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olgham-1976-12-14-9-u-21676
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 216/76
"1976-12-14T00:00:00"
"2019-03-13T15:21:46"
"2019-03-27T09:41:33"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1976:1214.9U216.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Paderborn vom 25. Juni 1976 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die am 20. M&#228;rz 1962 geborene Beklagte aus &#252;bergegangenem Recht (&#167; 1542 RVO) auf Ersatz von Leistungen in Anspruch, welche sie als Tr&#228;gerin der gesetzlichen Krankenversicherung an ihr Mitglied ... aufgrund eines Unfalls vom 5. Juni 1975 erbracht hat, bei dem ... von dem Balkon der Obergeschosswohnung des Wohnhauses ... st&#252;rzte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist seit dem 15. Februar 1974 Eigent&#252;merin dieses Hauses; bez&#252;glich des hier streitigen Schadensrisikos ist sie nicht haftpflichtversichert. Vorher war von 1968 an ihr Vater Eigent&#252;mer. Sie selbst wohnt mit ihren Eltern nicht in diesem Hause. Die Erdgeschosswohnung war an ... und die Obergeschosswohnung an ein Fr&#228;ulein ... vermietet, mit der ... seit l&#228;ngerem eng befreundet war und mit der er in der Obergeschosswohnung zusammenlebte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet: Der Unfall habe sich dadurch ereignet, da&#223; sich ... leicht an die Balkonbr&#252;stung des zur Wohnung ... geh&#246;rigen Balkons gelehnt habe. Dadurch sei ein Teil der Balkonbr&#252;stung abgebrochen. ... sei dabei aus einer H&#246;he von ca. 3,50 m abgest&#252;rzt, da er sich nirgends habe festhalten k&#246;nnen. Der Br&#252;stung sei vorher nicht anzusehen gewesen, da&#223; sie nicht mehr sicher gewesen sei. Sie habe nur deshalb abbrechen k&#246;nnen, weil die Beklagte es unterlassen habe, in geh&#246;riger Weise f&#252;r die Unterhaltung auch dieses Geb&#228;udeteiles zu sorgen. ... habe bei dem Unfall eine Brustkorbprellung, eine Beckenprellung sowie einen Bruch des rechten Handgelenks und eines Fingers der rechten Hand erlitten. Sie, die Kl&#228;gerin, habe f&#252;r ihn an Heilungskosten insgesamt 3.971,90 DM aufgewandt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gemeint, die Beklagte hafte gem&#228;&#223; &#167;&#167; 836, 829 BGB auf Ersatz der Heilungskosten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 3.971,90 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 11. August 1975 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet: Der Unfall habe sich ereignet, als ... M&#246;bel oder Verpackungsmaterial &#252;ber den Balkon transportiert habe, ohne sich vorher zu vergewissern, ob die dabei offensichtlich &#252;berm&#228;&#223;ig beanspruchte Balkonbr&#252;stung dies aushalten werde. Bei dem M&#246;beltransport sei die Balkonbr&#252;stung besch&#228;digt und dadurch der Unfall herbeigef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat die Beklagte geltend gemacht: Sie sei gem&#228;&#223; &#167; 828 Abs. 2 BGB f&#252;r den Schaden nicht verantwortlich, da sie zur Unfallzeit nicht die zur Erkenntnis der Verantwortlichkeit erforderliche Reife gehabt habe. Eine Ersatzpflicht aus Billigkeitsgr&#252;nden nach &#167; 829 BGB sei schon deshalb nicht gegeben, weil die Kl&#228;gerin im Verh&#228;ltnis zu ihr sehr verm&#246;gend sei. Ihr, der Beklagten, Vater habe den Balkon gem&#228;&#223; Rechnung vom 8.5.1973 durch zuverl&#228;ssige Handwerker instandsetzen lassen. Weder ... noch Fr&#228;ulein ... h&#228;tten als Mieter irgendwelche Sch&#228;den an dem Hause angezeigt, obwohl sie hierzu nach dem Mietvertrag verpflichtet gewesen w&#228;ren; im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer Hausrenovierung h&#228;tten sie vielmehr auf Befragen ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, am Balkon seien keine Instandsetzungsarbeiten erforderlich. Schlie&#223;lich hat die Beklagte die Schadensh&#246;he als unsubstantiiert bestritten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das angefochtene Urteil die Klage abgewiesen und in den Gr&#252;nden ausgef&#252;hrt: Eine Haftung der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 836, 823 BGB entfalle gem&#228;&#223; &#167; 828 Abs. 2 BGB. Auch eine Billigkeitshaftung gem&#228;&#223; &#167; 829 BGB komme nicht in Betracht. Der Kl&#228;gerin stehe auch kein auf sie &#252;bergegangener Schadensersatzanspruch des ... aus dem Gesichtspunkt des Vertrages mit Schutzwirkungen zugunsten Dritter zu. Es sei schon zweifelhaft, ob der Verletzte ... &#252;berhaupt in den Schutzbereich des Mietvertrages zwischen der Beklagten und der Mieterin ... einbezogen gewesen sei. Auf jeden Fall lasse sich allein aus der Tatsache, da&#223; die Balkonbr&#252;stung abgebrochen sei, keine Vertragsverletzung der Beklagten herleiten, zumal die Kl&#228;gerin selbst vortrage, da&#223; man der Balkonbr&#252;stung die mangelnde Sicherheit nicht habe ansehen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf dessen weiteren Inhalt Bezug genommen wird, richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin, mit der sie ihr Klagebegehren weiterverfolgt. Sie meint, ... habe in Bezug auf die mietvertraglichen Schutzpflichten der Beklagten die gleiche Stellung eingenommen, als wenn Angeh&#246;rige der Mieterin ... bei dieser gewohnt h&#228;tten. Die blo&#223;e Tatsache, da&#223; ... und Fr&#228;ulein ... nicht verheiratet gewesen seien, sei unerheblich. Beide h&#228;tten sich tags&#252;ber meistens in der Wohnung ... und nachts in der Wohnung ... aufgehalten und einen gemeinsamen Haushalt gef&#252;hrt. Im &#252;brigen spreche eine tats&#228;chliche Vermutung daf&#252;r, da&#223; die mangelnde Standsicherheit der Balkonbr&#252;stung von der Beklagten bzw. ihren Eltern zu vertreten sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Beklagte zu verurteilen, an sie 3.971,90 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 11. August 1975 zu zahlen, hilfsweise, ihr f&#252;r den Fall einer revisionsf&#228;higen Entscheidung nachzulassen, jede Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung, auch in Form selbstschuldnerischer B&#252;rgschaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse, oder durch Hinterlegung abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">ihr bei einer revisionsf&#228;higen Entscheidung nachzulassen, jede Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung abzuwenden,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">falls der Kl&#228;gerin Vollstreckungsnachla&#223; gew&#228;hrt werde, gem&#228;&#223; &#167; 713 Abs. 2 2. Halbsatz ZPO auszusprechen, da&#223; das Urteil auch bei Sicherheitsleistung durch die Kl&#228;gerin f&#252;r die Beklagte vorl&#228;ufig vollstreckbar ist, sofern diese ihrerseits Sicherheit leiste, welche hiermit angeboten werde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie tritt der Rechtsansicht der Kl&#228;gerin entgegen und macht noch geltend: Die von der Kl&#228;gerin behauptete Art der gemeinsamen Wohnungsbenutzung durch ... und Fr&#228;ulein ... sei der Beklagten und ihren Eltern nicht bekannt; diese h&#228;tten nur allgemein gewu&#223;t, da&#223; beide ein enges Verh&#228;ltnis miteinander unterhalten h&#228;tten, so da&#223; sich daraus die naheliegende Schlu&#223;folgerung ergebe, da&#223; sich beide h&#228;ufig gegenseitig in ihren Wohnungen besuchten. Mehr sei ihnen, die in einem anderen Stadtteil wohnten, nicht bekannt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wiederholen und erg&#228;nzen die Parteien ihr bisheriges Vorbringen, wegen dessen n&#228;herer Einzelheiten auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen wird.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Eheleuten ..., den Streit verk&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin stehen weder auf sie &#252;bergegangene Anspr&#252;che des ... gem&#228;&#223; &#167;&#167; 836, 823, 828 Abs. 2, 829 BGB noch vertragliche Schadensersatzanspr&#252;che aus dem zwischen der Beklagten und Fr&#228;ulein ... geschlossenen Mietvertrag zu.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich eines etwaigen Anspruchs aus unerlaubter Handlung (&#167;&#167; 836, 823 BGB) hat das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt, da&#223; die Beklagte nicht die zur Erkenntnis ihrer Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht gehabt hat, &#167; 828 Abs. 2 BGB; f&#252;r ihre gesetzlichen Vertreter haftet die Beklagte weder aus &#167;&#167; 823, 831 BGB, weil die gesetzlichen Vertreter nicht zu einer Verrichtung bestellt sind (RGZ 159, 283, 292; Erman/Drees, 6. Aufl., &#167; 831 BGB Rz. 14, 22), noch aus &#167; 836 BGB (RG JW 1915, 580; LZ 1915, 1004; Geigel, Haftpflichtproze&#223;, 16. Aufl., Seite 586 Rz. 11). Das wird von der Kl&#228;gerin auch nicht in Zweifel gezogen, die insoweit lediglich meint, es entspreche der Billigkeit, da&#223; die Beklagte wenigstens einen Teil des Schadens trage.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht indes die Voraussetzungen einer etwaigen Ersatzpflicht der Beklagten aus &#167; 829 BGB verneint. Nach dieser Vorschrift hat derjenige, der in einem der in den &#167;&#167; 823 bis 826 BGB bezeichneten F&#228;lle f&#252;r einen von ihm verursachten Schaden aufgrund des &#167; 828 BGB nicht verantwortlich ist, gleichwohl - sofern der Ersatz des Schadens nicht von einem aufsichtspflichtigen Dritten erlangt werden kann - den Schaden insoweit zu ersetzen, als die Billigkeit nach den Umst&#228;nden, insbesondere nach den Verh&#228;ltnissen der Beteiligten, eine Schadloshaltung erfordert und ihm nicht die Mittel entzogen werden, deren er zum angemessenen Unterhalte sowie zur Erf&#252;llung seiner gesetzlichen Unterhaltspflichten bedarf. Diese Bestimmung ist entsprechend auf die F&#228;lle des &#167; 836 BGB anzuwenden, da es sich hier um einen gleichwertigen Tatbestand - n&#228;mlich eine unerlaubte Handlung im Sinne des &#167; 823 BGB - handelt und lediglich eine abweichende Regelung der Beweislast getroffen ist (Erman/Drees, a.a.O., &#167;&#167; 829 und 836 BGB, jeweils Rz. 1; Palandt/Thomas, 35. Aufl., &#167; 829 BGB Anm. 4 und &#167; 836 BGB Anm. 1; Medicus, Studienkommentar zum BGB, &#167; 829 Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob &#252;berhaupt im &#252;brigen die Voraussetzungen des &#167; 836 BGB oder des &#167; 823 BGB vorliegen, ob sich der Unfall in der von der Kl&#228;gerin behaupteten Weise ereignet hat und ob, falls die Beklagte als erwachsener normaler Mensch f&#252;r ihr Tun voll verantwortlich sein w&#252;rde, sowohl der objektive als auch der subjektive Tatbestand einer unerlaubten Handlung verwirklicht w&#228;re oder ob bewiesen werden k&#246;nnte, da&#223; die zum Zwecke der Abwendung der Gefahr im Verkehr erforderliche Sorgfalt beachtet worden ist (&#167; 829 BGB ist n&#228;mlich auch dann nicht anzuwenden, wenn die Schuld des T&#228;ters aus anderen als den in &#167;&#167; 827, 828 BGB bezeichneten Gr&#252;nden nicht gegeben ist, BGH NJW 1958, 1630, NJW 1962, 2201 und NJW 1963, 1609). Immerhin war nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;gerin der Balkonbr&#252;stung eine mangelnde Sicherheit nicht anzusehen. Schlie&#223;lich kann es auch offen bleiben, ob nicht eine Schadensersatzpflicht eines aufsichtspflichtigen Dritten in Betracht kommt. Denn auf jeden Fall w&#228;re eine Ersatzpflicht der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 829 BGB deswegen zu verneinen, weil die Billigkeit eine solche nicht erfordert.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die grunds&#228;tzliche Entscheidung des Gesetzes, da&#223; schuldunf&#228;hige Personen nicht ersatzpflichtig sind, darf nicht schon durch das Billigkeitsurteil des &#167; 829 BGB korrigiert werden, wenn die Billigkeit, etwa im Hinblick auf die beiderseitigen Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse, dieses <u>erlaubt</u>. Vielmehr mu&#223; die Billigkeit diese Korrektur (ganz oder teilweise) <u>erfordern</u>, wie schon der Wortlaut des Gesetzes und die Einschr&#228;nkung zeigt, da&#223; der Gesch&#228;digte nicht Ersatz bei einem Aufsichtspflichtigen darf erlangen k&#246;nnen (BGH NJW 1969, 1762 und NJW 1973, 1795). Seine "Bed&#252;rftigkeit" ist daher mindestens ebenso Voraussetzung einer Haftung aus 829 BGB wie die "Leistungsf&#228;higkeit" des Sch&#228;digers. Um das Billigkeitsurteil zutreffend f&#228;llen zu k&#246;nnen, bedarf es der W&#252;rdigung der gesamten Umst&#228;nde des Haftpflichtfalles, wobei die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse der Beteiligten als einer der Beurteilungsfaktoren zu ber&#252;cksichtigen sind, daneben aber, auch die Besonderheiten der den Schaden ausl&#246;senden Handlung (BGH NJW 1957, 674 - VersR 1957, 218 und NJW 1969, 1762).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse ihres Mitglieds ... hat die Kl&#228;gerin gar nichts dargelegt, nicht einmal seine berufliche T&#228;tigkeit. Bez&#252;glich der Beklagten hat sie nur vorgebracht, da&#223; diese Grundst&#252;ckeigent&#252;merin sei. Letzteres ist aber f&#252;r sich allein nichtssagend, da weder der Geb&#228;udewert noch die Mieteinnahmen bekannt sind. Nach dem Inhalt der Grundakten ist bei der notariellen &#220;bertragung des Hausgrundst&#252;cks auf die Beklagte der Verkehrswert mit 50.000,- DM angegeben worden; f&#252;r die Eltern der Beklagten ist ein lebensl&#228;ngliches Nie&#223;brauchsrecht eingetragen, beginnend mit der Vollendung des 18. Lebensjahres der Beklagten, also am 20.3.1980. Der Senat sah keine Veranlassung, der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 139 ZPO eine Erg&#228;nzung ihres Vorbringens anheimzustellen, da bereits in dem angefochtenen Urteil ausgef&#252;hrt ist, es sei nicht hinreichend dargetan, wieso hier eine Haftung der Beklagten der Billigkeit entsprechen solle. Demgem&#228;&#223; kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des ... und der Beklagten eine Billigkeitshaftung der Beklagten erfordern w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;re bez&#252;glich der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse aber auch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Beklagte gegen das hier streitige Schadensrisiko nicht haftpflichtversichert ist, w&#228;hrend der hier streitige Schaden des Gesch&#228;digten ... von einem Sozialversicherungstr&#228;ger getragen worden ist, der zudem nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;gerin keinen Bankkredit in Anspruch nimmt, seine &#252;bersch&#252;ssigen Gelder vielmehr zinsbringend (angeblich im Schnitt zu 8 %) anlegt. Werden aber die Sch&#228;den des Gesch&#228;digten von einem Sozialversicherungstr&#228;ger getragen, w&#228;hrend der schuldunf&#228;hige Sch&#228;diger nicht haftpflichtversichert ist, so kann die Billigkeitsregelung des &#167; 829 BGB nur sehr begrenzt herangezogen werden. Auch dieser Gesichtspunkt spricht vorliegend gegen eine Billigkeitshaftung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich zeigt aber auch die Besonderheit der den Schaden nach der Behauptung der Kl&#228;gerin ausl&#246;senden Handlung keinen so schweren Verantwortungsbeitrag der Beklagten, da&#223; er eine Billigkeitshaftung nach &#167; 829 BGB erfordern w&#252;rde. Unstreitig war der Balkonbr&#252;stung die mangelnde Festigkeit nicht anzusehen und ist sie auch von Sch&#228;permeier nicht erkannt worden, obwohl er nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin tags&#252;ber dauernd mit Fr&#228;ulein ... in deren Obergeschosswohnung zusammenlebt und daher jedenfalls im allgemeinen die &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse genau kannte.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Nach alledem w&#252;rden schon die Gesamtumst&#228;nde nicht zu einer Billigkeitshaftung der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 829 BGB f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da dem Mitglied ... der Kl&#228;gerin kein vertraglicher Schadensersatzanspruch gegen die Beklagte zustand, konnte ein solcher auch nicht gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Kl&#228;gerin &#252;bergehen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Allerdings h&#228;tte die Mieterin ..., falls sie selbst durch eine Mangelhaftigkeit der Balkonbr&#252;stung gesch&#228;digt worden w&#228;re, bei Verschulden der Beklagten, die im Rahmen des Mietvertrages gem&#228;&#223; &#167; 278 BGB f&#252;r ihre gesetzlichen Vertreter einzustehen h&#228;tte, nach &#167; 538 BGB einen Schadensersatzanspruch, falls dieser nicht gem&#228;&#223; &#167; 539 BGB wegen Kenntnis oder grob fahrl&#228;ssiger Unkenntnis des Mangels ausgeschlossen w&#228;re. In der Rechtsprechung ist es anerkannt, da&#223; auch dritte, an einem Vertrag nicht unmittelbar beteiligte Personen in den Schutzbereich eines Vertrages einbezogen werden k&#246;nnen. Ihnen gegen&#252;ber ist dann der Schuldner zwar nicht zur Leistung, wohl aber unter Umst&#228;nden zum Schadensersatz verpflichtet. Zu den Vertr&#228;gen mit Schutzwirkung zugunsten Dritter geh&#246;rt insbesondere auch der Mietvertrag (BGH NJW 1964, 33; NJW 1965, 1757; Betrieb 1968, 349; JZ 1968, 304; NJW 1968, 694 und 885, 887; NJW 1973, 2059, 2061). Die Einbeziehung Dritter in die Schutzwirkung eines Vertrages beruht darauf, da&#223; - dem Schuldner erkennbar - mit seiner Leistung ein Dritter in Ber&#252;hrung kommt, dem gegen&#252;ber der Gl&#228;ubiger in dem Bereich, in den das Schuldverh&#228;ltnis hineinragt, seinerseits f&#252;rsorge- und obhutspflichtig ist. Dann n&#228;mlich entspricht es Sinn und Zweck des Vertrages sowie Treu und Glauben, da&#223; dem Dritten der Schutz des Vertrages in gleicher Weise zugute kommt wie dem Gl&#228;ubiger selbst. Steht diesem aber - wie z.B. einem Mieter - ein Schadensersatzanspruch bei eigener Sch&#228;digung zu, so kann f&#252;r den Dritten nichts anderes gelten. Das bedeutet keine nicht zu rechtfertigende Ausdehnung der Garantiehaftung des Vermieters auf eine un&#252;bersehbare Zahl von Personen, vielmehr kann der Schutzbereich nur auf diejenigen Personen ausgedehnt werden, von denen bei Vertragsschlu&#223; angenommen werden mu&#223;, da&#223; der Mieter ihnen den selben Schutz zukommen lassen will, wie er ihm selbst im Rahmen des Vertrages zusteht (BGH NJW 1968, 887).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Bundesgerichtshof hat wiederholt darauf hingewiesen, da&#223; der Kreis derjenigen Personen, die in den Schutzbereich eines Vertrages einbezogen k&#246;nnen, eng zu begrenzen ist (vgl. die oben angef&#252;hrten Entscheidungen). Ein derartiges F&#252;rsorgeverh&#228;ltnis des Mieters zu Dritten ist bei dem Vater gegen&#252;ber den Familienangeh&#246;rigen (NJW 1964, 34) und bei dem Mieter gegen&#252;ber Hausangestellten oder sonstigen Hilfspersonen, die nach dem Inhalt des Mietvertrages bestimmungsgem&#228;&#223; an dem Gebrauch der Mietsache teilhaben oder ihn gar anstelle des Mieters f&#252;r sich aus&#252;ben (BGH NJW 1973, 2059, 2061), bejaht worden. Dabei ist allgemein darauf abzustellen, da&#223; der Mieter f&#252;r das "Wohl und Wehe" des Dritten mitverantwortlich sein und Anla&#223; haben mu&#223;, auf dessen Sicherheit ebenso bedacht zu sein wie auf seine eigene (BGH NJW 1964, 35). Nach der Literatur fallen nicht unter die Schutzwirkung eines Mietvertrages Besucher oder zuf&#228;llige Kontaktpersonen des Mieters (Erman/Westermann, a.a.O., &#167; 328 BGB Rz. 12) bzw. Lieferanten oder G&#228;ste (Palandt-Heinrichs a.a.O., &#167; 328 BGB Anm. 3, a, ii).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Mitglied ... der Kl&#228;gerin fiel aus mehreren Gesichtspunkten nicht unter den Schutzbereich, des zwischen der Beklagten und der Mieterin ... bestehenden Mietvertrages:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">In den von der Rechtsprechung entschiedenen F&#228;llen bestand durchweg eine F&#252;rsorgepflicht des Mieters gegen&#252;ber dem Gesch&#228;digten Dritten, sei es aufgrund der familienrechtlichen Vorschriften oder im Hinblick auf &#167; 618 BGB. Dieser F&#252;rsorgepflicht entsprechen Treuepflichten des anderen Teils, die bei den familienrechtlichen Verh&#228;ltnissen in den &#167;&#167; 1353 ff, 1601 ff, 1626 ff BGB gesetzlich normiert und in einem Arbeitsverh&#228;ltnis (vgl. hierzu Erman/Sirp, a.a.O., &#167; 242 BGB Rz. 61 ff; Palandt/Putzo, a.a.O., &#167; 611 BGB Anm. 8) aufgrund des &#167; 242 BGB besonders ausgepr&#228;gt sind. Demgegen&#252;ber war aber das blo&#223;e Zusammenleben des Mitglieds ... der Kl&#228;gerin mit Fr&#228;ulein ... durch eine beiderseitige v&#246;llige Bindungslosigkeit gekennzeichnet, die noch dadurch offenbarer wird, da&#223; nicht einmal eine vertragliche Beziehung in Form eines Verl&#246;bnisses behauptet wird. Dieses blo&#223;e Zusammenleben begr&#252;ndete kein gesetzliches Treue- und F&#252;rsorgeverh&#228;ltnis, keine gegenseitige Unterhalts- oder Beistandspflicht in Notf&#228;llen und konnte jederzeit ohne Angabe von Gr&#252;nden einseitig aufgel&#246;st werden, ohne da&#223; einer auf den anderen dahin R&#252;cksicht zu nehmen hatte, ob dieser hierdurch wirtschaftlich oder sonstwie hart getroffen wurde. Wenn beide aber durch blo&#223;es Zusammenleben eine Beziehung eingehen, die von der Rechtsordnung nicht besonders vorgesehen und gesch&#252;tzt, sondern allenfalls in gewissem Umfange toleriert wird, so haben sie damit selbst Verh&#228;ltnisse geschaffen, die au&#223;erhalb des besonderen Schutzbereiches stehen, auf die sich noch der Mietvertrag erstreckt. Deshalb war ... nicht in den Schutzbereich des Mietvertrages einbezogen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen fiel ... auch deshalb nicht unter den durch den Mietvertrag gesch&#252;tzten Personenkreis, weil ein Vermieter es nicht generell zu dulden braucht, da&#223; eine Mieterin einen Partner aufnimmt, mit dem sie ehelos zusammenlebt. Zwar ist ein Mieter berechtigt, nahe Familienangeh&#246;rige in die Wohnung aufzunehmen (BGH WarnRspr. 1970 Nr. 66); jedoch ist die eigenm&#228;chtige Aufnahme eines Partners zum Zwecke des bindungslosen Zusammenlebens ein vertragwidriger Gebrauch im Sinne des &#167; 353 BGB. Zu Unrecht hat das Landgericht Bonn gemeint (NJW 1975, 1690), die Abw&#228;gung der Interessen des Vermieters und des Mieters k&#246;nne im Einzelfall dazu f&#252;hren, da&#223; das Interesse des Mieters an der Fortf&#252;hrung der ehe&#228;hnlichen Beziehungen in der Mietwohnung das Interesse des Vermieters an der Durchsetzung seiner Moralauffassung &#252;berwiege. Wenn Schickedanz gar meint (NJW 1975, 1891), aus Artikel 6 Abs. 1 des Grundgesetzes unter dem Gesichtspunkt der Eheschlie&#223;ungsfreiheit auch die "vorehelichen Aktivit&#228;ten des Suchens und gemeinsamen Versuchens" als verfassungsrechtlich gesch&#252;tzt anzusehen, so ist das schlechthin abwegig und pervertiert den grundgesetzlichen Schutz von Ehe und Familie. Im &#252;brigen w&#228;re es dem Vermieter auch weder m&#246;glich noch zumutbar, Erhebungen dar&#252;ber anzustellen, ob es sich bei dem Dritten um den Verlobten oder den "ernsthaften Partner vorehelicher Aktivit&#228;ten" oder um einen bindungslosen Geschlechtspartner handelt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Allerdings bedeutet, wie Gernhuber (Familienrecht, 2. Aufl., &#167; 5 I, 1) zutreffend ausf&#252;hrt, der Schutz der Ehe noch kein verfassungsrechtliches Verbot der "freien Lebensgemeinschaft". M&#246;gen auch manche Vermieter gegen die Vermietung an ein unverheiratetes Paar oder gegen die Aufnahme eines "freien Partners" keine Bedenken haben und mag ein derartiges Zusammenleben auch teilweise praktiziert werden, so &#228;ndert das doch nichts an der Tatsache, da&#223; auch heute noch ein nicht unerheblicher Teil der Bev&#246;lkerung daran Ansto&#223; nimmt. Auch der Vermieter hat Anspruch auf Gewissensfreiheit und freie Entfaltung <u>seiner</u> Pers&#246;nlichkeit. Demjenigen, der das Zusammenleben eines unverheirateten Paares als sittlich nicht zu rechtfertigen erachtet, mu&#223; es frei stehen, sich eines Mieters zu entledigen, der sich &#252;ber diese auf beachtenswerte Grundwerte zur&#252;ckzuf&#252;hrende Haltung einseitig hinwegsetzen will. Zur Entfaltung der freien Pers&#246;nlichkeit des Vermieters geh&#246;rt es, da&#223; er seine Auffassung dar&#252;ber, was in seinem Hause geschieht, frei vertreten und durchsetzen kann (so zutreffend H&#228;ndel NJW 1975, 521). Wenn tats&#228;chlich - wie von der Gegenmeinung behauptet wird - die Zahl derer w&#228;chst, die bei sozialethischer Betrachtung einem ehelosen Zusammenleben positive Aspekte abgewinnt, so ist es einem Mieter umso eher zumutbar, sich eventuell eine andere Wohnung bei einem "toleranten" Vermieter zu suchen, als seinerseits Toleranz einseitig zu postulieren und dem Vermieter die Duldung eines Konkubinates aufzuzwingen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">War demnach die Beklagte als Vermieterin nicht von vornherein verpflichtet, die Aufnahme des ... durch Fr&#228;ulein ... zu dulden, so unterfiel ... auch nicht zu Lasten der Beklagten den Schutzwirkungen des mit Fr&#228;ulein ... geschlossenen Mietvertrages.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist es insoweit, ob die Beklagte bzw. ihre Eltern entsprechend ihrer Behauptung von dem Zusammenleben keine Kenntnis gehabt haben. Denn selbst wenn sie dieses Zusammenleben geduldet haben sollten, f&#252;hrte das nicht zu einer Einbeziehung des Sch&#228;permeier in den Schutzbereich des Mietvertrages.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; war die Berufung zur&#252;ckzuweisen. Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97, 708 Nr. 7 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zur Zulassung der Revision bestand kein Anla&#223;, da die gesetzlichen Voraussetzungen des &#167; 546 Abs. 1 ZPO nicht vorliegen. Zum einen weicht die vorliegende Entscheidung des Senats nicht von einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes ab. Zum anderen hat die Rechtssache aber auch keine grunds&#228;tzliche Bedeutung. Die Zulassungsvoraussetzung der "grunds&#228;tzlichen Bedeutung" ist bereits durch die Rechtsprechung zu der fr&#252;heren Fassung des &#167; 546 Abs. 2 Satz 1 ZPO und den entsprechenden Bestimmungen anderer Verfahrensordnung weithin ausgef&#252;llt. Sie fand mit der Verordnung vom 15.1.1924 zum Zwecke der Beschr&#228;nkung der Revision in Ehesachen erstmals, wenn auch nur vor&#252;bergehend, Eingang in den Zivilproze&#223; und ist seit Inkrafttreten des Arbeitsgerichtsgesetzes 1926 Gegenstand des arbeitsgerichtlichen Revisionsrechts. Die Auslegung des unbestimmten Rechtsbegriffes "grunds&#228;tzliche Bedeutung" hat sich im wesentlichen an den Hauptaufgaben des Revisionsgerichts, n&#228;mlich die Wahrung der Rechtseinheit und die Fortbildung des Rechts, zu orientieren. Erforderlich ist daher das Vorliegen einer kl&#228;rungsbed&#252;rftigen Frage von grunds&#228;tzlicher und damit allgemeiner Bedeutung (BGH NJW 1951, 762; BVerwG NJW 1962, 218). Unter "allgemeiner Bedeutung" ist dabei zu verstehen, da&#223; sich die Auswirkungen der Entscheidung in quantitativer Hinsicht nicht in einer Regelung der Beziehungen der Parteien oder in einer von vornherein &#252;berschaubaren Anzahl gleich gelagerter Angelegenheiten ersch&#246;pfen d&#252;rfen, sondern eine unbestimmte Vielzahl von F&#228;llen betreffen m&#252;ssen (BFH 89, 117, 119). In qualitativer Hinsicht d&#252;rfen die Auswirkungen der Entscheidung nicht nur auf tats&#228;chlichem Gebiet liegen. Immer mu&#223; es sich um das abstrakte Interesse der Gesamtheit, der Einheit und Entwicklung des Rechts handeln und nicht um das Interesse eines Einzelnen oder um einen sogenannten Musterproze&#223; zur h&#246;chstrichterlichen Entscheidung zu bringen (BAG 2, 26; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, 34. Aufl., &#167; 546 ZPO Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen kann keine Zulassung der Revision erfolgen. Die Auffassung des Senats zu &#167; 829 BGB entspricht der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, ebenso die Rechtsauffassung, da&#223; der Kreis derjenigen Personen, die in den Schutzbereich eines Vertrages einbezogen werden k&#246;nnen, eng zu begrenzen ist. Die Rechtsfrage, da&#223; ein in bindungsloser Gemeinschaft aufgenommener Partner nicht zu diesem Kreis geh&#246;rt, hat keine grunds&#228;tzliche Bedeutung. Die weiteren Ausf&#252;hrungen, da&#223; ein Vermieter es nicht generell zu dulden braucht, da&#223; eine Mieterin einen Partner aufnimmt, mit dem sie ehelos zusammenlebt, ist nur eine zus&#228;tzliche Begr&#252;ndung f&#252;r die Rechtsauffassung des Senats, auf die sich die vorliegende Entscheidung also nicht allein st&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Mangels Zulassung der Revision entfiel auch die Anordnung von Vollstreckungsnachla&#223; (&#167; 713 a ZPO).</p>
316,052
olgham-1976-12-03-6-u-7476
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 74/76
"1976-12-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:21:48"
"2019-03-27T09:41:33"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1976:1203.6U74.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten zu 3.) wird das am 20. Februar 1976 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Siegen abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage gegen die Beklagte zu 3.) wird abgewiesen.</p> <p>Den Beklagten zu 1.) und 2.) fallen als Gesamtschuldern von den Kosten der ersten Instanz die H&#228;lfte der Gerichtskosten und die H&#228;lfte der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerin zur Last. Ihre eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten haben die Beklagten zu 1.) und 2.) selbst zu tragen.</p> <p>Von den Kosten der ersten Instanz tr&#228;gt die Kl&#228;gerin die H&#228;lfte der Gerichtskosten, die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 3.) und die H&#228;lfte ihrer eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten.</p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beschwer f&#252;r die Kl&#228;gerin betr&#228;gt 32.170,88 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt ein Bauunternehmen. Die Beklagte zu 1) war eine Kommanditgesellschaft. Der Beklagte zu 2) war ihr pers&#246;nlich haftender Gesellschafter. Kommanditistin war die Ehefrau des Beklagten zu 2). Die Beklagte zu 3) ist eine Bautr&#228;gergesellschaft, die in der Form einer Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung betrieben wird. Gesellschafter waren der Beklagte zu 2) und seine Ehefrau. Beide waren gleichzeitig auch zur alleinigen Gesch&#228;ftsf&#252;hrung berechtigte Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten zu 3). Durch notariellen Vertrag vom 14.5.1974 &#252;bertrug der Beklagte zu 2) seinen Gesellschafteranteil an der Beklagten zu 3) auf seine Ehefrau und seine Tochter. Seit dem 1.7.1976 ist er auch nicht mehr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) war Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks .... Die Beklagte zu 1) beabsichtigte, auf diesem Grundst&#252;ck ein Wohnhaus mit 5 Eigentumswohnungen, errichten zu lassen. Am 19.10.1973 beauftragte sie die Kl&#228;gerin mit den Entw&#228;sserungs-, Maurer- und Betonarbeiten f&#252;r das Bauvorhaben. Die Kl&#228;gerin f&#252;hrte die Arbeiten aus. Mit der vorliegenden Klage hat sie gegen die Beklagten zu 1) und 2) ihre Restforderung aus dem Bauauftrag in H&#246;he von 32.170,88 DM geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Verkauf von drei der Eigentumswohnungen ver&#228;u&#223;erte der Beklagte zu 2) mit notariellem Vertrag vom 4.12.1974 - Urkundenrolle ... des Notars ... die ihm verbliebenen zwei Eigentumswohnung A und C an die Beklagte zu 3) zu einem Kaufpreis von 125.000,- DM. Beide Eigentumswohnungen waren im Zeitpunkt des Verkaufs noch im Rohbauzustand. Die gr&#246;&#223;ere Eigentumswohnung A hat eine Flache von 108 qm, die Wohnung C ist 41,13 qm gro&#223;.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In einem Verfahren auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung ordnete das Amtsgericht ... durch Urteil vom 3.4.1975 auf Antrag der Kl&#228;gerin an, da&#223; zur Sicherung des Werklohnanspruchs der Kl&#228;gerin an der Eigentumswohnung A eine Vormerkung zur Eintragung einer Sicherungshypothek &#252;ber eine Forderung von 7.548,12 DM und an der Eigentumswohnung C eine Vormerkung zur Eintragung einer Sicherungshypothek &#252;ber einen Betrag von 2.874,57 DM einzutragen seien. Die Berufung der Beklagten zu 3) gegen dieses Urteil wurde durch Urteil des Landgerichts ... vom 30.7.1975 zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit notariellem Kaufvertrag vom 8.12.1975 - Urkundenrolle Nr. ... des Notars ... in ... - verkaufte die Beklagte zu 3) die Eigentumswohnung A zu einem Kaufpreis von 168.000,- DM an die Eheleute .... Da in dem Kaufvertrag die lastenfreie &#220;bertragung des Wohnungseigentums vereinbart worden war, l&#246;ste die Beklagte zu 3) die f&#252;r das Wohnungseigentum A eingetragene Vormerkung auf Eintragung einer Sicherungshypothek durch Zahlung des Betrages von 7.548,12 DM ab. Die Eheleute ... sind inzwischen als Eigent&#252;mer im Wohnungsgrundbuch eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu 1) und 2) zu verurteilen, als Gesamtschuldner an sie DM 32.170,88 DM zu zahlen sowie 10 % Zinsen daraus seit dem 1.3.1975.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagten zu 1) und 2) im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 19.12.1975 nicht ordnungsgem&#228;&#223; durch einen beim Landgericht ... zugelassenen Rechtsanwalt vertreten waren, hat das Landgericht ... am 19.12.1975 auf Antrag der Kl&#228;gerin ein Vers&#228;umnisteilurteil entsprechend dem Klageantrag gegen die Beklagten zu 1) und 2) erlassen. In dem Vers&#228;umnisurteil ist die Kostenentscheidung dem Schlu&#223;urteil vorbehalten worden. Das Vers&#228;umnisurteil ist inzwischen rechtskr&#228;ftig geworden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach Erla&#223; des Vers&#228;umnisurteils wurde &#252;ber das Verm&#246;gen des Beklagten zu 2) das Konkursverfahren er&#246;ffnet. Die Firma der Beklagten zu 1) wurde am 3.4.1976 als erloschen im Handelsregister A 4660 des Amtsgerichts ... eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet: Den Kaufpreis von 125.000,- DM f&#252;r den Kauf der Eigentumswohnungen A und C habe die Beklagte zu 3) nicht an den K&#228;ufer, den Beklagten zu 2) gezahlt. Die beiden Eigentumswohnungen seien das einzige Verm&#246;gen des Beklagten zu 2) gewesen. Die Ver&#228;u&#223;erung sei in der Absicht vorgenommen worden, die Gl&#228;ubiger der Beklagten zu 1) und des Beklagten zu 2) zu benachteiligen. Das ergebe sich daraus, da&#223; die Beklagte zu 3) in dem Kaufvertrag nicht die Schulden der Beklagten zu 1) und des Beklagten zu 2) gegen&#252;ber den Bauhandwerkern &#252;bernommen habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die Ansicht vertreten: Die Beklagte zu 3) sei verpflichtet, in die Eintragung einer Bauhandwerkersicherungshypothek gem&#228;&#223; &#167; 648 BGB in die Grundb&#252;cher der Eigentumswohnungen A und C einzuwilligen. Denn die vom Gesetz geforderte Identit&#228;t zwischen Besteller des Bauwerks und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer sei nicht formal juristisch, sondern wirtschaftlich zu beurteilen. Da die Beklagte zu 3) als Bautr&#228;gerin auftrete und die Beklagte zu 1) als Bestellerin, bestehe zwischen den Beklagten eine wirtschaftliche Verflechtung mit der Folge, da&#223; sie wirtschaftlich gesehen als identisch anzusehen seien.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu 3) zu verurteilen, die Eintragung einer Bauhandwerkersicherungshypothek in H&#246;he von DM 33.170,88 sowie 10 % Zinsen daraus seit dem 1.3.1975 zu bewilligen, und zwar zu Lasten der Eigentumswohnung gem&#228;&#223; Buchstabe A des Aufteilungsplanes, eingetragen im Wohnungsgrundbuch von ... Blatt ... sowie zu Lasten der Eigentumswohnung gem&#228;&#223; Buchstabe C des Aufteilungsplanes, eingetragen im Wohnungsgrundbuch von ... Blatt ...;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, die Eintragung von Bauhandwerkersicherungshypoteken zu bewilligen, und zwar wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">zu Lasten der Eigentumswohnung gem&#228;&#223; Buchstabe A des Aufteilungsplanes, eingetragen im Wohnungsgrundbuch von ... Blatt ..., in H&#246;he von DM 7.548,12 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">zu Lasten der Eigentumswohnung gem&#228;&#223; Buchstabe C des Aufteilungsplanes, eingetragen im Wohnungsgrundbuch von ... Blatt ... in H&#246;he von DM 2.874,57.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet: Der Erwerb der beiden Eigentumswohnungen sei nicht von vornherein beabsichtigt gewesen. Erst als die Beklagte zu 1) und der Beklagte zu 2) nicht mehr in der Lage gewesen seien, die notwendigen Darlehen zur Finanzierung der Fertigstellung der Wohnungen zu beschaffen, habe sie die Eigentumswohnungen gekauft. Denn ihr sei es m&#246;glich gewesen, die notwendigen Gelder zu beschaffen. Da sich beide Eigentumswohnungen noch im Rohbauzustand befunden h&#228;tten, sei der Kaufpreis von 125.000,- DM f&#252;r beide Wohnungen angemessen gewesen. Der Kaufpreis sei auch an den Beklagten zu 2) gezahlt worden. Zwischen ihr und der Beklagten zu 1) bestehe keine wirtschaftliche Identit&#228;t. Das ergebe sich aus ihrer wirtschaftlichen Entflechtung. Der Beklagte zu 2) habe sich nie als ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bet&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 20.2.1976 hat die erste Zivilkammer des Landgerichts ... die Beklagte zu 3) verurteilt, die Eintragung einer Bauhandwerkersicherungshypothek in H&#246;he von 32.170,88 DM sowie 10 % Zinsen daraus seit dem 1.3.1975 zu Lasten der Eigentumswohnungen A des Aufteilungsplans und der Eigentumswohnung C des Aufteilungsplanes zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In dem Urteil, auf das wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird, begr&#252;ndet das Landgericht zun&#228;chst in l&#228;ngeren Ausf&#252;hrungen, da&#223; die in &#167; 648 BGB geforderte Identit&#228;t zwischen Besteller und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nicht gegeben sei. Es kommt jedoch zu dem Ergebnis, da&#223; es mit dem Grundsatz von Treu und Glauben nicht vereinbar sei, wenn sich die Beklagte zu 3) auf ihre f&#246;rmliche Selbst&#228;ndigkeit berufe. Der Beklagte zu 2) habe die Eigentumswohnungen in der erkennbaren Absicht, seine und die Gl&#228;ubiger der Beklagten zu 1) zu benachteiligen, auf die Beklagte zu 3) &#252;bertragen. Au&#223;erdem sei der Kammer aus einer Vielzahl von Prozessen bekannt, da&#223; die beiden Eigentumswohnungen das einzige Verm&#246;gen des Beklagten zu 2) gebildet h&#228;tten. Nach dem Gedanken der Durchgriffshaftung sei es der Beklagten zu 3) deshalb verwehrt, sich auf ihre f&#246;rmliche Selbst&#228;ndigkeit zu berufen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gegen das nicht zugestellte Urteil hat die Beklagte zu 3) am 15.3.1976 Berufung eingelegt und die Berufung nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 17.5.1976 am 17.5.1976 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aus dem Umstand, da&#223; die Beklagte zu 1) und sie einen gemeinsamen Gesch&#228;ftssitz gehabt h&#228;tten und die Gesellschafter identisch gewesen seien, ergebe sich noch keine wirtschaftliche Identit&#228;t. Beide Gesellschaften h&#228;tten eigene Verm&#246;gen gehabt, die auch v&#246;llig getrennt gehalten worden seien. Tats&#228;chlich sei die wirtschaftliche Verflechtung so gering, da&#223; sie von dem Konkurs der Beklagten zu 1) und 2) nicht ber&#252;hrt worden sei. Mit dem Verkauf der Eigentumswohnungen sei nicht beabsichtigt gewesen, die Gl&#228;ubiger der Beklagten ihren Gl&#228;ubiger ... befriedigt, und zwar durch Abl&#246;sung der f&#252;r ihn einger&#228;umten Hypotheken. Au&#223;erdem habe die Beklagte zu 1) an das Finanzamt eine Steuerschuld von 29.843,54 DM bezahlt. Der verbleibende Restbetrag sei an andere Gl&#228;ubiger ausgezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Eigentumswohnungen seien auch nicht das einzige Verm&#246;gen des Beklagten zu 2) gewesen. Der Beklagte zu 2) sei an einer Grundst&#252;cksgemeinschaft ... beteiligt gewesen, die sich mit der Erstellung von Eigentumswohnungen in... befa&#223;t habe. F&#252;r das Ausscheiden des Beklagten zu 2) habe die Beklagten zu 1) und 2) gegen 5 Schuldner noch Forderungen in einer Gesamth&#246;he von ca. 28.000,- DM gehabt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu 3) zu verurteilen, die Eintragung einer Bauhandwerkersicherungshypothek in H&#246;he von 24.622,76 DM nebst 10 % Zinsen von 32,170,88 DM f&#252;r die Zeit vom 1.3.1975 bis zum 12.3.1976 und von 24.622,76 DM seit dem 13.3.1976 zu bewilligen, und zwar zu Lasten der Eigentumswohnung gem&#228;&#223; Buchstabe C des Aufteilungsplanes, eingetragen im Wohnungsgrundbuch von ... Blatt ...;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zu 3) zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">hilfsweise im Falle einer der Revision unterliegenden Entscheidung ihr nachzulassen, jegliche Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung, die auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder eines &#246;ffentlich-rechtlichen Kreditinstituts erbracht werden kann, abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) habe die Eigentumswohnungen A und C an die Beklagte zu 3) verkauft, um seine Gl&#228;ubiger und die Gl&#228;ubiger der Beklagten zu 1) zu benachteiligen. Denn beide Wohnungen seien mit einer Gesamtgrundschuld von 124.000,- DM belastet gewesen. Um diese Grundschuld abl&#246;sen zu k&#246;nnen, sei der Kaufpreis auf 125.000,- DM festgesetzt worden. Lediglich der Restbetrag von 1.000,- DM sei f&#252;r die Bezahlung von Baurechnungen vorgesehen gewesen. Es m&#252;sse mit Nichtwissen bestritten werden, da&#223; die Firma ... etwas von dem "Erl&#246;s" erhalten habe. Da die Beklagten zu 1) und 2) keine Finanzierungsm&#246;glichkeiten mehr gehabt h&#228;tten, sei der Beklagten zu 3) durch den Kauf der Eigentumswohnungen Finanzierungsm&#246;glichkeiten er&#246;ffnet worden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Eigentumswohnungen seien praktisch das einzige Verm&#246;gen des Beklagten zu 2) gewesen. Sein Grundst&#252;ck, in ... sei mit verschiedenen Zwangshypotheken weit &#252;ber seinen Wert hinaus belastet gewesen. Die der Grundst&#252;cksgesellschaft ... geh&#246;renden Grundst&#252;cke seien zugunsten der ... in ... mit Grundschulden von 110.000,- DM und 160.000,- DM belastet gewesen. Bei der Auseinandersetzung der Gesellschaft sei an die Konkursmasse keine Abstandssumme von 12.000,- DM gezahlt worden. Die angeblichen Forderungen in H&#246;he von ca. 28.000,- DM habe sie pf&#228;nden und sich zur Einziehung &#252;berweisen lassen. Keiner der Schuldner sei jedoch zur Zahlung bereit gewesen, da die erhebliche Gegenforderungen an die Beklagte zu 1) geltend gemacht h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten zu 3) ist zul&#228;ssig und auch begr&#252;ndet. Sie f&#252;hrt zur Ab&#228;nderung des Urteils und Abweisung der Klage gegen die Beklagte zu 3).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Denn die Kl&#228;gerin hat gegen die Beklagte zu 3) keinen Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 648 BGB auf Eintragung einer Sicherungshypothek. &#167; 648 BGB gibt dem Bauunternehmer das Recht zu verlangen, da&#223; der Besteller an seinem Baugrundst&#252;ck zur Sicherung der Werklohnforderung aus dem Bauvertrag eine Sicherungshypothek eintragen l&#228;&#223;t. Die Voraussetzungen des &#167; 648 BGB sind nicht gegeben. Die Beklagte zu 3) ist zwar Eigent&#252;merin des Baugrundst&#252;cks. Baugrundst&#252;ck ist in diesem Fall die Eigentumswohnung C, die nach dem Verkauf und die &#220;bereignung der Eigentumswohnung A an die Eheleute ... noch im Eigentum der Beklagten zu 3) steht. Die Beklagte zu 3) ist jedoch nicht Bestellerin des Bauwerkes. Bestellerin war die inzwischen nicht mehr existente Beklagte zu 1).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die in &#167; 648 BGB vorausgesetzte Identit&#228;t zwischen Besteller des Bauwerks und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer l&#228;&#223;t sich nicht durch eine wirtschaftliche Beurteilung feststellen (f&#252;r eine wirtschaftliche Beurteilung der Identit&#228;t Palandt, 36. Aufl., &#167; 648, Anmerkung 2 b; OLG M&#252;nchen NJW 1975, 220; LG K&#246;ln, BB 1973, 1375). Die Frage nach der wirtschaftlichen Identit&#228;t stellt sich nur, wenn auf der Seite Besteller/Grundst&#252;ckseigent&#252;mer eine Personalgesellschaft oder eine juristische Person als Bestellerin oder Grundst&#252;ckseigent&#252;merin beteiligt ist. Die Anwendbarkeit des &#167; 648 BGB ist unproblematisch, wenn beispielsweise Bestellerin des Bauwerks eine offene Handelsgesellschaft und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer einer der Gesellschafter ist. Denn als Gesellschafter haftet der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer pers&#246;nlich f&#252;r die Schuld der oHG aus dem Bauvertrag. Will man jedoch die M&#246;glichkeit einer wirtschaftlichen Identit&#228;t mit den Gesellschafter auch dann bejahen, wenn eine juristische Person als Bestellerin oder Grundst&#252;ckseigent&#252;merin beteiligt ist, f&#252;hrt das dazu, da&#223; die vom Gesetz gewollte Eigenst&#228;ndigkeit der juristischen Person aufgel&#246;st wird. Denn die juristische Person wird so behandelt, als sei sie ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit, da sie je nach Fallgestaltung als identisch mit dem Besteller oder dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer angesehen wird. Es gilt jedoch der Grundsatz, da&#223; "&#252;ber die Rechtsfigur einer juristischen Person nicht leichtfertig und schrankenlos hinweggegangen werden" darf (BGH NJW 1974, 1372). Auch wenn Ausnahmef&#228;lle m&#246;glich sein k&#246;nnen, besteht doch kein allgemeines Bed&#252;rfnis, im Rahmen der Regelung des &#167; 648 BGB von der Eigenst&#228;ndigkeit der juristischen Person abzuweichen und bei enger wirtschaftlicher Verflechtung Identit&#228;t zwischen Besteller und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer anzunehmen, handelt es sich bei Besteller und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer um zwei verschiedene nat&#252;rliche Personen, mu&#223; es der Bauunternehmer nach &#167; 648 BGB in Kauf nehmen, da&#223; seine Werklohnforderung nicht durch Eintragung einer Sicherungshypothek am Baugrundst&#252;ck abgesichert werden kann. Es ist nicht ersichtlich, weshalb der Bauunternehmer besser gestellt werden soll, wenn es sich bei Besteller und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nicht um zwei nat&#252;rliche Personen handelt, sondern wenn eine juristische Person beteiligt ist. (Ablehnend auch OLG Braunschweig BB 1974, 624 und OLG Bremen NJW 1976, 1321).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem fehlt ein einleuchtendes Kriterium daf&#252;r, wann wirtschaftliche Identit&#228;t vorliegen soll. Das Oberlandesgericht M&#252;nchen (NJW 1975, 220) stellt darauf ab, ob der Besteller oder Grundst&#252;ckseigent&#252;mer die Beteiligte juristische Person "ausschlaggebend beeinflu&#223;t, steuert und bestimmt". Dem Begriff nach bedeutet Identit&#228;t Wesensgleichheit und v&#246;llige &#220;bereinstimmung. Die Beherrschung eines Unternehmens durch eine nat&#252;rliche Person oder einer juristischen Person bedeutet jedoch nicht, da&#223; zwischen beiden wirtschaftlich gesehen eine v&#246;llige &#220;bereinstimmung und damit Identit&#228;t besteht. So war im vorliegenden Fall der Beklagte zu 2) Komplement&#228;r der Beklagten zu 1), der Bestellerin des Bauwerks, und gleichzeitig neben seiner Ehefrau alleinvertretungsberechtigter Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten zu 3). Selbst wenn die Beklagte zu 1) durch die Person des Beklagten zu 2) die Beklagte zu 3) wirtschaftlich beherrschte, werden beide damit noch nicht wirtschaftlich wesensgleich. H&#228;tte eine wirtschaftliche Identit&#228;t zwischen ihnen bestanden, h&#228;tte die Beklagte zu 3) das Schicksal der Beklagten zu 1) teilen m&#252;ssen. Zusammen mit dem Beklagten zu 2) geriet die Beklagte zu 1) in Verm&#246;gensverfall und mu&#223;te schlie&#223;lich als Firma gel&#246;scht werden. Dagegen &#252;bt die Beklagte zu 3) nach wie vor ihre gesch&#228;ftliche T&#228;tigkeit aus.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Versuch, die Identit&#228;t zwischen Besteller und Grundst&#252;ckseigent&#252;mer wirtschaftlich zu begr&#252;nden, ist im Grunde nur eine Verallgemeinerung der in der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tze zur Durchgriffshaftung. Nach diesen Grunds&#228;tzen ist "der Durchgriff auf die von der juristischen Person verdeckten Kr&#228;fte und Verh&#228;ltnisse" dann zugelassen, wenn entweder "die Rechtsform der juristischen Person absichtlich mi&#223;braucht wird" oder "ihre Verwendung nicht dem Zweck der Rechtsordnung entspricht" (BGH NJW 1974, 1372). Auch unter dem Gesichtspunkt der Durchgriffshaftung kann die Kl&#228;gerin nicht von der Beklagten zu 3) die Bewilligung der Eintragung einer Sicherungshypothek f&#252;r ihre Werklohnforderung verlangen. Denn einmal bestehen erhebliche Bedenken, ob die Grunds&#228;tze der Durchgriffshaftung im vorliegenden Fall angewandt werden k&#246;nnen. Das Institut der Durchgriffshaftung ist geschaffen, um unbillige mit der Rechtsordnung nicht zu vereinbarende Ergebnisse zu vermeiden, die dadurch entstehen k&#246;nnen, da&#223; die eigentlich Verantwortlichen durch die Haftungsbeschr&#228;nkung einer juristischen Person gesch&#252;tzt werden. Der "Schutz" der juristischen Person soll durchbrochen werden. Im vorliegenden Fall geht es aber nicht darum, die Haftungsbeschr&#228;nkung der Beklagten zu 3.) als Folge ihrer Rechtsform als GmbH aufzuheben und den Durchgriff auf die hinter ihr stehenden Kr&#228;fte freizugeben. Vielmehr will die Kl&#228;gerin genau das Gegenjuristischer Person.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Zum anderen spricht ein weiterer Grund gegen die Anwendbarkeit der Grunds&#228;tze der Durchgriffshaftung: Die Durchgriffshaftung tr&#228;gt subsidi&#228;ren Charakter. Die Aufhebung der Eigenst&#228;ndigkeit der juristischen Person ist eine Ausnahme. Sie ist nur zul&#228;ssig, wenn auf andere Art und Weise ein nach der Rechtsordnung mi&#223;billigte Ergebnis nicht vermieden werden kann. Die Kl&#228;gerin hatte jedoch die M&#246;glichkeit, auf einem anderen Wege ihr Ziel zu erreichen. Nach ihrer Meinung und nach der Ansicht des Landgerichts kommen die Grunds&#228;tze der Durchgriffshaftung deshalb den Eigentumswohnungen A und C in der Absicht gehandelt hat, die Gl&#228;ubiger der Beklagten zu 1) und 2) zu benachteiligen. Mit dieser Begr&#252;ndung konnte sie den Verkauf der beiden Eigentumswohnungen durch den Beklagten zu 2) nach &#167; 3 Anfechtungsgesetz anfechten. Denn gem. &#167; 3 Abs. 1 Ziff. 1 Anfechtungsgesetz sind alle Rechtshandlungen anfechtbar, die der Schuldner, in diesem Fall der Beklagte zu 2), in der dem anderen Teil, in diesem Fall der Beklagten zu 3), bekannten Absicht, seine Gl&#228;ubiger zu benachteiligen, vorgenommen hat. Durch die Anfechtung konnte die Kl&#228;gerin ebenso wie durch die Eintragung einer Sicherungshypothek ihr Sicherungsbed&#252;rfnis befriedigen. Denn gem. &#167; 7 Anfechtungsgesetz h&#228;tte die Beklagte zu 3) bei wirksamer Anfechtung die beiden Eigentumswohnungen der Kl&#228;gerin zur Zwangsvollstreckung wegen ihrer Restwerklohnforderung zur Verf&#252;gung stellen m&#252;ssen. Wenn es die Kl&#228;gerin vers&#228;umt hat, von der M&#246;glichkeit Gebrauch zu machen, die ihr das Anfechtungsgesetz bot, ist es nicht m&#246;glich, das Anfechtungsgesetz durch die Anwendung der Grunds&#228;tze der Durchgriffshaftung zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann ihren Anspruch auf Eintragung einer Sicherungshypotek auch nicht daraus herleiten, da&#223; die Beklagte zu 3) mit den beiden Eigentumswohnungen das gesamte Verm&#246;gen der Beklagten zu 1) und 2) &#252;bernommen hat und damit gem&#228;&#223; &#167; 419 BGB in deren Verpflichtung gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin eingetreten ist. Denn die Voraussetzungen f&#252;r eine Verm&#246;gens&#252;bernahme nach &#167; 419 BGB sind nicht schl&#252;ssig dargetan. Der Vortrag der Kl&#228;gerin bezieht sich auf die Verm&#246;genssituation der Beklagten zu 1) und 2) im Zeitpunkt der Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens &#252;ber das Verm&#246;gen des Beklagten zu 2) und auf Versuche, in den Jahren 1975, 1976 Forderungen der Beklagten zu 1) und 2) gegen Dritte pf&#228;nden und sich zur Einziehung &#252;berweisen zu lassen. &#220;ber die Verm&#246;genslage der Beklagten zu 1) und 2) im Zeitpunkt des Verkaufs der beiden Eigentumswohnungen am 4.12.1974 ist nichts vorgebracht. Die Kl&#228;gerin hat auch nicht zu dem unstreitigen Umstand Stellung genommen, da&#223; das Konkursverfahren &#252;ber das Verm&#246;gen des Beklagten zu 2) er&#246;ffnet worden ist. Dieser Umstand spricht daf&#252;r, da&#223; der Beklagte zu 2) nicht ganz verm&#246;genslos war. Denn es kann angenommen werden, da&#223; bei Verm&#246;genslosigkeit des Beklagten zu 2.) die Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens mangels Masse abgelehnt worden w&#228;re. Wenn keine Konkursmasse vorhanden war, ist es wenig wahrscheinlich, da&#223; ein Gl&#228;ubiger einen Kostenvorschu&#223; gem&#228;&#223; &#167; 107 Abs. 1, Satz 2 KO geleistet hat, um die Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens zu erreichen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 708 Ziff. 7 ZPO. Die Festsetzung der Beschwer folgt aus &#167; 546 Abs. 2 ZPO.</p>
316,053
ag-aachen-1976-11-26-14-c-57776
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
14 C 577/76
"1976-11-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:21:49"
"2019-03-27T09:41:32"
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1976:1126.14C577.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Kl&#228;ger auferlegt. </p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Aus einem Verkehrsunfall vom 15.05.1976, an dem der beim Beklagten versicherte Pkw #0000-# sowie der Pkw #000-## des Kl&#228;gers beteiligt waren, ist der Beklagte unstreitig zum vollen Schadensersatz verpflichtet. Bis auf mit der Klage geltend gemachte 62,25 DM Kreditkosten hat der Beklagte alle Anspr&#252;che erf&#252;llt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bringt vor:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Kreditinanspruchnahme habe er die Entstehung eines weit h&#246;heren Schadens, n&#228;mlich Mietwagenkosten, vermieden. Zu Unrecht berufe sich der Beklagte darauf, er habe den mit Schreiben vom 22.6.1976 angeforderten Schadensbetrag von 4.561,- DM &#8211; worin unstreitig keine Kreditkosten genannt sind- bereits am 06.07.1976 bezahlt. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 62,25 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.08.1976 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er bringt vor:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe gegen seine Schadensminderungspflicht versto&#223;en. Mit Schreiben vom 21.06.1976 h&#228;tten die Bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers den Schaden dem Grunde nach angemeldet und um Anerkennung bis zum 10.07.1976 gebeten. In dieser Zeit sei keine Rede davon gewesen, da&#223; er nicht in der Lage sei, die Reparaturkosten vorzulegen. Bereits mit Schreiben vom 01.07.1976 sei dem Kl&#228;ger mitgeteilt worden, da&#223; der gesamte angeforderte Betrag (einschlie&#223;lich Anwaltskosten) gezahlt sei. Der Kl&#228;ger habe nicht darauf hingewiesen, da&#223; er eine Kreditaufnahme beabsichtige.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten wird auf den Akteninhalt erg&#228;nzend Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nach dem unstreitigen Sachverhalt nicht gerechtfertigt. Mit dem Beklagten ist das Gericht der Auffassung, da&#223; der Kl&#228;ger seine Obliegenheit, den ihm entstandenen Schaden aus dem Verkehrsunfall vom 15.05.1976 zu mindern, nicht erf&#252;llt hat, so da&#223; 62,25 DM Kreditkosten unn&#246;tig erfallen sind. Der Kl&#228;ger hat insbesondere nicht dargetan, da&#223; er versucht habe, seine Ersatzforderung gegen den Beklagten an die Firma T GmbH &amp; Co KG, ; die seinen durch den Unfall besch&#228;digten Wagen repariert hat, abzutreten, um auf diese Weise eine Stundung der Reparaturkostenrechnung zu erreichen. Hierdurch h&#228;tte er m&#246;glicherweise ein Zahlungsziel von 1 Monat bekommen, w&#228;hrenddessen der Beklagte den Schaden reguliert h&#228;tte. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger f&#228;llt auch zur Last, da&#223; er sich unstreitig erstmalig mit Anwaltsschreiben vom 21.06.1976 an den Beklagten wandte, obwohl der Unfall bereits am 15.05. geschehen war. Zudem hat er den besch&#228;digten Wagen ausweislich der in Kopie vorliegenden Rechnung der Firma T vom 02.06.1976 erst am Mittwoch, den 19.05.1976, d. h. 4 Tage nach dem Unfall in Reparatur gegeben. Dies spricht gegen seine Behauptung, er habe nur die Wahl zwischen Inanspruchnahme eines Mietwagens oder eines Kredits gehabt. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;tte sonst den Wagen sofort am Montag nach dem Unfall in Reparatur gegeben. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach alledem w&#228;re es unbillig, dem Beklagten, der den mit Schreiben der Bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers vom 22.06.1976 geltend gemachten Schaden unstreitig au&#223;erordentlich rasch reguliert hat, weitere Kosten aufzub&#252;rden. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 Abs. 1 ZPO, die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167; 709 Nr. 4 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hoch</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Richter </p>
316,054
olgham-1976-10-29-1-ss-owi-143576
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss OWi 1435/76
"1976-10-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:21:51"
"2019-03-27T09:41:32"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1976:1029.1SS.OWI1435.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>1) Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>2) Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p>3) Das angefochtene Urteil wird mit den zugrunde liegenden Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde, an das Amtsgericht Dortmund zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Betroffene wegen fahrl&#228;ssiger Zuwiderhandlung gegen &#167;&#167; 41 StVO, 24 StVG zu einer Geldbu&#223;e von 60,- DM verurteilt. Das Amtsgericht hat im wesentlichen folgendes festgestellt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>"Am 11. M&#228;rz 1976, gegen 16.45 Uhr, befuhr die Betroffene mit einem Pkw in ... die B 54 in s&#252;dlicher Richtung. In H&#246;he des Autobahnkreuzes Dortmund-S&#252;d &#252;berquert diese Stra&#223;e die Autobahn. Von der Einm&#252;ndung der Autobahnausfahrt an ist ein &#220;berholverbot durch amtliche Kennzeichen angeordnet, worauf zus&#228;tzlich durch Hinweisschilder vorher noch hingewiesen wird. Innerhalb dieser &#220;berholverbotszone &#252;berholte die Betroffene einen anderen Pkw."</i></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Wie das Amtsgericht weiterhin ausgef&#252;hrt hat, stellt die Betroffene nicht in Abrede, zu jenem Zeitpunkt die B 54 wie angegeben befahren zu haben. Sie bestreitet jedoch, innerhalb der &#220;berholverbotszone ein anderes Kraftfahrzeug &#252;berholt zu haben. Sie schildert, sie sei in H&#246;he der Autobahneinm&#252;ndung auf die linke Fahrspur der B 54 &#252;bergewechselt, um einem einbiegenden Pkw Raum zu geben. Dieses Fahrverhalten k&#246;nne von den Polizeibeamten, die sie beobachtet haben, irrigerweise als &#220;berholman&#246;ver angesehen worden sein.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Wie das Amtsgericht weiter ausf&#252;hrt, hat es die Betroffene der vorgeworfenen Tat auf Grund der Bekundungen des Polizeibeamten ... f&#252;r &#252;berf&#252;hrt angesehen. Dieser hatte, wie das Urteil darlegt, zwar an den Verkehrsvorgang keine Erinnerung mehr, er hat sich aber insoweit auf den Text der Anzeige bezogen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen das Urteil hat die Betroffene rechtzeitig Zulassung der Rechtsbeschwerde beantragt. Nachdem das Urteil am 12. August 1976 zugestellt worden war, hat sie mit Schriftsatz vom 11. September, eingegangen beim Amtsgericht am 13. September 1976, beantragt, das Urteil aufzuheben und hat diesen Antrag begr&#252;ndet. Sie r&#252;gt, mit n&#228;herer Darlegung, Verletzung formellen und materiellen Rechts.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; hat das Amtsgericht die Rechtsbeschwerde als unzul&#228;ssig verworfen, weil nach seiner Ansicht die Rechtsbeschwerde nicht fristgerecht begr&#252;ndet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; hat die Betroffene fristgerecht auf Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts angetragen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auf diesen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 79 Abs. 3, 80 Abs. 2, 346 Abs. 2 StPO zul&#228;ssigen Antrag war der angefochtene Beschlu&#223; aufzuheben. Der Rechtsbeschwerdeantrag und die Begr&#252;ndung sind fristgerecht angebracht worden. Die durch Zustellung des Urteils am 12. August 1976 in Lauf gesetzte Frist zur Stellung des Rechtsbeschwerdeantrages und zur Begr&#252;ndung (&#167;&#167; 79 Abs. 3, 80 Abs. 2 OWiG, 345 Abs. 1 StPO) lief nicht, wie das Amtsgericht meint, mit dem 12., sondern erst mit dem 13. September 1976 ab. Denn der 12. September war ein Sonntag, was zur Folge hatte, da&#223; die Frist erst mit Ablauf des n&#228;chsten Werktages endete (&#167;&#167; 46 Abs. 1 OWiG, 43 Abs. 2 StPO).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Antrag auf Zulassung der Rechtsbeschwerde war zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung und zur Fortbildung des Rechts stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat fehlerhaft gehandelt, indem es seine Feststellungen auf die Aussage des Polizeibeamten ... st&#252;tzte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da die Betroffene bestreitet, innerhalb jener &#220;berholverbotsstrecke ein anderes Kraftfahrzeug &#252;berholt zu haben und nur ein Verkehrsgeschehen schildert, von dem offen bleibt, ob es &#252;berhaupt dasjenige war, bei dem der &#220;berholvorgang geschehen sein soll, mu&#223;te das Amtsgericht bei seinen Feststellungen auf die schriftliche Anzeige selbst zur&#252;ckgreifen. Da&#223; es dieses getan hat, ergibt sich auch daraus, da&#223; nach den Urteilsgr&#252;nden der Zeuge sich auf die Anzeige bezogen hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das warhier indessen rechtlich unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zwar darf nach &#167; 250 StPO die Vernehmung eines Wahrnehmungszeugen nicht dadurch ersetzt werden, da&#223; eine Urkunde, in der seine Wahrnehmungen niedergelegt sind, verlesen wird. Wenn jedoch ein Zeuge sich an das von ihm fr&#252;her Wahrgenommene nicht mehr erinnert, wie es bei Polizeibeamten, die zuvor eine Verkehrsanzeige erstattet hatten h&#228;ufig vorkommt, kann der Inhalt der schriftlichen Erkl&#228;rung erg&#228;nzend verwertet werden, wenn zugleich der Urheber der Urkunde als Zeuge vernommen wird und die Verantwortung f&#252;r den Inhalt der Urkunde &#252;bernimmt (so BGHSt 20, 160 = NJW 65, 874). Auf diese Weise kann das Gericht den Inhalt der Urkunde, jedoch noch nicht die Richtigkeit der Schilderung feststellen (OLG Hamm, JMBl. NRW 68, 45). In dieser, insbesondere vom BGH in seiner Entscheidung vom 4.6.1970 (NJW 70, 1458, 1459) f&#252;r zul&#228;ssig erachteten Weise ist das Amtsgericht jedoch nicht verfahren. Es hat den Inhalt der Anzeige nicht durch Vernehmung des Anzeigeverfassers, sondern durch Vernehmung des Zeugen ... festgestellt, der in der Anzeige, die ein anderer Polizeibeamter erstellt hatte, nur als Zeuge aufgef&#252;hrt ist. Durch Vernehmung des Zeugen ... konnte der Inhalt der Anzeige daher nicht in zul&#228;ssiger Weise erg&#228;nzend verwertet werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Urteil war somit aufzuheben und die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen.</p>
316,115
lg-dortmund-1976-07-23-15-o-10276
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
15 O 102/76
"1976-07-23T00:00:00"
"2019-03-13T16:54:53"
"2019-03-27T09:41:25"
Beschluss
ECLI:DE:LGDO:1976:0723.15O102.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antragstellerin wird das unter dem 28 .April 1976</p> <p>beantragte Armenrecht verweigert.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die beabsichtigte Rechtsverfolgung bietet keine hinreichende Aus-</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">sicht auf Erfolg (&#167; 114 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht ersichtlich, da&#223; der Antragsgegner der Antragstellerin</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">zu Unrecht den Versicherungsschutz gem. &#167; 2 Abs.2 c AKB entzogen</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">hat. Unstreitig hatte der Fahrer des von der Antragstellerin ge-</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">haltenen Fahrzeugs bei Eintritt des Versicherungsfalles nicht die</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">vorgeschriebene Fahrerlaubnis. Zwar handelte es sich um einen be-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">rechtigten Fahrer, die Antragstellerin durfte jedoch nicht ohne</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Verschulden das Vorliegen der Fahrerlaubnis annehmen. Diese .An-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">nahme ist nur dann entschuldbar, wenn sie aus einer sicheren Er-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">kenntnisquelle gewonnen ist. In aller Regel ist die Vorlage des</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">F&#252;hrerscheins erforderlich (ganz herrschende Rechtsprechung). Da</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">der Antragstellerin bekannt war, da&#223; dem Fahrer die Fahrerlaubnis</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">entzogen worden war, hatte sie umso mehr Grund, sich den F&#252;hrer-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">schein tats&#228;chlich vorlegen zu lassen. Die blo&#223;e Versicherung des</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Fahrers, er habe seine Fahrerlaubnis wiedererhalten, entschuldigt</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die dadurch hervorgerufene Annahme der Antragstellerin</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">gem. &#167; 2 Abs.2 c AKB nicht.</p>
316,055
vg-munster-1976-06-25-1-k-138375
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 K 1383/75
"1976-06-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:16"
"2019-03-27T09:41:32"
Urteil
ECLI:DE:VGMS:1976:0625.1K1383.75.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird unter Aufhebung seiner Bescheide vom 30. Januar 1975 und 27. M&#228;rz 1975 und des Widerspruchsbescheides des Landesamtes f&#252;r Ausbil- dungsf&#246;rderung Nordrhein-Westfalen in Aachen vom 15. Oktober 1975 verpflichtet, dem Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit ab 1. Oktober 1974 Ausbildungsf&#246;rderung als Zuschu&#223; zu bewilligen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger nahm zum Wintersemester 1971/72 an der X. X.-Universit&#228;t in N. das Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Ziel auf, die Diplomkaufmannspr&#252;fung abzulegen. Als Nebenf&#228;cher w&#228;hlte er ab dem 2. Semester Sport und P&#228;dagogik. Der Beklagte f&#246;rderte das Studium des Kl&#228;gers ab dem Wintersemester 1972/73 nach den Regeln des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes - BAf&#246;G -.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 28. September 1974 teilte der Kl&#228;ger dem Beklagten mit, da&#223; er sich "aufgrund der derzeit ung&#252;nstigen Arbeitsmarktlage f&#252;r Betriebswirte" entschlossen habe, vom Studium der Betriebswirtschaftslehre umzuwechseln auf das Studium der Wirtschaftswissenschaften f&#252;r das Lehramt an Gymnasien. Dieser Wechsel br&#228;chte keinen Zeitverlust mit sich, da ihm u.a. die 6 Semester Betriebswirtschaftslehre voll angerechnet w&#252;rden. Zugleich bat der Kl&#228;ger um Weiterf&#246;rderung. Der dazu angeh&#246;rte F&#246;rderungsausschu&#223; sah in den vom Kl&#228;ger vorgetragenen Umst&#228;nden keinen wichtigen Grund f&#252;r einen Fachrichtungswechsel im Sinne von &#167; 7 Abs. 3 BAf&#246;G. Dementsprechend lehnte der Beklagte mit Bescheid vom 30. Januar 1975 den Antrag des Kl&#228;gers auf Weiterf&#246;rderung ab. Dagegen legte der Kl&#228;ger am 20. Februar 1975 Widerspruch ein.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 27. M&#228;rz 1975 bewilligte der Beklagte ihm f&#252;r den Zeitraum vom 1. Oktober 1974 bis zum 30. September 1975, beschr&#228;nkt auf 4 Monate, je 72,- DM als unverzinsliches Darlehen; diesen Bescheid focht der Kl&#228;ger nicht an.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Widerspruchsbescheid vom 15. Oktober 1975 - dem Kl&#228;ger zugestellt am 20. Oktober 1975 - wies das Landesamt f&#252;r Ausbildungsf&#246;rderung Nordrhein-Westfalen den Widerspruch des Kl&#228;gers gegen den Bescheid vom 30. Januar 1975 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner dagegen am 20. November 1975 erhobenen Klage macht der Kl&#228;ger im wesentlichen geltend:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vor der &#196;nderung seines Berufszieles habe er wegen der Weiterf&#246;rderung ein Telefonat mit der Sachbearbeiterin des Beklagten gef&#252;hrt. Diese habe ihm gesagt, dass der Wechsel unproblematisch sei, und er in seinem Antrag lediglich einen Grund daf&#252;r angeben m&#252;sse. Diese Auskunft habe er dahin gedeutet, dass es sich bei der Angabe des Grundes lediglich um eine Formsache handele. Dementsprechend habe er als naheliegendes Motiv die schlechten Berufsaussichten f&#252;r Betriebswirte genannt. Entscheidend sei aber folgendes f&#252;r die &#196;nderung seines Berufszieles gewesen: Im Laufe seines Studiums sei er immer mehr zu der &#220;berzeugung gelangt, dass der Beruf des Diplomkaufmannes seinem Charakter und seinen F&#228;higkeiten nicht entspreche. W&#228;hrend zweier Praktika habe er festgestellt, dass ihm die f&#252;r einen Diplomkaufmann wesentliche Eigenschaft fehle, sich st&#228;ndig und mit Eifer f&#252;r die Umsatz- und Gewinnsteigerung des jeweiligen Unternehmers einzusetzen. Auch habe sich gezeigt, dass er den Anforderungen eines vollen betriebswirtschaftlichen Studiums nicht gewachsen gewesen sein; so habe er zwei Semester lang vergeblich versucht, zwei notwendige Scheine zu erwerben. Demgegen&#252;ber habe er w&#228;hrend seiner T&#228;tigkeit als Gruppenleiter bei der Deutschen Jugendkraft in sich p&#228;dagogische F&#228;higkeiten entdeckt, die er bis dahin nicht f&#252;r m&#246;glich gehalten habe; es habe ihm Freude bereitet, mit jungen Menschen zu arbeiten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen liege gar kein Fachrichtungswechsel vor, weil er ja weiterhin Wirtschaftswissenschaften studiere und sich seine Studiendauer nicht bzw. nur unwesentlich verl&#228;ngere.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides vom 30. Januar 1975 sowie des Bescheides vom 27. M&#228;rz 1975 und des Widerspruchsbescheides des Landesamtes f&#252;r Ausbildungsf&#246;rderung Nordrhein-Westfalen in B. vom 15. Oktober 1975 zu verpflichten, dem Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit ab 1. Oktober 1974 Ausbildungsf&#246;rderung als Zuschu&#223; zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dazu tr&#228;gt er u.a. vor:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die &#196;nderung des Berufszieles des Kl&#228;gers stelle sich als Fachrichtungswechsel im Sinne des &#167; 7 Abs. 3 BAf&#246;G dar. Insoweit sei eine F&#246;rderung nur dann m&#246;glich, wenn f&#252;r den Fachrichtungswechsel ein wichtiger Grund vorliege, was bei dem Kl&#228;ger jedoch nicht der Fall sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Beteiligten und des Sachverhalts im einzelnen wird auf die Streitakte sowie auf die von dem Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist - als Verpflichtungsklage - in vollem Umfang zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Kl&#228;ger gegen den Bescheid des Beklagten vom 27. M&#228;rz 1975 weder Widerspruch eingelegt noch Klage erhoben; auch war dieser Bescheid nicht ausdr&#252;cklich Gegenstand des Widerspruchsbescheides. Gleichwohl mu&#223; der Bescheid vom 27. M&#228;rz 1975 in dem durch den Klageantrag gekennzeichneten Umfange als mit angefochten gelten. Dieser Bescheid ist ausdr&#252;cklich unter dem Vorbehalt der R&#252;ckforderung ergangen, "weil einzelne zur Entscheidung &#252;ber den Antrag erforderliche Feststellungen nicht rechtzeitig getroffen werden konnten (Par. 51 Abs. 2 BAf&#246;G)." Somit handelte es sich nur um eine vorl&#228;ufige Bewilligung, die jederzeit, namentlich bei Abschlu&#223; der notwendigen Feststellungen, einer Neuregelung zug&#228;nglich sein sollte. Verst&#228;ndlicherweise mu&#223;te angesichts dessen dem Widerspruchsbescheid vom 15. Oktober 1975, der seinem Wesen nach eine umfassende und abschlie&#223;ende Entscheidung im Verwaltungsverfahren traf, der Erkl&#228;rungswert beigemessen werden, dass er auch insoweit die zu erwartende Neuregelung enthielt. Mit der "endg&#252;ltigen" Versagung einer Weiterf&#246;rderung der Ausbildung des Kl&#228;gers dem Grunde nach f&#252;r den Bewilligungszeitraum ab Oktober 1974 wurde in ihm zugleich schl&#252;ssig die f&#252;r einen Teil dieses Zeitraumes ausgesprochene Bewilligung von Vorausleistungen im Sinne von &#167; 51 Abs. 2 BAf&#246;G aufgehoben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die somit insgesamt zul&#228;ssige Klage ist auch sachlich gerechtfertigt. Das Klagebegehren ist auf Bewilligung von Ausbildungsf&#246;rderung als Zuschu&#223; f&#252;r den Bewilligungszeitraum vom 1. Oktober 1974 bis zum 30. September 1975 dem Grunde nach gerichtet. Es findet seine Rechtsgrundlage in &#167; 7 Abs. 1 in Verbindung mit &#167; 17 Abs. 1 und 2 BAf&#246;G in der hier ma&#223;geblichen Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 31. Juli 1974 (BGBl I 1649).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 7 Abs. 1 BAf&#246;G wird Ausbildungsf&#246;rderung f&#252;r eine erste Ausbildung, die nach dem BAf&#246;G gef&#246;rdert werden kann, bis zu deren berufsqualifizierendem Abschlu&#223; geleistet. Bei dem vom Kl&#228;ger ab dem Wintersemester 1974/75 betriebenen Studium, f&#252;r welches er die streitige F&#246;rderung begehrt, handelte es sich nach wie vor um die erste Ausbildung und nicht - wie der Beklagte meint - um eine andere im Sinne von &#167; 7 Abs. 3 BAf&#246;G; der Kl&#228;ger hat n&#228;mlich weder die Ausbildung abgebrochen noch die Fachrichtung gewechselt. Nach &#167; 15 a Abs. 4 BAf&#246;G in der o.g. Fassung, welcher eine gesetzliche Definition f&#252;r den Abbruch der Ausbildung enth&#228;lt, ist ein solcher dann gegeben, wenn der Auszubildende das Ziel eines f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildungsabschnittes endg&#252;ltig nicht mehr anstrebt und nicht in derselben Fachrichtung die Ausbildung an einer Ausbildungsst&#228;tte anderer Art im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 (BAf&#246;G) weiterf&#252;hrt. Letztes trifft jedenfalls auf den Kl&#228;ger nicht zu. Er f&#252;hrt n&#228;mlich die Ausbildung in derselben Fachrichtung (vergl. dazu unten) weiter. Zwar geschieht dies nicht an einer Ausbildungsst&#228;tte anderer Art im Sinne von &#167; 2 Abs. 1 BAf&#246;G, sondern an der von ihm von Anfang an besuchten. Dies ist jedoch nach Auffassung der Kammer unerheblich; wenn schon die Fortsetzung der Ausbildung in derselben Fachrichtung an einer Ausbildungsst&#228;tte anderer Art nicht als Abbruch der Ausbildung zu werten ist, so mu&#223; dies erst recht gelten, wenn der Auszubildende an der von ihm besuchten Ausbildungsst&#228;tte verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger nunmehr Wirtschaftswissenschaften (als Hauptfach) mit dem Berufsziel des Lehramtes an Gymnasien studiert, hat auch nicht einen Fachrichtungswechsel bewirkt. Au&#223;er in &#167; 7 Abs. 2 und 3 findet sich der Begriff Fachrichtung noch in &#167; 15 a Abs. 4 BAf&#246;G. Es kann davon ausgegangen werden, da&#223; der Gesetzgeber diesem Begriff eine einheitliche Bedeutung zugemessen hat, zumal die genannten Vorschriften miteinander korrespondieren. &#167; 15 a Abs. 4 BAf&#246;G ist jedoch zu entnehmen, da&#223; bei der Bestimmung des Inhalts des Begriffes Fachrichtung nicht auf das Berufsziel abzustellen ist. Bei Anwendung dieser Vorschrift ist n&#228;mlich der Abbruch einer Ausbildung offensichtlich dann zu verneinen, wenn beispielsweise ein Auszubildender den Abschlu&#223; eines Studiums der Betriebswirtschaftslehre an einer Hochschule mit der Diplomkaufmannspr&#252;fung nicht mehr anstrebt und statt dessen das Studium der Betriebswirtschaftslehre an einer Fachhochschule (vergl. &#167; 2 Abs. 1 BAf&#246;G) mit dem Studienziel eines graduierten Betriebswirtes fortsetzt. Im Hinblick darauf kann daher nicht zweifelhaft sein, da&#223; der Begriff Fachrichtung unabh&#228;ngig von dem jeweiligen Berufsziel zu sehen ist. Diese Folgerung steht im &#252;brigen auch im Einklang mit der Rechtsprechung der Kammer, die bereits hinsichtlich von Ausbildungen, die auf die Bef&#228;higung zu einem Lehramt abzielen, zur Bestimmung des Begriffes Fachrichtung nicht auf das Berufsziel abgestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> Vergl. z.B. Urteil der Kammer vom 15. August 1975, Az.: 1 L 219/75.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"> Umst&#228;nde, die einen Wechsel der Fachrichtung bewirken k&#246;nnten, sind im Falle des Kl&#228;gers jedoch nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kl&#228;ger nicht mehr Betriebswirtschaftslehre, sondern Wirtschaftswissenschaften studiert, erscheint unerheblich. Bei dem Studium der Betriebswirtschaftslehre handelt es sich um eine besondere Auspr&#228;gung des Studiums der Wirtschaftswissenschaften, bei der andere Bereiche, wie z.B. Volkswirtschaftslehre, durchaus Ber&#252;cksichtigung finden. Im &#252;brigen spricht insoweit vorliegend gegen einen Wechsel der Fachrichtung, da&#223; dem Kl&#228;ger das Studium der Betriebswirtschaftslehre voll auf das Studium der Wirtschaftswissenschaften angerechnet worden ist, d.h. der Kl&#228;ger so gestellt worden ist, als h&#228;tte er von Anfang an dieses Studium betrieben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ohne Einflu&#223; auf die Fachrichtung ist es schlie&#223;lich auch, da&#223; die vom Kl&#228;ger bereits seit seinem zweiten Semester betriebenen Nebenf&#228;cher Sport und P&#228;dagogik im Rahmen des nunmehr angestrebten Studienabschlusses einen anderen, d.h. pr&#252;fungsrelevanten Stellenwert erfahren haben. Dies f&#252;hrt nach Auffassung der Kammer allein zu einer Erg&#228;nzung der durch das Hauptfach Wirtschaftswissenschaften ma&#223;geblich bestimmten Fachrichtung.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Da sich nach Berechnung der Kammer der dem Kl&#228;ger f&#252;r den Bewilligungszeitraum vom 1. Oktober 1974 bis zum 30. September 1975 zustehende monatliche F&#246;rderungsbetrag auf - &#252;berschl&#228;gig - 120,- DM bel&#228;uft, steht dem Kl&#228;ger die begehrte Ausbildungsf&#246;rderung grunds&#228;tzlich auch als Zuschu&#223; zu (&#167; 17 Abs. 1 BAf&#246;G).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach allem war der Klage mit der Kostenfolge aus &#167; 154 Abs. 1, &#167; 188 Satz 2 BAf&#246;G stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"> </p>
316,056
olgham-1976-03-24-15-w-9976
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 99/76
"1976-03-24T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:19"
