens seine Rechtsverteidigung mit Schriftsatz vom 26. August 1988 an diesen Feststellungen ausgerichtet. Auch zweitinstanzlich f&#252;hrt er insoweit keine Angriffe. Er behauptet lediglich, er habe das Sachseinstrument durch die Harnr&#246;hre eingef&#252;hrt, die Aufschlitzung der Narben aber lediglich in der Loge selbst vorgenommen und den Schlie&#223;muskel dabei nicht verletzt. Damit bestreitet er zwar, da&#223; ihm ein vorwerfbarer Behandlungsfehler wegen Durchtrennens des Schlie&#223;muskels anzulasten sei, nicht aber, da&#223; die vom Sachverst&#228;ndigen festgestellte objektive Gefahrenlage bestanden hat. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">2. &#220;ber das mit dem Eingriff verbundene Risiko einer dauerhaften Harninkontinenz h&#228;tte der Kl&#228;ger den Beklagten aufkl&#228;ren m&#252;ssen. Es handelt sich um eine nachhaltige Belastung f&#252;r die k&#252;nftige Lebensf&#252;hrung des Patienten (vgl. auch die Beispiele bei Steffen, Neue Entwicklungslinien der BGH-Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 3. Aufl., Seite 78, der die Inkontinenz ausdr&#252;cklich als aufkl&#228;rungspflichtiges Risiko nennt). </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich hier auch nicht etwa um ein Risiko, das nur durch eine fehlerhafte Behandlung entsteht, und das deshalb nicht aufkl&#228;rungspflichtig war (vgl. BGH VersR 1985, 736). Den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen ist zu entnehmen, da&#223; gerade wegen der ung&#252;nstigen Lokalisation des Narbengewebes eine Inkontinenz nicht zwangsl&#228;ufig auf eine fehlerhafte Ausf&#252;hrung des Eingriffs schlie&#223;en l&#228;&#223;t, also auch infolge einer lege artis erfolgten Spaltung eintreten konnte. Davon geht im &#252;brigen der Kl&#228;ger selbst aus (vgl. Schriftsatz vom 26. August 1988, BI. 72 d.A.). </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3. Die nach allem erforderliche Aufkl&#228;rung ist nicht bewiesen. Die Behauptung des Kl&#228;gers, er habe den Beklagten vor der Operation &#252;ber "das Risiko aufgekl&#228;rt, was erfahrungsgem&#228;&#223; mit derartigen Operationen verbunden ist", ist im entscheidenden Punkt unsubstantiiert, und dar&#252;ber hinaus nicht unter Beweis gestellt. Aus den schriftlichen Einverst&#228;ndniserkl&#228;rungen ergibt sich die erforderliche Aufkl&#228;rung nicht. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Nachteil der Beweislosigkeit trifft den Kl&#228;ger, denn er hat nach st&#228;ndiger h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung zu beweisen, da&#223; er den Patienten &#252;ber die Risiken aufgekl&#228;rt hat (vgl. z. B. BGH VersR 1984, 538, 539). </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beruft sich zu Unrecht darauf, dem Beklagten seien die Risiken aufgrund der ihm anl&#228;&#223;lich der Operationen vom 21. Mai 1982 und 19. November 1982 zuteil gewordenen Aufkl&#228;rungen ohnehin bekannt gewesen. Die Operation vom 21. Mai 1982 war ungleich schwerer als die des Kl&#228;gers. Der Beklagte mu&#223;te also nicht damit rechnen, der verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleine Eingriff des Kl&#228;gers berge ebenso hohe Risiken wie die Prostatawucherungsentfernung. Die Operation vom 19. November 1982 betraf zwar auch die Schlitzung von Strikturen, aber nicht von solchen, die im Bereich des hier in Rede stehenden Schlie&#223;muskels lagen. &#220;berdies ergibt sich aus der Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung des Beklagten vom 18. November 1982 keine Aufkl&#228;rung &#252;ber das Risiko einer Inkontinenz. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">4. Dem Aufkl&#228;rungsmangel fehlt es auch nicht an der n&#246;tigen haftungsrechtlichen Relevanz. Der Kl&#228;ger hat nicht den ihm obliegenden (vgl. BGH NJW 1985, 1399) Beweis erbracht, da&#223; der Beklagte auch bei ordnungsgem&#228;&#223;er Aufkl&#228;rung eingewilligt haben w&#252;rde. Er behauptet nicht, da&#223; der von ihm vorgenommene Eingriff vital indiziert war oder ein Verzicht darauf gegen die medizinische Vernunft versto&#223;en haben w&#252;rde, wobei dies allein nicht einmal als Nachweis gen&#252;gen w&#252;rde. Der Vortrag des Beklagten, er h&#228;tte bei Kenntnis des Risikos einer dauerhaften Inkontinenz den Eingriff zumindest um Jahre hinausgeschoben und sich zun&#228;chst mit - wenn auch schmerzhaften - Bougierbehandlungen begn&#252;gt, erscheint jedenfalls plausibel und ist vom Kl&#228;ger nicht widerlegt worden. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">5. Schlie&#223;lich wendet er ohne Erfolg ein, das aufkl&#228;rungspflichtige Risiko habe sich nicht verwirklicht. Der Beklagte ist unstreitig jedenfalls seit der Operation vom 4. September 1985 inkontinent, wobei lediglich streitig ist, ab wann genau sich dies bemerkbar gemacht hat. Ausgehend von der Annahme, da&#223; der Beklagte vorher den Harn halten konnte, hat der Sachverst&#228;ndige festgestellt, da&#223; die Inkontinenz Folge des Eingriffs ist. Das &#252;berzeugt, weil eben dieses Risiko bestand und andere, etwa postoperativ aufgetretene Ursachen nicht in Betracht kommen. Der Sachverst&#228;ndige hat andere Ursachen nicht einmal in Erw&#228;gung gezogen. Auch der insoweit selbst sachverst&#228;ndige Kl&#228;ger tr&#228;gt keine derartigen Ursachen vor, die eine Inkontinenz bewirkt haben k&#246;nnten. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist sein Vortrag in der Berufungserwiderung wohl so zu verstehen, da&#223; er behauptet, der Beklagte sei schon vorher inkontinent gewesen, was auf die Operationen in der sklinik zur&#252;ckzuf&#252;hren sei. Dabei handelt es sich indessen um eine unbeachtliche, weil ersichtlich "ins Blaue hinein" aufgestellte Behauptung. Nach den Behandlungsunterlagen der Urologie der ist nach der Operation vom 21. Mai 1982 keine Inkontinenz vorhanden gewesen. Es ist ausdr&#252;cklich vermerkt, da&#223; die Kontinenzprobe positiv ausgefallen ist. Auch nach der Operation vom 19. November 1982 war nie von Inkontinenz die Rede. Der Beklagte ist auch nicht etwa wegen Inkontinenz in haus&#228;rztlicher Behandlung gewesen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ergibt sich eine pr&#228;operative Inkontinenz auch nicht aus der im Zuge der Aufnahme im Hospital durchgef&#252;hrten Anamnese. Der Kl&#228;ger hat erstinstanzlich selbst vorgetragen, der Beklagte sei wegen Beschwerden beim Urinieren aufgenommen worden. Eine Inkontinenz ist nicht erw&#228;hnt. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers ergibt sich aus den vorprozessualen Schreiben des Beklagten vom 10. M&#228;rz 1986 und 9. April 1986 nicht, da&#223; der Beklagte eine vorprozessuale Inkontinenz einger&#228;umt hat. Die Formulierung "bedauerlicherweise sei festzustellen, da&#223; mein Mandant nach wie vor n&#228;sse", was nach seiner Auffassung auf einen Kunstfehler anl&#228;&#223;lich der Operation zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, l&#228;&#223;t sich zwanglos dahin interpretieren, da&#223; er eben seit der Operation n&#228;sse und dieser Zustand nach wie vor, n&#228;mlich auch am 10. M&#228;rz 1986 noch bestanden habe. Aus dem Schreiben vom 9. April 1986 ergibt sich lediglich der Vorwurf, der Kl&#228;ger habe die Operation nicht so durchgef&#252;hrt, da&#223; sich ein N&#228;ssen nach der Operation verhindern lie&#223;e. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">II. Der H&#246;he nach erscheint ein Schmerzensgeld von 25.000,-- DM angemessen. Die Inkontinenz beeintr&#228;chtigt die Lebensf&#252;hrung betr&#228;chtlich. Die soziale Kontaktf&#228;higkeit des Beklagten ist dadurch stark eingeschr&#228;nkt. Diese Folgen wiegen ungeachtet des Umstands, da&#223; sich der Beklagte bereits im Rentenalter befindet, schwer. Das OLG M&#252;nchen (VersR 1988, 525) hat einer 52-j&#228;hrigen Frau f&#252;r die nach einer infolge eines Aufkl&#228;rungsmangels rechtswidrigen Operation aufgetretene Harninkontinenz im Jahre 1986 Schmerzensgeld in einer Gr&#246;&#223;enordnung von 20.000,-- DM zuerkannt. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">III. Die Klageforderung ist durch Aufrechnung erloschen, so da&#223; dem Beklagten nach allem ein Betrag von 24.112,51 DM nebst 4 % Proze&#223;zinsen zuzusprechen ist. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">IV. Der Feststellungsausspruch ist gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 1 BGB und auch als vertraglicher Schadensersatzanspruch gerechtfertigt. Das Feststellungsinteresse ist offensichtlich gegeben. Es liegt auf der Hand, da&#223; infolge der Inkontinenz k&#252;nftig erh&#246;hte Aufwendungen anfallen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 708 Nr. 10, 713 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Streitwert und Wert der Beschwer: 27.500,-- DM (25.000,-- DM + 2.500,-- DM) </p>
315,164
olgk-1989-12-15-20-u-9689
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 96/89
1989-12-15T00:00:00
2019-03-13T14:48:04
2022-10-18T15:08:57
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:1215.20U96.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 20.N&#228;rz 1989 verk&#252;ndete Urteil der 32.Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln (32 0 4/89) wird kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des TATBESTANDES wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>ENTSCHEIDUNGSGR&#220;NDE</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht begr&#252;ndet, das Landgericht hat den Beklagten mit Recht zur Bezahlung der Druckarbeiten nebst Zinsen verurteilt. Das Berufungsvorbringen rechtfertigt keine andere Entscheidung und n&#246;tigt auch nicht zur Erhebung von Beweisen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Verz&#246;gerung in der Auslieferung der Auftrags- und der Computerformulare berechtigte den Beklagten - wie das Landgericht mit Recht entschieden hat - nicht zum R&#252;cktritt. Ein relatives Fixgesch&#228;ft iSv g 361 BGB bzw. &#167; 376 HGB lag hier nicht vor. Aus den im zweiten Rechtszug vorgelegten Auftr&#228;gen f&#252;r die Endlosformulare und die Trenns&#228;tze (BB 4 und 5) l&#228;&#223;t sich nicht ersehen, da&#223; eine bestimmte Lieferfrist vereinbart worden ist; die daf&#252;r vorgesehene Spalte "gew&#252;nschter Liefertermin" ist nicht ausgef&#252;llt, w&#228;hrend sich bei den anderen mit R&#252;cksicht auf den Streit der Parteien allerdings nicht ausgef&#252;hrten - Auftr&#228;gen (BB 6, 8, 10, 11, 13 und 15) Eintragungen finden wie "sofort", "Ende Juni 88", "Mitte Nov.88" oder "Nov.88". Schon dies l&#228;&#223;t Zweifel daran aufkommen, da&#223; &#252;berhaupt ein fester Liefertermin f&#252;r die hier streitige Teillieferung festgelegt worden ist. Selbst wenn man aber dem nicht n&#228;her substantiierten Vortrag des Beklagten folgen wollte, da&#223; bis sp&#228;testens zum 1.April 1988 die Druckarbeiten erledigt sein sollten, f&#252;hrt dies nicht zur Annahme eines Fixgesch&#228;ftes. Denn es reicht hierf&#252;r nicht aus, da&#223; die Leistungszeit genau bestimmt ist, vielmehr ist erforderlich, "da&#223; die getroffene Erf&#252;llungszeit ein so wesentlicher Bestandteil des Gesch&#228;ftes sein soll, da&#223; mit ihrer Innehaltung und Verabs&#228;umung das Gesch&#228;ft stehen und fallen, eine nachtr&#228;gliche Erf&#252;llung nicht mehr als Vertragserf&#252;llung angesehen werden soll" (RGZ 51,347, 348).&#160; Hierzu fehlt jeder Vortrag der Beklagtenseite, wobei sie sich schon fragen lassen mu&#223;, warum sie nicht bei der Kl&#228;gerin vorstellig geworden ist, als der 1.April 1988 verstrichen war, sondern bis zur Anlieferung der Formulare am 6.Mai 1988 zugewartet hat, ehe sie den R&#252;cktritt erkl&#228;rte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aus dem letztgenannten Grund scheitert auch ein auf &#167; 636 BGB zu st&#252;tzender R&#252;cktritt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch im &#252;brigen kann die Berufung nicht durchdringen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Was die Frage der Mangelhaftigkeit anbetrifft, ist der Ausgangspunkt des Beklagten zwar zutreffend, da&#223; grunds&#228;tzlich die Beweislast f&#252;r die Vertragsgerechtigkeit der Leistung die Kl&#228;gerin trifft, weil der Beklagte unstreitig die Formulare nicht abgenommen, sondern sie schon bei der Anlieferung zur&#252;ckgewiesen hat. Anders als er meint, hat dies das Landgericht allerdings nicht verkannt. Es hat vielmehr angenommen, da&#223; mit der schriftlich erteilten Druckgenehmigung die genaue Gestaltung der Verkleistung festgelegt worden ist und es deswegen Sache des Beklagten ist, den Beweis zu f&#252;hren, da&#223; die Erkl&#228;rung nicht so zu verstehen ist, wie sie sich dem unbefangenen Leser darstellt. Dieser Ausgangspunkt ist zutreffend. Denn im Verh&#228;ltnis zur Kl&#228;gerin, die die Erkl&#228;rungen der Ehefrau des Beklagten nicht selbst entgegengenommen hat, sondern von dem Zeugen B. vertreten worden ist, k&#246;nnen irgendwelche geheimen Vorbehalte keine Bedeutung haben. Insbesondere ist dem Beklagten der Einwand verwehrt, die Druckgenehmigung sei nicht ernst gemeint gewesen, man habe sie allein deswegen erteilt, damit der Zeuge B. einen Provisionsanspruch gegen die Kl&#228;gerin erwerbe. Da&#223; von diesen oder anderen Vorbehalten die Kl&#228;gerin als&#160; die Vertretene Kenntnis erhalten h&#228;tte, was im Hinblick auf &#167; 116 S 2 BGB Voraussetzung der Unwirksamkeit der Erkl&#228;rung w&#228;re, hat der Beklagte nicht in der geh&#246;rigen Form dargelegt, geschweige denn bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Kl&#228;gerin, die nach ihren Vertragsinhalt gewordenen AGB (Nr.32) m&#252;ndliche Abreden ausdr&#252;cklich nur bei von ihr vorgenommener schriftlicher Best&#228;tigung gelten lassen wollte, war die erteilte Genehmigung eindeutig. Der Beklagte kann nicht damit geh&#246;rt werden, hinsichtlich der Schnelltrenns&#228;tze (Auftragsformulare) habe sich die Genehmigung allein auf die Druckfarben bezogen. Diese Druckfarben waren einerseits n&#228;mlich schon zwei Wochen zuvor, am 4.M&#228;rz 1988 genehmigt worden (BB 3 a und b), andererseits bezieht sich das Wort "genehmigt" offensichtlich auf den Entwurf insgesamt. Die Ehefrau des Beklagten hat sich nicht an die vorgesehenen Spalten - "Druckfarben", "ohne &#196;nderungen druckreif", "nach &#196;nderung druckreif" und "nochmalige Entwurfsvorlage" - gehalten, sondern insgesamt ihre Zustimmung zum Ausdruck gebracht. Dies folgt auch aus dem Vergleich mit der am selben Tag erteilten Druckgenehmigung f&#252;r die Computerformulare, in der ebenfalls ohne Beachtung der daf&#252;r vorgesehenen Spalten Korrekturen - etwa: "Zeilensetzung stimmt nicht" oder "kein Warnpunkt" angebracht und dann an derselben Stelle wie bei der anderen Druckgenehmigung vermerkt ist: "Mit genannten &#196;nderungen genehmigt".</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diese Genehmigungen hatten f&#252;r den Empf&#228;nger der Erkl&#228;rung, die Kl&#228;gerin, die Bedeutung, da&#223; entsprechend diesen Vorlagen mit den angebrachten &#196;nderungen ohne weiteres, insbesondere ohne Vorlage eines Korrekturabzuges gedruckt werden konnte, weil die Spalte "nochmalige Entwurfsvorlage" nicht angekreuzt war und in Rotschrift auff&#228;llig vermerkt <em>war: </em>"..denn wir drucken unmittelbar nach dieser von ihnen druckreif genehmigten Druckvorlage". Da&#223; entgegen dem eindeutigen Wortlaut der Urkunde abweichende m&#252;ndliche, die Kl&#228;gerin - wie bereits bemerkt - nicht ohne weiteres bindende, Vereinbarungen getroffen worden sind, ist nicht bewiesen, wie das Landgericht mit Recht ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entsprechend diesen genehmigten Vorlagen hat die Kl&#228;gerin drucken lassen. Das ergibt sich aus einem Vergleich mit den Durckst&#252;cken. Bei dem Entwurf f&#252;r die Auftragsformulare war neben einer Berichtigung der Telefonvorwahlnummer als einzige &#196;nderung der Versatz des Gesch&#228;ftsf&#252;hrervermerks aus der linken in die &#228;u&#223;erst rechte Spalte aufgegeben worden; seine Streichung ist hingegen nicht angeordnet worden. Dagegen waren bei den Computerformalien neben diesen beiden weitere &#196;nderungen -Versetzung der Absenderzeile nach unten, Streichung des Warnpunktes in Zeile 60, Verzicht auf Raster und Fensterfeld -vonn&#246;ten, die s&#228;mtlich ausgef&#252;hrt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, der Ausspruch zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 708 Nr 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Streitwert und Beschwer f&#252;r den Beklagten; 6.571,15 DM</p>
315,165
ovgnrw-1989-12-14-9-a-171888
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 1718/88
1989-12-14T00:00:00
2019-03-13T14:48:06
2022-10-18T15:08:57
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:1214.9A1718.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird unter Zur&#252;ckweisung der Berufung im &#252;brigen ge&#228;ndert, soweit der Bescheid des Beklagten vom 29. Januar 1987 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 23. Februar 1987 hinsichtlich der Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hr f&#252;r das Garagengrundst&#252;ck der Kl&#228;ger am Mehringweg (7,56 DM) aufgehoben worden ist; insoweit wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens beider Rechtsz&#252;ge tragen der Beklagte zu neun Zehnteln und die Kl&#228;ger (als Gesamtschuldner) zu einem Zehntel.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer des Reihenhausgrundst&#252;ckes ... weg 41, M. (Gemarkung ... Flur 91 Flurst&#252;ck 219) und des zugeh&#246;rigen Garagengrundst&#252;ckes Gemarkung ... Flur 91 Flurst&#252;ck 412. Das Hausgrundst&#252;ck grenzt mit seiner Frontseite an einen vom Hauptzug des ... weges (einer Sackstra&#223;e) etwa rechtwinklig abzweigenden Stichweg, der insgesamt 78,45 m lang, davon im ersten von der Stra&#223;e abzweigenden Teil auf einer L&#228;nge von 24,10 m 7,80 m und im &#252;brigen Teil 3,30 m breit ist. Er ist mit Verbundstein gepflastert, zum Hauptzug des ... weges hin abgesenkt, kanalisiert und mit einer Laterne ausgestattet. Auf der R&#252;ckseite grenzt das Grundst&#252;ck an einen Fu&#223;weg, der mit dem Hauptzug des ... weges in Verbindung steht. Stichweg und Fu&#223;weg sind zusammen mit dem Hauptzug des ... weges und weiteren davon abzweigenden sieben Stichwegen sowie einem weiteren Fu&#223;weg durch Widmung der Stadt ... vom 11. Dezember 1974 dem &#246;ffentlichen Verkehr gewidmet worden. Das Garagengrundst&#252;ck grenzt an einen Garagenhof, der in einen anderen Stichweg als der, an dem das Hausgrundst&#252;ck liegt, einm&#252;ndet; mit der R&#252;ckseite liegt es unmittelbar am Hauptzug des ... weges. Der Hauptzug des weges ist eine Stichstra&#223;e von insgesamt 204 m L&#228;nge mit einer 5,25 m breiten Fahrbahn und einem 2 m breiten Gehweg auf einer Stra&#223;enseite, Im Rahmen der Stra&#223;enreinigung durch die Stadt ... werden von der Stadt nur die Fahrbahn des Hauptzuges des ... weges, nicht aber der Gehweg am Hauptzug der Stra&#223;e und die vom Hauptzug abzweigenden Stichwege gereinigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 29. Januar 1987 zog der Beklagte die klagenden Eheleute nach einem Geb&#252;hrensatz von 2,52 DM/m f&#252;r das Hausgrundst&#252;ck in H&#246;he von 75,60 DM und f&#252;r das Garagengrundst&#252;ck in H&#246;he von 7,56 DM zu Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren f&#252;r das Jahr 1987 heran. Bei der Geb&#252;hrenbemessung ging er f&#252;r das Hausgrundst&#252;ck von der Lange der in etwa parallel zum Hauptzug des ... weges verlaufenden L&#228;ngsseite des Grundst&#252;ckes (30 m) als Bemessungsgrundlage aus. Bei der Garage legte er entsprechend der Regelung des &#167;4 Abs. 6 der einschl&#228;gigen Geb&#252;hrensatzung eine Frontl&#228;nge von 3 m als Bemessungsgr&#246;&#223;e zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosem Vorverfahren haben die Kl&#228;ger Klage erhoben mit der sie im wesentlichen vorgetragen haben, nach der Stra&#223;enreinigungssatzung der Stadt ... obliege ihnen hinsichtlich des Stichweges, an dem ihr Grundst&#252;ck liege, die Reinigungspflicht. Im Hinblick darauf d&#252;rften Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren von ihnen nicht erhoben werden, da es bei ihnen sonst zu einer unzul&#228;ssige Doppelbelastung betreffend die Stra&#223;enreinigung des Mehringweges komme. Bei den vom Hauptzug des ... weges abzweigenden Wegen handele es sich der Funktion nach um vollwertige Stra&#223;en, weil die Wege ohne Einschr&#228;nkung befahrbar und somit keine Gehwege seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 29. Januar 1987 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 23. Februar 1987 aufzuheben, soweit er eine Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hr f&#252;r die Stra&#223;e "Mehringweg" betrifft.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, bei den vom Hauptzug des ... weges abzweigenden Stichwegen handele es sich um Verkehrsanlagen, die im Rahmen der Stra&#223;enreinigung und Veranlagung zu Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren wie Gehwege zu behandeln seien. Die Stichwege lie&#223;en nach ihren Abmessungen keinen Begegnungsverkehr zu, b&#246;ten keine Wendem&#246;glichkeiten und wiesen auch im &#252;brigen nicht Merkmale einer selbst&#228;ndigen, vollwertigen Erschlie&#223;ungsstra&#223;e auf. Da die Stichwege wie Gehwege zu behandeln seien, Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren f&#252;r den ... weg indessen nur bezogen auf eine Fahrbahnreinigung erhoben w&#252;rden, scheide eine Doppelbelastung bei den Eigent&#252;mern aus, deren Grundst&#252;cke an die Stichwege angrenzten und die f&#252;r diese Wege reinigungspflichtig seien.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage mit dem angefochtenen Urteil stattgegeben und dabei im wesentlichen darauf abgestellt, da&#223; der Stichweg, an den das Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger angrenzt, nicht als Gehweg sondern als Stra&#223;e zu qualifizieren sei; das entspreche auch der Widmungsverf&#252;gung, in der nicht von Stichwegen, sondern von Stichstra&#223;en die Rede sei. Da die Kl&#228;ger f&#252;r die Stichstra&#223;e reinigungspflichtig seien, d&#252;rften von ihnen nicht zus&#228;tzlich noch Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren erhoben werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Beklagten, mit der er sein Vorbringen wiederholt und vertieft, bei dem umstrittenen Stichweg handele es sich nicht um eine Stra&#223;e bzw. einen Stra&#223;enteil des ... weges mit voller Erschlie&#223;ungsfunktion, sondern um einen Wohn-/Gehweg ohne Stra&#223;encharakter. Dieser Bewertung stehe der Umstand, da&#223; der Weg tats&#228;chlich mit Fahrzeugen befahren werden k&#246;nne und die Widmung des Stichweges zum &#246;ffentlichen Verkehr nicht auf Fu&#223;g&#228;ngerverkehr beschr&#228;nkt worden sei, nicht entgegen. Die Geb&#252;hrenerhebung kn&#252;pfe nur an die Reinigung des Hauptzuges der Erschlie&#223;ungsstra&#223;e an. F&#252;r die Abgrenzung der zu reinigenden Stra&#223;e als Verkehrsanlage mit vollwertiger Erschlie&#223;ungsfunktion von den dem Hauptzug der Stra&#223;e untergeorndeten bzw. nebengeordneten Stra&#223;enteilen ohne (vollwertige) Erschlie&#223;ungsfunktion, die wie Gehwege behandelt werden k&#246;nnten, komme es auf den Gesamteindruck der zu beurteilenden Verkehrsanlage an. Ob in der Widmung von Stichweg oder Stichstra&#223;e die Rede sei, sei f&#252;r eine solche Abgrenzung ebensowenig von Bedeutung wie die Frage, ob die Widmung des Stichweges zum &#246;ffentlichen Verkehr in bestimmter Weise eingeschr&#228;nkt sei oder nicht. W&#252;rde es f&#252;r die Beurteilung, ob ein Stichweg eine zu reinigende Stra&#223;e oder nur ein unselbst&#228;ndiger Stra&#223;enteil im Sinne eines Gehweges sei, darauf ankommen, ob die Widmung die Nutzung des Stichweges auf eine fu&#223;l&#228;ufige Benutzung beschr&#228;nke oder nicht, w&#252;rde der Zweck des Stra&#223;enreinigungsgesetzes, auch die sogenannten Hinterlieger, deren Grundst&#252;cke nicht unmittelbar an die Stra&#223;en angrenzten, an den Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren zu beteiligen, nicht mehr erreicht. Im Stadtgebiet ... entfielen etwa 10 v.H. der f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation ma&#223;geblichen Berechnungsmeter auf sogenannte Hinterlieger. Nach &#252;berschl&#228;giger Berechnung w&#228;ren indessen bis zu 65 v.H. dieser Grundst&#252;ckseigent&#252;mer keine Hinterlieger mehr, wenn entscheidend auf den Inhalt der Widmung abgestellt werde.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragten,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie treten dem Vorbringen des Beklagten entgegen und wiederholen und vertiefen ihren Rechtsstandpunkt, da&#223; es sich bei dem Stichweg, an den ihr Grundst&#252;ck angrenzt, auch unter Ber&#252;cksichtigung einer Gesamtbetrachtung aller Ausstattungsmerkmale und sonstigen Umst&#228;nde um eine Verkehrsanlage mit vollwertiger Erschlie&#223;ungsfunktion handele.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachverhalts im &#252;brigen und des weiteren Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte, einschlie&#223;lich der dabei befindlichen Lichtbilder und Flurkarten sowie auf die vom Beklagten (gesondert) eingereichten Verwaltungsvorg&#228;nge, Karten und einschl&#228;gigen Satzungsunterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet, soweit es um die Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hr f&#252;r das Hausgrundst&#252;ck der Kl&#228;ger geht. Insoweit hat das Verwaltungsgericht der Klage im Ergebnis zu Recht stattgegeben. Die Erhebung von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren f&#252;r das Grundst&#252;ck ist rechtswidrig und verletzt die Kl&#228;ger in ihren Rechten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Satzungsrechtliche Grundlage der Erhebung von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren in ... ist die allgemeine Regelung des &#167;5 der Satzung &#252;ber die Stra&#223;enreinigung und die Erhebung von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren der Stadt ... (Stra&#223;enreinigungsgesetz - SRS -) vom 17. Dezember 1984, ABl. Mstr. 1984 S. 258, ge&#228;ndert durch Satzung vom 1. Dezember 1986, ABl. Mstr. 1986 S. 181, i.V.m. &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 und &#167;5 Abs. 1 Nr. 6 der Geb&#252;hrensatzung f&#252;r die Abwasserbeseitigung, die Abfallbeseitigung und die Stra&#223;enreinigung in der Stadt ... (Geb&#252;hrensatzung - GS -) vom 31. Oktober 1978, Abl. Mstr. 1978 S. 196, mit Wirkung f&#252;r den hier ma&#223;geblichen Veranlagungszeitraum 1987 zuletzt ge&#228;ndert durch Satzung vom 1. Dezember 1986, Abl. Mstr. S. 171, erhebt. Nach &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 GS sind die Eigent&#252;mer der Grundst&#252;cke, die von Stra&#223;en erschlossen werden, deren regelm&#228;&#223;ige Reinigung die Stadt nach der Stra&#223;enreinigungssatzung der Stadt in der jeweils g&#252;ltigen Fassung durchf&#252;hrt, nach Ma&#223;gabe des &#167;5 Abs. 1 "Ziffer 7" (mu&#223; hei&#223;en: Ziffer 6) GS geb&#252;hrenpflichtig. Nach &#167;5 Abs. 1 Nr. 6 GS werden Geb&#252;hren erhoben f&#252;r eine regelm&#228;&#223;ige (w&#246;chentliche) Reinigung, die auf die Fahrbahn der Stra&#223;e beschr&#228;nkt ist (&#167;5 Abs. 1 Nr. 6.1 - Fahrbahnreinigung) und f&#252;r eine Reinigung von Fahrbahnen und Gehwegen der Stra&#223;e (&#167;5 Abs. 1 Nr. 6.2 - Vollreinigung).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach den genannten Vorschriften k&#246;nnen die Kl&#228;ger f&#252;r ihr Hausgrundst&#252;ck nicht zu Geb&#252;hren herangezogen werden, weil es nicht von Stra&#223;en im Sinne des &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 GS erschlossen wird, deren regelm&#228;&#223;ige Reinigung die Stadt nach der Stra&#223;enreinigungssatzung durchf&#252;hrt. Der Geb&#252;hrentatbestand ist a) weder f&#252;r den Hauptzug des ... weges, b) noch f&#252;r den Stichweg an den das Grundst&#252;ck mit der Frontseite angrenzt, c) noch f&#252;r den an der R&#252;ckseite des Grundst&#252;ckes verlaufenden Fu&#223;weg erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Beim Hauptzug des ... weges handelt es sich um eine &#246;ffentliche Stra&#223;e, die entsprechend der Eintragung in Spalte F. des Stra&#223;enverzeichnisses der Stra&#223;enreinigungssatzung der regelm&#228;&#223;igen Fehrbahnreinigung der Stadt unterliegt (vgl. &#167;1 Abs. 1, &#167;2 Abs. 3, &#167;6 Abs. 3 SRS). Eine Geb&#252;hrenpflicht der Kl&#228;ger f&#252;r diese Reinigung scheidet in Bezug auf das Hausgrundst&#252;ck aus, weil dieses vom Hauptzug des ... weges nicht im Sinne von &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 GS erschlossen wird. Eine Erschlie&#223;ung des Grundst&#252;ckes im stre&#223;enreinigungsrechtlichen Sinn erfolgt ausschlie&#223;lich durch den an die Frontseite angrenzenden Stichweg und - sofern auch dorthin rechtlich eine Zugangsm&#246;glichkeit besteht - durch den an der R&#252;ckseite des Grundst&#252;ckes angrenzenden Fu&#223;weg.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung was nach &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 GS, unter den die Grundst&#252;cke erschlie&#223;enden Stra&#223;en, f&#252;r die Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hr erhoben werden sollen und d&#252;rfen, zu verstehen ist, ist ma&#223;geblich auf &#167;3 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber die Reinigung &#246;ffentlicher Stra&#223;en (Stra&#223;enreinigungsgesetz - StrReinG -) vom 18. Dezember 1975, GV NW S. 706, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 11. Dezember 1979, GV NW S. 914, abzustellen, in dem ebenfalls von den durch die Stra&#223;e(n) erschlossenen Grundst&#252;cken die Rede und auf die die Regelung &#252;ber die Geb&#252;hrenpflicht nach &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 GS gest&#252;tzt ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG wird von den Eigent&#252;mern der durch die Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke als Gegenleistung f&#252;r die Kosten der Stra&#223;enreinigung eine Benutzungsgeb&#252;hr nach den Vorschriften des Kommunalabgabengesetzes NW (KAG) erhoben. Die die Grundst&#252;cke erschlie&#223;ende Stra&#223;e, f&#252;r die nach dieser Vorschrift Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren erhoben werden d&#252;rfen, ist eine r&#228;umlich begrenzte Teilstrecke (Teilfl&#228;che) des &#246;ffentlichen Stra&#223;en- und Wegenetzes innerhalb der geschlossenen Ortslagen der Gemeinde, das nach &#167;1 Abs. 1 StrReinG der Reinigungspflicht der Gemeinde unterliegt und f&#252;r das sie ihre Reinigungspflicht hinsichtlich der betreffenden Verkehrsfl&#228;che nicht in vollem Umfang auf die Anlieger &#252;bertragen hat. Die Funktion als erschlie&#223;ende Stra&#223;e erf&#252;llt die Verkehrsfl&#228;che dadurch, da&#223; sie die Grundst&#252;cke an das &#246;ffentliche Stra&#223;en- und Wegenetz im Sinne der Verschaffung einer Zugangsm&#246;glichkeit anbindet und dadurch eine wirtschaftliche Nutzung des Grundst&#252;ckes schlechthin erm&#246;glicht. F&#252;r die r&#228;umliche Abgrenzung der Teilstrecke als Stra&#223;e im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG kommt es auf den Gesamteindruck an, wie er durch die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse vermittelt wird, wobei insbesondere darauf abzustellen ist, da&#223; sich die Teilstrecke nach ihrer Verkehrsfunktion und Ausstattung, ihren Abmessungen und dem Ausbauzustand sowie der r&#228;umlichen Gliederung des Stra&#223;en- und Wegenetzes (in Sonderheit nach der Gliederung durch Kreuzungen und Abzweigungen) von den n&#228;chstgelegenen Stra&#223;en- und Wegestrecken als eigenst&#228;ndiger Teil des Stra&#223;en- und Wegenetzes von gewissem Gewicht abhebt. Diese Definition ergibt sich aus dem Verst&#228;ndnis, an welche Leistung die Geb&#252;hrenpflicht nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG ankn&#252;pft, welche Bedeutung insoweit dem Stra&#223;en- und dem Erschlie&#223;ungsbegriff im Sinne der Vorschrift zukommt, und daraus, welche Folgerungen sich aus diesen Zusammenh&#228;ngen f&#252;r die r&#228;umliche Abgrenzung der erschlie&#223;enden Stra&#223;e ergeben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Mit dem Begriff "die Stra&#223;e" kn&#252;pft &#167;3 Abs. 1 StrReinG zun&#228;chst an den Gegenstand der Reinigungst&#228;tigkeit der Gemeinde an, die diese nach dem Stra&#223;enreinigungsgesetz wahrnimmt und die die Rechtfertigung f&#252;r die Erhebung von Geb&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Gegenstand dieser T&#228;tigkeit sind die &#246;ffentlichen Stra&#223;en im Sinne des &#167;1 Abs. 1 StrReinG, durch den festgelegt wird, welche Verkehrsfl&#228;chen (grunds&#228;tzlich) von der Gemeinde zu reinigen sind. Das sind die dem &#246;ffentlichen Verkehr gewidmeten oder vorhandenen &#246;ffentlichen Stra&#223;en, Wege und Pl&#228;tze innerhalb der geschlossenen Ortslagen der Gemeinde im Sinne der stra&#223;enrechtlichen Vorschriften (vgl. zum diesbez&#252;glichen Stra&#223;enbegriff &#167;2 Abs. 1 und &#167;60 Abs. 2 des Stra&#223;en- und Wegegesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen - StrWG - und &#167;&#167;1, 2 des Bundesfernstra&#223;engesetzes - FStrG -), Bundesfernstra&#223;en, Landstra&#223;en und Kreisstra&#223;en jedoch nur, soweit es sich um Ortsdurchfahrten handelt. F&#252;r die Auslegung des &#167;1 Abs. 1 (und &#167;3 Abs. 1) StrReinG kommt es allein auf die stra&#223;enrechtlichen Begriffskategorien an.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Urteil des Senats vom 28. September 1989 - 9 A 1974/87 - zum Begriff der geschlossenen Ortslage.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist unter dem Gesichtspunkt der Reinigungst&#228;tigkeit der Gemeinde f&#252;r den Stra&#223;enbegriff des &#167;3 Abs. 1 StrReinG ohne Bedeutung, welcher Verkehrsart die betreffende Verkehrsfl&#228;che dient. Es k&#246;nnen Stra&#223;en f&#252;r den Kraftfahrzeugverkehr, d.h. solche die sich (u.a. oder nur) durch eine Fahrbahn f&#252;r diesen Verkehr auszeichnen (Stra&#223;en i.e.S., vgl. &#167;2 Abs. 2 StrWG), aber auch solche Verkehrsfl&#228;chen sein, die ausschlie&#223;lich dem Fu&#223;g&#228;nger- oder Radfahrverkehr vorbehalten und nicht nur unselbst&#228;ndiger Teil einer Stra&#223;e i.e.S. sind.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Abgrenzung des Gegenstands der Reinigungst&#228;tigkeit der Gemeinde ist neben &#167;1 Abs. 1 des Gesetzes &#167;4 Abs. 1 StrReinG von Bedeutung. Nach der letztgenannten Vorschrift k&#246;nnen die Gemeinden die Reinigung der (selbst&#228;ndigen und unselbst&#228;ndigen) Gehwege durch Satzung den Eigent&#252;mern der an die Gehwege angrenzenden und durch sie erschlossenen Grundst&#252;cke, d.h. den Anliegern der Gehwege, auferlegen (S. 1) und die Reinigung der Fahrbahnen den Anliegern der Stra&#223;en &#252;bertragen, soweit letzteres unter Ber&#252;cksichtigung der Verkehrsverh&#228;ltnisse zumutbar ist (S. 2). F&#252;r die Winterwartung k&#246;nnen gesonderte Regelungen getroffen werden (S. 3). Entsprechend dieser Befugnis der Gemeinde, ihre Reinigungspflicht hinsichtlich der nach dem Gesetz unterschiedenen Reinigungsarten auf die Anlieger zu &#252;bertragen, fehlt es an einer die Geb&#252;hrenerhebung rechtfertigenden Reinigungst&#228;tigkeit, wenn und soweit die Gemeinde die Reinigung der Stra&#223;e auf die Anlieger &#252;bertragen hat. Danach kann erschlie&#223;ende Stra&#223;e, auf die sich die Geb&#252;hrenpflicht nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG bezieht, nur eine solche sein, die nach Flache und Reinigungsart zumindest teilweise der Reinigung durch die Gemeinde unterliegt. Die Geb&#252;hrenpflicht entf&#228;llt f&#252;r die Eigent&#252;mer der von der Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke, wenn und soweit die Gemeinde die Reinigung der ganzen Stra&#223;e den Anliegern &#252;bertragen hat. Der Abh&#228;ngigkeit der Geb&#252;hrenpflicht von der Reinigungst&#228;tigkeit der Gemeinde entsprechen ersichtlich auch die Vorschriften der &#167;&#167;6 Abs. 1 Nr. 5, 5 Abs. 1 Nr. 6 GS &#252;ber eine Geb&#252;hrenpflicht f&#252;r Stra&#223;en, deren (im Sinne von &#167;1 Abs. 2 lit. a SRS) regelm&#228;&#223;ige Fahrbahn- oder Vollreinigung die Stadt wahrnimmt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Mit dem Begriff der die Grundst&#252;ck e erschlie&#223;enden Stra&#223;e selbst wird genauer umschrieben, auf welchen Teil des &#246;ffentlichen Stra&#223;en- und Wegenetzes innerhalb der geschlossenen Ortslagen der Gemeinde sich deren Reinigungst&#228;tigkeit erstrecken mu&#223;, wenn von bestimmten Grundst&#252;ckseigent&#252;mern Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren erhoben werden. Dabei wird mit der Formulierung, da&#223; von den Eigent&#252;mern der durch "die Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke" Benutzungsgeb&#252;hren erhoben werden, zun&#228;chst zum Ausdruck gebracht, da&#223; Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die Geb&#252;hrenpflicht der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nicht die Reinigung des gesamten Stra&#223;en- und Wegenetzes, die die Gemeinde nach &#167;1 Abs. 1, &#167;4 Abs. 1 StrReinG wahrnimmt, sondern nur die Reinigung einer Teilstrecke dieses Netzes ist. Anderenfalls h&#228;tte sich das Gesetz mit einer Vorschrift begn&#252;gen k&#246;nnen, wonach von den Eigent&#252;mern der Grundst&#252;cke, die innerhalb der geschlossenen Ortslagen der Gemeinde an das gereinigte &#246;ffentliche Stra&#223;en- und Wegenetz angeschlossen sind, Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren erhoben werden. Aus dem zitierten Wortlaut der Vorschrift folgt andererseits aber auch, da&#223; es sich bei der Stra&#223;e im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG nicht nur um den r&#228;umlich abgesetzten Abschnitt des &#246;ffentlichen Stra&#223;en- und Wegenetzes handelt, der unmittelbar im Bereich des einzelnen Grundst&#252;ckes f&#252;r dessen Anbindung an das &#246;ffentliche Stra&#223;en- und Wegenetz im Sinne der Verschaffung einer Zugangsm&#246;glichkeit von Bedeutung ist. Da "die Stra&#223;e" nach der Formulierung des Gesetzes mehrere Grundst&#252;cke erschlie&#223;t, handelt es sich bei ihr nach dem Regelungsgehalt der Vorschrift vielmehr um eine Teilstrecke (Teilfl&#228;che) des &#246;ffentlichen Stra&#223;en- und Wegenetzes, die nach der Typik ihrer r&#228;umlichen Ausdehnung (L&#228;nge bzw. Fl&#228;che) mehrere Grundst&#252;cke des ortslage&#252;blichen Zuschnitts erschlie&#223;t oder erschlie&#223;en k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ist hiernach die erschlie&#223;ende Stra&#223;e eine bestimmte Teilstrecke des Stra&#223;en- und Wegenetzes innerhalb der geschlossenen Ortslagen der Gemeinde, wird durch den Begriff der Erschlie&#223;ung n&#228;her bestimmt, welche Funktion die betreffende Stra&#223;e als Erschlie&#223;ungsstra&#223;e in bezug auf die erschlossenen Grundst&#252;cke erf&#252;llen und welche Eigenschaften sie haben mu&#223;, um diesen Funktionen gerecht zu werden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Danach kann auch unter dem Gesichtspunkt der Erschlie&#223;ungsfunktion grunds&#228;tzlich jede &#246;ffentliche Stra&#223;e i.e.S., jeder &#246;ffentliche Weg oder Platz im Sinne von &#167;1 Abs. 1 StrReinG die erschlie&#223;ende Stra&#223;e nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG sein, sofern es sich um eine &#246;ffentliche Verkehrsfl&#228;che mit der notwendigen Ausdehnung handelt. F&#252;r die Eigenschaft der Stra&#223;e als grundst&#252;ckserschlie&#223;ende Fl&#228;che kommt es n&#228;mlich nur darauf an, da&#223; sie diejenige &#246;ffentliche Verkehrsfl&#228;che ist, &#252;ber die das Grundst&#252;ck verkehrsm&#228;&#223;ig an das &#246;ffentliche Stra&#223;en- und Wegenetz innerhalb der geschlossenen Ortslagen der Gemeinde angebunden wird, indem seinem Eigent&#252;mer - f&#252;r Fu&#223;g&#228;nger oder auch Fahrzeuge - die Zugangsm&#246;glichkeit zu diesem Stra&#223;en- und Wegenetz er&#246;ffnet wird. Das folgt aus dem weiten Erschlie&#223;ungsbegriff des Stra&#223;enreinigungsgesetzes.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diesen Erschlie&#223;ungsbegriff kommt es nicht auf die f&#252;r das Erschlie&#223;ungsbeitrags- und Stra&#223;enbaubeitragsrecht ma&#223;geblichen Abgrenzungskriterien der &#167;&#167;127, 131 und 133 BBauG/BauGB an, sondern auf das besondere Verst&#228;ndnis der Erschlie&#223;ung nach dem Regelungsgehalt und Regelungszusammenhang der Vorschriften des Stra&#223;enreinigungsgesetzes. Danach wird ein Grundst&#252;ck von der zu reinigenden Stra&#223;e (i.w.S.) erschlossen, wenn rechtlich und tats&#228;chlich eine Zugangsm&#246;glichkeit zur Stra&#223;e besteht und dadurch die M&#246;glichkeit einer innerhalb geschlossener Ortslagen &#252;blichen und sinnvollen wirtschaftlichen Nutzung des Grundst&#252;ckes schlechthin er&#246;ffnet wird.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> Vgl. dazu im einzelnen und grunds&#228;tzlich des schon zitierte Urteil des Senats vom 28. September 1989 - 9 A 1974/87 -.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung, &#252;ber welche besonderen Eigenschaften die erschlie&#223;ende Stra&#223;e im Hinblick auf eine solche Erschlie&#223;ungsfunktion verf&#252;gen mu&#223;, sind die zus&#228;tzlichen und besonderen Merkmale ohne Bedeutung, die eine Stra&#223;e haben mu&#223;, um dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer die M&#246;glichkeit einer baulichen oder gewerblichen Nutzung des Grundst&#252;ckes zu vermitteln. Das gilt in Sonderheit f&#252;r die Kriterien, die von der Rechtsprechung zu dem Umfang, der Ausstattung, der Verkehrsfunktion und der Zahl der - im Sinne des Bauplanungs- und Bauordnungsrechts - von der Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke entwickelt worden sind, um von einer selbst&#228;ndigen Erschlie&#223;ungsstra&#223;e sprechen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu den insoweit ma&#223;geblichen Abgrenzungsmerkmalen BVerwG, Urteile vom 2. Juli 1982 - 8 C 28, 30 und 33.81 -, BVerwGE 66 S. 69 (73) = DVBl 1982 S. 1056, vom 25. Januar 1985 - 8 C 106.83 -, NVwZ 1985 S. 753, und vom 9. November 1984 - 8 C 77.83 -, BVerwGE 70 S. 274 = DVBl 1985 S. 297; vgl. zum Stra&#223;enbeitragsrecht nach &#167;8 KAG NW, OVG NW, Urteil vom 25. Februar 1988 - 2 A 1429/85 -.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ferner ist nicht entscheidend, ob die betreffende Verkehrsfl&#228;che aufgrund spezieller Begriffsbestimmungen des BBauG/BauGB oder der Festsetzungen von Bebauungspl&#228;nen auch ungeachtet solcher Merkmale eine selbst&#228;ndige, Zwecken des Verkehrs dienende Erschlie&#223;ungsanlage im Sinne des BBauG/BauGB ist. Ihre Erschlie&#223;ungsfunktion im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG erf&#252;llt die Stra&#223;e auch unabh&#228;ngig davon stets allein deswegen, weil sie als &#246;ffentliche Verkehrsfl&#228;che geeignet ist, bestimmten Grundst&#252;cken eine irgendwie geartete Zugangsm&#246;glichkeit zum &#246;ffentlichen Stra&#223;en- und Wegenetz der Gemeinde zu vermitteln. Dementsprechend ist f&#252;r die Auslegung des &#167;3 Abs. 1 StrReinG auch nicht von Bedeutung, da&#223; (im Hinblick auf die Auslegung des Begriffs der zum Anbau bestimmten Stra&#223;e in &#167;127 Abs. 2 Nr. 1 BBauG in der Rechtsprechung) durch &#167;127 Abs. 2 Nr. 2 BauGB eine Vorschrift eingef&#252;hrt worden ist, wonach Erschlie&#223;ungsanlagen im Sinne des 2. Abschnitts dieses Gesetzes die &#246;ffentlichen aus rechtlichen oder tats&#228;chlichen Gr&#252;nden mit Kraftfahrzeugen nicht befahrbaren Verkehrsanlagen innerhalb der Baugebiete (z.B. Fu&#223;wege, Wohnwege) sind. Da&#223; mit den erschlie&#223;enden Stra&#223;en im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG unabh&#228;ngig von &#167;127 Abs. 2 Nr. 2 BauGB auch selbst&#228;ndige Fu&#223;wege gemeint sind, folgt auch aus der vor Erla&#223; des BauGB erfolgten Neufassung des &#167;4 Abs. 1 des Gesetzes durch das &#196;nderungsgesetz vom 11. Dezember 1979. Durch die Neufassung hat Satz 1 der Vorschrift, in dem davon die Rede war, da&#223; die Gemeinden die Reinigung der Gehwege durch Satzung den Eigent&#252;mern der an die Stra&#223;e angrenzenden und durch sie erschlossenen Grundst&#252;cke auferlegen k&#246;nnen, seinen jetzigen Inhalt erhalten. Damit wurde ausweislich der Beschlu&#223;empfehlung zur Gesetzes&#228;nderung (vgl. LT- Drucksache 8/5133 S. 16) das Ziel verfolgt, den Gemeinden die M&#246;glichkeit zu er&#246;ffnen, ihre Reinigungspflicht auch hinsichtlich selbst&#228;ndiger Gehwege auf die Eigent&#252;mer der angrenzenden und durch sie erschlossenen Grundst&#252;cke zu &#252;bertragen. Daf&#252;r, da&#223; der Erschlie&#223;ungsbegriff in &#167;3 Abs. 1 und der in &#167;4 Abs. 1 StReinG einen jeweils anderen Inhalt h&#228;tte, gibt es keinen Anhaltspunkt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Soweit es &#252;ber die er&#246;rterten Eigenschaften der erschlie&#223;enden Stra&#223;e im Sinne des &#167;3 Abs. 1 StrReinG hinaus auch um die Merkmale geht, nach denen eine bestimmte Teilstrecke des &#246;ffentlichen Stra&#223;en- und Wegenetzes als eigenst&#228;ndige erschlie&#223;ende Stra&#223;e von den angrenzenden weiteren &#246;ffentlichen Stra&#223;enfl&#228;chen abzugrenzen ist, geben das Verst&#228;ndnis der von der Gemeinde zu erbringenden Leistung der Erschlie&#223;ungs- und Stra&#223;enbegriff und der sonstige Wortsinn der Vorschrift allerdings bis auf die Feststellung, da&#223; eine bestimmte Stra&#223;enstrecke keine eigenst&#228;ndige Stra&#223;e im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG ist, wenn sie nicht nach ihrer Ausdehnung (L&#228;nge bzw. Fl&#228;che) das im dargestellten Sinne notwendige Gewicht hat, nichts her. Wenn hiernach der Gesetzgeber in &#167;3 Abs. 1 StrReinG zur genaueren r&#228;umlichen Abgrenzung der eigenst&#228;ndigen erschlie&#223;enden Stra&#223;e auf weitere Merkmale verzichtet hat, so ist das erkennbar geschehen, weil sie durch das &#228;u&#223;ere Erscheinungsbild der &#246;ffentlichen Stra&#223;en (i.e.S.), Wege und Pl&#228;tze und die tats&#228;chliche r&#228;umliche Gliederung des Stra&#223;en- und Wegenetzes vorgegeben sind und sich danach ohne weiteres ergibt, wo die eine Stra&#223;e (i.w.S.) anf&#228;ngt und die andere aufh&#246;rt. Dementsprechend kommt es f&#252;r die r&#228;umliche Abgrenzung der eigenst&#228;ndigen erschlie&#223;enden Stra&#223;e im Sinne des &#167;3 Abs. 1 StrReinG auf den Gesamteindruck an, wie er durch die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse vermittelt wird, wobei (wiederum weitergehend als nach dem Verst&#228;ndnis einer verkehrsm&#228;&#223;igen Erschlie&#223;ung im bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Sinne m&#246;glich) auf Unterschiede nach der Verkehrsfunktion und Ausstattung der Stra&#223;en- und Wegefl&#228;chen, ihren Abmessungen und dem Ausbauzustand sowie einer r&#228;umlichen Trennung nach Kreuzungen und Abzweigungen im Stra&#223;en- und Wegenetz abzustellen ist. Soweit es sich hiernach um eine &#246;ffentliche Verkehrsfl&#228;che handelt, die &#228;u&#223;erlich erkennbar von den n&#228;chstgelegenen Verkehrsfl&#228;chen abgesetzt und nach Verkehrsfunktion, Ausstattung, r&#228;umlichem Umfang und Ausbau von einigem Gewicht ist, handelt es sich im Zweifel um eine eigenst&#228;ndige erschlie&#223;ende Stra&#223;e im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Nach den dargestellten Grunds&#228;tzen kann unter Ber&#252;cksichtigung der vom Beklagten vorgelegten Karten und seiner Angaben zur Ausstattung und dem Ausbauzustand des Hauptzuges des weges nicht zweifelhaft sein, da&#223; die Fl&#228;che des Hauptzuges - mit den abzweigenden Stichwegen und dem hinter dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger verlaufenden Fu&#223;weg oder ohne sie - eine eigenst&#228;ndige erschlie&#223;ende Stra&#223;e als r&#228;umlich begrenzter Gegenstand der Reinigungst&#228;tigkeit der Gemeinde im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG und &#167;&#167;6 Abs. 1 Nr. 5, 5 Abs. 1 Nr. 6 GS ist.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Eigenst&#228;ndige Stra&#223;en, die eine Erschlie&#223;ung der von ihnen erschlossenen Grundst&#252;cke durch benachbarte andere &#246;ffentliche Verkehrsfl&#228;chen, d.h. auch durch den Hauptzug des ... weges, im Sinne der genannten Vorschriften ausschlie&#223;en - sofern zu den benachbarten Verkehrsfl&#228;chen nicht anderweitige Zugangsm&#246;glichkeiten als &#252;ber die nachgenannten Stra&#223;en bestehen - sind aber auch die Stichwege und der Fu&#223;weg selbst. Auch das ergibt sich aus dem vom Beklagten vorgelegten Kartenmaterial, seinen erg&#228;nzenden Angaben und ferner speziell f&#252;r den hier interessierenden Stichweg auch aus den von ihm eingereichten Fotos.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Entsprechend den danach zu treffenden Feststellungen sind die Stichwege als vom Hauptzug in etwa rechtwinklig abzweigende Verkehrsfl&#228;chen erkennbar von dieser Stra&#223;e abgesetzt und unterscheiden sich von ihr nach Ausbauzustand und Ausstattung deutlich. Der Hauptzug des ... weges weist eine 5,25 m breite asphaltierte Fahrbahn mit Rinneneinlauf sowie einen von der Fahrbahn abgegrenzten 2 m breiten Gehweg mit Basaltplatten auf. Demgegen&#252;ber sind die Stichwege durch andere Merkmale gekennzeichnet. Das gilt zwar nicht hinsichtlich ihrer Verkehrsfunktion, da sie durch die Widmungsverf&#252;gung vom 11. Dezember 1974 uneingeschr&#228;nkt dem &#246;ffentlichen Verkehr gewidmet worden sind, ebenso - wie an anderer Stelle noch genauer auszuf&#252;hren ist - &#252;ber eine Fahrbahn u.a. f&#252;r Kraftfahrzeuge verf&#252;gen und damit ebenso wie der Hauptzug des ... weges Stra&#223;e im engeren Sinne von &#167;1 Abs. 1 StrReinG i.V.m. &#167;2 Abs. 2 StrWG sind. Sie unterscheiden sich vom Hauptzug ma&#223;geblich aber dadurch, da&#223; sie nicht in gleicher Weise f&#252;r eine Verkehrsbelastung wie der Hauptzug eingerichtet, nur mit Verbundpflaster gepflastert und abgesehen von den Einm&#252;ndungsbereichen und dort, wo sie Garagenh&#246;fe erschlie&#223;en, nur etwa &#252;ber 3 m breit sind; au&#223;erdem weisen sie keinen (von der Fahrbahn getrennten) Gehweg auf. Andererseits stellen sich die Stichwege nach den geschilderten Merkmalen - zumal die Befahrbarkeit mit Kraftfahrzeugen - als eigenst&#228;ndige Verkehrsfl&#228;chen von einigem Gewicht dar, das es rechtfertigt sie als eigenst&#228;ndige Stra&#223;en anzusprechen, da sie ausweislich des vorliegenden Kartenmaterials jeweils mehrere Grundst&#252;cke erschlie&#223;en und etwa zwischen 55 und 85 m lang sind.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Auch der hinter dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger verlaufende Fu&#223;weg ist im Verh&#228;ltnis zum Hauptzug des ... weges (und anderen Verkehrsfl&#228;chen) als eigenst&#228;ndige Stra&#223;e (von einigem Gewicht), anzusehen. Er dient ausschlie&#223;lich dem Fu&#223;g&#228;ngerverkehr, wie sich aus seiner Benennung als Fu&#223;weg in der Widmungsverf&#252;gung vom 11. Dezember 1974 ergibt, grenzt im S&#252;den - ausweislich der vom Beklagten vorgelegten Kataster-Flurkarte und Stadt-Grundkarte 04627 - den Grundst&#252;cksbereich ab, der &#252;ber den Mehringweg mit Kraftfahrzeugen erreicht werden kann, trennt damit zugleich diesen Grundst&#252;cksbereich von den s&#252;dlich des Weges liegenden Grundst&#252;cken am ... weg und ... stellt ferner mit einer L&#228;nge von etwa 260 m in ost-westlicher Richtung eine fu&#223;l&#228;ufige Verbindung zwischen dem ... weg und dem K. bach her. Danach stellt auch dieser Fu&#223;weg eine &#246;ffentliche Verkehrsfl&#228;che dar, die von den angrenzenden anderen &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen deutlich abgesetzt und von einem Gewicht ist, das es rechtfertigt, von einer eigenst&#228;ndigen Stra&#223;e im Sinne des Stra&#223;enreinigungsrechtes zu sprechen. F&#252;r diese Feststellung bedarf es keiner abschlie&#223;enden Kl&#228;rung, ob und inwieweit der Fu&#223;weg bestimmte Grundst&#252;cke im Sinne des Gesetzes erschlie&#223;t oder ob es sich bei ihm nur um einen (fu&#223;l&#228;ufigen) Verbindungsweg handelt. Er ist jedenfalls kein Teil einer aus dem Hauptzug des ... weges (oder bzw. und aus anderen Verkehrsfl&#228;chen) und dem Weg selbst bestehenden Stra&#223;e im Sinne des &#167;3 Abs. 1 StrReinG, sondern eine im Sinne der Vorschrift eigenst&#228;ndige Verkehrsfl&#228;che, die Erschlie&#223;ungsfunktionen erf&#252;llen k&#246;nnte und deshalb den Erschlie&#223;ungszusammenhang zu anderen Stra&#223;en unterbricht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Eine Heranziehung der Kl&#228;ger zu Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren f&#252;r die Reinigung des Hauptzuges des ... weges durch die Stadt scheidet somit aus.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Nach den dargelegten Grunds&#228;tzen gilt entsprechendes f&#252;r den Stichweg, an den das Hausgrundst&#252;ck der Kl&#228;ger mit seiner Frontseite angrenzt. Zwar handelt es sich bei dem Stichweg - wie dargelegt - um eine (eigenst&#228;ndige) Stra&#223;e, die das Hausgrundst&#252;ck der Kl&#228;ger erschlie&#223;t. Die Reinigungst&#228;tigkeit der Stadt (regelm&#228;&#223;ige Fahrbahn- oder Vollreinigung), f&#252;r die im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG nach den &#167;&#167;6 Abs. 1 Nr. 5, 5 Abs. 1 Nr. 6 GS Geb&#252;hren erhoben werden, bezieht sich auf ihn aber nicht. Die insoweit interessierende Reinigung ist n&#228;mlich hinsichtlich des gesamten Stichweges auf die Anlieger &#252;bertragen worden. Das folgt aus &#167;1 Abs. 1 i.V.m. &#167;2 Abs. 1-3 und 5 sowie &#167;6 Abs. 3 SRS und dem zur Stra&#223;enreinigungssatzung geh&#246;renden Stra&#223;enverzeichnis, das selbst Teil dieser Satzung ist (&#167;6 Abs. 1).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;1 Abs. 1 SRS reinigt die Stadt die nach &#167;1 Abs. 1 StrReinG zu reinigenden Stra&#223;en, soweit sie die Reinigung nicht nach &#167;2 den Anliegern &#252;bertragen hat. Nach &#167;2 Abs. 1-3 SRS werden den Eigent&#252;mern der Grundst&#252;cke, die an die der Stra&#223;enreinigungspflicht unterliegenden Stra&#223;e angrenzen und durch diese erschlossen werden (Anlieger), hinsichtlich der Stra&#223;en, die im Stra&#223;enverzeichnis in der Spalte F gekennzeichnet sind, die (Voll-)Reinigung der Gehwege und Wohnwege, d.h. die regelm&#228;&#223;ige Reinigung, die au&#223;ergew&#246;hnliche Reinigung und die Winterwartung der Wege - vgl. &#167;1 Abs. 2 SRS - auferlegt; die Fahrbahnreinigung dieser Stra&#223;en f&#252;hrt die Stadt durch. Nach der Begriffsbestimmung der Satzung sind Gehwege alle Stra&#223;enteile, die erkennbar von der Fahrbahn abgesetzt sind und deren Benutzung durch Fu&#223;g&#228;nger vorgesehen oder geboten ist (&#167;1 Abs. 6 Satz 2). Wohnwege im Sinne der Satzung sind die &#246;ffentlichen Zuwegungen (Stichwege, Verbindungswege) zu Wohngrundst&#252;cken, die unselbst&#228;ndige Bestandteile des Hauptzuges der Erschlie&#223;ungsstra&#223;e sind, von diesem Hauptzug abzweigen und insoweit das an der Zuwegung liegende Grundst&#252;ck nicht voll erschlie&#223;en (&#167;1 Abs. 6 Satz 3); Wohnwege gelten als Gehwege im Sinne der Stra&#223;enreinigungssatzung (&#167;1 Abs. 6 Satz 4).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Hiernach hat der Satzungsgeber die regelm&#228;&#223;ige Reinigung der vom Hauptzug des Mehringweges abzweigenden Stichwege insgesamt den Anliegern auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der ... weg ist in der Spalte F des Stra&#223;enverzeichnisses gekennzeichnet, wobei mit der Bezeichnung ... weg in diesem Verzeichnis entsprechend der sowohl f&#252;r den Hauptzug wie auch die Stichwege des ... weges geltenden selben Stra&#223;enbezeichnung die zu reinigenden Verkehrsfl&#228;chen des Hauptzuges und der Stichwege des Mehringweges gemeint sind. Die Reinigung der Stichwege ist den Anliegern &#252;bertragen, weil die Wege Wohnwege im Sinne des Satzungsrechts sind. Bei der Definition des Wohnweges in &#167;1 Abs. 6 Satz 3 SRS bedient sich die Satzung in Abweichung von den Begriffskategorien des Stra&#223;enreinigungsgesetzes erkennbar der Abgrenzungskriterien, wie sie im Erschlie&#223;ungsbeitragsrecht f&#252;r die Beurteilung von Bedeutung sind, ob die betreffende Verkehrsfl&#228;che eine (selbst&#228;ndige) zum Anbau bestimmte &#246;ffentliche Stra&#223;e im Sinne von &#167;127 Abs. 2 Nr. 1 BBauG/BauGB ist und ob sie eine vollwertige (verkehrsm&#228;&#223;ige) Erschlie&#223;ung der zur Bebauung anstehenden Grundst&#252;cke an der Stra&#223;e als Voraussetzung f&#252;r eine bauliche oder gewerbliche Nutzung des Grundst&#252;ckes gew&#228;hrleistet. Nach diesen satzungsm&#228;&#223;igen, dem bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Erschlie&#223;ungsbegriff entlehnten Merkmalen sind die Stichwege unter Ber&#252;cksichtigung ihrer Abmessungen, ihres Ausbauzustandes und ihrer Funktion ungeachtet ihrer Bezeichnung als Stichstra&#223;en in der Widmungsverf&#252;gung vom 11. Dezember 1974 nur unselbst&#228;ndige und untergeordnete Bestandteile des Hauptzuges der Erschlie&#223;ungsstra&#223;e Mehringweg und damit Wohnwege im Sinne von &#167;1 Abs. 6 Satz 3 SRS.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Letztlich w&#228;re den Anliegern der Stichwege die Reinigung der Wege aber auch &#252;bertragen, wenn letztere keine Wohnwege w&#228;ren. In diesem Fall w&#228;ren sie als Fu&#223;g&#228;ngerstra&#223;en im Sinne von &#167;2 Abs. 5 Satz 1 SRS anzusehen, weil es sich bei ihnen - entsprechend der satzungsm&#228;&#223;igen Begriffsbestimmung in &#167;3 Abs. 4 Satz 3 SRS - um Stra&#223;en oder Stra&#223;enteile handelt, in denen Fahrbahn und Gehweg nicht voneinander getrennt sind. &#167;2 Abs. 5 Satz 1 SRS ist unter Ber&#252;cksichtigung der Vorschrift des &#167;2 Abs. 3 SRS dahingehend auszulegen, da&#223; die (Voll-)Reinigung der Teile der im Stra&#223;enverzeichnis in der Spalte F gekennzeichneten Stra&#223;en, die nach dem satzungsrechtlichen Verst&#228;ndnis Fu&#223;g&#228;ngerstra&#223;en sind, den Anliegern dieser Stra&#223;enteile &#252;bertragen ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Bei der Stichwegreinigung am ... weg handelt es sich ungeachtet der Tatsache, da&#223; diese Reinigung nach der Stra&#223;enreinigungssatzung einer Gehwegreinigung gleichgestellt wird, (ausschlie&#223;lich) um Fahrbahnreinigung im Sinne von &#167;4 Abs. 1 Satz 2 StrReinG. Ein Ermessen zu bestimmen, was im Sinne des Gesetzes Fahrbahn- und was Gehwegreinigung ist, steht dem Satzungsgeber nicht zu, weil er an die Vorschrift des &#167;4 Abs. 1 StrReinG gebunden und danach Fahrbahnreinigung qualitativ etwas anderes ist als Gehwegreinigung.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Was im Sinne des Gesetzes Gehweg und was Fahrbahn ist, richtet sich nach der (rechtlichen und tats&#228;chlichen) Funktion der betreffenden Verkehrsanlage bzw. ihrer verschiedenen Teilfl&#228;chen. Danach sind Gehwege neben selbst&#228;ndigen Fu&#223;g&#228;ngerwegen und B&#252;rgersteigen diejenigen Stra&#223;enteile, die erkennbar von der (den) Fahrbahn(en) der Stra&#223;e abgesetzt sind und deren Benutzung (nur) durch Fu&#223;g&#228;nger vorgesehen oder geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteil vom 29. Mai 1979 - 2 A 482/74 -; Walprecht-Brinkmann, Stra&#223;enreinigungsgesetz, 3. Auflage 1985, &#167;4 Nr. 126.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Fahrbahn im Sinne von &#167;4 Abs. 1 StrReinG sind dagegen alle Verkehrsfl&#228;chen, die entweder ausschlie&#223;lich oder neben der Er&#246;ffnung einer Benutzung durch Fu&#223;g&#228;nger rechtlich dem Fahrzeugverkehr, insbesondere dem (flie&#223;enden und ruhenden) Kraftfahrzeugverkehr, zur Verf&#252;gung stehen, tats&#228;chlich f&#252;r Zwecke des Fahrzeugverkehrs genutzt werden k&#246;nnen und bei denen im Falle einer Nutzung durch Fu&#223;g&#228;nger und Fahrzeuge der Fahrzeugverkehr von nicht nur untergeordneter Bedeutung ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zur Abgrenzung allgemein auch Walprecht-Brinkmann a.a.O., Nr. 126- 131.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Verkehrsfl&#228;chen, die ohne &#228;u&#223;erliche Trennung eines Fu&#223;g&#228;ngerbereichs oder eines Bereichs f&#252;r den Fahrzeugverkehr im Sinne einer Mehrzwecknutzung der Fl&#228;che rechtlich und tats&#228;chlich gleicherma&#223;en dem Fu&#223;g&#228;nger- wie auch dem Fahrzeugverkehr zur Verf&#252;gung stehen, sind keine Gehwege, sondern Fahrbann(en) im Sinne von &#167;4 Abs. 1 StrReinG.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Abgrenzung sind die Stichwege am ... weg Fahrbahn im Sinne des Gesetzes, weil sie uneingeschr&#228;nkt dem &#246;ffentlichen Verkehr gewidmet, damit f&#252;r s&#228;mtliche Verkehrsarten, einschlie&#223;lich des Fu&#223;g&#228;nger- und Kraftfahrzeugverkehrs zugelassen worden, nicht &#228;u&#223;erlich erkennbar in Fahrbahn und Gehweg getrennt und nach ihrer Breite von 3 m bzw. &#252;ber 3 m und dem sonstigen Ausbauzustand f&#252;r Lieferwagen und sogar Lastwagen (vgl. die Empfehlungen f&#252;r die Anlage von Erschlie&#223;ungsstra&#223;en Ausgabe 1985 - EAE 85 - S. 27 zum notwendigen Verkehrsraum f&#252;r Lastkraftwagen) befahrbar und sie auch nicht nach den Vorschriften der Stra&#223;enverkehrsordnung nur eingeschr&#228;nkt f&#252;r bestimmte Verkehrsarten benutzbar sind.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die die Anlieger treffende Auferlegung der Fahrbahnreinigung der Stichwege ist wirksam. Sie ist ihnen unter Ber&#252;cksichtigung der Verkehrsverh&#228;ltnisse auf diesen Wegen ohne weiteres im Sinne des &#167;4 Abs. 1 Satz 2 StrReinG zumutbar, weil es sich bei den Wegen um Sackgassen handelt, die ausschlie&#223;lich die Funktion haben, dem Anliegerverkehr der angrenzenden Hausgrundst&#252;cke bzw. Garagenh&#246;fe zu dienen. F&#252;r die Wirksamkeit der &#220;bertragung ist ohne Bedeutung, da&#223; die Reinigung der Stichwege nach der Stra&#223;enreinigungssatzung einer Gehwegreinigung gleichgestellt ist. Die Bindung des Satzungsgebers an die Vorschrift des &#167;4 Abs. 1 StrReinG bedeutet nicht, da&#223; er im Rahmen der Satzungsbestimmungen f&#252;r die &#220;bertragung der Reinigungspflicht auch an die Terminologie der Vorschrift betreffend Gehweg- und Fahrbahnreinigung gebunden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Eine Geb&#252;hrenpflicht der Kl&#228;ger f&#252;r den hinter ihrem Hausgrundst&#252;ck verlaufenden Fu&#223;weg scheidet ungeachtet der Frage aus, ob das Grundst&#252;ck durch diesen Weg im Sinne des Stra&#223;enreinigungsrechts erschlossen wird. Das gilt deshalb, weil es sich bei dem Weg um eine eigenst&#228;ndige Stra&#223;e ohne Fahrbahn im Sinne des Gesetzes und der Geb&#252;hrensatzung der Stadt handelt und nach dem Satzungsrecht der Stadt ein Tatbestand f&#252;r die Erhebung von Stra&#223;renreinigungsgeb&#252;hren f&#252;r die Reinigung von selbst&#228;ndigen Fu&#223;wegen (Gehwegen) fehlt, die - wie hier - keine nach der Satzung und dem Stra&#223;enverzeichnis in der Reinigung der Stadt stehenden Fu&#223;g&#228;ngerstra&#223;en (vgl. &#167;1 Abs. 7, &#167;2 Abs. 5 Satz 2 SRS, &#167;4 Abs. 5 GS) sind.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger k&#246;nnten im &#252;brigen f&#252;r ihr Hausgrundst&#252;ck auch dann nicht zu Geb&#252;hren f&#252;r Fahrbahnreinigung herangezogen werden, wenn - wovon der Beklagte ausgeht - die Stichwege in Sonderheit auch der, an den das Hausgrundst&#252;ck angrenzt, der hinter dem Grundst&#252;ck verlaufende Fu&#223;weg und der Hauptzug des Mehringweges Teile ein und derselben erschlie&#223;enden Stra&#223;e ( ... weg) im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG w&#228;ren. In diesem Fall wurde die Stadt zwar in bezug auf die Stra&#223;e, die das Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger erschlie&#223;t, Reinigungsleistungen in Form der regelm&#228;&#223;igen Fahrbahnreinigung erbringen. Eine Geb&#252;hrenpflicht der Kl&#228;ger nach &#167;6 Abs. 1 Nr. 5, &#167;5 Abs. 1 Nr. 6.1 GS w&#252;rde bei der gebotenen gesetzeskonformen Auslegung der Vorschriften aber gleichwohl ausscheiden.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern w&#228;re in diesem Fall nach den er&#246;rterten Bestimmungen der Stra&#223;enreinigungssatzung als Anliegern eines der Stichwege ein Teil der Reinigung der denselben Verkehrsarten dienenden Fahrbahnen des Mehringweges auferlegt (a). Danach w&#228;re eine Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r die st&#228;dtische Teilreinigung dieser Fahrbahnen zwar nicht generell ausgeschlossen (b). Die Kl&#228;ger w&#228;ren f&#252;r ihr Hausgrundst&#252;ck aber nicht geb&#252;hrenpflichtig, weil gem&#228;&#223; &#167;3 Abs. 1 StrReinG von dem, der an der Fahrbahnreinigung der betreffenden Stra&#223;e beteiligt ist, Geb&#252;hren f&#252;r eine solche Reinigung zumindest hinsichtlich des anliegenden Grundst&#252;ckes, vor dem die Fahrbahn zu reinigen ist, nicht erhoben werden d&#252;rfen (c).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Einbeziehung des Fu&#223;weges als Teil der zu reinigenden, erschlie&#223;enden Stra&#223;e hatte f&#252;r die rechtliche Bewertung der vorliegenden Alternative keine entscheidungserhebliche Bedeutung. Zwar w&#228;re danach (m&#246;glicherweise) das Grundst&#252;ck auch &#252;ber diesen Fu&#223;weg von der durch die Stadt gereinigten Stra&#223;e erschlossen; da aber nur f&#252;r Fahrbahnreinigung Geb&#252;hren erhoben werden, der Fu&#223;weg indessen nicht Fahrbahn ist, ist seine Reinigung durch die Anlieger oder durch die Stadt f&#252;r die Beurteilung, wie sich die &#220;bertragung der Reinigungspflicht betreffend Fahrbahnen f&#252;r nur einen Teil der erschlie&#223;enden Stra&#223;e auf die Geb&#252;hrenpflicht nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG und der Satzung auswirkt, nicht von Interesse.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die &#220;bertragung der regelm&#228;&#223;igen (Fahrbahn-)Reinigung der Stichwege am ... weg auf die Anlieger ist auch dann wirksam, wenn die eingangs genannten Verkehrsfl&#228;chen insgesamt die erschlie&#223;ende Stra&#223;e im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG sind. Nach &#167;4 Abs. 1 des Gesetzes ist die &#220;bertragung der Reinigung von Teilen der die Grundst&#252;cke erschlie&#223;enden Stra&#223;e nicht ausgeschlossen. Die nach der Vorschrift bestehende Befugnis der Gemeinde bezieht sich auf das gesamte zu reinigende &#246;ffentliche Stra&#223;en- und Wegenetz und dementsprechend auch auf jeden Teil dieses Netzes. Der Begriff der die Grundst&#252;cke erschlie&#223;enden Gehwege bzw. Stra&#223;en hat in &#167;4 Abs. 1 nur die Bedeutung, den Kreis der Personen abzugrenzen, denen die Reinigung f&#252;r einen bestimmten Teil des Stra&#223;en- und Wegenetzes &#252;bertragen werden darf.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Durch die Aufteilung der Reinigung von Fahrbahnen derselben Stra&#223;e f&#252;r denselben Stra&#223;enverkehr in Teile, die von den Anliegern, und solche, die von der Gemeinde gereinigt werden, wird eine Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r die diesbez&#252;gliche Reinigung nicht generell ausgeschlossen, zumindest wenn - wie hier - die betreffende Fahrbahnreinigung im wesentlichen in der Hand der Gemeinde bleibt. Zwar kn&#252;pft die Vorschrift des &#167;3 Abs. 1 StrReinG grunds&#228;tzlich an die Reinigung der die Grundst&#252;cke erschlie&#223;enden ganzen Stra&#223;e an. Die Reinigung der ganzen Stra&#223;e stellt den besonderen Vorteil dar, den die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer von der Stra&#223;enreinigung haben und der die Erhebung von Benutzungsgeb&#252;hren gerade nur von den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern rechtfertigt, f&#252;r die nach dem Stra&#223;enreinigungsgesetz die (tats&#228;chliche) Inanspruchnahme einer &#246;ffentlichen Einrichtung "Stra&#223;enreinigung" (Stra&#223;enreinigungsanstalt) im Sinne des &#167;4 Abs. 2 KAG durch die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nur fingiert wird.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zur Bedeutung der Beschr&#228;nkung der Geb&#252;hrenpflicht auf die Eigent&#252;mer der durch die Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke BVerwG, Urteil vom 25. Mai 1984 - 8 C 55 u. 58.82 -, BVerwGE 69 S. 242 = DVBl 1985 S. 123 = KStZ 1984 S. 171.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Dieser Ansatz f&#252;r die Geb&#252;hrenpflicht schlie&#223;t bei der Aufteilung einer bestimmten Reinigung zwischen Gemeinde und Anliegern die Geb&#252;hrenerhebung aber nicht aus, soweit die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer betroffen sind, die selbst keine Reinigungsleistungen der betreffenden Art erbringen. Nur die Eigent&#252;mer (Anlieger), die nach der &#220;bertragung der Reinigungspflicht an der betreffenden Reinigung beteiligt sind, d&#252;rfen f&#252;r sie nicht (wie unter c) darzulegen ist), zus&#228;tzlich noch zu Geb&#252;hren herangezogen werden. Ist der betreffende Anlieger Eigent&#252;mer mehrerer von der Stra&#223;e erschlossener Grundst&#252;cke, gilt letzteres jedenfalls hinsichtlich des Grundst&#252;ckes, dessentwegen ihm als Anlieger die Reinigungspflicht auferlegt ist.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Der Grundsatz, da&#223; die Erhebung der Geb&#252;hr an die Reinigung der ganzen das Grundst&#252;ck erschlie&#223;enden Stra&#223;e ankn&#252;pft, hat nach den bisherigen Ausf&#252;hrungen die Bedeutung, den speziellen Gegenstand der Reinigungst&#228;tigkeit der Gemeinde und den Sondervorteil zu beschreiben, auf den es f&#252;r die Geb&#252;hrenpflicht der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer im Verh&#228;ltnis zu den Vorteilen der Allgemeinheit von der Stra&#223;enreinigung ankommt; letztere werden in bezug auf die Reinigungsleistungen der Gemeinde dadurch ber&#252;cksichtigt da&#223; das Geb&#252;hrenaufkommen 75 v.H. der Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung im Gemeindegebiet nicht &#252;bersteigen darf (&#167;3 Abs. 1 Satz 2 StrReinG) und demgem&#228;&#223; die Gemeinde mindestens 25 v.H. der Gesamtreinigungskosten selbst zu tragen hat. Ferner ist der vorgenannte Grundsatz f&#252;r den Bereich der Leistungsst&#246;rungen bei der Stra&#223;enreinigung von Interesse, weil die geb&#252;hrenpflichtigen Eigent&#252;mer nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG Anspruch auf eine Reinigung aller &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen der erschlie&#223;enden Stra&#223;e haben, wobei eine nur unwesentliche Leistungsst&#246;rung allerdings nicht zu einem Wegfall oder einer Minderung der Geb&#252;hr f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NW, Urteile vom 26. Mai 1989 - 9 A 135/87 - und vom 28. September 1989 - 9 A 242/88 -.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Soweit nach fr&#252;herer Rechtsprechung des erkennenden Gerichts f&#252;r die Geb&#252;hrenpflicht darauf abgestellt worden ist, es komme nur auf die Reinigung des Stra&#223;enteils an, der "Hauptzug" einer zum Anbau bestimmten Stra&#223;e nach &#167;127 Abs. 2 Nr. 1 BBauG/BauGB ist, weil die Stra&#223;e nur mit R&#252;cksicht auf ihre Funktion als erschlie&#223;ende Stra&#223;e im baurechtlichen Sinne gereinigt werde,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"> vgl. z.B. OVG NW, Urteile vom 7. Januar 1982 - 2 A 2228/81 -, KStZ 1982 S. 111, und vom 26. April 1983 - 2 A 2113/82 -, GemHT 1983 S. 231,</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;t sich der erkennende, f&#252;r das Stra&#223;enreinigungsrecht nunmehr allein zust&#228;ndige Senat dieser Rechtsprechung im Hinblick auf den im Stra&#223;enreinigungsrecht geltenden Erschlie&#223;ungsbegriff aber nicht an.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Grundsatz, da&#223; die Geb&#252;hr an die Reinigung der ganzen Stra&#223;e (durch die Gemeinde) ankn&#252;pft, hat indessen Grenzen, wenn die Reinigungsleistung gemeinsam von Gemeinde und Anliegern erbracht wird. In diesem Fall stellen die gesamten Reinigungsleistungen im Verh&#228;ltnis zu den nicht reinigungspflichtigen Eigent&#252;mern der von der Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke eine die Geb&#252;hrenerhebung rechtfertigende Einheit, d.h. die Reinigung der ganzen Stra&#223;e dar, f&#252;r die Geb&#252;hren erhoben werden d&#252;rfen. Das gilt jedenfalls, wenn die betreffende Reinigung im wesentlichen, m&#246;glicherweise nur hinsichtlich wesentlicher Teile in der Hand der Gemeinde geblieben ist. Unter Ber&#252;cksichtigung der nach dem Gesetz bei der Geb&#252;hrenerhebung ohnehin schon erfolgten Vereinfachungen, weiter der sich nach dem Grundsatz der Geb&#252;hrengerechtigkeit (Artikel 3 Abs. 1 GG) im Verh&#228;ltnis zur Gesamtheit der geb&#252;hrenpflichtigen Eigent&#252;mer danach ergebenden Grenzen weiterer Vereinfachungen bei der Geb&#252;hrenerhebung, der mit &#167;4 Abs. 1 StrReinG erfolgten Ziele und schlie&#223;lich der Ausgestaltung der Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren als Benutzungsgeb&#252;hr entspricht es nicht Sinn und Zweck des &#167;3 Abs. 1 StrReinG, alle Eigent&#252;mer der von der Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren freizustellen, wenn nur ein Teil dieser Eigent&#252;mer (als reinigungspflichtige Anlieger) einschl&#228;gige Reinigungsleistungen erbringt.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Durch &#167;3 Abs. 1 StrReinG wird hinsichtlich der Geb&#252;hrenpflicht und des abzugeltenden Vorteils schon insoweit typisiert, als es f&#252;r die Geb&#252;hrenerhebung nur auf eine Reinigung der die Grundst&#252;cke erschlie&#223;enden Stra&#223;e ankommt, obwohl die Eigent&#252;mer dieser Grundst&#252;cke auch von der Reinigung der anderen Stra&#223;en Vorteile haben, die allerdings mit zunehmender Entfernung von der erschlie&#223;enden Stra&#223;e abnehmen. Die Geb&#252;hrenerhebung wird weitergehend dadurch vereinfacht, da&#223; im Falle einer &#220;bertragung der Reinigung f&#252;r die ganze Stra&#223;e nicht nur die reinigungspflichtigen Anlieger, sondern auch die nicht reinigungspflichtigen Eigent&#252;mer der &#252;brigen von der Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke (Hinterlieger) von Geb&#252;hren frei werden, obwohl sie f&#252;r die Allgemeinheit und Gesamtheit der geb&#252;hrenpflichtigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer keine die Geb&#252;hrenfreiheit rechtfertigenden Reinigungsleistungen erbringen. Ungerechtigkeiten der letztgenannten Art - im besonderen auch gerade im Verh&#228;ltnis der Eigent&#252;mer der von derselben Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke untereinander - ergeben sich auch, wenn (wie bei der vorliegenden Alternative) Gehweg- und Fahrbahnreinigung derselben Stra&#223;e nur f&#252;r Teilabschnitte auf die Anlieger &#252;bertragen worden sind. Wegen des nach &#167;4 Abs. 1 StrReinG qualitativen Unterschiedes zwischen Gehweg- und Fahrbahnreinigung (jedenfalls soweit es um Fahrbahnen f&#252;r Kraftfahrzeugverkehr geht) d&#252;rfen die hiernach zu unterscheidenden Reinigungsarten bei der Geb&#252;hrenerhebung nicht gleichgestellt werden. Soweit nach fr&#252;herer Rechtsprechung des Gerichts in bezug auf Stichwege bzw. Stichstra&#223;en, die keine selbst&#228;ndigen Erschlie&#223;ungsstra&#223;en im Sinne von &#167;127 Abs. 2 Nr. 1 BBauG/BauGB und auch keine - nach der Erschlie&#223;ungsfunktion im baurechtlichen Sinne - vollwertigen Teile des "Hauptzuges" der das Grundst&#252;ck erschlie&#223;enden Stra&#223;e sind, bei der Geb&#252;hrenerhebung von einer Vergleichbarkeit der Fahrbahnreinigung mit einer Gehwegreinigung ausgegangen worden sein sollte,</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks"> vgl. OVG NW, Urteil vom 21. M&#228;rz 1985 - 2 A 1197/84 - (betreffend Satzungsrecht der Stadt ...), wonach das Gericht die Erhebung von Geb&#252;hren f&#252;r Fahrbahnreinigung deshalb f&#252;r zul&#228;ssig hielt, weil in der Satzung (auch mit Kraftfahrzeugen befahrbare) Stichstra&#223;en und Stichwege zu Wohngrundst&#252;cken, die keine Aufteilung in Fahrbahn und Gehweg aufwiesen, im Sinne des Satzungsrechts Gehwegen gleichgestellt wurden; vgl. andererseits den vom Verwaltungsgericht zitierten Beschlu&#223; OVG NW vom 14. M&#228;rz 1986 - 2 B 280/86 -, KStZ 1986 S. 175, wonach bei der &#220;bertragung der Reinigung von - dem Kraftfahrzeugverkehr offenstehenden Fl&#228;chen Geb&#252;hren f&#252;r Fahrbahnreinigung nicht erhoben werden d&#252;rfen,</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;t sich der erkennende Senat diesem Rechtsstandpunkt nicht an. Schlie&#223;lich mu&#223; es die Gesamtheit der Geb&#252;hrenpflichtigen bei der nach &#167;3 StrReinG, &#167;6 KAG erfolgenden Umlage der Kosten der Stra&#223;enreinigung hinnehmen, da&#223; sich wegen der Geb&#252;hrenfreiheit der reinigungspflichtigen Anlieger - soweit sie besteht - die Geb&#252;hrens&#228;tze erh&#246;hen, obwohl der Wert der Reinigungsleistungen als solcher im Einzelfall die Freistellung nicht rechtfertigen k&#246;nnte. Eine zus&#228;tzliche, &#252;ber die dargestellten "Ungerechtigkeiten", die im Rahmen des Gestaltungsermessens des Gesetzgebers als Vereinfachungen aus Gr&#252;nden einer praktikablen Geb&#252;hrenerhebung mit Artikel 3 Abs. 1 GG vereinbar und deshalb hinzunehmen sind, hinausgehende Freistellung nicht reinigungspflichtiger Eigent&#252;mer von Geb&#252;hren, die sich durch eine r&#228;umliche Aufteilung derselben Reinigung der Stra&#223;e zwischen Anliegern und Gemeinde ergeben w&#252;rde, ist nach dem Gesetz aber schon deshalb nicht gewollt, weil sich sonst die Gefahr zu weitgehender Typisierung ergeben w&#252;rde. Im &#252;brigen erg&#228;ben sich sonst auch im Zusammenhang mit &#167;4 StrReinG Unzutr&#228;glichkeiten. Das Recht, die Reinigung auch nur in bezug auf Teilabschnitte der zu reinigenden Stra&#223;e zu &#252;bertragen, geh&#246;rt zum wesentlichen Regelungsgehalt des &#167;4 Abs. 1 StrReinG, wonach die Gemeinden m&#246;glichst frei sein sollen, von den gebotenen M&#246;glichkeiten einer &#220;bertragung der Reinigungspflicht Gebrauch zu machen. Es kann je nach Interesse der Gemeinde h&#228;ufig ausge&#252;bt werden und f&#252;hrt dementsprechend zu einem Sachverhalt, der keinen atypischen Ausnahme- sondern einen Regelfall darstellt, der in gr&#246;&#223;erer Zahl vorkommen kann. Tritt dieser Fall ein, w&#252;rde das die Gefahr mit sich bringen, da&#223; die geb&#252;hrenpflichtigen Eigent&#252;mer durch eine zu weitgehende Geb&#252;hrenfreistellung nicht reinigungsplflichtiger Eigent&#252;mer unvertretbar hoch mit den Kosten der Stra&#223;enreinigung belastet werden, wenn auch noch bei der Aufteilung der Reinigung zwischen Gemeinde und Anliegern nach Teilabschnitten der Stra&#223;e alle Eigent&#252;mer der von ihr erschlossenen Grundst&#252;cke geb&#252;hrenfrei w&#252;rden. Diese Folge sollte im Interesse des weiten Ermessensspielraums bei der &#220;bertragung der Reinigungspflichten der Gemeinde aber nicht in Kauf genommen werden, da durch &#167;4 StrReinG (insoweit) keine Einschr&#228;nkungen der Geb&#252;hrenpflicht nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG beabsichtigt waren. Dementsprechend sind die nicht reinigungspflichtigen Eigent&#252;mer zu Geb&#252;hren heranzuziehen, wenn den Anliegern die Reinigung nur eines Teilabschnitts der Stra&#223;e &#252;bertragen ist.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis folgt zus&#228;tzlich daraus, da&#223; die Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hr nach dem Gesetz als Benutzungsgeb&#252;hr f&#252;r eine Inanspruchnahme der Stra&#223;enreinigungsanstalt der Gemeinde durch die einzelnen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer ausgestaltet ist. Nach der vom Gesetz gew&#228;hlten Abgabeart ist bezogen auf die durch die Stra&#223;enreinigung beg&#252;nstigten Eigent&#252;mer eine Gesamtbetrachtung der Stra&#223;enreinigung der Gemeinde gerechtfertigt, in die die Reinigungsleistungen der Anlieger mit einbezogen sind. Es liegt in der Hand der Gemeinde, inwieweit sie auch im Interesse der nicht reinigungspflichtigen Eigent&#252;mer die ihr selbst obliegende, die Geb&#252;hrenerhebung rechtfertigende Reinigung auf die Anlieger &#252;bertr&#228;gt. Auch durch diese &#220;bertragung vermittelt sie dem nicht reinigungspflichtigen Eigent&#252;mer den Vorteil der Reinigung der sein Grundst&#252;ck erschlie&#223;enden Stra&#223;e und entlastet ihn zugleich von den daf&#252;r sonst entstandenen Kosten. Hiernach ist bei verst&#228;ndiger Auslegung des Gesetzes nicht einzusehen, weshalb der nicht reinigungspflichte Eigent&#252;mer keine Geb&#252;hren zahlen sollte, wenn die Strecke der Stra&#223;e teilweise von der Gemeinde und teilweise von Anliegern gereinigt wird. Letztlich stellt die Geb&#252;hrenfreiheit der reinigungspflichtigen Anlieger bei der gebotenen Gesamtbetrachtung der Stra&#223;enreinigung wirtschaftlich die Verg&#252;tung dar, die die Gemeinde daf&#252;r zu erbringen hat, da&#223; ihr die reinigungspflichtigen Anlieger (teilweise) die Erf&#252;llung der nach &#167;1 Abs. 1 StrReinG grunds&#228;tzlich nur ihr obliegenden und im Interesse der Allgemeinheit bzw. - unter dem Gesichtspunkt von Sondervorteilen - der Gesamtheit der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer in den geschlossenen Ortslagen bestehenden Reinigungspflichten abnehmen. Es liegt auf der Hand, da&#223; den nicht reinigungspflichtigen Eigent&#252;mern eine solche "Verg&#252;tung" nicht zusteht.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob etwas anderes gilt, wenn die betreffende Reinigung der Stra&#223;e nach teilweiser &#220;bertragung auf die Anlieger nicht mehr im wesentlichen bei der Gemeinde liegt, bedarf bei der vorliegenden Alternative keiner Kl&#228;rung, weil die Fanrbahnreinigung des ... weges im wesentlichen durch die Stadt durchgef&#252;hrt wird. F&#252;r diese Beurteilung kommt es nicht nur auf den Vergleich der Gesamtl&#228;nge und - fl&#228;che aller Stichwege mit der L&#228;nge und der Fl&#228;che der Fahrbahn des Hauptzuges, sondern ausschlaggebend auf die hier gegebene Verkehrsbedeutung des Hauptzuges als "Zubringer" f&#252;r die Stichwege an.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Ist nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen eine Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r die (Teil- )Fahrbahnreinigung des Mehringweges nicht generell ausgeschlossen, besteht aber Geb&#252;hrenfreiheit f&#252;r die Anlieger dieses Weges, denen die (Fahrbahn-)Reinigung der Stichwege auferlegt ist. Das ergibt sich im Ansatz schon aus den &#220;berlegungen zur Bedeutung der Anliegerreinigung als Teil der gesamten gemeindeeigenen Stra&#223;enreinigung und den Vorteilen, die sowohl die Allgemeinheit als auch die Gesamtheit der geb&#252;hrenpflichtigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer von der Anliegerreinigung haben. Da die reinigungspflichtigen Anlieger gerade die geb&#252;hrenpflichtigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer von Kosten der Stra&#223;enreinigung entlasten, mu&#223; im Verh&#228;ltnis zu den nichtreinigungspflichtigen Eigent&#252;mer vermieden werden, da&#223; die reinigungspflichtigen Anlieger durch ihre Beteiligung an den Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung doppelt belastet werden, n&#228;mlich einerseits mit der Pflicht zur Reinigung als auch mit Kosten f&#252;r eine Leistung, an deren Erbringung sie selbst beteiligt sind. Aber auch die Vorteile, die die Allgemeinheit von ihren Reinigungsleistungen hat, m&#252;ssen bei der Geb&#252;hrenbemessung ber&#252;cksichtigt werden. Eine Nichtbeachtung dieser Grunds&#228;tze w&#228;re mit Artikel 3 Abs. 1 GG nicht vereinbar.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zur Problematik der Vereinbarkeit einer Vernachl&#228;ssigung von Anliegerleistungen mit Artikel 3 Abs. 1 GG, BVerwG, Urteile vom 25. Mai 1984 - 8 C 55 und 58.82 -, a.a.O., und vom 7. April 1989 - 8 C 90.87 -, sowie Beschlu&#223; vom 8. Dezember 1986 - 8 B 74.86 -.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Das Stra&#223;enreinigungsgesetz sieht f&#252;r die Ber&#252;cksichtigung der Anliegerleistungen im Verh&#228;ltnis zu den nicht reinigungspflichtigen Eigent&#252;mern und der Allgemeinheit keine weitergehende Differenzierung bei der Umlage der Stra&#223;enreinigungskosten vor als eine Unterscheidung nach den Leistungen verschiedener Reinigungsarten, wie sie sich insbesondere aus &#167;4 Abs. 1 StrReinG ergeben. Die M&#246;glichkeit einer Geb&#252;hrenstaffelung danach, in welchem Umfang Teilabschnitte einer Stra&#223;e (bezogen auf dieselbe Reinigungsart) von den Anliegern und von der Gemeinde gereinigt werden, besteht nicht. Dementsprechend entf&#228;llt bei verfassungskonformer Auslegung des Gesetzes die Geb&#252;hrenpflicht des reinigungspflichtigen Anliegers insgesamt, sobald es um die Kosten f&#252;r diejenige Reinigung geht, an der er selbst beteiligt ist. Dabei k&#246;nnte wegen des unterschiedlichen Gegenstandes (Grundst&#252;cks), auf den sich die Geb&#252;hrenpflicht nach &#167;3 Abs. 1 StrReinG bezieht, eine Einschr&#228;nkung f&#252;r den Fall gelten, da&#223; der betreffende Anlieger Eigent&#252;mer mehrerer von der zu reinigenden Stra&#223;e erschlossenen Grundst&#252;cke ist, ihm Reinigungspflichten aber nicht als Anlieger aller, sondern nur eines Teils dieser Grundst&#252;cke auferlegt sind. In diesem Fall k&#246;nnte er nur insoweit von Geb&#252;hren frei werden, als es um die Grundst&#252;cke an solchen Stra&#223;enabschnitten geht, f&#252;r die ihm Reinigungspflichten &#252;bertragen sind. Der Senat l&#228;&#223;t diese Frage offen, weil es im vorliegenden Fall auf ihre Beantwortung nicht ankommt, obwohl einiges f&#252;r die dargestellte Folgerung spricht.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Hiernach k&#246;nnen von den Kl&#228;gern f&#252;r ihr Hausgrundst&#252;ck auch dann, wenn der ... weg einschlie&#223;lich der Stichwege und des Fu&#223;weges die erschlie&#223;ende Stra&#223;e im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG ist, Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren nicht erhoben werden, weil ihnen wegen des Hausgrundst&#252;ckes die Reinigung des angrenzenden Teils des Stichweges als Teil der Fahrbahnreinigung des ... weges &#252;bertragen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg, soweit es um die Erhebung der Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hr (von 7,56 DM) f&#252;r das Garagengrundst&#252;ck der Kl&#228;ger am ... weg geht. Insoweit hat das Verwaltungsgericht der Klage zu Unrecht (ohne Begr&#252;ndung) stattgegeben. Die Geb&#252;hr f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck begegnet keinen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Es ist (selbst&#228;ndiger) Veranlagungsgegenstand nach &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 i.V.m. &#167;7 GS. Nach &#167;7 GS ist Grundst&#252;ck im Sinne der Satzung unabh&#228;ngig von der Eintragung und Bezeichnung im Liegenschaftskataster und im Grundbuch jeder zusammenh&#228;ngende Grundbesitz, der eine wirtschaftliche Einheit bildet. Danach ist das Garagengrundst&#252;ck selbst&#228;ndiges Veranlagungsobjekt, weil es mit dem Hausgrundst&#252;ck der Kl&#228;ger nicht "zusammenh&#228;ngt". Die nach dem Satzungsrecht gebotene (selbst&#228;ndige) Veranlagung beider Grundst&#252;cke, ist im Ergebnis, worauf es ma&#223;geblich ankommt, auch mit dem Grundst&#252;cksbegriff des &#167;3 Abs. 1 StrReinG vereinbar. Nach dieser Bestimmung kommt es f&#252;r die Geb&#252;hrenerhebung nicht auf den sogenannten wirtschaftlichen Grundst&#252;cksbegriff, sondern auf das Buchgrundst&#252;ck an.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks"> Vgl. dazu grunds&#228;tzlich das Urteil des Senats vom 31. August 1989 - 9 A 79/89 -.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine Geb&#252;hrenpflicht der Kl&#228;ger nach &#167;6 Abs. 1 Nr. 5 und auch &#167;5 Abs. 1 Nr. 6.1 GS liegen auch im &#252;brigen vor. Der Hauptzug des ... weges ist eine das Grundst&#252;ck erschlie&#223;ende &#246;ffentliche (eigenst&#228;ndige) Stra&#223;e im Sinne von &#167;3 Abs. 1 StrReinG, f&#252;r die die Stadt durch die Fahrbahnreinigung die Reinigungsleistung erbringt, f&#252;r die nach &#167;5 Abs. 1 Nr. 6.1 GS Geb&#252;hren erhoben werden. Das Grundst&#252;ck wird einerseits wegen der dorthin bestehenden Zufahrtm&#246;glichkeit durch den vom Hauptzug des ... weges abzweigenden Stichweg erschlossen, von dem aus der Garagenhof, zu dem die Garage geh&#246;rt, befahren werden kann. Es wird aber auch vom Hauptzug des ... weges selbst erschlossen und kann deshalb insoweit Gegenstand einer Geb&#252;hrenveranlagung sein, weil die Eigent&#252;mer eines Grundst&#252;ckes, das von mehreren Stra&#223;en erschlossen wird, f&#252;r die Reinigung jeder dieser Stra&#223;en geb&#252;hrenpflichtig sind. Das Grundst&#252;ck grenzt mit seiner R&#252;ckseite an den Hauptzug an, hat von hier aus zumindest - unbeschadet der Bebauung des Grundst&#252;ckes mit der Garage - eine fu&#223;l&#228;ufige Zugangsm&#246;glichkeit und dementsprechend von der Fahrbahnreinigung des Hauptzuges des weges auch (uneingeschr&#228;nkt) die f&#252;r die Geb&#252;hrenpflicht ma&#223;geblichen Vorteile. Hinsichtlich der Fahrbahn des Hauptzuges des ... weges sind den Anliegern und damit auch den Kl&#228;gern Reinigungspflichten nicht &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hr ist auch zutreffend ermittelt worden. Sie weist bei ihrer Berechnung nach einem Geb&#252;hrensatz von 2,52 DM (&#167;5 Abs. 1 Nr. 6.1 GS) f&#252;r Fahrbahnreinigung und der nach &#167;4 Abs. 6 GS zugrundegelegten Bemessungsl&#228;nge von 3 m und auch sonst keine Fehler auf. Nach &#167;4 Abs&#228;tze 1 und 2 GS ist die Geb&#252;hr zwar grundst&#228;zlich nach der Frontl&#228;nge bzw. der L&#228;nge der der Stra&#223;e zugewandten Grundst&#252;cksseite zu berechnen, was hier nicht geschehen ist. F&#252;r Garagen und Stellpl&#228;tze, die auf besonderen, zur Errichtung von Garagen und Stellpl&#228;tzen gebildeten Grundst&#252;cken liegen, wird die Geb&#252;hr nach &#167;4 Abs. 6 GS aber abweichend von &#167;4 Abs&#228;tze 1 und 2 pauschal nach einem Geb&#252;hrensatz berechnet, der dem Satz f&#252;r eine Grundst&#252;cksfrontl&#228;nge von 3 m entspricht. Die insoweit vorliegende Modifizierung des "Frontl&#228;ngema&#223;stabes" enth&#228;lt eine im Ermessen des Satzungsgebers zul&#228;ssige Vereinfachung und Typisierung. Fehler, die sich zum Nachteil der Kl&#228;ger auswirken k&#246;nnten, sind auch beim Geb&#252;hrensatz nicht festzustellen. Zwar spricht nach dem, auf die fr&#252;here Rechtsprechung des Gerichts gest&#252;tzten Rechtsstandpunkt des Beklagten, da&#223; die Eigent&#252;mer von Grundst&#252;cken, die von Wohnwegen im Sinne des Satzungsrechts erschlossen werden, auch dann zu Geb&#252;hren f&#252;r Fahrbahnreinigung herangezogen werden k&#246;nnten, wenn die Wege mit Kraftfahrzeugen befahrbar sind, weil es nur auf die Reinigung des "Hauptzuges" der Erschlie&#223;ungsstra&#223;e und auf den baurechtlichen Erschlie&#223;ungsbegriff ankomme, daf&#252;r, da&#223; bei der Geb&#252;hrenkalkulation die "geb&#252;hrenrelevanten Veranlagungsmeter" zu hoch angesetzt worden sind. Es d&#252;rften dabei n&#228;mlich auch die dem Hauptzug der Erschlie&#223;ungsstra&#223;e im baurechtlichen Sinne zugewandten Seiten der Grundst&#252;cke an Wohnwegen, f&#252;r die nach den dargelegten Grunds&#228;tzen Geb&#252;hren nicht erhoben werden d&#252;rfen, als Bemessungsl&#228;ngen ber&#252;cksichtigt worden sein. Dieser Fehler f&#252;hrt aber zu keinem Nachteil f&#252;r die Geb&#252;hrenpflichtigen. W&#228;ren die diesbez&#252;glichen L&#228;ngen der Grundst&#252;cke als zu ber&#252;cksichtigende "Veranlagungsmeter" au&#223;er Betracht geblieben, hatte sich der Geb&#252;hrensatz nicht erm&#228;&#223;igt, sondern erh&#246;ht. Der Geb&#252;hrenausfall, der in Ansehung der Geb&#252;hrenfreiheit von Grundst&#252;cken an Wohnwegen, deren Reinigung Fahrbahnreinigung ist, eintritt, geht ausschlie&#223;lich zu Lasten der Stadt, nicht der Geb&#252;hrenschuldner. Gr&#252;nde, den Geb&#252;hrensatz wegen einer fehlerhaften Willensbildung des Satzungsgebers bzw. des Rates der Stadt als Beschlu&#223;organ f&#252;r nichtig bzw. nicht anwendbar zu halten, bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks"> Vgl. dazu im einzelnen Urteil des Senats vom 12. April 1989 - 9 A 254/87 - .</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;155 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167;132 VwGO f&#252;r die Zulassung der Revision nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,166
ag-dusseldorf-1989-12-08-28-c-56888
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
28 C 568/88
1989-12-08T00:00:00
2019-03-13T14:48:07
2022-10-18T15:08:57
Urteil
ECLI:DE:AGD:1989:1208.28C568.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 17.11.1989</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt :</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden den Kl&#228;gern</p> <p>als Gesamtschuldner auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist Mieterin einer Wohnung der Kl&#228;ger aufgrund eines</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">schriftlichen Mietvertrages vom 01.10.1968. Unter &#167; 8 des</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mietvertrages ist vereinbart, da&#223; der Mieter alle Sch&#246;nheits-</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">reparaturen in bestimmten turnusm&#228;&#223;igen Abst&#228;nden auf seine</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Kosten durchzuf&#252;hren hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 07.07.1988 forderten die Kl&#228;ger die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">auf, ihrer Verpflichtung zur Durchf&#252;hrung von Sch&#246;nheits-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">reparaturen nachzukommen. Der Kl&#228;ger zu 1) beauftragte einen</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Malermeister, zun&#228;chst Diele, K&#252;che und Bad in der Wohnung</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der Beklagten fachm&#228;nnisch zu renovieren. Die Beklagte lehnte</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Durchf&#252;hrung der Arbeiten ab.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 08.08.1988 k&#252;ndigten die Kl&#228;ger das Mietver-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">h&#228;ltnis fristlos, hilfsweise fristgem&#228;&#223;.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger behaupten, die Beklagte sei ihrer Verpflichtung</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Wohnung ordnungsgem&#228;&#223; instandzuhalten und innerhalb der</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vertraglich vereinbarten Fristen Sch&#246;nheitsreparaturen aus-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">zuf&#252;hren, nicht nachgekommen. Die Wohnung sei restlos verkommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es sei ein Substanzverlust zu bef&#252;rchten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">die Beklagte zu verurteilen, die von ihr inne-</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">gehaltene, im Untergescho&#223; des Hauses X</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">in Y gelegene Wohnung, be-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">stehend aus einer K&#252;che, einer Diele, einem Bad</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">und einem Wohnschlafzimmer, sowie einem Freisitz</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">zu r&#228;umen und an die Kl&#228;ger herausgzugeben,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">die Beklagte zu verurteilen, die vorstehend be-</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">schriebene Wohnung zum 31. Oktober 1989 zu r&#228;umen</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">und an die Kl&#228;ger herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen, hilfsweise, ihr eine ange-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">messene R&#228;umungsfrist zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, die Wohnung befinde sich in einem guten Zustand.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Sie sei ganzt&#228;tig berufst&#228;tig und halte sich in der Wohnung</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">nur sehr selten auf, da sie auch h&#228;ufig bei einem Bekannten sei,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">der eine gro&#223;e Wohnung besitze. vor ca. 5 Jahren h&#228;tte sie in</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">der ganzen Wohnung Sch&#246;nheitsreparaturen durchf&#252;hren lassen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Wohnung befinde sich in einem ordnungsgem&#228;&#223;en Zustand.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Sie habe sogar Wassersch&#228;den im Bad beseitigen lassen, obwohl</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">dies Sache der Kl&#228;ger gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Insoweit wird Bezug genommen auf das Gutachten Blatt 112 bis</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">115.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger k&#246;nnen von der Beklagten nicht R&#228;umung</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">und Herausgabe der Wohnung verlangen, weil sowohl die frist-</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">lose als auch die fristgem&#228;&#223;e K&#252;ndigung unbegr&#252;ndet sind.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der &#167;&#167; 553, 554 a BGB, die allein eine</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">fristlose K&#252;ndigung begr&#252;nden k&#246;nnten, liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Unstreitig hat die Beklagte zwar die vertraglich vereinbarten</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Fristen f&#252;r die Durchf&#252;hrung von Sch&#246;nheitsreparaturen nicht</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">eingehalten. Hierin ist jedenfalls dann keine erhebliche Ver-</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">tragsverletzung, die eine fristlose K&#252;ndigung begr&#252;nden k&#246;nnte,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">zu sehen, wenn die Wohnung sich gleichwohl in einem normalen</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Zustand befindet und ein Substanzverlust nicht zu bef&#252;rchten</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">ist. Durch das eingeholte Sachverst&#228;ndigengutachten ist bewiesen,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Wohnung zwar nicht neu renoviert ist, sich jedoch in</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">einem normalen ordentlichen Zustand befindet und von einem</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Substanzverlust nicht ausgegangen werden kann. Gebrauchs-</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">spuren wie z. B. leichte Flecken an Tapeten sind normal und</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">begr&#252;nden keine Verpflichtung, sofort eine Renovierung durch-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">f&#252;hren zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Aber auch die fristgerechte K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167; 564 b Abs. 2</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Ziffer 1 BGB ist unwirksam. Aufgrund der durchgef&#252;hrten</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Beweisaufnahme kann nicht festgestellt werden, da&#223; die</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht unerheblich </p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">verletzt. Dem Gutachten ist zu entnehmen, da&#223; sich die</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Wohnung in einem ordentlichen und nicht verwohnten Zustand</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">befindet. Wenn die Beklagte die Fristen zur Durchf&#252;hrung von</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Sch&#246;nheitsreparaturen nicht einh&#228;lt, so handelt es sich dabei </p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">nur um eine unerhebliche Vertragsverletzung, soweit der Zustand</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">der Wohnung Sch&#246;nheitsreparaturen nicht dringlich macht.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die vereinbarten Fristen k&#246;nnen auch nicht als starre Regel</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">gelten. Insoweit wird immer zu ber&#252;cksichtigen sein, wer die</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Wohnung bewohnt und wie er sie bewohnt. So macht es einen</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Unterschied, ob sich viele Personen h&#228;ufig in der Wohnung</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">aufhalten oder ob, wie im vorliegenden Fall, die Beklagte die</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Wohnung allein bewohnt und dar&#252;ber hinaus infolge ihrer Berufs-</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">t&#228;tigkeit sich nicht ganzt&#228;gig in der Wohnung aufh&#228;lt. Eine</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">solche Wohnung wird in einem erheblich geringeren Ma&#223;e abge-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">nutzt, so da&#223; es keine erhebliche Vertragsverletzung dar-</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">stellt, wenn die vorgeschriebenen Fristen &#252;berschritten werden.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit beruht auf</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">&#167; 708 Ziffer 11 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 3.068,88 DM.</p>
315,167
olgham-1989-12-04-32-u-22388
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
32 U 223/88
1989-12-04T00:00:00
2019-03-13T14:48:09
2022-10-18T15:08:57
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1204.32U223.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das Urteil der 12. Zivilkammer des Landgerichts Bochum 20. September 1988 abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beschwer des Kl&#228;gers liegt unter 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b> Entscheidungsgr&#252;nde </b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von dem Beklagten Zahlung von 7.920,-- DM als Entgelt f&#252;r die &#220;berlassung von 22 Hotelbetten in seinem Hotel in xxx in der Zeit vom 14. bis 31. Mai 1988 nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Vertrag der Parteien vom 22. November 1987 enth&#228;lt keine Anspruchsgrundlage. Der Beklagte hat bei dem Kl&#228;ger nicht 22 Hotelbetten fest bestellt. Vertr&#228;ge sind nach &#167; 157 BGB so auszulegen, wie Treu und Glauben mit R&#252;cksicht auf die Verkehrssitte es erfordern. F&#252;r die Auslegung kommt es nach &#167; 133 BGB nicht auf den buchst&#228;blichen Sinn eines einzelnen Ausdruckes an; ma&#223;gebend ist vielmehr der Gesamtzusammenhang des Vertragstextes sowie der Zweck des Vertrages und die Interessen der Parteien. Der Beklagte betreibt ein Reiseb&#252;ro; er bef&#246;rdert Busreisegesellschaften und bringt sie in Ferienorten in Hotelzimmern unter. Es kann nicht ernsthaft angenommen werden, da&#223; der Beklagte bei Vertragsunterzeichnung im November 1987 die Entwicklung des Reisegesch&#228;fts nach xxx im Jahre 1988 so sicher voraussehen konnte, da&#223; er f&#252;r die gesamte Reisesaison 22 Betten fest bestellen und damit eine Verbindlichkeit in H&#246;he von mehr als 100.000,-- DM &#252;bernehmen konnte und wollte. Dies war auch dem Kl&#228;ger bei objektiver und verst&#228;ndiger W&#252;rdigung des Gesch&#228;fts klar. Aus der Verwendung des Wortes "Fixbuchung" in Ziffer 2 des Vertrages kann eine feste Bestellung nicht entnommen werden. Der Ausdruck kann nur im Zusammenhang des gesamten Vertrages richtig verstanden werden. In Ziffer 1 des Vertrages verpflichtete sich der Beklagte, das Hotel des Kl&#228;gers in sein (Busreise-)"Programm aufzunehmen". Der Beklagte verpflichtete sich also, seinen Kunden im Jahre 1988 Reisen in das Hotel des Kl&#228;gers in xxx anzubieten und hierf&#252;r, insbesondere in einem Katalog, zu werben. In Ziffer 2 verpflichtete sich der Kl&#228;ger, dem Beklagten in seinem Hotel in der Vor- und Hauptsaison zu den im einzelnen genannten Zeiten ein st&#228;ndiges Kontingent von 22 Betten bereitzuhalten. Der Ausdruck "Fixbuchung" bezieht sich auf das Bettenkontingent und legt dieses zahlenm&#228;&#223;ig fest. Ziffer 3 und 4 des Vertrages regeln die Preise der Hotelbetten, f&#252;r den Fall,: da&#223; die Zimmer in Anspruch genommen werden, und die Abrechnung. Es handelt sich damit um einen in der Reisebranche verbreiteten typischen Hotelreservierungsvertrag (BGH NJW 1977, 385 ff; OLG Frankfurt NJW RR 86, 911 ff; Bartl, Der Hotelreservierungsvertrag, Transportrecht 1982, 57 ff). Dieser Vertrag dient dem Ausgleich der Interessen eines Hoteliers und eines Reiseveranstalters. Der Hotelier hat ein Interesse daran, seine Leistungen mit Hilfe eines Reiseveranstalters zu vertreiben. Der Reiseveranstalter andererseits will seinen Kunden bestimmte Hotelleistungen anbieten und hierf&#252;r auf ein Kontingent von Betten in einem bestimmten Hotel zur&#252;ckgreifen k&#246;nnen. Ein Beherbergungsvertrag, der den Reiseveranstalter zur Bezahlung der Hotelzimmer verpflichtet, wird damit noch nicht geschlossen. Der Reiseveranstalter ist lediglich verpflichtet, mit dem Hotelier Beherbergungsvertr&#228;ge abzuschlie&#223;en, wenn er eine ausreichende Zahl von Bestellungen vorliegen hat. Insoweit ist der Hotelreservierungsvertrag ein Vorvertrag. Als Nebenpflicht ergibt sich f&#252;r den Reiseveranstalter die Verpflichtung, den Hotelier dar&#252;ber zu informieren, da&#223; er das Bettenkontingent in Anspruch nimmt. Diese Informationspflicht wird im allgemeinen in einem Hotelreservierungsvertrag im einzelnen ausgestaltet sein, was jedoch bei dem Vertrag der Parteien nicht der Fall ist. Da der Beklagte die Betten f&#252;r die Zeit vom 14. bis zum 31. Mai 1988 nicht fest bestellt hat, ist er zur Bezahlung des Zimmerpreises von 7.920,-- DM nicht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch ein Anspruch auf Schadensersatz wegen Verletzung des Hotelreservierungsvertrages ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht insoweit geltend, der Beklagte habe das Hotel entgegen Ziffer 1 des Vertrages nicht in sein Programm aufgenommen. Ein Schadensersatzanspruch aus &#167; 326 BGB ist insoweit nicht gegeben, weil der Kl&#228;ger es unterlassen hat, dem Beklagten eine Frist mit Ablehnungsandrohung zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Fristsetzung war nicht entbehrlich. Der Kl&#228;ger mu&#223;te und konnte sich zu Beginn des Jahres 1988, als die Werbung der Reiseveranstalter f&#252;r das Jahr 1988 begann, davon &#252;berzeugen, ob der Beklagte das Hotel in sein Programm aufgenommen hatte; er konnte dem Beklagten eine Frist zur Erf&#252;llung des Vertrages setzen. Sein Interesse an der Vertragserf&#252;llung war in diesem Zeitpunkt noch nicht entfallen. Ob der Beklagte zwei Kunden abgewiesen hat, wie der Kl&#228;ger behauptet, ist unerheblich, weil der Beklagte nicht verpflichtet war, zwei Kunden nach xxx zu bef&#246;rdern und in dem Hotel des Kl&#228;gers unterzubringen. Eine Abschlu&#223;verpflichtung bestand f&#252;r den Beklagten nur, wenn er eine gr&#246;&#223;ere Zahl von Reisenden zur Verf&#252;gung hatte, die eine Busreise rentabel machte. Da&#223; der Beklagte ein solche gr&#246;&#223;ere Zahl von Reisenden hatte, die er nicht in dem Hotel des Kl&#228;gers untergebracht hat, hat der Kl&#228;ger nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auch ein Schadensersatzanspruch wegen Verletzung der dem Beklagten obliegenden Informationspflicht besteht nicht. Der Beklagte hat seine Verpflichtung, den Kl&#228;ger dar&#252;ber zu informieren, da&#223; er eine ausreichende Zahl von Reisenden f&#252;r die Zeit vom 14. bis zum 31. Mai 1988 nicht hatte gewinnen k&#246;nnen, und da&#223; er deshalb das Bettenkontingent in dieser Zeit nicht in Anspruch nehmen werde, nicht verletzt. Der Beklagte brauchte den Kl&#228;ger hier&#252;ber nicht zu informieren, weil dem Kl&#228;ger klar war, da&#223; er mit Reisenden im Mai 1988 nicht rechnen konnte. Die Parteien arbeiteten erst seit Herbst 1987 zusammen. Der Kl&#228;ger ist mit den deutschen Verh&#228;ltnissen bekannt und wu&#223;te, da&#223; im Mai 1988 im Lande Nordrhein-Westfalen keine Schulferien waren und da&#223; keine Reisezeit mit besonderem Interesse f&#252;r xxx war. Er wu&#223;te, da&#223; der Beklagte ihm in der Osterreisezeit im M&#228;rz und April 1988 Kunden nicht hatte schicken k&#246;nnen. Da dem Kl&#228;ger auch bekannt war, da&#223; der Beklagte nur ein kleineres Busreiseunternehmen betreibt, konnte er bei vern&#252;nftiger W&#252;rdigung der Umst&#228;nde nicht davon ausgehen, der Beklagte werde in seinem Hotel in der Zeit vom 14. bis 31. Mai 1988 durchgehend 22 Betten belegen. Da&#223; der Kl&#228;ger damit auch tats&#228;chlich nicht gerechnet hat, ergibt sich daraus, da&#223; er nach seiner eigenen Darstellung f&#252;r den hier streitigen Zeitraum nur ein einziges Mal durch seinen Sohn hat bei der Beklagten nachfragen lassen. H&#228;tte er mit Reisenden gerechnet, h&#228;tte er sp&#228;testens einige Tage vor dem 14. Mai bei dem Beklagten nachgefragt. Stattdessen hat er sich mit einem Telefonanruf seines Sohnes, bei dem er keine positive Antwort des Beklagten erhalten hat, begn&#252;gt und sich um die Angelegenheit nicht weiter gek&#252;mmert. Unter diesen Umst&#228;nden konnte auch der Beklagte davon, ausgehen, da&#223; es einer genaueren Information des Kl&#228;gers &#252;ber den Stand der Buchungen nicht bedurfte. Da der Kl&#228;ger nach seinem eigenen Vortrag die Hotelbetten in der Zeit vom 14. bis 31. Mai 1988 nicht anderweitig vermieten konnte, ist ihm auch kein Schaden entstanden. Die Vorhaltekosten kann er als Schaden nicht ersetzt verlangen, weil die Bereithaltung der Hotelbetten nach dem Vertrage seine Verpflichtung und damit grunds&#228;tzlich sein wirtschaftliches Risiko ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Ziffer 10 ZPO.</p>
315,168
olgk-1989-12-02-16-w-11589
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 W 115/89
1989-12-02T00:00:00
2019-03-13T14:48:10
2022-10-18T15:08:57
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:1202.16W115.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Kl&#228;gers gegen den Beschlu&#223; der 3. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 15.08.1989 - 3 0 301/89 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Erfolgsaussichten f&#252;r eine Klage, die auf Zahlung von mehr als 5.000,-- DM gerichtet ist, zu Recht verneint.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es erscheint &#228;u&#223;erst unwahrscheinlich, da&#223; der Kl&#228;ger dem Beklagten zu 1) ein Verschulden an dem Verkehrsunfall wird nachweisen k&#246;nnen, das nur dann gegeben w&#228;re, wenn dieser bei Rotlicht in den Kreuzungsbereich eingefahren w&#228;re. Unmittelbare Unfallzeugen stehen nicht zur Verf&#252;gung. Zwar behauptet der Kl&#228;ger, ein hinter ihm Fahrender C-Fahrer habe erkl&#228;rt, die alleinige Schuld an dem Unfall treffe den Beklagten zu 1), weil er, der Kl&#228;ger, noch bei Gelblicht in die Kreuzung gefahren sei. Der C-Fahrer war nach Eintreffen der Polizei verschwunden; der Kl&#228;ger will aber dessen &#196;u&#223;erung gegen&#252;ber der Polizei wiederholt und der Beklagte zu 1) soll im Gespr&#228;ch best&#228;tigt haben, da&#223; der Zeuge die behauptete &#196;u&#223;erung abgegeben habe. Hierf&#252;r hat der Kl&#228;ger die beiden Polizeibeamten als Zeugen benannt. Zwar ist dieser Vortrag entgegen der Ansicht des Landgerichts an sich schl&#252;ssig. Da&#223; er sich auch wird beweisen lassen, erscheint aber h&#246;chst unwahrscheinlich. Der Beklagte zu 1) ist dem Vortrag des Kl&#228;gers von Anfang an entgegengetreten, indem er behauptet hat, der Kl&#228;ger sei an der <span style="text-decoration:underline">vorhergehenden</span> Ampel bei Gelblicht weitergefahren, w&#228;hrend der C-Fahrer dort angehalten habe; die Ampelschaltung sei so, da&#223; der Kl&#228;ger an der Unfallkreuzung "Rot" gehabt haben m&#252;sse. H&#228;tte er tats&#228;chlich gegen&#252;ber den Polizeibeamten einger&#228;umt, da&#223; der unbeteiligte Zeuge ihn als Rotfahrer bezeichnet hatte, h&#228;tte nichts n&#228;her gelegen, als da&#223; der den Unfall aufnehmende Polizeibeamte dies in seiner Anzeige vermerkt h&#228;tte, weil dieses Zugest&#228;ndnis einen bedeutsamen Hinweis auf sein Verschulden enthalten h&#228;tte. Die angebotene Vernehmung der Polizeibeamten verspricht aus heutiger Sicht kaum Erfolg. Erfahrungsgem&#228;&#223; verm&#246;gen sich Polizeibeamte, die st&#228;ndig mit Verkehrsunfallsachen befa&#223;t sind, nach so langer Zeit</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">an einzelne &#196;u&#223;erungen, die bei der Aufnahme eines Unfalls mit verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringen Folgen gefallen sind, nicht mehr <em>zu</em> erinnern, zumal wenn diese nicht einmal in die Anzeige Eingang gefunden haben. So wird es aller Voraussicht nach auch hier sein. Im Proze&#223;kostenhilfepr&#252;fungsverfahren ist eine Absch&#228;tzung des voraussichtlichen Ergebnisses einer Beweisaufnahme zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Falls sich ein Verschulden des Beklagten zu 1) nicht beweisen l&#228;&#223;t, bleibt es bei einer h&#228;lftigen Schadensteilung, da die Betriebsgefahr beider Fahrzeuge gleich hoch zu bewerten ist. Der h&#228;lftige Schaden betr&#228;gt nach dem Vortrag des Kl&#228;gers weniger als 5.000,-- DM.</p>
315,169
olgham-1989-12-01-20-u-11389
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 113/89
1989-12-01T00:00:00
2019-03-13T14:48:12
2022-10-18T15:08:55
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1201.20U113.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 26. Januar 1989 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war bei dem Metzger ... im Rahmen einer Umschulungsma&#223;nahme als Auszubildender t&#228;tig. Am 15.04.1986 schlo&#223; er bei der Beklagten eine Unfallversicherung mit einer Invalidit&#228;tssumme von 60.000,- DM ab, die er am 15.05.1986 auf 120.000,- DM aufstockte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 30.05.1986 war der Kl&#228;ger im Betrieb seines Arbeitgebers damit besch&#228;ftigt, nach Darstellung der Beklagten ohne dienstlichen Auftrag, an der vorhandenen schnell laufenden Bands&#228;gemaschine vom Fabrikat Reich Rinderhinterbeine zu durchs&#228;gen. Die Sicherheitsvorrichtung des S&#228;geblattes fehlte schon geraume Zeit. Der Kl&#228;ger s&#228;gte ein ca. 50 cm langes Hinterbein ca. 15 cm vom rechten Ende her an. Nach Darstellung des Kl&#228;gers geriet er dabei aus unbekannter Ursache mit der rechten Hand vor die laufende S&#228;ge. Jedenfalls wurden ihm Mittel- und Zeigefinger und zwei Drittel des Daumens der rechten Hand abgetrennt, wobei jedoch eine Hautbr&#252;cke beugeseitig am Mittelfinger stehenblieb. Jeweils das Endglied von Zeige- und Mittelfinger hatte der Kl&#228;ger sich allerdings schon im Jahre 1982 bei einer &#228;hnlichen Besch&#228;ftigung (Zerkleinerung von Fleisch) abgetrennt. Das Rinderbein, bei dessen Durchtrennung nach Darstellung des Kl&#228;gers der Unfall passiert ist, wurde sichergestellt und zusammen mit der Maschine sachverst&#228;ndig untersucht. Dem Privatgutachter der Beklagten Prof. Dr. ... den diese zusammen mit der Fleischereiberufsgenossenschaft mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt hatte, schilderte der Kl&#228;ger an der Originals&#228;ge und an dem Originalwerkst&#252;ck, wie es seiner Meinung nach zu dem Unfall gekommen war. Der Gutachter kam zu dem Ergebnis, da&#223; die dabei demonstierten Handhaltungen den tats&#228;chlich eingetretenen Verletzungserfolg nicht h&#228;tten verursachen k&#246;nnen. Die denkbaren Handhaltungen seien so ungew&#246;hnlich und atypisch, da&#223; Unfreiwilligkeit ausscheide.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Daraufhin lehnte die Berufsgenossenschaft die Zahlung der beantragten Rente und die Beklagte die Zahlung der ... der H&#246;he nach unstreitigen Entsch&#228;digung von 27.984,- DM, die zuletzt noch mit der Klage geltend gemacht worden waren, ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ein Gutachten des Medizinaldirektors Dr. ... eingeholt, das es sich im Termin hat erl&#228;utern lassen. Der Sachverst&#228;ndige hat f&#252;r m&#246;glich gehalten, da&#223; die rechte Hand von der vielleicht glitschigen Beinscheibe abgerutscht und dann in die S&#228;ge hineingezogen worden ist und da&#223; ein solcher Vorgang geeignet war, die tats&#228;chlichen Verletzungen herbeizuf&#252;hren. Das Landgericht hat den Nachweis der Selbstverst&#252;mmelung nicht als gef&#252;hrt angesehen und hat deshalb der Klage entsprochen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die r&#252;gt die Berufung, mit der die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat weiteren Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen Prof. Dr. ... und Einholung eines Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. ..., das dessen Oberarzt Dr. ... im Termin erl&#228;utert hat.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><u>Zeuge Prof. Dr. ...</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es war wohl im November 1986, als mir Herr ... an der S&#228;ge mit dem Originalwerkst&#252;ck seine damalige Arbeit demonstrierte. Ebenfalls anwesend waren noch Herr ... von der Versicherung und Herr .... Herr ... hat zun&#228;chst erz&#228;hlt, wie es damals gewesen war. Er schilderte letztlich, da&#223; alles sehr schnell gegangen sei und da&#223; er genaue Einzelheiten gar nicht berichten k&#246;nne. Genaueres habe ich damals in meinem Gutachten niedergelegt. Es folgte dann die Rekonstruktion mit dem Originalrinderbein. Dieses lag an drei Punkten auf, nicht an vier Punkten. Es konnte deshalb, wenn auch nur geringf&#252;gig, gekippt werden. Das Rinderbein ist genau untersucht worden. Der Knochen war bereits anges&#228;gt worden. Weiter rechs war noch ein kleinerer S&#228;geschnitt. Es waren insgesamt zwei Riefen vorhanden f&#252;r die beiden m&#246;glichen Lagen des Rinderbeins, f&#252;r jede Lage also eine Riefe. Herr ... zeigte dann seine damalige Handhaltung. Es war ein Klammergriff mit angelegtem Daumen. Er gab an, abgerutscht zu sein. Jedenfalls versuchte er es, den Vorgang in einer solchen Weise zu rekonstruieren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf Fragen:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die von mir erw&#228;hnte Riefe hatte ein vergleichsweise gro&#223;es Spiel. Der Winkel der beiden Riefen zueinander war gering.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u>Sachverst&#228;ndiger Dr. ...</u></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich um eine sehr schnell laufende S&#228;ge. Das Durchs&#228;gen eines Rinderbeines mit seinem starken Knochen dauert nach Auskunft des Arbeitgebers von Herrn ..., was Herr ... ja auch best&#228;tigt, allenfalls drei Sekunden. Finger setzen einen wesentlich geringeren Widerstand entgegen, so da&#223; diese sehr schnell, ja extrem schnell durchges&#228;gt werden k&#246;nnen. Wenn Finger in die S&#228;ge geraten, hat man also keine Zeit mehr, diese etwa wegen auftretender Schmerzen oder des Erkennens der Gefahr noch zur&#252;ckzuziehen. Finger werden deshalb sehr schnell durchtrennt, wenn sie in die S&#228;ge geschoben werden. Hineingezogen werden sie allerdings nicht. Feststellungen zur Freiwilligkeit oder Unfreiwilligkeit lie&#223;en sich deshalb kaum treffen, wenn nicht die beugeseitige Hautbr&#252;cke am Mittelfinger festst&#252;nde. Wir haben in ... noch einmal Versuche durchgef&#252;hrt, wie es &#252;berhaupt denkbar sein k&#246;nnte, da&#223; es zu dem tats&#228;chlich eingetretenen Verletzungsbild gekommen ist. Arbeitstypische Handhaltungen scheiden daf&#252;r von vornherein aus, weil sonst auch der Mittelfinger, der als erstes anges&#228;gt wird, voll durchtrennt worden w&#228;re. Aus den dar&#252;ber gefertigten Lichtbildern in der Lichtbildmappe des schriftlichen Gutachtens kommen allein die Bilder 11 bis 13 als denkbare Handpositionen f&#252;r den eingetretenen Verletzungserfolg in Betracht. Die Hand m&#252;&#223;te also voll vor dem Werkst&#252;ck gelegen haben, was eigentlich nur erkl&#228;rlich ist, wenn sie schon vor Beginn des S&#228;gevorganges da gelegen hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auf Frage von Rechtsanwalt ...:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Knochen war anges&#228;gt, wie Prof. ... damals festgestellt hat. Das Fleischst&#252;ck, das ja auch fotografiert worden ist, ist nicht durchgehend rund, und es ist durchaus denkbar, da&#223; eine H&#246;hlung vorgelegen hat, die einen teilweisen Schutz des Mittefingers erm&#246;glicht haben k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Akten des Sozialgerichts Dortmund s 17 U 117/87 nebst Beiakten lagen vor und waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Sachdarstellung wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat Erfolg. Die Klage ist unbegr&#252;ndet. Die Beklagte hat nach dem Ergebnis der weiteren Beweisaufnahme vor dem Senat den ihr obliegenden Beweis (&#167;180 a VVG) der Unfreiwilligkeit der Gesundheitsbesch&#228;digung erbracht. Daf&#252;r ist nicht der Nachweis einer absoluten oder unumst&#246;&#223;lichen Gewi&#223;heit f&#252;r eine Selbstverst&#252;mmelung und auch keine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit erforderlich, sondern nur der Nachweis eines f&#252;r das praktische Leben brauchbaren Grades von Gewi&#223;heit, der Zweifeln Schweigen gebietet, ohne diese v&#246;llig auszuschlie&#223;en (BGH VersR 89, 758, 759).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die &#220;berzeugung gewonnen, da&#223; der Kl&#228;ger sich seine Verletzungen bewu&#223;t beigebracht hat. Ein solcher Nachweis ist zwar im allgemeinen sehr schwer zu f&#252;hren, hier aber deshalb erbracht, weil denkbare Unfallursachen (im Sinne eines unfreiwilligen Geschehens) mit dem tats&#228;chlichen Verletzungserfolg nicht in &#220;bereinstimmung zu bringen sind. So steht zun&#228;chst fest, da&#223; der Kl&#228;ger nicht etwa versehentlich das Rinderbein zusammen mit Fingern und Daumen durch das S&#228;geblatt geschoben hat, denn sonst m&#252;&#223;te ganz ungeachtet, der Tatsache, da&#223; der beim Kl&#228;ger im Verh&#228;ltnis zum Mittelfinger l&#228;ngere Ringfinger unverletzt und deshalb weit abgespreizt gewesen sein m&#252;sste, jedenfalls auch der vorne liegende Mittelfinger <u>v&#246;llig</u> durchtrennt worden sein.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Denkbar ist ferner, da&#223; S&#228;gegut sich beim S&#228;gevorgang dreht und dabei die Hand oder Teile davon gegen das S&#228;geblatt geraten. Allerdings zieht entgegen den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Dr. ... das Blatt einer Bands&#228;ge kein S&#228;gegut in sich hinein, es mu&#223; vielmehr hindurchgeschoben werden, wie dem Senat auch aus einer Vielzahl anderer Gutachten bekannt ist. Das &#228;ndert aber nichts daran, da&#223; beim Umkippen von S&#228;gegut die Finger bereits durch den Kippvorgang gegen das S&#228;geblatt gedr&#252;ckt und - bei der sehr schnell laufenden S&#228;ge - in Sekundenbruchteilen abgetrennt werden k&#246;nnen. Ein solcher Unfallhergang scheidet hier aber aus. Nach den Untersuchungen am Originalwerkst&#252;ck lag dieses nahezu fest auf, es konnte nur in einem sehr geringen Winkel gekippt werden. Ein solch geringf&#252;giger Kippvorgang ist aber ungeeignet, die Hand zun&#228;chst vor das S&#228;geblatt und dann auch noch durch dieses hindurchzuf&#252;hren. Damit in &#220;bereinstimmung steht, da&#223; an dem Werkst&#252;ck neben dem eigentlichen S&#228;geschnitt, der bis in den Knochen hineingef&#252;hrt worden war, nur eine im Winkel geringf&#252;gig verschobene Riefe festgestellt worden ist. Bei Kippvorg&#228;ngen erheblichen Ausma&#223;es, die als Unfallursache insofern allein in Betracht kommen k&#246;nnten, h&#228;tten sich diese auch durch entsprechende Riefen und Spuren am Werkst&#252;ck bemerkbar machen m&#252;ssen. Solche liegen aber unstreitig nicht vor. Der Hinweis des Sachverst&#228;ndigen Dr. ..., dem sich das Landgericht angeschlossen hat, da&#223; aus dem Originalwerkst&#252;ck keine Schl&#252;sse gezogen werden k&#246;nnten, weil nicht feststehe, da&#223; dieser Schnitt im Zusammenhang mit dem Abs&#228;gen der Finger erfolgte, ist f&#252;r den Senat nicht nachvollziehbar, Wenn - dies w&#228;re die Konsequenz - entgegen den eindeutigen Angaben des Kl&#228;gers das Werkst&#252;ck mit dem Unfall gar nichts zu tun haben sollte, bleibt nur die Erkl&#228;rung, da&#223; der Kl&#228;ger den Finger unmittelbar durch die S&#228;ge geschoben hat, er mithin unzweifelhaft vors&#228;tzlich gehandelt hat. Die der Begr&#252;ndung des Landgerichts offenbar zugrundeliegende Auffassung, der Unfall k&#246;nne beim S&#228;gen eines ganz anderen Rinderbeines oder auch beim S&#228;gen ohne ein Werkst&#252;ck erfolgt sein, entfernt sich im &#252;brigen vom Sachvortrag der Parteien soweit, da&#223; dies einer Entscheidung nicht zugrundegelegt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Denkbar w&#228;re grunds&#228;tzich auch, da&#223; der Kl&#228;ger, wie er gegen&#252;ber dem Zeugen Prof. Dr. ... rekonstruiiert hat, beim S&#228;gen des Rinderbeinst&#252;ckes abgerutscht und dabei in das laufende S&#228;geblatt geraten ist. Auch eine solche Unfallversion scheidet im konkreten Fall aber aus. Sie ist schon deshalb sehr unwahrscheinlich, weil die rechte Hand dann entgegen der Richtung, in der mit Druck das Werkst&#252;ck durch das S&#228;geblatt getrieben wird, nach links vor das S&#228;geblatt h&#228;tte abrutschen m&#252;ssen, was arbeitsphysiologisch zwar nicht ausgeschlossen sein mag, aber nur schwer vorstellbar ist. Ausgeschlossen ist ein solcher Unfallhergang aber deshalb, weil die einzige Handhaltung, die den tats&#228;chlich eingetretenen Verletzungserfolg, insbesondere die beugeseitige Hautbr&#252;cke am Mittelfinger zu erkl&#228;ren geeignet ist, die ist, da&#223; die Hand <u>vor</u> dem S&#228;gegut gelegen hat. Sonst h&#228;tte entweder nur der Mittelfinger oder zumindest auch der Mittelfinger vollst&#228;ndig durchtrennt werden m&#252;ssen, was unstreitig jedoch nicht der Fall war. Ein Abrutschen in eine solche extrem abgewinkelte Lage nach schr&#228;g links voll vor das Rinderbein ist aber mit dem vom Kl&#228;ger behaupteten normalen S&#228;gevorgang kaum zu vereinbaren und praktisch auszuschlie&#223;en. Denkbar ist eine solche Haltung nur, wenn sie vor Beginn des S&#228;gevorganges eingenommen worden ist. Dabei handelt es sich dann aber um eine typische "Exekutionshaltung", die der Unfreiwilligkeit des Vorgangs widerspricht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sonstige Umst&#228;nde, die einem freiwilligen Geschehen entgegenstehen k&#246;nnten, sind nicht dargetan. Darauf, da&#223;, was bei Selbstsch&#228;digung h&#228;ufig ist, auch der Kl&#228;ger wenige Wochen vor dem Unfall eine Unfallversicherung abgeschlossen und diese noch einmal erh&#246;ht hatte, kommt es danach ebensowenig an, wie auf die Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger habe ge&#228;u&#223;ert, er wolle sich nach Bewilligung einer Rente durch die Berufsgenossenschaft und Zahlung der Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung in die T&#252;rkei absetzen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;91, 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 27.984,- DM.</p>
315,170
olgk-1989-11-30-5-u-7189
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 71/89
1989-11-30T00:00:00
2019-03-13T14:48:14
2022-10-18T15:08:55
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:1130.5U71.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 22. Februar 1989 verk&#252;ndete Urteil der</p> <p></p> <p>24. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 24 0 548/85 - ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen:</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerinnen tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">der Beklagten ist auch in der Sache selbst begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts stehen den Kl&#228;gerinnen aus der bei der Beklagten abgeschlossenen Unfallversicherung aus Anla&#223; des Todes ihres Ehemannes und Vaters am 11.12.1982 Anspr&#252;che nicht zu. Die Kl&#228;gerinnen haben den Nachweis des Eintritts des Versicherungsfalles, n&#228;mlich eines Unfalles im Sinne der dem Versicherungsvertrag zugrunde liegenden Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen (AUB), nicht zu f&#252;hren vermocht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1.) Zwar ist dem Landgericht entgegen der Ansicht der Beklagten darin zu folgen, da&#223; die Kl&#228;gerinnen die Frist zur gerichtlichen Geltendmachung des Anspruchs (&#167; 12 Abs. 3 VVG) eingehalten haben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Frist zur gerichtlichen Geltendmachung des An&#173;spruchs beginnt nach &#167; 12 Abs. 3 Satz 2 VVG erst, nachdem der Versicherer dem Versicherungsnehmer gegen&#252;ber den erhobenen Anspruch unter Angabe der mit dem Ablauf der Frist verbundenen Rechtsfolge schriftlich abgelehnt hat. Durch das Ablehnungsschreiben der Beklagten vom 7.2.1984 ist die Frist jedoch nicht wirksam in Lauf gesetzt worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Belehrung in dem Ablehnungsschreiben begegnet durchgreifenden rechtlichen Bedenken, als die Kl&#228;gerinnen mir darauf verwiesen worden sind, "innerhalb von 6 Monaten nach Zugang dieses Schreibens bei einem ordentlichen Gericht Klage zu erheben". Der Begriff der gerichtlichen Geltend&#173;machung im Sinne von &#167; 12 Abs. 3 Satz 1 VVG geht jedoch weiter als der der Klageerhebung und um&#173;fa&#223;t auch die Geltendmachung durch Mahnbescheid, wie dies vorliegend bei einem Anspruch auf Zahlung der Todesfallentsch&#228;digung zur Einhaltung der Frist ebenfalls m&#246;glich gewesen w&#228;re (vgl. dazu Pr&#246;lss-Martin, VVG, 24. Aufl. Anm. 6 A, 9 zu &#167;.12 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen nimmt der Senat wegen der von der Be&#173;klagten im Schreiben vom 11.7.1984 gew&#228;hrten Fristverl&#228;ngerung zur Vermeidung von Wiederholungen auf die zutreffenden Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug (&#167; 543 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.) Nach &#167; 2 Abs. 1 AUB liegt ein Unfall vor, wenn der Versicherte durch ein pl&#246;tzlich von au&#223;en auf seinen K&#246;rperwirkendes Ereignis unfreiwillig eine Gesundheitsbesch&#228;digung erleidet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ein solches Ereignis l&#228;&#223;t sich mit der f&#252;r eine <strong>Verurteilung der Beklagten hinreichenden Sicherheit jedoch </strong>nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><strong>a) Nach dem von der Beklagten bestrittenen Vorbringen </strong>der Kl&#228;gerinnen hat der Versicherte <strong>am Abend des 10.12.1982 ein Tauchtraining absolviert, nach der sechsten Wiederholung einen Kreis&#173;laufzusammenbruch mit Herzrhythmusst&#246;rungen erlitten </strong>und ist daran am n&#228;chsten Morgen verstorben. Das von au&#223;en wirkende Ereignis im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 AUB sei darin zusehen, da&#223; der Sauerstoff&#173;mangel und der hydrostatische Druck des Wassers von au&#223;en auf den K&#246;rper des Versicherten einge&#173;wirkt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Daran ist richtig, da&#223; das &#228;u&#223;ere Ereignis im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 AUB kein mechanisches zu sein braucht, sondern auch ein chemisches, thermisches oder elektrisches sein kann (Pr&#246;lss&#173;Martin a.a.O. Anm. 3 a zu &#167; 182). Soweit es die Geltendmachung des Sauerstoffmangels angeht, ist dem Zuf&#252;hren einer lebensfeindlichen Substanz der Entzug eines lebensnotwendigen Stoffes gleichzu&#173;setzen (vgl. auch OLG M&#252;nchen, VersR 1983, 127; Segelflieger in sauerstoffarmer H&#246;henluft).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Vorliegen eines von au&#223;en wirkenden Ereignisses entf&#228;llt auch nicht dadurch, da&#223; sich der Ver&#173;sicherte selbst in die betreffende Lage begeben hat. Durch Eigenbewegungen des Versicherten wird das Vorliegen eines Unfalles nicht ausgeschlossen. Auch vom Willen des Versicherten getragene Be&#173;wegungen k&#246;nnen zu pl&#246;tzlichen Einwirkungen von au&#223;en f&#252;hren. Bei einem Unfall im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 AUB mu&#223; es sich aber um ein &#228;u&#223;eres Ereignis handeln, das &#8212;nicht willensgesteuert - auch im Ablauf einer willentlich in Gang gesetzten Eigenbewegung des Versicherten auftreten kann und dann zumindest miturs&#228;chlich f&#252;r die Gesundheits&#173;besch&#228;digung wird (BGH r+ s 89, 166 = VersR 1989, 73). Pl&#246;tzlichkeit des Ereignisses kann nicht deshalb verneint werden, weil der Versicherte nicht unmittelbar nach dem Tauchtraining, sondern erst am n&#228;chsten Morgen verstorben ist. Wann aus einem Geschehen im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 AUB ein Schaden entsteht, spielt keine Rolle. Unerheblich ist schlie&#223;lich auch, ob der Versicherte das auf ihn einwirkende &#228;u&#223;ere Ereignis bei Anwendung der verkehrserforderlichen Sorgfalt h&#228;tte vorhersehen k&#246;nnen oder m&#252;ssen (BGH r + s 88, 383 = VersR 1988, 951),</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">b) Die Kl&#228;gerinnen haben f&#252;r ihre Behauptung, der Versicherte habe beim Tauchtraining Herzrhythmus&#173;st&#246;rungen erlitten und danach einen unregelm&#228;&#223;igen Puls aufgewiesen, Beweis angetreten. Der Senat hat davon abgesehen, diesen Beweis zu erheben, weil die Richtigkeit des Vorbringens der Kl&#228;gerinnen f&#252;r die Entscheidung unterstellt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man von Herzrhythmusst&#246;rungen beim Tauchtraining ausgeht, l&#228;&#223;t sich der Nachweis eines Unfalles im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 AUB nicht mit der erforderlichen Sicherheit f&#252;hren, auch nicht nach den Grunds&#228;tzen des Anscheinsbeweises. Zwar w&#252;rden solche Herzrhythmusst&#246;rungen im Regelfall den Schlu&#223; zulassen, da&#223; sie <em>auf </em>den beim Tauchen ein&#173;wirkenden hydrostatischen Druck und/oder den Sauerstoffmangel zur&#252;ckzuf&#252;hren seien. Von einem solchen Regelfall kann angesichts der gesundheit&#173;lichen Besonderheiten des Versicherten jedoch nicht ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Anscheinsbeweis ist ersch&#252;ttert, wenn die ernst&#173;hafte M&#246;glichkeit eines anderen Geschehensablaufs in Betracht kommt. Das ist vorliegend der Fall.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Versicherte litt an dem sog. Wolff-Parkinson&#173;White-Syndrom (WPW-Syndrom). Nach dem im ersten Rechtszug erstatteten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. T existiert bei diesem Krankheits&#8209;bild au&#223;er der regul&#228;ren Verbindung zwischen Herz&#173;vorh&#246;fen und Herzkammern, bestehend aus AV-Knoten und HIS-B&#252;ndel, eine zweite Verbindung, &#252;ber die eine Herzerregung in die Herzkammern geleitet werden kann. Dies kommt beim WPW-Syndrom dann zum Tragen, wenn die beiden Verbindungen mit sehr unter&#173;schiedlichen Geschwindigkeiten leiten. In diesem Fall kann die Erregung vom Sinusknoten &#252;ber die Muskulatur der Herzvorh&#246;fe laufen und vom AV-Knoten in die Kammern &#252;bergeleitet werden und von dort &#252;ber die zus&#228;tzliche Verbindung r&#252;ckw&#228;rts wieder in die Vorh&#246;fe gelangen. Dies kann zu einem st&#228;ndigen Kreisen der Erregungswelle f&#252;hren, was sich als Herzrhythmusst&#246;rung mit schnellem und/oder unregel&#173;m&#228;&#223;igem Pulsschlag &#228;u&#223;ert (paroxysmale Tachykardie). Viele Patienten mit WPW-Syndrom haben niemals solche Attacken, andere erleben sie so oft, da&#223; sie therapiebed&#252;rftig werden. Die Tachykardien k&#246;nnen harmlos sein und nach einigen Sekunden wieder auf&#173;h&#246;ren, in anderen F&#228;llen sind sie langanhaltend und k&#246;nnen sogar zum Tod f&#252;hren. Gef&#228;hrdet sind Patienten mit WPW-Syndrom vor allem, wenn sich die &#220;berleitungszeiten in den beiden Verbindungsstr&#228;ngen zwischen Vorh&#246;fen und Kammern &#228;ndern oder in einer der beiden Leitungsbahnen ein sog. unidirektionaler Block auftritt, d.h. eine Blockierung der &#220;ber&#173;leitung nur in einer Richtung. Die Vagusreizung verlangsamt die Leitung im AV-Knoten, hat aber auf das zus&#228;tzliche B&#252;ndel im allgemeinen keinen Ein&#173;flu&#223;. Gilt eine Verl&#228;ngerung der AV-&#220;berleitungs&#173;zeit in der Regel als g&#252;nstig f&#252;r einen Patienten mit WPW-Syndrom, so ist es doch vorstellbar, da&#223; im Falle einer schnellen Verk&#252;rzung der Leitungszeit, z.B. beim Auftauchen, oder aber durch die Aktivierung zus&#228;tzlicher Schrittmacherzentren im Herzen eine kreisende Erregung in Gang kommt, die zu einer langanhaltenden Tachykardien f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von dem Vorbringen der Kl&#228;gerinnen, beim Tauchtraining sei eine Herzrhythmusst&#246;rung bei dem Versicherten aufgetreten, h&#228;lt der Sach&#173;verst&#228;ndige Prof. Dr. T es f&#252;r sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht mit letzter Sicherheit beweisbar, da&#223; diese Herzrhythmusst&#246;rung bei vorbestehendem WPW-Syndrom durch die Kreislauf&#173;reaktionen auf Eintauchen und evtl. Temperatur&#173;&#228;nderung sowie au&#223;erdem durch die spezielle Art des Trainings hervorgerufen worden ist. Im &#252;brigen hat der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. T aufgrund der bei der Leichen&#246;ffnung erhobenen Befunde die Todesursache durch akute Herzinsuffizienz best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach dem im ersten Rechtszug zus&#228;tzlich eingeholten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. L zeigen herzgesunde Patienten jedoch keine letal verlaufenden Herzrhythmusst&#246;rungen. Diese lebens&#173;bedrohlichen Herzrhythmusst&#246;rungen treten bei Patienten im chronischen Stadium nach Myokard&#173;infarkt, bei Kardiomyopathien, Vitien, bei QT-Syndrom, bei Stoffwechselentgleisungen, bei akutem Myokardinfarkt und bei angeborenen Er&#173;krankungen des Erregungsleitungssystems auf. Da aufgrund der anamnestischen Angaben und des pathologisch-anatomischen Befundes die erw&#228;hnten Ursachen &#252;berwiegend ausgeschlossen werden k&#246;nnen, mu&#223; als Ursache der letalen Herzrhythmusst&#246;rung nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. I das WPW-Syndrom diskutiert werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der von den medizinischen Sachverst&#228;ndigen getroffenen Feststellungen h&#228;lt es der Senat f&#252;r jedenfalls durchaus m&#246;glich, keinesfalls jedoch f&#252;r ausgeschlossen, da&#223; das bei dem Versicherten vorliegende WPW-Syndrom die Herzrhythmusst&#246;rung ausgel&#246;st hat. Das aber ist ein ausschlie&#223;lich innerer Vorgang und kein von au&#223;en auf den K&#246;rper des Versicherten wirkendes Ereignis, so da&#223; der Unfallbegriff des &#167; 2 Abs. 1 AUB nicht erf&#252;llt ist. Da die unter &#167; 2 Abs. 2 AUB aufgef&#252;hrten Erweiterungen des Versicherungs&#173;schutzes ersichtlich nicht in Betracht kommen, ist die Klage somit abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">3.) Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91, 100 Abs.1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreck&#173;barkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren- und Wert der Beschwer der Kl&#228;gerinnen: 20.000,-- DM.</p>
315,171
olgham-1989-11-29-10-uf-8088
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 80/88
1989-11-29T00:00:00
2019-03-13T14:48:15
2022-10-18T15:08:56
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1129.10UF80.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Antragstellerin wird das am 12. Januar 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Recklinghausen teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Antrag des Antragsgegners, die Antragstellerin zur Zahlung von Unterhalt f&#252;r die Zeit nach Rechtskraft der Scheidung zu verurteilen, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Anschlu&#223;berufung des Antragsgegners wird ebenfalls zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die erstinstanzlichen Kosten des Rechtsstreits bleiben gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufungsinstanz werden dem Antragsgegner auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des <b>Tatbestandes</b> wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Antragstellerin, mit der sie sich gegen die Verurteilung zur Zahlung von Unterhalt f&#252;r die Zeit nach Rechtskraft der Scheidung wendet, ist begr&#252;ndet, w&#228;hrend die Anschlu&#223;berufung des Beklagten, mit der er eine Erh&#246;hung des ausgeurteilten Unterhalts begehrt, unbegr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein Unterhaltsanspruch des Antragsgegners aus &#167;&#167; 1569, 1572 Nr. 1, 1578 BGB ist nach &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 2 BGB ausgeschlossen, weil eine Inanspruchnahme der Antragstellerin grob unbillig w&#228;re, weil der Antragsgegner sich eines schweren vors&#228;tzlichen Vergehens gegen eine nahe Angeh&#246;rige der Antragstellerin schuldig gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die grunds&#228;tzliche Unterhaltspflicht der Antragstellerin ergibt sich aus &#167;&#167; 1569, 1572 Nr. 2 BGB, wobei sich das Ma&#223; des zu leistenden Unterhaltes nach den ehelichen Verh&#228;ltnissen richtet (&#167; 1578 BGB). Der Antragsgegner ist n&#228;mlich wegen seiner Erkrankung, die schon zum Zeitpunkt der Scheidung (20.05.1988) bestand, nicht in der Lage, durch eigene Erwerbst&#228;tigkeit seinen Unterhaltsbedarf voll abzudecken.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse der Parteien wurden durch Erwerbseink&#252;nfte der Antragstellerin in H&#246;he von monatlich 2.893,- DM und Eink&#252;nfte des Antragsgegners, an deren Stelle in den letzten Jahren eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente getreten ist, bestimmt. Die Rente ist am 01.07.1987 von monatlich 1.096,18 DM auf 1.129,48 DM und am 01.07.1988 auf monatlich 1.163,36 DM erh&#246;ht worden. Eink&#252;nfte, die der Antragsgegner zus&#228;tzlich aus dem zwischen den Parteien durchgef&#252;hrten Versorgungsausgleich zu erwarten hat sind nicht als ehepr&#228;gend anzusehen ..., denn sie sind erst als Folge der Scheidung der Ehe entstanden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter den gegebenen Verh&#228;ltnissen w&#228;re wie bei einer Doppelverdienerehe ein Unterhaltsanspruch in der Weise zu bestimmen, da&#223; eine Quote von 3/7 des Unterschiedsbetrages der anrechenbaren Einkommen beider Ehegatte gebildet wird. Ohne Ber&#252;cksichtigung der von der Antragsgegnerin geltend gemachten Aufwendungen, die ihr anrechenbares Einkommen verringern k&#246;nnten, errechnete sich auf diese Weise ein Unterhaltsanspruch von rd. 755,- DM bzw. (ab 01.07.1988) von rd. 741,- DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch in dieser H&#246;he ist jedoch nach &#167; 1579 Nr. 2 BGB ausgeschossen. Der Antragsgegner hat sich n&#228;mlich in den Jahren 1981 bis 1983 schwerer vors&#228;tzlicher Vergehen und versuchter Vergehen gem&#228;&#223; &#167; 176 Abs. 1, Abs. 6 StGB gegen&#252;ber der am 10. Juli 1969 geborenen Tochter der Antragstellerin, die im Haushalt der Parteien lebte, schuldig gemacht. Unstreitig hat er in der Zeit von Januar 1981 bis Ostern 1982 sexuelle Handlungen von dem 11/12 j&#228;hrigen M&#228;dchen an sich vornehmen lassen, indem er sich von ihm fast t&#228;glich mit der Hand und dem Mund sexuell befriedigen lie&#223;. Im Januar 1983 hat er erneut versucht, das M&#228;dchen zu solchen Handlungen zu veranlassen, was dieses aber ablehnte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Amtsgericht setzt allerdings die Verwirklichung des Tatbestandes des &#167; 1579 Nr. 2 BGB ein schuldhaftes Handeln und damit die Schuldf&#228;higkeit des T&#228;ters voraus (vgl. BGH in NJW 1982, 100; OLG Bamberg FamRZ 1979, 505; Palandt-Diederichsen, BGB, 48. Aufl., &#167; 1579 Anm. 3 b). Aufgrund des dazu vom erkennenden Senat eingeholten schriftlichen Gutachtens des Direktors der Klinik f&#252;r Psychiatrie der Universit&#228;t ... vom 16. M&#228;rz 1989 ist der Senat aber davon &#252;berzeugt, da&#223; der Antragsgegner jedenfalls im Zustand der verminderten Schuldf&#228;higkeit gehandelt hat und deshalb unter Ber&#252;cksichtigung aller Begleitumst&#228;nde auch eine nur beschr&#228;nkte unterhaltsrechtliche Inanspruchnahme der Antragstellerin grob unbillig w&#228;re. Der Sachverst&#228;ndige &#228;u&#223;ert sich dahin, da&#223; der Antragsgegner im fraglichen Zeitraum zwar nicht in vollem Umfang in der Lage war, das Unrecht der ihm zur Last gelegten Straftaten einzusehen und dieser Einsicht gem&#228;&#223; zu handeln. Zugleich wird aber festgestellt, da&#223; damals eine akute psychiotische Sympthomatik nicht bestand und somit das Einsichts- und Steuerungsverm&#246;gen des Antragsgegners nicht v&#246;llig aufgehoben war. Der Sachverst&#228;ndige hat einen Zusammenhang zwischen Krankheitsverlauf und Lebenslauf ermittelt, in der Weise, da&#223; der Erkrankung phasenweise aufgetreten ist und in ihrer Entwicklung in engem Zusammenhang mit dem Fortgang der partnerschaftlichen Beziehung stand. ... W&#228;hrend der Ehezeit mu&#223;te der Antragsgegner nur im Jahre 1979 f&#252;r 5 Wochen station&#228;r behandelt werden. Eine deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes mit l&#228;ngeren station&#228;ren Krankenhausaufenthalten trat erst nach der Trennung der Parteien Anfang 1983 ein. Die Entwicklung endete schlie&#223;lich mit der Entm&#252;ndigung des Antragsgegners wegen Geistesschw&#228;che. Aufschlu&#223;reich ist in diesem Zusammenhang ... ein Brief des Antragsgegners an die Antragstellerin vom 4. April 1982, den er nach seinem erneuten Fehlverhalten gegen&#252;ber der Stieftochter der Antragstellerin und nachdem Bekanntwerden dieser Tat geschrieben hat. In diesem Brief setzt sich der Antragsteller in vern&#252;nftiger und nicht besch&#246;nigender Weise mit seinem Verhalten auseinander und bekennt uneingeschr&#228;nkt sein Versagen. Ber&#252;cksichtigt man weiterhin, da&#223; er in dem fraglichen Zeitraum noch voll im Berufsleben stand, k&#246;nnen keine vern&#252;nftigen Zweifel bestehen, da&#223; er ... jedenfalls mit den oben genannten Einschr&#228;nkungen f&#228;hig war, das Unrecht seiner Tat einzusehen und entsprechend zu handeln.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Unter Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde ist eine unterhaltsrechtliche Inanspruchnahme der Antragstellerin unter diesen Voraussetzungen grob unbillig, auch wenn der Antragsteller im Zustand der verminderten Zurechnungsf&#228;higkeit gehandelt hat (vgl. BGH in NJW 1982, 100; Schwab, Handbuch des Scheidungsrechts, 2. Aufl., IV Rdn. 314). Dabei ist es unerheblich, da&#223; gegen den Antragsgegner wegen der genannten Taten kein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist (vgl. Rolland, EheRG, 2. Aufl., &#167; 1579 Rdn. 9).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der Billigkeitsabw&#228;gung ist ... zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sich die Verfehlungen &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum erstreckten 9 sich gegen eine nahe Familienangeh&#246;rige der Antragstellerin richteten und ... letztlich dazu gef&#252;hrt haben, da&#223; die Ehe gescheitert ist. Als besonders verwerflich ist in diesem Zusammenhang auch anzusehen, da&#223; die Taten unter Ausnutzung der besonderen famili&#228;ren Situation w&#228;hrend Zeiten der Berufst&#228;tigkeit der Antragstellerin ... geschehen sind, wobei der Antragsgegner seine Stieftochter stark unter Druck gesetzt hat. Schlie&#223;lich hat er trotz gegenteiliger Beteuerung nach Aufdeckung der Straftaten seine Versuche zu einem sp&#228;teren Zeitraum wiederholt und damit zum endg&#252;ltigen Scheitern der Ehe beigetragen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen die Annahme einer groben Unbilligkeit spricht auch nicht das Verhalten der Antragstellerin nach Bekanntwerden der Handlungen an ihrer Tochter. Wenn sie zun&#228;chst versucht hat, die Ehe aufrechtzuerhalten, sogar nach den weiteren Verfehlungen des Antragsgegners Anfang 1983 einen kurzen Urlaub mit ihm verbracht hat und erst sodann zu einer endg&#252;ltigen Trennung entschlossen war, geschah das offenbar aus R&#252;cksichtnahme gegen den Antragsgegner und kann ihr unterhaltsrechtlich nicht zum Nachteil angelastet werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Von besonderer Bedeutung ist schlie&#223;lich, ... da&#223; der Antragsgegner eine eigene Rente bezieht und somit durch den Unterhaltsausschlu&#223; nicht v&#246;llig mittellos gestellt wird.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Antragsgegners auf Zuerkennung von Scheidungsunterhalt war deshalb auf die Berufung der Antragstellerin in vollem Umfang zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 93 a, 97 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p>
315,172
olgk-1989-11-29-27-u-11189
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27 U 111/89
1989-11-29T00:00:00
2019-03-13T14:48:17
2022-10-18T15:08:56
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:1129.27U111.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Anschlussberufung der Kl&#228;gerin wird das am 23. Februar 1989 verk&#252;ndete Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 25 O 226/85 - teilweise ge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst: </p> <p>Der Beklagte zu 1) wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 112.243,25 DM nebst 4% Zinsen aus 90.000,00 DM seit dem 3. September 1985, 4% aus 15.371,85 DM seit dem 23. Juli 1986 sowie 4 % Zinsen aus 6.871,40 DM seit dem 12. Januar 1989 zu zahlen. </p> <p>Es wird festgestellt, dass der Beklagte zu 1) verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin alle materiellen Sch&#228;den zu ersetzen, die ihr aus der R&#246;ntgenkontrastmitteluntersuchung vom 21. Juli 1983 noch entstehen werden, vorbehaltlich des &#252;bergangs der Anspr&#252;che auf Sozialversicherungstr&#228;ger sowie die Rheinische Zusatzversorgungskasse. </p> <p>Die Berufung des Beklagten zu 1) wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p>Hinsichtlich der Kosten der ersten Instanz verbleibt es bei der Entscheidung im angefochtenen Urteil. </p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden wie folgt verteilt: </p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die au&#223;ergerichtichen Kosten des Beklagten zu 2). </p> <p>Der Beklagte zu 1) tr&#228;gt die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin zu 99 %; im &#252;brigen tragen die Parteien ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst. </p> <p>Die Gerichtskosten tragen die Kl&#228;gerin zu 1% und der Beklagte zu 1) zu 99 %. </p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p> <p>Dem Beklagten zu 1) bleibt vorbehalten, die Zwangsvollstreckung gegen Si-cherheitsleistung von 125.000,00 DM, die auch durch B&#252;rgschaft der Spar- und Darlehenskasse K. erbracht werden kann, abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin suchte im Juli 1983 wegen Schmerzen in der Leiste ihren Hausarzt auf, der sie an ihren Frauenarzt verwies. Dieser &#252;berwies die Kl&#228;gerin seinerseits an den Beklagten zu 2), einen niedergelassenen Arzt f&#252;r Chirurgie. Der Beklagte zu 2) hielt eine Rektoskopie sowie eine Irrigoskopie (Darm- R&#246;ntgenkontrastmitteluntersuchung) f&#252;r erforderlich. Beide Eingriffe wurden am 21. Juli 1983 durchgef&#252;hrt. Zun&#228;chst nahm der Beklagte zu 2) in seiner Praxis die Rektoskopie vor. Er f&#252;hrte das Ger&#228;t 18 cm tief in den Darm ein, dann stellte er eine starke Abwehrreaktion der Kl&#228;gerin fest und brach die Untersuchung ab. Sie ergab keinen krankhaften Befund. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Etwa eine Stunde sp&#228;ter gegen 13.30 Uhr nahm der Beklagte zu 1), ein im selben Haus praktizierender Radiologe, die Irrigoskopie vor. Zwischenzeitlich hatte die Kl&#228;gerin in einer nahegelegenen Apotheke ein Medikament abgeholt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Eine langj&#228;hrig bei dem Beklagten zu 1) t&#228;tige Krankenschwester f&#252;hrte bei der Kl&#228;gerin zun&#228;chst das Darmrohr ein. Erst danach kam der Beklagte zu 1) hinzu und begann unter Verwendung eines sogenannten Ballonkatheters mit der Applikation des Kontrastmittels. Alsbald &#228;u&#223;erte die Kl&#228;gerin starke Schmerzen. Der Beklagte zu 1) brach seine Untersuchung daraufhin ab, wobei streitig ist, ob dies schon nach der ersten Schmerz&#228;u&#223;erung geschah. Auf dem R&#246;ntgenbild stellte der Beklagte zu 1) den Austritt von Kontrastmittel in die Umgebung des Dickdarms fest, worauf er den Beklagten zu 2) hinzuzog. Die Kl&#228;gerin wurde sodann von einem Bekannten in ein Krankenhaus verbracht, wo sie noch am selben Tag operiert wurde. Dabei wurde eine gr&#246;&#223;ere Menge Kontrastmittel sowie Gewebsfl&#252;ssigkeit aus dem umliegenden Gewebe abgesaugt und ein k&#252;nstlicher Darmausgang angelegt. Die Kl&#228;gerin verblieb zun&#228;chst bis zum 7. Oktober 1983 m&#246;glicherweise auch bis zum 23. Dezember 1983 in station&#228;rer Behandlung. Als Folge der aufgetretenen Entz&#252;ndung durch den Kontrastmittelaustritt wurden die Nieren der Kl&#228;gerin in Mitleidenschaft gezogen. In den Jahren 1984 und 1985 befand sie sich mit Unterbrechungen immer wieder in station&#228;rer Behandlung. Am 10. Juni 1985 musste die rechte Niere entfernt werden. Der Kl&#228;gerin wurde eine Harnleiterhautfistel angelegt. Die noch vorhandene linke Niere ist in ihrer Funktion schwer gesch&#228;digt und h&#228;ufig entz&#252;ndet, weswegen die Kl&#228;gerin dauernd auf die Behandlung durch einen Urologen angewiesen ist, den sie mehrmals w&#246;chentlich aufsuchen muss. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin angerufene Gutachterkommission bei der &#196;rztekammer Nordrhein konnte keinen vorwerfbaren Fehler des Beklagten zu 2) feststellen. Dagegen hielt sie einen Behandlungsfehler des Beklagten zu 1) f&#252;r gegeben, weil er den Ballon des Katheters zu prall aufgeblasen und nicht bei der ersten Schmerz&#228;u&#223;erung der Kl&#228;gerin die Untersuchung abgebrochen habe. Nach den Berechnungen der Kommission soll der Beklagte zu 1) etwa 600 ml Kon-trastmittel einlaufen gelassen haben. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Bescheid der Gutachterkommission vom 26. Februar 1985 verwiesen (Bl. 40 - 50 d. A.). </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat von den Beklagten als Gesamtschuldnern Ersatz ihrer materiellen Sch&#228;den von unstreitig 22.243,25 DM, ein angemessenes Schmerzens- geld, dessen Mindestbetrag sie mit 40.000,00 DM angegeben hat, sowie die Feststellung der Pflicht zum Ersatz k&#252;nftiger Sch&#228;den begehrt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, der Beklagte zu 1) habe die Irrigoskopie trotz ihrer erheblichen Schmerz&#228;u&#223;erungen nicht sofort abgebrochen, sondern weiter Kon- trastmittel einlaufen lassen, insgesamt mehr als 300 ml, da bei der anschlie&#223;enden Operation ca. 1 L abgesaugt worden sei. Der Beklagte zu 1) habe sie auch nicht in das n&#228;chstgelegene Krankenhaus &#252;berwiesen und nicht f&#252;r den Einsatz eines Rettungswagens gesorgt. Durch die so entstandene Zeitverz&#246;gerung seien die Schadensfolgen vergr&#246;&#223;ert worden. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Schon bei der Durchf&#252;hrung der Rektoskopie durch den Beklagten zu 2) sei es zu einer Darmperforation gekommen. In Anbetracht ihrer Schmerzen bei der Rektoskopie habe der Beklagte zu 2) sie nicht mehr am gleichen Tag zur R&#246;ntgenuntersuchung schicken d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind der Klage entgegengetreten. Der Beklagte zu 1) hat behauptet, bei Einf&#252;hrung des Darmrohres habe die Kl&#228;gerin keine Schmerzen artikuliert. Nach der ersten Schmerz&#228;u&#223;erung beim Einlauf des Kontrastmittels habe er seine Untersuchung sofort abgebrochen; bis zu diesem Zeitpunkt seien allenfalls 300 ml Bariuml&#246;sung eingelaufen gewesen. Im &#252;brigen k&#246;nne durch den Ballonkatheter die Hinterwand des Mastdarmes gar nicht verletzt worden sein. Die Kl&#228;gerin habe aber schon bei der Darmspiegelung durch den Beklagten zu 2) starke schmerzen ge&#228;u&#223;ert, so dass dieser seine Untersuchung sofort beendet habe. Weder der Beklagte zu 2) noch die Kl&#228;gerin h&#228;tten ihn auf die Komplikationen bei der Rektoskopie hingewiesen, anderenfalls h&#228;tte er seine Untersuchung nicht an diesem Tag durchgef&#252;hrt. Schlie&#223;lich sei es auch der Beklagte zu 2) gewesen, der die Einweisung der Kl&#228;gerin ins Krankenhaus &#252;bernommen habe. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) hat bestritten, die Kl&#228;gerin bei seiner Untersuchung verletzt zu haben. Die von ihm festgestellte Abwehrreaktion sei normal und lasse nicht auf eine Perforation schlie&#223;en. Auch habe er nach der Darmspiegelung kein Blut am Rektoskop festgestellt. Er habe der Kl&#228;gerin auch seinen Befundbericht vom 21. Juli 1983 f&#252;r den Beklagten zu 2) mitgegeben. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat - sachverst&#228;ndig beraten - den Beklagten zu 1) zum Ersatz des materiellen Schadens und zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 50.000,00 DM verurteilt sowie dem Feststellungsantrag der Kl&#228;gerin stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, nach dem Sachverst&#228;ndigengutachten habe der Beklagte zu 1) einen Behandlungsfehler begangen, weil er nicht die bei Verwendung eines als problematisch angesehenen Ballonkatheters gr&#246;&#223;te Vorsicht und Zur&#252;ckhaltung beobachtet habe. Wegen dessen Verwendung und der vorangegangenen Rektoskopie h&#228;tte er nur eine geringe Menge des Kontrastmittels einlaufen lassen d&#252;rfen. Tats&#228;chlich habe er 600 ml Kontrastmittel einlaufen lassen. Dies habe wegen der Darmperforation zu einer gro&#223;fl&#228;chigen Entz&#252;ndung im Retroperitoneum gef&#252;hrt; eine kleinere Menge h&#228;tte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geringere Sch&#228;den verursacht. Die Klage gegen den Beklagten zu 2) hat das Landgericht mangels eines Behandlungsfehlers abgewiesen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Urteil, auf das im &#252;brigen Bezug genommen wird, ist der Kl&#228;gerin am 10. M&#228;rz 1989 und dem Beklagten zu 1) am 14. M&#228;rz 1989 zugestellt worden. Die Kl&#228;gerin hat am 10. April 1989, der Beklagte zu 1) am 14. April 1989 gegen das Urteil Berufung eingelegt. Die Kl&#228;gerin hat ihre Berufung gegen den Beklagten zu 2) in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 25. Oktober 1989 zur&#252;ckgenommen. Der Beklagte zu 1) hat nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 28. Juni 1989 seine Berufung am 19. Juni 1989 begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) beanstandet, dass das Landgericht die angebotenen Zeugenbeweise nicht erhoben habe und statt eines Radiologen einen Chirurgen mit dem Gutachten beauftragt habe. Nur ein Radiologe sei ein hinreichend fachkundiger Gutachter und k&#246;nne aus seiner eigenen Praxis und seinem Erfahrungswissen Stellung nehmen, ohne - wie der Sachverst&#228;ndige Dr. S - hinsichtlich der Verwendung des Katheters auf Literaturangaben angewiesen zu sein. Entgegen der Annahme des Gutachters und des Landgerichts habe er der Kl&#228;gerin keine 600 ml Kontrastmittell&#246;sung eingef&#252;hrt. Er habe noch nie mehr als 300 ml Kontrastmittel benutzt. Die Kl&#228;gerin habe ihm auch weder den Untersuchungsbericht des Beklagten zu 2) &#252;bergeben noch ihn &#252;ber die Einzelheiten der Untersuchung unterrichtet. H&#228;tte er hiervon Kenntnis gehabt, insbesondere von den Schmerzempfindungen der Kl&#228;gerin, h&#228;tte er die Untersuchung nicht durchgef&#252;hrt. Zu Unrecht, so meint er weiter, habe der Sachverst&#228;ndige die Benutzung des verwandten Katheters beanstandet. Er behauptet, es sei un- m&#246;glich, mit einem Ballonkatheter den Darm zu perforieren. Er habe die Untersuchung auch sofort nach der ersten f&#246;rmlichen Schmerz&#228;u&#223;erung der Kl&#228;gerin abgebrochen. Er ist weiter der Auffassung, die Kl&#228;gerin treffe jedenfalls wegen der unterlassenen Information &#252;ber die Voruntersuchung bei dem Beklagten zu 2) ein Mitverschulden. Zudem h&#228;tte ein sofortiger fachgerechter Transport der Kl&#228;gerin ins Krankenhaus und eine sofortige Behandlung ihre Beschwerden wesentlich verringert und das jetzige Krankheitsbild vermieden. F&#252;r deren Unterlassung treffe die Verantwortung den Beklagten zu 2) . </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er beantragt, </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die gegen ihn gerichtete Klage abzuweisen, </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Vollstreckungsnachlass zu bewilligen, wobei Sicherheitsleistung durch Bankb&#252;rgschaft erbracht werden k&#246;nne. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">19</span><ol class="absatzLinks"><li>die Berufung zur&#252;ckzuweisen, </li></ol> <span class="absatzRechts">20</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li>im Wege der Anschlussberufung den Beklagten zu 1) </li></ol> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">zu verurteilen, statt eines Schmerzensgeldes von 50.000,00 DM ein solches in H&#246;he von mindestens 55.000,00 DM nebst 4% Zinsen seit Klage- zustellung zu zahlen, dessen H&#246;he jedoch im &#252;brigen in das Ermessen des Gerichts gestellt werde. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil, soweit das Landgericht den Beklagten zu 1) dem Grunde nach verurteilt hat. Sie meint, er hafte schon wegen mangelnder Aufkl&#228;rung &#252;ber die unn&#246;tig gef&#228;hrliche Untersuchungsmethode. Er habe mit ihr kein Wort gewechselt. Wegen des bei der Verwendung eines Ballonkatheters zwar seltenen, jedoch typischen Risikos einer Darmperforation habe aber eine Aufkl&#228;rungspflicht bestanden. Der Beklagte zu 1) habe auch pflichtwidrig nicht &#252;ber Behandlungsalternativen aufgekl&#228;rt. Bei entsprechender Aufkl&#228;rung h&#228;tte sie der Kontrastmitteluntersuchung nicht zugestimmt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) habe auch mehrere Behandlungsfehler begangen. Er habe die bei der Verwendung eines Ballonkatheters besonders gebotene Vorsicht nicht beachtet. Er habe n&#228;mlich die Einf&#252;hrung des Darmrohrs seine Hilfskraft vornehmen lassen und den Kontrastmitteleinlauf nicht st&#228;ndig kontrolliert. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Meinung, bei W&#252;rdigung aller Umst&#228;nde sei ihr ein Schmerzensgeld von mindestens 55.000,09 DM zuzubilligen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) beantragt, </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Anschlussberufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen aller &#252;brigen Einzelheiten wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst den &#252;berreichten Unterlagen, die Krankenunterlagen, auf das Sachverst&#228;ndigengutachten und auf die Sitzungsniederschriften Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin ihre Berufung gegen den Beklagten zu 2) zur&#252;ckgenommen hat, ist nur noch &#252;ber die Berufung des Beklagten zu 1) und &#252;ber die Anschlussberufung der Kl&#228;gerin zu befinden. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Beklagten zu 1) ist unbegr&#252;ndet; die zul&#228;ssige Anschlussberufung der Kl&#228;gerin hat dagegen in der Sache Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten zu 1) sind nach dem &#252;berzeugenden Sachverst&#228;ndigengutachten zwei Behandlungsfehler vorzuwerfen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Zwar ist die Verwendung eines Ballonkatheters noch kein Behandlungsfehler. Doch wird in der medizinischen Literatur allgemein von dessen Verwendung abgeraten bzw. seine Anwendung eingeschr&#228;nkt. Der Sachverst&#228;ndige zitiert hierzu Altaras, den er - vom Beklagten zu 1) unbeanstandet - als hervorragenden Kenner der Radiologie des Dickdarms bezeichnet. Dieser schreibt in seinem im Jahre 1982, also vor der Behandlung der Kl&#228;gerin, erschienenen Radiologischen Atlas &#252;ber das zur Kontrastmitteluntersuchung des Darms zu verwendende Darmrohr (Radiologischer Atlas Seite 5) : </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">"Im Handel finden sich zahlreiche Typen zur Einf&#252;hrung von Barium und zur Luftinsufflation. Einige sind schlecht zu handhaben, wie die aus Gummi her- gestellten; andere sind zweifelsohne auch gef&#228;hrlich, wie die spitz zulaufenden und die mit einem Sperrballon ausger&#252;steten Formen." </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auf Seite 28 schreibt dieser Autor in dem Kapitel "Vorsichtsma&#223;nahme" folgendes: </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">"Um eine Perforation des Colons zu vermeiden, empfehlen sich folgende Vorsichtsma&#223;nahmen: Anwendung eines Darmrohres mit einer Doppelkugel, das vom Radiologen und nicht vom Hilfspersonal eingef&#252;hrt wird; bei diesem Vorgehen wird dieses notwendige Man&#246;ver durch den entsprechend ausgebildeten Untersucher nach vorangegangener Inspektion der Perinealgegend durchgef&#252;hrt. Keine Durchf&#252;hrung eines Kontrasteinlaufs vor Ablauf einer Woche nach vorausgegangener endoskopischer Biopsie. Bei einer schweren Inkontinenz kann man gezwungen sein, eine Sonde mit Sperrballon zu benutzen. Es ist dann jedoch notwendig, das Legen der Darmsonde und die folgende Doppelkontrastuntersuchung mit der gr&#246;&#223;ten Sorgfalt und Aufmerksamkeit durchzuf&#252;hren: </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">1.) Zun&#228;chst muss das Rektum inspiziert werden. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">2.) Die Sonde muss mit &#228;u&#223;erster Vorsicht platziert werden. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">3.) Das Kontrastmittel wird mit gr&#246;&#223;ter Vorsicht eingef&#252;hrt, immer bereit, m&#246;gliche Stenosen mit &#228;u&#223;erster Zartheit und entsprechend den Drehbewegungen des Patienten zu &#252;berbr&#252;cken." </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Altaras beschr&#228;nkt danach die Verwendung eines Darmrohres mit Ballonsonde wegen seiner Gef&#228;hrlichkeit auf Patienten mit schwerer Inkontinenz. Eine solche bestand bei der Kl&#228;gerin nicht. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Herausgeber Donschke und Koch schreiben in ihrer Publikation: "Diagnostik in der Gastroenterologie", Teil 1, Georg Thieme-Verlag 1979, auf Seite 32 folgendes (zitiert nach dem Sachverst&#228;ndigengutachten): </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">"Als Darmrohr benutzen wir ausschlie&#223;lich sterilisierbare weiche Plastik- oder Gummikatheter. Auf die Anwendung aufblasbarer Ballonkatheter verzichten wir auch bei alten und hinf&#228;lligen Patienten wegen der erh&#246;hten Perforationsgefahr grunds&#228;tzlich." </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Weiter schreiben die Autoren auf Seite 33 und 34: </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">"Das Darmrohr wird unter Aufsicht des Arztes soweit eingef&#252;hrt, dass seine Spitze nur wenig oberhalb des Analkanales liegt." </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">In einer Abhandlung der Autoren Stark, Henrich und Nutz hei&#223;t es u. a. (Aktuelle Chirurgie 21 (1986) Seite 4, zitiert nach dem Sachverst&#228;ndigengutachten): </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">"Das Risiko einer Perforation beim Colonkonstrasteinlauf l&#228;sst sich durch Einhaltung bestimmter Regeln sicher vermindern, jedoch ist es nicht v&#246;llig auszuschlie&#223;en." </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Weiter unten: </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">"Vier der f&#252;nf Perforationen bei Darstellung des aboralen Schenkels einer Colostomie in unserem Kollektiv erfolgten bei Kontrastmittelapplikation &#252;ber einen Ballonkatheter, von dessen Verwendung grunds&#228;tzlich abzuraten ist, weil es hierbei zu unkontrollierbar hohen Dr&#252;cken kommen kann." </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Diese Arbeit ist zwar nach der Behandlung der Kl&#228;gerin ver&#246;ffentlicht worden, sie best&#228;tigt jedoch die Auffassung von Altaras sowie von Donschke und Koch, die die Verwendung eines Ballonkatheters als mit einem erh&#246;hten Risiko behaftet ansehen. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Wegen seiner Problematik ist das Darmrohr mit Ballonsonde nach den Ausf&#252;hrungen von Altaras von dem entsprechend ausgebildeten Untersucher, also dem Radiologen, nicht aber von dem Hilfspersonal einzuf&#252;hren. Im Streitfall hat aber unstreitig nicht der Beklagte zu 1), sondern seine Hilfskraft, die Zeugin K , die Einf&#252;hrung vorgenommen. Nach den Ausf&#252;hrungen der Autoren Donschke und Koch ist das Darmrohr unter Aufsicht des Arztes einzuf&#252;hren. Auch dies ist aber nicht geschehen. Die Einf&#252;hrung geschah auch nicht unter Anleitung oder Beobachtung des Beklagten zu 1) . Wie er in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat einger&#228;umt hat, kam er vielmehr hinzu, als das Darmrohr bereits lag. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Es ist aber als Behandlungsfehler anzusehen, wenn eine nach ihrem Ausbildungs- und Erfahrungsstand zur Vornahme bestimmter Eingriffe in die k&#246;rperliche Integrit&#228;t eines Patienten nicht qualifizierte Person solche Eingriffe dennoch &#252;bertragen und von ihr ausgef&#252;hrt werden (BGHZ 88, 248; Steffen, Neue Entwicklungslinien der BGH-Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 3. Aufl., Seite 47), insbesondere, wenn dies ohne unmittelbare &#220;berwachung durch den Facharzt geschieht. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ferner war wegen der Problematik des verwendeten Ballonkatheters das Kontrastmittel mit gr&#246;&#223;ter Vorsicht einzuf&#252;hren und au&#223;erdem nur in ganz geringer Menge. Dazu bestand um so mehr Veranlassung, als eine Rektoskopie vorangegangen war. Letzteres war dem Beklagten zu 1), wie er im Schriftsatz vom 25. September 1989 einr&#228;umt, bekannt. Nach dem Sachverst&#228;ndigengutachten war bei der Rektoskopie eine Perforation mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit nicht eingetreten, doch k&#246;nnen bei einer derartigen Untersuchung kleinste Verletzungen der Darmschleimhaut nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. Der Beklagte zu 1) musste also mit - wenn auch kleinsten -Verletzungen der Darmwand rechnen, an denen dann bei unvorsichtiger Durchf&#252;hrung der Kontrastmittelr&#246;ntgenuntersuchung Perforationen auftreten konnten. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Dass der Beklagte zu 1) nicht mit gr&#246;&#223;tm&#246;glicher Vorsicht vorgegangen ist, folgt aus der Menge des eingef&#252;hrten Kontrastmittels. Der Senat hat keine Zweifel, dass die Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen zur Menge des eingef&#252;hrten Kontrastmittels zutreffen. Der Sachverst&#228;ndige hat nicht, wie der Beklagte zu 1) meint, die Berechnung der Kontrastmittelmenge der Gutachterkommission bei der &#196;rztekammer Nordrhein unkritisch &#252;bernommen. Er hat vielmehr nach seinen Angaben anhand der vorliegenden R&#246;ntgenaufnahmen die Berechnung noch einmal angestellt und ist zu dem selben Ergebnis wie die Gutachterkommission gekommen. Der Senat hat keinen Anlass, die Angabe des Sachverst&#228;ndigen &#252;ber die Vornahme einer eigenen Berechnung in Zweifel zu ziehen. Die Berechnungsweise zur Ermittlung der Kontrastmittelmenge ist auf Bl. 9 des Bescheids der Gutachterkommission mitgeteilt. Zwar ist es richtig, dass sich nach der Formel r&#178; x Pi x h und Mindestma&#223;en von 21 cm bzw. 2,2 cm und H&#246;chstma&#223;en von 26 cm und 2,2 cm ein Rauminhalt von rund 319 cm&#179; und rund 510 cm&#179; errechnet. Der Beklagte zu 1) &#252;bersieht aber, dass nach den R&#246;ntgenaufnahmen, auf die die Gutachterkommission und der Sachverst&#228;ndige Bezug nehmen, sowohl der aufsteigende Dickdarm in einer Ausdehnung von 21 cm x 5 cm als auch der absteigende Dickdarm in einer Ausdehnung von 26 cm und 4,5 cm <u>prall </u>mit Kontrastmittel gef&#252;llt waren. Kotreste befanden sich nach dem Bescheid der Gutachterkommission nur im aufsteigenden Dickdarm. Setzt man diese Ma&#223;e in die Formel ein, errechnet sich ein Volumen von rund 412 cm&#179; und 395 cm&#179;, zusammen von 807 cm&#179;. Rechnet man hiervon 30% ab, verbleiben rund 565 cm&#179;. Da au&#223;erdem Kontrastmittel aus dem Darm ausgelaufen ist, hat der Senat keine Zweifel, dass die Berechnungen der Gutachterkommission und des Sachverst&#228;ndigen zutreffen. Nicht nur die Menge des eingef&#252;hrten Kontrastmittels spricht gegen die Beobachtung der vom Sachverst&#228;ndigen geforderten gr&#246;&#223;tm&#246;glichen Vorsicht, sondern auch die Tatsache, dass nach den Feststellungen der Gutachterkommission, die der Beklagte zu 1) insoweit nicht angreift, der auf- und der absteigende Dickdarm <u>prall </u>mit Kontrastmittel gef&#252;llt war und sich das Darmrohr mit <u>stark </u>aufgeblasenem Ballon im Rektum befand. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig hiervon kommt es aber nicht einmal darauf an, ob der Beklagte zu 1) 600 ml Kontrastmittelfl&#252;ssigkeit oder - wie er behauptet - nicht mehr als 300 ml hat einlaufen lassen. Entscheidend ist, dass eine gro&#223;e Kontrastmittelmenge retroperitoneal (hinter dem Bauchfell gelegen) ausgetreten ist, wodurch eine gro&#223;r&#228;umige und breitfl&#228;chige Entz&#252;ndung im Retroperitoneum entstehen musste. Der Beklagte zu 1) h&#228;tte aber nach den Ausf&#252;hrungen des Sachver- st&#228;ndigen als Vorsichtsma&#223;nahme zun&#228;chst eine kleine, eher unbedeutende Menge Kontrastmittel verwenden m&#252;ssen. Bei rechtzeitigem Bemerken des Austritts, wozu der Beklagte zu 1) nach dem Gutachter die M&#246;glichkeit hatte, w&#228;re mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der eingetretene Schaden nicht entstanden. </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht meint der Beklagte zu 1), das Gutachten der Gutachterkommission f&#252;r &#228;rztliche Behandlungsfehler bei der &#196;rztekammer Nordrhein vom 26. Februar 1985 und vom 11. September 1985 d&#252;rfe zu Beweiszwecken nicht herangezogen werden. Gutachten der Gutachter- und Schlichtungsstellen k&#246;nnen durchaus im Wege des Urkundenbeweises gew&#252;rdigt werden (BGH VersR 1987, 1091; Steffen, a. a. 0. , S. 136). </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Behauptung des Beklagten zu 1), er habe auf keinen Fall mehr als 300 ml Kontrastmittel einlaufen lassen, braucht der Senat mangels hinreichender Substantiierung nicht nachzugehen. Angesichts der auf den R&#246;ntgenaufnahmen zu sehenden und der daraus zu errechnenden Kontrastmittelmenge, gegen die der Beklagte zu 1) au&#223;er dem unzutreffenden Vorwurf einer unrichtigen Berechnung nichts vorbringt, h&#228;tte es der n&#228;heren Darlegung bedurft, woher er die Gewissheit nimmt, nicht mehr als 300 ml Kontrastmittel eingef&#252;hrt zu haben. Die blo&#223;e Behauptung, er habe noch nie eine Kontrastmittelmenge &#252;ber ca. 300 ml, jedenfalls nie 600 ml benutzt, reicht zur St&#252;tzung seiner Behauptung nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Zur &#220;berzeugung des Senats steht auch hinreichend sicher fest, dass die Einf&#252;hrung des Ballonkatheters und des Kontrastmittels f&#252;r den Gesundheitsschaden der Kl&#228;gerin urs&#228;chlich war. Eine Perforation der Darmwand bei der Rektoskopie scheidet aus, weil die Kl&#228;gerin nach der Untersuchung zur Apotheke gegangen ist, um ein Medikament zu holen. Bei einer Perforation der Darmwand w&#228;re sie dazu nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen nicht in der Lage gewesen. Auch der Umstand, dass sich bei dem Ausscheiden des Kontrastmittels einige Tropfen Blut darunter mischten, w&#228;hrend sich nach der Untersuchung des Beklagten zu 2) kein Blut zeigte, spricht f&#252;r die Urs&#228;chlichkeit. Der Beklagte zu 1) stellt zwar das Ausscheiden von Blut in der Berufungsbegr&#252;ndung in Abrede. In seinem Schreiben an die Gutachterkommission vom 15. Dezember 1983 teilte er aber mit, die Kl&#228;gerin habe bei der Entleerung des Kontrastmittels &#252;ber den Abgang von einigen Tropfen Blut berichtet. Diesem Bericht der Kl&#228;gerin kommt hoher Beweiswert zu, weil sie die &#196;u&#223;erung unmittelbar nach dem Eingriff gemacht hat und ein Irrtum der Kl&#228;gerin wegen der wei&#223;en Farbe des Kontrastmittels ausgeschlossen erscheint. Auch d&#252;rfte die Kl&#228;gerin damals kaum die Bedeutung dieser Beobachtung erkannt haben, weil sie die Folgen des Zwischenfalls noch nicht absehen konnte. Der Senat ist deshalb von der Richtigkeit dieser Mitteilung &#252;berzeugt. Ferner ist zu beachten, dass das Kontrastmittel in den retroperitonealen Raum geflossen ist. W&#228;re die Perforation bei der Abwehrreaktion der Kl&#228;gerin anl&#228;sslich der Rektoskopie eingetreten - wie der Beklagte zu 1) vermutet -, h&#228;tte sich das Kontrastmittel dagegen in die Bauchh&#246;hle ergie&#223;en m&#252;ssen. Denn die Abwehrreaktion der Kl&#228;gerin erfolgte nach Einf&#252;hrung des Rektoskops in den Darm &#252;ber eine L&#228;nge von 18 cm (Bl. 39 d. A.) .Die Perforation des Darms in dieser Tiefe h&#228;tte - wie der Sachverst&#228;ndige ausf&#252;hrt - eine &#214;ffnung zur Bauchh&#246;hle geschaffen. Da diese von dem retroperitonealen Raum durch das Bauchfell getrennt wird, konnte sich ausbreitendes Kontrastmittel nicht aus der Bauchh&#246;hle in den retroperitonealen Raum gelangen. </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Bei der Frage nach der Ursache der Perforation kann schlie&#223;lich nicht au&#223;er Betracht bleiben, dass der Beklagte zu 1) ein nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen ohne Notwendigkeit nicht ungef&#228;hrliches Verfahren angewandt hat, das Darmrohr nicht selbst, sondern durch seine - nicht &#228;rztlich ausgebildete - Hilfskraft ohne seine Aufsicht hat ein f&#252;hren lassen, den Ballon stark aufgeblasen hat und mehr als die zun&#228;chst unbedingt erforderliche Menge Kontrastmittel hat einlaufen lassen. Alle diese vermeidbar gef&#228;hrdenden Umst&#228;nde der Kontrastmitteluntersuchung haben nach der &#220;berzeugung des Se- nats den Gesundheitsschaden der Kl&#228;gerin verursacht. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) kann sich nicht mit Erfolg darauf berufen, die gesundheitliche Sch&#228;digung der Kl&#228;gerin w&#228;re auch eingetreten, wenn eine geringere Menge Barium ausgelaufen w&#228;re. Insoweit tr&#228;gt der Beklagte zu 1) die Darlegungs- und Beweislast. Seine Behauptung hat er aber nicht bewiesen. Der Sachverst&#228;ndige hat hierzu ausgef&#252;hrt, eine kleine, eher unbedeutende Kontrastmittelmenge h&#228;tte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch geringere Sch&#228;den verursacht. Diese Feststellungen stimmen &#252;berein mit den in dem Verfahren 7 U 246/86 (Urteil des OLG K&#246;ln vom 18. Januar 1988) gewonnenen Erkenntnissen. </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten zu 1) ist ein Verschulden anzulasten. Zwar soll sich nach den vom Sachverst&#228;ndigen zitierten Autoren Stark, Henrich und Nutz das Risiko einer Perforation beim Colon-Kontrast-Einlauf durch Einhaltung bestimmter Regeln vermindern, aber nicht v&#246;llig ausschlie&#223;en lassen. Im Hinblick auf die schwerwiegenden Folgen einer Perforation m&#252;ssen jedenfalls alle Vorsichtsma&#223;regeln eingehalten wer den, beispielsweise, dass der ausgebildete Arzt und nicht seine Hilfskraft den Katheter einf&#252;hrt oder aber diese wenigstens bei der Einf&#252;hrung vom Arzt &#252;berwacht wird. Die Gef&#228;hrlichkeit seines Vorgehens musste dem Beklagten zu 1) als Radiologen bekannt sein. Er mag aufgrund seiner Ausbildung und seiner Erfahrung der Meinung gewesen sein, die Verwendung eines Ballonkatheters sei nicht problematischer; als die Verwendung eines anderen Darmrohres. Die vom Sachverst&#228;ndigen mitgeteilten neueren Forschungs- und Behandlungsergebnisse, die in dem zitierten Schrifttum, das im wesentlichen schon vor dem Zwischenfall, n&#228;mlich in den Jahren 1979 und 1982, ver&#246;ffentlicht war, ihren Niederschlag gefunden haben, lassen jedenfalls diese nicht unumg&#228;ngliche Art der Diagnostik als gef&#228;hrlicher und mit einem h&#246;heren Risiko behaftet erscheinen als man fr&#252;her angenommen hat. Auf seine Unkenntnis von diesen neueren Ergebnissen kann sich der Beklagte zu 1) nicht mit Erfolg berufen, da er mit der Behandlung der Kl&#228;gerin die Verantwortung zur Wahrung des medizinischen Standards &#252;bernommen hat. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">4. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht meint der Beklagte zu 1), der Sachverst&#228;ndige Dr. S sei als Chirurg zur Beurteilung eines Behandlungsfehlers dieser Art nicht kompetent, es h&#228;tte der Hinzuziehung eines Radiologen bedurft. Der Sachverst&#228;ndige st&#252;tzt sich bei seinen Ausf&#252;hrungen &#252;ber die Gef&#228;hrlichkeit der<b> </b>Verwendung eines Ballonkatheters auf die wiedergegebenen<b> </b>Schrifttumsstellen, die s&#228;mtlich von Radiologen stammen, wobei die Auffassungen der zitierten Autoren im Kern &#252;bereinstimmen. Der Beklagte zu 1) vermag auch nichts Erhebliches gegen die Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen vorzutragen. Es ist nach den vom Sachverst&#228;ndigen zitierten Autoren schlicht unzutreffend, die Benutzung eines Ballonkatheters als Standard des Spezialisten zu bezeichnen. Ob<b> </b>das f&#252;r die Vergangenheit zutrifft, kann dahinstehen. Jedenfalls f&#252;r den Zeitpunkt der Behandlung der Kl&#228;gerin trifft diese Behauptung nicht zu. Der Beklagte zu 1) vermag auch nicht anhand anderer Schrifttumsnachweise seine Behauptung zu st&#252;tzen. Es kommt auch nicht entscheidend darauf an, dass der Beklagte zu 1) die Art der Untersuchung in etwa 3000 F&#228;llen ohne Komplikationen durchgef&#252;hrt hat. Das mag auf seine Erfahrung, sein Geschick oder auch einfach auf Gl&#252;ck zur&#252;ckzuf&#252;hren sein, beweist aber nicht die Ungef&#228;hrlichkeit der Untersuchungsmethode. Im &#252;brigen wird ihm auch nicht schon die Verwendung des Ballonkatheters als solchem als Behandlungsfehler angelastet, sondern die Kombination dieser von mehreren Forschern f&#252;r den Regelfall verworfenen Methode mit dem Einsatz einer nicht &#252;berwachten Hilfskraft und der nicht hinreichend sorgf&#228;ltigen Dosierung des Kontrastmitteleinlaufs. </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt die vom Beklagten zu 1) beantragte Einholung eines weiteren Gutachtens nicht f&#252;r erforderlich, zumal der Beklagte zu 1) au&#223;er der Tatsache, dass er selbst &#252;ber lange Jahre die Methode ohne Zwischenfall angewendet hat, keine sachlichen Einw&#228;nde gegen die Ausf&#252;hrungen der Forscher vorzu- bringen vermag. </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der erstmals in der m&#252;ndlichen Verhandlung gestellte Antrag des Beklagten zu 1), den Sachverst&#228;ndigen Dr. S zur Erl&#228;uterung seines Gutachtens zu laden, ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 527, 296 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen. Die Zulassung des Beweisantritts w&#252;rde die Erledigung des entscheidungsreifen Rechtsstreits verz&#246;gern. Auch hat der Beklagte zu 1) die versp&#228;tete Stellung des Beweisantritts nicht gen&#252;gend entschuldigt. </p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">5. Ob der Beklagte zu 1) wegen der in den vom Sachverst&#228;ndigen aufgef&#252;hrten medizinischen Schrifttumsnachweisen wiedergegebenen Zwischenfallh&#228;ufigkeit von zwei bis vier Perforationen auf 10.000 Bariumeinl&#228;ufe und einer Letalit&#228;tsrate, die in der Literatur allgemein mit 50% und mehr angegeben wird, bzw. der schweren Sch&#228;den, die sich verwirklichen k&#246;nnen, verpflichtet war, die Kl&#228;gerin entsprechend aufzukl&#228;ren, braucht nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen nicht entschieden zu werden. </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">6. </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) meint, die Kl&#228;gerin habe ihre gesundheitliche Sch&#228;digung mitverschuldet, weil sie ihm &#252;ber ihre Schmerzen bei der Rektoskopie nichts mitgeteilt habe. In der Berufungsbegr&#252;ndung tr&#228;gt er vor, sie habe ihm auch nicht den Untersuchungsbericht des Beklagten zu 2) &#252;berreicht. Der Bericht spreche von starken Schmerzen. W&#228;re ihm das bekannt gewesen, h&#228;tte er von der Untersuchung Abstand genommen. </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag ist nicht geeignet, ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin zu begr&#252;nden. Die Kl&#228;gerin durfte als medizinischer Laie davon ausgehen, der Beklagte zu 1) werde Fragen, soweit wie notwendig, an sie stellen, insbesondere soweit sie f&#252;r seine Untersuchung erheblich waren. Erheblich war aber zu wissen, ob eine Rektoskopie - wie nicht selten - vorangegangen war, ob dabei Komplikationen aufgetreten waren und ob die Kl&#228;gerin Schmerzen empfunden hatte. F&#252;r die Kl&#228;gerin war die Erheblichkeit dagegen nicht zu erkennen. Das gilt vor allem dann, wenn sie bei der Rektoskopie infolge der tiefen Einf&#252;hrung des Darm- rohrs lediglich einen kurzen vor&#252;bergehenden Schmerz empfunden hat, der mit dem Herausziehen des Rektoskops gleich wieder abklang. Dass die Kl&#228;gerin unter anhaltenden Schmerzen gelitten hat, tr&#228;gt der Beklagte zu 1) nicht vor. Dagegen spricht auch die Tatsache, dass sie sich wenig sp&#228;ter zur Apotheke begeben hat. </p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist die Behauptung des Beklagten zu 1) unrichtig, der Untersuchungsbericht des Beklagten zu 2) spreche von starken Schmerzen. Vielmehr ist dort lediglich von einer starken Abwehr die Rede, nachdem das Rektoskop 18 cm hoch eingef&#252;hrt worden war. </p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten zu 1) entlastet auch nicht eine etwaige vom Beklagten zu 2) zu vertretende Verz&#246;gerung beim Transport der Kl&#228;gerin ins Krankenhaus. Er haftet f&#252;r den dadurch entstandenen Schaden ggf. neben dem Beklagten zu 2), mit dem er sich insoweit auseinandersetzen muss.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes stehen die schweren Gesundheitssch&#228;den, die die Kl&#228;gerin erlitten hat, im Vordergrund. Ihr musste infolge des Behandlungsfehler eine Niere entfernt werden. Die andere Niere ist in ihrer Funktion schwer beeintr&#228;chtigt und zusammen mit dem Nierenhohlsystem h&#228;ufig entz&#252;ndet. Die Entz&#252;ndungen sind schwierig zu behandeln. Die Kl&#228;gerin muss deshalb ernsthaft bef&#252;rchten, auch die zweite Niere zu verlieren. Als weitere Folge der fehlerhaften Untersuchung musste ein k&#252;nstlicher Darmausgang angelegt werden, dessen R&#252;ckverlegung nicht m&#246;glich ist. Der linke Harnleiter musste ausgepflanzt und in die vordere Bauchwand als sogenanntes Urostoma eingen&#228;ht werden. Damit ist die Notwendigkeit verbunden, dauernd einen Harnleiterbeutel zu tragen. Der Harnleiterkatheter muss in regelm&#228;&#223;igen Abst&#228;nden von einem Urologen gewechselt werden. Mit der Anlegung eines k&#252;nstlichen Darmausgangs und der Harnleiterfistel ging einher der Verlust der Stuhl- und Harnkontinenz. Infolge der Operation haben sich am Bauch der Kl&#228;gerin Narben gebildet. Als weitere Folge hat die Kl&#228;gerin am Mittelbauch im Bereich des k&#252;nstlichen Darmausgangs einen Narbenbruch in der Gr&#246;&#223;e einer dreifachen M&#228;nnerfaust erlitten. Ihre Beine schwellen infolge der eingeschr&#228;nkten Nierenfunktion h&#228;ufiger an. Diese Folgen f&#252;hrten zu einer Erwerbsunf&#228;higkeit der damals 55-j&#228;hrigen Kl&#228;gerin und zu einem hochgradigen Verlust jeglicher Leistungsf&#228;higkeit auch im privaten Bereich und zu einer dauernden irreversiblen Behandlungsbed&#252;rftigkeit durch einen Urologen. Der Behandlungsfehler erforderte eine Notoperation und einen l&#228;ngeren Krankenhausaufenthalt der Kl&#228;gerin. In den folgenden zwei Jahren musste sie sich insgesamt 13 mal &#252;ber insgesamt rund 12 Monate in station&#228;re Krankenhausbehandlung begeben, das letzte mal vom 22. Mai 1985 bis zum 11. Juli 1985. Seitdem wird sie st&#228;ndig von ihrem Arzt ambulant behandelt, den sie fast t&#228;glich aufsuchen muss. Au&#223;erdem kann die Kl&#228;gerin kaum Freizeitangebote wahrnehmen, keine Urlaubsreisen mehr unternehmen und ist sowohl in der Haushaltsf&#252;hrung als auch in nahezu allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens behindert. In nicht all zu ferner Zukunft muss damit gerechnet werden, dass sie in verst&#228;rktem Ma&#223; als bisher auf fremde Hilfe angewiesen ist. </p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Es kann auch nicht au&#223;er acht bleiben, dass die Kl&#228;gerin seit langem vergebens auf die Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes wartet, obwohl schon die Gutachterkommission bei der &#196;rztekammer Nordrhein mit Bescheid vom 26. Februar 1985 einen Behandlungsfehler des Beklagten zu 1) bejaht und der Sachverst&#228;ndige das Ergebnis in seinem Gutachten vom 25. Mai 1988 best&#228;tigt hat. Die Behauptung des Beklagten zu 1) zu der Menge des eingelaufenen Kontrastmittels zeugt angesichts der R&#246;ntgenbilder und der darauf fu&#223;enden Berechnung der Kontrastmittelmenge durch die Gutachterkommission und den Sachverst&#228;ndigen von einer gewissen Uneinsichtigkeit des Beklagten zu 1), die es rechtfertigt, diese Einstellung bei der Bemessung des Schmerzensgeldes zu ber&#252;cksichtigen. Der Senat h&#228;lt danach ein Schmerzensgeld von 90.000,00 DM f&#252;r gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">9. </p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Wegen des vom Landgericht zuerkannten materiellen Schadensersatzes und des Feststellungsantrages nimmt der Senat auf die Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Urteil Bezug, &#167; 543 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus &#167;&#167; 284 Abs. 1, 288 Abs. 1, 291 BGB. </p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92, 97, 515 Abs. 3 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: <b>122.243,25 DM. </b></p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r den Beklagten zu 1) : &#252;ber 40.000,00 DM </p>