"2019-03-27T09:41:32"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1976:0324.15W99.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beschwerdewert wird auf 3.000 DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das im Grundbuch von ... Blatt ... eingetragene Grundst&#252;ck steht im Eigentum des Beschwerdef&#252;hrers, der wegen Geistesschw&#228;che entm&#252;ndigt worden und dessen Vorm&#252;nderin seine Ehefrau ist (VII L 68 AG ...). Es ist in Abt. III unter Nr. 1 u. 2 mit Hypotheken belastet. Bei der Hypothek Nr. 1 ist eine L&#246;schungsvormerkung nach &#167;&#167; 1179, 1163 Abs. 1 Satz 1 BGB f&#252;r den jeweiligen Gl&#228;ubiger der Post Abt. III Nr. 2 eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kreissparkasse ... hat als Gl&#228;ubigerin der in Abt. III Nr. 1 eingetragenen Tilgungshypothek von 39.000 DM unter dem 13. Oktober 1975 die L&#246;schung dieser Hypothek bewilligt und dem Eigent&#252;mer gleichzeitig den Hypothekenbrief &#252;bergeben. Unter dem 23. Oktober 1975 hat die Vorm&#252;nderin auf demselben Vordruck namens des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers "die L&#246;schung der oben bezeichneten Grundschuld Beantragt". Dar Notar ..., von dem die Unterschrift der Vorm&#252;nderin beglaubigt worden ist, hat die L&#246;schungsbewilligung nebst L&#246;senungsantrag und den Hypothekenbrief mit Schreiben vom 24. Oktober 1975 beim Grundbuchamt eingereicht und dabei erkl&#228;rt, da&#223; er die Antr&#228;ge unter Bezugnahme auf &#167; 15 GBO stelle.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat der Rechtspfleger des Grundbuchamts am 29. Oktober 1975 im Wege der Zwischenverf&#252;gung gem. &#167; 18 GBO mit Bestimmung einer Erledigungsfrist von einem Monat beanstandet: es fehle eine Genehmigung (Zustimmung) des Vormundschaftsgerichts zur beantragten L&#246;schung, da - soweit bekannt - ein Gegenvormund nicht vorhanden und die zu l&#246;schende Hypothek auch nicht letztrangig eingetragen sei. Gegen diese Zwischenverf&#252;gung hat der Notar schlie&#223;lich Erinnerung eingelegt, der der Rechtspfleger und der Grundbuchrichter nicht abgeholfen haben, weil es sich vorliegend am die L&#246;schung der entstandenen Eigent&#252;mergrundschuld handele und daf&#252;r gem. &#167; 1812 BGB die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erforderlich sei. Die mit der Vorlage als Beschwerde geltende Erinnerung ist vom Landgericht, das sich dieser Begr&#252;ndung angeschlossen hat, durch Beschlu&#223; vom 10. Februar 1976 zur&#252;ckgewiesen worden, Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde des Antragstellers vom 5. M&#228;rz 1976.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das nach &#167;&#167; 78, 80 GBO zul&#228;ssige Rechtsmittel ist in der Sache unbegr&#252;ndet, weil die angefochtene Entscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht, &#167; 78 GBO. Das Landgericht hat die Erstbeschwerde mit Recht zur&#252;ckgewiesen; denn die vom Grundbuchamt erlassene Zwischenverf&#252;gung war sachlich gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ist eine Eintragungsbewilligung oder eine sonstige, zu einer Eintragung erforderliche Erkl&#228;rung (&#167; 29 GBO) von einem Vormunde namens des M&#252;ndels abgegeben worden, so mu&#223; das Grundbuchamt pr&#252;fen, ob der Vormund dabei innerhalb der Grenzen seiner gesetzlichen Vertretungsmacht gehandelt hat. Diese ist in bestimmten F&#228;llen - insbesondere gem. &#167;&#167; 1812, 1821 u. 1822 BGB - beschr&#228;nkt und an die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts oder eines etwa vorhandenen Gegenvormundes gebunden. Ergibt sich aus den vorgelegten Urkunden, da&#223; eine genehmigungspflichtige Erkl&#228;rung abgegeben wurde, so stellt der fehlende Nachweis der vorgeschriebenen Genehmigung ein Eintragungshindernis i.S. von &#167; 18 GBO dar.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Daneben sind F&#228;lle denkbar, in denen der Tatbestand eines genehmigungsbed&#252;rftigen Rechtsgesch&#228;fts zwar nicht offen zutage liegt, nach konkreten tats&#228;chlichen Anhaltspunkten aber m&#246;glicherweise gegeben sein kann. Die hierdurch begr&#252;ndeten Zweifel am Vorliegen der Eintragungsvoraussetzungen sind ebenfalls als ein Hindernis i.S. des &#167; 18 GBO anzusehen (Herrmann in Kuntze/Ertl/Herrmann/Eickmann - k&#252;nftig: KEHE -, Grundbuchrecht, &#167; 18 GBO Rdn. 10 u. 12 m.w.Nachw.). Denn da es im &#246;ffentlichen Interesse liegt, die materielle Wahrheit des Grundbuchs nach M&#246;glichkeit zu erhalten, darf das Grundbuchamt keine Eintragung vornehmen, die das Grundbuch unrichtig machen oder auch nur seine Richtigkeit beeintr&#228;chtigen k&#246;nnte (BayObLG in NJW 1960, 821 m.w.Nachw.). Deshalb ist in derartigen Zweifelsf&#228;llen durch Erla&#223; einer Zwischenverf&#252;gung darauf hinzuwirken, da&#223; entweder die erforderliche Genehmigung beigebracht oder der Nachweis fehlender Genehmigungsbed&#252;rftigkeit erbracht wird (BayObLG und Herrmann, jeweils a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle war die Zwischenverf&#252;gung des Grundbuchamts vom 29.10.1975 im Hinblick auf das Genehmigungserfordernis nach &#167; 1812 BGB sachlich gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Allerdings haben das Amts- und Landgericht die Notwendigkeit der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung aus dem Gesichtspunkt einer Verf&#252;gung der Vorm&#252;nderin &#252;ber eine f&#252;r den M&#252;ndel nach &#167;&#167; 1163 Abs. 1 Satz 1, 1177 BGB entstandene Eigent&#252;mergrundschuld hergeleitet, obwohl die vorgelegten Eintragungsunterlagen keinen grundbuchlichen Nachweis f&#252;r die Entstehung eines solchen Rechts ergeben; denn die von der Gl&#228;ubigerin erkl&#228;rte reine (abstrakte) L&#246;schungsbewilligung enth&#228;lt - im Gegensatz zu einer geh&#246;rigen l&#246;schungsf&#228;higen Quittung - keinerlei Angaben &#252;ber die Tilgung der Hypothekenforderung und die Person des Zahlenden und erlaubt daher keine R&#252;ckschl&#252;sse auf das materiell-rechtliche Schicksal der Hypothek. Das ist aber deswegen nicht entscheidend, weil jedenfalls gen&#252;gende konkrete Anhaltspunkte f&#252;r die M&#246;glichkeit der Entstehung einer Eigent&#252;mergrundschuld gegeben sind und weil auch die daneben noch in Betracht zu ziehenden m&#246;glichen Fallgestaltungen unter einem anderen rechtlichen Gesichtspunkt die Genehmigung nach &#167; 1812 BGB erforderlich machen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1812 BGB bedarf der Vormund zur Verf&#252;gung &#252;ber eine Forderung oder &#252;ber ein anderes Recht, kraft dessen der M&#252;ndel eine Leistung verlangen kann, der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts, falls - wie hier - kein Gegenvormund vorhanden ist und die Vormundschaft auch nicht von mehreren Vorm&#252;ndern gemeinschaftlich gef&#252;hrt wird. Zu den Rechten, kraft deren eine Leistung verlangt werden kann, z&#228;hlen nach einhelliger Ansicht u.a. Hypotheken, Grund- und Rentenschulden, die von der Regelung des &#167; 1822 Abs. I Ziff. 1 nach Abs. 2 derselben Vorschrift ausdr&#252;cklich ausgenommen sind (vgl. z.B. Staudinger-Engler, BGB, 10./11. Aufl., &#167; 1812 Rdn. 6 m.w.Nachw.; Palandt-Diederichsen, BGB, 35. Aufl., &#167; 1812 Anm. 2 b). Auch derjenigen Grundschuld, die beim Erl&#246;schen einer Hypothekenforderung gem. &#167; 1163 Abs. 1 Satz 2 oder beim Verzicht des Gl&#228;ubigers auf die Hypothek gem. &#167; 1163 Abs. sog, Eigent&#252;mergrundschuld (&#167; 1177 Abs. 1 BGB) entsteht, kann der Charakter einer echten Grundschuld i.S. des 1191 nicht abgesprochen werden. Sie weist allerdings die Besonderheit auf, da&#223; die Realisierungsm&#246;glichkeiten in der Person des Eigent&#252;mers ruhen (&#167; 1197 Abs. 1). So, kann der Anspruch des Grundschuldgl&#228;ubigers auf die Leistung - n&#228;mlich die Zahlung einer Geldsumme aus dem Grundst&#252;ck - f&#252;r die Dauer der Vereinigung des Gl&#228;ubigerrechts und des Grundst&#252;ckseigentums in einer Person nicht ohne weiteres bet&#228;tigt werden. Aus diesem Grunde ist in der Rechtsprechung und im Schrifttum teilweise die Einreihung der Eigent&#252;mergrundschuld in die Rechte, kraft deren eine Leistung gefordert werden kann (&#167; 1812), in Zweifel gezogen worden (KG in JFG 13, 393 = JW 1936, 2745; Meikel-Imhof-Riedel, Grundbuchrecht, 6. Aufl., &#167; 18 GBO Anh. Rdn. 122, G&#252;the-Triebel, GB0, 6, Aufl., Band 2 S. 2066/2067).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dem ist jedoch entgegenzuhalten, da&#223; der Anspruch des Gl&#228;ubigers aus der Eigent&#252;mergrundschuld nicht untergegangen, sondern nur vor&#252;bergehend gehemmt ist, wodurch die Grundschuld ihr Wesen und ihren Charakter nicht eingeb&#252;&#223;t hat (&#167; 889 BGB). Das zeigt sich insbesondere darin, da&#223; dem Eigent&#252;mer die Grundschuld bei einer Ver&#228;u&#223;erung des Grundst&#252;cks als Fremdgrundschuld verbleibt, ebenso bei einer Zwangsversteigerung, wenn sie im geringsten Gebot steht oder ein etwaiger Erl&#246;s dem Eigent&#252;mer zuf&#228;llt. Au&#223;erdem ist hinzuweisen auf die M&#246;glichkeiten der &#220;bertragung auf einen Dritten, der Belastung mit dem Recht eines Dritten, der Pf&#228;ndung, auf die Ber&#252;cksichtigung im Zwangsversteigerungsverfahren und die Verzinsung w&#228;hrend der Zwangsverwaltung, &#167; 1197 Abs. 2. Aus diesen Gr&#252;nden ist die Eigent&#252;mergrundschuld als ein Recht i.S. des &#167; 1812, kraft dessen eine Leistung verlangt werden kann, anzusehen (ebenso: Doerr, Seuffert's Bl&#228;tter f&#252;r Rechtsanwendung, Band 71, S. 376 ff. LG W&#252;rzburg, Mitt.BayNot 1972, 239). Daraus folgt,; da&#223; eine Verf&#252;gung des Vormunds &#252;ber dieses Recht grunds&#228;tzlich der vorgeschriebenen Genehmigung bedarf.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ob bei einer rangletzten Eigent&#252;mergrundschuld ausnahmsweise deswegen etwas anderes zu gelten hat, weil es sich dann lediglich um eine blo&#223; formelle Rechtsstellung handeln soll (so die fast einhellige Rechtsauffassung: vgl. die Nachweise in der Entscheidung des LG W&#252;rzburg a.a.O.), steht hier nicht zur Entscheidung. Denn im vorliegenden Falle folgt der etwa entstandenen Eigent&#252;mergrundschuld noch eine weitere Hypothek im Range nach, die bei L&#246;schung der Hypothek Nr. 1 im Range aufr&#252;ckt und eine Anderweitige Ausnutzung dieser Rangstelle durch den Eigent&#252;mer verhindert.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Somit f&#228;llt jedenfalls eine Verf&#252;gung des Vormunds &#252;ber eine nicht rangletzte Eigent&#252;mergrundschuld des M&#252;ndels unter das Genehmigungserfordernis nach &#167; 1812 BGB (h.M., vgl. die vom LG W&#252;rzburg a.a.O., angef&#252;hrten Nachweise). Verf&#252;gung in diesem Sinne ist jedes Rechtsgesch&#228;ft, durch das ein bestehendes Recht unmittelbar &#252;bertragen, belastet, aufgehoben oder inhaltlich ge&#228;ndert wird (BGHZ 1, 304). Dazu geh&#246;rt insbesondere die Aufhebung der Eigent&#252;mergrundschuld nach &#167; 875 BGB.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Eine derartige materiell-rechtliche Aufhebungserkl&#228;rung kann in ... vorliegenden L&#246;schungsantrage der Vorm&#252;nder in vom 23.10.1975 gesehen werden, falls eine Eigent&#252;mergrundschuld entstanden ist. Zwar ist die materiell-rechtliche Erkl&#228;rung grunds&#228;tzlich von den verfahrensrechtlichen Grundbucherkl&#228;rungen zu unterscheiden. Regelm&#228;&#223;ig kann aber, wenn der Eigent&#252;mer in der Form des &#167; 29 GBO die L&#246;schung einer Eigent&#252;mergrundschuld beantragt oder bewilligt, darin zugleich die materiell-rechtliche Aufhebungserkl&#228;rung sem. &#167; 875 BGB erblickt werden (Palandt-Bassenge, &#167; 875 BGB Anm. 3 a). Die gleiche Bedeutung ist dem hier von der Vorm&#252;nderin in beglaubigter Urkunde (&#167; 29 GBO) erkl&#228;rten L&#246;schungsantrage - der sich auf die "Grundschuld" bezieht - beizumessen, einerlei, ob damit die (zuvor vom Gl&#228;ubiger zur L&#246;schung bewilligte) Hypothek gemeint oder die Entstehung einer Eigent&#252;mergrundschuld gem. &#167;&#167;&#167;&#167; 163 Abs. 1 Satz 2, 1177 BGB angesprochen sein soll. Der L&#246;schungsantrag ist n&#228;mlich - wenn er der Form des &#167; 29 GBO gen&#252;gt - in der Regel zugleich als die nach &#167; 27 GBO notwendige, keinen bestimmten Wortlaut erfordernde Zustimmung des Eigent&#252;mers zur L&#246;schung der Hypothek zu werten (Ertl in KEHE, &#167; 27 GBO Rdn. 9). Geht man von der Entstehung einer Eigent&#252;mergrundschuld aus, so ist f&#252;r die Annahme, da&#223; in der Zustimmung des Eigent&#252;mers nach &#167; 27 GBO regelm&#228;&#223;ig zugleich diejenige des materiellen Rechts nach &#167; 1183 BGB zu sehen sei (Ertl in KEHE, &#167; 27 Rdn. 7), kein Raum; vielmehr kann dann der Erkl&#228;rung des Eigent&#252;mers - wenn keine entgegenstehende Anhaltspunkte vorliegen - zugleich die Aufhebungserkl&#228;rung nach &#167; 875 BGB entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkte f&#252;r die Entstehung einer Eigent&#252;mergrundschuld aus der zu l&#246;schenden Hypothek ergeben sich im vorliegenden Falle aus folgenden Erw&#228;gungen: Der n&#228;chstliegende Grund f&#252;r die beantragte L&#246;schung ist auch bei der - wie hier - von einem Kreditinstitut abgegebenen abstrakten L&#246;schungsbewilligung im allgemeinen darin zu suchen, da&#223; die der Hypothek zugrunde liegende pers&#246;nliche Schuld zur&#252;ckgezahlt worden ist. Das gilt umso mehr, wenn es sich - wie hier - um eine ausgesprochene Tilgungshypothek handelt. Hinzu kommt noch, da&#223; vom Beschwerdef&#252;hrer im Verfahren der ersten und der weiteren Beschwerde die Entstehung einer Eigent&#252;mergrundschuld nicht etwa geleugnet, sondern sogar ausdr&#252;cklich geltend gemacht worden ist. Auf diese Rechtslage deutet zudem bereits der Text des L&#246;schungsantrages der Vorm&#252;nderin vom 23.10.1975 hin, in dem von den vorgedruckten Worten "Hypothek/Grundschuld" das erstere durchgestrichen worden ist, obwohl in der L&#246;schungsbewilligung der Gl&#228;ubigerin eindeutig von ihrer "Hypothek" die Rede ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Beschwerdef&#252;hrers entf&#228;llt die Notwendigkeit einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung hier auch nicht deswegen, weil bei der zu l&#246;schenden Hypothek eine L&#246;schungsvormerkung nach &#167; 1179 BGB zugunsten des jeweiligen Gl&#228;ubigers der Hypothek Abt. 3 Nr. 2 eingetragen, der Eigent&#252;mer danach also zur L&#246;schung der Hypothek Abt. III Nr. 1 rechtlich verpflichtet ist. Die Vorschrift des &#167; 1812 BGB macht insoweit Keine Einschr&#228;nkungen und nimmt den Fall, da&#223; der M&#252;ndel zu der Verf&#252;gung verpflichtet ist, nicht aus. Insoweit besteht die gleiche Rechtslage wie bei &#167; 1821 Abs. 1 Nr. 1 BGB. F&#252;r den Bereich dieser Vorschrift hat das Kammergericht wiederholt ausgesprochen, es komme nicht darauf an, ob eine Verbindlichkeit zur Vornahme der - genehmigungsbed&#252;rftigen - Verf&#252;gung bestehe oder nicht (KG in OLG 33, 363 sowie KGJ 38 A 219 ff., <u>223</u>). Bei den Gesetzgebungsarbeiten ist von einer Ausnahmebestimmung f&#252;r den bezeichneten Fall bewu&#223;t in der Erw&#228;gung abgesehen worden, da&#223; die Legitimation (des Vormundes) zur Vornahme von Rechtshandlungen, die sich auf das Grundbuch beziehen, eine unbedingte und f&#252;r den Grundbuchrichter sicher erkennbare sein m&#252;sse. Die Pr&#252;fung der Frage, ob die Verpflichtung zur Verf&#252;gung &#252;ber das Grundst&#252;ck bestehe, sollte nicht dem Grundbuchamt sondern dem Vormundschaftsgericht im Rahmen des Genehmigungsverfahrens obliegen. (ebenso: Palandt-Diederichsen, &#167; 1821 Anm. 1 b).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Aber auch dann, wenn im vorliegenden Falle eine Eigent&#252;mergrundschuld trotz der daf&#252;r sprechenden Anhaltspunkte nicht entstanden sein sollte, w&#252;rde nach den sonst noch in Betracht zu ziehenden Fallgestaltungen eine gem. &#167; 1812 BGB genehmigungspflichtige Verf&#252;gung der Vorm&#252;nderin in ihrem L&#246;schungsantrage vom 23.10.1975 zu sehen sein.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sollte die L&#246;schungsbewilligung der Gl&#228;ubigerin ihren Grund nicht in einer Befriedigung der pers&#246;nlichen Forderung sondern etwa in einer Aufhebung des Hypothekenrechts gem. &#167; 875 BGB haben, so k&#246;nnte in der - im L&#246;schungsantrage konkludent enthaltenen - Zustimmungserkl&#228;rung des Eigent&#252;mers nach &#167; 27 GBO zugleich die materiell-rechtliche Zustimmung nach &#167; 1183 BGB gesehen werden. Das gleiche w&#228;re anzunehmen, wenn ein Dritter die Gl&#228;ubigerin befriedigt h&#228;tte und die Hypothek dadurch au&#223;erhalb des Grundbuchs auf ihn - z.B. einen Abl&#246;sungsberechtigten nach &#167; 268 BGB oder auf den gesamtschuldnerisch f&#252;r die Forderung mithaftenden Ehegatten des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers - &#252;bergegangen w&#228;re. Der Senat teilt die Auffassung von Hurst (F&#228;lle vormundschaftsgerichtlicher Genehmigung in der notariellen Praxis, Mitt.Rhein.Not 1966, 383 ff., <u>413</u>), da&#223; in allen diesen F&#228;llen die vom Vormunde gem. &#167; 1183 BGB erteilte Zustimmung des Eigent&#252;mers zur L&#246;schung einer Hypothek im Hinblick auf &#167; 1812 BGB einer Verf&#252;gung &#252;ber eine Eigent&#252;mergrundschuld gleichzustellen ist. Durch die letztgenannte Vorschrift soll n&#228;mlich dem Eigent&#252;mer die M&#246;glichkeit (Anwartschaft) erhalten bleiben, die Hypothek (sei es als solche oder als forderungsentkleidete Eigent&#252;mergrundschuld) selbst zu erwerben, um sie sich mit ihrer Rangstelle erneut nutzbar machen zu k&#246;nnen. Mit einer Zustimmung zur Hypothokenl&#246;schung nach &#167; 1183 BGB wird die Anwartschaft auf die Erlangung einer Eigent&#252;mergrundschuld endg&#252;ltig aus der Hand gegeben. Mit Blickrichtung auf den Schutz des M&#252;ndels bedeutet es keinen Unterschied, ob der Vormund das Eigent&#252;merrecht selbst zur L&#246;schung bewilligt (gem. &#167; 875 BGB bei Aufgabe einer bereits entstandenen Eigent&#252;mergrundschuld) oder ob er es durch Zustimmung zur L&#246;schung (gem. &#167; 1183) zum Untergehen bringt; in beiden F&#228;llen entzieht der Vormund dem M&#252;ndel eine verm&#246;genswerte Rechtsposition (ebenso wohl auch Doerr S. 378).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat das Grundbuchamt im Eintragungsverfahren &#252;ber einen L&#246;schungsantrag beim Vorliegen einer reinen (abstrakten) L&#246;schungsbewilligung grunds&#228;tzlich nicht zu pr&#252;fen, welcher materiell-rechtliche Vorgang zu der L&#246;schungsbewilligung gef&#252;hrt hat. Das formelle Konsensprinzip endet erst dort, wo das Grundbuchamt auf Grund konkreter tats&#228;chlicher Anhaltspunkte berechtigte Zweifel am Vorliegen der Eintragungsvoraussetzungen, insbesondere der Verf&#252;gungsberechtigung des Gl&#228;ubigers oder des Eigent&#252;mers, hat. Zu solchen Zweifeln reicht die blo&#223;e Tatsache, da&#223; eine Tilgungshypothek gel&#246;scht werden soll, nicht aus, wie auch keine Vermutung daf&#252;r besteht, da&#223; Zahlungen auf die Hypothek (bzw. die ihr zugrunde liegende Forderung) durch den <u>Grundst&#252;ckseigent&#252;mer</u> geleistet worden sind (Horber, GBO, 13. Aufl., &#167; 19 Anm. 2 a; Senat in DNotZ 1958, 547; Haegele in Rpfleger 1964, 150; W&#228;ntig in MDR 1949, 683).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Diese Rechtsgrunds&#228;tze werden aber von en oben unter I. u. II. angestellten Erw&#228;gungen nicht ber&#252;hrt. Denn hier geht es nicht darum, wie das Grundbuchamt &#252;ber den L&#246;schungsantrag bei einem voll gesch&#228;ftsf&#228;higen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer zu befinden h&#228;tte, sondern um die andersartige Frage, ob hinreichende, die Zwischenverf&#252;gung vom 29.10.1975 rechtfertigende Anhaltspunkte f&#252;r das tats&#228;chliche Vorliegen einer nach &#167; 1812 BGB genehmigungsbed&#252;rftigen Verf&#252;gung der Vorm&#252;nderin gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zu den Erfordernissen einer Zwischenverf&#252;gung geh&#246;rt die Bezeichnung der Mittel und Wege f&#252;r die Beseitigung des Eintragungshindernisses. Das Grundbuchamt hat im vorliegenden Falle die Beibringung der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung "zur beantragten L&#246;schung" gefordert. Diese Ausdrucksweise ist zwar insofern ungenau, als nicht die L&#246;schung als solche, sondern die darauf gerichtete, eine Verf&#252;gung i.S. des &#167; 1812 BGB enthaltende Erkl&#228;rung der Vorm&#252;nderin der Genehmigungbedarf, also der L&#246;schungsantrag vom 23.10.1975, in dem - wie oben ausgef&#252;hrt - zugleich die Zustimmung nach &#167; 27 GBO und au&#223;erdem aller Wahrscheinlichkeit nach entweder eine materiell-rechtliche Aufgabeerkl&#228;rung nach &#167; 875 BGB oder eine Zustimmung nach &#167; 1183 BGB zu sehen ist. Trotzdem bringt die Zwischenverf&#252;gung aber den Gegenstand der erforderten vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung hinreichend deutlich zum Ausdruck, zumal das Grundbuchamt im Schriftwechsel mit dem Notar ausdr&#252;cklich auf &#167; 1812 BGB hingewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Eine <u>nachtr&#228;glich</u> erteilte vormundschaftsgerichtliche Genehmigung des Eintragungsantrages vom 23.10.1975 w&#228;re allerdings kein taugliches Mittel zur Behebung des vorliegenden Hindernisses, wenn - was die Vorinstanzen nicht er&#246;rtert haben - die Voraussetzungen des &#167; 1831 BGB vorl&#228;gen. Nach dieser Vorschrift ist ein einseitiges Rechtsgesch&#228;ft, das der Vormund ohne die erforderliche Genehmigung des Vormundschaftsgerichts vornimmt, unwirksam. Die Bestimmung ist aber anerkannterma&#223;en nicht anzuwenden auf einseitige, dem Grundbuchamt gegen&#252;ber zwecks Vornahme einer Eintragung abzugebende Erkl&#228;rungen; denn ihr gesetzgeberischer Grund - diejenigen Personen, deren Rechtsverh&#228;ltnisse durch ein einseitiges Rechtsgesch&#228;ft ber&#252;hrt werden, nicht f&#252;r unbestimmte Zeit &#252;ber die Wirksamkeit des Gesch&#228;fts im Ungewissen zu lassen - entf&#228;llt u.a. auch dann, wenn das Grundbuchamt dieser Ungewissheit durch eine befristete Zwischenverf&#252;gung ein Ziel setzen kann (vgl. dazu insbesondere KG JW 1936, 2746; Erman-Heformehl, BGB, 6. Aufl., &#167; 1831 Rdn. 3; Palandt-Diederichsen, &#167; 1831 Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">So liegt der Fall auch hier. Der L&#246;schungsantrag vom 23.10.1975 Ist ersichtlich dem Grundbuchamt, nicht etwa der Hypothekengl&#228;ubigerin gegen&#252;ber erkl&#228;rt worden, zumal er offensichtlich zugleich die nach &#167; 27 GBO erforderliche, dem Grundbuchamt gegen&#252;ber abzugebende Zustimmung des Eigent&#252;mers zur L&#246;schung der Hypothek enthalten soll. Auch die gem. &#167; 875 oder &#167; 1183 BGB materiell-rechtlich erforderlichen Erkl&#228;rungen des Eigent&#252;mers, von denen hier nach Lage der Sache die eine oder andere Im Hinblick auf &#167; 1812 BGB angenommen werden kann, k&#246;nnen dem Grundbuchamt gegen&#252;ber abgegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde war nach alledem zur&#252;ckzuweisen. Zu einer Kostenentscheidung nach &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG bestand keine Veranlassung.</p>
316,057
lg-bonn-1976-03-23-4-o-13175
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4 O 131/75
"1976-03-23T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:21"
"2019-03-27T09:41:32"
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1976:0323.4O131.75.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen, soweit ihr nicht bereits durch das Teilanerkenntnisurteil vom 21.November 1975 entsprochen worden ist bzw. die Parteien den Rechtsstreit - wegen eines Betrages von 1.728, 95 DM - &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.000.-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten als Haftpflichtversicherer des Herrn Q in Anspruch, der am 3.3.1973 einen Verkehrsunfall verschuldete, bei dem das Mitglied der Kl&#228;gerin Herr S erhebliche Verletzungen erlitt. Die Parteien sind sich dar&#252;ber einig, dass der Beklagte 60 % des Schadens zu decken hat. Sie streiten um die H&#246;he des Schadensersatzes, der der Kl&#228;gerin wegen Aufwendungen f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1) Krankengeld;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">2) Krankenhauskosten;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">3) ambulante Pflegekosten; zusteht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">1 .) Krankengeld</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat an Herrn S f&#252;r die Zeit vom 14.4.1973 bis 30.8.1974 = 504 Tage insgesamt 17.841,60 DM Krankengeld gezahlt (in der Zeit <i>vom </i>Unfalltag, 3.3. 1973 bis 13.4.1973 erhielt Herr S seinen Lohn <i>v</i>on seinem Arbeitgeber fortgezahlt).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unter Bezugnahme auf eine <i>von </i>ihr eingeholte Arbeitgeberbescheinigung <i>vom </i>3.8.1973 / 3.5.1974 (BI. 43,44 d. A.) tr&#228;gt sie vor, Herr S habe monatlich 1.371,73 DM brutto = 991,31 DM netto verdient, was einem kalendert&#228;glichen Ausfall von 35,40 DM entspreche. Dem sei der Rentenversicherungsbeitrag von kalendert&#228;glich 8,34 DM hinzuzurechnen, womit sich ein Tages-Lohnausfall von 43,74 DM ergebe. Der Verdienstausfallschaden f&#252;r die Zeit vom 14.4.1973 bis 30.8.1974. belaufe sich dementsprechend auf 22.044,95 DM (504 x 43,74), der Ersatzanspruch gegen den Beklagten auf 60 % hiervon = 13.225,98 DM. Dieser Anspruch sei unter Ber&#252;cksichtigung des ihr zustehenden Quotenvorrechts in vollem Umfang auf sie als den Sozialversicherer &#252;bergegangen, da ihre Aufwendungen die H&#246;he der Ersatzforderung &#252;berstiegen. Gezahlt habe der Beklagte auf diese Position aber lediglich vorprozessual 8.534,23 DM und nach Rechtsh&#228;ngigkeit 1.728,95 DM - insoweit haben die Parteien den Rechtsstreit inzwischen in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber tr&#228;gt der Beklagte gest&#252;tzt auf eine von ihm eingeholte Arbeitgeberbescheinigung <i>vom </i>26.5.1975 (BI. 29 d. A.) vor, das Kassenmitglied S habe im fraglichen Zeitraum (14.4.1973 - 30.8.1974) einen Nettoverdienstausfall von nur 20.555,29 DM erlitten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Den sich daraus ergebenden Ersatzanspruch in H&#246;he von 12.333,17 DM (60 % von 20.555,29) habe er voll befriedigt. Der Rentenversicherungsbeitrag, dessen H&#246;he er bestreite, k&#246;nne nicht zu Gunsten der Kl&#228;gerin in Ansatz gebracht werden. Insoweit k&#246;nne dem Mitglied der Kl&#228;gerin nur dann ein Schaden entstanden sein, wenn die zeitweilige Nicht-Zahlung des Beitrags eine Minderung des k&#252;nftigen Rentenanspruchs zur Folge habe, was jedoch nicht dargelegt sei. Zum anderen sei ein etwaiger Ersatzanspruch bez&#252;glich des Rentenversicherungsbeitrags nicht gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen, da diese ihrem Mitglied keine dem Rentenversicherungsbeitrag kongruente Leistung erbracht habe. Das Krankengeld diene nur der Deckung des reinen Nettolohnausfalls und stehe in keinem Zusammenhang mit einem durch zeitweilige Nichtzahlung des Beitrags etwa erwachsenden Renten-Ausfallschaden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.) Krankenhauskosten</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat f&#252;r ihr Mitglied S anl&#228;sslich des genannten Unfalls insgesamt 14.507,-- DM an Krankenhauskosten aufgewendet. Der Beklagte hat hiervon f&#252;r 137 Tage jeweils 6,-- DM wegen h&#228;uslicher Eigenersparnis in Abzug gebracht, den er irrt&#252;mlich mit 828,-- DM statt 822,-- DM errechnet hat. Demzufolge beziffert er den diesbez&#252;glichen Schaden mit 13.679,-- DM (14.507,- 828,--) den Ersatzanspruch mit 60 % hiervon = 8.207, 40 DM. Diesen Betrag hat der Beklagte an die Kl&#228;gerin gezahlt (auf Grund eines offenbaren Versehens geht diese von 8.204,40 DM statt 8.207,40 DM aus).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber macht die Kl&#228;gerin geltend, ihr gegen&#252;ber k&#246;nne eine h&#228;usliche Eigenersparnis nicht in Abzug gebracht werden, sie k&#246;nne demnach 60 % von 14.507,-- DM = 8.704,20 DM beanspruchen. Tats&#228;chlich bringe ein Krankenhausaufenthalt erfahrungsgem&#228;&#223; keine Ersparnis. Zwar entfalle <i>f&#252;r </i>den Patienten die h&#228;usliche Verpflegung, dies werde aber durch zus&#228;tzliche Aufwendungen des Verletzten im Krankenhaus zumindest aufgewogen. Davon abgesehen k&#246;nne eine etwaige Ersparnis wegen Wegfalls der h&#228;uslichen Verpflegung w&#228;hrend der Dauer der Krankenhausbehandlung nur dann in Ansatz gebracht werden, wenn - anders als hier - kein Anspruch auf Ersatz von Verdienstschaden gegen den Sch&#228;diger erwachsen sei, denn diese h&#228;usliche Verpflegung werde &#252;blicherweise aus dem Erwerbseinkommen bestritten. Da der Sozialversicherer mit der Gew&#228;hrung der Krankenhauspflege, soweit sie die Verpflegung betreffe, dem Kassenmitglied gewisserma&#223;en Unterhalt gew&#228;hre, gehe deshalb zu diesem Teil nach dem Grundsatz der kongruenten Deckung der Anspruch auf Ersatz des Erwerbsschadens nach &#167; 1542 RVO auf den Sozialversicherer &#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vorsorglich macht die Kl&#228;gerin insoweit geltend:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ihr Mitglied Herr S habe erhebliche Mehraufwendungen gehabt. Mindestens 20 x sei er von seinen Familienangeh&#246;rigen, insbesondere seiner Ehefrau besucht worden, wobei pro Besuch ca. 50.-- DM an Fahrt- und Aufenthaltskosten angefallen seien und die Besucher Geschenke im Wert von insgesamt rund 200.-- DM mitgebracht h&#228;tten. Hierbei handele es sich nach den von der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tzen um Heilbehandlungskosten im weiteren Sinne; diese seien nach &#167; 1542 RVO &#252;bergangsf&#228;hig. Dar&#252;ber hinaus habe Herr S w&#228;hrend der Dauer seiner station&#228;ren Behandlung t&#228;glich 5,-- DM f&#252;r St&#228;rkungsmittel, Obst und Getr&#228;nke aufgewendet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">3.) Ambulante Pflegekosten</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend die Kl&#228;gerin die Krankenhauskosten nach der H&#246;he ihrer tats&#228;chlichen Aufwendungen abrechnet, pauschaliert sie die ambulanten Pflegekosten unter Bezugnahme auf &#167;&#167; 1524 Abs. 1 S. 2, 1542 Abs. 2 RVO. Mit dem Beklagten ist sie sich allerdings dar&#252;ber einig, dass die Geltendmachung des vollen Pauschsatzes nach den genannten Bestimmungen au&#223;er Verh&#228;ltnis st&#252;nde zu den Kosten, die bei privat&#228;rztlicher Behandlung des Verletzten angefallen w&#228;ren. Sie legt deshalb ihrer Schadensberechnung lediglich einen Betrag von 1.960,05 DM als "Teilbetrag der Pauschale" zugrunde und tr&#228;gt vor, diese Summe stehe in keinem unangemessenen Verh&#228;ltnis zu den Privatarztkosten, die sie unter Zugrundelegung von 215,20 DM f&#252;r Medikamente - dieser Betrag ist unstreitig - und des 4-fachen Geb&#252;hrensatzes der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte (GO&#196;) mit 1.291,20 DM beziffert. Demgem&#228;&#223; berechnet die Kl&#228;gerin den ihr angeblich zustehenden Ersatzanspruch mit 1.176,03 DM (60 % von 1.960,05). Gezahlt hat der Beklagte auf diese Schadensposition unstreitig 438,-- DM (BI. 77,78 d. A. : 60 % von 730.-- DM).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;lt die Berechnungsweise der Kl&#228;gerin f&#252;r unzul&#228;ssig und meint, diese k&#246;nne deshalb nur nach der H&#246;he ihrer tats&#228;chlichen, bislang jedoch nicht dargelegten Aufwendungen abrechnen, nicht aber einen "Teilbetrag einer unzul&#228;ssigen Pauschale" oder die fiktiven Privatarztkosten verlangen. Letztere seien im &#252;brigen von der Kl&#228;gerin &#252;bersetzt angegeben. Unter Ber&#252;cksichtigung der Einkommensverh&#228;ltnisse k&#246;nne nur der 2-fache Satz der GO&#196; zugrunde gelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach Hinweis durch das Gericht haben sich die Parteien damit einverstanden erkl&#228;rt, dass der 3-fache Geb&#252;hrensatz nach GO&#196; zugrunde gelegt wird, falls sonst eine Beweisaufnahme &#252;ber die Angemessenheit des Geb&#252;hrensatzes erforderlich w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nachdem die von der Kl&#228;gerin erhobene Feststellungsklage durch Teil-Anerkenntnisurteil der Kammer vom 21.11.1975 (BI. 58 d. A.) ihre Erledigung gefunden hat und die Parteien den Rechtsstreit wegen eines Betrages von 1.728,95 DM in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, beantragt die Kl&#228;gerin nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 6.127,58 DM nebst 4 % Zinsen ab Rechtsh&#228;ngigkeit (20.6.1975) abz&#252;glich am 23.6.1975 gezahlter 1.728,95 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Fall, dass trotz seiner oben wiedergegebenen Einwendungen ein Rest-Anspruch der Kl&#228;gerin verbleibt, erkl&#228;rt er vorsorglich die Aufrechnung mit einer ihm angeblich zustehenden Gegenforderung in H&#246;he von 1.228,92 DM.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hierzu tr&#228;gt er unwidersprochen vor, die Kl&#228;gerin habe ihre Aufwendungen f&#252;r Krankengeld hinsichtlich des Zeitraums vom 1.3.1974 bis 30.8.1974 nicht nur ihm gegen&#252;ber, sondern auch gegen&#252;ber der Landesversicherungsanstalt T geltend gemacht. Diese habe Ende 1974 / Anfang 1975 2.048,20 DM an die Kl&#228;gerin gezahlt und nehme nunmehr ihrerseits bei ihm, dem Beklagten, Regre&#223;. Die Kl&#228;gerin sei demzufolge um einen Betrag von 1.228,92 DM = 60 % von 2.048,20 DM ungerechtfertigt bereichert.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat &#252;ber die H&#246;he der vom Beklagten an die Kl&#228;gerin geleisteten Zahlungen Beweis erhoben. Es wird hierzu verwiesen auf die amtliche Auskunft des Postscheckamtes L (BI. 81-85 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Zwar steht der Kl&#228;gerin nach Abrechnung des Krankengeldes, der Krankenhauskosten und der ambulanten Pflegekosten noch ein Restbetrag von 255,78 DM zu, diese Forderung ist aber durch die seitens des Beklagten erkl&#228;rte Aufrechnung mit einem Gegenanspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung (&#167; 812 BGB) in H&#246;he von 1.228,92 DM erloschen (&#167;&#167; 387,389 BGB).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">1 .) Krankengeld</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Insoweit hat der Beklagte die Forderung der Kl&#228;gerin voll ausgeglichen, sogar um 100,74 DM &#252;berzahlt. Grundlage des diesbez&#252;glichen Anspruchs ist der Verdienstausfallschaden, den der Verletzte erlitten hat, denn nur in diesem Umfang kann nach &#167; 1542 RVO ein Anspruch auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen sein. Die H&#246;he des gezahlten bzw. zu zahlenden Krankengeldes ist nur insoweit von Bedeutung, als damit der Betrag bestimmt wird, bis zu dem der Anspruch des Verletzten wegen Verdienstausfalls im H&#246;chstfall auf die Krankenkasse &#252;bergegangen sein kann. Bleibt wie hier der ersatzf&#228;hige Verdienstausfallschaden hinter dem gezahlten Krankengeldbetrag zur&#252;ck, so ist letzterer irrelevant.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Nettolohn des Verletzten ist nach der vom Beklagten eingeholten Arbeitgeberbescheinigung vom 26.5.1975 (BI. 29 d. A.) zu berechnen. Der Streit der Parteien dar&#252;ber, ob die von der Kl&#228;gerin eingeholten Arbeitgeberbescheinigungen vom 3.8.1973 bzw. 3.5.1974 (BI. 43, 44 d. A.) ma&#223;gebend sind oder die vom Beklagten eingeholte der Abrechnung zugrunde zu legen ist, ist unverst&#228;ndlich. Die Bescheinigung vom 26.5.1975 weist n&#228;mlich einen h&#246;heren Brutto- und Nettolohn aus als die vom 3.8.1973 / 3.5.1974, ist also f&#252;r die Kl&#228;gerin g&#252;nstiger. Aus ihr ergibt sich entsprechend der Berechnung des Beklagten auf Blatt 4 des Schriftsatzes vom 24.7.1975 (BI. 22 d. A.) f&#252;r die Zeit ab 14.4.1973 (Ende der Lohnfortzahlung) bis Ende August 1974 (Ende der Krankengeldzahlung) ein Nettoverdienst des Verletzten von 20.555,29 DM. Auf der Grundlage der von der Kl&#228;gerin vorgelegten Bescheinigungen vom 3.8.1973 / 3.5.1974 ergibt sich dagegen ein kalendert&#228;glicher Nettolohnausfall von 991,31 DM : 28 (die Bescheinigungen beziehen sich auf den Monat Februar) ::: 35,40 DM. Daraus folgt f&#252;r den Zeitraum 14.4.1973 - 30.8.1974 = 504 Tage ein Netto-Verdienstausfall von nur 17.841,60 DM, also exakt der Betrag, den die Kl&#228;gerin als Krankengeld an den Verletzten gezahlt hat. Dass die Kl&#228;gerin letztlich auf einen h&#246;heren Verdienstausfallschaden als der Beklagte kommt, n&#228;mlich auf 22.044,96 DM (504 x 43,74 DM), beruht einzig darauf, dass sie dem kalendert&#228;glichen Netto-Lohnausfall von - nach ihrer Auffassung - 35,40 DM den Rentenversicherungsbeitrag in H&#246;he von angeblich 8,34 DM t&#228;glich zuschl&#228;gt. Die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieses Zuschlags ist jedoch keine Frage, die mit der Richtigkeit oder Unrichtigkeit der einen oder anderen Arbeitgeberbescheinigung zusammenh&#228;ngt; es handelt sich um ein reines Rechtsproblem, das im Folgenden noch zu er&#246;rtern sein wird.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Da das Vorbringen des Beklagten, soweit er sich auf die von ihm eingeholte Arbeitgeberbescheinigung vom 26.5.1975 st&#252;tzt, der Kl&#228;gerin mithin g&#252;nstig ist, kann als selbstverst&#228;ndlich davon ausgegangen werden, dass sie dieses ihr g&#252;nstige Vorbringen sich zu eigen macht. Der Nettolohnausfall des Verletzten ist dementsprechend f&#252;r den fraglichen Zeitraum auf 20.555,29 DM anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Diesem Betrag kann entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin der Rentenversicherungsbeitrag nicht hinzugerechnet werden. Dabei kann dahinstehen, ob dem Verletzten insoweit ein ersatzf&#228;higer Schaden entstanden ist. Auch wenn dies zu Gunsten der Kl&#228;gerin unterstellt wird, kann sie nach Ansicht der Kammer diesen Beitrag nicht in ihre Abrechnung mit dem Beklagten einbeziehen, weil ein etwaiger diesbez&#252;glicher Ersatzanspruch des Verletzten nicht gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf sie &#252;bergegangen sein kann. Es entspricht einhelliger Meinung, dass ein Forderungs&#252;bergang nach &#167; 1542 RVO nur insoweit stattfindet, als der Sozialversicherungstr&#228;ger dem Verletzten eine kongruente Leistung erbringt bzw. zu erbringen hat. An dieser Kongruenz fehlt es im Verh&#228;ltnis zwischen Krankengeld und Rentenversicherungsbeitrag. Ersteres ist nach &#167; 182 Abs. 4 RVO begrenzt durch die H&#246;he des regelm&#228;&#223;igen Nettoarbeitsentgeltes, zu dem unzweifelhaft der Rentenversicherungsbeitrag nicht geh&#246;rt. In dieser Vorschrift kommt hinreichend deutlich zum Ausdruck, dass das Krankengeld zur Deckung des Bedarfs, der sonst durch den Nettolohn gedeckt wird, bestimmt ist; seine Zweckbestimmung liegt aber nicht, auch nicht teilweise, im Ausgleich eines etwaigen Renten-Ausfallschadens, wie er eventuell durch die zeitweilige Nicht-Zahlung des Rentenversicherungsbeitrags herbeigef&#252;hrt werden k&#246;nnte. Falls insoweit ein Schadensersatzanspruch der Verletzten gegen den Sch&#228;diger entstanden ist, verbleibt er trotz Zahlung von Krankengeld dem Verletzten und geht nicht gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Krankenkasse &#252;ber. Eine andere Beurteilung entspr&#228;che auch nicht der Billigkeit, denn das der H&#246;he nach durch den Nettolohn begrenzte Krankengeld erm&#246;glicht dem Verletzten eben nur die Deckung der Bed&#252;rfnisse, die er ansonsten aus dem Nettolohn zu bestreiten pflegt, gibt ihm jedoch keinen Ausgleich f&#252;r einen eventuellen Renten - Ausfallschaden. Zudem ist der Sozialversicherte ohnehin durch das Quotenvorrecht des Sozialversicherungstr&#228;gers (vgl. BGH in NJW 1969, S. 98 ff.) benachteiligt. Es besteht kein Grund, den Sozialversicherungstr&#228;ger zu Lasten des Versicherten noch weitergehend zu beg&#252;nstigen dadurch, dass ein Forderungs&#252;bergang nach &#167; 1542 RVO auch insoweit angenommen wird, als der Versicherungstr&#228;ger Leistungen mit anderer Zweckbestimmung, als sie der betreffenden Schadensersatzforderung zugrunde liegt, erbringt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ob der Netto-Verdienstentgang und Rentenausfallschaden gleicherma&#223;en unter den Begriff des "Erwerbsschadens" zu fassen ist, ist nach Auffassung der Kammer f&#252;r die Beurteilung des vorliegenden Falls belanglos. Allerdings wird von Wussow die Auffassung vertreten, die denkbaren Sch&#228;den seien in 5 verschiedene Schadensgruppen einzuteilen, und zwar:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">a) Heilungskosten;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">b) vermehrte Bed&#252;rfnisse;</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">c) Erwerbsschaden;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">d) Schmerzensgeld;</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">e) Sachschaden.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die einzelnen Schadensgruppen zerfielen zwar wieder in zahlreiche Einzelpositionen; es sei aber im Sinne der zu &#167; 1542 RVO entwickelten Kongruenzlehre unzul&#228;ssig, eine Aufspaltung der einzelnen Schadensgruppen vorzunehmen, es komme also nicht darauf an, ob die betreffende einzelne Schadensposition von dem Sozialversicherer seinerseits dem Versicherten erstattet werde (Unfallhaftpflichtrecht 12.Auflage Rn. 1485, 1486 und in NJW-Schriftenreihe, Ersatzanspr&#252;che bei Personensch&#228;den Rn. 224). Diese generalisierende Betrachtungsweise mag die oft schwierige Frage der Kongruenz wesentlich vereinfachen, tr&#228;gt indes der gerade im Interesse des Versicherten und aus Gr&#252;nden der Gerechtigkeit gebotenen Einzel-Beurteilung der Zweckbestimmung von Leistung des Sozialversicherungstr&#228;gers einerseits und Schadensersatzanspruch andererseits nicht gen&#252;gend Rechnung. Es ist auch nicht ersichtlich, dass diese von Wussow vertretene Differenzierung bisher in der Rechtsprechung Anklang gefunden hat. Der Forderungs&#252;bergang nach &#167; 1542 RVO bezweckt in erster Linie, eine ungerechtfertigte Entlastung des Haftpflichtigen und eine doppelte Entsch&#228;digung des Verletzten zu vermeiden (BGHZ Bd. 54 S.<b> </b>377,382). Von einer "doppelten Entsch&#228;digung" des Verletzten kann jedoch keine Rede sein, wenn ihm ein etwaiger Ersatzanspruch wegen eines Renten-Ausfallschadens trotz Bezuges von Krankengeld verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Da der Rentenversicherungsbeitrag mithin dem Nettolohn-Ausfall von 20.555,29 DM nicht hinzu zurechnen ist und die Parteien sich &#252;ber die Quotierung im Verh&#228;ltnis 60 : 40 einig sind, ergibt sich unter Ber&#252;cksichtigung des Quotenvorrechts des Sozialversicherungstr&#228;gers ein auf die Kl&#228;gerin nach &#167; 1542 RVO &#252;bergegangener Anspruch wegen Verdienst-Ausfallschadens von 12.333,17 DM f&#252;r den hier fraglichen Zeitraum vom 14. 4.1973 bis Ende August 1974.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Diese Forderung hat der Beklagte erf&#252;llt. Er hat - au&#223;er der unstreitigen Zahlung von 1.728,95 DM, wegen derer die Parteien den Rechtsstreit &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben - folgende Leistungen an die Kl&#228;gerin erbracht:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">1.) am 17.5. 1974: 5.637,83 DM;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">2) am 4.7. 1974: 10.378,13 DM;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">3.) am 17.7. 1974: 1.591,14 DM;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">4.) am 15.11.1974: 2.519,58 DM.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dies ergibt sich aus den vom Postscheckamt L im Wege der amtlichen Auskunft vorgelegten Belegen (BI.82- 85 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">In Verbindung mit den vom Beklagten eingereichten Abrechnungsunterlagen (BI. 70-78 d. A.) ergeben sich folgende Zahlungen wegen des Krankengeldes:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">1.) Rechnung vom 19.11.1973 (BI.70 d. A.)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">60 % von 6.244,56 DM = 3.746,74 DM;</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">2.) Rechnung vom 11.2.1974 (BI.71 d. A.)</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">60 % von 2.279,76 DM = 1.367,85 DM;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">3.) Rechnung vom 13.5.1974 (BI.73 d. A.)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">60 % von 3.617,88 DM = 2.170,73 DM;</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">4.) Rechnung vom 19.6.1974 (BI.76 d. A.)</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">60 % von 2.230,20 DM = 1.338,12 DM;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">5.) Rechnung vom 30.10.1974 (BI.77 d. A.)</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">60 % von 3.469,20 DM = 2.081,52 DM;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">6.) unstreitig gezahlte <u>1.728,95 DM;</u></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Summe 12.433,91 DM.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Es liegt mithin eine &#220;berzahlung in H&#246;he von 12.433,91 DM - 12.333,17 DM = 100,74 DM vor.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">2.) Krankenhauskosten</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Insoweit stehen der Kl&#228;gerin noch 170,40 DM zu. Die durch den Unfall verursachte station&#228;re Behandlung des Verletzten hat unstreitig Kosten in H&#246;he von <i>14.507,-- </i>DM verursacht. Von diesem Betrag ist entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin die Ersparnis abzuziehen, die der Verletzte dadurch erzielt hat, dass w&#228;hrend der Dauer seines Krankenhausaufenthalts die h&#228;usliche Verpflegung entfallen ist. Ob dieser Abzug unter dem Gesichtspunkt der Vorteilsausgleichung gerechtfertigt ist (so BGR in NJW 1966 S. 2356) oder ob dem Verletzten insoweit von vornherein kein Schaden entstanden ist (so Wussow, Unfallhaftpflichtrecht Rn. 1481), ist f&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits belanglos.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Dass die im Krankenhaus &#252;blicherweise anfallenden Mehraufwendungen - z.B. f&#252;r S&#228;fte, St&#228;rkungsmittel etc. - die Ersparnis der h&#228;uslichen Verpflegung mindestens ausgleichen, wie die Kl&#228;gerin unter Berufung auf die Ausf&#252;hrungen von Stamm (VersR 1975 S. 690 ff.) darzulegen versucht, ist nach Auffassung der Kammer unzutreffend. Richtig ist lediglich, dass erfahrungsgem&#228;&#223; derartige Mehraufwendungen anfallen und dass deshalb die "h&#228;usliche Ersparnis" nicht entsprechend dem vollen Betrag anzusetzen ist, den der Verletzte zu Hause f&#252;r seine Verpflegung auszugeben pflegt. Es kann indes keine Rede davon sein, dass die betreffenden Mehraufwendungen, soweit sie sich in einem angemessenen und deshalb der Schadensberechnung zugrunde zu legenden Rahmen bewegen, die h&#228;usliche Eigenersparnis vollst&#228;ndig oder nahezu vollst&#228;ndig aufwiegen. Die Kammer sch&#228;tzt die Ersparnis unter Ber&#252;cksichtigung von Mehraufwendungen der genannten Art in angemessenem Umfang auf t&#228;glich 4;-- DM. Daraus ergibt sich f&#252;r die Zeit ab Ende der Lohnfortzahlung, 14.4.1973, f&#252;r die der Beklagte sich auf h&#228;usliche Ersparnis beruft, ein Abzug von 4,-- DM f&#252;r 136 Tage = 544,-- DM (die in der diesbez&#252;glichen Rechnung vom 13.5.1974, BI. 73 d. A., enthaltene Aufstellung ergibt ab 14.4.1973 136 Tage und nicht, wovon der Beklagte ausgeht, 137 Tage). Diesen Abzug muss sich auch die Kl&#228;gerin als Rechtsnachfolgerin des Verletzten entgegenhalten lassen. Grunds&#228;tzlich k&#246;nnen auf sie nicht mehr Rechte nach &#167; 1542 RVO &#252;bergehen, als dem Verletzten als ihrem Rechtsvorg&#228;nger erwachsen sind. unerheblich ist, dass ein solcher Abzug nicht in Betracht k&#228;me, wenn die Kl&#228;gerin nach &#167; 1542 Abs. 2 in Verbindung mit &#167; 1524 Abs. 1 RVO pauschal abgerechnet h&#228;tte. W&#228;hlt der Sozialversicherungstr&#228;ger wie hier die Abrechnung auf der Grundlage der tats&#228;chlichen Aufwendungen, so muss diese konkrete Schadensberechnung in allen Punkten konsequent durchgef&#252;hrt werden, der Sozialversicherungstr&#228;ger kann sich also nicht auf Vorteile berufen, die sich f&#252;r ihn aus der von ihm gerade nicht gew&#228;hlten Pauschalierung ergeben w&#252;rden (vgl. BGH in NJW 1966 S.2356).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Irrelevant ist im vorliegenden Fall ferner, dass die Kl&#228;gerin in H&#246;he der auf die Krankenhausverpflegung entfallenden Betr&#228;ge dem Verletzten gewisserma&#223;en Unterhalt gew&#228;hrt, also Kosten bestritten hat, die dieser ansonsten aus seinem Netto-Einkommen h&#228;tte aufbringen m&#252;ssen. Allerdings leitet die herrschende Meinung hieraus ab, dass die Aufwendungen der Krankenkasse f&#252;r die Verpflegung des Verletzten im Krankenhaus dessen Ersatzanspruch wegen Verdienstausfallschadens kongruent im Sinne des &#167; 1542 RVO sind, dass also insoweit der Anspruch des Verletzten auf Ersatz seines Erwerbsschadens auf den Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergeht (vgl. hierzu BGH aaO und in NJW 1971 S. 240,24.1; Wussow aaO Rn. 1481). Hier hat der Beklagte aber, wie sich aus den. zu 1) gemachten Ausf&#252;hrungen ergibt, bereits den dem Verletzten entstandenen Nettolohn-Ausfallschaden in H&#246;he der von ihm zu tragenden Quote von 60 % vollst&#228;ndig ersetzt. Schon das von der Kl&#228;gerin gezahlte Krankengeld &#252;bersteigt den Schadensersatzanspruch wegen Verdienstentgangs, so dass ein weitergehender Forderungs&#252;bergang nach &#167; 1542 RVO wegen des von der Kl&#228;gerin gew&#228;hrten "Naturalunterhalts" in Form der Krankenhauspflege nicht m&#246;glich ist. Die diesbez&#252;glichen Kosten erh&#246;hen den Umfang der Aufwendungen der Kl&#228;gerin, nicht den des Ersatzanspruchs wegen Verdienstausfalls. Wie die Rechtslage f&#252;r die Zeit der Lohnfortzahlung, also bis einschlie&#223;lich 13.4.1973, zu; beurteilen w&#228;re (vgl. BGH in NJW 1971 S. 240, 241; Wussow aaO Rn. 1014 d), kann dahingestellt bleiben, denn wie sich aus dem Schreiben des Beklagten vom 28.6.1974 (BI. 74 d. A.) in Verbindung mit der von der Kl&#228;gerin unter dem 13.5.1974 erteilten Rechnung (BI. 73 d. A.) ergibt, hat der Beklagte lediglich f&#252;r die Zeit ab 14. 4.1973 einen Abzug vorgenommen, im &#252;brigen aber die entsprechende Forderung der Kl&#228;gerin vollst&#228;ndig anerkannt und bezahlt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin sich hilfsweise auf Mehraufwendungen beruft, die durch Besuche des Verletzten seitens seiner Angeh&#246;rigen angefallen sein sollen (Seite 5 des Schriftsatzes vom 12.9.1975, BI. 40 d. A.), fehlt es an einer gleichartigen Leistung der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber dem Verletzten, so dass ein etwaiger Ersatzanspruch wegen dieser Kosten schon mangels Kongruenz nicht gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Kl&#228;gerin &#252;bergegangen sein kann. Die erforderlichen Mehraufwendungen f&#252;r St&#228;rkungsmittel pp. sind bereits im Rahmen der Sch&#228;tzung der h&#228;uslichen Ersparnis auf 4,-- DM pro Tag ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der dem Verletzten entstandene Schaden ist mithin auf 14.507,-- DM - 544,-- DM = 13.963,-- DM anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der auf die Kl&#228;gerin nach &#167; 1542 RVO &#252;bergegangene Schadensersatzanspruch bel&#228;uft sich auf 60 % hiervon = 8.377,80 DM. Gezahlt hat der Beklagte, wie sich aus der Rechnung vom 13.5.1974 (Bl.73 d. A.), seinem Schreiben vom 28.6.1974 (Bl.74 d. A.) und dem Post-&#220;berweisungsbeleg vom 4.7.1974 (Bl.83 d. A.) ergibt, 60 % von 13.679,-- DM = 8.207,40 DM. Es verbleibt damit eine Differenz von 170,40 DM zu Gunsten der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">3.) Ambulante Pflegekosten</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht f&#252;r ambulante Pflege-(Arzt- und Arznei-)kosten noch ein Restbetrag von 186,12 DM zu. Grundlage der Abrechnung sind die fiktiven Privatarztkosten, d.h. diejenigen Kosten, die angefallen w&#228;ren, wenn der Verletzte sich privat&#228;rztlich h&#228;tte behandeln lassen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht legt die Kl&#228;gerin der Abrechnung 1.960,05 DM als Teilbetrag der sich aus &#167; 1542 Abs. 2 in Verbindung mit &#167; 1524 Abs. 1 Satz 2 RVO ergebenden Schadenspauschale zugrunde. Allerdings steht der Pauschalierung der ambulanten Pflegekosten nicht entgegen, dass die Kl&#228;gerin die Krankenhauskosten (oben zu 2) konkret abgerechnet hat. Nach v&#246;llig herrschender Meinung kann die Krankenkasse das ihr nach &#167; 1542 Abs.2 RVO zustehende Wahlrecht n&#228;mlich getrennt nach den verschiedenen Schadensarten aus&#252;ben, die Wahl der konkreten Abrechnung f&#252;r die Krankenhauskosten bindet also nicht bez&#252;glich der ambulanten Pflegekosten (vgl. BGH in NJW 1965 S.2013; Wussow aaO Rn.1475 und in NJW-Schriftenreihe, Ersatzanspr&#252;che bei Personensch&#228;den Rn.220; Geigel, Haftpflichtproze&#223; 15.Aufl. 30.Kapitel Rn.115 Seite 1112).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Andererseits kann der Gesamtbetrag der sich aus &#167;&#167; 1542 Abs. 2, 1524 Abs. 1 S. 2 RVO ergebenden Pauschale nicht gefordert werden, weil dieser in einem unangemessenen Verh&#228;ltnis st&#228;nde zu den Kosten, die angefallen w&#228;ren, wenn der verletzte Sozialversicherte sich als Privatpatient h&#228;tte behandeln lassen; die Forderung der gesamten Pauschalsumme w&#228;re deshalb rechtsmi&#223;br&#228;uchlich (vgl. hierzu <i>BGHZ </i>Bd. 12 s. 154 ff; BGH in VersR1956 S.178,179; <i>BGH </i>in NJW'1965 S.2013; Wussow, Unfallhaftfpflichtrecht Rn.1475; Geigel aaO Rn.113 Seite 1111). Hierin stimmen beide Parteien &#252;berein.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der sich daraus ergebenden Konsequenz, dass eine Pauschalierung entsprechend den genannten Vorschriften unzul&#228;ssig ist, kann die Kl&#228;gerin nicht dadurch ausweichen, dass sie statt der vollen Pauschale nur einen Teilbetrag verlangt, der sich nach ihrer Auffassung noch in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zu den fiktiven Privatarztkosten bewegt, weil er diese um lediglich ca. 50 % &#252;bersteigt. Dies l&#228;uft auf eine der RVO fremde und deshalb unzul&#228;ssige Pauschalierung hinaus (anderer Meinung offenbar Wussow aaO Rn.1478). Die Krankenkasse hat nach &#167; 1542 Abs. 2 RVO die Wahl zwischen der Pauschalierung gem&#228;&#223; der genannten Bestimmung in Verbindung mit &#167; 1524 Abs. 1 RVO und der Schadensabrechnung auf der Grundlage ihrer tats&#228;chlichen h&#246;heren Aufwendungen. Steht die Pauschale auf Grund der Umst&#228;nde des Einzelfalls in einem unangemessenen Verh&#228;ltnis zu den fiktiven Privatarztkosten und ist die Geltendmachung der Pauschalsumme deshalb rechtsmi&#223;br&#228;uchlich, so ist die Krankenkasse zwar nicht gezwungen, die eventuell hinter den fiktiven Privatarztkosten zur&#252;ckbleibenden tats&#228;chlichen Aufwendungen in Ansatz zu bringen, vielmehr stehen ihr - an Stelle der unzul&#228;ssigen Pauschale - die fiktiven Privatarztkosten zu.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Sie kann aber nicht dadurch zu einem f&#252;r sie g&#252;nstigeren Ergebnis gelangen, dass sie anders als in &#167;&#167; 1524 Abs. 1, 1542 Abs. 2 RVO vorgesehen pauschaliert, etwa indem sie auf die fiktiven Privatarztkosten einen Zuschlag erhebt (vgl. BGR in VersR 1956 S.178,179). Letztlich nichts anderes ist es, wenn die Krankenkasse wie hier die Kl&#228;gerin statt eines solchen Zuschlags einen Teilbetrag der - unzul&#228;ssigen, weil rechtsmi&#223;br&#228;uchlichen - Pauschale geltend macht. Hierf&#252;r fehlt es an einer gesetzlichen Grundlage. Es kann auch nicht ernsthaft von einem Teilbetrag im eigentlichen Sinne die Rede sein, denn dies w&#252;rde voraussetzen, dass an sich auch der Gesamtbetrag, hier also die sich aus &#167;&#167; 1524 Abs. 1, 1542 Abs. 2 RVO ergebende Pauschale geltend gemacht werden k&#246;nnte, was jedoch gerade nicht der Fall ist. Schlie&#223;lich w&#228;re es nach Ansicht der Kammer auch ein wenig sachgerechtes Ergebnis, wenn die Krankenkasse durch das Verlangen eines solchen vermeintlichen: "Teilbetrages" immer die Summe vom Sch&#228;diger bzw. dessen Haftpflichtversicherer erlangen k&#246;nnte, die sich soeben unter der Grenze des Rechtsmi&#223;br&#228;uchlichen h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">I</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Statt der Pauschale aus &#167;&#167; 1524 Abs. 1, 1542 Abs. 2 RVO stehen der Kl&#228;gerin die fiktiven Privatarztkosten zu. :Der hiergegen vom Beklagten erhobene Einwand, diese Kosten k&#246;nnten nur dann verlangt werden, wenn die Kl&#228;gerin zun&#228;chst eine Pauschalierung entsprechend den genannten Bestimmungen vorgenommen habe, was hier nicht geschehen sei, ist unzutreffend. Stellt sich die Geltendmachung des pauschalierten Betrages als rechtsmi&#223;br&#228;uchlich heraus, so kann die Krankenkasse stattdessen die Kosten einer privaten Behandlung ersetzt verlangen (BGR in VersR 1956 8.178,179). Letzteres h&#228;ngt nicht davon ab, dass die Krankenkasse zun&#228;chst die unzul&#228;ssige Pauschale fordert, andernfalls k&#228;me man zu dem abseitigen Ergebnis, dass die Geltendmachung eines &#252;bersetzten Betrages, also die Forderung einer dem Gl&#228;ubiger nicht zustehenden Summe Voraussetzung daf&#252;r w&#228;re, um ihm die fiktiven Privatarztkosten statt der m&#246;glicherweise niedrigeren tats&#228;chlichen Aufwendungen zusprechen zu k&#246;nnen. Ein solch geradezu absurdes Ergebnis kann der Gesetzgeber nicht gewollt haben, insbesondere kann es nicht aus dem Wahlrecht des &#167; 1542 Abs. 2 RVO hergeleitet werden, denn dieses bezieht sich auf die Pauschale einerseits, die tats&#228;chlichen <u>h&#246;heren </u>Aufwendungen andererseits. Es besteht schlie&#223;lich kein sachlicher Grund, den Sozialversicherungstr&#228;ger auf seine gegen&#252;ber den fiktiven Privatarztkosten meist niedrigeren tats&#228;chlichen Aufwendungen zu verweisen, denn es ist nicht das Verdienst des Sch&#228;digers bzw. dessen Haftpflichtversicherers, dass es den Sozialversicherungstr&#228;gern gelungen ist, durch Vereinbarungen mit &#228;rztlichen Standesorganisationen etc. die tats&#228;chlichen Kosten niedrig zu halten; es entspricht der Billigkeit, diesen Vorteil den Sozialversicherungstr&#228;gern zugute kommen zu lassen und nicht dem Sch&#228;diger.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Bei der Berechnung der fiktiven Privatarztkosten ist vom 3-fachen Satz der Geb&#252;hrenordnung f&#252;r &#196;rzte auszugehen, womit sich die Parteien auf Vorschlag der Kammer zwecks Vermeidung einer ansonsten notwendigen Beweisaufnahme einverstanden erkl&#228;rt haben. Die einzelnen &#228;rztlichen Leistungen ergeben sich aus der vom Beklagten nicht angegriffenen Aufstellung der Kl&#228;gerin auf Seite 6 des Schriftsatzes vom 12.9.1975 (Bl.41 d. A.).<b> </b>Der 3-fache Geb&#252;hrensatz betr&#228;gt demnach 825,--DM. Dem sind die Kosten f&#252;r Medikamente in H&#246;he von unstreitig 215,20 DM hinzuzurechnen, woraus sich ein Ersatzanspruch von 624,12 DM ergibt (60 % von 1.040,20 DM). Gezahlt hat der Beklagte gem&#228;&#223; seinem Schreiben vom 12.11.1974 (Bl.78 d. A.) in Verbindung mit dem Post - &#220;berweisungsbeleg vom 15.11.1974 (Bl.85 d. A.) 60 % von" 730.-- DM = 438,-- DM. Es verbleibt mithin eine Differenz von 186,12 DM zu Gunsten der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Restforderung der Kl&#228;gerin errechnet sich also wie! folgt:</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">a) Krankenhauskosten 170,40 DM</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">b) Ambulante Pflegekosten <u>186,12 DM</u></p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Summe 356,52 DN</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Abz&#252;glich zu viel gezahlt f&#252;r Krankengeld <u>100,74 DM</u></p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">255,78 DM.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Der zu viel gezahlte Betrag von 100,74 DM (oben zu 1) ist vom Rest-Anspruch der Kl&#228;gerin in Abzug zu bringen, auch wenn der Beklagte insoweit nicht die Aufrechnung erkl&#228;rt hat. Es ist davon auszugehen, dass bei der sich aus verschiedenen Positionen zusammensetzenden Schadensberechnung der auf die eine Position - Krankengeld - gezahlte Betrag, soweit er versehentlich &#252;ber die nach der eigenen Darstellung des Beklagten geschuldete Summe hinausgeht, mit der Ma&#223;gabe geleistet ist, dass der &#220;berschuss zur Deckung anderer, noch offenstehender Positionen bestimmt ist.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">4.) Die seitens des Beklagten erkl&#228;rte Aufrechnung mit einer Gegenforderung von 1.228,92 DM.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die vorgenannte Restforderung der Kl&#228;gerin von 255,78 DM ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 387, 389 BGB durch die seitens des Beklagten erkl&#228;rte Aufrechnung mit einem ihm zustehenden Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung (&#167; 812 BGB) in H&#246;he von 1.228,92 DM erloschen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Wie der Beklagte unwidersprochen vorgetragen und durch Vorlage des Schreibens der Landesversicherungsanstalt T vom 22.1.1976 (BI. 92 d. A.), der dieser gegen&#252;ber erteilten Abrechnung der Kl&#228;gerin vom 23.12.1974 (BI.93 d. A.) und des Rentenbescheides an den Verletzten vom 13.1.1975 (BI.94 d. A.) belegt hat, hat die Kl&#228;gerin das f&#252;r die Zeit vom 1.3.1974 bis 30.8.1974 gezahlte Krankengeld nicht nur gegen&#252;ber dem Beklagten, sondern auch gegen&#252;ber der Landesversicherungsanstalt T in Ansatz gebracht hat; von dieser hat sie f&#252;r den genannten Zeitraum gem&#228;&#223; &#167; 183 Abs. 3 RVO Ende 1974 oder Anfang 1975 2.048,20 DM erhalten. In H&#246;he dieses Betrages war die Kl&#228;gerin demnach befriedigt und ist sie durch die Entgegennahme der sp&#228;teren Zahlung von 1.728,95 DM seitens des Beklagten rechtsgrundlos bereichert in H&#246;he des auf die Haftungsquote des Beklagten entfallenden Anteils von 1.228,92 DM (60 % von 2.048,20 DM).</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht entgegen, dass der Betrag von 2.048,20 DM, den die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 183 Abs. 3 RVO von der Landesversicherungsanstalt T erhalten hat, insgesamt weniger als 4.0 % des f&#252;r den Zeitraum 1.3.1974 - 30.8.1974 gezahlten Krankengeldes ausmacht, die Kl&#228;gerin also nicht etwa mehr als 100 % des von ihr verauslagten Krankengeldes erstattet erhalten hat. Der Betrag von 2.048,20 DM ist n&#228;mlich nicht prim&#228;r auf den ungedeckten Anteil von 40 %, sondern gleicherma&#223;en auf den durch den Haftpflichtversicherer gedeckten und den ungedeckten Teil anzurechnen. Eine andere Beurteilung w&#252;rde zu einer durch nichts gerechtfertigten Benachteiligung des Rentenversicherungstr&#228;gers gegen&#252;ber der Krankenkasse f&#252;hren; denn da der Sch&#228;diger bzw. dessen Haftpflichtversicherer nicht &#252;ber die auf ihn entfallende Quote hinaus zum Ersatz herangezogen werden kann, verbliebe f&#252;r den Rentenversicherungstr&#228;ger kein nach &#167; 1542 RVO &#252;bergangsf&#228;higer Anspruch, wenn die Krankenkasse neben dem auf sie nach &#167; 183 Abs. 3 Satz 2 RVO &#252;bergegangenen Rentenanspruch des Verletzten den gesamten der Quote des Sch&#228;digers entsprechenden und an sie von dessen Haftpflichtversicherer gezahlten Betrag behalten k&#246;nnte. Eine solche Bevorzugung der Krankenkasse ist der das Verh&#228;ltnis von Rente und Krankengeld regelnden Bestimmung des &#167; 183 Abs. 3 RVO nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">5.) Kosten und vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Soweit die Klage abgewiesen ist, beruht die Kostenentscheidung auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Auch im &#252;brigen - bez&#252;glich des vom Beklagten anerkannten Feststellungsantrags und des &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rten Teils des Zahlungsantrags (1.728,95 DM) - sind der Kl&#228;gerin die Kosten des Rechtsstreits aufzuerlegen. Hinsichtlich des Anerkenntnisses folgt dies aus &#167; 93 ZPO, denn der Beklagte hatte seine Haftung zu 60 % nie in Abrede gestellt und die Kl&#228;gerin behauptet selbst nicht, der Beklagte habe sich auf entsprechende Aufforderung geweigert, seine Ersatzpflicht in dem bezeichneten Umfang auch f&#252;r Zukunftssch&#228;den anzuerkennen. Die Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin &#252;ber die M&#246;glichkeit von Zukunftssch&#228;den sind lediglich f&#252;r die Frage des Feststellungsinteresses im Sinne des &#167; 256 ZPO relevant, ber&#252;hren aber nicht die f&#252;r &#167; 93 ZPO entscheidende Frage, ob der Beklagte den Anspruch sofort anerkannt und keine Veranlassung zur Klage gegeben hat.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf den erledigten Teil sind die Kosten gem&#228;&#223; &#167; 91 a ZPO von der Kl&#228;gerin zu tragen. Dies entspricht der Billigkeit, denn der Beklagte hatte zun&#228;chst exakt den Betrag an die Kl&#228;gerin gezahlt, der auf der Grundlage des von der Kl&#228;gerin errechneten Nettolohns (17.841,60 DM) bei zutreffender rechtlicher Beurteilung - ohne Ber&#252;cksichtigung des oben zu 1) er&#246;rterten Rentenversicherungsbeitrags - als Verdienstausfallschaden zu ersetzen war (10.704.,96 DM = 60 % von 17.841,60 DM). Als sich durch die von ihm selbst eingeholte Arbeitgeberbescheinigung ergab, dass der Nettolohn - Ausfall in Wahrheit h&#246;her war, hat er die Differenz unverz&#252;glich nachgezahlt. Da die Berechnung des Nettolohns Sache der Kl&#228;gerin als Gl&#228;ubigerin war, entspricht es der Billigkeit, sie mit den Kosten gem&#228;&#223; &#167; 91 a ZPO zu belasten, denn es kann keinem vern&#252;nftigen Zweifel unterliegen, dass der Beklagte bei zutreffender Berechnung des Nettolohns durch die Kl&#228;gerin schon vorprozessual den sich daraus ergebenden Schadensbetrag vollst&#228;ndig gezahlt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 710 ZPO.</p>
316,058
olgd-1975-11-20-18-u-4475
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 44/75
"1975-11-20T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:22"
"2019-03-27T09:41:32"
Urteil
ECLI:DE:OLGD:1975:1120.18U44.75.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Urteil der 2. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts D&#252;sseldorf vom 5. Februar 1975 teilweise ge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 8.676,26 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 1. August 1972 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betriebt ein Speditionsunternehmen, die Beklagte unterh&#228;lt als Reederei Linienschiffahrt f&#252;r den Rhein-See-Verkehr mit K&#252;stenmotorschiffen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 11. Januar 1972 schlo&#223; die Kl&#228;gerin mit der Beklagten &#252;ber deren Zweigniederlassung in Duisburg einen Rahmenfrachtvertrag &#252;ber die Verfrachtung von insgesamt 4000 bis 5000 t Marmor und Schiefer aus Portugal und Spanien ab. Die Beklagte verpflichtete sich, dieses Frachtgut zu fest vereinbarten Frachtraten nach D&#252;sseldorf oder, bei Niedrigwasser, nach Rotterdam zu transportieren. Die Kl&#228;gerin sollte jeweils sofort nach Eintreffen des Schiffes in D&#252;sseldorf die Fracht bezahlen. Unter dem 7. Februar 1972 best&#228;tigte die Beklagte die m&#252;ndlichen Vereinbarungen. Bis Ende Mai 1972 bef&#246;rderte die Beklagte gem&#228;&#223; dem Vertrag insgesamt 2.348 t.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Anfang Mai 1972 gab die Kl&#228;gerin der Zweigniederlassung der Beklagten in Duisburg die Verschiffung einer Partie von 200 t Marmor ab Lissabon und einer weiteren von insgesamt 400 t Granit und Schiefer ab Vigo in Spanien auf. F&#252;r den Transport war das Schiff "N....." vorgesehen. Kurz vor Abfahrt des Schiffes teilte die Beklagte der Kl&#228;gerin fernschriftlich mit, da&#223; das Schiff "N....." bereits ausgebucht sei. Sie erkl&#228;re sich gef&#228;lligkeitshalber bereit, der Kl&#228;gerin bei der Beschaffung anderen Schiffsraums behilflich zu sein, der 20 DM pro Tonne koste, w&#228;hrend die Parteien eine Fracht von 18 DM pro Tonne vereinbart hatten. Eine Einigung zwischen dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin, der sich in Portugal aufhielt, und der Beklagten kam nicht zustande. Die Kl&#228;gerin, die die Ware nur beschr&#228;nkte Zeit am Kai liegen lassen durfte, lie&#223; die Partie von 157.330 kg f&#252;r 21 DM pro Tonne ab Lissabon und die Partie von 320.280 kg ab Vigo f&#252;r 25 DM pro Tonne wegen des Niedrigwassers nach Rotterdam transportieren. Die Mehrfracht von 2.714 DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer verlangte sie anschlie&#223;end von der Beklagten ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am Pfingstsonntag, dem 21. Mai 1972, trag das Schiff "S....." mit 29.290 kg Ladung f&#252;r die Kl&#228;gerin in D&#252;sseldorf ein. Am L&#246;schtage konnte die Kl&#228;gerin daf&#252;r keinen Transportraum beschaffen. Die Partie mu&#223;te auf Lager genommen werden, wodurch Lagerkosten in H&#246;he von 146,45 DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer entstanden sind, die die Kl&#228;gerin ebenfalls von der Beklagten ersetzt verlangte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ende Mai 1972 weigerte sich die Beklagte, weitere Transporte f&#252;r die Kl&#228;gerin durchzuf&#252;hren. Bis dahin war die Kl&#228;gerin mit Frachtlohnforderungen von rund 20.000 DM in R&#252;ckstand geraten. Nach dem unwidersprochen gebliebenen Vortrag der Kl&#228;gerin lie&#223; die Beklagte durch Schreiben ihrer Anw&#228;lte vom 31. Mai 1972 die Kl&#228;gerin zur Zahlung auffordern. Die Kl&#228;gerin bat postwendend um eine Klarlegung; die Beklagte schickte ihr einen Kontoauszug vom 6. Juni 1972 zu, dessen Saldo die Kl&#228;gerin am 7. Juni bezahlt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter dem 5. Juni 1972 stellte die Kl&#228;gerin der Beklagten die Mehrfracht und die Lagerkosten von insgesamt 3.175,10 DM einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer sowie wegen der im Jahre 1972 nicht bef&#246;rderten Menge von 1.652 t 3 DM Mehrfracht pro Tonne, also 5.501,16 DM einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer in Rechnung. Mit der am 25. Oktober 1973 zugestellten Klage hat die Kl&#228;gerin die Beklagte auf Ersatz dieses Schadens von insgesamt 8.676,26 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 1. August 1972 in Anspruch genommen, nachdem sie die Beklagte mit Schreiben vom 10. Juli 1972 unter Fristsetzung bis zum 1. August 1972 vergeblich zur Zahlung aufgefordert hatte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, der bei der Zweigstelle der Beklagten angestellte Zeuge K..... habe am 4. Mai 1972 ihrem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer fernm&#252;ndlich die Ladebereitschaft des Schiffes "N....." am 9./10. Mai 1972 in Lissabon und am 12. Mai 1972 in Vigo gemeldet. Auch die Firma N....., die als Agent f&#252;r die Beklagte in Lissabon t&#228;tig sei, habe ihrem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer die Ladebereitschaft des Schiffes "N....." best&#228;tigt. Das Fernschreiben der Beklagten habe ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer erst am Abend des 9. Mai 1972 in Lissabon erhalten; die Beklagte habe verlangt, er solle sich noch an demselben Tage zu ihrem - f&#252;r ihn unverst&#228;ndlichen - Vorschlag &#228;u&#223;ern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der nach Pfingsten in D&#252;sseldorf entstandenen Lagerkosten hat die Kl&#228;gerin behauptet, die Beklagte habe sie nicht rechtzeitig vorher von der Ankunft des Schiffes "S....." verst&#228;ndigt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Unwidersprochen hat die Kl&#228;gerin weiter vorgetragen, f&#252;r die von der Beklagten vertragswidrig im Jahre 1972 nicht bef&#246;rderten 1.652 t habe sie bei anderen Reedereien eine h&#246;here Frachtrate von 3 DM pro Tonne bezahlen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Bei dem Zahlungsr&#252;ckstand von rund 20.000 DM habe es sich um Frachtlohnkosten gehandelt, die mit den eingeklagten Anspr&#252;chen nicht in Verbindung gestanden h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 8.676,26 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 1. August 1972 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie hat auf die in &#167; 25 ihres Konnossements enthaltene Bedingung verwiesen, nach der Antwerpen als das Gericht ihres Wohnsitzes f&#252;r Streitigkeiten aus dem Frachtvertrag zust&#228;ndig sei. Diese Konnossementsbedingungen seien Gegenstand des Vertrages mit der Kl&#228;gerin geworden, da die Kl&#228;gerin - unwidersprochen - zugleich Absenderin und Empf&#228;ngerin der bef&#246;rderten Ware gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie hat bestritten, der Kl&#228;gerin die Ladebereitschaft des Schiffes "N....." angezeigt zu haben. Der Kl&#228;gerin sei bekannt gewesen, da&#223; die Dispositionen &#252;ber die Schiffe von ihrem Stammhaus in Antwerpen ausgegangen seien. Das Schiff "N....." sei bereits am 2. Mai 1972 ausgebucht gewesen. Aus Gef&#228;lligkeit habe sie der Kl&#228;gerin bei der Beschaffung von anderem Schiffsraum behilflich sein wollen, solchen aber nur zum Preise von 20 DM pro Tonne erhalten k&#246;nnen. Dieses Angebot habe sie der Kl&#228;gerin so rechtzeitig unterbreitet, da&#223; die Ware ohne weiteres h&#228;tte abgefahren werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zu den Lagerkosten hat die Beklagte ausgef&#252;hrt, sie habe das am Pfingstsonntag einlaufende Schiff am Freitag vorher nach 16.30 Uhr angemeldet, als die B&#252;ros der Kl&#228;gerin bereits geschlossen gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Weitere Bef&#246;rderungen habe sie Ende Mai 1972 verweigert, da die Kl&#228;gerin zu jener Zeit die r&#252;ckst&#228;ndigen Seefrachten von 20.000 DM trotz Mahnung nicht gezahlt habe.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage bis auf die geltend gemachten Lagerkosten nach Vernehmung des Zeugen K..... abgewiesen, da die Vernehmung des Zeugen K..... nicht ergeben habe, da&#223; die Beklagte die Ladebereitschaft des Schiffes "N....." am 9./10. Mai 1972 in Lissabon und am 12. Mai 1972 in Vigo best&#228;tigt habe. Wegen ihres Zahlungsr&#252;ckstandes habe sich die Kl&#228;gerin im &#252;brigen nicht vertragsgetreu verhalten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf das wegen der Einzelheiten verwiesen wird, wendet sich die Kl&#228;gerin, soweit es ihre Klage abgewiesen hat, mit der Berufung. Sie wiederholt und erg&#228;nzt ihren Vortrag und spricht sich insbesondere gegen die Beweisw&#252;rdigung des Urteils aus. Der Zeuge K..... sei nicht bei ihr, sondern bei der Beklagten angestellt. Sie wiederholt ihren Antrag, ihren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer F..... gem&#228;&#223; &#167; 448 ZPO als Partei zu vernehmen. Ferner beantragt sie, den Zeugen K..... erneut und den Agenten der Beklagten in Lissabon zus&#228;tzlich dar&#252;ber zu vernehmen, da&#223; die Beklagte die Ladebereitschaft des Schiffes "N....." am 9./10. Mai 1972 in Lissabon und am 12. Mai 1972 in Vigo best&#228;tigt habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie weitere 8.513,70 DM nebst 9 % Zinsen seit dem 1. August 1972 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">h i l f s w e i s e</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">ihr f&#252;r den Fall des Unterliegens nachzulassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung (auch durch Bankb&#252;rgschaft) abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Ladung zu H&#228;nden ihrer Proze&#223;bevollm&#228;chtigten erster Instanz im Verhandlungstermin am 6. November 1975 nicht vertreten gewesen. Die Kl&#228;gerin hat beantragt, gegen die Beklagte durch Vers&#228;umnisurteil zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht D&#252;sseldorf hat seine Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die mit der Klage geltend gemachten Schadensersatzanspr&#252;che wegen Nichterf&#252;llung eines Frachtvertrages im Ergebnis zu Recht bejaht. Da die Beklagte ihren Sitz in Antwerpen hat und die Zust&#228;ndigkeit der dortigen Gerichte geltend gemacht hat, handelt es sich nicht um die Frage der &#246;rtlichen Zust&#228;ndigkeit, sondern um die der internationalen Zust&#228;ndigkeit, d. h. der Grenzziehung zwischen der Zust&#228;ndigkeit deutscher und ausl&#228;ndischer Gerichte. &#167; 512 a ZPO gilt daf&#252;r nicht (BGHZ 44, 46). Vielmehr ist die internationale Zust&#228;ndigkeit von Amts wegen auch in der Berufungsinstanz zu pr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Auf die Klage, die am 25. Oktober 1973 der Beklagten zugestellt worden ist, ist das &#220;bereinkommen der Europ&#228;ischen Gemeinschaft &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (EuG&#220;bk) anzuwenden, da Stichtag der 1. Februar 1973 war (Art. 54 Abs. 1 EuG&#220;bk; BGBl. II 1973, 60).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Zust&#228;ndigkeit des Landgerichts D&#252;sseldorf folgt aus Art. 5 dieses &#220;bereinkommens. Wenn danach ein Vertrag oder Anspr&#252;che aus einem Vertrag den Gegenstand des Verfahrens bilden, kann eine Person, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaates hat, in einem anderen Vertragsstaat vor dem Gericht des Ortes verklagt werden, an dem die Verpflichtung erf&#252;llt worden ist oder zu erf&#252;llen w&#228;re. Zur Bestimmung des Erf&#252;llungsortes ist hier das deutsche Recht sowohl als das Recht des Erf&#252;llungsortes wie auch als das von den Parteien vereinbarte heranzuziehen. Mangels einer ausdr&#252;cklichen Absprache ergibt dies die Auslegung des Vertrages vom 7. Februar 1972, der seinen Schwerpunkt in Deutschland hat. Er ist in Deutschland von der deutschen Kl&#228;gerin mit der deutschen Zweigniederlassung der Beklagten in deutscher Sprache abgefa&#223;t worden. Die Kl&#228;gerin sollte die grunds&#228;tzlich in D&#252;sseldorf zu l&#246;schende Fracht in deutschem Geld bezahlten. Erf&#252;llungsort beim Frachtvertrag ist danach der in erster Linie bestimmte Ablieferungsort, also D&#252;sseldorf.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten haben die Parteien sich auch nicht gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 1, 25 der Konnossementsbedingungen der Beklagten auf die Zust&#228;ndigkeit der belgischen Gerichte geeinigt. Dabei kann dahinstehen, ob die Konnossementsbedingungen der Beklagten Gegenstand des Frachtvertrages geworden sind. Denn die Vereinbarung w&#228;re jedenfalls nicht in der von Art. 17 Abs. 1 EuG&#220;bk zwingend vorgeschriebenen Schriftform erfolgt. Da die Konnossementsbedingungen keinerlei Erkl&#228;rungen der Kl&#228;gerin enthalten und die Kl&#228;gerin sich auch sonst nicht schriftlich zu den Konnossementsbedingungen ge&#228;u&#223;ert hat, mangelt es an einer formgerechten Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin. Auch eine m&#252;ndliche Vereinbarung, die schriftlich best&#228;tigt sein m&#252;&#223;te, ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin mit der Berufung weiter geltend gemachten Schadensersatzanspr&#252;che wegen Nichterf&#252;llung des Frachtvertrages sind aus dem Gesichtspunkt des Verzuges begr&#252;ndet. Wie bereits dargelegt, kommt das deutsche Recht zur Anwendung, bei Verzug im Rahmen eines gegenseitigen Vertrages also die Vorschrift in &#167; 326 Abs. 1 BGB. Ist danach bei einem gegenseitigen Vertrage der eine Teil mit der ihm obliegenden Leistung im Verzuge, so kann ihm der andere Teil zur Bewirkung der Leistung eine angemessene Frist mit der Erkl&#228;rung bestimmen, da&#223; er die Abnahme der Leitung nach dem Ablauf der Frist ablehne, und kann nach Ablauf der Frist Schadensersatz wegen Nichterf&#252;llung verlangen. Die Beklagte ist mit ihrer Verpflichtung in Verzug geraten, am 9./10. Mai 1972 in Lissabon und am 12. Mai 1972 in Vigo Frachtraum f&#252;r die von der Kl&#228;gerin f&#252;r diese Tage angezeigten Frachtpartien zu stellen. Unstreitig sollte die Kl&#228;gerin im Rahmen des Vertrages vom 7. Februar 1972 der Beklagten jeweils die zu transportierenden Partien aufgeben. Die Beklagte hatte sodann den Termin ihrer Ladebereitschaft mitzuteilen. Erkennbar war die Einhaltung der Termine f&#252;r beide Seiten von so erheblicher Bedeutung, da&#223; es einer besonderen Mahnung nicht mehr bedurfte, um die Beklagte in Verzug zu setzen; denn danach war f&#252;r die Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt. Die Beklagte hat den Frachtraum nicht zur Verf&#252;gung gestellt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 542 Abs. 2 ZPO ist im Rahmen des Vers&#228;umnisverfahrens auch davon auszugehen, da&#223; die Beklagte die Ladebereitschaft f&#252;r die angegebenen Zeiten best&#228;tigt hat. Die Kl&#228;gerin hat dies bereits in erster Instanz durch Vernehmung des Zeugen K..... und durch Vernehmung ihres Gesch&#228;ftsf&#252;hrers unter Beweis gestellt. Die Bekundungen des Zeugen K..... haben nach Meinung des Senats entgegen dem angefochtenen Urteil zumindest auch einigen Beweis f&#252;r die Richtigkeit des von der Kl&#228;gerin vorgetragenen Sachverhalts ergeben. Der Senat ist auch befugt, die Bekundungen des Zeugen ohne seine erneute Vernehmung abweichend zu beurteilen. Einmal behauptet die Kl&#228;gerin in der Berufungsinstanz, dieser Zeuge sei Angesellter der Beklagten. Die entgegenstehende Erkl&#228;rung ihres Proze&#223;bevollm&#228;chtigten erster Instanz im Verhandlungstermin am 8. Januar 1975 beruhe auf einem Irrtum. F&#252;r einen Irrtum spricht, da&#223; der Zeugen den Rahmenfrachtvertrag f&#252;r die Beklagte unterschrieben hat. Auch ist der Zeuge K..... durch den ersuchten Richter vernommen worden, so da&#223; die W&#252;rdigung seiner Aussage nicht auf einem pers&#246;nlichen Eindruck des Gerichts erster Instanz beruht. Schlie&#223;lich hat die Kl&#228;gerin in der Berufungsinstanz die erneute Vernehmung des Zeugen K..... und die Vernehmung des Agenten der Beklagten in Lissabon beantragt. Es ist gem&#228;&#223; &#167; 542 Abs. 2 ZPO anzunehmen, da&#223; die beantragte Beweisaufnahme das in Aussicht gestellte Ergebnis gehabt habe, der Zeuge K..... und der Agent der Beklagten in Lissabon die Ladebereitschaft also best&#228;tigt h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;tte es gem&#228;&#223; &#167;&#167; 285, 278 BGB zu vertreten, wenn der Zeuge K..... die Best&#228;tigung entgegen ihren Anweisungen aus dem Stammhause erkl&#228;rt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Einer Fristsetzung und Ablehnungsandrohung gem&#228;&#223; &#167; 326 Abs. 1, Satz 1 BGB bedurfte es nicht, da die Beklagte mit ihrem Fernschreiben eine Verfrachtung auf dem Schiff "N....." ernsthaft und endg&#252;ltig verweigerte.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den der Kl&#228;gerin an Mehrfracht entstandenen Schaden von 2.242 DM und 472 DM jeweils zuz&#252;glich 11 % Mehrwertsteuer zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Kl&#228;gerin bei der Entstehung des Schadens schuldhaft mitgewirkt oder es unterlassen habe, den Schaden zu mindern (&#167; 254 BGB), ist gem&#228;&#223; &#167; 542 Abs. 2 ZPO nach den Feststellungen des angefochtenen Urteils und dem als ugestanden zu erachtenden tats&#228;chlichen Vorbringen der Kl&#228;gerin nicht anzunehmen. Danach hat deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer das Fernschreiben der Beklagten, das zudem f&#252;r ihn einen unverst&#228;ndlichen Vorschlag enthalten habe, erst am Abend des 9. Mai 1972 in Lissabon erhalten. Entgegen dem Verlangen der Beklagten habe der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin sich dazu nicht noch an demselben Tage &#228;u&#223;ern k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte mu&#223; der Kl&#228;gerin weiter den Schaden ersetzen, der der Kl&#228;gerin an Mehrfracht dadurch entstanden ist, da&#223; die Beklagte sich weigerte, im Jahre 1972 weitere Partien f&#252;r die Kl&#228;gerin zu bef&#246;rdern. Auch dabei handelt es sich um einen Schadensersatzanspruch wegen Verzuges der Beklagten (&#167; 326 Abs. 1 BGB). Einem Verzug der Beklagten steht nicht entgegen, da&#223; die Kl&#228;gerin erst am 7. Juni 1972 einen Frachtr&#252;ckstand von 20.000 DM an die Beklagte gezahlt hat. Handelte es sich entsprechend dem Vortrag der Kl&#228;gerin um Frachtr&#252;ckstand aus anderen Vertr&#228;gen, k&#246;nnte der Rahmenfrachtvertrag vom 7. Februar 1972 davon nicht ber&#252;hrt worden sein. R&#252;hrte der R&#252;ckstand aus dem genannten Rahmenfrachtvertrag her, so ist nicht ersichtlich, da&#223; die Beklagte daraufhin den Rahmenfrachtvertrag beendet hat.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Solange die Kl&#228;gerin den R&#252;ckstand nicht zahlte, stand der Beklagten zwar nach &#167; 320 BGB - wenn es sich um R&#252;ckstand aus dem Rahmenfrachtvertrag vom 7. Februar 1972 - und nach &#167; 273 Abs. 1 BGB - wenn der R&#252;ckstand aus anderen Vertr&#228;gen herr&#252;hrte - das Recht zu, weitere Verfrachtungen bis zur Zahlung des R&#252;ckstandes zu verweigern. Ihr Leistungsverweigerungsrecht entfiel jedoch mit der Zahlung am 7. Juni 1972. Die Kl&#228;gerin hatte nach ihrem Vortrag auch zu erkennen gegeben, da&#223; sie an dem Rahmenfrachtvertrag festhalten wolle. Sie hat danach auf das Mahnschreiben vom 31. Mai 1972 umgehend um Klarstellung gebeten, die am 6. Juni 1972 erfolgt ist. Da der Kl&#228;gerin auf Grund der Vorf&#228;lle am 9. Mai 1972 und Pfingsten 1972 Schadensersatzanspr&#252;che zustanden, konnte sie insoweit auch auf eine Kl&#228;rung ihrer Zahlungsverpflichtung dr&#228;ngen. Sie gab dadurch zugleich zu erkennen, da&#223; sie grunds&#228;tzlich zur Zahlung bereit sei. Indem die Beklagte dennoch endg&#252;ltig weitere Bef&#246;rderungslistungen f&#252;r die Kl&#228;gerin ernsthaft und endg&#252;ltig ablehnte, geriet sie sp&#228;testens bei Eingang der Zahlungen in Verzug. Einer Mahnung, Fristsetzung und Ablehnungsandrohung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284 Abs. 1, 326 Abs. 1 Satz 1 BGB bedurfte es infolgedessen nicht.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des dadurch der Kl&#228;gerin an Mehrfracht entstandenen Schadens von 5.501,16 DM einschlie&#223;lich Mehrwertsteuer hat die Kl&#228;gern im einzelnen dargelegt und die Beklagte nicht bestritten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">9 % Zinsen hat die Beklagte aus dem Gesichtspunkt des Verzuges seit dem 1. August 1972 zu zahlen (&#167;&#167; 288 Abs. 2, 286 Abs. 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Nr. 3 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert des Berufungsverfahrens betr&#228;gt 8.513,70 DM.</p>
316,059
olgk-1975-09-03-17-w-21675
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17 W 216/75
"1975-09-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:24"
"2019-03-27T09:41:32"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1975:0903.17W216.75.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Beklagten wird der Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; des Rechtspflegers beim Landgericht K&#246;ln vom 8.4.1975 - 2 O 121/71 - wie folgt abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die nach dem Urteil des Landgerichts K&#246;ln vom 20.2.1975 weiterhin von der Beklagten an den Kl&#228;ger zu erstattenden Kosten werden auf 468,95 DM (in Worten: vierhundertachtundsechzig 95/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 20.3.1975 festgesetzt.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Kl&#228;ger 1/4, die Beklagte 3/4 zu tragen.</p> <p></p> <p>Die Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt die Beklagte allein.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u> <b> Gr&#252;nde</b></u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der vom 2.2.1971 datierenden Klage hat der in Bremen wohnhafte Kl&#228;ger die Beklagte, deren Hauptverwaltung sich in K&#246;ln befindet, vor dem Landgericht K&#246;ln auf Gew&#228;hrung des Versicherungsschutzes aufgrund eines im Jahre 1970 geschlossenen Krankenversicherungsvertrages in Anspruch genommen. Die Beklagte hatte ihre Eintrittspflicht u.a. deshalb verweigert, weil die Hirnvenenthrombose des Kl&#228;gers, f&#252;r die nach ihren Versicherungsbedingungen unstreitig eine Wartezeit von 6 Monaten besteht, die erst am 30.6.1970 abgelaufen war, nach ihrer vom Kl&#228;ger bestrittenen Behauptung bereits am 29.6.1970 aufgetreten war. Unstreitig wurde der Kl&#228;ger am 1.7.1970 von dem Facharzt Dr. Axxx in station&#228;re Behandlung eingewiesen. Durch Urteil vom 20.2.1975 hat die 2. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln die Beklagte verurteilt, 7.107,60 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 24.5.1971 an den Kl&#228;ger zu zahlen und ihr die Kosten des Rechtsstreits auferlegt. Der Kl&#228;ger hat sich zur Durchf&#252;hrung des Rechtsstreits der Rechtsanw&#228;lte Dxxx und Bxxx in Bremen als Verkehrsanw&#228;lte bedient, welche ihn auch in drei am 17.12.1971, 20.12.1972 und 14.3.1973 im Wege der Rechtshilfe vor dem Amtsgericht Bremen durchgef&#252;hrten Beweisaufnahmen als Unterbevollm&#228;chtigte vertreten haben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 24.3.1975 hat der Rechtspfleger die aufgrund des Urteils vom 20.2.1975 von der Beklagten an den Kl&#228;ger zu erstattenden Kosten auf insgesamt 2.393,31 DM festgesetzt. Durch einen weiteren Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 8.4.1975 hat er dar&#252;ber hinaus noch 618,23 DM gegen die Beklagte festgesetzt. Dabei handelt es sich um folgende Kosten der Rechtsanw&#228;lte Dxxx und Bxxx in Bremen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Wert: DM 7.107,60</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1) Korrespondenzgeb&#252;hr &#167; 52 BRAGO DM 283,--</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2) Beweisgeb&#252;hr &#167; 31 I BRAGO DM 283,--</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3) Auslagenpauschale &#167; 26 BRAGO DM 20,--</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">4) 5,5 % Mehrwertsteuer <u>DM 32,23</u></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">DM 618,23</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beschlu&#223; wurde ausweislich der Kanzleivermerke am 14.4.1975 ausgefertigt und am 17.4.1975 durch den Gerichtswachtmeister zur Zustellung gegeben. Das Datum auf dem Empfangsbekenntnis der Prozessbevollm&#228;chtigten der Beklagten ist nicht eindeutig zu erkennen, es kann sowohl als "14.4.1975" wie auch als "17.4.1975 " gelesen werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen den Beschlu&#223; vom 8.4.1975 richtet sich die Erinnerung der Beklagten vom 29.4.1975, bei Gericht eingegangen am 30.4.1975. Sie meint, die Kosten der Bremer Rechtsanw&#228;lte des Kl&#228;gers seien zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung nicht notwendig gewesen, weil es dem Kl&#228;ger sowohl nach &#167; 48 VVG als auch nach ihren Versicherungsbedingungen freigestanden h&#228;tte, den Rechtsstreit vor dem Landgericht Bremen zu f&#252;hren. In diesem Falle h&#228;tte es der Einschaltung eines ausw&#228;rtigen Anwalts als Verkehrsanwalts und zur Wahrnehmung der Beweisaufnahme nicht bedurft. Besondere Gr&#252;nde, welche die Wahl des Gerichtsstandes K&#246;ln rechtfertigen k&#246;nnten, seien nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Rechtspfleger und die Kammer haben der Erinnerung nicht abgeholfen und die Sache dem Senat zur Entscheidung vorgelegt, da sie &#252;bereinstimmend davon ausgegangen sind, da&#223; die Zustellung bereits am 14.4.1975 erfolgt und die Notfrist von 2 Wochen daher nicht eingehalten worden sei. Die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten haben demgegen&#252;ber mit Schriftsatz vom 11.8.1975 erkl&#228;rt, ausweislich einer entsprechenden Notiz ihres B&#252;rovorstehers Exxx sei der Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; erst am 17.4.1975 zugestellt und Fristablauf auf den 2.5.1975 notiert worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Erinnerung war zul&#228;ssig, insbesondere ist die in &#167; 104 Abs. II Satz 2 ZPO f&#252;r ihre Einlegung vorgeschriebene Notfrist von zwei Wochen gewahrt. Der Senat ist entgegen der Annahme des Rechtspflegers und der Kammer nach den Grunds&#228;tzen der freien Beweisw&#252;rdigung zu der &#220;berzeugung gelangt, da&#223; der Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 8.4.1975 nicht schon am 14.4.1975, sondern erst am 17.4.1975 zugestellt worden ist. Zwar ist das handschriftliche Datum auf dem Empfangsbekenntnis nicht zweifelsfrei zu entziffern, die Erkl&#228;rung des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Beklagten vom 11.8.1975, da&#223; der Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; ihnen erst am 17.4.1975 zugestellt worden sei, wird jedoch durch zwei wesentliche Umst&#228;nde erh&#228;rtet:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dabei handelt es sich einmal um den Kanzleivermerk vom 14.4.1975, wonach der Beschlu&#223; an diesem Tage ausgefertigt worden ist. Das allein spricht nach der Lebenserfahrung bereits dagegen, da&#223; er noch am selben Tage zugestellt worden ist, wenn gleich dies nicht g&#228;nzlich ausgeschlossen erscheint. Hinzu kommt jedoch, da&#223; der Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; ausweislich des weiteren Kanzleivermerks erst am 17.4.1975 zur Zustellung durch den Gerichtswachtmeister gegeben worden ist. Wenn das richtig ist, und es besteht kein Anla&#223; hieran zu zweifeln, so ist ausgeschlossen, da&#223; die Zustellung bereits vor diesem Tage erfolgt sein k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst hat die nach &#167; 11 Abs. 1, 2 RpflG als sofortige Beschwerde geltende Erinnerung der Beklagten jedoch nur teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ihr Einwand, der Kl&#228;ger sei bei der Auswahl zwischen mehreren ihm vom Gesetz er&#246;ffneten Gerichtsst&#228;nden in analoger Anwendung des Rechtsgedankens der Schadensminderung aus Gr&#252;nden der Kostenersparnis gehalten, grunds&#228;tzlich denjenigen Gerichtsstand zu w&#228;hlen, in dem der Rechtsstreit mit dem geringsten Kostenaufwand durchgef&#252;hrt werden k&#246;nne, greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wenn der Gesetzgeber dem Kl&#228;ger die Wahl zwischen mehreren Gerichtsst&#228;nden er&#246;ffnet, so steht es ihm grunds&#228;tzlich frei, die Klage vor demjenigen Gericht zu erheben, das er - aus welchen Gr&#252;nden auch immer - von seinem Standpunkt aus f&#252;r am besten geeignet h&#228;lt, sein Ziel zu erreichen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Es ist weder vom Gesetzgeber beabsichtigt noch erscheint es aus sachlichen Erw&#228;gungen gerechtfertigt, die M&#246;glichkeit der Wahl zwischen mehreren Gerichtsst&#228;nden durch kostenrechtliche Erw&#228;gungen einzuschr&#228;nken. Dies gilt umso mehr, als das Kostenrisiko im Zeitpunkt der Aus&#252;bung der Wahl zwischen mehreren Gerichtst&#228;nden durch den Kl&#228;ger in aller Regel f&#252;r beide Parteien gleich hoch zu veranschlagen sein wird, da der Ausgang des Rechtsstreits und damit die Frage, welche Partei letztlich die Kostenlast zu tragen hat, zu diesem Zeitpunkt regelm&#228;&#223;ig noch nicht zu &#252;bersehen ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Aus diesen Erw&#228;gungen heraus teilt der Senat die bereits in dem einen in tats&#228;chlicher Hinsicht gleich gelagerten Fall betreffenden Beschlu&#223; des 8. Zivilsenats vom 6.4.1966 - 8 W 4/66 - vertretene Auffassung, da&#223; die Zweckm&#228;&#223;igkeit der vom Kl&#228;ger getroffenen Wahl zwischen mehreren vom Gesetz er&#246;ffneten Gerichtsst&#228;nden der Nachpr&#252;fung im Kostenfestsetzungsverfahren grunds&#228;tzlich entzogen ist. Diese hat sich vielmehr auf die Notwendigkeit der in dem Proze&#223;, so wie er gef&#252;hrt worden ist, tats&#228;chlich entstandenen Kosten zu beschr&#228;nken. Ob dieser Grundsatz dann eine Einschr&#228;nkung erf&#228;hrt, wenn die vom Kl&#228;ger getroffene Wahl zwischen mehreren vom Gesetz zugelassenen Gerichtsst&#228;nden als Rechtsmi&#223;brauch anzusehen ist, kann im vorliegenden Fall dahingestellt bleiben, da hierf&#252;r keine tats&#228;chlichen Anhaltspunkte ersichtlich sind.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach den vom erkennenden Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung entwickelten allgemeinen Grunds&#228;tzen &#252;ber die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Verkehrsanwaltes und der Beauftragung eines ausw&#228;rtigen Anwalts mit der Wahrnehmung einer im Wege der Rechtshilfe durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme begegnet die Einschaltung der Bremer Anw&#228;lte keinen Bedenken. Der Rechtsstreit war in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht schwierig gelagert. Das ergibt sich einmal aus der Dauer von mehr als 3 Jahren (die Klageschrift datiert vom 2.2.1971, das Urteil vom 20.2.1975), zum anderen aus der Tatsache, da&#223; 4 Beweisbeschl&#252;sse und 1 Hinweisbeschlu&#223; ergangen sind, und zwar am 15.4.1971, 23.6.1971, 17.2.1972, 27.3.1973 und 21.12.1973. In Ausf&#252;hrung dieser Beschl&#252;sse haben drei Beweisaufnahmen vor dem Amtsgericht Bremen im Wege der Rechtshilfe stattgefunden, n&#228;mlich am 17.12.1971, 20.12.1972 und 14.3.1973. Au&#223;erdem sind mehrere medizinische Gutachten eingeholt worden. Hinzu kommt, da&#223; der Rechtsstreit f&#252;r den Kl&#228;ger nicht gut stand. Das ergibt sich aus dem Hinweisbeschlu&#223; vom 23.6.1971, mit dem die Kammer dem Kl&#228;ger die R&#252;cknahme der Klage nahegelegt hat, sowie aus dem in dem Beweisbeschlu&#223; vom 17.2.1972 enthaltenen Vergleichsvorschlag, die Klageforderung zu teilen und die Kosten des Rechtsstreits gegeneinander aufzuheben. Unter diesen Umst&#228;nden w&#228;ren dem Kl&#228;ger, h&#228;tte er sich nicht der Bremer Anw&#228;lte als Verkehrsanw&#228;lte bedient, mindestens drei Reisen zur Information seines Proze&#223;bevollm&#228;chtigten in K&#246;ln zuzubilligen, n&#228;mlich die erste zur Erteilung des Mandats, die zweite zur Besprechung der durch den Hinweisbeschlu&#223; vom 23.6.1971 gestellten Frage einer Klager&#252;cknahme und die dritte zur Besprechung des Vergleichsvorschlages vom 17.2.1972.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats hat jede Partei einen Anspruch darauf, sich bei der Beweisaufnahme durch einen Anwalt vertreten zu lassen. Die Wahrnehmung der drei Beweisaufnahmen vor dem ersuchten Richter in Bremen durch die bereits als Verkehrsanw&#228;lte mit der Sache befa&#223;ten Rechtsanw&#228;lte Dxxx und Bxxx war auch sachgerecht. Die im Falle der Wahrnehmung dieser Termine durch seine K&#246;lner Proze&#223;bevollm&#228;chtigten entstandenen Fahrtkosten zuz&#252;glich Tage- und Abwesenheitsgeld h&#228;tten n&#228;mlich mit Sicherheit die Beweisgeb&#252;hr des in Untervollmacht handelnden Bremer Anwalts &#252;berstiegen. Unter diesen Umst&#228;nden besteht kein Zweifel, da&#223; die Aufwendung der Verkehrs- und Beweisgeb&#252;hr der Bremer Anw&#228;lte nebst Unkostenpauschale und Mehrwertsteuer zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung des Kl&#228;gers notwendig war, weil durch sie Reisekosten des Kl&#228;gers und seiner K&#246;lner Proze&#223;bevollm&#228;chtigten in mindestens derselben H&#246;he erspart worden sind, ohne da&#223; es einer genauen Ausrechnung dieser Kosten bedarf.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Indessen stand den Rechtsanw&#228;lten Dxxx und Bxxx f&#252;r diese T&#228;tigkeit gem&#228;&#223; &#167; 54 S. 1 BRAGebO nur eine 5/10 Beweisgeb&#252;hr zu. Die in dieser Vorschrift au&#223;erdem vorgesehene 5/10 Proze&#223;geb&#252;hr k&#246;nnen sie dagegen nicht beanspruchen, weil sich ihre T&#228;tigkeit nicht auf die Vertretung in der Beweisaufnahme beschr&#228;nkte, da sie au&#223;erdem als Verkehrsanw&#228;lte t&#228;tig waren. Deshalb ist die 5/10 Proze&#223;geb&#252;hr nach &#167; 13 Abs. 2 BRAGebO auf die 10/10 Verkehrsgeb&#252;hr, die ihnen nach &#167; 52 BRAGebO zusteht, anzurechnen (vgl. Lauterbach-Hartmann, Kostengesetze, 17. Auflage 1973, Anm. 2 A zu &#167; 52 BRAGebO und Anm. 3 zu &#167; 54 BRAGebO).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kosten der Rechtsanw&#228;lte Dxxx und Bxxx sind daher nur in folgendem Umfang erstattungsf&#228;hig:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Verkehrsgeb&#252;hr &#167; 52 BRAGebO 283,-- DM</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">5/10 Beweisgeb&#252;hr &#167; 54 BRAGebO 141,50 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auslagenpauschale &#167; 26 BRAGebO <u>20,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:212px">444,50 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">5,5 % Mehrwertsteuer <u>24,45 DM</u></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">468,95 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grunde war der Kostenfestsetzungsbeschlu&#223; vom 8.4.1975 abzu&#228;ndern wie geschehen. Die weitergehende Beschwerde war mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beschwerde Erfolg hatte, ergeht die Entscheidung gerichtsgeb&#252;hrenfrei, &#167; 46 Abs. 2 GKG. Die Entscheidung &#252;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten beruht auf der entsprechenden Anwendung der &#167;&#167; 91, 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwerdewert</u>: f&#252;r die au&#223;ergerichtlichen Kosten 618,23 DM</p>
316,060
olgham-1975-06-10-9-u-5575
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 55/75
"1975-06-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:25"
"2019-03-27T09:41:31"
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1975:0610.9U55.75.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld vom 15. Oktober 1974 wird als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <p></p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat nach einem Verkehrsunfall, den er mit seinem Pkw erlitten hat, zun&#228;chst von dem Fahrer des unfallbeteiligten Postfahrzeugs als Beklagtem zu 1) und der Beklagten - zu 2) - als Halterin vollen Ersatz seines Schadens verlangt. Die Klage gegen, den Beklagten zu 1), den sp&#228;teren Zeugen ..., hat der Kl&#228;ger im ersten Rechtszuge vor Verlesung der Antr&#228;ge zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger befuhr am 10. April 1974 gegen 15,30 Uhr mit seinem Pkw in ... die Hauptstra&#223;e. Dabei stie&#223; er mit dem im Fernmeldebaudienst eingesetzten VW-Bus der Beklagten zusammen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen: Die Beklagte m&#252;sse voll f&#252;r seinen Schaden einstehen. Der Zeuge ... sei aus einer Einfahrt r&#252;ckw&#228;rts auf die Fahrbahn gerollt und habe mit der R&#252;ckfront des Postfahrzeugs seinen, des Kl&#228;gers, Pkw an dessen rechter Seitenwand gerammt. Sein Schaden betrage insgesamt 644,30 DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach Zur&#252;cknahme der Klage gegen ... hat der Kl&#228;ger beantragt</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 644,30 DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen: Der Kl&#228;ger k&#246;nne keinen Ersatz seines Schaden verlangen. Er habe den Unfall allein selbst verschuldet, da er unaufmerksam gegen das Heck des schon etwa 2 Minuten stillstehenden und nur etwa 0,50m mit dem Heck in die Fahrbahn hineinragenden VW-Bus gefahren sei. Die H&#246;he des vom Kl&#228;ger verlangten Schadensersatzes sei &#252;berdies nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Vernehmung des Zeugen Brakhage Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf das gem&#228;&#223; &#167; 545 ZPO Bezug genommen wird, hat das Landgericht die Beklagte unter Klageabweisung im &#252;brigem verurteilt, an den Kl&#228;ger 483,22 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 6. Juni 1974 zu zahlen. Dazu ist in den Entscheidungsgr&#252;nden ausgef&#252;hrt: Die Beklagte m&#252;sse gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7, 17 StVG, 839, 264 BGH Art. 34 GG f&#252;r den Schaden des Kl&#228;gers zu drei Vierteln einstehen. Danach habe die Beklagte dem Kl&#228;ger 483,22 DM nebst Zinsen zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Berufung der Beklagten mit dem Ziel der Klageabweisung, soweit sie zur Zahlung von mehr als 214,77 DM nebst Zinsen verurteilt worden ist. Die Beklagte wendet sich gegen die vom Landgericht vorgenommene Schadensteilung und meint, bei richtiger Abw&#228;gung der beiderseitigen Verursachungsbeitr&#228;ge brauche sie nur f&#252;r ein Drittel des Schadens des Kl&#228;gers einzustehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage in H&#246;he weiterer 268,46 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 6. Juni 1974 abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">hilfsweise ihm Vollstreckungsnachla&#223; zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er vertritt in erster Linie die Auffassung, die Berufung sei unzul&#228;ssig, jedenfalls aber, meint er, sei sie unbegr&#252;ndet. Dazu tr&#228;gt er vor: Die Beklagte habe nach Ank&#252;ndigung durch Schreiben vom 31. Januar 1975 am 6. Februar 1975 die Urteilssumme mit Zinsen in Gesamth&#246;he von 496,14 DM bezahlt. Die Berufung sei von der Beklagten erst danach, am 25. Februar 1975, eingelegt worden. Deshalb sei die Berufung unzul&#228;ssig, weil die Beklagte durch das vorgenannte Schreiben zuvor auf Rechtsmittel verzichtet habe. Die Zahlung der Beklagten sei nicht etwa zur Abwendung der Zwangsvollstreckung erfolgt, weil er noch nicht einmal die Sicherheit geleistet gehabt habe, von der die Zwangsvollstreckung f&#252;r ihn abh&#228;ngig ... gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen treffe das Urteil entgegen der Auffassung der Beklagten zu .... Selbst wenn man von dem festgestellten Verschulden des Postfahrers Brakhage absehe, ergebe allein schon die Abw&#228;gung der beiderseitigen Verursachungsbeitr&#228;ge eine Schadensersatzquote zu seinen Gunsten von mehr als 1: 1, weil sich das Fahrzeug der Beklagten auf der Fahrbahn quer zur Fahrbahnrichtung bewegt habe. Zur H&#246;he der Reparaturkosten und des Nutzungsausfalls beziehe er sich auf die von ihm bereits benannten zeugen. Der Kl&#228;ger legt das Schreiben der Oberpostdirektion M&#252;nster vom 31. Januar 1975 (Blatt 70 der Akten) an seinen erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vor.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet die Zahlung nicht. Sie tritt der Auffassung des Kl&#228;gers entgegen, die Berufung sei unzul&#228;ssig, und &#252;berreicht dazu ein Schreiben der ... vom 21. Januar 1975 an ihre erstinstanzlichen Anw&#228;lte (Blatt 72 der Akten) und ein weiteres vom 13. Februar 1975 an ihre derzeitigen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten (Blatt 71 der Akten).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und auf die vorbezeichneten von den Parteien &#252;berreichten Schriftst&#252;cke Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Aus den &#252;bereinstimmenden Erkl&#228;rungen der Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat ergibt sich, da&#223; die Beklagte nach Erla&#223; des erstinstanzlichen Urteils, aber noch vor Einlegung der Berufung die Urteilssumme einschlie&#223;lich der Zinsen bezahlt hat. Damit ist der Rechtsstreit in der Hauptsache erledigt worden und die Beschwer der Beklagten vor Einlegung des Rechtsmittels fortgefallen. Die Beklagte hat n&#228;mlich das zwischen den Parteien bestehende Schuldverh&#228;ltnis durch Erf&#252;llung zum Erl&#246;schen gebrach indem sie nicht ausdr&#252;cklich - auch nicht einmal erkennbar - zur Abwendung der Zwangsvollstreckung gezahlt hat. Aus den Umst&#228;nden ergibt sich vielmehr, da&#223; die Beklagte sich mit ihrer Zahlung der Entscheidung des Landgerichts gebeugt hat. Diese Einstellung der Beklagten ist zwar, wie aus den von den Parteien dem Senat &#252;berreichten Schreiben ersichtlich ist, auf die rechtsirrt&#252;mliche Ann&#228;hme zur&#252;ckzuf&#252;hren, das Gesetz zur Entlastung der Landgerichte vom 20. Dezember 1974 finde schon auf diesen Rechtsstreit Anwendung, w&#228;hrend es in Wirklichkeit nach seinem Art. 8 Abs. 2 zur Zul&#228;ssigkeit von Rechtsmitteln nur anzuwenden ist, wenn die anzufechtende Entscheidung nach dem Inkrafttreten - also gem&#228;&#223; Art. 10 nach dem 1. Januar 1975 - verk&#252;ndet worden ist. Ein solcher Rechtsirrtum, der Beklagten hindert aber die Erf&#252;llung und damit das Erl&#246;schen des Schuldverh&#228;ltnisses nicht.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Grunsky vertritt in seiner Anmerkung zu dem in NJW 1975, 935 - VersR 1975, 525 ver&#246;ffentlichten, einen &#228;hnlichen Fall betreffenden Urteil des Senats vom 26.11.1974 - 9 U 66/74 - u.a. die Ansicht, die blo&#223;e Zahlung des Urteilsbetrages f&#252;hre nicht zur Unzul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels. Dem ist nicht beizutreten. Wird nicht <u>ausdr&#252;cklich</u> zur Abwendung der Zwangsvollstreckung gezahlt, so erlischt das Schuldverh&#228;ltnis (BGH Urt. v. 24.6.1953 - II ZR 200/52 LM &#167; 91a ZPO Nr. 4) und die Hauptsache ist erledigt. Erfolgt die Zahlung wie hier vor Einlegung des Rechtsmittels, so entf&#228;llt die Beschwer das Rechtsmittel ist unzul&#228;ssig und zu verwerfen (BGH a.a.O.). Er folgt die Zahlung nach Rechtsmitteleinlegung, so wird das Rechtsmittel unzul&#228;ssig, wenn die sp&#228;tere Verminderung des Beschwerdegegenstandes auf willk&#252;rlicher Beschr&#228;nkung des Rechtsmittels durch den Rechtsmittelkl&#228;ger beruht (BGH Urt. 19.12.50 - I ZR 7/50 - NJW 51, 19b und BGH 16.01.50 - I ZR 1/50 - NJW 51, 274).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Durch Erledigung der Hauptsache dieses Rechtsstreits ist die Beschwer der Beklagten fortgefallen und die sp&#228;tere Einlegung der Berufung unzul&#228;ssig geworden, denn der mit der Berufung gegen die Schadensersatzquote gerichtete Angriff ist durch die Erledigung der Hauptsache gegenstandslos geworden. Eine Anfechtung der nicht miterledigten Kostenentscheidung, die die Beklagte in den erw&#228;hnten Schreiben bereits vor Erledigung der Hauptsache mi&#223;billigt hatte, ist f&#252;r sich allein nach &#167; 99 Abs. 1 ZPO unzul&#228;ssig. &#167; 91a ZPO kann auf die Kostenentscheidung nicht angewendet werden weil eine Entscheidung nach &#167; 91a ZPO voraussetzt, da&#223;, das Rechts mittel zul&#228;ssig eingelegt worden ist (vgl. BGH a.a.O.). Der Senat kann die nicht miterledigte Kostenentscheidung des ersten Rechtszuges auch nicht von Amts wegen nachpr&#252;fen, weil er nach Feststellung der Unzul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels in diese materielle Pr&#252;fung nicht mehr eintreten kann.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO. Die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit des Urteils ergibt sich aus &#167; 708 Nr. 7 ZPO. Der Antrag des Kl&#228;gers auf Gew&#228;hrung von Vollstreckungsnachla&#223; ist gegenstandslos.</p>
316,061
olgk-1975-04-29-3-u-16874
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 168/74
"1975-04-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:42"
"2019-03-27T09:41:31"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1975:0429.3U168.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 13. September 1974 verk&#252;ndete Urteil des Schiffahrtsgerichts Duisburg-Ruhrort - 5 C 116/72 BSch wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration: underline;">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des 388 t gro&#223;en MS "P".</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Erstbeklagten geh&#246;rt das TMS "R 201", das zur Zeit des nachstehend beschriebenen Unfalls von dem Zweitbeklagten verantwortlich gef&#252;hrt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 7. August 1972 hatte der Kl&#228;ger sein Schiff im Hafen D/R vorgelegt, um eine f&#252;r Frankreich bestimmtePartie von ca. 246 t Gu&#223;eisenabf&#228;llen einzuladen. Die Beladung war am Nachmittag des 8. August 1972 gegen 16.00 Uhr beendet. Der Kl&#228;ger konnte jedoch die Fahrt nicht aufnehmen, weil der Zweitbeklagte am Morgen desselben Tages mit 'MS "R. 201" gegen die Schiebetorbr&#252;cke und das Untertor der dem Hafen vorgelagerten Schleuse gesto&#223;en war und die Schleusenanlage erheblich besch&#228;digt hatte. Die Instandsetzung der Schleuse dauerte bis zum Abend des 22. August 1972. Erst danach konnte der Kl&#228;ger die geplante Reise durchf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Erstbeklagte hat das TMS "R 201" in Kenntnis des Unfalls und seiner Folgen zu neuen Reisen ausgesandt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagten auf Ersatz des Nutzungsausfalls f&#252;r die 14-t&#228;gige Wartezeit mit t&#228;glich 324,-- DM, insgesamt also 4.536,-- DM in Anspruch. Er hat behauptet, der Zweitbeklagte sei unsachgem&#228;&#223; und unvorsichtig in die Schleusenkammer eingefahren, wodurch es dann zu dem Unfall gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, ihm 4.536,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 17. Oktober 1972 (Klagezustellung) zu zahlen, und zwar mit der Ma&#223;gabe, da&#223; die Erstbeklagte au&#223;er dinglich mit dem TMS "R 201" im Rahmen des Binnenschiffahrtsgesetzes auch pers&#246;nlich haftet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ihnen die Abwendung der Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung nachzulassen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben die Auffassung vertreten, dem Kl&#228;ger stehe schon deshalb ein Schadensersatzanspruch nicht zu, weil die zeitweilige Nichtbenutzbarkeit seines Fahrzeugs weder eine Eigentumsverletzung noch einen entsch&#228;digungspflichtigen Eingriff in den Gewerbebetrieb darstelle. Ferner haben sie ein Verschulden bei der Wartung und der nautischen F&#252;hrung von TNS "R 201" bestritten. Der Unfall sei auf ein pl&#246;tzliches und unerwartetes Versagen der Umsteuervorrichtung zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Schiffahrtsgericht hat eine Ortsbesichtigung im Hafengebiet von M<sup>.</sup> /R durchgef&#252;hrt, deren Ergebnis in der Niederschrift vom 6. 4. 1973 (El. 28 f. d.A.) festgehalten ist. Auf die Niederschrift wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 13. September 1974, auf dessen Einzelheiten Bezug genommen wird, hat das Schiffahrtsgericht die Klage dem Grunde nach aus &#167; 823 Abs. 1, 3, 4, 114 BSchG f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 19. September 1974 zugestellte Urteil des Schiffahrtsgerichts richtet sich die am 14. Oktober 1974 eingegangene Berufung der Beklagten, die durch einen am 13. November 1974 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten wiederholen und vertiefen ihr fr&#252;heres Vorbringen. Sie meinen insbesondere, das Schiffahrtsgericht habe den Eigentumsbegriff zu extensiv ausgelegt, indem es eine &#246;ffentliche Verkehrsanlage, n&#228;mlich die ; Schleuse, in ihrer Funktion f&#252;r den &#246;ffentlichen Verkehr zugunsten des Kl&#228;gers dem Rechtsgut "Eigentum" zugerechnet habe. In Wirklichkeit sei nur der Gemeingebrauch an der 'Schleuse beeintr&#228;chtigt worden, der jedoch nicht zu den in &#167; 823 Abs. 1 BGB gesch&#252;tzten Rechtsg&#252;tern geh&#246;re. Zudem habe das Schiff des Kl&#228;gers w&#228;hrend der unfallbedingten Sperrung der Schleuse nicht jede Bewegungsm&#246;glichkeit eingeb&#252;&#223;t. Vielmehr habe, von der besch&#228;digten Schleuse RE aus gesehen, noch eine schiffbare Ruhrstrecke von etwa 10 km zur Verf&#252;gung gestanden, auf welcher der Kl&#228;ger mit seinem Fahrzeug Transporte h&#228;tte ausf&#252;hren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tritt dem Berufungsvorbringen mit Rechtsausf&#252;hrungen entgegen und verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Streitverh&#228;ltnisses wird auf den vorgetragenen Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. Ferner wird auf die Akten 6 Cs 458/73 BSch AG Duisburg-Ruhrort verwiesen, deren Inhalt zu Informationszwecken Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung war.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration: underline;">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten gegen das Grundurteil des Schiffahrtsgerichts ist statthaft und auch sonst in verfahrenrechtlicher Hinsicht nicht zu beanstanden. In der Sache konnte sie jedoch keinen&#160;Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat das Schiffahrtsgericht den mit der Klage verfolgten Schadensersatzanspruch dem Grunde nach gegen beide Beklagte f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Haftung des Zweitbeklagten ergibt sich aus &#167; 823 Abs. 1 BGB, denn er hat das Eigentum des Kl&#228;gers an dem MS "P widerrechtlich verletzt. Das Schiff als solches ist zwar nicht besch&#228;digt worden. Es ist jedoch anerkannten Rechts, da&#223; die Verletzung des Eigentums an einer Sache nicht nur durch eine Beeintr&#228;chtigung der Sachsubstanz, sondern auch durch eine sonstige die Eigent&#252;merbefugnisse treffende tats&#228;chliche Einwirkung auf die Sache erfolgen kann (vgl. Soergel- Zeuner, BGB, 10. Aufl., &#167; 823 Rdnr. 24; BGB-RGRK, 11. Aufl.,823 Anm. 15; Larenz, Lehrbuch des Schuldrechts II Bd.,9. Aufl., 5. 407). So hat der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 21. 12. 1970 - II ZR 133/68 - (ZfB 1/72 = NJW 1971, 886) eine Eigentumsverletzung darin erblickt, da&#223; ein Schiff infolge eines von dem Unterhaltspflichtigen des schiffbaren Gew&#228;ssers verursachten Hindernisses f&#252;r l&#228;ngere Zeit in einem Teil des Gew&#228;ssers eingeschlossen und damit "als Transportmittel praktisch ausgeschaltet" war. Eine entsprechende Sachlage ist hier gegeben. Der Zweitbeklagte hat durch das Rammen des Schleusentores ein Hindernis verursacht, das es dem Kl&#228;ger f&#252;r die Dauer von zwei Wochen unm&#246;glich machte, mit seinem MS "P " den Hafen zu verlassen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Frage der Eigentumsverletzung ist es ohne Belang, da&#223; nicht - wie in dem vom BGH konkret entschiedenen Fall der Tr&#228;ger der Unterhaltspflicht an dem schiffbaren Gew&#228;sser, sondern ein Hafenbenutzer das Hindernis herbeigef&#252;hrt hat. Eine Eigentumsverletzung durch Herbeif&#252;hren eines Hindernisses, das einem Schiff f&#252;r l&#228;ngere Zeit die M&#246;glichkeit der Weiterfahrt nimmt, kann selbstverst&#228;ndlich nicht nur von dem Unterhaltspflichtigen des jeweiligen Gew&#228;ssers, sondern auch von einem Dritten, insbesondere von einem Teilnehmer am Schiffsverkehr, begangen werden. Die Eigentumsverletzung ist immer dem zuzurechnen, der das Hindernis verursacht hat. Das ist hier der Zweitbeklagte.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht meinen die Beklagten, der Kl&#228;ger sei nur in der Aus&#252;bung des jedem Schiffahrttreibenden zustehenden, aber nicht als "sonstiges Recht" im Sinne des, &#167; 823 Abs. 1 BGB anerkannten Gemeingebrauchs an der Wasserstra&#223;e beeintr&#228;chtigt worden. Dieser Geisichtpunkt trifft bei der Sperrung einer Schleuse f&#252;r die Schiffe zu, die sich <span style="text-decoration: underline;">au&#223;erhalb</span> des Schleusenbereichs befinden und nun wegen der Sperrung die Schleuse nicht anfahren k&#246;nnen und daher eine andere Route w&#228;hlen m&#252;ssen (vgl. BGH a.a.O.). Der Kl&#228;ger aber befand sich mit seinem Schiff in dem der Schleuse vorgelagerten Hafen, den er wegen der unfallbedingten Sperrung der Schleuse nicht mehr verlassen konnte. Er war also nicht blo&#223; an der Aus&#252;bung des gemeingebrauchs an dem schiffbaren Gew&#228;sser, sondern am Verlassen des Hafens und damit an der wirtschaftlichen Nutzung seines Fahrzeugs gehindert. Darin liegt jedoch nach der zitierten h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung, der sich der erkennende Senat anschlie&#223;t, eine Verletzung des Eigentums, zu dessen wichtigsten Funktionen die wirtschaftliche Sachnutzung geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten k&#246;nnen dem nicht mit Erfolg entgegenhalten, da&#223; der Kl&#228;ger nach der Sperrung der Schleuse noch eine schiffbare Strecke von etwa 10 km zur Verf&#252;gung gehabt habe. Die Nutzbarkeit eines Frachtschiffs beurteilt sich nicht nach theoretisch-physikalischen, sondern nach praktisch-wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Wenn in der erw&#228;hnten Entscheidung des BGH von dem Verlust "jeder Bewegungsm&#246;glichkeit" die Rede ist, so darf das nicht buchst&#228;blich verstanden werden. Es kann nicht darauf ankommen, ob das eingesperrte Schiff sich innerhalb der Einsperrung noch ein paar Meter, ein paar hundert Meter oder gar ein paar Kilometer bewegen kann. Entscheidend ist vielmehr, ob eine sinnvolle wirtschaftliche Verwendung des Schiffs m&#246;glich bleibt oder ob es "als Transportmittel praktisch ausgeschaltet", also "seinem bestimmungsgem&#228;&#223;en Gebrauch entzogen" wird (BGH a.a.O.). im vorliegenden Fall hat die unfallbedingte Sperrung der Schleuse zum Ausschlu&#223; jeder wirtschaftlich sinnvollen Verwendung des vor der Schleuse verbliebenen Schiffs des Kl&#228;gers gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Schon allgemein kann gesagt werden, da&#223; sich auf einer schiffbaren Strecke von nur 10 km f&#252;r ein Frachtschiff kaum eine wirtschaftlich sinnvolle Verwendungsm&#246;glichkeit bietet. Der Masseng&#252;terverkehr, dem die Frachtschiffahrt dient, findet nicht auf derart kurze Entfernungen statt. Das Schiffahrtsgericht hat sich mit dieser Erfahrungstatsache nicht begn&#252;gt, sondern konkret ermittelt, welche Betriebe in dem Hafengebiet ans&#228;ssig sind, in dessen Bereich der Kl&#228;ger sich nach der Sperrung der Schleuse mit seinem Fahrzeug noch bewegen konnte. Es hat sich nichts daf&#252;r ergeben, da&#223; zwischen einzelnen dieser Firmen Handelsbeziehungen bestehen, die innerhalb des Hafens auf dem Wasserwege abgewickelt werden. Sollte eine der Firmen die andere beliefern, so kann nur angenommen werden, da&#223; dies auf dem Landwege durch Lastkraftwagen oder &#252;ber die vorhandenen Gleisanschl&#252;sse durch die Hafenbahn geschieht. Dagegen ist schon wegen der Kosten und der technischen Schwierigkeit des Beladens und Entladens mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschlie&#223;en, da&#223; jemand G&#252;ter innerhalb des Hafenbereichs f&#252;r nur wenige Kilometer zu Schiff bef&#246;rdern l&#228;&#223;t. Die Beklagten haben nichts vorgetragen, um ihre Behauptung, der Kl&#228;ger h&#228;tte das Schiff innerhalb der 10 km-Strecke wirtschaftlich sinnvoll nutzen k&#246;nnen, n&#228;her zu substantiieren. Sie haben insbesondere kein Unternehmen benannt, das innerhalb dieses Bereichs regelm&#228;&#223;ig Schiffstransporte ausf&#252;hren l&#228;&#223;t und das bereit gewesen w&#228;re, dem Kl&#228;ger w&#228;hrend der zweiw&#246;chigen Sperrung der Schleuse einen oder mehrere Frachtauftr&#228;ge zu erteilen. Eine solche Sub-stantiierung mu&#223; aber verlangt werden, wenn die Beklagten sich auf die au&#223;erhalb jeder wirtschaftlichen Erfahrung liegende M&#246;glichkeit berufen, w&#228;hrend der Sperrung der Schleuse auf der dahinter gelegenen 10 km langen schiffbaren Strecke gewinnbringende Frachtauftr&#228;ge abzuwickeln.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die in der "Einsperrung" des Schiffs zu erblickende Beeintr&#228;chtigung der Eigent&#252;merbefugnisse des Kl&#228;gers geht angesichts ihrer Dauer wesentlich &#252;ber das Ma&#223; derjenigen Beeintr&#228;chtigungen hinaus, die ein Schiffahrttreibender unter den heutigen Verh&#228;ltnissen gewisserma&#223;en als "verkehrsad&#228;quat" in Kauf nehmen mu&#223;. Es w&#228;re unbillig, die wirtschaftlichen Folgen eines mehrw&#246;chigen Nutzungsausfalls nicht dem Verursacher, sondern dem betroffenen Schiffseigner aufzub&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Zweitbeklagte hat die sch&#228;digende Einwirkung auf das Eigentum des Kl&#228;gers zu vertreten (&#167;&#167; 276 BGB, 7 Abs. 1 BSchG). Er hat - selbst wenn man ein pl&#246;tzliches Versagen der Umsteueranlage unterstellt - fahrl&#228;ssig die in &#167; 6.288 BSchSO normierte Pflicht verletzt, bei der Einfahrt in die Schleusenkammer daf&#252;r zu sorgen, da&#223; das Fahrzeug auch ohne Maschinenkraft rechtzeitig angehalten werden konnte. In der Berufungsverhandlung haben die Beklagten ein entsprechendes Verschulden des Zweitbeklagten nicht mehr in Abrede gestellt, so da&#223; dieser Punkt als unstreitig angesehen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 3 BSchG ist die Erstbeklagte als Eignerin des TMS "R 201" f&#252;r den von dem Zweitbeklagten als ihrem Schiffsf&#252;hrer schuldhaft verursachten Schaden mithaftbar. Im Unterschied zu dem Zweitbeklagten haftet sie au&#223;er dinglich mit dem TMS "R 201" nur in den Grenzen des Binnenschiffahrtsgesetzes pers&#246;nlich (&#167;&#167; 4, 114 BSchG).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 97 Abs. 1 ZPO haben die Beklagten die Kosten des erfolglosen Rechtsmittels zu tragen. Der Ausspruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 7 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zur Zulassung der Revision (&#167; 546 Abs. 2 ZPO) bestand kein Anla&#223;, da die Entscheidung der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs entspricht und der Rechtsstreit nicht von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist.</p>
316,062
ag-gummersbach-1975-04-25-1-c-83674
{ "id": 668, "name": "Amtsgericht Gummersbach", "slug": "ag-gummersbach", "city": 428, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
1 C 836/74
"1975-04-25T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:43"
"2019-03-27T09:41:31"
Urteil
ECLI:DE:AGGM1:1975:0425.1C836.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen werden die Beklagten als </p> <p> Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 68,50 DM nebst 4 % </p> <p> Zinsen seit dem 19. 12. 1974 zu zahlen.</p> <p></p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreites tragen der Kl&#228;ger zu 4/5 und die</p> <p> Beklagten als Gesamtschuldner zu 1/5.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 5. 9. 1973 kam es gegen 17.00 Uhr auf der C-Stra&#223;e in H in H&#246;he des Hauses Nr. 25 zu einem Verkehrsunfall, indem der zweij&#228;hrige Sohn der Beklagten pl&#246;tzlich auf die Fahrbahn lief und vor das Kleinkraftrad des Kl&#228;gers geriet. Der Kl&#228;ger kam hierbei zu Fall. Sein Kleinkraftrad wurde besch&#228;digt. Die Reparatur kostete 342,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei der C-Stra&#223;e, auf der sich der Unfall ereignete, handelt es sich praktisch um eine Art Spielstra&#223;e, die zwar nicht als solche gekennzeichnet ist, von der aber den wenigen Verkehrsteilnehmern, auch dem Kl&#228;ger, die diese Stra&#223;e regelm&#228;&#223;ig befahren, bekannt ist, da&#223; dort oft Kinder spielen. Der Kl&#228;ger hatte auch am Unfalltag vor dem Unfall beobachtet, da&#223; wieder Kinder auf der C-Stra&#223;e spielten. Nachdem er an einer Gruppe von spielenden Kindern vorbeigefahren war, sah er am rechten Stra&#223;enrand noch zwei weitere Kinder, n&#228;mlich den zweij&#228;hrigen Sohn der Beklagten sowie dessen 10 Jahre alte Schwester. Der zweij&#228;hrige Sohn der Beklagten lief pl&#246;tzlich vor dem Kl&#228;ger auf die Fahrbahn. Der Kl&#228;ger versuchte noch, durch Bremsen einen Unfall zu vermeiden, was ihm jedoch nicht gelang. Die beklagte Ehefrau hatte die Stelle, an der ihre Kinder spielten, auch zum Unfallzeitpunkt, st&#228;ndig vor Augen, da sich der Unfall praktisch vor der Haust&#252;r der Beklagten ereignete, und sie hatte auch immer wieder zu den Kindern hingesehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor, der zweij&#228;hrige Sohn der Beklagten, der ihm vor sein Kleinkraftrad gelaufen sei, sei ohne jede Aufsicht gewesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">342,50 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 6. 2. 1974 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie meinen, sie seien ihrer Aufsichtspflicht gen&#252;gend nachgekommen, und der Unfall sei ausschlie&#223;lich auf das Fehlverhalten des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird Bezug genommen auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u> Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur begr&#252;ndet in H&#246;he von 68,50 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 19. 12. 1974; im &#252;brigen war sie als unbegr&#252;ndet abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der zweij&#228;hrige Sohn der Beklagten hat dem Kl&#228;ger unstreitig widerrechtlichen Schaden zugef&#252;gt, indem er diesem pl&#246;tzlich und unvorhersehbar vor dessen Kleinkraftrad auf die Fahrbahn lief. Da der zweij&#228;hrige Sohn der Beklagten der Aufsicht der Beklagten unterstand, diese nach dem unstreitigen Sachverhalt ihrer Aufsichtspflicht aber nicht gen&#252;gend nachgekommen sind, sind sie dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 832 zum Schadensersatz verpflichtet. Da der Kl&#228;ger den Unfall jedoch durch ein Kraftfahrzeug verursacht hat, dessen Betriebsgefahr er sich anrechnen lassen mu&#223;, und ihn nach dem unstreitigen Sachverhalt ein ganz erhebliches Verschulden an dem Zustandekommen des Unfalls trifft, sind die Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 254 BGB nur verpflichtet, dem Kl&#228;ger 20 % des ihm unstreitig entstandenen Schadens in H&#246;he von 342,50 DM zu ersetzen, das sind 68,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben ihre Aufsichtspflicht gegen&#252;ber ihrem zweij&#228;hrigen Sohn verletzt, indem sie diesen auf einer &#246;ffentlichen Stra&#223;e spielen lie&#223;en, ohne daf&#252;r Sorge zu tragen, da&#223; ein m&#246;gliches verkehrswidriges Verhalten ihres zweij&#228;hrigen Sohnes rechtzeitig verhindert wurde. Es reichte nicht aus, da&#223; die beklagte Ehefrau ihren zweij&#228;hrigen auf der Stra&#223;e spielenden Sohn aus der Wohnung heraus beobachtete; sie konnte n&#228;mlich von dort aus keinesfalls ein verkehrswidriges Verhalten ihres Sohnes verhindern, wie das Zustandekommen des Unfalls beweist. Auch da&#223; der zweij&#228;hrige Sohn der Beklagten von seiner zehnj&#228;hrigen Schwester begleitet war, war nicht ausreichend, da ein zehnj&#228;hriges, selbst noch nicht hinreichend im Stra&#223;enverkehr erfahrenes M&#228;dchen </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">nicht bef&#228;higt ist, einen zwei Jahre alten Jungen gen&#252;gend zu beaufsichtigen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Verschulden der Beklagten wiegt jedoch nicht allzu schwer, da sie ihren zweij&#228;hrigen Sohn auf einer unstreitig nur wenig befahrenen &#246;ffentlichen Stra&#223;e spielen lie&#223;en, von der allgemein den diese Stra&#223;e befahrenden Verkehrsteilnehmern bekannt ist, da&#223; dort Kinder spielen, auf die R&#252;cksicht genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von den Beklagten nur 20 % des ihm entstandenen Schadens ersetzt verlangen, weil der Unfall, von ihm in ganz erheblichem Umfang mit verursacht worden ist. So mu&#223; sich der Kl&#228;ger zun&#228;chst die von seinem Kleinkraftrad ausgehende Betriebsgefahr als Mitverschulden im Sinne von &#167; 254 BGB anrechnen lassen. Au&#223;erdem hat sich der Kl&#228;ger aber auch ganz erheblich verkehrswidrig verhalten und dadurch den Unfall mitverursacht. Er hat n&#228;mlich, obwohl er den zweij&#228;hrigen Sohn der Beklagten und dessen zehnj&#228;hrige Schwester am Stra&#223;enrand spielen sah, seine Geschwindigkeit nicht so herabgesetzt, da&#223; er bei einem pl&#246;tzlichen verkehrswidrigen Verhalten der Kinder, mit dem er rechnen mu&#223;te, anhalten und einen Unfall vermeiden konnte; denn er hat unstreitig trotz Bremsens den Unfall nicht vermeiden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch des Kl&#228;gers ist begr&#252;ndet in H&#246;he von 4 % seit dem 19. 12. 1974, das hei&#223;t seit dem Tage der Zustellung der Klage an die Beklagten, gem&#228;&#223; &#167;&#167; 291, 288 BGB; der weitergehende Zinsanspruch des Kl&#228;gers war als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen, weil er in keiner Weise substantiiert ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 und 709 Ziffer 4 ZPO.</p>
316,063
ag-essen-1974-11-21-10-c-59174
{ "id": 657, "name": "Amtsgericht Essen", "slug": "ag-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
10 C 591/74
"1974-11-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:45"
"2019-03-27T09:41:31"
Urteil
ECLI:DE:AGE1:1974:1121.10C591.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Vollstreckungsbefehl des Amtsgerichts Essen vom 24. Juli/ 12. August 1974 - #### - wird aufgehoben. </p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits mit Ausnahme der durch die S&#228;umnis des Beklagten verursachten, die der Beklagte tr&#228;gt, werden der Kl&#228;gerin auferlegt. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist rechtskr&#228;ftig und vollstreckbar. </p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand: </u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 15.M&#228;rz 1974 entwendete der Beklagte in einem Kaufhaus der Kl&#228;gerin Waren zu einem Gesamtkaufpreis von 33,40 DM. Bei dem Diebstahl wurde er von der Verk&#228;uferin E beobachtet und anschlie&#223;end durch einen von ihr herbeigerufenen Hausdetektiv &#252;berf&#252;hrt. Die Kl&#228;gerin erhielt die gestohlenen Waren zur&#252;ck. Der Beklagte gab den Diebstahl zu und best&#228;tigte das auch schriftlich. Ferner unterzeichnete er ein "Schuldanerkenntnis" (in dem es hei&#223;t: "Ich bekenne, der Firma L AG DM 50,-- zu schulden, die ich bis zum 22.3.1974 bezahlen werde. Mir ist er&#246;ffnet worden, da&#223; die Firma L AG.- trotz ... meines Zahlungsversprechens strafrechtliche Schritte gegen mich unternehmen wird."</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat sich ihren Angestellten gegen&#252;ber arbeitsvertraglich verpflichtet, dem Angestellten, der einen Ladendiebstahl aufdeckt, eine Pr&#228;mie von 50,--DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem entsprechend ist dieser Betrag auch hier an die Angestellte E gezahlt worden. Mit ihrer Klage nimmt die Kl&#228;gerin den Beklagten auf Ersatz des ihr durch diese Zahlung entstandenen Schadens in Anspruch. Sie meint, dieser Schaden sei eine ad&#228;quat kausale Folge des Diebstahls und der Eigentumsverletzung durch den Beklagten. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat zun&#228;chst beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 50, -- DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist durch vollstreckbaren Zahlungsbefehl vom 24.7./12.8. 1974 entsprechend verurteilt worden. Nachdem der Beklagte hiergegen rechtzeitig Einspruch eingelegt hat, beantragt die Kl&#228;gerin nunmehr, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Vollstreckungsbefehl aufrechtzuerhalten. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Vollstreckungsbefehl aufzuheben und die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er meint, die Zahlung der vorher versprochenen Fangpr&#228;mie sei kein ad&#228;quat kausal verursachter Schaden des Diebstahls. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem sei er bereits hinreichend durch die Geldstrafe von 300, -- DM bestraft worden, zu der er im Strafverfahren wegen des Diebstahls verurteilt worden ist.. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nach dem eigenen Vortrag der Kl&#228;gerin aus &#167;&#167; 781, 241, 305,823 Abs. 1 und &#167; 249 BGB in Verbindung mit &#167; 242 StGB nicht begr&#252;ndet und der Vollstreckungsbefehl daher aufzuheben. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das vom Beklagten unterzeichnete "Schuldanerkenntnis" stellt </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">kein abstraktes Schuldanerkenntnis im Sinne des &#167; 781 BGB dar. Es sollte hierin kein neuer abstrakter Schuldgrund geschaffen werden. Vielmehr sollte der Beklagte die yon der Kl&#228;gerin wegen Diebstahls und Eigentumsverletzung geltend gemachte Schadensersatzforderung anerkennen. Diese Erkl&#228;rung des Beklagten ist im Zusammenhang mit dem gleichzeitig unterschriebenen Gest&#228;ndnis des Diebstahls zu sehen. Ferner ist in der Erkl&#228;rung auch selbst durch den Hinweis auf eine Strafverfolgung auf den Diebstahl Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es liegt nur ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis vor.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Durch dieses wird hier der Einwand des Beklagten, er sei aus rechtlichen Gr&#252;nden zur Zahlung des "anerkannten" Betrages nicht verpflichtet, nicht ausgeschlossen. Denn im Hinblick auf die weitreichende Bedeutung eines Anerkenntnisses werden nur die tats&#228;chlichen und rechtlichen Einwendungen ausgeschlossen, die der Anerkennende bei Abgabe des Anerkenntnisses auch genau gekannt hat (vgl. BGH MDR 1968, 485 f). Diese erforderliche Kenntnis, da&#223; er zur Zahlung der geforderten Fangpr&#228;mie nicht verpflichtet war, hatte der Beklagte nicht, als er das "Schuldanerkenntnis" unterschrieb. Das ergibt sich einmal aus der konkreten Situation, in der sich der Beklagte als soeben gestellter Dieb befand, und zum anderen daraus, da&#223; die Frage eines derartigen Schadensersatzanspruchs in Rechtsprechung und Schrifttum unterschiedlich beantwortet wird. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der rechtskundige Beklagte konnte in der geschilderten Situation in keiner Weise ermessen, ob der Kl&#228;gerin der geltend gemachte Anspruch zusteht. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ein Schadensersatzanspruch gem. &#167; 823 Abs. 1 und 2 BGB in Verbindung mit &#167; 242 StGB ist nicht begr&#252;ndet, weil der Schaden, den die Kl&#228;gerin durch Zahlung .einer Fangpr&#228;mie in H&#246;he von 50,-- DM an ihre Angestellte erlitten hat, keine durch den Diebstahl oder die Eigentumsverletzung ad&#228;quat kausal verursachte Folge ist. Zwar ist einfache Kausalit&#228;t gegeben, da der Diebstahl eine nicht hinweg zudenkende Bedingung f&#252;r die Zahlung der Fangpr&#228;mie und den der Kl&#228;gerin hieraus entstandenen Schaden ist; doch fehlt es an der Ad&#228;quanz. Auf den ersten Blick scheinen zwar auch deren Voraussetzungen gegeben zu sein, wie in der Rechtsprechung und Literatur vertreten wird (vgl. Amtsgericht M&#252;nchen NJW 1973, 1044 ff; Amtsgericht Mainz MDR 1974, 506; Il/ M&#252;ller, NJW 1973, 358; Creutzig, NJW 1973, 1593 f). Denn es ist nicht besonders eigenartig, nicht ganz unwahrscheinlich und nicht nach dem regelm&#228;&#223;igen Verlauf der Dinge au&#223;er Betracht zu lassen, da&#223; sich die Kl&#228;gerin gegen&#252;ber ihren Angestellten arbeitsvertraglich verpflichtet hat, f&#252;r das Stellen eines Diebes eine Fangpr&#228;mie zu zahlen, und da&#223; sie daher im Falle eines Diebstahls durch die Zahlung der Pr&#228;mie entsprechend ihrer Verpflichtung einen Schaden erleidet. Vielmehr entspricht das sogar der Lebenserfahrung, da immer mehr Kaufleute sich ihren Angestellten gegen&#252;ber zur Zahlung derartiger Fangpr&#228;mien verpflichtet haben. Doch wird diese formale Betrachtung, die lediglich rein logisch abstrakt auf das Zahlenverh&#228;ltnis der H&#228;ufigkeit des Eintritts eines derartigen Erfolges abstellt und beim Vorliegen eines entsprechenden Zahlenverh&#228;ltnisses allein auf Grund dessen die Ad&#228;quanz bejaht, der Bedeutung der Ad&#228;quanz nicht gerecht. Denn das Zahlenverh&#228;ltnis allein ist nicht ma&#223;gebend; vielmehr m&#252;ssen mit einer <u>wertenden</u> Beurteilung aus der Vielzahl der Bedingungen im naturwissenschaftlich philosophischen Sinne diejenigen ausgeschieden werden, die bei vern&#252;nftiger Beurteilung der Dinge nicht mehr als haftungsbegr&#252;ndende und haftungsausf&#252;llende Umst&#228;nde betrachtet werden k&#246;nnen. Mit einer wertenden Beurteilung mu&#223; die Grenze gefunden werden, "bis zu der dem Urheber einer Bedingung eine Haftung f&#252;r ihre Folgen billigerweise zugemutet werden kann" (vgl. BGHZ 3, 267; 18, 288; Erman-Sip, BGB, 5. Autl., &#167; 249 Randnummern 16, 18). Diese wertende Beurteilung f&#252;hrt hier dazu, da&#223; dem Beklagten, der durch den Diebstahl eine Bedingung f&#252;r den der Kl&#228;gerin durch Auszahlung der Fangpr&#228;mie entstandenen Schaden gesetzt hat, eine Haftung f&#252;r diese Folgen der Bedingung billigerweise nicht zugemutet werden kann. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Neben dem Diebstahl liegt eine weitere Bedingung f&#252;r den Schaden der Kl&#228;gerin darin, da&#223; sie sich gegen&#252;ber ihren Angestellten arbeitsvertraglich verpflichtet hat, f&#252;r die Ergreifung eines Diebes eine Fangpr&#228;mie von 50,-- DM zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ihr Schaden ist also auch durch ihren eigenen freiwilligen Entschlu&#223; verursacht worden. Sofern der Schaden auch auf einem freien Willensentschlu&#223; des Gesch&#228;digten beruht, so ist anerkannt, da&#223; eine Zurechnung der Schadensfolge dann nicht gerechtfertigt ist, wenn der Entschlu&#223; des Verletzten, der eine neue Schadensgefahr schafft, durch den haftungsbegr&#252;ndenden Vorgang nicht herausgefordert ist, das Verhalten des die Erstursache Setzenden vielmehr lediglich den &#228;u&#223;eren Anla&#223; und nur die Gelegenheit f&#252;r den Verletzten darstellt, zus&#228;tzlich ein der Verletzung fremdes Schadensrisiko einzugehen (BGHZ 57, 29 ff). Eine derartige Herausforderung ist hier nicht gegeben. Sie wird bereits dadurch ausgeschlossen, da&#223; die Kl&#228;gerin den Entschlu&#223; zur Aussetzung der Fangpr&#228;mie bereits lange Zeit vor Begehung des Diebstahls durch den Beklagten gefa&#223;t hat. Aber auch wenn man insoweit die M&#246;glichkeit einer Verletzung .im Falle ihres sp&#228;teren Eintritts mit einer bereits eingetretenen Verletzung gleichgestellt, so fordert es allein die abstrakte M&#246;glichkeit in Verbindung mit der Tatsache, da&#223; dieser Diebstahl dann sp&#228;ter tats&#228;chlich stattfand, nicht heraus, bereits vor Begehung oder Bekanntwerden der Planung eines Diebstahls f&#252;r die Aufdeckung eines solchen potentiellen Falles vertraglich eine Fangpr&#228;mie zu versprechen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin konnte auch ohne, die Zusage einer solchen Belohnung erwarten, da&#223; ihre Angestellten auf m&#246;gliche Diebst&#228;hle achteten und bei der Aufdeckung mitwirkten (vgl. Amtsgericht M&#252;nchen NJW 1972,2038). Denn hierzu sind sie auf Grund des Arbeitsvertrages verpflichtet. Es kann dahingestellt bleiben, ob diese vertragliche Verpflichtung allein bei den Angestellten tats&#228;chlich kaum eine Bereitschaft zur Mitwirkung bei der Aufdeckung von Diebst&#228;hlen hervorruft (so Amtsgericht M&#252;nchen NJW 1973, 1044 ff.) und diese lieber ihre vertraglichen Verpflichtungen verletzen und sich dar&#252;ber hinaus unter Umst&#228;nden sogar strafbar machen, als da&#223; sie wegen des damit verbundenen &#196;rgers und der M&#252;hen ihren Verpflichtungen nachkommen. Auch wenn das richtig ist und die Angestellten nur im Falle einer zuvor ausgesetzten Belohnung bei der Aufdeckung von Diebst&#228;hlen bereit sind mitzuwirken, so kann das nicht dem Beklagten angelastet werden. Wenn die Kl&#228;gerin Arbeitskr&#228;fte besch&#228;ftigt, die ihren genannten vertraglichen Verpflichtungen zuwider/handeln, und wenn sie deshalb eine Fangpr&#228;mie aussetzt, um sie hierdurch zu einer Mitwirkung zu veranlassen, so f&#228;llt das in ihren Risikobereich und kann nicht dem Beklagten zugerechnet werden. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er kann billigerweise nicht f&#252;r Pflichtverletzungen herangezogen werden, die die Angestellten der Kl&#228;gerin m&#246;glicherweise begehen, f&#252;r die sie das kaufm&#228;nnische Risiko tr&#228;gt und auf die er keinen Einflu&#223; hat. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bei der gebotenen wertenden Beurteilung der beiden Schadensursachen, der arbeitsvertraglichen Verpflichtung der Kl&#228;gerin zur Zahlung einer Fangpr&#228;mie und des Diebstahls, zeigt sich, da&#223; das Schwergewicht hier auf der erstgenannten Bedingung ruht. Ohne da&#223; die Kl&#228;gerin h&#228;tte wissen k&#246;nnen, ob und wann es zu dem vorliegenden Diebstahl kommen w&#252;rde, hat sie freiwillig den Entschlu&#223; gefa&#223;t, ihren Angestellten die Zahlung einer Fangpr&#228;mie arbeitsvertraglich zuzusagen. Damit hat die Kl&#228;gerin den Rechtsgrund f&#252;r diese Zahlung freiwillig und bereits lange vor der sch&#228;digenden Handlung gesetzt. Die sch&#228;digende Handlung durch den Beklagten l&#246;ste lediglich die Konkretisierung und Individualisierung der Zahlungspflicht aus (vgl. W&#228;lde, NJW 1972, 2294 f). Der innere Zusammenhang zwischen der Gew&#228;hrung der Belohnung und der durch die Sch&#228;digung geschaffenen Gefahrenlage ist durch die freiwillige Entschlie&#223;ung der Kl&#228;gerin zur Zahlung der Belohnung weitgehend durchbrochen (Amtsgericht M&#252;nchen NJW 1972,2038). Durch das Aussetzen der Belohnung soll verhindert werden, da&#223; ein Dieb mit der gestohlenen Ware entkommt. Sie dient damit der Verhinderung des Schadenseintritts, ist aber nicht Schadensfolge (Amtsgericht M&#252;nchen a.a.O.). </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In den modernen Kaufh&#228;usern und Gesch&#228;ften, so auch in denen der Kl&#228;gerin, wird das Warenangebot heute bewu&#223;t in einer wissenschaftlich ergr&#252;ndeten Art und Weise pr&#228;sentiert, die den Kunden besonders zum Kauf anregen soll. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Diese Form der Warenpr&#228;sentation wirkt aber gleichzeitig auch besonders diebstahlstimulierend. Ebenso wie der Kaufmann die Vorteile aus dieser Art des Warenangebots durch erh&#246;hten Umsatz genie&#223;t, hat er billigerweise auch das Risiko, das in der von ihm selbst geschaffenen besonderen Diebstahlsgefahr liegt, zu tragen. Das hei&#223;t, die Aufwendungen f&#252;r die Minderung dieser Gefahr fallen in seinen Risikobereich und ihm daher zur Last. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung zur Erstattung einer Fangpr&#228;mie, zu deren Zahlung sich ein Kaufmann gegen&#252;ber seinen Angestellten vertraglich verpflichtet hat, um sie sich sp&#228;ter vom Dieb zur&#252;ckzuholen, h&#228;tte in Wahrheit den Charakter einer Privatstrafe. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">(W&#228;lde a.a.O.). So wird sie auch im allgemeinen und auch hier vom Beklagten empfunden. Dem Beklagten kann billigerweise eine Haftung f&#252;r den Ersatz der Fangpr&#228;mie, f&#252;r deren Zahlung der Diebstahl eine Ursache ist, die die Kl&#228;gerin aber freiwillig auf Grund eigenen Entschlusses ausgesetzt hat und deren Aussetzung im Rahmen ihres Risikobereiches lag, nicht zugemutet werden. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167;&#167; 91, 700, 344 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Rechtskraft und Vollstreckbarkeit ergeben sich aus &#167;&#167; 510 c, 704 ZPO. </p>
316,064
olgham-1974-06-10-4-ws-12474
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ws 124/74
"1974-06-10T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:46"
"2019-03-27T09:41:31"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1974:0610.4WS124.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Sache wird an das Landgericht Siegen zur&#252;ckgegeben.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat gegen den Angeklagten am 20. November 1973 Haftbefehl erlassen unter dem dringenden Tatverdacht des Diebstahls und mit dem Haftgrund der Fluchtgefahr. Das Amtsgericht - Sch&#246;ffengericht - Bad Berleburg hat mit Urteil vom 5. April 1974 gegen den Angeklagten wegen Diebstahls in Tateinheit mit Fahren ohne Fahrerlaubnis - &#167;&#167; 242, 243, 17 StGB, &#167; 21 StVG - auf eine Freiheitsstrafe von einem Jahr drei Monaten erkannt und mit dem danach verk&#252;ndeten Beschlu&#223; auf Haftfortdauer "aus den Gr&#252;nden der Anordnung" entschieden. Gegen das Urteil hat der Angeklagte, am 8. April 1974 Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Akten sind durch Vermittlung der Staatsanwaltschaft der zust&#228;ndigen 2. Strafkammer des Landgerichts Siegen am 16. Mai 1974 zugegangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 8. Mai 1974 hatte der Angeklagte gegen die Haftfortdauerentscheidung Beschwerde eingelegt, die beim Amtsgericht am 14. Mai 1974 eingegangen und von diesem zu den beim Landgericht befindlichen Akten nachgesandt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 28. Mai 1974 hat die Strafkammer der Beschwerde mit der Begr&#252;ndung nicht abgeholfen, der Angeklagte sei aus den Gr&#252;nden des angefochtenen Urteils der ihm angelasteten Tat dringend verd&#228;chtig und es bestehe nach wie vor der in der Haftanordnung zutreffend begr&#252;ndete Haftgrund der Fluchtgefahr. Die Strafkammer hat die Akten dem Senat zur Entscheidung &#252;ber die Beschwerde des Angeklagten &#252;bersandte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine solche Entscheidung das Senats ist kein Raum; die Sache war der Strafkammer zur&#252;ckzugeben. Die Pr&#228;ge, wie die Haftbeschwerde in solchen F&#228;llen des &#220;bergangs auf ein anderes, zu erstinstanzlichen Haftentscheidungen berufenes Gericht verfahrensrechtlich zu behandeln ist, wird von obergerichtlicher Rechtsprechung und der Literatur nicht einhellig beantwortet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Entgegen OLG Karlsruhe, NJW 1972, 1723, hat das OLG Frankfurt mit Beschlu&#223; vom 26.10.1972 (NJW 1973, 478) dem hat sich die Strafkammer hier ersichtlich angeschlossen ein Beschwerderecht des Beschuldigten gegen die Haftfortdauerentscheidung des Amtsgerichts auch nach Erhebung der Anklage zum Landgericht bejaht und nicht das Landgericht, sondern das Oberlandesgericht in solchem Fall f&#252;r sachentscheidungsbefugt gehalten. Es hat im wesentlichen hierin ausgef&#252;hrt, aus &#167;&#167; 117 Abs. 2, 304, 305 StPO ergebe sich zwingend, da&#223; der Beschuldigte in jedem Stadium des Verfahrens das Haftbeschwerderecht habe; das k&#246;nne mit dem &#220;bergang der Haftkontrolle auf ein anderes Gericht nicht verlorengehen. Zust&#228;ndig zur Entscheidung sei das OLG gem&#228;&#223; &#167; 121 Abs. 1 Nr. 2 GVG, weil die Strafkammer nur zu erstinstanzlichen Haftentscheidungen, nicht gleichzeitig aber zu hier infrage kommenden Beschwerdeentscheidungen befugt sein k&#246;nne, ohne da&#223; dies zur Instanzenverwischung und zur Gefahr der Doppelzust&#228;ndigkeit f&#252;hre. Weil so die Zust&#228;ndigkeit des Landgerichts entfallen sei, trete deshalb an seine Stelle das ihm &#252;bergeordnete Oberlandesgericht (so auch D&#252;nnebier in MDR 1968, 185; L&#246;we-Rosenberg (-D&#252;nnebier), &#167; 125 Anm. 1 a.E.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es bedarf keiner Er&#246;rterung, da&#223; auch im hier gegebenen Fall, des &#220;bergangs durch das Rechtsmittel der Berufung das Landgericht f&#252;r erstinstanzliche Haftentscheidungen zust&#228;ndig wird, da insoweit auch f&#252;r diesen Fall des &#220;bergangs &#167; 126 Abs. 2 StFO anwendbar ist, Mit der nach &#167; 221 StPO bewirkten Obergabe der Akten an don Vorsitzenden den Berufungsgerichte ist dieses als "mit der Sache befa&#223;t" in Sinne von &#167; 126 Abs. 2 S. 1 StPO anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag sich aber der Ansicht des OLG Frankfurt nicht anzuschlie&#223;en. Er idt vielmehr mit dem OLG Karleruhe (vgl. Beschlu&#223; vom 11.4.1972 in NJW 1972, 1723 - OLGSt zu &#167; 117 StPO, Seite 3) der Auffassung, da&#223; die Beschwerde des Untersuchungsh&#228;ftlings in solchen F&#228;llen des &#220;bergangs <u>als verfahrensrechtlich &#252;berholt</u> anzusehen ist (vgl. ferner OLG Oldenburg, in NJW 1957, 233; OLG Hamm vom 1.3.1957 in 3 Ws 71/57; dasselbe vom 27.1.1967 in 3 Ws 82/67). Ma&#223;gebend hierf&#252;r ist in erst er. Linie der Wortlaut des &#167; 126 Abs. 2 S. 1 und 2 StFO, wonach f&#252;r weitere erstinstanzliche Haftentscheidungen das jeweils mit der (Haupt-) Sache befa&#223;te Gericht zust&#228;ndig ist, au&#223;er im Falle der Einlegung der Revision, f&#252;r den es bei der Haft Zust&#228;ndigkeit des iudex a quo verbleibt; ganz ersichtlich soll nach dem Willen des Gesetzgebers das Revisionsgericht als Beschwerdegericht f&#252;r <u>weitere erstinstanzliche</u> Haftentscheidungen erhalten bleiben. Der &#220;bergang der erstinstanzlichen Haftentscheidungen beinhaltet, da&#223; anstelle des Amtsgerichts nunmehr die Strafkammer f&#252;r Ma&#223;nahmen nach &#167; 119 StPO zust&#228;ndig wird, ebenso f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Haftpr&#252;fung - &#167; 117 Abs. 1 StFO -, wenn der Untersuchungsh&#228;ftling dies beantragt, Hierbei w&#228;re die Strafkammer befugt zu entscheiden, ob die Aufhebung des Haftbefehls (&#167; 120 StPO) oder Ma&#223;nahmen nach &#167; 116 StPO verantwortet werden k&#246;nnen oder ob die Untersuchungshaft - unter eventueller Erg&#228;nzung der Haftvoraussetzungen wie der Haftgr&#252;nde - fortzudauern habe. Bei dieser Lage ist eine Beschwerde gegen die Haftfortdauerentscheidung des Amtsgerichte <u>in einen Antrag auf Haft</u>pr&#252;fung nach &#167; 117 Abs. 1 StPO umzudeuten, der nach &#167; 117 Abs. 2 StPO ohnehin vor der Beschwerde den Vorrang hat (so auch OLG Karlsruhe a.a.O.; OLG Oldenburg a.a.O.; OLG Hamm a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Eine solche Haftpr&#252;fung hat ... im vorliegenden Falle die Strafkammer, ersichtlich, wenn auch unter anderer Ansicht &#252;ber die Verfahrenslage, vorgenommen. Sie hat sich Mit dem Beschlu&#223; von 28. Mai 1974 - unter Erg&#228;nzung der Haftvoraussetzungen durch Bezugnahme auf die Gr&#252;nde des Urteils erster Instanz und unter besonderem Hinweis auf die fortdauernden Haftgr&#252;nde - f&#252;r die Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft entschieden, damit zum Ausdruck gebracht, da&#223; sie nach Lage der Sache weder eine Aufhebung des Haftbefehls noch eine Aussetzung der Untersuchungshaft f&#252;r geboten erachtet. Diese als Ergebnis ihrer nach &#167; 117 Abs. 1 StPO erfolgten Haftpr&#252;fung anzusehende Entschuldung hat die Strafkammer, weil sie eine Nichtabhilfeentscheidung zu treffen meinte, da&#223; Angeklagten aber noch nicht zugestellt. Das ist mit Bedacht auf &#167; 117 Abs. 2 S. 2 StPO nachzuholen.</p>
316,065
lg-arnsberg-1974-05-27-3-s-3574
{ "id": 801, "name": "Landgericht Arnsberg", "slug": "lg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 S 35/74
"1974-05-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:48"
"2019-03-27T09:41:31"
Urteil
ECLI:DE:LGAR:1974:0527.3S35.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 3. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 27. Mai 1974</p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p></p> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 19. Dezember 1973 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Warstein wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>____________</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer einer Wiese. Diese Wiese geh&#246;rt zum Bezirk der R&#252;thener Waldjagd. Der Beklagte ist P&#228;chter dieser Jagd. Laut Pachtvertrag ist er verpflichtet, Wildsch&#228;den zu ersetzten. Im Herbst und Winter 1971 sowie im Fr&#252;hjahr 1972 richtete Schwarzwild auf der Wiese des Kl&#228;gers Schaden an. Aus diesem Grunde fanden am 19.4. und 15.6.1972 Wildschadenstermine statt. In der Niederschrift &#252;ber den Termin am Schadensort vom 19.4.1972 wird zum Schadensumfang festgestellt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Starke Wildsch&#228;den durch Schwarzwild. 2 Morgen Totalschaden. 5000 qm &#225; 0,20 DM, 5000 qm &#225; 0,15 DM = 1.750,&#8212;DM".</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In dem Protokoll &#252;ber den Termin vom 15.6.1972 ist zum Unfang des Schadens vermerkt:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Die Besichtigung ergab, dass der Schaden wie beim ersten Termin in voller H&#246;he besteht. Eine g&#252;tliche Einigung (war) nicht zu erzielen."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat an den Kl&#228;ger 950,-- DM gezahlt. Der Kl&#228;ger hat mit der am 29.1.1973 bei Gericht eingegangenen Klage den Ersatz des Schadens in dem Unfang verlangt, wie er in der Niederschrift im Termin vom 19.4.1972 genannt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, die Niederschriften &#252;ber die Wildschadenstermine vom 19.4.1972 und 15.6.1972 seien ihm von der Amtsverwaltung erst am 12.2.1973 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zur St&#252;tzung seiner Klageforderung hat er sich auf die Feststellungen zur Schadenh&#246;he der Niederschrift vom 19.4.1972 berufen. Er hat die Ansicht vertreten, dass diese Niederschrift ein den Vorschriften des Landesjagdgesetzes von Nordrhein-Westfalen (KJG NW) entsprechendes schriftliches Gutachten sei, und dass er das zur Klageerhebung notwendige Verfahren des LJG NW damit ordnungsgem&#228;&#223; abgewickelt habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 800,-- DM nebst 4 &amp; Zinsen seit dem 5.2.1973 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, der Bescheid &#252;ber das Scheitern des 2. Wildschadenstermin vom 15.6.1972 sei dem Kl&#228;ger durch die Amtsverwaltung bereits am 26.7.1972 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat die Ansicht vertreten, das Vorverfahren leide deswegen an einem erheblichen Mangel, weil nach dem Fehlschlagen des Einigungsversuchs am 19.4.1972 in &#167; 36 LJG NW vorgeschriebene schriftliche Gutachten eines Schadenssch&#228;tzers nicht vorgelegen habe. Die Niederschrift vom 19.4.1972 erf&#252;lle diese Voraussetzungen nicht. Es fehle daher an einer Prozessvoraussetzung.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen hat er die Feststellungen in der Niederschrift vom 19.4.1972 zu Schadensh&#246;he bestritten. Der Sch&#228;tzer habe die Qualit&#228;t der Wiese falsch beurteilt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat nach Beweisaufnahme die Klage als unzul&#228;ssig abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, das Vorverfahren zu Feststellung des Umfangs des Wildschadens nach dem LJG NW leide an einem wesentlichen Mangel. Ein schriftliches Gutachten des Sch&#228;tzers fehle bzw. die vorhandene Niederschrift vom 19.4.1972 reichen nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 16.1.1974 zugestellte Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers vom 14.2.1974, die er am 6.3.1974 begr&#252;ndet hat. Der Kl&#228;ger wiederholt sein bisheriges Vorbringen. Erg&#228;nzend tr&#228;gt er vor, das schriftliche Gutachten, das das LJG NW (&#167; 36) fordere, sei nur eine Weisung an den Sch&#228;tzer und keine Voraussetzung f&#252;r die Klagebefugnis des Gesch&#228;digten. Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts brauche ein schriftliches Gutachten im 2. Termin zur Schadensfeststellung noch nicht vorzuliegen. Die vorhandenen Niederschriften vom 19.4.1972 und vom 15.6.1972 gen&#252;gten den Anforderungen des gesetzlich vorgeschriebenen schriftlichen Gutachtens. Der 2. Termin vom 15.6.1972 w&#228;re auch bei Vorhandensein eines schriftlichen Gutachtens gescheitert.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach seinen Schlussantr&#228;gen in I. Instanz zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt sein bisheriges Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>_____________________</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist zul&#228;ssig, sachlich jedoch nicht gerechtfertigt. Das Amtsgericht hat zu Recht die Klage als unzul&#228;ssig abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 35 Bundesjagdgesetz kann in Wild- und Jagdschadenssachen der ordentliche Rechtsweg erst bestritten werden, wenn ein Feststellungsverfahren gem&#228;&#223; &#167; 33 &#8211; 35 des LJG NW vom 26.5.1964 durchgef&#252;hrt ist. Dazu geh&#246;rt die f&#246;rmlich Feststellung des Schadens des Vorverfahrens gem&#228;&#223; &#167; 36 LJG NW, was einem Vorbescheid entspricht, wie ihn die Bestimmungen anderer L&#228;nder vorsehen. Fehlt es an dieser f&#246;rmlichen Feststellung, so ist eine unmittelbar erhobenen Klage ohne weitere Sachpr&#252;fung als unzul&#228;ssig abzuweisen (Mitzchke, Sch&#228;fer, Kommentar zum BJG, 3. Aufl. 1971, Anm. 3 c aa zu &#167; 35); Ferndau, das Jagdrecht NRW 1967, Erl&#228;uterungen zu &#167; 33 LJG NW).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat bereits in dem am 3.9.1973 verk&#252;ndeten Urteil &#8211; 3 S 124/73 LG Arnsberg &#8211; festgestellt, da&#223; die auch in diesem Verfahren vertretene Ansicht des Kl&#228;gers, Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzung f&#252;r eine Klage vor dem ordentliche Gericht sei, da&#223; das Vorverfahren &#252;berhaupt, nicht aber, da&#223; es fehlerfrei durchgef&#252;hrt worden sie, so allgemein nicht gefolgt werden kann. Diese Rechtsauffassung sein nur insofern richtig, als nicht jeder Fehler des Vorverfahrens zur Unzul&#228;ssigkeit eine Klage im ordentlichen Rechtsweg f&#252;hrt. Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzung einer Klage ist, da&#223; das Vorverfahren jedenfalls in seinen wesentlichen Bestandteilen durchgef&#252;hrt sein mu&#223;. In dem genannten Urteil hat die Kammer bereits ausgef&#252;hrt, das ein wesentliches Erfordernis des Vorverfahrens ist, da&#223; eine g&#252;tliche Einigung erfolglos versucht und das Scheitern des Einigung f&#246;rmlich festgestellt sein mu&#223;. Diese Feststellung ist im vorliegenden Fall durch die Nachricht &#252;ber den Termin am 15.6.1972 getroffen worden. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme steht fest, da&#223; entsprechende beglaubigte Ablichtungen der Niederschriften dem Kl&#228;gererst am 15.2.1973 zugestellt worden sind. Das ergibt sich aus der Auskunft der Amtsverwaltung R&#252;then vom 5.4.1973. Die am 26.1.1973 erhobene Klage auf Ersatz des Wildschadens ist demnach nicht versp&#228;tet.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist dennoch unzul&#228;ssig, weil das Vorverfahren am einem wesentlichen Mangel leidet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Da in dem Gem&#228;&#223; &#167; 34 LJG NW vorgesehenen Termin am Schadensort eine g&#252;tliche Einigung nicht herbeigef&#252;hrt werden konnte, war der Schaden gem&#228;&#223; &#167; 36 LJG NW zu sch&#228;tzen. In die Schadenfeststellung ist ein Sch&#228;tzer einzubeziehen, der den Schaden auf Grund der Verhandlungen &#252;ber den Schaden festzustellen hat. Er hat ein schriftliches Gutachten abzugeben. Auf Grund dieses Gutachtens mu&#223; die Gemeinde einen neuen Einigungsversuch zwischen den Parteien unternehmen. Erst nach dem Scheitern dieses Einigungsversuchs kann das Scheitern der Verhandlungen zum Abschlu&#223; des Vorverfahrens in der in &#167; 36 LJG NW vorgeschriebenen Form wirksam festgestellt werden. An einem derartigen schriftlichen Gutachten fehlt es hier. &#167; 36 LJG stellt an das Gutachten ganz bestimmte Anforderungen. Es mu&#223;</p> <span class="absatzRechts">31</span><ol class="absatzLinks"><li>die Bezeichnung und Kulturart des besch&#228;digten Grundst&#252;cks,</li> <li>die Wildart, die den Schaden verursacht hat,</li> <li>den Umfang des Schadens nach Fl&#228;chengr&#246;&#223;e und Anteil der besch&#228;digten Fl&#228;che und </li> <li>den Schadensbetrag enthalten.</li></ol> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen im Gutachten sind mit besonderer Sorgfalt zu treffen und von der Schadenfeststellung im Termin zu trennen. Die Vorschrift des &#167; 36 LJG NW ist ein Schwerpunkt des Vorverfahrens und keine Sollvorschrift oder gar nur eine Weisung an den Sachverst&#228;ndigen, wie der Kl&#228;ger meint. Ohne ein Gutachten, das den Anforderungen des &#167; 36 LJG NW entspricht, ist das Vorverfahren seines wesentliches Zweckes beraubt. Erstes Ziel des Vorverfahrens ist, eine Einigung der Parteien ohne Einschaltung der Gerichte herbeizuf&#252;hren. Die Aussichten, eine derartige Einigung zu erzielen, werden aber, worauf das Amtsgericht zutreffen hinweist, im Vorverfahren wesentlich dadurch erh&#246;ht, da&#223; sorgf&#228;ltige und umfassende Feststellungen zu Schadensh&#246;he den Parteien vorgelegt werden k&#246;nnen. Die Parteien k&#246;nnten durch Kenntnis der Einzelheiten &#252;ber Art, Umfang und H&#246;he der Sch&#228;den zu der Einsicht gelangen, da&#223; ein im nachfolgenden streitigen Verfahren bestellter Sachverst&#228;ndiger zu selben Ergebnis kommen m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Eine weitere wesentliche Aufgabe des Vorverfahrens ist es, die Voraussetzungen daf&#252;r zu schaffen, im anschlie&#223;enden Proze&#223; ohne gro&#223;e Verz&#246;gerungen dar&#252;ber entscheiden zu k&#246;nnen, welche Anspr&#252;che entstanden sind, wenn eine g&#252;tliche Einigung unter den Parteien nicht m&#246;glich ist. Eine solche Entscheidung w&#252;rde wesentlich erschwert, oder gar unm&#246;glich gemacht, wenn nicht alsbald nach Auftreten des Schadens sein Umfang festgestellt w&#252;rde. Es liegt in der Natur der hier zu regulierenden Sch&#228;den, da&#223; sie schon nach relativ kurzer Zeit nicht mehr exakt festgestellt werden k&#246;nnen. Das Vorverfahren hat deshalb, worauf ebenfalls schon das angefochtene Urteil hinweist, als wesentliche Aufgabe eine Beweissicherungsfunktion. Auch diese Aufgabe k&#246;nnte das Gutachten ohne die in &#167; 36 LJG NW geforderten Angaben zum Schaden nicht erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Den Anforderungen, die an das Gutachten zu stellen sind, gen&#252;gt die Niederschrift vom 19.4.1972 nicht. In der Niederschrift wird nur pauschal festgestellt, da&#223; 2 Morgen Totalschaden entstanden sind. Es fehlt die Bezeichnung und die Kulturart des besch&#228;digten Grundst&#252;cks. Ferner hei&#223;t es lediglich, einmal seien f&#252;r 5000 qm 0,20 DM und einmal f&#252;r 5000 qm 0,15 DM als Schaden einzusetzen. Das sind keine nachpr&#252;fbaren und ausreichenden Feststelllungen zum Schadensbetrag. Es ist nicht ersichtlich, warum der Schaden einmal 0,20 DM und einmal 0,15 DM pro qm betragen soll. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat im Gegensatz zur Ansicht des Kl&#228;gers nicht darauf abgestellt, da&#223; das Gutachten im 2. Termin zur Schadensfeststellung bereits vorliegen m&#252;sse. Es hat lediglich aufgef&#252;hrt, da&#223; auf Grund des Gutachtens die Gemeinde einen neuen Versuch zur g&#252;tlichen Einigung unternehmen m&#252;sse, ehe sie das endg&#252;ltige Scheitern der Verhandlungen feststellen k&#246;nnte. Da das Gutachten nach dem Wortlaut des &#167; 36 LJG NW den entstandenen Schaden auf Grund der Verhandlungen festzustellen hat, wird es die Regel sein, da&#223; das schriftliche Gutachten im 2. Termin nicht vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p>
316,066
olgham-1974-05-20-4-ss-owi-25374
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ss OWi 253/74
"1974-05-20T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:50"