315,173
vg-munster-1989-11-29-6-k-97388
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 K 973/88
1989-11-29T00:00:00
2019-03-13T14:48:19
2022-10-18T15:08:56
Urteil
ECLI:DE:VGMS:1989:1129.6K973.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens. Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks"> T a t b e s t a n d: Der Kl&#228;ger erwarb f&#252;r die Beisetzung seiner im Januar 1987 verstorbenen Ehefrau das Nutzungsrecht an einer Stelle eines Wahlgrabes auf dem Friedhof B. Mit Heranziehungsbescheid vom 4. Februar 1987 setzte der Beklagte - u.a.- f&#252;r diese Grabst&#228;tte eine Geb&#252;hr in H&#246;he von 2.130,-- DM fest. F&#252;r das vom Kl&#228;ger etwas sp&#228;ter erworbene Nutzungsrecht an der zweiten GrabsteIle des Doppelgrabes setzte der Beklagte mit Heranziehungsbescheid vom 24. Februar 1987 wiederum eine Grabnutzungsgeb&#252;hr in gleicher H&#246;he fest. Gegen die Festsetzung der Grabnutzungsgeb&#252;hren in beiden Bescheiden hat der Kl&#228;ger nach erfolglosem Vorverfahren Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt er aus, dass die Geb&#252;hrenkalkulation nicht ordnungsgem&#228;&#223; erfolgt sei. Unstimmigkeiten best&#252;nden beispielsweise hinsichtlich der eingestellten Personalkosten. Bei der Abschreibung gehe der Beklagte vermutlich vom zeitlichen Wiederbeschaffungswert aus, obgleich die Stadt diese Fl&#228;chen nicht jeweils erneut erwerben m&#252;sse. Zudem sei nicht nachvollziehbar, wie die Nutzungsdauer angenommen worden sei, zumal die Nutzungsrechte auf 30 Jahre reduziert worden seien. Diese Frage habe gleichzeitig Auswirkungen auf die Verzinsungen. Der Zinssatz f&#252;r Eigenkapital sei vermutlich niedriger als der f&#252;r Fremdkapital. Weiter sei nicht nachvollziehbar, wie die Aufschl&#228;ge die auf Personal- und Sachkosten und der Gr&#252;nfl&#228;chenanteil ermittelt worden seien. Vor allem aber seien die Kosten f&#252;r ein Wahlgrab im Verh&#228;ltnis zu denen f&#252;r ein Reihengrab zu hoch. Soweit der Beklagte insoweit den gr&#246;&#223;eren Verwaltungsaufwand, den h&#246;heren Wasserverbrauch, den erh&#246;hten Fl&#228;chenbedarf und die - 3 - unterschiedliche Ausstattung - unter anderem - gesch&#228;tzt habe, habe er die Grenzen zul&#228;ssiger Sch&#228;tzung &#252;berschritten. Dabei sei zu ber&#252;cksichtigen, dass es sich bei dem heutigen "Wahlgrab" um nichts anderes handele als um die Halbierung des fr&#252;heren "Doppelgrabes". Auf dem Friedhof B. w&#252;rden die Gr&#228;ber der Reihe nach angelegt. Dabei zeige sich, dass der Unterschied zwischen Wahlgrab und Reihengrab hinsichtlich des Fl&#228;chen- und sonstigen Bedarfes nicht gravierend sei. Gleichwohl m&#252;sse heute f&#252;r ein Wahlgrab mit zwei Stellen das Doppelte der Geb&#252;hr bezahlt werden, die noch im Jahre 1985 f&#252;r ein Doppelgrab zu entrichten gewesen sei. Die Fl&#228;chenzuordnung f&#252;r die einzelnen Grabformen sei willk&#252;rlich und diene der Subvention der Reihengr&#228;ber. Es sei nicht nachweisbar, dass der Fl&#228;chenbedarf bei einem Wahlgrab, das zudem noch in den h&#228;ufigsten F&#228;llen gleich als Doppelgrab vergeben werde, mehr als doppelt so gro&#223; wie bei einem Reihengrab sei. Schlie&#223;lich sei die Bewertung der Fl&#228;chen fragw&#252;rdig. Der Kl&#228;ger beantragt, die Bescheide des Beklagten vom 4. und 24. Februar 1987 sowie den Widerspruchsbescheid des Beklagten vom 23. Juni 1988 insoweit aufzuheben, als darin Grabnutzungsgeb&#252;hren in H&#246;he von jeweils 2.130,-- DM festgesetzt worden sind. Der Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen. Er h&#228;lt die Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig und tritt den Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers unter Erl&#228;uterung der Einnahmen- und Ausgabenpositionen sowie der Berechnungsfaktoren im einzelnen entgegen. Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten (Beiakten Hefte 1 und 2) sowie des im Termin zus&#228;tzlich vorgelegten Verwaltungsvorganges Bezug genommen. - 4- E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e: Die zul&#228;ssige Anfechtungsklage (&#167; 42 Abs. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -) ist unbegr&#252;ndet. Die Heranziehungsbescheide des Beklagten vom 4. und vom 24. Februar 1987 - soweit sie angefochten sind - und der hierauf bezogene Widerspruchsbescheid des Beklagten vom 23. Juni 1988 sind rechtm&#228;&#223;ig und verletzen deshalb den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO). Die Bescheide des Beklagten finden ihre Rechtsgrundlage in den &#167;&#167; 4 und 6 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (KAG NW) in Verbindung mit den Bestimmungen der Satzung f&#252;r die Benutzung der Friedh&#246;fe der Stadt N. (Friedhofssatzung - BFS -) vom 17. Dezember 1986 (Amtsblatt der Stadt N. - ABI. -, S. 214) und der Geb&#252;hrensatzung f&#252;r die Friedhofseinrichtungen der Stadt N. (FGS) vom 17. Dezember 1975 (ABI., S. 241) sowie dem zugeh&#246;rigen Geb&#252;hrentarif in der Fassung vom 18. Dezember 1986 (ABI., S. 223). Gem&#228;&#223; &#167; 36 der Friedhofssatzung erhebt der Beklagte f&#252;r die Benutzung der Friedhofseinrichtungen der Stadt N. und f&#252;r die Inanspruchnahme damit zusammenh&#228;ngender Leistungen der Friedhofsverwaltung Geb&#252;hren nach Ma&#223;gabe der jeweils geltenden Geb&#252;hrensatzung. Dabei werden nach laufender Nummer 2 des Geb&#252;hrentarifs vom 18. Dezember 1986 f&#252;r ein Wahlgrab je GrabsteIle 2.130,-- DM an Geb&#252;hren erhoben. Anhaltspunkte daf&#252;r, die Satzung und insbesondere den Geb&#252;hrentarif in der in Rede stehenden Fassung hinsichtlich ihres formellen Zustandekommens in Frage zu stellen, bestehen nicht. Dem Rat der Stadt N. hat bei Beschlussfassung &#252;ber die Satzung und den zugeh&#246;rigen Geb&#252;hrentarif eine Geb&#252;hrenkalkulation ("Geb&#252;hrenbedarfsberechnung") vorgelegen. Sie ist von ihm - soweit dies &#252;berhaupt f&#252;r erforderlich gehalten wird (vgl. OVG NW, Urteil vom 12. April 1989 - 9 A 254/87 -) - billigend zur Kenntnis genommen worden. - 5 - Auch in materieller Hinsicht ist die Geb&#252;hrensatzung in der hier ma&#223;geblichen Fassung, soweit der vorliegende Rechtsstreit eine &#220;berpr&#252;fung gebietet, beanstandungsfrei. Hinsichtlich des vom Beklagten in die Geb&#252;hrenbedarfsermittlung eingestellten Kostenvolumens ist nicht ersichtlich, dass Positionen, die aus rechtlichen Gr&#252;nden nicht h&#228;tten eingestellt werden d&#252;rfen, eingeflossen sind. Was die vom Kl&#228;ger angef&#252;hrten Personalkosten f&#252;r den Arbeiter G. betrifft, sind die vom Kl&#228;ger ger&#252;gten "Unstimmigkeiten" vom Beklagten nachvollziehbar und glaubhaft gekl&#228;rt worden. Der Beklagten hat hierzu erl&#228;utert, dass die Kostenaufstellung insoweit bereits vor Erlass der Satzungen bereinigt worden sind. Dies wird best&#228;tigt durch ein in den Verwaltungsvorg&#228;ngen des Beklagten befindliches verwaltungsinternes Schreiben vom 30. Juli 1986, in welchem ausgef&#252;hrt wird, dass sich die Kostenseite der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung durch die Verlagerung der Personalkosten des Herrn G. zu einem anderen Unterabschnitt entsprechend verringert habe. Hinsichtlich der Berechnung der kalkulatorischen Abschreibungen der Anlagenteile durfte der Beklagte nach inzwischen gefestigter Rechtsprechung vom sogen. Wiederbeschaffungszeitwert ausgehen. Dies ergibt sich aus den in &#167; 6 Abs.2 S&#228;tze 1 und 2 KAG NW getroffenen - an betriebswirtschaftliche Grunds&#228;tze der Kostenermittlung ankn&#252;pfenden - Regelungen. Vgl. OVG NW, Urteile vom 21. Juni 1979 - 2 A 1628/77 -, vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 - und vom 22. Januar 1988 - 15 A 2874/84 -; VG N., Urteil vom 13. September 1989 - 6 K 433/87 -. Diese Rechtsauffassung, die den Gemeinden hinsichtlich der Art der Abschreibung (nach Anschaffungs- und Herstellungswert oder nach Wiederbeschaffung(Zeit-)wert) einen gerichtlich nicht &#252;berpr&#252;fbaren Entscheidungsspielraum einr&#228;umt, entspricht auch der herrschenden, abgabenrechtlichen Literaturmeinung vgl. etwa: Driehaus, Kommentar zum KAG, &#167; 6 Rdnrn. 153 f. (181); Bauernfeind/Zimmermann, KAG NW, 2.Aufl., &#167; 6 Rdnr. 22 - 6 - und ist vom Bundesverwaltungsgericht (vgl. Beschluss vom 25. M&#228;rz 1985 - VIII B 11.54 -, KStZ 1985, s. 129) mit ausf&#252;hrlicher Begr&#252;ndung ebenfalls gebilligt worden. Von der kalkulatorischen Abschreibung ausgenommen sind die Bodenfl&#228;chen, weil insoweit, was auch der Beklagte ber&#252;cksichtigt hat, keine Wertminderung durch Alter und Abnutzung eintritt. Die hierauf bezogene R&#252;ge des Kl&#228;gers greift schon deshalb nicht durch. Soweit in die Geb&#252;hrenkalkulation die - vom Kl&#228;ger ebenfalls ger&#252;gten - kalkulatorischen Zinsen auf der Grundlage - hier - des Restwertes des betriebsnotwendigen Anlageverm&#246;gens eingeflossen sind, entspricht auch dies der gesetzlichen Regelung des &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 KAG NW. Gegen den angesetzten Zinssatz von 6 % ist nichts zu erinnern; rechnerische Fehler sind nicht ersichtlich. Soweit der Kl&#228;ger schlie&#223;lich einen Ansatz von 413.650,-- DM f&#252;r die Erstattung von Ausgaben des Verwaltungshaushaltes angegriffen hat, muss dem ein Missverst&#228;ndnis zugrunde gelegen haben. Denn die von ihm genannte Summe findet sich nicht unter den Ausgaben des Betriebsabrechnungsbogens f&#252;r das Jahr 1985, sondern unter den Einnahmen. Bei der Erstattung von Ausgaben des Verwaltungshaushaltes handelt es sich um eine verwaltungsinterne Verrechnung, bei der jeweils - rechnerisch - ber&#252;cksichtigt wird, in welchem Umfang andere &#196;mter f&#252;r die betreffende Leistung t&#228;tig werden. Eine solche Ber&#252;cksichtigung ist rechtlich nicht zu beanstanden. Vgl. hierzu auch Bauernfeind/Zimmermann, a.a.O., &#167; 6 Rdnr. 21; Dahmen-Driehaus und andere, Kommentar zum KAG NW, &#167; 6 Rdnr. 27. Eine entsprechende Position ist auch auf der Ausgabenseite bei der Berechnung f&#252;r das Jahr 1985 in H&#246;he von 66.080,-- DM enthalten. Bei der vom Kl&#228;ger aufgef&#252;hrten, als Einnahme eingestellten Summe handelt es sich demgegen&#252;ber um eine - rechnerisch ermittelte - Position, die dadurch zu erkl&#228;ren ist, dass das zust&#228;ndige Amt, n&#228;mlich das Gartenbauamt, seinerseits wiederum f&#252;r andere Verwaltungseinheiten t&#228;tig wird und dies rechnerisch ebenfalls ber&#252;cksichtigt werden muss. Die H&#246;he der einzelnen eingestellten Positionen ist aus dem Haushaltsplan f&#252;r die Stadt N. &#252;bernommen worden. Dabei sind ausweis- - 7 - lich des im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vorgelegten Haushaltsplanes keine &#220;bertragungsfehler unterlaufen. Auch im &#220;brigen sind die auf der Ausgabenseite der Geb&#252;hrenkalkulation angesetzten Berechnungsposten nicht zu beanstanden. Sie lassen eine Einbeziehung von aus Rechtsgr&#252;nden nicht ansatzf&#228;higen Kosten nicht erkennen. Der Kl&#228;ger hat auch weiter nichts von Substanz vorgetragen, was die Angemessenheit der einzelnen Berechnungsposten zweifelhaft erscheinen lassen k&#246;nnte. Gegen die Bewertung der Fl&#228;chen ist nichts zu erinnern. Land- bzw. forstwirtschaftliche Fl&#228;chen werden im Wert - neben Heideland - mit am niedrigsten eingestuft; darunter liegt allenfalls noch Brach- oder &#214;dland. Es ist allerdings kein Grund ersichtlich, warum der Beklagte die Friedhofsgrundfl&#228;chen als derartig wertlos einstufen sollte. Nicht zu beanstanden ist, dass und in welcher Weise der Beklagte die - voraussichtlich entstehenden - Kosten f&#252;r das Jahr 1987, die der Geb&#252;hrenbedarfsermittlung zugrunde liegen, auf der Grundlage der tats&#228;chlich entstandenen Kosten aus dem Jahre 1985 gesch&#228;tzt (hochgerechnet) hat. Eine solche Sch&#228;tzung ist grunds&#228;tzlich schon deshalb erforderlich, weil die Satzung Geltung f&#252;r die Zukunft haben soll und die zuk&#252;nftig entstehenden Kosten vorab nicht genau festgestellt werden k&#246;nnen. Vgl. hierzu auch Bauernfeind/Zimmermann, a.a.O., &#167; 6 Rdnr.11. Die Steigerungsrate von etwa - errechnet - 5,6 % pro Jahr ist als Prognoseentscheidung jedenfalls nicht zu hoch. Schlie&#223;lich ist auch gegen die H&#246;he des f&#252;r den sogenannten Gr&#252;nfl&#228;chenanteil vorgenommenen Kostenabzuges nichts zu erinnern. Mit dieser kostenm&#228;&#223;igen Ber&#252;cksichtigung eines Gr&#252;nfl&#228;chenanteils tr&#228;gt der Beklagte dem Umstand Rechnung, dass Friedh&#246;fe generell nicht nur von den Hinterbliebenen als - 8 - den eigentlichen Friedhofsbenutzern aufgesucht werden, sondern auch von anderen Besuchern (Spazierg&#228;ngern), so dass die Friedh&#246;fe auch wie Gr&#252;nanlagen genutzt werden und ihnen damit ein Erholungswert f&#252;r die Allgemeinheit beizumessen ist. Konkrete Ankn&#252;pfungspunkte daf&#252;r, wie hoch dieser Wert f&#252;r die Allgemeinheit zu veranschlagen ist, liegen naturgem&#228;&#223; nicht vor, so dass dieser Anteil gesch&#228;tzt werden muss. Die Kammer geht davon aus, dass dem Erholungswert der Friedh&#246;fe im Gebiet der Stadt N. im Schnitt mit einem Anteil von mindestens 10 % ausreichend Gen&#252;ge getan ist. Dabei ist insbesondere die Tatsache zu ber&#252;cksichtigen, dass gerade dem st&#228;dtischen Hauptfriedhof mit dem gr&#246;&#223;ten Einzugsgebiet, n&#228;mlich dem Waldfriedhof M., trotz seiner park&#228;hnlichen Gestaltung ein vergleichsweise geringer Erholungswert f&#252;r die Allgemeinheit zukommt, weil er sich so sehr weit au&#223;erhalb des Stadtgebietes befindet, dass er von eventuellen Spazierg&#228;ngern fu&#223;l&#228;ufig gar nicht und mit &#246;ffentlichen Verkehrsmitteln nur mit einer langen Anfahrt zu erreichen ist. Deshalb ist er als Gr&#252;nanlage f&#252;r das Stadtgebiet nicht von Bedeutung. Die Ber&#252;cksichtigung von 19 % der zuvor um die kalkulatorischen Kosten bereinigten Kosten, wie sie der Beklagte eingestellt hat, bedeutet im Ergebnis einen Abzug in H&#246;he von 12,5 % der Gesamtkosten. Dieser Anteil ist jedenfalls nicht zu niedrig. Weist das zugrunde gelegte Kostenvolumen somit keine Fehler auf, so gibt auch die Zuordnung der Kosten zu den einzelnen Grabarten und damit die H&#246;he der f&#252;r diese Grabarten jeweils vorgesehenen Geb&#252;hren keinen Anlass zu Beanstandungen. Die R&#252;ge des Kl&#228;gers, die Kosten f&#252;r ein Wahlgrab seien im Verh&#228;ltnis zu denen f&#252;r ein Reihengrab zu hoch, dringt nicht durch. Die Geb&#252;hrenverteilung verst&#246;&#223;t nicht gegen das &#196;quivalenzprinzip oder den Gleichheitsgrundsatz. Zwar ist die Geb&#252;hr f&#252;r ein Wahlgrab 2,7 mal so hoch wie die f&#252;r ein Reihengrab. Dies ist aber nicht rechtswidrig, weil zum einen der f&#252;r ein Wahlgrab zu leistende Aufwand den f&#252;r ein Reihengrab ganz erheblich &#252;bersteigt und zum anderen auch ein Wahlgrab im Verh&#228;ltnis zu einem Reihengrab dem Nutzungsberechtigten ganz erhebliche Vorteile bietet. H&#246;herer Aufwand und gr&#246;&#223;erer Nutzen rechtfertigen die Geb&#252;hrendifferenz. - 9 - Dabei hat der Beklagte in die Geb&#252;hrenverteilung zun&#228;chst zu Recht den gr&#246;&#223;eren Fl&#228;chenbedarf f&#252;r Wahlgr&#228;ber eingestellt. Der unmittelbare Fl&#228;chenbedarf f&#252;r ein Reihengrab (eine GrabsteIle) betr&#228;gt auf den Friedh&#246;fen der Stadt N. ohne Ber&#252;cksichtigung der Zwischenabst&#228;nde (Wegefl&#228;chen) gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 2 Lit. a) FGS (0,90 m x 2,10 m =) 1,89 qm, unter Ber&#252;cksichtigung der Zwischenabst&#228;nde von umlaufend 0,25 m je GrabsteIle (1,15 m x 2,35 m =) 2,70 qm. Demgegen&#252;ber liegt der unmittelbare Fl&#228;chenbedarf f&#252;r ein Wahlgrab ohne Ber&#252;cksichtigung der zugeh&#246;rigen Wegefl&#228;chen ca. 25 % dar&#252;ber; er betr&#228;gt gem&#228;&#223; &#167; 15 Abs. 4 FGS (1,20 m x 2,00 m =) 2,40 qm; unter Ber&#252;cksichtigung der zwischenliegenden Wegefl&#228;chen ist er sogar fast doppelt so hoch, n&#228;mlich (zwischen 3,33 qm und 5,70 qm, also) im Durchschnitt knapp 5 qm. Der h&#246;here Aufwand f&#252;r die WahlgrabsteIlen ersch&#246;pft sich indes nicht in dem h&#246;heren Fl&#228;chenbedarf. Weitere Faktoren, die insoweit ins Gewicht fallen, sind zun&#228;chst eine bessere wegem&#228;&#223;ige Erschlie&#223;ung der Grabfelder, in welchen sich die Wahlgr&#228;ber befinden, und ihre bessere Ausstattung mit Abfallbeh&#228;ltern und Wasserzapfstellen, vor allem aber die aufwendigere Begr&#252;nung des unmittelbaren Umfeldes dieser Grabfelder. Diese Faktoren f&#252;hren insgesamt gesehen nicht nur zu einer weiteren Steigerung des (Gesamt-) Fl&#228;chenbedarfs f&#252;r die Wahlgr&#228;ber, sondern bringen dar&#252;ber hinaus auch, bedingt durch den erforderlichen Arbeitsaufwand, einen h&#246;heren Personalbedarf mit sich, weil diese Gr&#252;nfl&#228;chen nicht von den Nutzungsberechtigten, sondern von den Friedhofsarbeitern gepflegt werden. Hinzu kommt schlie&#223;lich ein gr&#246;&#223;erer Aufwand bei der Anlage und Verwaltung der Wahlgr&#228;ber, der daraus resultiert, dass die Wahlgr&#228;ber in aller Regel nicht der Reihe nach vergeben werden k&#246;nnen. Auf Grund der (nur) bei ihnen bestehenden M&#246;glichkeit zur Verl&#228;ngerung der Nutzungsrechte sowie zur Einflussnahme auf die Auswahl eines Grabes im Feld werden die einzelnen Wahlgr&#228;ber zu unterschiedlichen Zeiten eingeebnet und wieder neu vergeben. Das f&#252;hrt dazu, dass keine einheitliche Einebnung und Neubelegung eines Wahlgrabfeldes erfolgen kann. Es liegt auf der Hand, dass dieser Umstand ebenfalls einen gr&#246;&#223;eren Pflege- und Verwaltungsaufwand zur Folge hat als bei den Reihengr&#228;bern. Die Ber&#252;cksichtigung dieser Faktoren bei der Geb&#252;hrenbemessung ist nicht zu beanstanden. - 10 - Mit diesem erh&#246;hten Aufwand korrespondieren erhebliche Vorteile f&#252;r die Nutzungsberechtigten der Wahlgr&#228;ber. Sie finden zun&#228;chst ein aufwendiger gestaltetes Umfeld und bequemere Versorgungsm&#246;glichkeiten vor. Hinzu kommen im Unterschied zu den Reihengr&#228;bern die M&#246;glichkeit, in gewissem Umfang auf die Lage des Wahlgrabes Einfluss zu nehmen (vgl. &#167; 15 Abs. 1 FGS, w&#228;hrend das Reihengrab den Nutzungsberechtigten zugewiesen sind, vgl. &#167; 13 Abs. 5 FGS), die Gr&#228;ber im Rahmen der Friedhofssatzung frei zu gestalten und insbesondere, die Nutzungsrechte nach Ablauf der ersten Ruhefrist zu verl&#228;ngern. Diese gr&#246;&#223;eren Vorteile f&#252;r die Nutzungsberechtigten d&#252;rfen ebenfalls bei der Geb&#252;hrenbemessung ber&#252;cksichtigt werden. Allerdings lassen sich die aufgef&#252;hrten Faktoren sowohl hinsichtlich des Aufwandes als auch hinsichtlich der Vorteile nicht ziffernm&#228;&#223;ig ermitteln. Bei der Beurteilung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Geb&#252;hrens&#228;tze kann deshalb nur darauf abgestellt werden, ob die Differenz angesichts der geschilderten Faktoren in einem offensichtlichen Missverh&#228;ltnis zu der jeweiligen Inanspruchnahme steht und damit rechtswidrig ist (vgl. &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG NW). Das ist nach Auffassung der Kammer aus den vorstehenden Gr&#252;nden zu verneinen. Das gilt insbesondere angesichts des Umstandes, dass es in den letzten Jahren auf den Friedh&#246;fen zu einem erheblichen Platzmangel gekommen ist, so dass vor allem dem fl&#228;chenm&#228;&#223;igen Aufwand ein ganz erhebliches Gewicht beizumessen ist. Auch die Tatsache, dass die Geb&#252;hren f&#252;r alle Friedh&#246;fe gleich bemessen sind, f&#252;hrt nicht zu ihrer Rechtswidrigkeit, weil die Friedh&#246;fe der Stadt N. insgesamt als eine Anlage anzusehen sind. Die H&#246;he der Geb&#252;hr f&#252;r eine WahlgrabsteIle ist schlie&#223;lich - entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers - auch nicht deshalb rechtswidrig, weil damit etwa der fl&#228;chenm&#228;&#223;ige und sonstige Aufwand f&#252;r die Gemeinschaftsgrabst&#228;tten f&#252;r anonyme Beisetzungen mit abgedeckt w&#252;rde. Hierzu hat der Beklagte - ohne dass Anlass zu Zweifeln an der Richtigkeit dieser Aussage besteht - erl&#228;utert, dass es sich dabei nicht im eigentlichen Sinne um Grabgelder handelt, sondern dass die anonymen Beisetzungen an solchen Stellen erfolgen, die zur Bereitstellung von GrabsteIlen im herk&#246;mmlichen Sinne nicht geeignet sind. Auch erfolge keinerlei Kenntlichmachung dieser Stellen, die deshalb als Gr&#228;ber nicht - 11 - erkennbar seien. Demgem&#228;ss gebe es auch keine Nutzung an diesen Gr&#228;bern, weil n&#228;mlich die Hinterbliebenen die St&#228;tten der Beerdigung gar nicht erkennen k&#246;nnten. Hinzu kommt, dass im Jahre 1987 nach Angaben des Beklagten keine Beisetzung in einer solchen Gemeinschaftsgrabst&#228;tte stattgefunden hat. Von einer Subventionierung der Gemeinschaftsgrabst&#228;tten durch die von den Nutzungsberechtigten der WahlgrabsteIlen zu entrichteten Geb&#252;hren kann deshalb nicht die Rede sein. Nach alledem ist die vom Beklagten vorgesehene Geb&#252;hr f&#252;r die Wahlgrabsteilen nicht zu beanstanden. Die Klage war deshalb mit der Kostenfolge aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO abzuweisen. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 167 Abs. 2 VwGO. </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,174
olgham-1989-11-23-2-ws-62689
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 626/89
1989-11-23T00:00:00
2019-03-13T14:48:23
2022-10-18T15:08:56
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1123.2WS626.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten des Angeklagten verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Dem aus ... stammenden Angeklagten war mit der Anklage vom 18. April 1989 - ... - ein am ... begangenes Vergehen des Fahrens ohne Fahrerlaubnis vorgeworfen worden. Weiterhin war ihm mit Anklage vom 3. April 1989 - ... - ein Vergehen gegen das Ausl&#228;ndergesetz (Zuwiderhandlung gegen die r&#228;umliche Beschr&#228;nkung der Aufenthaltserlaubnis) vorgeworfen worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 14. Juni 1989 hat das Amtsgericht bzgl. des letztgenannten Verfahrens das Hauptverfahren er&#246;ffnet, die Verbindung mit dem bereits zuvor er&#246;ffneten weiteren Verfahren angeordnet und - antragsgem&#228;&#223; - Rechtsanwalt ... aus ... als Pflichtverteidiger beigeordnet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Hauptverhandlung vom 3. Juli 1989 wurde das Verfahren wegen des Vorwurfs des Vergehens gegen das Ausl&#228;ndergesetz gem&#228;&#223; &#167; 154 StPO vorl&#228;ufig eingestellt und der Angeklagte im &#252;brigen wegen vors&#228;tzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Geldstrafe von 30 Tagess&#228;tzen zu je 10,- DM verurteilt. Hiergegen hat er Berufung eingelegt, &#252;ber die noch nicht entschieden ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat der Vorsitzende der - kleinen - Strafkammer gleichzeitig mit der Terminsbestimmung auf den 30. November 1989 "den Beschlu&#223; des Amtsgerichts ... vom 14. Juni 1989, wonach Rechtsanwalt ... dem Angeklagten als Pflichtverteidiger beigeordnet wurde, aufgehoben". Zur Begr&#252;ndung hat er darauf hingewiesen, da&#223; bei dem einfach gelagerten Sachverhalt, der jetzt noch allein Gegenstand des Verfahrens sei, bei Mitwirkung eines Dolmetschers in der Berufungshauptverhandlung der Angeklagte in der Lage sei, sich selbst zu verteidigen und auch im &#252;brigen ein Fall der notwendigen Verteidigung im Sinne von &#167; 140 StPO nicht vorliege.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die hiergegen gerichtete Beschwerde des Angeklagten, der der Vorsitzende der Strafkammer nicht abgeholfen hat, kann keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist zul&#228;ssig; der Zul&#228;ssigkeit steht nicht die Vorschrift des &#167; 305 StPO entgegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zwar haben fr&#252;her der hiesige 3. Strafsenat (Beschl&#252;sse vom 9. Mai 1985 - 3 Ws 277/85 - = NStZ 1985, 518 und vom 2. M&#228;rz 1987 - 3 Ws 100/87 -) sowie bislang noch ihm folgend der 4. Strafsenat (vgl. Beschl&#252;sse vom 21. Mai 1987 - 4 Ws 271/87 und vom 10. Juni 1987 - 4 Ws 288/87 - = NStZ 1987, 476) die Auffassung vertreten, da&#223; die vom Vorsitzenden des erkennenden Gerichts au&#223;erhalb der Hauptverhandlung getroffene Entscheidung im Zusammenhang mit der Bestellung oder Abberufung eines Pflichtverteidigers gem&#228;&#223; &#167; 305 Satz 1 StPO nicht der Beschwerde unterliegt. Der 3. Strafsenat hat diese Ansicht im Beschlu&#223; vom 14. Februar 1989 - 3 Ws 68 u. 70/89 - jedoch aufgegeben und sich im Interesse einer einheitlichen Rechtsprechung der herrschenden Auffassung sowie der st&#228;ndigen Rechtsprechung des hiesigen 1. Strafsenats (vgl. Beschl&#252;sse vom 16. Juni 1987 - 1 Ws 197/87 - und 13. August 1987 - 1 Ws 235/87 - = StV 1987, 478) angeschlossen, nach der Beschwerden gegen solche Entscheidungen zul&#228;ssig sind (vgl. auch OLG Hamm, NStZ 1986, 328 - Beschl. des. fr&#252;heren 6. Strafsenats vom 30. Januar 1986; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 141 Rdn. 10; KK-Laufh&#252;tte, StPO, 2. Aufl., &#167; 141 Rdn. 12; KK-Engelhardt, StPO, 2. Aufl., &#167; 305 Rdn. 8 jeweils m.w. Hinw.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Senat tritt dieser die Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde gegen eine solche jedenfalls au&#223;erhalb der Hauptverhandlung getroffene Entscheidung des Vorsitzenden bejahenden Ansicht nicht zuletzt auch im Interesse einer einheitlichen Rechtsprechung der hiesigen Strafsenate bei, zumal auch der 4. Strafsenat auf Anfrage mitgeteilt hat, da&#223; er dazu neige, an seiner gegenteiligen Rechtsansicht nicht mehr festzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die somit zul&#228;ssige Beschwerde ist jedoch nicht begr&#252;ndet. Dabei geht der Senat zun&#228;chst aufgrund des Gesamtzusammenhangs der Gr&#252;nde des angefochtenen Beschlusses davon aus, da&#223; trotz der Formulierung im Tenor die Pflichtverteidigerbestellung nur f&#252;r die Zukunft aufgehoben werden sollte, zumal weder eine r&#252;ckwirkende Bestellung (vgl. OLG D&#252;sseldorf, NStZ 1984, 43) noch eine r&#252;ckwirkende Aufhebung der Bestellung zul&#228;ssig oder gesetzlich vorgesehen ist (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 16. Juni 1987 - 1 Ws 197/87 -).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wie der Beschwerdef&#252;hrer zutreffend ausf&#252;hrt, ist anerkannterma&#223;en die Aufhebung einer Pflichtverteidigerbestellung dann m&#246;glich und zul&#228;ssig, wenn infolge einer wesentlichen Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde ein Fall notwendiger Verteidigung nicht mehr vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das ist hier der Fall. Jedenfalls nach Wegfall des Vorwurfs eines Versto&#223;es gegen das Ausl&#228;ndergesetz geht es nur noch um den Vorwurf eines einmaligen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Insoweit hat sich der Angeklagte nach den Feststellungen des erstinstanzlichen Urteils weitgehend gest&#228;ndig gezeigt. Danach soll dem Angeklagten aufgrund einer Reihe von Eintragungen im Verkehrszentralregister mit Verf&#252;gung der Stadt ... vom 7. Februar 1989 ..., die er nicht verstanden haben will, die Fahrerlaubnis entzogen worden sein. Um die Sache zu kl&#228;ren, soll er sich am 6. M&#228;rz 1989 zum Stra&#223;enverkehrsamt der Stadt ... begeben haben, wo ihm mit Hilfe eines Dolmetschers die Verf&#252;gung erl&#228;utert ... und ... ihm klargemacht worden sein soll, da&#223; er im Stra&#223;enverkehr kein Kraftfahrzeug mehr fahren d&#252;rfe, er sich trotz Aufforderung jedoch geweigert haben soll, seinen F&#252;hrerschein herauszugeben und sich statt dessen in einen Pkw gesetzt und davongefahren sein soll. Trotz dieser festgestellten Umst&#228;nde habe sich der Angeklagte zum F&#252;hren eines Kraftfahrzeugs berechtigt gef&#252;hlt, weil er die Verf&#252;gung der Stadt f&#252;r rechtswidrig gehalten habe. Dieser Einlassung folgend ist das Amtsgericht dann auch von einem - wenn auch vermeidbaren - Verbotsirrtum ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Demzufolge hat auch der Verteidiger in der erstinstanzlichen Hauptverhandlung nicht Freispruch, sondern eine mildere als vom Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft beantragte Strafe beantragt, was jedenfalls hinsichtlich der H&#246;he eines Tagessatzes auch geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; ist der Senat der Ansicht, da&#223; die Sache tats&#228;chlich und rechtlich einfach gelagert ist und da&#223; der Angeklagte in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen. Dies gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung der Tatsache, da&#223; er der deutschen Sprache nicht m&#228;chtig ist, ... ein Recht auf ein faires Verfahren hat und nicht zu einem unverstandenen Objekt des Verfahrens herabgew&#252;rdigt werden darf (vgl. BVerfG NRW 1983, 2762).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte hat nach seinen eigenen Angaben in seinem Heimatland 10 Jahre lang die Schule besucht, bezeichnet sich als Elektriker und h&#228;lt sich nunmehr seit mehr als vier Jahren als inzwischen abgewiesener Asylbewerber in der Bundesrepublik Deutschland auf. Er war seit Ende 1986 im Besitz einer deutschen Fahrerlaubnis und verstand es, sich hier und im benachbarten Ausland mit einem Pkw am Stra&#223;enverkehr zu beteiligen. Da der Angeklagte bislang mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten ist, ist er auch mit dem deutschen Rechtssystem zumindest in groben Z&#252;gen vertraut. So ist er im Jahre 1986 - wenn auch m&#246;glicherweise jeweils durch Strafbefehl - zweimal wegen vors&#228;tzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu Geldstrafen von jeweils 15 Tagess&#228;tzen verurteilt worden. Ferner wurde er im Mai 1987 - m&#246;glicherweise ebenfalls durch Strafbefehl - wegen Versto&#223;es gegen das Asylverfahrensgesetz zu einer Geldstrafe von 60 Tagess&#228;tzen und durch Urteil des Amtsgerichts ... vom 5. Februar 1988 wegen eines weiteren Versto&#223;es gegen das Asylverfahrensgesetz zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten mit dreij&#228;hriger Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung verurteilt. In den beiden letztgenannten Verfahren wurde er bereits von Rechtsanwalt ... verteidigt. Dar&#252;ber hinaus sind gegen den Angeklagten mehrfach Bu&#223;geldbescheide wegen Verkehrsverst&#246;&#223;en ergangen. Dadurch, da&#223; der Angeklagte zwar aus einem fremden Kulturkreis entstammt, sich jedoch bereits l&#228;ngere Zeit in der Bundesrepublik Deutschland aufh&#228;lt und durch zahlreiche Kontakte zumindest in groben Z&#252;gen mit dem hiesigen Rechtssystem vertraut ist, unterscheidet sich der Fall von den von der Verteidigung zahlreich zitierten &#228;hnlich, letztlich jedoch anders gelagerten F&#228;llen und auch von der Entscheidung des OLG Hamm, abgedruckt im AnwBl 1980, 31.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag auch nicht der u.a. vom OLG Zweibr&#252;cken (StrafVert. 1988, 378) vertretenen Ansicht zu folgen, einem mittellosen, der deutschen Sprache nicht m&#228;chtigen Angeklagten sei unabh&#228;ngig vom Gewicht des Verfahrensgegenstandes und der Schwierigkeit der Sach- und Rechtslage stets ein Pflichtverteidiger beizuordnen. Diese Ansicht kann weder auf den Grundsatz des fairen Verfahrens gest&#252;tzt werden noch ist sie durch &#167; 140 Abs. 1 und 2 StPO gedeckt. Andernfalls w&#228;re damit, wollte man dieser Ansicht folgen, praktisch eine vom Gesetzgeber nicht vorgesehene Erweiterung des in &#167; 140 Abs. 1 StPO aufgestellten Katalogs vorzunehmen (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 22. Nov. 1988 - 1 Ws 313/88) und ein in gleicher Weise intelligenter Angeklagter, der der deutschen. Sprache m&#228;chtig ist, schlechter gestellt als derjenige, der bei sonst gleichen Voraussetzungen der deutschen Sprache nicht m&#228;chtig ist. Dem allein sprachlichen Defizit wird bereits dadurch hinreichend Rechnung getragen, da&#223; in der Hauptverhandlung ein Dolmetscher t&#228;tig ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der Konvention zum Sch&#252;tze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (MRK). Sie gew&#228;hrt n&#228;mlich in Art. 6 Abs. 3 Buchst. e ein Recht auf unentgeltliche Beiziehung eines Dolmetschers ohne jede Einschr&#228;nkung, dagegen in Buchstabe c ein Recht auf Bestellung eines Verteidigers nur f&#252;r den Fall, da&#223; der Beistand eines Verteidigers im Interesse der Rechtspflege erforderlich ist. Insoweit sind die entsprechenden Kriterien in &#167; 140 StPO aufgef&#252;hrt, (vgl. zutreffend LG Koblenz MDR 1987, 431). Wenn unter den dort aufgestellten Kriterien die Mitwirkung eines Verteidigers nicht erforderlich ist, kann dies nicht dadurch m&#246;glich gemacht und erforderlich werden, da&#223; die hiervon unabh&#228;ngige Notwendigkeit der Mitwirkung eines Dolmetschers an der Verhandlung die Notwendigkeit einer Verteidigung durch einen Rechtsanwalt nach sich zieht. Es ist n&#228;mlich ein Unterschied, ob einerseits jemand der Aufgabe der Verteidigung in eigener Sache gewachsen ist oder ob andererseits er diejenige Sprache versteht oder sich darin ausdr&#252;cken kann, in der seine Sache vor Gericht zu verhandeln und die Verteidigung zu f&#252;hren ist. Die Verst&#228;ndigung des Angeklagten mit einem Verteidiger ist nur dann von Bedeutung, wenn der Angeklagte einen Verteidiger braucht. Daher ist es auch nicht von Belang, ob ein Angeklagter mittellos ist und einen Dolmetscher nicht bezahlen kann (vgl. LG Koblenz a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Letztlich liegt auch darin, da&#223; der Vorsitzende der Strafkammer vor seiner Entscheidung dem Angeklagten bzw. seinem Verteidiger keine Gelegenheit zur Stellungnahme hierzu gegeben hat, kein Versto&#223; gegen den Grundsatz des rechtlichen Geh&#246;rs ..., da ... die Voraussetzungen f&#252;r eine Anh&#246;rung des Angeklagten nach &#167; 33 Abs. 3 StPO nicht gegeben sind, weil die die Rechtslage ver&#228;ndernden Tatsachen s&#228;mtlich dem Angeklagten bekannt waren und er zudem in der Beschwerdeinstanz hinreichend geh&#246;rt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Beschwerde, wie von der Generalstaatsanwaltschaft beantragt, mit der sich aus &#167; 473 Abs. 1 StPO ergebenden Kostenfolge zu verwerfen.</p>
315,175
olgk-1989-11-23-2-w-19189
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2 W 191/89
1989-11-23T00:00:00
2019-03-13T14:48:25
2022-10-18T15:08:56
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:1123.2W191.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die sofortige weitere Beschwerde wird auf Kosten der Gl&#228;ubigerin zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>II. Der Beschwerdewert wird auf 1.499,23 DM festgesetzt.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I .</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Gl&#228;ubigerin, Tochter der 78j&#228;hrigen Schuldnerin, hat zur Vollstreckung aus zwei Kostenfestsetzungsbeschl&#252;ssen den Erla&#223; eines Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses beantragt. Die Kostenfestsetzungsbeschl&#252;sse sind nach erfolgloser Unterhaltsklage der Schuldnerin zugunsten der Gl&#228;ubigerin ergangen. Die Unterhaltsklage</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">war erfolglos, weil vom Blindengeld in H&#246;he von 812,-- DM, das die Schuldnerin bezieht, ein Teilbetrag von 302,-- DM dem Einkommen zugerechnet worden ist, weil Amts- und Landgericht von einem blindheitsbedingten Mehrbedarf in H&#246;he von nur 510,-- DM monatlich ausgegangen sind. Au&#223;erdem ist dem Einkommen der Schuldnerin im Unterhaltsverfahren eine Zahlung der Unterst&#252;tzungseinrichtung der Rennst&#228;lle und Trainingsanstalten des Bundesgebietes in H&#246;he von 270,-- DM monatlich zugerechnet worden. Insoweit handelt es sich um eine freiwillige aus Spenden finanzierte Leistung dieser Unterst&#252;tzungseinrichtung, die als anrechenbares Einkommen angesehen worden ist, weil nach langj&#228;hriger Zahlung durch die Unterst&#252;tzungseinrichtung von einer</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">dauerhaften Leistung auszugehen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Gl&#228;ubigerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die von der Landesversicherungsanstalt Rheinland gezahlte Witwenrente in H&#246;he von jetzt 490,45 DM monatlich zu pf&#228;nden und zur Feststellung des pf&#228;ndbaren Einkommens dieser Rente hinzuzurechnen</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">a) Mehrbetrag der Rente f&#252;r Kindererziehungszeiten 170,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">b) Unterhaltsleistungen des Sohnes V. 65,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">c) Wohngeld 155,-- DM;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">d) Zahlung der Unterst&#252;tzungseinrichtung der Rennst&#228;lle und Trainingsanstalten 270,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Hinzurechnung des Blindengeldes ist mit Schriftsatz vom 7. November 1988 zur&#252;ckgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Schuldnerin bezieht gem&#228;&#223; Bescheid der Gemeinde Waldfeucht vom 11. April 1989 laufende Hilfe zum Lebensunterhalt in H&#246;he von 468,88 DM monatlich. Dabei ist das Sozialamt von einem Regelsatzbedarf (einschlie&#223;lich der Wohn- und Heizungskosten sowie des Mehrbedarfs nach Vollendung des 60. Lebensjahres) in H&#246;he von 949,33 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ausgegangen, von dem es aus den Eink&#252;nften der Schuldnerin nur die Witwenrente in H&#246;he von 490,45 DM abgezogen hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Unterst&#252;tzungseinrichtung der Rennst&#228;lle hat mit Schreiben vom 4. Juli 1989 mitgeteilt, da&#223; die Leistungen im Falle einer Pf&#228;ndung eingestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Am 31. Mai 1989 hat das Amtsgericht den Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; bei Gew&#228;hrung eines unpf&#228;ndbaren Betrages von 900,-- DM erlassen, weil die Schuldnerin</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">auch ohne das Blindengeld monatliche Eink&#252;nfte von &#252;ber 1.200,-- DM habe und die gegen diese Entscheidung gerichtete Erinnerung zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auf die sofortige Beschwerde hat das Landgericht den Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; unter Zur&#252;ckweisung des Antrages der Gl&#228;ubigerin aufgehoben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 568 Abs. 2 ZPO statthaft und auch im &#252;brigen zul&#228;ssig. In der Sache ist sie aber nicht begr&#252;ndet. Das Landgericht ist zu Recht davon ausgegangen, da&#223; auch nach Zusammenrechnung der Eink&#252;nfte gem&#228;&#223; &#167; 850 e Nr. 2 bzw. 2 a ZPO die Anspr&#252;che nicht pf&#228;ndbar sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1 .</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wohngeld ist schon deshalb nicht zu ber&#252;cksichtigen, weil die Schuldnerin laufende Hilfe zum Lebensunterhalt jedenfalls seit Dezember 1988 bezieht und Wohngeld daher nicht mehr gezahlt wird bzw. gew&#228;hrte Leistungen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 104 ff. SGB X zu erstatten sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2 .</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Zahlung der Unterst&#252;tzungseinrichtung der Rennst&#228;lle erfolgt freigiebig und aus F&#252;rsorge, die Schuldnerin hat keinen entsprechenden Rechtsanspruch. Mit Recht hat</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">das Landgericht daher die Pf&#228;ndbarkeit nach &#167; 850 Beklagte Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2 ZPO beurteilt. Die insoweit darlegungs- und beweispflichtige Gl&#228;ubigerin (vgl. St&#246;ber, Forderungspf&#228;ndung, 8. Auflage, Rdn. 1027 m.w.N.) hat nicht dargetan, da&#223; die Pf&#228;ndung nach den Umst&#228;nden der Billigkeit entspricht. Dagegen spricht schon, da&#223; nach der schriftlichen Mitteilung der Unterst&#252;tzungseinrichtung f&#252;r den Fall der Pf&#228;ndung eine Zahlungseinstellung erfolgen wird. Auf die pf&#228;ndungsrechtliche Billigkeitspr&#252;fung</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">bleibt insoweit ohne Einflu&#223;, da&#223; die freiwillige Leistung der Unterst&#252;tzungseinrichtung im Unterhaltsproze&#223; als Einkommen der Schuldnerin angerechnet worden ist. Die pf&#228;ndungsrechtliche Billigkeitsbeurteilung mu&#223; selbst&#228;ndig erfolgen, wie sich schon daraus ergibt, da&#223; der freiwillig Leistende im Unterhaltsproze&#223; nicht geh&#246;rt worden ist und erst bei der Inanspruchnahme als Drittschuldner deutlich wird, ob er eine Pf&#228;ndung zum Anla&#223; der Einstellung der Leistungen nehmen wird.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auch bei der Zusammenrechnung nach &#167; 850 e ZPO ist die Leistung nicht zu ber&#252;cksichtigen, denn au&#223;er im Ausnahmefall des &#167; 850 b Abs. 2 ZPO sind die Leistungen</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">voll unpf&#228;ndbar, so da&#223; sie den unpf&#228;ndbaren Leistungen nach &#167; 850 a ZPO gleichzustellen sind, die nach &#167; 850 e ZPO bei der Zusammenrechnung nicht ber&#252;cksichtigt</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">werden d&#252;rfen (vgl. Stein/Jonas/M&#252;nzberg, 20. Auflage, &#167; 850 e Nr. 2; Z&#246;ller/St&#246;ber, 15. Auflage, &#167; 850 e Rdn. 11).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat mit Recht ausgef&#252;hrt, da&#223; Unterhaltsleistungen des Sohnes Udo gem&#228;&#223; &#167; 850 b Nr. 2 ZPO unpf&#228;ndbar sind und daher bei der Zusammenrechnung gem&#228;&#223; &#167; 850 e ZPO nur zu ber&#252;cksichtigen w&#228;ren, wenn sie gem&#228;&#223; &#167; 850 b Abs. 2 ZPO f&#252;r pf&#228;ndbar erkl&#228;rt werden k&#246;nnten. Ob das Landgericht dies mit Recht verneint hat, kann dahinstehen, da nach der eidesstattlichen Versicherung des Sohnes vom 10. Juni 1989 Barunterhaltsleistungen des Sohnes an die Mutter nicht mehr erbracht werden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist schon nicht dargetan, da&#223; die Schuldnerin Barunterhaltsanspr&#252;che gegen ihren Sohn hat, zumal die Gl&#228;ubigerin selbst Unterhaltsanspr&#252;che der Mutter unter Hinweis auf deren mangelnde Bed&#252;rftigkeit abgewehrt hat. Blo&#223;e tats&#228;chliche Hilfeleistungen f&#252;r die Schuldnerin, die im selben Haus in einer eigenen Wohnung lebt, sind keine pf&#228;ndbaren Leistungen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Pf&#228;ndbarkeit der Rentenanspr&#252;che der Schuldnerin richtet sich nach &#167; 54 SGB I.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dies gilt auch f&#252;r den Teil der Rente, der auf dem Kindererziehungsleistungsgesetz (KLG vom 12. Juli 1987 BGBI 1987, I, 1585) beruht. Nach Art. 2 dieses Gesetzes ist das Arbeiterrentenversicherungs-Neuregelungsgesetz (ArVNG) in &#167; 66 dahin ge&#228;ndert worden, da&#223; die Leistung f&#252;r Kindererziehung als Einkommen unber&#252;cksichtigt bleibt, wenn bei Sozialleistungen aufgrund von Rechtsvorschriften die Gew&#228;hrung oder die H&#246;he dieser Leistung von anderem Einkommen abh&#228;ngig ist. Daher hat das Sozialamt bei der Berechnung der Sozialhilfe diesen Teil der Rente mit Recht au&#223;er Betracht gelassen. Anders als f&#252;r das Erziehungsgeld nach dem Bundeserziehungsgeldgesetz (BErzGG) in &#167; 54 Abs. 5 SGB I ist f&#252;r Kindererziehungsleistungen aber nicht ausdr&#252;cklich bestimmt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">da&#223; sie unpf&#228;ndbar sind. Daraus folgt, da&#223; sich ihre Pf&#228;ndbarkeit nach den allgemeinen Vorschriften in &#167; 54 SGB I richtet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Pf&#228;ndbarkeitsvoraussetzungen nach &#167; 54 Abs. 2, Abs. 3 SGB I sind jedoch f&#252;r den Gesamtbetrag der Rente nicht erf&#252;llt. Bei der Billigkeitspr&#252;fung gem&#228;&#223; &#167; 54 Abs. 2, Abs. 3 SGB I k&#246;nnen nur die Teile des Einkommens ber&#252;cksichtigt werden, die nicht aufgrund anderer Vorschriften unpf&#228;ndbar sind. Auch wenn hier unterhaltsrechtlich ein Teil des Blindengeldes (das nach &#167; 4 Abs. 1 Landesblindengesetz unpf&#228;ndbar ist) und die freiwillige Leistung der Unterst&#252;tzungseinrichtung als Einkommen der Schuldnerin ber&#252;cksichtigt worden sind, bleibt es pf&#228;ndungsrechtlich dabei, da&#223; diese Teile wegen ihrer Unpf&#228;ndbarkeit nicht bei der Zusammenrechnung nach &#167; 850 e Nr. 2, Nr. 2 a ZPO ber&#252;cksichtigt werden d&#252;rfen. Gleiches gilt f&#252;r die nach &#167; 4 Abs. 1 BSHG unpf&#228;ndbare Sozialhilfe.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da f&#252;r die Billigkeitspr&#252;fung somit nur auf das Renteneinkommen in H&#246;he von insgesamt 660,45 DM abzustellen ist, ergibt sich die Unbilligkeit schon daraus, da&#223; die Mindestbetr&#228;ge des &#167; 850 c ZPO nicht erreicht werden (vgl. dazu Senatsentscheidung in OLGZ 1987, 92).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Angesichts dieser Rechtslage kommt es nicht darauf an, ob der Pf&#228;ndbarkeit au&#223;erdem entgegensteht, da&#223; gem&#228;&#223; &#167; 54 Abs. 3 SGB I dadurch Hilfsbed&#252;rftigkeit im Sinne der Vorschriften des BSHG &#252;ber die Hilfe zum Lebensunterhalt eintreten w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO.</p>
315,176
olgk-1989-11-21-ss-57289
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 572/89
1989-11-21T00:00:00
2019-03-13T14:48:26
2022-10-18T15:08:56
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:1121.SS572.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Revision - an eine andere Abteilung des Amtsgerichts K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Generalstaatsanwaltschaft hat ihren Aufhebungsantrag wie folgt begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>"Der Pflichtverteidiger des Angeklagten hat mit Schriftsatz vom 31. Juli 1989 beim Amtsgericht K&#246;ln die Beiordnung als Pflichtverteidiger beantragt. Im Er&#246;ffnungsbeschlu&#223; vom 28. August 1989 hat das Amtsgericht den Antrag abgelehnt (Bl. 77 d.A.). Der mit Schriftsatz vom 5. September 1989 eingelegten Beschwerde hat das Amtsgericht nicht abgeholfen, das Landgericht K&#246;ln hat durch Beschlu&#223; vom 8. Oktober 1989 den Beschlu&#223; des Amtsgerichts K&#246;ln vom 28. August 1989 aufgehoben und Rechtsanwalt J. S. zum Pflichtverteidiger bestellt.</i></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><i>Zwischenzeitlich ist der Angeklagte durch Urteil des Jugendsch&#246;ffengerichts K&#246;ln wegen Diebstahls in Tateinheit mit vors&#228;tzlicher Fahren ohne Fahrerlaubnis in zwei F&#228;llen unter Einbeziehung des Urteils des Amtsgerichts Siegburg vom 25. Januar 1989 - 28 Ls 71/88 HW - zu einer Einheitsjugendstrafe von 2 Jahren kostenpflichtig verurteilt worden. Ausweislich des Hauptverhandlungsprotokolls war der Angeklagte anwaltlich nicht vertreten. Gegen das Urteil richtet sich die Revision des Angeklagten, mit der er die Verletzung formellen und materiellen Rechts r&#252;gt. Das - zul&#228;ssige - Rechtsmittel hat (vorl&#228;ufigen) Erfolg. Bereits die Verfahrensr&#252;ge f&#252;hrt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung.</i></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>Im vorliegenden Fall ist der absolute Revisionsgrund des &#167; 338 Nr. 5 StPO gegeben, weil gegen einen unverteidigten Angeklagten verhandelt worden ist, obwohl die Mitwirkung eines Verteidigers wegen der Schwere der Tat gem&#228;&#223; &#167; 140 Abs. 2 StPO geboten ist (BGHSt 15, 306; BGH GA 59, 187; MDR 56, 11; OLG K&#246;ln - Ss 830/85 -; OLG K&#246;ln StrVert 86, 238; OLG K&#246;ln - Ss 223/86 -; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 338 Rdn. 41). Ein Fall der notwendigen Verteidigung war hier gegeben.</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><i>Nach &#167; 140 Abs. 2 StPO kann die Mitwirkung eines Verteidigers, wegen der Schwere der Tat oder wegen der Schwierigkeit der Sach- oder Rechtslage geboten sein. &#167; 140 Abs. 2 StPO enth&#228;lt eine Generalklausel mit unbestimmten Rechtsbegriffen (Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 140 Rdn. 2; OLG K&#246;ln - Ss 168/86 -), deren Anwendung zwar nur einer eingeschr&#228;nkten revisionsrechtlichen &#220;berpr&#252;fung unterliegt. Bei der wertenden Auslegung unbestimmter Rechtsbegriffe ist die revisionsrechtliche Nachpr&#252;fung auf die Frage beschr&#228;nkt, ob der Tatrichter, den Rechtsbegriff verkannt, ob er den richtigen Wertma&#223;stab angewandt hat (OLG K&#246;ln - Ss 376/85 -; - Ss 628/85 -; - Ss 223/86 -; BayObLG NJW 1978, 1337).</i></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><i>Hier liegt ein Versto&#223; gegen &#167; 140 Abs. 2 StPO vor, da nach den von der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tzen in der gegebenen Situation die Mitwirkung eines Verteidigers zweifelsfrei geboten war und rechtsfehlerfrei nicht verneint werden konnte. F&#252;r die Beurteilung der "Schwere" der Tat sind haupts&#228;chlich die zu erwartenden Rechtsfolgen ma&#223;gebend (vgl. BGHSt 6, 199, 201 = NJW 54, 1415; KG StrVert 82, 412; 83, 186; OLG Frankfurt StrVert 83, 497; 84, 370; OLG Hamburg NStZ 84, 281; OLG Stuttgart NStZ 81, 490; OLG Hamm MDR 67, 600; OLG K&#246;ln NJW 72, 1432; OLG K&#246;ln - Ss 223/86 -; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 140 Rdn. 23). Die Rechtsprechung bejaht eine "schwere" Tat im Sinne des &#167; 140 StGB zum Teil bereits bei einer zu erwarteten Freiheitsstrafe von 1 Jahr (vgl. KG StrVert 83, 136; LG Oldenburg StrVert 83, 236; Kleinknecht/Meyer, StPO, 39. Aufl., &#167; 140, Rdn. 21), teilweise wird eine wesentlich h&#246;here Straferwartung gefordert (vgl. OLG Hamburg NJW 78, 1172; BayObLG DAR 83, 251; OLG Stuttgart NStZ 81, 490; OLG Frankfurt StrVert 84, 370).</i></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i>Die Bewertung der "Schwere" der Tat im Sinne des &#167; 140 Abs. 2 StPO richtet sich auch in Jugendstrafverfahren haupts&#228;chlich nach der zu erwartenden Strafe, wobei es unerheblich ist, da&#223; die H&#246;he der Jugendstrafe durch die Einbeziehung weiterer Jugendstrafe beeinflu&#223;t wird (OLG Hamm, StrVert 1986/475). Nach der gesetzlichen Regelung der Verh&#228;ngung einer Einheitsjugendstrafe gem&#228;&#223; &#167; 31 JGG war demnach im Hinblick auf die Vorverurteilung zu einer Jugendstrafe von 1 1/2 Jahren mit Bew&#228;hrung im vorliegenden Verfahren demnach mit einer Jugendstrafe von 2 Jahren oder mehr zu rechnen, so da&#223; aus diesem Grunde schon die Mitwirkung eines Verteidigers geboten erschien, zumal dar&#252;ber hinaus auch der Wegfall der Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung, letztlich auch die Frage der Anwendung des Erwachsenen- oder Jugendstrafrechts im. Raum stand.</i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>Zus&#228;tzlich ist im Rahmen der Straferwartung auch die konkrete Verteidigungsm&#246;glichkeit entscheidend (OLG Hamm, NStZ 1982, S. 298). Im vorliegenden Fall dr&#228;ngten die Umst&#228;nde dazu, dem Angeklagten einen Verteidiger zu bestellen. Der Angeklagte war zum Zeitpunkt der Hauptverhandlung knapp unter 21 Jahre alt. Aus den Urteilsgr&#252;nden ist zu entnehmen, da&#223; der Angeklagte w&#228;hrend des Besuchs der Grundschule auf eine Sonderschule umgeschult worden ist, da er angeblich Legastheniker sein "sollte". Der weitere Schulverlauf ergab indes, da&#223; der Angeklagte nicht nur eine Lese-Rechtschreibschw&#228;che hatte, sondern insgesamt den Anforderungen einer normalen Schulausbildung nicht gewachsen gewesen ist. Er verlie&#223; die Sonderschule nach der 10 Klasse lediglich mit einem Abgangszeugnis. Eine ordentliche Berufsausbildung hat der Angeklagte nicht erhalten, hat vielmehr bei der Firma F. ein Anlernverh&#228;ltnis durchgef&#252;hrt. Insgesamt kommt das Urteil zu einer intelektuellen Minderbegabung des Angeklagten. Diese Umst&#228;nde und die Straferwartung mit der besonderen Ber&#252;cksichtigung des Wegfalls der Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung h&#228;tten das Gericht zu der Erw&#228;gung dr&#228;ngen m&#252;ssen, da&#223; der Angeklagte aufgrund seiner Pers&#246;nlichkeit m&#246;glicherweise nicht in der Lage gewesen sei, seine Verteidigung auf die zu erwartende v&#246;llige &#196;nderung seiner Lebensumst&#228;nde durch die einschneidenden Rechtsfolgen einzustellen.</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>Unter den besonderen Voraussetzungen des vorliegenden Falles war demnach die Mitwirkung eines Verteidigers geboten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; das angefochtene Urteil von diesem Fehler ber&#252;hrt wird. Da es sich um einen absoluten Revisionsgrund handelt, ist f&#252;r die Pr&#252;fung der Beruhensfrage kein Raum."</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem stimmt der Senat zu.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Hauptverhandlung wird darauf hingewiesen, da&#223; bei Bildung einer Einheitsjugendstrafe die den fr&#252;heren Urteilen zugrunde liegenden Straftaten s&#228;mtlich darzustellen sind (BGH NStZ 1982, 466)."</p>
315,177
sg-duisburg-1989-11-20-s-21-kr-14489
{ "id": 834, "name": "Sozialgericht Duisburg", "slug": "sg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
S 21 KR 144/89
1989-11-20T00:00:00
2019-03-13T14:48:28
2022-10-18T15:08:54
Urteil
ECLI:DE:SGDU:1989:1120.S21KR144.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, die Kosten des station&#228;ren Krankenhausaufenthaltes der Beigeladenen in der Zeit vom 14.08.1987 bis 15.08.1987 zu &#252;bernehmen. Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin werden dem Grunde nach der Beklagten auferlegt. Im &#252;brigen sind keine Kosten zu erstatten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Streitig ist die &#220;bernahme station&#228;rer Behandlungskosten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene wurde am 14.08.1987 gegen 14.50 Uhr unter Alkoholeinflu&#223; bei der Kl&#228;gerin eingeliefert. Am 15. August 1987 entfernte er sich heimlich von dort. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er nicht gehf&#228;hig und zeitlich und &#246;rtlich nicht orientiert. Er &#228;u&#223;erte suicidale Gedanken, weshalb eine kontrollierte Ausn&#252;chterung erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin forderte eine Kostengarantie bei der Beklagten an, die den Vorgang dem Vertrauens&#228;rztlichen Dienst zuleitete. Dieser vertrat die Ansicht, im Vordergrund habe eine Ausn&#252;chterung gestanden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 25.05.1988 lehnte die Beklagte die Kosten&#252;bernahme gegen&#252;ber dem Versicherten ab. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus, es sei keine station&#228;re Behandlung, sondern eine Ausn&#252;chterung erfolgt. Eine Durchschrift dieses Bescheides wurde der Kl&#228;gerin zur Kenntnis zugeleitet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 23.05.1989 hat die Kl&#228;gerin Klage erhoben. Sie tr&#228;gt vor, es sei eine station&#228;re Behandlung erfolgt und auch n&#246;tig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat durch Beschluss vom 16.06.1989 den Versicherten beigeladen, der sich am Verfahren nicht beteiligt hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, die Kosten des station&#228;ren Krankenhausaufenthaltes des Beigeladenen in der Zeit vom 14.08.1987 bis 15.08.1987 zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beigeladene stellte keinen eigenen Sachantrag.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zufolge der Angaben des Beigeladenen im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung trank er am 14.08.1987 sehr viel Alkohol aus Kummer, weil sich seine Freundin von ihm getrennt hatte. Diese habe ihn ins Krankenhaus gebracht, weil er Selbstmordabsichten ge&#228;u&#223;ert und schon einige Jahre vorher einen Selbstmordversuch unternommen habe, der der Freundin bekannt gewesen sei. Er &#150; der Beigeladene &#150; habe keine Erinnerung an die Vorg&#228;nge, die ihm nur aus den Erz&#228;hlungen seiner Freundin bekannt seien.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der beigezogenen Verwaltungsakten der Beklagten Bezug genommen. Der Inhalt dieser Akten ist Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht erhobene Klage, mit der die Kl&#228;gerin die &#220;bernahme der station&#228;ren Behandlungskosten des Beigeladenen in der Zeit vom 14.08.1987 bis 15.08.1987 begehrt, ist als reine Leistungsklage zul&#228;ssig nach &#167; 54 Abs. 5 Sozialgerichtsgesetz (SGG)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist auch begr&#252;ndet, da der Krankenhausaufenthalt des Beigeladenen in der Zeit vom 14.08.1987 bis 15.08.1987 notwendig gewesen ist. Folglich ist die Beklagte verpflichtet, diese Kosten zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 184 Abs. 1 Reichsversicherungsordnung (RVO) in der bis 31.12.2988 g&#252;ltigen Fassung (a.F.) wird Krankenhauspflege zeitlich unbegrenzt gew&#228;hrt, wenn die Aufnahme in ein Krankenhaus erforderlich ist, um die Krankheit zu erkennen oder zu behandeln oder um Krankheitsbeschwerden zu lindern.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Diese Behandlungsziele sind nach Auffassung der Kammer beim Beigeladenen in der Zeit vom 14.08.1987 bis 15.08.1987 verfolgt worden, weshalb sie den Krankenhausaufenthalt als notwendig ansieht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es mag dahinstehen, ob schon ein Alkoholrausch, der zu Geh- und Stehunf&#228;higkeit und zeitlicher und &#246;rtlicher Desorientiertheit f&#252;hrt, eine Krankenheit ist, die die Notwendigkeit station&#228;rer Krankenhauspflege bedingt. Gegen diese Einsch&#228;tzung spricht die Tatsache, dass in E bei der vorhandenen Gastst&#228;ttenzahl jeden Abend ungef&#228;hr 250 Personen dem Alkohol so sehr zusprechen, da&#223; sie nicht nur leicht angetrunken und nicht mehr ganz sicher auf den Beinen sind, sondern einen Zustand erreichen, der dem des Beigeladenen am Abend des 14.08.1987 entspricht. Die Mehrzahl dieser Personen wird aber nicht in ein Krankenhaus eingeliefert, sie gelangt vielmehr ins eigene Bett, wo der Rauschzustand ohne jede &#228;rztliche Hilfe nach einigen Stunden Schlaf von selbst abzuklingen pflegt (sogenannter normaler Alkoholabbau nach Zeitablauf). Dies spricht zumindest nicht besonders stark f&#252;r die Notwendigkeit station&#228;rer Krankenhauspflege. Auch der Beigeladene vermochte am 15.08.1987 keine Gr&#252;nde f&#252;r seine Anwesenheit im Krankenhaus zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite sind der Kammer aber aus der pers&#246;nlichen Erfahrung F&#228;lle bekannt, in denen ein hilfloser Zustand auf getrunkenen Alkohol zur&#252;ckgef&#252;hrt worden ist, w&#228;hrend tats&#228;chlich eine ganz andere &#150; lebensbedrohliche &#150; Erkrankung &#150; bei einer Fallgestaltung ein Schlaganfall &#150; vorgelegen hat. Im Hinblick auf diese Erfahrungen h&#228;lt es die Kammer f&#252;r notwendig, zun&#228;chst sicher &#228;rztlich abzukl&#228;ren, ob eine desorientierte Person wirklich nur betrunken ist. Da insoweit vielfach eine ambulante &#228;rztliche Untersuchung nicht ausreicht, um jedes Risiko und jeden Verdacht auszur&#228;umen, neigt die Kammer dazu, in allen F&#228;llen st&#228;rkerer Alkoholgenusses die Notwendigkeit einer station&#228;ren &#220;berwachung zu bejahen, ohne diese Frage hier aber abschlie&#223;end kl&#228;ren zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach der &#220;berzeugung der Kammer ist es im vorliegenden Fall erwiesen, da&#223; der Beigeladene einer station&#228;ren Krankenhausbehandlung bedurfte. Denn der Beigeladene hatte nach seinen Angaben vor Jahren schon einmal einen Selbstmordversuch begangen, wobei Alkohol keine Rolle gespielt habe. Ein versuchter Selbstmord ist in aller Regel ein Hinweis auf eine depressive Symptomatik, die jederzeit wieder aufflackern bzw. wieder in ein akutes Stadium &#252;bergehen kann, wobei die Trennung von einem Partner durchaus ein geeigneter Ausl&#246;ser ist, wie dem Gericht aus beruflicher und au&#223;erberuflicher Erfahrung bekannt ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ge&#228;u&#223;erte Selbstmordabsichten unter Alkoholeinflu&#223;, die durch das vorliegende Krankenblatt belegt sind, treten zwar im Zusammenhang mit Alkoholabusus &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum nicht gerade selten auf, weil bei einigen Personen Alkohol nicht zu einem Stimmungshoch, sondern zu einem Stimmungstief f&#252;hrt (sogenannte weinerliche-depressive Verhaltensweise). Zumindest im Regelfall klingt diese Stimmung jedoch mit Absinken des Alkoholspiegels wieder ab, ist also nicht als echt krankhaft zu bezeichnen, so da&#223; nerven&#228;rztliche Hilfe notwendig w&#228;re. Genau dieser Verlauf ist auch beim Beigeladenen im Krankenhaus beobachtet worden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; ein bereits einmal durchgef&#252;hrter Selbstmordversuch f&#252;r jeden Arzt ein Alarmzeichen ist, das ihn dazu veranlassen mu&#223; und veranlasst, erneut ge&#228;u&#223;erte Selbstmordabsichten sehr ernst zu nehmen, insbesondere in einer privaten Problemsituation. Insoweit kann allenfalls ein Arzt, der den Patienten sehr genau kennt, einigerma&#223;en sicher absch&#228;tzen, ob die Drohungen ernst zu nehmen sind oder nicht. In dieser Situation ist ein Krankenhausarzt in aller Regel nicht. Denn die Mehrzahl der Patienten &#150; wie auch der Beigeladene &#150; sind im Krankenhaus nicht bereits aus fr&#252;heren Aufenthalten bekannt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mu&#223; der Krankenhausarzt auf Grund eines Selbstmordversuches in der Anamnese aber auch die M&#246;glichkeit ernsthaft in Betracht ziehen, da&#223; unter Alkoholeinflu&#223; ge&#228;u&#223;erte Selbstmordgedanken bei famili&#228;rer Problemsituation nicht nur auf die &#252;bliche weinerlich-depressive Stimmung zur&#252;ckgef&#252;hren sind, sondern vielmehr Anzeichen f&#252;r eine wieder akut gewordene echte depressive Symptomatik sind, so ist er gehalten, seine Diagnose auf eine Verlaufsbeobachtung zu st&#252;tzen. Die &#220;berstellung des Patienten an die Polizei zum Zwecke der Verwahrung in einer sogenannten Ausn&#252;chterungszelle ist in diesem Fall kein gangbarer Weg. Denn die Symptome eines depressiven Beschwerdebildes vermag ein Laie nicht zu erkennen, zumal gerade Personen, die selbstmordgef&#228;hrdet sind, vielfach &#252;ber betr&#228;chtliche F&#228;higkeiten zum Dissimulieren verf&#252;gen, wie dem Gericht aus eigener Erfahrung genau bekannt ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Erw&#228;gung, da&#223; hier m&#246;glicherweise eine sehr ernsthafte &#150; psychische &#150; Erkrankung im Raum stehen konnte, hat nach Ansicht der Kammer erkennbar das Handeln der Krankenhaus&#228;rzte motiviert. Zwar ist kein Beweis dar&#252;ber erhoben worden, ob der Beigeladene in der Vergangenheit bereits einen Selbstmordversuch unternommen hatte und ob seine Freundin entsprechende Angaben gemacht hat, als sie ihn ins Krankenhaus brachte. Auch in den Krankenunterlagen taucht dieser Umstand als Fremdangabe nicht auf. Allerdings widerspricht das Vorbringen der Kl&#228;gerin den Angaben des Beigeladenen auch nicht direkt. Denn von ge&#228;u&#223;erten Selbstmordabsichten ist auch in den Krankenhausberichten die Rede.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kammer ist aber der &#220;berzeugung, da&#223; die Angaben des Beigeladenen im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung wahr sein m&#252;ssen. Denn er w&#228;re nach Ansicht der Kammer intellektuell gar nicht in der Lage, sich einen solchen Sachverhalt auszudenken. Von daher h&#228;lt die Kammer eine f&#246;rmliche Beweiserhebung f&#252;r unn&#246;tig, da aus ihr ohnehin keine wesentlichen neuen Erkenntnisse mehr folgen k&#246;nnen und die in Rede stehenden Kosten &#150; station&#228;re Krankenhausbehandlung f&#252;r lediglich zwei Tage &#150; in auff&#228;lligem Mi&#223;verh&#228;ltnis zu den durch eine Vertagung und weitere Beweisaufnahme entstehenden Kosten f&#252;r die Allgemeinheit st&#228;nden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">In bezug auf die Berufung gilt &#167; 144 Abs. 1 Nr. 2 SGG, da hier um wiederkehrende Leistungen f&#252;r einen Zeitraum von unter dreizehn Wochen gestritten wird.</p>
315,178
lg-essen-1989-11-16-8-o-35189
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 351/89
1989-11-16T00:00:00
2019-03-13T14:48:29
2022-10-18T15:08:54
Urteil
ECLI:DE:LGE:1989:1116.8O351.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 8. Zivilkammer des Landgerichts Essen durch </p> <p>den Vorsitzenden Richter am Landgericht T., </p> <p>den Richter am Landgericht T. und </p> <p>die Richterin am Landgericht T. </p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 16. November 1989 </p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt: </p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.970,-- DM (i.W.: eintausend-neunhundertsiebzig Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 16. Okto-ber 1989 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he </p> <p>von 2.700,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, jugoslawischer Staatsb&#252;rger, nimmt den Beklagten aufgrund Amtspflichtverletzung auf Schadenersatz in Anspruch. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger und seine Ehefrau hatten mit Pachtvertrag vom 11.03.1982 von der Erbengemeinschaft M. im Hause Xstra&#223;e in Essen die Gastst&#228;tte "T." zusammen mit der zugeh&#246;rigen P&#228;chterwohnung gepachtet. Wegen r&#252;ckst&#228;ndiger Pachtzinsen k&#252;ndigte die Erbengemeinschaft das Pachtverh&#228;ltnis fristlos und erwirkte am 11.12.1985 beim Landgericht Essen ein Vers&#228;umnisurteil auf R&#228;umung des Pachtobjekts und Zahlung r&#252;ckst&#228;ndiger Pachtzinsen in H&#246;he von 8.420,-- DM<b> </b>nebst Zinsen. Mit der Vollstreckung aus diesem Urteil beauftragten die Gl&#228;ubiger den Beklagten, der am 26.02.1986 die noch im Pachtobjekt vorhandene K&#252;cheneinrichtung, einen BBC-Zwei-T&#252;renk&#252;hlschrank sowie St&#252;hle, E&#223;tische, Lampen etc. pf&#228;ndete. Er bestimmte den Termin zur Versteigerung auf den 18.03.1986, 11.00 Uhr, am Ort der Pf&#228;ndung. Auf einen entsprechenden Vollstreckungsschutzantrag setzte das Amtsgericht Essen-Steele mit Beschlu&#223; vom 10.03.1986 die Verwertung der am 26.02.1986 gepf&#228;ndeten Gegenst&#228;nde einstweilen gegen Zahlung monatlicher Raten in H&#246;he von 1.000,-- DM aus. Am 23.05.1986 lie&#223; der Beklagte die R&#228;umung des Pachtobjektes durchf&#252;hren. Nach Durchf&#252;hrung der R&#228;umung brachte er wegen der Kosten der Zwangsvollstreckung eine weitere Pf&#228;ndung an den zuvor bereits gepf&#228;ndeten Einrichtungsgegenst&#228;nden der Gastst&#228;tte aus. In dem zum R&#228;umungsprotokoll geh&#246;renden Verzeichnis nahm er die gepf&#228;ndeten Gegenst&#228;nde unter Angabe des gew&#246;hnlichen Verkaufswertes und des voraussichtlichen Erl&#246;ses auf. Den gew&#246;hnlichen Verkaufswert ermittelte er mit insgesamt 9.180,-- DM, den voraussichtlichen Erl&#246;s mit insgesamt 4.590,-- DM, n&#228;mlich f&#252;r die K&#252;cheneinrichtung 3.500,-- DM, f&#252;r den Gro&#223;k&#252;hlschrank mit Rostsch&#228;den 200,-- DM, f&#252;r 50 Polsterst&#252;hle defekt 250,-- DM, f&#252;r 12 Holzst&#252;hle 150,-- DM, 10 E&#223;tische alt 100,-- DM, 13 Korblampen alt 65,-- DM, zwei Messinggarderobenst&#228;nder 125,-- DM einen Bierstempeltisch 150,-- DM, eine Holzeckbank 50,-- DM. Gleichzeitig wurde Termin zur Versteigerung der Pfandst&#252;cke auf den 01.07.1986 1200 Uhr bestimmt. Im Versteigerungstermin erteilte der Beklagte bei den gepf&#228;ndeten Gegenst&#228;nden den Zuschlag, obwohl das Mindestgebot (= H&#228;lfte des gew&#246;hnlichen Verkaufswertes) nicht erreicht war. Die Dunstabzugshaube mit Gebl&#228;se wurde f&#252;r 500,-- DM zugeschlagen, der Ofen mit Friteusen ebenfalls f&#252;r 500,-- DM, der Vorw&#228;rmofen f&#252;r 300,-- DM der Zwei-T&#252;renk&#252;hlschrank f&#252;r 150,-- DM, der Hauptofen f&#252;r 1000,-- DM, die zwei Garderobenst&#228;nde f&#252;r 20,-- DM und die St&#252;hle und Tische f&#252;r insgesamt 150,-- DM. Die Einzelteile der K&#252;cheneinrichtung gingen an verschiedene Bieter.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger forderte den Beklagten mit Schreiben vom 19.08.1986 zur Zahlung des Differenzbetrages zwischen Mindestgebot und tats&#228;chlichem Erl&#246;s wegen Amtspflichtverletzung auf. Er hat zun&#228;chst das Land Nordrhein-Westfalen auf Schadenersatz verklagt. In letzter Instanz ist die Klage abgewiesen worden, weil der Kl&#228;ger als Ausl&#228;nder nur einen Amtshaftungsanspruch gegen das Land geltend machen k&#246;nne, wenn Gegenseitigkeit verb&#252;rgt sei, was bei Jugoslawien nicht der Fall sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, an den seine Ehefrau ihre Anspr&#252;che abgetreten hat, verlangt nunmehr vom Beklagten selbst Schadensersatz, weil er gegen die Vorschrift des &#167; 817 a ZPO versto&#223;en und den Zuschlag f&#252;r die gepf&#228;ndeten Gegenst&#228;nde auf ein Gebot erteilt habe, das unter dem Mindestgebot gelegen habe. Den Schaden beziffert er mit 1.970,-- DM, die Differenz zwischen der H&#228;lfte des gew&#246;hnlichen Verkaufswertes der Gegenst&#228;nde von 4.590,-- DM und dem bei der Versteigerung erzielten Erl&#246;s von 2.620,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er behauptet: Die K&#252;cheneinrichtung sei vollst&#228;ndig und gebrauchsf&#228;hig gewesen, es h&#228;tten weder Friteusen noch Einsatzbecken gefehlt. Ein Fehlen h&#228;tte schon beim Abbau auffallen und bei der anschlie&#223;enden im Verzeichnis der gepf&#228;ndeten Gegenst&#228;nde vorgenommenen Sch&#228;tzung ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssen. Die gesamte Einrichtung sei noch vorhanden; es sei nicht erforderlich gewesen, die K&#252;cheneinrichtung in Einzelteilen gesondert zu versteigern.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 1.970,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16.10.1986 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er behauptet: Im Versteigerungslokal in T. &#150; die Versteigerung habe nicht in der Gastst&#228;tte der Gl&#228;ubiger stattgefunden &#150; habe er auf den Einwand von Bietern festgestellt, da&#223; die K&#252;cheneinrichtung nicht vollst&#228;ndig gewesen sei; es h&#228;tten s&#228;mtliche Friteusen und Einsatzbecken aus Nirostastahl gefehlt, die Kochstellen seien stark verkrustet und angerostet gewesen, einige Eins&#228;tze des W&#228;rmeofens h&#228;tten gefehlt, die Dunstabzugshaube sei nicht betriebsf&#228;hig gewesen, da der Motor defekt gewesen sei (Beweis: Zeugnis M.). Die Herstellerfirma sei in Konkurs gefallen, so da&#223; Ersatzteile nicht mehr h&#228;tten beschafft werden k&#246;nnen. Samt Zubeh&#246;r und K&#252;hlschrank seien die Teile der versteigerten K&#252;cheneinrichtung nicht mehr als die erzielten 2.450,-- DM, jedenfalls nicht mehr als 4.900,-- DM wert gewesen. Er habe sich an Ort und Stelle schnell entscheiden m&#252;ssen und habe die wirtschaftlich sinnvollste Entscheidung getroffen. Ein neuer Versteigerungstermin h&#228;tte Kosten von insgesamt 866,08 DM verursacht, n&#228;mlich f&#252;r eine neue Anzeige 224,08 DM, den Transport vom Lagerort zur Versteigerungshalle 250,-- DM, Kosten f&#252;r 3 Arbeitskr&#228;fte 172,-- DM, Lagerkosten f&#252;r eine weitere Woche 220,-- DM. Es sei kein um diesen Betrag h&#246;herer Versteigerungserl&#246;s zu erwarten gewesen, geschweige denn ein um 1.970,-- DM h&#246;herer Erl&#246;s; jedenfalls w&#228;re der Mehrerl&#246;s um die zus&#228;tzlichen Kosten geschm&#228;lert worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen den Beklagten gem. &#167; 839 BGB ein Schadensersatzanspruch in H&#246;he von 1.970,-- DM zu, wenn auch dieser Betrag letztlich dem Vollstreckungsgl&#228;ubiger geb&#252;hrt, dessen Forderung durch den Versteigerungserl&#246;s befriedigt werden sollte. Der Beklagte hat sich bei der Versteigerung der gepf&#228;ndeten Gegenst&#228;nde &#252;ber die zwingenden Vorschriften der &#167;&#167; 816,817 a ZPO hinweggesetzt und damit seine gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger als Schuldner bestehende Amtspflicht verletzt, dessen Verm&#246;gen durch einen Zuschlag unterhalb des festgesetzten Mindestgebotes nicht verschleudert werden soll. Der Beklagte hat bei der Versteigerung vom 01.07.1986 f&#252;r die einzelnen Gegenst&#228;nde den Zuschlag zu einem Preis unterhalb des Mindestgebotes von 4.590,-- DM erteilt und damit gegen &#167; 817 a Abs. 1 ZPO versto&#223;en. Er hat daf&#252;r nicht das Einverst&#228;ndnis von Schuldner und Gl&#228;ubiger eingeholt, so da&#223; der Zuschlag unterhalb der H&#228;lfte des bei der Nachpf&#228;ndung gesch&#228;tzten gew&#246;hnlichen Verkaufswertes nicht h&#228;tte erteilt werden d&#252;rfen; vielmehr h&#228;tte auf Antrag des Gl&#228;ubigers ein neuer Verwertungs- versuch unternommen werden m&#252;ssen. Dies gilt auch soweit der Beklagte vortr&#228;gt, er habe vor der Versteigerung an Ort und Stelle eine Nachsch&#228;tzung mit niedrigeren Werten vorgenommen, weil sich herausgestellt habe, da&#223; die K&#252;cheneinrichtung in schlechterem Zustand gewesen sei, als sie sich bei der Pf&#228;ndung gezeigt habe, als sie noch eingebaut gewesen sei. Zwar w&#228;ren diese Umst&#228;nde ein Grund f&#252;r eine Nachsch&#228;tzung gewesen (vg1. Z&#246;11er-St&#246;ber ZPO, Rdnr. 8 zu &#167; 813) aber in diesem Falle h&#228;tte Schuldner und Gl&#228;ubiger Gelegenheit zur &#196;u&#223;erung geben m&#252;ssen, gerade auch weil sich neue Umst&#228;nde herausgestellt haben sollen. Der Kl&#228;ger war bei der Versteigerung nicht anwesend. Ein Ausnahmetatbestand des &#167; 816 Abs. 1 ZPO lag nicht vor. da weder die Gefahr einer betr&#228;chtlichen Wertverringerung der zu versteigernden. Sachen bestand noch unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Kosten einer l&#228;ngeren Aufbewahrung zu bef&#252;rchten waren. Gerade wenn die Einrichtungsgegenst&#228;nde in schlechtem ungepflegtem Zustand waren, war nicht zu erwarten. da&#223; sich Zustand und Wert bis zum n&#228;chsten Versteigerungstermin merklich verschlechtert h&#228;tten. Auch die durch einen neuen Termin in einer Woche zu erwartenden Kosten waren nicht unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig zum Wert der gepf&#228;ndeten Gegenst&#228;nde, den der Beklagte immerhin nach dem Abbau auf 9.080,-- DM gesch&#228;tzt hatte, selbst wenn Anzeigenkosten von 224,08 DM, Transport- kosten von 250,-- DM, Kosten f&#252;r drei Arbeitskr&#228;fte von 172,-- DM sowie Lagerkosten in geringem Umfang - vom 23.05. bis 01.07.1986 hatten diese lediglich 200,-- DM betragen - entstanden w&#228;ren. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Als Schaden ist die Differenz zwischen dem erzielten Erl&#246;s und dem Mindestgebot zu ersetzen. Dieser Schaden betr&#228;gt 1.970,-- DM, da bei einem Zuschlag zu dem vorher gesch&#228;tzten Mindestgebot der Kl&#228;ger in dieser H&#246;he gegen&#252;ber seinen Gl&#228;ubigern von seinen Schulden befreit worden w&#228;re. Soweit der Beklagte behauptet, es h&#228;tten in der von ihm f&#252;r vollst&#228;ndig gehaltenen K&#252;cheneinrichtung einige Gegenst&#228;nde gefehlt, so da&#223; deren Wert nicht mehr als 4.900,-- DM betragen habe, k&#246;nnte dies nur dann erheblich sein, wenn er auch vorgetragen h&#228;tte, da&#223; die fehlenden Gegenst&#228;nde und die Beeintr&#228;chtigungen den gew&#246;hnlichen Verkaufswert um 2.400,-- DM gemindert h&#228;tten, so da&#223; das Mindestgebot 1.200.,-- DM niedriger h&#228;tte ausfallen m&#252;ssen. Ein Anteil von 2.400,-- DM f&#252;r die M&#228;ngel und die fehlenden Teile bei einem gesch&#228;tzten Verkaufswert von 7.000,-- DM erscheint etwas unwahrscheinlich. Unerheblich ist auch, ob sp&#228;ter ein um 1.970,-- DM h&#246;herer Erl&#246;s h&#228;tte erzielt werden k&#246;nnen und ob dieser um die zus&#228;tzlichen Kosten von 866,08 DM geschm&#228;lert worden w&#228;re, da gerade durch das Verhalten des Beklagten nicht mehr festgestellt werden kann, welcher Erl&#246;s in einer neuen Versteigerung h&#228;tte erzielt werden k&#246;nnen und in H&#246;he welchen Betrages der Kl&#228;ger gegen&#252;ber seinen Gl&#228;ubigern von seinen Verbindlichkeiten befreit worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Zinsanspruch ist gem. den &#167;&#167; 284.288 BGB gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p>
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olgham-1989-11-16-18-u-2089
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 20/89
1989-11-16T00:00:00
2019-03-13T14:48:31
2022-10-18T15:08:55
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1116.18U20.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 8. November 1988 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Es beschwert den Kl&#228;ger um weniger als 40.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Urteil ohne Tatbestand gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, in der Sache jedoch ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist sowohl hinsichtlich des Hauptantrages, mit dem der Kl&#228;ger Zahlung an sich selbst verlangt, als auch hinsichtlich des zuletzt hilfsweise gestellten Antrags, den Beklagten zur Zahlung an die Oldenburgische Landesbank zu verurteilen, unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat gegen den Beklagten keinen Anspruch auf Zahlung von Maklerlohn gem&#228;&#223; &#167; 652 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Nachweis oder die Vermittlung der Gelegenheit zum Abschlu&#223; des Kaufvertrages mit <u>Herrn</u> ... steht dem Kl&#228;ger ein Courtageanspruch gegen den Beklagten nicht zu. Nach dem Inhalt des geschlossenen Maklervertrages sollte der Kl&#228;ger einen Honoraranspruch nur im Falle der Durchf&#252;hrung des Kaufvertrages erlangen. Diese Voraussetzung ist nicht erf&#252;llt, denn der Beklagte und Herr ... haben den von ihnen geschlossenen Kaufvertrag wieder aufgehoben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vereinbarungsgem&#228;&#223; sollte dem Kl&#228;ger die Differenz zwischen ... vom Beklagten verlangten Verkaufserl&#246;s von 296.000,- DM und ... tats&#228;chlich erzielten Verkaufspreis zustehen. Eine solche Abrede stellt eine sogenannte &#220;bererl&#246;sklausel dar, die von der Rechtsprechung grunds&#228;tzlich als zul&#228;ssig erachtet wird (BGH WM 1969, 886). Ein &#220;bererl&#246;s tritt aber erst dann ein, wenn der Kaufpreis tats&#228;chlich (ganz oder teilweise, mindestens aber in einerden vom Verk&#228;ufer verlangten Erl&#246;s &#252;bersteigenden H&#246;he) gezahlt wird. Der Senat neigt deshalb zu der Auffassung, da&#223; bei Vereinbarung einer &#220;bererl&#246;sklausel der Makler generell das Risiko der Erf&#252;llung der Kaufpreisforderung mittr&#228;gt, jedenfalls aber dann, wenn Makler und Verk&#228;ufer vereinbaren, da&#223; im Kaufvertrag die Abtretung des &#220;bererl&#246;ses an den Makler geregelt werden soll. Die Frage braucht indessen nicht allgemein entschieden zu werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls sind die im Streitfall zwischen den Parteien getroffenen Abreden dahin auszulegen, da&#223; Bedingung f&#252;r das Entstehen des Honoraranspruchs des Kl&#228;gers die Durchf&#252;hrung des Kaufvertrages sein sollte. Der Beklagte hat bei seiner pers&#246;nlichen Anh&#246;rung vor dem Landgericht erkl&#228;rt, er habe mit dem Kl&#228;ger an sich keinen Vertrag schlie&#223;en wollen; nur weil dieser so sehr darauf bestanden habe, habe er ihm zugesagt, da&#223; er, der Beklagte, nur 296.000,- DM haben wollte und alles andere dann seine Sache w&#228;re. Der Kl&#228;ger habe ihn gefragt: "Und wenn ich mehr kriege, ist das dann f&#252;r mich?" Das habe er bejaht. Diese Erkl&#228;rung des Beklagten zeigt, da&#223; es ihm allein darauf ankam, 296.000,- DM zu erzielen. Er war einerseits nicht daran interessiert, einen h&#246;heren Preis zu erzielen und versprach deshalb einen etwaigen Mehrerl&#246;s in voller H&#246;he dem Kl&#228;ger. Andererseits wollte er aber den Betrag von 296.000,- DM auch tats&#228;chlich vereinnahmen, mit anderen Worten, er wollte keinesfalls "draufzahlen". Das folgt aus seiner - unwiderlegten - Erkl&#228;rung, er habe mit dem Kl&#228;ger ansich gar keinen Maklervertrag abschlie&#223;en wollen und auf Dr&#228;ngen des Kl&#228;gers diesem dann erkl&#228;rt, er wolle nur 296.000,- DM haben, ... alles andere w&#228;re dann seine (des Kl&#228;gers) Sache. Der Beklagte selbst wollte mithin dem Kl&#228;ger keine Provision bezahlen, sondern ihm lediglich den etwaigen Mehrerl&#246;s zukommen lassen. Folgerichtig hat er den mit Herrn ... vereinbarten Kaufpreis in H&#246;he eines Teilbetrages von 14.000,- DM, also genau in H&#246;he des erzielten &#220;bererl&#246;ses, an den Kl&#228;ger abgetreten. Da der Kaufvertrag sp&#228;ter aufgehoben, mithin kein Erl&#246;s, auch kein &#220;bererl&#246;s erzielt worden ist, fehlt es an dem Eintritt der aufschiebenden Bedingung, unter der der Courtageanspruch vereinbarungsgem&#228;&#223; entstehen sollte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen den Beklagten auch keinen Anspruch auf Zahlung von Maklerlohn im Hinblick darauf, da&#223; der Beklagte das Hausgrundst&#252;ck sp&#228;ter an <u>Frau</u> ... verkauft hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch den Abschlu&#223; des ersten Kaufvertrages mit Herrn ... ist der von dem Kl&#228;ger erbrachte Nachweis verbraucht worden. Der ihm erteilte Maklerauftrag war damit beendet (vgl. Staudinger/Reuter, 12. Aufl., &#167;&#167; 652, 653 Rdnr. 104 und M&#252;nchener Kommentar-Schwerdtner, 2. Aufl., &#167; 652 Rdnr. 152). Im Hinblick auf den zweiten, mit Frau ... geschlossenen Kaufvertrag h&#228;tte der Kl&#228;ger einen Maklerlohnanspruch nur erlangen k&#246;nnen, wenn der Beklagte ihm einen neuen Auftrag erteilt h&#228;tte. Das ist nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO; diejenige &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dem Antrag des Kl&#228;gers, gegen dieses Urteil die Revision zuzulassen, ist nicht zu entsprechen. Die Rechtssache hat keine grunds&#228;tzliche Bedeutung (&#167; 546 Abs. 1 Nr. 1 ZPO). Die Verneinung des Provisionsanspruchs beruht nicht auf allgemeinen rechtlichen Erw&#228;gungen, sondern ist das Ergebnis der Auslegung der zwischen den Parteien getroffenen Vereinbarung. Das Urteil weicht auch nicht von einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs oder des gemeinsamen Senats der obersten Gerichtsh&#246;fe des Bundes ab (&#167; 546 Abs. 1 Ziffer 2 ZPO). Zwar hat der Bundesgerichtshof schon mehrfach entschieden, da&#223; der Provisionsanspruch des Maklers nicht entf&#228;llt, wenn der geschlossene Hauptvertrag nachtr&#228;glich aufgehoben wird (BGH WM 1970, 1273; 1974, 257 und DB 1976, 2252). Diesen Entscheidungen lagen jeweils &#252;bliche Provisionsvereinbarungen zugrunde, wonach der Provisionsanspruch jeweils bereits mit Abschlu&#223; des Hauptvertrages entstand. Die Frage, welchen Einflu&#223; die nachtr&#228;gliche Aufhebung des Hauptvertrages auf den Honoraranspruch des Maklers hat, wenn der Auftraggeber ihm als Lohn den sogenannten &#220;bererl&#246;s versprochen hat, hat der Bundesgerichtshof bisher nicht entschieden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Verk&#252;ndet 16. November 1989</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">, Justizangestellte als Urkundsbeamter der Gesch&#228;ftsstelle des Oberlandesgerichts</p>
315,180
lg-bonn-1989-11-16-6-s-34489
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 344/89
1989-11-16T00:00:00
2019-03-13T14:48:32
2022-10-18T15:08:55
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1989:1116.6S344.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 20. Juni 1989 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Bonn - 6 C 246/89 - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst: </p> <p></p> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt. an die Kl&#228;gerin 1.401,08 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 03. April 1989 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen werden den Beklagten auferlegt. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die formell unbedenkliche Berufung hat in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind gem&#228;&#223; &#167; 535 Satz 2 BGB in Verbindung mit den Regelungen des Mietvertrages der Parteien vom ##. August 19## verpflichtet, die von der Kl&#228;gerin im zweiten Rechtszug weiterverfolgten Betr&#228;ge nachzuzahlen, um die sie die vertraglich geschuldeten Mieten seit September 19## gemindert haben. Es handelt sich um einen Betrag von 1.401,08 DM abz&#252;glich der vom Amtsgericht ausgeurteilten 11,08 DM, d. h. 1.389,92 DM betreffend die Zeit vom ##. September 19## bis ##. April 19##.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des der Kammer unterbreiteten Sachverhaltes hat nicht festgestellt werden k&#246;nnen, dass die Mietwohnung der Beklagten in dem fraglichen Zeitraum mit Fehlern behaftet war, die ihre Tauglichkeit zum vertragsgem&#228;&#223;en Gebrauch minderten (&#167; 537 Abs. 1 Satz 1 BGB). Die Beklagten haben deshalb die geschuldeten Mieten zu Unrecht gemindert, weil sie auch nicht teilweise gem&#228;&#223; &#167; 537 Abs. 1 BGB von ihrer Mietzinszahlungspflicht befreit waren.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Anders als das Amtsgericht erachtet die Kammer den Sachvortrag der Beklagten nicht als ausreichend, um konkrete Feststellungen dar&#252;ber treffen zu k&#246;nnen, in welchem Ma&#223;e der Lichthof der Wohnanlage A in C, an dem ihre Wohnung liegt, laufend durch Unrat verschmutzt wurde. Die Beklagten haben ihren erstinstanzlichen Vortrag, seit Sommer 19## w&#252;rden die Bewohner der oberen Stockwerke st&#228;ndig und regelm&#228;&#223;ig M&#252;ll und sonstige Gegenst&#228;nde von ihren Balkonen in den Lichthof hinabwerfen, auch im zweiten Rechtszug nicht hinreichend pr&#228;zisiert. Der Verlauf der Berufungsverhandlung hat gezeigt, dass die Beklagten hierzu offenkundig auch nicht in der Lage sind, weil sie die von ihnen beanstandeten Verschmutzungen in dem hier interessierenden Zeitraum von September 19## bis April 19## nicht im einzelnen festgehalten haben: Weder die beklagte Ehefrau noch ihr Prozessbevollm&#228;chtigter vermochten hierzu konkrete Angaben zu machen. Soweit auf einigen der bei den Akten befindlichen und im Termin er&#246;rterten Fotos die Ansammlung von Unrat in dem Lichthof zu sehen ist, l&#228;sst sich aus diesen fotografischen Darstellungen ebensowenig entnehmen, ob &#252;berhaupt, wenn ja, wann und welcher Unrat und gegebenenfalls mit welcher H&#228;ufigkeit er in den Lichthof geworfen wurde. Dabei darf nicht au&#223;er Acht gelassen werden, dass eine zur Mietminderung berechtigende Gebrauchsbeeintr&#228;chtigung durch derartigen Unrat ohnehin nur dann in Betracht kommt, wenn der Lichthof durch Mitbewohner der Wohnanlage so &#252;berm&#228;&#223;ig verschmutzt w&#252;rde, dass es den Beklagten nicht mehr zumutbar w&#228;re, selbst f&#252;r die Reinhaltung des Lichthofes zu sorgen, wozu sie - was von ihnen grunds&#228;tzlich auch nicht in Abrede gestellt wird - mietvertraglich (Hausordnung) an sich verpflichtet sind, da der Lichthof allein ihnen zur Nutzung &#252;berlassen ist; mag er nun mitvermietet worden sein oder nicht. Ob und wann solche &#252;berm&#228;&#223;igen Verschmutzungen, die allein als erhebliche Gebrauchsbeeintr&#228;chtigung im Sinne von &#167; 537 Abs. 1 Satz 1 BGB angesehen werden k&#246;nnte, bestanden haben, haben die Beklagten schlie&#223;lich auch nicht durch die Vorlage der schriftlichen Erkl&#228;rungen von Mitbewohnern schl&#252;ssig vorzutragen vermocht: Weder das von anderen Mietern mitunterzeichnete Schreiben der Beklagten an die Kl&#228;gerin vom ##. Juli 19## noch die drei Schreiben vom ##. August 19## enthalten die - oben im einzelnen aufgef&#252;hrten - erforderlichen konkreten Angaben &#252;ber Ort und Zeit sowie H&#228;ufigkeit der angeblichen Verschmutzung. Allerdings d&#252;rften insbesondere die Schreiben vom ##. August 19##, sollte ihr Inhalt zutreffen f&#252;r die Kl&#228;gerin Anlass sein. die Einhaltung eines Mindestma&#223;es von Ordnung und Reinlichkeit in der Wohnanlage zu &#252;berpr&#252;fen. um gegebenenfalls entsprechende Ma&#223;nahmen zu ergreifen. Als solche Ma&#223;nahmen kommen - wie in der Berufungsverhandlung er&#246;rtert - in Betracht, die Bewohner durch Rundschreiben, Anschl&#228;ge. Kontrollen u. &#228;. <em>zu </em>veranlassen, keine Gegenst&#228;nde aus den Fenstern und von Balkonen hinabzuwerfen bzw. daf&#252;r zu sorgen, dass auch bei st&#228;rkerem Wind keine auf den Balkonen oder Fensterb&#228;nken befindlichen Gegenst&#228;nde wie Blument&#246;pfe u. &#228;. hinabgeweht werden. Ferner sollte &#252;berpr&#252;ft werden, wie es durch entsprechende bauliche Vorrichtungen verhindert werden kann, dass auf dem Flachdach trotz aller Vorsicht der Hausbewohner und trotz regelm&#228;&#223;iger Reinigung der Dachfl&#228;che durch die Kl&#228;gerin im Einzelfall herumliegende Gegenst&#228;nde durch Windeinwirkung o. &#228;. in die Lichth&#246;fe der Erdgescho&#223;wohnungen geweht werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten leiten ihren Mietminderungsanspruch zu Unrecht schlie&#223;lich aus dem bedauerlichen Vorfall vom ##. August 19## ab, denn es geh&#246;rt nicht zu den generellen Vermieterpflichten, seine Mieter vor gezielt geworfenen Gegenst&#228;nden zu bewahren; bei einem solchen - ans Kriminelle grenzenden - Tun einzelner handelt es sich um die Verwirklichung des allgemeinen Lebensrisikos eines jeden Menschen, sei er Hauseigent&#252;mer oder Mieter, dem grunds&#228;tzlich nur mit strafrechtlichen Mitteln beizukommen ist. Allerdings empfiehlt es sich. dass die Kl&#228;gerin in ihren vorstehend angeregten Rundschreiben auch auf die Gef&#228;hrlichkeit und das Verbotswidrige derartiger Handlungsweisen eindringlich hinweist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagten <em>nach </em>allem den Mietzins zu Unrecht gemindert haben, sind sie gem&#228;&#223; dem Klageantrag auf die Berufung zur Zahlung des Mietr&#252;ckstandes zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch der Kl&#228;gerin ergibt sich aus &#167;&#167; 291, 288 Abs. 1BGB.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">Wert des Berufungsverfahren: </span>1.389,92 DM.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#160;</p>
315,181
lagk-1989-11-14-11-sa-84589
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 Sa 845/89
1989-11-14T00:00:00
2019-03-13T14:48:34
2022-10-18T15:08:55
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1989:1114.11SA845.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des beklagten Landes gegen das am 8. Juni 1989 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Siegburg</p> <p>1&#160;Ca 547/89&#160;&#160; wird kostenpflichtig zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Streitwert: unver&#228;ndert.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die tarifrichtige Eingruppierung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am &#160;&#160; .1937 geborene Kl&#228;ger ist bei dem beklagten Land aufgrund des Arbeitsvertrages vom 24.05.1971 seit dem 01.12.1970 als Angestellter t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf das Arbeitsverh&#228;ltnis der Parteien findet kraft beiderseitiger Tarifbindung der Bundesangestelltentarif-</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">vertrag (BAT) Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war zun&#228;chst unter Eingruppierung in die Verg&#252;tungsgruppe VII BAT bei der Kreispolizeibeh&#246;rde S&#160;&#160; , Abteilung Kriminalpolizei, im Erkennungsdienst besch&#228;ftigt. Mit Wirkung vom 01.12.1972 wurde ihm eine Stelle der Verg&#252;tungsgruppe VI b BAT in technischen Berufen zugewiesen. Dem lag das Schreiben des beklagten Landes vom 11.01.1973 (Bl. 28 d. Beiakte) zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 29.08.1985 (Bl. 29 d. Beiakte) wurde der Kl&#228;ger nunmehr mit Wirkung zum 02.09.1985 zum Regionalkommissariat in T&#160;&#160; umgesetzt. Im einzelnen wurden ihm dabei folgende Aufgaben zugewiesen:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Tatortarbeit - Fotografie, Spurensuche u. &#8211;sicherung - (45 <em>%</em> der Gesamtt&#228;tigkeit)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Durchf&#252;hrung von ED-Behandlungen,&#160;&#160; 35 <em>%</em></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Sichtung von Tatort&#160;&#160; u. Vergleichsfingerspuren,Pr&#228;parierung von Diebesfallen, Wartung destechnischen Ger&#228;tes - 5 % -</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Abverf&#252;gung einfacher Ermittlungsvorg&#228;nge ohneermittelte T&#228;ter an die StA, Fertigung der pol.Kriminalstatistik,&#160;&#160; 15 <em>%</em></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vertretung des Angestellten W&#160;&#160; (Abt. &#8211; K &#8211; S&#160;&#160; )</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">im Urlaubs- oder Krankheitsfall.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unte<em>r</em> dem 28.05.1989 beantragte der Kl&#228;ger die H&#246;hergrupperung in die Verg&#252;tungsgruppe V c BAT (Fallgruppe 1b)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Danach erstellte die Besch&#228;ftigungsbeh&#246;rde unter dem 25.08. 1986 eine T&#228;tigkeitsdarstellung und -bewertung. Wegen der unstreitigen Einzelheiten wird auf Bl. 36 bis 40 der Beiakte Bezug genommen. F&#252;r die Tatortarbeit ist dort ein Anteil an der gesamten Arbeitszeit von 57,5 <em>%</em> festgestellt, f&#252;r erkennungsdienstliche Behandlung ein Anteil von 25 <em>%,</em> f&#252;r Fotografie 7,5 <em>%</em> und f&#252;r sonstige T&#228;tigkeiten 10 <em>%.</em></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach Ablehnung der beantragten H&#246;hergruppierung begehrte der Kl&#228;ger in einem Vorproze&#223; die Feststellung der Verpflichtung des beklagten Landes, an ihn ab dem 01.12.1985 Verg&#252;tung nach Verg&#252;tungsgruppe V c BAT zu zahlen sowie nachzuzahlende Betr&#228;ge ab der monatlichen F&#228;lligkeit des Gehaltes mit 4 <em>%</em> zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Diesen Klageantr&#228;gen entsprach das Arbeitsgericht Siegburg - 3 Ca 393/87 - mit rechtskr&#228;ftigem Urteil vom 27.08.1987 (Bl. 63 ff. d. Beiakte). In den Entscheidungsgr&#252;nden wird ausgef&#252;hrt, da&#223; sich die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers im wesentlichen in drei Arbeitsvorg&#228;nge aufgliedere, n&#228;mlich den Arbeitsvorgang Tatortarbeit, den Arbeitsvorgang erkennungsdienstliche Behandlung und den Arbeitsvorgang Fotografie. Bez&#252;glich s&#228;mtlicher genannten Arbeitsvorg&#228;nge seien die T&#228;tigkeitsmerkmale der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a erf&#252;llt, weil die T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche und vielseitige Fachkenntnisse und selbst&#228;ndige Leistungen erfordere, und zwar f&#252;r einen Zeitanteil, der mindestens &#252;ber der H&#228;lfte der T&#228;tigkeiten des einzelnen Arbeitsvorganges liege.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18.01.1988 (Kopie Bl. 5 d. A.) wurde dem Kl&#228;ger mitgeteilt, da&#223; er mit Wirkung vom 01.12.1985 in der Verg&#252;tungsgruppe <em>V</em> c Fallqruppe 1 b eingruppiert sei. Mehrere schriftliche Aufforderungen des Kl&#228;gers, ihn in die Fallgruppe 1 a der Verg&#252;tungsgruppe V <em>c</em> einzustufen, weil ihm aus der Fallgruppe 1 b kein Bew&#228;hrungsaufstieg m&#246;glich sei, blieben erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mit seiner beim Arbeitsgericht am 30.03.1989 eingegangenen Klage hat der Kl&#228;ger sein H&#246;hergruppierungsbegehren nach Verg&#252;tungsgruppe <em>l</em> b BAT mit Wirkung ab dem 01.12.1988 verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen, er habe mit Wirkung vom 01.12.1985 vertragsgem&#228;&#223; eine T&#228;tigkeit der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a BAT auszu&#252;ben, so da&#223; er nach dreij&#228;hriger Bew&#228;hrungszeit, die ab dem 01.12.1988 erf&#252;llt sei, in der Verg&#252;tungsgruppe V b BAT Fallgruppe 1 c eingruppiert sei. In den Entscheidungsgr&#252;nden des Urteils im Vorproze&#223; sei ausdr&#252;cklich festgestellt worden, da&#223; seine T&#228;tigkeit die Voraussetzungen der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a erf&#252;lle, weil seine selbst&#228;ndigen Leistungen im jeweiligen Arbeitsvorgang mehr als die H&#228;lfte der dort aufgewendeten Zeit umfa&#223;ten. Daran sei das beklagte Land heute gebunden. Er, der Kl&#228;ger, habe sich auch w&#228;hrend der dreij&#228;hrigen Bew&#228;hrungszeit bew&#228;hrt. Beanstandungen seiner T&#228;tigkeit seien nicht erfolgt. Dar&#252;ber hinaus h&#228;tten sich die T&#228;tigkeitsmerkmale in den letzten drei Jahren nicht ge&#228;ndert. Hierzu verweist der Kl&#228;ger auf eine Bescheinigung der Besch&#228;ftigungsbeh&#246;rde vom 12.04.1989 (Kopie Bl. 15 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1 . festzustellen, da&#223; das beklagte Land verpflichtet ist, an den Kl&#228;ger ab dem 01.12.1988 eine Verg&#252;tung nach der Verg&#252;tungsgruppe V b BAT zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2. festzustellen, da&#223; das beklagte Land verpflichtet ist, die von ihm nachzuzahlenden Betr&#228;ge ab dem 23.03.1989 sowie die nach Klageerhebung f&#228;llig werdenden Differenzbetr&#228;ge ab der jeweiligen monatlichen F&#228;lligkeit mit 4 <em>%</em> zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es hat die Ansicht vertreten, das Urteil im Vorproze&#223; stehe einer erneuten &#220;berpr&#252;fung hinsichtlich der Erf&#252;llung der T&#228;tigkeitsmerkmale durch den Kl&#228;ger nicht entgegen, weil die Fallgruppenbeurteilung nicht in Rechtskraft erwachsen sei. Der Kl&#228;ger sei richtig in der Verg&#252;tungsgruppe V c BAT Fallgruppe 1 b eingruppiert. Die nach der Arbeitsplatzbeschreibung vom 25.08.1986 zu erledigende Tatortarbeit k&#246;nne nicht als einheitlicher Arbeitsvorgang gewertet werden, weil die Arbeit zahlreiche gesondert bewertbare Aufgaben enthalte. Bei der erkennungsdienstlichen Behandlung handele es sich um Arbeitsvorg&#228;nge, die zwar eine gr&#252;ndliche und zuverl&#228;ssige Arbeitsweise voraussetzten, jedoch anhand von Formularen &#252;berwiegend schematisch erledigt w&#252;rden und keine eigene geistige Initiative erforderten. Auch die sonstigen dem Kl&#228;ger &#252;bertragenen Arbeiten k&#246;nnten nicht als selbst&#228;ndige T&#228;tigkeiten im Sinne der Fallgruppe 1 a der Verg&#252;tungsgruppe V c BAT bewertet werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat der Klage stattgegeben. Auf die Entscheidungsgr&#252;nde seines am 08.06.1989 verk&#252;ndeten und dem beklagten Land am 27.07.1989 zugestellten Urteils wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land hat am 25.08.1989 Berufung eingelegt, die es am 22.09.1989 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land meint, entgegen den Feststellungen im angefochtenen Urteil, das sich in tats&#228;chlicher Hinsicht auf die Feststellungen des Urteils im Vorproze&#223; st&#252;tze, fielen "selbst&#228;ndige Arbeiten" lediglich bei der "Tatortarbeit" an, nicht aber bei den &#252;brigen, dem Kl&#228;ger &#252;bertragenen Aufgaben. Ferner k&#246;nne die Tatortarbeit nicht als ein einheitlicher Arbeitsvorgang begriffen werden. Vielmehr ergebe sich der zu bewertende Arbeitsvorgang aus dem jeweils erteilten Auftrag. Es seien vom Angestellten sowohl Auftr&#228;ge zu verrichten, f&#252;r die gr&#252;ndliche und vielseitige Fachkenntnisse ausreichten, als auch solche, die zus&#228;tzlich selbst&#228;ndige Leistungen erforderten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land behauptet, nicht jede Spurensuche gestalte sich schwierig. Vielfach seien nur einfache <em>Routinet&#228;tigkeiten</em> zu verrichten. Die Anforderungen entspr&#228;chen insoweit allenfalls einer leichten geistigen Arbeit. (Beweis: Sachverst&#228;ndigengutachten).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land wendet ferner ein, da&#223; Teile der Arbeiten am Tatort in den Tarifmerkmalen f&#252;r die entsprechenden Spezialisten nach Verg&#252;tungsgruppe VI b bewertet w&#252;rden. Eine andere gualifiziertere Bewertung solcher Arbeiten sei mit der Verg&#252;tungsordnung nicht zu vereinbaren, wenn der Arbeitsplatz insgesamt unter die allgemeinen T&#228;tigkeitsmerkmale falle.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wie das beklagte Land weiter vortr&#228;gt, erforderten weder der Aufgabenkomplex der erkennungsdienstlichen Behandlung noch die Arbeit als Fotograf selbst&#228;ndige Leistungen im Sinne der Fallgruppe 1 a der Verg&#252;tungsgruppe V c BAT. Demgegen&#252;ber sei im Hinblick auf die Tatortarbeit davon</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">auszugehen, da&#223; der Kl&#228;ger das T&#228;tigkeitsmerkmal der Fallgru<em>p</em>pe 1 b der Verg&#252;tungsgruppe <em>V c</em> BAT erf&#252;lle, n&#228;mlich zu einem Drittel selbst&#228;ndige Leistungen verrichte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Berufung des beklagten Landes zur&#252;ckzuweisen .</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt und erg&#228;nzt sein erstinstanzliches Vorbringen und nimmt Bezug auf die seiner Ansicht nach zutreffenden Gr&#252;nde des arbeitsgerichtlichen Urteils. Er behauptet, bei jeder Tatortarbeit sei eine selbst&#228;ndige Leistung des Kl&#228;gers erforderlich unabh&#228;ngig davon, ob es sich dabei um einen Kellereinbruch oder um einen gro&#223;angelegten Raub handele. Die Spurensicherung m&#252;sse an jedem Tatort erneut vorgenommen werden. Auch sei die Entscheidung, wie etwa welche Spuren im einzelnen zu sichern seien, an jedem Tatort zu treffen. Es gebe also keineswegs Auftr&#228;ge, in denen selbst&#228;ndige Leistungen nicht gefordert w&#252;rden. (Beweis: Sachverst&#228;ndigengutachten). Bei der Tatortarbeit werde der Kl&#228;ger v&#246;llig selbst&#228;ndig ohne Vorgesetzten t&#228;tig. Da&#223; es sich nicht lediglich um leichte geistige Arbeit in diesem Bereich handele, werde auch deutlich durch die Tatsache, da&#223; in den Hauptstellen des beklagten Landes etwa in K&#160;&#160; oder B&#160;&#160; fast ausschlie&#223;lich Beamte des gehobenen Dienstes die T&#228;tigkeit ausf&#252;hrten, die der Kl&#228;ger verrichte.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auch bei dem Arbeitsvorgang der erkennungsdienstlichen Behandlung handele es sich keineswegs um Routinearbeiten. Auch hier habe der Kl&#228;ger eigene Beurteilungen und eigene Entscheidungen zu treffen, die dem Merkmal "selbst&#228;ndige Leistungen" entspr&#228;chen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Gleiches gelte auch f&#252;r den Arbeitsvorgang "Fotografie". Denn der Kl&#228;ger f&#252;hre die Aufgaben als Fotograf nicht auf Anweisung eines Ermittlungsbeamten durch. Er erhalte von niemandem eine Anweisung und entscheide v&#246;llig selbst&#228;ndig und in eigener Verantwortung, ob und welche Art von Fotografien gefertigt w&#252;rden. Entscheidend ber&#252;cksichtigt werden m&#252;sse hier, da&#223; das entsprechende Beweisst&#252;ck auf dem Foto einwandfrei erkennbar sei. Die verschiedenen Arten des Fotografierens m&#252;sse der Kl&#228;ger hier gegeneinander abw&#228;gen und im Einzelfall entscheiden, wie er ein Beweisst&#252;ck zu fotografieren habe, damit es zweifelsfrei erkennbar werde.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Akten des Vorprozesses beim Arbeitsgericht Siegburg - 3 Ca 393/87 - sind beigezogen und zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">l .&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung ist zwar zul&#228;ssig, weil sie statthaft (&#167; 64 Abs. 1 und 2 ArbGG) und frist- sowie formgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden ist (&#167;&#167; 66 Abs. 1 Satz 1 , 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG, 518, 519 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erf&#252;llt die Voraussetzungen f&#252;r eine Eingruppierung in die Verg&#252;tungsgruppe V b BAT ab dem 01.12.1988. Nach der Fallqruppe 1 c diese<em>r Verg&#252;tungsgruppe</em> sind Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei - und sonstige im Innendienst und im Au&#223;endienst zu verg&#252;ten, deren T&#228;tigkeit c) rundliche und vielseitige Fachkenntnisse und selbst&#228;ndige Leistungen erfordert, nach dreij&#228;hriger Bew&#228;hrung in Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a BAT. Das Arbeitsgericht ist insoweit zurecht zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; der Kl&#228;ger ab dem 01.12.1985 in der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a eingruppiert war und sich f&#252;r die Dauer von drei Jahren, also bis zum 01.12.1988, auch bew&#228;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dies folgt allerdings nicht ohne weiteres aus dem rechtskr&#228;ftigen Urteil des Arbeitsgerichts Siegburg vom 27.08.1987&#160;&#160; <em>3</em> Ca 393/87&#160;&#160; im Vorproze&#223;, in dem festgestellt wurde, da&#223; das beklagte Land verpflichtet ist, an den Kl&#228;ger ab dem 01.12.1985 eine Verg&#252;tung nach der Verg&#252;tungsgruppe V c BAT zu zahlen. Zwar ist in den dortigen Entscheidungsgr&#252;nden ausf&#252;hrlich dargelegt worden, da&#223; der Kl&#228;ger die Voraussetzungen der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a BAT erf&#252;llt. Diese Fallgruppenbeurteilung konnte jedoch nicht in materielle Rechtskraft erwachsen. Das ist vom Arbeitsgericht zutreffend erkannt und im einzelnen auch unter Hinweis auf das Urteil des BAG vom 09.07.1980&#160;&#160; 4 AZR 579/78&#160;&#160; (EzA &#167;&#167; 22&#160;&#160; 23 BAT Nr. 24) begr&#252;ndet worden. Dem ist seitens der Berufungskammer nichts hinzuzuf&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf den hier streitbefangenen Fallgruppenbew&#228;hrungsaufstieg ist bei erneuter Sachpr&#252;fung festzustellen, da&#223; der Kl&#228;ger seit dem 01.12.1985 vertragsgem&#228;&#223; eine T&#228;tigkeit entsprechend der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a BAT aus&#252;bt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 22 Abs. 2 Unterabsatz 1 BAT ist ein Angestellter in der Verg&#252;tungsgruppe eingruppiert, deren T&#228;tigkeitsmerkmale die gesamte von ihm nicht nur vor&#252;bergehend auszu&#252;bende T&#228;tigkeit entspricht. Das ist der Fall, wenn zeitlich mindestens zur H&#228;lfte Arbeitsvorg&#228;nge anfallen, die f&#252;r sich genommen die Anforderungen eines T&#228;tigkeitsmerkmales oder mehrerer T&#228;tigkeitsmerkmale dieser Verg&#252;tungsgruppe erf&#252;llen ( &#167; 22 Abs. 2 Unterabsatz 2 BAT). Als Arbeitsvorgang ist dabei nach der Protokollnotiz Nr. 1 zu &#167; 22 Abs. 2 BAT und der dazu vorliegenden Rechtsprechung eine unter Hinzuziehung der Zusammenhangst&#228;tigkeiten und bei Ber&#252;cksichtigung einer vern&#252;nftigen, sinnvollen und praktischen Verwaltungs&#252;bung nach tats&#228;chlichen Gesichtspunkten abgrenzbare und tarifrechtlich selbst&#228;ndig bewertbare Arbeitseinheit zu verstehen, die zu einem bestimmten Arbeitsergebnis f&#252;hrt (vgl. BAG, Urteil vom 29.01.1986 - 4 AZR 465/84 -, AP Nr. 115 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975, Bl . 1535 R m.w.N.; Neumann, NZA 1986, 729 f.). Bei diesem Begriff des Arbeitsvorganges handelt es sich um einen feststehenden, abstrakten und von den Tarifvertragsparteien vorgegebenen Rechtsbegriff, der vom Gericht unabh&#228;ngig vom Vortrag der Parteien festzustellen bzw. zu &#252;berpr&#252;fen ist. Damit das Gericht die erforderlichen Arbeitsvorg&#228;nge bestimmen kann, bedarf es eines ausreichenden Tatsachenvortrages. Dabei ist es aber nicht erforderlich, da&#223; der Kl&#228;ger selbst seine T&#228;tigkeit nach Arbeitsvorg&#228;ngen aufgliedert oder gar genaue tagebuchartige Aufzeichnungen &#252;ber die T&#228;tigkeit macht. Vielmehr ergibt sich aus &#167; 331 ZPO, da&#223; der Anspruch schon dann immer schl&#252;ssig dargetan ist, wenn das tats&#228;chliche Vorbringen den Klageantrag begr&#252;ndet erscheinen l&#228;&#223;t (vgl. BAG, Urteil vom 24.10.1984&#160;&#160; 4 AZR 518/82 -, AP Nr. 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975, Bl. 676 m.w.N.). Es mu&#223; vor allem dargelegt werden, welche Arbeitsergebnisse zu erarbeiten sind, da die Bestimmung des Arbeitsvorganges ma&#223;geblich vom Arbeitsergebnis her zu erfolgen hat. Darzu-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">stellen ist auch, wie weit die Aufgaben tats&#228;chlich voneinander abgegrenzt werden k&#246;nnen und ob sie auch jeweils f&#252;r sich selbst&#228;ndig <em>zu</em> bewerten sind Schlie&#223;lich mu&#223; auch die jeweils ben&#246;tigte Zeit angegeben werden, da nur so festgestellt werden kann, ob zum Schlu&#223; die Arbeitsvorg&#228;nge die H&#228;lfte der gesamten Arbeitszeit ausmachen. Nur wenn eine solche ausreichende Darlegung der T&#228;tigkeit im Hinblick auf die Arbeitsvorg&#228;nge vorliegt, kann eine Eingruppierungsfeststellungsklage Erfolg haben (vgl. Neumann, NZA 1986, 729, 730). F&#252;r deren Schl&#252;ssigkeit sowie f&#252;r die Darlegungs- und Beweislast gelten die allgemeinen Grunds&#228;tze des Zivilproze&#223;recht s (vgl. BAG, Urteil vom 24.10.1984&#160;&#160; 4 AZR 518/82 -, AP Nr. 97 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Diesen Anforderungen wird das weitgehend unstreitige kl&#228;gerische Vorbringen gerecht.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Bereits im Hinblick auf den Arbeitsvorgang "Tatortarbeit", der allein mehr als die H&#228;lfte der Gesamtarbeitszeit des Kl&#228;gers einnimmt, ist festzustellen, da&#223; die T&#228;tigkeitsmerkmale der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a BAT ab dem 01.12.1985 erf&#252;llt waren. Soweit der Kl&#228;ger zu den einzelnen Arbeitsaufgaben Zeitanteile von seiner gesamten Arbeitszeit vortr&#228;gt, war dies als tats&#228;chlich unstreitiger Vortrag zu werten, weil das beklagte Land diesem Vortrag nicht entgegengetreten ist und die Zeitaufteilung in der Berufungsbegr&#252;ndung selbst zugrundelegt. Der Vortrag des Kl&#228;gers gr&#252;ndet sich auf die inhaltlich unstreitigen T&#228;tigkeitsbeschreibungen der Besch&#228;ftigungsbeh&#246;rde vom 25.08.1986 und vom 29.01.1987 (Kopie Bl. 36 bis 43 d. Beiakte). Damit steht hinsichtlich des Aufgabenkomplexes "Tatortarbeit" fest, da&#223; er einen Anteil von 57,5 % an der gesamten Arbeitszeit des Kl&#228;gers einnimmt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht wendet sich das beklagte Land dagegen, da&#223; das Arbeitsgericht die&#160; Tatortarbeit. als einen einheitlichen Arbeitsvorgang bewertet hat. Die in der T&#228;tigkeitsdarstellung vom 25.08.1986 im einzelnen aufgef&#252;hrten Teilt&#228;tigkeiten sind unter dem Begriff Tatortarbeit nach der praktischen, vern&#252;nftigen Verwaltungs&#252;bung abgrenzbar und f&#252;hren alle <em>zu</em> einem einheitlichen Arbeitsergebnis, wobei der Spurensuche und -sicherung am Tatort als wesentlichem Merkmal eine kennzeichnende Wirkung zukommt. Eine Grenzziehung unterhalb dieser ergebnisorientierten Einheit w&#252;rde zu einer unpraktischen dienstfremden Aufspaltung eines einheitlichen abgrenzbaren Arbeitsvorganges in kleinste und nicht tariflich selbst&#228;ndig bewertbare Teilarbeitst&#228;tigkeiten f&#252;hren. Soweit das beklagte Land hiergegen mit der Berufung eingewandt hat, bei der Tatortarbeit ergebe sich der zu bewertende Arbeitsvorgang aus dem jeweils erteilten Auftrag, so kann dem nicht gefolgt werden. Dabei wird &#252;bersehen, da&#223; es f&#252;r die Bestimmung des Arbeitsvorganges wesentlich auf das Arbeitsergebnis ankommt. Das Arbeitsziel besteht aber auftragsunabh&#228;ngig in der Spurensuche und Spurensicherung. Dadurch wird der Arbeitsvorgang insgesamt gekennzeichnet. Im Hinblick auf diesen gleichbleibenden Arbeitszweck verbietet es sich, etwa jeden einzelnen Untersuchungsauftrag oder die Verfolgung einzelner Spuren und ihre Erfassung jeweils als separaten Arbeitsvorgang anzusehen. Dies w&#252;rde zu einer "Atomisierung" menschlicher Arbeitsleistungen f&#252;hren, die vom Begriff des Arbeitsvorganges nicht gefordert ist (vgl. BAG, Urteil vom 01.09.1982 - 4 AZR 1134/79 -, AP Nr. 60 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975, Bl. 569 <em>R)</em></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Soweit das beklagte Land dar&#252;ber hinaus erstinstanzlich eingewandt hat, die vom Kl&#228;ger zu erledigende Tatortarbeit k&#246;nne nicht als einheitlicher Arbeitsvorgang bewertet werden, weil sie zahlreiche gesondert bewertbare Aufgaben enthalte, n&#228;mlich die Aufgaben als Fotograf und einige</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Aufgaben in der Spurensicherung, so ist. dies zutreffend bereits vom Arbeitsgericht widerlegt worden (Seihe 12 u n d 13 <em>des Urteil</em>s ) . Da diese Ausf&#252;hrungen des Arbeitsgerichts mit der Berufung nicht konkret angegriffen worden sind, bedarf es hierzu auch keiner weiteren Stellungn<em>ahme</em>.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Arbeitsvorgang "Tatortarbeit" ben&#246;tigt der Kl&#228;ger auch gr&#252;ndliche und vielseitige Fachkenntnisse f&#252;r einen Zeitanteil, der mindestens &#252;ber der H&#228;lfte der T&#228;tigkeit in diesem Arbeitsvorgang liegt. Dies ergibt sich aus seinem umfangreichen und insoweit schl&#252;ssigen Sachvortrag und wird auch vom beklagten Land nicht in Frage gestellt. Insoweit kann erg&#228;nzend auf die Darlegung des Urteils im Vorproze&#223; (Seite 17 ff.) verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erbringt bei der Tatortarbeit ferner selbst&#228;ndige Leistungen in dem notwendigen Umfang. Selbst&#228;ndige Leistungen im Sinne der Verg&#252;tungsgruppen <em>V c</em> Fallgruppe 1 a BAT bzw. V b Fallgruppe 1 c BAT erfordern eine Gedankenarbeit, die im Rahmen der vorausgesetzten Fachkenntnisse hinsichtlich des einzuschlagenden Weges wie der zu findenden Ergebnisse eine eigene Beurteilung und eine eigene Entscheidung enthalten, wobei eine nur leichte geistige Arbeit nicht gen&#252;gt (vgl. Klammersatz zu Verg&#252;tungsgruppe <em>V</em> c Fallgruppe 1 a und Verg&#252;tungsgruppe V b Fallqruppe 1 c BAT sowie BAG, AP Nr. 53, 62 und 109 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975). Hier ist bez&#252;glich der Tatortarbeit festzustellen, da&#223; nach dem Vortrag beider Parteien alle dort anfallenden Einzelt&#228;tigkeiten vom Kl&#228;ger auf sich gestellt allein in eigener Verantwortung erledigt werden. Er hat das Ergebnis seiner Arbeit aufgrund eigener Entscheidungen und Initiative zu erreichen. Die Spurensicherung hat eine entscheidende Bedeutung f&#252;r die Verbrechensaufkl&#228;rung. Insoweit besteht auch ein Ermessens- oder Beur-</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">teilungsspielraum, wie er f&#252;r die geforderte " Selbstst&#228;ndigkeit" kennzeichnend ist (vgl. BAG AP Nr. 109 zu &#167; S 22, 23 BAT 1975). Der Vorgesetzte des Kl&#228;gers hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor der Berufungskammer auf eine entsprechende Frage ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, da&#223; der Kl&#228;ger z. B. selbst&#228;ndig beurteilen mu&#223;, ob eine bestimmte Spur verwertbar ist oder nicht und welche konkreten Sicherungsma&#223;nahmen getroffen werden. Schon die Komplexit&#228;t der Tatortsituation und die Verschiedenartigkeit der Spuren belegen, da&#223; es sich nicht um einfache geistige T&#228;tigkeit handelt. Fehler beim Ablauf dieses komplizierten Arbeitsvorganges sind im Nachhinein kaum noch zu beheben. Schlie&#223;lich mu&#223; der Kl&#228;ger auch bei den Tatortberichten, die die Arbeitsergebnisse festhalten, eigene geistige Initiative entwickeln. Nach alledem kann nicht zweifelhaft sein, da&#223; die Tatortarbeit nach Aufgabenstellung und Praxis jedenfalls weit &#252;berwiegend selbst&#228;ndige Leistungen erfordert.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Wenn das beklagte Land demgegen&#252;ber darauf hinweist, nicht jede Spurensuche gestalte sich schwierig, vielfach seien nur einfache Routinet&#228;tigkeiten zu verrichten, die allenfalls mit einer leichten geistigen Arbeit verbunden seien, so kann dahinstehen, ob dies tats&#228;chlich zutrifft. Es bedurfte insbesondere nicht der Beweisaufnahme durch Sachverst&#228;ndigengutachten, weil diese Einw&#228;nde aus Rechtsgr&#252;nden unerheblich sind. Denn "selbst&#228;ndige Leistungen" m&#252;ssen innerhalb der Arbeitsvorg&#228;nge wenigstens zur H&#228;lfte erbracht werden, um die T&#228;tigkeitsmerkmale der begehrten Verg&#252;tungsgruppe V b Fallgruppe 1 c zu erf&#252;llen. Dieser Zeitanteil ist dann aber auch bezogen auf den jeweiligen Arbeitsvorgang ausreichend. Zwar wird in Verg&#252;tungsgruppe V b Fallgruppe 1 c ebenso wie in Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a BAT ein besonderes Ma&#223; der selbst&#228;ndigen Leistungen nicht ausdr&#252;cklich gefordert. Aus &#167; 22 Abs. 2 Unterabsatz 3 BAT ergibt sich jedoch, da&#223; grunds&#228;tzlich</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">jede Anforderung (hier die selbst&#228;ndigen Leistungen) zeitlich mindestens zur H&#228;lfte anfallen m&#252;ssen. <em>Das</em> folgt zwingend aus dein Hinweis auf &#167; 22 Abs. 2 Unterabsatz 2 S&#228;t/ 1 BAT in &#167; 22 Abs. 2 Unterabsatz 3 (vgl. BAG, Urteil vom 28.03.1979&#160;&#160; 4 AZR 446/77 -, AP Nr. 19 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT 1975).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Mit R&#252;cksicht darauf gewinnt es vorliegend besondere Bedeutung, da&#223; auch nach dem eigenen Vorbringen des beklagten Landes "die T&#228;tigkeit" des Kl&#228;gers zu einem Drittel selbst&#228;ndige Leistungen erfordert. Da weiterhin selbst&#228;ndige Arbeiten des Kl&#228;gers auch nur bei der "Tatortarbeit", nicht aber bei den &#252;brigen Aufgaben anfallen sollen, ergibt sich aus der Kombination der Zeitanteile des Arbeitsvorganges "Tatortarbeit" einerseits und der selbst&#228;ndigen Leistungen bezogen auf die Gesamtarbeitszeit andererseits, da&#223; bei der Tatortarbeit zeitlich mehr als die H&#228;lfte selbst&#228;ndige Leistungen anfallen. Damit ist auch nach dem Vorbringen des beklagten Landes das qualifizierende T&#228;tigkeitsmerkmal der selbst&#228;ndigen Leistungen f&#252;r den Arbeitsvorgang "Tatortarbeit", der seinerseits mehr als die H&#228;lfte der Gesamtarbeitszeit des Kl&#228;gers in Anspruch nimmt, erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">War der Kl&#228;ger somit ab dem 01.12.1985 in der Verg&#252;tungsgruppe V c Fallgruppe 1 a BAT eingruppiert, dann hat er nach dreij&#228;hriger Bew&#228;hrung seit dem 01.12.1988 Anspruch auf Verg&#252;tung nach der Verg&#252;tungsgruppe V b Fallgruppe 1 c BAT. Der Kl&#228;ger hat auch die weiteren Voraussetzungen des Bew&#228;hrungsaufstieges hinreichend dargetan. Unbestritten hat er seit seiner Eingruppierung in die Verg&#252;tungsgruppe V c BAT bestandungsfrei drei Jahre gearbeitet, ohne da&#223; sich w&#228;hrend dieses Zeitraumes seine T&#228;tigkeit ge&#228;ndert hat.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">III.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Da das beklagt Land das Rechtsmittel ohne Erfolgeingelegt hat, mu&#223; es nach &#167;&#167; 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">97 Abs. 1 ZPO die Kosten der Berufung tragen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><em>Zur Neufestsetzung</em> des Str<em>ei</em>twertes bestand keine Veranlassung (&#167; 69 Abs. 2 ArbGG).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Zulassung der Revision beruht auf &#167; 72 Abs. 2Nr. 1 ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung</span></p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil kann von dem beklagten Land Revision eingelegt werden. Die Revision mu&#223; innerhalb einer Notfrist (eine Notfrist ist unab&#228;nderlich und kann nicht verl&#228;ngert werden) von einem Monat nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim Bundesarbeitsgericht, Graf-Bernadotte-Platz 3, 3500 Kassel-Wilhelmsh&#246;he, eingelegt werden. Die Revision ist gleichzeitig oder innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung schriftlich zu begr&#252;nden. Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p>
315,182
olgham-1989-11-09-10-wf-38489
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 WF 384/89
1989-11-09T00:00:00
2019-03-13T14:48:35
2022-10-18T15:08:53
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1109.10WF384.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragstellerin zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antragstellerin kann Proze&#223;kostenhilfe mangels hinreichender Erfolgsaussicht der beabsichtigten Rechtsverfolgung nicht bewilligt werden. Die Antragsteller in wendet sich mit ihrer Beschwerde gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Ibbenb&#252;ren vom 09.08.1989, durch welchen der Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung wegen des Umgangsrechts abgelehnt worden ist. Mit ihrer Beschwerde wird die Antragstellerin nicht durchdringen k&#246;nnen, weil es an einem Regelungsbed&#252;rfnis f&#252;r den Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung fehlt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In Familiensachen der Freiwilligen Gerichtsbarkeit k&#246;nnen entsprechend ihrer verfahrensrechtlichen Einordnung einstweilige Anordnungen ergehen. Dabei richten sich die Voraussetzungen derartiger einstweiliger Anordnungen in Familiensachen nach der Bestimmung des &#167; 621 Abs. 1 Nr. 2 ZPO, welche die Regelung des Umgangs eines Elternteiles mit dem ehelichen Kinde zum Gegenstand hat, nach den allgemeinen Grunds&#228;tzen des Verfahrens der Freiwilligen Gerichtsbarkeit (Keidel/Kuntze/Winkler, FGG, 12. Aufl. ,&#167; 64k, Rz. 59). Nach den allgemeinen Grunds&#228;tzen des. <u>Verfahrens der Freiwilligen Gerichtsbarkeit sind einstweilige Anordnungen zul&#228;ssig, wenn ein dringendes Bed&#252;rfnis f&#252;r ein unverz&#252;gliches Einschreiten besteht, das ein Abwarten bis zur endg&#252;ltigen Entscheidung nicht gestattet, weil diese zu sp&#228;t kommen und Kindesinteressen nicht mehr gen&#252;gend wahren w&#252;rde </u>(Keidel/Kuntze/Winkler, a.a.O., &#167; 19, Rz. 30). Die <u>Pr&#252;fung</u> der Frage, <u>ob</u> die <u>Voraussetzungen</u> f&#252;r den Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung vorliegen, ist, wenn sich die Sache im Beschwerdeverfahren befindet, <u>in vollem Umfang vom Beschwerdegericht</u> anzustellen und dieses tritt sachlich in den Grenzen des Rechtsmittels vollst&#228;ndig an die Stelle der ersten Instanz und hat in der zur Entscheidung stehenden Angelegenheit die gleichen Befugnisse wie diese, so da&#223; es nicht allein die Entscheidungsgr&#252;nde des Gerichts erster Instanz nachpr&#252;ft, sondern das ganze Sach- und Rechtsverh&#228;ltnis, wie es sich zur Zeit seiner Entscheidung darstellt, einer Beurteilung unterzieht (Keidel/Kuntze/Winkler, a.a.O., &#167; 25, Rz. 2). Zum gegenw&#228;rtigen Zeitpunkt aber wird sich ein <u>dringendes Bed&#252;rfnis</u> f&#252;r den Erla&#223;' einer einstweiligen Anordnung wegen des Umgangsrechts <u>nicht</u> feststellen lassen. Das vom <u>Amtsgericht</u> in Auftrag gegebene Sachverst&#228;ndigengutachten liegt vor. Das Amtsgericht kann nunmehr <u>alsbald</u> seine <u>abschlie&#223;ende</u> <u>Hauptsachenentscheidung treffen</u>. Bis dahin werden allenfalls noch wenige Wochen verstreichen, angesichts derer davon, da&#223; die Kindesinteressen nicht mehr gewahrt w&#252;rden, wenn ein Umgangsrecht nicht stattfindet, keine Rede sein kann. Es steht sogar zu erwarten, da&#223; der Vormund des Kindes bei den Ergebnisses des Sachverst&#228;ndigengutachtens und seiner bisherigen Haltung, vor Gew&#228;hrung eines Besuchsrechts zun&#228;chst eine Begutachtung abzuwarten, ein Umgangsrecht zur &#220;berbr&#252;ckung der Zeit bis zur abschlie&#223;enden Entscheidung durch das Amtsgericht einr&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist, wie geschehen, zu entscheiden.</p>
315,183
olgk-1989-11-08-27-u-4589
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 U 45/89
1989-11-08T00:00:00
2019-03-13T14:48:37
2022-10-18T15:08:53
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:1108.27U45.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufungen der Beklagten zu 1), 3), 4) und 5) gegen das am 8. Dezember 1988 verk&#252;ndete Urteil der 25.</p> <p>Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln -25 0 539/86 - werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsrechtszuges tragen die Berufungskl&#228;ger als Gesamtschuldner.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Den Berufungskl&#228;gern wird nachgelassen, die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 81.500,--DM abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Den Parteien wird gestattet, die Sicherheitsleistung durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaften einer Westdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse zu erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">TATBESTAND:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist die Witwe des am 00.00.1930 geborenen Chemiefacharbeiters H, der am 25. August 1983 im HNO-Klinikum der Beklagten zu 1) verstorben ist. Sie verlangt Zahlung einer Schadensrente nach &#167; 844 Abs. 2 BGB, weil der Tod nach ihrer Behauptung auf vorwerfbare fehlerhafte &#228;rztliche Behandlung zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">H litt an beidseitiger Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison), die im Jahre 1982 im Ev. Krankenhaus in L festgestellt worden war. Das Fehlen der NNR-Hormone wurde durch die Einnahme des Cortisols Ultracorten (5 mg morgens und 2,5 mg abends) sowie Astomin H (0,1 mg morgens) substituiert.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 20. August 1983 stellte sich H als Kassenpatient wegen Nasenblutens (Epistaxis) in der HNOKlinik der Beklagten zu 1) vor. Ihm wurde ambulant eine Streifentamponade gelegt. Am 22. August 1983 erschien er erneut aufgrund &#220;berweisung seines Hausarztes wegen wieder aufgetretenen Nasenblutens in der Klinik. Er legte seinen Notfall-Ausweis vor, in dein sein Leiden (Morbus Addison) angegeben und au&#223;erdem u.a. vermerkt ist, da&#223; ihm "im Falle einer Erkrankung oder eines Unfalls rel. Corticoid-Mangel auszugleichen sei. Er wurde nunmehr station&#228;r aufgenommen. Nachdem am 23. August 1983 die Blutungen zum Stillstand kamen, wurde die Entlassung f&#252;r den 24. oder 25. August 1983 erwogen. Als am 24. August jedoch erneut Schmierblutungen auftraten, wurden am Nachmittag dieses Tages vorsorglich Vorbereitungen f&#252;r eine eventuelle Bellocq-Tamponade getroffen. Dabei handelt es sich um einen operativen Eingriff unter Vollnarkose, bei dem der Durchgang zwischen Nasen- und Rachenraum verschlossen wird, um die Blutungen zu stillen. Da sich die Blutungen am Abend verst&#228;rkten, f&#252;hrte der Beklagte zu 4), der sich damals in der Facharztausbildung befand und bis dahin noch keine Bellocq-Tamponade gelegt hatte, die Operation durch. Dabei war jedenfalls w&#228;hrend des Entfernens der vorderen Nasentamponade und des Legens der Bellocq-Tamponade der dienst&#228;ltere Beklagte zu 3) anwesend, der sich ebenfalls in der Fachausbildung befand. Als Anaesthesistin wurde die im zweiten Jahr der Fachausbildung stehende Beklagte zu 5) hinzugezogen, die eintraf, als sich H bereits im Operationssaal befand. Die Narkose dauerte 75 Minuten, der Eingriff selbst 35 Minuten. Intraoperativ trat starker Blutverlust auf (etwa 800 ml). Nach der Operation wurde H wieder auf die Station zur&#252;ckverlegt. Da eine von der Beklagten zu 5) angeregte Sitzwache nicht vorhanden war, wurde er mit einem anderen Patienten, der st&#228;ndiger &#220;berwachung bedurfte, zusammengelegt. Um 22.00 Uhr wurde eine Blutbildkontrolle durchgef&#252;hrt. Der Blutverlust wurde ab 22.00 Uhr durch st&#228;ndige Infusion von insgesamt 1000 ml Infusionen ausgeglichen. Um 22.30, 23.00, 24.00, 1.30 und 2.00 Uhr wurden Blutdruck und Puls gemessen. Die Werte ergaben stabile Kreislaufverh&#228;ltnisse. Cortisol wurde dem Patienten weder w&#228;hrend noch nach der Operation verabreicht. Um 2.50 Uhr wurde H vom Pfleger ohne Atmung und pulslos aufgefunden. Reanimationsversuche blieben erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, ihr Ehemann sei an akutem Herz- Kreislaufversagen, verursacht durch einen Mangel an Cortisol, gestorben. Wegen des den &#196;rzten bekannten Morbus Addison sei es erforderlich gewesen, w&#228;hrend und nach der Operation eine Behandlung mit Cortisol durchzuf&#252;hren. Das Unterlassen h&#228;tten der Beklagte zu 2) als dienst&#228;ltester Stationsarzt, die Beklagten zu 3) und 4) als Operateure, die Beklagte zu 5) als Anaesthesistin und die Beklagte zu 6) als diejenige Anaesthesistin zu verantworten, die H am Nachmittag des 24. August auf die Operation vorbereitet habe. Au&#223;erdem sei die postoperative &#220;berwachung unzureichend gewesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat sie behauptet, ihr Ehemann sei &#252;ber die Risiken des Eingriffs nicht hinreichend aufgekl&#228;rt worden. Ein Hinweis auf die M&#246;glichkeit einer Addison-Krise und deren Folge sei unterblieben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die geforderte Schadensersatzrente hat sie wie folgt berechnet:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">durchschnittl. Monatsnetto&#8209;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">einkommen von August 1982</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">bis Juli 1983:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.892,10 DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich fixe Kosten</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Haushaltsf&#252;hrung:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 800,-- DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">frei verf&#252;gbares Einkommen</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">mithin:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.092,10 DM.</p> <span class="absatzRechts">15</span><table class="absatzLinks" cellspacing="0" cellpadding="0"><tbody><tr><td><p>Hiervon die H&#228;lfte zuz&#252;glich Fixkosten:</p> <p>abzgl. Witwenrente, die in</p> <p>den Jahre 1983 bis 1986 durchschnittlich 905,80 DM betragen habe</p> </td> <td><p>1.846,05 DM</p> <p>940,25 DM.</p> </td> </tr> </tbody> </table> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">zu verurteilen, an sie zu zahlen</p> <span class="absatzRechts">19</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine monatliche Rente in H&#246;he von 940,25 DM jeweils im Voraus bis zum 3. Werktag eines Monats seit dem 1.9.1986 bis zum 30.6.1995 nebst 4 % Zinsen f&#252;r den jeweils f&#228;llig werdenden Betrag,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r die Zeit vom 1.9.1983 bis 31.8.1986 einen Betrag von 33.849,-- DM nebst 4 % Rechtsh&#228;ngigkeitszinsen,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">3. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r die Zeit vom 1. Juli 1995 bis 30.6.2002 eine monatliche Schadensersatzrente in der H&#246;he nach dem Ermessen des Gerichts, hilfsweise festzustellen, da&#223; die Beklagten gesamtschuldnerisch verpflichtet seien, ihr f&#252;r die Zeit vom 1.7.1995 bis 30.6.2002 eine monatliche Schadensersatzrente zu zahlen,</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">23</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">4. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r die Zeit vom 1.7.2002 bis aan ihr Lebensende eine Schadensersatzrente in der H&#246;he nach dem Ermessen des Gerichts, hilfsweise</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagten ge-samtschuldnerisch verpflichtet seien,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">ihr f&#252;r die Zeit vom 1.7.2002 bis an ihr Lebensende eine monatliche Schadensersatzrente zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Sie haben die Notwendigkeit bestritten, die Cortisolsubstitution intra- und/oder postoperativ zu erh&#246;hen. Ferner haben sie die Urs&#228;chlichkeit des Unterlassens f&#252;r den Tod in Abrede gestellt. Die Beklagten zu 2), 3) und 4) haben dar&#252;ber hinaus geltend gemacht, ihnen sei das Unterlassen ohnehin nicht anzulasten, weil es Sache des Anaesthesisten gewesen sei, erforderlichenfalls f&#252;r die Zuf&#252;hrung von Cortisol zu sorgen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Beklagten zu 1), 3), 4) und 5) verurteilt, an die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vom 1.9.1986 bis 30.6.1995 als Gesamtschuldner eine Rente von monatlich 783,34 DM und einen Rentenr&#252;ckstand von 28.200,24 DM nebst Zinsen zu zahlen und festgestellt, da&#223; sie verpflichtet sind, ab dem 1.7.1995 bis zum Tod der Kl&#228;gerin ihr eine monatliche Schadensersatzrente zu zahlen. Im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Es hat, gest&#252;tzt auf die im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft K&#246;ln -34 Js 128/83- eingeholten Gutachten der Professoren Dr. S und Dr. C vom 14. November 1984, 16. November 1985 und 3. Februar 1988 sowie des Direktors des Instituts f&#252;r Rechtsmedizin der Beklagten zu 1), Prof. Dr. T, vom 14. M&#228;rz 1984, 12. Juli 1984 und 22. Juni 1987 den Beklagten zu 3) bis 5) wegen Nichtzuf&#252;hrung von Cortisol einen groben Behandlungsfehler angelastet, der zumindest geeignet war, den Tod des H herbeizuf&#252;hren. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das am 8. Dezember 1988 verk&#252;ndete Urteil verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gegen das Urteil haben die Beklagten zu 1), 3), 4) und 5) rechtzeitig und formgerecht Berufung eingelegt, die sie ebenfalls in rechter Frist und Form begr&#252;ndet haben. Sie wiederholen, vertiefen und erg&#228;nzen ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 3) behauptet dar&#252;ber hinaus, er sei nicht Operateur gewesen, er habe mit dem Legen der Bellocq-Tamponade nichts zu tun gehabt. Er habe H &#252;berhaupt erstmals im Operationssaal gesehen. Gegen&#252;ber dem Beklagten zu 4) sei er nicht weisungsbefugt gewesen. Im &#252;brigen hafte er entsprechend den Grunds&#228;tzen der sogenannten horizontalen Arbeitsteilung nicht.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 4) beruft sich ebenfalls auf die Grunds&#228;tze der horizontalen Arbeitsteilung und behauptet im &#252;brigen, es habe f&#252;r ihn kein Anhaltspunkt bestanden, da&#223; eine etwa gebotene Zuf&#252;hrung von Cortisol unterblieben sein k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 5) behauptet, sie habe vor der Operation die diensthabende Ober&#228;rztin Dr. X darauf angesprochen, ob bei H etwas Besonderes zu veranlassen sei. Dies sei verneint worden. Nach der Operation habe sie die Ober&#228;rztin vom Verlauf und den getroffenen Ma&#223;nahmen unterrichtet. Diese habe keine Einw&#228;nde erhoben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Berufungskl&#228;ger beanstanden schlie&#223;lich auch die zugesprochene Rente der H&#246;he nach.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Sie beantragen,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen, hilfs&#8209;</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">weise ihnen zu gestatten, erforderliche Sicherheiten durch Bankb&#252;rgschaften zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">die Berufungen zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sie tritt den Berufungen entgegen und verteidigt das angefochtene Urteil. Im &#252;brigen wiederholt, vertieft und erg&#228;nzt sie ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wegen aller Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils, die von den Parteien im Berufungsrechtszug gewechselten Schrifts&#228;tze sowie das Protokoll der Senatssitzung vom 20. September 1989 Bezug genommen. Die oben angef&#252;hrten Gutachten der Professoren Dres. S, C und T waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;&#167; 511, 511 a ZPO statthaften Berufungen sind form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden (&#167;&#167; 516, 518, 519 ZPO) und damit insgesamt zul&#228;ssig. Sie sind sachlich jedoch nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten zu 3), 4) und 5) haften der Kl&#228;gerin wegen des Todes ihres Ehemannes gem&#228;&#223; &#167;&#167; 844 Abs. 2, 840 BGB als Gesamtschuldner auf Schadensersatz. Die Einstandspflicht der Beklagten zu 1) folgt aus &#167;&#167; 831, 840 BGB. Auf &#167; 831 Abs. 1 Satz 2 BGB hat sie sich nicht berufen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat es mit Recht als Behandlungsfehler gewertet, da&#223; dem an Morbus Addison leidenden H weder w&#228;hrend noch nach der Operation Cortisol zugef&#252;hrt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. S und Prof. Dr. C haben es in ihrem Gutachten vom 14. November 1984 als unbestrittene medizinische Praxis bezeichnet, Patienten mit Nebennierenrindeninsuffizienz bereits bei kleineren Belastungen wie z.B. fieberhaften Infekten, erst recht aber bei kleineren und gr&#246;&#223;eren chirurgischen Eingriffen mit und ohne Narkose h&#246;here Mengen von Cortisol oder Cortisol-Aequivalenten zu verabreichen, wobei diese Therapie &#252;blicherweise als Dauerinfusion durchgef&#252;hrt wird und &#252;ber die Operation hinaus mindestens noch den ersten postoperativen Tag umfassen mu&#223;. Die daf&#252;r gegebene Begr&#252;ndung &#252;berzeugt. Bei der prim&#228;ren Nebennierenrindeninsuffizienz ist n&#228;mlich die F&#228;higkeit des Organismus, den Wasser- und Elektrolythaushalt zu regulieren, erheblich eingeschr&#228;nkt. Au&#223;erdem ist der Organismus nicht mehr in der Lage, durch erh&#246;hte Aussch&#252;ttung von Nebennierenrindenhormonen auf Stre&#223; mit Abwehr- und Anpassungsma&#223;nahmen zu reagieren, wie es bei einem Gesunden der Fall ist. Bei intakter Nebennierenrindenfunktion f&#252;hrt schon die blo&#223;e Anaesthesie zu vermehrter Cortisolproduktion, eine Operation l&#246;st nach Sch&#228;tzung eine bis zu 10-fach h&#246;here Produktion aus, als im Normalzustand anf&#228;llt, wobei es intraoperativ innerhalb von 15 Minuten zum Anstieg von Cortisol mit einem Maximum nach 5-6 Stunden und einer Normalisierung nach 8-10 Stunden kommt. Es liegt auf der Hand, da&#223; die mangelnde F&#228;higkeit des an Morbus Addison leidenden, dem Stre&#223; durch vermehrte Cortisolproduktion entgegenzusteuern, durch Zuf&#252;hrung von entsprechenden Substituten ausgeglichen werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die gegen diese Feststellungen gef&#252;hrten Angriffe der Beklagten verm&#246;gen die &#220;berzeugungskraft des Gutachtens nicht ersch&#252;ttern. Sie geben auch keinen Anla&#223;, eine weitere gutachtliche Stellungnahme einzuholen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren eingeholte Gutachten ist im vorliegenen Verfahren als Beweismittel ohne weiteres verwertbar. Das bezweifeln die Beklagten auch nicht, so da&#223; sich der Senat eine Begr&#252;ndung insoweit ersparen kann. Entgegen der Ansicht der Beklagten weist die Begutachtung auch keine L&#252;cken in dem Sinne auf, da&#223; Einw&#228;nde unber&#252;cksichtigt geblieben sind. Die Beklagten &#252;bersehen offenbar, da&#223; die Gutachter wiederholt, und zwar zuletzt unter dem 3. Februar 1988 zu der anstehenden Problematik Stellung genommen und dabei die jeweils vorgebrachten Einw&#228;nde beachtet haben.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst ist festzuhalten, da&#223; die Beklagen die Richtigkeit der von S und C gegebenen Darstellung &#252;ber die Funktion der Nebennierenrindenhormone und die Abl&#228;ufe bei Stre&#223; ausdr&#252;cklich nicht bestreiten. Die Beklagte zu 1) gesteht sogar zu, da&#223; es nach der bisherigen medizinischen Praxis und der Lehrmeinung als erforderlich galt, jedenfalls bei gr&#246;&#223;eren medizinischen Eingriffen die Dauermedikation zu erh&#246;hen. Auch die Beklagten zu 3) bis 5) sehen dies im Kern nicht anders, denn sie behaupten im wesentlichen lediglich, die Auffassungen der Sachverst&#228;ndigen entspr&#228;che nicht dem neuesten Stand.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Das trifft indessen nach den Stellungnahmen der Sachverst&#228;ndigen vom 16. November 1985, 17. Januar 1986 und 3. Februar 1988 nicht zu. Danach ist bei Operationsstre&#223; nach wie vor "nach den Regeln der Kunst" eine Behandlung mit h&#246;heren Cortisoldosen erforderlich. Den Sachverst&#228;ndigen ist niemand bekannt, der diese Notwendigkeit in Zweifel zieht. Da auch die Beklagten, unter denen die Beklagte zu 1) in ihren Kliniken und Instituten Mitarbeiter besch&#228;ftigt, die &#252;ber besondere Sachkunde verf&#252;gen,in dieser Beziehung niemanden zu benennen verm&#246;gen, sieht sich der Senat nicht gehalten, ein Gutachten dazu einzuholen, ob der Standpunkt der Sachverst&#228;ndigen &#252;berholt ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Zu den Ergebnissen der im August 1985 ver&#246;ffentlichten Studie des NIH Bethesda Maryland &#252;ber an Menschenaffen vorgenommene Tests haben die Sachverst&#228;ndigen Stellung genommen. Sie haben die von den Beklagten gezogenen&#160; Schlu&#223;folgerungen nicht geteilt. Ob ihre Auseinandersetzung mit der Studie ersch&#246;pfend ist, mag dahinstehen. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; die medizinische Praxis und Wissenschaft wegen der Ergebnisse der Studie die bisherige Behandlungsmethode bei an Morbus Addison leidenden Menschen ge&#228;ndert oder gar aufgegeben haben.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich mag es sein, da&#223; es Narkoseverfahren gibt, bei denen der Cortisolanstieg w&#228;hrend eines operativen Eingriffs an Patienten mit funktionst&#252;chtigen Nebennierenrinden zeitweise blockiert wird, ohne da&#223; Kreislaufinstabilit&#228;ten zu beobachten waren, wie die Beklagte zu 1) behauptet. Das ist f&#252;r die Beurteilung des Streitfalles unerheblich. Mangels Vergleichbarkeit der Fallgestaltung l&#228;&#223;t sich daraus nicht folgern, da&#223; die Standardbehandlung bei Morbus Addison Patienten damit obsolet geworden sei. Das behauptet die Beklagte zu 1) im &#252;brigen auch nicht.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten wenden ferner ohne Erfolg ein, eine Erh&#246;hung der Cortisolsubstitution sei jedenfalls deshalb entbehrlich gewesen, weil es sich lediglich um einen Bagatelleingriff gehandelt h&#228;tte. Letzteres trifft offensichtlich nicht zu. Die Narkose hat insgesamt 75 Minuten gedauert, der Eingriff selbst 35 Minuten, wobei ein Blutverlust von etwa 800 ml eingetreten ist. Der Senat folgt den Sachverst&#228;ndigen darin, da&#223; unter diesen Umst&#228;nden keine Rede davon sein kann, es habe sich um eine Bagatelle gehandelt. Es ist vielmehr ein Operationsstre&#223; aufgetreten, dem durch erh&#246;hte Medikation von Cortisol zu begegnen war.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Es mag sein, da&#223; das Legen einer Bellocq-Tamponade allgemein nur als kleiner Eingriff zu werten ist. Darauf kommt es jedoch nicht an. Entscheidend sind die konkret aufgetretenen Umst&#228;nde, denn danach hat sich die Behandlung im Einzelfall auszurichten.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Es kommt hinzu, da&#223; sowohl der Operationsstre&#223; als auch vor allem der nachoperative Stre&#223; (Ausschaltung der Nasenatmung durch die Tamponade, Dauerinfusion zur Substitution des Blutverlustes in eine Phase fiel, in der die Wirkung des aufgrund Dauermedikation eingenommenen Ultracortens zunehmend nachlie&#223;, der Organismus also zunehmend die F&#228;higkeit verlor, auf Stre&#223; mit Abwehr- und Anpassungsma&#223;nahmen zu reagieren. Die Dauermedikation mit 5 mg Ultracorten morgens und 2,5 mg abends war darauf eingerichtet, dem im normalen Lebensrythmus tags&#252;ber erh&#246;ht auftretenden Stre&#223; durch eine h&#246;here Dosis zu begegnen, w&#228;hrend f&#252;r die n&#228;chtliche Ruhephase eine geringe Dosis gen&#252;gte. Dieser Zyklus wurde durch die Operation umgekehrt. Es mu&#223;te sich deshalb geradezu aufdr&#228;ngen, diesem Umstand durch entsprechende Medikation Rechnung zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der sonach festgestellte Behandlungsfehler ist der Beklagten zu 5) als Anasthesistin anzulasten. Es f&#228;llt in den Verantwortungsbereich des An&#228;sthesisten, daf&#252;r zu sorgen, da&#223; die durch das operative Vorgehen und die Narkose selbst beeintr&#228;chtigten Vitalfunktionen &#252;berwacht, aufrechterhalten und wieder hergestellt werden (vgl. auch die Vereinbarung zwischen den Berufsverb&#228;nden Deutscher Anasthesisten und Deutscher Chirurgen &#252;ber die Zusammenarbeit bei operativer Patientenversorgung, MedR 1983, 21, 22). Dabei sind insbesondere die Risiken des Einzelfalles zu beachten, d.h. sowohl die Wahl der Narkose als auch die Medikation im &#252;brigen ist an den Erfordernissen des Einzelfalles auszurichten. Dazu geh&#246;rte hier -wie dargelegt- die erh&#246;hte Gabe von Cortisol, weil eine Nebennierenrindeninsuffizienz vorlag, die sich ohne die erforderliche Gegensteuerung wegen des zu erwartenden und tats&#228;chlich aufgetretenen Stresses nachteilig auf den Organismus auswirken konnte.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Aber auch die Beklagten zu 3) und 4)haben die Behandlungsfehler zu verantworten.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Nach der oben zitierten Vereinbarung (Ziffer V 1) ist grunds&#228;tzlich auch der Operateur f&#252;r die Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen fachlich zust&#228;ndig, soweit es sich um Gefahren speziell aus dem operativen Vorgehen handelt. Das entspricht auch am besten dem Normzweck der Berufshaftung, n&#228;mlich der Abgrenzung der Haftungsbereiche nach den medizinischen Einflu&#223;bereichen und den medizinischen Kontrollm&#246;glichkeiten (vgl. Steffen, Neue Entwicklungslinien der BGH-Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 3. Aufl., Seite 63). Hier ergaben sich aus den Umst&#228;nden der Operation wegen des relativ hohen Blutverlustes und der Folgen des Eingriffs erh&#246;hte Risiken f&#252;r den an Morbus Addison leidenden Patienten, die im Verantwortungsbereich des Operateurs wurzelten und von ihm auch ohne weiteres gesteuert werden konnte, eben durch Zuf&#252;hrung von Cortisol-&#196;quivalenten. Das bedeutet im Ergebnis keinen Eingriff in das Fachgebiet des Anasthesisten, sondern lediglich eine konkret notwendige wechselseitige Abstimmung beider Fachgebiete im Interesse des Patienten. Die Operateure durften sich bei dieser Sachlage nicht darauf verlassen, der Anasthesist werde schon f&#252;r die gebotene Zuf&#252;hrung von Cortisol sorgen, wie der Beklagte zu 4)meint. Es war eben nicht nur das Fachgebiet des Anasthesisten betroffen. Insoweit gehen die &#220;berlegungen der Beklagten zu 3) und 4) zum Vertrauensgrundsatz und zur horizontalen Arbeitsteilung fehl.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 3) versucht sich schlie&#223;lich seiner Haftung ohne Erfolg mit der Behauptung zu entziehen, er habe mit dem Legen der Belocq-Tamponade nichts zu tun gehabt, Operateur sei ausschlie&#223;lich der Beklagte zu 4) gewesen. Abgesehen davon, da&#223; diese Einlassung mit seinen Angaben, die er pers&#246;nlich vor der Staatsanwaltschaft gemacht hat, wonach er und der Beklagte zu 4) beschlossen h&#228;tten, die Tamponade durchzuf&#252;hren, kaum in Einklang zu bringen ist, kommt es nicht darauf an, ob er sich aktiv an dem Eingriff beteiligt hat. Er verkennt, da&#223; der Beklagte zu 4) als Anf&#228;nger &#252;berhaupt erstmals einen derartigen Eingriff durchgef&#252;hrt hat, w&#228;hrend er selbst der insoweit erfahrenere Arzt war. Damit hat er durch seine Beteiligung an der Operation selbstverst&#228;ndlich dieselbe Garantenstellung erlangt, wie der unmittelbar operierende Beklagte zu 4). Jede andere Betrachtungsweise w&#252;rde zu g&#228;nzlich unvertretbaren Ergebnissen f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">An der Vorwerfbarkeit des Fehlverhaltens besteht bez&#252;glich aller drei Beklagten kein Zweifel. Allen war die addisonsche Krankheit des Patienten bekannt. Auch wenn die Krankheit selten ist, so geh&#246;rt die Behandlung mit h&#246;heren Cortisoldosen bei Operationen zum pr&#252;fbaren Wissen beim medizinischen Staatsexamen und ist auch in der einschl&#228;gigen Fachliteratur nachzulesen, wie die Sachverst&#228;ndigen dargelegt haben. Das haben die Beklagten auch nicht in Abrede gestellt. Hinzu kommt, da&#223; der Patient auf seine Erkrankung hingewiesen und den Notlallausweis vorgelegt hatte, in dem das Erfordernis zus&#228;tzlicher Hormonsubstitution aufgef&#252;hrt worden war.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Beklagten mit Recht als Folge des Behandlungsfehlers den Tod des Patienten angelastet. Den Beklagten zu 3)-5) trifft n&#228;mlich der Vorwurf eines groben Behandlungsfehlers. Zweifel an der Urs&#228;chlichkeit der vers&#228;umten erh&#246;hten Cortisolzuf&#252;hrung f&#252;r den Tod gehen deshalb zu ihren Lasten.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Ob ein Behandlungsfehler als grob zu qualifizieren ist, h&#228;ngt im wesentlichen vom Einzelfall ab, insbesondere davon, ob er die Aufkl&#228;rung des Behandlungsverlaufs besonders erschwert. Zwar sind generelle Definitionen nur bedingt tauglich (vgl. Steffen a.a.O., Seite 118), in Frage kommen aber vor -allem Verst&#246;&#223;e gegen elementare Behandlungsregeln, gegen elementare Erkenntnisse der Medizin (vgl. etwa BGH VersR 1986, 366), therapeutisch insbesondere grundloses Nichtanwenden einer Standardmethode zur Bek&#228;mpfung bekannter Risiken (vgl. die Rechtsprechungsnachweise bei Steffen a.a.O., Seite 121/122).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Hier haben die Beklagten zu 3)-5) die Standardmethode, n&#228;mlich Zuf&#252;hren h&#246;herer Cortisoldosen bei Operationsstre&#223; zur Bek&#228;mpfung der sich aufgrund der addisonschen Krankheit f&#252;r die Vitalfunktionen ergebenden Risiken, grundlos nicht angewendet. Es sind keine Gr&#252;nde ersichtlich, die vorliegend vern&#252;nftigerweise ein Abweichen von der Standardbehandlung rechtfertigen k&#246;nnten. Die Beklagten behaupten auch nicht einmal, sie h&#228;tten nach Abw&#228;gung von konkret f&#252;r und gegen die Behandlung sprechenden Gesichtspunkten von der Zuf&#252;hrung von Cortisol abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Das danach schwerwiegende Fehlverhalten wird bez&#252;glich der Beklagten zu 5) nicht deshalb verst&#228;ndlich und zu einem einfachen Behandlungsfehler (vgl. hierzu BGH NJW 1989, 2319), weil sie sich erst im zweiten Facharztausbildungsjahr befand und erst kurz vor der Operation hinzugezogen worden ist. Unabh&#228;ngig von ihrem Ausbildungsstand als Fach&#228;rztin mu&#223;te sie wissen, welche Standardbehandlung bei Morbus Addison anzuwenden war. Erforderlichenfalls h&#228;tte sie sich danach erkundigen m&#252;ssen und auch ohne weiteres k&#246;nnen. Einem zeitweiligen, den Umst&#228;nden nach kurz zu bemessenden Aufschub der Operation h&#228;tte ersichtlich nichts entgegengestanden.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Auch ihre Behauptung, die f&#252;r sie zust&#228;ndige Ober&#228;rztin habe ihre Frage, ob irgendwelche Besonderheiten zu beachten seien, verneint, entlastet sie nicht. Sie behauptet nicht, da&#223; sich diese Frage auf die durch Morbus Addison gegebene Situation bezog. M&#246;glicherweise hat die Ober&#228;rztin diesem Gesichtspunkt keine Beachtung geschenkt, weil er von der Beklagten zu 5) nicht angesprochen worden ist. Gleiches gilt f&#252;r die Behauptung, sie habe den Operationsverlauf mit der Ober&#228;rztin sp&#228;ter durchgesprochen, ohne da&#223; diese Beanstandungen erhoben h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Beklagten zu 2) und 6) am Nachmittag des Operationstages nicht die Zuf&#252;hrung von Cortisol f&#252;r den Fall einer Operation angeordnet hatten, entlastet die Beklagte zu 5) ebenfalls nicht. Es war ihre Aufgabe, diesen Gesichtspunkt selbst&#228;ndig zu &#252;berpr&#252;fen und selbst eine Entscheidung gem&#228;&#223; dem medizinischen Standard zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Das schwerwiegende Vers&#228;umnis des Beklagten zu 4) wird nicht deshalb entschuldigt, weil er, im zweiten Jahr der Facharztausbildung stehend, erstmals eine Bellocq-Tamponade gelegt und sich deshalb in erster Linie hierauf konzentriert hat. Die in Rede stehende Elementare, allgemein bekannte Standardbehandlungsmethode h&#228;tte er in jedem Fall beachten m&#252;ssen. Das gilt auch f&#252;r den Beklagten zu 3). Beide h&#228;tten sich nicht einfach darauf verlassen d&#252;rfen, Anaesthesistin werde schon das N&#246;tige veranlassen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Nach gefestigter h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung (vgl. BGH VersR 1986, 366, 367; NJW 1988, 2949) reicht es im Falle eines groben Behandlungsfehlers f&#252;r die Haftung aus, da&#223; der Fehler generell zur Verursachung des eingetretenen Schadens geeignet ist; wahrscheinlich braucht der Eintritt eines solchen Erfolges nicht zu sein. Die Kausalit&#228;tsvermutung greift allerdings dann nicht ein, wenn feststeht, da&#223; der grobe Fehler nicht urs&#228;chlich geworden sein kann (vgl. BGH MV 1988, 2949).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Das den Beklagten zu 3)-5) vorzuwerfende Vers&#228;umnis, dem Patienten intra- und postoperativ Cortisol zuzuf&#252;hren, ist generell geeignet, den Tod herbeizuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Cortisolmangel kann zu St&#246;rungen im Elektrolythaushalt und im Stoffwechsel f&#252;hren und als Folge davon kritische Kreislaufsituationen nach sich ziehen (Morbus Addison - Krise), die schlie&#223;lich in ein Kreislaufversagen m&#252;nden k&#246;nnen. Das steht nach den Ausf&#252;hrungen der Sachverst&#228;ndigen S und C gem&#228;&#223; Zusatzgutachten vom 16.November 1985 fest. Die Sachverst&#228;ndigen haben ferner ausgef&#252;hrt und wissenschaftlich belegt, da&#223; die addisonsche Krankheit vor der Einf&#252;hrung von Nebennierenextrakten in der Therapie absolut t&#246;dlich war. Die Kranken starben in der Addison-Krise, welche durch starke k&#246;rperliche Belastungen, wie z.B. eine Operation, provoziert wurde. Seitdem Addison-Kranke mit synthetischen Nebennierenrindenhormonen behandelt werden, kommen Addison-Krisen nach Operationen praktisch nicht mehr vor, wenn die Krankheit bekannt ist und ordnungsgem&#228;&#223; behandelt wird.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Da&#223; diese Zusammenh&#228;nge von den Sachverst&#228;ndigen richtig dargestellt worden sind, bestreiten die Beklagten nicht. Ihre Meinung, es fehle aber dann an der generellen Eignung, wenn der Patient pr&#228;operativ auf die addisonsche Krankheit medikament&#246;s richtig eingestellt ist, vermag der Senat nicht zu folgen. Die pr&#228;operativ richtige Einstellung allein kann nicht bewirken, da&#223; in der entscheidenden Phase, in welcher der Organismus wegen der aufgetretenen Belastungen zum Zwecke der Abwehr und Anpassung der Steuerung durch Cortisol bedarf, genug Cortisol zur Verf&#252;gung steht, also kein Mangel besteht. Anders als der Gesunde kann der Addison-Kranke einen Mangel, der naturgem&#228;&#223; nicht an einer festen Gr&#246;&#223;e zu messen ist, sondern an dem jeweiligen Bedarf, nicht selbst ausgleichen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Sachverst&#228;ndigen haben sich mit den Einw&#228;nden der Beklagten, die im wesentlichen schon Gegenstand des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens waren, auseinandergesetzt und daran festgehalten, da&#223; der Tod im konkreten Fall sogar mit hoher, wenn auch nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf Cortisolmangel zur&#252;ckzuf&#252;hren ist.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Ergebnisse der oben bereits erw&#228;hnten Studie an Menschenaffen verm&#246;gen an der generellen Eignung des gegebenen Behandlungsfehlers f&#252;r den Tod des H nichts zu &#228;ndern. Es geht nicht um Vor- und Nachteile einer &#252;berdosierung mit Cortisol, sondern um die richtige Dosierung, um die Sicherstellung, da&#223; kein Cortisolmangel auftritt. Cortisolmangel wiederum birgt die aufgezeigten Gefahren.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann schlie&#223;lich nicht feststellen, da&#223; der Behandlungsfehler f&#252;r den Tod des H nicht urs&#228;chlich gewesen sein kann. Der Tod ist unstreitig infolge eines akuten Herz- Kreislaufversagens eingetreten. Worauf dieses Versagen beruht, ist nicht sicher festzustellen. Ein Erstickungstod durch Einatmen von Blut oder Verlegen des Luftr&#246;hreneingangs durch die Bellocq-Tamponade scheidet aus (Gutachten Prof. Dr. T vom 22.6.1987). Auch ein sogenannter Reflextod als Folge einer mechanischen, thermischen oder chemischen Reizung des Nervus Laryngeus superior im oberen Kehlkopfbereich kann nicht festgestellt werden (Gutachten Prof. T vom 22.6.1987). Ferner bestehen keine Anhaltspunkte f&#252;r eine koronare Herzerkrankung.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Danach bleiben als Ursache f&#252;r das Kreislaufversagen einerseits Cortisolmangel und andererseits ein "pl&#246;tzlicher nat&#252;rlicher Tod durch unerkl&#228;rlichen Herzstillstand oder auch durch Kammerflimmern&#8220; (Gutachten Prof. S und C vom 16. November 1985). Die letztgenannte Ursache ist nach den Sachverst&#228;ndigen zwar extrem unwahrscheinlich, aber immerhin nicht auszuschlie&#223;en, weil andererseits die typischen Anzeichen einer Addison-Krise (Blutdruckabfall und Pulsanstieg) nicht festgestellt worden sind, so da&#223; die Todesursache nicht zwingend in Cortisolmangel gelegen haben mu&#223;. Gerade diese Zweifel gehen aber zu Lasten der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Auch die Angriffe der Beklagten gegen die H&#246;he der der Kl&#228;gerin vom Landgericht zuerkannten Schadensersatzrente bleiben ohne Erfolg. Die Rente ist nicht zum Nachteil der Beklagten zu hoch ausgefallen. Ma&#223;gebend f&#252;r die H&#246;he des Unterhaltsausfalls ist der Umfang des gesetzlich geschuldeten Unterhalts. Nach &#167; 1360 a BGB wird der angemessene Unterhalt geschuldet. Dieser bestimmt sich nach der Lebensstellung des Bed&#252;rftigen, die sich in erster Linie nach den Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen der Ehegatten w&#228;hrend intakter Ehe richtet. Danach ist im Regelfall das Nettoeinkommen Ausgangspunkt f&#252;r die Berechnung der H&#246;he des Unterhalts und damit des Unterhaltsschadens. Da die Kl&#228;gerin mit dem Verstorbenen in einer sogenannten Hausfrauenehe lebte, also kein eigenes Erwerbseinkommen erzielte, ist allein dessen Nettoeinkommen ma&#223;gebend gewesen. Dieses betrug im Schadenszeitpunkt nach den vorgelegten Verdienstbescheinigungen des Arbeitgebers monatlich 2.892,10 DM. Davon sind entgegen der Ansicht der Beklagten das Essensgeld, da&#223; der Arbeitgeber augenscheinlich aus Vereinfachungsgr&#252;nden unmittelbar vom Lohn einbehalten hat, nicht abzuziehen. Es handelt sich dabei n&#228;mlich nicht um sogenannte fixe Kosten oder Werbungskosten, sondern um Kosten der allgemeinen Lebensf&#252;hrung.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Von dem Nettoeinkommen sind die Kosten abzuziehen, die f&#252;r Familie und Haushalt insgesamt angefallen sind (fixe Kosten). Dazu z&#228;hlen die Kosten f&#252;r Miete, Heizung, Strom, Gas und sonstige Mietnebenkosten, Telefonanschlu&#223; Radio und Fernsehen sowie Zeitungen und Zeitschriften und Anschaffung und Unterhalt der Wohnungseinrichtung und Reparaturen daran.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Diese Kosten hat die Kl&#228;gerin im Berufungsrechtszug mit insgesamt 850,- DM monatsdurchschnittlich beziffert (Miete 450,- DM, Hausrat- und Haftpflichtversicherung: 30,- DM; Strom 40,- DM; Gas 100,- DM; sonstige Nebenkosten 60,- DM; Telefon 40,- DM; Zeitungen 30,- DM; Unterhalt Wohnung 100,-DM). Das ist im Ergebnis nicht zu beanstanden. Die H&#246;he des Mietzinses ist nicht bestritten. Die Versicherungspr&#228;mien sind belegt, desgleichen die sonstigen Nebenkosten (Schornsteinfeger, Stra&#223;enreinigung, Treppenflurbeleuchtung, Wasser, M&#252;ll und Kanalgeb&#252;hren). Die Kosten f&#252;r Strom und Gas von insgesamt 140,- DM f&#252;r einen Zweipersonenhaushalt sind eher niedrig angesetzt, f&#252;r Telefon und Zeitungen fallen erfahrungsgem&#228;&#223; (&#167; 287 ZPO) die angesetzten Betr&#228;ge an. Gleiches gilt im Ergebnis f&#252;r die Kosten f&#252;r Anschaffungen und Unterhaltung der Wohnungseinrichtung (vgl. auch die Sch&#228;tzung von Eckelmann/Sch&#228;fer <em>NJW</em> 1984, 945, 946; BGH NJW 1984, 980).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Danach bel&#228;uft sich der verteilbare Teil des Einkommens auf 2.042,10 DM, der allerdings noch um Kosten zu bereinigen ist, die der verstorbene Unterhaltspflichtige aufzuwenden hatte, um &#252;berhaupt Erwerbseinkommen erzielen zu k&#246;nnen (Werbungskosten). Hierzu geh&#246;ren etwa Kosten f&#252;r die Fahrt zur Arbeitsstelle und Berufskleidung. Der Senat sch&#228;tzt diese Kosten vorliegend aufgrund seiner Erfahrung mit Familiensachen, in denen sich in F&#228;llen des Streits um Trennungs- oder nachehelichen Unterhalt nicht selten vergleichbare Fallgestaltungen in &#228;hnlichen sozialen Verh&#228;ltnissen ergeben, auf rund 100,- DM.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">An dem verbleibenden Betrag von 1.942,10 DM nimmt die Kl&#228;gerin zur H&#228;lfte teil. Es gibt keinen Grund, der die Annahme rechfertigt, da&#223; der erwerbst&#228;tige Ehegatte in einer intakten Ehe abgesehen von berufsbedingten, bezifferbaren Aufwendungen einen h&#246;heren Bedarf hat als der andere Teil. Eine andere Handhabung widerspr&#228;che auch im &#252;brigen dem gesetzlichen Leitbild der Ehe und des Unterhaltsrechts, wie es in &#167;&#167; 1361, 1578 BGB seinen Ausdruck gefunden hat. Da&#223; dem getrenntlebenden oder geschiedenen Ehegatten in der Praxis mit R&#252;cksicht auf seine Erwerbst&#228;tigkeit 4/7 seines Einkommens verbleiben, er also nur 3/7 Unterhalt schuldet, beruht zum einen darauf, da&#223; ein Anreiz zur Berufsaus&#252;bung gegeben sein soll, und zum anderen auf der Erfahrung, da&#223; im Falle getrennter Haushaltsf&#252;hrung dem Erwerbst&#228;tigen in der Tat kaum bezifferbare Mehrkosten entstehen. Diese Gr&#252;nde sind aber im Streitfall nicht gegeben. Im &#252;brigen ist darauf hinzuweisen, da&#223; auch der BGH vom Halbteilungsgrundsatz auszugehen</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">scheint, wie dem Rechenbeispiel in NJW 1984, 980 zu entnehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Der danach anzunehmende Bedarf von 971,05 DM ist wieder um die fixen Kosten zu erh&#246;hen, soweit sie auch nach Wegfall der unterhaltspflichtigen Person anfallen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Miete f&#228;llt vorliegend in unver&#228;nderter H&#246;he an. Die Ehewohnung bestand und besteht aus bescheidenen zwei Zimmern, K&#252;che, Diele, Bad. Der Kl&#228;gerin kann nicht angesonnen werden, sich mit noch bescheideneren Verh&#228;ltnissen zufrieden zu geben. Auch die Kosten f&#252;r Zeitungen, Versicherungen und Unterhalt der Wohnung bleiben im wesentlichen unver&#228;ndert. Lediglich bei den verbrauchsabh&#228;ngigen Kosten sind Abz&#252;ge zu machen, die allerdings ma&#223;voll ausfallen m&#252;ssen, weil der Verbrauch im wesentlichen unabh&#228;ngig davon anf&#228;llt, ob in der Wohnung eine oder zwei Personen leben, wie es am Stromverbrauch besonders deutlich wird. Der Senat h&#228;lt einen Abschlag von 1/5 f&#252;r gerechtfertigt. Damit ergibt sich folgende Rente:</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Bedarf:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 971,05 DM</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich fixe Kosten n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Miete&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 450,00 DM</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Unterhalt Wohnung:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 100,00 DM</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Zeitungen/Versicherungen:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 60,00 DM</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Strom, Gas, sonstige Neben&#8209;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">kosten, Telefon: 240,- DM</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich 1/5 :&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">192,00 DM</span></p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">es verbleiben&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.773,05 DM.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Davon ist die Witwenrente von unstreitig durchschnittlich 905,80 DM monatlich abzuziehen, so da&#223; 867,25 DM zu zahlen w&#228;ren, wobei nicht einmal anfallende Steuern ber&#252;cksichtigt sind, die ebenfalls vom Sch&#228;diger zu tragen sind (vgl. BGHR BGB &#167; 844 II, Einkommenssteuer 2). Mangels Anschlu&#223;berufung ist der Senat gehindert, der Kl&#228;gerin mehr zuzusprechen als vom Landgericht zuerkannt. Einer Erwerbst&#228;tigkeit braucht die Kl&#228;gerin nicht nachzugehen. Das wird von den Beklagten auch nicht geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167; 97 Abs. 1, 100 Abs. 4, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer der Beklagten: &#252;ber 40.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert: 75.200,64 DM (47.000,40 + 28.200,24, vgl. &#167; 17 II, IV GKG).</p>