"2019-03-27T09:41:31"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1974:0520.4SS.OWI253.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird im Bu&#223;geldausspruch aufgehoben. Gegen den Betroffenen wird eine Geldbu&#223;e von 100,00 DM festgesetzt. Die weitergehende Rechtsbeschwerde wird verworfen.</p> <p>Die Rechtsbeschwerdegeb&#252;hr wird auf 2/3 erm&#228;&#223;igt und in dieser H&#246;he dem Betroffenen auferlegt. Die Auslagen des Rechtsbeschwerdeverfahrens und die dem Betroffenen in dieser Instanz erwachsenen notwendigen Auslagen tr&#228;gt zu 2/3 der Betroffene, zu 1/3 die Staatskasse.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat gegen den Betroffenen wegen einer Ordnungswidrigkeit gem&#228;&#223; &#167;&#167; 34 Abs. 2, 69 a Abs. 3 Nr. 4 StVZO, 24 StVG, eine Geldbu&#223;e von 150,- DM festgesetzt. Es hat festgestellt, da&#223; der Betroffene seinen Lastkraftwagen mit einer &#220;berschreitung des zul&#228;ssigen Gesamtgewichts um 16,42 % auf &#246;ffentlicher Stra&#223;e gef&#252;hrt hatte. Zur Bu&#223;geldh&#246;he hei&#223;t es in dem Urteil:</p> <br /><span class="absatzRechts">3</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Bei der hiernach gem&#228;&#223; &#167; 24 StVG vorzunehmenden Ahndung dieser Ordnungswidrigkeit ist das Gericht von dem Regelsatz des bundeseinheitlichen Bu&#223;geldkataloges ausgegangen, der f&#252;r diese Ordnungswidrigkeit eine Geldbu&#223;e von 150,- DM vorschreibt. Hiervon abzuweichen bestand kein Anla&#223;."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die vom Senat zur Fortbildung des Rechts zugelassene Rechtsbeschwerde des Betroffenen hat lediglich im Bu&#223;geldausspruch Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Rechtsbeschwerde enth&#228;lt das Urteil in der Beweisw&#252;rdigung keinen Versto&#223; gegen die Denkgesetze. Der Tatrichter war, wie die Urteilsgr&#252;nde eindeutig ergeben, &#252;berzeugt, da&#223; die W&#228;gung des Fahrzeugs des Betroffenen auf einer nicht&#246;ffentlichen Waage zum richtigen Ergebnis gef&#252;hrt hat. Damit liegt auch kein Versto&#223; gegen den Grundsatz "in dubio pro reo" vor. Wenn der Tatrichter im Anschlu&#223; an die Darlegung der Ausf&#252;hrungen des vernommenen Sachverst&#228;ndigen davon spricht, es sei "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" davon auszugehen, da&#223; die technischen Voraussetzungen f&#252;r eine richtige W&#228;gung gegeben gewesen seien, so liegt hierin kein Widerspruch. Entgegen der Auffassung der Revision beinhaltet diese Formulierung (vgl. dazu BGHSt 10, 208; Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg, 22. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 261 StPO m.w.Nachw.; Sarstedt, Die Revision in Strafsachen, 4. Aufl., S. 251 f) keinen einer sicheren &#220;berzeugung entgegenstehenden, nicht &#252;berwundenen Zweifel. Hier hat der Tatrichter vielmehr ersichtlich in der Erkenntnis, da&#223; theoretisch Zweifel denkbar w&#228;ren, aus einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit auf die <u>Gewi&#223;heit</u> der richtigen W&#228;gung geschlossen, d.h., er ist auf diesem Wege zu der &#220;berzeugung einer solchen richtigen W&#228;gung gelangt. Daran war er nicht gehindert (vgl. BayObLG GA 1970, 186). Die richterliche &#220;berzeugung setzt keine mathematische, jede theoretische M&#246;glichkeit des Gegenteils ausschlie&#223;ende Gewi&#223;heit voraus.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Soweit die Rechtsbeschwerde im &#252;brigen die Richtigkeit des Wiegeergebnisses in Zweifel zieht, handelt es sich um einen unzul&#228;ssigen Angriff auf die allein dem Tatrichter vorbehaltene Beweisw&#252;rdigung. Da&#223; die W&#228;gung nicht auf einer <u>&#246;ffentlichen</u> Waage vorgenommen worden ist, kann aus Rechtsgr&#252;nden nicht beanstandet werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die auch sonst rechtsbedenkenfrei getroffenen Feststellungen tragen den Schuldspruch (vgl. BayObLG VerkMitt. 1972, 25; OLG Hamm, 1 Ss OWi 808/73).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsbeschwerde ist dagegen zuzugeben, da&#223; das Amtsgericht bei der Bemessung der Geldbu&#223;e von einer unzutreffenden Stelle des Bu&#223;geldkataloges ausgegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zwar ist im Bu&#223;geldverfahren die Bemessung der Sanktion ebenso wie im Strafrecht Sache des Tatrichters. Die S&#228;tze des Bu&#223;geldkataloges binden die Gerichte nicht. Sie sind Rahmenrichtlinien f&#252;r Regel- und Durchschnittsf&#228;lle mit ausschlie&#223;lich interner Bedeutung f&#252;r Polizei und Verwaltungsbeh&#246;rden; sie wenden sich nicht an die Gerichte. Eine starre, nicht am Einzelfall orientierte Anwendung des Bu&#223;geldkataloges w&#228;re daher nicht statthaft. Das bedeutet aber nicht, da&#223; der Bu&#223;geldkatalog ohne jede Bedeutung f&#252;r die richterliche Bu&#223;geldzumessung ist. Der Bu&#223;geldkatalog wurde erlassen, um bei bestimmten Ordnungswidrigkeiten im Hinblick auf ihre H&#228;ufigkeit und Gleichartigekit eine m&#246;glichst gleichm&#228;&#223;ige Behandlung zu erreichen. An diesem Zweck kann auch der Richter nicht vorbeigehen. Er ist gehalten, in seiner Rechtsfindung danach zu streben, im wesentlichen gleiche Sachverhalte auch m&#246;glichst gleich zu behandeln. Das ist eine Forderung der Gerechtigkeit. Dies gilt in besonderem Ma&#223;e f&#252;r die massenweise vorkommenden Ordnungswidrigkeiten im Stra&#223;enverkehr. Eine wesentliche Hilfe f&#252;r eine m&#246;glichst gleichartige Beurteilung ist der Bu&#223;geldkatalog. Der Richter mu&#223; daher die Bu&#223;gelds&#228;tze als Orientierungshilfen f&#252;r D&#252;chschnitts- und Regelf&#228;lle in Rechnung stellen, auch wenn ihn dies andererseits nicht von der eigenen Pr&#252;fung befreit, festzustellen, ob diese S&#228;tze dem Regelfall angemessen sind (vgl. Sen.Beschl. JMBl. NRW 1972, 70 und DAR 1972, 336, jew. m.w.Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wie die Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Urteil ergeben, ist vorliegend der Tatrichter sich der dargelegten Notwendigkeit der Ber&#252;cksichtigung des Bu&#223;geldkataloges bewu&#223;t gewesen. Er ist jedoch ersichtlich von einem unzutreffenden Bu&#223;geldsatz ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Bu&#223;geldkatalog f&#252;r Stra&#223;enverkehrsordnungswidrigkeiten enth&#228;lt in der ab 17. August 1972 bundeseinheitlich geltenden Fassung (Verkehrsblatt 1972, 662) in Nr. 19 unter der Bezeichnung "F&#252;hren eines Fahrzeugs unter &#220;berschreiten der zul&#228;ssigen Gewichte, Achslasten und Anh&#228;ngelasten" und unter Angabe des &#167; 23 Abs. 1 StVO f&#252;nf je nach dem Ma&#223; der &#220;berschreitung von 50 bis 250,- DM gestaffelte Regels&#228;tze. Nach Nr. 19.2 betr&#228;gt der Regelsatz f&#252;r ein &#220;berschreiten um mehr als 15 % nur 75,- DM. Wenn das Amtsgericht von einem Regelsatz von 150,00 DM ausgegangen ist, so hat es hierbei ersichtlich Nr. 27.2 des Bu&#223;geldkataloges zugrunde gelegt. Das war nicht ang&#228;ngig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">In Nr. 27 wird als Ordnungswidrigkeit bezeichnet das "Anordnen oder Zulassen der Inbetriebnahme eines Fahrzeugs unter &#220;berschreiten der zul&#228;ssigen Gewichte, Achslasten und Anh&#228;ngelasten"; hierbei sind die &#167;&#167; 31 Abs. 2, 34, 42 StVZO angef&#252;hrt. Sowohl aus der Bezeichnung der Ordnungswidrigkeit, als auch aus der Anf&#252;hrung des &#167; 31 <u>Abs. 2</u> StVZO ergibt sich, da&#223; diese Katalognummer nur dann in Betracht kommt, wenn der Fahrzeughalter (ggfls. auch eine vom Halter beauftragte Person) anordnet oder zul&#228;&#223;t, da&#223; ein <u>Dritter</u> das vorschriftswidrig beladene Fahrzeug f&#252;hrt. (Das gleiche gilt f&#252;r die Nummern 25 im Verh&#228;ltnis zu 18, 26 im Verh&#228;ltnis zu 17.)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung der Katalognummer 27 auf den Fall, da&#223; der Halter nicht einen anderen beauftragt, mit einem &#252;berladenen Fahrzeug zu fahren (oder solches zul&#228;&#223;t), sondern selbst f&#228;hrt stellt nach der Auffassung des Senats unter diesen Umst&#228;nden eine unzul&#228;ssige Analogie zu Lasten des Betroffenen dar.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zwar ist der Generalstaatsanwaltschaft zuzustimmen, da&#223; die unterschiedlichen Bu&#223;geldandrohungen gegen&#252;ber Halter und Fahrer sich aus der Erw&#228;gung erkl&#228;ren lassen, "da&#223; den Halter als denjenigen, der in erster Linie die Verf&#252;gungsgewalt &#252;ber das Fahrzeug hat, in gr&#246;&#223;erem Ma&#223;e ein Verschulden trifft als dessen F&#252;hrer, der in der Regel - jedenfalls im gewerblichen Verkehr - nur die Weisungen des Halters befolgt, der aus der &#220;berladung auch den eigentlichen Nutzen zieht". Aber selbst wenn man mit der Generalstaatsanwaltschaft weiter davon ausgeht, da&#223; diese Gr&#252;nde f&#252;r eine Besserstellung des Fahrzeugf&#252;hrers nicht mehr durchgreifen, wenn er - wie hier - zugleich der Fahrzeughalter ist, so reicht dies angesichts des eindeutigen Wortlauts und der ebenso eindeutigen Paragraphenanf&#252;hrung zu einer ausdehnenden Anwendung der Katalognummer 27 auf den das Kraftfahrzeug selbst f&#252;hrenden Halter nicht aus, abgesehen davon, da&#223; die in Nr. 27 enthaltene Verdoppelung der S&#228;tze der Nr. 19 auch noch daraus gerechtfertigt werden kann, da&#223; den Halter - zumindest im Falle der Anordnung - in der Regel zus&#228;tzlich der Vorwurf trifft, aus eigens&#252;chtigen Motiven einen anderen erh&#246;hter Unfallgefahr und der Gefahr von Sanktionen ausgesetzt zu haben. F&#252;hrt der Halter sein Kraftfahrzeug selbst, so liegt dieses Erschwerungsmoment nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Als Ausgangspunkt f&#252;r die Bu&#223;geldbemessung kommt somit, da der Bu&#223;geldkatalog keine besonderen S&#228;tze f&#252;r das F&#252;hren eines &#252;berladenen (oder sonst verkehrsunsicheren) Fahrzeugs durch den Kraftfahrzeughalter selbst enth&#228;lt, vorliegend allein Nr. 19 des Bu&#223;geldkataloges (F&#252;hren eines &#252;berladenen Kraftfahrzeugs) in Betracht. Zwar ist dort als verletzte Rechtsnorm &#167; 23 Abs. 1 StVO angegeben. Das ist jedoch lediglich insofern unrichtig, als die Vorschriften der &#167;&#167; 30, 32 ff. StVZO als engere Sondervorschriften der genannten Bestimmung der StVO vorgehen (vgl. BayObLG VerkMitt. 1972, 25, OLG Hamm, 1 Ss OWi 808/73).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist gem&#228;&#223; Nr. 19.2 des Bu&#223;geldkataloges von einem Regelsatz von 75,- DM auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl ist eine Zur&#252;ckverweisung der Sache nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Auch bei einer erneuten Verhandlung vor dem Tatrichter sind keine neuen Feststellungen zu erwarten, die f&#252;r die Bemessung der H&#246;he des verwirkten Bu&#223;geldes von Bedeutung sein k&#246;nnten. Der Senat entscheidet daher gem&#228;&#223; &#167; 79 Abs. 6 OWiG selbst abschlie&#223;end.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie im Strafverfahren sch&#228;rfend verwertet werden kann, da&#223; der T&#228;ter nicht blo&#223; als Kraftfahrer, sondern auch als Fahrzeughalter pflichtwidrig gehandelt hat (vgl. BGH VRS 17, 43), kann dies im Ordnungswidrigkeitenverfahren zu einer h&#246;heren als der Regelbu&#223;e f&#252;hren. Der Halter hat in solchem Falle, wie die Generalstaatsanwaltschaft zu Recht ausf&#252;hrt, nicht nur die Voraussetzungen f&#252;r die Inbetriebnahme des &#252;berladenen Fahrzeugs geschaffen, sondern dieses auch im Verkehr selbst gef&#252;hrt. Der Senat erachtet vorliegend eine &#252;ber dem Regelsatz von 75,- DM liegende Geldbu&#223;e f&#252;r erforderlich. Angesichts des Umstandes, da&#223; die &#220;berladung noch im unteren Bereich der von der Katalognummer 19.2 umfa&#223;ten &#220;berladungswerte (15 bis 20 %) gelegen hat, erschien dem Senat eine Geldbu&#223;e von 100,00 DM angemessen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Generalstaatsanwaltschaft hatte mit der Erw&#228;gung, der Betroffene m&#252;sse sich gefallen lassen, wie jeder andere Fahrzeughalter, wenn nicht gar strenger, behandelt zu werden, Verwerfung der Rechtsbeschwerde beantragt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und Auslgen des Rechtsbeschwerdeverfahrens beruht auf &#167;&#167; 473 Abs. 4 StPO, 46 Abs. 1 OWiG.</p>
316,067
olgham-1974-05-16-4-ss-owi-19974
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4 Ss OWi 199/74
"1974-05-16T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:51"
"2019-03-27T09:41:30"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1974:0516.4SS.OWI199.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Rechtsbeschwerde des Betroffenen wird auf seine Kosten verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat gegen den Betroffenen wegen fahrl&#228;ssiger Zuwiderhandlung gegen &#167;&#167; 1, 8 StVO ein Bu&#223;geld in H&#246;he von 40,- DM festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Es hat im wesentlichen folgende Feststellungen getroffen: Der Betroffene beabsichtigte, am 16. August 1973 gegen 11.55 Uhr auf dem Parkplatz ... in ... seinen Pkw zu parken. Als er den Parkplatz auf dem zu diesem f&#252;hrenden Zufahrtsweg gerade erreicht hatte, n&#228;herte sich auf dem in diesen einm&#252;ndenden Abfahrtsweg von rechts ein Pkw. Als dessen Fahrerin, die nach Parken auf dem Parkplatz diesen verlassen wollte, nach links in den Zufahrtsweg einbog, kam es zu einem Zusammensto&#223; beider Kraftwagen. Der Pkw des Betroffenen stie&#223; mit dem vorderen Aufbau gegen den linken Scheinwerfer des anderen Pkw's, wodurch nicht unerheblicher Sachschaden entstand.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde, die mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen die Verletzung sachlichen Rechts r&#252;gt und die der Senat zur Fortbildung des Rechts zugelassen hat, konnte keinen Erfolg haben. Die getroffenen Feststellungen tragen die Verurteilung des Betroffenen wegen einer fahrl&#228;ssigen Zuwiderhandlung nach &#167;&#167; 1, 8 StVO. Die Frage - derentwegen der Senat die Rechtsbeschwerde allein zugelassen hat - ob die Vorfahrtregel "rechts vor links" auch auf Fahrspuren &#246;ffentlicher Parkpl&#228;tze Anwendung findet, ist zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Stra&#223;enverkehrsordnung wendet sich an den Fahrverkehr au&#223;erhalb der eigentlichen Stra&#223;en ausdr&#252;cklich in &#167; 10 StVO; die Bestimmung betrifft das Verhalten beim Ausfahren aus Grundst&#252;cken, betrifft also den &#220;bergang von Verkehrsnebenfl&#228;chen in den eigentlichen Stra&#223;enverkehrsraum, nicht aber das Verkehrsverhalten auf solchen Nebenfl&#228;chen selbst. Die Vorfahrtsregeln des &#167; 8 StVO betreffen Kreuzungen und Einm&#252;ndungen - im Wortsinne die Schnittfl&#228;chen mindestens zweier Fahrbahnen verschiedener sich kreuzender oder aufeinander zulaufender <u>Stra&#223;en</u> (vgl. OLG Hamm vom 18.11.1968 in DAR 69, 279). Der Begriff der Stra&#223;e setzt regelm&#228;&#223;ig eine besondere &#246;ffentliche Widmung voraus. An solcher besonderen &#246;ffentlichen Widmung mag es bei innerst&#228;dtischen, der Allgemeinheit zug&#228;nglichen Parkpl&#228;tzen h&#228;ufig fehlen. Das steht nach Auffassung des Senats aber der <u>unmittelbaren</u> Anwendung der Vorfahrtsregel des &#167; 8 Abs. 1 StVO auf solchen Verkehrsnebenfl&#228;chen nicht entgegen. Auf die &#228;u&#223;erlich selten erkennbare &#246;ffentliche Widmung (vgl. Cramer, Stra&#223;enverkehrsrecht, Frankfurt 1971, zu &#167; 8 Rz. 35 u. 65 ff,) kann es nicht entscheidend ankommen f&#252;r die Frage, ob die Grundregel unmittelbar oder nur analog anzuwenden ist. Bei den hohen Frequenzen heutigen innerst&#228;dtischen Fahrzeugverkehrs kommt den der Allgemeinheit zug&#228;nglichen Parkfl&#228;chen - ob es sich dabei um Parkh&#228;user oder Parkpl&#228;tze handelt, kann dabei keinen Unterschied machen - eine solche Bedeutung zu, da&#223; aus Gr&#252;nden der Verkehrssicherheit gebeten ist, sie als Verkehrsraum anzusehen, der von den Vorschriften des Stra&#223;enverkehrsrechts umfa&#223;t wird (vgl. OLG D&#252;sseldorf vom 27. 11. 1969 in VRS 39, 204 m.w.N.). Ihre immer wichtiger werdende Aufgabe ist es, die Innenst&#228;dte vom ruhenden Verkehr zu entlasten, wenn nicht gar vollends zu befreien. Ist der Kraftfahrer aber zunehmend auf diese Parkfl&#228;chen angewiesen, vermehrt sich auch das verkehrssicherheitsbedingte Bed&#252;rfnis, sie den Verhaltensvorschriften des Gesamtverkehrs, und zwar auch &#252;ber &#167; 1 StVO hinausgehend zu unterwerfen. Aus diesem, den Gegebenheiten des Verkehrs resultierenden Zwang mu&#223; ihre faktische &#214;ffentlichkeit als gen&#252;gend angesehen werden; das ist unter anderen Gesichtspunkten von obergerichtlicher Rechtsprechung seit l&#228;ngerem bejaht worden (BGHSt 16, 7 = VHS 20, 453; im Anschlu&#223; an BGHZ vom 2. 4. 1957 in VRS 12, 414; OLH D&#252;sseldorf a.a.O. zur Geltung des &#167; 316 StGB auf Verkehrswegen eines Parkhauses; KG v. 2. 5. 1968 in VRS 35, 458 bei der - privaten - Zufahrtsstra&#223;e zu einem Industriegel&#228;nde; vgl. auch zu Bahnhofsvorpl&#228;tzen OLG Hamm v. 7. 8. 1973 (Leitsatz in NJW 73, 2117) - 3 Ss 56/73 - in VRS 45, 349). In diesem Zusammenhang ist unerheblich, ob das Parken f&#252;r den Kraftfahrer geb&#252;hrenpflichtig ist, ob es sich hierbei um eine kommunale Einrichtung oder eine solche privater Art handelt; entscheidend, ist, da&#223; sie der Allgemeinheit offensteht (vgl. OLG D&#252;sseldorf a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zum Begriff der Stra&#223;e geh&#246;rt - zumindest im innerst&#228;dtischen Bereich - ferner, da&#223; es sich um eine Wegef&#252;hrung handelt, die durch ihre technische Konstruktion und Beschaffenheit geeignet ist, Fahrverkehr aufzunehmen und unmi&#223;verst&#228;ndlich zu leiten. An besonders ausgebauten oder markierten Wegf&#252;hrungen in diesem technischen Sinne fehlt es wiederum nicht selten bei innerst&#228;dtischen, der Allgemeinheit zug&#228;nglichen Parkpl&#228;tzen. Soll die Regel "rechts vor links" auf einem Parkplatz gelten, so werden - entsprechend der Bezogenheit von &#167; 8 Abs. 1 StVO auf Kreuzungen und Einm&#252;ndungen im oben er&#246;rterten Sinne jedoch bestimmte Mindestanforderungen im Hinblick auf das Vorhandensein von Fahrspuren zu stellen sein. Fahrspuren auf Parkpl&#228;tzen (ebenso wie in Parkh&#228;user und Tiefgaragen) haben den Sinn, den ein- und abflie&#223;enden Verkehr einerseits vom ruhenden Verkehr auf den Einstellpl&#228;tzen zu trennen, beide Verkehrsarten leicht und &#252;bersichtlich zu ordnen; andererseits dienen sie dazu, daranliegende Einstellpl&#228;tze schnell erreichen und verlassen zu k&#246;nnen. Im besonderen hierdurch werden &#246;ffentliche Parkfl&#228;chen ihrer besonderen Verkehrsbedeutung, innerst&#228;dtische Stra&#223;en zu entlasten, gerecht. Nach Auffassung des Senats macht dabei keinen Unterschied, ob die Kennzeichnung der verschiedenen Funktionsfl&#228;chen - n&#228;mlich Wege und Einstellpl&#228;tze - durch Farblinien, Pflasterstreifen, unterschiedliche Oberfl&#228;chengestaltung, durch Kettenf&#252;hrung, Pflanzstreifen oder &#228;hnliche Mittel vorgenommen ist. Wesentlich ist nur, da&#223; die Kennzeichnung eine unmi&#223;verst&#228;ndliche Wegef&#252;hrung, gleich der Fahrbahn einer Stra&#223;e, ergibt. Den Gr&#252;nden des angefochtenen Urteils kann entnommen werden, da&#223; der hier in Frage stehende Parkplatz solcherlei Kennzeichnung aufweist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#220;berschneiden sich solche Fahrspuren, entsteht eine kreuzungsgleiche Lage. Je nach Besetzung der Parkfl&#228;chen oder nach der technischen Ausgestaltung der Gesamtanlage kann der Einblick in die kreuzende oder einm&#252;ndende Fahrspur von einer anderen f&#252;r den Kraftfahrer schwierig sein. Bei solcher Lage es dabei bewenden zu lassen, da&#223; einander "begegnende" Kraftfahrer sich verst&#228;ndigen (vgl. Jagusch, 20. Aufl. zu &#167; 8 StVO, Rz. 32) erscheint unzureichend. Nach Ansicht des Senats ist es ein unabweisbares Bed&#252;rfnis der Verkehrssicherheit, die Grundregel "rechts vor links" eingreifen zu lassen, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie sich bereits stark in Bewu&#223;tsein und Fahrverkehrsgewohnheit der Bev&#246;lkerung eingepr&#228;gt hat (vgl. Cramer a.a.O. zu &#167; 8 Rz. 65). Zwar wird man davon ausgehen k&#246;nnen, da&#223; auf solchen Fahrspuren nicht besonders schnell gefahren wird; dennoch bringt die spezielle Verkehrssituation mit sich, da&#223; die Aufmerksamkeit des Kraftfahrers von der Suche nach einem freien und geeigneten Einstellplatz gefangengenommen sein kann. Gerade dies n&#246;tigt aber dazu, ihm lediglich die Beachtung der eingeschliffenen Grundregel abzuverlangen. - Da&#223; sich dies nur auf kreuzende Fahrspuren beziehen, nicht aber im Verh&#228;ltnis der Fahrspur zu einem Einstellplatz und umgekehrt gelten kann, sei nur zur Klarstellung erw&#228;hnt; derjenige, der einen Einstellplatz auf die Fahrspur hin verlassen, die Situation ruhenden Verkehrs aufgeben will, hat bei solcher Lage dem fahrenden Verkehr auf dessen Spuren besondere Sorgfalt zuzuwenden, ihm Vorrang zu gew&#228;hren, auch dann, wenn dies der Grundregel des &#167; 8 Abs. 1 StVO nicht entspricht. -</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit dieser hier vertretenen Ansicht weicht der Senat auch richt von der Entscheidung des OLG Stuttgart vom 17. 4. 1973 - 1 Ss 201/73 - in VRS 45, 313 ab, die hervorhebt, da&#223; "die unmittelbare und entsprechende Anwendung der Vorfahrtsregel "rechts vor links" dem flie&#223;enden Verkehr" auf markierten Fahrspuren gr&#246;&#223;erer Pl&#228;tze dienlich sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Da auch die H&#246;he des Bu&#223;geldausspruches keinen Bedenken unterliegt, war die Rechtsbeschwerde mit der Kostenfolge aus &#167; 473 StPO, &#167; 46 OWiG zu verwerfen.</p>
316,068
olgd-1974-04-03-15-u-13373
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 U 133/73
"1974-04-03T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:53"
"2019-03-27T09:41:30"
Urteil
ECLI:DE:OLGD:1974:0403.15U133.73.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 18. Mai 1973 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgericht Duis-burg teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin 1.916,50 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31. Oktober 1972 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges fallen zu 1/4 der Kl&#228;gerin und zu 3/4 den Beklagten als Gesamtschuldnern zur Last. Die Kosten des Berufungsrechtszuges hat die Kl&#228;gerin zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;gerin wird nach-gelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 150,-- DM abzuwenden.</p> <p>Die Sicherheit kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssi-gen gro&#223;en Bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 03.06.1971 gegen 7 Uhr befuhr der in Diensten der Kl&#228;gerin stehende Arbeiter X. mit seinem Moped die 7,8 m breite A. Stra&#223;e in B. in Richtung C., und zwar au&#223;erhalb der geschlossenen Ortschaft. Die Geschwindigkeit war dort durch ein Verkehrszeichen auf 60 km/h beschr&#228;nkt. X. hatte Alkohol genossen. Seine Blutalkoholkonzentration betrug 1,14 &#137;. Der Beklagte zu 2 befuhr mit seinem Personenkraftwagen, haftpflichtversichert bei der Beklagten zu 2, die A. Stra&#223;e ebenfalls in Richtung C.. Als X. nach links in ein Gr&#252;ndst&#252;ck abbog, stie&#223;en beide Fahrzeuge zusammen. X. wurde verletzt. F&#252;r die ersten sechs Wochen seiner Arbeitsunf&#228;higkeit zahlte ihm die Kl&#228;gerin 2.247,23 DM Lohn und 24,23 DM Sozialzulage. Au&#223;erdem f&#252;hrte sie in H&#246;he von 283,87 DM Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung ab und zahlte in H&#246;he von 40,43 DM Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft. Mit der Klage verlangt sie von den Beklagten die Erstattung dieser Aufwendungen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen: X. habe die beabsichtigte Fahrtrichtungs&#228;nderung rechtzeitig angezeigt und sich dann nach links zur Stra&#223;enmitte eingeordnet. Er sei mit minimaler Geschwindigkeit weitergefahren, weil er einen entgegenkommenden Wagen habe passieren lassen m&#252;ssen; dabei habe er weiterhin Zeichen gegeben. Der Beklagte zu 2, der sich der Unfallstelle mit erheblicher Geschwindigkeit gen&#228;hert habe, habe offenbar den Mopedfahrer &#252;bersehen, obwohl er ihn bereits aus einer Entfernung von 100 m bis 130 m in der Stra&#223;enmitte h&#228;tte wahrnehmen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an sie 2.595,76 DM nebst Zinsen in H&#246;he von 3 % &#252;ber dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank seit dem 10. Juli 1972 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben gebeten,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie haben vorgetragen: X. sei infolge seines erheblichen Alkoholgenusses und der daraus resultierenden absoluten Fahrunt&#252;chtigkeit pl&#246;tzlich nach links gegen das Fahrzeug des Beklagten zu 2 gefahren. Dieser habe trotz starken Bremsens den Unfall nicht mehr verhindern k&#246;nnen. X. habe kein Handzeichen gegeben. Die kritische Verkehrslage habe er offensichtlich in einer sehr kurzen Zeit zwischen zwei und drei Sekunden ausgel&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Vernehmung der Zeugen X. und Y. mit dem aus dem Sitzungsprotokoll vom 15.02.1973 ersichtlichen Ergebnis Beweis erhoben und durch Urteil vom 18.05.1973 die Klage mit Ausnahme eines Teils des Zinsanspruchs zugesprochen. Es hat ausgef&#252;hrt: Der Beklagte zu 2 habe den Unfall durch Unaufmerksamkeit verschuldet. Ein Mitverschulden des Zeugen X. k&#246;nne dagegen nicht festgestellt werden. Die Betriebsgefahr des Mopeds trete hinter der erheblich gr&#246;&#223;eren Betriebsgefahr des Personenkraftwagens und dem Verschulden des Beklagten zu 2 v&#246;llig zur&#252;ck. Gem&#228;&#223; &#167; 4 LFG k&#246;nne die Kl&#228;gerin auch die Erstattung der an die Berufsgenossenschaft gezahlten Beitr&#228;ge verlangen; denn diese Vorschrift erfasse alle Aufwendungen des Arbeitgebers, mit denen dieser auf Grund der Lohnfortzahlung belastet sei. Wegen der Einzelheiten wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wenden sich die Beklagten mit der form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung, mit der sie die volle Abweisung des Anspruchs auf Erstattung der Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft und die Begrenzung ihrer Haftung auf 3/4 der &#252;brigen Schadensposten erstreben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie tragen vor: X. m&#252;sse sich eine Mithaftung von 1/4 anrechnen lassen. Denn er sei ohne Fahrtrichtungsanzeige und ohne R&#252;ckschau nach links abgebogen und geradewegs vor das im &#220;berholen befindliche Fahrzeug des Beklagten zu 2 geraten. Dieser habe das Abbiegeman&#246;ver des Mopedfahrers nicht rechtzeitig erkennen k&#246;nnen. Der Zeuge Y. habe den Unfall unter ung&#252;nstigen Sichtbedingungen beobachtet und auch keine zuverl&#228;ssige Erinnerung mehr an den Unfall gehabt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen, soweit die Beklagten verurteilt sind, mehr als 1.916.50 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 31.10.1972 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">hilfsweise ihr zu gestatten, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung, auch durch Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft, abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend und wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der von ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, auf den Inhalt der zur Information beigezogenen Akten 3 Cs 385/71 des Amtsgerichts Dinslaken, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auf die Kl&#228;gerin ist gem&#228;&#223; &#167; 4 LFG der Anspruch auf Ersatz des Verdienstausfalls &#252;bergegangen, der dem Arbeiter X. infolge seiner unfallbedingten Arbeitsunf&#228;higkeit in den ersten sechs Wochen nach dem Unfall entstanden ist; denn die Kl&#228;gerin hat ihm unstreitig sechs Wochen lang das Arbeitsentgelt nach dem Lohnfortzahlungsgesetz fortgezahlt und die darauf entfallenden Beitr&#228;ge zur Sozialversicherung abgef&#252;hrt. X. kann aber von den Beklagten als Gesamtschuldnern nur 3/4 seines Verdienstausfalls ersetzt verlangen. Zu den &#252;bergangsf&#228;higen Schadensposten, die diesen Verdienstausfall ausmachen, geh&#246;ren nicht die von der Kl&#228;gerin an die Berufsgenossenschaft gezahlten Beitr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Da X. beim Betriebe des Karftfahrzeuges des Beklagten zu 2 verletzt worden ist, ergibt sich eine Haftung des Beklagten zu 2 aus &#167; 7 StVG. Die Beklagte zu 1 haftet mit ihm als Gesamtschuldnerin gem&#228;&#223; &#167; 3 Pflichtversicherungsgesetz.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Unfall war f&#252;r den Beklagten zu 2 nicht unabwendbar im Sinne des &#167; 7 Abs. 2 StVG. Es ist unaufgekl&#228;rt geblieben, in welcher Entfernung sich der Beklagte zu 2 von dem Mopedfahrer befunden hat, als er dessen Abbiegeabsicht erkannt hat oder bei gebotener Sorgfalt h&#228;tte erkennen k&#246;nnen. Die Aussagen der Zeugen X. und Y. bieten keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass X. pl&#246;tzlich und unter Verk&#252;rzung des Sicherheitsabstandes des Beklagten zu 2 von der Normalspur aus zur Stra&#223;enmitte gefahren ist. Die M&#246;glichkeit, dass der Unfall bei sachgerechtem und geistesgegenw&#228;rtigem Verhalten des Beklagten zu 2 vermeidbar gewesen w&#228;re, ist unter diesen Umst&#228;nden nicht auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Haftung der Beklagten wird durch eine Mithaftung des Arbeiters X. gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 7, 17 StVG eingeschr&#228;nkt, weil sein Moped an dem Unfall beteiligt war. Es handelt sich hierbei, wie die Beklagten ohne Widerspruch der Kl&#228;gerin vortragen, um ein Fahrzeug, das eine Geschwindigkeit von 40 kmh erreichen kann (S. 2 des Privatgutachtens des Sachverst&#228;ndigen Z., Bl. 68 d. A.), so dass es auf sich beruhen kann, ob f&#252;r die Ausgleichspflicht &#167; 17 StVG auch auf langsam fahrende, von den Vorschriften des &#167; 7 StVG ausgenommene Kraftfahrzeuge im Sinne von &#167; 8 StVG anwendbar ist (vgl. Jagusch, Stra&#223;enverkehrsrecht, 20. Auflage, &#167; 17 StVG, Anm. 1). Auch f&#252;r den Mopedfahrer war der Unfall kein unabwendbares Ereignis. Es ist n&#228;mlich nicht bewiesen, dass er, wie nach &#167; 9 Abs. 1 StVO geboten, seine Abbiegeabsicht rechtzeitig und deutlich angek&#252;ndigt hat. Er selbst hat, wie er glaubhaft bekundet hat, an den Unfallhergang keine Erinnerung mehr. Auch der Aussage des Zeugen Y. l&#228;sst sich nicht entnehmen, dass X. vor dem Unfall ein Zeichen gegeben hat. Ein Handzeichen des Mopedfahrers wird zwar in der schriftlichen &#196;u&#223;erung des Beklagten zu 2 vom 01.07.1971 (Bl. 10 BA) erw&#228;hnt. Dort hei&#223;t es jedoch, X. habe die Hand erst gehoben, als der Beklagte zu 2 sich ihm bereits bis auf wenige Meter gen&#228;hert habe.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Da zwei Kraftfahrzeuge an dem Unfall beteiligt waren und beide Halter grunds&#228;tzlich f&#252;r die Unfallfolgen einzustehen haben, h&#228;ngt nacht &#167; 17 StVG die Verpflichtung der Beklagten zum Schadensersatz und der Umfang der zu leistenden Ersatzes von den Umst&#228;nden, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden -vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist. F&#252;r die Fragen dieser Abw&#228;gung hat der eine Teil dem anderen die als Verschulden zu wertenden Umst&#228;nde sowie das Mitwirken von dessen Fahrzeug-Betriebsgefahr und auch deren Ausma&#223; zu beweisen (vgl. Jagusch, Stra&#223;enverkehrsrecht, 20. Auflage, &#167; 17 StVG, Anm. 22 und die dort zitierte Rechtsprechung).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten zu 2 trifft ein Verschulden an dem Unfall. Wie der Zeuge Y. am 15.02.1973 auf Grund unmittelbarer Erinnerung glaubhaft bekundet hat, ist der Mopedfahrer nicht in den Personenkraftwagen des Beklagten zu 2 hineingefahren, sondern von hinten von dem Personenkraftwagen angefahren worden. Der Beweis des ersten Anscheins spricht f&#252;r ein Verschulden des Beklagten zu 2 an diesem Auffahrunfall. Dieser Anschein ist nicht ausger&#228;umt. Im Gegenteil l&#228;sst sich auf Grund der weiteren Aussage, die der Zeuge Y. nach Vorhalt seiner schriftlichen Aussagen vom 07.06.1971 und 10.08.1971 (Bl. 13 und 16 BA) gemacht hat, konkret feststellen, dass der Beklagte zu 2 den Unfall durch Unaufmerksamkeit verschuldet hat. Y. hat n&#228;mlich insoweit bekundet, er erinnere sich jetzt wieder daran, dass der Mopedfahrer zur Stra&#223;enmitte hin eingeordnet gewesen sei und dass zu dieser Zeit der Beklagte zu 2 noch ein ganzes St&#252;ck, nach der Sch&#228;tzung des Zeugen vom 10.08.1971 100 m bis 130 m, hinter dem Mopedfahrer gewesen sei. Kann auch der Entfernungsangabe nicht gefolgt werden, die der Zeuge selbst als Sch&#228;tzung bezeichnet und nicht durch konkrete Einzelbeobachtungen untermauert hat, so ist auf Grund dieser Aussage doch festzustellen, dass sich X. bereits mehrere Sekunden vor dem Unfall deutlich erkennbar zur Stra&#223;enmitte eingeordnet hat. Denn gegen die Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen Y. sind keine Bedenken ersichtlich. Seine Aussage steht auch im Einklang mit dem eigenen Vorbringen der Beklagten, X. habe die kritische Verkehrslage in einer sehr kurzen Zeit zwischen zwei und drei Sekunden ausgel&#246;st. Damit steht fest, dass der Beklagte zu 2 bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt den zur Stra&#223;enmitte eingeordneten Mopedfahrer jedenfalls so rechtzeitig h&#228;tte erkenne k&#246;nne, dass er auf der insgesamt 7,8 m breiten A. Stra&#223;e noch rechts an ihm h&#228;tte vorbeifahren k&#246;nne. Der Beklagte zu 2 hat somit den Unfall fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dagegen ist nicht bewiesen, dass er die an der Unfallstelle vorgeschriebene H&#246;chstgeschwindigkeit von 60 kmh &#252;berschritten hat. Der Zeuge Y. hat zwar in seiner schriftlichen Aussage vom 23.06.1971 angegeben, der Personenkraftwagen sei dem Moped mit "scheinbar erh&#246;hter Geschwindigkeit" n&#228;her gekommen (Bl. 13 Rs. BA). Er hat jedoch in der schriftlich Aussage vom 10.08.1971 ausdr&#252;cklich davon abgesehen, sich auf eine Geschwindigkeitsangabe festzulegen, und in seiner gerichtlichen Aussage die Geschwindigkeit des Wagens des Beklagten zu 2 nicht mehr erw&#228;hnt. Somit fehlen zuverl&#228;ssige Anhaltspunkte f&#252;r die Feststellung einer Geschwindigkeits&#252;berschreitung.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ein unfallurs&#228;chliches Verschulden des Arbeiters X. liegt nicht vor. Das bedarf keiner n&#228;heren Begr&#252;ndung. Denn im zweiten Rechtszuge ist - abgesehen von der Erstattungsf&#228;higkeit der Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft - nur eine Mithaftungsquote des Arbeiters X. von 1/4 streitig. Eine Mithaftung des Genannten in dieser H&#246;he ergibt sich jedoch bereits aus der Betriebsgefahr seines Mopeds. Sie war durch das Abbiegen in ein Grundst&#252;ck, das ein besonders gef&#228;hrliches Fahrman&#246;ver darstellt, erheblich gegen&#252;ber dem Durchschnitt erh&#246;ht. Deshalb kann im vorliegenden Falle die Betriebsgefahr des Mopeds gegen&#252;ber der Betriebsgefahr des Personenkraftwagens des Beklagten zu 2 nicht als geringf&#252;gig angesehen werden. Sie beh&#228;lt vielmehr sowohl gegen&#252;ber der Betriebsgefahr des bedeutend schnelleren und schwereren Personenkraftwagens als auch gegen&#252;ber dem nicht besonders schwer wiegenden Verschulden des Beklagten zu 2 ein erhebliches Gewicht und rechtfertigt es, die Haftung der Beklagten auf 3/4 zu beschr&#228;nken.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann die Beitr&#228;ge, die sie w&#228;hrend der ersten sechs Wochen der unfallbedingten Arbeitsunf&#228;higkeit des Arbeiters X. f&#252;r diesen an die Berufsgenossenschaft entrichtet hat, nicht von den Beklagten ersetzt verlangen. Ob ein derartiger Anspruch des Arbeitnehmers gem&#228;&#223; &#167; 4 LFG auf den Arbeitgeber &#252;bergeht, ist in Rechtsprechung und Literatur umstritten. Die Frage wird zum Beispiel bejaht von Doetsch-Schnabel-Paulsdorf, Kommentar zum Lohnfortzahlungsgesetz, 2. Auflage, &#167; 4 Anm. 2; Schmidt, VersR 1972, 28 ff., Betr. 1972 190 ff., jeweils mit weiteren Nachweisen; LG Berlin VersR 1973, 570, und verneint von Kehrmann-Pelikan, Kommentar zum Lohnfortzahlungsgesetz, &#167; 4 Anm. 4; Lange, VersR 1970, 486, 493; Marburger, BB 1972, 320 ff.; AG Duisburg-Hamborn VersR 1973, 477. Der Senat schlie&#223;t sich im Ergebnis der verneinenden Ansicht an.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der gesch&#228;digte Arbeitnehmer kann nach &#167; 249 BGB die Herstellung desjenigen Zustandes verlangen, der bestehen w&#252;rde, wenn der zum Ersatze verpflichtende Umstand, in aller Regel ein Unfall, nicht eingetreten w&#228;re. Gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 842, 843 BGB hat er auch Anspruch auf Ersatz der Nachteile, die f&#252;r seinen Erwerb oder sein Fortkommen eintreten oder die in einer Vermehrung seiner Bed&#252;rfnisse bestehen. Nach keiner dieser Vorschriften kann der Gesch&#228;digte vom Sch&#228;diger die Zahlung von Beitr&#228;gen zur Unfallversicherung verlange. Denn ihm entsteht durch den Unfall kein Nachteil, der durch Zahlung der Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft ausgeglichen werden k&#246;nnte. Der Schaden, der durch Weiterentrichtung der Beitr&#228;ge zur Berufgenossenschaft verursacht wird, entsteht nicht in seiner Person, stellt vielmehr einen nicht erstattungsf&#228;higen Drittschaden des Arbeitgerbers dar. Der Bundesgerichtshof hat das f&#252;r Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft, die nach den Bestimmungen des Bundesangestelltentarifs (BAT) w&#228;hrend einer unfallbedingten Arbeitsunf&#228;higkeit weiterentrichtet werden, &#252;berzeugend damit begr&#252;ndet, dass diese Lasten nicht zugunsten des Arbeitnehmers getragen werden (VersR 1966, 89). An dieser Entscheidung ist jedenfalls insoweit festzuhalten, als es sich um die Auslegung der b&#252;rgerlichrechtlichen Vorschriften &#252;ber den Umfang des zu leistenden Ersatzes handelt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt es nicht f&#252;r ausschlaggebend, dass einer der Hauptzwecke der Unfallversicherung die Freistellung des Unternehmers von Ersatzpflichten gegen&#252;ber dem Arbeitsnehmer (&#167;&#167; 636 ff. RVO) ist. Denn die Unfallversicherung l&#246;st nicht nur Ersatzpflichten des Arbeitgebers ab, sichert den Arbeitnehmer vielmehr &#252;berhaupt gegen Arbeitsunf&#228;lle und Unf&#228;lle auf dem Wege zwischen Wohnung und Arbeitst&#228;tte. Deshalb kann zwar allgemein gesagt werde, dass die gesetzliche Unfallversicherung schlechthin und auch die zu ihrer Aufrechterhaltung notwendige Beitragszahlung der Unternehmer den Arbeitnehmer zugute kommen. F&#252;r die Frage, in welchem Umfang der einzelne Arbeitnehmer durch einen Unfall gesch&#228;digt worden ist, kommt es jedoch darauf an, ob ihm die Fortzahlung der Beitr&#228;ge w&#228;hrend seiner Arbeitsunf&#228;higkeit in irgendeiner Form zugute kommt. Diese Frage ist zu verneinen. Denn der Arbeitnehmer hat weder sofort noch in der Zukunft einen Vorteil davon, dass sein Arbeitgeber die Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft f&#252;r ihn weiterentrichtet. Umgekehrt w&#252;rde er weder w&#228;hrend seiner Arbeitsunf&#228;higkeit noch sp&#228;ter einen Nachteil erleiden, wenn die Beitr&#228;ge w&#228;hrend dieser Zeit nicht weitergezahlt w&#252;rden. Das Bestehen des Unfallversicherungsschutzes h&#228;ngt ohnehin nach den Vorschriften der Reichsversicherungsordnung nicht davon ab, dass innerhalb bestimmter Zeiten bestimmte Beitr&#228;ge entrichtet werden sondern nur davon, dass eine unter die Unfallversicherung fallende T&#228;tigkeit ausge&#252;bt wird. Auch die konkrete Ausgestaltung des Versicherungsverh&#228;ltnisses, insbesondere die H&#246;he der Leistungen, welche die Unfallversicherung im Versicherungsfall zu gew&#228;hren hat, ist unabh&#228;ngig von der Dauer der Unfallversicherung und der Gesamth&#246;he der f&#252;r den einzelnen Versicherten entrichteten Beitr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Da die Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft ausschlie&#223;lich von den Unternehmern aufgebracht werden (&#167; 723 RVO), kann man einen eigenen Schaden und dementsprechend einen &#252;bergangsf&#228;higen Schadensersatzanspruch des Arbeitnehmers auch nicht mit der Begr&#252;ndung bejahen, dass infolge des Unfalls Aufwendungen des Arbeitnehmers weitergehend nutzlos geworden sind.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich l&#228;sst sich ein Anspruch der Kl&#228;gerin auf Ersatz der Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft auch nicht unmittelbar aus &#167; 4 LFG herleiten. Allerdings kann man in dieser Vorschrift eine Regelung der fr&#252;her umstrittenen Frage erblicken, ob auch die auf das weiter zu entrichtende Arbeitsentgelt entfallenden Beitr&#228;ge zur Sozialversicherung &#252;bergangsf&#228;hige Schadensposten darstellen. Die Wortauslegung der so verstandenen Vorschrift f&#252;hrt zu dem Ergebnis, dass sie zwar die Arbeitgeberanteile zur gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung, nicht aber die Beitr&#228;ge zur gesetzlichen Unfallversicherung umfasst. Denn die ersteren Aufwendungen sind "Arbeitgeberanteile an Beitr&#228;gen zur Sozialversicherung". Hierunter k&#246;nnen jedoch bei unbefangener Betrachtung die allein von den Arbeitgeber aufzubringenden Beitr&#228;ge zur gesetzlichen Unfallversicherung nicht mitverstanden werden. Dieses Ergebnis entspricht genau der Rechtslage, wie sie bei Erlass des Lohnfortzahlungsgesetzes nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu beurteilen war. Nach Aufgabe der in BGHZ 7, 30 [53] begr&#252;ndeten Rechtsprechung waren n&#228;mlich die " Arbeitgeberbeitr&#228;ge zur Sozialversicherung" (VersR 1965, 620, 622) unter Ausschluss der Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft (VersR 1966, 89) &#252;bergangsf&#228;hige Schadensposten. Eben diese Aufwendungen werden pr&#228;zise durch den in &#167; 4 LFG verwandten Ausdruck "Arbeitgeberanteile an Beitr&#228;gen zur Sozialversicherung" getroffen. Dass sich der Gesetzgeber der Unterschiede zwischen den verschiedenen Beitr&#228;gen zur Sozialversicherung bewusst war, ergibt sich eindeutig aus &#167; 10 LFG, denn dort sind neben den Beitr&#228;gen zur Bundesanstalt f&#252;r Arbeit die "Arbeitgeberanteile an Beitr&#228;gen zur gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung" aufgef&#252;hrt. Hat somit der Gesetzgeber im Lohnfortzahlungsgesetz Wert auf eine rechtstechnische Bezeichnung der verschiedenen Beitr&#228;ge zur Sozialversicherung gelegt und in &#167; 4 LFG genau die bei Erlas des Gesetztes geltende Rechtslage umrissen, so liegt die Annahme fern, dass er mit dieser Vorschrift erstmalig die Erstattungsf&#228;higkeit der Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft habe anordnen wollen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Eine solche Auslegung des &#167; 4 LFG ist auch nicht ein unabweisbares Gebot der Gerechtigkeit. Zwar k&#246;nnen, wie der Bundesgerichtshof in den Entscheidungen BGHZ 21, 112 [119] und VersR 1965, 620 [621] ausgef&#252;hrt hat, vom Gesamtergebnis her die Auswirkungen der erheblichen Arbeitsausf&#228;lle, die vor allem durch Verkehrsunf&#228;lle herbeigef&#252;hrt werden, billigerweise nur den Sch&#228;digern und nicht den Besch&#228;ftigungsbetrieben zur Last gelegt werden. Dieser Gesichtspunkt hat aber f&#252;r die in Rede stehende Frage keine unmittelbare, sonder nur rechtspolitische Bedeutung. Zu den sch&#228;dlichen Auswirkungen, die ein unfallbedingter Arbeitsausfall f&#252;r den Arbeitgeber hat, geh&#246;rt zwar die Fortzahlung der Beitr&#228;ge zur Berufsgenossenschaft. Diesen Beitr&#228;gen steht aber f&#252;r die Zeit der Lohnfortzahlung nur ein sehr stark vermindertes Unfallrisiko gegen&#252;ber. Es beschr&#228;nkt sich auf Ausnahmef&#228;lle wie zum Beispiel den von Schmidt (VersR 1972, 28, 30) erw&#228;hnten Fall, dass der arbeitsunf&#228;hige Arbeitnehmer bei der Abholung des Lohns auf dem Wege zwischen Wohnung und Arbeitsst&#228;tte verungl&#252;ckt. Andererseits bestehen die Risiken der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung auch w&#228;hrend der Zeit der Lohnfortzahlung unvermindert weiter. Angesichts dieser Unterschiede zwischen den einzelnen Arten der Sozialversicherung geht es nicht an, eine f&#252;r die Beitr&#228;ge zur gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung sinnvoller weise geltende Regelung auf den Fall der Beitr&#228;ge zur gesetzlichen Unfallversicherung zu &#252;bertragen, in welchem die Notwendigkeit dieser Regelung nicht ohne weiteres einleuchtet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die &#252;brigen Schadensposten belaufen sich unstreitig auf 2.555,33 DM. 3/4 dieses Betrages ergeben 1.916,50 DM. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 91, 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 708 Nr. 7 ZPO, die &#252;ber den Vollstreckungsnachlass aus &#167; 713 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Revision war zuzulassen, weil mit der Frage, ob der Arbeitgeber nach &#167; 4 LFG von einem schadensersatzpflichtigen Dritten die Erstattung der w&#228;hrend der Dauer der Lohnfortzahlung an die Berufsgenossenschaft entrichteten Beitr&#228;ge verlangen kann, eine Rechtsfrage vorn grunds&#228;tzlicher Bedeutung zu entscheiden war (&#167; 546 Abs. 2 ZPO).</p>
316,069
olgham-1974-03-29-11-u-24673
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 246/73
"1974-03-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:54"
"2019-03-27T09:41:30"
Schlussurteil
ECLI:DE:OLGHAM:1974:0329.11U246.73.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das Vers&#228;umnisteil- und Schlu&#223;urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Essen vom 11. Oktober 1973 abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin 7.606,- DM nebst 11,75 v.H. Zinsen von 5.870,40 DM seit dem 15. Mai 1973 zu zahlen. Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung der Kl&#228;gerin wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des ersten Rechtszuges werden zu 1/20 der Kl&#228;gerin und 19/20 den Beklagten als Gesamtschuldnern, als das zweiten Rechtszuges zu 3/10 der Kl&#228;gerin und zu 7/10 dem Beklagter als Gesamtschuldnern auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, eine Kreditbank, gew&#228;hrte den beiden Beklagten auf deren schriftlichen Kreditantrag vom 18. Dezember 1971 einen Gesamtkredit von 8.696 DM, der sich wie folgt zusammensetzte:</p> <br /><span class="absatzRechts">3</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Darlehn</td> <td>5.270,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Restbetrag</td> <td>442,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Fremde Kosten</td> <td>50,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Vita-Versicherung</td> <td><u>841,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>6.603,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Kreditgeb&#252;hr 0,85 % pro Monat</td> <td>2.021,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>sonstige Kosten der Kl&#228;gerin</td> <td><u>72,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td><u>8.696,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dieser Betrag sollte vereinbarungsgem&#228;&#223; nach einem zwischen den Parteien getroffenen Zahlungsplan in einer Rate von 226 DM am 15. Januar 1972 und in 35 weiteren Monatsraten von je 242 DM, f&#228;llig am 15. eines jeden Monats, bis zum 15. Dezember 1974 zur&#252;ckgezahlt werden. In den von der Kl&#228;gerin aufgestellten Kreditbedingungen, die - auf der R&#252;ckseite des Darlehnsformulars abgedruckt - Bestandteil des Darlehnsvertrages der Parteien geworden sind, hei&#223;t es u.a.:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>"8. Ist ein Kunde mit einer Rate mehr als eine Woche nach dem vereinbarten F&#228;lligkeitstermin ganz oder teilweise in Verzug, so erfolgt Anmahnung durch die Bank. Als Unkosten hierf&#252;r werden berechnet: Mahngeb&#252;hren DM 3,-, Porto- und Bearbeitungsgeb&#252;hr DM 1,-. Bei R&#252;ckstand einer Rate von mehr als zwei Wochen kann die Bank f&#252;r den r&#252;ckst&#228;ndigen Betrag 0,4 %o Verzugsgeb&#252;hren pro Tag oder 1 % f&#252;r jeden angefangenen Monat bis zur Zahlung berechnen. F&#252;r Stundungen, die nur in begr&#252;ndeten F&#228;llen gew&#228;hrt werden k&#246;nnen, wird neben der erw&#228;hnten Verzugsgeb&#252;hr eine Stundungsgeb&#252;hr von DM 3,- berechnet. ./. Auch alle sonstigen Kosten, die durch Zahlungsverzug veranla&#223;t sind (z.B. Einschaltung unserer Rechtsabteilung), gehen zu Lasten des Kreditnehmers. Als Mindestsatz hierf&#252;r berechnet die Bank eine Unkostenpauschale von 5 % des beizutreibenden Betrages und einen Materialkostenbeitrag von DM 3,-. Alle Zahlungen werden zun&#228;chst auf r&#252;ckst&#228;ndige Geb&#252;hren und Kosten verrechnet. 20. Gew&#228;hrte Kredite sind ohne R&#252;cksicht auf die F&#228;lligkeiten der Raten sofort f&#228;llig, wenn a) ein Kreditnehmer mit einer Rate l&#228;nger als 20 Tage in Verzug ger&#228;t; des gleichen wenn ein K&#228;ufer erkl&#228;rt, seine f&#228;lligen oder zuk&#252;nftigen Verpflichtungen der Bank gegen&#252;ber nicht erf&#252;llen zu k&#246;nnen. 21. Erfolgt bei F&#228;lligkeit der Restforderung nicht unverz&#252;glich Regulierung, so ist die Bank berechtigt, die Sicherungs&#252;bereigneten Gegenst&#228;nde im Namen und f&#252;r Rechnung der Kreditnehmer zu verwerten. Die Kreditnehmer verzichten auf den Einwand der verbotenen Eigenmacht. Unabh&#228;ngig vom Recht zur Abtretung an Dritte kann die Bank bei Zahlungsverzug ihre Rechte aus dem Kreditvertrag an ein Inkasso-Institut abtreten. Die heraus entstehenden Kosten tragen die Kreditnehmer. Bei unp&#252;nktlicher oder unvollst&#228;ndiger R&#252;ckzahlung berechnet die Bank f&#252;r alle Kreditnehmer einheitliche Erinnerungs-, Verzugs- bzw. Stundungsgeb&#252;hren. Alle Erinnerungs-Rechtsverfolgungs- und sonstigen Kosten sind sofort f&#228;llig."</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachtr&#228;glich beantragten die Beklagten, die Laufzeit des Darlehns um einen Monat bis zum 15. Januar 1975 zu verl&#228;ngern. Die Kl&#228;gerin gew&#228;hrte die Verl&#228;ngerung, wof&#252;r eine Verl&#228;ngerungsgeb&#252;hr von 104 DM entstand.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten zahlten bis zum 20. Juni 1972 an die Kl&#228;gerin auf den insgesamt geschuldeten Betrag von 8.728 DM einen Betrag von 1.210 DM zur&#252;ck. Danach leisteten sie trotz mehrfacher Mahnungen der Kl&#228;gerin keine weiteren Zahlungen. Mit Schreiben vom 2. November 1972 k&#252;ndigte die Kl&#228;gerin den gesamten Restkredit.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat geltend gemacht, die Beklagten schuldeten ihr noch einen Betrag von 7.988,40 DM, der sich wie folgt errechne:</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Gesamtkredit</td> <td>8.696,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Mahngeb&#252;hren</td> <td>18,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Verl&#228;ngerungsgeb&#252;hren</td> <td><u>104,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>8.818,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Zahlungen der Beklagten</td> <td><u>1.210,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>7.608,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Unkostenpauschale gern. Ziff. 8 der Kreditbedingungen in H&#246;he von 5 % von 7.608,- DM</td> <td><u>380,40</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td><u>7.988,40</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Verzugszinsen in H&#246;he von 1 % f&#252;r jeden angefangenen Monat von dem noch offenstehenden Kreditbetrag abz&#252;glich der Unkostenpauschale seien von den Beklagten gem. Ziff. 8 Abs. 3 Satz 2 der Kreditbedingungen, also von 7.608,- DM, seit der F&#228;lligstellung des Kredits zu entrichten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben sich nicht durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">durch Vers&#228;umnisurteil die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie 7.988,40 DM nebst 12 % Zinsen von 7,608,- DM seit dem 12. November 1972 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Teilvers&#228;umnis- und Schlu&#223;urteil die Beklagten als Gesamtschuldner verurteilt, an die Kl&#228;gerin 7.602,- DM nebst 4 % Zinsen von 5.861,70 DM seit dem 15. Mai 1973 zu zahlen. Im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat das Landgericht ausgef&#252;hrt: Nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin k&#246;nne sie nur den zugesprochenen Betrag verlangen. Danach k&#246;nne sie nicht die von ihr geltend gemachte Unkostenpauschale beanspruchen, da diese nach den Kreditbedingungen der Kl&#228;gerin nur dann verlangt werden k&#246;nne, wenn die Schuldner mit <u>einzelnen</u> Ratenzahlungen, nicht aber mit der Zahlung des Gesamtkredits im R&#252;ckstand seien. Nr. 8 Abs. 3 Satz 2 der Kreditbedingungen im Zusammenhang mit den Abs&#228;tzen 1 und 2 beschr&#228;nke den Anspruch der Kl&#228;gerin auf eine Unkostenpauschale von vornherein auf die unmittelbaren Folgen des Ratenr&#252;ckstandes. Auch k&#246;nne die Kl&#228;gerin nur Geb&#252;hren f&#252;r die drei &#252;blichen Nahnungen in H&#246;he von je 4,- DM beanspruchen. Da in dem Betrag, von dem die Kl&#228;gerin Zinsen begehre, Kreditgeb&#252;hren in H&#246;he von 1.740,24 DM enthalten seien und von diesen Kreditgeb&#252;hren wegen des Zinseszinsverbotes keine Zinsen beansprucht werden k&#246;nnten, k&#246;nne die Kl&#228;gerin nur von einem Betrag von 5.861,70 DM Zinsen verlangen. Diese betr&#252;gen 4 %. Da die Kl&#228;gerin nicht dargetan habe, da&#223; sich die Beklagten vor der am 15. Mai 1973 erfolgten Zustellung des Zahlungsbefehls im Verzug befunden h&#228;tten, k&#246;nnte die Kl&#228;gerin auch nur die Zinsen seit dem 15. Mai 1973 beanspruchen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen das Urteil, auf dessen vorgetragenen Inhalt Bezug genommen wird, richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unter Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens vertritt die Kl&#228;gerin die Ansicht, entgegen der Auffassung des Landgerichts regele Ziff. 8 Abs. 3 Satz 2 ihrer Kreditbedingungen schlechthin s&#228;mtliche Folgen eines Verzuges der Beklagten, weshalb zwischen Verzug mit der Zahlung einer Einzelrate und Verzug mit der R&#252;ckzahlung des gesamten Kreditbetrages nicht differenziert werden k&#246;nne. Zumindest seien ihr aber Verzugszinsen von 1 % pro Monat von den einzelnen Raten jeweils ab F&#228;lligkeit zuzusprechen. Weiter tr&#228;gt die Kl&#228;gerin vor, sie habe die Beklagten viermal gemahnt. Hilfsweise tr&#228;gt sie zur Begr&#252;ndung ihres Zinsanspruchs vor, sie habe w&#228;hrend des gesamten Jahres 1973 die von den Beklagten geschuldeten Betr&#228;ge refinanzieren m&#252;ssen, wof&#252;r sie 11,75 % an Zinsen habe zahlen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an sie weitere 384,40 DM nebst 12 %, jedenfalls aber 11,75 % Zinsen von 7.968,40 DM seit dem 15. Mai 1973 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten, die ordnungsgem&#228;&#223; zum Senatstermin geladen worden sind, haben sich durch keinen beim Oberlandesgericht Hamm zugelassenen Rechtsanwalt vertreten lassen und sind dem Termin am 27. M&#228;rz 1974 unentschuldigt ferngeblieben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vers&#228;umnisurteil gegen die Beklagten zu erlassen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Kl&#228;gerin im einzelnen wird auf den von ihr vorgetragenen Inhalt der den Beklagten &#252;bersandten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat nur zu einem geringen Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die Berufung der Kl&#228;gerin war antragsgem&#228;&#223; nach &#167; 542 Abs. 1 ZPO durch Vers&#228;umnisurteil zu entscheiden. Nach &#167; 542 Abs. 2 ZPO hat der Senat f&#252;r seine Entscheidung das tats&#228;chliche m&#252;ndliche Vorbringen der Kl&#228;gerin f&#252;r zugestanden zu erachten, soweit das festgestellte Sachverh&#228;ltnis nicht entgegensteht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach diesem Vorbringen schulden die Beklagten der Kl&#228;gerin &#252;ber den bereits vom Landgericht zuerkannten Betrag von 7.602,- DM hinaus nur noch weitere 4,- DM nebst weiteren 7,75 % Zinsen von 5.870,40 DM seit dem 15. Mai 1973.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Insoweit hat der Senat durch echtes Vers&#228;umnisurteil dem im zweiten Rechtszug weiterverfolgten Klagebegehren stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weitergehenden Klageantrags war unter Zur&#252;ckweisung der Berufung der Kl&#228;gerin die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann gem&#228;&#223; Ziff. 8 Abs. 1 Ihrer zum Bestandteil des zwischen den Parteien abgeschlossenen Kreditvertrages gewordenen Kreditbedingungen an Mahngeb&#252;hren noch einen Betrag von 4,- DM beanspruchen. Die Kl&#228;gerin hat im zweiten Rechtszug dargelegt, da&#223; sie die Beklagten viermal gemahnt hat. F&#252;r jedes Mahnschreiben steht ihr nach der genannten Bestimmung der Kreditbedingungen eine Geb&#252;hr von 4,- DM zu, mithin insgesamt 16,- DM. Da das Landgericht der Kl&#228;gerin nur 12,- DM zugesprochen hat, kann sie noch 4,- DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf die Unkostenpauschale gem&#228;&#223; Nr. 8 Abs. 3 Satz 2 der Kreditbedingungen steht der Kl&#228;gerin jedoch nicht zu. Diese allein als Anspruchsgrundlage in Betracht kommende Bestimmung ist nicht rechtswirksam. Zwar ist eine Pauschalisierung des Verzugsschadens nach &#167; 286 BGB durch die Kl&#228;gerin an sich dem Grunde nach nicht unbillig. Die Inhaltskontrolle der Klausel ergibt aber, da&#223; die Unkostenpauschale von 5 % des beizutreibenden Betrages nebst 3,- DM an Materialkostenbeitrag nicht mehr dem Gebot der Vertragsgerechtigkeit entspricht, wonach der Unternehmer, der durch einseitige Aufstellung allgemeiner Gesch&#228;ftsbedingungen die Vertragsfreiheit f&#252;r sich allein in Anspruch nimmt, gem. &#167; 242 BGB verpflichtet ist, auf die Interessen seiner k&#252;nftigen Vertragspartner R&#252;cksicht zu nehmen. Abweichungen von ausgewogenen Regelungen des dispositiven Rechts &#252;ber den Ausgleich widerstreitender Interessen der Vertragspartner sind nur zul&#228;ssig, wenn hierf&#252;r ein berechtigtes Interesse des Unternehmers vorliegt und die abweichende Klausel mit den berechtigten Belangen des Kunden noch vereinbar ist (vgl. Palandt-Heinrichs, BGB, 33. Aufl., Einf&#252;hrung vor &#167; 145 Anm. 6 D c bb und d mit Rechtsprechungsnachweisen). Andernfalls ist die Klausel wegen Mi&#223;brauchs der Vertragsfreiheit nach &#167; 242 BGB unverbindlich.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Bei der hiernach gebotenen Interessenabw&#228;gung ist zum einen zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die durch Nr. 8 Abs. 3 Satz 2 der Kreditbedingungen verdr&#228;ngte Norm des dispositiven Rechts, n&#228;mlich &#167; 286 BGB, nicht lediglich auf Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen beruht, sondern der Verwirklichung der Vertragsgerechtigkeit zu dienen hat. Der in Verzug geratene Schuldner soll n&#228;mlich nur unter den engen Voraussetzungen der &#167;&#167; 284 ff. BGB dem Gl&#228;ubiger zum Schadensersatz verpflichtet sein. Dazu geh&#246;rt auch, da&#223; der Gl&#228;ubiger den Schaden, der ihm im Einzelfall entstanden ist, nachweisen mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Kreditinstitute mit ihrem umfangreichen Gesch&#228;ftsverkehr besteht zum anderen ein erhebliches Interesse, vor allem zur schnelleren und reibungslosen Abwicklung von Kreditgesch&#228;ften, ihren Verzugsschaden nicht bis in alle Einzelposten hinein darlegen und beweisen zu m&#252;ssen. In diesem Zusammenhang ist ein berechtigtes Interesse an einer Pauschalisierung des Verzugsschadens anzuerkennen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Eine Unkostenpauschale von 5 % des beizutreibenden Betrages nebst Materialkostenbeitrag erscheint aber bei offenen Restkrediten, die wie im vorliegenden Fall mehr als 7.000 DM betragen, bei weitem &#252;bersetzt. Denn es darf nicht au&#223;er acht gelassen werden, da&#223; die Kl&#228;gerin alle erstattungsf&#228;higen Kosten nach Nr. 8 Abs. 3 Satz 1 der Kreditbedingungen oder nach &#167;&#167; 91 ff., 788 Abs. 1 ZPO ohnehin erh&#228;lt sie au&#223;erdem Mahnungs- und Stundungsgeb&#252;hren verlangt und bei Abwicklung des Darlehnsvertrages im Rahmen des Zahlungsplanes auch Verzugszinsen beanspruchen kann. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Umst&#228;nde ist die Klausel Nr. 8 Abs. 3 Satz 2 nicht mehr nach &#167; 242 BGB als verbindlich anzuerkennen, weil sie werben Mi&#223;brauchs der Vertragsfreiheit infolge Au&#223;erachtlassens der Belange der Darlehnsnehmer unangemessen ist. Entspricht sie nicht mehr dem Gebot der ausgleichenden Vertragsgerechtigkeit, so tritt an ihre Stelle die sonst verdr&#228;ngte Norm des dispositiven Rechts, da dem Gericht eine Bestimmung des Verzugsschadens entsprechend &#167; 315 Abs. 3 Satz 2 BGB verwehrt ist. Denn die Klausel Nr. 8 Abs. 3 Satz 2 der Kreditbedingungen f&#228;llt ersatzlos weg, so da&#223; ihre Umgestaltung nicht in Frage kommen kann.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Mu&#223; sich die Kl&#228;gerin danach aber auf die Verzugsvorschriften nach &#167;&#167; 284 ff. BGB verweisen lassen, so kann sie Ersatz ihres Verzugsschadens nur beanspruchen, wenn sie im Einzelfall ihren Schaden darlegt und beweist. Das hat sie nicht getan, soweit sie den Betrag von 380,40 DM als Unkostenpauschale verlangt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;gerin anstelle der Unkostenpauschale Verzugszinsen fordert, kommt Nr. 8 Abs. 2 der vereinbarten Kreditbedingungen als Anspruchsgrundlage nicht in Betracht. Wie bereits das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, wird durch diese Klausel lediglich die Rechtsfolge im Falle das Verzuges des Kreditnehmers mit einer Rate von mehr als zwei Wochen im Rahmen regul&#228;rer veiterer Abwicklung des Darlehnsverh&#228;ltnisses unter Aufrechterhaltung des vorgesehenen Zahlungsplanes geregelt, nicht dagegen die Verzugsfolge bei F&#228;lligstellung des gesamten Kredits gem&#228;&#223; Nr. 20 der Kreditbedingungen. F&#252;r diese gebotene Auslegung sprechen Wortlaut und Sinnzusammenhang der Klausel. Wenn es darin hei&#223;t, bei "R&#252;ckstand einer Rate", so kann damit nur eine Teilzahlungsrate ... im Rahmen des vereinbarten Zahlungsplanes gemeint sei. Wenn dagegen der Gesamtkredit f&#228;llig gestellt wird, schuldet der Kreditnehmer nur noch die Gesamtsumme, nicht aber eine einzelne Rate. Wie aus Nr. 8 Abs. 2 der Kreditbedingungen und dem vorangestellten Abs. 1 erhellt, sollen durch diese Klauseln lediglich die Folgen des Verzugs im Rahmen der Abwicklung des Darlehnsvertrages gem&#228;&#223; dem Zahlungsplan bei Eintritt des R&#252;ckstands von einer Rate geregelt werden. Die Klausel Nr. 20 steht dazu in keinem erkennbaren Zusammenhang. Eine von der Kl&#228;gerin etwa angestrebte Anwendung der in Abs. 2 von Nr. 8 getroffenen Regelung auf die Klausel Nr. 20 ist nicht, zumindest nicht klar ersichtlich und mu&#223; unber&#252;cksichtigt bleiben, da jede Unklarheit in den Formularbedingungen die Kl&#228;gerin zu vertreten hat, weil sie das Formular entworfen und in den Gesch&#228;ftsverkehr gebracht hat.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Verzugszinsen kann die Kl&#228;gerin nur von der Restdarlehnssumme, den Mahnkosten und den Bearbeitungskosten beanspruchen, nicht aber den von restlichen Kreditgeb&#252;hren. Die Handhabung, Verzugszinsen von der Kreditgeb&#252;hr zu verlangen, verst&#246;&#223;t gegen das Zinseszinsverbot des &#167; 289 BGB. Die Kreditgeb&#252;hren sind rechtlich als Zinsen zu werten, da sie die Verg&#252;tung daf&#252;r sind, die der Darlehnsnehmer f&#252;r die zeitweise &#220;berlassung des Darlehnskapitals zu entrichten hat. Da&#223; aber ist genau das Wesensmerkmal von Zinsen (vgl. Beschlu&#223; des erkennenden Senats vom 22. Januar 1973 in NJW 1973 S. 1002; OLG K&#246;ln NJW 66 S. 2217; Ostler-Weidner, &#167; 6 Abzahlungsgesetz Anm. 90 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten schulden der Kl&#228;gerin an Darlehnskapital, Bearbeitungs- und Mahnkosten noch einen Betrag von 5.782,40 DM. Urspr&#252;nglich schuldeten die Beklagten an Darlehnskapital 6.603 DM und an Kreditgeb&#252;hren 2.021 DM, mithin insgesamt einen Betrag von 8.724 DM. Dieser Betrag erh&#246;hte sich um die Verl&#228;ngerungsgeb&#252;hren, die ebenfalls rechtlich als Zinsen zu werten sind, um 104 DM auf 8.728 DM. Hierauf haben die Beklagten insgesamt einen Betrag von 1.210 DM bezahlt. Davon sind 820,60 DM als R&#252;ckzahlung auf das Darlehnskapital und 389,40 DM als Zahlung auf die Kreditgeb&#252;hren anzurechnen. Zwar bestimmt &#167; 367 Abs. 1 BGB, da&#223;, wenn der Schuldner au&#223;er der Hauptleistung Zinsen und Kosten zu entrichten hat, eine zur Tilgung der ganzen Schuld nicht ausreichende Leistung zun&#228;chst auf die Kosten, dann auf die Zinsen und zuletzt auf die Hauptleistung angerechnet wird. Die Vorschrift des &#167; 367 Abs. 1 BGB kommt jedoch im vorliegenden Fall nicht zur Anwendung. &#167; 367 BGB ist keine zwingende Vorschrift, sondern enth&#228;lt nachgiebiges Recht. Daraus folgt, da&#223; Gl&#228;ubiger und Schuldner vor oder bei der Leistung Vereinbarungen &#252;ber die Anrechnung treffen k&#246;nnen, die von der gesetzlichen Regelung abweichen (RG SeuffArch 78 Nr. 181; RGRK, BGB, 11. Aufl., Bd. I, 2. Teil, &#167; 367 Anm. 3; Erman-Westermann, BGB, 5. Aufl., 1. Band, &#167; 367 Anm. 2). Erkl&#228;rung und Einverst&#228;ndnis einer von &#167; 367 Abs. 1 BGB abweichenden Anrechnung der Zahlungen des Schuldners sind auch konkludent m&#246;glich. Hier haben die Parteien eine solche abweichende Regelung stillschweigend getroffen. Die Kl&#228;gerin hat mit Einverst&#228;ndnis der Beklagten die Kreditsumme, die Kreditgeb&#252;hren und ihre sonstigen Kosten in einem Betrag zusammengefa&#223;t und einen Zahlungsplan aufgestellt, nach dem dieser Betrag in pauschalisierten Teilbetr&#228;gen, n&#228;mlich in einer Rate von 226 DM und in 35 gleichbleibenden Raten von monatlich 242 DM zur&#252;ckzuzahlen war. Mit dieser Regelung haben die Parteien zum Ausdruck gebracht, da&#223; durch die jeweiligen Ratenzahlungen die Gesamtforderung der Kl&#228;gerin, also Haupt- und Nebenforderungen, gleichzeitig getilgt werden sollen. Die Frage - in welcher H&#246;he dann die einzelnen Forderungen der Kl&#228;gerin durch die jeweiligen Ratenzahlungen der Beklagten getilgt wurden, beantwortet sich danach, was die Parteien vern&#252;nftigerweise gewollt haben. Wenn mehrere Forderungen gleichzeitig in Raten getilgt werden, ohne da&#223; die besondere Vorrangigkeit einer Forderung betont worden oder ersichtlich ist, so entspricht es dem vern&#252;nftigen Willen der Parteien, da&#223; in einem solchen Falle jede Forderung verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig getilgt wird. Dies steht in Einklang mit der vom Gesetzgeber in &#167; 366 Abs. 2 BGB getroffenen Regelung, die auch auf dem vermuteten, vern&#252;nftigen Parteiwillen basiert (Erman-Westermann, a.a.O., &#167; 366 Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Bei einem Darlehnskapital von 6.603 DM, Kreditgeb&#252;hren einschlie&#223;lich der Verl&#228;ngerungsgeb&#252;hr in H&#246;he von 2.125 DM und Zahlungen der Beklagten in H&#246;he von 1.210 DM ergibt die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsberechnung, da&#223; die Beklagten 389,40 DM auf die Kreditgeb&#252;hren und 820,60 DM auf die Darlehnsvaluta zur&#252;ckgezahlt haben. Die von den Beklagten noch nicht beglichenen Kreditgeb&#252;hren belaufen sich danach auf 1.735,60 DM. Mithin schulden sie an Darlehnskapital noch einen Betrag von 8.728 DM - 1.210 DM - 1.735,60 DM = 5.782,40 DM, der sich um Kosten der Kl&#228;gerin von 72 DM und Mahngeb&#252;hren von 16 DM auf insgesamt 5.870,40 DM erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Von diesem Betrag kann die Kl&#228;gerin Verzugszinsen in H&#246;he von 11,75 % verlangen. Die Kl&#228;gerin hat nunmehr dargelegt, da&#223; sie ihrerseits wesentlich h&#246;here Betr&#228;ge als die von den Beklagten geschuldeten im Jahre 1973 mit 11,75 % hat refinanzieren m&#252;ssen. Da&#223; der Kl&#228;gerin ein Verzugsschaden in H&#246;he von 12 % entstanden ist hat sie auch im zweiten Rechtszug nicht dargetan.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 92, 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 7 ZPO.</p>
316,070
olgham-1974-02-26-5-ss-374
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 Ss 3/74
"1974-02-26T00:00:00"
"2019-03-13T15:22:56"
"2019-03-27T09:41:30"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1974:0226.5SS3.74.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an eine andere gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts Paderborn zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Sch&#246;ffengericht hat den Angeklagten wegen tateinheitlichen Vergehens gegen &#167; 11 BetmG und &#167; 398 AbgO zu einem Jahr und zwei Monaten Freiheitsstrafe und zu 300,- DM Geldstrafe, ersatzweise zu weiteren zehn Tagen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Strafkammer hat die Berufung des Angeklagten verworfen. Diesem Urteil liegen im wesentlichen folgende Feststellungen zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 13. September 1972 verhandelte der Angeklagte in einer Gastwirtschaft mit dem Zeugen ... wegen des Ankaufs von Haschisch. Beide kamen &#252;berein, da&#223; der Angeklagte etwa 100 gr zu einem Preise von 3,- DM f&#252;r 1 gr erwerben sollte. Das Haschisch war unverzollt eingef&#252;hrt worden, was der Angeklagte wu&#223;te. Darauf f&#252;hren beide in dem Pkw des Zeugen zu einer Schuttkuhle, in der dieser das Haschisch versteckt hatte. Er holte, w&#228;hrend der Angeklagte in dem Pkw wartete, eine Platte Haschisch. Mit einer Briefwaage, die der Angeklagte mit sich f&#252;hrte, wogen sie das Haschisch ab, wobei sich ein Gewicht von etwa 115 gr ergab. Dann h&#228;ndigte der Zeuge dem Angeklagten das Haschisch aus. Den Preis von 300,- DM bezahlte der Angeklagte sofort. Auf dessen Wunsch stopfte der Zeuge sodann eine Pfeife mit etwas Tabak und Haschisch, um dieses auszuprobieren. Noch w&#228;hrend beide rauchten, erschien eine Polizeistreife in Zivil. Der Zeuge, der die Polizeibeamten erkannt hatte, forderte den Angeklagten auf, das Haschisch schnell durch das Fenster zu werfen. Der Angeklagte versteckte es aber stattdessen unter seinem Sitz. Dort wurde es von den Polizeibeamten gefunden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Revision des Angeklagten, die ohne n&#228;here Ausf&#252;hrungen die Verletzung materiellen Rechts r&#252;gt, mu&#223;te zur Aufhebung des Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Allerdings sind die Feststellungen zum Tathergang nicht zu beanstanden. Der Angeklagte hatte sich dahin eingelassen, er habe kein Haschisch von dem Zeugen gekauft, sondern nur mit ihm von dessen Haschisch geraucht. Die Strafkammer hat sich mit dieser Einlassung in einer eingehenden Beweisw&#252;rdigung auseinandergesetzt und ist in rechtsfehlerfreier Weise zu den wiedergegebenen Feststellungen gelangt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Schuldspruch gibt aber schon, wie noch darzulegen sein wird, zu Zweifeln Anla&#223;.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Rechtlich unhaltbar ist der Strafausspruch.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Strafkammer ist der Auffassung, die von dem Angeklagten erworbene Menge sei eine "nicht geringe Menge" i.S. des &#167; 11 Abs. 4 Nr. 5 BetmG und hat die Strafe aus dem erh&#246;hten Strafrahmen des &#167; 11 Abs. 4 BetmG entnommen. Dem vermag der Senat nicht zu folgen. Zwar ist die Menge Haschisch, die der Angeklagte erworben hat, sicherlich nicht gering. Gleichwohl ist sie noch keine "nicht geringe Menge" im Sinne dieser Bestimmung.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das BetmG verwendet im &#167; 11 Abs. 5 den Begriff "geringe Menge", bei deren Besitz oder Erwerb zum eigenen Verbrauch das Gericht von Strafe absehen kann und im &#167; 11 Abs. 4 Nr, 5 und Nr. 6a den Begriff "nicht geringe Menge", bei deren Einfuhr, Besitz oder Weitergabe ein besonders schwerer Fall mit einem erh&#246;hten Strafrahmen (Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren) gegeben ist. Aus dieser Begriffsverwendung kann aber nicht geschlossen werden, da&#223; immer dann, wenn ein T&#228;ter eine Menge Bet&#228;ubungsmittel besitzt, die die "geringe Menge" &#220;bersteigt, schon der Besitz einer "nicht geringen Menge" gegeben ist mit der Folge, da&#223; ein besonders schwerer Fall vorliegt. Das "nicht gering" schlie&#223;t nicht nahtlos an "gering" an; denn dann bliebe kein Anwendungsbereich f&#252;r den normalen Strafrahmen des &#167; 11 Abs. 1 BetmG (vgl. BayObLG NJW 73/669).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dieser Anwendungsbereich f&#252;r den normalen Strafrahmen darf nicht zu eng bemessen werden. Das gilt insbesondere f&#252;r den Fall des Besitzes von Bet&#228;ubungsmitteln durch den Verbraucher. Mit der versch&#228;rften Strafandrohung des &#167; 11 Abs. 4 Nr. 5 und Nr. 6a BetmG sollen nach dem Willen des Gesetzgebers vornehmlich die H&#228;ndler, nicht so sehr die Verbraucher, erfa&#223;t werden (BayObLG a.a.O.; Joachimski, Bet&#228;ubungsmittelrecht, &#167; 11 Rdz. 27). Daraus folgt, da&#223; der Besitz einer bei einem Verbraucher &#252;blichen Menge noch nicht einen besonders schweren Fall, also eine "nicht geringe Menge" darstellen soll. Davon kann erst dann die Rede sein, wenn allein aus der Menge der Bet&#228;ubungsmittel der Schlu&#223; naheliegt, da&#223; diese nicht mehr zum Eigenverbrauch, sondern zur Weitergabe an Dritte bestimmt sind (BayObLG a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach Ansicht des BayObLG ist eine "nicht geringe Menge" i.S. des &#167; 11 Abs. 4 Nr. 5 BetmG dann gegeben, wenn der Konsumentenpreis mehr als 1.000 DM betr&#228;gt. Ob diese Wertgrenze in jedem Falle eine brauchbare Abgrenzungsfunktion erf&#252;llt, mag offenbleiben. Denkbar w&#228;re, da&#223; die Unterscheidung nach dem "Genu&#223;wert" oder "Gebrauchswert" vorgenommen wird, den die in Betracht kommende Menge f&#252;r einen Endverbraucher hat. Denn es k&#246;nnte bei einem pl&#246;tzlich - aus welchen Gr&#252;nden auch immer - eintretenden &#220;berangebot, einer Rauschgiftschwemme, ein eklatanter Preisverfall bei einer bestimmten Sorte von Bet&#228;ubungsmitteln eintreten oder es k&#246;nnte sich ein stark unterschiedliches Preisniveau zwischen mehreren Bezirken bilden. In solchen oder &#228;hnlichen Lagen w&#228;re der (Schwarzmarkt-)Preis kein zuverl&#228;ssiges Kriterium, der eine gerechte und dem Sinne des Gesetzes entsprechende Abgrenzung der besonders schweren F&#228;lle erm&#246;glichte. Als "nicht geringe Menge" in diesem Sinne kommt vielmehr ein Quantum in Betracht, das bei Anlegung eines durchschnittlichen Ma&#223;stabes <u>deutlich</u> &#252;ber den Vorrat hinausgeht, den ein Verbraucher normalerweise f&#252;r den Eigenbedarf anzulegen pflegt. Damit wird zwar nicht f&#252;r jeden den denkbaren Fall ein gleichsam wie aus einer Tabelle ablesbarer Beurteilungsma&#223;stab gewonnen; es werden aber sachlich ungerechtfertigte Ergebnisse vermieden, die bei einer starren Wertgrenze von 1.000 DM auftreten m&#252;ssen, etwa, wenn es von der H&#246;he der Gewinnspanne abh&#228;ngt, die der H&#228;ndler bei der Weitergabe des "Stoffes" - z.B. wegen erh&#246;hten Risikos - auf seinen Selbstkostenpreis aufschl&#228;gt, ob ein besonders schwerer Fall vorliegt oder nicht. Bei der Beurteilung dieser Pr&#228;ge kommt es in erster Linie darauf an, welche m&#246;gliche Gef&#228;hrdung (nicht nur) Dritter von den in Betracht kommenden Bet&#228;ubungsmitteln ausgeht, und nicht so sehr auf den Schwarzhandeiswert der Ware. Daher liegt es um so n&#228;her, es auf den Gebrauchs- oder Genu&#223;wert abzustellen, den die fragliche Menge des vom T&#228;ter verbotswidrig innegehabten Rauschgiftes f&#252;r einen Endverbraucher hat. Damit wird zugleich eine Beg&#252;nstigung des Verkehrs mit verunreinigten oder sonst qualitativ minderwertigen - und daher billigeren - Bet&#228;ubungsmitteln vermieden, wie es bei Zugrundelegung einer blo&#223;en Preisgrenze von 1.000,- DM (oder eines anderen Betrages) der Fall w&#228;re (s. zu diesem Fragenkreis auch den Aufsatz von Wechsung und Hund in NJW 1973; 1729 mit abl. Kritik zu dem angef&#252;hrten Urteil des BayObLG sowie den dort bezeichneten Beschlu&#223; des OLG Karlsruhe 3 Ws 74/72 vom 25.7.1972).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den vorliegenden Fall ist allerdings ohne entscheidende Bedeutung, was als ma&#223;gebliches Abgrenzungskriterium zu gelten hat, denn der Erwerb von 115 gr Haschisch f&#228;llt sicherlich nicht so sehr aus dem Rahmen des &#220;blichen, da&#223; daf&#252;r nur der Strafrahmen des &#167; 11 Abs. 4 BetmG angemessen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Da wegen des Kaufpreises von 300,- DM auch nach der Auffassung des BayObLG noch keine "nicht geringe Menge" i.S. des &#167; 11 Abs. 4 Nr. 5 BetmG vorliegt, weicht der Senat bei seiner Entscheidung nicht von dem genannten Urteil ab, so da&#223; eine Vorlage der Sache an den Bundesgerichtshof gem&#228;&#223; &#167; 121 Abs. 2 GVG nicht erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Strafkammer hat mithin die Strafe einem hier nicht in Betracht kommenden Strafrahmen entnommen, so da&#223; das Urteil im Strafausspruch aufzuheben war. Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; die Strafkammer bei zutreffender rechtlicher Beurteilung zu einer geringeren Strafe gelangt w&#228;re, auch wenn der Strafrahmen des &#167; 11 Abs. 1 BetmG Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren zul&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat es f&#252;r geboten erachtet, die Aufhebung des Urteils auch auf den Schuldspruch zu erstrecken, da dieser unklar ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Strafkammer hat lediglich festgestellt, da&#223; der Angeklagte Haschisch erworben hat. Nach dem fr&#252;heren Opiumgesetz wurde unter Haschisch das aus indischem Hanf gewonnene Harz und dessen Zubereitungen verstanden (&#167; 9 OpiumG). Inzwischen hat sich aber der Sprachgebrauch gewandelt. Neben diesem eigentlichen Haschisch werden auch die Bl&#228;tter und Bl&#252;ten des indischen Hanfs, die in getrocknetem Zustand zum Rauchen verwendet werden, als Haschisch bezeichnet (OLG Celle, NJW 1972, 349; BayObLG GA 73, 27; Joachimski, &#167; 1 Rdz. 8). Der Begriff Haschisch ist also im allgemeinen Sprachgebrauch mehrdeutig. Das Bet&#228;ubungsmittelgesetz verwendet ihn &#252;berhaupt nicht mehr. Es unterscheidet vielmehr zwischen "Bl&#252;ten oder Fruchtst&#228;nden der zur Gattung Cannabis geh&#246;renden Pflanzen, denen das Harz nicht entzogen worden ist, ausgenommen die mit solchen St&#228;nden vermengten Samen sowie die Bl&#228;tter, die kein Harz enthalten" (&#167; 1 Abs. 1 Nr. 1d BetmG) und "Extrakte und Tinkturen" solcher Stoffe (&#167; 1 Abs. 4 Nr. 2 BetmG) einerseits, sowie zwischen "R&#252;ckst&#228;nden des Rauchopiums, Cannabis-Harz und seinen Zubereitungen" (&#167; 1 Abs. 4 Nr. 3 BetmG) andererseits. Im ersten Fall besteht kein absolutes Ver&#228;u&#223;erungsverbot. Bei unerlaubtem Verkehr (&#167; 3 BetmG) mit diesen Produkten erfolgt die Bestrafung aus &#167; 11 Abs. 1 Nr. 1 BetmG. Im zweiten Fall, in dem ein absolute Verkehrsverbot ausgesprochen ist (&#167; 9 BetmG mit eng begrenzten Ausnahmen), erfolgt sie aus &#167; 11 Abs. 1 Nr. 6 BetmG.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Strafkammer wird daher festzustellen haben, ob das Haschis aus getrockneten Pflanzenteilen oder aus Harz bestand. Wenn es aus getrockneten Pflanzenteilen bestand, mu&#223; zus&#228;tzlich festgestellt werden, da&#223; keine Genehmigung nach &#167; 3 BetmG vorgelegen hat, was sich sonst er&#252;brigt. Die Feststellung der Beschaffenheit des Haschisch kann durch Augenschein oder Zeugenbeweis erfolgen, weil das Harz trotz &#252;blicher Zus&#228;tze von Pflanzenteilen oder gar Sand zur Verminderung seiner Klebrigkeit seine feste Konsistenz; erkennbar beh&#228;lt, w&#228;hrend die getrockneten Pflanzenteile als gr&#252;nes bis braunes Pulver von tabak&#228;hnlicher Beschaffenheit sind (OLG Celle, a.a.O.; Joachimski, &#167; 1 Rdz. 8). Daf&#252;r, da&#223; das Haschisch hier Cannabis Harz enthielt, k&#246;nnte die Tatsache sprechen, da&#223; es in Form einer <u>Platte</u> in den Verkehr gebracht worden ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war das Urteil in vollem Umfange aufzuheben.</p>
316,072
olgham-1974-02-06-20-w-2273
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 22/73
"1974-02-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:00"