315,184
lg-dusseldorf-1989-10-31-4-o-4089
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 40/89
1989-10-31T00:00:00
2019-03-13T14:48:38
2022-10-18T15:08:53
Urteil
ECLI:DE:LGD:1989:1031.4O40.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> I.</p> <p> Die Beklagte wird verurteilt,</p> <p> </p> <p>1. dem Kl&#228;ger unter Angabe der nach </p> <p>Artikeln aufgeschl&#252;sselten Verkaufs-</p> <p>Mengen, Verkaufszeiten, Verkaufspreise</p> <p>Und der Lieferanten Auskunft dar&#252;ber zu</p> <p>Erteilen, in welchem Umfang sie in der </p> <p>Zeit vom 1. Januar 1992 bis zum 28. </p> <p>November 1988 in der Bundesrepublik</p> <p>Deutschland einschlie&#223;lich Berlin </p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p> <p>- 3 -</p> <p></p> <p>land einschlie&#223;lich Berlin (West) Strick- und Wirkwaren, wie Pul&#172;lover, Jacken oder dergleichen, feilgehalten und in den Verkehr gebracht hat, die in der Weise hergestellt worden sind, da&#223; eine maschinengestrickte Abschlu&#223;blende, bei der gegen Ende alle Maschen umgeh&#228;ngt und daran anschlie&#223;end eine oder mehrere Rechts-Links-Maschenreihen gestrickt sind, die zu einer Seite unter Bildung eines kan-tengenauen, kettelstichgleichen Warenbruches umgelegt sind, mit den Endmaschen der Strick- oder , Wirkware durch Abbinden beim N&#228;hen-verbunden worden ist,</p> <p>wobei von der Auskunftsverpflich&#172;tung Strick- und Wifkwaren ausge&#172;nommen worden sind, die von einem Dritten hergestellt worden sind, der hierzu aufgrund eines mit dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Lizenzver&#172;trages berechtigt gewesen ist;</p> <p>2. dem Kl&#228;ger unter Angabe der nach Artikeln aufgeschl&#252;sselten Ver-kaufsmengen, Verkaufszeiten, Ver-kaufspreise und Lieferanten, der Art und des Umfangs der betriebenen Werbung sowie unter Vorlage eines Verzeichnisses, das - aufgeschl&#252;s&#172;selt nach Artikeln und einzelnen</p> <p> </p> <p>- 4 -</p> <p>Kostenfaktoren - die Gestehungs&#172;kosten und den er-zielten Gewinn ausweist, dar&#252;ber Rechnung zu le-gen, in welchem Umfange sie die zu 1. bezeichneten Handlungen in der Zeit vom 29. November 1988 bis zum 18. Februar 1989 im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ein&#172;schlie&#223;lich Berlin (West) begangen hat,</p> <p>wobei von der Verpflichtung zur Rechnungslegung Strick- und Wirkwaren ausgenommen sind, die von einem Dritten hergestellt worden sind, der hierzu aufgrund eines mit" dem Kl&#228;ger abgeschlossenen Lizenz&#172;vertrages berechtig gewesen ist.</p> <p>II. </p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagte rpflichtet ist,</p> <p>an den Kl&#228;ger f&#252;r die zu I. 1. bezeichneten, in der Zeit vom 1. Januar1982 bis zum 28. November. 1988 begangenen Handlungen eine angemessene Lizenzgeb&#252;hr zu zahlen;</p> <p>dem Kl&#228;ger allen Schaden zu ersetzen, der ihm durch die zu I. 1. bezeichneten, in der Zeit vom 29. November 1988 bis zum 18. Februar 198 9 be-gangenen Handlungen entstanden ist.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p>- 5 -</p> <p></p> <p></p> <p>III.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abge&#172;wiesen.</p> <p>IV.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 1/4 dem Kl&#228;ger und zu 3/4 der Beklag&#172;ten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreck-bar, f&#252;r den Kl&#228;ger jedoch nur gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 75.000,-- DM. Die Sicherheit kann auch durch selbstschuldnerische-B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war eingetragener Inhaber des am 18. Februar 1989 durch Zeitablauf erloschenen deutschen Patents X (Anlage 1). Er nimmt die Beklagte wegen Verletzung dieses Patents auf Bereicherungsausgleich, Schadensersatz, Auskunft und Rechnungslegung in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent beruht auf einer Anmeldung vom 18. Februar 1971, die am 8. Februar 1973 bekannt gemacht worden ist. Auf eine von dritter Seite erhobene Nichtigkeitsklage hat das Bundespatentgericht das</p> <span class="absatzRechts">4</span><ul class="absatzLinks"><li>6 -</li></ul> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Klagepatent mit Urteil vom 19. Februar 1986 f&#252;r nichtig erkl&#228;rt. Der Bundesgerichtshof hat diese Entscheidung mit Urteil vom 17. September 1987 (Anlage 1 a = GRUR 1988, 287 - Abschlu&#223;blende) teilweise abge&#228;ndert und das Klagepatent mit folgendem Patentanspruch 1 aufrechterhalten:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:58px">Verwendung einer maschinengestrickten Abschlu&#223;blende, bei der gegen Ende alle Maschen umgeh&#228;ngt und daran anschlie&#223;end eine oder mehrere Rechts-Links-Maschenreihen gestrickt sind, die zu einer Seite unter Bildung eines kantengenauen, kettelstich-gleichen Warenbruches umgelegt sind, zum Verbinden mit den Endmaschen von Strickwaren und Wirkwaren, wie Pullovern, Jacken oder-dergleichen, durch Abbinden beim N&#228;hen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ein gro&#223;es Warenhausunternehmen, das in bedeutendem Umfang Textilwaren vertreibt. Sie hat in den Jahren 1988/89 unter verschiedenen Marken Pullover vertrieben, von denen der Kl&#228;ger Exemplare als Anlagen 7 und 11 bis 21 &#252;berreicht hat. Der Kl&#228;ger sieht hierin eine Verletzung des Klagepatents .</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:26px">Er hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:26px">I. die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:59px">1. ihm Auskunft zu erteilen, in welchem Umfang sie in der Zeit vom 9. Februar 1973 bis zum 28. November 1988 in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich Berlin (West)</p>
315,185
olgk-1989-10-26-5-u-3389
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 U 33/89
1989-10-26T00:00:00
2019-03-13T14:48:42
2022-10-18T15:08:54
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:1026.5U33.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 28.12.1988 verk&#252;ndete Urteil der 24. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 24 0 230/88 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des. Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Entscheidungsgr&#252;nde </u></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin ist wegen der Vers&#228;umung der Beru&#173;fungsbegr&#252;ndungsfrist Wiedereinsetzung in den vori&#173;gen Stand zu gew&#228;hren, weil sie ohne ihr Verschul&#173;den verhindert war, die Frist zur Begr&#252;ndung der Berufung einzuhalten, &#167;&#167; 233, 234, 236 ZPO. Die im &#252;brigen in formeller Hinsicht bedenkenfreie Beru&#173;fung ist jedoch in der Sache selbst nicht begr&#252;n&#173;det.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin stehen aus der abgeschlossenen Rechts&#173;schutzversicherung wegen der in den Verfahren 15 0. 690/85 LG K&#246;ln und 1 U 60/87 OLG K&#246;ln entstandenen Kosten Erstattungsanspr&#252;che gegen die Beklagte nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zwar unterliegt es keinem Zweifel, da&#223; der Versi&#173;cherungsfall innerhalb des versicherten Zeitraumes (18.9.1977 bis 11.4.1983) eingetreten ist und eine Erstattungspflicht der Beklagten nicht aus diesem Gesichtspunkt verneint werden kann.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 14 Abs. 3 Satz 1 ARB gilt der Versicherungs&#173;fall in dem Zeitpunkt als eingetreten, in dem der Versicherungsnehmer, der Gegner oder ein Dritter begonnen hat oder begonnen haben soll, gegen Rechtspflichten oder Rechtsvorschriften zu ver&#173;sto&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In &#252;bereinstimmung mit den Erkl&#228;rungen der Kl&#228;gerin im Verhandlungstermin vor dem Senat ist der f&#252;r den Eintritt des Versicherungsfalles ma&#223;gebliche Rechtsversto&#223; in dem von der Kl&#228;gerin beanstandeten Verhalten der Eheleute T, Ende des Jahres 1982, Anfang 1983 in der Wegerechtsangelegenheit zu sehen. Wie die Kl&#228;gerin in ihrem Schreiben vom 27.1.1983 an ihren damaligen Anwalt selbst ausge&#173;f&#252;hrt hat, ist diese Angelegenheit zu trennen von dem einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren 118 C 18/83 AG K&#246;ln, das sich au&#223;er gegen die Eheleute T., auch gegen den Bauunternehmer I. gerichtet hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das von der Kl&#228;gerin beanstandete Verhalten der Eheleute T. in der Wegerechtsangelegenheit war konfliktausl&#246;send und hat schlie&#223;lich zu dem Rechtsstreit 15 0 690/85 LG K&#246;ln gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zutreffend verneint das Landgericht jedoch eine Eintrittspflicht der Beklagten wegen der Regelung des &#167; 4 Abs. 4 ARB.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Danach besteht f&#252;r Versicherungsf&#228;lle, die dem Ver&#173;sicherer sp&#228;ter als zwei Jahre nach Beendigung des Versicherungsvertrages f&#252;r das betroffene Wagnis gemeldet werden, kein Versicherungsschutz.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die in &#167; 4 Abs. 4 ARB festgelegte Zweijahresfrist vers&#228;umt. Der Rechtsschutzversiche&#173;rungsvertrag endete am 11.4.1983. Der vorliegende Versicherungsfall ist der Beklagten am 14.1.1986, nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;gerin jedenfalls erst nach Zustellung der Klageschrift der Eheleute T. vom 5.11.1985 gemeldet worden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg beruft sich die Kl&#228;gerin darauf, sie habe fr&#252;hestens mit der Zustellung der Klage Kennt&#173;nis vom Versicherungsfall erhalten und die Zweijah&#173;resfrist deshalb ohne ihr Verschulden vers&#228;umt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 Abs. 4 ARB enth&#228;lt keine Obliegenheit, sondern eine Ausschlu&#223;frist. Auf eine Kenntnis des Versi&#173;cherungsnehmers vom Versicherungsfall kommt es dem&#173;gem&#228;&#223; nicht an (Harbauer, Rechtsschutzversicherung, 3. Aufl., Rdnr. 217 zu &#167; 4). Das entspricht dem Zweck der Bestimmung, versp&#228;tet gemeldete Versiche&#173;rungsf&#228;lle von der Risikogemeinschaft fern zu hal&#173;ten. Die Zweijahresfrist begrenzt die an sich gege&#173;bene Eintrittspflicht des Versicherers f&#252;r Versi&#173;cherungsf&#228;lle innerhalb des versicherten Zeitraums nach Ablauf dieser Frist und soll die nach Fri&#173;stablauf schwerer aufkl&#228;rbaren und &#252;bersehbaren Schadensf&#228;lle im Interesse einer Geringhaltung des Verwaltungsaufwandes von der Deckung ausnehmen. Die Regelung wirkt sich in erster Linie in F&#228;llen wie dem vorliegenden aus, die aufgrund eines versto&#223;ab&#173;h&#228;ngigen Versicherungsfalles im Sinne des &#167; 14 Abs. 3 ARB erst l&#228;ngere Zeit nach dem Versto&#223; zu einer konkreten Auseinandersetzung f&#252;hren oder gemeldet werden und die bei zeitlich unbegrenzter Ein&#173;trittspflicht den Versicherer zur Bildung erhebli&#173;cher Sp&#228;tschadenreserven zwingen w&#252;rden (Harbauer a.a.O. Rdnr. 216 zu &#167; 4).</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Obwohl es sich bei der Frist in &#167; 4 Abs. 4 ARB um eine Ausschlu&#223;frist handelt, auf die die Verj&#228;h&#173;rungsvorschriften nicht anwendbar sind, l&#228;&#223;t die Rechtsprechung in den F&#228;llen, in denen der Versi&#173;cherunesnehmer erst nach Ablauf der Zweijahresfrist Kenntnis vom Versicherungsfall erlangt, ebenso wie bei einer Fristvers&#228;umnis nach &#167; 12 Abs. 3 VVG ei&#173;nen Entschuldigungsbeweis durch den Versicherungs&#173;nehmer zu (Harbauer a.a.O., Rdnr. 217 zu &#167; 4; Pr&#246;lss-Martin VVG, 24. Aufl., Anm. 8 b zu &#167; 12; BGH VersR 1982, 567).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist im Streitfall wegen der Fristver&#173;s&#228;umnis jedoch nicht entschuldigt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg macht sie geltend, die Regelung des &#167; 4 Abs. 4 ARB k&#246;nne nicht so weit zu Lasten des Versi&#173;cherungsnehmers ausgedehnt werden, da&#223; dieser ver&#173;pflichtet w&#228;re, s&#228;mtliche Streitigkeiten, die zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt m&#246;glicherweise einmal in ein gerichtliches Verfahren einm&#252;nden k&#246;nnten, pr&#228;&#173;ventiv bei seinem Rechtsschutzversicherer anzumel&#173;den. Eine solche Verhaltensweise gegen&#252;ber dem Rechtsschutzversicherer wird dem Versicherungsneh&#173;mer aber weder allgemein noch im besonderen durch &#167; 4 Abs. 4 ARB auferlegt. Die Kl&#228;gerin geht von dem -falschen- Ansatzpunkt aus, sie sei durch die Kla&#173;geerhebung im Jahre 1985 &#252;berrascht und v&#246;llig un&#173;erwartet getroffen worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dieses Vorbringen der Kl&#228;gerin wird bereits wider&#173;legt durch ihre eigene und die in der Wegerechtsan&#173;gelegenheit seit dem Jahre 1983 von den Anw&#228;lten gef&#252;hrte Korrespondenz.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte die Brisanz der Angelegenheit bereits Anfang des Jahres 1983 erkannt, wie sich aus dem bereits zitierten Schreiben vom 27.1.1983 an ihren Anwalt ergibt. Diesem hat sie unter ande&#173;rem mitgeteilt: "... da&#223; die&#160; B. nur dann die An&#173;gelegenheit Wegerechtsangelegenheit &#252;bernahm, wenn davon getrennt das "Einstweilige Verf&#252;gungsverfah&#173;ren" behandelt werden w&#252;rde, f&#252;r das die B.<strong> </strong>keine Haftung &#252;bernehmen braucht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Daraus wird deutlich, da&#223; die Kl&#228;gerin die Wege&#173;rechtsangelegenheit bereits im damaligen Zeitpunkt als Rechtsschutzsache angesehen und versucht hat, bei einem (anderen) Rechtsschutzversicherer f&#252;r diese Angelegenheit Rechtsschutz zu erlangen. Schon Anfang 1983 zeichnete sich f&#252;r sie die Notwendig&#173;keit einer Interessenwahrnehmung in dieser Angele&#173;genheit so konkret ab, da&#223; sie mit der Entstehung von Rechtskosten rechnete.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wie aus dem Berufungsurteil des Landgerichts K&#246;ln vom 13.9.1983 - 11 S 90/83 - in der einstweiligen Verf&#252;gungssache hervorgeht, waren die Klinkersteine am Mittelstreifen des streitigen Weges ausgebrochen worden und lagen als Bauschutt herum. Dieser Zu&#173;stand konnte nicht von Dauer sein und mu&#223;te ge&#228;ndert werden. Bereits mit Schreiben vom 15.4.1983 haben die Anw&#228;lte der Eheleute T. den Anwalt der Kl&#228;gerin darauf hingewiesen, ... "da&#223; wir jedwede Verz&#246;gerung ihrer Partei zum Anla&#223; nehmen wer&#173;den, die nun in vielf&#228;ltiger Weise gerichtlich festgestellten Rechte unserer Mandanten streitig durchzusetzen."</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auch dies war ein nicht zu &#252;bersehender Hinweis, da&#223; eine weitere rechtliche Auseinandersetzung drohte.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Unter den gegebenen Umst&#228;nden kann die versp&#228;tete Meldung des Versicherungsfalles Anfang 1986 oder Ende 1985 jedenfalls nicht als unverschuldet ange&#173;sehen werden. Sp&#228;testens nach Erhalt des vorbe&#173;zeichneten Schreibens vom 15.4.1983 h&#228;tte die Kl&#228;&#173;gerin eine Meldung an die Beklagte erstatten m&#252;s&#173;sen. Die Wegerechtsangelegenheit war entgegen der im Schreiben der Beklagten vom 18.3.1983 ge&#228;u&#223;erten Auffassung nicht erledigt. Da diese Umst&#228;nde nur der Kl&#228;gerin, nicht aber der Beklagten bekannt wa&#173;ren, bestand umsomehr Anla&#223;, die Beklagte darauf hinzuweisen, da&#223; eine Einigung noch nicht erfolgt war, sondern unter Einschaltung von Anw&#228;lten in der Wegerechtsangelegenheit Verhandlungen gepflogen wurden. Offensichtlich hat die Beklagte auch von dem Berufungsverfahren in der einstweiligen Verf&#252;&#173;gungssache keine Kenntnis gehabt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;ren auch bei einer au&#223;ergerichtlichen Einigung der Wegerechtsangelegenheit Rechtskosten entstanden, so da&#223; auch von daher eine fristgerech&#173;te Meldung des Versicherungsfalles an die Beklagte geboten war (vgl. dazu Senat VersR 1986, 805; an&#173;ders bei Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;&#173;chen aus unerlaubter Handlung LG Augsburg r + s 88, 301).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat die Kl&#228;gerin auch noch nach Schei&#173;tern der Verhandlung vom 24.4.1985 im B&#252;ro ihres Anwalts -schuldhaft- keinen Anla&#223; gesehen, den Ver&#173;sicherungsfall der Beklagten zu melden. Der Um&#173;stand, da&#223; auch bei dieser Besprechung keine Eini&#173;gung mit der Gegenseite erzielt werden konnte, wi&#173;derlegt andererseits das Vorbringen der Kl&#228;gerin, sie sei von der Klageerhebung durch die Eheleute Schneider &#252;berrascht worden. Die Klage vom 5.11.1985 war im Gegenteil die zu erwartende Folge der sich &#252;ber 2 Jahre hinziehenden, erfolglosen Verhandlungen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar&#173;keit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und Wert der Beschwer der Kl&#228;gerin: 8.911,16 DM.</p>
315,186
ag-dusseldorf-1989-10-25-24-c-1096189
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
24 C 10961/89
1989-10-25T00:00:00
2019-03-13T14:48:43
2022-10-18T15:08:54
Urteil
ECLI:DE:AGD:1989:1025.24C10961.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 4. Oktober 1989</p> <p>durch die Richterin am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an den </p> <p> Kl&#228;ger 511,60 DM nebst 8 % Zinsen seit </p> <p> dem 6.3.1989 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Von den Kosten des Rechtsstreits tragen</p> <p> der Kl&#228;ger 63 %, die Beklagte 37 %.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p> Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangs-</p> <p> vollstreckung gegen Sicherheitsleistung</p> <p> von 200,-- DM abzuwenden, es sei denn,</p> <p> die Beklagte leistet vor der Vollstreckung </p> <p> Sicherheit in gleicher H&#246;he.</p> <p></p> <p> Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangs-</p> <p> vollstreckung gegen Sicherheitsleistung </p> <p> von 800,-- DM abzuwenden, es sei denn,</p> <p> der Kl&#228;ger leistet vor der Vollstreckung </p> <p> Sicherheit in gleicher H&#246;he.</p> <p></p> <p> S&#228;mtliche Sicherheitsleistungen k&#246;nnen auch</p> <p> durch B&#252;rgschaft einer bundesdeutschen Gro&#223;-</p> <p> bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht</p> <p> werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger buchte bei der Beklagten am 30.12.87 das Motorhome PC 25 f&#252;r die Zeit vom 12.9. bis 22.10.88 die Fahrt von X nach Y zum Gesamtpreis von 4.580,-- DM inklusiv 100 Freimeilen pro Tag. Bei Beginn der Reise beanstandete er fehlendes Motor&#246;l sowie fehlende Bremsfl&#252;ssigkeit und ein abgebrochenes Nummerschild. Diese M&#228;ngel wurden vor Antritt der Reise beseitigt. Eine vorhandene besch&#228;digte Matratze wurde gegen bessere Matratze ausgetauscht, die jedoch auch L&#246;cher aufwies. Seine Reklamation bez&#252;glich eines zerbrochenen Scheinwerferglases sowie Verschmutzung des Motorhome insbesondere Verfleckung des Teppichs wurde nicht ber&#252;cksichtigt. Seiner Bitte nach einem anderen Motorhome konnte nicht entsprochen werden. Obwohl der Kl&#228;ger zus&#228;tzlich bei der amerikanischen Vertragsgesellschaft XX drei sogenannte Convenience Kits verlangt und bezahlt hat, befand sich im Motorhome kein Geschirr. Bei Abschluss der Reise wurden dem Kl&#228;ger zwei Kits, d.h. 60 Dollar gutgeschrieben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am Abend des 1. Tages stellte der Kl&#228;ger fest, dass der vorhandene Tisch abgebrochen war, weshalb er diesen nicht benutzen konnte. Deshalb fuhr er am n&#228;chsten Tag wieder zur Vermietstation in X zur&#252;ck, wo die Tischreparatur gegen 14.30 Uhr abgeschlossen war. Wegen dieser Unzul&#228;nglichkeit schrieb die XX dem Kl&#228;ger 100 Meilen gut.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Weiter war der Dumpschlauch verdreckt und besch&#228;digt und musste erneuert werden, der Abwassertank war bei Abfahrt voll. Das sogenannte Cruise Kontroll sowie das Radio funktionierten ebenso wenig wie die Innenbeleuchtung im F&#252;hrerhaus. Der Sicherheitsgurt am Beifahrersitz klemmte, bei der Armlehne am Beifahrersitz guckten N&#228;gel heraus. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;tte s&#228;mtliche M&#228;ngel bei seiner Ankunft in Y reklamiert. Unterwegs h&#228;tte er keine Gelegenheit gehabt zur Reparatur, ganz abgesehen, dass er unstreitig Reparaturen ohne R&#252;cksprache mit der Veranstalterin nur bis zum Gegenwert von 50 Dollar h&#228;tte durchf&#252;hren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er verlangt den Tagesspreis von 102,-- DM f&#252;r die ersten drei Tage, und zwar wegen zwei Tage, die er wegen der Tischreparatur verloren h&#228;tte, und die &#252;brige Zeit, die er mit dem Kauf von Ausstattungsgegenst&#228;nden verbraucht h&#228;tte. Hierbei h&#228;tte er 300 Meilen verfahren. Au&#223;erdem ist er der Auffassung, dass wegen der verminderten Ausstattung sowie der M&#228;ngel ihm der Differenzbetrag zwischen dem Touristprogramm, das er gebucht hatte und dem Basisprogramm von t&#228;glich 12,-- DM zust&#252;nden. Ferner beansprucht er als Pauschalbetrag f&#252;r den Verlust von Urlaubsfreude 400,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.386,-- DM nebst 8 % Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">6.7.89 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, dass der Kl&#228;ger nicht mit einem fabrikneuen Fahrzeug h&#228;tte rechnen d&#252;rfen und die M&#228;ngel die Gebrauchsf&#228;higkeit des Motorhomes nicht beeintr&#228;chtigt h&#228;tten. Ferner ist sie der Auffassung, dass der Kl&#228;ger sich wegen der M&#228;ngel an die Vermietstation h&#228;tte wenden und die Reparatur h&#228;tte veranlassen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich vertritt sie die Auffassung, dass durch die seitens der Vermietstation gew&#228;hrten Gutschriften etwaigen Minderungsanspr&#252;chen des Kl&#228;gers ausreichend Rechnung getragen sei noch dazu der Kl&#228;ger durch die erfolgte Zusatzzahlung ihr jede M&#246;glichkeit de Verrechnung genommen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze und Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Als Minderung des Reisepreises stehen dem Kl&#228;ger f&#252;r zwei Tage 124,-- DM sowie f&#252;r die &#252;brigen 38 Tage 10 % des Reisepreises = 387,60 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der erforderlichen M&#228;ngelbeseitigung und der Tischreparatur hat der Kl&#228;ger die behaupteten zwei Reisetage verloren. Es mag zwar sein, dass die eigentliche Reparatur nur, wie die Beklagte von ihrer Vertragspartnerin erfahren hat, eine Stunde betragen hat. Tats&#228;chlich musste der Kl&#228;ger aber die bereits gefahrene Strecke wieder zur&#252;ckfahren und dann auf die Durchf&#252;hrung dieser Reparatur warten. In diesem Zusammenhang ist plausibel, dass die Durchf&#252;hrung der Reparatur erst organisiert werden musste und sich die Wartezeit bis in die Nachmittagsstunden hinzog. Zwei Tage entsprechen einem Gegenwert von 204,-- DM. Der Kl&#228;ger konnte w&#228;hrend dieser Zeit aber die ihm zustehenden 100 Freimeilen nicht nutzen, die tats&#228;chlich gefahrene Strecke ist ihm mit 100 Meilen seitens der Vermietstation bereits gutgeschrieben worden. Daher waren ihm der Gegenwert von 2 x 100 Freimeilen = 80,-- DM abzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Was das fehlende Geschirr angeht, kann der Kl&#228;ger weder Anspruch wegen vertaner Reisezeit noch wegen diesbez&#252;glich verfahrener Kilometer gegen&#252;ber der Beklagten geltend machen. Zum einen hat er von den zun&#228;chst gezahlten drei Convenience Kits zwei r&#252;ckverg&#252;tet erhalten, obwohl er f&#252;r drei Personen Bettw&#228;sche und Handt&#252;cher, die ebenfalls zu dieser Grundausstattung geh&#246;ren, erhalten hatte. Zum anderen stand ihm w&#228;hrend der Wartezeit auf die Tischreparatur etwa vier Stunden zur Verf&#252;gung, um diese g&#228;ngigen Artikel wie Geschirr und B&#252;gel einzukaufen, was in einer Millionenstadt wie X kaum schwierig gewesen sein d&#252;rfte. Schlie&#223;lich hatte er einen gro&#223;en Teil dieser Gegenst&#228;nde auch am ersten Tag bereits erworben, der ihm sowieso, wie oben ausgef&#252;hrt, bereits gutgeschrieben worden ist. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Bei dem zerbrochenen Scheinwerferglas handelt es sich um einen nicht zur Minderung berechtigten Bagatellmangel. Die &#252;brigen M&#228;ngel, insbesondere das Nichtfunktionieren des zur Fahrzeugausstattung geh&#246;renden Cruise Kontroll, des Radios und der F&#252;hrerhausinnenbeleuchtung, des klemmenden Sicherheitsgurtes am Beifahrersitz und der nagelbespickten Armlehne am Beifahrersitz stellen jedoch eine Beeintr&#228;chtigung dar. Diese hat allerdings nichts damit zu tun, dass der Standard des gemieteten Fahrzeugs auf den der niedrigen Klasse des Basisprogramms absinkt. Ma&#223;stab ist vielmehr der Tagesreisepreis und der Wertunterschied zwischen einem einwandfreien Fahrzeug der gemieteten Gruppe und dem zur Verf&#252;gung gestellten mangelhaften. Insofern ist nachvollziehbar, dass das Fehlen eines an sich vorhandenen Standgases sowie Radios bei einer Urlaubsreise von fast 7 Wochen und einer Reisestrecke von ca. 10.000 Kilometern wertmindernde Fehler sind. Das Gericht bewertet die aufgrund der M&#228;ngel vorliegende Minderung der Reiseleistung mit 10 % des Reisepreises f&#252;r die restlichen 38 Tage = 511,60 DM.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist mit seinem Minderungsverlangen auch nicht deshalb ausgeschlossen, weil er sich w&#228;hrend der Reise nicht bem&#252;ht hat, die Sch&#228;den beheben zu lassen. Tats&#228;chlich stand ihm so etwas wie eine Reiseleitung w&#228;hrend der im &#252;brigen individuell geplanten Reise nicht zur Verf&#252;gung. Er hatte demnach auch keinen direkten Ansprechpartner wegen der M&#228;ngel. Die Beklagte kann den Kl&#228;ger auch nicht darauf verweisen, dass der Kl&#228;ger h&#228;tte Kontakt zu einer der Vermietstationen aufnehmen m&#252;ssen, um die Reparatur in die Wege zu leiten. Eine derartige Mitwirkungsverpflichtung des Kl&#228;gers ergibt sich weder aus dem Reisevertragsrecht, noch etwa aus dem zwischen den Parteien geltenden Reisebedingungen. Insbesondere bei derart relativ kleinen M&#228;ngel konnte der Kl&#228;ger davon Abstand nehmen, f&#252;r die Reparaturen einen gr&#246;&#223;eren Umstand und Zeitverlust in Kauf zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Auch durch sein Verhalten gegen&#252;ber Veranstalterin ging der Kl&#228;ger seiner Minderungsanspr&#252;che nicht verlustig. Denn die Beklagte kann den Kl&#228;ger nicht darauf verweisen, dass er durch das Akzeptieren von Gutschriften sein Minderungsrecht ihr gegen&#252;ber verloren hat. Vielmehr muss sich der Kl&#228;ger die erteilten Gutschriften, wie ber&#252;cksichtigt worden ist, lediglich im Verh&#228;ltnis zur Beklagten anrechnen lassen, was aber nicht bedeutet, dass er sich letztlich nicht (auch) an seine Vertragspartnerin halten kann. Unerheblich ist schlie&#223;lich auch, ob eine Reklamation in Y erfolgte. Denn jedenfalls war diese M&#228;ngelanzeige nicht Voraussetzung des Minderungsanspruchs im Sinne von &#167; 651 d Abs. 2 BGB. Abhilfema&#223;nahmen in Y, dem Ziel seiner Reise, waren f&#252;r den Kl&#228;ger nutzlos.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ihm stehen Schadensersatzanspr&#252;che im Sinne von &#167; 651 f Abs. 2 BGB nicht zu. Voraussetzung hierf&#252;r ist n&#228;mlich eine vereitelte oder zumindest wesentlich beeintr&#228;chtigte Reise. Hiervon ist jedoch bei dem Kl&#228;ger nicht auszugehen. Das ergibt sich auch aus dem vom Kl&#228;ger selbst vorgenommenen Bewertung. Dar&#252;ber hinaus ist nicht nachvollziehbar, woran er die geforderte Pauschale &#252;berhaupt orientiert hat.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung ergibt sich aus &#167;&#167; 284, 286 BGB.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO, der Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckung liegen &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO zugrunde.</p>
315,187
lagk-1989-10-24-4-tabv-3589
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 TaBV 35/89
1989-10-24T00:00:00
2019-03-13T14:48:45
2022-10-18T15:08:54
Beschluss
ECLI:DE:LAGK:1989:1024.4TABV35.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragsgegnerin gegen den Beschlu&#223; des Arbeitsgerichts K&#246;ln vom 26.4.1989 - 3 BV 52/89 - wird zur&#252;ckge&#173;wiesen . Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Arbeitgeber verkauft und vermietet Kopierge&#173;r&#228;te, Schreibmaschinen, elektronische Laserdrucker und</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Kommunikationssysteme. In der K&#246;lner Niederlassung des Arbeitgebers sind ca. 22o Mitarbeiter besch&#228;ftigt. Antragsteller im vorliegenden Verfahren ist der f&#252;r die Gesch&#228;ftsstelle K&#246;ln gew&#228;hlte Betriebsrat. Die Beteiligten streiten dar&#252;ber, ob bei den Mitarbeitern der Gesch&#228;ftsstelle, die im Verkauf t&#228;tig sind, die Zuweisung eines neuen Verkaufsgebietes der Mitbe&#173;stimmung des Betriebsrates unterliegt. Der Betriebsrat verlangt vom Arbeitgeber, die zum 1.4.1989 erfolgte Zu&#173;weisung eines neuen Verkaufsgebiets an die Mitarbeiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aufzuheften.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Vertrieb des Arbeitgebers ist nach Art der Kunden bzw. potentiellen Kunden in 5 Vertriebssegmente aufgeteilt, n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Segment&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Nationale Gro&#223;kunden</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Segment&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Beh&#246;rden</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Segment&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Lokale Gro&#223;kunden</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Segment&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Breitenmarkt in Ballungsr&#228;umen</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Segment&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 5:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Land</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Segmente sind wiederum in einzelne Verkaufsgebiete</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">aufgeteilt, die den jeweiligen Verkaufsmitarbeitern zugewiesen werden. Im Segment 4 sind die Verkaufsge&#173;biete im wesentlichen fl&#228;chenm&#228;&#223;ig nach der Landkarte abgrenzbar und abgegrenzt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Mitarbeiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wohnt in Frechen. Sie ist seit dem 15.1.1982 beim Arbeitgeber besch&#228;ftigt und als Verk&#228;uferin im Segment 4 t&#228;tig. Dabei betreute</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">sie bisher das Gebiet Nr. 146, das 9 rechtsrheinische Vororte der Stadt K&#246;ln und die St&#228;dte Bergisch-Gladbach und Leverkusen umfa&#223;t (vgl. im einzelnen Bl. 42 d.A.). Mit Wirkung zum .1.4.1989 wies der Arbeitgeber der Mit&#173;arbeiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ein anderes der 11 Verkaufsgebiete des Segmentes 4 zu, n&#228;mlich das Verkaufsgebiet 156, das sich von Erftstadt &#252;ber Aachen, D&#252;ren, Merzenich, Langerwehe, N&#246;rvenich, Eschweiler bis Stolberg er&#173;streckt (vgl. im einzelnen Bl. 43 d.A.). Der Arbeit&#173;geber ging selbst davon aus, da&#223; das Verkaufsgebiet 152 bisher teilweise unzureichend betreut worden war und wollte mit der Mitarbeiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine lang&#173;j&#228;hrige erfahrene Verkaufskraft in dieses Gebiet setzen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Verg&#252;tung der Verkaufsmitarbeiter ist teil&#173;weise erfolgsabh&#228;ngig. Nach dem Dienst vertrag der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; kann der Arbeitgeber entsprechend der Eignung des Mitarbeiters bzw. den gesch&#228;ftlichen Erfordernissen im zumutbaren Rahmen jederzeit eine &#196;nderung des zuge&#173;wiesenen T&#228;tigkeitsbereichs vornehmen. Zul&#228;ssig ist hierbei jede &#196;nderung, durch die die Bez&#252;ge des Mit&#173;arbeiters und/oder der &#246;rtliche Bereich seiner T&#228;tig&#173;keit nicht wesentlich beeintr&#228;chtigt werden. Ob die Gebiets&#228;nderung einzelvertraglich wirksam war, ist Gegenstand eines Arbeitsgerichtsverfahrens zwischen dem Arbeitgeber und Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (1 Ca 6677/88, Arbeitsgericht D&#252;sseldorf). In diesem noch nicht rechtskr&#228;ftig erledigten Verfahren hat das Arbeitsge&#173;richt durch Urteil vom 1.8.1989 festgestellt, da&#223; die Gebietszuweisung der Arbeitgeberin vom 6.12.1988 un&#173;wirksam ist. Auf das Urteil des Arbeitsgerichts (Bl. 1o5 ff d.A.) wird im &#252;brigen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Arbeitgeber nimmt Gebiets&#228;nderungen grund&#173;s&#228;tzlich nur mit einer Ank&#252;ndigungsfrist vor, die der gesetzlichen K&#252;ndigungsfrist entspricht. Diese Regelung, die auch Gegenstand des Dienstvertrages mit der Ar&#173;beitnehmerin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist (vgl. im einzelnen Bl. 5 d.A.) fu&#223;t auf einem Einigungsstellenbeschlu&#223;, durch den, soweit das Mitbestimmungsrecht, des Gesamtbetriebsrats reicht, Einzelheiten der Dienstvertr&#228;ge der Mitarbeiter des Arbeitgebers geregelt worden sind (vgl. Bl. 134 d.A. ) .</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat sieht in der &#196;nderung des Ver&#173;kaufsgebiets der Mitarbeiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine mitbestimmungspflichtge Versetzung. Er hat geltend gemacht, sowohl der Arbeitsort als auch der Arbeitst&#228;tigkeit der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#228;ndere sich. Der Anfahrtsweg sei weiter. Au&#223;erdem w&#252;rden sich ihre Verdienstschancen erheblich verschlechtern, weil die Umsatzm&#246;glichkeiten in dem neuen Verkaufsgebiet wesentlich schlechter seien als in dem bisher von Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bearbeiteten Gebiet. Da das neue Gebiet in den letzten Jahren brachgelegen habe, seien dort weniger Folgeauftr&#228;ge von Kunden zu erwarten. F&#252;r die Kauf- bzw. Mietentscheidung des Kunden sei auch die Entfernung vom Servicestandort ma&#223;geblich, der bei dem neuen Verkaufsgebiet wesentlich entfernter liege, so da&#223; die Gefahr bestehe, da&#223; sich die Kunden h&#228;ufiger f&#252;r den schnelleren und einfacheren Service beim H&#228;ndler vor Ort entschieden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">dem Arbeitgeber aufzugeben, die in der Ver&#173;-setzung der Frau&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; liegendepersonelle Ma&#223;nahme aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Arbeitgeber hat beantragt, den Antrag zur&#252;ckzuwiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Er hat die Ansicht vertreten, Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sei kein anderer Arbeitsbereich zugewiesen worden. Der Dienstsitz sei K&#246;ln geblieben und sie auch im Ver&#173;triebssegment Breitenmarkt geblieben. Auch die hierarchische Zuordnung im Verk&#228;uferteam und die Palette der zu ver&#173;treibenden Produkte habe sich nicht ge&#228;ndert. Da&#223; Trau V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; keinen Anspruch auf ein gleichbleibendes Ver&#173;kaufsgebiet gehabt habe, ergebe sich aus der Eigenart des Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses. Nachteile f&#252;r sie seien im Zusammenhang mit der Zuweisung eines neuen Verkaufsgebietes nicht zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren erstinstanzlichen Vorbringens der Beteiligten wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat der Arbeitgeberin aufge&#173;geben, die in der Versetzung der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; liegende personelle Ma&#223;nahme aufzuheben. Auf die Gr&#252;nde des angefochtenen Beschlusses wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Arbeit&#173;gebers. Er meint, die vorgenommene Zuweisung eines anderen Verkaufsgebietes an die Mitarbeiterin V stelle keine mitbestimmungspflichtige Versetzung dar. Als Arbeitsort des Verkaufsmitarbeiters sei die Ge&#173;sch&#228;ftsstelle anzusehen, die jeder Verkaufsmitarbeiter mindestens einmal pro Woche aufsuchen m&#252;sse. Der st&#228;ndig wechselnde Ort der Verkaufsgespr&#228;che k&#246;nne nicht als Arbeitsplatz angesehen werden. Auf ein festes Verkaufsgebiet habe keiner der Au&#223;endienstmitarbeiter</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">einen Anspruch. Ebenso wie nach Gebieten h&#228;tte sie, wie dies teilweise in anderen Segmenten der Fall sei, die Kunden nach einer Liste ohne Zuweisung eines kon&#173;kreten Gebietes auf die Verkaufsmitarbeiter aufteilen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Umst&#228;nde, unter denen Frau <em>V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </em>ihre Ar&#173;beit zu leisten habe, blieben in nahezu s&#228;mtlichen Punkten unver&#228;ndert. Sie sei weiterhin in die Gesch&#228;fts&#173;stelle K&#246;ln als ihren Arbeitsplatz eingegliedert. Die Hierarchie und die Teamzugeh&#246;rigkeit bleibe unver&#228;ndert. Auch die arbeitsvertraglichen Grundlagen, auf denen sie ihre T&#228;tigkeit leisten m&#252;sse, &#228;ndere sich nicht. Sie betreue diesselben Produkte und einen vergleich&#173;baren Kundenkreis. Die Anfahrten zu dem Kunden w&#252;rden zwar, soweit sich diese im westlicheren Teil bef&#228;nden, rein r&#228;umlich weiter werden, die Anfahrtswege f&#252;hrten aber &#252;ber gut befahrbare Verkehrswege, so da&#223; ein h&#246;herer zeitlicher Aufwand zum Besuch der Kunden nicht gegeben sei. Auch das Kundenpotential des neuen Gebiets sei nicht schlechter und bei Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; seien keine Ein&#173;kommensverluste zu erwarten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Arbeitgeber beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">den angefochtenen Beschlu&#223; abzu&#173;&#228;ndern und den Antrag des Betriebs&#173;rats zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat beantragt, die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Er meint, eine Versetzung sei deshalb anzunehmen, weil Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ihre Arbeitsleistung nunmehr in einem</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">geographisch v&#246;llig anderen Gebiet erbringen m&#252;sse. Bis zu ihrem alten Verkaufsgebiet habe sie t&#228;glich ca. 3o km Fahrtstrecke zur&#252;cklegen m&#252;ssen, bei dem neuen Verkaufsgebiet betrage die einfache Entfernung mindestens 7o Fahrtkilometer. In dem alten Gebiet sei im wesent&#173;lichen ein bereits bestehender Kundenstamm zu betreuen gewesen mit dem Ziel, Folgeauftr&#228;ge zu akquirieren, w&#228;hrend Frau V &#160;&#160;&#160;&#160; sich in dem neuen Gebiet in starkem Ma&#223;e auf potentielle Neukunden konzentrieren m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Beteiligten</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Gegenstand der Anh&#246;rung vor dem Beschwerdegericht war vor allem der konkrete Vergleich der T&#228;tigkeit der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in beiden Verkaufsgebieten. Auf die Sitzungsniederschrift vom 24.1o.1989 und das dort vor&#173;gelegte Zahlenmaterial (Bl. 142-146 d.A.) wird eben&#173;falls Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist an sich statthaft, sie ist auch in der gesetzlichen Frist und Form eingelegt und begr&#252;ndet worden und unterliegt damit keinen formalen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">In der Sache hatte sie keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Arbeitsgericht dem Arbeitgeber nach &#167; 1o1 BetrVG aufgegeben, die in der Zuweisung eines neuen Verkaufsgebietes an die Mitarbeiterin V liegende personelle Ma&#223;nahme aufzuheben. Diese Ma&#223;&#173;nahme stellt eine Versetzung im Sinne des &#167; 95 Abs. 3 BetrVG dar und war deshalb nach &#167; 99 Abs. 1 BetrVG</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">mitbestimmungspflichtig. Da der Arbeitgeber unstreitig den Betriebsrat an der fraglichen Ma&#223;nahme nicht be&#173;teiligt hat, war diese auf Antrag des Betriebsrats nach &#167; 1o1 Satz 1 BetrVG aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Versetzung im Sinne des Betriebsverfassungsge&#173;setzes ist nach der Legaldefinition&#160; des &#167; 95 Abs. 3 BetrVG die Zuweisung eines anderen Arbeitsbereichs, die voraussichtlich die Dauer von einem Monat &#252;ber&#173;schreitet, oder die mit einer erheblichen &#196;nderung der Umst&#228;nde verbunden ist, unter denen die Arbeit zu leisten ist. Durch das BetrVG 1972 ist der Begriff der Versetzung wesentlich erweitert worden, auch die Um&#173;setzung innerhalb eines Betriebes wird nunmehr grund&#173;s&#228;tzlich vom Begriff der Versetzung erfa&#223;t. Wenn der Versetzungsbegriff an die Zuweisung eines anderen Ar&#173;beitsbereichs ankn&#252;pft, so ist mit Arbeitsbereich der konkrete Arbeitsplatz und seine Beziehung zur betrieb&#173;lichen Umgebung in r&#228;umlicher, technischer und organi&#173;satorischer Hinsicht gemeint (BAG AP Nr. 4 u. 8 zu &#167; 95 BetrVG 1972). Entscheidende Ankn&#252;pfungspunkte sind die Art der ausge&#252;bten T&#228;tigkeit und der Arbeitsort. Eine Versetzung liegt vor, wenn dem Arbeitnehmer eine andere Position innerhalb der betrieblichen Organisation durch eine &#196;nderung seines T&#228;tigkeitsbereichs oder durch einen Ortswechsel zugewiesen wird (so Dietz-Richardi BetrVG 6. Aufl., &#167; 99 Rdnr. 73).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Eine &#196;nderung des T&#228;tigkeitsbereichs des Arbeit&#173;nehmers liegt vor, wenn der Inhalt der Arbeitsaufgabe ein anderer wird und sich deshalb das T&#228;tigkeitsbild des Arbeitnehmers &#228;ndert. Diese Voraussetzung ist nicht gegeben, wenn der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer nur einen Teil seiner bisherigen Aufgaben entzieht (BAG AP Nr. 26</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">zu &#167; 611 BGB - Direktionsrecht -) oder weitere&#160; Aufgaben neben den bisher erledigten Arbeiten zuweist. &#196;nderungen innerhalb der bisher dem Arbeitnehmer zugewiesenen Ar&#173;beitsaufgaben werden dabei regelm&#228;&#223;ig als mitbestimmungs&#173;frei angesehen (so z.B. die Einschr&#228;nkung des Verkaufs&#173;gebiets eines Au&#223;endienstmitarbeiters, vgl. dazu BAG AP Nr. 5 zu &#167; 62o BGB - Teilk&#252;ndigung -), lediglich der Wechsel der Arbeitsaufgaben wird als mitbestimmungspflichtig angesehen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#167; 95 Abs. 3 BetrVG, der nur bei der Zuweisung eines Arbeitsbereichs unter einem Monat auf die er&#173;hebliche &#196;nderung der &#228;u&#223;eren Umst&#228;nde abstellt, unter denen die Arbeit, zu leisten ist, l&#228;&#223;t erkennen, da&#223; es &#196;nderungen der Arbeitsbedingungen gibt, die keine Versetzung darstellen, weil sie nicht mit einer &#196;nderung des Arbeitsbereichs verbunden sind. Die Versetzungen innerhalb der gleichen Abteilung bei vergleichbarer Aufgabenstellung bzw. der Austausch der bisherigen Maschine durch eine neue z&#228;hlen hierher. Die Aus&#173;nahme des &#167; 95 Abs. 3 BetrVG zeigt jedoch gleichzeitig, da&#223; die Umst&#228;nde, unter denen die Arbeit zu leisten ist, auch f&#252;r die Abgrenzung des Arbeitsbereichs eine Rolle spielen und da&#223; sich die Umst&#228;nde so einschneidend &#228;ndern k&#246;nnen, da&#223; auch eine &#196;nderung des Arbeitsbe&#173;reichs anzunehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ein Wechsel des Arbeitsbereichs wird zumeist anzunehmen sein bei einem Ortswechsel (vgl. z.B. BAG AP Nr. 33 zu &#167; 99 BetrVG 1972 zu einer Abordnung von Arbeitnehmern nach Japan). Wird der Arbeitnehmer aus einem in sich geschlossenen Betriebsbereich in eine andere Betriebseinheit umgesetzt, so wird regelm&#228;&#223;ig eine Versetzung vorliegen (Gnade u.a. BetrVG &#167; 99 Rdnr.32;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Fitting u.a. BetrVG, 15. Aufl., &#167; 99 Rdnr. 22 a). Auch bei einem Wechsel des Arbeitsortes ist entscheidend da&#173;rauf abzustellen, ob die Eingliederung in die betrieb&#173;liche Organisation ge&#228;ndert wird, allein die r&#228;umliche Entfernung stellt nur ein Indiz dar f&#252;r die Zuweisung eines anderen Arbeitsbereichs. Regelm&#228;&#223;ig wird jedoch eine &#196;nderung des Arbeitsbereichs vorliegen, wenn die Umsetzung mit einem Wechsel des Ortes verbunden ist, an dem die bisher f&#252;r den Arbeitnehmer ma&#223;gebliche Arbeitsst&#228;tte sich befindet.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die von Rechtsprechung und Literatur entwickelten Kriterien zur Abgrenzung der mitbestimmungspflichtigen Versetzung von mitbestimmungsfreien Ma&#223;nahmen sind auf die &#196;nderung der Verkaufsbezirke von Au&#223;endienstmit&#173;arbeitern nur mit Vorsicht zu &#252;bertragen. Ein fester Arbeitsort ist regelm&#228;&#223;ig nicht gegeben, da der Au&#223;en&#173;dienstler innerhalb seines Bezirks seine Arbeit st&#228;ndig an anderen Orten verrichtet. Auch Art und Umfang der T&#228;tigkeit sind kaum hinreichend konkretisiert, wenn man nur darauf abstellt, da&#223; eine bestimmte Produktpalette bei jeweils unterschiedliche Kunden zu vertreten ist, ohne da&#223; es auf die n&#228;heren Einzelheiten der T&#228;tigkeiten noch ank&#228;me.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ankn&#252;pfungspunkte f&#252;r die Abgrenzung mu&#223; &#167; 95 Abs. 3 Satz 2 BetrVG 1972 sein. Danach gilt die Be&#173;stimmung des jeweiligen Arbeitsplatzes nicht als Ver&#173;setzung, soweit Arbeitnehmer nach der Eigenart ihres Arbeitsverh&#228;ltnisses &#252;blicherweise nicht st&#228;ndig an einem bestimmten Arbeitsplatz besch&#228;ftigt werden. Ent&#173;scheidend ist, ob nach der Eigenart des Arbeitsver&#173;h&#228;ltnisses ein Einsatz auf wechselnden Arbeitspl&#228;tzen &#252;blich ist. Ein Musterbeispiel f&#252;r die Anwendung des</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">&#167; 95 Abs. 3 Satz 2 BetrVG ist ein Arbeitnehmer im Bauge&#173;werbe oder z.B. ein Springer, der im Betrieb an den verschiedensten Arbeitspl&#228;tzen eingesetzt wird. F&#252;r die Anwendung des &#167; 95 Abs. 3 Satz 2 BetrVG mu&#223; aber stets konkret gefragt werden, welcher Wechseleinsatz bei dem betreffenden Arbeitnehmer &#252;blich war. Wird der wechselnde Einsatz des Arbeitnehmers, so wie er &#252;blicherweise ge&#173;handhabt wurde, aufgehoben oder durchbrochen, so liegt ebenso eine mitbestimmungspflichtige Versetzung vor wie bei jeder anderen &#196;nderung des Arbeitbereichs Dietz-Richardi BetrVG G. Aufl., &#167; 99 Rdnr. 89). Die &#196;nderung des Verkaufsgebietes eines Au&#223;endienstmitar&#173;beiters ist deshalb nicht von vornherein im Hinblick auf &#167; 95 Abs. 3 Satz 2 BetrVG als mitbestimmungsfrei anzusehen. Ist z.B. ein Au&#223;endienstler jahrelang regel&#173;m&#228;&#223;ig nur in einem bestimmten Verkaufsgebiet eingesetzt worden, so z&#228;hlt zur Eigenart dieses Arbeitsverh&#228;lt&#173;nisses nur der st&#228;ndige Wechsel des Arbeitsortes inner&#173;halb des bisherigen Verkaufsgebietes. Alle Anweisungen des Arbeitgebers, wie, wann und wo innerhalb dieses Verkaufsgebietes Akquisition zu betreiben ist, unter&#173;fallen &#167; 95 Abs. 3 Satz 2 BetrVG und k&#246;nnen keine Ver&#173;setzung darstellen. Weist aber der Arbeitgeber dem Ar&#173;beitnehmer ein v&#246;llig neues Verkaufsgebiet zu, so kann dies eine Versetzung darstellen, weil dieser Wechsel des Arbeitsortes durch die Eigenart des Besch&#228;ftigungs&#173;verh&#228;ltnisses nicht gedeckt und die Zuweisung des neuen Verkaufsgebietes als Zuweisung eines anderen Arbeitsbe&#173;reiches anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wann die Ver&#228;nderung des Verkaufsgebietes bei einem Au&#223;endienstler eine mitbestimmungspflichtige Ver&#173;setzung darstellt, kann nur die Abgrenzung im Einzel&#173;fall ergeben. Bei weniger einschneidenden Ma&#223;nahmen in</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">diesem Bereich hat die Rechtsprechung bislang soweit ersichtlich ein Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats verneint. So hat das Bundesarbeitsgericht z.B. bei einer blo&#223;en Gebietseinschr&#228;nkung ohne einschneidende Auswirkungen im Einkommensbereich eine Versetzung abge&#173;lehnt, ohne dies n&#228;her zu begr&#252;nden (BAG AP Nr. 5 zu &#167; 62o BGB - Teilk&#252;ndigung -). Das LAG Frankfurt hat demgegen&#252;ber ein Mitbestimmungsrecht bejaht in dem Fall, da&#223; einem Vertriebsbeauftragten die gesamte Be&#173;treuung des Altkundenstamms entzogen wird (DB 83, 2144). Gnade u.a. (BetrVG &#167; 99, Rdnr. 33) nehmen eine mitbestimmungspflichtige Versetzung an, wenn einem Au&#223;en&#173;dienstler bei gleichbleibendem Verkaufsbezirk anstatt der Betriebsst&#228;tten einer kleineren Gr&#246;&#223;enordnung nun&#173;mehr Gro&#223;kunden zugewiesen werden, Dietz-Richardi (BetrVG 6. Aufl., &#167; 99 Rdnr. 91) stellen gerade bei Au&#223;endienstangestellten auf die vertraglichen Abreden ab, was im Hinblick darauf problematisch erscheint, da&#223; das Betriebsverfassungsrecht gerade nicht danach abgrenzt, welche Ma&#223;nahmen des Arbeitgebers einzelver&#173;traglich zul&#228;ssig sind, sondern einen eigenst&#228;ndigen Versetzungsbegriff entwickelt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Wie bei einem Arbeitnehmer mit einem festen Ar&#173;beitsplatz wird man deshalb immer Einzelfall nach&#173;pr&#252;fen m&#252;ssen, ob sich durch die Ma&#223;nahme des Arbeit&#173;gebers der Arbeitsbereich des Arbeitnehmers ge&#228;ndert hat. Der Arbeitsort kann dabei auch bei einem angestellten Au&#223;endienstmitarbeiter in der Weise festgelegt sein, da&#223; die Arbeit innerhalb eines bestimmten Gebietes ab&#173;zuleisten ist. F&#252;r den T&#228;tigkeitsbereich ist nicht allein entscheidend, da&#223; eine bestimmte Produktpalette bei stets wechselnden Kunden angeboten wird. Die T&#228;tig&#173;keit des Au&#223;endienstlers wird stark bestimmt durch die</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Verdienstm&#246;glichkeiten in dem zugewiesenen Gebiet, den vorhandenen und den potentiellen Kundenstamm, die zu&#173;r&#252;ckzulegenden Fahrtwege und damit die &#252;brigbleibende effekte Verkaufszeit. Auch die Trage, um welche Art von Kundschaft es sich handelt (Gro&#223;kunden oder Klein&#173;betriebe) spielt eine Rolle ebenso wie die Frage, ob das Schwergewicht auf dem Hereinholen von Folgeauftr&#228;gen bei einer vorhandenen Stammkundschaft oder auf der Akquisition von Neukunden liegt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Grenzt man nach diesen Kriterien ab, so stellte die Zuweisung des neuen Verkaufsgebietes an die Mit&#173;arbeiterin <em>V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </em>nach der &#220;berzeugung der Kammer</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">eine mitbestimmungspflichtige Versetzung dar.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Das Verkaufsgebiet, in dem die Mitarbeiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; immerhin schon jahrelang t&#228;tig war, mu&#223; als wesentlicher, pr&#228;gender Bestandteil des Arbeitsver&#173;h&#228;ltnisses angesehen werden. Beim Handelsvertreter, dem ein bestimmter Verkaufsbezirk zugewiesen worden ist, ist von dieser herausgehobenen Bedeutung der Zu&#173;weisung des Verkaufsgebietes grunds&#228;tzlich auszugehen, denn die Verdienstm&#246;glichkeiten im Verkaufsbezirk stellen die Existenzgrundlage des Handelsvertreters dar. Beim angestellten Au&#223;endienstler ist dies nicht stets der Fall, die umsatzabh&#228;ngigen Verg&#252;tungsbe&#173;standteile k&#246;nnen so gering sein, da&#223; sich eine Ge&#173;biets&#228;nderung nicht als sonderlich einschneidende Ver&#173;&#228;nderung des vertraglichen Gleichgewichts darstellt (BAG AP Nr. 5 zu &#167; 2o BGB - Teilk&#252;ndigung -). Im vor&#173;liegenden Fall ist zwar nicht zu verkennen, da&#223; das mit der Arbeitnehmerin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vereinbarte Festgehalt grunds&#228;tzlich geeignet ist, deren Existenzgrundlage abzusichern. Trotzdem liegt der Provisionsanteil am</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Einkommen der Arbeitnehmerin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; so hoch, da&#223; die Verdienstm&#246;glichkeiten in dem zugewiesenen Verkaufsge&#173;biet die T&#228;tigkeit entscheidend mitpr&#228;gen. Nach dem erstinstanzlichen Urteil in dem Arbeitsgerichtsver&#173;fahren betrug nach dem dort unstreitigen Parteivor&#173;bringen der Provisionsanteil am Einkommen der Arbeit&#173;nehmerin V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in den letzten Jahren immerhin 37 %. Die Bedeutung des Verkaufsgebietes f&#252;r die Ar&#173;beitnehmerin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat damit erhebliches Gewicht. Die Beteiligten gehen &#252;bereinstimmend davon aus, da&#223; sich zumindest in den ersten Monaten die &#196;nderung des Verkaufsgebiets im Einkommen der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nieder&#173;schlagen wird. Diese &#196;nderungen k&#246;nnen gewichtig sein.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsverh&#228;ltnis der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hatte sich auch schon l&#228;ngere Zeit auf den bisherigen Ver&#173;kaufsbezirk konkretisiert. Die Arbeitgeberin hatte mit Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zwar die M&#246;glichkeit der Gebiets&#173;&#228;nderung vertraglich vereinbart, sie hatte jedoch Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; jahrelang die Betreuung des bisherigen Ver&#173;kaufsgebiets zugewiesen und diese hatte auch in diesem Gebiet unstreitig gute Erfolge erzielt. Es wird ohnehin nicht einer vern&#252;nftigen Verkaufspolitik entsprechen, fortlaufend Gebietsver&#228;nderungen etwa im Sinne eines Rotationsprinzips vorzunehmen und damit eine kontinuier&#173;liche Kundenbetreuung in Frage zu stellen. Es war des&#173;halb auch bei der Vertragsgestaltung der Frau V kein ungew&#246;hnlicher Vorgang, da&#223; die einmal getroffene Gebietszuweisung lange Zeit G&#252;ltigkeit behielt. Zu der Gebietsver&#228;nderung kam es erst aufgrund besonderer Um&#173;st&#228;nde, als der Arbeitgeber - pointiert gesprochen - zu der Erkenntnis gelangte, das Gebiet 152 sei bisher verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig schlecht bearbeitet worden, deshalb sei Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; besonders geeignet, dieses Gebiet zu</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">&#252;bernehmen, weil sie ihr Gebiet 146 bisher besonders gut bearbeitet hatte.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Zuweisung des neuen Verkaufsgebietes ist mit einer erheblichen &#196;nderung des Arbeitsortes verbunden. Bisher hatte Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ein Verkaufsgebiet, das ver&#173;h&#228;ltnism&#228;&#223;ig nahe bei der Gesch&#228;ftsstelle lag und eine geringe fl&#228;chenm&#228;&#223;ige Ausdehnung hatte. Demgegen&#252;ber ist Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; jetzt ein Gebiet zugewiesen worden, das eine verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gro&#223;e Fl&#228;che abdeckt und in dem unstreitig erhebliche Wege zur&#252;ckzulegen sind. Der &#228;u&#223;erste Punkt des neuen Gebiets liegt um ein Mehrfaches weiter von der Gesch&#228;ftsstelle des Arbeit&#173;gebers in K&#246;ln entfernt - als der &#228;u&#223;erste Punkt des bis&#173;herigen Gebiets. Dabei handelt es sich bei dem Gebiet 142 im wesentlichen um ein gro&#223;st&#228;dtisches Ballungs&#173;gebiet mit einer entsprechenden Dichte der Ansiedlung von potentiellen Kunden, w&#228;hrend das Gebiet 152 nur mehrere kleinere St&#228;dte enth&#228;lt mit entsprechenden dazwischenliegenden l&#228;ndlichen Gebieten. Was den Ar&#173;beitsort anbelangt, so hat sich die gesamte T&#228;tigkeit der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; nach der Gebiets&#228;nderung v&#246;llig ver&#173;&#228;ndert. Man kann nicht wie der Arbeitgeber dies tut, darauf abstellen, Arbeitsort sei die Gesch&#228;ftsstelle in K&#246;ln. Die Gesch&#228;ftsstelle wird nur sporadisch aufge&#173;sucht, der Besuch ist mindestens einmal pro Woche er&#173;forderlich, dar&#252;ber hinaus erw&#252;nscht, die eigentliche Verkaufst&#228;tigkeit findet aber stets vor Ort beim Kunden statt. Gerade durch die Gebietsver&#228;nderung liegt der gr&#246;&#223;ere Teil der Kundschaft der Frau V&#160;&#160; nunmehr so weit von der Gesch&#228;ftsstelle in K&#246;ln entfernt, da&#223; die M&#246;glichkeiten der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , zwischen den einzelnen Verkaufsgespr&#228;chen schnell einmal die Gesch&#228;ftsstelle in K&#246;ln aufzusuchen, allein durch die daf&#252;r erforder-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">liehe Fahrtzeit erheblich eingeschr&#228;nkt sind.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Auch die T&#228;tigkeit der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat sich durch die Umsetzung in das neue Verkaufsgebiet stark ver&#228;ndert. Schon die Umsetzung in ein r&#228;umlich ent&#173;ferntes, anders strukturiertes Verkaufsgebiet als solche bringt normalerweise eine &#196;nderung des T&#228;tigkeitsbereichs mit sich. Der Au&#223;endienstler kann nicht mehr auf den in langj&#228;hriger T&#228;tigkeit im alten Gebiet ge&#173;schaffenen Kontakten aufbauen und teilweise Folgeauf&#173;tr&#228;ge akquirieren, er mu&#223; sich vielmehr in dem neuen Gebiet zurechtfinden, neue Kontakte aufbauen und ver&#173;suchen, die &#252;blicherweise schwierige Anfangsphase ohne allzu gro&#223;e Einkommensverluste zu &#252;berbr&#252;cken. Im vorliegenden Fall kommt hinzu, da&#223; nach dem bei der An&#173;h&#246;rung vorgelegten Zahlenmaterial das bisherige Gebiet der Frau V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; einen besonders hohen Bestand an Kunden und potentiellen Kunden hatte, w&#228;hrend das Ge&#173;biet 152 in der Statistik in dieser Hinsicht erheb&#173;lich schlechter abschneidet. Im Gebiet 146 hat der Ar&#173;beitgeber 219 Kunden, im Gebiet 152 demgegen&#252;ber nur 154 Kunden bei einem Verh&#228;ltnis von 2392 zu 1865 bei den potentiellen Kunden. Was die Anzahl der vorhandenen Kunden anbelangt, handelt es sich bei dem der Arbeit&#173;nehmerin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; neu zugewiesenen Gebiet um das zweit schlechteste Gebiet &#252;berhaupt. Damit mu&#223;te sich bei Frau V&#160;&#160;&#160;&#160; , wollte sie nicht erhebliche Einkommens&#173;verluste hinnehmen, die T&#228;tigkeit in dem neuen Gebiet von vornherein auf die Akquisition neuer Kunden kon&#173;zentrieren. Da&#223; sich dabei wegen der erheblich gr&#246;&#223;eren r&#228;umlichen Ausdehnung des neuen Verkaufsgebiets durch die gro&#223;en Fahrtwege auch die effektive Verkaufszeit beim Kunden pro Arbeitstag nachteilig ver&#228;ndern konnte, ist im einzelnen schwer abzusch&#228;tzen, aber naheliegend.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Insgesamt betrachtet hat sich der T&#228;tigkeitsbereich</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">der Mitarbeiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erheblich ge&#228;ndert: In einem v&#246;llig neuen, anders strukturierten und fl&#228;chenm&#228;&#223;ig erheblich gr&#246;&#223;eren Gebiet ist eine v&#246;llig neue Kund&#173;schaft zu bearbeiten, die bisherigen Kontakte gehen verloren, neue m&#252;ssen gekn&#252;pft werden, die erheblich geringere Zahl der Kunden und potentiellen Kunden l&#228;&#223;t auch eine Einkommensminderung bef&#252;rchten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber scheint es der Kammer unerheblich, da&#223; sich insbesondere die Eingliederung in die betrieb&#173;liche Organisation nicht ge&#228;ndert hat. Zwar ist Frau V&#160;&#160;&#160;&#160; nach wie vor in die gleiche Hierarchie einge&#173;ordnet und der Gesch&#228;ftsstelle K&#246;ln zugeordnet, in der sie auch einen Teil ihrer Arbeit erledigen mu&#223;. Auch die Produktpalette und die Einzelheiten des Arbeitsver&#173;trages haben sich nicht ge&#228;ndert. Es ist aber zu be&#173;r&#252;cksichtigen, da&#223; der Arbeitsbereich eines Au&#223;en&#173;dienstlers wesentlich gepr&#228;gt wird dadurch, da&#223; die eigentliche Verkaufst&#228;tigkeit vor Ort beim Kunden stattfindet. Die Beibehaltung der organisatorischen Eingliederung in die K&#246;lner Gesch&#228;ftsstelle ist des&#173;halb von untergeordneter Bedeutung gegen&#252;ber den ein&#173;schneidenden &#196;nderungen im Arbeitsbereich der Mitar&#173;beiterin V&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die tats&#228;chlich durch die Zuweisung des neuen Gebietes vollzogen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung der Rechtssache hat die Kammer die Rechtsbeschwerde zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"><u>Rechtsmittelbelehrunq:</u> Gegen diesen Beschlu&#223; kann von der Antragsgegnerin Rechtsbeschwerde eingelegt werden; f&#252;r die weiteren Beteiligten ist gegen diesen Beschlu&#223; kein Rechtsmittel gegeben. Die Rechtsbeschwerde mu&#223; innerhalb einer "Notfrist (eine Notfrist ist unab&#228;nder&#173;lich und kann nicht verl&#228;ngert werden) von einem Monat nach der Zustellung dieses Beschlusses schriftlich beim Bundesarbeitsgericht, Graf-Bernadotte-Platz 3, 3500 Kassel-Wilhelmsh&#246;he, eingelegt werden. Die Rechts&#173;beschwerde ist gleichzeitig oder innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung schriftlich zu begr&#252;nden. Die Rechtsbeschwerdeschrift und die Rechtsbeschwerdebe&#173;gr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">&#160; </p>
315,188
olgk-1989-10-18-2-u-3089
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 30/89
1989-10-18T00:00:00
2019-03-13T14:48:47
2022-10-18T15:08:54
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:1018.2U30.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 20. Dezember 1988 verk&#252;ndete Urteil der 18. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 18 0 195/88 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten der Berufung hat der Kl&#228;ger zu tragen.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><p>Der Wert der Beschwer des Kl&#228;gers durch dieses Urteil &#252;bersteigt DM 40.000,-- nicht.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></strong></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist von Beruf Bauingenieur. Er ist Mit-glied des beklagten Sportvereins. Im Jahre 1983 richtete der Beklagte, der damals noch nicht &#252;ber Tennispl&#228;tze verf&#252;gte, eine Tennisabteilung ein. Diese w&#228;hlte in der Gr&#252;ndungsversammlung vom 13.04.1983 einen Abteilungsvorstand. Dabei wurde der Kl&#228;ger in das satzungsm&#228;&#223;ig nicht ausdr&#252;cklich vorgesehene "Amt eines Sachverst&#228;ndigen" gew&#228;hlt, das in den Folgejahren, in denen der Kl&#228;ger jeweils wiedergew&#228;hlt wurde, die Bezeichnung "Baubeauftragter" f&#252;hrte.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 09.05.1983 richtete der beklagte Verein, Abteilung Tennis, eine Bauvoranfrage an die Gemeindeverwaltung, wobei unter anderem der Kl&#228;ger f&#252;r den Verein unterschrieb. In der Folgezeit f&#252;hrte der Kl&#228;ger die zur Errichtung einer Tennisanlage erforderlichen Planungsarbeiten durch. Im Juni 1985 wurde eine "Mitteilung &#252;ber den Beginn der Ausf&#252;hrung" erstellt, .die der Kl&#228;ger zum einen &#8211; neben einer weiteren Unterschrift - f&#252;r den Beklagten als Bauherr und die er zum anderen als Bauleiter unterzeichnete. W&#228;hrend der Ausf&#252;hrung der Arbeiten &#252;bte der Kl&#228;ger die T&#228;tigkeit eines Bauleiters aus. Die Arbeiten wurden noch im Jahre 1985 im wesentlichen fertiggestellt, so da&#223; die Tennisanlage in diesem Jahr noch f&#252;r einige Zeit bespielt werden konnte.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 25.11.1985 erteilte der Kl&#228;ger dem Be-klagten einer auf der Grundlage der GOI 56 erstell-te Rechnung &#252;ber DM 11.343,--, deren Bezahlung er mit der Klage verlangt. W&#228;hrend des Rechtsstreits hat er eine neue Rechnung auf der Grundlage der HOAI erstellt, die mit demselben Betrag abschlie&#223;t.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die Arbeiten des Kl&#228;gers ehrenamtlich und unentgeltlich zu erbringen. waren. Der Kl&#228;ger hat behauptet, er habe bei allen Sitzungen des Abteilungsvorstandes, an denen er teilgenommen habe, erkl&#228;rt, er werde die Arbeiten "nicht umsonst machen."</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage nach Durchf&#252;hrung einer Beweisaufnahme durch Urteil vom 20.12.1968 abgewiesen. Es hat, ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger k&#246;nne sich nicht darauf berufen, da&#223; nach &#167; 632 Abs. 1 eine Verg&#252;tung als stillschweigend vereinbart gelte. Denn hier ergebe sich aus den Umst&#228;nden des Falles etwas anders.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihm am 28.12.1988 zugestellte Urteil wendet sich der Kl&#228;ger mit der am Montag, dem 30.01.1989 bei Gericht eingegangenen Berufung, mit der er sein Zahlungsbegehren weiterverfolgt.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Ber&#252;fung des Kl&#228;gers ist nicht begr&#252;ndet. Dem Kl&#228;ger steht gegen den Beklagten kein Anspruch auf Zahlung des beanspruchten Honorars zu.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Anspruch ergibt sich hier nicht aus &#167;&#167; 631, 632 BGB - in Verbindung mit der Honorarordnung f&#252;r Architekten und Ingenieure (HOAI) - . Voraussetzung eines solchen Anspruchs ist der Abschlu&#223; eines Werkvertrages (Architektenvertrages) zwischen den Parteien. Auch die Anwendung der Vorschrift des &#167; 632 Abs. 1 BGB, nach der eine Verg&#252;tung als stillschweigend vereinbart gilt, wenn die Herstellung des Werkes nach den Umst&#228;nden nur gegen eine Verg&#252;tung zu erwarten ist, setzt voraus, da&#223; ein Werkvertrag geschlossen worden ist. Die Darlegungsund Beweislast f&#252;r den Abschlu&#223; eines solchen Werkvertrages tr&#228;gt derjenige, der sich auf die ihm g&#252;nstigen Rechtsfolgen des behaupteten Werkvertrages beruft (vgl. Baumg&#228;rtel, Handbuch der Beweislast, Band 1, 1981, &#167; 632 BGB , Rdnr. 1; Soergel in M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 2. Aufl., 1986,&#167; 632, Rdnr. 20), im Streitfall also der Kl&#228;ger; der eine Verg&#252;tung auf der Grundlage eines behaupteten Ver- tragsschlusses beansprucht:</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diesen ihm obliegenden Nachweis des Abschlusses eines Werkvertrages (Architektenvertrages) mit dem Beklagten hat der Kl&#228;ger nicht gef&#252;hrt. Zwar kann dann, wenn f&#252;r die Erbringung von Architektenleistungen durch einen Architekten oder Bauingenieur ein anderer Rechtsgrund als der eines entsprechenden Werkvertrages nicht in Betracht kommt, der stillschweigende Abschlu&#223; eines solchen Vertrages allein in der einvernehmlichen &#220;bertragung dieser Leistungen auf den Architekten zu sehen sein. Der Streitfall liegt indes anders. Der Kl&#228;ger war und, ist sowohl Mitglied des beklagten Vereins als auch Mitglied in seiner Tennisabteilung. Er war vor Aufnahme seiner T&#228;tigkeit zudem in das "Amt eines Sachverst&#228;ndigen" - sp&#228;ter eines "Baubeauftragten" - gew&#228;hlt worden. Bei dieser Sachlage kann die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers f&#252;r den Beklagten ihren Rechtsgrund nicht nur in einem Werkvertrag zwischen den Parteien finden. Vielmehr kommt als Grundlage der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers auch das Mitgliedschaftsverh&#228;ltnis zum Beklagten und die T&#228;tigkeit im Rahmen des ihm, dem Kl&#228;ger, vom Verein &#252;bertragenen Ehrenamtes in Betracht. Da&#223; der Kl&#228;ger - auch in erheblichen Umfange - auf Bitten des beklagten Vereins t&#228;tig geworden ist, l&#228;&#223;t daher f&#252;r sich allein nicht den R&#252;ckschlu&#223; auf den Abschlu&#223; eines entsprechenden Werkvertrages zwischen den Parteien zu. Sonstige Umst&#228;nde, die ausreichen, um diesen R&#252;ckschlu&#223; zu rechtfertigen, lassen sich nach dem Ergebnis der von dem Landgericht durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme nicht feststellen.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Behauptung des Kl&#228;gers, er habe "von Anfang immer" erkl&#228;rt, er werde nicht umsonst arbeiten, allerdings einen Nachla&#223; auf die &#252;bliche Verg&#252;tung gew&#228;hren, ist nicht belegt. Der von ihm benannte Zeuge Dr. S hat diese Behauptung nicht best&#228;tigt. Auch die von Beklagtenseite benannten Zeugen Dr. N und F haben dies nicht bekundet. Die Berufung macht geltend, der Zeuge Dr. S habe best&#228;tigt, da&#223; der Kl&#228;ger in mehreren Sitzungen des Vorstandes der Tennisabteilung ge&#228;u&#223;ert habe, er werde die Arbeiten nicht unentgeltlich ausf&#252;hren. Dieser Hinweis geht fehl. Denn der Kl&#228;ger hat diese &#196;u&#223;erungen nach der Bekundung des Zeugen Dr. S nicht vor Aufnahme seiner T&#228;tigkeit, sondern erst gegen Ende der Arbeiten am Tennisplatz getan. Dies steht im Einklang mit den Bekundungen des Zeugen F nach denen der Kl&#228;ger im Herbst 1985 erkl&#228;rt hat, er fordere eine Bezahlung seiner Arbeiten. Ein solches Zahlungsverlangen nach Aufn&#228;hme und Durchf&#252;hrung des wesentlichen Teils der im Zusammenhang mit der Errichtung der Tennnispl&#228;tze vom Kl&#228;ger entfalteten T&#228;tigkeit belegt indes keinen stillschweigenden Vertragsschlu&#223; zwischen den Parteien. Nach &#167; 2, Abs. 2 der Satzung der Beklagten &#252;ben die Inhaber von Vereins&#228;mtern ihre T&#228;tigkeit ehrenamtlich aus. Eine Verg&#252;tung steht ihnen nicht zu. Im Hinblick hierauf k&#246;nnte es f&#252;r den Abschlu&#223; eines Werkvertrages sprechen, wenn der Kl&#228;ger <span style="text-decoration:underline">vor</span> Aufnahme seiner T&#228;tigkeit eine Verg&#252;tung beansprucht und der Beklagte ihm in Kenntnis dieses Verlangens die Planung der Tennispl&#228;tze und/oder die Bauleitung &#252;bertragen h&#228;tte. Dies ist indes - wie dargestellt - nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht belegt.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch sonstige Anhaltspunkte f&#252;r den Abschlu&#223; eines Werkvertrages zwischen den Parteien sind nicht feststellbar. Vielmehr spricht es gegen eine T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers auf vertraglicher Grundlage, da&#223; er die an den Oberkreisdirektor des Rhein-SiegKreises gerichtete Mitteillung &#252;ber den Beginn der Ausf&#252;hrung des Bauvorhabens vom 14.07.1985 (Kopie Bl. 111 d. A.) unstreitig nicht nur als Bauleiter, sondern auch - neben einem anderen - als Vertreter des Bauherren unterzeichnet hat. Bauherr war der beklagte Verein. Da&#223; der Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Baubeh&#246;rde als dessen Vertreter aufgetreten ist, spricht daf&#252;r, da&#223; er seine T&#228;tigkeit im Zusammenhang mit der Planung und Errichtung der Tennispl&#228;tze in seiner Eigenschaft als Inhaber eines Vereinsamtes entfaltet hat. Hieran &#228;ndert es nichts, da&#223; dieses Amt nicht ausdr&#252;cklich in der Satzung vorgesehen war. Dies gilt umsomehr, als - wie der Beklagte im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem erkennenden Senat am 13.09.1989 unwidersprochen dargelegt hat - die Abteilungen des beklagten Vereins durch die Vereinssatzung nicht gehindert sind, ihren Abteilungsbetrieb eigenverantwortlich zu organisieren und zu diesem Zwecke weitere ehrenamtlich wahrzunehmende Vereins&#228;mter zu schaffen.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Auch der Hinweis des Kl&#228;gers auf die Berechnungs- grundlagen der Zusch&#252;sse, die dem Beklagten anl&#228;&#223;lich der Errichtung der hier in Rede stehenden Tennispl&#228;tze von der &#246;ffentlichen Hand gew&#228;hrt worden sind, veranla&#223;t keine andere Beurteilung:</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da&#223; in dem gegen&#252;ber dem Regierungspr&#228;sidenten in K&#246;ln gef&#252;hrten Verwendungsnachweis vom 29.11.1985 von den f&#252;r Eigenleistungen des Vereins angef&#252;hrten Betrag auch der Wert der Leistungen des Kl&#228;gers umfa&#223;t sein mag, besagt gerade nicht, da&#223; es sich bei diesen Leistungen nach den Angaben des beklagten Vereins gegen&#252;ber der &#246;ffentlichen Hand um eine Kraft entgeltlichen Werkvertrages erbrachte T&#228;tigkeit gehandelt h&#228;tte. Vielmehr stellen gerade die unentgeltlichen Leistungen der Vereinsmitglieder Eigenleistungen des Vereins dar.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch des Kl&#228;gers auf Zahlung einer Verg&#252;tung ergibt sich auch nicht aus seinem Mitgliedschaftsverh&#228;ltnis zum beklagten Verein. Insbesondere l&#228;&#223;t sich ein solcher Anspruch nicht auf die Satzung des Beklagten st&#252;tzen. Nach &#167; 2 Abs. 2 der Satzung &#252;ben die Inhaber von Vereins&#228;mtern ihre T&#228;tigkeit ehrenamtlich aus. Eine Verg&#252;tung steht ihnen - wie oben bereits erw&#228;hnt - nach dieser Satzung nicht zu.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#167; 27 Abs. 3, 670 BGB haben Vorstandsmitglieder des Vereins einen Anspruch auf Ersatz ihrer Aufwendungen. Es kann dahinstehen, ob diese Regelung auf die vom- Kl&#228;ger ausge&#252;bte T&#228;tigkeit entsprechend anzuwenden. Denn ihm sind seine Aufwendungen im Zusammenhang mit der Planung und Errichtung der Tennispl&#228;tze unstreitig erstattet worden. Einen Anspruch auf Verg&#252;tung gew&#228;hrt die Regelung der &#167;&#167; 27 Abs. 3, 670 BGB nicht.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht schlie&#223;lich gegen den Beklagten auch kein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung (&#167; 812 Abs. 1 BGB) zu.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">a) &#160;</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wertersatz nach &#167; 812 Abs. 1 Satz 1, 818 Abs. 2 BGB wegen der von ihm zugunsten des Beklagten erbrachten Leistungen kann der Kl&#228;ger bereits deshalb nicht fordern, weil er den ihm obliegenden Nachweis nicht gef&#252;hrt hat, da&#223; diese Leistungen ohne Rechtsgrund erbracht worden sind. Das Fehlen des rechtlichen Grundes f&#252;r die von ihm erbrachte Leistung mu&#223; derjenige beweisen, der den auf diese Rechtsgrundlosigkeit gest&#252;tzen Anspruch auf Bereicherungsausgleich geltend macht (vgl. BGH NJW 1983, 626; OLG Schleswig, MDR 1982, 317,&#160; 318, Lieb in M&#252;nchener Kommentar a.a.0., 2. Aufl. 1986, &#167; 812, Rdnr. 330, Palandt/Thomas, 48. Aufl. 1989, &#167; 812, Anm. 8 c). Diesen Nachweis hat der Kl&#228;ger nicht gef&#252;hrt. Die Behauptung der Beklagten, da&#223; seine Leistungen ihren Rechtsgrund in der T&#228;tigkeit aufgrund des ihm &#252;bertragenen Vereinsamtes finden, ist nach dem vorstehend Gesagten unwiderlegt.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Fehl geht die im ersten Rechtszug vom Kl&#228;ger vertretene Auffassung, der-Beklagte sei gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger unter dem Gesichtspunkt rechtsgrundloser Bereicherung zur Erstattung eines Anteils der von dem Regierungspr&#228;sidenten an ihn, den Beklagten, im Zusammenhang mit der Erstellung der Tennispl&#228;tze gew&#228;hrten Zusch&#252;sse verpflichtet. Dabei bedarf es hier keiner Pr&#252;fung der Frage, unter welchen Voraussetzungen diese Zusch&#252;sse beansprucht werden konnten. Denn selbst wenn die Zusch&#252;sse ganz oder teilweise' zu Unrecht gew&#228;hrt worden sein sollten -wof&#252;r nach dem von den Parteien vorgetragenen Sachverhalt nichts spricht - st&#228;nde ein etwaiger R&#252;ckforderungsanspruch lediglich der &#246;ffentlichen Hand zu. Der Kl&#228;ger kann hieraus nichts herleiten.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Da sich die. Klage somit im Ergebnis als unbegr&#252;ndet erweist, kommt es auf die Berechtigung der von der Beklagten gegen&#252;ber der Klageforderung hilfsweise zur Aufrechnung gestellten Gegenanspr&#252;che wegen behaupteter Planungsfehler nicht an.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">4.</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO (Kosten), &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO (vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit) und &#167; 546 Abs. 2 ZPO (Festsetzung des Wertes der Beschwer).</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Berufungsstreitwert:</span> DM 11.343,--</p>
315,189
olgham-1989-10-17-20-u-2589
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 25/89
1989-10-17T00:00:00
2019-03-13T14:48:48
2022-10-18T15:08:52
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:1017.20U25.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Ablehnungsgesuch wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;406 Abs. 1 S. 1 ZPO kann ein Sachverst&#228;ndiger aus denselben Gr&#252;nden, die zur Ablehnung eines Richters berechtigen, abgelehnt werden. Gr&#252;nde, die geeignet sind, Mi&#223;trauen gegen die Unparteilichkeit des Sachverst&#228;ndigen zu rechtfertigen (&#167;42 Abs. 2 ZPO), hat der Kl&#228;ger indes nicht glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige hat kurz vor der schriftlichen Zusammenfassung des auf Verf&#252;gung des Vorsitzenden des Senats m&#252;ndlich zu erstattenden Gutachtens in dem weiteren Rechtsstreit 20 U 176/89 zur Vorbereitung der Berufungsbegr&#252;ndung des Versicherers ein schriftliches Gutachten verfa&#223;t, dessen Kernproblem deckungsgleich mit einer der im vorliegenden Fall aufgeworfenen Beweisfrage ist; hier wie dort geht es u.a. um die Frage, ob ein Sturz des VN Folge einer Bewu&#223;tseinsst&#246;rung i.S.v. &#167;3 Abs. 4 AUB sein kann, wobei der zugrunde liegende Sachverhalt deutliche Parallelen aufweist. In beiden schriftlichen &#196;u&#223;erungen kommt der Sachverst&#228;ndige nach konkret fallbezogenem Ausschlu&#223; anderer Ursachen und ausf&#252;hrlicher wissenschaftlicher Diskussion der Ursachen und Erscheinungsformen von Bewu&#223;tseinsst&#246;rungen zu dem Ergebnis, da&#223; eine solche vorgelegen haben m&#252;sse. Dies allein rechtfertigt bei objektiver und vern&#252;nftiger Betrachtungsweise vom Standpunkt des Kl&#228;gers aus gesehen nicht die Annahme, der Sachverst&#228;ndige habe die Grundlagen seines demn&#228;chst zu erstattenden Gutachtens nicht unparteiisch sachlich erarbeitet und schriftlich zusammengefa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es ist anerkannt, da&#223; etwa die Erstattung eines entgeltlichen Privatgutachtens in derselben Sache, die regelm&#228;&#223;ige T&#228;tigkeit f&#252;r den Gegner des Ablehnenden oder eine T&#228;tigkeit f&#252;r den Haftpflichtversicherer einer Partei regelm&#228;&#223;ig die Ablehnung eines Sachverst&#228;ndigen wegen der Besorgnis der Befangenheit rechtfertigen (Baumbach/Lauterbach-Hartmann, ZPO, 47. Aufl. 1989, &#167;406 Anm. 2 B m.w.N.). Diesen und anderen Konstellationen ist jedoch eine - sich m&#246;glicherweise auch aus der sachwidrigen Behandlung des Gutachtenauftrags ergebende - Verbindung zwischen dem Proze&#223;gegner und dem Sachverst&#228;ndigen gemein, die Ansatzpunkt einer Voreingenommenhait des Sachverst&#228;ndigen sein kann (OLG Koblenz MDR 84, 675), wie ja &#167;42 ZPO unter Befangenheit die parteiische Einflu&#223;nahme auf das Streitverh&#228;ltnis versteht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">So liegt es hier ersichtlich nicht. Der Kl&#228;ger bef&#252;rchtet vielmehr, da&#223; der Sachverst&#228;ndige sich durch das kurz zuvor im Auftrage eines (anderen) Versicherers erstattete Gutachten zu seinen Lasten in der Sache festgelegt habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dieses Problem stellt sich dem Sachverst&#228;ndigen in mannigfaltigen Situationen, etwa wenn er bereits in erster Instanz (die Befangenheit verneinend BGH LM &#167;209 BEG 1956 Nr. 37) oder in einem parallelen Strafverfahren (die Befangenheit verneinend OLG Stuttgart MDR 64, 63) ein dem Ablehnenden ung&#252;nstiges Gutachten erstattet hat. In jeder dieser Situationen steht der Sachverst&#228;ndige, der sich zu einer Frage bereits gutachtlich ge&#228;u&#223;ert hat, vor der Aufgabe, auch zu erw&#228;gen, zu beurteilen und sich ggf. dazu zu &#228;u&#223;ern, ob sein fr&#252;heres Gutachten zutreffend war oder nicht (OLG Koblenz a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der abgelehnte Sachverst&#228;ndige sich dieser selbstverst&#228;ndlichen Verpflichtung des Wissenschaftlers bei der angegriffenen schriftlichen Zusammenfassung seines Gutachtens nicht bewu&#223;t gewesen ist, kann der Kl&#228;ger angesichts der jeweils konkret fallbezogenenen und sorgf&#228;ltig differenzierenden Ausf&#252;hrungen vern&#252;nftigerweise nicht bef&#252;rchten; soweit der Sachverst&#228;ndige die wissenschaftlichen Erkenntnisse &#252;ber Grundlagen und Erscheinungsformen der Bewu&#223;tseinsst&#246;rung in beiden Gutachten &#252;bereinstimmend darstellt, beruht das notwendigerweise auf der weitgehend gleichartigen Fragestellung, die bef&#252;rchtete "Festlegung" des Sachverst&#228;ndigen mithin auf dem derzeitigen - einheitlichen - Stand seiner wissenschaftlichen Erkenntnis.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es ist auch darauf hinzuweisen, da&#223; der Sachverst&#228;ndige sein endg&#252;ltiges Gutachten erst im Senatstermin erstatten wird; seine inzwischen vorgelegten schriftlichen Ausf&#252;hrungen stellen eine vorl&#228;ufige Zusammenfassung seiner bei der Vorbereitung des Gutachtens gewonnenen Erkenntnisse dar. Beide Parteien werden Gelegenheit haben, den Sachverst&#228;ndigen zu einer Auseinandersetzung mir ihren Fragen und ggf. abweichenden wissenschaftlichen Erkenntnissen zu veranlassen, der Kl&#228;ger insbesondere auch zu den Auswirkungen der von ihm behaupteten erheblichen Kopfschmerzen zwischen August 1985 und Februar 1986.</p>
315,190
ag-dusseldorf-1989-10-17-51-c-867189
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
51 C 8671/89
1989-10-17T00:00:00
2019-03-13T14:48:50
2022-10-18T15:08:52
Urteil
ECLI:DE:AGD:1989:1017.51C8671.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 12. September 1989</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p></p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an die </p> <p> Kl&#228;gerin 1.495,-- DM nebst 4 % Zinsen seit</p> <p> dem 20.7.1988 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p> Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die</p> <p> Kl&#228;gerin 28/100, die Beklagte 72/100.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ein Reiseveranstalter. Die Kl&#228;gerin hat bei der Beklagten eine Transamerika-Flugrundreise gebucht. Hinsichtlich der Einzelheiten des Reiseprospektes wird auf Blatt 30, 31 d.A. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage macht die Kl&#228;gerin Minderung des Reisepreises von 4.038,-- DM sowie Schadensersatz geltend.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin r&#252;gt, dass in dem Reiseprospekt keine Rede davon sei, dass die Fahrt von D&#252;sseldorf, dem Ausgangspunkt der Reise, nach Frankfurt mit dem XXexpress erfolgte. Der Flug f&#252;hrte nicht, wie urspr&#252;nglich vorgesehen, von Frankfurt nach New York, sondern zun&#228;chst &#252;ber Washington nach New York.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der R&#252;ckflug f&#252;hrte von San Franzisko &#252;ber London nach Frankfurt und dann nach D&#252;sseldorf.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Reise dauerte vom 19.5. bis 12.6.1988.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bei ihrer Ankunft in New York wurde festgestellt, dass der Koffer der Kl&#228;gerin verschwunden war. Am 27.5. teilte die Reiseleitung der Kl&#228;gerin mit, dass man den Koffer in New York gefunden habe. &#220;bergeben wurde der Koffer jedoch erst am 5.6.1988.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bei ihrer Ankunft auf dem Fughafen in New York wurde die Kl&#228;gerin nicht von Bediensteten der Beklagten in Empfang genommen. Sie musste selbst mit dem Taxi zu dem vorgesehenen Hotel fahren. Dort teilte man ihr zun&#228;chst mit, ein Zimmer sei nicht reserviert. Es gelang der Kl&#228;gerin jedoch, die Bediensteten des Hotels zu veranlassen, ihr ein Zimmer zu &#252;berlassen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht dar&#252;ber hinaus geltend, dass die Hotels, in denen sie untergebracht wurde, nicht mit denen des Prospekts &#252;bereinstimmten. So sei sie z.B. nicht direkt an den Niagara F&#228;llen sondern 40 Minuten entfernt untergebracht worden. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus sei die Reiseleitung schlecht gewesen. Oft habe man die Reiseleiterin, die nur &#252;ber wenig Landeskunde verf&#252;gt h&#228;tte, nicht erreichen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die die Beklagte mehrfach auch unter Fristsetzung aufgefordert hat, Ersatz zu leisten, hatte im Hinblick auf diese Aufforderungen Kosten von 45,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18.6.1988 forderte die Kl&#228;gerin die Beklagte erstmalig zur Zahlung auf. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.064,-- DM nebst 6 % Zinsen seit dem </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">20.7.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie r&#228;umt ein, dass der Kl&#228;gerin ein Minderungsrecht zusteht, meint jedoch, dass dieser Anspruch nicht so hoch anzusetzen sei, wie die Kl&#228;gerin glaubt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des &#252;brigen Parteivorbringens wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte Anspruch in H&#246;he von 1.495,-- zu. Im &#252;brigen hat sie keine Anspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;&#167; 651 d, 651 f BGB k&#246;nnen aufgrund des unstreitigen Sachverhaltes von der Kl&#228;gerin geltend gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann den Reisepreis in H&#246;he von 350,-- DM mindern, weil sie von D&#252;sseldorf aus mit dem Zug nach Frankfurt fahren musste und sie dar&#252;ber hinaus von Frankfurt aus nicht direkt nach New York bef&#246;rdert wurde sondern ein Zwischenstop in Washington notwendig war. Auch der R&#252;ckflug hatte zwei Zwischenstops (in London und Frankfurt).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin brauchte nicht zu rechnen, dass der Transport von D&#252;sseldorf nach Frankfurt mit dem XXexpress vorgenommen w&#252;rde. Davon ist in dem Prospekt, soweit er dem Gericht vorliegt, nicht die Rede. Selbst wenn die Beklagte der Kl&#228;gerin wenige Tage vor Reiseantritt mitgeteilt h&#228;tte, dass der Transport von D&#252;sseldorf nach Frankfurt mit dem Zug und nicht mit dem Flugzeug vorgenommen w&#252;rde, w&#252;rde dies an dem Inhalt des abgeschlossenen Reisevertrags nichts &#228;ndern. Au&#223;erdem ist der von der Beklagten vorgelegte Flugplan der XX (Blatt 29 d.A.) un&#252;bersichtlich. Diesem Plan kann nur mit M&#252;he entnommen werden, dass die Fahrt von D&#252;sseldorf nach Frankfurt mit dem Zug erfolgen sollte. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus w&#228;re die Beklagte verpflichtet gewesen, die Kl&#228;gerin darauf hinzuweisen, dass bei den Fl&#252;gen nach und von Amerika mehrere Zwischenstops vorgenommen w&#252;rden. Denn dies ist mit erheblichen Nachteilen f&#252;r die Reisenden verbunden. Ein Transatlantikflug ist im Hinblick auf die damit verbundene Zeitverschiebung f&#252;r die Reisenden anstrengend. Es ist daher von besonderer Bedeutung, ob zeitaufwendige Zwischenlandungen notwendig sind oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Andererseits kann nicht &#252;bersehen werden, dass Transatlantikfl&#252;ge h&#228;ufig mit Zwischenstops verbunden sind. Der Reisende kann daher nicht ohne weiteres davon ausgehen, dass es sich um einen Non-Stop-Flug handelt. Der Reiseveranstalter ist jedoch verpflichtet, in seinen Prospekt eine entsprechende Mitteilung zu machen, wenn mehr als ein Zwischenstop vorgenommen wird. Dies ist hier sowohl auf der Hin- als auch auf der R&#252;ckreise der Fall. F&#252;r die so festgestellten Unannehmlichkeiten kann die Kl&#228;gerin den Reisepreis um 350,-- DM mindern.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist die Kl&#228;gerin am Flughafen in New York nicht abgeholt worden. Dies stellt ebenfalls einen Mangel der Reise dar, den das Gericht mit 100,-- DM bewertet. In gleicher H&#246;he bewertet das Gericht auch den Mangel der Reise, der darin besteht, dass die Kl&#228;gerin auch im Hotel nicht erwartet wurde und nach ihrem unstreitigen Vortrag das Hotelpersonal erst &#252;berreden musste, ihr ein Zimmer zu &#252;berlassen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin Anspr&#252;che daraus herleitet, dass sie in anderen Hotels untergebracht worden ist, als dies im Prospekt angegeben ist, stehen ihr Anspr&#252;che nicht zu. Im Prospekt wird n&#228;mlich darauf hingewiesen, dass die &#220;bernachtungen in den angegebenen oder gleichwertigen Hotels erfolgen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte auch keinen Anspruch darauf, in unmittelbarer N&#228;he der Niagara F&#228;lle untergebracht zu werden. Dar&#252;ber enth&#228;lt der Reiseprospekt nichts.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Tatsache, dass der Koffer der Kl&#228;gerin zun&#228;chst einige Tage verschwunden war und sie die Reise ohne Koffer antreten musste, steht der Kl&#228;gerin ein Minderungsbetrag von 200,-- DM zu.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ein weiterer Schadensersatzbetrag gem&#228;&#223; &#167; 651 f BGB steht der Kl&#228;gerin f&#252;r die letzten sieben Tage zu, in denen sie ohne Koffer reisen musste. Denn das Gericht geht davon aus, dass die Beklagte unter den gegebenen Umst&#228;nden verpflichtet war, daf&#252;r zu sorgen, dass der Kl&#228;gerin ihr Koffer sp&#228;testens am 29.5. &#252;bergeben wurde. Unstreitig wurde der Koffer am 27.5.1988 aufgefunden. Es war der Beklagten zuzumuten, daf&#252;r zu sorgen, dass der Kl&#228;gerin ihr Koffer innerhalb von 2 Tagen zugeleitet w&#252;rde. Dies hat sie nicht getan. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Schadensersatzbetrag f&#252;r diese Zeit muss daher deutlich h&#246;her ausfallen, da die Beklagte diesen Mangel der Reise zu vertreten hat. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann auch 45,-- DM Auslagen als Schadensersatz gem&#228;&#223; &#167; 651 f BGB geltend machen, da jedenfalls ein Teil der Reisem&#228;ngel von der Beklagten zu vertreten sind. Der Gesamtminderungsbetrag einschlie&#223;lich Schadensersatz betr&#228;gt daher 1495,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte am 20.7.1988 in Verzug war, stehen der Kl&#228;gerin von diesem Zeitpunkt an gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 Abs. 1, 288 BGB 4 % Zinsen auf die zugesprochene Summe zu. Der weitergehende Zinsanspruch mu&#223;te abgewiesen werden, da dazu ein Vortrag der Kl&#228;gerin fehlt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO; diejenige &#252;ber die Vollstreckbarkeit auf </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">&#167; 708 Nr. 11 ZPO.</p>
315,191
ag-neuss-1989-10-13-36-c-33789
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 337/89
1989-10-13T00:00:00
2019-03-13T14:48:52
2022-10-18T15:08:53
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1989:1013.36C337.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 600,00 DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagten vorab in gleicher H&#246;he Sicherheit leisten.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Grundst&#252;cksnachbarn. Das Grundst&#252;ck der beklagten Ehefrau st&#246;&#223;t im Gartenbereich an das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers. Auf der Grundst&#252;cksseite des Kl&#228;gers sind an die Grenze Garagen, ein I und ein Hundehaus gebaut.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der vorliegenden Klage nimmt der Kl&#228;ger die Beklagten entsprechend dem nachstehend aufgef&#252;hrten Antrag auf Unterlassung in Anspruch. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, am 23.02.1989 habe der Beklagte zu 2) unter Anleitung der Beklagten zu 1) eine Schubkarre mit stinkendem Pferdemist in ca. 6 Metern Entfernung vor den Wohnzimmernfenstern des Kl&#228;gers ausgeleert. Hierdurch seien er und seine Familie in unzumutbarer Weise bel&#228;stigt worden. Am 20.03.1989 habe der Schwiegersohn der Beklagten weitere drei Schubkarren voll stinkendem Pferdemistes an der Grundst&#252;cksgrenze der Beklagten in ca. 6 Metern Entfernung zu den Wohnungsfenstern der Kl&#228;ger ausgeleert. Am 22.03.1989 habe der Beklagte sechs weitere Schubkarren voll Pferdemist in seinem Garten ausgeleert. Weitere sechs Schubkarren mit schwarzem, &#252;belriechendem Pferdemist seien am 29.03.1989 von dem Beklagten zu 2) und dessen Schwiegersohn in gleicher Weise ausgeleert worden. Da die Misthaufen immer mindestens 4 Tage liegen geblieben seien, sei es zu einer unzumutbaren Geruchsbel&#228;stigung des Kl&#228;gers gekommen. Am 03.03.1989 seien vom Grundst&#252;ck der Beklagten Steine auf sein Grundst&#252;ck geflogen. Am 26.03., 02.04. und 30.05.1989 habe der 12j&#228;hrige Enkel der Beklagten Steine, Erdklumpen und Tannenzapfen auf das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers geworfen. Wegen der weiteren Einzelheiten seines Vorbringens wird auf die Klageschrift vom 14.06.1989 (Bl. 1 f. d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten zu verurteilen, es bei Vermeidung eines Ordnungsgeldes bis 500.000,00 DM, ersatzweise Ordnungshaft oder der Ordnungshaft bis zu 2 Jahren zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">1.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">K&#252;chenabf&#228;lle und Pferdemist auf dem Gem&#252;sebeet des Grundst&#252;cks der Beklagten zu 1), entlang der Grenze zum Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers, auszuleeren und die Haufen dort l&#228;nger als einen Tag liegen zu lassen;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">2.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Steine, Tannenzapfen und sonstige Gegenst&#228;nde von ihrem Grundst&#252;ck auf das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers zu werfen oder andere Personen zum Werfen zu veranlassen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bestreiten die geschilderten Vorf&#228;lle. Am 23.02.1989 habe der Beklagte lediglich eine Mistgabel voll mit Stroh vermischtem Kaninchenmist in einem Abstand von ca. 12 Metern vom Wohnzimmerfenster des Kl&#228;gers gelagert. Der am 20.03.1989 abgelagerte Pferdemist sei praktisch als Kompost anzusehen, weil er bereits drei bis vier Jahre lang vom Beklagten auf einem anderen Grundst&#252;ck gelagert worden sei. Der "Pferdemist" sei im &#252;brigen noch am gleichen Tage eingegraben worden. Dies sei auch an allen &#252;brigen Tagen geschehen, an denen Pferdemist abgelagert worden sei. Wenn eine Geruchsbel&#228;stigung auf den Kl&#228;ger eingewirkt habe, so r&#252;hre diese von dem Kuhmist her, den der Nachbar ..... auf seinem Grundst&#252;ck gelagert habe. Wegen ihres Vorbringens im &#252;brigen wird auf den Schriftsatz vom 21.07.1989 (Bl. 15 ff d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger von den Beklagten verlangt, es zu unterlassen, K&#252;chenabf&#228;lle auszuleeren und l&#228;nger als einen Tag liegen zu lassen, ist die vorbeugende Unterlassungsklage nicht begr&#252;ndet. Nach dem Vorbringen des Kl&#228;gers kann nicht davon ausgegangen werden, dass die von &#167; 1004 Abs. 1 Satz 2 BGB geforderte Wiederholungsgefahr gegeben ist. Wiederholungsgefahr als materielle Anspruchsvoraussetzung ist die objektive, auf Tatsachen gegr&#252;ndete ernstliche Besorgnis, dass weitere gleichartige St&#246;rungen zu bef&#252;rchten sind. Konkrete Tatsachen, die die Besorgnis weiterer Beeintr&#228;chtigungen rechtfertigen, hat der Kl&#228;ger nicht dargetan. Zwar kommt dem klagenden Eigent&#252;mer im Rahmen der vorbeugenden Unterlassungsklage im Regelfall der Erfahrungssatz zugute, dass die Wiederholungsgefahr nach vorangegangener St&#246;rung zu vermuten ist. Diese Vermutung kommt vorliegend jedoch nicht zum Tragen, weil es sich bei der Ablagerung der K&#252;chenabf&#228;lle offensichtlich um einen abgeschlossenen Vorgang handelt, denn nach dem Vorbringen des Kl&#228;gers hat der Beklagte die K&#252;chenabf&#228;lle nach Einschreiten der Ordnungsbeh&#246;rde beseitigt und in der Folge ersichtlich keine weiteren K&#252;chenabf&#228;lle abgelagert, jedenfalls behauptet der Kl&#228;ger dies selbst nicht. Ber&#252;cksichtigt man zudem, dass zwischen der Beseitigung der K&#252;chenabf&#228;lle und der Klage mehr als drei Monate liegen, so oblag es dem Kl&#228;ger, die Besorgnis weiterer Beeintr&#228;chtigungen nachvollziehbar darzulegen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ein Unterlassungsanspruch gem. &#167; 1004 Abs. 1 BGB, es den Beklagten zu untersagen, entlang der Grundst&#252;cksgrenze Pferdemist auszuleeren und l&#228;nger als einen Tag liegen zu lassen, steht dem Kl&#228;ger nicht zu. Bereits nach dem eigenen Vorbringen des Kl&#228;gers ist davon auszugehen, dass es sich bei der vor&#252;bergehenden und jahreszeitlich beschr&#228;nkten Ablagerung des Pferdemistes nur um eine unwesentliche Beeintr&#228;chtigung handelt, &#167; 1004 Abs. 2, 906 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Wesentlichkeit einer Beeintr&#228;chtigung beurteilt sich nach allgemeiner Ansicht unter Zugrundelegung eines objektiven Ma&#223;stabes nach dem Empfinden eines Durchschnittsb&#252;rgers, dem Natur und Zweckbestimmung des von der Einwirkung betroffenen Grundst&#252;cks bekannt sind. Dies vorausgeschickt k&#246;nnen die von dem Pferdemist ausgehenden Geruchsimmissionen nur als unwesentlich betrachtet werden. Wie sich aus den vorgelegten Lichtbildern ergibt und im &#252;brigen auch gerichtsbekannt ist, liegen die Grundst&#252;cke der Parteien nicht in einem Villenviertel sondern in l&#228;ndlicher Umgebung mit vorwiegend g&#228;rtnerischer Nutzung. Diese schlie&#223;t naturgem&#228;&#223; auch die jahreszeitlich bedingte D&#252;ngung mit nat&#252;rlichen Dungstoffen ein, zu denen insbesondere auch Pferdemist zu rechnen ist, ohne dass hierin bereits eine bel&#228;stigende Einwirkung liegt. Wenn in diesem Zusammenhang der Pferdemist in der beschriebenen Weise f&#252;r einige Tage vor dem Umgraben gelagert wird, so ist hierin noch keine Immission zu sehen, die nach Art, Ausma&#223; oder Dauer geeignet ist, eine Gefahr, erhebliche Nachteile oder erhebliche Bel&#228;stigungen f&#252;r das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers herbeizuf&#252;hren, mag auch zeitweilig von dem Pferdemist wie es der Kl&#228;ger vortr&#228;gt, ein "&#252;bler und widerw&#228;rtiger Gestank" ausgehen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten schlie&#223;lich auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 1004 Abs. 1 BGB verlangen, es zu unterlassen, Steine, Tannenzapfen oder sonstige Gegenst&#228;nde von ihrem Grundst&#252;ck auf sein Grundst&#252;ck zu werfen oder andere Personen zum Werfen zu veranlassen. Der Kl&#228;ger hat nicht dargetan, dass die Beklagten sein Grundst&#252;ck zumindest einmal in der beschriebenen Weise beeintr&#228;chtigt haben. Dem Vorbringen des Kl&#228;gers ist nicht zu entnehmen, wann und bei welcher Gelegenheit die Beklagten selbst Steine, Tannenzapfen oder sonstige Gegenst&#228;nde auf sein Grundst&#252;ck geworfen haben sollen. Der Vorfall vom 03.03.1989 kann insoweit nicht als ausreichende Darlegung angesehen werden, weil der Kl&#228;ger selbst nicht behauptet, dass die Steine von den Beklagten auf sein Grundst&#252;ck geworfen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen des Kl&#228;gers enth&#228;lt auch keinerlei Anhaltspunkte, die die Annahme rechtfertigen, die Beklagten w&#252;rden andere Personen zu dem geschilderten Verhalten veranlassen. Es mag dahinstehen, ob der Enkel der Beklagten wiederholt Steine, Erdklumpen und Tannenzapfen auf das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers geworfen hat, jedenfalls ist nicht erkennbar, dass dies auf Veranlassung und Mitwissen oder Duldung der Beklagten geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 4.000,00 DM</p>
315,192
ag-gummersbach-1989-10-12-2-c-43089
{ "id": 668, "name": "Amtsgericht Gummersbach", "slug": "ag-gummersbach", "city": 428, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
2 C 430/89
1989-10-12T00:00:00
2019-03-13T14:48:53
2022-10-18T15:08:53
Urteil
ECLI:DE:AGGM1:1989:1012.2C430.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Kl&#228;ger auferlegt. </p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von der Beklagten weiteren Schadensersatz aus einem Verkehrsunfall vom 00.00.0000 in N. Die Parteien streiten um restliche Anwaltskosten, denn der Kl&#228;ger verlangt Bezahlung einer Besprechungsgeb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO. Er meint, diese sei angefallen, weil sein Anwalt zu Beginn des Auftrags &#252;ber den Zentralruf in K&#246;ln den Namen, die Anschrift und die Versicherungsnummer des Unfallgegners erfragt und in der Folgezeit ein Telefongespr&#228;ch mit einem Mitarbeiter der Beklagten gef&#252;hrt habe, das seinem Inhalt nach eine Besprechungsgeb&#252;hr ausgel&#246;st habe. Wegen der Einzelheiten des Vorbringens des Kl&#228;gers wird auf die klagebegr&#252;ndenden Schrifts&#228;tze verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 416,44 DM nebst 4 % Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">01.09.1988 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie vertritt die Ansicht, dass weder durch die Anfrage beim Zentralruf noch durch das sp&#228;tere Telefongespr&#228;ch mit ihrem Mitarbeiter eine Besprechungsgeb&#252;hr angefallen sei. Hinsichtlich ihrer Einwendungen im einzelnen wird Bezug genommen auf den Klageerwiderungsschriftsatz. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch auf Ersatz der eingeklagten 416,44 DM nicht zu, weil keine Besprechungsgeb&#252;hr iSd. &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO angefallen und dem Kl&#228;ger somit in H&#246;he einer solchen Geb&#252;hr auch kein Schaden entstanden ist, den die Beklagte ausgleichen m&#252;sste. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Anruf des Anwalts beim Zentralruf der Autoversicherer hat keine Besprechungsgeb&#252;hr ausgel&#246;st. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Geb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO erfordert schon dem Wortlaut des Gesetzes nach eine Besprechung &#252;ber tats&#228;chliche oder rechtliche Fragen mit dem Gegner oder einem Dritten, nicht blo&#223;es Nachfragen. Das Gesetz nennt also selbst gesteigerte inhaltliche Anforderungen, die durch einen blo&#223;en Anruf mit dem Ziel der Erfragung von sofort ermittelbaren Daten nicht erreicht werden. Folgerichtig f&#228;llt auch keine Besprechungsgeb&#252;hr an, wenn der Anwalt bei der Staatsanwaltschaft oder beim Gericht blo&#223;e Daten erfragt. Dass f&#252;r eine solche T&#228;tigkeit keine Besprechung iSd. &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO erforderlich ist, zeigt sich auch in der M&#246;glichkeit, solche Informationen schriftlich einzuholen. Es ist nicht begr&#252;ndbar, dass bei ein und derselben T&#228;tigkeit eine Geb&#252;hr nur deshalb anfallen soll, weil durch einen Anwalt telefoniert oder m&#252;ndlich nachgefragt wird. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch durch das Telefongespr&#228;ch des Anwalts mit einem Sachbearbeiter der beklagten Versicherung ist keine Besprechungsgeb&#252;hr entstanden. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Inhalt des Gespr&#228;chs waren die Forderung des Anwalts nach einer Vorschusszahlung sowie die Erkl&#228;rung des Sachbearbeiters, dass eine Schadensanzeige des Versicherungsnehmers und die Ermittlungsakten noch nicht vorl&#228;gen. Der Anwalt erbot sich sodann, einen Aktenauszug zu &#252;bersenden und wies darauf hin, dass Zeugen die Unfallversion seines Mandanten best&#228;tigen k&#246;nnten. Mit dem T&#228;tigwerden des Anwalts insoweit wurde der Umfang einer blo&#223;en Nachfrage nur unwesentlich &#252;berschritten. Der Sachbearbeiter der Beklagten konnte die Angelegenheit n&#228;mlich &#252;berhaupt nicht besprechen und hat dies auch nicht getan. Da ihm weder eine Schadensanzeige noch die Ermittlungsakten vorlagen, konnte er tats&#228;chliche und rechtliche Fragen mit dem Anwalt des Kl&#228;gers nicht er&#246;rtern. Es hat auch keine die Angelegenheit f&#246;rdernde Besprechung der Art und Weise der Regulierung stattgefunden. Auf die Bitte des Anwalts nach Vorschusszahlung ist der Sachbearbeiter nicht eingegangen, und die Mitteilung, Unterlagen l&#228;gen noch nicht vor, sowie das Versprechen, die Ermittlungsakten anzufordern, stellten keine Besprechung tats&#228;chlicher oder rechtlicher Fragen, d.h. zumindest die ansatzweise Er&#246;rterung gegenseitiger Positionen dar. Dazu reicht n&#228;mlich nicht das Entgegennehmen von Mitteilungen, sondern erforderlich ist ein Eingehen auf die Position des jeweils anderen Gespr&#228;chspartners. Die Antwort auf blo&#223;es Nachfragen bzw. die Mitteilung selbstverst&#228;ndlicher Dinge rechtfertigen keine Geb&#252;hr gem&#228;&#223; &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 und 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><u><b>Streitwert:</b></u> 416,44 DM</p>
315,193
ag-dortmund-1989-10-09-136-c-11889
{ "id": 647, "name": "Amtsgericht Dortmund", "slug": "ag-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
136 C 118/89
1989-10-09T00:00:00
2019-03-13T14:48:55
2022-10-18T15:08:53
Urteil
ECLI:DE:AGDO:1989:1009.136C118.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger zu 25/26 und die Beklagten zu 1/26; die Teil-Vergleichs-Geb&#252;hr tr&#228;gt jede Partei selbst. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung von 700,- DM abwenden, sofern nicht die Beklagten zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leisten. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d : </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war Mieter einer Wohnung im Hause der Beklagten B C in E-L. Der Monatsgrundmietzins betrug 812,84 DM zuz&#252;glich Nebenkosten. Im Mietvertrag ist die Wohnungsgr&#246;&#223;e mit 116,12 qm angegeben. Weiterhin zahlte der Kl&#228;ger eine Mietkaution von 300,- DM. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt der Kl&#228;ger die teilweise R&#252;ckzahlung des in der Vergangenheit gezahlten Mietzinses. Soweit er auch die R&#252;ckzahlung der geleisteten Kaution verlangt hat, haben sich die Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 09. 10. 1989 durch Teilvergleich geeinigt. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, die Wohnung sei kleiner als im Mietvertrag angegeben. Bei der Angabe der Wohnungsgr&#246;&#223;e seien die Dachschr&#228;gen nicht ber&#252;cksichtigt worden. Die Wohnung hat tats&#228;chlich nur eine Gr&#246;&#223;e von 104,74 qm. Demgem&#228;&#223; h&#228;tten die Beklagten von ihm eine zu hohe Miete kassiert, die sie zur&#252;ckzuzahlen h&#228;tten. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 3584,70 DM </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">nebst 4 % Zinsen ab Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie bestreiten das Vorbringen des Kl&#228;gers und sind im &#252;brigen der Ansicht, da&#223; selbst f&#252;r den Fall, da&#223; die Wohnung kleiner sein sollte, dem Kl&#228;ger ein Recht auf teilweise R&#252;ckzahlung des Mietzinses nicht zustehe. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>: </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten nicht die teilweise R&#252;ckzahlung des an diese gezahlten Mietzinses verlangen. Ein Anspruch aus &#167; 812 BGB, an den hier allein zu denken w&#228;re, besteht nicht. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist in dem zwischen den Parteien abgeschlossenen Mietvertrag die Wohnungsgr&#246;&#223;e bis zwei Stellen hinter dem Komma angegeben. Unter Ber&#252;cksichtigung des eingesetzten Grundmietzinses ergibt das sicherlich einen runden Betrag von 7,- DM je qm. Allerdings f&#252;hrt das selbst in dem Fall, da&#223; die Wohnung tats&#228;chlich kleiner ist als die angegebene Gr&#246;&#223;e, nicht zu einer teilweisen R&#252;ckzahlungspflicht des Vermieters. Soweit tats&#228;chlich auch unverkennbar eine gewisse Beziehung zwischen der Wohnungsgr&#246;&#223;e und dem ausgehandelten Mietpreis besteht, hat dies nach Lage der Dinge zun&#228;chst einmal kalkulatorische Bedeutung. Eine strikte Bindung der Mietzinsh&#246;he an die Wohnungsgr&#246;&#223;e soll damit sicherlich nicht vereinbart sein. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zu pr&#252;fen war allerdings im vorliegenden Fall, ob der Kl&#228;ger den Mietzins gem&#228;&#223; &#167; 537 BGB mindern kann. Ein Minderungsrecht nach &#167; 537 Abs. 1 BGB scheidet im vorliegenden Fall schon deswegen aus, weil die Mindergr&#246;&#223;e sicherlich nicht als Fehler im Sinne von &#167; 537 Abs. 1 BGB angesehen werden kann. Selbst wenn man davon ausgeht, da&#223; die Wohnung etwa um 11,38 qm kleiner war als im Mietvertrag ausgewiesen, liegt hierin sicherlich keine erhebliche Beeintr&#228;chtigung der Gebrauchstauglichkeit. Hinzu kommt weiterhin, da&#223; der Kl&#228;ger bei Abschlu&#223; des Mietvertrags die Wohnung gesehen hat. Sie war ihm also den vereinbarten Mietzins wert. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zu pr&#252;fen war allerdings im vorliegenden Fall, ob die Wohnungsgr&#246;&#223;e im Sinne von 3537 Abs. 2 BGB zugesichert war. Danach gilt die Zusicherung einer bestimmten Gr&#246;&#223;e als Zusicherung einer Eigenschaft im Sinne von &#167; 537 Abs. 2, so da&#223; das Fehlen dieser Zusicherung durchaus zur Minderung des Mietzinses berechtigt. In diesem Falle w&#228;re tats&#228;chlich zur Durchf&#252;hrung der Mietzinsminderung der zuviel gezahlte Mietzins zur&#252;ckzuzahlen. Gleichwohl liegt im vorliegenden Fall die Zusicherung einer Eigenschaft nicht vor. Das w&#228;re nur dann der Fall, wenn tats&#228;chlich von Vermieterseite f&#252;r die Gr&#246;&#223;e eine besondere Gew&#228;hr &#252;bernommen worden w&#228;re. Das ist hier nicht der Fall. Die Fassung in &#167; 1 des Mietvertrags l&#228;&#223;t mehr den Schlu&#223; darauf zu, da&#223; es sich hier lediglich um ein sogenanntes deskriptives Merkmal, nicht aber um eine Zusicherung handelt. Daran &#228;ndert auch die Tatsache nichts, da&#223; bei Teilung des vereinbarten Mietzinses durch die vereinbarten Quadratmeter hier eine glatte Zahl herauskommt (vgl. Landgericht Berlin, WM 1987 S. 49). Soweit das Landgericht M&#252;nchen in WM 1987 S. 217 hierzu eine andere Meinung vertritt, liegt der Sachverhalt letztlich erkennbar anders, denn in diesem Falle wurde offensichtlich wohl Wert auf eine bestimmte Gr&#246;&#223;e der Wohnung gelegt und die Vertragsparteien haben diese Gr&#246;&#223;e wohl nach Aufma&#223; selbst festgesetzt. Ein solcher Fall liegt hier nicht vor. Allein die Erw&#228;hnung de qm-Gr&#246;&#223;e begr&#252;ndet demgem&#228;&#223; keine Zusicherung, so da&#223; eine Mietzinsminderung im vorliegenden Fall ausscheidet. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 98, 708 Ziffer 11, 711 ZPO. </p>
315,194
olgham-1989-09-29-13-uf-12389
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
13 UF 123/89
1989-09-29T00:00:00
2019-03-13T14:48:57
2022-10-18T15:08:53
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0929.13UF123.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Zur&#252;ckweisung ihres weitergehenden Antrages und Rechtsmittels wird auf die Beschwerde der Antragstellerin vom 10.4.1989 der am 22.3.1989 verk&#252;ndete Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - Siegen abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Antragstellerin werden &#252;ber den Teilvergleich vom 23.01.1989 hinaus folgende Hausratsgegenst&#228;nde zugewiesen:</p> <p></p> <p>1.</p> <p>aus dem Wohnzimmer,</p> <p></p> <p>a)</p> <p>1 Vitrinenschrank,</p> <p>b)</p> <p>1 Couchtisch und von der Couchgarnitur das zweisitzige Sofa und 1 Sessel,</p> <p>c)</p> <p>1 Stehlampe,</p> <p></p> <p>2. </p> <p>aus dem Badezimmer,</p> <p></p> <p>a)</p> <p>1 kleines Regal,</p> <p>b)</p> <p>1 Waschmaschine,</p> <p></p> <p>3.</p> <p>eine Einbauk&#252;che mit eingebautem K&#252;hlschrank und Herd.</p> <p></p> <p>Die Kosten des gesamten Hausratsteilungsverfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten im Rahmen des Ehescheidungsverfahrens um Hausrat. Die Scheidung und die &#252;brigen Folgensachen sind seit dem 10.12.1988 rechtskr&#228;ftig, w&#228;hrend das vorliegende Hausratsverfahren abgetrennt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin, der das Sorgerecht &#252;ber dem am 25.11.1985 geborenen gemeinsamen Sohn &#252;bertragen worden ist, begehrt die Zuweisung der Wohnzimmereinrichtung einschlie&#223;lich des Farbfernsehger&#228;ts, der Einbauk&#252;che mit Herd und K&#252;hlschrank sowie der Waschmaschine und eines Badezimmerregals, w&#228;hrend sie dem Antragsgegner die Schlafzimmereinrichtung, Gefrierbox, Stereoanlage, Video- und Schwarzwei&#223;-Fernsehger&#228;t, das Aquarium sowie einige einzelne Kleinm&#246;bel belassen will. &#220;ber das Kinderzimmer, die W&#228;sche sowie die Haushaltswaren einschlie&#223;lich elektrischer Kleinger&#228;te haben die Parteien am 23.1.1989 vor dem Amtsgericht einen Tellvergleich geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unstreitig sind die M&#246;bel und Einrichtungsgegenst&#228;nde, um die die Parteien noch streiten, von den Eltern des Antragsgegners bezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat behauptet, sie seien dem Antragsgegner und ihr geschenkt worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat behauptet, seine Eltern h&#228;tten sie ihm und der Antragstellerin nur geliehen mit der Absicht, sie ihnen sp&#228;ter zu vermachen. Er hat deshalb gemeint, sie k&#246;nnten nicht Gegenstand der Hausratsverteilung sein.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Antrag der Antragstellerin in dem angefochtenen Beschlu&#223; zur&#252;ckgewiesen, nachdem es zuvor zu der Frage, ob die streitigen Gegenst&#228;nde dem Antragsgegner von den Eltern geschenkt worden sind, Beweis erhoben hat durch Vernehmung der Eltern des Antragsgegners, der Mutter der Antragstellerin sowie einer Bekannten der Familie als Zeugen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, da&#223; die Antragstellerin die behauptete Schenkung nicht bewiesen habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Beschwerde verfolgt die Antragstellerin die urspr&#252;nglich beabsichtigte Aufteilung weiter, hilfsweise eine Verteilung der nach ihrem Vorschlag dem Antragsgegner zugedachten Gegenst&#228;nde. Sie meint, das Amtsgericht habe eine &#220;berraschungsentscheidung erlassen, indem es letztendlich den Eltern des Antragsgegners geglaubt habe, und beantragt die Neuvernehmung der Zeugen zu ihrer Behauptung, die M&#246;bel seien ihr und dem Antragsgegner von den Eltern geschenkt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner verteidigt die erstinstanzliche Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 621e, 621 Abs. 1 Nr. 7 ZPO zul&#228;ssig und auch &#252;berwiegend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 Hausratsverordnung durchzuf&#252;hrende Hausratsteilung erfa&#223;t auch die von der Antragstellerin beanspruchten Gegenst&#228;nde, die die Eltern des Antragsgegners bezahlt haben. Dabei mag dahinstehen, ob diese die Einrichtung den Parteien geschenkt oder ihnen lediglich mit der Aussicht, sie ihnen im Fall ihres Todes zu vermachen, geliehen haben. Denn auch dann, wenn die Parteien kein gemeinsames Eigentum, sondern nur Mitbesitz an dem Hausrat haben sollten, ist dieser verteilungsf&#228;hig. Aus &#167; 10 Abs. 2 Hausratsverordnung, in dem die Zuteilung von unter Eigentumsvorbehalt gelieferten Gegenst&#228;nden geregelt ist, ergibt sich, da&#223; gemeinsames Eigentum der Eheleute oder Alleineigentum eines Ehepartners f&#252;r die Hausratsverteilung nicht vorausgesetzt wird. Die Rechtsbeziehungen bei der Leihe (und der Miete) sind denen zwischen Verk&#228;ufer und Eigentumsvorbehaltsk&#228;ufer vergleichbar (vgl. Palandt-Diederichsen, BGB, 48. Aufl., Anhang II zum Ehegesetz &#167; 10 Anm. 2); M&#252;ller-Gindullis in M&#252;nchner Kommentar, BGB, 2. Aufl., &#167; 10 HausRVO Rdnz. 6). In beiden F&#228;llen besteht ein Rechtsverh&#228;ltnis, das die Ehepartner zum unmittelbaren Besitz gegen&#252;ber dem Eigent&#252;mer berechtigt. Es erscheint deshalb angemessen, die Interessen des Eigent&#252;mers, f&#252;r den die Eheleute den Besitz mitteln, in gleicher Weise wie es die Hausratsverordnung beim Anwartschaftsrecht vorsieht, zu ber&#252;cksichtigen. Danach kann eine Zuteilung bei Mitbesitz der Ehepartner ohne Zustimmung des Dritten erfolgen, wie sich daraus ergibt, da&#223; &#167; 10 Abs. 2 Hausratsverordnung das Einverst&#228;ndnis des Gl&#228;ubigers nur f&#252;r den Fall vorsieht, da&#223; der Gegenstand <u>einem</u> der Ehegatten unter Eigentumsvorbehalt geliefert worden ist, der dem <u>anderen</u> zugeteilt werden soll (vgl. M&#252;ller- Gindullis a. a. O., Rdnz. 3). Die richterliche Zuteilung stellt in diesem Fall keinen Eingriff in die von dem mittelbaren Besitzer vereinbarten Besitzverh&#228;ltnisse dar, da dieser dem Ehegatten, dem der Gegenstand zugewiesen wird, bereits vorher durch die entsprechende Absprache - hier durch die behauptete Leihe - den unmittelbaren Besitz einger&#228;umt hat. Da&#223; sich der urspr&#252;ngliche Mitbesitz beider Ehepartner in den Alleinbesitz des einen wandelt, beruht nicht auf der gerichtlichen Entscheidung, sondern allein darauf, da&#223; die Ehepartner sich getrennt haben und dadurch einer der beiden zwangsl&#228;ufig den unmittelbaren Besitz hat aufgeben m&#252;ssen. Dieses Risiko ist der Dritte durch das Einr&#228;umen von Mitbesitz an Eheleute eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet: Weil die Eltern des Antragsgegners die streitigen M&#246;bel sowohl ihrem Sohn als auch der Antragstellerin zumindest zum Besitz &#252;berlassen haben, m&#252;ssen sie es hinnehmen, da&#223; im Rahmen der Hausratsteilung der Konflikt gel&#246;st wird, wem der beiden jetzt der Alleinbesitz zustehen soll. Damit bleiben die Eigentumsverh&#228;ltnisse offen, d.h. ob die Antragstellerin letztlich verpflichtet sein wird, die Gegenst&#228;nde an die Eltern herauszugeben, ist nicht Gegenstand dieses Verfahrens und mu&#223; zwischen ihr und den Eltern gekl&#228;rt werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es ist im Sinn von &#167; 8 Abs. 1 Hausratsverordnung gerecht und zweckm&#228;&#223;ig, da&#223; die Antragstellerin die in dem Beschlu&#223;tenor aufgef&#252;hrten Gegenst&#228;nde erh&#228;lt. Im Hinblick auf die Versorgung des Sohnes xxx ist es angemessen, da&#223; sie die Einbauk&#252;che mit Herd und K&#252;hlschrank sowie die Waschmaschine mit dem Badezimmerregal erh&#228;lt. Die Wohnzimmereinrichtung hingegen ben&#246;tigt sie nicht komplett, so da&#223; im Interesse einer gleichm&#228;&#223;igen Verteilung ihr entgegen ihren Vorstellungen das dreisitzige Sofa sowie das Farbfernsehger&#228;t nicht zugeteilt werden konnten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den Hilfsantrag war nicht zu befinden, da die Hausratsverteilung bereits aufgrund des Hauptantrags der Antragstellerin zu erfolgen hatte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 93a ZPO.</p>
315,195
ovgnrw-1989-09-22-15-a-217785
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15 A 2177/85
1989-09-22T00:00:00
2019-03-13T14:48:59
2022-10-18T15:08:51
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0922.15A2177.85.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Ablehnungsbescheid des Beklagten zu 2.) vom 2. M&#228;rz 1984 und der Widerspruchsbescheid vom 11. Mai 1984 werden aufgehoben.</p> <p></p> <p>Der Beklagte zu 1.) wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.130,87 DM zu zahlen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte zu 1.) tr&#228;gt 3/4, der Beklagte zu 2.) 1/4 der Gerichtskosten und der au&#223;ergerichtlichen Kosten des Kl&#228;gers in beiden Rechtsz&#252;gen. Die Beklagten tragen ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten jeweils selbst.</p> <p></p> <p>Das Leistungsurteil und die Kostenentscheidung sind vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Auf Weisung des Beklagten zu 2.) hob der Oberkreisdirektor des Kl&#228;gers mit Verf&#252;gung vom 3. November 1980 im Wege der Kommunalaufsicht drei Beschl&#252;sse des Rates der Stadt xxx zur Schaffung und Besetzung einer vierten Beigeordnetenstelle auf. Hiergegen erhob die Stadt xxx mit Erfolg Klage vor dem Verwaltungsgericht; der Oberkreisdirektor nahm die zun&#228;chst eingelegte Berufung zur&#252;ck. Daraufhin wurden gegen ihn Gerichtskosten und au&#223;ergerichtliche Kosten in H&#246;he von insgesamt 2.130,87 DM festgesetzt, die der Kl&#228;ger aus seinen Haushaltsmitteln zahlte. Mit Schreiben vom 5. April 1983 bat der Kl&#228;ger den Beklagten zu 2.), ihm diese Kosten zu erstatten. Der Beklagte zu 2.) lehnte das Begehren durch ein - mit Rechtsmittelbelehrung versehenes - Schreiben vom 2. M&#228;rz 1984 ab.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglos durchgef&#252;hrtem Widerspruchsverfahren hat der Kl&#228;ger Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung hat er ausgef&#252;hrt: Ihm stehe ein &#246;ffentlich-rechtlicher Erstattungsanspruch gegen den Beklagten zu 1.) zu, da er die eigentlich von diesem zu tragenden Proze&#223;kosten ohne Rechtsgrund gezahlt habe. Die Kommunalaufsicht, in deren Aus&#252;bung die Proze&#223;kosten angefallen seien, sei eine staatliche Aufgabe, f&#252;r die er lediglich seinen Hauptverwaltungsbeamten zur Verf&#252;gung gestellt habe. Die analog anzuwendende Lastenverteilungsregelung des Art. 104a Abs. 1 GG, wonach die Finanzierungsverantwortung an die jeweilige Verwaltungszust&#228;ndigkeit gekn&#252;pft sei, best&#228;tige die Kostentragungspflicht des Landes. Es gebe keine gesetzliche Bestimmung, nach der die Kreise f&#252;r derartige Aufwendungen einzustehen h&#228;tten. &#167; 50 Satz 1 KrO z&#228;hle als Finanzbeitrag des Kreises nur Dienstkr&#228;fte und Einrichtungen auf. Selbst wenn der Begriff der Einrichtung mit dem des s&#228;chlichen Verwaltungsaufwandes gleichgesetzt werden k&#246;nne, seien die Proze&#223;kosten damit nicht erfa&#223;t, da sie nur als mittelbare Folgen der aufsichtsrechtlichen Ma&#223;nahmen entstanden seien.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu 2.) zu verurteilen, an ihn 2.130,87 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2.) hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er hat geltend gemacht, aus &#167; 50 KrO folge, da&#223; der Kl&#228;ger die Kosten f&#252;r den ordnungsgem&#228;&#223;en Betrieb und die Erhaltung des Verwaltungsapparates der unteren staatlichen Verwaltungsbeh&#246;rde zu tragen habe. Diese Kostenregelung umfasse auch die bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung &#252;ber das Verwaltungshandeln anfallenden Kosten. Eine Kostentragungspflicht des Kl&#228;gers ergebe sich ferner aus &#167; 1 des Gemeindefinanzierungsgesetzes. Dabei sei unerheblich, in welchem Umfang die Kosten letztlich vom Land erstattet w&#252;rden. Art. 78 Abs. 3 der Landesverfassung lasse die Abgeltung der bei der Ausf&#252;hrung staatlicher Aufgaben durch kommunale Gebietsk&#246;rperschaften entstehenden Kosten auch pauschal im Rahmen eines allgemeinen Finanzausgleichs zu. Daneben sei ein gesonderter Erstattungsanspruch nicht vorgesehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat durch das angefochtene Urteil, auf dessen Gr&#252;nde Bezug genommen wird, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung vertieft der Kl&#228;ger sein erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern, die Bescheide des Beklagten zu 2.) vom 2. M&#228;rz und 11. Mai 1984 aufzuheben und den Beklagten zu 1.) zu verurteilen, an ihn 2.130,87 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten halten das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend; sie beantragen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf die Gerichtsakte und die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten zu 2.) sowie auf die Akte des Verfahrens der Stadt xxx gegen den Oberkreisdirektor des xxx - VG K&#246;ln 3 (4) K 4762/80 - OVG NW 15 A 1775/82 - Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Berufung, &#252;ber die der Senat mit Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung befindet (&#167; 101 Abs. 2, &#167; 125 Abs. 1 VwGO), hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage gegen den Beklagten zu 1.) ist als Leistungsklage zul&#228;ssig. Sie ist unmittelbar auf die Verurteilung zur Zahlung der verauslagten Proze&#223;kosten gerichtet; eine f&#246;rmliche Pr&#252;fung des Begehrens durch den Beklagten zu 1.) oder den zu seiner Vertretung berufenen (vgl. &#167; 8 i.V.m. &#167;&#167; 3 und 5 Abs. 1 LOG NW) Beklagten zu 2.) mit anschlie&#223;ender Bescheidung durch einen Verwaltungsakt ist weder gesetzlich vorgesehen noch erforderlich, so da&#223; eine Verpflichtungsklage nicht in Betracht kommt. Eine Leistungsklage ist unmittelbar gegen den Tr&#228;ger der Leistungspflicht zu richten. Der Senat hat deshalb - mit Zustimmung der Beteiligten - das Passivrubrum dahin berichtigt, da&#223; sich die Klage auf Erstattung der Proze&#223;kosten gegen den Beklagten zu 1.) richtet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage gegen den Beklagten zu 2.) ist als isolierte Anfechtungsklage gem&#228;&#223; &#167; 42 VwGO zul&#228;ssig, da die Ablehnung des Antrages in die Gestalt eines Verwaltungsaktes gekleidet worden ist und nur dessen Aufhebung, nicht jedoch eine Verpflichtung des Beklagten zu 2.) verlangt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in vollem Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch auf Erstattung der von ihm gezahlten Proze&#223;kosten gegen das beklagte Land zu. Anspruchsgrundlage hierf&#252;r ist - da weder die Kreisordnung (KrO) noch andere kommunalrechtliche Vorschriften eine einschl&#228;gige spezialgesetzliche Kostenausgleichsregelung vorsehen - der als eigenst&#228;ndiges Rechtsinstitut anerkannte &#246;ffentlich-rechtliche Erstattungsanspruch. Er er&#246;ffnet die M&#246;glichkeit, Leistungen ohne Rechtsgrund und sonstige ungerechtfertigte Verm&#246;gensverschiebungen auf dem Gebiet des &#246;ffentlichen Rechts entsprechend der Rechtslage auszugleichen. Der Anspruch kann auch Tr&#228;gern &#214;ffentlicher Verwaltung untereinander zustehen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 22. Juli 1986 - 12 A 373/85 -, NVwZ-RR 1988, 46, 47.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#246;ffentlich-rechtlichen Erstattungsanspruchs liegen vor. Der Kl&#228;ger hat den Oberkreisdirektor von seinen erst- und zweitinstanzlichen Kostentragungspflichten im Verfahren der Stadt xxx befreit und damit eine Leistung erbracht, die dem Beklagten zu 1.) oblegen h&#228;tte. Dieser h&#228;tte n&#228;mlich f&#252;r den Oberkreisdirektor die Proze&#223;kosten begleichen m&#252;ssen, weil sie in Ausf&#252;hrung einer zu seinem Zust&#228;ndigkeitsbereich geh&#246;renden Aufgabe angefallen waren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Proze&#223;f&#252;hrung war eine Folge der zuvor getroffenen Kommunalaufsichtsma&#223;nahme. Die Kommunalaufsicht ist nach Art. 78 Abs. 4 Satz 1 Verf NW und &#167;&#167; 9, 106 Abs. 1 G0 eine "Aufsicht des Landes". Sie geh&#246;rt daher zu den Aufgaben, die der Oberkreisdirektor als untere staatliche Verwaltungsbeh&#246;rde (&#167; 47 Abs. 1 KrO) wahrzunehmen hat (&#167; 48 Abs. 1 Satz 1 KrO). Zu diesem Wirkungsbereich, der zu unterscheiden ist von den Zust&#228;ndigkeiten des Oberkreisdirektors "in Angelegenheiten der Kreisverwaltung" (&#167; 37 KrO), wird der Oberkreisdirektor f&#252;r den Beklagten zu 1.) t&#228;tig. Insoweit ist er "Tr&#228;ger echt staatlicher Verwaltungsaufgaben",</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">vgl. Begr&#252;ndung des Entwurfs einer Landkreisordnung f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen, Landtags-Drucksache 2/1062, zu &#167; 47.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Handlungen, die der Oberkreisdirektor als untere staatliche Verwaltungsbeh&#246;rde vornimmt, begr&#252;nden daher unmittelbar Rechte und Pflichten des Landes. Das gilt auch f&#252;r die Proze&#223;f&#252;hrung. Die durch &#167; 78 Abs. 1 Nr. 2 VwGO, &#167; 5 Abs. 2 VwGOAG NW bestimmte passive Proze&#223;standschaft des Oberkreisdirektors wird von diesem in seiner Eigenschaft als untere staatliche Verwaltungsbeh&#246;rde, also f&#252;r das Land als Rechtstr&#228;ger wahrgenommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Auslagenersatz erfolgte ohne Rechtsgrund. Es gibt keine gesetzliche Bestimmung, die dem Kl&#228;ger hinsichtlich der Proze&#223;kosten eine von dem dargestellten Grundsatz abweichende Kostenlast auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1 Abs. 1 der hier einschl&#228;gigen Gemeindefinanzierungsgesetze vom 2. Februar 1982 (GVBl. 42) und vom 25. Januar 1983 (GVBl. 31) - GFG - tragen die Gemeindeverb&#228;nde die Kosten der ihnen &#252;bertragenen Aufgaben, soweit durch Gesetz nichts anderes bestimmt ist. Die Voraussetzungen dieser Vorschrift liegen nicht vor. Die Zahlung der Proze&#223;kosten stellte keine dem Kl&#228;ger &#252;bertragene Aufgabe dar.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Eine dem Kreis &#252;bertragene Aufgabe ist nicht schon in der Inanspruchnahme des Oberkreisdirektors zur Durchf&#252;hrung der Kommunalaufsicht gem&#228;&#223; &#167; 47 Abs. 1, &#167; 48 Abs. 1 Satz 1 KrO zu erblicken. Der Kl&#228;ger stellt insoweit dem Land lediglich im Wege der Organ- oder Institutionsleihe seinen Hauptverwaltungsbeamten als Funktionssubjekt zur Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben auf der unteren staatlichen Ebene zur Verf&#252;gung, ohne selbst in irgendeiner Form bei der Durchf&#252;hrung der Aufgabe beteiligt zu sein,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">vgl. Erichsen, Kommunalrecht des Landes Nordrhein-Westfalen, 1988, S. 117; Dehmel, &#252;bertragener Wirkungskreis, Auftragsangelegenheiten und Pflichtaufgaben nach Weisung, 1970, S. 56 ff.; OVG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 6. Dezember 1988 - 7 A 28/88 -, DVBl 1989, 945.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Inhaltlich-sachlich bleibt die Kommunalaufsicht auch bei der &#220;bertragung der Erledigungszust&#228;ndigkeit auf den Oberkreisdirektor eine Aufgabe des Landes,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">vgl. Petz, BayVBl 1989, 353, 355.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das zeigt sich zum Beispiel darin, da&#223; der Oberkreisdirektor der Dienstaufsicht des Regierungspr&#228;sidenten unterliegt (&#167; 49 Abs. 2 KrO), die Richtlinien der Landesregierung zu beachten und dieser &#252;ber alle Vorg&#228;nge von Bedeutung zu berichten hat (&#167; 49 Abs. 1 Satz 1 und 2 KrO).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Auch &#167; 50 Satz 1 KrO enth&#228;lt hinsichtlich der Proze&#223;f&#252;hrung und der damit gegebenenfalls verbundenen Kostentragung keinen &#220;bertragungstatbestand im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 GFG. Nach dieser Vorschrift sind die f&#252;r die Erf&#252;llung der Aufgaben der unteren staatlichen Verwaltungsbeh&#246;rde erforderlichen Dienstkr&#228;fte und Einrichtungen von den Kreisen zur Verf&#252;gung zu stellen. Entgegen der dem Erla&#223; des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen vom 14. Februar 1984 - III B 2 - 6/018 - 976 II/83 - offenbar zugrunde liegenden Auffassung d&#252;rfen die Begriffe Aufgaben und Einrichtungen inhaltlich nicht gleichgesetzt werden. &#167; 50 KrO betrifft allein den Beitrag, den der Kreis f&#252;r die Erf&#252;llung der in &#167;&#167; 47 und 48 KrO dem Oberkreisdirektor zugewiesenen Aufgaben leistet. Die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung lassen sich nicht unter den allenfalls in Betracht zu ziehenden Begriff der Einrichtungen fassen. Dieser Begriff hat schon vom Wortlaut her einen technisch-organisatorischen Inhalt. Er bezeichnet die materielle Ausstattung der Dienstkr&#228;fte mit den erforderlichen Hilfsmitteln (R&#228;umlichkeiten, B&#252;romitteln, Fahrzeugen usw.). Demgegen&#252;ber sind die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung solche, die au&#223;erhalb einer organisatorischen Einbindung und ohne Zusammenhang mit einer Verwaltungsausstattung anfallen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen ist auszuschlie&#223;en, da&#223; der Gesetzgeber mit der Anordnung an die Kreise, Einrichtungen zur Verf&#252;gung zu stellen, eine umfassende Kostenregelung hat treffen wollen, bei der die Einrichtung als Hauptanwendungsfall stellvertretend f&#252;r alle denkbaren Kosten genannt werden sollte. Anderenfalls h&#228;tte der Gesetzgeber sich f&#252;r eine Formulierung entschieden, die er in &#228;hnlichen F&#228;llen zu verwenden pflegt, um den umfassenden Inhalt der Regelung unzweifelhaft zum Ausdruck bringen. So erlegt etwa &#167; 18 Abs. 8 SchVG dem Land die "Personalausgaben" f&#252;r den Schulaufsichtsbeamten und den kreisfreien St&#228;dten und Kreisen "die &#252;brigen Kosten" der Schul&#228;mter auf.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r, da&#223; der Gesetzgeber die in &#167; 50 KrO geregelten Pflichten der Kreise nur in engem, w&#246;rtlichem Sinne verstanden wissen wollte, spricht auch der Sachzusammenhang dieser Vorschrift mit den Bestimmungen &#252;ber die Gemeindefinanzierung. Die Gemeindefinanzierungsgesetze sehen einen pauschalierten Finanz- und Lastenausgleich der Aufwendungen vor, die den Kreisen durch die ihnen &#252;bertragenen Aufgaben entstehen. Dieser Ausgleich orientiert sich auch am Pflichtenkatalog des &#167; 50 KrO. Von daher k&#246;nnen von &#167; 50 KrO grunds&#228;tzlich nur solche Kosten umfa&#223;t sein, die ebenfalls einer gewissen Pauschalierung zug&#228;nglich, d.h. nach Erfahrungss&#228;tzen in etwa voraussehbar und haushaltsm&#228;&#223;ig berechenbar sind,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">vgl. (zu &#167; 48 Abs. 2 Satz 2 LKO Rh-Pf) OVG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 29. Juli 1980 - 7 A 9/80 -, AS RP-SL Band 16, 25, 30.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Dies trifft f&#252;r Personalausgaben und Einrichtungen im technisch- organisatorischen Sinne, nicht jedoch ohne weiteres f&#252;r die nach H&#228;ufigkeit und H&#246;he schwer kalkulierbaren Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung zu. Insoweit mu&#223; deshalb bei der gegenw&#228;rtigen Gesetzeslage eine Einzelabrechnung erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Klage gegen den Beklagten zu 2.) ist ebenfalls begr&#252;ndet. Die Bescheide vom 2. M&#228;rz und 11. Mai 1984 sind rechtswidrig und verletzen den Kl&#228;ger in seinen Rechten; denn eine gesetzliche Grundlage f&#252;r ein Handeln durch Verwaltungsakt lag nicht vor. Im &#252;brigen sind sie, wie sich aus dem zuvor Gesagten ergibt, auch inhaltlich rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 1, 159 Satz 1 VwGO i.V.m. 100 Abs. 2 ZPO, der Ausspruch zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 Abs. 1 Satz 1 VwGO i.V.m. &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711, &#167; 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Ein Grund f&#252;r die Zulassung der Revision liegt nicht vor (&#167; 132 Abs. 2, &#167; 137 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,196
olgk-1989-09-22-19-u-1989
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 19/89
1989-09-22T00:00:00
2019-03-13T14:49:03
2022-10-18T15:08:52
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0922.19U19.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird das Urteil des Landgerichts K&#246;ln - 28 0 629/87 - vom 14. Dezember 1988 wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, die Transfor&#173;matorenstation (Transformatoren einschlie&#223;lich der Installationen) aus dem Anbau auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger in der O 2, L, zu entfernen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen werden die Klage abgewiesen und die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 98.000,-- DM abwenden, wenn nicht die Kl&#228;ger vor der Voll&#8209;</p> <p></p> <p>streckung Sicherheit in derselben H&#246;he leisten. Beiden Parteien wird gestattet, Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-recht&#173;lichen Sparkasse zu erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer des Hausgrundst&#252;cks O 2 in L. Sie haben dieses Anwesen unter dem 13.08.1986 (UR-Nr. 000/1986 des Notars Dr. L2 in K&#246;ln) von einer Privatperson (&#196;rztin L3) zu einem Kaufpreis von 260.000,-- DM erworben; ihre Eintragung in das Grundbuch ist am 15.01.1989 erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Bebauung des 214 qm gro&#223;en Grundst&#252;cks ist in den 20er oder 30er Jahren dieses Jahrhunderts im Rahmen einer gr&#246;&#223;eren, von dem St&#228;dteplaner S geplanten Siedlung erfolgt. Das (an einer Seite zur O2 hin gelegene) Eckgrundst&#252;ck ist an der O mit einem Wohnhaus bebaut. Dieses Wohnhaus ist mit dem &#252;ber Eck gelegenen Wohnhaus des Anwesens O2 248 mit einem niedri&#173;gen Anbau verbunden. Dieses Nebengeb&#228;ude steht zu ca. 2/3 auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger und ca. 1/3 auf dem Grundst&#252;ck der Nachbarin und weist insgesamt 3 R&#228;ume auf. In einem - dem gr&#246;&#223;eren, vom Au&#223;enma&#223; her ca. 22 qm umfassenden - der beiden R&#228;ume des auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger gelegenen Geb&#228;udeteils ist eine aus 2 Trans&#173;formatoren zusammengesetzte Transformatorenstation der Beklagten untergebracht, durch welche 175 Anschlu&#223;neh&#173;mer der Umgebung versorgt werden. Der andere, kleinere Raum wird von den Kl&#228;gern als Abstellraum genutzt. Bei Erstellung der Siedlung wurden auf der anderen Seite der O die Eckgrundst&#252;cke O 1 und O2 250 gleichfalls mit einem - optisch ein symmetrisches Bild abgebenden - Anbau verbunden, der keine Transformatorenstation ent&#173;h&#228;lt. Wegen der Einzelheiten der Lage der Geb&#228;ude wird auf die vorgelegten Pl&#228;ne und Skizzen, insbesondere Bl. 186 R d.A. und 1 R, 57, 58 Anlagenheft verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Grundbuch und im Baulastenverzeichnis - in welche die Kl&#228;ger vor Erwerb und nach Besichtigung des Grund&#173;st&#252;cks Einsicht nahmen - sind keine Rechte der Beklagten hinsichtlich der Transformatorenstation eingetragen. Die Beklagte geht heute davon aus, da&#223; der Standort der Trafostation zwischen dem Siedlungstr&#228;ger und der Rechts&#173;vorg&#228;ngerin der Beklagten abgesprochen worden ist; sie vermag dies aber nicht mehr durch Unterlagen nachzu&#173;vollziehen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 26.01.1987 wandten sich die Kl&#228;ger an die Beklagte mit dem Anliegen, das Nebengeb&#228;ude in vollem Umfang in Anspruch nehmen zu wollen, wozu die R&#228;umung der mit der Transformationsanlage belegten R&#228;umlichkeiten erforderlich sei. Nachdem zun&#228;chst die Beklagte die Pr&#252;fung einer einvernehmlichen Regelung angek&#252;ndigt hat, sind die Kl&#228;ger schlie&#223;lich durch Schreiben der Stadtwerke L GmbH vom 27.03.1987 "beschieden" worden, sie h&#228;tten die Transformatorenstation "unentgeltlich zuzulassen". Am 27.04.1987 stellten die Kl&#228;ger f&#252;r die Nutzung auch des Nebengeb&#228;udes zu Wohnzwecken einen Bauantrag, dem die Stadt L mit Baugenehmigung vom Juni 1987 entsprach. Der Umbau des Anbaus konnte wegen der Transformatorenanlage bisher nicht erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehren die Kl&#228;ger die Entfernung der Transformatorenstation (im ersten und zweiten Rechtszug mit z.T. ge&#228;nderten Haupt- und Hilfsantr&#228;gen); ferner machen sie Nutzungsentsch&#228;digung f&#252;r 3 Monate geltend.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger berufen sich darauf, Eigent&#252;mer auch des Geb&#228;udeteils zu sein, in dem sich die Trafostation be&#173;findet, und meinen, f&#252;r dessen Nutzung durch die Be&#173;klagte sei wegen fehlender Eintragung im Grundbuch kei&#173;ne Rechtsgrundlage ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vor dem Landgericht haben die Kl&#228;ger die Auffassung vertreten, ihr Anspruch ergebe sich aus &#167; 8 Abs.1 Satz 3 der Allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Elektrizit&#228;tsversor&#173;gung von Tarifkunden (AVBEltV, im folgenden: AVB), hilfs&#173;weise aus &#167; 8 Abs.3 AVB (zumindest Verlegung an eine an&#173;dere Stelle ihres Grundst&#252;cks), weil f&#252;r sie das weitere Verbleiben der Trafostation nicht zumutbar sei. Hierzu haben sie vorgetragen, da&#223; nach einem von ihm vorpro&#173;zessual eingeholten Gutachten des Sachverst&#228;ndigen C (gegen&#252;ber den Sch&#228;tzungen des gleichen Sachverst&#228;ndigen zu dem f&#252;r den Grundst&#252;ckserwerb ma&#223;geblichen Kaufpreis) durch die Nutzung des Anbaus als Trafostation statt als Wohnraum (-erweiterung) eine Wertminderung des Grundst&#252;cks um 81.500,-- DM gegeben sei (Minderung Bodenwert 18.000,-- DM, feh&#173;lender Bauwert 41.700,-- DM und merkantiler Minder&#173;wert 21.800,-- DM). Die Beeintr&#228;chtigung ihres Grund&#173;st&#252;cks sei auch schon wegen des Umstands nicht hinzu&#173;nehmen, da&#223; der von der Beklagten genutzte Anteil mehr als 10 % der gesamten - kleinen - Grundst&#252;cks&#173;fl&#228;che ausmache. Das Haus sei mit seinen bis jetzt knapp 100 qm Wohnfl&#228;che zu klein f&#252;r das kl&#228;gerische Ehepaar mit zwei Kindern, weswegen schon bei Kauf des Grundst&#252;cks - unstreitig - die Erweiterung auf das Nebengeb&#228;ude zu Wohnzwecken geplant gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1. die Transformatorenstation (Transformatoren einschlie&#223;lich der Installation) auf dem Haus&#173;grundst&#252;ck der Kl&#228;ger in der O 2, L - eingetragen im Grundbuch von O3 (Amtsgerichtsbezirk K&#246;ln), B1. X0X0 -, zu entfer&#173;nen, und zwar ohne das sie umschlie&#223;ende Geb&#228;ude;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, die Transformatorenstation einschlie&#223;&#8209;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">lich der Installationen aus dem bestehenden Ge&#173;b&#228;ude auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger zu entfernen und an eine andere geeignete Stelle des bezeich&#173;neten Grundst&#252;cks zu verlegen;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2. an die Kl&#228;ger 900,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Februar 1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die Auffassung vertreten, die Kl&#228;ger k&#246;nnten schon deshalb nicht Entfernung der Trafostation verlangen, weil sie - da es sich insoweit um einen Scheinbestandteil im Sinne des &#167; 95 BGB handele &#8209; gar nicht Eigent&#252;mer des sie umschlie&#223;enden Geb&#228;u&#173;deteils seien. Im &#252;brigen h&#228;tten die Kl&#228;ger den Ver&#173;bleib der Station an Ort und Stelle gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs.3 AVB - nicht nach &#167; 8 Abs.1, der auf den vorliegenden Fall nicht anwendbar sei - zu dulden. Sie hat behaup&#173;tet, eine Verlegung der Trafostation - die unstreitig zur O2 hin sowohl auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger als auch au&#223;erhalb der Grundst&#252;cksgrenze auf st&#228;dtischem Gel&#228;nde technisch m&#246;glich w&#228;re &#8209; w&#252;rde Kosten nicht unter 127.000,-- DM verursachen. Ferner hat die Beklagte auf den Umstand verwiesen, da&#223; die Kl&#228;ger das Grundst&#252;ck in Kenntnis des Vorhan&#173;denseins der Trafostation erworben haben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die &#214;rtlichkeit in Augenschein genommen (91. 87 ff. d.A.) sowie gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 27.07.1988 (81. 81 d.A.) den Zeugen C2 ver&#173;nommen; auf die Sitzungsniederschrift vom 23.11.1988 (81. 87 ff. d.A.) wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil ist die Klage abgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat &#167; 8 Abs.1 Satz 3 AVB f&#252;r nicht an&#173;wendbar gehalten, weil es nicht um die Anbringung neuer, sondern um die Beseitigung schon vorhandener Anlagen gehe. Einen Anspruch auf Verlegung nach &#167; 8 Abs.3 AVB hat das Landgericht verneint, weil die Kl&#228;ger eine Unzumutbarkeit des Verbleibens der Transformatoren am jetzigen Platz nicht h&#228;tten nachweisen k&#246;nnen; hierf&#252;r seien sowohl die von dem Zeugen C2 best&#228;tigten Beseitigungskosten von 127.000,-- DM ma&#223;gebend als auch der Umstand, da&#223; die Kl&#228;ger vor Grundst&#252;ckserwerb hinreichend Erkundigungen h&#228;tten einziehen k&#246;nnen und somit nicht mit einem langj&#228;hrigen Grundst&#252;ckseigen&#173;t&#252;mer vergleichbar seien, dessen Raumbed&#252;rfnisse sich vergr&#246;&#223;erten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihnen am 21.12.1988 zugestellte Urteil des Landgerichts haben die Kl&#228;ger Berufung eingelegt, die am 23.01.1989, einem Montag, eingegangen ist. Nach Fristverl&#228;ngerung bis zum 23.03.1989 ist die Berufungs&#173;begr&#252;ndung am 13.03.1989 eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger wiederholen und vertiefen ihr erstinstanz&#173;liches Vorbringen, wobei die Antr&#228;ge neu gefa&#223;t werden und hilfsweise auch ein b&#252;rgerlich-rechtlicher Auf&#173;opferungsanspruch auf Zahlung von 40.000,-- DM zuz&#252;g&#173;lich monatlicher Rente geltend gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend behaupten die Kl&#228;ger, da&#223; die Transformatoren&#173;anlage in der vorhandenen Form mit zwei Transformatoren und zudem mit Mittelspannungsteil statt eines Kompakt&#173;transformators nicht notwendig sei. Zu ihrem Bed&#252;rfnis auf Umbau des Nebengeb&#228;udes zu Wohnzwecken behaupten sie, da&#223; 1988 der Vater der Kl&#228;gerin verstorben sei und nun&#173;mehr deren pflegebed&#252;rftige Mutter mit in den Haushalt aufgenommen werden m&#252;sse. In rechtlicher Hinsicht st&#252;t&#173;zen sich die Kl&#228;ger - nach einem Hinweis des Senats - auch auf 5 11 AVB neben &#167; 8 AVB. Sie sind der Ansicht, es w&#252;rde eine von der gesetzlichen Erm&#228;chtigungsnorm f&#252;r die AVB nicht mehr gedeckte Enteignung darstellen, wenn sie die Transformatorenanlage dulden m&#252;&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagte zu verurteilen, die Transforma&#173;torenstation (Transformatoren einschlie&#223;lich der Installation) aus dem Anbau auf dem Grund&#173;st&#252;ck der Kl&#228;ger in der O 2, L, zu entfernen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, die Transforma&#173;torenstation aus dem oben bezeichneten Geb&#228;ude zu entfernen und auf die gepflasterte Fl&#228;che des Grundst&#252;cks der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; Anlage K 1 (Anlagenhefter Seite 1 R), und zwar auf die Grundst&#252;cksgrenze zum benachbarten &#246;ffent&#173;lichen Gr&#252;nstreifen einerseits und die Grund&#173;st&#252;cksgrenze zu der 3,65 m breiten Seiten&#173;fl&#228;che des mit PD gekennzeichneten Geb&#228;ude&#173;teils andererseits, oder an eine der beschrie&#173;benen entsprechend geeignete Stelle, zu ver&#173;legen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;ger 40.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung (30.3.1989) und eine Rente in H&#246;he von 300,--DM monatlich, beginnend mit dem 1.01.1987,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">2. die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;ger 900,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10.12.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">3. ihnen nachzulassen, eventuell erforderliche Sicherheiten auch im Wege der selbstschuld&#173;nerischen B&#252;rgschaft einer deutschen Bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse erbringen zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und bei Anordnung der Sicherheitsleistung der Beklagten zu gestatten, die Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffent&#173;lichen Sparkasse zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auch die Beklagte h&#228;lt &#167; 11 AVB f&#252;r einschl&#228;gig; sie meint, da&#223; sich auch aus dieser Vorschrift ein Duldungsanspruch gegen&#252;ber den Kl&#228;gern ableiten l&#228;&#223;t. Im &#252;brigen st&#252;tzt sich die Beklagte unter Vorlage von Pl&#228;nen auf die Behauptung, da&#223; die Transformatoren&#173;station nicht nachtr&#228;glich, sondern gleichzeitig mit der gesamten Siedlung gebaut worden sei. Das Zahlungs&#173;begehren der Kl&#228;ger h&#228;lt die Beklagte f&#252;r willk&#252;rlich und &#252;berh&#246;ht. Ansonsten wiederholt die Beklagte ihr Vorbringen dazu, da&#223; ein Verbleiben der Transforma&#173;torenstation f&#252;r die Kl&#228;ger - auch in Ansehung der Kosten f&#252;r die Beklagte - nicht unzumutbar sei.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien nebst Beweisantritten und der von ihnen vor&#173;gelegten Schriftst&#252;cke und Pl&#228;ne wird auf den Inhalt der Akten (einschlie&#223;lich Anlagenheft) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die - zul&#228;ssige - Berufung hat ganz &#252;berwiegend Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist hinsichtlich des Beseitigungsverlangens schon nach dem Hauptantrag der Berufung begr&#252;ndet, lediglich der auf Zahlung von 900,-- DM gerichtete Berufungsantrag zu 2) ist nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Klageabweisende Urteil des Landgerichts bedarf der Ab&#228;nderung. Den Kl&#228;gern steht wegen Beeintr&#228;chtigung ihres Eigentums ein Abwehranspruch auf Entfernung der Transformatorenstation aus dem Anbau zu.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1. Als ma&#223;gebliche Anspruchsgrundlage kommt nicht etwa - wie den landgerichtlichen Entscheidungsgr&#252;nden zu entnehmen sein k&#246;nnte - erst ein vertraglich/schuld&#173;rechtliches Recht der Kl&#228;ger in Ansehung von &#167;&#167; 8 und 11, jeweils Absatz 1 oder 3, AVB in Frage (was auch von der Zuf&#228;lligkeit abhinge, ob und wann der Erwerber eines Grundst&#252;cks dieses selbst bewohnt und daher einen Strombezugsvertrag abschlie&#223;t; vgl. hierzu BGHZ 66, 37, 41). Dem Absatz 1 sowohl des &#167; 8 als auch des &#167; 11 AVB l&#228;&#223;t sich ohnehin keine Anspruchsgrundlage entnehmen, sondern nur eine Regelung der Duldungspflichten von Grund&#173;st&#252;ckseigent&#252;mern und der solchen Duldungspflich&#173;ten wieder entgegenstehenden Einschr&#228;nkungen f&#252;r Versorgungsunternehmen. Die Abs&#228;tze 3 der beiden Vorschriften sind als Anspruchsgrundlage nachran&#173;gig f&#252;r solche F&#228;lle bestimmt, in denen zuvor die Einrichtung von Versorgungs- und Transformatoren-anlagen wirksam aufgrund des jeweiligen Absatzes 1 erfolgt war.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Anspruchsgrundlage f&#252;r das Klagebegehren ist viel&#173;mehr &#167; 1004 Abs.1 Satz 1 BGB (vgl. BGHZ 66, 37, 39 = BGH JZ 76, 369 mit Anm. Pickert S. 370; BGH WM 81, 250).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">a) Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer nicht nur des Grund&#173;st&#252;cks O 2, sondern speziell auch des Teils des Nebengeb&#228;udes, welcher auf ihrem Grundst&#252;ck gelegen ist und in dessen einem von zwei R&#228;umen die streitgegenst&#228;ndliche Transformationsan&#173;lage untergebracht ist. Der gegenteiligen Ansicht des Landgerichts vermag der Senat schon auf Grund der unstreitigen Tatsachen nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung BGH NJW 62, 1817 (nicht: 1847) - welche das Landgericht dazu veranla&#223;t hat, auch den die Transformatoren umgebenden Geb&#228;udeteil als Scheinbestandteil des Grundst&#252;cks anzusehen - betraf die Eigentumsverh&#228;ltnisse an in der Erde liegenden Versorgungsleitungen. Vorliegend hingegen stehen die Transformatoren in einem Geb&#228;ude, das ohnehin nur teilweise (n&#228;mlich nur einer von mehreren R&#228;umen) zu ihrer Unterbringung dient. Das steht der Annahme entgegen, da&#223; der immerhin schon seit mindestens 60, wenn nicht 70 Jahren stehende Anbau nur zu einem vor&#173;&#252;bergehenden Zwecke mit dem Grund und Boden verbun&#173;den ist (&#167; 95 Abs.1 Satz 1 BGB). Die Beherbergung der Trafostation war seit Errichtung der Siedlung nur einer von mehreren Zwecken des einheitlichen, sich &#252;ber zwei Grundst&#252;cke erstreckenden Nebenge&#173;b&#228;udes; mit einem typischen - allein f&#252;r die Auf&#173;nahme von Transformatoren bestimmten - "Trafoh&#228;us&#173;chen" ist dies nicht vergleichbar. F&#252;r das Eigentum der jeweiligen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer und damit der Kl&#228;ger an dem auf ihrem Grundst&#252;ck gelegenen Anbau spricht auch zus&#228;tzlich, da&#223; der Architekt auf der anderen Seite der O einen gleich&#173;artigen Anbau zwischen den Wohnh&#228;usern der beiden Eckgrundst&#252;cke plante und errichten lie&#223; - ein Um&#173;stand, der gerade auch aus dem von der Beklagten zweitinstanzlich eingereichten alten Plan (B1.186 R d.A.) anschaulich hervorgeht und im &#252;brigen den Mit&#173;gliedern des Senats auch aus eigener Ortskenntnis bekannt ist. Dies l&#228;&#223;t erkennen, da&#223; auch der Anbau des Grundst&#252;cks O 2 ohnehin errich&#173;tet werden sollte und nicht speziell und schon gar nicht ausschlie&#223;lich zur Aufnahme der Transformato&#173;renstation bestimmt gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">F&#252;r alles Vorstehende und somit f&#252;r die Verneinung der Voraussetzungen des &#167; 95 Abs.1 Satz 1 BGB kommt es auch nicht darauf an, ob die Transformatorenstation nachtr&#228;glich oder gleichzeitig mit der gesamten Sied&#173;lung (so der zweitinstanzliche Beklagtenvortraq) er&#173;richtet worden ist, und ob dies in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts (so die Kl&#228;ger zur Errichtung der Siedlung) oder bereits 1921 (so die Beklagte zur Errichtung der Schaltstelle) geschah. Selbst wenn die Arbeiten an der Schaltstelle als erste ausgef&#252;hrt worden w&#228;ren, w&#252;rde dies nichts daran &#228;ndern, da&#223; zum damaligen Zeitpunkt zwar die Siedlungsgesell&#173;schaft und der Architekt die Aufnahme der Trafo&#173;station (m&#246;glicherweise aus &#228;sthetischen Gr&#252;nden) in das ohnehin vorgesehene Nebengeb&#228;ude geplant ha&#173;ben m&#246;gen, da&#223; aber das Nebengeb&#228;ude mit seinen ins&#173;gesamt 3 R&#228;umen nicht nur zu dem vor&#252;bergehenden Zweck der Aufnahme der Trafostation mit dem Grund und Boden verbunden worden ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Auch Satz 2 von &#167; 95 Abs.1 BGB ist nicht einschl&#228;gig.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Anbau ist nicht in Auswirkung eines Rechts (der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten) mit dem Grundst&#252;ck verbunden worden. Rechte im Sinne dieser Vorschrift sind nur dingliche Rechte (Palandt-Heinrichs,BGB, 48. Aufl., &#167; 95 Anm3). Eine dingliche Belastung des Grundst&#252;cks der Kl&#228;ger durch Bewilligung und Eintra&#173;gung einer Grunddienstbarkeit ist aber gerade unter&#173;blieben.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">b) Dem Beseitigungsanspruch der Kl&#228;ger steht keine Pflicht zur Duldung der Transformatorenstation gem&#228;&#223; &#167; 1004 Abs.2 BGB entgegen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">aa) Die Kl&#228;ger sind nicht schon einer generellen Duldungs&#173;pflicht aus Gr&#252;nden des mit der Stromversorgung ver&#173;bundenen Allgemeininteresses unterworfen (hierzu ab&#173;lehnend schon BGHZ 66, 37, 41/42; RGRK-Pikart, 12. Aufl., &#167; 1004 Rdnr. 135; insoweit in sich wohl nicht widerspruchsfrei BGH WM 73,237). Den Versorgungsunter&#173;nehmen steht grunds&#228;tzlich nicht das Recht zu, fremde Grundst&#252;cke - ohne Enteignung - f&#252;r: ihre Anlagen zu benutzen (RGRK-Pikart a.a.O.). Soweit der Gedanke der Sozialbindung zum Tragen kommt, findet er seinen Niederschlag in den - soweit Strombezugsvertr&#228;ge bestehen - speziellen Regelungen der &#167;&#167; 8 oder 11 AVB (vgl. Recknagel in: Hermann/Recknagel/Schmidt&#8209;Salzer, Kommentar zu den Allgemeinen Versorgungs&#173;bedingungen, 1981, &#167; 8 Rdnr. 9 ff und &#167; 11 Rdnr.2 ff); hierzu nachstehend zu bb).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">bb) Vorliegend bestimmen sich Inhalt und Umfang einer etwaigen Duldungspflicht, die einen Anspruch der Kl&#228;ger nach &#167; 1004 Abs.2 BGB auszuschlie&#223;en geeig&#173;net w&#228;re, nach &#167; 11 und nicht nach &#167; 8 AVB. Allerdings w&#228;re das - zum Erfolg der Klage f&#252;hrende -Ergebnis auch bei Anwendung des &#167; 8 AVB kein ande&#173;res.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">&#167; 11 AVB ist deswegen einschl&#228;gig, weil es sich hierbei in Erg&#228;nzung des &#167; 8 AVB um die speziellere Norm f&#252;r den Fall handelt, da&#223; zur Versorgung eines Grundst&#252;cks allein oder mit anderen die Aufstellung eines Transformators erforderlich wird (Decker-Gr&#252;n&#173;berg, Recht und Pflichten der Stromkunden nach den neuen Allgemeinen Versorgungsbedingungen, 1979, Anm. zu &#167; 11 AVBElt).</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Darum geht es vorliegend. Der vom Landgericht im Hinblick auf &#167; 8 AVB herangezogenen Entscheidung BGH WM 81, 250 lag hingegen der besondere Fall eines Transformators zugrunde, der in 6 Meter H&#246;he an einem Strommast hing und der gar nicht auf dem Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers aufgestellt werden sollte, sondern unbe&#173;absichtigt in dieses hineinragte.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">cc) Ob demzufolge eine Duldungspflicht der Kl&#228;ger des vorligenden Rechtsstreits nach &#167; 11 AVB gegeben ist, bestimmt sich entgegen der Ansicht des Landgerichts schon nach Absatz 1 und erst in zweiter Linie nach Absatz 3 dieser Bestimmung (was f&#252;r &#167; 8 AVB in glei&#173;cher Weise zu gelten h&#228;tte).</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist zwar, da&#223; es vorliegend nicht um die Anbringung einer neuen, bisher nicht vorhan&#173;denen Anlage geht, sondern um die Beseitigung einer bereits vorhandenen. Doch l&#228;&#223;t die Argumen&#173;tation des Landgerichts zu I 1 der Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils und die Bezugnahme auf die Kommentierung bei Recknagel &#167; 8 Rdnr.64 au&#223;er acht, da&#223; die streitgegenst&#228;ndliche Trans&#173;formatorenstation zu einer Zeit errichtet wurde, als es die AVB vom 21.06.1979 noch nicht gab und als auch die Vorg&#228;ngerregelung (Musterbedingungen mit Allgemeinverbindlichkeitserkl&#228;rung vom 27.01. 1942) noch nicht in Kraft war. Wenn also f&#252;r den Fall der nachtr&#228;glichen Unzumutbarkeit einer An&#173;lage, die "urspr&#252;nglich zu dulden war", dem Eigen&#173;t&#252;mer lediglich der Verlegungsanspruch nach &#167; 11 Abs.3 (oder &#167; 8 Abs.3) AVB zusteht (Recknagel &#167; 8 Rdnr.64, &#167; 11 Rdnr.10), dann bleibt zwecks Vermeidung eines Zirkelschlusses die Frage vor&#173;rangig, ob f&#252;r die vor Geltung der AVB errichtete Anlage die sachlichen Voraussetzungen des &#167; 11 Abs.1 (oder &#167; 8 Abs.1) AVB zugunsten des Versorgungsunter&#173;nehmens gegeben sind und somit eine Duldungspflicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Dem erstmaligen Verlangen eines Elektroversorgungs&#173;unternehmens auf Duldung einer neu zu bauenden Ein&#173;richtung ist f&#252;r die nach &#167; 1004 Abs.2 BGB anzu&#173;stellende Beurteilung der Fall gleichzusetzen, in dem - wie hier - das Versorgungsunternehmen nach einem jahrzehntelang ungewi&#223; gebliebenen Rechtszu&#173;stand dem erstmals ge&#228;u&#223;erten Beseitigungsanspruch des Eigent&#252;mers seinerseits erstmals die Bestimmung des Absatzes 1 von &#167; 11 (oder &#167; 8) AVB entgegen&#173;h&#228;lt (und sich somit auf &#167; 1004 Abs.2 BGB beruft, hierzu: Palandt-Bassenge, &#167; 1004 Anm. 7 c dd; Reck&#173;nagel &#167; 8 Rdnr. 104). Wollte man den Kl&#228;gerin auch bei einer erstmaligen Berufung der Beklagten auf &#167; 1004 Abs.2 BGB nicht die Pr&#252;fung der Voraussetzun&#173;gen von &#167; 11 Abs.1 (oder &#167; 8 Abs.1) AVB zugestehen, ihnen also allenfalls einen Verlegungsanspruch unter den engeren Voraussetzungen des Absatzes 3 gew&#228;hren, dann w&#252;rde hiermit ein ma&#223;geblicher Grund f&#252;r die in Absatz 3 beider Vorschriften enthaltene Einschr&#228;n&#173;kung verkannt: Absatz 3 l&#228;&#223;t nur die Geltendmachung solcher Unzumutbarkeitsgr&#252;nde zu, die nachtr&#228;glich eingetreten sind; der Anschlu&#223;nehmer ist gehindert, sich auf solche Umst&#228;nde zu berufen, denen er schon bei der Errichtung der Anlage zugestimmt hatte(Reck&#173;nagel &#167; 11 Rdnr.10). Die Kl&#228;ger dieses Rechtsstreits aber haben vor ihrem Beseitigungsverlangen dem Bestand der der Anlage nie zugestimmt; sie hatten - naturgem&#228;&#223; -auch mit deren Errichtung nichts zu tun. Es kann ihnen also - solange die Pr&#252;fung der Voraussetzun&#173;gen der &#167;&#167; 11 oder 8 AVB erstmals ansteht - nicht verwehrt sein, geltend zu machen, da&#223; die Anlage an der fraglichen Stelle wegen Fehlens der Voraus&#173;setzungen nach Absatz 1 dieser Vorschriften nicht bestehen darf.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Dem steht auch nicht entgegen, da&#223; die Kl&#228;ger das Grundst&#252;ck in Kenntnis des Vorhandenseins der Trans&#173;formatorenstation erworben haben. Da das Elektrover&#173;sorgungsunternehmen fremdes Eigentum nur in Anspruch nehmen darf, wenn die Eigent&#252;mer dies gestatten oder die Grundlagen f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit dieser Ma&#223;nahme in einem Enteignungsverfahren gem&#228;&#223; &#167; 11 des Energie&#173;wirtschaftsgesetzes geschaffen worden sind (BGHZ 60, 119, 122 = BGH WM 73, 235, 237; zu erg&#228;nzen w&#228;re seit Inkrafttreten der AVB zum 1.04.1980: oder wenn eine Duldungspflicht nach AVB besteht), kommt es vornehm&#173;lich auf die - nicht erteilte - Einwilligung der Kl&#228;&#173;ger an. Diese Einwilligung kann nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs auch nicht allein darin gefunden werden, da&#223; die Kl&#228;ger das Eigentum an dem Grundst&#252;ck in Kenntnis der vorhandenen Anlage erwor&#173;ben, deren Vorhandensein also hingenommen haben (BGHZ 60, 119, 122). Auch ob der Rechtsvorg&#228;nger der Kl&#228;ger die Anlage gestattet hat, ist nicht von entscheidender Bedeutung; eine Bindung der Kl&#228;ger tritt, selbst wenn das der Fall gewesen sein sollte - was vorliegend ohnehin nicht einmal dem Vortrag der Beklagten zu entnehmen ist - nicht ohne weite&#173;res ein (BGHZ 60, 119, 122; BGHZ 66, 37, 39; Stau&#173;dinger-Berg, BGB, 11. Aufl., &#167; 1004 Rdnr.47).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">dd) Die Anwendung dieser - von der Entscheidung des Landgerichts abweichenden - Grunds&#228;tze f&#252;hrt dazu, da&#223; eine Duldungspflicht der Kl&#228;ger auf ein Verblei&#173;ben der Trafostation in dem ihnen geh&#246;renden Nebengeb&#228;ude nach &#167; 11 Abs.1 (wie auch nach &#167; 8 Abs.1) AVB zu verneinen ist. Die Beeintr&#228;chtigung der Kl&#228;ger im Sinne des &#167; 1004 BGB durch tats&#228;chliche Inanspruchnahme fremden Eigentums seitens der Beklagten ist folglich nicht nach &#167; 1004 Abs.2 BGB gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Inanspruchnahme eines Raumes des Nebengeb&#228;udes, welches die Kl&#228;ger hei schon erteilter Baugenehmi&#173;gung in Wohnraum umwandeln wollen (dies ist unstreitig; der Beklagte bestreitet lediglich - worauf es nicht ankommt - die beabsichtigte Aufnahme der Mutter der Kl&#228;gerin als pflegebed&#252;rftig in den Haushalt), verst&#246;&#223;t gegen &#167; 11 Abs.1 Satz 1 und Satz 2 AVB. (Nicht anders ist die Beurteilung nach &#167; 8 Abs.1 Satz 3 AVB, falls man die Transformatoren - wie das LG &#8209; als sonstige Einrichtung im Sinne des &#167; 8 AVB ansehen wollte). Es besteht kein Anspruch des Beklagten, die Trafostation gerade in dem geschlossenen Raum zu be&#173;lassen, der zudem ca. 1/10 der Gesamtgrundst&#252;cksfl&#228;&#173;che ausmacht.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Inwieweit generell schon eine Unterbringung der Trafos in einem umschlossenem Raum vorliegend nicht erfoderlich ist, also schon die Vorausset&#173;zungen des &#167; 11 Abs.1 Satz 1 AVB fehlen, ist nicht allein entscheidend. Jedenfalls ist auch auf die Zumutbarkeitsklausel des &#167; 11 Abs.1 Satz 2 AVB (die der des &#167; 8 Abs.1 Satz 3 AVB entspricht) abzustellen; dies deswegen, weil die Transforma&#173;toren nicht ausschlie&#223;lich der Versorgung des Grundst&#252;cks der Kl&#228;ger (&#167; 11 Abs.1 Satz 1 AVB) dienen, sondern - sogar ganz &#252;berwiegend - auch f&#252;r andere Zwecke, n&#228;mlich f&#252;r die Versorgung wei&#173;terer 174 Anschlu&#223;nehmer. Die Zumutbarkeit ent&#173;f&#228;llt aber in Ansehung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeits&#173;grundsatzes dann, wenn Rechtspositionen beein&#173;tr&#228;chtigt werdne, die mit von der Verfassungsgaran&#173;tie des Art. 14 GG erfa&#223;t sind; hierzu z&#228;hlt eine bereits erteilte Baugenehmigung, wenn der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer mit dem Bau beginnen will(Recknagel &#167; 8 Rdnr.72; nichts anderes kann f&#252;r &#167; 11 AVB gel&#173;ten, aber mit &#167; 8 in engem Zusammenhang steht, Recknagel &#167; 11 Rdnr.1). So liegt es hier.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Steht somit die Zumutbarkeitsklausel einem Verblei&#173;ben der Transformatorenstation an ihrem jetzigen Standort entgegen, so ist ein Entfernungsanspruch auch mit den technischen M&#246;glichkeiten des Beklag&#173;ten vereinbar. Zwar k&#246;nnte ohne Beweisaufnahme nicht beurteilt werden, ob zwei Transformatoren erforder&#173;lich sind oder ob einer gen&#252;gen w&#252;rde. Hierauf kommt es aber nicht an. Nach dem Beklagtenvorbringen wie auch nach der Aussage des Zeugen C2 ist n&#228;m&#173;lich auch eine (nach Beklagtenvortrag:doppelte)Kom&#173;paktanlage f&#252;r die Versorgung des selben Abnehmer&#173;kreises geeignet und k&#246;nnte eine solche Kompaktanlage sowohl au&#223;erhalb des Nebengeb&#228;udes auf dem Grund&#173;st&#252;ck der Kl&#228;ger an der Grenze zur O2 hin als auch au&#223;erhalb des Grundst&#252;cks auf einem Gel&#228;nde der Stadt L (Gr&#252;nfl&#228;che) aufge&#173;stellt werden. Streitig ist insoweit lediglich, wie gro&#223; die Kompaktstation ausf&#228;llt (Kl&#228;ger: 4,2 qm Grundfl&#228;che; Beklagte: 12 gm). Letzteres ist aber deswegen unerheblich, weil sich jeden&#173;falls an einem nichts &#228;ndert: da&#223; eine solche Kom&#173;paktstation und damit eine Transformatorenstation nach dem heutigen Stand der Technik nicht in einem gemauerten Geb&#228;ude untergebracht werden mu&#223;. Eine Anlage gerade in dem Anbau ist nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Frage der Zumutbarkeit ist schlie&#223;lich auch nicht wegen der von der Beklagten vorgetragenen und von dem Zeugen C2 mit 128.000,-- DM an&#173;gegebenen Verlegungskosten anders zu beurteilen. Zum einen ist schon zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; jeden&#173;falls die von der Beklagten mit angesetzten Kosten f&#252;r den Abbruch des Geb&#228;udes nicht anfallen(da die&#173;ses ja im Eigentum der Kl&#228;ger steht, dazu oben zu I 1 a) und da&#223; die Anschaffung einer neuen Kompakt&#173;station anstellte der Jahrzehnte alten Anlage auch eine Wertverbesserung f&#252;r die Beklagte darstellt. Zum anderen kommt es aber auch nicht darauf an, ob die Verlegung (wegen der Kosten) f&#252;r die Beklag&#173;te unzumutbar ist, sondern darauf, ob ein Verblei&#173;ben f&#252;r die Kl&#228;ger zumutbar ist. Hierf&#252;r sind die der Beklagten entstehenden Kosten nachrangig. Es ist der Beklagten n&#228;mlich, wenn sie den Aufwand einer Ver&#173;legung f&#252;r unzumutbar h&#228;lt, unbenommen, ihre Inter&#173;essen in einem (auf Bewilligung einer Dienstbarkeit gerichteten) Enteignungsverfahren nach 5, 11 EnWG zu verfolgen (3GHZ &#223;6, 37, 42 vorletzter Absatz). Die Verlegungs- und Neuerrichtungskosten k&#246;nnten allen&#173;falls dann erheblich sein, wenn das Beseitigungs&#173;interesse der Kl&#228;ger derart gering zu bewerten w&#228;re, da&#223; ihr Begehren ganz unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig niedriger ist und nach Treu und Glauben gegen &#167; 242 BGB verst&#246;&#223;t. Davon kann aber vorliegend angesichts des Interes&#173;ses der Kl&#228;ger an der Schaffung von Wohnraum auf&#173;grund schon erteilter Baugenehmigung selbst dann nicht ausgegangen werden, wenn der derzeitige Ver&#173;lust an Bau- und Grundst&#252;ckswert unter den Angaben der Kl&#228;ger von 81.500,-- DM laut Klageschrift liegen sollte.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">c) Sind nach alledem die Voraussetzungen des &#167; 11 Abs. 1 (oder &#167; 8 Abs.1) AVB f&#252;r eine Pflicht der Kl&#228;ger zur Duldung der Transformatorenstation nicht gegeben, so stehen weiterhin auch spezielle Umst&#228;nde des vor&#173;liegenden Falles dem Klagebegehren nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">aa) Das Zeitmoment des Bestehens der Anlage schon seit mindestens den 30er Jahren, wenn nicht schon seit 1921, kommt der Beklagten nicht zugute.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht verweist die Beklagte auf die Entscheidung BGHZ GO, 119(123) , wonach der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer vorhandene Energieversorgungsanlagen hinzunehmen habe und ihm insoweit ein Abwehr- oder Beseitigungsanspruch aus &#167; 1004 BGB versagt sei. Dieses Zitat ist unvollst&#228;ndig, weil gerade der nachfolgende Satz nicht erw&#228;hnt wird: da&#223; n&#228;mlich wegen rechtskr&#228;ftiger Abweisung der Klage auf Beseitigung (einer Hochspannungsleitung)&#160; dahinstehen k&#246;nne - also an&#8209;sonsten doch beachtlich sein k&#246;nnte -, ob die Leitung in einer anderen, weniger beeintr&#228;chtigenden Weise h&#228;tte angelegt werden k&#246;nnen. Im &#252;brigen st&#252;nde die von dem Beklagten vertretene Interpreta&#173;tion in Widerspruch dazu, da&#223; der Grundst&#252;ckseigen&#173;t&#252;mer eben nicht generell einer Duldungspflicht we&#173;gen des mit der Stromversorgung vorhandenen Allge&#173;meininteresses unterworfen ist (BGHZ 66, 37, 41/42; dazu oben zu 1 1 b aa) und da&#223; nicht einmal eine Ge&#173;stattung des Voreigent&#252;mers ohne dingliche Belastung binden w&#252;rde (3GHZ GO, 119, 122; S6, 37, 39).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Auch ansonsten gilt zum Zeitablauf seit Errich&#173;tung der Transformatorenstation, da&#223; es auf die&#173;sen nicht ankommen kann. Das B&#252;rgerliche Gesetz&#173;buch kennt zwar die Ersitzung von Eigentum, nicht aber die Eisitzung eines Rechts zum Besitz.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">bb) Da&#223; die Kl&#228;ger "sehenden Auges" (so das LG) das Grundst&#252;ck mit der die Benutzbarkeit beeintr&#228;ch&#173;tigenden Anlage erworben haben, gereicht ihnen ebensowenig zum Nachteil wie eine etwaige Gestat&#173;tung seitens der Voreigent&#252;mer.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die vom Landgericht getroffene Unterscheidung gegen&#252;ber einem langj&#228;hrigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, dessen Raumbed&#252;rfnisse sich vergr&#246;&#223;ert haben, ist mit dem schon oben dargelegten, auf Art.14 GG be&#173;ruhender Grundsatz nicht vereinbar, wonach mangels einer dinglichen Belastung des Grundst&#252;cks Eigentumsabwehranspr&#252;che auch dem Erwerber von Grund&#173;st&#252;cken zustehen, die mit Versorgungsanlagen versehen sind, und wonach auch eine Gestattung des Rechtsvorg&#228;ngers nicht ohne weiteres zu einer Bin&#173;dung des Erwerbers f&#252;hrt (BGHZ 60, 119, 122; 3GHZ SS, 37, 39).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grund vermag sich der Senat auch nicht der Entscheidung des OLG Schleswig - 5 U 41/83 -vom 27.10.1983 anzuschlie&#223;en, die die Beklagte w&#228;hrend der Spruchfrist zu den Akten gereicht hat.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen unterscheidet sich aber der dort ent&#173;schiedene Fall ohnehin wesentlich von dem vorlie&#173;genden: W&#228;hrend in dem Fall des OLG Schleswig der Voreigent&#252;mer bereits die Bewilligung einer - dann nicht mehr eingetragenen - beschr&#228;nkt pers&#246;nlichen Dienstbarkeit erteilt hatte (eine Gestattung also vorlag) , ist vorliegend nicht einmal dem Vorbringen des Beklagten zu entnehmen, da&#223; &#252;berhaupt jemals die Verk&#228;uferin oder ein anderer Voreigent&#252;mer des Grundst&#252;cks O 2 die Einrichtung und den Verbleib der Transformatorenanlage ausdr&#252;cklich gestattet hatten (statt sie nur in Unkenntnis eigener Rechte stillschweigend zu dulden). Die Beklagte ist sich selbst &#252;ber die fr&#252;heren Verh&#228;ltnisse etwas im unklaren wie &#252;ber die Gr&#252;nde f&#252;r das Unterlassen der Eintragung einer dinglichen Belastung. Soweit sie da&#173;von ausgeht, da&#223; bei Errichtung der Siedlung eine Ab&#173;sprache mit der Gemeinn&#252;tzigen Aktiengesellschaft f&#252;r Wohnungsbau erfolgt sei, d&#252;rfte dies zwar eine lebens&#173;nahe Erkl&#228;rung f&#252;r die jetzige Sachlage sein; es ist jedoch - wenngleich aus den vorstehenden Gr&#252;nden ohne&#173;hin nicht erheblich - schon nicht vorgetragen, ob die GAG ihrerseits vor dem ersten Siedler selbst Grund&#173;st&#252;ckseigent&#252;merin in den 20er oder 30er Jahren war.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">cc) Der Klage k&#246;nnte allenfalls dann der Erfolg zu ver&#173;sagen sein, wenn festst&#252;nde, da&#223; den Kl&#228;gern schon in dem Grundst&#252;cks-Kaufvertrag vom 13.08.1986 ein deut&#173;lich niedrigerer Kaufpreis als es ansonsten dem Ver&#173;kehrswert entspr&#228;che einger&#228;umt worden ist. F&#252;r eine solche - von den Kl&#228;gern unter Berufung auf das Wert&#173;gutachten vom 31.10.1986 und den Nachtrag vom 18.08. 1987 bestrittene - Annahme und damit f&#252;r ein rechts&#173;mi&#223;br&#228;uchliches Verhalten der Kl&#228;ger sind aber auch dem Vortrag der Beklagten keine hinreichenden Anhalts&#173;punkte zu entnehmen. Soweit nach ihrer Meinung "davon auszugehen" ist, da&#223; die teilweise Unbenutzbarkeit des Nebengeb&#228;udes im Kaufpreis ihren Niederschlag gefunden hat, stellt dies eine Vermutung dar, f&#252;r die es auch an einem Beweisantritt fehlt.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">2. Durch das Berufungsurteil ist der Klage nach dem zweitinstanzlichen Hauptantrag zu 1) stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Antrag begehren die Kl&#228;ger (in abweichender Formulierung gegen&#252;ber ihrem erstinstanzlichen Hauptantrag) lediglich die Entfernung der Transformatorenstation "aus dem Anbau auf dem Grundst&#252;ck". Die entsprechende Tenorierung enth&#228;lt somit keine Festlegung des Senats dazu, ob eine neue (Kompakt-) Anlage noch innerhalb des Grundst&#252;cks der Kl&#228;ger oder au&#223;erhalb zu errichten ist; indem dem Haupt&#173;antrag und nicht nur dem ersten Hilfsantrag statt&#173;gegeben wird, ist lediglich eine Entscheidung dazu getroffen, da&#223; den Kl&#228;gern nicht <u>nur</u> ein Anspruch auf Verlegung innerhalb ihres Grundst&#252;cks nach 5, 11 Abs.3 (oder &#167; 8 Abs.3) AVB zusteht. Die Parteien werden sich dar&#252;ber ins Benehmen zu setzen haben, ob noch innerhalb des Grundst&#252;cks der Kl&#228;ger eine neue Duldungspflicht nach .5 11 Abs.1 AVB zu begr&#252;nden ist oder ob wegen Gleichwertigkeit der angrenzende Gel&#228;ndestreifen der Stadt K&#246;ln (die dem nach der Be&#173;kundung des Zeugen C2 f&#252;r eine Kompaktstation bereits einmal zugestimmt hat) in Anspruch zu nehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der weiter hilfsweise gestellte Antrag auf Zahlung von 40.000,-- DM zuz&#252;glich Rente aus Aufopferung ist nur f&#252;r den Fall gestellt, da&#223; der Senat die Klage mit dem Haupt- und dem ersten Hilfsantrag f&#252;r unbe&#173;gr&#252;ndet erachtet h&#228;tte. Er ist somit gegenstandslos.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Nicht begr&#252;ndet ist die Klage wegen des Anspruchs auf Nutzungsentsch&#228;digung, den die Kl&#228;ger - im Berufungs&#173;rechtszug f&#252;r November 198S bis Januar 1987 - mit 900,-- DM zuz&#252;glich Rechtsh&#228;ngigkeitszinsen geltend machen. </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">I. In erster Instanz ist zwar ein Betrag von 300,--DM monatlich f&#252;r die Monate November 1907 bis Januar 1988 verlangt worden, f&#252;r die ersten drei Monate nach Bezug des Hauses also. Wenn demgegen&#252;ber mit der Berufung der gleiche Betrag f&#252;r einen 1 Jahr fr&#252;her liegenden Zeitraum verlangt wird, so kann es sich hierbei nicht etwa um einen Schreibfehler der Berufungsbegr&#252;ndung handeln. Die Kl&#228;ger haben n&#228;mlich auch den Antrag auf Verzinsung auf den 10.12.1987 vorgezogen, was mit dem erstinstanz&#173;lichen Begehren teilweise unvereinbar w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">2. Soweit hierin eine Klage&#228;nderung zu sehen ist, ist sie als sachdienlich zuzulassen (&#167;&#167; 263, 523 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Forderung f&#252;r die Monate November 1986 bis Januar 1987 ist aber selbst davon nicht gerecht&#173;fertigt, wenn den Kl&#228;gern ansonsten grunds&#228;tzlich eine Nutzungsentsch&#228;digung f&#252;r die Vergangenheit zustehen sollte. Erstmals unter dem 25.01.1987 n&#228;m&#173;lich haben die Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Beklagten Zwei&#173;fel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Bestands der Trafo&#173;station angemeldet und R&#228;umung verlangt. Bis zu die&#173;sem Zeitpunkt konnte die Beklagte davon ausgehen, da&#223; wie auch in den Jahren zuvor Einwendungen gegen die Unterbringung ihrer Anlage in dem Nebengeb&#228;ude nicht bestehen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dieses zeitlichen Umstandes ist die Klage auf Nutzungsentgelt aber auch deswegen abzu&#173;weisen, weil es an hinreichenden Tatsachenvorbrin&#173;gen dazu fehlt, weshalb der moantliche Betrag mit 300,-- DM anzusetzen ist. Da&#223; der Betrag von 300,-- DM monatlich "angemessen' sei, stellt keine Tatsachen&#173;behauptung dar, die dem beantragten Sachverst&#228;ndigen&#173;beweis zug&#228;nglich w&#228;re. Eines richterlichen Hinweises hierauf hat es nicht bedurft, nachdem schon die Berufungserwiderung den von den Kl&#228;gern geforder&#173;ten Betrag als offensichtlich aus der Luft gegrif&#173;fen bezeichnet hat.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergeht gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs.2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbar&#173;keit folgt aus &#167; 708 Nr.10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Der <u>Streitwert</u> wird in Ab&#228;nderung der in dem land&#173;gerichtlichen Urteil enthaltenen Wertfestsetzung (&#167; 25 Abs.1 Satz 3 GKG) und des Senatsbeschlusses vom 3.04.1989 f&#252;r den ersten Rechtszug und f&#252;r die Berufungsinstanz auf <u>82.400,-- DM</u> festgesetzt (81.500,-- DM f&#252;r den Antrag zu 1) und 900,-- DM f&#252;r den Antrag zu 2). Entgegen dem Landgericht sind die Kosten der Beseitigung f&#252;r den Beseiti&#173;gungsanspruch unma&#223;geblich (die zitierte Entschei&#173;dung OLG K&#246;ln AnwBl. 68, 336 und bei Schneider, Streitwert-Kommentar, jetzt 8. Aufl. 1989 "Besei&#173;tigung" Rdnr. 815 betrag einen besonders gelager&#173;ten Fall). Vielmehr kommt es (nur) auf das Inter&#173;esse des Kl&#228;gers an der Beseitigung des Zustandes an (vgl. KG JurB&#252;ro 56, 348; Z&#246;ller-Schneider, ZPO, 15. Aufl., &#167; 3 Rdnr. 16 "Beseitigungsklage"; Hillach&#8209;Rohs, Handbuch des Streitwerts in b&#252;rgerlichen Rechts&#173;streitigkeiten, 6. Aufl. 1986, S. 176). Ma&#223;gebend ist demnach die nach dem Kl&#228;gervorbringen drohende Wert&#173;minderung des beeintr&#228;chtigten Grundst&#252;cks (Schmidt-Schmidt, Der Gegenstandswert in b&#252;rgerlichen Rechts&#173;streitigkeiten, 2. Aufl. 1978, Rdnr.113 "Eigentums&#173;st&#246;rung"; Hillach-Rohr a.a.O.); ohne Bedeutung sind die Nachteile, die dem Beklagten aus der Befolgung des Anspruchs des Kl&#228;gers - z.B. Ma&#223;nahmen, die die Beeintr&#228;chtigung beseitigen - entstehen (Hillach&#173;Rohs a.a.O. mit weiteren Nachweisen zu Fn. 252).</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223;:</p> <span class="absatzRechts">84</span><table class="absatzLinks"> <tbody> <tr> <td><p>Beschwer der Beklagten:</p></td> <td><p>81.500,-- DM 900,-- DM</p></td> </tr> <tr> <td><p>Beschwer der Kl&#228;ger:</p></td> </tr> </tbody> </table>
315,197
ovgnrw-1989-09-20-2-a-40288
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2 A 402/88
1989-09-20T00:00:00
2019-03-13T14:49:06
2022-10-18T15:08:52
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0920.2A402.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird unter Aufhebung seiner Bescheide vom 16. August 1985 und 6. Februar 1987 verpflichtet, der Kl&#228;gerin die mit Bescheiden vom 1. Februar 1985 und 8. M&#228;rz 1985 festgesetzte Abwasserabgabe f&#252;r die Einleitungsstelle der Elektrochemischen Fabrik ... GmbH f&#252;r die Veranlagungsjahre 1982 und 1983 zu erlassen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin zuvor Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt vom Beklagten den Erla&#223; der Abwasserabgabe, die die Kl&#228;gerin f&#252;r die Einleitung von Schmutzwasser durch die Elektrochemische Fabrik ... GmbH (ECF) in den S. f&#252;r die Veranlagungsjahre 1982 und 1983 an den Beklagten entrichten soll.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bis zum Jahre 1984 leitete die ECF leicht erw&#228;rmtes, geringf&#252;gig verunreinigtes Betriebsabwasser und Oberfl&#228;chenwasser in den S. ein. Bereits mit Schreiben vom 27. Februar 1981 an den Regierungspr&#228;sidenten ... hatte die Kl&#228;gerin beantragt, hinsichtlich dieser Einleitung von ihrer Abwasserbeseitigungspflicht gem&#228;&#223; &#167;53 Abs. 4 des Landeswassergesetzes - LWG - befreit zu werden. In einer Stellungnahme vom 8. M&#228;rz 1983 zu diesem Antrag f&#252;hrte das Staatliche Amt f&#252;r Wasser- und Abfallwirtschaft ... aus, da&#223; die Abw&#228;sser wegen der Menge und der niedrigen Verschmutzung f&#252;r eine direkte Vorfluteinleitung vorzusehen seien. Da &#252;ber das Verm&#246;gen der EFC am 6. November 1984 das Vergleichsverfahren er&#246;ffnet wurde und am 28. Januar 1985 die Er&#246;ffnung des Anschlu&#223;konkurses folgte, wurde &#252;ber den Antrag der Kl&#228;gerin nicht abschlie&#223;end entschieden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 1. Februar 1985 zog der Beklagte die Kl&#228;gerin zu einer Abwasserabgabe f&#252;r das Jahr 1982 in H&#246;he von 376,20 DM f&#252;r die Einleitung der ECF heran. Durch Bescheid vom 8. M&#228;rz 1985 setzte der Beklagte die Abwasserabgabe f&#252;r das Jahr 1983 f&#252;r diese Einleitung auf 5.649,60 DM fest. Gegen beide Bescheide legte die Kl&#228;gerin Widerspr&#252;che ein, &#252;ber die der Beklagte noch nicht entschieden hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 6. Mai 1985 beantragte die Kl&#228;gerin beim Beklagten den Erla&#223; der Abwasserabgabe f&#252;r die Einleitung durch die ECF in den Jahren 1982 und 1983. Sie f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus, da&#223; mit Sicherheit nicht damit zu rechnen sei, da&#223; sie die Abwasserabgabe auf die ECF abw&#228;lzen k&#246;nne. Es sei deshalb unbillig, diesen Betrag von ihr einzuziehen. Durch Bescheid vom 16. August 1985 lehnte der Beklagte den beantragten Erla&#223; ab. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus, da&#223; eine Unbilligkeit nicht vorliege, da grunds&#228;tzlich die Gemeinde abgabepflichtig sei. Diese Abgabepflichtigkeit werde durch den Konkurs des Einleiters nicht ber&#252;hrt. Im &#252;brigen seien der Kl&#228;gerin seit 1981 die Grundlagen der Abgabenfestsetzung hinsichtlich der Einleitung bekannt. F&#252;r die Kl&#228;gerin habe deshalb die M&#246;glichkeit bestanden, die Abw&#228;lzung der Abwasserabgabe auf den Einleiter durch Vorauszahlungen sicherzustellen. Der Widerspruch der Kl&#228;gerin blieb ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung Ihrer beim Verwaltungsgericht erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin sich auf ihr bisheriges Vorbringen berufen und dar&#252;ber hinaus ausgef&#252;hrt: Sie h&#228;tte gegen&#252;ber der ECF keine Vorausleistungen geltend machen k&#246;nnen, da der Beklagte ihr gegen&#252;ber keine Vorausleistungen erhoben habe. Es habe deshalb keine Abgabepflicht bestanden, die sie h&#228;tte abw&#228;lzen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung des Ablehnungsbescheides vom 16. August 1985 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 6. Februar 1987 zu verpflichten, die mit Bescheiden vom 1. Februar und 8. M&#228;rz 1985 festgesetzte Abwasserabgabe zu erlassen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, da&#223; f&#252;r das Jahr 1981 die Abwasserabgabe mit Bescheid vom 23. November 1982 erhoben worden sei. Aus diesem Bescheid h&#228;tte die Kl&#228;gerin die ungef&#228;hre H&#246;he der Abgabe f&#252;r die Folgejahre errechnen k&#246;nnen. Sie w&#228;re also in der Lage gewesen, Vorausleistungen f&#252;r die Jahre 1982 und 1983 zu erheben. Oa sie dies unterlassen habe, habe sie es selbst zu vertreten, da&#223; sie die Abwasserabgabe wegen Konkurses des Einleiters nicht mehr abw&#228;lzen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung ihrer dagegen eingelegten Berufung tr&#228;gt die Kl&#228;gerin im wesentlichen vor: Das Abwasserabgabengesetz gehe davon aus, da&#223; allein der Verursacher die Abwasserabgabe zu entrichten habe. Das Verursacherprinzip gelte auch f&#252;r das Landeswassergesetz. So verpflichte &#167;65 LWG die Gemeinden, die von ihnen erhobenen Abgaben auf die Einleiter abzuw&#228;lzen. Mit dieser Pflicht stehe im Einklang, da&#223; in den Gesetzesmaterialien zu den Kosten der Regelung ausgef&#252;hrt sei, da&#223; bei den Gemeinden lediglich der Verwaltungsaufwand verbleibe, der darin bestehe, die zun&#228;chst vorzuleistene Abwasserabgabe auf die Einleiter umzulegen. Damit trage auch das Landeswassergesetz dem Verursacherprinzip in vollem Umfang Rechnung. Hinzu komme, da&#223; der Gemeinde gegen&#252;ber dem Einleiter keinerlei Kontroll- oder Einflu&#223;m&#246;glichkeit zustehe. Es sei ihr nicht m&#246;glich, die Schadstofffracht in den Einleitungen zu mindern. Zu ber&#252;cksichtigen sei auch die derzeitige Veranlagungspraxis des Beklagten. Da die Veranlagungsbescheide erst zwei oder drei Jahre nach Ablauf des Veranlagungszeitraumes erlassen w&#252;rden, trage die Gemeinde das Risiko f&#252;r die fortbestehende Leistungskraft des Einleiters, ohne da&#223; ihr irgendwelcher Einflu&#223; auf die zeitliche Durchf&#252;hrung der Veranlagung zustehe. All dies m&#252;sse dazu f&#252;hren, da&#223; bei Wegfall des Verursachers und daraus folgender fehlender Abw&#228;lzungsm&#246;glichkeit die Einziehung der Abwasserabgabe als sachlich unbillig anzusehen sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt - sinngem&#228;&#223; -,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach ihrem erstinstanzlichen Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er weist darauf hin, da&#223; auch bei fehlender Abw&#228;lzungsm&#246;glichkeit die Erhebung der Abwasserabgabe gegen&#252;ber der Gemeinde nicht unbillig sei. Durch die M&#246;glichkeit, die Gemeinden anstelle der Einleiter heranzuziehen, habe der Landesgesetzgeber eine selbst&#228;ndige Pflicht der Gemeinden zur Zahlung der Abwasserabgabe geschaffen. Dies sei auch sachgerecht, weil die H&#246;he der Abgabe nicht zuletzt davon abh&#228;nge, in welcher Weise die Gemeinden ihrer Abwasserbeseitigungspflicht nachk&#228;men. Die Abwasserabgabe diene als starker Anreiz, auch hinsichtlich der Direkteinleiter die Reinhaltema&#223;nahmen zu verbessern. Es k&#246;nne keinesfalls festgestellt werden, da&#223; durch die fehlende M&#246;glichkeit der Kl&#228;gerin, die von ihr geleistete Abgabe beim Einleiter beizutreiben, der Zweck des Abwasserabgabengesetzes verfehlt werde.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vortrags der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Verfahrensakten und der vom Beklagten und der Kl&#228;gerin vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung, &#252;ber die der Senat gem&#228;&#223; &#167;101 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO - im Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheiden kann, hat Erfolg. Das angefochtene Urteil ist zu &#228;ndern. Der Beklagte ist unter Aufhebung seiner Bescheide vom 16. August 1985 und 6. Februar 1987 zu verpflichten, der Kl&#228;gerin die Abwasserabgabe f&#252;r die Jahre 1982 und 1983 f&#252;r die Einleitung der ECF zu erlassen. Denn die Kl&#228;gerin wird durch die Ablehnung des beantragten Erlasses in ihren Rechten verletzt (&#167;113 Abs. 4 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung des Beklagten zum Erla&#223; ergibt sich aus &#167;80 Abs. 3 LWG. Nach dieser Vorschrift kann die Festsetzungsbeh&#246;rde die Abgabe ganz oder teilweise erlassen, wenn deren Einziehung nach Lage des einzelnen Falles unbillig w&#228;re. Diese Regelung ist im wesentlichen wortgleich mit &#167;227 der Abgabenordnung 1977 - AO 77 -. Deshalb sind die von der Rechtsprechung zu dieser Vorschrift bzw. der Vorg&#228;ngervorschrift des &#167;131 der Reichsabgabenordnung entwickelten Grunds&#228;tze auch auf &#167;80 Abs. 3 LWG anzuwenden. Danach kann die Unbilligkeit der Einziehung sich aus sachlichen oder pers&#246;nlichen Gr&#252;nden ergeben. Eine Unbilligkeit der Einziehung aus pers&#246;nlichen Gr&#252;nden, die unter anderem eine Erla&#223;bed&#252;rftigkeit wegen mangelnder Leistungsf&#228;higkeit voraussetzt, kommt bei der Kl&#228;gerin nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Einziehung der Abwasserabgabe f&#252;r die Jahre 1982 und 1983 ist jedoch aus sachlichen Gr&#252;nden unbillig. Eine sachliche Unbilligkeit ist gegeben, wenn die Erhebung der Abgabe im Einzelfall mit dem Sinn und Zweck des Abgabengesetzes nicht vereinbar ist, wenn also ein &#220;berhang des gesetzlichen Tatbestandes &#252;ber die Wertungen des Gesetzgebers feststellbar ist und der gegebene Sachverhalt zwar den gesetzlichen Tatbestand erf&#252;llt, die Abgabenerhebung aber dennoch den Wertungen des Gesetzgebers zuwiderl&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"> Vgl. H&#252;bschmann - Hepp - Spitaler, Abgabenordnung 1977, Kommentar, &#167;227 Rdn. 15; Tipke - Kruse, Abgabenordnung 1977, Kommentar, &#167;227 Rdn. 19, beide mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eine solche Situation ist im vorliegenden Verfahren gegeben. Der Senat ist der Auffassung, da&#223; es nicht dem Sinn und Zweck des Abwasserabgabengesetzes und des Landeswassergesetzes und den darin niedergelegten Wertungen des Gesetzgebers entspricht, wenn die Kl&#228;gerin die Abwasserabgabe f&#252;r die Einleitung der ECF entrichten mu&#223;, obwohl sie diesen Betrag wegen des Konkurses des Einleiters nicht mehr auf den Einleiter abw&#228;lzen kann.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auszugehen ist bei dieser Beurteilung von &#167;9 Abs. 1 des Abwasserabgabengesetzes - AbwAG -, wonach der Einleiter abgabepflichtig ist. In dieser Regelung kommt das Verursacherprinzip, auf dem das Abwasserabgabengesetz beruht,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> vgl. zuletzt Urteil des Senats vom 23. August 1989 - 2 A 1943/88 - unter Bezugnahme auf Urteil des Bundesverwaltungsgerichts - BVerwG - vom 12. Februar 1988 - 4 C 24.85 -, ZfW 1988, 409 ff,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">deutlich zum Ausdruck. Dieses Verursacherprinzip wird durch die Regelung des &#167;9 Abs. 2 Satz 1 und 2 AbwAG zwar durchbrochen, aber nicht beseitigt. Denn nach Satz 1 des zweiten Absatzes k&#246;nnen die L&#228;nder bestimmen, da&#223; &#246;ffentlich-rechtliche K&#246;rperschaften anstelle der Einleiter abgabepflichtig sind. Satz 2 sieht hinsichtlich der Kleineinleiter eine solche &#220;bertragung verbindlich vor. In diesen Bestimmungen liegt aber keine endg&#252;ltige Belastung der &#246;ffentlich-rechtlichen K&#246;rperschaften und eine entsprechende Freistellung der Einleiter. Vielmehr dient die Heranziehung der &#246;ffentlich-rechtlichen K&#246;rperschaften nur der Verwaltungsvereinfachung. Dies ergibt sich aus &#167;9 Abs. 2 Satz 3 AbwAG, wonach die L&#228;nder die Abw&#228;lzung der Abgabe regeln. Daraus folgt, da&#223; im Ergebnis die Abgabepflicht beim Verursacher verbleiben soll.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Landesgesetzgeber hat in &#167;64 Abs. 1 L&#220;G von der Erm&#228;chtigung des &#167;9 Abs. 2 AbwAG Gebrauch gemacht. Er hat den Gemeinden auch f&#252;r die Einleitungen die Abgabepflicht auferlegt, f&#252;r die sie gem&#228;&#223; &#167;53 LWG abwasserbeseitigungspflichtig sind. Das Verwaltungsgericht hat zu Recht darauf hingewiesen, da&#223; der Landesgesetzgeber mit der Bezugnahme auf die Abwasserbeseitigungspflicht f&#252;r die Abgabepflicht nicht nur einen formalen, sondern einen materiellrechtlichen Ankn&#252;pfungspunkt gew&#228;hlt hat. Deswegen k&#246;nnte es gerechtfertigt sein, die Abwasserbeseitigungspflicht auch als Kostentragungspflicht zu verstehen, so da&#223; die Gemeinden die Abgabepflicht zumindest in Einzelf&#228;llen endg&#252;ltig selbst tragen m&#252;ssen. Es kann aber nicht au&#223;er Betracht bleiben, da&#223; &#167;65 Abs. 1 LWG auch f&#252;r die F&#228;lle des &#167;64 Abs. 1 Satz 1 LUG eine Abw&#228;lzungspflicht der Gemeinden vorsieht. Durch diese Bestimmung, die von einer vollst&#228;ndigen und umfassenden Abw&#228;lzung ausgeht, wird die vom Verwaltungsgericht angenommene materiellrechtliche Bedeutung des &#167;64 Abs. 1 Satz 1 LWG praktisch aufgehoben. Auch f&#252;r die F&#228;lle der Erhebung der Abgaben von den Gemeinden soll das Verursacherprinzip bestehen bleiben. Trotz der Ank&#252;pfung an die Abwasserbeseitigungspflicht soll letztlich nicht die Gemeinde, sondern der Einleiter als alleiniger Verursacher die Abgabe tragen. Ob dies nicht ohnehin bundesrechtlich geboten ist, weil das Verursacherprinzip des Abwasserabgabenrechts nicht verdr&#228;ngt werden darf und der Abwasserbeseitigungspflichtige hinsichtlich der von ihm nicht betriebenen Einleitungen nicht als Verursacher angesehen werden kann, kann dahingestellt bleiben. Jedenfalls widerspricht es der Zielsetzung der landesrechtlichen Regelung, die Abwasserabgabe auch dann von der Gemeinde einzuziehen, wenn sie wegen Zahlungsunf&#228;higkeit des Einleiters bei diesem nicht R&#252;ckgriff nehmen kann.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dagegen kann nicht eingewandt werden, da&#223; die Gemeinde gem&#228;&#223; &#167;53 LWG das Recht und die Pflicht habe, auf die qualitative und quantitative Reduzierung der Einleitung einzuwirken und dadurch in der Lage sei, ihre Abgabenlast zu reduzieren. Solange eine Einleitung besteht, hat die Gemeinde keine rechtlichen M&#246;glichkeiten, die Einleitung zu kontrollieren oder gar auf die Abwasserqualit&#228;t Einflu&#223; zu nehmen. Ihr steht ausschlie&#223;lich die M&#246;glichkeit zur Verf&#252;gung, durch den Bau von Entw&#228;sserungsanlagen und die Aus&#252;bung des Anschlu&#223;- und Benutzungszwanges gegen&#252;ber dem Einleiter dessen Einleitung die Grundlage zu entziehen. Solange die daf&#252;r erforderlichen Voraussetzungen aber nicht geschaffen sind, fehlt der Gemeinde jede Einwirkungsm&#246;glichkeit. Hinzu kommt, da&#223; zahlreiche Einleitungen von firmen gar nicht f&#252;r die Beseitigung in kommunalen Kl&#228;ranlagen geeignet sind, so da&#223; eine &#220;bernahme der Abw&#228;sser durch die Gemeinde nicht sinnvoll ist. Dies d&#252;rfte auch f&#252;r die hier zu beurteilende Einleitung gelten. Nach der Stellungnahme des Staatlichen Amtes f&#252;r Wasser- und Abfallwirtschaft war das Abwasser der ECF so gering verschmutzt, da&#223; es sich nicht zur Reinigung in einer biologischen Kl&#228;ranlage eignete.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Diese Auslegung der Regelungen des &#167;64 Abs. 1 Satz 1 und &#167;65 Abs. 1 LWG wird durch die Gesetzesmaterialien best&#228;tigt. In der Begr&#252;ndung des Gesetzentwurfes der Landesregierung (Landtagsdrucksache 8/2388) zu &#167;64 wird ausgef&#252;hrt, da&#223; von der M&#246;glichkeit des &#167;9 Abs. 2 AbwAG Gebrauch gemacht werde, weil die Gemeinden abgabepflichtig seien m&#252;&#223;ten, soweit sie abwasserbeseitigungspflichtig seien. Zu &#167;65 hei&#223;t es dann aber, da&#223; die Gemeinden verpflichtet seien, die Abwasserabgabe abzuw&#228;lzen. Damit werde dem Verursacherprinzip Rechnung getragen. Dabei wird von einer vollst&#228;ndigen Abw&#228;lzung ausgegangen, wie sich aus den Ausf&#252;hrungen zu den zu erwartenden Kosten ergibt. Insoweit ist nur von einem zus&#228;tzlichen Verwaltungsaufwand der Gemeinden die Rede, nicht dagegen von Abgaben, die die Gemeinden im Ergebnis selbst zu tragen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist es daher unbillig, eine Gemeinde anstelle des Abwassereinleiters zur Abwasserabgabe heranzuziehen, wenn feststeht, da&#223; die Gemeinde diese nicht mehr auf den Abwassereinleiter abw&#228;lzen kann. Etwas anderes kann nur dann gelten, wenn die Gemeinde es in vorwerfbarer Weise unterlassen h&#228;tte, die Abgabe beim Einleiter beizutreiben. F&#252;r ein solches vorwerfbares Verhalten der Kl&#228;gerin bestehen keine Anhaltspunkte. Denn die Kl&#228;gerin ist selbst erst durch Bescheide vom 1. Februar und 8. M&#228;rz 1985 vom Beklagten zur Abwasserabgabe herangezogen worden. Bereits am 26. Januar 1985 war jedoch der Anschlu&#223;konkurs &#252;ber das Verm&#246;gen der ECF er&#246;ffnet worden. Entgegen der Ansicht des Beklagten hatte die Kl&#228;gerin auch nicht die M&#246;glichkeit, den Einleiter heranzuziehen, bevor sie selbst einen Abgabenbescheid vom Beklagten erhalten hatte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die M&#246;glichkeit von Vorauszahlungen, auf die der Beklagte sich beruft, bestand f&#252;r die Kl&#228;gerin nicht. Denn Vorausleistungen auf eine k&#252;nftige Abgabenschuld sah &#167;6 KAG in der in den Jahren 1982 und 1983 geltenden Fassung nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Urteil des Senats vom 6. Februar 1986 - 2 A 3373/83 -, KStZ 1986, 192 - HStGZ 1986, 262 ff = Gemht 1986, 209 ff.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;tte allenfalls nach Ablauf des jeweiligen Veranlagungsjahres gegen den Einleiter eine vorl&#228;ufige Festsetzung der abzuw&#228;lzenden Abwasserabgabe gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 Nr. 4 b) KAG i.V.m. &#167;165 Abs. 1 Satz 1 AO 1977 vornehmen k&#246;nnen. Dies war der Kl&#228;gerin aber nach den gegebenen Verh&#228;ltnissen nicht zumutbar. Zum einen mu&#223;te die Kl&#228;gerin nicht damit rechnen, da&#223; der Beklagte erst mehr als zwei Jahre bzw. mehr als ein Jahr nach Ablauf des jeweiligen Veranlagungszeitraumes seine Bescheide erlassen werde. Denn den Heranziehungsbescheid f&#252;r das Jahr 1981, f&#252;r das erstmals eine Abgabenpflicht bestand, hatte die Kl&#228;gerin im November 1982, also vor Ablauf von 11 Monaten, erhalten. Sie mu&#223;te nicht damit rechnen, da&#223; die sp&#228;teren Heranziehungen l&#228;nger dauern w&#252;rden. Au&#223;erdem ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; entgegen dem Vortrag des Beklagten die Grundlagen f&#252;r die Heranziehung nicht festlagen. Denn die zu ber&#252;cksichtigenden Schadeinheiten wurden vom Beklagten zumindest in den Jahren 1982 und 1983 aufgrund durchgef&#252;hrter Messungen gem&#228;&#223; &#167;6 Abs. 1 AbwAG gesch&#228;tzt. Dabei ergaben sich f&#252;r das Jahr 1982 41.8 Schadeinheiten w&#228;hrend f&#252;r das Jahr 1983 235,4 Schadeinheiten gesch&#228;tzt worden sind. Hinzu kommt, da&#223; im Jahre 1982 der Abgabesatz gem&#228;&#223; &#167;9 Abs. 5 AbwAG halbiert worden ist, w&#228;hrend diese Erm&#228;&#223;igung im Jahre 1983 nicht gew&#228;hrt worden ist. Bei so wechselnden Festsetzungsgrundlagen war die Kl&#228;gerin nicht verpflichtet, von der M&#246;glichkeit des &#167;165 Abs. 1 AO 1977 Gebrauch zu machen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Verpflichtung des Beklagten zum Erla&#223; auszusprechen und nicht lediglich den Beklagten zu verpflichten, die Kl&#228;gerin erneut unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden (&#167;113 Abs. 4 Satz 2 VwGO). Zwar steht der Erla&#223; gem&#228;&#223; &#167;80 Abs. 3 LWG im Ermessen der Beh&#246;rde. Ist jedoch die Heranziehung zu einer Abgabe unbillig, so kommt als ermessensfehlerfreie Entscheidung allein der Erla&#223; der Abgabe in Betracht. Es liegt eine Ermessensreduzierung auf Null vor.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Beschlu&#223; des gemeinsamen Senats der obersten Gerichtsh&#246;fe des Bundes vom 19. Oktober 1971 - GmS-OGB 3/70 -, D&#214;V 1972, 712 (713 f) = BStBl II 1972, 603 f.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;154 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;167 Abs. 2, &#167;173 VwGO i.V.m. &#167;708 Nr. 10, &#167;711 der Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, da die Voraussetzungen des &#167;132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,198
olgham-1989-09-19-9-uf-24089
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 UF 240/89
1989-09-19T00:00:00
2019-03-13T14:49:07
2022-10-18T15:08:52
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0919.9UF240.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der ... wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - M&#252;nster vom 10.04.1989 unter Ziffer 2 des Beschlu&#223;tenors abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Zu Lasten der f&#252;r den Antragsteller unter der Nummer ... bei dem Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung Nordrhein-Westfalen in D&#252;sseldorf bestehenden Anwartschaften werden auf dem Versicherungskonto Nr. ... bei der f&#252;r die Antragsgegnerin Rentenanwartschaften in H&#246;he von 218,75 DM, bezogen auf die Ehezeit vom 01.05.1968 bis zum 30.09.1979, begr&#252;ndet.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden unter den beteiligten Eheleuten gegeneinander aufgehoben; jedoch werden Gerichtskosten soweit nicht erhoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig (&#167; 621 ZPO) und hat auch in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Amtsgericht (durch Ziff. 1 des insoweit nicht angefochtenen Beschlusses) die notarielle Vereinbarung der Parteien vom 23. Januar 1984 familiengerichtlich genehmigt hat, in der die Parteien auf die Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs verzichtet haben, soweit Anwartschaften oder Aussichten auf sp&#228;tere Versorgung betroffen sind, die von Oktober 1979 an entstanden sind, ist f&#252;r die Berechnung des Versorgungsausgleichs von einem Ende der Ehezeit am 30.09.1979 auszugehen, was das Amtsgericht im Grundsatz auch nicht verkannt, aber hinsichtlich der von der Antragsgegnerin erworbenen gesetzlichen Rentenanwartschaften nicht beachtet hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat im Rahmen des vorliegenden Beschwerdeverfahrens von Amts wegen zu pr&#252;fen, ob die Vereinbarung nichtig ist. Eine nichtige Vereinbarung wird n&#228;mlich trotz familiengerichtlicher Genehmigung nicht wirksam (OLG Celle FamRZ 1981, 563). Die Vereinbarung verst&#246;&#223;t indessen gegen kein gesetzliches Verbot. &#167; 1587 o Abs. 1 Satz 2 BGB, wonach durch Vereinbarung Anwartschaftsrechte in eine gesetzliche Rentenversicherung nicht begr&#252;ndet oder &#252;bertragen werden k&#246;nnen, ist nicht verletzt. Es handelt sich vorliegend nicht um eine Manipulation zu Lasten von Versicherungs- oder Versorgungstr&#228;gern (vgl. AG D&#252;sseldorf, NJW 1978, 647 m.w.N.). Die Parteien haben vielmehr von der M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht, den Versorgungsausgleich durch Verk&#252;rzung der Ehezeit teilweise auszuschlie&#223;en. Eine entsprechende (nicht eine Absprache der Au&#223;erachtlassung bestimmter Versorgungsanrechte beinhaltende, sondern im Ergebnis s&#228;mtliche Versorgungsanrechte der Parteien verringernde und sich deshalb nicht zu Lasten Dritter auswirkende) Vereinbarung ist im Rahmen des &#167; 1408 Abs. 2 zul&#228;ssig und verst&#246;&#223;t nicht gegen die auch insoweit beachtliche Schranke des &#167; 1587 o Abs. 1 Satz 2 BGB (vgl. AG Berlin-Charlottenburg, FamRZ 1983, 76, 77; BGH FamRZ 1986, 890, 892; BGH FamRZ 1988, 153, 154). Als - allerdings genehmigungsbed&#252;rftige - Scheidungsvereinbarung liegt sie ebenfalls im Rahmen der Dispositionsbefugnis der Parteien (vgl. BGH NJW 1987, 1768, 1769; Palandt-Diederichsen, BGB, 48. Aufl., &#167; 1587 o Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die erw&#228;hnte Vereinbarung verst&#246;&#223;t auch nicht gegen &#167; 138 BGB. Sie ist n&#228;mlich nicht sittenwidrig, da sie keine Manipulation zu Lasten der Solidargemeinschaft der in der gesetzlichen Rentenversicherung Versicherten enth&#228;lt (vgl. Palandt-Diederichsen, a.a.O., &#167; 1587 o Anm. 5) und auch nicht festgestellt werden kann, da&#223; die Vereinbarung dadurch zustandegekommen ist, da&#223; etwa der Antragsteller als wirtschaftlich St&#228;rkerer die schw&#228;chere Lage der Antragsgegnerin bewu&#223;t zu seinem Vorteil ausgenutzt h&#228;tte. Soweit sich n&#228;mlich durch die Verk&#252;rzung der Ehezeit im Ergebnis die zugunsten der Antragsgegnerin zu begr&#252;ndenden Anwartschaften (insgesamt) verringern, stellt sich das ausweislich der notariellen Vereinbarung im Ergebnis als Gegenleistung daf&#252;r da, da&#223; der Antragsteller seit Oktober 1979 ein Studium der Antragsgegnerin finanziert und ihren sowie den Unterhalt der gemeinsamen Tochter allein getragen hat. Ein grobes Mi&#223;verh&#228;ltnis der beiderseitigen "Leistungen" kann nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gilt danach der 30.09.1979 als Ende der Ehezeit, durfte das Amtsgericht auch hinsichtlich der von der Antragsgegnerin bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte erworbenen Rentenanwartschaften nicht von einer Ehezeit bis zum 30.04.1983 ausgehen und dementsprechend nicht die auf dieser Voraussetzung beruhende Auskunft der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte vom 12.01.1987 heranziehen. Bei einer Ehezeit vom 01.05.1968 bis zum 30.09.1979 ist vielmehr entsprechend der Auskunft der ... vom 30.05.1986 von ehezeitbezogenen Rentenanwartschaften der Antragsgegnerin von 168,40 DM auszugehen. Im Hinblick auf die entsprechend h&#246;here Differenz der beiderseitigen Rentenanwartschaften erh&#246;hen sich die f&#252;r die Antragsgegnerin gem&#228;&#223; &#167; 1587 b Abs. 2 zu begr&#252;ndenden Anwartschaften um ((191,50 DM - 168,40 DM): 2 =) 11,55 DM auf (207,20 DM + 11,55 DM =) 218,75 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 8 GKG, 93 a ZPO.</p>
315,199
lg-dusseldorf-1989-09-12-10-o-5289
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 O 52/89
1989-09-12T00:00:00
2019-03-13T14:49:09
2022-10-18T15:08:52
Urteil
ECLI:DE:LGD:1989:0912.10O52.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 11.243,70 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16. November 1988 zu zahlen; im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin zu 5/6, die Beklagte zu 1/6.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r die Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 12.500,-- DM, f&#252;r die Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.000,-- DM.</p> <p>Den Parteien wird gestattet, die Sicherheitsleistung auch in Form einer selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse zu erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte von der Beklagten vom 15.12.198o bis 31.12.1985 R&#228;umlichkeiten angemietet. Zum o1.o1.1986 ver&#228;u&#223;erte die Beklagte das Grundst&#252;ck an einen Dritten, der das Mietverh&#228;ltnis mit der Kl&#228;gerin fortsetzte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zur Zeit des Vertragsschlusses befand das Geb&#228;ude sich noch im Bau, die Mietr&#228;ume sind in &#167; 1 Ziffer 2 des Mietvertrages (Bl. 8-21 GA) bezeichnet als "die im Bauk&#246;rper BA II im 2. OG gelegenen Fl&#228;chen von ca. 1.000 qm gem&#228;&#223; beigef&#252;gten Grundrissplan (Anlage 1). Die Ausstattung der R&#228;ume ergibt sich aus der beiliegenden Baubeschreibung (Anlage 2)." In &#167; 4 Ziffer 1 a des Mietvertrages wurde der monatliche Mietzins in der Zeit vom 15.12.198o bis 31.12.1981 mit 14,5o DM/qm, in der Zeit vom 01.01.1982 <u>bis 31.12.1982 mit 15,-- DM/qm und ab dem 01.01.1982</u> <u>mit 15,5o DM/qm vereinbart. In &#167; 4 Ziffer 1 b wurde die monatliche Nebenkostenvorauszahlung auf 3,4o DM/qm festgelegt. &#167; 1 Ziffer 3 des Vertrages enth&#228;lt folgende Bestimmung:</u></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Eine etwaige Abweichung der angegebenen Nutzfl&#228;che von den tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen, soweit sie 2 <i>% </i>nicht &#252;bersteigt, begr&#252;ndet weder f&#252;r den Vermieter noch f&#252;r den Mieter Anspr&#252;che auf Ab&#228;nderung des Mietzinses".</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Nebenkostenabrechnungen wurden im Juli des auf den Abrechnungszeitraum folgenden Jahres erstellt; f&#252;r die Kl&#228;gerin ergab sich jeweils ein Guthaben von ca. 2.000,-- DM, das die Beklagte ihr auszahlte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aufgrund eines bei der Verlegung von neuem Teppichboden in den R&#228;umen der Kl&#228;gerin genommenen Aufma&#223;es wurde im Sp&#228;tsommer 1988 festgestellt, dass die effektive Nutzfl&#228;che nicht 1.000 qm, sondern nur 939,55 qm betr&#228;gt, also um etwas &#252;ber 6 <i>% </i>unter der im Mietvertrag angegebenen Fl&#228;che liegt. Daraufhin forderte die Kl&#228;gerin die Beklagte unter Fristsetzung zum 15.11.1988 zur Zahlung von 68.003,22 DM auf.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, dieser Betrag stehe ihr nach &#167; 812 Abs. 1 S. 1 BGB bzw. &#167; 538 BGB zu, denn sie habe w&#228;hrend der gesamten Mietzeit sowohl zu viel Miete als auch zu hohe Nebenkosten gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat urspr&#252;nglich beantragt, die Beklagte zu verurteilen, an sie 68.oo3,22 DM nebst 4 <i>% </i> Zinsen seit dem 16.11.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der R&#252;ckforderung von gezahlten Nebenkosten hat die Kl&#228;gerin ihre Forderung neu berechnet. Sie beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 66.1o5,69 DM nebst 4 <i>% </i>Zinsen seit dem 16.11.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, die Angabe der Fl&#228;che von ca. l.ooo qm in dem Mietvertrag stelle nicht die Zusicherung einer Eigenschaft dar, eine Mietminderung sei nicht erfolgt, da dies nach dem Vertrag ein Ab&#228;nderungsverlangen voraussetze, das unstreitig nicht erfolgte. Im &#220;brigen sei eine Mietminderung nach &#167; 539 BGB wegen grober Fahrl&#228;ssigkeit der Kl&#228;gerin, Bereicherungsanspr&#252;che nach &#167; 814 BGB ausgeschlossen. Etwaige Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin seien jedenfalls verj&#228;hrt und verwirkt. Zudem komme allenfalls eine R&#252;ckzahlung wegen der 980 qm unterscheitenden Fl&#228;che in Betracht, denn nach &#167; 1 Ziffer 3 des Mietvertrages seien Abweichungen der tats&#228;chlichen Fl&#228;che von der angegebenen Fl&#228;che in H&#246;he von 2 <i>% </i>hinzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in H&#246;he von 11.243,70 DM nach &#167; 812 Abs. 1 S. 1 1. Alternative BGB begr&#252;ndet. Im </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">&#220;brigen stehen der Kl&#228;gerin gegen die Beklagte </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vertragliche Schadenersatzanspr&#252;che nicht zu und</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sind R&#252;ckforderungsanspr&#252;che wegen ungerechtfertigter Bereicherung verj&#228;hrt bzw. verwirkt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1.Die Beklagte ist nach &#167; 812 Abs. 1 S. 1 1. Alternative BGB verpflichtet, der Kl&#228;gerin den im Jahre 1985 zu viel gezahlten Mietzins in H&#246;he von 11.243,7o DM zu zahlen, denn die Beklagte hat diesen Betrag durch Leistung der Kl&#228;gerin ohne Rechtsgrund erlangt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2.An einem Rechtsgrund fehlt es, weil die Kl&#228;gerin nach dem Mietvertrag verpflichtet war, im Jahre 1985 pro Quadratmeter einen monatlichen Mietzins in H&#246;he von 15,5o DM zu zahlen, sie diese Zahlungen auf der Basis von 1.ooo qm erbrachte, die Grundfl&#228;che der Mietsache aber tats&#228;chlich nur 939,55 qm betr&#228;gt. Im Jahre 1985 zahlte die Kl&#228;gerin Mietzins f&#252;r 12 Monate x 6o,45 qm = 725,4o qm - also in H&#246;he von 725,4o qm x 15,5o DM = 11.243,7o DM -, ohne dass sie dazu nach dem Mietvertrag verpflichtet war.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">a)Dem R&#252;ckforderungsanspruch der Kl&#228;gerin steht die in &#167; 1 Ziffer 3 des Mietvertrages getroffene Regelung nicht entgegen. Eine Auslegung dieser Regelung nach &#167;&#167; 133, 157 BGB ergibt n&#228;mlich, dass hierdurch nur Anspr&#252;che ausgeschlossen sind, die auf einer Abweichung der tats&#228;chlichen Mietfl&#228;che von den vertraglich angenommenen 1.000 qm von h&#246;chstens 2 %, also 20 qm, beruhen; Anspr&#252;che, die auf einer h&#246;heren Abweichung der tats&#228;chlichen Mietfl&#228;che beruhen, bleiben unber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut der Klausel ergibt direkt keine Anhaltspunkte f&#252;r einen bestimmten Regelungsgehalt bei - hier vorliegenden - Fl&#228;chenabweichungen von &#252;ber 2 <i>%. </i>Zieht man den Umkehrschluss, so ergibt sich, dass bei Abweichungen &#252;ber 2 <i>% </i>f&#252;r beide Vertragsparteien Anspr&#252;che auf Ab&#228;nderung des Mietzinses begr&#252;ndet sind. Aus den Formulierungen "Anspr&#252;che <u>auf</u> Ab&#228;nderung" und "begr&#252;ndet" l&#228;sst sich der Schluss ziehen, der Anspruchsteller m&#252;sse seinen Anspruch zun&#228;chst anmelden, f&#252;r die Vergangenheit seien daher Forderungen ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Gericht ist der Auffassung, dass die Umformulierung der Klausel im Wege des Umkehrschlusses der Interessenlage der Parteien und insbesondere dem Sinn und Zweck der Regelung nicht gerecht wird. Die Klausel regelt den Fall, dass die tats&#228;chliche von der angegebenen Fl&#228;che um bis zu 2 % abweicht. In diesen F&#228;llen soll eine Angleichung des Mietzinses unterbleiben. Die Formulierungen "Anspr&#252;che auf Ab&#228;nderung" und "begr&#252;ndet" ist juristisch nicht zutreffend, denn streng genommen h&#228;tte formuliert werden m&#252;ssen, dass wegen einer Fl&#228;chenabweichung von bis zu 2 % Anspr&#252;che ausgeschlossen sind bzw. nicht geltend gemacht werden; solche Anspr&#252;che sind n&#228;mlich bereits per Gesetz (&#167; 812 BGB) entstanden. Aus dem ungl&#252;cklich gew&#228;hlten aber eindeutigen Wortlaut der positiven Formulierung erw&#228;chst nicht im Wege des Umkehrschlusses ein Anspruchsausschluss f&#252;r in der Vergangenheit entstandene Anspr&#252;che.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#167; 133, 157 BGB ist entscheidend der objektive Erkl&#228;rungswert der Klausel, wie sie die Parteien nach Treu und Glauben und nach der Verkehrsanschauung verstehen mussten. Vor dem wirtschaftlichen Hintergrund, dass die R&#228;umlichkeiten sich bei Vertragsabschluss noch im Bau befanden und die Fl&#228;che sich nicht exakt bestimmen lie&#223;, ist nur die Auslegung sachgerecht, wonach &#167; 1 Ziffer 3 des Mietvertrages f&#252;r geringf&#252;gige Abweichungen bis zu 2 % Auswirkungen auf die H&#246;he des Mietzinses ausschlie&#223;t, jedoch f&#252;r den Fall der dar&#252;ber hinausgehenden Abweichungen keine Regelung trifft, insoweit gelten die gesetzlichen Bestimmungen. Dies entspricht der Interessenlage der Parteien, denn es sind keine Gr&#252;nde ersichtlich, warum Mieter und Vermieter sich f&#252;r den Fall der erheblichen Abweichung bereits entstandener Anspr&#252;che wieder begeben wollten; die von der Beklagten vertretene andere Auslegung l&#228;uft letztlich darauf hinaus, dass Anspr&#252;che f&#252;r die Vergangenheit g&#228;nzlich ausgeschlossen sind, jedoch unklar ist, ab wann und in welcher H&#246;he sie nach einer Anmeldung des Anspruchsgrundes geltend gemacht werden k&#246;nnen. Damit w&#252;rde die Regelung im Ergebnis Fragen aufwerfen und Unklarheiten schaffen und damit ihrer Funktion, die Parteien zu befrieden, nicht gerecht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">c) Der Anspruch der Kl&#228;gerin ist nicht nach &#167; 814 BGB ausgeschlossen. Die Beklagte behauptet selbst nicht ernstlich, die Kl&#228;gerin habe in Kenntnis einer fehlenden Verpflichtung einen Teil des Mietzinses bezahlt. Selbst "Kennen m&#252;ssen" gen&#252;gt aber zum Ausschluss des R&#252;ckforderungsrechtes nicht, selbst wenn die Unkenntnis auf grober Fahrl&#228;ssigkeit beruht. Blo&#223;e Zweifel am Bestehen der Nichtschuld stehen gleichfalls der positiven Kenntnis nicht gleich; sie gen&#252;gen nur dann zum Ausschluss des R&#252;ckforderungsrechts nach &#167; 814 BGB, wenn die Leistung in der erkennbaren Absicht erfolgt ist, sie auch f&#252;r den Fall der Nichtschuld zu bewirken (vgl. Palandt-Thomas, 48. Aufl. 1989, &#167; 814 BGB Anm. 2 a). Eine solche erkennbare Absicht der Kl&#228;gerin lag nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat ihr R&#252;ckforderungsrecht auch nicht verwirkt, denn im Gegensatz zu der R&#252;ckforderung zu viel gezahlter Nebenkosten (vgl. unten <i>3-) </i>liegen keine Umst&#228;nde vor, die die Geltendmachung dieses Anspruchs als gegen Treu und Glauben versto&#223;end erscheinen lassen. Insbesondere ber&#252;hrt die R&#252;ckforderung des Mietzinses nicht das Verh&#228;ltnis der Beklagten zu ihren anderen ehemaligen Vertragspartnern.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dem R&#252;ckzahlungsanspruch hinsichtlich des von Dezember 1980 bis Dezember 1984 ohne Rechtsgrund gezahlten Mietzinses steht die von der Beklagten erhobene Einrede der Verj&#228;hrung entgegen. Sie ist nach &#167; 222 Abs. 1 BGB berechtigt, die Leistung zu verweigern. Der Anspruch der Kl&#228;gerin verj&#228;hrt n&#228;mlich nach &#167;&#167; 197, 2o1 BGB in vier Jahren, wobei die Verj&#228;hrung der im Jahre 1984 entstandenen R&#252;ckforderungsanspr&#252;che am <u>o1.o1.1989</u> eintrat, die Verj&#228;hrung der &#252;brigen Anspr&#252;che entsprechend jeweils ein Jahr fr&#252;her.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Obgleich hinsichtlich der Verj&#228;hrung von Bereicherungsanspr&#252;chen regelm&#228;&#223;ig die 3oj&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 195 BGB Anwendung findet, h&#228;lt die Kammer bei der vorliegenden Konstellation die Anwendung des &#167; 197 BGB f&#252;r gerechtfertigt. Dabei k&#246;nnen die vom Bundesgerichtshof (vgl. BGH NJW 1986, 2654) zur Verj&#228;hrungsfrist f&#252;r R&#252;ckerstattungsanspr&#252;che aus sittenwidrigen Ratenkreditvertr&#228;gen entwickelten Gedanken entsprechende Anwendung finden, denn die Fallgestaltungen entsprechen sich. Auch der nicht durch eine vertragliche Verpflichtung gedeckte Teil des gezahlten Mietzinses ist eine rechtsgrundlose Leistung. Der Anspruch auf R&#252;ckzahlung entsteht wie bei den einzelnen Leistungen aus einem Ratenkreditvertrag mit jeder einzelnen Zahlung und wird jeweils sofort f&#228;llig. Der Anspruch ist von vornherein auf eine in regelm&#228;&#223;iger zeitlicher Wiederkehr zu erbringende Zahlung gerichtet; dies ist das bestimmende Merkmal eines Anspruchs auf regelm&#228;&#223;ig wiederkehrende Leistungen im Sinne des &#167; 197 BGB. Auch der Umstand, dass der R&#252;ckzahlungsanspruch erst durch ein Handeln des Mieters, n&#228;mlich die Zahlung des monatlichen Mietzinses entsteht, steht der Anwendung des &#167; 197 BGB nicht entgegen. Die Kammer teilt die Auffassung des BGH, da&#223; eine Beschr&#228;nkung der kurzen Verj&#228;hrung auf vertragliche Anspr&#252;che oder auf Leistungen, die auf einem Stammrecht beruhen, mit &#167; 197 BGB nicht zu vereinbaren ist. Vielmehr rechtfertigt die sukzessive Entstehung dieses Bereicherungsanspruchs die Anwendbarkeit des &#167; 197 BGB schon seinem Wortlaut nach. Auch die Zweckanalyse des &#167; 197 BGB spricht daf&#252;r, die Vorschrift auf R&#252;ckerstattungsanspr&#252;che der vorliegenden Art anzuwenden. Wie sich aus den Gesetzesmaterialien ergibt, liegt der gesetzgeberische Grund f&#252;r die Schaffung des &#167; 197 BGB darin, dass "die Ansammlung derartiger R&#252;ckst&#228;nde keine Beg&#252;nstigung verdient" (Mot. I, 3o5). Die Vorschrift soll verhindern, dass die Forderungen des Gl&#228;ubigers sich mehr und mehr ansammeln und schlie&#223;lich einen Betrag erreichen, dessen Aufbringung in einer Summe dem anderen immer schwerer f&#228;llt (vgl. BGH a.a.O.). Diese Gefahr besteht auch bei den hier in Rede stehenden Anspr&#252;chen auf R&#252;ckzahlung eines Teils des Mietzinses.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vertragliche Schadensersatzanspr&#252;che nach &#167; 538 BGB stehen der Kl&#228;gerin nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man die geringere Gr&#246;&#223;e der Mietsache als Mangel ansieht, so war jedenfalls die Tauglichkeit zum vertragsgem&#228;&#223;en Gebrauch unstreitig nicht erheblich eingeschr&#228;nkt (&#167; 537 Abs. 1 S. 2 BGB).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Angabe der Fl&#228;che von "ca. I.ooo qm gem&#228;&#223; beigef&#252;gtem Grundrissplan" stellt nicht die Zusicherung einer bestimmten Gr&#246;&#223;e der Mietsache gem&#228;&#223; &#167;&#167; 537 Abs. 2 S. 2., 580 BGB dar. Die Fl&#228;chenangabe hat - wie sich aus dem tats&#228;chlichen Geschehen ergibt - keinen Bezug zur Benutzbarkeit der Mietsache, auch die Ca.-Angabe im Zusammenhang mit dem Verweis auf den Grundrissplan und der in &#167; 1 Ziffer 3 des Mietvertrages getroffenen Regelung spricht eindeutig gegen eine Zusicherung. Es handelt sich lediglich um eine Objektbeschreibung.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin auf R&#252;ckzahlung zu viel gezahlter Nebenkosten sind verwirkt. Die Kl&#228;gerin hat ihre diesbez&#252;glichen Anspr&#252;che gegen&#252;ber der Beklagten erst mehr als zwei Jahre nach der Erteilung der letzten Nebenkostenabrechnung f&#252;r das Jahr 1985, n&#228;mlich im Oktober 1988, geltend gemacht. In diesem Zeitpunkt konnte die Beklagte bereits darauf vertrauen, dass die Kl&#228;gerin einen R&#252;ckforderungsanspruch nicht mehr geltend machen w&#252;rde, &#167; 242 BGB.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Verwirkung setzt kein Verschulden des Berechtigten voraus, auch Kenntnis des Berechtigten von seinem Recht ist nicht erforderlich. Es gen&#252;gt, dass der Berechtigte bei objektiver Beurteilung Kenntnis h&#228;tte haben k&#246;nnen (vgl. Palandt-Heinrichs &#167; 242 Anm. 9 d, cc). Die Voraussetzungen f&#252;r die Verwirkung k&#246;nnen auch bereits zu einem Zeitpunkt vorliegen, in dem die Forderung noch nicht verj&#228;hrt ist (vgl. BGH NJW 1959, 1629).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des blo&#223;en Zeitablaufs ist die Annahme, dass f&#252;r den Verpflichteten ein Vertrauenstatbestand geschaffen worden ist, grunds&#228;tzlich nicht m&#246;glich. &#220;ber den Zeitablauf hinaus m&#252;ssen noch besondere Gr&#252;nde vorliegen, die die Feststellung rechtfertigen, der Schuldner habe bereits darauf vertrauen k&#246;nnen, da&#223; der Gl&#228;ubiger die Forderung nicht mehr geltend macht (vgl. BGH NJW 1984; 1685). Dieses Umstandsmoment ist hier darin begr&#252;ndet, dass die Kl&#228;gerin auf die Abrechnung der Beklagten im Juli 1986 die Auszahlung des sich ergebenden Guthabens entgegennahm und keine weitere &#220;berpr&#252;fung der Abrechnung bzw. der Abrechungsgrundlagen unternahm, obwohl mittlerweile die Beklagte nicht mehr Vermieterin der Mietsache war. Es ist zu ber&#252;cksichtigen, dass berechtigte Einw&#228;nde der Kl&#228;gerin gegen die Nebenkostenabrechnungen f&#252;r alle Mieter neu zu erstellen bzw. zu erg&#228;nzen, wenn sie nicht selbst Aufwendungen tragen will, die nach dem Vertrag von den Mietern zu zahlen sind. Dies ist dem Vermieter jedenfalls bei einer ihm selbst nicht bekannten falschen Wohnfl&#228;chenangabe mehr als zwei Jahre nach der Ver&#228;u&#223;erung des Geb&#228;udes nicht zumutbar. Bei objektiver W&#252;rdigung konnte die Beklagte annehmen, die Kl&#228;gerin verzichte auf die R&#252;ckforderung m&#246;glicherweise ohne Rechtsgrund gezahlter Nebenkosten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">4. Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167; 288 Abs. 1 S. 1 BGB, denn die Beklagte geriet durch das Mahnschreiben mit Fristsetzung zur Zahlung bis zum 15.11.1988 am 16.11.1988 in Verzug.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92 Abs. 1, 269 Abs. 3 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 7o9 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert wird festgesetzt auf 68.003,22 DM bis 26.06.1989, danach auf 66.105,69 DM.</p>
315,200
olgk-1989-09-11-7-va-389
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 VA 3/89
1989-09-11T00:00:00
2019-03-13T14:49:10
2022-10-18T15:08:52
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:0911.7VA3.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach &#167;&#167; 23 ff EGGVG wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach &#167;&#167; 23 ff EGGVG wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vom Amtsgericht Aachen war am 1. Juni 1984 &#252;ber das Ver&#173;m&#246;gen des Architekten E.M. das Vergleichsverfahren er&#173;&#246;ffnet worden (19 VN 2/84). Zu diesem Verfahren meldete der Antragsteller eine Forderung in H&#246;he von 250.000,- DM an. Durch Beschlu&#223; vom 18.'Dezember 1987 wurde das Ver&#173;gleichsverfahren aufgehoben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 23. Februar 1989 beantragte der Antragsteller, der gegen M. weitere, teilweise titu&#173;lierte Forderungen geltend macht, beim Vergleichsgericht, ihm die gesamten Vergleichsakten zum Zwecke der Einsicht&#173;nahme f&#252;r angemessene Zeit zu &#252;berlassen, hilfsweise</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Einsichtnahme auf der Gesch&#228;ftsstelle des Gerichts zu gew&#228;hren. Nach Anh&#246;rung des Schuldners, des fr&#252;heren Vergleichsverwalters sowie eines ehemaligen Beirats&#173;mitglieds und erg&#228;nzender Stellungnahme des Antrag&#173;stellers wies das Amtsgericht Aachen mit Beschlu&#223; vom 10. Mai 1989 - 19 VN 2/84 - die Antr&#228;ge des Antrags&#173;stellers zur&#252;ck, weil die begehrte Einsicht in die gesamten Akten aus Gr&#252;nden des Datenschutzes ausscheide.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller vertritt die Auffassung, bei der Entscheidung des Vergleichsgerichts handele es sich um eine Ma&#223;nahme der Justizverwaltung, weil zur Zeit seines Antrags das Vergleichsverfahren aufgehoben bzw. abgeschlossen gewesen sei. Die Entscheidung des Amts&#173;gerichts sei in der Sache unrichtig.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">das Amtsgericht Aachen zu verpflichten, dem Antragsteller die gesamten Vergleichs&#173;akten E.M. - AG Aachen 19 VN 2/84 - zum Zwecke der Einsichtnahme im B&#252;ro des Ver&#173;fahrensbevollm&#228;chtigten des Antragstellers f&#252;r eine angemessene Zeit zu &#252;berlassen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, dem Antragsteller die Einsicht&#173;nahme in die gesamten Vergleichsakten M. auf der Gesch&#228;ftsstelle des Vergleichsge&#173;richtes zu gew&#228;hren,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">hilfsweise, das Amtsgericht Aachen unter Aufhebung des Beschlusses vom 10.05.1989 zu verpflichten, den Antragsteller wegen der Einsichtnahme in die Vergleichsakten M. unter Beachtung der Rechtsauffassung des OLG neu zu bescheiden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat dem Direktor des Amtsgerichts Aachen Gelegenheit zur &#196;u&#223;erung gegeben. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf sein Schreiben vom 12. Juli 1989 ebenso Bezug genommen wie auf die Schrifts&#228;tze des Antragstellers vom 15. Juni 1989 und 17. August 1989 nebst ihren Anlagen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#160;II.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist unzul&#228;ssig und mu&#223; deshalb verworfen werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 23 EGGVG entscheiden &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Anordnungen, Verf&#252;gungen oder sonstigen Ma&#223;nahmen, die von Justizbeh&#246;rden zur Regelung einzelner Angelegenheiten unter anderem auf dem Gebiet des b&#252;rgerlicnen Rechts ein&#173;schlie&#223;lich der freiwilligen Gerichtsbarkeit getroffen werden, die ordentlichen Gerichte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">So kann nach allgemeiner Meinung die Versagung der Akten&#173;einsicht an dritte Personen durch den Vorstand des Gerichts nach &#167; 299 Abs. 2 ZPO gem&#228;&#223; &#167; 23 EGGVG angefochten werden. Entsprechendes gilt f&#252;r &#167; 120 Abs. 3 ,der bestimmt, da&#223; der Vorstand des Gerichts anderen Personen als dem Schuldner, dem vorl&#228;ufigen Verwalter, dem Vergleichsver&#173;walter und jedem Gl&#228;ubiger die Einsicht der Akte unter bestimmten Voraussetzungen gestatten kann. Eine solche Ma&#223;nahme einer Justizbeh&#246;rde liegt indessen hier nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Vorstand des Gerichts, d.h. der Direktor des Amts&#173;gerichts Aachen, hat, was unstreitig ist, eine Ma&#223;nahme im Sinne des &#167; 23 EGGVG nicht getroffen. Der Antragstel&#173;ler hat bei ihm nicht um Akteneinsicht nachgesucht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Direktor des Amtsgerichts Aachen hat, wie er in seiner Stellungnahme vom 12. Juli 1989 klargestellt hat, eine Entscheidung jedenfalls bisher auch nicht getroffen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Vergleichsgericht ist keine Justizbeh&#246;rde im Sinne des &#167; 23 EGGVG. Seine ablehnende Entscheidung vom 10. Mai 1989 ist im Rahmen der dem Vergleichsgericht zugewiesenen Aufgaben der Rechtspflege ergangen. Das Gericht hat den Antrag des Antragstellers nicht nach &#167; 120 Abs. 3, sondern nach 120 Abs. 2 zur&#252;ckgewiesen; es hat mithin den Antragsteller nicht als Dritten, sondern als Gl&#228;ubiger im Sinne des &#167; 120 Abs. 1 angesehen und dabei auch nicht zwischen der angemeldeten und den nicht angemeldeten Forderungen des Antragstellers unterschieden. Eine solche Unterscheidung h&#228;tte dem Gesetz auch nicht entsprochen, das als Gl&#228;ubiger ausdr&#252;cklich "jeden Gl&#228;ubiger" ansieht (vgl. Bley-Mohrbutter, 4. Aufl.,&#167; 120 Rdnr. 4; Uhlenbruck, AnwB1. 1971, 333).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine derartige bei der gebotenen funktionalen Betrach&#173;tungsweise (vgl. zuletzt BGH NJW 1989, 588) eindeutig dem Bereich der Rechtspflege zuzuordnende Entscheidung des Vergleichsgerichts unterliegt aber nicht der An&#173;fechtung als Justizverwaltungsakt nach &#167; 23 EGGVG</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">(vgl. f&#252;r den vergleichbaren Fall des &#167; 299 ZPO OLG Frankfurt, Rpfleger 1976, 399; Stein-Jonas/Leipold, ZPO, 20. Aufl., &#167; 299 Rdnr. 31 am Ende). Aus Art. 19 Abs. 4 GG, der den Rechtsweg bei Verletzung von Rechten durch die &#246;ffentliche Gewalt er&#246;ffnet, folgt nichts anderes. Denn es ist allgemein anerkannt, da&#223; Art. 19 Abs. 4 GG keinen Rechtschutz gegen gerichtliche Entschei&#173;dungen gibt (vgl. Kissel, GVG, &#167; 23 EGGVG, Rdnr. 9).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ob die Entscheidung des Vergleichsgerichts im Hinblick auf &#167; 121 Abs. 1 einer Anfechtung, etwa im Wege der sofortigen Beschwerde &#252;berhaupt zug&#228;nglich ist (ver&#173;neinend Bley-Mohrbutter, a.a.O. Rdn. 5 unter a), steht nicht zur Entscheidung des Senats.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Antragstellers wird die Entscheidung des Vergleichsgerichts nicht dadurch zum Justizverwaltungsakt, da&#223; das Vergleichsverfahren mit Beschlu&#223; vom 18. Dezember 1987 aufgehoben worden ist. Der Beschlu&#223; des Gerichts vom 10. Mai 1989 ist als Recntspflegeentscneidung ergangen und bleibt dies auch, ungeachtet der Frage, ob nach Abschlu&#223; des Vergleichs&#173;verfahrens weiterhin das Vergleichsgericht &#252;ber Antr&#228;ge der Beteiligten auf Akteneinsicht zu entscheiden hat (so Schrader-Uhlenbruck, Konkurs- und Vergleichsver&#173;fahren, 4. Aufl., S. 336, Rdn. 1017 a am Ende; Uhlen&#173;bruck, Anw8l. 1971, 334 unter II) oder ob in diesem Falle der Vorstand des Gerichts zur Entscheidung be&#173;rufen ist, was f&#252;r den vergleichbaren Fall des &#167; 299 ZPO vereinzelt vertreten wird (vgl. OLG </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Colmar, OLG Rsp. 25, 96; Egon Schneider, MDR 1984, 109; anderer Ansicht aber mit wohl zutreffender Begr&#252;ndung Stein-Jonas/ Leipold a.a.O. Rdnr. 17; AK-ZPO&#173;Deppe-Hilgenberg, &#167; 299 Rdn. 3). Selbst wenn man da&#173;von ausgehen wollte, was der Antragsteller selbst nicht vortr&#228;gt, da&#223; das Vergleichsgericht unzul&#228;ssigerweise in der Sache selbst entschieden h&#228;tte, w&#252;rde dies, weil es sich nach wie vor um eine Entscheidung des Gerichts im Bereich der Rechtspflege handeln w&#252;rde, den Rechts&#173;weg nach &#167;&#167; 23 ff EGGVG nicht er&#246;ffnen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Antrag erweist sich nach alledem unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt als zul&#228;ssig. Er mu&#223; daher verworfen werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftswert: 5.000,-- DM (&#167;&#167; 30 Abs. 3 EGGVG, 30 Abs. 2 KO</p>
315,201
ovgnrw-1989-09-01-15-a-258486
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 2584/86
1989-09-01T00:00:00
2019-03-13T14:49:12
2022-10-18T15:08:52
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0901.15A2584.86.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; der als Verwaltungsakt ergangene Ablehnungsbescheid des Beklagten vom 20. Mai 1985 und der Widerspruchsbescheid vom 18. Oktober 1985 rechtswidrig waren.</p> <p>Im &#252;brigen mird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt 5/6, der Beklagte 1/6 der Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist ein von der Industrie- und Handelskammer zu</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">gebildeter Pr&#252;fungsausschu&#223; f&#252;r den Ausbildungsberuf Lacklaborant. Durch Beschlu&#223; vom 26. April 1985 forderte er die Industrie- und Handelskammer auf, ihm zur Vorbereitung der f&#252;r den 20./21. Mai 1985 vorgesehenen schriftlichen Abschlu&#223;pr&#252;fung 1985 die Pr&#252;fungsaufgaben zur Einsichtnahme und Beschlu&#223;fassung vorzulegen. Der Beklagte lehnte diesen Antrag durch ein - mit Rechtsmittelbelehrung versehenes - Schreiben vom 20. Mai 1985 ab und wies den Widerspruch des Kl&#228;gers durch ein weiteres Schreiben vom 18. Oktober 1985 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat der Kl&#228;ger geltend gemacht: Nach dem Berufsbildungsgesetz seien die Pr&#252;fungsaussch&#252;sse als Organe der Industrie- und Handelskammern zust&#228;ndig f&#252;r die Abnahme der Abschlu&#223;pr&#252;fungen. Ihre Kompetenz in diesem Bereich sei umfassend. Dazu geh&#246;re auch die Meinungsbildung &#252;ber die schriftlichen Aufgaben. Daher stehe ihm vor Durchf&#252;hrung des Pr&#252;fungsverfahrens das Recht zu, Einsicht in die entsprechenden Unterlagen zu nehmen. Weder Text noch Entstehungsgeschichte des Berufsbildungsgesetzes g&#228;ben einen Hinweis darauf, da&#223; nur der Beklagte f&#252;r die Erstellung der schriftlichen Pr&#252;fungsaufgaben zust&#228;ndig sei. Aus der parit&#228;tischen Besetzung der Pr&#252;fungsaussch&#252;sse mit Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Lehrern sei vielmehr zu entnehmen, da&#223; der Gesetzgeber dem Pr&#252;fungsausschu&#223; eine autonome Funktion im Pr&#252;fungswesen der Kammern einger&#228;umt habe. Er, der Kl&#228;ger, verf&#252;ge &#252;ber spezielle Kenntnisse des jeweiligen Ausbildungsinhaltes und k&#246;nne deshalb f&#252;r den Fall, da&#223; die &#252;berregional formulierten Aufgaben ungeeignet seien, regionale Besonderheiten ber&#252;cksichtigen und gegebenenfalls sachgerechte &#196;nderungen vornehmen, wenn ihm vor der jeweiligen Pr&#252;fung die M&#246;glichkeit gegeben werde, die Pr&#252;fungsaufgaben einzusehen. Eine derartige Handhabung f&#252;hre weder zu einer &#252;berm&#228;&#223;igen organisatorischen Belastung noch zu einer Gef&#228;hrdung der Geheimhaltung des Pr&#252;fungsstoffes.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; ihm zur Vorbereitung schriftlicher Abschlu&#223;pr&#252;fungen die Pr&#252;fungsaufgaben zur Einsichtnahme und Beschlu&#223;fassung vorgelegt werden m&#252;ssen und da&#223; der ablehnende Bescheid vom 20. Mai 1985 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 18. Oktober 1985 rechtswidrig ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, &#167; 36 des Berufsbildungsgesetzes beschr&#228;nke den Aufgabenbereich der Pr&#252;fungsaussch&#252;sse auf die Abnahme der Pr&#252;fung. Zur Abnahme geh&#246;re nicht das Stellen der schriftlichen Pr&#252;fungsaufgaben, sondern nur die Bewertung der eingereichten Arbeiten. Soweit die Pr&#252;fungsordnung vorsehe, da&#223; der Kl&#228;ger die Pr&#252;fungsaufgaben beschlie&#223;e, m&#252;sse diese Vorschrift restriktiv ausgelegt werden, da die Pr&#252;fungsordnung nicht die Kompetenzverteilurig des Berufsbildungsgesetzes &#228;ndern d&#252;rfe. Das gesamte Pr&#252;fungsverfahren sei in die Hand der Kammerleitung gelegt. In deren Verantwortungsbereich werde unzul&#228;ssig eingegriffen, wenn der Kl&#228;ger die M&#246;glichkeit erhalte, &#252;ber die Frage einer zentralen oder &#246;rtlichen Aufgabenstellung selbst zu entscheiden oder &#252;ber den Umweg einer Vorabinformation und Begutachtung auf die Aufgabenstellung Einflu&#223; zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage durch das angefochtene Urteil, auf dessen Gr&#252;nde Bezug genommen wird, stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Beklagten, mit der dieser erneut seine Zust&#228;ndigkeit f&#252;r das gesamte Pr&#252;fungsverfahren, abgesehen von der Abnahme der Pr&#252;fung, hervorhebt. Angesichts dieser umfassenden Zust&#228;ndigkeit tendiere der Begriff "Abnahme" zu einem engen Anwendungsbereich, der auch durch die Pr&#252;fungsordnung nicht ausgeweitet werden k&#246;nne. &#167; 14 Abs. 2 der Pr&#252;fungsordnung sehe ausdr&#252;cklich vor, da&#223; der Kl&#228;ger gehalten sei, &#252;berregional erstellte Pr&#252;fungsaufgaben zu &#252;bernehmen. Da diese Aufgaben bereits von parit&#228;tisch besetzten Gremien ausgew&#228;hlt worden seien, sei f&#252;r einen gesonderten Beschlu&#223; des Kl&#228;gers kein Raum mehr, so da&#223; auch eine Einsichtsbefugnis nicht bestehe. Die gesetzliche Kompetenzverteilung habe auch nicht etwa durch den Berufsbildungsausschu&#223;, der als Organ der Industrie- und Handelskammer die Pr&#252;fungsordnung erlassen habe, zu Lasten der Gesch&#228;ftsleitung und zugunsten des Kl&#228;gers ver&#228;ndert werden d&#252;rfen. Sollten der Kl&#228;ger und andere Pr&#252;fungsaussch&#252;sse Gelegenheit erhalten, vor der jeweiligen Pr&#252;fung Einsicht in die Pr&#252;fungsaufgaben zu nehmen, so w&#252;rde dies schon wegen der Vielzahl der zu beteiligenden Pr&#252;fungsausschu&#223;mitglieder das Ende des bisherigen zentralen Pr&#252;fungssystems bedeuten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend und wiederholt seine Auffassung, er k&#246;nne die ihm &#252;bertragene Aufgabe, Pr&#252;fungen abzunehmen, sachgerecht nur wahrnehmen, wenn er hinsichtlich der schriftlichen Pr&#252;fungsaufgaben ein Recht auf Einsichtnahme und Beschlu&#223;fassung habe.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes und des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration: underline;">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten hat &#252;berwiegend Erfolg. Das angefochtene Urteil ist zu &#228;ndern; denn die Klage ist nur insoweit begr&#252;ndet, als die Feststellung der Rechtswidrigkeit der Bescheide vom 20. Mai und 18. Oktober 1985 begehrt wird; in der Sache selbst ist sie unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist hinsichtlich der erstrebten Feststellung von Kompetenzen des Kl&#228;gers als Feststellungsklage gem&#228;&#223; &#167; 43 Abs. 1 VwGo zul&#228;ssig. Die Beteiligten streiten &#252;ber das Bestehen eines Rechtsverh&#228;ltnisses im Sinne dieser Vorschrift, das sich auch aus der Anwendung von Normen des Innenrechts ergeben kann, </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil des Senats vom 30. August 1985 - 15 A 706/82, NVwZ 1986, 851, 852.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt organschaftliche Befugnisse in Anspruch, die er aus seiner Stellung als Ausschu&#223; der Industrie- und Handelskammer herleitet; der Beklagte stellt das Bestehen solcher Befugnisse in Abrede und hat sich in der Vergangenheit - &#252;ber den hier streitigen Vorgang hinaus - mehrfach geweigert, dem Verlangen des Kl&#228;gers auf Einsichtnahme in die Pr&#252;fungsaufgaben zum Zwecke der Beschlu&#223;fassung vor der Pr&#252;fung nachzukommen. Der Streit bezieht sich folglich - ungeachtet gelegentlich generalisierender schrifts&#228;tzlicher Ausf&#252;hrungen der Beteiligten - auf einen konkreten Sachverhalt und nicht nur auf eine abstrakte Rechtsfrage. Der Kl&#228;ger hat ein berechtigtes Interesse an einer baldigen Feststellung, da erneute rechtliche Auseinandersetzungen zu bef&#252;rchten sind. Er kann seine Rechte auch nicht ebenso gut mit einer Leistungsklage verfolgen (.5 43 Abs. 2 Satz 1 VwGO); denn hierbei w&#252;rde sein Begehren jeweils auf Einzelf&#228;lle beschr&#228;nkt sein und alsbald eine Erledigung der Hauptsache durch Zeitablauf eintreten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Soweit es um die Ablehnungsbescheide geht, ist die Klage als Fortsetzungsfeststellungsklage gem&#228;&#223; &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO ebenfalls zul&#228;ssig, weil sich die Bescheide erledigt haben und der Kl&#228;ger im Hinblick auf eine ihm drohende Wiederholung der Ablehnung ein berechtigtes Interesse an der Feststellung hat. Der Senat entnimmt der Formulierung im Tenor des angefochtenen Urteils "entgegen der im ablehnenden Bescheid vertretenen Rechtsauffassung", da&#223; das Verwaltungsgericht auch diesen Teil der Klage beschieden hat. Er ist demgem&#228;&#223; auch Gegenstand der vom Beklagten uneingeschr&#228;nkt eingelegten Berufung.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist jedoch nur in dem eingangs genannten Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zugunsten des Kl&#228;gers ist festzustellen, da&#223; die Bescheide vom 20. Mai und 18. Oktober 1985 rechtswidrig waren. Denn der Beklagte hatte die Ablehnung der Antr&#228;ge - wie die Rechtsmittelbelehrung zeigt - in die Gestalt von Verwaltungsakten gekleidet, die die Rechtsfolge einer m&#246;glichen Bestandskraft in Anspruch nahmen. Daf&#252;r ist beim Streit zwischen Organen um Kompetenzen im innerorganisatorischen Bereich schon mangels einer unmittelbaren Rechtswirkung nach au&#223;en (vgl. &#167; 35 VwVfG) kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Weitergehende Feststellungen kann der Kl&#228;ger nicht beanspruchen, denn eine Befugnis zur Einsichtnahme in &#252;berregional erstellte Pr&#252;fungsaufgaben und zur Beschlu&#223;fassung dar&#252;ber steht ihm nach geltendem Recht nicht zu. Weder das Berufsbildungsgesetz noch die Pr&#252;fungsordnung der vom Beklagten vertretenen Industrie- und Handelskammer enthalten eine entsprechende, im innerorganisatorischen Bereich unverzichtbare Kompetenzzuweisung.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Berufsbildungsgesetz institutionalisiert zwar im Vierten Abschnitt die Pr&#252;fungsaussch&#252;sse, regelt aber - mit einer hier nicht interessierenden Ausnahme in &#167; 39 Abs. 2 Satz 2 BBiG - nicht deren Kompetenzen. Das gilt auch f&#252;r &#167; 36 Satz 1 BBiG. Danach errichtet die zust&#228;ndige Stelle f&#252;r die Abnahme der Abschlu&#223;pr&#252;fung Pr&#252;fungsaussch&#252;sse. Die neutrale Bezeichnung "Abnahme" besagt lediglich, da&#223;, nicht jedoch in welchem Umfang die Pr&#252;fungsaussch&#252;sse t&#228;tig werden sollen. Ein Unterschied zu dem an anderer Stelle verwandten Begriff "durchzuf&#252;hren" (vgl. &#167; 34 Abs. 1 Satz 1 BBiG) ist nicht zu erkennen. Die Fassung des &#167; 36 BBiG st&#252;tzt daher weder die vom Beklagten vertretene Auffassung, bereits das Berufsbildungsgesetz beschr&#228;nke die Zust&#228;ndigkeit der Pr&#252;fungsaussch&#252;sse auf die Pr&#252;fungsabschnitte "Bewerten der Pr&#252;fungsleistung und Feststellung des Pr&#252;fungsergebnisses" und schon deshalb sei deren Mitwirkung an den Pr&#252;fungsaufgaben ausgeschlossen</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. Knopp/Kraegeloh, Berufsbildungsgesetz, Komm., 2. Aufl. 1982, Erl. 3 zu &#167; 36; Hurlebaus, Gewerkschaftliche Bildungspolitik 1984, 44 ff; Herkert, Berufsbildungsgesetz, Komm., Stand M&#228;rz 1989, Rdn. 9 und 10 zu &#167; 36 -,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">noch die Annahme des Kl&#228;gers, der Pr&#252;fungsausschu&#223; sei als allein zur Abnahme der Pr&#252;fung berufenes Gremium f&#252;r alle die Abschlu&#223;pr&#252;fung betreffenden Fragen zust&#228;ndig,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. Walter/Hausmann, Gewerkschaftliche Bildungspolitik 1984, 40, 43; D&#252;ring/Wohlgemuth, DB 1986, Beil. 28, S. 10; Hamb. OVG, Urteil vom 22. Dezember 1977- Bf II 93/76 -, Hamb JVB1 1978, 37.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der zuletzt genannten Auslegung st&#252;nde im &#252;brigen die Systematik des Berufsbildungsgesetzes entgegen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Pr&#252;fungswesen in den anerkannten Ausbildungsberufen geh&#246;rt zu den Selbstverwaltungsangelegenheiten der Industrie- und Handelskammer (vgl. &#167; 1 Abs. 2 IHKG). Demgem&#228;&#223; f&#252;hrt sie die Pr&#252;fungen als eigene Angelegenheit aus,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. BVerwG, Urt. vom 20. Juli 1984 - 7 C 28.83 -, BVerwGE 70, 4, 7 = DVB1. 1985, 57, 58,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">hat dabei aber die bindenden Vorgaben des Vierten Abschnitts des Berufsbildungsgesetzes zu beachten. Danach ist ihr die Verpflichtung auferlegt, einen Pr&#252;fungsausschu&#223; zu errichten und diesen am Pr&#252;fungsverfahren zu beteiligen. Ferner hat sie die Zusammensetzung und die Berufung des Ausschusses sowie Fragen des Vorsitzes, der Beschlu&#223;f&#228;higkeit und der Abstimmung in &#220;bereinstimmung mit &#167;&#167; 37 und 38 BBiG zu regeln und mu&#223; dem Ausschu&#223; gem&#228;&#223; &#167; 39 Abs.2 Satz 2 BBiG die abschlie&#223;ende Entscheidung &#252;ber die Pr&#252;fungszulassung einr&#228;umen. Ober diese Mindestregelung hinaus &#252;berl&#228;&#223;t jedoch das Berufsbildungsgesetz die Ausgestaltung des Einsatzes des Pr&#252;fungsausschusses und damit auch die Abgrenzung seiner Kompetenzen der Regelung durch die Industrie- und Handelskammer in der Pr&#252;fungsordnung. Die weitreichende Gestaltungserm&#228;chtigung zugunsten der Industrie- und Handelskammer kommt etwa darin zum Ausdruck, da&#223; ihr sogar die Festlegung der Bewertungsma&#223;st&#228;be in der Pr&#252;fungsordnung &#252;bertragen ist (vgl. &#167; 41 Satz 2 BBiG).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vor diesem Hintergrund kann dem Hamburgischen Oberverwaltungsgericht (aa0) auch nicht darin gefolgt werden, da&#223; die Pr&#252;fungsaussch&#252;sse die einzigen im Pr&#252;fungswesen zu bildenden Institutionen seien. Denn die Industrie- und Handelskammer kann, soweit sie nicht dem Pr&#252;fungsausschu&#223; Funktionen zuweist, Aufgaben des Pr&#252;fungswesens auch durch ihren Hauptgesch&#228;ftsf&#252;hrer erf&#252;llen lassen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Erm&#228;chtigung hat der Berufsbildungsausschu&#223; der vom Beklagten vertretenen Industrie- und Handelskammer die "Pr&#252;fungsordnung f&#252;r die Durchf&#252;hrung von Abschlu&#223;pr&#252;fungen in anerkannten Ausbildungsberufen" (PrO) beschlossen. Diesem Ausschu&#223; obliegt es als mit umfassender Regelungskompetenz ausgestattetem Organ der Kammer</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 14. Mai 1986&#160;2 BO_ 19/84 -, BVerfGE 72, 278, 291 f; D&#252;ring/Wohlgemuth, aa0, S. 3 ff -</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">nach &#167; 58 Abs. 2 BBiG, die aufgrund des Berufsbildungsgesetzes von der Kammer zu erlassenden Rechtsvorschriften f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Berufsbildung zu beschlie&#223;en. Dazu z&#228;hlen auch die Pr&#252;fungsordnungen</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. Knopp/Kraegeloh, aa0, Erl. 2 zu &#167; 58.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die hier ma&#223;gebliche Vorschrift der Pr&#252;fungsordnung lautet - in Obereinstimmung mit der Musterpr&#252;fungsordnung des Bundesausschusses f&#252;r Berufsbildung,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#160; abgedruckt bei Knopp/Kraegeloh, aa0, Anh. III, Nr. 2, Anl. 1 a -</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#167; 14 Pr&#252;fungsaufgaben</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">(1) Der Pr&#252;fungsausschu&#223; beschlie&#223;t auf der Grundlage der Ausbildungsordnung die Pr&#252;fungsaufgaben.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">(2) Der Pr&#252;fungsausschu&#223; ist gehalten, &#252;berregional erstellte Pr&#252;fungsaufgaben zu &#252;bernehmen, soweit diese von Gremien erstellt oder ausgew&#228;hlt worden sind, die im Einvernehmen mit der beteiligten Stelle entsprechend &#167; 37 Abs. 2 BBiG zusammengesetzt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Danach kann nur in den F&#228;llen, in denen der Pr&#252;fungsausschu&#223; selbst die Pr&#252;fungsaufgaben formuliert und "beschlie&#223;t", dem Anliegen des Kl&#228;gers Rechnung getragen werden; denn die Beschlu&#223;fassung erfordert, wenn sie sinnvoll sein soll, die M&#246;glichkeit einer vorhergehenden umfassenden Besch&#228;ftigung des Ausschusses mit dem Pr&#252;fungsstoff. Die - im vorliegenden Falle allein streitige -Behandlung &#252;berregional erstellter oder ausgew&#228;hlter Pr&#252;fungsaufgaben ist dagegen ausdr&#252;cklich (nur) in &#167; 14 Abs. 2 PrO geregelt, der eine Beschlu&#223;fassung durch den Pr&#252;fungsausschu&#223; nicht vorsieht. Damit entf&#228;llt auch das daran ankn&#252;pfende, die Beschlu&#223;fassung vorbereitende Einsichtsrecht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die strikte Bindung des Pr&#252;fungsausschusses an &#252;berregional erstellte oder ausgew&#228;hlte Aufgaben kommt in den Formulierungen "ist gehalten" und "&#252;bernehmen" zum Ausdruck. Beide Wendungen verdeutlichen, da&#223; dem Pr&#252;fungsausschu&#223; kein eigener Spielraum f&#252;r die Entscheidung verbleibt, inwieweit die von der Pr&#252;fungsordnung intendierte Rechtsfolge, die Abnahme der Abschlu&#223;pr&#252;fung auf der Grundlage &#252;berregional erstellter Pr&#252;fungsaufgaben, eintreten soll. Das Wort "gehalten" bedeutet in diesem Zusammenhang dasselbe wie "verpflichtet",</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">&#160; ebenso Hurlebaus, aa0, S. 46; a.A. ("Soll-Vorschrift") Eule, Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 1982, 1, 4, und Walter/Hausmann, aa0, S. 41.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich um die Partizipialform des heute nur noch wenig gel&#228;ufigen T&#228;tigkeitswortes "halten" im Sinne von "zu etwas anhalten". Allgemein wird es in der Verbindung "zu etwas gehalten sein" gleichgesetzt mit den Formulierungen "auferlegt bekommen haben; verpflichtet, gebunden oder verbunden sein",</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. Duden, Das gro&#223;e W&#246;rterbuch der deutschen Sprache, Band 3, 1977; Grimm, Deutsches W&#246;rterbuch, Nachdr. 1984, Band 5, S. 2319.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Das Wort "&#252;bernehmen" verst&#228;rkt - gerade im Vergleich zu der in &#167; 14 Abs. 1 PrO verwandten Wendung "beschlie&#223;t" - die beabsichtigte Bindung des Pr&#252;fungsausschusses. Bei einer Verpflichtung zur &#220;bernahme von Pr&#252;fungsaufgaben bleibt kein Raum f&#252;r die Untersuchung, ob etwa ein atypischer Fall vorliegt, der abweichende Rechtsfolgen rechtfertigen k&#246;nnte. H&#228;tte der Berufsbildungsausschu&#223; mit &#167; 14 Abs. 2 PrO lediglich eine Richtlinie f&#252;r typische F&#228;lle geben wollen, von der "aus wichtigen Gr&#252;nden" zur Fehlerkorrektur oder zum Ausgleich regionaler Besonderheiten abgewichen werden d&#252;rfte, so h&#228;tte er auf Formulierungen wie "soll" oder "in der Regel" zur&#252;ckgreifen m&#252;ssen, die in der Rechtssprache seit jeher f&#252;r eine differenzierte Gebundenheit der Rechtsanwendung stehen,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. Wolff/Bachof, Verwaltungsrecht I, 9. Aufl. 1974, &#167; 31 II b.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen bedarf es zur Fehlerkorrektur keines Einsichtsrechts; denn der Pr&#252;fungsausschu&#223; kann von ihm f&#252;r fehlerhaft erachtete Aufgaben im Rahmen der allein ihm obliegenden Bewertung der Pr&#252;fungsleistungen ber&#252;cksichtigen und ausgleichen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Angesichts des eindeutigen Wortlauts des &#167; 14 Abs. 2 PrO k&#246;nnen Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl D&#252;ring/Wohlgemuth, aaO, S. 11: Beachtung regionaler Besonderheiten, Beseitigung m&#246;glicher Anfechtungsgr&#252;nde im Vorfeld der Pr&#252;fung; vgl. ferner Berufsbildungspolitischer Ausschu&#223; des DGB, Thesen zur Arbeit der Aufgabenerstellungsaussch&#252;sse, Gewerkschaftliche Bildungspolitik 1984, 44, </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">entsprechende Befugnisse des Pr&#252;fungsausschusses nicht begr&#252;nden,</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. BVerwG, aa&#252;, (DVB1. 1985, S. 58).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die von der Pr&#252;fungsordnung in &#252;bereinstimmuna mit dem Berufsbildungsgesetz versagte Kompetenz l&#228;&#223;t sich auch nicht aus sonstigen Rechtsvorschriften herleiten.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Es gibt insbesondere keinen allgemein anerkannten Grundsatz des Pr&#252;fungsrechts, nach dem ein Pr&#252;fungsausschu&#223; neben der Leistungsbewertung auch die Aufgabenerstellung durchf&#252;hren mu&#223;. Vielmehr ist das Pr&#252;fungswesen gepr&#228;gt durch eine Vielzahl nebeneinander bestehender Pr&#252;fungssysteme, die sowohl eine eingeschr&#228;nkte wie eine umfassende Mitwirkung des Pr&#252;fungsausschusses kennen. Im schriftlichen Pr&#252;fungsverfahren &#252;berwiegen jedoch die Fallgestaltungen, in denen die Erarbeitung der Pr&#252;fungsfragen und die Bewertung der L&#246;sung - wie hier - durch verschiedene Personen erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Auch der Grundsatz der Chancengleichheit im Pr&#252;fungswesen gebietet eine Einsichtnahme und eine Beschlu&#223;fassung durch den Pr&#252;fungsausschu&#223; nicht. Es dient vielmehr in besonderem Ma&#223;e der Chancengleichheit, wenn die Aufgaben und damit der Schwierigkeitsgrad der Pr&#252;fungsanforderungen f&#252;r alle Pr&#252;flinge m&#246;glichst gleich sind. Denn die Abschlu&#223;pr&#252;fung ist nach dem System des Berufsbildungsgesetzes &#252;berregional ausgestaltet. Nach &#167; 35 BBiG ist ihr die jeweilige Ausbildungsordnung zugrundezulegen. Diese wiederum wird nach &#167; 25 BBiG bundesweit erlassen. Dem liegt die Zielsetzung zugrunde, den Auszubildenden eine m&#246;glichst breite Berufsausbildung zu erm&#246;glichen und ihnen zur F&#246;rderung ihrer beruflichen Mobilit&#228;t eine Qualifikation unabh&#228;ngig von den Bed&#252;rfnissen des Einzelbetriebes zu vermitteln,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">&#160; vgl. Walter/Hausmann, aaO, S. 42.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Chancengleichheit der Pr&#252;flinge dient die Bindung des Pr&#252;fungsausschusses an &#252;ber&#246;rtlich gestellte Pr&#252;fungsaufgaben im &#252;brigen auch unter dem Gesichtspunkt der Geheimhaltung der Aufgaben vor der Pr&#252;fung. Es liegt - auch bei W&#252;rdigung der Verschwiegenheitspflicht der Ausschu&#223;mitglieder gem&#228;&#223; &#167; 6 PrO - auf der Hand, da&#223; der Pr&#252;fungsstoff bei der ausschlie&#223;lichen Befassung eines &#252;ber&#246;rtlichen Gremiums besser gegen eine vorzeitige Bekanntgabe gesch&#252;tzt werden kann, als dies bei der Einsichtnahme durch eine Vielzahl &#246;rtlicher Pr&#252;fungsaussch&#252;sse m&#246;glich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO, deren vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 Abs. 1 Satz 1 VwGO iVm &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711, &#167; 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Ein Grund f&#252;r die Zulassung der Revision liegt nicht vor (&#167; 132 Abs. 2, &#167; 137 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">&#160;</p>
315,202
ag-duren-1989-08-30-8-c-72488
{ "id": 652, "name": "Amtsgericht Düren", "slug": "ag-duren", "city": 412, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
8 C 724/88
1989-08-30T00:00:00
2019-03-13T14:49:13
2022-10-18T15:08:51
Urteil
ECLI:DE:AGDN:1989:0830.8C724.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 500,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind Mieter einer Wohnung der Kl&#228;gerin und mindern seit Juli 1988 die von ihnen zu zahlende Miete. Die Kl&#228;gerin h&#228;lt diese Minderung f&#252;r unberechtigt und begehrt von den Beklagten &#8211; nachdem sie die Klage teilweise zur&#252;ckgenommen hat &#8211; die Zahlung der r&#252;ckst&#228;ndigen Miete von unstreitig noch 731,95 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 731,95 DM nebst 4 % </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zinsen aus 264,45 DM seit dem 05.08.88 sowie aus 137,50 DM seit dem </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">11.01.89 und aus 330,00 DM seit dem 05.05.89 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie halten sich f&#252;r berechtigt, die Miete zu mindern, und behaupten, das die im Hause der Kl&#228;gerin wohnenden Mitmieter und Zeugen in ihrer Wohnung zwei Hunde hielten, die st&#228;ndig jaulten und bellten. Au&#223;erdem dringe aus der Wohnung der Mitmieter st&#228;ndig ruhest&#246;render L&#228;rm.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat &#252;ber das Vorbringen der Parteien Beweis erhoben durch Vernehmung von zahlreichen Zeugen. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschriften vom 31.05.1989 (Bl. 69-75 d. A.) sowie vom 23.08.1989 (Bl. 94-95 d. A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die auf &#167; 535 BGB gest&#252;tzte Zahlungsklage ist nicht begr&#252;ndet, denn die Beklagten sind zur geltend gemachten Mietzinsminderung berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht zur &#220;berzeugung des Gerichts fest, dass aus der Wohnung der Mitmieter sehr h&#228;ufig ruhest&#246;rendes Hundegebell dringt. Nahezu alle vernommenen Zeugen haben &#252;bereinstimmend bekundet, dass die Hunde der Mitmieter fast st&#228;ndig bellten, wenn jemand an der Wohnungst&#252;r vorbeigehe oder wenn der Fahrstuhl die Etage passiere. Durch diesen ruhest&#246;renden L&#228;rm werden die Beklagten im ungest&#246;rten Gebrauch ihrer Wohnung beeintr&#228;chtigt und sind deshalb berechtigt, entsprechend dieser Beeintr&#228;chtigung die Miete zu mindern. Das Gericht h&#228;lt die von den Beklagten vorgenommene Mietzinsminderung f&#252;r gerechtfertigt, so dass nach allem die Klage abzuweisen war.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 269 Abs. 3, 708 Ziff. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Streitwert:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">bis zur Verhandlung vom 11.01.89 877,67 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">seit der Verhandlung vom 11.01.89 &#8211; 27.06.89 401,95 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">seit dem 28.06.1989 731,95 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">X</p>
315,203
olgk-1989-08-25-2-wx-2189
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Wx 21/89
1989-08-25T00:00:00
2019-03-13T14:49:14
2022-10-18T15:08:51
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:0825.2WX21.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1. wird der Beschlu&#223; der 11. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 03.05.1989 (11 T 18/89) aufgehoben und die Sache zur erneuten Entscheidung an das Landgericht K&#246;ln zur&#252;ckverwiesen, das auch &#252;ber die Kosten der weiteren Beschwerde zu entscheiden hat.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. Die am 06.06.1988 verstorbene Erblasserin und ihr am 07.05.1982 vorverstorbener Ehemann hatten am 22.03.1967 und erg&#228;nzend am 18.01.1972 notarielle Erbvertr&#228;ge geschlossen, in denen sie sich gegenseitig zu alleinigen Erben einsetzten und bestimmten, da&#223; der Letztversterbende die drei gemeinschaftlichen Kinder, M., R. und I. zu gleichen Teilen zu seinen Erben einsetzt. Unter I. des Erbvertrages vom 18.01.1972 hei&#223;t es weiter: "Ersatzerben sind jeweils die leiblichen Abk&#246;mmlinge unserer Kinder..." </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter V. des Erbvertrages vom 22.03.1967 war geregelt: "Ist eines unserer Kinder mit diesem unserem letzten Willen nicht einverstanden und verlangt es beim Tode des Zuerstversterbenden den Pflichtteil, so erh&#228;lt es auch nach dem L&#228;ngstlebenden nur den Pflichtteil". </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter II. des Erbvertrages vom 18.01.1972 ist bestimmt, dass die Auseinandersetzung &#252;ber das Hausgrundst&#252;ck U.Stra&#223;e 10 in H.-B. f&#252;r die Dauer von 30 Jahren nach dem Tode des Zuletzverstorbenden ausgeschlossen sein soll, falls nicht alle Erben &#252;ber den Verkauf einig sind. Unter Ziffer III. ist weiter </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">geregelt, das die Wohnungen in diesem Haus zur orts&#252;blichen Miete vermietet werden sollen und jedes Jahr der &#220;berschuss an die Kinder zu gleichen Teilen ausgezahlt werden soll, wobei auch ein im Hause lebendes Kind die orts&#252;bliche Miete zu zahlen hat. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Sohn M. der Erblasserin, der Vater des Beteiligten zu 2., schloss am 20.01.1987 mit der Erblasserin einen notariellen Erbverzichtsvertrag, in dem es hei&#223;t: "Frau F.M. zahlt an ihren Sohn, Herrn M. M., unmittelbar nach Beurkundung einen Betrag in H&#246;he von 50.000,00 DM. Herr M. M. erkl&#228;rt hierauf, dass er nunmehr seiner Mutter gegen&#252;ber nach Erhalt des vorgenannten Betrages auf sein gesetzliches Erb- und Pflichtteilsrecht verzichtet. Er erkl&#228;rt sich seiner Mutter gegen&#252;ber dieserhalb nach Zahlung des oben angef&#252;hrten Betrages als endg&#252;ltig abgefunden f&#252;r sich und seine Abk&#246;mmlinge. Frau F.M. nimmt diese Erkl&#228;rung hiermit an." </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">M. M. verstarb am 07.04.1987. Als Erbe setzte er seine zweite Ehefrau ein. Sein einziges Kind (Sohn aus erster Ehe) ist der Beteiligte zu 2..</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1. hat die Erteilung eines Erbscheins nach der Erblasserin mit dem Inhalt, dass sie und die Beteiligte zu 1. zu je 1/2 Anteil Erbinnen sind, beantragt. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch Beschlu&#223; vom 15.11.1988 den Erbscheinsantrag der Beteiligten zu 1. zur&#252;ckgewiesen, da der Beteiligte zu 2. Ersatzerbe kraft ausdr&#252;cklicher Bestimmung sei, woran der Erbverzichts seines Vaters nichts ge&#228;ndert habe. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Einer nachtr&#228;glichen Einschr&#228;nkung durch den Notarvertrag vom 20.01.1987 stehe die Bindung der Erblasserin an das gemeinschaftliche Testament entgegen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die gegen diese Entscheidung gerichtete Beschwerde hat das Landgericht zur&#252;ckgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Der Sohn M. der Erblasserin habe durch den Erbverzichtsvertrag nicht nur auf sein Erb- und Pflichtteilsrecht, sondern auch auf die erbvertragliche Zuwendung verzichtet. Die Wirkung eines Verzichts auf ein vertragliches Erbrecht gem. &#167; 2352 BGB erstreckten sich aber nicht auf die Abk&#246;mmlinge, da &#167; 2352 BGB nicht auf &#167; 2349 BGB verweise, weil lediglich der Verzicht auf das gesetzliche Erbrecht auch die Abk&#246;mmlinge erfasse. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es handele sich um eine ausdr&#252;ckliche Ersatzerbenbestellung und nicht nur um eine Ersatzerbenberufung aufgrund der gesetzlichen Vermutung des &#167; 2069 BGB. Aus dem Erbvertrag gehe auch nicht hervor, da&#223; die Ersatzberufung bei einem Erbverzicht gegen Abfindung nicht gelten solle. Schlie&#223;lich k&#246;nne der Erbverzichtsvertrag nicht in eine Verf&#252;gung von Todes wegen der Erblasserin umgedeutet werden, da dies der Verbindlichkeit des Erbvertrages f&#252;r den &#252;berlebenden Teil widerspreche (&#167;&#167; 2290 Abs. 1 Satz 2, 2289 Abs. 1 Satz 2 BGB). </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1. Das Landgericht habe nicht erkannt, da&#223; eine erg&#228;nzende Erbvertragsauslegung geboten sei. Die Erbvertr&#228;ge enthielten keine Regelung f&#252;r den Fall, da&#223; eines der Kinder nicht durch Tod, sondern durch Erbverzicht nach Abfindung aus dem Erbenkreis ausscheide. Es sei jedoch der Wille der Erbvertragschlie&#223;enden gewesen, da&#223; kein Kind und kein Stamm mehr als 1/3 des Erbes erhalten solle. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht habe das Landgericht auch eine Umdeutung des Erbverzichtsvertrages in eine wirksame letztwillige Verf&#252;gung der Erblasserin verneint, denn f&#252;r den Fall des Erbverzichts nach Abfindung sei die Ersatzerbeneinsetzung nicht als wechselbez&#252;gliche Verf&#252;gung anzusehen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">II. Die an keine Frist gebundene weitere Beschwerde ist statthaft (&#167; 27 FGG) und formgerecht eingelegt ( 29 Abs. 1 FGG). Die Beschwerdeberechtigung der Beteiligten zu 1. folgt aus &#167; 29 Abs. 4, 20 FGG. Das sonach zul&#228;ssige Rechtsmittel f&#252;hrt in der Sache zur Aufhebung und Zur&#252;ckverweisung an das Landgericht, da die angefochtene Entscheidung auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167;&#167; 27 FGG, 550 ZPO). </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ob der Beteiligten zu 1. zusammen mit ihrer Schwester, der Beteiligten zu 3. ein Erbschein zu je 1/2 Anteil zu erteilen ist, h&#228;ngt von weiteren tats&#228;chlichen Feststellungen ab. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Erbverzichtsvertrag vom 20.01.1987 so ausgelegt, da&#223; der Vater des Beteiligten zu 2. nicht nur auf sein gesetzliches Erb- und Pflichtteilsrecht, sondern auch auf die erbvertragliche Zuwendung verzichtet hat. An diese Auslegung des Tatrichters ist das Rechtsbeschwerdegericht gebunden, denn Fehler dieser Auslegung sind nicht erkennbar (vgl. BayObLG Z 1958, 248 (250); Keidel/Kuntze/Winkler, FGG, 12. Aufl., &#167; 27 Rn. 48 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ob der Verzicht auf die erbvertragliche Zuwendung auch zu Lasten des Beteiligten zu 2. als Ersatzerben wirkt, ist dagegen eine Rechtsfrage, die das Rechtsbeschwerdegericht in vollem Umfang zu &#252;berpr&#252;fen hat. Das Landgericht hat sich insoweit mit Recht auf den Standpunkt gestellt, da&#223; sich die Wirkungen eines Verzichts auf ein vertragliches Erbrecht auch dann nicht auf die Ersatzerben des Verzichtenden erstrecken, wenn diese Abk&#246;mmlinge des Verzichtenden sind. In &#167; 2352 BGB, in dem der Verzicht auf erbvertragliche Zuwendungen geregelt ist, sind nur die Vorschriften der &#167;&#167; 2347, 2348 BGB f&#252;r entsprechend anwendbar erkl&#228;rt worden, nicht </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">aber die Vorschrift des &#167; 2349 BGB, die beim Verzicht auf das gesetzliche Erbrecht die Verzichtswirkungen auch auf den Abk&#246;mmling erstreckt. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wie das Landgericht folgt der Senat der &#220;berwiegenden Auffassung, da&#223; der Gesetzgeber damit die entsprechende Anwendung des &#167; 2349 BGB auf die F&#228;lle des Verzichts auf erbvertragliche Zuwendungen absichtlich ausgeschlossen hat (BGR Beschlu&#223; vom 08.11.1965 III ZB9/65 nach M&#252;nchener Kommentar/Strobel, 2.&#160;Aufl.,(1989) &#167; 2352 Randnr. 14 Fu&#223;note 31; BayObLG Rechtspfleger 1984,65 und Rechtspfleger 1988, 97; OLG Hamm, OLGZ 1982, 1272 (1279);<i> </i>OLG D&#252;sseldorf DNotZ 1974, 367 ff. ; Palandt/Kommentar Edenhofer , 48. Auflage, &#167; 2352 Anm. 2; M&#252;nchener Kommentar/Strobel, 2. Aufl., (1989) &#167; 2352 Randnr. 14; Staudinger/Fered/Eistar, &#167; 2352, Randnr. 26; Baumg&#228;rtel DNotZ 1959, 63 (66); Jackschath MittRhNotK 1977, 117 (121).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht h&#228;tte bei dieser Sachlage aber pr&#252;fen m&#252;ssen, ob die Erbvertr&#228;ge so auszulegen sind, dass sich die Ersatzerbeberufung des Beteiligten zu 2. als Abk&#246;mmling des Sohnes M. auf alle F&#228;lle des Wegfalls des Sohnes als Erben erstreckt oder ob die Vertragsauslegung ergibt, da&#223; die Ersatzerbenbestellung nicht f&#252;r die F&#228;lle des Erbverzichts gegen volle Abfindung eines Erbberechtigten gewollt war. Das Landgericht hat dazu die Auffassung vertreten, es bestehe keine M&#246;glichkeit, den Erbvertrag so auszulegen, da&#223; die Ersatzberufung bei einem Erbverzicht gegen Abfindung nicht gelten sollte. In der Verneinung der Auslegungsf&#228;higkeit und Unterlassung einer gebotenen Auslegung einer Erkl&#228;rung liegt ein vom Rechtbeschwerdegericht &#252;berpr&#252;fbarer Auslegefehler (vgl. BGHZ 32, 60 (63); BayObLGZ 1982, 474 (477); Hamm OLGZ 1984, 323; Keidel/Kuntze/Winkler, a.a.O., &#167; 27 Rn. 48), und das Rechtsbeschwerdegericht kann dann die von der Vorinstanz unterlassene Auslegung selbst nachholen (vgl. Schneider MDR 1981, 885 m.w.N.; Keidel/Kuntze/Winkler, O., &#167; 27 Rn. 59).<i> </i>Der Senat vermag nicht der Auffassung des Landgericht zu folgen, nur bei einer ausdr&#252;cklichen gegenteiligen Bestimmung im Erbvertrag k&#246;nne davon ausgegangen werden, da&#223; bei einem Erbverzicht gegen volle Abfindung die Ersatzberufung nicht gelten solle. Die Entscheidungen des OLG Stuttgart (NJW 1958, 347, 348) und des OLG D&#252;sseldorf (DNotZ 1974, 367, 370), auf die das Landgericht sich beruft, haben eine ausdr&#252;ckliche gegenteilige Bestimmung im Erbvertrag nur f&#252;r F&#228;lle gefordert, in denen sich aus dem Wortlaut ergab, da&#223; bei Wegfall der berufenen Erben "aus irgendeinem Grunde" dessen Abk&#246;mmlinge Ersatzerben werden sollten. Es kann dahinstehen, ob bei diesen Fallgestaltungen von dem allgemeinen Grundsatz, dass letztwillige Verf&#252;gungen auch &#252;ber ihren Wortlaut hinaus unter Ber&#252;cksichtigung aller zug&#228;nglichen Umst&#228;nde auch au&#223;erhalb der Urkunde, die zur Aufdeckung des Erblasserwillens dienlich sind, ausgelegt werden m&#252;ssen (BGHZ 94, 36 (38); OLG Zweibr&#252;cken Rechtspfleger 1986, 479) und dass auch eine erg&#228;nzende Auslegung stattfinden kann, eine Ausnahme zu machen ist. Im Streitfall ergibt sich aus dem Wortlaut des Erbvertrages nicht, da&#223; die Eltern den Willen hatten, die leiblichen Abk&#246;mmlinge ihrer Kinder f&#252;r alle denkbaren F&#228;lle als Ersatzerben einzusetzen. Daraus folgt, da&#223; im Wege der Auslegung und gegebenenfalls erg&#228;nzenden Auslegung zu ermitteln ist, ob es dem Willen der Erbvertragsschlie&#223;enden entsprach, auch nach voller Abfindung eines Kindes dessen Abk&#246;mmlinge Ersatzerben werden zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Auslegung der Erbvertr&#228;ge ergibt, da&#223; die Eltern den Willen hatten, alle drei Kinder strikt gleichzubehandeln. Die Kinder sind ausdr&#252;cklich "zu gleichen Teilen" zu Erben berufen worden. Dar&#252;ber hinaus ist die Auseinandersetzung f&#252;r das Hausgrundst&#252;ck, das das wesentliche Verm&#246;gen der Erblasser darstellte, auf die Dauer von 30 Jahren ausgeschlossen worden und es ist ausdr&#252;cklich geregelt worden, da&#223; jedes Jahr der &#220;berschuss der Ertr&#228;ge aus der Vermietung des Hauses an die Kinder "zu gleichen Teilen" ausgezahlt werden sollte, wobei auch ein Haus wohnendes Kind die orts&#252;bliche Miete zu zahlen hatte. Es entsprach also dem Willen der Eltern, eine Beg&#252;nstigung eines der drei Kinder noch nicht einmal in der Form zuzulassen, da&#223; es kostenfrei oder zu einem besonders g&#252;nstigem Mietzins im Haus sollte wohnen k&#246;nnen. Schon daraus ergibt sich, da&#223; die Vertragsschlie&#223;enden nicht daran gedacht haben, einer der drei St&#228;mme k&#246;nne &#252;ber diese Beteiligung hinaus eine volle Abfindung eines Erbteils beanspruchen . Ferner ergibt sich aus Ziffer V. des Erbvertrages vom 22.03.1907, da&#223; es der Wille der Eltern<i> </i>war, ein Kind, das beim Tode des Erstversterbenden den Pflichtteil verlangte, auch nach dem Letztversterbenden auf den Pflichtteil zu setzen. Daraus ergibt sich, da&#223; ein vorzeitiges Auszahlungsverlangen eines Abk&#246;mmlings dazu f&#252;hren sollte, da&#223; es aus dem Kreis der Erben ausschied und auf den Pflichtteil beschr&#228;nkt wurde. Auch diese Regelung zeigt, da&#223; es nicht dem Willen der Erblasser entsprach, einem Stamm sowohl einen vorzeitigen Ausgleich als auch das Erbteil zukommen zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Da die Eltern somit im Zeitpunkt der Errichtung der Erbvertr&#228;ge nicht vorausgesehen haben, da&#223; es zu einem Erbverzicht ihres Kindes gegen volle Abfindung kommen k&#246;nnte , mu&#223; diese L&#252;cke im Erbvertrag durch erg&#228;nzende Auslegung geschlossen werden. Wie schon ausgef&#252;hrt, entsprach es ihrer Willensrichtung im Zeitpunkt der Erbvertragserrichtung, alle drei St&#228;mme gleichm&#228;&#223;ig zu bedenken. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Zielsetzung f&#252;hrt die erg&#228;nzende Auslegung zum Ergebnis, da&#223; die Ersatzerbenberufung nach einem gegen volle Abfindung ausgeschiedenen Erben nicht gewollt war, da&#223; aber anderseits die Benachteiligung eines Stammes durch Verzicht ohne oder gegen unzureichende Abfindung ebenfalls nicht dem Willen der Erbvertragsschlie&#223;enden entsprach. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Diese Auslegung des Erbvertrags entspricht der Nichtanwendung der Auslegungsregel des &#167; 2069 BGB f&#252;r die F&#228;lle, in denen der Verzichtende vollst&#228;ndig abgefunden worden ist. Nach der Rechtsprechung spricht in diesen F&#228;llen eine tats&#228;chliche Vermutung daf&#252;r, da&#223; der Erblasser die Abk&#246;mmlinge des Verzichtenden nicht zu Ersatzerben berufen wollte, da davon ausgegangen werden kann, da&#223; ein Erblasser den gleichen Stamm nicht doppelt bedenken will (vgl. BGH NJW 1974, 43, 44; OLG Hamm OLGZ 982, 272 (278(; MK-Leipold, 2. Aufl. (1989), &#167; 2069 Rn. 11). Entgegen der Auffassung des Landgerichts kann daher nicht dahinstehen, ob eine vollst&#228;ndige Abfindung des Verzichtenden erfolgt ist, sondern es mu&#223; aufgekl&#228;rt werden, ob mit der Zahlung des Betrages von 50000,00 DM eine Leistung erbracht worden ist, die im wesentlichen dem Wert des Erbteils des Verzichtenden entsprach. Davon wird ausgegangen werden k&#246;nnen, wenn der wirkliche Wert des Erbteils im Zeitpunkt des Verzichtsvertrages mit der Gegenleistung um nicht mehr als 10 % unterschritten wird. Aus der erbvertraglichen Bindung der &#220;berlebenden Erblasserin ergab sich n&#228;mlich, da&#223; sie nicht einseitig durch eine Verf&#252;gung von Todes wegen die Ersatzerbeneinsetzung des Beteiligten zu 2. &#228;ndern konnte. Das Landgericht hat insoweit mit Recht eine Umdeutung des Verzichtsvertrags in einer Verf&#252;gung von Todes wegen abgelehnt. Bei einem Erbvertrag kann es nicht allein vom Willen des &#220;berlebenden abh&#228;ngen, ob die von beiden Ehegatten geschaffene Erbanwartschaft des Ersatzerben wieder beseitigt wird, denn dies w&#252;rde der Verbindlichkeit des Erbvertrages f&#252;r den &#220;berlebenden widersprechen (&#167;&#167; 2090 Abs. 1 Satz 2, 2289 Abs. 1 Satz 2 BGB). Entgegen der Auffassung der weiteren Beschwerde wird diese wechselseitige Verf&#252;gung nicht dadurch zu einer einseitigen Verf&#252;gung, da&#223; ein Kind gegen volle Abfindung aus dem Kreis der Erben ausscheidet. Wie schon ausgef&#252;hrt, ist der gemeinsame Wille der Erbvertragschlie&#223;enden f&#252;r diesen Fall im Wege der erg&#228;nzenden Vertragsauslegung mit der Folge zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; f&#252;r diesen Fall eine Ersatzerbenberufung von beiden Vertragsschlie&#223;enden nicht gewollt war. Bei dieser Sachlage ist es weder erforderlich noch gerechtfertigt, die Rechtsnatur der wechselbez&#252;glichen Verf&#252;gung wegen der sp&#228;ter eingetretenen nicht vorhergesehenen Ereignisse nachtr&#228;glich anders zu beurteilen. Im &#252;brigen ist der Senat insoweit an die Auslegung des Testaments, die auch f&#252;r die Wechselbez&#252;glichkeit gilt (vgl. BayObLG; FamRZ 1985, 1287 (1289); FamRZ<i> </i>1988,879) gebunden, denn insoweit ist ein Auslegungsfehler des Landgericht nicht erkennbar. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Fall, da&#223; die weitere Tatsachenfeststellung ergibt, da&#223; die f&#252;r den Erbverzicht gezahlte Abfindung wesentlich unter dem Wert des Erbteils lag, ist somit der Beteiligte zu 2. Ersatzerbe geworden. Dem kann nicht entgegengehalten werden, da&#223; dieses Verst&#228;ndnis nicht dem Willen der Erbvertragschlie&#223;enden entspreche, weil einem der drei Kinder (St&#228;mme) an ein um 50000,00 DM zu hoher Erbteil zufiele, denn insoweit ist an eine Ausgleichungspflicht gern. &#167;&#167; 2050, 2052 BGB zu denken. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten der weiteren Beschwerde war dem Landgericht zu &#252;bertragen, da die Kostenverteilung vom Ergebnis der Entscheidung nach den weiteren Tatsachenfeststellungen abh&#228;ngt. </p>
315,204
olgk-1989-08-21-10-uf-10989
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 109/89
1989-08-21T00:00:00
2019-03-13T14:49:16
2022-10-18T15:08:51
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:0821.10UF109.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p></p> <p>Das Verfahren wird zur Feriensache erkl&#228;rt.</p> <p></p> <p>2.</p> <p></p> <p>Auf die Beschwerde der Beteiligten zu 1) wird - unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels - der Beschlu&#223; des Amtsgerichts -Familiengericht- Aachen vom 21. April 1989 (22 F 346/79) teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Beschlu&#223; (Schlu&#223;entscheid) des Amtsgerichts -Familiengericht-Aachen vom 6. Januar 1984 (22 F 346/79) wird mit Wirkung vom 1. Juli 1988 dahin ge&#228;ndert, da&#223;</p> <p>a) f&#252;r den Beteiligten zu 2) auf dessen Rentenkonto Nr. 13 o6oxxx K 155 bei der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz in D&#252;sseldorf statt der begr&#252;ndeten gesetzlichen Rentenanwartschaften von monatlich 79,35 DM zu Lasten des Rentenkontos der Beteiligten zu 1) Nr. 13 27oxxx S. 533 bei der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz in D&#252;sseldorf gesetzliche Rentenanwartschaften in H&#246;he von 77,45 DM, bezogen auf den 31.10.1979, &#252;bertragen werden und</p> <p></p> <p>b) &#252;ber die bereits begr&#252;ndeten gesetzlichen Rentenanwartschaften von monatlich 13,26 DM hinaus f&#252;r den Beteiligten zu 2) auf dessen Ren&#173;tenkonto Nr. 13 o6oxxx K 155 bei der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz in D&#252;sseldorf weitere Rentenanwartschaften in H&#246;he von monatlich 201,10 DM, bezogen auf den 31.1o.1979, zu Lasten der Versorgung der Beteiligten zu 1) bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der L&#228;nder in Karlsruhe (Vers.Nr. L-Nr. 1 186 xxx/VL xxx) begr&#252;ndet werden.</p> <p></p> <p>3.</p> <p></p> <p>Hinsichtlich des erstinstanzlichen Verfahrens verbleibt es bei der Kostenentscheidung des Amtsgerichts. Die im Beschwerdeverfahren ent&#173;standenen Kosten werden der Beteiligten zu 1) zu 9/10 und dem Beteilig&#173;ten zu 2) zu 1/10 auferlegt.</p> <p></p> <p>4.</p> <p></p> <p>Beschwerdewert: 2.390,40 DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Senat erkl&#228;rt das Beschwerdeverfahren gem&#228;&#223; &#167; 2oo Abs. 4 GVG auf Antrag der Beteiligten zu 1) (dem die Beteiligte zu 4) zugestimmt hat) zur Feriensache; da bei den Beteiligten zu 1) und 2) der Versorgungs&#173;fall bereits eingetreten ist, wirkt sich die Entscheidung unmittelbar auf ihr laufendes Einkommen aus und ist deshalb als ebenso beschleuni&#173;gungsbed&#252;rftig anzusehen wie die in &#167; 2oo Abs. 1 Nr. 5a GVG aufgef&#252;hr&#173;ten Unterhaltssachen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die formell unbedenkliche Beschwerde hat in der Sache nur in geringem Umfang Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die in &#167; l0 a Abs. 2 VAHRG aufgestellten Voraussetzungen f&#252;r eine Ab&#173;&#228;nderung der Erstentscheidung des Familiengerichts sind gegeben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat in dem angefochtenen Beschlu&#223; zutreffend berechnet, da&#223; zugunsten des Beteiligten zu 2) in der gesetzlichen Rentenversiche&#173;rung Rentenanwartschaften von 2ol,lo DM zu begr&#252;nden sind, statt - wie in der Erstentscheidung ausgesprochen - nur 13,26 DM. Auch unter Ber&#252;ck&#173;sichtigung des Umstandes, da&#223; gleichzeitig beim Splitting gem&#228;&#223; &#167; 1587 b Abs. 1 BGB eine Erm&#228;&#223;igung des Ausgleichsbetrages um 1,90 DM vorzunehmen ist, &#252;berschreiten die &#196;nderungen insgesamt die in &#167; l0 a Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 und Satz 2 VAHRG aufgestellte Wesentlichkeitsgrenze ganz erheblich. Diese Ab&#228;nderung erf&#252;llt auch den Tatbestand des &#167; l0 a Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VAHRG, denn sie wirkt sich zugunsten des Beteiligten zu 2) aus.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerde, die eine solche Beg&#252;nstigung verneinen will mit dem Hin&#173;weis, der Beklagte zu 2) k&#246;nne eine Verbesserung seiner Versorgungs&#173;situation auch im Wege des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs er&#173;reichen, kann nicht gefolgt werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die von der Beteiligten zu 4) beantragte &#196;nderung wirkt - wie unter c) noch n&#228;her dargelegt wird - auf den 1. Juli 1988 zur&#252;ck. Ein vom Beteiligten zu 2) noch einzuleitendes Verfahren auf schuldrechtlichen Ausgleich k&#246;nnte jedoch im Hinblick auf die Regelung in &#167; 1587 k in Verbindung mit &#167; 1585 b Abs. 2 BGB erst f&#252;r die Zeit ab Rechtsh&#228;ngig&#173;keit zu einer Ausgleichsrente gem&#228;&#223; &#167; 1587 g BGB f&#252;hren, so da&#223; die Durchf&#252;hrung des Ab&#228;nderungsverfahrens gem&#228;&#223; &#167; lo a VAHRG sich offenkundig zu seinen Gunsten auswirkt. Die Verweisung des Beteiligten zu 2) auf den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich begegnet zudem grund&#173;s&#228;tzlichen Bedenken. Der schuldrechtliche Versorgungsausgleich k&#228;me vorliegend in Betracht gem&#228;&#223; &#167; 1587 f Nr. 4 BGB, weil bei Erla&#223; der Erstentscheidung die Anwartschaft der Beteiligten zu 1) bei der Be&#173;teiligten zu 4) auf Versorgungsrente noch nicht unverfallbar war. Er verbietet sich jedoch wegen des zwingenden Rangverh&#228;ltnisses zwischen &#246;ffentlich-rechtlichem und schuldrechtlichem Versorgungsausgleich. Der schuldrechtliche Versorgungsausgleich ist subsidi&#228;r und scheidet immer dann aus, wenn und soweit ein Anrecht &#246;ffentlich-rechtlich ausgeglichen werden kann (vgl. z.B. Maier in M&#252;nchener Kommentar, 2.Aufl., &#167; 1587 f Rdn. 5; Maier/Michaelis, Versorgungsausgleich in der Rentenversicherung, 3. Aufl., &#167; 1587 f Anm. 2.1.4). Zu den &#246;ffentlich-rechtlichen Ausgleichs&#173;m&#246;glichkeiten z&#228;hlt aber auch das Ab&#228;nderungsverfahren gem&#228;&#223; &#167; l0 a VAHRG, so da&#223; der schuldrechtliche Versorgungsausgleich gem&#228;&#223; &#167; 1587 f Nr. 4 BGB dann nicht in Betracht kommt, wenn der &#246;ffentlich-rechtliche Ausgleich m&#246;glich ist (&#228;hnlich Soergel/Vorwerk, BGB, 12. Aufl., &#167; 1587 Rdnr. 5).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die von der Beschwerde vertretene Auffassung w&#252;rde dieses Rangverh&#228;lt&#173;nis zwischen &#246;ffentliche-rechtlichem und schuldrechtlichem Versorgungs&#173;ausgleich auf den Kopf stellen und widerspricht zudem den Intentionen des Gesetzes &#252;ber weitere Ma&#223;nahmen auf dem Gebiet des Versorgungsaus&#173;gleichs, dessen erkl&#228;rtes Ziel es u.a. ist, den Anwendungsbereich des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs zugunsten des &#246;ffentlich-rechtlichen Ausgleichs weiter einzuschr&#228;nken (vgl. BT-Drucksache l0/5447 S. 1,8 und BT-Drucksache l0/6369 S. 2, 17). Damit wollte der Gesetzgebereden verfassungsrechtlichen Bedenken Sorge tragen, die sich daraus ergeben, da&#223; "der schuldrechtliche Versorgungsausgleich die erw&#252;nschte eigenst&#228;n.- dige Sicherung des wirtschaftlich schw&#228;cheren Ehegatten verfehlt" (so BVerfG NJW 1986, 1321, 1322).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; sich die Durchf&#252;hrung des Ab&#228;nderungsverfahrens m&#246;g&#173;licherweise, n&#228;mlich im Falle des Vorversterbens der Beteiligten zu 1), f&#252;r die Beteiligte zu 4) g&#252;nstig auswirkt, spricht nicht gegen die Durchf&#252;hrung des Ab&#228;nderungsverfahrens. Den Versorgungstr&#228;gern ist ein eigenes Antragsrecht durch &#167; l0 a Abs. 4 VAHRG vielmehr gerade im Hin&#173;blick darauf zugebilligt worden, da&#223; eine Ab&#228;nderung auch ihren wirt&#173;schaftlichen Interessen entgegenkommen kann.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist des weiteren der Auffassung, die von der Beteilig&#173;ten zu 1) in der Ehezeit bei der Beteiligten zu 4) erworbene Anwart&#173;schaft auf Versorgungsrente k&#246;nne gem&#228;&#223; &#167; l0 a Abs. 3 VAHRG nur mit einem Anteil von 70 % in den Ausgleich einbezogen werden, weil die Ehe&#173;gatten w&#228;hrend der Ehezeit im Sinne des &#167; 1587 Abs. 2 BGB zeitweise ge&#173;trennt gelebt haben. Dem kann nicht beigetreten werden. Dabei kann es dahinstehen, ob in tats&#228;chlicher Hinsicht die Voraussetzungen gegeben sind, die nach der Rechtsprechung des BGH (vgl. z.B. NJW 1985, 1283, 1284) eine Herabsetzung oder einen Ausschlu&#223; des Versorgungsausgleichs gem&#228;&#223; &#167; 1587 c BGB zu rechtfertigen verm&#246;gen. Mit diesem Vorbringen kann die Beteiligte zu 1) im vorliegenden Verfahren aus Rechtsgr&#252;nden nicht geh&#246;rt werden. Gem&#228;&#223; &#167; l0 a Abs. 1 VAHRG &#228;ndert das Familiengericht die fr&#252;her zum Versorgungsausgleich getroffene Entscheidung nur "entsprechend" ab. Zur Bedeutung dieser Formulierung ist im Bericht des Rechtsausschus&#173;ses des Deutschen Bundestages vom 6.11.1986 (BT-Drucksache l0/6369 S.21) ausgef&#252;hrt: "Die 'entsprechende' Ab&#228;nderung enth&#228;lt zugleich aber auch eine Beschr&#228;nkung: Umst&#228;nde im Sinne des &#167; 1587 c BGB oder des Art. 12</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nr. 3 Abs. 3 Satz 3 und 4 1. EheRG, also z.B. Unterhaltspflichtverletzun&#173;gen w&#228;hrend der Ehe oder lange Trennungszeiten, die zu einem Ausschlu&#223; oder einer Herabsetzung des Versorgungsausgleichs gef&#252;hrt haben, unterliegen keiner erneuten Pr&#252;fung. Die Entscheidung wird vielmehr unter Beibehaltung der fr&#252;heren Herabsetzungsquote nur entsprechend deM ver&#228;nderten Wertunterschied abge&#228;ndert. Denn es besteht kein Anla&#223;, die Rechtskraft der fr&#252;heren Entscheidung auch insoweit zu durchbre&#173;chen und den alten Verfahrensstoff mit den dann bestehenden erhebli&#173;chen Beweisschwierigkeiten wieder aufzurollen. Soweit Billigkeitser&#173;w&#228;gungen anzustellen sind, geschieht dies nur noch in den von Absatz 3 gezogenen Grenzen." Zur Billigkeitskontrolle nach der zuletzt genann&#173;ten Bestimmung hei&#223;t es a.a.O. S. 22: "Gegenstand der Pr&#252;fung ist 'insbesondere der Versorgungserwerb nach der Ehe. Dadurch wird ein Wiederaufleben alten Streits um die Anwendung des &#167; 1587 c Nr. 1 BGB vermieden und die Billigkeitsabw&#228;gung auf die nacheheliche Entwicklung der Versorgungssituation der Ehegatten konzentriert'" (vgl. hierzu auch Hahne FamRZ 1987, 217, 222; D&#246;rr NJW 1988, 97,99; Meyer a.a.O. l0 a VAHRG Rdnr. 53).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt zwingend, da&#223; dann, wenn im Erstverfahren eine K&#252;rzung des Ausgleichsbetrages gem&#228;&#223; &#167; 1587 c BGB nicht erfolgt ist, weil da&#173;mals bereits vorhandene Billigkeitsgr&#252;nde vom Ausgleichsverpflichteten nicht geltend gemacht (zur Darlegungslast vgl. BGH NJW 1988, 1839) oder vom Familiengericht nicht f&#252;r durchgreifend erachtet worden sind, auch im Ab&#228;nderungsverfahren eine K&#252;rzung auf diese Umst&#228;nde nicht mehr gest&#252;tzt werden kann. Denn mit der Rechtskraft der Erstentscheidung steht verbindlich fest, da&#223; eine K&#252;rzung aufgrund der seinerzeit ob&#173;jektiv gegebenen Umst&#228;nde nicht zu erfolgen hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde, die nach Erla&#223; der Erstentscheidung eingetreten und zu einer Billigkeitsabw&#228;gung gem&#228;&#223; &#167; l0 a Abs. 3 VAHRG Anla&#223; geben k&#246;nnten, hat die Beteiligte zu 1) nicht geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat insoweit Erfolg, als sie sich dagegen wendet; da&#223; das Amtsgericht die Wirkung der Ab&#228;nderung gem&#228;&#223; &#167; lo a Abs. 7 Satz 1 VAHRG auf den 1. Mai 1988 zur&#252;ckbezogen hat. Zwar hatte die Beteiligte zu 4) am 22.4.1988 beim Amtsgericht einen Ab&#228;nderungsantrag eingereicht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auf eine R&#252;ckfrage des Familienrichters vom 19.5.1988 hat die Be&#173;teiligte zu 4) dann jedoch am 29.6.1988 einen neuen Ab&#228;nderungs&#173;antrag eingereicht und mitgeteilt: "Unser Schreiben vom 18. April 1988 ist als gegenstandslos zu betrachten". Der fr&#252;here Antrag ver&#173;lor mit dieser Erkl&#228;rung seine Rechtswirksamkeit und kommt deshalb als Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r eine R&#252;ckwirkung gem&#228;&#223; &#167; l0 a Abs. 7 VAHRG nicht mehr in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Neufassung des Tenors des angefochtenen Beschlusses ist im &#252;bri&#173;gen erfolgt, um Mi&#223;verst&#228;ndnissen vorzubeugen. Denn auch die Ab&#228;nde&#173;rungsentscheidung nimmt auf das Ende der Ehezeit Bezug, so da&#223; dann, wenn bisher im Tenor einer Versorgungsausgleichsentscheidung bei der &#220;bertragung oder Begr&#252;ndung von Rentenanwartschaften auf ein bestimmtes Ehezeitende Bezug genommen worden ist, dies auch f&#252;r die Ab&#228;nderungs&#173;entscheidung gilt (D&#246;rr a.a.O. S. 98), was mit der vom Senat. gew&#228;hlten Tenorierung klargestellt wird (vgl. im &#252;brigen auch die Tenorierungs&#173;beispiele BT-Drucksache l0/5447 S. 18 und Johannsen/Henrich/Hahne, Eherecht, &#167; lo a VAHRG Rdn. 62).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a Abs. 1 FGG, die Wertfest&#173;setzung auf &#167; 99 i.V.m. &#167; 30 KostO.</p>
315,205
ovgnrw-1989-08-18-15-a-147387
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 1473/87
1989-08-18T00:00:00
2019-03-13T14:49:18
2022-10-18T15:08:51
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0818.15A1473.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Mitglied des Rates der beklagten Stadt. F&#252;r dessen Sitzung am 10. Dezember 1986 war eine Fragestunde f&#252;r Einwohner angesetzt. Der Kl&#228;ger reichte hierzu beim Oberb&#252;rgermeister mit Schreiben vom 1. Dezember 1986 eine Frage an das Ratsmitglied xxx ein, die dessen Verhalten anl&#228;&#223;lich des Abschlusses eines Vertrages zwischen der Beklagten und einem Dritten zum Gegenstand hatte. Der Oberb&#252;rgermeister wies die Frage als nicht fristgerecht eingereicht zur&#252;ck. Mit Schreiben vom 10. Dezember 1986 gab der Oberstadtdirektor der Beklagten dem Kl&#228;ger au&#223;erdem seine Auffassung bekannt, da&#223; das Einwohnerfragerecht einem Ratsmitglied nicht zur Verf&#252;gung stehe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Ratssitzung am 28. Januar 1987, in deren Tagesordnung eine weitere Einwohnerfragestunde aufgenommen war, weigerte sich das Ratsmitglied xxx, die vom Kl&#228;ger zwischenzeitlich erneuerte Frage m&#252;ndlich zu beantworten. Der in der Sitzung anwesende Vertreter des Oberstadtdirektors bekr&#228;ftigte die Auffassung der Verwaltung, da&#223; die Frage unzul&#228;ssig sei. Der Oberb&#252;rgermeister lie&#223; daraufhin eine weitere Behandlung der Angelegenheit einschlie&#223;lich einer zus&#228;tzlichen Frage des Kl&#228;gers nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am 18. Februar 1987 Klage erhoben mit der Begr&#252;ndung, es gebe keine Rechtsgrundlage daf&#252;r, einem Einwohner der beklagten Stadt die Aus&#252;bung des Einwohnerfragerechts allein deswegen vorzuenthalten, weil er zugleich Ratsmitglied sei. Anderenfalls sei ein Ratsmitglied, das in dieser Funktion nur Fragen an die Verwaltung stellen k&#246;nne, schlechter gestellt als jeder andere Einwohner, der ein Fragerecht auch dem Oberb&#252;rgermeister, einzelnen Ratsmitgliedern und den Fraktionen gegen&#252;ber habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; er als Einwohner der Beklagten berechtigt ist, in der Einwohnerfragestunde des Rates gem&#228;&#223; &#167; 10 der Gesch&#228;ftsordnung des Rates Fragen zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie hat im wesentlichen geltend gemacht, das Einwohnerfragerecht habe den Zweck, den Kontakt zwischen Rat und Einwohnern zu verbessern, und stehe deshalb nur demjenigen zu, der sich nicht auf andere Weise &#252;ber die Arbeit von Rat und Verwaltung informieren k&#246;nne. Den Mitgliedern des Rates st&#252;nden aber die spezialgesetzlichen Befugnisse aus &#167; 40 GO und &#167; 12 der Gesch&#228;ftsordnung des Rates zur Verf&#252;gung. Eine zus&#228;tzliche Aus&#252;bung auch des Einwohnerfragerechts sei damit nur f&#252;r den Sonderfall zu vereinbaren, da&#223; ein Ratsmitglied Fragen zu seinen ausschlie&#223;lich pers&#246;nlichen Angelegenheiten stellen wolle. Dieses Recht werde dem Kl&#228;ger nicht abgesprochen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung bekr&#228;ftigt der Kl&#228;ger seinen erstinstanzlichen Vortrag. Erg&#228;nzend weist er auf eine weitere, mit Schreiben vom 8. Januar 1988 eingereichte Frage an den Oberb&#252;rgermeister nach dessen Praxis bei der Einladung von Vereinen zum Neujahrsempfang hin, deren Beantwortung der Oberb&#252;rgermeister mit Schreiben vom 14. Januar 1988 gleichfalls abgelehnt habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und festzustellen, da&#223; er berechtigt ist, in der Einwohnerfragestunde des Rates der Beklagten an den Oberb&#252;rgermeister, ein anderes Ratsmitglied und eine Fraktion auch solche Fragen zu stellen, die &#252;ber seine pers&#246;nlichen Angelegenheiten hinausgehen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte, die das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend h&#228;lt, beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als Feststellungsklage zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten &#252;ber das Bestehen eines Rechtsverh&#228;ltnisses i.S.v. &#167; 43 Abs. 1 VwGO, weil der Kl&#228;ger das Recht beansprucht, in der Einwohnerfragestunde des Rates wie jeder andere Einwohner der Beklagten uneingeschr&#228;nkt Fragen an den Oberb&#252;rgermeister, ein anderes Ratsmitglied und eine Fraktion stellen zu d&#252;rfen, und die f&#252;r die Beklagte handelnden Organe dieses Recht in Abrede stellen. Da ein solches Recht im Au&#223;enrechtsbereich angesiedelt w&#228;re, kann es - anders als die innenrechtlichen Mitwirkungsbefugnisse des Kl&#228;gers als Mandatstr&#228;ger - mit der Feststellungsklage nur gegen&#252;ber der als Rechtstr&#228;ger allein in Betracht kommenden Gemeinde selbst verfolgt werden (arg. &#167; 78 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. z.B. Ehlers, Der Beklagte im Verwaltungsproze&#223;, in: Festschrift f&#252;r Menger, 1985, S. 379 (392 f).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat deswegen das Passivrubrum dahin berichtigt (&#167;&#167; 88, 86 Abs. 3 VwGO), da&#223; die Klage gegen die Stadt xxx gerichtet ist, die durch den Oberstadtdirektor (&#167; 55 Abs. 1 Satz 1 GO) vertreten wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat ein berechtigtes Interesse an einer baldigen Feststellung:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er mu&#223; angesichts der vom Oberb&#252;rgermeister und vom Oberstadtdirektor der Beklagten vertretenen Rechtsauffassung damit rechnen auch bei k&#252;nftigen Einwohnerfragestunden das beanspruchte Fragerecht nicht verwirklichen zu k&#246;nnen. Unstreitig zwischen der Beteiligten - und infolgedessen nicht feststellungsbed&#252;rftig - ist lediglich, da&#223; der Kl&#228;ger Einwohnerfragestunden zum Anla&#223; f&#252;r Fragen nehmen darf, die ausschlie&#223;lich seine pers&#246;nlichen Angelegenheiten betreffen. Dem tr&#228;gt der in der Berufungsverhandlung formulierte Antrag Rechnung, durch den klargestellt wird, da&#223; die beantragte Feststellung nur &#252;ber die pers&#246;nlichen Angelegenheiten des Kl&#228;gers hinausreichende Fragen betreffen soll.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann nicht zugemutet werden, k&#252;nftige Einwohnerfragestunden abzuwarten, um den geltend gemachten Anspruch sodann mit einer Klage auf Zulassung der im Einzelfall beabsichtigten Fragen durchzusetzen. Wegen der K&#252;rze der in einer solchen Situation verbleibenden Zeit w&#228;re eine rechtzeitig vor Durchf&#252;hrung der jeweiligen Einwohnerfragestunde ergehende Entscheidung zur Hauptsache kaum zu erwarten; ein etwaiger Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung liefe zumindest Gefahr, an dem Verbot der Vorwegnahme der Hauptsache zu scheitern. Angesichts dessen ist auch das f&#252;r die Inanspruchnahme gerade vorbeugenden Rechtsschutzes zu fordernde qualifizierte Feststellungsinteresse</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">- vgl. dazu etwa BVerwG, Urteile vom 8. September 1972 - IV C 17.71 -, BVerwGE 40, 323 (326 f), vom 26. Juni 1981 - 4 C 5.78 -, DVBl. 1981, 936 (939), und vom 7. Mai 1987 - 3 C 53.85 -, NVwZ 1988, 430 (431) -</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">gegeben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich steht auch eine Gestaltungs- oder Leistungsklage, mit der der Kl&#228;ger seine Rechte ebensogut verfolgen k&#246;nnte oder h&#228;tte verfolgen k&#246;nnen (&#167; 43 Abs. 2 Satz 1 VwGO), nicht zur Verf&#252;gung. Eine k&#252;nftige Klage auf Zulassung bestimmter Einzelfragen h&#228;tte die bereits dargelegten, den Rechtsschutz des Kl&#228;gers einschr&#228;nkenden Nachteile. Eine Klage, die in der Vergangenheit liegende Einzelf&#228;lle zum Gegenstand h&#228;tte, k&#246;nnte nur zu einer - m&#246;glicherweise auf Vorfragen beschr&#228;nkten - rechtlichen Kl&#228;rung dieser Einzelf&#228;lle f&#252;hren und bliebe deswegen hinter dem Rechtsschutz zur&#252;ck, der mit der Feststellungsklage erreichbar ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit etwa BVerwG, Urteil vom 9. Dezember 1982 - 5 C 103.81 -, NJW 1983, 2208, und Beschlu&#223; vom 25. Mai 1988 - 3 B 5.88 -, Buchholz 310 &#167; 43 VwGO Nr. 98.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Klage kann in der Sache keinen Erfolg haben. Das Verwaltungsgericht hat eine Feststellung im Sinne des Klageantrags mit zutreffender Begr&#252;ndung abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 33 Abs. 1 Satz 3 GO k&#246;nnen "Fragestunden f&#252;r Einwohner ... in die Tagesordnung (einer Ratssitzung) aufgenommen werden, wenn Einzelheiten hier&#252;ber in der Gesch&#228;ftsordnung geregelt sind". Der Rat der Beklagten hat in &#167; 10 der Gesch&#228;ftsordnung f&#252;r den Rat und die Bezirksvertretungen der Stadt xxx und die Ratsaussch&#252;sse vom 23. Januar 1985 (Gesch&#228;ftsO) von dieser M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht. In Abs. 2 S&#228;tzen 1 und 2 dieser Vorschrift ist geregelt, da&#223; "jeder Einwohner" Fragen stellen kann "an den Oberb&#252;rgermeister, ein anderes Ratsmitglied, eine Fraktion oder an den Oberstadtdirektor". Der Inhalt der Fragen darf - von den weiteren, hier nicht interessierenden Erfordernissen in &#167; 10 Abs. 5 Satz 2 Gesch&#228;ftsO abgesehen - den Aufgabenbereich der Stadt xxx nicht &#252;berschreiten (&#167; 10 Abs. 2 Satz 3 Gesch&#228;ftsO).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Einwohner der Stadt xxx (&#167; 6 Abs. 1 GO). Die Fragen, welche er als solcher stellen will bewegen sich innerhalb der dargelegten Grenzen des Einwohnerfragerechts. Der Wortlaut der hier einschl&#228;gigen Vorschriften scheint daher das vom Kl&#228;ger beanspruchte Fragerecht zu rechtfertigen. Dessen ungeachtet steht dem Kl&#228;ger dieses Recht nicht zu. Das ergibt sich aus einer an Sinn und Zweck, den Motiven des Gesetzgebers sowie dem systematischen Zusammenhang orientierten Norminterpretation, die eine restriktive, hinter dem Wortlaut zur&#252;ckbleibende Handhabung der hier einschl&#228;gigen Vorschriften gebietet.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die gesetzliche Grundlage f&#252;r die Durchf&#252;hrung von Einwohnerfragestunden in &#167; 33 Abs. 1 Satz 3 GO ist durch das Zweite Gesetz zur &#196;nderung der Gemeindeordnung, der Kreisordnung und anderer kommunalverfassungsrechtlicher Vorschriften vom 15. Mai 1979, GV NW 408, geschaffen worden. Der Sinn der damaligen Gesetzes&#228;nderung bestand erkl&#228;rterma&#223;en darin, die M&#246;glichkeiten der B&#252;rger zur Mitwirkung an der Gemeindeverwaltung zu verbessern, das Interesse der &#214;ffentlichkeit an der T&#228;tigkeit des Rates zu beleben und der Gefahr einer Entfremdung zwischen Einwohnerschaft und Gemeindeverwaltung entgegenzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gesetzentwurf der Landesregierung vom 6. April 1978, Landtags- Drucksache 8/3152, S. 1, 55 u. 62, sowie die &#196;u&#223;erungen des Abgeordneten xxx in der 1. Lesung am 26. April 1978, Plenarprotokoll 8/73, S. 5185 (5187 f).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Adressaten dieser Zielvorstellungen waren mithin nicht die an der Gemeindeverwaltung bereits beteiligten Funktionstr&#228;ger, sondern allein die au&#223;erhalb der Verwaltung stehenden Gemeindeeinwohner. Zur Verwirklichung der gesetzgeberischen Ziele war demgem&#228;&#223; die Verbesserung der Rechtsstellung nur dieses Personenkreises erforderlich. Das spricht f&#252;r eine Gesetzesauslegung, die vom Anwendungsbereich des &#167; 33 Abs. 1 Satz 3 GO (und der darauf beruhenden Regelung in der Gesch&#228;ftsordnung) jedenfalls solche Funktionstr&#228;ger ausnimmt, die - wie das vor allem bei einem Ratsmitglied der Fall ist - bereits in der Gemeindeverwaltung an verantwortlicher Stelle mitwirken.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Eine solche einschr&#228;nkende Interpretation erscheint zwingend, wenn zus&#228;tzlich der systematische und entstehungszeitliche Zusammenhang der Vorschrift mit &#167; 31 Abs. 2 Satz 2 GO in den Blick genommen wird. Auch diese Bestimmung, nach der Inhalt und Umfang des Fragerechts der Ratsmitglieder in der Gesch&#228;ftsordnung zu regeln sind, ist durch das &#196;nderungsgesetz vom 15. Mai 1979, a.a.O., in die Gemeindeordnung eingef&#252;gt worden. Ausgangspunkt f&#252;r diese Gesetzes&#228;nderung war eine Entscheidung des erkennenden Gerichts</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">- vgl. Beschlu&#223; vom 7. M&#228;rz 1975 - III B 925/74 -, OVGE 31, 10 ff. -,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">durch die ein allgemeines, allein aus dem Gesetz herzuleitendes Frage- und Informationsrecht des einzelnen Ratsmitgliedes gegen&#252;ber dem Gemeindedirektor auf der Grundlage der damaligen Gesetzeslage abgelehnt worden war. Da&#223; die Begr&#252;ndung eines solchen Rechts infolgedessen der Gesch&#228;ftsordnungsautonomie des jeweiligen Rates &#252;berlassen blieb, hielten einige Mitglieder des mit der federf&#252;hrenden Beratung des Gesetzentwurfs vom 6. April 1978 beauftragten Ausschusses f&#252;r Kommunalpolitik, Wohnungs- und St&#228;dtebau f&#252;r rechtspolitisch unerw&#252;nscht. In der Ausschu&#223;sitzung am 25. April 1979 wurde deshalb vorgeschlagen, im Anschlu&#223; an die Regelung des Einwohnerfragerechts eine gesetzliche Grundlage f&#252;r ein jedem Ratsmitglied unentziehbar zustehendes Fragerecht zu schaffen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Vgl. die &#196;u&#223;erungen insbesondere der Abgeordneten xxx, xxx und xxx sowie des Ministers Dr. xxx in der Sitzung am 25. April 1979, Ausschu&#223;protokoll 8/1418, S. 2 ff. (S. 280 ff. der Gesetzesdokumentation des Landtages zu dem &#196;nderungsgesetz vom 15. Mai 1979).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der in der Diskussion dagegen erhobenen Einw&#228;nde, die sich insbesondere auf die M&#246;glichkeit mi&#223;br&#228;uchlicher Ausnutzung eines gesetzlichen Fragerechts gr&#252;ndeten,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">vgl. die &#196;u&#223;erungen insbesondere der Abgeordneten Dr. xxx und Dr. xxx, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">wurde auf eine solche Regelung letztlich verzichtet, als Kompromi&#223;l&#246;sung aber eine Erg&#228;nzung des &#167; 31 Abs. 2 GO um Satz 2 heutiger Fassung beschlossen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. den Vorschlag des Ministers Dr. xxx in der Ausschu&#223;sitzung, a.a.O., S. 11, sowie die Beschlu&#223;empfehlung und den Bericht des Ausschusses vom 25. April 1979, Landtags-Drucksache 8/4352, S. 15 und S. 81; ferner die Ausf&#252;hrungen der Abgeordneten xxx und xxx in der 2. Lesung des Gesetzentwurfs im Landtag am 2. Mai 1979, Plenarprotokoll 8/103, S. 6961 (6964 und 6972).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die dargestellten Erw&#228;gungen der Gesetzgebungsorgane w&#228;ren ohne inneren Sinn, wenn bereits das Einwohnerfragerecht nach &#167; 33 Abs. 1 Satz 3 GO Grundlage f&#252;r das Fragerecht auch der Ratsmitglieder sein k&#246;nnte. Daran mu&#223; sich die Auslegung der als Ergebnis dieser Erw&#228;gungen zustande gekommenen Regelungen in &#167; 31 Abs. 2 Satz 2 GO einerseits und &#167; 33 Abs. 1 Satz 3 GO andererseits orientieren: Sinnvoll ist allein ein Gesetzesverst&#228;ndnis, das den Kreis der durch das Einwohnerfragerecht Beg&#252;nstigten so begrenzt, da&#223; davon die Mitglieder des Rates, denen ein eigenes Fragerecht vorbehalten ist, jedenfalls im Grundsatz ausgenommen bleiben.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Abweichendes kann allenfalls f&#252;r den Sonderfall gelten, da&#223; ein Ratsmitglied seine pers&#246;nlichen Angelegenheiten in der Einwohnerfragestunde zur Geltung bringen will.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">So insbesondere Kottenberg/Rehn/Cronauge, Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, 10. Aufl., &#167; 33 Erl. I 3.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Denn das Fragerecht nach &#167; 31 Abs. 2 Satz 2 GO d&#252;rfte dem Ratsmitglied nur in seiner Eigenschaft als Mandatstr&#228;ger, also als eine innerorganisatorische Wahrnehmungszust&#228;ndigkeit einger&#228;umt sein, die nicht zur Verfolgung pers&#246;nlicher Angelegenheiten ausge&#252;bt werden darf. Das indes bedarf keiner weiteren Vertiefung, weil dem Kl&#228;ger ein auf seine pers&#246;nlichen Angelegenheiten beschr&#228;nktes Einwohnerfragerecht nicht streitig gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der vom Kl&#228;ger erhobene Einwand, da&#223; er bei dieser Beurteilung schlechter gestellt werde als jeder andere Einwohner, geht fehl.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beruft sich insoweit auf die Unterschiede in der ortsrechtlichen Ausgestaltung des Einwohnerfragerechts einerseits und des Fragerechts der Ratsmitglieder andererseits. W&#228;hrend der Einwohner Fragen richten kann an den Oberb&#252;rgermeister, ein Ratsmitglied, eine Fraktion und an den Oberstadtdirektor (&#167; 10 Abs. 2 Satz 2 Gesch&#228;ftsO), steht dem Ratsmitglied ein Fragerecht nur gegen&#252;ber der Verwaltung zu (&#167; 12 Abs. 1 Satz 1 Gesch&#228;ftsO). Abgesehen davon, da&#223; die Gesetzesauslegung nicht von den Besonderheiten des jeweiligen, dem Range nach unter dem Gesetz stehenden Ortsrechts abh&#228;ngen kann, l&#228;&#223;t sich aus diesen Unterschieden eine ernstliche Benachteiligung der Ratsmitglieder nicht herleiten. Die hier allein interessierende M&#246;glichkeit, den Oberb&#252;rgermeister, andere Ratsmitglieder oder eine Fraktion in bestimmten Angelegenheiten zu Stellungnahmen zu veranlassen, ist jedem Ratsmitglied in ungleich besserer Weise er&#246;ffnet als sonstigen Einwohnern; denn ein Ratsmitglied kann seine Auffassung einschlie&#223;lich etwaiger Sachfragen im Rahmen der Er&#246;rterung der Angelegenheiten grunds&#228;tzlich uneingeschr&#228;nkt zur Geltung bringen, die auf der Tagesordnung der Ratssitzung stehen. Das schlie&#223;t auch die M&#246;glichkeit zur Replik, zur Anbringung weiterer Fragen und zur Abgabe eigener wertender Stellungnahmen ein. All das bleibt einem Fragesteller in der Einwohnerfragestunde nahezu vollst&#228;ndig versagt (vgl. &#167; 10 Abs. 2 Satz 3 Halbsatz 2, Abs. 7 S&#228;tze 2 und 5 Gesch&#228;ftsO). Die Befugnisse des Ratsmitglieds bleiben nur insoweit hinter den Rechten des Einwohners zur&#252;ck, als es sich bei Fragen an den Oberb&#252;rgermeister, andere Ratsmitglieder und eine Fraktion auf die Gegenst&#228;nde der Tagesordnung beschr&#228;nken mu&#223;. Das aber ist eine zwingende Folge der Regelung in &#167; 33 Abs. 1 Satz 2 GO, wonach die Initiativkompetenz zur Mitgestaltung der Tagesordnung nur den Fraktionen und einem F&#252;nftel der Ratsmitglieder, nicht hingegen einem einzelnen Ratsmitglied zugewiesen ist. Diese Eingrenzung und die mit ihr verfolgten Zwecke w&#252;rden unterlaufen, wenn dem einzelnen Ratsmitglied die vom Kl&#228;ger beanspruchte Befugnis zuerkannt w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">So auch der zutreffende Hinweis des Innenministers in der im Zuge der Ausschu&#223;beratungen abgegebenen schriftlichen Stellungnahme vom 19. April 1979, Gesetzesdokumentation des Landtages zu dem &#196;nderungsgesetz vom 15. Mai 1979, S. 1163 (1169).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Dessen M&#246;glichkeit, Fragen au&#223;erhalb der Tagesordnung zu stellen, mu&#223; deshalb auf die ausdr&#252;cklich zugelassenen Fragen an den Gemeindedirektor (&#167; 31 Abs. 2 Satz 2 GO, &#167; 10 Abs. 1 Gesch&#228;ftsO) beschr&#228;nkt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO, deren Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 Abs. 1 Satz 1 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ein Grund f&#252;r die Zulassung der Revision liegt nicht vor (&#167; 132 Abs. 2, &#167; 137 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,206
ag-duisburg-1989-08-16-49-c-64088
{ "id": 648, "name": "Amtsgericht Duisburg", "slug": "ag-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
49 C 640/88
1989-08-16T00:00:00
2019-03-13T14:49:20
2022-10-18T15:08:51
Urteil
ECLI:DE:AGDU1:1989:0816.49C640.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht Duisburg</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 28. Juni 1989</p> <p>durch die Richerin am Amtsgericht</p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>I. Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin 316,90 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 22.12.1988 sowie ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 3.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 22.12.1988 zu zahlen.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>II. Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die Beklagten 11/16 und die Kl&#228;gerin 5/16.</p> <p></p> <p>III. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 4.500,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 800,-- DM abzuwenden, wenn nicht zuvor die Beklagten Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1. betreibt in Duisburg ein Friseurgesch&#228;ft, in dem die Beklagte zu 2. als Angestellte besch&#228;ftigt ist. Die Kl&#228;gerin begab sich am 14.10.1988 in den Betrieb des Beklagten zu 1. Sie gab eine Dauerwellenbehandlung in Auftrag.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung der Behandlung stellte sich heraus, dass das Kopfhaar der Kl&#228;gerin verfilzt und strohig war und nicht mehr zu frisieren. Im nassen Zustand war die Haarstruktur gummiartig. Die Kl&#228;gerin hat danach ihr Kopfhaar vollst&#228;ndig abschneiden lassen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt eine eigene Gastst&#228;tte in der Kammerstra&#223;e. Sie lie&#223; Mitte Oktober 1988 eine Kunsthaarper&#252;cke zum Preise von 271,90 DM und Ende November 1988 eine zum Preise von 198,-- DM anfertigen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, sie habe vor der Dauerwellenbehandlung die Beklagte zu 2. darauf hingewiesen, dass sie ihr Haar gef&#228;rbt habe und daher eine Spezialdauerwelle erforderlich sei. Sie habe 17 Wochen eine Per&#252;cke tragen m&#252;ssen. An dem Wochenende 14./15./16. Oktober 1988 habe sie eine Aushilfe einstellen m&#252;ssen. Daf&#252;r habe sie Lohn in H&#246;he von 315,-- DM gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Von der hinter dem Beklagten zu 1. stehenden Haftpflichtversicherung habe sie 300,-- DM erhalten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie habe bis zum Nachwachsen der eigenen Kopfhaare st&#228;ndig eine Per&#252;cke tragen m&#252;ssen. Dies sei eine erhebliche Beeintr&#228;chtigung ihrer Pers&#246;nlichkeit und ihres Wohlbefindens. Ein Schmerzensgeld von mindestens 4.000,-- DM sei somit angemessen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1. DM 784,90 nebst 4% Zinsen seit dem 22.12.1988 sowie</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. ein in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld, mindestens</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">jedoch 4.000,-- DM, nebst 4 % Zinsen seit dem 22.12.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bestreiten nicht, dass es bei der Dauerwellenbehandlung im Betrieb des Beklagten zu 1. am 14.10.1988 der Beklagten zu 2. ein Behandlungsfehler unterlaufen ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind jedoch der Auffassung, dass durch das Tragen einer Per&#252;cke die Kl&#228;gerin in ihrem k&#246;rperlichen Wohlbefinden nicht beeintr&#228;chtigt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen k&#246;nne sich der Beklagte zu 1. f&#252;r die Beklagte zu 2. exkulpieren. Die Beklagte zu 2. habe die Gesellenpr&#252;fung bestanden und danach seien Fehlleistungen nicht aufgetreten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben gem&#228;&#223; dem Beweisbeschluss vom 19. April 1989 durch Vernehmung von Zeugen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 28. Juni 1989 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Parteivorbringens im &#220;brigen wird auf die wechselseitig zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze und Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Akte 48 H 12/88 hat vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen die Beklagten ein Anspruch auf Schadenersatz gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823, 831 BGB und ein Anspruch auf Schmerzensgeld gem&#228;&#223; &#167; 847 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist bei der Dauerwellenbehandlung der Kl&#228;gerin im Betrieb des Beklagten zu 1. am 14.10.1988 der Beklagten zu 2. ein Behandlungsfehler unterlaufen. Unstreitig ist danach das Kopfhaar der Kl&#228;gerin verfilzt und nicht frisierbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme, insbesondere der Aussage der Zeugin C steht fest, dass die Kl&#228;gerin vom 14.10.1988 bis Karneval 1989 eine Per&#252;cke getragen hat. Auch Anfang M&#228;rz waren die Haare noch nicht vollst&#228;ndig nachgewachsen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Somit steht fest, dass die Kl&#228;gerin gezwungen war, 16 Wochen lang eine Per&#252;cke zu tragen, um ordnungsgem&#228;&#223; ihre Gastst&#228;tte f&#252;hren zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dies stellt unzweifelhaft einen Eingriff in die k&#246;rperliche Unversehrtheit gem&#228;&#223; &#167; 823 BGB dar, f&#252;r die die Beklagten einstehen m&#252;ssen. Der Beklagte zu 1. kann sich f&#252;r das Verschulden der Beklagten zu 2. nicht gem&#228;&#223; &#167; 831 BGB exkulpieren. Zwar hat der Beklagte zu 1. vorgetragen, dass die Beklagte zu 2. ihre Gesellenpr&#252;fung abgeschlossen hat und dass es sich bei der Dauerwellenbehandlung der Kl&#228;gerin um eine Routinema&#223;nahme handelt. Er hat aber im Einzelnen nicht vorgetragen, wann die Beklagte zu 2. die Gesellenpr&#252;fung abgeschlossen hat und wie lange sie schon im Gesch&#228;ft des Beklagten zu 1. besch&#228;ftigt ist und ob sie eine solche Dauerwellenbehandlung schon einmal alleine durchgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gering hat einen Schadensersatzanspruch in H&#246;he von 316,90 DM.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie kann 271,90 DM und 198,-- DM als Kosten f&#252;r die Anfertigung von zwei Per&#252;cken von den Beklagten verlangen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie hat bei der Bestellung der zweiten Per&#252;cke auch nicht gegen ihre Schadensminderungspflicht versto&#223;en. Wenn man &#252;ber einen solch langen Zeitraum eine Per&#252;cke den ganzen Tag tragen muss, ist es unumg&#228;nglich, dass man diese Per&#252;cken wechseln muss, um sie waschen und trocknen zu lassen. Dabei muss auch ber&#252;cksichtigt werden, dass die Kl&#228;gerin selbstst&#228;ndig einen Gesch&#228;ftsbetrieb f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Desweiteren kann sie f&#252;r die Aushilfe am Wochenende 14. bis 16. Oktober 1988 einen Betrag von 147,-- DM fordern. Die Zeugin C. hat insoweit bekundet, dass sie ohnehin f&#252;r die Kl&#228;gerin an diesem Wochenende gearbeitet h&#228;tte. Aufgrund der besch&#228;digten Frisur sei sie jedoch auch l&#228;nger geblieben, und zwar ab 16.00 Uhr bis 23.00 Uhr an drei Tagen. Sie habe pro Stunde 7,-- DM erhalten. Schadensbedingt sind somit nur die Aufwendungen f&#252;r die Zeiten ab 16.00 Uhr. Die Kl&#228;gerin kann somit 147,-- DM von den Beklagten verlangen. Insgesamt hat die Kl&#228;gerin einen Schadensersatzanspruch in H&#246;he von 616,90 DM. Unstreitig hat die hinter dem Beklagten zu 1. stehende Haftpflichtversicherung einen Betrag von 300,-- DM gezahlt. Insoweit hat die Kl&#228;gerin vers&#228;umt, die Hauptsache f&#252;r erledigt zu erkl&#228;ren. Die Klage in H&#246;he von 300,-- DM musste somit abgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Desweiteren steht der Kl&#228;gerin ein Schmerzensgeldanspruch zu gem&#228;&#223; &#167; 847 BGB.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein Schmerzensgeld von 3.000,-- DM erscheint angemessen aber auch ausreichend, um die Beeintr&#228;chtigungen der Kl&#228;gerin durch die fehlerhaftet Dauerwellenbehandlung auszugleichen. Die Kl&#228;gerin musste als selbstst&#228;ndige Gewerbetreibende &#252;ber vier Monate eine Per&#252;cke st&#228;ndig tragen. Dies stellt eine erhebliche Beeintr&#228;chtigung dar.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Gerichts erscheint ein Betrag von 3.000,-- DM aber ausreichend auch im Hinblick auf die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Beklagten zu 1.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich aus dem Gesichtspunkt des Verzuges.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 709 ZPO.</p>
315,207
olgham-1989-08-11-26-u-5489
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
26 U 54/89
1989-08-11T00:00:00
2019-03-13T14:49:21
2022-10-18T15:08:51
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0811.26U54.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 13. Januar 1989 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer I des Landgerichts Detmold abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin werden die Kosten des Rechtsstreits auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von dem Beklagten Zahlung der Kosten f&#252;r seinen Heimaufenthalt in der Zeit vom 21.08.1985 bis zum 30.09.1986.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin unterhielt bis zum Sommer 1987 ein Kinderheim.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 10.04.1981 wurde der Beklagte von ihr aufgenommen. Mit Schreiben vom 22.04.1981 sagte die Stadt xxx, die zum damaligen Zeitpunkt Vormund oder Pfleger des Beklagten war, die &#220;bernahme der entstehenden Heimpflegekosten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 5, 6 Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) zu. Der Beklagte blieb auch nach Vollj&#228;hrigkeit (05.04.1985) im Heim. Mit Schreiben vom 28.02.1985 sagte die Stadt xxx gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin die &#220;bernahme der Kosten f&#252;r den Heimaufenthalt des Beklagten bis zum 31.08.1985 zu. Die Kostenzusage st&#252;tzte sich auf &#167; 6 Abs. 3 JWG, sie fand ihre Rechtfertigung darin, da&#223; der Beklagte an einem Lehrgang des Berufsfortbildungswerkes des Deutschen Gewerkschaftsbundes teilnahm. Mit Schreiben vom 18.09.1985, das mit einer Rechtsbehelfsbelehrung versehen war, zog die Stadt xxx das Kostenanerkenntnis mit Wirkung ab 26.08.1985 zur&#252;ck, da der Beklagte den Lehrgang am 08.03.1985 abgebrochen hatte. Auch nach dem 18.09.1985 blieb der Beklagte im Heim. Er wurde am 06.12.1985 wegen Geistesschw&#228;che entm&#252;ndigt. Zum Vormund wurde zun&#228;chst der Kreis xxx, sp&#228;ter ein Mitglied des Vereins "Lebenshilfe", xxx bestellt. 1987 erhielt der Kreis wiederum die Vormundschaft. Der Antrag des Beklagten auf Eingliederungshilfe gem&#228;&#223; &#167; 39 Bundessozialhilfegesetz (BSHG) vom 26.08.1985 wurde vom Landschaftsverbund xxx abgelehnt; diese Ablehnung wurde auch nach Widerspruch des Beklagten aufrechterhalten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin k&#252;ndigte am 11.08.1986 gegen&#252;ber dem damaligen Vormund des Beklagten, Herrn xxx, zum 30.09.1986 die Heimunterbringung des Beklagten. Dieser verlie&#223; am 01.10.1986 das Heim der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt mit der Klage die Kosten f&#252;r den Heimaufenthalt des Beklagten abz&#252;glich einer Leistung des Sozialamtes des Kreises xxx, die sich als Hilfe zum Lebensunterhalt bezeichnet, in H&#246;he von 10.271,29 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten, da&#223; zwischen den Parteien f&#252;r die Zeit vom 21.08.1985 bis zum 30.09.1986 zumindest konkludent ein Vertrag &#252;ber den Heimaufenthalt abgeschlossen worden und der Beklagte daher zur Zahlung der Kosten verpflichtet sei. Hilfsweise hat sich die Kl&#228;gerin auf ungerechtfertigte Bereicherung berufen. Hierzu hat sie vorgetragen, da&#223; der Beklagte Kosten in der eingeklagten H&#246;he, zumindest aber in H&#246;he von 1.500,-- DM monatlich, durch den Heimaufenthalt erspart habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 32.388,85 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12.11.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, da&#223; zwischen ihm und der Kl&#228;gerin ein Vertrag nicht zustande gekommen sei. Es fehle bereits an einer Einigung. Dar&#252;ber hinaus sei eine solche als nichtig zu betrachten, da er in der Zeit nach dem Eintritt der Vollj&#228;hrigkeit gesch&#228;ftsunf&#228;hig gewesen sei. Im &#252;brigen versto&#223;e ein Vertrag gegen &#167; 138 BGB.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Detmold hat der Klage durch Urteil vom 13.01.1989 stattgegeben. Es hat die Auffassung vertreten, da&#223; bereits 1981 ein Heimpflegevertrag zwischen den Parteien abgeschlossen worden sei, der durch das Jugendamt xxx am 28.02.1985 verl&#228;ngert worden sei. Eine K&#252;ndigung sei, auch durch den Widerruf der Kostenzusage durch das Jugendamt, nicht erfolgt. Der Vertrag sei nicht gem&#228;&#223; &#167; 138 BGB nichtig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit der form- und fristgerecht eingelegten Berufung greift der Beklagte das Urteil an. Er wiederholt seine bereits erstinstanzlich vertretene Rechtsauffassung, da&#223; eine vertragliche Beziehung zwischen ihm und der Kl&#228;gerin zu keinem Zeitpunkt bestanden habe. Anspr&#252;che aus ungerechtfertigter Bereicherung st&#252;nden der Kl&#228;gerin nicht zu. Der Beklagte bestreitet die H&#246;he der geltend gemachten Kosten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vertritt die Auffassung, nach Vollj&#228;hrigkeit des Beklagten sei zwischen den Parteien konkludent ein Heimpflegevertrag zustande gekommen. Zu dessen wirksamen Abschlu&#223; sei der Beklagte, da er gesch&#228;ftsf&#228;hig gewesen sei, in der Lage gewesen. Die K&#252;ndigung dieses Vertrages sei vor dem 11.08.1986 nicht erfolgt. Jedenfalls st&#228;nden ihr Anspr&#252;che aus ungerechtfertigter Bereicherung zu. Die H&#246;he der geltend gemachten Kosten sei angemessen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Frau xxx und Herrn xxx &#252;ber die in ihr Wissen gestellten Tatsachen als Zeugen vernommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen den Beklagten ein Anspruch auf Zahlung von Heimunterbringungskosten weder aus Vertrag noch aus einem gesetzlichen Schuldverh&#228;ltnis zu.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>A.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ein Vertragsverh&#228;ltnis, auf das sich der geltend gemachte Anspruch st&#252;tzen k&#246;nnte, ist zwischen den Parteien nicht zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Insbesondere ist ein Vertrag zwischen den Parteien nicht bereits 1981 bei Aufnahme des Beklagten in das Heim der Kl&#228;gerin abgeschlossen worden. Das Landgericht hat eine solche Einigung zwischen den Parteien auch nicht festgestellt. Es begr&#252;ndet seine Rechtsauffassung hinsichtlich eines Vertragsschlusses zwischen den Parteien mit einer Auslegung der Vorschriften des Jugendwohlfahrtsgesetzes. Diese Auffassung geht jedoch fehl: Die Vorschriften des Jugendwohlfahrtsgesetzes regeln die Zust&#228;ndigkeit und die Aufgaben des Jugendamtes, d.h. die &#246;ffentlich-rechtlichen Beziehungen des Tr&#228;gers der &#246;ffentlichen Jugendhilfe zu Minderj&#228;hrigen etwa im Rahmen der Erziehungshilfe gem&#228;&#223; &#167; 6 JWG bzw. anderen Beh&#246;rden. Aus diesen &#246;ffentlich-rechtlichen Beziehungen lassen sich nicht R&#252;ckschl&#252;sse auf die Beurteilung der zivilrechtlichen Frage, zwischen welchen Parteien ein Vertrag zustande gekommen ist, ziehen. Betrachtet man die Art und Weise der Aufnahme des Beklagten durch die Kl&#228;gerin, so spricht weitaus mehr daf&#252;r, da&#223; ein Vertrag zwischen der Stadt xxx und der Kl&#228;gerin zustande kam. Die Stadt xxx richtete an die Kl&#228;gerin das Schreiben vom 22.04.1981, da&#223; sie die im Falle des Beklagten entstehenden Heimpflegekosten &#252;bernehme. Aus diesem Schreiben konnte die Kl&#228;gerin allein schlie&#223;en, da&#223; sich die Stadt xxx selbst, nicht im Namen des Beklagten, verpflichten wollte. Alle Umst&#228;nde sprechen f&#252;r ein Eigengesch&#228;ft der Stadt, da eine Andeutung des Vertretungsverh&#228;ltnisses, etwa ein Auftreten als Vormund, fehlt, vgl. &#167; 164 Abs. 2 BGB. Das Auftreten der Stadt entspricht der &#252;blichen Handhabe: Wie der Zeuge xxx vor dem Einzelrichter des Senats bekundet hat, hat er es in seiner Praxis als Vormundsvertreter f&#252;r die Stadt noch nicht erlebt, da&#223; der Pflegervertrag im Namen des Jugendlichen mit dem Heim geschlossen wird. Das h&#228;tte auch nicht dem wohlverstandenen Interesse der Kl&#228;gerin entsprochen: Sie w&#228;re wohl kaum mit einem verm&#246;genslosen Jugendlichen als Vertragspartner einverstanden gewesen. Der einzig zwischen der Stadt xxx und der Kl&#228;gerin in Betracht kommende Vertrag beurteilt sich seiner Rechtsnatur nach zivilrechtlich. Da&#223; die Stadt &#246;ffentlich-rechtlich zur Sorge f&#252;r den Beklagten verpflichtet war, bedingt nicht, da&#223; sie diese Hilfe im Verh&#228;ltnis zur Kl&#228;gerin &#246;ffentlich-rechtlich ausgestaltete (sog. Zweistufentheorie vgl. Wolff-Bachof, Verwaltungsrecht, I, 9. Aufl., &#167; 22 III f.). Vielmehr hat sich die Stadt gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin derselben Rechtss&#228;tze - eines b&#252;rgerlich-rechtlichen Heimpflegevertrages: Mietvertrag verbunden mit Dienstvertrag (OLG K&#246;ln NJW 1980, 1395; Palandt-Putzo, BGB, 48. Aufl., Einf&#252;hrung vor &#167; 535 Anm. 3a, ff.) - bedient wie jede beliebige Rechtspers&#246;nlichkeit auch. F&#252;r diesen Bereich ist &#246;ffentlich-rechtliches Sonderrecht nicht geschaffen worden (vgl. KG MDR 1978, 413; OVG M&#252;nster NJW RR 1986, 1012 zum vergleichbaren Fall des Familienpflegevertrages).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">In dem einzig in Betracht kommenden Vertragsverh&#228;ltnis Kl&#228;gerin - Stadt xxx ist bis zum Schreiben der Stadt xxx vom 18.09.1985 eine Ver&#228;nderung nicht eingetreten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt setzten die Vertragsparteien das Vertragsverh&#228;ltnis einverst&#228;ndlich fort: Die Stadt xxx hatte noch am 28.02.1985 den Heimpflegevertrag bis 31.08.1985, wiederum im eigenen Namen handelnd, befristet. Die Kl&#228;gerin war hiermit offensichtlich einverstanden. Auch der Eintritt der Vollj&#228;hrigkeit des Beklagten brachte keine &#196;nderung, da dieser nicht Vertragspartner geworden war, der Vertrag zwischen Kl&#228;gerin und Stadt weiterhin praktiziert wurde.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Auch das Schreiben vom 18.09.1985 zog nicht einen Vertragsschlu&#223; zwischen den Proze&#223;parteien nach sich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zwar mag dieses als Verwaltungsakt konzipierte Schreiben eine K&#252;ndigung des bisherigen Vertrages darstellen, deren Wirksamkeit nach Miet- und Dienstvertragsrecht zu beurteilen ist (vgl. Wolff-Bachof a.a.O. &#167; 51 II d "Nichtakt"). Dann k&#228;me auf den Vertrag die - der Kl&#228;gerin g&#252;nstigere, weil l&#228;ngere - K&#252;ndigungsvorschrift des Mietvertrages zur Anwendung, &#167; 565 Abs. 1 Ziff. 3 BGB. Das Vertragsverh&#228;ltnis endete dann nicht vor dem 31.12.1985.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r eine Einigung der Parteien nach dem Zugang des Schreibens vom 18.09.1985 liegen jedoch nicht vor. F&#252;r eine ausdr&#252;ckliche Einigung fehlen sie ohnedies. Solche sind auch f&#252;r die Annahme einer konkludenten Vereinbarung nicht zu bejahen. Da&#223; die Kl&#228;gerin den Beklagten einen Antrag auf Eingliederungshilfe stellen lie&#223;, konnte von diesem nicht als Willenserkl&#228;rung der Kl&#228;gerin verstanden werden, bei Fehlschlagen einer Kosten&#252;bernahme durch den Landschaftsverband ihn pers&#246;nlich in Anspruch zu nehmen. Ab dem Auslaufen des Vertrages zwischen der Stadt xxx und der Kl&#228;gerin (31.12.1985) ist ohnedies zu beachten, da&#223; der Beklagte bereits wegen Geistesschw&#228;che entm&#252;ndigt war. Ein rechtsgesch&#228;ftliche erhebliches Verhalten des Beklagten kommt somit als Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r eine vertragliche Bindung ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in Betracht. Angesichts der fehlenden Gesch&#228;ftsf&#228;higkeit des Beklagten kommen auch die eine Vertragsverl&#228;ngerung bewirkenden &#167;&#167; 568, 625 BGB nicht in Betracht, die im &#252;brigen auf die Fortsetzung des Gebrauchs bzw. der Dienste zwischen dem bisherigen Vertragsparteien, nicht auf eine Neubegr&#252;ndung des Vertragsverh&#228;ltnisses zugeschnitten sind.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vertragliche Anspr&#252;che scheiden deshalb aus.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">B. Gesetzliche Schuldverh&#228;ltnisse</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein Aufwendungsersatzanspruch aus (berechtigter) Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag, &#167; 683 S. 1 BGB, ist nicht zu bejahen. Denn es fehlt an einem Interesse des Gesch&#228;ftsherrn an der &#220;bernahme des Gesch&#228;ftes. Das Merkmal ist objektiv zu beurteilen. Es ist gegeben, wenn die &#220;bernahme dem Beklagten n&#252;tzlich war. Bei der Beurteilung sind die Kosten des Gesch&#228;ftes mitzuber&#252;cksichtigen (Palandt-Thomas a.a.O. &#167; 683 Anm. 2). Die Gew&#228;hrung von Unterkunft, Verpflegung und Betreuung f&#252;r einen Vollj&#228;hrigen im Gegenwert von 3.000,-- DM monatlich ist jedoch unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig teuer; eine Pflegefamilie w&#228;re f&#252;r den Beklagten billiger gewesen; erst recht ist dieses f&#252;r die H&#246;he von Sozialleistungen anzunehmen, die dem Beklagten gew&#228;hrt worden w&#228;ren, wenn er aus dem Heim entlassen worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auch ein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 684, 812 BGB kommt nicht in Betracht. Der Beklagte hat durch die Leistung der Kl&#228;gerin nichts erspart. Er hatte n&#228;mlich im Falle seiner Entlassung bereits zum 01.01.1986 einen Anspruch auf Sozialhilfe nach den &#167; 4, 5, 68 Abs. 1 Bundessozialhilfegesetz (BSHG), so da&#223; die Gew&#228;hrung von Unterkunft, Verpflegung und etwaigen weiteren Pflegeleistungen allenfalls den Sozialhilfetr&#228;ger entlastet hat (vgl. BGH VI ZR 288/86, Urteil vom 27.10.1987, abgedruckt auf Bl. 31 ff d.A.). Dar&#252;ber hinaus widerspr&#228;che eine Zahlungsverpflichtung des Beklagten dem in den &#167;&#167; 106 ff. BGB zum Ausdruck kommenden sog. Minderj&#228;hrigenschutz. Auf diesen kann sich der Beklagte ab dem Zeitpunkt seiner Entm&#252;ndigung berufen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Klage war deshalb abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziff. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist in H&#246;he von 32.388,85 DM durch dieses Urteil beschwert.</p>
315,208
olgham-1989-08-09-20-u-29288
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 292/88
1989-08-09T00:00:00
2019-03-13T14:49:22
2022-10-18T15:08:50