"2019-03-27T09:41:30"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1974:0206.20W22.73.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Beschwerde tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen die Gemeinschuldnerin den Zahlungsbefehl des Amtsgerichts M&#252;nster vom 24. Februar 1971 - 2 B 2734/71 - erwirkt, die Gemeinschuldnerin mit Schreiben vom 1. M&#228;rz 1971 Widerspruch eingelegt. Durch Beschlu&#223; vom 12. M&#228;rz 1971 ist der Rechtsstreit an die Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts M&#252;nster verwiesen worden. Mit Schreiben vom 2. April 1971 teilte der Beklagte mit, da&#223; &#252;ber das Verm&#246;gen der Gemeinschuldnerin am 29. M&#228;rz 1971 das Konkursverfahren er&#246;ffnet und er zum Konkursverwalter bestellt worden war (54 N 37/71 AG Dortmund). Der Rechtsstreit war damit unterbrochen (&#167; 240 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Pr&#252;fungstermin vom 30. Juli 1971 ist die mit insgesamt 54.903,23 DM von der Kl&#228;gerin angemeldete Forderung (davon Klageforderung: 27.175,28 DM und Zinsen) vom Konkursverwalter "vorl&#228;ufig bestritten" worden. Daraufhin hat die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 4. August 1971 den Beklagten zur Erkl&#228;rung binnen 4 Wochen aufgefordert; der Beklagte hat den Grund seines Bestreitens der Forderung nicht angegeben. Die Kl&#228;gerin hat mit Schriftsatz vom 17. Oktober 1971 (Bl. 46 d. A.) den Rechtsstreit gegen den Beklagten aufgenommen und die Feststellung der Hauptforderung von 27.175,28 DM und einer Zinsforderung von 947,40 DM zur Konkurstabelle begehrt. Nachdem der Beklagte gegen das von der Kl&#228;gerin erlangte Vers&#228;umnisurteil vom 11. November 1971 (Bl. 53) Einspruch eingelegt hat, haben beide Parteien am 23. August 1973 &#252;bereinstimmend die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt, da die Klageforderung zur Konkurstabelle festgestellt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Landgericht die Kosten des Rechtsstreits der Kl&#228;gerin zu 2/3 und dem Beklagten zu 1/3 auferlegt. Es hat die Aufnahme des Rechtsstreits gegen den Beklagten nach &#167; 146 Abs. III, Abs. I KO als unzul&#228;ssig angesehen und von den gesamten Kosten des Rechtsstreits dem Beklagten eine Quote nach dem Teil der Kosten auferlegt, die <u>vor</u> der Konkurser&#246;ffnung entstanden waren, weil die Gemeinschuldnerin Anla&#223; zu der bis zur Konkurser&#246;ffnung begr&#252;ndeten Klage gegeben habe. Auf den Beschlu&#223; wird verwiesen (Bl. 123 d. A.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; richtet sich die zul&#228;ssige Beschwerde des Beklagten mit dem Ziel der Ab&#228;nderung. Der Beklagte ist der Ansicht, ihm h&#228;tten keine Kosten auferlegt werden d&#252;rfen, da die Parteien des Mahnverfahrens und des sp&#228;teren Rechtsstreits nicht identisch seien; die Kosten des Rechtsstreits bis zur Konkurser&#246;ffnung seien zudem nur eine Konkursforderung, w&#228;hrend die Kosten des gegen ihn gerichteten Rechtsstreits Masseschulden seien. Die Kl&#228;gerin begehrt die Zur&#252;ckweisung der Beschwerde, da die gesamten Kosten des einheitlichen Rechtsstreits Massekosten seien.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Beklagten ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">A) Die Kosten des Rechtsstreits k&#246;nnen nicht nach dem Gesichtspunkt aufgeteilt werden, ob sie vor oder nach Konkurser&#246;ffnung entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten ist zwar zuzugeben, da&#223; die bis zur Konkurser&#246;ffnung entstandenen Kostenerstattungsanspr&#252;che zun&#228;chst nur eine Konkursforderung sind und es auch bleiben, wenn der Rechtsstreit nicht nach &#167;&#167; 146 Abs. III, 12 KO aufgenommen wird. Wird aber der Rechtsstreit gegen den Konkursverwalter aufgenommen, dann sind die gesamten Proze&#223;kosten einheitlich zu behandeln (vgl. BAG, Urteil vom 2. November 1959 - 2 AZR 479/56 - AP Nr. 7 zu &#167; 91 a ZPO; B&#246;hle-Stamschr&#228;der, Konkursordnung, 10. Auflage 1971, Anm. 1 b) zu &#167; 59 KO; J&#228;ger-Lent, Konkursordnung, 8. Auflage 1958, Anm. 2 zu &#167; 59; Mentzel-Kuhn, Konkursordnung, 7. Auflage 1962, Anm. 5 zu &#167; 59). Soweit der Konkursverwalter in der Instanz unterliegt, tr&#228;gt er daher die gesamten ihm auferlegten Kosten als Massekosten, und soweit der Konkursgl&#228;ubiger unterliegt, fallen ihm die gesamten auferlegten Kosten zur Last, auch, soweit sie <u>vor</u> der Konkurser&#246;ffnung entstanden waren und ohne Fortsetzung des Rechtsstreits begr&#252;ndete Konkursforderungen gebildet h&#228;tten (vgl, J&#228;ger-Lent a.a.O). Das ist die Folge daraus, da&#223; die Kosten eines Rechtsstreits (oder zumindestens einer Instanz) ein einheitliches Ganzes bilden (vgl. Mentzel-Kuhn a.a.O).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">B) Eine Aufteilung der Kosten kommt auch im Rahmen des &#167; 91 a ZPO nicht in Betracht, wenn zweifelhaft ist, ob die Aufnahme eines durch Konkurs unterbrochenen Rechtsstreits (&#167; 146 Abs. 3, 4 KO) zul&#228;ssig oder unzul&#228;ssig war.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es kommt daher f&#252;r den Erfolg der Beschwerde darauf an, ob nach &#167; 91 a ZPO die Kosten der Kl&#228;gerin oder dem Beklagten aufzuerlegen sind. Nach &#167; 91 ZPO hat das Gericht &#252;ber die Kosten unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes nach billigem Ermessen zu entscheiden. War daher die Aufnahme des Rechtsstreits gegen den Beklagten nach nur "vorl&#228;ufigem" Bestreiten der angemeldeten Forderung durch den Beklagten nach &#167; 146 Abs. 3, 1 KO unzul&#228;ssig, so konnte die Klage nach Feststellung zur Konkurstabelle nicht mehr zul&#228;ssig werden, da die Forderung der Kl&#228;gerin nicht im Sinne des &#167; 146 Abs. 1 KO, "streitig geblieben" ist. In diesem Falle m&#252;&#223;ten die gesamten Kosten des Rechtsstreits die Kl&#228;gerin treffen, die eine unzul&#228;ssige Klage verfolgt hat. War dagegen die Aufnahme des Rechtsstreits gegen den Beklagten zul&#228;ssig, so sind die Kosten dem Beklagten aufzuerlegen, da er ohne R&#252;cknahme des "vorl&#228;ufigen" Widerspruchs unterlegen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">C) Es kommt daher darauf an, ob eine "vorl&#228;ufig bestritten" gebliebene Forderung eine streitig gebliebene Forderung im Sinne des &#167; 146 Abs. I KO ist. Das ist entgegen der im angefochtenen Beschlu&#223; erw&#228;hnten Ansicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1. Streitig geblieben im Sinne des &#167; 146 Abs. 1 KO ist eine Forderung, wenn der Konkursverwalter oder ein Konkursgl&#228;ubiger gegen sie im Pr&#252;fungstermin Widerspruch erhoben hat und der Widerspruch nicht durch Zur&#252;cknahme oder durch Verlust der Konkursgl&#228;ubigerschaft des Bestreitenden (= Verlust der Widerspruchsbefugnis - &#167; 144 Abs. I KO) beseitigt ist (vgl. Menzel-Kuhn a.a.O. Anm. 1 A I 1) zu &#167; 146, J&#228;ger-Weber, Konkursordnung, 8. Auflage 1973, Anm. 1 I 1) zu &#167; 146). W&#228;hrend bei diesen Kommentatoren keine Differenzierung zwischen "Bestreiten" und "vorl&#228;ufigem Bestreiten" gemacht wird, sieht eine neuere Meinung in Schrifttum und Rechtsprechung in einem "vorl&#228;ufigen" bestreiten durch den Konkursverwalter nur einen Vorbehalt gegen die Feststellung der angemeldeten Forderung des Inhalts, da&#223; er die Forderung nicht endg&#252;ltig gepr&#252;ft, beschieden und bestritten habe. Bis zur endg&#252;ltigen Pr&#252;fung k&#246;nne daher die Forderung nicht als streitig "geblieben" im Sinne des &#167; 146 Abs. I. KO angesehen werden (vgl. Robrecht, Konkurs-, Treuhand- und Schiedsgerichtswesen Heft 2/1969 S. 67 ff.; B&#246;hle-Stamschr&#228;der a.a.O. Anm. 1 zu &#167; 146 KO; LG Koblenz, Urteil vom 8. Dezember 1966, - 3 S 148/66 -, Konkurs-, Treuhand- und Schiedsgerichtswesen Heft 4/1966 S. 254; AG Detmold, Beschlu&#223; vom 26. Juli 1969 - 3 C 5o3/69 -, Konkurs-, Treuhand- und Schiedsgerichtswesen Heft 1/1971 S. 60).<i> </i>Gegen diese zuletzt dargestellte Ansicht wendet sich ausdr&#252;cklich Hoffmann (NJW 1961 S. 1343).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2. Der Auffassung, eine nur "vorl&#228;ufig" bestrittene Forderung sei nicht im Sinne des &#167; 146 Abs. I KO "streitig geblieben", kann nicht gefolgt werden. Auch das nur "vorl&#228;ufige" Bestreiten ist praktisch ein Bestreiten der angemeldeten Forderung (so auch Robrecht a.a.O, S. 68); es ist nur der Vorbehalt gemacht, das Bestreiten aufzugeben. Unter diesem Vorbehalt steht aber auch ein Bestreiten der angemeldeten Forderung, wenn es nicht nur als "vorl&#228;ufig" bezeichnet wird; die R&#252;cknahme des Bestreitens ist jederzeit und unabh&#228;ngig von einem Pr&#252;fungstermin m&#246;glich (vgl. B&#246;hle-Stamschr&#228;der a.a.O Anm. 2 zu &#167; 144; soweit ersichtlich, v&#246;llig einheitliche Meinung). Der Sinn des nur "vorl&#228;ufigen" Bestreitens kann daher nur dahin gehen, die Pr&#252;fung der Forderung im Pr&#252;fungstermin zu unterlassen und sie einem sp&#228;teren Zeitpunkt vorzubehalten. Das ist jedenfalls dann unzul&#228;ssig, wenn der Pr&#252;fungstermin vom Konkursgericht nicht vertagt wird.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">a) Die Konkursordnung geht davon aus, da&#223; die Kl&#228;rung, ob eine angemeldete Konkursforderung festgestellt oder bestritten wird, im Pr&#252;fungstermin zu erfolgen hat (vgl. Robrecht a.a.O, S. 68, LG Koblenz a.a.O S. 255/256). Nach der Konkursordnung sollen hinsichtlich aller rechtzeitig angemeldeten und der nach &#167; 142 Abs. 1 KO mit zu pr&#252;fenden nachtr&#228;glich angemeldeten Forderungen mit Abschlu&#223; des Pr&#252;fungstermins feststehen, inwieweit sie festgestellt und inwieweit sie vom Konkursverwalter oder einem Konkursgl&#228;ubiger bestritten sind. Nur diesem Zwecke dient der Pr&#252;fungstermin. Nur wenn ein unabweisliches Bed&#252;rfnis besteht, dem Konkursverwalter die Pr&#252;fung der angemeldeten Forderung &#252;ber den Pr&#252;fungstermin hinaus offen zu halten, kann man ein "vorl&#228;ufiges" Bestreiten nicht als Bestreiten der Forderung im Pr&#252;fungstermin und demgem&#228;&#223; den Klageweg nach &#167; 146 Abs. 1, 3 KO noch nicht als er&#246;ffnet ansehen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b) Bei der Pr&#252;fung, ob dem Konkursverwalter die Pr&#252;fung angemeldeter Forcierung &#252;ber den Pr&#252;fungstermin hinaus offenzuhalten ist, ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; nach &#167; 138 KO der Pr&#252;fungstermin sp&#228;testens 5 Monate nach der Konkurser&#246;ffnung stattzufinden hat, da die Anmeldefrist h&#246;chstens 3 Monate betr&#228;gt (&#167; 138 Satz 1 KO) und die Frist zwischen Ablauf und Anmeldefrist und dem allgemeinen Pr&#252;fungstermin h&#246;chstens 2 Monate betragen soll (&#167; 138 Satz 2 KO). Diese Fristen m&#246;gen zur Zeit des Erlasses des Gesetzes ausgereicht haben (10. Februar 1877). Durch die wirtschaftlichen Ver&#228;nderungen in der Zwischenzeit wird diese Frist insbesondere bei gr&#246;&#223;eren Konkursen mit zahlreichen Konkursgl&#228;ubigern und Forderungen, denen ein komplizierter Sachverhalt zugrunde liegt, in einer ordnungsgem&#228;&#223;en, gr&#252;ndlichen Pr&#252;fung <u>aller</u> Konkursforderungen durch den Konkursverwalter oft nicht ausreichen. Dabei ist auch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; bei den Gemeinschuldnern h&#228;ufig die Buchf&#252;hrung in erheblichem R&#252;ckstand ist und die Gesch&#228;ftsunterlagen nicht immer geordnet vorliegen, auch die bisherigen Bearbeiter dem Konkursverwalter nicht immer zur Aufkl&#228;rung zur Verf&#252;gung stehen. Hinzu kommt, da&#223; geeignete Konkursverwalter f&#252;r umfangreiche Konkursverfahren meist schwierig zu haben und auch durch andere Aufgaben &#252;berlastet sind. W&#228;re aber der Konkursverwalter gezwungen, sich zu ungen&#252;gend gepr&#252;ften Forderungen zu erkl&#228;ren, so w&#252;rden die Ziele des Konkursverfahrens beeintr&#228;chtigt. Werden unberechtigte Forderungen festgestellt, so erh&#246;ht sich die Schuldenmasse zum Nachteil der Gl&#228;ubigergemeinschaft, wird berechtigten Forderungen widersprochen, so droht eine Schm&#228;lerung der Teilungsmasse durch Proze&#223;kosten als Masseschulden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber steht nicht nur das Interesse des anmeldenden Gl&#228;ubigers, an der Konkursmasseverteilung teilzunehmen, worauf es das Landgericht Koblenz (a.a.O. S. 256) abstellt. Von der Feststellung der Forderung ist auch das Stimmrecht des Konkursgl&#228;ubigers abh&#228;ngig (&#167; 95 Abs. 1 Satz 1 KO). Mangels einer Einigung mit dem Widersprechenden ist der Gl&#228;ubiger auf eine Ermessensentscheidung des Konkursgerichts angewiesen (&#167; 95 Abs. 1 Satz 3 KO). Wird die Forderung als ungepr&#252;ft behandelt, so gilt Entsprechendes (&#167; 95 Abs. 2 KO). Das kann erhebliche Bedeutung haben, wenn es zur Abstimmung &#252;ber einen Zwangsvergleich nach &#167; 182 KO kommt. Das spricht dagegen, zuzulassen, da&#223; der Konkursverwalter durch Erkl&#228;rung eines "vorl&#228;ufigen" Widerspruchs die Feststellung der Forderung zur Konkurstabelle praktisch unkontrolliert lange hinausz&#246;gern kann. Denn <u>weitere </u>Pr&#252;fungstermine sind nach dem Gesetz nur zur Pr&#252;fung solcher Forderungen vorgesehen, die nach Ablauf der Anmeldefrist angemeldet sind (&#167; 142 KO). In einem solchen besonderen Pr&#252;fungstermin ist der Konkursverwalter nicht gezwungen, sich zu rechtzeitig angemeldeten Forderungen zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">c) Ein nur "vorl&#228;ufiges" Bestreiten einer angemeldeten Forderung im Sinne des &#167; 146 Abs. 1 KO anders als ein Bestreiten zu behandeln kann danach nur in Betracht kommen, wenn anders dem &#252;berwiegenden Interesse der Gl&#228;ubigergemeinschaft und des Konkursverwalters an einer ordnungsgem&#228;&#223;en Pr&#252;fung der angemeldeten Forderungen nicht Rechnung getragen werden kann. Davon gehen Robrecht (a.a.O.) und das Landgericht Koblenz im Urteil vom 8. Dezember 1966 (a.a.O.) aus, jedoch zu Unrecht. Einmal ist es bei besonders gro&#223;en Konkursverfahren zul&#228;ssig, den Pr&#252;fungstermin unter &#220;berschreitung der gesetzlichen H&#246;chstgrenze aus &#167; 138 KO anzusetzen, um so die zur Pr&#252;fung der Forderungen notwendige Vorbereitungszeit zu erhalten (vgl. J&#228;ger-Weber, a.a.O. Anm. 7 zu &#167; 138; Bohle-Stamschr&#228;der a.a.O. Anm. 3 zu &#167; 138). Weiter besteht aber auch die M&#246;glichkeit, den Pr&#252;fungstermin aus wichtigem Grund gem&#228;&#223; &#167;&#167; 72 KO, 136 Abs. 3, 227 Abs. 3 ZFO zu vertagen (vgl. J&#228;ger-Weber a.a.O Anm. 12 zu &#167; 138). Ein solcher Grund ist immer vorhanden, wenn erhebliche Unterlagen entgegen &#167; 139 Abs. 3 KO vom Gl&#228;ubiger nicht vorgelegt und beim Gemeinschuldner nicht aufgefunden sind oder noch Nachfragen nach dem Sachverhalt bei ehemaligen Angestellten des Gemeinschuldners erforderlich sind und nicht durchf&#252;hrbar waren. Es sind keine Bedenken dagegen ersichtlich, da&#223; das Konkursgericht im ersten Pr&#252;fungstermin die Pr&#252;fung solcher Forderungen offenl&#228;&#223;t und den Termin zur Pr&#252;fung dieser Forderungen vertagt, damit die Pr&#252;fung weiter vorbereitet werden kann. Damit wird vermieden, da&#223; der Zeitpunkt der Pr&#252;fung dem Konkursverwalter &#252;berlassen bleibt, und der Zeitpunkt der Pr&#252;fung wird vom Gericht unter pflichtgem&#228;&#223;er Abw&#228;gung der Belange aller Beteiligten festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">D) Hier kann offen bleiben, ob die Tatsache, da&#223; der Konkursverwalter ausdr&#252;cklich nur "vorl&#228;ufig" bestritten hat, den Konkursgl&#228;ubiger n&#246;tigt, vor Erhebung einer Klage gem&#228;&#223; &#167; 146 KO eine au&#223;ergerichtliche Kl&#228;rung mit dem Konkursverwalter herbeizuf&#252;hren (&#167; 242 BGB), insbesondere dann, wenn er entgegen &#167; 139 Abs. 3 KO Urkunden nicht vorgelegt hat. Die Kl&#228;gerin hat das mit ihrem Schreiben vom 4. August 1971 versucht, ohne innerhalb angemessener Frist Antwort zu erhalten. Unter diesen Umst&#228;nden ist die vom Landgericht vorgenommene Belastung des Beklagten mit 1/3 der Proze&#223;kosten auf jeden Fall gerechtfertigt, ohne da&#223; es darauf ankommt, ob die im Proze&#223; von der Kl&#228;gerin vorgelegten Unterlagen bei der Gemeinschuldnerin vorhanden und auffindbar waren oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kosten des Rechtsstreits der Kl&#228;gerin auferlegt sind, ist die Entscheidung nicht angefochten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde war danach mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p>
316,073
lg-krefeld-1974-01-17-1-s-20373
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1 S 203/73
"1974-01-17T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:02"
"2019-03-27T09:41:30"
Urteil
ECLI:DE:LGKR:1974:0117.1S203.73.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das Urteil des Amtsgerichts Krefeld vorn 29. Mai 1973 wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bewohnt mit seiner Ehefrau deren Haus in Krefeld, Kr&#252;llsdyk, das bis zum 30.11.1971 aber eine Freileitung der Beklagten mit Strom versorgt wurde. Wegen gestiegener Bed&#252;rfnisse und aus wirtschaftlichen Gr&#252;nden stellte die Beklagte im Sommer 1971 die Stromversorgung der Anlieger des Kr&#252;llsdyk auf eine Erdkabelleitung um, wobei die Hausanschl&#252;sse einheitlich in die Keller verlegt wurden. Nach anf&#228;nglichen Auseinandersetzungen erkl&#228;rte sich der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; Vereinbarung vom 2.9.1971 mit der entsprechenden Umstellung des Anschlusses einschlie&#223;lich der Anbringung des Z&#228;hlers im Keller einverstanden. Die Arbeiten sollten in der Zeit vom 15. bis 20.11.1971 durchgef&#252;hrt werden. Die Beklagte verpflichtete sich, die Arbeiten einschlie&#223;lich notwendiger Renovierungen kostenlos durchzuf&#252;hren Als der Kl&#228;ger in der Folgezeit den Beauftragten der Beklagten das Betreten des Grundst&#252;cks verbot, k&#252;ndigte die Beklagte den Stromlieferungsvertrag und sperrte am 30.11.1971 die Stromzufuhr Haus der Ehefrau des Kl&#228;gers ab. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Dezember 1.971. suchte der Kl&#228;ger um den Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung gegen die Beklagte nach mit dem Antrag, </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">der Antragsgegner im Wege eine einstweiligen Verf&#252;gung zu verurteilen, bei Meidung einer Geld- oder Haftstrafe f&#252;r den Fall der Nichtbefolgung den Anschlu&#223; des Antragstellers an das Stromnetz der Stadt Krefeld sofort wieder herzustellen, und zwar in der bisherigen Form einer Freileitung. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil des Landgerichts Krefeld vom 27.4.1971 (1 S 12/72 LG Krefeld -3 C 718/71 AG Krefeld ) wurde dieser Antrag zur&#252;ckgewiesen. Ende des Jahres 1971 und im Jahr 1972 wurde zwischen den Parteien eine umfangreiche Korrespondenz gef&#252;hrt. Der Kl&#228;ger wandte sich auch an den Regierungspr&#228;sidenten in D&#252;sseldorf. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nach wie vor bereit, das vom Kl&#228;ger bewohnte Haus der Vereinbarung vom 2.9.1971 entsprechend an das Stromnetz anzuschlie&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Meinung vertreten, er sei beim Abschlu&#223; der Vereinbarung vom 2.9.1971 von Vertretern der Beklagten get&#228;uscht worden. Man habe ihn nicht dar&#252;ber aufgekl&#228;rt, da&#223; die Anbringung des Z&#228;hlerkastens im Keller f&#252;r den Fall, da&#223; eine &#214;lheizung im Keller eingerichtet werde, m&#246;glicherweise besonderer Vorkehrungen bed&#252;rfe oder aber ganz unzul&#228;ssig sei. Die Einrichtung einer &#214;lheizung sei inzwischen geplant. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><ol class="absatzLinks" type="I"><li>a) durch Urteil zu bestimmen, da&#223; die StromabsteIlung im Hause Kr&#252;llsdyk xx aufgrund eines Vertragsbetruges erfolgte, vorgenommen durch die Angeh&#246;rigen der Stadtwerke B und G, </li></ol> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">b) ferner zu bestimmen durch Urteil, da&#223; dieser mittels Betrug und T&#228;uschung verursachte Vertrag benutzt wurde zur weiteren T&#228;uschung des Gerichtes in Krefeld in einem einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren vor dem AG und LG Krefeld AZ 1 S 12/72 -3 C 718/71;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">c) ferner zu bestimmen durch Gerichtsurteil, da&#223; die Stromabsperrung auch ohne den Vertragsbetrug einen Monopolmi&#223;brauch darstellt als Versto&#223; gegen &#167; 22 GWB; </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">d) ferner durch Urteil zu bestimmen, da&#223; dieser Stromabschlu&#223; mit den daraus resultierenden Anw&#252;rfen in der &#214;ffentlichkeit einen Versto&#223; gegen Art. 1 GG darstellt gem&#228;&#223; Urteil OVG L&#252;neburg VI 1 45/68; </p> <span class="absatzRechts">13</span><ol class="absatzLinks" type="I" start="2"><li>a) durch Urteil zu bestimmen, den Elektroanschlu&#223; an den Z&#228;hler herzustellen, wie bereits im Verfahren LG 1&#160;S 12/72 vorgetragen, bis zu dem Zeitpunkt eines geplanten Umbaues, wo der Anschlu&#223; in ein von au&#223;en zu begehendes Geh&#228;use gelegt wird; </li></ol> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">b) bei Nichterf&#252;llung den Stadtwerken aufzuerlegen, die Mietkosten zu tragen f&#252;r die Ermietung eines gleichwertigen Hauses au&#223;erhalb der Einflu&#223;m&#246;glichkeiten der Stadtwerke Krefeld. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">c) Weiter wird ein Schadensersatz beantragt f&#252;r die Minderung und Diffamierung in der &#214;ffentlichkeit </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">die mittels Vertragsbetrug am 30.11.1971 vorgenommene Stromabsperrung. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">d) Weiter wird beantragt, den Stadtwerken aufzuerlegen, den Nachweis zu erbringen, da&#223; in s&#228;mtlichen H&#228;usern am Kr&#252;llsdyk die Stromz&#228;hler in den Keller gelegt wurden und da&#223; fernerhin eine Stromversorgung mit Ablesung von 1 mal im Jahr nur m&#246;glich sei, wenn die im Keller angebracht seien. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">e) Weiter wird beantragt, den Stadtwerken und der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft durch Urteil zu untersagen, weiterhin in Schrifts&#228;tzen, auch an den Regierungspr&#228;sidenten in D&#252;sseldorf zu behaupten, da&#223; der bereits im Verfahren 1 S 12/72 begehrte &#252;ber die Au&#223;enwand an den Z&#228;hler im 1. Stock eine Feuergefahr bedeuten w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach Erla&#223; eines klageabweisenden Vers&#228;umnisurteils und hat der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils nach seinem zu erkennen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">das Vers&#228;umnisurteil aufrechtzuerhalten </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie hat geltend gemacht, soweit die Klageantr&#228;ge auf Feststellung und auf k&#252;nftige Leistungen gingen, seien sie unzul&#228;ssig. Im &#252;brigen sei der Kl&#228;ger an die Vereinbarung vom 2.9.1971 gebunden; von einer T&#228;uschung k&#246;nne keine Rede sein. Schlie&#223;lich sei der Kl&#228;ger, der nicht Hauseigent&#252;mer sei, f&#252;r die Geltendmachung der Anspr&#252;che nicht aktiv legitimiert. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat das klageabweisende Vers&#228;umnisurteil aufrechterhalten. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat der Kl&#228;ger form- und fristgerecht Berufungeingelegt und diese rechtzeitig begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor, er verlange einen Stromanschlu&#223;, wie er den Vorschriften entspreche. Jedenfalls k&#246;nne ihm nicht zugemutet werden:, die Verlegung des Hausanschlusses zu dulden, die ihm nur Bel&#228;stigung, der Beklagten jedoch keinen Vorteil bringe. Im Keller sei wegen der geplanten &#214;lfeuerungsanlage keine geeignete Stelle f&#252;r die Anbringung des Z&#228;hlers.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:36px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach seinen Antr&#228;gen aus dem ersten Rechtszug zu erkennen. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bittet um</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> Zur&#252;ckweisung der Berufung. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihren Vortrag aus dem ersten Rechtszug.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auf das angefochtene Urteil, die Schrifts&#228;tze der Parteien sowie auf die zu den Akten gereichten Unterlagen wird Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><u> Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, jedoch nicht begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist teils unzul&#228;ssig, teils unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Mit den unter Ziffer I. zusammengefassten vier Antr&#228;gen begehrt der Kl&#228;ger bestimmte Feststellungen. Gegenstand dieser Feststellungen sind jedoch keine Rechtsverh&#228;ltnisse zwischen den Parteien, vielmehr Vorfragen, die f&#252;r bestimmte Rechtsbeziehungen der Parteien von Bedeutung sein k&#246;nnten, so, ob sich die Beklagte einer T&#228;uschung des Kl&#228;gers und des Gerichts schuldig gemacht hat, sowie, ob das Verhalten der Beklagten unter bestimmten rechtlichen Gesichtspunkten rechtm&#228;ssig war oder nicht. Derartige Tatbestandselemente, die zusammen mit anderen Umst&#228;nden ein Rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien begr&#252;nden oder inhaltlich bestimmen k&#246;nnten, k&#246;nnen nicht selbst&#228;ndig Gegenstand einer Feststellungsklage sein. Vorliegend ist auch kein besonderes Interesse des Kl&#228;gers an den erbetenen Feststellungen gegeben, da der Kl&#228;ger gleichzeitig alle denkbaren, aus den behaupteten Rechtsverst&#246;&#223;en der Beklagten herzuleitenden Anspr&#252;che im Wege der Leistungsklage geltend macht. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die unter Ziffer I.a) bis d) genannten Klageantr&#228;ge sind mithin gem&#228;&#223; &#167; 256 ZPO unzul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit dem Klageantrag zu II a) begehrt der Kl&#228;ger offenbar - wie Verweisung auf seinen Vortrag im Verfahren 1 S 12/72 LG Krefeld zeigt - den Wiederanschlu&#223; an das Stromnetz der Beklagten in der fr&#252;heren Form, also mittels einer Freileitung. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt zwar auch vor, er habe gegen einen Anschlu&#223; &#252;ber ein Erdkabel nichts einzuwenden, wenn nur der Z&#228;hler im Haus nicht in den Keller verlegt werde. Es mag also auch eine Auslegung des Antrags des Kl&#228;gers dahin m&#246;glich sein, da&#223; der Kl&#228;ger Anschlu&#223; an ein Erdkabel nebst Hausanschlu&#223;, etwa - wie er vorgeschlagen hat - durch eine &#228;u&#223;ere Steigleitung, begehrt. Dies kann aber dahinstehen. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch des Kl&#228;gers auf Anschlu&#223; an das Stromnetz der Beklagten in einer anderen Form, als sie die Beklagte dem Vertrag vom 2.9.1971 entsprechend anbietet, hat der Kl&#228;ger nicht. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob der Kl&#228;ger, der nicht Hauseigent&#252;mer ist, &#252;berhaupt zur Geltendmachung eines Anspruchs auf Anschlu&#223; an das Stromnetz der Beklagten aktivlegitimiert ist, ebenso, ob der Stromlieferungsvertrag durch die K&#252;ndigung der Beklagten beendet ist oder nicht. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Vereinbarung der Parteien vom 2.9.1971 ist verbindlich. Dem Vortrag des Kl&#228;gers l&#228;&#223;t sich nicht entnehmen, inwiefern er beim Abschlu&#223; dieses Vertrages von den Vertretern der Beklagten arglistig get&#228;uscht worden w&#228;re. Von der Einrichtung einer &#214;lfeuerungsanlage war weder damals noch auch im Vorproze&#223; die Rede. Die Vertreter der Beklagten hatten keinerlei Veranlassung dem Kl&#228;ger s&#228;mtliche technischen Regeln f&#252;r den Stromanschlu&#223; mitzuteilen, soweit diese nicht ersichtlich eine Rolle spielten. Von einer arglistigen T&#228;uschung (&#167; 123 BGB) kann also keine Rede sein. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann den Vertrag vom 2.9.1971 auch nicht wegen Irrtums anfechten (&#167; 119 BGB). Sollte der Kl&#228;ger von falschen Vorstellungen ausgegangen sein &#150; welchen auch immer -, so haben diese allenfalls als Motiv eine Rolle gespielt. &#220;ber das, was er erkl&#228;rte, war sich der Kl&#228;ger im klaren. Es kommt hinzu, da&#223; bei Kenntnis der Sachlage und verst&#228;ndiger W&#252;rdigung des Falles seinerzeit niemals anders gehandelt h&#228;tte als der Kl&#228;ger. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers zu II b) ist als Klage auf eine k&#252;nftige Leistung gem&#228;&#223; &#167; 259 ZPO nicht zul&#228;ssig. Zwar kann die k&#252;nftige Leistung bedingt, sie mu&#223; jedoch bestimmt sein; das trifft auf den Klageantrag nicht zu. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Auch als Feststellungsklage verstanden, ist der Antrag zu II b) nicht zul&#228;ssig. Der Kl&#228;ger kann nicht gleichzeitig auf Erf&#252;llung und Feststellung klagen, da&#223; der Beklagte im Falle der Nichterf&#252;llung zum Schadensersatz verpflichtet ist. Nur ein gegenw&#228;rtiges Rechtsverh&#228;ltnis kann Gegenstand einer Feststellungsklage sein. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da der Anspruch des Kl&#228;gers an dessen Nichterf&#252;llung er seine Schadensersatzforderung kn&#252;pft nicht besteht, ist der geltendgemachte Schadensersatzanspruch in jedem Fall auch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Mit dem Antrag zu II c) macht der Kl&#228;ger einen bereits eingetretenen Schaden geltend, ohne diesen zu beziffern. Als Leistungsklage ist ein derartiger Antrag gem&#228;&#223; &#167; 253 II Nr. 2 ZPO nicht zul&#228;ssig, Als Feststellungsklage ist der Antrag unzul&#228;ssig, weil der Kl&#228;ger nicht dartut, inwiefern er einen bereits eingetretenen Schaden nicht beziffern kann. </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus dem Vorstehenden ergibt, fehlt dem Antrag auch die sachliche Begr&#252;ndung.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers zu II d) hat eine Leistung zum Gegenstand, die zwischen den Proze&#223;parteien nicht geschuldet sein kann. Es gibt keine Pflicht einer Partei dem Gegner gegen&#252;ber, einen bestimmten Beweis zu f&#252;hren; es gibt nur eine Beweisf&#252;hrungslast. Es geht auch nicht um eine Auskunftserteilung, allenfalls um die Beibringung von Proze&#223;stoff durch die Beklagte. aus dem der Kl&#228;ger Rechte herleiten m&#246;chte. Die allgemeine Wahrheits- und Aufkl&#228;rungspflicht der Parteien im Zivilproze&#223; bedeutet nicht, da&#223; die Partei einen klagbaren Anspruch gegen den Gegner auf eine bestimmte Sachdarstellung h&#228;tte. </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Unterlassungsanspruch (II e)) hat der Kl&#228;ger, wie das Amtsgericht bereits zutreffend festgestellt hat, nichts dazu vorgetragen, da&#223; eine Wiederholungsgefahr best&#252;nde. Es ist auch keine Rechtsverletzung des Kl&#228;gers zu erkennen. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert des Berufungsrechtszugs</u>: 1.500,-- DM</p>
316,074
olgham-1973-12-06-1-ss-owi-143773
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1 Ss OWi 1437/73
"1973-12-06T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:03"
"2019-03-27T09:41:29"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1973:1206.1SS.OWI1437.73.00
<h2>Tenor</h2> <p>1) </p> <p>Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p></p> <p>2) </p> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens, an das Amtsgericht Dortmund zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsamt der Stadt Dortmund hat gegen den Betroffenen wegen Versto&#223;es gegen &#167;&#167; 6 Abs. 2; 8 Abs. 1 Ziff. 3 des Gesetzes zur Regelung der Wohnungsvermittlung einen Bu&#223;geldbescheid erlassen und eine Geldbu&#223;e von 90,- DM festgesetzt. Es legt ihm zur Last, in Zeitungsanzeigen am 11.3.1972, 15.3.1972 und 1.11.1972 Wohnraum angeboten zu haben, ohne hierbei die Bezeichnung als Wohnungsvermittler und den geforderten Mietpreis einschlie&#223;lich etwaiger Nebenkosten anzugeben. Auf den Einspruch des Betroffenen hat das Amtsgericht in der Hauptverhandlung am 12.9.1973 das Verfahren hinsichtlich der Inserate vom 11.3. und 15.3.1972 vor der Urteilsverk&#252;ndung wegen Verj&#228;hrung eingestellt und den Betroffenen sodann von dem Vorwurf der Ordnungswidrigkeit wegen der Anzeige vom 1.11.1972 freigesprochen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen des Amtsgerichts hat der Betroffene am 1.11.1972 in der Tageszeitung ... in ... folgende Anzeige einr&#252;cken lassen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><i>"Bungalow, ... 150 qm, sofort zu vermieten durch: ...".</i></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene stehe hinter der in der Anzeige angegebenen Anschrift. Nach Auffassung des Amtsgerichts hat der Betroffene mit diesem Inserat nicht gegen &#167; 6 Abs. 2 Wohnungsvermittlungsgesetz versto&#223;en. Soweit er nach dieser Bestimmung bei einem Wohnungsangebot durch Zeitungsinserat die Bezeichnung als Wohnungsvermittler anzugeben habe, sei dieser Verpflichtung dadurch Gen&#252;ge getan, da&#223; er durch die Angabe ... ausreichend darauf hingewiesen habe, als Wohnungsvermittler t&#228;tig zu werden. Da ein Mietpreis f&#252;r die angegebene Wohnung noch nicht bestimmt gewesen sei, weil sie auftragsgem&#228;&#223; zum h&#246;chsterzielbaren Mietpreis ausgehandelt werden sollte, habe dies den Betroffenen von der Verpflichtung, den Mietpreis zu benennen, befreite. Der Betroffene w&#228;re sonst in eine Zwangssituation gebracht worden, die sich weder mit seiner kaufm&#228;nnischen Bet&#228;tigung noch mit den vom Gesetz eigentlich zu sch&#252;tzenden Interessen der Mieter in Einklang bringen lasse. Er w&#228;re vor die Alternative gestellt gewesen, entweder einen m&#246;glichst niedrigen Preis zu benennen, um &#252;berhaupt Interessenten zu bekommen oder den Preis so hoch anzusetzen und damit den Interessen seines Auftraggebers entgegen zu k&#246;nnen, da&#223; m&#246;glicherweise keine oder nur wenig Interessenten kommen w&#252;rden. Beide M&#246;glichkeiten h&#228;tten nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen gef&#252;hrt. Nach dem Gesetzeswortlaut k&#246;nne davon ausgegangen werden, da&#223; nur der Mietpreis angegeben werden solle, der nach den Vorstellungen des Inserenten bereits feststehe. Da dies hier nicht der Fall gewesen sei, sei in dem Verhalten des Betroffenen eine Ordnungswidrigkeit nicht zu erkennen. Weil der Mietpreis nicht habe angegeben werden k&#246;nnen, h&#228;tten auch die von diesem als Hauptleistung abh&#228;ngigen Nebenleistungen nicht mitgeteilt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Staatsanwaltschaft die Zulassung der Rechtsbeschwerde beantragt und diese auch in zul&#228;ssiger Weise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde war gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 1 OWiG zur Fortbildung des Rechts zuzulassen. Sie ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da die beanstandete Anzeige von der ... somit einer juristischen Person, aufgegeben ist und diese der eigentliche Normadressat f&#252;r die Beachtung des &#167; 6 Abs. 2 Wohnungsvermittlungsgesetz ist, l&#228;&#223;t das Urteil nicht mit, der erforderlichen Klarheit erkennen, inwieweit der Betroffene f&#252;r die Anzeige verantwortlich ist. Allein die Feststellungen, da&#223; der Betroffene "hinter der in dieser Anzeige angegebenen Anschrift steht", reicht dazu nicht aus. Sie l&#228;&#223;t offen, ob der Betroffene z.B. Gesch&#228;ftsf&#252;hrer oder nur Anteilseigner ist.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 6 Abs. 2 Wohnungsvermittlungsgesetz darf der Wohnungsvermittler &#246;ffentlich, insbesondere in Zeitungsanzeigen pp., nur unter Angabe seines Namens und der Bezeichnung als Wohnungsvermittler Wohnraum anbieten ..., bietet er Wohnraum an, so hat er auch den Mietpreis der Wohnr&#228;ume anzugeben und darauf hinzuweisen, ob Nebenleistungen besonders zu verg&#252;ten sind. Gegen diese Bestimmung verst&#246;&#223;t die Anzeige teilweise.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Amtsgericht ist allerdings zuzugeben, da&#223; es der (genauen w&#246;rtlichen) Bezeichnung als Wohnungsvermittler nicht bedarf, wenn in der Anzeige in anderer Weise f&#252;r jedermann erkennbar deutlich zum Ausdruck kommt, da&#223; das Inserat von einem gewerbsm&#228;&#223;igen Wohnungsvermittler aufgegeben ist und da&#223; diesem Erfordernis in dem beanstandeten Inserat gen&#252;gt ist. Anbieter ist nach dem Wortlaut des Inserats die ... In dieser Firmenbezeichnung wird ausf&#252;hrlich der Gegenstand der Firma als der eines ... gekennzeichnet. In Verbindung mit dem Hinweis auf die Mitgliedschaft im ... des Inserenten wird seine ... Funktion als Immobilien<u>makler</u> kenntlich gemacht. Hinzu k&#246;nnt noch, da&#223; es in dem Inserat hei&#223;t: "zu vermieten durch:". Insgesamt betrachtet, kommt so die Bezeichnung als Wohnungsvermittler hinreichend zum Ausdruck, so da&#223; der Zweck des Gesetzes in dieser Hinsicht erf&#252;llt ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Andererseits unterliegt das Urteil jedoch rechtlichen Bedenken, soweit es den Betroffenen, obgleich er als Wohnungsvermittler in einer Zeitungsanzeige Wohnraum anbietet, nicht f&#252;r verpflichtet h&#228;lt, gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 2 des Wohnungsvermittlungsgesetzes den Mietpreis anzugeben und darauf hinzuweisen, ob Nebenkosten besonders zu verg&#252;ten sind, weil er den Auftrag gehabt habe, die Wohnung gegen H&#246;chstpreis zu vermieten. F&#252;r eine solche Auslegung gibt das Gesetz keinen Anla&#223;. Es l&#228;&#223;t insbesondere keine Einschr&#228;nkung nach dem Auftrag des Vermieters zu und verlangt schlechthin die Angabe des Mietpreises und den Hinweis, ob Nebenleistungen besonders zu verg&#252;ten sind (vgl. auch Bundestagsdrucksache VI/1549, Nr. 24 der Stellungnahme des Bundesrats und Gegen&#228;u&#223;erung der Bundesregierung hierzu). Diese Bestimmung dient dem Schutz des potentiellen Mieters, der vor &#220;bervorteilung gesch&#252;tzt werden soll und, ohne mit dem Wohnungsvermittler in n&#228;heren Kontakt treten zu m&#252;ssen, und dann durch ihn beeinflu&#223;t zu werden, allein schon auf Grund des in der Anzeige genannten Mietpreises und des Hinweises auf etwaige Nebenleistungen entscheiden k&#246;nnen soll, ob das Angebot seinen Vorstellungen entspricht. Wenn der Mietpreis &#252;berhaupt nicht abgegeben werden kann, mu&#223; der Wohnungsvermittler von einem &#246;ffentlichen Angebot durch Zeitungsanzeigen Abstand nehmen. Die Zeitungsanzeige kann daher angesichts der in &#167; 6 Abs. 2 Wohnungsvermittlungsgesetz getroffenen Regelung auch nicht als Mittel zur Mietpreisermittlung benutzt werden, das kann nur au&#223;erhalb der in dieser Bestimmung erfa&#223;ten Publikationsm&#246;glichkeiten geschehen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der aufgezeigten M&#228;ngel konnte das angefochtene Urteil keinen Bestand haben. Es war aufzuheben und die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens, an das Amtsgericht Dortmund zur&#252;ckzuverweisen.</p>
316,075
lagk-1973-11-22-3-tabv-2273
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3 TaBV 22/73
"1973-11-22T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:05"
"2019-03-27T09:41:29"
Beschluss
ECLI:DE:LAGK:1973:1122.3TABV22.73.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragsgegnerin wird der am 24. August 1973 verk&#252;ndete Beschlu&#223; des Arbeitsgerichtes K&#246;ln - 7 BV 39/73 - abge&#228;ndert:</p> <p>Der Antrag wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte Dr. L ist beim Landgericht in K&#246;ln als Rechtsanwalt zugelassen, Er schlo&#223; am 22.5./8.6.1973 mit der Antragsgegnerin einen schriftlichen Arbeitsvertrag, nach dem er als juristischer Mitarbeiter in die Rechtsabteilung eingestellt wurde. Sein Dienstverh&#228;ltnis begann am 15.6.1973. Die ersten sechs Monate der T&#228;tigkeit sollten als Probezeit gelten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 22.5.1973 gab die Antragsgegnerin dem Antragsteller Kenntnis von der Einstellung des Beteiligten Dr. L. Sie wies dabei auf &#167; Io5 BetrVG 1972 hin. Am 23.5.1973 teilte die Antragsgegnerin dem Antragsteller mit, der Personalfragebogen werde nachgereicht. Das geschah am 12.6.1973. Daraufhin erkl&#228;rte der Antragsteller der Antragsgegnerin unter dem l4.6<sub>.</sub>1973, bei der Einstellung des Dr. L&#160; handele es sich um eine personelle Einzelma&#223;nahme nach &#167; 99 Abs. l BetrVG 1972, zu der der Betriebsrat zustimmen m&#252;sse. Der Streit der Beteiligten geht demnach um die Frage, ob der Beteiligte Dr. L&#160;&#160; leitender Mitarbeiter nach &#167; 5 Abs. 3 Hr. 3 BetrVG 1972 ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat die Auffassung vertreten, Mitarbeiter in der Rechtsabteilung der Antragsgegnerin seien nicht schlechthin leitende Angestellte nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG 1972. Die Antragsgegnerin k&#246;nne wohl nicht behaupten wollen, ein soeben von ihr in die Rechtsabteilung eingestellter Arbeitnehmer berate sie in Grundsatzentscheidungen der Organisation, Planung und Investition. Es werde zudem entschieden bestritten, da&#223; der Beteiligte nach Dienststellung und Dienstvertrag im wesentlichen eigenverantwortlich Aufgaben wahrnehme, die ihm regelm&#228;&#223;ig wegen deren besonderer <strong>Bedeutung</strong> f&#252;r den Bestand und die Entwicklung des Betriebes &#252;bertragen zu werden pflegten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Damit stehe aber fest, da&#223; es sich beim Beteiligten Dr. L&#160; nicht um einen leitenden Angestellten nach &#167; 5 Abs. 3 BetrVG handele. Die Antragsgegnerin sei also verpflichtet gewesen, den Antragsteller bei der Einstellung hinzuzuziehen und seine Zustimmung einzuholen. Dagegen habe sie bewu&#223;t versto&#223;en, so da&#223; die Einstellung unwirksam sei und aufgehoben werden m&#252;sse,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat daher beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; &#167; Io2 BetrVG die Einstellung des juristischen Mitarbeiters Dr. L aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Antrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Meinung vertreten, der Beteiligte Dr. L&#160; sei leitender Angestellter im Sinne des &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG 1972. Die Zustimmung des Betriebsrates zu seiner Einstellung nach &#167; 99 Abs. l BetrVG sei daher nicht erforderlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Einmal habe Dr. L&#160; die besonderen Erfahrungen und Kenntnisse, die nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG 1972 vorausgesetzt w&#252;rden. Es sei auch nicht zweifelhaft, da&#223; die T&#228;tigkeit eines juristischen Mitarbeiters in der Rechtsabteilung eines gro&#223;en Luftverkehrsunternehmens eine Aufgabe darstelle, die f&#252;r den Bestand und die Entwicklung dieses Betriebes von besonderer Bedeutung sei. Dr. L&#160;&#160; &#252;be auch eine im wesentlichen eigenverantwortliche T&#228;tigkeit aus. Er m&#252;sse sich als Jurist seine eigene Auffassung erarbeiten, zu Sach- und Rechtsfragen abschlie&#223;end Stellung nehmen, Vorschl&#228;ge und Ma&#223;nahmen in eigener <strong>Verantwortung</strong> ergreifen, ohne auf einen anderen Mitarbeiter, der ihm diese <strong>Verantwortung</strong> abnehmen k&#246;nne, auszuweichen. Im Verfahren k&#246;nne Dr. L&#160; die Antragsgegnerin in unbeschr&#228;nkter H&#246;he durch Anerkenntnis und Vergleich verpflichten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im Einzelfalle habe er bis <em>zu</em> DM 5.ooo,&#8212; alleinige Entscheidungsbefugnis.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung der Beteiligten hat das Arbeitsgericht mit seinem Beschlu&#223; vom 24.8.1973 nach dem Antrag erkannt und der Antragsgegnerin aufgegeben, die Einstellung des juristischen Mitarbeiters Dr. L&#160;&#160; aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">In den Entscheidungsgr&#252;nden des Beschlusses wird diese Entscheidung darauf gest&#252;tzt, da&#223; Dr. <em>L</em>&#160; nicht zum Kreise der leitenden Angestellten nach &#167; 5 Abs. 3 Kr. 3 BetrVG 1972 geh&#246;re, zu seiner wirksamen Einstellung also die Zustimmung des Betriebsrates nach &#167; 99 Abs. l BetrVG 1972 unerl&#228;&#223;lich gewesen sei. Dr. L&#160;&#160; nehme n&#228;mlich nach Dienststellung und Dienstvertrag nicht eigenverantwortlich Aufgaben wahr, die den Tatbestandsmerkmalen des &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG entspr&#228;chen. Seine Aufgaben seien zun&#228;chst nicht solche, die f&#252;r den Bestand und die Entwicklung des Unternehmens von gro&#223;er Wichtigkeit und Bedeutung seien. Auch der Aufgabenkreis, der Dr. L&#160;&#160; &#252;bertragen sei, lasse nicht erkennen, da&#223; er zu der &#252;brigen Arbeitnehmerschaft so weitgehend in einem Interessengegensatz stehe, da&#223; eine gemeinsame Interessenwahrnehrnung nicht mehr m&#246;glich sei.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Inhaltes des angefochtenen Beschlusses wird auf Blatt 26 bis 33 d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 25.9.1973 zugestellten Beschlu&#223; hat die Antragsgegnerin am 9.1o<sub>.</sub>1973 Beschwerde eingelegt, die gleichzeitig begr&#252;ndet wurde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin meint, die vorn Arbeitsgericht vertretene Auffassung sei nicht haltbar. Die Zuordnung von Dr. <em>L&#160;</em> zur Rechtsabteilung als juristischer Mitarbeiter bringe ihn in einen Personenkreis, der dem Vorstand der Antragsgegnerin f&#252;r unternehmenswesentliche Entscheidungen die entsprechenden Grundlagen liefern m&#252;sse. Diese Grundlagen m&#252;&#223;ten auf wissenschaftlicher Grundlage erarbeitet werden. Es gen&#252;ge daher f&#252;r die Erf&#252;llung der Voraussetzungen des &#167; 5 Abs&#8222; 3 Nr. 3 BetrVG 1972, wenn der Beteiligte Dr. L</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">der Unternehmensf&#252;hrung als Berater eine wesentliche Entscheidungshilfe biete. Das aber tue er. Hinzu komme, da&#223; Dr. L&#160;&#160; als Mitarbeiter in der Rechtsabteilung mit der aktuellen Interessenvertretung des Unternehmens befa&#223;t sei und tagt&#228;glich sich bei seiner Arbeit mit den Interessen des Unternehmens zu identifizieren habe. Gerade die dem Beteiligten &#252;bertragenen Gebiete EWG-Recht und Kartellrecht br&#228;chten ihn in eine Position, bei der seine rechtlichen Vorarbeiten die Gesch&#228;ftspolitik der Antragsgegnerin weitreichend und erheblich beeinflussen w&#252;rden. Eine solide und zuverl&#228;ssige Rechtsberatung auf diesen Rechtsgebieten sei f&#252;r die Antragsgegnerin unumg&#228;nglich und von ausschlaggebender Notwendigkeit. Da&#223; der Beteiligte die Antragsgegnerin in Prozessen verpflichten k&#246;nne, sei au&#223;er Streit. Da&#223; im Innenverh&#228;ltnis diese Befugnis auf DM 5.000,&#8212; beschr&#228;nkt sei, besage nichts f&#252;r seine Stellung als leitender Angestellter. Im &#252;brigen sei Dr. <em>L&#160;</em> auch f&#252;r arbeitsrechtliche Streitigkeiten zust&#228;ndig, au&#223;er K&#252;ndigungsschutzverfahren, so da&#223; er hier aufs Sch&#228;rfste in einen Interessengegensatz zur Arbeitnehmerschaft und den Betriebsrat kommen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das rechtfertige seine Stellung als leitender Angestellter. Damit entfalle aber die Unterrichtungspflicht und das Zustimmungsrecht des Betriebsrates nach &#167; 99 Abs. l BetrVG 1972.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des erstinstanzlichen Beschlusses den Antragsteller mit seinem Antrag abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Er halt die mit der Beschwerde vorgetragenen Gr&#252;nde nicht f&#252;r geeignet, die zutreffende Auffassung des Arbeitsgerichts zum Begriff des leitenden Angestellten</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">nach &#167; 5 Abs&#8222; 3 Nr. 3 BetrVG 1972, der hier allein im Streit sei, zu ersch&#252;ttern. Der Beteiligte Dr. L&#160; k&#246;nne im &#252;brigen schon deswegen kein leitender Angestellter sein, weil er dem Referatsleiter Dr. V&#160; in allen Sachen Vortrag halten m&#252;sse, der dann entscheide, welche seiner Arbeitsergebnisse an das Hauptreferat Recht und Sicherheit weitergegeben w&#252;rden. Auch einen Eingriff durch die Arbeit des Dr. L&#160; in das Spannungsverh&#228;ltnis Betriebsrat- Arbeitgeber scheide aus. In Wirklichkeit f&#252;hre Dr. L&#160; nur aus, was der Arbeitgeber bereits entschieden habe. Dr. L&#160; habe nicht einmal die M&#246;glichkeit, den Vorstand der Antragsgegnerin in Grundsatzentscheidungen zu beraten.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Eine Anh&#246;rung der Beteiligten in der Beschwerdeinstanz ist erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Wegen ihres Ergebnisses wird auf Blatt 5 4- d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weiteren Vertrages der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseitig gewechselten Schrifts&#228;tze mit ihren Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">II</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Antragsgegnerin ist statthaft (&#167; <em>87</em> Abs. l ArbGG). Sie ist form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden, also zul&#228;ssig (&#167; 89 ArbGG). In der Sache mu&#223;te sie Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte Dr. L&#160; ist leitender Angestellter nach &#167; 5 Abs. 3 Nr 3 BetrVG 1972, so da&#223; die Antragsgegnerin mit ihrer Unterrichtung &#252;ber die Einstellung des Beteiligten nach &#167; Io5 BetrVG ihrer insoweit bestehenden betriebsverfassungsrechtlichen Verpflichtung gen&#252;gt hat.&#160; Die Anwendung des &#167; 99 Abs. l BetrVG 1972 scheidet demnach aus, so da&#223; auch der Antrag des Antragstellers als unbegr&#252;ndet <strong>zur&#252;ckzuweisen war.</strong></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">1.</span> Das Beschwerdegericht hat eine abgesonderte Verhandlung &#252;ber die Eigenschaft des Beteiligten Dr. L&#160;&#160; angeordnet.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob eine solche abgesonderte Verhandlung in der Beschwerdeinstanz des Beschlu&#223;verfahrens &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist, l&#228;&#223;t sich in eindeutiger <em>Weise</em> aus dem Arbeitsgerichtsgesetz nicht entnehmen. Jedoch ergibt sich aus &#167; 87 Abs. 2 ArbGG, da&#223; f&#252;r das Beschwerdeverfahren die f&#252;r das Berufungsverfahren ma&#223;gebenden Vorschriften &#252;ber die Verhandlung vor der Kammer gelten. Damit verweist der &#167; 87 Abs. 2 ArbGG auf &#167; 523 ZPO, also sind danach die im ersten Rechtszug vor den Landgerichten geltenden Verfahrensvorschriften zumindest in so weit anwendbar, als sich aus dem Arbeitsgerichtsgesetz und den Vorschriften der &#167;&#167; 523 ff ZPO nichts anderes ergibt. Damit mu&#223; aber auch im Beschwerdeverfahren nach &#167; 87 ArbGG die M&#246;glichkeit bestehen, &#252;ber Zwischenstreite im Sinne des &#167; 3o3 ZPO abgesondert zu verhandeln und zu entscheiden. Diese Zwischenentscheidung &#252;ber den Streit, ob der Beteiligte Dr. L&#160; leitender Angestellter nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG 1972 ist oder nicht, bietet sich im &#252;brigen bei den Rechtsfolgen, die mit einer sofortigen Entscheidung &#252;ber die Beschwerde eintreten k&#246;nnten an. Das Bundesarbeitsgericht ist in seiner Entscheidung l ABR 13/72 vom 6.4.1973 (in BB 1973, 941) einen &#228;hnlichen Weg gegangen, um Rechtsnachteile von den dort betroffenen Arbeitnehmern abzuwenden (Seite 12/13 der Entscheidungsgr&#252;nde). Es hat im Verfahren der Rechtsbeschwerdeinstanz den &#167; 538 Abs. l Nr. 3 ZPO analog angewendet, obwohl nach &#167; 96 Abs<sub>0</sub> l Satz 2 ArbGG eine Zur&#252;ckverweisung ausgeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Hier in diesem Verfahren geht es bei dem gestellten Antrag darum, ob die Antragsgegnerin den Beteiligten Dr. L&#160;&#160; nach rechtskr&#228;ftigem Abschlu&#223; dieses Verfahrens noch weiterbesch&#228;ftigen darf.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde rechtskr&#228;ftig festgestellt, da&#223; der Antrag in der gestellten Form begr&#252;ndet ist, m&#252;&#223;te die Antragsgegnerin das dann bis dahin bestehende faktische Arbeitsverh&#228;ltnis zum Beteiligten nach &#167; loo Abs. 3 Satz 2 BetrVG beenden; denn die Zustimmung des Betriebsrates zur Einstellung des Beteiligten nach &#167; 99 Abs. l BetrVG w&#228;re Wirksamkeitsvoraussetzung f&#252;r den Abschlu&#223; eines Arbeitsvertrages mit ihm gewesen. Diese fehlt; denn die Antragsgegnerin glaubt ihrer nicht zu bed&#252;rfen und ist nach &#167; Io5 BetrVG 1972 vorgegangen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Es bleibt jedoch zu erwarten, da&#223; die Antragsgegnerin das Zustimmungsverfahren ordnungsgem&#228;&#223; abwickeln w&#252;rde, wenn in diesem Zwischenstreit die Eigenschaft des Beteiligten als leitender Angestellter verneint w&#252;rde. Ein dann feststehender Versto&#223; der Antragsgegnerin gegen &#167; 99 Abs. l BetrVG k&#246;nnte unter diesen Umst&#228;nden nicht als ein Gesetzesversto&#223; im Sinne des &#167; 99 Abs. l Nr. l BetrVG 1972 angesehen werden; denn die Antragsgegnerin wollte sich - wie ihr Verhalten zeigt - im Rahmen des Gesetzes bei der Einstellung des Beteiligten bewegen. Deswegen kl&#228;rt dieser Zwischenstreit die zwischen den Parteien aufgetretene betriebsverfassungsrechtliche Streitfrage,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber den Zwischenstreit mu&#223; in analoger Anwendung der Grunds&#228;tze des &#167; 275 ZPO erfolgen. W&#252;rde festgestellt, da&#223; der Beteiligte keine leitender Angestellter ist, so m&#252;&#223;te der erstinstanzliche Beschlu&#223; aufgehoben und das Verfahren in die erste Instanz zur&#252;ckverwiesen werden. Ergibt sich seine Eigenschaft als leitender Angestellter, so ist zur Sache zu entscheiden und unter Aufhebung des erstinstanzlichen Beschlusses der Antrag zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">2.</span>&#160; Der Beteiligte Dr. L&#160;&#160; ist leitender Angestellter im Sinne des &#167; 5 Abs. 5 Nr. 5 BetrVG 1972. a) Die Kammer geht nach der Anh&#246;rung der Beteiligten von folgendem Sachverhalt aus, der ihrer Entscheidung zugrunde liegt:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsreferate der Antragsgegnerin sind wie folgt in ihre Organisation eingegliedert: Zust&#228;ndiges Vorstandsmitglied f&#252;r die Rechtsreferate ist der Vorstandsvorsitzende Dr. C&#160;&#160; . Zwischen diesen. Vorstandsvorsitzenden und das Hauptreferat Recht und Sicherheit ist die Direktion "Zentralb&#252;ros" zwischengeschaltet, unter dieser Direktion. "Zentralb&#252;ros" arbeitet das Hauptreferat Recht und Sicherheit mit dem Hauptreferatsleiter H&#160;&#160; . Diesem Hauptreferat Recht und Sicherheit sind organisatorisch als Referate zugeordnet; das Rechtsreferat l, in dem der Beteiligte Dr. L&#160; besch&#228;ftigt wird und das Rechtsreferat 2./Primus inter pares im Rechtsreferat l ist der Angestellte Dr. V&#160; .Die einzelnen Aufgabengebiete innerhalb der Rechtsreferate sind nach Sachgebiete; den einzelnen dort t&#228;tigen Angestellten zugewiesen. Bis auf den Herrn H&#160; sind alle dort t&#228;tigen Besch&#228;ftigte zugelassene Rechtsanw&#228;lte. Der Beteiligte Dr. L&#160; ist nach dieser Aufteilung der Arbeitsgebiete innerhalb des Rechtsreferates l zust&#228;ndig f&#252;r Fragen des EWG-Rechtes, des Kartellrechtes im Luftverkehr, f&#252;r Betriebsunf&#228;lle, Darlehensvertr&#228;ge und Werkswohnungen, f&#252;r Personalversicherungen, f&#252;r Abfertigungsvertr&#228;ge und f&#252;r Kaufvertr&#228;ge (ausgenommen Flugzeugkaufvertr&#228;ge und Kaufvertr&#228;ge f&#252;r Flugzeugzubeh&#246;r und technischer Einkauf</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Es trifft nicht zu, da&#223; der Beteiligte Dr. L&#160; bei der Bearbeitung dieses Sachgebietes von den Entscheidungen des Angestellten Dr. <em>V&#160;</em> abh&#228;ngig ist, diesem Vortrag zu halten hat und nur Dr V&#160; Entscheidungen trifft. Der Beteiligte hat bei seiner Anh&#246;rung klar dargestellt, da&#223; er bei seinen Entscheidungen v&#246;llig frei ist. Er allein ist f&#252;r eine sachgerechte Bearbeitung seiner Aufgabengebiete ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig. Ergebnisse seiner Arbeiten werden weder von Herrn Dr. V&#160; noch von einem anderen Mitarbeiter des Rechtsreferates &#252;berpr&#252;ft, bevor sie an den Vorstand oder die anderen vorliegenden Abteilungen weitergegeben werden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Auf dem Gebiete der Rechtsberatung arbeitet Dr. L&#160; selbst&#228;ndig. Er entscheidet dar&#252;ber, ob Kaufvertr&#228;ge, die ihm vorgelegt werden, juristisch einwandfrei sind und abgeschlossen werden k&#246;nnen. Sein positives Votum f&#252;r den Abschlu&#223; von Kaufvertr&#228;gen ist endg&#252;ltig und bedarf keiner nochmaligen Pr&#252;fung durch einen anderen Mitarbeiter. Diese selbst&#228;ndige Entscheidungsbefugnis steht dem Beteiligten auch in den sogenannten "Abfertigungsvertr&#228;gen" zu<sub>.</sub> Hier geht es um die Bodendienstleistungen der Antragsgegnerin in der ganzen Welt, also z.B. die Bordverpflegung, die Wartungs- und Betankungsvertr&#228;ge der Antragsgegnerin.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Aufgabenkreis des Beteiligten umfa&#223;t die Beratung des Vorstandes und der anderen Referate der Antragsgegnerin in den bereits genannten Fragen: EWG-Recht -Kartellrecht im Luftverkehr-Betriebsunf&#228;lle-Darlehensvertr&#228;ge und Werkswohnungen-Personalversicherungen-Abfertigungsvertr&#228;ge-Kaufvertr&#228;ge. Diese umfassenden Aufgabengebiet bearbeitet er auch bei der gerichtlichen und au&#223;ergerichtlichen Vertretung der Antragsgegnerin. Er mu&#223; sich zwar bei Rechtstreitigkeiten, die den landgerichtlichen Streitwert erreichen, eines am Sitze des betreffenden Landgerichts zugelassenen Rechtsanwaltes bedienen. Dennoch leistet er die Vorarbeiten f&#252;r diese zivilgerichtlichen Verfahren und h&#228;lt den Gang der Prozesse in seiner Hand.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">F&#252;hrt er Prozesse selbst, ist er in der Lage, die Antragsgegnerin durch Anerkenntnisse und Vergleiche zu verpflichten. Im Innenverh&#228;ltnis ist seine Befugnis, die Antragsgegnerin zu verpflichten, auf DM 5.ooo,&#8212; beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">b)</span> Dieser Aufgabenbereich erf&#252;llt die Voraussetzungen f&#252;r die Einordnung des Beteiligten Dr. L&#160; in den Kreis der leitenden Angestellten nach &#167; 5 Abs. 3 Nr.3 BetrVG.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">aa) Da&#223; <em>der</em> Beteiligte Dr. L&#160; aus der Rechtsabteilung in absehbarer Zeit ausscheidet, hat f&#252;r die Entscheidung in diesem Verfahren keinen Einflu&#223;. Die Entscheidung wirkt n&#228;mlich auf den Zeitpunkt der Einstellung zur&#252;ck. Auch wenn Dr. L&#160; aus der Rechtsabteilung ausscheidet und in eine andere Abteilung &#252;berwechseln w&#252;rde, stellt sich die hier streitige Frage nach der Beteiligung und Zustimmung des Betriebsrates nach &#167; 99 Abs. l BetrVG 1972. Im &#252;brigen steht offensichtlich nur die Tatsache des Ausscheidens aus dem Rechtsreferat, nicht der Zeitpunkt fest, so da&#223; das Rechtsschutzinteresse des Antragstellers an der begehrten Entscheidung nicht streitig sein kann.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">bb) F&#252;r den Begriff des "leitenden Angestellten" nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG 1972 kommt es nach der bisher vorliegenden Rechtsprechung der Landesarbeitsgerichte nach dem Inkrafttreten des BetrVG 1972 (LAG D&#252;sseldorf / K&#246;ln in EzA &#167; 5 BetrVG 1972, Entscheidung Nr. 3 = DB 1973, 576; LAG Hamm in DB 1973, 2353 Kauf folgende Voraussetzungen an:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">-Der betreffende Arbeitnehmer mu&#223; leitender Angestellter im Sinne der Verkehrsanschauung sein.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">-Der betreffende Angestellte mu&#223; f&#252;r das Unternehmen bedeutsame Aufgaben wahrnehmen, die im Rahmen der arbeitsvertraglich, herausragenden Stellung ausge&#252;bt werden,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">f&#252;r den Bestand und die Entwicklung des Betriebes wesentliche Bedeutung haben und</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">aus diesen Gr&#252;nden ihm regelm&#228;&#223;ig mit R&#252;cksicht auf seine besonderen Erfahrungen und Kenntnisse &#252;bertragen werden.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">-Die&#160; Stellung des leitenden Angestellten mu&#223; durch im wesentlichen eigenverantwortliche Arbeitsweise gepr&#228;gt sein.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">-Seine Stellung mu&#2016; zudem eine Identifikation mit den Interessen des Arbeitgebers erkennen lassen und einen Gegnerbezug zum Betriebsrat ausweisen,,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Dieser Gegnerbezug kann - wie das LAG K&#246;ln in der bereits genannten Entscheidung festgestellt hat - entweder direkt, aber auch indirekt sein. Von einem direkten Gegnerbezug wird man zu sprechen haben, wenn der leitende Angestellte personelle Leitungsfunktionen und eine Vorgesetztenstellung innehat. Ein indirekter Gegnerbezug liegt dann vor, wenn sich der Angestellte durch seine Beratungsfunktionen und seine der Unternehmensleitung gebotenen Entscheidungshilfen mit den Unternehmenszielen und Unternehmenszwecken identifizieren mu&#223;. Mit Recht hat das LAG K&#246;ln es in seiner rechtskr&#228;ftigen Entscheidung vom 14.11.1972 darauf abgestellt, da&#223; ein Angestellter, der das Unternehmen in Grundsatzentscheidungen der Organisation, Planung und Investition ber&#228;t, damit der Unternehmer Grundsatzentscheidungen &#252;berhaupt zu f&#228;llen in der Lage ist, zu den leitenden Angestellten nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG 1972 gez&#228;hlt werden m&#252;sse. Diese strikte Unterscheidung zwischen direktem und indirektem Gegnerbezug nimmt auch das LAG Hamm in seinem bereits genannten Beschlu&#223; auf (DB 1973,2354). Sein Hinweis auf die Entscheidung des LAG K&#246;ln beweist im &#252;brigen, da&#223; es von den Grunds&#228;tzen, die dieses Gericht vertreten hat, nicht abweichen m&#246;chte, sondern diese mit seiner Entscheidung weiter ausbauen und erg&#228;nzen will.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Diese von der Rechtsprechung entwickelten Abgrenzungskriterien eines leitenden Angestellten nach &#167; 5 Abs. 3 Nr.3 BEtrVG 1972 von einem Angestellten nach &#167; 5 Abs. l BetrVG sind auch f&#252;r die betriebliche Praxis brauchbare Entscheidungshilfen bei der unklaren Fassung des &#167; 5 Abs. 3 Hr. 3 BetrVG 1972. Sie m&#252;ssen daher auch in diesem Verfahren zur Anwendung kommen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">cc) Eine Bewertung der T&#228;tigkeit des Beteiligten</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Dr. L&#8230; unter&#160; diesen Gesichtspunkten ergibt, da&#223; er</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">leitender Angestellter nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG ist.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Dr. L&#160; ist zun&#228;chst nach der Verkehrsanschuung ein "leitender Angestellter". Er ist kein "einfacher" Angestellter, der Routinearbeiten f&#252;r seinen Arbeitgeber macht. Er hat selbst&#228;ndig als Syndikusanwalt<sub>7</sub> also als ein anerkanntes Organ der Rechtspflege - bestimmte Aufgaben, die sich mit der juristischen Beratung und der Durchf&#252;hrung von Rechtsstreitigkeiten befassen, f&#252;r die Antragsgegnerin zu erledigen. Er ist aus der Masse der Angestellten der Antragsgegnerin durch diese Aufgabenzuweisung herausgehoben und damit als ein "leitender Angestellter" gekennzeichnet, was sich auch in der H&#246;he der gew&#228;hrten Verg&#252;tung ausdr&#252;ckt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Dr<sub>.</sub> L&#160; nimmt auch Aufgaben wahr, die f&#252;r den Bestand und die Entwicklung der Antragsgegnerin wesentliche Bedeutung haben und die ihm nur mit R&#252;cksicht auf seine besonderen Kenntnisse und Erfahrungen &#252;bertragen worden sind. Es bedarf keiner weiteren Erw&#228;gung, da&#223; der Beteiligte nur aufgrund seiner besonderen Erfahrungen vor allem auf dem Gebiete des Kartell- und EWG-Rechtes den ihm zugewiesenen Aufgabenbereich &#252;bertragen bekommen hat. Er ist innerhalb des Unternehmens f&#252;r diese beiden Rechtsgebiete der Spezialist, der das Unternehmen hierin ber&#228;t und seine Entscheidungen pr&#228;judiziert. Da&#223; vor allein Entscheidungen in diesen beiden Rechtsgebieten den Bestand und die Entwicklung der Antragsgegnerin beeinflussen kann, steht au&#223;er Zweifel. Gerade auf dem Gebiete des Kartell- und des EWG-Rechtes bedarf ein Unternehmen, das die Grenzen der BR Deutschland &#252;berschreitet, einer zuverl&#228;ssigen und sorgf&#228;ltigen Beratung.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Dr. L&#160; arbeitet im w e s e n t l i c h e n eigenverantwortlich. Das hat die Anh&#246;rung der Beteiligten in diesem Verfahren zur &#220;berzeugung des Gerichts ergeben. Der Beteiligte ist Syndikusanwalt. Nach dieser seiner Stellung ist er bereits verpflichtet, eigenverantwortlich seine</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Aufgaben als Anwalt in die Dienste des Unternehmens zu stellen.&#160; Da&#223; er dabei nicht letztverantwortlich f&#252;r alle von ihm zu treffenden Entscheidungen ist, hat f&#252;r seine Stellung als leitender Angestellter keine Bedeutung. Das Gesetz selbst spricht in &#167; 5 Abs<sub>.</sub> 3 Nr. 3 BetrVG 1972 nicht von einer letztlich v&#246;llig eigenverantwortlichen T&#228;tigkeit, sondern einer im wesentlichen eigenverantwortlichen. T&#228;tigkeit. Das, was der leitende Angestellte erarbeitet, mu&#223; seine&#160; e i g e n e,&#160; von keinem anderen zu &#252;berpr&#252;fende Arbeit sein. In diesem Sinne arbeitet jedoch der Beteiligte Dr. L&#160; eigenverantwortlich (so auch Dietz-Richardi, BetrVG 1972 &#167; 5 Anm.l2o).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich mu&#223; auch ein Gegnerbezug zum Betriebsrat bestehen. Der Beteiligte Dr. L&#160; mu&#223; sich bei seiner eigenverantwortlichen Arbeit so sehr mit den Interessen der Antragsgegnerin identifiziert haben, da&#223; er in ganz betontem Sinne eben Vertreter der Antragsgegnerin ist. Hierzu ist festzustellen, da&#223; er in diesen Interessengegensatz zum Betriebsrat schon direkt kommen mu&#223; bei der eigenverantwortlichen Bearbeitung von Betriebsunf&#228;llen, von Darlehensvertr&#228;gen und Werkswohnungen, aber auch von Personalversicherungen. Innerhalb dieser Bereiche sind die Interessen der Antragsgegnerin mit denen des Betriebsrates schon vom Zweck der zu treffenden Feststellungen und Regelungen nicht identisch. Aber auch ein indirekter Gegnerbezug wird anzunehmen sein bei den anderen Arbeitsbereichen, die dem Beteiligten zugewiesen sind. Bei seiner Beratung in Fragen des EWG- und Kartellrechtes, der Abfertigungs- und Kaufvertr&#228;ge identifiziert er sich so sehr mit den Interessen und Belangen der Antragsgegnerin, da&#223; damit seine Eigenschaft als leitender Angestellter nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG 1972 bejaht werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Ist aber der Beteiligte Dr. L&#160; leitender Angestellter im Sinne des &#167; 5 Abs. 3 BetrVG 1972, dann hat die Antragsstellerin zu Recht den Betriebsrat nur von der beabsichtigten Einstellung des Beteiligten nach &#167; Io5 BetrVG 1972 unterrichtet. Ein Zustimmungsrecht nach &#167; 99 Abs. l BetrVG</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">1972 besteht demnach nicht, so <em>da&#223;</em> der gestellte Antrag keinen Erfolg haben konnte.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Unter Aufhebung des erstinstanzlichen Beschlusses war daher der Antrag des Antragstellers als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen<sub>.</sub></p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde war wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtsfrage, welche Abgrenzungsmerkmale f&#252;r den leitenden Angestellten nach &#167; 5 Abs. 3 Nr. 3 BEtrVG 1972 von Belang sind, zuzulassen.</p>
316,076
lg-duisburg-1973-03-29-8-o-5373
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 53/73
"1973-03-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:06"
"2019-03-27T09:41:29"
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1973:0329.8O53.73.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d und E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e&#160;: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagten Klage auf Beseitigung eines Rohrmattenzaunes an der gemeinsamen Grenze ihrer Grundst&#252;cke erhoben; im Laufe des Verfahrens hat er mit Zustimmung der Beklagten seine Klage zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben widerklagend die Feststellung begehrt, dass sie berechtigt seien, an der Grenze entlang einen Sicht- und Einwirkungsschutz aus Rohrmattengeflecht oder &#228;hnlichem Material zu errichten. Den Widerklageantrag hat der Kl&#228;ger im Verhandlungstermin vom 15. M&#228;rz 1973 unter Verwahrung gegen die Kostenlast anerkannt. Es ist daraufhin ein entsprechendes Anerkenntnisurteil ergangen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nunmehr streiten die Parteien &#252;ber die Kostentragungspflicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie beantragen wechselseitig,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sich die Kosten des Rechtsstreits aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsstreits waren dem Kl&#228;ger aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Soweit durch seine Klage Kosten entstanden sind, hat er sie gem&#228;&#223; &#167; 271 Abs. 3 ZPO zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kosten auf die Widerklage entfallen, hat der Kl&#228;ger sie gem&#228;&#223; &#167;&#167; 91, 91 a entsprechend, 93 ZPO zu tragen. Er hat n&#228;mlich zur Erhebung der Widerklage Veranlassung gegeben. Denn es ist zwischen den Parteien unstreitig, dass der Rohrmattenzaun, auf dessen Beseitigung der Kl&#228;ger geklagt hatte, Ende November 1972 bereits infolge der Einwirkung eines Sturmes nicht mehr vorhanden war. Gleichwohl hat der Kl&#228;ger seine auf Beseitigung gerichtete Klage aufrechterhalten. Die Beklagten mussten daher, da der Kl&#228;ger die Hauptsache nicht f&#252;r erledigt erkl&#228;rte, damit rechnen, dass eine Entscheidung &#252;ber den Klageantrag erging, die zu der Frage, ob die Beklagten zur Errichtung und Unterhaltung des Rohrmattenzaunes berechtigt waren, deshalb keine Stellung nehmen konnte, weil der Gegenstand, dessen Beseitigung gefordert wurde, ohnehin nicht mehr vorhanden war. Eine Kl&#228;rung der Streitfrage konnte mithin nur durch die von den Beklagten erhobene Feststellungswiderklage erreicht werden. Damit liegen die Voraussetzungen des &#167; 93 ZPO nicht vor. Dem Kl&#228;ger waren als dem Unterliegenden die Kosten des Rechtsstreits somit insgesamt aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 709 Nr. 4 ZPO.</p>
316,077
ovgnrw-1972-11-27-2-a-90569
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 905/69
"1972-11-27T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:08"
"2019-03-27T09:41:28"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1972:1127.2A905.69.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten des Beklagten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt in Exxx die Zeche "Kxxx "; s&#228;mtliche Abw&#228;sser (einschlie&#223;lich des Grubenwassers), die auf diesem Betriebsgrundst&#252;ck anfallen, werden in den EExxx Bach eingeleitet, der fr&#252;her SExxx Bach hie&#223;.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wegen der Entw&#228;sserung dieses Betriebsgrundst&#252;cks zog der Beklagte die Kl&#228;gerin f&#252;r das Rechnungsjahr 1968 zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren heran. Mit ihrer hiergegen erhobenen Anfechtungsklage macht die Kl&#228;gerin geltend, der EExxx Bach sei kein Bestandteil der Entw&#228;sserungsanlage der Stadt Exxx, sondern ein oberirdisches Gew&#228;sser (nat&#252;rlicher Wasserlauf), in das sie ihre Abw&#228;sser auf Grund einer ihr vom Oberbergamt einger&#228;umten wasserrechtlichen Erlaubnis einleiten d&#252;rfe, ohne da&#223; der Beklagte sie hierf&#252;r zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren heranziehen k&#246;nne. Demgegen&#252;ber ist der Beklagte der Ansicht, da&#223; der EExxx Bach infolge v&#246;lliger Umgestaltung, insbesondere Verrohrung, seine Eigenschaft als nat&#252;rlicher Wasserlauf verloren habe und zu einem Bestandteil der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage geworden sei. Selbst wenn es sich bei dem EExxx Bach noch um einen nat&#252;rlichen Wasserlauf handele, sei er, so meint der Beklagte, gleichzeitig Bestandteil der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage, und die Geb&#252;hrenheranziehung sei dann aus diesem Grund gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Exxx Bach hat seinen Ursprung aus drei Quellzufl&#252;ssen, die im Lageplan (Bl. 67 der Gerichtsakten, Anlage Nr. 6) mit Nr. 1, 3 und 4 bezeichnet sind. Das Quellgebiet liegt in den fr&#252;her teilweise selbst&#228;ndigen, inzwischen aber in die Stadt Exxx eingemeindeten Ortsteilen xxx, xxx und xxx . Urspr&#252;nglich verlief der Exxx Bach in seinem Unterlauf durch die Innenstadt von xxx und m&#252;ndete anschlie&#223;end in die xxx .</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ein im Jahre 1928 aufgestellter Regulierungsplan (Blatt 317 der Gerichtsakten, Anlage I Nr. 5) f&#252;hrte in der Folgezeit zu einer v&#246;lligen Verlegung des Unterlaufs des Exxx Baches. Dieser wurde aus der Innenstadt von Sxxx herausgenommen und von der im Norden von Sxxx befindlichen Stra&#223;e Hxxx (Haus Nr. xxx ), die an dieser Stelle an die Stra&#223;e Rxxx angrenzt, in s&#252;dlicher Richtung unterirdisch durch Bergwerksstollen bis zur M&#252;ndung in die xxx geleitet. Die Strecke oberhalb des Grundst&#252;cks Hxxx Nr. xxx/Dxxx wurde in den Jahren 1951 bis 1956 verrohrt und erhielt teilweise eine andere Streckenf&#252;hrung als das fr&#252;here Bachbett. Vorher war diese Strecke zum Zwecke der Abwasserableitung in einem offenen Profil mit Sohlenschalen ausgebaut gewesen. Gelegentlich der Verrohrung wurde neben das Bett des Exxx Baches und seiner Zufl&#252;sse eine zus&#228;tzliche Abwassersammelleitung verlegt, die jedoch an ihrem Beginn und Ende mit dem Exxx Bach verbunden blieb. Auf diese Weise wird das aus dem Quellgebiet (vgl. Lageplan Bl. 67 der Gerichtsakten) durch Teiche in drei offenen Betten abflie&#223;ende Quellwasser nunmehr einer bis zur M&#252;ndung in die Rxxx v&#246;llig verrohrten Wasserf&#252;hrung zugeleitet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin (Zeche Kxxx) anfallenden Abw&#228;sser werden an der im Lageplan (Bl. 67 der Gerichtsakten) mit A gekennzeichneten Stelle, die zwischen zwei Quellzufl&#252;ssen liegt (im Lageplan mit Nr. 1 und 3 bezeichnet) in den an dieser Stelle inzwischen verrohrten Exxx Bach eingeleitet und von dort aus einer vor der Einm&#252;ndung in die Rxxx gelegenen und vom Rxxxverband betriebenen Kl&#228;ranlage zugef&#252;hrt. F&#252;r die Reinigung der Abw&#228;sser in dieser Kl&#228;ranlage wird die Kl&#228;gerin vom Rxxxverband zu Genossenschaftsbeitr&#228;gen herangezogen, die f&#252;r die Zeche Kxxx in dem dem angefochtenen Bescheid zugrunde liegenden Zeitraum 44.720,-- DM betragen haben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Neben der Ableitung der Abw&#228;sser aus dem Zechenbetrieb der Kl&#228;gerin nimmt der Exxx Bach gemeindliche Abw&#228;sser aus Stadtteilen der Stadt Exxx auf, die an ihn angrenzen. Die Abw&#228;sser der bis zum Jahre 1929 selbst&#228;ndigen Stadt Sxxx wurden schon vor 1920 (nach dem Vorbringen des Beklagten seit 1912) in den Exxx Bach eingeleitet. Danach erfolgte die Anschlie&#223;ung der Siedlungsgebiete am Oberlauf des Exxx Baches. Hierbei handelt es sich nach dem Vorbringen des Beklagen um den in den Jahren 1920/21 erfolgten Anschlu&#223; des Siedlungsgebietes Fxxx, sowie um den im Jahre 1934/35 vorgenommenen Anschlu&#223; des Ortsteils Fxxx Hxxx. Das Siedlungsgebiet "Zxxx Gxxx" wurde ab 1954, die Parksiedlung Hxxx wurde im Jahre 1958 und das Wohngebiet Lxxx/Mxxx wurde im Jahre 1964 mit seinen Abwasserleitungen an den Exxx Bach angeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bis zum Jahre 1957 war der Exxx Bach gem&#228;&#223; &#167; 4 des preu&#223;ischen Wassergesetzes vom 7.April 1913 (PrGS 53) - PrWG - im Wasserlaufverzeichnis als nat&#252;rlicher Wasserlauf zweiter Ordnung eingetragen und zwar vom Grundst&#252;ck Hxxx Nr. xxx (M&#252;hle Dxxx ) bis zur M&#252;ndung in die Rxxx . Die Ufergrundst&#252;cke des Exxx Baches stehen verschiedenen Eigent&#252;mern zu; neben nat&#252;rlichen Personen sind u.a. die Stadt Exxx, die Dxxx, Bxxx und die Kl&#228;gerin Eigent&#252;mer.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach einer im Jahre 1929 auf Grund der &#167;&#167; 186 bis 188 PrWG erfolgten Eintragung im Wasserbuch des Sxxx Baches stand der Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 379 Abs. 2, 4 a PrWG das Recht zu, Grubenabw&#228;sser sowie die Wasch- und Kohlenw&#228;scheabw&#228;sser der Zeche Kxxx nach vorangegangener Kl&#228;rung in einer j&#228;hrlichen Durchschnittsmenge von 75.000 cbm in den Sxxx Bach einzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auf Grund der &#167;&#167; 2 und 7 des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushaltes vom 27. Juli 1957, BGBl. I 1110, in Kraft getreten am 1. M&#228;rz 1960 (WHG), wurde der Kl&#228;gerin vom Oberbergamt in Dxxx als der gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 2 WHG zust&#228;ndigen Beh&#246;rde durch Bescheid vom 17. Mai 1962 die wasserrechtliche Erlaubnis erteilt, ihre auf der Zeche Kxxx anfallenden Grubenabw&#228;sser sowie Wasch- und Kohlenw&#228;scheabw&#228;sser in einer Menge bis zu 3.150.000 cbm pro Jahr in den Exxx Bach (Sxxx Bach) einzuleiten. Diese Erlaubnis enth&#228;lt Bedingungen, die qualitative und quantitative Anforderungen an die Abwassereinleitung stellen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1920 hatte der auf Grund des Ruhrreinhaltungsgesetzes vom 5. Juni 1913 (PrGS 305) f&#252;r die Reinhaltung der Rxxx zust&#228;ndige Rxxxverband beim Regierungspr&#228;sidenten in Dxxx die Genehmigung zur Einrichtung eines Regenauslasses des Exxx Baches an der M&#252;ndung in die Rxxx beantragt, wobei er in seinem Antragschreiber den Exxx Bach als Teil der Kanalisation von Sxxx bezeichnet und angeregt hatte, von einer Auslegung des Entwurfs gem&#228;&#223; &#167;&#167; 164 - 170 PrWG abzusehen, weil die Gemeinden Sxxx und Kxxx sowie die Gutsbesitzer Wxxx und Lxxx mit dem Entwurf einverstanden seien und weitere Beteiligte nicht in Frage k&#228;men (Bl. 317 der Gerichtsakten, Anlage I Nr. 1). Im Jahre 1928 beantragte der Rxxxverband beim Regierungspr&#228;sidenten in Dxxx die landespolizeiliche Genehmigung und vorl&#228;ufige Planfeststellung zur Regelung des Exxx Baches. Nach einem Aktenvermerk des Sachbearbeiters beim Regierungspr&#228;sidenten handelte es sich hierbei um den Ausbau sowie die Verlegung und streckenweise Kanalisierung des Baches und um die Einleitung in die Rxxx an einer neu zu schaffenden M&#252;ndung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ab 1928 fanden zwischen dem Rxxxverband und der Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin Verhandlungen statt, deren Gegenstand der Ausbau des Exxx Baches war. Hierbei bewilligte die Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin dem Rxxxverband am 6. M&#228;rz 1930 gegen eine einmalige Entsch&#228;digung von 650 Mark das Recht, auf einer ihr geh&#246;renden Parzelle "einen Bachlauf zu unterhalten und zu betreiben". Der Rxxxverband &#252;bertrug diese und andere ihm &#252;bertragene Dienstbarkeiten gleichen Inhalts im Jahre 1948 auf die Stadt Exxx.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch einen im Jahre 1940 abgeschlossenen Vertrag gestattete die Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin dem Rxxxverband, auf einem ihrer Grundst&#252;cke Faulschlamm abzulagern. Hierbei verpflichtete sich der Rxxxverband gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin, den Exxx Bach, der an dieser Stelle noch ein offenes Bett hatte, zu verrohren, um Schlammabsetzbecken anlegen zu k&#246;nnen. In der Folgezeit hat der Rxxxverband am Oberlauf des Exxx Baches oberhalb der Stra&#223;en Hxxx und Dxxx mehrere Schlammabsetzbecken errichtet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Am 9. und 12. M&#228;rz 1955 schlossen die Dxxx Exxx, die Stadt Exxx und die Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin einen Vertrag, in dem die beabsichtigte Verrohrung eines von den Parteien dieses Rechtsstreits als Teil des Exxx Baches bezeichneten (Bl. 25, 87 und 100 der Gerichtsakten) offenen Grabens vereinbart wurde, um eine zwischen den Schienenstr&#228;ngen der Pxxx entstandene sumpfige Mulde verf&#252;llen zu k&#246;nnen. In diesem Vertrag hei&#223;t es, die Vertragschlie&#223;enden seien sich dahin einig, da&#223; der Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin und der Stadt Exxx auf Grund des preu&#223;ischen Wassergesetzes ein Ableitungsrecht in den Exxx Bach zustehe. Sodann hei&#223;t es in &#167; 5 dieses Vertrages, da&#223; die Stadt die Reinigung des verrohrten Grabens einschlie&#223;lich der Einsteigesch&#228;chte durchf&#252;hre und da&#223; die Kosten dieser Reinigung von der Stadt und der Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin je zur H&#228;lfte zu tragen seien, soweit es sich um den Streckenabschnitt unterhalb der Einleitungsstelle der Abw&#228;sser der Zeche Kxxx handele. Die Unterhaltung und Erneuerung der Anlage habe die Stadt durchzuf&#252;hren; die hierdurch entstehenden Kosten seien von den Vertragschlie&#223;enden je zu 1/3 zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 5. Juli 1968 zog der Beklagte die Kl&#228;gerin f&#252;r das Rechnungsjahr 1968 zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren in H&#246;he von 275.256,40 DM heran. In diesem Betrag ist nach dem &#252;bereinstimmenden Vorbringen der Parteien ein Betrag von 182.407,74 DM enthalten, der in dieser H&#246;he dem auf die Zeche Kxxx entfallenden Anteil an Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren entspricht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosem Widerspruchsverfahren (Widerspruchsbescheid vom 8. August 1968) hat die Kl&#228;gerin Anfechtungsklage erhoben und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen geltend gemacht: Sie benutze f&#252;r die Ableitung der auf der Zeche Kxxx anfallenden Abw&#228;sser keine Entw&#228;sserungsanlage der Stadt Exxx, so da&#223; sie wegen der Ableitung dieser Abw&#228;sser vom Beklagten auch nicht zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren auf Grund der Entw&#228;sserungssatzung der Stadt Exxx vom 27. September 1967 (Entw&#228;sserungssatzung) herangezogen werden d&#252;rfe. Vielmehr leite sie ihre Abw&#228;sser in den Exxx Bach ein, der nach wie vor ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Sinne des fr&#252;her geltenden preu&#223;ischen Wassergesetzes und nunmehr ein oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG sei. Auf Grund des ihr schon von fr&#252;her zustehenden Rechts und der ihr am 17. Mai 1962 erneut bewilligten wasserrechtlichen Erlaubnis sei sie zum Einleiten dieser Abw&#228;sser kraft Wasserrechts befugt. Der Exxx Bach falle unter die Bestimmungen des Wasserhaushaltsgesetzes und des preu&#223;ischen Wassergesetzes, weil er trotz seiner Verrohrung und streckenweisen Verlegung ein oberirdisches Gew&#228;sser (Wasserlauf) geblieben sei; das ergebe sich vor allem aus seiner bis zum Jahre 1957 bestehenden Eintragung im Verzeichnis der Wasserl&#228;ufe zweiter Ordnung. Die Stadt Exxx habe durch das Einbeziehen des Exxx Baches in ihr Entw&#228;sserungssystem die Eigenschaft des Exxx Baches ein oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne des Wasserhaushaltsgesetzes (Wasserlauf im Sinne des preu&#223;ischen Wassergesetzes) zu sein, nicht beseitigen k&#246;nnen. Denn abgesehen von der hierf&#252;r erforderlichen, jedoch nicht eingeholten Zustimmung der Wasseraufsichtsbeh&#246;rde sei hierf&#252;r ihre Zustimmung als Eigent&#252;mer des Exxx Baches erforderlich gewesen, die sie jedoch nie erteilt habe. Der Hinweis des Beklagten auf die dem Rxxxverband einger&#228;umten und auf die Stadt Exxx &#252;bergegangenen Dienstbarkeiten gehe fehl. Denn dadurch habe sie nur dem Betreiben eines nat&#252;rlichen Wasserlaufes, nicht jedoch der Umwandlung des Exxx Baches in eine st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage zugestimmt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Beklagten k&#246;nne ein oberirdisches Gew&#228;sser (nat&#252;rlicher Wasserlauf) nicht gleichzeitig Bestandteil einer st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage als einer gemeindlichen Veranstaltung im Sinne von &#167; 4 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893, PrGS 152/ PrGS NW 7 - KAG 1893 - sein.