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0809.20U292.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 26.08.1988 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 5.985,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.11.1987 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung des Kl&#228;gers durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 7.600,00 DM abwenden, sofern der Kl&#228;ger nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Der Beklagten wird gestattet, die Sicherheit durch unbedingte und unbefristete B&#252;rgschaft einer deutschen Bank, Sparkasse oder Genossenschaftsbank zu erbringen.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterh&#228;lt bei der Beklagten eine Krankheitskosten- und Krankenhaustagegeldversicherung, der die Musterbedingungen 1976 des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (MB/KK 76) zugrundeliegen. Nach &#167;1 dieser Bedingungen gew&#228;hrt der Versicherer im Versicherungsfall, in der Krankenhaustagegeldversicherung "bei station&#228;rer Behandlung" ein Krankenhaustagegeld. Dieses war zwischen den Parteien in H&#246;he von 95,00 DM pro Tag vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Als der Kl&#228;ger 1986 im Anschlu&#223; an verschiedene organische Leiden an reaktiven Depressionen litt, begab er sich ab 11.12.1986 bis einschlie&#223;lich 15.06.1987 in station&#228;re Behandlung des ... in ... und zwar in die Abteilung f&#252;r klinische Psychiatrie. F&#252;r diesen Zeitraum zahlt die Beklagte das vereinbarte Krankenhaustagegeld. Im Anschlu&#223; an diese station&#228;re Behandlung wurde der Kl&#228;ger in die Tagesklinik dieses Krankenhauses verlegt, wo er bis einschlie&#223;lich 11.09.1987 behandelt wurde. Diese Behandlung erfolgte in der Weise, da&#223; der Kl&#228;ger t&#228;glich - mit Ausnahme der Wochenenden und der Feiertage - morgens von seinem etwa 80 km entfernten Wohnort zu der Klinik fuhr, dort tags&#252;ber an den verschiedenen Therapiema&#223;nahmen teilnahm, in die zeitweise auch seine Ehefrau einbezogen wurde, und abends wieder mit seinem Wagen nach Hause fuhr, wo er die Nacht verbrachte. F&#252;r diese Behandlung, f&#252;r die der Kl&#228;ger nach Abzug der Wochenenden und Feiertage ein rechnerisch unstreitiges Krankenhaustagegeld in H&#246;he von insgesamt 5.985,00 DM (63 Tage) verlangt, lehnte die Beklagte mit Schreiben vom 26.11.1987 die Deckung mit der Begr&#252;ndung ab, es habe sich nicht um eine station&#228;re Behandlung im Sinne der Versicherungsbedingungen gehandelt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage hat der Kl&#228;ger, gest&#252;tzt auf eine Entscheidung des erkennenden Senats (NJW 86, 2888), die Auffassung vertreten, auch f&#252;r eine teilstation&#228;re Behandlung werde das vereinbarte Krankenhaustagegeld geschuldet. Au&#223;erdem hat er mit n&#228;herer Begr&#252;ndung die Notwendigkeit dieser Behandlung dargelegt und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 5.985,00 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 27.11.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Notwendigkeit der Behandlung in der Tagesklinik bestritten und unter Hinweis auf verschiedene Urteile anderer Gerichte mit n&#228;herer Begr&#252;ndung die Auffassung vertreten, da&#223; eine teilstation&#228;re Behandlung nicht unter den Versicherungsschutz falle. Dieser Rechtsansicht der Beklagten ist das Landgericht gefolgt und hat die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, die Versicherungsbedingungen seien eindeutig und lie&#223;en eine Auslegung dahin, da&#223; auch teilstation&#228;re Behandlung versichert sein solle, nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt der Kl&#228;ger unter Wiederholung und Vertiefung seines erstinstanzlichen Vorbringens seinen Anspruch unver&#228;ndert weiter und beantragt, unter teilweiser Zur&#252;cknahme des geltendgemachten Zinsanspruchs, zuletzt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn 5.985,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.11.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">12</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.</td> <td>die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.</td> <td>f&#252;r den Fall der Zwangsvollstreckung ihr zu gestatten, Sicherheit durch Bankb&#252;rgschaft leisten zu d&#252;rfen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt mit eingehender rechtlicher Begr&#252;ndung das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie hat zun&#228;chst weiterhin die medizinische Notwendigkeit der Behandlung des Kl&#228;gers in der Tagesklinik bestritten. Aus diesem Grund hat der Senat gem&#228;&#223; Beweisbeschlu&#223; vom 17.02.1987 (Bl. 133) ein medizinisches Sachverst&#228;ndigengutachten eingeholt, auf welches verwiesen wird (Bl. 155-Bl. 172 GA). Die Beklagte hat danach die medizinische Notwendigkeit der Behandlung unstreitig gestellt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Sachvortrags wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers hat Erfolg. Die rechnerisch richtige und der H&#246;he nach unstreitige Klageforderung ist begr&#252;ndet. Sie ist antragsgem&#228;&#223; mit 4 % ab dem 27.11.1987 zu verzinsen, weil die Beklagte mit Ablehnung der Deckung im Schreiben vom 26.11.1987 in Verzug gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nachdem die medizinische Notwendigkeit der Behandlung des Kl&#228;gers in der Tagesklinik in dem Zeitraum vom 16.06. bis zum 11.09.1987 unstreitig gestellt worden ist, h&#228;ngt die Entscheidung allein davon ab, ob diese Behandlungsform als station&#228;re Behandlung im Sinne der Versicherungsbedingungen anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Rechtsfrage hat der Senat in seinem Urteil vom 23.05.1986 (NJW 86, 2888), welches einen vergleichbaren Sachverhalt einer Behandlung in derselben Klinik betraf, bejaht und zur Begr&#252;ndung folgendes ausgef&#252;hrt:</p> <br /><span class="absatzRechts">21</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"1.</i> <i>Eine Definition des Begriffs "station&#228;re Behandlung" enthalten die Versicherungsbedingungen nicht. Eine gesetzliche Definition, die den Inhalt des Begriffs umschreibt und gegen andere Behandlungsformen abgrenzt, existiert ebenfalls nicht.</i> <i>2.</i> <i>Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe "station&#228;re" und "ambulante" Behandlung als Gegensatz verstanden und verwendet. Der eine Begriff schlie&#223;t den anderen aus. F&#252;r den Inhalt des jeweiligen Begriffs ergibt sich daraus jedoch nichts, weil zwar als "station&#228;r" alles das verstanden werden kann, was nicht als "ambulant" anzusehen ist; doch gilt auch die entgegengesetzte &#220;berlegung, da&#223; alles das als "ambulant" angesehen werden kann, was nicht "station&#228;r" ist.</i> <i>3.</i> <i>Eine Behandlung ist zweifellos dann eine station&#228;re, wenn der Patient ununterbrochen Tag und Nacht im Krankenhaus "bleibt". Das entspricht dem lateinischen Ursprung des Wortes station&#228;r, das sich von stare (stillstehen, bleiben) bzw. von statio (Stillstand, Aufenthaltsort) ableitet. Der Lebensmittelpunkt des Patienten verlagert sich f&#252;r die Dauer der Behandlung aus seiner gewohnten privaten Umgebung in das Krankenhaus, das er nicht verl&#228;&#223;t. Er wird dort "festgehalten", seine gewohnten Aktivit&#228;ten kommen weitgehend zum Stillstand.</i> <i>Die typische ambulante Behandlung (lateinisch ambulare = gehen, umhergehen, wandern) l&#228;&#223;t den gewohnten Lebensrhythmus hingegen weitgehend unber&#252;hrt; der Patient verl&#228;&#223;t seinen &#252;blichen Lebensmittelpunkt nicht, er kann seiner Arbeit und seinen sonstigen Verrichtungen anchgehen. Er "geht" zum Arzt bzw. zur Behandlung.</i> <i>4.</i> <i>In den letzten 15-20 Jahren haben sich jedoch Behandlungsformen herausgebildet, die weder der einen noch der anderen typischen Behandlungsform eindeutig zuzuordnen sind, weil sie Elemente von beiden enthalten.</i> <i>Hierzu geh&#246;rt die Behandlung in sog. Tageskliniken (der Patient schl&#228;ft nachts zuhause und ist nur tas&#252;ber in der Klinik) bzw. sog. Nachtkliniken (der Patient verbringt nur die Nacht in der Klinik und geht tags&#252;ber seinen gewohnten Verrichtungen nach), die zum Teil auch als teilstation&#228;re oder halbstation&#228;re Behandlung bezeichnet werden.</i> <i>Die Verordnung zur Regelung der Krankenhauspfleges&#228;tze (Bundespflegesatzverordnung) vom 25.04.1973 (Bundesgesetzblatt I Seite 333 ff) bezeichnet in &#167;2 Ziffer 5 Krankenhausleistungen als "&#228;rztliche Leistungen, Pflege, Verpflegung, Unterkunft, Nebenleistungen und sonstige station&#228;re und halbstation&#228;re Leistungen des Krankenhauses". In &#167;4 Abs. 1 Ziffer 3 sieht sie die Festsetzung besonderer Pfleges&#228;tze f&#252;r allgemeine Krankenhausleistungen in Sondereinrichtungen vor, die ausschlie&#223;lich oder &#252;berwiegend unter anderem "halbstation&#228;ren Leitungen dienen".</i> <i>Der Verordnungsgeber hat damit, ohne den Begriff "halbstation&#228;r" n&#228;her zu definieren, diese Sonderformen der Krankenhausbehandlung erfassen wollen, bei denen der Patient nicht rund um die Uhr im Krankenhaus zu bleiben braucht.</i> <i>Er hat den hierf&#252;r gebildeteten Begriff von dem Wort "station&#228;r" abgeleitet. Das deutet darauf hin, da&#223; diese besondere Behandlungsform als Unterfall einer station&#228;ren Behandlung und nicht als Sonderform einer ambulanten Behandlung gesehen worden ist. Das Motiv f&#252;r diese Betrachtungsweise mag zwar in der besonderen Problematik der Krankenhausfinanzierung zu suchen sein. Gleichwohl bleibt festzustellen, da&#223; es Formen der nur stundenweisen Behandlung im Krankenhaus gibt, die den Patienten in &#228;hnlicher Weise an der Entfaltung seiner &#252;blichen Lebensgewohnheiten hindern wie ein ununterbrochener (vollstation&#228;rer) Krankenhausaufenthalt und die daher eher der "klassischen" station&#228;ren Behandlung als der ambulanten Behandlung vergleichbar sind.</i> <i>Wer wie der Kl&#228;ger t&#228;glich acht Stunden &#228;rztlich bzw. therapeutisch betreut und auch im Krankenhaus bek&#246;stigt wird, kann beispielsweise seinen Beruf nicht mehr aus&#252;ben. Sein Lebensryhthmus wird weitgehend von dem Aufenthalt in der Klinik bestimmt. Es kommt hinzu, da&#223; es bei Behandlungen, wie der Kl&#228;ger sie erfahren hat, Teil der Therapie ist, den Patienten f&#252;r einen Teil des Tages und f&#252;r die Nacht in seinem gewohnten sozialen Milieu zu belassen. Das hat der vom Landgericht zugezogene Sachverst&#228;ndige hier ausdr&#252;cklich hervorgehoben.</i> <i>Der Patient mu&#223; das tags&#252;ber in der Klinik erlernte Verhalten in der klinikfreien Zeit anzuwenden versuchen. Schl&#228;gt dieser Versuch fehl, kann die teilstation&#228;re Behandlung in eine vollstation&#228;re, &#252;bergehen ....</i> <i>5.</i> <i>Behandlungsformen, die Elemente der ambulanten und der station&#228;ren Behandlung enthalten, aber in ihren Auswirkungen auf den Alltag des Patienten eher der "klassischen" station&#228;ren Behandlung vergleichbar sind, k&#246;nnen unter den Begriff der station&#228;ren Behandlung im Sinne von &#167;1 Abs. 1 b MB/KK 76 gefa&#223;t werden. Die Auslegung des nirgendwo eindeutig definierten Begriffs "station&#228;r" l&#228;&#223;t dies zu.</i> <i>a)</i> <i>Es steht nicht entgegen, da&#223; der Krankenhausaufenthalt nicht jeweils einen vollen Tag (24 Stunden) dauert. Aus dem Wort Krankenhaustagegeld l&#228;&#223;t sich das Gegenteil nicht herleiten. Denn der Begriff "Tag" ist mehrdeutig und bedeutet im Sprachgebrauch nicht notwendig den Zeitraum von 24 Stunden. Die Sprache l&#228;&#223;t es vielmehr zu, den Zeitabschnitt von 24 Stunden mit "Tag" und "Nacht" zu umschreiben. Begriffe wie "Arbeitstag" oder "8-Stunden-Tag" machen dies deutlich.</i> <i>Da&#223; der Begriff des Krankenhaustagegeldes nicht notwendig den Zeitabschnitt von 24 Stunden voraussetzt, folgt auch aus den beiden Entscheidungen des Bundesgerichtshofs (VersR 84, 675 ff, 677 ff), die - f&#252;r den Fall der sog. Beurlaubung aus (unstreitig) station&#228;rer Behandlung - die Auslegung f&#252;r m&#246;glich halten, da&#223; auch bei nur stundenweisem Aufenthalt in einer Klinik der volle Anspruch auf Krankenhaustagegeld begr&#252;ndet ist.</i> <i>b)</i> <i>Der Zweck der Krankenhaustagegeldversicherung steht ebenfalls nicht entgegen.</i> <i>Die Krankenhaustagegeldversicherung ist keine Schadensversicherung, sondern eine Summenversicherung.</i> <i>Sie dient nicht einer konkreten, sondern einer abstrakten Bedarfsdeckung. Sie soll den Versicherungsnehmer f&#252;r die Zeit, in der er im Krankenhaus gewissen Einschr&#228;nkungen unterliegt, &#252;ber die eigentlichen Behandlungs- und Krankenhauskosten hinaus gewisse Annehmlichkeiten erm&#246;glichen und ggf. die zus&#228;tzlichen Kosten, abdecken, die stets mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden sind (BGH a.a.O.).</i> <i>Solche zus&#228;tzlichen Aufwendungen - z.B. f&#252;r die Besch&#228;ftigung einer Haushaltshilfe f&#252;r Kinderbetreuung oder auch f&#252;r Gegenst&#228;nde, mit denen der Aufenthalt im Krankenhaus angenehmer gestaltet werden kann - k&#246;nnen auch bei einem nur mehrere Stunden t&#228;glich dauernden Klinikaufenthalt entstehen, so da&#223; auch insoweit ein berechtigtes Interesse des Versicherungsnehmers an Versicherungsschutz besteht.</i> <i>6.</i> <i>Die Regelung in &#167;1 Abs. 1 b MB/KK 76 stellt sich danach als auslegungsbed&#252;rftig dar, soweit sie nur den nicht n&#228;her bestimmten Begriff der station&#228;ren Behandlung verwendet. Gem. &#167;5 AGBG ist zugunsten des Versicherungsnehmers von der ihm g&#252;nstigeren Auslegungsm&#246;glichkeit auszugehen, so da&#223; darunter auch die sog. halbstation&#228;re Behandlung f&#228;llt. Eine klarere Abgrenzung w&#228;re schon bei Formulierung dieser Versicherungsbedingungen m&#246;glich und geboten gewesen. Denn die sog. Tages- bzw. Nachtkliniken und das Problem der "teilstation&#228;ren" Behandlung waren schon bei der Neufassung dieser Musterbedingungen im Jahre 1976 bekannt, wie die Bundespflegesatzverordnung aus dem Jahre 1973 zeigt, die bereits den Begriff der halbstation&#228;ren Behandlung verwendet.</i> <i>Die Versicherungswirtschaft h&#228;tte es daher l&#228;ngst in der Hand gehabt, Bedingungen zu formulieren, die diese Behandlungsform, die Elemente der ambulanten und der station&#228;ren Behandlung enth&#228;lt, erfassen und klar bestimmen, ob f&#252;r einen Krankenhausaufenthalt von jeweils weniger als 24 Stunden pro Tag kein oder m&#246;glicherweise ein gek&#252;rztes Krankenhaustagegeld gezahlt wird.</i> <i>Dem Grundsatz der f&#252;r den Versicherungsnehmer g&#252;nstigsten Auslegungsm&#246;glichkeit steht nicht entgegen, da&#223; nach der Darstellung der Beklagten im Einzelfall bei Gleichstellung der halbstation&#228;ren mit der station&#228;ren Behandlung der Versicherungsnehmer ung&#252;nstiger stehe, n&#228;mlich dann, wenn die Krankheitskostenversicherung nicht die vollen Kosten des Krankenhausaufenthalts deckt, w&#228;hrend sie alle Kosten einer ambulanten Behandlung decken w&#252;rde. Solche auf den Einzelfall abgestellten Erw&#228;gungen sind im Rahmen von &#167;5 AGBG nicht statthaft. Sie treffen beispielsweise in all den F&#228;llen nicht zu, in denen der Versicherungsnehmer gesetzlich krankenversichert ist und die Krankenhaustagegeldversicherung nur als private Zusatzversicherung abschlie&#223;t."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">An diesen Ausf&#252;hrungen h&#228;lt der Senat auch nach erneuter Pr&#252;fung fest.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Begriff der station&#228;ren Behandlung ist keineswegs mehr eindeutig seit es Zwischenformen der Behandlung gibt, die weder als ausschlie&#223;lich ambulant noch als ausschlie&#223;lich station&#228;r bezeichnet werden k&#246;nnen, deren Bezeichnung aber von dem Wort "station&#228;r" abgeleitet werden (teilstation&#228;r). Es ist daher sehr wohl die Frage, ob dies noch unter den in den Versicherungsbedingungen gebrauchten Begriff der station&#228;ren Behandlung subsumiert werden kann. Wenn dies m&#246;glich ist, gilt nach &#167;5 AGBG die f&#252;r den Versicherungsnehmer g&#252;nstigere Auslegungsm&#246;glichkeit. Der Senat bejaht diese Frage jedenfalls f&#252;r F&#228;lle der vorliegenden Art, bei denen &#252;ber einen l&#228;ngeren zusammenh&#228;ngenden Zeitabschnitt eine Behandlung stattfindet, die den Tagesablauf des Versicherungsnehmers so nachhaltig bestimmt, da&#223; er wie bei einer station&#228;ren Behandlung im klassischen Sinn z.B. und vor allem seinem Beruf nicht mehr nachgehen kann. Der von der Beklagten hervorgehobene Gesichtspunkt, da&#223; der Kl&#228;ger t&#228;glich mit seinem eigenen Pkw etwa 80 km zu der Klinik und dieselbe Strecke zur&#252;ck nach Hause ist, steht dem nicht entgegen. Er macht vielmehr zus&#228;tzlich deutlich, in welch hohem Ma&#223; der Tagesablauf auch zeitlich durch die Behandlung in der Tagesklinik bestimmt wurde.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In anderen F&#228;llen, wie etwa dem der vom Landgericht als Beispiel erw&#228;hnten Dialysebehandlung mag es anders sein, weil diese wegen der jeweils dazwischen liegenden zeitlichen Intervalle und wegen der M&#246;glichkeit, den gesamten Lebensryhtmus auf Dauer auf diese regelm&#228;&#223;ige medizinische Ma&#223;nahme einzustellen, einer ambulanten Behandlung n&#228;her kommen k&#246;nnte. Diese Frage steht hier jedoch nicht zur Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte entnimmt der in VersR 83, 677 ver&#246;ffentlichen Entscheidung des Bundesgerichtshofs zur Auslegung des Begriffs der Rehabilitationsma&#223;nahme, da&#223; es darauf ankomme, wie im Zeitpunkt der Formulierung der Versicherungsbedingungen (hier 1976) ein durchschnittlicher Versicherungsnehmer den Begriff der station&#228;ren Behandlung habe verstehen k&#246;nnen. 1976 aber sei die M&#246;glichkeit einer teilstation&#228;ren Behandlung noch nicht in das Bewu&#223;tsein eines durchschnittlichen Versicherungsnehmers gedrungen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Einen so allgemeinen Grundsatz vermag der Senat der zitierten Entscheidung des Bundesgerichtshofs aber nicht zu entnehmen. Grunds&#228;tzlich ist f&#252;r die Auslegung von allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, zu denen auch die allgemeinen Versicherungsbedingungen geh&#246;ren, der Zeitpunkt ihrer Verwendung ma&#223;gebend. Daher gilt auch die Inhaltskontrolle des AGBG auch f&#252;r Versicherungsbedingungen, die schon vor Inkrafttreten des Gesetzes formuliert, aber erst danach in Vertr&#228;ge einbezogen wurden (&#167;28 AGBG). Es kann aber vorkommen, da&#223; bestimmte Begriffe zur Zeit der Formulierung der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen einen anderen, und zwar einen weitergehenden Sinngehalt hatten, als zum Zeitpunkt ihrer Verwendung. So lag der vom Bundesgerichtshof entschiedene Fall. Dann ist nach der Regel des &#167;5 AGBG selbstverst&#228;ndlich auch diese Auslegungsm&#246;glichkeit zu ber&#252;cksichtigen und im Zweifel, wenn sie f&#252;r den Versicherungsnehmer g&#252;nstiger ist, ma&#223;gebend.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der vorliegende Fall unterscheidet sich hiervon jedoch aus zwei Gr&#252;nden:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Einmal war der Begriff der teilstation&#228;ren Behandlung schon vor Formulierung der MB/KK 76 bekannt, wie die Bundespflegesatzverordnung aus dem Jahre 1973 belegt. Zum anderen hat sich der Begriff der station&#228;ren Behandlung durch die teilstation&#228;ren Behandlungsformen nicht ge&#228;ndert, sondern allenfalls erweitert. Die aus dieser Erweiterung folgende Auslegung zugunsten des Versicherungsnehmers kann aber nicht entgegen &#167;5 AGBG unber&#252;cksichtigt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;91 ZPO, die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167;708 Ziff. 10, 711, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten liegt unter 40.000,00 DM. Der Senat hat jedoch die Revision gem&#228;&#223; &#167;546 Abs. 1 Ziff. 1 ZPO zugelassen, weil die streitigen Versicherungsbedingungen bundesweit und nicht nur im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm Verwendung finden.</p>
315,209
ag-konigswinter-1989-08-09-9-c-13189
{ "id": 687, "name": "Amtsgericht Königswinter", "slug": "ag-konigswinter", "city": 447, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
9 C 131/89
1989-08-09T00:00:00
2019-03-13T14:49:23
2022-10-18T15:08:50
Urteil
ECLI:DE:AGSU2:1989:0809.9C131.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>2. </p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p></p> <p>3.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte &#252;bergab dem Kl&#228;ger am 17.12.1988 einen auf die Sparkasse x gezogenen Verrechnungsscheck &#252;ber 500,00 DM. Dieser versuchte, den Scheck einzul&#246;sen. Er erhielt diesen mit dem handschriftlichen Vermerk "Schecksperre" und dem Stempel der Stadtsparkasse y "vom bezogenen Kreditinstitut am 27.12.1988 nicht bezahlt" nebst Retourenh&#252;lle der Stadtsparkasse y zur&#252;ck und wurde gleichzeitig mit 20,00 DM Bearbeitungsgeb&#252;hr belastet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt im Scheckverfahren,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 500,00 DM zu zahlen zzgl. Scheckunkosten von 20,00 DM nebst 2 % Zinsen &#252;ber dem jeweiligen Diskontsatz der Deutschen Bundesbank, mindestens aber 6 % seit dem 27.12.1988.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Klageabweisung, hilfsweise Vorbehalt der Rechte im Nachverfahren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, die bezogene Bank &#150; die Sparkasse x &#150; habe keinen Vorlagevermerk auf dem Scheck vorgenommen. Die Stadtsparkasse y sei keine Abrechnungsstelle im Sinne des Scheckgesetzes.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dazu wendet der Kl&#228;ger ein, der Scheck sei dem bezogenen Institut im beleglosen Scheckeinzugsverfahren gem&#228;&#223; dem gleichlautenden Abkommen vom 28.03.1985 vorgelegt worden. Danach w&#252;rde die erste Inkassostelle nach einem entsprechenden "Hinweis" der bezogenen Bank auf dem Scheck vermerken, dass das bezogene Institut die Einl&#246;sung verweigert habe. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch Beschluss vom 10.05.1989 hat das Gericht im Einverst&#228;ndnis der Parteien das schriftliche Verfahren nach &#167; 128 II ZPO angeordnet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die <u>Scheckklage </u>hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch die spezielle Bezeichnung "Scheck-Mahnbescheid" im Mahnbescheidsantrag des Kl&#228;gers vom 02.03.1989 und den Bezug des Kl&#228;gers in der Klageschrift auf den vorhergehenden Mahnbescheid liegt eine Erkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167; 605 a iVm &#167; 604 I ZPO vor, dass im Scheckprozess geklagt werden soll. Den entsprechenden Hinweis in der Ladungsverf&#252;gung vom 15.04.1989 hat der Kl&#228;ger nicht widersprochen. Die Scheckklage ist aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte weder einen Anspruch auf Zahlung der Schecksumme und Ersatz der Scheckkosten aus den scheckrechtlichen Sondervorschriften noch aus den Regelungen des BGB.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Aus Art. 12 SchG. ergibt sich kein Anspruch auf Zahlung des Scheckbetrages, da die R&#252;ckgriffsvoraussetzungen des Art. 40 SchG. nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keine Protesturkunde iSd. Nr. 1 vorgelegt, da diese allein durch Ausstellung einer &#246;ffentlichen Urkunde durch einen Notar, Gerichtsbeamten oder Postbediensteten zul&#228;ssig ist (Baumbach-Hefermehl, 11. Aufl., 1973, Art. 79 WG, Rdnr. 1 und 2).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es ist auch keine Vorlegungserkl&#228;rung der Bezogenen gem&#228;&#223; Nr. 2 auf dem Verrechnungsscheck des Kl&#228;gers vermerkt. Denn bezogene Bank ist gem&#228;&#223; Art. 1 Nr. 3 iVm. Art. 3 SchG die Sparkasse x. Der Vorlegungsvermerk "vom bezogenen Kreditinstitut am 27.12.1988 nicht bezahlt" wurde dagegen &#150; was im Laufe des Verfahrens unstreitig geworden ist &#150; im Rahmen des Abkommens &#252;ber das beleglose Scheckeinzugsverfahren <u>ohne</u> k&#246;rperliche Weiterleitung und ohne <u>Vorlage</u> bei der bezogenen Bank von der Stadtsparkasse y vorgenommen. Die Einzugsbank leitet bei diesem Vermerk lediglich die Angaben auf dem zum Einzug eingereichten Scheck der bezogenen Bank auf Datentr&#228;gern zu, w&#228;hrend der Originalscheck bei ihr verbleibt. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der sich daraus ergebenden rechtlichen Problematik waren sich die Geldinstitute bei Abschluss dieses Abkommens bewusst, als sie eine Begrenzung des beleglosen Einzugsverfahrens auf Schecks bis zur H&#246;he von einschlie&#223;lich 1.000,00 DM festlegten (Abkommen &#252;ber das beleglose Scheckeinzugsverfahren vom 28.03.1985, Abschnitt I, Nr. 1; Baumbach-Hefermehl, 15. Aufl., 1986, Art. 28 SchG. Rdnr. 11): Entgegen dem &#150; eindeutigen &#150; Wortlaut fehlt es sowohl an der &#150; k&#246;rperlichen &#150; <u>Vorlage</u> als auch an dem <u>Vermerk</u> der bezogenen Bank. Die Erfordernisse des modernen Zahlungsverkehrs von Schecks; schon 1986 ca. 600 Millionen j&#228;hrlich &#150; geben dem Gericht keine Handhabe, &#252;ber die eindeutigen und klaren Gesetzesvorschriften hinwegzusehen. Damit w&#228;ren die Grenzen richterlicher Rechtsfortbildung &#252;berschritten. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vielmehr w&#228;re es Sache des <u>Gesetzesgebers,</u> entsprechende Neuregelungen zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von dieser rechtlichen Problematik entspricht der Vorlegevermerk der Stadtsparkasse y auch nicht den Erfordernissen des Art. 40 Nr. 2 SchG. Denn daf&#252;r sind zwei Datumsangaben n&#246;tig: Eine datierte Angabe sowohl &#252;ber den Tag der Vorlegung des Schecks als auch &#252;ber den Tag der Anbringung des Vorlegungsvermerks (Baumbach-Hefermehl, 15. Aufl. 1986, Art. 40 SchG, Rdnr. 4).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Verrechnungsscheck enth&#228;lt auch nicht die Erkl&#228;rung einer Abrechnungsstelle nach Art. 40 Nr. 3 SchG. Im Gegenteil hat die Beklagte unwidersprochen vorgetragen (Schriftsatz vom 07.06.1989 am Ende), dass die Stadtsparkasse y <u>keine</u> Abrechnungsstelle iSd. Scheckgesetzes ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann auch keinen Anspruch auf Zahlung der Schecksumme aus einem Schuldversprechen gem&#228;&#223; &#167; 780 BGB geltend machen, weil nach Verlust des R&#252;ckgriffs eine Umdeutung des Schecks nicht zul&#228;ssig ist (Baumbach-Hefermehl, 15. Aufl., 1986, Art. 40 SchG, Rdnr. 1). Denn sonst w&#228;ren die Voraussetzungen des Art. 40 SchG gegen&#252;ber dem Aussteller praktisch ohne Bedeutung. Ob der Kl&#228;ger im Urkundenprozess aus dem zugrundeliegenden <u>Kaufvertrag</u> klagen kann, kann offen bleiben, da mit der vorliegenden Klage (nur) die <u>Scheck</u>klage erhoben ist. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall, dass die Scheckklage zugleich nach &#167; 597 Abs. 1 ZPO unbegr&#252;ndet und nach &#167; 597 Absatz 2 ZPO unzul&#228;ssig ist, ist die Klage insgesamt als unbegr&#252;ndet abzuweisen (siehe zu diesem Fall der "Abweisungskonkurrenz" Schneider in: Z&#246;ller, ZPO, 15. Aufl. K&#246;ln 1987, &#167; 597 Rdnr. 6). </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91 Abs. 1, 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO.</p>
315,210
lg-aachen-1989-07-31-7-s-26488
{ "id": 800, "name": "Landgericht Aachen", "slug": "lg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 264/88
1989-07-31T00:00:00
2019-03-13T14:49:25
2022-10-18T15:08:50
Urteil
ECLI:DE:LGAC:1989:0731.7S264.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 6. April 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts J&#252;lich .................. unter Zur&#252;ckweisung der Berufung im &#220;brigen teilweise abge&#228;ndert u nd wie folgt neu gefasst:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 22,75 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 22.02.1988 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreites tragen der Kl&#228;ger zu 97,5 % und die Beklagte zu 2,5 %.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</u></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig; sie ist ansich statthaft sowie frist- und formgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. Sie hat jedoch in der Sache nur zu einem geringen Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagte aus &#167; 971 Abs. 1 BGB ein Anspruch auf Finderlohn in der zuerkannten H&#246;he zu. Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts hat der Kl&#228;ger eine verlorene Sache gefunden und an sich genommen im Sinne des &#167; 965 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hatte den Radlader verloren. Insoweit geht das Amtsgericht zutreffend davon aus, dass verloren gegangen bewegliche Sachen dann sind, wenn sie besitz-, </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">aber nicht herrenlos sind (vgl. Quack in: M&#252;nchener Kommentar, 2. Auf. &#167; 965 Rdnr. 3; Pickart in BGB - RGRK, 12. Aufl., &#167; 965 Rdnr. 2; Soergel-M&#252;hl, BGB, 11. Aufl., &#167; 965 Rdnr. 1). Im vorliegenden Fall hat die Beklagte keinen Besitz mehr an dem von einer Baustelle entwendeten, von einem Dieb &#252;ber eine Strecke von ca. 2 km gefahrenen und schlie&#223;lich umgekippt in der Rur zur&#252;ckgelassenen Radlader. Die Beklagte war n&#228;mlich nicht mehr in der Lage, &#252;ber diesen Radlader Sachherrschaft auszu&#252;ben. Dies war ihr deshalb unm&#246;glich, weil es ihr und ihren Bediensteten unbekannt war, wo sich der Radlader befand. Wer aber nicht wei&#223;, wo sich eine bewegliche Sache befindet, kann &#252;ber diese keine Sachherrschaft aus&#252;ben (vgl. Quack, a.a.O., Rdnr. 10; Soergel-M&#252;hl a.a.O., Rdnr. 3). Die Dauer des Besitzverlustes spielt dabei keine entscheidende Rolle, sie ist allenfalls ein Indiz daf&#252;r, dass m&#246;glicherweise nur eine Lockerung des Besitzes vorliegt (vgl. Pickart, a.a.O., Rdnr. 4). Eine blo&#223;e Lockerung des Besitzes kann jedoch vorliegend nicht angenommen werden, weil die Beklagte nicht wusste, wo der Radlader sich befand, und auch nicht in der Lage war, diesen aufzusp&#252;ren</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dass die Beklagte nicht in der Lage war, den Radlader aufzusp&#252;ren, ergibt sich daraus, dass der Dieb mit dem Radlader &#252;ber &#246;ffentliche Stra&#223;en gefahren sein muss. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass der Radlader, der nicht mit Ketten, sondern mit Reifen ausgestattet war, keinerlei Spuren hinterlassen hat. Unter diesen Umst&#228;nden ist aber nicht ersichtlich, inwiefern es der Beklagten m&#246;glich gewesen sein sollte, den Radlader ausfindig zu machen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte demgegen&#252;ber geltend macht, zur Fundstelle des Radladers in der Rur habe eine Spur gef&#252;hrt, ist ihr Vorbringen unsubstantiiert. Die Beklagte hat n&#228;mlich nicht dazu Stellung genommen, inwiefern Spuren auf &#246;ffentlichen Stra&#223;en vorhanden gewesen sein sollen. Die von ihr vorgelegten Lichtbilder zeigen Spuren lediglich in einer Wiesenlandschaft.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dem l&#228;sst sich nicht entgegenhalten, dass die Polizei die Fahrtstrecke, die der Dieb mit dem Radlader zur&#252;ckgelegt hat, rekonstruiert hat, wie sich aus der beigezogenen Ermittlungsakte ergibt. Insoweit erscheint bereits fraglich, wie zuverl&#228;ssig diese </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Rekonstruktion durch die Polizei &#252;berhaupt sein kann, da der Radlader auch nach dieser Rekonstruktion &#246;ffentliche Stra&#223;en benutzt hat und lediglich an einer Eisenbahnbr&#252;cke Glasscherben gefunden worden sind, die auf einen Zusammensto&#223; </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">des Radladers mit der Br&#252;cke schlie&#223;en lassen. Selbst wenn man aber davon ausgeht, dass die Polizei die Fahrstrecken richtig rekonstruiert hat, so muss bedacht werden, dass die Polizei nicht nur den Ausgangsort dieser Strecke, n&#228;mlich den Ort des Diebstahles kannte, sondern auch den Fundort in der Rur und demgem&#228;&#223; nur eine Strecke rekonstruieren musste, die der Radlader von seinem Standort zu dem Fundort in der Rur zur&#252;ckgelegt hat. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beklagte stellte sich die Situation jedoch anders dar, weil sie nur vom Standort ausgehen konnte, den Fundort jedoch nicht kannte. Vom Standort des Radladers aus konnte der Dieb jedoch in verschiedene Richtungen &#252;ber &#246;ffentliche Stra&#223;en gefahren sein. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Radlader auch gefunden und an sich genommen, als er ihn in der Rur entdeckte und der Polizei den Fundort mitteilte. Die Kammer schlie&#223;t sich insoweit der Auffassung des Oberlandesgerichtes Hamm im Urteil vom 05.10.1978 (NJW 1979, 725, 726) an, wonach dann, wenn ein Ansichnehmen im eigentlichen Wortsinn der Natur der Sache oder den Umst&#228;nden nach nicht m&#246;glich ist (bei dem vom OLG entschiedenen Fall handelte es sich um einen Bus), gen&#252;gt, wenn der Finder die Sicherstellung des entwendeten Kraftfahrzeuges veranlasst (ebenso Pickart a.a.O., Rdnr. 9; Soergel-M&#252;hl, a.a.O., Rdnr. 3). Soweit demgegen&#252;ber von Quack (a.a.O., Rdnr. 14) eine abweichende Auffassung vertreten wird, insbesondere die Begr&#252;ndung des Besitzes durch den Finder, wobei das Element der Dauer erforderlich sei, vermag die Kammer dem nicht zu folgen. Diese Auffassung ist nicht praxisgerecht, weil sie die M&#246;glichkeit des Findens und Ansichnehmens im Sinne des &#167; 965 Abs. 1 BGB auf derartige Sachen beschr&#228;nkt, die ein Mensch ergreifen und von dem Fundort wegtragen kann, ohne fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Beschr&#228;nkung der Vorschriften &#252;ber den Fund in diesem Sinne ist dem Gesetz jedoch nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Einem Ansichnehmen durch den Kl&#228;ger steht auch nicht die Tatsache entgegen, dass nicht die Polizei den Radlader aus der Rur geborgen hat, sondern die Beklagte selbst. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dies lag ausweislich des Ermittlungsberichtes in der beigezogenen Ermittlungsakte daran, dass die Polizei eine Gef&#228;hrdung durch Auslaufen von &#214;l oder Diesel ausschloss, die Beklagte verst&#228;ndige und es dieser &#252;berlie&#223;, wann sie den Radlader bergen wollte. Anders als in dem vom OLG Hamm entschiedenen Fall war vorliegend auch eine Bewachung des Radladers nicht erforderlich, da eine Entwendung des Radladers durch Dritte aus der Rur nicht zu erwarten stand. Der Kl&#228;ger hatte mithin dadurch, das er der Polizei den Fundort mitteilte und diese die Beklagte informierte, der Beklagten wieder den Besitz verschafft, weil die Beklagte nunmehr in der Lage war, den Radlader selbst zu bergen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Finderlohn, welcher dem Kl&#228;ger zusteht, bemisst sich nach &#167; 971 Abs. 1 S. 2 BGB nach dem Wert der Sache und betr&#228;gt bei einem Wert bis zu 1.000,-- DM 5 % dieses Wertes. Der Radlader hatte ausweislich des Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Sturm bei Auffindung lediglich noch den Schrottwert, weil das Fahrzeug infolge des Umkippens in der Rur und des dadurch bedingten Wassereindringens so stark besch&#228;digt war, dass die zu erwartenden Reparaturkosten den Zeitwert von 30.000,-- DM &#252;berstiegen. Die Kammer hat keine Bedenken, sich den ausf&#252;hrlichen und nachvollziehbaren Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen anzuschlie&#223;en, die auch von den Parteien nicht angegriffen worden sind. Der Kl&#228;ger kann daher 5 % von 455,-- DM, also 22,75 DM verlangen. Weitergehende Anspr&#252;che stehen ihm dagegen nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt aus &#167; 291 BGB.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 192 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><u>Berufungsstreitwert:</u> 920, - - DM</p>
315,211
ovgnrw-1989-07-24-20-a-249787
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
20 A 2497/87
1989-07-24T00:00:00
2019-03-13T14:49:26
2022-10-18T15:08:50
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0724.20A2497.87.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abzuwenden, sofern nicht die Beklagte zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks Gemarkung xxx, Flur 68, Flurst&#252;ck 6, das an den xxxbach, ein Gew&#228;sser zweiter Ordnung, grenzt. Der Kl&#228;ger beantragte im Jahre 1971 die Genehmigung zur Bebauung des Grundst&#252;cks. Er reichte im Genehmigungsverfahren Pl&#228;ne mit eingetragenen Querprofilen ein, die einen horizontalen Abstand zwischen dem Bachbett und der B&#246;schungsoberkante von bis zu 3,4 m, eine B&#246;schungsneigung von 30 bis 35 Grad und einen Spriegelzaun von 0,8 m H&#246;he auf der B&#246;schungsoberkante darstellen. Die Pl&#228;ne wurden bei Erteilung der Baugenehmigung als deren Bestandteil gekennzeichnet. Im Jahre 1976 teilte der Oberkreisdirektor des Kreises xxx dem Kl&#228;ger auf eine Beschwerde &#252;ber Beeintr&#228;chtigungen seines Grundst&#252;cks durch den xxxbach hin mit, da&#223; ihm vom Bauamt der Beklagten fernm&#252;ndlich versichert worden sei, es bestehe die Absicht, die Uferb&#246;schung an seinem Grundst&#252;ck im folgenden Jahr im Rahmen der Gew&#228;sserunterhaltung zu befestigen. Zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt gestaltete der Kl&#228;ger die Uferb&#246;schung des xxxbaches entlang seinem Grundst&#252;ck durch eine stufenf&#246;rmige Erdaufsch&#252;ttung und Anlage einer Befestigung aus Holz um. Im Jahre 1980 machte der Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Beklagten geltend, da&#223; Teile des Erdreichs seines Grundst&#252;cks abgeschwemmt worden seien. Aufgrund dieses Sachverhalts verurteilte das Amtsgericht xxx die Beklagte zum Schadenersatz. Im Jahre 1980 versah die Beklagte die Uferb&#246;schung des xxxbaches entlang des kl&#228;gerischen Grundst&#252;ck mit einer Steinstickung. Im Jahre 1986 forderte der Kl&#228;ger die Beklagte auf, zum Schutz seines Grundst&#252;cks vor Absp&#252;lungen an der Grundst&#252;cksgrenze eine Mauer o.a. zu errichten. Der Versuch der Beteiligten, eine einvernehmliche L&#246;sung hinsichtlich der Gestaltung einer Uferbefestigung und der Kostentragung zu finden, scheiterte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 22. Mai 1987 hat der Kl&#228;ger beim Amtsgericht xxx Klage eingereicht. Dieses hat die Sache an das Verwaltungsgericht abgegeben. Der Kl&#228;ger hat vorgetragen: Der xxxbach fresse sich mehr und mehr in sein Grundst&#252;ck hinein, so da&#223; die Grundst&#252;cksgrenze nunmehr im Bachbett verlaufe. Dies sei darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; die Beklagte ihrer Unterhaltungspflicht f&#252;r das Gew&#228;sser nicht nachkomme. Sie m&#252;sse entlang seinem Grundst&#252;ck eine ordnungsgem&#228;&#223;e Uferbefestigung herstellen. Dies sei ihm bereits schriftlich zugesagt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, die Uferbefestigung im Bereich seines Grundst&#252;cks in xxx in der Art und Weise herzurichten, da&#223; die Einhaltung der Grundst&#252;cksgrenze gew&#228;hrleistet und ein weiteres Abschwemmen seines Grundst&#252;cks ausgeschlossen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen: F&#252;r den geltend gemachten Anspruch gebe es keine Grundlage. Die Pflicht zur Unterhaltung eines Gew&#228;ssers obliege dem Unterhaltungspflichtigen als allgemeine &#246;ffentliche Aufgabe. Anspr&#252;che Dritter auf die Erf&#252;llung der Unterhaltungspflicht oder auf Vornahme bestimmter Ma&#223;nahmen best&#252;nden nicht. Eine Verletzung der Unterhaltungspflicht liege zudem nicht vor. Durch den xxxbach w&#252;rden allenfalls die vom Kl&#228;ger entgegen der ihm erteilten Baugenehmigung vorgenommenen Aufsch&#252;ttungen und Anlagen beeintr&#228;chtigt, die ihrerseits zu den behaupteten Beeintr&#228;chtigungen beigetragen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage mit dem angefochtenen Urteil, auf das Bezug genommen wird, abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 9. Oktober 1987 und erneut am 6. November 1987 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 6. November 1987 Berufung eingelegt. Er macht geltend: Eine Verpflichtung der Beklagten zur Befestigung der Uferb&#246;schung folge schon aus dem eine entsprechende Zusicherung beinhaltenden Schreiben des Oberkreisdirektors des Kreises xxx vom 30. Juli 1976. Erst nach Nichteinhaltung dieser Zusage habe er die Uferb&#246;schung ver&#228;ndert, um eine weitere Ab- und Untersp&#252;lung seines Grundst&#252;cks zu verhindern. Er habe dabei in keiner Weise Einflu&#223; auf den xxxbach oder gar die Flie&#223;geschwindigkeit genommen. Letztere sei vielmehr durch eine Vorrichtung im Bereich des Zusammenflusses von xxxbach und xxx ver&#228;ndert worden; darin d&#252;rfe eine entscheidende Ursache f&#252;r die Sch&#228;den an seinem Grundst&#252;ck liegen. Vor diesem Hintergrund sei es der Beklagten verwehrt, sich auf eine Abweichung der Gestaltung der Uferb&#246;schung von der Baugenehmigung zu berufen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem erstinstanzlichen Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie vertieft ihr bisheriges Vorbringen und macht erg&#228;nzend geltend: Der ordnungsgem&#228;&#223;e Wasserabflu&#223; werde - wenn &#252;berhaupt - durch die vom Kl&#228;ger im Uferbereich vorgenommenen Ver&#228;nderungen gef&#228;hrdet, nicht aber durch das Unterlassen der begehrten Uferbefestigung oder eine von Dritten angelegte Bahle in der xxx unterhalb der Einm&#252;ndung des xxxbaches. Eine sie bindende Erkl&#228;rung, nach der sie zur Herstellung einer Uferbefestigung im Bereich des kl&#228;gerischen Grundst&#252;cks verpflichtet sei, liege nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Gerichtsakte, die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten und des Oberkreisdirektors des Kreises xxx sowie die Akten des Amtsgerichts xxx - Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig. Dem Begehren, das darauf gerichtet ist, "... die Uferbefestigung ... herzurichten ...", fehlt es nicht an der erforderlichen Bestimmtheit (&#167; 82 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO). Es ist unter Ber&#252;cksichtigung der vorprozessualen Auseinandersetzungen der Parteien und des Vorbringens des Kl&#228;gers im vorliegenden Verfahren bestimmbar. Die Klage zielt auf die Verurteilung der Beklagten zur Errichtung einer Schutzmauer, die der vom Kl&#228;ger selbst vorgenommenen Befestigung der Uferb&#246;schung im Abstand von einem Meter vorgelagert ist. Dies folgt daraus, da&#223; der Kl&#228;ger einerseits den gegenw&#228;rtigen Zustand (Steinsch&#252;ttungen, stufenf&#246;rmige Gestaltung der Uferb&#246;schung, Befestigung mit Holzelementen) f&#252;r die Ufersicherung als nicht ausreichend erachtet und andererseits eine Inanspruchnahme des von ihm hergerichteten Teils des Ufers f&#252;r Sicherungsma&#223;nahmen abgelehnt hat. Eine Alternative zum Bau einer Schutzmauer ist unter Ber&#252;cksichtigung des Anliegens des Kl&#228;gers nicht ersichtlich. Eine allenfalls noch in Betracht zu ziehende Verbesserung der vorhandenen Steinsch&#252;ttung ist zwischen den Parteien nicht streitig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch nicht unzul&#228;ssig, weil eine gegen&#252;ber dem Klagebegehren vorgreifliche Entscheidung des Oberkreisdirektors des Kreises xxx (Oberkreisdirektor) als zust&#228;ndige allgemeine Wasserbeh&#246;rde (&#167;&#167; 98 Satz 1, 136, 137 Nr. 2 des Landeswassergesetzes - LWG -) gem&#228;&#223; &#167; 98 Satz 2 LWG &#252;ber den Umfang der Unterhaltungspflicht der Beklagten (&#167; 91 Abs. 1 Nr. 2, &#167; 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 LWG) erforderlich w&#228;re. Im Streitfall hat vor einer gerichtlichen Auseinandersetzung die allgemeine Wasserbeh&#246;rde durch Verwaltungsakt den Umfang der Pflicht verbindlich zu regeln; dieses besondere Verwaltungsverfahren ist eine vorrangige M&#246;glichkeit der Streitentscheidung, die einer unmittelbaren Klageerhebung entgegensteht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil des Senats vom 22. Juli 1988 - 20 A 793/87 -, NuR 1989, 93.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzung f&#252;r das Erfordernis einer vorgreiflichen wasserbeh&#246;rdlichen Entscheidung, da&#223; sich eine Ma&#223;nahme der Gew&#228;sserunterhaltung i.S. von &#167; 90 LWG oder eine Pflicht im Interesse der Gew&#228;sserunterhaltung i.S. von &#167; 97 LWG im Streit befindet, ist hier nicht erf&#252;llt. Die vom Kl&#228;ger begehrte Errichtung einer Ufermauer ist nicht der Unterhaltungspflicht der Beklagten zuzuordnen; es handelt sich vielmehr um einen Gew&#228;sser- bzw. Uferausbau i.S. von &#167;&#167; 31 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG), 89, 100 LWG. Zur Gew&#228;sserunterhaltung geh&#246;rt zwar grunds&#228;tzlich auch die Sicherung der Ufer (vgl. &#167; 47 Abs. 1 der Urfassung des Landeswassergesetzes - LWG a.F. -) durch Schutzma&#223;nahmen, wie z.B. Steinsch&#252;ttungen oder Befestigungen. Der Umfang der Unterhaltung ist aber darauf begrenzt, den seit langem gegebenen Zustand des Gew&#228;ssers bzw. des Ufers zu erhalten und - unter bestimmten Voraussetzungen - erforderlichenfalls auch wiederherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. Sieder-Zeitler, Wasserhaushaltsgesetz, Stand: Januar 1988, Rdnrn. 9, 13, 16, 20 und 25 zu &#167; 28 WHG; Gieseke-Wiedemann-Czychowski, Wasserhaushaltsgesetz, 4. Aufl., Rdnrn. 4 f. zu &#167; 28 WHG; Knopp, Bay.VBl. 1983, 524.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber liegt ein Ausbau vor, wenn die Ma&#223;nahme - unabh&#228;ngig von ihrem Zweck - eine wesentliche Umgestaltung des Gew&#228;ssers und/oder des Ufers zur Folge hat, d.h. den Zustand des Gew&#228;ssers einschlie&#223;lich seiner Ufer in einer f&#252;r den Wasserhaushalt (Wasserstand, Wasserabflu&#223;, Selbstreinigungsverm&#246;gen) oder in sonstiger Hinsicht (z.B. f&#252;r das &#228;u&#223;ere Bild) bedeutsamen Weise &#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteile des Senats vom 23. April 1986 - 20 A 24/84 -, ZfW 1987, 188, vom 24. September 1986 - 20 A 454/85 -, ZfW 1987, 122 und vom 22. Juli 1988 - 20 A 793/37 - a.a.O.; Knopp a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Errichtung der vom Kl&#228;ger begehrten Schutzmauer entlang der von ihm angenommenen Grundst&#252;cksgrenze ginge erheblich &#252;ber die Erhaltung oder Wiederherstellung des gegebenen Zustandes hinaus. Sie w&#252;rde auf einer Strecke von etwa 32 m zu einer Verengung des Bachbettes f&#252;hren und damit den Wasserstand und die Flie&#223;geschwindigkeit erh&#246;hen; dies kann sich insbesondere bei Hochwasser auf andere Grundst&#252;cke auswirken. Durch die erforderliche Auff&#252;llung von Hohlr&#228;umen hinter der Mauer w&#252;rde zudem die bisherige Uferb&#246;schung vollst&#228;ndig umgestaltet. Insgesamt w&#252;rde die bauliche Anlage das &#228;u&#223;ere Bild des Ufers in dem fraglichen Bereich erheblich ver&#228;ndern. Eine solche Ma&#223;nahme bedarf n&#228;herer Pr&#252;fung in einem Planfeststellungs- (&#167; 31 Abs. 1 Satz 1 WHG) oder zumindest Genehmigungsverfahren (&#167; 31 Abs. 1 Satz 3 WHG) und unterliegt damit nicht der Entscheidungsbefugnis der allgemeinen Wasserbeh&#246;rde nach &#167; 98 Satz 2 LWG. Die die Gemeinde unter bestimmten Voraussetzungen treffende Pflicht zum Ausbau eines Gew&#228;ssers (&#167; 89 LWG) ist nicht vorrangig nach &#167; 98 Satz 2 LWG feststellungsf&#228;hig, so da&#223; diese Vorschrift der Zul&#228;ssigkeit der Klage nicht entgegensteht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Durchf&#252;hrung der begehrten Ma&#223;nahme durch die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#167; 89 Abs. 1 Satz 1 LWG "bietet keine Anspruchsgrundlage. Die Gew&#228;sserausbaupflicht besteht allein im Interesse des Allgemeinwohls. Subjektive Rechte Privater lassen sich daraus nicht herleiten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. Honert-R&#252;ittgers, Landeswassergesetz, Erl&#228;uterungen zu &#167; 89 LWG, Burghartz, Wasserhaushaltsgesetz und Wassergesetz f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen, Rdnr. 1 zu &#167; 63 LWG a.F. und Gieseke-Wiedemann-Czychowski, a.a.O., Rdnr. 19 zu &#167; 31 WHG m.w.N. (zur Ausbaupflicht); ebenso zur Unterhaltungspflicht: Bundesverwaltungsgericht (BverwG), Urteil von 14. Dezember 1973 - IV C 50.71 -, BVerwGE 44, 235; Beschlu&#223; des Senats von 25. August 1986 - 20 B 217/86 -.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ein Folgenbeseitigungsanspruch scheidet schon deswegen aus, weil dieser sich seinen Inhalt nach auf die Wiederherstellung des Zustandes richtet, der vor einem rechtswidrigen Eingriff durch eine hoheitliche T&#228;tigkeit bestand,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG. Urteil vom 6. September 1988 - - C 26.88 -, NJW 1989, 118,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;ger dagegen eine dar&#252;ber hinausgehende Ma&#223;nahme begehrt, durch die angeblich zu bef&#252;rchtende k&#252;nftige Sch&#228;den an seinen Grundst&#252;ck vermieden werden. Dies gilt insbesondere f&#252;r die behauptete, seinen Grundst&#252;ck abtr&#228;gliche &#196;nderung der Fiie&#223;geschwindigkeit durch eine Vorrichtung in der xxx.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ein Eingriff in das gem&#228;&#223; Art. 14 Abs. 1 des Grundgesetzes (GG) gew&#228;hrleistete Eigentum durch Verletzung &#246;ffentlich-rechtlicher Pflichten, z.B. die wasserrechtliche Unterhaltungspflicht, kann allerdings ein Abwehrrecht des Betroffenen begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 14. Dezember 1973 - IV C 50.71 -, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Hier l&#228;&#223;t sich aber nicht feststellen, da&#223; die vom Kl&#228;ger behaupteten Sch&#228;den an seinem Grundst&#252;ck durch eine Ausbauma&#223;nahmen erforderlich machende Pflichtverletzung der Beklagten verursacht wurden und/oder k&#252;nftig verursacht werden k&#246;nnten. Eine Verletzung in Zusammenhang mit der Ausbaupflicht nach &#167; 89 Abs. 1 Satz 1 LWG liegt nicht vor, auch wenn man unterstellt, da&#223; tats&#228;chlich Teile des Grundst&#252;cks des Kl&#228;gers weggeschwemmt wurden und dies nicht auf die vom Kl&#228;ger selbst vorgenommenen Ver&#228;nderungen des Ufers zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Eine rechtswidrige Ausbauma&#223;nahme, die durch die Beklagte selbst durchgef&#252;hrt oder veranla&#223;t worden ist und den Kl&#228;ger beeintr&#228;chtigen k&#246;nnte, ist nicht gegeben. Ein pflichtwidriges Unterlassen des vom Kl&#228;ger begehrten oder eines sonstigen Ausbaus liegt auch nicht vor. Das w&#228;re nur der Fall, wenn das Wohl der Allgemeinheit i.S. von &#167; 89 Abs. 1 Satz 1 LWG den Ausbau erfordern w&#252;rde. Daf&#252;r besteht kein Anhaltspunkt. Die m&#246;gliche Beeintr&#228;chtigung des kl&#228;gerischen Grundst&#252;cks durch den xxxbach ist Folge der konkreten Grundst&#252;ckssituation, die durch die Lage an einem Gew&#228;sser gepr&#228;gt ist. Der Schutz des Grundst&#252;cks liegt allein im privaten Interesse. Eine Schadensverursachung durch eine Verletzung der Pflicht zur Ufersicherung im Rahmen der Unterhaltung der Beklagten scheidet ebenfalls aus. Schutzma&#223;nahmen, die noch der Unterhaltung des Gew&#228;ssers und des Ufers zuzurechnen sind, hat die Beklagte durch Anlage einer Steinsch&#252;ttung getroffen. Da&#223; andere Unterhaltungsma&#223;nahmen am Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers als erforderlich und ausreichend in Betracht k&#228;men und rechtswidrig unterlassen wurden, ist nicht ersichtlich; die Erzwingung solcher Ma&#223;nahmen entspr&#228;che zudem nicht dem Ziel der Klage, die - wie bereits ausgef&#252;hrt - auf einen Ausbau gerichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch des Kl&#228;gers l&#228;&#223;t sich nicht aus einer Zusage der Beklagten herleiten. Eine konkrete Zusicherung, eine Ma&#223;nahme in der vom Kl&#228;ger begehrten Art und Weise durchzuf&#252;hren, liegt nicht vor. Insgesamt l&#228;&#223;t sich aus dem vorprozessualen Verhalten und den Erkl&#228;rungen der Beklagten lediglich die grunds&#228;tzliche Bereitschaft ableiten, eine Uferbefestigung unter Inanspruchnahme des kl&#228;gerischen Grundst&#252;cks vorzunehmen. Die im Schreiben des Oberkreisdirektors vom 30. Juli 1976 wiedergegebene Erkl&#228;rung eines Bediensteten der Beklagten, auf die sich der Kl&#228;ger vor allem beruft, ist zudem nicht gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger abgegeben worden und nur als beh&#246;rdeninterne &#196;u&#223;erung zu verstehen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 der Zivilprozessordnung.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen der &#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,212
lg-munster-1989-07-14-10-s-6389
{ "id": 815, "name": "Landgericht Münster", "slug": "lg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 S 63/89
1989-07-14T00:00:00
2019-03-13T14:49:27
2022-10-18T15:08:50
Urteil
ECLI:DE:LGMS:1989:0714.10S63.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das angefochtene</p><p>Urteil des Amtsgerichts Borken</p><p>vom 23.2 .1989 - 3 C 394/88 - abge&#228;ndert:</p><p>Die Beklagten werden verurteilt, an den Kl&#228;ger</p><p>als Gesamtschuldner &#252;ber den diesen durch Urteil</p><p>des Amtsgerichts Borken vom 23.2.1989 zuerkannten</p><p>Betrag von 3.075,79 DM nebst 4%</p><p>Zinsen seit dem 16 .11.1987 weitere 1.766,98 DM</p><p>nebst 4 % Zinsen seit dem 16.11.1987 zu zahlen.</p><p>Im &#252;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Von den Kosten der ersten Instanz tragen der</p><p>Kl&#228;ger 11 %, die Beklagten 89 %, von den Kosten</p><p>der Berufungsinstanz tragen der Kl&#228;ger 27 %,</p><p>die Beklagten 73 %.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO ohne Tatbestand)</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist teilweise begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann die Zahlung weiterer 228,49 DM f&#252;r die</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Anschaffung eines neuen Teppichfu&#223;bodens im Schlaf- und Kinderzimmer</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">begehren. Gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 823 Abs . 1; 823 Abs. 2 BG8 in</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Verbindung mit &#167;~303 StGB; 249 Abs . 1 Satz 2 BGB steht dem</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger wegen der Verschmutzung des Teppichfu&#223;bodens im Kinderzimmer</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">und der Besch&#228;digung des Teppichfu&#223;bodens im Schlafzimmer</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">ein Anspruch auf Ersatz des Wiederbeschaffungswertes f&#252;r entsprechende B&#246;den zu.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Verlegt der Gesch&#228;digte einen neuen Teppichfu&#223;boden, so mu&#223;</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">er sich einen Abzug neu f&#252;r alt anrechnen lassen, da der Wiederbeschaffungswert</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">von dem Verkehrswert des besch&#228;digten Teppichfu&#223;bodens</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">abh&#228;ngt. Bei der Bewertung des Verkehrswertes entspricht</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Wertung des Vorderrichters, da&#223; ein Teppichfu&#223;boden regelm&#228;&#223;ig</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">eine Lebensdauer von 15 Jahren hat, der allgemeinen</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Rechtsprechung. Da der Teppichfu&#223;boden von den Beklagten 10</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Jahre benutzt wurde, ist ein Abzug von 2/3 berechtigt. Dieser</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Abzug kann jedoch nur von den Kosten f&#252;r den Teppichfu&#223;boden</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">selber erfolgen, nicht auch von den Verlegekosten. Die Kosten</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Teppichboden betragen laut Angebot vom 31.8 .1987</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">(Bl. 27 d . A.) inclusive Mehrwertsteuer 824,62 DM. Es ist</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">insoweit ein Abzug von 549 ,75 DM vorzunehmen. Zu dem Rest</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">von 274,87 DM sind Verlegekosten von 342 ,74 DM hinzuzurechnen</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">(vgl . Angebot vom 31.8.87, Blatt 27 d . A.), n&#228;mlich 69,93 DM</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">+ 38 , 11 DM + 90 ,41 DM + 102 , 20 DM zuz&#252;glich 14 % f&#252;r alle</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">4 Positionen. Dem Kl&#228;ger steht demnach insgesamt ein Anspruch</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 617, 61 DM zu. Erstinstanzlich wurden ihm bereits</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">389,12 DM zuerkannt, so da&#223; die Berufung in H&#246;he von</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">228,49 DM begr&#252;ndet ist.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann auch die Zahlung weiterer 515,75 DM wegen</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">der Entfernung der Tapeten verlangen. Ihm steht gem&#228;&#223; &#167; 14,</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ziffer 1 in Verbindung mit &#167; 20 Satz 2 des Mietvertrages ein</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Anspruch auf Ersatz der Kosten f&#252;r die Entfernung der Tapeten</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 815,75 DM entsprechend dem Angebot des Malermeisters</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">S vom 31 . 8 . 1987 (81. 27 d. A. ) zu . Der Kl&#228;ger durfte</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">die Tapeten entfernen, da er die Beklagten mit Schreiben vom 31 .8 . 87 zur</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Entfernung der Tapeten aufgefordert hat (81. 89, 90 d. A. ). Die darin</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">gesetzte Frist haben die Beklagten nicht eingehalten.</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Von dem Anspruch in H&#246;he von 815 ,75 DM waren 300, -- DM,</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">die das Amtsgericht dem Kl&#228;ger bereits wegen Entzug der Nutzungsm&#246;glichkeit</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">zuerkannt hat, abzuziehen.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Weiterhin kann der Kl&#228;ger Zahlung von 1.022,74 DM wegen der</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Nichtr&#252;ckgabe zweier Hausschl&#252;ssel verlangen. Ihm steht insoweit</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">ein Anspruch auf Ersatz der Kosten f&#252;r eine neue Schlie&#223;anlage</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 1; 249 Abs. 1 Satz 2 BGB zu.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Durch die Nichtr&#252;ckgabe der zwei Schl&#252;ssel haben die Beklagten</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">nicht nur das Eigentum des Kl&#228;gers an diesen beiden Schl&#252;sseln</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">verletzt, sondern auch die Sachgesamtheit "Sicherheitsschlie&#223;anlage"</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">besch&#228;digt. Durch die Nichtr&#252;ckgabe bzw. den ungekl&#228;rten</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Verlust der zwei Schl&#252;ssel hat die Anlage ihre Funktion verloren.</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Bei dem Einbau einer Sicherheitsschlie&#223;anlage hat der Eigent&#252;mer</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Gewi&#223;heit, da&#223; Schl&#252;ssel auf legale Weise nur mit seinem</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Einverst&#228;ndnis nachgemacht werden k&#246;nnen. So kann er darauf</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">vertrauen, da&#223; kein Unbefugter mit Hilfe eines Schl&#252;ssels</p><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">in sein Haus eindringen kann. Gehen Schl&#252;ssel verloren, ent -</p><span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">f&#228;llt dieses Vertrauen; der Eigent&#252;mer mu&#223; zus&#228;tzliche Sicherungsma&#223;nahmen</p><span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">treffen. Die Anlage entspricht in ihrem Wert nur</p><span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">noch der Summe einer Mehrzahl von Schl&#246;ssern und Schl&#252;sseln.</p><span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Diese Summe ist regelm&#228;&#223;ig niedriger als der Wert einer funktionsf&#228;higen</p><span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Sicherheitsschlie&#223;anlage, so da&#223; der Kl&#228;ger durch</p><span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">die nicht erfolgte R&#252;ckgabe der zwei Schl&#252;ssel einen Schaden</p><span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">erlitten hat.</p><span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Ein Schaden k&#246;nnte nur dann verneint werden, wenn die Beklagten</p><span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">genau angeben k&#246;nnten, wo sie ihre Schl&#252;ssel verloren</p><span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">haben und wenn sich zu diesem Zeitpunkt an den Schl&#252;sseln</p><span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">kein Hinweis auf ihre Besitzer befunden hat.</p><span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten behaupten zwar, sie h&#228;tten alle ihnen ausgeh&#228;ndigten</p><span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Schl&#252;ssel zur&#252;ckgegeben , denn sie h&#228;tten gem&#228;&#223; &#167;</p><span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">1 Ziffer 3 des Mietvertrages nur f&#252;nf Schl&#252;ssel erhalten</p><span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">(81. 53 d . A. ). Doch haben sie gerade durch ihre Unterschrift</p><span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">unter dem Mietvertrag best&#228;tigt, da&#223; ihnen neben f&#252;nf Hausschl&#252;sseln</p><span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">auch noch drei Kellerschl&#252;ssel zur Verf&#252;gung gestellt</p><span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">wurden. Diese drei Kellerschl&#252;ssel geh&#246;ren laut Schlie&#223;plan</p><span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">der Firma X (Bl. 137 d . A. ) auch zu der Sicherheitsschlie&#223;anlage. Folglich haben die Beklagten acht Schl&#252;ssel erhalten, aber entsprechend der Best&#228;tigung vom 28. 8.1987 (Bl . 63 d. A.) nur sechs Schl&#252;ssel zur&#252;ckgegeben .</p><span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Bei der H&#246;he des geltend gemachten Schadens ist wiederum zu</p><span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">beachten, da&#223; ein Abzug neu f&#252;r alt vorzunehmen ist. Auch</p><span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">eine Schlie&#223;anlage unterliegt der Abnutzung. Die Schl&#252;ssel</p><span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen verbiegen oder abbrechen, die Schl&#246;sser ausleiern.</p><span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ist aber von einer hohen Lebendauer einer Schlie&#223;anlage</p><span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">auszugehen, so da&#223; ein Abzug von Materialkosten</p><span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">(lt. Angebot vom 1.9.87, Bl. 22 d. A.), 910,18 DM plus</p><span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">57,75 DM Teuerungszuschlag nach Ank&#252;ndigung der Firma W</p><span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 15 %, das hei&#223;t von 145 ,19 DM, gerechtfertigt</p><span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">ist. Damit verbleiben 822,73 DM Materialkosten zuz&#252;glich</p><span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">200 ,-- DM Montagekosten .</p><span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 91 a, 92 , 97 ZPO.</p>
315,213
olgham-1989-07-12-20-u-8189
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 81/89
1989-07-12T00:00:00
2019-03-13T14:49:29
2022-10-18T15:08:50
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0712.20U81.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 13. Januar 1989 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat bei der Beklagten eine Einzelunfallversicherung mit Freizeit-Plus-Versicherung abgeschlossen; die Versicherungssumme betr&#228;gt f&#252;r Invalidit&#228;t durch einen Freizeitunfall 100.000,- DM. Er nimmt die Beklagte aus einem am 3. September 1983 erlittenen Freizeitunfall in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Damals st&#252;rzte der Kl&#228;ger in eine Glast&#252;r und schnitt sich den rechten Arm auf. Dabei wurde ein Nerv dauerhaft besch&#228;digt. Seitdem ist sein Handmuskel verschm&#228;lert, der 4. und der 5. Finger sind in Krallenstellung, der 5. Finger ist auch an der Au&#223;enseite taub, der ganze Arm hat wenig Kraft.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Unfall war der Kl&#228;ger bei dem Chirurgen ... in Behandlung. Von diesem holte die Beklagte eine &#228;rztliche Stellungnahme vom 31. Juli 1984 ein, in der es hei&#223;t, die Gebrauchsf&#228;higkeit des rechten Armes sei zur Zeit um die H&#228;lfte und auf Dauer um 1/2 bis 1/3 beeintr&#228;chtigt; eine Besserung sei noch m&#246;glich. Der Dauerschaden werde nach zwei bis drei Jahren abschlie&#223;end zu beurteilen sein. Daraufhin schrieb die Beklagte dem Kl&#228;ger zun&#228;chst am 10. Oktober 1984, eine abschlie&#223;ende Feststellung des Invalidit&#228;tsgrades sei noch nicht m&#246;glich; eine neue Begutachtung sei im September 1985 erforderlich; sie wolle aber einen Vorschu&#223; von 10.000,- DM zahlen. Anschlie&#223;end schrieb sie ihm am 25. Oktober 1984 folgendes:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Nach den uns vorliegen &#228;rztlichen Angaben in dem Gutachten vom Juli dieses Jahres ist der Dauerschaden erst in zwei bis drei Jahren zu beurteilen. Wir haben daher die Angelegenheit zun&#228;chst bis zum September 1985 (2 Jahre nach dem Unfall) zur&#252;ckgestellt, um dann eine neue Begutachtung zu veranlassen.</i> <i>Sollte, entgegen diesen Angaben, eine endg&#252;ltige Beurteilung des dauernden Schadens &#228;rztlicherseits schon fr&#252;her m&#246;glich sein, reichen Sie uns bitte eine kurze &#228;rztliche Bescheinigung der entsprechenden &#196;rzte ein, woraus hervorgeht, wann endg&#252;ltig zum Umfang des Dauerschadens Stellung genommen werden kann.</i> <i>Wir werden dann auf die Sache zur&#252;ckkommen."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 15. November 1984 erhielt die Beklagte von ... Nachricht, da&#223; sich der Kl&#228;ger bei ihm noch einmal vorgestellt habe; die anf&#228;ngliche Regeneration des gesch&#228;digten Nervs sei zum Stillstand gekommen, so da&#223; man von einem Endzustand sprechen k&#246;nne und der verbliebene Dauerschaden endg&#252;ltig beurteilt werden k&#246;nne. Auf diese Nachricht hin holte die Beklagte einen endg&#252;ltigen Bericht des ... vom 18. Februar 1985 ein, von dem der Kl&#228;ger keine Kenntnis erhielt. In diesem Bericht wird der eingetretene Dauerschaden beschrieben. Es hei&#223;t, die Behandlung sei seit dem 13. November 1984 abgeschlossen, der rechte Arm sei zur Zeit und auf Dauer in seiner Gebrauchsf&#228;higkeit zu 2/5 beeintr&#228;chtigt. Daraufhin schrieb die Beklagte dem Kl&#228;ger am 13. M&#228;rz 1985, da&#223; sie aufgrund der ihr vorliegenden Unterlagen die Invalidit&#228;tsabrechnung abrechnen k&#246;nne; sie kam nach der Gliedertaxe f&#252;r den gesch&#228;digten Arm (70 % der Vollinvalidit&#228;t) und einem Entsch&#228;digungsgrad von 2/5 auf 28.000,- DM zuz&#252;glich des vereinbarten Gewinnanteils. Den errechneten Betrag abz&#252;glich des bereits zuvor ausgezahlten Vorschusses hat der Kl&#228;ger unstreitig erhalten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Erstmals am 4. Mai 1988 meldete sich der Kl&#228;ger anwaltlich vertreten wieder bei der Beklagten. Er hatte in der Zwischenzeit, wie aus den vom Senat antragsgem&#228;&#223; beigezogenen Akten des Arbeitsamtes Coesfeld (I 121-5393.1) und des Versorgungsamtes ( ...) hervorgeht, verschiedene Eingliederungsma&#223;nahmen durchlaufen und seine Anerkennung als Schwerbehinderter mit einem Grad der Behinderung von 60 % erreicht. Bei Letzterem spielen aber andere Behinderungen des Kl&#228;gers mit; der Arm allein bedingt einen Grad der Behinderung von 50 %. In seinem Schreiben an die Beklagte gab der Kl&#228;ger an, es sei "nunmehr" zu einer Verschlechterung seines Zustandes gekommen. Die Beklagte lehnt Nachzahlungen ab.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen, seine Armverletzung sei schon seit dem Unfall, zumindest aber noch innerhalb von drei Jahren ab dem Unfall mit 3/5 Armwert als Dauerbeeintr&#228;chtigung zu beurteilen gewesen. Er verweist auf eine kurze Bescheinigung des Neurologen ... vom 7. September 1988, in der es hei&#223;t, die MdE betrage neurologischerseits wegen einer defekt ausgeheilten Ulnarisparese der Gebrauchshand 1/5 der Gliedertaxe; das addiere sich zu der chirurgischen MdE von 2/5. Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, die Beklagte h&#228;tte einen Facharzt f&#252;r Neurologie und f&#252;r Neurochirurgie mit der endg&#252;ltigen Beurteilung beauftragen m&#252;ssen; ein solcher Arzt h&#228;tte eine Beurteilung erst nach zwei bis drei Jahren vorgenommen und nach Behauptung des Kl&#228;gers eine Beeintr&#228;chtigung zu 3/5 festgestellt. Die Beurteilung ... sei falsch.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sich bei einer Beeintr&#228;chtigung von 3/5 Armwert eine Invalidit&#228;tssumme von 42.000,- DM zuz&#252;glich 4.200,- DM Gewinnbeteiligung errechnet. Den noch nicht gezahlten Unterschiedsbetrag hat er geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat sich demgegen&#252;ber auf Verj&#228;hrung berufen sowie auf den Ablauf der 3-Jahres-Frist des &#167;13 Nr. 3 a AUB. Sie hat vorgetragen, die Beurteilung durch den den Kl&#228;ger behandelnden Oberarzt des Unfallkrankenhauses ... sei ausreichend gewesen; es w&#228;re Sache des Kl&#228;gers gewesen, etwaige andere Beurteilungen beizubringen. Sie hat ferner eine h&#246;here Beeintr&#228;chtigung des Armes als zu 2/5 bestritten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Berufung auf Verj&#228;hrung f&#252;r treuwidrig erachtet, weil die Beklagte ohne ein ausreichendes Gutachten den Schaden des Kl&#228;gers zu fr&#252;h beurteilt habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Der Entsch&#228;digungsanspruch des Kl&#228;gers sei mit dem Schreiben vom M&#228;rz 1985 festgestellt worden. Eine Neufeststellung innerhalb der 3-Jahres-Frist habe der Kl&#228;ger nicht beantragt. Leistungsanspr&#252;che seien im &#252;brigen verj&#228;hrt. Selbst wenn die Beklagte sich auf eine unzureichende Begutachtung verlassen h&#228;tte, w&#228;re ein daraus herzuleitender etwaiger Schadensersatzanspruch ebenfalls verj&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Diese Auffassung stellt der Kl&#228;ger mit seiner Berufung zur &#220;berpr&#252;fung. Er wiederholt seinen Sachvortrag aus erster Instanz und behauptet, er habe das Schreiben der Beklagten vom 13. M&#228;rz 1985 als ein weiteres vorl&#228;ufiges Abrechnungsschreiben aufgefa&#223;t, dem die endg&#252;ltige Beurteilung erst noch habe folgen sollen, habe es doch im Schreiben vom 25. Oktober 1984 gehei&#223;en, die endg&#252;ltige Beurteilung k&#246;nne erst in zwei bis drei Jahren erfolgen. F&#252;r seine Auslegung habe auch gesprochen, da&#223; ... ihn weiterhin behandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die 3-Jahres-Frist nach &#167;13 Abs. 3 a AUB sei mit &#167;9 AGBG unvereinbar und zumindest dann unwirksam, wenn der Versicherer &#252;ber sie nicht belehre. Schlie&#223;lich k&#246;nne ein Schadensersatzanspruch wegen unterlassener Hinzuziehung eines Neurologen nicht verj&#228;hrt sein, weil die Verj&#228;hrung erst mit Ablauf der 3-Jahres-Frist am 3. September 1986 beginne.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die angefochtene Entscheidung abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 15.400,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20. Oktober 1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das Urteil und bestreitet, da&#223; noch w&#228;hrend der 3-Jahres-Frist eine Beeintr&#228;chtigung um 3/5 Armwert festzustellen gewesen sei, ferner, da&#223; der Kl&#228;ger im Falle der Belehrung eine Neubeurteilung verlangt h&#228;tte. Er habe sich ja erst im Mai 1988 wieder gemeldet. Eine etwaige Verschlimmerung seines Zustandes sei erst 1988 eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat im Termin den Kl&#228;ger informatorisch angeh&#246;rt, der folgendes erkl&#228;rt hat:</p> <br /><span class="absatzRechts">21</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Als die Versicherung nicht, wie er gedacht habe, 1986 auf die Sache zur&#252;ckgekommen sei, sei er zum Rechtsanwalt gegangen. An die Versicherung habe er sich damals nicht gewandt. Er sei von sich aus auf die Idee gekommen, da&#223; er noch Geld zu kriegen habe. Er sei bei ... gewesen und habe zu seiner &#220;berraschung geh&#246;rt, da&#223; dieser schon einen Abschlu&#223;bericht gemacht habe. Der Arztbesuch sei wenige Tage, bevor er zum Rechtsanwalt gegangen sei, gewesen. Zum Arzt sei er wegen seiner Schmerzen im Arm gegangen. Das sei erst 1988 gewesen. Weshalb er das nicht schon 1986 gemacht habe, k&#246;nne er auch nicht sagen.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die zwischen ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze und die &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet. Das Landgericht hat die Klage mit Recht abgewiesen. Anspr&#252;che des Kl&#228;gers sind, soweit sie bestehen, verj&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann die Feststellung der Entsch&#228;digung mit Schreiben vom 13. M&#228;rz 1985 auch nach Ablauf der 3-Jahres-Frist des &#167;13 Abs. 3 a AUB insoweit angreifen, als er geltend macht, die damalige Feststellung sei falsch gewesen, tats&#228;chlich sei sein Arm seit damals zu 3/5 beeintr&#228;chtigt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">H&#228;lt ein Versicherungsnehmer die Feststellung der Entsch&#228;digung, die die Erkl&#228;rung des Versicherers &#252;ber die Leistungspflicht im Sinne des &#167;11 AUB enth&#228;lt, f&#252;r unrichtig, so gilt f&#252;r die dar&#252;ber entstehenden Meinungsverschiedenheiten das Verfahren nach &#167;12 AUB; der Versicherungsnehmer kann wahlweise den &#196;rzteausschu&#223; oder das Gericht anrufen. Der Kl&#228;ger hat letzteres getan. Grunds&#228;tzlich ist die Anrufung nur binnen sechs Monaten ab Zugang der Erkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167;11 AUB m&#246;glich; nach Ablauf dieser Frist sind weitere als die vom Versicherer anerkannten Anspr&#252;che ausgeschlossen (&#167;12 Abs. 2 und 3 AUB). Das gilt aber nur, wenn der Versicherer in seiner Erkl&#228;rung &#252;ber diese Rechtsfolge vorschriftsm&#228;&#223;ig belehrt hat. Fehlt die Belehrung, so tritt die Ausschlu&#223;wirkung nicht ein (Pr&#246;lss-Martin, VVG, 24. Aufl., &#167;12 AUB Anm. 2). Die 3-Jahres-Frist nach &#167;13 Abs. 3 a AUB betrifft hingegen den Fall der Neufestsetzung des Invalidit&#228;tsgrades; sie setzt eine bereits vorangegangene (vorl&#228;ufige) Festsetzung voraus und schr&#228;nkt daher Angriffe auf die vorangegangene Festsetzung nicht ein. Sie ist lediglich materiell-rechtlich in der Weise zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; sie den Zeitpunkt f&#252;r die Prognose, welchen Umfang ein Dauerschaden hat, verbindlich festlegt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist daher nicht gehindert, einen Invalidit&#228;tsgrad von 3/5 Armwert geltend zu machen. Die Beklagte hat ihn n&#228;mlich im Schreiben vom 13. M&#228;rz 1984 nicht gem&#228;&#223; &#167;12 I Abs. 3 Satz 2 AUB belehrt. Ob die Beeintr&#228;chtigung des Kl&#228;gers vor Ablauf der 3-Jahres-Frist auf Dauer mehr als die anerkannten 2/5 Armwert betrug, mu&#223; jedoch offenbleiben, da die Beklagte sich zu Recht auf die Verj&#228;hrung dieses Anspruchs beruft.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 VVG verj&#228;hren Anspr&#252;che aus dem Versicherungsvertrag in zwei Jahren, beginnend mit dem Schlu&#223; des Jahres, in dem die Leistung nach &#167;11 VVG f&#228;llig wird. Der Anspruch des Kl&#228;gers wurde mit der Feststellung der Leistung am 13. M&#228;rz 1985 f&#228;llig. Das gilt jedenfalls, soweit der Kl&#228;ger geltend macht, bereits zu diesem Zeitpunkt sei seine Beeintr&#228;chtigung mit 3/5 Armwert zu beurteilen gewesen. Die Beklagte hatte ihre Feststellungen zu diesem Zeitpunkt tats&#228;chlich abgeschlossen, wobei dahinstehen kann, ob das pflichtwidrig war, weil sie einen Neurologen h&#228;tte zuziehen m&#252;ssen. Damit mu&#223;te sie die geschuldete Leistung erbringen. Ihr Schreiben vom 13. M&#228;rz 1985 enthielt die schriftliche Entscheidung &#252;ber den Leistungsanspruch des Kl&#228;gers, so da&#223; danach keine Hemmung der Verj&#228;hrung mehr m&#246;glich war (&#167;12 Abs. 2 VVG).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des Schreiben l&#228;&#223;t, auch wenn man ihn in Verbindung mit den vorangegangenen Schreiben vom 10. und 25. Oktober 1984 sieht, deutlich erkennen, da&#223; die Beklagte den Invalidit&#228;tsschaden des Kl&#228;gers endg&#252;ltig abrechnete. Es ist von keinem Vorschu&#223; die Rede, vielmehr wird der bereits gezahlte Vorschu&#223; von 10.000,- DM von der errechneten Summe abgezogen. Die Abrechnung wird auch nicht als vorl&#228;ufig bezeichnet. Mit den vorangegangenen Schreiben hatte die Beklagte zwar eine Zur&#252;ckstellung der Angelegenheit bis zu einer neuen Begutachtung im September 1985 (zwei Jahre nach dem Unfall) angek&#252;ndigt; die im Gutachten ... genannte Frist von zwei bis drei Jahren hatte sie in dieser Weise auf zwei Jahre ab Unfall konkretisiert. Als dann aber eine Abrechnung im M&#228;rz 1986 kam, konnte der Kl&#228;ger diese nur f&#252;r die endg&#252;ltige Abrechnung halten. Denn wenn die Beklagte zun&#228;chst angek&#252;ndigt hatte, erst auf eine neue Begutachtung im September 1985 hin handeln zu wollen, so blieb als Erkl&#228;rung f&#252;r die Abrechnung im Mai 1986 aus der Sicht eines durchschnittlichen Empf&#228;ngers nur die, da&#223; eine Begutachtung schon vorzeitig durchgef&#252;hrt worden war. Etwas &#228;hnliches hatte die Beklagte auch in dem Schreiben vom 25. Oktober 1985 f&#252;r den - hier nicht eingetreteten - Fall in Aussicht gestellt, da&#223; der Kl&#228;ger eine &#228;rztliche Bescheinigung zur endg&#252;ltigen Beurteilung des Dauerschadens einreichen werde. Hingegen bestand zu einer vorl&#228;ufigen Abrechnung erkennbar keinerlei Anla&#223;. Wenn die Beklagte keine neue Begutachtung vorliegen gehabt h&#228;tte, so gab es erkennbar keinerlei Grund, abzurechnen und eine weitere Zahlung zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Nach alledem begann die Verj&#228;hrungsfrist am 31. Dezember 1985 und lief am 31. Dezember 1987 ab. Die erst am 12. Oktober 1988 eingegangene Klage hat sie nicht mehr unterbrechen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten auf Verj&#228;hrung ist auch nicht treuwidrig. Die Beklagte hat mit ihren Schreiben vom 10. und 25. Oktober 1984 den Kl&#228;ger nicht von der rechtzeitigen Erhebung der Klage abgehalten und ihn auch nicht &#252;ber die Abrechnung bereits am 13. M&#228;rz 1986 im Unklaren gelassen. Wie bereits ausgef&#252;hrt, mu&#223;te der Kl&#228;ger dieses Schreiben als endg&#252;ltige Abrechnung verstehen. Dem Kl&#228;ger ist auch nicht abzunehmen, da&#223; er die Abrechnung f&#252;r blo&#223; vorl&#228;ufig hielt. Denn dann h&#228;tte er sich konsequenterweise im September 1985 oder kurz danach - f&#252;r diesen Monat war ja eine neue Begutachtung in Aussicht gestellt worden - an die Beklagte wenden m&#252;ssen. Das tat er nicht, und zwar auch nicht im September 1986. Zu dem letztgenannten Zeitpunkt lief die 3-Jahres-Frist ab. Nicht einmal im Oktober 1987 wandte er sich an die Beklagte, als seit dem Schreiben vom 25. Oktober 1984 drei volle Jahre vergangen waren. Der Kl&#228;ger gibt zwar an, bereits 1986 daran gedacht zu haben, Anspr&#252;che geltend zu machen, weil sich die Beklagte zu diesem Zeitpunkt nicht gemeldet habe. Weshalb er dann aber erst im Jahre 1988 zum Rechtsanwalt ging und Anspr&#252;che bei der Beklagten anmeldete, kann er selbst nicht erkl&#228;ren. Der Senat nimmt an, da&#223; der Kl&#228;ger erst im Jahre 1988, als er auch wegen einer Verschlimmerung seines Leidens bei der Berufsgenossenschaft einen Ab&#228;nderungsantrag stellte, auf die Idee kam, bei der Beklagten eine Neufestsetzung zu beantragen; darauf weist das Anspruchsschreiben vom 4. Mai 1988 hin, in dem es hei&#223;t, nunmehr sei eine Verschlechterung eingetreten und eine Neubewertung erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Eine Neufestsetzung nach &#167;13 Abs. 3 a AUB ist nicht mehr m&#246;glich. F&#252;r diese gilt die in der Klausel enthaltene 3-Jahres-Frist, die am 3. September 1986 ablief. Vor Ablauf der Frist hat der Kl&#228;ger keine Neufestsetzung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die genannte Klausel widerspricht nicht &#167;9 AGBG, denn sie benachteiligt den Versicherungsnehmer nicht unangemessen entgegen den Geboten von Treu und Glauben. Gegen eine solche Benachteiligung spricht schon, da&#223; die Klausel auch dem Versicherer nach Ablauf der Frist das Recht auf eine Neufestsetzung abschneidet. Er bleibt an den w&#228;hrend dieses Zeitraumes festgestellten Invalidit&#228;tsgrad gebunden, selbst wenn der Versicherungsnehmer sp&#228;ter wieder v&#246;llig gesund wird. Die Klausel enth&#228;lt aber auch deshalb keine unangemessene Benachteiligung, weil beide Vertragsparteien ein sch&#252;tzenswertes Interesse daran haben, den Versicherungsfall innerhalb angemessener Zeit endg&#252;ltig abzuschlie&#223;en, ohne da&#223; der Versicherer auf unabsehbare Zeit mit Nachforderungen oder der Versicherungsnehmer mit der R&#252;ckforderung bereits ausgezahlter Versicherungssummen zu rechnen hat.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die in der Klausel enthaltene H&#246;chstfrist f&#252;r Neufeststellungen gilt nicht nur dann, wenn der Versicherer den Versicherungsnehmer &#252;ber sie oder &#252;ber die M&#246;glichkeit der Neufestsetzung &#252;berhaupt belehrt hat. Die Klausel sieht eine solche Belehrung nicht vor, anders als etwa die Klausel des &#167;12 I Abs. 2 und 3 AUB. Der Senat h&#228;lt sie auch nicht f&#252;r erforderlich, um die Frist in Kraft zu setzen. Belehrungen durch den Versicherer sind dann geboten, wenn &#252;berraschende kurze Ausschlu&#223;fristen dem Versicherungsnehmer alle Rechte abschneiden, wie es etwa die Frist des &#167;12 Abs. 3 VVG und die bereits angef&#252;hrte in &#167;12 I Abs. 2 und 3 AUB gesetzte Frist tun. Die Fristen in &#167;13 Abs. 3 a AUB sind aber zum einen l&#228;nger und nehmen zum anderen dem Versicherungsnehmer nicht alle Rechte, sondern belassen es lediglich bei einer einmal getroffenen Entsch&#228;digungsfeststellung. Es kann daher insoweit bei der allgemeinen Regel verbleiben, da&#223; einem Versicherungsnehmer aus Anla&#223; eines Versicherungsfalles zuzumuten ist, sich von den Versicherungsbedingungen selbst Kenntnis zu verschaffen, so da&#223; es einer Belehrung durch den Versicherer regelm&#228;&#223;ig nicht bedarf.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte schuldet dem Kl&#228;ger auch keinen Schadensersatz aus der Verletzung vertraglicher Nebenpflichten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger eine solche Pflichtverletzung in der unterlassenen Belehrung &#252;ber &#167;13 Abs. 3 a AUB sieht, gilt das oben Gesagte. Die Beklagte war zur Belehrung nicht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger die unterlassene Zuziehung eines Facharztes f&#252;r Neurologie und Neurochirurgie zur Beurteilung seines Invalidit&#228;tsgrades r&#252;gt, gilt zum einen, da&#223; eine solche Pflicht nicht besteht, und zum anderen, da&#223; ein etwaiger Schadensersatzanspruch verj&#228;hrt w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat vor der Abrechnung vom 13. M&#228;rz 1985 ein &#228;rztliches Kurzgutachten des Oberarztes ... eingeholt, der den Kl&#228;ger behandelt hatte. Dieser Arzt war derjenige, der aus der laufenden Behandlung des Kl&#228;gers am besten mit dem Heilungsverlauf und mit der verbliebenen Behinderung des Kl&#228;gers vertraut war und &#252;ber die notwendige Sachkunde f&#252;r eine Prognose des Dauerschadens verf&#252;gte. Es gibt keine Regel, da&#223; ein Versicherer zur Beurteilung eines Nervenschadens in jedem Fall einen Facharzt f&#252;r Neurologie und Neurochirurgie zuziehen m&#252;&#223;te. Der Kl&#228;ger selbst hatte einen solchen Arzt nicht einmal zu seiner Behandlung zugezogen; deshalb hatte die Beklagte als Versicherer keinerlei Anla&#223;, den vom Kl&#228;ger f&#252;r seine Behandlung ausgesuchten Arzt f&#252;r nicht sachkundig genug zur Begutachtung zu halten.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;re der Schadensersatzanspruch verj&#228;hrt. Auch Anspr&#252;che aus positiver Vertragsverletzung sind solche aus dem Versicherungsvertrag, sie verj&#228;hren daher in zwei Jahren (Pr&#246;lss-Martin, a.a.O., &#167;12 AUB Anm. 2 m.w.N.). Die Beklagte h&#228;tte, folgt man der Ansicht des Kl&#228;gers, einen Neurologen statt ... einschalten m&#252;ssen, ihn also vor ihrer Abrechnung vom 13. M&#228;rz 1985 beauftragen m&#252;ssen. Ihre Pflichtverletzung lag also im Jahre 1985, n&#228;mlich in der Abrechnung trotz unzureichender Grundlage. Auch der Schaden des Kl&#228;gers, der darin besteht, da&#223; er eine Entsch&#228;digung von nur 2/5 Armwert erhalten hat, trat schon durch die Abrechnung der Beklagten ein. Das gilt selbst dann, wenn - wie der Kl&#228;ger behauptet - ein Neurologe die endg&#252;ltige Abrechnung bis zum Ablauf der 3-Jahres-Frist aufgeschoben h&#228;tte. Der Schaden des Kl&#228;gers besteht eben in der verfr&#252;hten und dadurch zu niedrigen Abrechnung und trat daher schon im M&#228;rz 1985 ein. Auch ein Schadensersatzanspruch des Kl&#228;gers verj&#228;hrte daher am 31. Dezember 1987.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist die Klage zu Recht abgewiesen worden. Die Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Nr. 10, 713 ZPO. Das Urteil beschwert den Kl&#228;ger mit weniger als 40.000,- DM.</p>
315,214
lg-dusseldorf-1989-07-07-32-o-3989
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
32 O 39/89
1989-07-07T00:00:00
2019-03-13T14:49:30
2022-10-18T15:08:51
Urteil
ECLI:DE:LGD:1989:0707.32O39.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar gegen Sicher-heitsleistung von 45.000,-- DM, die auch durch die </p> <p>selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder eines &#246;ffentlich-rechtlichen Kreditinstituts mit dem Sitz in der Bundesrepublik Deutschland oder West-Berlin erbracht werden kann.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:132px">Tatbestand :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">&#220;ber das Verm&#246;gen der H AG wurde nach erfolglosem Vergleichsantrag am 28. Februar 1989 das Anschlu&#223;konkursverfahren er&#246;ffnet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren bereits durch erhebliche Umsatzverluste in verschiedenen Sparten seines T&#228;tigkeitsbereiches negative Bilanzergebnisse gehabt. Betriebswirtschaftliche Sanierungsma&#223;nahmen waren seit l&#228;ngerem angelaufen, hatten aber noch keinen durchgreifenden Erfolg gezeitigt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:1px">Ein besonderes Problem f&#252;r die Eigenkapitalbasis des Unternehmens ergab sich zus&#228;tzlich aus einer Unterdeckung der Unterst&#252;tzungskasse, die in fr&#252;heren Jahren f&#252;r die von ihr &#252;bernommenen Pensionsverpflichtungen nicht ausreichend dotiert worden war. Diese Situation war bekannt; es war dar&#252;ber schon in den Gesch&#228;ftsberichten 1986 und 1987 informiert worden. F&#252;r die Unterdeckung haftete die H AG als Tr&#228;ger-Unternehmen; diese Eventualverbindlichkeit war aber noch nicht bilanziert worden. In der Bilanz 1988 mu&#223;te der erforderliche Deckungsaufwand aufgrund des Bilanzrichtlinien-&#196;nderungsgesetzes ber&#252;cksichtigt werden, und zwar in einer H&#246;he von DM 58 .Mio.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:2px">Ende 1988 zeichnete sich die finanzwirtschaftliche Lage des Unternehmens bei den Eigenmitteln dadurch aus, da&#223; von dem Nominalkapital von DM 49,9 Mio (Bilanzwert 31.12.1987: DM 44 Mio) Verluste von DM 13 Mio und weitere Sanierungsaufwendungen von DM 1.1 Mio abzusetzen waren, so da&#223; sich bereits ohne den au&#223;erordentlichen Aufwand f&#252;r die Pensionsverpflichtungen das Nominalkapital auf rund 20 Mio DM vermindert hatte, ein Fall, der gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 1 AktG der Hauptversammlung des Unternehmens durch den Vorstand anzuzeigen ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px"><b>In Wirklichkeit war das gesamte Kapital und dar&#252;berhinaus ein weiterer Betrag von per Saldo DM 38 Mio verloren.</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:5px"><b>Der Vorstand des Unternehmens hatte sich in langen Verhandlungen mit den beteiligten Gl&#228;ubigern und sonstigen Betroffenen um einen gr&#252;ndlichen Wechsel der finanzwirtschaftlichen Lage bem&#252;ht und einen Sanierungsplan ausgehandelt, der im wesentlichen wie folgt aussah:</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>Der Q Verein (k&#252;nftig: Q) war bereit, 50 <i>% </i>der Verpflichtungen der G AG aus den Altersversorgungszusagen zu &#252;bernehmen wegen wirtschaftlicher Notlage des Unternehmens. Der Sanierungsgewinn hieraus h&#228;tte sich auf insgesamt ca. 44 Mio DM belaufen.</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><ol class="absatzLinks"><li><b>Die Arbeitsverwaltung war bereit, auf die Erstattung von Ausgleichszahlungen f&#252;r vorzeitig pensionierte Mitarbeiter (ein Teil des Sanie-</b></li></ol> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:6px"><b> rungsplans sah Entlassungen und vorgezogenen Ruhestand vor) zu verzichten. Auf diese Weise w&#228;re das Unternehmen um ca. 16 Mio DM entlastet worden.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><ol class="absatzLinks" start="3"><li><b>Die Gl&#228;ubiger-Banken hatten zugesagt, auf einen Teilbetrag der ausgelegten Kredite in H&#246;he von rund 10 Mio DM zu verzichten.</b></li> <li><b>Die Belegschaft des Unternehmens wollte f&#252;r das Jahr 1989 auf das Urlaubsgeld und die Jahressonderzahlung verzichten. Das bedeutete einen um ca. 5 Mio DM verminderten Aufwand.</b></li> <li><b>Lieferanten und Kreditversicherer hatten ebenfalls einen Sanierungsbeitrag von rund 3 Mio DM in Aussicht gestellt.</b></li> <li><b>Die Aktion&#228;re ihrerseits sollten- dergestalt an </b>der <b>Sanierung mitwirken, da&#223; sie einer Kapitalherabsetzung </b>im <b>Verh&#228;ltnis 5:2 zustimmten. Dies hatten der Q </b>und <b>die </b>Gl&#228;ubiger-Banken ausdr&#252;cklich zur Bedingung <b>f&#252;r ihre Sanierung-sbeitr&#228;ge </b>gemacht.</li></ol> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:8px"><b>Der Vorstand </b>der <b>H AG </b>hatte in diesem Zusammenhang f&#252;r den 3. Februar 1989 zu einer au&#223;erordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Gegenstand der Tagesordnung (Anlage WK 2) sollten folgende Punkte sein:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:44px">1. Anzeige gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 1 AktG &#252;ber den Verlust von mehr als der H&#228;lfte des Grundkapitals. Bericht des Vorstands &#252;ber die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft, &#252;ber das Sanierungskonzept und dessen Realisierung.</p>
315,215
lg-dusseldorf-1989-06-30-11-o-59088
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
11 O 590/88
1989-06-30T00:00:00
2019-03-13T14:49:31
2022-10-18T15:08:49
Urteil
ECLI:DE:LGD:1989:0630.11O590.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p>1. Die Beklagte zu 1) wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 9.6.1989 zu zahlen.</p> <p>2. Es wird festgestellt, da&#223; die Beklag-ten zu 1) und 2) als Gesamt&#172;schuldner verpflichtet sind, dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche materiellen Sch&#228;den, die aus dem Vorfall vom 19.12.1985 in der Verkaufsst&#228;tte D&#252;sseldorf der Beklagten zu 1), X, k&#252;nftig entstehen, zu ersetzen.</p> <p>3. Von den Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte zu 1) vorab 150,-- DM. Die &#252;b-rigen Kosten des Rechtsstreits werden den Beklagten zu 1) und 2) als Gesamtschuldner auferlegt. </p> <p></p> <p>4. Das Urteil ist gegen die Beklagte zu 1) gegen Sicherheitsleistung von 2.000,-- DM, gegen die Beklagte zu 2) ohne Sicherheitsleistung vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte zu 2) darf die Voll&#172;streckung des Kl&#228;gers durch Sicherheitsleistung von 950,-- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand ;</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 19.12.1985 befand sich der Kl&#228;ger mit seiner Mutter und der Beklagten zu 2) in der Teppichabteilung der Beklagten zu 1) in der X in D&#252;sseldorf. Dort ist ein sogenannter "Teppich-Paternoster" installiert, mit dem die Teppiche umgelagert werden, und der sich auf Knopfdruck nach oben oder unten bewegt. Der Kl&#228;ger stand mit der Beklagten zu 2) bei dem Teppich-Aufzug, w&#228;hrend die Mutter Kaufgespr&#228;che f&#252;hrte. In dem Moment, als der Kl&#228;ger unbemerkt seine linke Hand in den Mechanismus des Paternoster steckte, bet&#228;tigte die Beklagte zu 2) einen Knopf des Aufzuges, worauf sich der Aufzug nach unten in Bewegung setzte. Als der Kl&#228;ger anfing zu schreien, bet&#228;tigte die Beklagte zu 2) den Knopf des Aufzuges noch mal. Dabei wurde die linke Hand des Kl&#228;gers gequetscht. Das Endglied des vierten Fingers der linken Hand mu&#223;te amputiert werden, das</p>
315,216
lagk-1989-06-28-2-tabv-989
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 TaBV 9/89
1989-06-28T00:00:00
2019-03-13T14:49:32
2022-10-18T15:08:49
Beschluss
ECLI:DE:LAGK:1989:0628.2TABV9.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragstellers werden die am 8.11.1988 und 5.1.1989</p> <p>verk&#252;ndeten Beschl&#252;sse des Arbeitsgerichts K&#246;ln</p> <p>- 16 BV 143/88-, - 16 BV 109/88 - und</p> <p>- 5 BV 166/88 - teilweise abge&#228;ndert:</p> <p>Die vom Antragsgegner verweigerte Zustimmung zur Einstellung der Mitarbeiter/innen S&#160; , R&#160;&#160; , Re , B&#160;&#160; , F&#160;&#160; , Ri&#160;&#160; , Ro&#160;&#160; , Sch&#160;&#160; , St&#160;&#160; , T&#160;&#160; und Ste&#160;&#160; wird ersetzt.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Durchf&#252;hrung</p> <p>der vorl&#228;ufigen Ma&#223;nahme im Fall des Mitarbeiters Ste&#160; nicht dringend erforderlich</p> <p>war.</p> <p>Die weitergehende Beschwerde des Antragstellers wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller unterh&#228;lt in K&#160;&#160; ein Berufsbildungszentrum mit Au&#223;en- und Nebenstellen. Im Rahmen von F&#246;rderungsma&#223;nahmen, die von der Arbeitsverwaltung finanziert werden, veranstaltet</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">er Sprachkurse f&#252;r Sp&#228;taussiedler im Fach Deutsch als Fremdsprache. Wegen des sprunghaft angestiegenen Bedarfs an solchen Veranstaltungen mu&#223;te der Antragsteller Deutschlehrer neu einstellen. Dabei ging es zun&#228;chst um insgesamt 22 Personen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">von denen 21 als Berufsausbildungsabschlu&#223; die erste oder die</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">erste und zweite Staatspr&#252;fung f&#252;r das Lehramt an Grund- und Hauptschulen, Primarstufe, Sekundarstufe I bzw. 11, Realschule</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">oder Sonderp&#228;dagogik absolviert haben. Eine Person hat als Ausbildungsabschlu&#223; den "Magister Artium<sup>&#8220;</sup></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die beabsichtigten Einstellungen per 16.5., 1.6., 1.7., 15.8. und 1.9.1988 unterrichtete der Antragsteller den Antragsgegner jeweils mit Formularb&#246;gen, in denen unter anderem die Personalien, der Berufsausbildungsabschlu&#223;, der vorgesehene Dienstort, die beabsichtigte Art der T&#228;tigkeit, die Gehaltsgruppe und die beabsichtigte Laufzeit des Vertrages vermerkt waren. Die Einstellungen sollten mit R&#252;cksicht auf die begrenzte Dauer der Kurse befristet erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner verweigerte jeweils innerhalb der vorgesehenen Frist von einer Woche nach Unterrichtung seine Zustimmung zu den geplanten Einstellungen, und zwar, soweit</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">es nun noch von Interesse ist, im wesentlichen mit der Begr&#252;ndung, es sei zu bef&#252;rchten, da&#223; der Bestand des Arbeitsverh&#228;ltnisses zwischen dem Antragsteller und dem Arbeitnehmer Gartzen gef&#228;hrdet sei, wenn weitere Deutschlehrer eingestellt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18.11.1988 beantragte der Antragsteller beim Betriebsrat sodann die Zustimmung zur Einstellung eines weiteren Deutschlehrers, n&#228;mlich des Herrn &#160;&#160; Ste&#160;&#160; , f&#252;r die Zeit ab 1.12.1988 befristet bis zum 30.9.1989.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auch dieser geplanten Einstellung widersprach der Betriebsrat mit der Begr&#252;ndung, <em>die</em> Besch&#228;ftigung eines weiteren Deutschlehrers bringe f&#252;r das Arbeitsverh&#228;ltnis des Herrn G&#160;&#160; Nachteile.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der vorl&#228;ufigen Durchf&#252;hrung der Einstellung und Besch&#228;ftigung der betreffenden Lehrer widersprach der Betriebsrat lediglich im Falle des Herrn &#160;&#160; Ste&#160;&#160; . Den Antrag nach &#167; 100 BetrVG hatte die Antragstellerin am 28.11.1988 gestellt. Der Betriebsrat hat der Dringlichkeit mit Schreiben vom 29.11.1988 und auf einen wiederholten Antrag des Antragstellers erneut mit Schreiben vom 6.12.1988 widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Herr G&#160;&#160; , dessen Benachteiligung der beteiligte Betriebs-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">rat bef&#252;rchtet, war befristet in .der Zeit vom 1.10.1986 bis <em>30.4.1988 bei</em> dem Antragsteller besch&#228;ftigt. Er ist gelernter Fernmeldehandwerker. Nach Erlangung der Hochschulreife studierte er an der Technischen Hochschule A&#160;&#160; mit dem Ziel</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">der Bef&#228;higung f&#252;r ein Lehramt an beruflichen Schulen. Er</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">hat jedoch die Ausbildung ohne Abschlu&#223; abgebrochen und arbeitete anschlie&#223;end als B&#252;roangestellter, Aushilfskraft bei einem Zeitungsverlag und kaufm&#228;nnischer Leiter eines Imbi&#223;unternehmens. Bei dem Antragsteller war er f&#252;r sogenannte</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">"J-G" Grundausbildungslehrg&#228;nge mit der Fachrichtung "Verkaufshilfen" eingestellt worden. Die vorgesehene Aufgabe bestand darin, Berufsvorbereitungsgruppen "Verkaufshilfen" zu</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">trainieren, insbesondere die Kursteilnehmer in Lagerarbeiten</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">und Lagerverwaltungsarbeiten zu unterweisen. Ob und in welchem Umfang er bei der Antragstellerin auch als Lehrer f&#252;r das Fach Deutsch f&#252;r Sp&#228;taussiedler eingesetzt wurde, ist streitig.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Herr G&#160;&#160; hat nach dem Auslaufen seines Vertrages Klage auf Feststellung erhoben, da&#223; er sich in einem unbefristeten Arbeitsverh&#228;ltnis zum Antragsteller befinde, und insoweit am 16.8.1988 ein obsiegendes Urteil erzielt (Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln vom 16.8.1988 - 16 Ca 3750/88).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Berufung des Antragstellers gegen dieses Urteil ist noch nicht entschieden. Vorsorglich hat der Antragsteller</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">am 2.9.1988 Herrn G&#160;&#160; gegen&#252;ber eine &#196;nderungsk&#252;ndigung zum 31.12.1988 ausgesprochen und ihm die Weiterbesch&#228;ftigung als Lagerverwalter angeboten. Die neue T&#228;tigkeit hat Herr G&#160;&#160; unter Vorbehalt angenommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Mit ihren am 7., 27.9. und 8.12.1988 beim Arbeitsgericht eingegangenen Antragschriften hat der Antragsteller jeweils um Ersetzung der vom Antragsgegner verweigerten Zustimmung zur Einstellung der betreffenden Arbeitnehmer beantragt. Im</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Falle des Herrn ste&#160;&#160; hat der Antragsteller mit dem am 8.12.1988 eingegangenen Antragsschriftsatz au&#223;erdem den Antrag auf Feststellung gestellt, da&#223; die vorl&#228;ufige Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahme dringend erforderlich sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, das Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis mit Herrn G&#160;&#160; sei aufgrund wirksamer Befristung mit dem 30.4.1988 beendet gewesen. Auf eine etwaige Benachteiligung dieses Arbeitnehmers k&#246;nne sich der Betriebsrat schon deshalb nicht berufen. Im &#252;brigen k&#246;nne Herr G&#160;&#160; nicht als Lehrer im Bereich "Deutsch als Fremdsprache" eingesetzt werden, weil ihm die entsprechende Bef&#228;higung fehle. Selbst wenn aber</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">von einem drohenden Nachteil f&#252;r Herrn G&#160;&#160; ausgegangen werde, sei der Betriebsrat nicht befugt, der Einstellung von</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">22 Personen zu widersprechen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat in seinen insgesamt 3 Verfahren folgende Antr&#228;ge gestellt:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Zustimmung des Antragsgegners zur Einstellung folgender Mitarbeiter nach &#167; 99 Abs. 4 BetrVG zu ersetzen</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Fel&#160;&#160; ,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; P&#160;&#160; ,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; S ,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Fl ,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">8.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Fe ,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">9.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; R ,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">10.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Pa,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">11.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; G ,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">12.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; L ,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">13. Re ,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">14. Schu ,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">15. W ,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">16. S ,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">17. E,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">18. G</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Im Verfahren 16 BV 143/88 hat er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><em>die</em> Zustimmung des Antragsgegners zur Einstellung folgender Mitarbeiter nach &#167; 99 Abs. 4 BetrVG zu ersetzen:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; B ,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F ,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ri ,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ro ,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Sch ,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; St ,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; s T n.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Im Verfahren 5 BV 166/88 hat dar Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Zustimmung des Antragsgegners zur Einstellung des Mitarbeiters Ste&#160;&#160; ab 1.12.1988 nach &#167; 99 Abs. 4 BetrVG zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; die vorl&#228;ufige Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahme dringend erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat die Zur&#252;ckweisung der Antr&#228;ge beantragt und vorgetragen, durch die Einstellungen werde Herr G&#160;&#160; im Sinne des &#167; 99 Abs. 2 Ziffer 3 BetrVG benachteiligt. Die ihm gegen&#252;ber ausgesprochene &#196;nderungsk&#252;ndigung habe das klar gezeigt. Herr G&#160;&#160; sei bereits in der Vergangenheit als Deutschlehrer eingesetzt worden und habe nach Auffassung des Betriebsrats einen Anspruch auf Fortsetzung dieser T&#228;tigkeit. Wenn alle verf&#252;gbaren Lehrerstellen beim Antragsteller besetzt w&#252;rden, wirke sich das als Nachteil f&#252;r Herrn G&#160;&#160;&#160; aus. Die Entscheidung dar&#252;ber, welcher Arbeitsplatz f&#252;r ihn freizuhalten sei, obliege allein dem Antragsteller. Dem Antragsgegner stehe ein Auswahlrecht</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">nicht zu, weshalb er keine andere M&#246;glichkeit habe, als allen geplanten Einstellungen zu widersprechen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Antrag nach &#167; 100 BetrVG im Falle des Herrn Ste&#160;&#160; sei versp&#228;tet gestellt. Die 3-Tages-Frist habe mit dem ersten Widerspruch des Betriebsrats gegen die vorl&#228;ufige Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahme zu laufen begonnen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat die Antr&#228;ge in allen drei Verfahren zur&#252;ckgewiesen. Auf die entsprechenden Beschl&#252;sse vom 8.11.1988 (BI. 34 ff d.A. 16 BV 143/88 und BI. 69 d.A.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">16 BV 109/88 sowie vom 5.1.1989, BI. 38 ff d.A. 5 BV 166/88), wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat gegen alle Beschl&#252;sse form- und fristgerecht Beschwerde eingelegt, die er nunmehr aufgrund der innerbetrieblichen Zust&#228;ndigkeits&#228;nderung <em>in</em> allen drei Verfahren gegen den Betriebsrat des Berufsbildungszentrums K&#246;ln, vertreten durch den Vorsitzenden, Herrn Bo, richtet.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt an seiner erstinstanzlich vertretenen Auffassung</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">fest und meint weiterhin, seine Antr&#228;ge seien schon deshalb begr&#252;ndet, weil der Betriebsrat nicht 22 Stellen blockieren k&#246;nne mit der Begr&#252;ndung, es m&#252;sse f&#252;r den Mitarbeiter</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">G&#160;&#160; ein Arbeitsplatz freigehalten werden. Im &#252;brigen</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">gehe der Antragsteller davon aus, da&#223; im Berufungsverfahren</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">die Wirksamkeit der Befristung des Arbeitsverh&#228;ltnisses mit Herrn G&#160;&#160; festgestellt werde. Der Antragsteller k&#246;nne Herrn G&#160;&#160; nicht als Deutschlehrer besch&#228;ftigen, weil die Arbeitsverwaltung, von der die Sprachkurse finanziert w&#252;rden,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">eine entsprechende Qualifikation der einzusetzenden Lehrer verlange. Es d&#252;rften nur solche eingesetzt werden, die</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">neben der fachlichen und p&#228;dagogischen Eignung in der Regel mindestens eine zweij&#228;hrige Erfahrung in der beruflichen Bildung vorweisen k&#246;nnten. Das bedeute, da&#223; die Lehrkraft das erste Staatsexamen abgelegt und eine mindestens zweij&#228;hrige Berufserfahrung vorweisen oder da&#223; der Lehrer das zweite Staatsexamen abgelegt haben m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Fall, da&#223; der Widerspruch des Antragsgegners dem Grunde nach beachtlich sei, akzeptiere er ihn in bezug auf den Arbeitnehmer Ste&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Angelegenheit habe sich &#252;berdies erledigt bei den im Ver-</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">fahren 16 BV 143/88 aufgef&#252;hrten Mitarbeiter zu 1), 2),</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">4) bis 9) und 11) bis 15). Der Antragsteller habe n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">am 22.2. und 10.5.1989 beim Antragsgegner um Zustimmung zur Verl&#228;ngerung der Arbeitsverh&#228;ltnisse der betreffenden Mitarbeiter geb Der Antragsgegner habe dazu keine Stellung genommen, weshalb</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">die Zustimmung als erteilt gelte.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">die angefochtenen Beschl&#252;sse abzu&#228;ndern und</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die vom Antragsgegner verweigerte Zustimmung zur Einstellung der in den drei Verfahren namentlich aufgef&#252;hrten Mitarbeiter zu ersetzen,</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; festzustellen, da&#223; die vorl&#228;ufige Durchf&#252;hrung der personellen Ma&#223;nahme im Falle des Mitarbeiters Stern dringend erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Auch er h&#228;lt seinen Rechtsstandpunkt aufrecht und bestreitet, da&#223; die Arbeitsverwaltung besondere Qualifikationsnachweise beim Einsatz von Deutschlehrern verlange. Er meint weiterhin, es sei Sache des Antragstellers zu entscheiden, welche Stelle er f&#252;r Herrn G&#160;&#160; freihalte. Zur behaupteten teilweisen Erledigung der streitigen Einstellungen durch Vertragsver-</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">l&#228;ngerungen nimmt der Antragsgegner nicht Stellung.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat meint weiterhin, der Antrag nach &#167; 100 BetrVG im Falle des Mitarbeiters Ste&#160;&#160; sei unzul&#228;ssig, weil</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">der Antragsteller den im Gesetz vorgesehenen Antrag nicht binnen 3 Tagen nach Erhalt des Widerspruchs des Betriebsrats ge-</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">stellt habe. Durch die Wiederholung der Antragsteilung beim Betriebsrat und dessen wiederholten Widerspruch habe die</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Frist nicht erneut zu laufen begonnen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Beteiligten wird auf die in beiden Instanzen gewechselten Schrifts&#228;tze</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">der drei verbundenen Verfahren verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerden des Antragstellers sind statthaft. Sie wurden in der gesetzlichen Frist und Form eingelegt und auch fristgerecht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Sie hatten, was das Zustimmungsersetzungsverfahren anbelangt, in der Sache teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der jetzige Antragsgegner ist mit Recht am Beschlu&#223;verfahren beteiligt. Er ist mit R&#252;cksicht auf die von den Beteiligten &#252;bereinstimmend vorgetragene Zust&#228;ndigkeits&#228;nderung nunmehr derjenige, der durch die beantragte Entscheidung in seiner betriebsverfassungsrechtlichen Rechtsstellung betroffen w&#252;rde. Seine Beteiligungsf&#228;higkeit ergibt sich dann aus dem</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">materiellen Recht. Er war deshalb nunmehr allein am Verfahren zu beteiligen (dazu BAG, Beschlu&#223; vom 28.9.1988 - 1 ABR</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">37/87 -, EzA, BetrVG 1972, &#167; 95 Nr. 14).</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Dem haben die Beteiligten durch entsprechende Erkl&#228;rungen zu Protokoll in der Beschwerdeinstanz Rechnung getragen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Allerdings sind die Antr&#228;ge auf Ersetzung der vom Betriebs- rat verweigerten Zustimmung zur Einstellung der genannten Lehrer teilweise inzwischen unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat im letzten Anh&#246;rungstermin vorgetragen, bei den Mitarbeitern Fel &#160; , P &#160; , S &#160; , Fe&#160; , P &#160; , W&#160; , Fl&#160; , E&#160; , G &#160; , L &#160; , Sch&#160;&#160; , G&#160;&#160; und R&#160;&#160; seien die urspr&#252;nglich vorgesehenen Befristungen abgelaufen; er habe beim Betriebsrat</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">um Zustimmung zur Verl&#228;ngerung der genannten Arbeitsvertr&#228;ge um weitere 11 Monate gebeten; dem habe der Betriebsrat nicht widersprochen. Die Antragsschriften hat der Antragsteller</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">in Fotokopie zu den Akten gereicht. Der Antragsgegner hat zur Sache keine Erkl&#228;rung abgegeben, sondern lediglich ger&#252;gt, der Vortrag sei versp&#228;tet.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; der Antragsgegner die Zustimmung zur Verl&#228;ngerung der genannten Vertr&#228;ge erteilt oder da&#223; die Zustimmung als erteilt zu gelten hat. Der beteiligte Betriebsrat w&#228;re nach der auch</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">im arbeitsgerichtlichen Beschlu&#223;verfahren geltenden beiderseitigen Darlegungslast gehalten gewesen, sich zum Sachvortrag des Antragstellers zu &#228;u&#223;ern. Er hat nicht behauptet, da&#223; ihm das an Ort und Stelle nicht m&#246;glich sei. Nur dann h&#228;tte sich die Frage gestellt, ob eine Zur&#252;ckweisung des Vortrages des Antragstellers geboten w&#228;re, etwa weil wegen</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">der Notwendigkeit einer Vertagung ein Verz&#246;gerungseffekt eingetreten w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Ist aber entsprechend den obigen Darlegungen davon auszugehen, da&#223; der beteiligte Betriebsrat der befristeten Weiterbesch&#228;ftigung der 13 Mitarbeiter nicht widersprochen hat,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">so hat sich damit der urspr&#252;ngliche Antrag auf Zustimmung</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">der vom Betriebsrat verweigerten Ersetzung zur ersten befristeten Einstellung erledigt.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller h&#228;tte der eingetretenen Erledigung durch seine AntragsteIlung Rechnung tragen m&#252;ssen. Das hat er nicht getan. Er hat vielmehr die urspr&#252;nglichen Zustimmungsersetzungsantr&#228;ge aufrechterhalten, an denen nun ein Rechtsschutzinteresse nicht mehr besteht mit der Folge, da&#223; sie</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">als unzul&#228;ssig abzuweisen waren. Die nachtr&#228;glich eingetretene Unzul&#228;ssigkeit ist noch in der Beschwerdeinstanz zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sind die Zustimmungsersetzungsantr&#228;ge begr&#252;ndet, weil der Betriebsrat zu Unrecht seine Zustimmung zu den geplanten Einstellungen verweigert hat.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Zwar entsprechen die Zustimmungsverweigerungen in allen</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">F&#228;llen formal den Anforderungen des &#167; 99 11 BetrVG. Der Betriebsrat hat sich darauf berufen, da&#223; durch die Einstellungen zu bef&#252;rchten sei, der Mitarbeiter G&#160;&#160; werde durch die Besetzung aller Lehrerstellen benachteiligt. Damit ist deutlich auf den Widerspruchsgrund in Ziffer 3 des &#167; 99 11</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">BetrVG Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Materiellrechtlich waren die Zustimmungsverweigerungen jedoch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Sie verstie&#223;en gegen das Gebot der vertrauensvollen Zusammenarbeit, bei dem es sich um einen wesentlichen Grundsatz des Betriebsverfassungsrechts handelt. Der Betriebsrat h&#228;tte bei Beachtung dieses dem Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebes dienenden Gebotes bei Zugrundelegung seiner Rechtsauffassung einer der geplanten Einstellungen widersprechen k&#246;nnen und</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">im &#252;brigen von einer Verweigerung der Zustimmung absehen m&#252;ssen. Infolge des Massenwiderspruchs des Betriebsrats mu&#223;te der Antragsteller in mehreren Verfahren insgesamt in</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">22 F&#228;llen den Antrag auf Zustimmungsersetzung nach &#167; 99 BetrVG gerichtlich anh&#228;ngig machen. Es widerspricht dem</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Geist der vertrauensvollen Zusammenarbeit, den Arbeitgeber der Notwendigkeit auszusetzen, eine Vielzahl von Verfahren anh&#228;ngig zu machen, in denen es jeweils um ein und dieselbe Frage geht.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Dem kann der Antragsgegner nicht entgegenhalten, es sei ihm materiellrechtlich im Rahmen von geplanten Einstellungen verwehrt, bestimmte Bewerber auszusuchen oder - durch Zustimmungsverweigerung - eine negative Auswahl zu treffen. Das ist im Ansatz sicher richtig. Insoweit ist jedoch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; &#167; 74 BetrVG die Betriebspartner verpflichtet, &#252;ber strittige Fragen mit dem ernsten Willen</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">zur Einigung zu verhandeln und Vorschl&#228;ge f&#252;r die Beilegung von Meinungsverschiedenheiten zu machen. W&#228;re dem Antragsteller im Falle einer konkreten Zustimmungsverweigerung</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">des Betriebsrats daran gelegen gewesen, in dem vom Betriebsrat herausgegriffenen Fall die Einstellung ohne Zustimmungsersetzungsverfahren durchzuf&#252;hren, so h&#228;tte er sich an den Betriebsrat wenden und mit ihm dar&#252;ber verhandeln k&#246;nnen mit dem Ziel, den betreffenden Widerspruch fallenzulassen und die Zustimmung zur Einstellung eines anderen Mitarbeiters zu verweigern.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Es h&#228;tte auch ein einziges Verfahren zur Kl&#228;rung der den Betriabsrat interessierenden Rechtsfrage ausgereicht. Selbst wenn in einem solchen Verfahren eine Erledigung durch Zeitablauf eingetreten w&#228;re, h&#228;tte bei Fortbestand des Problems durch Umstellung des Antrags eine generelle Kl&#228;rung der Frage herbeigef&#252;hrt werden k&#246;nnen (BAG, Beschlu&#223; vom 29.7.1982 - 6 ABR 51/79 <strong>-,</strong> EzA, ArbGG 1979, &#167; 81 Nr. 2).</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Das Vorgehen des Antragsgegners, allen 22 geplanten Einstellungen mit der Begr&#252;ndung zu widersprechen, das Arbeitsverh&#228;ltnis des Herrn G&#160;&#160; werde durch die Besetzung der Lehrerstellen gef&#228;hrdet, war rechtsmi&#223;br&#228;uchlich und f&#252;hrt da- her zur Unwirksamkeit der Zustimmungsverweigerungen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Bei der gegebenen Sachlage konnte unentschieden bleiben,</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">ob die vom Betriebsrat f&#252;r Herrn G&#160;&#160; bef&#252;rchteten Nachteile m&#246;glicherweise materiell berechtigt waren. Wenn n&#228;mlich Herr G&#160;&#160; wegen Beendigung seines Vertragsverh&#228;ltnisses durch Fristablauf oder aber wegen fehlender Qualifikation auch</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks"><em>im</em> Falle des Fortbestandes des Arbeitsverh&#228;ltnisses keinen Anspruch gegen den Antragsteller auf Besch&#228;ftigung als</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Lehrer im Fach Deutsch f&#252;r Aussiedler h&#228;tte, m&#252;&#223;te der Betriebsrat den durch die Besetzung aller Lehrerstellen</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">formal entstehenden Nachteil hinnehmen. Auf diese Fragen</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">kam es jedoch bei der gegebenen Sachlage nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Der Antrag, festzustellen, da&#223; die vorl&#228;ufige Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahme im Falle des Mitarbeiters Stern dringend erforderlich ist, wurde versp&#228;tet gestellt und ist folglich unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat hat bereits am 29.11.1988 der vorl&#228;ufigen Durchf&#252;hrung der Ma&#223;nahme widersprochen. Diesen Widerspruch erhielt der Antragsteller sp&#228;testens am 1.12.1988. Zwar hat er dies in der Anh&#246;rung vor dem Beschwerdegericht nicht ausdr&#252;cklich best&#228;tigt, sondern erkl&#228;rt, da&#223; er <em>sich</em> zu dieser Frage nicht &#228;u&#223;ern wolle. Er h&#228;tte jedoch konkrete Erkl&#228;rungen abgeben m&#252;ssen, wenn er <em>die</em> Datenangaben des Betriebsrats h&#228;tte in Zweifel ziehen wollen. Von der Richtigkeit der Angaben des Betriebsrats <em>ist</em> deshalb auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Rechtlich folgt daraus, da&#223; der Antragsteller nach &#167; 99 Abs. 2 BetrVG nach Erhalt des Widerspruchs innerhalb von</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">3 Tagen beim Arbeitsgericht den Antrag auf Ersetzung der Zustimmung des Betriebsrats und die Feststellung h&#228;tte beantragen m&#252;ssen, da&#223; die Ma&#223;nahme aus sachlichen Gr&#252;nden dringend erforderlich war, wenn er die Ma&#223;nahme aufrechterhalten wollte. <em>Diese</em> Frist hat der Antragsteller nicht eingehalten, weil seine Antr&#228;ge erst am 8.12.1988 beim Arbeitsgericht eingegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Entgegen seiner Annahme konnte der Antragsteller den Beginn der Ausschlu&#223;frist des &#167; 100 II BetrVG nicht dadurch hinausschieben, da&#223; er den Betriebsrat erneut nach &#167; 100 unterrichtete. W&#228;re ein solches Vorgehen statthaft, so h&#228;tte die Fristenregelung in &#167; 100 II BetrVG keinen Sinn mehr. Der Arbeitgeber h&#228;tte es dann in der Hand, durch immer wieder erneut gestellte Antr&#228;ge auf Zustimmung die lediglich vorl&#228;ufig zul&#228;ssige Ma&#223;nahme beliebig lange hinauszuz&#246;gern (ebenso LAG Hamm, Beschlu&#223; vom 29.3.1976 - 3 TaBV 1/76 - EzA, BetrVG 1972, &#167; 99 Nr. 10).</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks"><em>Die</em> Folge der Versp&#228;tung ist gem&#228;&#223; &#167; 100 11 BetrVG, da&#223; der Antragsteller die vorl&#228;ufige personelle Ma&#223;nahme nicht aufrechterhalten darf.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Aus Gr&#252;nden der Klarstellung war deshalb im Tenor festzustellen, da&#223; die Durchf&#252;hrung der vorl&#228;ufigen Ma&#223;nahme offensichtlich nicht dringend erforderlich war, auch wenn damit vom Antrag abgewichen wird (dazu BAG, Beschlu&#223; vom 18.10.1988 - 1 ABR 36/87 -).</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Diese Feststellung er&#252;brigte sich nicht dadurch, da&#223; im Falle des Herrn Ste die vom Betriebsrat verweigerte Zustimmungs-</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erkl&#228;rung &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ersetzt wurde. Zwar endet nach der genannten Ent-</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">scheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 18.10.1988 dieRechtsh&#228;ngigkeit des Feststellungsantrages des Arbeitgebers nach &#167; 100 Abs. 2 Satz 3 BetrVG, wenn rechtskr&#228;ftig &#252;ber den Zustimmungsersetzungsantrag entschieden ist. Rechtskraft ist jedoch mit der Verk&#252;ndung der vorliegenden Entscheidung noch nicht eingetreten. Rechtskr&#228;ftig werden Beschl&#252;sse erst nach der Entscheidung &#252;ber eine etwa zugelassene Rechtsbeschwerde oder nach Ablauf der Frist f&#252;r die Einlegung der Nichtzulassungsbeschwerde bzw. nach einer Entscheidung &#252;ber diese Beschwerde, &#167; 92a in Verbindung mit &#167; 72 a V ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Da das Verfahren nicht von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist, wurde die Rechtsbeschwerde nicht zugelassen. Auf die M&#246;glichkeit der Nichtzulassungsbeschwerde nach &#167; 72 a ArbGG wird hingewiesen.</p>
315,217
vg-gelsenkirchen-1989-06-23-3-k-162188
{ "id": 843, "name": "Verwaltungsgericht Gelsenkirchen", "slug": "vg-gelsenkirchen", "city": 423, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 K 1621/88
1989-06-23T00:00:00
2019-03-13T14:49:35
2022-10-18T15:08:49
Urteil
ECLI:DE:VGGE:1989:0623.3K1621.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar; der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>Die Berufung wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Steueroberamtsrat im Dienst des beklagtenLandes. Am 23. Juni 1987 beantragte er eine Beihilfe u. a. f&#252;reine Rechnung des Facharztes f&#252;r Radiologie Dr.vom 05. Juni 1987, in der f&#252;r eine Computertomographie desK&#246;rpers nach Geb&#252;hrenziffer 5344 der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte- GO&#196; - ein Faktor von 2,2 angegeben war. In der Liquidationdes Arztes hei&#223;t es dazu: "Sehr schwierige Differentialdiagnoseweit &#252;ber das normale Ma&#223; hinausgehend Untersuchung. Tumorlei-den.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 26. Juni 1987 lehnte die&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den Beihilfeantrag des Kl&#228;gers bez&#252;glich dieses Punktes der Rechnung vom 05. Juni 1987 teilweise ab und f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus, die Arztrechnung vom 05. Juni 1987 habe nur im Rahmen der Regelspanne gem. &#167; 5 Abs. 2 u. 3 GO&#196; abgerechnet werden k&#246;nnen, da f&#252;r das &#220;berschreiten der Regelspanne eine ausreichende schriftliche Begr&#252;ndung i. S. d. &#167; 12 Abs. 2 Satz 2 GO&#196; fehle. Aus den allgemeinen Hinweisen in der Rechnung seien auf den Einzelfall bezogene Besonderheiten nicht ersichtlich, im &#252;brigen d&#252;rfe bei den Leistungen aus den Abschnitten A, E, M, und D des Geb&#252;hrenverzeichnisses das &#220;berschreiten der Regelspanne nicht mit den Schwierigkeiten des Krankheitsfalles begr&#252;ndet werden (&#167; 5 Abs. 2 Satz 2 letzter Halbsatz (GO&#196;).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es handele sich vorliegend um eine Leistung i. S. d. &#167; 5 Abs. 3GO&#196;, die Regelspanne f&#252;r diese Leistung liege zwischen demeinfachen und dem l,8fachen Geb&#252;hrensatz. Entsprechend wurdedie geltend gemachte Leistung des Arztes&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Anwendung des Faktors 1,8 um 128,&#8212; DM niedriger bewertet und die Beihilfe nach den so ermittelten Aufwendungen festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 14. Juli 1987 legte der Kl&#228;ger gegen diesenBescheid Widerspruch ein. Er reichte als Anlage die beanstan-dete Rechnung erneut ein und f&#252;gte hinzu, nach der ausf&#252;hrli-chen schriftlichen Begr&#252;ndung des Arztes vom 14. Juli 1987d&#252;rfte das &#220;berschreiten der Regelspanne anzuerkennen sein. Indieser &#228;rztlichen Bescheinigung hei&#223;t es: "Bei der am20.05.1987 bei Herrn&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; durchgef&#252;hrten Computertomo-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">graphie des Abdomens handelte es sich wie schon aus der ausf&#252;hrlichen Begr&#252;ndung in der Rechnung vom 5.6.87 erkennbar und bei der bekannten Diagnose um eine sehr schwierige und bis heute letztlich nicht klare Diagnose eines entz&#252;ndlichen oder tumor&#246;sen Leberprozesses. Es war hierbei ein au&#223;erordentlich hoher Aufwand &#228;rztlicherseits und technischerseits erforderlich. Da es sich hierbei um eine technische Leistung handelt, ist der technische Anteil im Vordergrund zu sehen. Es waren zeitintensive Rohdatenberechnungen erforderlich."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 28. Juli 1987 wies die Festsetzungsstelle der</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Kl&#228;ger darauf hin, der</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen habe durch Erla&#223; vom 20. Juni 1985 mitgeteilt, er vertrete zur Frage des &#220;berschreitens des Schwellenwertes bei der Geb&#252;hrenziffer 5344 die Auffassung, da&#223; ein deutlich &#252;ber dem Durchschnitt liegender Zeitaufwand bei der Auswertung mit einem innerhalb des Schwellenwertes oberhalb des Mittelwertes von 1,4 liegenden Multiplikator ausreichend gew&#252;rdigt werden k&#246;nne. Im &#252;brigen k&#246;nne eine berechtigte &#220;berschreitung des Schwellenwertes bei den Leistungen nach Geb&#252;hrenziffer 5344 nur in seltenen Ausnahmef&#228;llen in Betracht kommen. Bei der Bewertung der Angemessenheit</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">von Geb&#252;hren sei in diesem Zusammenhang zu beachten, da&#223; die</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">vorstehenden Leistungen wegen des au&#223;erordentlichen technischen Aufwandes mit vergleichsweise hohen Punktzahlen bewertet seien. Die &#220;berschreitung um 1/10 Punkt f&#252;hre daher schon gemessen an den &#228;rztlichen Leistungen z.B. nach den Geb&#252;hrenziffern l und 65 zu einer nicht angemessenen erheblichen Mehrgeb&#252;hr. Da die von Dr.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; geschilderten Umst&#228;nde eine ausreichende Ber&#252;cksichtigung im Rahmen der Regelspanne finden w&#252;rden, liege eine begr&#252;ndete &#220;berschreitung der Regelspanne nicht vor. Infolgedessen seien die Mehrbetr&#228;ge beihilferechtlich nicht zu ber&#252;cksichtigen. Der Kl&#228;ger wurde gebeten, mitzuteilen, ob auf einen f&#246;rmlichen Widerspruchsbescheid bestanden werde.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wies die&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit Schreiben</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vom 31. August 1987 noch darauf hin, da&#223; der streitige Betrag von 128,&#8212; DM etwa das dreifache der Geb&#252;hr mache, die einem Arzt nach der Geb&#252;hrenziffer 1b f&#252;r eine eingehende, das gew&#246;hnliche Ma&#223; &#252;bersteigende Beratung - ggf. einschlie&#223;lich Untersuchung - als einzige Leistung von mindestens 15 Minuten Dauer zustehe und mehr als das 5-fache der Untersuchungsgeb&#252;hr nach der Geb&#252;hrennummer 65. Eine berechtigte &#220;berschreitung des Schwellenwertes bei den Leistungen nach der Geb&#252;hrennummer 5344 sei daher nur in seltenen Ausnahmef&#228;llen anzunehmen. Es m&#252;sse davon ausgegangen werden, da&#223; der Verordnungsgeber bei der Erstellung des Geb&#252;hrenverzeichnisses die einzelnen Leistungen sachgerecht honoriert habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei noch darauf aufmerksam zu machen, da&#223; nach der amtlichen Begr&#252;ndung zu &#167; 12 GO&#196; das Anf&#252;hren der in &#167; 5 Abs. 2 GO&#196; genannten Bemessungskriterien (hier: Zeitaufwand der Leistung) allein nicht ausreiche, ein &#220;berschreiten der Regelspanne zu rechtfertigen. Vielmehr m&#252;sse die Art der gegebenen Besonderheiten n&#228;her dargelegt werden, da nur so beurteilt werden k&#246;nne, ob Umst&#228;nde vorgelegen h&#228;tten, die &#252;ber den Umfang der einzelnen Leistungsbeschreibungen der verwendeten Geb&#252;hrennummern hinausgingen. Dies sei mit dem zus&#228;tzlichen allgemeinen Hinweis auf zeitintensive Rohdatenberechnungen nicht geschehen. Es sei nicht zu erkennen, da&#223; im Fall des Kl&#228;gers Umst&#228;nde vorgelegen h&#228;tten, f&#252;r deren Ber&#252;cksichtigung die Regelspanne nicht genug Raum biete.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger auf einem f&#246;rmlichen Widerspruchsbescheid</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">bestanden hatte, wies die&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Widerspruchsbescheid vom 21. April 1988, dem Kl&#228;ger zugestelltam 26. April 1988, den Widerspruch des Kl&#228;gers als unbegr&#252;ndetunter Wiederholung der Rechtsauffassung aus dem vorangegangenenSchriftverkehr zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat der Kl&#228;ger am 16. Mai 1988 Klage erhoben, mit der er sein Begehren weiterverfolgt. Er f&#252;hrt aus, er sei im Jahr 1986 wegen eines Karzinoms des Dickdarms operiert worden und befinde sich seither unter &#228;rztlicher Kontrolle. Im April 1987 habe er Schmerzen in der rechten Flanke mit Fieberanf&#228;llen versp&#252;rt. Die entscheidende und f&#252;r ihn lebenswichtige Frage sei gewesen, ob es sich um einen metastatischen oder um einen entz&#252;ndlichen Proze&#223; gehandelt habe. Eine solche Differenzierung sei durch moderne Methoden heutzutage in den meisten F&#228;llen m&#246;glich. Au&#223;erordentliche Probleme erg&#228;ben sich jedoch bei der exakten Differenzierung von lokalen gutartigen und b&#246;sartigen Prozessen in der Leber bei Tumorpatienten. Beim Kl&#228;ger handele es sich um einen solchen Fall. Deshalb sei der Kl&#228;ger von seinem Hausarzt zum Radiologen Dr.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">&#252;berwiesen worden, der beim Kl&#228;ger am 25. Mai 1987 eine Computertomographie durchgef&#252;hrt habe. Bei seiner Rechnung vom 05. Juni 1987 habe er gem. der Geb&#252;hrennummer 5344 einen Betrag von 704,&#8212; DM in Rechnung gestellt, was einem Faktor von 2,2 entspreche. F&#252;r eine solche &#220;berschreitung der Schwelle von 1,8 seien vorliegend Besonderheiten i. S. d. &#167; 5 Abs. 2 Satz l GO&#196; gegeben. Es habe sich um eine Fl&#252;ssigkeitsansammlung au&#223;erhalb der Leber sowie einem Fokus rechts unterhalb des Zwerchfells und einem weiteren Fokus im linken Leberl&#228;ppen gehandelt. Erst eine Doppeluntersuchung des Abdomens unter erh&#246;htem Zeit- und technischem Aufwand und eine zus&#228;tzliche Sonographie habe das Krankheitsgeschehen weiter einengen k&#246;nnen, wobei nach aufwendigen Dichte- und Vergleichsmessungen au&#223;erhalb der Patienten-routine sich erst ergeben habe, da&#223; es sich um einen kleinen Absze&#223; au&#223;erhalb der Leber sowie einen zus&#228;tzlichen kleinen Blutschwamm, im linken Leberlappen gehandelt habe. Dieses Krankheitsbild des Kl&#228;gers sei au&#223;erordentlich selten und schwierig. Dr. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; habe zur Diagnosestellung ein umfangreiches Literaturstudium ben&#246;tigt und weiterhin einen deutlich &#252;ber der Norm liegenden technischen Aufwand gehabt. Damit seien die Kriterien des &#167; 5 Abs. 2 Satz l GO&#196; erf&#252;llt, wonach die Schwierigkeiten der Leistung und der Zeitaufwand f&#252;r die Leistung ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnten. Die Besonderheiten erg&#228;ben sich im vorliegenden Fall daraus, da&#223; ein besonderer technischer Aufwand erforderlich und die Auswertung der Ergebnisse schwierig und zeitaufwendig gewesen sei. Diese Umst&#228;nde w&#252;rden nicht bereits durch die Leistungslegende der Ziffern 5343 - 5345 des Geb&#252;hrenverzeichnisses erfa&#223;t und begr&#252;ndeten daher die &#220;berschreitung des l,8fachen Satzes. Die Regelsatz&#252;berschreitung des l,8fachen Satzes sei gerechtfertigt, da der l,8fache Satz als Mittelwert f&#252;r normale Leistungen zutreffenderweise zur Berechnung heranzuziehen sei. Da&#223; der l,8fache Satz der Mittelwert sei, ergebe sich bereits aus der Entstehungsgeschichte der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte. Der Satz entspreche dem fr&#252;heren 3,5fachen Satz als Mittelwert der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte von 1965. Zu der letztgenannten Geb&#252;hrenordnung sei die Mittelwerttheorie vertreten worden, wonach der Arzt im Streitfall die H&#246;he eines Honorars nur begr&#252;nden m&#252;sse, wenn er den 3,5fachen Satz &#252;berschritten habe. Eine Begr&#252;ndung sei heute dagegen f&#252;r die GO&#196; 1982 in jedem Fall vorgeschrieben. Ebenso wie der Arzt fr&#252;her nach der GO&#196; 1965 einen Normalfall zum Mittelwert von 3,5 habe abrechnen k&#246;nnen, k&#246;nne er nach der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte von 1982 einen entsprechenden Fall mit dem mittleren Schwierigkeits- und Zeitaufwandswert mit dem 2,3fachen bzw. l,8fachen Satz f&#252;r technische Leistungen berechnen. Bei &#252;berdurchschnittlichen Leistungen h&#228;nge der anzusetzende Faktor in dem zur Verf&#252;gung stehenden Rahmen von 1,9 bis 2,5 vom Grad der Abweichung vom Normalen ab. Es gelte auch f&#252;r Leistungen mit hohen Einfachs&#228;tzen wie z. B. den&#160; Ziffern 5343 bis 5345 wie die Computertomographie.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">den Bescheid der</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 26. Juni 1987 in der</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Fassung des Widerspruchsbescheidesvom 21. April 1988 aufzuheben und die&#160;&#160;Beklagte zu verpflichten, an den Kl&#228;gereine weitere Beihilfe in H&#246;he von76,&#8212; DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung verweist es auf die Angaben in <em>den</em> angefochtenenBescheiden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakte und die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge, die zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden sind, verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Bewilligung der begehrten(weiteren) Beihilfe. Die angefochtenen Bescheide sind rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Nach den Bestimmungen der &#167;&#167; l Abs. l Nr. 1, 3 Abs. 1,4 Nr. lder Verordnung &#252;ber die Gew&#228;hrung von Beihilfen, in Krankheits-Geburts- und Todesf&#228;llen - BVO - hat der Kl&#228;ger Anspruch aufBeihilfe zu notwendigen Aufwendungen in angemessenem Umfang.Vorliegend ist zwischen den Beteiligten die Notwendigkeit der&#228;rztlichen Untersuchung nicht streitig, es geht lediglichdarum, ob die geltend gemachten Aufwendungen den angemessenenUmfang &#252;berschreiten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Als angemessen im Sinne des &#167; 3 Abs. l BVO ist dabei regelm&#228;&#223;ig eine &#228;rztliche Liquidation anzusehen, die bei der Bemessung des &#228;rztlichen Honorars den Regelungen der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r Arzte - vorliegend in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Dezember 1984 - entspricht. Gemessen an diesen Voraussetzungen erweist sich die vom Kl&#228;ger eingereichte Rechnung als &#252;berh&#246;ht, soweit mit der Anwendung des Faktors 2,2 der Schwellenwert von 1,8 gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 3 Satz 2 GO&#196; &#252;berschritten worden ist. Die entsprechende K&#252;rzung der beihilfef&#228;higen Aufwendungen in den angefochtenen Bescheiden ist demgem&#228;&#223; nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dabei geht die Kammer zun&#228;chst nicht davon aus, da&#223; dem geltend gemachten Anspruch bereits entgegensteht, die beanstandeten Aufwendungen seien gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. l GO&#196; nicht f&#228;llig, weil die unter dem 05. Juni 1987 erstellte Rechnung den angewendeten Bemessungsfaktor nicht hinreichend gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 3 GO&#196; begr&#252;ndet und diese Begr&#252;ndung auch bisher noch nicht den Vorschriften entsprechend nachgeholt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Es kann allerdings kein Zweifel daran bestehen, da&#223; die der Rechnung vom 05.06.1987 beigef&#252;gten stichwortartigen K&#252;rzel dem Begr&#252;ndungserfordernis des &#167; 12 Abs. 3 GO&#196; nicht gen&#252;gen. Denn auch wenn man zugunsten des Arztes davon ausgeht, da&#223; die Begr&#252;ndung eines den Schwellenwert &#252;berschreitenden Bemessungsfaktors in Stichworten vorgenommen werden kann, m&#252;ssen sich die Besonderheiten im Sinne des &#167; 5 Abs. 3 Satz 2, Abs. 2 Satz 4 GO&#196; hieraus zumindest entnehmen lassen, wenn man zus&#228;tzlich die Angaben, in der - notwendig mitzuteilenden - Diagnose ber&#252;cksichtigt. Davon kann vorliegend nicht die Rede sein. Die Angabe "sehr schwierige Differentialdiagnose" l&#228;&#223;t gerade, wollte man darin den Versuch, eine besondere Schwierigkeit der Leistung geltend zu machen, sehen, die auf den Geb&#252;hrentatbestand bezogenen Besonderheiten bei der Diagnose nicht erkennen. Dabei ist zu beachten, da&#223; nach den Allgemeinen Bestimmungen zu Abschnitt 0 des Geb&#252;hrenverzeichnisses die Beurteilung von R&#246;ntgenaufnahmen und Szintigrammen einschlie&#223;lich des Befund-</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">berichts als selbst&#228;ndige Leistung nicht abgerechnet werden darf, sondern Teil der &#228;rztlichen Regelverrichtung im Zusammenhang mit der jeweiligen Geb&#252;hrenziffer ist. Da&#223; eine solche T&#228;tigkeit nicht, undifferenziert erfolgen darf, ist ebenso offenkundig wie es auch auf der Hand liegt, da&#223; die erl&#228;uternd beigef&#252;gten W&#246;rter "sehr schwierig" f&#252;r sich allein keinen Aussagewert bez&#252;glich der geltend gemachten Besonderheit der &#228;rztlichen T&#228;tigkeit haben. Es handelt sich hier vielmehr ebenso um eine - m&#246;glicherweise weit verbreitete, unabh&#228;ngig davon aber nichtssagende - Leerformel, die das vom Regeltatbestand abweichende Handeln des Arztes bei der konkreten &#228;rztlichen Verrichtung ebensowenig erkennen l&#228;&#223;t, wie dies den zus&#228;tzlich mitgeteilten Erl&#228;uterungen zu entnehmen ist, wonach, eine "weit &#252;ber das normale Ma&#223; hinausgehende Untersuchung" stattgefunden hat. Auch hier wird in keiner Weise erkennbar, welcher Untersuchungsaufwand noch als "normal" anzusehen sein soll und worauf die Abweichung von dieser Normalit&#228;t beruhen, soll. Gerade solche, auf den konkreten Einzelfall der &#228;rztlichen Verrichtung individuell abstellende Hinweise sind es aber, die f&#252;r eine den materiellen Anforderungen des &#167; 5 Abs. 2, 3 GO&#196; gerecht werdende Begr&#252;ndung verlangt werden m&#252;ssen. Das gilt f&#252;r den letzten Begr&#252;ndungsteil umso mehr, als hier im Bereich der interpretatorischen Beliebigkeit die Entscheidung getroffen werden m&#252;&#223;te, ob diese Angabe, nun eine besondere Schwierigkeit der Leistung oder ob er einen besonders hohen Zeitaufwand oder gar beides begr&#252;nden soll. Im &#252;brigen, hat die</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zutreffend darauf hingewiesen,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">da&#223; bei medizinisch-technischen Leistungen die Schwierigkeit des Krankheitsfalles als die &#220;berschreitung des Schwellenwertes begr&#252;ndende Element nicht ber&#252;cksichtigt werden darf. Schon unter diesem Gesichtspunkt verbietet es sich, die weitere Angabe &#8222;Tumorleiden" als hinreichende Begr&#252;ndung f&#252;r die geltend gemachten Geb&#252;hren zu akzeptieren. Da&#223; die Angabe im &#252;brigen keinerlei Aussage zur konkreten &#228;rztlichen T&#228;tigkeit, deren erh&#246;hte Abrechnung.in Rede steht, enth&#228;lt, f&#252;hrt dar&#252;ber hinaus ebenso zur Feststellung, da&#223; die Angabe unzureichend ist, wie auch der weitere Umstand, da&#223; ausweislich der Diagnose</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">gerade ein entz&#252;ndlicher Proze&#223; vorliegt und die blo&#223;e Angabe "Tumorleiden" vor diesen Hintergrund eher widerspr&#252;chlich ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis nichts anderes gilt von der Bescheinigung, die demKl&#228;ger von seinem Arzt unter dem 14. Juli 1987 ausgeh&#228;ndigtworden ist. Abgesehen von &#196;u&#223;erungen, die nichts andereswiedergeben als den Unmut erneut um eine Begr&#252;ndung ange-gangen worden zu sein ("wie schon aus der ausf&#252;hrlichen Begr&#252;ndung in der Rechnung vom 5.6.87 erkennbar"), wiederholt dieseBescheinigung allein den Schwierigkeitsgrad des Krankheits-falles, der, wie oben dargelegt, nicht ber&#252;cksichtigungsf&#228;higist und ersch&#246;pft sich in einer Aneinanderreihung von Leer-formeln, deren konkrete, auf die Verrichtung des Arztes abstellende Ausf&#252;llung gerade nicht vorgenommen wird. Von welchen</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Bezugsgr&#246;&#223;en bei einem "au&#223;erordentlich hohen Aufwand &#228;rztlicherseits und technischerseits" auszugehen ist, bleibt, ebenso unklar wie es zur Erl&#228;uterung der get&#228;tigten Besonderheiten unzureichend ist, sich auf "zeitintensive Rohdatenberechnungen" zu berufen, ohne auch nur andeutungsweise klarzustellen, was nun mit dem Begriff der "Rohdaten" gemeint ist, wie weit deren Ermittlung Teil der von der Geb&#252;hrenziffer umfa&#223;ten Regelverrichtung ist und woraus sich im einzelnen ergeben hat, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">diese vorliegend besonders zeitintensiv waren. Da&#223; Besonderheiten, die das Abweichen vom Regeltatbestand in diesem Sinne begr&#252;nden k&#246;nnen, von einem wissenschaftlich ausgebildeten&#160; Facharzt f&#252;r Radiologie knapp, aber pr&#228;zise dargestellt werden k&#246;nnen, liegt nach &#220;berzeugung, der Kammer auf der Hand. Den Anforderungen an eine nachvollziehbare Begr&#252;ndung gen&#252;gen die Angaben in der Bescheinigung vom 14. Juli 1987 aber auch deshalb nicht, weil sie in einem nicht ohne weiteres aufkl&#228;rbaren Widerspruch zu den Angaben in der Rechnung vom 5.6.87 stehen. Die in der Bescheinigung als besondere Schwierigkeit in den Vordergrund gestellten, zeitintensiven Rohdatenberechnungen lassen sich den in der Rechnung genannten Begriffen n&#228;mlich nur schwerlich zuordnen; es kann allenfalls davon ausgegangen werden, es habe sich hier um einen Teil der "weit &#252;ber das normale Ma&#223; hinausgehenden Untersuchung" gehandelt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Angaben des Kl&#228;gers in der Vergangenheit f&#252;hren dagegen erstmals in die N&#228;he dessen, was vom Arzt zur Begr&#252;ndung der &#220;berschreitung des Schwellenwertes nach den oben dargestellten Ma&#223;st&#228;ben verlangt werden mu&#223;. Zwar bleibt die breiten Raum innehabende Schwierigkeit des Krankheitsfalles wegen der Regelungen in &#167; 5 Abs. 2 Satz 2 letzter Halbsatz GO&#196; weiterhin unbeachtlich, und auch die ohne weitere konkrete Substantiierung vorgetragene Behauptung erh&#246;hten zeitlichen und technischen Aufwands allein gen&#252;gt den dargelegten Anforderungen nicht. Das gilt bez&#252;glich der geltend gemachten "aufwendigen Dichte- und Vergleichsmessungen" im &#252;brigen auch deshalb, weil ohne Angabe n&#228;herer Einzelheiten, nicht ersichtlich ist, da&#223; die T&#228;tigkeit des Arztes, &#252;ber das hinausgegangen ist, was bereits von den Bemessungskriterien der Leistungsbeschreibung der Geb&#252;hrenziffer 5344 umfa&#223;t ist, und deshalb einen Einflu&#223; auf die Geb&#252;hrenermittlung &#252;ber den Tatbestand der Geb&#252;hrenziffer hinaus nach &#167; 5 Abs. 2 Satz 3 GO&#196; nicht haben darf. Ber&#252;cksichtigt man aber, da&#223; Nummer 5344 des Geb&#252;hrenverzeichnisses zur GO&#196; <span style="text-decoration:underline">mehrere</span> Untersuchungsg&#228;nge <span style="text-decoration:underline">ggf. mit Spezialeinstellungen</span> umfa&#223;t, so ist ohne n&#228;here konkretisierende Angaben &#252;berhaupt nicht ersichtlich, was insoweit die Anwendung eines h&#246;heren Bemessungsfaktors rechtfertigen k&#246;nnte. Das gilt erst recht vor dem Hintergrund, da&#223; beim Kl&#228;ger lediglich eine Computertomo- graphie des Brustkorbs und des Unterleibs durchgef&#252;hrt wurde, wogegen die einschl&#228;gige Geb&#252;hrenziffer diese &#228;rztliche Verrichtung bezogen auf den ganzen K&#246;rper mit Ausnahme des Kopfes umfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kammer vermag aber aufgrund des weiteren Klagevortrages, wonach die Diagnose au&#223;ergew&#246;hnliche Schwierigkeiten, bereitet haben soll, nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; bei einer - wie vom Kl&#228;ger angebotenen &#8211; Vernehmung des behandelnden Arztes als Zeugen- sowohl Besonderheiten bei der Verrichtung als auch der Bewertung der Untersuchungsergebnisse dargestellt werden k&#246;nnten, bei denen erwogen werden k&#246;nnte, die &#220;berschreitung des Schwellenwertes f&#252;r gerechtfertigt zu erachten. Dabei geht die Kammer davon aus, da&#223; das Beweisangebot nicht daran schei-</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">tert, da&#223; die unter Beweis zu stellenden Tatsachen nicht hinreichend genau bezeichnet sind. Im Verh&#228;ltnis des Patienten zur Beihilfestelle kann mehr als eine Umschreibung der Umst&#228;nde, die die Erh&#246;hung des Bemessungsfaktors begr&#252;nden sollen, schwerlich verlangt werden, wenn gleichzeitig die Einvernahme&#160; des behandelnden Arztes als Zeuge angeboten werden. Der Einvernahme als Zeuge stehen auch nicht Unstimmigkeiten in den bisherigen Begr&#252;ndungen entgegen oder Zweifel an der Beachtlichkeit der Zeugenaussage, die sich auch deshalb aufdr&#228;ngen, weil der Kl&#228;ger gleich am ersten Behandlungstag einer Computertomographie unterzogen wurde, &#252;ber&#160; ihm auff&#228;llige besondere Schwierigkeiten zu keiner Zeit berichtet hat und damit objektive Anhaltspunkte f&#252;r eine komplizierte und au&#223;ergew&#246;hnlich schwierige und aufwendige Einzeluntersuchung fehlen. Dies steht der beantragten Beweisaufnahme ebensowenig entgegen wie der Umstand, da&#223; die unter dem 5.6.1989 erteilte Rechnung deshalb widerspr&#252;chlich ist, weil der Schwellenwert <span style="text-decoration:underline">nur</span> bei der Computertomographie &#252;berschritten ist, obwohl gerade, die Diagnose ganz besonders zeitaufwendig gewesen sein soll und nicht ohne weiteres erkl&#228;rlich ist, warum bei den anderen diagnostischen T&#228;tigkeiten eine Abrechnung mit dem Schwellenwert m&#246;glich war. Die hiermit zusammenh&#228;ngenden sich aufdr&#228;ngenden Fragestellungen waren zun&#228;chst bez&#252;glich der tats&#228;chlichen Grundlagen im Rahmen einer Beweisaufnahme abzukl&#228;ren, eine dem vorhergehende W&#252;rdigung w&#228;re mit dem Untersuchungsgrundsatz deshalb unvereinbar und damit unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Beweisaufnahme, steht auch nicht entgegen, da&#223; im Verlauf des Verwaltungsverfahrens - wie dargelegt - eine den materiellen Anforderungen des &#167; 5 Abs. 2, 3 GO&#196; gerecht werdende&#160; Begr&#252;ndung der Beschreibung des Schwellenwertes nicht dargelegt worden ist. Dies f&#252;hrt nach der &#220;berzeugung der Kammer nicht dazu, da&#223; der Streitgegenstand auf diese Rechnung mit den dazu w&#228;hrend des Verwaltungsverfahrens gegebenen Begr&#252;ndungen beschr&#228;nkt w&#228;re mit der Folge, da&#223; w&#228;hrend des Klagebegehrens weitere Erl&#228;uterungen oder Begr&#252;ndungen ausgeschlossen sind. F&#252;r eine solche mit dem Untersuchungsgrundsatz und der Ver-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">pflichtung des Gerichts, die Spruchreife einer Entscheidung soweit m&#246;glich herbeizuf&#252;hren, schwerlich zu vereinbarende Interpretation des &#167; 12 Abs. l GO&#196;, fehlt es schon, an einer eindeutigen gesetzlichen Grundlage. Im &#252;brigen ist es mit allgemeinen Grunds&#228;tzen unvereinbar, die Richtigkeit einer Begr&#252;ndung zur Voraussetzung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der geltend, gemachten Forderung zu erkl&#228;ren. Wie im Verwaltungsverfahrensrecht kommt es bei der Begr&#252;ndung lediglich darauf an, da&#223; sich aus ihr das ergibt, was ihr Verfasser f&#252;r wesentlich h&#228;lt, um die jeweilige Ma&#223;nahme zu erkl&#228;ren. Ob dies den materiellen gesetzlichen Anforderungen entspricht, ist allein Gegenstand der &#8212; wenn notwendig - gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung, kann aber der Geltendmachung einer entsprechenden Forderung nicht mehr entgegengehalten werden mit der Folge, da&#223; eine gerichtliche Durchsetzung der Forderung ausgeschlossen w&#228;re. Nur diese Sicht der Begr&#252;ndungspflicht des &#167; 12 Abs. 3 GO&#196; gibt auch hinreichend, Raum f&#252;r das Verst&#228;ndnis der dort niedergelegten Pflicht des Arztes, die begr&#252;ndete Rechnung auf Verlangen zu erl&#228;utern. Da&#223; diese Erl&#228;uterung auf die F&#228;lligkeit keinen Einflu&#223; mehr haben soll, erscheint offenkundig. Letztlich sprechen f&#252;r das gefundene Ergebnis auch Gesichtspunkte der Verfahrens- bzw. Proze&#223;&#246;konomie. Wollte man die materielle Richtigkeit der Begr&#252;ndung zur Voraussetzung f&#252;r die F&#228;lligkeit des &#228;rztlichen Honorars erkl&#228;ren, h&#228;tte das zur Folge, da&#223; die Beihilfestellen im Zweifel bis zur Verj&#228;hrung der Arztforderungen immer wieder erneut mit der Abrechnung derselben Behandlung konfrontiert werden k&#246;nnten, ohne sich bez&#252;glich nachgereichter Begr&#252;ndungen auf bestandskr&#228;ftige Festsetzungen oder gar rechtskr&#228;ftige Entscheidungen berufen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Vernehmung des behandelnden Arztes als Zeuge erweist sich aber vorliegend deshalb als &#252;berfl&#252;ssig, weil die unter Beweis gestellten Tatsachen f&#252;r das vorliegende Verfahren unerheblich sind. Die &#220;berschreitung des Schwellenwertes beruht n&#228;mlich, wie sich aus der Klagebegr&#252;ndung eindeutig ergibt und vom Vertreter des Kl&#228;gers in der m&#252;ndlichen Verhandlung best&#228;tigt worden ist, auf der Auffassung, der Schwellenwert sei der</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Bemessungsfaktor f&#252;r eine &#228;rztliche Leistung, die dem jeweiligen Geb&#252;hrentatbestand bei mittlerer Schwierigkeit und durchschnittlichem Zeitaufwand angemessen sei, anders gesprochen, es handele sich hier um den regelm&#228;&#223;ig anzuwendenden Wert f&#252;r eine in jeder Hinsicht dem Durchschnitt entsprechende &#228;rztliche Verrichtung, die einer Geb&#252;hrenziffer des Geb&#252;hrenverzeichnisses zur GO&#196; entspreche. Dieser Auffassung, die -nebenher - auch vom Oberlandesgericht Hamburg,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Urteil vom 25. Juni 1987 - 3 V 221/86 -NJW 1987, 2937,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">und ausdr&#252;cklich vom Oberlandesgericht Koblenz,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Urteil vom 19. Mai 1988 - 6 V 286/87 NJW 1988, 2309,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">vertreten worden ist, folgt die Kammer nicht.Die dort vorgenommene Interpretation der Worte "in der Regel" in &#167; 5 Abs. 2 Satz 4 GO&#196;, die eine weitere Einschr&#228;nkung, der Ermessensaus&#252;bung danach nicht enthalten soll, sondern lediglich "Sinn" mache, wenn man davon ausgehe, da&#223; &#8222;in der Regel" die zu erbringenden &#228;rztlichen Leistungen einen Fall von mittlerer Schwierigkeit, durchschnittlichem Zeitaufwand und normalen Umst&#228;nden der Ausf&#252;hrung entspr&#228;chen, bei dem die Geb&#252;hr in der Mitte des Geb&#252;hrenrahmens des &#167; 5 Abs. l Satz l bzw. Abs. 3 Satz l GO&#196; anzusetzen seien, &#252;berzeugt die Kammer nicht. Sie folgt vielmehr der vom Oberlandesgericht verworfenen Auffassung, da&#223; in einem solchen Fall nur die Geb&#252;hrenbemessung <span style="text-decoration:underline">innerhalb</span> der von &#167; 5 Abs. 2 Satz 4. GO&#196; er&#246;ffneten Regelspanne zul&#228;ssig ist, wobei bei technischen Leistungen ein Mittelwert bei 1,4 anzusetzen sei. Ausgehend von dieser Auffassung f&#252;hrt die Geb&#252;hrenbemessung mit einem um 0,4 h&#246;heren Bewertungsfaktor vorliegend g&#252;nstigstenfalls dazu, da&#223; dem Kl&#228;ger angemessene Aufwendungen in H&#246;he des l,8fachen Geb&#252;hrensatzes entstanden sind. Da die angefochtenen Bescheide von dieser - allenfalls -zul&#228;ssigen Geb&#252;hrenbemessung ausgehen, kann der Kl&#228;ger eine hier&#252;ber hinausgehende Beihilfe nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Dabei ist zun&#228;chst klarzustellen, da&#223; die vom Oberlandesgericht Koblenz vertretene Auffassung insoweit nicht von der Kammer in Frage gestellt wird, als in der angef&#252;hrten Entscheidung dargelegt worden ist, es sei den &#196;rzten verwehrt, f&#252;r die&#160; &#228;rztlichen Verrichtungen unabh&#228;ngig vom Einzelfall schematisch den h&#246;chsten Satz der Regelspanne anzusetzen. Diese Kritik an der allgemein &#252;blichen, allerdings auch unbestritten rechtswidrigen Praxis der &#196;rzteschaft, wird von der Kammer geteilt. Es</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">kann auch nach der hier vertretenen Auffassung keinem Zweifel unterliegen, da&#223; die Festsetzung der Geb&#252;hr eine Ermessensbet&#228;tigung, des Arztes - entsprechend den Regelungen der &#167;&#167; 315 f BGB&#160; - voraussetzt, die zumindest die schematische Festlegung auf den H&#246;chstsatz der Regelspanne, wie sie auch im &#252;brigen wieder bei der dem Rechtsstreit zugrunde liegenden Liguidation zu entnehmen ist, verbietet. Fraglich kann daher nur sein, ob sich das Ermessen im Regelfall auf den Geb&#252;hrenrahmen der &#167; 5 Abs. l Satz l, Abs. 3. Satz l GO&#196; bezieht, wie dies, nach dem Verst&#228;ndnis der Kammer der Rechtsauffassung des Oberlandes- gerichts Koblenz entspricht, oder ob &#167; 5 GO&#196; mehrere Ermessensbereiche er&#246;ffnet, <span style="text-decoration:underline">innerhalb</span> derer der Arzt jeweils nach den Gegebenheiten des Einzelfalles unter unterschiedlichen Voraussetzungen die Geb&#252;hrenberechnung vorzunehmen hat.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Hierzu ist zun&#228;chst festzuhalten, da&#223; dem &#8212; zutreffend als mi&#223;verst&#228;ndlich gekennzeichneten - Wortlaut des &#167; 5 GO&#196; ein "Mittelwert" der Art, wie dies vom Oberlandesgericht Koblenz&#160; dargelegt ist, nicht zu entnehmen ist. Erst recht vermag die Kammer nicht zu erkennen, warum die Worte "in der Regel" allein auf die Geb&#252;hrenbemessung bei Fallgestaltungen bezogen sein sollen, die ihren Schwierigkeitsgrad, Zeitaufwand und der Umst&#228;nde der Ausf&#252;hrung nach <span style="text-decoration:underline">unterhalb</span> des Mittelfalls angesiedelt sind. W&#228;re das wirklich die Intention der Regelung, h&#228;tte es der gesetzlichen Fixierung einer Geb&#252;hrenspanne, die als Regelspanne ausdr&#252;cklich bezeichnet worden ist, ganz sicher nicht bedurft. Denn es liegt auf der Hand, da&#223; eine Ermessensaus&#252;bung fehlerhaft ist, die unter Vernachl&#228;ssigung der in &#167; 5 Abs. 2 Satz I GO&#196; benannten Bemessungskriterien, f&#252;r eine</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">einfache &#228;rztliche Verrichtung den H&#246;chstwert des Geb&#252;hrenrahmens ausnutzt. Da&#223; leichte T&#228;tigkeiten im Geb&#252;hrenrahmen weniger hoch bewertet werden d&#252;rfen als schwierigste und komplikationsbehaftete Verrichtungen, bedarf keiner rechts- satzm&#228;&#223;ig fixierten Regelung.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des &#167; 5 Abs. 2 Satz 4, Abs. 3 Satz 2 GO&#196; setzt vielmehr nach &#220;berzeugung der Kammer innerhalb des Geb&#252;hrenrahmens des &#167; 5 Abs. l Satz l, Abs. 3 Satz l GO&#196; f&#252;r die Geb&#252;hrenrechnung des Regelfalles einen besonderen Rahmen, fest, wobei den Worten in der Regel zum einen die Bedeutung zukommt, da&#223; <span style="text-decoration:underline">innerhalb,</span> und zwar <span style="text-decoration:underline">nur zwischen</span> den Grenzwerten, die Geb&#252;hr festgesetzt werden darf, und weiter, da&#223; als Regelfall die T&#228;tigkeit anzusehen ist, die Gegenstand der Leistungsbeschreibung der einzelnen Geb&#252;hrenziffer des Geb&#252;hrenverzeichnisses zur GO&#196; ist. Diese von &#167; 5 Abs. 2 Satz 4, Abs. 3, Satz 2 GO&#196; vorgenommene Einf&#252;hrung eines Bereichs innerhalb des Geb&#252;hrenrahmens macht nur Sinn, wenn damit, ein diesbez&#252;gliches gesondertes &#228;rztliches Ermessen er&#246;ffnet wird, das im Regelfall die Grenze der &#228;rztlichen Geb&#252;hrenbemessung umfa&#223;t. Um &#252;ber diese Spanne hinauszugehen, bedarf es dagegen des Vorliegens von Besonderheiten, das hei&#223;t, es m&#252;ssen besondere Schwierig-keiten der Leistung, ein besonderer Zeitaufwand oder besondere Umst&#228;nde bei der Ausf&#252;hrung der Leistung geltend gemacht werden. Das hei&#223;t mit anderen Worten, es m&#252;ssen im Einzelfall Umst&#228;nde hinzutreten, die die Verrichtung der von der jeweiligen Geb&#252;hrenziffer umschriebenen T&#228;tigkeit besonders pr&#228;gen, so da&#223; allein aus der dort gegebenen Umschreibung das konkrete &#228;rztliche Tun nicht mehr erfa&#223;t wird. Anders gewendet bedeutet das, da&#223; eine - auch schwierige und zeitaufwendige - &#228;rztliche Verrichtung nur <span style="text-decoration:underline">innerhalb</span> der Regelspanne abgerechnet werden darf, solange im Einzelfall diese T&#228;tigkeit von den Leistungen des Geb&#252;hrenverzeichnisses umfassend beschrieben wird. Eine in diesem Sinne schwierige Leistung darf h&#246;chstens mit dem <span style="text-decoration:underline">obersten</span> Wert der Regelspanne berechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu: Amtsgericht Braunschweig, Urteil vom 01, Oktober 1984 - 119 C 2119/84 - NJW 85, 689</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">mit Anmerkung Dedie. Landgericht D&#252;sseldorf, Urteil vom. 10. Juni 1986.- 5 S 96/86 -NJW 86, - 2887 (2888); Amtsgericht Essen, Urteil vom 19. November 1987 - 20 C 5/87 - NJW 88, 1525; Amtsgericht L&#252;denscheid, Urteil vom 24. November 1987 - 8 C 892/87 - NJW 88, 1526; Nar, Rechtsprechung, NJW 84, 2624; D&#246;rner, keine &#228;rztlichen Honorarvereinbarungen im AGB, NJW 87, 699; Schwabe, Zur &#228;rztlichen; Privatliquidation, ZRP 87, 270<sup>!</sup>; wohl auch Hess.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ZRP: 1989, 274, Mayer, Nochmals: Der Geb&#252;hrenrahmen des &#167; 5 GOA, ZRP 1988, 142.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Interpretation kommt den Worten "in der Regel" in&#167; 5 Abs. 2 Satz 4 GO&#196; auch eine mit dem Wortsinn zu vereinba-rende Bedeutung zu. Wenn n&#228;mlich die Leistungsbeschreibung derGeb&#252;hrennummer des Geb&#252;hrenverzeichnisses zur GO&#196; als Regeltatbestand, angesehen wird, l&#228;&#223;t sich die Bedeutung der Regelspannezwanglos darin erkennen, da&#223; sie einen Rahmen f&#252;r die jeweils-geschilderte &#228;rztliche Verrichtung von der leichtesten bis zurschwierigsten Fallgestaltung f&#252;r die Geb&#252;hrenberechnung er&#246;ff-net. Demgegen&#252;ber vermag die Kammer bei Zugrundelegung derAuffassung des Oberlandesgerichts Koblenz nicht zu erkennen,welche "Regelhaftigkeit" in einer T&#228;tigkeit unterhalb des"Mittelfalls" den Arzt, verpflichten soll, den Bereich derRegelspanne auszunutzen, wenn gleichzeitig die mit durchschnitt-licher Leistung und durchschnittlichem Zeitaufwand erbrachteT&#228;tigkeit, also geradezu der typische oder regelm&#228;&#223;ige Gesche-hensablauf, als "Mittelfall" dem Bereich der "Regel" entzogenwird.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die von der Kammer vertretene Auffassung hat zudem den Vorteil, da&#223; der Geb&#252;hrenbereich oberhalb des Schwellenwertes gerade f&#252;r solche - und <span style="text-decoration:underline">nur</span> f&#252;r diese - Umst&#228;nde zur Verf&#252;gung steht, die in den Regelbeschreibungen der - Nummern des Geb&#252;hrenverzeichnisses - wegen der Vielf&#228;ltigkeit der denkbaren Komplikationen nicht erw&#228;hnt werden und auch nicht benannt werden k&#246;nnen. Das gilt insbesondere f&#252;r die erheblichen Schwierigkeiten, die im Verlauf chirurgischer oder sonstiger operativer Eingriffe auftreten k&#246;nnen, kann aber auch durch sonstige Schwierigkeiten bei der Ausf&#252;hrung oder der Leistung begr&#252;ndet sein, wie dies</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">zum Beispiel in einem Rechtsstreit der Fall war</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 24. Juni 1988 - 3 K 759/87 -,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">in dem die intensivmedizinische Betreuung eines extrem untergewichtigen Neugeborenen abgerechnet worden war. Wollte man der Auffassung folgen, der gesamte Geb&#252;hrenrahmen des &#167; 5 Abs. 1 Satz l, Abs. 3 Satz l GO&#196; stehe f&#252;r jede Verrichtung des Geb&#252;hrenverzeichnisses zur Verf&#252;gung, bliebe f&#252;r solche den Tatbestand des Geb&#252;hrenverzeichnisses &#252;berschreitende Komplikationen keine korrekte M&#246;glichkeit der &#228;rztlichen Rechnungs- legung, obwohl sich gerade hier die &#220;berzeugung aufdr&#228;ngt, da&#223; die erh&#246;hten Anforderungen an die &#228;rztliche T&#228;tigkeit ein leistungsgerecht erh&#246;htes. Entgelt erfordern.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Dieses Verst&#228;ndnis des &#167; 5 GO&#196; wird auch durch die Entstehungsgeschichte der Bestimmung gest&#252;tzt. In der amtlichen Begr&#252;ndung (BR-Drcks. 295/82} ist stets und eindeutig von einer Regel-<span style="text-decoration:underline">spanne</span> in dem Sinne die Rede, da&#223; der Schwellenwert gerade nicht der Regelwert sein sollte. Die &#220;berschreitung des Schwellenwerts setzt vielmehr "begr&#252;ndete, besonders gelagerte F&#228;lle voraus, wogegen "bei mittlerer Schwierigkeit und durchschnittlichem Zeitaufwand eine Geb&#252;hr <span style="text-decoration:underline">innerhalb</span> der Spanne des l -2,3fachen (f&#252;r Leistungen i. S. d. &#167; 5 Abs. 2 GO&#196;) zu bemessen" sei. Auch werden die Besonderheiten im Sinne von &#167; 5 Abs. 2 Satz 4 GO&#196; dahin konkretisiert, da&#223; sie sich im Einzelfall von "&#252;blicherweise vorliegenden Umst&#228;nden" unterscheiden m&#252;&#223;ten und diesen besonderen Umst&#228;nden "nicht bereits in der Leistungsbeschreibung Rechnung getragen" worden sein d&#252;rfte. Insbesondere der letztgenannten Voraussetzung kommt dabei Gewicht zu, weil hier qualitativ ein die Regelverrichtung &#252;berschreitendes Begr&#252;ndungselement verlangt wird, soll der Schwellenwert &#252;bersehritten werden. Nach dem Begr&#252;ndungstext ist damit der Schwellenwert gerade nicht der Regelwert f&#252;r eine Leistung mittlerer Schwierigkeit und durchschnittlichen Zeitaufwands, es wird vielmehr das, aus dem Wortlaut der Norm gewonnene Ergebnis best&#228;tigt, da&#223; die Spanne des &#167; 5 Abs. 2 Satz 4 GO&#196; auch</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">schwierige und aufaufwendige Regelverrichtungen umfa&#223;t und der Schwellenwert hierf&#252;r der H&#246;chstwert ist.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Diese Sicht wird im &#252;brigen durch - sozusagen authentische -&#196;u&#223;erungen der Bundesregierung belebt. Diese hat nicht nur in ihrem Bericht &#252;ber die praktischen Erfahrungen bei der Anwendung der GO&#196; (BR-Drcks. 625/85) nochmals entschieden klargestellt, da&#223; die regelm&#228;&#223;ig festzustellende Anwendung des Schwellenwertes unzul&#228;ssig ist. Insbesondere im Rahmen der Einf&#252;hrung der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r Zahn&#228;rzte (GOZ), die erkl&#228;rterma&#223;en den Grunds&#228;tzen der GO&#196; nachgestellt ist, ist nochmals die &#220;nzul&#228;ssigkeit eines Regelwertes betont sowie ausdr&#252;cklich klargestellt worden, da&#223; f&#252;r einen "in Schwierigkeit und Zeitaufwand durchschnittlichen Normalfall die Geb&#252;hren nur zwischen dem Einfachen und dem 2,3fachen Geb&#252;hrensatz bemessen werden d&#252;rfen".</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die von der Kammer vertretene Auffassung f&#252;hrt auch nicht zu unvertretbaren Ergebnissen. Ziel der Neufassung der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte war es, die Verg&#252;tungsberechnung der wirtschaftlichen Entwicklung anzupassen. Dem wurde zum einen dadurch Rechnung getragen, da&#223; dem medizinisch-technischen Fortschritt entsprechend die Geb&#252;hrenpositionen ausgeweitet wurden, zum anderen dadurch, da&#223; Ma&#223;st&#228;b f&#252;r die Bemessung der <span style="text-decoration:underline">einfachen</span> Geb&#252;hr der Durchschnittsbetrag aus der gesetzlichen Krankenversicherung ist, wie er zwischen den Krankenkassen und den &#228;rztlichen Standesorganisationen ausgehandelt worden ist. Dabei hei&#223;t es von diesem Durchschnittsbetrag in der Normbe-gr&#252;ndung ausdr&#252;cklich, durch ihn w&#252;rden "sowohl leichtere als auch schwierigere Leistungen verg&#252;tet". Diese hier offen angesprochene Bezugsgr&#246;&#223;e macht deutlich, da&#223; der geringste Steigerungssatz der Regelspanne den &#196;rzten - gegen&#252;ber den Privatpatienten f&#252;r s&#228;mtliche Verrichtungen in der Praxis -<span style="text-decoration:underline">mindestens</span> soviel zugesteht, wie sie dies im Rahmen der kassen-&#228;rztlichen Abrechnung erwarten d&#252;rfen. Dabei ist noch zu beachten, da&#223; bei Privatpatienten keinerlei Begrenzungen der Forderungsh&#246;he durch die Regelungen der kassen&#228;rztlichen</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Abrechnung (&#167; 368 f der Reichversicherungsordnung) zu erwarten sind. Das angesichts dieser Berechnungsgrundlagen den &#196;rzten die M&#246;glichkeit einger&#228;umt werden sollte, bei privater Abrechnung stets das Doppelte (und mehr) des bei Kassenpatienten von den &#228;rztlichen Standesorg&#228;nisationen als angemessen akzeptierten Betrags zu liquidieren, l&#228;&#223;t sich - auch unter Ber&#252;cksichtigung eines h&#246;heren Verwaltungsaufwands und geringerer Sicherheit der Forderungsdurchsetzung - schwerlich rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich wird das Ergebnis best&#228;tigt durch die Begr&#252;ndungspflicht in &#167; 12 Abs. 3 GO&#196;. Der Verordnungsgeber geht davon aus, da&#223; eine besondere Begr&#252;ndung des Inhalts erforderlich, ist, weil der Patient hier mit den Begr&#252;ndungsanforderungen des &#167; 12 Abs. 2 GO&#196; keine hinreichende Kontrollm&#246;glichkeit bei &#220;berschreiten des Schwellenwertes einger&#228;umt erh&#228;lt, kann er n&#228;mlich bei Ausnutzung der Regelspanne anhand des Geb&#252;hrenverzeichnisses und seiner pers&#246;nlichen Erfahrung regelm&#228;&#223;ig sehr wohl beurteilen, ob die Geb&#252;hrenbemessung angemessen vorgenommen wurde (insoweit instruktiv die Fallgestaltung, die dem Urteil des Amtsgerichts Braunschweig, a. a. O. zugrundelag), so ist dies bei &#220;berschreiten des Schwellenwertes gerade deshalb nicht m&#246;glich, weil das Geb&#252;hrenverzeichnis zur G0&#196; als objektiver Ma&#223;stab f&#252;r die Angemessenheit der &#228;rztlichen Ermessensbet&#228;tigung bei der Festsetzung der Geb&#252;hr nicht ausreicht. Es m&#252;ssen deshalb aus der Rechnung die geb&#252;hrenerh&#246;henden Umst&#228;nde zu entnehmen sein, die zu den Leistungsbeschreibungen des Geb&#252;hrenverzeichnisses hinzutreten. Ob dagegen die Regellei-stung im Einzelfall aus vom Arzt nicht zu vertretenden Umst&#228;nden besonders zeitaufwendig war oder sich als besonders schwierig darstellte, kann der Patient aus eigener Erfahrung beurteilen, ohne da&#223; dies in der Rechnung noch gesondert begr&#252;ndet werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. l der Verwaltungsgerichtsordnung, die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 der Verwaltungsgerichtsordnung in Verbindung mit &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 der Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Berufung wird zugelassen, da der Auslegung des &#167; 5 GO&#196;grunds&#228;tzliche Bedeutung zukommt und obergerichtliche Recht-sprechung hierzu nicht vorliegt.</p>
315,218
lg-munster-1989-06-22-5-t-56989
{ "id": 815, "name": "Landgericht Münster", "slug": "lg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 569/89
1989-06-22T00:00:00
2019-03-13T14:49:36
2022-10-18T15:08:49
Beschluss
ECLI:DE:LGMS:1989:0622.5T569.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten des Beschwerdef&#252;hrers zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Wert: 560,00 DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer ist seit dem 2.3.1989 Vormund der Betroffenen . Am 24.4.1989 er&#246;ffnete er bei der Stadtsparkasse N. f&#252;r die Betroffene ein Konto mit Sperrvermerk. Er hat die Sparkasse, ein bei der Sparkasse C. bestehendes Konto einzuziehen und dabei ausdr&#252;cklich darauf hinzuweisen, da&#223; das Geld auf ein ebenfalls mit einem Sperrvermerk versehenes Konto gelangen werde. Die Sparkasse C. verweigerte die Umbuchung unter Hinweis darauf, da&#223; keine vormundschaftsgerichtliche Freigabe vorliege. Daraufhin beantragte der Beschwerdef&#252;hrer beim Amtsgericht M&#252;nster am 5.6.1989 die Ausstellung einer Negativbescheinigung des Inhalts, da&#223; f&#252;r den Einzug des Kontos bei der Sparkasse C. keine vormundschaftsgerichtliche Freigabe erforderlich sei. Durch die angefochtene Verf&#252;gung lehnte das Amtsgericht die Ausstellunq einer solchen Negativbescheinigung ab mit der Beqr&#252;ndung, ein Geldinstitut k&#246;nne eine vormundschaftsgerichtliche Freigabe verlangen. Dagegen wendet sich der Beteiligte mit seiner Beschwerde vom 9.6.1989 mit der Begr&#252;ndung, die beabsichtigte Umbuchung stelle keine Verf&#252;gung im Sinne des &#167; 1812 BGB dar. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Beschwerde Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem. &#167;&#167; 19, 20 FGG zul&#228;ssig, sie hat jedoch keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Beschwerdef&#252;hrer ist zwar darin beizupflichten, das &#167; 1812 BGB zum Schutze des M&#252;ndelverm&#246;gens dienen soll und da&#223; hier ein gesetzlicher Schutz des M&#252;ndelverm&#246;gens nicht erforderlich w&#228;re, weil das Geld von einem Sperrkonto auf ein anderes Sperrkonto umgebucht werden soll, an Sicherheit also nichts verloren ginge; doch stellt das beabsichtigte Rechtsgesch&#228;ft &#8211; Einziehung des Kontos bei der Sparkasse C.- gleichwohl eine Verf&#252;gung im Sinne des Gesetzes dar, weil dadurch die Forderung des M&#252;ndels abge&#228;ndert wird, in dem an die Stelle des bisherigen Schuldners ein neuer Schuldner tritt . Nach Auffassunq der Kammer besteht im vorliegenden Fall kein Anla&#223; den Begriff Verf&#252;gung" in &#167; 1812 BGB abweichend und einschr&#228;nkend vom grunds&#228;tzlichen Begriff des Verf&#252;gungsgesch&#228;ftes auszulegen, da eine vormundschaftsgerichtliche Freigabe ohne weiteres zu erlangen ist und nicht mehr Aufwand erfordern w&#252;rde, als eine vom Beschwerdef&#252;hrer verlangte Negativbescheinigung. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde war daher, wie geschehen, zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 131 KostO .</p>
315,219
lg-bochum-1989-06-21-10-s-6189
{ "id": 803, "name": "Landgericht Bochum", "slug": "lg-bochum", "city": 393, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
10 S 61/89
1989-06-21T00:00:00
2019-03-13T14:49:38
2022-10-18T15:08:49
Urteil