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sei die dem angefochtenen Bescheid zugrunde liegende Geb&#252;hrenregelung materiell ung&#252;ltig, weil der hierbei angewandte Wasserverbrauchsma&#223;stab bei ihr wie auch anderen Wassergro&#223;verbrauchern kein zul&#228;ssiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">den Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 5. Juli 1968 und den Widerspruchsbescheid vom 8. August 1968 insoweit aufzuheben, als sie hiermit f&#252;r die Einleitung der Abw&#228;sser und des Grubenwassers ihrer Zeche Kxxx in den Exxx Bach zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren in H&#246;he von 182.407,74 DM herangezogen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen: Die Kl&#228;gerin leite ihre im Betrieb der Zeche Kxxx anfallenden Abw&#228;sser in die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage ein. Denn der Exxx Bach habe durch die an ihm vorgenommenen baulichen Umgestaltungen seine Eigenschaft, ein Gew&#228;sser (Wasserlauf) zu sein, verloren. Die Stadt Exxx unterhalte diesen Bach und habe ihn planm&#228;&#223;ig in ihre Entw&#228;sserungsanlage einbezogen, was nach der verwaltungsgerichtlichen Rechtsprechung gen&#252;ge, um seine Gew&#228;ssereigenschaft zu beseitigen. Die der Kl&#228;gerin erteilte wasserrechtliche Erlaubnis regele daher nur den Umfang und den zul&#228;ssigen Verschmutzungsgrad der eingeleiteten Abw&#228;sser, nicht jedoch werde die Kl&#228;gerin dadurch von Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren freigestellt. Schon der Rxxxverband habe den Exxx Bach als Abwasserkanal betrieben und sei hierzu berechtigt gewesen, wie die in den Jahren 1920 und 1928 eingeholten Erlaubnisse des Regierungspr&#228;sidenten in Dxxx und das damals eingeleitete vorl&#228;ufige Planfeststellungsverfahren beweisen w&#252;rden. In der von der Rechtsvorg&#228;ngerin der Kl&#228;gerin dem Rxxxverband einger&#228;umten Dienstbarkeit, die die Stadt Exxx &#252;bernommen habe, liege zudem die Erlaubnis der Kl&#228;gerin als Eigent&#252;mer zu diesen vom Rxxxverband durchgef&#252;hrten Ma&#223;nahmen, die die Umgestaltung des Exxx Baches in eine Abwasserleitung zur Folge gehabt h&#228;tten. Denn der Inhalt dieser Dienstbarkeit ergebe sich auch aus der Zweckbestimmung des Rxxxverbandes, die dahin gehe, die Rxxx reinzuhalten. Dem diene der Ausbau des Exxx Baches zu einer Abwasseranlage, weil dadurch die Rxxx von Abw&#228;ssern freigehalten werde. Infolge Verrohrung habe der Exxx Bach zudem die charakteristische Eigenschaft eines Gew&#228;ssers, Vorfluter seines Gebietes zu sein, verloren. Denn das Niederschlagswasser werde nur noch insoweit aufgenommen, als es durch besondere Stra&#223;enabfl&#252;sse in die Abw&#228;sser gelange.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da die Stadt Exxx seit dem Jahre 1948 Berechtigte aus der dem Rxxxverband einger&#228;umten Dienstbarkeit sei, stehe ihr nunmehr das Recht zu, diese vom Rxxxverband geschaffene Anlage als Teil ihrer eigenen Entw&#228;sserungsanlage weiter zu betreiben. Diese Umwandlung des Exxx Baches zu einer st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage sei somit schon vor Inkrafttreten des Wasserhaushaltsgesetzes abgeschlossen gewesen Deshalb k&#246;nne dahingestellt bleiben, ob und unter welchen Voraussetzungen ein oberirdisches Gew&#228;sser nach dem Wasserhaushaltsgesetz in eine gemeindliche Entw&#228;sserungsanlage umgewandelt werden k&#246;nne. Der &#228;u&#223;ere Ablauf der am Exxx Bach getroffenen Ver&#228;nderungen lasse auch - wie dies von der Rechtsprechung gefordert werde - den sicheren Schlu&#223; auf die Planm&#228;&#223;igkeit der Einbeziehung des Exxx Baches in die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage zu. Das Preu&#223;ische Oberverwaltungsgericht habe z.B. in seinem Beschlu&#223; vom 2. M&#228;rz 1933 wegen der getroffenen Ausbauma&#223;nahmen die Wasserlaufeigenschaft der das Gebiet der Stadt Exxx durchflie&#223;enden Bxxx verneint. Im vorliegenden Fall- verhalte es sich ebenso. Auch die Kl&#228;gerin leite die Abw&#228;sser der Zeche Kxxx keinen Meter weit in einen offenen Lauf des Exxx Baches. Vielmehr f&#252;hre sie die Abw&#228;sser mittels einer Rohrleitung in den st&#228;dtischen Abwassersammler ein, der weit oberhalb dieser Einleitungsstelle Abwasser aus Stadtteilen von xxx aufnehme und diese bis zu der an der xxx gelegenen Kl&#228;ranlage in einem geschlossenen Abwasserrohr ableite.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn der Exxx Bach ein oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG geblieben sei, schlie&#223;e dies nach der Rechtsprechung des Preu&#223;ischen Oberverwaltungsgerichts und des Oberverwaltungsgerichts L&#252;neburg nicht aus, da&#223; es sich hierbei um einen Bestandteil der Entw&#228;sserungsanlage der Stadt Exxx handele. Schlie&#223;lich r&#252;ge die Kl&#228;gerin zu Unrecht den in der Geb&#252;hrenregelung angewandten Wasserverbrauchsma&#223;stab. Denn die in der Satzung vorgesehene degressive Geb&#252;hrenstaffelung f&#252;hre zu einem hinreichenden Ausgleich der h&#246;heren Belastung der Wassergro&#223;verbraucher infolge Nichtber&#252;cksichtigung des Regenwassers.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Gr&#252;nde zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht der Klage stattgegeben. Es ist zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; der Exxx Bach ein Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG und da&#223; die Kl&#228;gerin kraft Wasserrechts befugt sei, Zechenabw&#228;sser in den Exxx Bach einzuleiten, ohne da&#223; sie deshalb vom Beklagten zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren herangezogen werden d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Beklagten, zu deren Begr&#252;ndung er sein erstinstanzliches Vorbringen wiederholt und vertieft und erg&#228;nzend vortr&#228;gt: Zu Unrecht gehe das Verwaltungsgericht davon aus, da&#223; es sich bei dem Exxx Bach noch um ein oberirdisches Gew&#228;sser handele. Die auf dem Zechengel&#228;nde der Kl&#228;gerin anfallenden Abw&#228;sser w&#252;rden vielmehr in einen verrohrten Kanal abgeleitet, der an der Einleitungsstelle bereits die Abw&#228;sser von Siedlungsgebieten der Stadt Exxx mit sich f&#252;hre. Bei dem ehemaligen Quellgebiet des Exxx Baches handele es sich nur noch um unbedeutende Rinnsale und T&#252;mpel, deren Wasser ebenfalls in den R&#246;hrenkanal eingeleitet w&#252;rden. Diese Rinnsale und T&#252;mpel w&#252;rden von der Stadt Exxx nur aus Gr&#252;nden einer ansprechenderen Landschaftsgestaltung offen gehalten. Es w&#228;re f&#252;r sie ein leichtes, sie sofort durch Rohre in den st&#228;dtischen Entw&#228;sserungskanal abzuleiten. Denn die aus diesen offenen Zufl&#252;ssen anfallende Wassermenge sei im Verh&#228;ltnis zur Gesamtmenge der in den R&#246;hrenkanal abgeleiteten Abw&#228;sser v&#246;llig unbedeutend. Durch das Vorhandensein dieser wenigen Rinnsale bleibe auch auf keinen Fall die Vorflutereigenschaft f&#252;r den gesamten verrohrten Kanal erhalten. Diese unbedeutenden Vorfluter endeten an ihren jeweiligen Einleitungsstellen in die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsleitung.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aus der vom Oberbergamt Dxxx erteilten Einleitungserlaubnis k&#246;nne entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts nicht der Schlu&#223; gezogen werden, da&#223; der Exxx Bach noch ein Gew&#228;sser im Sinne des Wasserhaushaltsgesetzes und des Landeswassergesetzes sei. Die trotz Fehlens der rechtlichen Voraussetzungen erteilte Erlaubnis verm&#246;ge weder die rechtlichen noch die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse zu &#228;ndern, auf die es bei der Beurteilung der Gew&#228;ssereigenschaft allein ankomme. Im &#252;brigen habe die Stadt Exxx schon bei den dieser Erlaubniserteilung vorangegangenen Verhandlungen im Jahre 1959 mit Nachdruck die Auffassung vertreten, da&#223; f&#252;r die Erteilung einer solchen wasserrechtlichen Erlaubnis kein Raum sei, weil der Exxx Bach zur st&#228;dtischen Kanalisation geh&#246;re.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Soweit es nach dem preu&#223;ischen Wassergesetz f&#252;r die Umwandlung des Exxx Baches in eine Kanalisationsanlage einer wasserbeh&#246;rdlichen Erlaubnis bedurft habe, sei diese ordnungsgem&#228;&#223; erteilt worden. F&#252;r den Unterlauf des fr&#252;heren Exxx Baches habe n&#228;mlich der Rxxxverband diese Erlaubnisse eingeholt. Die noch offene Strecke am fr&#252;heren Oberlauf des Exxx Baches sei in den Jahren 1951 bis 1955 mit Genehmigung des Tiefbauamtes der Stadt Exxx als &#246;rtlicher Wasserbeh&#246;rde verrohrt worden. Schlie&#223;lich m&#252;sse er erneut darauf hinweisen, da&#223; der Exxx Bach schon durch die vom Rxxxverband durchgef&#252;hrten Ma&#223;nahmen, zu denen dieser auf Grund der ihm einger&#228;umten Dienstbarkeiten und der vom Regierungspr&#228;sidenten erteilten Genehmigungen befugt gewesen sei, in einen Schmutzwassersammelkanal umgestaltet worden sei. Diesen Schmutzwassersammelkanal habe die Stadt Exxx vom Rxxxverband &#252;bernommen und in ihre Entw&#228;sserungsanlage eingegliedert.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor: Entgegen der Ansicht des Beklagten handele es sich bei dem Exxx Bach nicht um einen Bestandteil der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsleitung, sondern um ein verrohrtes Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG. Es entspreche auch nicht den tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen, da&#223; das Quellgebiet des Exxx Baches nur aus wenigen Rinnsalen und T&#252;mpel bestehe; vielmehr bef&#228;nden sich dort gr&#246;&#223;ere Teiche. Der Exxx Bach sei daher an der Stelle, an der sie die Abw&#228;sser der Zeche Kxxx einleite, nach wie vor ein Gew&#228;sser dritter Ordnung. Es treffe auch nicht zu, da&#223; der Exxx Bach seine Vorflutereigenschaft verloren habe. Denn zumindest werde der gr&#246;&#223;te Teil der Abflu&#223;kapazit&#228;t des verrohrten Exxx Baches f&#252;r die Ableitung von Niederschl&#228;gen bereitgehalten. Der Beklagte k&#246;nne nicht beweisen, da&#223; das Niederschlagswasser auf andere Weise abgeleitet werde. Das Verwaltungsgericht sei daher zu Recht zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; sie, die Kl&#228;gerin, ihre Abw&#228;sser in ein Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG einleite. Hierzu sei sie kraft wasserrechtlicher Erlaubnis befugt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#214;ffentlichen Interesses stellt keinen f&#246;rmlichen Antrag. Er tr&#228;gt unter Bezugnahme auf einen Erla&#223; des Ministers f&#252;r Ern&#228;hrung, Landwirtschaft und Forsten vom 11. November 1969 (III A 4 - 605/1 - 16102) vor, da&#223; ein nat&#252;rlicher Wasserlauf zugleich Bestandteil einer st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage sein k&#246;nne. In dem Erla&#223; hei&#223;e es unter anderem, da&#223; das eventuelle Fehlen einer wasserrechtlichen Erlaubnis dem nicht entgegenstehe. Vielmehr k&#246;nne der faktisch bestehende Zustand durch eine nachtr&#228;glich erteilte Erlaubnis seine Rechtsgrundlage erhalten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakten sowie der Vorproze&#223;akten Verwaltungsgericht Gelsenkirchen 3 K 1015/65 und 5 K 554/67, ferner auf den Inhalt der vom Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge und Satzungsunterlagen, auf die Lagepl&#228;ne (Bl. 67 der Gerichtsakten dieses Streitverfahrens und Bl. 49 der Vorproze&#223;akte 3 K 1015/65), sowie die Verwaltungsvorg&#228;nge des BergamtesE xxx, die s&#228;mtlich Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Bescheid beruht auf formell g&#252;ltigem Ortsrecht. Die ihm zugrunde liegende Entw&#228;sserungssatzung wurde vom Rat der Stadt Exxx am 27. September 1967 beschlossen, am 24. Oktober 1967 aufsichtsbeh&#246;rdlich genehmigt, vom Oberb&#252;rgermeister am 27. Oktober 1967 zwecks Bekanntmachung unterzeichnet und sodann entsprechend den Anforderungen der Ver&#246;ffentlichungsvorschrift der Hauptsatzung vom 10. Juni 1953 im Amtsblatt der Stadt Exxx ver&#246;ffentlicht.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid ist jedoch im Umfang der von der Kl&#228;gerin erkl&#228;rten Anfechtung materiell rechtswidrig, weil die Kl&#228;gerin den der Heranziehung zugrunde liegenden Geb&#252;hrentatbestand des &#167; 16 Abs. 1 der Entw&#228;sserungssatzung nicht verwirklicht hat. Indem sie n&#228;mlich die Abw&#228;sser ihrer Zeche Kxxx in den Exxx Bach einleitet, der sie dem Kl&#228;rwerk des xxx Verbandes zuf&#252;hrt, benutzt die Kl&#228;gerin keine Entw&#228;sserungsanlage der Stadt Exxx, wie dies &#167; 4 Abs. 1 KAG 1893 als die dem &#167; 16 Abs. 1 der Entw&#228;sserungssatzung zugrunde liegende Erm&#228;chtigungsnorm voraussetzt. Vielmehr leitet die Kl&#228;gerin diese Abw&#228;sser in ein oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG ein. Die Eigenschaft des Exxx Baches als oberirdisches Gew&#228;sser schlie&#223;t es aus, da&#223; er gleichzeitig Bestandteil einer st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage sein kann. Wenn &#167; 1 Abs. 4 der Entw&#228;sserungssatzung auch die von der Stadt Exxx unterhaltenen Wasserl&#228;ufe in die st&#228;dtische Abwasseranlage einbezieht und durch &#167; 16 Abs. 1 dieser Satzung deren Benutzung der Geb&#252;hrenpflicht unterwirft, so verst&#246;&#223;t diese Satzungsbestimmung, soweit es sich um ein oberirdisches Gew&#228;sser wie den Exxx Bach handelt, gegen h&#246;herrangiges Recht.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">I. Der Beklagte macht vor allem geltend, der Exxx Bach sei schon beim Inkrafttreten des Wasserhaushaltsgesetzes kein oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG gewesen. Vielmehr sei er unter Verlust seiner Gew&#228;ssereigenschaft in die st&#228;dtische Abwasseranlage eingegliedert worden. Das sei - so meint der Beklagte - hinsichtlich des Oberlaufs des Exxx Baches sp&#228;testens im Jahre 1956 geschehen, als dessen Verrohrung vollendet gewesen sei. In seinem Unterlauf (unterhalb der fr&#252;heren M&#252;hle Dxxx ) habe der Exxx Bach schon vor dieser Zeit seine Gew&#228;ssereigenschaft verloren gehabt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">1. Dieses Vorbringen des Beklagten verkennt die Rechtslage. Vor dem Inkrafttreten des Wasserhaushaltsgesetzes (1. M&#228;rz 1960), zu der Zeit also, in den der Exxx Bach nach Ansicht des Beklagten seine Gew&#228;ssereigenschaft verloren haben soll, galt das preu&#223;ische Wassergesetz. &#167; 1 Abs. 1 PrWG bestimmt, da&#223; Wasserl&#228;ufe diejenigen Gew&#228;sser sind, die in nat&#252;rlichen oder k&#252;nstlichen Betten best&#228;ndig oder zeitweilig oberirdisch abflie&#223;en, einschlie&#223;lich ihrer oberirdischen Quellen und Teiche, Weiher oder &#228;hnlicher Wasseransammlungen, aus denen sie abflie&#223;en, sowie ihrer etwa unterirdisch verlaufenden Strecken. Nach Abs. 4 dieser Gesetzesbestimmung gilt ein nat&#252;rlicher Wasserlauf als solcher auch nach einer k&#252;nstlichen Ver&#228;nderung.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 and 2 WHG die Gew&#228;sser in oberirdische Gew&#228;sser und das Grundwasser unterteilt (abgesehen von der Erw&#228;hnung der K&#252;stengew&#228;sser in Nr. 1a), unterscheidet &#167; 1 Abs. 1 PrWG bei den oberirdisch flie&#223;enden Gew&#228;ssern zwischen solchen mit nat&#252;rlichen und mit k&#252;nstlichen Betten. Diese abweichende Unterteilung der oberirdisch flie&#223;enden Gew&#228;sser ist aber im hier zu entscheidenden Fall ohne Bedeutung. Denn eine dem nat&#252;rlichen Wasserkreislauf zugeh&#246;rige Gew&#228;sserstrecke, in der Wasser in einem Bett abflie&#223;t, f&#228;llt nach beiden Gesetzen unter den Begriff des Gew&#228;ssers. Sie z&#228;hlt zu den oberirdischen Gew&#228;ssern im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG und zu den Wasserl&#228;ufen im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 PrWG. Ist somit der Exxx Bach ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Sinne des preu&#223;ischen Wassergesetzes, dann f&#228;llt er zugleich unter den Begriff des oberirdischen Gew&#228;ssers im Sinne des Wasserhaushaltsgesetzes.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Exxx Bach beim Inkrafttreten des &#167; 1 des preu&#223;ischen Wassergesetzes im Jahre 1913 ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Sinne dieses Gesetzes war, der seinen Zuflu&#223; aus dem im Lageplan bezeichneten Quellgebieten erhielt, wird auch vom Beklagten nicht in Zweifel gezogen. Als Wasserlauf fiel der Exxx Bach unter eine der drei Gruppen, in die &#167; 2 PrWG die Wasserl&#228;ufe je nach ihrer gr&#246;&#223;eren oder geringeren Bedeutung f&#252;r die Wasserwirtschaft einteilt: Wasserl&#228;ufe erster Ordnung sind hiernach die in dem Gesetz als Anlage beigef&#252;gten Verzeichnis aufgef&#252;hrten Strecken der Wasserl&#228;ufe (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 PrWG). Zu den Wasserl&#228;ufen zweiter Ordnung geh&#246;ren die Strecken nat&#252;rlicher und k&#252;nstlicher Wasserl&#228;ufe, die in dem nach &#167; 4 PrWG vom Oberpr&#228;sidenten gef&#252;hrten Verzeichnis der Wasserl&#228;ufe zweiter Ordnung genannt sind (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 2 PrWG), Die &#252;brigen, weder unter Nr. 1 noch unter Nr. 2 des &#167; 2 Abs. 1 PrWG fallenden Strecken nat&#252;rlicher oder k&#252;nstlicher Wasserl&#228;ufe geh&#246;ren zur Gruppe der Wasserl&#228;ufe dritter Ordnung (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 PrWG); hierbei handelt es sich zumeist um Strecken von Wasserl&#228;ufen, die f&#252;r die Wasserwirtschaft von geringerer Bedeutung sind.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus dem im Amtsblatt der Bezirksregierung in Dxxx vom 26. April 1957 auf S. 129 abgedruckten Erla&#223; des Ministers f&#252;r Landwirtschaft, Ern&#228;hrung und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen vom 19. M&#228;rz 1957 ergibt (Fotokopie Bl. 30 der Gerichtsakten), ist der bis dahin mit seiner Teilstrecke ab Grundst&#252;ck Hxxx Nr. xxx (M&#252;hle Dxxx ) bis zur M&#252;ndung in die Rxxx im Verzeichnis der nat&#252;rlichen Wasserl&#228;ufe zweiter Ordnung unter dem Namen Sxxx Bach eingetragen gewesene Exxx Bach vom Zeitpunkt dieses Erlasses an aus dem Wasserlaufverzeichnis gestrichen worden. Es hei&#223;t aber in diesem Erla&#223;, da&#223; der Exxx Bach als Wasserlauf dritter Ordnung weitergelten solle.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Diese bis zum Jahre 1957 bestehende Eintragung im Verzeichnis der Wasserl&#228;ufe zweiter Ordnung war auf Grund eines f&#246;rmlichen Verfahrens erfolgt, in dem auch die Stadt Exxx und die fr&#252;her selbst&#228;ndige Stadte Sxxx Einwendungen h&#228;tten erheben k&#246;nnen, wenn sie der Auffassung gewesen w&#228;ren, der Exxx Bach sei in seinem gesamten Verlauf oder zumindest in seinem Unterlauf kein nat&#252;rlicher Wasserlauf mehr (vgl. &#167; 5 PrWG). F&#252;r die Stadt Exxx h&#228;tte selbst nach erfolgter Eintragung die M&#246;glichkeit bestanden, bei dem Oberpr&#228;sidenten oder - nach 1945 - bei dem an dessen Stelle zust&#228;ndig gewordenen Landesminister eine &#196;nderung der Eintragung im Wasserlaufverzeichnis anzuregen, wenn sie zu der Auffassung gelangt war, der Exxx Bach sei in der Folgezeit wegen v&#246;lliger Umgestaltung kein nat&#252;rlicher Wasserlauf mehr. sondern Bestandteil der st&#228;dtischen Abwasseranlage.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Vgl. Holtz-Kreutz-Schlegelberger, Das Preu&#223;ische Wassergesetz, Nachdruck der dritten und vierten Auflage, Berlin und K&#246;ln 1955, &#167; 6 Anm. 2.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Solange aber der Exxx Bach in dem Verzeichnis eingetragen blieb, stand mit Geltung f&#252;r jedermann fest, da&#223; dieser Bach im Verlauf der in der Eintragung angegebenen Strecke ein Wasserlauf zweiter Ordnung und ein nat&#252;rlicher Wasserlauf war. Denn die Aufnahme in dieses Verzeichnis entschied, sowohl in privatrechtlicher als auch in &#246;ffentlich-rechtlicher Hinsicht, endg&#252;ltig &#252;ber die Zugeh&#246;rigkeit des Wasserlaufs zu einer der Ordnungen des &#167; 2 Abs. 1 PrWG und &#252;ber seine Eigenschaft, ein nat&#252;rlicher oder ein k&#252;nstlicher Wasserlauf zu sein.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 1 Anm. 10, &#167; 2 Vorbem. c und d, &#167; 5 Anm. 13.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Diese endg&#252;ltige, Privatpersonen sowie Gerichte und Beh&#246;rden bindende Wirkung der Eintragung im Wasserlaufverzeichnis war erforderlich, weil f&#252;r die Wasserl&#228;ufe der drei Ordnungen zum Teil verschiedene Vorschriften (insbesondere hinsichtlich der Eigentums- und Nutzungsverh&#228;ltnisse, sowie der Unterhaltungspflichten) galten.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Vgl. Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 2 Vorbem. h.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Durch die in &#167; 2 PrWG getroffene Regelung wollte der Gesetzgeber einen Streit &#252;ber die Zugeh&#246;rigkeit eines Wasserlauf zu einer der drei Ordnungen oder eine Ungewi&#223;heit dar&#252;ber, ob es sich um einen nat&#252;rlichen oder einen k&#252;nstlichen Wasserlauf handelt, von vornherein ausschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Begr&#252;ndung zum Entwurf eines Wassergesetzes in: Sammlung der Drucksachen des Preu&#223;ischen Hauses der Abgeordneten, 21. Legislaturperiode, V. Session 1912/13, Drucksache Nr. 9 B, zu &#167;&#167; 2 bis 4 (Spalte 58).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache der Eintragung im Wasserlaufverzeichnis des &#167; 4 PrWG entscheidet somit ausschlie&#223;lich und bindend &#252;ber die Einreihung eines Wasserlaufs in die Gruppe der Wasserl&#228;ufe zweiter Ordnung sowie dar&#252;ber, ob ein nat&#252;rlicher oder k&#252;nstlicher Wasserlauf vorliegt. Das gilt selbst dann, wenn ein eingetragener Wasserlauf von Anfang an kein Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 PrWG gewesen und nur f&#228;lschlicherweise in das Wasserlaufverzeichnis eingetragen worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Vgl. Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 1 Anm. 17, &#167; 2 Vorbem. d.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Da der Exxx Bach bis zum Jahre 1957 als nat&#252;rlicher Wasserlauf im Verzeichnis der Wasserl&#228;ufe zweiter Ordnung eingetragen war, ist er somit bis zu diesem Zeitpunkt in dem in der Eintragung angegebenen Streckenabschnitt ein nat&#252;rlicher Wasserlauf zweiter Ordnung gewesen. Mindestens bis zu diesem Zeitpunkt kommt es daher auf die vom Beklagten behaupteten &#196;nderungen der tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse, insbesondere die v&#246;llige Verrohrung und die unterirdische Verlegung des Exxx Baches in seinem Unterlauf f&#252;r die Frage der Wasserlaufeigenschaft nicht an (&#167; 1 Abs. 4 PrWG). Der Exxx Bach ist somit bis zum Jahre 1957 in seinem Streckenabschnitt M&#252;hle Dxxx bis zur M&#252;ndung in die Rxxx ein nat&#252;rlicher Wasserlauf zweiter Ordnung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Wie die Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat an Hand der Lagepl&#228;ne klargestellt haben, befand sich die im Wasserlaufverzeichnis genannte M&#252;hle und Ziegelei Dxxx etwa dort, wo heute in Exxx-Sxxx die Stra&#223;e Dxxx in die Stra&#223;e Hxxx einm&#252;ndet (Hxxx Haus Nr. xxx ). Die Kl&#228;gerin leitet die. Abw&#228;sser ihrer Zeche Kxxx oberhalb dieser Stelle in den Exxx Bach ein und zwar an dem im Lageplan (Anlage 6 zu Bl. 67 der Gerichtsakten) mit A bezeichnetem Punkt, der zwischen den mit 1 und 3 in diesem Lageplan gekennzeichneten Quellzufl&#252;ssen des Exxx Baches liegt. Somit werden diese Abw&#228;sser an einer Stelle in den Exxx Bach eingeleitet, die von der Eintragung im Wasserlaufverzeichnis topografisch nicht mehr erfa&#223;t wird. Hieraus l&#228;&#223;t sich jedoch zu Gunsten des Beklagten nicht herleiten, der Exxx Bach sei oberhalb der M&#252;hle Dxxx kein nat&#252;rlicher Wasserlauf, sondern eine st&#228;dtische Abwasserleitung gewesen, etwa die Fortsetzung der vom Stadteil Fxxx ausgehenden und in den Exxx Bach einm&#252;ndenden Hauptsammler. Auch wenn nur der Unterlauf eines Gew&#228;ssers in das Verzeichnis der Wasserl&#228;ufe zweiter Ordnung eingetragen ist, so kann es doch in seinem Oberlauf ein Wasserlauf dritter Ordnung sein (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 PrWG), der als solcher in kein Wasserlaufverzeichnis eingetragen wird, gleichwohl aber ebenfalls zu den Wasserl&#228;ufen im Sinne von &#167; 1 PrWG geh&#246;rt. Das ist bei dem Oberlauf des Exxx Baches der Fall. Durch die Eintragung im Wasserlaufverzeichnis steht fest, da&#223; er im Unterlauf ein nat&#252;rlicher Wasserlauf ist. Ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 PrWG setzt jedoch u.a. voraus, da&#223; er einen st&#228;ndigen naturgegebenen Zuflu&#223; aus einem Quellgebiet hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 1 Anm. 8 a.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das naturgegebene Quellgebiet des Exxx Baches sind die im Lageplan (Bl. 67 der Gerichtsakten, Anl. 6) mit 1, 2, 3, 4 und 5 bezeichneten Quellen und Teiche. Die Tatsache, da&#223; die Zufl&#252;sse 4 und 5 sich erst an der Stelle mit den &#252;brigen Quellzufl&#252;ssen, des Exxx Baches vereinigen, an der die im Wasserlaufverzeichnis eingetragene Strecke des Exxx Baches beginnt (Haus Hxxx Nr. xxx ), l&#228;&#223;t vermuten, da&#223; der Exxx Bach nur deshalb erst von dieser Stelle ab in das Wasserlaufverzeichnis eingetragen wurde, weil die eintragende Beh&#246;rde (Oberpr&#228;sident) die oberhalb des Hauses Hxxx Nr. xxx befindlichen Zufl&#252;sse als einheitliche Quellzufl&#252;sse des Exxx Baches betrachtete, die sich erst am Grundst&#252;ck Hxxx Nr. xxx zu einem zusammenh&#228;ngenden Wasserlauf mit einem s&#228;mtliche Zufl&#252;sse umfassenden Bachbett vereinigten. Gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 PrWG sind aber Quellen, Teiche, Weiher und &#228;hnliche Wasseransammlungen, aus denen Gew&#228;sser abflie&#223;en, Bestandteil des Wasserlaufs, den sie bilden. Sie unterliegen denselben Rechtsnormen wie der von ihnen gebildete Wasserlauf, weil ein Wasserlauf seiner Zweckbestimmung f&#252;r die Allgemeinheit nur erhalten werden kann, wenn die ihn speisenden Zufl&#252;sse in gleicher Weise wie er selbst durch die Vorschriften des Wasserrechts gesch&#252;tzt werden.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 1 Anm. 5 b.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Ist somit der Exxx Bach schon kraft Eintragung im Wasserlaufverzeichnis ein nat&#252;rlicher Wasserlauf, dann kann f&#252;r die ihn speisenden Quellen und Teiche wegen &#167; 1 Abs. 1 PrWG nichts anderes gelten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Bereits die Tatsache der Eintragung im Wasserlaufverzeichnis hat daher zur Folge, da&#223; der Exxx Bach auch an der Stelle ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 PrWG ist, an der die Kl&#228;gerin die Abw&#228;sser ihrer Zeche Kxxx einleitet.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">2. Wegen der vorherigen Eintragung im Wasserlaufverzeichnis k&#246;nnte der Exxx Bach seine Eigenschaft, ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 PrWG zu sein, erst nach dem 19. M&#228;rz 1957 verloren haben. Auch dies ist jedoch nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">In der vom Minister f&#252;r Ern&#228;hrung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen zur &#196;nderung des Wasserlaufverzeichnisses gegebenen Begr&#252;ndung (vgl. den o.a. Erla&#223;, Fotokopie Bl. 30 der Gerichtsakten), hei&#223;t es, der Exxx Bach solle als Wasserlauf dritter Ordnung weitergelten. Diese von dem sachkundigen Fachminister gegebene Begr&#252;ndung l&#228;&#223;t erkennen, da&#223; die Streichung aus dem Wasserlaufverzeichnis nicht - etwa auf Anregung der Stadt Exxx - zu dem Zweck erfolgt ist, eine unrichtige, den tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen widersprechende Eintragung zu &#228;ndern, oder aber, um rechtlich die Gew&#228;ssereigenschaft des Baches zu beseitigen und seine vollzogene Einbeziehung in die st&#228;dtische Abwasseranlage nachtr&#228;glich zu legalisieren; deshalb kann hier dahingestellt bleiben, unter welchen Voraussetzungen letzteres rechtlich m&#246;glich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsauffassung des Ministers, da&#223; der Exxx Bach auch nach 1957 ein Wasserlauf bleibe, steht im Einklang mit dem vor allem f&#252;r die Abgrenzung der nat&#252;rlichen von den k&#252;nstlichen Wasserl&#228;ufen im preu&#223;ischen Wassergesetz geltenden Grundsatz, da&#223; ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Zweifel auch weiterhin solange als solcher anzusehen ist, als nicht das Gegenteil erwiesen ist.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Vgl. Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 1 Anm. 8 b.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Das mu&#223; umso mehr gelten, wenn, wie hier bis zum Jahre 1957, die Eigenschaft, ein nat&#252;rlicher Wasserlauf zu sein, kraft Eintragung im Wasserlaufverzeichnis unwiderleglich feststeht.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Der Exxx Bach ist somit auch &#252;ber das Jahr 1957 hinaus ein nat&#252;rlicher Wasserlauf geblieben, sofern nicht die Wasserlaufeigenschaft nach dem 19. M&#228;rz 1957 durch eine nach dem preu&#223;ischen Wassergesetz rechtswirksame Ma&#223;nahme beseitigt worden ist oder aber die rechtlichen Voraussetzungen f&#252;r eine solche Beseitigung schon vor 1957 s&#228;mtlich erf&#252;llt gewesen sind und diese lediglich wegen der entgegenstehenden Eintragung im Wasserlaufverzeichnis nicht hatten rechtswirksam werden k&#246;nnen. Das ist jedoch nicht der Fall. Denn zur Umwandlung eines Wasserlaufs in eine Abwasserleitung h&#228;tte es der Zustimmung der Eigent&#252;mer und Nutzungsbefugten sowie der zust&#228;ndigen Wasserbeh&#246;rde bedurft.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Oberverwaltungsgericht (OVG) M&#252;nster, Urteil vom 25. April 1962 - III A 857/59 - , Der Gemeindehaushalt (Gemht) 1962, 239 = Kommunale Steuerzeitschrift (KStZ) 1962, 173; Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 1 Anm. 4 mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Es gen&#252;gt nicht, da&#223; der Beklagte den Exxx Bach durch einseitige Ma&#223;nahmen planm&#228;&#223;ig mit der Absicht baulich ver&#228;ndert hat, ihn in die st&#228;dtische Abwasseranlage einzugliedern. Auch der vom Beklagten zitierte Beschlu&#223; des Preu&#223;ischen Oberverwaltungsgerichts (PrOVG) vom 2. M&#228;rz 1933</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">- V.W. 201.31 - (unver&#246;ffentlicht, Fotokopie in Vorproze&#223;akte 3 K 1015/65, Bl. 54 ff)</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">betreffend die Wasserlaufeigenschaft der die Stadt Exxx durchflie&#223;enden Bxxx h&#228;lt es f&#252;r erforderlich (aaO S. 3), da&#223; die bauliche Ver&#228;nderung und die Eingliederung eines fr&#252;heren Wasserlaufs "mit Zustimmung der zust&#228;ndigen Polizeibeh&#246;rde" ausgef&#252;hrt wurde, womit nur die Wasserpolizeibeh&#246;rde gemeint sein kann.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat nicht darzulegen vermocht, da&#223; die Eigent&#252;mer und Nutzungsbefugten sowie die Wasserpolizeibeh&#246;rde (Wasseraufsicht) vor oder nach dem Jahre 1957 der Umwandlung des Exxx Baches in einen Bestandteil der st&#228;dtischen Abwasseranlage zugestimmt haben. Auf keinen Fall hat die Kl&#228;gerin, die gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 PrWG als Eigent&#252;merin eines Ufergrundst&#252;cks zu den Eigent&#252;mern des Exxx Baches geh&#246;rt, sich mit seiner Einbeziehung in die st&#228;dtische Abwasseranlage unter Verlust der Wasserlaufeigenschaft einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte glaubt zwar hinsichtlich des Erfordernisses der Zustimmung der Kl&#228;gerin als Eigent&#252;merin auf die von ihr dem Rxxxverband einger&#228;umte Dienstbarkeit vom 6. M&#228;rz 1930 (Fotokopie der Eintragungsbewilligung Bl. 291 der Gerichtsakten) verweisen zu k&#246;nnen, die, wie er vortr&#228;gt, sp&#228;testens seit 1948 auf die Stadt Exxx &#252;bergegangen sei. Die Einr&#228;umung dieser Dienstbarkeit habe - so meint der Beklagte - zur Folge, da&#223; die Kl&#228;gerin dadurch einer Entwidmung des Exxx Baches als Wasserlauf und seiner Umwandlung in einen Abwasserkanal zugestimmt habe, so da&#223; darin auch ihre Zustimmung zur sp&#228;teren Eingliederung in die st&#228;dtische Abwasseranlage liege.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Diese Auffassung des Beklagten ist jedoch unzutreffend. Denn die dem Rxxxverband am 6. M&#228;rz 1930 einger&#228;umte Dienstbarkeit, bei der es sich um eine beschr&#228;nkte pers&#246;nliche Dienstbarkeit handelt (Bl. 317 der Gerichtsakten, Anlage VI Nr. 4), geht dahin, "gegen eine einmalige Entsch&#228;digung von 650 Mark einen Bachlauf zu unterhalten und zu betreiben". Von der Unterhaltung eines Abwasserkanals, der (als Folge der Aus&#252;bung der Dienstbarkeit) an die Stelle des bis dahin vorhandenen nat&#252;rlichen Wasserlaufs treten solle, ist keine Rede. Derartiges ergibt sich auch nicht aus dem Sinn und Zweck dieser Dienstbarkeit. Sie soll vielmehr den Rxxxverband in die Lage, versetzen, die nach &#167; 2 des Ruhrreinhaltungsgesetzes vom 5. Juni 1913 (PrGS 305 PrGS UW 210) - RRG - vorgesehenen Anlagen herzustellen, zu unterhalten und zu betreiben, die erforderlich sind, um eine nach den Vorschriften des preu&#223;ischen Wassergesetzes nicht erlaubte Verunreinigung der Rxxx und ihrer Nebenfl&#252;sse zu verhindern. Dem entspricht das Recht des Rxxxverbandes, zur Erreichung dieses Zwecks Wasserl&#228;ufe auszubauen und zu benutzen (&#167; 2 Abs. 2 RRG). Aufgabe und Zweck des Rxxxverbandes bestehen demnach nicht nur, wie der Beklagte vortr&#228;gt, darin, die xxx reinzuhalten, sondern auch deren Nebenfl&#252;sse; das Ausbau- und Benutzungsrecht des Rxxxverbandes umfa&#223;t deshalb s&#228;mtliche das Genossenschaftsgebiet durchflie&#223;ende Wasserl&#228;ufe (&#167; 2 Abs. 2 RRG).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Dieser Zweckbestimmung des Rxxxverbandes entspricht der Inhalt der Dienstbarkeit vom 6. M&#228;rz 1930. Wenn dort vom Unterhalten und Betreiben eines "Bachlaufs" die Rede ist, so ist damit schon nach allgemeinem Sprachgebrauch ein nat&#252;rlicher Wasserlauf gemeint. Im &#252;brigen geh&#246;rt es zu den Aufgaben des Rxxxverbandes, auch einen Bachlauf von Verunreinigungen freizuhalten (&#167; 2 Abs. 1 RRG). Das Ruhrreinhaltungsgesetz und der sich aus dieser Erm&#228;chtigungsgrundlage ergebende Zweck des Rxxxverbandes sprechen somit dagegen, da&#223; die vom Rxxxverband auf der Grundlage dieses Gesetzes getroffenen Ma&#223;nahmen sich auf die Reinhaltung des Wassers der Rxxx beschr&#228;nken mit der Folge, da&#223; die Nebenfl&#252;sse der Rxxx zu Abwasserleitungen werden k&#246;nnen und ihre Eigenschaft, nat&#252;rlicher Wasserlauf zu sein, verloren geht. Das w&#228;re auch abwassertechnisch kaum sinnvoll, weil die Reinhaltungsma&#223;nahmen eines Abwasserverbandes so nahe wie m&#246;glich an der Stelle wirksam werden m&#252;ssen, an der der nat&#252;rliche Wasserkreislauf durch Abwassereinleitungen beeintr&#228;chtigt wird.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Welchen Zwecken die von der Kl&#228;gerin und anderen Eigent&#252;mern des Exxx Baches zu Gunsten des Rxxxverbandes einger&#228;umten Dienstbarkeiten dienten, ergibt sich aus den vom Beklagten vorgelegten Unterlagen (Anlagen III Nr. 2 und Anlagen I Nr. 14 bis 17 zu Bl. 317 Gerichtsakten). Die Dienstbarkeit sollte einmal dem Rxxxverband den Zugang zum Exxx Bach an jeder Stelle des Bachlaufs sichern, sowie zum anderen die Bedienung der Vorkl&#228;ranlagen (z.B. Zecheneinlaufbauwerke) und vor allem die Anlegung von Schlammtrockenpl&#228;tzen erm&#246;glichen, deren Lage (mit gr&#252;ner Schraffierung) im Lageplan (Bl. 49 Vorproze&#223;akte 3 K 1015/65) angegeben ist. Es handelt sich dabei um Ma&#223;nahmen, die nicht nur bei einem Abwasserkanal, sondern erst recht bei einem nat&#252;rlichen Wasserlauf notwendig sein k&#246;nnen, um das Gew&#228;sser von Verunreinigungen freizuhalten oder eingetretene Verunreinigungen zu beseitigen oder abzuschw&#228;chen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Diese dem Rxxxverband von der Kl&#228;gerin einger&#228;umte Dienstbarkeit konnte zwar gem&#228;&#223; &#167; 1 des Gesetzes &#252;ber die Ver&#228;u&#223;erung von Nie&#223;brauchsrechten und beschr&#228;nkten pers&#246;nlichen Dienstbarkeiten vom 13. Dezember 1935 (RGBl I 1468) auf die Stadt Exxx &#252;bertragen werden. Wie jedoch &#167; 3 dieses Gesetzes ausdr&#252;cklich hervorhebt, konnte die Stadt Exxx durch die &#220;bertragung der Dienstbarkeit nicht mehr Rechte am Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin erwerben, als dem Rxxxverband zustanden. Dessen Recht war jedoch durch den Inhalt der Dienstbarkeit (einen Bachlauf, d.h. einen nat&#252;rlichen Wasserlauf zu betreiben) begrenzt. Abgesehen vom Inhalt der Eintragung darf zwar der Nutzungsumfang einer beschr&#228;nkten pers&#246;nlichen Dienstbarkeit im Zweifel nach dem pers&#246;nlichen Bed&#252;rfnis des Berechtigten bestimmt werden (vgl. &#167; 1091 BGB), weshalb dem Beklagten darin beizupflichten ist, da&#223; der Inhalt der Dienstbarkeit auch vom Zweck des Rxxxverbandes her ausgelegt werden m&#252;sse. Der Beklagte l&#228;&#223;t jedoch au&#223;er Betracht, da&#223; der Zweck dieses Verbandes gerade dahin geht, die Rxxx und ihre Nebenfl&#252;sse von Verunreinigungen, die nach dem preu&#223;ischen Wassergesetz nicht erlaubt sind, freizuhalten, d.h. Abw&#228;sser aus dem nat&#252;rlichen Wasserkreislauf zu beseitigen (&#167; 2 Abs. 1 Satz 1 RRG). Dem w&#252;rde es widersprechen, wenn der Rxxxverband wasserbauliche oder andere Ma&#223;nahmen treffen w&#252;rde, um den Exxx Bach von einem nat&#252;rlichen Wasserlauf in einen Abwasserkanal umzuwandeln. Insoweit unterscheidet sich die Interessenlage des Rxxxverbandes (Reinhaltung der Rxxx und deren Nebenfl&#252;sse) grundlegend von dem fiskalischen Interesse der Stadt Exxx an einer kostensparenden Beseitigung der st&#228;dtischen Abw&#228;sser durch Einleiten in nat&#252;rliche Vorfluter. F&#252;r die Auslegung des Inhalts der Dienstbarkeit (&#167; 1091 BGB) ist jedoch ausschlie&#223;lich das Interesse des Rxxxverbandes ma&#223;geblich, weil diesem die Dienstbarkeit einger&#228;umt wurde. Aus der im Jahre 1930 bestellten Dienstbarkeit l&#228;&#223;t sich daher nicht herleiten, da&#223; die Kl&#228;gerin als Eigent&#252;merin einer Einbeziehung des Exxx Baches in die st&#228;dtische Abwasseranlage unter Verlust seiner Wasserlaufeigenschaft zugestimmt hat.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig hat der Beklagte den Nachweis erbringen k&#246;nnen, da&#223; die zust&#228;ndige Wasserpolizeibeh&#246;rde zu einer solchen Ma&#223;nahme ihre Zustimmung erteilt hat. Soweit der Beklagte auf die durch den Rxxxverband in den Jahren 1920 und 1928 bei den Regierungspr&#228;sidenten in xxx und xxx beantragten Erlaubnisse und eingeleiteten Planfeststellungsverfahren verweist, kann auf das bereits Ausgef&#252;hrte Bezug genommen werden, wonach der Rxxxverband keinesfalls die Beseitigung der Wasserlaufeigenschaft des Exxx Baches betrieben hat. Derartiges l&#228;&#223;t sich auch nicht mittelbar den Unterlagen betreffend das im Jahre 1920 bei den Regierungspr&#228;sidenten in xxx und xxx durch den Rxxxverband eingeleitete Verfahren (Entwurf eines Regenauslasses des Exxx Baches) entnehmen. Der Vorsitzende des Rxxxverbandes bezeichnet zwar in seinem Schreiben an den Regierungspr&#228;sidenten vom 30. April 1920 (Bl. 317 der Gerichtsakten Anlage I Nr. 1) diesen projektierten Regenausla&#223; als Teil der Kanalisation von xxx . Aus dem zweiten Absatz seines Schreibens geht jedoch unmi&#223;verst&#228;ndlich hervor, da&#223; er den Exxx Bach nach wie vor als Wasserlauf im Sinne des preu&#223;ischen Wassergesetzes ansieht und da&#223; er deshalb die Zustimmung der nach diesem Gesetz am Bach Berechtigten zum Bau des Regenauslasses f&#252;r erforderlich h&#228;lt. Dem entspricht das Antwortschreiben des Regierungspr&#228;sidenten in vom 14. August 1920 (Bl. 317 der Gerichtsakten Anlage I Nr. 2), in dem dem Rxxxverband aufgegeben wird, f&#252;r eine geregelte Reinigung des Baches zu sorgen, und in dem es desweiteren hei&#223;t: "Der Entwurf (eines Regenauslasses) ist nur als vorl&#228;ufige Aushilfe anzusehen, nicht aber als Ersatz f&#252;r eine geordnete Kanalisation." F&#252;r den Fall, da&#223; Mi&#223;st&#228;nde durch den Betrieb des Regenauslasses entstehen, verpflichtet der Regierungspr&#228;sident den Rxxxverband zu deren alsbaldiger Beseitigung. W&#228;re der Exxx Bach schon damals in einen Abwasserkanal umgewandelt worden, so h&#228;tte es dieser Hinweise nicht bedurft. Der Regierungspr&#228;sident erinnert hier an die sich aus &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 RRG ergebende gesetzliche Verpflichtung des Rxxxverbandes, eine "nach den Vorschriften des Wassergesetzes nicht erlaubte Verunreinigung" der Rxxx und ihrer Nebenfl&#252;sse zu verhindern; hieraus folgt, da&#223; der Exxx Bach auch in seinem Unterlauf vom Regierungspr&#228;sidenten weiterhin als Wasserlauf im Sinne des preu&#223;ischen Wassergesetzes angesehen worden ist und da&#223; der Regierungspr&#228;sident deshalb damals seiner Umwandlung in eine Abwasserleitung unter Verlust der Wasserlaufeigenschaft nicht zugestimmt haben kann.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Nicht anders verh&#228;lt es sich mit den Unterlagen betreffend den vom Rxxxverband am 10. Februar 1928 dem Regierungspr&#228;sidenten in xxx vorgelegten Entwurf f&#252;r die Regelung des Exxx Baches (Bl. 317 der Gerichtsakten Anlage I Nr. 3). Wie sich aus dem handschriftlichen Randvermerk des Sachbearbeiters beim Regierungspr&#228;sidenten ergibt, handelte es sich hierbei um den beabsichtigten Ausbau sowie die Verlegung und streckenweise Kanalisierung des "Baches", mithin um Ma&#223;nahmen, wie sie im preu&#223;ischen Wassergesetz f&#252;r nat&#252;rliche Wasserl&#228;ufe vorgesehen sind, und die hier u.a. zur Verlegung des Exxx Baches aus dem Stadtgebiet von Sxxx gef&#252;hrt haben. Dementsprechend hei&#223;t es in dem vom Regierungspr&#228;sidenten im Mai 1928 gefertigten Entwurf des Antwortschreibens an den Rxxxverband (Bl. 317 der Gerichtsakten Anlage I Nr. 4), da&#223; die sich aus &#167; 29 RRG ergebenden . Anspr&#252;che (d.h. die sich aus dem preu&#223;ischen Wassergesetz im Falle einer Ver&#228;nderung des Wasserstandes und der Vorflut oder der Verunreinigung des Wassers zugunsten der Eigent&#252;mer und Nutzungsbefugten ergebenden Anspr&#252;che) erhalten bleiben. Die Erhaltung derartiger wasserrechtlicher Anspr&#252;che w&#228;re aber gegenstandslos. wenn ein Wasserlauf unter Verlust seiner Wasserlaufeigenschaft k&#252;nftig ein Abwasserkanal sein soll.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Da&#223; selbst der Beklagte noch im Jahre 1952 in zutreffender Beurteilung der Rechtslage den Exxx Bach in dem Streckenabschnitt hinter dem Parkfriedhof, also dem Quellgebiet oberhalb des Gel&#228;ndepunktes Exxx als Wasserlauf im Sinne des preu&#223;ischen Wassergesetzes angesehen hat, folgt aus seinem am 11. Juni 1952 an die Dxxx Bxxx gerichteten Schreiben (Bl. 317 der Gerichtsakten Anlage I Nr. 9), in dem der Beklagte ausdr&#252;cklich in seiner Eigenschaft "als Wasseraufsichtsbeh&#246;rde" die Bxxx auf die ihr als Eigent&#252;merin des Exxx Baches gem&#228;&#223; &#167; 115 PrWG obliegende Verpflichtung hinweist und wasseraufsichtsbeh&#246;rdliche Ma&#223;nahmen ank&#252;ndigt. Eine Zust&#228;ndigkeit der Wasserbeh&#246;rde w&#228;re aber nicht gegeben gewesen, wenn es sich bei dem Exxx Bach damals um eine st&#228;dtische Abwasserleitung gehandelt h&#228;tte. In ihrem Antwortschreiben vom 22. November 1952 (Bl. 317 der Gerichtsakten Anlage I Nr. 10) hat die Dxxx Bxxx ebenfalls die Auffassung vertreten, da&#223; es sich um einen nat&#252;rlichen Wasserlauf handelt. Sie weist darauf hin, da&#223; sie (als Eigent&#252;merin) gem&#228;&#223; &#167; 40 Abs. 2 Ziff. 2 PrWG berechtigt sei, Abw&#228;sser in den Exxx Bach einzuleiten und f&#252;hrt aus, da&#223; sie diese Abw&#228;sser m&#246;glichst gereinigt dem Bachlauf zuf&#252;hre. Sodann bittet sie den Beklagten als Wasseraufsichtsbeh&#246;rde, die Einf&#252;hrung von F&#228;kalienabw&#228;ssern von der Zeche Kxxx und den an den Exxx Bach angeschlossenen Wohnsiedlungen zu unterbinden.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Wenn der Beklagte schlie&#223;lich geltend macht, die am Exxx Bach zwecks Umwandlung in einen Abwasserkanal durchgef&#252;hrten Wasserbauma&#223;nahmen seien mit Beteiligung des Tiefbauamtes der Stadt Exxx als &#246;rtlicher Wasserpolizeibeh&#246;rde (Wasseraufsicht) erfolgt, so kann hierin nicht die nach dem preu&#223;ischen Wasserrecht erforderliche Zustimmung der f&#252;r eine solche Ma&#223;nahme zust&#228;ndigen Wasserpolizeibeh&#246;rde zur Beseitigung der Wasserlaufeigenschaft gesehen werden. Bereits der Erla&#223; der Minister f&#252;r &#246;ffentliche Arbeiten, f&#252;r Handel und Gewerbe, f&#252;r Landwirtschaft, Dom&#228;nen und Forsten und des Ministers des Innern vom 13. Juli 1914,</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Ministerialblatt f&#252;r die Preu&#223;ische innere Verwaltung, 75. Jahrgang, 1914, S. 248,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">schr&#228;nkte die nach dem preu&#223;ischen Wassergesetz an sich auch f&#252;r Gemeinden bestehende M&#246;glichkeit, Abw&#228;sser in Wasserl&#228;ufe einzuleiten, stark ein. Dieser Erla&#223; regelte einmal den Fall, da&#223; eine Gemeinde gem&#228;&#223; &#167; 23 PrWG die Einleitung von Abw&#228;ssern gr&#246;&#223;erer Ortsteile oder ganzer Ortschaften der Wasserpolizeibeh&#246;rde anzeigte. Der Erla&#223; bestimmte f&#252;r diesen Fall, da&#223; die Wasserpolizeibeh&#246;rde die von den Gemeinden eingereichten Pl&#228;ne der Abwasseranlage durch den Regierungspr&#228;sidenten dem preu&#223;ischen Ministerium des Innern vorzulegen hatte, um, wie es in dem Erla&#223; hei&#223;t, "auf eine gleichm&#228;&#223;ige Handhabung der Grunds&#228;tze f&#252;r die Reinhaltung der Wasserl&#228;ufe hinwirken" zu k&#246;nnen. F&#252;r den Fall, da&#223; eine Gemeinde statt einer Anzeige nach &#167; 23 PrWG einen Antrag auf Verleihung des Rechts zur Einleitung ihrer Abw&#228;sser gem&#228;&#223; &#167; 46 PrWG stellen sollte, wies dieser Erla&#223; die Wasserpolizeibeh&#246;rde an, gegebenenfalls vom Recht des Widerspruchs Gebrauch zu machen, um auf diese Weise eine Entscheidung der Ministerialinstanz herbeizuf&#252;hren. Dieser Erla&#223; war, wie sich aus der Kommentierung von</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Holtz-Kreutz-Schlegelberger, &#167; 23 Anm. 7</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">ergibt, auch in der Folgezeit noch anzuwenden. Daraus folgt, da&#223; die nach preu&#223;ischem Recht zust&#228;ndigen Minister die &#220;bung der Stadt Exxx (vgl. die Bekundungen des Leiters der Stadtentw&#228;sserung in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat), im Stadtgebiet vorhandene nat&#252;rliche Wasserl&#228;ufe an die st&#228;dtische Kanalisation anzuschlie&#223;en und abwassertechnisch der st&#228;dtischen Abwasseranlage einzugliedern, nicht billigten, wenn dadurch - was bei dem Exxx Bach der Fall gewesen sein d&#252;rfte - gegen die Grunds&#228;tze &#252;ber die Reinhaltung der nat&#252;rlichen Wasserl&#228;ufe versto&#223;en wurde. Die Minister hielten derartige Eingriffe in einen unter &#167; 1 Abs. 1 PrWG fallenden Wasserlauf f&#252;r so schwerwiegend, da&#223; sie die Entscheidung &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Einleitung und &#252;ber die Verleihung des Rechts zur Einleitung von Abw&#228;ssern nicht ausschlie&#223;lich den nach dem preu&#223;ischen Wassergesetz zust&#228;ndigen Wasserpolizei- und Verleihungsbeh&#246;rden &#252;berlie&#223;en, sondern generell von ihrer Zustimmung abh&#228;ngig machten. Das st&#228;dtische Tiefbauamt war also nach dem Erla&#223; zur Erteilung der erforderlichen wasserbeh&#246;rdlichen Zustimmung zur Beseitigung der Wasserlaufeigenschaft allein nicht befugt; daraus ist zu schlie&#223;en, da&#223; das Tiefbauamt eine wasserpolizeiliche Entscheidung &#252;berhaupt nicht hat treffen wollen, zumal das Tiefbauamt in den vom Beklagten vorgelegten Unterlagen niemals als Wasserpolizeibeh&#246;rde (Wasseraufsichtsbeh&#246;rde) nach au&#223;en hin aufgetreten ist. Dagegen bezeichnet sich in dem bereits erw&#228;hnten Schreiben an die Bxxx vom 11. Juni 1952 die damals t&#228;tig gewordene Dienststelle des Beklagten ausdr&#252;cklich "als Wasseraufsichtsbeh&#246;rde".</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend ist daher festzustellen, da&#223; weder die Kl&#228;gerin als Teileigent&#252;merin des Wasserlaufs noch die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden die zur Umwandlung des Exxx Baches in eine Abwasserleitung erforderliche Einwilligung erteilt haben. Der Exxx Bach ist daher auf jeden Fall bis zum 1. M&#228;rz 1960 ein nat&#252;rlicher Wasserlauf im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 PrWG geblieben.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">3. Ab 1. M&#228;rz 1960 gilt das Wasserhaushaltsgesetz, das preu&#223;ische Wassergesetz trat au&#223;er Kraft, soweit es sich um Materien handelte, die im Wasserhaushaltsgesetz geregelt sind. Nach &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG findet das Wasserhaushaltsgesetz Anwendung auf das st&#228;ndig oder zeitweilig in Betten flie&#223;ende oder stehende Wasser (oberirdische Gew&#228;sser). Der Exxx Bach ist ein oberirdisches Gew&#228;sser in diesem Sinne. Da &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG nicht mehr wie &#167; 1 Abs. 1 PrWG zwischen nat&#252;rlichen und k&#252;nstlichen Wasserl&#228;ufen unterscheidet, ist schon aus diesem Grunde die Verrohrung und teilweise unterirdische Verlegung des Exxx Baches ohne Einflu&#223; auf seine Eigenschaft, ein oberirdisches Gew&#228;sser zu sein.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke-Wiedemann, Wasserhaushaltsgesetz, 2. Aufl., &#167; 1 Anm. 2.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Sammelleitungen einer st&#228;dtischen Abwasseranlage geh&#246;ren allerdings nicht zu den unter &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG fallenden oberirdischen Gew&#228;ssern. Denn ein Gew&#228;sser in diesem Sinne setzt voraus, da&#223; es durch Ableiten von Quell-, Grund- oder Niederschlagswasser zu einem Gew&#228;sser am nat&#252;rlichen Wasserkreislauf teilnimmt.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Gieseke-Wiedemann, &#167; 1 Anm. 2.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Das in Abwassersammelleitungen enthaltene Wasser ist dagegen zuvor dem nat&#252;rlichen Wasserkreislauf zum hauswirtschaftlichen oder gewerblichen Gebrauch entnommen worden. Es wird in der Abwasseranlage gesammelt, zu einem nat&#252;rlichen Vorfluter transportiert und erst dort dem nat&#252;rlichen Wasserkreislauf wieder zugef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber leitet der Exxx Bach nach wie vor das aus seinem Quellgebiet flie&#223;ende Wasser ab, er ist der nat&#252;rliche Vorfluter f&#252;r das in seinem Gebiet anfallende Niederschlagwasser, auch wenn dieses zum Teil nicht unmittelbar, sondern durch Stra&#223;enabl&#228;ufe in ihn eingeleitet wird. Da der Bach insoweit am nat&#252;rlichen Wasserkreislauf teilnimmt, kommt es nicht darauf an, ob das in ihn abgeleitete Abwasser quantitativ &#252;berwiegt. Der Exxx Bach f&#228;llt vielmehr unter &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 WHG.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Ein dieser Gesetzesbestimmung unterliegendes Gew&#228;sser kann seine Gew&#228;ssereigenschaft nur dann verlieren und zu einem Bestandteil einer st&#228;dtischen Abwasseranlage werden, wenn es durch ein f&#246;rmliches Planfeststellungsverfahren als Gew&#228;sser beseitigt wird (&#167; 31 WHG). Zust&#228;ndig f&#252;r die Durchf&#252;hrung eines solchen Verfahrens gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 1 Satz 1 WHG ist nach &#167; 67 Abs. 4 Satz 1 IWG die obere Wasserbeh&#246;rde, der Regierungspr&#228;sident (&#167; 96 LWG). &#220;ber den Inhalt des Planfeststellungsverfahrens enth&#228;lt &#167; 31 Abs. 2 WEG zwingende Bestimmungen. Ein solches Verfahren zwecks Einbeziehung des Exxx Baches in die st&#228;dtische Abwasseranlage ist jedoch weder vom Beklagten beantragt, noch vom Regierungspr&#228;sidenten durchgef&#252;hrt worden. Ohne ein solches Planfeststellungsverfahren konnte aber die Eigenschaft des Exxx Baches, ein unter &#167; 1 WHG fallendes oberirdisches Gew&#228;sser zu sein, nicht beseitigt werden.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke-Wiedemann, &#167; 31 Anm. 2 b.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Der Exxx Bach ist daher auch heute noch ein oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG. Der Senat kommt somit zu demselben Ergebnis wie der Regierungspr&#228;sident in xxx (obere Wasserbeh&#246;rde), der in seinem Schreiben an die Kl&#228;gerin vom 10. November 1961 (Bl. 31 der Gerichtsakten) entgegen der fr&#252;her von ihm vertretenen Auffassung ausgef&#252;hrt, der Exxx Bach habe seine Eigenschaft, ein nat&#252;rlicher Wasserlauf (Gew&#228;sser) zu sein, nicht verloren. Ebenso geht das Oberbergamt in xxx als die im Rahmen des &#167; 14 Abs. 1 WHG bei Zechenbetrieben f&#252;r wasserrechtliche Erlaubnisse zust&#228;ndige Beh&#246;rde in der von ihm am 17. Mai 1962 erteilten Einleitungserlaubnis (&#167; 7 WHG) davon aus, da&#223; der Exxx Bach auch heute noch ein oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG ist.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">II. Die Eigenschaft des Exxx Baches als oberirdisches Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG schlie&#223;t es aus, da&#223; dieser zugleich Bestandteil einer st&#228;dtischen Abwasseranlage sein kann, mit der Folge, da&#223; die Stadt f&#252;r seine Benutzung Geb&#252;hren verlangen kann. Der Senat vermag der vom Oberverwaltungsgericht L&#252;neburg, Urteil vom 28, April 1954</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">- III OVG A 109/53 -, Entscheidungen der Oberverwaltungsgerichte M&#252;nster und L&#252;neburg (OVGE) 8, 385 = KStZ 1955, 64,</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">sowie im Schrifttum zum Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein- Westfalen (KAG NW)</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Bauernfeind-Zimmermann, KAG NW, 1969, &#167; 7 RdNr. 12 und Dahmen-K&#252;ffmann, KAG NW, 1970, &#167; 7 Anm. 4 (S. 341),</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">ferner im Runderla&#223; des Ministers f&#252;r Ern&#228;hrung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen vom 11. November 1969, III A 4 - 605/1 - 16102 (Bl. 238 der Gerichtsakten) vertretenen gegenteiligen Auffassung (der sogenannten Zweinaturentheorie), der sich in diesem Streitverfahren der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses angeschlossen hat,</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">anderer Meinung: Abt. Zeitschrift f&#252;r Wasserrecht (ZfW) 1964, 210; Gieseke- Wiedemann, &#167; 1 Anm. 2a (am Ende); vgl. auch Zimmermann, Wasser und Boden (WuB) WO, 330 (331), der eine Trennung zwischen nat&#252;rlichen Wasserl&#228;ufen und Kanalisationsanlagen mit dem Ziel, die Wasserl&#228;ufe wieder abwasserfrei zumachen, f&#252;r erforderlich h&#228;lt,</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">nicht zufolgen. Denn sie verkennt, da&#223; nach &#167; 4 KAG 1893 Geb&#252;hren nur f&#252;r die Benutzung einer gemeindlichen Veranstaltung (Anlage, Einrichtung) erhoben werden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Vermeidung von Wiederholungen Urteil des Senats vom 22. M&#228;rz 1971 - II A 554/69 -, OVGE 26, 204 = KStZ 1972, 50 = ZfW 1972, 173.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Ein Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG (ebenso ein Wasserlauf im Sinne von &#167; 1 Abs. 1 PrWG) ist jedoch keine von der Gemeinde zur Verf&#252;gung gestellte Einrichtung. Vielmehr steht das Gew&#228;sser den Gew&#228;ssereigent&#252;mern zu, wobei allerdings die Eigent&#252;merrechte durch den jedermann zustehenden Gemeingebrauch und durch die vom Tr&#228;ger der staatlichen Gew&#228;sserhoheit kraft Wasserrechts gew&#228;hrten Erlaubnisse und Bewilligungen beschr&#228;nkt sind, die das private Eigentum am Gew&#228;sser &#252;berlagern.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 4. Juli 1969 - VII C 26.65 -, ZfW 1970, 148 (149); Gieseke-Wiedemann, aaO, Einl. VIII Anm. 2 und 3; Salzwedel, ZfW 1962, 73; H.J. Wolff, Verwaltungsrecht I, 8. Aufl. &#167; 57 I 2.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Ein Gew&#228;sser wird daher kraft privaten Rechts (Eigentum) oder &#246;ffentlichen Rechts (Gemeingebrauchs Erlaubnis, Bewilligung) auf Grund der Rechte genutzt, die Wasserhaushaltsgesetz und Landeswassergesetz gew&#228;hren. Um diese sich bereits aus den Wassergesetzen ergebenden Befugnisse (hier die der Kl&#228;gerin durch das Oberbergamt am 17. Mai 1962 erteilte Erlaubnis zur Einleitung von Zechenabw&#228;ssern) nutzen zu k&#246;nnen, bedarf es nicht einer Zulassung oder einer Vermittlung dieser Befugnis durch die Gemeinde, wie dies bei der Benutzung einer gemeindlichen Einrichtung im Sinne von &#167; 4 KAG 1893 begriffsnotwendig ist. Die Stadt Exxx kann nicht dem Benutzer eines unter &#167; 1 WHG fallenden Gew&#228;ssers gew&#228;hren, was ihn bereits kraft Wasserrechts zusteht. Die am Gew&#228;sser auf Grund des Wasserrechts bestehenden oder zu bewilligenden Befugnisse sind der Verf&#252;gungsgewalt der Gemeinde entzogen. Es ist deshalb ausgeschlossen, die kraft Wasserrechts erfolgende Benutzung des Gew&#228;ssers (hier die Einleitung der Zechenabw&#228;sser in den Exxx Bach, der sie dem Kl&#228;rwerk des Rxxxverbandes zuf&#252;hrt) als das Ergebnis einer eigenen Leistung der Stadt Exxx zu behandeln. Nur bei Vorliegen einer solchen besonderen Leistung der Gemeinde k&#246;nnte aber eine Benutzungsgeb&#252;hr im Sinne von &#167; 4 KAG 1893 als spezielle Verg&#252;tung f&#252;r diese Leistung erhoben werden.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Vgl. das o.a. Urteil des Senats vom 22. M&#228;rz 1971, aaO.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Stadt Exxx ist auch nicht die alleinige Eigent&#252;merin des Exxx Baches. Da es sich bei ihm um ein Gew&#228;sser dritter Ordnung handelt (&#167; 2 Abs. 1 Nr. 3 LWG), steht der Bach im Eigentum der Eigent&#252;mer der Ufergrundst&#252;cke (&#167; 4 Abs. 1 LWG, ebenso &#167; 8 PrWG). Wie zwischen den Parteien unstreitig ist und sich aus dem vom Beklagten im Vorproze&#223; &#252;berreichten Eigent&#252;merverzeichnis ergibt (vgl. Bl. 41 ff 3 K 1015/65, sowie Anlage III Nr. 1 zu Bl. 317 der Gerichtsakten des nunmehr anh&#228;ngigen Streitverfahrens), ist streckenweise auch die Kl&#228;gerin Eigent&#252;merin des Baches, und zwar nicht nur im Bereich der Ufergrundst&#252;cke, von dem aus sie die Abw&#228;sser der Zeche Kxxx 3/6 in den Exxx Bach einleitet, sondern auch weiterer Ufergrundst&#252;cke. Soweit die Kl&#228;gerin im Rahmen des geltenden Wasserrechts und der sich daraus f&#252;r den Eigent&#252;mer ergebenden Beschr&#228;nkungen diesen Bach nutzt, &#252;bt sie ebenso wie die Stadt Exxx und die &#252;brigen Eigent&#252;mer des Exxx Baches ihr Eigentumsrecht aus. Sie ist daher nicht auf eine Vermittlung dieser Nutzung durch einen anderen angewiesen wie dies bei dem Benutzer einer gemeindlichen Einrichtung der Fall w&#228;re, dem die Gemeinde erst durch Zulassung zu der Einrichtung die Nutzung erm&#246;glicht.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Dasselbe gilt auch, soweit die Kl&#228;gerin nicht nur von ihrem Gew&#228;ssereigentum, sondern dar&#252;ber hinaus von der ihr gem&#228;&#223; &#167; 7 WHG erteilten Befugnis zur Einleitung ihrer Zechenabw&#228;sser Gebrauch macht. Auch hier st&#252;tzt sie sich auf eine Befugnis, die ihr bereits auf Grund des Wasserhaushaltsgesetzes gew&#228;hrt worden ist, ohne da&#223; sie bei Aus&#252;bung dieser Befugnis einer der Stadt Exxx kraft Gemeinderechts vorbehaltenen Zulassung bedarf. Als Eigent&#252;merin von Gew&#228;sserstrecken des Exxx Baches (d.h. nicht als Tr&#228;gerin einer gemeindlichen Einrichtung) mu&#223; aber die Stadt gem&#228;&#223; &#167; 12 LWG die Benutzung dieses Baches seitens der Kl&#228;gerin in dem durch die Erlaubniserteilung zul&#228;ssigen Umfang unentgeltlich dulden.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke-Wiedemann, &#167; 7 Anm. 3 e, &#167; 8 Anm. 4 d; Burghartz, Wasserhaushaltsgesetz und Wassergesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, 1962, &#167; 12 LWG, Anm. 1.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn also der Beklagte tats&#228;chlich den Exxx Bach abwasser- und haushaltstechnisch als Teil der st&#228;dtischen Abwasseranlage behandelt und hierf&#252;r Aufwendungen aus dem Abwassergeb&#252;hrenhaushalt verwendet, ist eine Geb&#252;hrenheranziehung auf der Grundlage des &#167; 4 KAG 1893 nicht gerechtfertigt. Denn &#167; 4 KAG 1893 er&#246;ffnet den Gemeinden die Befugnis zur Geb&#252;hrenerhebung lediglich f&#252;r die Benutzung rechtm&#228;&#223;ig errichteter Anlagen. Zwar kommt das Erfordernis der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Errichtung einer gemeindlichen Anlage im Wortlaut des &#167; 4 KAG 1893 nicht zum Ausdruck; dies aber nur deswegen nicht, weil die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Anlage, f&#252;r deren Benutzung die Gemeinde Geb&#252;hren fordern will, im Gesetz als selbstverst&#228;ndlich vorausgesetzt ist. Denn die Bindung der Gemeindeverwaltung an Gesetz und Recht war schon bei Erla&#223; des preu&#223;ischen Kommunalabgabengesetzes ein selbstverst&#228;ndlicher Grundsatz und ist heute auch in anderen Normen gesetzlich verankert (Art. 78 Abs. 4 Satz 1 Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen vom 18. Juni 1950 - SGV NW 100; &#167; 106 Abs. 1 GO NW). Die unter Verletzung der Rechte der Eigent&#252;mer oder anderer Nutzungsbefugter oder ohne die gesetzlich vorgeschriebene Mitwirkung der Wasserbeh&#246;rde blo&#223; faktisch erfolgte Eingliederung eines unter &#167; 1 WHG fallenden Gew&#228;ssers in eine Kanalisationsanlage rechtfertigt daher keine Geb&#252;hrenerhebung nach &#167; 4 KAG 1893 wegen der Einleitung von Abwasser in diesen widerrechtlich gebildeten Teil der "Kanalisationsanlage".</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Entgegen der vom Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses in diesem Streitverfahren vorgetragenen Auffassung (Bl. 233 der Gerichtsakten) kann auch eine nachtr&#228;glich von der Wasserbeh&#246;rde erteilte Erlaubnis oder Bewilligung eine zuvor erfolgte faktische Eingliederung eines Gew&#228;ssers in eine gemeindliche Abwasseranlage nicht legalisieren. Vielmehr kann ein Gew&#228;sser nur nach Durchf&#252;hrung eines Planfeststellungsverfahrens gem&#228;&#223; &#167; 31 WHG als Gew&#228;sser beseitigt und dann die bisherige Gew&#228;sserstrecke der gemeindlichen Abwasseranlage eingegliedert werden.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Dieses Ergebnis entspricht allein dem vom Gesetzgeber mit dem Wasserhaushaltsgesetz verfolgten Zweck, den nat&#252;rlichen Wasserhaushalt zu ordnen und vor allem die Gew&#228;sser vor Verunreinigungen zu sch&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke-Wiedemann, aaO, Einl. VI Anm. 2; Sieder-Zeitler, Wasserhaushaltsgesetz, 1970, Vorbem. RdNr. 6.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Das Wasserhaushaltsgesetz will die Erhaltung der Gew&#228;sser in ihrer nat&#252;rlichen Funktion sicherstellen, um sie als Gew&#228;sser in m&#246;glichst weitem Umfang f&#252;r den Bedarf des Menschen nutzbar zu erhalten. Aufgabe des im Wasserhaushaltsgesetz und im Landeswassergesetz geregelten Gew&#228;sserschutzes ist es, die nat&#252;rliche Beschaffenheit der Gew&#228;sser (insbesondere ihre biologischen und chemischen Eigenschaften) zu bewahren. Die begrenzte Menge des f&#252;r den menschlichen Gebrauch nutzbaren Wassers mu&#223; weitestgehend erhalten bleiben. Je st&#228;rker (etwa in industriellen Ballungsgebieten) der Wasserschatz beansprucht ist und je mehr der Wasserbedarf steigt und die Gefahr der Verschmutzung des vorhandenen Wassers zunimmt, umso mehr m&#252;ssen die im Wasserhaushaltsgesetz und im Landeswassergesetz zum Schutz der Gew&#228;sser vorgesehenen Ma&#223;nahmen wirksam werden. Mit diesem durch das Wasserhaushaltsgesetz und das Landeswassergesetz verfolgten Zwecke, den gr&#246;&#223;tm&#246;glichen Nutzen f&#252;r den Menschen mit dem bestm&#246;glichen Gew&#228;sserschutz zu koordinieren,</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Gieseke-Wiedemann, aaO, Ein. VI 2; Sieder-Zeitler, aaO, Vorbem. RdNr. 6,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">ist es unvereinbar, da&#223; ein Gew&#228;sser zugleich als Teil einer gemeindlichen Abwasseranlage genutzt wird. Denn die vom Wasserhaushaltsgesetz gesch&#252;tzte Gew&#228;sserfunktion steht in unvereinbarem Gegensatz zur Funktion einer Abwasserleitung. Durch den Zusammenschlu&#223; mit einer Abwasseranlage wird insbesondere die biologische Beschaffenheit des im Gew&#228;sserbett vorhandenen Wassers in einer Weise beeinflu&#223;t, da&#223; es entgegen seiner Zweckbestimmung f&#252;r den Menschen nicht mehr zu verwenden ist. Deshalb schreiben die f&#252;r den Gew&#228;sserschutz im Lande Nordrhein-Westfalen ma&#223;geblichen "Richtlinien f&#252;r die Erteilung von Erlaubnissen und Bewilligungen zum Einleiten von Abwasser in oberirdische Gew&#228;sser"</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Runderla&#223; des Ministers f&#252;r Landwirtschaft, Ern&#228;hrung und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen vom 5.12.1966 - VA - 602/2 -14071 VC - 9274, in MBl. NW 1966, 2278 = SMBl. NW 770</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">unter Ziff. 1.3 folgendes vor: </p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">"Abwassereinleitungen d&#252;rfen nur zugelassen werden, soweit &#252;berwiegende R&#252;cksichten auf das Wohl der Allgemeinheit (&#167;&#167; 6, WHG, 13, 14 LWG) nicht entgegenstehen. Sie sollen einzeln und in ihrer Gesamtheit so beschr&#228;nkt werden, da&#223; die Gew&#228;sser geeignet sind, vor allem der &#246;ffentlichen Wasserversorgung, der Gesundheit der Bev&#246;lkerung, der Land- und Forstwirtschaft, der gewerblichen Wirtschaft, dem Verkehr und der Fischerei zu dienen und Natur und Landschaft zu beleben.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Diese Belange gebieten, die oberirdischen Gew&#228;sser gesund zu erhalten oder gesunden zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">An diesem Ziel sind alle Einfl&#252;sse der Abwassereinleitung, die geeignet sind, nachteilige Wirkungen f&#252;r die physikalische, chemische oder biologische Beschaffenheit des Gew&#228;ssers auszul&#246;sen, zu messen. Dabei mu&#223; jeder Faktor in seiner Wechselwirkung mit dem anderen aus der Sicht des Gew&#228;ssers beurteilt werden".</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Aus diesen Richtlinien und den ihnen zugrunde liegenden Bestimmungen der Wassergesetze ergibt sich, da&#223; die Wasserbeh&#246;rde Abwassereinleitungen auch der Gemeinden nur unter Wahrung der Funktion des Gew&#228;ssers als Bestandteil des nat&#252;rlichen Wasserhaushalts zulassen darf. Die &#220;bernahme der zus&#228;tzlichen Funktion eines Abwassersammelkanals ist mit der naturgegebenen Funktion des Gew&#228;ssers nicht zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich steht auch der Gemeingebrauch einer formlosen Einbeziehung eines Gew&#228;ssers in eine gemeindliche Kanalisationseinrichtung entgegen. Gem&#228;&#223; &#167; 23 WEG darf jedermann oberirdische Gew&#228;sser in einem Umfang benutzen, wie dies das Landesrecht als Gemeingebrauch gestattet, soweit es mit den Befugnissen anderer oder deren Eigent&#252;mer- oder Anliegergebrauch vereinbar ist. Nach &#167; 31 LWG, der den Gemeingebrauch landesrechtlich regelt, darf jedermann nat&#252;rliche oberirdische Gew&#228;sser (mit Ausnahme der Talsperren) u.a. zum Baden, Waschen, Viehtr&#228;nken, Schwemmen oder Sch&#246;pfen mit Handgef&#228;&#223;en, zum Eissport usw. benutzen, soweit nicht Rechte anderer entgegenstehen und Befugnisse oder der Eigent&#252;mer- oder Anliegergebrauch anderer dadurch nicht beeintr&#228;chtigt werden. Unter denselben Voraussetzungen ist jedermann die Entnahme von Wasser mittels fahrbarer Beh&#228;ltnisse und die Einleitung nicht verschmutzten und nicht erw&#228;rmten Wassers gestattet. Das Entnehmen von Wasser in geringen Mengen f&#252;r die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft oder den Gartenbau oder f&#252;r gewerbliche Betriebe kann durch ordnungsbeh&#246;rdliche Verordnung als Gemeingebrauch zugelassen werden. Schlie&#223;lich kann nach &#167; 32 LWG die Wasserbeh&#246;rde die Aus&#252;bung des Gemeingebrauchs regeln, beschr&#228;nken oder verbieten, allerdings nur, um eine Beeintr&#228;chtigung anderer oder eine nachteilige Ver&#228;nderung der Wassereigenschaft oder eine andere Beeintr&#228;chtigung des Wasserhaushalts zu verhindern.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Diese durch die Wassergesetze im Rahmen des jedermann zustehenden Gemeingebrauchs einger&#228;umten Benutzungsm&#246;glichkeiten werden aber bei der von den Vertretern der Zweinaturenlehre bejahten M&#246;glichkeit einer zus&#228;tzlichen &#220;bernahme der Funktion einer gemeindlichen Abwasserleitung faktisch ausgeschlossen. Da &#167; 32 LWG die Regelung oder gar das Verbot des Gemeingebrauchs nur zu dem Zweck gestattet, eine Beeintr&#228;chtigung anderer sowie eine solche des Wasserhaushalts, insbesondere der Wassereigenschaften, zu verhindern, liegt es auch nicht in der Regelungsbefugnis der Wasserbeh&#246;rde, die Einleitung von Abwasser in einer Weise zuzulassen, da&#223; infolge der verschlechterten Wasserqualit&#228;t jede andere mit dem Gemeingebrauch nach dem Wasserhaushaltsgesetz und dem Landeswassergesetz &#252;bereinstimmende Benutzung des Gew&#228;ssers ausgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Vgl. Sieder-Zeitler, aaO, Vorbem. RdNr. 14.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Letzteres w&#228;re auch mit dem im Wasserrecht herrschenden Grundsatz der Gemeinvertr&#228;glichkeit der Gew&#228;sserbenutzung</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke-Wiedemann, aaO, Ein. VI 3</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">nicht zu vereinbaren.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus w&#228;ren bei einer Einbeziehung eines oberirdischen Gew&#228;ssers in die st&#228;dtische Kanalisationsanlage auch die gem&#228;&#223; &#167; 7 und 8 WHG durch Erteilung einer Erlaubnis oder Bewilligung zu gew&#228;hrenden Befugnisse oder Rechte, ein oberirdisches Gew&#228;sser nach den Bestimmungen des &#167; 3 Abs. 1 Nr. 1 bis 4 WHG zu benutzen, worunter z.B. auch das Entnehmen und Ableiten von Wasser aus oberirdischen Gew&#228;ssern geh&#246;rt, praktisch ausgeschlossen; auch der durch &#167; 24 WHG gestattete Eigent&#252;mer- und Anliegergebrauch, der in dem dort umschriebenen Umfang die Benutzung eines oberirdischen Gew&#228;ssers durch den Eigent&#252;mer oder den durch ihn Berechtigten oder gem&#228;&#223; Landesrecht durch den Anlieger (vgl. &#167; 33 LWG) ohne beh&#246;rdliche Erlaubnis oder Bewilligung gestattet, k&#246;nnte nicht mehr verwirklicht werden. Die in &#167; 1 Abs. 4 Nr. 1 von der Stadt Exxx in ihrer Entw&#228;sserungssatzung getroffene Regelung, wonach "die von der Stadt unterhaltenen ... Wasserl&#228;ufe, soweit sie zur Ableitung des Schmutzwassers aus den angeschlossenen Grundst&#252;cken vorgesehen sind, zu den Abwasseranlagen geh&#246;ren", widerspricht somit h&#246;herrangigem Recht und ist unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">&#167; 1 Abs. 4 der vom Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen herausgegebenen Mustersatzung &#252;ber die Entw&#228;sserung der Grundst&#252;cke und den Anschlu&#223; an die &#246;ffentliche Abwasseranlage</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Runderla&#223; vom 20. September 1972, MBl. NW 1972, 1698,</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">erw&#228;hnt zwar entgegen dem urspr&#252;nglichen Entwurf</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">abgedruckt in Bauernfeind-Zimmermann, aaO, Seite 328,</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">nicht mehr ausdr&#252;cklich auch die Gew&#228;sser (nat&#252;rliche Wasserl&#228;ufe) als m&#246;gliche Bestandteile einer &#246;ffentlichen Abwasseranlage. In der Anmerkung.2 zu &#167; 1 Abs. 4 der Mustersatzung von 1972 hei&#223;t es jedoch, da&#223; auch Gew&#228;sser zur Abwasseranlage geh&#246;ren k&#246;nnen, wenn sie in das Entw&#228;sserungsnetz einbezogen sind. Wenn mit dieser Anmerkung zur Mustersatzung zum Ausdruck gebracht werden sollte, da&#223; ein Gew&#228;sser unter Aufrechterhaltung seiner Gew&#228;ssereigenschaft zugleich Bestandteil der gemeindlichen Abwasseranlage sein k&#246;nnte, so ist dies nach den obigen Ausf&#252;hrungen nicht haltbar. Wird dagegen ein Gew&#228;sser unter Beachtung des in &#167; 31 WHG vorgeschriebenen Verfahrens als Gew&#228;sser beseitigt und die fr&#252;here Gew&#228;sserstrecke in ein gemeindliches Abwassernetz einbezogen, dann liegt ein Gew&#228;sser im Sinne von &#167; 1 WHG nicht mehr vor.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die in Spezialgesetzen (z.B. im Emschergenossenschaftsgesetz vom 14.7.1904 und im Ruhrreinhaltungsgesetz vom 5.6.1913 - SGV NW 77 - usw.) u.U. vorgesehene abweichende Regelung der Einbeziehung von Gew&#228;ssern in Anlagen wasserrechtlicher Sonderverb&#228;nde ist in diesem Verfahren nicht zu untersuchen.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Beklagten f&#252;hrt dieses vom Senat gewonnene Ergebnis nicht dazu, da&#223; die Belange des Allgemeinwohls mi&#223;achtet und industriellen Gro&#223;einleitern wie der Kl&#228;gerin eine kostensparende Ableitung ihrer Abw&#228;sser zu Lasten der Allgemeinheit erm&#246;glicht wird. Schon im Rahmen des Erlaubnis- und des Bewilligungsverfahrens hat die Wasserbeh&#246;rde vor allem zu pr&#252;fen ob und inwieweit eine Beeintr&#228;chtigung des Wohls der Allgemeinheit zu erwarten ist (&#167; 6 WHG). Die Erlaubnis oder Bewilligung kann gem&#228;&#223; &#167; 4 WHG unter Auflagen erteilt werden, wobei &#167; 4 Abs. 2 Nr. 3 WHG der Wasserbeh&#246;rde die M&#246;glichkeit gibt, dem durch die Erlaubnis oder die Bewilligung beg&#252;nstigten Unternehmer angemessene Beitr&#228;ge zu den Kosten von Ma&#223;nahmen einer K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechtes aufzuerlegen, die dazu dienen, eine mit der Benutzung verbundene Beeintr&#228;chtigung des Wohls der Allgemeinheit zu verh&#252;ten oder auszugleichen.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu im einzelnen Gieseke-Wiedemann, &#167; 4 Anm. 12 ff.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Desweiteren sieht das Landeswassergesetz in &#167; 51 die Erhebung von Beitr&#228;gen zu Lasten der nach &#167; 48 Nr. 2 LWG zur Unterhaltung des Gew&#228;ssers Verpflichteten vor. Unterhaltungspflichtig nach dieser Vorschrift sind im Falle des Exxx Baches u.a. die Gew&#228;ssereigent&#252;mer, also neben anderen auch die Kl&#228;gerin und die Stadt Exxx . Sollte der Stadt Exxx dar&#252;ber hinaus zugleich gem&#228;&#223; &#167; 50 Nr. 1 LWG die Erf&#252;llung der Unterhaltungspflicht f&#252;r den Exxx Bach obliegen, so kann sie gem&#228;&#223; &#167; 51 Abs. 2 LWG ihren Unterhaltungsaufwand auf die Unterhaltungspflichtigen umlegen.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu Richtlinien zur Unterhaltung der Gew&#228;sser zweiter und dritter Ordnung - Runderla&#223; des Ministers f&#252;r Ern&#228;hrung, Landwirtschaft und Forsten vom 1.3.1970 - SMBl. NW 770 Nr. 8.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Die Berechnung der Umlage des Unterhaltungsaufwandes auf die Unterhaltungspflichtigen ist in &#167; 51 LWG geregelt. Diese Vorschrift wird durch Nr. 7 der Richtlinien erl&#228;utert, wobei Nr. 7.424 u.a. auch die Abwassereinleitung "ber&#252;cksichtigt und unter Nr. 7.4242 einen besonderen "Beschaffenheitsbeiwert" f&#252;r unverschmutztes K&#252;hlwasser, f&#252;r mechanisch-biologisch behandeltes Abwasser, mechanisch behandeltes Abwasser und unbehandeltes Abwasser festlegt. Ferner ist unter Nr. 7.425 die Beitragsberechnung f&#252;r die Einleitung von gesammeltem Niederschlagswasser geregelt und erl&#228;utert.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Das geltende Recht gibt also sowohl durch die Vorschriften des Landeswassergesetzes als auch durch &#167; 4 WHG den Beh&#246;rden die M&#246;glichkeit, Ma&#223;nahmen zu finanzieren, die dem Schutz des Wasserhaushalts dienen. Anders als die Kanalbenutzungsgeb&#252;hren nach &#167; 4 KAG 1893 kommen aber die auf Grund dieser Bestimmungen zu beschaffenden Finanzierungsmittel ausschlie&#223;lich dem benutzten Gew&#228;sser (hier dem Exxx Bach) zugute und d&#252;rfen nicht f&#252;r andere Zwecke verwendet werden. Damit ist in besonderer Weise sichergestellt, da&#223; die von den Gew&#228;sserbenutzern aufgebrachten Mittel dem Schutz des betreffenden Gew&#228;ssers und damit den Interessen des "Gemeinwohls dienen, die oberirdischen Gew&#228;sser zu erhalten oder gesunden zu lassen" (Richtlinien vom 5.12.1966 Ziff. 1.3). Auf diesem Wege haben die nach den Wassergesetzen zust&#228;ndigen Beh&#246;rden die Belange des Allgemeinwohls zu wahren und den bestm&#246;glichen Gew&#228;sserschutz zum gr&#246;&#223;tm&#246;glichen Nutzen des Menschen zu verwirklichen.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher mit der sich aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO ergebenden Kostenentscheidung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen weil die Voraussetzungen hierf&#252;r nach &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks"> </p>
316,078
lg-dortmund-1972-10-05-8-o-15272
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
8 O 152/72
"1972-10-05T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:09"
"2019-03-27T09:41:28"