ECLI:DE:LGBO:1989:0621.10S61.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Witten vom 13:03.1989 - unter Zur&#252;ckweisung der Berufung im &#220;brigen - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p></p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin 1.205,24 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 26.10.1988 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat Anspr&#252;che gegen die Beklagten aufgrund des Unfalls vom 14.09.1988 gem. &#167;&#167; 7 Abs. 1 StVG, 3 Nr. 1 PflVG nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem schl&#252;ssigen Vortrag der Kl&#228;gerin, dem die Beklagten insoweit nicht entgegengetreten sind, haben die Beklagten der Kl&#228;gerin s&#228;mtlichen Schaden aus dem Unfall vom 14.09.1988 zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hierzu geh&#246;ren die Reparaturkosten in H&#246;he von insgesamt 2.381,16 DM. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird insoweit auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen in den Entscheidungsgr&#252;nden des amtgerichtlichen Urteils verwiesen. Das Berufungsvorbringen rechtfertigt keine andere Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dabei geht auch die Kammer im Anschluss an die Entscheidung des BGH vom 26.05.1970 (Versicherungsrecht 1970, S. 832 ff.) davon aus, dass der Gesch&#228;digte grunds&#228;tzlich eine "besonders vorteilhafte Herstellungsweise" zugunsten des Sch&#228;digers nutzen muss.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Andererseits ist in der Rechtsprechung seit langem anerkannt, dass Vorteile aus &#252;berpflichtgem&#228;&#223;en Anstrengungen des Gesch&#228;digten den Sch&#228;diger nicht entlasten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend ist f&#252;r die Beantwortung der Frage, ob der selbst reparierende Gesch&#228;digte Ersatz des ihm entstandenen Schadens auf der Basis einer Berechnung der &#252;blicherweise anfallenden Kosten bei Vornahme einer (Fremd-) Reparatur in einer Reparaturwerkst&#228;tte verlangen kann, folgende Abgrenzung vorzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Betreibt der Gesch&#228;digte eine Werkstatt gerade f&#252;r die Reparatur eigener Kraftfahrzeuge, unternimmt er keine au&#223;ergew&#246;hnlichen, &#252;berpflichtgem&#228;&#223;en Anstrengungen, wenn er sein unfallgesch&#228;digtes Fahrzeug repariert.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ist die Werkstatt aber vorrangig zur gewerbsm&#228;&#223;igen Reparatur fremder Fahrzeuge eingerichtet, so ist zun&#228;chst davon auszugehen, dass die Reparatur eines eigenen Fahrzeuges den Werkstattbetrieb beeintr&#228;chtigt, so dass insoweit tats&#228;chlich von &#252;berpflichtgem&#228;&#223;en Anstrengungen des Gesch&#228;digten auszugehen ist, die die Abrechnung auf der Basis der &#252;blicherweise anfallenden Reparaturkosten nicht hindern.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden ist es Sache des Sch&#228;digers, vorzutragen und zu beweisen, dass der Gesch&#228;digte "infolge einer besonderen Besch&#228;ftigungslage in der fraglichen Zeit nicht in der Lage gewesen w&#228;re, die Instandsetzungskapazit&#228;t seines Betriebs anderweit und bestimmungsgem&#228;&#223; gewinnbringend einzusetzen" (vgl. BGH, Versicherungsrecht 1970, 832, 834).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Insoweit sind die Beklagten jedenfalls beweisf&#228;llig geblieben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch die veranschlagte Wertminderung in H&#246;he von 700,-- DM haben die Beklagten der Kl&#228;gerin gern. &#167;&#167; 7 Abs.. 1 StVG, 3 Nr. 1 PflVG zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dabei geht die Kammer wie das Amtsgericht von den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen S aus, der dargelegt hat, warum gerade dieses Fahrzeug eine Wertminderung auch bei Aufnahme nur leichterer Unfallsch&#228;den erf&#228;hrt. Die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen stehen dabei im Einklang mit der gerichtsbekannten Erfahrung, dass die Offenbarung eines Unfallschadens auch bei v&#246;llig beseitigten Sch&#228;den eine Herabsetzung des Kaufpreises zur Folge hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dabei ist auch nicht entscheidend darauf abzustellen, ob die Kl&#228;gerin den aufgenommenen Unfallschaden bei einem Verkauf des Fahrzeugs von sich aus zu offenbaren verpflichtet ist oder nicht. Jedenfalls auf Nachfragen w&#228;re die Kl&#228;gerin gehalten, den potentiellen K&#228;ufer auf den aufgenommenen Unfallschaden hinzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Auch die Kostenpauschale haben die Beklagten in H&#246;he von 30,-- DM zu zahlen. Die Kammer sieht - ebenso wie das Amtsgericht - keinen Anlass, von der &#252;blichen Pauschale abzuweichen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin die Begleichung von Leihwagenkosten in H&#246;he von 1.700,84 DM begehrt, steht ihr insoweit allerdings ein Anspruch nur in H&#246;he von 324,-- DM wegen des erlittenen Nutzungsausfalls f&#252;r 4 Tage zu.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat grunds&#228;tzlich der Sch&#228;diger dem Gesch&#228;digten auch die Kosten f&#252;r die Inanspruchnahme eines Mietfahrzeuges, abz&#252;glich eines bestimmten Betrages f&#252;r ersparte Aufwendungen, zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung ist aber, dass Mietwagenkosten tats&#228;chlich anfallen bzw. angefallen sind.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hiervon kann im vorliegenden Fall nicht ausgegangen werden, da die Kl&#228;gerin sich darauf beschr&#228;nkt hat, einen ihr geh&#246;renden Mietwagen in Anspruch zu nehmen. Da die Kl&#228;gerin deshalb keine Mietwagenkosten an einen Dritten zu leisten hat, kann sie auch nicht Ersatz von Mietwagenkosten von den Beklagten verlangen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Allerdings kann die Kl&#228;gerin von den Beklagten insoweit Nutzungsausfall in H&#246;he von 4 x 81,-- DM = 324,-- DM verlangen. Dem steht nicht entgegen, dass der Nutzungsausfall nicht ausdr&#252;cklich geltend gemacht worden ist. Da die Kl&#228;gerin f&#252;r die 4 Tage, w&#228;hrend derer sie das gesch&#228;digte Fahrzeug nicht nutzen konnte, den Ersatz von Mietwagenkosten - unberechtigterweise - geltend machte, ist hinreichend deutlich ersichtlich, dass die Kl&#228;gerin f&#252;r die entgangene Nutzung ihres Fahrzeugs Ersatz von den Beklagten verlangt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dabei kann die Kl&#228;gerin den Nutzungsausfall auch abstrakt berechnen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die teilweise gewerbliche Nutzung des Fahrzeugs steht dem nicht entgegen, da die Kl&#228;gerin - mag sie dieses Fahrzeug auch als Vorf&#252;hrwagen teilweise genutzt haben -den PKW nicht unmittelbar gewinnbringend eingesetzt hat (vgl. hierzu BGH, NJW 1985, S. 2471 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;gerin gegen die Beklagten war nach allem gegen&#252;ber dem amtgerichtlichen Urteil um die Position Mietwagenkosten - abz&#252;glich Nutzungsausfall -, also (1700,84 DM - 324,00 DM = ) 1.376,84 DM, zu k&#252;rzen auf (2.582,08 DM - 1.376,84 DM = ) 1.205,24 DM.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Weitere Anspr&#252;che stehen der Kl&#228;gerin nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Insbesondere kann sie nicht - hilfsweise - einen Minderwert von weiteren 200,00 DM geltend machen. Da der Sachverst&#228;ndige die Ansetzung eines Minderwertes von 900,00 DM nur als "vertretbar", selbst aber einen Minderwert in H&#246;he von 700,00 DM als gerechtfertigt bezeichnet hat, kann auch die Kammer von einem 700,00 DM &#252;bersteigenden Minderwert nicht mit der erforderlichen Sicherheit ausgehen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO.</p>
315,220
olgk-1989-06-21-2-u-21788
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 217/88
1989-06-21T00:00:00
2019-03-13T14:49:39
2022-10-18T15:08:50
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0621.2U217.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Zwischenurteil des Landgerichts Bonn vom 11.11.1988 (18 0 118/88) wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Den Beklagten wird nachgelassen, die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 5.500,00 DM , die auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden kann abzuwenden, wenn nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in entsprechender H&#246;he leistet.</p> <p>Der Wert der Urteilsbeschwer wird auf 189.905,76 DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist eine Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts mit 122 Mitgliedern, zu denen auch die Beklagten z&#228;hlen. Die Kl&#228;gerin ist zu 60 % Miteigent&#252;merin des Seniorenwohnheims Parkresidenz C, und der Miteigentumsanteil ist verbunden mit dem Sondereigentum an 120 Wohnungen in diesem Seniorenwohnheim. Den genannten Anteil erwarb die Kl&#228;gerin von der "Grundst&#252;cksgesellschaft C", einer BGB-Gesellschaft, deren Gesellschafter die Beklagten sind.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Alleinvertretungsberechtigter Gesch&#228;ftsf&#252;hrer war nach &#167; 6 Nr. 1 a des Gesellschaftsvertrages der Kl&#228;gerin zun&#228;chst der Beklagte zu 1).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten darum, ob in der Folgezeit Herr H wirksam zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin bestellt worden ist und als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin Proze&#223;vollmacht der Gesellschafter hat und seinerseits wirksam Proze&#223;vollmacht an den die Kl&#228;gerin vertretenden Rechtsanwalt erteilen konnte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In der Sache streiten die Parteien darum, ob durch eine nachtr&#228;gliche &#196;nderung der Nutzung des Objektes im Bereich des bei der "Grundst&#252;cksgesellschaft C GBR" verbliebenen Miteigentumsanteils die Gesch&#228;ftsgrundlage f&#252;r die in einer Anlage 4 zur Teilungserkl&#228;rung vom 30.11.1983 enthaltene Kostenverteilung entfallen ist und ob die Beklagten wegen dieser Nutzungs&#228;nderung verpflichtet sind, von den auf die Gemeinschaftsanlagen entfallenden Baukosten nunmehr einen h&#246;heren Anteil zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das angefochtene Zwischenurteil zun&#228;chst nur &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Klage entschieden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In &#167; 6 des Gesellschaftsvertrages ist zu Gesch&#228;fts&#8209;f&#252;hrung und Vertretung weiter geregelt: "&#167; 6 Ziff.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">3. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungs- und Vertretungsbefugnis ist unabh&#228;ngig von der Stellung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer als Mitgesellschafter der Gesellschaft. Diese Befugnis bleibt auch dann aufrechterhalten, wenn sie an der Gesellschaft nicht oder nicht mehr beteiligt sind.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">4.Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsbefugnis erstreckt sich auf alle Handlungen, die das Investitionsvorhaben der Gesellschaft und der gew&#246;hnliche Gesch&#228;ftsbetrieb mit sich bringen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">6. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer sind von der Beschr&#228;nkung des &#167; 181 BGB befreit.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">7. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bed&#252;rfen f&#252;r die nachstehenden Gesch&#228;fte der Zustimmung des Treuh&#228;nders (&#167; 7:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a) Abschlu&#223; von Vertr&#228;gen, die in dem Investitionsplan gem&#228;&#223; Anlage 1 nicht enthalten oder nach den Bestimmungen dieses Gesellschaftsvertrages nicht vorgesehen sind.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">b) Rechtsgesch&#228;fte die &#252;ber den gew&#246;hnlichen Gesch&#228;ftsbetrieb der Gesellschaft hinausgehen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">9. Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer haben gegen&#252;ber jedem der Gesellschaft beitretenden Gesellschafter Anspruch auf Erteilung einer notariell beglaubigten Vollmacht zur Vertretung des Gesellschafters in allen Angelegenheiten der Gesellschaft. Jeder der Gesellschaft beitretende Gesellschafter ist verpflichtet, den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern diese Vollmacht unverz&#252;glich, sp&#228;testens innerhalb von 14 Tagen nach Annahme der Beitrittserkl&#228;rung, zu erteilen."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der in &#167; 7 des Vertrages vorgesehene Treuh&#228;nder, die V mbH beendete gem&#228;&#223; &#167; 5 Satz 1 des Treuhandvertrages ihre T&#228;tigkeit am 31.12.1985.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur Gesellschafterversammlung ist in &#167; 10 des Gesellschaftsvertrages geregelt: "1. Gesellschafterversammlungen werden von den Gesch&#228;ftsf&#252;hrern einberufen, wenn ein wichtiger Grund hierzu besteht oder wenn es von den Treuh&#228;nder oder Gesellschaftern verlangt wird, die zusammen mindestens 25 % des Gesellschaftskapitals auf sich vereinigen. Die Einberufung hat schriftlich mit einer Frist von 2 Wochen unter Angaben von Tagungsort, Tagungszeit und Tagungsordnung zu erfolgen,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2. Die Ladungen gelten als ordnungsgem&#228;&#223; bewirkt, wenn sie schriftlich an die letzte dem Gesellschafter der Gesellschaft mitgeteilte Adresse erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3. Die Gesellschafterversammlung wird durch den Treuh&#228;nder und bei dessen Verhinderung durch die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Gesellschaft geleitet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">4. Eine ordnungsgem&#228;&#223; einberufene Gesellschafterversammlung ist beschlu&#223;f&#228;hig, wenn mindestens die H&#228;lfte des Gesellschaftskapitals vertreten ist".</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">In &#167; 11 ist zu Stimmrecht und Gesellschafterbeschl&#252;ssen geregelt: "1. Abgestimmt wird nach der H&#246;he der Kapitalanteile... 3. F&#252;r jede Beschlu&#223;fassung ist eine Mehrheit von 2/3 der in der Gesellschafterversammlung vertretenen Stimmen erforderlich..."</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">In der Gesellschafterversammlung der Kl&#228;gerin vom 22.11.1986 traten die bisherigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin, der Beklagte zu 1) und die F GmbH, nach Feststellung der Beschlu&#223;f&#228;higkeit der Gesellschafterversammlung zur&#252;ck. Zuvor wurde eine Pr&#228;senz von 80,1 % der Kapitalanteile festgestellt, wovon 65,88233 % durch Dritte nicht durch den Treuh&#228;nder - aufgrund erteilter Vollmachten vertreten waren. Sodann wurde Herr H kommissarisch zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellt. Wegen der Einzelheiten wird auf das Beschlu&#223;protokoll Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In einer weiteren Gesellschafterversammlung vom 14.03.1987 wurde Herr T, ein fr&#252;herer Direktor der Stadtsparkasse C, zum neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin gew&#228;hlt. Gleichzeitig wurde ein im Gesellschaftsvertrag noch nicht vorgesehener Beirat zur Beratung und Unterst&#252;tzung der Gesch&#228;ftsleitung kommissarisch eingesetzt. Faktisch war ein solcher Beirat ungeachtet der fehlenden Regelung im Gesellschaftsvertrag schon vorher t&#228;tig geworden. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf das Protokoll der Gesellschafterversammlung Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer T verstarb am 25.04.1987.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 18. Mai 1987 lud der Beirat bestehend aus den Gesellschaftern F2, H und K die Gesellschafter zu einer Gesellschafterversammlung f&#252;r Samstag, den 13.06.1987 ein. Im Einladungsschreiben ist ausdr&#252;cklich ausgef&#252;hrt, da&#223; wegen des Todes von Herrn T ein neuer Gesch&#228;ftsf&#252;hrer gew&#228;hlt werden mu&#223;, und die Neuwahl des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers ist unter Ziff. 3 als Tagesordnungspunkt aufgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach dem Protokoll &#252;ber die Gesellschafterversammlung vom 13.06.1987 waren in dieser Versammlung Anteile in H&#246;he von insgesamt 72,841880 % vertreten, davon 3,942730 % pers&#246;nlich und 68,899150 % durch bevollm&#228;chtigte Vertreter.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auf die dazu im einzelnen vorgelegten Vollmachtsurkunden wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">In der Versammlung wurde Herr H zum neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer gew&#228;hlt. In Ziff. 4 des Protokolls hei&#223;t es dazu "In offener Abstimmung stimmte Herr U namens des von ihm vertretenen Gesellschafter N mit 0,99606 % gegen diesen Vorschlag, Herr H enthielt sich seiner eigenen Stimme; alle &#252;brigen Erschienenen stimmten f&#252;r Herrn H als neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer."</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten, Herr H sei ordnungsgem&#228;&#223; zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer gew&#228;hlt worden und damit auch befugt, die Gesellschaft in diesem Rechtsstreit zu vertreten und Proze&#223;vollmacht zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 187.360,71 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 01.03.1988 sowie vorgerichtliche Kosten in H&#246;he von 2.545,05 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 22.04.1988 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Da Herr H nicht wirksam zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestellt worden sei, habe er den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin keine Proze&#223;vollmacht erteilen k&#246;nnen. Die Wahl sei schon wegen eines Einberufungsmangels nichtig, weil der Beirat f&#252;r die Einberufung der Gesellschafterversammlung nicht zust&#228;ndig gewesen sei. Die Neuwahl des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers habe nur einstimmig erfolgen k&#246;nnen. Die Herrn H erteilten Vollmachten seien teilweise unwirksam, ferner habe er mit den ihm erteilen Vollmachten anderer Gesellschafter nicht sich selbst zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer w&#228;hlen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsbefugnis decke im &#252;brigen nicht die F&#252;hrung des Rechtsstreits, da es sich nicht um ein gew&#246;hnliches Gesch&#228;ft handele. Da der f&#252;r die Zustimmung zur Proze&#223;f&#252;hrung zust&#228;ndige Treuh&#228;nder nicht mehr vorhanden sei, k&#246;nne die Zustimmung nur durch alle Gesellschafter vor Klageerhebung erteilt werden, eine nachtr&#228;gliche Genehmigung sei nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Zwischenurteil hat das Landgericht entschieden, da&#223; die Klage zul&#228;ssig ist. Wegen aller Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf die Entscheidung des Landgerichts Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die Berufung der Beklagten, die zun&#228;chst r&#252;gen, da&#223; nicht alle Gesellschafter die heute noch Mitglied der Gesellschaft seien, im landgerichtlichen Rubrum benannt seien.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholen und vertiefen ihr Vorbringen zur Unzul&#228;ssigkeit der Klage. Insbesondere sei der Beirat, da er nur auf schuldrechtlicher Grundlage bestellt worden sei, kein Gesellschaftsorgan gewesen, das die Gesellschafterversammlung vom 13.06.1987 habe einberufen d&#252;rfen. Selbst wenn der Beirat an die Stelle des Treuh&#228;nders getreten w&#228;re, habe er lediglich die Einberufung der Gesellschafterversammlung verlangen k&#246;nnen, nicht aber diese selber einberufen d&#252;rfen. Die Beschl&#252;sse der Gesellschafterversammlung vom 13.06.1987 seien daher nichtig.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Im Schreiben vom 18.05.1987 k&#246;nne auch nicht die Einberufung durch eine qualifizierte Gesellschafterminderheit gesehen werden. Nicht diese, sondern der "Beirat" habe eingeladen. Zwar sei nach dem Tod des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers T das zur Einberufung der Gesellschafterversammlung allein zust&#228;ndige Organ weggefallen, insoweit habe aber zur wirksamen Einberufung ein Notgesch&#228;ftsf&#252;hrer entsprechend &#167;&#167; 29 BGB und 85 Abs. 1 Aktiengesetz bestellt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Es k&#246;nne auch nicht davon ausgegangen werden, da&#223;der Einberufungsmangel keinen Einflu&#223; auf die Wahl des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers gehabt habe, denn insoweit gen&#252;ge die M&#246;glichkeit einer Kausalit&#228;t.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auch die Beschlu&#223;fassung selbst am 13.06.1987 sei mangelhaft mit der Folge der Nichtigkeit der Wahl Herrn Hs gewesen. Der Minderheitenschutz habe f&#252;r die Neuwahl Einstimmigkeit erfordert.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon habe Herr H die ihm erteilten Stimmrechtsvollmachten entsprechend &#167; 181 BGB nicht dazu benutzen d&#252;rfen, f&#252;r seine eigene Wahl zu stimmen. Dieses Verbot habe auch nicht durch eine Unterbevollm&#228;chtigung umgangen werden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Ferner seien nicht alle Stimmrechtsvollmachten wirksam f&#252;r die Versammlung vom 13.06.1987 erteilt worden. Wegen aller Einzelheiten des Vorbringens dazu wird auf die Berufungsbegr&#252;ndung Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei die Proze&#223;f&#252;hrung durch die Bevollm&#228;chtigung als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer jedenfalls deshalb nicht gedeckt, weil es sich hier um Verpflichtungen bzw. Berechtigungen handele, die die Kl&#228;ger nicht insgesamt tr&#228;fen, sondern immer nur den einzelnen zum Bruchteil seiner Quote. Die Geltendmachung solcher Anspr&#252;che falle nicht unter die aus dem Gesellschaftsvertrag hergeleitete Vollmacht.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den gesamten vorgetragenen Akteninhalt erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist in der Sache unbegr&#252;ndet. Das Landgericht hat die Klage mit Recht als zul&#228;ssig angesehen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Da die BGB-Gesellschaft als solche nicht parteif&#228;hig ist, sind Partei s&#228;mtliche Mitglieder der Gesellschaft. Die Beklagten haben nicht bestritten, da&#223; zur Zeit der Rechtsh&#228;ngigkeit die aufgef&#252;hrten Gesellschafter mit dem damaligen Gesellschafterbestand identisch waren. Der Vortrag, der heutige Gesellschafterbestand sei mit dem Klagerubrum nicht mehr identisch, ist unerheblich, denn sp&#228;ter ausscheidende Gesellschafter bleiben gem&#228;&#223; &#167; 265 Abs. 2 ZPO Partei (vgl. BGH WPM 1963, 729).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ist Herr H gem&#228;&#223; dem Gesellschaftsvertrag bevollm&#228;chtigt, f&#252;r die Gesellschafter den Rechtsstreit zu f&#252;hren und somit auch in der Lage, dem die Gesellschafter vertretenden Anwalt wirksam Proze&#223;vollmacht zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Gesellschafterversammlung vom 13.06.1987 ist wirksam einberufen worden. Nach &#167; 10 Abs. 2 des Gesellschaftsvertrages gilt die Ladung als ordnungsgem&#228;&#223; erfolgt, wenn sie schriftlich an die letzte der Gesellschaft mitgeteilte Adresse erfolgt. Es gen&#252;gt daher die Postabsendung an alle Personen, die zum Zeitpunkt der Einladung Gesellschafter sind. Die Beklagten, die daf&#252;r die Darlegungslast tragen (BGH NJW 1987, 1262), haben nicht konkret vorgetragen, welche Gesellschafter in diesem Sinne nicht ordnungsgem&#228;&#223; zur Gesellschafterversammlung vom 13.06.1987 eingeladen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Das Einladungsschreiben enthielt auch den Tagesordnungspunkt "Neuwahl des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers"; im Vorspann der Tagesordnung ist au&#223;erdem erl&#228;utert worden, da&#223; die kurzfristige Einberufung der Gesellschafterversammlung erforderlich sei, um wegen des Todes des bisherigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrers kurzfristig einen neuen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zu w&#228;hlen. Es ist unzweifelhaft, da&#223; der Tod des bisherigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrers ein wichtiger Grund f&#252;r die Einberufung einer Gesellschafterversammlung im Sinne des &#167; 10 des Gesellschaftsvertrages ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Ein Einberufungsmangel liegt auch nicht darin, da&#223;der "Beirat" die Einladung ausgesprochen hat. Nach10 des Gesellschaftsvertrages ist eine Einberufung der Gesellschafterversammlungen durch den Ge&#8209;sch&#228;ftsf&#252;hrer vorgesehen. Eine Regelung f&#252;r den Fall, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer durch Tod wegf&#228;llt, enth&#228;lt der Gesellschaftervertrag nicht. Der nach &#167; 7 des Gesellschaftsvertrages vorgesehene Treuh&#228;nder war nach dem 31.12.1985 weggefallen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage war der in der Gesellschafterversammlung vom 14.03.1987 eingerichtete Beirat zur Einberufung der Gesellschafterversammlung befugt. Zwar ist der Beirat in der Gesellschafterversammlung vom 14.03.1987 noch nicht im Gesellschaftsvertrag als Organ verankert worden, er ist aber wirksam schuldrechtlich zur Unterst&#252;tzung der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung eingesetzt worden. Da nach dem Tode des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers T die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsbefugnis gem&#228;&#223; &#167; 709 BGB wieder den Gesellschaftern gemeinschaftlich zustand, konnte auch der schuldrechtlich einberufene Beirat die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsfunktion der Einberufung einer Gesellschafterversammlung wahrnehmen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls ergibt die Auslegung des Gesellschaftsvertrages, da&#223; bei Fortfall des zur Einberufung zust&#228;ndigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrers das Einberufungsquorum von 25 % des Gesellschaftskapitals die Einberufung selbst vornehmen kann. Hinter den Einberufenden stand jedenfalls dieser Anteil des Gesellschaftskapitals. Nur so ist eine Funktionsf&#228;higkeit der Gesellschaft f&#252;r den unvorhergesehenen Fall des Wegfalls des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers sicherzustellen. Solange die M&#246;glichkeit besteht, &#252;ber Beirat oder Einberufungsquorum eine Gesellschafterversammlung einzuberufen und sodann die Funktionsf&#228;higkeit der Gesellschaft durch entsprechende Beschl&#252;sse wiederherzustellen, besteht kein Bedarf einer entsprechenden Anwendung der &#167;&#167; 29 BGB, 85 Abs. 1 Aktiengesetz, denn die Gesellschaft ist nicht funktionsunf&#228;hig im Sinne der in diesen Vorschriften geregelten F&#228;lle. Eine entsprechende Anwendung dieser Vorschriften auf die BGB-Gesellschaft, f&#252;r die &#167; 709 BGB gilt, wird auch allgemein abgelehnt (MK-Reuter, 2. Aufl., &#167; 29 BGB, Rn. 3; Palandt/Heinrichs, 48. Aufl., &#167; 29 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer H ist in der Versammlung vom 13.06.1987 wirksam zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer gew&#228;hlt worden. Die Gesellschafterversammlung war gem&#228;&#223; &#167; 10 Ziff. 4 des Gesellschaftsvertrages beschlu&#223;f&#228;hig, da mehr als die H&#228;lfte des Gesellschaftskapitals vertreten war. Nach &#167; 11 Nr. 4 des Gesellschaftsvertrages gen&#252;gt f&#252;r "jede Beschlu&#223;fassung" eine Mehrheit von 2/3 der in der Gesellschafterversammlung vertretenen Stimmen. Dieses Erfordernis ist ebenfalls erf&#252;llt. Aus dem Gesellschaftsvertrag l&#228;&#223;t sich nichts daf&#252;r herleiten, da&#223; eine Neubestellung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers nur einstimmig solle erfolgen k&#246;nnen. Schon bei der Bestellung des verstorbenen Gesch&#228;ftfsf&#252;hrers T sind die Gesellschafter nicht davon ausgegangen, da&#223; der Vertrag so verstanden werden k&#246;nnte. Im &#252;brigen verstie&#223;e eine solche Auslegung des Vertrages gegen die berechtigten Interessen der Anlagegesellschafter an der Funktionsf&#228;higkeit der Gesellschaft (vgl. auch BGH NJW 1988 669 zum Einstimmigkeitserfordernis bei der Abberufung eines Treuh&#228;nders). Mit der Neuwahl eines Gesch&#228;ftsf&#252;hrers werden nicht die Gesellschaftsgrundlagen ge&#228;ndert (vgl. BGH NJW 1985, 2830), sondern es geht um die Herbeif&#252;hrung der praktischen Handlungsf&#228;higkeit.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Es bestehen keine Bedenken dagegen, da&#223; die Gesellschafter an einzelne Mitgesellschafter Stimmrechtsvollmachten erteilten.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Diese Stimmrechtsvollmachten bezogen sich, was die aus 1986 stammenden Vollmachten angeht, auch auf die Versammlung vom 13.06.1987. Gegen eine Beschr&#228;nkung dieser Vollmachten auf die Versammlung vom 22.11.1986 spricht schon, da&#223; dieses Datum in der Vollmacht nicht erw&#228;hnt ist und da&#223; sich die Vollmacht auf drei Arten von Versammlungen bezieht sowie da&#223; im letzten Satz in unbestimmter Weise von "einer" Gesellschafterversammlung die Rede ist, was erkennbar nicht als Zahlwort aufzufassen ist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben auch nichts daf&#252;r dargetan, da&#223; die vollmachtgebenden Gesellschafter bei der Beschlu&#223;fassung der Gesellschaft nicht mehr angeh&#246;rt h&#228;tten. Nach &#167; 5 Ziff. 2 des Gesellschaftsvertrages konnte die Gesellschaft erstmals zum 31.12.1994 gek&#252;ndigt werden, schon aus diesem Grunde h&#228;tten die Beklagten darlegen m&#252;ssen, wieso ausnahmsweise einzelne Gesellschafter doch vorher ausgeschieden sind.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">In der Gesellschafterversammlung vom 13.06.1987 war die erforderliche Mehrheit von 50 % des Gesellschaftskapitals pers&#246;nlich oder mit wirksamen Vollmachten vertreten. Der Senat nimmt insoweit auf die Begr&#252;ndung des Landgerichts Bezug. Die mit der Berufungsbegr&#252;ndung weiter vorgetragenen Bedenken gegen die M&#228;ngel von Einzelvollmachten f&#252;hren jedenfalls nicht dazu, da&#223; weniger als 50 % des Kapitals in der Gesellschafterversammlung vertreten war. F&#252;r K2 liegt eine wirksame 2. Vollmachtsurkunde vor. Die beanstandete Vollmacht C2 war wirksam, da die Benennung von zwei Vertretern nicht unzul&#228;ssig ist. Die Bedenken gegen die Vollmachten Erb, H2 und Herz sind unbegr&#252;ndet, da der Bevollm&#228;chtigte f&#252;r den Anteilseigner aufgetreten ist, der ihn bevollm&#228;chtigt hatte, mag das Protokoll auch insoweit ungenau sein. Unbegr&#252;ndet sind die Bedenken ebenso in den F&#228;llen S (jedenfalls Duldungsvollmacht der verreisten Ehefrau) und O (nur bei Anwesenden gez&#228;hlt). Ob die anderen Einw&#228;nde gegen die Wirksamkeit von Vollmachten berechtigt sind, kann dahinstehen, denn die wirksamen und unbeanstandeten Vollmachten ergeben mit den Stimmrechten der Anwesenden 56,94685 %. Soweit Bevollm&#228;chtigungen f&#252;r den gew&#228;hlten Gesch&#228;ftsf&#252;hrer H erteilt worden waren, war nach der Vollmachtsurkunde eine Unterbevollm&#228;chtigung ausdr&#252;cklich zul&#228;ssig. Aus &#167; 181 BGB ergeben sich keine Bedenken dagegen, da&#223; H mit den Stimmen der Gesellschafter, die ihn bevollm&#228;chtigt hatten, selbst oder im Wege der Unterbevollm&#228;chtigung f&#252;r seine Wahl zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer stimmen konnte. 181 BGB ist auf die Regelung einer internen Gesellschaftsangelegenheit nicht anwendbar (BGH BB 1975, 1452). Das gilt nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, weil bei internen Gesellschaftsangelegenheiten h&#228;ufig nur die Wahl eines Mitgesellschafters sinnvoll ist und in Frage kommt, so da&#223; die Anwendung des &#167; 181 BGB zu einer Blockierung der internen Willensbildung f&#252;hren k&#246;nnte (BGHZ 51, 209, 216 m.w.11.). Bei einer k&#246;rperschaftlich organisierten Publikumsgesellschaft mu&#223; das auch gelten, wenn einem Gesellschafter Stimmrechtsvollmachten &#252;bertragen worden sind und dieser mit diesen Vollmachten f&#252;r seine eigene Wahl stimmt (vgl. auch MK-Ulmer, 2. Aufl., &#167; 709 Rn. 45 ff., 63). Bei weit verstreut wohnenden Gesellschaftern, die im wesentlichen nur als Kapitalgeber an der Gesellschaft interessiert sind, ist eine pers&#246;nliche Teilnahme an den Gesellschafterversammlungen aus praktischen Gr&#252;nden h&#228;ufig ausgeschlossen. Wenn sie Vollmachten erteilt haben und wissen, da&#223; mit dieser erteilten Vollmacht ein Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bestimmt werden soll, so ist in der Bevollm&#228;chtigung im &#252;brigen auch eine Befreiung von &#167; 181 BGB zu sehen, weil nach der Sachlage davon auszugehen ist, da&#223; den vollmachtgebenden Gesellschaftern bekannt war, da&#223; eine Kandidatur des Herrn H, der schon fr&#252;her kommissarischer Gesch&#228;ftsf&#252;hrer war und auch am 14.03.1987 zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer kandidiert hatte, in Betracht kam.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsbefugnis erstreckt sich nach &#167; 6 Nr. 4 des Gesellschaftsvertrages "auf alle Handlungen die das Investitionsvorhaben der Gesellschaft und der gew&#246;hnliche Gesch&#228;ftsbetrieb mit sich bringen". Diese Formulierung spricht schon daf&#252;r, auch die Proze&#223;f&#252;hrung betreffend die R&#252;ckforderung von Investitionsanlagen unter die Gesch&#228;ftsf&#252;hrungsbefugnis zu fassen. Dar&#252;ber hinaus hatte der erste Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Gesellschaft nach der Vollmacht f&#252;r die urspr&#252;nglichen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer Ziff. 11 ausdr&#252;cklich die Befugnis zur F&#252;hrung von Rechtsstreitigkeiten im Namen s&#228;mtlicher Gesellschafter der Gesellschaft im Zusammenhang mit der Errichtung des Bauvorhabens der Gesellschaft und der sp&#228;teren Verwaltung und Vermietung. Es bestehen keine Bedenken, diesen Vertretungsumfang auch f&#252;r den neugew&#228;hlten Gesch&#228;ftsf&#252;hrer H anzunehmen. Im &#252;brigen betrifft die Einschr&#228;nkung der Vertretungsbefugnis das Innenverh&#228;ltnis, da sich die Au&#223;envertretungsbefugnis aus &#167; 6 Abs.1 des Gesellschaftsvertrages ergibt. Ebenso wie der Widerspruch nach &#167; 711 BGB keine Au&#223;enwirkung hat (vgl. Palandt-Thomas, 48. Aufl., &#167; 711, Anm. 1) kann auch die &#220;berschreitung der Vollmacht Dritten gegen&#252;ber nur unter Mi&#223;brauchsgesichtspunkten ma&#223;gebend sein. Es handelt sich nicht um ein Gesch&#228;ft, das au&#223;erhalb des Gesellschaftszwecks liegt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Einer besonderen Bevollm&#228;chtigung bedurfte es auch nicht deshalb, weil nach dem Gesellschaftsvertrag (&#167; 6 Hr. 5) die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung und Vertretungsbefugnis des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers derart beschr&#228;nkt, da&#223; bei Verbindlichkeiten, die im Zusammenhang mit der Durchf&#252;hrung des Bauvorhabens entstehen, anstelle der gesamtschuldnerischen Haftung nur eine Haftung der Gesellschafter nach Beteiligungsquoten zu vereinbaren ist. Bei den hier geltend gemachten Anspr&#252;chen handelt es sich nicht um Verbindlichkeiten, die in Zusammenhang mit der Durchf&#252;hrung des Bauvorhabens entstehen, sondern um R&#252;ckforderungen von aus dem Gesellschaftsverm&#246;gen erbrachten Leistungen. Der Schutzzweck, der mit &#167; 6 Hr. 5 f&#252;r den einzelnen Gesellschafter verfolgt wird, trifft hier nicht zu. Die Tatsache allein, da&#223; letztlich die einzelnen Gesellschafter an Gewinn oder Verlust prozentual beteiligt sind, hindert nicht die Geltendmachung f&#252;r das Gesellschaftsverm&#246;gen durch den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Letztlich ist auch davon auszugehen, da&#223; etwaige M&#228;ngel der Bevollm&#228;chtigung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrer Hs zur Proze&#223;f&#252;hrung durch konkludente Best&#228;tigung seitens der Gesellschafter inzwischen beseitigt sind (vgl. M&#252;nchener Kommentar-Ulmer, 2. Aufl., &#167; 709 BGB Rdnr. 92), Die Wahl des Herrn H ist allen Gesellschaftern mitgeteilt worden und von ihnen - aus welchen Gr&#252;nden auch immer - wider&#8209; spruchslos hingenommen worden. Das galt zun&#228;chst auch f&#252;r den Beklagten zu 1), der die Gesellschaft in dem Rechtsstreit 2 0 415/47 LG Bonn, vertreten durch Herrn H verklagt hat. Mit R&#252;cksicht auf die Treupflicht sind die Gesellschafter aber gehalten, sich in angemessener Zeit auf den Mangel zu berufen, wenn sie sich nicht dem Verwirkungseinwand aussetzen wollen (vgl. MK Ulmer a.a.O. Fm 172 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Auf die weitere Frage, ob nicht inzwischen auch eine wirksame Bevollm&#228;chtigung gem&#228;&#223; &#167; 11 Nr. 4 des Gesellschaftervertrags erfolgt ist, kommt es nicht an, so da&#223; der Senat nicht gen&#246;tigt war, den Behauptungen der Kl&#228;gerin &#252;ber die inzwischen erfolgte schriftliche Zustimmung zur Proze&#223;f&#252;hrung, die von den Beklagten bestritten wird, nachzugehen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 189.905,76 DM (voller Wert, da bei Unzul&#228;ssigkeit der Klage die Klage insgsamt abzuweisen w&#228;re (vgl. Z&#246;ller/Stephan, 15. Aufl., &#167; 280 Rdnr. 11).</p>
315,221
olgham-1989-06-20-20-w-3189
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20 W 31/89
1989-06-20T00:00:00
2019-03-13T14:49:40
2022-10-18T15:08:48
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0620.20W31.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde des Antragstellers wird der Beschlu&#223; der Zivilkammer IV des Landgerichts Detmold vom 20. April 1989 abge&#228;ndert.</p> <p>Dem Antragsteller wird f&#252;r den Klageantrag vom 14. M&#228;rz 1989 Proze&#223;kostenhilfe bewilligt und Rechtsanwalt ... in ... beigeordnet. Raten braucht der Antragsteller nicht zu zahlen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde ist in der Sache begr&#252;ndet, weil der Antragsteller proze&#223;kostenhilfebed&#252;rftig ist und die beabsichtigte Rechtsverfolgung hinreichende Aussicht auf Erfolg hat, &#167;114 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat bei der Antragsgegnerin eine Familienschutzversicherung geschlossen, die eine dymnamische Hausratsversicherung zum Neuwert nach den VHB 84 mit einer Versicherungssumme von 110.000,- DM enth&#228;lt. Er macht Anspr&#252;che aus einem Brand am 9.1.1989 in der von ihm gemieteten Wohnung in ... geltend. Der Brand brach in Abwesenheit des Antragstellers und seiner Familie im Schlafzimmer aus und wurde gegen 9.20 Uhr von einem anderen Hausbewohner entdeckt. Er richtete in der Wohnung einen sich unstreitig auf 38.156,- DM belaufenden Schaden an. Nach den Ermittlungen der Polizei brach das Feuer im oberen Bereich der linken H&#228;lfte des Doppelbettes vor oder am Bett aus, entweder auf der dortigen Nachtkonsole oder davor. Die Polizei vermutet Rauchen im Bett als Brandursache; einen Defekt elektrischer Ger&#228;te h&#228;lt sie f&#252;r ausgeschlossen, weil der Fehlerstromschutzschalter nicht abgeschaltet hatte (Ermittlungsakte 3 Js 77/89 StA Detmold Bl. 7). Der Antragsteller und seine Frau sind starke Raucher; sie rauchen auch im Bett. Die Ehefrau, die in der linken H&#228;lfte des Bettes schl&#228;ft, gab in dem gegen sie gerichteten Ermittlungsverfahren an, da&#223; sie m&#246;glicherweise an diesem Morgen im Bett geraucht habe; sie k&#246;nne sich aber nicht erinnern. Sie habe immer einen Aschenbecher auf der Nachtkonsole stehen. Es k&#246;nne vorkommen, da&#223; sie sich eine Zigarette anstecke und sie nicht zu Ende rauche; den Rest dr&#252;cke sie dann im Aschenbecher aus. An diesem Morgen sei sie gegen 8.00 Uhr aufgestanden; danach h&#228;tten sie und ihr Mann das Schlafzimmer nicht mehr betreten, gegen 8.45 Uhr h&#228;tten sie das Haus verlassen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat mit Schreiben vom 9.3.1989 Versicherungsschutz versagt. Sie beruft sich auf Leistungsfreiheit nach &#167;9 Nr. 1 a VHB 84 und &#167;61 VVG. Die Ehefrau des Antragstellers habe den Schaden durch Rauchen im Bett herbeigef&#252;hrt, wobei es keine Rolle spiele, wie der Brand im einzelnen entstanden sei. Jedenfalls habe sie die Zigarette glimmend weggelegt und unbeobachtet gelassen. Der Antragsteller verweist demgegen&#252;ber darauf, da&#223; seine Ehefrau die Glut der von ihr gerauchten Zigaretten regelm&#228;&#223;ig im Aschenbecher ausdr&#252;cke und da&#223; sie darauf achte, brennende Zigaretten mit dem Filter auf den Rand des Aschenbechers und mit der brennenden Spitze auf den Aschenbecherboden zu legen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat dem Antragsteller Proze&#223;kostenhilfe verweigert, weil der Brand von der Ehefrau ausgel&#246;st worden sein m&#252;sse. Ihr m&#252;sse beim Aufstehen oder Bettenmachen die Zigarette oder gl&#252;hende Asche entfallen sein, so da&#223; ein zun&#228;chst unbemerkt gebliebender Schwelbrand entstanden sei. Denkbar sei auch, da&#223; die Zigarette unachtsam auf die Konsolplatte gelegt worden sei und da&#223; die dreij&#228;hrige Tochter des Antragstellers die Zigarette aus dem Aschenbecher genommen und verloren habe. In jedem Fall habe die Ehefrau Sorgfaltspflichten verletzt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die gegen diese Entscheidung gerichtete Beschwerde hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es dahinstehen, ob dem Kl&#228;ger, der alleiniger Versicherungsnehmer der Hausratsversicherung ist, &#252;berhaupt ein Fehlverhalten seiner Ehefrau zuzurechnen ist. Die Klausel des &#167;9 Nr. 1 a VHB 84 bestimmt allerdings Leistungsfreiheit des Versicherers, wenn eine mit dem Versicherungsnehmer in h&#228;uslicher Gemeinschaft lebende vollj&#228;hrige Person den Schaden vors&#228;tzlich oder grob fahrl&#228;ssig herbeif&#252;hrt. Zu diesen Personen k&#246;nnen regelm&#228;&#223;ig au&#223;er dem Ehegatten oder Lebensgef&#228;hrten auch erwachsene Kinder und die Eltern des Versicherungsnehmers z&#228;hlen. Damit weitet die Klausel den Haftungsbereich des Versicherungsnehmers weit &#252;ber den Kreis der Repr&#228;sentanten, der f&#252;r den gesetzlichen Leistungsausschlu&#223; nach &#167;61 VVG in Betracht kommt, aus. Ob diese Ausdehnung mit der Vorschrift des &#167;9 AGB-Gesetz vereinbar ist (verneinend Pr&#246;lss-Martin, VVG 24. Aufl., &#167;9 VHB Anm. 2 A), hat der Senat noch nicht entschieden, ebensowenig die Frage, ob die mit dem Versicherungsnehmer in h&#228;uslicher Gemeinschaft lebende Ehefrau in der Hausratsversicherung generell dessen Repr&#228;sentantin ist. Beide Fragen bed&#252;rfen auch im vorliegenden Fall keiner Entscheidung, weil eine grob fahrl&#228;ssige Herbeif&#252;hrung des Schadens durch die Ehefrau - Vorsatz ist ihr ohnehin nicht zu unterstellen - nach dem vorgetragenen Sachverhalt nicht feststellbar ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat geht allerdings mit dem Landgericht davon aus, da&#223; das Rauchen der Ehefrau im Bett den Brand ausgel&#246;st hat. Andere Ursachen kommen nicht ernsthaft in Betracht. Insoweit wird auf die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts zustimmend Bezug genommen. Hingegen ist kein grob fahrl&#228;ssiges Verhalten der Ehefrau beweisbar.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Grob fahrl&#228;ssig ist ein Verhalten, wenn der Versicherungsnehmer oder sein Repr&#228;sentant die im Verkehr erforderliche Sorgfalt gr&#246;blich au&#223;er Acht l&#228;&#223;t und das nicht beachtet, was unter den gegebenen Umst&#228;nden jedem einleuchten m&#252;&#223;te; sein Verhalten mu&#223; auch subjektiv unentschuldbar sein.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Kriterien kann nicht schon das Rauchen der Ehefrau im Bett, das die Ursachenkette in Gang setzte, als im konkreten Fall grob fahrl&#228;ssig angesehen werden. Denn zwar wird es regelm&#228;&#223;ig grob fahrl&#228;ssig zu nennen sein, wenn jemand im Zustand der &#220;berm&#252;dung im Bett raucht, dabei einschl&#228;ft und so einen Brand ausl&#246;st. Die Ehefrau des Antragstellers hingegen rauchte am Morgen kurz vor dem Aufstehen, als sie wach war und die mit dem Rauchen verbundene Gefahr beherrschen konnte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da die Einzelheiten der Brandentstehung nicht feststellbar sind, ist davon auszugehen, da&#223; die Ehefrau die m&#246;glicherweise nicht ausgerauchte Zigarette in den auf der Konsole neben dem Bett stehenden Aschenbecher getan hat. Da&#223; sie sie etwa bewu&#223;t direkt auf die Konsole gelegt h&#228;tte, ist nicht beweisbar und liegt auch fern, weil sich im Brandschutt im Bereich der Konsole ein Porzellanaschenbecher fand. Wenn dann durch eine ungeschickte Bewegung beim Aufstehen oder beim Aufsch&#252;tteln des Bettes oder gar durch Luftzug der hoch gl&#252;hende - nicht ausreichend ausgedr&#252;ckte - Zigarettenstummel oder gl&#252;hende Asche ins Bett gelangte, so kann das auf einer kleinen, auch von sorgf&#228;ltigen Versicherungsnehmern nicht stets zu vermeidenden Unaufmerksamkeit beruhen, wie sie im t&#228;glichen Leben immer wieder vorkommt; eine auffallende Sorglosigkeit liegt darin nicht. Als blo&#223; augenblickliches Versagen sind solche Unaufmerksamkeiten regelm&#228;&#223;ig nicht grob fahrl&#228;ssig. Der Antragsteller hat insoweit unwidersprochen vorgetragen, da&#223; seine Ehefrau ihre Zigarettenreste im Aschenbecher auszudr&#252;cken pflege. Wenn sie das aus nicht mehr aufkl&#228;rbaren Gr&#252;nden im Einzelfall nicht ausreichend getan hat, so ist der darin liegende Fehler schon objektiv kein grobes Fehlverhalten und jedenfalls subjektiv nicht unentschuldbar.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Erst recht gilt dies, wenn - wie das Landgericht f&#252;r m&#246;glich erachtet - die dreij&#228;hrige Tochter die Zigarette aus dem Aschenbecher genommen und verloren haben sollte. Da&#223; die Ehefrau die Tochter bei diesem Vorgang beobachtet haben k&#246;nnte, daf&#252;r ist nichts ersichtlich. Bemerkte sie ihn aber nicht, so ist schon zweifelhaft, ob man die unterlassene Beobachtung der Tochter &#252;berhaupt als leicht fahrl&#228;ssig bewerten kann, keinesfalls kann man darin eine auffallende Sorglosigkeit sehen, da ein derartiges Verhalten der Tochter nicht nahelag.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach alledem wird die Antragsgegnerin mit dem Einwand der Leistungsfreiheit nach &#167;9 Nr. 1 a VHB 84 oder &#167;61 VVG voraussichtlich nicht durchdringen. Der Versicherungsfall selbst und die H&#246;he des Schadens ist unstreitig. Die Entsch&#228;digung ist f&#228;llig. Gem&#228;&#223; &#167;24 Nr. 2 VHB 84 schuldet die Antragsgegnerin auch Zinsen in der beantragten H&#246;he ab Anzeige des Schadens.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die beabsichtigte Klage hat daher in vollem Umfang Aussicht auf Erfolg.</p>
315,222
ag-aachen-1989-06-20-7-c-13989
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
7 C 139/89
1989-06-20T00:00:00
2019-03-13T14:49:42
2022-10-18T15:08:48
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1989:0620.7C139.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann jedoch die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 800,00 DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1987 wurde in das Einfamilienhaus des Kl&#228;gers eingebrochen. Dabei wurde verschiedene hochwertige Gegenst&#228;nde entwendet. Auf den Schaden leistete die Beklagte im Januar 1988 unter Beauftragung der Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers durch den Kl&#228;ger an diesen eine Abschlagszahlung von 10.000,00 DM. Gem&#228;&#223; Abrechnungsschreiben vom 20.5.1988 zahlte sie dann anschlie&#223;end noch weitere 45.796,54 DM an den Kl&#228;ger. Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob der entwendete Persianermantel im Hause des Kl&#228;gers einen Wiederbeschaffungswert von 11.900,00 DM hatte. 10.000,00 DM hat die Beklagte insoweit an den Kl&#228;ger gezahlt. Diesen Persianermantel hatte der Kl&#228;ger im Rahmen eines R&#228;umungsverkaufs f&#252;r 6.000,00 DM oder 6.500,00 DM 1986 erworben. Mit Schreiben vom 30.11.1987 hatte der Kl&#228;ger seinerzeit die Schadensunterlagen an die Beklagte &#252;bersandt. Mit Schreiben vom 15.12.1987 hatte er die Beklagte erinnert und mit Schreiben vom 5.1.1987 erneut erinnert. Mit Schreiben vom 15.1.1988 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit, da&#223; noch weitere Feststellungen erforderlich seien und da&#223; sie sich an die Staatsanwaltschaft gewandt habe zwecks Akteneinsicht. Mit Schreiben vom 22.1.1988 meldeten sich die zwischenzeitlich vom Kl&#228;ger beauftragten Proze&#223;bevollm&#228;chtigten und forderten die Beklagte erneut zur Regulierung auf. Vor dem 15.1.1988 war der Beklagten bekannt geworden, dass das urspr&#252;ngliche Aktenzeichen der Staatsanwaltschaft "UJs" nunmehr in ein "Js-Aktenzeichen" umgewandelt worden war, so dass f&#252;r die Beklagte nunmehr erkennbar war, dass gegen einen bestimmten T&#228;ter ermittelt wurde. Mit Schreiben vom 3.2.1988 teilte die Beklagte daher den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers mit, dass vor einer endg&#252;ltigen Regulierung eine Akteneinsicht unumg&#228;nglich sei. Hinzu kam, dass der Kl&#228;ger bei seinen Angaben &#252;ber eine entwendete Patek Philippe Uhr unrichtige Angaben gemacht hatte. Er hatte seinerzeit erkl&#228;rt, dass er diese Uhr f&#252;r 15.000,00 DM in der Schweiz gekauft hatte. Am 18.1.1988 gewann die Beklagte jedoch die Erkenntnis, dass diese Angaben nicht richtig sein konnten, sondern dass diese Uhr bereits 1974 von der Juwelierfirma V&amp; L ausgeliefert worden war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Daraufhin wurde der Kl&#228;ger zwecks Aufkl&#228;rung dieses Sachverhalts von der Kriminalpolizei vorgeladen. Vorherige Termine konnte er nicht wahrnehmen, so dass im Vernehmungstermin vom 26.02.1988 der Kl&#228;ger klarstellen konnte, dass er die Uhr nicht in der Schweiz gekauft hatte, sondern zu einem Preis von 10.000,00 DM gebraucht erworben hatte. Erst am 3.3.1988 konnte die Beklagte &#252;ber ihre Anw&#228;lte Akteneinsicht nehmen nach ihrem Vortrag.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, der Pelzmantel habe einen Wiederbeschaffungswert von 11.900,00 DM. Er ist der Auffassung, dass die Beklagte verpflichtet war, bereits vorher zumindest angemessene Abschlagszahlungen zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 1.900,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 1.1.1987 zu zahlen und den Kl&#228;ger von der gegen&#252;ber seinem Prozessbevollm&#228;chtigten bestehenden Verpflichtung zur Zahlung von 1.724,25 DM freizustellen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, der Pelzmantel habe allenfalls einen Wiederbeschaffungswert von 8.000,-- bis 9.000,-- DM nach den Angaben eines von ihr befragten Sachverst&#228;ndigen. Im &#252;brigen ist sie der Auffassung, dass wegen der laufenden Ermittlungen sie sich nicht in Verzug befand und zu weiteren Abschlagszahlungen nicht verpflichtet gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Parteivortrages wird auf die vorgetragenen Schrifts&#228;tze und Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlungsakten ## Js #####/####STA Aachen lagen dem Gericht nach Schlu&#223; der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vor. Die Parteien haben sich mit der Verwertung dieser Akten ohne Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger hinsichtlich des entwendeten Persianermantels noch einen Restbetrag von 1.900,00 DM verlangt, ist der Anspruch nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat nicht dargetan, dass der Wiederbeschaffungswert dieses Mantels &#252;ber 10.000,00 DM liegt. Diesen Betrag hat er bereits erhalten. Zwar hat der Kl&#228;ger eine Bescheinigung des Gesch&#228;fts vorgelegt, in dem er diesen Mantel damals gekauft hat. Danach betr&#228;gt der Wiederbeschaffungswert 11.900,00 DM. Es steht aber weiterhin fest aufgrund des eigenen Vortrages des Kl&#228;gers, dass er diesen Mantel seinerzeit im Rahmen eines R&#228;umungsverkaufs f&#252;r 6.000,00 DM bzw. 6.500,00 DM gekauft hat. Dies zeigt, dass das Gesch&#228;ft diesen Mantel weit unter dem angeblichen Wiederbeschaffungswert, n&#228;mlich fast 50 % billiger verkauft hat. Da im &#252;brigen der Mantel nicht vorliegt und offensichtlich auch ein Foto nicht vorliegt, kann auch die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens hier keine weitere Kl&#228;rung schaffen. Gerade bei derartigen Pelzm&#228;nteln kommt es sehr stark auf die individuelle Preisgestaltung des jeweiligen Gesch&#228;ftes an. Schwankungen im Bereich von 10 bis 20 % je nach dem wann und von wem das Gesch&#228;ft einen solchen Pelzmantel bezieht, sind daher durchaus m&#246;glich. Im Nachhinein l&#228;&#223;t sich daher nicht mehr feststellen, ob ein solcher Mantel heute nicht f&#252;r 10.000,00 DM erworben werden kann in einem regul&#228;ren Gesch&#228;ft au&#223;erhalb eines Sonderverkaufs. Jedenfalls hat der Kl&#228;ger nicht dargetan, dass f&#252;r 10.000,00 DM ein solcher Mantel im Normalfall nicht erworben werden kann. Allein die vorgelegte Bescheinigung reicht insoweit nicht aus. Angesichts der aufgezeigten Umst&#228;nde reicht nach der &#220;berzeugung des Gerichts die Zahlung von 10.000,00 DM aus, um einen Mantel gleicher Art und G&#252;te heute erwerben zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger Freistellung hinsichtlich der Zahlung der von ihm geschuldeten Geb&#252;hren seines Prozessbevollm&#228;chtigten im Rahmen der vorgerichtlichen Auseinandersetzung verlangt, ist der Anspruch ebenfalls nicht begr&#252;ndet. Die Voraussetzung hierf&#252;r w&#228;re, dass sich die Beklagte in Verzug befand, als der Kl&#228;ger seinen Prozessbevollm&#228;chtigten beauftragte. Im Hinblick auf &#167; 11 VVG ist dies jedoch nicht der Fall. Die Beklagte hatte dem Kl&#228;ger bereits mit Schreiben vom 15.1.1988 mitgeteilt, da&#223; sie nunmehr Akteneinsicht ben&#246;tige. Zwischenzeitlich hatte sich auch, wie unstreitig ist, das UJs-Aktenzeichen in ein Js-Aktenzeichen umgewandelt, so dass f&#252;r die Beklagte nunmehr erkennbar war, dass sich ein Verdacht gegen einen konkreten T&#228;ter oder T&#228;terkreis richtete. Da es nicht ungew&#246;hnlich ist, dass auch Gesch&#228;digte im Rahmen der Sachversicherungen Betr&#252;gereien versuchen, war es ein sachgem&#228;&#223;es Anliegen der Beklagten, vorher vor weiteren Regulierungen, 10.000,00 DM waren ja bereits gezahlt, Akteneinsicht zu nehmen. Hinzu kam, wie sich auch kurz danach herausstellte, dass der Kl&#228;ger unrichtige Angaben hinsichtlich des Schadens gemacht hatte, jedenfalls soweit es um die hochwertige Patek Philippe-Uhr ging. Auch in diesem Zusammenhang gab es Ermittlungen der Kriminalpolizei. Schlie&#223;lich stellte sich heraus, dass der Kl&#228;ger den Mantel nicht f&#252;r 11.900,00 DM, sondern nur f&#252;r 6.000,00 oder 6.500,00 DM gekauft hatte. Im Hinblick auf all dies aufgetauchten Zweifelsfragen war die Beklagte daher berechtigt, erstmal weitere Zahlungen zur&#252;ckzuhalten und weiter zu ermitteln, da unter Umst&#228;nden wegen entsprechenden Obliegenheitsverletzungen des Kl&#228;gers &#252;berhaupt nichts mehr geschuldet war. Jedenfalls aber war sie berechtigt, vorher Akteneinsicht zu nehmen, um die weiteren Umst&#228;nde zu kl&#228;ren. Da dies den gesamten Anspruch betrag, war sie auch nicht zu weiteren Zahlungen verpflichtet. Nach ihren Angaben hat sie am 3.3.1988 erst Akteneinsicht nehmen k&#246;nnen. Ausweislich der Strafakten erscheint dies jedoch noch sp&#228;ter gewesen zu sein, da die Beklagte noch am 30.3.1988 um Akteneinsicht gebeten hat, wie sich aus den Strafakten ergibt und wie sie auch selbst vorgetragen hat. Darauf kommt es jedoch nicht entscheidend an. Entscheidend ist, dass jedenfalls zum 3.3.1988 der Schaden des Kl&#228;gers durch die Beauftragung eines Anwalts bereits eingetreten war, so dass diesen Verzugsschaden die Beklagte nicht verursacht hat. Danach ist sie aber nicht einmal zus&#228;tzlich in Verzug gesetzt worden und ein weiterer Schaden des Kl&#228;gers entstanden. Demgem&#228;&#223; war die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziffer 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Scheffels</p>
315,223
lg-bielefeld-1989-06-16-stvk-h-10989
{ "id": 802, "name": "Landgericht Bielefeld", "slug": "lg-bielefeld", "city": 390, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
StVK H 109/89
1989-06-16T00:00:00
2019-03-13T14:49:43
2022-10-18T15:08:48
Beschluss
ECLI:DE:LGBI:1989:0616.STVK.H109.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Es ist folgende Strafzeitberechnung vorzunehmen:</p> <p>1. Auf die Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten aus dem Urteil des Landgerichts Bochum vom 17.11.1986 sind folgende Haftzeiten anzurechnen:</p> <p>a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Zeit der Untersuchungshaft vom 29.4.1986 TB bis zum 16.11.1986 TE;</p> <p>b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Zeit ab Rechtskraft des o. g. Urteils (17.11.1986) bis zur Aufnahme des Verurteilten im Ma&#223;regelvollzug (2.12.1986).</p> <p>- 2 -</p> <p>2. Nicht anzurechnen sind:</p> <p>a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Zeiten der "Beurlaubung" des Verurteilten zu Zeugenterminen am 25. und 26.3.1987, am 06. und 7.4.1987 sowie am 27. und 28.4.1987;</p> <p>b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Zeit zwischen Erla&#223; und Eintritt der Rechtskraft (30.9.1988) des Beschlusses des Landgerichts Paderborn vom 3.8.1988.</p> <p>II. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens (Beschlu&#223; des Oberlandesgerichts Hamm vom 8.5.1989) hat der Verurteilte zu tragen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Paderborn hat in seinem vom Oberlandesgericht Hamm wegen &#246;rtlicher Unzust&#228;ndigkeit aufgehobenen Beschlu&#223; vom 20.2.1989 ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Durch das im Tenor unter Ziffer 1. n&#228;her bezeichnete Urteil wurde der Betroffene wegen unerlaubter Einfuhr von Bet&#228;ubungsmitteln in nicht geringen Mengen und wegen unerlaubten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten sowie gem. &#167; 64 StGB zur Unterbringung in einer Entziehungsanstalt verurteilt. Nach den Urteilsfeststellungen hatte er einen Hang zu Heroin und anderen Bet&#228;ubungsmitteln. Dieses Urteil des LG Bochum ist seit dem 17. November 1986 rechtskr&#228;ftig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Festnahme des Betroffenen erfolgte am 29.04.1986. Er befand sich sodann ununterbrochen bis zur Rechtskraft des Urteils (17.11.1986) in Untersuchungshaft. Die Aufnahme in den Ma&#223;regelvollzug im WZFP Lippstadt-Eickelborn erfolgte am 02.12.1986. Mit Beschlu&#223; der Strafvollstreckungskammer des LG Paderborn vom 03. August 1988, auf den zur Vermeidung von</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wiederholungen Bezug genommen wird, wurde schlie&#223;lich gem. &#167; 67 d Abs. 5 Satz 1 StGB angeordnet, da&#223;.die Ma&#223;regel der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt nicht weiter zu vollziehen sei, weil sich der Betroffene aus Gr&#252;nden, die in seiner Pers&#246;nlichkeit liegen, als therapieresistent erwiesen hatte. Die sofortige Beschwerde gegen diesen Beschlu&#223; hat das OLG Hamm am 30. September 1988 als unbegr&#252;ndet verworfen. Ebenso hat es die sp&#228;ter erhobenen Gegenvorstellungen zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In der Zwischenzeit hat der Betroffene Verfassungsbeschwerde eingelegt, mit der er r&#252;gt, die Regelung des &#167; 67 Abs. 4 Satz 2 StGB, wonach die Zeit der Unterbringung entsprechend &#167; 67 d Abs. 5 StGB nicht auf die Strafe angerechnet wird, sei verfassungswidrig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Den gleichen Einwand macht der Betroffene auch in dem hier gegenst&#228;ndlichen Verfahren der Strafzeitberechnung geltend, denn nach einer Strafzeitberechnung der Vollstreckungsbeh&#246;rde h&#228;tte der Verurteilte die Haftstrafe am 08.09.1992 verb&#252;&#223;t. Er macht nun geltend</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">-die bereits im Ma&#223;regelvollzug verbrachte Zeit sei von der Strafvollstreckungskammer im Rahmen ihrer gerichtlichen Entscheidung gem. &#167; 458 StPO auf die zu verb&#252;&#223;ende Strafe anzurechnen;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">-weiter seien die 16 Tage auf die noch zu verb&#252;&#223;ende Strafe anzurechnen, die der Verurteilte zwischen der Rechtskraft des Urteils und der &#252;berstellung in das WZFP in einer Haftanstalt verbracht habe;</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">-weiter sei er 3 x f&#252;r jeweils 2 Tage zur Wahrnehmung von Zeugenterminen aus dem Ma&#223;regelvollzug beurlaubt worden und habe sich in dieser Zeit in Justizvollzugsanstalten befunden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus beantragt die Staatsanwaltschaft Bochum am03.02.1989, auch die Zeit zwischen Erla&#223; des Beschlusses<sub>.</sub>dieser Kammer vom 03. August 1988 und dem Eintritt dessen</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Rechtskraft (30. September 1988) auf die insgesamt zu verb&#252;&#223;ende Strafe anzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Diesen Antr&#228;gen konnte nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang entsprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Nichtanrechnung der bisherigen Dauer des Ma&#223;regelvollzuges auf die zu vollstreckende Strafe hat die Kammer keine Bedenken. Diese Folge ist ihr bei Erla&#223; des Beschlusses vom 03. August 1988 durchaus bewu&#223;t gewesen und diese grunds&#228;tzliche Entscheidung des Gesetzgebers wird von der Kammer auch geteilt. Verfassungsrechtliche Bedenken gegen diese Regelung ergeben sich aus hiesiger Sicht deshalb nicht, weil das Urteil des LG Bocnum ausV&#252;cklich eine Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten ausspricht und <span style="text-decoration:underline">daneben</span> als <span style="text-decoration:underline">zus&#228;tzliche</span> Folge seiner Tat als Ma&#223;regel der Sicherung und Besserung die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet hat. Die Kammer vermag nun kein Verfassungsverbot zu erkennen, wonach solche zus&#228;tzlichen Ma&#223;nahmen qua Grundgesetz auf die in erster Linie erkannte Strafe anzurechnen w&#228;ren. Da&#223; das in der Praxis regelm&#228;&#223;ig so geschieht, beruht allein auf dem Willen des einfachen Gesetz&#8209;</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">gebers, der diese Anrechnung in &#167; 67 Abs. 4 StGB so angeordnet hat. Aus dieser Regelung jedoch einen derartigen Verfassungsgrundsatz herzuleiten, wonach dann letztendlich s&#228;mtliche Therapiezeiten in Krankenh&#228;usern, Entzugsanstalten und sonstigen Einrichtungen auf eine Strafe anzurechnen w&#228;ren, vermag die Kammer nicht zu erkennen, so da&#223; der Gesetzgeber nach hiesiger Auffassung durchaus berechtigt war, die Ausnahmeregelung des &#167; 67 Abs. 4 Satz 2 StGB zu treffen. Im Ergebnis ist also die von dem Betroffenen angegriffene Regelung nicht verfassungswidrig, so da&#223; die Kammer die</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zeiten, die der Betroffene_im Ma&#223;regelvollzug verbracht hat, f&#252;r ihre Strafzeitberechnung au&#223;er Ansatz l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Zeit zwischen Rechtskraft des Urteils und Aufnahme in den Ma&#223;regelvollzug sind auf die zu verb&#252;&#223;ende Strafe anzurechnen, denn mit Rechtskraft des Urteils wurde die bis dahin vollzogene Untersuchungshaft gegenstandslos und der Betroffene wurde automatisch Strafgefangener. Er hat daher die Zeit bis zur Aufnahme in den Ma&#223;regelvollzug als Strafhaft verb&#252;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Da&#223; dem Betroffenen dar&#252;ber hinaus die erlittene Untersuchungshaft voll anzurechnen ist, folgt schon aus &#167; 51 Abs. 1 Satz 1 StGB.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine Anrechnung der von dem Betroffenen so bezeichneten drei "Beurlaubungen" kommt nicht in Betracht, denn in dieser Zeit war der Betroffene nicht aus dem Ma&#223;regelvollzug entlassen, um in dessen Unterbrechung Strafhaft zu verb&#252;&#223;en, sondern es handelt sich bei dieser "Beurlaubung" um eine Verschubung oder Ausf&#252;hrung zu den Zeugenterminen, jedenfalls aber nicht um Strafhaft. Er befand sich in dieser Zeit weiterhin formell und materiell im Ma&#223;regelvollzug. Demgem&#228;&#223; sind diese Zeiten &#8209;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">auch wenn der Betroffene in Justizvollzugsanstalten &#252;bernachtet hat - nicht anrechenbar, weil in dieser Zeit die Ma&#223;regel und keine Strafhaft vollstreckt wurde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">4.)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Anrechnung der Zeit zwischen Erla&#223; und Rechtskraft des Beschlusses der Strafvollstreckungskammer Paderborn vom 3. August 1988 konnte die Kammer nicht entsprechen, denn bis zur Rechtskraft des genannten Beschlusses befand sich der Betroffene im Ma&#223;regelvollzug und eben nicht in Strafhaft. Erst mit Rechtskraft dieses Beschlusses konnte er &#252;berhaupt aus dem Ma&#223;regelvollzug in die Strafhaft &#252;berf&#252;hrt werden, so da&#223; es f&#252;r eine Anrechnung der Zwiscnenzeit keinen Anla&#223; und erst recht keine gsetzliche Grundlage gibt. Denn &#167; 67 Abs. 4 Satz 2 StGB gibt keine Handhabe f&#252;r eine m&#246;gliche Teilanrechnung sondern sie bestimmt, da&#223; die (gesamte) Zeit der Ma&#223;regel bei F&#228;llen wie</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">dem vorliegenden nicht auf die Strafe anzurechnen ist. Hier Parallelen zwischen Untersuchungshaft und Ma&#223;regelvollzug zu ziehen, geht nicht an, denn Untersuchungshaft und Ma&#223;regelvollzug unterscheiden sich nach Sinn und Zweck, aber auch nach der Art der Durchf&#252;hrung (der Ma&#223;regelvollzug gibt beispielsweise die M&#246;glichkeit zu teilweise jahrelangen Beurlaubungen) derart gravierend, da&#223; Analogien hier nicht durchgreifen k&#246;nner<sup>-</sup>r."</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dem schlie&#223;t sich die Kammer vollinhaltlich an.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Verurteilte zu tragen, da sein Begehren in der Sache letztlich erfolglos geblieben ist, &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vors. Richter am&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Richter am&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Richter am</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Landgericht&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Landgericht&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Landgericht</p> <span class="absatzRechts">30</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"><tbody><tr><td><p>Beglaubigt</p> <p><em>46</em></p> <p>, Justizangestellte als Urkundsbeamter</p> <p>der Gesch&#228;ftsstelle</p> <p>des Landgerichts</p> <p>6/Su.</p> </td> <td><p><img src="StVK_H_109_89_Beschluss_19890616_0.jpeg" height="139" width="140" alt="_Pic3" /></p> </td> </tr> </tbody> </table>
315,224
olgham-1989-06-12-2-ss-owi-46689
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ss OWi 466/89
1989-06-12T00:00:00
2019-03-13T14:49:44
2022-10-18T15:08:49
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0612.2SS.OWI466.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde, an das Amtsgericht Dortmund zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Amtsgericht den Betroffenen wegen "fahrl&#228;ssigen Versto&#223;es gem&#228;&#223; &#167; 24 a StVG" mit einer Geldbu&#223;e von 500,- DM belegt und gegen ihn ein Fahrverbot von einem Monat verh&#228;ngt. Nach den getroffenen Feststellungen hatte der Betroffene am Abend des ... in ... an einem Gesch&#228;ftsessen teilgenommen; Feststellungen &#252;ber den Genu&#223; alkoholischer Getr&#228;nke bei dieser Gelegenheit sind nicht getroffen. Anschlie&#223;end kehrte er zu seiner Wohnung in ... zur&#252;ck und brach von dort gegen 24.00 Uhr zu dem Lokal ... in der ... auf, wo er Alkohol trank. Am ... gegen ... Uhr wurde der Betroffene beim F&#252;hren seines Kraftfahrzeuges von Polizeibeamten kontrolliert, die seine alkoholische Beeinflussung feststellten und die um 4.10 Uhr durchgef&#252;hrte Entnahme einer Blutprobe veranla&#223;ten, deren Untersuchung einen Blutalkoholgehalt von 0,79 %o ergab. Da das Amtsgericht aufgrund der Angaben des Betroffenen &#252;ber Ausma&#223; und Zeitpunkt seines Alkoholgenusses gegen&#252;ber den Polizeibeamten von der Zul&#228;ssigkeit einer R&#252;ckrechnung ausging, stellte es - dem verlesenen Gutachten des ... folgend - eine Blutalkoholkonzentration von 0,83 %o f&#252;r den Tatzeitpunkt fest.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 79 Abs. 1 Nr. 1 OWiG statthafte und form- und fristgerecht eingelegte Rechtsbeschwerde f&#252;hrt auf die Sachr&#252;ge zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die tatrichterlichen Feststellungen sind l&#252;ckenhaft und unvollst&#228;ndig; deshalb h&#228;lt die der angefochtenen Entscheidung zugrundeliegende Annahme der Voraussetzungen f&#252;r eine Bestimmung der Tatzeitblutalkoholkonzentration im Wege der R&#252;ckrechnung rechtlicher Pr&#252;fung nicht stand. Die Ermittlung der Tatzeitblutalkoholkonzentration durch Hochrechnung der Blutalkoholkonzentration einer sp&#228;ter entnommenen Blutprobe (R&#252;ckrechnung) setzt die Kenntnis des Endes der Anflutungsphase voraus; nach einhelliger Ansicht der Rechtsprechung (vgl. die Nachweise bei Jagusch/Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 30. Aufl., &#167; 316 StGB Rdnr. 59) darf nur dann ... mit st&#252;ndlich ... 0,1 %o hochgerechnet werden, wenn zwischen Trinkende und Tat mindestens 120 Minuten liegen. F&#252;r die beiden ersten Stunden nach Trinkende darf grunds&#228;tzlich nicht ohne Hinzuziehung eines Sachverst&#228;ndigen hochgerechnet werden, weil allenfalls er das Ende der Alkoholaufnahme ins Blut verl&#228;&#223;lich ermitteln kann (OLG Hamm, NJW 1975, 702). Das angefochtene Urteil stellt fest, da&#223; der Betroffene etwa 3 Stunden 45 Minuten vor der Tat eine Gastst&#228;tte aufgesucht und dort Alkohol getrunken hat, ohne n&#228;here Feststellungen &#252;ber Art, Menge und Zeitpunkt des genossenen Alkohols zu treffen. Unter diesen Umst&#228;nden kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; eine Alkoholaufnahme auch in den letzten 120 Minuten vor der Blutentnahme stattgefunden hat. Dann w&#228;re eine R&#252;ckrechnung jedoch unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sind die Feststellungen des angefochtenen Urteils und die Ausf&#252;hrungen zur Beweisw&#252;rdigung widerspr&#252;chlich. Der Richter beim Amtsgericht h&#228;lt die Einlassung des Betroffenen in der Hauptverhandlung, er habe nach Mitternacht in der Gastst&#228;tte "..." alkoholische Getr&#228;nke zu sich genommen, f&#252;r widerlegt, stellt jedoch zur gleichen Zeit fest, da&#223; der Betroffene diese Gastst&#228;tte circa 3 Stunden 45 Minuten vor dem Vorfall aufgesucht und dort Alkohol getrunken hatte. Nach der Lebenserfahrung liegt die Annahme nahe, da&#223; der Betroffene bei einem solchen Gastst&#228;ttenbesuch tats&#228;chlich alkoholische Getr&#228;nke zu sich genommen hat; deshalb kann der Senat nicht von einem durch den Gesamtzusammenhang der Urteilsgr&#252;nde offenkundig gewordenen Diktat- oder Formulierungsfehler ausgehen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Daher kann das angefochtene Urteil keinen Bestand haben. Im vorliegenden Fall ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; das Amtsgericht weitergehende Feststellungen hinsichtlich der Art und der Menge des genossenen Alkohols sowie zum Trinkende in einer neuen Hauptverhandlung noch treffen kann. Danach wird es unter Ber&#252;cksichtigung des vom Betroffenen einger&#228;umten Alkoholgenusses am 3. August 1988, ggfls. unter Hinzuziehung eines Sachverst&#228;ndigen, erneut zu pr&#252;fen haben, ob sich der Betroffene aufgrund des insgesamt genossenen, teilweise bereits wieder abgebauten Alkohols einer Zuwiderhandlung gegen &#167; 24 a StVG schuldig gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zu der Frage, inwieweit die Messung des Atemalkoholgehalts zur Feststellung der Blutalkoholkonzentration geeignet sein kann, wird auf die Ausf&#252;hrungen des Bayrischen Obersten Landgerichts (VRS 75, 211 = VM 1988, 89 = Blutalkohol 1988, 337) hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die von der Verteidigung aufgeworfene Rechtsfrage der Notwendigkeit eines Sicherheitszuschlages ist in der Rechtsprechung gekl&#228;rt (vgl. OLG Hamm VRS 52, 55, 56 m.w.N. aus der obergerichtlichen Rechtsprechung).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach allem war das angefochtene Urteil mit den Feststellungen aufzuheben und die Sache zur erneuten Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde, an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen.</p>
315,225
olgham-1989-06-12-4-uf-22188
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 221/88
1989-06-12T00:00:00
2019-03-13T14:49:46
2022-10-18T15:08:49
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0612.4UF221.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Antragstellerin wird das am 17. M&#228;rz 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts -Familiengericht - Dortmund aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens - an das Amtsgericht - Familiengericht - Dortmund zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 23. August 1924 geborene Antragstellerin und der am 4. Juni 1909 geborene Antragsgegner haben einander am 25. Oktober 1968 geheiratet. Im Juli 1983 kam es zur Trennung, als die Antragstellerin die in xxx gelegene Ehewohnung verlie&#223;. Der Antragsgegner lebt zwischenzeitlich seit einigen Jahren in einem Alten-/Pflegeheim in xxx. Mit Antragsschrift vom 19. Oktober 1983 beantragte sodann die Antragstellerin die Scheidung der Ehe. Auch der Antragsgegner beantragte mit Antragsschrift vom 31. Oktober die Scheidung. Die Antragsstellerin hat ihren Scheidungsantrag mit Schriftsatz vom 15. Februar 1985 zur&#252;ckgenommen. Sie lie&#223; dazu vortragen, sie habe sich mit dem Antragsgegner vers&#246;hnt und wolle nicht mehr geschieden werden. Mit Schriftsatz vom 18. M&#228;rz 1985 lie&#223; der Antragsgegner erkl&#228;ren, sein Scheidungsantrag bleibe aufrechterhalten. Nachdem das Amtsgericht das Amtsgericht Bedenken wegen der Proze&#223;f&#228;higkeit des Antragsgegners hatte, wurde nach Eingang des unter dem 19. Januar 1984 erstatteten schriftlichen Gutachtens des Amtsarztes des Kreises dem Antragsgegner sein Sohn zum Proze&#223;pfleger bestellt. Dieser teilte mit, da&#223; der Scheidungsantrag aufrechterhalten werde. Zwischenzeitlich war im Jahre 1984 das Entm&#252;ndigungsverfahren betreffend den Antragsgegner eingeleitet worden. Durch Urteil vom 12. Dezember 1985 wurde die Ehe der Parteien geschieden und eine Entscheidung zum Versorgungsausgleich getroffen. Der Antragsgegner war pers&#246;nlich in dem Verfahren nicht angeh&#246;rt oder vernommen worden. Bez&#252;glich des Scheidungsausspruchs wurde in diesem Urteil, auf das wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird, unter anderem ausgef&#252;hrt: Der inzwischen wieder bestehenden Bereitschaft der Antragstellerin, die eheliche Gemeinschaft mit dem Antragsgegner wieder aufzunehmen, stehe dessen Wille entgegen. Dieser sei dazu nicht mehr bereit, dies ergebe sich zur &#220;berzeugung des Richters daraus, da&#223; der Gebrechtlichkeitspfleger, der den Scheidungsantrag des Antragsgegners weiterhin aufrecht erhalte, anl&#228;sslich seiner Anh&#246;rung erkl&#228;rt habe, auch der gebrechliche Vater wolle weiterhin geschieden werden. Auf die Erkl&#228;rungen des Gebrechlichkeitspflegers komme es entscheidend an, weil m&#246;glicherweise die Vorstellungen des altersschwachen Pflegebefohlenen wandelbar seien. Dies habe zur Folge, da&#223; auch nicht der Versuch unternommen worden sei, durch Anh&#246;rung des Antragsgegners selbst m&#246;glichst dessen Vorstellungen zu erfahren. Auch die Vernehmung der von der Antragstellerin benannten Zeugen zu der Frage, ob der Antragsgegner erkl&#228;rt habe, die Scheidung nicht mehr zu wollen, er&#252;brigen sich deshalb.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 17. Januar 1986 (3 C 1/85 AG Hamm) wurde der Antragsgegner wegen Geisteskrankheit entm&#252;ndigt. In diesem Beschlu&#223;, auf den wegen der weiteren Einzelheiten Bezug genommen wird, hei&#223;t es unter anderem: Die hirnorganische Demenz mit St&#246;rungen der Emotion, des Denkens und der Kritikf&#228;higkeit stelle eine so schwerwiegende geistig-seelische Behinderung dar, da&#223; der Antragsgegner nicht mehr in der Lage sei, seine Angelegenheiten selbst zu besorgen oder auch nur dabei mitzuwirken. Er bed&#252;rfe vielmehr in vollem Umfang eines Vormundes, der f&#252;r ihn plane und handele. Durch Verf&#252;gung des Rechtspflegers vom 29. Januar 1986 wurde der Sohn xxx des Antragsgegners zum Vormund bestellt (VII S 5541 AG Hamm = 9 T 188/89 xxx).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung erstrebte die Antragstellerin unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Zur&#252;ckweisung des Scheidungsantrages des Antragsgegners. Sie r&#252;gte, da&#223; das Amtsgericht den Antragsgegner nicht pers&#246;nlich am Verfahren beteiligt habe und behauptete, dieser wolle zwischenzeitlich ebenfalls die Scheidung nicht mehr. Der Senat hat durch Urteil vom 19. Juni 1986 auf die Berufung der Antragstellerin das angefochtene Urteil aufgehoben und die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten des Berufungsverfahrens - zur&#252;ckverwiesen. In diesem Urteil, auf dessen Entscheidungsgr&#252;nde wegen der Einzelheiten der Begr&#252;ndung Bezug genommen wird, hei&#223;t es unter anderem: Das Amtsgericht sei hinsichtlich der Proze&#223;f&#228;higkeit des Antragsgegners fehlerhaft vorgegangen, weil es die Sonderregelung des &#167; 607 ZPO &#252;bersehen habe. Feststellungen zur Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit habe das Amtsgericht nicht getroffen. Es habe den Antragsgegner aber im Ergebnis so behandelt, als ob er gesch&#228;ftsunf&#228;hig sei und den Ehescheidungsproze&#223; nicht selbst f&#252;hren k&#246;nne. Ohne eine entsprechende Erkenntnisgrundlage sei somit das Verfahren, da&#223; zur Ehescheidung gef&#252;hrt habe, fehlerhaft, so da&#223; das Urteil aufgehoben werden m&#252;sse. Bei der erneuten Verhandlung und Entscheidung werde das Amtsgericht ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, da&#223; der Antragsgegner inzwischen entm&#252;ndigt worden sei, wobei bisher nicht gekl&#228;rt sei, ob die Entm&#252;ndigung wegen Geistesschw&#228;che oder Geisteskrankheit erfolgt sei. Dieser Frage werde das Amtsgericht nachzugehen haben. Denn nur im Falle der Entm&#252;ndigung wegen Geisteskrankheit w&#252;rde die Tatsache der Entm&#252;ndigung schon allein den Schlu&#223; rechtfertigen, da&#223; dem Antragsgegner die Proze&#223;f&#228;higkeit f&#252;r das Scheidungsverfahren fehle. Sollte sich herausstellen, da&#223; der Antragsgegner gesch&#228;ftsunf&#228;hig sei, werde auch zu pr&#252;fen sein, seit wann das der Fall sei, weil sich die Frage stelle, ob der Antragsgegner den Scheidungsantrag vom 31. Oktober 1983 selbst noch wirksam habe erheben k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Verf&#252;gung vom 12. September 1986 (Bl. 240 d.A.) hat sodann das Amtsgericht die Anordnung getroffen, der Antragsgegner solle darauf amts&#228;rztlich untersucht werden, ob er angesichts der unstreitig bestehenden altersbedingten Hinf&#228;lligkeit noch in der Lage sei, seine Angelegenheiten zu besorgen. Nach Kenntniserlangung vom Entm&#252;ndigungsverfahren hat sodann das Amtsgericht mit Verf&#252;gung vom 28. Dezember 1987 (Bl. 251 d.A.) von der Einholung eines Gutachtens abgesehen. In dieser Verf&#252;gung wird die Auffassung niedergelegt, da&#223; wegen der aufgrund Geisteskrankheit erfolgten Entm&#252;ndigung der gesetzliche Vertreter, der Vormund xxx zur Erhebung des Scheidungsantrags befugt sei. Das in den Vormundschaftsakten befindliche Gutachten des Gesundheitsamtes des Kreises vom 19. Januar 1984 lasse, erkennen, da&#223; der Antragsgegner im Zeitpunkt der Erhebung seines Scheidungsantrags schon nicht mehr gesch&#228;ftsf&#228;hig gewesen sein d&#252;rfte. Deshalb gelte &#167; 607 Abs. 2 ZPO. F&#252;r den damaligen Scheidungsantrag bed&#252;rfe es jetzt noch der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Dieses genehmigte durch Beschlu&#223; vom 11. Februar 1988 die Einleitung und Durchf&#252;hrung des Scheidungsverfahrens gegen&#252;ber dem Vormund (Bl. 34 VIII S 5541). Am 18. Juli 1988 (Bl. 59 VII S 5541) erlie&#223; das Vormundschaftsgericht einen weiteren Beschlu&#223; dahingehend, da&#223; zum Zwecke der Klarstellung festgestellt werde, da&#223; der Genehmigungsbeschlu&#223; vom 11.02.1988 die Genehmigung der bisherigen Proze&#223;f&#252;hrung des Vormundes in dem Ehescheidungsverfahren mit umfasse. Sodann beantragte die Antragsgegnerin mit Antrag vom 8. August 1988, den Vormund gem&#228;&#223; &#167; 1886 BGB zu entlassen, hilfsweise, ihm gem&#228;&#223; &#167; 1796 BGB die Vertretungsmacht f&#252;r das Scheidungsverfahren zu entziehen. Diese Antr&#228;ge wurden durch Beschlu&#223; des Vormundschaftsgerichts vom 23. September 1988 zur&#252;ckgewiesen. Auf die Beschwerde der Antragstellerin vom 3. Oktober 1988 wurde der Beschlu&#223; durch Beschlu&#223; des Landgerichts Dortmund vom 08. November 1988 aufgehoben mit der Begr&#252;ndung, die gem&#228;&#223; &#167; 50 b FGG vorgeschriebene pers&#246;nliche Anh&#246;rung des M&#252;ndels, die grunds&#228;tzlich nach dem Gesetz geboten sei, sei unterlassen worden. Daraufhin wurde der Antragsgegner am 3. Januar 1989 pers&#246;nlich angeh&#246;rt (Bl. 109 VII S 5541). Auf die Niederschrift betreffend die Anh&#246;rung wird Bezug genommen. Sodann wurden die Antr&#228;ge der Antragstellerin durch Beschlu&#223; vom 3. Februar 1989 zur&#252;ckgewiesen. Ihre gegen diesen Beschlu&#223; gerichtete Beschwerde wurde durch Beschlu&#223; des Landgerichts Dortmund vom 4. April 1989 als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Amtsgericht wiederum die Ehe der Parteien geschieden und den Versorgungsausgleich durchgef&#252;hrt. Hinsichtlich der Betriebsrente des Antragsgegners hat es angeordnet, da&#223; dieser an die Antragstellerin zum Ausgleich seiner Betriebsrenten-Anwartschaften gegen&#252;ber der Zeitung xxx in xxx eine monatliche Rente von 35,80 DM abzutreten habe. Zur Begr&#252;ndung ist in diesem Urteil, auf dessen Entscheidungsgr&#252;nde wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird unter anderem ausgef&#252;hrt: Der Scheidungsantrag des Antragsgegners habe Erfolg; die besonderen Proze&#223;voraussetzungen gem&#228;&#223; &#167; 607 Abs. 2 ZPO l&#228;gen vor. Der wegen Geisteskrankheit seit dem 17.01.1986 entm&#252;ndigte Antragsgegner werde durch seinen Sohn xxx als Vormund vertreten. Diesem sei durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 11. Februar 1988 die Genehmigung zur Einleitung und Durchf&#252;hrung des Scheidungsverfahrens erteilt worden. Es sei zu formalistisch anzunehmen, da&#223; der Vormund das "alte" Scheidungsverfahren nicht mehr weiter betreiben d&#252;rfe, sondern stattdessen ein neues einzuleiten habe. Da nicht auszuschlie&#223;en sei, da&#223; der Antragsgegner bereits im Zeitpunkt der Stellung seines Scheidungsantrages wegen Geisteskrankheit gesch&#228;ftsunf&#228;hig gewesen und somit fraglich sei, ob er den Scheidungsantrag selbst &#252;berhaupt noch habe erheben k&#246;nnen, solle der Vormund als gesetzlicher Vertreter nunmehr in die Lage versetzt werden, diese Einleitung des Scheidungsverfahrens nachtr&#228;glich kraft seiner Befugnisse zu genehmigen. Dies sei konkludent dadurch geschehen, da&#223; der Vormund dieses Verfahren weitergef&#252;hrt habe. In dieser Weiterf&#252;hrung des Verfahrens l&#228;ge zugleich die Erkl&#228;rung, da&#223; er die Vertretungsm&#228;ngel genehmige, die bei der Erhebung des Scheidungsantrags vorgelegen haben k&#246;nnten. Die Ehe selbst sei nach den Vermutungsregeln der &#167;&#167; 1565 Abs. 1, 1566 Abs. 2 BGB zu scheiden, weil die Parteien inzwischen mehr als drei Jahre voneinander getrennt lebten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch in dem diesem Urteil zugrundeliegenden Verfahren ist der Antragsgegner nicht pers&#246;nlich angeh&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wenden sich beide Parteien. Die Antragstellerin erstrebt unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Abweisung des Scheidungsantrags des Antragsgegners. Dieser erstrebt mit seiner Beschwerde eine Regelung hinsichtlich des Versorgungsausgleichs bez&#252;glich der Betriebsrentenanwartschaften gem&#228;&#223; &#167; 3 b Abs. 1 Nr. 1 VAHRG. Zur Begr&#252;ndung ihres Rechtsmittels tr&#228;gt die Antragstellerin vor: Der Antragsgegner sei nicht geisteskrank, jedenfalls seien seine Geisteskr&#228;fte zur&#252;ckgekehrt. Diesen Eindruck habe sie bei pers&#246;nlichen Besuchen bei dem Antragsgegner gewonnen. Wie sie bereits im ersten Berufungsverfahren vorgetragen habe, wolle auch der Antragsgegner nicht mehr geschieden werden. Er habe seinerzeit nur unter dem Einflu&#223; seiner Kinder den Scheidungsantrag gestellt. Verfahrensfehlerhaft habe das Amtsgericht es unterlassen, ein Gutachten zur Proze&#223;f&#228;higkeit des Antragsgegners einzuholen entsprechend den Ausf&#252;hrungen im Senatsurteil vom 19.06.1986. Das Verfahren werde nicht wirksam durch den Vormund gef&#252;hrt, da die Genehmigung vom 11.02.1988 nicht ausreichend sei. Sei der Antragsgegner in der Geistest&#228;tigkeit nicht beeintr&#228;chtigt oder l&#228;ge nur eine Geistesschw&#228;che vor, habe es das Amtsgericht fehlerhaft unterlassen, den wahren Willen des Antragsgegners zu erforschen. Aber auch sonst sei die Genehmigung durch das Vormundschaftsgericht nicht ausreichend. Da der Antragsgegner selbst die Scheidung eingeleitet habe, habe diese Proze&#223;handlung durch den Vormund genehmigt werden m&#252;ssen. Dessen Genehmigung h&#228;tte dann das Vormundschaftsgericht genehmigen m&#252;ssen. Dieses sei aber davon ausgegangen, der Vormund selbst leite das Verfahren erst ein und f&#252;hre es dann fort. Eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung d&#252;rfe auch nicht mehr erfolgen, da das Scheidungsverfahren nicht mehr im Interesse des Antragsgegners betrieben werde, der ebenfalls nicht mehr geschieden werden wolle.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Scheidungsantrag des Antragsgegners abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den Ausgleich der Betriebsrente neu zu regeln.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Scheidungsausspruchs verteidigt der Antragsgegner das angefochtene Urteil und tr&#228;gt zur Rechtsverteidigung vor: Das Amtsgericht habe zutreffend wegen der erfolgten Entm&#252;ndigung von der Einholung eines Gutachtens abgesehen, der Antragsgegner sei bei Einleitung des Verfahrens gesch&#228;ftsf&#228;hig gewesen. Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit sei erst im Laufe des Verfahrens eingetreten, deshalb sei das Verfahren durch den gesetzlichen Vertreter zu f&#252;hren. Die Genehmigung durch das Vormundschaftsgericht sei eindeutig. Eine gegebenenfalls zun&#228;chst fehlende Genehmigung sei nachgeholt worden und f&#252;hre zu einer r&#252;ckwirkenden Heilung einer fehlenden Genehmigung. Die Abgabe einer rechtswirksamen Erkl&#228;rung durch den Antragsgegner komme nicht in Betracht. Dieser k&#246;nne sich wegen seines Geisteszustands auch nicht &#228;u&#223;ern, ob er die Ehe f&#252;r gescheitert halte. Dem Vormund sei bei klarem Bewu&#223;tsein des Antragsgegners der Auftrag erteilt worden, die Scheidung zu betreiben. Das Vorbringen der Antragstellerin, es best&#252;nden zwischen den Parteien noch Kontakte und Zuneigungen, erfolge wahrheitswidrig. Hinsichtlich des Versorgungsausgleichs bez&#252;glich seiner Betriebsrente komme allein &#167; 3 b Abs. 1 Nr. 1 VAHRG in Betracht. Es sei auch zu pr&#252;fen, welche Anwartschaften die Antragstellerin bei Vollendung ihres 65. Lebensjahres habe.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Beschwerde des Antragsgegners beantragt die Antragstellerin,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">zu erkennen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">was rechtens sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien in der Berufungsinstanz wird auf den im zweiten Rechtszug vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Akten 3 C 1/85 Amtsgericht und VII S 5541 Amtsgericht haben dem Senat zur Information vorgelegen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im Senatstermin am 12. Juni 1988 sind die Antragstellerin und der Vormund des Antragsgegners pers&#246;nlich angeh&#246;rt worden. Wegen ihrer Erkl&#228;rungen wird auf die Sitzungsniederschrift Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Antragstellerin hatte den sich aus der Urteilsformel ergebenden Erfolg. Sie f&#252;hrt nicht zu einer Entscheidung in der Sache, sondern zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht zur erneuten Verhandlung, und Entscheidung, da auch das erneute Verfahren des ersten Rechtszuges, das zum angefochtenen Verbundurteil gef&#252;hrt hat, an einem wesentlichen Mangel leidet, &#167;&#167; 539, 540 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat erneut ohne pers&#246;nliche Anh&#246;rung des Antragsgegners die Ehe geschieden und angenommen, die Scheidung erfolge nach den Vermutungsregeln der &#167;&#167; 1565 Abs. 1, 1566 Abs. 2 BGB, weil die Parteien inzwischen mehr als drei Jahre voneinander getrenntleben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Diese Feststellungen tragen das Urteil mit dem Scheidungsausspruch nicht, weil gegen den Grundsatz der erforderlichen richterlichen Aufkl&#228;rung versto&#223;en worden ist, und dieser Versto&#223; zu einer unzureichenden Tatsachenfeststellung gef&#252;hrt hat, weil gegebenenfalls entscheidungserhebliche Tatsachen, die von der Antragstellerin unter Beweis gestellt worden sind, nicht festgestellt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Antragstellerin weist das Verfahren des ersten Rechtszuges einen Fehler allerdings nicht deshalb auf, weil das Amtsgericht nicht festgestellt hat, ob der Antragsgegner bereits bei Stellung seines Scheidungsantrags mit Antragsschrift vom 31. Oktober 1983 gesch&#228;ftsunf&#228;hig gewesen ist. Denn ist der Antragsgegner erst im Laufe des Verfahrens, somit nach dem von ihm gestellten Scheidungsantrag gesch&#228;ftsunf&#228;hig geworden, bedarf es lediglich der Aufnahme des Verfahrens durch den Vormund als gesetzlichen Vertreter mit der Folge der Heilung fr&#252;herer Verfahrensm&#228;ngel. In einem solchen Fall bedarf es nicht der Genehmigung (auch) des Vormundschaftsgerichts gem&#228;&#223; &#167; 607 Abs. 2 S. 2 ZPO (vgl. Johannsen/Henrich/Seemund-Treiber Eherecht, 1987, &#167; 607 ZPO Rdn.7; Z&#246;ller-Philippi, ZPO, 15. Aufl., &#167; 607 Rdn. 8). An einer solchen Aufnahme des Verfahre durch den Vormund xxx und damit seiner Genehmigung mit der Wirkung der Heilung gegebenenfalls fr&#252;herer Verfahrensm&#228;ngel kann kein Zweifel bestehen. Der Vormund ist wirksam bestellt. Diese Bestellung hat, nachdem die gegen den Vormund gerichteten Antr&#228;ge der Antragstellerin letztlich als unzul&#228;ssig abgelehnt worden sind, auch Bestandskraft erlangt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Aber auch wenn bereits im Zeitpunkt der Stellung des Scheidungsantrags durch den Antragsgegner dieser gesch&#228;ftsunf&#228;hig gewesen sein sollte, ist diese deshalb zun&#228;chst unwirksame Proze&#223;handlung durch die Genehmigung des Vormunds und die hierauf bezogene Genehmigung des Vormundschaftsgerichts wirksam geworden. Der Senat ist mit dem Amtsgericht der Auffassung, da&#223; in einem solchen Fall einer urspr&#252;nglichen, bereits bei Antragstellung vorliegenden Proze&#223;unf&#228;higkeit des die Scheidung begehrenden Ehegatten der Vormund keinen neuen Scheidungsantrag in seiner Eigenschaft als gesetzlicher Vertreter mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts stellen mu&#223;, sondern da&#223; es ausreicht, da&#223; der Vormund die Antragstellung des proze&#223;unf&#228;higen Ehegatten genehmigt, wenn er seinerseits die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erh&#228;lt. Auch die Aufnahme des Rechtsstreits durch den Vormund als gesetzlichen Vertreter heilt M&#228;ngel der Klageerhebung, wenn die Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit des Vertretenen schon damals bestand, (vgl. RGZ 86. Band, S. 16; Z&#246;ller-Philippi a.a.O., &#167; 607 Rdn. 5 m.w.N.; &#167; 51 Rdn. 6; &#167; 56 Rdn. 11 m.w.N.; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, 47. Aufl., &#167; 51 Anm. 2 A; Wieczorek, ZPO, 2. Aufl., &#167; 607 Anm. B II). Da&#223; der Vormund xxx des Antragsgegners den entsprechenden Genehmigungswillen hatte und die Genehmigung erkl&#228;rt hat, kann nicht zweifelhaft sein. Der Umstand, da&#223; der Vormund die Genehmigung zun&#228;chst ohne Vorliegen der entsprechenden Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erteilt hat, ist unsch&#228;dlich. Denn durch die Beschl&#252;sse des Vormundschaftsgerichts vom 11. Februar 1988/18. Juli 1988 hat dieses die Genehmigung nachtr&#228;glich jedenfalls erteilt. Diese Genehmigung hat sich auch darauf erstreckt zu genehmigen, da&#223; zuvor bereits seinerseits der Vormund die bei urspr&#252;nglich bereits vorhandener Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit unwirksame Antragstellung genehmigt hatte. Eine solche, auch nachtr&#228;gliche, Genehmigung gem&#228;&#223; &#167; 607 Abs. 2 S. 2 zweiter Halbsatz ZPO heilt den Mangel der Vertretungsbefugnis des Vormunds (vgl. Z&#246;ller-Philippi, a.a.O., &#167; 607 Rdn.8; Baumbach/Lauterbach/Albers/ Hartmann, a.a.O., &#167; 607 Anm. 2 B; Wieczorek, a.a.O., &#167; 607 Anm. C I).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Verfahrensfehlerhaft hat das Amtsgericht jedoch davon abgesehen, den Antragsgegner pers&#246;nlich zu seinem Scheidungswillen anzuh&#246;ren. Auf diesem Verfahrensfehler beruht auch das angefochtene Urteil. Gem&#228;&#223; &#167; 616 ZPO hat das Gericht von Amts wegen insbesondere ehefreundliche Tatsachen zu ber&#252;cksichtigen. Das Unterlassen einer hieraus folgenden Anh&#246;rung bzw. Beweisaufnahme stellt einen erheblichen Verfahrensfehler dar (vgl. Z&#246;ller-Schneider, a.a.O., &#167; 539 Rdn.18 m.w.N.). Das Amtsgericht hat die Voraussetzungen f&#252;r die Scheidung offensichtlich lediglich deshalb mit der Begr&#252;ndung angenommen, die Parteien lebten zwischenzeitlich mehr als drei Jahre getrennt. Mit dieser Begr&#252;ndung kann das angefochtene Urteil keinen Bestand haben, weil es aufgrund fehlender Sachaufkl&#228;rung die Scheidungsvoraussetzungen angenommen hat. Hierf&#252;r sind folgende Feststellungen und Erw&#228;gungen des Senats ma&#223;gebend:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1567 Abs. 1 S. 1 BGB leben Ehegatten getrennt, wenn zwischen ihnen keine h&#228;usliche Gemeinschaft besteht und ein Ehegatte sie erkennbar nicht herstellen will, weil er die eheliche Lebensgemeinschaft ablehnt. Die Auslegung der Vorschrift des &#167; 1567 Abs. 1 S. 1 BGB hat deren Funktion f&#252;r das gesamte Scheidungsrecht zu beachten, da die Bestimmung grundlegend f&#252;r die Zerr&#252;ttungsvermutung des &#167; 1566 BGB ist. Deshalb mu&#223; der Sachverhalt "getrennt lebend" so beschaffen sein, da&#223; er - bei entsprechender Dauer - nach der Lebenserfahrung das Scheitern der Ehe verl&#228;&#223;lich anzeigt (vgl. BGH FamRZ 1989, 479 ff.; Johannsen/Henrich-J&#228;ger, Eherecht, a.a.O., &#167; 1567 Rn. 2 u. 3). Daher ist im vorliegenden Fall dem Umstand, da&#223; der Antragsgegner, wie es auch die Anh&#246;rung des Vormunds im Senatstermin ergeben hat, auf Dauer pflegebed&#252;rftig und deshalb in einem Pflegeheim untergebracht ist, kein Nachweis f&#252;r ein Scheitern der Ehe zu entnehmen. Damit leben die Ehegatten noch nicht ohne weiteres getrennt im Sinne des &#167; 1567 Abs. 1 Satz 1 BGB. Das gilt auch bei einer dauernden Unterbringung. So kann der Restbestand der Verwirklichung der ehelichen Lebensgemeinschaft auch dann gegeben sein, wenn sich bei einer solchen unfreiwilligen Aufhebung der h&#228;uslichen Gemeinschaft die allein noch m&#246;gliche Kontaktpflege auf Besuche oder sonstige Kontakte beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung, ob eine solche r&#228;umliche Trennung in Getrenntleben umschl&#228;gt, gewinnt damit das in &#167; 1567 Abs. 1 S. 1 BGB genannte <u>subjektive</u> Element besondere Bedeutung. Dabei verlangt das Gesetz, da&#223; der Trennungswille erkennbar ist. Zum Getrenntleben in diesem Sinne kommt es daher, wenn der trennungswillige Ehegatte diese Verhaltensabsicht unmi&#223;verst&#228;ndlich zu erkennen gibt. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Willenserkl&#228;rung. Deshalb kann auch ein Gesch&#228;ftsunf&#228;higer diesen Willen &#228;u&#223;ern (vgl. BGH a.a.O. <u>Seite 480 linke Spalte m.w.N.</u>). Auf den Willen des gesetzlichen Vertreters kommt es dabei nicht an. Folgt einer danach relevanten &#196;u&#223;erung des Willens, fortan getrennt zu leben, sp&#228;ter ein Bekenntnis zur ehelichen Lebensgemeinschaft, so ist das Tatbestandsmerkmal des Getrenntlebens nicht mehr verwirklicht. Die Ehegatten leben dann nicht mehr getrennt, obwohl die &#228;u&#223;eren Verh&#228;ltnisse keine &#196;nderung erfahren. Auf das Fehlen ehelicher Gesinnung kommt es indessen f&#252;r die Feststellung des Getrenntlebens nicht an (vgl. Johannsen/Henrich-J&#228;ger, a.a.O., &#167; 1567 Rn. 4). Seitens der Antragsstellerin l&#228;sst sich nach den bisherigen Feststellungen, insbesondere ihren &#196;u&#223;erungen im Senatstermin der entscheidende Trennungswille nicht mehr feststellen. Die Antragstellerin bezieht Sozialhilfe und ist deshalb schon an h&#228;ufigen Besuchen des in einem von ihrem Wohnort entfernten Pflegeheims lebenden Antragsgegners gehindert. Sie hat erkl&#228;rt, sie w&#252;nsche, da&#223; der Antragsgegner in einem Heim in der N&#228;he ihrer Wohnung gepflegt werde. Zwar hat die Antragstellerin in der Vergangenheit schon durch ihren Scheidungsantrag zu erkennen gegeben, da&#223; es damals an einem von ehelicher Gesinnung gepr&#228;gten Verhalten gefehlt hat. Jedoch lassen sich diese Feststellungen nur f&#252;r die Vergangenheit treffen. Ma&#223;gebend daf&#252;r, ob die Ehe gescheitert ist, sind jedoch die Verh&#228;ltnisse zum Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Tatrichter. Nachdem die Antragstellerin bereits vor l&#228;ngerer Zeit ihren Antrag auf Scheidung der Ehe zur&#252;ckgenommen hat, wird jedenfalls derzeit ihr fr&#252;herer gegen den Fortbestand der Ehe sprechender Wille nicht mehr ohne weiteres angenommen werden k&#246;nnen. (Hierzu wird das Amtsgericht weitere Feststellungen zu treffen haben.)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dann kommt es aber ganz entscheidend auf den Willen des Antragsgegners an. Das Amtsgericht hat das von der Antragstellerin unter Beweis gestellte Vorbringen, auch der Antragsgegner wolle an der Ehe festhalten, bereits im Verfahren, das zum ersten Scheidungsurteil gef&#252;hrt hat, verfahrensfehlerhaft &#252;bergangen (vgl. Schrifts&#228;tze der Antragstellerin vom 28. Mai 1985, Bl. 73 d.A., vom 28. August 1985, Bl. 83 d.A. Das Amtsgericht hat in dem zu dem jetzt aufzuhebenden Urteil f&#252;hrenden Verfahren auch das Vorbringen in der Berufungsgr&#252;ndungsschrift vom 19. M&#228;rz 1986 &#252;bergangen (vgl. Bl. 175, 179 d.A.). Hat der Antragsgegner noch das Bewusstsein, in einer Ehe zu leben, hat er also noch jedenfalls ein Restverst&#228;ndnis f&#252;r die Ehe und somit auch ein eheliches Empfinden, so kommt es auf die Erforschung seines Willens an (vgl. BGH a.a.O, Seite 481 linke Spalte m.w.N.). Das Amtsgericht hat keinerlei Feststellungen dazu getroffen, ob der Antragsgegner sich bereits in diesem Sinne soweit von der Ehe entfernt hat, da&#223; sein v&#246;llig fehlendes Bewu&#223;tsein aufgrund seines Geisteszustandes einem bewu&#223;ten Verlust der ehelichen Gesinnung gleichzusetzen ist. Die Annahme einer solchen "Eheferne" des Antragsgegners erscheint auch angesichts der Erkl&#228;rung seines Vormunds im Senatstermin zu den "lichten Augenblicken" des Antragsgegners nicht gerechtfertigt zu sein.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Bei der danach erforderlichen Erforschung des "nat&#252;rlichen Willens" des Antragsgegners wird sich das Amtsgericht gegebenenfalls fachkundiger Hilfe eines Sachverst&#228;ndigen bedienen m&#252;ssen. Je nach dem Ergebnis der Anh&#246;rung des Antragsgegners werden Erw&#228;gungen anzustellen sein, ob die angebotenen Zeugenbeweise zu erheben sein werden. Wie vorstehend ausgef&#252;hrt kommt es f&#252;r den Willen der Ehepartner auf den Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Tatsachenverhandlung an.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die dargelegten Verfahrensm&#228;ngel sind auch wesentlich, da sie f&#252;r die Entscheidung urs&#228;chlich geworden sind. Denn zur Zeit kann die Ehe der Parteien auch nicht mit anderer Begr&#252;ndung geschieden werden. Dies k&#246;nnte nur dann erfolgen, wenn der Antragsgegner nicht mehr das Bewu&#223;tsein besitzt, in einer Ehe zu leben, jedes Verst&#228;ndnis f&#252;r die Ehe verloren hat und damit kein eheliches Empfinden mehr aufweist. Diese Feststellungen k&#246;nnen aber derzeit gerade nicht getroffen werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt es nicht f&#252;r sachdienlich, von der Zur&#252;ckverweisung abzusehen und in der Sache selbst zu entscheiden. Denn angesichts der g&#228;nzlich fehlenden Sachverhaltsaufkl&#228;rung, die in erster Instanz zu erfolgen hat, kann der Verlust einer Tatsacheninstanz nicht hingenommen werden, auch wenn sich durch die (erneute) Zur&#252;ckverweisung die Erledigung des Rechtsstreits weiter verz&#246;gert.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Bei der erneuten Entscheidung wird das Amtsgericht ggfls. - auch das Gesetz zur Regelung von H&#228;rten im Versorgungsausgleich vom 21. Februar 1983 in der Fassung des Gesetzes &#252;ber weitere Ma&#223;nahmen auf dem Gebiet des Versorgungsausgleichs vom 08.12.1986 zu beachten haben. Danach sieht &#167; 3b VAHRG f&#252;r die Betriebsrentenanwartschaften des Antragsgegners den &#246;ffentlich-rechtlichen Ausgleich in Form des Supersplittings vor.</p>
315,226
lg-bonn-1989-06-12-6-s-10289
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 S 102/89
1989-06-12T00:00:00
2019-03-13T14:49:47
2022-10-18T15:08:47
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1989:0612.6S102.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin und die Anschlussberufung des Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Siegburg vom 10.01.1989 &#8211; 7 C 457/88 &#8211; teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 2.823,94 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 14. Juli 1988 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung und die weitergehende Anschlussberufung werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 36 % die Kl&#228;gerin und zu 64 % der Beklagte.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;- Ohne Tatbestand gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO &#8211;</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist wegen eines Teilbetrages von 443,56 DM unzul&#228;ssig, im &#252;brigen zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die unselbst&#228;ndige Anschlussberufung des Beklagten ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht der geltend gemachte R&#252;ckzahlungsanspruch zu, und zwar in H&#246;he von 2.823,94 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag errechnet sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">7</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1. Nebenkostengutachten</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Wasser und Abwasser &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 616,26 DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. Nachzahlung aus Nebenkosten</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">f&#252;r Strom&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 440,00 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3. a.) Heizkostenvorauszahlungen</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">(Juni 85 bis Mai 87)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 12.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">b. Heizkosten (Juni 85 bis Mai 87)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">ohne Tankmiete:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - 5.630,77 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6.369,23 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwischensumme: (Guthaben der Kl&#228;gerin)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6.545,49 DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">4. abz&#252;glich Miete April und Mai 87:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -2.600,00 DM</p> </li> <li><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">5. abz&#252;glich Restmieten aus 1984:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -1.121,55 DM</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Endsumme: &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.823,94 DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Ansatz der Betr&#228;ge zu 1) und 2) ist zwischen den Parteien nicht im Streit.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der 24 monatlichen Heizkostenvorauszahlungen im Zeitraum Juni 1985 bis Mai 1987 ist davon auszugehen, dass diese seitens der Kl&#228;gerin in H&#246;he von monatlich 500,00 DM geleistet worden sind. Dies ergibt sich aus den von der Kl&#228;gerin vorgelegten Lastschriftzetteln, die s&#228;mtlich diesbez&#252;gliche Zahlungen aufweisen. Diese Zahlungen unter Angabe der konkreten Leistungsbestimmung sind vom Beklagten nicht substantiiert bestritten worden. Der Beklagte kann sich insoweit nicht auf ein &#8222;Bestreiten mit Nichtwissen&#8220; zur&#252;ckziehen. Er h&#228;tte nach Vorlage der ganz konkret ausgef&#252;llten Lastschriftzettel der Kl&#228;gerin seinerseits substantiiert darlegen m&#252;ssen, wie die entsprechenden Empf&#228;ngerabschnitte ausgef&#252;llt gewesen sein sollen, um die Verrechnungs- und Leistungsbestimmungen der Kl&#228;gerin prozessual ordnungsgem&#228;&#223; zu bestreiten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der in Ansatz zu bringenden abrechnungsf&#228;higen Heizkosten ist zwischen den Parteien alleine im Streit die Frage, ob die Miete des Gastanks vom Beklagten als Vermieter abgerechnet werden kann oder nicht. Unabh&#228;ngig von der Frage der konkreten Vereinbarungen der Parteien k&#246;nnen die Kosten der Miete des Fl&#252;ssiggastanks beim Mietobjekt nicht als umlagef&#228;hige Betriebskosten vereinbart werden. Dies ergibt sich daraus, dass &#167; 4 Abs. 1 Mieth&#246;henregelungsgesetz vorschreibt, dass nur solche Betriebskosten mietvertraglich variabel gestaltet und dementsprechend umgelegt werden k&#246;nnen, die ausdr&#252;cklich als Betriebskosten in &#167; 27 der zweiten Berechnungsverordnung genannt sind. In der ma&#223;geblichen Anlage 3) zu &#167; 27 Abs. 1 der zweiten Berechnungsverordnung sind Mietkosten f&#252;r einen Tank nicht genannt. Die Kosten des Tanks sind n&#228;mlich weder Kosten des Brennstoffs als solchem, noch seiner Lieferung, noch Kosten einer messtechnischen Ausstattung zur Verbrauchserfassung. Sind die laufenden Mietkosten f&#252;r den Gastank nicht bei den Nebenkosten einer Wohnraummiete umlagef&#228;hig, so m&#252;ssen diese in dem Grundmietzins einkalkuliert werden und unterliegen damit im Falle ihrer Ver&#228;nderung den besonderen Bestimmungen des Mieth&#246;henregelungsgesetzes. Darauf, ob den Parteien bei Abschluss des Mietvertrages die vorstehende Problematik bekannt war oder nicht, kommt es f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der Betriebskostenvereinbarung nicht an. Auch die bereits einmal erfolgte Zahlung dieser Abrechnungspositionen f&#252;hrt nicht dazu, dass die nach &#167;&#167; 4, 10 MHG unzul&#228;ssige Vereinbarung zul&#228;ssig werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei der Berechnung der Heizkosten im &#252;brigen folgt die Kammer der unstreitigen Abrechnung der Klageschrift; die Berechnungen sind weitgehend rechnerisch richtig; soweit ein einzelner Rechenfehler zu Lasten der Kl&#228;gerin hierin enthalten ist, kann die Kammer diesen nicht zu Gunsten der Kl&#228;gerin ber&#252;cksichtigen, weil sie damit &#252;ber das prozessuale Klagebegehren hinausgehen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Soweit die Mieten April und Mai 1987 in voller H&#246;he von jeweils 1.300,00 DM vom Amtsgericht in Abzug gebracht worden sind, ist der diesbez&#252;gliche Angriff der Berufung bereits aus formalen Gr&#252;nden unzul&#228;ssig. Die Berufung ist n&#228;mlich insoweit nicht begr&#252;ndet worden (&#167; 519 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der Klageforderung hat der Beklagte wirksam die Aufrechnung erkl&#228;rt mit Mietr&#252;ckst&#228;nden aus dem Jahre 1984 in H&#246;he von 1.121,55 DM. Wegen des Mietr&#252;ckstandes in dieser H&#246;he wird auf die unwidersprochen gebliebene Ausf&#252;hrung in der Anschlussberufung vom 20.03.1989 (Seite 3) Bezug genommen. Bei dieser Aufstellung sind bereits f&#252;r alle von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Minderungsbetr&#228;ge ber&#252;cksichtigt worden (Juli: 336,64 DM; August: 127,24 DM, ab September monatlich 99,34 DM). Weitergehende Zahlungen f&#252;r diesen Zeitraum sind von der Kl&#228;gerin ebenfalls nicht dargelegt worden. Mit dem dem Beklagten insoweit zustehenden Restmietzinsanspruch hat er somit wirksam die Aufrechnung erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte sich gegen die Klageforderung damit verteidigt, die Kl&#228;gerin und ihre Mitmieter h&#228;tten auch w&#228;hrend der weiteren Dauer des Mietverh&#228;ltnisses insgesamt zu wenig Zahlungen erbracht, greift dieser Einwand nicht durch. Wie bereits oben ausgef&#252;hrt, hat die Kl&#228;gerseite die Nebenkostenvorauszahlungen ganz ausdr&#252;cklich als solche geleistet und es nicht ins Belieben des Beklagten als Vermieter gestellt, eine monatliche Pauschalzahlungen zu verrechnen. Der Beklagte h&#228;tte daher konkrete Zahlungsanspr&#252;che aus anderem Rechtsgrund geltend machen und hiermit konkret die Aufrechnung gegen&#252;ber der Klageforderung erkl&#228;ren m&#252;ssen. Dies hat er f&#252;r den Zeitraum ab Anfang 1985 nicht getan. Er hat nicht einmal die vom Amtsgericht bereits als unsubstantiiert abgewiesene Aufrechnung mit angeblichen Mietr&#252;ckst&#228;nden ordnungsgem&#228;&#223; mit der Anschlussberufung angefochten. In der Anschlussberufung sind vielmehr nur die geschuldeten Mieten und hierauf erfolgte Zahlungen bis Ende 1984 im einzelnen aufgeschl&#252;sselt worden. Zahlungsr&#252;ckst&#228;nde aus dem Zeitraum danach k&#246;nnen daher nicht konkret festgestellt werden. Im Gegenteil hei&#223;t es in der Anschlussberufung vom 20.03.1989 (Seite 3 = Bl. 125 d. A.),&#160; dass &#8222;in den folgenden Jahren weitere Mietr&#252;ckst&#228;nde nicht angefallen&#8220; seien, mit Ausnahme der bereits oben ber&#252;cksichtigten Mieten f&#252;r April und Mai 1987.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 4.389,05 DM (Berufung + Anschlussberufung).</p>
315,227
olgham-1989-06-08-18-u-18688
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 186/88
1989-06-08T00:00:00
2019-03-13T14:49:48
2022-10-18T15:08:47
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0608.18U186.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 28. April 1988 verk&#252;ndete Urteil der 7. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Beklagte um weniger als 40.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte betreibt eine Partnerschaftsvermittlung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 29.07.1987 schlossen die Parteien einen formularm&#228;&#223;igen schriftlichen "Repr&#228;sentantenvertrag" (Bl. 7 - 16). In ihm verpflichtete sich der Kl&#228;ger, als Handelsvertreter f&#252;r die Beklagte t&#228;tig zu werden und ihr durch Werbung in dem Stadtkurier xxx und xxx und nach Absprache in den Anzeigenbl&#228;ttern xxx Kunden als zu vermittelnde Partner zuzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Als der Kl&#228;ger den Vertrag unterschrieb, wohnte er noch in xxx. Den von ihm gew&#252;nschten Werbetr&#228;ger, den Stadtanzeiger von xxx &#252;berlie&#223; die Beklagte ihm nicht, weil sie f&#252;r dieses Blatt bereits einen Repr&#228;sentanten hatte. Da der Kl&#228;ger schon bei Vertragsschlu&#223; beabsichtigte, seinen Wohnsitz in den Bezirk xxx zu verlegen, wurden die Anzeigenbl&#228;tter xxx in den Vertrag aufgenommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In &#167; 1 des Vertrages hei&#223;t es, da&#223; der Repr&#228;sentant mit Wirkung vom 29.07.1987 f&#252;r die Beklagte t&#228;tig werde und Handelsvertreter im Sinne des HGB mit Abschlu&#223;- und Inkassovollmacht sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 4 des Vertrages ist der Repr&#228;sentant verpflichtet, w&#246;chentlich auf eigene Rechnung in dem genannten Werbetr&#228;ger mit ihm f&#252;r diese Werbung von der Beklagten zur Auswahl vorgelegten Texten zu werben und dabei deutlich zu machen, da&#223; er als Vermittler werbe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 6 des Vertrages schlie&#223;t der Repr&#228;sentant die Kundenvertr&#228;ge im Namen der Beklagten ab. Die Beklagte ist berechtigt, Kundenvertr&#228;ge abzulehnen, die nicht in ihre Kundenstruktur passen. Die Vermittlungsgeb&#252;hr, die der Repr&#228;sentant mit dem Kunden vereinbart, soll 3.000,-- DM zuz&#252;glich gesetzlicher Mehrwertsteuer betragen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 8 des Vertrages erh&#228;lt der Repr&#228;sentant von der Aufnahmegeb&#252;hr der von ihm zustandegebrachten Kundenvertr&#228;ge den Anteil von 35 % mit entsprechendem Anteil an der Mehrwertsteuer. Der Berechnung sollen nur Vertr&#228;ge zugrundegelegt werden, f&#252;r die tats&#228;chlich die Zahlung des jeweiligen Kunden in der festgelegten H&#246;he eingegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In &#167; 9 wurde die Vertragsdauer f&#252;r den Zeitraum von 6 Monaten mit Verl&#228;ngerungsklausel festgelegt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In &#167; 3 des Vertrages hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">"xxx erbringt f&#252;r den Repr&#228;sentanten folgende Leistungen:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1. <u>Einr&#228;umung und Bereitstellung</u> eines bestimmten Verkaufsgebietes, das durch das Belegungsgebiet einer bestimmten Zeitung oder Zeitungsausgabe, Zeitschrift oder Zeitschriftenausgabe festgelegt wird. Als "Verkaufsgebiet" wird hier eben diese Ausgabe des jeweiligen Werbetr&#228;gers verstanden, bestimmt und vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">2. <u>Schulung des Repr&#228;sentanten</u>. In diesem Zusammenhang sich f&#252;r den Repr&#228;sentanten ergebene Reisekosten tr&#228;gt xxx nicht.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3. <u>Kostenlose Bereitstellung</u> folgender Formulare nach Abruf durch den Repr&#228;sentanten:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Vertragsvordrucke</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Personalb&#246;gen</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">&#220;berweisungstr&#228;ger, soweit diese auf xxx lauten sollen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">4. <u>Erstellung und Bereitstellung</u> von Werbetexten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">5. <u>Vermittlung</u> der durch den Repr&#228;sentanten unter Vertrag genommenen Partnersuchenden."</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 des Vertrages lautet:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">"Bei Abschlu&#223; dieses Vertrages zahlt der Repr&#228;sentant an xxx als einmalige Zahlung den Betrag von DM 6.000,-- zzgl. der Mehrwertsteuer in H&#246;he von DM 840,--, gleich insgesamt DM 6.840,-- (in Worten: Deutsche Mark Sechstausendachthundertvierzig 0/00).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Zahlung werden die Vorausleistungen, die diese Vereinbarung beinhalten, abgegolten. Insbesondere beinhaltet dies die Grundausbildung und Schulung des Repr&#228;sentanten sowie die sofortige Bereitstellung des vereinbarten Werbetr&#228;gers f&#252;r den Repr&#228;sentanten. Mit der Bereitstellung dieses Werbetr&#228;gers f&#252;r den Repr&#228;sentanten ist der vereinbarte Werbetr&#228;ger f&#252;r andere infrage kommende Repr&#228;sentanten der xxx gesperrt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im Zuge des Abschlusses dieses Vertrages &#252;bermittelt xxx noch vor Schulung und Grundausbildung des Repr&#228;sentanten diesem einen wesentlichen Teil des f&#252;r seine k&#252;nftige T&#228;tigkeit notwendigen Wissens."</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Den in &#167; 7 des Vertrages erw&#228;hnten Betrag sollte der Kl&#228;ger nach einem gesondert unterschriebenen "Besprechungsprotokoll" (Bl. 17) bar bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Zahlung ist erfolgt. In dem Besprechungsprotokoll hei&#223;t es unter anderem:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">"Wir haben heute den Vertrag &#252;ber die Repr&#228;sentanz f&#252;r das Zeitungsgebiet Stadtkurier xxx und xxx, Anzeigenbl&#228;tter f&#252;r xxx nach Absprache abgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wie vereinbart, wird dieses Zeitungsgebiet damit zu Gunsten des hier unterzeichnenden Repr&#228;sentanten gesperrt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Xxx Gesellschaft f&#252;r Partnerschaft, Freizeit und Dienstleistungen wird daher alle anderen Gespr&#228;che und Verhandlungen mit anderen Bewerbern f&#252;r dieses Zeitungsgebiet abbrechen und dieses Zeitungsgebiet nicht mehr anderweitig an einen anderen Repr&#228;sentanten vergeben."</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit Anwaltsschreiben vom 13.11.1987 (Bl. 5, 6) lie&#223; der Kl&#228;ger den Repr&#228;sentantenvertrag anfechten und fristlos k&#252;ndigen. Der Aufforderung, den Betrag von 6.840,-- DM bis zum 25.11.1987 an ihn zur&#252;ckzuzahlen, kam die Beklagte nicht nach.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen, die Beklagte habe mehrfach und in grober Weise gegen die Ausschlie&#223;lichkeitsabsprache versto&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Am 29.09,1987 habe sie einen Repr&#228;sentantenvertrag mit der Vertreterin xxx geschlossen. Der vereinbarte Standort der Repr&#228;sentanz, xxx, liege im Belegungsgebiet der ihm, dem Kl&#228;ger, zugewiesenen Anzeigenbl&#228;tter. Frau xxx sei vertraglich verpflichtet worden, nur unter der Bezeichnung "Partnervermittlung xxx" und nicht unter dem Namen xxx zu werben. Die Beklagte habe xxx auch f&#252;r den Bereich xxx Ausschlie&#223;lichkeit zugesagt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;ter habe die Beklagte noch einen Vertrag mit xxx abgeschlossen und ihr das Gebiet von xxx an der xxx reserviert. Auch ihr sei Ausschlie&#223;lichkeit zugesagt und aufgegeben worden, nur unter der Bezeichnung "Partnervermittlung xxx" zu werben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus habe die Beklagte einen weiteren Vertrag mit Herrn xxx geschlossen. Der ihm ausschlie&#223;lich zugesagte Bereich liege ebenfalls im Verbreitungsgebiet der Anzeigenbl&#228;tter. Xxx habe nur unter der Bezeichnung "Partnervermittlung xxx" werben sollen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte habe ihn von vornherein unter falschen Voraussetzungen geworben und den versprochenen Gebietsschutz nicht einhalten wollen. Sie habe ihm vielmehr Konkurrenz aus dem eigenen Hause verschafft und versucht, dies bewu&#223;t vor ihm zu verheimlichen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 6.840,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 26.11.1987 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat um Klageabweisung gebeten.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, f&#252;r eine Anfechtung fehle es schon nach dem Vorbringen des Kl&#228;gers an einer T&#228;uschungshandlung. Denkbare Vertragsverletzungen w&#252;rden eine K&#252;ndigung nicht rechtfertigen, sondern allenfalls Schadensersatzanspr&#252;che des Kl&#228;gers begr&#252;nden. Sie, die Beklagte, habe jedoch nicht gegen den Vertrag versto&#223;en, sondern der Kl&#228;ger, der nicht w&#246;chentlich auf eigene Rechnung geworben habe. Der Repr&#228;sentantenvertrag verbiete ihr nicht; Repr&#228;sentanten unter anderer Firmenbezeichnung als Vermittler einzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 28.04.1988 hat das Landgericht Dortmund der Klage stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, dem Kl&#228;ger stehe ein bereicherungsrechtlicher Anspruch auf R&#252;ckzahlung der 6.840,-- DM zu. &#167; 7 des Vertrages sei gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 1 AGBG unwirksam, da er den Kl&#228;ger entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteilige.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung macht die Beklagte geltend, &#167; 7 des Vertrages sei wirksam. Es handele sich um eine individuelle Preisvereinbarung, die dem Regelungsbereich des &#167; 9 AGBG entzogen sei.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dem geltenden Recht des Handelsvertreters sei es zudem nicht fremd, da&#223; sich der Handelsvertreter bei einem Unternehmer gleichsam einkaufe. &#167; 7 weiche nicht vom gesetzlichen Leitbild des Handelsvertretervertrages ab. Keinesfalls werde der Kl&#228;ger entgegen dem Gebot von Treu und Glauben unangemessen benachteiligt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Zahlung von 6.840,-- DM st&#252;nden erhebliche Leistungen von bedeutendem wirtschaftlichen Wert gegen&#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">So habe sie mit erheblichem Kostenaufwand die Personendatenerfassungsb&#246;gen, die Vertragstexte und die Formularschreiben entwerfen lassen und marktg&#228;ngig gemacht. Da die Vertragstexte und Formulare den Erwartungen der Rechtsprechung angepa&#223;t werden m&#252;&#223;ten, seien daf&#252;r in betriebswirtschaftlicher Hinsicht Kosten von 10 -20 % der Partnervermittlungsgeb&#252;hren anzusetzen (Sachverst&#228;ndigengutachten).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Schulungsveranstaltungen stellten eine au&#223;erordentlich bedeutende Gegenleistung dar. Sie, die Beklagte, trage die Kosten der Grund- und Nachschulung. Die Vermittlung des Wissens belaste sie monatlich mit &#252;ber 15.000,-- DM (Zeugnis xxx). W&#252;rden die Repr&#228;sentanten eine vergleichbare Schulung bei der Firma xxx in xxx absolvieren, entst&#252;nden ihnen Kosten von jeweils mehr als 2.000.-- DM.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da f&#252;r den Repr&#228;sentanten im Falle der ordnungsgem&#228;&#223;en Beendigung des Vertragsverh&#228;ltnisses kein Wettbewerbsverbot bestehe, k&#246;nne dieser sogleich eine selbst&#228;ndige Repr&#228;sentantent&#228;tigkeit aus&#252;ben und die im Rahmen der Schulungen erworbenen Kenntnisse f&#252;r sich nutzbar machen und zu ihr, der Beklagten, unter Ausnutzung der Kenntnisse ihrer Betriebs- und Gesch&#228;ftsgeheimnisse in direkten Wettbewerb treten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Aber nicht nur darin liege ein Vorteil, der &#252;ber die gesetzliche Regelung der &#167;&#167; 84 ff. HGB hinausgehe. Zu ber&#252;cksichtigen sei auch die Regelung in &#167; 4 des Vertrages, nach der es dem Repr&#228;sentanten erlaubt sei, &#252;ber das ihm zu seinem Schutz einger&#228;umte Gebiet hinaus mit vertraglich festgelegten Werbetr&#228;gern - allerdings ohne den Zusatz "xxx Partner" - zu werben.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus gew&#228;hre sie dem Repr&#228;sentanten ungew&#246;hnlich hohe Provisionen nach &#167;&#167; 8 und 10 des Vertrages. Dadurch verschiebe sich das gesetzliche Leitbild zu Lasten des Unternehmers.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der von dem Repr&#228;sentanten gem&#228;&#223; &#167; 7 des Vertrages zu zahlende Betrag sei bei entsprechendem Einsatz nach relativ kurzer Vertragszeit zur&#252;ckzuverdienen. Die guten Erwerbsm&#246;glichkeiten seien insbesondere auf die unter verkaufspsychologischen Aspekten erarbeitete und aufwendig gestaltete Kundenkarte zur&#252;ckzuf&#252;hren, deren Entwicklung etwa 80.000,-- DM gekostet habe (Zeugnis xxx) und die dem Repr&#228;sentanten xxx beim Verkaufsgespr&#228;ch wesentlich helfe.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Regelung in &#167; 7 des Vertrages sei branchen&#252;blich. Auf die im Handelsverkehr geltenden Gewohnheiten und Gebr&#228;uche sei aber angemessen R&#252;cksicht zu nehmen. Auch sechs von ihr namentlich genannte Firmen (B1. 92, 93) w&#252;rden Repr&#228;sentanzen verkaufen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ferner wehrt sich die Beklagte dagegen, da&#223; das Landgericht den Repr&#228;sentantenvertrag der Parteien als Handelsvertretervertrag qualifiziert hat. Ihrer Meinung nach ist der Vertrag einem Franchise-Vertrag angen&#228;hert, f&#252;r den die Entrichtung eines Entgelts durch den Franchise-Nehmer typisch sei. Ihre Vertragsgestaltung sei branchen&#252;blich geworden (Sachverst&#228;ndigengutachten).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">das Urteil des Landgerichts Dortmund vom 28. April 1988 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt sein Vorbringen erster Instanz und verteidigt das angefochtene Urteil. Erg&#228;nzend f&#252;hrt er aus:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 des Vertrages sei nicht zwischen den Parteien im Einzelfall ausgehandelt worden. Vielmehr sei der Betrag in dem vorformulierten Vertragstext enthalten. Unstreitig verlange die Beklagte von allen ihren Vertretern die gleichhohe Vertragssumme.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Zahlungsverpflichtung belaste ihn unangemessen im Hinblick auf die Vertragsdauer, die nach &#167; 9 des Repr&#228;sentantenvertrages schon nach einem halben Jahr beendet sein k&#246;nne. Dann st&#252;nde die H&#246;he des Eintrittsgeldes selbst mit den von der Beklagten behaupteten Gewinnchancen in keinem Verh&#228;ltnis, zumal die Beklagte nach dem Vertrag selbst dann nicht zur R&#252;ckzahlung verpflichtet sei, wenn sie das Vertragsverh&#228;ltnis nach Ablauf von nur 6 Monaten gek&#252;ndigt habe.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bestreitet, da&#223; das Schulungsprogramm vertragsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrt werde. Es habe lediglich eine Zusammenkunft an einem Samstagvormittag gegeben. Nach Art und Umfang sei diese Veranstaltung nicht geeignet, den anwesenden Vertretern auch nur rudiment&#228;re Grundkenntnisse zu verschaffen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Schulungsprogramm stelle keine ausreichende Gegenleistung der Beklagten dar. Dar&#252;ber hinaus k&#246;nne die Beklagte auch nichts daraus herleiten, da&#223; ein Wettbewerbsverbot nicht vereinbart worden sei, denn das entspreche dem &#167; 90 a HGB.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Das Vertragswerk der Beklagten sei auch nicht einem Franchise-Vertrag angen&#228;hert. &#167; 1 betone den Charakter des Handelsvertretervertrages, und der Repr&#228;sentant m&#252;sse unterschreiben, da&#223; er von den &#167;&#167; 84 und 86 HGB Kenntnis genommen habe.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bestreitet zudem, da&#223; die Vertragsgestaltung in der Branche der Beklagten handels&#252;blich sei (Sachverst&#228;ndigengutachten).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Er meint, &#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages sei auch sittenwidrig und daher nichtig. Zudem sei der Vertrag wirksam fristlos gek&#252;ndigt und vorsorglich wegen arglistiger T&#228;uschung angefochten worden. Insoweit wiederholt und erg&#228;nzt er unter Beweisantritt sein Vorbringen erster Instanz.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist sachlich nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gem&#228;&#223; &#167; 812 Abs. 1 S. 1 1. Alternative BGB ein Anspruch auf R&#252;ckzahlung von 6.840,-- DM gegen die Beklagte zu.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages ist gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG nichtig. Der Senat teilt die Entscheidung des hiesigen 7. Zivilsenats im Urteil vom 09.12.1988 - 7 U 90/88 - und gibt die in seinem Beschlu&#223; vom 27.10.1988 - 18 W 25/88 - vertretene Rechtsauffassung auf.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages unterliegt den Bestimmungen des AGBG. Die Beklagte hat den Wortlaut des Vertrages vorformuliert. Sie hat den Vertragstext f&#252;r eine Vielzahl von Vertr&#228;gen entworfen und auch verwendet. Dies gilt auch f&#252;r &#167; 7. Der dort genannte Betrag ist vorgedruckt. &#220;ber ihn hat die Beklagte nicht mit den einzelnen Handelsvertretern, auch nicht mit dem Kl&#228;ger, verhandelt. Sie fordert von jedem ihrer Vertragspartner exakt 6.840,-- DM. Die Voraussetzungen des &#167; 1 Abs. 1 AGBG sind damit erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Eines R&#252;ckgriffs auf die vom Kl&#228;ger herangezogene Entscheidung des OLG Frankfurt (NJW - RR 1987, 548) bedarf es nicht. In dem vom OLG Frankfurt entschiedenen Fall waren die Betr&#228;ge von 6.000,-- DM und 6.840,-- DM sogar handschriftlich eingetragen worden, und gleichwohl hatte sich das OLG f&#252;r eine allgemeine Gesch&#228;ftsbedingung und nicht f&#252;r eine Individualvereinbarung ausgesprochen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 8 AGBG von der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 8 AGBG gelten die &#167;&#167; 9 - 11 AGBG nur f&#252;r Bestimmungen in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, durch die von Rechtsvorschriften abweichende oder diese erg&#228;nzende Regelungen vereinbart werden. Von der Inhaltskontrolle ausgenommen sind danach Inhalte, die ihrer Art nach nicht der Regelung durch Gesetz oder andere Rechtsvorschriften unterliegen, sondern im marktwirtschaftlichen System von den Parteien festgelegt werden m&#252;ssen und bei deren Fehlen der Vertrag mangels Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des Hauptgegenstandes nicht durchgef&#252;hrt werden kann, vgl. Wolf in Wolf/Horn/Lindacher, Rn. 8 zu &#167; 8. Wolf spricht insoweit von den essentialia negotii. Brandtner stellt insoweit in erster Linie auf die Abreden &#252;ber den unmittelbaren Gegenstand der Hauptleistungen, also insbesondere &#252;ber Art und Qualit&#228;t des von einem Teil zu leistenden Wirtschaftsgutes und die vom anderen Teil zu erbringende Gegenleistung ab, vgl. Ulmer-Brandtner-Hensen, AGB-Gesetz, 5. Aufl., Rn. 6 zu &#167; 8. Damit scheiden Preisvereinbarungen und sonstige Festlegungen des Aequivalenzverh&#228;ltnisses aus dem Anwendungsbereich der &#167;&#167; 9-11 AGBG aus.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Hauptleistungspflichten pr&#228;gen die Eigenart des jeweiligen Schuldverh&#228;ltnisses. Sie sind f&#252;r die Einordnung in die verschiedenen Typen der Schuldverh&#228;ltnisse entscheidend, vgl. Palandt-Heinrichs, 48. Aufl., Einleitung vor &#167; 241 Anm. 1e. Betrachtet man das gesamte Vertragswerk der Parteien, l&#228;&#223;t sich die Zahlungsverpflichtung nach &#167; 7 nicht als Hauptleistungspflicht einstufen. Der Vertrag ist als Handelsvertretervertrag zu qualifizieren. &#167; 1 S. 2 stellt ausdr&#252;cklich klar, da&#223; der Repr&#228;sentant Handelsvertreter im Sinne des HGB ist. Nach &#167; 1 S. 3 best&#228;tigt der Repr&#228;sentant, insbesondere von den &#167;&#167; 84 und 86 HGB Kenntnis genommen zu haben. Diese Normen sind von den Parteien zus&#228;tzlich noch unterschrieben worden und, wie es &#167; 1 S. 4 des Vertrages vorsah, zum Inhalt des Vertrages gemacht worden. &#167; 86 HGB beschreibt die Pflichten des Handelsvertreters. Der Handelsvertreter hat unter Wahrnehmung der Interessen des Unternehmers auf die Vermittlung oder den Abschlu&#223; von Gesch&#228;ften gerichtete Dienste zu leisten. Diese Hauptleistungspflicht des Handelsvertreters ist in &#167; 4 des Repr&#228;sentantenvertrages im einzelnen geregelt. Dazu steht im Aequivalenzverh&#228;ltnis die Pflicht der Beklagten zur Provisionszahlung, die in den &#167;&#167; 8 und 10 des Vertrages normiert worden ist.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Weisen die im Vertrag verwendeten Begriffe und die angegebenen gesetzlichen Normen ebenso eindeutig auf einen Handelsvertretervertrag hin, wie die Regelungen der f&#252;r einen Handelsvertretervertrag typischen Hauptleistungspflichten der Vertragsparteien, so verm&#246;gen die dagegen gerichteten Argumente der Beklagten, der Vertrag sei dem Franchise-Vertrag angen&#228;hert, aus den vom hiesigen 7. Zivilsenat im Urteil vom 09.12.1988 - 7 U 90/88 - dargelegten Gr&#252;nden nicht zu greifen. In dem Urteil hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">"Die Auffassung der Kl&#228;gerin, es handele sich hierbei um eine falsa demonstratio, weil tats&#228;chlich ein Franchise-Vertrag vorgelegen habe, geht fehlt. Ein Franchise-Vertrag scheidet eindeutig aus, weil die charakteristischen Merkmale dieses Vertragstypus fehlen. Eine obligatorische Voraussetzung des Franchise-Vertrages ist es, da&#223; die einzelnen Vertriebsstellen rechtlich selbst&#228;ndig sind. W&#228;hrend ein Handelsvertreter gelegentlich Gesch&#228;fte f&#252;r den Unternehmer vermittelt oder diese im Namen des Unternehmers abschlie&#223;t, bleibt der Franchise-Nehmer unabh&#228;ngig (EUGH NJW 1986, 1417) und schlie&#223;t seine Vertr&#228;ge im eigenen Namen und f&#252;r eigene Rechnung (vgl. Skaupy, BB 1969, S. 113 ff.). Das ist hier jedoch nicht der Fall, weil der Beklagte nach &#167; 6 des Vertrages die Kundenvertr&#228;ge im Namen der Kl&#228;gerin abzuschlie&#223;en hatte, was typisch f&#252;r die Befugnisse eines Handelsvertreters ist. Nach &#167; 6 Abs. 2 des Vertrages war die Kl&#228;gerin sogar berechtigt, Kundenvertr&#228;ge abzulehnen. Der Beklagte war im Zweifelsfall verpflichtet, vor Abschlu&#223; eines Kundenvertrages mit der Kl&#228;gerin R&#252;cksprache zu nehmen. Spezifisches Merkmal f&#252;r das Franchise-System ist au&#223;erdem das einheitliche Auftreten von Franchise-Geber und Nehmer (Skaupy, Franchising, S. 6). Auch davon kann hier nicht die Rede sein. In seiner Werbung hatte der Beklagte deutlich kenntlich zu machen, da&#223; er lediglich als Vermittler t&#228;tig werde. Er mu&#223;te seinen eigenen Anzeigenfu&#223; verwenden und durfte lediglich den Zusatz " xxx Partner" verwenden. Au&#223;erhalb des festgelegten Werbetr&#228;gers durfte der Beklagte nicht einmal diesen Zusatz verwenden. Schon diese tiefgreifenden Unterschiede zeigen, da&#223; der Vertrag ... keinen Franchise-Vertrag darstellte, sondern dem Beklagten die typische Stellung eines Handelsvertreters gem&#228;&#223; &#167; 84 Abs. 1 HGB einr&#228;umte."</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die in &#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages normierte Zahlungsverpflichtung des Handelsvertreters &#228;ndert an der rechtlichen Einordnung des Vertrages nichts. In einem Handelsvertretervertrag stellen die Leistungen des Unternehmers, die der Repr&#228;sentant nach &#167; 7 Abs. 2 mit der Zahlung abgelten soll, keine Hauptleistungspflichten dar. Das gilt, ohne da&#223; es weiterer Vertiefung bedarf, auch f&#252;r die besonders hervorgehobenen "Vorausleistungen" wie die Grundausbildung und Schulung des Repr&#228;sentanten sowie die sofortige Bereitstellung des vereinbarten Werbetr&#228;gers und die Vermittlung eines wesentlichen Teils des f&#252;r die k&#252;nftige T&#228;tigkeit des Repr&#228;sentanten notwendigen Wissens "im Zuge des Abschlusses" des Vertrages. Derartige Leistungen werden ebenso wie die zur Verf&#252;gungstellung von Formularen und anderen zur Aus&#252;bung der Handelsvertretert&#228;tigkeit, erforderlichen Unterlagen nach der gesetzlichen Regelung des Handelsvertreterrechts vom Unternehmer grunds&#228;tzlich nicht gegen Entgelt erbracht, vgl. &#167; 86a Abs. 1 HGB. Sie stellen lediglich Nebenleistungen dar. Das gilt auch, soweit die Beklagte sich in der Verhandlung vor dem Senat darauf berufen hat, sie habe dem Kl&#228;ger ihren Kundenstamm zur Mitnutzung &#252;berlassen, weil nur &#252;ber sie den vom Kl&#228;ger geworbenen Partnersuchenden geeignete Partner h&#228;tten benannt werden k&#246;nnen. Diese Leistung der Beklagten ist im Ergebnis nicht anders zu werten als die Leistung eines Unternehmers, der zum Vertrieb durch Handelsvertreter Waren beschafft und bereith&#228;lt und daf&#252;r bei der erstrebten Ver&#228;u&#223;erung Entgelt erh&#228;lt. Demzufolge kann die in &#167; 7 normierte Zahlungs-Verpflichtung des Repr&#228;sentanten nicht als Gegenleistung einer vom Unternehmer zu erbringenden Hauptleistungspflicht eingestuft werden.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Der Senat verkennt nicht, da&#223; es den Parteien im Rahmen der Parteiautonomie freisteht, vom &#252;blichen Vertragstypus abzuweichen und typische Nebenpflichten als Hauptpflichten zu vereinbaren. Eine solche Vereinbarung haben die Parteien im Repr&#228;sentantenvertrag aber nicht getroffen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Versteht man unter der Hauptpflicht die den Vertragstyp kennzeichnende Pflicht, m&#252;&#223;te das Fehlen der Pflicht den Vertrag zu einem anderen Typ geh&#246;ren lassen. W&#252;rde hier jedoch die Zahlungspflicht nach &#167; 7 fehlen, l&#228;ge ebenfalls ein Handelsvertretervertrag vor.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Will man die Einteilung in Haupt- und Nebenpflichten auf den gegenseitigen Vertrag beschr&#228;nken, dann sind Hauptpflichten im Gegensatz zu Nebenpflichten synallagmatisch.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Handelsvertretervertrag als besondere Auspr&#228;gung des Dienstvertrages sieht aber in synallagmatischer Verkn&#252;pfung die werbende T&#228;tigkeit des Handelsvertreters und die Provisionszahlungspflicht des Unternehmers.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Nun zeigt zwar die Regelung in &#167; 7 Abs. 2 des Repr&#228;sentantenvertrages, da&#223; die einmalige Zahlung von 6.840,-- DM mit den von der Beklagten erbrachten Vorausleistungen gekoppelt ist. Dadurch wird aber &#167; 7 Abs. 1 nicht zu einer "Leistungsbeschreibung" oder "Hauptkondition", die der Inhaltskontrolle entzogen w&#228;re. Es darf nicht &#252;bersehen werden, da&#223; nur die vertragsgem&#228;&#223;e Festlegung des unmittelbaren Hauptleistungsgegenstandes, den der andere Teil erwerben will, nicht kontrollf&#228;hig ist. Alle im weiteren Sinne leistungsbeschreibenden, n&#228;mlich das Hauptleistungsversprechen ausgestaltenden bzw. modifizierenden Regelungen in allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen k&#246;nnen nach den &#167;&#167; 9 - 11 AGBG &#252;berpr&#252;ft werden. L&#228;&#223;t sich der Verwender allgemeiner Gesch&#228;ftsbedingungen eine nach dem Gesetz unentgeltlich zu erbringende Nebenleistung verg&#252;ten, kann darin nicht die vertragsgem&#228;&#223;e Festlegung des unmittelbaren Hauptleistungsgegenstandes gesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Eine andere Beurteilung ist hier auch nicht unter Ber&#252;cksichtigung der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (NJW 1985, 58 ff. BB 68, 927, VersR 59, 692 ff.) unter dem Stichwort eines "Kaufs" einer Bezirksvertretung bei Abschlu&#223; eines Bezirksvertretervertrages angezeigt. Die genannten Entscheidungen betreffen nicht vergleichbare Fallgestaltungen. In ihnen geht es um die Frage, ob der Unternehmer den gegen ihn gerichteten Ausgleichsanspruch eins h&#246;heren Handelsvertreters auf den Nachfolger abw&#228;lzen kann und unter welchen Voraussetzungen die Zahlung des Ausgleichs durch den Nachfolger bei der Berechnung seines sp&#228;teren Ausgleichsanspruchs zu ber&#252;cksichtigen ist. Ob der Unternehmer beim Wechsel des Vertreters den Ausgleich des ausscheidenden Vertreters auf dessen Nachfolger im Wege der Vereinbarung abw&#228;lzen kann oder ob dies nach &#167;&#167; 87, 89b HGB unzul&#228;ssig oder sittenwidrig ist, hat der BGH im Urteil vom 29.06.1959 noch offengelassen. In den Entscheidungen vom 10.06.1968 und 10.05.1984 hat er dann ausgesprochen, da&#223; sich der Handelsvertreter verpflichten kann, dem Unternehmer den Ausgleichsbetrag (&#167; 89b HGB) zu erstatten, den dieser einem f&#252;r ihn t&#228;tig gewesenen Handelsvertreter zu zahlen hat und da&#223; sich der Handelsvertreter auch zu direkten Zahlungen des Ausgleichs an seinen Vorg&#228;nger verpflichten kann, weil der Unternehmer den Ausgleichsanspruch wirtschaftlich und auch rechtlich auf den Nachfolger des ausscheidenden Handelsvertreters abw&#228;lzen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Es ist schon zweifelhaft, ob bei einem Dauerschuldverh&#228;ltnis wie dem Handelsvertreterverh&#228;ltnis die Pflicht zur einmaligen Zahlung infolge der Abw&#228;lzung des Ausgleichsanspruchs und die damit f&#252;r den einsteigenden Handelsvertreter verbundene Nutzungsm&#246;glichkeit des &#252;bernommenen Kundenstammes sich als eigenst&#228;ndiges Rechtsgesch&#228;ft mit eigenen Hauptleistungspflichten darstellt. Diese Frage kann jedoch dahinstehen, denn der Repr&#228;sentantenvertrag stellt jedenfalls kein derartiges Rechtsgesch&#228;ft dar. Es kann nach dem Vertragswerk der Beklagten ausgeschlossen werden, da&#223; sie einen gegen sie gerichteten Ausgleichsanspruch auf den Kl&#228;ger abw&#228;lzen wollte. Zum einen tr&#228;gt sie nicht vor, da&#223; sie Ausgleichsanspr&#252;chen fr&#252;herer Handelsvertreter ausgesetzt ist, zum anderen verlangt sie von s&#228;mtlichen Handelsvertretern exakt 6.840,-- DM. Es ist aber nicht anzunehmen, da&#223; Ausgleichsanspr&#252;che fr&#252;herer Handelsvertreter der Beklagten der H&#246;he nach identisch sind.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Ferner besagt &#167; 7 Abs. 2 des Vertrages, welche Leistungen der Beklagten abgegolten werden sollen. Soweit Grundausbildung, Schulung, Formulare und andere Unterlagen gemeint sind, verbietet sich eine Parallele zu den genannten F&#228;llen, die der Bundesgerichtshof entschieden hat, ohne n&#228;here Begr&#252;ndung. Aber auch soweit die sofortige Bereitstellung des vereinbarten Werbetr&#228;gers f&#252;r den Repr&#228;sentanten in &#167; 7 Abs. 2 S. 2 des Repr&#228;sentantenvertrages angesprochen wird, geht es nicht um die Nutzungsm&#246;glichkeit eines &#252;bernommenen Kundenstammes. Es wird im Vertrag nicht deutlich, da&#223; der Repr&#228;sentant einen Kundenstamm &#252;bernehmen kann und soll. Er soll vielmehr selbst werben und neue Kunden f&#252;r die Partnerschaftsvermittlung gewinnen. Gegen die &#220;bernahme des Kundenstammes spricht nicht zuletzt die spezifische Eigenart des Marktes, auf dem die Repr&#228;sentanten t&#228;tig werden sollen. Kann beim klassischen Fall der Handelsvertretung, der Vermittlung von Kaufvertr&#228;gen &#252;ber Konsumg&#252;ter, von einem Kundenstamm gesprochen werden, von dem man Nachfolgeauftr&#228;ge erwarten darf, so ist dies in dieser Form bei der Partnerschaftsvermittlung (nahezu) ausgeschlossen. Es w&#228;re nur denkbar, da&#223; der Repr&#228;sentant laufende Vermittlungsbem&#252;hungen seines Vorg&#228;ngers &#252;bernimmt und er insofern potentielle Kunden vorfindet. Dann ist aber immer noch sehr zweifelhaft, ob darin die Nutzung eines Kundenstammes liegt. Jedenfalls gibt der Vertrag nichts daf&#252;r her, da&#223; der Repr&#228;sentant die Chance erhalten sollte, in laufende, von seinem Vorg&#228;nger begonnene Vermittlungsbem&#252;hungen mit potentiellen Kunden einzusteigen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Gegen die Qualifizierung der Zahlungspflicht in &#167; 7 des Vertrages als Hauptleistungspflicht spricht zudem, da&#223; durch den Handelsvertretervertrag ein Dauerschuldverh&#228;ltnis begr&#252;ndet wird. Der Vertrag ist zwar nach &#167; 9 Abs. 1 S. 1 zun&#228;chst f&#252;r den Zeitraum von 6 Monaten fest abgeschlossen worden. Die Vertragsparteien halten eine Verl&#228;ngerung des Vertrages nach &#167; 9 Abs. 1 S. 2 aber f&#252;r w&#252;nschenswert und haben eine Verl&#228;ngerungsklausel vereinbart. Ber&#252;cksichtigt man neben dem Aspekt der Vertragsdauer, da&#223; die Beklagte als Verwenderin der AGB unter Hinweis auf die erheblichen Provisionss&#228;tze von guten Erwerbsm&#246;glichkeiten der Handelsvertreter ausgeht, dann tritt die einmalige Zahlung des Repr&#228;sentanten in den Hintergrund.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg bezieht sich die Beklagte f&#252;r ihre Ansicht, &#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages sei durch &#167; 8 AGBG von der Inhaltskontrolle ausgenommen, auf Literatur und Rechtsprechung.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die von ihr genannte Kommentierung von Wolf (Rdn. 13 zu &#167; 8) hebt darauf ab, da&#223; Preisvereinbarungen und sonstige Festlegungen des Aequivalenzverh&#228;ltnisses aus dem Anwendungsbereich der &#167;&#167; 9 - 11 AGBG ausscheiden. Vorausgeschickt ist aber die den Grundsatz des &#167; 6 AGBG erl&#228;uternde Rdn. 9, in der gerade zum Ausdruck kommt, da&#223; die gemeinten vertraglichen Regelungen (also auch Preisvereinbarungen und sonstige Festlegung des Aequivalenzverh&#228;ltnisses) die essentialia negotii betreffen m&#252;ssen. Darum handelt es sich bei der Zahlungsverpflichtung in &#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages aber nicht.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten zitierte Entscheidung des BGH (NJW 84, 171, 172) bezieht sich auf einen nicht vergleichbaren Sachverhalt. Dort ging es um einen Formularvertrag &#252;ber den Erwerb eines noch zu errichtenden Hauses. F&#252;r das gesamte Objekt war ein Pauschalpreis vereinbart worden. In einen Katalog zus&#228;tzlich anfallender "Aufschlie&#223;ungskosten", die mit der eigentlichen Errichtung des Hauses nichts zu tun hatten, waren vertragliche Bauleistungen (Aushub und Verf&#252;llung der Baugrube) einbezogen worden. Der Bundesgerichtshof sah darin eine Preisnebenabrede &#252;ber zus&#228;tzlich zu verg&#252;tende Leistungen, auf die er &#167; 9 AGBG angewendet hat. Preisnebenabreden, die eine Erh&#246;hung der Gesamtverg&#252;tung von bestimmten Voraussetzungen abh&#228;ngig machen, sollen der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz unterliegen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Wenn der Bundesgerichtshof schon bei einer Versch&#228;rfung der bei dem Austauschvertrag als klassische Hauptleistungspflicht zu wertenden Zahlungspflicht die Inhaltskontrolle zul&#228;&#223;t, mu&#223; diese erst recht eingreifen, wenn sich der Unternehmer eine gegen&#252;ber dem Handelsvertreter bestehende Nebenpflicht verg&#252;ten l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die weiterhin von der Beklagten genannte Entscheidung des Bundesgerichtshofs (NJW 1987, 1828, 1829) bezieht sich auf die Inhaltskontrolle einer pauschalen Berechnung von Baukostenzusch&#252;ssen und Hausanschlu&#223;kosten durch ein st&#228;dtisches Versorgungsunternehmen mit Monopolstellung. Wenn Wohnh&#228;user zum Betrieb der Heizung und der Warmwasserzubereitung an die st&#228;dtische Gasversorgung angeschlossen werden, liegt es auf der Hand, da&#223; die Gegenleistung in der Geldzahlung besteht. Die Hauptleistungspflichten sind synallagmatisch verkn&#252;pft. Deshalb hat der Bundesgerichtshof die Pauschalen als "reine Preisgestaltung" qualifiziert und ausgef&#252;hrt, da&#223; sie damit gem&#228;&#223; &#167; 8 AGB-Gesetz grunds&#228;tzlich nicht der &#220;berpr&#252;fung nach &#167;&#167; 9 - 11 AGBG unterliegen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Meinung der Beklagten gibt die Entscheidung nichts her. Sie l&#228;&#223;t vielmehr erkennen, da&#223; der Bundesgerichtshof zu einer restriktiven Auslegung des &#167; 8 AGBG neigt, da er andernfalls nicht betont h&#228;tte, da&#223; es sich um <u>reine</u> Preisgestaltungen handelt und diese auch nur <u>grunds&#228;tzlich</u> der Inhaltskontrolle nach dem AGBG nicht unterliegen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsfrage, ob &#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages der Inhaltskontrolle nach dem AGBG zug&#228;nglich ist, mu&#223; nicht zuletzt aus dem Sinn und Zweck des AGBG entschieden werden. Die Inhaltskontrolle soll den Vertragspartner des Verwenders von allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen vor einer einseitig vorgeschriebenen, unangemessenen Verk&#252;rzung der vollwertigen Leistung, die er nach dem Gegenstand und Zweck des Vertrages erwarten kann, sch&#252;tzen. Der Klauselverwender darf der Inhaltskontrolle einer Regelung nicht entgehen, wenn er sich durch diese Regelung eine von ihm grunds&#228;tzlich unentgeltlich geschuldete Nebenleistung honorieren l&#228;&#223;t und so die Rechte des Vertragspartners wesentlich einschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Mit der hier vertretenen Meinung kn&#252;pft der Senat an seine Rechtsprechung im Urteil vom 10. Dezember 1987 - 18 U 10/87 - an. Dort hat er die Risikoverteilung nach dem gesetzlichen Leitbild der &#167;&#167; 84 ff. HGB dargestellt und einer allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingung die Geltung abgesprochen, nach der sich der Handelsvertreter mit einem wesentlichen Beitrag an den Vorhaltekosten beteiligen mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Senat sieht sich nicht zuletzt best&#228;tigt durch die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 02.10.1981 (NJW 1982, 181, 182). Der Bundesgerichtshof hat eine Klausel, nach der bei Vertragsabschlu&#223; eine sogenannte Vertragsanschlu&#223;geb&#252;hr von 6.000,-- DM gezahlt werden sollte, nach &#167; 9 Abs. 2 Nr. 1 AGB-Gesetz f&#252;r unwirksam gehalten, ohne sich mit &#167; 8 AGBG auseinanderzusetzen, obwohl in der Entscheidung die Frage einer gegen&#252;ber der Vertragsanschlu&#223;geb&#252;hr von 6.000,-- DM ins Gewicht fallenden Gegenleistung angesprochen wird.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz h&#228;lt &#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages nicht stand. Hinsichtlich der anzuwendenden Ma&#223;st&#228;be ist auf das Urteil des Senats vom 10. Dezember 1987 - 18 U 10/87 -, die bereits zitierte Entscheidung des hiesigen 7. Zivilsenats vom 9. Dezember 1988 - 7 U 90/88 - sowie auf die Entscheidung des OLG Frankfurt (NJW - RR 87, 548) zu verweisen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrages entspricht danach nicht dem gesetzlichen Leitbild und bewirkt eine unangemessene Risikoverteilung. Die Unangemessenheit wird deutlich durch die H&#246;he des Entgelts im Verh&#228;ltnis </p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">zu den h&#246;chst zweifelhaften Erwerbschancen und Risiken auf dem hart umk&#228;mpften Gebiet der Partnerschaftsvermittlung, worauf im Vertrag nicht hingewiesen worden ist,</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">zur Verpflichtung zur Werbung auf eigene Kosten,</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">zur m&#246;glicherweise nur 6-monatigen Vertragsdauer und</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">zur M&#246;glichkeit der Beklagten, Vertr&#228;ge abzulehnen und damit die Entstehung von Provisionsanspr&#252;chen zu verhindern.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber verm&#246;gen die Gegenargumente der Beklagten nicht zu &#252;berzeugen. Schulung, Wissensvermittlung sowie die behauptete kostspielig entwickelte Kundenkarte kommen auch ihr zu Gute. Da&#223; sich ein Handelsvertreter selbst&#228;ndig macht und als Konkurrent auftritt, stellt keine Besonderheit dar. Es gilt &#167; 90 a HGB. Bei einer Wettbewerbsabrede h&#228;tte die Beklagte eine angemessene Entsch&#228;digung zahlen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Ausschlie&#223;lichkeitzusage hat keinen Wert. Andere Handelsvertreter der Beklagten k&#246;nnen ohne xxx-Zusatz in demselben Bereich werbend t&#228;tig werden.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he der Provision ist nur von Gewicht, wenn die Handelsvertreter auch entsprechend zahlreiche Gesch&#228;fte abschlie&#223;en. Das aber ist gerade wegen des besonderen Marktes und der M&#246;glichkeit der Beklagten, Vertragsabschl&#252;sse abzulehnen, v&#246;llig offen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Eine andere Beurteilung ist auch nicht aufgrund des von der Beklagten behaupteten Handelsbrauchs angezeigt. Dazu hat bereits der 7. Zivilsenat in seiner Entscheidung vom 9. Dezember 1988 - 7 U 90/88 - ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">"Auch der erneute Hinweis der Kl&#228;gerin auf eine Handels&#252;blichkeit derartiger Klauseln &#252;ber die Zahlung einer Vertragsabschlu&#223;geb&#252;hr greift nicht durch und kann eine Angemessenheit der Regelung nicht darlegen. Zu dieser Frage hat der Senat bereits in dem genannten Urteil vom 11. Oktober 1988 (7 U 59/88) Stellung genommen. Zwar kann die &#220;blichkeit einer Vertragsgestaltung darauf hindeuten, da&#223; die Regelung zweckm&#228;&#223;ig ist und die Belastung der Kunden weiter als angemessen anzusehen ist (Ulmer-Brandher-Hensen; &#167; 9 Rdn. 87). Insoweit ist gem&#228;&#223; &#167; 24 Satz 2 AGBG in angemessenen Grenzen auf Handelsgewohnheiten und Gebr&#228;uche R&#252;cksicht zu nehmen. Das setzt aber voraus, da&#223; diese R&#252;cksichtnahme den besonderen Bed&#252;rfnissen und Interessen der Vertragspartner entspricht (BGH NJW 1985, 2693, 2695). Das ist hier jedoch nicht der Fall, weil die geworbenen Repr&#228;sentanten noch h&#228;ufig, wie auch der Beklagte im vorliegenden Fall, keine Erfahrungen im wirtschaftlichen Sektor haben. Verkehrssitte und ihre Sonderform, der Handelsbrauch, sind nur zu ber&#252;cksichtigen, soweit dies mit Treu und Glauben und der gerechten Bewertung der im Spiel befindlichen Interessen zu vereinbaren ist. Eine tats&#228;chliche Verkehrs&#252;bung ohne R&#252;cksicht auf Treu und Glauben, insbesondere eine mi&#223;br&#228;uchliche und ungerechte Verkehrssitte ist unbeachtlich (Wolf-Horn-Lindacher, AGBG 1984, &#167; 9 Rdn. 119; Ulmer-Brandner-Hehsen, &#167; 9 Rdn. 87 jeweils mit weiteren Hinweisen auf die Rechtsprechung). Die Verkehrssitte mu&#223; von allen Gruppen der beteiligten Verkehrskreise und nicht nur von einer Seite anerkannt sein (Wolf-Horn-Lindacher a. a. O.). Wenn mithin von Seiten &#228;hnlicher Unternehmen wie der Kl&#228;gerin solche Vertragsabschlu&#223;geb&#252;hren vereinbart und eingezogen werden, besagt dies allein f&#252;r die Handels&#252;blichkeit noch nichts. Zu ber&#252;cksichtigender Verkehrskreis ist n&#228;mlich auch der Verkehrskreis der geworbenen Repr&#228;sentanten. Ob aus der Sicht dieses Verkehrskreises eine Handels&#252;blichkeit besteht, ist aber erheblich zu bezweifeln und ist schon nicht hinreichend dargelegt. Selbst wenn eine solche Handels&#252;blichkeit bestehen sollte, w&#228;re diese aber jedenfalls mit Treu und Glauben nicht vereinbar, da der geworbene Repr&#228;sentant, der - wie bereits ausgef&#252;hrt - h&#228;ufig auf wirtschaftlichem Sektor keine Erfahrung hat und &#252;ber Anzeigen in Tageszeitungen geworben wird, nicht ohne weiteres in der Lage ist, das von ihm eingegangene Risiko der Vorausleistung abzusch&#228;tzen. Ob der Repr&#228;sentant &#252;berhaupt f&#252;r eine derartige spezielle T&#228;tigkeit geeignet ist, stellt sich zudem erst nach Zahlung des Abgeltungsbetrages heraus."</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Da &#167; 7 des Repr&#228;sentantenvertrags der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz nicht standh&#228;lt, mag dahinstehen, ob das Vertragswerk der Beklagten wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig ist, wof&#252;r der Sachverhalt Anhaltspunkte bietet.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Der von dem Kl&#228;ger geltend gemachte Zinsanspruch ist aus dem Gesichtspunkt des Verzuges begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die prozessuale Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Revision ist weder nach &#167; 546 Abs. 1 Nr. 1 ZPO noch nach &#167; 546 Abs. 1 Nr. 2 ZPO geboten. Die vorliegende Sache hat insbesondere keine grunds&#228;tzliche Bedeutung. Die Auswirkungen dieser Entscheidung betreffen einen &#252;berschaubaren Kreis gleichgelagerter F&#228;lle. Die Beklagte hat selbst angegeben, ihr Vertragswerk nunmehr ge&#228;ndert zu haben. &#167; 546 Abs. 1 Nr. 1 ZPO erfordert jedoch, da&#223; eine unbestimmte Vielzahl von F&#228;llen betroffen wird.</p>
315,228
ag-aachen-1989-06-08-80-c-22089
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
80 C 220/89
1989-06-08T00:00:00
2019-03-13T14:49:51
2022-10-18T15:08:47
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1989:0608.80C220.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin und ihr geschiedener Ehemann haben der Beklagten seit dem 1.4.1985 eine Wohnung im Haus M-Str. 48 vermietet. In der Wohnung, welche im 4. Geschoss liegt, ist eine Gegensprechanlage installiert, welche mit der Haust&#252;r Verbindung schaffen soll. Diese Gegensprechanlage funktioniert nicht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Seit Oktober 1986 hat die Beklagte wegen dieses Umstandes die Miete um 5 % gemindert und dar&#252;ber hinaus wegen der Nichterteilung von Nebenkostenabrechnungen hinsichtlich eines weiteren Teils des zu zahlenden Mietzinses von einem Zur&#252;ckbehaltungsrecht Gebrauch gemacht. Zwischenzeitlich ist die Abrechnung erteilt. Der Beklagten steht insoweit in Guthaben in H&#246;he von 691,42 DM zu.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt von der Beklagten die Zahlung der seit Oktober 1986 eingehaltenen Mietzinsbetr&#228;ge und behauptet, dass der Beklagten bei Einzug in die Wohnung der Umstand, dass die Gegensprechanlage nicht funktionst&#252;chtig ist, bekannt gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen ist die KI&#228;gerin der Auffassung, hierin liege kein Mangel der Mietsache.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Kl&#228;gerin zun&#228;chst die Zahlung von 1.387,20 DM begehrt hatte, nahm sie in der m&#252;ndlichen Verhandlung die Klage in H&#246;he von 691,42 DM zur&#252;ck, da sie in H&#246;he des Guthabens der Beklagten aus den Nebenkostenabrechnungen in H&#246;he von 691,42 DM vor Klageerhebung mit der nach ihrer Ansicht doch bestehenden Mietzinsforderung die Aufrechnung erkl&#228;rt hatte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 1.387,20 DM nebst 4 % Zinsen aus jeweils monatlich 25,80 DM beginnend mit dem 1.10.1986 bis 31.12.1987, sowie aus jeweils monatlich 68,40 DM, beginnend ab 1.1.88 bis 31.3.89, jeweils f&#228;llig gewesen am 3. Werktage des jeweiligen Monats, sowie 4 $ Zinsen aus 1.387,20 DM ab 1.4.1989 zu zahlen, abz&#252;glich des mit Schreiben vom 30.11.1988 anerkannten Betrages von 691,42 DM.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor, zu einer 5%igen Mietzinsminderung berechtigt gewesen zu sein. Im &#252;brigen erkl&#228;rt die Beklagte die Aufrechnung mit ihrer Forderung aus der Nebenkostenabrechnung in H&#246;he von 691,42 DM.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen die Beklagte der geltend gemachte Mietzinsanspruch nach &#167; 535 Satz 2 BGB nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte schuldet seit Oktober 1986 nach &#167; 537 Abs. 1 BGB einen um 5 % gek&#252;rzten monatlichen Nettomietzins.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die vermietete Wohnung ist mit einem Fehler im Sinne des &#167; 537 ABs. 1 BGB behaftet, der die Tauglichkeit der Wohnung zum vertragsgem&#228;&#223;en Gebrauch nicht unerheblich beeintr&#228;chtigt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist die in der Wohnung vorhandene Gegensprechanlage zur Haust&#252;r hin ohne Funktion. Dies stellt einen Mangel im Sinne der genannten Vorschrift dar. Die Wohnung ist im 4. Geschoss gelegen. Die Gegensprechanlage dient dazu, ungebetene Besucher erst gar nicht ins Haus einzulassen. Der Mieter kann sich &#252;ber die Gegensprechanlage Kontrolle dar&#252;ber verschaffen, wer zu ihm in die Wohnung will. Die Gegensprechanlage ist daher als nicht unwesentliches Element zu Gew&#228;hrleistung der Sicherheit eines Mieters der Wohnung anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch den genannten Mangel ist die Wohnung in ihrer Tauglichkeit zum vertragsm&#228;&#223;igen Gebrauch nicht unerheblich gemindert.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Will die Beklagte ihrem Sicherheitsbed&#252;rfnis genauso gen&#252;ge tun wie im Falle der Funktionst&#252;chtigkeit der Gegensprechanlage, ist die Beklagte gehalten, bei jedem Besuch von ihrer Wohnung im 4. Stock aus zur Haust&#252;r zu gehen, um eventuelle miesliebige Besucher erst gar nicht in die Wohnung einlassen zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Das Recht der Beklagten zur Zahlung eines geminderten Mietzinses ist nicht nach &#167; 539 BGB ausgeschlossen. Nur dann, wenn der Mieter beim Abschluss des Vertrages den Mangel der gemieteten Sache kennt, steht ihm das Minderungsrecht nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen dieser Vorschrift hat die Kl&#228;gerin nicht ordnungsgem&#228;&#223; dargelegt und zu Beweis gestellt. Selbst wenn die Beklagte in fr&#252;heren Jahren bereits einmal in dem Haus gewohnt hat und die Gegensprechanlage &#8211; wie die Kl&#228;gerin behauptet &#8211; zu keinem Zeitpunkt funktioniert hat, kann hieraus keine Kenntnis der Beklagten von diesem Mangel zum Zeitpunkt des Abschlusses des Mietvertrages am 24.3.85 hergeleitet werden: Die Beklagte k&#246;nne schlie&#223;lich selbst dann, wenn die Behauptung der Kl&#228;gerin zutrifft, davon ausgehen, dass der Mangel zwischenzeitlich beseitigt war.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gegenteiliges kann die Kl&#228;gerin auch nicht aus dem &#220;bergabeprotokoll herleiten. Unstreitig hat die Beklagte die Gegensprechanlage nicht ausprobiert, so dass es sich um einen verborgenen Mangel handelt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die technischen Einrichtungen waren zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Protokolls unstreitig vorhanden. Die elektronische Funktionsunt&#252;chtigkeit war nicht ohne weiteres erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach steht der Beklagten wegen des Mangels ein Minderungsrecht in H&#246;he von 5 % des Nettomietzinses zu.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beeintr&#228;chtigung des Sicherheitsbed&#252;rfnisses durch den Ausfall der Gegensprechanlage ist nicht unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">In den 15 Monaten von Oktober 1986 bis Dezember 1987, in denen ein monatlicher Nettomietzins in H&#246;he von 425,80 DM zu zahlen war, ergibt sich somit ein monatlicher Minderungsbetrag von 21,29 DM und insgesamt 319,35 DM. In den weiteren 15 Monaten von Januar 1988 bis M&#228;rz 1989 ergibt sich bei einem monatlichen Nettomietzins von 468,40 DM ein monatlicher Minderungsbetrag von 23,42 DM, das sind insgesamt 351,30 DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Insgesamt schuldete die Beklagte in dem genannten Zeitpunkt Zeitraum gegen&#252;ber dem vertraglich vereinbarten Mietzins einen um 670,65 DM reduzierten Betrag.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Differenz zur Klageforderung von 695,78 DM in H&#246;he von 25,13 DM schuldet die Beklagte ebenfalls nicht mehr. Insoweit ist die Forderung der Kl&#228;gerin erloschen. Unstreitig steht der Beklagten aus den Nebenkostenabrechnungen bis 1987 ein Guthabensbetrag in H&#246;he von 691,42 DM zu. Die Beklagte hat mit dieser Forderung gegen&#252;ber der Klageforderung die Aufrechnung erkl&#228;rt, so da&#223; auch der restliche Mietzins in H&#246;he von 25,13 DM nicht mehr zu zahlen ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Streitwert: a) bis 4.6.89 1.387,20 DM</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">b) ab 5.6.89 695,78 DM</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Schaffer</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,229
olgk-1989-06-08-10-uf-4089
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 UF 40/89
1989-06-08T00:00:00
2019-03-13T14:49:54
2022-10-18T15:08:48
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0608.10UF40.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Auf die Berufung des Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts -</p> <p>Familiengericht - Aachen vom 13. Januar 1989 - 24 F 1/88 - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin folgenden monatlichen Unterhalt</p> <p>zu zahlen:</p> <p></p> <p>F&#252;r die Zeit vom 17.04. bis 30.06.1988 367,-- DM,</p> <p></p> <p>f&#252;r die Zeit vom 01.07. bis 31.12.1988 426,77 DM,</p> <p></p> <p>f&#252;r die Zeit ab 01.01.1989 367,-- DM.</p> <p></p> <p>Die Zahlungen sind bis zum 5. Kalendertag eines jeden Monats im Voraus</p> <p>zu erbringen.</p> <p></p> <p>II. Von den Kosten des ersten Rechtszuges tragen die Kl&#228;gerin 45 %</p> <p>und der Beklagte 55 %. Die Kosten des Berufungsverfahrens werden der</p> <p>Kl&#228;gerin zu 70 % und dem Beklagten zu 30 % auferlegt.</p> <p></p> <p></p> <p>III. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p> <p>Von der Darstellung eines Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten hat in dem aufrechterhaltenen Umfang Erfolg. Der Beklagte kann sich mit Erfolg auf die Vorschrift des &#167; 1608 Satz 2 BGB berufen und dadurch erreichen, da&#223; ihm nicht nur der notwendige, sondern der angemessene Selbstbehalt verbleibt und die Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin gegen ihn entsprechend gek&#252;rzt werden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1 .</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Beklagten, der Klage fehle f&#252;r den Zeitraum vom 17.04. bis 17.10.1988 das Rechtsschutzbed&#252;rfnis, weil die Anspr&#252;che der Kl&#228;gerin insoweit durch die einstweilige Verf&#252;gung vom 18.04.1988 - 24 F 50/88 AG Aachen - tituliert sind, greift nicht durch. Das Vorhandensein eines Titels in Form einer einstweiligen Verf&#252;gung oder einstweiligen Anordnung ist generell nicht geeignet, das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Hauptsacheklage zu verneinen. Sinn und Zweck des Hauptsacheverfahrens bestehen vielmehr gerade darin, abschlie&#223;end dar&#252;ber zu befinden, ob die lediglich im summarischen Verfahren festgestellten Anspr&#252;che tats&#228;chlich bestehen. Auch der Hinweis darauf, da&#223; der Beklagte Widerspruch gegen die einstweilige Verf&#252;gung nicht eingelegt hat, ist f&#252;r sich bedeutungslos, zumal der Widerspruch nicht fristgebunden ist. Wenn der Beklagte sich der einstweiligen Verf&#252;gung h&#228;tte bedingungslos unterwerfen wollen, h&#228;tte er dies fr&#252;her durch eindeutige Erkl&#228;rung und umfassenden Verzicht auf jeglichen Rechtsbehelf (Widerspruch, Aufhebungsantrag) tun m&#252;ssen. Eine eindeutige &#196;u&#223;erung des Beklagten dieser Art liegt jedoch nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der f&#252;r den vorgenannten Zeitraum des weiteren erhobene Einwand der Erf&#252;llung greift ebenfalls nicht durch. Der Beklagte hat nach seinem eigenen Vortrag nicht freiwillig gezahlt, vielmehr hat die Kl&#228;gerin Unterhaltsbetr&#228;ge durch einen Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; bei dem Rentenversicherungstr&#228;ger des Beklagten (Bundesknappschaft) zwangsweise beigetrieben. Der Erla&#223; eines ordentlichen Titels</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">ist erforderlich, um die Kl&#228;gerin vor der R&#252;ckforderung durch den Beklagten zu sch&#252;tzen. Der Beklagte mag, wenn er die im Wege der Pf&#228;ndung von der Kl&#228;gerin eingezogenen Betr&#228;ge als Leistung erf&#252;llungshalber gelten lassen will, sich dementsprechend gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin erkl&#228;ren und auf die R&#252;ckforderung verzichten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Verteidigungsvorbringen des Beklagten hat jedoch Erfolg, soweit es sich auf die Vorschrift des &#167; 1608 Satz 2 BGB st&#252;tzt. Dies hat zur Folge, da&#223; sich seine Unterhaltspflicht auf die aus dem Tenor ersichtlichen Betr&#228;ge beschr&#228;nkt. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der in &#167; 1608 Satz 1 BGB aufgestellte Grundsatz, da&#223; der Ehegatte des Bed&#252;rftigen vor dessen Verwandten auf Unterhalt haftet, erf&#228;hrt durch Satz 2 der Vorschrift eine bedeutende Einschr&#228;nkung. Die vorrangige Haftung besteht n&#228;mlich nicht, so lange</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">und so weit der Ehegatte bei Ber&#252;cksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen durch die Unterhaltsleistung seinen eigenen angemessenen Unterhalt gef&#228;hrden</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">w&#252;rde und leistungsf&#228;hige Verwandte vorhanden sind, die den ungedeckten Bedarfsteil des Berechtigten befriedigen k&#246;nnten (vgl. dazu BGB-RG RK-Mutschler, 12. AufI., &#167; 1608 Rn. 3; MK-K&#246;hler, 2. AufI., &#167; 1608 Rn. 1). Nur dann, wenn Verwandte</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">des Unterhaltsberechtigten nicht vorhanden sind oder diese unter Wahrung des eigenen angemessenen Bedarfs als leistungsunf&#228;hig einzustufen sind, tritt hinsichtlich des restlichen Bedarfs die versch&#228;rfte Haftung des Ehegatten ein, die ihm &#228;u&#223;erstenfalls nur den notwendigen eigenen Bedarf bel&#228;&#223;t (vgl. die vorg. KommentarsteIlen sowie StaudingerGotthardt, 11. AufI., &#167; 1608 Rn. 5).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien steht au&#223;er Streit, da&#223; Verwandte der Kl&#228;gerin vorhanden sind, die zum Kreis der Unterhaltspflichtigen gern. &#167; 1601 BGB geh&#246;ren, n&#228;mlich die Zeuginnen C. und O., der Zeuge S. sowie bis zum 12. M&#228;rz 1989 der Zeuge L. Ist dies aber der Fall, so obliegt es nach einhelliger Meinung in Rechtsprechung und Literatur dem unterhaltsberechtigten Ehegatten darzutun und zu beweisen, da&#223; seine Verwandten leistungsunf&#228;hig sind (RGZ 57, 69, 76; 67, 56, 60; Soergel-H&#228;berle,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">BGB, 12. Aufi., &#167; 1608 Rn. 4; BGB-RG RK-Mutschler, a.a.O. Rn. 7). Diesen Beweis hat die Kl&#228;gerin nicht gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dabei kann es dahinstehen, ob die Aussagen der Zeuginnen C. und O. ausreichen, um der Beweislast zu gen&#252;gen, was die Berufung des Beklagten in Zweifel zieht. Denn im Hinblick darauf, da&#223; die Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Zeugen L. von der Kl&#228;gerin in keiner Weise dargetan worden sind, kann sie Unterhalt f&#252;r die Zeit bis M&#228;rz 1989 einschlie&#223;lich bereits aus diesem Grund nur in eingeschr&#228;nktem Umfang vom Beklagten verlangen. Soweit die Kl&#228;gerin in ihrer Berufungserwiderung vortragen l&#228;&#223;t, es k&#246;nne nicht zu ihren Lasten gehen, da&#223; sie die erforderliche Aufkl&#228;rung hinsichtlich der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Zeugen L. nicht mehr f&#252;hren k&#246;nne, irrt sie; die Kl&#228;gerin ist beweisbelastet und hat damit</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">zwangsl&#228;ufig und typischerweise die aus dem Verlust eines Beweismittels resultierenden Folgen zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht ist dar&#252;ber hinaus unzutreffend davon ausgegangen, der Zeuge S. k&#246;nne seine Mutter nicht unterst&#252;tzen. Bei seiner Vernehmung hat der Zeuge sein Nettoeinkommen auf 2.100,-- DM bis 2.200,-- DM ohne Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld beziffert. Es ist deshalb gerechtfertigt, sein laufendes Monatseinkommen auf durchschnittlich 2.150,-- DM zu beziffern und unter Hinzurechnung des Weihnachts- und Urlaubsgeldes einen Betrag von 2.320,-- DM monatlich anzusetzen. Zwar sind von diesem Einkommen die von dem Zeugen auf 500,-- DM bezifferte Rate zur Abtragung des zum Erwerb der Eigentumswohnung aufgenommenen Darlehens abzuziehen. Andererseits zieht der Zeuge aus der Eigentumswohnung jedoch Nutzungen im Sinne des &#167; 100 BGB, indem er und seine Ehefrau dort wohnen. Der</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">hierdurch ersparte Mietzins kann auf mindestens 500,-- DM veranschlagt werden, so da&#223; es insoweit bei dem Nettoeinkommen von 2.320,-- DM verbleibt. Nach Abzug der Autokreditrate in H&#246;he von 300,-- DM sowie der Beitr&#228;ge zur Lebens- und Unfallversicherung, die der Zeuge auf 100,-- DM veranschlagt, ergibt sich ein bereinigtes Einkommen von 1.920,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine vorrangige Unterhaltspflicht des Zeugen gegen&#252;ber seiner Tochter besteht nicht, weil diese vollj&#228;hrig ist. Au&#223;erdem verf&#252;gt diese als ausgebildete Altenpflegerin &#252;ber ausreichendes eigenes Einkommen von ca. 1.400,-- DM netto (wahrscheinlich ohne Weihnachts- und Urlaubsgeld) und kann deshalb nicht mehr als unterhaltsbed&#252;rftig angesehen werden. Auch kann nicht von einer Unterhaltspflicht des Zeugen</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber seiner Ehefrau ausgegangen werden, denn diese hat nach seinen Angaben eigenes Erwerbseinkommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Differenz zwischen der Unterhaltsforderung der Kl&#228;gerin und dem Betrag, den der Beklagte an die Kl&#228;gerin zu zahlen verpflichtet ist (bzw. zu zahlen bereit ist) vermag der Zeuge S. aus seinem bereinigten Einkommen ohne Gef&#228;hrdung seines angemessenen Selbstbehalts von 1.300,-- DM bis 31.12.1988 und 1.400,-- DM ab 01.01.1989 aufzubringen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten geschuldeten Unterhaltsbetr&#228;ge berechnen sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bis 30.06.1988 verf&#252;gte der Beklagte &#252;ber Eink&#252;nfte in Form von Rente und Deputat in H&#246;he von zusammen 2.111,-- DM. Nach Abzug der unstreitigen Rate aus gemeinsamen Schulden von 444,-- DM verblieben somit noch 1.667,-- DM und folglich 367,-- DM &#252;ber dem angemessenen Selbstbehalt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ab 01.07.1988 haben sich die Einnahmen des Beklagten ausweislich der vorliegenden Rentenbescheide erh&#246;ht auf 2.170,77 DM abz&#252;glich 444,-- DM = 1.726,77 DM, so da&#223; &#252;ber dem angemessenen Selbstbehalt noch 426,77 DM verblieben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ab 01.01.1989 besteht das Einkommen des Beklagten in unver&#228;nderter H&#246;he weiter, jedoch ist sein angemessener Selbstbehalt nunmehr auf 1.400,-- DM zu veranschlagen, so da&#223; er nur noch zur Zahlung von 326,77 DM verpflichtet w&#228;re. Der Beklagte hat jedoch eine Zahlungsverpflichtung in H&#246;he von 367,-- DM monatlich anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge S. mu&#223; somit zur Aufstockung des Unterhalts der Kl&#228;gerin monatlich maximal 306,-- DM aufwenden, so da&#223; ihm f&#252;r seinen eigenen Bedarf mehr als 1.600,-- DM monatlich verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 515 Abs. 3, 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit hat ihre Grundlage in &#167;&#167; 708 Nr. 8, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung im Senatsbeschlu&#223; vom 8. Mai 1989 wird dahingehend erg&#228;nzt, da&#223; der Streitwert f&#252;r die Berufung ab 17. Mai 1989 nur noch 12 x 306 = 3.672,-- DM betr&#228;gt.</p>
315,230
olgk-1989-06-08-1-u-1089
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 U 10/89
1989-06-08T00:00:00
2019-03-13T14:50:01
2022-10-18T15:08:48