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1972:1005.8O152.72.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird. abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden den</p> <p>Kl&#228;gern auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung</p> <p>in H&#246;he von 600,&#8212; DM durch die Beklagten</p> <p>vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger betreiben als Gesellschaft b&#252;rgerlichen</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Rechts ein Maler- und Anstreichergesch&#228;ft in</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">I. Sie hatten gesch&#228;ftlich wiederholt mit dem</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vater der beklagten Ehefrau, Herrn C, zu tun,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">der bis zu seinem Tode am 9.10.1971 Bauf&#252;hrer im</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Architektenb&#252;ro Br&#252;ckner war, dem vom Staatshochbau-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">amt die Bauleitung &#252;ber den Neubau der Jugendvoll-</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">zugsanstalt in Hennen &#252;bertragen worden war. Herrn</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">C oblag es unter anderem, die Abschlagsrechnungen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der dort arbeitenden Handwerker zu pr&#252;fen und zur</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zahlung weiterzugeben. Er hatte sich wiederholt</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">daf&#252;r eingesetzt, da&#223; Abschlagszahlungen der eben-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">falls dort t&#228;tigen Kl&#228;ger vom Staatshochbauamt</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">prompt reguliert wurden. Die Kl&#228;ger hatten sich</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">daf&#252;r auch schon erkenntlich gezeigt und </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">kleinere Anstreicherarbeiten in seiner</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wohnung kostenlos erledigt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Als die Beklagten sich Ende 1970 auch auf Dr&#228;ngen</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">von Herrn C zum Bezug einer gr&#246;&#223;eren Wohnung</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">entschlossen hatten, die vor ihrem Einzug voll-</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">st&#228;ndig renoviert werden sollte, trat dieser an</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">den Kl&#228;ger D heran und fragte, ob sie</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die dort anfallenden Anstreicherarbeiten machen</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnten. D sagte nach anf&#228;nglichem Z&#246;gern</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">wegen zahlreicher anderer vorliegender Auftr&#228;ge zu</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">und traf sich dann mit Herrn C und den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">zu einer Besprechung in ihrer neuen Vierzimmerwohnung.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dort wurde im einzelnen abgestimmt, welche Arbeiten</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">ausgef&#252;hrt werden sollten, wie und in welcher Reihen-</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">folge, ohne da&#223; dabei aber von Preisen und Kosten</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">oder davon gesprochen worden w&#228;re, wer denn nun</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Auftraggeber sein solle.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger f&#252;hrten die festgelegten Arbeiten aus</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">und &#252;bermittelten den Beklagten 1 1/4 Jahre sp&#228;ter</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">unter dem 1.3.1972 eine nach Material- und Zeitauf-</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">wand zusammengestellte Rechnung im Gesamtbetrage</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">von 6.850,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger behaupten, da&#223; sie den zugrundeliegenden</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auftrag von den Beklagten erhalten h&#228;tten und ver-</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">langen von ihnen den Rechnungsbetrag als orts&#252;blichen</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Werklohn. Zur Verringerung des Proze&#223;risikos verlangen</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">sie hier nur 80 % des Rechnungsbetrages.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Sie beantragen daher,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">zu verurteilen, an sie 5.480,40 DM</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">nebst 10 % Zinsen seit dem 21.3.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">1972 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Sie bestreiten, die Kl&#228;ger mit der Ausf&#252;hrung dieser</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Arbeiten beauftragt zu haben. Auftraggeber sei viel-</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">mehr ihr Vater bzw. Schwiegervater gewesen. Dieser</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">habe ihnen seinerzeit gesagt, sie sollten ihm</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">3.000,-- DM geben, dann w&#252;rde er mit Hilfe ihm</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">beruflich nahestehender Handwerker die neue Wohnung</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">vollst&#228;ndig renovieren lassen. Damit seien sie einver-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">standen gewesen und h&#228;tten ihm auch die 3.000,-- DM</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">bezahlt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Auch der Kl&#228;ger D habe genau gewu&#223;t, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">sein Auftraggeber hier Herr C gewesen sei. Als die</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">aufwendig und sorgf&#228;ltig ausgef&#252;hrten Arbeiten n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">schon geraume Zeit im Gange gewesen und ihnen Beden-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">ken wegen der Kosten gekommen seien, habe der von ihnen</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">darauf angesprochene Herr D sie beruhigt und</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">ihnen gesagt, das koste sie gar nichts, das werde</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">er alles mit "Opa C" regeln. Mit diesem habe er</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">wahrscheinlich sogar vereinbart, diese Arbeiten unent-</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">geltlich auszuf&#252;hren, denn das habe er Frau C er-</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">z&#228;hlt und hinzugef&#252;gt, er mache das bei den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">umsonst aus Dankbarkeit, weil Herr C ihm in gesch&#228;ft-</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">lichen Schwierigkeiten geholfen habe. F&#252;r die Unentgelt-</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">lichkeit spreche im &#252;brigen auch, da&#223; die Kl&#228;ger zu</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Lebzeiten von Herrn C weder an diesen noch an</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">sie wegen der Bezahlung dieser Arbeiten herangetreten</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">seien.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Vorsorglich bestreiten die Beklagten auch die</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">&#220;blichkeit des geforderten Werklohnes. Sie h&#228;tten</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">den Wert der von den Kl&#228;gern ausgef&#252;hrten Arbeiten</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">durch einen Fachmann sch&#228;tzen lassen, der dabei auf</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">nur ca. 2.900,.-- DM gekommen sei.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger bestreiten, mit Herrn C die unentgeltliche</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Ausf&#252;hrung dieser Arbeiten vereinbart zu haben.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;tten das weder zu den Beklagten noch zu Frau</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">C gesagt.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Mit der &#220;bersendung ihrer Rechnung an die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">h&#228;tten sie nur auf Wunsch von Herrn C so lange</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">gewartet, der sie wiederholt gebeten habe, den Be-</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">klagten Zeit zu lassen, weil diese noch zahlreiche</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">andere Anschaffungen zu bezahlen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die auf die &#167;&#167; 631, 632 BGB gest&#252;tzte Klage ist unbe-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">gr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Schuldner der geltend gemachten Werklohnforderung</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">ist nach &#167; 631 Abs. l BGB jeweils nur der Besteller,</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">i d.h. der Auftraggeber. Die Kl&#228;ger haben hier</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">angesichts des Bestreitens der Beklagten und der von</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">ihnen gegebenen Darstellung des Verlaufs der Auf-</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">tragsverhandlungen und ihres Hintergrundes nicht</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">hinreichend substantiiert dargetan, da&#223; sie den Auf-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">trag zur Ausf&#252;hrung der Malerarbeiten von den Be-</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">klagten erhalten haben. Nach ihrer eigenen Darstellung</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">haben sie vor Beginn der Arbeiten und auch w&#228;hrend</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">ihrer Ausf&#252;hrung weder gesagt noch sonstwie klarge-</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">stellt, da&#223; sie die Beklagten als ihre Auftraggeber</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">ansehen. Ihre Kontakte mit ihnen beschr&#228;nkten sich auf</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">die Abstimmung von Ausf&#252;hrungsart und-zeit. Als die</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Beklagten die Tapeten aussuchten und bei den Arbeiten</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">jeweils bestimmten, welche Farbt&#246;ne die verschiedenen</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Decken und W&#228;nde haben sollten, ist nicht zwingend</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">auf sie als Auftraggeber schlie&#223;en, weil es sich dabei</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">nicht um rechtsgesch&#228;ftliche Willenserkl&#228;rungen</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">sondern um rein tats&#228;chliche Anweisungen zur Durchf&#252;hrung</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">der Arbeiten handelte.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Es ist allerdings richtig, da&#223; nach der allgemeinen</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Lebenserfahrung bei der Ausf&#252;hrung von Anstreicher-</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">arbeiten in Wohnungen regelm&#228;&#223;ig der Wohnungsinhaber</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Auftraggeber und damit Schuldner des Werklohnes f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">alle Arbeiten ist, die in seiner Wohnung ausgef&#252;hrt</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">werden. Arbeitet ein Malermeister in der Wohnung</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">eines Kunden, so wird er es in der Regel auf Grund</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">eines Werkvertrages mit diesem tun. Deswegen sind</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">auch die Kl&#228;ger hier m&#246;glicherweise als selbstver-</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">st&#228;ndlich davon ausgegangen da&#223; die Beklagten ihre</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Auftraggeber seien und eine besondere Klarstellung</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">gar nicht f&#252;r erforderlich hielten. Dieser der</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">allgemeinen Lebenserfahrung entsprechende Regel-</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">fall liegt hier aber gerade nicht vor. Hier ist</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">es nach dem unstreitigen Sachverhalt ebensogut</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">m&#246;glich, da&#223; Auftraggeber der Vater der beklagten</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Ehefrau, der verstorbene Herr C war. Er ist zuerst</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">an die Kl&#228;ger herangetreten und hat sie gebeten,</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">diese Arbeiten in der Wohnung seiner Kinder auszu-</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">f&#252;hren. Er legte Wert darauf, da&#223; diese die neue</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Wohnung bezogen, obwohl sie Bedenken gegen die damit</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">auf sie zukommenden erheblichen Renovierungskosten</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">hatten. Er stand mit den Kl&#228;gern beruflich in Ver-</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">bindung und war ihnen wiederholt gef&#228;llig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger waren an einer weiteren guten Zusammenarbeit</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">mit ihm naturgem&#228;&#223; sehr interessiert. In solchen</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">f&#228;llen widerspricht es keineswegs der Lebenserfahrung,</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">da&#223; ein Handwerker auch f&#252;r Familienangeh&#246;rige</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">eines ihm so wichtigen Mannes Arbeiten ausf&#252;hrt,</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">sei es unentgeltlich oder f&#252;r einen mit ihm auszu-</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">handelnden Vorzugspreis.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">So gesehen spricht hier genausoviel oder genauso-</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">wenig f&#252;r die Behauptung der Kl&#228;ger, die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">seien ihre Auftraggeber gewesen, wie f&#252;r die Be-</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">hauptung der Beklagten, nicht sie, sondern Herr</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">C habe die bei ihnen ausgef&#252;hrten Arbeiten bei</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">den Kl&#228;gern in Auftrag gegeben. Unter diesen Umst&#228;nden</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">erschien es auch nicht sinnvoll, die vom Kl&#228;ger in</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">seinem Schriftsatz vom 2.10.1972 angebotenen</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">drei Zeugen dar&#252;ber zu vernehmen, da&#223; Auftrag-</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">geber der Kl&#228;ger hier die Beklagten gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben keine Tatsachen, sondern lediglich</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">eine Rechtsfolge in ihr Wissen gestellt und dem-</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">entsprechend hat auch der Kl&#228;ger D in der</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">m&#252;ndlichen Verhandlung best&#228;tigt, da&#223; Zeugen</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Tatsachen, die auf eine Bestellereigenschaft im</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Sinne des &#167; 631 BGB schlie&#223;en lassen, nicht bekunden</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Da schlie&#223;lich auch nicht feststellbar ist, da&#223; zwischen</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">den Parteien hinsichtlich der Bestellerqualifikation</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">ein Dissens vorgelegen hat mit der Folge, da&#223; ein</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Werkvertrag &#252;ber die Arbeiten nicht zustande gekommen</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">ist und die Beklagten die in ihrer Wohnung geleisteten</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Arbeiten wenigstens aus dem Gesichtspunkt der unge-</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">rechtfertigten Bereicherung bezahlen m&#252;ssen, war die</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO; der Aus-</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">spruch &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">&#167; 710 ZPO.</p>
316,079
olgk-1972-10-02-7-u-11571
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 115/71
"1972-10-02T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:11"
"2019-03-27T09:41:28"
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1972:1002.7U115.71.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Tenor des Urteils vom 24. August 1972 wird gem&#228;&#223; &#167; 319 ZPO von Amts wegen dahin erg&#228;nzend berichtigt, dass der Absatz: "Die weitergehende Berufung der Beklagten wird zur&#252;ckgewiesen" nunmehr lautet: </p> <p></p> <p>"Die weitergehende Klage wird abgewiesen und die weitergehende Berufung der Beklagten wird zur&#252;ckgewiesen." </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">G r &#252; n d e:</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">In den Entscheidungsgr&#252;nden des Urteils ist ausgesprochen und im einzelnen dargelegt, dass die Klage nicht begr&#252;ndet ist, soweit sie &#252;ber den im zweiten Absatz des Urteilsausspruchs unter Ziff. l) und 2) umschriebenen Umfang hinausgeht. Eine diesen Urteilsgr&#252;nden entsprechende Abweisung der weitergehenden Klage ist bei der Formulierung des Urteilstenors versehentlich unterblieben. Diese offenbare Unvollst&#228;ndigkeit war daher nach &#167; 319 ZPO zu berichtigen.</p>
316,080
olgk-1972-01-13-10-u-10471
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 U 104/71
"1972-01-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:12"
"2019-03-27T09:41:27"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1972:0113.10U104.71.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 27. Mal 1971 verk&#252;ndete Urteil des Landgerichts Bonn -8 O 36/71- wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt die Beklagte. </p> <p></p> <p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d:</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist ein Versandhaus. Am 20. September 1966 kauften die Beklagte und ihr damaliger Ehemann bei der Kl&#228;gerin M&#246;bel und sonstige Hausratsgegenst&#228;nde. Der Gesamtkaufpreis betrug 1.687,-- DM. Zuz&#252;glich eines Kreditaufschlages von 404,88 DM (1% pro Monat f&#252;r 24 Monate) belief sich der Kreditrestbetrag auf 2.091,88 DM. F&#252;r diese Summe hafteten die Beklagte und ihr damaliger Ehemann nach den getroffenen Vereinbarungen als Gesamtschuldner.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ihre Ehe ist etwa Mitte des Jahres 1967 geschieden worden. Nach Darstellung der Beklagten hat bei der Scheidung ihr Ehemann ihr gegen&#252;ber die Erf&#252;llung der Forderung der Kl&#228;gerin allein &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die Gesamtschuld von 2.091,88 DM sind bisher vor Erlass des Zahlungsbefehls insgesamt 213,-- DM gezahlt worden, und zwar 163,-- DM im Jahre 1967, 20,-- DM im Jahre 1968 10,-- DM im Jahre 1969 und weitere 20,-- DM im Jahre 1970.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 2 der vereinbarten Lieferbedingungen kann die Kl&#228;gerin f&#252;r jeden angefangenen Monat 1% des Gesamtkreditbetrages anstelle von Verzugsschaden und Unkostenersatz verlangen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte als Gesamtschuldnerin mit ihrem bereits durch Vollstreckungsbefehl verurteilten geschiedenen Ehemann ebenfalls zu verurteilen, an sie 1.878,88 DM nebst 1% Zinsen seit dem 1. Januar 1967 zu zahlen, und zwar abz&#252;glich am 17. November 1970 gezahlter weiterer 20,-- DM und am 19. Dezember 1970 gezahlter weiterer 77,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Kl&#228;gerin mit ihrer Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben. Sie hat die Ansicht vertreten, die Klageforderung sei mit Ende des Jahres 1968 verj&#228;hrt gewesen. Die Forderung stamme aus dem Jahre 1966 und unterliege der zweij&#228;hrigen Verj&#228;hrung; die Kl&#228;gerin habe aber ihren Zahlungsbefehl - wie unstreitig ist - erst am 27. Oktober 1970 beantragt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat sich die Kl&#228;gerin auf die Unterbrechung der Verj&#228;hrung durch die geleisteten Zahlungen berufen. Dazu hat die Kl&#228;gerin behauptet, die &#220;berweisungen im Jahre 1967 seien durch die Beklagte, die Tilgungen in den Jahren 1968, 1969 und 1970 seien dagegen durch deren geschiedenen Ehemann erfolgt (Beweis Zeugnis der Herren R. und B.) .</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat bestritten, an die Kl&#228;gerin irgendwann Geld gezahlt zu haben (Beweis: Parteivernehmung des Inhabers der Kl&#228;gerin ). Bereits kurze Zeit nach dem Kauf der Gegenst&#228;nde am 20. September 1966 habe sie sich von ihrem damaligen Ehemann getrennt. Sie sei auch nicht im Besitz der M&#246;bel; die gekauften Sachen habe vielmehr ihr geschiedener Ehemann ver&#228;u&#223;ert.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ohne weitere Beweisaufnahme die Klage zugesprochen. Es hat ausgef&#252;hrt, die Einrede der Verj&#228;hrung sei nicht begr&#252;ndet. Vielmehr sei die Verj&#228;hrung durch die Ratenzahlungen in den Jahren 1967 bis 1970 immer wieder unterbrochen worden. Dabei k&#246;nne unentschieden bleiben, ob die Beklagte oder ihr geschiedener Ehemann die Geldbetr&#228;ge &#252;berwiesen h&#228;tten. Denn auch die durch ihren fr&#252;heren Ehemann herbeigef&#252;hrten Unterbrechungen der Verj&#228;hrung wirkten gegen&#252;ber der Beklagten. Belanglos sei auch, wann die Beklagte geschieden worden sei. Ma&#223;gebender Zeitpunkt f&#252;r den Inhalt des zwischen den Parteien bestehenden Schuldverh&#228;ltnisses sei vielmehr der Augenblick der Begr&#252;ndung der vertraglichen Beziehungen. Eine andere Auffassung k&#246;nne allenfalls dann erwogen werden, falls die Kl&#228;gerin von der Scheidung der Ehe erfahren h&#228;tte und aus diesem Grunde auf eine einverst&#228;ndliche Ab&#228;derung des urspr&#252;nglichen Schuldverh&#228;ltnisses geschlossen werden k&#246;nne. Dies habe die Beklagte aber nicht behauptet. Unerheblich sei schlie&#223;lich ihre Einwendung, bei der Scheidung habe ihr Ehemann die Schuld allein &#252;bernommen. Denn eine solche Absprache sei zwischen den Prozessparteien bedeutungslos.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihr am 9. Juli 1971 zugestellte Urteil hat die Beklagte mit einem am 21. Juli 1971 eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt und diese mit einem am 6. Oktober 1971 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung verfolgt die Beklagte ihr Ziel einer Klageabweisung weiter. Sie behauptet, zwischen Mai und Juni 1967 habe der Inhaber der Kl&#228;gerin wiederholt ihre - der Beklagten - Mutter aufgesucht. Dabei sei er &#252;ber ihre bereits erfolgte Scheidung informiert worden (Beweis: Zeugnis ihrer Mutter). Au&#223;erdem sei der Inhaber der Kl&#228;gerin von ihr - der Beklagten - gebeten worden, die damals bei Dritten abgestellten M&#246;bel dort heraus - zuholen und ihr - der Beklagten - zu verschaffen. Unter dieser Voraussetzung habe sie sich bereit erkl&#228;rt gehabt, die M&#246;belrechnung selbst zu begleichen (Beweis: Zeugnis ihrer Mutter und der Frau M.). Nach Ansicht der Beklagten ergibt sich aus ihrer Darstellung eine zumindest stillschweigende einverst&#228;ndliche Ab&#228;nderung des Inhalts des urspr&#252;nglichen Schuldverh&#228;ltnisses zwischen ihr und dem Inhaber der Kl&#228;gerin. Im &#252;brigen wiederholt die Beklagte ihren Vortrag aus dem ersten Rechtszuge.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Kl&#228;gerin mit ihrer Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">hilfsweise: ihr - der Beklagten - Vollstreckungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die Beklagte mit ihrer Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">hilfsweise: ihr - der Kl&#228;gerin - Vollstreckungsschutz (auch durch die B&#252;rgschaft einer Bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse) zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;lt die Rechtsausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils f&#252;r zutreffend. Sie bestreitet, da&#223; sie von der Scheidung der Beklagten Kenntnis bekommen habe. Im &#252;brigen sei diese Behauptung der Beklagten unerheblich. Insbesondere habe sie - die Kl&#228;gerin - niemals zum Ausdruck gebracht, da&#223; sie das urspr&#252;ngliche Vertragsverh&#228;ltnis inhaltlich ab&#228;ndern wolle.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des &#252;brigen Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf ihre vorgetragenen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig. Sie ist an sich statthaft sowie form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden (&#167;&#167; 511, 516, 518 und 519 ZPO). In der Sache kann sie jedoch keinen Erfolg haben. Das Landgericht hat zu Recht die Beklagte verurteilt, den noch ausstehenden Rest- betrag aus der Bestellung Vom 20. September 1966 in H&#246;he von 1.878,88 DM gesamtschuldnerisch mit ihrem geschiedenen Ehemann zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Einrede der Verj&#228;hrung ist nicht begr&#252;ndet. Die geltend gemachte Forderung w&#228;re der Beklagten gegen&#252;ber selbst dann nicht verj&#228;hrt, falls sie pers&#246;nlich in den Jahren 1967 bis 1970 keine Geldbetr&#228;ge an die Kl&#228;gerin &#252;berwiesen h&#228;tte. Denn zutreffend hat das Landgericht bereits ausgef&#252;hrt, da&#223; die Zahlungen ihres fr&#252;heren Ehemannes auch ihr gegen&#252;ber den Lauf der zweij&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist unterbrochen h&#228;tten (&#167;&#167; 196 Abs. 1 Nr. 1; 201 Satz 1; 208 BGB). Richtig ist zwar, da&#223; bei einer Gesamtschuldnerschaft die Unterbrechung der Verj&#228;hrung nur gegen den Gesamtschuldner wirkt, in dessen Person sie eintritt (&#167; 425 BGB). Diese Rechtsfolge gilt aber nur, soweit sich nicht aus dem Schuldverh&#228;ltnis ein anderes ergibt (&#167; 425 Abs. 1 BGB). Das ist hier aber der Fall. Verpflichten sich nicht getrennt lebende Eheleute. den Kaufpreis und den Kreditaufschlag f&#252;r auf Raten gekaufte M&#246;bel und sonstige Gegenst&#228;nde des gemeinsamen Haushalts gesamtschuldnerisch zu tilgen, so ergibt sich aus dem zwischen ihnen und der Verk&#228;uferin begr&#252;ndeten Schuldverh&#228;ltnis, da&#223; die von einem der Ehegatten durch Abschlagszahlungen herbeigef&#252;hrte Unterbrechung der Verj&#228;hrung auch gegen&#252;ber dem anderen Ehegatten wirkt (ebenso Soergel-Siebert 1967, &#167; 425, Randnummer 5; fr&#252;her schon OLG Stuttgart, Das Recht 1911, Nr. 1715). Eine solche Regelung ist stillschweigender Inhalt des Vertragsverh&#228;ltnisses. Denn sie entspricht dem Sinn und Zweck der vereinbarten Gesamtschuldnerschaft, der beiderseitigen Interessenlage und somit dem an Treu und Glauben mit R&#252;cksicht auf die Verkehrssitte orientierten Parteiwillen (&#167;&#167; 157, 242 BGB). Zwar entspricht der Grundsatz des &#167; 425 BGB der auch bei einem Gesamtschuldverh&#228;ltnis regelm&#228;&#223;ig bestehen bleibenden rechtlichen Selbst&#228;ndigkeit der einzelnen Verpflichtungen und bezweckt den Schutz der Gesamtschuldner. Diese beiden Gr&#252;nden treten zugunsten des Gl&#228;ubigers aber zur&#252;ck, wenn die Gesamtschuldner besonders eng verbunden sind, dem Gl&#228;ubiger gegen&#252;ber wirtschaftlich eine Einheit darstellen und dieser deshalb h&#228;ufig praktisch nicht einmal pr&#252;fen kann, wer von den Gesamtschuldnern den Betrag &#252;berwiesen und dadurch die Verj&#228;hrung unterbrochen hat. Das Interesse des Gl&#228;ubigers an einem gemeinsamen rechtlichen Schicksal der beiden gesamtschuldnerischen Verpflichtungen ist dann h&#246;her zu bewerten, als das Interesse der Schuldner an einer Trennung.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Eine sp&#228;tere Scheidung der Ehe und die blo&#223;e Kenntnisnahme davon durch den Gl&#228;ubiger &#228;ndern an dieser eingetretenen Rechtslage hier nichts. Denn der zun&#228;chst begr&#252;ndete Inhalt des Schuldverh&#228;ltnisses kann einseitig durch die Gesamtschuldner nicht abge&#228;ndert werden. Und die Mitteilung der erfolgten Ehescheidung an den Gl&#228;ubiger und dessen blo&#223;e Kenntnisnahme davon kann noch nicht als Einverst&#228;ndnis zu einer inhaltlichen &#196;nderung des Vertragsverh&#228;ltnisses angesehen werden. Ein derartiger Gesch&#228;ftswille des Gl&#228;ubigers ist nicht erkennbar. Unerheblich ist deshalb die Behauptung der Beklagten, der Inhaber der Kl&#228;gerin sei zwischen Mai und Juni 1967 von ihrer Mutter &#252;ber die inzwischen ausgesprochene Scheidung informiert worden; die Richtigkeit dieser unter Beweis gestellten Behauptung kann demnach zugunsten der Beklagten unterstellt werden. Ohne entscheidende Bedeutung ist schlie&#223;lich auch, da&#223; die Beklagte nach ihrem Vortrag den Inhaber der Kl&#228;gerin gebeten habe. die bei Dritten abgestellten M&#246;bel dort herauszuholen und ihr - der Beklagten - zu verschaffen. F&#252;r diesen Fall wolle sie die M&#246;belrechnung selbst begleichen. Die Richtigkeit auch dieser unter Beweis gestellten Behauptung w&#252;rde an der Entscheidung des Rechtsstreits ebenfalls nichts &#228;ndern: die Beklagte selbst tr&#228;gt nicht vor, da&#223; der Inhaber der Kl&#228;gerin ihr Angebot angenommen und sich somit einverstanden erkl&#228;rt habe. Einseitig konnte die Beklagte aber ihr am 20. September 1966 mit der Kl&#228;gerin begr&#252;ndetes Vertragsverh&#228;ltnis nicht ab&#228;ndern. Auch f&#252;r eine</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">stillschweigende einverst&#228;ndliche &#196;nderung tr&#228;gt die Berufung keine ausreichenden Tatsachen vor.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist aus &#167; 2 der Lieferbedingungen gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 97 und 708 Nr. 7 ZPO. Eine Anordnung nach &#167; 713 Abs. 2 ZPO ist nicht ergangen, weil die Voraussetzungen, unter denen die Revision gegen dieses Urteil stattfindet, nach dem Ermessen des Senats unzweifelhaft nicht vorliegen (&#167; 713 a ZPO).</p>
316,081
olgham-1971-12-01-15a-w-51171
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15a W 511/71
"1971-12-01T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:13"
"2019-03-27T09:41:27"
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1971:1201.15A.W511.71.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; und der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Minden vom 16. Oktober 1970 werden abge&#228;ndert.</p> <p>Das Amtsgericht Minden wird angewiesen, den am 4. M&#228;rz 1963 &#252;ber den Nachla&#223; des Erblassers erteilten gemeinschaftlichen Erbschein einzuziehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser war Eigent&#252;mer eines Hofes in ... Nach dem 1. Weltkrieg hatte er f&#252;r die deutsche Reichsangeh&#246;rigkeit optiert, konnte aber seinen Wohnsitz auf seinem Hof in ... behalten. Am 20. Januar 1945 verlie&#223; der damals 82-j&#228;hrige Erblasser infolge der Kriegsereignisse seinen Hof und fl&#252;chtete nach Westen. Am 26. Februar 1945 verstarb er in .... Die Beteiligten zu 1) bis 3) sind seine S&#246;hne, die Beteiligten zu 4) bis 7) die Erben seines im Jahre 1964 verstorbenen Sohnes .... Ein weiterer Sohn ... ist im Jahre 1955 verstorben; seine Erben sind nicht bekannt. Die zweite Ehefrau des Erblassers ist am 18. Februar 1946 in ... verstorben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 3) beantragte im Februar 1963 zu Lastenausgleichszwecken beim Amtsgericht Minden die Erteilung eines gemeinschaftlichen Erbscheins des Inhalts, da&#223; gesetzliche Erben des Erblassers seine zweite Ehefrau zu 1/4 und seine f&#252;nf S&#246;hne (die Beteiligten zu 1) bis 3), sowie ... und ...) zu je 3/20 geworden sind. Das Amtsgericht Minden erteilte am 4. M&#228;rz 1963 den beantragten Erbschein.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Juli 1970 hat der Beteiligte zu 1) beantragt, diesen Erbschein als unrichtig einzuziehen, da ihn der Erblasser in einem wirksamen Testament zum alleinigen Erben eingesetzt habe. Das Amtsgericht hat den Antrag durch Beschlu&#223; vom 16. Oktober 1970 zur&#252;ckgewiesen. Der Beteiligte zu 1) hat Beschwerde eingelegt, die vom Landgericht als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen worden ist. Hiergegen wendet sich der Beteiligte zu 1) mit seiner weiteren Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das nach &#167;27 FGG statthafte, formgerecht eingelegte Rechtsmittel ist begr&#252;ndet; denn die Entscheidungen des Amts- und Landgerichts beruhen auf einer Verletzung des Gesetzes. Die Vorinstanzen haben &#252;bersehen, da&#223; der gemeinschaftliche Erbschein vom 4. M&#228;rz 1963 entweder von einem unzust&#228;ndigen Gericht erteilt worden ist oder, falls die Zust&#228;ndigkeit bejaht werden k&#246;nnte, nicht als unbeschr&#228;nkter Erbschein h&#228;tte ausgestellt werden d&#252;rfen, mithin in jedem Falle seine Einziehung zu erfolgen hat. Es kann deshalb auf sich beruhen, ob das Landgericht dadurch, da&#223; es die Beteiligten zu 5) bis 7) an seinem Verfahren nicht beteiligt und die Erben des im Jahre 1955 verstorbenen ... nicht ermittelt und zugezogen hat, einen weiteren Rechtsfehler begangen hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Einziehungsverfahren war das Amtsgericht Minden international und &#246;rtlich zust&#228;ndig, ohne R&#252;cksicht darauf, ob seine internationale und &#214;rtliche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Erbscheinserteilung gegeben war, weil es den Erbschein, dessen Einziehung jetzt in Frage steht, erteilt hat (BayObLGZ 1961, 292; KGJ 44, 104; Staudinger-Firsching, BGB, 11. Aufl., &#167;2353 Rdn. 35; Palandt-Keidel, BGB, 30. Aufl., &#167;2361 Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;2361 Abs. 1 BGB hat das Nachla&#223;gericht einen Erbschein einzuziehen, wenn sich ergibt, da&#223; er unrichtig ist. Grunds&#228;tzlichrechtfertigen im Erteilungsverfahren begangene Verfahrensfehler die Einziehung nicht. Etwas anderes gilt jedoch, wenn das Gericht, das den Erbschein erteilt hat, &#246;rtlich unzust&#228;ndig war; dann ist er ohne R&#252;cksicht auf seine inhaltliche Richtigkeit einzuziehen. Da die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit von Amts wegen in jeder Lage des Verfahrens zu beachten ist, hat das Beschwerdegericht die Einziehung selbst dann anzuordnen, wenn die Unzust&#228;ndigkeit nicht ger&#252;gt worden ist (OLG K&#246;ln, JMBl. NRW 1957, 15; KGJ 53, 88; Staudinger-Firsching a.a.O., &#167;2353 Rdn. 53 und &#167;2361 Rdn. 8; Palandt-Keidel a.a.O., &#167;2361 Anm. 2; Jansen, FGG, 2. Aufl., &#167;84 Rdn. 12; Keidel, FGG, 9. Aufl., &#167;7 Rdn. 36). Das Landgericht hat die Frage, ob das Amtsgericht Minden f&#252;r die Erteilung des gemeinschaftlichen Erbscheins vom 4. M&#228;rz 1963 &#246;rtlich zust&#228;ndig war, nicht gepr&#252;ft, obwohl dazu Anla&#223; bestanden h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser besa&#223;, wie das Landgericht mit Recht im Hinblick auf die bei den Akten befindliche Abschrift seiner Optionsurkunde vom 27. Januar 1922 angenommen hat, die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit. Deshalb richtet sich die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Erteilung eines Erbscheins nach &#167;73 Abs. 1 und 2 FGG. Ma&#223;gebend ist in erster Linie der Wohnsitz, den der Erblasser zur Zeit des Erbfalls hatte. Hatte er keinen inl&#228;ndischen Wohnsitz, ist das Gericht zust&#228;ndig, in dessen Bezirk der Erblasser zur Zeit des Erbfalls seinen Aufenthalt hatte. Ist auch dies zu verneinen, so ist das Amtsgericht Sch&#246;neberg in Berlin-Sch&#246;neberg zust&#228;ndig. Der Erblasser hatte bis zu seiner Flucht am 20. Januar 1945 seinen Wohnsitz in ..., die damals zum Deutschen Reich geh&#246;rte. Infolge der Kriegsereignisse hat er am 20. Januar 1945 ... verlassen und ist nach Westen gefl&#252;chtet. Am 26. Februar 1945 befand er sich in ..., wo er verstarb. Da&#223; der Erblasser in der kurzen Zeit zwischen dem 20. Januar und dem 26. Februar 1945 einen neuen Wohnsitz begr&#252;ndet hat, kann unter Ber&#252;cksichtigung der damaligen Verh&#228;ltnisse ausgeschlossen werden. W&#228;hrend dieser Zeit hatten die Truppen der UdSSR die &#246;stlichen Grenzen des Deutschen Reiches erreicht und waren bis an die Oder vorgedrungen. Dort war ihr Vormarsch zun&#228;chst zum Stillstand gekommen. Erst Anfang M&#228;rz 1945 setzte eine neue Offensive ein, die schlie&#223;lich zur Besetzung Mitteldeutschlands und ... f&#252;hrte. Der Erblasser war vor den heranr&#252;ckenden Truppen der UdSSR und den Kampfhandlungen geflohen. Als er starb, war ungewi&#223;, ob er im ..., wo er sich gerade aufhielt, bleiben, oder ob er seine Flucht fortsetzen w&#252;rde; das hing wesentlich von den k&#252;nftigen Ereignissen ab. Unter diesen Umst&#228;nden fehlen jegliche Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Erblasser bis zu seinem Tode an einem anderen Ort einen neuen Wohnsitz begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Indessen h&#228;tte der Erblasser nach &#167;7 Abs. 3 BGB durch seine Flucht seinen Wohnsitz in ... aufgegeben haben k&#246;nnen, ohne einen neuen begr&#252;ndet zu haben. Dazu w&#228;re erforderlich gewesen, da&#223; er den Willen gehabt h&#228;tte, seinen bisherigen Wohnsitz aufzugeben. Da&#223; er ... tats&#228;chlich verlassen hat, ohne zu wissen, wann er zur&#252;ckkehren w&#252;rde, w&#252;rde der Fortdauer des Wohnsitzes nicht entgegenstehen, wenn er nur den Willen gehabt h&#228;tte, seinen bisherigen Wohnsitz beizubehalten. Entscheidend ist also, ob der Erblasser, als er ... verlie&#223;, beabsichtigte, diesen Ort nicht mehr als Mittelpunkt seines Lebens zu betrachten. Das l&#228;&#223;t sich weder generell noch auf Grund des bisherigen Inhalts der Akten feststellen. Im allgemeinen haben Deutsche, die ihre Heimatorte in den reichsdeutschen Gebieten &#246;stlich der Oder-Neisse-Linie im Januar 1945 verlassen haben, nur damit gerechnet, da&#223; dies vor&#252;bergehend bis zur Beendigung der Kampfhandlungen erforderlich sein w&#252;rde. Nicht zuletzt auf Grund der Propaganda der damaligen Regierung haben sie im allgemeinen darauf vertraut, alsbald wieder in ihre Heimatorte zur&#252;ckkehren zu k&#246;nnen. Deshalb wird man bei deutschen Fl&#252;chtlingen, die ihre im Reichsgebiet liegenden Heimatorte verlassen haben, f&#252;r die Zeit bis zum Ende des Krieges im Zweifel nicht annehmen k&#246;nnen, da&#223; sie den Willen gehabt h&#228;tten, ihren bisherigen Wohnsitz aufzugeben, sofern sich f&#252;r den konkreten Einzelfall keine Umst&#228;nde feststellen lassen, die eine andere Beurteilung rechtfertigen. Insoweit gelten die gleichen Erw&#228;gungen, die die Rechtsprechung f&#252;r Juden, die ihre deutsche Heimat aus Furcht vor Verfolgungsma&#223;nahmen verlassen haben, angewandt hat (z.B. BVerwG 32, 66; BGH LM Nr. 2 zu &#167;7 BGB). Da&#223; die in den Gebieten &#246;stlich der Oder-Neisse-Linie ans&#228;ssigen Deutschen, die nach Beendigung des Krieges infolge von Vertreibungsma&#223;nahmen ihre Heimatorte verlassen haben, damit im allgemeinen auch ihren Wohnsitz verloren haben (so Jansen a.a.O., &#167;73 Rdn. 9 im Anschlu&#223; an RGZ 152, 60), steht dem nicht entgegen; denn hierbei handelte es sich um zwangsweise angeordnete und durchgef&#252;hrte Ma&#223;nahmen, die infolge des aufgen&#246;tigten Willens die Aufgabe des Wohnsitzes herbeigef&#252;hrt haben (RGRK-BGB, 11. Aufl. &#167;7 Anm. 7). Ob im vorliegenden Falle konkrete Anhaltspunkte gegeben sind, die auf einen Willen des Erblassers, seinen Wohnsitz in ... aufzugeben, hindeuten, l&#228;&#223;t sich den Akten nicht entnehmen. Allerdings ist bisher auch nicht versucht worden, insoweit eine Kl&#228;rung herbeizuf&#252;hren, weil die Vorinstanzen die Frage nicht erkannt hatten. Immerhin ist es m&#246;glich, da&#223; der Erblasser damit gerechnet hat, nicht mehr nach ... zur&#252;ckzukehren, er also den Willen hatte, seinen bisherigen Wohnsitz aufzugeben. Insoweit k&#246;nnten weitere Ermittlungen durch Anh&#246;rung der Beteiligten, besonders des Beteiligten zu 3), der zur gleichen Zeit wie der Erblasser ... verlassen hat, zu einer Kl&#228;rung des Sachverhalts f&#252;hren. Indessen bedarf es dieser Ermittlungen f&#252;r die Frage, ob der gemeinschaftliche Erbschein vom 4. M&#228;rz 1963 einzuziehen ist, nicht; dem unabh&#228;ngig von ihrem Ergebnis m&#252;&#223;te der Erbschein in jedem Falle eingezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde sich ergeben, da&#223; der Erblasser bis zu seinem Tode am 26. Februar 1945 seinen Wohnsitz in ... behalten hat, dann w&#228;re das Amtsgericht Minden f&#252;r die Erteilung des Erbscheins &#246;rtlich unzust&#228;ndig gewesen. Da am Sitze des f&#252;r ... zust&#228;ndigen Nachla&#223;gerichts deutsche Gerichtsbarkeit nicht mehr ausge&#252;bt wird, w&#228;re nach &#167;7 Abs. 1 Satz 1 ZustErgG jedes Amtsgericht, in dessen Bezirk sich Nachla&#223;gegenst&#228;nde befinden, f&#252;r die Erteilung des Erbscheins zust&#228;ndig gewesen. Im Bezirk des Amtsgerichts Minden befinden sich jedoch keine Nachla&#223;gegenst&#228;nde. Der Erbschein wurde lediglich zur Geltendmachung von Lastenausgleichsanspr&#252;chen ben&#246;tigt. Da der Erblasser vor dem 1. April 1952 verstorben ist, sind diese Anspr&#252;che gem. &#167;12 Abs. 6, &#167;229 Abs. 2, &#167;232 LAG in der Person der Erben bzw. der weiteren Erben entstanden. Der Erblasser selbst hat keine Anspr&#252;che nach dem Lastenausgleichsgesetz, da er sich zu keiner Zeit im Gebiet der Bundesrepublik oder Westberlins aufgehalten hat. Die Anspr&#252;che konnten also nur in der Person der Erben entstehen; sie sind mithin keine Nachla&#223;gegenst&#228;nde, die eine Zust&#228;ndigkeit des Amtsgerichts Minden h&#228;tten begr&#252;nden k&#246;nnen (KG OLGZ 1966, 127; 1968, 474; Beschl. d. Sen. v. 15.9.1970 - 15 W 281/70 und vom 5.10.1971 - 15 a Sbd. 16/71 -; Jansen, a.a.O., &#167;73 Rdn. 10; Keidel a.a.O., &#167;73 Rdn. 21; mi&#223;verst&#228;ndlich OLG Celle - Rpfleger 1971, 318, das ohne die Frage der Staatsangeh&#246;rigkeit des Erblassers zu kl&#228;ren, die Zust&#228;ndigkeit des Nachla&#223;gerichts am Sitz des Ausgleichsamt bejaht; dies kann aber nur f&#252;r Erblasser mit ausl&#228;ndischer Staatsangeh&#246;rigkeit gelten).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mithin ist nicht ersichtlich, da&#223; sich im Geltungsbereich des ZustErgG Nachla&#223;gegenst&#228;nde befinden. In diesem Falle ist, da der Erblasser Deutscher war, das Amtsgericht Sch&#246;neberg in Berlin-Sch&#246;neberg zust&#228;ndig. Auch &#167;7 Abs. 2 ZustErgG f&#252;hrt zu keiner anderen Beurteilung. Danach ist, wenn ein Nachla&#223;gericht t&#228;tig geworden ist, dieses Gericht f&#252;r den gesamten Nachla&#223; ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig. Die Vorschrift setzt voraus, da&#223; mehrere nach &#167;7 Abs. 1 Satz 1 &#246;rtlich zust&#228;ndige Nachla&#223;gerichte vorhanden sind, weil sich Nachla&#223;gegenst&#228;nde in den Bezirken mehrerer Amtsgerichte befinden, und eines der hiernach zust&#228;ndigen Gerichte t&#228;tig geworden ist. Deshalb schlie&#223;t das T&#228;tigwerden eines &#246;rtlich unzust&#228;ndigen Nachla&#223;gerichts die Zust&#228;ndigkeit des Amtsgerichts Sch&#246;neberg nicht aus (OLG K&#246;ln, a.a.O.; OLG Hamm, JMBl. NRW 1957, 116; KG OLGZ 1966, 127; Jansen a.a.O., &#167;73 Rdn. 11; Keidel, a.a.O., &#167;23 Rdn. 22).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">W&#252;rden hingegen anzustellende Ermittlungen ergeben, da&#223; der Erblasser seinen Wohnsitz in ... aufgegeben h&#228;tte, dann w&#228;re f&#252;r die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit sein Aufenthalt im Zeitpunkt seines Todes ma&#223;gebend. Da er sich in ..., dem Gebiet der heutigen DDR, aufhielt, w&#228;re das Gericht oder das staatliche Notariat, zu dessen Bezirk ... geh&#246;rt, f&#252;r die Erteilung des Erbscheins zust&#228;ndig. Indessen ist hierbei die grundlegende Entscheidung des BGH vom 20. Mai 1969 (BGHZ 52, 123 = NJW 1969, 1428 = Rpfleger 1969, 292 = MDR 1969, 738 = FamRZ 1969, 480 = DNotZ 1970, 665), der der Senat in vollem Umfang gefolgt ist (Beschl. v. 5.10.1971 - 15 a Sbd. 16/71 -) zu beachten. Danach ergibt sich sowohl die interlokale als auch die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r den Fall, da&#223; der Erblasser seinen letzten Wohnsitz oder Aufenthalt im Gebiet der DDR gehabt hat, da&#223; sich im Gebiet der Bundesrepublik und Westberlin Nachlassgegenst&#228;nde nicht befinden und der Erbschein lediglich zur Geltendmachung von Lastenausgleichsanspr&#252;chen beantragt wird, aus der entsprechenden Anwendung des &#167;73 Abs. 3 FGG. Die in &#167;73 FGG getroffene Zust&#228;ndigkeitsregelung geht von einem deutschen Staat mit einheitlicher Rechtsordnung aus. Nach dem Auseinanderfallen dieses Staates in zwei Teilgebiete mit unterschiedlicher Rechtsordnung und Beschr&#228;nkung der Hoheitsgewalt jedes Teiles auf das jeweilige Teilgebiet m&#252;ssen die Begriffe "Deutscher" und "Inland" in &#167;73 FGG so verstanden werden, da&#223; sie sich nur auf die Bewohner und das Gebiet der Bundesrepublik sowie Westberlins beziehen. Damit kann der Erblasser in der hier allein in Betracht kommenden verfahrensrechtlichen Beziehung nicht den f&#252;r die Bewohner der Bundesrepublik und Westberlins geltenden Bestimmungen unterworfen werden, sondern den f&#252;r Ausl&#228;nder geltenden. Dies bedeutet, da&#223; in einem solchen Fall nicht &#167;73 Abs. 2, sondern Abs. 3 dieser Vorschrift entsprechend anzuwenden ist. Wenn auch die Lastenausgleichsanspr&#252;che nicht zum Nachla&#223;verm&#246;gen geh&#246;ren, sondern erst in der Person der Erben bzw. weiteren Erben entstehen, so haben sie doch ihre Wurzel darin, da&#223; das Verm&#246;gen des Erblassers von Vertreibungssch&#228;den betroffen worden ist. Es bestehen daher keine Bedenken, solche Lastenausgleichsanspr&#252;che bei der Bestimmung der interlokalen und &#246;rtlichen Zust&#228;ndigkeit des Nachla&#223;gerichts wie Nachla&#223;gegenst&#228;nde zu behandeln.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Ansicht des Kammergerichts (OLGZ 70, 96 = NJW 1969, 2101 = MDR 1970, 52 = FamRZ 1969, 611 = DNotZ 1970, 672 = Rpfleger 1969, 387), das in einem solchen Fall &#167;73 Abs. 2 FGG anzuwenden ist, kann nicht gefolgt werden. Es ist nicht konsequent, wenn das Kammergericht f&#252;r den Fall, da&#223; sich Nachla&#223;verm&#246;gen eines mit letztem Wohnsitz in der DDR verstorbenen Erblassers in der Bundesrepublik oder in Westberlin befindet, den Erblasser verfahrensrechtlich einem Ausl&#228;nder gleichstellt und daher - in &#220;bereinstimmung mit dem BGH - &#167;73 Abs. 3 FGG anwendet, w&#228;hrend es f&#252;r den Fall, da&#223; in der Bundesrepublik oder in Westberlin lediglich Lastenausgleichsanspr&#252;che geltend gemacht werden, den Erblasser Verfahrensrechtlich einem Bewohner der Bundesrepublik gleichstellt und daher f&#252;r die Bestimmung des &#246;rtlich zust&#228;ndigen Nachla&#223;gerichts &#167;73 Abs. 2 FGG anwendet. Diese unterschiedliche Betrachtungsweise l&#228;&#223;t sich auch nicht durch die vom Kammergericht dargelegten Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die entsprechende Anwendung von &#167;73 Abs. 3 FGG f&#252;hrt zwar zu der Annahme, da&#223; sich im Bezirk des Amtsgerichts Minden, das den Erbschein vom 4. M&#228;rz 1963 erteilt hat, in Gestalt der Lastenausgleichsanspr&#252;che Nachla&#223;gegenst&#228;nde befunden haben. Jedoch ergibt sich daraus die weitere Konsequenz, da&#223; das Amtsgericht Minden nur in Ansehung dieser Anspr&#252;che eine Zust&#228;ndigkeit erlangt hat. Dies bedeutet, da&#223; kein allgemeiner, unbeschr&#228;nkter Erbschein, wie im vorliegenden Falle geschehen, h&#228;tte erteilt werden d&#252;rfen, sondern nur ein auf die im Gebiet der Bundesrepublik befindlichen Nachla&#223;gegenst&#228;nde, also die Lastenausgleichsanspr&#252;che beschr&#228;nkter Erbschein, wie er in &#167;2369 BGB vorgesehen ist, h&#228;tte ausgestellt werden d&#252;rfen. Da der gemeinschaftliche Erbschein vom 4. M&#228;rz 1963 diese Beschr&#228;nkung nicht enth&#228;lt, mu&#223; er als unrichtig eingezogen werden (Palandt-Keidel a.a.O., &#167;2369 Anm. 3). Der Ansicht des Landgerichts Berlin (NJW 1970, 203), wonach die Entscheidung des BGH vom 20. Mai 1969 (BGHZ 52, 123) nicht dazu n&#246;tige, einen vor diesem Zeitpunkt wirksam erteilten allgemeinen Erbschein einzuziehen, vermag der Senat nicht zu folgen. Reine Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen, auf die sich das Landgericht Berlin st&#252;tzt, k&#246;nnen nicht dazu f&#252;hren, einen Erbschein, dem die nach &#167;2369 BGB erforderlichen Beschr&#228;nkungen fehlen, weiter als ein richtiges und im Rechtsverkehr g&#252;ltiges Zeugnis &#252;ber das Erbrecht aufrechterhalten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Erbschein wirkt kraft seines &#246;ffentlichen Glaubens auch in die Zukunft hinein, so da&#223; es nicht angeht, die Frage seiner Richtigkeit danach zu beurteilen, ob er vor oder nach dem 20. Mai 1969 ausgestellt worden ist. Entweder der Erbschein ist - und zwar nach der zur Zeit der Entscheidung geltenden Auffassung - richtig oder er ist unrichtig; im letzteren Falle mu&#223; er nach &#167;2361 BGB eingezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ergibt sich, da&#223; der vom Amtsgericht Minden am 4. M&#228;rz 1963 erteilte gemeinschaftliche Erbschein in jedem Falle als unrichtig eingezogen werden mu&#223;. Die Entscheidungen der Vorinstanzen sind somit abzu&#228;ndern und das Amtsgericht ist anzuweisen, die Einziehung des Erbscheins vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Von einer Kostenentscheidung nach &#167;13 a Abs. 1 Satz 1 FGG hat der Senat abgesehen. Keiner der Beteiligten ist durch einen Verfahrensbevollm&#228;chtigten vertreten. Sollten einem Beteiligten durch das Verfahren gleichwohl Kosten entstanden sein, so entspricht es der Billigkeit, da&#223; er diese selbst tr&#228;gt.</p>
316,082
olgk-1971-09-21-9-u-6271
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 62/71
"1971-09-21T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:15"
"2019-03-27T09:41:27"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1971:0921.9U62.71.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 12. Januar 1971 verk&#252;ndete Grundurteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 1 0 138/70 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Beklagte hat die Kosten des Berufungsverfahrene zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der jetzt 27 Jahre alte Kl&#228;ger erlitt mit 12 Jahren, am 16. November 1956, in F auf der Lstra&#223;e einen schweren Unfall. Auf dem Fahrrad fahrend, wurde er am Kopf von einen Sprengring getroffen, der sich von einem Rad eines dem Vater und Rechtsvorg&#228;nger der Beklagten geh&#246;renden landwirtschaftlichen Schleppers gel&#246;st hatte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In einem l&#228;ngeren Rechtsstreit wurde um die Verantwortlichkeit des Rechtsvorg&#228;ngers der Beklagten am Zustandekommen des Unfalls sowie &#252;ber das Ausma&#223; des vom Kl&#228;ger erlittenen Schadens gestritten ( 1 0 3/58 LG Bonn). Im Herbst 1960 erstellte der Sachverst&#228;ndige Professor Dr. R ein Gutachten, wonach der Kl&#228;ger wegen Kopf- und Gehirnverletzungen zu 50 % erwerbsgemindert sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsvorg&#228;nger der Beklagten erkl&#228;rte sich schlie&#223;lich bereit, dem Kl&#228;ger unter anderem neben einem Schmerzensgeld allen Schaden zu ersetzen, den dieser durch den Unfall k&#252;nftig erleiden w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger setzte nach einer l&#228;ngeren, durch die Unfall folgen bedingten Unterbrechung seinen Schulbesuch fort und wurde im Fr&#252;hjahr 1958 aus dem 8. Schuljahr der Volksschule entlassen. Er trat sodann bei dem Elektromeister K eine Elektrolehre an, bestand jedoch die Gesellenpr&#252;fung nicht. Das Abschlu&#223;zeugnis der gewerblichen Berufsschule des Kreises F vom 31. M&#228;rz 1962 tr&#228;gt den Vermerk: " Die Folgen eines schweren Unfalls behinderten F F trotz gro&#223;e Anstrengungen sachlich mitzuarbeiten. "</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Einige Zeit danach sah sich der Kl&#228;ger nach seiner Behauptung nicht mehr in der Lage, seinen Beruf oder irgend eine andere T&#228;tigkeit auszu&#252;ben. Er erh&#228;lt von der Landesversicherungsanstalt der Rheinprovinz eine Erwerbsunf&#228;higkeitsrente und den Differenzbetrag bis zu einem von der Beklagten anerkannten Verdienstausfall von zur Zeit 751,-- DM monatlich von der Beklagten sowie von deren Haftpflichtversicherung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat mit der vorliegenden Klage f&#252;r die Zeit vom 1. Februar 1969 bis zum 30. Juni 1970 einen weiteren monatlichen Verdienstausfall von jeweils 494,-- DM geltend gemacht und dazu vorgetragen, er h&#228;tte sp&#228;testens bis zum 1. Februar 1969 ohne die durch den Unfall erlittenen K&#246;rpersch&#228;den seine Meisterpr&#252;fung abgelegt und alsdann einen monatlichen Verdienst von mindestens 1.200,-- DM erhalten. Vor dem Unfall sei er ein &#252;berdurchschnittlich guter Sch&#252;ler gewesen; er h&#228;tte ohne den durch den Unfall eingetretenen Abfall seines Leistungsverm&#246;gens die Elektromeisterpr&#252;fung bestanden, zumal er durch sein Elternhaus - sein Vater ist Fernmeldeobersekret&#228;r bei der Bundespost - wie auch durch seinen Lehrherrn, dessen Gesch&#228;ft er sp&#228;ter habe &#252;bernehmen sollen, den erforderlichen Antrieb zum Ablegen der Meisterpr&#252;fung erhalten h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 7.633,--DM nebst 4 % Zinsen seit der Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie hat bestritten, da&#223; der Kl&#228;ger die Meisterpr&#252;fung mit Erfolg abgelegt h&#228;tte und hat auch die H&#246;he der Klageforderung f&#252;r &#252;bersetzt gehalten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ohne Beweiserhebung die Klage dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt und ausgef&#252;hrt, die Beklagte m&#252;sse dem Kl&#228;ger eine noch zu ermittelnde Rente nach dem Lohnniveau eines Elektromeisters zahlen. Mit hinreichender Wahrscheinlichkeit sei davon auszugehen, da&#223; jeder Handwerksgeselle mit durchschnittlichen Intelligenz, Ehrgeiz und Flei&#223; die Meisterpr&#252;fung mit Erfolg&#160; ablegen k&#246;nne. Die Schulzeugnisse des Kl&#228;gers h&#228;tten vor dem Unfall in den wesentlichen F&#228;chern die Zensuren befriedigend und gut gezeigt. Ein ordentliches Elternhaus h&#228;tte dem Kl&#228;ger auch g&#252;nstige Umweltbedingungen zur Entwicklung von Flei&#223; und Ehrgeiz gegeben, zumal der Anreiz hinzugekommen sei, sp&#228;ter das Gesch&#228;ft seines Lehrherrn zu &#252;bernehmen, der keine m&#228;nnlichen Abk&#246;mmlinge habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat gegen dieses am 12. Januar 1971 verk&#252;ndete und am 29. Januar 1971 zugestellte Grundurteil am 25. Februar 1971 Berufung eingelegt und sie nach Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 25. April 1971 am 26. April 1971, einem Montag, begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt vor, der Kl&#228;ger habe nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit dargetan, da&#223; er ohne den Unfall mit der Vollendung des 25. Lebensjahres die Meisterpr&#252;fung im Elektrohandwerk abgelegt haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Von 100 jungen Leuten, die eine Handwerkslehre beg&#228;nnen, best&#228;nden n&#228;mlich nur rund 75 die Gesellenpr&#252;fung. Lediglich 25 % der Gesellen, nicht einmal 20 % der Berufsanf&#228;nger, unterz&#246;gen sich mit Erfolg der Meisterpr&#252;fung ( Beweis: Auskunft des statistisch Landesamts und der Handwerkskammer). Es komme hinzu, da&#223; die Schulzeugnisse des Kl&#228;gers nicht gerade &#252;berdurchschnittlich gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet auch, da&#223; der Kl&#228;ger begr&#252;ndete Aussicht gehabt habe, irgendwann einmal das Gesch&#228;ft seines Lehrherrn zu &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen, notfalls ihr Vollstreckungsnachla&#223; zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">notfalls ihm, der sich vorsorglich zur Sicherheitsleistung erbietet nachzulassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzuwenden und zu gestatten, da&#223; diese durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beruft sich auf seinen fr&#252;heren Vortrag und auf die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils. Er behauptet, bei seinen in der Schule vor dem Unfall gezeigten Leistungen sowie bei den bei ihm vorliegenden <em>g&#252;nstigen</em> Umweltsbedingungen h&#228;tte er auf jeden Fall die Meisterpr&#252;fung abgelegt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wird auf den Vortrag der Parteien nach Ma&#223;gabe der gewechselten Schrifts&#228;tze sowie auf die vom Kl&#228;ger &#252;berreichten Schul- und Lehrzeugnisse verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die an sich statthafte, in rechter Form und Frist eingelegte und begr&#252;ndete Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Landgericht den Klageanspruch dem Grunde nach f&#252;r gerechtfertigt erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#160;Der Kl&#228;ger hat unstreitig gem&#228;&#223; &#167;&#167; 843, 842 BGB einen Anspruch darauf, im Wege einer Geldrente Ersatz f&#252;r die Nachteile zu erhalten, die er infolge des Unfalls vom Jahre 1956 erlitten hat. Dennoch ist der Kl&#228;ger, wie das Landgericht zu Recht ausgef&#252;hrt hat, gem&#228;&#223; &#167; 252 BGB so zu stellen, wie wenn er im Alter von 25 Jahren<sub>,</sub> also sp&#228;testens bis zum 1. Februar 1969, die Meisterpr&#252;fung im Elektrohandwerk mit Erfolg abgelegt h&#228;tte. Zwar hat der Kl&#228;ger nicht zur vollen Gewi&#223;heit dartun k&#246;nnen er h&#228;tte bis zu dem angef&#252;hrten Zeitpunkt die Pr&#252;fung als Elektromeister bestanden, da er bereits mit 12 Jahren den seine Intelligenz und sein Leistungsverm&#246;gen erheblich mindernden Unfall erlitten hat. Dem Kl&#228;ger kommt aber die Beweiserleichterung des &#167; 252 Abs. 2 BGB zugute, wonach als entgangen auch der Gewinn gilt, welcher nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge oder nach den besonderen Umst&#228;nden, insbesondere nach den getroffenen Anstalten oder Vorkehrungen mit Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann ( BGH NJW l 964, 662 mit weiteren Belegen; BGB (VersR 1967, 903, VersR 1969, 376, VersR 1970, 76 ). Hiernach mu&#223; die den Schadensersatz fordernde Partei f&#252;r die Ausgangssituation des Schadens greifbare Tatsachen vorbringen<sub>d</sub> aus denen sich anhand eines bestimmten Sachverhalts sagen l&#228;&#223;t, wie die Dinge wenn das als Schaden stiftende Ereignis nicht eingetreten w&#228;re, sich nach menschlicher Erfahrung weiter entwickelt haben w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dies hat der Kl&#228;ger getan. Er hat nachgewiesen, da&#223; seine intellektuellen F&#228;higkeiten vor dem Unfall weit &#252;ber dem vergleichbaren Durchschnitt seiner Altersgenossen lagen. Die letzten drei Schulzeugnisse vor dem Unfall weisen Zensuren aus, die im wesentlichen um befriedigend liegen, in <em>den</em> Hauptf&#228;chern Deutsch und Rechnen teilweise sogar dar&#252;ber. Gerade im Hinblick auf sein Berufsziel - Elektrotechniker - ist von Belang, da&#223; der Kl&#228;ger sich - bei dem gleichen Lehrer - im Rechnen und Naturkunde in seinem letzten Zeugnis vor dem Unfall auf gut verbesserte. Nach dem Unfall verschlechterten sich seine Leistungen erheblich, teilweise um mehr als eine Zensur und lagen nur noch um ausreichend, teilweise waren sie sogar schlechter.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">In Rechnen und Naturkunde erhielt er jetzt, im Zeugnis vom 31. Oktober 1957, nur noch ausreichend. Hiernach wird es verst&#228;ndlich, weshalb der Kl&#228;ger die Elektrogesellenpr&#252;fung nicht bestand, zumal er nach dem Zeugnis seines Lehrherrn wegen seines Gesundheitsstands nur zur H&#228;lfte einsatzf&#228;hig war.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Weiter rechtfertigen die pers&#246;nlichen Eigenschaften des Kl&#228;gers sowie seine Umweltbedingungen den Schlu&#223;, da&#223; er auch den notwendigen Ansporn bekommen und den erforderlichen Ehrgeiz entwickelt h&#228;tte, seinen intellektuellen F&#228;higkeiten zum Bestehen der Meisterpr&#252;fung auszunutzen. Der Kl&#228;ger hatte vor dem Unfall in seinem Schulzeugnissen<sub>,</sub>in F&#252;hrung, Beteiligung am Unterricht und Flei&#223; gute und befriedigende Noten. Erst nach dem Unfall wird im Zeugnis &#252;ber ein Nachlassen der Beteiligung am Unterricht geklagt. Immerhin besa&#223; der Kl&#228;ger jetzt noch die Energie, eine weitere Ausbildung, somit die Elektrolehre, anzutreten, die er allerdings aufgrund der unfallbedingten Leistungsminderung nicht mit Erfolg abschlie&#223;en konnte. Ob sich f&#252;r den Kl&#228;ger als weiterer Ansporn zum Ablegen der Meisterpr&#252;fung die &#220;bernahme des Gesch&#228;ftes seines Lehrherrn ergeben h&#228;tte, hat der Senat nicht f&#252;r beweiserheblich angesehen. Wohl aber ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Kl&#228;ger einer Familie entstammt, mit eigenem Hausgrundbesitz. Der Vater hat sich bis zum Fernmelde-Obersekret&#228;r bei der Bundespost hochgearbeitet, hat somit auch vom Beruf her eine Ber&#252;hrung mit dem Elektrozweig. Ein Bruder des Kl&#228;gers, mit einer Schlosserausbildung, befindet sich, wie die Beklagte nicht bestreitet, in einer vergleichbaren sozialen Stellung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist &#252;berzeugt, da&#223; ein 12j&#228;hriges Kind anstelle des Kl&#228;gers mit seinen befriedigenden schulischen Leistungen und guten Leistungen in <em>Rechnen</em> und Naturkunde, mit &#252;berdurchschnittlichem Flei&#223; und Energie und aus der Umwelt eines b&#252;rgerlich-strebsamen Elternhauses heraus, bei dem Vater und Bruder technische Berufe eingeschlagen haben, durchweg alle Voraussetzungen zu einem sp&#228;teren Ablegen der Meisterpr&#252;fung im Elektrohandwerk besitzt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Dem kann die Beklagte nicht entgegenhalten, da&#223; nur 20 % derjenigen, die eine Elektrolehre beginnen, sp&#228;ter auch die Meisterpr&#252;fung mit Erfolg ablegen. Dem Senat kommt es hierbei auch nicht darauf an, zu ermitteln, wie hoch die Durchfallquote selbst bei der Meisterpr&#252;fung ist, ob nicht - wof&#252;r die Lebenserfahrung spricht - nur ein geringer Teil der Gesellen diese Pr&#252;fung anstrebt. Entscheidend ist, da&#223; der Kl&#228;ger nach &#220;berzeugung des Senats wegen seiner &#252;berdurchschnittlichen intellektuellen und pers&#246;nlichen F&#228;higkeiten und wegen des g&#252;nstigen Umwelteinflusses seines Elternhauses, ohne das Unfallereignis zu jenen 20 % der Berufsanf&#228;nger geh&#246;rt h&#228;tte, die die Meisterpr&#252;fung bestanden haben w&#252;rden. Da&#223; der Kl&#228;ger den vollen Nachweis nicht f&#252;hren kann, liegt allein an dem vom Rechtsvorg&#228;nger der Beklagten verursachten Unfall.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dieser Umstand nimmt der Beklagten aber nach Treu und Glauben die M&#246;glichkeit, sich darauf zu berufen, der Kl&#228;ger habe nicht zu den 20 % Berufsanf&#228;ngern geh&#246;rt, die die Meisterpr&#252;fung ablegen. Es h&#228;tte an der Beklagten gelegen, Umst&#228;nde aufzuf&#252;hren und zu beweisen die daf&#252;r sprechen, da&#223; der Kl&#228;ger trotz der dargelegten g&#252;nstigen Voraussetzungen nicht zu jener Gruppe von Elektrolehrlingen geh&#246;rt h&#228;tte, die die Meisterpr&#252;fung bestehen. Derartige Umst&#228;nde hat die Beklagte indes nicht aufgezeigt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat also zu Recht die Klage dem Grunde nach zugesprochen, weshalb die Berufung zur&#252;ckzuweisen war.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht wird das Verfahren wegen des <em>An</em>spruchs der H&#246;he nach fortzusetzen haben.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die prozessualen Nebenanspr&#252;che beruhen auf &#167;&#167; 97 Abs. 2, 708 Ziff. 7, 713 <em>a</em> ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 7.633,-- DM.</p>
316,083
olgk-1971-04-28-2-u-11270
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2 U 112/70
"1971-04-28T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:17"
"2019-03-27T09:41:27"
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1971:0428.2U112.70.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>T a t b e s t a n d</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger hatten durch den Beklagten 1966 ein Wohnhaus nachgewiesen bekommen und kauften es notariell von der Eigent&#252;merin Frau Ursula C. in K.H. . Wegen dieses Kaufes kam es zu einem Rechtsstreit zwischen den Kl&#228;gern und Frau C. . Die Kl&#228;ger erhoben zun&#228;chst eine Vollstrek-kungsgegenklage (6 U 37/67 LG K&#246;ln), die auf An-fechtung wegen arglistiger T&#228;uschung gest&#252;tzt war. Dieser Rechtsstreit endete mit einem Proze&#223;ver-gleich vom 2. M&#228;rz 1967, durch den der notarielle Grundst&#252;ckskaufvertrag unter Vorbehalt von Ersatz-anspr&#252;chen der Kl&#228;ger einverst&#228;ndlich aufgehoben wurde. Anschlie&#223;end machten die Kl&#228;ger in einem neuen Proze&#223; (4 O 159/67 LG K&#246;ln = 2 U 5/68 OLG K&#246;ln) Ersatzanspr&#252;che gegen Frau C. geltend und berechneten dabei folgenden Schaden:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zahlung der Maklergeb&#252;hr an den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">dieses Prozesses 4.680,00 DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Notarkosten 1.055,08 DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gerichtskosten 145,00 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sonderw&#252;nsche wegen einer</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nirosta-Sp&#252;le 75,00 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nutzlose Anschaffung von Gardinen-</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">brettern 323,20 DM</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zinsen aus Kaufpreisvorauszahlung in</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">H&#246;he von 50.000,00 DM 2.083,33 DM</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Bereitstellungszinsen 99,37 DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">8.460,98 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">===========</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Auch dieser Rechtsstreit endete mit einem Pro-ze&#223;vergleich, der am 26.02.1969 vor dem Senat geschlossen wurde. Die Eigent&#252;merin Frau C. verpflichtete sich darin, zum Ausgleich aller An-spr&#252;che der Kl&#228;ger an diese 4.360,00 DM zu zahlen. Vor Abschlu&#223; dieses Vergleichs - im Schriftsatz vom 23.01.1969 - hatten die Kl&#228;ger ihre Schadens-berechnung gegen&#252;ber Frau C. erm&#228;&#223;igt und noch folgende Positionen in Rechnung gestellt:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Maklergeb&#252;hren 4.680,00 DM</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Notargeb&#252;hren 1.055,08 DM</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gerichtskosten f. Grundbucheintra-</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">gungen 161,00 DM</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nirosta-Sp&#252;le 75,00 DM</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">4 % Zinsen von 50.000 DM f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Zeit vom 1.9.66 bis 1.7.67 1.666,65 DM</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Geb&#228;udeversicherung 103,00 DM</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">7.740,73 DM</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Im vorliegenden Verfahren verlangen die Kl&#228;ger nunmehr vom Beklagten die an diesen gezahlten Mak-lergeb&#252;hren in H&#246;he von 4.680,00 DM zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Sie haben behauptet, der Beklagte habe sie durch wissentlich falsche Angaben &#252;ber die Wohnfl&#228;che des angebotenen Hauses arglistig get&#228;uscht und dadurch zum Kaufabschlu&#223; und zur sp&#228;teren R&#252;ckg&#228;n-gigmachung des Kaufes bewogen. Er habe deshalb und auch aus dem Gesichtspunkt der positiven Vertrags-verletzung die Maklergeb&#252;hren zur&#252;ckzuzahlen. In-soweit sei von Bedeutung, da&#223; der Beklagte seine Maklerpflichten weiter dadurch verletzt habe, da&#223; er auch f&#252;r die Verk&#228;uferin t&#228;tig geworden sei und unter Zur&#252;cksetzung der Interessen der Kl&#228;ger auch deren Interessen wahrgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;ger 4.680,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 1.11.1966 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Er hat behauptet, die von ihm weitergegebenen An-gaben &#252;ber die Wohnfl&#228;che des vermittelten Hauses habe er von dem f&#252;r die Verk&#228;uferin aufgetretenen Zeugen P. erfahren. Da er die Kl&#228;ger nicht arg-listig get&#228;uscht habe, ber&#252;hre die sp&#228;tere R&#252;ck-g&#228;ngigmachung des Kaufvertrages seinen Maklerlohn nicht.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen aller Einzelheiten des erstinstanzlichen Vorbringens wird auf die vor dem Landgericht ge-wechselten Schrifts&#228;tze der Parteien verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Das Landgericht hat durch Urteil vom 27.07.1970 die Klage abgewiesen. Auf den Inhalt des Urteils wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Gegen das am 20.08.1970 zugestellte Urteil haben die Kl&#228;ger am 18.09.1970 Berufung eingelegt und diese nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung am 19.11.1970 (gesetzlicher Feiertag) begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger wiederholen ihr erstinstanzliches Vor-bringen. Sie gehen davon aus, der Beklagte habe seinen Maklerlohn verwirkt, weil er dem Inhalt des Vertrages zuwider auch f&#252;r den anderen Teil t&#228;tig gewesen sei. Daher m&#252;sse er den empfangenen Maklerlohn wegen ungerechtfertigter Bereicherung zur&#252;ckerstatten. Dar&#252;ber hinaus habe er es ver-s&#228;umt, die Kl&#228;ger vertragsgem&#228;&#223; zu informieren und &#252;ber die wirklich benutzbare Wohnfl&#228;che zu unter-richten.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Ur-teils nach den Schlu&#223;antr&#228;gen der Kl&#228;-ger in erster Instanz zu erkennen, notfalls den Kl&#228;gern zu gestatten, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheits-leistung, welche auch durch B&#252;rgschaft einer im W&#228;hrungsgebiet ans&#228;ssigen Bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse er-bracht werden kann, abzuwenden; zur Sicherheitserkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167; 713 Abs. 2 ZPO (auch durch Bankb&#252;rgschaft) erkl&#228;ren sich die Kl&#228;ger bereit.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen, hilfswei-se Vollstreckungsschutz.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Er geht davon aus, da&#223; dem Klagebegehren bereits der in dem Rechtsstreit 4 O 159/67 = 2 U 5/68 OLG K&#246;ln geschlossene Vergleich vom 26.02.1969 entge-genstehe, da damit der Anspruch der Kl&#228;ger aus R&#252;ckzahlung der Maklerprovision abgegolten sei. Dar&#252;ber hinaus entfalle ein R&#252;ckzahlungsanspruch deshalb, weil der Beklagte sich keiner haftungsbe-gr&#252;ndenden Vertragsverletzungen gegen&#252;ber den Kl&#228;-gern schuldig gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Wegen der Einzelheiten des zweitinstanzlichen Vor-bringens wird auf den Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Akten 6 O 37/67 LG K&#246;ln und 4 O 159/67 LG K&#246;ln waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung; sie sind zu Informationszwecken beigezogen worden; der Inhalt der Beiakten ist von beiden Parteien vorge-tragen bzw. in Bezug genommen worden.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist zul&#228;ssig. Sie ist jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">1.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">In H&#246;he eines Betrages von mindestens 2.588,50 DM ist die Klage unschl&#252;ssig, da es nach dem eigenen Vorbringen der Kl&#228;ger an einem Schaden fehlt. Im Vorproze&#223; 4 O 159/67 machte der Anteil der Scha-densposition "Maklergeb&#252;hr" mit 4.680,00 DM einen Prozentsatz von 55,31 % des Klagebegehrens aus. 55,31 % der Vergleichssumme von 4.360,00 DM ent-fielen daher zumindest auf die Schadensposition "Maklergeb&#252;hren". Insoweit ist der von den Kl&#228;ger behauptete Schaden bereits durch die Zahlung der Frau Ursula C. abgegolten. Da&#223; die Kl&#228;ger diese Kosten nicht von ihrer urspr&#252;nglichen Verk&#228;uferin und dar&#252;ber hinaus vom Beklagten, also doppelt zur&#252;ckverlangen d&#252;rfen, ist au&#223;er Zweifel, da sie die Maklerkosten auch nur einmal bezahlt haben.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Kl&#228;ger hatten im Vorproze&#223; 4 O 159/67 LG K&#246;ln mit Schriftsatz vom 10.01.1969 ihre Schadensfor-derung gegen&#252;ber der Verk&#228;uferin auf 7.740,73 DM herabgesetzt. Ob infolgedessen der auf die Scha-densposition "Maklergeb&#252;hr" erfallende Vergleichs-betrag nicht noch h&#246;her anzusetzen ist oder ob gar - wie der Beklagte meint - durch den Vergleich vom 26.02.1969 jeglicher Erstattungsanspruch gegen den Beklagten ausger&#228;umt worden ist, braucht hier nicht er&#246;rtert und entschieden zu werden. Auch die nach der vorstehenden, den Kl&#228;ger g&#252;nstig-sten Berechnung allenfalls noch verbleibende Kla-geforderung von (4.680 DM minus 2.588,50 DM =) 2.091,50 DM mu&#223; in &#220;bereinstimmung mit dem Landge-richt verneint werden.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">2.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Ein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung des Beklagten nach &#167; 812 BGB entf&#228;llt. Zwischen den Kl&#228;gern und der Grundst&#252;ckseigent&#252;merin war ein notarieller Vertrag abgeschlossen worden. Dieser Vertrag ist durch einen Proze&#223;vergleich, also durch einen weiteren Vertrag im Rechtsstreit 6 O 37/67 LG K&#246;ln aufgehoben worden. Die Entste-hungsvoraussetzungen des Makleranspruches des Be-klagten sind davon unber&#252;hrt geblieben. Inwieweit neben der vertraglichen Aufhebung des Grundst&#252;cks-kaufvertrages noch die Berufung darauf m&#246;glich ist, dieser Vertrag sei auch wegen arglistiger T&#228;uschung anfechtbar gewesen, kann dahinstehen. Eine arglistige T&#228;uschung der Verk&#228;uferin Frau C. , die allein die Anfechtung des Grundst&#252;cks-kaufvertrages h&#228;tte rechtfertigen k&#246;nnen, ist im Vorproze&#223; 4 O 159/67 LG K&#246;ln nicht bewiesen wor-den. Die Kl&#228;ger k&#246;nnen daher auch dem Beklagten nicht mit Erfolg entgegenhalten, derjenige Grund-st&#252;ckskaufvertrag, f&#252;r dessen Vermittlung eine Maklerprovision gezahlt worden sei, sei r&#252;ckwir-kend vernichtet worden.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">3.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Positive Vertragsverletzung des Beklagten scheidet entgegen der Auffassung der Kl&#228;ger als Anspruchs-grundlage ebenfalls aus. Einen dahingehenden Be-weis haben die Kl&#228;ger nicht gef&#252;hrt. Das Beweiser-gebnis im Vorproze&#223; 4 O 159/67 hatte zu einem non liquet gef&#252;hrt. Diese Beweisw&#252;rdigung &#228;ndert sich nicht dadurch, da&#223; die Kl&#228;ger auf der Grundlage der Beweisaufnahme des Vorprozesses nunmehr den Beklagten in Anspruch nehmen. Es ist nicht einmal nachgewiesen, da&#223; der Maklerauftrag unter Aus-schlu&#223; aller anderen Objekte auf 150 qm Wohnfl&#228;che gerichtet war. Aus dem Maklerangebot vom 7.8.1966 (Bl. 21 d.A.) folgt das entgegen der Auffassung der Kl&#228;ger nicht. Unklar ist weiter nach wie vor, was die Kl&#228;ger sich unter dem Begriff "Quadrat-meter" beim Hauserwerb vorgestellt haben. Reine Wohnfl&#228;che kann damit schwerlich gemeint gewesen sein. Dann h&#228;tte das von den Kl&#228;gern gesuchte Haus eine bautechnisch berechnete Wohnfl&#228;che von ann&#228;hernd 200 qm haben m&#252;ssen. Dielen, Toilet-ten, Nebenr&#228;ume und dergleichen werden n&#228;mlich bei der Wohnfl&#228;chenberechnung ber&#252;cksichtigt. Die Beweisaufnahme im Vorproze&#223; 4 O 159/67 begr&#252;ndet auch nicht die gem&#228;&#223; &#167; 286 ZPO notwendige, an Si-cherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, da&#223; der Be-klagte die Kl&#228;ger schuldhaft irregef&#252;hrt hat. Der Beklagte war als Makler nicht gehalten, das ange-botene Wohnhaus auszumessen. Es ist sogar zweifel-haft, ob er dazu technisch &#252;berhaupt in der Lage gewesen w&#228;re; derartige Aufgaben geh&#246;ren in den Bereich der Architektenleistungen. Dar&#252;ber hinaus kann nicht &#252;bersehen werden, da&#223; die Kl&#228;ger das von dem Beklagten nachgewiesene Objekt besichtigt und sogar bezogen haben. Sie waren also zumindest ebenso genau &#252;ber die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse informiert wie der Beklagte. Selbst wenn sie von einer falschen Wohnfl&#228;chenberechnung ausgegangen sind, mu&#223; mit R&#252;cksicht auf ihr eigenes Verhalten davon ausgegangen werden, da&#223; sie das Haus dennoch als angemessen ansahen. Nach der Lebenserfahrung erkennt normalerweise jemand nicht erst nach dem Einzug, da&#223; ein Haus um 30 % zu wenig Wohnfl&#228;che hat. Alle diese und weitere konkrete Umst&#228;nde m&#252;s-sen gem. &#167; 286 ZPO bei der Beweisw&#252;rdigung ber&#252;ck-sichtigt werden und stehen der Annahme der Kl&#228;ger entgegen, die Beweislage st&#252;tze ihre Rechtsauffas-sung v&#246;llig.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">4.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Entgegen der Annahme der Kl&#228;ger sind auch die Voraussetzungen des &#167; 654 BGB nicht gegeben. Nach dieser Vorschrift ist der Anspruch auf den Makler-lohn ausgeschlossen, wenn der Makler dem Inhalt des Vertrages zuwider auch f&#252;r den anderen Teil t&#228;tig gewesen ist. Da&#223; dies geschehen sei, schlie-&#223;en die Kl&#228;ger daraus, da&#223; der Beklagte sich auch von der Verk&#228;uferin eine Verg&#252;tung ausbedungen habe und auf sein Anraten hin der Kaufpreis um 1.000,00 DM erh&#246;ht worden sei, um diese Verg&#252;tung aufzubringen. Auch wenn man davon ausgeht, fehlt es an einem "T&#228;tigwerden" f&#252;r die andere Partei im Sinne des &#167; 654 BGB. Die enge Auslegung, die die Kl&#228;ger dieser Vorschrift geben, ist nicht mit der einschl&#228;gigen Rechtsprechung und dem Schrifttum zu vereinbaren. So hei&#223;t es etwa im BGB-Kommentar von Soergel-Mormann, 10. Aufl. &#167; 654 Anm. 1, der hier statt vieler angef&#252;hrt sei: "Dem Nachweismakler ist es nach allgemeiner Meinung grunds&#228;tzlich nicht verwehrt, auch f&#252;r die Gegenpartei t&#228;tig zu werden, dem Vermittlungsmakler nicht, sich von der Gegenpartei eine Provision f&#252;r den Nachweis versprechen zu lassen". Im Streitfall ist - vom Vorbringen der Kl&#228;ger ausgehend - seitens des Be-klagten nur das Aufbringen der Verk&#228;uferprovision erm&#246;glicht worden. Der vom Beklagten beschrittene Weg ist im Maklergewerbe &#252;blich. Fast alle Makler, insbesondere auch diejenigen, die im Ring Deut-scher Makler zusammengeschlossen sind, arbeiten heute mit Verg&#252;tungen von 3 + 3 % bis 5 + 5 %. Das hei&#223;t, Grundst&#252;cksk&#228;ufer und Grundst&#252;cksver-k&#228;ufer m&#252;ssen je 3 bis 5 % Provision zahlen. Der Verk&#228;ufer ist h&#228;ufig nicht dazu bereit, weil dies seinen Kaufpreis mindern w&#252;rde. Deshalb wird des &#246;fteren der dem Verk&#228;ufer vorgeschriebene Mindest-kaufpreis um den ihn belastenden Provisionssatz - im Streitfall 1.000,00 DM - erh&#246;ht. Richtig ist zwar, da&#223; auf diese Weise der K&#228;ufer unter Umst&#228;n-den die Mehrprovision tragen mu&#223;, ebenso wie er ja auch die Notar- und sonstigen Nebenkosten al-leine aufzubringen hat. Der Verk&#228;ufer kann diesen Berechnungsmodus aber jedenfalls dann durchsetzen, wenn das von ihm angebotene Haus wegen seiner Lage oder sonstiger Vorz&#252;ge auf Interesse st&#246;&#223;t und er anderenfalls an einen sonstigen Erwerber ver&#228;u&#223;ern kann. Der Aufschlag von 1.000,00 DM auf seiten der Verk&#228;uferin kann unter diesen Umst&#228;nden nicht als eine mit &#167; 654 BGB unvereinbare Vertragswidrigkeit gewertet werden, die die Provisionszahlung der Kl&#228;ger von 4.680,-- DM wegen Verwirkung v&#246;llig entfallen lie&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">5.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Abgesehen von den vorstehend unter Ziffer 2. bis 4. er&#246;rterten Gr&#252;nden mu&#223; der durch den Vergleich im Vorproze&#223; 4 O 159/67 LG K&#246;ln nicht befriedigte restliche Zahlungsanspruch der Kl&#228;ger in H&#246;he von allenfalls 2.091,50 DM jedenfalls wegen Mitver-schuldens (&#167; 254 BGB) verneint werden. Unstreitig haben die Kl&#228;ger das Haus vor dem Erwerb besich-tigt, die Baupl&#228;ne eingesehen und sogar ihrer Ver-wunderung &#252;ber die niedrige Gescho&#223;h&#246;he im unteren Bereich des Hauses Ausdruck gegeben. Selbst wenn man dem Beklagten ein zum Ersatz verpflichtendes schuldhaftes vertragswidriges Verhalten vorwerfen will, mu&#223; die Au&#223;erachtlassung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt in den eigenen Angelegen-heiten der Kl&#228;ger diese nach &#167; 254 Abs. 1 BGB mitbelasten. Dar&#252;ber hinaus ist den Kl&#228;gern auch der Vorwurf zu machen, da&#223; sie es entgegen &#167; 254 Abs. 2 BGB unterlassen haben, den nach ihrer An-sicht drohenden Schaden abzuwenden. Bereits zu ei-nem Zeitpunkt, in dem zwischen den Kl&#228;gern und der Verk&#228;uferin die Streitigkeiten begonnen hatten, n&#228;mlich Ende 1966, konnten die Kl&#228;ger das Haus zum Preise von 156.000,-- DM, also f&#252;r ihren eigenen Kaufpreis an einen Dritten verkaufen. Der Zeuge F.D. hat im Vorproze&#223; (Bl. 97 d.A. 4 O 159/67) ausgesagt: "Ich hatte mich dem Kl&#228;ger gegen&#252;ber bereit erkl&#228;rt, das Haus zu kaufen gegen Zahlung von 156.000,-- DM. Der Kl&#228;ger wollte jedoch auch seine Umzugskosten von mir &#252;bernommen haben. Dazu war ich nicht bereit". Das hei&#223;t, die Kl&#228;ger h&#228;tten durch Verzicht auf Erstattung der Umzugskosten den nach ihrer Darlegung erheblichen Schaden aus dem Hauserwerb im wesentlichen abwen-den k&#246;nnen. Da&#223; sie dies unterlassen haben, m&#252;ssen sie sich nach &#167; 254 Abs. 2 BGB als Mitverschulden anrechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Der Mitverschuldensanteil der Kl&#228;gerin m&#252;&#223;te je-denfalls mit 1/2 angesetzt werden. Dann ergibt sich folgende Schadensberechnung:</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Von den Kl&#228;gern gezahlte Maklergeb&#252;hr 4.680,-- DM 1/2 davon entfielen nach &#167; 254 BGB auf die</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Kl&#228;ger 2.340,-- DM</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">gezahlt worden sind im Vorproze&#223;</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">4 O 159/67 auf den Schadensposten</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">"Maklergeb&#252;hr" mindestens 2.588,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Soweit den Kl&#228;gern also &#252;berhaupt ein Schadener-satzanspruch zugestanden werden k&#246;nnte, w&#228;re er auf jeden Fall unter Ber&#252;cksichtigung ihres Mit-verschuldens durch die vergleichsweise Zahlung im Vorproze&#223; 4 O 159/67 abgegolten.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">6.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen kann der Klage im Ergebnis aus keinem rechtlichen Gesichtspunkt stattgegeben werden. Das landgerichtliche Urteil ist deshalb zu best&#228;tigen.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 708 Nr. 7, 713 a ZPO.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">Streitwert: 4.680,00 DM.</p>
316,084
ovgnrw-1971-01-19-6-a-102669
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 A 1026/69
"1971-01-19T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:19"
"2019-03-27T09:41:26"