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0608.1U10.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 22. Dezember 1988 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 15 0 697/87 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></strong></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erstrebt vom Beklagten Schadensersatz wegen schuldhafter Schlechterf&#252;llung eines anwaltlichen Mandatsvertrages.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war fr&#252;her mit Frau T (im folgenden E genannt) verheiratet. Inzwischen ist er geschieden.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der mit beamtengleichen Bez&#252;gen und Versorgungsanspr&#252;chen bei einem Ortskrankenkassen-verband arbeitet, trennte sich am 15.12.1982 von E und zog in eine eigene Wohnung.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter dem 15.04.1983 erteilte er dem Beklagten Vollmacht, ihn in den anstehenden Unterhaltsfragen und der Ehescheidung zu vertreten (B1. 15 GA).</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten wurde im August 1983 bekannt, da&#223; er am 07.10.1983 im Zuge einer Bef&#246;rderung aus der Besoldungsgruppe A 11 in die Gruppe A 12 gelangen w&#252;rde. Auch stand schon fest, da&#223; er im Zuge eines Stellenwechsels vom 01.01.1984 an Bez&#252;ge und Versorgungsanspr&#252;che nach Besoldungsgruppe A 13 haben werde. Darauf machte er den Beklagten auch sogleich aufmerksam. Es war den Parteien klar, da&#223; es dem Kl&#228;ger darum ging, durch zweckentsprechende Gestaltung des Scheidungsverfahrens m&#246;glichst geringe Einbu&#223;en bei dem im Rahmen der Ehescheidung erforderlichen Versorgungsausgleich mit E zu erzielen. Der Beklagte kl&#228;rte in diesem Punkt die Angelegenheit noch durch Nachfrage bei einem anderen Rechtsanwalt ab und schrieb dem Kl&#228;ger unter dem 20.09.1983 (B1. 43 GA):</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Kernfrage, wann ein Scheidungsantrag bei Gericht zu stellen ist, um Ihre sp&#228;tere Altersversorgung so wenig wie m&#246;glich zu belasten, halten wir es nach R&#252;cksprachen mit dem genannten Kollegen f&#252;r erforderlich, vor dem 07.10.1983 Antrag auf Scheidung der Ehe zu stellen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Anders laufen Sie Gefahr, da&#223; das A 12 Endgehalt bzw. das A 13 Endgehalt zugrunde gelegt wird.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wir bitten um kurzen R&#252;ckruf, da wir zur Vorbereitung der Antragsschrift weitere Informationen ben&#246;tigen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Es kam dann am 06.10.1983 zu einer Besprechung zwischen den Parteien, aufgrund derer der Kl&#228;ger unter dem 07.10.1983 einen "Kostenvorschu&#223; gem&#228;&#223; Absprache von 06.10.1983" von 650,00 DM &#252;berwies (Bl. 44 GA).</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte reichte unter dem 10.10.1983 bei dem Amtsgericht K&#246;ln - Familiengericht - Antrag auf einverst&#228;ndliche Scheidung der Ehe mit E ein (B1. 18 ff.). Gegen Ende der Antragsschrift hie&#223; es (B1. 20 GA):</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end beantragen wir, dem Antragsteller unter Beiordnung des Unterfertigers Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Schon durch Beschlu&#223; vom 12.10.1983 wies das Amtsgericht K&#246;ln im Verfahren 319 F 321/83 den Antrag auf Proze&#223;kostenhilfe zur&#252;ck, da die wirtschaftlichen Voraussetzungen f&#252;r ihre Gew&#228;hrung nicht dargetan seien, im &#252;brigen das Trennungsjahr noch nicht abgelaufen sei und auch nach Ablauf dieser Frist die Ehe nur geschieden werden k&#246;nne, wenn deren Zerr&#252;ttung konkret festzustellen sei oder nach &#167; 1566 Abs. 1 BGB in Verbindung mit &#167; 630 ZPO eine von beiden Parteien getragene Scheidungsfolgenvereinbarung eingereicht werde. - Der Beklagte &#252;bersandte dem Kl&#228;ger mit Schreiben vom 19.10.1983 diesen Beschlu&#223; und forderte ihn auf, gem&#228;&#223; dem gerichtlichen Hinweis eine Scheidungsfolgenvereinbarung zur Vorlage zu beschaffen, da dies Voraussetzung sei, erneut die Proze&#223;kostenhilfeberechtigung &#252;berpr&#252;fen zu lassen. Vorsorglich legte der Beklagte noch Beschwerde ein, deren Begr&#252;ndung er ank&#252;ndigte, zun&#228;chst aber nicht vornahm. Das Amtsgericht stellte die Entscheidung &#252;ber die Nichtabhilfe und die Vorlage beim Oberlandesgericht bis zum Eingehen der Beschwerdebegr&#252;ndung mit Schreiben vom 25.11.1983 zur&#252;ck (Bl. 25 GA), wovon der Beklagte dem Kl&#228;ger durch Schreiben vom 15.12.1983 (B1. 26 GA) wiederum Mitteilung machte und um Information &#252;ber die Einigungsbem&#252;hungen bat.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unter dem 24.02.1984 hat - unstreitig - der Beklagte auf der Gerichtsmitteilung vom 25.11.1983 schriftlich den Vermerk angebracht (B. 25 GA):</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zugestellt an A-Gegnerin? Nicht zugestellt.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unter dem 27.02.1984 schrieb der Beklagte an dasFamiliengericht und bat um "Mitteilung, welche Hinderungsgr&#252;nde bestehen, die Klageschrift der Antragsgegnerin zuzustellen" (B1. 27 GA). Erg&#228;nzend wurde ausgef&#252;hrt, es l&#228;gen jetzt die Scheidungsvoraussetzungen gem&#228;&#223; &#167; 1565 Abs. 1 BGB vor, weil der Antragsgegner seit dem 16.12.1983 mit seiner Freundin in ehe&#228;hnlicher Gemeinschaft lebe.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Unter dem 14.05.1984 teilte der Beklagte schlie&#223;lich dem Gericht mit, er bitte, umgehend den Antrag der E zuzustellen. Die Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe sei nicht Bedingung f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Ehescheidungsverfahrens (B1. 29 GA). Der Antrag war bislang der E vom Gericht weder zugestellt, noch sonst, etwa zur Stellungnahme im Proze&#223;kostenhilfeverfahren, &#252;bersandt gewesen.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im weiteren Scheidungsverfahren, in dem der Beklagte durch Beschlu&#223; vom 21. Mai 1984 schlie&#223;lich doch noch Proze&#223;kostenhilfe erhielt (B1. 30 GA), ist das Eheende gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB schlie&#223;lich auf den 31.05.1984 festgesetzt worden, nachdem der Antrag von 10.10.1983 am 08.06.1984 zugestellt worden war (vgl. Bl. 15, 16 in 319 F 321/83 - Scheidung -). Aufgrund dessen sind die zuvor erwartungsgem&#228;&#223; eingetretenen Bef&#246;rderungen und damit verbundenen Erh&#246;hungen der Versorgungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers in die Regelung des Versorgungsausgleiches unstreitig eingeflossen.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wandte sich in dieser Sache an den Verband der Unterhaltsverpflichteten und wurde von diesem durch Rechtsanw&#228;lte W und Partner unter dem 19.09.1985 (BI. 49 GA) darauf hingewiesen, der Beklagte habe einen Fehler begangen, da er es vers&#228;umt habe, die Zustellung des Antrages noch im Oktober 1983 zu bewirken und so die Festlegung des Eheendes gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB auf den 30.09.1983 zu erreichen. Der Beklagte schulde dem Kl&#228;ger Schadenersatz.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nachdem vorprozessuale Bem&#252;hungen erfolglos geblieben sind, begehrt der Kl&#228;ger im vorliegenden Verfahren die Feststellung, da&#223; der Beklagte ihm verpflichtet ist, die Nachteile auszugleichen, welche durch Festlegung des Eheendes auf den 31. Mai 1984 anstelle des 30. September 1983 f&#252;r den Versorgungsausgleich eingetreten sind.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, man habe bei der Besprechung am 6. Oktober 1983 verabredet, den Ehescheidungsantrag umgehend im Oktober 1983 zustellen zu lassen, um so das Eheende auf den 30.09.1983 gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB zu erwirken. Um dies bewerkstelligen lassen zu k&#246;nnen, habe der Kl&#228;ger auch einen vom Beklagten daf&#252;r angeforderten Kostenvorschu&#223; in H&#246;he von 650,00 DM bezahlt, wor&#252;ber sich die &#220;berweisung vom 07.10.1983 verhalte und dies durch ihren Wortlaut auch zum Ausdruck bringe. Dieser Vorschu&#223; habe allein die Kosten, nicht aber das Honorar des Beklagten abdecken sollen.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte habe aber keinen Vorschu&#223; f&#252;r die Zustellung eingezahlt, sondern lediglich den Proze&#223;kostenhilfeantrag gestellt. Er habe den Kl&#228;ger auch niemals darauf aufmerksam gemacht, da&#223; die erforderliche Zustellung des Antrages von der Beantragung von Proze&#223;kostenhilfe ber&#252;hrt werden k&#246;nne. Dem Beklagten selbst sei dieser Zusammenhang auch gar nicht klar gewesen, was sich allein daraus ergebe, da&#223; er noch im Schreiben vom 27.02.1984 bei Gericht nachgefragt habe, wieso der Antrag bislang nicht zugestellt worden sei.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte habe mit Schreiben vom 20.01.1987 im &#252;brigen das Pflichtwidrige seines Verhaltens auch einger&#228;umt.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei absprachegem&#228;&#223;em Verhalten w&#228;re die Zustellung des Antrages noch im Oktober 1983 erfolgt, das Eheende dann auf September 1983 festgestellt und die Einbeziehung beider Bef&#246;rderungen nebst Erh&#246;hungen der Versorgungsberechtigung In den Versorgungsausgleich mit E vermieden worden.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch des Kl&#228;gers sei auch nicht verj&#228;hrt. Der Beklagte habe die Entscheidung &#252;ber den Versorgungsausgleich dem Kl&#228;ger erst am 08.01.1987 zu Kenntnis gebracht.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Um gegen&#252;ber seiner Haftpflichtversicherung argu&#8209;mentieren zu k&#246;nnen, habe der Beklagte den Kl&#228;geraufgefordert, sich an den Verband der Unterhaltsverpflichteten zu wenden, woraufhin er die Antwort vom 19.09.1985 erhalten habe.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, der Klageabweisung begehrt hat, war der Auffassung, keinen Ersatz zu schulden.</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nachdem zun&#228;chst nur die unterhaltsrechtliche Seite Schwergewicht der T&#228;tigkeit des Beklagten gewesen sei, sei das Erfordernis, die Beeintr&#228;chtigung der Versorgungsanspr&#252;che durch den Ausgleich m&#246;glichst gering zu halten, den Parteien v&#246;llig bewu&#223;t gewesen. Dem Kl&#228;ger sei verdeutlicht worden, da&#223; nur durch sofortige Zustellung des Antrags eine Ausscheidung der anstehenden Bef&#246;rderungen m&#246;glich sei. Der Kl&#228;ger habe gewu&#223;t, da&#223; ohne Vorschu&#223; nicht zugestellt werden k&#246;nne. Er sei pflichtgem&#228;&#223; darauf hingewiesen worden, da&#223; er bei sofortiger Zustellung im Unterliegensfalle die gesamten Kosten zu tragen habe und sich Bedenken aus dem fehlenden Ablauf des Trennungsjahres und dem nicht Vorhandensein von Gr&#252;nden f&#252;r dessen Unterschreitung ergeben h&#228;tten. In Kenntnis aller Zusammenh&#228;nge habe der Kl&#228;ger gew&#252;nscht, das Verfahren ausschlie&#223;lich nach vorheriger Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe in die Wege zu leiten, da er die andernfalls eintretende Kostenbelastung gescheut habe. Dementsprechend habe der Beklagte sich verhalten.</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Anforderung des Vorschusses von 650,00 DM habeausschlie&#223;lich einen Honorarvorschu&#223; f&#252;r das T&#228;tig&#8209;werden des Beklagten verabredungsgem&#228;&#223; abdecken sollen. Allein f&#252;r die schon von ihm geleitete T&#228;tigkeit in den Unterhaltsangelegenheiten des Kl&#228;gers sei der betreffende Betrag vom Beklagten verdient gewesen, zumal der Kl&#228;ger zuvor nur 50,00 DM - insoweit unbestritten - an Vorschu&#223; erbracht gehabt habe.</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Auch nach Ablehnung der Proze&#223;kostenhilfe habe der Kl&#228;ger weiterhin deren Erlangung gew&#252;nscht. Erst bei einer Besprechung am 23.02.1984 habe der Kl&#228;ger auf die Proze&#223;kostenhilfe als Voraussetzung f&#252;r die Zustellung des Antrages verzichtet, sie im &#252;brigen aber weiterhin angestrebt. Als die Zustellung schlie&#223;lich geschehen sei, seien beide Bef&#246;rderungen schon erfolgt gewesen.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen sei eine Zustellung des Antrages noch im Oktober 1983 f&#252;r den Kl&#228;ger nicht g&#252;nstiger gewesen, da ein solcher Antrag mangels Vorliegen der Scheidungsvoraussetzungen f&#252;r diesen Zeitpunkt als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen, jedenfalls aber kostenpflichtig als unbegr&#252;ndet abgewiesen worden w&#228;re.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch sei im &#252;brigen verj&#228;hrt. Das schadenstiftende Ereignis der vermi&#223;ten Zustellung von September 1983 k&#246;nne nach Ablauf von 3 Jahren gem&#228;&#223; &#167; 51 BRAO, sp&#228;testens seit Ende 1986, nicht mehr geltend gemacht werden. Dem Beklagten sei auch jedenfalls seit der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Familiengerichtbekannt gewesen, da&#223; das Eheende auf den 31.05.1984 festgesetzt werde.</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage in vollem Umfange stattgegeben. Hiergegen hat der Beklagte frist- und formgerecht Berufung eingelegt, zu deren Begr&#252;ndung er sein fr&#252;heres Vorbringen wiederholt.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist der Auffassung, er habe nicht pflichtwidrig gehandelt, da ihm als Anwalt nicht die Einreichung eines im Oktober 1983 unschl&#252;ssigen Ehescheidungsantrages als vertragliche Pflicht aus dem Mandantsverh&#228;ltnis habe obliegen k&#246;nnen. Bei ordnungsgem&#228;&#223;er Behandlung durch das Gericht w&#228;re dann noch vor Ablauf des Trennungsjahres der Antrag m&#252;ndlich verhandelt und zur&#252;ckgewiesen worden. Im &#252;brigen h&#228;tte das ihm jetzt angesonnene Verhalten eine unzul&#228;ssige Manipulation durch treuwidrige Ausn&#252;tzung prozessualer M&#246;glichkeiten zur Erzielung materiell nicht zustehender Vorteile dargestellt. Dies k&#246;nne er als Anwalt nicht schulden.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auch hinsichtlich der zweiten Bef&#246;rderung habe der Beklagte nichts vers&#228;umt, da im Dezember 1983 der Kl&#228;ger den Versuch einer Einigung mit E gef&#252;hrt habe und deren Sachstand erst im Februar 1984 dem Beklagten zur Kenntnis gebracht worden sei.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht verneine zu Unrecht Verj&#228;hrung. Der sogenannte Prim&#228;ranspruch sei aus Sicht des Kl&#228;gers im September 1983 klar gegeben gewesen.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des sogenannten Sekund&#228;ranspruches ha&#8209;be es dem Beklagten nicht oblegen, dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber eine Pflichtwidrigkeit einzur&#228;umen. Er m&#252;sse nur einen Mandanten auf die M&#246;glichkeit eines Schadenseintritts, die ihm als Anwalt besser vor Augen stehe, hinweisen. Wenn der Mandant das Geschehen aber kenne, wie der Kl&#228;ger, bestehe keine solche Verpflichtung. Insbesondere d&#252;rfe der Beklagte ein eigenes Verhalten durchaus als ordnungsgem&#228;&#223; darstellen. Der Kl&#228;ger habe gewu&#223;t, da&#223; nur mit einem manipulierten Antrag der gew&#252;nschte Vorteil im Versorgungsausgleich zu verschaffen gewesen sei und da&#223; dies gescheitert sei. Nunmehr habe er selbst sich, notfalls durch Nachfrage beim Beklagten um die Angelegenheit k&#252;mmern m&#252;ssen, was er vers&#228;umt habe.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">die Klage unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verteidigt das angefochtene Urteil unter Wiederholung seines fr&#252;heren Vorbringens.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils, den vorgetragenen Inhalt der ausgetauschten Schrifts&#228;tze und den Inhalt der zu Informationszwecken beigezogenen Akten 319 F 321/83 AG K&#246;ln nebst Beiakten.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></strong></p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten bleibt in der Sache erfolglos, da das Landgericht ihn mit zutreffender Begr&#252;ndung f&#252;r verpflichtet angesehen hat, dem Kl&#228;ger Schadenersatz zu leisten. Der Beklagte hat den zum Kl&#228;ger bestehenden Mandatsvertrag schuldhaft verletzt, da er nicht hinl&#228;nglich Sorge f&#252;r eine rechtzeitige Zustellung der Antragsschrift mit dem Scheidungsbegehren getragen hat. Hieraus ergibt sich nach den Grunds&#228;tzen der positiven Forderungsverletzung ein sogenannter Prim&#228;ranspruch auf Schadenersatz. Dieser mag verj&#228;hrt sein. Der Beklagte darf sich auf Verj&#228;hrung aber nicht berufen, da er eine ebenfalls aus dem Mandatsvertrag r&#252;hrende Verpflichtung zur Aufkl&#228;rung des Kl&#228;gers &#252;ber den prim&#228;ren Schadenersatzanspruch und dessen Verj&#228;hrung vers&#228;umt hat. Der daraus herr&#252;hrende sogenannte Sekund&#228;ranspruch verbietet dem Beklagten die Geltendmachung der Verj&#228;hrungseinrede.</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen:</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Es ist zwischen den Parteien unstreitig und durch Vollmacht und Schriftwechsel belegt, da&#223; der Beklagte jedenfalls von April 1983 an beauftragt war, die Interessen des Kl&#228;gers zur Durchf&#252;hrung des beabsichtigten Scheidungsverfahrens wahrzunehmen (vgl. Bl. 15, 164 GA). Dabei ist unstreitig, da&#223; der Kl&#228;ger seit August 1983 von der im Oktober bevorstehenden Bef&#246;rderung aus Bez&#252;gen entsprechend der Gehaltsgruppe A 11 in solche nach der Gehaltsgruppe A 12 wu&#223;te, ebenso von derjenigen in die Gehaltsgruppe A 13 Anfang Januar 1984. Die Parteien sind auch einig dar&#252;ber, da&#223; der Kl&#228;ger dem Beklagten dies alsbald mitgeteilt hat und entscheidenden Wert darauf legte, im Rahmen der von ihm gew&#252;nschten Scheidung m&#246;glichst geringe Einbu&#223;en finanzieller Art beim Versorgungsausgleich zu erleiden. Dies wird im &#252;brigen dadurch belegt, da&#223; der Beklagte sich &#252;ber diesen Punkt noch von einem anderen Anwalt beraten lie&#223; und die dabei gewonnenen Ergebnisse dem Kl&#228;ger unter dem 20.09.1983 (vgl. B1 43 GA) auch mitteilte.</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Nach der gegebenen Sachlage h&#228;tte der Beklagte eine Einbeziehung der aus den anstehenden Bef&#246;rderungen des Kl&#228;gers zu erwartenden Verbesserungen von dessen Versorgungsanspr&#252;chen durch zweckm&#228;&#223;ige und erlaubte Gestaltung des Verfahrens vermeiden k&#246;nnen und auch vermeiden m&#252;ssen. Dies vers&#228;umt zu haben, macht ihn ersatzpflichtig.</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Anwalt ist dem Mandanten zu einer allgemeinen, umfassenden und ersch&#246;pfenden Beratung verpflichtet. Denkbare Sch&#228;digungen hat er zu vermeiden, auch wenn deren M&#246;glichkeiten nur von einem Rechtskundigen vorausgesehen werden k&#246;nnen. Bei der Bearbeitung hat er jeweils den sichersten Weg einzuschlagen (vgl. z. B. BGH in NJW 1984, 792 und in MDR 1975, 480; Palandt-Heinrichs, Anm. 4 C d zu 276 BGB unter Stichwort "Rechtsanwalt"; Rinsche, Haftung des Rechtsanwalts und des Notars, 2. Aufl., Anm. 1 60 ff. m. w. N.). - Der Anwalt hat den ihm vorgelegten Fall rechtlich eingehend zu untersuchen und &#252;ber das Ergebnis dieser Pr&#252;fung den Mandanten zu belehren. Diese Belehrung mu&#223; eindeutig den besonderen Risiken des Falles Rechnung tragen.</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Das Verhalten des Beklagten hat gegen diese Verpflichtung, die Verm&#246;gensinteressen des Mandanten durch zutreffende Beratung und zweckm&#228;&#223;ige Verfahrensgestaltung zu bewahren, versto&#223;en.</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Tatsache, da&#223; die Zustellung des Scheidungsantrages erst am 8. Juni 1984 erfolgt ist (vgl. Bl. 15 in 319 F 321/83 AG K&#246;ln - Scheidung -), sind f&#252;r die Berechnung des Versorgungsausgleiches gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB die Versorgungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers per 31.05.1984 ber&#252;cksichtigt worden (vgl. Auskunft des Verbandes der Ortskrankenkasse S vom 30.01.1986, Bl. 42 in 319 F 321/83 - Versorgungsausgleich - und Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 12.12.1986, Bl. 55 ebenda). Diese Entscheidung des Amtsgerichts war zutreffend und hat - f&#252;r den Kl&#228;ger somit unanfechtbar - auf den 31.05.1984 als das f&#252;r den Versorgungsausgleich ma&#223;gebende Ende der Ehezeit abgestellt (vgl. auch Bl. 16 in 319 F 321/83 - Scheidung -). Denn gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB ist als Ehezeit im Sinne der Vorschriften &#252;ber den Versorgungsausgleich die Zeit bis zum Ende des Monats, der dem Eintritt der Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages vorausgeht, zu ber&#252;cksichtigen. Rechtsh&#228;ngig wurde der Scheidungsantrag aber erst durch die Zustellung im Juni 1984. - Die fr&#252;here Einreichung dieses Antrages bereits im Oktober 1983 war hingegen ohne Bedeutung. &#167; 622 Abs. 1 ZPO spricht zwar davon, da&#223; das Verfahren auf Scheidung durch Einreichung einer Antragsschrift anh&#228;ngig wird. Damit ist aber nur eine sprachliche Harmonisierung der Proze&#223;vorschriften dahin angestrebt, da&#223; im Ehescheidungsverfahren von Antragsschriften, nicht aber von Klagen gesprochen werden soll. &#167; 622 Abs. 1 ZPO hat hingegen nicht zum Ziel, die allgemeinen Vorschriften der &#167;&#167; 253, 263 ZPO, wonach Zustellung Voraussetzung der Rechtsh&#228;ngigkeit ist, abzu&#228;ndern. &#167; 622 Abs. 3 ZPO zeigt dies, indem er davon spricht, bei der Anwendung der allgemeinen Vorschriften tr&#228;ten an die Stelle der Bezeichnungen Kl&#228;ger und Beklagter die Bezeichnungen Antragsteller und Antragsgegner (allgemeine Meinung, vgl. BGH in NJW 1985, 315, 316 rechte Spalte; MK-Meier, Rdnr. 14 zu &#167; 1587 BGB; Baumbach-Lauterbach, Anm. 2 zu &#167; 622 ZPO). - Die Frage, ob die &#220;bersendung oder Zustellung einer Antragsschrift im Proze&#223;kostenhilfeverfahren bei fehlender ausdr&#252;cklicher Einschr&#228;nkung eine die Rechtsh&#228;ngigkeit erzeugende Wirkung hat oder nicht (vgl. BGH in FamRZ 1987, 362, 364 einerseits und OLG D&#252;sseldorf in FamRZ 1981, 564 andererseits) spielt vorliegend keine Rolle, da der Antrag vor seiner f&#246;rmlichen Zustellung im Juni 1984 der E in keiner Form vom Gericht zugegangen ist. - Es gibt auch keine Vorschrift, die f&#252;r den hier interessierenden Bereich des Versorgungsausgleiches die Wirkung der Rechtsh&#228;ngigkeit auf die Einreichung der Antragsschrift vorverlegte. &#167; 270 Abs. 3 ZPO sieht solches nur f&#252;r die Wahrung von Fristen und die Unterbrechung der Verj&#228;hrung vor. Eine analoge Heranziehung dieser Vorschrift f&#252;r den Versorgungsausgleich kommt nicht in Betracht. Zum einen sind die geregelten Belange verschieden. Zum anderen hat der Gesetzgeber auch bei der Sch&#246;pfung von &#167; 1587 Abs. 2 ZPO eine eindeutige Regelung geschaffen, die keine planwidrige L&#252;cke enth&#228;lt.</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Einbeziehung der im Oktober 1983 und im Januar 1984 durch Bef&#246;rderung erlangten Erh&#246;hungen der Versorgungsanspr&#252;che w&#228;re aber au&#223;er Betracht geblieben, wenn die Antragsschrift noch im Oktober 1983 zugestellt worden w&#228;re. Dann n&#228;mlich w&#228;re das Eheende gem&#228;&#223; &#167; 1587 Abs. 2 BGB auf den 30. September 1983 f&#252;r den Versorgungsausgleich anzunehmen gewesen und die sp&#228;ter liegenden Bef&#246;rderungen und daraus herr&#252;hrenden Verbesserungen der Versorgungsanspr&#252;che folglich au&#223;er Ansatz geblieben.</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Hiergegen macht der Beklagte nach Auffassung desSenates ohne Erfolg geltend, eine Zustellung derAntragsschrift noch im Oktober 1983 w&#252;rde nicht zu einer Ausscheidung der Verbesserungen der Versorgungsanspr&#252;che des Kl&#228;gers nach dem 30.09.1983 aus dem Versorgungsausgleich gef&#252;hrt, sondern nur die Abweisung des Scheidungsantrages als unzul&#228;ssig oder unbegr&#252;ndet zur Folge gehabt haben. Wie das Landgericht bereits &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt hat, kann davon ausgegangen werden, da&#223; bei einer Einreichung des Scheidungsantrages im Oktober 1983 daraufhin schlie&#223;lich die Scheidung erfolgt und das Eheende f&#252;r den Versorgungsausgleich mit dem 30. September 1983 zugrunde gelegt worden w&#228;re.</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Hierf&#252;r ist es unsch&#228;dlich, da&#223; im Oktober 1983 das sogenannte Trennungsjahr noch nicht abgelaufen war und zudem die E zun&#228;chst auch nicht in die Scheidung einwilligen wollte.</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1565 Abs. 1 BGB kann eine Ehe nur geschieden werden, wenn sie gescheitert ist. Dies liegt vor, wenn die Lebensgemeinschaft der Ehegatten nicht mehr besteht und nicht erwartet werden kann, da&#223; sie wieder hergestellt wird. Gem&#228;&#223; &#167; 1565 Abs. 2 BGB kann eine Ehe, sofern die Ehegatten noch nicht ein Jahr lang getrennt leben, nur geschieden werden, wenn die Fortsetzung der Ehe f&#252;r den Antragsteller aus Gr&#252;nden, die in der Person des anderen Ehegatten liegen, eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde. Dieses Trennungsjahr lief zwischen dem Kl&#228;ger und seiner Ehefrau erst am 15.12.1983 - unstreitig - ab. Umst&#228;nde in der Person seiner Ehefrau, die das Abwarten des Trennungsjahres f&#252;r ihn unzumutbar gemacht h&#228;tten, sind nicht behauptet und auch nicht ersichtlich. Somit konnte die Scheidung nur gem&#228;&#223; &#167; 1566 Abs. 1 BGB nach Ablauf des "Trennungsjahres" angestrebt werden. Gem&#228;&#223; &#167; 1566 Abs. 1 und 2 BGB war sie nach Ablauf des Trennungsjahres m&#246;glich, wenn beide Ehegatten sie beantragt oder die Ehefrau des Kl&#228;gers zugestimmt h&#228;tte. Erst drei Jahre nach Trennung der Ehegatten w&#228;re gem&#228;&#223; 1566 Abs. 2 BGB unwiderlegbar vermutet worden, da&#223; die Ehe gescheitert sei, so da&#223; dann eine Scheidung auch ohne Zustimmung der Ehefrau auf einseitigen Antrag hin grunds&#228;tzlich ohne weiteres erfolgt w&#228;re.</p><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Da Gr&#252;nde f&#252;r eine Scheidung innerhalb des "Trennungsjahres" aufgrund von Unzumutbarkeit des Abwartens nicht ersichtlich sind, konnte somit im Oktober 1983 nur eine Scheidung gem&#228;&#223; &#167; 1566 Abs. 1 BGB nach Ablauf des Trennungsjahres angestrebt werden. Davon geht die vom Beklagten erarbeitete Antragsschrift vom 10.10.1983 auch zutreffend aus, da sie auf &#167; 1566 Abs. 1 BGB abstellt und zum Ausdruck gebracht wird, mit einer Terminierung vor dem 15.12.1983 (dem Ablauf des Trennungsjahres) werde nicht gerechnet (vgl. Bl. 1, 2 in 319 F 321/83 - Scheidungsakte -). - Mit dem landgerichtlichen Urteil ist entgegen der Auffassung des Beklagten nicht anzunehmen, da&#223; der Antrag wegen fehlenden Ablaufs des Trennungsjahres, w&#228;re er noch im Oktober 1983 zugestellt worden, als unzul&#228;ssig oder unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen worden w&#228;re. Anders als die Bearbeitung des gestellten Proze&#223;kostenhilfeantrages, der angesichts der Abweisung des Proze&#223;kostenhilfeantrages der Ehefrau des Kl&#228;gers nicht einmal zur Stellungnahme &#252;bersandt werden mu&#223;te, w&#228;re bei erfolgter Zustellung des Antrags im Oktober 1983 der E als Antragsgegnerin Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben gewesen. Eine m&#252;ndliche Verhandlung h&#228;tte sodann stattfinden m&#252;ssen. Ebenso wie das Landgericht darf man davon ausgehen, da&#223; diese m&#252;ndliche Verhandlung nicht vor Ablauf des Trennungsjahres erfolgt w&#228;re. Einmal entspricht dies der &#252;blichen, dem Senat bekannten Terminierungssituation in K&#246;ln. Zum anderen ist nicht davon auszugehen, da&#223; das Amtsgericht bei zweckentsprechender Bearbeitung durch schnellere Terminierung eine Abweisung des Antrages wegen fehlenden Ablaufs des Trennungsjahres zu Lasten der kostenpflichtigen Kl&#228;gerpartei h&#228;tte herbeif&#252;hren wollen, nur um alsbald einen erneuten Antrag nach Ablauf des Trennungsjahres vorgelegt zu erhalten. - Die Richtigkeit dieser Einsch&#228;tzung wird durch den zeitlichen Ablauf best&#228;tigt, den das Ehescheidungsverfahren nach Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe im Mai 1984 genommen hat (vgl. Bl. 12 ff. in 319 F 321/83 - Scheidung -). Nach Zustellung des Antrages am 8. Juni 1984 ist Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung erst am 03.12.1984 auf den 10.12.1984 bestimmt worden, nachdem vorbereitende T&#228;tigkeiten durch das Gericht durchgef&#252;hrt worden waren. Es ist nichts daf&#252;r ersichtlich, weshalb ein vergleichbarer Ablauf sich nicht an eine Zustellung im Oktober 1983 angeschlossen haben sollte. - Im &#252;brigen weist der Kl&#228;ger zu Recht darauf hin, da&#223; er, sollte das Amtsgericht wider Erwarten doch sofort terminiert und den Antrag zur&#252;ckgewiesen haben, durch Einlegung einer Berufung den Ablauf des Trennungsjahres ohne weiteres h&#228;tte herbeif&#252;hren k&#246;nnen. Denn der Ablauf der Jahresfrist der Trennung innerhalb des Gerichtsverfahrens ist wirksam, sofern dies nur bis zum Termin. der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung in der Tatsacheninstanz geschieht (vgl. BGH in NJW 1981, 449, Abgrenzung zum Ablauf innerhalb der Revisionsinstanz; Palandt-Diederichs, Anm. 1 zu 1566 BGB; MK-Wolf, Rdnr. 8 zu &#167; 1566 BGB). - Auch die Tatsache, da&#223; im sp&#228;teren Verfahren die Ehefrau des Kl&#228;gers zun&#228;chst gegen die Scheidung war, steht der Einsch&#228;tzung des Landgerichts &#252;ber den zu erwartenden Ablauf bei einer Zustellung im Oktober 1983 nicht entgegen. Denn schlie&#223;lich ist von Seiten der E nach anf&#228;nglichen Gegenantr&#228;gen im Dezember 1984 doch eine Scheidung auf beiderseitigen Antrag erfolgt, (vgl. Bl. 27 in 319 F 321/83.- Scheidungsakte -). Der Senat hat keine Zweifel, da&#223; ein gleicher Ablauf bei Zustellung des Antrages schon im Oktober 1983 erfolgt w&#228;re.</p><span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist auch der Auffassung, da&#223; das Amtsgericht bei Zustellung des Antrags schon im Oktober 1983 und der nach obigen Ausf&#252;hrungen dann daraufhin zu erwartenden Scheidung nicht etwa das Eheende entgegen &#167; 1587 Abs. 2 BGB anders als auf September 1983 festgelegt h&#228;tte. Die Regelung von &#167; 1587 Abs. 2 BGB ist eindeutig und sieht keine Ausnahmen vor. Zu einer Abweichung w&#228;re auch keine Veranlassung gewesen, weil sich der im Oktober 1983 zugestellte Antrag zun&#228;chst gem&#228;&#223; &#167; 630 ZPO als unzul&#228;ssig oder als unbegr&#252;ndet (vgl. dazu Baumbach-Lauterbach, Anm. 2 B zu &#167; 630 ZPO) h&#228;tte betrachten lassen. &#167; 1587 Abs. 2 BGB stellt auf den Eintritt der Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages ab. Er setzt hingegen nicht, was gesetzgeberisch ohne weiteres h&#228;tte geschehen k&#246;nnen, den Zeitpunkt als ma&#223;geblich an, von dem an begr&#252;ndet auf Scheidung geklagt werden kann. Entscheidend ist damit die Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages, auf den hin schlie&#223;lich die Scheidung erfolgt. Es w&#228;re auch vom inneren Zusammenhang des Scheidungsrechtes her nicht gerechtfertigt, andere Zeitpunkte als die Zustellung des Scheidungsantrages zugrunde zu legen. Seit der Neufassung des Scheidungsrechtes gibt es lediglich einen einzigen Scheidungsgrund, n&#228;mlich das Scheitern der zerr&#252;tteten Ehe (&#167; 1565 Abs. 1 BGB, vgl. Palandt; Anm. 3 zu &#167; 1564 BGB). Die &#167;&#167; 1565 Abs. 2 (Scheidung innerhalb des Trennungsjahres bei unzumutbarer H&#228;rte), &#167; 1566 Abs. 1 BGB (Scheidung nach Ablauf des Trennungsjahres auf beiderseitigen Antrag oder mit Zustimmung) und des &#167; 1566 Abs. 2 BGB (Scheidung nach dreij&#228;hriger Trennung) stellen keine verschiedenen Ehescheidungsgr&#252;nde dar, sondern lediglich unterschiedliche Nachweisformen f&#252;r den einheitlichen Scheidungsgrund der Zerr&#252;ttung (vgl. Palandt-Diederichsen, Anm. 3 zu &#167; 1564 BGB). Der &#220;bergang von einem zum anderen Beweisfall der Zerr&#252;ttung l&#228;&#223;t daher die Identit&#228;t und Einheitlichkeit des Scheidungsantrages unber&#252;hrt, so da&#223; auch der &#220;bergang von einem zum anderen Nachweisgrund erfolgen kann. - Auch die Tatsache, da&#223; jedenfalls zun&#228;chst nicht die Voraussetzungen von 630 Abs. 1 ZPO f&#252;r den Antrag vorlagen, h&#228;tte das Amtsgericht nach Auffassung des Senates nicht dazu veranla&#223;t, das Eheende anders als auf das Ende des der Zustellung vorausgegangenen Monats, also September 1983, festzulegen. &#167; 630 ZPO enth&#228;lt keine Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen f&#252;r ein besonderes Verfahren einverst&#228;ndlicher Scheidung, sondern materiell-rechtliche Scheidungsbedingungen f&#252;r die erleichterte einverst&#228;ndliche Scheidung nach einem Jahr Getrenntleben. Kommt sie nicht zustande, mu&#223; der Nachweis, da&#223; die Ehe gescheitert ist, in streitigem Verfahren erbracht und &#252;ber Folgesachen im Rahmen von &#167; 623 Abs. 3 ZPO von Amts wegen entschieden werden (vgl. Palandt-Diederichsen, Anm. 2 a zu &#167; 1566; Z&#246;ller-Philippi, Anm. II zu &#167; 630 ZPO, jeweils m. w. N.). Die Zustellung des Antrages im Oktober 1983 h&#228;tte somit keinen unzul&#228;ssigen Versuch dargestellt, eine unerlaubte und zum damaligen Zeitpunkt nicht zul&#228;ssige Scheidung ins Werk zu setzen, sondern lediglich die Anbringung eines Scheidungsbegehrens, dessen Erfolg noch unsicher gewesen w&#228;re. Da, wie oben dargelegt, mit hinreichender Sicherheit aber von einer letztlich erfolgreichen Durchf&#252;hrung des Verfahrens auszugehen ist, h&#228;tte der Zeitpunkt der Rechtsh&#228;ngigkeit daher zutreffenderweise den Stichtag f&#252;r die Beendigung der versorgungsm&#228;&#223;igen Ehegemeinschaft ergeben.</p><span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Da aus Sicht des Kl&#228;gers im Oktober 1983 weder das Anstreben der von ihm gew&#252;nschten Scheidung noch eine m&#246;glichst geringe Belastung im anstehenden Versorgungsausgleich unlautere Begehren waren, hatte der Beklagte diese Ziele mit den zur Verf&#252;gung stehenden prozessualen Mitteln anzustreben.</p><span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Hiergegen kann er nach Auffassung des Senates nicht mit Erfolg geltend machen, dies sinne ihm ein rechtswidriges, jedenfalls sittenwidriges oder standeswidriges Verhalten an.</p><span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Es ist freilich selbstverst&#228;ndlich, da&#223; ein Anwalt die Verm&#246;gensinteressen seines Mandanten nur im Rahmen des geltenden Rechtes wahren darf. Unrechtm&#228;&#223;iges oder unrichtiges Verhalten hat er zu unterlassen. Dieses darf ihm auch nicht vom Mandanten angesonnen werden. Selbst bei ausdr&#252;cklich anderer Weisung des Mandanten mu&#223; er keine aussichtslosen oder unsinnigen Verfahren, erst recht keine vor dem Recht oder den geltenden Sittenvorstellungen bedenklichen Verfahren in Gang setzen (vgl. Rinsche, a.a.O., I 66 f.). Ein in dieser Weise beanstandenswertes Verhalten h&#228;tte in der Antragstellung noch im Oktober 1983 aber nicht gelegen. Hierf&#252;r sei auf die bereits oben gemachten Ausf&#252;hrungen zur Zul&#228;ssigkeit der Antragstellung im Oktober 1983 und deren voraussichtlicher Behandlung durch das Amtsgericht K&#246;ln verwiesen. Nach Wertung des Senates h&#228;tte die Antragszustellung noch im Oktober 1983 die Ingangsetzung eines grunds&#228;tzlich erlaubten, lediglich von den Erfolgsaussichten nicht vollkommen sicher vorhersehbaren Verfahrens gehandelt. Damit h&#228;tte es sich um die erlaubte Benutzung gesetzlich vorhandener Verfahrensm&#246;glichkeiten gehandelt, nicht aber um mi&#223;br&#228;uchliche, zweckentfremdete Aussch&#246;pfung von Verfahrensm&#246;glichkeiten. - H&#228;tte der Gesetzgeber die Antragseinreichung und Antragszustellung vor Ablauf des Trennungsjahres nicht f&#252;r zul&#228;ssig und als f&#252;r den Versorgungsausgleich oder die Beendigung des Zugwinns unbeachtlich angesehen, so h&#228;tte er dies mit Sicherheit zum Ausdruck gebracht, da gerade bei der durch die Neugestaltung des Ehescheidungsrechtes vorhandenen Dreiteilung von Zerr&#252;ttungsnachweisgr&#252;nden die M&#246;glichkeit fr&#252;hzeitiger, erst im Laufe des Verfahrens sich als begr&#252;ndet und erfolgreich herausstellender Ehescheidungsantr&#228;ge auf der Hand liegt. Denn es ist nichts Bedenkliches, sondern &#252;bliches, da&#223; Parteien ihre Antr&#228;ge, auch wenn sie die Scheidung auf 1566 Abs. 1 BGB abstellen wollen, nicht erst nach Ablauf des Trennungsjahres einreichen, sondern schon gewisse Zeit vorher, um erforderliche Wartezeiten bis zur Terminierung pp. abzuk&#252;rzen. Diese durchaus naheliegende Verhaltensweise wird auch dem Gesetzgeber vor Augen gestanden haben. Gleichwohl hat er f&#252;r den Versorgungsausgleich die Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages hinsichtlich des Eheendes f&#252;r ma&#223;geblich erkl&#228;rt und nicht etwa f&#252;r Scheidungen nach &#167; 1566 Abs. 1 BGB den Ablauf des Trennungsjahres.</p><span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Senat sieht auch keine Veranlassung, anzunehmen, das Amtsgericht w&#252;rde unter Heranziehung von &#167; 242 BGB das Eheende anders bestimmt haben, was grunds&#228;tzlich denkbar ist (vgl. Palandt-Diederichsen, Anm. 2 zu &#167; 1566 BGB mit Verweisung auf die Gesetzesmaterialien). Auch hat der Senat folglich keinen Anla&#223;, selbst dem Beklagten im Verh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger entgegenzuhalten, er erstrebe einen Vorteil entgegen Treu und Glauben. Eine Antragstellung im Oktober 1983 h&#228;tte kein treuwidriges Verhalten dargestellt, da unstreitig der Kl&#228;ger die Scheidung bereits fest entschlossen anstrebte und daher sein Wunsch nach m&#246;glichst geringer Belastung im Versorgungsausgleich nicht als rechtlich bedenklich gewertet werden kann. Es mag sein, da&#223; man im Bereich von &#167; 242 BGB zu einer anderen Beurteilung kommen k&#246;nnte, wenn eine auf &#167; 1566 Abs. 1 BGB gest&#252;tzte Scheidung unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig fr&#252;h, etwa sofort bei Trennung oder kurz danach eingereicht w&#252;rde oder die Einreichung allein dem Zweck diente, Vorteile beim Versorgungsausgleich zu erzielen. Beides ist vorliegend aber nicht der Fall. Die Antragstellung, nur gut 2 Monate vor Ablauf des Trennungsjahres stellt angesichts der Terminierungssituation eine durchaus naheliegende und - unbestritten vom Beklagten - auch ganz &#252;bliche Verhaltensweise der die Scheidungsverfahren durchf&#252;hrenden Rechtsanw&#228;lte dar. Auch hatte der Kl&#228;ger nicht etwa das Ziel, die E beim Versorgungsausgleich zu benachteiligen. Er wollte vielmehr die von ihm fest gewollte Scheidung alsbald herbeif&#252;hren und in deren Rahmen m&#246;glichst geringe Einbu&#223;en beim Versorgungsausgleich erleiden. Dies kann als sittlich zu mi&#223;billigen vom Senat nicht betrachtet werden.</p><span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Es ist auch nicht so, da&#223; der Schutz der E eine andere Entscheidung nahelegte. Da der Antragsgegner im Ehescheidungsverfahren in aller Regel selbst anwaltlich vertreten, ihm jedenfalls nach &#167; 625 ZPO ein Anwalt beigeordnet werden kann, ist nicht anzunehmen, da&#223; er ohne sorgsame, von rechtkundiger Seite beratende Pr&#252;fung seine Zustimmung zum Scheidungsantrag erteilt und daher seine Verm&#246;gensinteressen nicht gewahrt w&#252;rden. Der Senat ist auch in diesem Zusammenhang nicht der Auffassung, da&#223; der Erfolg des Antrages von Oktober 1983 ausgeblieben w&#228;re, h&#228;tte die E aufgrund einer Zustellung im Oktober 1983 nicht an dem Zuwachs des Kl&#228;gers in seinen Versorgungsanspr&#252;chen von Oktober 1983 und Januar 1984 beim Versorgungsausgleich teilnehmen k&#246;nnen. Das Verhalten des Kl&#228;gers h&#228;tte sich f&#252;r E nach Wertung des Senates nicht als der unlautere Versuch, sie von berechtigten Anschl&#252;ssen auszuschlie&#223;en dargestellt, sondern lediglich als die Ingangsetzung der gew&#252;nschten, sp&#228;ter auch von ihr f&#252;r richtig angesehenen Scheidung wegen Zerr&#252;ttung der ehelichen Lebensgemeinschaft. Dann aber stellte sich die Ausgrenzung der Versorgungsanspr&#252;che von Oktober 1983 und Januar 1984 als logische, innerlich gerechtfertige Folge dar, nachdem die Trennung schon im Dezember 1982 erfolgt und die eheliche Lebensgemeinschaft von diesem Zeitpunkt an aufgehoben war.</p><span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist seiner Verpflichtung, die verfahrensm&#228;&#223;ig m&#246;gliche Ausgrenzung der Erh&#246;hungen in den Versorgungsanspr&#252;chen aus dem Versorgungsausgleich zu bewirken, nicht nachgekommen. Unstreitig ist die Zustellung des Antrages erst im Juni 1984 erfolgt, obwohl sie im Oktober 1983 erforderlich und auch m&#246;glich war. Dies h&#228;tte der Beklagte voraussehen und richtig in die Wege leiten m&#252;ssen.</p><span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Hiergegen kann er sich nicht mit Erfolg darauf berufen, er habe den Kl&#228;ger hinl&#228;nglich aufgekl&#228;rt und dieser habe ohne vorherige Zuerkennung von Proze&#223;kostenhilfe - jedenfalls bis Februar 1984 - keine Zustellung gew&#252;nscht, insbesondere den daf&#252;r erforderlichen Vorschu&#223; trotz Anforderung nicht bezahlt.</p><span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Insoweit sieht der Senat durch das vorhandene Schriftgut, welches das Vorgehen und den Kenntnisstand des Beklagten eindeutig wiedergibt, f&#252;r festgestellt an, da&#223; er im Besitz eines hinl&#228;nglichen Vorschusses war, Auftrag zur sofortigen Rechtsh&#228;ngigmachung des Scheidungsantrages hatte und lediglich aus Unkenntnis der Zusammenh&#228;nge das Erforderliche, n&#228;mlich die Zahlung eines Vorschusses f&#252;r die Zustellung und deren Bewirkung vers&#228;umt hat.</p><span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Darstellung des Beklagten, insbesondere die Behauptung, er habe den Vorschu&#223; von 650,00 DM allein f&#252;r seine eigenen Honorarforderungen verlangt und weiteren Vorschu&#223; f&#252;r die Verfahrenskosten nicht erhalten, wird durch seine eigenen Schreiben widerlegt.</p><span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Unter dem 27.02.1984 n&#228;mlich hat der Beklagte im Scheidungsverfahren bei Gericht angefragt, er bitte um Mitteilung, welche Hinderungsgr&#252;nde best&#252;nden, die Antragsschrift der E zuzustellen. Eine solche Frage w&#228;re v&#246;llig unsinnig, wenn, wie es nach der jetzigen Darstellung des Beklagten der Fall sein soll, er bewu&#223;t keinen Vorschu&#223; eingezahlt gehabt h&#228;tte, weil der Kl&#228;ger zuvor Weisung erteilt gehabt h&#228;tte, keinesfalls ohne bewilligte Proze&#223;kostenhilfe das Verfahren in Gang zu setzen. Diese Zusammenh&#228;nge h&#228;tten dem Beklagten im Februar 1984 vor Augen stehen m&#252;ssen, so da&#223; seine Anfrage bei Gericht vom 27.02.1984 belegt, da&#223; der Beklagte diese beiden Punkte (Zur-Verf&#252;gungstellung von Mitteln f&#252;r die Zahlung des Gerichtskostenvorschusses und dessen Einzahlung) nicht als Hinderungsgr&#252;nde f&#252;r die fehlende Zustellung ansah. - Der Schriftsatz des Beklagten vom 07.02.1985 im Versorgungsausgleichs-verfahren (vgl. Bl. 15 in 319 F 321/83 - Versorgungsausgleich -) best&#228;tigt dies. Dort begehrt der Beklagte, das Eheende auf den 30.09.1983 zu bestimmen und weist darauf hin, ihm sei keine Gerichtskostensrechnung &#252;bermittelt worden. Auch dies vertr&#228;gt sich keinesfalls mit der Behauptung, ein Vorschu&#223; sei bewu&#223;t nicht bezahlt worden, weil der Kl&#228;ger solches nicht gewollt, den Vorschu&#223; auch nicht geleistet habe.</p><span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Das Schreiben des Beklagten vom 20.01.1987 (vgl. Bl. 51, 52 GA) best&#228;tigt dies nochmals. Dort n&#228;mlich wird einger&#228;umt, es k&#246;nne ein Fehler begangen worden sein. Sodann wird der Verfahrensgang des Scheidungsverfahrens geschildert und wiederum darauf hingewiesen, es sei keine Gerichtskostenrechnung von der Gesch&#228;ftsstelle &#252;bersandt worden. - An keiner Stelle wird die jetzige Darstellung angesprochen, der Mandant, der Kl&#228;ger, habe es vers&#228;umt, einen angeforderten Vorschu&#223; f&#252;r das Verfahren zu zahlen oder etwa Weisung erteilt, vor Zubilligung von Proze&#223;kostenhilfe die Zustellung nicht zu bewirken. Dies w&#228;re aber nach &#220;berzeugung des Senates mit Sicherheit im Schreiben vom 20.01.1987 geltend gemacht worden, wenn die jetzige Behauptung des Beklagten zutr&#228;fe. Das Gegenteil wird durch die genannten Schreiben zur &#220;berzeugung des Senates vielmehr mit Sicherheit bewiesen.</p><span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte durfte auch nicht etwa darauf vertrauen, das Amtsgericht werde den Antrag im Rahmen des Proze&#223;kostenhilfeantrages an E zustellen. Einmal hatte er nach den oben dargelegten Grunds&#228;tzen den sichersten Weg zu beschreiten (vgl. BGH in NJW 1984, 792 und in MDR 1975, 480). Die &#220;bersendung eines Antrages ausschlie&#223;lich zur Stellungnahme im Proze&#223;kostenhilfeverfahren h&#228;tte die Rechtsh&#228;ngigkeit nicht bewirkt (vgl. OLG D&#252;sseldorf in FamRZ 1981, 564). Dies h&#228;tte allenfalls dann, vom Gericht ungewollt, geschehen k&#246;nnen, wenn der Antrag ohne hinl&#228;ngliche Einschr&#228;nkung, da&#223; dies nur zur Stellungnahme im Proze&#223;kostenhilfeverfahren geschehe, zugestellt worden w&#228;re (vgl. BGH in FamRZ 1987, 342/34). Auf eine solche Fehlerm&#246;glichkeit als Bewirkung der Zustellung h&#228;tte der Beklagte aber nicht vertrauen d&#252;rfen. Im &#252;brigen h&#228;tte er bei der Bedeutung dieses Punktes auch nicht auf Zustellungen im Proze&#223;kostenhilfeverfahren vertrauen d&#252;rfen sondern den sichersten Weg der Zustellung des Antrages selbst nach Zahlung des Proze&#223;kostenvorschusses einschlagen m&#252;ssen. Jedenfalls aber h&#228;tte er sich wenigstens noch im Oktober 1983 davon &#252;berzeugen m&#252;ssen, ob denn im Proze&#223;kostenhilfeverfahren &#252;berhaupt eine &#220;bersendung des Antrages an die E erfolgt war, was tats&#228;chlich ja nicht der Fall gewesen ist. Der Beklagte behauptet nicht einmal, eine solche &#220;berpr&#252;fung vorgenommen zu haben. Sie h&#228;tte auch nur zur Feststellung gef&#252;hrt, da&#223; die Zustellung nicht geschehen war.</p><span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber bestehende prim&#228;re Schadenersatzanspruch wegen positiver Forderungsverletzung ist wohl verj&#228;hrt. Gem&#228;&#223; &#167; 51 BRAO n&#228;mlich verj&#228;hren Ersatzanspr&#252;che 3 Jahre nach Entstehung des Anspruchs, sp&#228;testens 3 Jahre nach der Beendigung des Mandates. Als entstanden ist ein Anspruch dann anzusehen, wenn er wenigstens im Wege der Feststellungsklage geltend gemacht werden k&#246;nnte.</p><span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Auf eine Kenntnis des Gesch&#228;digten von der Entstehung des Anspruchs kommt es hingegen nicht an (vgl. Palandt-Heinrichs, Anm. 1 b zu &#167; 198 BGB und Rinsche a.a.O., I 123). Der Schaden war vorliegend jedenfalls teilweise mit Ablauf des Monats Oktober 1983 entstanden, da zu diesem Zeitpunkt bereits feststand, da&#223; die Bef&#246;rderung aus Oktober 1983 und die damit verbundene Erh&#246;hung von Versorgungsanspr&#252;chen nunmehr in den Versorgungsausgleich einbezogen werden w&#252;rde. Dann konnte fr&#252;hester Ablauf f&#252;r die 3-j&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist das Ende des Monats September 1986 sein. Dies ist allerdings zweifelhaft, da ein weiterer Schaden im Januar 1984 durch die zweite Bef&#246;rderung hinzugetreten ist, der innerlich mit dem ersten Schadensereignis zusammenh&#228;ngt. Es lie&#223;e sich auch die Auffassung vertreten, der Schaden habe erst festgestanden, nachdem sp&#228;ter das f&#252;r den Versorgungsausgleich ma&#223;gebliche Eheende durch das Amtsgericht festgelegt worden war. All dies kann aber offen bleiben. Denn auch bei Verj&#228;hrung des Prim&#228;ranspruches im Oktober 1986 darf der Beklagte sich nicht darauf berufen. Dem Kl&#228;ger n&#228;mlich steht dagegen der sogenannte Sekund&#228;ranspruch zu, der darauf gerichtet ist, dem Beklagten die Erhebung der Verj&#228;hrungseinrede verwehren zu d&#252;rfen.</p><span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der der Senat folgt, entsteht ein weiterer, sogenannter sekund&#228;rer Ersatzanspruch, wenn ein Rechtsanwalt es schuldhaft unterl&#228;&#223;t, den Mandanten vor Ablauf der Verj&#228;hrung auf den gegen ihn bestehenden Prim&#228;ranspruch <span style="text-decoration:underline">und</span> die drohende Verj&#228;hrung hinzuweisen. Wird dieser Anspruch verletzt, macht sich der Rechtsanwalt erneut schadenersatzpflichtig und hat nach &#167; 249 BGB den Mandanten so zu stellen, wie er stehen w&#252;rde, wenn er richtig belehrt worden w&#228;re. Da in diesem Falle davon auszugehen ist, da&#223; die Verj&#228;hrungsfrist dann nicht vers&#228;umt worden w&#228;re, geht der sekund&#228;re Schadenersatzanspruch des Mandanten dahin, da&#223; der Rechtsanwalt gegen&#252;ber dem prim&#228;ren Schadenersatzanspruch die Einrede der Verj&#228;hrung nicht erheben darf (vgl. unter anderem BGH in NJW 1985, 1151; BGH in NJW 1982, 1285).</p><span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch dieser sogenannte Sekund&#228;ranspruch unterliegt der dreij&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist des &#167; &#167; 51 BRAO. Diese beginnt sp&#228;testens im Moment der Verj&#228;hrung des Prim&#228;ranspruches, was vorliegend zu einer Verj&#228;hrung des Sekund&#228;ranspruches im August 1989 gef&#252;hrt h&#228;tte, somit nach Klageerhebung im vorliegenden Verfahren gelegen h&#228;tte.</p><span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Diese Verpflichtung zu einer Beratung ist vom Beklagten auch verletzt worden, so da&#223; eine entsprechender Sekund&#228;ranspruch entstanden ist.</p><span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Er macht selbst nicht geltend, den Kl&#228;ger &#252;ber Ersatzanspr&#252;che gegen ihn belehrt zu haben.</p><span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Dies war auch nicht etwa entbehrlich, weil der Kl&#228;&#8209;ger ohnehin die Angelegenheit aufgrund eigenerKenntnis h&#228;tte beurteilen k&#246;nnen. Entgegen der Auffassung des Beklagten ist der "Verwaltungsrat" einer Ortskrankenkasse im Regelfalle nicht ohne weiteres in der Lage, die hier einschl&#228;gigen Rechtsfragen selbst zu durchschauen. Daf&#252;r, da&#223; es ausnahmsweise beim Kl&#228;ger anders w&#228;re, ist nichts vorgetragen oder ersichtlich.</p><span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Eine Belehrungspflicht entfiele allerdings auch dann, wenn der Gesch&#228;digte hinreichend lang vor Ablauf der Verj&#228;hrung des Prim&#228;ranspruches anderweitig zutreffend &#252;ber das Bestehen eines Anspruchs und den Ablauf der Verj&#228;hrung aufgekl&#228;rt wird (vgl. BGH in NJW 1985, 1151, 1152, Rinsche, a.a.O., I 126, 127 m. w. N.). Die anderweitige Aufkl&#228;rung &#252;ber den Anspruch allein reicht aber nicht aus, wenn nicht zugleich &#252;ber die Verj&#228;hrungsfrage aufgekl&#228;rt wird (vgl. BGH in VersR 1984, 663 ff., Rinsche, a.a.O.). - Der Beklagte hat vorliegend von seiten des Rechtsanwalts W mit Schreiben vom 19.09.1985 Aufkl&#228;rung erhalten, jedoch nur zum Anspruch selbst, nicht aber zur Verj&#228;hrungsfrage (vgl. Bl. 49 GA). Damit bestand gegen&#252;ber dem Beklagten hinsichtlich der Verj&#228;hrungsfrage der Sekund&#228;ranspruch weiter, ist nicht erf&#252;llt worden und eine Verj&#228;hrung hat erst bei Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist des Prim&#228;ranspruches zu laufen begonnen, so da&#223; der Sekund&#228;ranspruch bei Klageerhebung noch - ungehemmt von der Verj&#228;hrungseinrede - bestand.</p><span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167; 97 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p><span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Streitwert dieses Urteils und Beschwer f&#252;r den Beklagten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 10.000,00 DM.</p><span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 0,00 DM.</p>
315,231
ag-neuss-1989-06-07-7530-c-16589
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75/30 C 165/89
1989-06-07T00:00:00
2019-03-13T14:50:04
2022-10-18T15:08:48
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1989:0607.75.30C165.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.</p> <p>Es wird festgestellt, dass die von der Beklagten gegen&#252;ber den Kl&#228;gerinnen am 13.01.1989 ausgesprochene fristlose K&#252;ndigung bez&#252;glich der von den Kl&#228;gerinnen angemieteten R&#228;umlichkeiten im Hause.... unwirksam ist.</p> <p></p> <p>II.</p> <p>Die Widerklage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>III.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>IV.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 3.000,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>V.</p> <p>Streitwert f&#252;r Klage und Widerklage: 34.200,00 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen sind aufgrund schriftlichen Vertrages vom 08.08.87 Mieterinnen des Hauses....., welches der Beklagten geh&#246;rt. Es handelt sich um einen Mietvertrag &#252;ber gewerbliche R&#228;ume; die Kl&#228;gerinnen betreiben im Mietobjekt eine krankengymnastische Praxis.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#167; 17 I des Mietvertrages lautet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Der Vermieter oder/und sein Beauftragter k&#246;nnen die Mietr&#228;ume w&#228;hrend der Gesch&#228;ftszeit zur Pr&#252;fung ihres Zustandes oder aus anderen wichtigen Gr&#252;nden betreten. Bei Gefahr ist ihnen der Zutritt zu jeder Tages- und Nachtzeit gestattet."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter der Gesch&#228;fts-Nr. 30 C 506/88 fand zwischen den Parteien bereits ein Rechtsstreit statt, wobei die Kl&#228;gerinnen auf Feststellung klagten, dass die Beklagte nur unter bestimmten Voraussetzungen das Recht zum Betreten der Mietr&#228;umlichkeiten haben sollte; die Klage ist durch Urteil vom 14.11.88 rechtskr&#228;ftig abgewiesen worden. Insoweit wird auf den Inhalt der Akte 30 C 506/88 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat das Mietverh&#228;ltnis durch Schreiben vom 13.01.1989 fristlos gek&#252;ndigt. Dem lag zugrunde, dass Mitarbeiter der Kl&#228;gerinnen den Ehemann der Beklagten mehrfach in der Zeit zwischen 08.00 und 09.00 Uhr morgens nicht in die Mietr&#228;umlichkeiten eingelassen hatten. Der Ehemann der Beklagten wollte jeweils nach Durchf&#252;hrung von Handwerkerarbeiten an der Wasseranlage des Hauses Wasserproben entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine schriftliche oder m&#252;ndliche Anmeldung des Ehemannes der Beklagten zu seinen Besuchen war jeweils nicht erfolgt. Bei einem weiteren nicht angemeldeten Besuch in den Mietr&#228;umlichkeiten ist der Ehemann der Beklagten an einem Tage gegen 13.00 Uhr eingelassen worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen sind der Auffassung, dass die Beklagte bzw. ihr Beauftragter nicht berechtigt seien, ohne Voranmeldung die Mietr&#228;umlichkeiten zu betreten. Im &#252;brigen seien Besuche in der Zeit zwischen 08.00 und 09.00 Uhr morgens ihnen nach ihrer Personallage ung&#252;nstig, wohingegen Besuche in der Mittagszeit zwischen 13.00 Uhr und 13.30 Uhr ohne weiteres stattfinden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerinnen beantragen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">wie erkannt zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">und widerklagend,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerinnen zu verurteilen, das Haus.... mit Stellpl&#228;tzen auf dem</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hof zu r&#228;umen und an sie herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, dass die Kl&#228;gerinnen nicht berechtigt seien, ihr Recht zum Betreten der Mietr&#228;umlichkeiten mit Auflagen zu versehen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage war gem&#228;&#223; &#167; 256 ZPO begr&#252;ndet, die Widerklage war mangels eines Anspruchs der Beklagten gegen die Kl&#228;gerinnen abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im Vorprozess 30 C 506/88 ist gekl&#228;rt worden, bei welcher Sachlage bzw. aus welchen Gr&#252;nden das Recht der Beklagten zum Betreten der Mietsache besteht. Die dort getroffene Entscheidung steht dem Grundsatz, dass das Recht des Vermieters &#8211; auch im gewerblichen Mietverh&#228;ltnis &#8211; mit gr&#246;&#223;tm&#246;glicher Zur&#252;ckhaltung auszu&#252;ben ist, keinesfalls entgegen. Dieser Grundsatz gebietet es, dass, au&#223;er in F&#228;llen der Gefahr im Verzuge, Besuche des Vermieters oder eines Beauftragten vorher schriftlich oder fernm&#252;ndlich anzuk&#252;ndigen sind (vgl. Palandt, 48. Aufl., &#167; 535, Anm. 3 c, cc; Sternel, Mietrecht, 3. Aufl., Abschn. II, Rd-Nr. 294 m.w.N.). Es sind im &#252;brigen Anhaltspunkte daf&#252;r, dass dieser Grundsatz im gewerblichen Mietverh&#228;ltnis nicht gelten sollte, nicht ersichtlich. Auch der Mieter im gewerblichen Mietverh&#228;ltnis hat einen Anspruch darauf, dass er sich auf Besuche des Vermieters in seiner Terminplanung einstellen kann, zumal entgegenstehende Belange des Vermieters nicht ersichtlich sind; es bereitet &#252;blicherweise allenfalls einen geringf&#252;gigen Aufwand, eine Terminsank&#252;ndigung oder Terminsabsprache vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da hier unstreitig Ank&#252;ndigungen der Besuche des Ehemannes der Beklagten nicht erfolgt sind, waren die Kl&#228;gerinnen bzw. ihre Mitarbeiter nicht verpflichtet, den Besuchsw&#252;nschen Folge zu leisten. Die fristlose K&#252;ndigung der Beklagten war daher nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung weiterer unn&#246;tiger Streitigkeiten zwischen den Parteien erlaubt sich das Gericht die Erg&#228;nzung, dass die Kl&#228;gerinnen keinesfalls gehalten sind, auf jede Terminsank&#252;ndigung der Beklagten bzw. ihres Beauftragten einzugehen. Vielmehr sind Termine in gemeinsamer Absprache festzulegen, wobei die Belange beider Mietparteien in m&#246;glichst geringem Umfang beeintr&#228;chtigt werden d&#252;rfen. Lassen sich solche Termine nicht einvernehmlich festlegen, so gebietet es die mietvertragliche Treuepflicht, dass bei mehreren notwendigen Terminen einmal die Belange des Vermieters, einmal die Belange des Mieters den Vorrang haben. Das Gericht geht davon aus, dass bei etwas gutem Willen von beiden Seiten entsprechende Probleme nicht entstehen d&#252;rften.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Es war somit &#8211; wie erkannt &#8211; zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 709 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Richter</p>
315,232
olgham-1989-06-05-3-u-35188
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 351/88
1989-06-05T00:00:00
2019-03-13T14:50:05
2022-10-18T15:08:48
Teilurteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0605.3U351.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 7. Juli 1988 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Hagen wird zur&#252;ckgewiesen, soweit sie sich gegen den Grund der Schmerzensgeldzahlungsverurteilung und gegen den Feststellungsausspruch richtet.</p> <p></p> <p>Auf die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin wird das genannte Urteil erg&#228;nzend so abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Der Antrag der Kl&#228;gerin auf Ersatz ihres bezifferten materiellen Schadens ist dem Grunde nach gerechtfertigt.</p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin auch allen zuk&#252;nftigen materiellen Schaden aus der Operation vom xxx zu ersetzen, soweit der Anspruch nicht auf Sozialleistungstr&#228;ger &#252;bergegangen ist.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagten auf Ersatz ihres materiellen und immateriellen Schadens wegen der Folgen einer Kniegelenksoperation in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die im Jahre xxx geborene Kl&#228;gerin zog sich im M&#228;rz xxx beim Aussteigen aus dem Auto ein Verdrehtrauma des linken Beins zu und litt seither an Schmerzen im linken Kniegelenk, zu deren diagnostischer Abkl&#228;rung sie sich im Mai xxx station&#228;r in dem von dem Beklagten zu 2) getragenen Krankenhaus f&#252;r Sportverletzte in xxx aufnehmen lie&#223;. Eine dort am xxx wegen des Verdachts auf einen Innenmeniskusschaden durchgef&#252;hrte arthroskopische Gelenkkontrolle ergab keinen Anhaltspunkt f&#252;r eine Meniskussch&#228;digung, zeigte jedoch eine kleine Knorpelerweichung an der medialen Facette der Patella (Kniescheibenr&#252;ckfl&#228;che), deretwegen der am Krankenhaus f&#252;r Sportverletzte als Oberarzt t&#228;tige Beklagte zu 1) der Kl&#228;gerin zun&#228;chst eine konservative Behandlung empfahl, die von dem niedergelassenen Chirurgen xxx im xxx in Form einer dreimonatigen Spritzentherapie mit Dona,2oo S sowie begleitenden hyper&#228;misierenden Ma&#223;nahmen durchgef&#252;hrt wurde. Da diese Behandlung zu keiner Besserung der Beschwerden f&#252;hrte, rieten sowohl der Zeuge xxx als auch der Beklagte zu 1) im xxx zu operativen Intervention, zu deren Durchf&#252;hrung sich die Kl&#228;gerin am xxx erneut im Krankenhaus f&#252;r Sportverletzte station&#228;r aufnehmen lie&#223;. Dort unterzeichnete sie nach einem Aufkl&#228;rungsgespr&#228;ch mit dem Zeugen xxx am selben Tage eine schriftliche Einwilligungserkl&#228;rung, in der die vorgesehene Ma&#223;nahme mit "Gelenkinspektion links, ggf. Knorpelgl&#228;ttung, Meniskusresektion od. Roux-Bandi" beschrieben ist und als m&#246;gliche Komplikationen "Gelenkinfektion, Wundheilungsst&#246;rungen, Nervenverletzung, Thrombose" genannt sind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am xxx f&#252;hrte der Beklagte zu 1) unter der Operationsdiagnose einer sog. Chondropathia patellae (degenerative Knorpelver&#228;nderung an der Kniescheibe) bei der Kl&#228;gerin eine Arthrotomie nach Roux-Bandi-Viernstein durch, wobei nach Er&#246;ffnung des Kniegelenks eine Knorpelgl&#228;ttung, eine Verlagerung des Kniescheibenbandes zur Entlastung der angegriffenen Knorpelschicht sowie eine Fixierung der verlagerten Kniescheibe mit einer Schraube erfolgten. Am xxx wurde die Kl&#228;gerin mit einem Kunststoffgips entlassen, in der Zeit vom xxx bis xxx erfolgte eine station&#228;re konservative Nachbehandlung und anl&#228;&#223;lich eines weiteren station&#228;ren Aufenthaltes vom xxx bis xxx die operative Schraubenentfernung, ohne da&#223; es nach Behauptung der Kl&#228;gerin zu einer Besserung ihrer Beschwerden im linken Kniegelenk kam.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im xxx lie&#223; die Kl&#228;gerin wegen zwischenzeitlich aufgetretener Schmerzen auch im rechten Kniegelenk, als deren Ursache ebenfalls eine Chondropathia patellae diagnostiziert wurde, von dem Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des xxx Hospitals xxx eine Knorpelgl&#228;ttung am rechten Kniegelenk durchf&#252;hren, die ihrer Darstellung nach zu einer v&#246;lligen Beschwerdefreiheit f&#252;hrte, w&#228;hrend sich die Beschwerden in dem von dem Beklagten zu 1) operierten linken Kniegelenk nach Behauptung der Kl&#228;gerin deutlich verschlimmert haben und auch eine insoweit im xxx von xxx nach der arthroskopischen Methode erfolgte Nachhandlung keinen Erfolg gebracht hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unter Hinweis darauf sieht die Kl&#228;gerin die von dem Beklagten 1) durchgef&#252;hrte Operation als mi&#223;lungen an und macht die Beklagten hierf&#252;r sowohl unter dem Gesichtspunkt von Aufkl&#228;rungsvers&#228;umnissen als auch von Behandlungsfehlern verantwortlich, die Kl&#228;gerin hat dazu in erster Instanz behauptet, da&#223; sie von im Zeugen xxx zwar &#252;ber die in der schriftlichen Einwilligungserkl&#228;rung genannten allgemeinen Operationsrisiken unterrichtet worden, eine gezielte Aufkl&#228;rung &#252;ber Art, Zweck und Tragweite der durchgef&#252;hrten Arthrotomie sowie deren Mi&#223;erfolgsrisiko aber ebenso unterblieben sei wie ein Hinweis auf die Alternative eines arthroskopischen Eingriffs, den die Kl&#228;gerin mit der Begr&#252;ndung f&#252;r erforderlich h&#228;lt, da&#223; es sich dabei um eine der Arthrotomie in ihrer Wirkung mindestens gleichwertige, aber erheblich schonendere und - wie die Behandlung ihres rechten Kniegelenks durch xxx zeige - erfolgreichere Operationsmethode handle.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat deshalb von den Beklagten die Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes (Vorstellung 20.000,-- DM) und die Feststellung der Ersatzpflicht f&#252;r allen zuk&#252;nftigen Schaden aus der Operation vom xxx begehrt. Das Landgericht hat diesem Begehren nach Anh&#246;rung der Kl&#228;gerin und des Beklagten zu 1) sowie Vernehmung des Zeugen xxx insoweit stattgegeben, als es der Kl&#228;gerin ein Schmerzensgeld von 15.000,-- DM zuerkannt und die Ersatzpflicht der Beklagten f&#252;r zuk&#252;nftigen immateriellen Schaden der Kl&#228;gerin festgestellt hat. Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht ausgef&#252;hrt, da&#223; die von der Kl&#228;gerin erteilte Einwilligung in die Operation vom xxx unwirksam gewesen sei, weil sich nicht feststellen lasse, da&#223; die Beklagten der Kl&#228;gerin eine hinreichende Aufkl&#228;rung &#252;ber Art und Weise des Eingriffs, das damit verbundene Mi&#223;erfolgsrisiko sowie die alternative M&#246;glichkeit eines arthroskopischen Eingriffs h&#228;tten zuteil werden lassen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das wegen der Einzelheiten gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO Bezug genommen wird, richten sich die Berufung der Beklagten, die weiterhin die Abweisung der Klage begehren, und die unselbst&#228;ndige Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin, mit der diese ein weiteres Schmerzensgeld (Vorstellung 10.000,-- DM), die Zahlung materiellen Schadensersatzes in H&#246;he von 4.601,50 DM sowie die Feststellung der Ersatzpflicht der Beklagten auch f&#252;r materiellen Zukunftsschaden begehrt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung ihres Rechtsmittels machen die Beklagten geltend, da&#223; die Kl&#228;gerin entgegen der Annahme des Landgerichts &#252;ber Art und Umfang des durchgef&#252;hrten operativen Eingriffs nur im gro&#223;en und ganzen und nicht in allen Einzelheiten habe aufgekl&#228;rt werden m&#252;ssen, und da&#223; es einer Er&#246;rterung alternativer Behandlungsmethoden nicht bedurft habe, weil es zu der durchgef&#252;hrten Operation keine von der therapeutischen Funktion her vergleichbare Alternative gegeben habe. In dem so verstandenen Sinne sei die Kl&#228;gerin - so behaupten die Beklagten - hinreichend aufgekl&#228;rt worden, weil ihr Art und Umfang des Eingriffs und die damit verbundenen Risiken nicht nur von dem Zeugen xxx, sondern bereits zuvor von dem Zeugen xxx eingehend erl&#228;utert worden seien und der Beklagte zu 1) pers&#246;nlich der Kl&#228;gerin erkl&#228;rt habe, da&#223; es sich bei der Operation nur um den Versuch einer Heilung handeln k&#246;nne. Die Beklagten bestreiten zudem, da&#223; die Kl&#228;gerin bei weitergehender Aufkl&#228;rung von einer Durchf&#252;hrung der ihrer Meinung noch unerl&#228;&#223;lichen Operation Abstand genommen h&#228;tte und leugnen sowohl die in erster Instanz von der Kl&#228;gerin behaupteten Behandlungsfehler als auch die behauptete Verschlimmerung der Beschwerden ihres linken Kniegelenks.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">in Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und in teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">1. die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an sie</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">a) ein weiteres angemessenes Schmerzensgeld mit 4% Zinsen seit Klageerhebung,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">b) einen Betrag von 4.601,50 DM nebst 4% Zinsen seit Zustellung der Anschlu&#223;berufung</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">2. (Weiter) festzustellen, da&#223; die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, ihr auch den zuk&#252;nftigen materiellen Schaden aus der Operation vom xxx zu ersetzen, soweit der Anspruch nicht auf Sozialleistungstr&#228;ger &#252;bergegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;lt unter Verteidigung des angefochtenen Urteils daran fest, da&#223; sie nur unzureichend aufgekl&#228;rt worden sei und legt n&#228;her dar, da&#223; sie bei der gebotenen Aufkl&#228;rung, insbesondere &#252;ber die Alternative eines arthroskopischen Eingriffs und die hohe Mi&#223;erfolgsquote der durchgef&#252;hrten Operation, dieser nicht zugestimmt h&#228;tte. i</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen, da&#223; sich der Zustand ihres linken Kniegelenks seit der Operation deutlich verschlechtert und inzwischen auch zu einer Sch&#228;digung der Lendenwirbels&#228;ule gef&#252;hrt habe und macht geltend, da&#223; sie infolgedessen in der Haushaltsf&#252;hrung erheblich beeintr&#228;chtigt sei und hierdurch bisher einen f&#252;r die Zeit bis Ende 1988 auf 4.601,50 DM bezifferten Schaden erlitten habe.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen xxx, dem gem&#228;&#223; &#167; 377 ZPO die schriftliche Beantwortung der ihm gestellten Beweisfragen gestattet worden ist, die uneidliche Vernehmung der Zeugen xxx und xxx sowie durch Einholung eines Gutachtens, das der Sachverst&#228;ndige Prof. xxx im Senatstermin am 17.4.1989 m&#252;ndlich erstattet hat. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die schriftliche Zeugenaussage xxx vom xxx und den Vermerk der Berichterstatterin zur Sitzungsniederschrift vom 17.4.1989 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die die Kl&#228;gerin betreffenden Krankenunterlagen des Krankenhauses f&#252;r Sportverletzte xxx haben vorgelegen und sind Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat es f&#252;r zweckm&#228;&#223;ig erachtet, &#252;ber die beiderseitigen Rechtsmittel in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang durch Teilurteil zu entscheiden, weil der Rechtsstreit insoweit entscheidungsreif ist und lediglich zur H&#246;he des von der Kl&#228;gerin begehrten Schmerzensgeldes sowie des von ihr verlangten materiellen Schadensersatzes noch weitere Feststellungen erforderlich sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat - soweit sie sich gegen den Grund ihrer Schmerzensgeldzahlungsverurteilung und gegen den Feststellungsausspruch des angefochtenen Urteils richtet &#8211; keinen Erfolg, w&#228;hrend die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin hinsichtlich der begehrten Feststellung der Ersatzpflicht der Beklagten auch f&#252;r materiellen Zukunftsschaden und hinsichtlich des erstmals in dieser Instanz geltend gemachten bezifferten materiellen Schadens dem Grunde nach erfolgreich ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Allerdings ergibt sich die vom Landgericht zutreffend aus den &#167;&#167; 823, 831, 847 BGB hergeleitete dahingehende Ersatzpflicht der Beklagten nicht aus dem Gesichtspunkt einer fehlerhaften Behandlung der Kl&#228;gerin. Denn wie der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. xxx &#252;berzeugend - und ohne da&#223; von der Kl&#228;gerin insoweit noch Beanstandungen erhoben werden - ausgef&#252;hrt hat, l&#228;&#223;t sich weder anhand des von Dr. xxx bei der Nachoperation des linken Kniegelenks der Kl&#228;gerin im xxx vorgefundenen und extrahierten frei schwebenden Gelenkk&#246;rpers noch aus dem von der Kl&#228;gerin beklagten Taubheitsgef&#252;hl auf Fehler bei der Operation schlie&#223;en. Auch steht aufgrund der weiteren Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; diese Operation zwar weder vital indiziert noch dringend, angesichts der Erfolgslosigkeit der vorausgegangenen konservativen Behandlung aber gerechtfertigt war und auch zumindest vor&#252;bergehend zu einem Heilerfolg gef&#252;hrt h&#228;tte, wenn es nicht nach der Operation zu einer St&#246;rung des weichen und kn&#246;chernen Gewebes der Kl&#228;gerin, d.h. zu einer sog. Sudeck'schen Dystrophie gekommen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Haftung der Beklagten folgt jedoch daraus, da&#223; die Operation von xxx mangels hinreichender Aufkl&#228;rung der Kl&#228;gerin ohne deren wirksame Einwilligung durchgef&#252;hrt worden ist und sich deshalb als rechtswidrige K&#246;rperverletzung darstellt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zwar ist den Beklagten darin zu folgen, da&#223; die Aufkl&#228;rung der Kl&#228;gerin insoweit ausreichend war als es um Art und Umfang des vorgesehenen Eingriffs ging, und da&#223; der Kl&#228;gerin insoweit weder die L&#228;nge der Schnittf&#252;hrung, noch die n&#228;heren Einzelheiten der Operationstechnik erl&#228;utert zu werden brauchten. Denn wie die Beklagten in diesem Zusammenhang zutreffend geltend machen, hatte die Kl&#228;gerin nur einen Anspruch darauf, &#252;ber die Natur des vorgesehenen Eingriffs "im gro&#223;en und ganzen" aufgekl&#228;rt zu werden. (BGH VersR 83, 493 m. w. N.), was mit dem unstreitigen Hinweis darauf, da&#223; das Knie von der Au&#223;enseite her ge&#246;ffnet und dabei festgestellte etwaige Knorpelsch&#228;den gegl&#228;ttet werden sollten, sowie dem von dem Zeugen xxx weiter bekundeten Hinweis auf eine Erl&#228;uterung des in der schriftlichen Einwilligungserkl&#228;rung genannten Begriffs "Roux-Bandi" als m&#246;gliche Verlagerung des Kniescheibenbandes zur Entlastung des Knorpels hinreichend geschehen ist. N&#228;here Einzelheiten der Operationstechnik h&#228;tten der Kl&#228;gerin demgegen&#252;ber nur mitgeteilt zu werden brauchen, wenn sie danach gefragt hatte (BGH a.a.O.), was unstreitig nicht geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Eine Pflicht zu weitergehender Aufkl&#228;rung bestand entgegen der Meinung der Kl&#228;gerin auch nicht xxx im Hinblick auf etwaige Behandlungsalternativen. Soweit die Kl&#228;gerin in diesem Zusammenhang unter Bezugnahme auf die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. xxx geltend macht, da&#223; sie nicht auf die M&#246;glichkeit einer R&#252;ckbildung der Erkrankung ohne Operation hingewiesen worden sei, mi&#223;versteht sie die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen der auf die M&#246;glichkeit derartiger R&#252;ckbildungen nicht f&#252;r den hier zu beurteilenden Fall, sondern lediglich allgemein und zur Bekr&#228;ftigung seiner Abneigung gegen zu fr&#252;hzeitige operative Eingriffe hingewiesen hat. Da&#223; der Sachverst&#228;ndige einen zu fr&#252;hzeitigen Eingriff hier indes nicht f&#252;r gegeben erachtet, ergibt sich sowohl daraus, da&#223; er ohne Operation ein Fortschreiten des Leidens der Kl&#228;gerin als sicher bezeichnet hat, als auch daraus, da&#223; er den durchgef&#252;hrten Eingriff f&#252;r indiziert gehalten und erkl&#228;rt hat, da&#223; er selbst seinerzeit wahrscheinlich einen vergleichbaren Eingriff, wenn auch mit etwas geringerer Verlagerung des Streckzuges, vorgenommen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme f&#252;r die von der Kl&#228;gerin vermi&#223;te Aufkl&#228;rung &#252;ber die M&#246;glichkeit eines arthroskopischen Eingriffs. Zutreffend weisen die Beklagten n&#228;mlich insoweit darauf hin, da&#223; die Wahl der Behandlungsmethode prim&#228;r Sache des Arztes ist und dieser deshalb auf andere Behandlungsmethoden regelm&#228;&#223;ig nicht, sondern ausnahmsweise nur dann hinzuweisen braucht, wenn es mehrere medizinisch gleicherma&#223;en indizierte und &#252;bliche Methoden mit jedoch unterschiedlichen Risiken und Erfolgschancen gibt, mithin eine echte Wahlm&#246;glichkeit f&#252;r den Patienten besteht (BGH VersR 88, 190 m. w. N.). Das war hier unter Zugrundelegung der xxx - insoweit auch von der Kl&#228;gerin nicht beanstandeten - Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. xxx schon deswegen nicht der Fall, weil der arthroskopische Eingriff - wie er am rechten Kniegelenk der Kl&#228;gerin von xxx erfolgreich durchgef&#252;hrt worden ist - gegen&#252;ber der von dem Beklagten zu 1) durchgef&#252;hrten Arthrotomie nur einen Teilerfolg h&#228;tte haben k&#246;nnen, weil der therapeutische Zweck der beiden Operationsmethoden nicht derselbe ist. Ob - wie der Sachverst&#228;ndige weiter ausgef&#252;hrt hat, die Kl&#228;gerin indes mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen in Zweifel zieht - &#252;ber die arthroskopische Operationsmethode dar&#252;berhinaus auch 1984/85 noch keine gesicherten Erkenntnisse vorlagen und es sich mithin seinerzeit noch nicht um eine &#252;bliche Methode handelte, kann unter diesen Umst&#228;nden ebenso auf sich beruhen, wie die zwischen den Parteien streitige Frage, ob der von xxx am rechten Kniegelenk der Kl&#228;gerin durchgef&#252;hrte Eingriff nur deswegen erfolgreich war, weil dieses Kniegelenk weniger stark gesch&#228;digt war als das von dem Beklagten zu 1) operierte linke Kniegelenk, so da&#223; es auch einer Erhebung der hierzu von der Kl&#228;gerin angebotenen Beweise nicht bedurfte.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Vorwurf der ungen&#252;genden Aufkl&#228;rung erweist sich im Ergebnis aber deswegen als gerechtfertigt, weil der Kl&#228;gerin die Chancen des Eingriffs und die mit ihm verbundenen weiteren Risiken nicht hinreichend vor Augen gef&#252;hrt worden sind. Ist eine Operation n&#228;mlich - wie hier - weder vital indiziert noch dringlich und ist ihr Erfolg zudem - wie aufgrund der eigenen Angaben des Beklagten zu 1) feststeht - nicht nur zweifelhaft, sondern kann es sich dabei - wovon unter Zugrundelegung der Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. xxx auszugehen ist - auch g&#252;nstigstenfalls nur um einen vor&#252;bergehenden Heilerfolg handeln, weil die Chondropathia patellae nicht heilbar ist, sondern immer einen schicksalhaften xxx und fr&#252;her oder sp&#228;ter in einer Arthrose endenden Verlauf nimmt, der durch Behandlungsma&#223;nahmen nur hinausgez&#246;gert werden kann, so sind an die Aufkl&#228;rungspflicht strenge Anforderungen zu stellen und zu verlangen, da&#223; dem Patienten &#252;ber die allgemeinen Operationsrisiken hinaus verdeutlicht wird, da&#223; durch die vorgesehene Operation nicht nur das Ziel einer mindestens vor&#252;bergehenden Schmerzfreiheit verfehlt werden, sondern da&#223; es sogar zu einer Verschlechterung seiner Beschwerden kommen kann (BGH VersR 87, 667 und VersR 88, 493) f</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dazu h&#228;tte es in dem hier zu beurteilenden Fall nicht nur des Hinweises darauf bedurft, da&#223; mit der vorgesehenen Operation g&#252;nstigstenfalls lediglich ein Fortschreiten des Leidens der Kl&#228;gerin und damit lediglich ein vor&#252;bergehender Heilerfolg zu erreichen sein werde, auch dieser Erfolg aber verfehlt werden k&#246;nne, sondern weiterhin auch des Hinweises darauf, da&#223; es - wenn auch mit geringer Wahrscheinlichkeit - zu einer St&#246;rung im Sinne der bei der Kl&#228;gerin eingetretenen Sudeck'schen Dystrophie und damit sogar zu einer Verschlechterung der Beschwerden kommen k&#246;nne, weil der Kl&#228;gerin nur so die eigenverantwortliche Entscheidung erm&#246;glicht werden konnte, ob sie den Eingriff wagen oder lieber abwarten und mit ihren bisherigen Beschwerden einstweilen weiterleben wollte (BGH VersR 87, 667), zumal sie - wie der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. xxx ausgef&#252;hrt hat - in diesem Fall sicher zun&#228;chst ein ihrem Handikap angepa&#223;tes Verhalten gelernt h&#228;tte, bis es irgendwann, m&#246;glicherweise erst in den Wechseljahren, zu einer Verschlimmerung des Leidens gekommen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da&#223; eine dahingehende Aufkl&#228;rung der Kl&#228;gerin erfolgt ist, l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, weil diese auf eine m&#246;gliche Verschlechterung ihres Zustandes schon unstreitig nicht hingewiesen worden ist und die Beklagten gegen&#252;ber dem Bestreiten der Kl&#228;gerin auch nicht bewiesen haben, da&#223; zumindest ein Hinweis darauf erfolgt ist, da&#223; das Ziel der Operation verfehlt werden k&#246;nne. Soweit der Beklagte zu 1) dazu sowohl bei seiner Anh&#246;rung vor dem Landgericht als auch bei seiner Anh&#246;rung vor dem Senat erkl&#228;rt hat, da&#223; er generell darauf hinweise, da&#223; es sich bei der xxx vorgesehenen Operation nur um den Versuch einer Heilung handeln k&#246;nne und dies mit Sicherheit auch im Falle der Kl&#228;gerin getan habe, hat die Kl&#228;gerin dies nachdr&#252;cklich in Abrede gestellt und das Beweisergebnis f&#252;r die Richtigkeit der Darstellung des Beklagten zu 1) keinen Anhaltspunkt geliefert. Vielmehr hat der Zeuge xxx in seiner schriftlichen Aussage vom xxx erkl&#228;rt , da&#223; er entgegen der Behauptung der Beklagten &#252;ber den Eingriff mit der Kl&#228;gerin nicht gesprochen habe, weil diese sich nach Verabredung des invasiven Vorgehens mit dem Beklagten zu 1) bis zu der Operation bei ihm gar nicht mehr vorgestellt habe. Auch den Bekundungen des Zeugen xxx l&#228;&#223;t sich kein Hinweis darauf entnehmen, da&#223; der Kl&#228;gerin ein m&#246;glicher Mi&#223;erfolg der Operation vor Augen gef&#252;hrt worden ist, weil dieser sich nicht daran hat erinnern k&#246;nnen, ob mit der Kl&#228;gerin &#252;ber die Heilungschancen gesprochen worden ist und eine Aufkl&#228;rung in diesem Sinne auch nicht als zum Standard geh&#246;rend beschrieben, sondern in Gegenteil erkl&#228;rt hat, da&#223; &#252;blicherweise &#252;ber Erfolgsquoten nicht besonders gesprochen werde. F&#252;r die von den Beklagten beantragte Parteivernehmung des Beklagten zu 1) war mangels Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 448 ZPO unter diesen Umst&#228;nden kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten in Zweifel ziehen, da&#223; die Kl&#228;gerin im Falle einer entsprechenden Aufkl&#228;rung von der Operation Abstand genommen h&#228;tte, sind die daf&#252;r von ihnen angef&#252;hrten Argumente nicht geeignet, die Rechtswidrigkeit des Eingriffs in Frage zu stellen. Das gilt insbesondere f&#252;r die Darstellung der Beklagten, da&#223; sich die Kl&#228;gerin erst nach Scheitern ihrer Behandlungsfehlervorw&#252;rfe auf die Aufkl&#228;rungsr&#252;ge besonnen und diese zun&#228;chst auch nur mit einer unzureichenden Aufkl&#228;rung &#252;ber die Operationstechnik begr&#252;ndet habe, die sich sowohl nach dem Bescheid der Gutachterkommission als auch nach dem Inhalt der Klageschrift als unzutreffend erweist, weil die Kl&#228;gerin den Vorwurf ihrer unzureichenden Aufkl&#228;rung danach von Anfang an zumindest auch damit begr&#252;ndet hat, da&#223; keine Rede davon xxx gewesen sei, da&#223; es sich bei der vorgesehenen Operation nur um einen Versuch handeln k&#246;nne, sie bei der von ihr erteilten Einwilligung vielmehr selbstverst&#228;ndlich davon ausgegangen sei, da&#223; ihre Beschwerden nach der Operation behoben sein w&#252;rden. Da&#223; sich die Kl&#228;gerin - wie in der Klageschrift vorgetragen - f&#252;r einen solchen Versuch nicht hergegeben h&#228;tte, sondern - wie sie sowohl vor dem Landgericht als auch vor dem Senat erkl&#228;rt hat - im Falle entsprechender Aufkl&#228;rung vor einer Entscheidung f&#252;r die Operation "bestimmt" noch weitere &#220;berlegungen angestellt und "auf jeden Fall" noch weitere Arzte konsultiert h&#228;tte, erscheint unter den gegebenen Umst&#228;nden naheliegend und vern&#252;nftig und macht entgegen der Meinung der Beklagten jedenfalls einen echten Entscheidungskonflikt ausreichend plausibel.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ist hiernach davon auszugehen, da&#223; sich die Kl&#228;gerin bei ausreichender Aufkl&#228;rung dem Eingriff vom xxx nicht oder jedenfalls nicht in dieser Form oder erst zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt unterzogen h&#228;tte, so haften ihr die Beklagten f&#252;r die Folgen dieses Eingriffs ungeachtet der Frage, ob auch ein anderer oder sp&#228;ter durchgef&#252;hrter Eingriff &#228;hnliche Folgen h&#228;tte haben k&#246;nnen (BGH Urteil vom 6.12.1988 - VI ZR 132/88). Da&#223; die Kl&#228;gerin ohne den rechtswidrig durchgef&#252;hrten Eingriff dieselben Beschwerden haben und gehabt haben, xxx weil sich ihr Grundleiden in mindestens &#228;hnlicher Weise ausgewirkt haben w&#252;rde, l&#228;&#223;t sich - was zu Lasten der insoweit beweispflichtigen Beklagten geht (BGH VersR 85,60 m. w. N.) - nicht feststellen, weil nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. xxx zwar ohne Operation ein Fortschreiten des Leidens der Kl&#228;gerin sicher gewesen w&#228;re, sich aber nicht sagen l&#228;&#223;t, wann und in welchem Umfang eine Verschlechterung ihrer Beschwerden zu erwarten gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann deshalb von den Beklagten dem Grunde nach sowohl die Zahlung eines Schmerzensgeldes als auch Schadensersatz wegen Behinderung in der Haushaltsf&#252;hrung verlangen, wobei es lediglich zur H&#246;he ihrer dahingehenden Anspr&#252;che noch weiterer Feststellungen bedarf. Da Zukunftssch&#228;den nach dem Krankheitsbild nicht auszuschlie&#223;en sind, ist auch das Feststellungsbegehren der Kl&#228;gerin gerechtfertigt. Die gegen&#252;ber dem materiellen Schadensersatzbegehren der Kl&#228;gerin erhobene Verj&#228;hrungseinrede ist jedenfalls f&#252;r die Zeit ab Klageerhebung unbegr&#252;ndet, weil das Feststellungsbegehren der Kl&#228;gerin schon in erster Instanz auf Ersatz allen zuk&#252;nftigen Schadens gerichtet war und daher vom Landgericht zu Unrecht nur auf den immateriellen Schaden bezogen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung war dem Schlu&#223;urteil vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Urteil beschwert die Beklagten mit mehr als 40.000 .-- DM.</p>
315,233
olgk-1989-05-31-16-wx-2589
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16 Wx 25/89
1989-05-31T00:00:00
2019-03-13T14:50:07
2022-10-18T15:08:46
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1989:0531.16WX25.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige, weitere Beschwerde der Antragsgegner gegen den Beschlu&#223; der 30. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 20. Februar 1989 - 30 T 170/88 wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kostenentscheidung bleibt dem Amtsgericht vorbehalten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige sofortige weitere Beschwerde hat in der Sache keinen Erfolg. Der angefochtene Beschlu&#223; beruht nicht auf einer Gesetzesverletzung im Sinne von &#167; 27 FGG.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gegen die Zul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels ergeben sich keine Bedenken daraus, da&#223; es nicht bei Einlegung sogleich begr&#252;ndet worden ist. Da eine sofortige weitere Beschwerde zu ihrer Zul&#228;ssigkeit &#252;berhaupt keiner Begr&#252;ndung bedarf, schadet es nicht, wenn eine solche nachgereicht wird.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das landgerichtliche Verfahren ist zwar insofern fehlerhaft, als es das Vorbringen der Antragstellerin im Schriftsatz vom 14.02.1989 nicht ber&#252;cksichtigt hat. Das Landgericht ist n&#228;mlich, auch wenn es eine m&#252;ndliche Verhandlung durchf&#252;hrt, gehalten, s&#228;mtliches Vorbringen der Beteiligten zu ber&#252;cksichtigen, das ihm bis zum Erla&#223; seiner Entscheidung unterbreitet wird. Erlassen ist die Entscheidung erst mit ihrer Hinausgabe zur Post. Der Verfahrensfehler hat sich vorliegend aber nicht zum Nachteil der Antragstellerin ausgewirkt, da diese mit ihrem Anspruch dem Grunde nach obsiegt hat.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Annahme des Landgerichts, da&#223; der Zahlungsantrag. der Antragstellerin zul&#228;ssig und dem Grunde nach gerechtfertigt sei, begegnet keinen rechtlichen Bedenken. Mit Recht hat das Landgericht es als zul&#228;ssig erachtet, da&#223; die Antragstellerin nach Ablauf der vereinbarten Vertragsdauer die Anfechtung der vorzeitigen K&#252;ndigung nicht weiterverfolgt und nur noch einen Zahlungsanspruch geltend gemacht hat. Dies stellte eine jederzeit zul&#228;ssige Anpassung des Antrags an die durch Zeitablauf ver&#228;nderten Umst&#228;nde dar.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat auch den Zahlungsanspruch der Antragstellerin dem Grunde nach zu Recht bejaht, weil den Antragsgegnern ein wichtiger Grund zur vorzeitigen K&#252;ndigung des Verwaltervertrags nicht zur Seite stand. Einen triftigen Grund zur fristlosen K&#252;ndigung des Vertragsverh&#228;ltnisses machen die Antragsgegner selbst nicht geltend. Es lag aber auch kein minder schwerwiegender Grund vor, der eine Fortsetzung des Vertrages &#252;ber den 31.12.1987 hinaus auf ein weiteres Jahr unzumutbar machte.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ein pflichtwidriges Verhalten der Antragstellerin bei der K&#252;ndigung des Arbeitsvertrages mit dem Hausmeister K l&#228;&#223;t sich nicht feststellen. Da&#223; die Antragstellerin zur Vornahme dieser K&#252;ndigung bevollm&#228;chtigt war, entnimmt der Senat dem Umstand, da&#223; die Antragstellerin als Verwalterin gem&#228;&#223; Ziffer XVI 7 c) der Teilungserkl&#228;rung zur Anstellung eines Hausmeisters befugt war. Diese Befugnis schlie&#223;t auch das Recht zur K&#252;ndigung des zuvor abgeschlossenen Arbeitsvertrages ein. Die Einstellung eines Mitarbeiters ist gegen&#252;ber der K&#252;ndigung der wesentlich gravierendere Vorgang. Wer zur Einstellung selbst&#228;ndig berechtigt ist, ist auch zur Entlassung befugt. Dieser Auffassung steht die Entscheidung des BAG in NJW 1972, 1877 nicht entgegen. Dort ist nur ausgef&#252;hrt, da&#223; die Einstellungs- und Entlassungsbefugnis nicht zusammenfallen m&#252;ssen und ein Personalleiter regelm&#228;&#223;ig zur K&#252;ndigung befugt ist, auch wenn der Arbeitgeber sich die Einstellung selbst vorbehalten hat. Im vorliegenden Fall ist es aber so, da&#223; schon die Einstellungsbefugnis auf die Antragstellerin &#252;bertragen war, so da&#223; sie auch zur K&#252;ndigung berechtigt war.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die von ihr ausgesprochene K&#252;ndigung scheiterte auch nicht an &#167; 174 Satz 1 BGB. Zwar hatte die Antragstellerin keine sie zur K&#252;ndigung legitimierende Vollmachtsurkunde der Antragsgegner vorgelegt. Der Hausmeister K durfte die K&#252;ndigung aber gem&#228;&#223; &#167; 174 Satz 2 BGB gleichwohl nicht zur&#252;ckweisen, weil die Antragsgegner ihn von der Bevollm&#228;chtigung auf andere Weise in Kenntnis gesetzt hatten. Der Hausmeister K hatte seinen Arbeitsvertrag mit derAntragstellerin als Vertreterin der Antragsgegner abgeschlossen und hatte w&#228;hrend seiner gesamten T&#228;tigkeit deren Arbeitsanweisungen entgegengenommen, woraus sich f&#252;r ihn - auch ohne Kenntnis der Teilungserkl&#228;rung - zweifelsfrei ergab, da&#223; die Antragstellerin in ihrer Eigenschaft als Verwalterin zu einer derart umfassenden Vertretung der Antragsgegner befugt war. Dem steht nicht entgegen, da&#223; die Antragstellerin Beiratsmitglieder zur Vorstellung des Hausmeisters hinzugezogen und den Vertragsschlu&#223; mit diesen besprochen haben soll. Aus der nach au&#223;en jedenfalls uneingeschr&#228;nkten Vollmacht zur Einstellung mu&#223;te K auch auf die Vollmacht zur Entlassung schlie&#223;en, ohne hier&#252;ber die Vorlage einer Urkunde verlangen zu k&#246;nnen, die im &#252;brigen nur dann einen Sinn gehabt h&#228;tte, wenn sie sich nicht nur auf den Nachweis der Verwalterstellung beschr&#228;nkt, sondern dar&#252;ber hinaus die damit verbundene Befugnis zur K&#252;ndigung ergeben h&#228;tte.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit die K&#252;ndigung gegen&#252;ber dem Hausmeister K problematisch war, weil die Anwendbarkeit des K&#252;ndigungsschutzgesetzes fraglich war, kommt ein Pflichtenversto&#223; der Antragstellerin nicht in Betracht, weil sie hierauf keinen Einflu&#223; hatte und die Antragsgegner insoweit selbst keinen Vorwurf erheben.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Landgericht ist auch im Ergebnis darin zuzustimmen, da&#223; die Antragstellerin sich nicht dadurch pflichtwidrig verhalten hat, da&#223; sie es vers&#228;umt hat, Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che der Wohnungseigent&#252;mer wegen der fehlerhaften Montage der W&#228;rmemengenz&#228;hler in den einzelnen Wohnungen geltend zu machen. Dies kann zwar nicht damit begr&#252;ndet werden, da&#223; der Verwalter zur Wahrnehmung dieser Anspr&#252;che nicht verpflichtet gewesen sei, weil in der Beiratssitzung vom 11.09.1986 beschlossen worden sei, die Verfolgung dieser Anspr&#252;che durch den Antragsgegner P &#252;ber&#160; Rechtsanwalt Dr. H zu betreiben. Diese landgerichtlicheFeststellung ist nicht verfahrensfehlerfrei zustande gekommen, denn das Landgericht hat sich mit der Behauptung der Antragsgegner, die Vereinbarung in der Beiratssitzung habe sich nicht auf die hier fraglichen Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che bezogen, und dem Beweisantritt durch Vernehmung des Beteiligten P &#252;berhaupt nicht auseinandergesetzt. Hierauf kommt es indes nicht an. Eine Verpflichtung der Antragstellerin zur Verfolgung der Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che bestand n&#228;mlich schon deshalb nicht, weil die W&#228;rmemengenz&#228;hler im Sondereigentum jedes Wohnungseigent&#252;mers stehen und deren ordnungsgem&#228;&#223;e Montage deshalb in dessen eigenen Verantwortungsbereich f&#228;llt. Die Verpflichtung des Verwalters erstreckt sich demgegen&#252;ber nur auf die Erhaltung des Gemeinschaftseigentums. In der Teilungserkl&#228;rung ist in Ziffer II 2 i bestimmt, da&#223; die Vor- und R&#252;cklaufleitungen von der Anschlu&#223;stelle an die gemeinsame Steig- bzw. Falleitung an zum Sondereigentum geh&#246;ren. Der in diese im Sondereigentum stehende Leitung eingebaute W&#228;rmemengenz&#228;hler ist ebenfalls Teil des Sondereigentums, da sein Vorhandensein oder Nichtvorhandensein die Funktionsf&#228;higkeit der zentralen Heizungsanlage nicht ber&#252;hrt. Es handelt sich auch nicht um eine Einrichtung, die dem gemeinschaftlichen Gebrauch aller Wohnungseigent&#252;mer dient. Der W&#228;rmemengenz&#228;hler dient vielmehr dem Gebrauch des jeweiligen einzelnen Wohnungseigent&#252;mers, um dessen W&#228;rmeverbrauch zu ermitteln, und alle Wohnungseigent&#252;mer sind lediglich aufgrund des Gemeinschaftsverh&#228;ltnisses wechselseitig verpflichtet, an der Feststellung ihres W&#228;rmeverbrauchs mitzuwirken. In diesem Sinne hat auch bereits das BayObLG f&#252;r Heizkostenverteiler an den Heizk&#246;rper entschieden (vgl. WEM 1979, 85, zustimmend B&#228;rmann/Pick/Merle, WEG, &#167; 5, Rn. 63).</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht werfen die Antragsgegner der Antragstellerin auch vor, sie habe noch am 12.09.1987 keine fehlerfreie Nebenkostenabrechnung f&#252;r 1986 erstellt gehabt. Der Verwalter ist verpflichtet, die Jahresabrechnung nach den Grunds&#228;tzen aufzustellen, die sich aus der Teilungserkl&#228;rung und den Beschl&#252;ssen der Eigent&#252;mergemeinschaft ergeben. Was den Verteilungsschl&#252;ssel f&#252;r die Bewirtschaftungskosten angeht, so ist in Ziffer XVII 3 a der Teilungserkl&#228;rung festgelegt, da&#223; diese mit Ausnahme der Heizungs- und Warmwasserkosten und der Verwaltungsgeb&#252;hren nach den im Grundbuch eingetragenen Miteigentumsanteilen umgelegt werden. Eine unterschiedliche Beteiligung der Wohnungs- und Garageneigent&#252;mer an den Kosten, je nachdem ob diese die eine oder andere Gruppe von Sondereigent&#252;mern ausschlie&#223;lich betreffen, ist nicht vorgesehen. Eine solche Regelung l&#228;&#223;t sich insbesondere nicht aus dem Passus in Ziffer XVII 2 c der Teilungserkl&#228;rung entnehmen, wonach Bewirtschaftungskosten u. a. die Kosten f&#252;r die Instandhaltung und Instandsetzung sind, soweit diese den Eigent&#252;mern gemeinschaftlich obliegen. Damit sind die Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten f&#252;r das gemeinschaftliche Eigentum gemeint im Gegensatz zu den Kosten f&#252;r die Instandhaltung und Instandsetzung des Sondereigentums, die dem jeweiligen Sondereigent&#252;mer obliegen. Aus dem Wort "soweit" l&#228;&#223;t sich dagegen keine Differenzierung innerhalb der Eigent&#252;mergemeinschaft herleiten. Hierf&#252;r fehlt es auch in der gesamten Ziffer XVII an irgendwelchen Anhaltspunkten. Auch der Umstand, da&#223; nach Ziffer XV 1 der Teilungserkl&#228;rung innerhalb der einen Eigent&#252;mergemeinschaft getrennt nach Wohnungs- und Garagenangelegenheiten abgestimmt werden soll, wobei jeweils nur die Wohnungs- oder Garageneigent&#252;mer Stimmberechtigt sein sollen, f&#252;hrt nicht zu einer anderen Beurteilung. Es liegt auf der Hand, da&#223; diese Regelung sich nur auf solche Angelegenheiten erstrecken kann, die eindeutig nur dem einen oder anderen Bereich zugeordnet werden k&#246;nnen. Die volle oder teilweise Auferlegung von Kosten auf die eine oder andere Gruppe kann naturgem&#228;&#223; nur von der Gesamtheit aller Eigent&#252;mer beschlossen werden. Die Instandhaltungskosten betreffen, gleichg&#252;ltig ob sie sich auf gemeinschaftliche Teile der Wohnungen oder der Garagen beziehen, die Gemeinschaft aller Eigent&#252;mer. Wenn die Antragstellerin diese Kosten nach Miteigentumsanteilen auf alle Eigent&#252;mer verteilt hatte, war dies rechtlich nicht zu beanstanden. Die Eigent&#252;mer sind allerdings im Rahmen der Vertragsfreiheit darin frei, eine abweichende Regelung zu vereinbaren, was sich im vorliegenden fall durchaus als zweckm&#228;&#223;ig erweisen k&#246;nnte. Soweit die Antragsgegner in ihrer Versammlung vom 12.09.1987 eine "Berichtigung" der Abrechnung der Antragstellerin beschlossen haben, ohne da&#223; der Beschlu&#223; angefochten worden ist, war dies f&#252;r die Verwalterin verbindlich. Erst dieser Beschlu&#223; verpflichtete sie zu einer &#196;nderung der Abrechnung, die sie auch vorgenommen hat.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin auch die Kosten f&#252;r das Mieterbetreuungsb&#252;ro allen Antragsgegnern angelastet hat, was das Landgericht nicht n&#228;her untersucht hat, so ergibt sich aus dem Akteninhalt zweifelsfrei, da&#223; dieser Handhabung ein Beschlu&#223; der Eigent&#252;mergemeinschaft vom 18.12.1985 zugrunde lag, der erst am 12.09.1987 aufgehoben worden ist. Eine Pflichtwidrigkeit der Antragstellerin ist insoweit nicht erkennbar.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragsgegner ihre vorzeitige K&#252;ndigung darauf st&#252;tzen, die Antragstellerin habe die Heizkostenabrechnungen 1987 zun&#228;chst nur den Mietern &#252;bersandt, gegen die sich eine Nachforderung ergeben habe, w&#228;hrend die Mieter, die eine Erstattung zu erwarten hatten, keine Abrechnung erhalten h&#228;tten, handelt es sich um neuen Vortrag, der im Verfahren der weiteren Beschwerde keine Ber&#252;cksichtigung mehr finden kann. Dar&#252;ber hinaus ist allerdings auch nicht ersichtlich, inwiefern das Verhalten der Antragstellerin gegen&#252;ber den Mietern des Objekts eine Pflichtwidrigkeit im Rahmen ihrer T&#228;tigkeit als Verwalterin der Eigent&#252;mergemeinschaft darstellen soll, das von der T&#228;tigkeit als Betreuerin von Sondereigentum streng zu trennen ist.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat pflichtet dem Landgericht darin bei, da&#223; dem Vortrag der Antragsgegner nicht hinreichend zu entnehmen war, da&#223; in den Aufwendungen f&#252;r den Umbau des Hausmeisterb&#252;ros eine die vorzeitige K&#252;ndigung rechtfertigende Pflichtverletzung gelegen haben soll.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig hatte die Antragstellerin sich um die Installation der zum Sondereigentum geh&#246;rigen Antennensteckdosen in den einzelnen Wohnungen zu k&#252;mmern.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragsgegner die von der Antragstellerin in Auftrag gegebene Auswechslung von 10 Vorh&#228;ngeschl&#246;ssern von Mieterkellern gegen Zylinderschl&#246;sser der Schlie&#223;anlage, zum Preise von 769,50 DM und die teilweise zweimalige Ausf&#252;hrung von Stra&#223;enmarkierungsarbeiten mit einem Mehrpreis von 556,32 DM zum Anla&#223; f&#252;r ihre au&#223;erordentliche K&#252;ndigung nehmen wollen, handelt es sich auch nach Auffassung des Senats um Bagatellf&#228;lle, die einen derart weitreichenden Schritt nicht rechtfertigen k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht haben die Antragsgegner auch vorgebracht, die Antragstellerin habe den Hausmeister K von einer ordnungsgem&#228;&#223;en Erf&#252;llung seiner Pflichten abgehalten, indem sie ihn zu zus&#228;tzlichen Arbeiten im Rahmen ihrer Sonderverwaltung herangezogen habe. Zutreffend hat das Landgericht es nach der Art einer Hausmeistert&#228;tigkeit grunds&#228;tzlich f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, da&#223; K noch eine Nebent&#228;tigkeit in dem Objekt entfaltete, indem er aus Anla&#223; von Mieterwechseln f&#252;r die Antragstellerin t&#228;tig wurde, soweit er hierbei seine Hausmeisterpflichten nicht vernachl&#228;ssigte. Jedenfalls haben die Antragsgegner keine konkreten Anhaltspunkte f&#252;r eine abweichende Ausgestaltung des Hausmeistervertrages vorgetragen. Zu Recht ist das Landgericht auch zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; die Antragsgegner eine Vernachl&#228;ssigung der Hausmeisterpflichten durch K nicht substantiiert dargelegt haben, soda&#223; auch zu n&#228;heren Ermittlungen von Amts wegen kein Anla&#223; bestand. Es ist nicht die Aufgabe des Gerichts, erst die tats&#228;chlichen Grundlagen f&#252;r einen etwaigen au&#223;erordentlichen K&#252;ndigungsgrund zu erforschen.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Soweit der Hausmeister K bei der Renovierung einzelner Wohnungen auf eigene Rechnung t&#228;tig geworden sein soll, f&#228;llt dies grunds&#228;tzlich in seinen eigenen Verantwortungsbereich, ohne da&#223; die Antragstellerin daf&#252;r haftbar gemacht werden kann. Wenn die Antragsgegner behauptet haben, K habe mit Wissen und Wollen der Antragstellerin Schwarzarbeit geleistet, was diese bestritten hat, so fehlt es f&#252;r die angebliche Kenntnis und Billigung der Antragstellerin an jedem konkreten Vortrag und Beweisantritt. Das Landgericht brauchte diesem pauschalem Vortrag nicht weiter nachzugehen.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich k&#246;nnen die Antragsgegner der Antragstellerin auch nicht vorwerfen, sie habe eigenm&#228;chtig zus&#228;tzliche Gartenpflegekosten aufgewandt, indem sie Frau K mit der Pflege der Au&#223;enanlagen betraut habe, obwohl die Ausf&#252;hrung dieser Arbeiten bereits zum Pflichtenkreis des Hausmeisters <strong>K geh&#246;rt habe. Die Antrag-stellerin,</strong> die die Notwendigkeit <strong>der zus&#228;tzlichen Kosten</strong> mit dem besonders schlechten Zustand <strong>der Au&#223;enanlage</strong> erkl&#228;rt hat, hat durch Vorlage <strong>der Protokolle &#252;ber die</strong> Beiratssitzungen vom 16.04. <strong>und 11.09.1986 belegt, da&#223;</strong> sie den Pflegevertrag mit Frau <strong>K in vollem</strong>Einvernehmen mit dem Verwaltungsbeirat <strong>abgeschlossen</strong> hat. Selbst wenn der Beirat bei der Billigung des <strong>Vertragsschlusses</strong> seine Kompetenz &#252;berschritten <strong>haben</strong>sollte, ist dies unsch&#228;dlich, weil die Eigent&#252;mergemeinschaft dem Beirat durch Beschlu&#223; vom 12.09.1987 ausdr&#252;cklich volle Entlastung erteilt hat und darin zugleich eine Genehmigung der von diesem abgegebenen Erkl&#228;rungen liegt.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragsgegner behauptet haben, Frau <strong>K</strong> habe von den ihr 1987 verg&#252;teten 5 Pflegeg&#228;ngen nur einen tats&#228;chlich ausgef&#252;hrt, haben sie hierf&#252;r keinen Beweis angetreten. Schon von daher er&#252;brigte sich eine Beweiserhebung des Landgerichts, das nicht gehalten war, ins Blaue Ermittlungen anzustellen. Die nunmehr aufgestellte Behauptung, der Antragstellerin sei dies auch bekannt gewesen, ist neu und kann schon deshalb keine Ber&#252;cksichtigung finden.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragsgegner der Antragstellerin vorwerfen, sie habe Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet, indem sie Verg&#252;tungen an die Eheleute K - au&#223;erhalb der Hausmeisterentlohnung - und an Urlaubsvertreter des Hausmeisters unkorrekt verbucht habe, handelt es sich nach Auffassung des Senats allerdings um eine gen&#252;gend substantiierte, ernst zu nehmende Beanstandung der Antragsgegner, auf deren Abstellung diese Anspruch hatten. Dies gilt auch angesichts des Umstandes, da&#223; die behauptete Verfahrensweise den Antragsgegnern keinen unmittelbaren Schaden zuf&#252;gte und nicht zur Bereicherung der Antragstellerin diente. Die Antragsgegner konnten in jedem Fall verlangen, da&#223; die Antragstellerin als von ihnen berufene Verwalterin die geltenden Steuergesetze beachtete. Andererseits ist der Senat der Auffassung, da&#223; die ger&#252;gten Verst&#246;&#223;e, die sich auf kleinere Einzelf&#228;lle beziehen, nicht ausreichen, um ohne vorherige Abmahnung der Antragstellerin eine au&#223;erordentliche K&#252;ndigung zu rechtfertigen. An einer solchen Abmahnung fehlt es.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach alledem hat das Landgericht den Zahlungsanspruch der Antragstellerin dem Grunde nach zu Recht bejaht und das H&#246;heverfahren rechtsfehlerfrei an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><img width="1" height="52" src="16_Wx_25_89_Beschluss_19890531_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." />Die Kostenentscheidung war dem Amtsgericht vorzubehalten.</p>
315,234
lagk-1989-05-31-21-sa-8389
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2/1 Sa 83/89
1989-05-31T00:00:00
2019-03-13T14:50:10
2022-10-18T15:08:46
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1989:0531.2.1SA83.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufungen beider Parteien gegen das am 19.2.1988</p><p>verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts K&#246;ln - 2 Ca</p><p>5553/87 - werden zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Parteien je</p><p>zur H&#228;lfte.</p><p>Streitwert unver&#228;ndert.</p><p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die M&#246;glichkeit der K&#252;rzung einer Ruhegeldzusage durch Dienstvereinbarung.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der im Januar 1942 geborene Kl&#228;ger trat Anfang Januar 1964 als Cellist des Synphonieorchesters in die Dienste des Beklagten. Nach &#167; 8 des am 9.1.1964 geschlossenen schriftlichen Arbeitsvertrages sollte f&#252;r die sich aus dem Arbeitsvertrag ergebenden Rechte und Pflichten der jeweils beim WDR g&#252;ltige Tarifvertrag ma&#223;geblich sein.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im damals geltenden Manteltarifvertrag des Nordwestdeutschen Rundfunks vom 9.1o.l954 in der f&#252;r den Geltungsbereich des Westdeutschen Rundfunks ge&#228;nderten Fassung vom 6.1.1964 hei&#223;t es in &#167; 21:</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der WDR gibt seinen Arbeitnehmern eine Versorgungszusage nach den beim WDR geltenden Bestimmungen.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine gleichlautende Regelung war in &#167; 21 des f&#252;r Chor- und Orchestermitglieder g&#252;ltigen Manteltarifvertrages des WDR vom 15.12.1969 und in der sp&#228;teren Fassung des Tarifvertrages vom 18.9.1975 enthalten.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zu Beginn des Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses der Parteien&#160; galten Versorgungsregelungen, die in sogenannten Versorgungszusage-Bestimmungen zusammengefa&#223;t waren. Im Zusammenhang damit hatten der damalige Intendant des Beklagten, K v B , und die damalige Personalratsvorsitzende, Frau F H , am 5.6.1962 eine als "Dienstvereinbarung" bezeichnete Urkunde unterschrieben, in deren Ziffer l es wie folgt hei&#223;t:</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">- 3 -</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">- 3 -</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die bisherigen Bestimmungen der Versorgungszusage des NWDR/WDR sind am 31.3.1962 au&#223;er Kraft getreten. Mit Wirkung vom 1.4.1962 wurden die in der Anlage beigef&#252;gten Versorgungszusage-Bestimmungen in kraft gesetzt.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Am 16.1.1969 gab der Beklagte dem Kl&#228;ger schriftlich eine "nichtwiderrufliche Versorgungszusage", die am 1.1.1974 in kraft treten sollte. In der Urkunde waren Versorgungsgrunds&#228;tze in bezug genommen, bezeichnet als "Versorgungszusage des WDR in der Fassung vom 1.4.1962". Nach Art. l Ziffer 2 der beigef&#252;gten Grunds&#228;tze war ein Ruhegeld von 5o % des ruhegeldf&#228;higen Einkommens vorgesehen, wobei sich das ruhegeldf&#228;hige Einkommen nach Art. 3 der Grunds&#228;tze errechnen sollte.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Art. 10 enthielt unter der &#220;berschrift "Anrechnungen" folgende Regelungen:</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sind die Voraussetzungen f&#252;r Zahlungen aus dieser Versorgungszusage gegeben und haben die Empf&#228;nger von Versorgungsbez&#252;gen anderweitiges Einkommen, so gilt folgendes:</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">- 4 -</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">- 4 -</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hat der WDR aufgrund der gesetztlichen Versicherungspflicht den Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Rentenversicherung f&#252;r die &#252;berwiegende Zeit des Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses getragen, darf das Einkommen aus dieser Versorgungszusage und der H&#228;lfte der Rente aus der Sozialversicherung zusammen 75 v.H. des ruhegeldf&#228;higen Einkommens nicht &#252;bersteigen. Dasselbe gilt, wenn der WDR nach Abschlu&#223; einer befreienden Lebensversicherung nach &#167; l der &#220;bergangsvorschriften zum Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Rentenversicherung der Angestellten den Arbeitgeberanteil weiter gezahlt hat.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zur "Durchf&#252;hrung der Versorgungszusage" war in Art 13 folgendes geregelt:</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die nach dieser Versorgungszusage erforderlichen Richtlinien und Entscheidungen, insbesondere &#252;ber das Vorliegen der Voraussetzungen eines Versorgungsanspruchs und &#252;ber seine H&#246;he, erl&#228;&#223;t der WDR - soweit nach dieser Zusage oder nach Tarifvertrag oder Dienstvereinbarung erforderlich - zusammen mit dem Personalrat unter Beachtung der Bestimmungen der Versorgungszusage.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">- 5 -</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die in Ausf&#252;hrung des Art. 13 zusammen mit dem Personalrat erlassenen "Richtlinien zur Durchf&#252;hrung der Versorgungszusage beim WDR" vom 27.4.1962 waren der dem Kl&#228;ger erteilten Versorgungszusage ebenfalls beigef&#252;gt.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit Wirkung ab 1.1.1968 hatte der Kl&#228;ger einen Vertrag &#252;ber eine befreiende Lebensversicherung abgeschlossen. Die Pr&#228;mien zu dieser Versicherung zahlten die Parteien je zur H&#228;lfte. Diese Versicherung wird noch heute fortgef&#252;hrt .</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Mit Datum vom 22.4.1970 schl&#246;ssen die Parteien einen neuen Arbeitsvertrag, der gem&#228;&#223; &#167; 17 mit Wirkung ab 1.1.1970 an die Stelle des bisherigen Vertrages treten sollte. In &#167; 12 des neuen Vertrages hei&#223;t es :</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">"Der WDR gibt dem Arbeitnehmer eine Versorgungszusage nach den beim WDR geltenden Bestimmungen."</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1971 wurde der damalige Personalleiter der Beklagten auf einer Vollversammlung der Orchestermitglieder des WDR um Erl&#228;uterungen zu der betrieblichen Altersversorgung gebeten. Auf die Frage, wie sich eine abgeschlossene Lebensversicherung auf die betriebliche Altersversorgung auswirke und ob es sich &#252;berhaupt noch lohne, eine solche Lebensversicherung fortzuf&#252;hren, erk&#228;rte der Personalleiter, da&#223; alle Beteiligten davon ausgehen k&#246;nnten, da&#223; die bestehende Versorgungsordnung niemals zu Ungunsten der Anwesenden ge&#228;ndert werde.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Am 29.6.1979 schlo&#223; der Beklagte mit seinem Personalrat eine weitere Dienstvereinbarung ab, mit der die bisherigen Versorgungsbestimmungen dergestalt abge&#228;ndert wurden, da&#223; nunmehr das vom Beklagten zu zahlende Ruhegeld und die</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">- 6 -</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">- 6 -</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">vollen Rentenleistungen aus der Rentenversicherung bzw. aus einer befreienden Lebensversicherung das gesamte ruhegeldf&#228;hige Einkommen nicht &#252;bersteigen durften. F&#252;r Arbeitnehmer, die, wie der Kl&#228;ger, bereits eine Urkunde &#252;ber eine Versorgungszusage besa&#223;en, enthielt &#167; 9 Ziffer 3 der Dienstvereinbarung eine &#220;bergangsregelung, die folgenderma&#223;en lautete:</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Inkrafttreten und &#220;bergangsbestimmung</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">F&#252;r Arbeitnehmer, die im Zeitpunkt des&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Inkrafttretens dieser Dienstvereinbarung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eineUrkunde &#252;ber die Versorgungszusage des&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; WDRaufgrund der Richtlinien vom 27.4.1962&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bzw.vom 23.3.1970 besitzen oder gem&#228;&#223; Abs.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2Satz l Anspruch auf Aush&#228;ndigung einersolchen Urkunde haben, gilt folgende &#220;bergangsbestimmung :</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Sie erhalten auch die nach der vorliegenden Dienstvereinbarung auszuh&#228;ndigende Versorgungszusage.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im Versorgungsfalls werden die Versorgungsbez&#252;ge sowohl nach der aufgrundder Richtlinien vom 27.4.1962 bzw.23.3.1070 gegebenen Versorgungszusage (alte Versorgungszusage) als</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">auch nach der aufgrund der vorliegenden Dienstvereinbarung gegebenen Versorgungszusage (neue Versorgungszusage) berechnet und dem/der Berechtigten mitgeteilt.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">&#8212; 7 &#8212;</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">- 7 -</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">c) Der/die Berechtigte hat sich innerhalb einer Frist von 2 Monaten, gerechnet vom Tag des Zugangs der Mitteilung gem&#228;&#223; b), zu entscheiden, ob die Bestimmungen der neuen oder der alten Versorgungszusage anzuwenden sind. Entscheidet sich der/die Berechtigte f&#252;r die Anwendung der Bestimmungen der alten Versorgungszusage, so d&#252;rfen die vom WDR zu zahlenden Versorgungsbez&#252;ge zusammen mit den vollen Rentenleistungen aus der Rentenversicherung das ruhegeldf&#228;hige Einkommen nicht &#252;bersteigen. Soweit dies der Fall ist, verringern sich die vom WDR zu zahlenden Versorgungsbez&#252;ge um den entsprechenden Betrag. Die S&#228;tze 2 und 3 gelten nicht f&#252;r Arbeitnehmer, die vor Ablauf des 31.12.1979 das 59. Lebensjahr vollendet haben. Das Wahlrecht gem&#228;&#223; Satz l ist durch schriftliche Erkl&#228;rung gegen&#252;ber der Personalabteilung des WDR auszu&#252;ben Die Entscheidung des/der Berechtigten ist endg&#252;ltig und unwiderruflich.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Anfang 1983 bezeichnete der Landesrechnungshof in einem von den SPD- und CDU-Fraktionen veranla&#223;ten Gutachten zur beabsichtigen Erh&#246;hung der Rundfunkgeb&#252;hren das Versorgungsniveau des WDR als unangemessen hoch und forderte den Abbau der &#220;berversorgung. Nach einer Entschlie&#223;ung des Landtages NRW vom 2o.6.1983 wurden die Aufsichtsgremien in den Rundfunk- und Fernsehanstalten aufgefordert, daf&#252;r</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">- 8 -</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">- 8 -</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Sorge zu tragen, "die &#220;berversorgung von Mitarbeitern von Rundfunk- und Fernsehanstalten abzubauen und sicherzustellen, da&#223; f&#252;r k&#252;nftige Versorgungsf&#228;lle die &#220;berversorgung ausgeschlossen bleibe. ..."</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Daraufhin schlo&#223; der Beklagte mit seinem Personalrat am 7.3.1985 eine neue "Dienstvereinbarung &#252;ber die Versorgungszusagen des W R K " ab. Danach durfte die betriebliche Altersversorgung zusammen mit den Leistungen aus der befreienden Lebensversicherung 93,5 v.H. des letzten ruhegeldf&#228;higen Netto-Vergleichseinkommens nicht &#252;bersteigen, &#167;&#167; 12, 14 und 25 der Dienstvereinbarung, Bl. 44 ff d.A.</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung der Dienstvereinbarung unter Ber&#252;cksichtigung der in &#167; 25 enthaltenen &#220;bergangsregelungen w&#252;rde im Falle des Kl&#228;gers zu einer deutlichen K&#252;rzung der zu erwartenden Versorgungsbez&#252;ge f&#252;hren. Nach den Versorgungszusage-Bestimmungen aus dem Jahre 1962 h&#228;tte der Kl&#228;ger bei Eintritt des Versicherungsfalles mit Erreichen der Altersgrenze eine Versorgung in H&#246;he von DM 145,81 v.H. seines ruhegeldf&#228;higen Einkommens zu erwarten gehabt, nach der Dienstvereinbarung aus dem Jahre 1979 w&#228;ren es unter Ber&#252;cksichtigung der &#220;bergangsregelung sogar 148,48 % des letzten ruhegehaltsf&#228;higen Einkommens gewesen.Im Falle der K&#252;rzung nach Ma&#223;gabe der Dienstvereinbarung vom 7.3.1985 h&#228;tte der Kl&#228;ger noch 1o4,o9 v.H. seines letzten Nettoeinkommens als Ruhegeld zu erwarten.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist mit der K&#252;rzung seiner Versorgungsanwartschaft nicht einverstanden und hat die Ansicht vertreten, der Beklagte sei weiterhin verpflichtet, das an den Kl&#228;ger zu zahlende betriebliche Ruhegeld nach Ma&#223;gabe der Versorgungsregelungen aus 1962/1969 zu berechnen.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">- 9 -</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">- 9 -</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Er hat die Ansicht vertreten, die ihm erteilte Versorungszusage beruhe auf einer Gesamtzusage und sei Bestandteil des individualrechtlichen Arbeitsvertrages geworden. Eine Verschlechterung des einzelvertraglichen Anspruchs durch eine kollektivrechtliche Dienstvereinbarung sei jedenfalls dann nicht m&#246;glich, wenn sich - wie im vorliegenden Fall - die Leistungen des Arbeitgebers insgesamt verringern sollten. Der Beklagte habe sich weder einen Widerruf der Versorgungszusage aus dem Jahre 1969 noch das Recht zur K&#252;rzung der Leistungen vorbehalten. Auch sei die Gsch&#228;ftsgrundlage f&#252;r die urspr&#252;ngliche Zusage nicht entfallen, weil die &#220;berversorgung schon in der ersten Versorgungszusage angelegt gewesen sei.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die als "Dienstvereinbarung" bezeichnete Urkunde aus dem Jahre 1962 &#228;ndere nichts an dem einzelvertraglichen Charakter der dem Kl&#228;ger im Jahre 1969 erteilten Versorgungszusage. Insoweit hat der Kl&#228;ger behauptet, die damalige Vorsitzende des Personalrats habe bei der Unterzeichnung der Urkunde nicht in Ausf&#252;hrung eines entsprechenden Personalratsbeschlusses gehandelt. Au&#223;erdem sei die Dienstvereinbarung nicht ordnungsgem&#228;&#223; bekanntgemacht worden. &#220;berdies habe sich die angebliche Dienstvereinbarung zwischen dem Personalrat und dem Beklagten nur auf die Richtlinien zur Durchf&#252;hrung der Versorgungszusage beim WDR vom 27.4.1962 und nicht auf die eigentlichen Versorgungszusage-Bestimmungen des WDR in der Fassung vom 1.4.1962 bezogen. Bei diesen Versorgungszusage-Bestimmungen habe es sich folglich um eine ohne Beteiligung des Personalrats erteilte Gesamtzusage des Beklagten gehandelt, die nur individualrechtliche Wirkungen habe entfalten k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte k&#246;nne die Versorgungsanwartschaft des Kl&#228;gers aber auch dann nicht k&#252;rzen, wenn angenommen werde, die</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">- 10 -</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">- 10 -</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Versorgungszusage aus dem Jahre 1969 beruhe auf einer Dienstvereinbarung. Denn jedenfalls sei dem Kl&#228;ger ein kollektivrechtliche Charakter seiner Zusage nicht erkennbar gewesen. Deshalb k&#246;nne sich der Beklagte nicht auf das Zeitkollissionsprinzip berufen.</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten beabsichtigte Leistungsk&#252;rzung halte auch einer Billigkeitskontrolle nicht stand. Im Rahmen der abstrakten Billigkeitskontrolle m&#252;sse ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; eine Verk&#252;rzung der bereits erdienten Anwartschaftsteile nur in Frage komme, wenn die &#220;berversorgung planwidrig eingetreten sei. Das sei hier jedoch gerade nicht der Fall. Bei der individuellen Billigkeitskontrolle d&#252;rfe nicht au&#223;er acht gelassen werden, da&#223; den Mitarbeitern im Jahre 1971 zugesichert worden sei, die damals bestehende Versorgungsordnung werde niemals zu Ungunsten der Arbeitnehmer ge&#228;ndert, die seinerzeit besch&#228;ftigt gewesen seien und eine Versorgungszusage gehabt h&#228;tten.</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; seine Versorgungsanwartschaften durch die Dienstvereinbarung vom 7.3.1985 nicht beeintr&#228;chtigt werden.</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat Klageabweisung beantragt und die Ansicht vertreten, die Klage sei unzul&#228;ssig. Der Kl&#228;ger habe kein Rechtsschutzbed&#252;rfnis an der beantragten Feststellung, weil noch nicht abzusehen sei, ob nicht bis zum Eintritt des Versorgungsfalles Umst&#228;nde eintreten, die zu einem Wegfall oder einer Reduzierung der Anspr&#252;che auf Versorgungsleistungen f&#252;hren k&#246;nnten.</p><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">- 11 -</p><span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">- 11 -</p><span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Klage sei dar&#252;ber hinaus unbegr&#252;ndet. Die dem Kl&#228;ger im Jahre 1969 erteilte Versorgungszusage habe auf einer wirksamen Dienstvereinbarung aus dem Jahre 1962 beruht. Demgem&#228;&#223; sei es m&#246;glich gewesen, die fr&#252;here kollektivrechtliche Regelung durch eine sp&#228;tere abzul&#246;sen, auch wenn damit Verschlechterungen f&#252;r die Arbeitnehmer verbunden seien.</p><span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Neuregelung halte auch einer Billigkeitskontrolle stand. Wenn es um den Abbau einer &#220;berversorgung gehe, k&#246;nne sogar in die besonders gesch&#252;tzten Teile bereits erdienter Versorgungsanwartschaften eingegriffen werden. Das Vertrauen des Arbeitnehmers in eine Versorgungsregelung, die im Ruhestand einen h&#246;heren Lebensstandard erm&#246;gliche als in der aktiven Dienstzeit, sei nicht sch&#252;tzenswert. In diesem Zusammenhang sei auch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beklagte eine durch Gesetz errichtete gemeinn&#252;tzige Anstalt des &#246;ffentlichen Rechts sei, die sich aus &#246;ffentlich-rechtlichen Rundfunkgeb&#252;hren finanziere, und da&#223; der Beklagte dem Gebot sparsamer und wirtschaftlicher Haushaltsf&#252;hrung unterliege. Ein wichtiger Umstand im Rahmen der Billigkeitskontrolle sei auch die Tatsache, da&#223; der Landesrechnungshof das Versorgungsniveau des Beklagten als unangemessen hoch bezeichnet und einen Abbau gefordert habe.</p><span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn aber die dem Kl&#228;ger erteilte Versorgungszusage als individualrechtliches Versprechen einzuordnen sei, m&#252;sse die Klage abgewiesen werden, weil die abl&#246;sende Dienstvereinbarung jedenfalls eine geeignete und zul&#228;ssige Methode gewesen sei, die vertraglichen Anspr&#252;che des Kl&#228;gers wegen der durch die &#220;berversorgung weggefallenen Gesch&#228;ftsgrundlage an die kraft Gesetzes bestehende Rechtslage anzupassen .</p><span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">- 12 -</p><span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">- 12 -</p><span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat durch Urteil vom 19.2.1988 festgestellt, da&#223; die Versorgungsanwartschaften des Kl&#228;gers, soweit sie bis zum 6.3.1985 entstanden waren, durch die Dienstvereinbarung vom 7.3.1985 nicht beeintr&#228;chtigt werden. Im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen, die Kosten des Rechtsstreits gegeneinander aufgehoben und den Streitwert auf DM 30.000,-- festgesetzt.</p><span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Auf die Entscheidungsgr&#252;nde, Bl. 293 ff d.A., wird verwiesen .</p><span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses dem Kl&#228;ger am 28.3.1988 und dem Beklagten am 25.3.1988 zugestellte Urteil haben beide Parteien durch Schrifts&#228;tze ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten Berufung eingelegt, und zwar der Beklagte am 11.4.1988, der Kl&#228;ger am 27.4.1988. Die Berufungsbegr&#252;ndung des Kl&#228;gers ist am lo.6.1988, die des Beklagten am 9.5.1988 beim Landesarbeitsgericht eingegangen.</p><span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist nach wie vor der Ansicht, die ihm im Jahre 1969 gegebene Versorgungszusage k&#246;nne nicht durch Dienstvereinbarung aus dem Jahre 1985 zu seinem Nachteil abge&#228;ndert werden. Er macht erneut geltend, er habe eine einzelvertragliche Versorgungszusage erhalten, die auch nicht "betriebsvereinbarungsoffen" gewesen sei. Der Beklagte habe sich eine &#196;nderung der Zusage weder ausdr&#252;cklich noch stillschweigend vorbehalten. Ein entsprechender Vorbehalt lasse sich auch nicht aus dem abl&#246;senden Arbeitsvertrag der Parteien aus dem Jahre 1970 herleiten. Wenn der Beklagte einen entsprechenden &#196;nderungswillen gehabt h&#228;tte, so h&#228;tte er den Kl&#228;ger im Zusammenhang mit dem Abschlu&#223; des neuen Vertrages darauf hinweisen m&#252;ssen. Einen solchen Hinweis habe der Beklagte jedoch nicht gegeben.</p><span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">- 13 -</p><span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">- 13 -</p><span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Dienstvereinbarung k&#246;nne auch nicht als zul&#228;ssiges Mittel zur K&#252;rzung der Versorgungszusage wegen Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage angesehen werden. Ein Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage sei n&#228;mlich nur dann anzunehmen, wenn die &#220;berversorgung planwidrig eingetreten und nach dem Sinn der Versorgungsordnung nicht beabsichtigt gewesen sei. Im vorliegenden Fall sei jedoch die &#220;berversorgung schon in den Versorgungsregelungen des Jahres 1962 planm&#228;&#223;ig angelegt gewesen. Bei der im Rahmen einer Vertragsanpassung nach &#167; 242 BGB vorzunehmenden individuellen Billigkeitskontrolle m&#252;sse zudem das pers&#246;nliche Vertrauen des Kl&#228;gers in den Fortbestand der urspr&#252;nglichen Regelung gesch&#252;tzt werden, insbesondere mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; der Beklagte noch 1971 in einer Personalversammlung habe erkl&#228;ren lassen, die bestehende Versorgungsordnung werde niemals zu Ungunsten der damaligen Mitarbeiter ge&#228;ndert werden. Einen weiteren individuellen Vertrauenstatbestand habe der Beklagte im Jahre 1979 dadurch geschaffen, da&#223; nach der Versorgungsordnung des Jahre 1979 dem Kl&#228;ger und vergleichbaren Mitarbeitern bez&#252;glich der Anwendung der Versorgungsregelungen ein Wahlrecht einger&#228;umt worden sei. Die Anwendung der Regelungen aus dem Jahre 1979 h&#228;tte im Falle des Kl&#228;gers sogar zu einer Verbesserung der Versorgungsanwartschaft gef&#252;hrt. Der Kl&#228;ger habe daraus schlie&#223;en m&#252;ssen, da&#223; der Beklagte die &#220;berversorgung bewu&#223;t habe hinnehmen wollen.</p><span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn aber die Versorgungszusage aus dem Jahre 1969 auf kollektivrechtlicher Grundlage beruht habe, k&#246;nne der Beklagte eine Ab&#228;nderung zum Nachteil des Kl&#228;gers nicht erreichen, weil die beabsichtigten &#196;nderungen mit R&#252;cksicht auf die von Anbeginn angelegte &#220;berversorgung einer Billigkeitskontrolle nicht standhielten.</p><span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">- 14 -</p><span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">- 14 -Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr,</p><span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">das arbeitsgerichtliche Urteil abzu&#228;ndern und festzustellen, da&#223; die Versorgungsanwartschaften des Kl&#228;gers durch die Dienstvereinbarung vom 7.3.1985 nicht beeintr&#228;chtigt werden.</p><span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen. Ferner stellt er den Antrag,</p><span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">das arbeitsgerichtliche Urteil abzu&#228;ndern und die Klage insgesamt abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p><span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte meint weiterhin, die dem Kl&#228;ger erteilte Versorgungszusage sei durch Dienstvereinbarung im Jahre 1985 wirksam abge&#228;ndert worden. Es gelte das Zeitkollissionsprinzip, weil die dem Kl&#228;ger erteilte Versorgungszusage auf einer kollektivrechtlichen Grundlage beruht habe. Jedenfalls sei eine etwaige indivldualrechtliche Zusage dienst-vereinbarungsoffen gewesen. Das folge aus dem Arbeitsvertrag der Parteien vom 22.4.1970, der den urspr&#252;nglichen Vertrag abgel&#246;st habe. Es sei deshalb nur noch zu pr&#252;fen, ob die Dienstvereinbarung aus dem Jahre 1985 der Billigkeit entspreche. Das sei der Fall, weil das Interesse des Beklagten an einer Abl&#246;sung der bisherigen Versorgungsregelung das</p><span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">- 15 -</p><span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">- 15 -</p><span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Interesse des Kl&#228;gers an der Beibehaltung der bestehenden Versorgungsordnung &#252;berwiege. Das besonders zu ber&#252;cksichtigende Interesse des Beklagten, welches auch einen Eingriff in bereits erdiente Versorgungsanwartschaftsteile rechtfertige, sei in dem Abbau der bestehenden &#220;berversorgung zu sehen. Zur R&#252;ckf&#252;hrung der &#220;berversorgung sei der Beklagte als Anstalt des &#246;ffentlichen Rechts wegen des Grundsatzes des sparsamen Umgangs mit Haushaltsmitteln nach &#167; 39 <em>II</em> WDR-Gesetz verpflichtet. Dem st&#252;nden keine auch nur ann&#228;hernd vergleichbaren Interessen des Kl&#228;gers gegen&#252;ber. Sein Vertrauen, es werde zu einer &#220;berversorgung kommen, falle demgegen&#252;ber nicht ins Gewicht. Die &#220;berversorgung sei entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers planwidrig eingetreten. Schlie&#223;lich m&#252;sse ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; &#167; 2 des Betriebs-rentengesetzes f&#252;r den Kl&#228;ger als Mitarbeiter einer &#246;ffentlich-rechtlichen Anstalt ohnehin nicht gelte. Im Falle der Parteien sei die Sonderregelung des &#167; 18 Abs. 6 des Betriebsrentengesetzes zu beachten, weshalb die erdienten Versorgungsanwartschaftsteile auch nicht nach den Grunds&#228;tzen des &#167; 2 des Betriebsrentengesetzes zu errechnen seien. Von einer K&#252;rzung erdienter Anwartschaftsteile durch die neue Versorgungsregelung k&#246;nne bei Anwendung des Rechtsgedankens des &#167; 18 des Betriebsrentengesetzes daher keine Rede sein.</p><span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Eine Ab&#228;nderung der dem Kl&#228;ger im Jahre 1969 erteilten Versorgungszusage sei im &#252;brigen rechtlich auch dann m&#246;glich, wenn es sich um ein einzelvertragliches Versorgungsversprechen gehandel h&#228;tte. Denn die Versorgungsregelung des Jahres 1985 sei bei kollektivrechtlicher Betrachtung f&#252;r die Belegschaft g&#252;nstiger als die vorherige. Es m&#252;&#223;ten bei einem entsprechenden Vergleich n&#228;mlich auch die finanziellen Belastungen des Beklagten ber&#252;cksichtigt werden, die sich aus der Vorruhestandsrichtlinie vom 15.3.1985 ergeben und die in direktem Zusammenhang</p><span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">- 16 -</p><span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">- 16 -</p><span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">mit der Neuregelung der Versorgungsordnung 1985 zu sehen sei. Durch eine kollektive Regelung, die insgesamt f&#252;r die Belegschaft g&#252;nstiger sei als fr&#252;here Regelungen, k&#246;nne auch in einzelvertragliche Positionen eingegriffen werden.</p><span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers sei unbegr&#252;ndet, weil jedenfalls die bei Inkrafttreten der Versorgungsregelung aus dem Jahre 1985 noch nicht erdienten Versorgungsanwartschaftsteile des Kl&#228;gers nach der Neuregelung zu berechnen seien.</p><span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Vorbringens wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen. Auf die zu den Akten gereichten Urkunden, insbesondere die Arbeitsvertr&#228;ge und Versorgungsregelungen (Bl. 13-57, 88, 149-151, 251-269, 444, 445 d.A.) wird erg&#228;nzend Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p><span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Berufungen beider Parteien sind nach dem Wert des Beschwerdegegenstandes statthaft. Beide Berufungen wurden form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet. Mithin sind sie zul&#228;ssig.</p><span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">In der Sache waren die Berufungen beider Parteien erfolglos</p><span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Mit Recht ist das Arbeitsgericht von der Zul&#228;ssigkeit der Feststellungsklage gem&#228;&#223; &#167; 256 I ZPO ausgegangen. Es geht</p><span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">- 17 -</p><span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">- 17 -</p><span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">um die Feststellung eines Rechtsverh&#228;ltnisses, weil der Umfang des sp&#228;teren Versorgungsanspruchs des Kl&#228;gers zwischen den Parteien streitig ist. Gegenstand des Rechtsstreits ist die Feststellung der Berechnungsgrundlage der dem Kl&#228;ger erteilten Versorgungszusage.</p><span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auch ein rechtliches Interesse an der alsbaldigen Kl&#228;rung der streitigen Frage. Zwar ist es richtig, da&#223; der Kl&#228;ger bei normalem Verlauf noch mehr als 15 Jahre bis zum Bezug von Altersruhegeld warten mu&#223; und da&#223; infolge dessen bis zum Eintritt des Versorgungsfalles Umst&#228;nde eintreten k&#246;nnen, die den Anspruch des Kl&#228;gers erneut auf eine andere Grundlage stellen oder entfallen lassen. Demgegen&#252;ber ist jedoch das Interesse des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigen, erforderlichenfalls anderweitige Vorkehrungen zur Sicherung seiner Altersversorgung zu treffen, falls ihm ein verminderter Versorgungsanspruch gegen den Beklagten unzureichend erscheinen sollte. Dem Arbeitnehmer mu&#223; das Recht einger&#228;umt werden, Gewi&#223;heit &#252;ber seine Versorgungsanspr&#252;che zu erlangen, um seine Versorgungsplanung entsprechend einrichten zu k&#246;nnen (BAG, Urteil vom 3o.ll.82 - 3 AZR 1266/79 -, AP Nr. 5 zu &#167; 18 BetrAVG; LAG K&#246;ln, Urteil vom 28.lo.1988 - 5 Sa 494/88 -).</p><span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die danach zul&#228;ssige Feststellungsklage ist jedoch, wie das Arbeitsgericht mit Recht entschieden hat, nicht in vollem Umfang begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch darauf, da&#223; seine Altersversorgung insgesamt auf der Grundlage der ihm am 16.1.1969 erteilten Zusage berechnet wird. Denn diese Zusage wurde durch Dienstvereinbarung vom 7.3.1985 abgel&#246;st. Nur auf der Grundlage einer nach dem Regelungsgedanken des &#167; 315 BGB anzustellenden Billigkeitskontrolle ist im Falle des Kl&#228;gers</p><span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">- 18 -</p><span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">- 18 -</p><span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">wegen mehrerer vom Beklagten gesetzter Vertrauenstatbest&#228;nde davon auszugehen, da&#223; f&#252;r die Berechnung der bis zum 7.3.1985 (Inkrafttreten der Dienstvereinbarung 1985) bereits erdienten Teilanwartschaft die Bestimmungen der Versorgungszusage des WDR in der Fassung vom 1.4.1962 ma&#223;geblich sind. F&#252;r die nachfolgende Zeit gelten hingegen die Bestimmungen der Dienstvereinbarung 1985.</p><span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann sich zur Begr&#252;ndung seiner Berufung nicht auf die Grundsatzentscheidung des Gro&#223;en Senats des Bundesarbeitsgerichts vom 16.9.1986 - EzA, BetrVG 1972, &#167; 77 Nr. 17 - berufen. Allerdings hat der Gro&#223;e Senat in dieser Entscheidung den Grundsatz entwickelt, vertraglich begr&#252;ndete Anspr&#252;che von Arbeitnehmern auf Sozialleistungen, die auf eine vom Arbeitgeber gesetzte Einheitsregelung oder eine Gesamtzusage zur&#252;ckgehen, k&#246;nnten durch eine nachfolgende Betriebsvereinbarung in den Grenzen von Recht und Billigkeit nur dann beschr&#228;nkt werden, wenn die Neuregelung insgesamt bei kollektiver Betrachtung nicht ung&#252;nstiger sei als die bestehende vertragliche Einheitsregelung bzw. Gesamtzusage (Leitsatz l der Entscheidung). Wenn demgegen&#252;ber die nachfolgende Betriebsvereinbarung insgesamt ung&#252;nstiger sei, dann sei sie nur zul&#228;ssig, soweit der Arbeitgeber wegen eines vorbehaltenen Widerrufs oder wegen des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage die K&#252;rzung oder Streichung der Sozialleistungen verlangen k&#246;nne (Leitsatz 2).</p><span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Dabei kann zugunsten des Kl&#228;gers in diesem Zusammenhang unterstellt werden, da&#223; die ihm 1969 erteilte Versorgungszusage auf der Grundlage allgemeiner Einheitsarbeitsbedingungen oder einer Gesamtzusage des Beklagten beruhte und Bestandteil des Arbeitsvertrages geworden ist.</p><span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">- 19 -</p><span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">- 19 -</p><span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Es mag auch davon ausgegangen werden, da&#223; entgegen dem Beruf ungsvortrag des Beklagten die Neuregelung nach Ma&#223;gabe der Dienstvereinbarung 1985 bei kollektiver Betrachtung zu einer Schlechterstellung der Arbeitnehmer gef&#252;hrt hat, weil es das Ziel der Neuregelung gewesen ist, &#220;berversorgungen bei den Arbeitnehmern und damit den Versorgungsaufwand des Beklagten abzubauen. Gleichwohl war der Beklagte im Verh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger nicht an die oben dargelegten engen Voraussetzungen nach Ma&#223;gabe der Entscheidung des Gro&#223;en Senats gebunden, weil die dem Kl&#228;ger erteilte Versorgungszusage, auch wenn sie als Vertragsbestandteil gewertet wird, jedenfalls "dienstvereinbarungsoffen" gewesen ist, was auch nach Ansicht der Gro&#223;en Senats des Bundesarbeitsgerichts zur Folge hat, da&#223; eine abl&#246;sende Dienstvereinbarung unabh&#228;ngig von der Frage ihrer kollektiven G&#252;nstigkeit in den Grenzen von Recht und Billigkeit m&#246;glich ist.</p><span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Auch der Gro&#223;e Senat geht in seiner Begr&#252;ndung n&#228;mlich davon aus, da&#223; vertragliche Anspr&#252;che, die auf einer Einheitsregelung beruhen, auf eine Gesamtzusage oder eine betriebliche &#220;bung zur&#252;ckgehen, inhaltliche Besonderheiten dadurch aufweisen k&#246;nnen, da&#223; sie einen kollektiven Bezug haben, und da&#223; die Eigenart der gesch&#252;tzten Rechtsposition des einzelnen Arbeitnehmers durch diesen kollektiven Bezug gekennzeichnet ist. Deshalb ist es rechtlich unbedenklich m&#246;glich, einzelvertragliche Anspr&#252;che mit kollektivrechtlichem Bezug "betriebsvereinbarungsoffen" auszugestalten und einer &#196;nderung durch sp&#228;tere Kollektivregelungen zu unterwerfen, wobei ein solcher Vorbehalt ausdr&#252;cklich und bei entsprechenden Begleitumst&#228;nden auch stillschweigend gemacht werden kann (BAG, Urteil vom 17.3.1987, EzA, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, &#167; l Nr. 48; ferner BAG, Urteil vom 3.11.1987 - 8 AZR 316/81 -, BB 1988, 966 f) .</p><span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">- 20 -</p><span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">- 20 -</p><span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die dem Kl&#228;ger im Jahre 1969 gegebene Versorgungszusage in diesem Sinne jedenfalls "dienstvereinbarungsoffen" ausgestaltet war, ergibt sich zun&#228;chst aus Art. 13 der dem Kl&#228;ger seinerzeit &#252;bergebenen Bestimmungen der "Versorgungszusage in der Fassung vom 1.4.1962", wonach die erforderlichen Richtlinien und Entscheidungen, insbesondere &#252;ber das Vorliegen der Voraussetzungen eines Versorgungsanspruchs und &#252;ber seine H&#246;he, - soweit nach der Versorgungszusage oder nach Tarifvertrag oder Dienstsvereinbarung erforderlich - zusammen mit dem Personalrat, unter Beachtung der Bestimmungen der Versorgungszusage ergehen sollten.</p><span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Aus dieser Formulierung h&#228;tte der Kl&#228;ger folgern k&#246;nnen, da&#223; die ihm gegebene Versorgungszusage den Vorbehalt einer nachtr&#228;glichen &#196;nderung unter Mitwirkung des Personalrats enth&#228;lt. Die Formulierung zeigt n&#228;mlich, da&#223; bestimmte Richtlinien und Entscheidungen, insbesondere &#252;ber das Vorliegen der Voraussetzungen eines Versorgungsanspruchs und seine H&#246;he, der Abstimmung mit dem Personalrat unterlagen. Auch wenn dies nur dann der Fall sein sollte, wenn die Versorgungszusage selbst, der Tarifvertrag oder eine Dienstvereinbarung die Abstimmung mit dem Personalrat erforderten, darf nicht &#252;bersehen werden, da&#223; der Beklagte tats&#228;chlich unter Abstimmung mit dem Personalrat am 27.4.1962 bereits "Richtlinien zur Durchf&#252;hrung der Versorgungszusage beim WDR" erlassen hatte. F&#252;r den Kl&#228;ger lag deshalb die Annahme nahe, da&#223; auch die Versorgungsordnung selbst unter Mitwirkung des Personalrats umgestaltet werden k&#246;nnte.</p><span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">- 21 -</p><span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">- 21 -</p><span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Diese Interpretation der dem Kl&#228;ger erteilten Versorgungszusage ist vor allem deshalb geboten, weil nach der seinerzeit bestehenden Rechtsprechung die abl&#246;sende Dienstvereinbarung ganz allgemein und ohne die sp&#228;ter vom Gro&#223;en Senat des Bundesarbeitsgerichts in der Entscheidung vom</p><span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">16.9.1986&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; entwickelten Einschr&#228;nkungen als zul&#228;ssig angesehen wurde (SAG, Urteil vom 1.2.1957 - l AZR 195/55 -,</p><span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">AP Nr. l zu &#167; 32 Schwerbesch&#228;digtengesetz; SAG, Urteil vom 26.10.1962 - l AZR 8/61 -, AP Nr. 87 zu &#167; 242 BGB - Ruhegehalt -; BAG, Beschlu&#223; vom 8.12.1931 - 3 ABR 53/80 -, EZA, BGB, &#167; 242 - Ruhegeld - Nr. 96) und f&#252;r den Arbeitgeber infolgedessen keinerlei Veranlassung bestand, f&#252;r eine entsprechende Verankerung der Abl&#246;sungsm&#246;glichkeit durch einen ausdr&#252;cklichen Vorbehalt in der Versorgungszusage selbst zu sorgen.</p><span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Auch die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts aus j&#252;ngster Zeit hat sich mit entsprechenden &#196;nderungsvorbehalten befa&#223;t. In seinem Urteil vom 17.3.1987 - 3 AZR 64/84 -, EzA, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, &#167; l Nr. 48 - hat der 3. Senat n&#228;mlich entschieden, da&#223; die dort in Frage stehende Ruhegeldordnung als vertragliche Einheitsregelung einen stillschweigenden &#196;nderungsvorbehalt enthalte, weil sie erkennbar dazu bestimmt gewesen sei, Blankettregelungen in Betriebsvereinbarungen auszuf&#252;llen. Noch aufschlu&#223;reicher ist in diesem Zusammenhang eine Entscheidung des 8. Senats vom</p><span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">3.11.1987&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - 8 AZR 316/81 -, BB 1988, 966 f. Nach einerVer&#228;nderung der Gesch&#228;ftsverteilung hatte der 8. Senat n&#228;mlich &#252;ber den Fall zu entscheiden, der den 5. Senat seinerzeit zur Anrufung des Gro&#223;en Senats veranla&#223;t hatte. Abweichend vom 5. Senat ging der 8. Senat davon aus, da&#223; dievertragliche Einheitsregelung, auf deren Grundlage Sonderzuwendungen gew&#228;hrt wurden, einen stillschweigenden &#196;nderungsvorbehalt enthalte. Das Gericht entnahm dies dem Um-</p><span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">- 22 -</p><span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">- 22 -</p><span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">stand, da&#223; der Arbeitnehmer bei seiner Einstellung durch &#220;bergabe einer Brosch&#252;re davon unterrichtet worden war, da&#223; Sonderzuwendungen aufgrund konzerneinheitlicher Richtlinien gezahlt w&#252;rden, die mit dem Konzernbetriebsrat abgestimmt worden seien. Dies habe f&#252;r den Arbeitnehmer die Folgerung nahegelegt, da&#223; die vom Arbeitgeber zu erbringenden Leistungen ebenfalls durch Mitwirkung des Konzernbetriebsrats umgestaltet werden k&#246;nnten (SAG, aaO). Die genannten Entscheidungen zeigen nach Auffassung der Kammer, da&#223; mit der Annahme eines &#196;nderungsvorbehalts tendenziell gro&#223;z&#252;gig zu verfahren ist.</p><span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der von der Rechtsprechung herausgearbeiteten Gesichtspunkte ergibt sich zudem, da&#223; der Vorbehalt einer sp&#228;teren &#196;nderung von Versorgungszusagen letztlich in dem zwischen den Parteien am 9.1.1964 geschlossenen Arbeitsvertrag selbst enthalten ist. In dessen &#167; 8 hei&#223;t es n&#228;mlich, da&#223; f&#252;r alle sich aus dem Vertrag ergebenden Rechte und Pflichten der jeweils beim WDR g&#252;ltige Tarifvertrag ma&#223;geblich sein soll. Der damals geltende Manteltarifvertrag aus dem Jahre 1964 und auch der sp&#228;tere f&#252;r die Orchester- und Chormitglieder des Beklagten g&#252;ltige Manteltarifvertrag vom 15.12.1969 in der Fassung vom 18.9.1975 sahen jeweils in &#167; 21 vor, da&#223; der Beklagte seinen Arbeitnehmern eine Versorgungszusage nach den beim Beklagten geltenden Bestimmungen gibt. Die damit durch Einzelvertraqg in Bezug genommene tarifliche Regelung ist - wie in entsprechenden F&#228;llen &#252;blich - so zu lesen, da&#223; sich die Versorgungszusagen nach den beim Beklagten "jeweils" geltenden Bestimmungen richten sollten. Auch aus &#167; 8 des Arbeitsvertrages in Verbindung mit &#167; 21 des genannten Manteltarifvertrages war daher f&#252;r den Kl&#228;ger erkennbar, da&#223; mit einer nachtr&#228;glichen &#196;nderung der Versorgungszusage durch</p><span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">- 23 -</p><span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">- 23 -Dienstvereinbarung gerechnet werden mu&#223;te.</p><span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Noch deutlicher wird dies, wenn man &#167; 12 des zwischen den Parteien am 22.4.1970 geschlossenen Arbeitsvertrages zugrunde legt. Hier hei&#223;t es n&#228;mlich entsprechend der in &#167; 21 Manteltarifvertrag verankerten Regelung, da&#223; der WDR dem Arbeitnehmer eine Versorgungszusage nach den beim WDR geltenden Bestimmungen gibt. Auch hier kann die Klausel nur so verstanden werden, da&#223; die jeweiligen Bestimmungen g&#252;ltig sein sollten. Der Vertrag des Kl&#228;gers selbst enth&#228;lt mithin einen sogenannten "Jeweiligkeitsvorbehalt" .</p><span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Regelung im Arbeitsvertrag des Kl&#228;gers vom 22.4.1970 ist auch nicht wegen eines fehlenden aufkl&#228;renden Hinweises des Beklagten unbeachtlich. Es ist schon zweifelhaft, ob eine so weitgehende Aufkl&#228;rungspflicht des Arbeitgebers zu bejahen ist. Hier bestand sie schon deshalb nicht, weil der neue Vertrag insoweit keine Abweichung von der fr&#252;heren Regelung enthielt, sondern nur eine Verdeutlichung dessen, was zuvor schon aufgrund des im Vertrag verankerten Tarifvorbehaltes galt.</p><span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Da die dem Kl&#228;ger erteilte Versorgungszusage nach allem dienstvereinbarungsoffen war, konnte sie im Grundsatz durch eine nachfolgende kollektive Regelung abgel&#246;st werden.</p><span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist aufgrund einer durchzuf&#252;hrenden Billigkeitskontrolle entsprechend dem arbeitsgerichtlichen Urteil festzustellen, da&#223; f&#252;r die Zeit bis zum Inkrafttreten der Dienstvereinbarung 85 am 7.3.1985 die Bestimmungen der "Versorgungszusage des WDR in der Fassung vom 1.4.1962</p><span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">- 24 -</p><span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">- 24 -</p><span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">die f&#252;r die Versorgungsanwartschaft des Kl&#228;gers ma&#223;gebliche Berechnungsgrundlage darstellen.</p><span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Nach der inzwischen gefestigten Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts kommt es bei der &#220;berpr&#252;fung abl&#246;sender Dienstvereinbarungen im Ausgangspunkt darauf an, ob das mit der Vereinbarung verbundene Regelungsziel und die Mittel, mit denen es erreicht werden soll, die Grunds&#228;tze der Billigkeit beachten. Dieser abstrakten Billigkeitskontrolle soll unter Umst&#228;nden eine konkrete Billigkeitskontrolle folgen, wenn die Neuregelung zwar insgesamt nicht zu beanstanden ist, jedoch im Einzelfall Wirkungen entfaltet, die nach dem Regelungsplan nicht beabsichtigt sein k&#246;nnen. Eine solche konkrete Billigkeitskontrolle soll am Inhalt und der Wirksamkeit der Dienstvereinbarung nichts &#228;ndern, sondern ihr nur gleichsam eine H&#228;rteklausel hinzuf&#252;gen (BAG, Urteil vom 3.12.1981, aaO; ferner BAG, Urteil vom 17.3.1987 - 3 AZR 64/84 - aaO, m.w.N.; Urteil vom 17.4.85 - 3 AZR 72/83 -, EzA, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, &#167; l - Unterst&#252;tzungskasse - Nr. 2; Urteil vom 22.4.1986 - 3 AZR 496/83 -, EzA, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, &#167; l - Unterst&#252;tzungskasse - Nr. 3).</p><span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Der nach diesen Grunds&#228;tzen durchzuf&#252;hrenden abstrakten Billigkeitskontrolle h&#228;lt die Dienstvereinbarung des Beklagten aus dem Jahre 1985 stand. Die Vereinbarung, die f&#252;r eine Vielzahl von Arbeitnehmern des Beklagten zu einer K&#252;rzung ihrer Versorgungsanwartschaften f&#252;hren soll, gen&#252;gt dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit. Sie ist, gemessen am zweck der Ma&#223;nahme geeignet, erforderlich und verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig.</p><span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Zweck der Dienstvereinbarung war es, die beim Beklagten eingetretene &#220;berversorgung f&#252;r die Zukunft abzubauen. Diesem Zweck wird die Dienstvereinbarung gerecht. Sie ist</p><span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">- 25 -</p><span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">- 25 -</p><span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">folglich eine geeignete Ma&#223;nahme. Sie war auch erforderlich, weil andere, gleicherma&#223;en geeignete, aber weniger einschneidende Ma&#223;nahmen zum Abbau der &#220;berversorgung nicht ersichtlich sind.</p><span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Bejaht werden mu&#223; im Rahmen der abstrakten Billigkeitskontrolle schlie&#223;lich auch die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit der Dienstvereinbarung .</p><span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Innerhalb der dabei gebotenen Abw&#228;gung der &#196;nderungsgr&#252;nde einerseits und der Bestandsschutzinteressen der betroffenen Arbeitnehmer andererseits ist bei Versorgungsanwartschaften vor allem zwischen dem erdienten und dem noch nicht erdienten Teil zu unterscheiden. W&#228;hrend bei dem erdienten Teil der Versorgungsanwartschaft, bei dem der Arbeitnehmer die Gegenleistung f&#252;r die betriebliche Altersversorgung schon erbracht hat, ein Eingriff nur in seltenen Ausnahmef&#228;llen in Betracht kommt, reichen bei dem noch nicht erdienten Teil sachliche Gr&#252;nde f&#252;r eine &#196;nderung aus (SAG, Urteil vom 17.3.1987 - 3 AZR 64/84 -, aaO; &#228;hnlich schon BAG, Beschlu&#223; vom 8.12.1981 - 3 ABR 53/80 -) .</p><span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die vorliegend auf seiten des Beklagten vorhandenen &#196;nderungsgr&#252;nde sind derartig gewichtig, da&#223; ein Eingriff in noch nicht erdiente Teile von Versorgungsanwartschaften unbedenklich m&#246;glich ist. Bundesarbeitsgericht (Urteil vom 17.3.1987 - 3 AZR 64/84 -, aaO), Bundesgerichtshof (Urteil vom 16.3.1988 - IVa ZR 142/87 -) und auch das Bundesverfassungsgericht (Urteil vom 30.9.1987 - 2 BvR 983/82 -) sind sich einig, da&#223; der Zielsetzung, etwa bestehende &#220;berversorgungen abzubauen, eine &#252;berragend wichtige Bedeutung zukommt. Grund f&#252;r diese &#252;bereinstimmende Annahme in der Rechtsprechung ist die Tatsache, da&#223; es sozialpolitisch bedenklich ist, wenn die im Ruhestand</p><span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">- 26 -</p><span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">- 26 -</p><span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">lebenden Arbeitnehmer h&#246;here Bez&#252;ge erhalten als die aktiven Mitarbeiter. Einsatzbereitschaft und Leistungswille der aktiven Arbeitnehmer m&#252;ssen unter solchen Regelungen auf Dauer zwangsl&#228;ufig leiden. Dar&#252;ber hinaus ist eine &#220;berversorgung gemessen am Ziel der Altersversorgung systemwidrig. Zweck der Altersversorgung ist es, jedem Arbeitnehmer im Ruhestand die Aufrechterhaltung eines der Tendenz nach gleichbleibenden Lebensstandards zu erm&#246;glichen. Ein gegen&#252;ber dem aktiven Berufsleben h&#246;herer Lebensstandard wird von dieser Zielsetzung nicht gedeckt. Einen weiteren sachlichen Grund f&#252;r die &#196;nderung der Versorgungsordnung durch die Dienstvereinbarung 1985 bildet der Umstand, da&#223; der Beklagte eine Anstalt des &#246;ffentlichen Rechts ist, die aus &#246;ffentlichen Mitteln finanziert wird und nach &#167; 39 Abs. 2 WDR-Gesetz zum sparsamen Umgang mit Haushaltsmitteln verpflichtet ist. Hinzu kommt, da&#223; es vor diesem Hintergrund in der Vergangenheit wiederholt zu scharfer Kritik politischer Gremien und auch des Landesrechnungshofes NRW gekommen ist verbunden mit der Aufforderung, die &#220;berversorgung in den Versorgungsregelungen abzubauen.</p><span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber diesen gewichtigen Gr&#252;nden kann nicht mit Erfolg eingewendet werden, das Bestandsschutzinteresse der betroffenen Arbeitnehmer m&#252;sse st&#228;rker bewertet werden, weil die &#220;berversorgung bereits in den Versorgungszusage-Bestimmungen aus dem Jahre 1962 angelegt gewesen sei. Richtig ist zwar, da&#223; die Tatsache der &#220;berversorgung dann keinen sachlichen Grund f&#252;r eine &#196;nderung der bestehenden Versorgungsordnung darstellt, wenn eben diese &#220;berversorgung von Anfang an dem Regelungsplan des Arbeitgebers entsprach. Ein Abbau der &#220;berversorgung w&#252;rde dann keine Anpassung, sondern eine &#196;nderung des urspr&#252;nglichen Regelungskonzepts bedeuten (BAG, urteil vom 3o.lo.1984 - 3 AZR 236/82 -, EzA, 3GB, &#167; 242 - Betriebliche &#220;bung - Nr. 14).</p><span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">- 27 -</p><span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">- 27 -</p><span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Die beim Beklagten bestehende &#220;berversorgung war jedoch nach Auffassung der Kammer nicht bereits generell als Regelungsplan in den Versorgungszusage-Bestimmungen aus dem Jahre 1962 angelegt. Nach Art. 10 der "Versorgungszusage des WDR in der Fassung vom 1.4.1962" war bestimmt, da&#223; "das Einkommen aus dieser Versorgungszusage und der H&#228;lfte der Rente aus der Sozialversicherung 75 v.H. des ruhegeldf&#228;higen Einkommens nicht &#252;bersteigen "durfte. Dasselbe sollte gelten, wenn der WDR nach Abschlu&#223; einer befreienden Lebensversicherung nach &#167; l der &#220;bergangsvorschriften zum Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Rentenversicherung der Angestellten den Arbeitgeberanteil zu einer befreienden Lebensversicherung weiterzahlt.</p><span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Das Bundesarbeitsgericht hat allerdings bei einer identischen Anrechnungsklausel, die in einer Ruhegeldordnung aus dem Jahre 1970 enthalten war, die Ansicht vertreten, eine &#220;berversorgung sei bereits in der Ruhegeldordnung angelegt gewesen (BAG, Urteil vom 3o.10.1984, aaO). Jedenfalls m&#252;sse eine solche Berechnung des Ruhegeldes in vielen F&#228;llen zu einem Gesamtversorgungsgrad f&#252;hren, der ganz erheblich &#252;ber den Nettoeink&#252;nften aktiver Arbeitnehmer liege (BAG, aaO) .</p><span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Die Auffassung des Bundesarbeitsgerichts zu der dabei ma&#223;geblichen Ruhegeldordnung aus dem Jahre 1970 sind auf die Versorgungsregelungen des Beklagten aus dem Jahre 1962 jedoch nicht ohne weiteres &#252;bertragbar. Seinerzeit waren die gesetzlichen Renten gerichtsbekannterma&#223;en niedrig. Zu einer &#220;berschreitung der vorgesehenen Gesamtversorgungsobergrenze von 75 v.H. der Bruttobez&#252;ge aktiver Arbeitnehmer durch nur h&#228;lftige Anrechnung der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung konnte es &#252;berhaupt nur kommen, wenn die Rente</p><span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">- 28 -</p><span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">- 28 -</p><span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">h&#246;her als 25 % der letzten ruhegeldf&#228;higen Bruttobez&#252;ge war. Hinzu kommt, da&#223; die Entwicklung der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung ohnehin nicht auf lange Zeit im voraus absehbar ist. Deshalb war auch 1962 eine einigerma&#223;en gesicherte Prognose nicht m&#246;glich. Entsprechendes galt f&#252;r die zu erwartenden Leistungen aus befreienden Lebesnversicherungen. Bei ihnen kam als Unsicherheitsfaktor die nicht absehbare W&#228;hrungsentwicklung hinzu. Ob und gegebenenfalls in welchem Umfang die Anrechnungsklausel aus der Ruhegeldregelung des Jahre 1962 im Versorgungsfall (m&#246;glicherweise 2o oder 3o Jahre sp&#228;ter) tats&#228;chlich im allgemeinen zu &#220;berversorgungen f&#252;hren werde, war deshalb nicht im voraus bestimmbar. Deshalb l&#228;&#223;t sich auch nicht sagen, da&#223; generell die &#220;berversorgung in der Regelung aus dem Jahre 1962 bereits planm&#228;&#223;ig angelegt gewesen sei.</p><span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Als Ergebnis l&#228;&#223;t sich danach feststellen, da&#223; die Dienstvereinbarung 1985 der abstrakten Billigkeitskontrolle standh&#228;lt.</p><span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Angesichts der gewichtigen Gr&#252;nde, die dem Beklagten f&#252;r die &#196;nderung der Versorgungsregelungen zur Seite stehen, erscheint danach sogar ein Eingriff in bereits erdiente Versorgungsanwartschaften von Arbeitnehmern m&#246;glich (ebenso LAG K&#246;ln, Urteil vom 28.10.1988 - 5 Sa 494/88 -, das beiden Parteien bekannt ist). Diese Frage brauchte jedoch nicht abschlie&#223;end gekl&#228;rt zu werden, weil im Falle des Kl&#228;gers ein r&#252;ckwirkender Eingriff aus Billigkeitsgr&#252;nden nicht in Betracht kommt. Einer konkreten Billigkeitskontrolle h&#228;lt die abl&#246;sende Versorgungsregelung des Beklagten aus dem Jahre 1985 n&#228;mlich nur teilweise stand. Unter Ber&#252;cksichtigung der besonderen Interessen des Kl&#228;gers f&#252;hrt die konkrete Billigkeitskontrolle dazu, da&#223; der bereits erdiente Teil seiner unverfallbaren Versorgungsanwartschaft unangetastet bleiben mu&#223;.</p><span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">- 29 -</p><span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">- 29 -</p><span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; im Falle des Kl&#228;gers bei Erteilung der Versorgungszusage im Jahre 19G9 nach dem damaligen Erkenntnisstand eine &#220;berversorgung zu erwarten war, weil befreiende Lebensversicherungen zu h&#246;heren Versorgungsleistungen f&#252;hrten als die Beitragszahlung zur gesetzlichen Rentenversicherung. Zudem wurde den im Jahre 1971 t&#228;tigen Chor- und Orchestermitgliedern ausdr&#252;cklich zugesagt, die bestehende Versorgungsordnung werde niemals zu ihren Lasten ge&#228;ndert werden. Diese Zusage wurde letztlich dadurch best&#228;tigt, da&#223; die Dienstvereinbarung aus dem Jahre 1979 den betreffenden Arbeitnehmern ein Wahlrecht einr&#228;umte, ob im Versorgungsfall die Bestimmungen der Versorgungsordnung aus dem Jahre 1962 oder die der neuen Dienstvereinbarung gelten sollten. Nach den vom Beklagten im vorliegenden Verfahren vorgelegten Berechnungen f&#252;hrte die Anwendung der Versorgungsregelungen aus 1979 im Falle des Kl&#228;gers bereits zu einer Versorgung in H&#246;he von 148,48 v.H. der ruhegeldf&#228;higen Dienstbez&#252;ge. Aus der Sicht des Kl&#228;gers war damit eine deutliche &#220;berversorgung, auch wenn sie nicht bereits 1962 in den Versorgungsregelungen angelegt gewesen war, nach dem Willen des Beklagten manifestiert. Der Beklagte hat mithin in den Jahren 1971 und 1979 Vertrauenstatbest&#228;nde gesetzt, aus denen der Kl&#228;ger nach Treu und Glauben herleiten konnte, da&#223; jedenfalls in der Vergangenheit bereits erdiente Teile einer unverfallbaren Versorgungsanwartschaft nicht mehr angetastet w&#252;rden.</p><span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Im Fall des Kl&#228;gers w&#252;rde die Anwendung der Dienstvereinbarung 1985 auf bereits erdiente Anwartschaftsteile zu einer au&#223;ergew&#246;hnlich drastischen K&#252;rzung des zu erwartenden Ruhegeldes f&#252;hren. Nach den Berechnungen im Schriftsatz des Beklagten vom 15.lo.1987 w&#252;rde der Ausfall im Jahre 2005, hochgerechnet auf der Grundlage einer angenommenen <em>3</em> %igen tariflichen Steigerung, mehr als DM 4.ooo,-- monatlich be-</p><span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">- 30 -</p><span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 30 -</p><span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">tragen. Mit einer solchen Einschr&#228;nkung brauchte der Kl&#228;ger, der etwa die H&#228;lfte seines Berufslebens beim Beklagten bereits absolviert hatte, bezogen auf die in den zur&#252;ckliegenden Jahren erdienten Anwartschaftsteile nicht mehr zu rechnen. Bei der Abw&#228;gung ist das Interesse des Kl&#228;gers am Bestand der alten Regelung h&#246;her zu bewerten als das des Beklagten an einer vollst&#228;ndigen Anpassung der Versorgungsanwartschaften, auch f&#252;r die Vergangenheit.</p><span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann dem nicht entgegenhalten, der Vertrauens-schutz des Kl&#228;gers k&#246;nne so hoch nicht bewertet werden, weil der Kl&#228;ger im Falle des Ausscheidens aus den Diensten des Beklagten vor Eintritt des Versorgungsfalles keine Versorgungsanwartschaft auf der Grundlage des &#167; 2 des Betriebsrentengesetzes mitnehme, sondern nur einen Anspruch auf Nachversicherung nach &#167; 10 des Betriebsrentengesetzes habe. Das trifft zwar f&#252;r eine Beendigung des Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses ungeachtet der vorliegenden Entscheidung zu. Hier geht es jedoch nicht um eine Aufl&#246;sung des Dienstverh&#228;ltnisses. Eine solche brauchte der Kl&#228;ger bei seinen Planungen im Zweifel seit geraumer Zeit nicht mehr in Betracht zu ziehen, weil er nach dem Tarifvertrag unk&#252;ndbar sein d&#252;rfte. Im vorliegenden Fall geht es um die Frage, nach welche Grunds&#228;tzen der bereits erdiente Teil der Versorgungsanwartschaft des Kl&#228;gers zu berechnen ist, der ihm als Teil der Gesamtversorgung bei Eintritt des Versorgungsfalles ausgezahlt wird. Diese Berechnung ist nach &#167;21 des Betriebsrentengesetzes vorzunehmen, der insoweit allgemeine Regelungsgrunds&#228;tze enth&#228;lt.</p><span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Zu dem damit besonders gesch&#252;tzten Teil der Versorgungsanwartschaft geh&#246;rt im Falle des Kl&#228;gers auch die erdiente Dynamik, die darin liegt, da&#223; sich die Versorgungsleistungen nach den auf der Grundlage der Ruhegeldordnungen zu ermittelnden ruhegelf&#228;higen Bez&#252;gen richten (dazu BAG, Urteil</p><span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 31 -</p><span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">- 31 -</p><span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">vom 17.4.1985, EzA, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, &#167; l - Unterst&#252;tzungskasse - Nr. 2). Bei einer gehaltsabh&#228;ngigen Dynamik soll n&#228;mlich nach den Ausf&#252;hrungen des Bundesarbeitsgerichts der Wertzuwachs der Anwartschaft ohne Bindung an die Dienstzeit der Entwicklung eines Berechnungsfaktors folgen, der seinerseits variabel ist; der Zweck dieser dienstzeitunabh&#228;ngigen Steigerung bestehe nicht darin, die fortdauernde Betriebstreue zu verg&#252;ten und zum Ma&#223;stab der Rentenberechnung zu machen, vielmehr gehe es darum, den Versorgungsbedarf flexibel zu erfassen; der Anwartschaftswert solle sich dem durch die H&#246;he des Arbeitsentgeltes gepr&#228;gten Lebensstandard des beg&#252;nstigten Arbeitnehmers bis zum Eintritt des Versorgungsfalles oder sogar im Ruhestand anpassen. Soweit f&#252;r eine solche gehaltsabh&#228;ngige Dynamik Betriebstreue bereits geleistet sei, sei sie im Gegensatz zu den dienstzeitabh&#228;ngigen Steigerungsraten im Zeitpunkt der Abl&#246;sung durch eine neue Betriebsvereinbarung schon erdient und mithin besonders sch&#252;tzenswert (BAG, aaO).</p><span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die noch nicht erdienten Versorgungsanwartschaftsteile f&#252;hrt die konkrete Billigkeitskontrolle im Falle des Kl&#228;gers jedoch nicht zu einer Beibehaltung der fr&#252;heren Versorgungsregelungen. Dem Interesse des Beklagten an einer &#196;nderung der Versorgungsbestimmungen und an einem Abbau der &#220;berversorgung f&#252;r die Zukunft geb&#252;hrt der Vorrang.</p><span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Danach waren die Berufungen beider Parteien zur&#252;ckzuweisen. Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 92, 37 ZPO.</p><span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Da der Rechtsstreit von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist, wurde f&#252;r beide Parteien die Revision zugelassen.</p><span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung:</span> Gegen dieses Urteil kann von beiden Parteien Revision eingelegt werden: Die Revision mu&#223; innerhalb einer Notfrist (eine Notfrist ist unab&#228;nderlich und kann nicht verl&#228;ngert werden) von einem Monat nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim Bundesarbeitsgericht Graf-Bernadotte-Platz 3, 3500 Kassel-Wilhelmsh&#246;he, eingelegt werden. Die Revision ist gleichzeitig oder innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung schriftlich zu begr&#252;nden. Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p><span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Hinweis der Gesch&#228;ftsstelle:</span> Das BAG bittet s&#228;mtliche Schrifts&#228;tze in 5-facher Ausfertigung einzureichen.</p>
315,235
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9 A 284/88
1989-05-26T00:00:00
2019-03-13T14:50:12
2022-10-18T15:08:47
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1989:0526.9A284.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert; die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Durch Grundbesitzabgaben-Heranziehungsbescheid vom 10. April 1985 setzte der Beklagte gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger als Eigent&#252;mer des Wohnhausgrundst&#252;cks ...stra&#223;e .../Ecke ...stra&#223;e Geb&#252;hren f&#252;r die Reinigung der bezeichneten Stra&#223;en im Jahre 1985 in H&#246;he von 280,- DM fest. Dabei ging er von Grundst&#252;cksseiten an der ...stra&#223;e von 34 m und an der ...stra&#223;e von 22 m L&#228;nge, einmal w&#246;chentlicher Reinigung und einem Geb&#252;hrensatz von 5,- DM je Meter Grundst&#252;cksseite aus. Grundlage der Geb&#252;hrenfestsetzung war die zum 1. Januar 1985 in Kraft gesetzte Satzung &#252;ber die Reinigung der &#246;ffentlichen Stra&#223;en in der Landeshauptstadt ... vom 11. Februar 1985 (... Amtsblatt Nr. 7 vom 16. Februar 1985). Durch diese Satzung war die Gew&#228;hrung von Erm&#228;&#223;igungen f&#252;r Eckgrundst&#252;cke beseitigt worden; nach der bis dahin geltenden Satzung vom 16. Dezember 1982 war der Kl&#228;ger nur zur H&#228;lfte der jetzt festgesetzten Geb&#252;hren herangezogen worden.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Den gegen die Geb&#252;hrenfestsetzung vom 17. April 1985 eingelegten Widerspruch wies der Beklagte durch Bescheid vom 6. Mai 1985 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der dagegen erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger vorgetragen: Die Geb&#252;hrenfestsetzung sei rechtswidrig, soweit sie &#252;ber 170,- DM hinausgehe. Dieser Betrag entspreche der L&#228;nge der Grundst&#252;cksseite an der ...stra&#223;e. Demgegen&#252;ber d&#252;rfe die an die ...stra&#223;e grenzende Grundst&#252;cksseite nicht ber&#252;cksichtigt werden, weil er von dieser Stra&#223;e keinen Vorteil habe, wie das Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (KAG) f&#252;r die Erhebung von Benutzungsgeb&#252;hren voraussetze. Es bestehe kein Zugang zur ...stra&#223;e; vielmehr sei diese Stra&#223;enfront zugewachsen. Der B&#252;rgersteig der ...stra&#223;e sei nur 35 cm breit. Jedenfalls d&#252;rfe das Grundst&#252;ck nicht uneingeschr&#228;nkt nach der L&#228;nge beider Stra&#223;enfronten veranlagt werden. Die Satzung &#252;ber die Stra&#223;enreinigung vom 11. Februar 1985 habe sich keine R&#252;ckwirkung beilegen d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">den Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 10. April 1985, soweit darin Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren in H&#246;he von mehr als 170,- DM festgesetzt worden sind, und den Widerspruchsbescheid des Beklagten vom 6. Mai 1985 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er hat die Geb&#252;hrenfestsetzung als rechtm&#228;&#223;ig verteidigt. Der Wegfall der Eckgrundst&#252;cksverg&#252;nstigung in der neuen Satzung sei erforderlich geworden, weil das Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf durch Urteil vom 8. Februar 1984 - 16 K 785/83 - die Regelung der Verg&#252;nstigungen wegen Versto&#223;es gegen den Gleichheitssatz f&#252;r nichtig erkl&#228;rt habe. Auf die Breite des Gehweges in der Stra&#223;e komme es nicht an; ma&#223;geblich sei allein, da&#223; er gereinigt werde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Verwaltungsgericht der Klage stattgegeben: Es fehle an einem g&#252;ltigen Geb&#252;hrensatz. In die Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung seien zu Unrecht die Kosten f&#252;r die Aufstellung und Leerung der Papierk&#246;rbe an den Stra&#223;en aufgenommen worden. Die Zahl der Geb&#252;hrenmeter sei zu gering, weil nach Wegfall der Eckgrundstucksverg&#252;nstigung ab 1. Januar 1985 die jetzt wieder erfa&#223;ten Geb&#252;hrenmeter h&#228;tten hinzugenommen werden m&#252;ssen. Diese Fehler wirkten sich auf den Geb&#252;hrensatz aus. Sie seien durch den Beschlu&#223; des Rates der Stadt ... vom 6. Juni 1986 &#252;ber eine ge&#228;nderte Geb&#252;hrenbedarfsberechnung nicht geheilt worden, weil der Inhalt dieses Beschlusses in einer &#196;nderungssatzung h&#228;tte wirksam gemacht werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diese ihm am 18. Januar 1988 zugestellte Entscheidung richtet der Beklagte die vom Verwaltungsgericht zugelassene Berufung. Zu deren Begr&#252;ndung tr&#228;gt er im wesentlichen vor: Die Geb&#252;hrens&#228;tze seien richtig ermittelt worden. Sie seien unver&#228;ndert aus der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung f&#252;r das Jahr 1984 &#252;bernommen worden. Das Verwaltungsgericht habe zu Unrecht nicht ber&#252;cksichtigt, da&#223; sich ein m&#246;glicherweise fehlerhafter Ansatz von Kosten f&#252;r die Aufstellung und Entleerung der Papierk&#246;rbe in H&#246;he von 637.000,- DM auf die H&#246;he des in der Satzung festgesetzten Geb&#252;hrensatzes nicht auswirke, weil die Spanne zwischen dem m&#246;glichen und dem festgesetzten Geb&#252;hrensatz besonders hoch gewesen sei. Entsprechendes gelte f&#252;r den Berechnungsfehler, der sich daraus ergebe, da&#223; die Frontl&#228;ngen der Eckgrundst&#252;cke nur zu 1/2 ber&#252;cksichtigt worden seien. Dementsprechend habe der Rat der Stadt ... am 6. Juni 1986 zu Recht eine klarstellende Geb&#252;hrenbedarfsberechnung f&#252;r 1985 beschlie&#223;en k&#246;nnen, durch die die Berechnungsfehler ausger&#228;umt worden seien. Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des erkennenden Berufungsgerichts habe es des Erlasses einer neuen Satzung nicht bedurft.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er tritt unter Hinweis auf die Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils der Berufung entgegen und bestreitet die Erl&#228;uterungen des Beklagten zur Geb&#252;hrenkalkulation mit Nichtwissen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat auf Anforderung des Senats zu bestimmten Fragen der Ermittlung der Geb&#252;hrens&#228;tze Stellung genommen und zum Beleg seiner Erkl&#228;rungen verschiedene Unterlagen vorgelegt. Hiernach liegen dem Senat unter Beiziehung verschiedener Aktenst&#252;cke aus anderen Berufungsverfahren im wesentlichen folgende Unterlagen vor, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> 1. Satzungsordner mit den Unterlagen zu der bis zum 31. Dezember 1984 geltenden Stra&#223;enreinigungssatzung der Stadt ... vom 16. Dezember 1982 einschlie&#223;lich der Anlagen zur Ratsvorlage (beigezogen aus dem Berufungsverfahren 9 A 254/87),</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> 2. Satzungsordner mit den Unterlagen zur Satzung vom 11. Februar 1985 einschlie&#223;lich der Anlagen zur Ratsvorlage (beigezogen aus dem Berufungsverfahren 9 A 2898/86),</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> 3. erg&#228;nzender Ratsbeschlu&#223; zur Satzung vom 11. Februar 1985 betreffend die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung f&#252;r das Jahr 1985 vom 6. Juni 1986 (Drucksache 70/007/86 einschlie&#223;lich der zugeh&#246;rigen Berechnungsunterlagen - beigezogen aus dem Berufungsverfahren 9 A 2898/86, Blatt 28-35 dieser Gerichtsakte),</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"> 4. Texte der Stra&#223;enreinigungssatzungen der Stadt ... vom 19. Dezember 1985 und 19. Dezember 1986 (beigezogen aus dem Berufungsverfahren 9 A 254/87),</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"> 5. Berechnungsausz&#252;ge aus der ADV-Anlage der Stadt ... zur Berechnung der Front- und Kostenmeter und des Geb&#252;hrenaufkommens nach dem Datenbestand vom 13. April 1982 und dem Datenbestand vom 10. April 1984,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> 6. Berechnungen f&#252;r die Kosten der Unterhaltung und Leerung von Papierbeh&#228;ltern bezogen auf die Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r das Jahr 1985, f&#252;r die Kosten der Stra&#223;enreinigung in den 1976 (mu&#223; hei&#223;en: 1975) in die Stadt ... eingegliederten Stadtteilen und f&#252;r die Kosten der Stra&#223;enreinigung in den &#252;brigen Stadtgebieten jeweils nach der Kostenlage 1984.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachverhalts im &#252;brigen und des weiteren Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte, der dazu eingereichten Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten sowie auf Lagepl&#228;ne zur Belegenheit des veranlagten Grundst&#252;cks des Kl&#228;gers Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat Erfolg. Das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Unrecht stattgegeben. Die Erhebung der festgesetzten Geb&#252;hren ist dem Grunde und in vollem Umfang der H&#246;he nach rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gegenstand der Anfechtungsklage ist ausschlie&#223;lich die Erhebung von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren (in H&#246;he von 110,- DM) f&#252;r das Jahr 1985 durch den "Grundbesitzabgaben-Heranziehungsbescheid" des Beklagten vom 10. April 1985 i.d.F. des Widerspruchsbescheides vom 6. Mai 1985. Zwar enth&#228;lt der erstgenannte Bescheid die Erkl&#228;rung, da&#223; er auch f&#252;r die Folgejahre gelte; die insoweit angeordnete Rechtswirkung wird aber durch den Zusatz eingeschr&#228;nkt, der Bescheid gelte nur, bis ein neuer Bescheid ergehe. Ein solcher ist hinsichtlich der Erhebung von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren f&#252;r die Zeit ab Januar 1986 unter dem 2. Januar 1986 erlassen worden. Im Hinblick darauf ist der vom Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung I. Instanz am 2. Dezember 1987 gestellte Klageantrag so auszulegen, da&#223; er sich ausschlie&#223;lich auf die (teilweise) Aufhebung der Geb&#252;hrenfestsetzung f&#252;r das Jahr 1985 bezieht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die angefochtene Geb&#252;hrenerhebung beruht auf wirksamen Satzungsrecht. Hierzu hat der erkennende Senat in seinem Urteil vom 12. April 1989 - 9 A 254/87 - betreffend das hier umstrittene Satzungsrecht und die Veranlagung zu Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren in der Stadt ... im Jahr 1985 w&#246;rtlich ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> "Gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 1 des Stra&#223;enreinigungsgesetzes f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen (StrReinG) vom 18. Dezember 1975, GV NW S. 706, zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 11. Dezember 1979, GV NW S. 914, erheben die Gemeinden von den Eigent&#252;mern der Grundst&#252;cke, die durch Stra&#223;en erschlossen werden, die nach &#167; 1 des Gesetzes der Stra&#223;enreinigung unterliegen, als Gegenleistung f&#252;r die Kosten der Stra&#223;enreinigung eine Benutzungsgeb&#252;hr nach den Vorschriften des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (KAG) vom 21. Oktober 1969, GV NW S. 712, zur Zeit des Erlasses des Widerspruchsbescheides zuletzt ge&#228;ndert durch Gesetz vom 6. November 1984, GV NW S. 663. Die Geb&#252;hrenerhebung erfolgt aufgrund einer Satzung (&#167; 2 Abs. 1 Satz 1 KAG) und nach Ma&#223;gabe der Regelungen des &#167; 3 StrReinG i.V.m. den Bestimmungen des KAG, soweit letztere unter Ber&#252;cksichtigung der Besonderheiten des Stra&#223;enreinigungsgesetzes anzuwenden sind.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die der angefochtenen Geb&#252;hrenerhebung zugrunde liegende, formell wirksam und rechtlich unbedenklich mit R&#252;ckwirkung auf den 1. Januar 1985 beschlossene Stra&#223;enreinigungssatzung vom 11. Februar 1985 (SRS) entspricht den sich nach den genannten Bestimmungen, wie auch nach h&#246;herrangigem Recht (insbesondere Artikel 3 Abs. 1 GG) zu beachtenden Anforderungen. Das gilt in Sonderheit f&#252;r den Geb&#252;hrenma&#223;stab und den Geb&#252;hrensatz.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der vom Satzungsgeber in &#167; 6 Abs. 1 SRS gew&#228;hlte Geb&#252;hrenma&#223;stab nach der Frontl&#228;nge bzw. der L&#228;nge der der Stra&#223;e zugewandten Grundst&#252;ckseite, nach der Stra&#223;enart (&#167; 6 Abs. 5 SRS) und der Zahl der w&#246;chentlichen Reinigungen ist ein zul&#228;ssiger, an sachgerechten Unterscheidungsmerkmalen orientierter Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab (&#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG). Der sogenannte Frontmeterma&#223;stab, wie er in der Satzung enthalten ist, ist an den Vorteilen, die dem einzelnen Grundst&#252;ck durch die Stra&#223;enreinigung vermittelt werden, ausgerichtet (d.h. grundst&#252;cksbezogen) und entspricht als solcher nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des erkennenden Gerichts den gesetzlichen Ma&#223;stabsanforderungen und dem Gleichheitssatz.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Zul&#228;ssigkeit des Frontmeterma&#223;stabes grunds&#228;tzlich OVG NW, Urteil vom 17. Dezember 1980 - 2 A 2018/80 -, OVGE 35 S. 80 ff.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Differenzierung nach der Stra&#223;enart, die nach &#167; 6 Abs. 5 S&#228;tzen 1 und 2 SRS in der Weise erfolgt, da&#223; die Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r die Reinigung von Stra&#223;en, die dem inner&#246;rtlichen Verkehr dienen, nur auf 90 v.H. der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r Stra&#223;en festgesetzt sind, die dem Anliegerverkehr dienen, entspricht der Regelung des &#167; 3 Abs. 2 StrReinG; nach dieser Regelung k&#246;nnen die Gemeinden bei der Festsetzung der Benutzungsgeb&#252;hr der Bedeutung der Stra&#223;en f&#252;r den Anliegerverkehr sowie f&#252;r den inner- und &#252;ber&#246;rtlichen Verkehr Rechnung tragen. Da&#223; die Unterscheidung nach der Zahl der w&#246;chentlichen Reinigungen sachgerecht und nach Vorteilgesichtspunkten und Artikel 3 Abs. 1 GG sogar geboten ist, bedarf keiner weiteren Darlegung.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Veranlagung liegt ferner ein g&#252;ltiger Geb&#252;hrensatz zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Einschl&#228;gig ist insoweit &#167; 6 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 der SRS, wonach die Benutzungsgeb&#252;hr bei einmalig w&#246;chentlicher Reinigung der Fahrbahn und des Gehweges von Stra&#223;en, die &#252;berwiegend dem Anliegerverkehr dienen, j&#228;hrlich 5,- DM je m Grundst&#252;cksseite (&#167; 6 Abs. 1-4 SRS) betr&#228;gt. Dieser Geb&#252;hrensatz ist - wie auch die &#252;brigen Geb&#252;hrens&#228;tze des &#167; 6 Abs. 5 SRS - wirksam. Das Gesamtgeb&#252;hrenaufkommen, das nach den verschiedenen Geb&#252;hrens&#228;tzen kalkulationsgem&#228;&#223; in Anwendung des Geb&#252;hrenma&#223;stabes der Satzung f&#252;r 1985 erzielt wird, liegt n&#228;mlich innerhalb der nach dem Stra&#223;enreinigungsgesetz zu beachtenden Grenzen. Zudem versto&#223;en die Bildung unterschiedlicher Geb&#252;hrens&#228;tze und ihre Berechnung im einzelnen auch sonst nicht gegen Bestimmungen des Stra&#223;enreinigungsgesetzes und des KAG und auch nicht gegen den Gleichheitssatz. Bestimmte - nur zum Teil in Betracht zu ziehende - Berechnungsfehler f&#252;hren nicht zu einem die Nichtigkeit der Satzungsregelung nach sich ziehenden Gesetzesversto&#223;.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 StrReinG darf das Gesamtgeb&#252;hrenaufkommen 75 v.H. der Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung im Gemeindegebiet nicht &#252;bersteigen. Nach &#167; 3 Abs. 1 Satz 1 StrReinG i.V.m. &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG sind hierbei Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung im Gemeindegebiet die nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen ansatzf&#228;higen Kosten dieser Art. Die hiernach zwischen der Stadt und den Eigent&#252;mern der Grundst&#252;cke, die durch die der st&#228;dtischen Stra&#223;enreinigung unterliegenden Stra&#223;en erschlossen werden, 1985 aufzuteilenden, umlagef&#228;higen Kosten betragen zumindest 23.687.459,- DM (24.383.674,- DM kalkulierte Kosten ./. 696.325,- DM aus der Aufl&#246;sung der Ausgleichsr&#252;cklage) abz&#252;glich der Kosten f&#252;r die Unterhaltung und Leerung von Stra&#223;enpapierbeh&#228;ltern in H&#246;he von 637.000,- DM; diese Kosten k&#246;nnen somit nach &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 StrReinG bis zu einem Betrag von 17.287.844,- DM (75 v.H. von 23.050.459,- DM) auf die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer umgelegt werden. Der genannte Mindestbetrag der Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung im Gebiet der Stadt ... ergibt sich aus den Berechnungen der Geb&#252;hrenkalkulation zur Satzung vom 11. Februar 1985 (Anlagen 2-6 der Satzungsvorlage) sowie der auf Anforderung des Senats erfolgten Nachberechnung der Kosten f&#252;r die Unterhaltung und Leerung der Stra&#223;enpapierk&#246;rbe in diesem Jahr. Bei der hiernach ma&#223;geblichen Berechnung wird zu Lasten des Beklagten unterstellt, da&#223; es sich bei den Kosten f&#252;r die Unterhaltung und Leerung der Papierk&#246;rbe um solche handelt, die nicht zu den Kosten der Stra&#223;enreinigung zu rechnen sind,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu Urteil des 2. Senats des erkennenden Gerichts vom 17. Oktober 1985 - 2 A 2689/84 -,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">und da&#223; diejenigen Kosten der Stra&#223;enreinigung, die nach der Anlage 6 der Vorlage zur Satzung vom 11. Februar 1985 durch die sogenannte Geb&#252;hrenausgleichs-R&#252;cklage (22.977,- DM Zinsen + 696.325,- DM Entnahme) abgedeckt worden sind, als umlagef&#228;hige Kosten der Stra&#223;enreinigung im Stadtgebiet nicht angesetzt werden d&#252;rfen. Der Senat hat keine Veranlassung, die Ermittlung der Kosten der Stra&#223;enreinigung, wie sie sich aus der Geb&#252;hrenkalkulation (Anlagen 2, 3, 5 und 6 zur Satzungsvorlage) ergibt, und die Berechnung der auf die Papierk&#246;rbe entfallenden Kosten in Frage zu stellen. Dies gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung des Vortrages der Kl&#228;ger, es sei nicht verst&#228;ndlich, da&#223; sich der Geb&#252;hrensatz im Vergleich zu fr&#252;herem Satzungsrecht nicht gesenkt habe, nachdem die Eckgrundst&#252;cksverg&#252;nstigungen, die nach der Vorg&#228;ngersatzung vom 16. Dezember 1982 einger&#228;umt wurden, nach neuem Recht entfallen sei und nachdem bei der Umlage der Kosten der Stra&#223;enreinigung zus&#228;tzlich alle Hinterliegergrundst&#252;cke einbezogen worden sein sollen. Der Beklagte hat in seiner Stellungnahme vom 9. M&#228;rz 1989 auf Aufforderung des Senats &#252;berzeugend diejenigen Betr&#228;ge der Stra&#223;enreinigungskosten erl&#228;utert, die nach dem Verursacherprinzip ausschlie&#223;lich bestimmten Stellen und Personen zuzurechnen sind und nicht auf die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer der von den gereinigten Stra&#223;en erschlossenen Grundst&#252;cke umgelegt werden d&#252;rfen. Hiernach gibt es keine Anhaltspunkte f&#252;r fehlerhafte oder &#252;berh&#246;hte Kostenans&#228;tze. Die Kl&#228;ger ber&#252;cksichtigen bei ihren &#220;berlegungen nicht ausreichend, da&#223; bestimmte Senkungen der Durchschnittskosten, die sich durch die Einbeziehung von mehr Grundst&#252;cken bzw. Grundst&#252;cksfronten in die Kostenverteilung ergeben, teilweise durch die bis 1985 eingetretenen Kostensteigerungen ausgeglichen werden. Ferner liegt es im System der nach &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 StrReinG zul&#228;ssigen Umlage der Kosten der Stra&#223;enreinigung, da&#223; es die Stadt ungeachtet einer &#196;nderung der der Geb&#252;hrenkalkulation zugrundeliegenden Berechnungsfaktoren bei den bisherigen Geb&#252;hrens&#228;tzen belassen kann, solange das Gesamtgeb&#252;hrenaufkommen 75 v.H. der Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigungskosten im Stadtgebiet nicht &#252;berschreitet. Da der von der Stadt ... &#252;bernommene Anteil der Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung im Stadtgebiet nach der Geb&#252;hrenkalkulation sowohl zu der Satzung vom 16. Dezember 1982 wie auch der hier umstrittenen Satzung vom 11. Februar 1985 mit zwischen 35-40 v.H. ganz deutlich &#252;ber dem vom Stra&#223;enreinigungsgesetz geforderten Mindestanteil von 25 v.H. liegt, k&#246;nnen aus dem Umstand, da&#223; die Geb&#252;hrens&#228;tze in beiden Satzungen gleich hoch sind, R&#252;ckschl&#252;sse auf eine im Ergebnis gesetzwidrige Geb&#252;hrenkalkulation nicht gezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das Gesamtgeb&#252;hrenaufkommen f&#252;r das Jahr 1985 &#252;berschreitet die nach &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 vorgeschriebene Grenze nicht, weil es ganz erheblich unter 75 v.H. der nach der vorliegenden Berechnung angesetzten Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung von 23.687.459,- DM liegt. Nach den von der Stadt zul&#228;ssigerweise im voraus f&#252;r 1985 zu kalkulierenden Geb&#252;hreneinnahmen wird n&#228;mlich ein Geb&#252;hrenaufkommen von nicht mehr als 14.228.191,- DM (14.047.935,- DM + 180.256,- DM) erzielt, d.h. nur 61,78 v.H. des f&#252;r die Stra&#223;enreinigung angesetzten Gesamtkostenbetrages. Das Geb&#252;hrenaufkommen der Stadt f&#252;r das Jahr 1985 ergibt sich in der genannten H&#246;he ebenfalls aus den Berechnungen in der Geb&#252;hrenkalkulation zur Satzung vom 11. Februar 1985 (Anlage 3 zur Satzungsvorlage) sowie aus den erg&#228;nzenden Berechnungen, die dem Ratsbeschlu&#223; vom 6. Juni 1986, mit dem der Rat eine Nachkalkulation der Geb&#252;hrens&#228;tze der Satzung vom 11. Februar 1985 f&#252;r das Jahr 1985 gebilligt hat, zugrunde liegen. In Anlage 3 zur Geb&#252;hrenkalkulation der Satzung vom 11. Februar 1985 ist das Geb&#252;hrenaufkommen f&#252;r die nach unterschiedlichen Geb&#252;hrens&#228;tzen abzurechnenden Stra&#223;en durch Multiplikation der sogenannten "Zahlmeter" mit den jeweiligen Geb&#252;hrens&#228;tzen ermittelt und ist aus den sich danach ergebenden Einzelbetr&#228;gen das Gesamtgeb&#252;hrenaufkommen mit 14.047.935,- DM berechnet worden. Bei den "Zahlmetern" handelt es sich ausweislich von Anlage 4 zur Satzungsvorlage (betriebliche Datenmenge = gereinigte Frontmeter; Stand: 10.04.1984) um die nach dem Geb&#252;hrenma&#223;stab des &#167; 6 Abs. 1-4 SRS zu ber&#252;cksichtigenden ("einfachen") Frontmeter, multipliziert mit der Zahl der Reinigungen der betreffenden Stra&#223;e je Woche. Hiernach begegnet die Berechnung des Geb&#252;hrenaufkommens in Anlage 3 zur Satzungsvorlage - ohne da&#223; das aber Auswirkungen auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Geb&#252;hrens&#228;tze h&#228;tte - nur insoweit Bedenken, als die einfachen Frontmeter und Zahl- bzw. Kostenmeter f&#252;r Eckgrundst&#252;cke nicht richtig ermittelt sind. Der Beklagte hat in seiner Stellungnahme vom 9. M&#228;rz 1989 erl&#228;utert und durch entsprechende Ausz&#252;ge aus der ADV-Anlage der Stadt ... zur Berechnung der einfachen Front- und der Kostenmeter belegt, da&#223; bei der Ermittlung der einfachen Frontmeter zur Geb&#252;hrenkalkulation der Vorg&#228;ngersatzung vom 16. Dezember 1982 nur 50 v.H. der Frontl&#228;ngen der Eckgrundst&#252;cke angesetzt worden sind, weil nach dem damaligen Satzungsrecht eine entsprechende Verg&#252;nstigung f&#252;r Eckgrundst&#252;cke vorgesehen war. Eine solche Verg&#252;nstigung enth&#228;lt die Satzung vom 11. Februar 1985 nicht mehr; bei der Geb&#252;hrenkalkulation, wie sie sich aus den Anlagen zur Satzungsvorlage ergibt, ist dies indessen nicht ber&#252;cksichtigt worden, sondern sind die Frontmeter der Eckgrundst&#252;cke nach wie vor nur mit 50 v.H. angesetzt worden. Letzteres hat der Beklagte unter Aufgabe seines zun&#228;chst gegenteiligen Vortrages inzwischen einger&#228;umt. Der diesbez&#252;gliche Fehler in der Geb&#252;hrenkalkulation wird auch dadurch belegt, da&#223; der genannte Ratsbeschlu&#223; vom 6. Juni 1986 vom Beklagten unter anderem gerade mit der Begr&#252;ndung herbeigef&#252;hrt worden ist, bei der Berechnung der Kostenmeter seien 34.299 m, die zus&#228;tzlich auf Eckgrundst&#252;cke entfielen, fehlerhaft unber&#252;cksichtigt geblieben; dementsprechend erh&#246;he sich das Geb&#252;hrenaufkommen um 180.255,24 DM. Diese Steigerung des Geb&#252;hrenaufkommens, die den in Anlage 3 zur Satzungsvorlage kalkulierten Einnahmen von 14.047.935,- DM zuzuschlagen ist, f&#252;hrt indessen, wie eingangs dargelegt, nicht zu einer gesetzwidrigen &#220;berschreitung des nach &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 StrReinG einzuhaltenden Grenze.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Sonstige Berechnungsfehler, erst recht nicht solche, die sich rechtsbeachtlich auswirken k&#246;nnten, sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung der Geb&#252;hrens&#228;tze unterschiedlicher H&#246;he, wie sie in &#167; 6 Abs. 5 SRS erfolgt ist, steht mit den Bestimmungen des &#167; 3 StrReinG, des &#167; 6 KAG und Artikel 3 Abs. 1 GG in Einklang, weil die Differenzierung nach diesen S&#228;tzen und deren Bemessung an kostengerechten Kriterien ausgerichtet ist. Die Bemessung des nach &#167; 6 Abs. 5 Satz 3 SRS f&#252;r die Reinigung selbst&#228;ndiger Gehwege mit einer Breite bis zu 3 m geltenden Satzes, der niedriger ist als die f&#252;r Anliegerstra&#223;en und Stra&#223;en des inner&#246;rtlichen Verkehrs nach &#167; 6 Abs. 5 Satz 1 SRS festgelegten S&#228;tze, tr&#228;gt dem Umstand Rechnung, da&#223; die Reinigungskosten f&#252;r die genannten Stra&#223;en, bei denen Fahrbahn und Gehwege gereinigt werden, h&#246;her sind als bei der Reinigung selbst&#228;ndiger Gehwege der genannten Breite. Auch die vergleichsweise niedrigeren Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r die Reinigung der Stra&#223;en in den in die Stadt ... 1975 eingegliederten Stadtteilen (... und ...), in denen nur die Fahrbahn gereinigt wird und die Reinigung ausschlie&#223;lich maschinell erfolgt, sind durch sachgerechte Unterscheidungen bei der Kostenkalkulation gerechtfertigt. Nach den Erl&#228;uterungen des Beklagten sind die Geb&#252;hren f&#252;r die Reinigung dieser Stra&#223;en 1978 erstmals aufgrund gesonderter Kostenkalkulation ermittelt und danach entsprechend den allgemeinen Kostensteigerungen der Stra&#223;enreinigung im Stadtgebiet fortgeschrieben worden. Diese gesonderte Kostenkalkulation und Fortschreibung der Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r diese Stra&#223;en ist aufgrund der sich von der Stra&#223;enreinigung in den sonstigen Stadtgebieten nach Art und Umfang unterscheidenden Reinigung gerechtfertigt. Denn bei den sonstigen Anliegerstra&#223;en und Stra&#223;en des inner&#246;rtlichen Verkehrs werden Fahrbahn und Gehwege gereinigt und erfolgt die Reinigung zudem kombiniert maschinell und manuell. Hiernach ist die Bildung gesonderter Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r die Stra&#223;enreinigung in den eingegliederten Stadtteilen einerseits und im &#252;brigen Stadtgebiet andererseits sowohl unter dem Gesichtspunkt einer Geb&#252;hrenkalkulation nach getrennten Abrechnungsgebieten,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Zul&#228;ssigkeit der Bildung gesonderter Abrechnungsgebiete aus sachlichen Gr&#252;nden Urteil des erkennenden Gerichts vom 29. Mai 1979 - 2 A 2249/78 -, KStZ 1979 S. 178,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">als auch unter dem Gesichtspunkt einer kostengerechten Differenzierung der Geb&#252;hrens&#228;tze innerhalb eines einheitlichen Abrechnungsgebietes f&#252;r die gesamte Stadt ... gerechtfertigt. Der Beklagte hat in der vom Senat angeforderten Berechnung auf der Grundlage der Geb&#252;hrenkalkulation f&#252;r die Satzung vom 11. Februar 1985 ohne erkennbaren Fehler vorgerechnet (Anlagen 6/1 und 6/2 zur Stellungnahme vom 9. M&#228;rz 1989), da&#223; die Kosten je Reinigungsmeter bei rein maschineller Fahrbahnreinigung einerseits und bei der Reinigung von Fahrbahnen und Gehwegen in manueller und maschineller Reinigung (nach einer Mischkalkulation) andererseits im Verh&#228;ltnis von etwa 2,09 DM zu 8,01 DM, d.h. im Verh&#228;ltnis von etwa 1: 4 stehen. Diesem Verh&#228;ltnis entspricht das Verh&#228;ltnis, in dem die einschl&#228;gigen Geb&#252;hrens&#228;tze nach &#167; 6 Abs. 5 Satz 1 zu denen nach &#167; 6 Abs. 5 Satz 1 SRS stehen. Im &#252;brigen w&#252;rde selbst dann, wenn sich das Verh&#228;ltnis der Kosten je Reinigungsmeter zueinander mit dem der Geb&#252;hrens&#228;tze nicht decken w&#252;rde, kein Grund zur Beanstandung bestehen. Zwar werden entsprechend der Anlage 3 zur Satzungsvorlage in den eingegliederten Stadtteilen insgesamt nur 28.766,- DM an Geb&#252;hren erhoben und die in diesen Stadtgebieten geb&#252;hrenpflichtigen Eigent&#252;mer, bezogen auf den Gesamtkostenaufwand f&#252;r die Stra&#223;enreinigung in diesen Gebieten, der nach der vorgelegten Berechnung des Beklagten 1985 mit 51.032,80 DM zu veranschlagen war (BA 3 S. 13), nur mit 56 v.H. dieser Kosten belastet (28.766,- DM: 51.032,80 DM); diese Belastung ist niedriger als die Kostenlast, die den geb&#252;hrenpflichtigen Eigent&#252;mern in den sonstigen Stadtgebieten zugemutet wird. Das ist aber unsch&#228;dlich. Denn bei der Bildung gesonderter Abrechnungsgebiete ist die Stadt jedenfalls nicht streng daran gebunden, in jedem dieser Gebiete einen Kostenanteil an den Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung in gleicher H&#246;he als Eigenanteil zu &#252;bernehmen. Die Besonderheit der Bildung von getrennten Abrechnungsgebieten - soweit sie zul&#228;ssig ist -, liegt gerade darin, f&#252;r jedes dieser Gebiete eine kostenrechtlich unterschiedliche Betrachtung anzustellen, obwohl die Stra&#223;enreinigung im Stadtgebiet als einheitliche st&#228;dtische Anstalt betrieben wird. Danach kann auch der von der Stadt im jeweiligen Abrechnungsgebiet &#252;bernommene Eigenanteil unterschiedlich hoch sein. Durch &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 StrReinG ist n&#228;mlich nicht vorgeschrieben, da&#223; der von der Gemeinde &#252;bernommene Kostenanteil in bezug auf jede einzelne Stra&#223;e (prozentual) gleich hoch sein mu&#223;. Die Regelung &#252;ber den von der Gemeinde zu &#252;bernehmenden Anteil an den Gesamtkosten ist durch Gesetz vom 11. Dezember 1979 im Gegenteil gerade dahingehend ge&#228;ndert bzw. klargestellt worden, da&#223; nur die &#220;bernahme von mindestens 25 v.H. der "Gesamtkosten" der Stra&#223;enreinigung im Gemeindegebiet vorgeschrieben wird, nicht aber die &#220;bernahme eines entsprechenden Anteils der Reinigungskosten bez&#252;glich jeder einzelnen Stra&#223;e. Mit dieser Regelung nimmt der Gesetzgeber in Kauf, da&#223; es in bezug auf die Reinigungskosten, die auf die einzelne Stra&#223;e entfallen, aufgrund einer pauschalierenden Kostenkalkulation zu ungleichen, indessen rechtlich hinzunehmenden Kostenbelastungen kommt, die sich im Ergebnis dahingehend auswirken, da&#223; die Stadt f&#252;r die einzelnen Stra&#223;en unterschiedlich hohe Anteile der Stra&#223;enreinigungskosten &#252;bernimmt. Diesen &#220;berlegungen des Gesetzgebers ist auch bei der Kostenkalkulation nach verschiedenen Abrechnungsgebieten und dem dabei anzustellenden Vergleich, in welcher H&#246;he die Stadt jeweils anteilig die Kosten der Stra&#223;enreinigungen in den verschiedenen Abrechnungsgebieten &#252;bernimmt, Rechnung zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Durch die vorliegende, unterschiedlich hohe &#220;bernahme der Kosten der Stra&#223;enreinigung in den eingegliederten Stadtteilen einerseits und dem &#252;brigen Stadtgebiet andererseits wird auch Artikel 3 Abs. 1 GG nicht verletzt. Die Gr&#252;nde, die im vorliegenden Fall die Bildung gesonderter Abrechnungsgebiete rechtfertigen, lassen jedenfalls bis zu dem hier feststellbaren Ma&#223; auch eine unterschiedliche Kostenbelastung der Geb&#252;hrenschuldner in den jeweiligen Abrechnungsgebieten zu. Die feststellbare Abweichung der von der Stadt in den beiden Abrechnungsgebieten jeweils &#252;bernommenen Anteile der Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung betr&#228;gt bezogen auf die betreffenden Gesamtkosten nicht mehr als 10 v.H. (ca. 56 v.H. in den eingegliederten Stadtteilen; ca. 62 v.H. im &#252;brigen Stadtgebiet); eine solche Abweichung ist im Hinblick auf die Unterschiedlichheiten der Stra&#223;enreinigung in den jeweiligen Gebieten und der danach zul&#228;ssigen Bildung von gesonderten Abrechnungsgebieten hinnehmbar und nicht willk&#252;rlich."</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Erkl&#228;rung des Kl&#228;gers, er bestreite die Erkl&#228;rungen und Berechnungen des Beklagten zur Ermittlung der Geb&#252;hrens&#228;tze mit Nichtwissen, erfordert keine weitere Aufkl&#228;rung hinsichtlich der Rechtm&#228;&#223;igkeit dieser S&#228;tze. Der Beklagte hat seine Angaben durch bestimmte Berechnungsunterlagen belegt und zun&#228;chst bestehende Unstimmigkeiten in seinen Erkl&#228;rungen durch Klarstellungen und Berichtigungen ausger&#228;umt. Angesichts dieser Sachlage w&#228;re es Sache des Kl&#228;gers gewesen, konkret darzulegen, in welchen Punkten der Berechnungen dem Beklagten nicht zu folgen bzw. inwieweit dessen Angaben falsch oder zweifelhaft seien; eine solche Substantiierung seines Bestreitens ist dem Kl&#228;ger im Rahmen seiner Mitwirkungspflicht bei der Aufkl&#228;rung zuzumuten. Das von ihm ge&#228;u&#223;erte allgemeine Mi&#223;trauen gegen&#252;ber der Verl&#228;&#223;lichkeit jeglicher Erkl&#228;rungen von Beh&#246;rden reicht nach der vom Senat durchgef&#252;hrten Aufkl&#228;rung und den danach vom Beklagten vorgelegten Unterlagen nicht aus, Zweifel an bestimmten Angaben und Unterlagen des Beklagten zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Bedenken gegen die Wirksamkeit der Geb&#252;hrens&#228;tze des &#167; 6 Abs. 5 SRS bestehen nicht deshalb, weil bei der Kostenkalkulation und Geb&#252;hrenbedarfsberechnung, wie sie dem Rat als Anlage zum Entwurf der Satzung vom 11. Februar 1985 vorgelegen haben, Aufwand ber&#252;cksichtigt worden ist, der - m&#246;glicherweise - nicht der Stra&#223;enreinigung zuzurechnen ist, und weil ferner die nach dem Satzungsma&#223;stab zu berechnenden Frontmeter von Eckgrundst&#252;cken nicht richtig ermittelt worden sind und die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung zudem hinsichtlich der Kalkulation der einzelnen Geb&#252;hrens&#228;tze selbst nicht aus sich heraus verst&#228;ndlich ist, sondern einer Erl&#228;uterung und Erg&#228;nzungsberechnung durch den Beklagten bedurfte. Hierzu hat der erkennende Senat in dem schon genannten Urteil vom 12. April 1989 w&#246;rtlich ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"> "Der vormals auch f&#252;r das Stra&#223;enreinigungsrecht zust&#228;ndige 2. Senat des erkennenden Gerichts, vertritt allerdings in st&#228;ndiger Rechtsprechung den Standpunkt, der Rat m&#252;sse als Satzungsgeber beim Erla&#223; von Satzungen, die nach Bestimmungen des KAG erlassen werden, die Verantwortung f&#252;r den Abgabensatz (hier: Geb&#252;hrensatz) in der Weise &#252;bernehmen, da&#223; die Ermittlung und Festsetzung des Satzes auf einer Bedarfsberechnung beruht, die nach den in die Berechnung eingestellten Kosten und sonstigen Berechnungsans&#228;tzen fehlerfrei und von ihm beschlossen oder jedenfalls stillschweigend mit dem Erla&#223; der Satzung gebilligt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteile des 2. Senats (OVG NW) vom 18. September 1978 - II A 572/76 -, KStZ 1979 S. 108; 23. Oktober 1978 - II A 676/76 -, KStZ 1979, S. 109; 21. Juni 1979 - II A 849/77 -; 26. Februar 1980 - 2 A 1667/79 -, GemHT 1983 S. 113 = StGR 1982 S. 240 = HSGZ 1982 S. 267; 15. M&#228;rz 1988 - 2 A 1988/85 -; 15. M&#228;rz 1988 - 2 A 311/86 -, NWVBl 1988 S. 345.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur &#220;bernahme dieser Rechtsprechung bzw. zur Empfehlung, sie zu ber&#252;cksichtigen, in Kommentierungen zum KAG und StrReinG; Dahmen, Driehaus, K&#252;ffmann, KAG, 3. Auflage 1981, RN 35 zu &#167; 2; Bauernfeind in Driehaus, Kommunalabgabenrecht, 1989, RN 64 zu &#167; 2 KAG; Walprecht/Brinkmann, a.a.O., RN 99 zu &#167; 3; vgl. zur Frage einer die Geb&#252;hrens&#228;tze rechtfertigenden "Globalberechnung" als normativer Voraussetzung der Geb&#252;hrenerhebung nach den KAGen anderer Bundesl&#228;nder bejahend: VGH Baden-W&#252;rtt., Urteile vom 12. Dezember 1985 - 2 S 2689/83 -, ESVGH 36 S. 121 ff, und vom 2. Oktober 1986 - 2 S 2272/85 -, ESVGH 37 S. 29 ff; verneinend: BayVGH, Urteil vom 10. Dezember 1982 - Nr. 23 N 81 A. 1479 -, BayVBl 1983 S. 755 ff; HessVGH Urteil vom 27. Mai 1987 - 5 KE 245/85 -, ESVGH 37 S. 241 ff.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Hat dem Rat oder dem verantwortlichen Ausschu&#223; eine Kalkulation nicht vorgelegen oder weist die vorgelegte Bedarfsberechnung Fehler auf, die sich rechnerisch auf die H&#246;he des Abgabensatzes auswirken, f&#252;hre das zur Fehlerhaftigkeit des beschlossenen Abgabengesetzes selbst dann, wenn nach den gesetzlichen Bestimmungen &#252;ber die Bemessung der Abgabe gegen die H&#246;he des Satzes im Ergebnis nichts einzuwenden sei. Eine nachtr&#228;glich von der Verwaltung aufgestellte (fehlerfreie) Geb&#252;hrenberechnung, durch die belegt werde, da&#223; der kostenrechtlich einzuhaltende Rahmen im Ergebnis nicht &#252;berschritten werde, gen&#252;ge nicht zur Rechtfertigung des Geb&#252;hrensatzes. In jedem Fall m&#252;sse eine (erneute) Willensbildung des Rates hinsichtlich des Beschlusses &#252;ber den Abgabensatz erfolgen, die auf einer den Ans&#228;tzen nach fehlerfreien Geb&#252;hrenbedarfsberechnung beruhe, wobei ein einfacher Ratsbeschlu&#223; gen&#252;ge, wenn der Geb&#252;hrensatz unver&#228;ndert bleibe, dagegen eine (r&#252;ckwirkende) Satzungs&#228;nderung erforderlich sei, wenn sich der Geb&#252;hrensatz &#228;ndere.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Vgl. das zitierte Urteil des 2. Senats (OVG NW) vom 26. Februar 1982 a.a.O. und vom 5. September 1985 - 2 A 2499/83 -.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Soweit der 2. Senat diese Grunds&#228;tze auch bei den Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren angewandt hat, schlie&#223;t sich der erkennende Senat als nunmehr f&#252;r das Stra&#223;enreinigungsrecht ausschlie&#223;lich zust&#228;ndiger Spruchk&#246;rper des Gerichts dem Rechtsstandpunkt des 2. Senats nicht an. Die dargestellte Rechtsprechung, die erkennbar f&#252;r Geb&#252;hren und Beitr&#228;ge, entwickelt worden ist, f&#252;r die ausschlie&#223;lich das KAG die gesetzliche Grundlage bildet, ist auf die Erhebung von Geb&#252;hren nach &#167; 3 des Stra&#223;enreinigungsgesetzes, durch das das Regelungswerk des KAG nur in dem f&#252;r die Erhebung von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren erforderlichen Umfang in Bezug genommen wird, nicht &#252;bertragbar. Bei Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren kommt es f&#252;r die richterliche Kontrolle des Geb&#252;hrensatzes ausschlie&#223;lich darauf an, da&#223; der Geb&#252;hrensatz im Ergebnis mit den Bemessungsregelungen des &#167; 3 StrReinG und &#167; 6 Abs. 2 KAG in Einklang steht. Ist letzteres der Fall, sind Fehler in der zugrunde liegenden Bedarfsberechnung bzw. Geb&#252;hrenkalkulation, auch wenn sie sich rechnerisch auf die H&#246;he des Geb&#252;hrensatzes auswirken, solange unbeachtlich, solange der Beschlu&#223; des Geb&#252;hrensatzes selbst von der Willensbildung des Rates als gedeckt angesehen werden kann. F&#252;r den Willen des Rates, trotz Fehlern in der Kalkulation an den Geb&#252;hren festzuhalten, besteht bis zur (r&#252;ckwirkenden) &#196;nderung des Geb&#252;hrensatzes durch neues Satzungsrecht eine das Gericht bindende Vermutung. Im einzelnen ist folgendes entscheidend:</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Einen allgemeinen Grundsatz, da&#223; sich die richterliche Kontrolle und materielle Rechtm&#228;&#223;igkeit untergesetzlicher Normen der Exekutive, zu denen neben Rechtsverordnungen kommunale (Abgaben-)Satzungen z&#228;hlen,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Qualit&#228;t kommunaler Satzungen Badura, Das normative Ermessen bei Erla&#223; von Rechtsnormen und Satzungen (in: Ged&#228;chtnisschrift f&#252;r Wolfgang Martens, 1987, S. 25 ff) S. 28; Schmidt-A&#223;mann in Maunz, D&#252;rig, Herzog, GG (Stand 1987), RN 217 zu Artikel 19 IV GG,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">auch auf die Begr&#252;ndung und Motive des Normgebers erstrecken mu&#223;, gibt es nicht. F&#252;r die materielle Rechtm&#228;&#223;igkeit von Normen der Exekutive kommt es vielmehr - wie beim Gesetzesrecht auch - grunds&#228;tzlich nur auf das Ergebnis des Rechtssetzungsverfahrens, also auf die erlassene Vorschrift in ihrer regelnden Wirkung, nicht aber auf die die Rechtsnorm tragenden Motive dessen an, der an ihrem Erla&#223; mitgewirkt hat.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteile vom 13. Dezember 1984 - 7 C 3 u.a./83 - , BVerwGE 70 S. 318 (333, 335) zur Kapazit&#228;tsVO NW = DVBl 1985 S. 580 = NVwZ 1985 S. 566, und vom 3. November 1988 - 7 C 115.86 - (zum Tarifvertragsrecht); VGH Bad.-W&#252;rtt., Urteil vom 1. September 1982 - NC 9 S 1696/81 -, NVwZ 1983 S. 369 (zur Kapazit&#228;tsVO Bad-W&#252;rrt.); Bayr.VGH zum KAG-Bay., Urteil vom 10. Dezember 1982 a.a.O.; OVG NW, Urteil vom 10. Januar 1985 - 3 A 366/84 - (zu einer Vergn&#252;gungssteuersatzung) m.w.N., und vom 28. November 1986 - 22 A 1206/81 - (zu einer kommunalen Satzung &#252;ber Anschlu&#223;zwang); HessVGH zum KAGHess, Urteil vom 27. Mai 1988 a.a.O.; ferner Badura, a.a.O., S. 27; Theuersbacher, Probleme der gerichtlichen Kontrolle im Kapazit&#228;tsrecht, NVwZ 1986 S. 978 (981).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Dieser Grundsatz gilt auch f&#252;r "zahlenf&#246;rmige" Normen, denen umfassende Feststellungen und Berechnungen zur Ermittlung der ma&#223;geblichen Parameter vorausgehen (m&#252;ssen), da auch die rechtliche Geltung von Zahlennormen nicht notwendig davon abh&#228;ngt, da&#223; die Norm aufgrund einer "richtigen" Ableitung erlassen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 13. Dezember 1984, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Das der Norm zugrundeliegende Zahlenmaterial hat zwar seine Bedeutung als Erkenntnisquelle, ist aber nicht Gegenstand der Normenkontrolle selbst. Seine Ber&#252;cksichtigung darf nicht dazu f&#252;hren, da&#223; die Kontrolle des Rechtssatzes in eine Begr&#252;ndungskontrolle umschl&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 13. Dezember 1984, a.a.O., und VGH Bad.-W&#252;rtt., Urteil vom 1. September 1982, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Hiernach unterscheidet sich die &#220;berpr&#252;fung des Normsetzungsermessens bei Abgabensatzungen wesentlich von der &#220;berpr&#252;fung des Ermessens beim Erla&#223; von Verwaltungsakten. Tendenziell ist die Gestaltungsfreiheit des Verordnungs- bzw. Satzungsgebers nicht nur (quantitativ) gr&#246;&#223;er als die der ausf&#252;hrenden Verwaltung,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu Theuersbacher, a.a.O., S. 981,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">sondern wegen der nach abstrakten und generellen Ma&#223;st&#228;ben mit Allgemeinverbindlichkeit zu treffenden Festlegung auch qualitativ etwas anderes als das Verwaltungsermessen bei der Rechtsanwendung. Dementsprechend ist auch die Kontrolle jeweils anders ausgestaltet, worauf der VGH Bad.-W&#252;rtt. in der zitierten Entscheidung vom 1. September 1982 zu Recht hinweist. Dies druckt sich nicht zuletzt in den gesetzlichen Regelungen &#252;ber die notwendige Publizierung von Satzungsrecht und Rechtsverordnungen auf der einen und Verwaltungsakten auf der anderen Seite aus. W&#228;hrend Verwaltungsakte zu begr&#252;nden sind, u.a. um die tragenden Erw&#228;gungen von Ermessensentscheidungen &#252;berpr&#252;fen zu k&#246;nnen (vgl. &#167; 39 VwVfG), ist dem Satzungs- und Verordnungsgeber nicht etwa aufgegeben, dort, wo er seine Gestaltungsspielr&#228;ume ausnutzt, darzustellen, welche &#220;berlegungen oder Berechnungen letztendlich zur gesetzten Norm gef&#252;hrt haben. Insbesondere bei Satzungen, die vom Rat der Gemeinde als kollektivem Rechtsetzungsorgan beschlossen werden, w&#228;re eine Kontrolle der wahren Motivation dieses Organs auch gar nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Durch den Verzicht auf eine Kontrolle der Begr&#252;ndung von Abgabensatzungen und der Motive des Satzungsgebers wird der Rechtsschutz des B&#252;rgers nach rechtsstaatlichen Grunds&#228;tzen nicht unangemessen geschm&#228;lert. Die ihn durch die Norm treffende Belastung ersch&#246;pft sich in dem der Norm Unterworfensein; daher kommt es f&#252;r seinen Rechtsschutz auch entscheidend nur auf die Beurteilung des Eingriffs durch den Regelungsgehalt der Norm und nicht auf deren Begr&#252;ndung an. Dementsprechend gibt es bei Abgabesatzungen keinen (verfassungsrechtlich garantierten) Vertrauensschutz des B&#252;rgers in den (unver&#228;nderten) Fortbestand der der Satzung zugrundeliegenden Berechnungsgrundlagen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 27. Januar 1978 - 7 C 32.76 -, KStZ 1978 S. 149, im Zusammenhang mit der Frage des Vertrauensschutzes bei r&#252;ckwirkenden Satzungen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die rechtsstaatliche Kontrolle des Satzungsgebers bei dem Erla&#223; von Geb&#252;hrensatzungen und der Bemessung der Geb&#252;hrens&#228;tze ist nicht ma&#223;geblich durch eine Kontrolle seiner Motive bzw. der Unterlagen, die zum Satzungserla&#223; gef&#252;hrt haben, zu leisten, sondern durch die Bindung des Satzungsgebers an hinreichend bestimmte - wie das auf &#167; 3 StrReinG und die in Bezug genommenen Regelungen des KAG zutrifft - gesetzliche Regelungen, durch die die verfassungsrechtlichen Grenzen einer Geb&#252;hrenerhebung ber&#252;cksichtigt werden und in denen festgelegt wird, inwieweit der Satzungsgeber bei der Geb&#252;hrenerhebung (objektiv) weitergehend als verfassungsrechtlich geboten gebunden werden soll.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die somit auch bei Geb&#252;hrensatzungen hinsichtlich ihres materiellen Regelungsgehalts nicht selbstverst&#228;ndliche &#220;berpr&#252;fung des Normsetzungsvorganges ist allerdings dort geboten, wo der Gesetzgeber nicht nur den Regelungsgehalt der Norm, sondern - wie zum Beispiel im Bereich planungsrechtlicher Satzungen - auch den Vorgang der Willensbildung besonderen, zu &#252;berpr&#252;fenden Anforderungen unterwirft. Solche Anforderungen werden an den Erla&#223; von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hrensatzungen und im besonderen an die Bemessung und Festlegung der Geb&#252;hrens&#228;tze weder nach den allgemeinen Regeln der Gemeindeordnung &#252;ber Satzungsrecht (vgl. &#167;&#167; 4, 28 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 Buchst. g) und i), 47 Satz 1), noch nach dem Stra&#223;enreinigungsgesetz und den in Bezug genommenen Regelungen des KAG noch durch h&#246;herrangige bundesrechtliche Regelungen gestellt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung, was beim Erla&#223; von Satzungen &#252;ber die Erhebung von Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren zu beachten ist, ist &#167; 3 StrReinG die ma&#223;gebliche und vorrangige Regelung. Diese Bestimmung enth&#228;lt indessen keinerlei Vorschrift, da&#223; der Satzungsgeber bei der Geb&#252;hrenbemessung ein bestimmtes Verfahren zu beachten habe. Insbesondere ist nicht festgelegt, da&#223; Rat und Verwaltung der Gemeinde bestimmte Rechnungsunterlagen in bestimmter Weise zu erstellen, dabei in einem vorgeschriebenen Gang zusammenzuwirken und &#252;ber eine Geb&#252;hrenbedarfsberechnung zu beschlie&#223;en haben. &#167; 3 richtet sich ausweislich ihres Wortlauts allgemein an die "Gemeinden" als Satzungsgeber und nicht an bestimmte, beim Erla&#223; der Satzung beteiligte Organe der Gemeinde und stellt f&#252;r sie keine besonderen Verfahrensbedingungen auf. Hiernach betreffen die in der Bestimmung enthaltenen Regelungen, wonach als Gegenleistung f&#252;r die Kosten der Stra&#223;enreinigung eine Benutzungsgeb&#252;hr nach den Vorschriften des Kommunalabgabengesetzes erhoben werden, das Gesamtaufkommen 75 v.H. der Gesamtkosten der Stra&#223;enreinigung im Gemeindegebiet nicht &#252;bersteigen darf und die Gemeinden bei der Festsetzung der Benutzungsgeb&#252;hr der Bedeutung der Stra&#223;en f&#252;r den Anliegerverkehr sowie f&#252;r den inner- und &#252;ber&#246;rtlichen Verkehr Rechnung tragen k&#246;nnen, ausschlie&#223;lich Grunds&#228;tze, nach denen die Geb&#252;hren (objektiv) zu bemessen und die Geb&#252;hrens&#228;tze im Ergebnis zu &#252;berpr&#252;fen sind. &#167; 3 StrReinG ist zu entnehmen, da&#223; der Gesetzgeber besondere verfahrensrechtliche Regelungen f&#252;r den Erla&#223; der Satzungen und die Festlegung der Geb&#252;hrens&#228;tze nicht treffen wollte. Letzteres gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung der in Bezug genommenen Bestimmungen des KAG. Insoweit kommt es wesentlich auf &#167; 6 KAG an, die nach jenem Gesetz ma&#223;gebliche Bestimmung f&#252;r die Erhebung von Benutzungsgeb&#252;hren, denen die Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hr nach dem Stra&#223;enreinigungsgesetz gleichgestellt wird. Die f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung der Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren erg&#228;nzend zu den besonderen Regelungen des &#167; 3 StrReinG beachtlichen Abs&#228;tze 2 und 3 von &#167; 6 KAG enthalten ausschlie&#223;lich - zus&#228;tzliche - objektive Vorgaben dazu, welche Kosten bei der Geb&#252;hrenerhebung umgelegt werden und wie die Kosten auf die geb&#252;hrenpflichtigen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer verteilt werden d&#252;rfen, aber keine Verfahrensbestimmungen. Jedenfalls werden eventuelle R&#252;ckschl&#252;sse auf eine bestimmte zu beachtende Verfahrensweise durch den insoweit entgegenstehenden speziellen Regelungsgehalt des &#167; 3 StrReinG ausgeschlossen. Soweit - was nach Auffassung des Senats alleine in Betracht k&#228;me - aus &#167; 6 Abs. 1 KAG, in Sonderheit Satz 3 der Bestimmung, wonach das "veranschlagte" Geb&#252;hrenaufkommen bestimmte Kosten nicht &#252;bersteigen soll, entnommen werden k&#246;nnte, da&#223; auch der Vorgang des "Veranschlagens" selbst f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Geb&#252;hrenbemessung und Geb&#252;hrens&#228;tze von Bedeutung sein k&#246;nnte, ist diese Regelung schon nach dem Wortlaut des &#167; 3 Abs. 1 Satz 2 StrReinG nicht anwendbar. In der letztgenannten Bestimmung ist nicht vom "veranschlagten", sondern nur vom "Geb&#252;hrenaufkommen" (als solchem) die Rede. Der Regelung des &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 KAG l&#228;&#223;t sich f&#252;r das Stra&#223;enreinigungsrecht ebenfalls nicht entnehmen, da&#223; die Willensbildung des Satzungsgebers in bezug auf die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung und Geb&#252;hrenkalkulation besonderen Anforderungen unterworfen ist. Nach dieser Bestimmung ist zwar u.a. vorgeschrieben, da&#223; die Satzung den "Satz der Abgabe" enthalten, der Satzungsgeber somit &#252;ber den Abgabensatz (hier: Geb&#252;hrensatz) beschlie&#223;en mu&#223;. Mehr wird durch diese Bestimmung aber nicht geregelt, insbesondere nicht vorgeschrieben, da&#223; (und wie) der Satzungsgeber bei der Festlegung des Geb&#252;hrensatzes (verfahrensm&#228;&#223;ig) in bestimmter Weise vorgehen mu&#223;. Eine andere Auslegung des &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 KAG entspr&#228;che auch nicht dem mit der Regelung verfolgten Zweck, wie er sich aus der Gesetzesbegr&#252;ndung der Landesregierung zu dieser Bestimmung (LT- Drucksache 6/810 S. 22) ergibt. Nach der Begr&#252;ndung sollten mit der Regelung (nur) die Mindestanforderungen an die Bestimmtheit des Inhalts von Abgabesatzungen festgelegt werden, also nicht Anforderungen an den Entscheidungsvorgang selbst.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist die Regelung des &#167; 6 Abs. 5 SRS &#252;ber die Geb&#252;hrens&#228;tze auch nicht deshalb als fehlerhaft und unverbindlich anzusehen, weil der Satzungsgeber (Stadt ...) auf der Grundlage der (einer) - richtigen - Geb&#252;hrenbedarfsberechnung nach seinem normgeberischen Ermessen zum Ergebnis h&#228;tte kommen k&#246;nnen, die Geb&#252;hrens&#228;tze niedriger als geschehen anzusetzen. Kommt es f&#252;r die Kontrolle des Geb&#252;hrensatzes nicht auf die die Satzung tragenden Motive an, sind grunds&#228;tzlich auch Irrt&#252;mer des Satzungsgebers bzw. der beim Satzungserla&#223; mitwirkenden Organe im Motiv unbeachtlich. Gleicherma&#223;en ohne Bedeutung ist, welchem Organ der Berechnungsfehler zuzurechnen ist. Am Willen des Satzungsgebers, die geb&#252;hrenpflichtigen Eigent&#252;mer aufgrund der beschlossenen Satzung in der H&#246;he, wie sie sich nach den einschl&#228;gigen Geb&#252;hrens&#228;tzen ergibt, mit Geb&#252;hren belasten zu wollen, kann jedenfalls kein Zweifel bestehen. Der diesbez&#252;glich durch den Beschlu&#223; bzw. Erla&#223; der Satzung ge&#228;u&#223;erte Wille bleibt auch dann verbindlich, wenn nachtr&#228;glich Fehler in der Geb&#252;hrenkalkulation aufgedeckt werden. Insoweit besteht eine Vermutung f&#252;r den Fortbestand der Absicht des Satzungsgebers, an den einmal beschlossenen Geb&#252;hrens&#228;tzen festzuhalten, solange er sie nicht r&#252;ckwirkend zugunsten des B&#252;rgers &#228;ndert. Das Gericht hat jedenfalls keine Veranlassung, der Gemeinde eine m&#246;glicherweise nicht gew&#252;nschte erneute Willensbildung aufzuzwingen, solange sich die Geb&#252;hrenbemessung im gesetzlich zul&#228;ssigen Rahmen h&#228;lt. Ob und inwieweit der Rat die ihm von der Verwaltung vorgelegten Geb&#252;hrenbedarfsberechnungen auf Richtigkeit kontrolliert und im Hinblick auf m&#246;gliche Fehler weiter unter Kontrolle h&#228;lt, betrifft allerdings seine besondere Verantwortlichkeit als beim Satzungserla&#223; t&#228;tiges Gemeindeorgan. Aus den dargelegten Gr&#252;nden besteht diese Verantwortlichkeit in bezug auf den Rechtsschutz des B&#252;rgers aber nur insoweit, als es um den Eingriff in die Rechtsph&#228;re des B&#252;rgers durch die Satzungsregelung selbst geht; darauf beschr&#228;nkt sich die gerichtliche Kontrolle. Soweit dar&#252;ber hinaus in Frage steht, ob und inwieweit der Rat sich bei der Wahrnehmung des normativen Ermessens der Gemeinde von fehlerhaften Vorlagen und Informationen der Verwaltung hat leiten lassen, betrifft das ausschlie&#223;lich sein Vertrauensverh&#228;ltnis zur Verwaltung und die Frage, ob er in politischer Hinsicht gegen&#252;ber dem B&#252;rger rechtfertigen kann, diesen nach seinem, des Rates, beim Erla&#223; der Satzung ausge&#252;bten Ermessen mit Geb&#252;hren in bestimmter H&#246;he zu belasten."</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die umstrittene Geb&#252;hrenerhebung beruht nicht nur auf wirksamen Satzungsrecht, sie ist auch sonst gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger unterliegt mit seinem Grundst&#252;ck der Geb&#252;hrenpflicht sowohl f&#252;r die Reinigung der ...stra&#223;e als auch f&#252;r die der ...stra&#223;e, weil nach dem Stra&#223;enreinigungsgesetz und dem Satzungsrecht der Stadt ... Geb&#252;hren f&#252;r die Reinigung jeder der Stra&#223;en erhoben werden, die ein bestimmtes Grundst&#252;ck erschlie&#223;en. Das als Eckgrundst&#252;ck an die genannten Stra&#223;en angrenzende Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers wird ausweislich des vom Beklagten vorgelegten Lageplans von beiden Stra&#223;en erschlossen. Der Kl&#228;ger hat von seinem Grundst&#252;ck aus rechtlich und tats&#228;chlich Zugang bzw. die Zugangsm&#246;glichkeit zu diesen Stra&#223;en, da er mit Kraftfahrzeugen bis zum B&#252;rgersteig bzw. den Fahrbahnrand heranfahren und von dort das Grundst&#252;ck &#252;ber den Gehweg der jeweiligen Stra&#223;e fu&#223;l&#228;ufig erreichen kann. Der Umstand, da&#223; eine der Stra&#223;en an der Seite, die an das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers angrenzt, &#252;ber einen nur verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig schmalen Gehweg verf&#252;gt, hat f&#252;r die Erschlie&#223;ung des Grundst&#252;ckes durch diese Stra&#223;e keine rechtserhebliche Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die hiernach f&#252;r die Reinigung der beiden Stra&#223;en jeweils zu erhebende Geb&#252;hr ist nach Frontl&#228;nge der angrenzenden Grundst&#252;cksseite, der Reinigungsh&#228;ufigkeit und der Stra&#223;enart satzungsgem&#228;&#223; mit 280,- DM auch der H&#246;he nach richtig berechnet worden. Gr&#252;nde f&#252;r eine Geb&#252;hrenreduzierung bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung des Satzungsgebers, bei sogenannten Eckgrundst&#252;cken eine Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igung zu gew&#228;hren, besteht nicht. Auch ist die Tatsache, da&#223; f&#252;r das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers nach dem alten Satzungsrecht m&#246;glicherweise eine Eckgrundst&#252;ckerm&#228;&#223;igung zu gew&#228;hren gewesen w&#228;re, f&#252;r die Geb&#252;hrenerhebung f&#252;r 1985 ohne Bedeutung. Die Geb&#252;hrensatzung der Stadt ... vom 16. Dezember 1982, die - formal - bis zum Erla&#223; der Geb&#252;hrensatzung vom 11. Februar 1985 galt, sah in &#167; 6 Abs. 7 u.a. f&#252;r Grundst&#252;cke, die wie das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers an mehrere der Stra&#223;enreinigung angeschlossene Stra&#223;en angrenzen, bei w&#246;chentlich einmaliger und zweimaliger Reinigung der Stra&#223;en eine Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igung auf die H&#228;lfte vor, wenn das betreffende Grundst&#252;ck mit einem Einfamilienhaus bebaut war und dieses Haus ausschlie&#223;lich Wohnzwecken diente. Diese Regelung h&#228;tte - jedenfalls bis zum Erla&#223; der neuen Geb&#252;hrensatzung vom 11. Februar 1985 - grunds&#228;tzlich auch Wirkung f&#252;r das Jahr 1985 entfalten und dementsprechend Vertrauensschutz gegen&#252;ber einer r&#252;ckwirkenden Streichung dieser Verg&#252;nstigung zum 1. Januar 1985 durch die neue Satzung entgegenstehen k&#246;nnen, wenn sie wirksam gewesen w&#228;re. Ungeachtet der Wirksamkeit der Eckgrundst&#252;cksverg&#252;nstigung in der Satzung vom 16. Dezember 1982 steht diese Regelung einer r&#252;ckwirkenden &#196;nderung auf den 1. Januar 1985 zu Lasten der Eigent&#252;mer von Eckgrundst&#252;cken allein deshalb nicht entgegen, weil das Verwaltungsgericht ... durch Urteil vom 8. Februar 1984 - 16 K 785/83 - die Eckgrundst&#252;cksverg&#252;nstigung der Satzung vom 16. Dezember 1982 und daran ankn&#252;pfend den Geb&#252;hrenma&#223;stab dieser Satzung insgesamt f&#252;r nichtig und rechtsunwirksam erkl&#228;rt hat. Hiernach konnten die Geb&#252;hrenpflichtigen mit einer Fortgeltung des fr&#252;heren Satzungsrechts nicht rechnen und war die Stadt ... auch unter Ber&#252;cksichtigung von Vertrauensschutz legitimiert, r&#252;ckwirkend neues Satzungsrecht zu erlassen, da&#223; sich f&#252;r bestimmte Geb&#252;hrenpflichtige nachteiliger auswirkte als die zuvor geltende Satzungsregelung. R&#252;ckwirkende Satzungs&#228;nderungen, auch wenn sie zur Erhebung h&#246;herer Geb&#252;hren f&#252;hren, sind nicht nur dann zul&#228;ssig, wenn die betreffende Vorg&#228;ngerregelung objektiv unwirksam ist, sondern schon dann, wenn diese Regelung gerichtlicherseits f&#252;r nichtig erkl&#228;rt worden ist. Auch in solchen F&#228;llen mu&#223; der B&#252;rger mit dem Erla&#223; einer anderen, ersatzweisen Abgabenregelung bzw. mit dem r&#252;ckwirkenden Wegfall der Beg&#252;nstigung rechnen und ist sein Vertrauen in den Fortbestand der bisherigen Regelung nicht gesch&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 28. November 1975 - IV C 45.74 -, DVBl 1976 S. 942, und vom 15. Dezember 1978 - 7 C 3.78 -, KStZ 1979, S. 71.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO; die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,236
olgham-1989-05-26-19-u-28988
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 289/88
1989-05-26T00:00:00
2019-03-13T14:50:13
2022-10-18T15:08:47
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0526.19U289.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist Besitzer und seit dem 14.10.1983 eingetragener Halter des Pkw Mercedes 200 B mit dem polizeilichen Kennzeichen xxx. Dieses Fahrzeug war vor dem Beklagten auf den Schwager des Kl&#228;gers zugelassen. Der Kl&#228;ger, der mit seiner im April 1988 eingegangenen Klage die Herausgabe dieses Fahrzeugs an sich verlangt, hat behauptet, er habe den Wagen von seiner Schwester, die ihm ihre Anspr&#252;che abgetreten habe, erhalten; die Schwester habe ihm damals erkl&#228;rt: "Hier hast Du das Auto. Verkaufe es zu einem guten Preis."; er habe seiner Schwester 9.000,-- DM f&#252;r den Wagen bezahlt. Etwa September bis November 1983 habe er im eigenen Namen auf dem Betriebsgel&#228;nde der auf seine Ehefrau laufenden Firma xxx Transporte dieses Fahrzeug an den damals - unstreitig - bei diesem Unternehmen besch&#228;ftigten Beklagten f&#252;r 9.000,-- DM unter Eigentumsvorbehalt mit schriftlichem Vertrag ver&#228;u&#223;ert, wobei ein Zahlungsziel bis zum 30.6.1984 vereinbart gewesen sei. Den Kfz-Brief habe er als Sicherheit zur&#252;ckbehalten; nach seiner, des Kl&#228;gers, Verhaftung im Juli 1984 sei auch dieser Brief von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden; der Beklagte habe den Brief dann aber bei Staatsanwaltschaft ausgeh&#228;ndigt erhalten und dort erkl&#228;rt, er werde den Kaufpreis in Raten zahlen. Der Wagen sei in der Folgezeit nicht bezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn den Pkw Daimler-Benz Typ 200 B mit dem Kennzeichen: xxx, Farbe braun, herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, der Wagen sei ihm von der Firma xxx Transporte verkauft worden; es sei kein Eigentumsvorbehalt vereinbart worden. Der Beklagte hat sich auf Verj&#228;hrung berufen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach uneidlicher Vernehmung der Zeugen xxx, xxx und xxx den Beklagten zur Herausgabe des Fahrzeugs nach &#167;&#167; 346, 347, 326 BGB verurteilt. Es hat zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, nach dem Ergebnis der durchgef&#252;hrten Beweisaufnahmehabe der Beklagte den Wagen vom Kl&#228;ger gekauft; der Kl&#228;ger sei, weil der Wagen nicht bezahlt wurde, zum R&#252;cktritt berechtigt gewesen; auf die durch die Beweisaufnahme nicht best&#228;tigte Behauptung des Kl&#228;gers, das Fahrzeug sei im Eigentumsvorbehalt ver&#228;u&#223;ert worden, komme es nicht an.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In der Berufungsinstanz ist zwischen den Parteien unstreitig geworden, da&#223; der Wagen zur Zeit der Ver&#228;u&#223;erung an den Beklagten einen Heckschaden hatte, der auf Totalschadensbasis mit einer Versicherung abgerechnet worden war, sowie da&#223; dem Beklagten zugesagt worden war, dieses Fahrzeug werde verk&#228;uferseits repariert; ferner ist unstreitig geworden, da&#223; eine solche Reparatur seitens des Verk&#228;ufers sp&#228;ter nicht erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, der seinen erstinstanzlichen Vortrag wiederholt, behauptet mit seiner Berufung zus&#228;tzlich:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er habe bei dem Ankauf seinen Altwagen f&#252;r 500,- DM in Zahlung gegeben. Es sei vereinbart worden, da&#223; der Kaufpreis in Raten zu 500,-- DM vom Lohn einbehalten werden sollte; so seien insgesamt 2.500,-- DM abgezogen worden. Lediglich der verbleibende Kaufpreisrest habe durch einen sp&#228;ter f&#228;llig werdenden Sparvertrag abgel&#246;st werden sollen. Der Kl&#228;ger habe den erheblichen Heckschaden f&#252;r die Firma xxx Transporte mit der Versicherung abgerechnet. Der Kl&#228;ger habe sich sp&#228;ter geweigert, die Reparaturarbeiten durchzuf&#252;hren. Der Beklagte meint, er habe durch seine geleisteten Zahlungen den begr&#252;ndeten und f&#228;lligen Kaufpreisanspruch erf&#252;llt und befinde sich auch nicht in Verzug. Er behauptet, den Wagen selbst repariert zu haben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet schlie&#223;lich, da&#223; der Kl&#228;ger den Wagen von seiner, des Kl&#228;gers, Schwester gekauft und dieser bezahlt habe. Zu seiner Verj&#228;hrungseinrede behauptet er noch, der Kl&#228;ger sei zur Zeit dieser Fahrzeugver&#228;u&#223;erung als Kraftfahrzeugh&#228;ndler t&#228;tig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auch er wiederholt seinen erstinstanzlichen Vortrag. Er behauptet, das Fahrzeug "von seiner Schwester, respektive seinem Schwager" erworben und 9.000,-- DM an seine Schwester bezahlt zu haben. Er bestreitet, da&#223; der Beklagte einen Altwagen f&#252;r 500,-- DM in Zahlung gegeben habe und der weitere Kaufpreis durch Lohneinbehalten abgetragen werden sollte. Ferner behauptet er, der Heckschaden sei nicht erheblich gewesen, die Abrechnung mit der Versicherung sei zugunsten des Beklagten geschehen, der hiergegen auch keinerlei Einw&#228;nde erhoben habe. Der Beklagte habe keine. Zahlungen auf den Kaufpreis erbracht. Er, der Kl&#228;ger, habe den Beklagten mehrfach aufgefordert, das Fahrzeug zwecks Durchf&#252;hrung der Reparaturarbeiten vorzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, im Jahre 1983 nicht mehr mit Gebrauchtfahrzeugen gehandelt zu haben. Er habe seinen fr&#252;heren Gebrauchtwagenhandel bereits im Jahre 1979 aufgegeben. Er behauptet weiter, den Beklagten mit Schreiben vom 6., 16. und 23.5. sowie vom 9.9.1986 und vom 22.10.1987 zur Zahlung des Kaufpreises aufgefordert zu haben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint nach Hinweis durch den Senat, &#167; 115 Abs. 2 Satz 1 GewO finde auf den Kaufvertrag der Parteien keine Anwendung; eine Aufrechnungsm&#246;glichkeit mit Lohnanspr&#252;chen habe nicht entstehen k&#246;nnen, weil der Kaufpreis nach der Vereinbarung der Parteien bar bezahlt werden sollte, sobald der Beklagte den Sparvertrag ausgezahlt erhielt; mit dieser Vereinbarung sei die Aufrechnung ausgeschlossen worden. Der Beklagte habe dieses Fahrzeug ferner zum Selbstkostenpreis des Kl&#228;gers erhalten; der Beklagte habe diesen Wagen auch dringend ben&#246;tigt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann den streitbefangenen Pkw nicht nach &#167;&#167; 346, 327, 326, 433 BGB herausverlangen. Es liegen n&#228;mlich nicht die materiellen Voraussetzungen des &#167; 326 Abs. 1 BGB vor. Nach dieser Vorschrift kann der Kl&#228;ger nur dann vom Vertrag zur&#252;cktreten, wenn der Beklagte mit der Kaufpreiszahlungspflicht in Verzug gekommen ist. Am Verzug des Beklagten fehlt es aber. Denn gem&#228;&#223; &#167;&#167; 118, 119, 115 Abs. 2 GewO stand dem Kl&#228;ger der Kaufpreis f&#252;r diesen Pkw nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Vertrag der Parteien gilt n&#228;mlich das sog. Truckverbot des &#167; 115 Abs. 2 GewO, wonach ein Gewerbetreibender an seine Besch&#228;ftigten keine Waren auf Kredit ver&#228;u&#223;ern soll; durch dieses Truckverbot wird in erster Linie sichergestellt, da&#223; die Besch&#228;ftigten die vereinbarten Lohnauszahlungen erhalten. Zur Vermeidung von Umgehungsgesch&#228;ften dehnt &#167; 119 GewO dieses Truckverbot auf Familienangeh&#246;rige des Gewerbetreibenden aus.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war zur Zeit der Ver&#228;u&#223;erung Besch&#228;ftigter im Betrieb der Ehefrau des Kl&#228;gers. Nach dem Kl&#228;gervortrag war das Fahrzeug auch auf Kredit ver&#228;u&#223;ert worden; denn der Kaufpreis sollte hiernach mit dem 30.6.1984 als Zahlungsziel entrichtet werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die in &#167; 115 Abs. 2 Satz 2 GewO ausdr&#252;cklich zugelassenen Ausnahmen vom Truckverbot liegen nicht vor, so da&#223; ohne Bedeutung ist, ob der Kl&#228;ger das Fahrzeug zum Selbstkostenpreis weiterverkauft hatte. Da&#223; dieser Pkw "Werkzeug" des Beklagten i.S.d. &#167; 115 Abs. 2 Satz 3 GewO war, behauptet der Kl&#228;ger nicht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein Fahrzeug kann aber auch nicht den in der Anordnung des Reichsarbeitsministers vom 16.1.1939 (RABL. I 57) vom Schutzbereich des &#167; 115 Abs. 2 Satz 1 GewO ausgenommenen "Elektroger&#228;ten, Rundfunksempfangsger&#228;ten und Gasapparaten" gleichgestellt werden. Das BAG hat &#252;berzeugend dargelegt, da&#223; ein Pkw nicht ohne weiteres zu den "anderen Gebrauchsgegenst&#228;nden" i.S.d. Anordnung geh&#246;rt (NJW 1984, 1887).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Anwendung der genannten Vorschriften der GewO steht ferner nicht entgegen, dass der Kaufpreis nach der Behauptung des Kl&#228;gers erst geleistet werden sollte, sobald der Sparvertrag des Beklagten ausgezahlt worden war. Zwar w&#228;re bei einer Zahlung mit Mitteln des Sparvertrages der Lohnanspruch des Beklagten nicht ber&#252;hrt worden; indes soll das Kreditverbot des &#167; 115 Abs. 2 Satz 1 GewO auch verhindern, da&#223; ein Arbeitnehmer durch die Eingehung von Kreditgesch&#228;ften in eine weitere Abh&#228;ngigkeit zum Arbeitgeber ger&#228;t (Schaub Arbeitsrechtshandbuch 6. A 1987 &#167; 88 VIII).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht der geltend gemachte Herausgabeanspruch auch nicht aus &#167;&#167; 985, 455 BGB zu.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Es ist durch die erstinstanzliche Beweisaufnahme schon nicht bewiesen worden, da&#223; ein Eigentumsvorbehalt vereinbart worden war. Zwar hat der Zeuge xxx eine Unterschrift des Beklagten unter eine Vertragsurkunde bekundet; diese Aussage und auch die Angaben der Ehefrau des Kl&#228;gers, der Zeugin xxx, ihr Mann habe ihr erkl&#228;rt, da&#223; ein schriftlicher Vertrag zustande gekommen sei, ihr Mann habe immer nur unter Eigentumsvorbehalt verkauft, gen&#252;gte zur sicheren &#220;berzeugungsbildung bez&#252;glich der Vereinbarungen des Kl&#228;gers mit dem Beklagten nicht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt, da&#223; bei einem Versto&#223; gegen &#167; 115 GewO nach &#167; 116 GewO der Kaufgegenstand, sofern dieser noch vorhanden ist, der "Krankenkasse" (vgl. auch hierzu BAG, Urteil vom 20.03.1984, NJW 1984, 301), zuf&#228;llt, d.h. nur von dieser herausverlangt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidurig folgt aus &#167; 91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 713 ZPO. Die nach &#167; 546 Abs. 2 festzusetzende Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 5.500,-- DM.</p>
315,237
olgk-1989-05-26-19-u-15988
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 159/88
1989-05-26T00:00:00
2019-03-13T14:50:14
2022-10-18T15:08:47
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1989:0526.19U159.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 17. Dezember 1986 verk&#252;ndete Ur&#173;teil der 3. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Bonn - 14 0</p> <p></p> <p>162/86 - wird zur&#252;ckgewiesen</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungs- und des Revisionsverfahrens tr&#228;gt die Be&#173;klagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreck&#173;bar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte kann die Zwangsvoll&#173;streckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110.000,-- DM abwenden,</p> <p></p> <p>sofern nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Beide Parteien k&#246;nnen die Sicherheit durch selbstschuldne&#173;rische B&#252;rgschaft einer Deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><u>TATBESTAND: </u></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht mit der Klage das Entgelt f&#252;r 1985 aufgrund eines Beratervertrages geltend, den er mit der Beklagten am 16. M&#228;rz 1977 geschlossen hat. We&#173;gen des n&#228;heren Inhalts dieses Beratervertrages wird auf den Tatbestand des landgerichtlichen Ur&#173;teils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Vertrag sollte zun&#228;chst eine Laufzeit von 5 Jahren haben. Durch Nachtragsvereinbarung vom 5. Juni 1978 wurde die Laufzeit bis zur Vollendung des 68. Lebensjahres des Kl&#228;gers verl&#228;gert. Au&#223;erdem wurde die Verg&#252;tung erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 3. August 1978 wurde der Kl&#228;ger zum Aufsichts&#173;ratmitglied und Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Beklagten bestellt. Aus dieser Position schied er am 9. M&#228;rz 1984 wieder aus. Mit Schreiben ebenfalls vom 9. M&#228;rz 1984 k&#252;ndigte die Beklagte den Berater&#173;vertrag "aus wichtigem Grund bzw. wegen Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage" fristlos. Ob die tatbe&#173;standlichen Voraussetzungen f&#252;r diese K&#252;ndigung vorlagen, ist zwischen den Parteien streitig.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der K&#252;ndigung konnte der Kl&#228;ger im Jahre 1985 Leistungen aufgrund des Beratervertrages nicht mehr erbringen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht den Anspruch auf Entgelt f&#252;r das Jahr 1985 im Urkundenproze&#223; geltend. Hierzu hat er den Beratervertrag nebst Nachtragsvertrag sowie die</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Tarifvereinbarung f&#252;r das private Versicherungsge&#173;werbe in beglaubigter Ablichtung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 77.982,00 DM nebst 14 % Mehrwertsteuer zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat Klageabweisung beantragt, hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">ihr die Ausf&#252;hrung ihrer Rechte im Nachverfahren vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie hat ger&#252;gt, da&#223; der Kl&#228;ger keine Originalurkun&#173;den, sondern nur beglaubigte Ablichtungen vorgelegt habe, und da&#223; handschriftliche Anlagen zu den Ta&#173;rifvereinbarungen keine zum Nachweis des Anspruchs des Kl&#228;gers geeigneten Urkunden seien.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ferner hat sie die Auffassung vertreten, der Bera&#173;tervertrag versto&#223;e gegen Bestimmungen des Aktien&#173;gesetzes, insbesondere die &#167;&#167; 113, 114 Aktienge&#173;setz.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat sie sich auf die fristlose K&#252;ndigung des Beratervertrages berufen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urkunden-Vorbehalts-Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Landgericht der Klage stattgegeben und der Beklagten die Aus&#173;f&#252;hrungen ihrer Rechte im Nachverfahren vorbehal&#173;ten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung der Beklagten hat der Senat durch Urteil vom 26. Juni 1987 die Klage als in der ge&#173;w&#228;hlten Proze&#223;art unstatthaft abgewiesen. Auf die gegen dieses Urteil eingelegte Revision hat der Bundesgerichtshof durch Urteil vom 10. Mai 1988 das Urteil des Senats aufgehoben und die Sache zur an&#173;derweiten Verhandlung und Entscheidung an den Senat zur&#252;ckverwiesen. Auf die Entscheidungsgr&#252;nde des Urteils des Bundesgerichtshofes wird ebenfalls Be&#173;zug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">ihr die Ausf&#252;hrungen ihrer Rechte im Nach&#173;verfahren vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien bitten, Sicherheit auch durch B&#252;rg&#173;schaft einer Deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse leisten zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien erg&#228;nzen ihr fr&#252;hers Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen. wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat auf Antrag der Beklagten durch Ver&#173;nehmung des Kl&#228;gers als Partei Beweis erhoben. We&#173;gen des Ergebnisses dieer Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 21. April 1989 eben&#173;falls Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><strong><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></strong></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die statthafte, form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Beklagten konnte keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus dem fr&#252;heren Urteil des Senats und auch aus dem Urteil des Bundegerichtshofes ergibt, steht dem Kl&#228;ger ein Verg&#252;tungsanspruch nach &#167; 615 BGB zu. Die Anspruchsvoraussetzungen sind entweder unstreitig oder mit den im Urkundenproze&#223; zul&#228;ssi&#173;gen Beweismitteln nachgewiesen worden. Insoweit</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">kann auf die beiden genannten Urteile Bezug genom&#173;men werden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden h&#228;tte die Beklagte mit den Beweismitteln des Urkundenprozesses nachweisen m&#252;s&#173;sen, da&#223; der Beratervertrag, auf den sich der Kl&#228;&#173;ger st&#252;tzt, entweder nach den &#167;&#167; 113, 114 Aktienge&#173;setz nichtig ist oder da&#223; er wirksam gek&#252;ndigt oder auch seine Gesch&#228;ftsgrundlage weggefallen ist. Die&#173;ser Nachweis ist der Beklagten nicht gelungen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><strong>a.</strong></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, der Beratungsvertrag sei un&#173;wirksam, weil er dem Kl&#228;ger in Wirklichkeit eine zus&#228;tzliche Verg&#252;tung f&#252;r eine T&#228;tigkeit habe ver&#173;schaffen sollen, zu der er als Aufsichtsratmitglied ohnehin verpflichtet gewesen sei. Eine solche Ver&#173;g&#252;tung m&#252;sse aber in der Satzung geregelt und von der Hauptversammlung gebilligt werden (&#167; 113 Abs. 1 Aktiengesetz), eine Zustimmung allein des Auf&#173;sichtsrates gen&#252;ge nicht. Aus dem erw&#228;hnten Grund sei &#167; 114 Aktiengesetz nicht anzuwenden, weil diese Vorschrift nur Vertr&#228;ge &#252;ber T&#228;tigkeiten erfasse, die au&#223;erhalb der Aufsichtsratt&#228;tigkeit des Auf&#173;sichtsratsmitgliedes l&#228;gen. In diesem Zusammenhang will die Beklagte einerseits die Nichtigkeit der Vertr&#228;ge wegen Umgehung des &#167; 113 Abs. 1 Aktienge&#173;setz geltend machen, andererseits auch, da&#223; die nach &#167; 113 Abs. 1 Aktiengesetz erforderliche Zu&#173;stimmung der Hauptversammlung der Beklagten nicht vorliege.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die in diesem Zusammenhang notwendige Abgrenzung zwischen einer au&#223;erordentlichen T&#228;tigkeit im Rah&#173;men der Aufgaben als Mitglied des Aufsichtsrates einerseits und einer T&#228;tigkeit, die ein einzelnes Aufsichtsratsmitglied zus&#228;tzlich im Interesse der Gesellschaft &#252;bernimmt und die mit seiner Auf&#173;sichtsratst&#228;tigkeit und seinen damit in Zusammen&#173;hang stehenden Aufgaben nichts zu tun hat (vgl. Fi&#173;scher, Sonderverg&#252;tungen an Aufsichtsratsmitglie&#173;der, BB 1967, 859) ist schwierig. Soll es sich um eine T&#228;tigkeit handeln, die Gegenstand eines Ver&#173;trages nach &#167; 114 Aktiengesetz sein kann, so mu&#223; sie &#252;ber die Aufgaben eines Auf sichtsratsmigliedes "ganz klar hinaus gehen" (BfH Bundessteuerblatt 1966 III, 688, 690). Der Bundesfinanzhof hat in diesem Urteil nicht nur darauf abgehoben, da&#223; das Aufsichtsratmitglied aufgrund einer besonderen Ver&#173;einbarung t&#228;tig wird, vielmehr mu&#223; die zuvor ge&#173;nannte Voraussetzung hinzukommen. Insofern kann der Senat Meyer-Landrut (GK--AG 3. Aufl., Bd. 1/2 &#167; 114 Anm. 2) nicht zustimmen, wenn er aus dem erw&#228;hnten Urteil des Bundesfinanzhofes herleiten will, da&#223; das Vorliegen besonderer Vertr&#228;ge f&#252;r besonders be&#173;zeichnete Leistungen schon f&#252;r eine T&#228;tigkeit au&#173;&#223;erhalb der Aufsichtsratst&#228;tigkeit spreche. Dabei wird die vom Bundesfinanzhof zun&#228;chst angef&#252;hrte weitere T&#228;tigkeit nicht hinreichend beachtet. Im vorliegenden Fall ist die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers im Beratungsvertrag durchweg recht allgemein umschrie&#173;ben (zum Beispiel: Beratung in allen wesentlichen Fragen der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung, in wesentlichen Konzernangelegenheiten). Solche Formulierungen w&#252;rden sicherlich nicht ausreichen, die vom Kl&#228;ger auf&#173;grund der Beratungsvertr&#228;ge erwartete T&#228;tigkeit von der eines Aufsichtsratsmitglied abzugrenzen. Kon&#173;kreter wird die Umschreibung, wenn von der Beratung in Sachen der Datenverarbeitung gesprochen wird, wobei allerdings zwischen den Parteien streitig ist, inwieweit der Kl&#228;ger hier &#252;berhaupt t&#228;tig wer&#173;den sollte. Dar&#252;berhinaus geht wohl auch die "Mit&#173;wirkung" des Kl&#228;gers insbesondere bei Auslandsge&#173;sch&#228;ften und bei der Betreuung von Tochtergesell&#173;schaften &#252;ber die &#252;bliche T&#228;tigkeit eines Auf&#173;sichtsratsmigliedes hinaus, zu dessen Pflichten nach dem Gesetz zun&#228;chst die &#220;berwachung des Vor&#173;standes geh&#246;rt, wozu nach &#252;berwiegender Meinung aber auch eine entsprechende Beratung z&#228;hlt (vgl. Gessler/Hefermehl/Eckardt-Kropf, Aktiengesetz, Bd. II, &#167; 111 Rdnr. 36; Benn, Handbuch des Aktienrechts 3. Aufl. S. 215; Meier-Landrut a.a.O.; vgl. auch BfH a.a.O. S. 689). Wegen der Schwierigkeit der Ab&#173;grenzung im einzelnen stellt Gessler (a.a.O. &#167; 114 Rdnr. 9 ff.) darauf ab, wem die Dienste des Auf&#173;sichtsratsmitgliedes, seine Beratung oder seine Un&#173;tersuchung eines bestimmten Gegenstandes geleistet werden. Er meint, besondere T&#228;tigkeiten innerhalb der Aufsichtsratst&#228;tigkeit k&#246;nne allenfalls der Aufsichtsrat selbst oder einer seiner Aussch&#252;sse von einem Aufsichtsratmitglied im Rahmen der Auf&#173;sichtsratst&#228;tigkeit verlangen. Ein von ihnen ausge&#173;hender Auftrag falle daher nicht unter &#167; 114 Aktie&#173;gengesetz. Wenn dagegen der Vorstand von sich aus den Auftrag erteilen, dann k&#246;nne es sich nicht um eine T&#228;tigkeit handeln, die innerhalb der des Auf&#173;sichtsratsmitgliedes im Aufsichtsrat liegt. Denn der Vorstand habe nicht dar&#252;ber zu befinden, ob der Aufsichtsrat in einer bestimmten Angelegenheit be&#173;sonderer Beratung oder einer besonderen. Untersu&#173;chung bed&#252;rfe und wer sie leisten solle. Wenn sich der Vorstand wegen eines von ihm mit einem Auf&#173;sichtsratmiglied geschlossenen Vertrages nicht auf einen entsprechenden Auftrag und auf einen Beschlu&#223; des Aufsichtsrates berufen k&#246;nne, gelte f&#252;r den Vertrag &#167; 114 Aktiengesetz. Die T&#228;tigkeit des Auf&#173;sichtsratsmitgliedes erfolge dann au&#223;erhalb seiner Aufsichtsratst&#228;tigkeit. Dem schlie&#223;t der Senat sich wegen der Paktikabilit&#228;t dieses Abgrenzungskrite&#173;riums an. Im vorliegenden Fall ist daher &#167; 114 Ak&#173;tiengesetz und nicht &#167; 113 Aktiengesetz anzuwenden. Diesem Ergebnis gibt der Senat auch angesichts des von der Beklagten vorgelegten Gutachtens von N. den Vorzug.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beratungsvertrag vom 16. M&#228;rz 1977 und der Nachtrag vom 5. Juni 1978 f&#228;llt im &#252;brigen auch deshalb nicht unter die Vorschriften des Aktienge&#173;setzes, weil der Kl&#228;ger zum damaligen Zeitpunkt noch nicht Mitglied des Aufsichtsrates war. F&#252;r diesen Fall nimmt der Senat den formellen Stand&#173;punkt ein, da&#223; die &#167;&#167; 113, 114 Aktiengesetz nur auf Personen anwendbar sind, die zum Zeitpunkt der je&#173;weiligen Vereinbarung bereits Mitglied des Auf&#173;sichtsrates sind (so ausdr&#252;cklich auch Ge&#223;ler u.a. a.a.0. &#167; 114 Rdnr. 3). Insoweit sind die gesetzli&#173;chen Bestimmungen nach Auffassung des Senats ein&#173;deutig. von einer beabsichtigten Umgehung aktien&#173;rechtlicher Vorschriften in diesem Fall kann nicht gesprochen werden, weil in anderen F&#228;llen auch in zeitlich umgekehrter Reihenfolge vorgegangen worden ist. Das spricht dagegen, da&#223; hier der Kl&#228;ger ab&#173;sichtlich erst nach Abschlu&#223; der Beratungsvertr&#228;ge in den Aufsichtsrat aufgenommen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Hiernach scheitert die Wirksamkeit der Beratungs&#173;vertr&#228;ge des Kl&#228;ger nicht an einer Verletzung des &#167; 113 und 114 Aktiengesetz.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Letzlich kommt es aber nach Ansicht des Senats nicht einmal darauf an, ob diese gesetzlichen Be&#173;stimmungen im Falle des Kl&#228;gers eingehalten worden sind oder nicht. Es w&#228;re n&#228;mlich rechtsmi&#223;br&#228;uch&#173;lich, wenn die Beklagte sich dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber auf diese Vorschriften berufen k&#246;nnte. Die Frage des Rechtsmi&#223;brauches ist in solchen F&#228;llen nach allgemeinen Grunds&#228;tzen zu beantworten (vgl. Ge&#223;ler u.a. a.a.0, &#167; 108 Rdnr. 73; Meier-Landrut, a.a.0, &#167; 108 Anm. 8). Festzustellen ist zun&#228;chst, da&#223; die urspr&#252;nglichen Beratungsvertr&#228;ge mit den drei Be&#173;klagten bei Eintritt des Zerw&#252;rfnisses mit dem Kl&#228;&#173;ger Anfang 1984 schon fast 7 Jahre beanstandun&#173;gsfrei praktiziert worden waren. Auch die ersten Nachtr&#228;ge zu den Beratungsvertr&#228;gen mit den Beklag&#173;ten I.-Leben und I.-Allgemeine stammen schon aus dem Jahre 1978, die weiteren Erg&#228;nzungen mit der Beklagten I.-Leben aus dem Jahre 1982. Auch diese Nachtr&#228;ge waren bereits in den Vertr&#228;gen von 1977 grundgelegt. Die Regelungen f&#252;r den Kl&#228;ger schlossen sich an diejenigen an, die vorher zwi&#173;schen den I.-Gesellschaften und dem Vorg&#228;nger des Kl&#228;gers als Aufsichtsratsvorsitzender, Dr. H., getroffen worden waren. Dem Kl&#228;ger gegen&#173;&#252;ber w&#228;ren die formellen Einw&#228;nde nach dem Aktien&#173;gesetz mit Sicherheit nicht erhoben worden, wenn sich nicht das Zerw&#252;rfnis ergeben h&#228;tte, das auf den Verlusten im R&#252;ckversicherungsgesch&#228;ft beruht. In diesem Zusammenhang ist auch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; es sich bei den I.-Gesellschaften nicht um solche mit einer Vielzahl von Aktion&#228;ren handelt, sondern da&#223; die Anteilseigner nur aus wenigen Per&#173;sonen bestehen. Gerade die Hauptaktion&#228;rin Frau H. (mit ihrer Tochter) und der Mitaktion&#228;r T., die zusammen &#252;ber 50 % der Anteile bei der I.-Leben halten, kannten T&#228;tigkeit und Vertr&#228;ge des Kl&#228;gers genau und waren damit einverstanden. Hinzu kommt, da&#223; die Familie H. schon vor dem Tode des Herrn Dr. H. und danach auf die Mit&#173;wirkung des Kl&#228;gers bei den I.-Gesellschaften gro&#223;en Wert gelegt hatte. Unter diesen Umst&#228;nden h&#228;lt es der Senat f&#252;r treuwidrig, wenn die Beklagte nunmehr den Beratungsvertrag mit dem Kl&#228;ger unter Hinweis auf die &#167;&#167; 113, 114 Aktiengesetz zu Fall bringen will.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auch durch die Beratungsvertr&#228;ge nicht gegen &#167; 111 Abs. 4 Satz 1 Aktiengesetz versto&#223;en worden, wonach Ma&#223;nahmen der Gesch&#228;ftsf&#252;h&#173;rung dem Aufsichtsrat nicht &#252;bertragen werden k&#246;n&#173;nen. Es ist zwar richtig, da&#223; der Kl&#228;ger nach den Beratungsvertr&#228;gen in manchen Bereichen, die oben bereits erw&#228;hnt sind, "mitwirken" sollte. Das be&#173;deutet aber noch nicht denknotwendig, da&#223; ihm dabei zu Lasten des Vorstandes die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung &#252;ber&#173;tragen worden w&#228;re. Auch in diesem Zusammenhang w&#252;rde es im &#252;brigen gegen Treu und Glauben versto&#223;&#173;en, wenn die Beklagte, die die T&#228;tigkeit des Kl&#228;&#173;gers in dieser Form gewollt und jahrelang genutzt hat, diesen Punkt jetzt gegen ihn ins Feld f&#252;hren k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht erwiesen, da&#223; die Beklagte den Bera&#173;tervertrag mit dem Kl&#228;ger wirksam fristlos gek&#252;n&#173;digt hat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Zur Problematik der &#167;&#167; 113 und 114 Aktiengesetz ist oben bereits Stellung genommen worden. Im &#252;brigen hat die Beweisaufnahme nicht ergeben, da&#223; die ver&#173;schiedenen Beratervertr&#228;ge dergestalt mit der Auf&#173;sichtsratst&#228;tigkeit des Kl&#228;gers verbunden waren, da&#223; deren Beendigung die K&#252;ndigung der Berater&#173;vertr&#228;ge gerechtfertigt h&#228;tte oder da&#223; etwa damit die Gesch&#228;ftsgrundlage der Beratervertr&#228;ge wegge&#173;fallen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wie bereits oben ausgef&#252;hrt worden ist, sind teil&#173;weise die Beratervertr&#228;ge bereits zu einem Zeitpunkt abgeschlossen worden, als der Kl&#228;ger noch nicht Aufsichtsratsmitglied bei den betreffenden Gesellschaften war. Auch die Entstehungsgeschichte der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers f&#252;r die I.-Gesell&#173;schaft, die der Kl&#228;ger bei seiner Parteivernehmung jedenfalls kurz erw&#228;hnt hat, spricht daf&#252;r, da&#223; es zun&#228;chst um die Beratert&#228;tigkeit des Kl&#228;gers ging, und zwar schon etliche Jahre vor dem Tode von Dr. H., und da&#223; der Kl&#228;ger dann erst, und zwar nicht auf seinen Wunsch, in die Aufsichtsr&#228;te der einzelnen Gesellschaften gelangt ist. Jedenfalls ist dies im Urkundenproze&#223; nicht widerlegt worden. Im &#252;brigen gingen auch die Beratungsvertr&#228;ge zeit&#173;lich jedenfalls tendenziell &#252;ber das Ende der Auf&#173;sichtsratst&#228;tigkeit des Kl&#228;gers hinaus und machten ihre Laufzeit nicht etwa von der Dauer der Auf&#173;sichtsratst&#228;tigkeit abh&#228;ngig. Mag auch im &#252;brigen die Abgrenzung zwischen der Beratert&#228;tigkeit des Kl&#228;gers und seiner T&#228;tigkeit als Aufsichtsratsmit&#173;glied im einzelnen schwierig sein (dazu siehe oben) so ergibt sich doch jedenfalls weder aus den vor&#173;liegenden Urkunden noch aus der Parteivernehmung des Kl&#228;gers mit einer zum Nachweis hinreichenden Sicherheit, da&#223; das Ende der Aufsichtsratst&#228;tigkeit im Sinne der Vertragsschlie&#223;enden das Ende der Be&#173;ratert&#228;tigkeit notwendig bedeuten mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte sich in diesem Zusammenhang auf das angeblich schadenstiftende Wirken des Kl&#228;gers im R&#252;ckversicherungsgesch&#228;ft der I.-Gesell&#173;schaften berufen hat, ist die Begr&#252;ndetheit dieser Vorw&#252;rfe im Urkundenproze&#223; nicht zu kl&#228;ren. Sie ist vielmehr Gegenstand der Beweisaufnahme in Hauptpro&#173;ze&#223; 19 U 219/87.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Da somit die Berufung der Beklagten keinen Erfolg haben konnte, hat sie ihre Kosten nach &#167; 97 Abs. 1 ZPO zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist nach den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer der Beklagten: 77.382,00 DM.</p>
315,238
ag-siegburg-1989-05-25-33-f-10589
{ "id": 730, "name": "Amtsgericht Siegburg", "slug": "ag-siegburg", "city": 490, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
33 F 105/89
1989-05-25T00:00:00
2019-03-13T14:50:16
2022-10-18T15:08:47
Beschluss
ECLI:DE:AGSU1:1989:0525.33F105.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf Antrag des Kl&#228;gers erkl&#228;rt sich das Amtsgericht L f&#252;r</p> <p>&#246;rtlich unzust&#228;ndig und verweist den Rechtsstreit an das ausschlie&#223;lich zust&#228;ndige Amtsgericht T.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Mit dem Hauptantrag aus Ziffer 1) seines Schriftsatzes vom xxxx (Bl. b d.A.) begehrt der Kl&#228;ger die Feststellung der Unzul&#228;ssigkeit der Zwangsvollstreckung durch den Beklagten aus Ziffer 2. des im Verfahren &#8212; yyyy AG L &#8212; am xxxx geschlossenen Proze&#223;&#8212;Vergleiches im Wege der Vollstreckungsgegenklage. F&#252;r diese Klage ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 797 Abs. 5 &#8212; 2. Fall, 802 ZPO das Amtsgericht T ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung sind Proze&#223;&#8212;Vergleiche des &#167; 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO gerichtliche Urkunden im Sinne von &#167; 797 ZPO (RGZ 21/345, 347 ff.; RGZ 35/395, 398; RG JW 1897/110 Nr. 18; RG JW 1899/97 Nr. 35; RG SeuffA 59 Nr. 168; OLG M&#252;nchen NJW 1961/2265 f.). Die ganz &#252;berwiegende gegenteilige Auffassung der Literatur &#8212; die im Falle der Vollstreckungsgegenklage gegen einen Proze&#223;&#8212;Vergleich zur &#246;rtlichen Zust&#228;ndigkeit nach &#167;&#167; 795 S. 1, 767 Abs. 1 ZPO f&#252;hrt - ist ohne Begr&#252;ndung geblieben (vgl. z.B. Thomas &#8212; Putzo, ZPO, 14. Aufl. - &#167; 797 Anm. 2.; Z&#246;ller &#8212; St&#246;ber, ZPO, 15. Aufl. &#8212; &#167; 797 RN 1; Stein &#8212; Jonas &#8212; M&#252;nzberg, ZPO, 20. Aufl. - &#167; 797 RN 1 &#8212; f&#252;r eine entsprechende Anwendung des &#167; 797 ZPO indessen: Wieczorek, ZPO, 2. Aufl. - &#167; 797 Anm. A); soweit Gaul (in: Rosenberg - Gaul &#8212; Schilken, Zwangsvollstreckungsrecht, 10. Aufl. S. 127) zur Begr&#252;ndung der gegenteiligen Meinung auf "den Zusammenhang mit dem vorausgegangenen Verfahren vor dem Proze&#223;gericht" abstellt, kommt dieser Erw&#228;gung im vorliegenden Fall bereits deshalb keine Bedeutung zu, da nach der Erkl&#228;rung des Kl&#228;gers im Rahmen der Ehesache - yyyy AG L &#8212; eine Folgesache &#8212; die den Kindesunterhalt des Beklagten zum Gegenstand gehabt h&#228;tte &#8212; nicht anh&#228;ngig gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger Schuldner aus Ziffer 2. des im Verfahren - yyyy L - am xxxx geschlossenen Proze&#223;&#8212;Vergleiches ist und da er im Bezirk des Amtsgerichts T seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, ist f&#252;r die Vollstreckungsgegenklage das Amtsgericht T ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es ist auch keine Fortdauer der Zust&#228;ndigkeit des Amtsgerichts ffff gem&#228;&#223; &#167; 261 Abs. 3 Nr. 2 &#8212; 2. Alt. ZPO auf der Grundlage des Hauptantrages des Kl&#228;gers aus dessen Schriftsatz vom xxxx (Bl. a d.A. = Ab&#228;nderungsklage) gegeben, da der Kl&#228;ger mit dem Hauptantrag aus Ziffer 1) seines Schriftsatzes vom xxxx (Bl. v d.A.) den Klageantrag ge&#228;ndert hat (Vollstreckungsgegenklage), soda&#223; ein Fall der &#8212; durch &#167; 261 Abs. 3 Nr. 2 &#8212; 2. Alt. ZPO nicht ber&#252;hrten (BGH NJW 1962/1819) - Klage&#228;nderung im Sinne von &#167; 263 ZPO vorliegt (vgl. BGH FamRZ 1979/573, 575 mit Anm. Baumg&#228;rtel FamRZ 1979/791).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Da der vom Kl&#228;ger nunmehr geltend gemachte Hauptanspruch (Vollstreckungsgegen&#8212; klage) die Zust&#228;ndigkeit insgesamt bestimmt (vgl. BGH NJN 1956/1357 f. LS), war auf den &#8212; hilfsweise gestellten &#8212; Antrag des Kl&#228;gers unter Erkl&#228;rung der &#246;rtlichen Unzust&#228;ndigkeit des Amtsgerichts L der Rechtsstreit insgesamt nach &#167; 281 Abs. 1 S. 1 ZPO an das Amtsgericht T zu verweisen.</p>
315,239
olgham-1989-05-24-11-uf-47288
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 UF 472/88
1989-05-24T00:00:00
2019-03-13T14:50:18
2022-10-18T15:08:46
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0524.11UF472.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger und die Anschlu&#223;berufung des Beklagten wird das am 15. September 1988 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgericht Steinfurt abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, folgende Unterhaltszahlungen zu leisten:</p> <p></p> <p>An die Kl&#228;gerin Trennungsunterhalt</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. Dezember 1986 bis zum 30. Juni 1987</p> <p>in H&#246;he von monatlich jeweils 508, -- DM,</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. Juli 1987 bis zum 31. Dezember 1987</p> <p>in H&#246;he von monatlich jeweils 742,29 DM,</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. Januar 1988 bis zum 25. August 1988</p> <p>in H&#246;he von monatlich jeweils 309,94 DM,</p> <p></p> <p>zu H&#228;nden der Kl&#228;gerin f&#252;r die Kinder xxx und xxx Unterhalt</p> <p>f&#252;r Dezember 1986 und Januar 1987 monatlich jeweils 283,14 DM,</p> <p>f&#252;r die Zeit vom 1. Februar 1987 bis zum 30. Juni 1987</p> <p>monatlich jeweils 240,-- DM und ab 1. Juli 1987 monatlich jeweils 322,50 DM.</p> <p></p> <p>Die weitergehenden Rechtsmittel werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger zu 2/3 und der Beklagte zu 1/3.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um Trennungsunterhalt und Kindesunterhalt f&#252;r die Zeit ab Dezember 1986.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 2. August 1974 die Ehe geschlossen, die nunmehr durch Urteil des Amtsgerichts Steinfurt - 10 F 417/87 - vom 25.08.1988, seit diesem Tag auch rechtskr&#228;ftig, geschieden ist. Aus der Ehe stammen die Kinder xxx, geboren am 16. M&#228;rz 1979, und xxx, geboren am 25. November 1980. W&#228;hrend der Ehe war die Kl&#228;gerin Hausfrau. Sie versorgte und betreute die Kinder. Der Beklagte ist nach wie vor kaufm&#228;nnischer Angestellter bei der Firma xxx und xxx in xxx und nebenberuflich Versicherungsvertreter. Die Parteien lebten in einem Einfamilienhaus, das ihnen jeweils zu 1/2 Miteigentum geh&#246;rte. Sie trennten sich etwa Ende November 1986. Die Kl&#228;gerin verlie&#223; das Haus zusammen mit den Kindern. Der Beklagte bewohnte das Haus zun&#228;chst allein weiter. Seit dem 20. M&#228;rz 1987 ist es an einen Dritten ver&#228;u&#223;ert. Dieser zahlte f&#252;r die Zeit bis zur endg&#252;ltigen Besitz&#252;bergabe zum 1. Juli 1987 an den Beklagten ein Nutzungsentgelt in H&#246;he von insgesamt 933,20 DM. Der Beklagte trug die Belastungen des Hauses bis zum 30. Juni 1987. Er zog bereits Mitte Mai 1987 aus.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte erhielt bis einschlie&#223;lich Dezember 1986 das Kindergeld f&#252;r die Parteien in H&#246;he von 150,-- DM monatlich. Seit dem 1. Januar 1987 bezieht es die Kl&#228;gerin. Der Beklagte zahlte bis zum 31. Juli 1987 an die Kl&#228;gerin f&#252;r deren Unterhalt monatlich 385,-- DM sowie f&#252;r den Unterhalt der Kinder jeweils 157,50 DM und seit dem 1. August 1987 f&#252;r den Unterhalt der Kl&#228;gerin monatlich 656,-- DM sowie den Unterhalt der Kinder jeweils 360,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die. Kl&#228;gerin hat mit Schreiben vom 22. September 1986 von dem Beklagten f&#252;r sich Unterhalt in H&#246;he von monatlich 1.369,26 DM sowie f&#252;r den Unterhalt des Kindes xxx monatlich 440,- DM und f&#252;r den des Kindes xxx monatlich 365,-- DM verlangt. Sie hat mit der Klage f&#252;r die Monate Dezember 1986 bis einschlie&#223;lich Februar 1987 unter Ber&#252;cksichtigung geleisteter Zahlungen Trennungsunterhalt in H&#246;he von insgesamt 1.917,- DM sowie Kindesunterhalt von jeweils 950,-- DM sowie ab M&#228;rz 1987 laufenden Trennungsunterhalt in H&#246;he von 1.083,-- DM abz&#252;glich der freiwillig geleisteten Zahlungen und Kindesunterhalt je Kind in H&#246;he von 477,50 DM gleichfalls abz&#252;glich der freiwilligen Zahlungen geltend gemacht. Das Amtsgericht hat mit dem am 15. September 1988 verk&#252;ndeten Urteil den Beklagten verurteilt, an die Kl&#228;gerin f&#252;r Dezember 1986 Trennungsunterhalt in H&#246;he von 214,46 DM und Kindesunterhalt in H&#246;he von jeweils 320,-- DM, f&#252;r die Zeit von Januar 1987 bis M&#228;rz 1987 Trennungsunterhalt von monatlich 128,86 DM sowie Kindesunterhalt in H&#246;he von jeweils 313,50 DM und schlie&#223;lich f&#252;r die Zeit ab April 1987 Trennungsunterhalt in H&#246;he von 536,52 DM monatlich und Kindesunterhalt f&#252;r die Kinder in H&#246;he von jeweils 437,50 DM zu zahlen. Auf diese Betr&#228;ge hat es die freiwillig erbrachten Unterhaltszahlungen zur Anrechnung gebracht. Auf die Gr&#252;nde des Urteils wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin mit dem Ziel der Verurteilung des Beklagten zu n&#228;heren Unterhaltszahlungen sowohl f&#252;r sich wie auch f&#252;r die Kinder xxx und xxx.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 12. April 1988 haben die Parteien einen Teilvergleich dahin geschlossen, da&#223; die auf den Trennungsunterhalt bis einschlie&#223;lich August 1988 und auf den Kindesunterhalt ab Dezember 1986 fortlaufend gezahlten und vollstreckten Betr&#228;ge auf die Urteilsbetr&#228;ge anzurechnen sind.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">das Urteil des Amtsgerichts Steinfurt teilweise abzu&#228;ndern und den Beklagten zu verurteilen, an sie folgenden Unterhalt zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">f&#252;r die Zeit von Dezember 1986 bis M&#228;rz 1987 monatlichen Trennungsunterhalt in H&#246;he von 1.112,-- DM sowie monatlichen Kindesunterhalt in H&#246;he von 440,-- DM und 365,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">ab April 1987 bis einschlie&#223;lich August 1988 Trennungsunterhalt in H&#246;he von monatlich 1.369,26 DM sowie monatlichen Kindesunterhalt f&#252;r die Zeit ab April 1987 bis Oktober 1988 von jeweils 477,50 DM und ab 1. November 1988 in H&#246;he von monatlich jeweils 510,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit der Anschlu&#223;berufung erstrebt er die Reduzierung der im angefochtenen Urteil titulierten Unterhaltsbetr&#228;ge sowohl hinsichtlich des Trennungsunterhalts als auch hinsichtlich des Kindesunterhalts.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;ger folgende Betr&#228;ge zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">a)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 1)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">f&#252;r 12/86 134, 54 DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">01 - 03/87 mtl. 128,86 DM</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">04 - 12/87 mtl. 143,54 DM</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">01 - 25.08.88 147,47 DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">b)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">f&#252;r die Kl&#228;ger zu 2) und 3)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">f&#252;r 12/86 und 01/87 jeweils 284,14 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">02 bis 12/87 mtl. jeweils 228,50 DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">ab 01/88 mtl. jeweils 277,50 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachvortrages im einzelnen wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst ihren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Akten 1 UF 417/87 AG Steinfurt waren beigezogen und Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 1) hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung erkl&#228;rt, sie habe nur kurze Zeit die Arbeit in der Gastst&#228;tte xxx verrichtet. Angesichts des Zeitaufwandes und der Kinderbetreuungskosten sei die T&#228;tigkeit unwirtschaftlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Auf die Rechtsmittel der Parteien war das angefochtene Urteil in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin zu 1) kann von dem Beklagten w&#228;hrend des Getrenntlebens gem&#228;&#223; &#167; 1361 Abs. 1 BGB den eheangemessenen Unterhalt verlangen. Auf eine - auch teilschichtige - Erwerbst&#228;tigkeit braucht sie sich wegen des Alters der beiden noch grundschulpflichtigen Kinder jedenfalls im Anspruchszeitraum noch nicht verweisen zu lassen. Ebenso steht f&#252;r die Verpflichtung zur Leistung des Barunterhaltes f&#252;r die beiden ehelichen Kinder xxx und xxx gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1601, 1610 BGB zwischen den Parteien au&#223;er Streit.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann Trennungsunterhalt f&#252;r die Zeit vom 1.Dezember 1986 bis zum 25. August 1988 beanspruchen; als Beginn der Unterhaltsverpflichtung nimmt sie selbst nach der Trennung im November 1986 die Zeit ab 1. Dezember 1986 an. Die Unterhaltsverpflichtung gem&#228;&#223; &#167; 1361 Abs. 1 BGB endet mit dem Tag der Rechtskraft des Urteils, das war der 25. August 1988.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien besteht kein Streit dar&#252;ber, da&#223; der Kindesunterhalt auch &#252;ber diesen Zeitpunkt hinaus tituliert werden soll.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;gerin zu 1) auf Zahlung von Trennungsunterhalt bel&#228;uft sich f&#252;r die Zeit vom. 1. Dezember 1986 bis zum 30. Juni 1987 auf monatlich jeweils 508,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Berechnung zugrunde liegt das Einkommen des Beklagten, das er durch seine T&#228;tigkeit bei der Firma xxx und xxx und seine Nebent&#228;tigkeit als Versicherungsvertreter im Jahre 1987 erwirtschaftet hat. Die Parteien haben eine sogenannte Alleinverdienerehe gef&#252;hrt, in der allein der Beklagte durch seine Erwerbst&#228;tigkeit das Familieneinkommen sichergestellt hat, w&#228;hrend die Kl&#228;gerin den Haushalt gef&#252;hrt und die Kinder versorgt hat, ohne selbst berufst&#228;tig gewesen zu sein.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Angesichts des kurzen, auf das Jahr 1986 entfallenden Anspruchszeitraums erschien die Berechnung des Anspruchs auf der Grundlage der Einkommensverh&#228;ltnisse des Jahres 1987 auch f&#252;r den Monat Dezember 1986 vertretbar.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Das bei der Firma xxx und xxx erwirtschaftete monatliche Einkommen bemi&#223;t sich im Jahre 1987 auf 2.278,81 DM.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">In diesem Jahr hat der Beklagte nach der Jahresverdienstbescheinigung ein Gesamtbruttoeinkommen von 49.642,-- DM erwirtschaftet, das sich nach Abzug der gesetzlichen Abgaben inklusive der verm&#246;genswirksamen Leistungen = 21.482,97 DM auf 28.159,03 DM verringert. Dieser Betrag erm&#228;&#223;igt sich ferner durch die Arbeitnehmersparzulage in H&#246;he von 144,-- DM sowie den Nettobetrag der verm&#246;genswirksamen Leistungen, der sich bei einer Gesamtzahlung von 936,-- DM im Jahr und unter Ber&#252;cksichtigung einer Steuerquote von 57 % auf 669,24 DM errechnet. Es verbleiben 27.345,79 DM. Dies entspricht einem monatlichen Nettoeinkommen von 2.278,81 DM.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Dieses Einkommen erh&#246;ht sich noch um einen j&#228;hrlichen Betrag von 26,70 DM (= monatlich 2,22 DM) auf 2.281,03 DM. Der Beklagte hat insoweit einen geldwerten Vorteil im Rahmen der Erstattung der Kosten der Dienstreisen im Jahre 1987. Der Erstattungsbetrag macht zwar 779,30 DM aus, unterhaltsrechtlich k&#246;nnen f&#252;r die im Jahre 1987 angefallenen und vom Beklagten nur noch in die Abrechnung eingestellten Dienstreisen nach xxx und xxx als berufsbezogene Aufwendungen lediglich insgesamt 752,60 DM anerkannt werden. Die insoweit unstreitig gefahrenen Gesamtkilometer von 1.335 k&#246;nnen nur mit einem Kilometersatz von 0,40 DM in die Abrechnung eingestellt werden, so da&#223; sich ein Betrag von 534,-- DM ergibt. Verzehrkosten sind mit insgesamt 129,10 DM sowie die Kosten f&#252;r die Unterkunft mit 89,50 DM zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Im Jahr 1987 hat der Beklagte dar&#252;ber hinaus Eink&#252;nfte aus seiner Nebent&#228;tigkeit als Versicherungsvertreter in H&#246;he von netto j&#228;hrlich 7.424,60 DM erwirtschaftet, die sich mit monatlich 618,71 DM einkommenserh&#246;hend auswirken. Unstreitig hat der Beklagte Betriebseinnahmen nach der Einnahmen-Ausgaben-Berechnung f&#252;r 1987 in H&#246;he von 20.361,81 DM erwirtschaftet. Ihnen stehen Ausgaben in H&#246;he von 12.937,21 DM gegen&#252;ber. Dies sind zun&#228;chst Fahrtkosten, die der Beklagte f&#252;r das Jahr 1987 im Umfang von 5.773 Kilometer belegt hat. Sie f&#252;hren jedoch nicht zu einem Abzug von 2.424,66 DM, sondern nur zu einem Minderungsbetrag von 2.309,20 DM. Unterhaltsrechtlich k&#246;nnen Fahrtkosten nur mit einem Kilometersatz von 0,40 DM Ber&#252;cksichtigung finden. Der vom Beklagten in Ansatz gebrachte steuerliche Betrag von 0,42 DM pro gefahrenen Kilometer kommt dagegen nicht zum Tragen. Als weitere Abz&#252;ge sind nach Vorlage entsprechender Belege &#252;ber den tats&#228;chlichen Anfall dieser Kosten anzuerkennen die Kosten f&#252;r xxx, die Vermittlungsprovision, der Telefongeb&#252;hrenanteil, die Kosten des neuen Telefonanschlusses, die Anrufbeantwortergeb&#252;hr, Ausgaben f&#252;r Werbemittel und Pokale, die anteiligen Mietaufwendungen, die Kosten des Schreibtisches, des B&#252;romaterials, die Steuern sowie das Kilometergeld f&#252;r Frau xxx. Insoweit handelt es sich um Aufwendungen, die der gew&#246;hnliche Betrieb dieser Nebent&#228;tigkeit mit sich bringt. Sie sind konkret aufgeschl&#252;sselt und belegt und verhalten sich in angemessenem Verh&#228;ltnis zu den Einnahmen aus dieser T&#228;tigkeit.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Nicht anzuerkennen ist lediglich die Position Strom und Heizung f&#252;r das B&#252;ro in H&#246;he von 480,-- DM. Es ist nicht ersichtlich und vorgetragen, da&#223; dieser Betrag au&#223;erhalb des Ansatzes f&#252;r anteilige Mietaufwendungen entstanden und zus&#228;tzlich abzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das monatliche Nettoeinkommen bel&#228;uft sich demnach auf 2.899,74 DM.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte kann demgegen&#252;ber im Rahmen der Bemessung des Bedarfs einen monatlichen Betrag von jeweils 429,46 DM und bei der Feststellung der Leistungsf&#228;higkeit einen solchen von 473,92 DM einkommensmindernd absetzen. In H&#246;he dieser Betr&#228;ge &#252;bersteigen die Belastungen des Grundbesitzes in der Zeit bis zur endg&#252;ltigen Besitz&#252;bergabe nach Verkauf an den neuen Eigent&#252;mer zum 1. Juli 1987 den beiden Eheleuten als Einkommen zuzurechnenden Gebrauchsvorteil in Gestalt mietfreien Wohnens (vgl. dazu BGH, Urt. v. 19., Februar 1986 - IV b ZR 16/85 = FamRZ 1986, 439, 440 m. w. N.). Ebenso wie ein den Wert der Belastungen &#252;bersteigender Gebrauchsvorteil in Gestalt mietfreien Wohnens bei der Bestimmung der ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse den Eink&#252;nften der Ehegatten hinzuzurechnen ist, mindert ein den Gebrauchsvorteil &#252;bersteigender Wert der Belastungen deren Eink&#252;nfte. Der Beklagte hat bis Juni 1987 einschlie&#223;lich Hauslasten von monatlich 1.077,46 DM und 152,-- DM = 1.229,46 DM, halbj&#228;hrlich also 7.376,76 DM gezahlt. In diesen Betr&#228;gen sind neben Zins- auch Tilgungsleistungen enthalten, deren H&#246;he sich den vorgetragenen Zahlen nicht entnehmen l&#228;&#223;t. Dies schadet nicht. Auch Tilgungsleistungen sind in dieser Zeit zu ber&#252;cksichtigen. Sie sind bereits vor der Trennung trotz des h&#228;lftigen Miteigentums der Kl&#228;gerin allein von dem Beklagten bedient worden. Diese Handhabung entsprach auch nach der Trennung dem zumindest konkludent zum Ausdruck gebrachten Willen der Eheleute (&#167; 745 BGB). Durch den Verkauf der Immobilie sind sie als Werterh&#246;hung der Kl&#228;gerin schlie&#223;lich auch wieder zugeflossen (vgl. in diesem Zusammenhang BGH, Urt. v. 11. Dezember 1985 - IV b ZR 83/84 = NJW 1986, 1339: Urt. v. 11. Dezember 1985 - IV b ZR 82/84 = NJW 1984, 1340).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Diesen Belastungen steht der Gebrauchsvorteil mietfreien Wohnens <u>beider</u> Eheleute (vgl. BGH a.a.O.) im Sinne des &#167; 100 BGB gegen&#252;ber, den der Senat auf monatlich 800,-- DM bemi&#223;t. In H&#246;he dieses Betrages haben die Eheleute Kosten erspart, die sie ansonsten als Miete nach ihren Wohn- und Einkommensverh&#228;ltnissen aufzuwenden gehabt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Sind danach in die Bedarfsberechnung monatlich 429,46 DM einzustellen, ist f&#252;r die Leistungsf&#228;higkeit zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; das Haus auch von dem Beklagten nur bis Mitte Mai pers&#246;nlich genutzt worden ist und er f&#252;r die vorzeitige Nutzung durch den Erwerber in der Zeit von Mitte Mai bis zur vereinbarten Besitz&#252;bergabe unstreitig Nutzungsentsch&#228;digung in H&#246;he von 938,20 DM erhalten hat.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Gebrauchsvorteil in H&#246;he von 3.600,--DM und Nutzungsentsch&#228;digung von 933,20 DM summieren sich auf 4.533,20 DM, so da&#223; eine &#252;berschie&#223;ende Belastung von 2.843,56 DM verbleibt. Dies entspricht einem monatlichen Fehlbetrag von 473,92 DM.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Als berufsbezogene Aufwendungen sind ferner die Fahrtkosten zur Arbeitsstelle, die sich - unbestritten - auf j&#228;hrlich 1.452,-- DM belaufen, abzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Der monatsanteilige Betrag errechnet sich auf 121,-- DM. F&#252;r eine Steuernachzahlung im Jahre 1987 in H&#246;he von insgesamt 805,-- DM ist ein Abzug von monatlich 67,08 DM gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich k&#246;nnen im Rahmen der Bedarfsberechnung f&#252;r die Trennungszeit noch die bislang und derzeit ebenfalls noch vom Beklagten bedienten Versicherungen, das ist die Aussteuerversicherung f&#252;r xxx und xxx, die Lebensversicherung der Eheleute, die Familienunfallversicherung sowie die Krankenhaustagegeldversicherung f&#252;r die Kl&#228;gerin mit insgesamt 259,65 DM als abzugsf&#228;hige Aufwendungen anerkannt werden.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Unber&#252;cksichtigt bleiben m&#252;ssen die vom Beklagten in Ansatz gebrachten Kosten f&#252;r die Versicherung des Pkw sowie die Bedienung der Darlehensraten. Die Nutzung des Pkw mag eheangelegt und bedarfspr&#228;gend gewesen sein, jedoch wird mit dem Ansatz einer Kostenpauschale von 0,40 DM pro gefahrenen Kilometer nach der Rechtsprechung des Senats auch der Kostenaufwand f&#252;r den Erwerb und die Unterhaltung des Pkw im &#252;brigen abgegolten. Insoweit ist dem bereits mit dem Ansatz der Pauschale bei den Fahrtkosten zur Arbeitsstelle und denen im Rahmen der Nebent&#228;tigkeit angemessen Rechnung getragen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">F&#252;r einen Abzug der Kosten von 211,-- DM pro Monat (Zahlung an die VEW) bietet der Sachvortrag des Beklagten keine hinreichende Grundlage. Er l&#228;&#223;t nicht erkennen, in welchem Rahmen diese Kosten angefallen sind. Als allgemeine Kosten der Lebensf&#252;hrung f&#252;r die Dauer der Nutzung des Hauses m&#252;&#223;ten sie ohnehin au&#223;er Betracht bleiben.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das sich nach Abzug dieser Betr&#228;ge auf 1.978,09 DM stellende monatliche Nettoeinkommen reduziert sich schlie&#223;lich um den vom Beklagten zu leistenden Barunterhalt f&#252;r die Kinder xxx und xxx. Der Tabellenunterhalt nach der ma&#223;geblichen Einkommensgruppe 2 und der f&#252;r beide Kinder geltenden Altersstufe 2 bel&#228;uft sich auf jeweils 290,-- DM. Es stehen sodann nur noch 1.398,09 DM zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Bedarf der Kl&#228;gerin macht indes einen Betrag von 618,23 DM. Dies ist die 3/7-Quote des im Rahmen der Bedarfsbemessung ma&#223;geblichen Einkommens von 1.442,55 DM. F&#252;r die Bedarfsbemessung sind &#8211; wie dargelegt -Hauslasten von nur 429,46 DM monatlich einzustellen. Um die Differenz von 44,46 DM (473,92 DM - 429,46 DM) erh&#246;ht sich das monatliche Nettoeinkommen von 1.398,09 DM auf 1.442,55 DM.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist indes nicht in der Lage, in dem hier zun&#228;chst ma&#223;geblichen Zeitraum bis Juni 1987 einschlie&#223;lich den Unterhalt f&#252;r die Kinder und f&#252;r die Ehefrau ohne Beeintr&#228;chtigung des Selbstbehaltes von 990,-- DM sicherzustellen. Verf&#252;gbar f&#252;r den Kindes- und den Ehegattenunterhalt, die insgesamt 1.198,23 DM ausmachen, sind bei dem Selbstbehalt von 990,-- DM noch 988,09 DM. Dies f&#252;hrt in Rahmen der Mangelverteilung zu einer Quote von 85%. Der Kindesunterhalt bel&#228;uft sich danach gerundet auf monatlich jeweils 240,-- DM, der Ehegattenunterhalt gerundet auf monatlich jeweils 508,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Da der Beklagte im Dezember 1986 das Kindergeld bezogen hat, waren von ihm f&#252;r den Unterhalt der Kinder in diesem Monat jeweils 277,50 DM (240,-- DM + 37,50 DM) zu zahlen, w&#228;hrend es f&#252;r die Zeit ab Januar 1987 - seit dieser Zeit erh&#228;lt die Kl&#228;gerin zu 1 ) das Kindergeld - bei der Zahlung von jeweils 240,-- DM verbleibt. Dieser Betrag liegt auch noch unter dem Zahlbetrag, der das anteilige Kindergeld ber&#252;cksichtigt (290,-- DM - 37,50 DM = 252,50 DM). Wegen der Antragstellung sind jedoch f&#252;r .die Monate Dezember 1986 und Januar 1987 monatlich jeweils 283,14 DM zuzusprechen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit ab 1. Juli 1987 sind die zuvor ber&#252;cksichtigten &#252;berschie&#223;enden Hauslasten f&#252;r die Bedarfsbemessung nicht mehr ma&#223;geblich. Mit dem 1. Juli 1987 ist die endg&#252;ltige Besitz&#252;bergabe an den Erwerber des Grundst&#252;cks erfolgt, jeglicher Vorteil wie auch jegliche Belastung damit f&#252;r die Eheleute unstreitig in Fortfall geraten. Die Fortschreibung &#252;berschie&#223;ender Hauslasten als eine das Einkommen des Beklagten hindernde Position l&#228;&#223;t sich mit der Erw&#228;gung, die Verbindlichkeit habe die ehelichen Lebensverh&#228;ltnisse gepr&#228;gt, nicht rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung des Unterhalts ist ein objektiver Ma&#223;stab anzulegen. Entscheidend ist der Lebensstandard, der nach den Einkommensverh&#228;ltnissen vom Standpunkt eines vern&#252;nftigen Betrachters angemessen ist; eine nach den Verh&#228;ltnissen zu d&#252;rftige Lebensf&#252;hrung bleibt ebenso au&#223;er Betracht wie ein &#252;bertriebener Aufwand (vgl. BGH, Urt. v. 4. November 1981 - lV b ZR 624/80 = FamRZ 1982, 151 = NJW 1982, 1645). Demzufolge kann ein Feschalten an zu hohen Wohnlasten ebensowenig verlangt werden wie die Bescheidung mit einem entbehrungsreichen Lebenszuschnitt infolge unverh&#228;ltnism&#228;&#223;iger Aufwendungen f&#252;r die Verm&#246;gensbildung zu Lasten des Konsums (vgl. Nonnenkamp, Das Eigenheim bei Unterhalt und Verm&#246;gensauseinandersetzung, in Br&#252;hler Schriften zum Familienrecht Bd. 5 S. 67, 72).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">&#220;ber den Ansatz der Hauslasten k&#228;me es zu einer nach den Verh&#228;ltnissen der Eheleute unangemessenen Verm&#246;gensbildung allein auf Seiten des Ehemannes zu Lasten des Unterhaltsanspruchs der Kl&#228;gerin zu 1). Verm&#246;gensbildung ist allein im Rahmen des Immobilienobjekts betrieben worden. Dies war einzig auch der hinreichende Grund auf die dem Konsum nicht mehr zur Verf&#252;gung stehenden Geldmittel - soweit vom Umfang auch in zeitlicher Hinsicht geboten - zu verzichten.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Ver&#228;ndert sich diese Sachlage wie im Streitfall nach der Trennung entscheidend, braucht sich die Kl&#228;gerin zu 1) an ihrem ge&#252;bten Konsumverzicht nicht mehr festhalten zu lassen. Die personalen Grundlagen sind nach dem Auseinandergehen der Eheleute f&#252;r eine derartige eingeschr&#228;nkte Lebensf&#252;hrung entfallen (vgl. in diesem Zusammenhang auch: Lohmann, Neue Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Familienrecht, 5. Aufl., S. 61; vgl. auch Graba, FamRZ 1985, 657, 660).</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Das monatliche Nettoeinkommen betr&#228;gt unter Fortschreibung der zu III ermittelten Bezugsgr&#246;&#223;en 2.452,01 DM (1.978,09 DM + 473,92 DM).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Bei der H&#246;he dieses Einkommens errechnet sich der Kindesunterhalt auf monatlich jeweils 360,-- DM. Die 3/7-Quote macht nach Abzug des Kindesunterhalts bei einem verbleibenden Einkommen von 1.732,01 DM einen Betrag von 742,29 DM.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Diesen Betrag als Trennungsunterhalt neben dem Kindesunterhalt in H&#246;he eines Zahlbetrages von jeweils 322,50 DM (360,-- DM - 37,50 DM) zu zahlen, ist der Beklagte ohne Einschr&#228;nkung des Selbstbehalts in der Lage.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">V.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Jahr 1983 bis zur Rechtskraft der Scheidung am 25. August 1988 f&#252;hrt die Fortschreibung der eheangelegten und bedarfspr&#228;genden Lebensverh&#228;ltnisse zu folgender Berechnung: v</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Nach der Verdienstbescheinigung f&#252;r das Jahr 1988 erwirtschaftete der Beklagte bei der Firma xxx und xxx ein Gesamtbruttoeinkommen in H&#246;he von 51.130,-- DM, das sich nach Abzug der gesetzlichen Abgaben in H&#246;he von 21.512,11 DM auf 29.617,89 DM erm&#228;&#223;igt. Nach Abzug der Arbeitnehmersparzulage in H&#246;he von 144,-- DM sowie des Nettoanteils der verm&#246;genswirksamen Leistungen (Steuerquote 58 %) von 664,24 DM verbleiben 28.809,65 DM. Dies entspricht einem monatlichen Nettoeinkommen von 2.400,80 DM.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Eink&#252;nfte des Beklagten aus seiner Nebent&#228;tigkeit belaufen sich auf 5.368,63 DM, mithin monatlich 447,39 DM. Dies ist der Betrag, der sich unter Ber&#252;cksichtigung der Einnahmen - unstreitig - von 18.697,18 DM und der anzuerkennenden Ausgaben in H&#246;he von insgesamt 13.328,50 DM ergibt. Auch insoweit f&#252;hrt - wie im Jahre 1987 - der Ansatz von 0,40 DM pro gefahrenen Kilometer zu einer Ber&#252;cksichtigung der Fahrtkosten von nur 2.613,60 DM bei 6.534 gefahrenen Kilometern.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die anteiligen Mietaufwendungen, die der Beklagte in die Betriebsausgaben f&#252;r das Jahr 1988 mit 1.317,15 DM eingesetzt hat, sind lediglich in H&#246;he von 1.033.12 DM zu ber&#252;cksichtigen. Unter Zugrundelegung der Hausaufwendungen mit insgesamt 5.510,-- DM ergibt sich f&#252;r das B&#252;ro mit einem prozentualen Anteil von 18,75 % lediglich ein Betrag in dieser H&#246;he. Die Kosten f&#252;r Strom und Heizung des B&#252;ros mit 480,-- DM k&#246;nnen Ber&#252;cksichtigung finden, da&#223; sie im Gegensatz zum Vorjahr in die Gesamtabrechnung f&#252;r die Hausaufwendungen nicht eingeflossen sind. Im &#252;brigen k&#246;nnen auch die als Betriebsausgaben f&#252;r das Jahr 1988 in Ansatz gebrachten Betr&#228;ge abgezogen werden, wobei der Beklagte selbst bereits die Kosten f&#252;r Boteng&#228;nge und das Arbeitsessen au&#223;er Ansatz gelassen hat.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Das Nettoeinkommen erh&#246;ht sich ferner um die Steuererstattung nach dem Steuerbescheid vom 25. November 1988 f&#252;r das Jahr 1987 in H&#246;he von insgesamt 1.312,-- DM, mithin um monatlich 109,33 DM. Diese Steuererstattung ber&#252;cksichtigt bereits das Realsplitting.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Insgesamt ergibt sich hiernach ein Nettoeinkommen von 2.957,52 DM.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Dieses Einkommen vermindert sich um die monatsanteiligen Fahrtkosten von 88,-- DM sowie die Versicherungen in H&#246;he von insgesamt 259,65 DM auf 2.609,87 DM.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Der Kindesunterhalt ist bei diesem Einkommen auf jeweils 360,-- DM zu bemessen. Es ergibt sich unter Anrechnung des h&#228;lftigen Kindergeldanteils ein Zahlbetrag von monatlich jeweils 322,50 DM f&#252;r jedes Kind.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Der Trennungsunterhalt bel&#228;uft sich auf monatlich 809,94 DM. Dies ist die 3/7-Quote des um den Kindesunterhalt geminderten Nettoeinkommens der Beklagten (2.609,87 DM - 720,-- DM = 1.889,87 DM).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Zur Zahlung von Kindesunterhalt und Trennungsunterhalt ist der Beklagte ohne Beeintr&#228;chtigung des Selbstbehalts in der Lage.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">VI.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Anrechnung des von der Kl&#228;gerin zu 1) nach der Trennung durch ihre T&#228;tigkeit in einer Gastst&#228;tte erzielte eigene Einkommen ist nicht angezeigt.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Zum einen w&#228;re das Einkommen als &#252;berobligationsm&#228;&#223;ig erwirtschaftet zu behandeln, zum anderen hat sie nach ihrer unbestrittenen Erkl&#228;rung in der m&#252;ndlichen Verhandlung nur kurze Zeit gearbeitet, so da&#223; das nach Abzug von Kinderbetreuungskosten verbleibende Einkommen bezogen auf den hier ma&#223;geblichen Anspruchszeitraum nicht bedeutsam ist.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">VII.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt dem Umstand Rechnung, da&#223; die bisherigen Zahlungen des Beklagten die nunmehr titulierten Anspr&#252;che der H&#246;he nach &#252;berwiegend abdecken werden, der konkrete Umfang der Zahlungen indes nicht sicher in diesem Verfahren zu ermitteln war und schlie&#223;lich, soweit die Verurteilung des Beklagten erfolgt ist, der Titel bez&#252;glich des Kindesunterhalts auch f&#252;r die Zukunft wirkt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Revision beruht auf &#167; 546 Abs. 1 Nr. 1 ZPO.</p>
315,240
lg-dortmund-1989-05-24-21-s-30488
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
21 S 304/88
1989-05-24T00:00:00
2019-03-13T14:50:19
2022-10-18T15:08:46
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1989:0524.21S304.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird -unter Zur&#252;ckweisung</p><p>des Rechtsmittels im &#252;brigen- das am 8. November 1988</p><p>verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Dortmund teilweise</p><p>abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t.</p><p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.943,20 DM</p><p>(i.W.: eintausendneunhundertdreiundvierzig <em>20/100</em></p><p>Deutsche Mark) nebst 4 %Zinsen seit dem 27. September</p><p>1988 zu zahlen.</p><p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. &#167; 543 ZPO abgesehen.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zum Teil begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte schuldet den ausgeurteilten Betrag aus &#167;&#167; 688, 689 BGB.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist ein entgeltlicher Verwahrungsvertrag</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">und ein Werkvertrag &#252;ber das Abschleppen des PKW des</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Beklagten am 27.7.1986 zustande gekommen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der PKW wurde im Auftrag des Beklagten vom Kl&#228;ger abgeschleppt und</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">bei dem Kl&#228;ger f&#252;r 6,50 DM am Tag zuz&#252;glich Mehrwertsteuer untergestellt.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er stand dort mindestens bis zum 29.2.1988.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Es verst&#246;&#223;t nicht gegen Treu und Glauben (&#167; 242 BGB), da&#223; der</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger unter Ber&#252;cksichtigung aller hier obwaltenden Umst&#228;nde</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">f&#252;r 9 Monate die Verg&#252;tung f&#252;r das Unterstellen des Fahrzeugs</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">des Beklagten verlangen kann.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war dem Beklagten zur Aufbewahrung des PKW ohne</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">R&#252;cksicht auf seinen Zustand verpflichtet, so da&#223; er hierf&#252;r</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">auch Verg&#252;tung verlangen kann._</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat jedenfalls bis zum Ablauf der gesamten neun Monate</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">so gr&#246;blich gegen die eigenen Vertragspflichten</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger versto&#223;en, indem er sich</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">nicht um den Verbleib seines PKW k&#252;mmerte, da&#223; er dem Kl&#228;ger</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">f&#252;r diese Zeit keinerlei Treuwidrigkeit vorwerfen kann. Der</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Beklagte hatte sich im September 1986 die Verschrottung mit</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">R&#252;cksicht auf noch zu kl&#228;rende Versicherungsfragen vorbehalten</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">und sich in der Folgezeit trotz mehrfacher Aufforderungen</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">des Kl&#228;gers nicht &#252;ber den weiteren Verbleib des</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">PKW ge&#228;u&#223;ert. Dagegen konnte sich der Kl&#228;ger auf zumutbare</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Weise nicht von der Hinterlegungspflicht befreien. Zwar mag</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">der Beklagte im Gl&#228;ubigerverzug mit der R&#252;cknahme des PKW</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">gewesen sein (vgl. &#167;&#167; 696, 294 ff BGB) -wozu im &#252;brigen aber</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">nicht die Verpflichtung zur R&#252;ckschaffung zum Beklagten geh&#246;rt,</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">wie das Amtsgericht meint-. Angesichts des Zustandes</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">des PKW war aber eine Hinterlegung oder eine Zwangsversteigerung</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">des PKW und Hinterlegung des Versteigerungserl&#246;ses</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">nicht zumutbar, da -aus der Sicht auch eines objektiven Verwahrers-</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">ein eventueller Erl&#246;s bei der Versteigerung des PKW</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">kaum die Kosten der Versteigerung gedeckt h&#228;tte. Erst nachdem</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">am 16.2.1987 zwangsweise das Kraftfahrzeugzulassungszeichen</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">entstempelt worden war und auch danach der Beklagte sich</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">gewisse Zeit nicht um das Fahrzeug trotz Aufforderung</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">k&#252;mmerte, mu&#223;te der Kl&#228;ger (&#167; 242 BGB) davon ausgehen, da&#223;</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">der Beklagte auf die R&#252;cknahme des Fahrzeuges verzichtete.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Diese Zeitspanne ist nach Auffassung des Gerichtes mit</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">weiteren zwei Monaten anzusetzen.</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Somit ergibt sich folgende Abrechnung:</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte schuldet dem Kl&#228;ger</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">f&#252;r 9 Monate a 30 Tage jeweils 6,50 =&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.755,00 DM</p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Verwahrungsgeb&#252;hr.</p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Dazu kommen die Abschleppkosten</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 125,00 DM</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Das ergibt zusammen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.880,00 DM</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Hierauf schuldet der Beklagte</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Mehrwertsteuer von 14 %.</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Danach schuldete der Beklagte</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">insgesamt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2.143,20 DM</p><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Hiervon ist die Zahlung von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160; 200,00 DM</p><span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">abzusetzen.</p><span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Damit verbleibt es bei dem ausgeurteilten</p><span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Betrag in H&#246;he von&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <strong>1.943,20 DM</strong></p><span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus &#167; 291 BGB.</p><span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92, 97 ZPO.</p>
315,241
olgham-1989-05-14-20-u-2689
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 26/89
1989-05-14T00:00:00
2019-03-13T14:50:22
2022-10-18T15:08:46
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0514.20U26.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 8. November 1988 verk&#252;ndete Urteil der 23. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt. Hiervon ausgenommen sind die durch Anrufung des unzust&#228;ndigen Landgerichts Hamburg verursachten Mehrkosten, die die Kl&#228;gerin zu tragen hat.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin stellt Lederbekleidung her. Ihre Produkte zeigt sie auf Messen. Zur Abdeckung von Sch&#228;den durch Verlust oder Besch&#228;digung der Ausstellungsst&#252;cke schlo&#223; sie bei der Beklagten eine Ausstellungsversicherung ab, der die die Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r Ausstellungsversicherungen (AVB) zugrundelagen. Diese lauten auszugsweise:</p> <br /><span class="absatzRechts">3</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>&#167;1 Anfang und Ende der Gefahr</i> <i>1.</i> <i>Die Versicherung beginnt mit dem Zeitpunkt, in dem das versicherte Ausstellungsgut am bisherigen Aufbewahrungsort zwecks Bef&#246;rderung zur Ausstellung von der Stelle, an der es bisher aufbewahrt wurde, entfernt wird und endigt mit dem Zeitpunkt, in dem es nach Beendigung der Ausstellung an seinen vorherigen Aufbewahrungs- oder seinen sonstigen Bestimmungsort verbracht ist, und zwar an die Stelle, die der Empf&#228;nger zur endg&#252;ltigen Aufbewahrung des Ausstellungsgutes bestimmt hat. Zwischen- und Nachlagerungen sind bis zur Dauer von 30 Tagen pr&#228;mienfrei eingeschlossen. ...</i> <i>&#167;2 Versicherte Gefahren</i> <i>1.</i> <i>W&#228;hrend der Transporte und der mit ihnen im gew&#246;hnlichen Reiseverlauf verbundenen Aufenthalte sowie w&#228;hrend des Aufenthaltes in der Ausstellung erstreckt sich die Versicherung auf alle Gefahren, welchen das versicherte Ausstellungsgut ausgesetzt ist, soweit nachstehend nichts anderes bestimmt ist.</i> <i>...</i> <i>&#167;3 Nichtversicherte Gefahren</i> <i>1.</i> <i>Ausgeschlossen von der Versicherung sind Sch&#228;den, Nachteile und Verluste, welche entstanden sind durch</i> <i>...</i> <i>(es werden dann verschiedene Gefahren aufgef&#252;hrt, die im vorliegenden Fall unstreitig nicht einschl&#228;gig sind).</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Versicherungsschein hei&#223;t es erg&#228;nzend:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Transporte zur Ausstellung und R&#252;cktransporte von der Ausstellung sind mitversichert ... Versichert ist der zweimal j&#228;hrliche Besuch der Ausstellungen ... und ... in ... sowie der Modewoche M&#252;nchen ...</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im September 1987 nahm die Kl&#228;gerin an der ... in ... teil, die am 09.09.1987 endete. W&#228;hrend der Dauer der Messe verbrachte die Kl&#228;gerin einen Teil ihrer Kollektion &#252;ber. Nacht in den von ihr als Transportfahrzeug benutzten Kleinlastwagen (Kastenwagen), den sie ordnungsgem&#228;&#223; verschlossen vor dem von ihr f&#252;r die Dauer der Messe angemieteten Appartement in ... auf der Stra&#223;e abstellte. In der Nacht vom 08. zum 09.09.1987, also einen Tag vor Messeende, wurde das Fahrzeug dort von Unbekannten aufgebrochen, die Lederwaren im unstreitigen Wert von 25.346,49 DM entwendeten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nahm die Beklagte auf Regulierung des Schadens in Anspruch. Als sich die Schadensregulierung nach Ansicht der Kl&#228;gerin unangemessen verz&#246;gerte, lie&#223; diese der Beklagten durch ihren Rechtsanwalt Klage androhen. Danach - ob allein aus diesem Anla&#223;, mag offenbleiben - kam es am 05.11.1987 in den R&#228;umen der Kl&#228;gerin und im Beisein des Rechtsanwalts zu einer Verhandlung mit dem Mitarbeiter ... der Beklagten. Der Verlauf dieses Gespr&#228;chs ist in Einzelheiten streitig. Soweit es den hier zur Entscheidung stehenden Versicherungsfall betrifft, ist aber jedenfalls unstreitig, da&#223; nach verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kurzer Er&#246;rterung der Zeuge ... die Zahlung der Entsch&#228;digung in Aussicht stellte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 19.11.1987 lehnte die Beklagte die Schadensregulierung dann jedoch ab, und zwar mit der Begr&#252;ndung, sie habe erst jetzt festgestellt, da&#223; der Diebstahl sich ja vor Ende der Messe ereignet habe. Die Ausstellungsware habe sich daher nicht auf einem vom Versicherungsschutz umfa&#223;ten Transport, sondern auf einem nichtversicherten "Zwischentransport" am Ausstellungsort ereignet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer daraufhin erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin die Auffassung vertreten, die Beklagte sei gehindert, sich noch auf Leistungsfreiheit zu berufen, weil der Zeuge ... den Entsch&#228;digungsanspruch ausdr&#252;cklich und f&#252;r die Beklagte bindend anerkannt habe. Zudem sei nach der Regulierungszusage des Zeugen auch noch ausf&#252;hrlich &#252;ber die technischen M&#246;glichkeiten zur besseren Sicherung von Zwischentransporten am Ausstellungsort gesprochen worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 25.346,49 DM nebst 9,75 % Zinsen seit dem 05.11.1987 sowie 10,- DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Ansicht, es liege ein bindendes Anerkenntnis vor, mit Rechtsausf&#252;hrungen entgegengetreten und hat behauptet:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dem Zeugen ... sei bei seiner Zahlungszusage nicht bekannt gewesen, da&#223; der Diebstahl sich vor Messeende ereignet habe und da&#223; daher ein nicht versicherter Zwischentransport anzunehmen sei. Au&#223;erdem habe der Zeuge aber auch keine Vollmacht gehabt, bei Sch&#228;den dieser Gr&#246;&#223;enordnung rechtsverbindliche Erkl&#228;rungen abzugeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise hat die Beklagte geltend gemacht, mit dem Schreiben vom 19.11.1987 sei ein m&#246;gliches Anerkenntnis jedenfalls wirksam angefochten worden. Au&#223;erdem hat sie sich - ebenfalls hilfsweise - auf die Einrede ungerechtfertigter Bereicherung berufen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Beweisaufnahme der Klage bis auf einen Teil der Nebenforderungen antragsgem&#228;&#223; stattgegeben und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, es liege ein Anerkenntnis vor, an welches die Beklagte gebunden sei. Ob der Zeuge ... Vollmacht f&#252;r ein solches Anerkenntnis gehabt habe, sei unerheblich, weil er jedenfalls den Eindruck erweckt habe, er sei umfassend bevollm&#228;chtigt. Anfechtungsgr&#252;nde k&#246;nne die Beklagte nicht mit Erfolg einwenden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit der hiergegen gerichteten Berufung verfolgt die Beklagte das Ziel der Klageabweisung weiter. Sie wiederholt und vertieft ihren erstinstanzlichen Sachvortrag in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht und wendet sich insbesondere gegen die Annahme eines Anerkenntnisses. Zus&#228;tzlich wendet sie Leistungsfreiheit nach &#167;12 ihrer AVB wegen arglistiger T&#228;uschung bei den Regulierungsverhandlungen ein, weil die Kl&#228;gerin nicht offengelegt habe, da&#223; der Schadensfall sich vor Messeende auf einem Zwischentransport ereignet habe.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r richtig, vertritt aber jetzt in erster Linie die Auffassung, die Beklagte sei schon nach den Versicherungsbedingungen ohnehin verpflichtet, f&#252;r den Schaden einzustehen. Die Auslegung der Bedingungen erg&#228;be n&#228;mlich, da&#223; auch sog. Zwischentransporte versichert seien.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug genommen und auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist im Ergebnis unbegr&#252;ndet und daher mit Ausnahme einer sich aus dem Gesetz zwingend ergebenden Korrektur bei der Kostenentscheidung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Berufung ist allerdings darin zuzustimmen, da&#223; die Entscheidungsgr&#252;nde das angefochtene Urteil nicht zu tragen verm&#246;gen. Ein die Beklagte bindendes Anerkenntnis ist aus mehreren Gr&#252;nden nicht anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Zahlungszusagen eines Versicherers sind nur ausnahmsweise unter besonderen Voraussetzungen als Anerkenntnis auszulegen. Die von der Rechtsprechung (BGH NJW 76, 1259; 84, 799) hierzu entwickelten Kriterien sind s&#228;mtlich nicht erf&#252;llt. F&#252;r ein konstitutives oder abstraktes Anerkenntnis, mit dem ein neuer und selbst&#228;ndiger Schuldgrund geschaffen wird, spricht nichts. Aber auch ein deklaratorisches Anerkenntnis, mit dem die bestehende Schuld best&#228;tigt und auf bestimmte Einwendungen oder Einreden verzichtet wird, ist nicht anzunehmen. Die Beklagte, vertreten durch den Zeugen ... hatte keinen Anla&#223;, sich in dieser Weise zu binden. Das deklaratorische Anerkenntnis ist einem Vergleich &#228;hnlich und setzt daher in der Regel voraus, da&#223; ein Streit oder wenigstens subjektiv eine Ungewi&#223;heit &#252;ber das Bestehen oder den Umfang des anzuerkennenden Anspruch bestanden hat. Daf&#252;r ist hier nichts ersichtlich. Auch nach der Darstellung der Kl&#228;gerin ist das entscheidende Gespr&#228;ch mit dem Zeugen ... recht kurz gewesen und nicht kontrovers gef&#252;hrt worden. Es beschr&#228;nkte sich praktisch auf die Bezifferung des Schadens.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; die Kl&#228;gerin bereits Klage hatte androhen lassen, konnte f&#252;r die Beklagte kein hinreichender Anla&#223; sein, sich durch ein Anerkenntnis vertraglich zu binden. Eine bezifferte Zahlungszusage reichte v&#246;llig aus, um die Kl&#228;gerin einstweilen von gerichtlichen Schritten abzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man ein Anerkenntnis annehmen wollte, w&#228;re die Beklagte nicht gehindert, sich darauf zu berufen, da&#223; ein nicht versicherter "Zwischentransport" vorliege. Denn diese Frage war nach Darstellung beider Parteien nicht Gegenstand der Er&#246;rterungen gewesen. Es handelt sich mithin nicht um einen Streitpunkt, auf dessen Geltendmachung die Beklagte verzichten wollte.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ein Anerkenntnis scheidet letztlich aber auch daran, da&#223; der Zeuge ... glaubhaft bekundet hat, da&#223; er f&#252;r Sch&#228;den dieser Gr&#246;&#223;enordnung keine Regulierungsvollmacht hatte. Ob er den Eindruck erweckt hat, er sei umfassend bevollm&#228;chtigt, ist unerheblich. Denn f&#252;r eine Haftung nach Rechtsscheinsgrunds&#228;tzen (Anscheinsvollmacht) kommt es nicht darauf an, ob der Vertreter, sondern ob der Vertretene - hier also die Beklagte - den zurechenbaren Rechtsschein gesetzt hat. Daf&#252;r ist nichts ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist jedoch gleichwohl zur Zahlung der ausgeurteilten unstreitigen Summe verpflichtet. Sie ist n&#228;mlich aus dem Versicherungsvertrag f&#252;r den Diebstahlsschaden eintrittspflichtig.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Mit dem Begriff des - nach ihrer Auffassung nichtversicherten - "Zwischentransports" bedient die Beklagte sich eines Begriffs, der sich in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen nicht findet. Sie umschreibt damit vielmehr einen Sachverhalt, f&#252;r den sich aus den Versicherungsbedingungen ergeben soll, da&#223; er nicht versichert sei.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Umfang des Versicherungsschutzes ist, soweit er die Eintrittspflicht der Beklagten dem Grunde nach betrifft, in den &#167;&#167;1 bis 3 der Bedingungen geregelt. Diese sind, da es sich um Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen handelt, so auszulegen, wie sie - ausgehend von den Verst&#228;ndnism&#246;glichkeiten eines Durchschnittskunden (Versicherungsnehmers) - von verst&#228;ndigen und redlichen Vertragspartnern unter Abw&#228;gung der Interessen der normalerweise beteiligten Kreise verstanden werden (Palandt-Heinrichs, BGB, &#167;5 AGBG Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">&#167;1 Abs. 1 der Bedingungen enth&#228;lt eine zeitliche Begrenzung des vom Versicherer zu &#252;bernehmenden Risikos. Der Versicherungsschutz beginnt, vereinfacht ausgedr&#252;ckt, mit dem Transport zum Ausstellungsort und endet mit der R&#252;ckkehr des Ausstellungsgutes; eine Unterbrechung bis zu 30 Tagen durch eine "Zwischenlagerung" ist mitversichert. Damit besteht, wenn die 30-Tages-Frist nicht &#252;berschritten wird, zeitlich umfassender Versicherungsschutz. Eine Umschreibung des Versicherungsortes, also der Stelle, wo sich der Versicherungsfall ereignet haben mu&#223;, enth&#228;lt diese Regelung nicht. Insbesondere ist ihr nicht zu entnehmen, da&#223; w&#228;hrend der Dauer der Ausstellung Versicherungsschutz nur auf dem Ausstellungsgel&#228;nde bestehen soll.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Allenfalls &#167;2 Abs. 1 der Bedingungen enth&#228;lt Hinweise auf den Versicherungsort. Wenn "w&#228;hrend der Transporte und der mit ihnen im gew&#246;hnlichen Reiseverlauf verbundenen Aufenthalte" Versicherungsschutz besteht, ist damit der Aufenthalt des Ausstellungsgutes in den Transportfahrzeugen als Versicherungsort umschrieben. Entsprechendes gilt f&#252;r die Formulierung "w&#228;hrend des Aufenthaltes in der Ausstellung". Die Beklagte sieht hierin die Regelung, da&#223; das Ausstellungsgut au&#223;erhalb der Transporte nur auf dem Messegel&#228;nde selbst versichert sei.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Das ist sprachlich richtig und daher eine m&#246;gliche Interpretation. Der durchschnittliche Versicherungsnehmer wird das aber nicht erkennen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Er wird es vielmehr so verstehen, als hie&#223;e es "w&#228;hrend der Ausstellung". Dazu wird er durch den in &#167;1 Abs. 1 vorgegebenen umfassenden und scheinbar l&#252;ckenlosen zeitlichen Rahmen des Versicherungsschutzes veranla&#223;t. Er kann nicht ohne weiteres erkennen, da&#223; in &#167;2 Abs. 1 mit dem Wort "w&#228;hrend" welches ebenfalls einen Zeitraum beschreibt, eine &#246;rtliche Begrenzung des Versicherungsschutzes ("in der Ausstellung") eingeleitet wird. Er wird vor allem nicht erfassen, da&#223; durch die positive Umschreibung "in der Ausstellung" ein Teil des scheinbar umfassenden Versicherungsschutzes entf&#228;llt, n&#228;mlich alles das, was au&#223;erhalb eines Transportes und au&#223;erhalb des eigentlichen Ausstellungsgel&#228;ndes vorf&#228;llt. Der Blick auf dieses Problem wird ihm zudem dadurch verstellt, da&#223; durch den Nachsatz "Alle Gefahren ... soweit nachstehend nichts anderes bestimmt ist" und die dann in &#167;3 folgende Aufz&#228;hlung einzelner nicht versicherter Gefahren der Eindruck entsteht, diese einzeln aufgef&#252;hrten Gefahren seien die einzigen L&#252;cken im Versicherungsschutz.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer wird zudem annehmen, die vor&#252;bergehende Entfernung des Ausstellungsgutes vom Ausstellungsgel&#228;nde sei entweder ein nach &#167;2 Abs. 1 versicherter "Transport" oder eine nach &#167;1 Abs. 1 versicherte "Zwischenlagerung" je nachdem, ob das Ausstellungsgut bewegt wird oder nicht. Da&#223; es aus beiden Begriffen gebildeten "Zwischentransport" gibt, der unversichert ist, wird sich ihm nicht erschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer einer Ausstellungsversicherung hat zudem ein berechtigtes Interesse daran, da&#223; auch die von der Beklagten als Zwischentransporte umschriebenen Sachverhalte versichert sind. Es sind zahlreiche F&#228;lle denkbar, in denen der Versicherungsnehmer begr&#252;ndeten und berechtigten Anla&#223; hat, das Ausstellungsgut vom Ausstellungsgel&#228;nde zu entfernen und gerade dann Versicherungsschutz zu genie&#223;en, etwa dann, wenn er Ausstellungsst&#252;cke au&#223;erhalb der &#214;ffnungszeiten der Ausstellung bestimmten Interessenten au&#223;erhalb des Ausstellungsgel&#228;ndes, z.B. in einem Hotel oder in einem Gesch&#228;ft, vorf&#252;hren will.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Es bestehen zwar keine durchgreifenden Bedenken dagegen, da&#223; der Versicherer au&#223;erhalb des Messegel&#228;ndes und au&#223;erhalb des Hin- und R&#252;cktransports zum Messegel&#228;nde keinen Versicherungsschutz gew&#228;hrt. Er mu&#223; dies dann aber in einer f&#252;r den Versicherungsnehmer verst&#228;ndlichen und durchschaubaren Sprache formulieren. Die hier vorliegenden Bedingungen werden diesem Anspruch nicht gerecht. Sie sind daher so auszulegen, da&#223; w&#228;hrend der Ausstellung auch dann Versicherungsschutz besteht, wenn das Ausstellungsgut vor&#252;bergehend vom Ausstellungsgel&#228;nde entfernt wird. Dies ist dann entweder als Transport oder als Zwischenlagerung versichert.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Auch aus dem Zusatz im Versicherungsschein "Transporte zur Ausstellung und R&#252;cktransporte von der Ausstellung sind mitversichert" folgt nicht, da&#223; ausschlie&#223;lich Hin- und R&#252;cktransport versichert sein sollte. Denn dies folgt bereits aus &#167;1 Abs. 1 der Bedingungen. Der Zusatz hat vielmehr nur deklaratorische Bedeutung. Es w&#228;re n&#228;mlich, wie der vorgedruckte Text belegt, m&#246;glich, Hin- und R&#252;cktransport vom Versicherungsschutz auszunehmen; der Zusatz enthielte dann das hier gestrichene Wort "nicht". Der Zusatz enth&#228;lt daher keine Einschr&#228;nkung, sondern nur eine Best&#228;tigung des in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen umschriebenen Versicherungsschutzes.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;97 Abs. 1 ZPO. Die Kl&#228;gerin mu&#223; jedoch die durch die Anrufung des unzust&#228;ndigen Landgerichts Hamburg entstandenen zus&#228;tzlichen Kosten gem&#228;&#223; &#167;&#167;696 Abs. 5 Satz 1 und 3, 281 Abs. 3 Satz 2 ZPO tragen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Vollstreckbarkeit des Urteils folgt aus &#167;&#167;708 Ziff. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist mit weniger als 40.000,- DM beschwert.</p>
315,242
lg-essen-1989-05-11-4-o-7389
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 73/89
1989-05-11T00:00:00
2019-03-13T14:50:24
2022-10-18T15:08:46
Urteil
ECLI:DE:LGE:1989:0511.4O73.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 4. Zivilkammer des Landgerichts Essen </p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 11. Mai 1989 </p> <p>durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht Dr. C., </p> <p>die Richterin am Landgericht C. und den </p> <p>Richter am Landgericht Dr. W.</p> <p>fur R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits fallen dem Kl&#228;ger zur Last.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 1.200,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagten zuvor in gleicher H&#246;he Sicherheit leisten.</p> <p></p> <p>Den Parteien wird nachgelassen, die Sicherheitsleistung durch selbst-schuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Grot3bank oder Sparkasse zu erbringen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(<u>Tatbestand</u>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten schulden der Kl&#228;gerin unstreitig Schadensersatz aufgrund des Verkehrs-unfalles vom 20.10.1988.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Streit zwischen den Parteien geht ausschlie&#223;lich um die Frage, ob die Kl&#228;gerin auf Neuwagenbasis abrechnen kann.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bei dem unfallbesch&#228;digten Fahrzeug der Kl&#228;gerin handelt es sich um einen zweit&#252;rigen Mazda mit Wankelmotor, der am 19.09.1988 zugelassen wurde und im Zeitpunkt des Unfalles einen Kilometerstand von 1672 hatte. Das Fahrzeug war im Betrieb der Kl&#228;gerin als Vorf&#252;hrwagen eingesetzt, wie sich aus dem von ihr &#252;berreichten Gutachten des T&#220;V ergibt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">An dem Fahrzeug waren im einzelnen besch&#228;digt: Das Heckabschlu&#223;blech, das Seitenteil hinten, der Kofferboden einschlie&#223;lich der Seitenteilinnenbleche. Weiterhin war der L&#228;ngstr&#228;ger bis ins Radhaus gestaucht und die Schwei&#223;kante teilweise aufgeplatzt. Auch das Radhaus war innen deformiert. Die Zwischenbleche unterhalb des </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Heckabschlu&#223;bleches waren eingefaltet und die Auspuffanlage teilweise aus der Halterung gerissen und in sich verformt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die beklagte Versicherung hat zur Schadensregulierung folgende Zahlungen geleistet:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Reparaturkosten 10.104,57 DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wertminderung 3.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sachverst&#228;ndigen&#8212;Geb&#252;hren 907,&#8212;- DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Unkostenpauschale <u>30,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">14.041,57 DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vertritt die Auffassung, sie k&#246;nne auf Neuwagenbasis abrechnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie beziffert ihren Schaden wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Fahrzeugpreis per 21.10.1988 </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">ohne Mehrwertsteuer 37.264,56 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">(laut Gutachten)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">abz&#252;gl. Restwert ohne Mwst. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">(laut Gutachten) 18.421,05 DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">abz&#252;gl. Gebrauchsvorteil </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">0,67 % des Neupreises pro </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">gefahrene 1.000 km <u>544,05 DM</u></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">18.299,46 DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;gl. Neuzulassung 150,-- DM</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;gl. Umbaukosten 400,-- DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;gl. Gutachterkosten ohne Mwst. 907,-- DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;gl. Auslagenpauschale <u>30,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">19.786,46 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">abz&#252;gl. von der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">zu 2. gezahlter <u>14.041,57 DM</u></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><u> 5.744,99 DM</u></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 5.744,99 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16.01.1989 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Sie halten an ihrer vorprozessual ge&#228;u&#223;erten Auffassung fest, da&#223; die Kl&#228;gerin nur die Erstattung der Reparaturkosten verlangen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><u>Entschejdungsgr&#252;nde</u>:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist sachlich nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann gem. &#167;&#167; 249, 251 BGB nur die Kosten erstattet verlangen, die zur Wiederherstellung des Zustandes erforderlich sind, der vor dem Unfall bestanden hat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzung f&#252;r eine Abrechnung auf Neuwagenbasis sind nicht gegeben, weil die Reparaturkosten einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer und Wertminderung deutlich geringer sind als der Fahrzeugschaden in H&#246;he von 18.849,46 DM.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Auch l&#228;&#223;t sich dem Gutachten entnehmen, da&#223; nach der durchgef&#252;hrten Reparatur ein technischer Minderwert nicht verbleibt, sondern lediglich ein merkantiler Minderwert.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Ein Fall des sogenannten unechten Totalschadens liegt ebenfalls nicht vor. Dazu w&#228;re Voraussetzung, da&#223; es sich um ein praktisch neuwertiges Fahrzeug gehandelt h&#228;tte. Dies ist indessen nicht der Fall. Vielmehr kann nach der Rechtsprechung von einem neuwertigen Fahrzeug nur dann ausgegangen werden, wenn die Fahrleistung nicht deutlich mehr als 1.000 km und das Alter nicht mehr als einen Monat ist. Hier liegt die Fahrleistung jedoch bei 1.672 km. Dar&#252;berhinaus war das Fahrzeug auch als Vorf&#252;hrwagen eingesetzt, was bereits nach der Zulassung zu einer erheblichen Verminderung des Wiederverkaufswertes f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Da die beklagte Versicherung die Reparaturkosten, den Minderwert, die Gutachterkosten und die Auslagenpauschale bereits vorprozessual erstattet hat, war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167; 91, 708 Ziff. 11, 711 ZPO.</p>
315,243
olgham-1989-05-02-2-sdb-zust-789
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Sdb (Zust) 7/89
1989-05-02T00:00:00
2019-03-13T14:50:25
2022-10-18T15:08:46
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0502.2SDB.ZUST7.89.00
<h2>Tenor</h2> <p>ist die Abteilung f&#252;r Familiensachen des Amtsgerichts Essen zust&#228;ndig.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Dem Zust&#228;ndigkeitsstreit zwischen den Abteilungen f&#252;r Zivilsachen und Familiensachen des Amtsgerichts Essen liegt eine Vollstreckungsgegenklage gem. &#167; 767 ZPO zugrunde, mit der gegen&#252;ber einem durch Urteil des Amtsgerichts Essen - 23 C 74/88 - vom 16.09.1988 titulierten Zahlungsanspruch des Beklagten die Aufrechnung mit einen angeblichen Zugewinnausgleichsanspruch der Kl&#228;gerin gegen den Beklagten geltend gemacht wird.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 767 Abs. 1 ZPO ist zur Entscheidung &#252;ber eine Vollstreckungsgegenklage das Proze&#223;gericht erster Instanz zust&#228;ndig. Sinn und Zweck dieser von der sonstigen Zust&#228;ndigkeitsregelung im Vollstreckungsverfahren abweichenden Regelung ist die Absicht, &#252;ber materiellrechtliche Einwendungen, die die Vollstreckbarkeit des Titels betreffen, das Proze&#223;gericht entscheiden zu lassen, weil es aufgrund seiner fr&#252;heren Befassung mit dem Gegenstand des Verfahrens, in welchem der Vollstreckungstitel ergangen ist, &#252;ber besondere Sachkunde verf&#252;gt. Von diesem Normzweck her h&#228;lt der Senat eine Einschr&#228;nkung der Zust&#228;ndigkeitsregelung jedenfalls dann f&#252;r erforderlich, wenn mit der Vollstreckungsgegenklage wie vorliegend gegen&#252;ber einem titulierten Anspruch nach allgemeinem b&#252;rgerlichen Recht die Aufrechnung mit einem familienrechtlichen Anspruch geltend gemacht wird. In diesem Fall w&#252;rde n&#228;mlich eine allein auf dem Wortlaut des &#167; 767 Abs. 1 ZPO abstellende Beurteilung der Zust&#228;ndigkeit dazu f&#252;hren, da&#223; eine besondere Sachkunde des Proze&#223;gerichts erster Instanz f&#252;r die allein entscheidungserhebliche Frage des Bestehens des behaupteten familienrechtlichen Anspruchs entgegen dem Gesetzeszweck gerade nicht gegeben w&#228;re. Es erscheint daher allein sach- und interessengerecht, eine Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts, die f&#252;r den Fall der isolierten Geltendmachung des zur Aufrechnung gestellten Anspruchs gem. &#167; 621 Abs. 1 ZPO ausschlie&#223;lich gegeben w&#228;re, auch f&#252;r die Vollstreckungsgegenklage zu bejahen. Nur auf diese Weise kann der in der Bildung besonderer Familiengerichte erkennbaren gesetzgeberischen Absicht, familienrechtliche Sachverhalte ausschlie&#223;lich durch fachlich besonders kompetente Gerichte entscheiden zu lassen, Rechnung getragen werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieser Erw&#228;gungen ist nach Auffassung des Senats unabh&#228;ngig von der in der Literatur und Rechtsprechung streitigen Frage, ob hinsichtlich der Zust&#228;ndigkeitsbestimmung gem. &#167; 767 Abs. 1 ZPO auf den Rechtscharakter des zugrundeliegenden Titels oder der hiergegen erhobenen Einwendungen abzustellen ist (f&#252;r die Ma&#223;geblichkeit des Rechtscharakters des Vollstreckungstitels: OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1978, 52; OLG Hamm FamRZ 78, 523; Stein/Jonas/M&#252;nzberg, Zivilproze&#223;ordnung, 20. Auflage, &#167; 767 Rdn. 46; f&#252;r die Ma&#223;geblichkeit des Rechtscharakters der Einwendung: OLG M&#252;nchen FamRZ 1978, 50, 51), zumindest in F&#228;llen der vorliegenden Art eine Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts gegeben.</p>
315,244
lg-essen-1989-04-28-12-o-54788
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
12 O 547/88
1989-04-28T00:00:00
2019-03-13T14:50:26
2022-10-18T15:08:46
Urteil
ECLI:DE:LGE:1989:0428.12O547.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.148,-- DM (i.W: zweitausendeinhundertachtundvierzig Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen von 948,-- DM seit dem 8. Januar 1988 und von weiteren 1.200,-- DM seit dem 25.0ktober 1988 zu zahlen. </p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden zu 3/5 dem Kl&#228;ger, zu 2/5 den Beklagten auferlegt. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung von 2.400,-- DM. Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung von 300,-- DM abwenden, wenn nicht zuvor die Beklagten Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht Anspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall geltend, der sich am 30.09.1987 im Einm&#252;ndungsbereich der B-Stra&#223;e in die I-stra&#223;e ereignete. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befuhr am Unfalltag gegen 21.00 Uhr mit seinem Leichtkraftrad Yamaha, amtliches Kennzeichen ... die B-Stra&#223;e. Er wollte nach links in die bevorrechtigte I-stra&#223;e einbiegen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) befuhr mit seinem Pkw, ..., amtliches Kennzeichen ... die I-stra&#223;e in Richtung W-Stra&#223;e, also aus Sicht des Kl&#228;gers von links kommend. Er hatte zuvor die C-Stra&#223;e befahren und war von dieser nach rechts in die I-stra&#223;e eingebogen. Diese Abbiegung ist ca. 14,5 Meter von der Einm&#252;ndung der B-Stra&#223;e, die der Kl&#228;ger befuhr, entfernt. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten der &#214;rtlichkeiten wird auf die polizeiliche Unfallskizze (Bl. 4 der Beiakte) und die in der Beiakte befindlichen Lichtbilder (Bl. 49 und 50 der Beiakte) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Etwa auf der Mittellinie der I-stra&#223;e kam es zum Zusammensto&#223; der Fahrzeuge. Der Kl&#228;ger wurde dabei schwer verletzt. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen den Beklagten zu 1) wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen &#220;berschreitung der zul&#228;ssigen H&#246;chstgeschwindigkeit eingeleitet. Im Rahmen dieses Verfahrens ist der Sachverst&#228;ndige Dipl.-Ing. T der Erstattung eines Gutachtens beauftragt worden. Der Sachverst&#228;ndige hat folgende Feststellungen getroffen: </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von einer Bremsspur von 28,1 Meter ist von einer Ausgangs-geschwindigkeit des Pkw von 70 bis 75 km/h auszugehen. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h w&#228;re der Unfall vermeidbar gewesen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten der Berechnung des Sachverst&#228;ndigen und der daraus gezogenen Feststellungen wird auf das Gutachten vom 07.04.1988 (Bl. 40 ff der Beiakte) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gest&#252;tzt auf dieses Gutachten verlangt der Kl&#228;ger von den Beklagten vollen Schadensersatz. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend behauptete der Kl&#228;ger, der Unfall habe sich auf der Gegenfahrbahn des Beklagten zu 1) ereignet. Dieser sei beim Abbiegen infolge der hohen Geschwindigkeit dorthin geraten. Er, der Kl&#228;ger, habe sich schon fast auf der Mitte der Fahrbahn befunden, als der Beklagte zu 1) ihn erfa&#223;t habe. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht folgenden Schaden geltend: </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wiederbeschaffungswert f&#252;r das Krad 2.150,-- DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wiederbeschaffungswert f&#252;r den </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">beim Unfall getragenen Helm 190,-- DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Kostenpauschale <u>30,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gesamtschaden 2.370,-- DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem beansprucht er ein Schmerzensgeld von mindestens 3.000,-- DM und tragt vor, er habe sich, was unstreitig ist, vom 30.09. bis 05.10.87 in station&#228;rer Behandlung befunden. Er habe eine Gehirnersch&#252;tterung und ein Schl&#252;sselbeinbruch links erlitten. Au&#223;erdem seien multiple Sch&#252;rfwunden am linken oberen Sprunggelenk entstanden. Die ambulante Behandlung des Kl&#228;gers dauerte laut Bescheinigung des Q in F bis zum 09.11.87. Der Kl&#228;ger konnte zwei Wochen die Schule nicht besuchen und sechs Wochen keinen Sport treiben. Bleibende Narben sind im Bereich der linken Achselh&#246;hle und des linken Au&#223;enkn&#246;chels vorhanden, au&#223;erdem besteht eine Stufenbildung im Bruchbereich. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend behauptet der Kl&#228;ger, unter dem Rucksackverband habe sich eine schmerzhafte Entz&#252;ndung gebildet, die ihn erheblich beeintr&#228;chtigt habe. Hierzu hat er eine Bescheinigung des Q vom 23.09.88 (B 1. 56 G A) vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger forderte die Beklagte zu 1) unter Fristsetzung bis zum 07. Januar 88 vergeblich auf, den Sachschaden auszugleichen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er behauptet, er nehme Bankkredit zu einem Zinssatz von 8,75 % in Anspruch. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 5.370,-- DM nebst 8,75 % Zinsen aus 2.370,-- DM seit dem 08.01.1988 sowie 4 % Zinsen aus 3.000,-- DM seit dem 25.10.1988 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten behaupten, der Kl&#228;ger habe die Vorfahrt verletzt. Das Hineinrutschen in die Gegenfahrbahn sei allein durch die Vollbremsung des Beklagten zu 1) verursacht worden. Das im Rahmen des Strafverfahrens eingeholte Gutachten gehe von falschen Voraussetzungen aus. Die Blockierspur des kl&#228;gerischen Fahrzeugs habe n&#228;mlich lediglich 19,7 Meter betragen. Die von dem Polizeibeamten zus&#228;tzlich eingezeichnete Spur von 8,4 Metern sei einem anderen Unfallgeschehen zuzuordnen. Eine &#252;berhohte Geschwindigkeit des Beklagten zu 1) habe demzufolge nicht vorgelegen. Eine eventuell erh&#246;hte Geschwindigkeit sei auch nicht urs&#228;chlich f&#252;r den Unfall geworden. Die vom Sachverst&#228;ndigen angenommene Reaktion des Beklagten zu 1) in einer Entfernung von 35 Metern von der Unfallstelle k&#246;nne so nicht zutreffen, da der Beklagte zu 1) sich dann noch im Abbiegestreifen befunden haben m&#252;sse. Sicht auf die Einm&#252;ndung der B- Stra&#223;e bestehe an dieser Stelle nicht. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zum Schmerzensgeld wenden die Beklagten ein, der Kl&#228;ger habe, was unstreitig ist, einen zweiten Helm am rechten Arm mit sich gef&#252;hrt. Die Verletzungen des Kl&#228;gers seien im wesentlichen auf diese Tatsache zur&#252;ckzuf&#252;hren. Au&#223;erdem sei das Fahrverhalten des Kl&#228;gers dadurch beeintr&#228;chtigt gewesen. Die schmerzhafte Entz&#252;ndung unter dem Rucksackverband sei nicht kausal, sie sei m&#246;glicherweise durch eine unzutreffende Behandlung hervorgerufen worden. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Akten 44 Js 111/88 der Staatsanwaltschaft Essen lagen vor und waren urkundenbeweislich Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen F, S und C. Wegen Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschriften vom 03.02.89 und 28.04.89 Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat aufgrund des Verkehrsunfalls gegen die Beklagten einen Anspruch auf Ersatz von 40 % des ihm entstandenen Schadens gem. &#167;&#167; 7, 17 StVG, 823, 847 BGB, 3 PflichtversG. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten lediglich 40 % seines Schadens ersetzt verlangen, weil er den Unfall im wesentlichen selbst verursacht hat, weil er die Vorfahrt des Beklagten zu 1) nicht beachtete. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den gegen ihn sprechenden Anschein einer Vorfahrtsverletzung und damit eines Verschuldens nicht ausraumen k&#246;nnen, er hat insbesondere nicht dargelegt, da&#223; es ihm nicht m&#246;glich war, den Beklagten zu 1) rechtzeitig zu sehen. Der Anscheinsbeweis im Rahmen von &#167; 8 StVO ist aber nur dann ausger&#228;umt, wenn der Wartepflichtige Tatsachen beweist, aus denen sich der Schlu&#223; ziehen l&#228;&#223;t, da&#223; er auch bei gr&#246;&#223;ter Sorgfalt den Vorfahrtsberechtigten nicht sehen konnte. Dieser Beweis ist dem Kl&#228;ger jedoch nicht gelungen. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten zu 1) trifft allerdings ein erhebliches Mitverschulden am Zustandekommen des Unfalls, denn er hat die zul&#228;ssige H&#246;chstgeschwindigkeit von 50 km/h urn 20 bis 25 km/h &#252;berschritten und dadurch den Unfall mitverursacht.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme und dem Inhalt der Beiakte ist die Kammer davon &#252;berzeugt, da&#223; der Beklagte zu 1) mindestens mit 70 km/h von der C-Stra&#223;e in die I-stra&#223;e eingebogen ist. Die Kammer folgt dabei den gutachterlichen Feststellungen des gerichtlich beauftragten Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. T. Die Angriffe der Beklagten gegen dieses Gutachten sind n&#228;mlich nicht erfolgreich. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist der Gutachter bei seinen Berechnungen von einer Blockierspur von 28,1 Metern ausgegangen. Denn es spricht alles daf&#252;r, da&#223; auch die zweite abgeknickte Blockierspur von 8,40 Meter dem vorliegenden Unfallgeschehen zuzuordnen ist. Ein Anschein daf&#252;r ergibt sich bereits daraus, da&#223; diese Spur unmittelbar hinter den Reifen des stehenden Pkw des Beklagten zu 1) begann. Sollte sie einem anderen Unfallgeschehen zuzuordnen sein, so h&#228;tte sich der daran beteiligte Pkw mithin in der gleichen Stellung wie der Wagen des Beklagten zu 1) befinden m&#252;ssen, was bereits &#228;u&#223;erst unwahrscheinlich ist. Im &#252;brigen hat sich auch der Gutachter von dem Vorhandensein dieser Spuren an Ort und Stelle nochmals &#252;berzeugt und sie in seinem Gutachten eindeutig dem rekonstruierten Unfallhergang zuordnen k&#246;nnen. Er hat n&#228;mlich ausgef&#252;hrt, das Abknicken der Spur sei im Zusammenhang mit der Kollision der Fahrzeuge erfolgt und mit der Fahrlinie des Krads in Einklang zu bringen. Dies alles bildet bereits eine starke Vermutung daf&#252;r, da&#223; die zweite Blockierspur auch dem Fahrzeug des Beklagten zu 1) zuzuordnen ist. Hinzu kommen die Angaben der Polizeibeamten. Diese hatten zwar verst&#228;ndlicherweise an die konkret festgestellten Unfallspuren keine genaue Erinnerung mehr, der Zeuge S hat aber glaubhaft versichert, die Brems- und Blockierspur sei nur dann so eingezeichnet worden, wenn sie auch frisch gewesen sei und ihrer Auffassung nach zu dem verunfallten Pkw geh&#246;rt habe. Der Zeuge C hat dies best&#228;tigt. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Den Angaben des vom Beklagten zu 1) benannten Zeugen F vermochte die Kammer demgegen&#252;ber keinen Glauben zu schenken. Der Zeuge machte auf die Kammer einen recht unsicheren Eindruck und hat auch das Geschehen nicht einleuchtend und im Zusammenhang dargestellt. So erscheint es lebensfremd, da&#223; der Beklagte zu 1) den Zeugen gebeten haben soll, die Bremsspur nachzumessen, ohne ihm daf&#252;r einen Grund mitzuteilen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten vortragen, eine eventuelle Geschwindigkeitserh&#246;hung sei nicht kausal f&#252;r den Unfall geworden, vermag die Kammer auch dem nicht zu folgen. Es kann zugunsten des Beklagten zu 1) unterstellt werden, da&#223; dieser sich noch im Bereich der Abbiegespur befand, als er zu bremsen begann. Da&#223; der Beklagte zu 1) in einer Entfernung von ca. 35 Metern von der sp&#228;teren Unfallstelle reagierte, ist unstreitig. Mangels anderer Anhaltspunkte mu&#223; die Kammer davon ausgehen, da&#223; der Beklagte zu 1) deshalb reagierte, weil er das Krad des Kl&#228;gers in der B-Stra&#223;e stehen sah und damit rechnete, da&#223; der Kl&#228;ger anfahren werde. Jedenfalls hat der Beklagte zu 1) keine anderen Gr&#252;nde mitgeteilt, die ihm im Bereich der Abbiegespur zum Bremsen h&#228;tten veranlassen k&#246;nnen. Dann mu&#223; aber unterstellt werden, da&#223; der Beklagte zu 1) auch an dieser Stelle mit einer Reaktion begonnen h&#228;tte, wenn er nur 50 km/h gefahren w&#228;re. Dann aber w&#228;re er nach den Berechnungen des Sachverst&#228;ndigen ca. 10 Meter vor der Kollisionsstelle zum Stillstand gekommen. Damit steht nach Auffassung der Kammer eindeutig fest, da&#223; die Geschwindigkeits&#252;berschreitung nach den zutreffenden Berechnungen des Sachverst&#228;ndigen auch kausal f&#252;r den Unfall geworden ist. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Bei der im Rahmen des &#167; 17 StVG vorzunehmenden Schadensquotelung h&#228;lt die Kammer bei Ber&#252;cksichtigung der beiderseitigen Verursachungs- und Verschuldensbeitr&#228;ge der Fahrzeugf&#252;hrer eine Quote von 60:40 zu Lasten des Kl&#228;gers f&#252;r angemessen. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich nimmt die Rechtsprechung bei einer Geschwindigkeits&#252;berschreitung im Bereich von 30 bis 50 % eine Mithaftungsquote des bevorrechtigten Fahrers von 1/3 an. Diese Quote w&#228;re aber vorliegend zu niedrig angesetzt, weil zu ber&#252;cksichtigen ist, da&#223; die Sichtverh&#228;ltnisse f&#252;r den Kl&#228;ger in die abbiegende Stra&#223;e &#228;u&#223;erst ung&#252;nstig waren. Dazu hat der Sachverst&#228;ndige auf Bl. 8 seines Gutachtens ausgef&#252;hrt, bei h&#246;herer Fahrgeschwindigkeit von der C-Stra&#223;e in die I-stra&#223;e einbiegender Fahrzeuge k&#246;nne das Abbiegen aus der B-Stra&#223;e in die I-stra&#223;e problematisch sein. Damit hat der Beklagte zu 1) vorliegend durch die erh&#246;hte Geschwindigkeit einen gr&#246;&#223;eren Verursachungsbeitrag geleistet als dies bei anderen &#220;berschreitungen in der Regel der Fall ist. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach kann der Kl&#228;ger 40 % des unstreitigen Sachschadens ersetzt verlangen. Ferner steht ihm gem. &#167;&#167; 823, 847 BGB ein Schmerzensgeld zu. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kammer h&#228;lt dabei aufgrund der Verletzungen, der Behandlungsdauer, der Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;gers und der Dauersch&#228;den ein Schmerzensgeld von insgesamt 3.000,-- DM f&#252;r angemessen. Auch die schmerzhafte Entz&#252;ndung unter dem Rucksackverband war hierbei zu ber&#252;cksichtigen. Denn das Bestreiten der Beklagten zu dieser Position ist unsubstantiiert und damit unerheblich, nachdem der Kl&#228;ger eine Bescheinigung des Krankenhauses vorgelegt hat. Da&#223; sich unter einem Rucksackverband eine schmerzhafte Entz&#252;ndung bildet ist auch als typische Verletzungsfolge anzusehen. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten vortragen, die schwere Verletzung sei nur deshalb eingetreten, weil der Kl&#228;ger am rechten Arm einen weiteren Helm mitgef&#252;hrt hatte, vermag die Kammer auch dem nicht zu folgen. Denn es ist nicht nachvollziehbar, warum das Mitf&#252;hren des Helmes am rechten Arm zu einem Schl&#252;sselbeinbruch des Kl&#228;gers am linken Arm f&#252;hren konnte. Hierzu hatten die Beklagten schon n&#228;here Einzelheiten mitteilen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Zinsen stehen dem Kl&#228;ger auf den Sachschaden aus dem Gesichtspunkt des Verzuges ab dem 08.01.88 zu. Er kann allerdings nur Zinsen in H&#246;he von 4 % beanspruchen, weil er die angek&#252;ndigte Bankbescheinigung nicht vorgelegt hat. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO; die Vollstreckbarkeitsentscheidung auf &#167;&#167; 709, 708 Nr. 11, 711 ZPO. </p>
315,245
olgham-1989-04-28-25-u-25388
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 U 253/88
1989-04-28T00:00:00
2019-03-13T14:50:28
2022-10-18T15:08:45
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1989:0428.25U253.88.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil der 23. Zivilkammer des Landgerichts ... vom 25. Oktober 1988 wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war als Steuerberater f&#252;r die Kl&#228;gerin t&#228;tig. In dieser Eigenschaft oblag es ihm, f&#252;r die Kl&#228;gerin Investitionszulageantr&#228;ge zu stellen. F&#252;r das Jahr 1983 ist die Antragsfrist dabei durch ein B&#252;roversehen des Beklagten vers&#228;umt worden, wodurch der Kl&#228;gerin eine Investitionszulage von 44.301,92 DM entgangen ist. Die Haftung des Beklagten dem Grunde nach sowie die H&#246;he des Schadens der Kl&#228;gerin sind unstreitig. Auf den Schaden hat die Haftpflichtversicherung des Beklagten 26.600,- DM gezahlt. Der Rest des Schadens ist Gegenstand der vorliegenden Klage. Der Beklagte meint, die Kl&#228;gerin treffe deswegen ein Mitverschulden von mindestens zwei F&#252;nfteln (womit &#252;ber das von der Haftpflichtversicherung Gezahlte hinaus kein weitergehender Anspruch best&#252;nde), weil er (der Beklagte) - was unstreitig ist - in Rundschreiben an seine Mandanten &#252;ber aktuelle Fragen des Steuerrechts auf den Termin zur Stellung des Investitionshilfeantrags hingewiesen habe. Damit h&#228;tte die Kl&#228;gerin sich ihrerseits darum k&#252;mmern m&#252;ssen, da&#223; der Termin eingehalten wird.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In erster Instanz ist der Klage in voller H&#246;he stattgegeben worden. Mit der Berufung verfolgt der Beklagte seinen Klageabweisungsantrag weiter. Wegen des Vorbringens der Parteien wird auf die Berufungsbegr&#252;ndung des Beklagten (Bl. 96 ff d.A.) sowie die Berufungsbeantwortung der Kl&#228;gerin (Bl. 105 ff d.A.) Bezug genommen, wobei allein die Frage streitig ist, ob die Kl&#228;gerin sich ein Mitverschulden zurechnen lassen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist zul&#228;ssig aber nicht begr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin hatte aufgrund des zwischen den Parteien bestehenden Vertrags Anspruch auf individuelle Bearbeitung ihrer konkreten Steuerfragen. Allgemein gehaltene Rundschreiben in denen generell auf aktuelle Entwicklungen im Steuerrecht hingewiesen wird, k&#246;nnen den Beklagten nicht entlasten. Derartige Rundschreiben sind f&#252;r den Mandanten keine fallspezifische Information. Die meisten Mandanten d&#252;rften derartige Mitteilungen ungelesen wegwerfen. Keinesfalls sind sie unter dem Aspekt eines eventuellen Mitverschuldens gehalten, derartige Rundschreiben daraufhin durchzulesen, ob sich daraus f&#252;r ihren Fall etwas Konkretes ergibt. &#220;berdies zeigt gerade das konkrete Rundschreiben, da&#223; der Beklagte &#252;ber den Antragstermin Bescheid wu&#223;te, womit die Kl&#228;gerin darauf vertrauen durfte, er werde ihn einhalten. Alles andere liefe auf eine Pflicht der Kl&#228;gerin hinaus, den Beklagten darauf hinzuweisen, sich an seinen eigenen Rat zu halten, was offenkundig nicht erwartet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Damit war die Berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Beklagten liegt unter 40.000,00 DM.</p>