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1971:0119.6A1026.69.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten des Kl&#228;gers</p> <p>zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig voll&#8209;</p> <p>streckbar.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger geboren im Januar 1903 &#160;erlangte im M&#228;rz 1920 die OberSekundareife. In der Zeit bis M&#228;rz 1922 arbeitete er 20 1/2 Monate "praktisch". Vom Sommersemester 1926&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8226;bis zum Wintersemester 1932/33 studierte er an der Bauingenieurwesen. Am 28 November 1932 bestand er die Schlu&#223;pr&#252;fung in der Bauingenieurabteilung dieser Hochschule. Vom 8. Mai 1933 bis zum 31. Dezember 1936 stand er in einem Angestelltenverh&#228;ltnis zur Stadt&#160;&#160; &#160;, anschlie&#223;end bis zum 30. November 1938 zur Stadt&#160;&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Im Oktober 1960 berief der Finanzminister des beklagten Landes - im Folgenden Beklagter genannt - den Kl&#228;ger in das Beamtenverh&#228;ltnis auf Lebenszeit. Im Mai 1962 bat der Kl&#228;ger, seine Studienzeit als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit anzuerkennen und die Gesamtzeit seiner ruhegehaltf&#228;higen Dienstjahre anzugeben. Durch Verf&#252;gung vom 19. November 1962 genehmigte die Oberfinanzdirektion&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ., "das unter der Voraussetzung des Gleichbleibens der Rechtslage von Ihrer Studienzeit bei der Berechnung der Versorgungsbez&#252;ge die Zeit vom 1. April 1926 bis 31. M&#228;rz 1930 als Mindeststudienzeit und die Zeit vom 290 August bis 280 November 1932 als &#252;bliche Pr&#252;fungszeit und die Zeit vom 1. Oktober 1921 bis 31. M&#228;rz 1922 als Zeit einer erforderlichen praktischen T&#228;tigkeit bei Eintritt des Versorgungsfalles gem&#228;&#223; &#167; 124 LBG als ruhegehaltf&#228;hig ber&#252;cksichtigt werden".</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter dem 22. Dezember 1962 schrieb sie dem Kl&#228;ger:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">".... teile ich Ihnen mit, da&#223; eine Berechnung, Ihrer ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeiten und Festsetzung Ihrer Pensionsbez&#252;ge erst bei Eintritt des Versorgungsfalles erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach einer &#252;berschl&#228;glichen Berechnung. haben Sie bei Ber&#252;cksichtigung der jetzigen Rechtslage und Anrechnung Ihrer Studienzeiten zur Zeit einen Ruhe gehaltssatz von 70 v.H. erreicht".</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Oktober 1964 bat der Kl&#228;ger die damalige Zentrale Besol dungs- und Versorgungsstelle im Gesch&#228;ftsbereich. des Finanzministeriums Nordrhein-Westfalen ZBFIN - um "verbindlicher Angabe seiner ruhegehaltf&#228;higen Dienstjahren. Unter dem 17. November 1964 schrieb die ZBFIN 'dem Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">"Ihre ruhegehaltf&#228;hige Dienst2eit betr&#228;gt bis einschlie&#223;lich 31. Dezember 1964 29 Jahre und 104 Tage; das entspricht einem Ruhegehaltssatz von 69 v.H. Die Dienstzeit berechnet sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1. Oktober 1921 bis 31. M&#228;rz 1922 praktische T&#228;tigkeit (&#167; 124 LBG)&#160;&#160;Jahre&#160;182 &#160;Tage</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1. April 1926 bis 31. M&#228;rz 1930 &#8226; Studienzeit (&#167; 124 LBG)</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">29. August 1932 bis 28. November 1932 &#252;bliche Pr&#252;fungszeit</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">(&#167; 124 LBG)&#160;92 "</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">8. Mai 1933 bis 31. Dezember 1936 Angestellter bei der</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Stadtverwaltung 3 Jahre 238 Tage</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">zur H&#228;lfte (&#167; 122 Abs. 2 LBG)&#160;&#160;&#160;1 Jahr&#160;&#160;301,5 "</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. Januar 1937 bis 30. November 1938</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Angestellter bei der Stadtverwaltung 1 Jahr 334 Tage</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">zur H&#228;lfte&#160; Jahre 349,5 "</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1. Dezember 1938 bis 80 Mai 1945. Beamter bei der Stadtverwal&#8209;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">tung <strong>(&#167;</strong> 119 LBG)&#160;&#160;&#160;6 Jahre 159 Tage</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">9.&#160;Mai 1945 bis 31. M&#228;rz 1951 Kriegsgefangenschaft und amtlose Zeit (&#167; 227 Abs. 3 LGB) 5 Jahre 327 Tage</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1. August 1955 bis 31. Dezember 1964 im Dienste der Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen, bis 2. Oktober 1960 als Angestellter,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">ab 3. Oktober 1960 als Beamter (&#167;&#167; 227 Abs.3 und 119 LBG)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">zusammen&#160;&#160;25 Jahre 1.564 Tage</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">oder&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 29 Jahre 104 Tage</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bis zum Eintritt in den Ruhestand mit Ablauf des Monats, in. dem. Sie das 65. Lebensjahr vollenden, erh&#246;ht sich der Ruhegehaltssatz auf 72 v.H. der ruhegehaltf&#228;higen Dienstbez&#252;ge.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Beide Prozentangaben gehen von der Annahme aus, da&#223;die Zeiten. vom 8. Mai 1933 bis 310 Dezember 1936 und vom</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">10. Januar 1937 bis 30. November 1938 bei der Rentenberechnung der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte als" versicherungspflichtige Zeiten angerechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen weise ich auf das&#8250;Schreiben der Oberfinanzdirektion&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . vom 22. Dezember 1962 ... hin."</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit Ablauf des Monats &#160;Oktober 1965 versetzte der Finanzminister des Beklagten den Kl&#228;ger in den Ruhestand. Durch Bescheid vom 22. September 1965 setzte das Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung NW die Versorgungsbez&#252;ge des Kl&#228;gers fest. Dabei ber&#252;cksichtigte es u.a. die Zeiten</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">vom 1. Oktober. 1921 bis zum&#160;&#160;M&#228;rz 1922 (praktische T&#228;tigkeit),</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">vom 1. April 1926 bis zum 31. M&#228;rz 1930 (Mindeststudienzeit) und<sup>.</sup></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">vom 29. August.1932 bis zum 28. November 1932 &#160;(&#252;bliche Pr&#252;fungszeit)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">8. Mai 1933 bis zum 31. Dezember 1936</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">(Stadtverwaltung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <strong>und vom</strong> 1. Januar 1937 bis zum 30. November 1938 (Stadtverwaltung <strong>)</strong></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit. Daraus ergaben sich 33 volle Dienstjahre und damit gem&#228;&#223; &#167; 126 LBG ein Ruhegehaltssatz von 73 v.H. Diesem Bescheid entsprechend wurde in der Folgezeit das Ruhegehalt an den Kl&#228;ger gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Seit Februar 1968 bezieht der Kl&#228;ger ein Altersruhegeld aus der Angestelltenversicherung. Dessen H&#246;he ergab sich zun&#228;chst aus einem Bescheid:der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte vom 6..Februar1968. Dieser Bescheid und zwei &#196;nderungsbescheide wurden aufgehoben. Ma&#223;gebend ist jetzt ein Bescheid der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte vom 13. Januar 1969. Danach hat die Rente des Kl&#228;gers f&#252;r den Monat Februar 1968 - vor Abzug des Krankenversicherungsbeitrages - 410,50 DM betragen. Von diesem Betrag beruht ein Teil von 5,24 DM monatlich auf einer H&#246;herversicherung des Kl&#228;gers. Die verbleibende Rente berechnet sich nach Werteinheiten. DieSumme der Werteinheiten f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge Pflichtbeltrege, Ersatzzeiten und Ausfallzeiten betr&#228;gt 3.499,72 , die Summe der Werteinheiten f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge <em>479,31.</em></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Durch einen "berichtigten Bescheid" vom 7. M&#228;rz 1968 setzte das Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung die Versorgungsbez&#252;ge des Kl&#228;gers f&#252;r die Zeit ab 1. Februar 1968 neu fest. Dabei ber&#252;cksichtigte es vor dem 8. Mai 1933 liegende Zeiten nicht mehr. Insgesamt ergaben sich 25 volle Dienstjahre und damit ein Ruhegehaltssatz von. 65 v.H. Dazu f&#252;hrte das Landesamt aus Der Wegfall der vor dem 8. Mai 1933 liegenden Zeiten ergebe sich aus Richtlinie. 7 zu &#167; 124 LBG iVm Richtlinie 302 zu &#167; 123 LBC die Gesamtversorgung des Kl&#228;gers (seine beamtenrechtliche Versorgung und seine bereinigte Rente aus der Angestelltenversicherung) &#252;bersteige auch ohne Ber&#252;cksichtigung der bisher ber&#252;cksichtigten, vor dem 8. Mai 1933 liegenden Zeiten die fiktive H&#246;chstgrenze im Sinne der Richtlinie 302 zu &#167; 123 LBG.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit seinem Widerspruch r&#252;gte der Kl&#228;ger die Nichtber&#252;cksichtigung der bisher ber&#252;cksichtigten vor dem 8. Mai 1933 liegenden Zeiten. Durch Bescheid vom 7. Januar 1969 wies das Landesamt den Widerspruch zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den Bescheid des Landesamtes vom 7. M&#228;rz 1968 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 7. Januar 1969 insoweit aufzuheben, als darin seine (des Kl&#228;gers) Vordienstzeiten im. Sinne des &#167; 124 LBG nicht mehr als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit ber&#252;cksichtigt werden,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; den Beklagten f&#252;r verpflichtet zu erkl&#228;ren, die Zeit vom 1. Oktober 1921 bis zum 31. M&#228;rz 1922, vom 1. April 1926 bis zum 31. M&#228;rz 1930 und vom 29. August 1932 bis zum 280 November 1932 als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat, beantragt,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 2. Juli 1969 hat das Verwaltungsgericht in D&#252;sseldorf den Besdleid vom 7. M&#228;rz 1968 und den Widerspruchsbescheid insoweit aufgehoben, als sie sich auf die Zeit vor dem 1. April 1968 erstrecken und. Versorgungsbez&#252;ge f&#252;r die Monate Februar und M&#228;rz 1968 einbehalten; im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung der Klageabweisung hat es dargetan:</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Soweit das LBV im Bescheid vom 7. M&#228;rz 1968 vor dem 8. Mai 1933 liegende Zeiten nicht mehr als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeiten ber&#252;cksichtige, liege in diesem Bescheid die R&#252;cknahme (der Wiederruf) der Bescheide vom 19. November 1962 und vom 22. September 1965. Diese beiden, Bescheide stellten beg&#252;nstigende Verwaltungsakte dar. Dem Bescheid vom 19. November 1962 liege eine rechtsbegr&#252;ndende Ermessensentscheidung nach &#167; 124 LBG zugrunde die, von der Festsetzung des Ruhegehalts zu trennen sei. Soweit der Bescheid vom 22. September 1965 auf dem Bescheid vom 19. Jahuar 1962 beruhe, komme ihm also lediglich feststellende Bedeutung zu. Gleichwohl sei der Bescheid vorn 22. September 1965 als beg&#252;nstigender Verwaltungsakt anzusehen, weil er den Versorgungsanspruch des Kl&#228;gers konkretisiere. Der Widerruf dieser beg&#252;nstigenden Verwaltungsakte mit Wirkung f&#252;r die, Zukunft sei zul&#228;ssig.. Zwar k&#246;nne sich der Beklagte auf den Vorbehalt des Gleichbleibens der Rechtslage (&#167; 165 Abs. 2 Satz 2 LBG) nicht berufen, weil &#167; 124 LBG seit November 1962 keine &#196;nderung erfahren habe. Doch seien die Bescheide Vom 19. November 1962 und vom 22 September 1965 ohne den Vorbehalt ergangen, der ihnen nach den einschl&#228;gigen Vorschriften (den Verwaltungsvorschriften und Richtlinien zu dem versorgungsrechtlichen Teil des Landesbeamtengesetzes sowohl in der Fassung vom 27. August 1962, MBl&#160; NW 1539, als auch in der Neufassung vom 17. August 1967, MBl NW1483) h&#228;tte beigef&#252;gt werden m&#252;ssen. Beide Bescheide seien daher insoweit ermessen&#228;fehlerhaft:und rechtswidrig. Sie k&#246;nnten deshalb f&#252;r die Zukunft zur&#252;ckgenommen werden, obwohl sie unanfechtbar geworden seien..Das Interesse des Kl&#228;gers an ihrer Aufrechterhaltung m&#252;sse gegen&#252;ber dem &#246;ffentlichen Interesse an der Wiederherstellung des gesetzm&#228;&#223;igen Zustandes zur&#252;cktreten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung gegen<sup>.</sup>dieses Urteil bringt der Kl&#228;ger vor:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Nach den "Richtlinien" d&#252;rfe die Ber&#252;cksichtigung der in &#167;<sup>-</sup>124 LBG aufgez&#228;hlten Zeiten nicht dazu f&#252;hren, da&#223; die Gesamtversorgung des Beamten h&#246;her sei als die Versorgung, die er erhalten w&#252;rde, wenn er die f&#252;r die Berechnung der Rente aus der Rentenversicherung ma&#223;gebenden Zeiten, soweit sie nach Vollendung des 17. Lebensjahres abgeleistet worden sind, bereits im Beamtenverh&#228;ltnis zur&#252;ckgelegt h&#228;tte. Die streitigen Zeiten vom 1. Oktober 1921 bis zum 31. M&#228;rz 1922, vom 1. April 1926 bis zum 31. M&#228;rz 1930 und vom 29. August 1932 bis zum 28. November 1932 seien aber f&#252;r die Berechnung seines Altersruhegeld aus der Angestelltenversicherung nicht ma&#223;gebend. Diese Zeiten w&#252;rden bei der Bemessung seines Altersruhegeldes nicht angerechnet. Sein Altersruhegeld w&#252;rde genauso hoch sein, wenn er die genannten Zeiten bereits im Beamtenverh&#228;ltnis zur&#252;ckgelegt h&#228;tte. Die Richtlinien wollten aber ausschlie&#223;lich verhindern, da&#223; bestimmte Zeiten sowohl bei. der Berechnung der Sozialrente als auch bei der Bemessung des Ruhegehalts ber&#252;cksichtigt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Bescheide vom 19. November 1962 und vom 22. September 1965 seien nicht deshalb rechtswidrig, weil sie ohne. den Vorbeh&#228;lt ergangen seien, der ihnen nach den einschl&#228;gigen Verwaltungsvorschriften h&#228;tte beigef&#252;gt werden m&#252;ssen, Diese Verwaltungsvorschriften h&#228;tten gegen&#252;ber dem B&#252;rger nur insoweit Bedeutung, als sie diese beg&#252;nstigten. Dadurch, da&#223; die Beh&#246;rden des Beklagten sie im Falle des Kl&#228;gers nicht angewendet h&#228;tten, sei Art. 3 des Grundgesetzes nicht verletzt. Die Grunds&#228;tze des allgemeinen Verwaltungsrechts &#252;ber die R&#252;cknahme beg&#252;nstigender Verwaltungsakte gestatteten nur die R&#252;cknahme.gesetzwidriger Verwaltungsakte, nicht auch die R&#252;cknahme von Verwaltungsakten, die nicht gegen irgendeine Rechtsnorm verstie&#223;en, bei deren Erla&#223; die Beh&#246;rde vielmehr nur gegen sie bindende Verwaltungsvorschriften versto&#223;en habe. Die Gesetzm&#228;&#223;igkeit der Verwaltung verlange deshalb die R&#252;bknahme der Bescheide vom 19. Januar.1962 und 22. September 1965 nicht. Rechtssicherheit und Vertrauensschutz verb&#246;ten vielmehr die R&#252;cknahme dieser Verwaltungsakte. H&#228;tte er gewu&#223;t, da&#223; sein Ruhegehalt von 1968 ab nur 65 v.H0 betragen w&#252;rde, h&#228;tte er nicht seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand erbeten, sondern w&#228;re er bis zum 31. Januar 1968 im Dienst geblieben.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser &#196;nderung des angefochtenen Urteils seinen Klageantr&#228;gen im ersten Rechtszug in vollem Umfang stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Er f&#252;hrt aus</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die einschl&#228;gigen Verwaltungsvorschriften h&#228;tten nicht den engen Sinn, den der Kl&#228;ger ihnen beilege. Sie bezweckten vielmehr, einen Beamten, der &#174; wie der Kl&#228;ger - eine zeitraubende Vorbildung oder eine besondere praktische T&#228;tigkeit nachweisen m&#252;sse, nicht schlechter zu stellen als einen Beamten, der sich von Beginn seiner beruflidhen T&#228;tigkeit an im Beamtenverh&#228;ltnis <span style="text-decoration:underline">befunden</span>&#160; habe. Daraus ergebe sich, da&#223; eine Anrechnung von Vordienstzeiten nicht m&#246;glich sei,<sup>-</sup> wenn sie zu einer &#220;berschreitung des H&#246;chstsatzes der Versorgung von 75 v.H. f&#252;hren w&#252;rde. Darauf, ob die in Rede stehenden Zeiten bei der Berechnung der Sozialrente ber&#252;cksichtigt worden seien, komme es deshalb.nicht an. Es werde auch bestritten, da&#223; diese Zeiten bei der Berechnung der Sozialrente nicht ber&#252;cksichtigt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Rechtswidrig sei ein Verwaltungsakt auch dann, wenn eine: im Ermessen der Beh&#246;rde stehende Entscheidung nicht ermessensfehlerfrei getroffen worden sei. Eine Entscheidung gem&#228;&#223; &#167;&#8226;124 LBG, die im Ermesben der Beh&#246;rde stehe, d&#252;rfe nur in dem Rahmen bleiben, der den Anrechnungsbestimmungen unausgesprochen zugrundeliege. Zu diesem Rahmen geh&#246;re der Grundsatz; da&#223; eine Doppelversorgung vermieden werden m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des .Sachverhalts und des Vorbringens der<sup>.</sup> Parteien wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und den Von dem Beklagten vorgelegten, die Versorgung und die Personalien des Kl&#228;gers betreffenden Vorg&#228;nge Bezug genommen. &#8226;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben erkl&#228;rt, sie seien damit-einverstanden, da&#223; ohne. m&#252;ndliche Verhandlung entschieden werde.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet, weil der Kl&#228;ger keinen Rechtsanspruch darauf hat, da&#223; die im Klageantrag genannten Zeiten auch f&#252;r die Zeit seit April 1968 als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit ber&#252;cksichtigt werden (I), und der Bescheid vom 7. M&#228;rz 1968 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides auch nicht aus anderen Gr&#252;nden rechtswidrig ist (II).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Ein geschriebener Rechtssatz, der den genannten Anspruch begr&#252;ndet, ist nicht ersichtlich. Er wird auch vom Kl&#228;ger nicht bezeichnet. Die Bescheide vom 19. November 1962 und vom 22. September 1965, die fr&#252;her den genannten Anspruch begr&#252;ndet, haben m&#246;gen, rechtfertigen ihn jedenfalls deshalb nicht mehr, weil sie durch den Bescheid vom 7. M&#228;rz 1968 bzw. durch den Widerspruchsbescheid mit Wirkung vom 1. April 1968</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">aufgehoben worden sind.&#160;Allerdings ist zweifelhaft, ob der Bescheid vom 19. November 1962 bereits durch den streitigen Bescheid des Landesamtes. vom 7. M&#228;rz 1968 aufgehoben worden ist. Dieser Bescheid erw&#228;hnt den<sup>.</sup> Bescheid vom 19. November 1962 nicht. Er stellt die Sach- und Rechtslage so dar, wie es auch geschehen w&#228;re, wenn es den.Bescheid vom 19."Dezember 1962 nicht g&#228;be. Diese Zweifelsfrage kann jedoch dahinstehen, weil man in den folgenden Ausf&#252;hrungen des Widerspruchsbescheides vom 7. Januar 1969 die &#196;nderung des Bescheides vom 19. November 1962 mit Wirkung vom 1. April 1968 sehen mu&#223;:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">"Mit Bescheid vom-19. November 1962 erfolgte die Voranerkennung der Zeiten im Sihne des &#167; 124 LBG. Dieser Bescheid ist nach Ablauf eines Jahres gem. &#167; 58 VwGO unanfechtbar geworden. Es mu&#223; daher gepr&#252;ft werden, ob dieser Bescheid von der Verwaltung abge&#228;ndert werden kann. Diese Frage wird durch die Fassung der Verwaltungsrichtlinien zu &#167; 124 LBG eindeutig bejaht. Die Richtlinien zu &#167; 124 LBG stellen auch materielles Recht dar, weil sie die "Kann"- Vorschrift des &#167; 124 LBG auslegen. Die darin angeordneten Sachentscheidungen w&#228;ren f&#252;r ein Gericht nur insoweit nicht bindend, als ein Ermessensmi&#223;brauch des Verordnungsgebers nachgewiesen w&#252;rde. Davon kann jedoch keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Da die Richtlinien zu &#167; 124 LBG materiell-rechtlich Bestandteil des &#167; 124 LBG selbst sind, steht der Voranerkennungsbescheid, auch wenn es nicht, ausdr&#252;cklich gesagt wird, unter dem Vorbehalt der nach RL 7 zu &#167; 124 LBG zu ber&#252;cksichtigenden Verh&#228;ltnisse. Eine &#196;nderung dieses Bescheides ist daher auch insoweit m&#246;glich, als die in RL 7 zu &#167; 124 LBG iVm RL 3.2 zu &#167; 123 LBG genannten Tatbest&#228;nde eintreten."</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Aufhebung des Bescheides vom 22. September 1965 wird in dem streitigen Bescheid vom 7. M&#228;rz 1968 ausdr&#252;cklich auch nicht ausgesprochen. Die entsprechende &#196;nderung des Bescheides vom 22. September 1965 ergibt sich&#160;jedoch aus der &#220;berschrift des Bescheides vom 7. M&#228;rz 1968 ("Berichtigter Bescheid"), aus dem in ihm enthaltenen Satz "Der Wegfall der Zeiten gem. &#167; 124 LBG ergibt sich aus RL 7 zu &#167; .124 LBG iVm mit RL 3.2 zu &#167; 123 LBG" sowie daraus, da&#223; der Bescheid vom 7. M&#228;rz 19'68 zu dem Bescheid vom 22. September 1965 in Widerspruch steht.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Ber&#252;cksichtigung der im Klageantrag aufgef&#252;hrten Zeiten als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit steht dem Kl&#228;ger f&#252;r die Zeit seit April 1968 aber auch nicht deshalb zu, weil sich seine Rechtsstellung, die sich im Hinblick auf &#167; 124 LBG ergibt, zu einem Rechtsanspruch verdichtet h&#228;tte, jede andere Entscheidung als die nach dieser Vorschrift m&#246;gliche Ber&#252;cksichtigung der streitigen Zeiten ermessensfehlerhaft w&#228;re..</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#167; 124 LBG lautet:</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">"Die nach Vollendung des siebzehnten Lebensjahres liegende Zeit</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">1. einer f&#252;r die Ablegung der ersten Staats- oder&#160;&#160;Hochschulpr&#252;fung erforderlichen praktischen T&#228;tigkeit oder eines Studiums an einer Hochschule oder</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">2. einer f&#252;r die Ablegung der Abschlu&#223;pr&#252;fung &#160;an einer Fachschule erforderlichen praktischen T&#228;tigkeit oder eines Besuchs dieser Schulen</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">kann im Rahmen der vorgeschriebenen Mindestzeit als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit, ber&#252;cksichtigt werden, wenn diese Vorbildung erfolgreich abgeschlossen ist und f&#252;r die Wahrnehmung des dem Beamten &#252;bertragenen Amtes gefordert wird. Die Zeit einer praktischen T&#228;tigkeit nach Vollendung des siebzehnten Lebensjahres und nach Abschlu&#223;. der Vorbildung kann als ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit ber&#252;cksichtigt werden, soweit sie<sub>.</sub> in Rechts- oder Verwaltungsvorschriften f&#252;r die Berufung in das Beamtenverh&#228;ltnis gefordert wird oder an die Stelle des Vorbereitungsdienstes tritt oder auf Vorbereitungsdienst angerechnet worden ist."</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Zweck der den Dienstherrn durch diese Regelung erteilten Erm&#228;chtigung ist offenbar die Ber&#252;cksichtigung dann zu erm&#246;glichen, wenn sie angemessen ist, und sie dann zu verhindern, wenn die&#160; Ber&#252;cksichtigung nicht angemessen ist.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Zur Handhabung des &#167; 124 LBG haben der. Finanz.und der: .Innenminister des Beklagten Richtlinien erlassen (Verwaltungsvorschriften und Richtlinien zu dem versorgungsrechtlichen Teil des Landesbeamtengesetzes vom 27. August 1962 MBl. NW/ 1539). Diese Richtlinien haben unter dem 17. August 1967 eine Neufassung erhalten (MBl NW 1483) von der hier auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Richtlinie 7 zu &#167; 124 LBG bestimmt:</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">"Die RL 3.2 zu &#167; 123 gelten entsprechend." Die Richtlinie 3.2 zu &#167; 123 LBG lautet:</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">"Die. Ber&#252;cksichtigung darf nicht dazu f&#252;hren, da&#223; die Gesamtversorgung (beamtenrechtliche Versorgung,</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Rente aus den gesetzlichen Rentenversicherungen oder einer zus&#228;tzlichen Alters- &#160;und Hinterbliebenenversorgung) des Beamten oder der Hinterbliebenen h&#246;her ist als die Versorgung, die sie erhalten w&#252;rden, wenn der Beamte die f&#252;r die Berechnung der Rente aus der Rentenversicherung ma&#223;gebenden Zeiten, soweit sie nach Vollendung des siebzehnten Lebensjahres abgeleistet worden sind, bereits im Beamtenverh&#228;ltnis zur&#252;ckgelegt h&#228;tte. Diesem Grundsatz ist durch teilweise Ber&#252;cksichtigung oder durch Nichtber&#252;cksichtigung der Vordienstzeit Rechnung zu tragen. Renten und Rententeile im Sinne des &#167; 170 a Abs. 3 u. 4 bleiben bei der Gegen&#252;berstellung unber&#252;cksichtigt. Die vorgenommene Anrechnung der Vordienstzeit<sub>.</sub>ist zu &#252;berpr&#252;fen, wenn eine Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit in eine Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit oder in Altersruhegeld umgewandelt wird, oder wenn eine Rente wegen Erwerbsunf&#228;higkeit in eine Rente wegen Berufsunf&#228;higkeit umgewandelt wird. Die auf Grund der Vergleichsberechnung bei der Versorgung des Ruhestandsbeamten vorgenommene Anrechnung der Vordienstzeit bleibt auch f&#252;r die sp&#228;tere Hinterbliebenenversorgung ma&#223;gebend.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Beispiel .......;</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Da&#223; unter den Voraussetzungen des Satzes 1 dieser Richtlinien die Nichtber&#252;cksichtigung der in &#167; 124 LBG aufgef&#252;hrten Zeiten angemessen ist, liegt auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Der Fall,&#160;den die Richtlinie 3.2 zu &#167; 123 LBG verhindern will ist hier gegeben.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die ruhegehaltf&#228;higen Dienstbez&#252;ge des Kl&#228;gers - bezogen auf den Monat Februar 1968 - betragen 2.226,- DM. Das H&#246;chstruhegehalt betr&#228;gt demnach 75 vom Hundert von 2226,- DM 1669,50 DM. Diesen Betrag w&#252;rde der Kl&#228;ger h&#246;chstens als Versorgung erhalten, wenn er "die f&#252;r die Berechnung der Rente aus der Rentenversicherung ma&#223;gebenden Zeiten bereits im Beamtenverh&#228;ltnis zur&#252;ckgelegt h&#228;tte". H&#246;her als dieser Betrag darf also die Summe der Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung und des Ruhegehalts nicht sein.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Rente f&#252;r den Monat Februar 1968 hat -&#160;vor Abzug des Krankenversicherungsbeitrages - 410,50 DM betragen (BA 9 Bl. 87) Nach Satz 3 der Richtlinien 3.2 zu &#167; 123 LBG bleiben bei der Gegen&#252;berstellung Rententeile im Sinne des &#167; 170 a Abs. 4 LBG unber&#252;cksichtigt. Das sind die Teile der Rente die</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wenn sich&#160;- wie hier - die Rente nach Werteinheiten berechnet, dem Verh&#228;ltnis der Werteinheiten f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge zu der Summe der Werteinheiten f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge, Pflichtbeitr&#228;ge, Ersatzzeiten und Ausfallzeiten entsprechen,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; auf einer H&#246;herversicherung beruhen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Auf der H&#246;herversicherung des Kl&#228;gers beruht ein Betrag von 62,81 DM j&#228;hrlich (BA 9 Bl. 86) = 5,24 DM monatlich. Die monatliche Rente des Kl&#228;gers ohne die Leistung der H&#246;herversicherung betr&#228;gt also 405,26 DM.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Summe der Werteinheiten f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge, Pflichtbeitr&#228;ge, Ersatzzeiten und Ausfallzeiten betr&#228;gt 3.499,72 (BA 9 Bl. 85), die Summe der Werteinheiten f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge 479,31 (BA 9 Bl. 85). Der Teil der Rente, der dem Verh&#228;ltnis der Werteinheiten f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge zu der Summe der Werteinheiten &#252;berhaupt entspricht, ergibt sich anhand folgender Formel.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Rente x Werteinheiten&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">f&#252;r freiwillige Beitr&#228;ge =</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Summe 405 26 x 479, 31&#160;&#160;&#160;&#160;= &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 55,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Summe aller Werteinheiten&#160; =&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3.499,72</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Die bereinigte Rente betr&#228;gt also (405,26 - 55,50 DM =) 349,76 DM. (Das Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung geht in seiner Vergleichsberechnung BA 1 Bl. 31 von f&#252;r den Kl&#228;ger g&#252;nstigeren Zahlen, im Ergebnis yon 314,34 DM monatliche Rente aus.)</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Summe aus Rente (349,76 DM) und Ruhegehalt ohne Ber&#252;cksichtigung der streitigen Zeiten, d.h. auf Grund einer ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeit von 65 Vom Hundert(1.446,90 DM) &#252;bersteigt somit das H&#246;chstruhegehalt von 1.669,50 DM. Die Nichtber&#252;cksichtigung der streitigen Zeiten entspricht deshalb der Vorschrift in Satz 2 der Richtlinien 302 zu &#167; 123 LBG, ist also nicht ermessensfehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Der streitige 'Bescheid des Landesamtes vom 7. M&#228;rz 1968 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides ist auch nicht deshalb rechtswidrig, weil die Bescheide vom 19. November 1962 und vom 22. September 1965 zu Unrecht aufgehoben worden w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">1. Als beg&#252;nstigender Verwaltungsakt darf der Bescheid vom 19. November 1962 nur widerrufen werden, wenn</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; er rechtswidrig ist,</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; das &#246;ffentliche Interesse daran, da&#223; der rechtm&#228;&#223;ige Zustand hergestellt wird, st&#228;rker ist als das Interesse des Kl&#228;gers an der Aufrechterhaltung des Bescheides.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Beide Voraussetzungen liegen vor. Zwar ist ein Versto&#223; gegen irgendeinen Satz des geschriebenen Rechts - abgesehen von dem sogleich zu er&#246;rternden Artikel 3 des Grundgesetzes (GG) - nicht zu erkennent Dagegen liegt ein Versto&#223; gegen 1.2 der Richtlinien zu &#167; 124 LBG (Fassung der Richtlinien <sup>.</sup>vom 27. August 1962) vor. Diese Bestimmung lautet</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">"Entscheidungen &#252;ber die Ber&#252;cksichtigung von Vordienstzeiten sind unter einem Vorbehalt im</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Sinne der Richtlinie 3.2 zu treffen."</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Vorbehalt fehlt im Bescheid vom 19. November 1962. Damit verst&#246;&#223;t dieser Bescheid zun&#228;chst gegen die genannte Richtlinie. In dem Versto&#223; gegen diese Richtlinie liegt jedoch zugleich ein Versto&#223; gegen den Gleichheitssatz des Art. 3 GG, da anzunehmen ist, da&#223; der Beklagte in st&#228;ndiger &#220;bung nach den genannten Richtlinien verf&#228;hrt. Unter diesem Blickwinkel erscheint der Bescheid vom 19. November 1962 rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Ausf&#252;hrungen des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) in dessen Urteil vom 27. Juni 1955 - III C 25.54 -, Entscheidungen de&#228;undesverwaltungsgerichts (BVerwGE) 2, 163 (167 unten, 168 oben).</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Das &#246;ffentliche Interesse daran, da&#223; der rechtm&#228;&#223;ige Zustand wiederhergestellt wird, liegt auf der Hand. Das Interesse des Kl&#228;gers ist demgegen&#252;ber weniger schutzw&#252;rdig. Daf&#252;r, da&#223; er aus, irgendwelchen Gr&#252;nden darauf angewiesen sei, da&#223; Ruhegehalt in H&#246;he von 73 v.H. der ruhgehaltf&#228;higen Dienstbez&#252;ge zuz&#252;glich der Rente zu beziehen, da&#223; er seinen Lebensstandard entsprechend eingerichtet habe, hat er nichts vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Das gilt selbst dann, wenn der Kl&#228;ger im Vertrauen auf die Richtigkeit des. Bescheides vom 19. November 1962 davon abgesehen haben sollte, bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres im Dienst zu bleiben. Dann ist zwar sein Vertrauen darauf entt&#228;uscht, er werde vom Beginn des 66. Lebensjahres ab sein Ruhegehalt in H&#246;he von 73 v.H. in H&#246;he der ruhegehaltf&#228;higen Dienstbez&#252;ge und eine Rente aus der Sozialversicherung erhalten. Auch dieses Vertrauen ist aber gegen&#252;ber dem Interesse an der Wiederherstellung des rechtm&#228;&#223;igen Zustandes weniger schutzw&#252;rdig.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r den Widerruf des Bescheides vom 19. November 1962 f&#252;r die Zukunft liegen also vor. Oben ist</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">ausgef&#252;hrt, da&#223; die Aufhebung des Bescheides vom 19. November 1962 erst durch den Widerspruchsbescheid vom 7. Januar 1969 erfolgt ist. Soweit der Widerruf den Zeitraum von April bis Dezember 1968-betrifft,&#160; handelt es sich also um einen Widerruf mit R&#252;ckwirkung. Dieser war zul&#228;ssig, da der Kl&#228;ger vor dem 1. April 1968 den Bescheid des Landesamtes vom 7. M&#228;rz 1968 und seither nur das diesem Bescheid entsprechende Ruhegehalt erhalten hat. Sein Interesse an der Aufrechterhaltung des Bescheides vom 19. November 1962 f&#252;r die Zeit von April 1968 bis Dezember 1968 ist deshalb nicht sonderlich schutzw&#252;rdig, weil er f&#252;r diese Zeit-auf den Weiterbestand des Bescheides<sup>.</sup> vom 19. November 1962 nicht mehr vertrauen durfte,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">2. Bez&#252;glich des Widerrufs des&#160;Bescheides vom 22. September 1965 kann auf die Ausf&#252;hrungen<sup>.</sup> zu 1. verwiesen werden. Der Widerruf des Bescheides vom 22. September 1965 ist nach dem oben Gesagten jedoch in dem Bescheid des Landesamtes vom 7. M&#228;rz 1968 zu sehen. Einer besonderen Er&#246;rterung f&#252;r der Zeitraum von April bis Dezember 1968 bedarf es also nicht.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten folgt aus &#167; 154 Abs. 2&#160;der Verwaltungsgerichtsordnung vom 21. Januar 1960,&#160;BGBl I 17, (VwG0),&#160; die bez&#252;glich der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 VwGO, &#167; 708 Nr. 7 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Revision mu&#223;te zugelassen werden, weil der Rechtstreit grunds&#228;tzliche Bedeutung hat (zu vgl. den Beschlu&#223; des Bundesverwaltungsgerichts vom 12. November 1970 - II B 42.70 -).</p>
316,085
lg-dusseldorf-1970-08-07-13-s-5070
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
13 S 50/70
"1970-08-07T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:20"
"2019-03-27T09:41:26"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1970:0807.13S50.70.00
<h2>Tenor</h2> <p>In dem Rechtsstreit</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p>wegen Anspr&#252;chen aus einem W&#228;rmelieferungsvertrag </p> <p></p> <p>hat die 13. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 15. Mai 1970 </p> <p></p> <p>f&#252;r Recht erkannt:</p> <p></p> <p></p> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 21. 11.1969 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf - 17 C 1217/69 - ge&#228;ndert und neu gefasst:</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind Mieter in einem Haus der T . Das Haus ist im Rahmen des sozialen Wohnungsbaues gef&#246;rdert worden. Die Versorgung der Wohnung mit W&#228;rme erfolgt durch das &#246;rtliche Fernheizwerk der Kl&#228;gerin, einer Tochtergesellschaft der F AG, die ihrerseits mit den Beklagten unter dem 15. Feb. 1967 einen W&#228;rmelieferungsvertrag geschlossen hatte. Die Verpflichtung zur Abnahme der W&#228;rme von der Kl&#228;gerin war den Beklagten bereits durch den Mietvertrag (&#167; 4) mit der T bekannt geworden. Die Beklagten hatten vor Unterzeichnung des Vertrages die Abnahmeverpflichtung und die Undurchsichtigkeit des Vertrages gegen&#252;ber der Vermieterin beanstandet. Diese hatte sich jedoch geweigert, einen anderen als den vorgedruckten Formularvertrag mit den Beklagten zu schliessen. Da die Beklagten f&#252;rchteten, die Wohnung nicht zu bekommen, unterzeichneten sie den Miet- und W&#228;rmelieferungsvertrag. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat Heizkosten f&#252;r die Heizperiode 1966/67, 1967/68, sowie Abschlagszahlungen f&#252;r 1968/69 verlangt. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt, die Beklagten zu verurteilen, an sie 703,83 DM nebst 2 % Zinsen &#252;ber den jeweiligen Diskontsatz der Bundesbank, mindestens jedoch 6 % Zinsen von 635,70 DM seit dem 21. Mai 1969, von weiteren 68,13 DM seit dem 14. Okt. 1969 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt, die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie haben die Ansicht vertreten, der zwischen ihnen und der Kl&#228;gerin abgeschlossene W&#228;rmelieferungsvertrag sei sittenwidrig. Sie seien unter Zwang und Druck zum Abschluss dieses Vertrages gen&#246;tigt worden, da anderenfalls die Vermieterin ihnen die Wohnung nicht gegeben h&#228;tte. Die Kl&#228;gerin habe bez&#252;glich der Bedingungen des Vertrages ihre Monopolstellung ausgen&#252;tzt. Sie, die Beklagten, seien von der T &#252;ber die tats&#228;chlichen Kosten f&#252;r die W&#228;rmeversorgung get&#228;uscht worden. Die Kl&#228;gerin habe sich hinsichtlich der Preise nicht an die bestehenden Richtlinien und Verordnungen f&#252;r den sozialen Wohnungsbau gehalten. Die Quadratmeterzahlen f&#252;r die Wohnung seien nicht zutreffend ermittelt, da man auch den Balkon eingerechnet habe. Die Kl&#228;gerin weigere sich, den Mietern Einsicht in ihre Berechnungsunterlagen zu geben und sie &#252;berpr&#252;fen zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht D&#252;sseldorf hat durch Urteil vom 29. Nov. 1969 der Klage stattgegeben. Auf die Entscheidungsgr&#252;nde wird Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil haben die Beklagten frist- und formgerecht Berufung eingelegt und die Berufung auch rechtzeitig begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholen im wesentlichen ihre, im ersten Rechtszuge vertretene Rechtsauffassung und weisen erneut auf die Sittenwidrigkeit des W&#228;rmelieferungsvertrages hin.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie beantragen, unter &#196;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend und wiederholt ebenfalls im wesentlichen ihr Vorbringen aus dem ersten Rechtszug. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des weiteren Vortrages wird auf den vorgetragenen Inhalt der Schrifts&#228;tze der Parteien und die von ihnen &#252;berreichten Urkunden verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die G&#252;ltigkeit des W&#228;rmelieferungsvertrages vom 1. M&#228;rz 1967 kann dahinstehen. Auch braucht nicht er&#246;rtert zu werden, ob insoweit die Kl&#228;gerin im ausreichendem Masse ihrer Behauptungspflicht nach &#167; 138 ZPO nachgekommen ist. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn der Kl&#228;gerin Anspr&#252;che aus &#167;&#167; 433 ff. BGB gegen die Beklagten zust&#252;nden, so w&#228;ren diese gem&#228;ss &#167; 273 Abs. 1 BGB berechtigt, die geschuldete Leistung zu verweigern; sie haben n&#228;mlich einen durch IV. der Allgemeinen Lieferungsbedingungen der "F" gesicherten Anspruch auf Rechnungslegung. Ihm kommt die Kl&#228;gerin nicht durch &#220;bersendungen von Rechnungen nach, die sie allein f&#252;r ausreichend und durchschaubar h&#228;lt. Die Bestimmung des &#167; 259 BGB verpflichtet sie vielmehr, erstens eine geordnete Zusammenstellung von Ein- und Ausgaben in einer solchen Weise vorzulegen, dass ein durchschnittlich gebildeter Schuldner sie begreifen und ohne mathematischen Hilfsmittel nachpr&#252;fen kann, und zweitens Belege daf&#252;r vorzulegen, soweit sie erteilt zu werden pflegen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin (ohne "Allgemeine Hinweise") vorgelegten Rechnungsablichtungen (Bl. 13, 14, 19) reichen weder nach ihrem Inhalt selbst noch nach dem Zusammenhange mit den Schrifts&#228;tzen der Parteien aus, um sie auf ihre sachliche Richtigkeit sowie auf ihre &#220;bereinstimmung mit &#167; 2 des W&#228;rmelieferungsvertrages und die Kosten der W&#228;rmeherstellung zu &#252;berpr&#252;fen, welche die Kl&#228;gerin selbst in V. AGB zur Grundlage ihrer variablen Preisberechnung gemacht hat. Ob Dritte ("Neue Heimat", Gemeinden, Kartellamt) die Berechnungsmethode und die von der K&#228;gerin ermittelten Rechnungswerte billigen, ist unerheblich. Jeder Staatsb&#252;rger hat ein Recht darauf, dass wenigstens das ordentliche Gericht -notfalls- mit Hilfe gerichtlich </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">vereidigter Sachverst&#228;ndiger in den Stand gesetzt wird, eine Rechnung auf ihren wirklichen Gehalt nachzupr&#252;fen. Das setzt aber nach dem Willen des Gesetzgebers (&#167; 138 ZPO) die Kundgabe von ins Einzelne gehenden Angaben voraus u. a. &#252;ber die Bemessung der Geal-Werte sowie der Arbeits- und Grundpreise. Grundlagen der Rechtsfindung k&#246;nnen -nicht privatgutachtliche Meinungs&#228;usserungen sondern- nur exakte Tatsachen sein, die bei Bestreiten einer Beweiserhebung durch das Gericht standhalten m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Aber selbst wenn man annehmen wollte, die K&#228;gerin h&#228;tte das Erfordernis einer nachpr&#252;fbaren Rechnung erf&#252;llt, so w&#252;rde das ohne Vorlage von Rechnungsbelegen zur St&#252;tzung ihrer Angaben nicht ausreichen. Ob die Erteilung von Belegen bei W&#228;rmelieferungsvertr&#228;gen &#252;blich ist, mag zweifelhaft sein. Im vorliegenden Falle entspricht es aber einer vertraglichen Treuepflicht aus &#167; 242 BGB, dass die Kl&#228;gerin die Unterlagen &#252;ber ihre Wirtschaftslichkeitsberechnungen gegen&#252;ber solchen Mietern nicht zur&#252;ckh&#228;lt, sie sich durch Sonderregelungen des "sozialen" Wohnungsbaues und durch eine Vermieterin gesch&#252;tzt f&#252;hlen d&#252;rfen, die ihr Unternehmen als "gemeinn&#252;tzig" bezeichnet. Freilich hat eine solche, auf "gute Sitten" gegr&#252;ndete Anstandspflicht auch ihre Grenze; diese mag z. B. dann erreicht sein, wenn eine zu ihrer &#220;berpr&#252;fung befugte staatliche Dienststelle (etwa das Arbeits- und Sozialministerium oder das Wohnungsbauministerium NW) im Interesse der Wahrung des Rechtsfriedens und der Gleichbehandlung die Berechnungsunterlagen objektiv auf ihre &#220;bereinstimmung mit der derzeit g&#252;ltigen verwaltungsrechtlichen Bestimmungen gepr&#252;ft und gebilligt hat. Ein Anlass aber, fliessenden Leistungsberechnungen eines W&#228;rmelieferwerkes blindlings zu vertrauen, findet weder im Gesetz noch in dem zwischen Parteien abgeschlossenen Vertrage eine St&#252;tze. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die im schuldrechtlichen Verh&#228;ltnis der Parteien zueinander sicherlich wichtige Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 11. Nov. 1968 (JZ. Nr. 10/69, Seite 334) hat unter den vorstehenden Umst&#228;nden auf die getroffene Entscheidung keinen Einfluss. Wohl aber schliesst sich das erkennende Gericht im &#252;brigen vollinhaltlich den Entscheidungen des Landgerichts Mannheim vom 29. Juli 1969 (6 T 8/69) und des </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Landgerichts Hamburg vom 14. April 1959 (16 T 88/59) an; sie stehen nicht im Gegensatz zu den Vorentscheidungen des Landgerichts D&#252;sseldorf in 13 S 388/68 und 14 S 65/69, deren Sachverhalt sich mit dem der vorliegenden Sache nicht deckt. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 27 ZPO. </p>
316,086
lagd-1970-05-08-3-sa-8970
{ "id": 793, "name": "Landesarbeitsgericht Düsseldorf", "slug": "lagd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 Sa 89/70
"1970-05-08T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:22"
"2019-03-27T09:41:26"
Urteil
ECLI:DE:LAGD:1970:0508.3SA89.70.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 31. Oktober 1969 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichtes K&#246;ln - <strong>8 Ca 2329/69 -</strong> wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen. Streitwert: unver&#228;ndert.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war vom 1.1o.1966 an als Verkaufsfahrer bei der Beklagten besch&#228;ftigt. Sein letztes Monatsentgelt betrug 7oo,&#8212;I netto Der Kl&#228;ger hatte ausserdem eine Kaution in H&#246;he von 643,27 DM bei der Beklagten stehen.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 2O.2.1969 gab der Kl&#228;ger - wie es im Betrieb der Beklagten &#252;blich ist - seinen Urlaubswunsch zur Eintragung in die Urlaubsliste schriftlich f&#252;r die Zeit vom 2.6.1969 bis 25.6.1969 an. Dieser Urlaubswunsch des Kl&#228;gers wurde in die Urlaubsliste eingetragen. Eine Entscheidung dar&#252;ber, da&#223; der Kl&#228;ger diesen Urlaub nicht nehmen k&#246;nne,f&#228;llte die Beklagte bis 2o.5.1969 nicht. Ende Mai 1969 k&#252;ndigte der Kl&#228;ger sein Arbeitsverh&#228;ltni zur Beklagten fristgerecht zum 3o.6.1969 auf. Nach dem Zugang der K&#252;ndigung teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger am 2o.5.1969 mit, da&#223; ihm infolge seiner K&#252;ndigung der Urlaub aus betrieblichen in der von ihm am 2o.2.1969 erbetenen Zeit nicht gew&#228;hrt werde k&#246;nne. Am 22.5.1969 bat der Kl&#228;ger schriftlich darum, ihm seinen Urlaub in der Zeit vom 2.6.1969 bis 25.6.1969 zu gew&#228;hren. Er begr&#252;ndete seine Bitte damit, da&#223; er zusammen mit seiner Frau den Urlaub bereits geplant habe und ihm durch die Streichung seines Urlaubs betr&#228;chtliche Kosten entstehen w&#252;rden. Eine Entscheidung der Beklagten &#252;ber diesen Antrag des Kl&#228;gers vom 22.5.1969 f&#228;llte sie nicht.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger trat daraufhin am 2.6.1969 seinen Urlaub an. Mit ihrem Schreiben vom 1 o.6.1969 k&#252;ndigte die Beklagte das Arbeit Verh&#228;ltnis zum Kl&#228;ger r&#252;ckwirkend zum 31.5.1969 auf.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Meinung, die fristlose K&#252;ndigung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der Beklag-ten sei unwirksam. Er habe Anspruch auf Fortzahlung&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; seines Gehalts f&#252;r den Monat Juni 1969 in H&#246;he von 7oo,&#8212; DM&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zuz&#252;glichder einbehaltenen Kaution in H&#246;he von 643,27 DM.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zur Zahlung von 1.343,27 DM nebst 4 <em>%</em> Zinsen seit dem 7.7.1969 zu verurteilen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt die Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Meinung, ihre fristlose K&#252;ndigung sei berechtigt. Der Kl&#228;ger habe weder Anspruch auf Zahlung des Entgelts f&#252;r d Monat Juni 1969 noch auf Auszahlung der einbehaltenen Kaution. da er Arbeitsvertragsbruch begangen habe.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat mit Urteil vom 31.1o. 1969 die Beklagte verurteilt 1.343,27 DM netto zu zahlen und ihr die Kosten des Rechtsstreits auferlegt.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In den Entscheidungsgr&#252;nden ist ausgef&#252;hrt, die fristlose K&#252;ndigung sei unwirksam. Der Kl&#228;ger habe daher Anspruch auf Fortzahlung seines Entgelts f&#252;r den Monat Juni 1969 sowie auf Auszahlung der einbehaltenen Kaution. Die Beklagte habe n&#228;mlich keine Gr&#252;nde daf&#252;r vorgetragen, da&#223; dem rechtzeitig angemeldeten Urlaubsbegehren des Kl&#228;gers in der streitigen Zeit dringende betriebliche Belange entgegen gestanden h&#228;tten.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten der erstinstanzlichen Entschei dung wird auf Blatt 31/32 der Akten Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 19.2.197O zugestellte Urteil hat die Beklagte durch ihren Anwalt am 6.3.1970 Berufung eingelegt, die versp&#228;tet war. Sie hat mit Schriftsatz vom 9.3.197o ihre Berufung wiederholt und gleichzeitig um Wiedereinsetzung in den voriger. Stand gebeten. Bez&#252;glich des Wiedereinsetzungsantrages tr&#228;gt die Beklagte vor und macht glaubhaft, da&#223; am 5.3.197o, dem Tag des Ablaufens der Berufungsfrist Rechtsanwalt H die Fristsachen, zu denen auch die Berufungsschrift im vorliegenden Verfahren geh&#246;rte, pers&#246;nlich auf der Gesch&#228;ftsstelle der betreffenden Gerichte habe einreichen m&#252;ssen. Daf&#252;r sei in seiner Postmappe ein besonderes Fach eingerichtet. Die Berufungsschrift im vorliegenden Verfahren habe er nicht darin vorgefunden. Sie sei offensichtlich an irgendeinem Schriftst&#252;ck angeheftet oder zwischen die Bl&#228;tter eingeschoben gewesen; denn die Berufungsschrift sei am 5.3.197o beim Landgericht K&#246;ln eingegangen, von dort aber unmittelbar der Kanzlei wieder zur&#252;ckgegeben worden. Pur diese Fehlleitung der Berufungsschrift k&#246;nne ihm kein Verschulden angelastet werden, da er die Berufungsschrift in seiner Fristenmappe - vor allem in dem Fach f&#252;r Terminsachen - nicht habe feststellen k&#246;nnen. Sei: B&#252;ro werde laufend &#252;berwacht und habe bisher zu Beanstandungen.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">keinen Anla&#223; gegeben. Er habe sich darauf verlassen k&#246;nnen, da die Berufungsschrift ordnungsgem&#228;&#223; in dem Fach f&#252;r Terminsachen seiner Gerichtspostmappe sich befand. Der versp&#228;tete Eingang der Berufung beim Berufungsgericht sei also f&#252;r ihn auf einen unabwendbaren Zufall zur&#252;ckzuf&#252;hren, so da&#223; ihm Wiedereinsetzung gew&#228;hrt werden m&#252;sse.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zur Sache selbst bleibt die Beklagte dabei, da&#223; der Kl&#228;ger sein Arbeitsverh&#228;ltnis durch den eigenm&#228;chtigen Antritt des Urlaubs am 2.6.1969 gebrochen habe. Er habe daher weder Anspruch auf sein Gehalt f&#252;r den Monat Juni 1969 noch auf Auszahlung der zur&#252;ckbehaltenen Kaution. Die Verweigerung des Urlaubs beruhe durchaus auf dringenden betrieblichen Erfordernis sen. Der Kl&#228;ger habe n&#228;mlich nach seiner K&#252;ndigung die Verpflichtung gehabt, seinen Nachfolger einzuarbeiten, was ihm nicht m&#246;glich gewesen sei, wenn er zu der beantragten Zeit in Urlaub gegangen w&#228;re.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ihr Wiedereinsetzung in den vorigen Standwegen Vers&#228;umung der Berufungsfrist zu gew&#228;hren,</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter Aufhebung des erstinstanzlichen Urteilsden Kl&#228;ger mit seiner Klage abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er ist der Meinung, da&#223; ein Wiedereinsetzungsgrund nach dem Vortrag der Beklagten nicht vorliege. Im &#252;brigen m&#252;sse in der Sache der erstinstanzlichen Entscheidung zugestimmt werden.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemachten Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze verwiesen.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zwar versp&#228;tet. Ihr war jedoch auf ihren form- und fristgerechten Antrag Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Vers&#228;umung der Berufungsfrist zu gew&#228;hren. Die Begr&#252;ndung der versp&#228;teten Berufung erfolgte frist</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223;.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">I.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten war wegen Vers&#228;umung der Berufungsfrist Wiedereinsetzung zu gew&#228;hren, da sie glaubhaft gemacht hat, da&#223; sie durch ein f&#252;r sie unabwendaberes Ereignis an der rechtzeitige: Einlegung der Berufung gehindert worden war.</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">X "Unabwendbarer Zufall" im Sinne des &#167; 233 ZPO ist jedes Ereignis, das auch durch die &#228;u&#223;erste, den Umst&#228;nden nach angemessene und vern&#252;nftigerweise zu erwartende Sorgfalt von der betroffenen Partei oder ihren Proze&#223;bevollm&#228;chtigten weder abgewendet noch in seinen sch&#228;dlichen Folgen verhindert werden kann (SAG in AP Nr. 6 zu &#167; 232 ZPO und dann in st&#228;ndiger Rechtsprechung).</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger ist zuzustimmen, da&#223; der Beklagten die Wiedereinsetzung nach der gefestigten Rechtsprechung der K&#246;lner Kammern. des Landesarbeitsgerichtes D&#252;sseldorf h&#228;tte versagt werden m&#252;ssen, wenn sie nur vorgetragen und glaubhaft gemacht h&#228;tte, da&#223; ihr Proze&#223;bevollm&#228;chtigter die Berufungsschrift in das Fach der Arbeitsgerichte bei der Briefverteilungsstelle des Landgerichtes K&#246;ln eingelegt h&#228;tte und dadurch die Berufungsschrift versp&#228;tet zum Landesarbeitsgericht gekommen w&#228;re (so zuletzt</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; der 13. Kammer vom 23.2.197o (13 (8) Sa 565/69).</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Beklagtenvertreter macht einen anderen Sachverhalt glaubhaf Er tr&#228;gt vor, da&#223; er von seinem B&#252;ro eine Mappe mit den Schrif S&#228;tzen erhalten habe, die in der Briefverteilungsstelle einzusortieren waren. In dieser Briefmappe befinde sich ein besonderes Fach f&#252;r Terminsachen, die unmittelbar auf der betreffenden Gesch&#228;ftsstelle des Gerichtes abzugeben seien. In diesem Fach "Terminsachen" habe sich die Berufungsschrift, die er pers&#246;nlich abgeben wollte, nicht befunden. Sie sei dann zwar beim Landgericht K&#246;ln mit einem Eingangsstempel versehen worden, jedoch ihm unmittelbar wieder zur&#252;ckgereicht worden.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dieser Vortrag des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten l&#228;&#223;t die Annahme zu, da&#223; er selbst an der Vers&#228;umung der Frist kein Verschulden tr&#228;gt. Es mu&#223; ihm abgenommen werden, da&#223; er beim Einlegen der Gerichtspost beim Landgericht K&#246;ln die Berufungsschrift nicht</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">dort abgab. Nach seinem glaubhaft gemachten Vortrag, da&#223; sich im Terminsfach die Berufungsschrift nicht befand, ist es tats&#228;chlich nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; die Post im B&#252;ro falsch zusammengeheftet, gefaltet oder auch die Berufungsschrift nur zuf&#228;llig an ein anderes Schriftst&#252;ck angeklammert war. Ein etwaiges Verschulden seines geschulten und st&#228;ndig &#252;berwachte. Personals steht jedoch der Wiedereinsetzung nicht entgegen (BAG in AP Nr. 98 zu &#167; 242 BGB (Ruhegehalt); AP Nr. 16 zu &#167; 232 ZPO)o Auf die ordnungsgem&#228;&#223;e Zusammenstellung seiner Gerichtspost - getrennt nach Terminsachen und normalen Schriftst&#252;cken - durch das eingearbeitete und bew&#228;hrte Personal mu&#223;t: sich der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Beklagten verlassen k&#246;nnen. Ein der Beklagten zurechenbares Verschulden ihres Proze&#223;bevoll m&#228;chtigten im Sinne des &#167; 232 Abs. 2 ZPO scheidet daher aus.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten war demnach Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Vers&#228;umung der Berufungsfrist zu gew&#228;hren.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">II.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">In der Sache konnte die Berufung der Beklagten keinen Erfolg haben. Der Entscheidung des erstinstanzlichen Gerichtes war beizutreten.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">1) Die Berechtigung der von der Beklagten am 1o.6.1969 erkl&#228;rten und auch erst ab dem Tage des Zuganges wirksam gewordenen - nicht r&#252;ckwirkend wirkenden - fristlosen K&#252;ndigung h&#228;ngt davon ab, ob der Kl&#228;ger den Urlaub, den er im Februar 1969 ab 2.6.1969 beantragt hatte, gegen den Widerspruch der Beklagten antreten konnte.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das erstinstanzliche Gericht die Auffassung vertreten, da&#223; ein wichtiger Grund f&#252;r eine fristlose K&#252;ndigung im Sinne des &#167; 626 BGB in dem Urlaubsantritt des Kl&#228;gers bei der Besonderheit der Verh&#228;ltnisse, die diesem von der Beklagte, nicht gebilligten Urlaubsantritt des Kl&#228;gers vorausgingen, nicht gesehen werden kann. Auf keinen Fall wurde der <strong>Beklagten.</strong> durch das Verhalten des Kl&#228;gers die Fortsetzung des ohnehin vom Kl&#228;ger zum 3o.6.1969 ordentlich gek&#252;ndigten Dienstverh&#228;ltnisses unzumutbar.</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger selbst stellt gar nicht in Abrede, da&#223; seine im Februar 1969 gemachte Eintragung in die Urlaubsliste, die auf seinen Antrag vom 2o.2.1969 f&#252;r die Zeit vom 2.6. bis 25.6. 1969 erfolgte, noch keine Bewilligung des Urlaubs f&#252;r diesen Zeitraum enth&#228;lt. Mit der Eintragung in diese Urlaubsliste ist auch tats&#228;chlich die Lage des Urlaubes noch nicht festgelegt. Das folgt daraus, da&#223; es Sinn dieser Urlaubsliste ist, dem Arbeitgeber eine Grundlage zu geben, wie die Urlaubsw&#252;nsch der einzelnen Arbeitnehmer sich aufeinander abstimmen lassen und mit den betrieblichen Belangen in Einklang zu bringen sin: (Dersch-Neumann &#167; 7 BUrlG Anm. 24; Stahlhacke, BUrlG, 2. Aufl, &#167; 7 Anm. 13; Schelp-Herbst, BUrlG &#167; 7 Anm. 25). W&#252;nscht allerdings der Arbeitgeber zu Beginn des Kalenderjahres von seiner. Arbeitnehmern die Angabe ihrer Urlaubsw&#252;nsche und setzt er diese in seine Urlaubsliste ein, so ist diese Eintragung nicht ohne Bedeutung. Vom Arbeitgeber wird verlangt werden m&#252;ssen, i da&#223; er entweder in angemessener Zeit den Urlaubsw&#252;nschen seine Arbeitnehmers widerspricht, wenn er nicht beabsichtigt, dem Arbeitnehmer den Urlaub in der beantragten Zeit zu gew&#228;hren. Erfolgt dieser Widerspruch nicht innerhalb einer angemessenen Zeitspanne, so darf der Arbeitnehmer davon ausgehen, da&#223; sein Urlaub entsprechend seinem Urlaubswunsche als gew&#228;hrt gilt (so schon LAG Frankfurt in Betrieb 1956, 647). Als "angemessene Zeitspanne" wird ein Zeitraum von einem Monat nach Vorlage des Urlaubswunsches oder der Eintragung in die Urlaubsliste anzusehen sein.</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ist der Urlaub einerseits durch die Eintragung in die Urlaubsliste und andererseits entweder durch ausdr&#252;ckliche Genehmi-</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">gung oder durch den genannten Zeitablauf einmal erteilt, so gelten f&#252;r die</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Verlegung des Urlaubes die allgemeinen Grunds&#228;tze. Es bedarf dann in der Regel einer Vereinbarung der Arbeitsvertragsparteien, wenn der Urlaub verlegt werden soll. Nur bei ganz unvorhergesehenen betrieblichen Ereignissen wird dem Arbeitgeber das Recht zugestanden werden k&#246;nnen, den einmal erteilten Urlaub einseitig zu widerrufen. Auch aus der Tatsache der K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses wird nicht notwendigerweise das Recht folgen, den Urlaub zu verlegen oder &#252;berhaupt nicht in natura zu gew&#228;hren und abzugelten, etwa deswegen, weil das Ausschei-</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">den des Arbeitnehmers im Laufe des Urlaubs Jahres bei dessen Beginn noch nicht bekannt war.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Im zu entscheidenden Fall steht fest, da&#223; der Kl&#228;ger seinen Ur laubswunsch am 2o.2.1969 bekanntgegeben hat und die Beklagte</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">die von ihm beantragte Urlaubszeit auch in ihre Urlaubsliste</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">eingetragen hat .Bis zum Zeitpunkt der ordentlichen K&#252;ndigung Mitte Mai 1969 hat die Beklagte gegen die vom Kl&#228;ger beantragt Lage seines Urlaubes keine Einwendungen erhoben. Sie hat in keiner Weise erkennen lassen, da&#223; der Gew&#228;hrung des Urlaubes in der angegebenen Zeit betriebliche Gr&#252;nde oder berechtigte Belange anderer Arbeitnehmer entgegenstehen (&#167; 7 Abs. 1 BUr.lG) Seit dem Antrag des Kl&#228;gers, seinen Urlaub in der Zeit vom 2.6. bis 25.6.1969 zu legen, sind also drei Monate vergangen, ohne da&#223; die Beklagte dem Kl&#228;ger mitteilte, er k&#246;nne mit der Urlaubserteilung in dieser Zeit nicht rechnen. Damit war dem Kl&#228;ger der Urlaub in dieser Zeit erteilt&#8222; Die Beklagte konnte den Urlaub des Kl&#228;gers nicht mehr einseitig widerrufen. Auch di Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger Mitte Mai 1969 ordentlich zum 3o.6. 1969 k&#252;ndigte, rechtfertigte nicht den einseitigen Widerruf de dem Kl&#228;ger erteilten Urlaubes. Die Beklagte st&#252;tzt ihren Widerruf darauf, da&#223; mit dem Ausscheiden des Kl&#228;gers zum 3o.6.1969 eine neue betriebliche Situation entstanden sei, die den noch so berechtigten pers&#246;nlichen Belangen des Kl&#228;gers auf Urlaub entgegenstehe. Der Kl&#228;ger sei n&#228;mlich Fahrverk&#228;ufer, er m&#252;sse seinen Nachfolger im Falle seines Ausscheidens einarbeiten, weil nur er die Kunden, die er regelm&#228;&#223;ig auf suche, genau kenne. Diese Einarbeitung m&#252;sse bis 3o.6.1969 erfolgt sein. Die Beklagte gesteht zu, da&#223; sie zur Einarbeitung eines Nachfolgers des Kl&#228;gers durch diesen allenfalls einen Zeitraum von 14 Tage ben&#246;tigt. Es w&#228;re daher der Beklagten zuzumuten gewesen, dem Kl&#228;ger - wenn sie ihn schon nicht in vollem Umfange den Urlaub in natura gew&#228;hren wollte - so doch f&#252;r die &#252;berwiegende Zeit Urlaub zu gestatten, sich im &#252;brigen jedoch mit ihm zu einige.. in welcher Weise er, notfalls unter Beschneidung des ihm bewilligten Urlaubes, seinen Nachfolger einarbeiten werde. Der Kl&#228;ger hat dazu der Beklagten in seinem Schreiben vom 22.5.196 die n&#246;tige Handhabe gegeben. Er hat in diesem Schreiben darauf hingewiesen, da&#223; er zusammen mit seiner berufst&#228;tigen Frau den.</p><span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Urlaub in der von ihm beantragten Form geplant habe und ihm <em>e</em></p><span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><em>r r</em></p><span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">hebliche Unkosten entstehen w&#252;rden, wenn er nicht in der vorg sehenen Zeit fahren k&#246;nne. Sein Schreiben schlie&#223;t mit den Worten, er hoffe, da&#223; ihm die Beklagte "Verst&#228;ndnis entgegenbringe und auf eine wohlwollende &#196;usserung in seiner kritisch Lage".</p><span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Es w&#228;re in dieser Situation Sache der Beklagten gewesen, dein Kl&#228;ger Vorschl&#228;ge zu machen, wie trotz seines Ausscheidens sowohl seine Urlaubszeit als auch die Einarbeitung eines Nachfolgers unter ein Dach zu bringen waren. Mit dem einseitigen und bei Sachlage willk&#252;rlichen Widerruf des Urlaubes konnte und durfte die Beklagte die erst nach der K&#252;ndigung des Kl&#228;ger aufgetretenen Differenzen um die Urlaubsgew&#228;hrung nicht l&#246;sen.</p><span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Aus all dem folgt, da&#223; die von der Beklagten ausgesprochene fristlose K&#252;ndigung nicht aus einem wichtigen Grunde im Sinne des &#167; 626 BGB gerechtfertigt war.</p><span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">2) Die getroffene Entscheidung rechtfertigt sich auch dann, wenn man davon ausgeht, da&#223; die fristlose K&#252;ndigung mit ihrem Zugang - also fr&#252;hestens am 11.6.1969 - das Arbeitsverh&#228;ltnis beendet hat.</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Es w&#252;rde zwar gem&#228;&#223; &#167;&#167; 11 Abs. 1, 3, 6 KSchG- a.P. feststehen, da&#223; die ausgesprochene fristlose K&#252;ndigung wirksam w&#228;re. Der Kl&#228;ger befand sich aber zu diesem Zeitpunkt berechtigterweise in Urlaub, wie sich aus der Darstellung zu Ziffer II, 1 der Entscheidungsgr&#252;nde ergibt. Er hatte solange Anspruch auf sein Gehalt. Sein Anspruch auf Urlaubsabgeltung f&#252;r die restlichen 12 Werktage (Urlaubstage), die zusammen mit seinem Entgeltanspruch bis 11.6.1969 die volle H&#246;he eines Monatsgehaltes erreichen w&#252;rde, w&#228;re nicht nach &#167; 7 Abs. 4 BUrlG verwirkt, da die fristlose K&#252;ndigung nicht aus einem wichtigen Grunde gerechtfertigt war.</p><span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Von der M&#246;glichkeit der Zur&#252;ckverweisung des Rechtsstreites an_ das Arbeitsgericht, das die Vorschrift des &#167; 5 Satz 2 KSchG a.F. &#252;bersehen hat, bestand unter diesen Umst&#228;nden kein Anla&#223;</p><span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">(vgl. dazu BAG in AP Nr. 3 zu &#167; 5 KSchG).</p><span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch der Beklagten auf Vertragsstrafe nach Ziffer XIV des Anstellungsvertrages, f&#252;r die die Kaution in H&#246;he von 643,27 DM einbehalten wurde, steht ihr nicht zu; denn der Verfall der Vertragsstrafe setzt einen rechtswidrigen schuldhaft Vertragsbruch oder eine begr&#252;ndete fristlose Entlassung voraus. An der Erf&#252;llung dieses haftungsbegr&#252;ndenden Tatbestandes fehl es jedoch.</p><span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Es war daher zu erkennen wie geschehen. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 ZPO. Der Streitwert ist unver&#228;ndert geblieben.</p>
316,087
lg-dusseldorf-1970-04-29-14-s-2770
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14 S 27/70
"1970-04-29T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:23"
"2019-03-27T09:41:26"
Urteil
ECLI:DE:LGD:1970:0429.14S27.70.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Amtsgerichts in Opladen vom 26. November 1969 wird auf Kosten der Kl&#228;gerin zur&#252;ckge-wiesen, jedoch im Zinspunkt mit der Ma&#223;gabe, da&#223; die Kl&#228;gerin verurteilt wird, an den Beklagten 4 % Zinsen seit dem 17. M&#228;rz 1969 zu zahlen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte stellte f&#252;r die Kl&#228;gerin eine Zwischendecke aus D&#228;mmplatten und einen Holzfu&#223;boden in einem B&#252;roraum her. Der Fu&#223;boden splitterte an einer T ab, auf welcher ein mit kleinen R&#228;dern versehener B&#252;rostuhl steht. Die Kl&#228;gerin zahlte die vom Beklagten f&#252;r die Zwischendecke und den Holzfu&#223;boden verlangte Verg&#252;tung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte lieferte der Kl&#228;gerin auf deren Bestellung weiterhin einen Fensterrahmen. Er berechnete hierf&#252;r gem&#228;&#223; Rechnung vom 9. Mai 1968 insgesamt 250,-- DM. Die Kl&#228;gerin zahlte den Betrag nicht. Der Beklagte seinerseits kaufte von der Kl&#228;gein Autodecken zum Preise von 168,60 DM. Die Kl&#228;gerin erteilte hierf&#252;r am 20. August 1968 Rechnung. Der Beklagte erkl&#228;rte gegen&#252;ber den Kaufpreisforderung mit seinem Anspruch laut Rechnung vom 9. Mai 1968 die Aufrechnung. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage begehrt die Kl&#228;gerin Bezahlung ihrer Rechnung vom 20. August 1968. Sie hat die Ansicht vertreten, die vom Beklagten erkl&#228;rte Aufrechnung greife nicht durch, da die von ihm zur Aufrechnung gestellte Gegenforderung einredebehaftet sei. Hierzu hat die Kl&#228;gerin behauptet: Der Beklagte habe den Holzfu&#223;boden nicht handwerksgerecht verlegt. Bei ordnungsgem&#228;&#223;er Auswahl des Holzes und bei fachgerechter Anbringung der Holzdielen sei es ausgeschlossen, dass Spanabhebungen auftr&#228;ten. Hierbei sei es ohne Bedeutung, dass der Fu&#223;boden nicht gestrichen und Belastungen von M&#246;belst&#252;cken, Aktenb&#246;cken und Rollst&#252;hlen ausgesetzt sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 168,60 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 20. September 1968 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">und widerklagend,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Kl&#228;gerin zu verurteilen, an ihn 81,40 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 16.Oktober 1968 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat behauptet:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er habe den Holzfu&#223;boden antragsgerecht verlegt. Da er bei der Auftragserteilung nicht davon unterrichtet worden sei, dass der Fu&#223;boden besonderen Belastungen ausgesetzt sei, habe er eine normale nordische Ausf&#252;hrung gew&#228;hlt. Die aufgetretenen Besch&#228;digungen seien auschlie&#223;lich darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, dass an der Schadensstelle der B&#252;rostuhl mit kleinen R&#228;dern unter Belastung hin und her bewegt werde. Um einer solchen Belastung ohne Sch&#228;den standhalten zu k&#246;nnen, habe der C in jedem Falle mit einer harzgebundenen Farbe versehen werden m&#252;ssen. Hierzu sei ihm aber kein Auftrag erteilt worden. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht in Opladen hat auf Grund des Beweisbeschlusses vom 30. April 1969 Beweis erhoben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des Beweisergebnisses wird auf die Sitzungsniederschriften vom 17. Juli 1969 und 16. Oktober 1969 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 26. September 1969 hat das Amtsgericht die Klage abgewiesen und auf die Widerklage hin die Kl&#228;gerin verurteilt, </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an den Beklagten 81,40 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 17. M&#228;rz 1969 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In seinen Entscheidungsgr&#252;nden, auf deren vorgetragenen Inhalt Bezug genommen wird, hat das Amtsgericht im wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten zur Aufrechnung gestellte Gegenforderung sei nicht mit einer Einrede behaftet. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme stehe fest, dass an dem Fu&#223;boden keine vom Beklagten zu vertretenden M&#228;ngel vorhanden seien. Da die Gegenforderung einredefrei bestehe, sei die Klageforderung durch die Aufrechnung erloschen und die Widerklage begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 26. November 1969 verk&#252;ndete und am 24. Dezember 1969 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 8. Januar 1970 Berufung eingelegt, die sie am selben Tage begr&#252;ndet hat. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wiederholt ihr Vorbringen aus dem ersten Rechtszug. Sie r&#252;gt, dass das Amtsgericht ihre auf Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens und auf Durchf&#252;hrung einer Ortsbesichtigung gerichteten Beweisantritte nicht ber&#252;cksichtigt habe. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend behauptet sie:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ein Schreibtischrollstuhl T f&#252;r einen handwerksgerecht angefertigten Holzfu&#223;boden keine besondere Beanspruchung dar. Im &#252;brigen ist die Kl&#228;gerin der Ansicht, die Aussagen des Zeugen H seien widerspruchsvoll und deshalb nicht geeignet, die Behauptungen des Beklagten zu beweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach ihren Schlussantr&#228;gen aus erster Instanz zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen, macht sich die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils zu eigen und tritt den Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin entgegen. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Wegen des weitergehenden Vortrages der Parteien wird erg&#228;nzend auf deren bei den Akten befindlichen Schrifts&#228;tze sowie auf die mit&#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </u></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin ist zul&#228;ssig; sie ist insbesondere form- und fristgerecht eingelegt sowie begr&#252;ndet worden. In der Sache selbst bleibt dem Rechtsmittel im wesentlichen jedoch der Erfolg versagt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil des Amtsgerichts hat bis auf den Ausspruch im Zinspunkt Bestand.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Der Kaufpreisanspruch der Kl&#228;gerin ist durch Aufrechnung erloschen. Die zur Aufrechnung gestellte Gegenforderung ist entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin nicht mit der Einrede des Zur&#252;ckbehaltungsrechts behaftet. Der Kl&#228;gerin steht wegen angeblicher M&#228;ngel an dem Fu&#223;boden kein Zur&#252;ckbehaltungsrecht zu. Denn die Kammer ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme und auf Grund ihrer eigenen Sachkenntnis der &#220;berzeugung , dass der Beklagte den Fu&#223;boden handwerksgerecht verlegt hat. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der als Zimmemeister sachkundige Zeuge H hat seiner Aussage zufolge bei einer Besichtigung des Fu&#223;bodens festgestellt, dass dieser handwerksgerecht verlegt ist und nur infolge der besonderen Beanspruchung durch den Schreibtischstuhl mit Rollen an einer T ausbl&#228;ttert.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Einer weiteren Erhebung der von der Kl&#228;gerin angebotenen Beweis bedarf es nicht. Das bisherige Beweisergebnis deckt sich in vollem Umfang mit den gerichtsbekannten und damit nicht beweisbed&#252;rftigen Tatsachen hinsichtlich des Verhaltens eines ungestrichenen Holzfu&#223;bodens bei der Belastung durch mit Rollen versehene B&#252;rost&#252;hle. Aus eigener vielf&#228;ltiger Erfahrung ist der Kammer bekannt, dass eine erh&#246;hte Druckbelastung auf kleiner Druckfl&#228;che zu Besch&#228;digungen von Holzfu&#223;b&#246;den f&#252;hrt, auch wenn diese nach handwerklichen Regeln angefertigt worden sind. Typisch sind diese Sch&#228;den beim Begehen von Holzfu&#223;b&#246;den mit St&#246;ckelschuhen, beim Aufstellen von Schr&#228;nken mit schmalem Fu&#223; sowie beim Befahren mit Aktenkarren und bei der Benutzung von St&#252;hlen, welche mit R&#228;dern versehen sind. Da&#223; die aufgetretenen Sch&#228;den vorliegend durch eine &#252;berm&#228;&#223;ige, von der Kl&#228;gerin selbst zu vertretende &#220;berlastung einer bestimmten Bodenstelle verursacht worden ist, wird durch einen weiteren Umstand best&#228;tigt. Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass Sch&#228;den nur an der T aufgetreten sind, die der besonderen Belastung durch den B&#252;rostuhl ausgesetzt ist. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Steht aber der Kl&#228;gerin kein Zur&#252;ckbehaltungsrecht zu, so greift die Aufrechnung durch mit der Folge, dass der Klageanspruch nicht gerechtfertigt ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber ist die Wideklage, mit der der Beklagte die Zahlung des durch die Aufrechnung nicht erloschenen Teiles seines Verg&#252;tungsanspruchs begehrt, aus den bereits angef&#252;hrten Gr&#252;nden gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist gem. &#167; 291, 288 BGB in H&#246;he von 4 % jedenfalls seit dem Zeitpunkt der Klageerhebung begr&#252;ndet. Bei dem Auftrag, einen Fensterrahmen herzustellen, handelt es sich nicht um ein beiderseitiges Handelsgesch&#228;ft im Sinne von &#167; 352 HGB. Die H&#246;he des Zinsanspruches bemisst sich deshalb nach &#167; 246 BGB. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Da die Berufung im wesentlichen zur&#252;ckzuweisen war, folgt die Kostenentscheidung aus &#167; 97 Abs. 1, 92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 200,-- bis 300,-- DM.</p>
316,088
ag-aachen-1970-04-13-14-c-75069
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14 C 750/69
"1970-04-13T00:00:00"
"2019-03-13T15:23:25"
"2019-03-27T09:41:25"
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1970:0413.14C750.69.00
<h2>Tenor</h2> <p>Es wird festgestellt, dass der Beklagte als Vater der Kl&#228;gerin gilt. </p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, der Kl&#228;gerin vom Tage der Geburt (2.8.1968) bis zur Vollendung des achtzehnten Lebensjahres als Unterhalt eine im voraus zu entrichtende Geldrente von monatlichen 120,00 DM, die r&#252;ck-st&#228;ndigen Betr&#228;ge sofort, die k&#252;nftig f&#228;llig werdenden am zweiten Tage eines jeden Lebensmonats zu zahlen. </p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist, soweit es den Unterhaltsanspruch bis August 1969 ein-schlie&#223;lich betrifft, gegen Sicherheitsleistung von 1.600,00 DM, im &#252;bri-gen ohne eine solche vorl&#228;ufig vollstreckbar; der Beklagte kann die Voll-streckung durch 1.500,00 DM Sicherheit abwenden. </p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wurde am 2.8.1968 von der Verk&#228;uferin H geb. I, geboren. Die Ehe der Kindesmutter mit dem Dreher H aus F ist durch rechtskr&#228;ftiges Urteil des Landgerichts B2 vom 28.11.1967 (1 R 404/67) geschieden worden. Auf die Ehelichkeitsanfechtungsklage des geschiedenen Ehemannes der Kindesmutter ist durch rechtskr&#228;ftiges Urteil des Landgerichts B2 vom 03. Juni 1969 (12 R 345/68) festgestellt worden, dass die Kl&#228;gerin nicht dessen eheliches Kind ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat der Kindesmutter innerhalb der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit (5.10.1967 &#8211; 3.2.1968) beigewohnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt vom Beklagten den der Lebensstellung der Mutter entsprechenden Unterhalt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">festzustellen, dass der Beklagte als der Vater gelte, und ihn zur Zahlung einer monatlichen Unterhaltsrente von 120,00 DM vom Tage der Geburt an bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px">die Klage abzuweisen, hilfsweise: ihm zu gestatten, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzuwensen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet seine Vaterschaft und behauptet, die Kindesmutter habe innerhalb der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit auch mit anderen M&#228;nnern Geschlechtsverkehr gehabt (Beweis: Vernehmung der Zeugen B und C aus B2). Er sei unm&#246;glich der Vater (Beweis: Einholung eines erbbiologischen Gutachtens).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Behauptung des Beklagten ist Beweis erhoben worden durch Vernehmung der Kindesmutter als Zeugin und durch Einholung eines Blutgruppengutachtens des Prof. Dr. T aus B2.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf die Sitzungsniederschrift vom 3.2.1970 und das schriftlich erstattet Gutachten wird Bezug genommen. Verwiesen wird auch auf die zu Beweiszwecken beigezogenen Akten 12 R 345/68 des LG B2.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:142px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Feststellungsantrag ist gem. &#167; 256 ZPO zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch in vollem Umfang begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin ergibt sich aus &#167; 1708 Abs. 1 i. V. mit &#167; 1710 BGB. Der Beklagte ist der Vater der Kl&#228;gerin. Er hat unstreitig der Kindesmutter innerhalb der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit beigewohnt (&#167; 1717 BGB). Die Behauptung des Beklagten, die Kindesmutter habe innerhalb dieser Zeit auch mit anderen M&#228;nnern verkehrt, ist durch die Beweisaufnahme widerlegt. Die Kindesmutter hat bekundet, innerhalb der gesetzlichen Empf&#228;ngniszeit nur mit dem Beklagten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Der Aussage der Kindesmutter kommt besonderer Beweiswert zu, weil sie diese Angaben auch schon im Ehelichkeitsanfechtungsprozess des geschiedenen Ehemannes gegen die Kl&#228;gerin gemacht hat. Die Aussage der Zeugin wird zudem best&#228;tigt durch das Gutachten von Prof. Dr. T. Der Sachverst&#228;ndige konnte an Hand der Verteilung aller untersuchten Blut- und Serummerkmale die Vaterschaft des Beklagten nicht nur nicht ausschlie&#223;en, sondern positiv feststellen. Lange Zeit konnte ein positiver Vaterschaftsnachweis nur durch ein anthropologisch-erbbiologisches Gutachten gef&#252;hrt werden, w&#228;hrend das Blutgruppengutachten lediglich zum Ausschlu&#223; eines pr&#228;sumtiven Erzeuges f&#252;hrten konnte. Zu neuerer Zeit sind jedoch neben die klassischen Blutgruppen zahlreiche neuentdeckte Blutmerkmale getreten, so dass im Einzelfall aufgrund der festgestellten Merkmalskonstellation und der statistischen H&#228;ufigkeit der einzelnen Merkmale in der Bev&#246;lkerung unter Umst&#228;nden eine so hohe Wahrscheinlichkeit der Erzeugerschaft eines bestimmten Mannes ermittelt werden kann, dass der positive Vaterschaftsbeweis als erbracht angesehen werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Insbesondere erlaubt die serostatistische Auswertung von Blutgruppengutachten nach der Methode von Esser-M&#246;ller die Wahrscheinlichkeit einer Vaterschaft korrekt zu berechnen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzueweisen, dass sich Bluteigenschaften zum Teil besser f&#252;r erbkundliche Untersuchungen eignen als die &#228;u&#223;erlich erkennbaren K&#246;rpermerkmale, auf die sich die Anthropologen st&#252;tzen, weil sie genau identifizierbar und klassifizierbar sind, in der Regel beim Neugeborenen bereits voll entwickelt, von Alter, Geschlecht und Umwelt unabh&#228;ngig und keinen Mutationen unterworfen sind. Das Verfahren nach Esser-M&#246;ller ergibt einen Hinweis auf eine Vaterschaft, wenn der Eventualvater ein Blutgruppenmerkmal besitzt, welches auch beim Kind nachzuweisen ist, das aber die Mutter nicht besitzt. Je seltener sich ein Merkmal in der Bev&#246;lkerung findet, umso h&#246;here Hinweiswerte liefert dieses Merkmal. Mit der Anzahl der Merkmale, in denen Kind und der in Anspruch genommene Mann &#252;bereinstimmen, nimmt der Verdacht zu, dass letzterer tats&#228;chlich der wirkliche Erzeuger ist; die Vaterschaftswahrscheinlichkeit steigt entsprechend an.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der nach dem Verfahren nach Esser-M&#246;ller ermittelte Wahrscheinlichkeitsgrad gibt an, in wie viel von 100 gleich gelagerten F&#228;llen ein Richter die Wahrheit tr&#228;fe, wenn er regelm&#228;&#223;ig den in Anspruch genommenen Mann als Erzeuger deklarierte.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Prof. Dr. T hat in seinem Gutachten anhand der gewonnenen Blut- und Serumsformeln die Vaterschaftswahrscheinlichkeit errechnet und ist zu einem Wert von 99,9 % gelangt. Ein solcher Wert kommt einer naturwissenschaftlichen Sicherheit nahe und ist vom Sachverst&#228;ndigen mit dem Pr&#228;dikat "praktisch erwiesen" belegt worden. Bei einem solchen Wahrscheinlichkeitswert ist die M&#246;glichkeit eines Irrtums so gering, dass aus der festgestellten Vaterschaftswahrscheinlichkeit mit einem f&#252;r die Erfordernisse des praktischen Lebens ausreichenden Grad der Gewissheit auf die Abstammung anerkannten Rechtssatz, dass an den juristischen Beweis weniger strenge Anforderungen zu stellen sind als an den naturwissenschaftlichen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die dem Gericht durch das Gutachten von Prof. Dr. T vermittelte &#220;berzeugung, dass der Beklagte der Vater der Kl&#228;ger ist, k&#246;nnte durch ein anthropologisch-erbbiologisches Gutachten nicht ersch&#252;ttert werden wegen der bereits hervorgehobenen M&#246;glichkeit einer exakteren Feststellung des Bluteigenschaften als Grundlage der Berechnung gegen&#252;ber den &#228;u&#223;eren K&#246;rpermerkmalen. Auf die Einholung eines solchen Gutachtens wurde daher verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es versteht sich unter den gegebenen Umst&#228;nden von selbst, dass es auf die Vernehmung der vom Beklagten benannten Mehrverkehrszeugen ohnehin nicht mehr ankam.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch ist auch in der geforderten H&#246;he berechtigt; dies wird auch vom Beklagten nicht in Abrede gestellt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Ziff. 6 und &#167; 713 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 2.400,00 DM</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Schnitzler</p>